Klöster in Baden-Württemberg

Reichsabtei Heggbach

 

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Heggbach gehört zu den 5 Zisterzienserinnenklöster in Oberschwaben die zwischen 1216 und 1237 kurz hintereinander gegründet worden waren. An den 5

zukünftigen Klosterstandorten hatten sich schon jeweils informelle Frauengemeinschaften gebildet, die von dem Salemer Zisterzienserabt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240) tatkräftig unterstützt und ermutigt wurden, eine Klostergemeinschaft zu gründen und sich dem Orden der Zisterzienser anzuschließen. In Maselheim hatten die beiden adeligen Fräulein von Rosenberg und von Laudenburg eine Beginenklause gegründet. Eine Familie Rosenberg ist in der Schweiz seit dem 10. Jahrhundert nachzuweisen, eine andere in Nordbaden und Nordwürttemberg seit 1270. Laudenburg gibt es nicht, es gibt nur Landenburg. Die von Landenburg waren bei Rottweil, Sulz, Oberndorf und Tuttlingen begütert.Diese Familien treten aber in den Urkunden nicht auf. Die Oberamtsbeschreibung nennt eine Frau von Landau. Deren Familie ist jedoch erst seit 1269 erwähnt. Die erste Erwähnung Heggbachs ist 1143. Das Kloster Weingarten hatte in Heggbach ein Gut “Predium at Hegebach, das auch 1155 erwähnt ist, beides im Württembergischen Urkundenbuch (WUB II 20 und 86). Als “Heggbacher Geburtsurkunde” gilt die am 16. April 1231 in Salem ausgefertigte Urkunde. Sie wurde von dem Konstanzer Bischof Konrad von Tegerfelden (1231-1233) ausgestellt. Darin gewährt der Bischof den Schwestern die Wahl des Priesters der Pfarrkirche und auch die Einkünfte der Kirche, damit das Kloster mit notwendigsten ausgestattet werden kann. In der Urkunde wird ausdrücklich erwähnt,dass das von Heinrich VII., dem ältesten Sohn des Kaiser Friedrichs II. an das Kloster Salem gelangt ist. Daraus kann man schließen, dass der Auftraggeber des Kirchenbaus ein Ritter oder Ministerialer der Staufer gewesen sein muss. Man kann aber nicht sagen ob es sich um Grafen wie die von Berg oder Grüningen gehandelt hat oder Baustetter, Maselheimer oder Freyberger Ortsherren handelt. Bereits 1233 oder 1234 wurde das Kloster dem Zisterienserorden inkorporiert. Um das im Aufbau befindliche Neukloster Heggbach zu unterstützen, gewährte Papst Gregor VII. (1227-1241) einen zwanzigtägigen Ablass und forderte die Gläubigen auf, Gaben zu spenden. Gleichzeitig dürften von Adligen aus der Nachbarschaft Gütereinkünfte und Grundstücke gestiftet worden sein. Am 12. April 1234 nahm Papst Gregor das Kloster und seine Besitzungen insbesondere den Klosterort in seinen persönlichen Schutz. Und er bestätigte das Patronatsrecht. 1243 stellte Papst Innozenz IV.(1243-1254) dem Zisterzienserorden das Privileg für Salem aus. Darin belegte er diejenigen mit Exkommunikation die vom Kloster den Zehnten verlangen. Abt Eberhard II. von Wollmatingen (1241-1271) gab dieses Privileg auch an die Frauenzisterzen weiter,die unter der Salemer Paternalität standen.

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1246 schenkte Graf Ulrich von Berg den Nonnen und dem Kloster die Maselheimer Mühle. Der Nachfolger Konrads von Tegerfelden auf dem Konstanzer Bischofsstuhl war Heinrich von Tanne (1233-1248) aus der Familie Waldburg. Er stärkte vor allem die Klöster in seinem Bischof. So wurde Heggbach, nachdem es das große Ordensprivileg erhalten hatte, auch vom Diözesanbischof Heinrich freigestellt. Abt Eberhard II. erhob Heggbach 1248 zur Abtei.

Der Name der ersten Äbtissin ist uns nicht bekannt, die 2. um1250 nur als G. Nach ihr regieren Williburgis, Irmengard, Getrud und Hailwig . Mit der jungen Abtei ging es langsam aufwärts. 1248 gehörte der Ort Heggbach wohl schon dem Kloster und wurde als Grangie betrieben, was ja die vorherrschende Gutsform der Zisterzienser war.

1273 bestellte Äbtissin Irmengard Heinrich von Freyberg zu ihrem Anwalt in der Streitsache gegen Ritter Siefried von Steinbach um einen Hof in Kadeltshofen. Daraus könnte man schließen, dass das Kloster keinen Vogt hatte.

Der klösterliche Grundbesitz vergrößerte sich. Es begann sich ein eigenes Herrschaftsgebiet abzuzeichnen. Der Besitz lag in den im nahen Umkreis gelegenen Dorfschaften des Klosters und zum Teil auch Pfarreien wie Maselheim, Sulmingen und Wennedach, einigen Höfen und Rechten in Baltringen und zwei Drittel von Baustetten. Im weiteren Umfeld, im Bodenseeraum hatte die Abtei noch Rebbesitz in Meersburg, Markdorf und Bermatingen. Bis 1504 verwaltete die Abtei ihre Rebgüter zusammen mit Gutenzell. Auch der Konvent wuchs, so dass ähnlich wie in den anderen 4 oberschwäbischen Frauenzisterzen ein neues Klausurgebäude errichtet werden musste. In Heggbach geschah dies im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts. Die Arbeiten zogen sich aber bis 1320 hin. Für 1288 sind schon eine Marienkirche und für 1294 ein Muttergottesaltar belegt.

Grabungen, die durchgeführt wurden, als nach 1973 Platz für die Behindertenwerkstatt geschaffen wurde, belegen, dass das Mauerwerk bis in die Spätromanik zurückreicht. 1347 wurde ein frühgotische Münster geweiht. Dabei wurde in der Predella des Muttergottesaltars ein Andachtsbild “Maria im Wochenbett” aufgestellt. Wahrscheinlich wurde es über Salem bei einem seeschwäbischen Bildhauer in Konstanz in Auftrag gegeben. Es ist eines der frühesten Andachtsbilder dieser Art. Seit dem Spätmittelalter war das Kloster reichsunmittelbar.

Am 21. April 1429 verlieh Kaiser Sigismund dem Kloster Heggbach die Gerichtsbarkeit über alle seine eigenen Leute sowie über alle Dinge, die auch von fremden Leuten auf seinem Gebiet geschehen mit Ausnahme der Hals- und Blutgerichtsbarkeit, die wie bisher das Kloster Salem ausübt und die 4 Fälle, die dem Landvogt vorbehalten sind.

Am  5. Juli 1481 nahm  Kaiser Friedrich III.(1440-1493) das reformierte Kloster Heggbach als oberster Vogt und Beschirmer in seinen Schutz und setzte den Bürgermeister und Rat der Stadt Biberach, in deren Schutz es seit alters (100Jahren) ist von neuem zu Vögten und Beschirmern an Kaisers statt ein. Das Kloster hatte das Recht, der Stadt Biberach die Vogtei aufzukündigen. Eine Strafe von 40 Mark Gold, in die sich die Stadt und das Kloster teilen, wird denen angedroht, die die Rechte und Freiheiten des Klosters antasten.

800px-Heggbach_Abbey_main_gate_01Die Reformäbtissin Elisabeth Kröhl (1454-1480) oder ihre Nachfolgerin Agnes Sauter (1480-1509) gab bei einem Ulmer Künstler des Multscher-oder Syrlin-Umkreises eine Mondsichelmadonna in Auftrag. Diese Madonna des “Heggbacher Meisters hat alle Stürme der Zeit überdauert und steht heute noch in der Heggbacher Kirche. Seit dem frühen 15. Jahrhundert hatte die Klausurstrenge allgemein nachgelassen,  so auch in Heggbach. Die aus Lindau stammende Äbtissin Elisabeth II. Kröhl hatte 1467 eine grundsätzliche Klosterreform durchgeführt. Ihre Nachfolgerin konnte in Ulm Memmingen und Biberach neue Flügelaltäre in Auftrag geben., die Klosterkirche umgestalten die herrschaftlichen Grabstätten verlegen –die Familien von Freyberg und Baustetten hatten im Kloster ihre Grablegen- , eine Kapitelskapelle errichten, den Kreuzgarten verschönern und höchstwahrscheinlich einen eigenen Äbtissinnenflügel anfügen lassen.

1496 erneuerte Kaiser Maximilian alle Privilegien und Freiheiten, die das Kloster früher erhalten hat und ermahnt alle, insbesondere den Landvogt von Schwaben, das Kloster in der Ausübung seiner Rechte nicht zu behindern.

1504 nahmen die Konvente und Äbtissin Waldpurg von Gutenzell und Äbtissin Agnes von Heggbach ihre im Laufe der letzten Jahrzehnte gemeinsam erworbenen Güter, meist Weinberge zu Markdorfmit Zustimmung des Abtes Johann von Salem in getrennte Verwaltung. Die Teilung erfolgt durch ein unparteiisches Los.

Am 14. Januar 1504 nahm Papst Julius II. (1503-1513) das Kloster in seinen besonderen Schutz und bekräftigte alle ihm von Päpsten, Königen und Fürsten erteilten Privilegien insbesondere das Patronat über die Pfarrkirche in Maselheim und Burgrieden.

1521 wurde das Kloster in der Reichsmatrikel geführt, sichtbares Zeichen der Reichsfreiheit. Wie Gutenzell hatte es keine Abgaben zu entrichten aber 5 Fußsoldaten zu stellen.

Im Frühjahr 1525 erschütterte der Bauernkrieg Süddeutschland. Heggbach lag an exponierter Stelle. Auf seinem Gebiet hatte sich der Baltringer Haufe gebildet. Der Anführer Ulrich Schmid war Klosteruntergebener, wahrscheinlich Leibeigener. Er war aber durchaus gemäßigt und wahrscheinlich ist es seinem Einfluss zu zu- schreiben, dass das Kloster Heggbach im Gegensatz zu anderen Klöstern relativ glimpflich davon gekommen ist. Zwar wurden auch hier die Vorräte weggeführt, aber es wurde nicht geplündert oder gebrandschatzt und vieles einfach zerstört, sowie es zum Beispiel den Klöstern Weissenau, Schussenried, Schönthal oder Steingaden ergangen ist. Das geschah in der Amtszeit von Barbara Ellenbog (1515-1526). Am 27. Oktober 1525 erschienen die Untertanen  aus Mietingen, Sulmingen, Maselheim, Wennedach und zum Stein vor der Gotteshaus des Klosters in Anwesenheit des Vertreter des Schwäbischen Bundes Wilhelm von Stotzingen zu Dischingen, gaben ihre Waffen ab und huldigten ihrer Obrigkeit (dem Kloster Heggbach).

Am 21. Oktober 1527 erteilte Kaiser Maximilian in Speyer dem Kloster Heggbach ein Privileg wider das Leihen und andere Kontrakte der Juden mit Untertanen. Ohne Erlaubnis des Konvents darf kein Jude den Untertanen “leihen oder fürstrecken” und kein Jude darf dagegen klagen.

Ihre Nachfolgerinnen Walburga Bitterler (1526-1532) und  Margarete Hauptmann (1532-1539) sahen sich den Stürmen der Reformation ausgesetzt. 1529 hatte sich in der Reichsstadt Biberach die Reformation durchgesetzt und die biberachischen Reformatoren setzten alles daran, die Nonnen zum Abfall zu bewegen. In Burgrieden sollte die Reformation eingeführt werden. Dort hatte die Stadt die Obrigkeit, das Kloster aber den Kirchensatz inne.

Im Schmalkaldischen Krieg(1546/1547) besetzte die Stadt Biberach 1546 das Kloster, so dass von August bis Dezember kein Gottesdienst möglich war. Nach der Zerschlagung des Bundes verzichtete die Stadt Biberach 1548 auf ihr Besetzungsrecht der Pfarrei Burgrieden.

Wie Gutenzell beteiligten sich die Äbtissinen von Heggbach von 1500 bis 1539 am Schwäbischen Reichsprälatenkolleg . Seit 1562 waren sie in der Kammer vertreten, ließen sich aber meist durch den Abt von Salem vertreten. Nur wenn ganz wichtige Entscheidungen anstanden so z. B. 1768 waren alle Klostervorsteherinnen von Gutenzell, Heggbach, Baindt und Rottenmünster persönlich anwesend als Abt Anselm II. Schwab, der Salemer Abt zum Kollegiumsdirektor gewählt wurde.

Am 27. März 1560 stellte Kaiser Ferdinand I. (Kaiser von 1558-1564) dem Kloster denselben Bestätigungsbrief aus wie schon 1496 Kaiser Maximilian. 1573 hatte Äbtissin Lucia Hildebrand (1559-1590) das Kloster in eine wirtschaftliche Schieflage geführt. So musste Abt Georg II. Kaisersberger (1558-1575) den Haushalt überprüfen und in Ordnung bringen aber nur ein Jahr später lobte der Visitator Nikolaus I. Boucherat von Citeaux die vorbildliche Ordenszucht Heggbachs. Trotz der Wirtschaftskrise konnte das Kloster 5 junge Zisterienserinnen in die unterbesetzten und veräußerlichten Schweizer Klöster Rathausen und Olsberg entsenden.

Veronika von Freyberg(1605-1610) konnte den Kreuzgang einwölben und mit frühbarocken Stuckelementen auszieren. Dann brach der Dreißigjährige Krieg mit seinen katastrophalen Folgen für das ganze Land aus.

Heggbach hatte schwer zu leiden. Mietingen und Äpfingen lagen an der großen Heerstraße Nord-Süd und Äpfingen war ständiges Quartier mal der Kaiserlichen, mal der Schweden. 1632 mussten sich Äbtissin und Konvent vor den heranrückenden Schweden in Sicherheit bringen. Sie weilten bei ihren Mitschwestern in Rohrschach, Magdenau, Feldbach, Kalchrain, Tänikon und Appenzell. Die Zurückgebliebenen wurden überfallen, geschlagen und vergewaltigt. Oft raffte sie der Schwarze Tod hinweg.

Die Stadt Biberach beauftragte in den Jahren 1633/64 den Advokaten Dr. Isaak Andler beim Tübinger Hofgericht mit der Wahrnehmung ihrer Interessen. Dr. Andler war der Schwager des Biberacher Amtsbürgermeisters Joachim Schaupp. Dabei sollten Gebiete der Klöster Gutenzell, Heggbach und Schussenried dem Biberacher Spital übereignet werden. 1633 nahmen aber die Kaiserlichen Biberach wieder ein. Erst bei der neuerlichen Besetzung am 26. März 1634 durch die Schweden konnten die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Zwar bestätigt Gustav Adolf eine Schenkung an Biberach, aber der schwedische Kanzler Oxenstierna hatte am 22. April das von Biberach beanspruchte Schussenried dem schwedischen Obersten Christoph Martin von Degenfeld geschenkt. Die Bemühungen Biberachs, die Schenkung rückgängig zu machen, blieben erfolglos. Auch mit Gutenzell und Heggbach kam man in Biberach nicht voran. Die Schlacht bei Nördlingen am 8. September 1634 ging für die Schweden verloren und für 12 Jahre behielten die Kaiserlichen wieder die Oberhand in Süddeutschland.

Nach Kriegsende kamen die Nonnen zurück. Die Gebäude waren zwar verwahrlost, aber in der Substanz erhalten. Als erstes wurde dann die Abteikirche, die unter dem Kriegsvolk schwer gelitten hatte, wieder instand gesetzt und mit einem frühbarocken Hochaltar unbekannter Herkunft ausgestattet. Unter Äbtissin Maria Scholastika Eberhardt (1636-1663) wurde an Christi Himmelfahrt 1656  die Kirche durch den Konstanzer Bischofsvikar Georg Sigismund Müller wieder geweiht. Auch die übrige Konventsanlage wurde wieder ausgesegnet. Äbtissin Maria Cäcilia I. Vöhlerin (1675-1683) ließ in den achtziger Jahren die Klausurbäckerei und die Klostermühle von Grund auf erneuern, ein eigenes Sägewerk einrichten und den Schlafsaal der Chorfrauen mit Einzelzellen versehen.

Was die Gerichtsbarkeit anging, so gab es allerdings Schwierigkeiten. 1606 übertrug Erzherzog Maximilian III. (1558-1618), Sohn Kaiser Maximilians II.  die hohe und malefizische Gerichtsbarkeit über das gesamte Heggbacher Klostergebiet dem Kloster Salem. Ausführendes Organ war die salemische Pflege in Schemmerberg. Über die Abgrenzung von niederer und hoher Gerichtsbarkeit konnte sich Heggbach und Vaterkloster nicht einigen und hatte damit dasselbe Problem wie das benachbarte Gutenzell. Gemeinsam gingen die beiden Klöster gegen ihr Vaterkloster juristisch vor. Nach jahrzehntelangem Rechtsstreit zunächst vor dem vorderösterreichischen Lehenshof und dann vor dem Reichskammergericht einigte man sich schließlich auf einen Kompromiss. Salem blieb für Totschlag, Notzucht, Brandstiftung und schweren Diebstahl zuständig. Heggbach durfte keine Todesurteile verhängen. Gutenzell unterstellte sich im Einvernehmen mit Generalabt Trouvé dem Kloster Kaisheim, nachdem Abt Anselm Schwab die Paternalität aufgekündigt hatte. Heggbach verblieb beim Vaterkloster Salem.

Heggb-nah-02grZurück zur Erholung nach dem Dreißigjährigen Krieg. Äbtissin Maria Barbara IV. Hager ( 1687-1700) barockisierte die Kirche weiter und versah sie mit einem zwiebelgekrönten Nordturm. Außerdem bekam sie ein neues Orgelwerk. Äbtissin Maria Magdalena Sohler erlebte Licht und Schatten in ihrer Amtzeit 1700-1712. Sie ließ Sankt Pankratius hochbarock ausgestalten, legte einen Abteigarten an und ließ den Pferde-und Mastviehstall umbauen. Wegen des Spanischen Erbfolgekriegs 1700-1714 war der Kirchenschatz mit kostbaren Ornatstücken nach Tirol verbracht worden. Dort fiel er am 23. Mai 1703 der verheerenden Reutter Feuersbrunst zum Opfer. Nicht genug damit. In Heggbach schlug am 8. Juni 1714 der Blitz ein und die meisten Wirtschaftsgebäude brannten nieder. Der Wiederaufbau kostete mehr als 8000 Gulden, die bereits für andere Vorhaben eingeplant waren. Die aus Cham stammende Äbtissin Maria Cäcilia II. Constantina (712-1742) hatte mit dreißig Jahren die längste Amtszeit aller heggbacher Äbtissinnen. Unter ihr hatte das Kloster seine letzte Glanzzeit. Sie setzte, wie die Inschrift unter ihrem Porträt besagt, “daß Gotts-Hauß in einen gueten Stand”. Im Frühjahr 1716 erhielt die Klosterkirche drei neue Barockaltäre mit figürlichem Schmuck des Bildhauers Johann Baptist Hops aus Mietingen. Dieser hatte in Mietingen 1708 seine Werkstatt gegründet. Vorher war er Geselle in der Werkstatt des Ignaz Waibl in Heimertingen bei Memmingen. Zwei Kleinaltäre “Heiland an der Geiselsäule”, zwei Kreuze ohne Signatur, eine heilige Nonne mit Buch und eine heilige Nonne mit Äbtissinenstab, beide in der Klausur aufgestellt, sind in Heggbach noch erhalten. Von dem Sohn des Meisters Johann Adam stammt eine sitzende, händeringende Schmerzensmutter die Johann Adam 22-jährig 1730 schnitzte.

1727 wurde in Biberach das Heggbacher Festgeläute gegossen. Zwei Jahre vorher war der Grundstein zu einem neuen Gästehaus gelegt worden. Mit Maria Aleydis Zech 1742-1773) endete die jahrzehntelange Bautätigkeit mit dem spätbarocken Torhaus von 1753, auf dem noch ihr Wappen prangt. Sie war Oberin über rund 40 Zisterzienserinnen, verwickelte ihre Abtei aber immer wieder in kostspielige Rechtshändel. 1755 gab es nochmals ein großes barockes Fest, als ein Prager Jesuskind, ein Wiesheiland und ein Ruhechristus vom vorderen Klosterhof wurden mit großer Prachtentfaltung in die Kirche übertragen. Auf einem heute verschollenen Kupferstich, der wohl noch lange nach der Säkularisation auf der Chorempore hing und wohl von einem Augsburger Künstler stammte, war der Festzug dargestellt. Unter der vorletzten Äbtissin Maria Juliana Kurz (1773-1792) ließ nur noch eine neue Schmiede erstellen, das Brunnenwerk modernisieren, die Schwesternempore mit klassizistischen Altären versehen und die Barockorgel überholen. Zur Jahrhundertwende mehrten sich die Hiobsbotschaften. Angeblich sollten nach österreichischem Vorbild auch in Süddeutschland zahlreiche Klöster aufgehoben werden. Bald nach dem Amtsantritt der letzten Äbtissin Maria Anna Vogel (1792-1803, + 1835) trafen vertriebene Trappisten in Heggbach ein. Andere Flüchtlinge folgten, so zwei Benediktiner aus Disentis, 5 Thurgauer Zisterienserinnen. 1796 überführte man die wertvollsten Habseligkeiten in die Schweiz. Ständig gab es Truppendurchzüge, Einquartierungen und Requisitionen. 1803 erfolgte die Säkularisation. Der Konvent wurde enteignet. Das klösterliche Herrschaftsgebiet ging wie Buxheim an den Grafen von Waldbott-Bassenheim und Plettenberg über. Das letzte Kapitel überschreibt Ludwig Haas in seinem Buch “750 Jahre Kloster Heggbach” mit “Aufgehoben – ausgeplündert- abgerissen”

Der Konvent war zum Absterben verurteilt. Die 40 Nonnen erhielten ein bescheidenes Kostgeld, das bei jedem Todesfall weiter gekürzt wurde. Was in den Ökonomiegebäuden nicht niet-und nagelfest war, wurde versteigert. Das Biberacher Haus, die Birkendorfer Mühle, das Daisendorfer Rebgut und die landwirtschaftlichen Anwesen gelangten in andere Hände. Der Klosterhof, das Bräuhaus, die Taverne und der Ziegelstadel wurden von Pächtern übernommen.

