Klöster in Baden-Württemberg

Reichsabtei Salem

 

                                                                                                                                              

 

In Adelsreute, ein Ortsteil von Taldorf, das heute zur Stadt Ravensburg gehört

wollte Ritter Guntram von Adelsreute seinen Besitz, der aus verschiedenen Dörfern und Weilern im

dicht besiedelten Linzgau am nördlichen Bodensee befand, 1123 in ein Zisterzienserkloster investieren.

1134 wandte er sich deshalb an den Abt von Kloster Lützel, das im äußersten Süden des Elsaß direkt an der Grenze zur Schweiz liegt.

Er bat Abt Christian (1131 ?- 1175 ?) einen Gründungskonvent in das von ihm geplante Kloster zu schicken.

Guntram hatte noch einen weiteren Besitzkomplex, der sich im Tal der Aach befand.

Darin lag der Ort Salmannsweiler, ein kleines Dorf mit einer Pfarrkirche, die der heilige Verena und de heiligen Cyriakus geweiht war, umgeben von einigen kleinen Weilern.

Dort sollte das neue Kloster entstehen.

Der Abt sandte den Salemer Cellerar Frowin mit 12 Mönchen nach Salmansweiler. Die Cistercienser Chronik Nr. 3 vom 1.Januar 1891, S. 2, war er Mönch in Bellevaux, dem Mutterkloster von Lützel

geschickt wurde,und gehörte vielleicht dem Gründungskonvent an, der von dort nach Lützel geschickt wurde.

Das Kloster erhielt den Namen Salem. Im Alten Testament war das der Sitz des Königs Melchisedek-Im Mittelalter wurde das biblische Salem als de ältere Name von Jerusalem gedeutet.

Nach ihrer Ankunft begannen die Mönche sofort  mit dem Kloster-und Kirchenbau.

Auch die Rechtliche Absicherung wurde schnell vorangetrieben.

Papst Innozenz II. (1133-1143) bestätigte  am 17. Januar 1140 die Schenkung Guntrams von Adelsreut und nahm Kloster Salem in seinen Schutz. (Codex Salamiticus 2, S 2).

und erklärte dessen Vogtfreiheit.

Im gleichen Jahr stimmte Herzog Friedrich II. von Schwaben (1105-1147) der Gründung des Klosters zu.

König Konrad III. (1138-1152) bestätigte am 19. März 1142 in Konstanz die Gründung des Zisterzienserklosters Salem durch Guntram und bestätigte seinen Besitz.

Außerdem sicherte er als dessen alleiniger Vogt gegen alle Eingriffe Dritter. Konrad III. – RI IV,1,2 n. 234

Die Staufer förderten die weitere Entwicklung von Kloster Salem tatkräftig und nutzten ihre Vogtei als Instrument ihrer Territorialpolitik.

Da auch das Mutterkloster Lützel den Staufern verbunden war, ergänzte sich das natürlich.

Am 20, Februar 1146 bestätigte Papst Eugen III. (1145-1153), der erste Zisterzienserpapst, die Schenkung Guntrams für Salem und nahm das Kloster in seinen Schutz. (Codex Salamiticus 4, S 7 ff).

Das junge Kloster erfreute sich sofort eines regen Zulaufes und schon 1147 konnte Kloster Salem seine erste Tochter gründen, nämlich in Raitenhaslach an der Salza, nahe bei Burghausen.

Die Besiedelung durch Salemer Mönche ist  zwar nicht direkt dokumentiert, aber durch das stets unangefochtene Visitationsrecht ausreichend belegt.

(Zu Kloster Raitenhaslach, Tennenbach, Wettingen und den unter Abt Eberhard gegründeten Zisterzienserinnenklöstern sie he das jeweils betreffende Kloster in Mei Büchle)

Am 25. August 1152 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) nur knapp fünf Monate nach seiner Wahl zum deutschen König  in seinen Schutz und bestätigte eine Güter im einzelnen. Friedrich I. – RI IV,2,1 n. 130

Kurz nach seiner Kaiserkrönung  nahm Friedrich Kloster Salem wieder in seinen Schutz und bestätigte die Güter des Klosters, die aus dem Erbe des Guntram von Adelsreute zuerst in die Hand des Abtes Christian von Lützel  und später durch König Konrad

an Abt Frowin übergeben wurden. Friedrich I. – RI IV,2,1 n. 370

In der Cistercenserchronik Nr.3 , S 3ff wird berichtet, dass Abt Frowin  Bernhard von Clairvaux (* um 1090-1153) auf dessen Reise 1146 durch Deutschland, auf der er für die Kreuzzüge warb, begleitete.

Ebenfalls mit dabei der Konstanzer Bischof Herrmann von Arbon (1138-1165), der Bernhard von Clairvaux nach Konstanz eingeladen hatte und ihn auf dessen Reise durch die Diözese Konstanz begleitete.

Es spricht schon einiges für diese Darstellung, den Frowin war der Abt des bis dahin einzigen Zisterzienserklosters der Diözese Konstanz und dürfte Bernhard auch persönlich vom Besuch des Generalkapitels von 1146,

bei dem er wohl dabei war, gekannt haben.

Die Klosterkirche wurde zischen 1150 und 1160 fertiggestellt. Die Kirche hatte nach der Salamitaner Chronik 8 Altäre, von denen Bischof Herrmann 2 weihte.

Abt Frowin tritt noch ein mal als Schiedsrichter in einer Streitsache zwischen den Klöstern St. Blasien und Allerheiligen in Schaffhausen zusammen mit Abt Christian von Lützel und Abt Frowin (1143–1178,) am 14. Oktober 1164 auf (S. 7)

1160 stellt Friedrich eine weiter Schutzurkunde für Kloster Salem aus.  Friedrich I. – RI IV,2,2 n. 844

Abt Frowin starb am 27. Dezember 11 65.

Der zweite Abt von  Salem war Godefridus (1166–1168

Auf ihn folgte Abt  Erimbertus (1168–1175 )

Am 4. Januar  1178  nahm Papst Alexander III.(1159-1183) Kloster Salem  und seine Besitzungen in seinen Schutz, bestätigte diese und verlieh dem Kloster verschieden in der Urkunde genannten Begünstigungen. (Codex Salamiticus 21, S 34 ff).

Abt war nach der Biographia cisterciensis Christian (1175–1191)

1180 bestätigte Abt der Einsiedler Abt Wernher II. von Toggenburg (1173 –1192 ) den Verkauf des Gütleins Maurach an das Kloster Salem (Codex 23, S. 37)

Das war ein wichtiger Ort für das Kloster, denn er lag direkt am Bodensee und sicherte so den Zugang zur Güterschiffahrt auf dem Bodensee. Zunächst war Maurach  Getreidelager, Umschlagsplatz mit Schiffanlegestelle,Bann wurde dort die Sommerresidenz 

der Äbte von Salem gebaut.

1180  unterstellte der Abt von Lützel Archenfried (1179-1181) das ihm unterstellte Kloster Tennenbach Abt Christian von Kloster Salem, das damit Tochterkloster von Salem wurde.

(tennenbacher Urkundenbuch S. 6)

Tennenbach war nicht von Salem gegründet worden, sondern von Frienisberg, war aber Lützel unterstellt, da Frienisberg ein Tochterkloster von Lützel war.

Am 20. Juni 1183  nahm Kaiser Friedrich Kloster Salem mit seinen näher bezeichneten Schutz  und nahm es in seinen unmittelbaren und ausschließlichen Schutz.  (Codex 26, S. 41 ff.)

Salem war nun Reichskloster.

Am 4. März 1184 beauftragt Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Prioren, Archidiakone, Dekane, Priester und Prälaten , das Privileg der Zisterzienser der Zehntbefreiung zu beachten, und dafür zu sorgen, dass niemand von dem Abt

und Brüdern von Salem Zehnt verlangt und das bei Zuwiderhandlung mit Exkommunikation zu bestrafen. (Codex 28, S. 45 ff.)

Am 4. März 1185 nahm Papst Lucius Abt Christian und seine Brüder von Kloster Salem in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. (Codex 34, S 53 ff)

Damit hatte Abt Christian neben dem ausschließlichen Schutz des Kaisers auch die Zehntbefreiung bekommen und einen päpstlichen Schutzbrief erhalten.

Am 18. 11 1190 bestätigte Papst Clemens III. (1187-1191) Abt Christian den Zehnten von Maurach. (Codex 43, S 67 f.)

Christian  regierte bis 1191.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard I. von Rohrdorf (1191–1240), der bedeutendste Abt Salems im Mittelalter.

Der Vater von Eberhard war Graf Gottfried von Rohrdorf (+ 1191) Die Familie zählte zu einem der führenden Hochadelsgeschlechter im Bodenseeraum.

Sie hatten Besitz um Messkirch, in Oberschwaben,im Hegau und im Linzgau. Die erste Rheinbrücke in Konstanz soll von ihnen errichtet worden sein.

Eberhard wurde um 1160 geboren.  Um 1180 trat er in das Kloster Salem ein.

Am 12. Juni 1191 wurde er zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Christian gewählt. Über seine Klostertätigkeit vor seinem Abbatiat ist nichts bekannt.

Zu Beginn seiner Amtszeit konnte er Streitigkeiten  wegen der Grangie Madach mit dem Reichsministerialen Ulrich von Bodman benden. Der Konstanzer Bischof  Diethelm von Krenkingen (1189 –1206 )

beurkundete dazu eine Sühne. (Coidex44, S. 68 ff.)

Am 7. Juni 1192 nahm  Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) auf Bitten Abt Eberhards Kloster Salem mit seinen Besitzungen in seinen Schutz. (Codex 45, S. 70 ff.)

Am 6. November 1194 bestätigte Papst Cölestin III. (1191-1198)  dem Kloster Salem allen Besitz, den es vom Bistum Konstanz und vom Kloster Reichenau erworben hat (Codex  51, S. 78 f.)

Auch setzte Cölestin in dieser Urkunde fest, dass wenn der jeweilige Bischof von Konstanz sich weigern sollte, dem Abt von Salem die Benediktion zu erteilen oder andere bischöfliche

Geschäfte auf Ersuchen nicht vornimmt, das Kloster berechtigt ist, einen anderen Bischof anzugehen. Codex 54, S. 81 ff)

Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Heinrichs VI. am 26. September 1197 gab es 1198 zwei Königswahlen. Gewählt wurden Philipp von Schwaben (1198-1208), aus der Familie der Staufer und

Otto IV. von Braunschweig (1198-1218) aus dem Hause der Welfe. Beide beanspruchten den Thron für sich. Es kam zum “deutschen” Thronstreit.

Abt Eberhard stellte sich auf die Seite Philipps und war auch oft in seiner Umgebung.

Er nahm 1201 am Reichstag in Ulm teil, an dem er den Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200–1246 )

Eberhard unterstellte sein Kloster formell dem Erzbischof von Salzburg. Das starke Wachstum Salems hatte zu Konflikten mit dem umliegenden Adel und auch dem Bischof von Konstanz geführt.

Eine tatsächliche Abhängigkeit  von Salzburg hatte die Unterstellung nicht geführt. Für Salem war es aber eine Absicherung. Sie war auch finanziell lukrativ, denn der Salzburger Erzbischof

schenkte Kloster Salem am  16. Dezember 1201 eine Salzgrube mit Salzpfanne in Wallbrunn bei Hallein  verbunden mit dem Recht, das dazu nötige Holz in den Wäldern schlagen zu dürfen.

(Codex 61, S. 91)

Papst Innozenz III. bestätigte diese Schenkung am 15. März 1202 (Codex 62, S. 93)

König Philipp bestätigte diese Schenkung am 3. August 1207 ebenfalls und nah in dieser Urkunde auch Kloster Salem und seine Besitzungen in seinen Schutz. (Codex  67, S. 98 ff)

Geschickt abgerundet wurde dies durch Verhandlungen mit den Pfalzgrafen bei Rhein und den Herzögen von Bayern, die für die Salztransporte Zoll- und Mautfreiheiten einräumten,

so dass Salem dieses Salz lukrativ am Bodensee verkaufen konnte.

Der Salzhandel dauerte für Salem bis 1530, als es zusammen mit dem Erzstift Salzburg  seine Saline für  888 Florentiner Gulden, das sind  etwa 235.124,00 €.  an den bayrischen Herzog Ludwig X. (1514 -1545) verkaufte.

Franz Xaver Conrad Staiger Salem oder Salmannsweiler-ehemaliges Reichskloster, Salem 1862, S. 83) Salem besaß auch ein Haus in Salzburg, das es  nach Staiger bedingt durch die Kriegsfolgen des 30-jährigen Krieges 1651

für 1200 fl., das sind  ungefähr 953.207,00 €., an das Domkapitel Salzburg verkaufte.

1201 reiste Abt Eberhard zusammen mit Erzbischof Eberhard von Salzburg im Auftrag Philipps von Schwaben  zu Papst Innozenz III. nach Rom, um diesen zur Anerkennung der Nachfolge Philipps auf dem deutschen Thron zu gewinnen,

was ihnen aber nicht gelang.

Am 3.07 1207 bestätigte König Philipp die Schenkung der Saline durch Bischof Eberhard von Salzburg und nahm dabei gleichzeitig Kloster Salem in seinen Schutz. (Codex 67, S. 98 ff.)

1207 vermittelte Abt Eberhard nochmals zwischen König Philipp und Papst Innozenz.

Vor 1208 gestattete König Philipp sowohl mit Kirchen als auch geistlichen und weltlichen Personen Güter zu tauschen.

Als Philipp am 21.06.1208 in Bamberg ermordet wurde, erkannten Abt Eberhard und der Salemer Konvent die Königsherrschaft Ottos IV. an.

Otto IV:  stellte dem Kloster mehrere Urkunden aus. In einer undatierten  Urkunde nahm er Kloster Salem in seinen Schutz. (Codex 71, S. 102 f.)

Am 14. Juli 2009 stellte er in Ulm eine weitere Schutzurkunde aus und gab in dieser Urkunde dem Abt auch das Recht, sich in den Geschäften des Klosters durch einen bevollmächtigten Bruder des Klosters

vertreten zu lassen. (Codex 73. S.103 f.)

Schon am 27. Januar 1209 hatte er dem Kloster ein Urkunde ausgestellt, in der er dem Kloster gestattete, von seinen Dienstmannen und anderen Personen, Geschenke anzunehmen. (Codex S. 72, S. 105 f.)

Trotz dieser Anerkennung des Königtums  von Otto hielt Eberhard insgeheim weiter Kontakt zu Philipps Neffen Friedrich II., der ab 1198 König von Italien war.

Schon 1210 bestätigte Friedrich von Catania aus Kloster Salem alle seine Rechte und Besitzungen. (Codex 75, S. 107  ff). Sicher hat das Kloster dies nicht an die große Glocke gehängt.

Dass die Zeiten direkt nach dem Tod Philipps ein bisschen  unsicher waren, zeigt auch eine Schutzurkunde von Papst Innozenz vom 7. November 1209, in der der Papst dem  Erzbischof von Mainz, das war 1209

Siegfried II. von Eppstein (1200 –1230 ) und seinen Suffraganen sowie dem Basler Bischof Lüthold von Aarburg (1191- 1213) sowie Äbte und Prälaten beider Diözesen, Abt und Brüder des Klosters Salem

vor ihren Verfolgern zu schützen. (Codex 74, S.107)

Friedrich setzte sich ab 1212 zuerst in Süddeutschland und dann in Norddeutschland gegen Otto durch.

Am 5. Dezember 1212 wurde Friedrich in Frankfurt zum deutschen König gewählt und am 9. Dezember in Mainz von Erzbischof Siegfried II. gekrönt.

Die Beziehungen Eberhards zu Friedrich II. bleiben in der Folge immer eng, ebenso wie zu Friedrichs Sohn Heinrich VII. (1220-1235).

Schon am 31. März 1213 bestätigte er in Konstanz die 1210 in Catanis ausgestellte Urkunde. (Codex 84, S. 121 f)

Mit demselben Datum bestätigte er auch die von Erzbischof Eberhard von Salzburg getätigte Schenkung der Saline in Mühlbach. (Codex 85, S. 123 )

In dieser Zeit bestätigt Friedrich auch eine ganze Reihe von Besitzungen.

Vor 1220 befahl Friedrich allen Schultheissen in Schwaben, falls in den dortigen Städten für ihn Gelder erhoben werden, von den Häusern, welche Salem gehören,

nichts zu fordern. (Codex  109, S. 149 f)

Noch weiter ging die Urkunde von Heinrich VII. vom 9. August 1231, in der er den Reichsbeamten mitteilte, dass die Besitzungen von Kloster Salem

“im ganzen reich frei von ieder steuer und abgabe sein sollen.”  Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4215

Abt Eberhard baute die wirtschaftliche Grundlage seines Kloster gezielt aus. Das Stiftungsgut um Adelsreute war schon 1198 in eine Grangie umgewandelt worden.

Die ausgedehnte Grangienwirtschaft produzierte rasch Überschüsse konnten in den umliegenden Städten verkauft werden und verschafften ausreichende Mittel, der gezielt zum Grunderwerb genutzt werden konnte.

So entstand die Grangie Runstal bei Schwenningen durch eine gezielt von Eberhard verfolgte Besitzpolitik. Das gilt auch für die Grangie Altmannshausen bei Zwiefalten.

1250 besaß Kloster Salem 22 Grangien. Diese wurden von Konversen bewirtschaftet, die wiederum Lohnarbeiter beschäftigten.

In den Grangien wurde Getreide, Obst und Gemüse angebaut.Auch Viehzucht und Fischfang spielte eine Rolle,

Wichtigstes Produkt in Salem war der Wein. Zwischen Lindau und Stockach wurde am Bodensee in 28 Orten Wein angebaut.

Das Kloster besaß  Stadthöfe in Ulm, Esslingen, Konstanz , Überlingen, Reutlingen  und an 20 kleineren Orten.

Am 24. April 1222 beurkundete König Heinrich VII., dass sein Notar Marquard Pleban  ein Haus mit Kapelle und Hof an Abt Eberhard und das Kloster Salem geschenkt hat. (Urkunde 27 Ulmer Urkundenbuch S. 39)

Es ist das älteste Steinhaus von Ulm. 1267 überließ es Abt Eberhard II. von Wollmatingen  (1241–1276) dem Reichenauer Konvent und Abt Albrecht von Ramstein (1260–1294)

gegen ein Grundstück  am Bodensee.

1309 erwarb Kloster Salem ein anderes Haus in Ulm.

Ab 1505 hatte Salem einen anderen Pfleghof in Ulm.  1794 wurde der Hof abgerissen und  neu erbaut und war bis 1803 Pfleghof des Klosters Salem. Er befindet sich in der Frauenstraße 2 in Ulm.

In Konstanz hatte Kloster Salem einen Pfleghof am Seeufer. Scghon 1217 hatte das Kloster das Recht, dort Gelände aufzuschütten und ein Haus zu errichten. Die ersten Gebäude sind ab 1238 nachweisbar. Das Hauptgebäude

wurde 1317 erbaut.Das Gut mMudach war über den See aus gut mit dem Schiff zu erreichen. Das Kloster konnte seine Güter als einfach nach Konstanz bringen, um dort Handel zu betreiben.

In Krisenzeiten konnten so auch Gegenstände und natürlich Personen in Sicherheit gebracht werden. Die sogenannte Herberge wurde 1866 abgerissen und befand sich in der Salmannsweilergasse in Konstanz.

Möglicherweise hatte der Salmannsweiler Hof schon einen Vorgänger, das sogenannte Hospitiium. Da war dann wohl auch Bernhard von Clairvaux auf seiner Kreuzzugspredigtreise 1146/7 zu Gast gewesen.

Während des Konstanzer Konzils hatte Kaiser sigismund (1411-1437) 1414 sein Quartier  Ein Jahr später kam der Salzburger Erzbischof Eberhard III. von Neuhaus (1403–1427) zum Konzil und war ebenfalls im Salmannsweiler Hof untergebracht.

Er kam zu Schiff an. Seine 170 Pferde wie der Chronist des  Konzils Richental berichtet waren aber in Kloster Salem und Umgebung untergebracht.

Neben den auf den Grangien erzeugte Gütern wurde das Salz aus der Salemer Saline bis nach Lindau gebracht, dort verladen und über den Bodensee nach Konstanz gebracht, im Salmannsweiler Hof gelagert und von dort verkauft.

Der Salmannsweiler Pfleghof in Überlingen wurde 1231 erstmals urkundlich erwähnt, Das Grundstück wurde aber wohl schon 1211 erworben. Der Hof in Überlingen besteht einem barocken Südflügel, das mit einem mittelalterlichen Torhaus mit spätgotischem Erker und Zinnen verbunden sind. Im Hof dahinter befanden sich die Wirtschaftsgebäude des Pfleghofes. Nach der Säkularisation wurde der Hof als Brauerei und Gaststätte benutzt.

In Eslingen hatte Kloster Salem seit 1229 einen Pfleghof.(Codex 161, S.195)  Die Zisterzienser waren in Esslingen gut vertreten, den die Kloster Bebenhausen, Kaisheim und Fürstenfeld hatten in Esslingen ebenfalls Pfleghöfe.

Alle 4 Klöster betrieben auch Weinbau in Esslingen.

Das Gebäude des Pfleghofs war möglicherweise schon vor sein er Nutzung als Pfleghof  Teil der früheren Stauferburg, die um 1200 zu einer Pfalz der Staufer umgebaut wurde.

Unter den Äbten Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ) und Jodocus II. Necker( 150-1529) wurden zwischen 1508 und 1515 zahlreiche bauliche Veränderungen vorgenommen.

Trotz der Reformation blieb der Pfleghof weiter im Besitz von Kloster Salem. Allerdings gab es jetzt oft erhebliche Reibereien.

Bis 1682 blieb der Pfleghof im Besitz von Kloster Salem. Dann wurde er an Württemberg verkauft.

1305 wurde erstmals der Pleghof von Salem in der Reichsstadt Reutlingen erwähnt.

1419 überließ Kloster Salem den Pfleghof der Bürgerschaft der Stadt.

Seit 1271 hatte Kloster Salem den Salemer Hof in Ehingen. Graf Ulrich III. (+1319) befreite diesen von allen Diensten und Steuern. Von hier ausverwaltete das Kloster die zahlreichen Güter des Klosters in der Umgebung der Stadt.

Dieser Hof diente also kaum als Handelshof des Klosters.

In Nürtingen erwarb Kloster Salem 1284 von Graf Berthold IV von Neuffen (+1292) dessen gesamten Nürtinger Besitz. Es war wohl die ehemalige Reichsdomäne, die Kaiser Heinrich III. (1039-1056)

am 07. Septemper 1046 dem Domkapitel Speyer schenkte.(Heinrich III. – [RIplus] Regg. Heinrich III. n. 169 )

Diesen Besitz entwickelte das Kloster zu einem Pfleghof.  1482/83 baute das Kloster dort einen neuen repräsentativen Pfleghof.

Nürtingen war 1299 an Württemberg gekommen. Nach der Reformation in Württemberg  hatte der katholische Pfleghof unter Repressalien seitens der württembergischen Grafen und Herzöge zu leiden: Der Salemer
Hof hatte u. a. dessen Jagdhunde zu halten und die großen gräflichen Jagdgesellschaften zu bewirten, was in gewaltigen Gelagen ausartete und zum (un-)wirtschaftlichen
Faktor wurde. Im Jahr 1645 erfolgte schließlich die unentgeltliche Übergabe an Württemberg. In dem Anwesen installierte Württemberg eine herzogliche „Kellerei“.

1307 kaufte Kloster Salem in Biberach ein Haus und errichtete auf diesem Grund den Salmannsweiler Hof. Der Hof hatte ein eigens Tor mit einer Brücke über den Stadtgraben.

Er hatte eine eigene Hauskapelle, die 1502 geweiht wurde. Am 4. August 1516 brach dort ein Feuer aus, das sich zum großen Stadtbrand entwickelte und dann über 106 Häuser abbrannten.

Der Wiederaufbau verwickelte das Kloster in einen langen Rechtsstreit mit der Stadt. 1739 verkaufte das Kloster den Hof und Fischrechte in der Riss für 4500 fl, das sind ungefähr 3.558.293,00 € an

den Biberacher Spital. (Beschreibung des Oberamtes Biberach, Stuttgart 1837,S..69)

Das Hoch-und Spätmittelalter  erlebte eine regelrechte Stadtgründungswelle. Landesherren erhoben Ortschaften, die häufig aus kleineren Marktsiedlungen entstanden waren, zu Städten, indem sie ihnen Rechte verliehen. Mit Stadtgründungen erhofften sich die Herrscher, ihr Gebiet zu stärken und Einnahmen zu erzielen. Durch besondere Rechte unterschied sich die Stadt vom Umland. Viele Städte lagen verkehrsgünstig an Flussübergängen oder alten Römerstraßen.

Die Ansiedlung vieler Menschen auf kleiner Fläche bedeutete natürlich einen hohen Bedarf an Nahrung der Markt war also vorhanden.

Zwar sollten Klöster in erster Linie für den eigenen Bedarf produzieren. Da aber Mönche und Nonnen enthaltsam zu leben und sich nicht den Genüssen der Speisen hingeben sollten, blieb es nicht aus, dass sie Überschüsse erwirtschafteten.

Es ergab sich eine win win Situation für Städte und Klöster.Die Klöster sorgten für die Ernährung der Stadtbevölkerung und hatte einen Absatzmarkt für ihre Produkte.

Der französische Historiker Duby, Georges (1991) “Der heilige Bernhard und die Kunst der Zisterzienser “ Frankfurt am Main fasst die wirtschaftliche Tätigkeit der Zisterzienser so zusammen:

Von all den Fellen, Häuten, Balken, Roheisenbarren, Schuhen, verwendeten sie nur einen winzigen Teil für sich. Den Rest verkauften sie. Die Regel des heiligen Benedikt untersagte das nicht. Die vom Generalkapitel des Ordens erlassenen Bestimmungen erlaubten den Ordensleuten, auf die Märkte zu gehen, um Salz und andere unentbehrliche Waren zu kaufen, vor allem aber, um dort den Überschuss an Erzeugnissen gegen Geld zu tauschen. Die Zisterzienserabteien konzentrierten sich mehr und mehr auf den Handel, ersuchten ab 1140 die Herren der Straßen, Flüsse und Brücken wiederholt um Befreiung vom Wegegeld und gründeten Lagerhäuser an den Umschlagplätzen”

Diese Lagerhäuser waren Höfe in Städten mit gut etablierten Märkten, wo die Klöster ihre Produkte anbieten konnten. Solche Klosterhöfe in den Städten besaßen in der Regel mehrere Gebäude: Neben einem Wohnhaus auch Speicherbauten. Bei diesen Höfen war jedoch vor allem wichtig, dass sie sich durch besondere Freiheiten von den sonstigen städtischen Wohnplätzen unterschieden. Von städtischen Abgaben und der städtischen Gerichtsbarkeit waren sie befreit. Auch von ständigen Pflichten wie einem Beitrag zur Wache auf den Mauern und an den Toren der Stadt waren diese Höfe befreit. Dafür musste aber an die Stadt oft ein pauschaler Beitrag geleistet werden. Für die Klöster der Zisterzienser waren Stadthöfe oft lebensnotwendig: »Sie dienten ihnen nicht wie die Stadthöfe mancher anderen kirchlichen Institutionen nur oder vorzugsweise als Absteigequartiere (für Bischof oder Abt), sondern sie waren vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht nahezu unentbehrlich. Angesichts der großen Zahl von Zisterzienserklöstern, die im 12. und 13. Jahrhundert gegründet wurden, bildete zu Beginn des 14. Jahrhunderts der zisterziensische Klosterhof einen üblichen Bestandteil einer großen bis mittelgroßen deutschen Stadt.«

Um die Höfe herum konnte weiteres wirtschaftliches Leben erblühen. Die Höfe konnten Schankrechte besitzen: Wein und Bier gab es hier. Weil die Klöster zwar Tiere für Transportleistungen und wegen ihrer Häute und Felle benötigten, andererseits aber durch die Gebote der Enthaltsamkeit kaum Fleisch verzehrt wurde, kamen vielfach auch Fleischerzeugnisse auf den Markt. In manchen Städten unterhielten Zisterzienser eigene Fleischbänke (so in Hannover und München), um Geschlachtetes auf dem Markt anbieten zu können.Abt Eberhard hat die meisten Pfleghöfe von Kloster Salem

anlegen lassen und auch das zeugt für seine wirtschaftliche Weitsicht.

Er ließ 1215 den Codex diplomaticus Salemetinaus anlegen, ,ein Kopialbuch (Chartular) mit Urkundenabschriften und einer Klostergeschichte von der Gründung der Mönchsgemeinschaft bis zum Jahr 1210 (Historia brevis monasterii Salemitani, auch De fundatione claustri Salemitani).

Salem hatte schon seit den 1160-er Jahren ein eigenes Skriptorium. Unter Abt Eberhard entwickelte dieses eine rege Tätigkeit.

Das Gros der in dieser Zeit entstandenen  Handschriften ist auf die für den Zisterzienserorden festgelegte Liturgie abgestimmt Nach den Ordensstatuten waren folgende Bücher notwendig: Psalterium, Hymnar, Kollektar, Antiphonar, Graduale, Regel und Missale.

Die meisten dieser Bücher wurden  in Salem geschrieben. Meist wurden Vorlagen kopiert oder imitiert. Oft wurden renommierte Schreibmeister und Miniatoren von anderen Orten hinzugeholt.

Im Skriptorium rbeitete auch der Mönch und Schreiber Johannes Gallus. Er verfasste die Gedichte Planctus und Titulus novi Banaye id est Ottonis qui duos occidit leones

(Denkmal für den neuen Banaias, d.h. Otto, der zwei Löwen getötet hat) Er verfasste zudem ein Gedicht auf den Konstanzer Bischof und Wohltäter Diethelm von Krenkingen (1189-1206), der in Salem starb, und über die Ermordung des staufischen Königs Philipp,.

So um 1240 waren wohl die meisten notwendigen Handschriften vorhanden. Das Skriptorium wurde daher eingestellt. Nur vereinzelt wurden Bücher ersetzt

Die Neuanschaffungen dieser Zeit wurden vor allem aus anderen Skriptorien bezogen,

Erst in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Skriptorium wieder tätig. Abt Ludwig Oschwald

(1458/59-1471) ließ neue Gradualien anfertigen.

Schreibmeister Leonard Wagner (1453-1522) aus der Benediktinerabtei St. Afra in Augsburg Leonhard Wagner ist der bedeutendste Kalligraf  der deutschen Spätrenaissance und Schöpfer der Deutschen Fraktur.

Auch Nikolaus Bertschi ( + 1541/42) war auch kurz in Salem. Er war kein Mönch und ist zwischen 1511 und 1541 in Augsburg belegt und war als Iluminator und Formenschneider tätig.

Leonhard Wagner unterrichte die Salemer Mönche auch im Notenschreiben und befähigte sie so, die Antiphonare eigenhändig fertig zu schreiben.

Ein weiterer Aspekt der Tätigkeit Eberhards muss erwähnt werden. Er war so etwas wie ein Pionier bei der Anerkennung der Zisterzienserinnen.

1132 wurde zwar schon 1132 in der heutigen französischen Gemeinde Tart-l’Abbaye in Burgund Kloster Tart als erstes Frauenkloster der Zisterzienser gegründet, aber die Männerklöster taten sich lange sehr schwer mit den Frauen.

Der Orden weigerte sich lange, Frauenklöster in den Klosterverband aufzunehmen. Erst 1228 ist die erste Aufnahme eines Frauenklosters in den Orden durch Quellen zu belegen.

Zwischen 1200 und 1270 entstanden über 800 Frauenkonvente in ganz Europa, mehr als es je Männerklöster gegeben hat, die sich im Sinne von Citeaux zusammenschlossen.

Viele hielten zwar zisterziensische Regeln und Konventionen bei, schlossen sich dem Orden aber nicht an. Der Grund lag vielleicht auch darin, dass die Frauenklöster beim Beitritt zum Orden ihre Unabhängigkeit verloren und sich dem Vaterabt eines Männerklosters unterordnen mussten.

Ware n sie aber in den Ordensverband aufgenommen, achtete der Vaterabt auf die Einhaltung der Gebräuche und regelte die wirtschaftlichen Belange. Gleichzeitig erhielten die Frauenkonvente Unterstützung durch Konversen des Ordens für ihre Güter und wurden durch Beichtväter seelsorgerlich betreut.

Im oberschwäbischen Raum gab es Reihe von Frauengemeinschaften, meist Beginen, die von Eberhard tatkräftig unterstützt wurden

Eberhard wurde sowohl vom Papst als auch von den Staufern hochgeschätzt und er nutzte seinen Einfluss auch bei der Unterstützung der Frauengemeinschaften.

Er begleitete die Frauengemeinschaften von ihrem Entstehen bis zur Aufnahme in den Ordensverband und half ihn meist schon beim Landerwerb.

So war er bei Kloster Wald schon in den Kauf mit eingebunden. Er genehmigte den Platz für die Klostergründung. Er erwirkte die päpstlichen Privilegien und er er übermittelte das Inkorporationsverlangen der Frauen an das Generalkapitel.

Kloster Wald wurde 1212 gegründet.

Der Grund für Kloster Rottenmünster hatte ursprünglich den Chorherren in Konstanz gehört. Dort lebte eine Schwesterngemeinschaft unter ihrer Meisterin Williburgis.

Diese Gemeinschaft gab den Grund nun an Eberhard weiter. Rottenmünster wurde dann 1221 gegründet

In Altheim bei Riedlingen gab es eine Schwesterngemeinschaft. Diese übersiedelte 1227 nach Wasserschapf. Diese Gemeinschaft sollte dem Zisterzienserorden zugeführt werden.

Abt Eberhard stand der Schwesterngemeinschaft bei. Er war behilflich beim  Erwerb von Land in Wasserschapfen aus dem Besitz Konrads von Markdorf (1227) und beurkundete den Vorgang.

Dort entstand das nach einer Kreuzreliquie benannte Kloster Heiligkreuzthal. Schon 1231erhielt es das päpstliche Schutzprivileg („Privilegium Cisterciense“).

Nach der Aufnahme in den Orden war Eberhard als Aufseher und Vaterabt in Kloster Heiligkreuztal tätig und leistete seelsorgerische Dienste bei den Nonnen.

1227 gründete Abt Eberhard mit Kloster Wettingen in der Nordschweiz das zweite eigene Tochterkloster von Salem.

In Maselheim hatten zwei adlige Familien eine Beginenklause gegründet. Als “Heggbacher Geburtsurkunde” gilt die am 16. April 1231 in Salem ausgefertigte Urkunde. Sie wurde von dem Konstanzer Bischof Konrad von Tegerfelden (1231-1233) ausgestellt. Darin gewährt der Bischof den Schwestern die Wahl des Priesters der Pfarrkirche und auch die Einkünfte der Kirche, damit das Kloster mit notwendigsten ausgestattet werden kann.

Bereits 1233 oder 1234 wurde das Kloster dem Zisterienserorden inkorporiert.

In Gutenzell hatten um 1230 zwei Schwestern um 1230 ein Kloster gegründet.

Abt Eberhard setzte Mechthildis von Aichheim zur Äbtissin ein, die als 1. Äbtissin in der Abtsliste geführt wird. 1238 bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) die Inkorporierung Gutenzells in den Zisterzienserorden. Gleichzeitig nahm er das Kloster in seinen Schutz.

Im Gegensatz zu den sonstigen oberschwäbischen Zisterzienserinnengründungen nahm

Gutenzell nur Adlige auf.

In Seefelden am Bodensee lebte 1237 eine Frauengemeinschaft

unter geistlicher Aufsicht und Leitung von Eberhard von Rohrdorfe in klösterlicher Gemeinschaft

nach der Regel der Zisterzienser. Dann wurde das Kloster nach Boos bei Saulgau verlegt.

1231 hatten hier Mengener Beginen von dem Edelfreien Adelbert von Bittelschieß und seinen Söhnen für 48 Mark Silber, das sind ungefähr 30.339,00 €,

ein Gut mit Kirche gekauft. Wohl ebenfalls auf Abt Eberhards Betreiben bestätigte im Jahr 1236 Papst Gregor IX. (1227-1241) die Gründung der jungen Gemeinschaft als Zisterzienserkloster Boos und nahm sie unter seinen Schutz..Im selben Jahr  erhalten die Äbte von Tennenbach Rudolf I. von Zähringen (1226–1256) und Wettingen Konrad (1227-1256)  den Auftrag, das finanziell schlecht gestellte Kloster in Augenschein zu nehmen, es dem Orden anzugliedern und Salem zu unterstellen. Das

Votum der Äbte fiel allerdings nicht sehr günstig aus.

Dann erwarb der Reichsprokurator für Schwaben, Schenk Konrad von Winterstetten († wahrscheinlich 1242/43) von den Grafen Bertold und Konrad von Heiligenberg den Weiler Baindt mit dem Patronatsrecht der örtlichen Pfarrkirche als Platz für das wenige Jahre zuvor in Boos errichtete Zisterzienserinnenkloster. Auch hier war Abt -Eberhard vermittelnd tätig.

!240 wurde Baindt in den Zisterzienserorden aufgenommen.

Neben den oberschwäbischen Zisterzienserinnenklöster nahm Salem auch das Patronatsrecht für Kloster Feldbach beim thurgauischen Städtchen Steckborn wahr. Feldbach wurde 1253/54 von 20 nichtregulierten Konstanzer Schwestern besiedelt und 1260/61 in den Zisterzienserorden inkorporiert . Salem übte die Paternität aus.

Kloster Kalchrain in der thurgauischen Gemeinde Hüttwilen wurde zwischen 1324 und 1331 gegründet. Vaterabt war bis 1603 der Abt von salem, dann der Abt von Wettingn. Das Kloster wurde 1848 aufgehoben.

Abt Eberhard trat 1240 wohl alters- und krankheitsbedingt zurück.

Nach der Klosterüberlieferung verstarb er am 10. Juni 1245. Da er nur kurze Zeit in Salem wirkte, prägte er die dortgr Mönchsgemeinschaft kaum.Sein Nachfolger wurde

Auf ihn folgte Berthold von Urach. Er war der Sohn von Graf Eginos IV. von Urach (1180–1230), Bruder des Grafen Egino V. (1230–1236/37) und des Zisterzienserabts, Kardinalbischofs und Kardinallegaten Konrad von Urach (†1227). Konrad war ab 1217 Abt von Citeaux und damit Generalabt der Zisterzienser.

Seinen Bruder Berthold förderte er nach Kräften.

Dieser war von 1207 – 1221 Abt von Kloster Tennenbach

. Von 1221-1224 ist er als Abt von Lützel bezeugt. Dort trat er 1224 zurück.

1240-1241 war er dann Abt von Kloster Salem, Da er nur zwei Jahre in Salem wirkte, prägte er die dortige Mönchsgemeinschaft kaum.

Sein Nachfolger wurde  Abt Eberhard II. von Wollmatingen (1241–1276).

Er erhielt am 6. Oktober 1241 , also schon kurz nach Regierungsantritt eine Urkunde vom letzten Stauferkönig Konrad IV. (1237-1254) in der er sich auf Satzungen seines Vaters Friedrich II. bezieht, dass

sie hörige Leute des Klosters Salem, die sich in den Städten finden möchten, auf Verlangen des Abts herausgeben und künftig nicht zu Bürgern aufnehmen sollen.  (Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 67)

Eine letzte Stauferurkunde stellt Konradin (Herzog von Schwaben 1254-168) Am 8. Juli 1264 schenkte dieser Kloster Salem Fischereien an angegebenen Orten bis zum Bodensee. (Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 69)

Konradin wurde am † 29. Oktober 1268 in Neapel hingerichet.

Schon mit dem Tod Friedrichs II. 1250 und dem Tod Konrads IV.1254  fiel der Rückhalt der Staufer für Kloster Salem weg.

Dass die Zeiten für Kloster Salem rauer geworden waren, zeigt sich auch in einigen Papsturkunden.

So ermahnte Papst Innozenz IV. am  12. Mai 1250 den Bischof von Konstanz Eberhard II. von Waldburg (1248 –1274 ) , das Kloster Salem in dessen Privilegien und Freiheiten zu schützen. (Generallandesarchiv Karlsruhe E Nr. 131)

Am  18. Januar 1258 bestätigte Papst Alexander IV- (1254-1261) Kloster Salem die Privilegien und Indulgenzen, das ist der  Nachlass zeitlicher Sündenstrafen  und verwies auf “mancher demselben in letzter Zeit widerfahrenen Unbilden”.

(Generallandesarchiv Karlsruhe E Nr. 233)

Benachbarte Adlige nutzten im Interregnum die Gunst der Stunde und griffen das Kloster an. Das Kloster erlitt Verluste und musste sich verschulden.

Erst die Wahl Rudolfs von Habsburg  am 1.Oktober 1273 zu deutschen König beendete das Interregnum. Geordnete Zustände und Rechtssicherheit kehrten zurück.

Die Reichsvogtei nahm nun die neugeschaffene Vogtei Schwaben war.

Rudolf stellte einige Urkunden für Salem aus. 1274 bestätigte er auf Bitten der Grafen von Heiligenberg die Schenkungen,, die ihr Vater dem Kloster Salem gemacht hatte. Rudolf – RI VI,1 n. 294

Am 4. November 1274  befahl er den Bürgern von Esslingen Kloster Salem von Abgaben zu bewahren, wie das schon vor der Absetzung von Friedrich II. gegolten hat.  Rudolf – RI VI,1 n. 253

Rudolf von Habsburg unterstützte Kloster Salem, da die Reichsklöster eine wichtige Rolle in seinem Vorhaben spielten, das Herzogtum Schwaben wieder herzustellen.

Für Salem war die Verbindung  zu den Habsburgern die Möglichkeit, das Überleben zu sichern, ja zu alter Größe zurück zu finden. 

Abt Eberhard II. resignierte im Jahr 1276.

Er starb 1284 in Kloster Salem.

Auf ihn folgte Abt Ulrich I. Gräter  (1276–1282 )

Im Oberbadischen Geschlechterbuch von Kindler von Knobloch, Heidelberg 1898, Bd. 1 wird Ulrich 1264 als Mönch in Kloster Salem genannt und ab 1277 als Abt.

Die Familie Gräter wird dort als altes Geschlecht in der Reichsstadt Biberach bezeichnet S. 464.Er regierte nur 6 Jahre. Er war ein guter Haushälter und konnte wieder 1200 Mark Silber, das sind etwa 258.448.—€

an Klosterschulden abtragen, de  in der Zeit des Interregnums  entstanden waren.

Unter Abt Eberhard II. und Ulrich I. gelangte Kloster Salem nicht nur weitgehend wieder in seinen alten Besitz.

Abt Ulrich erwarb auch wieder neuen Besitz und er erhielt das Patronatsrecht der Kirche von  Herzogenweiler, heute der kleinste Ortsteil von Villingen-Schwenningen, die der Konstanzer Bischof Rudolf II. von Habsburg-Laufenburg (1274 ´-1293 )

Kloster Salem inkorporierte.

Abt Ulrich verstarb am 6. Juli 1282 an Wassersucht.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich II. von Seelfingen (1282-1311).

Er war nach Eberhard der zweite bedeutende Abt von Salem. Er arrondierte den Klosterbesitz.

Der Konvent war unter ihm beträchtlich angewachsen mit Mönchen und Konversen zusammen lebten 310 Menschen im Kloster.

Abt Ulrich ließ deshalb die alte Klosterkirche abreissen. Das unter ihm begonnene Münster zählt zu den richtungsweisenden Bauten der Hochgotik im deutschen Südwesten und zeichnet sich durch seine neuartigen Raumbildungen, die qualitätvolle Bauskulptur und die innovativen Maßwerkfigurationen aus.  Der Bau wurde überwiegend von eigenen Klosterangehörigen geschaffen. Es gab in Salem keine eigene Bauhütte.

Neben dem Münster wurden viele weitere Bauten in Angriff genommen. So wurde das gesamte Kloster von einer Mauer umgeben. Im Osten  wurden ein hoher Wall und Schutzwerke errichtet.

Eine große Scheuer und Stallungen wurden errichtet, e in Speicer für den Ökonomiebedarf, ein Pferdestall und eine Mühle wurde gebaut.

Im Klosterbereich gab es  besondere Wohn-und Arbeitshäuser für, Maler, Schneider und Kürschner sowie für Glaskünstler. Da Kranken-und Siechenhaus wurde vergrößert.

Ein Betsal kam dazu und für den Küster wurde eine eigenes Mesnerhaus gebaut. In 18 Jahren wurde das alles fertiggestellt.

Aber auch der Kirchenschatz, die Bibliothek und die Kunstsammlung wurden vergrößert.

13023 stiftete König Albrecht I. (1298-1308) Kloster Königsbronn, heute im Landkreis Heidenheim, als eines der letzten Zisterzienserklöster im mittelalterlichen Deutschland.

Es wurde von Mönchen aus Salem besiedelt. 1552 wurde es von Truppen des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach, Albrecht Alcibiades Abt Konrad von Ensingen (1311- niedergebrannt und völlig dem Erdboden gleichgemacht.

Im Bodensseraum und in Oberschwaben wurden viele Güter erworben.

Im Bodensee und am Rhein wurden für 193 Mark Silber, das sind etwa 41.567,00 €, erworben Fischereirechte erworben.

1307 war das Münster soweit fertiggestellt, dass es mit 11 Altären versehen zum Gottesdienst gebraucht werden konnte.

Der Bischof von Eichstätt Philipp von Rathsamhausen (1306 –1322), vorher Abt im Zisterzienserkloster in Pairis, nahm die Weihe vor.

Am 3. April 1282 bestätigte Papst Honorius IV. (1285-1287) Kloster Salem dessen Freiheiten, Immunitäten und Exemtionen. Generallandesarchiv Karlsruhe E Nr. 289

Am 18. April 1302 bestätigte Pfalzgraf bei Rhein Rudolf I. (1294-1317) Kloster Salem von seinen Vorfahren bewilligte Zollfreiheit an allen Mauten seines Landes für Salz, Wachs und Feile. Rudolf I. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1475

Am 10. Juni 1309 billigte, erneuerte und  bekräftigte König Heinrich VII. (1308-1312 König, dann bis zu seinem Tod 1313 Kaiser) verschiedene Privilegien, die Kloster Salem bis dahin erhalten hatte. Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 185

Am 12. Juli 1309 befreite König Heinrich VII. das Haus, das Kloster Salem in Ulm besaß, von allen Diensten und Abgaben. Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 217

Abt Ulrich II. verstarb am 20. Juni 1313.

Auf ihn folgte Abt Konrad von Ensingen (1311-1337) Er stammte aus dem Niederadel.

Er war ein Studienkollege des späteren Papstes Benedikt XII. (1334-1342) am Collège St. Bernard in Paris, wo er Theologie studierte.

1311 wurde er Abt von Kloster Salem. Er war sehr gastfreundlich und freigiebig, aber auch sehr ehrgeizig.

Von 1337 bis  1338 schrieb ein Salemer Mönch  den “Traktat über den Zustand des Klosters Salem von 1134-1337” Das als “Chronik von Salmannsweiler bezeichnete Geschichtswerk ist ein Lobgesang auf die “gute alte Zeit”

und eine unbarmherzige Kritik an Abt Konrad von Enslingen. Seinem Lebensstil sei es zu zu schreiben, dass in Kloster Salem weltliches Denken und Verhalten Platz ergriff.

Er haben sich einen kostbaren Abtspalast errichten lassen, zum Schaden des Konvents seine adlige Verwandtschaft begünstigt und einen aufwendigen Reit-und Pferdeluxus betrieben.

Eklatante Regelvergessenheit habe den Salemer Konvent um seien Anziehungskraft gebracht und die Zahl der Mönche und Konversen sei deutlich geschrumpft.

Aber auch bei Franz Xaver Conrad Staiger Salem oder Salmannsweiler, Salem 1863 kommt Abt Konrad nicht besonders gut weg. Er war zu nachsichtig, zu gut. Er verstand es nicht die Zügel in der Hand zu halten.

Die Folge: Klosterordnung und Zucht lockerten sich.

Abt Konrad war aber auch Beichtvater von König Friedrich dem Schönen (1314-1330) und  setzte ihn mehrfach als Gesandten ein. In Friedrichs Auftrag reiste er mehrmals  an den päpstlichen Hof nach Avignon.

Seine Tätigkeit schlug sich auch in Urkunden nieder. Am 18. April 1515 bestätigte er nach dem Vorbild seiner Vorgänger Albrecht und Heinrich inserierte Privilegien. Friedrich der Schöne – [Regesta Habsburgica 3] n. 189

Nur 4 Tage später bestätigte er alle Privilegien Kloster Salems. Friedrich der Schöne – [Regesta Habsburgica 3] n. 192

In der Folgewoche verlieh er das dem Reich zustehende Patronatsrecht über die Kirche in Pfullingen. Friedrich der Schöne – [Regesta Habsburgica 3] n. 193. Dafür sollten Messen für seien Vorgänger Rudolf und Albrecht

sowie für seine Mutter Elisabeth von Görz und Tirol (*um 1250-1313) gelesen werden.

Auch Ludwig IV. (1314-1328, dann Kaiser-1347), der seit 1314 zusammen mit Friedrich dem Schönen als König regierte, stellte Kloster Salem eine Urkunde aus. Er bestätigte am

2. Dezember 1322 die Maut-und Zollfreiheit von Kloster Salem in Bayern und nahm das Kloster in seinen Schutz. Ludwig – [RI VII] H. 2 n. 42

Nach der strittigen Königswahl von 1314 stand Kloster Salem fest auf der Seite Habsburgs. Während der Herrschaft Ludwigs IV. war Kloster Salem ganz auf Eigenschutz angewiesen.

Benachbarte Adlige boten Salem zwar immer wieder an, die Vogtei zu übernehmen. Das war aber immer mit Besitz-und Herrschaftsansprüchen verbunden. So lehnte das Kloster die

Vogteiangebote immer ab. Besonders hartnäckig waren die benachbarten  Grafen von Heiligenberg,

Anfang 1337 reiste Abt Konrad nach Avignon, um dort Papst Benedikt zu treffen. Aber noch auf dem Gebiet der Konstanzer Diözese wurde er von Wegelagerern gefangengenommen und seiner Habe beraubt.

Auf dem Gebiet der Churer Diözese wurde er sechs Wochen in Kerkerhaft gehalten und erst nach erzwungenem Eid auf Straffreiheit freigelassen.

Papst Benedikt forderte nun den Konstanzer Bischof Nikolaus von Frauenfeld (1334 –1344 ) und den Bischof von Chur Ulrich V. von Lenzburg (1331–1355 ) zur Befreiung Konrads und zu Wiedergewinnung seines Gutes das

ihrige zu tun. Es ist nicht klar, ob Konrad nach Avignon weiter reiste oder nach Salem zurückkehrte.

Am 5. August 1337 starb der Bischof von Gurk Lorenz I. von Brunne (1334–1337) in Avignon. Das Bistum war dem  Papst zur Wiederbesetzung reserviert. Er ernannte Abt Konrad zum Bischof von Gurk,

Abt Konrad reiste nun  mit großem Gefolge nach Avignon, fiel aber zum zweiten Mal Wegelagerern zum Opfer. Er wurde verletzt und wieder ausgeraubt. In Martigny wurde er gefangen gehalten, konnte aber von dort entkommen. 

Durch diese Umstände verzögerte sich die Weihe Konrads zum Bischof von Gurk, die Papst Benedikt am 28.  April 1338 selbst vornahm  

(Kassian Haid in Cistercienser-Chronik 1907, S. 353 ff. Die Reiseabenteuer des Abtes von Salem und nachherigen Bischofs von Gurk, Konrad von Enslingen)

Abt Konrad war in Salem 1337 zurückgetreten. Die Besetzung des Salemer Abtsstuhl stand nun dem Papst zu. Dieser ernannte Ulrich III. von Werdenberg-Sargans (1337–1358 ) zum Abt von Salem.

Aber der Konvent hatte ihn auch schon zum Abt gewählt. Er war vermutlich ein unehelicher  Sohn des Grafen Rudolf II. von Werdenberg-Sargans. Er hatte vielleicht 1313 in Bologna studiert . 1329 war er Domherr in Chur und schon am 7. März 1330 Advokat der Kurie Konstanz.

Am 16, Juni 1338 erscheint er als Prior von Kloster Salem.

Gleich zu seinem Regierungsantritt mühte er sich, die klösterliche Zucht wieder herzustellen.

Die politische Situation war schwierig. Zum einen hatte man sich nicht auf einen König verständigen können. Zwischen 1325-1327 einigte man sich auf eine Doppelherrschaft von Friedrich dem Schönen und Ludwig IV.

Zum andern gab es die Auseinandersetzung zwischen Papst Johannes XXII. (1316-1334) und Ludwig IV. Der Konflikt entzündete sich am Anspruch des Papstes, dass erst ein erst ein vom Papst anerkannter römischer König  Herrschaftsrechte ausüben könne. Der Papst exkommunizierte

am 23. März 1324. Der König ließ sich nicht einschüchtern und hielt dagegen. Der Papst dürfe nicht über die Befugnisse des Königs urteilen, wenn schon, dann müsse das ein Konzil tun.

Ludwig brach im Januar1327 zum Zug nach Italien auf und ließ sich am 17. Januar  1328 ließ er sich ohen Mitwirkung des

30 Sep 2024

Zisterzienserkloster Tennenbach

                                                                                                                                                          

                                                                                                                                                                       

1158 wurde das Zisterzienserkloster Sankt Maria in Tennenbach auf Veranlassung von  Herzogs Berthold IV. von Zähringen (1152-1186), der 1152 als Herzog von Zähringen und Burgund seinem Vater

Konrad I. (1127-1152) gefolgt war, gegründet.

Der erste Abt in Kloster Frienisberg in Aarberg in der Schweiz war Hesso von Üsenberg. Die Herren von Üsenberg waren Vasallen des Bischofs von Basel und im Breisgau und im Markgräflerland ansässig.

1161 verzeichnet das Berner Urkundenbuch ( S. 23, Urkunde 446) den Kauf von Grund in Tennenbach durch Abt Hesso von Üsenberg.  Das war die Stiftung von Kloster Tennenbach, die von dem Zähringerherzog Berthold IV. bestätigt wurde. Er hatte den Grundstückkauf auch vermittelt.

Einen genaueren Text bringt das Tennenbacher Urkundenbuch, Wyhl 2009, S. 4)

Abt Hesso hatte seinen Abtstuhl in Frienisberg wohl nicht ganz freiwillig geräumt. Vorausgegangen waren heftige Unruhen im Konvent. Möglicherweise sollte Hesso mit der Klostergründung von Tennenbach ein würdiges Überleben als Abt gesichert werden. Es ist auf jeden Fall

ungewöhnlich, dass der Abt eines Mutterklosters  als Gründungsabt in die neue Gründung geht.

Neben den Herzögen von Zähringen gehörten die Grafen von Nimburg und deren Dienstleute sowie der Markgraf von Hachberg, die Herren von Üsenberg und die Herren von Schwarzach zu den Initiatoren der Klostergründung. Der größte Verdienst kam

Markgraf Hermann III. von Baden (ca. 1105-1160) mitsamt seinen Vasallen und Ministerialen zu. Ihm, nicht dem Herzog von Zähringen, dürfte der Schutz über die Gründung zugestanden haben, zumal er im Güterbereich des Klosters offenbar die Hoch- und Strafgerichtsbarkeit versah. Das Kloster wurde für manche Breisgauer Adelsfamilie zur Grablege. So fanden Graf Egino von Freiburg (+1230 in Tennenbach) und mehrere Markgrafen von Hachberg hier ihre letzte Ruhe.

Die Grafen von Nimburg waren verwandt mit den Herren von Üsenberg. Aus dieser Familie stammte auch Abt Hesso.

Für die Ortswahl waren wohl zwei Motive ausschlaggebend: zum einen war hier umfangreicher Besitz der Gründungsinitiatoren vorhanden, zum anderen hofften die Mönche auf den Erwerb von Bergbaurechten, um somit ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen.

Kloster Tennenbach war zunächst Kloster Lützel unterstellt, da Kloster Frienisberg eine Tochter von Kloster Lützel war.

  1180 übertrug Abt Archenfried (1179-1181)die Aufsicht über  Kloster Tennenbach  Abt Christianus (1175-191) von Kloster Salem. (Tennenbacher Urkundenbuch S.6)

Zwischen 1171 und 181 gründete Herzog Berthold IV die Stadt Neuenburg am Rhein. Der Gründungsbericht befindet sich im Güterbuch der Abtei Tennenbach.

Darin steht auch, dass Grund-und Boden, auf dem die Stadt entstand, Kloster Tennenbach gehörte und sich dort ein Wirtschaftshof des Klosters und ein Brunnen befand.

Herzog Berthold hatte den Grund zehn Jahre vor der Gründung Neuenburgs, die um 1175 war, Kloster Tennenbach geschenkt aber zum Zweck der Stadtgründung wieder an sich genommen

und die Mönche vertrieben. So steht es auch im Tennebacher Urbar.

1178 bestätigte  Papst Alexander III. (1159-1181) Kloster Tennenbach Rechte und Besitzungen und nahm es in seinen Schutz. Generallandesarchiv Karlsruhe B Nr. 31

Genannt sind Mussbach, ein Ortsteil von Freiamt im Amt Emmendingen, die spätere Stadt Neuenburg am Rhein. Waldau, Amt Freiburg (Tennenbacher Urkundenbuch S.5)

Die Bestätigung wurde an Abt Udalrich (1177-1184) adressiert. Er war einer der zwölf Mönche aus dem Gründungskonvent, die mit Abt Hesso aus Frienisberg nach Tennenbach kamen.

Udalrich war auch der leibliche Bruder von Abt Hesso, also ebenfalls aus der Familie der Üsenberger,

Der 3. Abt war Konrad I. von Zeiningen (1184–1207), nach Angabe des Tennenbacher Nekrologs zum 22. November dritter Abt von Tennenbach. Er hatte infolge innerer Unruhen mit seinen Mönchen Tennenbach verlassen müssen, kehrte erst nach 18 Jahren aus dem Exil in Hausen bei Kenzingen zurück und stand dem Kloster insgesamt 26 Jahre vor.  Unter ihm war die Klosterzucht vorbildlich und Tennenbach war ein Aushängeschild des Zisterzienerordens.

Abt Konrad erhielt von Papst Lucius III. (1181-1185) zwei Urkunden ausgestellt.

In der Urkunde Generallandesarchiv Karlsruhe B Nr. 39 vom 4. März 1184 befreit Papst Lucius Kloster Tennenbach von allen Zehnten.

In der Urkunde Generallandesarchiv Karlsruhe B Nr. 41 vom 4. März 1185 heisst es:

“Papst Lucius III. nimmt Abt Konrad und die Brüder des Klosters Tennenbach auf deren Bitten in den päpstlichen Schutz, bestätigt die Benediktinerregel und die Institution der Zisterzienser sowie den genannten Besitz, befreit sie vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter, gewährt das Aufnahmerecht, verbietet, das Kloster nach abgelegter Profess unerlaubt zu verlassen, gestattet, über jene zu urteilen, die entwichene Mönche und Konversen festhalten, untersagt unter Androhung des Anathems, ohne Erlaubnis des Abts und der Brüder die Vogtei über das Kloster und dessen Grangien zu beanspruchen und innerhalb der Klausur Verbrechen zu begehen, bestätigt, daß niemand sie zu Synoden und vor Gerichte zwingen darf, bekräftigt das Recht des Abts, falls der zuständige Bischof sich nach dreimaligem angemessenen Ersuchen weigert, ihn zu benedizieren, die Benediktion der eigenen Novizen vorzunehmen und sein Amt zu führen, bis der Bischof einlenkt, und setzt fest, dass über den geschuldeten Gehorsam und die Freiheit des Ordens hinausgehende Forderungen des Bischofs und der Fürsten sowie deswegen gegen sie gerichtete bischöfliche Sentenzen mit apostolischer Autorität zurückgewiesen werden dürfen. “

In Konrads Regierungszeit fällt auch der Tennenbacher Güterstreit.

Werner von Roggenbach (†1180/85), ein Ministeriale  des Zähringerherzogs Berthold IV., war an der Gründung des Zisterzienserklosters Tennenbach beteiligt gewesen
(um 1161). Von daher ist es erklärbar, dass Werner seine Güter in Roggenbach, Villingen, Aasen und Dauchingen der Zisterze übertrug, ein Vorgang, der später zu
einigen Irritationen geführt haben muss. Denn sein Dienstherr, Herzog Berthold, hatte  diese
Güter wohl zuvor, aber ohne Zustimmung der Söhne Werners dem Kloster St. Georgen zu-
gesagt, dessen Klostervogt er ja war. Eine Erklärung des Herzogs und seines Sohnes (Berthold V., 1186-1218) vom 4. März 1180 wies die Güter dann wieder Tennenbach zu (vielleicht
als Ausgleich zur Wegnahme des Neuenburger Klosterbesitzes?) und führte aus, dass St.Georgen im Tausch dagegen ein Gut in Klengen erhalten habe. Der Herzog verzichtete als St.
Georgener Klostervogt für die Zukunft auf jegliche Ansprüche hinsichtlich der getauschten Güter. Inwieweit dabei der Tausch das Einverständnis des St. Georgener Abtes und seiner
Mönche zur Grundlage hatte, wie die Urkunde aussagt, mag dahingestellt bleiben. Wie u.a.
die Urkunde Papst Alexanders III. für St. Georgen vom 26. März 1177  ausweist, hatte das Schwarzwaldkloster übrigens schon Besitz in Klengen (seit 1094) und Aasen(seit 1095).

Werner von Roggenbach ist irgendwann zwischen 1180 und 1185, wahrscheinlich nicht nach
1184, verstorben. Zum Jahr 1185 bzw. zu 1184/85 berichten dann urkundliche Quellen von einem Streit zwischen den Klöstern Tennenbach und St. Georgen um die Roggenbacher
Güter, die wohl mit dem Tod des zähringischen Ministerialen zunächst an Tennenbach gefallen waren.

1184 war zunächst der Abt von Bellevaux bzw. Lützel Konrad (1181-1185) und der Küster der Straßburger Kirche Eberhard als Schlichter bestellt.

Papst Lucius  stimmte am28. Februar 1185  der Entscheidung der Schlichter zu.

Danach verblieb Tennenbach im Besitz der Güter in Roggenbach, die dem Kloster von dem zähringischen Ministerialen Werner
von Roggenbach übertragen worden waren.

In der Urkunde Lucius III. RI IV,4,4,2 n. 1505 ordnete er an, Abt Manegold und die Mönche von St. Georgen zu exkommunizieren, falls sie die Brüder von Tennenbach  im Besitz bestimmter Güter weiterhin stören.

Am 4. März 1185 bestätigte Papst Lucius das Papstprivileg für Tennenbach sowie den genannten Besitz. Lucius III.-RI IV,4,4,2 n. 1516

1187 gab es eine weitere Entscheidung im Güterstreit. Die Bischöfe  Heinrich I. (1181-1190) von Straßburg und Hermann II.( 1183 –1189 ) von Konstanz

sowie der Vaterabt Christian (1175-1191) von Kloster Salem  entschieden mit Zustimmung  Herzog Bertholds V. (um 1160-1218) entschieden,  dass das Gut Roggenbach St. Georgener Besitz bleibt,

aber  gegen einen Zins von jährlich 12 Pfennigen, das sind etwa 9.—€ von Tennenbach genutzt werden kann. Nach dem Kompromiss ließ sich Tennenbach  den Besitz  vom Mainzer Erzbischof  Konrad I. von Wittelsbach (1161-1165, 1183-1200)

um 1190 bestätigen. Er war als Mainzer Erzbischof ja  Vorgesetzter der Bischöfe von Straßburg und Konstanz.

Am 6. Dezember 1207 bestätigte König Philipp (198-1208)  dem Kloster Tennenbach im Breisgau den Hof in Vörstetten (wenige Kilometer nördlich von Freiburg), den Abt Berthold von Konrad Vogt von Schwarzenberg und dessen Ehefrau um 60 Mark gekauft hat.

Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 5

Die Urkunde ist für Abt Berthold am  06.12. 1207 ausgestellt. In den Äbtelisten von wikipedia und Dewiki (diesselbe und in der Biographia cisterciensis wird Berthold erst ca. 1210  als Abt genannt.

zwischen Abt Konrad  und Abt Berthold zwischen 1207 und 1210. Berthold müsste nach dieser Urkunde aber schon Ende 1207 Abt gewesen sein.

Am 6. November 1209 ließ sich Tennenbach den Roggenbacher Besitz von Papst Innozenz III. (1198-1216) bestätigen.

Am  12. März 1214 nahm König Friedrich II. (1212-1220 König dann bis 1250 Kaiser) das Kloster Tennenbach mit Hörigen und Besitzungen in seinen besonderen Schutz, bestätigt ihm das von den Hospitalitern erworbene Gut Mundingen und alles was es von seinen Ministerialen und Leuten aus Reichsgut oder aus seinem Erbgut ertauscht, geschenkt oder verkauft erhielt.  Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 15

Am 23. November 1218 bestätigte König Friedrich II. das Villinger Gut Werners von Roggenbach, wohl eines 1218
verstorbenen Sohnes des älteren Werners von Roggenbach, den Besitz in Reiselfingen und den Besitz von zwei Mühlen in Villingen. Friedrich II. – RI V,1,1 n. 962

Am 26. März 1219 schenkte Friedrich II. dem Kloster die “Herzogswiese” bei der Tennenbacher Grangie Roggenbach. Außerdem erließ er dem Kloster eine Abgabe von 10 Solidi, das sind etwa 94,00 €. jährlich, die auf der Villinger Mühle lastete.

Das Ende der Besitzungen des Klosters Tennenbach in der Baar kam schließlich mit deren Verkauf am 25. Juni 1506. Offensichtlich waren die Güter mit der Zeit unrentabel geworden, so dass die Zisterzienser die
Veräußerung an die Stadt Villingen beschlossen. Lediglich ein Haus in Villingen blieb bis 1544 im Tennenbacher Besitz. Aus dem Güterverkauf resultierte für die Zisterze eine Rente
von 43 Gulden, doch geriet man mit den jährlichen Zahlungen während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) in Verzug. Im Jahr 1680 wurde die Rente durch eine einmalige Zahlung
von 1000 Gulden abgelöst.

Abt Konrad hatte infolge innerer Unruhen mit seinen Mönchen Tennenbach verlassen müssen, kehrte erst nach 18 Jahren aus dem Exil in Hausen bei Kenzingen zurück .

Sein Nachfolger war Berthold von Urach (ca. 1210–1226), nach Angabe des . Er war ein Neffe Herzog Bertold V. von Zähringen und Bruder von Konrad von Urach

Berthold war von 1207-1221 Abt von Tennenbach. Von 1221-1224 war er Abt von Lützel, trat dort 1224 und wurde 1240 Abt in Salem, was er bis 1241 war.

Sein Bruder Konrad  war 1199 in das Zisterzienserkloster Villers eingetreten. 1208 ist er dort als Abt nachweisbar. Er wechselte dann nach Clairvaux. Dort war er 1214-1216 Abt. Ab 1217 wurde er Abt von Citeaux.

1219 wurde er Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina. Von Papst Honorius III. (1216–1227) wurde er als päpstlicher Legat in Deutschland und Frankreich eingesetzt.

Seinen Bruder Berthold unterstützte er nach Kräften.

Berthold nahm als Abt von Kloster  Tennenbach am Vierten  Laterankonzil 1215 teil, das von Papst Innozenz III. einberufen worden war.

Abt Berthold war zwar ein Neffe des Zähringerherzogs Berthold V. Das Verhältnis zwischen den Beiden scheint aber sehr angespannt gewesen zu sein.Folgt man der klösterlichen Überlieferung,

standen sie sich feindlich gegenüber . Das Kloster musste sich mehrfach gegen die Übergriffe des Herzogs erwehren. Dieser konnte keinen ‘Einfluss auf die Mönchsgemeinschaft gewinnen, obwohl er das versuchte.

In die Regierungszeit von Abt Berthold fällt auch Hugo von Tennenbach. Er führte zunächst ein weltliches
Leben, erkrankte aber 1215 sehr schwer und wurde ins Kloster Tengenbach gebracht. Wider Erwarten wurde er wieder gesund. Er trat dann in das Kloster Tennenbach ein und wurde Mönch und Priester.

Er führte ein vorbildliches Leben und bald nach seinem Tod 1270 (anderes Datum 1264) setzte seine Verehrung ein.

Ein anderer Mönch aus Tennenbach verfasste seine vita, die vita Hugonis de Tennenbach. Sie berichtet nicht nur von Hugo, sondern auch von den Schicksalen des Klosters und seiner Mönche und ist somit auch eine Geschichtsquelle,

die heute in der Heidelberger Universitätsbibliothek ist.

1221 wurde die Klosterkirche vollendet.

In den ersten anderthalb Jahrhunderten seines Bestehens hatte Kloster Tennenbach

einen ausgedehnten Grundbesitz aufgebaut, der sich über mehr als 200 Orte in der südlichen Ortenau, im ganzen Breisgau und bis hinauf auf die Höhen des Schwarzwaldes verteilte. In der ersten eigenwirtschaftlichen Phase gründete sich seine Wirtschaftskraft vor allem auf den Besitz zahlreicher landwirtschaftlicher Höfe (Grangien) und Weinberge.  Die ältesten Grangien von Tennenbach waren Langenbogen, die schon in der Besitzbestätigung von Papst Lucius erwähnt wird, Malterdingen  und Nimburg. Der Hof Hardern  wurde vor 1256  von Walter I. (+1277)von Geroldseck

an  Kloster Tennenbach vergabt. Der Hof wurde schon früh zur Schafzucht verwendet, was auch die verbissene Auseinandersetzung um Widerechte, die hier geführt wurde, erklärt. Im 15. Jahrhundert wurde er vom Kloster regelrecht in eine Schäferei umgewandelt.

Stephan von Lexington, war Abt von Kloster Savigny (1229–1243) und Clairvaux (1243–1256)und Gründer des Collège Saint-Bernard in Paris, wo er wichtige Grundsätze für die Ausbildung des Ordensnachwuchses heraus gab,

1230 verfasste er eine Wirtschaftsordnung für das Kloster Savigny, um der Misswirtschaft zu begegnen. Sie ist ein wichtiges Zeugnis für Wirtschaftsordnung eines zisterziensischen Klosters.

So wurde zu Beginn eines Jahres festgelegt, wie viel Getreide jeweils zum Brotbacken und Bierbrauen gebraucht wurde.

Zweimal pro Jahr wurde der Gesamtvorrat des Hauses überprüft und zwar in Bezug auf Nahrungsmittel, Stoffe und Arbeitsgeräte.

Diese regelmäßige Kontrolle wurde auf allen von Mönchen geleitetet Klosterämtern durchgeführt.  Genauso aber wurden die auf den Grangien arbeitenden Konversen überprüft. Diese mussten regelmäßig Rechnung erstellen.

Es sollten möglichst keine Verluste entstehen, sei es bei der Ablieferung von Naturalien, durch falsches Maß und Gewicht, sei es durch Diebstahl beim Transport von der Grangie zum Kloster oder zum Markt.

Einmal pro Jahr, meist im Herbst musste dem Abt eine Gesamtrechnung vorgelegt werden, bei der eine Kosten-Nutzenanalyse angestellt werden musste.

Das Konverseninstitut gehörte von Anfang an zur zisterzienischen Ordensverfassung. Es war keine Erfindung der Zisterzenser, aber die systematische Anwendung und die große Zahl der Konversen war neu.

Die Gründungsväter glaubten, dass die Durchführung eines weltabgeschiedenen Lebens ohne Laienbrüder nicht möglich sei. Neben den Konversen gab es noch eine weitere Schicht, nämlich die der Lohnarbeiter (mercenarii) Beide Gruppen waren für die agrarische und gewerbliche

Produktion der Klöster zuständig.

Die Leitung einer Grangie lag bei einem Konversen, dem Magister Grangiae. Er war dem Cellerar unterstellt.und stellte so die Verbindung zwischen Grangie und Klosterzentrale dar.

Im 12. Jahrhundert hatte das Konversentum zum ökonomischen Erfolg der Zisterzienser beigetragen.

Im 13. Jahrhundert kam es aber in eine Krise, die sich in einigen Klöstern zu spektakulären Aufständen entlud.

In Schönau kam es zum Schuhaufstand. In Kloster Heilsbronn wurde ein Abt von einem Mönch so schwer verstümmelt, dass er das Amt des Abtes nicht mehr ausüben konnte von der Ordensführung als inutile bezeichnet. In Kloster Eberbach wurde Abt Werner 1261 von einem Konversen erschlagen.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 bis 1295 mit rund 100 Fällen von “conspirationes” zu tun, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen genannt wurde. Sie dazu Thomas Füser, Mönche im Konflikt:zum Spannungsfeld von Norm, Devianz und Sanktion bei den Cisterciensern und Cluniazensern, Münster 2000, vor allem das 4. Kapitel.

In Kloster Tennenbach gab es aber keine Komplikationen mit Konversen.

(siehe dazu auch “Mei Büchle, Kloster Eberbach)

Die Grangien werden in den Zisterzienerstatuten definiert und festgelegt.

“ Woher die Mönche ihren Lebensunterhalt nehmen: Die Mönche unseres Ordens müssen von ihrer Hände Arbeit, Ackerbau und Viehzucht leben. Daher dürfen wir zum eigenen Gebrauch besitzen: Gewässer, Wälder, Weinberge, Wiesen, Äcker abseits der Siedlungen der Weltleute, sowie Tiere. Zur Bewirtschaftung können wir nahe oder ferner beim Kloster Höfe haben, die von Konversen beaufsichtigt und verwaltet werden.“
Bestimmung des Generalkapitels von 1134, Kap. 15

Kloster Tennenbach hatte bis zum 14. Jahrhundert  14 Grangien aufgebaut.  Von diesen lagen zehn im Altsiedelland des Breisgaus. Drei Grangien wurden im östlich anschließenden Bereich des Schwarzwalds in der Nähe der Abtei angelegt, eine auf der Baar.

Die Grangien im Altsiedelland wiesen eine durchschnittliche Größe von 170 auf. Im Vergleich mit den damaligen Fronhöfen der weltlichen und geistlichen Grundherren

war das die vier bis fünffache Größe. Die Grangien mit umfangreichem Ackerland können in für den Ackerbau geeigneten Gegenden des Breisgauer Altsiedellands verortet werden. Dies belegt eine gezielte Arrondierungspraxis des Klosters.

Das lässt auch eine Orientierung am Markt durch das Kloster schließen.

Wichtigster Erwerbsteil der Grangien war der Ackerbau.

Viehhaltung und die Viehwirtschaft rangierten in der Bedeutung für die klösterliche Landwirtschaft auf dem zweiten Platz. Neben den Wiesenlandanteilen belegen Flächen, die in Form der Feldgraswirtschaft bebaut wurden, und Weidegewalten im klösterlichen Besitz sowie Weiderechte für die Viehbestände der Grangien dieses Ergebnis deutlich.

Daneben wurden auch der Gartenbau und die Waldwirtschaft in nicht zu unterschätzendem Ausmaß betrieben.Des Weiteren besaßen der Anbau von Öl- und Faserpflanzen sowie die Fischereiwirtschaft ebenfalls eine gewisse Bedeutung.

Bemerkenswert für Tennenbach ist, dass der Weinbau einen relativ geringen Stellenwert hatte.

Hinsichtlich ihrer Größe, der Gebäudeausstattung, ihres Arbeitskräftebedarfes, ihres Viehbestandes und ihrer Produktionsformen waren sie nur teilweise mit den Wirtschaftsbetrieben der Grundherren und Bauern zu vergleichen.

Aber Tennenbach  führte eine sehr konsequente Düngepraxis ein (vergleiche dazu Mei Büchle Kloster Eberbach und Kloster Maulbronn) Auch ist davon auszugehen, dass das Kloster an der Einführung von  Fruchtfolgesystemen beteiligt war. Ferner konnten Indizien für Pferde in den Pfluggespannen im Grangienbereich erbracht werden. Daneben wurden Hinweise darauf, dass Tennenbach bei der Einführung und Verbreitung von Stampfmühlen im Breisgau eine Vorreiterrolle einnahm, beigebracht.

  Durch die produktive Bewirtschaftung wurden  hohe Überschüsse erzielt, die abgesetzt werden mussten. Die Einkünfte aus dem Handel wurden wieder in Güter investiert, durch deren Bewirtschaftung eine weitere Steigerung der Produktion und der Überschüsse eintrat.

Marktbesuch und Handelsaktivitäten waren die logische Folge,Das führte wieder dazu, dass Tennenbach vor allem seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Städten und Marktorten Besitz anhäufte und mehrere Stadthöfe aufbaute

In Freiburg besaß Kloster Tennenbach einen Stadthof und kontrollierte, sei es auf Grund von Besitz oder Zinsansprüchen, 17 Häuser. Dazu kamen noch umfangreiche agrarische Anbauflächen.

In Endingen verfügte es über zahlreiche Besitztümer an Häusern,einen Hof und landwirtschaftliche Nutzflächen. Außerdem besaß es dort Mühlen, Weinberge sowie  eine Kelter

In Kiechlinsbergen am Kaiserstuhl erwarb Tennenbach von Kloster Andlau 1344 einen Hof, der 1776-1778 als Sommerresidenz der Äbte ausgebaut wurde.

In Kenzingen, Neuenburg und Villingen hatte Tennenbach ebenfalls Stadthöfe.

In Villingen erwarb das Kloster 1310 das Bürgerrecht. 1323 kaufte es dort ein Steinhaus als „Hospicium“ und errichtete einen Verwaltungsmittelpunkt für seine Besitzungen in der Baar.

Nachfolger von Abt Berthold wurde Abt  Rudolf von Zähringen (1226-1256)

König Heinrich VII. (1228-1235) nahm am  30. Juli  1232 Kloster Tennenbach  mit dessen hörigen Leuten und Besitzungen in seinen besonderen Schutz und bestätigte demselben namentlich den Hof Mundingen. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4239

1236 erhielt Abt Rudolf und Abt Konrad I. (1258-1256) von Wettingen vom Generalkapitel den Auftrag, die 1231 in Boos bei Saulgau angesiedelte Beginengemeinschaft zu überprüfen. Sie war auf Weisung von Papst Gregor IX. (1227-1241)

dem Zisterzienserorden inkorporiert worden. Sie sollten das finanziell schlecht gestellte Kloster in Augenschein nehmen, es dem Orden anzugliedern und Salem zu unterstellen. Das

Votum der Äbte fiel allerdings nicht sehr günstig aus.

