Kloster Weissenau

Johann_Mathias_Steidlin_Kloster_Weißenau_1734

Gebizo von Ravensburg, der sich selbst als Ministerial Herzogs Welf bezeichnet und Burgvogt auf Neuravensburg war, stiftet in der kleinen Hube Au in der Schussenniederung Au ein Kloster. Sein Vater war Hermann der Reiche und seine Schwester Luitgard. Das Kloster wurde auch Minderau genannt, zur Unterscheidung des Klosters in der Au bei Bregenz Mehrerau. Da die Prämonstratenser ein weißes Ordensgewand trugen, bürgerte sich bald der Name Weissenau ein. Der Stiftungskonvent kam aus Rot an der Rot. Das von einem Propst geleitete Stift war ein Doppelkloster. Zwar starb der Stifter schon 1153,  als noch nicht die gesamte vorgesehene Ausstattung übertragen war. Doch begann man 1156 mit dem Bau der Klosteranlage und am 12. September  1172 konnte die Kirche geweiht werden. Das Kloster entwickelte sich rasch und konnte schon 1183 den Gründungskonvent für Schussenried abgeben. Um 1200 zählte es 24 Chorherren und 60 Laienbrüder. Der von Weisenau abhängige Frauenkonvent wurde in Maisental errichtet und blieb dort bis ins 14. Jahrhundert bestehen. 1230 erhielt es das Prämonstratenserstift Rüti am Zürcher See als Tochter zugewiesen.

Mitte des 13. Jahrhunderts war Weissenau eines der reichsten Klöster Schwabens geworden. Das Stift hatte als Mitgift eintretender Männer und Frauen zahlreiche

Besitzungen erhalten, die in den Papstprivilegien von 1219 und 1262 gelistet sind.

1257 wird Weissenau zur Abtei erhoben. Der Wohlstand des Klosters lässt sich auch an der “Einkommenserklärung”, die mit der Erhebung des Kreuzzugszehnten 1275 verbunden war,  ablesen. Das Kloster hatte viele Grangien, also selbst bewirtschaftete Gutshöfe, wie in der Klosterwirtschaft des Mittelalters üblich. Über die Stadthöfe in Lindau, Buchhorn und Überlingen setzte es seine landwirtschaftlichen Produkte ab. Nach der Blüte in der Stauferzeit setzte mit dem Interregnum ein wirtschaftlicher Niedergang ein, verschärft durch Raub und Plünderungen und Zerstörungen. Der Mangel an Bargeld zwang ab 1266 das Kloster zum Verkauf  zahlreicher Lehensgüter und der Aufgabe mehrerer Eigenbetriebe. Als mit Rudolf von Habsburg wieder ein König auftrat, wurde mit dem Eingreifen des Königs gegen den schwäbischen Adel der Talfahrt ein Ende gesetzt. 1283 schenkte Rudolf dem Stift eine Heilig Blut Reliquie, was die wirtschaftliche Lage weiter verbesserte. Das Kloster wurde zum Wallfahrtsort. Es konnte einen Teil der verlorengegangenen Besitzungen zurückgewinnen, die alte Wirtschaftskraft aber nicht mehr erreichen,  zumal der Rückgang der Laienbrüder das Kloster zur Verleihung der Gutshöfe an Bauern zwang. Diese war 1335 abgeschlossen.Die Eigenwirtschaft wurde bis 1803 nur in unmittelbarer Umgebung des Klosters beibehalten.