Gegen 1820 ließ Graf Friedrich Karl von Waldbott-Bassenheim die Bibliothek nach Buxheim schaffen, sein Sohn Hugo Philipp 1836 das Archiv und zehn Jahre später Kostbarkeiten aus Abtei und Kirche: Gemälde, Skulpturen, Musikinstrumente Liturgiegeräte und Paramente. Im Herbst 1834 wurde die hochmittelaterliche Pankratiuskirche abgebrochen und auch der Rest fiel nach und nach der Spitzhacke zum Opfer. Der Maselheimer Pfarrer Vinzenz Henkel versuchte, die aus der Schweiz ausgewiesenen Zisterienserinnen von Tänikon anzusiedeln. Auch sein Plan, die Redemporisten anzusiedeln. Der Konkurs der Stadnesherrschaft verhinderte das Heggbach völlig abgerissen und als Baumaterial verwendet wurde. Es stand einige Zeit unter Gerichtshoheit. Der Maselheimer Pfarrer Johann Georg Mühling erreichte bei Fürst Franz von Waldburg-Wolfegg-Waldsee, dass dieser das ehemalige Klosterterritorium für 1 1/4 Million Gulden ersteigerte und es den Franziskanerinnen von Reute übereignete. Am 1. April 1887 wurde im Einvernehmen mit König Wilhelm II. von Württemberg die vom Stifter gewünschte Pflegeanstalt für geistig und körperliche Behinderte eingerichtet. Am 21. März 1893 brannte das wiederbelebte Kloster aber bis auf die Umfassungsmauern nieder.

Während des Nationalsozialismus wurden 193 Patienten  aus Heggbach und 70 Kinder aus dem Kinderasyl Ingerkingen vergast.

Als Praktikant in Heggbach habe ich noch die Erzählungen von Behinderten gehört, die die Selektionen mitgemacht und überstanden haben.

Heute ist Heggbach eine große und moderne Anstalt für Behinderte, die in einem großen Teil Oberschwabens arbeitet.

auf dem Stock Mittagspause

Peterle Mittagessen

Heggbach anders rumdas Kloster

16 Jul 2011

Reichsabtei Gutenzell

 

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Zwischen 1216 und 1240 entstanden in Oberschwaben in rascher Folge Frauenzisterzen, nämlich Wald 1216, Rottenmünster 1220,  Heggbach und Heiligkreuztal 1231, Baindt 1236 und schließlich 1237 Gutenzell. Die Prämonstratenser in Rot und Schussenried hatten mit ihrem Kapitelbeschluss von 1198 festgelegt, keine Schwesterngemeinschaften mehr zu betreuen. Offener zeigten sich dagegen die Zisterzienser mit dem Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240). Er war der 5. Abt des Klosters und verwandt mit dem damaligen Konstanzer Bischof Diethelm von  Krenkingen (Bischof von 1189-1206). Er wurde mit gerade mal 30 Jahren zum Abt gewählt und spielte in staufischer Zeit eine gewichtige Rolle und hatte auch einen sehr guten Draht zum damaligen Papst Innozenz III. (1198-1216). Von ihm wurde er immer wieder zu Vermittleraufgaben herangezogen. Abt Eberhard unterstützte im oberschwäbischen Raum informelle Schwesternsammlungen und führte sie dem Zisterzienserorden zu. Die Klosterchronik nennt zwei Schwestern aus dem Geschlecht derer zu Schlüsselberg, die um 1230 das Kloster gegründet haben. Die Beschreibung des Oberamts aus dem Jahr 1837 berichtet von zwei Schlössern in der Nähe von Gutenzell, eines auf dem sogenannten Schloßberg bei Gutenzell. Allerdings ist ein Adelsgeschlecht von Schlüsselberg urkundlich nicht belegt. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Stifter aus der Familie der Edelfreien von Aichheim kamen, entweder aus der Hauptlinie von Illereichen oder dem nach Burgrieden benannten Zweig. Die Herren von Aichheim lassen sich auch als Förderer von Gutenzell nachweisen und sie errichteten dort auch ihre Grablege.

Wie Ausgrabungen zeigen, bestand im 12. Jahrhundert im Bereich der Klosterkirche auch schon eine Kirche und auch Klostergebäude waren wohl schon vorhanden. Ein benachbarter Zisterzienserabt musste um Aufnahme in den Orden gebeten werden. Die Schwesterngemeinschaft richtete ihren Klosterbau und ihre Lebensweise nach den zisterzienzischen Vorschriften ein. Der Abt hatte das zu begutachten und wenn er es verantworten konnte, stellte er beim nächsten Generalkapitel den Antrag auf Inkorporation. Das Gutenzeller Patrozinium mit Kosmas und Damian ist bei den Zisterziensern eher unüblich und deutet auch darauf hin, dass schon vor der Aufnahme in den Orden eine Kirche bestand. Die Paternität im Zisterzienserorden bedeutete die Aufsicht über Frauenklöster, seelsorgerliche Betreuung sowie Beratung in wirtschaftlichen Dingen und rechtlichen Fragen. So waren zum Beispiel die Klöster Heggbach und Gutenzell zur Rechnungslegung in Salem verpflichtet.

Im Gegensatz zu Heggbach, das auch für Frauen bürgerlicher Herkunft offenstand, nahm Gutenzell nur Adlige auf.

Abt Eberhard setzte Mechthildis von Aichheim zur Äbtissin ein, die als 1. Äbtissin in der Abtsliste geführt wird. 1238 bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) die Inkorporierung Gutenzells in den Zisterzienserorden. Gleichzeitig nahm er das Kloster in seinen Schutz. 1259 trat der erstmals belegte Name Bona Cella deutsch Guotencelle an die Stelle von Cella Dei.

Schon Konrad III., der erste Staufer auf dem Königsthron, hatte das Kloster Salem zum Reichskloster erhoben. Unter Abt Eberhard waren die Beziehungen zu den Herrschern ebenfalls bestens und Friedrich II. stellte dem Kloster eine Reihe Schutzurkunden aus. Davon profitierten natürlich auch die von Abt Eberhard geförderten Frauenklöster im oberschwäbischen Raum und wie Salem konnte Gutenzell auch nach dem Ende der Staufer seine Position behaupten.

Im liber decimationis, das ist das Zehntbuch des Bistums Konstanz, ein Amtsbuch, das zum Zweck des Einzugs des Kreuzzugszehnten angelegt wurde, ist Gutenzell und Heggbach steuerfrei gestellt.

Am 7.1. 1283 stellte Rudolf von Habsburg (König von 1273-1291) in Ulm eine Urkunde aus, die es dem Nonnenkloster Gutenzell erlaubte, reichslehnbare und andere Güter bis zum Wert von 100 Mark zu erwerben.

1336 gab der Würzburger Baumeister Bernolt dem Chorraum ein frühgotisches Gepräge.

Am Palmsonntag 1369 schlug der Blitz ein und legte das ganze Kloster in Schutt und Asche. Die meisten Urkunden gingen verloren. Aber unter Äbtissin Becht war das Kloster 1390 schon wieder aufgebaut. Die Herren von Aichheim spendeten so reichlich, dass man sie fast als zweite Gründer des Klosters ansehen kann.

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Am 10. September 1418 stellte Kaiser Sigmund in Ulm eine Urkunde mit der er das Frauenkloster Gutenzell von allen Steuern, Diensten usw. befreite. Am 1. August 1437 erteilte Kaiser Sigmund in Eger dem Kloster Gutenzell unter Äbtissin Agnes “die Erlaubnis, für sein Gebiet ein besonderes Gericht über Unzucht, Schuld, Geldschuld und Frevel zu errichten”. Bisher hatte die Landvogtei Schwaben jegliche Gerichtsbarkeit im Gutenzeller Territorium ausgeübt. Die Blutgerichtsbarkeit verblieb bei der Landvogtei.Seine Nachfolger Friedrich III. und Maximilian bestätigen die Privilegien  1444 und 1496.

Da die Brandkatastophen die Urkunden vernichtet hatten, gibt erst ein 1469 angelegtes Urbar einen Überblick über die Besitzverhältnisse des Klosters. Außer Gutenzell hatte das Kloster Besitz in acht Weilern. Ein Drittel von Achstetten und Kirchberg sowie halb Oberholzheim gehörten dem Kloster.

Im Bodenseeraum hatte das Kloster Weingärten mit Schwerpunkt Markdorf und Kippenhausen. Zunächst war das gemeinsamer Besitz von Heggbach und Gutenzell bis 1504 eine Teilung erfolgte.

1521 wird Gutenzell in der Reichsmatrikel aufgeführt, das war ein Verzeichnis der Reichsstände, in dem auch festgelegt war, wieviele Truppen der jeweilige Stand für das Reichsheer zu stellen hatte. Gutenzell musste ebenso wie Heggbach und Baindt je 5 Fußsoldaten stellen. Der Eintrag in die Matrikel wurde immer auch als Indiz für die Reichsunmittelbarkeit angesehen.

Nachdem die Kirche 1390 nach dem Blitzschlag wieder aufgebaut worden war, wurde sie auch mit pfarrlichen Rechten versehen. Ein Kaplan war auch angestellt worden. 1471 machte  Kaplan Ströhlin  eine Stiftung von 900 Gulden mit der Bedingung, dass außerhalb der Kirche ein Haus für einen Laienpriester und Kaplan gebaut wurde.

1522 kam bei einem Brand das Konventsgebäude zu Schaden. Um den Wiederaufbau zu finanzieren musste das Kloster das Dorf Steinberg wieder verkaufen, das es erst 1503 von der Ulmer Familie Rembold gekauft hatte.

Nachdem die Truppen des Schwäbischen Bundes ihren Kriegszug gegen Herzog Ulrich im März 1525 beendet hatten, trafen die ersten Reiter in Oberschwaben ein. Es gab Überfälle auf Dörfer, über die sich der Baltringer Haufe am 25. März mit einem Schreiben beschwerte. Die Lage eskalierte. Am 26. März stürmten die Bauern das Schloss des Salemer Abtes in Schemmerberg. In den folgenden Tagen wurde das Schloss Laupheim geplündert. Die Klöster Wiblingen, Ochsenhausen, Marchtal, Heggbach und Gutenzell wurden zum Anschluss an den Haufen  genötigt. Gutenzell wurde auch geplündert. Dass es in Ochsenhausen und Heggbach keine Plünderungen gab, ist in Ochsenhausen wohl der 1502 zwischen Abt und Bauern nach Bauernunruhen im Klosterterritorium geschlossenen Vereinbarung und in Heggbach der besonnenen Haltung des Klosteruntertanen von Heggbach und Führer des Baltringer Haufens Ulrich Schmid von Sulmingen zu verdanken.

Ab 1521 drang in die Reichsstadt Biberach die Reformation ein. 1529 hatte sie sich praktisch durchgesetzt. Die Mehrheit des katholischen Rates wurde verdrängt und Biberach war eine protestantische Stadt. An Mariä Himmelfahrt 1525 wollten Biberacher Bürger in Gutenzell die Reformation einführen, dies allerdings ohne Erfolg.

Zwischen 1500 und 1539 beteiligte sich die Abtei ebenso wie Baindt und Heggbach

an der Reichsprälatenkammer.1562 trat sie ihr bei, war aber meist durch den Salemer Abt vertreten. Sitz und Stimme im Schwäbischen Reichskreis und in der Reichspälatenkammer gaben der Abtei Zugang zu Informationen und Netzwerken. Sie sah sich immer in sehr enger Beziehung zu Kaiser und Reich.

Die schwerste Zeit erlebte die Abtei im Dreißigjährigen Krieg. Schon 1621 setzte der Krieg dem Kloster so zu,  dass nur noch 10 Klosterfrauen im Kloster lebten. Während des Krieges wurde das Kloster mehrmals geplündert so 1631 und 1637.

1632 flüchtete der Konvent vor den herannahenden Schweden in die Steiermark. Diese verwüsteten das Kloster und setzten es in Brand.

1647 besetzten die Schweden das Kloster nochmals und zündeten bei ihrem Abzug die Kirche an. Brände und Plünderungen zerstörten Teile des Klosterarchivs. Am Ende des Krieges lebten noch drei Nonnen.

Das Kloster musste sich in Schulden stürzen und der Aufbau dauerte Jahrzehnte. Um den Wiederaufbau machte sich die Äbtissin Barbara Thum von Neuburg (1630-1663) verdient.

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Im Unterschied zu Heggbach stammten die Äbtissinnen aus dem Adel, zum Beispiel aus den Familien von Aichheim, Griesingen, Freyberg, Landenberg, Stotzingen, Donnersberg, Brunegg und von Gall.

Der oberste Verwaltungsbeamte des Klosters führte den Titel eines Hofmeisters. Ab 1521 nahm er im Auftrag der Äbtissin an den Sitzungen des Schwäbischen Kreises teil.

Von 1685 erhielt die Abtei von Österreich den Blutbann als Lehen bis 1717. 1742 übertrug Österreich die Blutgerichtsbarkeit an das Kloster Salem. Als ausführendes Organ für das Territorium der Abtei fungierte die Salemer Pflege Schemmerberg. Es gab nun allerdings Abstimmungsschwierigkeiten über hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Auch die Abtei Heggbach hatte das Problem. Beide prozessierten vor dem Reichskammergericht.  1752 kündigte Abt Anselm Schwab die Paternaliät Salems auf. 1753 unterstellte sich Gutenzell im Einvernehmen mit dem Generalabt Trouvé der Abtei Kaisheim und verblieb in deren Paternaliät bis zur Säkularisation.

Die Gutenzeller Zisterzienserinnen übten kunsthandwerkliche Tätigkeiten aus, vor allem Paramentenstickerei. Beredtes Zeugnis dafür ist die Gutenzeller Barockkrippe

220px-Krippe_Gutenzellaber auch die Bekleidung und der Schmuck der Reliquien der Katakombeheiligen Justina und Christina in der Gutenzeller Kirche. 1698 gab es Gebetsbrüderschaften mit den Augustinern von Memmingen und 1701 mit den Benedikinern von Ochsenhausen. Wirtschaftlich hatte sich das Kloster soweit erholt, dass es zwischen 1755 und 1756 die Kirche nach Plänen von Dominikus Zimmermann barock umgestalten konnte. Äbtissin war Maria Alexandra Zimmermann (1759-1776), die Tochter von Dominikus Zimmermann. Die Umgestaltung der Klosterkirche war Bestandteil ihrer Aussteuer. Die Stuckaturen schuf Franz Xaver Feuchtmayer, auch das ein Bezug zur neuen Mutterabtei Kaisheim.

Ihre Nachfolgerin war Maria Justina von Erolzheim (1756-1803). Sie war die letzte Äbtissin von Gutenzell. Nach der Säkularisation von 1803 ging das Kloster an den Reichsgrafen Joseph August von Toerring. Das Kloster wurde als sogenanntes Aussterbekloster geführt, das heißt es durften keine Novizinnen mehr aufgenommen werden. Die ehemalige Äbtissin verstarb 1809, die letzte Nonne 1851. Der neue Eigentümer war nicht sehr glücklich mit seiner neuen Besitzung. Bauliche Tätigkeit, juristische Prozesse und die Folge der napoleonischen Kriege, Kontributionen und Einquartierungen hatten eine  verschuldeten Konvent hinterlassen. Dazu kamen noch die Nonnenpensionen, die noch weiterhin Kosten verursachten. 1806 kam das Gebiet an Württemberg. 1864 wurde das Konventsgebäude bis auf den Ostflügel abgerissen, der noch heute als Pfarrhaus und Forstamt dient. Erhalten geblieben ist auch die ehemalige Torwache.

Das Kloster war ein wichtiger Arbeit und- Auftraggeber für die Handwerker. Mit der Aufhebung des Klosters fiel er weg. Gutenzell verfiel zunächst mal in bittere Armut,

ein Problem, das eine ganze einstmals blühende Klosterlandschaft betraf.

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08 Jul 2011

Kloster Peterhausen

 

Gebhard II. wurde am 7. August 949 in Bregenz als Sohn des Grafen Ulrich VI. geboren. Er stammt aus der Familie der Udalrichinger, die vor allem am Bodensee begütert war. Seine Mutter Dietpurg verstarb bei seiner Geburt. Er kam an die Domschule von Konstanz. Von seinem Onkel Konrad aus der Familie der Welfen, wurde er zum Priester geweiht. Als Konrads  Nachfolger Gaminolf 979 starb, wurde Gebhard von Otto II. (955-983) zum Bischof von Konstanz ernannt. Konstanz war damals die größte Diözese Deutschlands. Gebhard hatte ein reiches Erbe und  983 stiftete er das Kloster Petershausen und stattete es mit seinen Erbgütern aus. Zuvor hatte er ein Grundstück auf dem rechten Rheinufer Konstanz gegenüber mit der Abtei Reichenau getauscht. Dort ließ er sein Kloster errichten. Die Nähe zum Konstanzer Münster,

220px-Gebhard_Fugel_Grundsteinlegung_Petershausen               Bischof Gebhard bei der Grundsteinlegung des Klosters Petershausen

 

also zur Bischofskirche, unterstreicht die Bedeutung der Neugründung als bischöfliches Eigenkloster. Das Kloster wird mit Mönchen aus Einsiedeln besetzt, einer benediktinischen Reformgründung aus dem Jahr 934. Der erste Abt ist Periger-Bezelin. 983 werden die ersten Klosterbauten errichtet. Die Kirche wird dem Petersdom in Rom nachempfunden. Daher stammt auch der der lateinische Name Petri domus. 989 erhält Gebhard vom Papst selbst ausgesuchte Reliquien, darunter das Haupt Gregors des Großen. 992 wird die Kirche zu Ehren Papst Gregors des Großen geweiht. Nach dem Tod Gebhards am 27. August 995 (wahrscheinlicher 996) wird der verstorbene Bischof in der Klosterkirche beigesetzt.1134 wird er heilig gesprochen.

110px-Merazhofen_Pfarrkirche_Chorgestühl_rechts_Gebhard

Auf Bitten Ottos III. (980-1002) und des Konstanzer Bischof Lamberts (995-1018) nimmt Papst Gregor V. (Papst von 996-999) am 24. Mai 996 das Kloster Petershausen unter den päpstlichen Schutz, bestätigt alle erworbenen und geschenkten Besitzungen, besonders das Gut Dussnang und Oberwangen im Thurgau und verleiht das Recht der freien Abts-und Vogtswahl.

Im 11. Jahrhundert kam es in vielen Benediktinerabteien zu gewissen Verfallserscheinungen, die im Zeichen des Investiturstreits noch zunahmen. Einflussnahme von weltlichen Herren, territorialen Bischöfen, Simonie, Missachtung der Ordensregelung und spiritueller Verarmung waren die Phänomene. Eine Reformbewegung ausgehend vom Kloster Cluny in Burgund versuchte dem entgegen zu steuern. Im Bodenseeraum wirkte das Kloster Hirsau vermittelnd für die Reformideen. Petershausen war von diesen Verfallserscheinungen nicht verschont geblieben. Bischof Gebhard III. (1084-1110) war ein prominenter Gegner Kaiser Heinrichs IV. im Investiturstreit. Er kam aus der Familie der Zähringer. Unter Abt Wilhelm von Hirsau war er ins dortige Kloster eingetreten. Er holte 1086 Mönche aus Hirsau nach Petershausen. Abt Theoderich (1086-1116) konnte das Kloster reformieren und sogar Mönche an andere Klöster abgeben. Die Stärke der Abtei zeigte sich , dass sie nun Filialgründungen vornehmen konnte. Kloster Neresheim wurde 1095 mit Mönchen aus Petershausen und Zweifalten gegründet. Kloster Fischingen wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich gegründet und Petershausener Mönchen besiedelt. Theoderich reformierte auch das Kloster Wagenhausen. Allerdings wurde die Abtei nun auch in die Auseinandersetzungen zwischen König und Bischof verwickelt. Gegen den papsttreuen Gebhard wurde mit Arnold von Heiligenberg ein kaiserlich gesinnter Gegenbischof eingesetzt und Gebhard wurde für zwei Jahre von seinem Bischofsstuhl vertrieben. Auch Theoderich musste mit einem Teil seiner Mönche ins Kloster Kastl in der Oberpfalz ausweichen. Dieses Kloster war unter Mitwirkung von Bischof Gebhard durch seine Schwester, die Markgräfin Luitgard von Zähringen, gegründet worden. Theoderich war dann auch der erste Abt von Kastl, konnte aber wieder nach Petershausen zurückkehren, als Bischof Gebhard wieder in sein Amt eingesetzt wurde.

Auf Einladung Graf Ulrichs X. von Bregenz, aus dessen Familie ja auch der Petrshausener Klostergründer Bischof Gebhard stammt, schickte Abt Theoderich Mönche nach Andelsbuch in den Bregenzer Wald. Dort ließ er eine Petrus-Kircheund eine Klausur aus Holz bauen. Zu ihrem Vorsteher ernannte er Meinrad. Sie blieben zunächst dort und konnten auch neue Brüder gewinnen.Wegen der Abgelegenheit des Ortes, des langen Weges und der Schwierigkeit der Lebensmittelversorgung, überlegten sie aber, die Zelle nach Bregenz zu verlegen. Der Bau neben der Pfarrkirche von Begrenz und die Einkünfte der Kirche dafür zu verwenden, die zur Hälfte Graf Ulrich gehörten, scheiterte am Einspruch des Grafen Ludwig von Pfullendorf, dem die andere Hälfte des Kirchensatzes gehörte. Schließlich wurde am See ein geeigneter Platz gefunden und dort Kloster und Kirche St. Peter in der Au gebaut. Es gab dann zähe Verhandlungen um die Loslösung vom Mutterkloster beziehungsweise um die Übergabe als Hauskloster an die Grafenfamilie. Die Chronik des Kloster Petershausen, die um 1150 von einem anonymen Mönch verfasst worden ist, berichtet ausführlich von diesen Vorgängen.