Erst als Konrad Schenk von Winterstetten (wahrscheinlich + 1242/43), sich der Sache annahm,  von den Grafen Bertold ( vor 1264 +) und Konrad zu Heiligenberg die Hälfte des Dorfes Baindt übernahm, die andere Hälfte hatte er zu Lehen

wurde 1214 Kloster Baindt gegründet und der Abtei Salem unter Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240 ) unterstellt.

1237 beauftragte Papst Gregor IX die Zisterzienseräbte Rudolf von Tennenbach und Konrad (1232-1239)von Pairis und den Bischof von Straßburg Berthold I. von Teck (1223-1244) das Dominikanerkloster St. Stephan

in Straßburg zu visitieren und zu entscheiden, ob dieses aufgehoben werden soll und seine Einkünfte auf die fünf neugegründeten Frauenklöster des Ordens zu verteilen.

Der Harderer Hof s.o. wurde 1255 unter Anwesenheit von Abt Rudolf übergeben und am 6. Januar 1252 in Mahlberg beurkundet.

In einigen Urkunden wird Abt Rudolf als Heiliger bezeichnet. Allerdings konnte ich nicht finden, wann er heiliggesprochen wurde und auch im Ökumenischen Heiligenlexikon gibt es keinen Eintrag darüber.

Auf ihn folgte Abt Burkard I. von Tusslingen (1256–1260). In seiner Regierungszeit findet ein Schiedsgericht wegen Allmendstreitigkeiten mit den Bürgern von Weisweil und Kloster Tennebach auf dem

Kirchhof von St. Peter in Endingern statt.

Abt Burkard verstarb am 1. Februar 1260.

Sein Nachfolger wurde Heinrich von Falkenstein (1260–ca. 1279) Er war Prior und wurde 1260 Abt. Johann Baptist Kolb sagt in “Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden “ Bd III S. 280

über ihn, dass  er dem Kloster als ein guter Hirt und treuer Hausvater vorstand.

1265 beauftragte das Generalkapitel  Abt Adolf (1263-1280) von Kloster Lieu Croissant im Departement Doubs und den Tennenbacher Abt Heinrich von Falkenstein, Kloster  Marienau in Breisach  zu visitieren und zu überprüfen, ob es die Aufnahmekriterien der Zisterzienser

erfüllt. Die Überprüfung scheint günstig ausgefallen zu sein, denn die Aufnahme in den Orden erfolgte wohl  kurz danach. Der Stadtherr von Breisach, Bischof Heinrich von Neuenburg (1263-1274)und Nachfolger von Bischof Berthold II. (beide Basel)beantragte die Aufnahme der Frauengemeinschaft in den Zisterzienserorden.

In dieser Zeit gab es eine  Periode der Gründungswelle der südwestdeutschen Frauenzisterzen.  Struktur und Ablauf waren immer gleich. Der Konvent setzte sich maßgeblich aus Frauen des Ministerialadels und dem städtischen Patriziat zusammen.

Auch Kloster Tennenbach förderte diese Welle lebhaft. Das Kloster ließ solche Klausen teils in der nähe von Kirchen, z.B. in Emmendingen, Kenzingen, Endingen, Eichstetten, auf dem Aspenhof bei Landeck und bei der Kirche zu Wöplinsberg

errichten, teils an einsamen Stellen des Waldes.

Auf der Klause im Aspenhof lebte Adelheid von Teningen, Sie starb 1273 und wurde in Kloster Tennenbach bestattet. Sie ist auch als Reklusin im Ökumenischen Heiligenlexikon aufgelistet.

Unter Abt Heinrich bekam das Kloster am 21. Juli 1266 eine Mühle in Freiburg geschenkt.

Auf Abt Heinrich folgte Abt Meinward I. von Stühlingen (1279–1297). Er stammte aus der Familie der Stühlinger.  Er

war wie sein Vorgänger ein guter Hausvater und schaffte es, die meisten Schulden seiner Vorgänger zu tilgen.

Eines der wichtigsten Ereignisse in seiner Regierungszeit war die Erteilung des Bürgerrechtes der Stadt Freiburg durch Graf Egino II. (1271-1316) von Freiburg unter ausdrücklicher Befreiung von allen bürgerlichen Lasten und Abgaben.

Am 10. August 1291 Stellte er darüber eine Urkunde aus. “Graf Egen von Freiburg gewährt dem Abt Meinwart, Konvent und Kloster Tennenbach das Bürgerrecht vonFreiburg, Freiheit von Gewerf und Steuer und bestätigt ihnen die Schutzbriefe, welche ihnen sein Vater und die
Bürger von Freiburg ausstellten °.  GLA, Karlsruhe 24/16

Schon Graf Egino I. (+1236/1237) hatte dem Tennenbacher Hof in Freiburg die Nutzung eines Feldes einschließlich Bewässerung durch ein Bächle zum Erblehen überlassen, das ist die erste urkundliche Erwähnung 1220  der Freiburger Bächle.

Im Gegenzug für die Erteilung des Bürgerrechts hatte Kloster Tennenbach den Freiburgern ein System von Wasserleitungen mit zahlreichen Hebewerken geschaffen. Ein Gleiches geschah in Villingen.

1283 schenkte ein Johanes von Stühlingen dem Kloster Renteinnahmen einer Schmiede und von 12 Häusern in Freiburg. Es ist anzunehmen, dass dieser Johannes ein Verwandter des Abtes war. Das würde auch diese Schenkung erklären

Abt Heinrich starb 1297.

Schon unter Abt Berthold wurde Kloster Tennenbach die Aufsicht über Kloster Güterstal erteilt. Kloster Wonnental bei Kenzingen wurde 1249 erstmals urkundlich erwähnt und 1262 in den Zisterzienserorden eingegliedert. Vaterabt war der

Abt von Tennenbach.

Auf ihn folgte Abt Meinward II. von Munzingen.  Er wurde 1297 zum Abt gewählt.

Aus von seinen Eltern ererbten Geschmeiden ließ er er das Haupt des heiligen  Johannes und der heiligen Ursula in Silber verfertigen.

In seine Regierungszeit fielen zwei Entwicklungen. Das eine war das Einsetzen der spätmittelalterlichen Agrarkrise. Zwischen de 10. und 14. Jahrhundert hatte sich die Bevölkerung fast verdoppelt.

Der wirtschaftliche Aufschwung Europas, der sich vor allem im 12. und 13. Jahrhundert vollzog, ließ insbesondere den Agrarsektor anwachsen.

Erhebliche technische Fortschritte hatten zur Folge, dass das grundherrschaftliche Fronhofsystem niederging. Die Städte wuchsen  und es setzte eine Flucht in die Stadt ein. Ab dem 14. Jahrhundert kehrte sich dieser Prozess wieder um und blieb

bis zum 19. Jahrhundert bestehen. In der Landwirtschaft führte dies zu einem Preisverfall. Zwischen 1315 und 1317 kam es zu mehreren Missernten, die Hungersnöte mit sich brachten, gefolgt von einem starken Bevölkerungsrückgange, Dazu kam eine Pestwelle.

1314 hielten die Franziskaner ihr Provinzkapitel in Freiburg ab. Bei dem Bericht darüber wird auch vom “Großen Sterben”gesprochen. Ob es die Pest war, ist nicht sicher. Auf jeden Fall forderte der Ausbruch viele Opfer.

(Konrad M. Müller, Das Große Sterben in Freiburg, Alemannisches Jahrbuch 2005/2006 S. 364)

Für Basel werden für 1314 14.000 Opfer vermeldet.

Natürlich blieb auch die Klosterwirtschaft von solchen Ereignissen nicht unberührt.

Landwirtschaftliche Güter lagen brach und erbrachten keinen Ertrag mehr. Dazu kam eine Wertminderung der Naturalzinsen durch fallende Getreidepreise. Da zahlreiche Abgaben dem Kloster als Getreidezinsen zuflossen, traf auch dies die Klosterkasse. Durch die Todeserfahrungen der Pest wandte sich die Bevölkerung in verstärktem Maße den in den Städten aktiven Bettelorden zu.

In Freiburg bekam Kloster Tennenbach von der Freiburger Patrizierfamilie Ederlin eine Badstube geschenkt.

Abt Meinward verstarb  1317.

Auf ihn folgte Abt Johannes I. von Todtnau (1317-1336). Er war wohl von sehr edler Geburt.

1319 löste Kloster Tennenbach seine Grangie in Roggenbach mit dem Vorbehalt der Weiderechte für das eigene Vieh auf.

Das war durchaus im Zug der Zeit, denn alle Zisterzienserklöster stellten die Bewirtschaftung ihrer Güter um.

Das war vor allem durch den Rückgang der Konversen verursacht. Die Pestwellen hatten erhebliche Auswirkungen. Die hohe Opferzahl führte natürlich zu einem enormen Mangel an Arbeitskräften auch in der Landwirtschaft.

Das Pesttrauma hatte zu einen zum einem zügellosen Ausleben nach dem Motto “carpe diem” zum anderen gab es eine starke Hinwendung zum Glauben zumal die Pest ja als Strafe Gottes für die sündige Menschheit interpretiert wurde.

Bettelorden hatten einen enormen Zulauf.Sie wurden zu einer mächtigen Konkurrenz, wenn es um Gewinnung neuer Mitglieder ging. Der zunehmende Konversenmangel zwang alle Zisterzienserklöster, ihre Bewirtschaftungsform zu ändern.

Grangien wurden zunehmend nicht mehr in Eigenbewirtschaftung betrieben sondern verpachtet.

1320 kam es am Kaiserstuhl zum Kaiserstühler Krieg.  Es ging um eine Auseinandersetzung zwischen den Herren von Falkenstein und den Üsenbergern, die die die Vogtei über Bickensohl innehatten.

Die Auseinandersetzungen führten zu schweren Verwüstungen in den Gemeinden des Kaiserstuhls, die durch Überfälle, Raub und Brandstiftung verursacht wurden. Die Schäden in der Landwirtschaft waren so groß, dass im Folgejahr durch die Ernteausfälle die Lebensmittel knapp waren und es zu einer Teuerung kam.

Da Tennenbach fast in jedem Dorf des Breisgaus  Felder, Wald,Zinsen, Einkünfte und hatte fast überall in den Städten und Dörfern Höfe, sowie dazwischen ihre Grangien hatte, war das Kloster auch massiv betroffen.

Abt Johannes I. verstarb 1336

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes II. Zenlin (1336–1353). Er ist vor 1300 Sohn des wohlhabenden Freiburger Gerbermeisters Heinrich Zenlin geboren. Er ist juristisch und theologisch geschult.

Sein Onkel war von 1299 bis 1312 Prior in Kloster Tennenbach. Die Familie Zenlin hatte also Beziehungen zu Kloster Tennenbach. Das erklärt auch, warum Johannes in Kloster Tennenbach eingetreten ist.

Möglicherweise war er schon 1311 Cellerar in Tennenbach, sicher aber ab 1318.

1329 wird er Brudermeister.

Ab 1336 war er bis zu seinem Tod am 24. Mai 1353 war er Abt.

Von 1323 bis 1337 tritt er als Anwalt in Prozessen auf.

In dieser Zeit von 1317-1341 entstand das Tennenbacher Güterbuch. Den Großteil des  Güterbuchs schrieb vor allem Johann Zenlin.  Ein wichtiger Mitarbeiter war  Zenlins  Co-Autor Frater Johann Meiger.

Mit dem Anlegen dieses Urbars wurde Kloster Tennenbach der Forderung von Stephan von Lexington über die Wirtschaftsordnung von Zisterzienserklöstern (s.o,) gerecht wurde.

Das Urbar wurde mit solch großer Sorgfalt, materiellem und künstlerischem Aufwand angelegt, dass es einzigartig für ein Werk seiner Gattung ist. Es kann sogar als „Neuschöpfung“ gesehen werden, da es hauptsächlich nur von einem Autor geschrieben wurde und nicht wie andere Urbare als Abschrift oder Teilaufnahmen, an denen mehrere beteiligt waren, entstanden ist. Es beschreibt auf sehr künstlerische Art- und Weise die Besitztümer und die und die Pachtverhältnisse des Klosters Tennenbach in über 233 Orten von den Altsiedelgebieten des Breisgaus und vielen anderen angrenzenden Gebieten bis zu den Besitztümern auf der Baar. Zenlin gibt schon auf den ersten Seiten des Werkes Auskunft über den programmatischen Aufbau des Güterbuchs. Auf 352 Blättern werden die 233 Orte alphabetisch angeordnet angeführt. Zenlin verwendet dabei eine gotische Minuskeln Schrift und gestaltet mit viel Liebe zum Detail die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Ortschaften. Der den Ortschaften zugehörige Text wurde dabei in zwei benachbarten Kolumnen angeordnet. Inhaltlich beschreibt Zenlin, wie für ein Urbar typisch, Besitz und die Einkünfte, ebenso nennt er aber auch bei jedem Ort die Herkunft und den Rechtstitel für die Besitztümer. Mitten in diesen nüchternen Auflistungen finden sich erstaunlicherweise immer wieder größere und kleinere geschichtliche, rechtliche, theologische und philosophische Notizen. Neben der bedeutenden Funktion als „Hand- und Hausbuch“ der Klosterwirtschaft Tennenbachs nahm Zenlin das Güterbuch zum Anlass, um bestimmte Urkunden wie zum Beispiel das Freiburger Stadtrecht abzuschreiben. Das Tennenbacher Güterbuch ist folglich Urbar und Kopialbuch zugleich. Dadurch ist es nicht nur wegen seiner besonderen Fülle an alten Flur- und Personennamen von unfassbarem Wert für Wissenschaften wie zum Beispiel die Agrarwissenschaft oder Namensforschung, sondern es ist eine sehr bedeutende sprachgeschichtliche Quelle, da es für viele Urkunden das Original ersetzt. Nicht umsonst steht das Tennenbacher Güterbuch auf dem ersten Rang im badischen Generallandesarchiv und ist Teil der „Monumenta Germaniae Historica“. Denn es ist bis heute eines der bedeutsamsten Werke am Oberrhein und damit auch sehr bedeutend für die badische Geschichte.

Als Abt hat er auch ein Güterbuch in Kloster Günterstal 1344 in Auftrag gegeben.

Um 1340 entstand auch das Tennenbacher Ziborium, ein Gefäß zur Aufbewahrung der konsekrierten Hostien. Es ist eines der bedeutendsten Beispiele oberrheinischer Emailkunst. Es steht in enger Verbindung zum Güterbuch. Die Stifterinschrift im Güterbuch und auf dem Ziborium sowie

eine Initiale mit dem Abt Johannes sind identisch. Das Ziborium war bis 1732 in Kloster Tennenbach, von o es zusammen mit dem Kirchenschatz ins Kloster Wettingen gebracht wurde. Heute befindet es sich im Besitz des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

Abt Johannes verstarb am 24. Mai 1353 .

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes III. Lepus (dt. Hase) (1353–1368)

Er ist Anfang des 14. Jahrhunderts in Kenzingen geboren und entstammte einer Ministerialenfamilie der Grafen von Üsenberg, den Gründern und Stadtherren von Kenzingen.

Er trat an Ostern 1326 wohl im Alter von 18 Jahren in das Kloster Tennebach ein.

1353 wurde er zum Abt gewählt. In seiner Regierungszeit stand das Kloster auf dem Höhepunkt seiner Wirtschaftskraft und seines Einflusses. Es hatte seinen  größten Umfang erreicht.

Der Gütererwerb des Klosters war unter seinem Vorgänger weitgehend abgeschlossen. Man konzentrierte sich jetzt auf den nördlichen Breisgau in der näheren Umgebung von Tennenbach.

Unter Abt Johannes III.trat aber eine Stagnation ein. Die Wirtschaftskraft des Klosters ging deutlich zurück. Die Auswirkungen der spätmittelalterlichen Agrarkrise sowie die Folgen der Pest trafen jetzt auch die Klosterwirtschaft.

Die Umstellung von Grangienwirtschaft auf Rentengrundherrschaft erwies sich als notwendig. Auch der soziale Wandel in den Zisterzienserklöstern der damaligen Zeit von Mönchsgemeinschaften mit adlig-ministerialischen Konventen zu solchen mit Mönchen weitgehend aus dem Bürgertum

zeigte sich jetzt bei Abt Johannes III. Sein Onkel war Metzger.

Das Tennenbacher Jahrzeitbuch ist in seiner Regierungszeit entstanden. Es wurde 1364 als als Zinsregister angelegt und dann mit  mit einem Anniversar verknüpft.

Abt Johannes legte 1368 sein Amt wohl aus Alters-und Gesundheitsgründen nieder. Er zog sich ins Zisterzienserinnnenkloster Wonnental zurück

Dort verstarb er am 9. April 1370, wo er auch bestattet ist.

Sein Nachfolger als 13. Abt wurde Jakob von Tanner (1368–1396)

Seit der Hälfte des  13. Jahrhunderts hatten die Markgrafen von Hachberg die Vogtei über Kloster Tennenbach inne.

Am 13. Januar 1373 widerrief Kaiser Karl IV. (1346-1378) die Vergabe an die Markgrafen Otto I. von Baden Hachberg     (1369-1386) und Johann von Baden-Hachberg (1386-1409)

und vergab sie an die Herzöge  Albrecht III. von Österreich (1365-1395)und Herrzog Leopold von Österreich (1373-1386). Herzog Leopold war auch Herzog der Vorlande, Begründet wurde das so. Die Vogtei gehörte zur Grafschaft Freiburg und Freiburg war seit

1368 habsburgisch. Im 15. Jahrhundert  gab es nochmals Auseinandersetzungen mit den Markgrafen von Baden um die Schirmherrschaft über das Kloster . Sie verblieb dann

seit Ende des 15. Jh. bis zur Säkularisation bei den habsburgischen Herzögen bzw. Erzherzögen.

Abt Jakob verstarb am 03.05. 1396 und ist im Kloster Tennebach bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes IV. Mütterler (1396–1421). Kolb schreibt über ihn, dass er das Kloster bereicherte und mit größtem Lob dem Kloster bis 1421 vorstand S.280).

Von einer Teilnahme am Konstanzer Konzil 1414-1418 geht aus den mir vorliegenden Urkunden nichts hervor.

Am 17. Juli 1419 bestimmt Papst Martin V. (1417-1431) Abt Johannes IV. von Tennenbach und die Domdekane von Konstanz und St. Moritz in Augsburg zu Konservatoren

Abt Johannes verstarb am 04.06. 1421.

Auf ihn folgte Abt Rudolf Zöller aus Elzach (1421–1438)

Vor seiner Wahl war er Großkeller in Tennenbach. In dieser Eigenschaft schlichtete er am 8. Mai 1414 einen Streit zwischen der Propstei Krotzingen und einem Gerber in Freiburg. GLA 19 Nr. 694 (2)

Auch Abt Rudolf erhielt einen päpstlichen Auftrag. Papst Martin V. beauftragte ihn am 29. November 1425 Kloster St. Märgen bei der Wiedererlangung entfremdeter Güter behilflich zu sein (Tennenbacher Urkundenbuch S.161)

Er verstarb 1438.

Auf ihn folgte Abt Martin Soensbach (1438–1448).

Er galt als Mann von großer Frömmigkeit und Gelehrsamkeit. Im Kloster hatte er den Ehrennamen “vir summae doctrinae”

Papst Martin V. hatte das Basler Konzil ab 1425 geplant und für den Sommer 1431 nach Basel einberufen. Kurz vor Eröffnung des Konzils starb er.

Einer der führenden Theologen dieses Konzils wurde Nikolaus von Kues (1401-1464)

Auch Abt Martin nahm am Konzil teil. Dort erhielt er für sich und sein Kloster das Recht ,Inful und Stab zu tragen.

Die Armagnaken waren ein Söldnerhaufen und Parteigänger der Herzöge von Orleans im Hundertjährigen Krieg.

Am 26. August 1444 im Verlaufe des Alten Zürichkriegs fand bei bei St. Jakob an der Birs eine Schlacht statt. 20.000 Armagnaken standen 1500 Eidgenossen der Alten Orte gegenüber.

Es gelang ihnen die Söldner aufzuhalten. Diese erlitten gewaltige Verluste und gaben ihren Vormarsch auf Zürich auf. Sie schwärmten aber nun durch den Breisgau  und fielen auch in Kloster Tennenbach ein.

Kloster und Kirche wurden geplündert. Nach dem Abzug der Armagnaken musste der Konstanzer Weihbischof Johann von  Blatten (1441-1461) die Klosterkirche wieder neu weihen.

Die Biographia Cisterciensis sagt, dass das Kloster danach über 30 Jahre unbewohnt war.

Abt Martin verstarb am 16.6. 1448.

Auf ihn folgte Abt Nikolaus I. Rieflin (1448-1449. Ob er aus dem Elsass oder der Schweiz stammte ist nicht sicher. Die Schweiz ist wahrscheinlich. Er wurde nach kurzer Amtszeit abberufen, verstarb und ist im Kapitel bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Burchard II. Iselin (1449-1483) Er stammte aus einem von Basel nach Freiburg übersiedelten Geschlecht.

Er regierte 34 Jahre und war “seiner Herde ein getreuer hirte” (Kolb S.280)

Unter Abt Burchard begannen die Gebetsverbrüderungen , die es in vielen oberdeutschen Klöstern gab, so 1457 mit Güterstal,  wobei dieses Frauenkloster ja Tennenbach unterstellt war.

Am 18. Februar 1459 beauftragte Papst Pius II. (1458-1464) auf Bitten des Markgrafen Karl von Baden-Hochberg die Visitation der Klöster in Esslingen. In Esslingen gab es keine Zisterzienserklöster.

1468 und 1469 fand in Neuenburg am Rhein ein Landtag statt. Nach dem Tod von Herzog Albrecht VI. von Österreich  1463 ernannte das Haus Habsburg den Markgrafen Karl von Baden (1425 (?)-1475) zum Statthalter von Vorderösterreich.

Er sollte die zerrütteten Finanzen, die Albrecht VI. hinterlassen hatte, wieder in Ordnung bringen. Dieser hatte im 19. Jahrhundert den Beinamen “der Verschwender” erhalten. Er hatte zwar 1457 die Universität Freiburg gegründet, aber auch viele meist verlustreiche und mit vielen

Kosten verbundene Kriege geführt. Außerdem führte er ein recht ausschweifendes Leben. Er soll über 40 uneheliche Kinder gehabt haben.

Durch Erhebung neuer Steuern wollte er den Haushalt konsolidieren. So wurde auf dem Landtag die Einführung der Erhebung des 100. Pfennig vom Gulden beschlossen.

Auf diesem Landtag traf Abt Burchhard auch den Abt von Kloster Lützel Johann Stantenat (1467-1471), der dann  von 1471–1494  Abt der Tennenbacher Mutterabtei Salem wurde.

Unter Abt Burchard entstand 1473  ein Altar von dem Nördlinger Meister Friedrich Herlin (um 1430-um 1500). Im badischen Raum hatte er neben diesem Triptychon-Altar, der für die Krankenkapelle in Tennenbach geschaffen wurde,

stammt aus einem Umkreis die Dreikönigsretabel in Emmendingen. Der  Tennenbacher Altar steht heute in der katholischen Pfarrkirche St. Bonifatius in Emmendingen.

Herlin steht in der Nachfolge Rogiers von der Weyden (+ 1464), dessen Stil er den oberdeutschen vermittelt hat.

1480 gab es ein starkes Rheinhochwasser, was nicht außergewöhnlich war. Freiburg war besonders stark betroffen. Dort riss die Dreisam Brücken, Mühlen und Zollhäuser weg. Viele Menschen kamen ums Leben.

Stark betroffen war auch Kloster Günterstal. Abt Burchard war gerade auf Visitation in Günterstal. Die Nonnen konnten sich aber retten und kamen mit dem Schrecken davon.

Aus Dankbarkeit wallfahrtet sie nach St. Ulrich im Möhlintal und stifteten eine  alljährlich Messe.

Abt Burchard verstarb am 02.01. 1483.

Auf ihn folgte Abt Konrad II. Pfitelin (1483-1490)  Er stammte aus Malterdingen. Er wie auch sein Nachfolger Michael Sitz waren schlechte Verwalter und Tennenbach erlitt bedeutende Verluste an Gütern. (Schau-ins-Land Bd. III, p. 32)

Abt Konrad wurde 1490 abgesetzt und verstarb 1492

Auf ihn folgte Abt Michael Sitz (1490-1508). Er stammte auch aus Malterdingen

Vor seiner Wahl verwaltete er den Tennenbacher Hof in Kenzingen  und war dann Großkellner des Klosters.

Abt Michael verkaufte einen Großteil der Tennenbacher Güter. So veräußerte er den Besitz des Klosters im Kinzigtal. Dort war die Bewirtschaftung der Güter und der Einzug des Zehnten schwierig geworden

Abt Michael  verkaufte dem Grafen Wolfgang von Fürstenberg (1484-1509) am 3.7. 1505 für eine Jahresrente von 12 Gulden in Gold, das sind etwa 2.635,00 € alle Güter und Rechte des Klosters
in der Fürstenbergischen Herrschaft Kinzigtal.

Schon 1504 wurde die Hälfte des Harderer Hofes als Erblehen ausgegeben. Das Kloster behielt sich nur die Schafhaltung vor.  (s.o)

Er resignierte 1508  aus “Alters-und Lebensüberdruß” oder wurde vielmehr abgesetzt.

Trotzdem Abt Michael sehr schlecht beurteilt wird, war er vielleicht gar nicht so schlecht. Vielleicht waren die Verkäufe einfach durch akuten Geldmangel erzwungen. Vielleicht hatte sich das Kloster von

den Verwüstungen des Armagnakenüberfalls noch nicht erholt. Dazu kamen Kriegslasten.

Außerdem gab es um 1450 eine kleine Eiszeit, Diese löste Agrarkrisen aus. Es gab Mißernten. Hungersnöte traten auf. Teuerungen, Mangelernährung und auch Seuchen waren die Folge.

Das bewirkte Stagnation und beeinflusste natürlich auch die Wirtschaft der Klöster.

Auf Abt Michael folgte Abt Johannes V. Ringlin (1508-1540)

Er stammte aus Villingen. Er war 32 Jahre Abt in Tennenbach. Er lebte aber den größten Teil seiner Regierungszeit außerhalb des Klosters, weil  Tennenbach am 3. Mai 1525 von aufständischen Bauern überfallen und geplündert wurde,

Dabei brannte es völlig ab.

Die Reformation hatte für Tennenbach so gut wie keine Folgen. Zum einen war der Landesherr Erzherzog Ferdinand von Österreich (seit 1521 Herrscher auch von Vorderösterreich, von 1558-1564 deutscher Kaiser) ein entschiedener Gegner der Reformation.

Dann wurde das Kloster im  Bauernkrieg in Schutt und Asche gelegt und es dauerte sehr lange bis die Mönche zurückkehren konnten.

Kloster Tennenbach hatte kein besonders gutes Verhältnis zu seinen Bauern. Das Kloster hatte großen Grundbesitz.

Der Zehnte und die Zinsen wurden hart eingetrieben, was den Unmut der Bauern schon lange hervorgerufen hatte.

In Südbaden waren drei Bauernhaufen unterwegs. Einer war aus Sausenburg, der Stammburg der Markgrafen von Baden-Hachberg, und Badenweiler unterwegs.

Ein zweiter war um den Kaiserstuhl herum, der  Breisgauer Haufen genannt wurde. Der dritte Haufen war in der Markgrafschaft Hachberg unterwegs. Sein Anführer war Klewi (Nikolaus) Rüedi.

Er stammte aus Malterdingen.

Abt Johann und sein Konvent hatten sich hatten sich nach Freiburg auf den dortigen Klosterhof geflüchtet.

Am 3. Mai1525 hatte der Markgräfler Haufe vergeblich versucht die Burg Hachberg einzunehmen. Danach drangen die Bauern in das verlassene Kloster Tennenbach ein und plünderten es aus.

In der Kirche rissen sie die Grabplatten der Adelsgräber ab, um nach Schmuckstücken zu suchen. Dann wurde die ganze Abtei nach Verträgen und Zinsrodeln durchwühlt, um diese zu vernichten und so vielleicht das Joch von Abgaben aber auch Frondiensten

abschütteln zu können. Bei der Zecherei wurde eine Flasche Schnaps umgeworfen, was eine Brand verursachte. Die Abtei brannte bis auf die Kirche völlig ab. Der Schaden belief sich auf 30.000 Gulden, das sind etwa 7.598.537,00 Euro, die Abt Johann später für den Wiederaufbau aufnehmen musste.

Der Kaiserstühler Haufen unter Valentin Ziller aus Amolter plünderte den Sommersitz der Tennenbacher Äbte in Kiechlinsbergen.

Auch das Tochterkloster Wonnental. Dort hatte der Markgräfler Haufen das Kloster ebenfalls in Schutt und Asche gelegt. Dort wurde der Schaden auf 6250 Gulden, das sind  etwa 1.583.029,00 €, veranschlagt.

Abt Johannes flüchtete wahrscheinlich ins Kloster Stams in Tirol Der Konvent ging ins Kloster Wettingen,

Es dauerte 30 Jahre bis die Gebäude wieder hergestellt waren  und die Mönche  zurückkehren konnten.

Der Konstanzer Weihbischof Johann weihte die Klosterkirche neu.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498–1519 und 1534–1550 ) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes aus Württemberg vertrieben, nachdem er die Reichsstadt Reutlingen überfallen hatte.

1534 kam er mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I. (1504-1567) nach Württemberg zurück. Nach der Schlacht bei Lauffen  (13. Mai 1534) wurde am 29. Juni 1534 der Vertrag von Kaaden geschlossen Ulrich war wieder Regent in Württemberg,

wenn auch nur als Afterlehensnehmer von König Ferdinand. Ferdinand behielt den Titel des Herzogs von Württemberg. Auch bezüglich der Reformation gab es Bestimmungen.

Der Vertrag verbot eindeutig die Lehrern der Schweizer Reformatoren oder Täufer im Herzogtum einzuführen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Herzogtum die Reformation ein.

Klöster und geistliche Korporationen wurden säkularisert. Das Klostergut wurde als eigene Vermögensmasse behandelt und gesondert verwaltet.

Der Großteil der Mönche aus Bebenhausen ging nach Salem. Dort regierte  Abt Johannes III. Fischer (1534–1543), der gleichzeitig Ordenskommissar für Oberdeutschland  war.

Ein Teil der Mönche wurden in Klöster geschickt, in denen Personalmangel herrschte. So kamen Bebenhausener Mönche auch nach Kloster Tennenbach.

Ins Kloster Stams wurden ebenfalls Bebenhausener Mönche geschickt, um dort eine Reform zu unterstützen unter ihnen der Bebenhausener Prior Leonhard Joß  sowie der spätere Abt von Kloster Tennenbach, Sebastian Lutz.

Abt Johann verstarb 1540.

Auf ihn folgte Abt Johannes VI. Rath (1540–1541) Er stammte aus Emmendingen. Kolb schreibt über ihn “der Gefährte des Vorigen im Elende, und
schon 1541 von Kummer verzehret.2( S.81).

Nah nur einjähriger Regierung  folgte auf ihn Abt Sebastian Lutz genannt Hebenstreit (1541-58). Er ist um 1500 in Tübingen geboren und entstammte einer angesehen Familie, die in Tübingen der Ehrbarkeit angehörte.

Er verlor schon 1502 Beide Eltern und wurde von “Freunden”, wohl Verwandten aufgezogen.

1518 trat er in das Zisterzienserkloster Bebenhausen ein Ein Jahr später legte er seine Profess ab.

1521 wurde er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Er war im Kolleg St. Jakob in Heidelberg, das von Kloster Schönau, dem Mutterkloster Bebenhausens beaufsichtigt wurde. Er studierte in Heidelberg wohl  nicht fertig,

denn das Generalkapitel hatte am 9. Mai 1523 verboten, Scholaren nach Heidelberg zu schicken, weil sich die Luthersche Lehre an der Universität Heidelberg durchgesetzt hatte.

Man kann deshalb annehmen, dass Sebastian Lutz seine Studien am ordenseigenen Kolleg St. Bernhard in Paris beendet hat.

Danach kehrte er ins Kloster Bebenhausen zurück. Dort war er zwölf Jahre lang Kaplan von Abt Johann von Fridingen (1493–1534 )

Nach dem Tod von Abt Johannes am 21. Dezember 1534 kam keine Nachfolgerwahl mehr zustande.

Herzog Ulrich löste das  Kloster auf. Am 17. November 1535 musste die Mönche Bebenhausen verlassen. Die 20 katholisch gebliebenen Mönche gingen zunächst nach Salem.

Sebastian ging wohl schnell nach Stams, denn dort ist er schon um die Jahreswende 1535/36 nachweisbar.

Dort war Pelagius Baur (1525-1540) Abt.Die Verhältnisse standen wohl so schlecht, dass sich die Innsbrucker Regierung zum Eingreifen gezwungen sah und mit der Entsendung der

Bebenhäuser Mönche eine Besserung erreichen wollte. Einen großen Einfluss hatte auch Dr. Gallus Müller aus Tübingen.

Nach Einführung der Reformation in Württemberg erhielt er im September 1534 Kanzelverbot und wurde Ende Januar 1535 von Herzog Ulrich als Professor der Theologie abgesetzt und ohne Entschädigung entlassen. Er wandte sich nach Freiburg, wo er einen Monat später durch den Akademischen Senat ehrenvoll empfangen wurde. Hier erreichte ihn ein Ruf von König. Ferdinand II. als Rat und Hofprediger nach Innsbruck. Im Juni 1535 wurden ihm von der Tiroler Landesregierung die Aufgaben der Predigttätigkeit und der Kirchenreform übertragen.

Am 22. September 1537 wurde Sebastian zum Bursierer von Kloster Stams bestellt. Er sollte das Kloster wirtschaftlich sanieren.

Es kam bald zu einem tiefen persönlichen Zerwürfnis mit den Bebenhausener Mönchen, vor allem mit Sebastian und Abt Pelagius.

Sebastian bat um Entbindung seiner Aufgaben in Stams, was am 6. September 1538 gewährt wurde. Er kehrte nach Kloster Salem zurück.

Dort war er für vier Jahre an der Klosterschule in Salem. Am 1. Juli 1542 verstarb Abt Johannes im Kloster Tennenbach.

Dort waren keine Priester mehr sondern nur noch einig juvenes.

Der Salemer Abt Johannes III.forderte die noch lebenden Bebenhauser Mönche auf, Kloster Tennenbach zu beziehen und einen Abt aus ihrer Mitte zu wählen und dort auf die Besserung der Verhältnisse

in Bebenhausen zu warten.

1547 fand in Augsburg der geharnischte Reichstag statt. Auf diesem Reichstag erließ Kaiser Karl V. das Augsburger Interim, das der Reichstag 1548 verabschiedete.

Für Württemberg bedeute dies, dass Klöster wieder restituiert wurden

Anfang 1549 konnte Abt Sebastian mit dem verbliebenen Bebenhäuser Konvent nach Bebenhausen zurückkehren, (zu Kloster Bebenhausen siehe  Mei Büchle Zisterzienserabtei Bebenhausen.

In Tennenbach setzte er Georg I. Fabri als Administrator ein und legte seine Abtswürde für Tennenbach nieder.

Abt Sebastian verstarb am 15, November 1560 und ist in der Stiftskirche in Tübingen beigesetzt.

Georg Fabri (1558-1566) stammte aus Endingen. Er studierte in Tennenbach und wurde 1558 zum 24. Abt gewählt.

Er musste die restlichen Schäden des Bauernkriegs beheben.

Er starb am 9.2. 1566.

Auf ihn folgte Abt Friedrich Abstetter (1566–1568). Er stammte aus Kenzingen und regierte nur zwei Jahre. Von ihm ist nur überliefert, dass er bei einer Visitation im Klosterhof in Freiburg starb.

Er wurde nach Tennenbach überführt und ist dort bestattet.

In seiner Regierungszeit gab es nur wenig Nachwuchs. Gastmönche aus anderen Zisterzienserklöstern stellten sich für Klosterämter zur Verfügung.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes VII. Schirer (auch Schürer) (1568–1575).

Er stammte aus Eningen. Er war jahrelang Stellvertreter des Abtes. Er tilgte die Schulden für den Wiederaufbau der im Bauernkrieg verwüsteten Abtei.

Er begann mit dem Wiederaufbau der Klosterkirche.

Das Kloster konnte sich sogar zusammen mit der Benediktinerabtei St. Peter an einer Bürgschaft für das Haus Österreich beteiligen.

Abt Johannes war auch Visitator von Kloster Lichtenthal.

Unter seinem Abbatiat begann die Wiederbesiedlung von Kloster Fiedenweiler, dass dann auch dem Zisterzienserorden eingegliedert und Kloster Tennenbach unterstellt wurde.

Am 20. Mai 1570 stellten Jakobäa (1505-1580),die  Gemahlin Herzog Albrechts  zusammen mit Herzog Albrecht V. (1550-1579) der die Vormundschaftsregierung für den späteren Markgrafen Philipp II. (1571-1588) von Baden  und dem Grafen Karl von Hohenzollern (1525-1575)für die Wiederbesiedelung  die offizielle Genehmigung aus. Daraufhin entsandte Äbtissin Barbara Vehus (1551-1597) von Lichtenthalsechs Schwestern aus Lichtenthal nach Friedenweiler. Die bisherige Lichtenthaler  Priorin  Lucia Bauer wurde zur Äbtissin bestimmt.

Ende des 16. Jahrhunderts verbanden sich ordensübergreifend Benediktiner und Zisterzienserklöster zu Ordensprovinzen um einander beizustehen gegen durchziehende Söldnertruppen.

Abt Johannes verstarb im September 1575 in Kiechlinsbergen.

Auf ihn folgte Abt Georg II. Sartorius (1575–1576) Er wurde wohl von Abt Joannes veranlasst, in das Kloster Tennenbach einzutreten.

Am 4. Juli 1561 wurde er an der Universität Freiburg immatrikuliert.

Im Zisterzienserinnenkloster Friedental war er Pfarrer und Beichtvater.

Er wurde 1575 zum Abt gewählt, starb aber schon ein halbes Jahr später.

Auf ihn folgte  Abt Joseph Weißhaar (1576–1585) .

Er stammte aus Waldkirch.

In Tennenbach hat er auch das Amt eines Subpriors bekleidet.

Unter Abt Joseph wurde der Konvent „uf das kloster Fridenweiler bestättigt“, nachdem die Nonnen aus Lichtenthal nach Friedenweiler übergesiedelt waren,

Am 15. April 1578 übergab dann Graf Heinrich VIII (1536-1596) von Fürstenberg Friedenweiler offiziell dem Zisterzienserorden. Als Papst Gregor XIII. (1572-1585) am 1. Juli 1584 das Recht zur Inkorporation gewährte, stand einer rechtlichen Aufnahme Kloster Friedenweiler  nichts mehr im Wege.

Abt Joseph war möglicherweise mit der Äbtissin Barbara II Weißhar (1600-1633)von Wonnental. Auch sie stammte aus Waldkirch, wurde 1600 zur Äbtissin von  von Kloster Wonnental gewählt. Im 30-jährigen Krieg musste sie fliehen und starb 1633 in Kenzingen.

Von Abt Joseph ist sonst wenig bekannt. Abt Joseph starb am 12.3. 1585.

Sein Nachfolger wurde Abt Martin II. Schleher (1585-1627)

Er stammte aus Villingen. Er war, wie es im lateinischen Text der Chronik über ihn heißt, umsichtig in der Regierung und wahr und fromm in seiner Religion.

Er regierte 42 Jahre und war einer der fähigsten Prälaten die Kloster Tennenbach hatte.

Er war ein Erneuerer des Klosters. Als Bauherr sorgte er für die Erneuerung der Klostergebäude, wo es nach den Zerstörungen des Bauernkriegs immer noch Nachholbedarf gab.

Die Marienkapelle deren Chorraum heute noch steht, ließ er innen und außen herrichten.

Er sorgte für die Hebung der Klostereinkünfte,

So übernahm er 1585 vom Stift St. Margarethen in Waldkirch Besitzungen zum Lehen im Elztal.

1604 erwarb er die Herrschaft über das Dorf Heimbach.

Am 15. Juli 1590 nahm Abt Martin den Markgrafen Jakob III. von Baden – Hachberg in der Klosterkirche von Tennenbach in die katholische Kirche auf,

Philipp wurde 26. Mai 1562 geboren und war von 1584-1590 Markgraf von Baden-Hachberg. Er machte 1590 Emmendingen zum Mittelpunkt seiner Herrschaft und erhob es zur Stadt.

Im Emmendinger Religionsgespräch vom 13.-17, Juli 1590 trafen Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche aufeinander. Markgraf Jakob III., der dieses Gespräch veranlasst hatte, trat wenige Wochen später zum katholischen Glauben über.

Dieser Religionswechsel erregte in Deutschland höchstes Aufsehen, war Jakob  doch der erste regierende Fürst, der nach 1555 zum katholischen Glauben übertrat.

Aber nur eine Woche später verstarb der bis dahin kerngesunde 28-Jährige ganz plötzlich. Zwei Professoren der Freiburger Medizinischen Fakultät sezierten den Leichnam, eine der ersten rechtsmedizinischen Sektionen in Deutschland.

Jakob war mit Arsenik vergiftet worden.

Die Markgrafschaft Baden-Hachberg fiel an Jakobs Bruder Ernst Friedrich (1584-1604), der in Baden-Hachberg die Reformation wieder einführte.

Die Mönche wurden von ihren Pfarrstellen verjagt und kehrten ins Kloster Tennenbach zurück.

Tennenbach war nun eine katholische Diaspora inmitten der evangelisch gewordenen Markgrafschaft geworden.

In Kiechlinsbergen ließ Abt Martin am 24. November 1607 ein Zinsregister anlegen.

Dort ließ er auch den großen Weinkeller ausbauen. Dort hat sich sein Wappen mit der Jahreszahl 1622 erhalten.

Auch im Orden war er tätig. 1590 haben in Friedenweiler vor ihm  mehrere Rathausener Nonnen ihre Profess abgelegt.

Diese waren nach Friedenweiler geschickt worden, um dort in das klösterliche Leben eingewiesen zu werden. Unter ihnen befand sich Verena Frey (1609-1639), die später Äbtissin in Rathausen wurde.

Generalabt Edmond I. de la Croix (1584–1604 ) hatte auf den 14.-20. Dezember 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum ins Kloster Fürstenfeld eingeladen, um über eine gemeinsame Reform zu sprechen.

Die Reformation hatte zur Auflösung vieler Zisterzienserklöster geführt und damit  Filiationskette als das verbindende Element der Klöster des Ordens  in vielen Fällen unterbrochen.

Generalvikariate entstanden mit vom Generalkapitel ernannten Generalvikaren traten nun an ihre Stelle.

Die 17 in Fürstenfeld anwesenden Äbte beschlossen die “Fürstenfelder Reformstatuten”, die vom Generalabt am 4. August 1596 bestätigt wurden.

Dies war der erste Schritt zur Bildung der Oberdeutsche Zisterzienserkongregation.

Auch Kloster Tennenbach war in Fürstenfeld vertreten.

Das Vorhaben verlangsamte sich wieder. Erst mit dem Generalvikar der oberdeutschen Klöster, dem Salemer Abt Thomas I. Wunn (1615–1647) nahm das Projekt wieder Fahrt auf.

Bei einem ersten „geheimen“ Treffen der Äbte von Wettingen Peter II. Schmid (1594–1633), St. Urban  Ulrich Amstein (1588–1627) , Tennenbach Martin und Neuburg  Johannes Hanser (1605 – 1625 ) und von Vertretern der Klöster Hauterive, Kaisheim und Stams im November 1617 in Salem wurden erste Schritte eingeleitet und erste Statuten für die Kongregation entworfen; ein Provinzkapitel im November 1618 bestätigte die Pläne für eine Kongregation.

Am 2.und 3. September 1624 fand ein Provinzkapitel in Salem statt. Dort wurden die Statuen beschlossen und die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation.

Abt Marin war bei diesem Kapitel nicht dabei. Er ließ sich von P. Adamus Egetter, seinem späteren Nachfolger vertreten.

Zur Provinz Elsass –Schweiz gehörten nun die Klöster Lützel, Neubourg, Hauterive, St. Urban und Wettingen und Tennenbach.

Tennenbach und seine unterstellte Frauenklöster Lichtenthal, Güntersthal, Wonnental und Friedensweiler.

Abt Martin verstarb am 27. März 1627.

Auf in folgte Abt Adam Egeter  (1627-1637)

Der Tennenbacher Konventuale Konrad Burger (1613-1680) schrieb in seinem Raisbüchlein, dass Adam Egeter aus “Bissigen”, wohl das heutige baden-württembergische Bietigheim-Bissingen gebürtig ist.

Dort kommt der Name Egeter heute noch vor. Er besuchte eine Klosterschule, möglicherweise Hauterive.

Er studierte an der Universität Freiburg Er ist Doktor der Theologie.  1609 erhielt er in Konstanz die niederen Weihen, 1611 das Diakonat und am 16. Juni 1612 die Priesterweihe.

Als Adam zum Tennenbacher Abt gewählt wurde, war der Dreißigjährige Krieg zwar schon 9 Jahre im Gang- Aber Kloster Tennenbach war davon noch nicht betroffen.

1632 musste Abt Adam aber mit dem Konvent, es waren noch 18 Mönche , nach Freiburg in den Freiburger Hof fliehen. Als die Schweden näher an Freiburg rückten flüchtete der Konvent weiter, nahm den Kirchenschatz

im Wert von 6000 Gulden, das sind ungefähr 4.623.425,00 € erst nach Breisach, dann ins Kloster Wettingen in der Schweiz.Die meisten Mönche flüchteten weiter.

Pater Konrad versorgte den Abt in Freiburg und brachte ihm Lebensmittel und frische Wäsche.  Er zog die Klostereinkünfte ein und schaute auch nach dem verlassenen Kloster.

Außerdem versah er seine Beichtvaterstelle in Kloster Wonnental.

1642 sorgte er dafür, dass der Tennenbachere Kirchturm wieder gedeckt wurde, der in Gefahr war, völlig einzufallen. Das Kloster war unbewohnt. Nur “ein Margräfisch alt Wittweiblin, welches mir alle Tag zwo Melsuppen gekocht” wohnte darin. dan sunst hatten weder sie noch ich nichts anders.

(Pater Conrad Burger, Reisbüchlein Kapitel 16)

Nach der Niederlage der Schweden in Nördlingen zogen diese aus dem Breisgau ab. Abt Adam glaubte nun,die Bewirtschaftung der Klostergüter wieder aufnehmen zu können und nahm zum Einkauf von Weizen und Vieh von Kloster Wettingen eine Anleihe

von 2000 Gulden, das sind ungefähr 1.537.534,00 € , zum Ankauf von Vieh und Geräten auf und verpfändete den nach Wettingen verbrachten Klosterschatz. Er sah sich aber getäuscht. Denn   die Kaiserlichen, die die Schweden verdrängt hatten, sorgten keineswegs für Sicherheit.

Sie plünderten ebenso, verjagten oder töteten die Einwohner genauso.

Kurz vor seinem Tod wurde er zunehmend geistig verwirrt. Er versuchte noch, die für die Abtei so wichtigen Urkunden und Rodel zu verbrennen, damit sie nicht in die Hände des Markgrafen fallen sollten. Er wurde aber von Konrad Burger daran gehindert, der einiges retten konnte.

Pater Conrad Burger, Reisbüchlein Kapitel  Eintrag vom 3. Mai 1636)

Er starb am 15. Juni 1637 in Freiburg, wo er in großer Armut gelebt hatte, und wurde in Tennenbach im Kapitelsaal begraben

Sein Nachfolger wurde Abt Bernhard Stolz (1637-1651)

Er stammte aus Gebwiler im Elsass und wurde am 21. Juli 1637 unter dem Vorsitz des Propstes Baumer von Waldkirch (Biographia Cisterciensis Bernhard Stolz)wurde Bernhard mit einfacher Mehrheit zum Abt gewählt.

Unter dem Stift Waldkirch finde ich aber nur einen Propst Georgius Laumer (1636).

Die in alle Winde zerstreuten Konventualen waren zur Beisetzung von Abt Adam nach Tennenbach zurückgekehrt. Bei dieser Gelegenheit fand auch die Wahl seines Nachfolgers statt.

Bernhard war noch als Frater 1632 ins Exil in die Niederlande gegangen. Als er von dort zurückkehrte, wurde er um 1634 zum Priester geweiht  und von Abt Adam als Verwalter in Kiechlinsbergen eingesetzt.

Wegen des Krieges war eine Verlegung der Abtei Tennenbach in die Pfalz  geplant. Das wurde aber nicht realisiert.

Nach Pater Konrad  waren Abt Bernhard und mehrere Konventsmitglieder schwer an der Pest erkrankt.

Bei der Übergabe der Stadt Freiburg am 11. April 1638, wurden Tennenbacher Mönche, die sich in Freiburg befanden aufs Schwerste misshandelt. Abt Bernhard wurde gefangen genommen und als Geisel nach Basel verschleppt.

Für ihn wurden 1000 Gulden,das sind etwa 255.265,00 €, Lösegeld, erpresst. Dafür musste in Wettingen wieder ein Darlehen aufgenommen werden.

Mit der Übergabe Breisachs im Dezember 1638 fielen auch die dorthin geflüchteten Tennenbacher Urkunden und Wertgegenstände in die Hände der Schweden.

Abt Bernhard war im Zisterzienserstift Lilienfeld in Niederösterreich und später in Wettingen im Exil.

In seiner Regierungszet ging auch das Verfügungsrecht über den Tennenbacher Klosterschatz, der sich in Wettingen befand, an dieses Kloster über.

Damit wurden Schulden abgelöst, die im Kriegsverlauf gemacht worden waren und auch der Unterhalt, der Tennenbacher Mönche, die sich in Wettingen im Exil befanden, bezahlt.

Abt Bernhard nahm 1642 am Provinzkapitel in Kloster Schöntal teil. Dort assistierte er bei der Benediktion des Maulbronner Abtes Bernhardin Buchinger (Maulbronn 1642–1649, Pairis 1649–1656 und Lützel 1654–1673), die der

Kaisheimer Abt Georg Müller (1637- 1667) vornehm. Außer Abt Bernhard assistierte auch der Schöntaler Abt Christoph Haas (1634-1675)

Pater Konrad war mittlerweile als Beichtvater in Kloster Wonnental untergekommen. Von dort aus erreichte er bim Breisacher Stadtkommandanten Johann Ludwig von Erlach (1595-1650)

mit Erlass vom 27. September 1641, dass  Abt Bernhard mit seinem Konvent wieder in den Besitz von Tennenbach mit allen Gütern und Gefällen einsetzt wurden  und  Schutz zusichert bekam. Auch die Urkunden und eine Anzahl von Gerätschaften und Wertgegenständen, soweit sie sich noch in Breisach befanden, wurden herausgegeben.

Konrad Burger holte den Abt im Februar 1645 aus Wettingen zurück. Sie kamen über Kloster Friedensweiler. Dort visitierte er die Äbtissin Anna Beyer (1631-1652). Das war seine erste Amtshandlung zurück in der Heimat.

Am 17. Dezember 1645 visitierte er auch Kloster Wonnental mit Äbtissin Ursula Auer (1636-1670)

Kloster Tennenbach war verödet,die Gebäude ohne Dach und dem Einsturz nahe. Deshalb lebt Abt Bernhard meistens in Kiechlinsbergen, dem Sommersitz der Äbte von  Tennenbach.

Abt Bernhard verstarb dort am 20. Februar 1651. Er wurde im Kapitelsaal in Tennenbach bestattet.

Konrad Burger(1613- 1680) wurde 1613 in Freiburg geboren. Infolge des Wanderlebens seines Vaters kam Konrad viel herum. Das begann schon in seinem Kindesleben.

Von 1623 bis 1626 war er mit der Armee Tillys (1559-1632) unterwegs.

Nach seinem Soldatenleben fand er 1629 Aufnahme in Kloster Tennenbach, wo er im Beisein seiner Schwester, seiner Mutter und seines geistlichen Onkels seine Profess ab. Im Kloster erhielt er von

einem weltlichen Magister eine sorgfältige Schulbildung.

Beim Einfall der Schweden 1632 flüchtete er sich nach Wettingen in der Schweiz. Er durchwanderte Österreich, Steiermark und die Schweiz und kehrte nach vielen Abenteuern 1641 wieder zurück in den Breisgau. Nachdem er einige Wochen die Pfarrei Elzach versehen hatte, wurde er zum Beichtvater von Wonnental.

Ab 1647 war er in Kloster Tennebach, wo er sorgfältig wirtschaftete , brachte viele verschleuderte Güter der Abtei wieder zurück, so dass das Klostereinkommen an Zinsen und Gilten wieder flüssig gemacht werden konnte.

Alle acht bis 14 Tage begab er sich als Beichtvater nach Wonnental.

Ab 1674 begann er mit seinem Tagebuch, sein !”Raisbüchlein”.  DarinHält er seine Schicksale und Abenteuer in der Zeit des 30jährigen Krieges und der darauf folgenden traurigen Lage des kirchlichen-klösterlichen Lebens bis 1678 fest.

In Zur Geschichte des Klosters Tennenbach bei Kloster Wonnental wird von Konrad Burger gesagt. dass er wegen  seiner lebendigen Schilderung  in die Heimatgeschichte eingegangen ist als „zweiter Grimmelshausen“

Pater Konrad stirbt dort nach 39-jähriger Tätigkeit als Beichtvater von Kloster Wonnental.

Als 32. Abt von Kloster Tennenbach wurde Abt Hugo Buchstetter aus Waldkirch gewählt.

Eine gute Quelle zu Abt Hugo ist wieder Pater Konrad  (Freiburger Diözesanarchiv Bd. 5,, S. 2147 ff)

Abt Hugo stammte aus Waldkirch.  Im Dreißigjährigen Krieg war er  auch im Exil. 1641 studierte er in Siena.

Außer in Italien hat sich Hugo auch in Frankreich aufgehalten. Er war auch im Zisterzienserkloster La Ferté

Er kehrte 1648 aus dem Exil zurück und wurde dann Beichtvater in Kloster Günterstal.

Am 18. März 1651 wurde er in Kiechlinsbergen zum Abt gewählt. Den Vorsitz führte Abt Bernhardin Buchinger von Kloster Pairis im Beisein der Benediktineräbte Matthäus Welzenmüller (1637–1659 ) von Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald und

Amandus Riedmüller (1646–1652) von Kloster Ettenheimmünster. (Konrad Burger, Raisbüchlen Kap. 19)

Bernhardin installierte den neuen Abt und benedizierte ihn  gleich nach der Wahl, was ungewöhnlich war.

Am 3 .April 1652 zog Abt Hugo wieder in das Kloster Tennenbach gezogen wo 20 Jahre kein Abt mehr gelebt hatte.

Am 27. April 1852 begleite Konrad Burger die Beiden Äbte Bernhardin und Hugo ins Kloster Neubourg im Elsass und setzten Abt  Bernard Kleibeinsen (1642-1652) ab, der ein sehr schlechter Ökonom war.

Sie setzten Abt Michael Stromeyer (1652-1669) ein, der aus Kloster Salem kam und ein echter Glücksfall für Neubourg war.

Bei dieser Gelegenheit  visitierten sie auch die Zisterzienserinnenklöster Königsbruck und Lichtenthal-

Am 17. Oktober 1652 begleitete Konrad Abt Hugo zur Visitation nach Friedenweiler, wo die Äbtissin Anna Bayrin resignierte und Martha Stegerin (1652 –1686) gewählt wurde.

Sie wurde am 23. November 1653 von Abt Bernhardin unter Assistenz von Abt Hugo benediziert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Äbtissin M. Salome Reinacher von Kloster Günterstal benediziert.

1656 gab es zum ersten Mal seit 1630 zwei Professen in Kloster Tennenbach.

In diesem Jahr leitete Abt Hugo auch zusammen mit Abt Michael aus Neubourg die Wahl der Äbitissin Beatrice von Eptingen  in Andlau.

1657 setzte Abt Hugo fest, dass kein Hausierer oder ein sonstiger Fremder in der Dorfschule von Kiechlinsbergen Schulmeister werden darf.

Seit 1659 gehörte Kiechlinsbergen Kloster Tennenbach ganz und somit hatte es auch dort die Schulaufsicht.

Im Oktober 1659 weihte Abt Hugo die Altäre in Kloster Tennnbach, in der  Liebfrauenkapelle sowie in Kiechlinsbergen und Kloster Wonnental Altäre, die im 30-jährigen Krieg von den Schweden

entweiht worden waren.

Am 6 November 1659 visitierte Abt Edmund Schnyder ( 1640–1677 ) von Kloster St. Urban als Generalvikar die drei Klöster Tennenbach, Günterstal und Wonnental.

1660 hatte Hugo eine Auseinandersetzung mit de Kiechlinsbergern Bauern, wo er nach hohen Gerichtskosten allerdings verlor (Burger Kap. 29)

Im April 1664 erkrankte Abt Hugo, begab sich nach Kiechlinsbergen, wo er am 11. Mai 1664 verstarb.

Am 17. Mai 16644 fand unter Vorsitz von Abt Edmund von St. Urban die Neuwahl statt.

Nachdem sich der Konvent nicht auf einen Kandidaten einigen konnte, schlug Abt Edmund  zwei Kandidaten von außerhalb vor, einen aus Hauterive und Nikolaus II., Göldlin (1664-1679) von

Kloster Wettingen,der dann gewählt und als Abt nach Tennenbach postuliert wurde.

Nikolaus ist am 12. Januar 1625 in Luzern als Walter geboren. Er stammte aus einer bekannten Luzerner Patrizierfamilie, die nach ihrem Stammsitz Tiefenau benannt ist.

Er besuchte das Jesuitengymnasium in Luzern und trat 1640 in die Zisterzienserabtei Wettingen ein.

Am 22. September 1641 legte er mit 16 Jahren vor dem Abt Nikolaus von Flüe (1641-1649) seine Gelübde ab und nahm den Ordensnamen Nikolaus an.

1649 wurde er Priester. 1654 wurde er mit nicht einmal 30 Jahren Prior in Wettingen.

1664 postulierte ihn der Tennenbacher Konvent zum dortigen Abt.

Abt Edmund Schnyder weihte ihn in Wettingen am 29. Juni 1664 im Beisein der Äbte von Muri Aegidius von Waldkirch (1657–1667) und Wettingen Gerhard Bürgisser (1659–1670 ) zum Tennenbacher Abt.

Seine Aufgabe war, das durch den Dreißigjährigen Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogene Kloster zu reformieren. Auch sollte er bessere Bildungsmöglichkeiten für die Mönche schaffen, unter anderem in Kloster Wettingen.

Auch für die vier Tennenbach affiliierten Frauenklöster hatte er  zu sorgen.

Durch Tausch mit der Reichsabtei Schuttern kam1667  der Wöpplinsberger Hof in Mundingen an das Kloster Tennenbach.

Am 23. Mai 1667 übernahm Abt Nikolaus auch im Elztal Besitzungen des Stiftes St. Margarethen in Waldkirch zu Lehen.

In Freiburg ließ er den Tennenbacher Hof, der im Dreißigjährigen Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen war, samt Scheine neu erbauen.

In der Tennenbacher Klosterkirche ließ er in das alte Gehäuse eine neue Orgel einbauen, was nach Pater Konrad “etliche hundert Gulden gekostet”.

1667 fand in Citeaux das Generalkapitel statt, an dem Abt Nikolaus teilnahm.

Am 30. Oktober 1668 fand in Baden-Baden die Primiz des badischen Markgrafen und Patenkind des schwedischen Königs Gustav Adolf  Bernhard Gustav statt.  Der Markgraf konvertierte 1660, nahm den Namen Bernhard an.

Vor seiner Konversion hieß er nach seinem Paten Gustav Adolf.  1671 wurde er Fürstabt von Fulda (bis zu seinem Tod 1677)

Kaiser Leopold (1658-1705) hatte ihm 1671 auch den Kardinalshut verschafft.

Abt Nikolaus assistierte bei der Primizfeier.

Der Breisgau war gerade mal 26 Jahre von Krieg verschont worden.

1672 erklärte Frankreich und England den Niederlanden den Krieg. 1673 belagerte und eroberte Ludwig XIV. die Festung Maastricht.

Nun griffen Spanien und Österreich ein, weil sie einen Angriff auf die spanischen Niederlande befürchteten. Der Reichskrieg weitete sich zu einem europäischen Krieg aus.

Ludwig schickte mit Turenne (1611-1675) und Condé (1621-1688) seine fähigsten Feldherren ins Elsass und an den Mittelrhein.

Im Raum Baden fanden Schlachten in Sinzheim, Enzheim im Elsass und Sasbach statt.

Auch Tennenbach und seine Untertanen waren weder betroffen. Zwar hatte das Kloster eine Sauvegarde, also eine Schutzwache, die es mit viel Geld bezahlen musste, bekommen.

Aber es wurde zuerst von den Franzosen gebrandschatzt. Im Herbst 1676 plünderten es die Kaiserlichen und raubten dabei die ganze Bücherei.

Breisach war von den Franzosen eingenommen worden.

Am 15. April besetzten die Franzosen Kenzingen und kamen auch nach Kloster Wonnental.

Das Kloster raubten sie aus. Die Klosterfrauen hatten mittlerweile eine Sauvegarde aus Kenzingen geholt, Der Soldat erhielt täglich 4 Reichstaler, wobei ein Reichstaler in der Zeit eine Kaufkraft zwischen etwa 16 € und 21 € hatte. Dazu kam Verpflegung, die reichlich ausfiel, weil seine Kameraden mitversorgt werden mussten und auch Offiziere sich Wein,Brot und Hühnern versorgen ließen.

1676 wurden Kloster Tennenbach 400 Taler Kontribution auferlegt, wenn es nicht in Brand gesteckt werden wollte,

Mit der Schilderung des Kriegsgeschehen endet das Raisbüchlein von Pater Konrad Burger. Es ist auch eine gute Quelle zum Krieg im Breisgau- (Kapitel 19)

1676 hatte Abt Marian Ryser (1672-1676) in Kloster Wettingen auf sein Amt verzichtet, nachdem dort Vaterabt Anselm Muotelsee (1664–1680 ) von Kloster Salem, Abt Edmund Snyder (1640-1677) von St. Urban und seit 1649 Generalvikar der Ordensprovinz Schweiz und Abt Nikolaus

in Wettingen eine außerordentliche Visitation abhielten. Resultat war, dass Abt Marian sich unfähig erklärte, die Last des Amtes länger zutragen und aus Gesundheitsgründen zurücktrat.

Pater Konrad formulierte das drastischer und wohl besser zutreffend

„selbiger Abbt übel Hausens halber abgesetzt“ (Kap. 19)

Abt Nikolaus wurde einstimmig zum neuen Wettinger Abt gewählt.

Auf Wunsch des Tennenbacher Konvents behielt Abt Nikolaus mit Erlaubnis des Generalabtes

Jean XII. Petit (1670-1692)   in Tennenbach die Administration noch drei Jahre bei.

(Zu Nikolaus Göldlin siehe auch Mei Büchle Kloster Wettingen,dort auch sein Wirken in Kloster Wettingen und im Orden)

Unter Vorsitz von Abt Nikolaus wurde Robert Handtmann (1679-1703) 1679 zum 34. Abt von Kloster Tennenbach gewählt.

Über ihn gibt es nur spärliche Nachrichten. Er stammte aus Villingen und war Doktor der Theologie.

Bis zu seiner Wahl war er Beichtvater im Kloster Friedenweiler.

Zu seinen Aufgaben zählte das in den Franzoseneinfällen von 1673-1675  im Niederländisch-Französischen Krieg beschädigte Kloster wiederherzustellen.

Die alten Wirtschaftshöfe konnte er wieder aufbauen.

Aber mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) war schon der nächste Krieg hereingebrochen. Er betraf diese Mal den Breisgau nicht sehre stark. Es mussten nur Getreide nach Freiburg, das seit 1677

in französischem Besitz war, geliefert werden. Nur die festen Plätze, also Burgen und Schlösser im Umkreis von Freiburg wurden zerstört.

So wurde 1689 auch die Veste Hachberg, nur 4 Kilometer von Kloster Tennenbach entfernt,  zerstört . In der Folge blieb eine der größten Burg-und Festungsanlagen Badens eine Ruine.

Im Frieden von Rijswijk  vom 20.9.1697 kamen Freiburg und Breisach wieder an das Reich zurück.

Auch Kloster Tennenbach bekam  eine kurze Ruhepause, die es dringend nötig hatte.

Am 23. April 1692 beauftragte Abt Ulrich Glutz-Ruchti (1687–1701) als Generalvikar Abt Robert, sich um die Restituierung der der zwangssäkularisierten Zisterzienserinnenabtei Marienau  bei Breisach zu kümmern.

1701 brach der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) aus.

Dessen Verlauf und Ende erlebte Abt Robert nicht mehr.

Am 14. Oktober 1702 fand die Schlacht bei Friedlingen statt , im Dreiländereck vor den Toren von Basel und ca. 60 km südlich von Freiburg im Breisgau .

Markgraf Ludwig Wilhelm  von Baden (1655-1707), dem “Türkenlouis” und dem französischen Marschall Vilars (1653-1734) statt. Der Krieg war also schon wieder sehr nahe an Tennenbach gerückt.

Abt Robert verstarb am  15.04.1703 in Kiechlinsbergen. Er wurde in einem Trauerzug unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von dort nach Kloster Tennenbach überführt, wo er bestattet wurde.

Auf ihn folgte Abt Placidus Wilhelmi von Burgheim (1703-1708).

Auch für ihn ist die Quellenlage dünn. Er stammte aus Burkheim am Kaiserstuhl.

Er war Beichtvater und Pfarrer in Friedenweiler.

Kolb schreibt über ihn “von öftern Krankheiten und harten Kriegszeiten aufgezehrt” (S. 281)

Der Durchmarsch des französischen Marschalls Tallard (1652-1728) durch das Dreisam-und Elztal schlug dem Breisgau und auch Kloster Tennenbach wieder tiefe Wunden. Die Franzosen hausten hier schrecklich und verschonten weder “Stand,

noch Alter  und Geschlecht “ (Schauinsland III, 1876, S. 46). Die Feldfrüchte wurden niedergetrampelt. Die Bevölkerung floh in den Schwarzwald.

Abt Placidus starb am 2.2. 1708.

Auf ihn folgte Abt Martin III., Steiger. (1708-1716)

Er stammte aus Villingen. Auch über ihn ist sehr wenig bekannt.

1714 wurde der Frieden von Rastatt geschlossen, der dem Breisgau und Kloster Tennenbach wieder Ruhe verschaffte.

Abt Martin resignierte 1716 und begab sich in das Kloster Lilienfeld in Niederösterreich, wo er am 28. März 1727 verstarb.

Auch in Lilienfeld ist nichts über ihn bekannt.

Im Gemeindearchiv von Kiechlinsbergen hat sich eine Urkunde erhalten, in der es um einen Vergleich zwischen der Gemeinde Kiechlinsbergen und dem Kloster geht, der wegen verschiedener Streitigkeiten vor der vorderösterreichischen Regierung geschlossen wurde.

Nach der Resignation von Abt Martin verzögerte der Salemer Mutterabt Stephan I. Jung  (1698–1725) die Wahl eines neuen Abtes in Tennenbach bis 1719,

da er eine Unterwerfung des Tennenbacher Konvents unter das Patronatsrecht von Salem, unter dem Tennenbach früher stand, verlangte. Als das geschah wurde 1719

Mit Abt Anton Merz (1719-1724) der 37. Tennenbacher Abt gewählt.

Er stammte aus Unterbaldingen. Er war “ein gelehrter tätiger Mann” (Schauinsland III, 1876, S. 46).

Aber schon 1723 traf das Kloster ein großes Unglück. Bis auf die Kirche und des Ostfügels brannte es ab.

Die obdachlosen Mönche mussten sich in befreundete Klöster begeben.

Abt Anton starb kurz nach dem Brand 1724.

Sein Nachfolger wurde Abt Leopold Münzer (1725-1754)

Er stammte aus Freiburg. Sein Geburtsjahr ist nicht überliefert. Es muß aber aufgrund seiner sonstigen Lebensdaten vor 1690 liegen.

Er trat in das Kloster Tennenbach ein. Ein weiteres Mitglied der Familie Münzer war ebenfalls für den geistlichen Stand bestimmt.

Franziskus Münzer war von 1727–1753 Abt der Benediktinerabtei Schuttern.

Vor seiner Wahl war Leopold Beichtvater in Kloster Friedenweiler, das 1725 ebenfalls abbrannte.

Noch in diesem Jahr übertrug Abt Leopold dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb (1681-1766).

Bis dahin hatte Thumb  die Pfarrkirche in Lachen in der Schweiz, die Abteikirche in Ebersmünster im Elsaß,

die Kirche St. Martin in Erstein, Schloss Neuenburg, die die Stadtresidenz des Fürstabts von Murbach in Gebwiler im Elsass,

Philipp Eberhard von Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1686–1720),

Kloster und Kirchenumbau von Ettenheimmünster, die Wallfahrtskirche Thierenbach im Elsaß,

die Klosterkirche von Königsbrück, den Umbau des Klosters Lichtenthal und den Umbau des Münsters Schwarzach wie dort die Klostergebäude geschaffen.

Sein bekanntestes Werk ist die Wallfahrtskirche Birnau 1747–1750.

Die Nonnen in Friedenweiler konnten ihr Kloster schon 1727 beziehen.

1726 schloss er mit dem gleichen Baumeister über den Neubau von Tennenbach einen Generalakkord.

Der Neubau in Tennenbach dauerte von 1726 bis 1741.

Für Kloster Günterstal übertrug  Leopold Peter Thumb auch den Umbau, der einem Neubau gleichkam.

Thumb begann 1727 mit dem Bau der Kirche, die Leopold 1731 weihte.

Abt Leopold  baute auch den Laberhof sowie den Wöpplinsberger Hof neu, wo sich ein Wappen von ihm befindet.

In seine Regierungszeit fielen auch der Polnische Erbfolgekrieg (1733-1738), in dessen Verlauf auch am Rhein gekämpft wurde.

Ihm folgte der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748,

Der Österreichische Erbfolgekrieg wurde auch im Breisgau ausgetragen.

Er traf zwar Kloster Tennenbach nicht hart. Hart waren aber die Kriegskosten, die von Österreich auch auf die Klöster umgelegt wurden und unerbittlich

abverlangt wurden.

Die Schwestern des Zisterienserinnenklosters Olsberg in der Schweiz wünschten einen Wechsel in der Paternität, die bisher beim Kloster Lützel lag. In der Regierungszeit von Abt Leopold wurde diese nun auf das Kloster

Tennenbach übertragen, das nun für für die Klöster Günterstal, Wonnental, Friedenweiler, Lichtenthal, Wald und Olsberg zuständig war.

Abt Leopold verstarb am 12. August 1754 .

Auf ihn folgte Abt Benedikt Stöcklin (1754–1765)

Er ist am 30. April 1715 in Breisach am Rhein geboren.

Er trat in das Kloster Tennenbach ein und legte am 20. August 1732 die Profess ab. Er wurde am 18. Oktober 1739 zum Priester geweiht.Er wurde am 20. August 1754 zum Abt gewählt und wurde er am 22. September 1754 in Salem von Generalabt  François Trouvé (1748–1797)

dem letzten Abt von Citeaux  infuliert.

Er und sein Nachfolger und sein Nachfolger führten die barocken Bauten von Abt Leopold fort. Benedikt ließ den ganzen Klosterbau beschreiben.

Er ließ eine größere Orgel bauen und schaffte kostbare Kirchengeräte an.

Er bearbeitete die Annalen des Kloster in drei Bänden.

Allerdings achteten sie dabei nicht auf die Finanzen. Der Wohlstand des Klosters schwand. Die Kassen waren leer. Die Schuldenlast wurde immer größer, die Verwaltung vernachlässigt. Das Kloster verarmte.

Abt Benedikt starb 1765. Sein Todestag ist nicht überliefert.

Auf ihn folgte Abt Maurus Berier (1765-1782).

Er wurde am 6. Okt. 1709 unter dem Taufnamen  Petrus Michael als Sohn des savoyardischen Kaufmann Raimund Beirier (es gibt auch die Schreibvarianten Berier, Berrier) geboren.

Er hatte in eine alte Freiburger Bürgerfamilie eingeheiratet.Von 1726 ab studierte er Philosophie in Freiburg und machte 1727 und machte dort 1728 seinen Baccalaureus . Danach

studierte er bis 1728 Moraltheologie. 1728 trat er in das Kloster Tennenbach ein und nahm den Ordensnamen Maurus an.

Er hatte einen Bruder Johann Peter († 30. September 1757) Dieser  war Jesuit und Theologieprofessor in Freiburg.

Maurus war Beichtvater und Pfarrer in Friedenweiler.

Später wurde er Statthalter und Verwalter der Tennenbacher Propstei Kiechlinsbergen.

Am 8. März 1765 wurde er zum Abt gewählt.

Er ließ die Bibliothek des Klosters vergrößern.

Das Gesindegasthaus wurde ebenfalls von ihm errichtet.

1762 hatte Kloster Wald die Paternität gewechselt und sich unter die Paternität von Kloster Tennenbach gestellt, nachdem es heftige Auseinandersetzungen mit dem Konstanzer Vaterabt

Anselm II. Schwab 1746–1778 gegeben hatte.

Nach einer Untersuchung durch den Orden, gab dieser der Äbtissin aus Wald recht und löste die Paternität zu Salem auf. Als Reaktion

gab Abt Anselm die Paternitätsrechte aller Frauenklöster zurück.

Abt Maurus  vertrat 1765 gegenüber dem Generalabt die Auffassung, er sei so lange mit der Wahrnehmung der Paternität beauftragt, bis diese vom Generalabt widerrufen sei und

entsandte wieder einen Beichtvater von Tennenbach ins Kloster Wald.

Kloster Wald wurde dann bis zur Säkularisation von einem Beichtvater aus Tennenbach betreut.

Von 1776- 1778 ließ er in Kiechlinsbergen nach Plänen von Peter Thumb das Schloss als Sommerresidenz der Tennenbacher Äbte erbauen.

Auch er verwandte viel Geld auf die Ausschmückung der Kirche.

Die Verwaltung war immer noch vernachlässigt. Die Verschuldung stieg weiter. Auch die Klosterzucht ließ nach .

Ganz schlimm stand es um die Pflege der Wissenschaften und die Bildung der Mönche. Die Novizenausbildung fand praktisch nicht ehr statt. So wunderte es nicht, dass Tennenbach

auch auf der Lister der österreichischen Klöster stand, die aufgehoben werden sollten, weil sie ihrem ursprünglichen Zweck, geistige Bildungsstätten zu sein, nicht mehr entsprachen

oder weil ihre Vermögensverhältnisse zerrüttet waren. Kaiser Joseph II. (1741-1790), der Sohn Maria Theresias, setzt nach dem Tod seiner Mutter1790  viele Reformen um.

Er schaffte die Folter ab, den Zunftzwang ab. Am  13. Oktober 1781 erließ er das Toleranzpatent, das den nichtkatholischen Christen freie Religionsausübung gewährte-.

Am 12. Januar 1782 verfügte er die  Aufhebung aller beschaulichen (das heißt nicht der Krankenpflege oder dem Unterricht dienenden) Klöster und Orden.

Da Tennenbach zu Vorderösterreich gehörte, betraf das das Kloster natürlich auch.

Wegen seines hohen Alters resignierte Abt Maurus Anfang 1782.

Er zog sich nach Kiechlinsbergen zurück.

Dort starb er  15. Februar 1787.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Karl am 6. Februar 1782 als 41. und vorletzter Abt von Kloster Tennenbach gewählt.

Er wurde am 1. Mai 1736 als Sohn des Müllers der herrschaftlichen Mühle in Oberreute bei Emmendingen  mit dem Taufnahmen Philippgeboren . Sein Vater war arm .

Mit 9 Jahren musste Philipp als Schweinehirt zum Familieneinkommen beitragen.

Zufällig vorbeikommende Mönche aus Tennenbach erkannten sein Talent und nahmen ihn mit auf die Klosterschule.

Dort war er mehrere Jahre Klosterschüler. Er  aboslvierte ein Studium in Tennenbach und studierte dann an der Universität Freiburg.

1758 trat er in Tennenbach ein und nahm den Ordensnamen Carolus an.

1762 wurde er zum Priester geweiht.

Er war dann den Klöstern Friedenweiler, Günterstal und Wonnetal als Beichtvater und Priester tätig. Zuletzt war er Beichtvater in Lichtental.

Dann hatte er einen Lehrstuhl an der Universität Freiburg inne.

Nach der Amtsniederlegung von Abt Maurus wurde er am 6. Februar 1782 unter dem Vorsitz des bischöflichen Generalvikars Ernst Maria Ferdinand Graf von Bissingen (1801-1813) zum Abt des Klosters Tennenbach gewählt.

Der Konstanzer Weihbischof Wilhelm Josef Freiherr von Baden, weihte ihn zum Abt.

Die Auflösung von Kloster Tennenbach war im Zuge der Josephinischen Reformen in Wien schon beschlossen. Da dies zu Gunsten der Universität Freiburg geplant war, hatte auch Markgraf Karl Friedrich (1771-1803)  nichts dagegen.

Ende August 1782 unternahm Abt Karl ohne dass jemand davon wusste nur in Begleitung eines Konventualen eine Reise an den kaiserlichen Hof  nach Wien. Er erhielt dort eine Audienz bei Kaiser  Joseph II.

und erwirkte  eine neue Bestätigung von Kloster Tennenbach. Bedingung war aber, dass eine durchgreifende Verbesserung des klösterlichen Lebens und vor allem der  Verbesserung der Ausbildung vorgenommen wurde.