Rudolf von Habsburg übergibt 1286 den Brüdern Ulrich, der Landvogt in Oberschwaben war und Marquard von Schellenberg den Schutz des Klosters.  Als es 1314 bei der deutschen Königswahl zur Doppelwahl kam, wird auch Oberschwaben in die Auseinandersetzung zwischen dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern und dem Habsburger Friedrich dem Schönen hineingezogen. Da die Weissenauer Mönche sich nicht auf die Seite Ludwigs stellen wollten, wurden  sie aus dem Kloster gejagt und von den Kriegern Ludwigs nahezu allen Besitzes beraubt, so der Text einer am 13.04.1373 in Avignon ausgestellten Urkunde. 1373 übergibt Heinrich von Schellenberg, ein Parteigänger der Habsburger,  die  Patronatsrechte über die Kirche von Ummendorf, damit das Kloster die Einkünfte der Ummendorfer Kirche genießen kann.  Außerdem übergibt er dem Kloster seinen ummendorfer Besitz. Diese Schenkung wird dann auch vom Papst bestätigt. Das Kloster kauft sich nun verstärkt in Ummendorf  ein und ist bis auf wenige Höfe, die dem Spital in Biberach gehören,1440  im Besitz von Ummendorf. 1488 kam es im Klostergebiet von Weissenau zu ersten lokalen Unruhen. Im Bauernkrieg von 1525 zieht Stefan Rahl, Pächter auf dem Hof Herbisreute bei Weissenau  und Anführer der Bauern aus dem Klostergebiet mit seinem Bauernhaufen vor das Kloster und forderte den Abt Jacob Murer (1523-1533) auf, sich der Reformation anzuschließen. Das Kloster wurde geplündert und zerstört, was Murer in seiner illustrierten Chronik des Bauernkriegs eindringlich schildert.

bauernkrieg

1554 verkauft das Kloster unter Abt Andreas Rietmann (1554-1557) seine Ummendorfer Besitzungen an den Königlichen Rat und Augsburger Patrizier Matthias Manlich für 42.500 Gulden. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 2  Millionen Euro. Anlässlich des Verkaufs wird  ein genaues  Urbar-Register über Umbendorf Anno 1554  erstellt. Es enthält auch eine Aufzählung der zur Herrschaft Ummendorf gehörenden Leibeigenen. Die Urkunde wurde am 20. Juni 1554 erstellt. Für den Verkauf gab es sicher zwei Gründe. Zum einen waren die Plünderungen unter Ludwig dem Bayern noch nicht allzu weit zurück. Die Folgen des Bauernkriegs mit  Plünderung und Zerstörung waren nach kaum 30 Jahren wohl noch kaum bewältigt.  Mit dem im Kupferhandel reich gewordenen Kaufmann Matthias Manlich stand auch ein sehr finanzkräftiger Interessent zur Verfügung.

1596  erhält der Abt das Recht, bei der Liturgie eine Mitra zu tragen.

Die Reichsstandschaft der Abtei ist seit dem 15. Jahrhundert gesichert.

Der 30-jährige Krieg macht der Abtei aber wieder schwer zu schaffen. Er fiel in die Amtszeit der beiden Äbte Johann Christoph Härtlin (1616.1644) und Bartholomeus Eberlin (1644-1681). Abt Johann Christoph spielte eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges. Er verfasste auch die Consuetudines Minoraugienses. Es geht hier um die Ordensreform im 17. Jahrhudert und ist auch eine wichtige Quelle für die Sozial-und Wirtschaftsgeschichte in Schwaben.

1665 können die Reliquien des Saturnius erworben werden, was der Wallfahrt

weitere Impulse gibt. Anfang des 18. Jahrhunderts fällt dann die Entscheidung zu einem Neubau des Klosters. Reichsprälat Mauch, der aus der WangenerPatrizierfamilie Mauch stammt, erteilt den Auftrag zu einem barocken Neubau, geplant von dem Konstanzer Baumeister Franz Beer von Blaichten,  der 1724 fertiggestellt wird. Schlusspunkt setzt dann wie bei allen oberschwäbischen Klöstern die Säkularisation. Letzter Weissenauer Abt war Bonaventura Brehm (1794-1803) Die Inschrift auf seinem Grabstein gibt eine Kurzfassung seines Lebens.

Ruhestätte des Abtes Bonaventura Reichs-Prälaten zu Weißenau

Er ward geb. zu Kaufbeuren 1755, legte die Ordens-Profession ab 1776,

ward zum Abt gewählt 3. Nov. 1794, und starb 4. August 1818.

Was i. Jahre Elfhundertfünfundvierzig gestiftet

Gebiz von Ravensburg aus deutscvher Frömmigkeit

Weißenau, älteste Tochter Rots und Schussenrieds Mutter

ward im Jahre Eintausendachthundertunddrei weggeschwemmt

von dem Strom des geistlichen Stifte zerstörenden Zeitgeistes

Unter den neununvierzig Prälaten, die Weißenau zählte,

größtenteils würdig der Ehre war Bonaventura der Letzte.

Sanft ruhe seine Asche bis zur Auferstehung des Fleisches.