1097 wird die Kirche geweiht.

Petershausen gehört zum Hirsauer Klosterverband, zu dem im Bodenseeraum Weingarten, Isny, Schaffhausen und Petershausen mit seiner Tochtergründung Mehrerau gehörten.

Ein Höhepunkt im Klosterleben war die Erhebung der Gebeine des Gründers Gebhards II. und ihre Beisetzung im Altar der Klosterkirche. Das kam einer Heiligsprechung gleich und das Patronat Gregors des Großen verblasste neben der Person des nun Heiligen Gebhards. 1159 brannte die Abtei ab und wurde von 1162-1180 neu erbaut und später mehrmals erweitert.

Am 14. Juni 1214 nimmt Friedrich II.(1212-1250) das Kloster Petershausen in seinen besonderen Schutz. Unter ihm wird die Abtei auch reichsfrei. Heinrich VII. bestätigt am 17. Oktober 1312 alle Privilegien, die Friedrich II. dem Kloster erteilt hat.

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Auch päpstliche Privilegien konnte sich das Kloster sichern. So gewährte  Innozenz IV. (1243-1254) auf Fürsprache der Äbte von Sankt Gallen und Reichenau dem Kloster das Privileg, auf päpstliche Provision hin keine Pfründe verleihen zu müssen. 1292-1321 war Diethelm von Kastel Abt in Petershausen. Ab 1306 verwaltete er das Amt in Doppelfunktion mit dem Abtssitz von Reichenau. Dort war er von 1306-1341 Abt.

Eine Hochzeit erlebte das Kloster in der Zeit des Konstanzer Konzils 1413-1418.

Konzil_Konstanz3Kaiser Sigismund, auf dessen Betreiben das Konzil einberufen worden war, weilte während des Konzils als Gast im Kloster. Dem Abt Johann III. Frei (1395-1425) verlieh Papst Johannes XXIII., der auf dem Konzil abgesetzt wurde, das Recht, die

Pontifikalien zu tragen. Auch das Provinzialkapitel der Ordenprovinz Mainz-Bamberg trat in Petershausen während des Konzils zusammen und zwar am 28. Februar 1417. Von der Versammlung der Äbte gingen wichtige Reformanstöße für das benediktinische Mönchstum aus. Die Benediktinerregel sollte wieder voll beachtet werden.

1489/90 regierte Abt Martin Brülin. Er brachte das Kloster allerdings an den Rand des Ruins. 1495 konnte ihn der Bischof von Konstanz und das Domkapitel dazu bewegen, sich für 15 Jahre auf die Petershausener Propstei Rötsee zurückzuziehen, wo Abt Theoderich zwischen 1111 und 1116 die Kapelle Rötsee mit allem Zubehör für 8 Mark Silber vom Konstanzer Bischof Ulrich erworben hatte.

Für das Kloster waren Administratoren eingesetzt worden, die sich um die Sanierung des Klosters kümmerten.

Auch die Stadt Konstanz  versuchte im 15. Jahrhundert vergeblich, die Herrschaft über das Kloster zu gewinnen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts versuchte vor allem der Bischof, sich die Abtei einzuverleiben, das durch die Reformation in eine geradezu desolate Finanzlage geraten war. Es gelang zwar das Augustinerchorherrenstift  und das Kloster Reichenau in das Bistum zu inkorpieren,

nicht aber das Kloster Petershausen.

Johannes Merk (1495-1425), der Nachfolger von Abt Martin Brülin konnte die Abtei wieder konsolidieren. 1525 wurde in Konstanz unter Johannes Zwick und Ambrosius Blarer die Reformation eingeführt. Der Rat ging ziemlich rigoros gegen die Altgläubigen vor. Von den Mönchen verlangte er einen Treueid, um ihnen Bürgerpflichten, also auch Steuern aufzuerlegen. Der Abt Gebhart Dornsperger suchte 1528 Schutz in Überlingen. Dorthin war auch das Klosterarchiv und der Kirchenschatz verlegt worden. 1530 kam es zum Bildersturm, bei dem die Reliquien vom Klostergründer Bischof Gebhard in den Rhein geworfen wurden. 1548 wurde Konstanz in Augsburg in die Acht getan. Ferdinand von Habsburg, der Bruder Kaiser Karl V. marschierte mit österreichischen Truppen in Konstanz ein, die Stadt wurde zur Rekatholisierung gezwungen. Das Kloster allerdings war von den österreichischen Truppen geplündert worden. Erst 1556 kehrten der Konvent und der Abt in das zerstörte Klostergebäude zurück.

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Der Augsburger Religionsfriede von 1555 ermöglichte ein rechtlich geregeltes Nebeneinander der Konfessionen. Bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges war ein juristisch-politischer Modus der konfessionellen Koexistenz gefunden.

Auch der zusammenhalt der Klöster hatte sich gefestigt. Eine gewisse katalysatorische Wirkung dazu hatte der Bauernkrieg von 1525 gehabt, unter dem ja fast alle schwäbischen Klöster zu leiden hatten. Dann waren die Prälaten ja auch Verbündete der Habsburger gegen die Ausbreitung der Reformation in Süddeutschland. Einige oberschwäbische Klöster fanden sich schon seit 1425 zu regelmäßigen Versammlungen zusammen. Daraus entwickelte sich das schwäbische Reichsprälatenkollegium. Die institutionelle Entwicklung war 1575 abgeschlossen, als in diesem Jahr erstmals ein Direktor für das Kollegium gewählt wurde. In diesem Jahr trat unter Abt Christoph Funk (1556-1580) auch die Abte dem Prälatenkollegium bei, nach dem die Auseinandersetzungen mit Bischof und Reichsstadt Konstanz um die Selbstständigkeit der Abtei abgeschlossen waren.

Die Prälaten hatten eine Stimme auf dem immerwährenden Reichstag. Zu interständischen Ausschüssen durften sie einen Gesandten schicken und mit dem jeweiligen Abt von Weingarten hatten sie einen festen Vertreter bei den Reichsdeputationstagen.

Abt Christoph Funk wurde durch en päpstlichen Nuntius in Süddeutschland, Feliciano Ninguarda, 1580 dazu gebracht, zu resignieren. Unter seinem Nachfolger Andreas II. Öxlin (1581-1705) erfolgte die Vereinigung mit der Abtei St. Georgen in Stein am Rhein  die 1525 durch ihren letzten Abt wegen der Reformation in Stein am Rheinsäkularisiert wurde. Die verbliebenen Mönche lebten unter ihrem Abt Martin Geiger auf Burg Steinegg im Thurgau. Auch die Propstei Klingenzell, die dem Kloster St. Georgen gehört hatte und die im Gegensatz zur Mutterabtei nicht aufgehoben worden war, wurde nun dem Kloster Petershausen inkorporiert.

1603 gründeten die Klöster Weingarten,  Petershausen, Ochsenhausen, Zwiefalten, Wiblingen, Mehrerau und Isny die Oberschwäbische Benediktinerkongregation, für die sie am 16. August 1603 die päpstliche Approbation erhielten. Zum ersten Präses wurde Abt Wegelin vom Kloster Weingarten  am 24. September 1604 gewählt. Zum Visitator von Weingarten wurde der Abt von Petershausen bestellt. Ziel war die Erneuerung der Ordensdisziplin und die Vereinheitlichung des mönchischen Lebens. Am 24 März 1782 ordnete Kaiser Josef II. den austritt der vorderösterreichischen Klöster an.

Mit der Säkularisation von 1803 endete die Kongregation.

Im Dreißigjährigen Krieg wird Konstanz 1633 von den Schweden unter General Horn 24 Tage belagert, aber nicht eingenommen. Die Stadt Konstanz forderte vom Kloster Steuern für die Festungsbauten, was dem Kloster natürlich auch zu schaffen machte.

Nach dem Krieg erlebte das Kloster nochmals einen Aufschwung, nicht zuletzt dank der Gegenreformation. Es wurden Verträge mit den Städten Konstanz und Überlingen und der Deutschordenskommende Mainau werden geschlossen.

Es gibt noch hochfliegende Pläne zu einem barocken Klosterneubau, aber die Säkularisation 1802 macht dem allem ein Ende. Das Kloster fällt an die Markgrafschaft Baden. Die Abteigebäude dienten den Söhnen des Markgrafen Karl Friedrich von Baden zunächst als Wohnsitz. Die Klosterbibliothek wurde von der universität Heidelberg gekauft und dorthin überführt.

Seit 1992 beherbergen  die Klosterbauten die Außenstelle des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg.

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14 Jun 2011

Kloster Reichenau

Pirmin-Reichenau

Der heilige Pirminius gilt als der Glaubensbote des südwestdeutschen Raumes und des Elsasses schlechthin. Er ist auch Patron der Pfalz, des Elsasses und der Insel Reichenau. Pirmin wurde um 690 vielleicht in Narbonne geboren. Im Kloster Glanfeuil, dem Kloster des heiligen Maurus, dem Schüler Benedikts von Nursia und dessen Nachfolger als Abt von Subiaco soll er die Bildung zum Priester erhalten haben. Wegen seiner guten Kenntnisse und seiner guten Frömmigkeit wurde er zum Priester und Wanderbischof ernannt. Bald genoss er einen großen Ruf und erwirkte zahllose Bekehrungen. Am Bodensee soll er einen alemannischen Adligen namens Sintlaz kennengelernt haben, der auf Schloss Sandegg in Salenstein im Kanton Thurgau gewohnt haben soll und auch auf der Reichenau begütert war. Mit ihm soll Pirmin nach Rom gewandert sein und von Papst Gregor II. (Papst von 715-731) als apostolischer Missionar ins Herzogtum Alemannien gesandt worden sein. Unterstützt wurde diese Mission von den fränkischen Hausmeiern, insbesondere Karl Martell (ca.689-741). 724 gründet Pirmin das Kloster auf der

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Reichenau, gerät dadurch allerdings rasch in Widerspruch zum alemannischen Herzog Theudebald (vor 709-746). Theudebald war der Sohn des 709 verstorbenen Alemannenherzogs Gotfrid und Bruder des Herzogs Lantfrid (+730)Dieser musste ein Kloster in seinem Machtbereich unterstützt von dem fränkischen Hausmeier Karl Martell als Provokation empfinden. So vertrieb er Pirmin 727 aus “Hass gegen Karl”, wie Hermann der Lahme in seiner Chronik schreibt, und auch dessen Nachfolger Heddo (727-734). Es war nur folgerichtig, dass Pirmin allen Klöstern, die er gründete, die benediktinische Ordensregel gab. Pirmin gilt als Vorläufer des Reformabtes Benedikt von Aniane (vor 750-821). Dieser hatte 782 in Aniane ein Kloster gegründet und war von Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen, an die Kaiserpfalz in Aachen mitgenommen worden. Er gliederte die Mönche im Reich Karls des Großen nach der einheitlichen Regel des Heiligen Benedikts in die Reichskirche ein. Die Synode von Aachen (zwischen 816 und 819)schrieb die von Benedikt verfasste Consuetudo als allein verbindliche Mönchsregel fest. Außerdem entschied die Aachener Synode auch eine deutliche Trennung von Mönch und Kanoniker.

Zurück zur Reichenau. Nach verschiedenen Kämpfen zunächst gegen Karl Martell später dann gegen Pippin und Karlmann wird Theudebald schließlich 744 als Herzog abgesetzt. 727 stiftete Graf Eberhard, Bruder des elsässischen Herzogs Liutfried, in Murbach im Elsass am Fuß des Grand Balllon ein Kloster. Er betraute Pirmin mit dem Aufbau einer Klostergemeinschaft. So wurde Murbach praktisch das erste Tochterkloster der Reichenau.

731 wird in Pfäfers im Kanton St. Gallen ein weiteres Reichenauer Tochterkloster errichtet, wie Hermann der Lahme in seiner Chronik berichtet. Das Kloster wird 761 erstmals urkundlich erwähnt.

Die Äbte Arnefrid (in Konstanz Bischof von736-746), Sidonius (in Konstanz Bischof von 746 bis 760) und Johannes( in Konstanz Bischof von 760-782), das waren der 4. bis 7. Reichenauer Abt,  waren gleichzeitig auch Bischöfe von Konstanz.Johannes war außerdem noch Abt von Sankt Gallen.

Unter Abt Arnefrid wurde 741 das vom Bayernherzog gegründete Niederaltaich an der Donau mit Reichenauer Mönchen besiedelte Kloster gegründet. Das war das 3. Reichenauer Tochterkloster.

742 hatte Pirmin in Hornbach in der Pfalz sein letztes Kloster gegründet, wo er 753 starb.

Das Kloster auf der Bodenseeinsel erlebt nun eine erste Blütezeit. Abt Waldo (786-806) war 782 in St. Gallen Abt geworden.Dort richtetete er eine Bibliothek ein. 786 wurde er Abt der Reichenau. Er war der Gründer der Reichenauer Gelehrtenschule. Und wie in St. Gallen richtete er eine Bibliothek ein und eine Klosterschule. Waldo wurde 791 von Karl dem Großen zum Bischof von Basel und Pavia erhoben. In Pavia war er für die Erziehung des Sohnes von Karl dem Großen,  Pippin,  zuständig. 805 wurde Waldo Reichsabt. Waldos Tätigkeit als Erzieher und Berater Pippins zeigt die Verbundenheit der Klosterinsel mit dem fränkischen Herrscherhaus. Abt Waldo erlaubte Egino von Verona, der wohl von 780-799 Bischof von Verona war, die Gründung der Cella St. Peter und Paul an der Westspitze der Insel. Egino war ein enger Vertrauter Karls des Großen und möglicherweise Verwandter von Karls 2. Frau Hildegard.

220px-Stiftskirche_St_Peter_und_Paul_Reichenau_ApsisWaldo wurde 806 als Hausbischof der Abtei  St. Denis in Paris berufen. Sein Nachfolger war Abt Haito (806-823) Haito war auch Bischof von Basel von 805-823. Schon als Fünfjähriger war er um 767 von seinen Eltern aufs Inselkloster Reichenau geschickt worden. Als Basler Bischof war er Bauherr des Gründungsbau des Basler Münsters. Als Abt der Reichenau war er der erste Bauherr des Reichenauer Münsters, einer dreischiffigen Kreuzbasilika mit Zwillingsapsiden. Das Münster wurde 816 geweiht. Unter Haito war Reginbert Leiter der Reichenauer Bibliothek, einer damals größten Bibliotheken des Abendlandes. Er hatte die Mönche Tatto und Grimald in das Kloster Inden, das spätere Kornelimünster geschickt. Von Reginbert bekamen die beiden Mönche den Auftrag, die Regel zu kopieren. Das machten sie penibel genau und ergänzten sie noch mit einem Zusatz,der Ergänzungen, Korrekturen alter Schreibfehler und Deutungshilfen enthielt. So hatte auch das Kloster Reichenau eine Kopie der Regula Benedicti. Haito war auch bei der Aachener Synode als Teilnehmer dabei.

Aber auch in diplomatischer Mission war Haito für Karl unterwegs. 811 wurde er nach Konstantinopel geschickt. Gegenstand der Mission war vermutlich die Anerkennung des Kaisertitels durch Kaiser Nikephoros I. 803 war schon eine Gesandtschaft nach Konstantinopel gescheitert. Dass nun Haito mit der erneuten Mission betraut wurde, zeigt, welches Ansehen er bei Karl genoss.Um 819 haben Reginbert und Haito den St. Gallener Klosterplan herstellen lassen und wahrscheinlich an Abt Gozbert von St. Gallen als Hilfe und Anweisung gesandt.

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823 legte Haito seine Ämter als Abt und Bischof nieder, möglicherweise wegen einer schweren Erkrankung. In den Reichsannalen wird von einer großen Seuche berichtet, die auch das Kloster heimsuchte. Auf Haito folgte Erlebad (823-838). In seine Regierungszeit fallen die Anfänge des Reichenauer Verbrüderungsbuches. Es ist heute eine wichtige Quelle zur Namensforschung zu einer Vielzahl von Klöstern in Süddeutschland und Nordfrankreich. Mehr als 38.000 Personennamen auf 164 Seiten sind verzeichnet. Es enthält auch Namenslisten der Stifter und Wohltäter des Klosters sowie Personen, die in enger geistiger Bindung zum Kloster standen, so dass ihrer im mönchischen Gebet gedacht wurde.

250px-Reichenauer_Verbrüderungsbuch Den ersten Höhepunkt erlebte die Reichenau unter Walafrid Strabo (842-849). Walafrid ist um 808 in Schwaben in ärmlichen Verhältnissen geboren. Er ist früh an die Reichenauer Klosterschule übergeben worden. Er wird von dem späteren St. Gallener Abt Grimald (841) ausgebildet. Seine Ausbildung setzt er im Kloster Fulda unter Rabanus Maurus (bis 822 Leiter der Klosterschule, von 822-842 Abt in Fulda) fort. Zu seinen Fuldaer Mitschülern zählte auch Otfrid von Weissenburg.

In den Jahren 829 und 838 war er als Prinzenerzieher am Hofe Ludwig des Frommen. Ludwig hatte aus 1. Ehe drei Söhne, nämlich Lothar (795-855), der Kaiser wurde und Pippin (803-838), König von Aquitanien und Ludwig (805- 876), als Ludwig der Deutsche König des ostfränkischen Reiches. 839 wurde Walafrid Strabo von Ludwig zum Abt des Klosters Reichenau erhoben. Walafrid gilt auch bedeutender Dichter der karolingischen Renaissance. Abt Heito hatte die Visionen seines früheren Schülers am Krankenbett aufgezeichnet. Walafrid fasste diese Sterbevisionen, die „Visio Wettini“  in lateinische Hexameter. Das ist die früheste dichterische Umsetzung mittelalterlicher Jenseitsvisionen. 827 schrieb Walafrid den “Hortulus” eines der bedeutendsten botanischen Werke des Mittelalters. In diesem Werk sind 23 Heilpflanzen aufgeführt. Ihm zu Ehren wurden in ehemaligen Klöstern Klostergärten angelegt, so in Seligenstadt und in Mittelzell.

kraeutergartenZur Zeit Walafrids gab es ca. 20 Kirchen und Kapellen auf der Klosterinsel. Die Klosterbibliothek umfasste mehr als 400 Bände.

Am  18. August 849 ertrank Walafrid in der Loire. Damit endete zunächst eine Epoche der Reichenau als ein wichtiges Zentrum der abendländischen Religion.

In der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts hatte der Klosterbesitz der Reichenau eine gewaltige Ausdehnung zumal Karl der Dicke (ostfränkischer König von 876-887) reiche Schenkungen an das Kloster machte. Karl wurde 888 im Münster bestattet.

Spätestens seit 813, möglicherweise schon vor 783 hatte Karl der Große dem Kloster den reichen Fiskalbesitz, also den Besitz, der dem Reich gehörte, um Ulm herum überlassen. 815 , das war schon drei Jahre vor Sankt Gallen, verbriefte Ludwig der Fromme dem Kloster Reichenau Immunität und freie Abtswahl. 888 wurde Hatto Reichenauer Abt. Er war der mächtigste der Reichenauer Äbte. Er war Erzbischof von Mainz, Kanzler Kaiser Arnulfs und gleichzeitig Abt von Ellwangen (bis 905), Lorsch und Weißenburg. Nach den Verheerungen des Klostergutes bei den Ungarneinfällen begann das Kloster wieder zu blühen. Unter Abt Alawich (934-958) festigte sich die staatliche Gewalt unter Otto dem Großen, dem Sieger auf dem Lechfeld. Unter seiner Leitung öffnete sich das Bodenseekloster für die Reform von Gorze (ab 943),  die für ein Reichsmönchtum unter weltlicher Herrschaft plädierte. Die Reichenau zeigte sich aber auch gleichzeitig offen für das Gedankengut von Cluny. Diese betonte eine Loslösung der Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der Bischöfe. Die Klöster wurden direkt dem Schutz des Papstes unterstellt. Die Reformpartei wurde unter Abt Ekkehard (958-972)zurückgedrängt, erstarkte aber unter Ruodmann (972-985) wieder. Abt Ruodmann erhielt große Schenkungen der letzten Nachkommen der beiden mächtigsten schwäbischen Geschlechter, der Alaholfinger und der Burkhardinger und konnte so den Klosterbesitz außerordentlich vermehren. Das solide wirtschaftliche Fundament bildete die Ausgangsbasis für eine zweite künstlerische Blüte der Reichenau. Abt Witigowo (985-997) fasste die verschiedenen Klosterbauten zu einer baulichen Einheit zusammen. Unter Witigowo erreichte die Reichenauer Malschule ihre höchste Blüte. Herausragende Maler sind Keralt und Heribert. Illuminierte Codices sind beispielgebend für die

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Kunst in ganz Europa. Das Perikopenbuch Heinrichs II. Das Buch entstand vermutlich im Auftrag Heinrichs II. (1002-1024) im Kloster Reichenau für den Bamberger Dom anlässlich dessen Weihe und zählt zu den Hauptwerken der ottonischen Buchmalerei.

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Künstlerisches Vermächtnis sind auch die romanischen Kirchenbauten, vor allem St. Georg mit seinen Wandmalereien. Allerdings kommt Kritik an seinen Aufwendungen für Hofreisen und Bauten auf und so wird er 997 zur Abdankung gezwungen. Für seinen Nachfolger Alawich II. (997-1000) erwirkt Otto III. bei Papst Gregor V. (996-999, der erste deutsche auf dem Papstthron, aus dem Geschlecht der Salier stammend) das Recht zum Gebrauch der Pontifikalien. Außerdem erhält Alawich die privilegierte Stellung eines römischen Abtes. Dessen Weihe steht allein dem Papst zu. Daraus entwickelte sich eine völlige Exemtion der Abtei vom Diözesanbischof. Außerdem wurde bestimmt, dass die Äbte an ihrem Weihetag statt des Zinses einen Codex sacramentorum, einen Codex epistolarum und einen Codex evangeliorum sowie zwei Schimmel zum Geschenk machen sollten. Man kann da wohl auch die Wertschätzung der Reichenauer Malschule herauslesen. 1031 bestätigte Papst Johannes XIX. dieses Privileg und bestimmte, dass der Abt aus dem Konvent genommen werden müsse. Das stieß allerdings auf heftigen Widerstand des Konstanzer Bischofs Warmann. Dieser wandte sich an Konrad II. (1024-1039). Abt Berno musste das Privileg ausliefern. Es wurde 1032 öffentlich verbrannt.