Kaiser Joseph hatte wollte  eigenen Angaben die Philosophie als Gesetzgeberin  in seinen Staaten erheben. Folgerichtig war für alle vorderösterreichischen Klöster die Bestimmung erlassen worden, dass ein Lehrstuhl für Philodphie

am Kloster eingerichtet wurde. Das brachte aber Kloster Tennenbach in Schwierigkeiten. Es gab nur einen übe 50 Jahre alten Mönch, den man an die Universität Freiburg schicken konnte, damit er dort lerne, wie Philosophie

zu unterrichten ist. Das klappte aber natürlich nicht. Der Salemer Vaterabt Anselm hals schließlich aus der Not. Er schickte seinen Konventualen Bernhard Boll, dr 174 in das Kloster Salem eingetreten war,

Er wurde dort mit der Ordnung und Katalogisierung der Bibliothek betraut und war in den folgenden Jahren Professor für Philosophie, Dogmatik, Pastoral, Moral und Kirchenrecht am Hausstudium in Salem.

Von 1797 bis 1801 war er dann in gleicher Funktion in Kloster Tennenbach tätig. Nach der Säkularisation war er dann ordentlicher Philosophieprofessor an die Universität Freiburg.

Von 1827-1836 war er dann erster Erzbischof des neugeschaffenen Freiburger Erzbischofstuhls.

Das klösterliche Leben besserte sich spürbar.

Die wirtschaftliche Lage des Klosters war nach wie vor desolat. Im Kloster herrschte Armut.

Verschärft wurde die Lage durch den 2. Koalitionskrieg 1799-1802. Zwischen 1799 und 1800 erhielt das Kloster fast täglich französische Einquartierungen.

1800 sollte der Abt sogar als Geisel nach Straßburg gebracht werden. Nur weil er krank war, wurde er gegen einen Konventualen ausgetauscht, der nach Straßburg

gebracht wurde.

Abt Karl starb am 15. August 1803.

Sen letzter Nachfolger wurde Abt  August Zwiebelhofer, (1803–06).

Er wurde am 27. Juni 1749 in Rastatt geboren.

Er trat in das Kloster Tennenbach ein und legte dort am 22. Oktober 1769 die Profess ab. Er wurde am 24. September 1775 zum Priester geweiht. Von 1787 bis 1793 war er Beichtvater  im Kloster Lichtenthal , dann  im Kloster Wald und 1797 Prior. Von dort wurde er nach dem Tod seines Vorgängers Karl am 17. August 1803 zum Abt des Klosters Tennenbach gewählt, in Anwesenheit des Konstanzer Generalvikars Wessenberg. Die Benediktion erhielt er am 29. September 1803 durch den Konstanzer Weihbischof Graf von Bissingen.

Er hatte einen jüngeren Bruder Othmar (1759–1826), der  Prior des Benediktinerklosters Ettenheimmünster war. 

Abt August blieb nur drei Jahre im Amt; er starb schon am 22. März 1806. Eine Neuwahl wurde nicht mehr zugelassen.

Abt August erlebte die Aufhebung und Zerstörung von Tennenbach nicht mehr

Im Pressburger Frieden von 1805 kam der Breisgau an Baden. Damit wurde auch Tennenbach badisch.

Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803  wurden den deutschen Territorialherren, die linksrheinische Gebiete verloren hatten, als die kirchlichen Reichsstände  und die meisten Reichsstädte zugeschlagen.

Am 17. Juli 1806 wurde Kloster Tennenbach säkularisiert.

Die 20 Ordensgeistlichen und die verbliebenen Laienbrüder verließen das Kloster, obwohl ihnen die badische Regierung Wohnrecht bis zu ihrem Tod eingeräumt hatte. Eine kleine Rente war den Mönchen gewährt worden. Der größte Teil des Konvents zog nach Kärnten, der Rest betätigte sich als Lehrer oder Pfarrer im Breisgau.

1832  wurden die Klostergebäude, sofern sie noch nicht verfallen waren, versteigert und abgebrochen.

Verblieben sind nur die frühgotische Kapelle der önchsinfirmerie.

Die Klosterkirche wurde _Stein für Stein abgebaut und in Freiburg als evangelische Ludwigskirche wieder aufgebaut.

Diese wurde im zweiten Weltkrieg 1944 bei dem großen Bombenangriff  auf Freiburg zerstört.

                                                                                                                                                                                                                       

08 Sep 2024

Abtei Neresheim

 

 

 

               Ansicht von etwa 1875

Noch im 17. Jahrhundert wurde angenommen, das Kloster Neresheim sei im Jahr 777 von dem Bayernherzog Tassilo III. (* um 741  + um 796) gegründet worden und bei den Ungarneinfällen  (zwischen 899 und 955) zerstört worden. Graf Hartmann I. von Dillingen ((† 16. April 1121)

1095 wieder aufgebaut worden. So berichtet es auch die Topographia suevia (Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 138. ) auf Seite 138.Nach heutigen Erkenntnissen ist das nicht mehr haltbar.

Graf Hartmann I. von Dillingen ist um 1040 geboren und war der einzige Sohn des Grafen Huchald III. von Dillingen und der Adelheid von Gerhausen und gehörte hochadeligen schwäbischen Sippe der Hupaldinger an.

Hartmann war ein entschiedene Gegner Kaiser Heinrichs IV. (1056-1106). Er gehörte der Fürstenopposition an. Er hatte große Besitzungen im Donauraum. Um 1070 heiratete er Adelheid von Winterthur, die Tochter des Grafen Adalbert v. Winterthur-Kyburg.

Das brachte Hartmann das Grafenamt im Thurgau ein und mehrte seinen Besitz um ein beträchtliches Erbe in der Nordschweiz.

Die beiden stifteten 1095 das Kloster Neresheim. Papst Urban II. (1088-1099)bestätigt die Stiftung der (Kirche) in Neresheim und deren Übergabe an den heiligen Stuhl.(WUB Bd I, Nr. 246 S. 304) Auch Hermann 1096-1133 – RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 455

In den Regesten ist auch die freie Abtswahl bestätigt sowie die Bestimmungen über die Vogtei; Altar- und Kirchenweihen usw.

Papst Honorius II. (1124-1130) bestätigte diese Urkunde am 27. November 1125. ( WUB Band III., Nr. N5, Seite 465)

Die Stifter ließen sich das Vogtrecht für sich und ihre Nachkommen  sowie die Wahl der Pröpste bestätigen. Regulierte Chorherren waren nach Nereshem gerufen worden, woher isst nicht bekannt. Sie verließen das Härtsfeld 1096 schon wieder.

Kloster Neresheim wurde in eine Benediktinerabtei umgewandelt. Deshalb bat Graf Hartmann1106  den aus seiner Abtei Petershausen vertriebenen Abt  Theoderich , der mit dem Aufbau von Kloster Kastl beschäftigt war, Mönche nach Neresheim zu entsenden.

Diese brachten die Observanz von Kloster Hirsau nach Neresheim.

Als erster Abt wird in der Biographia Benedictina  Ernst v.Dillingen 1095–1096 geführt. Auf ihn folgen dort Hugo v.Eberstein (?–1101 ) und Dietrich I. v.Grosslingen (1101–1118). Er war als Abt von Kloster Zwiefalten postuliert worden und starb 1118 . Heinrich I. v.Berriedten (1119–1125 ) war Prior in Zwiefalten, vor er Abt in Neresheim wurde.Unter ihm wurde die erste Klosterkirche von Neresheim geweiht, eine romanische Basilika. Aus einer früheren Ehe von Abt Heinrich stammte  Pilgrim v.Berriedten (1125–1137), der vor seinem Abbatiat in Neresheim Mönch in Zwiefalten war.

Auf einer um 1729 gefertigten Druckplatte. von Johann Georg Bergmüller (1688-1762), die wohl für Kloster Neresheim angefertigt wurde, ist sowohl der Gründer von Kloster Neresheim Hartmann I. als auch dessen 1. Abt Ernst dargestellt.

Ernst war der Bruder von Hartmann I.

Trotz reichhaltiger Ausstattung durch seinen Stifter kam das Kloster nicht so richtig in die Gänge. Hartmann bat deshalb seinen Sohn Ulrich I. von Kyburg-Dillingen, der von 1111-1127 Bischof in Konstanz war, aus der Hirsauer Tochtergründung Zwiefalten

nochmals Mönche nach Neresheim zu entsenden.

Nach dem Tod seiner Gemahlin Adelheid am 03.01. 1118 trat Graf Hartmann als Konverse  in sein Kloster ein. Er starb 1134. Beide wurden in Neresheim bestattet, wo sie bis heute noch in den Stifterdenkmalen ruhen.

Die Schwierigkeiten, die Kloster Neresheim am Anfang hatte, lag auch daran, dass das Kloster dreimal einen großen Schaden durch Brände erlitt.  (Anselm Lang, Kurze Geschichte des ehemaligen Klosters und Reichsstiftes, Nördlingen 1839, S.13)

Um 1135 lebte in Zwiefalten der Mönch Ortlieb. Er begann 1135 die Zwiefaltener Klosterchronik zu verfassen, das Chronikon Zwifaltense. Er beschreibt die Geschichte Klosters Zwiefalten von seiner Gründung 1089 bis zum Jahr 1109.

1137 wurde er vom Zwiefaltener Abt Ulrich I. (1095-1139) ins Kloster Neresheim geschickt. Berthold I (Abt in Zwiefalten von 1139–1141), der selbst eine Chronik von Zwiefalte schrieb, ergänzte Ortliebs Chronikon mit Anmerkungen.

Ortlieb war Abt in Kloster Neresheim von 1141-1164. Er scheint nicht nur ein guter Chronist gewesen zu sein sondern bewährte sich bald als Abt. Die Zahl der Mönche stieg auf etwa 25-30.

Auch ein Frauenkloster bestand in Neresheim unter dem Patrozinium des Heiligen  Apostels Andreas stehendes Frauenkloster, das nördlich der den heiligen Ulrich und Afra  geweihten Abteikirche lag.

1152 erhielt Abt Ortlieb eine größere Schenkung von Ehrenfried, ein Dienstmann des Grafen Albert von Dillingen, sich, nachdem er zuvor schon Güter, insbesondere in Mittelheim, an das Kloster überlassen, mit seiner Gemahlin Beatrix und allem Besitz

in dasselbe begeben und einen Jahrtag für sich und seine Gemahlin daselbst gestiftet habe. WUB Band V., Nr. N12, Seite 381-382.

Am 27. November 1152 erhielt das Kloster von Papst Eugen III. (1145-1153) eine Schutzurkunde.Papst Eugen III. nimmt das Kloster Neresheim mit dessen Besitzungen im Ganzen und an besonders genannten Orten in seinen Schutz und verleiht demselben viele andere Begünstigungen.

WUB Band II., Nr. 341, Seite 67-68 Am selben Tag wird eine gleiche Bulle über die Schutzurkunde ausgestellt. WUB Band III., Nr. N13, Seite 474.

Abt Ortlieb erhielt eine weitere päpstliche Urkunde am 14. März 1160 von Papst Alexander III. (1159-1181), in der dieser den Klosterbesitz bestätigte.

Papst Alexander III. bestätigt dem Abt und Kapitel des heiligen Ulrichs in Neresheim den Besitz der Kirche in Harthausen mit zwei Dritteilen des Zehenten und allen übrigen Zugehörungen. WUB Band II., Nr. 371, Seite 129

Auf Abt Ortlieb folgte Abt Heinrich II- (1166-1199). Er war der erste Abt, der seine Profess in Neresheim abgelegt hatte. Auf ihn folgte Abt Degenhard 1199–1219 .Sein Nachfolger Godebald v.Ehingen 1219–1249 wurde 1247 zum Abt von Ellwangen gewählt wohl bis 1249

blieb aber auch Abt in Neresheim.  Auf einer Für Erzbischof Siegfries III. von Mainz (1230-1240) von Papst Innozenz IV seine Abtei in Neresheim so lange zu behalten, bis er die Propstei Ellwangen in Besitz genommen harre RI Sigfrid III. (1230-1249) – RIplus Regg. EB Mainz 2 [n. 1855]

Unter Abt Heinrich II. erhielt Kloster Neresheim auch eine beachtliche Geldschenkung. Ein Kaufmann Ludwig aus Bopfingen schenkte dem Kloster 100 Talente Silber und es wurde bestimmt, wie diese zum Nutzen des Klosters benutzt werden. 1 Talent entsprach zu dieser Zeit einem Rechnungspfund von 240 Pfennigen Silber, was einem heutigen Wert von etwa 27.236,00 € entspricht. Wenn man bedenkt, dass die Kaufkraft damals wesentlich höher war, konnte man mit dieser Schenkung durchaus etwas anfangen.WUB  Band V., Nr. N16, Seite 385-386

In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Kloster Neresheim in die Wirren der Herrschaft Kaiser Friedrichs II (1212-1250 hinein gezogen. 1227 wurde er von Papst Gregor VII.(1227-1241) exkommuniziert.

Konrad IV. (+ 1254)der Sohn Kaiser Friedrichs II.regierte als König in Deutschland.Zwischen 1246 und 1249 kämpfte Konrad gegen die Gegenkönige Heinrich Raspe (1246-1247) und Wilhelm von Holland (1248-1254)

Konrad wurde unterstützt von dem Markgrafen Heinrich II. von Burgau (1242-1292). Er war einer der treuesten Weggefährten von Konrad. In den Annalen von Kloster Neresheim wird er unter den “Klosterbrennern/Schädigern” genannt.

Neresheim wurde von den beiden zwei mal in Brand gesteckt und einmal alles, was dem Kloster und den päpstlich gesinnten Grafen von Dillingen Hartmann und Albert gehörte, zerstört.(Lang S. 14)Der Brand wird auch in einer Urkunde von 1245 erwähnt

RI Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4510e  Verbrennung des Kloster Neresheim südwestlich von Nördlingen.

Graf Albert, der auch Schutzvogt des Klosters war sah sich 1250 genötigt, das Kloster mit Schanzen und Wällen zu umgeben und darin ein festes Schloss zu errichten.

Graf Albert verstarb 1257, ohne Erben zu hinterlassen. 1 Jahr später später starb Alberts Vater Hartmann der Ältere. Dessen weiterer noch lebender Sohn Hartmann von Dillingen (1248-1286).

Damit hatte Kloster Neresheim seine Schutzvögte verloren.

Zwar konnte die Abtei gemäß der Bullen von Papst Urban und Papst Honorius ihren Vogt selbst bestimmen.In dieser Zeit war Rugger (1249–1257) Abt. Auf ihn folgte Abt  Ulrich I. v.Ehingen (1257–1261 ) Dieser wurde  aber von seinem Nachfolger Walter I. (1261–1262)

gewaltsam aus dem Amt verdrängt. Nach dem Tod Walters sollte Ulrich das Amt wieder übernehmen, schlug dies aber aus.

Die erste Königsurkunde für Kloster Neresheim gibt es erst 1232 durch König Heinrich VII. (1221-1225), was sicher damit zusammenhängt, dass durch die Brände in Neresheim viele Urkunden verloren gingen.

Am 25. Dezember 1232 ließ er das von einem seiner Dienstmannen erkaufte Gut Ziertheim an die Kirche Neresheim weitergeben. In der folgenden Urkunde bestätigte er diese Schenkung. WUB Band III., Nr. 817, Seite 312-313 und Band IV., Nr. N118, Seite 415

1258 riß Graf Ludwig III. von Ötttingen (um 1200-1279) die Vogtei von  Neresheim an sich, zu mal das Hochstift Augsburg bei den Grafen von Augsburg stark verschuldet war. Nach Lang (S. 14) ins Kloster Neresheim ein und nahm, es mit allem, was dazu gehörte in Besitz.

Augsburg und Neresheim konnten während 5 Jahren den Streit auch kriegerisch nicht klären. 1263 fällte Albert der Große (um 1200-1280) in der Benediktinerabtei Hl. Kreuz in Donauwörth  einen Schiedsspruch. Die Vogtei über das Kloster Neresheim sollte den Grafen

von Oettingen gehören , bis Augsburg seine Schulden bezahlt habe.Es löste das Problem aber nicht. Neresheim gab seinen Anspruch auf Freiheit und Unabhängigkeit nie auf. Es folgten immer wieder Prozesse. Erst 1764 klärte ein

Urteil des Reichskammergerichts die Sache endgültig. Neresheim löste sich jetzt erst von der Abhängigkeit vom Hause Öttingen und wurde ein freies und unmittelbares Reichsstift.

Nach Walters Tod war die Abtwahl streitig. Aus einem anderen Kloster wurde ein Abt postuliert. Dietrich II. wurde zum Abt (1262-1287) gewählt. Er hatte das Amt 25 Jahre inne und legte es 1287 nieder.

Aus seiner Amtszeit gibt es eine Urkunde vom 13. Dezember 1278, die für die Geschichte von Neresheim  unwesentlich ist, aber etwas über die Beziehungen von Klöstern untereinander illustriert.

WUB Band VIII., Nr. 2839, Seite 146 “Abt Dietrich und Konvent von Neresheim verpfänden dem Abt Trautwein und Konvent von Kaisheim eine Handschrift des Josephus um die Summe von 8 Pfund Heller.” Abt Dietrich verpfändete Abt Trautwein ( 1266–1287) vom Kloster Kaisheim eine Handschrift. Die Klöster standen also durchaus in kulturellem Austausch miteinander. Flavius Josephus war schon bei den Kirchenvätern sehr beliebt und zählte noch über das Mittelalter hinaus zu den am meisten gelesenen Geschichtsbüchern der Antike.

Die Verpfändung war vielleicht so etwas wie eine Leihgebühr und war Abt Trautwein  nach heutiger Währung immerhin ungefähr 1.708,00 €. wert.

Vom 23.Mai 1282 gibt es eine weitere Urkunde von Dietrich. “ Abt Dietrich und Konvent von Neresheim überlassen dem Kloster Söflingen Harthausen mit dem Zehnten und dem Kirchensatz.” WUB Band VIII., Nr. 3149, Seite 349-350

Kloster Söflingen war ein ein 1239 gegründetes Klarissenstift in dem heutigen Ortsteil von Ulm.

Bei der Urkunde von Bischof Wolfhard regierte bereits Abt Friedrich v.Zipplingen 1287–1308. Er folgte nach dem Rücktritt von Abt Dietrich. Er war ein Edler von Zipplingrm und Cellerarius in Kloster Ellwangen. Von dort wurde er zum Abt von Kloster Neresheim berufen.

Schon unter seinen Vorgängern hatten Streitigkeiten und Parteiungen zu Konflikten geführt. Die Zahl der Mönche ab. Die Disziplin ließ nach. Auch die Klosterordnung den Besitz betreffend wurde immer weniger eingehalten. Es gab viele Konventuale mit Privatbesitz.

Abt Friedrich war in die inneren Zwistigkeiten von Neresheim nicht verwickelt

Er starb 1308. In seine Regierungszeit fallen mehrere  Papsturkunden, alle von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgestellt.Auch die 2. Königsurkunde für Neresheim, nämlich von  Adolf von Nassau (1292-1298) wird in seiner Regierungszeit ausgestellt.

Bischof Wolfhard von Augsburg beurkundet und bestätigt die Abmachung des Klosters Neresheim mit Georg von Eselsburg wegen der Fischenz zwischen Wittislingen und Ziertheim.
Band X., Nr. 4287, Seite 74 Dillingen, 1292. Oktober 13. Es ging um Fischrechte im heutigen Landkreis Dillingen. Bischof Wolfhard regierte von 1288-1302

Prior Jakob und Konvent von Ochsenhausen verkaufen an Kloster Neresheim ihre Güter in Demmingen. Band X., Nr. 4758, Seite 418-419 Ohne Ortsangabe, 1295. November 18.

Als Verkäufer wird ein Prior Jakob genannt. Allerdings führen wikipedia und wikiwand  für diese Zeit nur einen Prior Reiner. Der erste Abt in Ochsenhausen war Nikolaus Faber, 1392 zum Abt gewählt, bis 1422.

Demmingen ist heute ein Ortsteil von Dischingen auf dem Härtsfeld.

Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim alle seine Privilegien und Freiheiten. Band X., Nr. 4790, Seite 439 Rom, 1296. Januar 18. Die Urkunde wurde am 18. Januar 1296 in Rom ausgestellt.

Einen Monat später erfolgt noch einmal eine Bestätigung.Rom, 1297. Januar 18. Band XI., Nr. 4959, Seite 13
Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim alle päpstlichen, königlichen und sonstigen Privilegien und Freiheiten.

Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim alle päpstlichen, königlichen und sonstigen Privilegien und Freiheiten.  Orvieto, 1297. Oktober 7.Band XI., Nr. 5050, Seite 80

Diese Bestätigung folgte ein halbes Jahr später.

Am 7. Oktober 1297 bestätigte Papst Bonifatius den Kauf der Vogteirechte in Neresheim. durch den Grafen von Öttingen. Aber 1258 hatte er diese ja schon mit Gewalt in Besitz genommen.
Papst Bonifatius VIII. bestätigt den Kauf, wodurch das Kloster Neresheim von Graf Ludwig von Öttingen für eine bestimmte Summe seine Besitzungen und Vogteirechte in Kuchen, Auernheim, Neresheim, Ohmenheim, Hagenbuch und Braitenbuch samt dem Wald Wecenloch erworben hat

Orvieto, 1297. Oktober 7.
Band XI., Nr. 5050, Seite 80

Rom, 1297. April 22.
Band XI., Nr. 5005, Seite 43-44
Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Abt und Konvent von Neresheim auf ihre Bitten die Erwerbung des Dorfes Ummenheim

Rom, 1298. Januar 13.
Band XI., Nr. 5093, Seite 109-111
Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim seine Besitzungen und seine Ordensprivilegien.

Mit diesen Papsturkunden enden die im Württembergischen Urkundenbuch aufgeführten Papsturkunden.

Ohne Ortsangabe, 1299. Januar 13.
Band XI., Nr. 5215, Seite 199-200
Abt Friedrich und Konvent von Neresheim vertauschen Güter ihres Klosters in Fremdingen gegen ellwangische Güter in Kuchen.

Im Januar 1299 kam es zu einem Gütertausch zwischen Kloster Ellwangen und Neresheim

Augsburg, 1300. Juli 29.
Band XI., Nr. 5507, Seite 421
Abt und Konvent von Neresheim schenken dem Domkapitel zu Augsburg ihre Kirchen in Ballmertshofen und Großkuchen.

Bischof in Augsburg war zu dieser Zeit Wolfhard v. Roth (1288 – 1302) Am 13.August 1332 bestätigte der  Augsburger Bischof Ulrich II. von Schönegg (1331 –1337 ) die Schenkung. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 U 2

Die Königsurkunde Adolfs von Nassau wurde am 21. Oktober 1294 ausgestellt. RI Adolf – RI VI,2 n. 457 Mit dieser Urkunde erteilte Adolf dem Kloster die Erlaubnis,

reichslehenbare Güter, die man nur mit Genehmigung des Königs veräußern dürfe, bis zum jährlichen Ertrag von 50 Mark Silber (heute etwa 13.618,00 €)  in der Weise zu erwerben, daß diese Güter ohne Einholung seiner Einwilligung bloß auf Grund der zwischen dem Kloster und den Reichslehenträgern zustande gekommenen Veräußerungsabmachungen sofort in den Besitz dieses Stiftes übergingen.

Abt Friedrich verstarb 1308. Auf ihn folgte Abt Heinrich III. v.Merkingen (1308–1329) Er stammte aus der Familie der Herren von Merkingen, heute Dofmerkingen. Sein Regierungsantritt viel mit einer Familienfehde der Grafen von Öttingen zusammen, die auch das Kloster und das gesamte Härtsfeld in Mitleidenschaft zog. Er machte einen wichtigen Erwerb, nämlich die Hälft von Elchingen für 1200 Pfund.

Kloster Neresheim scheint auch in seiner Regierungszeit Schwierigkeiten zu bestehen gehabt haben, denn am 26. März 1317 beauftragte Papst Johannes XXII. (1315-1334)

den Abt von Adelberg, für die Rückgabe der dem Kloster Neresheim entzogenen Güter zu sorgen. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 Bü 1

Auf Heinrich folgte Abt Koloman, der 1329 erwählt wurde, aber schon im September 1329 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich II. v.Höchstätten (1329–1349)

Schon um 1250 waren die Klostergebäude restauriert worden Das reichte aber nicht mehr aus. Abt Ulrich ließ 1331 ein neues Dormitorium errichten und 1333 einen neuen Kreuzgang bauen.

Am 4. September 1332 schenkte Abt Ulrich und der Konvent von Neresheim dem Domkapitel von Augsburg die Kirche von Klein-Kuchen und das Patronatsrecht darüber, heute ein Ortsteil von Heidenheim. B 479 U 3

Abt Ulrich verstarb 1349 wahrscheinlich an der damals herrschenden Pest.

Sein Nachfolger wurde Abt Walter II. v.Bopfingen (1349–1368). Er geriet in eine Fehde mit den Grafen von Öttingen. Er wurde 1353 gefangengesetzt und übel behandelt.Der Konvent wurde verjagt und das Kloster beraubt.

Das Kloster geriet in Not und musste Verkäufe tätigen. Man scheint aber einen Modus vivendi gefunden haben.

Am 17. Juni 1367 stellte Kaiser Karl IV. (1346 bis 1355 dann Kaiser bis 1378) Abt Walter und Graf Ludwig VIII von Öttingen (1302-1378) eine Urkunde aus, mit der der Kaiser den Beiden erlaubte, auf einem Klostergut ein Bergwerk zu errichten und dort nach Erz zu suchen.

RI Karl IV. – RI VIII n. 4535 Allerdings scheint dieses Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt worden zu sein.

Abt Walter verstarb 1368.

Sein Nachfolger wurde Abt Konrad (1368–1372) Er resignierte 1372, verstarb aber kurz nach seiner Resignation.

Am 29. März 1379 verlieh Kaiser Karl IV.  Graf Ludwig VIII von Öttingen  die Vogtei über Kloster Neresheim, die ja Graf Ludwig III. 1258 mit Gewalt an sich gerissen hatte.

Dieser hatte sie an Graf Ludwig, den Enkel seines verstorbenen Bruders weiter verkauft. RI Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 7538]

Nachfolger von Abt Konrad wurde Abt Wolfhard v.Steinheim  (1372–1380). Der Schenk Andreas von Wittislingen , das ist ein Dorf  am Südrand der Schwäbischen Alb, hatte eine Fehde mit Kloster Neresheim.

1372 brannte das Dormitorium ab. Schenk Andreas nahm Abt Wolfhard gefangen und behandelte ihn übel. Auch die Dörfer Groß-und Kleinkuchen wurden nieder gebrannt. Die Grafen von Öttingen kamen dieses Mal aber ihrer Aufgabe als Schutzvögte nach und ließen 1375 Schenk Andreas

enthaupten. Abt Wolfhard starb 1380.

Sein Nachfolger Abt Nikolaus v.Elchingen (1380–1405) wurde zwar kanonisch gewählt.Aber Wilhelm bemächtigte sich unterstützt von der Partei der  Grafen von Öttingen sich der Abtswürde. Es begann ein heftiger Machtkampf, obwohl Papst Urban VI. (1378-1389)

1386 die Wahl von Abt Nikolaus bestätigt hatte. Erst nachdem König Wenzel (1376-1400) Wilhelm durch einen Spruch vertrieb, kämpfte er noch zwei Jahre weiter und verstarb 1394. Das Kloster brannte im Laufe der Auseinandersetzungen völlig ab.

Erst 1392 war Nikolaus in den Besitz der äbtlichen Würde gelangt. Er verstarb 1405.

In diesem Jahr brannte das Städtchen Neresheim völlig ab. 30 Personen kamen bei dem Brand ums Leben.

Nachfolger von Abt Nikolaus wurde Abt Ulrich III. v.Roden(1405–1423 Er stammte aus der ritterlichen Familie von Hohenroden

Er resignierte 1423 und verstarb im selben Jahr.

Aus dem Anfang seiner Regierungszeit stammt folgende Urkunde “Abt Ulrich und der Konvent des Klosters Neresheim geloben den Grafen Ludwig XI. der “Hofmeister (1371-1440) und Friedrich III. Die Urkunde wurde am von Oettingen (1371-1423)  Treue und Gehorsam.
Die Urkunde wurde am 14. Oktober 1405 ausgestellt. Staatsarchiv Ludwigsburg
B 479 Bü 1

Er ordnete die Verhältnisse in Neresheim wieder und tätigte auch einige Erwerbungen.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich IV. v.Stain (1423–1446). Er stammte aus der schwäbischen Familie von Diemantstein.

Seine Gelehrsamkeit wurde gerühmt.

Er vertrug sich mit den Grafen von Helfenstein über Rechte in Aufhausen an der Brenz, heute ein Stadtteil von Heidenheim, mit Kloster Ellwangen über Güter auf dem Härtsfeld.

Der Hochstatter Hof bei Dichingen ist seit 1298 als Neresheimer Besitz belegt. Dort kaufte Abt Heinrich noch vorhandenes Privateigentum auf. (alles auf Seite 379 in Beschreibung des Oberamts Neresheim, Stuttgart 1872, S. 378)

Abt Heinrich verstarb 1446

Sein  Nachfolger wurde Abt Rudolf Jäger (1446–1465). Er war der 2.Abt nichtadeliger Abkunft in Neresheim.

In seine Regierungszeit fiel der Süddeutsche Städtekrieg von 1449-1450. Es war der Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen Fürsten und Reichsstädten. Hintergrund der Auseinandersetzungen waren Streitigkeiten des Markgrafen Albrecht „Achilles“ von Brandenburg-Ansbach (1440-1486) mit der Reichsstadt Nürnberg. Im Städtebund waren 31 Städte zusammengeschlossen. Markgraf Albrecht zog 1449 über Neresheim und Bopfingen.

Das nächste kriegerische Ereignis für Neresheim folgte nur kurz später. Herzog Ludwig IX.von Bayern (1450 bis 1479) besetzte im Bayrischen Krieg (!456-1462) 1462 Kloster Neresheim, musste sich aber bald wieder zurückziehen.

Abt Rudolf verstarb 1465.

Auf ihn folgte Abt Georg I. v.Nenningen (1465–1476) Er erwarb Ablässe für seine Klosterkirche Er verstarb 1476. Er erbaute die neue Stadtpfarrkirche innerhalb von Neresheim.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard v.Emertshoven (1476–1494)

Er wird gerühmt wegen seiner Klugheit in Geschäften, seiner Gelehrsamkeit, seiner Mildtätigkeit und seiner Frömmigkeit. Mit den Grafen von Öttingen lebte er in gutem Einvernehmen.

In seiner Regierungszeit war die Öttingische Fehde. Das war  eine Auseinandersetzung mit Herzog Georg dem Reichen von Bayern (1479-1503) Wegen Verletzung seines Territoriums hatte er 1485 ein starkes Heer vor Nördlingen.

Als dem Kloster Gefahr drohte,rettete er eine ihm anvertraute Truhe mit Kleinodien und Urkunden und brachte sie in einem Panzer unter der Kutte in Sicherheit. Er verschönerte auch die Klosterkirche.

Er führte Kloster Neresheim in die Bursfelder Kongregation. Innerhalb von 18 Jahren wurde die Abtei fünf mal visitiert. 1444 erfolgte die offizielle Anerkennung des Zusammenschlusses von Bursfelde durch das Basler Konzil. 1459 bestätigte Papst Pius II. ( 1458-1464)

die Kongregation.

Auf die Disziplin, die unter seiner Regierung auch nach ließ, was damit begründet wird, dass er viel zu auswärtigen  Geschäften herangezogen wurde,hatten die Visitationen allerdings wenig Einfluss.

Abt Eberhard verstarb 1494.

Sein Nachfolger wurde  Johann I. v.Waiblingen (1494–1507) Er stammte aus Schwaben und war ein gewissenhafter und gottesfürchti9ger Abt. Er versuchte die Klosterdisziplin in Neresheim wieder herzustellen. Er berief 1497 aus Kloster St. Ulrich und St.Afra

in Augsburg, das damals in hervorragendem Ruf stand, 4 Priester und einen Laienbruder nach Neresheim. Sigismund Zimmermann wurde zum Prior bestellt.

In Augsburg war zu der Zeit Friedrich von Zoller (1486-1505) Bischof. Er unterstützte die Reformbestrebungen im Benediktinerorden. Er, sowie der Abt Konrad Mörlin (1496-1510)vom Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg und Bartholomäus Degenschmied (1486–1517) vom

Kloster Heiligkreuz in Donauwörth. In beiden Klöstern muss ein  erhebliches Reformpotential bestanden haben. Abt Konrad sandte Konventuale aus seinem Kloster in andere Klöster, um die Reform zu unterstützen, so auf die Reichenau und eben auch nach Neresheim.

Von Heiligkreuz wurde Kloster St. Mang in Füssen reformiert und Abt Bartholomäus schickte seinen  Prior Johannes Hess als Abt nach Füssen und konnte ihm gleich 5 Mönche aus Donauwörth mitgeben.

Die beiden Äbte, Bischof Friedrich sowie Graf Joachim von Öttingen (1470-1520). Sie vereinbarten, dass eingeschlichene Unregelmäßigkeiten beseitigt und Missbräuche abgeschafft werden sollten. Man sollte sich

nach den Plänen der Melker Kongregation richten. 1502 führten die Äbte Gregor von Blaubeuren (1495- 1522) und Johann von Elchingen (1498-1519). Bei dieser Visitation sollte vor allem überprüft werden, wie weit die Reformen von Melk

umgesetzt wurden. Zwei weitere gelehrter Mönche wurden  nun von Kloster Elchingen nach Neresheim berufen. Kloster Elchingen war nun so was wie der Vorreiter der Melker Reform für Klöster in Schwaben geworden.

Einer der Mönche war Pater Johann von Vinsternau, der in Neresheim Prior wurde und Nachfolger von Abt Simon. Der andere war Pater Sigmund Reyser. Gieser wurde als besonders kluger Reformer der Klosterzucht in Neresheim gerühmt. Er verstarb schon 1502.

Abt Johann verschenkte auf Drängen von Bischof Friedrich die Jagdregale von Kloster Neresheim an die Grafen von Öttingen, ohne eine Gegenleistung zu erhalten.

Aber Abt Johannes schlichtete auch Streitigkeiten zwischen Kloster Neresheim und Elchingen und seinen Untertanen in Neresheim. Er gewann auch einige Prozesse. Alters-und krankheitshalber resignierte er 1507 und starb kurz nach seinem

Amtsverzicht im Klosterhof in Bopfingen.

Sein Nachfolger wurde Abt Simon v.Bernstatt (1507–1510).

Er war der letzte Abt aus adligem Geschlecht. Die nun streng beachtete Regel scheint die Söhne des schwäbischen Adels vom Klostereintritt abgehalten zu haben.

Noch vor der ersten Visitation und Reform von Kloster Neresheim stand Simon in sehr schlechtem Ruf und nur durch demütiges Bitten und Versprechen, sich zu bessern, durfte er im Kloster bleiben.

Aber er hielt sich an sein Versprechen und wurde 1507 sogar zum Abt gewählt. Er er hielt sich aber an sein Versprechen und wurde ein vorbildlicher Abt.

Er sorgte für den Kirchenbau in Neresheim. Er legte einen Waidprozess mit den Bürgern von Neresheim bei. Er starb nach nur drei Regierungsjahren, aber seine Mönche gaben ihm den Ehrentitel Liebhaber seiner Brüder (amator Fratrum)

Karl Alois Nack, Reichsstift Neresheim, Eine kurze Geschichte  dieser Benediktinerabtey, Neresheim 1792, S. 60

Sein Nachfolger wurde Abt Johann II. v.Vinsternau (1510–1529). Er ist 1468 in Höchstädt geboren

In Mönchsdeggingen trat er ins Kloster ein.

Er war sei 1488 Profess im Reformkloster Elchingen. 1492 wurde er Priester.

Am 29. Juli 1510 wurde er Abt in Neresheim.

Kurz danach, am 10. August 1510 nahm Graf Joachim von Öttingen (1470-1520) Kloster Neresheim in seinen Schutz. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 U 8

1514 wurde er auf dem Provinzialkapitel der Bursfelder Kongregation zum Kovisitator ernannt. 1515 wurde er Visitator generalis und 1518 Praeses der Provinz Mainz.

1521 wurde er auf dem Kapitel in Donauwörth in diesem Amt bestätigt.Mit Abt Georg (1508–1527) von Kloster Wiblingen war er zusammen in Rom, wo er von Papst Leo X. (1513-1521).

Dort erwirkte er Erleichterungen im Fleischgenuss.Er war der Meinung, dass das Klöster attraktiver machte, brachte ihn  allerdings in harschen Gegensatz zu einigen Mönchen der Bursfelder Kongregation,

die jeglichen Fleichgenuss verdammten Johannes verteidigte sich in einer eigenen Druckschrift.

In Rom erwarb er sich das Recht, ein Mitra zu tragen, was er allerdings nie machte, weil es sich mit seiner persönlichen Bescheidenheit nicht vertrug.

Abt Johann wurde früh mit der Widerspenstigkeit seiner Bauern konfrontiert. Sie weigerten sich Abgaben zu zahlen und verweigerten Dienste.

Als die Unruhen zunahmen, hatte er alles  was von Wert war, teils nach Schloss Wallerstein, teils nach Öttingen bringen lassen. Getreide und Vieh hatte er im Kloster belassen, und eine Besatzung von mehr als 100 Bewaffneten ins

Kloster kommen lassen. Abt Johannes hatte sich nach Wallerstein geflüchtet. Das Kloster war geplündert und beschädigt worden. Die Wertgegenstände waren aber vorher in Sicherheit gebracht worden.

Als sich die Lage beruhigt hatte, kehrte Abt Johannes nach Nersheim zurück.

Als Humanist kümmerte sich Abt Johannes auch besonders um die Bibliothek. Er ließ kunstvolle Exlibris, also Eigentumsvermerke, entwerfen.

Ende des 15. Jahrhunderts erhielt die Klosterbibliothek über 200 Frühdrucke. Sie sind heute wie die Handschriften im Besitz der Fürstlich Thurn und Taxis’schen Hofbibliothek Regensburg

Seinem Mönchen empfahl er selbstgefertigte Auszüge aus Seneca zur Tischlektüre. Während der Fastenzeit wurden diese den Mönchen zur Belehrung und Erbauung vorgelesen und erklärt.

Eine bibliophile Kostbarkeit ist eine lateinische Handschrift der Melker Gewohnheiten aus den Jahren zwischen 1497 und 1498. Sie führt die benediktinischen Regeln auf, verbunden mit

Reformempfehlungen, die in Neresheim übernommen wurden. Sie ist heute in der Schatzkammer des Klostermuseums zu sehen.

Um der Reformation entgegen zu wirken zog er in der Gegen von Neresheim umher. Er unterrichtete Kinder und predigte Erwachsenen.

Er konnte verhindern, dass Neresheim von der Reformation erfasst wurde.

Er war ein sparsamer Wirtschafter und befreite das Kloster von Schulden. Er machte auch neue Erwerbungen.

1529 verstarb er an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger wurde Abt Matthias Guttermann (1529–1545). Er stammte aus Honfolgen, das war der älteste bischöfliche Besitz des Bistums Augsburg.

Er war ein guter Wirtschafter und sorgte sich sowohl um das geistliche als auch das wirtschaftliche Wohl des Klosters.

Er legte einige Streitigkeiten wegen Waidsachen bei.

1537 kaufte er den Flurtshäuserhof, heute in Kösingen, Ortsteil von Neresheim von den Grafen von Öttingen, die diesen Hof seit 1500 besessen hatten.

Mit den Pfalzgrafen bei Rhein machte er einen Wald und Wiesentausch.

Besonders unterstützte er das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth. Dieses war hochverschuldet. Abt Matthias tilgte diese Schulden und sorgte zusammen mit dem Augsburger Bischof Christoph von Stadion (1517-1543) wieder für Frieden und Ordnung in dem Kloster.
1543 erhielt Abt Matthias von Kardinal Giovanni Poggio (oder Poggy)(1493-1556), der als päpstlicher Nuntius am Hof Karls V. (1519-1556)in Spanien tätig war das Recht auf den Gebrauch der Pontifikalien verliehen. “Der apostolische Nuntius, Johannes Poggy, verleiht dem Abt des Klosters Neresheim das Recht des Gebrauchs der Pontifikalien und der Weihe der Kirchengewänder und der Ornamente, ferner das Recht der Firmung seiner Vasallen und Untertanen. “ Staatsarchiv Ludwigsburg {B 479 U 10}

Er erhielt die Pontifikalien zusammen mit Abt Andreas II. Dirlin (Dirrlin) (1541–1547) von Kloster Elchingen vom Augsburger Bischof Otto von Waldburg (1543-1573) in Dillingen. Da Augsburg evangelisch geworden war, residierten die Augsburger Bischöfe in Dillingen.

In der Regierungszeit von Abt Matthias wurde der in Neresheim geborene Pater Gregor Diethey, der in Neresheim seine Profess abgelegt hatte in das Rieskloster Mönchsdeggingen postuliert. Er wurde dort Nachfolger von Abt Alexander Hummel (1516-1535)

und war in Deggingen von 1536-1547 Abt.

Abt Matthias verstarb nach 16 Regierungsjahren im Alter von 53 Jahren 1545.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann III. Schweickhofer (1545–1566). Er ist in Bollstatt geboren.

Nach Karl Alois Nack, Reichsstift Neresheim, Eine kurze Geschichte dieser Benediktinerabtey in Schwaben, Neresheim 1792, S. 67 war Abt Johann gutherzig, gelehrt und fromm. In seiner kurzen Geschichte hat er Kurzbiographien von allen Äbten, die eine

gute Quelle darstellen.

Abt Johannes hatte das Pech, dass kurz nach seinem Regierungsantritt der Schmalkaldische Krieg ausbrach, der Kloster Neresheim hart traf und schwer schädigte.

Am 27. Februar 1531 schossen sich einige protestantische Fürsten, unter ihnen Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen(1532-1547), Landgraf Philipp von Hessen(1518-1567), die Herzöge Philipp von Braunschweig-Grubenhagen (+1551) und Ernst von Braunschweig-Lüneburg(1521-1546) sowie elf Reichsstädte in Schmalkalden in Thüringen zu einem Verteidigungsbündnis zusammen. Dieses richtete sich vor allem gegen Kaiser Karl V., für den die Wiederherstellung der Religionseinheit im Reich – ob mit friedlichen Mitteln oder mit Gewalt – ein zentrales Anliegen war.

Der Friede von Crepy vom 18.September 1544 zwischen Kaiser Karl und dem französischen König Franz I. (1515-1547).

1545 wurde ein Waffenstillstand zwischen Habsburg und dem osmanischen Reich geschlossen

Nun hatte Kaiser Karl den Rücken frei und begann mit Kriegsvorbereitungen. Dem Schmalkaldischen Bund entging das natürlich nicht.

Im Juli 1546 stellten die süddeutschen Reichsstädte ein Heer von 12.000 Mann auf die Beine. Dem standen etwa 16.000 Mann und 5000 Reiter des Kaisers gegenüber.

Truppenverstärkungen aus Ungarn, Italien und den Niederlanden waren unterwegs.

Graf Ludwig von Öttingen –Öttingen (1508-1569)aus der Linie Öttingen-Öttingen war zum Protestantismus übergetreten.

Er fiel 1546 bewaffnet ins Kloster Neresheim ein und verlangte, “ dass man den katholischen Religionsübungen, besonders dem Messopfer ein Ende bereiten solle und sich ihm als rechtmässigen Schutzherrn verpflichten sollte” (Nack S. 68)

Da Kaiser Karl im Anmarsch war, musste sich Ludwig zurückziehen.

Das Dörfchen Ohmenheim, heute Teilort von Neresheim wurde am 12. November 1546 von aufständischen spanischen Soldaten aus dem Umfeld der kaiserlichen Armee heimgesucht. Sie richteten ein fürchterliches Blutbad an.

Dabei starben 120 Dorfbewohner – darunter 35 Frauen und 40 Kinder. Häuser wurden angezündet. Bald brannte das ganze Dorf. Zwar hatte der Kaiser sofort Reiter in die Dörfer geschicktund befohlen,

die Aufständischen zu töten. Die Gräueltaten nahmen erst ein Ende, als die kaiserlichen Reiter die Gegend wieder verlassen. Zurück bleiben viele kranke Spanier.

Der Kaiser übernachtete am 25. November 1546 in Begleitung des Augsburgers Bischof Otto in Kloster Neresheim. Zum Zeichen seiner Zufriedenheit hatte Kaiser Karl Abt Johannes eine kostbare mit Gold und Perlen geschmückte Inful geschenkt.

Nachdem der Donaufeldzug (Juli bis November 1546) beendet war konnte das Kloster und Umland wieder aufatmen. Ausgestanden war die Sache aber noch nicht.

1552 folgte der Fürstenaufstand, Bei dem Moritz von Sachsen eine Schlüsselrolle spielten. Unmittelbar aus dem Fürstenaufstand entwickelte sich der Markgrafenkrieg. Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg (1440-1486) wollte seien Einfluß in Franken ausweiten und

und Ansprüche gegenüber dem regionalen Konkurrenten Nürnberg geltend  machen. Er kämpfte auch aktiv gegen den Katholizismus, was  durch Plünderung und Brandschatzung der Hochstifte auch lukrativ war.

Am 27 April 1552 kam  Markgraf Albrecht vor Kloster Neresheim an. Er betrug sich sehr freundlich und versicherte, dem Kloster keinen Schaden zu fügen zu wollen. Am nächsten Tag aber verlangte er 100.000 Gulden, das waren etwa 21.483.738,00 €.

Am dritten Tag nahm er 10 Pferde und 2 fette Ochsen mit. Zwei Tage später drangen sächsische und hessische Truppen in das Kloster ein und plünderten es entgegen den Zusicherungen des Markgrafen. Was sie nicht wegschleppen konnten, zerstörten sie.

Die Mönche wurde grausam misshandelt, viele verewundet. Sie suchten Zuflucht bei den Stadtbewohnern und kamen dort für mehrere Wochen unter.

Zur gleichen Zeit hatte der protestantische Graf Ludwig XVI. von Öttingen seinen katholisch gebliebenen Bruder Friedrich V.(1516-1579) von Öttingen verdrängt und sich in den Besitz von dessen Gütern und Herrschaft gebracht.

Am 6. Mai 1552 schickte Ludwig 20 Reiter nach Neresheim, nahm dort den Abt gefangen und brachte ihn auf einem Karren nach Wallerstein. Er blieb dort 14 Tage in Gefangenschaft und er und der gesamte Konvent mussten Graf Lud

und dessen Söhnen den Treueid schwören. Dann nahm der Graf auch den Prior Martin Unkauf und den Großkeller Ulrich Windsch gefangen und brachte sie ebenfalls nach Wallerstein.

Alles geflüchtete Silber, Bargeld und andere Kostbarkeiten mussten angezeigt werden und wurden einbehalten. Das Kloster verlor wertvolle Urkunden. Der Prior und der Großkeller wurden am 20. Mai freigelassen. Der Abt blieb weiter gefangen.

Der Abt wurde gezwungen, eine Schuldenlast von 12.000 Gulden, das sind etwa 2.578.049,00 €.

1553 suchte das Kloster Hilfe beim Kaiser. Der Graf musste das Abgenommene zurückgeben. Alle mit Gewalt aufgezwungenen Verbindlichkeiten wurden für nichtig erklärt.

Als wieder Frieden herrschte,bemühte sich Abt , alle im Krieg erlittenen Schäden wieder gut zu machen.Gebäude wurden ergänzt. Schulden wurden abgetragen, die Kirche wieder geschmückt.

Abt Johann war sehr wohltätig. Im Schmalkaldischen Krieg wurden vor das Kloster geplündert wurde,  täglich 150 Bedürftige, die ausgeraubt waren, gespeist.

1549 verlegte der Augsburger Bischof Otto das „Collegium St. Hieronymi“  von Augsburg nach Dillingen. 1551 erhob es Papst Julius II (1550-1555) zur Universität. Dort lehrten Jesuiten, die  nachhaltig den Priester- und

Ordensnachwuchs formten.Auch die Abtei Neresheim erhielt  wichtige Impulse für die Pflege der Wissenschaften im Kloster und die Förderung der Schulbildung auf dem Härtsfeld.

Abt Johann schaffte viele Bücher für die Bibliothek. Einige schrieb er selbst.

Johann stand der Abtei 21 Jahre vor. 1556 legte er durch Krankheit und Alter entkräftet sein Amt nieder. Er starb 4 Jahre später im Alter von 78 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt Georg II. Gerstmayer (1566–1584). Er stammte aus Teissenhofen in Schwaben und war vor sein er Wahl zum Abt Prior.

Er stellte wieder eine gute Klosterdisziplin her. Er begann eine Restauration und Verschönerung des Klosters. Auch um die Bibliothek. Dafür sowie für die wissenschaftliche Bildung der Mönche wurden mehrere Tausend Gulden ausgegeben.

Das Kloster erwarb sich in Sachen Bildung einen hervorragenden Ruf Viele Religiosen aus anderen Klöstern wurden zur Weiterbildung nach Neresheim geschickt, auch Lehrkräfte von dort zum Unterricht an andere Klöster berufen.

Ein ständiger Streitpunkt blieb das Verhältnis zu den Grafen von Öttingen. Zwar hatte Abt Georg 1577 eine große Summe bezahlt, um die Streitigkeiten zu beenden und allen weiteren Forderungen enthoben zu sein.

Das beseitigte die Schwierigkeiten aber immer noch nicht. Die Grafen wollten das Kloster wie ein Jagdschloss benutzen. Graf Wilhelm II. (1541-1602) besetzte das Kloster und hielt den Abt gefangen. Dieser beschwerte sich bei

Bischof und Papst.und bei Kaiser Rudolf II.(1576-1612) der gerade auf dem Augsburger Reichstag von 1582 weilte, beauftragte  Herzog Wilhelm V. von Bayern (1579-1597) die Streitigkeiten zu untersuchen und zu schlichten.

1583 schlossen Graf Wilhelm und Abt Georg in München einen Vertrag. In der Hauptsache, nämlich der Frage der Landesherrlichkeit entschied der Vertrag aber nichts. Das Übel war so nicht beseitigt und die Situation entspannte sich nur für kurze Zeit

ein wenig. Abt Georg war in hohem Alter, kränklich und hatte in der Haushaltsführung tatsächlich einige Fehler gemacht. Man brachte ihn dazu, dass er 1584 resignierte. drei Jahre nach der Niederlegung seines Amtes verstarb er.

Sein Nachfolger wurde Abt Melchior Hänlin (1584–1616). Er stammte aus Welden, heute Markt Welden im Landkreis Augsburg,

Er wurde am 1. März 1584 zum Abt gewählt und war vorher Prior in Neresheim.

Als er sein Amt antrat, war kaum Geld im Kloster vorhanden und auch der Lebensmittelvorrat scheint nicht groß gewesen zu sein. Der Augsburger Bischof Marquard II. vom Berg  entwarf zusammen mit dem gräflichen Schutzvogt eine Ordnung für die

Haushaltung des Klosters. Das spricht dafür, dass einiges im Argen lag. Aber Abt Melchior brachte das Kloster in jeder Beziehung zur Blüte. Der gute Ruf von Neresheim als Bildungsstätte sorgte dafür, dass viele Klöster ihre Mönche zur

Weiterbildung nach Neresheim schickten. Aber auch in Sachen klösterlicher Disziplin war Neresheim eine gute Adresse.7 Religiose wurden in ander Klöster verlangt, um dort zur Hebung der Disziplin beizutragen.

Pater Sebastian Reizner kam als Prediger nach Niederaltaich. Pater Lohann Wirth wurde ins Schottenkloster in Wien berufen, um dort an der Verbesserung der Disziplin mitzuwirken. Pater Michael Melder ging als Prior ins Kloster Mondsee.

Der Augsburger Bischof Johann Otto von Gemmingen (1591-1598) berief Benedikt Rohrer als Prior nach Kloster Fultenbach.

Pater Christoph Baldauf wurde dem Elchinger Abt Thomas II. (1602-1619) beigegeben, der dort als Klostervisitator tätig war.

Abt Melchior sorgte nicht nur für einen hervorragenden Ruf seiner Klosterschule. Für die Bibliotheek gab er wie sein Vorgänger viel Geld aus.

Er sorgte für die wissenschaftliche Bildung seiner Konventualen und schickte viele auf die Universität nach Dillingen.

Er baute Kirchen und Kapellen. Andere besserte er aus, versah sie mit Türmen und die Türme mit Uhren. Er erbaute die Kapelle auf dem Friedhof von Neresheim.

In Großkuchen erbaute er das Pfarrhaus und in Neresheim das Schulhaus.

Abt Melchior war 32 Jahre Abt und verstarb am 12.Juli 1616.

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt I. Rohrer (1616–1647). Er wurde am 14. Oktober 1579 in Knöringen, heute Ortsteil von Burgau geboren.

1595 legte er seine Profess ab. Er studierte in Dillingen Theologie und orientalische Sprachen.

1606 wurde er Priester.

Nach seiner Zeit als Prior in Fultenbach wurde er 29. Juli 1616 zum Neresheimer Abt gewählt.

Kurz nach seinem Regierungsantritt begann er mit dem Bau des Turmes des romanischen Vorgängerbaues, den er von 1617-1627 von den Baumeister Peter Schwarz errichten ließ.

Er gleicht dem kurz vorher vollendeten Turm der Augsburger Abtei St. Ulrich und Afra. Er wirkt älter als er ist. Man kann diesen Turm durchaus als Programm verstehen.

Der Turm ist eine machtvolle Demonstration der beanspruchten Unabhängigkeit von dem Hause Oettingen, mit dem es ja ständig Souveränitätskonflikte gab.

Da ist Verweis auf die reichsfreie Abtei in Augsburg und natürlich die weithin sichtbare Dominanz des Turmes.Mit dem Einfügen völlig unmoderner romanischer Blendarkaden und romanischer Zwillingsfenster verweist man zudem noch auf das hohe Alter der Abtei im Gegensatz zum jungen Hause Oettingen.

Der ganz aus Quadersteinen aufgeführte Turm war ursprünglich 165 Meter hoch und mit 5 Glocken bestückt.

1789 ließ Abt Michael den Turm um 20 Meter erhöhen, wohl auch um ihn neben der neuen nordwärts angebauten Kirche nicht zu niedrig erscheinen zu lassen.

Abt Benedikt unterhielt gute Beziehungen zum Salzburger Erzbischof Markus Sittikus (1612-1619) und unterstützte dessen Bestregungen zum Aufbau einer Universität in Salzburg. Er schickte mit

Pater Zacharius Witzenberger und Pater Thomas Weiss zwei seiner besten Kräfte als Professoren nach Salzburg.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 markierte den Auslöser und den Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Auf das Härtsfeld hatte das zunächst keine Auswirkungen. Das sieht man auch daran, dass Abt Benedikt seinen Turm bis 1627 fertigbauen konnte.

Aber die menschliche Ohnmacht förderte den Aberglauben.In Neresheim gab es Hexenverfolgungen, denen im Jahr 1629 24 Menschen zum Opfer fielen. In Wallerstein starben 1629 34 Menschen.

Der Stadtrat von Neresheim nahm die Hexenjagd zunächst mit Begeisterung auf. Aber sehr schnell merkte man, dass man sich damit  ins eigene Fleisch schneidet.

Denunzieren brachte nichts , jeder konnte der Nächste sein.

Ein weiteres Unheil, das die Menschen bedrohte war die Pest.  Sie wütete und raffte viele Menschen dahin. 1628  gab es n Neresheim ein 40-stündiges Gebet zur Abwehr der Seuche.

Das erste Pestopfer hatte Kloster Neresheim am 19. September 1634 zu beklagen. Pater Lukas Heilig starb an der Pest.

Nachdem die Schweden am 6. Juli 1630 auf Usedom gelandet waren, griffen sie in den Krieg ein.

Nach der Schlacht bei Bamberg am. 9. März 1632 konnte General Johann T’Serclaes von Tilly (ab 1630 oberster Feldherr der Katholischen Liga und der kaiserlichen Armee-+1632). Aber nach der Schlacht bei Rain am Lech standen die Schweden in Franken.

Der Krieg machte sich nun bemerkbar  in Form von Plünderungen auf dem Härtsfeld und im Ries durch Truppen, die durch die Region zogen.

Der schwedische General Lorenz von  Hofkirchen übernahm 1633 ein schwedisches Kavallerieregiment und wurde Generalleutnant in der Armee Bernhards von Sachsen-Weimar (+ 18.7. 1639)

1632 erhielt er von Gustav Adolf II. den gesamten katholischen Besitz der Grafschaft Oettingen-Wallerstein zum Geschenk, der übrige Teil blieb im Besitz der protestantischen Oettingischen Linie. Von 1632 bis 1634 war er auch im Besitz von Stadt und  Kloster Neresheim.

Als Besitzer von Neresheim reformierte er dort alles. Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna ( † 28. August 1654) belehnte Lorenz von Hofkirchen am 21. August 1633 auch mit Neresheim und stellte darüber eine Urkunde aus.

Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 Bü 2

Die Schlacht von Nördlingen im September 1634 veränderte die Lage im Härtsfeld gravierend.

Kurz vor der Schlacht war die Stadt Neresheim evangelisch geworden. Im Kloster waren bis auf den Abt und drei Mitbrüder wurden alle Mönche aus dem Kloster ausgewiesen worden.

Die Niederlage bei Nördlingen hatte für die Protestanten schreckliche Folgen.Ihr Neresheimer Pfarrer wurde gevierteilt, die Stadt wurde wieder katholisch. Die Schweden flüchteten mit der Kriegskasse über Neresheim nach Heidenheim. Aber die kaiserliche Soldateska verfolgte die Flüchtenden und metzelte sie in den Härtsfelder Wäldern nieder.

Abt Benedikt konnte sein Kloster wieder in Besitz nehmen, aber es war ein fast leeres Kloster. Fast alles fehlte und es herrschte äußerste Notdurft,

Mißwuchs und Hungersnot, Pest und anderes Elend wechselten. Die meisten Mönche starben oder flohen in andere Klöster, viele nach Österreich.

1647 lebten nur noch 4 Mönche in dem Kloster und diese mussten täglich auf einen Überfall gefasst sein.

Ein letzter trauriger Höhepunkt in dieser Gegend war die Schlacht bei Alerheim, heute Landkreis Donau Ries am 3. August 1645. Sie fand zwischen der französisch-weimarischer-hessischen Armee und bayerisch-kaiserlichen Truppen statt und endete mit einem französischen-alliierten Sieg.

Alerheim wurde dabei so zerstört, dass es erst 70 Jahre später wieder auf gebaut war.

Abt Benedikt flüchtete 1646 erst n ach Augsburg, da der Aufenthalt im Kloster unhaltbar geworden war und dann ins Kloster Admont in die Steiermark. Er konnte dort noch ein halbes Jahr die Gastfreundschaft des Benediktinerklosters erleben

und verstarb am 19. Juni 1647. Er hatte in Neresheim 31 Jahre regiert.

Sein Nachfolger wurde Abt Meinrad Denich (1647–1664).Er ist am  16.09. 1603 in Mindelheim geboren. 1622 trat er in die Abtei Neresheim ein. 1622 begann er auch sein Studium in Dillingen. Er startete mit Rhetorik. Von 1623-1625 studierte er Physik und Metaphysik;. Am 17.06.1628 wurde er Priester.

1629-1631 Prior in Mönchsroth. Mönchsrot wurde von den Graf Ludwig von Öttingen  1558 säkularisiert, nachdem dieser evangelisch geworden war.1629 befand sich Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) und konnte es sich leisten, am 6. März 1629 ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände

das Restitutionsedikt zu erlassen. Damit sollte der geistliche Besitzstand wieder auf den Stand des Jahres 1552 vor dem Augsburger Religionsfrieden gebracht werden. Auch Mönchsroth wurde dem Benediktinerorden zurückgestellt und dort ein

Priorat eingerichtet. Meinrad war dort vier Jahre Superior, bevor er 1631 von den Schweden vertrieben wurde. Er flüchtete nach Österreich, wo er elf Jahre in einer Pfarrei tätig war. 1643 kehrte er nach Mönchsrot zurück.

Nach dem Tod von Abt Benedikt fand die Wahl des neuen Abtes in St. Ulrich in Augsburg statt, da die Zei noch keine Wahl im Kloster Neresheim erlaubte. Man fürchtete die Ankunft eines feindlichen Heeres in Neresheim.

Zu der Wahl erschienen 6 Mönche. 5 gaben ihre Stimme brieflich ab. Es gab Stimmengleichheit unter zwei Kandidaten. So entschied der Augsburger Weihbischof Sebastian Müller (Molitor) (1631 –1644), der die Wahl leitetet, auf Losentscheid.

Meinrad wurde so am 13.06.1647 der neue Abt in Neresheim. Am 14. August kam er mit seinen Mitbrüdern in Neresheim an und fand eine trostlose Lage vor.

Das Kloster wurde noch einmal ausgeplündert,der Abt gefangen und verwundet.Zweimal musste er das Kloster wegen des herrschenden Hungers nochmals verlassen.

Zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 wurden mehrere Friedensverträge in Münster und Osnabrück unterzeichnet. Der Westfälische Friede beendete 30 Jahre Krieg.

Der Bevölkerungsverlust im Härtsfeld war enorm.

Abt und Konvent bemühten sich das Herdtfeld wieder in bessere Zustände zu bringen. Es gab fast keine Pfarrer mehr und die Mönche bemühten sich nach Kräften in der Seelsorge auszuhelfen.

Abt Meinrad  versorgte über Jahre hinweg die Pfarrei Ummenheim

Auch die Grafen von Öttingen waren gefordert. Hohe Steuerforderungen sollten helfen, alles wieder in Gang zu bringen.Der Abt mußte sich  über erhöhte öttingensche Steuerforderungen  beschweren.

1649 fand Abt Meinrad auf einem Dienstritt in einer Buche das Gnadenbild der Maria Einsiedeln. Er nahm dies zum Anlaß, Maria als Schutzpatronin des Härtsfeldes ausrufen zu lassen, denn besonders das Härtsfeld war durch die Wirren des 30jährigen Krieges in Mitleidenschaft genommen worden, ganze Orte waren zerstört und ausgelöscht worden. Die Mariafigur blieb an ihrer ursprünglichen Stelle im Buchenbaum, sie wurde lediglich durch ein Gitter geschützt. In der Folgezeit pilgerten immer mehr Härtsfelder an jenen Ort, bis 1663 der Buchenbaum mit einem kleinen Häuschen umbaut wurde. 1708 ließ dann Abt Magnus den Grundstein zum Bau einer Kirche legen. Auch hierbei war der Buchenbaum mit eingeschlossen. Die Versorgung der Wallfahrtskirche erfolgte schon zu früherer Zeit durch das nahegelegene Kloster. Es gehörte zu den Aufgaben der Mönche, zum einen für die Wallfahrt zu sorgen,

zum anderen aber auch detaillierte Aufzeichnungen über die Gebetserhörungen und wundersamen Vorgänge von 1706 ab zu erstellen.

Im Kloster verteidigte Abt Meinrad die Rechte und Freiheiten.

Er schmückte die Klosterkirche mi neuer Zier. Er erbaute das Bräuhaus.

Verlassene und verödete Landgüter versuchte er wieder urbar zu machen.

Da allmählich seine Gesundheit nachließ, resignierte er am 2. August 1664.

Er ging dann nach Lambach in Österreich, wo er schon während des Krieges war Er verstarb am 20.Oktober 1670 im Kapuzinerkloster in Wels, wo er auch bestattet ist.

Auf ihn folgte Abt Benedikt II. Liebhart (1664–1669). Er ist am 12. Juni 1637  in Burghausen geboren. Am 8. Dezember 1653 legte er seine Profess ab. Am 29. September 1654 wurde er Priester.

Er machte eine rasche Klosterkarriere. Schon elf Jahre nach seinem Eintritt ins Kloster wurde er Novizenmeister und Prior.

Als Abt Meinrad zurücktrat, waren immer noch erst 5 stimmberechtige Mönche in Neresheim anwesend.

Abt Benedikt wurde am 25. August 1664 zum Abt gewählt.

Nach seiner Wahl vermehrte er die Zahl der Klostergeistlichen. Aus Lambach bekam er zwei Priester zur Aushilfe, von denen er einen zum Prior machte.

Junge Geistliche schickte er zur Weiterbildung nach Dillingen oder Salzburg.

Wie sein Vorgänger und Nachfolger mühte er sich, in den Dörfern die Höfe und die Klostergüter wieder aufzubauen und mit neuen Eigentümern zu besetzen..

Er erweiterte die Bibliothek. Da er selbst Jura studiert hatte, verteidigte er die Gerechtsame des Kloster mit Vorsicht und Gründlichkeit.

Er begann mit Schuldenabbau. Er musste aber bald neue aufnehmen, denn schon 1668 brannte die im Osten an die Konventflügel angebaute Prälatur ab.

Sie war die Abtwohnung und wurde sofort wieder aufgebaut und ist noch heute als Eingangsgebäude erhalten.

Er starb am 25. August 1669.

Auf ihn folgte Abt Christoph Weiler (1669–1682)

Die Zahl der Konventualen war immer noch sehr gering. Die Lage des Klosters war immer noch recht angespannt. Also entschloss man sich, weder einen jungen, unerfahrenen Mönch zum Abt

zu wählen, noch einem zu alten und schwächlichen Mönch die Abtei anzuvertrauen. Man berief aus dem Kloster St. Ulrich Pater Christoph Weiler.  Er hatte in Unterliezheim in Lutzingen, heute Landkreis Dillingen

Verwaltungserfahrung  als Superior gesammelt. Das dortige Kloster war während der Reformation 1542 aufgehoben worden. Die Güter wurden 1632 zur Verwaltung an Kloster St. Ulrich übergeben. Es richtete dort zunächst eine

Expositur, später eine Propstei ein. Er hatte Kenntnisse in allen Arten von Wissenschaften, vor allem Mathematik und Musik.

In Liezhausen hatte er sich durch kluge Haushaltsführung ausgezeichnet und durch sein Geschick in Geschäften.

Christoph wurde am 5. Juli 1624 in Augsburg geboren. Seine Profess legte er am 30. November 1645 am Reichsstift St. Ulrich ab. Am 11. Oktober 1548 wurde er Priester.

In Liezheim wurde er Superior und von dort zum Abt in Neresheim berufen.

Zum Unterricht seiner Mönche berief 1673 er Pater Dominikus Schönig aus Kloster Amorbach.Er hatte sich als Lehrer einen Namen gemacht. Kloster Amorbach hatte sich so weit erholt, dass es wieder in der Lage war, Mönche abzugeben.

Er unterrichtete 10 Schüler in Philosophie und Theologie. Auch nach St. Ulrich wurden Fratres zur Ausbildung geschickt.

Im Kloster achtete er auf gute Ordnung und Disziplin. Er förderte die Bibliothek. Auf Pfarrhäuser und Kirchen legte er ein besonderes Augenmerk. Er baute, verbesserter und zierte sie, wo immer es ging.

Die Rechte des Klosters verteidigte er. Er konnte das Hofgut Diepperbuch mit allen Rechten wieder erwerben, das schon 1422 im Besitz des Klosters war.

Allerdings wollte er alles alleine machen oder nur mit bestimmten Leuten. Das schaffte Misshelligkeiten und auch Probleme in der Verwaltung.

Er hatte den Eindruck, den Erwartungen  nicht mehr gerecht zu werden und auch kränkelte legte deshalb sein Amt 1682 freiwillig nieder.

Er verstarb am 4. September 1684.

Sein Nachfolger wurde Abt Simpert Niggel (1682–1706)

Er wurde am 23. Mai 1654 in Schwangau geboren.1671 trat er ins Kloster Neresheim ein Seine Profess legte er am 1. Januar 1673  ab. Priester wurde er am 26. Juni 1678.

Die Wahl nach der Abdankung von Abt Christoph fand erst 4 Monate später statt. Er wurde am 1. August 1682 mit erst 28 Jahren einstimmig zum Abt gewählt.

Sein Wahlspruch lautete “Arbeite, studiere und du wirst weder dir noch anderen zur Beschwerde sein.”

Das Kloster hatte sich nicht  nur personell von den Verheerungen des Krieges erholt.

Junge Geisrliche wurden konsequent zur Weiterbildung nach Dillingen oder Salzburg geschickt.

Kloster Neresheim pflegte einen regen Gelehrtenaustausch.

Neresheim erwarb sich schnell den Ruf einer  der bestgeordneten und mit hervorragenden Kräften besetzten Abtei.

Er hatte die Klosterangelegenheiten und  vor allem die Finanzen rasch in Otdnung gebracht.

Das Ansehen, das die Abtei genoss, strahlte auf den Abt ab. Er wurde zur Krönungsfeierlichkeit des Kaisers Joseph I.(1690-1705, dann Kaiser bis 1711), die 1699 in Augsburg stattfand, eingeladen.

1685 Mitbegründer der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation. Zu ihr gehören Füssen, Irsee, Ottobeuren, Elchingen, Fultenbach, Donauwörth, Mönchsdeggingen und Neresheim.

Angeregt wurde sie vom Augsburger Bischof Christoph von Freyberg (1665-1690).

Er begleitet den Kaiserlichen Großbotschafter und Reichshofratspräsidenten (1683-1705)Graf Wolfgang von Oettingen-Wallerstein als Hausprälat auf dessen Reise nach Konstantinopel, eine Friedensmission nach dem Großen Türkenkrieg und dem Frieden von Karlowitz (1699).

Dank des diplomatischen Geschicks von Graf Wolfgang konnten die Friedensverhandlungen nach nur 3 Monaten abgeschlossen werden. Der Friede von Karlowitz beendete den Großen Türkenkrieg von 1683-1699 und legte den Grundstein für die neue Großmacht, die Habsburger Monarchie.

Die Reise erfolgte von Oktober 1699 bis Januar 1701. Begleitet wurde er auf der Reise von seinem Prior Leonhard Haydt. Dieser trat im gleichen Jahr wie Abt Simpert in Neresheim ein. Er war  Chorregent, Musikdirektor und  Prior in Neresheim und Fultenbach.

Nach seiner Rückkehr hielt Abt Simpert im Kloster Einzug in türkischer Kleidung, die dann im Kloster aufbewahrt wurde.

Im Anschluss an die Reise ernannte ihn Kaiser Leopold I. (1640-1705) zum Kaiserlichen Rat und Erbkaplan. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 Bü 2

Abt Simpert führte ein Tagebuch über die Reise und gab sie in Druck «Diarium, Oder: Aussführliche curiose Reiss-Beschreibung. Von Wien nach Constantinopel und von dar wider zuruck in Teutschland».Es erschien bei Schlüter in Augsburg 1701.

Da die Finanzgrundlage stimmte, konnte Abt Simpert bald an Neunbauten herangehen.

Schon 1684 ließ er auf dem Hochstätter Hof bei Dischingen ein schlossartiges Barockgebäude errichten, das als Sommerresidenz der Neresheimer Konventualen diente.

1695 jährte sich die Klostergründung zum 600. mal. Dazu ließ er die romanische Basilika mit  einer barocken Westfassade mit Schweifgiebeln vorblenden und ihren Innenraum mit Stuck neu fassen.

Baumeister war wohl Valerian Brenner (1652-1715) Er war ein Schüler von Michael Thumb. Seit 1687 war er in Diensten des Augsburger Domkapitels.

Er hatte auch schon 1684 einen Vertrag für den Neubau der westlichen Wirtschaftstrakte. Die Wirtschaftsgebäude des Gutshofes sowie die Klosterbrauerei werden errichtet.

1699 begann Abt Simpert mit dem Klosterneubau.

Als Baumeister verpflichtete er Unterelchinger Michael Wiedemann (1661−1703). Er stammte aus einer in Unterelchingen ansässigen Sippe von Stukkateuren und Baumeistern.

Er war wohl gleichzeitig in Salem, Ellwangen und Neresheim tätig. Sein Hauptwerk war die Klosteranlage von Neresheim.

Der Bau wurde allerdings bald gestoppt durch den Spanischen Erbfolgekrieg. Der letzte spanische Habsburger auf dem spanischen Thron Karl II. (1665-1700) verstarb 1700.

Daraus entwickelte sich ein dynastischer Erbfolgekrieg zwischen den Herrscherhäusern der Bourbonen und der Habsburger. Er wurde sowohl in Europa als auch in Spanien ausgetragen.

1702  wurde auch Kloster Neresheim Kriegsgebiet. Der bayrische Kurfürst Max Emanuel (1679-1726) war mit dem französischen König Ludwig XIN (1643-1715) verbündet und griff 1702 die Stadt Ulm an.

Das Härtsfeld wurde bald von  französisch-bayrischen Truppen, bald von österreichischen und Truppen der Reichsarmee überschwemmt.

Abt und Konvent mussten mehrmals flüchten. An die Franzosen war eine Brandschatzung von 22.000 fl , das sind etwa 4.646.274,00 €., entrichtet werden.

West-und Südflügel des Neubaus waren zu Kriegsbeginn  fertiggestellt. Dann mussten die Bauarbeiten eingestellt werden.

Nach der 2. Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704 und dem Sieg der Kaiserlichen und der Reichsarmee konnte Abt Simpert wieder weiterbauen. Allerdings war

Baumeister Michael Wiedemann am 16. Oktober 1703 in Unterelchingen im Alter von erst 42 Jahren verstorben.

1706 musste Abt Simpert aus gesundheitlichen Gründen resignieren. Nach seiner Resignation lebte er noch 5 Jahre, hatte aber drei Schlaganfälle.

Er verstarb am 3. März 1711.

Sein Nachfolger wurde Abt Magnus Hel (1706–1711)

Er stammte aus Füssen. Mit 26 war er Großkeller in Neresheim. Nach der Resignation von Abt Simpert wurde er zum Abt gewählt, musste aber überredet werden, das Amt zu übernehmen.

In der Niederschwäbischen Benediktinerkonkregation engagierte er sich nicht. Auf dem Kapitel von 1708 in Irsee ließ er sich durch den Abt von Kloster Deggingen vertreten.

Selbst in Neresheim 1711 ließ er sich vertreten, dieses Mal durch den Abt von Kloster Heiligkreuz in Donauwörth Amandus Röls (1691-1748)

Er baute den Pfarrhof in Ummenheim. Den Pfarreien Ziertheim und Dattenhausen verschaffte er die veräußerten Güter wieder.

Im Mai 1707 machte sich der Erbfolgekrieg wieder bemerkbar. Der französische Marschall Claude-Louis-Hector de Villars (1653-1734) überraschend den Rhein überschritten.

Das Reichsheer unter Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth(1655-1712) gab daraufhin weitgehend kampflos die Bühl-Stollhofener Linie auf und zog sich unnötig weit bis Aalen und Ellwangen zurück.

Abt Magnus flüchtete sich deshalb mit Kirchengeräten nach Nördlingen. Dieses Mal blieb es im  Krieg bei Drohungen und Schrecken und Abt Magnus konnte bald nach Neresheim zurückkehren.

Abt Magnus stirbt 1711 und überlebt seinen Vorgänger nur um wenige Monate.

Auf ihn folgt Abt Amandus Fischer (1711–1728)

Er stammte aus Ochsenhausen.

Vor seiner Wahl war er Novizenmeister, Pfarrverweser in Neresheim und Prior.

Seine Wahl fand am 11. Juni 1711 im Beisein von Weihbischof Johann Kasimir Röls (1708 –1715 von Augsburg und den Äbten Heinrich Werner von Mönchsdeggingen und Abt Amandus Röls aus Heiligkreuz, einem Bruder des Augsburger Weihbischofs statt.

Er vollendete den fast sechs Jahre eingestellten Klosterneubau am 15. November 1714.

Die Baukosten werden mit 45.000 Gulden, das sind etwa 9.559.450,00 €.

Zugute kam ihm, dass 1712 auf Klostergebiet ein Marmorbruch entdeckt wurde, so dass für die Verzierungen kostengünstiges Material bereitstand.

Schon 1719 beschloss er den ersten Umbau. Er holte den in Landsberg lebenden Dominikus Zimmermann (1685-1766) Stukkateur und Baumeister zur Neugestaltung des Festsaales hin zu. Zusammen mit seinem Bruder

Johann Baptist Zimmermann (1680–1758) stellt er ihn fertig.Singulär sind im Festsaal die grossen Wandreliefs.

Abt Amandus hatte nicht nur das Kloster fertiggebaut. Er erneuere drei große Kirchen und zwar in Kösingen, Elchingen und Ummenheim . Sie wurden erneuert, vergrößert und neu ausgeziert.

In Großkuchen wurde der Turm neu hergestellt. Im Kloster und im Umland erbaute er 5 Pfarrhäuser und 8 andere große Gebäude.

An alle Pfarrhäuser ließ er eine Zehntscheuer bauen. Dadurch wurden die Ernteabgaben zentral verfügbar und die wirtschaftliche Basis des Klosters wesentlich gestärkt.

Abgebrannte Wälder wurden zu Äckern oder Wiesen gemacht. Andere wurden zu gekauft. So vermehrte er  Wohlstand seines Stiftes.

Er war Visitator und Vorsteher der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation.

1723 erhielt die Kongregation von Papst Benedikt XIII. (1724-1730) unter seinem Vorsitz  alle geistlichen Rechte und Freiheiten, die auch die berühmte Cassinensische Kongregation innehatte.

Er war auch ein Förderer der Wissenschaften.

1695 hatte der Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1695-1727) in Freising das Lyzeum gegründet. Ab 1708 gab es dann eine philosophische und ab 1713 eine theologische Hochschule, ab 1719 das Priesterseminar.

1720 wurden diese schulischen Einrichtungen mit der Ordensschule der bayrischen und schwäbischen Benediktiner verbunden. Benediktinerprofessoren übernahmen nun die Besetzung und Leitung des Lyzeums.

1723 war er erster schwäbischer Vorsteher des Lyzeums.

Auch die im Oktober 1622 durch Kaiser  Ferdinand II. zur Universität erhobene Hohe Schule in Salzburg wurde von Abt Amandus gefördert. Dort wurde ihm 1727 das Amt eines Schwäbischen Assistenten anvertraut.

1711 entgingen die neuen Klostergebäude nur knapp einem Brand. 1713 brannten zwei Wälder ab.

Dreimal brannte es im heute zu Aalen gehörenden Dorf, das schon 1258 an Kloster Neresheim fiel. 40 Häuser fielen den Flammen zum Opfer.

1727 erkrankte Abt Amandus. Da wenig Hoffnung Sein Nachfolger wurde Abt auf Genesung bestand, legte er 1728 sein Amt nieder und verstarb am 27. Mai 1730.

Sein Nachfolger wurde Abt Edmund Heiser (1729–1739)

Edmund wurde als Sohn des Klostersekretärs in Kleinerdlingen im Ries, heute ein Stadtteil von Nördlingen, geboren.