Abt Bonaventura hinterlässt eine Privatbibliothek von 2000-3000 Bänden. Sie besteht größtenteils aus Drucken und Handschriften der Weissenauer Klosterbibliothek, der Bibliotheka Minoraugiensis. Dieser gerettet Biblitheksbestand wird im Schloss Liebenau untergebracht, geht in der Folge aber auch verstreute Wege.


Das Kloster Weissenau fällt wie Schussenried an die Reichsgrafen  von Sternberg-Manderscheid, deren Erben es 1835 an das Königreich Württemberg verkaufen. Das Territorium gehört schon seit der Mediatisierung 1806 zu Württemberg. Heute ist in Weissenau eine Heilanstalt untergebracht.

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Weissenauer Abtliste

PRAEPOSITI:

  • Wernher 1145–
  • Hermann I + 1175
  • Ortolf 1a 1175-1180, res.
  • Albert 1180-1183, res.
  • Ulrich I v. Tann 1183-1191
  • Ortolf 2a 1191-1203, res
  • Konrad I 1203-1217 (postea Abb. Gen.)
  • Ulrich II 1217-1237
  • Herrmann II 1237-1257

ABBATES:

  • Heinrich I 1257-1266
  • Herrmann III 1266-1270
  • Heinrich II 1270-1279
  • Heinrich III v. Ankenreut 1279-1284
  • Heinrich IV 1284-1294
  • Rudolf I 1294-1297
  • Johannes I 1297-1303
  • Wernher II 1303-1308
  • Johannes II 1309-1348
  • Burkard Holbein 1348-1359
  • Heinrich V 1359-1367
  • Wernher III Ruch 1367-1391
  • Rudolf II von Küpfenberg 1391-1396
  • Gerung 1396-1423
  • Johannes III Fuchs 1423-1470
  • Nikolaus Hüglin 1470-1474
  • Johannes IV Schütz 1474-1483
  • Johannes V Gäßler 1483-1495, res.
  • Johannes VI Mayer 1495-1523
  • Jakob I Murer 1523-1533
  • Ulrich III Sattler 1533-1549
  • Andreas Rietmann 1549-1557
  • Jakob Häblin 1557-1563
  • Michael I Hablützel 1563-1575
  • Martin Schraff 1575-1577
  • Leonhard Sauter 1577-1582, res.
  • Matthias Insenbach 1582-1595
  • Christian Hablützel 1595-1599
  • Jakob II Mayer 1599-1616
  • Johann Christoph I Härtlin 1616-1644
  • Bartholomaeus Eberlin 1644-1681
  • Norbert Schaller 1681-1684, res.
  • Michael II Muesacker 1684-1696
  • Johann Christoph II Chorros 1696-1708
  • Leopold Mauch 1708-1722
  • Michael III Helmling 1722-1724
  • Antonius I Unold 1724-1765
  • Ambrosius John 1765-1773
  • Antonius II Unold 1773-1784
  • Carolus Ummenhofer 1784-1794
  • Bonaventura Brehm 1794-1803, + 1818

Kommentare (2)

  1. Wolfgang Ahr

    In dem Dreieck – Gunzenweiler, Litzelmannshof und Haslach –
    steht ein Steinkreuz am Flüßchen „Haslach“ und niemand weiß warum. Nun versuch ich es als Heimatpfleger.
    Auf alten Flurkarten sind große Felder (auf der rechten Seite) der Haslach zu erkennen. Die Gebiete sollen hier auch
    zum Kloster Weissenau gehört haben. Ansonsten war ich der Meinung, wir gehörten zu den Grafen von Montfort. Die ehemalige Burg der Herren von Ebersberg ist auch nicht weit.
    Kann ich über dieses Steinkreuz über den Archivar vom Kloster etwas erfahren ??
    Prof. Manfred Thierer aus Leutkirch sagt mir, das Kreuz ist älter, weil ich immer der Meinung war, das ist ein sogenanntes Schwedenkreuz.
    Ein ehrenamtlicher Heimatpfleger braucht Hilfe und auch viel Glück. Vielen Dank. Wolfgang Ahr Wangen-Haslach

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  2. Heinz Rall

    Geschichte des Klosters Weißenau in Kurzform,die mir aber ausreicht um meine bisher geringen Kenntnisse des
    Klosters zu erweitern.Herzlichen Dank.

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