Heinrich II. (1002-1024), Sohn Heinrich des Zänkers, war an der Domschule von Hildesheim zunächst für den geistliche Stand ausgebildet werden. Seine Ausbildung beendete er in Regensburg unter Bischof Wolfgang. Beeinflusst wurde er in dieser Zeit auch von Abt Ramwold von St. Emmeran. Beide waren Befürworter der Reform von Gorze. Heinrich betrieb die Reform der Reichsklöster. So setzte er auch für Reichenau unter Umgehung des Wahlrechts des Konvents 1006 den aus Gorze stammenden Immo als Abt ein. Wegen seiner Reformstrenge konnte sich dieser aber nicht gegen den adligen Konvent durchsetzen. Der Konvent erzwang von Heinrich die Absetzung Immos. Der wurde durch den aus Prüm stammenden Berno, der im französischen Reformkloster Fleury ausgebildet war, abgelöst. Der neue Abt konnte die Spannungen im Konvent ausgleichen. Dem Reformgeist Clunys und Gorzes entsprechend hielt sich Berno in militärischen und diplomatischen Aufgaben das Reich betreffend zurück. Aber er nahm lebhaften Anteil an den Geschehnissen seiner Zeit, wie man seiner Korrespondenz entnehmen kann.

In den Auseinandersetzungen zwischen Konrad II. und seinem Stiefsohn Herzog Ernst von Schwaben stellte sich die Abtei auf die Seite des Königs.

Unter Abt Berno erlebte das Kloster nochmals eine große Blütezeit. Berno machte sich als Wissenschaftler und Musiker einen Namen. Von ihm sind einige musiktheoretische Schriften erhalten. Sein liturgisches Hauptwerk ist “De officio missae”. Darin zeigt sich auch das Hauptanliegen Bernos, die Hebung des Gottesdienstes und die Förderung der Marienverehrung. Der bedeutendste Schüler

ae1c6161d910a598 in der neu erblühenden Schule war Hermann der Lahme (1013-1054). Er stammte aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht von Altshausen-Veringen und wurde als Sohn des Grafen Wolfrat und dessen Frau Hiltrud geboren. Er war von Geburt an spastisch gelähmt und kam schon mit sieben Jahren in die Klosterschule Reichenau. Er galt nach Arno Borst als der große Universalgelehrte des 11. Jahrhunderts. Seine Chronik, die von Christi Geburt bis zum Jahr 1054 reicht, ist eine der wichtigsten Quellen des 11. Jahrhunderts. Wichtig war er auch für die Mathematik und Astronomie. Möglicherweise geht die Einteilung der Stunde in Minuten, vermutlich für astronomische Beobachtungen, auf ihn zurück. Auf dem Gebiet der Musik ist das noch heute gesungene “Salve regina” von ihm geblieben.

Auch wirtschaftlich war die Abtei unter Abt Berno sehr erfolgreich. Unter Berno  wurde der Markuschor und das Turmwerk erbaut. In Anwesenheit Heinrichs III., zu dem Berno ein enges Verhältnis hatte, wurde das Reichenauer Münster 1048 geweiht.

e2b3849409b20bc6 Der Investiturstreit unter Heinrich IV. (ab 1056 deutscher König, von 1084-1105 deutscher Kaiser) und Papst Gregor VII., der vor seiner Wahl zum Papst im Kloster Cluny Mönch war, betraf natürlich auch eine so wichtige Abtei wie Reichenau. Er markiert auch in der Geschichte der Reichenau eine Wende. Die Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kunst wurden geringer. Die Bibliothek wurde vernachlässigt. Die Malschule verlor ihre führende Stellung.

Ekkehard von Nellenburg wurde 1071 Abt der Reichenau. Sein Vater Graf Eberhard von Nellenburg war mit dem salischen Kaiserhaus und Papst Leo IX., der 1049 als Bruno Graf von Egisheim und Dagsburg Papst wurde, verwandt. Die Familie war antikaiserlich eingestellt.Ekkehard hatte sich auch voll auf die Seite des Gegenkönig Rudolfs gestellt, der in Forchheim 1077 von den oppositionellen süddeutschen Herzögen und den drei Erzbischöfen von Mainz, Magdeburg und Salzburg zum Gegenkönig Heinrichs gewählt worden war, weil er 1076 von Papst Gregor VII. 1076 für abgesetzt erklärt und exkommuniziert worden war.  In St. Gallen setzte Rudolf Lutold als Abt ein.Die Mönche scheinen aber auf Seiten Heinrichs IV. gestanden zu sein.Aus Empörung über Rudolf und Lutold zerbrachen sie Lutolds Abtstab. Als Heinrich wieder erstarke setzte er Ulrich von Eppenstein als Abt ein.Obwohl dieser nicht aus dem Konvent kam und auch nicht durch eine Wahl ins Amt kam, wurde dieser von den St. Gallener mönchen freudig bnegrüßt. Lutold konnte sich in St. Gallen nicht mehr halten und suchte Zuflucht auf der Reichenau. Er tat alles, um seinen St. Gallener mitbrer wieder ins Amt zu bringen. Im Auftrag Rudolfs unternahm Ekkehard 1077 eine Reise nach Rom, während der er von König  Heinrich gefangengesetzt wurde. Erst 1079 kam er aus der Gefangenschaft frei. Der Sankt Gallener Abt war 1079 als Gegenabt Ekkehards eingesetzt. Die offene Feindschaft, die zwischen den benachbarten Abteien Sankt Gallen und Reichenau mittlerweile herrschte, wurde in vier Feldzügen ausgetragen, bei denen sich Abt Ekkehard gegen Ulrich III. schließlich durchsetzen konnte. In Konstanz wurde 1084 Gebhard III., Sohn des Zähringerherzogs Bertolds I. zum Bischof ernannt. Gebhard war ein prominenter Vertreter der päpstlichen Partei. Er stellte sich schließlich auch auf die Seite der Söhne Heinrichs IV. Er spielte eine nicht unwesentliche Rolle bei der Abdankung Heinrichs IV. und der Wahl seines Sohnes Heinrichs V. Die Wahl eines Reformbischofs minderte die Spannungen in der Nachbarschaft der Reichenau.

Als Abt Ekkehard 1088 stirbt, wird Ulrich II. von Dapfen (1088-1123) Reichenauer Abt. Er war Kustos, Lehrer und Archivar. Er gilt als der größte Urkundenkenner seiner Zeit, Historiker sprechen auch vom “Topspezialisten in Urkundenfälschung”.

Zu seiner Zeit als Abt war die Reichenau die “berühmteste Fälscherwerkstatt des 12. Jahrhunderts“. Ein schönes Beispiel Reichenauer Fälscherkunst ist die “Reichenauer Schenkung” in Ulm. Dort gibt es eine aufs Jahr 813 datierte Urkunde. Mit dieser Urkunde wurde der königliche Ort Ulm aus dem Besitz des Reiches dem Kloster Reichenau übertragen. Ulrich hatte die Originalurkunde Ludwigs des Deutschen verwendet. Sein Siegel und Rekognitionszeichen verblieben auf der Urkunde. Nur der Text war abgeändert. Ursprünglich war wohl nur die Ulmer Pfarrkirche und deren Grundbesitz übertragen worden. Nun war es aber gesamte Grundbesitz Ulms. Hauptsächlich aber hatten die Fälschungen drei Ziele, die Übermacht der Vögte sollte zurückgedrängt werden, Heerespflicht, Besuch der Hoftage und die Pflicht zum Servitium für den reisenden Kaiser sollte eingeschränkt werden, was die wirtschaftlich angespannte Situation der Abtei etwas gelindert hätte. Schließlich wollte man auch die Stellung gegenüber dem Bischof in Konstanz stärken. Die Bestätigung der Exemtion und der Verzicht auf die Weihegewalt sollte die kirchenrechtliche Stellung der Reichenau verbessern. Ulrich konnte schließlich auch aufgrund eines Privilegs Heinrichs IV. den Markt Radolfzell gründen, was schon Abt Ekkehart versucht hatte.

1169 wurde Diethelm von Krenkingen als Abt eingesetzt. Er war Reichenauer Abt, bis er 1206 auf alle Ämter verzichtet hatte und als einfacher Mönch ins Kloster Salem eingetreten war. Diethelm war treuer Gefolgsmann des Kaisers, eine politische Persönlichkeit, die durch ihr Eintreten für die Sache des Kaisers die alte

Einheit von Kirche und Reich verkörperte.

229px-Diethelm_von_Krenkingen1189 wurde Diethelm Bischof von Konstanz. Damit war seit langer Zeit wieder Bistum und Abtei in einer Hand vereint. 1196 übertrag ihm Philipp von Schwaben  (1177-1208) die Verwaltung des Herzogtum Schwaben. 1197 gab er den Ausschlag bei der Entscheidung,  Philipp zum König zu wählen. In den Folgejahren war er nun meist in der Umgebung Philipps zu finden. Um seine Verpflichtungen im  Reichsdienst zu erfüllen, musste er ein Gut der Oberzeller St. Georgskirche verkaufen. Das zeigt, wie angespannt die finanzielle Lage der Reichenau bereits war. 1183 wurde auf dem Michaelsberg bei Ulm ein Hospital errichtet. Damit unterstrich er die reichenauischen Rechte in Ulm. Seine besondere Förderung galt aber der Zisterziensergründung in Salem. Er gestatte ihr den Erwerb vieler reichenauer Güter. Die Lehenshoheit der Abtei gegenüber Vasallen und Dienstleuten des Klosters konnte er nochmals durchsetzen. Mit dem Eintritt Diethelms als einfacher Mönch ins Kloster Salem hatte die Reichenau ihre aktive Rolle in der Reichspolitik verloren.

Konrad von Zimmern wurde der 44. Abt der Reichenau. Unter Konrad erlebte die Abtei eine schwere Zeit. Gleich zu Beginn seiner Zeit brannte das Kloster mit Ausnahme des Münsters nieder. Es gab Konflikte zwischen Papst und Kaiser, infolge derer Abt Konrad 1244 gebannt wurde. Es gab wieder einen Konflikt mit dem Bischof, der den Abt vor seiner Haustür der bischöflichen Gerichtsbarkeit unterstellt sehen wollte und schließlich gab es auch Konflikte innerhalb des Klosters, da die Fronten in der Mönchsgemeinschaft zwischen Kaiser und Papst-Parteien verliefen. Konrad starb 1255. Die Zimmersche Chronik nennt das Datum 1253. Abt Burkhard von Hewen (1253-1259) verwaltete die Abtei sehr schlecht. So traf die allgemeine Wirtschaftskrise der Benediktinerklöster in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Abtei besonders hart. Die Mehrheit der Mönche warfen dem Abt Verschleuderung der Klostergüter, Simonie und Zerstörung des Ordenslebens vor. Sie baten Papst Alexander IV. (Papst von 1254-1261) um ein Eingreifen. Dieser beauftragte 1256 die Äbte von Ottobeuren, Einsiedeln und Neuweiler (Elsass) mit einer Reform der Reichenau. Der St. Gallener Abt Berchtold von Falkenstein wurde 1258-1259 als Koadjutor eingesetzt. Der Konstanzer Bischof Eberhard II. (1248-1274) wollte die Abtei erwerben, blieb aber erfolglos. Nun wurde Albrecht von Ramstein Abt der Reichenau (1260-1294.) Auch er musste Klosterbesitz weiter verpfänden oder veräußern. Allerdings konnte er das Klostergut konzentrieren und zusammenziehen. Entfernter Besitz wurde weggeben, um die Insel und ihre nächste Umgebung von fremden Einflüssen freizuhalten.

Zwischen 1253 und 1259 wurde am Bodensee eine Deutschordenskommende gegründet. Ihr musste zugestanden werden, Reichenauer Lehen als Zinseigen zu erwerben. Zwischen 1296 und 1306 war der Konstanzer Bischof Heinrich von Klingenberg Gubernator der Reichenau ,also Verwalter. Außerdem war Heinrich auch Kanzler des Reiches. 1306 wurde Diethelm von Kastel, der von 1292 bis 1321 Abt von Petershausen war, Reichenauer Abt. Mit ihm wurde erstmals ein Abt an die Spitze berufen, der nicht Angehöriger des Hochadels war. Er ließ das Dormitorium und Refektorium wieder aufbauen. Er mühte sich, die Beschränkung des Nachwuchses auf den Hochadel aufzuheben, blieb aber damit erfolglos. Da diese Adelskreise in der Abtei eine Versorgungsanstalt für jüngere Söhne sah, widersetzten sie sich diesem Bestreben. So blieb Diethelm damit erfolglos. Mehr Erfolg hatte er mit seinen Bemühungen um die wirtschaftliche Sanierung der Abtei. Er inkorporierte die Pfarrkirche in Ulm, die Pfründe der Kirche gingen also an das Kloster. Die Einkünfte des Klosters in dieser Zeit betrugen etwa 400 Mark Silber, Ulm erbrachte 61 Mark Silber, ein wichtiger Posten also. (Eine Mark Silber entspricht etwa der Kaufkraft von 15.000 €) Beim Tod Diethelms verfügte die Abtei erstmals wieder über Barvermögen. Aber schon die Regierung der beiden Äbte Eberhard von Brandis (1343-1379) und Mangold von Brandis (1383-1385). machte die Erfolge Diethelms wieder zunichte. 1367 verkaufte Eberhard von Brandis alle Güter und Rechte des Klosters an seine Familie. Als Abt Werner von Rosenberg (1385-1402) 1402 starb, waren gerade noch zwei Konventsherren im Kloster, Graf  Hans von Fürstenberg und Friedrich von Zollern. Bei der Wahl wählte der Neffe den Onkel zum Abt.Abt Friedrich von Zollern wurde 1427 abgesetzt. Ihm
eb41b0ac52512d28folgte Heinrich von Hornberg nach, der aus St. Peter im Schwarzwald kam und  nach nur hunderttägiger Amtszeit starb. Mit ihm endet die Periode hochadliger Exklusivität auf der Reichenau.

Papst Martin V. (1417-1431, auf dem Konstanzer Konzil zum Papst gewählt) bestimmte Friedrich von Wartenberg-Wildenstein (1427-1453) zum Abt. Erstmals wurde so der Angehörige eines Ministerialengeschlechts Reichenauer Abt. Er hatte zuvor die Propstei Klingnau in der Schweiz geleitet. Klingnau war Propstei des Reformklosters St. Blasien. Friedrich hob die Beschränkung des Konvents auf den Hochadel auf. Die beiden letzten Mönche verließen aus Protest das Kloster. Innerhalb von 2 Jahren waren wieder 13 Konventuale im Kloster. Abt Friedrich gab dem Konvent ein Reformstatut. Er schickte drei Mönche zum Studium nach Wien. Um ein geordnetes Klosterleben zu ermöglichen, umgab er den Klosterbezirk mit einer Mauer. Er ließ Dormitorium und Refektorium neu erbauen. Besondere Sorge widmete er der vernachlässigten Bibliothek und ergänzte sie durch beachtliche Zukäufe. 1446 verkaufte er das schon lange strittige Patronatsrecht über die Stadtkirche in Ulm für 25000 Gulden. Damit verfügte er über die finanziellen Mittel um die Besitzungen der Reichenau am Untersee auszulösen. Bei seinem Tod stand die Abtei wieder auf einer wirtschaftlich soliden Basis. Der übernächste Abt, Johann Pfuser von Nordstetten (1464-1492), der unter Abt Friedrich Cellerar war, zerstörte mit seiner Misswirtschaft den Neuansatz. Erzherzog Sigismund von Österreich (1427-1496) und die Stadt Zürich nötigten Abt und Konvent für 10 Jahre zum Verzicht auf die Verwaltung ihrer Güter. Die Abtei geriet nun vollends in das Spannungsfeld zwischen Habsburger Interessen und denen des Bischofs von Konstanz.Habsburg wollte seit den Schweizer Kriegen, die Abtei in den österreichischen Herrschaftsverband einzugliedern, die Konstanzer Bischöfe wollten das Kloster idem Bistum inkorporieren, um die zerrütteten  bischöflichen Finanzen aufzubessern und schließlich war noch ein dritter Mitspieler dabei, der Deutschorden, der die Abtei für die Kommende Mainau erwerben wollte. Die Äbte legten es nur noch darauf an, für sich eine möglichst hohe Abfindung herauszuhandeln. Beim Tod des Abtes Martin von Weißenburg (1492 bis 1508) bestand die Abtei wieder nur noch aus zwei Mönchen. Der Konstanzer Bischof  Hugo von Hohenlandenberg (1496-1531) erlangte von Papst Julius II. (1443-1513) eine Bulle, mit der er die Abtei dem Bistum inkorporierte. Dem widersetzte sich jedoch Habsburg und konnte 1508 die Wahl des Markus von Knöringen (1508-1516) durchsetzen. Die weltliche Verwaltung blieb ihm aber vorenthalten. Eine 1510 zwischen dem Bistum und Habsburg getroffene Vereinbarung, in der Konstanz Österreich  als ewigen Schirmherr der Reichenau anerkannte, der Kaiser aber dem Bischof die Abtei auf zehn Jahre einräumte, konnte wegen des Widerspruchs der Stadt Konstanz nicht wirksam werden. Nach zähen, wechselvollen Verhandlungen und Geldzahlungen an den Konstanzer Bischof und den Abt Markus von Knöringen konnte nochmals eine neue Lösung gefunden werden. Georg Fischer (1516-1519), der ehemalige Zwiefaltener Abt, wurde zum Reichenauer Abt erhoben. Die Reichenau hatte wieder einen fähigen Abt. Er verbesserte die wirtschaftliche Situation des Klosters erheblich. Auch die klösterliche Disziplin stärkte er wieder. Nach nur drei Jahren starb er aber. Der Konvent wählte den bisherigen Subprior Gallus Kalb zum Abt. Markus von Knöringen bestritt aber den Konventualen ein passives Wahlrecht. So wurde 1523 Markus von Knöringen wieder Abt. Das Bistum Konstanz verfolgte seine Inkorporationspläne weiterhin, zumal es aufgrund der Reformation zahllose Pfarreien verloren hatte. Bischof Johann von Lupfen erhielt von Papst Paul III. 1535 die Erlaubnis zur Inkorporation. Abt Markus von Knöringen verzichtete gegen eine jährliche Abfindung von 1400 Gulden, das entspricht einem heutigen Geldwert von etwa 63000 € + Naturalien. Kaiser Karl V. (Kaiser von 1519-1556) gab dazu 1541 sein Einverständnis.

An die Stelle der Abtei trat ein Priorat mit 12 Mönchen, das dem Bischof von Konstanz untergeordnet war. Der Reichenauer Konvent  strebte in den Folgejahren nach der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit der Abtei. 1757 wurde schließlich nach Prior Meinrad Meichelbeck durch päpstlichen Erlass ganz aufgehoben. Die Mönche wurden von der Insel vertrieben. Statt des Konvents wurde eine Reichenauer Mission mit 12 Patres aus verschieden Konventen eingerichtet. 1803 wurde das Bistum Konstanz aufgehoben und damit auch die Reichenauer Mission.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühten sich die Benediktiner aus Beuron, die Reichenau dem Orden zurückzugewinnen. Doch gelang es ihnen nicht, benediktinische Tradition an einem Ort wieder zu beleben, wo es einmal größte Bedeutung im südwestdeutschen Raum gehabt hat.

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19 Apr 2011

Kloster Weingarten

Weingarten Idealplan

Das Kloster Weingarten ist als Familiengrablege der Welfen und Hauskloster der Welfen bei ihrer Stammburg in Altdorf, dem heutigen Weingarten, gegründet worden. Die Welfen führen in ihrer Familienlegende ihren Stammbaum auf Edekon einen hunnischen oder skythischen Fürsten zur Zeit Attilas um 450 nach Christus und Vater des Odoakers zurück. Geschichtlich gesichert sind sie mit Welf I., der 819 als Graf erwähnt wird. Er verheiratet seine Töchter Judith mit Kaiser Ludwig dem Frommen (778-840) und Hemma mit Ludwig dem Deutschen (um 806-876). Damit sind sie mit dem höchsten Adel im fränkischen bzw. deutschen Reich verheiratet. Die älteren Welfen teilen sich in zwei Linien, die burgundische und die schwäbische. Die schwäbische nimmt ihren Stammsitz in Altdorf. Heinrich mit dem goldenen Wagen gründet um 935 das Kloster Altdorf als Frauenkloster. Heinrich ist Urgroßvater von Welf III. und Kunigunde. Welf III. stirbt um 1055 als Herzog von Kärnten ohne männliche Erben. Seine Schwester Kunigunde ist mit Azzo von Este verheiratet. Mit ihm hat sie einen Sohn, Welf IV. Dieser führt die Linie der Welfen fort.

220px-Stifterbüchlein_25v_Welf_IVWelf II., der Enkel Heinrichs erneuerte die  Stiftung eines Männerklosters in Altomünster. Vor 740 hatte dort der iro-schottische Mönch Alto ein Kloster gegründet. Das Frauenkloster in Altdorf brannte 1053 ab. Nun verlegte Herzog Welf IV. (um 1030/1040 –1101) das Männerkloster in Altomünster  in das welfische Anwesen auf dem Martinsberg, das Frauenkloster von Altdorf nach Altomünster. Das geschah im Jahre 1056. Damit beginnt die 1000-jährige Geschichte der Benediktinerabtei Weingarten. Die Hintergründe für die Verlegung sind unklar. Welf IV. könnte mit der Verlegung des Klosters seinem Hauskloster zu größerem Prestige und damit mehr Bedeutung und mehr Stabilität verhelfen wollen. Wichtigster Bewegung aber wohl das Testament seines Onkels Welf III. Dieser war ohne direkte Nachkommen verstorben und hatte das gesamte Hausgut dem Kloster vermacht. Seine Mutter protestierte dagegen und rief ihren Enkel Welf IV. aus Italien zurück. Dieser trat das Erbe an. Die Schenkung wurde so nie vollzogen. Der Tausch der Konvente könnte also auch dazu gedient haben, rechtlichen Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen.