Vor seiner Wahl zum Abt, die am 21. April 1729 stattfand, war er Prior in Neresheim. Bei seiner Wahl gab es einen Streit zwischen dem Augsburger Bischof Alexander Sigmund von Pfalz-Neuburg (1690- 1737 ) und der

Niederschwäbischen Benediktinerkongregation.Die Kongregation bezog dich auf das Befreiungsdekret, das Abt Amandus 1723 erhalten hatte. Demnach konnte der jeweilige Kogregationsvorsteher einen Abt bestätigen, ohne den Diözesanbischof

hinzu zu ziehen. Dagegen ging Bischof Alexander Sigmund vor und wandte sich in dieser Sache an Kaiser Karl VI. (1711-1740). Dieser stellte sich auf die eite des Bischofs und die Klöster mussten schließlich nachgeben.

Der Augsburger Bischof bestätigte Abt Edmund erst nach dreimaligen Bittenund das erst 10 Jahre nach der Wahl 1739.

Er baute eine Kirche in Auernheim, heute Gemeinde Nattheim im Landkreis Heidenheim und Großkuchen. Dann erbaute er drei Pfarrhöfe, einen in Neresheim, der besonders schön und groß ausfiel. In Neresheim

kam noch ein Schulhaus dazu.Im Klostergarten  ließ er besonders schöne Gewächse Pflanze, einen Springbrunnen anlegen sowie eine Galerie aus Steinen.

Er vergrößerte den Bestand der Bibliothek beträchtlich und schaffte vor allem juristische, historische und patristische (Literatur zu den Kirchenvätern) an.

Pater Ulrich Hundorfer schickte er zum Jurastudium an die Universität Salzburg. Er war Doktor beider Rechte. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er Kirchenrecht  in Neresheim.

In Salzburg war er von 1744-1746 Professor für Philosophie. Nach Neresheim zürückgekehrt wirkte er als Ökonom und war auch Prior.

Er verstarb am 15. Oktober 1758.

1737 erkrankte Abt Edmund plötzlich und verstarb nach zweijähriger Krankheit am 18. Februar 1739.

Auf ihn folgte Abt Aurelius Braisch (1739–1755).

Aurelius wird am 4. Februar 1694 als Kaspar Braisch im damals vorderösterreichischen  Ehingen an der Donau geboren.

Über seine Eltern und seine Ausbildung ist nichts bekannt. Wahrscheinlich besuchte er das Gymnasium in Ehingen.

1714 trat er in das Kloster Neresheim ein. Seine Profess legte er am 4. Juli 1714 ab.1718 wurde er zum Priester geweiht.

Er studierte und war nachher Professor am Klostergymnasium. 1731−1732 war er als  Professor der Theologie und der Philosophie in Freising tätig. Nach seiner Rückkehr war er  Ökonom in Neresheim.

Am 3. März 1739 wurde er zum Abt gewählt.

Von Anfang an war er ein grosser Kämpfer für die Reichsunmittelbarkeit der Abtei vor allem gegen das Haus Öttingen.  Er führte deshalb viele Prozesse vor dem Reichskammergericht in Wetzlar.

Der Klosterneubau lag schon 25 Jahre zurück. Die hohen Baukosten hatte die Abtei verkraftet und auch wieder genügend Finanzmittel angesammelt.

Bald nach seiner Wahl befasste sich Abt Aurelius mit dem Neubau der Klosterkirche. In der näheren und weiteren Umgebung waren  große Stiftskirchen im Entstehen, wie Zwiefalten, Ottobeuren oder St. Gallen.

Das dürfte ihm Ansporn aber auch Anregung gewesen sein.

1744 reiste Kaiser Franz I. (ab 1745 Mitregent von Maria Theresia-1765) mit 100 Kutschen durch Neresheim.

1747 gewann er den großen Würzburger Barockbaumeister Balthasar Neumann (1687-1753) für den Kirchenneubau.

Vorarbeiten und Planung zogen sich bis 1750 hin.

Am 04.07. 1750 legte Abt Aurelius im Beisein von Balthasar Neumann und vieler Ehrengäste den Grundstein. Die Reichsprälaten Amandus Schindele ((1740–1763)  von Kloster Elchingen,

Reichsprälat Caspar Geisler (1735-1753) von Kloster Roggenburg, Abt Michael Dobler (+1779) von Mönchsdeggingen und Abt Michael Schiele (1723-1765) von Kloster Fultenbach vertraten die Klöster.

!753 starb Balthasar Neumann in Würzburg Die Klosterkirche war eine Großbaustelle. Der Bau wurde aber im wesentlichen nach den Plänen Neumanns ausgeführt. Nur die geplante Steinkuppel über der Kirche

wurde einfacher ausgeführt. 1759 beschloss der Konvent, dass die geplanten sieben Kuppeln nicht in Stein sondern als wesentlich einfacher zu bauende Holzkonstruktion ausgeführt werden sollte.

Auch der Altarbereich hätte nach Neumanns Vorstellungen markanter ausfallen sollen. Die Kirche gilt aber als Krönung barocker Baukunst.

Abt Aurelius hatte den Bau eigenmächtig weitergeführt, trotz starker Opposition im Konvent, deren Führer der bauverständige P. Benedikt Maria Angehrn ist. Dieser hatte den Abt während der ganzen Bauphase begleitet.

Diese Unstimmigkeiten führten dazu, dass Abt Aurelius sein Amt 1755 niederlegt. Er verstarb am 3. März 1757

Er wird als letzter Abt in der alten Klosterkirche bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt III. Maria Angern (1755–1787)

Er wurde als Sohn des Hans Jakob Angehrn und der Maria Euphrosina Barbara Widmer  am 15. Juni 1720 in Hagenwil am Bodensee im Thurgau geboren und auf den Namen Franz Joseph getauft.Er verlor seine Eltern früh. Seine Mutter starb, als er drei Jahre alt war,

sein Vater  als Franz Joseph, der spätere Benedikt 14 war. Er wurde vom Hagenwiler Pfarrherrn  Dr. theol. Johann Anton Egger, der in Dillingen Theologie studiert hatet, gefördert und betreut.

In Hagenwil ist 1725 auch sein Cousin Beda Angehrn, geboren, der spätere Fürstabt von St. Gallen (1767−1796).

Franz-Joseph besuchte zunächst die Klosterschule in St. Gallen. Dann studierte er ab 1738 in Dillingen. Dort ist seit 1739  der aus Pruntrut im Kanton Jura stammende P. Franz Xaver Jacolet  SJ (1683−1746) Rektor der Universität.

1740 trat er als Novize in das Kloster Neresheim ein. 1741 legte er seine Profess ab und nahm den Klosternamen Benedikt an. Er kehrte nach Dillingen zurück und studierte dort Theologie.

Am 8. Juli 1745 wurde er im Augsburger Dom zum Priester geweiht.

In Neresheim war er am Klostergymnasium Professor und Lehrer der Theologie im Hausstudium.

Er war schon früh am Kirchenneubau beteiligt und unterstützte Abt Aurelius. Nach einem zeitgenössischen Bericht war er Urheber des ersten Planes, nach welchem schon 1745 mit den Erdarbeiten begonnen wurde.

1747 gewann   Abt Aurelius den Würzburger Baumeister Balthasar Neumann. Der Grundriss und der Hauptgedanke der Planung fand die Approbation des Baumeisters.

Beim Tode Balthasar Neumanns zögerte Abt Aurelius mit der sofortigen Einstellung eine neuen Architekten.Auch traf er unverständliche Entscheidungen zu Sparmaßnahmen.Das alles führt zu Spannungen und Unstimmigkeiten im Konvent.

Pater Benedikt wird Hauptkritiker des Abtes und Führer der Klosterrebellion. Das führt zum Rücktritt von Abt Aurelius 1755.

Bei der Wahl am 3.März 1755 wurde Benedikt mit 14 von 25 Stimmen gewählt.

Kurz nach seiner Wahl holte Abt Benedikt den 22-jährigen Franz Ignaz Michael Neumann, den Sohn des verstorbenen Architekten, als Experten nach Neresheim. Er entwarf den Gewölbeplan, der in der Kunst- und Ingenieurbaugeschichte legendär ist.

Einen Auftrag erhielt er aber nicht. Er entließ den leitenden Baumeister Dominikus Wiedemann, der aus der Baumeister- und Stuckateurenfamilie der Wiedemann stammt und ein  Verwandter von Michael Wiedemann (1661−1703) aus Unterelchingen, der Baumeister des Neresheimer Klosterneubaus ist.

Zwei Jahre später entließ er auch den nachfolgenden Leiter, den fürstlich oettingischen Baudirektor Conradi. Erst 1759 stellt Abt Benedikt Maria mit Johann Baptist Wiedemann (1715−1773) einen neuen fähigen Baumeister ein.

Er ist  Stadtmaurermeister in Donauwörth, Sohn von Christian Wiedemann (um 1680−1739) und ebenfalls ein Verwandter.

Aus Kostengründen und aus berechtigtem Misstrauen in die vorhandene Tragstruktur muss auf das massive Gewölbe verzichtet. In der Gewölbefrage handelte er vorsichtig.

In der Innenausstattung handelte er fortschrittlich.

1769 reiste er nach Ettal, um dort den Maler Martin Knoller kennenzulernen.

Martin Knoller (1725−1804), aus Steinach am Brenner. Er malte 1769 in der Benediktinerabtei Ettal das Deckenbild im Chor

Er lebte in Mailand und kam nur zu Aufträgen über die Alpen. Die Klarheit, Schärfe und Präzision der Arbeiten des Mailänder Künstlers überzeugten den Abt Benedikt, der keine unverbindliche Rokokomalerei wünschte.

Er schloss 1769 einen Akkord mit Knoller und und übertrug ihm die Gestaltung des Innenraumes der Stiftskirche. Für den Heiligenhimmel gab der Abt das Programm vor.

Knoller arbeitete 5 Jahre daran und bekam dafür 20.000 Gulden, das entspricht etwa 4.258.548,00 €.

mit 714 Quadratmeter gemalter Fläche das grösste Deckenbild des 18. Jahrhunderts , grösser als das Treppenhausfresko Tiepolos in Würzburg.

Die Stukkaturen stammten von Thomas Schaidhauf (1735−1807), aus Raisting, einem der letzten Wessobrunner Stuckateure.

Die Kirche konnte 1782 bezogen werden. Alles in allem kostete das 250.000 Gulden, das sind etwa 53.231.850,00 €! Das Kloster konnte die ganzen Kosten tragen, ohne Schulden machen zu müssen.

Natürlich war der Kirchenbau die größte Leistung in der Regierung von Abt Benedikt. Aber für das Kloster noch bedeutender war die Unabhängigkeit von den Grafen von Oettingen-Wallerstein.

1764 erreichte Abt Benedikt einen Vergleich mit dem Hause Oettingen, der von Kaiser Franz und dem höchsten Reichsgericht anerkannt wurde.

Das Kloster war nun unmittelbares freies Reichsstift und Abt Benedikt wurde ins Reichsprälatenkollegium mit Sitz und Stimme im Schwäbischen Kreis aufgenommen.

Das Haus Oettingen verzichtete auf die Vogteirechte und damit auf die Landeshoheit, die Abtei auf mehr als ein Drittel ihres Besitzes.

Für Neresheim hatte das die Folge, dass die meisten Häuser beim Kloster ausbaut wurden, weil jetzt eine eigene Administration mit Oberamtmann und Kanzlei geschaffen werden mußte.

Auch im Orden war Abt Benedikt tätig.

von 1766–1772 war er Visitator und 1772–1778 Präses der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation.Um die Abtei Fultenbach vor dem Ruin zu retten, war er dort von 1773–1777 als Administrator tätig. Von 1778–1782 war er kaiserlicher Administrator von St. Ulrich und Afra in Augsburg.

Das Schulwesen in seinem Herrschaftsgebiet förderte er und es erhielt wichtige Verbesserungen. Ab 1772 wurde auch in Schulen Visitationen angeordnet. Handwerkszünfte wurden eingerichtet. Neue Straßen und Wege wurden gebaut. Das alles führte zu mehr Wohlstand.

Im Kloster achtete er auf Disziplin. Auf die Fortbildung seiner Mönche legte er großen Wert. Dorthin hatte er Pater Melchior Göttis vom vorderösterreichischen Kloster Wiblingen als Schulleiter berufen, Dieser hatte dort die Lehrmethoden kennengelernt, als in

Österreich die Normalschulen eingerichtet wurden. Sein Wissen hatte er auch an den Kapitularen Benedikt Pracher weitergegeben. Diese Lehrmethode wurde dann an allen reichstiftischen Schulen eingeführt.

Viele schickte er zum Studium an Universitäten. 1766 hielt das Kloster sogar einen eigenen Sprachlehrer für Französisch.

Seine besten Leute schickte er als Lehrer an andere Schulen, sechs zum Beispiel nach Freising. Pater Ulrich Vögele (Profess 1760) war  erst Professor

im Kloster Amorbach und in Freising einmal Schulpräfekt von 1772-1776 Regens in Freising.

Gute Beziehungen hatte er zu Herzog Carl Eugen (1737-1793)von Württemberg.Er schickte Pater Benedikt Werkmeister  als Hofprediger nach Württemberg.

Außerdem schickte er Pater Beda Bracher nach Stuttgart. Dieser war bis 1782 in Neresheim Schuldirektor. 1783 schickte er ihn zu seinem Cousin Fürstabt von St. Gallen zur Einrichtung von Schulen im Bereich dieser Fürstabtei.

Ab 1786 sollte er dann mithelfen in Württemberg auch katholische Schulen einzurichten.

Möglicherweise ist im in Württemberg der Maler Martin Knoller empfohlen worden.

Er errichtete den Konventsgarten.Er legte die Weiler Niesitz, heute Ebnat und Steinweiler an und errichtete dort insgesamt etwa 50 Häuser.

Dann konnte er die Hofmark Ziertheim erwerben.

Seinen Cousin, den Fürstabt Beda besuchte er vier mal. Erstmals 1763. Dann war er bei Bedas Abtsweihe 1767 dabei. 1771 besucht er ihn wieder. 1772 waren beide Äbte

der feierlichen Translation des Katakombenheiligen Benediktus in die Pfarrkirche von Hagenwil anwesend. 1774 war er wieder in St. Gallen und 1783 bereiste er zusammen mit seinem Cousin

12 Tage lang das Fürstenland. Auch hatte er seinen Lehrer Beda Pracher 1783 nach St. Gallen geschickt zur Unterstützung des dortigen Volksschulaufbau.

Allerdings war der Umgang mit ihm sehr schwierig. In “ Der Sammler, Belletristische Beilage zur Augsburger Abendzeitung, 1881, bezeichnet Abt Benedikt auf Seite 4 als “eine merkwürdige, höchst eigenartige Person,

Despot vom Scheitel bis zur Sohle.” Er ließ nur seinen eigenen Willen zur Geltung kommen. Seine Ko0nventualen schikanierte er geradezu . Oft wurden sie mit geradezu kindischen Strafen bedacht oder auch heruntergeputzt.Ähnlich urteilt das Diözesanarchiv für Schwaben

Stuttgart 1895, S. 186, bescheinigt ihm Härte gegen seine Konventualen, eine Mangel an Verständnis für jede wissenschaftliche Tätigkeit, eine Soldatennatur, dessen eiserner Willenskraft sich alles beugen musste, was sich ihm hindernd entgegenstellte.

Posiiver sieht es Nack (Profess in Neresheim1770), der 1792 die Klostergeschichte geschrieben hatte. Im Abschnitt über Abt Benedikt schreibt er “diesen,gerade diesen Mann musste Neresheim haben, um das zu werden, was es wirklich ist. (S.176)

In seinen letzten Jahren war er geistig völlig klar, litt aber an sehr schmerzhaftem Podagra.

Er verstarb am 24. Juli 1787, nachdem er 32 Jahre regiert hatte. Er ruhte auf eigenen Wunsch auf dem Friedhof.

Auf ihn folgte als letzter Abt vor der Säkularisation des Klosters Abt Michael Dobler (1787–1803)

Er ist am 30. Juni 1730 in Holzheim, heute Landkreis Dillingen als Johannes Evangelist  geboren. Dort wurde auch sein Onkel geboren, der von 1743-1771 als Michael Dobler

in Kloster Mönchsdeggingen Abt war. Johannes Evangelist trat in das Kloster Neresheim ein und legte dort am 5. Juli1750 seine Profess ab. Er nahm den Klosternamen Michael an.

Am 20. September 1855 in Augsburg zum Priester geweiht und feierte am 5. Oktober 1755 seine Primiz.

Vor seiner Wahl war er in Neresheim Ökonom und langjähriger Vorstand des Forstwesens. In beiden Ämtern hatte er sich um das Kloster verdient gemacht.

Nach dem Tod von Abt Benedikt fand am 21. August 1787 die Wahl zum Abt statt.Sein bescheidener und friedliebender Charakter prädestinierte ihn zum Nachfolger des doch sehr dominanten Benedikt.

Der Wissenschaft gegenüber war er sehr aufgeschlossen.

Er verwendete jährlich eine bedeutende Summe für die Bibliothek.

Selbst naturwissenschaftlich gebildet bemühte sich um eine zeitgemäße Ausbildung der Jugend im Stiftsgymnasium, für das er eine umfangreiche Naturaliensammlung und viele physikalische und chemische Geräte beschaffte.

Auch im Alltag physikalische Erkenntnisse durch und sorgte in und um Neresheim, z. B. Nattheim 1792 für die Errichtung von Blitzableitern.

Im Kloster bildete er auch ein Münzkabinett.

1792 errichtete er eine Druckerei in Neresheim. Darin erschien z. B. Enikels Weltchronik,  die der damalige Bibliothekar des Klosters P. Magnus Faus 1792 ankündigte.

Abt Michael ließ auch das Gebiet des Reichsstiftes genau kartographisch aufnehmen.

Die Schulen  im Klostergebiet und im Stift wurden weiter besser ausgestattet.

1792 weihte der Augsburger Weihbischof Johann Nepomuk von Ungelter (1779-1804) feierlich ein.

Von 1792 bis 1797 liess er von dem Ottobeurener Orgelbaumeister Johann Nepomuk Holzhey (1741-1809) die große Hauptorgel in die Klosterkirche einbauen.

Holzhey war der letzte barocke Orgelbauer und die Orgel in Neresheim die letzte große Barockorgel in Süddeutschland.

Am 14. Juli 1789 war der Sturm auf die Bastille die Initialzündung für die französische Revolution. Auch der erste Koalitionskrieg, der von 1792-1797  geführt wurde,

hatte auf Deutschland zunächst keine direkten Auswirkungen. Das änderte sich erst ab 1796. Der französische General Jean-Victor Moreau (1793-1813) überschritt

am 24. Juni 1796 den Rhein bei Kehl.

Der österreichische General Karl von Österreich-Teschen (1771-1847), der zu der Zeit Reichsfeldmarschall war und den Oberbefehl über sämtliche Reichstruppen an der Rheinfront hatte,

griff am 11. August 1796 in der Schlacht bei Neresheim die Truppen  von General Moreau an, was als Schlacht bei Neresheim bekannt wurde. Die Franzosen erkämpften sich den Durchmarsch nach Bayern.Bei diesen Kämpfen ging die

nahe dem Kloster gelegene Wallfahrtskirche Maria Buch in Flammen auf.

Abt Michael hatte die Schätze des Klosters und das Archiv  zunächst nach Regensburg, dann nach Augsburg und schließlich nach Salzburg zu verlegen.

General Moreau verlegte sein Hauptquartier ins Kloster Neresheim. Das Kloster kam relativ unbeschadet davon. Die Umgebung des Klosters aber wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.

Einmal musste der Abt kurz das Kloster verlassen, weil das Kloster ständig von Generalen, Soldaten und Bediensteten wimmelte.

Sein Goldenes Priesterjubiläum am 4. Juli 1800 konnte er aber feiern.Der französische General Charles-Louis Grandjean (1768-1828) nahm mit seinen Offizieren an der Feier teil.

Anlässlich seines Priesterjubiläums richtete er den nach ihm benannten Dobler-Fond zur Ausbildung talentierter Jungen aus dem Reichsterritorium ein.

Der Krieg verschlang für das Kloster ungeheure Summen. In der Regel wurden Brandschatzungen kassiert. Verpflegung für die Truppen musste gestellt werden.

Der Frieden von Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die Eingliederung der1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss  vom 25. Februar 1803 setzte so die Bestimmungen des Vertrags von Lunéville um. Die geistlichen gebiete wurden säkularisiert und so verschwanden  fast alle geistlichen Herrschaften wie Hochstifte oder Reichsabteien. Insgesamt reduzierte sich bei dieser sogennanten Napoleonischen Flurbereinigung die Zahl der Territorien von mehreren hundert auf etwa vierunddreißig; über drei Millionen Menschen bekamen neue Landesherren.

Von den 47 Reichsstädten wurden bis auf 6 mediatisiert, das heisst, sie verloren ihre Selbstständigkeit.

Neresheim hörte am 22. Dezember 1802 auf, ein Reichstift zu sein.

Das Stift fiel an Fürst Carl Anselm von Thurn und Taxis (1733-1805). Am 22. Dezember 1802 ließ Fürst Karl Anselm durch seinen Präsidenten Johann Jacob Graf von Westerholt (+  1814) “vom Kloster nebst allen Zubehörden Zivilbesitz ergreifen.

Er erklärte das Kloster und das Klosterinternat für aufgehoben. Das Kloster hatte zu diesem Zeitpunkt 25 Patres und 5 Laienbrüder.

Das Stiftsgebiet umfasste 1 1/2 Quadratmeilen und hatte 2500 Einwohner. Dazu kam noch die Hofmark Ziertheim mit 350 Einwohnern.

Abt Michael bekam vom neuen Landesherrn eine Pension von 4500 fl. das sind etwa 962.630,00 €

Abt Michael war mit Fürst Carl Anselm befreundet. Der Fürst schloss auch das Internat nicht, sondern gründete am 25. Juli 1803 das “Lyzeum Carolinum”. Die Mönche, die dort bisher Lehrer waren, hatten einen Lehr- und Organisationsplan zu entwerfen.

13 Exkonventualen erteilten nun an dem neuen Institut kostenlosen Unterricht. Hauptsächlich sollten dort Lehrer herangebildet werden.

Allerdings verstarb Fürst Carl Anselm schon im November 1805.Das Lyzeum verlor so seinen Gönner.

Der ehemalige Abt ging mit einem Konventualen nach Ziertheim und später nach Dillingen, wo er am 15. August 1815 verstarb. Dort ist er seinem Wunsch gemäß bestattet.

Mit der Mediatisierung von 1806 mussten die Fürsten von Thurn und Taxis die Landeshoheit auf- und an Bayern abgeben. Das Lyzeum wurde aufgelöst.

Der König von Bayern hatte Kloster und Kirche von Neresheim zum Abbruch freigegeben.

1810 war die Grafschaft Taxis und mit ihr das ehemalige Reichsstift Neresheim an das Königreich Württemberg gekommen.

König Friedrich I. von Württemberg (1806-1816)  verhinderte einen geplanten Abbruch von Kirche und Kloster.

Im Kloster wurden das Amtsgericht, die fürstliche Rentkammer und Wohnungen für den Schlosspfarrer und Bedienstete der Fürstenfamilie untergebracht; das Klostergut und die Klosterbrauerei waren verpachtet.

P. Karl Nack hatte 1814 durch ein Bittgesuch an den Wiener Kongress versucht, Kloster Neresheim wieder her zustellen, aber vergeblich.

Fürst Albert von Thurn und Taxis verpachtete einen Großteil der Klosteranlagen an die Vinzentinerinnen

Von 1894-1904 führten sie dort ein Mädchenschutzheim, die Anstalt vom Guten Hirten.

Von 1905 –1921 betrieben die Vinzentinerinnen dann in Neresheim eine Anstalt für behinderte Kinder.

Im Ersten Weltkrieg wurde im Torbau auch ein Reservelazarett unterhalten.

Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie wurden 1919 die deutschsprachigen Benediktiner 1919 aus ihrer Abtei Emaus in Prag vertrieben.

Sie suchten in Südwestdeutschland ein leerstehendes Benediktinerkloster und fanden dieses in Neresheim.

1880 gelangte das  Emauskloster in Prag mit Zustimmung des Kaisers Franz Joseph I. (1848-1918) und des Prager Kardinals Friedrich zu Schwarzenberg (1849-1885) an die Beuroner Kongregation, die 1873 vom Papst bestätigt wurde. Damals wurden infolge des Kulturkampfs

(Konflikt zwischen Papst Pius IX.(1848-1878) und dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck (1871-1890)

die Mönche aus der Erzabtei Beuron vertrieben und kamen am 19. März 1880 in Prag an.

Die Anstalt für Kinder siedelte um in das fürstliche Schlösschen von Heudorf am Bussen

Am  14. Juni 1920  errichtete Papst Benedikt XV. (1914-1922) die Abtei wieder.

Erzabt Raphael Walzer (1918-1937) von der Beuroner Kongregation berief Pater  zum ersten Abt des wiedererrichteten Klosters. Bernhard Durst (1921-1965, + 1966) wurde am

am 8. September 1921 vom Rottenburger Diözesanbischof Paul Wilhelm von Keppler (1898-1926) zum Abt geweiht.

Der Konvent wurde aus vertriebenen Mönchen und Mönchen aus Beuron gegründet. Neresheim wurden die Rechte des alten Klosters übertragen.

Die wirtschaftliche Lage war in der Nachkriegszeit natürlich nicht rosig. Trotzdem richtete der Konvent gleich daran, in den Räumen, die als Klosterbrauerei genutzt

wurden, eine staatlich anerkannte landwirtschaftliche Winterschule mit 100 Internatsplätzen einzurichten.  Von 1923-1928 wurden dort Jungbauern aus dem Oberland, Ostwürttemberg und Hohenlohe fachlich und menschlich weitergebildet.

Einige Patres machten  an der heutigen Universität hohenheim, damals sei 1904 Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim ein Zweitstudium und unterrichteten dann in Neresheim.

In den Sommermonaten wurden die Räume für Exerzitien, Kurse und Tagungen, besonders auch des katholischen Akademikerverbandes, genutzt.

1923 trat Max Emanuel von Thurn und Taxis (1902-1994) 4. Sohn von Fürst Albert I. von Thurn und Taxis (1867-1952) in das Kloster Neresheim ein.

1297 legte er dort seine Profess ab. Er hatte de Klosternamen Emmeran, nach dem Heiligen Emmeran von Regensburg bekommen oder auch  nach dem Thurn und Taxis’schen Stammsitz Schloss St. Emmeram in Regensburg.

Aus diesem Anlass schenkte Fürst Albert Kirche, Klostergebäude und 200 ha Felder und Wiesen dem Neresheimer Konvent zurück.

Die Laienmönche sorgten in dem landwirtschaftlichen Musterbetrieb und einigen Werkstätten für den Lebensunterhalt.

Die Patres setzten sich in der Seelsorge und in der wissenschaftlichen Arbeit ein. Außerdem pflegten eine von der Gregorianik geprägte feierliche Liturgie.

Sie richteten eine neue Bibliothek ein,deren Bücherbestand den der barocken Bibliothek bald übertraf.

Nachwuchsprobleme hatte das Kloster damals nicht. Zu beginn des 2. Weltkrieges konnte Neresheim  mit ungefähr 30 Patres und ungefähr 40 Brüdern einen Höchststand verzeichnen.

Den nationalsozialistischen Machthabern war Kloster Neresheim ein Dorn im Auge. Sie konnten es aber nicht enteignen, da es rechtlich zum Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis gehörte.

Aber 1940 wurde es   von der „Volksdeutschen Mittelstelle“ zur Unterbringung von ca. 1200 Umsiedlern beschlagnahmt und bis August 1945 als Umsiedlungslager für Volksdeutsche geführt.

Viele Patres und Brüder waren eingezogen. Die Verbliebenen mussten sich auf  die Klosterkirche, der Konventgarten und eine kleine Anzahl von  Räume im Konventsbau beschränken.

Abt Bernhard Dunst war von 1948 bis 1960 nicht nur Abt in Neresheim sondern auch Präses der Beuroner Benediktinerkongregation.

Am 25. Juli 1965 legte er Alters-und Krankheitsbedingt die Leitung der Abtei nieder.

Pater Johannes Kraus wurde am am 14. August 1965 als Nachfolger von Abt Bernhard Dunst gewählt. Er ist am 8. August 1804 als Karl Kraus geboren. Sein Vater war Brauereibesitzer in Kellmünz.

Karl trat 1926 als Novize in das Kloster Neresheim ein.

Von 1940 bis Kriegsende war er Sanitätsgefreiter überwiegend auf dem Balkan. Aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen war er von 1946–1947 freiwillig Lagerpfarrer im Kriegsgefangenenlager Dijon in Frankreich.

Von 1947 bis 1956 unterrichtete er weiter Philosophie in Neresheim und war als Seelsorger in Nordwürttemberg tätig.

1956 wurde er Spiritual in der Benediktinerinnenabtei St. Erentrud in Kellenried (bei Weingarten).  Das blieb er bis zu seiner Wahl zum Neresheimer Abt.

Am 8. September 1965 wurde er durch den Rottenburger durch Diözesanbischof Carl Joseph Leiprecht (1949-1974 Rücktritt) benediziert.

Schon Bernhard Dunst hatte 1936-1938 den Chor der Abteikirche gemäß den Plänen Balthasar Neumanns umgestaltet.

Baufehler aus der Erbauungszeit und Alterungsschäden aus den folgenden zwei Jahrhunderten hatten den Baukörper so geschwächt, dass Zusatzbelastungen aus dem Überschallknall der Düsenjäger nicht mehr aufgenommen werden konnten und mit einem Einsturz des Daches über der Vierungskuppel gerechnet werden musste. Am 13. Juli 1966 wurde die Kirche baupolizeilich geschlossen.

Dann wurde der  Bau nach Grundsätzen moderner Denkmalspflege so restauriert, dass sie sich heute so zeigt, wie es der Künstler Ende des 18. Jahrhunderts gestaltet hatte. Auch den Grundsätze der nachkonziliaren Liturgie folgend wurde der Altartisch des Hochaltars umschreitbar freigestellt und am 9. September 1975 von Diözesanbischof Georg Moser (975-1988) geweiht.

Abt Johannes resignierte wegen Krankheit am 16. August 1977 und starb schon am 27. Oktober 1977.

Zu seinem Nachfolger wurde1977  Norbert Stoffels gewählt und am am 8. September 1977 durch Bischof Dr. Georg Moser benediziert.

Abt Norbert wurde am 12. Feb. 1936 in Jülich als Wolfram Stoffels geboren. Er trat 1955 in das Kloster Neresheim ein. Nach seiner Profess am 5. Okt. 1956 nahm er den Klosternamen Norbert an.

In Neresheim studierte er Philosophie und dann Theologie in Beuron. Am 20. August 1961 wurde er zum Priester geweiht.

In Neresheim war er in der Klosterverwaltung und als Zeremoniar tätig. Seit 1964 war er Gebäudeinspektor und als solcher für die Klostergebäude zuständig.

Nachdem die Klosterkirche 1966 geschlossen wurde, übernahm er für Abt Johannes weitgehend die Arbeiten, die für die Sanierung der Kirche notwendig waren.

Er wurde im Laufe der Sanierung zu einem anerkannten Experten in der Bau- und Kunstgeschichte. Wegen seiner Verdienste um den Erhalt der Klosterkirche  erhielt er

an seinem 60. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und 2006 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Er war auch in der Übersetzungskommission der Salzburger Äbtekonferenz tätig und an der Herausgabe der Neuübersetzung und  der Benediktsregel beteiligt, deren erste Auflage (lat.-dtsch.) 1992 erschien.

Die Bedingungen in der Landwirtschaft hatten sich stark gewandelt, was natürlich auch Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Winterschule hatte. Diese wurde von immer weniger Schülern besucht.Sie  musste  gemäß Konventsbeschluss

1968 geschlossen werden. Die bisher schulisch genutzten Gebäude wurden on 1970 bis 1987 unter Mithilfe von Kirche und Land zu einem modernen Tagungshaus mit Touristengastronomie um- und ausgebaut,  dem Neresheimer Klosterhospiz.

Dort werden heute gut 100 Veranstaltungen unter den  Leitworten Besinnung, Bildung und Begegnung  angeboten. Dazu kommen viele Gasttagungen von Verbänden und Unternehmen.

Im Martin-Knoller-Haus, einem der Beamtenhäuser des ehemaligen Reichsstiftes am Ulrichsberg, ist eine Jugend- und Familienbegegnungsstätte das Hospiz untergebracht.

Abt Norbert wurde 2006 wiedergewählt. Seine Amtszeit endete satzungsgemäß am 21. Februar 2012. Schwer krebskrank zog sich Stoffels vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück. Er verstarb am 24. April 2013.

Er ist auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

Nach seinem Tod tauchte aber ein Rätsel auf. In seinem Nachlass fanden sich zwei Konten mit insgesamt mehr als 4,4 Millionen €. Woher es stammt und zu welchem Zweck es diente, ist nicht geklärt.

2014  klagte  ein Krefelder Rechtsanwalt Teile des Geldes ein und gab an, Treuhänder des Depots zu sein. Die Klage wurde abgewiesen, da der Anwalt, so das Landgericht Ellwangen weder eindeutige noch gerichtsfeste Beweise für seine Forderungen vorlegen konnte,

Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelte wegen Verdachts der Geldwäsche. Das Verfahren wurde später eingestellt, da die Vorwürfe verjährt waren.

Der Bundesgerichtshof sprach im Februar 2019 das Geld in letzter Instanz den Benediktinern zu. Zumal, was die Herkunft der Millionen betrifft, auch keine dunklen Quellen ausgemacht werden konnten.

Albert Knebel wurde 2012 Prior-Administrator. 2018 wurde er in seinem Amt bestätigt, allerdings mit neuem Titel nämlich Konventual-Prior. Seine Amtszeit beträgt nun sechs Jahre im Gegensatz zu den bisherigen drei Jahren als Prior-Administrator.

Die Mönche wählten keinen Abt. Der Konventual-Prior die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Abt, trägt jedoch nicht seine Insignien, also Stab, Siegelring, Brustkreuz und Mitra. Jedoch wird überlegt, ob ein Konventual-Prior künftig nicht ein Brustkreuz bekommt. Die Amtszeit ist mit sechs Jahren doppelt so lange wie die eines Prior-Administrators.

Kloster Neresheim hatte im März 2018 noch acht Mönche.

Beuroner Kongregation umfasst 17 Männer- und Frauenklöster.

 

                                                                                                                                                                        

29 Feb 2024

Benediktinerabtei Gengenbach

 

    

                                                                                                                      Gengenbach – romanische Stadtkirche St. Marien von Südosten

Das Kloster wurde 727 und 757 im Kinzigtal in der Ortenau von Abtbischof Pirmin gegründet wurde. Seine um 850 verfasste Vita Pirmini berichtet von der Klostergründung. Er zählt zu den iro-schottischen  Wandermönchen,

die im fränkischen Reich nach der Völkerwanderung den christlichen Glauben verbreiteten und das kirchliche Leben neu organisierten. Pirmin vertrat die Lehre der Peregrinatio, das ist die Abkehr von der profanen Welt.

Das spricht für eine irische Herkunft Pirmins. Er amtierte als Bischof in Meaux bei Paris, vor er unter dem Schutz des fränkischen Hausmeiers Karl Martell (zwischen 688 und 691- 741) und wohl auch in dessen Auftrag im

alemannischen Raum wirkte. Er gründete vor allem Klöster, denen er die Regel des Heiligen Benedikt von Nursia (um 480-547) gab.in seinen Klöstern galt allerdings eine regula mixta.

724 brachte ihn der Alemanne Sintlaz auf die Insel Reichenau. Dort gründete er das Kloster Mittelzell unter dem Schutz von Karl Martell. Das brachte ihn in Widersptuch zu Theudebald (709- 745), dem Sohn des verstorbenen Alemannenherzogs

Gotfrid (+709) Theudebald musste Pirmins Wirken als Provokation empfinden. Er vertrieb Pirmin 727 von der Reichenau. (zu Pirmin und der Reichenau siehe Mei Büchle Kloster Reichenau)

Von dort ging er zunächst ins Elsass nach Murbach. Dort gründete er das Kloster Murbach.

Welche Rolle Pirmin bei der Gründung der Ortenauklöster Gengenbach, Schuttern und Schwarzach gespielt hat, ist ungewiss.

Karl Martell liquidierte kurz vor seinem Tod das alemannische Herzogtum als Institution.Es fiel rechtens in seine Hände. Die Söhne Karl Martells beauftragte die Grafen Ruhard (* vor 790) und Warin (+ 774) mit

der “cura totius Alemanniiae”, das heisst, sie setzten die fränkische Grafschaftsverfassung durch und organisierten das Fiskalgut. Warin war ein Graf im Thurgau und Ruthard wird nach dem Mediävisten

Josef Fleckenstein allgemein zu den Stammvätern der Welfen gezählt.

Ruthard gründete das Kloster Gengenbach und stattete es mit Gütern aus.Er wählte es zu seinem und seiner Frau Irmengarda Grabkloster.

Die Quellenlage ist für Gengenbach nicht sehr günstig.Während des  30-jährigen Krieges und auch während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurden Stadt und Kloster schwer heimgesucht. Viele Urkunden gingen verloren.

Zur Besiedlung mit Mönchen wandte er sich an den Erzbischof von Metz, Chrodegang (742-766) Dieser entsandte Mönche aus dem Kloster Gorze nach Gengenbach. Gorze war ein Eigenkloster von Erzbischof Chrodegang,

der es um 757 gegründet hatte. Damit war Gengenbach zusammen mit den Klöstern Schuttern und Schwarzach, die ebenfalls von Ruthard gegründet und dotiert worden waren, ein wichtiger Stützpunkt

für das rechtsrheinische Vordringen der Franken.

Das Kloster nahm die Ordensregel des Chrodegang von Metz an.

Kloster Gengenbach entwickelte sich rasch und wurde bald zum größten Kloster der Ortenau. Um 820 lebten in Gengenbach schon 70 Mönche und um 846 schon 99 Mönche.

Man nimmt an, dass der Konvent in karolingischer Zeit auch Reichsabtei wurde. 887 beschenkte Karl III (der Dicke)(885-887) Kloster Gengenbach.

“beschenkt das von herzog Ruthard gestiftete kloster Gengenbach am fluss Kinzig im gau Mortenau auf bitte des erzkanzlers bischof Liutward von Vercelli von neuem mit der freiheit und gewährt freie abtwahl”. RI I n. 1764

Für die zeit bis 820 werden die Äbte Rustenus (8. Jh.), Burkhard, Leutfried, Cosman, Anselm, Gauthier, Volmar, Otho, Benno, Rado, Ammilo (?) und Alfram (–ca. 820) namentlich genannt.

1007 schenkte König Heinrich II. (1004-1024 und von 1014-1024 Kaiser) Kloster Gengenbach seinem neugegründeten Bistum Bamberg. Der bisherige reichsfreie Konvent wurde so zum bischöflichen Eigenkloster.

Heinrich stellte dazu am 1. November 1007 eine Urkunde aus. RI II,4 n. 1673 “Heinrich schenkt dem Bistum Bamberg die Abtei Gengenbach (Südbaden, Kr. Offenburg) im Gau Ortenau in der Grafschaft des Grafen Hessin mit allem Zubehör zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen des Bistums. “

Die Bamberger Bischöfe vergaben aber die Schirmvogteirechte bis zum Aussterben der Zähringer 1218 an die Herzöge von Zähringen, danach an die Staufer und ab 1254 an den Bischof von Straßburg.

Papst Innozenz II. (1130–1143) hatte Kloster Gengenbach mit einer Urkunde vom 28, Februar 1139 über freie Abts-und Vogtswahl bestätigt und laut dieser Urkunde besaß das Kloster auch

königliche Freiheit “libertas”

König Konrad II. (1024-1027, dann Kaiser-1039) bestätigte die Schenkung Heinrichs II. am 12. Januar 1025 in Corvey ausgestellten Urkunde auf Bitten des Bamberger Bischofs Eberhard I. (1007 –1040) RI III,1 n. 14

Seit dieser Zeit musste der Gengenbacher Abt bei seiner Investitur dem Bamberger Bischof als Lehensherrn 500 fl, das sind etwa 106.676,00 €, zahlen.

Im Investiturstreit im 11. und 12. Jahrhundert mit dem Höhepunkt 1077, dem Gang nach Canossa durch Kaiser Heintich IV. (1056-1106) zu Papst Gregor VII.(1073-1085)

und schließlich seinem Ende mit der Unterzeichnung des Wormser  Konkordat 1122 durch Kaiser Heinrich V. (1106-1125) und Papst Calixt II. (1119-1124) stand Kloster

Gengenbach auf Seite der salischen Kaiser.

Mit dem Bamberger Reformkloster  Michelsberg war Gengenbach über die Äbte Poppo († 1071), Ruotpert († 1075) und Willo († 1085)  verbunden.

Poppo war möglicherweise gleichzeitig Abt in Schuttern. Sein Todesdatum ist mit dem O4. November angegen. Unter  Poppos Nachfolger Abt Hugo wurde eine

Gebetsbrüderschaft mit Kloster Einsiedeln eingerichtet( Freiburger Diözesanarchiv Bd. 16, Freiburg 1883 S. 162) In Einsiedeln war zu derzeit Gero (1101-1122 Abt.

Willo  wie auch Hugo wurden zeitweilig von Anhängern der gregorianischen Reformparte zeitweise aus Gengenbach vertrieben, dasselbe geschah auch mit Hugo.

Bischof Otto von Bamberg (+1139) führte 1117 in seinen Klöstern die  cluniazensische Ordensreform ein, die in Deutschland von Kloster Hirsau vermittelt wurde.

In Gengenbach geschah das gegen 1117.Der Abt von Kloster St.Georgen Theoger (1088-1119), ein Schüler des Hirsauer Abts Wilhelm I. (1071-1091), machte Kloster St. Georgen

zu einem Reformmittelpunkt benediktinischen Mönchtums im Elsass, Süddeutschland und Österreich.

Er reformierte im Einvernehmen mit Bischof Otto von Bamberg auch Kloster Gengenbach, unterstützt von Abt Friedrich I. (+1120)

In Gengenbach zeigt sich das auch an  der Neugestaltung der seit dem 8. Jahrhundert bestehenden Abteikirche.

Es ist jetzt eine dreischiffigen Basilika mit fünf Chorapsiden.

Aus dieser Zeit stammt auch das Gengenbacher Evangeliar von 1150. Es ist das wertvollste noch erhaltene Werk aus Gengenbach. Es steht als Evangeliar Cod.bibl.fol.28, in der Württembergischen Landesbibliothek und ist

auch online zugänglich. Das Kloster betrieb im Hoch-und Spätmittelalter nachweislich ein Skriptorium und besaß auch eine Schule.

1218 starben die Zähringer aus. Die Staufer verkauften das Vogteirecht für Kloster Gengenbach für 4000 Mark Silber, das sind etwa 646.119,00 € an das Reich.

Unter Abt Gottfried wurde Kloster Gengenbach aber auch geplündert und zwar durch den Erzpriester des Lahrer Kapitels, der Ptiseter in Zinsweyer wa, heute ein Stadtteil von Offenburg.

(Historisch-statistisches Lexikon von dem Großherzogtum Baden, S.443) Abt Gottfried verstarb 1238.

Um das Kloster herum hatte sich schon ein kleiner Markt entwickelt. 1230 erhielt Gengenbach das Stadtrecht. Abt Gottfried III. (1218–1237) hatte um 1230 die Stadt gegründet.

Auf Abt Gottfried folgten die Äbte  Walther III. (1237–1248) ,Dietrich III. (1248–1263?) und Hugo II. (1263?–1270?) und Berthold II. (1276–1297)

Abt Berthold genoss das Vertrauen von König Rudolf.

1360 wurde Gengenbach reichsfrei, also eine Reichsstadt. Als autonome Stadtgemeinde des Heiligen Römischen Reiches allein dem Kaiser unterstand.

Ab 1334 war Kloster Gengenbach eine Reichsabtei.

Das passte in den Rahmen der Stadtgründungswelle vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Das 12. Jahrhundert  verzeichnete einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Der Silberbergbau im Kinzigtal florierte. Es gab viele Rodungen.

Am 29. April 1231 schenkte König Heinrich VII. (1220-1235) dem Kloster Gengenbach den Wald Mooswald, dergestalt, dass die Klosterleute, die dort wohnten und den Wald urbar machten, von allen Steuern frei sein  sollten. RI V,1,2 n. 4190

König Rudolf von Habsburg (1273-1291) richtete um 1275 die Ortenauer Reichslandvogtei ein. Sie setzte sich zusammen aus dem Offenburger Lehen, das seit 1248 vom Bistum Straßburg verwaltet wurde und dem Bamberger Besitz der 1007 an das Bistum Bamberg gekommen war (s.o.)

Der Reichslandvogt hatte eine vollgültige Herrschaft mit allen Herrschaftsrechten mit Gebot, Verbot, Geleit, Zoll, Besteuerung usw. Der Landvogt war zugleich Schirmvogt über die gengenbachische Herrschaft sowie über das Offenburger Lehen.

Gengenbach hatte schon vor 1007 Lasten zu tragen. So musste es 4 Esel stellen für die Burg Ortenburg, die das Wasser auf die Burg schaffen mussten. Außerdem hatte das Kloster jährlich Rebstecken zu liefern, Brennholz und Hühner.

Rudolf hatte verschiedene Urkunden für Gengenbach ausgestellt. Rudolf “bestätigt dem kloster Gengenbach (ord. Ben. im Kinzigthal südöstl. Offenburg) das weisthum, welches in einem vom grafen Heinrich v. Fürstenberg besessenen offenen ding festgestellt ward” RI VI,1 n. 379

und Rudolf “ schreibt an abt und convent des klosters Gengenbach, er wisse dass seine vögte und schultheissen das kloster wegen zinsen, gülten, zehnten und dergleichen, die demselben gebühren, belästigen und vor weltliches gericht laden; er verbietet dies denselben auf bitte des bischofs Heinrich von Basel”   RI VI,1 n. 459

Die Reichslandvogtei blieb allerdings  zumeist (bis 1551/1556) an angrenzende Landesherren verpfändet.

1334 war sie an die Markgrafen von Baden verpfändet,1351 an die Bischöfe von Straßburg, 1405 musste eine Hälfte der Pfandschaft an den Pfalzgrafen überlassen werden.

Das wiedergewonnene Reichsgut ordnete In den 1280-er Jahren der Prokurator Hartmann von Baldeck.

Im Dezember 1293 war König Adolf von Nassau (1292-1298) in der Ortenau unterwegs. Er bestätigte mehrerer Urkunden seines Vorgängers Rudolf.(s.o.) Auf  Bitten seiner Frau Imagina von Isenburg-Limburg

befreite König Adolf “das kloster Gengenbach, indem er seinen vögten und schultheißen verbietet, es wegen der zehnten, zinsen und gefälle desselben zu behelligen, vom gerichtsstande jedes weltlichen gerichtes”  RI VI,2 n. 341

Am 3. September 1297 befreite König Adolf verschieden Höfe von Kloster Gengenbach sowie den Hof in Offenbach außerhalb der Stadtmauern von allen Abgaben und Steuern.RI VI,2 n. 889

Abt war zu dieser Zeit Gottfried V. (1296)

1302 stiftete Abt Dietrich IV. (1300-1323) ein Frauenkloster nahe der Stadt. Man nannte es Monasterium Inclusarem.

Er regierte 23 Jahre.

Auf König Adolf folgte König Heinrich VII. (1308-1313). Er bestätigteam 17. November 1309  zwei Urkunden von König Rudolf (s.o.)RI VI,4,2 n. 335 und RI VI,4,2 n. 33.

Nachdem Kaiser Heinrich in Italien verstarb, kam es 1214 zu Doppelwahl von Ludwig dem Bayern (1314-1347) und Friedrich dem Schönen (1314-1330). Zu einer Entscheidung kam es erst 1322 bei der Schlacht von Mühlburg, die Ludwig für

sich entschied. Dan ach kames zum in der deutschen Geschichte einmaligen Doppelkönigtum, wobei Friedrich nur noch eine Nebenrolle spielte, während Ludwig 1328 die Kaiserkrone errang.

Diese Thronvakanz machte sich für die Ortenau zum Beispiel so bemerkbar, dass für die Landvogtei Ortenau 12 Jahre kein Landvogt nachweisbar ist.

Die Ortenau stand in dieser Zeit ebenso wie das Elsass auf Seiten Habsburgs. Friedrich der Schöne hielt sich mehrere Male in Offenburg auf.

Seinem wichtigsten oberrheinischen  Parteigänger Bischof Johann I. von Straßburg (1306-1328) verpfändete Friedrich Reichsrechte im Rench- und Oppenauer Tal und kam so der Expansionstendenz,

die das Bistum Straßburg seit dem 13. Jahrhundert in der Ortenau zeigte, entgegen.

1326 tritt auch wieder ein Reichslandvogt in der Ortenau in Erscheinung. Es war dies Markgraf Rudolf III. von Baden  (+1332)

Ludwig der Bayer tritt mit Regierungshandel in der Ortenau erst seit der en dgüligen Aussöhnung zwischen Friedrich und Ludwig mit dem Vertrag von Hagenau am 06.08. 1330 auf.

Am 18. August 1330 erteilt Ludwig  dem Markgrafen Rudolf III. von Baden ein Mandat Kloster Gengenbach betreffend: “Kaiser Ludwig befiehlt Markgraf Rudolf [III.] dem Älteren, seinem Landvogt, Abt und Konvent des Klosters  Gengenbach gegen jedermann zu schirmen und nicht zu gestatten, daß diese jemand in ihren Rechten schädige, und sie besonders vor den Bürgern von Offenburg zu schützen “ [RI VII] H. 2 n. 118

In diesem Zusammenhang ist auch die Kastvogtei über das Kloster Gengenbach wichtig. Die Ausübung dieser Vogtei war in Personalunion verbunden mit der ortenauischen Landvogtei.

Im Folgejahr wandte sich das Kloster wieder an Kaiser Ludwig. Er bestätigte dem Kloster das inserierte Diplom von König Rudolf vom Mai 1275. [RI VII] H. 2 n. 147/148

Kaiser Ludwig gewährte Abt und Kloster auch das Recht, dass niemand außer dem Abt  Erblehen, Mannlehen an ch Beweis des Klosters rechtes Eigen ist, soll niemand Erblehen, Mannlehen an Gewässern oder Fischrechten verleihen soll.

[RI VII] H. 2 n. 145/146 Abt war zur Zeit der Urkundenausstellung Walther IV. (1324–1345)

 

Der bedeutendste Abt im  14. Jahrhundert war Lambert von Brunn (1354–1374) Er stammte aus dem Nordelsass. Der Stammsitz seiner Familie war vermutlich in der Nähe von Niederbronn.

Sein Vater war ein einfacher Ritter namens Wilhelm von Burne.

Lambert war Benediktiner im Kloster Neuwiller im Elsass, möglicherweise eine Pirmingründung, eine andere Tradition nennt den Metzer Bischof Sigebald ( 716-741) als Gründer von Neuwiller.

Lambert zeichnete sich in Neuwiller in allen Fächern der Wissenschaft aus. 1348 wurde er Abt von Kloster Gengenbach. (L.G.Glöckler, Geschichte des Bistums Straßburg, Straßburg 1880, S. 297 ff)

Andere Quellen z. B. wikiwand nennen 1354 als Amtstritt.

Der Straßburger Bischof Johann II. von Lichtenberg (1353 bis 1365) ernannte Abt Lambrecht zu seinem Kaplan. Bischof Johann II. war als Reichsvikar im Dienste Karls IV. (1346-König ab 1355 Kaiser- 1378)

Trithemius bezeichnet in seinen Annales Hirsaugienses, Bd II,S. 277 als sehr gelehrten, klugen und erfahrenen Mann. Wegen seiner Verdienste ernannte ihn Karl IV. als Reichskanzler.

Bischof Johann präsentierte Lambert Kaiser als Bischof für das Bistum Brixen  (1363- 1364)

Im Frühjahr 1364 ernannte ihn Papst Urban V. (1362-1370) gegen den Willen des Domkapitels zum Bischof von Speyer (1364-1371).

Als Bischof Gerhard von Ehrenberg 1363 starb , wählte das Domkapitel den Verwandte des verstorbenen Bischofs Domdekan Eberhard von Randeck zum neuen Bischof. Auch den Bürgern Speyers und der Stadt

war er als einer der Ihren willkommen. Kaiser Karl IV. wollte aber seinen ihm ergebenen Berater als Bischof. Papst Urban bestätigte Lambert als Speyrer Bischof. Das Domkapitel und die Stadt protestierten gegen Lambert.

Die Stadt  verweigerte ihm offiziell den Einzug in die Stadt. Eberhard von Randeck bezeichnete sich in den von ihm ausgestellten Urkunden stets als erwählter Bischof von Speyer. Da ihn weder Kaiser noch Papst anerkannten und auch der Erzbischof von Mainz

Gerlach von Nassau (1353-1371) verweigerte ihm die Weihe. Kaiser Karl bot seine Vermittlung an. Schließlich willigte er in den Amtsverzicht ein. Als Kompensation bot ihm der Kaiser mit Schiedsspruch vom 20. Januar 1365

die lebenslange Nutznießung der hochstiftischen Kestenburg, das heutige Hambacher Schloss und der Burg Udenheim, heute Stadt Philippsburg, mit dem dortigen Rheinzoll zustehen soll.

Eberhard von Randeck verstarb am 3. Januare 1372.

Im Herbst 1366 war Lambert als Gesandter von Kaiser Karl IV in Avignon bei Papst Urban V.

Am 28. 1371 ernannte ihn Papst Urban zum Bischof von Straßburg (1371-1374). 1375 verzichtete er formal auf den Bischofsitz in Straßburg.

1374 wurde er Bischof von Bamberg Am 28. November 1398 wurde in Bamberg  Albrecht von Wertheim (1398-1421) zu seinem Nachfolger gewählt.

Mit der Wahl zum Bamberger Bischof gab er 1374 sein Amt als Abt von Gengenbach auf.

Unter Abt Lambert nahmen Kloster und Stadt nochmals einen großen Aufschwung. Dazu trug sicher die Kaisernähe von Abt Lambert bei.

Er organisierte die Klosterwirtschaft neu und kümmerte sich auch intensiv um die Klosterschule.

Unter Kaiser Karl wurde Gengenbach zur Reichsstadt erhoben. Reichsstädte waren oft auf Königsgut entstanden. Sie hatten nur den König als Herren. Sie hatten Sitz und Stimme auf den Reichstagen.

Sie waren in den Reichsmatrikeln verzeichnet, d.h. sie mussten je nach Größe und Wirtschaftskraft  ein Kontingent Soldaten stellen . Gengenbach ist in den Reichsmatrikeln von 1521 z. B. verpflichtet,

36 Fußsoldaten, keine Pferde zu stellen. Offenburg ist mit 45 Fußsoldaten veranlagt. Köln hatte zum Vergleich  322 Fußsoldaten und 30 Pferde zu stellen.

Das reichstädtische Territorium von Gengenbach umfasste  die Dörfer Reichenbach, Schwaibach, Ohlsbach und Bermersbach.

Am 31. März 1349 bestätigte Karl IV. die Pfandschaft der badischen Markgrafen über die Landvogtei Ortenau. gleichzeitig erhöhte er die Pfandsumme auf 900 Mark Silber, das sind etwa 145.377,00 €.

Schon Kaiser Ludwig hatte festgelegt, dass der Kastvogt für die Ortenau bei seiner Amtseinsetzung dem Abt von Gengenbach Treue zu schwören habe. Das machte Sinn, denn der Kastvogt war ja jetzt kein

königlicher Beamter mehr.

1376 machte Lambert eine Italienreise im Auftrag des Kaisers. Ende 1377 begleiteter er Karl IV. nach Paris.

Kaiser Karl IV. verstarb am 29. November 1379 Tod Karls IV. Er blieb auch Kanzler von Wenzel (1379-1400), Sohn und Nachfolger von Karl IV.

1383 unternahm er im Auftrag König Wenzels eine Italienreise.

Am 11. März 1390 bestätigte Wenzel dem Abt und Konvent des Klosters Gengenbach alle ihnen von römischen Kaisern und Königen verliehenen Privilegien.  Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 424

Als Fürstbischof von Bamberg baute er sie Burg von Forchheim aus. Die in der Burg erhaltenen gotischen Wandmalereien aus der Zeit um 1390/99 sind von großer kunsthistorischer Bedeutung und zeugen von dem kulturellen Horizont des Fürstbischofs.

Nicht nur als Abt und Bischof war er sehr bedeutend. Sein politisches Talent bewies er als Reichskanzler und seine Bautätigkeit belegen auch seinen weiten künstlerischen Horizont.

Von Papst Bonifaz IX. (1389-1404) ließ er sich am 10. Januar die Genehmigung zum Amtsverzicht und die Neuwahl des Bamberger  Bischof  erteilen. Er verzichtete auf sein Bischofsamt und starb wenige Monate später.

In der Stadt Gengenbach hatte Abt Lambert eine Zunftverfassung eingeführt. Der Abt ernannte auch den Reichsschultheiß.

Nachdem Lambert sein Amt als Abt abgeben hatte, folgte ihm Stephan von Wilsberg (1374–1398) als Abt nach.

Von 1400 bis 1410 war Ruprecht von der Pfalz deutscher König.  Er nahm “das kloster Gengenbach in seinen und des reiches schirm und bestätigt dessen privilegien (rechte, herkomen, privilegia, hantfesten und briefe von röm. kaisern und königen oder andern fürsten und herrn”.

[Regg. Pfalzgrafen 2] n. 2923

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Es waren zwar  während des Konzils  546 Vorsteher und Glieder der Mönchsorden in Konstanz, soweit ich das nachvollziehen kann aber niemand aus Gengenbach. Auch beim folgenden Konzil von Basel (1431-1449)

war kein Gengenbacher Vertreter anwesend.

Seit Abt Lambert saßen nur noch Adlige auf dem Abtsstuhl. Seit 1461 wurden sogar nur noch Adlige ins Kloster aufgenommen.Das Kloster  unterhielt ab 1461 “ein Spital der Ortenauer Ritterschaft”

Deswegen nahm es nur Adlige ins Kloster auf. Es war praktisch zur Versorgungsanstalt des Adels geworden.

Konrad von Blumberg (1398–1415) erhielt 1414 von Kaiser Sigmund (1411-1433,König, dann bis zu seinem Tod 1437 Kaiser) alle Privilegien von Kloster Gengenbach bestätigt. Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 560

1417 berief das Konzil von Konstanz ein Provinzkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg im Kloster Petershausen, heute ein Stadtteil von Konstanz ein. Dort wurde eine Organisationsstriktur, Finanzierung und Visitationsmodus

für den Provinzialverband festgelegt. Im Anschluss wurde ein Turnus von drei Jahren für die folgenden Treffen festgelegt. Ziel war eine Rückbesinnung auf die Regula Benedicti.. Der erhoffte Erfolg trat aber nicht ein,

zumal es in den erneuerungsunwilligen Konventen, zu denen sicher Gengenbach zählte, erhebliche Widerstände gab. So strebte man eine Öffnung für nichtadelige Konventuale an. Gengenbach schloss ja nichtadelige Konventsmitglieder aus.

Abt war zur Zeit der Petershausener Regionalkonferenz Berthold V. Mangolt-Venser (1416–1424)Es scheint so, dass der Gengenbacher Abt zu mindestens auf der Regionalkonferenz nicht in Erscheinung getreten ist.

Abt Egenolf von Wartenberg (1424–1453) erhielt von König Friedrich IV. (1440-1452 König, dann bis zu seinem Tod 1493 Kaiser) am 16. Juli 1441 eine Bestätigung der Gengenbacher Privilegien.” Friedrich IV. bestätigt die Privilegien des Klosters Gengenbach und seine Briefe besonders auf die Städte Gengenbach, Offenburg und Zell am Harmersbach RI Chmel n. 309

Im 16. Jahrhundert organisierte sich der Ortenauer Adel als Reichsritterschaft, gehörte aber dem Reichstag nicht an. Abt Egenolf blieb dem Ortenauer Adel auch fern.

Auch sein Nachfolger Abt Volzo von Neuneck (1454–1461) erhielt von Kaiser Friedrich am 12. Oktober 1458 eine Bestätigung der Gengenbacher Privilegien. Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 863

Er verkaufte die Rechte von Kloster Gengenbach in Niedereschach vor 1461 an das Kloster St. Georgen.

Kloster Gengenbach war zwar der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg angegliedert. Die Reformimpulse aus anderen Klöstern kamen aber nicht an.

Nach dem Tod von Kaiser Friedrich III. 1493 trat Mximilian I. (1493—1508 König, dann bis zu seinem Tod 1519 Kaiser) die Regierung an.

Schon  am 6. April 1496 bestätigte er dem Kloster Gengenbach dessen Rechte und Freiheiten, insbesondere bezüglich der Städte Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach.Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 1015

Abt war Konrad von Mülnheim (1500–1507). In der Geschichte  des Kloster Gengenbach sagt Gallus Mezler über Abt Konrad, er sei wenig religiös gewesen und er liebte den großen Aufwand.

1501 wehrte er sich erfolgreich gegen eine strengere Ordensregel.

Der Konvent ließ den Abt kurz vor Ende seiner Amtszeit sogar in den Kerker werfen. Es kam zu Prozessen. Abt Konrad kam sofort wieder frei und wurde in sein Amt eingesetzt. Drahtzieher war möglicherweise sein Nachfolger Philipp von Eselsberg (1507–1531)

Die adligen Konventualen lebten in einer weltlich-stiftistischen Lebensweise, die Umwandlung in Chorherrenstift gelang aber nicht. Sie wurde vor allem von Philipp von Eselsberg (1507-1531)betrieben.

Philipp von Eselberg war wegen der angestrebten Umwandlung unter großem Geldaufwand sogar dreimal in Rom. Er  erreichte von Papst Leo X. (1512-1521) sogar die Säkularisationsbulle für Kloster Gengenbach.

Er konnte aber Kaiser Karl V. (1520-1555) dazu bewegen ihren Vollzug zu genehmigen.

Philipp von Eselsburg war bei Kaiser Maximilian hoch angesehen.. Er war von großer Bildung. Aber er war ein schlechte Verwalter des Klostergutes.In wirtschaftlicher aber auch sittlicher Beziehung befand sich das Kloster auf Talfahrt.

Abt Philipp wurde sogar dreimal gebannt.

Aber auch die Bursfelder Reform anfang des 16. Jahrhunderts hatte in Gengenbach keinen Erfolg.

Der Bauernkrieg verlief in der Ortenau ziemlich glimpflich. Markgraf Philipp von Baden (1515-1533) suchte, um sein Land nicht verwüsten zu lassen, den Ausgleich mit den aufständischen Bauern.

Er schloss am 25. Mai 1525 den Vertrag von Renchen. Der Bischof von Straßburg, die Stadt Straßburg und eine Reihe von Grafen schlossen sich dem Vertrag an.

Die Stadt Gengenbach verlangte vom Kloster, dass Bodenzinse und Besthaupt abzulösen erlaubt wurde. Außerdem sollte die Schule wieder hergestellt werden und in die Stadt verlegt.

Die Jugend sollte zu Gottesdienst und Zucht angehalten werden. Pfarrer sollten besser besoldet werden. Klosterangehörigen sollte es nicht mehr erlaubt sein, Wohnungen außerhalb des Klosters zu halten.

Abt Philipp verstarb 1531.

Noch schwerer als der Bauernkrieg wog die Reformation in der Ortenau. Allerdings fasste sie kaum Fuss und das auch nur für einen kurzen Zeitraum. Man muss aber den Raum Basel bis Mainz betrachten, um ein stimmendes Gesamtbild zu bekommen.

Martin Luther musste 1518 nach Heidelberg. Bei der Heidelberger Disputation war ein im April 1518 von Martin Luther geleitetes wissenschaftliches Streitgespräch in der Heidelberger Universität.

Luther gewann dabei viele Anhänger, besonders unter den Studenten, weniger bei den Professoren. Spätere Reformatoren wie Martin Bucer, Erhard Schnepf, Franciscus Irenicus, Martin Frecht und Johannes Brenz waren unter seinen Zuhörern.

ER traf auch auf  zwei wichtige Reformatoren für den badischen und nordwürttembergischen Raum, den oben genannten Martin Bucer und Johannes Brenz.

Martin Bucer (1491-1551) stammte aus Schlettstadt (Sélestat) und war dort Dominikanermönch. Es ist nicht bezeugt, aber wahrscheinlich hatte er die berühmte Lateinschule in Sélestat besucht.

Er war bei der Heidelberger Disputation dabei und hatte Gelegenheit, Martin Luther bei einem Tischgespräch am nächsten Tag näher kennen zu lernen.

1524 nahm er das Straßburger Bürgerrecht an. Er wurde zum Reformator Straßburgs. Er hatte dort sieben Jahre eine Predigerstelle inne. In Augsburg war er  Mitverfasser der Confessio Tertapolitana. Das war die

oberdeutsche evangelische Position der vier Reichsstädte Straßburg, Memmingen, Lindau und Konstanz.Wegen der lutherischen Abendmahlslehre hatten diese Städte ihre Zustimmung zu der von

von Philipp Melanchthon verfassten Confessio Augustana versagt.

Johannes Brenz (1499-1570) war auch bei der Heidelberger Disputation anwesend. Er besuchte das Marburger Religionsgespräch. Beim Augsburger Reichstag 1530 war er bei der Abfassung der Confessio Augustana Melanchrhons engster Mitarbeiter.

Er war der Reformator von Schwäbisch Hall. Er war “Luthers Mann in Süddeutschland” (der evangelische Kirchenhistoriker Martin Brecht)

Das geistige und weltliche Zentrum im Südwesten war Straßburg. Es war eine reiche und wichtige Handelsstadt und eng mit  mit den anderen Reichsstädten in der Ortenau verbunden.

In Gengenbach führte der Leutpriester Konrad Knecht zusammen mit dem Rat der Stadt die Reformation ein.

Im Kloster lebten zu diesem Zeitpunkt zusammen mit dem Abt noch 9 Mönche.

Eine wichtige Rolle spielte Graf Wilhelm von Fürstenberg (1491-1549). Er war Kastvogt von Kloster Gengenbach.Bei einem Feldzug 1522 mit Franz von Sickingen (1481-1523) kam er  mit dem reformatorischen Gedankengut in Kontakt. Er hatte sich aus eigener innerer Überzeugung der Reformation angeschlossen und zwar der calvinistischen Richtung. Auf dem Reichstag in Speyer von 1529 setzte er sich für die Interessen der protestantischen Stadt Straßburg ein und schloss sich dem Protest der evangelischen Reichsstände an.

Er hatte schon 1525 der Reichsstadt Gengenbach bei dem Versuch das Kloster zu säkularisieren, seine Hilfe gewährt. Er wohnte der Versammlung der evangelischen Stände zu Schmalkalden und dem Religionsgespräche zu Marburg bei und verschaffte der neuen Lehre in seinen Herrschaften im Kinzigtal und in der Ortenau Ausbreitung. So lange Wilhems Mutter Elisabeth von Fürstenberg, geborene von Solms Braunfels (1469-1540) lebte, hatte die Reformation im Kinzigtal keine Chance. Sie war und blieb katholisch

Als sie 1540 starb, fiel das Kinzigtal an ihn. Er hatte zwar das Versprechen abgegeben, keinen Druck in Sachen Religion auszuüben. Er hielt sich aber nicht an das Versprechen. 1540  zerstörte er die Sankt-Jakobs-Kapelle in Wolfach ,

um dem katholischen Wallfahrtspuk ein Ende zu  bereiten. Er scheint alle katholischen Pfarrer entfernt zu haben, hat aber nicht überall protestantische eingesetzt.

Schon 1525 machten sich in der Reichsstadt Gengenbach reformatorische Strömungen bemerkbar, unterstützt  von einer Vielzahl evangelischer Prediger, die aus Straßburg über den Rhein kamen.

Um 1525 existierte in Gengenbach mehrere Papiermühlen. Ein Betreiber war der Straßburger Hans Wild.Ein weiterer Betreiber war der Gengenbacher Bürger Hans Reiter

1545 wütete in Straßburg die Pest. Die dortige Lateinschule zog  nach Gengenbach um.

Als die Stadt Gengenbach protestantisch wurde, ging es darum, ob das Kloster auch protestantisch würde, zumal der von Graf Wilhelm als Nachfolger von Philipp von Eselsberg installierte Melchior Horneck von Hornberg (1531–1540)

bald zum Protestantismus übertrat. Gegen den Willen des Priors Friedrich von Keppenbach  wurde eine protestantische Schule unter Leitung des Straßburger Reformators Caspar Hedio (1494-1552)eingerichtet. Das Kloster musste zwei protestantische Prädikanten beherbergen und bezahlen.

1538 wurde eine Kirchenordnung eingeführt. 1545 wurde ein Katechismus eingeführt, der die neue Lehre bekräftigte , die sich augenscheinlich im Kinzigtal etabliert hatte.

Der Straßburger Reformator Martin Bucer stellte 1545 zufrieden fest, dass „man in Gengenbach ganz nach unserer Art lebe“.

Prior Friedrich verblieb als einziger Mönch im Kloster, bis er von Graf Wilhelm auf Schloss Ortenberg gefangen gesetzt wurde.

Im Reichskrieg gegen Frankreich kämpfte Wilhelm von Fürstberg auf der Seite Karls V. Er geriet in französische Gefangenschaft und kam nur gegen eine exorbitante Lösegeldsumme wieder frei.

Um ihre Güter im Kinzigtal zu retten, trat Graf Wilhelm seine Güter an seine Bruder Friedrich II. (1496-1559) ab. Auch Friedrich musste versprechen, das Kinzigtal protestantisch zu lassen.

Nachdem Karl V.1547 bei Mühlburg vernichtend geschlagen harre, erließ er 1548 das Augsburger Interim. Das war eine Zwischenregelung, die bis zum Ende des Konzils von Trient gelten sollte.

Gengenbach und das Kinzigtal wurden wieder katholisch  bis auf die  Orte Kirnbach, Gutach, Hornberg und Schiltach , die zum Herzogtum Württemberg gehörten. Graf Ulrich von Württemberg (1487-1550).

Eroberte 1534 sein Herzogtum wieder. Er führte dort umgehend die Reformation ein.

Die kurze Zeit evangelische Martinskirche ist bis heute katholische Friedhofskirche. Ein evangelisches Gotteshaus gibt es in Gengenbach erst seit 1890 wieder.

Die Übergabe der Grafschaft an Graf Friedrich und vor allem das Augsburger Interim änderten die Rahmenbedingungen für das Kinzigtal und Gengenbach grundsätzlich.

Friedrich von Keppenbach (1540-1555)  konnte nun als Abt ins Kloster zurückkehren. Er konnte nun die Reform des Klosters einleiten. Es stand nun auch Bürgerlichen offen.

Die Zahl der Mönche stieg wieder. Die Klosterschule wurde wieder errichtet und die Klosterkirche stand erneut den Mönchen zur Verfügung.

1544begnet man wieder einer Gengenbacher Papiermühle. 1540 war Georg Dietz der Besitzer der Papiermühle. Er verstarb 1544 unter Hinterlassung einiger Schulden.

Hauptgläubiger war das Kloster Gengenbach. Abt Friedrich veräußerte das Mühlwerk, an wen lässt sich nicht mehr feststellen

Zwischen 1545 und 1563 fand in Trient das Konzil statt.In drei Sitzungsperioden versuchten die Konzilsväter auf die Forderungen und Lehren der Reformation zu reagieren.

In der 3. Sitzungsperiode von 1562bis 1563 In der 25. Sitzung befasste sich das Konzil mit der Reform der Orden. Notmen für die Aufnahme neuer Mitglieder wurden festgelegt.

Es wurden auch Bestimmungen erlassen für Wiederherstellung des Gemeinschaftslebens, das Noviziat, die Abschaffung des Privateigentums, die Klausur der Nonnen und die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen.

1543 setzte Graf Wilhelm von Fürstenberg ohne Rechtsgrundlage Anton von Salm  (*um 1530 + vor 1564) als Koadjutor an der Seite von Abt Friedrich ein, wohl um Einfluss auf Kloster Gengenbach zu gewinnen um es möglicherweise zu säkularisieren.

Er versuchte weiter seine Ansprüche durchzusetzen, unterlag aber endgültig, als Gisbert zum Gengenbacher Abt gewählt wurde.

Etwa gleichzeitig bewarb er sich um den Abtsstuhl in Kloster Hornbach Dort wurde er mit einer päpstlichen Bulle bestätigt. Am 12. Januar 1556 belehnte ihn der Speyrer Bischof Rudolf von Frankenstein (1552-1560)

mit Kloster Hornbach. der Zweibrücker Landesherr Herzog Wolfgang (1532-1569) war überzeugter Protestant. Er zwang 1556 Anton von Salm und dem Kloster einen ungünstigen Vertrag auf.

Der Herzog wollte in dem Kloster eine protestantische Schule einrichten und die Gebäude nach eigenem Gutdünken verwenden.

Abt Anton nahm den in einem Schrein befindlichen Leib des Heiligen Pirminius aus seinem Grab und flüchtete 1557 heimlich, unter Mitnahme von silbernen Kirchengeräten und wichtigen Archivalien.,

zunächst nach Landau und von dort nach Speyer wobei er den Leib des Heiligen Pirmins und die Kirchengeräte dort dem Bischof übergab. Von dort gelangten sie weiter nach Innsbruck, wo sie sich noch

heute in der dortgien Jesuitenkirche befinden.

1551 bzw. 1556 übernahm Österreich die gesamt Pfandschaft der Landgrafschaft Ortenau. Damit gehörte Stadt und Kloster dem katholischen Habsburg und somit blieben beide katholisch.

Abt Friedrich verstarb 1555 an der Pest. Sein Nachfolger wurde Abt Gisbert Agricola (1556–1586) Er stammte aus Lothtingen. 1548 war er Mönch in Kloster Maursmünster (Marmoutier) im Elsass.Wenige Jahre später wurde er Abt von

Kloster Altdorf bei Molsheim. 1556 wählte  ihn eine Versammlung elsässischer Äbte zum Vorsteher von Kloster Gengenbach. Das  Chronicon Alsatiae von 1592 erklärt warum.

Bisher gab es in Gengenbach nur adlige Äbte. Gengenbach. Er war wohl ein sehr tatkräftiger Abt. In einer Inschrift heißt es über ihn “Er hat das Closter, so zerfallen und zu
scheitern gangen was, mit großen kosten wieder erbawet”.  Diese Inschrift befindet  sich noch heute an der linken Chorwand des Klosters.

Abt Gisbert war wohl eine gute Wahl und ein zupackender Leiter seines Konvents. Schon in seinem ersten Regierungsjahr belehnte er offiziell den
Sohn des bisherigen Gengenbacher Schultheißen mit dem selben Amte. Das war ein deutliches Signal an den Rat der Stadt, Er hatte nämlich seit den Reformationswirren  in den zwanziger Jahren de s 16. Jahrhunderts für sich selbst das
Recht beansprucht, den Stadtschultheißen zu ernennen und zu belehnen. Schon Ludwig der Bayer hatte Kloster Gengenbach das Recht bestätigt, in der Stadt Gengenbach einen Schultheissen einzusetzen. (Th. E. Mommsen: Die Landvogtei Ortenau
und das Kloster Gengenbach unter Kai se r Ludwig dem Bayern. In: ZGO NF 49, 1936,165 -2 13, hier 195) “So het min herre der abbet und das gotzhus recht zu setzende einen schultheissen” heisst es in der Urkunde dazu.

Abt Gisbert ließ sich von allen deutschen Kaisern, die er in seiner Regierungszeit erlebte, die Privilegien seiner Abtei, aber auch die der Reichsstadt Gengenbach bestätigen, so von Kaiser Ferdinand I. (1531-1564),Maximilian II. (1564-1576) und

Kaiser Rudolf II. (1576-1615)

Die Stadt Gengenbach und das Kloster hatten im Spätmittelalter beständig Auseinandersetzungen. Unter Abt Gisbert kam es aber auch zur Zusammenarbeit. 1578 wurde der Neubau einer Wasserleitung durchgeführt.

1579 kam es zu einem Nutzungsvertrag. Der Nachteil für die Stadt, die Wasserleitung durchquerte den engeren Klosterbezirk. Streitigkeiten waren also vorprogrammiert. Vorsorglich hatte man sich auf fünf Pinkte geeinigt.

1. Die Abtei sicherte sich den ungehinderten Zulauf des Wassers bis in ihren Garten und von dort durch die Klosterküche in den Hof und den Kreuzgang.
2. Der Verteilerkasten, der im Klostergarten gebaut wurde, war nur mitzwei verschiedenen Schlüsseln zu öffnen. Den einen verwahrte das
Kloster, den andern die Stadt. Beide Abnehmer konnten also nur gemeinsam etwas daran verändern.
3. Das Holz für Reparatur und Ergänzung der Leitungsröhren mußte das Kloster aus seinem Wald zur Verfügung stellen.
4. Die Zuteilung des Wassers an Stadt und Kloster sollte durch die Anzahlder Röhren im Verhältnis 2: 1 geregelt werden.
5. Die Wartung oblag dem städtischen Werkmeister, der auch allein von der Kommune bezahlt wurde.
1581 wurde der Auftrag für den repräsentativen Brunnenstock des Marktbrunnen vergeben. 1582 wurde er durch den “Mann uff dem Brunnen”  abgeschlossen. Heute steht dort eine Kopie. Das Original befindet sich

im Museum Hau Löwenberg. Er stellt wohl Kaiser Rudolf II dar, der am 21. August 158 der Stadt Gengenbach eine Urkunde ausstellte, in der er  die alten Rechte und Freiheiten bestätigte. Als Vorlage diente ihm das Privil eg
Kaiser Karl s V. von 1521 , das wiederum eine Maximilian-Urkunde von1496 wörtlich bestätigte. Die Brunnenfigur hält mit der rechten Hand eine Urkundenrolle in die Höhe . Dass die Figur einen Ritter in spanischer Tracht darstellt

verwundert nicht. Die Erziehung Rudolf II. war außerordentlich stark vom spanischen Hofzeremoniell geprägt. Er hatte schließlich fast ein ganzes Jahrzehnt dort g lebt, bevor er seinem Vater in der Königs- und Kai serwürde nachfolgte.

Es wäre deshalb nicht abwegig, in der vornehmen Ritterfigur eine Verbeugung gegenüber dem habsburgischen Herrscher zu sehen.

Die Herrschaft im Kinzigtal hatte seit 1564 Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) Er war der Sohn Kaiser Ferdinands I.(1558-1564) Er war der Bruder von Kaiser Maximilian II (1456-1576) und Onkel Von Kaiser Rudolf.

Gemäß dem Testament seines Vaters Ferdinand I. wurde er Herrscher über Tirol und über die Vorlande (Vorarlberg,Breisgau Burgau etc.) Ein habsburgischer Verwaltungsbeamter beschrieb das Herrschaftsgebiet, über das er

herrschen sollte. Im Abschnitt über die Ortenau heisst es” die gehoren dem hochlöblichen haus Österreich mit aigentumblichen zue, sondern seind allein pfandstück vom Römischen Reich. “
(Stolz, 0.: Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Lande,1943 S.155)

Nach der Verpfändung der Reichslandvogtei regierte Abt Gisbert sofort.Er forderte von Kaiser Maximilian,  daß jeder neue Landvogt den Mönchen geloben müsse, ihre Rechte zu achten und sie

in deren Ausübung nicht zu behindern. Vogt und Untervogt sollten das gottshaus Gengenbach im namen
des Kaisers getreulich handhaben schützen und schirmen, aber nicht bevormunden. Er handelte hier im Einklang mit der Stadt Gengenbach. Der Habsburger Beamte,der Erzherzog Ferdinand seine Informationen lieferte,

hatte dem Reichstag in Speyer ein Memorial vorgelegt. Er pries die Verdienste Habsburg, das dem Reich in vielen Kriegen gedient habe und deshalb sollten sich die Kurfürsten und der Kaiser erkenntlich zeigen

und die Reichs-Pfandschaften Schwaben, Hagenau und Ortenau in Reichslehen umwandeln. Wäre dem stattgegeben worden, wäre die Ortenau habsburgisch geworden  und die dortigen drei Reichsstädte Offenburg,

Zell am Harmersbach und Gengenbach hätten ihre Reichsunmittelbarkeit verloren. Sie schlossen sich 1575 zu einem Verein zusammen, um ihre Interessen zu waren. Sie wurden unterstütz von Abt Gisbert.

1576 sollte eine Kommission eingerichtet werden, der auch der Straßburger Bischof Johann IV. von Manderscheid-Blankenheim (1568–1592) angehören sollte.

Der bedauerte, wegen anderer Verpflichtungen  nicht teilnehmen zu können.

Ebenfalls 1570 forderte Erzherzog Ferdinand den Straßburger Bischof auf, in allen Stiftern und Klöstern, deren Landesfürst, Kastvogt und Schirmherr er, der Erzherzog sei,

eine Visitation nach den Vorschriften des 1563 beendeten Konzils von Trient durchzuführen. Der Habsburger präsentierte sich als entschlossener Vorkämpfer der Gegenreformation. In Straßburg sah man

aber, dass das nicht Sache eines Landesherren, sondern nur der Kirche selbst sein konnte. Ferdinand sah das anders und benannte gleich Personen, die dafür in Frage kämen, in den geistlichen Dingen

die Äbte von Gengenbach und St. Blasien Caspar II. Thoma (1571–1596) und in de zeitlichen Dingen zwei Habsburger Beamte. Strassburg äußerte sich dazu nicht.Abt Gisbert war mittlerweile auch Abt von Marmoutier

Dort errichtete er ein Schulgebäude und stellte auch Lehrpersonal ein.

geworden und konnte sich auf seine Doppelbelastung berufen, weshalb er nicht als Visitator zur Verfügung stehen könne.

1573 ernannte Erzherzog Ferdinand Abt Gisbert zum Fürstlichen Rat, aber auch das konnte ihn nicht umstimmen.

Er war vor allem daran interessiert Gengenbach den Status einer Reichsabtei zu erhalten.

In dieser Zeit bemühte er sich um Aufnahme in das schwäbische Reichsprälaten-Kollegium . Allerdings ließ er den Plan bald wieder fallen, weil ihm die Kosten zu hoch schienen.Wirtschaftlich ging es Kloster Gengenbach  recht gut.

Es konnte Kredite vergeben,. Das Haus Baden hatte Schulden bei Kloster Gengenbach (Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 529), wobei aus der Urkunde der Schulbetrag nicht hervorgeht. 1573 hatte Bischof Johann von Straßburg. Da ging es nur um 100 Gulden,

das sind etwa 20.861,00 €. (Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 532) Stärker stand Markgraf Philipp II. von Baden (1571-1588).In der Urkunde Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 534 ging es
das von dem Markgrafen Philipp II. von Baden-Baden bei dem Kloster Gengenbach aufgenommene Kapital von 6.000 Gulden und dessen Rückzahlung. Das sind immerhin etwa 1.251.674,00 €. Allerdings ergab eine Bestandsaufnahme im Jahr

1582 einen Schuldenstand von von 200.000 Gulden, das sind etwa stolze 41.722.452,00 €.. Es gab zu dieser Zeit eine Sammlung von 213 Musikinstrumenten. Am meisten Geld hatte aber der Bau eines neuen Schlosses im Stil der Hochrenaissance verschlungen.

Der erste große Büchererwerb fällt in die Amtszeit von Abt Gisbert. Er kaufte 5 Bücher aus dem Besitz Jakob Eichelberger, der als Kanoniker von Alt-St.Peter in Straßburg starb.

Auch von dem Gengenbacher Leutpriester Cornelius Eselsberger (+ 1571) wurden Teile seiner Bibliothek erworben.

Abt Gisbert verstarb 1586.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Ludwig Sorg (1586–1605). Er wurde am 18. März 1586 gewählt.Er stammte aus Freiburg und war vor seiner Wahl Prior in Gengenbach.Noch mehr Zuwachs erlebte die Gengenbacher Bibliothek

in seiner Amtszeit. Der ehemalige Erzpriester des Ruralkapitels Ettenheim Johann Richter vermachte Kloster Gengenbach unter anderem seine Bücher.

Als Glücksfall für das Kloster erwies sich 1595 die Aufhebung des Hirsauer Priorats Klosterreichenbach durch den Württemberger Herzog Friedrich I. (1593-1608).Der letzte Prior Johannes Hügel (1581-1595) flüchtete

Kleinodien, Archivalien und Bücher nach Gengenbach, bevor sich nach Prag begab, um dort gegen die Aufhebung des Kloster zu protestieren. Prior Johannes Hügel verstarb1595  in Prag.

Zwar stellte Württemberg 1598 Rückforderungen. Gengenbach ignorierte diese aber einfach.

1601 ließ Abt Johann Ludwig die Reichenbacher Bücher mit einem Kaufvermerk versehen. Aus Hirsau und Klosterreichenbach gelangten eine heute  verlorengegangene Frühdrucksammlung nach Gengenbach.

Prior Johannes Hügel verstarb in Prag wie aus der Urkunde Generallandesarchiv Karlsruhe 75 Nr. 1275 c hervorgeht.

Auch ein Band, ein Geschenk des Rektors der Freiburger Universität Jodocus Lorichius (1540-1612) ist in Gengenbach. Mit diesem war der Abt näher bekannt.

Noch unter Abt wurden 1601 die Klosterbauten von Gengenbach wieder hergestellt.

In diesem Jahr wurde er von Abt Georg Wegelin  (1586-1627)von Weingarten zur Weihe seiner Kirche und Glocken von Kloster Weingarten eingeladen. Generallandesarchiv Karlsruhe 202  Nr.408

Abt Johann Ludwig verstarb 1605.

Sein Nachfolger wurde Abt Georg Breuning (1605–1617) Die Wahlanzeige an Kardinal Karl von Straßburg (1592-1607) erfolgte am 25. Juli 1605. Generallandesarchiv Karlsruhe, 33 Nr. 466 Abt Georg stammte aus Kloster Maursmünster.

Er war wie seine beiden  Nachfolger Abt Johann und Abt Jakob ein großer Förderer der Bibliothek.

Das Konzil von Trient hatte die Reformbestrebungen der Klöster begünstigt. Abt Georg schloss sich 1607 der Bursfelder Kongregation an, die schon 11. März 1446  die offizielle Anerkennung des Zusammenschlusses durch das Konzil von Basel erfuhr.

Die Bursfelder Kongregation diente zur religiösen Erneuerung und zur wirksameren politischen Vertretung. Der Beitritt diente wohl auch dem Schutz vor Unterwerfung unter die Jurisdiktion des Straßburger Bischofs

Allerdings passte dies nicht in die Pläne des Straßburger Bischofs  Erzherzog Leopold von Habsburg (1607-1626) , Bischof von Straßburg und Bruder von Kaiser Ferdinand II. (1619-1637).Bischof Leopold, ein ausgesprochener Jesuitenfreund,

löste die sieben Abteien seines Bistums – ganz im Interesse der Jesuiten – aus der Bursfelder Union. Er zwang die Äbte 1624 in eine eigene Diözesankongregation. Damit konnte er sich seine Oberhoheit über diese Klöster sichern. Während des 17. und 18. Jahrhunderts. blieben die Gengenbacher Benediktiner in der besonderen Abhängigkeit des Straßburger Bischofs.

Er betrieb schon 1616 mit Hilfe des Kloster Weingarten einen Reformversuch unter Abt Georg Wegelin . Er schickte auch zwei Patres von Weingarten nach Gengenbach. Einen ernannte er zum Prior, den anderen zum Novizenmeister.

Sie blieben 4 Jahre in Gengenbach und wurden 1622 wieder abberufen.

Wirtschaftlich wichtig war für das Kloster war die Zollfreiheit in verschiedenen Herrschaften.

Die von Württemberg dem Kloster Gengenbach gestattete zollfreie Durchfuhr seiner in Schwaben liegenden Zehnten und Gefälle und der von dem Kloster zum eigenen Gebrauch erkauften Früchte, Weine und Vieh. / 1680

Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 669

Die dem Kloster Gengenbach im Vorderösterreichischen und Fürstenbergischen zusehende Zollfreiheit.  Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 670

Die dem Kloster Gengenbach in der Landvogtei Ortenau zustehende Zollfreiheit.Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 671

Abt Georg verstarb 1617.

Sein Nachfolger Abt Johann Caspar Liesch (1617) regierte kein Jahr.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Demler (1617–1626).

1621 gelang dem Straßburger Bischof Leopold die Gründung der Straßburger Kongregation. Ihr gehörten die drei  Elsässer Klöster Altdorf, Ebersheimmünster, Maursmünster, Ettenheimmünster und rechtsrheinisch die badischen Klöster Gengenbach, Schuttern und Schwarzach an.

Bischof Leopold richtete Visitationen der Klöster ein. Die Kongregation hielt Generalkapitel nach Bursfelder Vorbild ab.Die Straßburger Kongregation bestand bis 1728- Zwar wehrte sich die Bursfelder Union. Das Verfahren ging bis nach Rom.

Aber eine Rückkehr gab es nicht mehr.

Die Regierungszeit von Abt Johann begann mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieg. Der 2. Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 wirkte als Fanal des Böhmischen Ständeaufstandes, aus dem sich in der Folge der Dreißigjährige Krieg entwickelte.

Zunächst blieb die Ortenau vom Krieg verschont. Aber 1622 war Gengenbach zum Hauptquartier der Kaiserlichen geworden. Diese hausten wie überall schrecklich. Die Stadt litt unter den umherziehenden Heerkörpern.

Abt und Konvent flüchteten über den Schwarzwald.

Abt Georg verstarb 1626. Sein Nachfolger wurde Abt Jakob Petri (1626–1636) Er stammte aus Freiburg Er leistete 1626 dem Dekan des Straßburger Domkapitels dem Grafen Hermann Adolf von Salm-Reifferscheid den Fidelitätseid. Generallandesarchiv Karlsruhe 33 Nr.467

1630 landete König Gustav Adolf (1611-1632) mit einer Armee von 13000 Mann auf Usedom. Obwohl er am 1632 in der Schlacht bei Lützen fiel, bestimmten die Schweden zunächst das Kriegsgeschehen.

Nach dem Tod Gustav Adolfs übernahm Bernhard von Weimar (1604-1639) den Oberbefehl  und verhinderte, dass das schwedisch-protestantische Heer zum Rückzug gezwungen wurde. In der Folge teilte sich Bernhard das Oberkommando über die schwedisch-

protestantischen Truppen mit dem schwedischen Feldmarschall Gustav Horn (1592-1657) Bernhard von Weimar hatte sich nach dem Kriegseintritt Schwedens dem schwedischen Heer angeschlossen und dort rasch Karriere gemacht.

Zwar war Bernhard nach der Eroberung von Breisach im Dezember 1638, seinem wichtigsten militärischen Erfolg, ein halbes Jahr später, am 18. Juli 1639 in Neuenburg am Rhein verstorben. .

Der Kommandant von Breisach Johann Ludwig von Erlach (1595-1650), ein Schweizer protestantischer Söldnerführer, Kriegsherr und Offizier wechselnder Dienstherren während des Dreissigjährigen Krieges überließ Bernhards Eroberungen und die Weimaraner Söldner Frankreich gegen die Bewilligung eines Jahrgeldes und des französischen Bürgerrechts Seine Soldaten weschelten später wieder  in schwedische Dienste und nahmen an den letzten Entscheidungen des Krieges auf schwedischer Seite teil

Im September 1632 schloss die Stadt Gengenbach ein Abkommen mit den Schweden.Der Stadt wurde Schutz zugesichert. Sie musste aber hohe Summen bezahlen.

1634 wurde die Stadt Gengenbach belagert. Im Kloster lagen viele schwedische Soldaten. Sie wurden von den Kaiserlichen zum Teil erschlagen zum Teil gefangen nach Villingen geführt.

Der Abt floh nach Villingen und Rottweil .Abt Jakob verstarb am 8. September 1636. Sein Nachfolger wurde Abt Erhard Marx (1636–1638) Er kam von Kloster Maursmünster. Er wurde am 11. September 1636 gewählt.

Er verstarb nach nur zwei Jahren im Januar 1638.Zu seinem Nachfolger wurde Abt Columban Meyer (1638–1660) am 23. Januar 1638 gewählt. E stammte aus Struot im Sundgau.Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior. Durch den Krieg bedingt waren nur noch drei Mönche im Kloster,die die Wahl vornahmen.

Abt Columban leistete dem Straßburger Bischof Leopold  Wilhelm von Österreich (1626-1662) am 8.Juli 1638 den Fidelitätseid. Generallandesarchiv Karlsruhe 33 Nr. 468

Es herrschte immer noch Krieg, was das Kloster und die Stadt Gengenbach schwer traf.

1643 zogen drei mal französische Truppen unter dem Maréchal de France,Jean Baptiste Comte de Guébriant (1602-1643) , Oberbefehlshaber der französischen Truppen am Rhein, auf dem Weg nach Oberschwaben durch Gengenbach, denn dieser hatte die Aufgabe, den bayrischen Heerführer Franz von Mercy dort in Schach zu halten.

Am 1.März März 1643 hatten sich Soldaten der Weimarischen Armee vor Gengenbach sehen lassen.Sie wurden aber von Kaiserlichen schnell in die Flucht geschlagen. Bei Haslach lagen aber gut 500 Weimarische Soldaten. Am 3. März rückte die französische Armee an und drohte die Stadt zu beschießen.

Natürlich wurde bei jedem Truppendurchzug Lösegeld erpresst. Abt Columban klagte später, er hätte von den erpressten Summen ein ganzes neues Kloster prachtvoll erbauen können.

Chronist dieser Ereignisse war der Stadtpfarrer Leonhard Feinlein, auch Konventuale von Kloster Gengenbach. (bei Max Wingenroth Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden über Gengenbach online) Er hatte auch die Verhandlung mit dem französischen General geführt.

In der Nacht blieben der General und Offiziere im Kloster und “erboten sich alles Gute an”. Sie verließen das Kloster am nächsten Tag wieder. Dann aber fielen Soldaten in das Kloster ein, plünderten alles aus und “verderbten alles”. Auch in der Kirche richteten sie großen Schaden an.

Am 29. Mai zog die weimarische Armee ab, verbrannte drei Stadttore, unterminierten einen Turm hinter dem Kloster und sprengten ihn in die Luft. Im Kloster richteten sie wieder großen Schaden an, zerstörten die Dächer und verbrannten das gesamte Inventar.

Noch ein drittes Mal im Jahr 1643 mussten Kloster und Stadt die Schrecken des Krieges erleben. General Josias Rantzau (1609-1650)  ein dänischer Heerführer, Marschall von Frankreich und eine der abenteuerlichsten Gestalten des Dreißigjährigen und des gleichzeitigen spanisch-niederländischen Krieges. General von Rantzau fiel am 4. November in Gengenbach ein. Er hauste fürchterlich, Pferde und Vieh wurden geraubt, die Kirche wurde noch ärger als bei den letzten Malen beschädigt, alles verbrannt, die Altäre zerschmettert, Weltliche und Geistliche ausgeplündert, ausgezogen und

verwundet.. Die Stadt wurde angezündet. Das Rathaus und neunweitere Häuser abgebrannt.Wenn der Chronist und etliche Einwohner nicht Löschversuche unternommen hätte, wäre die ganze Stadt und das Kloster abgebrannt, so sein Bericht.

Es dauerte noch weitere schlimme fünf Jahre bis am 24. Oktober 1648 in Osnabrück und Münster endlich der “Westfälische Friede “ geschlossen wurde.Columban blieb bis 1660 Abt von Gengenbach.

Seine Grabplatte befindet sich in der ehemaligen Klosterkirche.

Sein Nachfolger wurde Abt Roman Suttler(auch Sutter) (1660–1680) Er stammte aus Molsheim.

In Kloster Einsiedeln regierte von 1629-1670 Abt Plazidus Reimann. Er sorgte für eine gute Bildung seiner Konventualen und schickte seine Mönche auch an andere Klöster zum Unterricht, so zum Beispiel nach Kempten. An die Universität Salzburg ordnete er P. Augustin Reding ab,

der dort als Professor für Theologie und von 1655-1656 war er dort auch Dekan. Von 1670-1692 wurde er er Nachfolger von Abt Plazidus.

Am 7. Mai bat Abt Columban den Einsiedler Abt Plazidus um Entsendung eines  Philosophie-Professor nach Gengenbach. Klosterarchiv Einsiedeln A.QC-02.11 Dieser schickte P. Basilius Stricker nach Gengenbach. KAE, A.QC-02.12

Pater Basilius wirkte in Gengenbach nicht nur als Philosophie-Professor. Er bekleidete dort auch das Amt des Priors. Er wurde am  1. September 1657 nach Einsiedeln zurückberufen.KAE, A.QC-02.22

Für ihn wurde P. Gregor Hüsser  für den Unterricht der dortigen Fratres aus Einsiedeln geschickt. Abt Roman Suttler bat Abt Plazidus am 11. Juni 1662, dass Pater Gregor länger in Gengenbach bleiben dürfe KAE, A.QC-02.25

Am 13. Oktober 1664 wurde er durch P. Plazidus Meyer ersetzt. Abt Roman bedankte sich für die Entsendung. KAE, A.QC-02.26

Abt Roman begann 1660 mit dem  Wiederaufbau des Chores und Glockenturms der Kirche und stattete sie mit neuem Inventar ausgestattet aus.

1674 wurde Kloster Gengenbach in das Collegium Abbatiale Suevicum aufgenommen und wurde damit Mitglied im Reichsprälatenkolleg Generallandesarchiv Karlsruhe 202 a Nr. 119

Gengenbach saß zunächst nicht auf der Prälatenbank sondern bei den weltlichen Ständen, weil der Abt in seiner Eigenschaft als Inhaber der Grafschaft Gengenbach gekommen ins Reichsprälarenkolleg gekommen ist.

Erst Abt Benedikt Rischer wurde 1751 auf einem Konvent des Prälatenkollegiums in Ulm in das 18 Mitglieder umfassende Kollgeium aufgenommen.

Der Friede für Gengenbach und die Ortenau dauerte nicht sehr lange.

Abt Roman resignierte 1680

Sein Nachfolger wurde Abt Placidus Thalmann (1680–1696) Bei der Wahl war Abt Franz (1653–1686) von Kloster Ettenheimmünster als Visitator Abt Placidus soll aus der fürst-St. gallischen Stadt Wil stammen.

Durch die Beziehung zwischen  Kloster Einsiedeln und Gengenbach traten immer  Novizen aus der Schweiz in ds Kloster Gengenbach ein.

Er trat um 1655 in Kloster Gengenbach ein. 1657 ging der zum Studium der Theologie nach Einsiedeln. In Gengenbach übte er das Amt des Großkellers aus.

In Gengenbach ist er seit 1671 auch Professor für Philosophie.

1677 nimmt er als Prior  an der der Zusammenkunft der katholischen Kreisstände in Ravensburg teil.

1688 brach der Pfälzische Erbfolgekrieg aus. Nach dem Westfälischen Frieden betrieb der französische König Ludwig XIV.(1643-1715) die “Reunionspolitik”. Er beanspruchte einen Teil des Elsasses.

1681 besetzte er ohne Rechtsanspruch die Reichsstadt Straßburg.

Kurfürst Karl Ludwig I. von der Pfalz (1649-1680) verheiratete 1671 seine Tochter Liselotte von der Pfalz mit dem Bruder des Sonnenkönigs  Herzog Philipp I. von Orleans (1640-1701), um das Verhältnis zu Frankreich zu verbessern.

Aus dieser Ehe leite Ludwig XIV. Erbansprüche ab, 1688 fiel er in die Pfalz und das linksrheinische Gebiete ein. Er hoffte auf einen kurzen Krieg, musste aber schnell erkennen, dass diese Hoffnung trog. Er zog seine Truppen rasch zurück und

konzentrierte starke Kräfte in Philippsburg, Kehl, Breisach und Freiburg. Auf Anraten seines Kriegsministers Louvois (1666-1691) ließ er die Pfalz und die Markgrafschaft Baden systematisch zerstören.

1689 rückte die französische Armee unter dem Kommando des Marschalls de Duras (1625-1704) in der Gegend vor Offenburg ein. Er hatte  den königlichen Befehl,jeden Ort und jede Stadt, die  mit Mauern umgeben war, in Brand zu stecken.

Am 7.September 1789 wurden in Gengenbach fast alle Häuser eingeäschert. Im Kloster verbrannten viel Getreidevorräte.Die Keller waren voll mit Wein gefüllt. Alles wurde vernichtet. Die Orgel ging verloren. Nur die Glocken, das Archiv  und die Bibliothek blieben erhalten,

weil Abt Placidus bei Kriegsbeginn 1688 Archiv und Bibliothek n Sicherheit bringen ließ.Die Glocken ließ er sogar vergraben.

Aufgrund einer beim  Schwäbischen Kreis eingereichten Auflistung errechnete dieser  die durch den Brand verursachten Schäden auf 100.000 fl, das sind etwa 20.995.632,00 €. (Wingenroth) Acht Tage später wurden Offenburg und Oberkirch abgebrannt.

Ungeachtet der angerichteten Schäden legten  die Franzosen dem Kloster eine Kontribution auf von 2.000 fl., das sind etwa 419.913,00 €. Außerdem hatte das Kloster Lebensmittel für das Heer zu liefern.

Der Kriegsverlauf hatte gezeigt, wie wichtig die Ortenau für Österreich war. Außerdem galt es zu verhindern, dass der Straßburger Bischof Wilhelm Egon von Fürstenberg (1682-1704) in der Ortenau Fuss fasste.

Den Vorschlag des Markgrafen Leopold Wilhelm von Baden (1621-1671), die Landvogtei Ortenau gegen Güter in Böhmen einzutauschen, lehnte Österreich ab. Sie wurde an den Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (1655-1707), dem Türkenlouis übertragen.

Abt Placidus stellte die Kirche von Gengenbach wieder her und ließ sie mit Genehmigung von Papst Innozenz  XII. (1691-1700) wieder einweihen.

Wegen des Franzoseneinfalls befand sich Abt Placidus im Exil Nach seiner Rückkehr begann er sofort mit dem Wiederaufbau der Kirche  und konnte bis 1693 6 neue Altäre weihen.

1693 schloss er mit Franz Beer I. (1659–1722) einen Verding über 11.000 Gulden ab, das sind  etwa 2.312.632,00 €. . In dem Verding enthalten sind der Wiederaufbau des beschädigten Kirchengiebels, die Josephskapelle aber hauptsächlich das vollständig zerstörte Kloster.

In dem Trupp von Franz Beer arbeitete sein1652 geborener Bruder Peter, der als Steinmetz arbeitete sowie als Palier der spätere Heidelberger Baumeister Johann Jakob Rischer (1662–1755) 1714-1716 erbaute er den Glockenturm in Gengenbach.

Abt Placidus war auch schriftstellerisch tätig. Er schrieb das Buch Angelus confortans.

Abt Placidus starb 1696 da ist der Klosterneubau noch in vollem Gange. Von seinen 6 Regierungsjahren hat er nur 8 in Gengenbach verbracht. 8 Jahre war er im Exil.

Sein Nachfolger wurde Abt Augustinus Müller (1696–1726) Er ist 1665 wie sein Vorgänger auch in Wil geboren. 1683 legte er in Gengenbach seine Profess ab und nahm den Klosternamen Augustin an.

Der Pfälzische Erbfolgekrieg hatte sich zum Reichskrieg gegen Frankreich ausgeweitet und endete erst mit dem Frieden von Rijswijk am 30. Oktober 1697.

Abt Augustin stellte den von Abt Placidus begonnenen Klosterneubau fertig. Seine ersten 10 Regierungsjahre waren aber durch den Reichskrieg überschattet. Kaum war  der Krieg beendet, folgte zwischen 1701 und 1714 der Spanische Erbfolgekrieg.

Kurz nach dem Bezug der neuen Abtei war die Ortenau  schon wieder ein Kriegsbrennpunkt. Zwar blieben Stadt und Kloster verschont, aber die  ständigen Truppendurchzüge und auferlegte Kontributionen

belasteten die Abtei. Mit ihrem kleinen Herrschaftsgebiet konnte die Abtei kaum die nötigen Mittel erwirtschaften, um alle durch die Kriegszerstörungen verursachten Baukosten sofort zu tilgen.Abt Augustin war erst im dritten Wahlgang

gewählt worden.Er hatte  mit einer internen Opposition zu kämpfen. Er war wohl zu gutmütig und  mit Sicherheit auch führungsschwach.

Erst nach dem Frieden von Rastatt konnte Abt Augustin den Glockenturm durch Johann Jakob Rischer  fertigstellen lassen. Ein Neffe des verstorbenen Abtes, jetzt Schlossermeister in Gengenbach, stiftete  die die große Turmuhr mit Garantie auf Lebenszeit.

Die Kirche wurde auch weiter ausgestattet. 1723 wurde der freistehende Hochaltar errichtet. Die Figuren im Stil des Rokoko stammen aus der Werkstatt des Philipp Winterhalter (1667-1727) Die Fassmalereien kosteten 90 fl.

Das  sind etwa 19.151,00 €.

Abt Augustin betätigt sich auch als frühindustrieller Wirtschaftsförderer. Er gründete im Moosgebiet eine Glashütten die dann Abt Benedikt Rischer zur Blaufarbenfabrik umrüstete und dort kunstvolles Tafelglas herstellen ließ, was dem Kloster auch zu einem Wirtschaftsaufschwung verhalf.

Abt Augustin verstarb am 25. September 1726 und hinterließ 21.000 fl. Schulden, das sind etwa 4.468.504,00 €.

Abt Augustin galt als unfähiger Abt, “dessen langer und dauernden Regierung wenig oder nichts Lobenswertes gezeigt habe, für das sich die Nachwelt interessieren würde.” so sein Chronist P. Augustin Dornblueth,der den Abt in  seinem Nekrolog äußerst

schlecht schildert und ihm sicher nicht gerecht wird. Er beschrieb ihn als unmäßig versoffen und verfressen. Pater Augustin war aber erst 1708 ins Kloster eingetreten Das Wirtschaften in Zeiten von  Krieg und Kontributionen konnte der Chronist gar nicht ermessen.

Allerdings hat seine Beschreibung das Bild von Abt Augustin geprägt. So bezeichnet ihn auch Max Wingenroth als gänzlich unfähig.

Sein Nachfolger wurde Abt Paulus Seeger (1726–1743) Er ist 1691 in Gengenbach geboren. Er war zusammen mit Pater Augustin Dornblueth zur Ausbildung in St. Blasien.

Er war ein begabter Maler und Musiker.

1726 wurde er zum Abt von Gengenbach gewählt.Am 15. September 1732  belehnte ihn  der Bamberger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (1729–1746 ) mit den Temporalien .

Abt Paulus Seeger verstarb 1743.

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt Rischer (1743–1763) Er war der Sohn des Johann Jakob Rischer (Riescher, Rüscher) und der Anna Maria Siebert aus Gengenbach. Sein Vater stammte aus Vorarlberg und kam als

Palier im Trupp des Vorarlberger Baumeister Franz Beer I. nach Gengenbach. Vermutlich lernte er dort Benedikts Mutter kennen, der  1706 in Mannheim (vielleicht auch Heidelberg) geboren wird. Seine Mutter war die Tochter des

“oberen Wirts” in Gengenbach. Abt Benedikt wurde zum Bauabt des Rokoko in Gengenbach. Vom Vater hat er wohl das Verständnis für die Baukunst aber auch den Mut zum Unternehmertum geerbt.

1743 wurde er Abt in Gengenbach.

Am 30. März 1748 belehnte Fürstbischof Johann Philipp Anton von Bamberg (1746-1753) Abt Benedikt mit den Temporalien.

Abt Benedikt hat sich den Prälatenturm als persönlichen Rückzugsort ausbauen lassen. Ursprünglich war er ein Element der Stadt- und Klosterbefestigung. Er wurde auf 4 Stockwerke aufgestockt.

Die Wände im ersten Obergeschoss wurden mit naiver Landschaftsmalerei ausgestattet, die wahrscheinlich von einem Gengenbacher Mönch stammt.

Ein Stockwerk höher befindet sich ein Studier- und Leseraum in dem eine Karte mit dem ehemaligen Waldbesitz des Klosters ist. Im dritten und letzten Obergeschoss ist ein prächtiger Empfangsraum,in dem Abt Benedikt Gäste empfing.

In der Abtei ließ er das prächtige Treppenhaus errichten. Auch andere Konventsräume wurden mit Rokokostuckaturen ausgestattet.

Auch unternehmerisch zeigte er Mut und Weitsicht. In Nordrach baute er die Glashütte weiter aus, die Abt Augustin errichtet hatte. Um den Armen des Moosgrundes Bot und Arbeit zu verschaffen,

ließ er dort eine Blaufarbenfabrik einrichten. 1735 war das Element Kobalt entdeckt worden. Damit ließen sich bald blaue Glaswaren und Keramik herstellen, was zu kunstvollem und wertvollen Tafelglas verarbeitet wurde.

Das ließ Abt Benedikt auch in Nordrach herstellen.Allerdings war das in den Anfangsjahren ein Verlustgeschäft, weswegen Abt Benedikt so stark angefeindet wurde, dass er 1763 resignierte und sich nach Nordrach zurückzog..

Dort starb er am 28. Dezember 1763. Wahrscheinlich gebrochen von den Anfeindungen. Erst sein Nachfolger konnte dann die Ernte einfahren.

Sein Nachfolger wurde Abt Jakob Trautwein (1763–1792). Er ist am 22. Januar 1718 in Schiltach geboren. Am 11. Januar 1763 wurde er zum Abt gewählt.  GAL Karlsruhe 202 Nr. 469

1763 wird im Staatsarchiv Bamberg unter B 58/II, Nr. 00717 die Resignation von Abt Benedikt Rischer und die Belehnung mit den Temporalien an Abt Jakob Trautwein vermerkt.

Auch für Abt Jakob sicherlich ein denkwürdiges Ereignis war  Seine Anwesenheit als Gast, als die Tochter Maria Theresias (1717-1780), Marie-Antoinette (1755-1793) auf ihrer Reise zu ihrer Vermählung

mit dem mit dem Thronfolger Ludwig August von Frankreich auch durch Baden kam. Am 5. August 1770 machte sie Station im Benediktinerkloster Schuttern

Ein großes Fest wurde gegeben. Zahllose Gäste waren anwesend, unter ihnen auch Abt Jakob.

Auf Vermittlung von Abt Jakob kam Magnus Scheffel nach Gengenbach und erhielt dort die Stelle des Oberstiftsschaffners und verwaltete die Weingüter des Klosters. Magnus war der Großvater des Dichters Victor von Scheffel.

Nach der Säkularisierung des Klosters wurde er vom Landvogt v. Roggenbach dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden (1746-1811) zur weiteren Verwendung empfohlen. Er wurde nun badischer Am tskeller und blieb dies bis zu seiner Pensionierung 1809.

Er konnte von der Blaufarbenfabrik seine Vorgängers profitieren. Das Kloster erlebte nochmals einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auch der Klosterschule zugute kam.

Gelehrte und Wissenschaftler standen mit der Abtei St. Blasien in Verbindung.

Das Kloster wurde zu Kontributionszahlungen verpflichtet so 1796 GAL 229 Nr. 48095

Abt Jakob  verstarb 1792.

Sein Nachfolger und letzter Abt von Gengenbach wurde Bernhard Maria Schwörer (1792–1803/07)

Er wurde  am 10. März 1754 als Sohn des Adlerwirts Andreas Schwörer in Gengenbach geboren und wurde auf die Vornamen Georg und Jakob getauft.

Er besuchte die Klosterschule in Gengenbach. Danach trat er ins Kloster ein. Mit seiner Profess erhielt er den Klosternamen Bernhardus Maria.

Er wurde 1792 einstimmig zum Abt gewählt GAL 202 Nr. 471

Schon vor der Säkularisation machten sich Gerüchte breit, dass die Klöster aufgehoben werden sollten

Schon 1795 wandte sich Abt Bernhard an den letzten Fürstbischof von Bamberg  Christoph Franz von Buseck (1795-1805), der Lehensherr und damit auch Schutzherr von Kloster Gengenbach war

mit einem Schreiben an ihn aber natürlich vergeblich.

Am 25. Februar 1803 wurde in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluss verabschiedet.

Er legte fest, dass die Fürsten, die linksrheinische Gebiete an Frankreich verloren hatten, rechtsrheinische Güter als Entschädigung erhalten sollten. Im Rahmen der Säkularisation verschwanden ebenfalls fast alle geistlichen Herrschaften wie Hochstifte oder Reichsabteien.

Von den 47 Reichsstädten wurden bis auf 6 alle mediatisiert.Die “Napoleonische Flurbereinigung hatte dafür gesorgt, dass die Zahl der Territorien von über 400 auf etwa 34 sank.

Die größten Gewinner der Säkularisation waren Bayern und Württemberg, aber auch Baden erhielt einen überproportionalen Anteil an Entschädigung.

Gengenbach verlor 1803 seinen Status als Reichsstadt und wurde mit etwa 160 Untertanen in das neu gegründete Großherzogtum Baden eingegliedert. Es entstand der großherzoglich-badische Amtsbezirk Gengenbach.

Die weltliche Klosterherrschaft mit allen herrschaftlichen Rechten, umfangreichem Besitz und Einkünften fiel an das Großherzogtum Baden. Die 30 Mönche wurden auf den Markgrafen Karl Friedrich von Baden , ab 1806 Großherzog verpflichtet.

Der Markgraf ließ den Konvent aber bis 1807 bestehen. Er konnte sogar noch Mönche und Laienbrüder von Ettenheimmünster und Schwarzach aufnehmen . Erst 1807 wurde das Kloster aufgelöst. Die Mönche wurden auf andere Pfarrstellen verteilt

oder erhielten eine Pension.  Abt Bernhard wurde Stadtpfarrer in Gengenbach Er verstarb am 28.September 1817 mit 64 Jahren

Es gelang ihm ein Hauptdokument des Klosterarchivs – und zwar die im 17. und 18. Jahrhundert von mehreren Mönchen in lateinischer und deutscher Sprache niedergeschriebene Klosterchronik – an sich zu nehmen. Es steht heute im GAL Karlsruhe und ist eine wichtige

Quelle zum Klosterleben  der Benediktinerabtei Gengenbach.

Bei der Aufhebung des Klosters wurde das Klostervermögen  liquidiert, kleinere Gebäude verkauft und die Innenausstattung versteigert.

Im Abteigebäude wurden das Pfarrhaus, die Schule und das staatliche Obervogteiamt untergebracht. Die Klosterkirche ging 1807 an die Pfarrgemeinde über, die von einigen ehemaligen Mönchen seelsorgerisch betreut wurde.

Der Großteil der Bibliothek nämlich 850 Bände ging an die Großherzogliche Bibliothek, heute Badische Landesbibliothek. Weitere Bände kamen nach Heidelberg und Freiburg. Der  Rest wurde verkauft.

Damit endete über 1000 Jahre Klostergeschichte.

                                                                                                                                                                                              Benediktinerabtei Gengenbach. Stich von Johann Christian Leopold, um 1730.

06 Dez 2023

teBenediktinerkloster Ellwangen

                                                                                                                                                                  Die ehemalige Stiftskirche St. Vitus in Ellwangen. Ansicht von 1849.

Die Benediktinerabtei Ellwangen wurde 764 als erstes Kloster auf später württembergischen Boden von Hariolf gegründet.

Hariolf entstammte einer mächtigen Adelssippe. Diese war im alemannisch-westbayrischen Gebiet und darüberhinaus reich begütert. Sie hatte weitreichende verwandtschaftliche Beziehungen und war möglicher weise

mit dem bayrisch-alemannischen Herrscherhaus der Agilulfinger verwandt, wie Karl Schmid ausführt ( Bischof Wikterb in Epfach Eine Studie über Bischof und Bischofssitz im 8. Jahrhundert (Studien zu Abodiacum-Epfach hsg. von J. Werner, München 1954 S.99-139)

Hariolf ist um 730 geboren. Er hatte noch zwei Brüder,Erlolf und Franko. Alle drei standen in einem näheren Verhältnis zu den fränkischen Hausmeiern aus dem Geschlecht

der Karolinger, deren Name auf Karl Martell zurückgeht und die seit 751 mit Pippin dem Jüngeren den fränkischen König stellten. Erlolf war um 760 zum Bischof von Langres in Burgund ernannt worden. Langres ist heute Partnerstadt von Ellwangen.

Der Bischof von Langres hatte damals seinen Amtssitz in Dijon und war gleichzeitig Abt von Kloster Sankt-Bénigne in Dijon. Sankt-Bénigne-Klosters.

Erlolf stieg mit seiner Ernennung in die hohe fränkische Reichsgeistlichkeit auf.

Franko war 765 auf der Königspfalz in Bodmann beschäftigt.

Hariolf war für eine weltliche Laufbahn vorgesehen. Er hatte aber ein religiöses Erlebnis, von dem sein Biograf, der Ellwanger Mönch Ermenrich in der Vita Harolfi berichtet. Daraufhin folgte er seinem Bruder Erlolf nach Langres und trat dort in die Abtei

Sankt Bénigne ein. Er kehrte nach Ellwangen  zurück und gründete dort ein Eigenkloster.Die beiden Brüder unterstützten ihn. Erlolf suchte zusammen mit ihm einen geeigneten Platz für das Kloster aus. Außerdem sorgte Erlolf dafür, dass

die Reliquien des heligen Benignus und der heiligen Drillinge Eleusippus, Meleusippus, Speusippus, deren Großmutter Leonilla und ihrer Begleitmärtyrer Junilla, Turbon und Neon nach Ellwangen kamen.

Der Gründungskonvent kam ebenfalls aus Sankt Bénigne.

Franko machte in seinem Bekanntenkreis auf das junge Kloster aufmerksam So wird der Eintritt Grimalds in Kloster Ellwangen ebenso Franko zugeschrieben, wie der Eintritt Suonhars. Grimald war ab 824 am Hofe Ludwigs des Frommen in der kaiserlichen Kapelle

als Kaplan tätig. Ab 833 war er Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei. 833 wurde er von Ludwig als Abt von Kloster Weissenburg eingesetzt, allerdings nach innerdynastischen Auseinandersetzungen 839 abgesetzt. Ludwig der Fromme setzte ihn 841 als Abt von Kloster St. Gallen ein und 847 auch wieder in Weissenburg. Er stand einem 3. Kloster vor, das war möglicherweise Ellwangen.

Suonhar war vor seinem Eintritt ins Kloster ein getreuer Gefolgsmann von König Karlmann (768-771)Er überließ der neuen Gründung seinen großen Besitz und trug damit zu einer ersten Blüte des jungen Klosters bei.

Alle Personen, die im Zusammenhang mit der Gründung Kloster Ellwangens erwähnt werden, standen in einem näheren Verhältnis zum fränkischen Herrscherhaus. Diese Beziehungen und Zusammenhänge lassen vermuten, dass der fränkische Herrscher bei der

Gründung Kloster Ellwangens seine Hände im Spiel hatte. Das passte auch zur zielgerichteten Kloster und Kirchenpolitik, die Pippin II. betrieb. Er sicherte sich die Kontrolle über Klöster, setzte auch Bischöfe ein. Er förderte die Tendenz zur Herausbildung von Eigenklöstern.

Pippin nutzte Klöster gezielt als Vorposten und Grundlagen seiner Macht. Der Blick auf das alemannisch-bayrische Grenzgebiet zeigt, dass innerhalb eines  Vierteljahrhunderts zwischen  752 und 777 eine ganze Kette von Klöstern gegründet wurden.

Heidenheim am Hahnenkamm im Altmühltal wurde 752 gegründet, Ottobeuren (siehe dazu Mei Büchle) 764, das Fulradkloster in Esslingen  um 764, Solnhofen um 768, das Kloster Herbrechtingen im Landkreis Heidenheim 774,  Obermarchtal (Mei Büchle) vor 776.

Die Neugründung von Kloster Ellwangen hatte mehrere Aspekte. Einmal war es die kulturelle Aufgabe des neuen Klosters. Das war die Rodung eines Waldgebietes, in dem später viele –zell-Orte und Rodungssiedlungen angelegt wurde. Die Nachsilbe –zell bedeutet

so viel wie Bauernhof.

Ellwangen lag in den Randzonen der Bistümer Augsburg, Würzburg und Eichstätt.Außerdem gab es noch Außenbesitzungen des Klosters Fulda. Dieses  Gebiet war also kirchlich noch nicht erfasst und organisiert.

Schließlich muss die Grünung auch vor dem politischen Hintergrund der Auseinandersetzungen der fränkischen Herrscher mit dem schwäbischen und bayrischen Stammesherzogtum gesehen werden. Die Herzöge von von Alemannien und Bayern hatten sich 741 nach dem Tod von Karl Martell erhoben, weil das Land zur Nachfolgeregelung zwischen Pippin und Karlmann aufgeteilt wurde.

Der Thron war vakant und die Alemannenherzöge sahen sich mit den Karolingern als ranggleich an. Nach mehreren Feldzügen setzte sich Karlmann durch und ließ im Strafgericht von Cannstatt einen Teil des alemannischen Adels umbringen.

Das schwäbische Stammesherzogtum war damit ausgeschaltet. Der bayrische Herzog Tassilo III. hatte zwar 757 Pippin den Vasalleneid geleistet, aber bereits 763 das fränkische Heer bei einem Feldzug in Aquitanien wieder verlassen.

Die oben erwähnte Gründungswelle von Klöstern in Schwaben diente  auch dem Ziel, in dem vom fränkischen Herrscher unterworfenen Land, die Herrschaft zu stabilisieren. Eine politische Notwendigkeit war auch ein zuverlässiges Kloster im Grenzbereich

zwischen Ostfranken und Bayern, was mit der Gründung von Kloster Ellwangen erreicht wurde.

Das Kloster wurde in einer Mischregel aus der Regel der Benediktiner und der des Kolumban des Jüngeren, ( um 540-615)  Abt in Luxeil, geführt. Es  wurde reich mit Besitz ausgestattet. Allein Hariolf hat nach seiner Vita dem Kloster 300 Schenkungen gemacht.

Hariolf übereignete das Kloster durch den Rechtsakt der Traditio zunächst Pippin und später Karl dem Großen(768-814). Damit wurde es in ein Reichskloster umgewandelt.Das entsprach der Kirchenpolitik Karls und seines Nachfolgers Ludwig des Frommen (814-840).

Für die Herrscher hatte es den praktischen Nutzen, dass das Kloster dem Zugriff des Bischofs entzogen war. Es wurde noch stärker in den fränkischen Staat eingegliedert und konnte so als Mittel zur politischen und kirchlichen Erfassung von Räumen zu nutzen, an deren

Ausbau und Festigung ihnen gelegen sein musste. Rechtlich wurde das Kloster unter den besonderen kaiserlichen Schutz gestellt. Es erhielt Immunität und freie Abtswahl.

Hariolf starb um 814. Er und Erlolf sind in der Basilika St. Vitus in Ellwangen bestattet. Sein Gedenktag ist der 13. Dezember.

Am 8. April 814 stellte Kaiser Ludwig der Fromme eine Urkunde für Kloster Ellwangen aus. “nimmt das kloster Ellwangen, das der bischof und abt Hariolf im wald Virgundia auf eigengut erbaut, dotirt und k. Karl mit einwilligung der erben und verwandten tradirt hatte, auf dessen bitte laut der vorgelegten urkunde seines vaters Karl (deperd.) mit zustimmung der bischöfe und getreuen in seinen schutz und verleiht immunität mit freier abtwahl.” RI I n.  521. Das ist die wichtigste Quelle für die Frühgeschichte von Kloster Ellwangen.

Es ist die erste erhaltene Urkunde, die die Kanzlei Ludwigs ausgestellt hat und sie ist die älteste Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und sie ist die älteste echte Urkunde für Kloster Ellwangen.

Abt Wikterb wird in der Äbteliste von Wikipedia für Kloster Ellwangen mit 781 ? vermerkt. Laut Lebensbeschreibung des Bistums Augsburg soll er Mönch und später Abt in Kloster Ellwangen gewesen sein. Hier wir auch gesagt, dass er

738 als erster urkundlich gesicherter Bischof von Augsburg in Erscheinung tritt. Er unterstützte die Glaubensverkündigung des heiligen Magnus im Allgäu, indem er Mönche aus St. Gallen für seine Klosterzelle berief, dessen Kirchenbau in Waltenhofen/Schwangau weihte und von König Pippin beschenken ließ. Auch war er an der Gründung und Einweihung der Klöster, Kirchen und Städte Benediktbeuren, Wessobrunn, Ellwangen und Kempten beteiligt.

In der Synode von Aachen 817, die Ludwig zur Reform des Mönchtums  veranstaltete, erscheint das Reichskloster Ellwangen in der zweiten Klasse der Reichsabteien und stand damit auf der gleichen Stufe wie die hochangesehenen Klöster Fulda und Hersfeld.

(Fürstpropstei Ellwangen in LEO-BW

Abt Sindold war der 3. Abt. Er wird sowohl im Ellwanger Nekrolog als auch in einer Reichenauer Notiz erwähnt, die ihm zugeordnet werden kann. Er erscheint auch in der Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen vom 21. August 823. RI I n. 781

Als sein Nachfolger wird Abt Erfmann geführt, der allerdings nur einmal im Reichenauer Nekrolog nachzuweisen ist.

838 gehörten  Kloster Ellwangen  schon 160 Priester und Laienbrüder an. (Hariolf im Ökumenischen Heiligenbuch)

Auf Erfmann folgte Grimald, wobei sich die Wissenschaft nicht einig ist, ob Grimald neben Weissenburg und St. Gallen auch Abt in Ellwangen war.

Auf Grimald folgte Ermenrich. Er war als junger Mönch in Ellwangen. Von dort kam er zur Ausbildung an die Kanzlei Ludwigs nach Regensburg. Sein nächster Schritt war die Klosterschule in Fulda, damals die angesehenste Bildungsstätte Europas. Zu seinen Lehrern zählten Rudolf von Fulda,

Theologe und Geschichtsschreiber und vor allem Hrabanus Maurus,Abt von Fulda, Universalgelehrter und eine der bedeutendsten Gestalten der karolingischen Renaissance. Er kam auch mit Grimald in Kontakt

846/47 war er auf der Reichenau und lernte dort beim ebenfalls in Fulda ausgebildeten Abt Walahfried Strabo. Er kam dann weiter nach St.Gallen, wo Grimald Abt war.

Neben der Biographie des Sualo in Solnhofen schrieb er die Vita des Hariolfs, des Ellwanger Klostergründer, eine wichtige Quelle für die Frühzeit von Kloster Ellwangen.

Ermenrich wurde auf Betreiben Grimalds Bischof von Passau Er starb wahrscheinlich 26.12.874 Passau.

Auf ihn folgte Otbald, er auch Abt in Niederaltaich gewesen sein soll.

Dr. Franz Josef Schwarz führt in einem Buch Die ehemalige Benediktiner Abteikirche zum Heiligen Vitus in Ellwangen, Stuttgart 1882 Otbald nicht  auf. Bei ihm folgt Luitbert  870-183 als Abt von Ellwangen. 863 wurde er auch Erzbischof von Mainz.(S.14)

Auch der Nachfolger Luitberts war laut Schwarz Erzbischof von Mainz, nämlich Hatto I.  (891-913). Außerdem war er von 888-913 Abt von Kloster Reichenau und anderer Reichsklöster, nach Schwarz eben auch Abt von Ellwangen (S.14)

Von Arnulf von Kärnten (887-899) erwirkte er die Bestätigung des Rechts auf freie Abtswahl. RI I n. 1898 vom 5. Juni 894.

Sein Nachfolger in Ellwangen wurde Abt Adelbero (S.15). Vorher war er  Mönch in Ellwangen und hat dort seine Ausbildung  erhalten. Von 887 bis 909 war er Bischof in Augsburg.

Hatto I. folgte  auf Adelbero. Allerdings wird er nicht überall als Ellwangener Abt geführt. Seine Bildung hat er wohl in Fulda oder auf der Reichenau erhalten. Er war ein Gefolgsmann von Arnulf von Kärnten. Dieser setzte seinen Günstling ohne vorausgehende Wahl 888

auf der Reichenau und 889 in Ellwangen ein. 891 machte er ihn  auch zum Erzbischof von Mainz.

Am 5. Juni 894 bestätigte König Arnulf Kloster Ellwangen das Recht auf freie Abtswahl. RI I n. 1898

Hatto war auch maßgeblich an der Erhebung Ludwigs des Kindes am 4.2.900 beteiligt. Zusammen mit seinem Vorgänger auf dem Ellwanger Abtstuhl, dem Augsburger Bischof Adalbero wurde er der wichtigste Leiter des Minderjährigen und damit der Reichspolitik.

961 ist Hartbert Abt von Ellwangen. Er war gleichzeitig auch Bischof von Chur (951-ca.972).Am 15. August 961 bestätigt Otto I (ab 936 König des Ostfrankenreichs, ab 962-973 Kaiser) auf Bitte von Hartbert und des Erzbischofs Wilhelm von Mainz (954-968) und gemäß den Urkunden seiner Vorgänger

und  den Mönchen freies Wahlrecht. RI II 1 n. 307. Am selben Tag wird für Erzbischof Wilhelm eine Urkunde ausgestellt, als dem Intervenienten bei König Otto I., welcher dem Kloster Ellwangen die freie Abtswahl bestätigt.

RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 621]

Nach Hartbert führt Wikipedia vor 973 ? Milo als Ellwanger Abt. Sein Nachfolger Sandrad wird wieder von vielen als Ellwanger Abt geführt.

Er war ein Schüler des Kölner Erzbischofs Brun  (953-965) Zunächst war er Mönch in St. Maximin in Trier und dort Cellerar. Er hatte enge Beziehungen zum Hof Kaiser Ottos und war Beichtvater von dessen zweiter Gemahlin Adelheid von Burgund (+999)

974 gründete er zusammen mit Erzbischof Gero von Köln (969-976) das Kloster St. Vitus in Gladbach. Dort war er auch der erste Abt. 979 war er auch Abt in Ellwangen und es ist sehr wahrscheinlich, dass der dortige Patroziniumswechsel von den Heiligen

Sulpicius und Servilianus zum hl. Vitus mit ihm zusammenhängt, denn Gladbach hatte ja auch Vitus zum Patron. Er brachte auch eine Armreliquie von Vitus aus Gladbach nach Ellwangen.

981  wurde er auf Vermittlung von Adelheid auch Abt in Weissenburg von 981 bis 985. Er kehrte nach Gladbach zurück und starb dort am 24. August 985 oder 986.

Sandrad war ein führender Vertreter  der trierisch-lothringischen Klosterreform.  Er wird auch in Verbindung gebracht mit der Aufzeichnung klösterlicher Ordensregeln.

981 musste Ellwangen auf dem Italienzug Kaiser Ottos II. (967-983) ein Kontingent von 40 Panzerreitern stellen, eine relativ große Zahl im Verhältnis zu den größten weltlichen Kontingenten. (Fürstpropstei Ellwangen in LEO-BW)

Sandrads Nachfolger wurde Winithar (974-990) Ihm verdankt Kloster Ellwangen die erste Papstbulle. Papst Benedikt VII. (974-983) stellte diese am 15. April 979 aus.

“Papst Benedikt VII. bestätigt dem Kloster Ellwangen unter dem Abte Winithar auf dessen Bitte alle Besitzungen und Privilegien; unterstellt es der alleinigen päpstlichen Jurisdiktionsgewalt  und verbietet die Ausübung priesterlicher Funktionen im Klostergebiet ohne Erlaubnis des Abtes. “

RI II, 5n. 567 Damit war das Kloster von jeglicher bischöflicher Jurisdiktion befreit und direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Die Bulle diente Kloster Ellwangen später auch als Hauptbeweisstück für die Durchsetzung ihrer Exemtionsansprüche.

Von Kaiser Otto III. erwirkte Abt Winithar die Inschutznahme durch den Kaiser. “Otto nimmt das Kloster Ellwangen auf Grund der von seinen Vorgängern, darunter von seinem Großvater und Vater verliehenen Praezepte, die ihm Abt Winithar vorgewiesen hat, und auf Wunsch der Kaiserin Theophanu, sowie auf Intervention des Erzbischofs Willigis, des Bischofs Hildibald von Worms und des Herzogs Konrad von Schwaben in seinen Schutz und verleiht ihm die Immunität “ RI II, 3 n.996 In der Urkunde wird gesagt dass Ellwangen auch auf Wunsch der Kaiserin Theophanu geschah.

Aber sie hat zu dieser Zeit ja die Regierungsgeschäfte geführt. Otto war zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde erst 6 Jahre alt.

Dafür eingesetzt hatte sich auch der Mainzer Erzbischo Willigis (975-1011). Wie bei der Urkunde Otto I für Ellwangen und den Abt Hartbert wurde auch für den Intervenienten in diesem Fall Erzbischof Willigis ausgestellt. RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 738],

Die Urkunde verbietet jedem Herzog, Grafen, öffentlichen Richter oder mit richterlicher Gewalt Versehenen das Betreten des Klosters gegen den Willen des Abtes. Ein Vogt sollte die Belange des Klosters ordnen. Der Vogt wurde vom König oder Kaiser bestimmt, konnte aber auch vom Abt frei gewählt werden.

Auf Winithar folgte Gebhard (990-996) als Abt. 996 wurde er zum Bischof von Augsburg (996-1000)bestimmt und legte sein Amt als Ellwangener Abt. nieder.

Auf ihn folgte Hartmann (996-1011).

Kaiser Heinrich II.(1002 ab 1004 Kaiser-1024) verlieh 1003 ”dem aus Laienherrschaft befreiten Kloster Ellwangen auf Bitten des Abtes Hartmann den Königsschutz, die rechtliche Gleichstellung mit den Reichsabteien Fulda und Reichenau und gewährt, unter Vorbehalt der königlichen Mitwirkung, das

Recht der Abtswahl” RI II, 4 n.1546

1003 oder 1011 wurde Abt Hermann gefürstet und war damit der erste Fürstabt auf dem Ellwanger Abtsstuhl.

Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts stand noch eine kleine Klosterkirche und das erste Abteigebäude. Beides brannte ab. Nicht betroffen war die Krypta.Alle bis dahin verbliebenen Reliquien blieben erhalten.

Auf Abt Hermann folgte wohl Berengar (1011-1026) Die in  Wikipedia genannten Äbte Adalger und Ruadhoc tauchen sonst nicht auf. Adalger ist nur im Fuldaer Nekrolog genannt.

Berengar erhielt am 5. Februar 1024 von Kaiser Heinrich II. auf Intervention von Bischof Eberhard von Bamberg( 1007-1040) den Wildbann innerhalb angegebener Grenzen im Virngrund verliehen. RI II, 4 n. 2056

Abt Berengar verstarb  1026. Auf ihn folgte Abt Odenbert, der 1035 verstarb. Crusius überliefert für ihn und seinen Nachfolger Richard + 1040 nur die Regierungsdaten.

Odenbert war mit Abt Richard von Fulda (1018-1039) befreundet und verwandt. Er erscheint in den Nekrologien zahlreicher anderer Klöster, was darauf deutet, dass er eine herausragende Persönlichkeit im Kreis der damaligen Reformkreise war. Abt Richard von Fulda war ja von Kaiser Heinrich II. als Reformabt in Fulda eingesetzt worden, um hier die bereits eingeleiteten Reformen weiter zu führen. Er starb auf einer Reise und wurde in Neuenberg bei Fulda beigesetzt.

Sein Nachfolger Richard war nach den Hildesheimer Annalen Mönch in Fulda, vor er nach Ellwangen kam. Er hatte natürlich auch enge Beziehungen zu Fulda.

In der Regierungszeit dieser Äbte war Konrad II von 1024-1027 König und dann bis 1039 Kaiser. Unter ihm wie auch seinem Sohn Heinrich III. (1039-1056) hatte Kloster Ellwangen keinen Schutzvogt. Nach Aloys Seckler, Vollständige Geschichte der gefürsteten Reichspropstei Ellwangen, Stuttgart 1864,

waren die beiden Herrscher mächtig genug das Reich selbst zu schützen (S. 109)

Nachfolger von Abt Richard wurde Fürstabt Aaron (1040-1060) außer der Regierungszeit ist von ihm auch nichts bekannt.

Auf ihn folgte Abt Reginger (1061-1076). Er war mit dem Kölner Erzbischof Anno (1056-1075) verwandt. Anno hatte 1064 die Abtei St. Michael gegründet und mit Mönchen aus Fruktuaria besiedelt. Fruktuaria war 1000 durch Wilhelm,  Abt(990) des Benignusklosters in Dijon gegründet worden.

Abt Reginger  überließ dem neugegründeten Kloster Reliquien des heiligen Benignus, die feierlich von

Ellwangen nach Siegburg übertragen wurden. Siegburg wurde schnell zu einer Reformabtei im Zuge der Reformen von Cluny. auf Grund dieser Verbindungen kann man Reginger wohl wie seinen Vorgänger auch zu den Reformkreisen zählen.

Sein Nachfolger wurde Abt  Udo (1076-1090) Auch über sein Wirken gibt es keine Nachrichten. Man kann aber deshalb daraus folgern, dass Abt Udo Ellwangen relativ ruhig und unbeschadet durch die Wirren des Investiturstreites geführt hat.

Sein Tod hat wohl für Unruhe im Konvent gesorgt. Sein Nachfolger Isembert regierte nur 4 Jahre. Er hat sein Amt auch nur als “electus” , also als nicht vollständig ins Amt eingesetzt verwaltet. Das deutet darauf hin,

dass wohl ein Teil des Konvents – vermutlich der kleinere – gegen ihn aufgetreten ist.

Nachfolger von Isembert wurde Abt Adalger. Er erscheint in der Abtsliste von Ellwangen von 1094-1102. Im Ellwanger Nekrolog wird sein Sterbedatum  mit dem November 1102  angegeben.

Die Annales Ellwangenses  überliefern, dass unter Abt Adalger das Kloster 1000 vollständig niedergebrannt ist. Weitere Hinweise auf diesen Brand gibt es nicht. Aber die fehlende Überlieferung für das frühe Mittelalter und der Neubau und

die Klosterweihe von 1124 machen ein solches Ereignis wahrscheinlich.

Das von dem Paderborner Bischof Meinwerk(1009-1036)1015 gegründete Kloster Abdinghof in Paderborn war mit Mönchen aus Cluny besiedelt worden. Es war damit das erste unmittelbar aus Cluny ausgehende Kloster auf deutschem Boden.

Das 2. Kloster war die Abtei Siegburg. Das wichtigste Reformkloster wurde dann Hirsau. Dort wurde Wilhelm von Hirsau 1069 zum Abt (-1091) berufen. St. Blasien, Ochsennhausen, Wiblingen, Muri und Göttweig in der Wache schlossen sich der cluniazentischen Reform an.

Für Ellwangen gibt es keinen urkundlichen Nachweis zu dieser Reformbewegung. Auf die Reformäbte wurde bereits verwiesen.

Die Kirche St. Veit in Ellwangen ist nach der Bauregel von Cluny gebaut. Die Bauzeit in Ellwangen dauerte 24 Jahre. Sie wurde am Jahrestag der ersten Kirchweihe  am 3. Oktober 1024 geweiht.

Sie wurde von zwei Bischöfen geweiht, nämlich dem Konstanzer Bischof Ulrich I. von Kyburg-Dillingen (1111-1127) und dem Augsburger Bischof Herrmann (1096-113).

Bischof Ulrich weihte 7 Altäre und Bischof Hermann den Altar im Chor. Dies geschah auf Veranlassung des Mainzer Erzbischofs Adalbert I. von Saarbrücken (1111-1137)

Dies geschah, weil kraft päpstlichen Privilegs das Kloster aus der Verfügungsgewalt des Bischofs genommen ist.  RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 452,

Auf Abt Adalger folgten Abt Ebo (+1113) und Abt Richard II. (+1118). Von diesen ist außer den Regierungszeiten wieder nichts bekannt. Zur Zeit der Kirchweihe regierte Abt Helmreich, Graf zu Öttingen.

Er erhielt von Kaiser Lothar ( 1125-1133 König, dann bis 1137 Kaisereine Schutzurkunde.  Er nahm im Mai 1130 Kloster Ellwangen in seinen Schutz. In derselben Urkunde ernannte Lothar den bisherigen Dekan Heinrich von Kemnaten zum Abt in Fulda ein.

Abt Heinrich und der Konvent zu Fulda vidimierten auf Bitten des Abts Kuno von Ellwangen die Urkunde Staatsarchiv Ludwigsburg B 389

Abt Heinrich starb 1136.

Auf ihn folgte Abt Adalbert I. von Dinnesbach. Er erscheint wieder urkundlich. Am 24. Oktober 1152 nimmt Friedrich I. Barbarossa (1152-1155, ab 1155 bis 1190 Kaiser) Kloster Ellwangen in seinen Schutz und bestätigt seine Besitzungen.

Außerdem traf er Bestimmungen  für die Vogtei und zwar  “ Der Vogt darf nur dreimal im Jahr mit zwölf Berittenen im Kloster Gericht halten und dabei seine Einkünfte empfangen, darüber hinaus darf er nur auf Wunsch des Abtes tätig werden. “

Für die Rechtsstellung des Klosters traf er ebenfalls Anordnungen. Er übertrug dem Kloster das Recht der Abteien Fulda und Reichenau. Und verbriefte er ihm den Bannforst Virgunda in den angegebenen Grenzen.

Zeugen waren die Bischöfe Gebhard von Würzburg (1150-1159), Eberhard II. von Bamberg (1146-1170) und Günther von Speyer (1146-1161). Weltliche Zeugen waren Herzog Welf VI. (+1191), und Herzog Heinrich (der Löwe ) von Sachsen (1142-1180)

sowie die  Markgrafen Otokar von Steyr (1140/42-1192) und Albrecht (der Bär) von Sachsen (1123-1170)  RI IV,2,1 n. 143

Ein Jahr später nahm Papst Eugen III. 1145-1153) am 19. Februar 1153 Kloster Ellwangen und seine Besitzungen  in seinen Schutz und bestätigte die demselben von den römischen Päpsten und Königen verliehenen Würden, Rechte und Freiheiten.”

WUB Band II.,Nr. 343, Seite73-74

Laut Seckler war Abt Adalbert bei Kaiser Friedrich I. sehr angesehen. (S. 114) Der Kaiser bestätigte am 29. September 1168 der Kirche in Ellwangen ihre Rechte an dem Virgundawald vorbehaltlich Hohenstaufischer Rechte.

WUB Band II.,Nr. 389, Seite156 und RI IV,2,3 n. 1809 “Friedrich bestätigt der Abtei Ellwangen gemäß den Urkunden seiner Vorgänger die Schenkung des Waldes Virgunda mit allen zugehörigen Jagd-, Fischerei-, Imkerei-, Holznutzungs- und Rodungsrechten unter der Bedingung, daß sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, und dessen Nachfolger, die dieses Lehen von der Abtei innehaben, hinsichtlich der Jagd und der Rodung den Schutz ausüben mögen und daselbst nur der Abt jagen dürfe. “

1168 wurde auch ein Vertrag abgeschlossen, in dem es es ausdrücklich heißt, dass der herzog sich vor dem Abt rechtfertigen müsse, falls der Wald von ihm oder aufgrund seiner Nachlässigkeiten durch Rodungen oder auf irgendeine andere Weise geschädigt werde.

(Clemens Dasler, Forst und Wildbann im frühen deutschen Reich, Köln Weimar Wien 2001 S.82)

1146 legte er den Grundstein zum bereits wieder abgebrannten Kloster

Er trat auch vier mal als Zeuge in Urkunden auf und zwar einmal bei Konrad III. für Kloster Ursberg RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 504 und in drei von Friedrich I. RI IV,2,1 n. 435, einer Schutzurkunde für Kloster St. Emmeran in Regensburg.

RI IV,2,2 n. 1504, In einer weiteren Urkunde für Kloster Emmeran wird er auch als Zeuge genannt RIplus | SFG: Regg. B/DK Augsburg 2 n. 41

und in einer letzten , in der er die Unterstellung von Kloster Kitzingen unter den Bischof von Bamberg aufhebt. RI IV,2,2 n. 1504,

Abt Adalbert I. verstarb 1173 Auf ihn folgte Adalbert II. von Ronsberg, ein altes Adelsgeschlecht aus dem Allgäu. Er stammte wohl aus dem Reformkloster Ottobeuren und erneuerte das klösterliche Leben in Ellwangen.

1179 stellte Papst Alexander III. (1159-1181) eine Schutzurkunde für Kloster Ellwangen aus. “Alexander III. nimmt das Kloster Ellwangen samt dessen Besitztum in seinen Schutz und bestätigt und erweitert die demselben schon früher zugestandenen Begünstigungen.”Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 51

1182 brannte das Kloster wieder ab, auch die Bibliothek wurde vernichtet.

Abt Adalbert II. verstarb  1188.

Auf ihn folgte Abt Kuno (1188-1221, von 1217-1221 auch Abt von Fulda), der wohl bedeutendste Abt dieses Zeitraums. Nach Seckler wurde Ellwangen  1201 erneut von einer Brandkatastrophe betroffen. (S. 115)

Abt Kuno begann um 1200 eine Burg zum Schutz des Klosters und der entstehenden Stadt Ellwangen erbauen. Erließ die abgebrannte Stadt Ellwangen wieder aufbauen und begann mit dem Bau einer neuen Klosterkirche der Fertigstellung er aber nicht mehr erlebte.

Sie wurde zwischen 1182 und 1233 erbaut und gilt als das hervorragendste Baudenkmal der schwäbischen Kaiserzeit im Stammlande und als eines der bedeutendsten, eindruckvollsten Zeugnisse der spätromanischen Architektur rechts des Rheins

(B. Bushart Die Basilika zum Heiligen Vitus in Ellwangen).

Schon 1193 nahmen der Abt und die Brüder des Klosters Fulda den Abt und das Kapitel der Kirche zu Ellwangen in ihre geistliche Brüderschaft auf. WUB Band II., Nr. 483, Seite 297-298

  Seit 1215 führte Abt Kuno den Titel eines Reichsfürsten. Er Spielte in der damaligen Reichspolitik eine wichtige Rolle.

Er trat als Zeuge in Urkunden auf, so am 11. April 1215 in einer Urkunde Friedrichs II. (1212-1220 deutscher König dann bis 1250 Kaiser), in der einen Kauf des Klosters Kaisheim genehmigte.. – RI V,1,1 n. 791

Mit dem Regensburger Bischof Konrad IV. (1204-1226) tauschte Abt Kuno im Dezember 1215 die Burg Baldern  bei Bopfingen gegen die Burg Möhren bei Treuchtlingen. Friedrich II. beurkundete den Tausch. RI V,1,1 n. 839

Allerdings blieb die Burg nicht lange im Besitz von Kloster Ellwangen. Schon 1250 werden die Grafen von Oettingen als Besitzer genannt.

1218 wurde Abt Kuno auch die Abtei Fulda übertragen.

Im Auftrag von Friedrich war er an der Spitze einer Delegation in Rom schickte, um mit dem Papst über die Kaiserkrönung zu verhandeln.

Abt Kuno verstarb wohl jenseits der Alpen. Sein Todesort und sein genaues Todesdatum sind nicht bekannt. Er starb 1221.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Godebald gewählt. ER regierte von 1221-1229. Auch für seine Regierungszeit gibt es keine Urkunden.

Seckler berichte für das Jahr 1225 sehr kalten Winter, der eine Missernte verursachte und folgender Teuerung, die zwei Jahre anhielt. (S. 116)

Sein Nachfolger wurde Abt Adalbert III. (1228-1240) Schon ein Jahr nach seinem Regierungsantritt wurden Kloster und Klosterkirche schon wieder von einem Brand betroffen.

Es hatte wohl Schwierigkeiten zwischen Graf Konrad III. (um 1190/95-1241/$”) und dessen Bruder Ludwig (genannt 1220-1279) wegen ihrer Eingriffe in die Rechte des Propstes von Wiesenbach und die des Abtes selbst in der Stadt Ellwangen

In der in WUB Band III., Nr. 769, Seite 258-260 genannten Urkunde versichern die beiden   eidlich unter ihnen zugesicherten Bedingungen gesühnt worden zu sein.

Die Abtei litt unter einer hohen Schuldenlast.

Möglicherweise auch eine Folge daraus war die Abdankung von Abt Adalbert III.

Auf ihn folgte Abt  Siegfried. Von ihm gibt es  eine der wenigen Kaufurkunden von Kloster Ellwangen.  Abt Siegfried von Ellwangen kauft von Frau Tuottecha, der jüngeren, Gemahlin des Münzmeisters Herrn Konrad von Wört, deren Gut in Kochen gegen Gewährleistung genannter ritterlicher Dienstmänner des Abtes auf Jahresdauer. WUB Band III., Nr. 947, Seite 451. Kochen, das ist das heutige Oberkochen. Dort war das Kloster begütert, denn Graf Hartmann IV. von Dillingen (+1258) hatte ebenfalls 1240 einen Teil von Kochen dem Kloster Ellwangen geschenkt. Die andere Hälfte seines Kochener Besitzes hatte er seiner Schwester vererbt.

Abt Siegfried dankte schon 1242 nach nur zweijähriger Regierungszeit ab.

Die folgenden Äbte hatten alle relativ kurze Regierungszeiten. Viele resignierten, was bei geistlichen Staaten oft auf Unordnung oder Verarmung hindeutet.

Auf Abt Siegfried folgte Abt Rugger, der nach nur 4-jähriger Regierungszeit 1246 verstarb. Abt Rugger war 1244 vom Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zusammen mit andern Äbten und dem Bischof von Augsburg

Sibito von Seefeld (1227-1247) Weil sie im Gefolge von  König Konrad (1230-1254) in feindlicher Absicht auf Mainzer Gebiet eingedrungen waren. Papst Innozenz IV. (1243-1254) bestätigte den Bann gegen Bischof von Augsburg und die eximierten Äbte von Kempten, Reichenau, Ellwangen, St. Gallen und einige andere am 23. Januar 1244. ( WUB Band XII., Nr. 5818)

Er war bei den Verhandlungen Friedrichs II. und den deutschen Fürsten in Verona dabei.

Abt Rugger erscheint im September 1246 nochmals in einer Urkunde. Dabei geht es um einen Tausch von Leibeigenen mit dem Grafen Ludwig dem Jüngeren von Oettingen. (WUB Band IV., Nr. 1078, Seite 139-140)

Auf Abt Rugger folgte Abt Godebold, der nach Urkundenlage vorher Abt in Kloster Neresheim war, denn Papst Innozenz IV. erlaubte ihm auf Bitten des Erzbischofs von Mainz Siegfries “dass er diese Abtei behalte, bis er in Besitz des Klosters Ellwangen, zu dessen Abt er erwählt ist, eingeführt sein wird”

(WUB Band XI., Nr. N5591, Seite 478) Er regierte in Ellwangen aber auch  nur bis 1250. Auf ihn folgte Abt Rudolf (1250-1256), der nach sechsjähriger Regierungszeit starb. Allerdings gibt es bereits 1254 eine Urkunde,

in  der Otto als Abt  von  Ellwangen genannt wird. “Abt Otto und das Kapitel von Ellwangen genehmigen den Verkauf ihrer Güter zu Zimmern an den Meister des Spitals in Nördlingen.” (WUB Band V., Nr. 1291, Seite 56)

Wegen Schriesheim hatte es einen Streit mit Konrad von Strahlenberg gegeben. Schriesheim war Ellwanger Vogteibesitz. Dort hatte Konrad I. von Strahlenberg die Strahlenburg als neuen Stammsitz der Strahlenberger gebaut.

Konrad wurde deshalb sogar mit Reichsacht belegt. In der Folge musste schließlich die Burg und seinen bisherigen Eigenbesitz als Lehen von Ellwangen annehmen. Das ist auch urkundlich nachzuvollziehen.

“Abt Otto von Ellwangen trifft mit dem Edeln Konrad von Strahlenberg, welcher die Einkünfte des Klosters in Schriesheim schwer geschädigt hatte, wegen der beiderseitigen Rechte an letzterem Orte einen Vergleich” (WUB Band V., Nr. 1319, Seite 86-87)

Die Urkunde ist 1255 in Heidelberg ausgestellt, also auch noch vor in vielen Quellen überhaupt als Abt genannt wir.” (WUB Band V., Nr. 1319, Seite 86-87 )

Davor ist er Abt (1247-1256) in Kloster Wülzberg auf dem Wülzberg  im Altmühltal  bei Weissenburg. Dann wurde er nach Ellwangen  postuliert.

Er stammte wohl aus der Familie der Ritter von Schwabsberg, eine Ministerialenfamilie, die seit dem 13. Jahrhundert auch Truchsessen der Äbte von Ellwangen waren und die Burg und Ort von Schwabsberg vom Kloster zu Lehen hatten.

Drei Äbte von Ellwangen werden genannt: Otto (1253 – 1269), Konrad (1269 – 1278) und (ganz sicher) Ekkehard von Schwabsberg (1278 – 1309).

1256 genehmigte Abt Otto und der Konvent von Ellwangen einen Gütertausch der Brüder von Schauenburg, die in Frankenthal ein Lehen von Kloster Ellwangen hatten gegen Güter in Frankenthal. (WUB Band V., Nr. 1408, Seite 170-171)

Nach Seckler kam es  1255 im Klosterort durch die Unvorsichtigkeit einer Frau zu einem großen Brand (S. 117)

Der Bischof von Augsburg Wolfhard v. Roth (1288-1302) hatte die Kirche von Ellwangen dem Kloster einverleibt. Papst Alexander IV. (1254-1261) hatte dies am 5. Juli 1259 genehmigt. (WUB Band V., Nr. 1547, Seite 310)

Einen Gütertausch gab es wieder 1262. “Abt Otto von Ellwangen vertauscht an den Grafen Ludwig von Oettingen Besitz zu Münster gegen Güter zu Ober- und Untermagerbein, Zoltingen, Oberringingen und Finningen.” (WUB Band VI., Nr. 1662, Seite 64-65)

Burggraf Friedrich III. von Nürnberg (etwa 1260/61-1297) und dessen 1. Ehefrau Elisabeth II. von Meranien (+1272) erbten die Stadt Bayreuth und die Feste Cadolzburg von Herzog Otto VIII. von Meranien (+1248). Diese übertrugen sie ihrer Tochter Maria (+1298),die mit Graf Ludwig V. von Oettingen

( +1313) verheiratet war.Sie sollten das Abt Otto und dem Kapitel von Ellwangen  als  Lehen übertragen (WUB Band VI., Nr. 1828, Seite 222-223)

In einer kurz danach ausgestellten Urkunde gaben Otto und der Konvent an, dass sie das Lehen erhalten hatten. “Abt Otto und Konvent der Kirche in Ellwangen bekennen, von Burggraf Friederich von Nürnberg und seiner Gemahlin Elisabeth die in der vorigen Urkunde genannten Besitzungen unter der ausdrücklich übernommenen Verpflichtung der Rückgabe derselben an die zunächst Beteiligten auf deren Verlangen, zu Lehen aufgetragen erhalten zu haben.” (WUB Band VI., Nr. 1829, Seite 224-225

)Am 12. April 1268 tritt Otto letztmals in einer Urkunde auf. Er und der Konvent von Ellwangen genehmigen den Verkauf eines Gutes zu Reimlingen durch den ellwangischen Ministerialen Dietrich von Altheim an das Kloster Zimmern. (WUB Band VI., Nr. 1995, Seite 391)

Kloster Zimmern war ein Zisterzienserinnenkloster in Deiningen im heutigen bayrischen Landkreis Donau-Ries.

Abt Otto regierte bis 1269. Sein Nachfolger wurde Abt Konrad (1269-1278). Er stammte wohl auch aus der Familie der Ritter von Schwabsberg.

Er wird erstmals aktenkundig am 2. Juni 1269. In einer von ihm ausgestellten Urkunde ging es um die Genehmigung eines Tauschgeschäftes des Priesters Berthold, der Mönch in Ellwangen war mit dem Kloster mit dem Kloster Medlingen.

WUB Band VII., Nr. 2077, Seite 35-36.  Medlingen war ein kleines Dominikanerinnenkloster im Landkreis Dillingen.

Am 21. Dezember 1271 “spendet(e)(Abt Konrad) zu Ehren Jesu Christi und der Jungfrau Maria sowie aus Zuneigung zu der Äbtissin und dem Konvent von Oberschönenfeld “( WUB Band VII., Nr. 2184, Seite 122) 3 Huben im Ort Altenmünster, heute Landkreis Augsburg.