Der erste Abt im Kloster Sancti Martini Altdorfiensis wird Heinrich I. (1040, 1055 Umzug nach Altdorf,+ ca. 1070). Das Kloster war dem fränkischen Reichsheiligen Martin geweiht. Auf ihn folgt Beringer, dann Adilheim von Luxemburg. Unter dem 4. Abt Walicho (1088- 1105) übernimmt das Kloster die Hirsauer Reform. Hirsau hatte sich der Reform Bewegung von Cluny angeschlossen. Das könnte auch den Namen Weingarten erklären. Ab dem 12. Jahrhundert nannte sich das Kloster Weingarten. Der Name ist erstmals um 1123 urkundlich belegt. Das könnte mit den örtlichen Rebpflanzungen zusammenhängen, würde also auf das Kloster im Weingarten hinweisen. Es könnte aber auch biblisch-allegorisch gedeutet werden. Die Mönche wären dann Arbeiter im Weinberg des Herrn (vergl. Matth 20,1-16) Das würde wieder gut zur monastischen Spiritualität  der Cluniazenser passen. Unter Abt Walicho erhält das Kloster seine wichtigste Reliquie, die Heiligblutreliquie. Eine Urkunde vom 12. März 1094 (WUB Bd. I Nr.245 ) berichtet von der Schenkung von namentlich genannten Gütern und viele aufgezählten Köstlichkeiten durch Herzog Welfhard und seine Gemahlin Iudita. Herzog Welfhard, das ist Welf IV. und seine Gemahlin Judith von Flandern. Judith hatte diese Reliquie von ihrem Stiefvater  Balduin von Flandern geerbt. aus dieser Stiftung heraus entwickelte sich der Blutritt, noch heute Europas größte Reiterprozession am „Blutfreitag“, dem Freitag nach Christi Himmelfahrt.

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Abt Berthold stiftete 1215 das kostbare Reliquiargefäß und ließ die Wunder-, Auffindungs- und Wallfahrtsgeschichte schriftlich niederlegen.

In der Urkunde vom 30. April 1098 (WUB Bd I Nr. 251) nimmt Papst Urban II. die Abtei in seinen Schutz, bestätigt ihren Besitz und ihre Rechte. Da taucht auch der Name Winegartensem  abbaciam auf.

Allerdings handelt es sich bei dieser Urkunde wohl um eine Fälschung. Welf IV. hatte ganz im Sinne der cluniazenischen Reform die Abtei dem Heiligen Stuhl überlassen und auf fast alle Herrschaftsbefugnisse verzichtet.

Aus dem welfischen Eigenkloster war ein „freies Kloster“ geworden, hatte größere Eigenständigkei und stand unter dem Schutz des Papstes. Auch wirtschaftlich erlebte die Abtei eine erste Blüte. Neben den großen Schenkungen durch das welfische Haus schenkten auch viele welfische Vasallen. Das Kloster hatte Besitz in Vorarlberg und bis nach Tirol.

Der Nachfolger Walichos ist Kuno Truchsess von Waldburg (ca. 1109-1132). Er ist der erste namentlich bekannte Vertreter der Familie von Waldburg, einem welfischen Ministerialengeschlecht. Kuno hatte sich vor allem um die Klosterbibliothek verdient gemacht. Auf Schloss Zeil wird der Codex des Kuno aufbewahrt mit Augustinuskommentaren zum Johannesevangelium.In seiner Regierungszeit wurden auch die Gebeine von Welf IV. aus Zypern in die welfische Grablege nach Weingarten überführt. Nach Plänen von Abt Kuno wurde zwischen 1124 und 1182 eine hochromanische dreischiffige Säulenbasilika erbaut. Sie löste die bisher bestehende Leutekirche ab.Unter Abt Werner von Markdorf (ca. 1181-1188) wurde sie 1182 von dem Konstanzer Bischof Berthold von Bußnang zu Ehren der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit, des heiligen Kreuzes, der seligen Gottesgebärerin Maria und aller himmlischen Tugenden, besonders aber zu Ehren des hl. Bischofs Martin geweiht.

1178 hatte Welf VI. sein Erbe nördlich der Alpen an Friedrich Barbarossa verkauft. Aber Abt Meingoz regierte nur kurz. Abt Berthold hat gute Beziehungen zu den Staufern. Mindestens zweimal war Friedrich II. in Weingarten.

Das erste Mal 1219 bittet ihn der Propst von Weissenau um Weideland für sein Kloster. Der König schenkt ihm daraufhin Land zu Honriet im Altdorfer Wald. Bei seinem zweiten Aufenthalt am 4. Januar 1220 stellt er darüber eine Urkunde aus. Am selben Tag bestätigt er auch in Weingarten ein Privileg von Kaiser Friedrich I. für das Kloster Ottobeuren vom 7. Mai 1171.

Unter Abt Meingoz (ca.1188-1200) und Abt Berthold ( 1200-1232) erlebte das Kloster eine kulturelle Blüte. Abt Meingoz wird auch im Heiligenkalender der katholischen Kirche geführt. Er war in Hirsau ins Kloster eingetreten.  1188 wurde er nach Weingarten als Abt berufen. In der neuen Kirche ließ er eine Krypta errichten und Buntglasfenster einsetzen. Sein Gedenktag ist der 22. April. Auch Berthold, der Nachfolger von Meingoz, zählt zu den Weingartener Heiligen. Sein Gedenktag ist der 19. September. Er folgte 1200 auf Meingoz.  Am 25. März 1215 brannte die Klosterkirche ab. Noch in seiner Regierungszeit schaffte er den glanzvollen Wiederaufbau. Wichtiges Finanzierungsinstrument dieser Zeit war der Ablassbrief. So gibt es eine Urkunde (Baden-Württembergisches Landesarchiv B515 U 66), die Papst Innozenz IV. am 7.5. 1248 in Lyon ausgestellt hat und in der er “ die Angehörigen der Kirchenprovinz Mainz auf Bitte des Bischofs von Konstanz, gegen einen Ablaß für das Kloster Weingarten zu spenden, das durch Brand geschädigt wurde „. Die Verehrung der Heiligen und die Feier des Gottesdienstes war ihm wichtig. So erließ er für das Kloster Weingarten eingehende Bestimmungen für die Marienverehrung. Neben dem Reliquiar für die Heilig Blutreliquie entstand 1217 das Berthold-Sakramentar, eine prachtvoll illuminierte Handschrift, die heute im Besitz der John Pierpont Morgan Library  ist, jetzt ein Museum und Forschungsbibliothek die  der amerikanische Unternehmer und Bankier 1867-1943) aus der Privatbibliothek seines Vaters geschaffen hat.

Aus dem Weingartner Skriptorium stammt auch die Weingartener Fassung der Welfengeschichte mit dem berühmten Bildnis von Kaiser Barbarossa inmitten seiner Söhne Heinrich und Friedrich. Unter Abt Berthold erlebte Weingarten die wohl größte Blütezeit im Mittelalter.

In der Regierungszeit von Abt Hermann von Biechtenweiler (1266-1299) wird die Abtei 1274 zur Reichsabtei erhoben. König Rudolf I. bestätigt am 12. April 1274 in Ulm „dass laut ihm vom abte des klosters Weingarten vorgelegter privilegien kein könig oder kaiser die vogtei über leute und güter des klosters bei der kirche Berg oder sonstwo an irgend jemand andern übertragen und so dem reich entfremden dürfe“ (RI VI I n. 144) Sein Nachfolger, Abt Friedrich Heller von Hellersberg (1300–1315) wurde von Papst Clemens V. zusammen mit dem Engelsberger Abt Rudolf von Hertleib sowie den Konstanzer Domherrn Lütold von Röteln mit der Untersuchung der Exkommunikation  von Schwyzer Bauern bei Auseinandersetzungen zwischen ihnen und dem Stift Einsiedeln. (siehe dazu Blog Einsiedeln)

 

Dann allerdings folgen zwei Jahrhunderte der Stagnation und des Niedergangs. Der Streit zwischen Kaisern und Päpsten, die Pest von 1348 und 1449, sowie Brände und Unglücksfälle machten dem Kloster zu schaffen. Das Pestjahr von 1348 gilt als Geburtsjahr der Weingartner Narrenzunft Plätzler, weil damals angeblich die Bürger von Altdorf aus Freude über die überstandene Beulenpest vor dem Rathaus getanzt haben.1470 war wieder ein schlimmes Pestjahr in Oberschwaben. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. 1477 war das Kloster infolge eines Brandes hochverschuldet. Nach Elmar Kuhn Reformation in Oberschwaben S.8 verdankte es die Abtei nur der Unterstützung Zürichs, dass es der Papst nicht einem Kardinal verlieh. Es waren nur noch 15 Mönche im Kloster, 4 Kleriker und drei Brüder. Auch mit der Klosterzucht war es nicht mehr besonders.Sie mussten immer wieder zum Chorgebet ermahnt werden, Sie sollten nicht „schreien, singen, zutrinken, spielen und streiten“.(Elmar Kuhn ebda) Alle besaßen Privateigentum. Den Ordenshabit trugen sie nicht immer. Dafür liebten sie „Kurzweil, Spiel und Gesellschaft mit Laien und die Jagd“ (Elmar Kuhn).Zwar hatte  Abt  Johann Blarer ( 1418-1437) schon die Erneuerung versucht. Neue Gemeinschaftsräume wie Refektorium, Dormitorium und Bibliothek entstanden. Erst unter Abt Kaspar Schiegg (1477- 1497) erhielt das Klosterleben wieder neue Impulse. Unter seiner Regierungszeit wurde die Hosanna Glocke gegossen, noch heute die schwerste Glocke der Diözese Rottenburg.Durch den Bauernkrieg, der schon in die Abtszeit von Abt Gerwig Blarer (1520-1567) fiel, kam Weingarten im Gegensatz zu den anderen oberschwäbischen Klöstern unbeschadet.  Abt Gerwig Blarer war der wohl politischste Abt Weingartens. Er stammte aus der Familie des Konstanzer Ratsherren Augustin Blarer und dessen Frau Katharina, je nachdem welcher Quelle man folgt. Es gibt Quellen, die Hans Blarer als Gerwigs Vater angeben oder eben Augustin. Nimmt man Augustin als Vater an. Dann hatte Gerwig noch drei Geschwister und zwar Ambrosius, Thomas und Margarete. Alle drei spielten in der Reformation eine wichtige Rolle. Ambrosius ist 1492 geboren. Er besuchte die Lateinschule in Konstanz und immatrikulierte sich schon mit 12 an der Universität Tübingen. Er brach sein Studium zunächst wieder ab und trat 1502 in die Benediktinerabtei Alpirsbach ein. Dort wurde seine Sprachbegabung erkannt uns er wurde zum Studium an die Universität zurückgeschickt. Dort war er Studienkollege und Freund von Philipp Melanchthon. Die Freundschaft hielt das ganze Leben.1521 wurde er Prior in Alpirsbach und somit Stellvertreter des Abtes. Sein Bruder Thomas ist sieben Jahre jünger, 1499 geboren. Ab 1514 studierte er die Rechte in Freiburg. 1520 wechselte er nach Wittenberg und lernte dort Martin Luther und seine Schriften kennen. Er begleitete ihn 1521 auch auf den Reichstag nach Worms. 1523 kehrte er nach Konstanz zurück und machte auch seinen Bruder mit den Schriften Luthers bekannt. Die Auseinandersetzung mit Luther führte dazu, dass Ambrosius das Kloster verließ. Er wurde mit seinem Bruder  zum Anführer der Reformation in Konstanz und führte sie später  in Augsburg, Ulm, Isny, Lindau und Esslingen ein und im Auftrag Herzog Ulrichs in Württemberg. Die Schwester Margarte ist zwei Jahre jünger als Ambrosius, 1494 geboren. Sie hatte wie alle ihrer Geschwister eine hervorragende humanistische Ausbildung. Sie unterstütze ihre beiden Brüder bei der Durchführung der Reformation in Konstanz. Sie bewegte sich in den humanistisch gesinnten Kreisen von  Konstanz und hatte Kontakt zu dem Straßburger Reformator Martin Bucer, kannte auch Erasmus von Rotterdam. In Konstanz gründete sie einen Armenverein christlicher Frauen. Nach dem Tod ihrer Eltern führte sie das Geschäft weiter und unterstützte aus dem Ertrag auch den Armenverein. Sie unterrichte Kinder, unterstützte Witwen und pflegte Kranke. Während der Pest in Konstanz erkrankte sie selbst und starb 1541.Einen ähnlichen und doch ganz anderen Werdegang hatte Gerwig. Er ist 1495 geboren.1511 trat er ins Kloster Weingarten als Novize ein. 1520 wurde er Abt von Weingarten. Er hatte in Freiburg, Wien und Ferrara beide Rechte  studiert.  Zu seiner weiteren Karriere außerhalb des Ordens siehe Kloster Ochsenhausen. Schon 9 Jahre nach seinem Klostereintritt 1520 wurde er in Weingarten zum  Abt gewählt. Zur Lösung der Probleme, die die Reichsabtei Ochsenhausen mit seinen reichsstädtischen Nachbarn Biberach und Ulm hatte, die auch dem neuen Glauben anhingen, schien er Kaiser Karl V. der richtige Mann zu sein. So wurde er 1547 in Doppelfunktion auch Abt von Ochsenhausen. Er einigte so die mächtigsten Stifte Oberschwabens in der Abwehr von reformatorischen und evangelischem Gedankengut. Er war kaiserlicher Rat Kaiser Karls des V. (1500-1558) und päpstlicher Legat von Papst Julius III (1550-1555).

Im Schmalkaldischen Krieg 1546 wurde das Kloster allerdings in die Auseinandersetzungen gezogen und von den Schmalkaldischen Truppen geplündert.

Seit 1555 war der Weingartner Abt einer der festgeschriebenen Vertreter beim Reichsdeputationstag, dem für die Erledigung von Geschäften erwählte reichsständischen Ausschuss.

Die Nachfolger Blarers Johann Hablüzel (1567-1575) und  Johann Raitner (1575-1586) waren  wie schon Gerwig Blarer echte Vertreter der Renaissancekultur. Sie und ihre Konventualen waren dem weltlichen Treiben nach wie vor offener eingestellt als dem Streben nach klösterlicher Disziplin. Das oben bei Elmar Kuhn abgedruckte Urteil hatte nach wie vor Bestand. Auch Abt Johannes hatte mit Magdalena Wolfurtsberger eine Geliebte, der er 1568 sogar die neue Prälatur schenkte, Dieses Geschenk brannte allerdings schon zehn Jahre später ab.

Abt Georg Wegelin (1586-1627) gilt als zweiter Gründer Weingartens. Er legte den Grundstein für die neue Blüte Weingartens bis zur Aufhebung. Er hatte an der Universität Dillingen studiert, war jesuitisch geprägt und erzogen. Unter ihm hatte der Abt nicht mehr Stiftsvorstand sondern Seelenführer und guter Hirte zu sein. Der Mönch sollte wieder durch die Gelübde geprägt sein. Ein neues Ethos der Regeltreue und des Gemeinschaftslebens entstand. Auch Besitz und Verwaltung wurden neu gesehen.

Äbte und Mönche waren nicht mehr Herren des Besitzes sondern nur dessen treue Verwalter. Die Früchte dieser neuen Orientierung zeigten sich bald. Papst Clemens VIII.“lobt den Abt von Weingarten wegen der Abgabe der Stimme der Schwäbischen Reichsprälaten beim Reichstag von Regensburg und seiner Verdienste um die Disziplin in seinem Kloster. Er soll anderen Klöstern helfen, das Mönchtum in Deutschland wieder in die Höhe zu bringen.“ in einer am 8.10. 1594 ausgestellten Urkunde (Landesarchiv Baden-Württemberg B 515 U !55)

1603 trafen sich die Äbte von sieben Benediktinerklöstern in Weingarten. und beschlossen die Gründung einer Kongregation, die schon 1568 versucht worden war. Papst Clemens VII. hatte allerdings die Approbation nicht erteilt.Abt Georg hatte sich weiter um die Bildung der Kongregation bemüht. dieser erneute Anlauf war erfolgreich. Papst Clemens VIII. erteilte am 14.August 1603 die Approbation. Zum ersten Präses und Visitator der oberschwäbischen Benediktinerkongregation wurde der Weingartener Abt gewählt. Gründungsmitglieder waren die Klöster Weingarten, Ochsenhausen, Isny, Petershauens, Zwiefalten, Mehrerau und Wiblingen. Später kamen noch weitere Klöster dazu.

Unter Abt Georg begann das Kloster seine Mönche auf die 1622 gegründete Benediktineruniversität Salzburg zu schicken. Alfons Stadelmayer, der 1626 seine Ordensgelübde in Weingarten abgelegt hatte, wurde 1647 an die Universität berufen und wurde dort zum Doktor der Theologie berufen. Er war dort als Lehrer tätig und wurde 1652 der 4. Rektor der Universität. 1673 wurde er Abt in Weingarten

1253775636759lSchwer getroffen wurde das Stift vom Dreißigjährigen Krieg. 1632, 1646 und 1647 wurde es von den Schweden ausgeplündert. Zur militärischen Lage von Kloster Weingarten um 1635 siehe Blog Kloster BaindtWie in den anderen oberschwäbischen Klöstern waren die meisten Mönche in den Jahren 1632-1634 in sichereren Klöstern. Gabriel Bucelinus, wohl der gelehrteste Mönch, den Weingarten hervorbrachte, hielt sich zum Beispiel ab 1635 und nochmals 1647 im Kloster Admont auf. Abt Georg verstarb 1627. Er musste also die schlimmsten Kriegsjahre in Weingarten nicht mehr erleben. Auf ihn folgte für 10 Jahre Franz Dietrich. Unter Abt Franz kam es zu einem länger andauernden Streit mit Kloster Einsiedeln.1614 hatte Weingarten von den Herren von Sulz die Herrschaft Blumenegg in Vorarlberg erworben. Mitten in der Herrschaft Blumenegg lag die Herrschaft St.Gerold, die Kloster Einsiedeln gehörte. Die Vogtei über St. Gerold lag schon seit altersher beim Besitzer von Blumenegg, jetzt also dem Kloster Weingarten. Nachdem Einsiedeln in der Zeit mit Plazidus einen neuen Abt erhalten hatte, hatte Abt Franz diesen um die Belehnung mit der Vogtei gebeten, zunächst aber keine Antwort erhalten. Der Konflikt wurde langsam gravierender, als Abt Plazidus in St. Gerold die Huldigung seiner Untertanen entgegennehmen wollte. Als dann noch der Propst von St. Gerold auf Schloss Blumenegg einen formellen Protest gegen Weingarten vorbrachte, weil die Vögte die Gotteshausleute von Einsiedeln mit Frondiensten belastet und damit in die Gerichtsbarkeit der Propstei St. Gerold eingegriffen hätten. Die Lage verschärfte sich weiter, als sich Weingarten gezwungen sah, wegen der Kriegskosten, die es infolge des Dreißigjährigen Krieges diese auf seine Untertanten abzwälzen und auch die Gotteshausleute von Einsiedeln belasten wollte. Dagegen klagte Einsiedeln zunächst in Blumenegg, dann in Weingarten. Es ging dann schließlich weiter bis zum Kaiser. Wegen der nun ganz konkret gewordenen Kriegsgefahr legte Weingarten 1632 Truppen in das Gebiet von St. Gerold und forderte die Propstei auf, für den Truppenunterhalt zu zahlen. Der Propst weigerte sich. Im Gegenzug belegte Weigarten Propsteigüter mit Beschlag. Der Kaiser hatte mittlerweile den Bischof von Augsburg als Vermittler eingeschaltet, allerdings ohne Erfolg. Nun drohte der Bischof von Chur mit dem Kirchenbann und zitierte den Abt von Weingarten nach Chur. Dieser erwirkte allerdings vom Kaiserlichen Hof, dass er dort nicht erscheinen müsse. Der Vogt von Blumenegg wurde gebannt, der Kirchenbann an der Kirche von Feldkirch angebracht. Weingarten ließ ihn abreißen und eine Gegenerklärung anschlagen. Weingarten forderte wenig später eine erneute Kriegssteuer von 1000 Gulden. Wieder landete das beim Kaiser. Der, Ferdinand II. entschied nun, dass der Arrest über die Güter der Propstei aufgehoben wurden und nur ein kaiserlicher Kommissär die in Kriegszeiten nötigen Abgaben erheben könne. Damit kehrte für einige Zeit Ruhe ein. Abt Franz starb 1637.Sein Nachfolger war Dominikus Laymann. Als er die Leute von St. Gerold zur Huldigung aufforderte lebte der Streit wieder auf. Einsiedeln war aber stark mit Auseinandersetzungen mit Schwyz beschäftigt, so dass es dieses Problem zunächst zurücksetzte.  Dominikus wurde nochmals ganz nah mit dem Krieg direkt in seiner Umgebung konfrontiert. Er hatte sich 1645 in Ravensburg in Sicherheit gebracht wurde aber von dem Hohentwieler Festungskommandanten Conrad Widerholdt mit der Drohung, das Kloster Weingarten niederzubrennen dazu gebracht Ravensburg zu verlassen. Er wurde gefangen genommen und gegen einen wichtigen Mann widerrholts ausgetauscht und gegen ein Lösegeld von 400 Gulden freigelassen.Im letzten Kriegsjahr waren 63 Weiler und einzelne Höfe des Klosters auf einmal niedergebrannt worden. Einsiedeln hatte 1645 mit Schwyz Frieden geschlossen und konnte sich nun auf die Streitigkeiten mit Weingarten konzentrieren. Die beiden Abteien einigten sich auf einen Schiedsrichter,  Weingarten wurde durch Rudolf von der Halden vertreten, Einsiedeln von dem Überlinger Ratsherrn Nikolaus Thüring von Erkheim.1648 wurde der Konflikt mit einem Spruch beigelegt. Einsiedeln kaufte das bisherige grundherrliche Gebiet von St. Gerold und zwei benachbarte Berghalden mit allen Bewohnern, Gerichten und Grundherrlichkeiten für Gulden 30.500. Die Hohe Gerichtsbarkeit blieb bei Blumenegg, also bei Weingarten.Dominikus Laymann war Abt bis 1673. Auf ihn folgte der oben erwähnte Alfons Stadelmayer, der 1652 Rektor der Universität Salzburg. Dort hatte er 1655  die neue Universität mit dem akademischen Theater errichten lassen. Die Lage in Weingarten hatte sich soweit konsolidiert, dass vom Vorarlberger Baumeister Michael Thumb ein neues Noviziatsgebäude erbaut werden kann. Auch Pläne für einen Kirchenumbau sind nicht mehr utopisch. Konkrete Planungen erfolgen aber erst nach dem Tod von Abt Alfons 1683. Sein Nachfolger wurde Willibald Kobold (1683-1697). Sein Bruder Placidus war zwei Jahre vorher in Ochsenhausen zum Abt gewählt worden, übte dieses Amt allerdings nur 6 Jahre aus, da eine Geisteskrankheit auftrat und er abgewählt wurde (siehe Reichsabtei Ochsenhausen)

1684 kommt Bruder Caspar Moosbrugger aus Einsiedeln (siehe dort) nach Weingarten und beginnt mit Planungen. Wahrscheinlich stammt der Aufnahmeplan der romanischen Basilika von ihm. Pläne von ihm für den Umbau sind nicht bekannt. Die Bauvorhaben mussten gestoppt werden, da 1695 das Priorat Weingartens in Feldkirch aufgehoben wurde und nach Hofen in das heutige Friedrichshafen verlegt wurde.

In den Jahren 1692/1693 gibt es nochmals einen engen Kontakt  mit dem Kloster Einsiedeln, dieses Mal allerdings einen im besten Einvernehmen. Einsiedeln hatte 1650 von der Stadt Überlingen die Herrschaft Ittendorf (zwischen Markdorf und Meersburg) günstig erwerben, da sich die Stadt wegen der Kriegslasten zum Verkauf gezwungen sah. Für 30.000 Gulden wechselte die Herrschaft den Besitzer. Das Kloster wollte damit Schwierigkeiten mit der Getreideversorgung zuvorkommen, die sich im Dreißigjährigen Krieg mehrfach gezeigt hatten.1692 wurde in Einsiedeln mit Abt Raphael ein neuer Abt gewählt. Dieser sah sich bei Amtsantritt mit einer enormen Schuldenlast konfrontiert. Deshalb wurde an einen Verkauf von Ittendorf gedacht und man fand im Kloster Weingarten auch schnell einen potenten Kaufinteressenten. Es gab dann eine Reihe von Interessenten, z. B. den Bischof von Chur, der aber nur 70.000 Gulden anlegen wollte. Das Bistum Konstanz schlug einen Gütertausch gegen eine Besitzung des Fürstbistums im Thurgau vor. Das hätte aber die finanziellen Zwänge Einsiedelns nicht behoben. Die beiden Klöster einigten sich sehr schnell auf ein Kauf mit einer Kaufsumme von schließlich 136.000 Gulden. Nachdem noch einige Einsprüche von umliegenden Herrschaften abgelehnt worden waren, die irgendwelche Rechtsansprüche geltend machten wurde der Kauf 1693 abgewickelt. Die Finanzkraft, die Weingarten so kurz nach dem Krieg schon wieder gewonnen hatte, zeigt sich, dass Weingarten im Mai 1693 die erste Anzahlung leistet und zum Jahresende bereits die komplette Schuld getilgt warAbt Willibald beginnt mit einem Klosterneubau in Hofen mit dem Vorarlberger Baumeister Christian Thumb. Er ist Michaels Bruder, der das Noviziatsgebäude in Weingarten errichtet hatte. Sein Bauleiter ist Bruder Andreas Schreck (1659-1730) der 1693 ins Kloster eingetreten ist.Der Neubau in Hofen hat die Kraft der Abtei Weingarten absorbiert, so dass die Baupläne für Weingarten erst einmal auf Eis gelegt wurden. Zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde in Weingarten nur noch der Fruchtkasten gebaut. Den Klosterneubau in Höfen beendet erst sein Nachfolger Abt Sebastian Hyller (1697 bis 1730).  Er ist am 5.2. 1697 in Pfullendorf als Sohn eines Bäckers geboren. Nach seinem Eintritt ins Kloster Weingarten studierte er an der Benediktineruniversität Salzburg. .Dort wurde er Professor der Philosophie. 1697 wählte ihn der Weingartener Konvent zum Abt. Auch sein Vorvorgänger Abt Alfons hatte ja seine Karriere in Salzburg begonnen. Abt Sebastian wird auch Präses der Schwäbischen  Benediktinerkongregation, außerdem des  schwäbischen Reichsprälatenkollegiums und der Universität Salzburg. Er wird der große Bauabt in der Geschichte Weingartens. Gleich nach seiner Wahl baut er mit dem in Hofen tätigen Baumeister Christian Thumb und seinem Palier Bruder Andreas Schreck die dort begonnenen Neubauten bis 1701 zu Ende. Schon 1700 beginnt er mit den Planungen für den Klosterneubau. Er hat Kontakt mit Franz Beer II. Die Realisierung der Baupläne werden aber enorm erschwert. Die Pläne werden sofort von Vorderösterreich bekämpft, das die „Via Regia“ die Landstraße, die nach Altdorf durchs Klostergebiet führt, beeinträchtigt sieht. Altdorf ist seit 1486 in vorderösterreichischem Besitz. So wird erst 1709 die Pfarrkirche von Krumbach (heute ein Teilort von Obereisenbach zwischen Tettnang und Bodnegg) erbaut. Von 1712-1714 ließ er die Pfarrkirche St. Stephan von Thüringen bei Bludesch in der Grafschaft  Blumenegg neu erbauen, da der Vorgängerbau baufällig war. 1707 war Abt Sebastian bei der Einweihung der Kollegienkirche in Salzburg zugegen und hier entschied er sich wohl endgültig für den Bau der Stiftskirche. Wegen der Streitigkeiten mit Vorderösterreich beginnt er erst mit dem Kirchenbau, vor er an den Klosterneubau geht. Neben Franz Beer II zieht er auch noch Baumeister Johann Jakob Herkomer aus Füssen  bei, der ihm 1713 einen Riss für den Kirchenneubau liefert. Auf diesem Riss von Herkomer basiert die entscheidenden Planung von Beer. Beer ist ein ungemein lernfähiger Baumeister. Er hat sich 1705 ausführlich mit der Salzburger Kollegienkirche auseinandergesetzt, die Johann Bernhard Fischer von Erlach gebaut hat.

Das dürfte ganz im Sinne von Abt Sebastian gewesen sein, der die neue Kirche wohl auch seinen Baumeistern als Vorbild empfohlen hat. Im März 1715 beginnt der Abriss des romanischen Münsters.Am 22.08. 1715 erfolgt die Grundsteinlegung. Allerdings kommt es ein Jahr später zum Bruch mit Beer. Wegen einer Kautionszahlung kommt es zum Streit mit Beer und dieser erlässt die Baustelle. Herkommer ist krankheitshalber nicht mehr verfügbar.

So übernimmt der bereits 70-jährige Baumeister Christian Thumb unter «Oberaufsicht» von Br. Andreas Schreck die Baustelle. Der Bauherr kennt die beiden bereits aus Hofen.Für die weitere planerische Arbeit gewinnt Abt Sebastian den Ludwigsburger Baudirektor Donato Giuseppe Frisoni (1681–1735).So kann  Weingarten als Gemeinschaftswerk von mehreren kompetenten Baumeistern, aber auch eines sehr kompetenten Bauherren betrachtet werden. In knapp 19 Monaten ist das Bauwerk eingewölbt. Franz Schmuzer, der auch in Hofen gewirkt hat, kann mit der Stuckierung beginnen. Cosmas Damian Asam führt Deckenfresken aus. Es ist sein erster Grossauftrag.. Ein weiterer Künstler erhält für Weingarten ebenfalls seinen ersten Großauftrag. Der Bildhauer Josef Anton Feuchtmayer fertigt das Chorgestühl, das 1724 aufgestellt wird. Am 10.September 1724 wird die neue Stiftskirche eingeweiht. Nicht nur die Bauzeit ist bemerkenswert, auch die Finanzierung. Abt Sebastian kann die gesamten Kosten aus den laufenden Einnahmen bestreiten. 210.000 Gulden wurden insgesamt ausgegeben. Das Kloster ist bei der Einweihung schuldenfrei. Auch das zeigt die wiedergewonnene finanzielle Stärke des Klosters. Erst vor kurzer Zeit der Kauf der Herrschaft Ittendorf, dann zwei große Bauvorhaben, Hofen und die Stiftskirche. Dabei herrschte ja schon wieder Krieg. Der Spanische Erbfolgekrieg von 1701-1714 wurde 1704 ja auch mit Schwerpunkt in Süddeutschland ausgetragen .Mit Sicherheit fielen auch für Weingarten Kontributionen an. 1727 beginnt Abt Sebastian mit dem Klosterneubau, hat dabei aber nach wie vor Schwierigkeiten mit Vorderösterreich. Er stirbt 1730 mit 63 Jahren und erlebt nur noch die Rohbau des Ostflügels. Zu seinem Nachfolger wird Alfons II. Jobst (1730-1738) gewählt. Bei seiner Wahl ist er Ökonom. Vorher war er Kustos in Hofen, Dann Küchenmeister und Cellerar. Seine Klosterlaufbahn lässt einen eher wirtschaftlich denkenden Abt als einen Bauherren vermuten. Aber Alfons übernimmt die Bauvorhaben seines Vorgängers. Er kann den Bau des Ostflügels beenden. Wegen Grundstücksstreitigkeiten mit Österreich muss aber der gesamte Bau eingestellt werden.

Dafür wird in Wien ein enorm kostenträchtiger Prozess geführt. Unter der Vierungskuppel der Stiftskirche lässt den Heilig-Blut-Altar mit dem Chorgitter errichten. Die wichtigste Entscheidung seiner Regierungszeit ist den jungen Orgelbauer aus Ochsenhausen Josef Gabler nach Weingarten zu holen. In dem noch baufeuchten Neubau war 1722 eine Orgel errichtet worden, die schnell als „verfault und verderbt“ empfunden wurde. Josef Gabler repariert die Orgel und kann den Konvent von seinen Qualitäten überzeugen. er kam wohl auch auf Empfehlung des Abtes von Ochsenhausen  nach Weingarten. Im dortigen Kloster hatte er sein Erstlingswerk, die Hauptorgel mit 49 Registern erbaut. 1737 erhält Gabler die Hauptorgel zu bauen. Von 1737-1750 ist er mit dem Bau beschäftigt. Mit 63 Registern wird sie die größte Barockorgel Süddeutschlands. Die Synthese von Raumarchitektur und Orgel ist Gabler meisterhaft geglückt und obwohl erst Gablers zweites Instrument wird es sein Meisterwerk. Bis zur Säkularisation wurde die Orgel ausgiebig genutzt. Weingarten hatte, wie die oberschwäbischen Klöster eine

großartige  Musikkultur. Um 1800 lebten acht musizierende und komponierende Patres im Kloster.

Abt Alfons verstarb 1738. Sein Nachfolger wurde Placidus Renz (1738-1745). Er tritt ein sehr schwieriges Erbe an. Klosterneubau und vor allem die juristischen Auseinandersetzungen mit Österreich hatten die zuvor soliden Finanzen zerrüttet. Abt  Placidus konnte sich zwar mit dem Wiener Hof vergleichen und mit dem Wessobrunner Baumeister Josef Schmuzer den Weiterbau angehen.Der Schuldenberg Weingartens hatte aber 1744 300.000

Gulden erreicht, das war das dreifache des Jahreseinkommens des Klosters. Deshalb resignierte der Abt 1745 und zog sich nach Hofen zurück, wo er 1748 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Doemicus II. Schwarzer (1745-1784)

Unter Abt Domenicus Schnitzer (1746-1784) gab es nochmals viele Neueintritte. Doch der Schuldenberg wuchs bedingt durch Prozesskosten um den Erwerb und Ausbau der hohen Gerichtsbarkeit sowie Auseinandersetzungen mit der österreichischen Landvogtei und dann Reichskriegssteuern und ab 1795 Kontributionen.

Der letzte Abt war Anselm Rittler (1784-1804). Im Zuge der Säkularisation ging Weingarten am 15. September 1802 an den Fürsten Wilhelm von Oranien-Nassau-Dillenburg. Die 48 Mönche durften noch bis 1809 im Konventsgebäude bleiben. 1806 wurde Weingarten württembergisch. Das restliche Kirchensilber, Klosterarchiv und Klosterbibliothek wanderten nach Stuttgart.

Der Blutritt war nach der Aufhebung des Klosters bis 1849 kirchlicher-und staatlicherseits verboten. In der Nazizeit war es ein Bekenntnistag, der von den Machthabern nicht unterdrückt werden konnte.

tblBilder_KulturgutKulturbild100Das Kloster war 1825 Waisenhaus und 1868 Kaserne. Nach Abschaffung der Monarchie 1918 standen die Gebäude leer. Am 10. Mai 1922 siedelten aus England vertriebene Mönche  an. Sie nahmen zusammen mit Beuroner Mönchen das Klosterleben wieder auf. Abt Ansgar Höckelmann (1922-1943) wurde der 41. Abt.

1940 beschlagnahmten die Nazis das Gebäude. Ein Großteil der Mönche wurde eingezogen. Ein kleiner Teil durfte mit Abt Konrad Winter (1934-1953) im Hofgut Rössler verbleiben.

2010 endete die Klostergeschichte. Es lebten nur noch 4 Mönche im Kloster, der älteste war 98!

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23 Mrz 2011

Kloster Zwiefalten

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Auf der Schwäbischen Alb fließen zwei Flüsschen zusammen, die Zwiefaltener Aach und die Kessel-Aach. Daher leitet sich der Name Zwiefalten, das 904 zum ersten Mal erwähnt wird, ab.

Im 11. Jahrhundert leben bei Reutlingen die Grafen von Achalm. Kuno von Wülfingen und Liutold, Söhne und Erben des Grafen Rudolf von Achalm und seiner Gemahlin Adelheid von  Wülfingen stiften 1089 das Kloster Zweifalten. Graf Rudolf war der Vollender der Achalm, deren Bau um 1040 begonnen worden war. Eigentlich sollte in Altenburg am Neckar nahe dem Stammsitz ein Kloster gegründet werden. Da dort nicht ausreichend Wasser war, wurde Zweifalten gewählt.

Papst Gregor VII., der entschiedene Gegner Heinrich IV., war vor kurzem gestorben (1085). Der Investiturstreit hatte seinen Höhepunkt überschritten. Die beiden Grafen waren Parteigänger Gregors. Ratgeber bei dem Klosterprojekt waren der ebenfalls papsttreue Bischof Adalbero von Würzburg (um 1010 bis 1090), der wegen seiner Papsttreue aus Würzburg vertrieben worden war und Abt Wilhelm von Hirsau (um 1030 bis 1091), während des Investiturstreites ebenfalls auf Seite des Papstes und Verfechter der cluniazentischen Reformbewegungen so wie Papst Gregor ja auch aus Cluny kam und dort vor seiner Wahl als Papst als Mönch Hildebrand gelebt hatte. Außerdem wurde der Bempflinger Vertrag abgeschlossen. Das war ein mündlicher Erbvergleich zwischen den Grafen Kuno und Liutold einerseits und Graf Werner IV. von Grüningen andrerseits. Da die beiden Grafen erbrechtlich kinderlos waren, –Kuno hatte drei illegitime Kinder-, war eine solche Absprache nötig, um spätere Ansprüche des Grafen Werners und seiner Erben  an das Kloster zu vermeiden. Werner war der Sohn von Willibirg von Achalm, der Schwester der beiden Grafen. Dieser Vertrag wird in der Zwiefaltener Chronik (1135-1138)der Mönche Ortlieb und Berthold erwähnt. Die Mönche wollten mit dieser schriftlichen Fixierung wohl auch Rechtssicherheit für das Kloster schaffen. Da die Klostergründung sehr rasch vor sich gehen sollte, mussten die Einwohner des Ortes auswandern, um den Ordensbrüdern Platz zu machen. Ihre Häuser wurden zu Zellen, die Pfarrkirche zu einer Klosterkirche umgewandelt. Aus dem Kloster Hirsau kamen 17 Mönche nach Zwiefalten. Abt Wilhelm gab ihnen Wezilo zum Propst. Nach zwei Jahren wurde der erst Abt gewählt und jetzt begann man auch mit dem Bau des Klosters. Gewählt wurde Noker (1091-1095)von Zwiefalten, der mit dem “Memento Mori” die erste deutsche Bußpredigt in Reimform geschrieben hatte, wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts verfasst und in einer Straßburger Handschrift überliefert. Die Grafen waren bis jetzt noch Eigentümer ihres gestifteten Gutes. Dieses wurde 1092 feierlich übergeben, der Sitte gemäß durch die Hand eines Dritten, hier des Grafen Mangold von Veringen. Graf Mangold stellte das Kloster im Folgejahr unter den Schutz Papst Urbans II. Der Graf erhielt die Bestätigung des Klosters 1093. Diese ist noch im Original vorhanden. Für diesen Schutz musste das Kloster jährlich die symbolische Entrichtung eines Goldstückes erbringen. Das war so üblich. So musste z. B. das Kloster Wiblingen ebenfalls jährlich einen “Byzantiner” entrichten. 1092 starb Graf Kuno und 1098 Liutold, der inzwischen ins Kloster eingetreten war. Das Kloster erbte den größten Teil des Besitzes. Außerdem folgten viele Mitglieder schwäbischer Adelsfamilien dem Beispiel Liutolds und traten ins Kloster ein, wie Adalbert von Oberstetten und Otto von Steußlingen. Dieser war unter Konrad III. in Polen und hat dort von der Mutter der Piastenfürsten, die mit Herzog Boleslaus verheiratet war. Reliquien für das Kloster Zwiefalten erhalten. Von dieser Reliquientranslation ist auch in der  in der Zwiefaltener Chronik des Ortliebs berichtet. Das Kloster fand neben Herzog Boleslaus und den Grafen von Veringen eine große Zahl von Wohltätern, die alle bei Ortlieb in der Chronik verzeichnet sind. Zwischen 1095 und 1139 entwickelte sich das Kloster zu einem kulturellen und religiösen Zentrum in Oberschwaben und erlebte seine erste Blüte. Parallel zum Männerkloster entstand auch ein Frauenkloster. 1101 war Gräfin Adelheid von Dillingen, die Witwe des Grafen Ulrich von Gamerdingen eingetreten und hatte das klösterliche Gelübde abgelegt. Allerdings fand man in Zwiefalten die zu große Nähe von Männer-und Frauenkloster bald als anstößig. Unter Adelheid wird in der Nähe ein neues Frauenkloster gebaut. Wann es genau zu bestehen aufgehört hat, weiß man nicht. Mitte des 13. Jahrhunderts besteht es nicht mehr.

Neben den Consuetudinis Hirsaugienses legte die Hirsauer Reform auch die freie Vogtswahl fest. Als Graf Kuno 1092 gestorben war, sein Bruder Liutold schon alt war und außerdem Mönch im Kloster, wollte er sich mit der Vogtei nicht mehr befassen. Auf Bitten Luitholds wählten dann die Fürsten, die wegen des Landfriedens gerade in Ulm versammelt waren, 1093 den Staufer Welf IV. als Schutzvogt des Klosters. Zum einen war er einer der mächtigsten Fürsten der päpstlichen Partei, zum andern besaßen die Welfen die feste Burg Wartstein in der Nähe des Klosters. 80 Jahre blieben die Welfen im Besitz der Vogtei. 1173 wurde sie ihnen jedoch abgenommen und dem Grafen Albert von Hohenberg übertragen.

Hildegard

Die Blüte der Abtei zeigt sich auch in einem sehr produktiven Skriptorium mit einer sehr großen Zahl von illuminierten Handschriften. Zwiefaltener Mönche waren auch in dem Kloster der Heiligen Hildegard von Bingen, auf dem Ruppertsberg tätig. Es gibt dreizehn erhaltene Briefe Hildegards. Die Äbtissin war auch zwischen 1170 und 1173 selbst zu Besuch in Zwiefalten. 1138 zählte das Kloster 70 Mönche, 130 Laienbrüder und 62 Klosterfrauen. Bis zur letzten Nennung des Frauenklosters in Urkunden 1358 weisen  die Nekrologien 550 Nonnen auf.

1303 übertrug die Abtei die Vogtei 1303 den Habsburgern. Diese überließen sie 1365 den Grafen von Württemberg. Die Württemberger legten ihre Vogteirechte ziemlich extensiv aus, so dass es immer wieder zu Reibereien kam. 1422 ist die Abtei in den Reichsmatrikeln geführt. Diese regelten, ob und wieviele Truppen die Reichsstände für das Reichsheer stellen mussten oder ob Geldbeträge festgelegt wurden.

1474 wurde Georg Fischer Abt (bis 1515). Er stellte sein Kloster wieder unter österreichischen Schutz

1491 wurde der Vertrag zu Nürnberg geschlossen. Die Schirm-und Kastenvogtei, sowie die hohe Gerichtsbarkeit wurde Württemberg für immer zuerkannt.  Das Kloster sollte dann aber nicht mehr als die alte Vogteiabgabe leisten.Das Kloster wurde nicht landsässig.