Altenmünster gehörte seit dem 9. Jahrhundert dem Kloster Ellwangen und kam 1262 zum Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld. ZU dieser Zeit bezeugte Abt Konrad von welchem der Zehnt von Münster an Oberschönenfeld kam, auch der Äbtissin von Oberschönenfeld Hilta (1271-1279),

dass keine adelige oder nichtadelige Person mit dem Zehnten im Bereich der Pfarrei Münster an der Zusam belehnt worden sei. Somit erschien Oberschönenfeld als der einzige und rechtmäßige Besitzer dieses Zehnten. (Matthias Merkle, Archiv für die Pastoral-Conferenzen

im Bisthume Augsburg, Augsburg 1852 S. 303)

Am 4. April 1278 beurkundet Abt Konrad eine Besitzübertragung eines Lehens von Kloster Ellwangen. (WUB Band VIII., Nr. 2781, Seite 105)

Abt Konrad starb oder resignierte 1278 nach neunjähriger Regierungszeit.

Auf ihn folgte Abt Eckard von Schwabsberg (1278-1309)

Schon kurz nach seinem Regierungsantritt überfiel Graf Ludwig von Oettingen die Burg Rotenbach in Schrezheim, heute Ortsteil von Ellwangen und setze die Burg Ellwangen in Brand und besetzte sie. Seckler vermutet, dass sich Abt Eckard als gefreiter Fürst nicht

mehr unter die Gerichtsbarkeit des Oettinger Grafen und Vogt von Ellwangen stellen wollte. (S.118)

1287 scheinen die Beziehungen aber wieder in Ordnung gewesen zu sein. Graf Ludwig  eignete am 22. Mai 1287 seine Güter Buch, Antersperch (?) und Hohenstadt (Hohenstat), wofür er diese und die ellwangischen Güter in dem Dorf Nordhausen (Noerthusen) zu Lehen erhält.

(Staatsarchiv Ludwigsburg B 389)

Kloster Ellwangen hatte schon seit dem 9. Jahrhundert eine Verbrüderung mit den Klöstern Reichenau und St. Gallen, seit 1193 mit Fulda und seit unbestimmter Zeit mit Kloster St. Emmeran. Am 22. August 1286 erneuerten Abt Wernher (1279-1292) von  St. Emmeran und Abt Eckard mit

16  Mönchen diese Bruderschaft (WUB Band IX., Nr. 3565, Seite 98)

Am 21. März 1295 wird ein Güterverkauf in Elchingen, die der Kantorei Ellwangen zinspflichtig sind an den Abt und Konvent von Kloster Neresheim beurkundet. Die Urkunde wird nicht vom Abt von Ellwangen, sondern einem Dekan Rudeger und dem Konvent von Ellwangen ausgestellt.

WUB Band X., Nr. 4634, Seite 320

Sonst gibt es für Abt Eckard nur noch 4 Urkunden im WUB bei denen es um kleinere Käufe bzw.Tauschgeschäfte geht.

Am 1. März 1293 erscheint er in einer Urkunde Adolfs von Nassau (1292-1298) für das Kloster Adelsberg als Zeuge. Adolf – RI VI,2 n. 201

Abt Eckard verstarb am  30.September 1309 nach 31 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Abt Ehrenfried von Vellberg (1309-1311). Er starb aber bereits nach zwei Jahren.

Sein Nachfolger wurde Rudolf von Pfahlheim (1311-1332). Er stammte aus der Ministerialenfamilie der Herren von Pfahlheim, heute ein Stadtteil von Ellwangen.

Schon 1311 reiste Abt Rudolf nach Vienne und erschien beim Konzil von Vienne, das vom 16. Oktober 1311 bis zum 6. Mai 1312  stattfand. Er war nicht eingeladen und der einzige deutsche Abt in Vienne.

Er erbat sich von Papst Clemens V. (1305-1314) die Weihe.

Am 15. März 1317 schloss er mit Konrad von Alfingen einen Tauschvertrag ab “

Tauschvertrag zwischen Konrad von Alfingen (Cunrat von Ahelfingen), Ritter, und dem Stift Ellwangen, wonach ersterer die Burg zu Ywach (?) und das Gut zu Nellingen (Nallingen) mit Zugehörde von letzterem zu rechtem Lehen empfängt und dagegen die Burg unter dem Berg zu Kochenburg (Chochenburch) und seine Besitzungen in dem Ort Kochen (Chochen) mit aller Zugehörde an Ellwangen abtritt (Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 1681)

Die Burg war nun Amtssitz des Vogtes im ellwangischen Amt Kochenburg.

1397 bewohnte der Ellwanger Abt Albrecht Hack von Wöllstein (1367-1400) die Burg. 1461 wurde sie Ruhesitz von Fürstpropst Johann von Hürnheim (1460/61).

Am 5. April 1323 bestätige König Ludwig IV. (1314-1329 König, dann Kaiser bis1347) Abt Rudolf auf dessen Bitte das das inserierte Diplom Kaiser Ludwigs des Frommen von 814 April , worin dieser das Kloster in seinen Schutz nimmt und ihm Immunität mit freier Abtwahl verleiht.

Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 35

Gleichzeitig bestätigte er auch die Diplome König Ottos III. (Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 36) und Friedrichs I., den Bannforts Virgunda betreffend. (Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 38)

1328 inkorporierte der Augsburger Bischof Friedrich I. Spät von Faimingen (1309-1331 ) Kloster Ellwangen die Pfarreien Ellenberg im Ostalbkreis,  Pfahlheim im Ostalbkreis, Röhlingen heute ein Ortsteil von Ellwangen, Stödtlen Ostalbkreis und

Unterkochen und erhöhte damit das Einkommen des Klosters beträchtlich.

Abt Rudolf starb am 4. August 1322.

Auf ihn folgte Kuno II. von Gundelfingen. (1332-1367) Er war 1329 Abt von Kloster Lorch, trat dort  zurück und amtierte dann auf Anweisung von Papst Johannes XXII. (1316-1334) als Pfleger weiter.

Er stammte aus der Familie der Freiherren  von Gundelfingen, Seine Mutter war eine von Rechberg. Schon bald nach seinem Regierungsantritt ließ sich Kuno von Kaiser Ludwig die Privilegien bestätigen, die Kaiser Ludwig der Fromme

und Friedrich Barbarossa Kloster Ellwangen  gewährt hatten. Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 232 und 233 und 235.

Am 19. Oktober 1334 erhielt Kuno von Papst Johannes XXII. (1316-1334) eine Bestätigung aller Freiheiten, Immunitäten, Privilegien und Indulgenzen, die es von Päpsten, und Exemtionen von weltlichen Steuern, die es von Königen, Fürsten und anderen erhalten hat. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 56a

Auch nach dem Tode von Kaiser Ludwig ließ er von dessen Nachfolger Karl IV. (von 1345-1355 König, dann Kaiser bis 1378) Ellwangens Privilegien bestätigen.

Am 7. November 1347 “bestätigt (Karl )dem Kloster Ellwangen auf Bitten des Abts Kuno insgesamt Besitz, Freiheiten und Regalien, Gerichte, Jagd- und Forstrechte und nimmt es mit Gütern und Leuten in kgl. Schutz” Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 246]

Ebenfalls am 7. November 1347 stellte Karl eine zweite Urkunde aus. “Karl IV. verfügt, daß Abt und Konvent von Ellwangen in dem genannten Kloster, dem Kirchhof, dem Spital, den zwei Küsterhöfen, der Propstei des Klosters Zell und dem Münster und Kirchhof der Propstei Hohenberg mit dem Hofe dabei, dem Hause der Propstei in Wiesenbach und dem Hofe dabei, den Höfen Schriesheim und Altheim und der Stadt Tanne dieselben Freiheiten wie bisher geniesen sollen, daß jeder irgend eines Vergehens Beschuldigte, der die genannten Orte betritt, solange er dort verweilt, sicher sein solle”

Karl IV. – RI VIII n. 6475

1337 wurde unter Abt Kuno das erste Urbar von Kloster Ellwangen angelegt. Es war ein systematisch angelegte Gesamtregister über die Besitzansprüche bzw. die Einkünfte  des Klosters. Von den Benediktinern wiesen damals nur Weingarten. St. Blasien und eben Ellwangen solche Urbare auf.

Von den Herren von Hirnheim, einer Adelsfamilie, die im Ries ansässig und begütert war, tauschte er 1342 Frankenreute ein, heute ein Ortsteil von Westhausen im Ostalbkreis. In Westhausen war Ellwangen bereits begütert.

Auch 1359 ließ sich Abt Kuno von Kaiser Karl die Urkunden von Ludwig dem Frommen, Friedrich Barbarossa und Heinrich II. bestätigen. Karl IV. – RI VIII n. 6993

Auch die Urkunde vom 7. November 1347 ließ er erneut bestätigen. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 4427]

1360 bat Abt  Kuno um einen  anderen Beschützer. Kaiser Karl ernannte den Grafen von Helfenstein Ludwig V. (+1372), der Landvogt in Schwaben war. Die Vogtei ging aber bald wieder auf die Grafen von Württemberg über, die 1338 von Kaiser Ludwig damit

beauftragt waren. (Seckler S.120)

1347/1348 wütete die Pest in Europa und forderte zahllose Todesopfer. Nach Schätzungen starb ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Die Pest hatte Hungersnöte, soziale Unruhen aber auch Judenverfolgung ausgelöst, weil den Juden die Schuld an der Pest in die Schuhe

geschoben wurden. In Ellwangen kam es nach Seckler (S.119) im Oktober 1351 zu einem Aufstand, bei dem der St. Michaels-Turm und mehrere Gebäude Ellwangens angezündet worden sein sollen.

Wohl als Folge aus den Unruhen ließ Abt Kuno 1354  eine neue Burg  mit Mauern, Türmen und Gräben versehen, erbauen. Auch die die Siedlung wurde befestigt und mit einem Wassergraben versehen und dann von Abt Kuno zur Stadt erhoben.

Am 12. März 1350 erneuerte Abt Kuno die Gebetsbruderschaft mit Kloster St. Emmeran in Regensburg. BayHStA, Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden 543

Abt Kuno verstarb 1367. Er hinterließ allerdings ein hochverschuldetes Kloster

Sein Nachfolger wurde Abt Albrecht Hack von Wöllstein (1367 –1400 )

Er stammte  aus der Familie der Herren von Wöllstein, deren Stammsitz die Burg Wöllstein bei Abtsgmünd war.

Am 15. Oktober 1370 übertrug Kaiser Karl TV. den Schutz von Kloster Ellwangen  an Graf Eberhard II. von Württemberg (1344-1392)

“überträgt auf klage des abtes Albrecht von Ellwangen, dass mancherlei leute sein kloster an leuten und gütern beschädigen, dem grafen Eberhard von Wirtemberg bis auf widerruf den schutz dieses gotteshauses” Karl IV. – RI VIII n. 7314

Am 24. Juli 1372 freite Kaiser Karl IV. Kloster, Güter und Leute der Abtei Ellwangen, so dass sie weder vor das Hof-, Land- noch ein anderes Gericht geladen werden können, sondern nur vor den Grafen Eberhard von Württenberg als Schirmherrn. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 4.

Es scheint aber durchaus Schwierigkeiten mit den Grafen von Oettingen gegeben, denn am 13. Januar 1374 wies Kaiser Karl die Oettinger Grafen Ludwig (1370-1440) und Friedrich IV (1381-1413) sich mit dem Abt von Ellwangen zu vergleichen

“Karl IV. befiehlt den Grafen Ludwig, Ludwig und Friedrich von Oettingen, die, wie ihm der Abt Albrecht von Ellwangen geklagt hat, das Kloster wider Recht beschweren und schädigen, sich mit dem Abte zu vergleichen oder sich an den Grafen Eberhard von Württemberg, als den zuständigen Richter,

zu als den zuständigen Richter, zu wenden. “ Karl IV. – RI VIII n. 7440

Abt Albert weilte wie Seckler vermerkt (S. 120) oft am Hofe seines Schutzherren dem Grafen von Württemberg.

Daraus erklärt sich wohl auch die Urkunde, die Kaiser Karl IV. am 3. September 1378 ausstellte: Er “widerruft und annullirt alle weltlichen lehen, die der kellner, der koster und andere mönche des klosters Ellwangen in abwesenheit ihres abtes verliehen, verkauft, entfremdet oder versetzt haben.

Karl IV. – RI VIII n. 7479

1381  kaufte Abt Albrecht die Vogtei von Ellwangen von den Grafen zurück.

Am 21. Januar 1396 bestätigte Papst Bonifaz (1389-1404)  dem Kloster Ellwangen alle seine Rechte und Privilegien, den Besitz seiner Burgen, Ländereien, Zehnten, Besitzungen und anderer Güter. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 61

1389 inkorporierte er Kloster Ellwangen die Pfarreien  Bühlertann, heute Landkreis Schwäbisch Hall und Hohenberg. Hohenberg war ein Hospiz von Kloster Ellwangen. Dort steht heute eine romanische Jakobskirche aus dem frühen 12. Jahrhundert. Hohenberg war schon

1274 eine Propstei von Kloster Ellwangen.

Am 4. Dezember 1389 bestätigte König Wenzel (1363-1400) der Abtei alle ihr von seinen Vorgängern vom Reich verliehenen Privilegien, Handfesten und andere Urkunden. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 943

Am 1. Juli 1392 beauftragte König Wenzel Graf Eberhard III. von Württemberg  das Kloster Ellwangen zu schirmen. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 961
Abt Albert dankte im Jahr 1400 ab, wozu auch seine häufige Abwesenheit beigetragen haben mag, da sie nicht mit der Klosterordnung in Einklang stand und die Verwaltung ja auch nicht zum besten war, wie man auch aus dem Widerruf Kaiser Karls schließen kann.

Seine letzten Lebensjahre nach der Abdankung 1400 verbrachte der ehemalige Abt auf der Kocherburg.

Sein Nachfolger wurde Abt Siegfried Gerlacher (1401-1427). Er war der einzige bürgerliche Abt von Ellwangen und hatte seine Abtswürde als Anhänger der Reformrichtung  der württembergischen Schutzmacht zu verdanken, denn dieses Amt in der gefürsteten Abtei

war normalerweise dem Adel vorbehalten. Graf Eberhard der Milde von Württemberg (1392-1417)hatte mit päpstlicher Provision dafür gesorgt, dass Siegfried Gerlacher 1401 zum Ellwanger Abt gewählt wurde.Siegfried stammte wahrscheinlich aus Donauwörth.

Seine Profess hatte er am 12. Mai 1400 abgelegt. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 333

Von König Ruprecht (1400-1410)  bekam Abt Siegfried seinen Besitz, all seine Lehen  sowie all seine Freiheiten und die Regalien bestätigt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1033

Er kam schon 1401 in den Besitz der Herrschaft Rosenberg, bestehend aus den Ortschaften Rosenberg, Geiselroth sowie Ober-und Unterhausen, weil die Familie Rosemberg ausgestorben war. (Seckler S.121)

1409 fiel Altmannsweiler heim, das bi dahin im Besitz von Albert von Hohenhart war. (ebda) 1411 und 1422 erweiterte Abt Siegfried den Klosterbesitz in der alten Gaugrafschaft. Zu den ehemaligen Schirmvögten hatte man ja ohnehin ein angespanntes Verhältnis.

So hatte er auch dafür gesorgt, dass nach dem frühen Tod von Graf Eberhard IV. (1417-1419) 1422 eine neue Schutzurkunde Württembergs für Kloster Ellwangen ausgestellt wurde.Gräfin Henriette von Mömplgard (+ 1444), die seit 1407 mit Graf Eberhard IV. verheiratet war,

übernahm die Vormundschaft für ihre beiden Söhne Ludwig I. ((1412-1450) und Ulrich V. (1413-1480). Gemeinsam mit den sogenannten Räten regierte sie bis Ende 1421 Württemberg. Zu den Räten gehörte auch Abt Siegfried.

Er hatte ohnehin ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Graf Eberhard III. Er wurde zum Beispiel bei Abwesenheit Graf Eberhards für kurze Zeit als Verwalter eingesetzt z. B. 1406.

Nach dem Tod seiner ersten Frau Antonia Visconti (+1405) heiratete er 1406 auf Anraten seiner Räte noch einmal und zwar Elisabeth von Nürnberg, die Tochter des Burggrafen Johann III. (+1420). Im Auftrag von Graf Eberhard III. warb er

1406 zusammen mit Conrad von Geroldseck um die Braut.Conrad war der Hofmeister Graf Eberhards.

1414-1418 fand in Konstanz des auf Betreiben von König Sigismund König von 1411-bis 1433 und bis 1437 Kaiser) einberufen worden ist. Im Laufe des Konzils waren insgesamt 546 Äbte und Mitglieder von Mönchsorden in Konstanz.

Natürlich war auch Abt Siegfried anwesend. In der Causa Reformationis wurden auch Beschlüsse gefasst, die die Lebensweise von Klerikern betraf. Vom Konzil gingen auch starke Impulse zur Reform der Orden aus. Eine unmittelbare Folge

war das Provinzialkapitel der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg in der Abtei Petershausen in Konstanz vom 28. Februar 1417 bis 17. März statt.. Abt Siegfried war dabei zum Vorsitzenden gewählt worden.

Visitationen und Provinzialkapitel sollten die Klosterreform umsetzen und inhaltliches Ziel war das Einhalten der Mönchsgelübde und der Benediktsregel, wie das bereits die Bulle “Summi Magistri” von Papst Benedikt XII. (1334-1342) im Jahr 1336 formuliert hatte.

Das Konstanzer Konzil nutzte Abt Siegfried auch, um sich von König Sigmund  eine Bestätigung der Privilegien Kaiser Karls IV. zu erbitten. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1220

Abt Siegfried hatte zwar in Konstanz und Peterhausen. Eine Reform im eigenen Kloster konnte er aber nicht durchsetzen. Auch scheint der lange und kostspielige Aufenthalt in Konstanz dem Kloster finanziell nicht bekommen zu sein.

Es mussten Güter verkauft werden und zur Entlastung des Klosters wurden wieder einige Pfarreien inkorporiert werden. 1422 wurde die Sparverordnung erneuert.

Abt Siegfried starb 1427.

Sein Nachfolger wurde Johann von Holzingen (1427-1452)

Gleich nach seiner Wahl zum Abt legte er den Grundstein zu einer eigenen Stadtpfarrkirche. Von jetzt ab war die Stiftskirche nur noch Kirche für das geistliche und weltliche Klosterpersonal. Diesem stand der exemte Abt praktisch wie ein Bischof vor.

Deshalb trug er auch die Inful. Die Stadtpfarrkirche und ihre Geistlichen und Pfarreien sowie die Landpfarreien unterstanden dem Augsburger Bischof.

In Ellwangen erbaute er das Rathaus, eine Metzig und eine Tuchschranne. Auch baute er Häuser wieder auf, die 1433 und 1443 bei einem Brand in Ellwangen zerstört worden waren.

Abt Johann erwarb einige Güter unter anderem1438  weitere Anteile an der Kocherburg.

Am 12. April 1428 bestätigte König Sigmund dem Kloster seine Privilegien.  Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1284

Am 29. August 1444 stellt Kaiser Friedrich III.!440 König bis 1452 dann bis 1493 Kaiser) auf Verlangen und Bitten von Abt Johannes zwei Urkunden aus. Mit  der einen Friedrich III. – Chmel n. 1705 bestätigt er die Privilegien des Kloster und

verbietet Jagd und Fischfang in bestimmten Grenzen.Friedrich III. – Chmel n. 1706 ist ein Privilegienbrief die Freiung betreffend. Deren Verletzung, was oft geschah, wird mit einer Pön von 100 Mark in Gold belegt.

Abt Johann starb am 14. Januar 1452 .

Zu seinem Nachfolger wählte der Konvent am 18. Januar 1452  Albrecht Schenk von Schenkenstein. Graf Ulrich V.(1411-1480) ,mittlerweile Schutzherr von Kloster Ellwangen, war mit der Wahl nicht einverstanden und widersetzte sich ihr.

Abt Albrecht verzichtete im Folgejahr auf die Abtswürde , um Schaden vom Kloster abzuwenden. Die päpstliche Bestätigung erhielt Johannes von Hirnheim (1453-1460), bisher  Scholaster am Domkapitel von Augsburg, also Leiter der Domschule.

Das verweist auf den Einfluss von Kardinal Peter. Aber auch die Grafen von Württemberg mischten mit, denn Angehörige der von Hürnheim schon länger im Dienste des Grafen von Württemberg nachweisbar. Am 25. Februar 1454 bestätigte ihm Kaiser Friedrich alle Rechte und Privilegien des Kloster.Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 24

In einer Urkunde 2 Tage später befahl der dem Grafen von Württemberg das Kloster in seinen Schutz zu nehmen. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 30

Am 29. April 1454 erteilte Friedrich III. Abt Johannes das Recht mit rotem Wachs zu siegeln, ein Recht das nur Kaiser, Könige, Kardinäle und staatsrechtlich „Souveräne“  hatten. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 31.

Die Regierungszeit von Abt Ulrich war von verschiedenen Faktoren geprägt. Zum einen gab es eine deutliche Einflussnahme des Schirmers, also Graf Ulrichs von Württemberg. Dem stand der Augsburger Bischof Peter von Schaumberg (1424-1469)

gegenüber. 1450 wurde Bischof zum Kardinal erhoben und ließ sich von Papst Pius II. (1458-1464) zum Amtsantritt die nächsten beiden freiwerdenden Abteien als Kommenden versprechen. Das war die Übertragung von Klostervermögen auf eine dritte Person

unter Befreiung von den Amtspflichten.Gegen Zahlung einer Leibrente an  Peter von Schaumburg konnte das Kloster die Übertragung der Kommende verhindern.

Schirmer und Bischof griffen mit Sparmassnahmen meist auch mit Eigeninteressen verwoben und auch Reformversuchen ein. Im Konvent gab es innere Spannungen.

Die Stellung eines Priors hatte der Dekan inne. Der 1454  nach mehrjähriger Vakanz eingesetzte Dekan Ulrich von Holzinger.verließ 1457 auf Vermittlung von Kardinal Peter gegen eine Rente den Konvent. Neuer Dekan wurde Georg vom Stein zu Diemantstein. Zwischen seiner Familie

und Kardinal Peter. Franz vom Stein war Hofmeister des Kardinals und Ehemann von dessen Schwester Margarethe. Einer seiner Neffen Heinrich vom Stein war Rat des Bischofs und Vogt in Dillingen. Georg vom Stein war ein jüngerer Bruder Heinrichs und damit ebenfalls Neffe des Kardinals.

Im Umfeld von Kloster Ellwangen  war eine Stärkung der Reform zu beobachten. 1456 beschloss das Provinzkapitel eine Aufhebung des Adelsprivilegs.

Im November 1456 ließ sich Kardinal Peter von Schaumberg ein Privileg zur Reform aller Klöster in seinem Amtsbereich, auch der exemten, verlängern.

Im März 1459 ließ sich auch Graf Ulrich V. von Württemberg ein Generalprivileg zur Reform aller Klöster in seinem Machtbereich ausstellen.

Im Oktober 1459 ging es in Ellwangen um die Verlängerung der bestehenden Sparung. Außerdem sollte der Konvent innerhalb von zwei Jahren Reformstatuten aufstellen und diese von einer Kommission aus württembergischen Vertrauten überprüfen lassen, der unter anderem Propst Wilhelm von Mönchsroth und Hans von Ahelfingen angehörten.

Eine grundsätzliche Wendung gab es aber, als der Konvent und der Abt Dekan Georg vom Stein zum Prokurator an der Kurie bestimmten mit der Vollmacht 1000 Gulden, das sind etwa 198.992,00 € für das Vorhaben aufzunehmen und dem Auftrag, die Genehmigung zur Umwandlung in ein

weltliches Chorherrenstift  zu erreichen.

Um die Jahreswende 1459/1460 reiste Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg (1440-1486)nach Mantua, wo Papst Pius II. gerade den sogenannten Fürstenkongress abhielt, mit dem Ziel, Unterstützung zu einem Kreuzzug gegen die Türken zu sammeln90. Dazu gewährte er im zeitlichen Umfeld den Grafen und Fürsten, die sich an ihn wandten, eine Reihe von Privilegien. Er setzte sich auch erfolgreich für die Umwandlung Kloster Ellwangens in ein Stift ein. Papst Pius II. stellte die nötige Urkunde am 14. Januar 1460 aus..

“Papst Pius II. beauftragt auf die Bitte von Abt und Konvent zu Ellwangen hin, das dortige Benediktinerkloster in ein weltliches Kollegiatstift zu verwandeln, den Kardinal Bischof Peter von Augsburg mit der Untersuchung der Verhältnisse und ermächtigt ihn für den Fall, dass die von dem Kloster Ellwangen angeführten Gründe sich als richtig erweisen, in welcher Hinsicht er im Allgemeinen die einschlägigen Vorschriften erläßt. “Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 694

König Friedrich III. bestätigte die Umwandlung am 5.Dezember 1460.

Dekan Georg vom Stein hatte bei der Umwandlung wohl die geringste Rolle gespielt. Ihm fehlte die kuriale Erfahrung. Seine wichtigste Qualifikation scheint wohl seine Verwandtschaft zu Kardinal Peter gewesen zu sein.

Den größten Anteil am Erfolg hatte sicher der dem Papst gut bekannte Markgraf Albrecht. Er erschien ja auch persönlich in Ellwangen, um die Bulle dem Konvent zu präsentieren.

Auch Graf Ulrich hatte Vorteile. Er hatte  Mitwirkung wird über das Besetzungsrecht für die beiden Pfründen, das ihm die Bulle Papst Pius II. zustand.

Für die nunmehrigen Chorherren hatte das neue Statut durchaus Vorteile. Die Chorherren durften das für sich behalten, was zum Lebensunterhalt nötig war. Sie durften selbstständig für sich von ihrem Gehalt leben und konnten auch mehr als die Hälfte des Jahres

außerhalb von Ellwangen leben.

An der Spitze des reichsunmittelbaren Chorherrenstifts stand der Fürstpropst. Das Stiftskapitel setzte sich zusammen aus zwölf Stiftsherren (darunter neun Adelige; drei Stiftsherren konnten den fehlenden Adelstitel durch das Doktorprädikat ersetzen)nach dem

Vorbild der Apostel. Dazu  kamen zehn Chorvikare zur Besorgung des Gottesdienstes.

Der Fürstpropst stand als Dreizehnter an der Spitze des Chorherrenstifts. Er besaß als weltlicher Herr die Regalien und bekleidete den Rang eines Fürsten mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag.

Im Reichstag saß der Fürstpropst als 29. Stand auf der geistlichen Fürstenbank hinter allen Bischöfen, den Fürstäbten von Fulda und Kempten, unmittelbar vor dem Johanniterordensmeister und dem Fürstpropst von
Berchtesgaden. Auf den Konventen des Schwäbischen Kreises alternierte der Vorrang mit Kempten. Der Ellwanger Fürstpropst verfügte über quasi-bischöfliche
Rechte. Seine Kleidung entsprach dem Bischofstalar, als Insignien standen ihm Mitra, Ring und Stab zu, ebenso eine Kathedra in der Stiftskirche. Wie der Bischof hatte auch der Fürstpropst bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen:

ein Mindestalter von 30 Jahren, die Priesterweihe und den theologischen oder juristischen Doktorgrad. Allerdings ließen sich besonders für hochadelige Bewerber sehr leicht
Dispense erlangen.

Abt Johann von Hirnheim wurde 1460 zum ersten Propst von Ellwangen, resignierte aber schon 1461, wieso ist nicht ganz klar. Er lebte aber noch bis zum 10. Januar 1480.

Er bezog eine Pension von 600 Goldgulden, das sind etwa 103.508,00 €, also für damalige Verhältnisse mehr als auskömmlich,

wie aus der im Januar von Papst Pius II. hervorgeht. “Papst Pius II. übergibt die durch die Resignation des Johann von Hürnheim erledigte Propstei Ellwangen dem Albrecht von Hohenrechberg, Kleriker der Diözese Konstanz, der dafür dem alten Propst eine jährliche Pension von 600 Goldgulden zu reichen hat” Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 11

Seinen Ruhesitz nach seiner Resignation hatte Johann auf der Kocherburg

Zu seinem Nachfolger wurde Albrecht von Rechberg bestimmt und vom Papst eingesetzt. Er musste auch den Eid gegenüber dem Papst leisten

Albrecht war der Sohn von Hans von Rechberg (um 1410-1464) und dessen 2. Ehefrau Gräfin Elisabeth von  Werdenberg und Sargans (+1469). Er ist um 1445 geboren. Er besuchte das Gymnasium in Tübingen. Da war er bereits als Propst eingesetzt worden.

1477 schrieb er sich auch an der neugegründeten Universität in Tübingen ein.

(Über Albrecht von Rechberg im Diözesanarchiv für Schwaben, Stuttgart 1895  Aufsatz Schwäbische Biographien S 113-118)

“Eidesformel des Albrecht von Rechberg gegen Papst Pius II”, die in der Urkunde vom 12. Januar 1460 vorliegt.  Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 78

König Friedrich III. bestätigte  Propst Albrecht am 16. November 1481 alle fürstlichen Würden, Ehren,Regalien, Lehen und Mannschaften, Wildbänne und Gerichte.

Sein Sohn und Nachfolger Maximilian I. (König von 1486-1508, dann Kaiser bis 1519) wiederholte dies am 4. August 1495.

Albrecht war 15 Jahre alt, als er zum Propst ernannt. wurde. Die Ernennung verdankte er vor allem seinem Vater, einem treu ergebenen Gefolgsmann von Graf Ulrich V. von Württemberg, den dieser

damit für seine Dienste belohnen wollte. Mönchische Pflichten waren ihm egal. Er wurde nie zum Priester geweiht, lebte im Konkubinat und hatte zwei Söhne.

Er hatte aber von Papst Innozenz VIII. (1484-1492)1486 eine Dispens erhalten, dass er sich sieben Jahre wegen der Propstei und anderen kirchlichen Würde nicht weihen lassen musste. Außerdem sprach ihn der Papst von allen kirchlichen Strafen frei (Diözesanarchiv S. 114)

Als geistlichen Statthalter bestellte Ulrich zunächst  Ulrich von Neuneck, der aber schon 1462 starb, Sein Nachfolger wurde Dekan Ulrich vom Stein. Albrecht wurde schon mit 23 württembergischer Rat und wurde einer

der wichtigsten Räte des Grafen Ulrich. Er war immer wieder für die Grafen von Württemberg tätig. 1488 war er an einem Schiedsgericht zwischen Graf Eberhard und dem Kurfürsten von Trier Johann I. von Baden (1456-1503) und

Kurfürst Philipp von der Pfalz (1476-1508) teil. (Diözesanarchiv)

1495 war er in Begleitung von Graf Eberhard V. auf dem Reichstag in Worms.

1466 übernahm Propst Albrecht die geistliche und weltliche Verwaltung von Stift Ellwangen  selbst.

Am 25. Februar 1466 übertrug er Graf Ulrich V. und seinem Sohn Eberhard VI. (1447-1504) die Schirmvogtei über die Propstei Ellwangen. Im Gegenzug nahm Ulrich auf Bitte des Propstes das Stift in seinen Schutz.

Von 1486-1500 gehörte er dem St. Jörgenschild an, einem Ritterbund in der 2.Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dessen  Ziel war die Sicherung des Landfriedens und der eigenen Rechte.

Propst Albrecht mühte sich erfolgreich, die noch aus der Klosterzeit stammende hohe Verschuldung zurückzuführen. Er erreichte dies durch eine sparsame und kluge Hofhaltung und Verwaltung. Das Stift erholte sich in finanzieller

Hinsicht sehr schnell. So hatte er Mittel frei und konnte sie anders einsetzen. Er ließ die durch Brand beschädigte Klosterkirche wiederherstellen. Auch die beschädigten Klostergebäude wurden wieder instandgesetzt.

In Ellwangen ließ er die Kirche von St. Wolfgang 1473 erbauen. Sie wurde 1476 geweiht. Baumeister war vermutlich Hans Stiglitz von Miltenberg. Er baute auch die Liebfrauenkapelle im Kreuzgang der Ellwanger Stiftsbasilika (1473) und die zweischiffige

Bibliothek im Stiftsgebäude.

1486 verlegte Propst Albrecht ein erstmals 1335 erwähntes Ellwanger Spital – ein Armen- und Altersheim sowie Krankenhaus – aus dem Klosterbezirk in die Bürgerstadt. Das Spital 1699 bis 1702 umgebaut und erweitert und beherbergt heute das Rathaus.

Von Sigmund von Pfahlheim und Agnesa von Riedern kaufte  Propst Albrecht am 8. März 1471 ihr Schloss und Gut zu Rötlen (Rott), die Schäferei, Schenkstatt und andere Güter im Weiler Rötlen , die Vogtei der Höfe zu Steigberg , mehrere Mühlen, Weiher, Fischwasser, Wiesen, Waldungen und Eigenlehen

Staatsarchiv Ludwigsburg, B 389 U 1981

Er stand in hohem Ansehen und wurde immer wieder als Vermittler bemüht.

Er starb am 28. Juli 1502.

Auf ihn folgte Bernhard von Westerstetten. Er wurde 1502 gewählt, dankte aber schon nach 10 Monaten wieder ab. Der Grund ist nicht bekannt.

Sein Nachfolger wurde  Albert Thum von Neuburg. (1503-1521) Er stammte aus einem Adelsgeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert in Vorarlberg und Graubünden und seit 1430 im schwäbischen Raum ansässig ist.

(näheres zu Propst Albert in Beschreibung des Oberamts Ellwangen, Stuttgart 1886, S.464 f.)

Er war ein gelehrter und wohl auch sittenstrenger Propst. Er war sowohl 1506 von Johann von Staupitz (um 1465-1524) als auch 1516 von Anselm von Wien (+1535)  in ihre jeweilige Orden aufgenommen worden.

Johann von Staupitz war von 1503-1520 Generalvikar des Augustiner-Eremitenordens in Deutschland und ein Förderer des jungen Martin Luthers.

Anselm von Wien war Kommissär des Generalvikars er Franziskaner nördlich der Alpen.

1511 nahm er  an der Hochzeit Herzog Ulrichs von Württemberg  (1498-1519 und 1534-1550) mit Sabina von Bayern (1492-1564) teil. Er war württembergischer Rat und nahm in dieser Eigenschaft auf dem Tübinger  Landtag

teil,in dem es um den Armen Konrad ging. 1514 hatte der Herrschaftsstil Ulrichs zu diesem Aufstand vor allem in der Schorndorfer Gegend geführt.

Die Regierungszeit von Propst Albert war vor allem durch ein Ereignis  maßgeblich geprägt.

Das war die Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine Thesen gegen den Ablass an den Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1514-1545) geschickt oder an die Wittenberger Schlosskirche angeschlagen,

wie das Philipp Melanchthon (1497-1560) später sagte. Daraus entwickelte sich sehr rasch die Reformation.

1519 vertrieb der Schwäbische Bund, in dem auch die Fürstpropstei Ellwangen Mitglied war Herzog Ulrich aus Württemberg.

Wohl auch wegen seiner Strenge war Albrecht im Stiftskapitel nicht sonderlich beliebt. Auch  lebte er in beständigem Streit mit ihm.

Mit der Vertreibung Ulrichs hatte er dessen Rückhalt verloren. Albrecht resignierte. Aber er missachtete das Wahlrecht des Stiftkapitels.

Dieses hatte Johann von Gültlingen, einen Ellwangener Chorherren gewählt. Propst Albrecht aber hatte sein Amt gegen eine Rente von 1500 Gulden , das sind etwa 300.079,00 € an den Pfalzgrafen Heinrich (1487-1552) Davon wurden 600 Gulden wegen des Wohnrechts auf der

Kochenburg abgezogen.abgezogen. Albrecht gab sein Amt an den Pfalzgrafen weiter. Es kam daraufhin zum Streit, der bis vor den Papst gebracht wurde. Das Kapitel war exkommuniziert worden, über das Stift die Sequestration verhängt.

Schließlich vermittelten Bischof Wilhelm von Straßburg  Wilhelm II. (1506-1541) und Philipp von Rechberg (1484-1557) Dompropst in Worms und Domdekan in Augsburg.

Nun konnte Pfalzgraf Heinrich sein Amt antreten. Für ihn war die Fürstpropstei nur eine Nebenpfründe, denn er wurde 1524 Bischof in Worms (bis 1554),in Utrecht (1524-1529) und 1552 Bischof von Freising.

Schon 1522 hatte Propst Heinrich in Unterkochen und Wasseralfingen dem württembergischen Erbmarschall Konrad Thumb von Neuburg, einem Verwandten von Propst Albrecht, und dem Stuttgarter Bürger Burckhard Fürderer einen Grasplatz an sog. Bolrain in Unterkochen zur Errichtung eines Schmelzwerks, mit dem Recht, dort nach Erz zu graben. Doch war diesem Projekt kein Erfolg beschieden. In den Betrieb von Eisenwerken stieg die Propstei dann viel später ein. 1551 bewilligte die Propstei Peter von Pragenhofen am Ursprung des Kochers zu Oberkochen einen Schmelzofen, eine Hütte und Läuterfeuer hinzustellen. Ellwangen war dort Grundherr und Peter von Pragenhofen war der Propstei lehenspflichtig. 1614 kaufte die Propstei  die Werke Unter- und Oberkochen von Johann Friedrich, der diese von Herzog Friedrich von Württemberg gekauft hatte.

Der Kaufpreis betrug 55.000 Gulden, das sind etwa10.999.009,00 €, also eine sehr hohe Investition

Propst Heinrich setzte in Ellwangen Eberhard von Gemmingen als Hofmeister und Stadtvogt ein und stellte ihm den Amtmann Nikolaus Birger zur Seite.

Unter der Herrschaft der Beiden hatten die Bauern Ellwangens viel zu leiden.

1524 war an der Stadtpfarrkirche Pfarrer Georg Mumpach tätig, im Stift der Stiftsprediger Dr. Kreß, beide Anhänger von Martin Luther. Auch einige Chorherren und Chorvikare sympathisierten mit Luthers Lehre.

Stadtpfarrer Mumpach schlug 1514 14 Thesen mit reformatorischen Forderungen an der Stiftskirche an. Daraufhin belegte ihn der Augsburger Bischof von Stadion (1517-1543) mit dem Kirchenbann. Die Stadt Ellwangen stellte sich hinter ihren Pfarrer.

Die Chorherren wurden mit dem Tode bedroht und verließen großenteil die Stadt.

1525 erklärte Mumpach die Leibeigenschaft für beendet, Klöster sollten umgewandelt und zerstört werden. Auf seine Anregung hin sammelten sich etwa 600 Bauern auf der “Langen Wiese” bei Ellwangen zum Ellwanger Haufen.

Sie erzwangen Einlass in Stadt und Schloss. Am 26. April mussten die Bürger in Ellwangen die 12 Artikel  annehmen, die Vertreter der oberschwäbischen Bauerngruppen am 15. und 20. März 1520 in Memmingen verabschiedet hatten.

Am 28. April 1525 zogen etwa 2000 Bauern weiter nach Dinkelsbühl. An ihre Spitze stellten sich zwei Ellwanger Chorherren, Johann von Gültlingen, der vom Stiftskapitel zum Propst gewählt worden war, als Propst Albrecht sein Amt an den Pfalzgrafen

Heinrich abgegeben hatte und Wilhelm von Hesperg. Vor Dinkelsbühl lagerten sie und zogen von zum Kloster Mönchsroth weiter, das sie plünderten.

Nachdem es auch in Ellwangen Plünderungen und Zerstörungen gegeben hatte, wurden die Bauern dort von den Bürgern aus der Stadt vertrieben.

Auf Befehl des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz (1478-1544), dem Bruder von Fürstpropst Heinrich erschienen 300 Berittene und ebenso viele Fußsoldaten unter Führung von Ritter Reinhard  von Neudeck, pfalz-neuburgischer Hauptmann und Pfleger zu Lauingen.

Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. 436 Bauern blieben auf dem Schlachtfeld. Mumpach und Kreß wurden nach Lauingen gebracht, wo sie enthauptet wurden.

Im Staatsarchiv Ludwigsburg, B 389 Bü 582 gibt es  ein Protokoll  “Verhör des Stiftspredigers zu Ellwangen, Dr. Johann Kreß, und des Pfarrers Georg Mundtpach zu Ellwangen in Anwesenheit des augsburgischen Fiskals Johannes Has über die versuchte Einführung der Reformation im Stift und die Umwandlung der geistlichen in eine weltliche Obrigkeit mittels eines Bauernaufstandes “ mit 10 Seiten.

Der Bauernaufstand in der Fürstpropstei Ellwangen  war niedergeschlagen und auch die Reformation beendet.

Wilhelm von Hesperg und Johann von GGültlingen kamen glimpflicher davcon. Von Hesperg wurde von Ritter von Neudeck an Markgraf Kasimir von Brandenburg (1515-1527) übergeben,  von diesem aber gegen Urfehde entlassen, seiner Chorherrnwürde und seiner fahrenden Habe, welche sein Bruder erhielt, für verlustig erklärt, hatte auch das Stift für alle Zeit zu verlassen.

Von Gültlingen gibt es einen Vertrag zwischen Dekan und Kapitel des Stifts Ellwangen und Hans von Gütlingen, ehemaliger Chorherr zu Ellwangen, der wegen lutherischer Handlungen auffällig und am Bauernkrieg teilgenommen hatte. Hans von Gültlingen verzichtet auf seine Pfründe und wird stattdessen vom Kapitel jährlich 100 fl. erhalten. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 U 2 .

Nach Beschreibung des Oberamts Ellwangen, Stuttgart 1866, Abschnitt 499 entfloh Gültlingen zum Haller Haufen, verehelichte sich in der Folge und starb zu Straßburg

Anfang Juli 1425 kehrten Dekan und Kapitel wieder in ihre Residenz zurück.

In der Nachbarschaft von Ellwangen hatte sich die Reformation durchgesetzt. In Württemberg war 1534 Herzog Ulrichs von Württemberg in sein Herzogtum und hatte die  Reformation in Württemberg eingeführt. Dazu kam, dass die Württemberger Herzöge

die Vogtei über Ellwangen innehatten und Ulrich fühlte sich auch als Schutzherr und Anwalt jener Ellwanger Untertanen, die dem Protestantismus zuneigten.

In Ansbach war Markgraf Georg der Fromme (1528-1543) 1528 an die Regierung gekommen. Er war von der Lehre Luthers zutiefst überzeugt und wurde

einer der führenden evangelischen Reichsfürsten seiner Zeit,und führte  – teilweise in Kooperation mit der Reichsstadt Nürnberg – die Reformation rasch und vollständig in den Markgraftümern ein. Diese gehörten damit zu den frühesten

evangelischen Fürstentümern im Reich.

1534 war die benachbarte Reichsstadt Dinkelsbühl zu neuen Lehre übergegangen

Das alles veranlasste Propst Heinrich zu Lebzeiten seine Nachfolge zu sichern, da er eine Vakanz befürchtete. 1545 ernannte er den  Hoch- und Deutschmeister des benachbarten Deutschen Ordens in Mergentheim  Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling (1543–1566).

Das war von König Ferdinand (1531-1556, dann Kaiser bis 1564) und Kurfürst Friedrich II. (1544-1556) unterstützt worden

Als Propst Heinrich 1552 verstarb, wählte das Kapitel im März den Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg (1553-1573) zum neuen Propst. Wolfgang Schutzbar war zwar kaiserlicher Wunschkandidat. Das Kapitel befürchtete

unter ihm die Einverleibung in den Deutschordensstaat.

Das Stift hatte sich wegen der Wahl an Rom gewandt und berief sich auf seine von Kaisern und Päpsten erteilte Freiheiten. Auch Wolfgang Schutzbar hatte sich an Rom gewandt, war aber dort abgewiesen worden.

Auch Herzog Ulrich als Schutz-und Schirmherr und sein Sohn Herzog Christoph suchten eine gütliche Lösung, als sich beide Seiten an sie wandten. Aber  Wolfgang Schutzbar fiel am 4. Dezember 1552 mit 200 Reitern, einigen Hakenbüchsen und auch Geschützen in Ellwangen ein.

Das Stift rief Herzog Christoph um Hilfe an, dieser marschierte mit 6000 Mann an. Wolfgang Schutzbar zog sich zurück. Wegen der Kosten wurde ein Prozess vor dem  Reichskammergericht geführt, der sich hinzog. Unter Vermittlung der Kurfürsten von Mainz und Pfalz erklärte sich

Wolfgang Schutzbar schließlich bereit, 36.000 Dukaten, das sind etwa 7.199.351,00 € zu zahlen.

Propst Ott konnte sein Amt nun antreten.

Otto Truchseß von Waldburg wurde 1514 auf Schloss Scheer geboren.

Er war früh für eine kirchliche Karriere bestimmt. Mit 9 erhielt er die Anwartschaft auf ein Konstanzer Kanonikat, mit elf die Pfarrei Tachenhausen .

152 erhielt er ein Kanonikat am Augsburger Dom.

Otto erhielt eine solide Universitätsbildung in Tübingen, Padua, Bologna und Pavia, war zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert worden. Dort wurde er auch 1535 zum Rektor der Universität gewählt.

In Bologna hatte er Kontakt zu  Hugo Buoncompagno, dem späteren Papst Gregor XIII. (1572-1585). Zu seinem gesellschaftlichen Umfeld in Italien zählten auch der späteren Kardinal Alexander Farnese, der schon 14-jährig zum Kardinal kreiert wurde.

Von 1580 bis zu seinem Tod 1589 war er Kardinalsdekan und damit ranghöchstes Mitglied des Kardinalskollegiums. Weiter gehörten dazu Christoph  von Madruzzo (1512–78) der spätere Bischof von Trient und Brixen und Kardinal und Stanislaus Hosius (1504–79), ab 1549 Bischof von Kulm,

dann Fürstbischof von Ermland. Ab 1558 war er an der Kurie in Rom. 1559 war er Legat m kaiserlichen Hof in Wien. Hosius zählte zu den wichtigsten Vertretern und Restauratoren des Katholizismus.

Christoph  von Madruzzo war 1558 päpstlicher Legat auf dem Reichstag von Augsburg, wo er die Trauerrede auf Kaiser Karl V. hielt.

Er stand bald in päpstlichen und kaiserlichen Diensten.

1541 war er kaiserlicher Rat . Für König Ferdinand führte er zahlreiche Missionen durch.und Dann wurde er Kämmerer von Papst Paul III. (1534-1549. Er war  apostolischer Nuntius mit zahlreichen Kontakten zum  Reichstag und zu König Sigismund von Polen. O. am 10.5.1543 vom Domkapitel zum Bischof von Augsburg gewählt. 1544 wurde er

Von Papst und Kaiser protegiert wurde  er 1543 vom Augsburger Domkapitel zum Bischof gewählt. 1544 wurde er zum Kardinal ernannt und 1552 vom Papst zum Fürstpropst von Ellwangen. Otto war ein entschiedener Gegner von jeglichem Zugeständnis an die Protestanten in der Reichspolitik

und er war einer der entschiedensten kaiserlichen Parteigänger:. Von den oberdeutschen Städten forderte er massive Entschädigungszahlungen ein. In Augsburg erhielt er den Dom und die meisten Klöster und Kirchen zurück. Ein patrizisch-aristokratischer und mehrheitlich
katholischer Rat wurde dort anstelle des protestantischen Zunftregiments trotz drückender evangelischer Bevölkerungsmehrheit etabliert.

Am 5. Februar 1555 wurde in Augsburg zur dauerhaften Lösung der Religionsfrage der Reichstag eröffnet. Karl V.nahm daran aber nicht mehr teil, weil er an den Ergebnissen des Augsburger Religionsfrieden nicht mehr beteiligt sein wollte.

Zusammen mit  mit dem kurtrierischen Kanzler  Dr. Felix Hornung (1512-1566)und dem kaiserlichen Feldhauptmann und General Lazarus Freiherr von Schwendi (1522-1583) hatte Otto das kaiserliche Kommissariat für den abwesenden Karl V.  übernommen,.

Am 25. September 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede szusammen mit einer neuen Landfriedensordnung verabschiedet.
Wichtiges Ergebnis war, dass der Landesherr  das ius reformandi über sein Territorium innehatte. Die bischöfliche Jurisdiktion wurde für Gebiete der Augsburger Konfession suspendiert.

Obwohl er das in Augsburg erzielte Ergebnis theoretisch ablehnte, „benützte der Kardinal nun als Rechtsgrundlage für seine Bemühungen, die neue Lehre in seinem
Gebiet auszurotten“ (Hermann Tüchle, Reformation und Gegenreformation in der Fürstpropstei Ellwangen, in:
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur Zwölfhundert-Jahrfeier. Hrg. von Viktor Burr,Ellwangen 1964 S.238)

Von Rom aus, wo er  das Amt des Protector nationis Germanicae seit 1559 innehatte, forderte er 1559  seinen Statthalter in Ellwangen auf, einen
apostatischen Ellwanger Priester mit seiner Frau aus dem Stiftsgebiet auszuweisen. Zwei verschärfende Weisungen folgten 1560. Unter anderem sollte
die Glaubensgesinnung aller stiftischen Amtsleute überprüft werden. Unter direkten Bezug auf den Religionsfrieden heißt es im gedruckten Mandat vom
12. Oktober 1560: „Wer nicht katholisch bleiben wolle, solle nach den Bestimmungen des Reichsfriedens seine Güter verkaufen und mit Weib und Kind aus der Herrschaft ziehen. (Tüchle S. 231)

In Dillingen gründete er als Landesherr 1549 ein Collegium litterarum ner Universität,und sorgte für die Etablierung von Seminaren und Jesuitenkollegien. Papst Julius III. erhob 1551 das Dillinger Collegium in den Rang einer

Universität.Kaiser Karl V. bestätigte 1553 die Privilegien. 1563 übertrug Otto  die Universität dem Jesuitenorden.

Die katholische Konfessionalisierung  des Ellwangener Territoriums wurde unterstütz durch Reformmaßnahmen und  Mandate zur Reform des Klerus und die
zeitweilige Wirksamkeit von Dillinger und Augsburg in Ellwangen.

Auf den Dörfern hatte sich der katholische Glaube in Ellwangen durchgesetzt. In den Städten, wo das Stift nur Patronatsrechte innehatte, reichte das nicht aus. So war

Aalen 1565 unter Berufung

auf den Städteartikel des Religionsfriedens evangelisch geworden.

Otto starb am 2. April 1573 und wurde in der Kirche Sancta Maria dell’ Anima beigesetzt. In Rom hatte er den Grundstein zur Jesuitenkirche gelegt, die Kardinal Farnese entwerfen ließ.

1614 wurden seine Gebeine von Rom nach Dillingen überführt.

1573 wurde Christoph von Freiberg und Eisenberg (1573-1584) zum 7. Propst von Ellwangen gewählt.

Vor seiner Wahl war er Domdekan in Augsburg und damit für die innere Aufsicht des Domkapitels zuständig. Im Jahr als er Propst wurde, stürzte der romanische Giebel des südlichen Querschiffes der Stiftskirche ein

Der Wiederaufbau erfolgte erst unter seinem Nachfolger bis 1588).

Propst Christoph  1576 resignierte  auf sein Kanonikat..

1574 erwarb er durch Heimfall von einem Herrn von Westernach Göggingen, heute im Ostalbkreis.  1581 erwarb er von der Reichsstadt Dinkelsbühl Fragroden und Bauzenhof.

Er verstarb 1584 mit 67 Jahren

Sein Nachfolger wurde Wolfgang von Hausen (1584 –1603). Er ist um 1551 geboren und stammte aus der Familie der Herren von Hausen, die in Hausen im Tal, heute ein Ortsteil von Beuron ihren Sitz hatte.

Nach J.P. Beierlein, Medaillen auf ausgezeichnete und berühmte Bayern, München 1852, S.22 waren seine Eltern Vitus von Hausen und Barbara von Humpis aus Walrams.

Er studierte in Ingolstadt.

In seiner Amtszeit in Ellwangen ließ er einige Bauten errichten. 1588 ließ er den in der Regierungszeit von seinem Vorgänger eingestürzten Giebel des Querschiffs der Stiftskirche wieder aufbauen.

1591/92 ließ er das Statthalterpalais in Ellwangen errichten. Dort wohnte der jeweilige Stiftsdekan und damit Statthalter des Fürstpropsts in der Stadt. Dekan war damals Quirin Gottfried von Hausen mit einer Amtszeit von 1582–1601.

Er ist möglicherweise ein Bruder von Propst Wolfgang.

Das Gutleuthaus, also das Armenhaus, ließ er auch errichten. Dort befindet sich auch noch sein Wappen. Heute beherbergt es das Alamannenmuseum.

1593 veranlasste er den Umbau des Schlosses in Wasseralfingen. 1545 kam Kloster Ellwangen in den Besitz der Burg der Familie von Ahelfingen, nachdem mit Wolfgang von Ahelfingen der letzten männliche Erben der Familie gestorben war.

Das Kloster errichte in Wasseralfingen ein Oberamt. Der zuständige Oberamtmann hatte seinen Sitz in der Burg. 1590 ließ Probst Wolfgang die Burg abreißen und stattdessen bis 1593 das heutige vierflügelige Schloss mit Binnenhof errichten, das im Jahr 1729 nochmals umgebaut wurde.

In der Regierungszeit von Probst Wolfgang starben  einige Familien aus, deren Besitzungen Probst Wolfgang erwerben konnte. So kam er in Besitz von Heuchlingen, Wöllstein, Abtsgmünd und 1597 große Teile der Herrschaft Alfingen.

1585 berief Propst Wolfgang Jesuiten aus Dillingen nach Ellwangen, die für die religiöse Bildung der Bevölkerung zuständig wurde.

1600 wurde Wolfgang zum Bischof von Regensburg gewählt. Er wollte das Propstamt in Ellwangen zunächst behalten. Damit war aber das Domkapitel in Regensburg nicht einverstanden.

Als Bischof stand er in der Gunst des  bayrischen Herzogs  Maximilian I (1597- 1651). Als dieser eine Rente auf die Propstei vermittelte, dankte Wolfgang in Ellwangen ab und blieb bis zu seinem Tod 1613 Bischof von Regensburg.

Unter Wolfgang gab es in Ellwangen 1588 den ersten Hexenprozess, der Beginn eines dunklen Kapitels in der Ellwanger Geschichte.

Nur in den Prozeßserien der fränkischen Hochstifte Bamberg, Würzburg und Eichstätt sowie in der Deutschordenskommende Mergentheim lassen sich ähnliche Verfolgungszahlen nachweisen wie in der Fürstpropstei Ellwangen,wobei

in Eichstätt Johann Christoph I. von Westerstetten ab 1612 Bischof wurde. Er hatte ja schon in Ellwangen von 1611 bis 1613 für die furchtbarsten Jahre der Ellwangener Hexenverfolgung gesorgt

und hat in Eichstätt weitergewirkt. Er galt als einer der berüchtigten fränkischen Hexenbischöfe. Während seiner Amtszeit sind von 1613 bis 1630 im Hochstift Eichstätt mindestens 199 Hexenprozesse

und 176 Hinrichtungen von 150 Frauen und 26 Männern wegen Hexerei nachweisbar.

In dem Hexenprozess von 1588 von Ellwangen wurde die Hebamme Elisabeth Fürst, die „Mundistin“ genannt, als vermeintliche Hexe verbrannt.

In der ersten Verfolgungswelle 1588 kamen insgesamt 20 Menschen ums Leben, ein Mann Jacob Sinai, 17 Jahre und 19 Frauen, 5 starben in Haft eine unter der Folter und 13 wurden verbrannt.

Als Scharfrichter wurde Hans Vollmair aus Biberach geholt. Das Einzugsgebiet der Meister Hans und Christoph Hiert, das war der Schwiegersohn von Hans Vollmair reichte von Garmisch im Süden bis Langenzenn bei Nürnberg im Norden . (siehe Hans Vollmair in Mei Büchle)

Nachfolger von Propst Wolfgang wurde Johann Christoph I. von Westerstetten (1603 –1613 )

Er war der Sohn von Wolfgang Rudolf von Westerstetten zu Altenberg, eines ellwangischen Pflegers zu Wasseralfingen, und von Ursula von Riedheim zu Wasseralfingen. Die von Westerstetten waren ein schwäbisches Ministerialengeschlecht.

Mit 12 erhielt er 1575 das  Ellwangener Kanonikat  in des   Johann Egolf  von Knöringen, Bischof von Augsburg 1573-1575. In diesem Jahr begann er auch sein Studium an der Jesuitenuniversität in Dillingen. Ab studierte er an der Universität Ingolstadt und 1584 an der Universität Dôle, eine der wichtigsten Universitäten für Zivilrecht und Kanonisches Recht in Westeuropa. Alle diese Universitäten waren stark jesuitisch geprägt oder ganz in der Hand des Jesuitenordens. Johann Christoph erhielt über zehn Jahre eine fundierte Ausbildung, die ihm dann eine glanzvolle 

Kirchenkarriere ermöglichte.

Als sicher kann gelten, dass er schon während seiner Studienjahre in Dillingen und Ingolstadt prominente Theoretiker der Hexenverfolgung kennengelernt hatte, sowohl in Dillingen als auch in Ellwangen.Beide Universitäten hatten Befürworter

der Hexenverfolgung eine Plattform geboten. Petrus Canisius lehrte in Ingolstadt Theologie und war auch Rektor der Universität. Von 1559 bis 1566 war er Domprediger in Augsburg.

Auch er war ein Verfechter der Hexenverfolgung. In seinen Augsburger Predigten machte er Hexen für Unwetter und Missernten verantwortlich und warf ihnen unter anderem Kindesmord und Kannibalismus vor.

An der Universität Ingolstadt wirkte der Theologe Gregor von Valentia (1549-1603). Als Herzog Maximilian 1590 der theologischen und juristischen Universitätsfakultät einige Fragen über das Hexenwesen vorlegte, riet Gregor von Valencia in einem Gutachten zur Beibehaltung der Hexenprozesse, was jedoch kein besonderes Engagement in dieser Materie belegt, sondern lediglich den damals herrschenden Anschauungen entsprach.

Auch Alber Hunger (1545-1611) lehrte Theologie in Ingolstadt.In Ingolstadt und Freiburg lehrte der Jurist Friedrich Martini (um 1555-1630). Beide hatten sich für kompromisslose Hexenverfolgung ausgesprochen.

1589 wurde Johann Christoph in Augsburg zum Priester geweiht. 1589 wurde er Kanoniker in Eichstätt und  von 1592-1502 war er dort Kapitelsdekan und ab 1600 gleichzeitig Dekan des Augsburger Domkapitels.

1602. wurde er Koadjutor in Ellwangen und am 24. Juli 1603 zum Fürstpropst der Fürstpropstei Ellwangen gewählt.

1603 bis 1608 baute er die Burg von Ellwangen zu einem vierflügeligen Renaissance-Schloss mit achteckigen Eckturmaufsätzen um

1608 erwarb er durch Heimfall Connenweiler, heute Teilgemeinde von Stipfach im Kreis Schwäbisch Hall. 1611 erwarb er Konradsbronn, heute Ortsteil von Wört im Ostalbkreis.

1609 trat er der katholischen Liga bei, die 1609 auf Betreiben Herzog Maximilians  als Gegenpart zur Protestantischen Union in München gegründet wurde.

Der Hochaltar von St. Vitus wurde 1613 vom Biberacher Künstler Hans Dürner geschnitzt. Er hatte  im November 1583 dort  das Bürgerrecht erworben. Er verstarb vor Vollendung des Ellwangener Altars.

1611 wurden in Ellwangen die Hexenprozesse wieder aufgenommen und am 22. Dezember Dorothea Berchtold hingerichtet

Eine Besonderheit der Ellwanger Prozessserie ist der lange Zeitraum der Verfolgung, sowie die Intensität, mit der die Prozesse geführt wurden. Besonders in den Jahren unter Johann Christoph I von Westerstetten entwickelte sich eine bis dahin unbekannte Welle der Gewalt, die lediglich mit der Verfolgung in Eichstätt ebenfalls unter von Westerstetten vergleichbar ist. Von Westerstetten hatte stets die Kontrolle über die Prozesse und versuchte des Öfteren neue anzustacheln. Mit Hilfe eines von ihm veröffentlichten Dokuments, welches verschiedene Verhaltensweisen, wie Verschwendungssucht mit der Hexerei in Verdacht brachte, konnte nahezu jeder der Hexerei beschuldigt werden. Doch auch nach Amtsantritt von Johann Christoph II von Freyberg endete die Verfolgung nicht. Allerdings erreichte sie unter ihm nie das Niveau und die Intensität wie unter seinem Vorgänger, wurde jedoch trotzdem fortgeführt und erst 1618 eingestellt. Ein Grund für die lange Dauer könnten materielle Interessen gewesen sein. Während der Verfolgung gab es in Ellwangen stets eine Konfiskationspraxis, es wurde also Eigentum zugunsten des Staates ohne Entschädigung von Familienangehörigen der Hingerichteten eingezogen. Vermutlich wurden Erbanteile eines Erben beschlagnahmt, um die Prozesskosten zu begleichen. Jedoch war dies in der Fürstpropstei schwer, da oft ganze Hexenfamilien hingerichtet wurden, in diesen Fällen wurden dann individuell Geldbeträge

oder Gegenstände eingezogen.

In den beiden Verfolgungswellen in Ellwangen kamen  etwa 450 Menschen ums Leben, das war etwa die Hälfte der Ellwanger Frauen und jeder sechste Mann.

Am 4.Dezember 1612 wurde Johann Christoph vom Domkapitel Eichstätt zum Bischof  gewählt und am 14. April 1613 vom Augsburger Bischof Heinrich V) v. Knöringen (1598 – 1646) geweiht

Als Fürstbischof war er ein  Parteigänger der bayerischen Politik und wurde auch entsprechend von Herzog Maximilian gefördert.

Er starb am 28. Juli 1637 in Eichstätt.

Als Johann Christoph Bischof in Eichstädt wurde, wählte das Kapitel Johann-Christoph II. von Freyberg- Eisenberg zum(1613-1620) zum 10. Propst von Ellwangen.

Er ist 1551in Ellwangen geboren. Seine Eltern waren Hans Sigmund von Freyberg zu Hopferau (+1589), Pfleger in Rettenberg, und Sybilla von Knöringen. Er hatte 5 Brüder und war ein Neffe von Christoph von Freyberg-Eisenberg, der 1573-1584 Propst in Ellwangen war.

1561 erhielt er etwa 10-jährig das Kanonikat in Ellwangen für den resignierten Augsburger Domherrn und Ellwanger Kanoniker Marquard von Bienzenau.

1563 wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. 1575 war er zu Studienzwecken an der Universität von Löwen in den Niederlanden, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine der Hauptstädte des Humanismus.

1576 wurde er stimmberechtigter Kapitular in der Propstei Ellwangen. 1584/85 war er Scholaster,  also Leiter der Stiftsschule und stand damit nach dem Propst und Dekan an 3. Stelle der Hierarchie. Er wurde am 20. März 1613 vom Kapitel als Nachfolger von

Johann-Christoph I. gewählt. er bezog das Schloss. Auch unter ihm fanden noch Hexenprozesse statt, allerdings deutlich weniger als unter seinem Vorgänger. Die letzten Prozesse wurden 1618 geführt.

Auch unter ihm gehörte die Propstei zur katholischen  Liga. Zwar hatte Württemberg immer noch das Schirmrecht. Da Württemberg aber zur protestantischen Union gehörte, konnte das natürlich  nicht mehr gedeihlich funktionieren.

Gleich zu Beginn seiner Regierung übernahm er die jetzt einträglichen Eisenwerke in Unterkochen und Wasseralfingen, die sein Vorgänger auf den Weg gebracht hatte.

Propst Johann-Christoph II verstarb überraschend 1620 im Alter von 69 Jahren. Zwar begann 1618 der Dreißigjährige Krieg. Er hatte aber bis zu seinem Tod noch keine Auswirkungen auf die Propstei Ellwangen.

Johann-Christoph vermachte 6000 Gulden, das sind ungefähr 3.592.036,00 €  zur Umwandlung der 1611 von den Jesuiten errichteten Missionsstation Ellwangen in ein Jesuitenkolleg mit höherer Schule. Wegen des Dreißigjährigen Krieges

konnte das aber erst Jahrzehnte später realisiert werden.

Sein Nachfolger wurde Johann Jakob Blarer von Wartensee (* um 1575 † 9. März 1654 ).Seine Eltern waren der Ellwanger Hofmeister und Stadtvogt Diethelm Blarer von Wartensee und Sidonia/Siguna von Hausen, Schwester von Wolfgang von Hausen, Fürstpropst in Ellwangen 1584–1603.

Die Familie Blarer von Wartensee war ein Schweizer Uradelsgeschlecht aus St. Gallen. Die Familie gehörte als Tuchhändler zu den Patriziern von St. Gallen. Aus der Familie gingen mehrere Äbte, z. B. Gerwig Blarer, Abt von Weingarten und Ochsenhausen hervor,

mit  Jakob Christoph Blarer von Wartensee (1542–1608) der Fürstbischof von Basel, auch Ambrosius Blarer, der Reformator aus Konstanz.

Johann Jakob Blarer von Wartensee erhielt mit etwa 11 Jahren 1586 ein Kanonikat in Ellwangen. Er war auch Kanoniker in Basel und Dompropst in Konstanz.

Am 5. Mai wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. Er studierte auch an der Universität Freiburg sowie an den italienischen Universitäten Padua, Siena,Perugia (Mai 1599) und Bologna.

Am 10. Oktober 1600 wurde er stimmberechtigter Kapitular in Ellwangen.

Als Dompropst baute er zwischen 1612 und 1620 den Blarerschen Domherrenhof, heute Landgericht Konstanz.

Am 27. Januar 1621 wählte in das Ellwanger Stiftskapitel zum Propst von Ellwangen.

Der Dreißigjährige Krieg spielte noch keine Rolle in Ellwangen. Das änderte sich erst Nach der Schlacht von Breitenfeld im September 1631. Zunächst waren es die kaiserlichen Truppen unter ihren Kommandeuren Kommandeure Gallas, ab 1631 Generalfeldzeugmeister

und 1632 Feldmarschall ,  Ossa Feldmarschall und 1631 vor allem für den württembergisch-schwäbischen Raum zuständig und Pappenheim General, in der Schlacht bei Lützen 1632 tödlich verwundet, die der Bevölkerung zu schaffen machten.

Nach der Schlacht von Breitenfeld drangen die Schweden in Süddeutschland ein.

Anfang 1632 waren dann auch vermehrt feindliche und schwedische Truppen in der Gegend.

Fürstpropst Johann Jakob hatte sich mit seinen Stiftsherren nach Salzburg in Sicherheit gebracht.Von 1631 bis 1635 hielt er sich mit ihnen zusammen in Bayern. Salzburg und Tirol auf.

König Gustav Adolf I. von Schweden befahl dem schwedischen Obristen Claus Diettrich von Sperreuter (+1653) 1632 im Stift Ellwangen und in der Reichsstadt Dinkelsbühl Sammel- und Musterungsplätze einzurichten. Außerdem sollte er Teile von Schwaben und Franken zu besetzen.

Am 10. Mai besetzte und plünderte Sperreuter mit seinen Truppen umliegende Dörfer von Ellwangen, am 17. Mai kamen seine Boten und forderten die Stadt zur Übergabe auf. Es gab Verhandlungen.

Ellwangen sollte verschont, der katholische Gottesdienst erhalten bleiben gegen ein noch festzulegendes Lösegeld und wöchentliche Entschädigungszahlungen. Wohl oder übel stimmte man zu, die Schweden besetzten Schloss und Stadt. Die Summe des Lösegelds wurde später auf 12 000 Taler festgelegt, die wöchentliche Entschädigung auf 2500 Taler. Das Lösegeld betrug also umgerechnet ca. 792.000 €, kaufkraftmäßig lag das natürlich deutlich höher. Die wöchentliche Entschädigung lag bei 162.500 €. Das war für eine bereits stark geschröpfte und dazuhin dezimierte

Einwohnerzahl natürlich nicht zu stemmen.

Graf Kraft zu Hohenlohe-Neuenstein (´1610-1641) bekam vom  Schwedenkönig Karl-Adolf die Fürstpropstei als Gegenleistung für seine Unterstützung versprochen. Nach dem Tod Gustav Adolfs am 16. November 1632 musste der Graf um seinen neuen Besitz bangen.

Zunächst war die Schenkungsurkunde nicht mehr aufzufinden. Dann wollte der Kanzler Oxenstierna (1612-1654), Nachfolger des Schwedenkönigs, von einer reinen Schenkung nichts wissen, sondern forderte 80 000 Taler und eine Reihe von anderen Gegenleistungen.

Am 20. Mai 1633 zogen die Schweden ab und Hohenloher besetzten Ellwangen. Am 25. Mai mussten alle Bürger dem neuen, protestantischen Herrn huldigen. Fast wäre Ellwangen evangelisch geworden, denn der Graf wollte sich nicht an Sperreuters Versprechen halten. Er ließ umgehend die Schlosskapelle reformieren und an der Stiftskirche sollte sein Hofprediger Salomon Meyer (1627) den evangelischen Gottesdienst einführen. Die katholischen Pfarrer weigerten sich zu gehen, Bürger verweigerten dem Grafen Sondersteuern und als sich 1634 das Kriegsglück den kaiserlichen Truppen zuneigte, war dem Grafen wohl klar, dass seine Herrschaft in Ellwangen nicht von Dauer sein würde.

Nach der Schlacht von Nördlingen (6. 9. 1634) flohen die Beamten des Grafen von Hohenlohe mit ihrem Besitz vom Schloss und aus der Stadt

.Am 11. September 1634 “befreiten” die Stadt Ellwangen und nahmen wohl noch mit, was noch da war.

Ellwangen hatte schrecklich unter dem Krieg gelitten, Dörfer waren zerstört und entvölkert.

Als Propst Johann Jakob  nach Ellwangen zurückgekehrt war, ließ er die beiden Jesuitenpatres Thomas Anreiter und Johann Hefelin aus Dillingen nach Ellwangen kommen.

Sie unterrichteten dort die Bevölkerung und waren auch für die Seelsorge zuständig.

1638 hatten sie auf dem Schönenberg eine kleine Marienfigur mit Jesuskind in die Nische eines Baumstamms gestellt, eine Lorettokapelle errichtet damit viele Wallfahrer angelockt.

Johann Jakob legte dort den Grundstein für die Kapelle.

Fürstpropst Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden hatte die Bewilligung für den Bau der Kirche auf dem Schönenberg erteilt.

Propst Jakob Christoph starb nach 23 Regierungsjahren.

Die Ellwanger Fürstpröpste besaßen das Münzrecht, jedoch erst ab Fürstpropst Johann Jakob von Blarer Wartensee  sind Münzprägungen nachweisbar. Nur die Fürstpröpste Johann Jakob, Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden, Heinrich Christoph von Wolframsdorf

und  Anton Ignaz von Fugger-Glött (1756 –1787) prägten unmittelbar für Ellwangen. Andere Fürstpröpste prägten als Bischöfe oder Erzbischöfe eines anderen Fürstentums.

Sein Nachfolger wurde Johann Rudolf Graf von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg (* 1606 in Donzdorf; † 6. April 1660). Seine Eltern waren Hans Wilhelm von Rechberg und Anna Regina von Rechberg.

Mit seinen Brüdern Bernhard Bero und Heinrich Alexander wurde er am 15. Dezember 1616 an der Universität Dillingen immatrikuliert. Am 9. Mai 1623 erhielt er in der Fürstpropstei

Ellwangen das Kanonikat für den verstorbenen Kanoniker Johann Jakob Humpiß/Hundbiß von Waltrams. 1624 wurde er in Bourges immatrikuliert wo er am 5. April 1615 Prokurator, das ist Geschäftsführer  der deutschen und belgischen Nation wurde.

Vor allem im 16. Jahrhundert verfügte die Universität von Bourges über eine herausragende juristische Fakultät.

1626 stieg er zum Reichsgraf auf. In diesem Jahr immatrikulierte er sich auch an der Universität von Siena. Dort wurde er Consiliar also Berater der deutschen Nation.

Im Januar 1628 wurde er Domherr in Eichstätt für den verstorbenen Sixtus Werner Vogt von Altensummerau und Praßberg.  Hier wurde er auch 1630 zum Subdiakon geweiht.

1631 wurde er auch Domherr in Augsburg. Am 18. Juni 1635 erhielt er die Kapitularwürde und damit die Stimmberechtigung in der Fürstpropstei Ellwangen. Am 11. August 1637 wurde er auch in Eichstätt Kapitular.

Dort wurde  er Domdechant. 1638 Domdechant und am 26. Februar 1638 Propst des neuen Stifts „Zu Unserer Lieben Frau“ an der Pfarrkirche. 1645 erbat ihn Sigmund Franz Erzherzog in Österreich, Koadjutor in Augsburg, vom Eichstätter Domkapitel für die Dauer eines Jahres als Obersthofmeister, was genehmigt wurde. Am 26. Januar 1646 wählte ihn das Augsburger Domkapitel zum Administrator des Augsburger zum Administrator des Augsburger Hochstifts.Daraufhin resigniert er am 26. Februar 1647 auf die Dechantei in Eichstätt. Am 26. Januar 1649 erhielt er in Augsburg die Dompropstwürde. Fürstpropst in Ellwangen wurde er am 27. April 1654. Auf die Hochstiftsadministration resignierte er im Dezember des gleichen Jahres. Am 7. Mai 1656 wurde er Statthalter zu Dillingen.

1658 wies er vier Jesuitenpatres Ellwangen als Wohnsitz an, um den Wallfahrtsort Schönenberg ausreichend mit Beichtvätern, Priestern und Lehrern auszustatten.

Erwerbungen tätigte er nicht. Die Kriegsfolgen waren ja immer noch zu verspüren.

Propst Johann Rudolf verstarb nach 6 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Johann Christoph von Freyberg (1616–1690).

Seine Eltern waren Kaspar von Freyberg zu Altheim und Worndorf und Anna Regina von Rechberg

1626 wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. Ab 1635 studierte er an der Universität Ingolstadt. 1642 wurde er zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Ehingen,

1630 erhielt er ein Kanonikat in Augsburg und in Ellwangen.  Ein Kanonikat in Ellwangen war damals mit 2000 Dukaten im Jahr, das sind etwa 399.257,00 €. (Seckler S. 143)

Das Kanonikat in Augsburg war sicher ähnlich dotiert. Rund 800.000 €  Jahreseinkommen. Seckler (ebd.) vermerkt dazu, dass “rühmend hervor zu heben ist, dass das viele Geld den jungen Canonikus

Christoph nicht auf Abwege führte.”

Am 23. Oktober 1638 stieg er in den Zwölferkreis der Kapitulare, also der stimmberechtigten Domherren auf.

1641 bis 1655 war er in Ellwangen Scholaster in Ellwangen und anschließend Domdekan in Augsburg

Ab 1644 konnte sich Johann als Reichsfreiherr bezeichnen. Als solcher war er Hofratspräsident der Dillinger Hochstift-Regierung.

Von 1641 bis 1655 war er Scholaster der Fürstpropstei Ellwangen und anschließend Domdekan in Augsburg, ab 1660 als Dompropst. Für seine Familie kaufte er die Reichsherrschaft Justingen.

1660 wurde er als Johann Christoph III. zum13.  Fürstpropst von Ellwangen gewählt. Die meiste Zeit residierte er in Ellwangen.

Ab 1661 war er Adminstrator in Augsburg.

Schon kurz nach seinem Regierungsantritt ließ er 1661/62 die Stiftskirche St.Vitus in ihrem Inneren von Constantin Bader  (um 1597- 1681) einem Meister der Wessobrunner Schule in frühbarockem Stil umgestalten.

1663 tauschte er von der Reichstadt Dinkelsbühl Wörth gegen den nahe bei Ellwangen liegenden Weiler  Breitenbach ein.

Am 18. August 1665 wurde er zum  Fürstbischof von Augsburg gewählt. Das blieb er bis zu seinem Tod am 1. April 1690.

1674 stellte er einen Verweser in Ellwangen auf. 1674  gab er sein Amt als Fürstpropst von Ellwangen zu Gunsten seines von ihm sehr geschätzten Nachfolgers Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden.

Als Bischof legte er am 16. Juni 1682 legte er den Grundstein zur Wallfahrtskirche Schönenberg.

Er wurde 1690 in der Wolfgangskapelle des Augsburger Domes bestattet.

Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden ist am 23. April 1640 in Hohenstadt, Gemeinde Abtsgmünd im Ostalbkreis, geboren.

Er stammte aus dem Rittergeschlecht der Adelmann von Adelsmannsfelden, einem Ministerialengeschlecht des Klosters Ellwangen.

eine Eltern waren der Konvertit Wilhelm Christoph Adelmann von Adelmannsfelden, Herr zu Hohenstadt, Schechingen und Leinweiler (* 1606; † 1659), und dessen zweite Frau Maria Magdalena geborene Freiin von Rechberg zu Hohenrechberg (* 1614; † 1669). Er war der älteste Sohn.

Nach Seckler verzichtete er auf das Erstgeburtsrecht zu Gunsten seines einzigen Bruders und ging nach Rom, um dort Theologie  zu studieren. (S. 145) Das ist die einzige Quelle, die diesen Studienort nennt. Sonst wird immer die Immatrikulation

in Dillingen 1651 angegeben. Dort verfasste er 1657 seine Dissertation mit  dem Thema „De anima“ (über die Seele) Am 24. November 1654 erhielt er ein Kanonikat in Ellwangen

1655 wurde er Domherr in Augsburg; 1662 erhielt er dort die Subdiakonatsweihe. Im gleichen Jahr wurde er in Ellwangen Kapitular. 1666 ist er als Dechant, das entspricht dem Dekan in Ellwangen nachgewiesen. Am 4. Juni 1667 wurde er in

Augsburg zum Priester geweiht. In diesem Jahr  wurde er in Ellwangen zum Administrator des Fürstpropstes gewählt. Da war dieser bereits in Doppelfunktion seit zwei Jahren Bischof in Augsburg.

Im Auftrag des Augsburger Fürstbischof reiste er im Januar und noch einmal im Oktober 1670 in diplomatischen Angelegenheiten nach Mainz.