In Fischers Amtszeit wurde das Kloster wirtschaftlich saniert. Er ließ moderne Gemeinschaftsräume errichten, Dormitorium, Bibliothek und Krankenhaus. Außerdem sorgte er für die theologische Bildung der Konventualen durch Studien an der 1477 gegründeten Universität Tübingen. Seine Nachfolger Sebastian Müller (Molitor) und Nikolaus Buchner mit je zwei Amtszeiten (insgesamt von 1515 bis 1567) zeigten ebenfalls Reformeifer, alles anlehnend an die Statuten der Bursfelder Reform.

Im Bauernkrieg lagerten auf dem Teutschbuch in der Nähe von Zwiefalten 12000 Bauern. Sie überfielen und plünderten das Kloster. Viele Urkunden und die Fahnen der Stifter gingen verloren

Die Mönche waren so verängstigt, dass sie auf die Burg Gundelfingen flohen.

Politisches Ziel der Herzöge von Württemberg blieb es, die Abtei wieder Grafschaft einzugliedern und nach Einführung der Reformation in Württemberg 1534 auch die Abtei Zwiefalten aufzuheben wie die anderen 14 Männerklöster in Württemberg. Doch das Kloster konnte die Ausbreitung des neuen Glaubens auf sein Territorium verhindern.

Schwere Zeiten brachte der Dreißigjährige Krieg über die Abtei. Dreimal wurde sie ausgeplündert. Besonders hart ging es her, als der schwedische General Horn im Jahre 1633 bei Mochenthal von altringer geschlagen wurde und über Zwiefalten floh. Auch bei diesen drei Schwedeneinfällen gingen unschätzbare Schiften und Urkunden verloren. Im Jahr 1635 wütete dann noch die Pest in Oberschwaben.

Ab 1688 begann mit dem Neubau der Klosteranlage unter Abt Johann Martin Gleuz (1675-1692) In zwei weiteren Abschnitten entsandt bis 1700 unter Leitung des Baumeisters Franz Beer. Unter den Äbten  Augustin Stegmüller (1725-1744) und

1697127Benedikt Mauz (1744-1765) wurde das romanisch-gotische Münster durch Baumeister Johann Michael Fischer (1692-1766) komplett neu erbaut, ein Hauptwerk des Spätbarocks. Die Stukkaturen stammen vom dem Wessobrunner Stukkateur Johann Michael Feuchtmayr.

1750 konnte sich das Kloster von den Verpflichtungen gegen wie Württemberger freikaufen und erlangte die Reichsunmittelbarkeit. Ab jetzt waren die Zwiefaltener Äbte reichsfreie Landesherren. Allerdings währte die neue Freiheit nicht lange. Die Säkularisation von 1802 beendete das Klosterleben. Das Kloster wurde aufgehoben. Der letzte Abt Gregor Weinemer (1787-1803) ergielt seinen Sitz in Mochenwangen. Zwiefaltens Besitz ging 1806 an das neue Königreich Württemberg. Im ehemaligen Kloster wurde 1812 die “Landesirrenastalt” eingerichtet.

Die gesamte Anlage wurde von 1974-1984 umfassend saniert.

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28 Feb 2011

Kloster Wiblingen

 

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Die Brüder Hartmann und Otto, Grafen von Kirchberg stifteten im Jahre 1093 das Kloster Sankt Martin in Wiblingen. Die Grafen nennen sich nach ihrem Stammsitz, der Burg in Kirchberg und treten im 11. Jahrhundert in die Geschichte ein. Sie waren wie viele Familien des schwäbischen Hochadels papsttreu und können zur Adelsopposition gegen die salischen Herrscher gerechnet werden. Das zeigte sich auch in zahlreichen Klostergründungen wie Ochsenhausen, Elchingen, Blaubeuren, Roggenburg oder eben Wiblingen. Die Klöster wurden immer schnell unter den Schutz des Papstes gestellt. Graf Hartmann nahm wahrscheinlich auch am ersten Kreuzzug teil. Er geriet in eine Fehde mit den Grafen Rudolf von Bregenz, bei der es unter um Vogteirechte  im Illertal des Kloster Einsiedeln ging. Bei Jedesheim kam es 1108 zu einer Ritterschlacht, bei der Graf Hartmann als Sieger hervorging.

Das 1093 gestiftete Kloster sollte zu Ehren des Heiligen Martin von Tours errichtete werden und nach den Regeln des Heiligen Benedikt von Nursia geführt werden. Otto, der Abt der Benediktinerabtei Sankt Blasien wurde um Gründung einer Filiation gebeten. So wurde innerhalb kurzer Zeit eine weitere Filiation in Oberschwaben (1090 Ochsenhausen) gegründet. Unter Führung von  Werner von Ellerbach wurden Mönche nach Wiblingen entsandt. Noch im selben Jahr weihte

wi43.157490.jpg.170311 Bischof Gebhard III. von Konstanz die zunächst wenigen Gebäude. Die Stifter vermachten dem Kloster Partikel des heiligen Kreuzes, natürlich eine sehr kostbare Reliquie, die zusammen mit weiteren Schenkungen und großzügig gewährten rechtlichen Freiheiten rasch für den dynamischen Aufstieg der Gründung  sorgten. Die Stifter erwirkten schnell eine Schutzbulle von Papst Urban II. (1098). Für den Schutz hatte das Kloster jährlich ein Goldstück, einen “Byzantier” nach Rom zu entrichten. Die Schutzbriefe wurden immer wieder neu ausgestellt, so durch Papst Honorius II. 1126, Eugen III.  1148, Cölestin 1194,

Johannes XXII. 1334, Gregor XI.1371, Bonifaz IX. 1392, Eugen IV. 1431 und schließlich 1671 durch Papst Gregor XV., der ausdrücklich befahl, dass niemand die Heilig Kreuz Reliquie entwenden solle.

Erster Abt war Werner von Ellerbach, der als Seliger verehrt wurde. An ihn erinnert ein Epitaph mit dem Kirchenmodell in der nördlichen Seitenkapelle.

Im Jahre 1271 wurde das Kloster durch Brand zerstört, was einen Neubau erforderlich machte. Der Brand leitete eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs ein, von dem sich das Kloster sehr langsam erholte. Auch die vormals vorbildliche Klosterzucht  erlitt unter schwachen Äbten einen Tiefpunkt. Um die Jahrhundertwende 13./14. Jahrhudert wurde Wiblingen in Personalunion mit dem Kloster Ochsenhausen verwaltet. Das Kloster konnte sich aber neu orientieren. Man übernahm die Melker Reform und das Kloster erlebte einen neuen Aufschwung. Man konnte den Besitz zwischen Rot und Iller wieder ausdehnen. In der Reichsstadt Ulm wurde 1386 ein Pfleghof erworben. Klosterschule und Schreibwerkstatt, das Skriptorium wurden mit der Übernahme der Melker Reform besonders gefördert. Aus diesen Anfängen, steten Ankäufen und eigener Herstellung entsteht die berühmte Klosterbibliothek, die 1757  15.000 Bände umfasst. Die Vogteirechte blieben bis ins 15. Jahrhundert bei der Stifterfamilie, sowie es auch Grablege der Familie von Kirchberg war.

Einer der bedeutendsten Äbte der neuen Blütezeit ist Ulrich Hablüzel (1432-1472)

Wiblingen ist nun eines der bedeutendsten süddeutschen Reformzentren, was sich auch in der Berufung von Wiblinger Mönchen zu Äbten zeigt, so in Elchingen, Lorch, Blaubeuren, St. Ulrich und St. Afra in Augsburg und Alpirsbach. Ausdruck des gestiegenen Ansehens ist auch die Verleihung der Pontifikalien 1488. Die Abtei hatte Beziehungen zu den humanistischen Kreisen in der benachbarten Stadt Ulm.

1471 übertrug Kaiser Friedrich III. der Stadt Ulm den Schutz des Klosters. Ein knappes halbes Jahrhundert später setzten dann die gesellschaftlichen Umbrüche ein, die über Reformation, Bauernkrieg bis zu dem großen Krieg des nächsten Jahrhunderts, dem 30-jährigen Krieg fortdauern sollte. Es scheint, dass Wiblingen, anders wie die benachbarten Klöster Elchingen oder Roggenburg, nicht unmittelbar vom Bauernkrieg betroffen war. Hinweise auf Plünderungen oder Brandschatzungen konnte ich nicht finden. Die Bauernunruhen richteten sich aber den Adel und die Klöster. Diese wurden als Zehntherren ja als sehr bedrückend empfunden. So hatten diese sozialen Unruhen sicher auch ihre Auswirkungen auf das Kloster in Wiblingen. Da die Ulmer aber  die Reformation annahmen, versuchten sie diese auch im Kloster einzuführen. Das schlug allerdings fehl. Eine Besetzung im Schmalkaldischen Krieg 1546 konnten die Mönche durch hohe Kontributionszahlungen abwenden.

Die Stifterfamilie war um 1500 ausgestorben. Das Kloster kam 1504 mit allen zugehörigen Ortschaften an das Haus Österreich, bei dem es bis zum Ende des Reiches 1806 bleiben sollte. Maximilian I. übertrug 1507 die Schutzherrschaft an die Familie der Fugger. Nach einem langwierigen und teuren Prozess konnte es sich erst 1701 davon loskaufen.

Nach einer Visitation von 1572 wurde der Abt abgesetzt. Eine neue Blütezeit brach an. Unter tatkräftiger finanzieller Mithilfe des neuen Klostervogts der Fugger, wurde mit Ausnahme der Kirche der gesamte Baukomplex neu gebaut. Der 30-jährige Krieg unterbrach diese Entwicklung. Zwangseinquartierungen,Raub und Plünderungen machten dem Kloster schwer zu schaffen. Dazu kam noch der Ausbruch der Pest in Wiblingen, die viele Mönche und auch den Abt hinwegraffte. Das Kloster fiel 1633 an den schwedischen General  Joachim Wiclaff, der es aufhob. Zwar wurde die Abtei schon nach der Schlacht von Nördlingen 1634 restitutiert, aber der Konvent war zerstreut. Die Abtwahl musste in Petershausen bei Konstanz abgehalten werden. Der 1635 neugewählte Abt Benedikt Rauh (1635-1663) musste auch noch im bayrischen Heer als Feldprobst dienen. Dennoch brachte er die Abtei noch durch die Wirren des Kriegs durch. Das Kloster überstand den Krieg einigermassen glimpflich und der Aufschwung setzte rasch ein. Die folgenden Äbte Ernest Fabri, Maurus Falkner und Modest I. brachten die Abtei weiter. 1701 hatte sich das Kloster endgültig vom Vogt lösen können und wurde österreichisches Mediatkloster. Es hatte seit dem 22.06 1701 Sitz und Stimme auf der vorderösterreichischen landständischen Versammlung in Ehingen. 1714 wurde mit dem Bau der barocken Klosteranlage begonnen. Die Baumassnahmen dauerten index6 fast 70 Jahre. Trotz der kriegerischen Ereignisse im Umfeld des Klosters blühte das geistige Leben. 28 Schüler besuchten am Schluss die Klosterschule. Das Kloster hatte nach der Aufhebung des Klosters Zwiefalten auch das von diesem getragene Gymnsaium in Ehingen übernommen.

Ein badischer Komissär wollte am 20.11.1805 das Kloster übernehmen, wurde aber zwei Tage später von bayrischen Abgesandten vertrieben. Dann rückte am 31.12. württembergisches Militär an, das aber am 03.01. 1806 der bayrischen Übermacht weichen musste. Infolge des Pressburger Friedens von 1805 hob Bayern dann das Kloster am 27. März 1806 auf. Württemberg übernahm es dann am 10. September 1806. In die Klosteranlage zog dann Herzog Heinrich von Württemberg ein.

Nach 1945 wurden die Räume als Altenheim, Krankenhaus, Universitätsbibliothek und Schule für medizinische Berufe genutzt.

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07 Feb 2011

Prämonstratenserabtei Obermarchtal

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Die Besiedlung Obermarchtals lässt sich schon bis in keltische Zeit belegen. Auf der heutigen Gemarkung von Obermarchtal war eine trapezförmige keltische Viereckschanze und 95 hallstattzeitliche Grabhügel. Die Funde werden auf 2600 v. Ch. datiert.

Die schwäbische Familie der Ahalolfinger war an den Oberläufen von Neckar und Donau ansässig. Vor 776 stiftete Ahalolf zusammen mit seiner Frau Hildiberga ein Petrus-Kloster, das dessen Nachfahren der Abtei Sankt Gallen übertrugen. Das monastische Leben konnte sich allerdings nicht entfalten, wohl weil Verwandte der Ahalolfinger das Kloster bedrängt hatten. 993 bestand das Kloster als Kanonikerstift, das Herzog Hermann II und seine Frau Gerbera den Aposteln Petrus und Paulus gewidmet hatten. Doch auch dieses Stift konnte sich nicht erhalten. Nach dem Tod Hermann II. kam es auf dem Erbweg wieder an weltliche Personen. 1173 hatte Pfalzgraf Hugo von Tübingen Besitz in Marchtal. Während seiner Gefangenschaft, in der er von Herzog Welf gehalten wurde, gelobte er für den Fall seiner Befreiung die Stiftung eines Klosters. Das weltliche Chorherrenstift wurde auch auf Betreiben von Hugos Frau Elisabeth von Bregenz reformiert und der Neuaufbau den Prämonstratensern übertragen, die ihre erste Abtei in Süddeutschland in Ursberg errichtet hatten. Die Besiedlung des Klosters Obermarchtal erfolgte über die Abtei Rot. Erster Probst war Eberhard von Wolfegg. Die Stiftungsurkunde wurde 1171 in Tübingen gefertigt. Papst Cölestin bestätigte die Stiftung 1192 und Kaiser Heinrich VI. 1193. In dem Doppelkloster lebten 1204 20 Chorherren, 40 Chorfrauen und 20 Konversen. Für die Prämonstratenserinnen wurde  1214 eine Kirche, die der heiligen Katharina geweiht war, errichtet. Die Schutzvogtei lag anfangs bei den Tübinger Pfalzgrafen. Bald aber machte sich die Abtei davon frei und stellte sich unter den Schutz des Reiches und Österreichs. 1273 wurde ein Aufnahmeverbot für Nonnen erlassen, was zur Folge hatte, dass der Frauenkonvent ausstarb.

1440 wurde Marchtal zur Abtei erhoben. 1518 verlieh Maximilian der Abtei die Hochgerichtsbarkeit, was der letzte Schritt zur Reichsunmittelbarkeit war. Das Kloster hatte immer wieder unter den Auseinandersetzungen der Grafen von Württemberg und den Reichsstädten zu leiden. 1343 wurde Dorf und Kloster  von Graf Eberhard überfallen, angezündet und geplündert. 1449 überfiel es der Graf von Leiningen, der Verbündete Herzog Ulrichs im Kampf gegen die Städte und beschädigte das Kloster schwer. 1520 brannte ein Großteil des Dorfes ab. Durch den Bauernkrieg kam das Kloster unter Abt Heinrich Stölzle (1518-1538) relativ unbeschadet.

Ab 1609 hatte der Abt, das Recht, die Mitra zu tragen.

Schwer hatte sie aber im Dreißigjährigen Krieg zu leiden. 1632 zerstörten die Schweden Dorf und Kloster. Karl Gustav  schenkte das Kloster seinem General, dem Grafen von Hohenlohe, der es säkularisierte. Nach der Schlacht von Nördlingen 1634 musste der Graf zwar wieder weichen, aber erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 war der vorherige Stand wiederhergestellt. Allerdings war das Kloster im Krieg so verarmt, dass es sogar seine Glocken verkaufen musste. Allmählich erholte sich das Kloster und konnte sein Territorium wieder erweitern. Trotzdem gab es 1692 und 1694 nochmals Hungersnöte bedingt durch Missernten und Hagelschlag.

1701 aber konnte die neue, heutige frühbarocke Kirche geweiht werden.

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Im 17. Jahrhundert hatte die Abtei das von Jesuiten geprägte Bildungswesen übernommen. Eine Lateinschule ist seit den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts nachzuweisen. Nach 1650 gab es eine Schule, an der Schulgeld zahlende Knaben unterrichtet wurden. In der Reichsabtei gab es noch sehr späte Hexenprozesse, nämlich von 1745-1757, denen noch sieben Frauen zum Opfer fielen.index5

Ein berühmter Chorherr in Marchtal war Sebastian Sailer, 1714 in Weißenhorn geboren und schon als Schüler ins Kloster eingetreten. Er war ein bekannter schwäbischer Dialektdichter. Aus seiner Feder stammt die “Schwäbische Schöpfung” aber auch die “Sieben Schwaben”. Er zählte zum Kreis um den “Schwäbischen Musenhof” in Warthausen im Schloss des Grafen von Stadion. Auch als Prediger war er gefragt. Er hat zum Beispiel  gepredigt, als Marie-Antoinette auf ihrem Weg von Wien nach Frankreich in Marchtal Station machte. An der Klosterschule war er als Lehrer unter anderem für Kirchenrecht tätig. Dann versah er noch seinen Dienst als Pfarrer in Seekirch. Nach seinem Tod 1777 wurde er in der Klostergruft beigesetzt.
Obermarchtal nach der Säkularisation
Der Reichsdeputationshauptschluss von 1802 wies die Abtei den Fürsten von Thurn und Taxis zu. 
Die Familie Thurn und Taxis betrieb seit dem 16. Jahrhundert die Beförderung der kaiserlichen Kurierpost im Heiligen Römischen Reich.
Im Zuge der französischen Revolution verlor die Familie zunächst die Post in flandern und Brabant. Bei den Auseinandersetzungen der nachrevolutionären Kriege, die in Oberschwaben auch als die „Räuber und Franzosenzeit in die Geschichte eingegangen ist, (das berührt auch einige meiner Blogbeiträge) werden auch die schwäbischen Besitzungen der Thurn und Taxis, das sind zu der Zeit die Herrschaften Scheer, Dürmentingen und Bussen in Mitleidenschaft gezogen.
I,m Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) wurde die Abtretung der linksrheinischen Gebiete, die Frankreich seit 1794 besetzt hielt, festgeschrieben.
Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war ein Entschädigungsplan für die deutschen Fürsten, die ihre Gebiete verloren hatten. Mit einem Federstrich wurde die Existenz praktisch aller süddeutschen Klöster beendet. Der Familie Thurn und Taxis wurde das Damenstift Buchau und die Abteien Neresheim und Marchtal zugesprochen. Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis (1733-1805) konnte sich jetzt Fürst von Buchau, Marchtal und Neresheim nennen. Kleine Anmerkung dazu. Seine erste Ehefrau hatte mehrere Mordversuche unternommen. Von einer Anzeige sah er ab, verbannte sie allerdings zunächst nach Schloss Trugenhofen bei Dichingen und späzer nach Hornberg, wo sie 1787 starb. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss hatte es alle Fürsten sehr eilig, ihre neuen Besitzungen zu übernhemen. In Marchtal erschien am 4. Oktober 1802 in Vertretung des verhinderten Fürsten Karl Anselm Graf Alexander Ferdinand von Westerholt (1763-1827) seit 1813 Geheimer Rat in Dienste von Thurn und Taxis. Damit dollte vermieden werden, dass Bayern, Baden oder Württember der Regensburger Fürstenfamilie zuvorkommt. Graf Alexander Ferdinand nahm im August 1803 auch die Erbhuldigung für den verhinderten Fürsten entgegen. Der letzte Obermarchtaler Abt Friedrich II. von Walter und sein Konvent
traten alle Rechte und Einkünfte an die Fürsten von Thurn und Taxis ab.Die verbliebenen 41 Mönche mussten bis zum 31. März 1803 das Kloster geräumt haben. Als Abfindung erhielten sie Pensionen. Die Zivilbesitznahme, die als konstitutiv galt, hatte Hofrat Franz Anton von Dollé (1760-1829), der Zivilgerichtsrat in Regensburg war,
vorgenommen.
Das Haus Thurn und Taxis richtetet in dem Klostergebäude die Verwaltungszentrale für die neuen oberschwäbischen Besitzungen ein. Das Klostr wurde zum Schloss umgewandelt. Am 30. März 1804 zog Fürst Karl Anselm feierlich ins Schloss ein. In Obermarchtal wurde ein Oberamt, ein Rentammt und ein Patrimonialamt eingerichtet.
Das Oberamt war für die Verwaltung, das Rentamt für die Finanzen und das Parimonialamt für die Justiz (Gericht und Notariat) zuständig.
Fürst Karl Anselm verstarb 1805 bei Regensburg. Auf ihn f9olgte Karl Alexander bis 1827 und als sechster Fürst von Thurn und Taxis Maximilian Carl von 1827 bis 1871.
Auf Initiative von Napoleon wurde 1806 der Rheinbund gegründet. Als Folge davon wurden die meisten Fürsten mediatisiert, das heißt sie bekamen einen Landesherren. Sie galten nun als „Standesherren“. Sie hatten ihre unmittelbaren Herrschaftsrechte verloren, galten aber den herrschenden Dynastien als ebenbürtig. Die Standesherren hatten daran aber zu kauen oder wie deer Fürst von Zeil das drastisch formulierte „Lieber Sautreiber in der Türkei als Standesürst in Württemberg“ Das Haus Thurn und Taxis verlor nun 1806 die Souveränität über die oberschwäbischen Besizungen. Sie kamen unter württembergische Staatshoheit.
In Obermarchtal wurde um 1830 eine Pflichtfeuerwehr eingeführt. 1846 wird der thurn und taxische Bezirksamtmann Löchner erwähnt. Er hält dieses Amt bis 1860 inne. Im Juli diesen Jahres wird er pensioniert. 1847 wird in Obermarchtal durch Pfarrer Schefold eine Sparkasse gegründet „zur Förderung der Sparsamkeit und Hebung des Kredits“ Während der 48-er Revolution warist Löchner r in Erscheinigung getreten. Er hatte während dieser unruhigen Zeiten täglich einen Kurier nach Ehingen geschickt um Depeschen aus Regensburg zu erhalten. 1848 gibt er den Aufruf zur Huldigung bekannt.
1973 erwarb die Diözese Rottenburg-Stuttgart die ehemaligen Konventsgebäude. Heute ist dort die Kirchliche Akademie für Lehrerfortbildung untergebracht.