Ab August 1671 amtete er als Domdechant in Augsburg und resignierte im Oktober 1671 auf die Dechantei in Ellwangen.

1674  resignierte Fürstpropst Johann Christoph von Freyberg  in Ellwangen. Seckler mutmaßt, dass das nur geschah, um in Ellwangen den von ihm geschätzten Johann Christoph als seinen Nachfolger vor schlagen zu können (S.145)

Am 18. April 1674 wählte man ihn in Ellwangen als Johann Christoph IV. zum Fürstpropst; auf die Augsburger Domdechantei resignierte er im gleichen Jahr.

Er galt als sehr fromm und ließ sich 1677 eine Privatkapelle im Ellwanger Schloss errichten.

Am 14. Februar 1680 wurde Johann Christoph in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

1681 berief er den Jesuiten Phillip Jenninger (1642-1704) nach Ellwangen. 1670 kam dieser als Seelsorger auf den Schönenberg. Er konnte Fürstpropst Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden im Verlauf eines schrecklichen Gewitters am 14. September 1681 für den Bau der Schönenbergkirche und ihre Finanzierung gewinnen. Denn mit Hilfe der Muttergottes war ein verheerendes Feuer durch einen Blitzeinschlag in der Stadt abgewendet worden.  Dieser Blitzschlag, der nicht stattgefunden hatte, hat den Ruf des im Entstehen begriffenen Wallfahrtsort natürlich weiter gesteigert.

Pater Philipp Jenninger wurde im Juli 2022 in Ellwangen  seliggesprochen.

Am 16. Juni 1682 legte Johann Christoph  den Grundstein zur Schönenbergkapelle. Für den Bau wurde der Vorarlberger Michael Thumb (1640–1690) berufen. Er ist Schüler von Michael Beer (um 1605-1666), der rege Kontakte zu den Jesuiten hatte. Wie dieser pflegte auch sein Schüler die Kontakte zu den Jesuiten.

In der Nachfolge von Michael Beer vollendet er 1677 das Jesuitenkollegium in Landshut vollendet. Dort ist der Jesuitenbrüder Heinrich Mayer für den Neubau zuständig. Bei dieser Gelegenheit lernt er ihn kennen. Diese Bekanntschaft bei den Jesuiten verschafft Michael Thumb den Bauauftrag der Wallfahrtskirche in Ellwangen. Die Jesuiten sind  Betreuer der Wallfahrt und wohl auch des Neubaus.

Die Jesuiten nehmen nicht nur auf die Baumeisterfrage und die Architektur Einfluss. Sie greifen bei Bedarf in Planung und Bau direkt ein. Das zeigt sich nach zwei Sommern Bautätigkeit auf dem Schönenberg. Ende 1683 kommt Bruder Heinrich Mayer nach Ellwangen und übernimmt anstelle des Baumeisters die Leitung der Planung. Michael Thumb wird Anfang 1684 ausbezahlt. Heinrich Mayer nimmt jetzt entscheidende Verbesserungen in der Planung vor.  Er gibt dem Raum Höhe.

1685 sind die Gewölbe erstellt. Nach Entwürfen von Bruder Heinrich Mayer entsteht auch eine reiche und raumprägende Stuckierung. Sie wird unter seiner Leitung ab 1686 durch einen Ellwangener Stuckateurtrupp unter Meister Melchior Haudt ausgeführt.

1685 wurde die Kirche geweiht

Er besaß eine bedeutsame Bibliothek, sowie mathematische Instrumente, die er dem Stiftskapitel Ellwangen vermachte

Propst Johann Christoph starb am 26. August 1687.

Zu seinem Nachfolger wurde Heinrich Christoph von Wolframsdorf (1687-1689)  gewählt. Er stammte aus dem thüringischen Adelsgeschlecht von Wolframsdorf.

Er ist am  4. Februar 1646 in Nordhausen in  Thüringen geboren.  Sein Vater  Heinrich Reinhard und seine Mutter Elisabeth Christina von Heilingen waren beide lutherisch. Heinrich Christoph ging schon sehr jung nach Trier und konvertierte dort mit 8 Jahren.

Bischof Philipp Christoph von Sötern (1623 bis 1652) empfahl in für das  Collegium Germanicum Hungaricum in Rom. Dort trat er 18-jährig 1662 ein. Dort glänzte er mit guten Leistungen und wurde auch mit der Betreuung der Alumnen betraut.

Bei seinem Abgang in Rom verlieh ihm Papst Alexander VII. (1655- 1667) ein Kanonikat in Ellwangen. Schon nach 4 Jahren wurde er 1671 Dechant in Ellwangen und das Kapitel wählte ihn zum Administrator, also zum amtierenden Leiter.

Am  2. Oktober 1687 wurde er zum Fürstpropst gewählt.

Er war ein Liebhaber von Bauten und vollendete die Lorettokirche auf dem Schönenberg. Auch am Schloss und anderen Bauten ließ er Verschönerungen anbringen.

Unter Propst Heinrich Christoph waren die Franzosen in Süddeutschland eingefallen. Es gab die ersten Probleme.  Vom Stift Ellwangen hatten sie Kriegskontributionen verlangt, die den Franzosen zu schicken waren.

Kurz danach brachten Boten die Brandschatzung aber zurück, da die Franzosen bereits wieder abgezogen waren.  Seckler meint, dass so das Geld besser zum Ausbau der Schönenbergkirche verwendet werden konnte. (S.146 f.)

Propst Heinrich Christoph starb am 7. Juni 1689 nach nur zwei Regierungsjahren an einem Schlaganfall im Alter von 43 Jahren.

(zu seinem Werdegang siehe auch Kardinal A. Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom, Freiburg 1895 S. 54)

In Ellwangen hatte auch der Neffe von Heinrich Christoph Heinrich Wilhelm von Wolframsdorf  ein Kanonikat inne und zwar bis zu seinem Tor 1721. Und auch er war ein  Schüler des Germanicums in Rom.

Sein Nachfolger  wurde Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1689-1694). Er war das sechste Kind von Kurfürst  Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1653-1690) und der hessischen Landgräfin Elisabeth Amalia Magdalena ( 1635 –  1709 )

Seine Schwester Eleonore Magdalene Therese (1655–1720) heiratete 1676 Kaiser Leopold I. (1658-1705).

Kaiser Leopold I.  gilt als der Begründer der österreichischen Donaumonarchie. Seine Regierungszeit stand im Zeichen einer erneuerten Reichspolitik. Auch die Reichskirche führte er zu neuer Blüte.

Dort war das Reichsoberhaupt durch seine Kommissare bei Bischofs- und Abtswahlen ständig präsent. Da das Kaiserhaus nicht genug eigene passende Kandidaten hatte,

übten hier verwandte und befreundete Dynastien wie die Pfalz-Neuburger, die Lothringer oder die Schönborn eine Art Stellvertreterfunktion für das Kaiserhaus aus.

Das zeigte sich auch an der Fürstpropstei Ellwangen. Bis 1689 war Eiiwangen eine Domäne des niederen Adels, insbesondere gestützt auf die Reichsritterschaft am Kocher. Aus dem Kapitel selbst gingen 13der 20 Fürstpröpste hervor. Dies änderte sich

mit dem Einbezug Ellwangens in die große Reichskirchenpolitik des Kaisers und der katholischen Dynastien. Die nun in Ellwangen zum Zuge kommenden Familien wie Pfalz-Neuburg, Schönborn

und Sachsen betrachteten das Fürststift als eine einträgliche Nebenpfründe. Auch das Kapitel selbst begann sich nun stärker auf den Hochadel hin umzustrukturieren. Während Fürstpröpste aus dem niederen Adel

meist auf andere Kollegiatspfründen verzichten mussten, konnten hochadelige Inhaber aufgrund von Dispensen verschiedene Ämter und Pfründen mit Ellwangen kombiniere . Die geforderte Residenzpflicht wurde in diesen Fällen

kaum wahrgenommen. Die auswärts residierenden Pröpste bestellten meist den Dekan zu ihrem Statthalter und betrauten ihn mit den Regierungsgeschäften.

Die Kurfürsten von Pfalz-Neuburg (seit 1685) setzten nun verstärkt auf Wien. Besiegelt wurde die Zusammenarbeit auch durch die Ehe Kaiser Leopolds mit Eleonore von Pfalz-Neuburg. Sie setzte sich nun  in Wien für die Ziele und Interessen

der pfälzischen Dynastie ein. Ihre Brüder Ludwig Anton und Franz Ludwig machten beide wie im weiteren gezeigt wird, in der Reichskirche beachtliche Karrieren.

Der Vater Kurfürst Philipp Wilhelm war streng katholisch gesinnt. Da Ludwig Anton er für die kurfürstliche Nachfolge zunächst nicht in Frage kam,  wurde er  für den geistlichen Stand vorgesehen.

Von Kindheit an versah man ihn mit vielen Domkanonikaten, um seinen Aufstieg in der Reichskirche vorzubereiten

Schon  1662, da war Ludwig Anton gerade mal zwei Jahre alt, bat sein Vater Papst Alexander VII.um eine Altersdispens für die Tonsur und Zulassung zu den Benefizien für seine drei-, zwei- und einjährigen Söhne
Wolfgang Georg, Ludwig Anton und Karl Philipp.

1664 bewarb sich sein Vater für Ludwig Anton um das Amt des Deutschmeisters.

1664  wurde Ludwig Anton  Domherr in Köln

1665 stellte sein Vater für Ludwig den Antrag  auf Aufnahme in den Deutschen Orden. Der Orden erteilte eine Absage unter Verweis auf die Ordensstatuten und
mit dem Versprechen Ludwig Anton dann aufzunehmen, sobald er das vorgeschriebene Alter von 18 Jahren erreicht habe

Ab 1688 erhielt Ludwig Anton eine sorgfältige und umfassende Ausbildung. Er besuchte auch die Jesuitenuniversität in Dillingen.

1668 er hielt er auch v on Papst Clemens IX. (1667-1669) eine Altersdispens für alle Kanonikate. Er erhielt ein Kanonikat in Mainz und 1669in Straßburg.

Mit Urkunde des französischen Königs Ludwig XIV.(1643-1715), seines Taufpaten, wurde Ludwig Anton Abt der Benediktinerabtei Fecamp in der Normandie
und erhielt dort die reichen Erträge. Papst Clemens X. (1670-1676)bestätigte diesen Vorgang, datiert vom 4. September 1673

1674 erhielt er ein Kanonikat in Speyer

1675 übertrug ihm Papst Clemens X. die Propstei in Odenheim, ein freiadliges Ritterstift. Nach Einspruch des Kapitels einigte man sich im Dezember 1676 und wählte Ludwig Anton zum Koadjutor des Propstes.

Im Frühsommer  betrieb Ludwig Antons Vater  für den nun 18-jährigen Prinzen die Aufnahme in den Deutschen Orden und die Koadjutorie des Deutschmeisteramtes. Große Unterstützung hatte er aus Wien, wo ja sein Schwiegersohn

Kaiser war. Das dafür notwendige Geld, u. a. für den Hofstaat, in Höhe von 20.000 Reichstalern, das sind heute etwa  135,600 €, musste  sein Bruder Johann Wilhelm aufbringen.  Diesem gelang es, das Geld ratenweise zu überweisen.

Am 10. Dezember 1679 trat er in Mergentheim in den Deutschen Orden ein. Die Einkünfte aus seinen geistlichen Pfründen durfte  er mit päpstlicher Erlaubnis weiterhin behalten.

Am 16. Dezember wurde er zum Koadjutor gewählt.

Vom Kaiser  bekam er ein Kommando im Heer in Ungarn. Dem Kaiser hatte er Angeboten, ein Regiment auf seine Kosten aufzustellen.

1681 stellte er das Regiment “Neuburg” auf und wurde mittels kaiserlichen Patents zum Obristen und Befehlshaber über dieses Regiment ernannt.
1685 wurde er als Deutschmeister inthronisiert, nachdem sein Vorgänger, für den er ja Koadjutor war, verstorben ist.

Ludwig Anton wurde  (im Alter von 25 Jahren) zum Kaiserlichen Feldmarschallgeneralleutnant (entspricht Generalleutnant) ernannt.

Im Juni 1686 wurde Ofen belagert. Ludwig Anton kommandierte einen Teil der Belagerungsarmee.

1687 musste er das Heer bei Szegedin wegen mehrerer schwerer Fieberanfälle verlassen. Das war sein letzter Einsatz in Ungarn. Sein Gesundheitszustand war nach wie vor sehr schlecht.

Am 18. Juli 1688  erhielt er die Subdiakonatsweihe durch den päpstlichen Nuntius Tanara(1687-1690) in Köln.Die Subdiakonatsweihe ist Voraussetzung für das aktive und passive Wahlrecht bei einer Bischofswahl; sie ist auch Voraussetzung für den Aufstieg in der Reichskirche.

Am 24. September 1688 erklärte der französische König Ludwig XIV. dem  Reich den Krieg. Er fiel in die Pfalz und das linksrheinische Gebiet ein. Sehr schnell fiel dort die Festung Phlippsburg, dann   Frankenthal.

Am 8. September floh Philipp Wilhelm, bereits 73 Jahre alt und kränklich, überstürzt mit seiner Familie von Heidelberg  nach Neuburg.
Ludwig Anton musste widerstrebend stellvertretend die Regierung in der Pfalz übernehmen

Ludwig Anton übergab Heidelberg gegen freien Abzug und begab sich nach Mannheim.
10. November fiel auch Mannheim

Ludwig Anton ging sich  Ellingen und erlitt erneut einen schweren Fieberanfall. Er bat seinen Vater, ihn von der Administration in der
Pfalz zu entbinden, da es dort ohnehin nicht mehr viel zu verwalten gäbe.

Im Mai 1690 wurde er zum Generalfeldzeugmeister ernannt.

Der Widerstand gegen die Franzosen formierte sich mit einer Armee von 62.000 Mann.
Das Regiment von Ludwig Anton traf unter seinem Kommando in Ehrenbreitstein bei Koblenz ein.. Sein persönlicher Einsatz in diesem Jahr als Heerführer ebnete ihm den Weg auf Mainz, Worms, Lüttich
und Ellwangen.
Mit Urkunde vom 14. Mai1691  erteilte  ihm Papst Innozenz XII. (1691-1700) die Erlaubnis, für zwei Jahre am Kriegsgeschehen teilzunehmen, trotz seines Kanonikats in Köln und Lüttich.

Bei der Belagerung von Mainz wurde er am 4. August 1689 wurde er von einer Falkonettkugel getroffen. Außer Blutergüssen und Prellungen erlitt er aber keine ernsthaften Verletzungen.

Am 22. August 1689 wurde er in Abwesenheit zum Fürstprobst von Ellwangen gewählt.
Neben zusätzlichen Einnahmen erhielt er eine weitere Stimme im Reichsfürstenrat und eine rangmäßige Aufwertung.

In der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg stiftete er die beiden vorderen Altäre seinen beiden Namenspatronen

Am 19. April 1691 wurde zum Koadjutor des Mainzer Erzbischofs gewählt. Argumente für ihn waren, dass es in dieser Zeit nicht nur auf geistliche,
sondern auch auf militärische Führung ankomme sowie großer, politischer Einfluss notwendig sei.
Ihm wurde  bald die Reorganisation des Militärwesens im Erzstift übertragen. Er wurde  von der ständigen Anwesenheitspflicht ausdrücklich befreit, um auch seinen anderen Verpflichtungen nachkommen zu können.

Am 12. Oktober 1691 wurde er einstimmig zum Bischof von Worms gewählt.

Am 26. April 694 erkrankte er an Fleckfieber. Er starb am  4. Mai 169 im Alter von 34 Jahren. Er ist vermutlich in der Jesuitenkirche St. Andreas in Düsseldorf bestattet.

Sein Nachfolger wurde sein Bruder Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694 –1732 ) Er ist am 24. Juli 1664 in Neuburg an der Donau geboren und war vier Jahre jünger als sein Bruder Ludwig Anton.

Franz Ludwig hatte eine ähnliche Ausbildung wie sein Bruder Ludwig Anton. Ihr Vater Philipp Wilhelm schon in frühester Kindheit seiner Söhne deren Karriereweg geebnet.

Die Familie Pfalz-Neuburg stellte einen Höhepunkt des Zugriffs des Hochadels auf hohe kirchliche Ämter dar. Nicht nur der Werdegang von Ludwig Anton illustriert das bestens. Franz Ludwig wird jetzt dargestellt.

Daneben hatte die Familie mit Wolfgang Georg Friedrich (1659– 1683) einen Weihbischof in Köln und mit Alexander Sigmund (1663–1737 einen Fürstbischof von Augsburg von 1680-1737.

Auch die Töchter waren bestens verheiratet.

Eleonore Magdalene Therese (1655–1720) war die 3. Gemahlin von Kaiser Leopold.

Marie Sophie Elisabeth (1666–1699) war mit König Peter II.. von Portugal (1683-1704) verheiratet.

Maria Anna Adelheid (1667–1740) war die Gemahlin von  König Karl von Spanien (1665-1700).

Dorothea Sophie (1670–1748) heiratete Herzog Odoardo II. Farnese von Parma und Piacenza(1666–1693) und nach dessen Tod den Bruder Herzog Francesco Farnese von Parma und Piacenza (1678–1727).

Hedwig Elisabeth Amalia ( 1673–1722) war die Gemahlin von Jakob Ludwig Sobieski von Polen (1668–1737), der Thronprätendent auf den Thron Polen-Litauen war.

Franz Ludwig erhielt eine humanistische Ausbildung von den Barmherzigen Brüdern und den Jesuiten in Düsseldorf und Neuburg.

1673 erteilte ihm Papst Clemens X. die Altersdispens, so dass dieser die Propstwürde und andere Würden in Domkirchen übernehmen konnte.

Ab dem 10. Lebensjahr 1674 erhält er  wie seine für den geistlichen Stand vorgesehenen Brüder) eine theologische Ausbildung durch Hauslehrer.

1677 empfing der niederen Weihen in der Neuburger Schlosskapelle durch den Augsburger Weihbischof Kaspar Zeiler (1645-1665).
(Die niederen Weihen (= Minores) sind Voraussetzung für Übernahme geistlicher Pfründe)

Im Alter von 14 erhielt er ein Kanonikat in Olmütz. Ein Jahr später erfolgten Kanonikate in Münster, Speyer und Straßburg.

Am 30.6.1683 zum Bischof von Breslau postuliert . Dies geschah mit starker Unterstützung des Wiener Hofes. Die Beziehungen wirkten. Franz Ludwig war ja Schwager des Kaisers.

Am 15.1.1685 wurde er zum kaiserlichen Oberlandeshauptmann von Schlesien ernannt und vereinigte so für Jahrzehnte die oberste geistliche und weltliche Gewalt in Schlesien.

Als Bischof von Breslau ordnete er die kirchliche Administration in Schlesien neu. Er sorgte für die Wiederansiedlung von Orden, verbunden auch mit dem Neubau von Kirchen und Klöstern.

Dazu kam die Einrichtung von Schulstiftungen. Das alles unterstützte die habsburgische Gegenreformation.

Er wirkte auch an der Gründung der Breslauer Jesuitenuniversität mit, nach ihrem Gründer Leopoldina genannt. Allerdings entsprach sie nicht den Vorstellungen Franz Ludwigs, denn ihm wurde

an der Leopoldina kein Amt oder irgendein Mitwirkungsrecht eingeräumt.

Nach dem Tod von Ludwig Anton musste in Ellwangen ein neuer Propst gewählt werden. Die äußeren Bedingungen waren nicht günstig.  Noch war der Krieg im Westen nicht beendet und ein Frieden mit Frank-
reich nicht geschlossen.  Kaiser Leopold setzte sich für Franz Ludwig ein.

Die Wahl war „nicht mit einhelligen votis“, sondern nur „per maiora“ erfolgt. Doch scheint die Rücksicht auf die „gefährlichen Kriegsconjuncturen“, auf die das Kapitel in
seiner Mitteilung vom Tode Ludwig Antons selbst hinwies, alle anderen Gedanken zurückgedrängt haben.

Am 8. Juni 1694 wurde Franz Ludwig  mehrheitlich nach Vorlage einer päpstlichen Wählbarkeitsbulle als Nachfolger seines verstorbenen älteren Bruders Ludwig Anton  zum Fürstpropst von Ellwangen gewählt.
Am 2. Dezember 1694 wurde er nach Vollendung   des 30. Lebensjahr von Papst Innozenz XII. in diesem Amt bestätigt.

Kaiser Leopold versicherte am 29. September 1694 in einem Schreiben dem Ellwanger Kapitel, dass seine Wahlhilfe für den neuen Propst mit Rücksicht auf dessen Qualitäten und zum Besten

für das Stift erfolgt sei.

Für Franz Ludwig bedeutete die Wahl eine Stimme im Reichsfürstenrat und damit eine Stärkung seiner Stellung. Seine Einnahmen wurden  um 80.000 Reichstaler, das sind etwa 542.400 € erhöht.

Das sind gegenüber dem Bistum Breslau relativ kleine Summen, denn dort werden 100.000 Gulden (das sind etwa 17.334.190,00 €) bis 150.000 Gulden genannt.

Ein Motiv für die Übernahme dieser wenig einträglichen Fürstpropstei lag wohl darin,dass auch kleine Territorien wie Ellwangen Stützpunkte pfalz-neuburgischer und damit kaiserlicher Macht sein können. Auch Ellwangen gehörte zum Sperrriegel gegen Frankreich

entlang des Rheins zu den vorderösterreichischen Landen.

12. Juli 1694 wird in einstimmiger Wahl Franz Ludwig zum Fürstbischof von Worms gewählt.

Der Papst hatte Propst Franz Ludwig von der Residenzpflicht in Ellwangen befreit. Er regierte das Stift von der Ferne, aber mit Erfolg.

1699-1702 wurde das alte Spital (s.o.) unter Franz Ludwig umgebaut und erweitert.  Sein barockes Aussehen erhielt es 1749 – 1752 nach Plänen des Stadtbaumeisters Prahl, der bei den Maßnahmen auch Balthasar Neumann zu Rate zog

1700 baute Franz Ludwig ein Priesterhaus bei der Kirche auf dem Schönenberg. Dabei fasste er auch den Plan zur Gründung eines Priesterseminars ins Auge gefasst. Diese Anregung gab  der Generalvikar in Augsburg am 8. April 1728 an den Statthalter zu Ellwangen weiter. Franz Ludwig legte darauf dem Kapitel, der Regierung und der Finanzkammer die Errichtung eines Priesterseminars gemäß den Anordnungen
des Konzils von Trient vor. Da die Finanzierung nicht gesichert war, fasste das Kapitel keine Beschlüsse. Erst Fürstpropst Franz Georg Graf von Schönborn baute das Priesterseminar im Jahre 1756

Trotz der Krisensituation des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) bescherte der neue Propst dem Stift eine ruhige Phase.

Er tilgte die auf dem Stift lastende Schuld von 45.000 Gulden, das sind etwa 7.800.385,00 €, völlig.

Er kaufte viele von der Propstei veräußerte Güter wieder zurück

Am 23. Mai1707 überschritt der französische Marschall Villars (1653-1734) 23. Mai die deutschen Linien bei Bühl und Stollhofen  (Gemeinde Rheinmünster), drang bis Gmünd und Aalen bis kurz vor Ellwangen vor.

Erst dann konnten die Österreicher die Franzosen wieder zurückdrängen. Die Gegend von Ellwangen hatte damals viel zu leiden. Aber Propst Franz Ludwig half tatkräftig zumal er wie oben ausgeführt ja über ein

entsprechendes Einkommen verfügte. Laut Seckell stammt das Wort “unterm Krummstab ist gut leben” aus Ellwangen und bezieht sich auf diese Zeit.(S.148)

.1700 fasste der Propst den Plan einer Errichtung eines Priesterseminars ins Auge. Die kreisständischen Deputierten an Donau, Lech und Iller hatten die Errichtung eines „Klerikalseminars“ in der Augsburger Diözese

1709 schlug der Blitz in die Schönenbergkirche  und brannte in der Folge völlig aus. Propst Franz Ludwig begann noch im selben Jahr mit der Erneuerung der Kirche.

Er kann den Mainzer Oberbaudirektor Johann Maximilian von Welsch (1671–1745) gewinnen, der in Diensten des Erzbischofs Lothar Franz von Schönborn stand.

Welsch bringt 1710 seine Meister der Favorite, das Lustschloss, das Lothar Franz von Schönborn zu dieser Zeit in Mainz erbauen ließ, den Tessiner Stuckateur Carlo Maria Pozzi (1676 bis nach 1736) und den Tiroler Freskanten Melchior Steidl (1657-1727)

nach Ellwangen. Pozzi erstellte die Risse für eine völlig neue Stuckdecke. Angefertigt wurde sie aber nicht von Pozzi sondern von  dem Ellwanger Bildhauer, Altarbauer und Stuckateur Melchior Paulus (1669–1745). Paulis hatte schon als Geselle für die alte

Ausstattung gearbeitet. Das Hochaltarbild ist ein Wechselblatt, vorne die «Himmelfahrt Mariä» des Breslauer Hofmalers Johannes Classen, hinten, nur in der Weihnachtszeit sichtbar, die «Geburt Christi» des kurpfälzischen Hofmalers  Antonio Bellucci (1654-1726)

1715 war die Wiederherstellung abgeschlossen. Sie hatte etwa 17.000 Gulden, das sind  etwa 2.926.482,00 € ,gekostet.

Geweiht wurde sie 1729 vom Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr (1718 –1749) geweiht.

Heute findet dort jährlich eine Vertriebenenwallfahrt statt, bei der immer wieder prominente Redner wie Bundeskanzler Adenauer oder Helmut Kohl aufgetreten sind.

Die Schönenbergkirche wird heute  vom Redemptoristenorden betreut.

1717 wurde das Pfarr- und Dekanatshaus gegenüber der Marienkirche erbaut. Dort war auch die Kapitelsbibliothek untergebracht. Das Gebäude diente auch als Stadtpfarrhaus. Heute
ist es das „Haus der Justizreferendare“

1720 ließ Franz Ludwig die ehemalige  Kustorie, das war Amtssitz des Stiftskustors (Marktplatz 3) errichten.

1720 entstand in den Wirtschaftsgebäuden des Schlosses durch nass eingebrachtes Futter ein Brand. Auch die Wohngebäude sowie der gesamte Dachstuhl waren beschädigt worden.

Er beauftragte den Baumeister der Deutschordensballei Franken in Ellingen Franz Keller (1682-1724) mit der Wiederherstellung und den notwendigen Umbauten. Die Arbeiten dauerten von 1720-1727.

Wieder hergestellt bzw. neu gebaut wurden Treppenhaus, Thronsaal und Speisesaal. Die Kosten beliefen sich auf 10.000 Gulden das  sind etwa 1.717.167,00 €.

1611 kamen die Jesuiten nach Ellwangen und Fürst Johann-Christoph II. von Freyberg- Eisenberg . Bei seinem Tod hatte er ja 6000 Gulden zur Umwandlung der Jesuitenniederlassung in ein Jesuitenkolleg hinterlassen (siehe dort)

Aber erst unter Franz Ludwig wurde das konkretisiert. Am 31. Juli 1720  wurde der Grundstein zum Jesuiten-Kolleg gelegt. Die Bauleitung hatte der Jesuiten-Ordensbruder Jakobus Amrhein (1673-1724)

Er vollendete den Bau in zwei Jahren. Gestiftet wurde es vom Ellwanger Stiftsdekans Ignatius Desiderius von Peutingen. Er war 1697 zum Stiftsdekan ernannt worden. Bei seinem Tod setzte er die Ellwanger Jesuiten als Alleinerben ein.

Heute ist im Gebäude des Jesuitenkollegs die Staatsanwaltschaft Ellwangen untergebracht. 1722 wurde mit dem Bau des Jesuitengymnasiums begonnen Wieder unter Bauleitung von Jakob Amrhein wurde es 1723 fertiggestellt. Die Kosten beliefen sich auf

14.000 Gulden, das sind etwa 2.404.034,00 €. Heute befinder sich dort das Schwur- und Landgericht Ellwangen. Durch Grundstückskauf konnte das Gymnasium direkt mit dem Kolleg verbunden werden.

Im Jahr 1720 lebten und wirkten in Ellwangen zehn Patres und vier Coadjutoren. Ihnen war die Liebfrauenkirche zugewiesen worden. der Platz reichte für die Aufgaben der Ordensniederlassung schon lange nicht mehr.

Also musste eine neue Kirche gebaut werden.

Als Standort kam wegen des Gebäudes nur noch die Lücke zwischen Kollegium und Stiftskirche in Frage, auch deshalb, weil sogar für eine größere Kirche genügend Platz nach Norden.

Der Grundstein zur Kirche wurde gelegt am 31. Juli 1724, am Fest des hl. Ignatius. Architekt. Bauleiter war wieder Jakob Amrhein. Dieser verstarb aber während der Bauarbeiten im Alter von 51 Jahren.

Sein Nachfolger wurde der der Solothurner Jesuit Joseph Guldimann (1656-1736). Er brachte Amrheins Werk 1726 zum Abschluss. Sie wurde am 18. Mai 1729 geweiht und ist heute evangelische Stadtkirche.

Nicht nur das barocke Gesicht Ellwangens hat Franz Ludwig nachhaltig geprägt. Er hinterließ auch deutliche Spuren in Justiz und Verwaltung. Wenn sie auch nicht durchgreifend und dauerhaft waren, so war es doch der

Versuch in Ellwangen Justiz und  Landesverwaltung nach den Grundsätzen der Aufklärung zweckmäßig zu organisieren.
Schon im zweiten Monat seiner Regierung  erneuerte er die Hofratsordnung seines Vorgängersund Bruders Ludwig Anton.

Er baute sie   in einzelnen Punkten weiter aus. Neu war, dass einzelnen Räten bestimmte Sachgebiete zur Bearbeitung angewiesen wurden. Da die Räte ihre Tätigkeit bald wieder nach eigenem Gutdünken einrichteten
und sich nicht mehr an die erlassenen Vorschriften hielten, sah sich Franz Ludwig im Jahr 1721 gezwungen, eine neue Ordnung für den Hofrat zu erlassen. Diese beruhte im Wesentlichen aufder Vorschrift aus dem Jahr 1694. 

Änderungen waren nur getroffen worden, soweit sie durch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte notwendig geworden waren. Auffallend sind die eindringlichen Ermahnungen, durch die an das Verantwortungsbewusstsein und die Disziplin der
Räte appelliert wurde. Folglich müssen sich die Räte in diesen Punkten bisher sehr nachlässig verhalten haben.

Ein zweiter Punkt war die Organisation der Justiz und der Landesverwaltung. Allerdings zeigte das Ellwanger Kapitel ein gewisses Beharrungsvermögen. Bei fürstlichen Reformvorschlägen

berief sich das Kapitel mit schöner Regelmäßigkeit seine „verbrieften guten alten Rechte”ins Feld“ .

Aus finanziellen Gründen weigerten sich die Pröpste ebenso, neue Räte aufzustellen wie der Regierung einen Teil ihrer Aufgaben durch Bildung einer weiteren Behörde abzunehmen.

Es war typisch für die Gesetzgebung der beiden Pröpste Ludwig Anton und Franz Ludwig: man appellierte an die Disziplin der Beamten und regulierte die Geschäftsordnung, aber den

Geschäftsbereich des Hofrates ließ man unangetastet.

In Trier führte Franz Ludwig erfolgreich eine Verwaltungsreform durch. Sein Nachfolger als Fürstpropst von Ellwangen, Franz Georg von Schönborn (1732-756), nahm die von Franz Ludwig in Trier erfolgreich

durchgeführte Verwaltungsreform zum Vorbild für die Ellwanger Zentralbehörde.

Nach Trier Vorbild erfolgte 1720 die Einrichtung einer Jagdkommission in Ellwangen, die den Hofrat als „zentrales Regierungsorgan“ von der Ahndung des Forstfrevels und der Wilddieberei entlasten sollte.

1725 wollte er  ein Rechtsgutachten bei Verhängung einer Todesstrafe zur schnelleren  kostengünstigeren Prozessabwicklung.

Es sollte nicht von einer Universität, sondern von einem juristisch gebildeten Hofrat erstellt werden. Der Hofrat war dagegen.

Man sah hinter dem Argument der Zeit- und Kosteneinsparung eine Gefährdung der Unabhängigkeit des Stadtgerichts.

Trotzdem Franz Ludwigs Bruder Alexander Sigismund Bischof in Augsburg war, gab es Streit mit dem Bischof von Augsburg.

1718 richtete Franz Ludwig in Ellwangen „einen Geistlichen Rat mit Consistorium in matrimonialibus“ ein.

Damit wurden die Rechte Augsburgs nachhaltig beschnitten, denn Ehe und Taufe sollten nicht mehr von der Zustimmung aus Augsburg abhängig sein. Augsburg erließ dagegen einen energischen Protest.

Franz Ludwig erwog sogar das endgültige Ausscheiden der Fürstpropstei aus der Augsburger Diözese, wie  sein langer Briefwechsel, den er in seinen letzten Regierungsjahren mit dem
Stift Kempten führen ließ, beweist. Nur sein Tod verhinderte wohl die Durchführung dieser Pläne.

Vom Januar bis April 1724 ließ Franz Ludwig eine allgemeine Landesvisitation durchführen, da er erfahren habe, seine Untertanen seien durch die Amtleute „zimblich gravirt und hart gehalten
worden“. Er beauftragte den Worm’schen Hofrat und Domkapitelsekretär Peter Friedrich Bürgh mit der Visitation. Sie ergab aber keine schwerwiegenden Klagen.

Noch ein kurzer Blick auf die weiteren Ämter von Franz Ludwig.

Zeitgleich mit der Übernahme der Fürstpropstei Ellwangen wurde er in Nachfolge seines Bruders Ludwig Anton Bischof von Worms und Hochmeister des Deutschen Ordens. Als solcher stiftete er

wie sein Bruder das kaiserliche Infanterie-Regiment „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“. 1696 nahm am 2. September am Generalangriff auf Ofen teil.

1710 wurde er zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn gewählt1716 wurde er auf Druck von Wien einstimmig zum Erzbischof von Trier gewählt.

Damit stieg er in das Kurfürstenkollegium auf.

Gleichzeitig wird er auch Administrator der Reichsabtei Prüm.

1729 verzichtete er auf den Kurhut in Trier, um Kurfürst in Mainz werden zu können. Zwei Kurfürsten in einer Person ging nämlich nicht.

Mainz war reicher und politisch weit bedeutender. Von den drei geistlichen Fürstentümern stand es an erster Stelle.

Am 7. April 1730 wurde er Kurfürst und Erzbischof von Mainz  und damit Metropolit der deutschen Bischöfe und zugleich Reichserzkanzler.

Das ist höchste Würde nachdem Kaiser. Als Erzkanzler kann er auf dem Reichstag Gesetze hintertreiben oder fördern.

Er starb am 18. April 1732 in Breslau mit 68 Jahren an einem Schlaganfall. In Breslau ist er auch in der von ihm angelegten Kurfürstenkapelle bestattet.

Sein Nachfolger wurde Franz Georg von Schönborn-Buchheim. Er ist am 15. Juni 1682 in Mainz als neuntes Kind des kurmainzischen Staatsministers Melchior Friedrich von Schönborn geboren.

Seine Familie prägte die Reichs- und Kir­chen­po­li­tik der Frü­hen Neu­zeit. Sein Onkel Lo­thar Franz von Schön­born (1655–1729) war Erzbischof in Mainz und machte dort mit seinem Tod den

Stuhl frei für seinen Ellwanger Vorgänger Franz Ludwig und auch für ihn in Trier. Denn Franz Ludwig gab den Trierer Bischofssitz zugunsten des Mainzer, da ihm Reich ja nur ein Kurhut in einer Hand sein durfte.

So konnte Franz Georg in Trier Bischof werden. Er hatte drei Brüder, die ebenfalls Bischöfe waren, nämlich Jo­hann Phil­ipp Franz von Schön­born (1673-1724), Fürst­bi­schof von Würz­burg ( 1719-1724), Fried­rich Karl von Schön­born (1674-1746), Fürst­bi­schof von Würz­burg und Bam­berg ( 1729-1746),

so­wie Da­mi­an Hu­go Phil­ipp (1676-1743), Kar­di­nal, Fürst­bi­schof von Spey­er und Kon­stanz ( 1729-1743, 1740-1743).

Franz Georg wuchs in Aschaffenburg auf und besuchte dort das  Je­sui­ten­kol­leg.

1700 wurde er Domizellar in Trier und ein Jahr später dort Domherr.

1701 berief ihn Papst Cle­mens XI. (1700-1721) zum Propst an St. Mo­ritz in Augs­burg.

Von 1702 an studierte er Theo­lo­gie und Kir­chen­recht in Salz­burg. We­gen des Spa­ni­schen Erb­fol­ge­krie­ges setz­te er sein Stu­di­um zu­nächst in Sie­na fort.

Bis 1706 studierte er in Leiden.

Nach einer Kavalierstour verbunden mit einem Papstbesuch und dem Besuch mehrerer Fürs­ten­hö­fe er­nann­te ihn sein On­kel Lo­thar Franz von Schön­born zum kur­main­zi­schen Ge­sand­ten beim Va­ti­kan. Hier konn­te er ers­te di­plo­ma­ti­sche und auch Ver­wal­tungs­er­fah­run­gen sam­meln.

Bei der Kaiserkrönung von Karl VI. ( 1711-1740) durch den Mainzer Erzbischof Lothar Franz nahm Franz Ge­org in Ver­tre­tung des Reich­serb­käm­me­rers an der Ze­re­mo­nie teil und stieg zum kai­ser­li­chen Kam­mer­herrn auf.

Er hatte Karl VI. in Bar­ce­lo­na die Nach­richt von des­sen Wahl zum rö­mi­schen Kai­ser über­brach­t und bekam deshalb vom Kaiser den Rit­ter­or­den des hei­li­gen Ja­ko­bus von Com­pos­te­la überreicht.

Seit 1712 be­zie­hungs­wei­se 1717 bekleideter die Äm­ter ei­nes Reichs­hof­ra­tes und ei­nes kai­ser­li­chen Ge­heim­ra­tes. Au­ßer­dem nahm er 1713 als Ge­sand­ter des Frän­ki­schen Reichs­krei­ses am Frie­dens­kon­gress in Ut­recht teil, der am 29. Januar 1712 eröffnet wurde und

mit der Unterzeichnung des Friedens von Utrecht am  11. April 1713 den Spanischen Erbfolgekrieg beendete.

Seit 1705 hat­te Franz Ge­org Ka­no­ni­ka­te in Spey­er, Köln, Müns­ter und Trier in­ne.

Als 1729 Franz Ludwig in Mainz Erzbischof wurde und er auf den Trier Bischosstuhl verzichtete, wähl­te das Trie­rer Dom­ka­pi­tel Franz Ge­org zum Trie­rer Ober­hir­ten. Sein Bru­der Fried­rich Karl, Fürdtvbischof von Würzburg,

weih­te ihn zum Pries­ter und Bi­schof.

Dank päpst­li­cher und kaiserlicher Pro­tek­ti­on wur­de er 1730 auch Propst von St. Pau­lin vor Trier so­wie 1732 Fürst­bi­schof von Worms und Fürst­propst (1732-1756) von Ell­wan­gen.

Papst war 1730-1740 Clemens XII. Die kaiserliche Protektion  war gewissermaßen der Dank dafür, dass sich Franz Georg auf dem Regensburger Reichstag im Bunde mit Preußen und Mainz für die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion im Reich eingesetzt hatte

Die­se neuen Äm­ter hat­ten zur Fol­ge, dass Franz Georg zu­gleich Ko­di­rek­tor des Ober­rhei­ni­schen Reichs­krei­ses war und den ers­ten Platz auf der Prä­la­ten­bank des Schwä­bi­schen Reichs­krei­ses in­ne­hat­te. Da Franz Ge­org ge­mäß der Tra­di­ti­on sei­ner Fa­mi­lie treu zu Rom und zu Habs­burg hielt, wa­ren sei­ne Ter­ri­to­ri­en in der ers­ten Hälf­te sei­ner Re­gie­rungs­zeit von den mi­li­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Frank­reich und Ös­ter­reich be­trof­fen.

Franz Georg hielt sich dann später außenpolitisch zurück und legte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die  Ver­wal­tung sei­ner Län­der.  Die Wirt­schafts­för­de­rung besaß ei­nen ho­hen Stel­len­wert.

In Ellwangen beendete er die Gesamtanlage der Residenz. Auch die Seminargebäude der Jesuiten wurden in seiner Amtszeit fertig (s.o)

1742 beendete er die Seminargebäude auf dem Schönenberg. Sieben bis acht Seminaristen hatten dort Platz. Das Seminar stand unter der Leitung eines Regens.

1738 wurde auf Anordnung von Franz Georg auf dem Schöneberg acht Tage lang ein Hundertjähriges Jubiläum gefeiert, um die Entstehung des Wallfahrtsort in Erinnerung zu bringen.

Papst Clemens XII. erteilte dazu auf Bitten von Franz Georg einen besonderen Ablass.

Franz Ge­org von Schön­born starb nach län­ge­rer Krank­heit am 18.1.1756 in Schloss Phil­ipps­burg bei Ko­blenz. In der Eh­ren­breit­stei­ner Hei­lig-Kreuz-Kir­che be­stat­te­te man sein Herz und sei­ne Ein­ge­wei­de, wäh­rend sein Kör­per vor dem Auf­er­ste­hungs­al­tar im Trie­rer Dom ruht.

Friedrich der Große (1740-1786)und Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) rühmten seine Fähigkeiten als Regent. Seine Zeitgenossen feierten ihn als vorbildlichen Reichspatrioten

Sein Nachfolger wurde Anton Ignaz Reichsgraf von Fugger-Glött (1756-1787)

Er ist am 3. September 1711 in Innsbruck geboren  und stammte aus dem Augsburger Kaufmannsgeschlecht der  Fugger aus der Linie der Fugger von der Lilie, zu der auch Jakob Fugger der Reiche (1459-1525) gehört.

Von 1727 bis 1730 studierte´er Philosophie und bis 1734 Jura in Innsbruck.

Seit 1728 war er Domizellar in Köln.

1738 wurde er Kanoniker in Ellwangen, 1750 Domherr in Köln und 1751 Kanoniker an St. Gereon in Köln, wo er 1754 zum Scholaster aufstieg.

Am  30. März 1756 wurde er in Ellwangen zum Fürstpropst gewählt. Mit ihm kam wieder ein Kandidat aus den Ellwanger Reihen zum Zuge.Sein Bruder  am 18. Januar 1769von Fugger-Glött (1708-1769), der Weihbischof in Konstanz war, erteilte ihm die  Abtsbenediktion.

Als Propst suchte er die Exemtion vom Bistum Augsburg zu stärken.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) sicherte er das Stiftsterritorium.

Er konsolidierte die Ellwanger Finanzen. 1764 kaufte er das Dorf Hausen, heute ein Ortsteil von Obersontheim von der Reichsritterschaft für 60.000 Dukaten, wohl eine der letzten Erwerbungen der Propstei.

1761 bewarb er sich   um das durch das Ableben des Wittelsbachers Klemens August (1723-1761) vakante Kurerzbistum Köln. Da er aber vom Hause Habsburg keine Unterstützung hatte, kam er nicht zum Zuge.

Als zwei Jahr später auch der Bruder des verstorbenen Kölner Erzbischofs Johann Theodor (1719-1763), Bischof von Regensburg, Freising und Lüttich, starb,bewarb sich Anton Ignaz erstmals um das Bistum Regensburg, das am Ende des
16. Jahrhunderts schon einmal für kurze Zeit von einem Fugger geleitet worden war, nämlich Sigmund Friedrich von Fugger (1598-1600). Er unterlag aber Clemens Wenzeslaus, Sohn des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen.

Dieser wurde 1768 auch Bischof von  Trier und von Augsburg. Er musste aber jetzt auf Regensburg verzichten, da Rom nur unter dieser Bedingung
der Nachfolge von Clemens Wenzeslaus in Augsburg und Trier zugestimmt hatte. Anton Ignaz bewarb sich nun erneut in Regensburg. Er konnte sich die Unterstützung der Wittelsbacher sichern. Seinem Vorgänger in Regensburg

Clemens Wenzeslaus  musste er für dessen Unterstützung das  Amt eines Koadjutors bei der Fürstpropstei Ellwangen zusichern.
Er gewann dann im ersten Wahlgang   am 18. Januar 1769 und wurde Bischof in Regensburg. Er wurde auch in Regensburg von seinem Bruder  Franz Karl Joseph benediziert.

Am 2. Mai 1770 wurde Clemens Wenzeslaus zum Koadjutor in Ellwangen  gewählt. Da Anton Ignaz das Augenlicht verlor, übertrug er seinem Koadjutor am 1. November 1777

die Regierung in Ellwangen. Er verstarb am  15. September 1785. Ellwangen  vermachte er 10.000 Dukaten, das sind etwa 1.978.952,00 €.

Sein Nachfolger und letzter Fürstpropst von Ellwangen wurde Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Er übernahm das Amt am 1. November 1777.

Mit der  Zivilbesitznahme  am 23. November 1802 endete die Geschichte der Fürstpropstei Ellwangen.

Clemens Wenzeslaus Er war das vierzehnte Kind und der siebte Sohn von Friedrich August II. (1733-1763) Kurfürst von Sachsen und König von Polen (als dieser August III.), und der österreichischen Erzherzogin Maria Josefa Tochter Kaiser Josephs I.)

Er ist am 28. September 1739 auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf, heute Landkreis Nordsachsen, geboren.

Cle­mens Wen­zes­laus wur­de am säch­si­schen Hof er­zo­gen.  Über seine theologische Ausbildung nichts bekannt. Sie kann aber wohl nicht nicht sehr tiefgehend gewesen sein

Er schlug zu­nächst ei­ne mi­li­tä­ri­sche Lauf­bahn ein und kämpf­te wäh­rend des Sie­ben­jäh­ri­gen Krie­ges 1760 auf der ös­ter­rei­chi­schen Sei­te in der Schlacht bei Tor­gau als Feld­mar­schall.

Er hatte häufig rheumatische Beschwerden und eine labile Gesundheit. Deshalb schied er aus dem Mi­li­tär­dienst aus und ent­schied sich für ei­ne geist­li­che Lauf­bahn.

1763 wurde er Bischof von Freising und Regensburg. Er hatte die Unterstützung seines Schwagers Maximilian III. Joseph (1745-1777) Kurfürst von Bayern.Als Enkel von Kaiser Joseph I (1705-1711) hatte er

auch die Unterstützung des Hauses Habsburg.

1761  wurde er vom Augsburger Fürstbischof Joseph Ignaz Philipp von Hessen-Darmstadt (1740-1768) zum Priester und 1764 zum Bischof von Freising (1763-1768) und Regensburg (1763-1769)

Als 1768 in Trier der dortige Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff  (1756-1768) verstarb, wurde der dortige Bischofstuhl frei. Dieses Amt verbunden mit dem Kurhut wahr natürlich lukrativer.

Deshalb legte er die Ämter in Freising und Regensburg nieder und wurde Erzbischof in Trier und Augsburg. Der Verzicht auf Regensburg sicherte ihm das Amt als Koadjutor in Ellwangen. Das war ganz im Sinne Habsburg.

Bis auf den  derzeit regierenden Fürstpropst hatte das Haus Habsburg seit 1689 immer Wunschkandidaten in Ellwangen auf den Propststuhl gebracht.

Er stand den Ideen der Aufklärung  aufgeschlossen gegenüber.  Er förderte das Schulwesen. Er führte in Trier  Un­ter­richts­an­stal­ten für die Leh­rer­aus­bil­dung und Ex­ami­na für Leh­rer ein.

In Ellwangen erließ er neue Schulordnungen Er stellte finanzieller Mittel führ das höhere Schulwesen und die Volksschule bereit, um diese  den Erfordernissen der Zeit anzupassen.

Auch nach der Auflösung der Societas Jesu behielt er die Jesuiten im Land. Hier zeigte er in in kirch­li­chen Din­gen war eher schwan­kende Haltung. In seinem Umfeld befanden sich ehemalige Jesuiten,

Diese waren  taten sich oft  als Gegenaufklärer hervor. Er stand auch zu mindestens kurzfristig unter dem Einfluss des ehemaligen Jesuiten Franz Heinrich Beck (1740-1828). Dieser war in Augsburg sein

Beichtvater und geistlicher Berater. Bis 1782 war er in Augsburg für zwei Jahre Generalvikar. Er verlor aber den Machtkampf mit den aufgeklärten Beratern im Umfeld von Clemens Wenzeslaus.

Er kümmerte sich auch stark um die Wirtschaft.

In Trier erließ er 1787 eine Verordnung, die  mit dem Er­set­zen der so ge­nann­ten „rhei­ni­schen“ Re­ben durch Ries­lings­or­ten die Qua­li­tät des Wein­baus ver­bes­sern sollte.

In Ellwangen hatte der 1797 zum Hof-, Stadt- und Landschaftsphysikus berufene Joseph Alois Frölich (1766-1841) nicht nur das Gesundheitswesen vorbildlich organisiert,. Er wurde in  der Gelehrtenwelt auch

durch seine naturwissenschaftlichen, vor allem botanischen Forschungen in der Gelehrtenwelt berühmt. Nach der Säkularisation wurde er in württembergische Dienste übernommen.

Ganz im Sinne der Aufklärung erließ er im  Kampf gegen den Aberglauben ein Verbot der Karfreitagsprozessionen mit ihren symbolischen Passionsdarstellungen und reduzierte  die  Feiertage von 38 auf 19.

Allerdings  fand dies  bei den Untertanen nicht immer eine positive Resonanz.

Wenn  er in Ellwangen war, lebte er n ur im Sommer im Schloss. Da die Räume schlecht beheizbar waren. wurde der sogenannte Grüne Hof , der noch heute in der Ellwanger Innenstadt existiert, wurde seine Winterresidenz.

Er liebte die Wildschweinjagd und wenn er in Ellwangen war, veranstaltete im nah gelegenen Virngrund-Wald zahlreiche repräsentative Treibjagden. Seine zweite große Leidenschaft galt der Musik. So ist überliefert, dass der Fürstpropst mehrere Instrumente spielte und bei seinen Aufenthalten im Schloss jedes Mal der Flügel gestimmt werden musste.

Per­sön­lich durch­aus an­spruchs­los, war er doch für sei­ne präch­ti­ge Hof­hal­tung be­kannt.

In Trier war er selten.  Er machte Koblenz zu seiner Residenzstadt und ließ dort ein neues Schloss errichten. In Koblenz legte er auch die Neustadt an.

Als in Frankreich 1789 die Revolution  (1789-1799) ausbrach, stellte er alle Reformen ein und führte ein strengeres Regiment. Den Emigranten und den flüchtigen Mitgliedern des ihm verwandten französischen Hofes bot er eine Zufluchtsstätte, und Koblenz wurde Mittelpunkt der französischen Royalisten, die hier eine eigene Armee aufbauten (Armée de Condé). Vom September bis zum 21. Oktober 1792 war Clemens Wenzeslaus in  Klärlich in seinem Schloss, musste allerdings unter de m Druck der Revolution nach Bonn flüchten.

1794 zerstörte die Revolutionsarmee Schloss Klärlich. Clemens Wenzeslaus  begab sich nach Augsburg und dann nach Oberdorf, heute Marktoberdorf, wo das Bistum das  1722 durch Johann Georg Fischer ( 1673 – 1747 ) Barockschloss hatte.

1794 kehrte er kurz nach Koblenz zurück, musste die Stadt aber bald wieder verlassen, da der französische General Jean-Victor Moreau (1763-1813)1796 in Süddeutschland eingefallen war. Zusammen m,it seiner Schwester floh er nach Sachsen.

1801 kehrte er nach Oberdorf zurück.

Am 9. Februar 1801 wurde in Lunévill zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich unter dem römisch-deutschen Kaiser Franz II. (1792-1806) ein Friedensvertrag unterzeichnet. 1795 hatte Preussen in Basel schon einen separaten Friedensvertrag abgeschlossen,

in dem Preussen den Rhein als Ostgrenze Frankreichs anerkannt hatte.

Der Vertrag von Lunévillre  regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet. Außerdem sagte er Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches  eine Entschädigung durch die Säkularisation  geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zu.

Für Clemens Wenzeslaus bedeutete das den Verlust des größten Teils seines Kurstaates.

Als dann am 25. Februar 1803 in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluss verkündet wurde, hatte Clemens Wenzeslaus auch den Rest des Kurfürstentums, das Fürstbistum Augsburg und die Fürstpropstei Ellwangen verloren.

Er erhielt eine Pension von 100.000 Gulden, das entspricht heute einer Kaufkraft von 2.381.633,00 €, also einer summe, von der man durchaus leben kann.

Clemens  Wenzeslaus zog sich  nach  Augsburg zurück und starb am 27. Juli 1812 auf seinem Sommersitz Schloss Oberdorf im Allgäu.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde die Fürstpropstei Ellwangen als größtes und wichtigstes Territorium (ca. 9 Quadratmeilen, 23.000 Einwohner) dem Herzogtum Württemberg zugeschlagen.

Ellwangen erlebte durch die Säkularisation einen Herrscherwechsel. Fürstpropst und Stiftskapitel, die in Jahrhunderten das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben bestimmt haben, fielen damit weg. Die Stadt, die jahrhundertelang Regierungszentrum und kirchlicher und kultureller Mittelpunkt war, ging einer ungewissen Zukunft entgegen. Aus der romanischen Stiftskirche wurde die katholische Stadtpfarrkirche, die 1964 zur Basilika erhoben wurde.

                                                                                                                                                     

20 Jul 2023

Kloster Allerheiligen (Schwarzwald)

                                                                                                                                                                                                             

Der Heilige Norbert von Xanten (*1080/1085-+6. Juni 1134) gründete 1120 einem  abgelegenen Waldtal bei Prémontre ein Kloster. Seine Mitglieder waren Kanoniker. Das sind Kleriker,die sich zu einem

gemeinsamen Leben ohne Privateigentum zusammen geschlossen haben. Grundlage für den Orden ist die Regel des heiligen Augustinus.Durch Norbert von Xanten erhielt die Augustinerregel aber ihre

besondere Ausprägung, weswegen die Prämonstratenser auch oft Norbertiner genannt werden. Die Ordenskleidung ist weiß. Im Mittelpunkt des religiösen Lebens steht die Liturgie. Siebenmal am Tag versammeln sie sich zum

Chorgebet. In der Frühzeit der Prämonstratenser war ihr Leben streng. Um Miiternacht wurde die Matutin gebetet. Im Kloster herrschte ununterbrochenes Stillschweigen.Fleischgenuss gab es nur bei Krankheit.

Alle waren zur Handarbeit verpflichtet, auch die Priester.

Eine Klostergemeinschaft wurde Kanonie genannt. Ähnlich wie die Zisterzienser waren die Prämonstratenser zentralistisch angelegt. Der Generalabt saß in Prémontre. In seinen Händen lag die Leitung des Ordens.

Äbte und Pröpste mussten immer wieder nach Prémontre kommen, wo über Ordensangelegenheiten und Ordensbräuche beraten wurde. Die Klöster einzelner Gebiete waren zu einer Zirkarie zusammengefasst. Ursprünglich deckte sich dass

mit einer Diözese. Es gab das Amt des Zirkators. Dieser visitierte die Klöster bestimmter Gebiete im Auftrag des Generalabtes von Zeit zu Zeit. Die Klöster hielten enge Bindungen zu dem Kloster, von dem aus sie jeweils gegründet wurden. Es nannte sich dann dessen filia.

Der Orden war weitgehend von den Bischöfen und weltlichen Herren unabhängig.

1126 bestätigte Papst Honorius II. (1124-1130) den Orden der „Chorherren des heiligen Augustinus nach den Gebräuchen der Kirche von Prémontré“.

Die asketische Persönlichkeit Norberts und sein Ruf als charismatischer Reform-und Bußprediger verschafften dem jungen Orden einen großen Zulauf und es kam zu vielen Klostergründungen in Frankreich, England und Deutschland.

Uta von Schauenburg (um 1115/20-1196/99) war die jüngere Tochter des Pfalzgrafen Gottfried bei Rhein aus dem Hause der Grafen von Calw und der Luitgard von Zähringen.

Ihre Großeltern sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits hatten als Klostergründer gewirkt. Ihr Urgroßvater Adalbert II. von Calw (+1099) hatte Kloster Hirsau um 1050 neu gebaut und um 1059 das Stift Sindelfingen gegründet.

Ihr Großvater mütterlicherseits Herzog Berthold II. von Zähringen (+1111) gründete 1093 das Kloster St. Peter im Schwarzwald.

Utas Vater Gottfried hatte keine männlichen Nachkommen, hatte aber reiche Besitztümer. Dazu ging ihre Schwester eine nicht standesgemäße Ehe ein. Uta  war also eine ganz gute Partie.

In jungen Jahren heiratete Uta Welf VI. (*1115-1191),Markgraf von Tuscien, dem sie schon als Sechsjährige versprochen war. Die Ehe war wohl nicht glücklich. Ihr entstammte ein Sohn, Welf VII, der allerdings schon 1167 auf dem Feldzug Friedrich Barbarossas gegen den Papst verstarb.

Auch Welf VI. war als Klostergründer tätigt. Er gründete 1147 das Prämonstratenserkloster Steingaden, in dem sein Sohn und später auch er beerdigt sind.

Herzog Welf starb 1191. Kurz danach gründete seine Witwe Uta das Prämonstratenserkloster Allerheiligen bei Oppenau. Die Klostertradition nimmt 1192 als Gründungsjahr an.

Allerheiligen war eine singuläre Erscheinung. Es ist die späteste und einzige prämonstratensische Klostergründung im rechtsrheinischen Oberrheingebiet.

Die “Gründungsurkunde” ist im Original verlorengegangen. Die weiteren Abschriften beruhen alle auf einem Vidimus aus dem Jahr 1441. Der Text enthält eine Besitzliste mit den Ausstattungsgütern des Klosters, die vor allem im Renchtal lagen, und erwähnt als zentralen Besitz das Patronatsrecht über die Kirche in Nussbach.

Die Gründungsurkunde besagt, dass Allerheiligen von der Cella Herbipolim gegründet worden ist. Dort wurde unter Mitwirkung von Norbert von Xanten 1128 ein Doppelkloster der Prämonstratenser gegründet. Das Totenbuch von Allerheiligen verzeichnet tatsächlich drei Kanoniker

aus Zell. Zwar erklärte Abt Oswald Lorchert (1747-1785) von Oberzell in seinem Schreiben vom 30. Januar  1757, dass Kloster Allerheiligen nie als Tochter von Kloster Oberzell betrachtet worden sei.

Der Propst des Klosters Marchtal Theoderich  von Wittenhausen (1243-1251) verzichtete nach den Annalen Kloster Marchtals auf das Recht auf das Patronat von Kloster Allerheiligen. Es ist anzunehmen, dass  auch Kanoniker aus Marchtal gekommen sind, um an der Gründung teilzunehmen.

Es war bei den Prämonstratensern nicht unüblich, dass sich der Konvent eines neuen Klosters aus Mitgliedern verschiedener Klöstern zusammensetzte.

“Uta, Herzogin von Schauenburg, gründet zur Ehre Gottes und aller Heiligen ein Kloster am Nordwasser (Nortwazzer) beim Büttenstein (Butenstein) nach der Augustinerregel und den Statuten des Prämonstratenserordens, bestimmt die Grenzen des Klostergebiets und stattet dasselbe aus mit näher beschriebenen Gütern zu Rinken (Rincun), Ramsbach (Ramesbach), Hesselbach (Haselbach) und Elisweier (Elliswilre), sowie den vierten Teil des Fischwassers Bustrich (Bustric); außerdem bestätigt sie dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche in Nußbach (Nuzbach) und bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen zu Kirche und Bistum Straßburg gehören soll wie das Kloster Oberzell zu Würzburg, von wo aus das Kloster gegründet wurde. GAL Findbuch 34 Nr. 139

Neben der Festlegung des Besitzes kamen auch rechtliche Bestimmungen dazu. Als Mitglied  des Prämonstratenserordens sollte Allerheiligen jegliche Freiheit haben, die irgendein Kloster dieses Ordens besitzt. Es sollte frei sein von Abgaben. Es sollte keinen Vogt  über sich haben und kein Landesherr

sollte das Kloster zu irgendwelchen Leistungen heranziehen.

Uta hatte in der Gründungsurkunde bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen dem Orden der Prämonstratenser angehören sollte. Zum einen genossen die Prämonstratenser zu Utas Zeiten wegen ihres vorbildlichen, strengen Lebens einen guten Ruf.

Möglicherweise hat auch mitgespielt, dass ihr Gatte Welf VI., der in der Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) von 1218 neben Uta als Gründer genannt wird, 1247 das Prämonstratenserkloster Steingaden gegründet hat. Es bestanden also

Beziehungen zum Prämonstratenserorden.

Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) stellte  in Ehnheim  eine Bestätigungsurkunde für Kloster Allerheiligen aus. Sie ist ohne Zeitangabe. Aber Heinrich hielt sich 1196 in Ehnheim auf, wie aus anderen Quellen bekannt ist. Das lässt den Schluss zu, dass Allerheiligen zwischen 1191 und 1196 gegründet worden ist. Bei der Ausfertigung müssen Männer mitgewirkt haben, die mit den Örtlichkeiten und den Besitzverhältnissen im Renchtal vertraut waren. Außerdem müssen sie die Privilegien und Gepflogenheiten der Prämonstratenser und auch ihre Klöster gekannt haben.

Das Könnte Manegold gewesen, der ehemalige Beichtvater Welfs VI., der ins Kloster Steingaden eingetreten ist und dann in Marchtal Propst (1191-1204) geworden ist.

Am 9. April 1200 bestätigte König Philipp von Schwaben (1198-1208) die Vogtfreiheit des Klosters. Philipp – RI V,1,1 n. 46

Die erste päpstliche Schutzurkunde stellte Papst Innozenz III. (1198-1216) am 5. Februar 1204 in Anagni aus. In dieser Urkunde wird nicht nur Uta als Stifterin genannt, sondern auch ihr Mann Welf IV. und die beiden Zähringer Hugo von Ulmburg (+1203) und Berthold IV. (1152-1186).

Zum 1. Propst wählte der Konvent Gerungus (1196-1217) Wahrscheinlich wurde er von Marchtal nach Allerheiligen geschickt. Er stammte wohl aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht, in dem der seltene Name Gerungus gängig war. Im LThK Bd 1 im Artikel Allerheiligen wird ein Gerungus von Schauenburg als Gründerpropst genannt (S. 406). Als Gründerpropst hatte Gerung die Aufgabe, die baulichen Voraussetzungen für klösterliches Leben zu schaffen. Das war in dieser abgelegenen Lage nicht einfach. Wege mussten gebaut werden, Sümpfe trockengelegt und Wasserleitungen

angelegt werden. Die Baumeister der Klosterkirche von Allerheiligen sind unbekannt, aber sie standen wohl in Beziehung zur Straßburger Münsterbauhütte. Der Bau wurde unter Propst Gerung begonnen. Chor, Vierung und Querschiff entstanden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts

und das Langhaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts vollendet.

Bereits 1217 wurde Allerheiligen direkt der Mutterabtei in Prémontré unterstellt.

Nachfolger von Propst Gerungus wurde Walther von Westernach. Er war von 1209-1214 Propst in Marchtal gewesen. Wegen innerer Schwierigkeiten hatte er dieses Amt 1214 niedergelegt. 1217 wurde er vom Abt in Prémontré Gervais d’Angles (1209-1220) zum Propst von

Allerheiligen ernannt.

Auch Propst Walther sorgte für die rechtliche Absicherung des Klosters. Im Januar 1218 nahm Kaiser Friedrich II.(1210 König ab 1220-1250 Kaiser)das Kloster Allerheiligen, seine Insassen und seine Güter in seinen besonderen Schutz.(GLA 33 Nr.49) Eine weitere Schutzurkunde stellte Friedrich II. 1224.

Auch sein Sohn Heinrich stellte dem Kloster 1224 eine Schutzurkunde aus.

Am 15. Januar 1223 nahm Papst Honorius III. (1216-1227) Propst und Konvent des Kloster Allerheiligen in seinen Schutz und bestätigte den Klosterbesitz ins besondere die Kirchen in Nußbach und Urloffen. (GLA E Nr.48)

Schon 1220 hatte der Straßburger Bischof Heinrich II. von Veringen (1202-1223) die Freiheiten und Besitzungen des Klosters bestätigt. (GAL 33 Nr.56)

Die Einkünfte aus Schenkungen waren noch sehr gering. Die finanziellen Belastungen, die das Kloster durch den Klosterbau zu tragen hatte waren aber sehr hoch. Wohl deshalb schickte Propst Walter Ordensbrüder aus, um Geld zu sammeln.

Das war natürlich nicht ungefährlich. König Heinrich VII. (1220-1235) stellte dem Kloster am15. April 1227 in Hagenau eine Schutzurkunde aus. “nimmt die zelle Allerheiligen in seinen besondern schutz, und gebietet seinen dienstmannen clerikern und amtleuten deren almosensammler liebreich aufzunehmen”. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4054

Allerheiligen hatte das Patronatsrecht über Nußbach. Propst Walther bat nun Papst Honorius, die Pfarrei nach dem Tode des gegenwärtigen Pfarrers die Pfarrei dem Stift einverleiben zu dürfen. Papst Honorius beauftragte Bischof Heinrich von Straßburg, dies zu überprüfen.

Nachdem er sich von der Armut des Ortes überzeugt hatte, stimmten er und das Domkapitel 1225 der Einverleibung zu. Dabei wurden die Einkünfte der Pfarrei Nußbach, Oppenau und Oberkirch festgesetzt.Allerheiligen hatte nur die Verpflichtung,  künftig anzustellende Pfarrer

dem Archidiakon als Vertreter des Bischofs vorzustellen.

Am 6. Juni 1228  bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) dem Propst und Konvent des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald die diesem vom Bischof von Straßburg übergebene Kirche zu Nußbach (GLA E Nr.56)

Nachfolger von Propst Walther wurde Probst Heinrich (1233-1262).

1239 kaufte er von Gräfin Adelheid von Freiburg (+1248) den Hof in Nussbach mit dem Patronatsrecht der Pfarrei 34 Nr. 680. Allerdings erhob der Markgraf Hermann VI. von Baden (1243-1247) Ansprüche auf die Vogtei über Nussbach und andere Forderungen.

Der Propst war nicht bereit auf die Ansprüche des Klosters zu verzichten. Daraufhin nahm der Markgraf den Prost und seine Kanoniker gefangen.

Ein Schiedsspruch des Straßburger Bischofs Konrad V. von Eberstein (1237-1245)und seines Dompropstes entschied den Streit zu Gunsten des Klosters Allerheiligen. Der Bischof stellte fest, dass der Markgraf aufgrund der erhaltenen Privilegien des Klosters

keinerlei Rechte auf die Vogtei habe. Der Markgraf musste auf alle seine Forderungen verzichten und eine Buße von 200 Pfund zahlen.(GLA  34 Nr. 837)

Kloster Allerheiligen genoss inzwischen einen sehr guten Ruf. 1238 war das schon 764 gestiftete Kloster Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zur Reform unterstellt. Die dortigen Benediktiner widersetzten sich der Reform und mussten Lorsch verlassen. Sie wurden zunächst durch Zisterzienser aus Kloster Eberbach ersetzt. Diese konnten sich in Lorsch allerdings auch nicht halten. Erzbischof Siegfried rief dann 1248 Prämonstratenser aus Kloster Allerheiligen nach Lorsch. Lorsch hatte nun den Status einer Propstei.

Lorsch betrachtete sich als “Tochter” Allerheiligens.

Schon 1189 waren Prämonstratenser aus Allerheiligen im elsässischen Hagenau. Die dortige St. Niklaskirche wurde vorher auch das Prämonstratenserkloster genannt. (Topograhia Alsatia: Hagenau 22).

Die Bettelmönche von Allerheiligen in Straßburg wurden 1297 ebenfalls Prämonstratenser.

Der Marchtaler Propst Dietrich von Wittenhausen (1243-1261) verzichtete auf die Paternatsrechte von Kloster Marchtal. Seit 1320 wird Allerheiligen in der Zirkarie Wadgassen geführt.

Am 28. Juni 1259 stellte Papst Alexander IV. (1254-1261) Kloster Allerheiligen wohl aus gegebenem Anlass eine Schutzurkunde aus, in der er dem Klerus der Mainzer Kirchenprovinz befahl, das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald gegen

dessen Bedränger zu schützen. (GLA E Nr.247)

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Konrad von Schauenburg (1262-1289). Er hatte das Vertrauen des Straßburger Bischofs Konrad III. von Lichtenberg (1273-1299). Dieser gestattete am 2. Mai 1281 Propst und Konvent auf der vakant gewordenen

Kirche von Oppenau, für die das Kloster Patronats-und Präsentationsrechte hatte, einen Konventualen des Klosters präsentieren zu dürfen, der die Pfarrstelle zusammen mit einem Amtskollegen versehen solle. (34 Nr. 1238)

Einen guten Draht scheint Propst Konrad auch zu Papst Martin IV. (1281-1285) gehabt zu haben. Denn der Papst stellte dem Kloster in den nur vier Jahren seines Pontifikats 6 Urkunden aus. Am 15. März 1284 nahm er das Kloster in seinen Schutz und bestätigte dessen Zehnten, Güter und sonstigen Besitzungen. (GLA E Nr. 282) Auch im März 1284 bestätigte Papst Martin IV. die Schenkung des Straßburger Bürgers Friedrich Westermann und seiner Frau eines Hofes in Sasbach. (GLA E Nr. 283)

Eine interessante Urkunde war die, die der Papst am 2. März 1284 ausstellte. “Papst Martin IV. bewilligt dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Anrecht auf die Güter, die die Brüder des Klosters rechtmäßig erworben haben würden, falls sie in der Welt geblieben wären, ausgenommen Lehen.

( GLA E Nr.284) Noch im März bewilligte der Papst dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Recht, gewisse Privilegien und Indulgenzen, die zeitweise aus Unkenntnis in Vergessenheit geraten waren, wieder zu gebrauchen. (E Nr.285)

Im April 1284 verhinderte er mit einer Urkunde, dass jemand ohne rechtlichen Grund sich der Angehörigen und Güter des Klosters bemächtigt und diese unterschlägt, bis seine unbegründeten Forderungen erfüllt sind. (E Nr.286)

Unter Konrad wuchs auch das Ansehen der Klosterkirche in der Bevölkerung. Bischof Johannes von Litauen, ein Deutschordensherr und aus einem Bistum Litauen vertriebenen Bischof, der dann in mehreren südlichen Bistümern der Kirchenprovinz Mainz tätig war-in Konstanz ist er von 1282-1290 nachweisbar- erteilte der Klosterkirche einen 14-tätigen Ablass. (GLA 34 Nr. 105)

1297 gewährten mehrere Bischöfe ebenfalls einen 40-tägigen Ablass. Das erhöhte natürlich den Zulauf, das Spendenaufkommen der Pilger aber auch letztwillige Verfügungen, eine gute Einnahmequelle für das Kloster. (34 Nr. 106)

Nachfolger von Propst Konrad wurde Propst Henrich II. (1290-1319). Auch in seiner Regierungszeit entwickelten sich die Besitzverhältnisse Allerheiligens günstig.

Bischof Konrad III von Lichtenberg gestattete dem Propst und Konvent von Allerheiligen, die Kirchen von Oppenau und Oberkirch, die bisher von Professen des Klosters versehen worden waren, mit Weltpriestern zu besetzen. Im 13. Jahrhundert hatte das Kloster versucht, möglichst

Chorherren als Priester einzusetzen. Aber gelegentlich scheint es doch an seine Grenzen gekommen zu sein.

Unterstützung fand das Kloster vor allem durch den Renchtaler Adel so die Herren von Bach, die Herren von Neuenstein, die bei Lautenbach ansässig waren, die Herren von Schauenburg, Winterbach und Staufenberg, aber auch die Grafen von Freiburg und Fürstenberg, die alle in der Gegend begütert waren. Viele der Adligen ließen sich auf dem Klosterfriedhof beerdigen, was in der Regel auch mit Spenden honoriert wurde.

Auch Geistliche waren unter den Stiftern, so zum Beispiel Propst Heinrich aus dem Stift Honau bei Schwindratzheim, der dem Kloster Höfe, Äcker und Wiesen sowie Zinsen in Ebersweier (GLA 34 Nr.423), Zusenhofen und Willstätt schenkte.

Eine besonders umfangreiche Schenkung erhielt das Kloster von der Witwe Junta Knierin aus Renchen, die den Knabenhof in Fautenbach, den Schultheißenhof in Densbach und ihr Haus in Oberkirch, in dem sie wohnte für sich, ihren verstorbenen Mann Heinrich

und ihren Sohn Albert als Seelgerät.

Das war nicht die einzige Erwerbung in Oberkirch. Zwischen 1200 und 1300 erwarb oder erhielt als Schenkung Kloster Allerheiligen über 13 Häuser und Hofstätten, manchmal Scheunen und Gärten. Daneben erwarb es mehrfach große Wiesengrundstücke. Es bekam Einkünfte

aus Gülten und Zinsen geschenkt. So war es nur logisch, dass das Kloster in Oberkirch bald die Propstei errichtete. Von dort aus wurden die Einkünfte des Klosters verwaltet. Der Verwalter war der Pater Oberkeller, der wie der Propst bzw. später der Abt in der “Propstei Allerheiligen”

residierte. In Oberkirch besaß das Kloster die Kirche,das Propsteigebäude, ein sogenanntes Pitanzhaus, das war ein Mönchsspeisehaus, eine Badstube, eine Mühle, eine Weinkelter und einen Klosterkeller.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 waren große Teile Oberkirchs niedergebrannt. Das Kloster errichtete dann einen steinernen Neubau, das Propsteigebäude. Dieses brannte aber 1797  auch völlig ab, wurde aber umgehend durch einen schlichten klassizistischen Neubau ersetzt.

An seinem nicht mehr genutzten Eingang ist heute noch das Wappen des Klosters und des letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

1319 tauschte Propst Heinrich die dem Kloster gehörige Burg Friedberg bei Oppenau (GLA 34 Nr. 148) gegen Weingärten am Tanzberg bei Tiergarten die dem Bischof von Straßburg und dem Domkapitel Straßburg gehörten.

Die Straßburger Bischöfe konnten durch diesen Taus ihre Machtstellung im Renchtal weiter ausbauen.

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Johannes Rohart von Neuenstein (1319-1350) Die Familie Rohart von Neuenstein stellte knapp 100 Jahre einen weiteren Propst in Allerheiligen.

Graf Heinrich II. von Fürstenberg (+1337) verkaufte 1327 den “unteren” Hof in Nussbach sowie die Patronatsrechte die er an der Kirche in Nussbach hatte für 200 Mark Straßburger Silber, das sind etwa 30.433,00 €. (GLA 34 Nr. 869)

1348 erwarb Kloster Allerheiligen Besitzungen bei Renchen von Kloster Schuttern. (GLA 34 Nr.99)  von Abt Isenbertus (1337–1350) für 150 Pfund Straßburger Pfennige, das sind etwa 2.135,00 €

Am 4. Januar 1348 verzichtete Kaiser Karl IV. (1346-1356 König, dann Kaiser- 1378)  zugunsten des Bistums Straßburg auf das Recht der ersten Bitten in den Klöstern Ebersheimmünster, Altdorf, St. Arbogast, Ittenweiler, Truttenhausen, Obersteig, Steig bei Zabern nebst der Klause dabei, Allerheiligen im Schwarzwald, St. Stephan, St. Johann. (34 Nr.150) Das Recht der ersten Bitte bedeutete, dass der Kaiser anlässlich seiner Krönung das Recht hatte, an jedem Stift im Heiligen Römischen Reich die erste Pfründe zu besetzen.

7. Propst von Allerheiligen wurde Eberhart (1350-1362) Der Straßburger Bischof Berthold II. von Buchegg (1328 –1353) fügte dem bestehenden Ablass in Allerheiligen nochmals 40 Tage hinzu.

Der 8. Propst war Friedrich von Schaffhausen (1362-1369) Unter ihm wurden dem Kloster  Häuser, Höfe, Güter zu Höfen, Bernhardshofen, Achern und Gamshurst unter Vorbehalt des Nießbrauches auf Lebenszeit vermacht ( Kappelrodeck 34 Nr.676 vom 11. Mai 1369) und Niederachern vermacht.

Nachfolger von Propst Friedrich war Hartlieb von Ramstein (1369-1386)

Der Straßburger Bischof Johann III. von Luxemburg-Ligny (1366-1371) gewährte 1370 für die Ursulakapelle in der Nähe des Stiftes am Sonntag nach Fronleichnam ebenfalls einen Ablass von 40 Tagen.

Das Schwergewicht der Prämonstratenser lag auf der Seelsorge. Deshalb bewirtschaftete das Kloster nur wenige Güter selbst. Im wesentlichen beschränkte sich das auf den eigentlichen Klosterbereich. Die entfernter liegenden Güter wurden von Konversen bewirtschaftet.

Meist waren sie aber als Zeit-oder Erblehen an Bauernverpachtet. Die Einnahmen des –Stifts waren gering. sie beliefen sich auf etwa 100 Mark Silber jährlich, das sind etwa 15.217,00 €.

Eine wichtige Einnahmequelle waren die Patronate. Am 22. August 1361 inkorporierte Bischof Konrad Kloster Allerheiligen die Pfarrkirche von Appenweier, deren Patronat das Kloster schon vorher innehatte. (GLA 34 Nr. 300)

Kloster Allerheiligen führte getrennte Kassen. Einnahmen bestimmter Güter gehörten dem Propst, zum Beispiel die von Nussbach. Diese verwaltete die Kämmerei. Die Einnahmen für die Chorherren verwaltete die Pietanz. Diese erhielt häufig Stiftungen,um die Kost der

Konventualen aufzubessern zum Beispiel am Todestag des Stifters.

Dann gab es noch das Messamt, das die Messtiftungen betreute. Ein Amt verwaltete das Siechenhaus. Dann gab es noch die Küsterei. Diese  kam für alles auf, was für die Messe notwendig war. Es war das einzige Amt, das genügend Einnahmen hatte, um Geld gegen Zins auszuleihen.