Pröpste und Äbte Obermarchtals

  • Eberhard v. Wolfegg 1171-1179
  • Ulrich I 1179-1187
  • Gerlach 1187
  • Manegold 1191-1204
  • Meinrad 1204-1208
  • Heinrich I v. Suppingen 1208-1309
  • Walter I Westernach 1209-1214
  • Rudiger 1214-1217
  • Rudolf v. Ertingen 1217-1229
  • Walter II v. Schmalstetten 1229-1243
  • Theodor v. Wittenhausen 1243-1251
  • Friedrich I 1251-1252
  • Heinrich II v. Munderkingen 1252-1266
  • Konrad I v. Taugendorf 1266-1273
  • Werner I 1274-1281
  • Engelher 1281-1282
  • Berthold I 1282-1292
  • Heinrich III v. Datthausen 1292-1299
  • Burchard I 1299-1304
  • Siffridus 1304-1308
  • Werner II 1308-1310
  • Konrad II Volk 1310-1312
  • Burkard II Steiner 1312-1322
  • Konrad III 1322-1329
  • Harmann Hutter 1329-33
  • Heinrich IV Walk 1333-1340
  • Eberhard II Griff 1340-1344
  • Konrad IV Gager 1344-1348
  • Konrad V von Roth 1348-1367
  • Berthold II 1368-1377
  • Ludwig 1377-1399
  • Stephan Wocherer 1399-1401
  • Jakob I Kupferschmid 1401-1409
  • Jakob II Klingler 1409-1425
  • Albert Pfluger 1425-1436
  • Heinrich V. Mörstetter 1436-1461

ABBATES:

  • Jodocus Blanck 1461-1482
  • Simon Götz 1482-1514
  • Johann I Haberkalt 1514-1518
  • Heinrich VI Stölzle 1518-1538
  • Johann II Gudin 1538-1550, res.
  • Christoph I Bonner 1550-1559
  • Christoph II Schenz 1559-1571, res.
  • Conrad V Frey 1571-1591
  • Johann III Riedgasser 1591-1600
  • Jakob III Heß 1600-1614
  • Johann IV Engler 1614-1637
  • Konrad VI Kneer 1637-1660
  • Gottfried Dorner 1660-1661
  • Nikolaus Wierieth 1661-1691
  • Adalbert Rieger 1691-1705
  • Friedrich II Herlin 1705-1711
  • Edmund I Dilber 1711-1719
  • Ulrich II Blanck 1719-1746
  • Edmund II Sartor 1746-1768
  • Ignatius Stein 1768-1772
  • Paulus Schmid 1772-1796
  • Bernhard Kempter 1796-1802
  • Friedrich III Walter 1802-1803

31 Jan 2011

Kloster Weissenau

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Gebizo von Ravensburg, der sich selbst als Ministerial Herzogs Welf bezeichnet und Burgvogt auf Neuravensburg war, stiftet in der kleinen Hube Au in der Schussenniederung Au ein Kloster. Sein Vater war Hermann der Reiche und seine Schwester Luitgard. Das Kloster wurde auch Minderau genannt, zur Unterscheidung des Klosters in der Au bei Bregenz Mehrerau. Da die Prämonstratenser ein weißes Ordensgewand trugen, bürgerte sich bald der Name Weissenau ein. Der Stiftungskonvent kam aus Rot an der Rot. Das von einem Propst geleitete Stift war ein Doppelkloster. Zwar starb der Stifter schon 1153,  als noch nicht die gesamte vorgesehene Ausstattung übertragen war. Doch begann man 1156 mit dem Bau der Klosteranlage und am 12. September  1172 konnte die Kirche geweiht werden. Das Kloster entwickelte sich rasch und konnte schon 1183 den Gründungskonvent für Schussenried abgeben. Um 1200 zählte es 24 Chorherren und 60 Laienbrüder. Der von Weisenau abhängige Frauenkonvent wurde in Maisental errichtet und blieb dort bis ins 14. Jahrhundert bestehen. 1230 erhielt es das Prämonstratenserstift Rüti am Zürcher See als Tochter zugewiesen.

Mitte des 13. Jahrhunderts war Weissenau eines der reichsten Klöster Schwabens geworden. Das Stift hatte als Mitgift eintretender Männer und Frauen zahlreiche

Besitzungen erhalten, die in den Papstprivilegien von 1219 und 1262 gelistet sind.

1257 wird Weissenau zur Abtei erhoben. Der Wohlstand des Klosters lässt sich auch an der “Einkommenserklärung”, die mit der Erhebung des Kreuzzugszehnten 1275 verbunden war,  ablesen. Das Kloster hatte viele Grangien, also selbst bewirtschaftete Gutshöfe, wie in der Klosterwirtschaft des Mittelalters üblich. Über die Stadthöfe in Lindau, Buchhorn und Überlingen setzte es seine landwirtschaftlichen Produkte ab. Nach der Blüte in der Stauferzeit setzte mit dem Interregnum ein wirtschaftlicher Niedergang ein, verschärft durch Raub und Plünderungen und Zerstörungen. Der Mangel an Bargeld zwang ab 1266 das Kloster zum Verkauf  zahlreicher Lehensgüter und der Aufgabe mehrerer Eigenbetriebe. Als mit Rudolf von Habsburg wieder ein König auftrat, wurde mit dem Eingreifen des Königs gegen den schwäbischen Adel der Talfahrt ein Ende gesetzt. 1283 schenkte Rudolf dem Stift eine Heilig Blut Reliquie, was die wirtschaftliche Lage weiter verbesserte. Das Kloster wurde zum Wallfahrtsort. Es konnte einen Teil der verlorengegangenen Besitzungen zurückgewinnen, die alte Wirtschaftskraft aber nicht mehr erreichen,  zumal der Rückgang der Laienbrüder das Kloster zur Verleihung der Gutshöfe an Bauern zwang. Diese war 1335 abgeschlossen.Die Eigenwirtschaft wurde bis 1803 nur in unmittelbarer Umgebung des Klosters beibehalten.

Rudolf von Habsburg übergibt 1286 den Brüdern Ulrich, der Landvogt in Oberschwaben war und Marquard von Schellenberg den Schutz des Klosters.  Als es 1314 bei der deutschen Königswahl zur Doppelwahl kam, wird auch Oberschwaben in die Auseinandersetzung zwischen dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern und dem Habsburger Friedrich dem Schönen hineingezogen. Da die Weissenauer Mönche sich nicht auf die Seite Ludwigs stellen wollten, wurden  sie aus dem Kloster gejagt und von den Kriegern Ludwigs nahezu allen Besitzes beraubt, so der Text einer am 13.04.1373 in Avignon ausgestellten Urkunde. 1373 übergibt Heinrich von Schellenberg, ein Parteigänger der Habsburger,  die  Patronatsrechte über die Kirche von Ummendorf, damit das Kloster die Einkünfte der Ummendorfer Kirche genießen kann.  Außerdem übergibt er dem Kloster seinen ummendorfer Besitz. Diese Schenkung wird dann auch vom Papst bestätigt. Das Kloster kauft sich nun verstärkt in Ummendorf  ein und ist bis auf wenige Höfe, die dem Spital in Biberach gehören,1440  im Besitz von Ummendorf. 1488 kam es im Klostergebiet von Weissenau zu ersten lokalen Unruhen. Im Bauernkrieg von 1525 zieht Stefan Rahl, Pächter auf dem Hof Herbisreute bei Weissenau  und Anführer der Bauern aus dem Klostergebiet mit seinem Bauernhaufen vor das Kloster und forderte den Abt Jacob Murer (1523-1533) auf, sich der Reformation anzuschließen. Das Kloster wurde geplündert und zerstört, was Murer in seiner illustrierten Chronik des Bauernkriegs eindringlich schildert.

bauernkrieg

1554 verkauft das Kloster unter Abt Andreas Rietmann (1554-1557) seine Ummendorfer Besitzungen an den Königlichen Rat und Augsburger Patrizier Matthias Manlich für 42.500 Gulden. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 2  Millionen Euro. Anlässlich des Verkaufs wird  ein genaues  Urbar-Register über Umbendorf Anno 1554  erstellt. Es enthält auch eine Aufzählung der zur Herrschaft Ummendorf gehörenden Leibeigenen. Die Urkunde wurde am 20. Juni 1554 erstellt. Für den Verkauf gab es sicher zwei Gründe. Zum einen waren die Plünderungen unter Ludwig dem Bayern noch nicht allzu weit zurück. Die Folgen des Bauernkriegs mit  Plünderung und Zerstörung waren nach kaum 30 Jahren wohl noch kaum bewältigt.  Mit dem im Kupferhandel reich gewordenen Kaufmann Matthias Manlich stand auch ein sehr finanzkräftiger Interessent zur Verfügung.

1596  erhält der Abt das Recht, bei der Liturgie eine Mitra zu tragen.

Die Reichsstandschaft der Abtei ist seit dem 15. Jahrhundert gesichert.

Der 30-jährige Krieg macht der Abtei aber wieder schwer zu schaffen. Er fiel in die Amtszeit der beiden Äbte Johann Christoph Härtlin (1616.1644) und Bartholomeus Eberlin (1644-1681). Abt Johann Christoph spielte eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges. Er verfasste auch die Consuetudines Minoraugienses. Es geht hier um die Ordensreform im 17. Jahrhudert und ist auch eine wichtige Quelle für die Sozial-und Wirtschaftsgeschichte in Schwaben.

1665 können die Reliquien des Saturnius erworben werden, was der Wallfahrt

weitere Impulse gibt. Anfang des 18. Jahrhunderts fällt dann die Entscheidung zu einem Neubau des Klosters. Reichsprälat Mauch, der aus der WangenerPatrizierfamilie Mauch stammt, erteilt den Auftrag zu einem barocken Neubau, geplant von dem Konstanzer Baumeister Franz Beer von Blaichten,  der 1724 fertiggestellt wird. Schlusspunkt setzt dann wie bei allen oberschwäbischen Klöstern die Säkularisation. Letzter Weissenauer Abt war Bonaventura Brehm (1794-1803) Die Inschrift auf seinem Grabstein gibt eine Kurzfassung seines Lebens.

Ruhestätte des Abtes Bonaventura Reichs-Prälaten zu Weißenau

Er ward geb. zu Kaufbeuren 1755, legte die Ordens-Profession ab 1776,

ward zum Abt gewählt 3. Nov. 1794, und starb 4. August 1818.

Was i. Jahre Elfhundertfünfundvierzig gestiftet

Gebiz von Ravensburg aus deutscvher Frömmigkeit

Weißenau, älteste Tochter Rots und Schussenrieds Mutter

ward im Jahre Eintausendachthundertunddrei weggeschwemmt

von dem Strom des geistlichen Stifte zerstörenden Zeitgeistes

Unter den neununvierzig Prälaten, die Weißenau zählte,

größtenteils würdig der Ehre war Bonaventura der Letzte.

Sanft ruhe seine Asche bis zur Auferstehung des Fleisches.

Abt Bonaventura hinterlässt eine Privatbibliothek von 2000-3000 Bänden. Sie besteht größtenteils aus Drucken und Handschriften der Weissenauer Klosterbibliothek, der Bibliotheka Minoraugiensis. Dieser gerettet Biblitheksbestand wird im Schloss Liebenau untergebracht, geht in der Folge aber auch verstreute Wege.


Das Kloster Weissenau fällt wie Schussenried an die Reichsgrafen  von Sternberg-Manderscheid, deren Erben es 1835 an das Königreich Württemberg verkaufen. Das Territorium gehört schon seit der Mediatisierung 1806 zu Württemberg. Heute ist in Weissenau eine Heilanstalt untergebracht.

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Weissenauer Abtliste

PRAEPOSITI:

  • Wernher 1145–
  • Hermann I + 1175
  • Ortolf 1a 1175-1180, res.
  • Albert 1180-1183, res.
  • Ulrich I v. Tann 1183-1191
  • Ortolf 2a 1191-1203, res
  • Konrad I 1203-1217 (postea Abb. Gen.)
  • Ulrich II 1217-1237
  • Herrmann II 1237-1257

ABBATES:

  • Heinrich I 1257-1266
  • Herrmann III 1266-1270
  • Heinrich II 1270-1279
  • Heinrich III v. Ankenreut 1279-1284
  • Heinrich IV 1284-1294
  • Rudolf I 1294-1297
  • Johannes I 1297-1303
  • Wernher II 1303-1308
  • Johannes II 1309-1348
  • Burkard Holbein 1348-1359
  • Heinrich V 1359-1367
  • Wernher III Ruch 1367-1391
  • Rudolf II von Küpfenberg 1391-1396
  • Gerung 1396-1423
  • Johannes III Fuchs 1423-1470
  • Nikolaus Hüglin 1470-1474
  • Johannes IV Schütz 1474-1483
  • Johannes V Gäßler 1483-1495, res.
  • Johannes VI Mayer 1495-1523
  • Jakob I Murer 1523-1533
  • Ulrich III Sattler 1533-1549
  • Andreas Rietmann 1549-1557
  • Jakob Häblin 1557-1563
  • Michael I Hablützel 1563-1575
  • Martin Schraff 1575-1577
  • Leonhard Sauter 1577-1582, res.
  • Matthias Insenbach 1582-1595
  • Christian Hablützel 1595-1599
  • Jakob II Mayer 1599-1616
  • Johann Christoph I Härtlin 1616-1644
  • Bartholomaeus Eberlin 1644-1681
  • Norbert Schaller 1681-1684, res.
  • Michael II Muesacker 1684-1696
  • Johann Christoph II Chorros 1696-1708
  • Leopold Mauch 1708-1722
  • Michael III Helmling 1722-1724
  • Antonius I Unold 1724-1765
  • Ambrosius John 1765-1773
  • Antonius II Unold 1773-1784
  • Carolus Ummenhofer 1784-1794
  • Bonaventura Brehm 1794-1803, + 1818

29 Jan 2011

Kloster Schussenried

index6 Die Gegend um Schussenried war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. 1866 fand man an der Schussenquelle einen Lagerplatz von Jägern und Sammlern. Das war der erste altsteinzeitliche Fund in Europa. Auch der nahegelegene Federsee war eine ergiebige Fundstelle für Archäologen. Im Federseeried wurden jungsteinzeitliche Pfahlbauten und Moordorfsiedlungen entdeckt. Und im Olzreuter Ried wurden Räder entdeckt, die zu den Ältesten in ganz Mitteleuropa zählen. Dendrochronolgisch wurden sie auf etwa 2897 vor Christus datiert.

Die schriftlichen Belege sind naturgemäß wesentlich jünger. Um 700 nach Christus war “Suzzenried” ein Pfarrdorf. Die erste urkundliche Erwähnung Schussenrieds ist 1153. Um 1150 war Schussenried ein Herrensitz von Konrad und Beringer von Schussenried.  Da sie keine Erben hatten, übertrugen sie ihren Besitz dem Prämonstratenserorden. Das Jahr 1183 gilt als Gründungsjahr des Klosters durch das Prämonstratenserstift Rot. Es wurde von Kloster Weissenau, ebenfalls einer Roter Gründung, besiedelt. Zunächst kam ein Propst Friedrich mit zwölf weiteren Chorherren aus Weissenau. Die Stifter traten dem Konvent ebenfalls bei. Das Familienwappen wurde einfach als Wappen des Klosters übernommen.

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1185 wurde der Bau der Konventskirche begonnen. 1188 wurde der schon vorher verstorbene Propst Friedrich in der neuen Kirche bestattet, ebenso der inzwischen zum Priester geweihte Klosterstifter Beringer. Sein Bruder Konrad  von Schussenried wurde 1191 in der Konventskirche beigesetzt. Erste Probleme hatte der junge Konvent in den “Wartenbergischen Wirren” zu überstehen. Konrad von Wartenberg hatte Erbansprüche gestellt. Es kam zu Erbauseinandersetzungen. Der Konvent floh vorübergehend nach Weissenau. Der Nachfolger Friedrichs Propst Manegold bat  Papst Coelestin III. um Rechtsbeistand. Dieser bestätigte die Stiftung. Mit Hilfe des Konstanzer Bischofs Diethelm von Krenkingen, der in Personalunion Abt der Reichenau war, konnte 1205 ein Vergleich geschlossen werden. Die vertriebenen Chorherren konnten nach Schussenried zurückkehren.

Am Kloster wurde noch weitergebaut. 1211 erteilte Papst Innozenz III. dem Kloster ein Schutzprivileg. Unter Propst Konrad II.wurde  Kirche und Kloster geweiht. Das Kloster konnte weitere Güter rund um Schussenried erwerben. Im Jahre 1227 wurde dem Kloster Zollfreiheut gewährt und 1240 erhielt es die Vogteirechte. Um 1366 wurde der Schutzpatronin der Klosterkirche, der Mutter Gottes, der Allgäuheilige Sankt Mang beigefügt und so begeht heute noch Schussenried als eine von wenigen Pfarreien außerhalb des Allgäus das St.Mang-Fest. Die Kirche wurde nun als “Gozhus unser Frawen und Sanct Mang“ bezeichnet. Das Kloster wurde zur Abtei erhoben. Am 11. Januar 1440 wurde der bisherige Propst Konrad V. zum Abt geweiht. Seit 1452 stand das Kloster unter dem Schutz der Truchsessen von Waldburg und der Georgsritterschaft. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war das Kloster reichsunmittelbar. Seit 1487 war es von fremden Gerichten befreit. 1512 erreichte die Abtei in ihrem Herrschaftsgebiet die Hoch-und Blutgerichtsbarkeit und war damit Reichsabtei. Spätestens seit1497 durfte der

Abt an den Versammlungen des Reichstages teilnehmen und seit 1538 gehörte das kloster dem Schwäbischen Präalentkollegium an.Ab 1482 ließ Abt Heinrich Österreicher Kloster und Kirche gotisch umgestalten. Eine Bibliothek wurde errichtet und um 1493 der Kirchturm erhöht.

Zwischen 1517 und  1525 lehnten sich die Bauern gegen die Klosterherrschaft auf. Am 19. März 1525 wird das Kloster überfallen, geplündert und verwüstet. Der Abt Johann Wittmayer (1505-1544) war mit dem Tode bedroht worden und konnte sich gerade noch durch die Hintertür retten.

1596 wurde die Abtei infuliert.

Das Kloster blühte und war ein reichsunmittelbarer Kirchenstaat von  4100 Hektar Fläche. Der 30-jährige Krieg setzte der Blütezeit ein abruptes und gewaltsamens Ende. Zwischen 1632 und 1647 wurde es mal von österreichischen und bayrischen Truppen mal von schwedischen besetzt.

Alle wetteiferten in Raub, Plünderung und sonstigen Freveln. Am 19. Januar 1647 setzten abziehende schwedische Truppen das Kloster in Brand,  zerstörten das Langhaus der Kirche und verwüsteten das klösterliche Territorium. Dies geschah in der Amtszeit des Matthhäus Rohrer (1621-1653)

Kaum hatte sich das Kloster von den Kriegslasten erholt, war der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) heraufgezogen.Die Jahre 1701-1704 (Schlacht von Höchstädt) belasteten das Kloster und seine Untertanen mit 297.000 Gulden, das sind ungefähr 14,5 Mio €. Trotzdem  fasste der Abt Didacus Ströbele (1719-1733) den Entschluss,  die Wallfahrtskirche Steinhausen neu zu erbauen. Die kleine Marienkirche war dem Pilgerstrom zum Gnadenbild nicht mehr gewachsen. Der Konvent genehmigte 9000 Gulden für den Bau. Als Baumeister wurde Dominikus Zimmermann gewonnen. Und er erbaute die “schönste Dorfkirche der Welt.” Die Baukosten waren aber weit über das genehmigte Volumen gestiegen. Die noch unvollendete Kirche wurde am 24. November 1731 von Abt Ströbele benediziert.

Abt Ströbele war aber mittlerweile mit seinem Orden in Konflikt geraten und dankte ab. Aber auch das Kloster sollte barock umgestaltet werden. Man beauftragte 1748 Dominikus Zimmermann, eine neue Klosteranlage zu planen.

klostermodell Die Zeitgenossen bewunderten den Entwurf, der aber  nicht zur Ausführung kam. Der Konvent beschloss 1749 den Neubau – man spricht ja auch heute noch vom “Neuen Kloster”. Der ortsansässige Baumeister Jacob Emele kam zum Zug unter Abt Magnus Kleber zum Zug. Er realisierte den Neubau der Klosteranlage,  deren Herzstück der Bibliotheksaal ist.

index1 Aber auch damit hatten sich die Chorherren ein wenig verhoben. 1763, das Bauvorhaben war gerade mal zu einem Drittel realisiert, wurde das Projekt wegen Überschuldung eingestellt. Aus den französischen Revolutionskriegen ginng das Kloster auch nicht unbeschadet heraus, zumal in zwei Schlachten bei Biberach 1796 beim Rückzug Moreaus durch Oberschwaben und 1800 gekämpft wurde und Schussenried jedes Mal Aufmarschgebiet der gegenerischen Heere war.

Wie bei allen oberschwäbischen Klöstern beendete der Reichsdeputationshauptschluss 1803 ein über Jahrhunderte dauerndes blühendes,  klösterliches Leben. Das Kloster fiel als Ausgleich für die linksrheinische Gebietsverluste an die Grafen von Sternberg-Manderscheid ebenso wie das Kloster Weissenau. Die Sternbergs war eine fränkische Adelsfamilie böhmischer Abstammung und nach der ehelichen Verbindung mit dem Haus Manderscheid in der Eifel begütert. Im Zuge der Mediatisierung 1806 kam Schussenried unter die Staatshoheit des Königreiches Württemberg. Der letzte Abt des Klosters Siard Berchthold(1792-1803)  floh vor den herannahenden französischen Truppen nach Tirol. Er konnte auch noch einen Teil des Klosterschatzes mitnehmen. Eine Erbengemeinschaft der Grafen verkaufte das Kloster 1835 an das Königreich Württemberg. Dieses richtete 1875 in den Klostergebäuden eine Pflegeanstalt ein.

Der größte Teil der einst reichhaltigen Klosterbibliothek wurde verscherbelt und ist heute verschollen.

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24 Jan 2011