Nachfolger von Propst Hartlieb war Propst Johann von Milnheim (1386-1408). 1395 scheint das Kloster aber gut bei Kasse gewesen zu sein, denn der Straßburger Bischof Wilhelm II. von Diest (1394-1439), der ständig in Geldnot war, verpfändete die beiden bei Oberkirch gelegenen Burgen Ullenburg und Fürsteneck für 500 Goldgulden, das sind etwa 84.938,00 €. (Das alte Bethaus zu Allerheiligen zu Straßburg im Elsass, Straßburg 1879, S. 34)

Nachfolger von Propst Johann wurde Kumanus Lederholz (1408-1428) Er dankte 1428 ab.

In den 30-iger Jahren des 15. Jahrhunderts gab es immer wieder lokale kriegerische Auseinandersetzungen wie zum Beispiel die “Schauenburger Fehde” von 1432. Friedrich Bock von Schauenburg fiel zusammen mit seinem Nachbarn Bechthold von Schauenburg in die Vogtei ein, um Schulden der verstorbenen Gräfin Elisabeth von Württemberg  einzutreiben. Württemberg verbündete sich  mit der Stadt Straßburg und belagerte die Schauenburg, was beträchtliche Zerstörungen verursachte. Sie endete von 1433 mit dem Burgfrieden von Schauenburg.

Außerdem gab es zwischen 1430 und 1440 zehn Jahre lang Wetteranomalien, die zu erheblichen Missernten führten und anschließenden Hungersnöten, die zwischen 1437 und 1440 in ganz Europa zu Hundertausenden von Toten sorgte.

Das verursachte auch Kloster Allerheiligen enorme Einbußen an seinen Einkünften und sorgte für eine Verarmung des Klosters. Dadurch bahnte sich in Allerheiligen und auch in anderen Prämonstratenserklöstern eine Entwicklung an, die sicherlich nicht im Sinne des Ordensgründer Norbert von Xanten war. Einzelne Kanoniker behielten oft einen Teil ihres eingebrachten Gutes für sich, um sich einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Andere schufen sich ein privates Vermögen, dass sie durch Kauf von Liegenschaften und Erwerb von Zinsen zu mehren suchten.

Propst Berthold Schoup von Winterlingen (1408-1436) (In das Kloster Allerheiligen von K. G. Fecht Karlsruhe 1872, daraus stammen die Angaben zu den anderen Pröpsten nur als 1411 vorkommen erwähnt) hinterließ 1469 ein Vermögen, das nach Abzug der Schulden an das Kloster noch

3.573 Dukaten, das sind immerhin etwa 699.370,00 €, betrug. Das wurde dann zwischen Propst und Kanonikern aufgeteilt. Der Probst erhielt 1.028 Dukaten, also etwa 201.218,00 €, die Kanoniker  2.545 Dukaten also etwa 498.152,00 €.

Abt Johannes IX (1436-1443) gestattete, dass dieses Geld zwischen Propst und Konvent geteilt wurde. (GLA 34 Nr.6)

Beide einigten sich darauf, das Geld anzulegen und von den zinsen dringend notwendige Reparaturarbeiten zu bezahlen.

Auf ihn folgte  Rülmann Dedinger (1436-1462). Er versprach am 3. August 1448 dem Straßburger Bischof Ruprecht von Pfalz-Simmern (1440-1478) die Zahlung eines jährlichen Schirmgeldes von 20 Dukaten, das sind etwa 3.971,00 €. (GLA 34 Nr.50)

Mit dem Abweichen vom ursprünglichen Armutsideal ging natürlich auch ein Niedergang der Klosterzucht einher, der wohl über längere Zeit anhielt und durchaus auch Begehrlichkeiten weckte. Landes-und Stadtherren suchten ihre Machtstellung zu erweitern. Dafür war auch Geld nötig.

Steuerquellen boten sich an wie die  Gabella, eine indirekte Steuer, die in Frankreich zum Beispiel als Salzsteuer erhoben wurde. Die Tallia war eine Steuer, die vom Landesherrn auf Grund und Boden erhoben wurde.

Die Prämonstratenser hatten ja Abgabenfreiheut garantiert und so wandten sie sich 1417 ans Konstanzer Konzil (1414-1418). Dieses bestätigte die Privilegien von Kloster Allerheiligen und untersagte bei strengen Kirchenstrafen, dass das Kloster zu einer dieser Steuer herangezogen wurde.

(GLA 34 Nr.151 vom  4. Juni 1417)

13. Propst wurde Andreas Rohart von Neuenstein (1462-1478)

Das gravierendste Ereignis für Kloster Allerheiligen war der Brand im Jahre 1470.

Am Dienstag nach Lätare brach ein Brand in der Klosterküche aus. Wegen des schlechten baulichen Zustands der Gebäude griff er rasch auf die Klosterkirche über, zerstörte sie und das anschließende Klausurgebäude.

Der Konvent kam laut Klosterchronik für einige Zeit im elterlichen Gut des Propstes unter.

Propst Andreas begann sofort mit dem Neubau. Wer mit dem Wiederaufbau beauftragt war, ist unbekannt. Die noch brauchbaren Mauern wurden wiederverwendet. Das Langhaus wurde als spätgotische Halle erneuert, Mittel-und Seitenschiffe wurden eingewölbt. Die Vorhalle wurde

verbreitert. Auch der Kreuzgang wurde neugestaltet.

Der Nachfolger von Propst Andreas Georg Federle (1474-1477) führte den Neubau zu Ende. Seine  Wahl  wurde Bischof Ruprecht am 17. September 1474 durch Propst Johannes vom Prämonstratenserkloster Hagenau angezeigt (GLA 34 Nr. 59)

In Lautenbach gab es  eine kleine Kapelle. Dort war ein als wundertätig bezeichnetes Bild Mariens zu sehen, zu dem sich eine Wallfahrt entwickelte und das immer größeren Zustrom erfuhr.Bauern und vor allem der örtliche Adel, darunter vor allem die Schauenburg, begannen 1471

mit dem Bau der Kirche Mariä Krönung, um dem anwachsenden Pilgerstrom einen angemessenen Gebetsraum zu schaffen aber auch als Grablege für den lokalen Adel.

Baumeister Hans Hertwig aus Bergzabern, der eine Wanderbauhütte unterhielt, hatte den Bau begonnen. Von ihm stammt auch das Netzgewölbe. Nachdem die Ortenauer Reichsritterschaft den Bau finanziell nicht mehr stemmen konnte, sprang Kloster Allerheiligen

unter seinem Propst Johannes Magistri (1477-1492) , eigentlich Hans Schulmeister, der seinen Namen der Zeitmode entsprechend latinisiert hatte, 1480 ein. Er hatte dazu das Einverständnis von Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478-1506) . Er wollte

den Bau “notabiliter et speciose” (bemerkenswert und prächtig) ausführen lassen.

Mit dem Baumeister hatte es allerdings Schwierigkeiten gegeben. Baumeister Hans Hertwig hatte die Voranschläge zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen und verschwand dann aus Lautenbach. Propst Johannes Magistri musste ihn 1481 und 1482 gerichtlich zwingen, den Bau

wenigstens gebrauchsfertig zu machen. (34 Nr. 723 und 724) Mitsiegler der Urkunde 724 ist Hans von Neuenstein. Das war der Bruder des verstorbenen Propstes Andreas Rohart von Neuenstein.

Bischof Albrecht weihte die Kirche 1483 noch unvollendet ein

Glanzstück der Kirche sind neben dem Netzgewölbe der dreiteilige Hochaltar. Der Künstler ist unbekannt, gehört aber wohl der Straßburgischen Schule an und wird kunstgeschichtlich als Meister des Lautenbacher Altar geführt.

Besonders wertvoll sind auch die Glasfenster, die aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau (um 1420-1506) stammen. Peter Hemmel von Andlau zählt zum zum Vollendetsten, was die Glasmalerei hervorgebracht hat.

1480 durfte mit Erlaubnis von Bischof Albrecht ein Opferstock in Lautenbach aufgestellt werden. Die  Opfergelder sollten zur Fertigstellung der Kirche verwendet werden und nach deren Fertigstellung zwischen Kloster Allerheiligen

und Lautenbach im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilt werden. (GLA 34 Nr. 740)

1491 hob Bischof Albrecht die nicht mehr bewohnte Klause Oberdorf bei Oberkirche auf und übertrug deren sämtliche Güter, Besitzungen, Einkünfte und Rechte auf die neuerbaute Kirche zu Lautenbach (34 Nr. 726)

Der Übertragung der Klause von Oberdorf stimmte auch Papst Innozenz VIII. (1484-1492) zu. (GLA 34 Nr. 727)

Nachdem die Kirche in Lauterbach fertig war, gab es Strömungen im Konvent,das Kloster nach Lauterbach überzusiedeln. Propst Johannes trug diese Überlegung auch dem Generalkapitel in Prémontre vor. Diese entschied, dass Kloster nicht verlegt werden dürfe.

Der Konvent legte 1484 einstimmig dafür, dass man in Allerheiligen blieb. Außerdem wurde bestimmt, dass jeder Neueintretende schwören müsse, nie einer Verlegung nach Lauterbach oder einem anderen Ort zu zustimmen. dieses wurde sogar urkundlich festgelegt.

(GLA 34 Nr. 159)

Von den 12 abstimmenden Konventsmitgliedern tragen drei latinisierte Namen, nämlich Johannes Magistri, Jacobus Fabri und Conradus Sutori. Daraus kann man schließen, dass der Humanismus in Allerheiligen angekommen ist.

Der 16. Propst war Peter Burkhard (1492-1514)

Propst Peter ließ im Eingang der Kirche eine Lorettokapelle errichten. Er ließ sich auch in der Kirche von Lauterbach beerdigen.

Nachfolger von Propst Peter wurde Propst Heinrich Fehl (1514-1531 abgedankt).

Die Regierungszeit von Propst Heinrich wurde vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.

1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben. Daraus entwickelte sich, von Luther zunächst gar nicht so geplant, die Reformation. Allerheiligen überstand die Reformationszeit nur knapp,

aber es ging nicht wie die meisten benachbarten klösterlichen Gemeinschaften unter, wie zum Beispiel Alpirsbach, Reichenbach oder Kniebis oder wie praktisch alle Klöster in Württemberg, die nachdem Herzog Ulrich (1498-1519 und wieder 1534-1550) 1534 die Reformation

in Württemberg eingeführt hatte,alle aufgelöst wurden.

Das zweite Ereignis war der Bauernkrieg von 1525, der sich ja auch auf die reformatorische Forderung bezog. Die Bauern waren durch die Reformation zum eigenen kritischen Nachdenken und Handeln ermutigt worden. Sie stellten die Ständegesellschaft in Frage und

forderten eine größere Mitsprachemöglichkeit.

Im April 1525 ließ das Domkapitel Straßburg unter Führung des Domdechanten Sigmund von Hohenlohe (1511-1534) die Verhältnisse der Bauern in der Ortenau überprüfen. Brieflich ließen die Bauern des Gerichts Oberkirch Forderungen vorbringen.

Revolutionäre Forderungen traten eigentlich nicht zu Tage. Aber am 25. April 1525 erfolgte der Sturm auf das Kloster Schwarzach durch die Bauern des unteren Hanauerlandes. Dieses wurde dabei erheblich zerstört. Unter Jerg von Wimpfen marschierten sie weiter vor Oberkirch.

Der Klosterhof in Oberkirch wurde zerstört, dann die Kirchen in Oberkirch, Lauterbach und Allerheiligen wurden geplündert. Das Archiv von Kloster Allerheiligen war schon vorher auf der Schauenburg in Sicherheit gebracht worden.

Markgraf Philipp von Baden (1515-1534), der von 1524 bis 1527 auch kaiserlicher Statthalter im Reichsregiment war, handelte zusammen mit Vertretern der Stadt Straßburg am 29.05. 1525 den Vertrag  von Renchen mit der Bauernschaft aus. Es wurde vereinbart,

dass Propst und Konvent ihre Güter samt Zinsen behielten. Die Bauern geben die Ornate und den Kirchenschmuck der drei Kirchen zurück, sowie Hausrat und Urkunden soweit sie vorhanden waren. Der Propst verzichtete auf Dinge, die entwendet worden waren und er verpflichtete sich

innerhalb von 14 Tagen 100 Dukaten, das sind etwa 19.478,00 €, zu zahlen. Urkunde 34 Nr. 121. Die Urkunde wurde am 29. Mai 1525 ausgestellt.

Das Kloster scheint eine relativ intakte Beziehung zu seinen Bauern gehabt zu haben. Denn unter den Aufständischen befanden sich keine Renchtäler Bauern.

In Straßburg fasste die Reformation schnell Fuß. Die bedeutendsten Straßburger Drucker verbreiteten reformatorische Abhandlungen und evangelische Streitschriften. Der Straßburger Domdechant Sigmund von Hohenlohe bekannte sich 1524 zur Reformation und berief

Kaspar Hedio(1494-1522) zum Münsterprediger. 1529 schaffte der Magistrat die Messe ab. Auch einen Bildersturm gab es.

Die Chorherren von Allerheiligen blieben ihrem alten Glauben und ihren Ordensgelübden treu. Es ist kein Name eines Ausgetretenen bekannt.

Propst Heinrich trat 1531 zurück. Abt Johannes XIII. von Kloster Prémontré beauftragte den Abt von Kloster Adelberg, die Resignation von Propst Heinrich entgegenzunehmen, und die Wahlhandlungen für die Wahl des neuen Propstes einzuleiten (34 Nr. 161)

Der 18. Propst war Propst Jakob von Hornberg aus Horb, der aber schon nach 4 Jahren 1535 wieder abdankte. Sein Nachfolger  Matthäus (1535-1542) verstarb nach sieben Regierungsjahren. Auf ihn folgte Propst Gregorius Ruest, der 1550 starb.

Sein Nachfolger wurde Propst Petrus Müller (1550-1562) aus Ullenburg.  Seine Wahl wurde Bischof Erasmus Schenk von Limburg (1541-1568)  vom Konvent am 2. September 1550 angezeigt. (GLA 33 Nr.61) Der Konvent bat gleichzeitig um Bestätigung des neuen Propstes. In seiner Regierungszeit traf das Kloster zum zweiten Mal ein Brandunglück. 1555 wurden durch einen Brand das Innere der Klosterkirche und die Klostergebäude zerstört.

Propst Petrus ließ die Kirche und den Turm wiederherstellen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Klostergebäuden dauerte aber. Aus Geldmangel konnten die Arbeiten erst durch den dritten Nachfolger von Propst Petrus 1589 abgeschlossen werden.

Auf Propst Petrus folgte 1562 Martin Rothermel,der 1565 abdankte. Seine Wahl wurde Bischof Erasmus am 16. August 1562 angezeigt. (33 Nr. 62) Als er abdankte wurde mit Martin Daucher (1565-1572)sein Nachfolger gewählt. Am 3. April 1565 wurde darüber ein Notariatsinstrument erstellt. (33 Nr. 64)

Propst Martin verstarb 1572. Sein Nachfolger wurde Propst Jodokus Sebald (1572-1589) Er erst konnte die nach dem Brand notwendig gewordenen Reparaturarbeiten 1589 beenden.

Die Urkunde 33 Nr. 24 vom 24. September 1572 ist wieder das Notariatsinstrument zur Wahl des Jodokus.

Auf Propst Jodokus folgte Propst Heinrich Schmid (1589-1594) Der Straßburger Bischof Johann IV (1568-1592) von Manderscheid-Blankenheim bestätigte die Wahl am 22. Januar 1590. (GLA 33 Nr. 70)

Bischof Johann war ein entschiedener Anhänger der alten Lehre. Mit seinem  Tod kam es zum Straßburger Bischofskrieg. Im Domkapitel stand sich ein katholisches und ein protestantisches Lager für die Besetzung des Straßburger Bischofstuhl gegenüber.

Das Domkapitel bestand aus 12 Protestanten und sieben Katholiken. Auch die Stadt Straßburg hatte eine protestantische Mehrheit. Die protestantische Partei wählte den 15-jährigen Markgrafen  Johann Georg von Brandenburg (1577-1624) Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich

von Brandenburg (1546-1608). Von 1592-1604 und nannte sich Administrator des Bistums Straßburg. Nach der Wahl waren die katholischen Kanoniker nach Saverne geflohen und hatten dort Herzog Karl von Lothringen, seit 1578 Bischof von Metz und seit 1589 Kardinal

1592 zum Bischof von Straßburg gewählt. Es kam dann zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien. 1593 kam es nicht zuletzt durch Vermittlung des französischen Königs Heinrich IV. (1589-1610) zu einem Kompromiss.

7 Bezirke gingen an Karl, darunter Saverne, 6 an Johann Georg, darunter Oberkirch und Ettenheim. Schon vor seinem Amtsantritt hatte Johann Georg schwören müssen, dass er die religiösen Verhältnisse in seinen Ämtern nicht ändert.

Allerheiligen erhielt von ihm 1593 die Zusage, dass die Chorherren bei der Ausübung des Gottesdienstes in der alten Weise nicht behindert würden. Die Verwaltung der Güter des Klosters sollte ebenfalls bei den Chorherren verbleiben.

Die Verwaltung der Ämter Ettenheim und Oberkirch überließ Johann Georg Ernst Graf von Mansfeld, Domkapitular in Straßburg und überzeugter Lutheraner.

Die Räte des Johann Georgs hatten trotz der Zusicherungen anderes mit Kloster Allerheiligen vor. Sie wollten das Stift aussterben lassen und das Anwesen in einen Obstgarten umwandeln.

Sie schlossen die Klosterschule und untersagten die Aufnahme neuer Novizen. Außerdem bedrängten sie die verbliebenen Chorherren, deren Zahl auf drei geschrumpft war.

Nach dem Tod von Propst Heinrich 1594 wurde mit Jakob Jehle (1594-1597) ein neuer Propst gewählt. Doch Markgraf Johann Georg versagte ihm wegen angeblicher Exzesse die Bestätigung. Die markgräflichen Beamten

verlangten von dem neugewählten Propst, er solle auf alles, was dem Kloster gehöre verzichten und ihnen die Schlüssel und Siegel übergeben. Er weigerte sich, wurde daraufhin gefangen genommen. Er wurde auf das Schloss Dachstein bei Molsheim gebracht.

Das war das letzte, was man von ihm gehört hatte. in Allerheiligen wird Jakob Jehle als Märtyrer verehrt.

Nun schalteten sich die Äbte der Zirkarie Schwaben ein, um Kloster Allerheiligen beizustehen. Sie wandten sich an ihren böhmischen Ordensbruder Johannes Lohel (vom 1586  Abt von Kloster Strahov in Böhmen und ab 1587 Generalvikar für die Zirkarien Böhmen, Mähren, Ungarn,

Österreich und die angrenzenden Lande). Er hatte hervorragende Kontakte zu Papst und Kaiser. Er war immer wieder zu Hilfeleistungen für andere Klöster gerufen worden so auch hier über Schussenried nach Allerheiligen.

Abt Johannes gelang es auch, Kaiser Rudolf II. (1576-1612) für die Interessen Allerheiligens zu gewinnen. 1595 wandte sich der Kaiser in einem Schreiben an Markgraf Johann Georg und forderte diesen auf, das Kloster und seine Verwaltung

wieder an die Kanoniker abzugeben. (GLA 80/59 Schreiben vom 27.11.1595) Das Schreiben blieb allerdings ohne Wirkung. Deshalb erließ er 1559 ein kaiserliches Mandat. Darin wurde Markgraf Johann Georg erneut aufgefordert, das Kloster und die Verwaltung an die Kanoniker abzutreten. Außerdem sollte er für die Rückgabe der entwendeten Wertsachenwie Kleinodien, Silbergeschirr und Bargeld Sorge zu tragen.Bei Zuwiderhandlung war eine Geldstrafe von 50 Pfund angedroht. (GLA 80/59 Schreiben vom 10.07.1599)

Abt Johannes setzte Johannes Schüssler, den Prior von Kloster Strahov als Propst von Allerheiligen ein.

Am 12. Juli 1600 legte Kloster Allerheiligen dem Domdechanten Gerhard Truchsess als Detentor des Hauses zum Reibeisen in Straßburg das kaiserliche Dekret vom 27. März 1600 vor, das die Restitution des Hauses betraf. (34 Nr.1738) Detentor, das ist der Vermieter oder Verpächter.

Gebhard Truchsess war von 1577 bis 1583 Erzbischof von Köln und trat dann zum Protestantismus über. 1589 zog er nach Straßburg. Er starb 1681 in Straßburg.

Kloster Allerheiligen erhielt das Haus zum Reibeisen zurück und verpachtete es 1602 an den Stadtgerichtsprokurator und Notar in Straßburg Jakob Krauch. ( 34 Nr. 1739)

Das wichtigste Ergebnis das Propst Johannes erzielt hatte, war der Vertrag, den er am 30. September 1600 in Willstätt mit den Bevollmächtigten des Markgrafen Johann Georg,

dem brandenburgischen Hofrichter Hans Philipp von Kuppenheim und Hartwich von Stiten. (34 Nr.162) schloss. Das Kloster verpflichtete sich,  dem Markgrafen jährlich 100 Viertel Roggen ,50 Viertel Hafer sowie 5 Fuder Wein

zu liefern. Das Fuder war ein regional verschiedenes Hohlmaß für Ein. In Baden war ein Fuder 1500 Liter.

Um die rechtlichen Verhältnisse abzusichern ließ Propst Johannes die wichtigsten Dokumente des Klosters, vor allem die Schenkungs- und Kaufurkunden in Kopialbüchern abschreiben.

Er mußte schon 1601 sein Amt niederlegen, vermutlich weil er nicht kanonisch gewählt war. Er starb im Jahr seiner Abdankung.Das Kloster war nun wieder in Händen des Ordens.

Aber Konvent war noch sehr klein. Die Pröpste kamen aus anderen Klöstern. Auch die Tatsache, dass die Pröbste ihr Amt rasch niederlegten zeigt, dass sie in ihrem Amt nicht unbehelligt waren.

Propst Martin Dietrich ging nach nur wenigen Monaten in sein Heimatkloster Sorent in Unteritalien zurück.

Auch die Klosterzucht lag noch im Argen. Das zeigte sich vor allem bei dem nächsten Probst Paulus Klein (1601-1613). Er wurde vom Abt des Klosters Ursberg Johannes III. Sausenthaler (1595-1617)

zusammen mit  vier Fratres oder Laienbrüdern nach Allerheiligen geschickt.

Finanziell unterstützt wurde  Johann Georg durch Herzog Friedrich von Württemberg (1593-1608). Das kam seinen Interessen entgegen, die er in Riquewihr und Mömpelgard hatte.

In der Regierungszeit von Propst Paulus verzichte Markgraf Johann Georg im Vertrag von Hagenau auf seine Rechte am Bistum Straßburg. Er erhielt eine Geldsumme, die sich zusammen mit der Deckung der Schulden auf 380.000 fl.,

das sind etwa 74.339.959,00 €. Der Vater von Johann Georg Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg übertrug ihm noch einige in Schlesien gelegene Pfandschaften sowie das Herzogtum Jägerndorf.

Der katholische Bischof Karl von Lothringen erhielt gegen diese Geldzahlung sowie weitgehende Wahlversprechen den Bischofstuhl zugesichert.

Bischof Karl von Lothringen verstarb 1607 an einem Rückenmarksleiden, das ihn seit 1591 quälte im Alter von 40 Jahren.

Auch diesen Betrag streckte Herzog Friedrich vor und erhielt dafür das Amt Oberkirch abgetreten. Der Vertrag wurde am 22. November 1604 abgeschlossen.

Die Württembergische Pfandherrschaft war zunächst nur für 30 Jahre vorgesehen, dauerte aber mit einer Unterbrechung von 1636-1649 bis 1665

Kloster Allerheiligen wurde 1648 ebenfalls pfandweise übergeben und blieb auch bis 1665 in der Württembergischen Pfandherrschaft.

Propst Paulus führte ein sehr unklösterliches Leben. Er war ständig vom Stift abwesend, verschleuderte Klosterbesitz und erregte sogar mit Wilddiebereien Anstoß

Die Reformbestrebungen des Konzils von Konvent erfassten den Prämonstratenserorden. Der Generalabt von Prémontré François II. de Longpré (1596-1613) schickte mehrere Male

Servais de Lairuelz nach Allerheiligen. Dieser war 1580 in das Prämonstratenserkloster St. Paul in Verdun eingetreten. Dann studierte er an der Jesuitenuniversität  in Pont-à- Mouson und an der Sorbonne in Paris.

Er begann an der Reform seines Ordens zu arbeiten. Er legte wieder Wert auf die Grundlagen mönchischen Lebens, die Einhaltung des Keuschheitsgelübdes, Gütergemeinschaft statt Privateigentum usw.

1597 wurde er Generalvikar des Ordens. Er visitierte Prämonstratenserklöster in Deutschland, Österreich und Belgien. Seine Reform begann in Belgien mit  der Reform von Lothringen, der  um 1600 etwa 40 Klöster angehörten.

Servais de Lairuelz konnte schließlich Propst Paulus zur Abdankung bewegen. Er legte sein Amt 1613 nieder.Das Klosterleben wurde im Sinne der Ordensregel wieder hergestellt.

Seine Aufforderung zur jährlichen Gelübdeerneuerung wurde in Allerheiligen befolgt. Jährliche Visitationen,Schule und Hausstudium,Einkehrtage und Kolloquia für auswärts tätige Kanoniker,

Besuch der Provinzialkapitel und Generalkapitel, phliosophische und theologische Ausbildung des Nachwuchses an der Universität Pont-à-Mouson und Hausstudien in den Schulen von Marchtal und Rot

sorgten für die Einhaltung der strengen Disziplin und sorgten letztendlich für die Erhebung Allerheiligens zur Abtei.

Sein Nachfolger wurde Lorenz Scheffler (1613-1639),der aus Hagenau stammte. Mit ihm begann der Wiederaufstieg von Kloster Allerheiligen.

Er schickte einige jüngere Ordensbrüder zum Studium nach Pont-à- Mouson , unter ihnen den langjährigen Prior Georg Hempfer (+ 28.3. 1648)

Georg Hempfer hat mehrere theologische und geschichtliche Werke verfasst, die allerdings nicht gedruckt wurden. Außerdem hat er bis zu seinem  Todesjahr eine Klosterchronik verfasst, die aber verloren ist.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 war das Fanal zum Böhmischen Ständeaufstand und gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges.

In diesem Krieg hatte die Ortenau und Kloster Allerheiligen schwer zu leiden. Es waren nicht so sehr die großen Schlachten, die das Leid verursachten.

Die marodierenden Bande, die umherzogen  und die sich alles nahmen, was ess-und trinkbar war, waren das Problem. Im Laufe des Krieges wurde die Bevölkerung um die Hälfte

reduziert.

Probst Lorenz musste ein sehr beeindruckender Mensch gewesen sein. Er schaffte es immer wieder, plündernde Soldaten von weiterem Vorgehen abzuhalten und größeren Schaden vom Kloster abzuwenden.

Zwar blieb das Kloster von Brandschatzungen und größeren Plünderungen verschont. Aber in Folge der Verödung des Landes und des Bevölkerungsschwundes gingen die Zehntzahlungen und die Abgaben stark zurück und machten dem Kloster zu schaffen.

1638 wurden in der Kirche von Oberkirch beim Einfall der Schweden und Franzosen auch einige Chorherren von Allerheiligen getötet.

Hilfreich für Allerheiligen war, dass 1637 Kardinal Richelieu in Frankreich 1637  die Leitung des Prämonstratenserordens in die Hand genommen hatte. Er stellte dem Kloster eine Schutzwache,

die, als das Kloster von einem Überfall bedroht war, Schlimmeres abwendete.

Gefährlich wurde es nochmals als plündernde Schweden durch die Täler der Ortenau zogen.

Propst Lorenz verstarb 1639.

Zu seinem Nachfolger wurde Probst Norbert Hodapp (1639- 1653) gewählt.

1641 setze er das von Probst Johannes Schüssler begonnene Kopialbuch fort, das alle seine Nachfolger weiterführten

1643 stellte Probst Norbert das in der Reformation aufgehobene Kloster Hagenau wieder her.

1649 wurde die Herrschaft Oberkirch durch Verkündung vom Altan des Rathauses in Oberkirch vom den Schweden geleisteten Eid entbunden und huldigte dem Herzog von Württemberg als Pfandherren.

Der Probst und die Konventualen von Allerheiligen huldigten im Klosterhof von Oberkirch.

1652 stellte Probst Norbert Dr. Johann Küffer, den Leibarzt von Herzog Eberhard III. (1633-1674) von Württemberg als Klosterarzt in Allerheiligen an und fixierte seine Pflichten schriftlich.

Probst Norbert verstarb 1653

Auf ihn folgte Anastasius Schlecht (1653-1657 , dann Abt bis 1691). In diesem Jahr dankte er mit 81 ab und verstarb 1695 im Alter von 85 Jahren. Er stammte aus Oberkirch.

1657 erhob das Generalkapitel in Prémontré zur Abtei. (GLA 34 Nr.165) Der bisherige Probst wurde der 1. Abt von Kloster Allerheiligen. Ein Abt empfing anders als der Probst seine Weihe durch den zuständigen Diözesanbischof.

Bei der Ausübung seiner liturgischen Tätigkeiten durfte er die Pontifikalien, also Mitra, Ring und Stab tragen.

Vor seiner Wahl zum Propst war er Generalvikar der schwäbischen Zirkarie.

Auch 1657 hatte das Generalkapitel Allerheiligen das Jus Paternitas für die Propstei Hagenau zugesprochen. 1670 bekräftigte das schwäbische Provinzialkapitel seinen Anspruch auf Hagenau gegenüber den Ansprüchen des

Abtes von Kloster Steinfeld in der Eifel und der Zirkarie Wadgassen. Als Hagenau 1717 französisch geworden war, wurde es  vom Generalkapitel der Zirkarie Champagne zugewiesen.

Bis ins erste Drittel des 17. Jahrhunderts wählte das Provinzkapitel die Visitatoren für die Schwäbische Zitkarie und der Generalabt betätigte diese dann.

Als Augustin I. Le Scellier (1645-1666) beendete nach seinem Amtsantritt die langsam gewachsene Macht der Schwäbischen Zirkarie. 1654 überprüfte er die Beschlüsse der letzten 5 Provinzialkapitel von 1639-1653 und kassierte mehrere von ihnen.

Die Visitatoren und deren Visitationsbezirke wurde nun auf dem Generalkapitel festgelegt.

1657 wurde Abt Anastasius mit der Visitation Bellelay, Corneux, Wadgassen und Hagenau beauftragt.

Allerheiligen war so eine Art Brückenstation, wenn die Äbte zum Generalkapitel nach Prémontré reisten. Die Reisezeit von Allerheiligen nach Prémontré dauerte etwa 13 Tage.

1658 bestellte Abt Anastasius bei dem Rottweiler Maler Christoph Kraft (+1680) 2 Altarbilder.

1661 kaufte Augustin Arzet (1656-1666) von Kloster Schussenried bei Abt Anastasius eine gebrauchte Orgel, die ihm dieser quasi  unter Brüdern für 300 fl verkaufte, das sind etwa 59.878,00 €.

1688 feierte Abt Anastasius sein Goldenes Priesterjubiläum. Aus diesem Grund fand das Provinzkapitel der Zirkarie Schwaben in Allerheiligen statt.

1689 trafen wieder einmal kriegerische Ereignisse das Kloster.

1685 starb mit dem Kurfürsten Karl II. von der Pfalz die pfälzische Linie der Wittelsbacher aus. Karls Schwester Liselotte von der Pfalz (1652-1722)war mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen König Ludwigs XIV. (1643-1715) verheiratet.

Ludwig machte im Namen seiner Schwägerin Erbansprüche gelten und fiel 1688 in das Deutsche Reich ein. Da Kaiser Leopold I. (1658-1705) im Osten gegen das Osmanische Reich Krieg führte, standen in Deutschland wenige Soldaten zur Verfügung und das

Deutsch Reich wurde am Anfang förmlich überrollt. Vor allem die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete wurden verwüstet. Es galt die Parole „Brûlez le Patinat!” – „Verbrennt die Pfalz!“. Fast alle festen Orte, Burgen und Schlösser wurden durch die Soldaten

Ludwigs XIV planmäßig in Schutt und Asche gelegt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) endete erst mit dem Frieden von Rijswijk  im Oktober 1697.

1689 wurde Kloster Allerheiligen geplündert und kam damit noch relativ glimpflich davon. Offenburg und Oberkirch wurden in Schutt und Asche gelegt.

Abt Anastasius dankte am 21. März 1691. Er verstarb 1695 85-jährig.

In seiner Regierungszeit beginnend wurden die wirtschaftlichen  Verhältnisse geordnet. Abt Engelbert konnte auch die Schulden zahlen, die durch Einquartierungen und Kontributionen verursacht waren.1718 war das Kloster weitgehend schuldenfrei.

Das zeigte sich auch an der Zahl der Konventualen.Hatte das Stift 1600 gerade noch 3 Konventualen. So lebten  1653 wieder 13 Konventuale im Kloster und die Zahl stieg kontinuierlich weiter über 19 1709 und 23 im Jahr 1743. Bei der Säkularisation 1803  waren es wieder 29 Chorherren.

Sein Nachfolger wurde Albert Schleck (1691-1700) Er dankte 1700 ab.

Sein Nachfolger wurde Josef Seitz, der von 1700-1705 regierte und 1705 verstarb,

Auf ihn folgte Abt Engelbert Mathis (1705-1709) (34 Nr.167 Urkunde vom 20. Oktober 1705) Vor seiner Wahl war er  von 1698-1705  Pfarrer in Ebersweier. Der Straßburger Bischof Armand I. Gaston (1704-1749) bestätigte ihn am 9. April 1706 und gestattete ihm

wegen der gefährlichen Kriegszeiten seine Weihe von einem anderen katholischen Bischof oder dem Abt eines linksrheinischen Benediktinerkloster zu empfangen (34 Nr.168)

Bis zur Ausstellung der Konfirmationsurkunde durfte Abt Engelbert keine Weihe und keine Jurisdiktion ausüben

Hatte es schon erste Reibereien mit dem ersten Straßburger Bischof aus der Familie Rohan Armand-Gaston de Rohan-Soubise, Landgraf von Unterelsass, Großalmosenier von Frankreich und möglicherweise auch Verwandter König Ludwigs XIV., so verschärften sich die Streitigkeiten in der Folge immer mehr. Die französischen Bischofe aus der Familie Rohan waren geprägt vom absolutistischen französischen Hof. Sie Konnten nicht Deutsch und hatten kein Verhältnis zum im Reichsgebiet geltenden Recht.Meist lebten sie in Paris. Auch hatten die Bischöfe in Frankreich eine starke Stellung.

Dazu kam,dass es dem Kloster wirtschaftlich besser ging, was natürlich auch die Begehrlichkeiten der Bischöfe förderte.

Auch die Schule in Allerheiligen nahm wieder einen Aufschwung. Erstmals erwähnt wurde sie in einem Schreiben von Probst Jakob Jehle an Markgraf Johann Georg im Jahr 1594. Dessen Räte ließen die Schule schließen.

Schon 1653 hatte Abt Konrad II. Kneer (1637-1660)von Kloster Marchtal den Plan, in Munderkingen ein gemeinsames Studium und ein Gymnasium einzurichten. Die Äbte der Schwäbischen Zirkarie lehnten dies aber ab und begründeten die

Ablehnung auch mit der Notlage nach dem Krieg.

So konzentrierte sich Kloster Allerheiligen auf seine Klosterschule, die aus der Klosterschule hervorgegangen war, die wohl schon im Mittelalter bestand. Das Gymnasium war eine Internatsschule. Es wurde von etwa 50 Schülern besucht. Wohlhabendere Schüller hatten ein Kostgeld zu entrichten. Unbemittelte wurden umsonst unterrichtet.Die Schüler kamen überwiegend aus Mittelbaden aber auch aus den angrenzenden Gebieten. Die Schule von Allerheiligen hatte einen sehr guten Ruf.Der Straßburger Weihbischof Johann Franz Riccius (1739-1756 )

schrieb 1748 an  Abt Lorenz : “der gute Ruf Eures Klosters und der Eifer im Jugendunterricht bewirken, dass mehrere unserer Geistlichen sich bei Euch aufzuhalten verlangen” (Fecht, S.49 Anmerkung)

Das Kloster schickte aber auch Konventuale aus Allerheiligen zum Studium an die  Klosterschulen nach Marchtal oder Rot. 1647 wurde ein Konventuale an die Universität Pont-à-Mouson entsandt und 1652 studierten  drei Konventuale in Marchtal Philosophie bei dem Dominikaner Dominicus Aurnhammer(+1660).

Am Gymnasium in Allerheiligen unterrichteten bis zur Säkularisation drei Patres. In der Freizeit wurden die Schüler von einem Präfekten betreut.

Hauptlehrfach war Latein. Weitere Fächer waren Griechisch und Hebräisch, aber auch die lebenden Fremdsprachen Englisch Französisch und Italienisch. Mathematik und Erdkunde wurde ebenfalls unterrichtet.

Der Tagesablauf war streng geregelt.Unterricht in der Regel vormittags und nachmittags,Vorbereitung für den Gottesdienst, religiöse Unterweisung aber auch Freizeit.

Die Schüler bewohnten ein eigenes Haus aßen gemeinsam und schliefen gemeinsam in einem Schlafsaal. Jeder Schüler hatte ein kleines Stück Garten zu bearbeiten.

Höhepunkt des Schullebens war ein Theaterstück meist mit religiösem Inhalt.

Zu den bekannten Schülern zählte Adalbert Eisenmann,der Kapitular in Allerheiligen war und später Lehrer für Mathematik in Pais wurde. Er hatte 1776 unter dem Ordensnamen Adrain seine Profess abgelegt und wurde 1783 zum Priester geweiht. Franz –Xaver Merk wurde in Heidelberg Theologieprofessor. Auch Josef Ignatz Peter (1789-1872) war Schüler in Allerheiligen. Er hatte 1848/49 an der badischen Revolution teilgenommen.

Die Äbte achteten darauf, dass die klostereigenen Höfe gut verwaltet wurden. In den Erblehensverträgen war neben der Höhe den Abgaben auch festgelegt, dass die Häuser der Anwesen in Ordnung gehalten wurden,

die Felder regelmäßig gedüngt wurden und der Bestand an Obstbäumen gewahrt wurde.

Nachfolger von Abt Engelbert wurde Isfried Breßle (1709-1718) Das Notariatsinstrument zur Wahl von Abt Isfried wurde am 5. Februar 1709 erstellt (GLA 34 Nr.169)

Am 15. September 1713 ermächtigte Alexander Borgia, Abt von Trinitatis, apostolischer Notar und Generalauditor und apostolischer Administrator der Nuntiatur in Köln, den Abt Isfried von Allerheiligen, die in dem Dekanat Ottersweier sich vorfindenden profanierten und entweihten Altären wieder zu weihen. (GLA 34 Nr.112)

Die  Gesundheitsvorsorge scheint  im Kloster Allerheiligen einen guten Stellenwert eingenommen zu haben. Hatte schon Probst Norbert 1642 einen renommierten Klosterarzt angestellt, so schloss  Abt Isfried 1715 mit dem Offenburger Physikus Dr. Miedinger einen Vertrag nach dem dieser zwei mal im Jahr nach Oberkirch und Allerheiligen kommen  und dort die üblichen Aderlässe anzuordnen. Für den Fall dass er außer Reihe kommen musste, war ein gesondertes Honorar vereinbart. (Fecht S. 50)

Abt Isfried verstarb 1718. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Joachim Bahr (1718-1747) gewählt. Abt Joachim stammte aus Hechingen.

Eine Klosterhandschrift des 18. Jahrhunderts (zit. nach Kraus 1983) schreibt über Abt Joachim „Er war ein Mann von gefälligem und heiterem Wesen, … wegen seiner guten Sitten und frommen Lebens sehr beliebt, ein Vorbild im Studieren und Beten und den geistlichen Übungen für unsere Gemeinschaft”.

Das Notariatsinstrument über die Wahl Abt Joachims wurde am 14. Juli 1718 erstellt.(GAL 34 Nr.178)

Am 6. Februar 1722 trafen der Abt mit seine Rebleuten folgendes Abkommen:

Das Kloster Allerheiligen am Schwarzwald trifft mit seinen sämtlichen Rebleuten einen Accord und eine Abrede, unter welchen Bedingungen es dieselben auf 8 Jahre lang auf allen ihm gehörigen Rebhöfen angenommen, doch dem Kloster wie auch jedem Rebmann insbesondere oder sämtlichen Rebleuten insgemein den willkürlichen Aberwandel im 4. Jahre vorbehalten. (GAL 34 N.103 ) Aberwandel bedeutet das Recht auf Änderung der Abrechnung.

Am 25. Mai 1728 schloss der Konvent von Allerheiligen mit dem Franziskanerorden und  Joseph Maria Baldrati de Ravenna (1725-1731), General des Franziskanerordens eine Gebetsgemeinschaft. (GAL 34 Nr.113)

Die Spannungen verstärkten sich unter Abt Joachim. 1731 wollte einer der bischöflichen Beamten von Bauern auf klostereigenem Gütern Steuer erheben. Sie verweigerten die Zahlung mit Hinweis auf die Privilegien des Klosters.

Darauf hin ließ er unter Anwendung von Gewalt ihre Häuser verbrennen. Der Konvent wandte sich daraufhin an das kaiserliche Hofgericht in Wien. Der Fall war dort bis 1742 anhängig. In diesem Jahr erklärten sich Joachim und der Konvent

bereit, den Straßburger Bischof Armand I. den Titel eines  “dominus territorialis”, also Landesherren zuzugestehen, wenn er seinerseits die Privilegien Allerheiligens anerkenne.   Der Generalabt in Prémontré Bruno Bécourt (1741-1757) wurde darüber in einem Schreiben informiert. (GLA 84/62)

Die Räte des Bischofs nahmen zwar das Schreiben in Empfang, aber bestätigten es nicht.

Abt Joachim verstarb 1747. 1746 wurde Lorenz Schlecht (1746-1752)zum neuen Abt von  Allerheiligen gewählt. Am 28. Mai 1746 wurde das Notariatsinstrument zur Wahl erstellt. (GAL 34 Nr. 171) Die Wahl von Abt Lorenz wurde am 18. Juli 1746 vom Weibischof

und Generalvikar von Straßburg Johann Franz Riccius  betätigt. (GAL  34 Nr. 172) Gleichzeig gestattete dieser, dass Abt August Dornblüth (1746-1775) vom Benediktinerkloster Ettenheim die Weihe von Abt Lorenz vornahm.

Abt Lorenz verstarb 1752. Zu seinem Nachfolger wurde Karl Pulcher (1756-1766)

Schon im Juni 1749 hatte es auf dem Straßburger Bischofstuhl einen Wechsel gegeben. Armand II. François Auguste de Rohan-Soubise (1749-1756) war auf Armand I. gefolgt. Er war der Großneffe seines Vorgängers.

Nach der Wahl von Abt Karl erreichte der Streit zwischen Kloster Allerheiligen und den Straßburger Bischöfen seinen Höhepunkt.

Abt Karl teilte Bischof Armand II. seine Wahl mit und bat ihn, drei Benediktineräbten zu gestatten, ihm die Abtsweihe zu erteilen. Darauf antwortete der Bischof, dies nur zu gestatten, wenn der Konvent von Allerheiligen sich

verpflichte, ihm den Tod des Abtes und den Tag der Abtswahl zu melden, bei den Vorbesprechungen zur Wahl einen bischöflichen Kommissar zuzulassen und die Wahlurkunde zur Prüfung vorzulegen.

Natürlich lehnte der Konvent dies ab, da sie gegen die Privilegien  des Prämonstratenserordens im allgemeinen, insbesondere aber gegen die von Allerheiligen seien. Der Bischof reagierte und verweigerte die Ausstellung der Konfirmationsurkunde.

Er erteilte auch die Genehmigung zur Abtsweihe nicht. Der Generalvikar erhöhte den Druck weiter, indem er den vom Kloster  vorgesehen Pater für die Pfarrei Nussbach nicht investierte, Die Kanoniker durften nun weder im Kloster noch in den Pfarreien

die Beichte hören. Das Kloster hatte inzwischen einen Zulauf von 10.000 Gläubigen im Jahr, die zur Beichte kamen, also auch durchaus eine beachtliche Einnahmequelle. Dem Kloster wurde die Seelsorge in den Pfarreien entzogen und dafür

Kapuziner aus der Ortenau eingesetzt. Allerheiligen sollte diesen jährlich 200 fl, das sind etwa 41.821,00 €.

Abt Karl gab nicht klein bei, sondern nahm den Kampf auf. Er wandte sich zunächst an den Generalvikar der Schwäbischen Zirkarie Joseph Seitz, Abt von Kloster Ursberg und Generalvikar von 1746-1771.Dieser war ihm eine gute Stütze.

An Kaiserin Maria Theresia (1745 –1780) wandte er sich und natürlich an den Generalabt Bruno Bécourt, dem in Ordensangelegenheiten die letzte Entscheidung zustand. Als alle Bemühungen um die Rücknahme der Beschlüsse vergeblich waren,

blieb ihm als letzte Instanz Papst Benedikt XIV (1740-1758). Er legte eine Protestation in Rom ein. (GAL 34 Nr. 173)

Der Regestentext: “ Kloster Allerheiligen legt in seinen Streitigkeiten mit dem Bistum Straßburg eine Protestation ein und ruft die Entscheidung des päpstlichen Stuhles an. Mit dem Vermerk über die erfolgte Insinuation der Protestation vom 12. Februar. Das Stück bezieht sich ohne Zweifel auf die Streitigkeiten des Klosters mit dem Bistum, wegen der von dem Bistum über das Kloster beanspruchten Hoheitsrechte und wegen der Besetzung der Pfarreien mit Klostergeistlichen. 11. Februar 1757”

Auf dem Straßburger Bischofstuhl hatte es erneut eine Änderung gegeben. Armand II. war am 28. Juni 1756 verstorben. Auf ihn folgte Louis César Constantin de Rohan-Guéméné (1756-1779), der 3. Straßburger Bischof in Folge aus dem Hause Rohan.

Der neue Bischof lenkte ein. Durch Vermittlung vo Generalabt Bruno Bécourt kam ein Vertrag mit Bischof Louis César Constantin  zustande, der am 22. Juni 1757 in Saverne unterzeichnet wurde. (GAL 34 Nr.174)

Der Regestentext ist wie folgt:  “Vertrag zwischen dem Bischof Ludwig Konstantin von Straßburg und dem Kloster Allerheiligen, durch den das Kloster den Bischof als Landesherrn und Ordinarius anerkennt und die dem Bischofe bezüglich der Abtswahlen

zustehenden Rechte festgestellt werden. 22. Juni 1757”

Mit der Unterzeichnung waren die Schwierigkeiten ausgeräumt und die Wahlbestätigung durch den Straßburger Bischof erfolgte einen Tag später. (GAL 34 Nr. 175). In dieser Urkunde wurde auch das Recht bestätigt, die Abtsweihe vom Abt von Gengenbach zu empfangen.

Dieser, Benedikt Rischer (1743–1763) nahm die Weihe vor. Die übrigen Maßnahmen wurden auch zurückgenommen.

Abt Karl verstarb 1760. Fecht wird bei den folgenden Äbten etwas ungenau. Er führt als 40. Abt Isfried Christ an, gibt aber nur eine Jahreszahl an, nämlich 1777. Dann folgt bei ihm als 41. Abt folgt bei ihm Abt Felix aber auch nur mit der Zeitangabe 1783.

Sturm nennt im Württembergischen Glockenbuch Abt Felix Kemmerle mit den Jahreszahlen 1766-1797

Am 17. Mai 1762 ernannte und investierte der Gengenbacher Abt Benedikt Rischer den Prior von Allerheiligen und Professor des kanonischen Rechts Leopold Schweinhueber zum Apostolischen Notar. (GAL 34 Nr.76)

Hugo Schneider schreibt in der Geschichte des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald dass Abt Felix 1773 die Gebeine der Katakombenheiligen KLemens und Bonifatius nach Allerheiligen überführen. Das zog weitere Pilger an.

An hohen Festtagen strömten über 2000 Pilger nach Allerheiligen.

Auch Allerheiligen war dem Barock gegenüber aufgeschlossen.  Aber die beschränkten räumlichen und finanziellen Verhältnisse der Abtei, aber auch der sparsame Sinn der Äbte verhinderten einen Neubau der Klosterkirche.

Nach den oben erwähnten Altarbilder, die Abt Anastasius 1658 anschaffte, ließ Abt Karl Pulser 1756 den Josefsaltar errichten und gab ein neues Chorgitter in Auftrag. (GLA 84 Nr. 49)

Abt Felix Kemmerle ließ neue Seitenaltäre aufstellen.

Der Streit mit dem Straßburger Bischof Louis César Constantin  flammte 1772-1773 wieder auf. Er hatte vor seinem Amtsantritt als Bischof kanonisches Recht an der Sorbonne studiert. 1720 trat er dem Ritterorden der Malteser bei. Er wurde Kapitän

der Flotte des Malteserordens. 1756 wurde er zum Straßburger Bischof gewählt. Am königlichen Hof in Versailles setzte er sich für die Belange der Elsässer ein.  Auch um die Kirchenzucht in  seinem Bistum nahm er sich an.

Ähnlich wie Kaiser Joseph II. (1765-1790) orientierte er sic h in seiner Regierungszeit an aufklärerischen Idee. Joseph II. beendete unter anderem die jahrhundertealte Tradition der Wallfahrten, verbot die Marianischen Vereine, schaffte Feiertage ab, ließ Votivtafeln entfernen, hob Klöster auf und entweihte Kirchen. Bischof Louis erließ 1772 aus “landesfürstlicher Macht” eine Verordnung gegen die Klöster seines Bistums (GLA 84/66) Darin untersagte er Klöstern den Erwerb von Häusern oder anderen Liegenschaften. Er befahl ihnen, durch Verpfändung erworbene Güter zu verkaufen.

Außerdem bestimmte er, dass u Abgaben verpflichtete Güter zu Steuern herangezogen wurden. Dies alles bereitete dem Kloster keine Schwierigkeiten,  da das Kloster dies schon immer befolgt hatte. Bischof Louis verbot aber geistlichen Häusern auch, Erbschaften

an zutreten. Bei den beschränkten Einkünften des Klosters war dieses aber auf Erbschaften angewiesen. Abt Felix schlug dem Bischof deshalb vor, eine Höhe der Erbschaft auf 2000 fl. zu begrenzen, das sind etwa 418.215,00 €. Höhere Summen kämen bei der Armut

der Bevölkerung ohnehin nicht vor.  Wenn der Bischof diese Bestimmung nicht zurücknähme, sehe er die wirtschaftliche Existenz seines Klosters bedroht, aber auch der bischöflichen Untertanen, die im Stift arbeiteten. Der Bischof ging darauf nicht ein,

weil die Verordnung dem allgemeinen Wohl diene und auf den Maximen der Vernunft gegründet sei. Wie der Streit endete, ist nicht bekannt.

Bischof Louis César Constantine verstarb am 11. März 1779. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1779-1803)

Mit ihm hatte Kloster Allerheilige n wieder ein besseres Verhältnis.

In der Nacht vom 7. auf 8. September 1779 fiel das bischöfliche Schloss in Saverne einem Brand zum  Opfer.

1783 forderte Generalvikar Johannes Franz Angelus d’Eymar Abt Felix auf, das Geld des Klosters beim Fürstbischof gegen Zins anzulegen, damit dieser das abgebrannte Schloss wieder aufbauen konnte (GLA 84/67). Der Wunsch wurde vermutlich nicht erfüllt.

Im Juli 1489 brach in Frankreich die Revolution aus.

Bischof Louis René Édouard floh in die rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums und residierte zunächst bis 1796 als Landesherr in Ettenheim. Um seine Finanzen aufzubessern, versuchte er 1792 sich Kloster Allerheiligen einzuverleiben, was ihm aber nicht gelang.

Die Folgen der Revolution waren nun auch in Allerheiligen zu spüren. In Frankreich mussten die Geistlichen einen Eid auf die Verfassung ablegen, was viele verweigerten. Sie verließen das Land und suchten in den rechtsrheinischen Klöstern Untersachlupf.

Allerheiligen nahm von 1794-1796 12 Studenten des Theologischen Seminars von Straßburg mit ihrem Dozenten Bruno Franz Leopold Liebermann 1759-1844). Dieser lehrte dann in Allerheiligen Kirchenrecht und Dogmatik.

1828 wurde er Generalvikar in Straßburg.

Abt Felix verstarb 1797. Sein  Nachfolger wurde Abt Wilhelm Fischer (1797-1801) als letzter Abt von Allerheiligen. Er stammte aus Oberkirch, wo er am 06. Februar 1741 geboren wurde.

Von 1793-1796 war er Seelsorger in Ebersweier.

Das Kloster hatte stark unter den Auswirkungen der Koalitionskriege zu leiden. Verpflegungen, Einquartierungen, Kontributionen und Erpressungen zwangen 1798 Abt Wilhelm zum Verkauf von Silber und Wertgegenständen, um die größte Not zu überstehen.

1797 brannte in Oberkirch der Klosterhof völlig ab,  der aber unverzüglich in derselben schlichten klassizistischen Form wieder aufgebaut wurde.Am nicht mehr genutzten Eingang mit Außentreppe ist das Doppelwappen des Klosters Allerheiligen und seines letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

Heute befindet sich dort die Altstadtschule.

Dem Beispiel der französischen Revolution folgend zogen 1789 Bauern aus  Renchen, Ulm, Waldulm und Kappelrodeck bewaffnet gegen Allerheiligen und bedrohten es.

Der Friede von  Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war die rechtliche Grundlage zur Säkularisation.

Am 29.11. 1802 wurde Kloster Allerheiligen nach 600-jährigem Bestehen durch den Markgrafen (1771-1803)und späteren Kurfürsten Karl Friedrich von Baden (1803-1806) aufgehoben.

Als das Kloster aufgehoben  wurde, zählte der Konvent 29 Mitglieder. Alle Kanoniker mussten Kloster Allerheilgen verlassen. Alle Patres, die nicht in der Seelsorge verwendet konnten, siedelten in das Rektoratshaus nach Lautenbach über.

Das Rektoratshaus ist an die Wallfahrtskirche angebaut und ist heute das Pfarrhaus.

Die staatliche Behörde setzte für die Patres die Rente fest, und zwar für den Abt 3000 fl pro Jahr, das entspricht immerhin 619.682 € p.a., für die über 60 –jährigen Konventualen  500 fl, das sind etwa 102.902 €, für die unter 60

Jahren 450 fl., das sind etwa 92.952 €.

Wirtschaftlich stand das Kloster gut da. Allein der Waldbesitz umfasste 4500 Jauchert, das sind etwa 1490 Hektar und erwirtschaftete jährlich 2.400 fl., das sind etwa 495.746,00 €.

Die jährlichen Erträge der 30 Maier-und Rebhöfe wurden auf 7.500 fl geschätzt, das sind etwa 1.549.206,00 €.

Die jährlichen Gesamteinkünfte des Klosters wurden bei der Säkularisation auf 28.000 fl. geschätzt. Davon gingen nach Übernahme des badischen Staates an Pensionen und Pfarrergehältern 13.400 fl. ab, durchaus ein Geschäft für den badischen Staat also.

Das Kloster hatte 30.000fl zu 5% Gelder an Bedürftige verliehen, die alle zurückgefordert wurden. An Bargeld war bei Übernahme noch 5000 fl. vorhanden, also etwa 1.032.804,00 €.

Besondere Werte und Kunstschätze gab es in Allerheiligen nicht. Das Silbergeschirr sowie wertvolle Gemälde wurden der Hofökonomie in Karlsruhe übergeben. Monstranzen und Kelch gingen an die Wallfahrtskirche in Lautenbach und die Katholische Kirchenkommission in Bruchsal.

Das Klosterarchiv kam nach Karlsruhe., die Bibliothek zum Teil  an die Universitätsbibliothek nach Heidelberg zum Teil an die Hofbibliothek  nach Karlsruhe. Auch die Patres konnten aus einem Restbestand Bücher für sich nehmen.

Die Abtsinsignien kaufte Abt Wilhelm. Er lebte von 1803-1818 im Rektoratshaus in Lauterbach. Ihm war schon 1803 jegliche weltliche Administration unter sagt worden.

Er  verstarb am 02. Mai 1824 in Oberkirch .

Am 04.1805 wurde der Haushalt versteigert, ebenso sie Meier-und Rebhöfe.

Das Kloster sollte eigentlich in eine Korrektionsanstalt, das ist eine Besserungsanstalt für Kleriker verwandelt werden.

Am 6. Juni 1804 schlug nachts während eines Gewitters der Blitz in die Turmspitze ein. Das Schindeldach brannte ab,  ebenso das Dach und das obere Stockwerk des anschließenden Klausurgebäudes. Erhalten blieben die Altäre, die Kanzel und die Orgel.

Vom Feuer verschont blieben die Prälatur und die anderen Gebäude. Der Plan für die Besserungsanstalt war hinfällig geworden.

Der Fabrikant Brenneisen aus Iffezheim plante in Allerheiligen eine Wollspinnerei einzurichten. Wegen der abseitigen Lage und den schlechten Zufahrtsmöglichkeiten aber auch wegen des Unvermögens von Brenneisen musste das Vorhaben trotz

hoher Förderung durch Baden 1806 aufgegeben werden. Es fand sich keine weitere Verwendungsmöglichkeit für die Gebäude und es kümmerte sich auch niemand um sie. Deshalb wurden sie 1816 auf Abbruch versteigert.

1840 wurden die Allerheiligen  Wasserfälle (auch ButtensteinerWasserfälle) touristisch erschlossen. Im Zuge der Romantik zog die Ruine weitere Besucher an.

1853 besuchte Karl Baedecker, Verleger, Autor und Begründer der Baedecker Reiseführer die Abtei-Ruine und beschrieb sie, was sie bekannter machte und die Besucherzahl steigerte.

Aufgrund der Erwähnung kam auch Mark Twain 1878 auf seiner Europareise nach Allerheiligen, beschrieb in seinem Buch “A Tramp Abroad” Ruine und Hotel.

“Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“

Heute befindet sich ein Hotel in Allerheiligen, ein Landschulheim und eine religiöse Tagungsstätte des Caritasverbandes Mainz und ein Tagungszentrum der EOS Erlebnispädagogik Freiburg

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01 Apr 2023

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt 2022

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt 2022

Kloster Wald

 

                                                                                                                                                                                                                                           

Der staufische Ministeriale Burkard von Weckenstein, (+ nach 1241)kaufte  das Gut Wald, eine schon vor 1208 bestehende Siedlung, für 55 Mark Silber. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von 24.721,00 €. Er beabsichtigte für seine beiden Schwestern Judinta und Ita ein Kloster zu gründen.

Der Kaufvertrag wurde am 1. April 1212 im Hafen von Uhldingen abgeschlossen. Alle Daten stammen aus dem Stiftungsbrief des Konstanzer Bischofs Konrad II. von Tegerfelden (1209-1233) Der Stiftungsbrief wurde zwischen 1227 und 1233 ausgestellt und ist im Freiburger Diözesan Archiv 12. 1878 S. 187 –188 veröffentlicht.

Schon in den Kauf war der Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240 Abt ) eingebunden. Er genehmigte den Platz für die Klostergründung. Er erwirkte die päpstlichen Privilegien und er er übermittelte das Inkorporationsverlangen der Frauen an das Generalkapitel.Er kann mit Berechtigung

durchaus als Mitbegründer von Kloster Wald betrachtet werden.

Abt Eberhard war ein überzeugter Parteigänger der Staufer. In seinem Amt konnte er religiöse Motive mit Ordensinteressen

und politische Absichten verknüpfen. Dabei half ihm auch sein familiärer Hintergrund. Er stammte aus einer bedeutenden hochadligen Familie. Er war verwandt mit Konrad von Urach (1177/80-1227), der 1217/1218 Abt von Citeaux war.

Dann war er Kardinal von Porto und Santa Rufina. Außerdem war er päpstlicher Legat. Auch mit dem Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen (1189-1206) war  Abt Eberhard verwandt. Er war bei den Staufern und beim Papst hochgeschätzt.

Er hat wohl für die damalige Zeit  einen ausgeprägten Sinn für Recht und Gerechtigkeit. Das half ihm auch, bei der Anerkennung der Zisterzienserinnen Pionierarbeit zu leisten. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Gründung  aller sechs
oberschwäbischen Frauenzisterzen. Die rasche Gründung von Kloster Wald (1212), Rottenmünster (1221), Heiligkreuztal (1227), Baindt (1227), Heggbach (1233) und Gutenzell (1238) deckte sich mit dem staufischen Konzept eines staufischen Herzogtums

Schwaben. Der Tod Welfs VII. (um 1140-1167) hatte dafür gesorgt, dass die umfangreichen Hoheitsrechte und Besitzungen nördlich des Bodensees und bis zum Lechrain an die im Reich und im Herzogtum Schwaben an die Staufer überging.

Auch die geographische Verteilung der oberschwäbischen Zisterzen unterstreicht dieses Konzept eines staufischen Herzogtums. Heggbach und Gutenzell liegen an der nordöstlichen Peripherie des ehemaligen welfischen Machtbereichs, Baindt befand sich im Zentrum. Rottenmünster war vor den Toren der staufischen Stadt Rottweil und Wald im ehemaligen Herrschaftsbereich der Grafen von Pfullendorf, den Rudolf von Pfullendorf bei seinem Tod 1181 ebenfalls an Friedrich I. vererbt hatte. Die Vogtei (advocatia) Wald befand sich daraufhin in staufischer Hand.

(Zu allen oberschwäbischen Frauenklöster sie die entsprechenden Beiträge in “Mei Büchle”)

Kurz nach dem Kauf wurde das Gut an die Schwestern von Burkhard von Weckenstein übergeben. Das Generalkapitel der Zisterzienser unterstellte das “Haus in Wald “ dem Kloster Salem als Tochter und übertrug ihm das Visitationsrecht. Auch Papst Honorius III. (1216-1227) unterstützte das Aufnahmebegehren der Schwestern von Kloster Wald. Judinta wurde als Äbtissin und Ita als Priorin eingesetzt. 1215  hatte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster und Konvent in seinen Schutz genommen.

Am 15. Juli 1216 nahm Friedrich II. (1212-1250) in Überlingen Kloster Wald in seien Schutz und bestätigte die in de Urkunde genannten Besitzungen. RI V,1,1 n. 870 Als Zeuge in der Urkunde tritt auch der Salemer Abt Eberhard auf, der ja sowohl die päpstlichen Schutzurkunden wie der Staufer vermittelt hatte. In einer auf dasselbe Datum zurückdatierten Urkunde nahm auch Friedrichs Sohn HeirichVII. (1220-1235) Kloster Wald in seinen Schutz auf in einer wörtlich mit der Urkunde seines Vaters übereinstimmenden Urkunde das Kloster in seinen Schutz auf. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3845

Dieses Schutzversprechen war ein Mittel, den Einfluss der Staufer auf das Kloster zu sichern und deckte sich mit der Vorstellung des Zisterzienserordens, seine vogtlosen Klöster der generellen königlichen Vogtei zu unterstellen und so den Schutz der Klöster zu sichern.

1217 verlieh Papst Honorius dem Kloster das große Zisterzienserprivileg. Möglicherweise in Verbindung mit der Verleihung dieses Privilegs wurde Kloster Wald in den Zisterzienserorden aufgenommen.Außerdem trug der Papst dem Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

den Schutz des jungen Klosters auf. Eine weitere Urkunde stellte Papst Gregor IX. (1227-1241) 1233 aus. Er beauftragte den Dekan von Konstanz, entfremdete Güter wieder in den Klosterbesitz zurückzuführen.

Man kann davon ausgehen, dass Abt Eberhard von Rohrdorf die päpstlichen Privilegien erwirkt hat.

Die Stiftungsurkunde des Klosters erwähnt auch die Exemtion des Klosters von der bischöflich konstanzischen Ordinariatsgewalt , die die Voraussetzung für die Ordensaufnahme war.

Auch die fünf anderen oberschwäbischen Zisterzen waren von der bischöflichen Gewalt befreit. Die Konstanzer Bischöfe konnten sich der zisterzienserfreundlichen Politik der Staufer  in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts schlecht entgegen stellen.

Eine letzte staufische Urkunde stellte Konrad IV. (1237-1254) im August 1240 für Kloster Wald aus. Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4430. Darin befreite er sie Besitzungen des Klosters in Überlingen von allen Steuern und Abgaben.

1247 wurde Trudlindis von Liebestein, die in Kloster Wald Subpriorin war, zusammen mit 5 Mitschwestern in das von der Markgräfin Irmingard von Baden (um 1200-1260) neugegründete Kloster Lichtenthal berufen.Sie wurde dort 1247 erste Äbtissin.

und regierte in Lichtenthal bis zu ihrer Resignation 1249. Das hatte zum einen ganz praktische Gründe, denn die Markgrafen von Baden besaßen ihre Stammgüter noch am Bodensee und in Oberschwaben. Zum andern standen die Nonnen von Kloster Wald aber

im Ruf besonderer Frömmigkeit. Auch die zweite und die vierte Äbtissin in Lichtenthal kamen aus Kloster Wald. Mechthildis von Liebenstein folgte auf Trudlindis, als diese wegen Krankheit ihr Amt niederlegte. Die vierte Lichtenthaler Äbtissin war bei den 5 Schwestern dabei, die aus Kloster Wald kamen.

Nach dem Untergang der Staufer bestätigte Rudolf von Habsburg (1273-1291) die Urkunde von Friedrich II. am 1. Juli 1275 Rudolf – RI VI,1 n. 398. Da zu dieser Zeit Mathilde von Hohenberg Äbtissin war, kam das dem Kloster sicher entgegen, denn  Mathilde war die Schwester von

Gertrud von Hohenberg, der Gattin von König Rudolf. Nach seiner Krönung 1273 nannte sie sich Anna.

König Albrecht I. (1298-1308) befreite 1299 die beiden Häuser von Kloster Wald in Pfullendorf und Überlingen von der Steuer. Äbtissin war in der Zeit Elisabeth von Hohenfels (1296-1303). Am 19. März 1310 erneuerte König  Heinrich VII. (1308-1313) diese Steuerbefreiung. Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 398

Äbtissin war Mechthild von Hasenstein (107-1311) Kloster Wald hatte drei Stadthöfe. Der größte und wichtigste war der in Überlingen. Er wurde im 13. Jahrhundert erworben, wobei das genaue Datum nicht bekannt ist. Neben den oben genannten Steuerbefreiungen erhielt Kloster Wald schon eine

erste  Steuerbefreiung für den Stadthof im Jahre 1240. Geleitet wurde der Stadthof von einem Verwalter oder Amtmann. Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts war es ein Überlinger Stadtbürger mit klösterlichem Beamtenstatus. Der Stadthof in Überlingen hatte eine doppelte Funktion.

Einmal war er der Verwaltungsmittelpunkt für die um Überlingen gelegenen Weinberge des Klosters und die Besitzungen eines um den Bodensee gelegenen klösterlichen Besitzkomplex. Zum anderen war er der wichtigste Handelsplatz, von dem das Kloster seine landwirtschaftlichen Produkte und
seinen Wein auf den städtischen Markt brachte. Der Stadthof von Pfullendorf wurde auch im 13. Jahrhundert erworben. Mit der Steuerbefreiung von König Albrecht I. von 1299 ist der Stadthof zum ersten Mal belegt. Er erreichte aber nie die Bedeutung wie der Stadthof in Überlingen. Im Bauernkrieg und im  30-jährigen Krieg  flüchtete sich der Konvent nach Pfullendorf und es wurden klösterliche Wertgegenstände dorthin gebracht. Auch in Konstanz ist ein Haus von Kloster Wald schon 1244 belegt. Es hatte aber nicht die Funktionen wie die Stadthöfe in Überlingen und Pfullendorf sondern diente Äbtissin oder Konventsmitgliedern als Quartier, wenn diese in Konstanz waren. Weitere Funktionen sind nicht bekannt.

Ein kurzer Blick auf die Wirtschaft von Kloster Wald.

Das wohl wichtigste Handelsgut war der Wein.  Seit 1240 besass das Kloster Weinberge in Überlingen, sowie später  in Goldbach (heute ein Stadtteil von Überlingen), in Sipplingen, in Bermatingen, in Allensbach am Untersee und auf der Reichenau.

Eine Jahresabrechnung aus dem Jahre 1784 weist Weineinnahmen in Höhe von 2.891 Goldgulden auf, was 456.098,00 € entspricht.

Ein weiterer Wirtschaftszweig war die Fischzucht. 1784 bewirtschaftete Kloster Wald 12 Weiher mit einer Gesamtfläche von 4.877 Aar, das sind 487.700 m².  Das ergab einen ertrag von 560 Goldgulden, also etwa 88.348,00.

Natürlich ging bei beiden Beträgen noch der Eigenbedarf ab. Aber unterm Strich verblieb doch ein beachtlicher Betrag. (Die Jahresabrechnung bei Maren Kuhn- Rehfus, Das Ziesterzienserinnenkloster Wald, Berlin 1992. S. 356 f.)

Kloster Wald ist spät gegründet worden. Zu dem Zeitpunkt waren dir grundherrschaftlichen rechte schon fest gelegt. Das Kloster lag in altbesiedeltem Land und so hatte es Mühe den zisterziensischen Eigenbewirtschaftung zu realisieren. Es betrieb sechs  Eigenbauhöfe,

von denen drei in der Papsturkunde von 1215 bestätigt waren. Der Begriff Grangie taucht in den Quellen nicht auf. sie werden als curtes bzw. curiae bezeichnet. Die Eigenbauhöfe wurden von Konversen bewirtschaftet.

Das Schwergewicht der Waldschen klösterlichen beruhte wohl von Anfang an auf der Leihe- und Zinswirtschaft.

Schon seit dem 13. Jahrhundert hatte das Kloster daran gearbeitet, einen geographisch konzentrierten Besitzkomplex zu schaffen. Wenige Jahrzehnte nach 1500 war das Ziel erreicht. Kloster Wald verfügte nun über einen geschlossenes Herrschaftsgebiet,

das aus 18 Weilern und Einzelhöfen bestand. Im 18. Jahrhundert kam  noch eine neugegründete Glashütte dazu, die sich zu einer Siedlung entwickelte.

In seinem  Herrschaftsbereich hatte Kloster Wald umfangreiche Zehntrechte erworben und sich dort alle Pfarrkirchen inkorporieren lassen. wie bei allen Zisterzienserklöstern waren die Patronatsrechte eine bedeutende Einnahmequelle.

Patronatsrechte besass Kloster Wald in Dieterskrichen, Glashütte, Göggingen, Hippetsweiler,Igelswies, Kappel, Rengetsweiler und Walberseiler. In Walpersweiler gab es die Wallfahrt zum Geschossenen Bild. In Igelswies ist um 1513 eine Wallfahrt entstanden,die laut Zimmerscher Chronik

viel Geld abgeworfen hat. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 428).

Im 13. Jahrhundert war der Konvent eindeutig vom ministerialen Adel beherrscht. Die Konventualinnen richteten ihren Lebensstil am Vorbild des Adels aus. Persönliche Armut wurde schon im14. Jahrhundert, Vita communis und Klausur spätestens im 16. Jahrhundert nicht mehr beachtet, vielmehr führte der Konvent ein eher stiftsähnliches Leben. Den Reformbestrebungen des Ordens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts widersetzte sich der Walder Konvent – gemeinsam mit den übrigen unter salemischer Paternität stehenden Frauenabteien Oberschwabens.

Im 14. Jahrhundert kam Kloster Wald unter die Vogte der Herrschaft Sigmaringen. Der genaue Zeitpunkt ist nicht festzumachen. Das Vogteiverhältnis bildete sich erst in der Zeit nach 1323 aus, als Sigmaringen noch zu Württemberg gehörte.

Nach der Urkunde von Heinrich VII.dauerte fast 300 Jahre, bis Kloster Wald wieder ein Königsdiplom erhielt. Erst Maximilian I. (1486-1508 König, ab 1508-1519 Kaiser stellte am 15. April 1496 dem Kloster in Worms wieder einen Schutz-und Schirmbrief aus. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 73)

1474 erließ Äbtissin Anna von Reischach (1464–1496 ) eine Gerichtssatzung für die Untertanen in der Herrschaft Wald. Das Kloster besaß in der Herrschaft die Niedergerichtsbarkeit und hatte die Ortsherrschaft inne. Äbtissin Anna war die Tochter von Konrad von Reischach, der bei Papst

Clemens VII. (1378-1394, Gegenpapst zu Urban VI.) in Avignon im Dienst war.

Im Bauernkrieg erlitt das Kloster offensichtlich keine Schäden. Es war zwar kurz von einem Bauernhaufen besetzt, der versuchte, die Herausgabe von  Wertgegenständen und Lebensmitteln zu erzwingen. Die Wertgegenstände waren aber bereits in die Reichsstadt Pfullendorf geflüchtet worden.

Über den 1488 auf Veranlassung von Friedrich III.(1440-1493) gegründete Schwäbischen Bund hatte das Haus Habsburg einen starken Einfluss auf Oberschwaben.Nur wenige Adelige im oberschwäbischen Raum wurden evangelisch, denn das
hätte einen  einen offenen Konflikt mit dem habsburgischen Kaiser bedeutet. Auch die bedeutenden Adelsgeschlechter wie die Fürstenberger, die schwäbischen Hohenzollern und die Truchsessen von Waldburg standen fast durchgehend eng zum
Kaiserhof und damit zum Katholizismus. Besondere Unterstützung erhielt die katholische Sache von den Reichsklöstern, die im oberschwäbischen Raum mit Weingarten, Salem, Ochsenhausen und Marchtal über großen politischen wie wirtschaft-
lichen Einfluss verfügten. Salem war ja das Mutterkloster von Wald. So verwundert es nicht, dass die Reformation so gut wie spurlos an Kloster Wald vorüberging.

Eine Reaktion auf den Bauernkrieg war wahrscheinlich die Erneuerung der Gerichtssatzung durch Äbtissin Anna von Rotenstein (1505 und 1529-vor 1557). Das klösterliche Herrschaftsgebiet wurde fünf Gerichts- und Verwaltungsbezirke eingeteilt. Im Jahr 1533 ließ Anna die Artikel der Waldischen Gerichtssatzung in eine berichtigte ´Form zusammenfassen und schriftlich niederlegen. Sie veranlasste auch den Umbau des Westflügels, des um 1500 entstandenen Westflügel des Klosterbaus.

Äbtissin Anna verstarb am 31. März 1557.

Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg war der bauliche Zustand von Kloster Wald so schlecht, dass der Salemer Abt Petrus II. Miller (auch Müller) (1593–1614 ) 1606 in einem Schreiben an die Bursiererin Helena von Graben empfahl, ihre Erbschaft für die Reparatur
des Schlafhauses sowie der Kirche und des Kreuzganges zu verwenden. (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Sehr viel härter als der Bauernkrieg traf Kloster Wald der Dreißigjährige  Krieg der seit 1630 auch Oberschwaben stark in Mitleidenschaft zog. Die Schweden besetzten erst Ulm und von dort aus schließlich ganz Oberschwaben. 1632 waren Biberach und Ravensburg in schwedischer Hand. Die Reichsstädte waren zwar offiziell dem Kaiser unterstellt. De facto aber waren die Schweden die Herren. In Biberach war im Wechsel von den Kaiserlichen, dann von den Schweden besetzt und das wechselte wieder. 1632 hatte sich Kloster Wald König Gustav Adolf (1611-1632) unterworfen und erhielt dafür eine

Salva Guardia, das ist ein Schutzbrief, der den Angriff auf Gebäude und Siedlungen untersagte.

Im Klostergebiet von Wald wurde die Landwirtschaft und der Weinbau vernichtet. Das war die Grundlage der klösterlichen Ökonomie und somit war diese Einnahmequelle verloren. König Gustav Adolf wurde in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) verwundet und starb an den Folgen dieser Verwundung. Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna übernahm die politische Führung. Am 23. April 1633 schloss er den Heilbronner Bund. Das war ein Bündnis protestantischer Reichsfürsten unter schwedischer Führung. Für Württemberg nahmen in Heilbronn Herzog Julius Friedrich von Württemberg, der als Vormund für seinen Neffen Eberhard III. von Württemberg von 1631-1633 in Württemberg regierte,teil. Auch Eberhard III. Er regierte  nach 1633, musste aber nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen am 06.09. 1634 fliehen und ging ins Exil nach Stuttgart.

1633 schenkte Axel Oxenstierna Kloster Wald zusammen mit den Grafschaften Sigmaringen und Veringen dem Herzog von Württemberg. Die Niederlage bei Nördlingen machte diese Schenkung hinfällig.

1635 grassierte im Klostergebiet von Wald die Pest. 1636 herrschte eine große Hungersnot. Der Konvent musste mehrere Male das Kloster  verlassen und begab sich nach Konstanz, Überlingen,Pfullendorf, Meßkirch und Münsterlingen. Es gab immer wieder Einquartierungen, Plünderungen und

Kontributionen. 1647 wurde für Oberschwaben das schlimmste Kriegsjahr. Es war auch der Höhepunkt der Zerstörungen in Oberschwaben. Ravensburg wurde niedergebrannt, Schloss Wolfegg, Schloss Altshausen, aber auch viele kleine Dörfer.

In einer Reihe von Friedensverträgen zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 wurde der Krieg mit dem “Westfälischen Frieden” abgeschlossen.

In Kloster Wald wurden im Krieg die Klostergebäude zwar nicht ganz vernichtet aber doch schwer beschädigt. Die Schäden zusammen mit dem Verlust der Glocken wurden auf 3000 Goldgulden geschätzt, das entspricht 472.006,00 €.  (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Das Kloster wurde während des Krieges von insgesamt 3 Äbtissinnen regiert.

Margarethe von Werdenstein (1557–1638) wurde am 17. April 1600 gewählt und regierte bis 1636. Auf sie folgte Gertrud Giel von Gielsberg (1636–1641). Maria Margarethe Schenk von Castell (1641–1660) erlebte das Kriegsende und den Neubeginn nach dem Krieg.

Der Krieg hatte Notverkäufe notwendig gemacht, aber Kloster Wald erholte sich von den Kriegsfolgen erstaunlich rasch. Ein wirtschaftlicher Aufschwung auch unterstützt durch einen starken Anstieg der Getreidepreise ermöglichte sogar einen  Neubau der Kirche und eines Teils der
Klostergebäude in den 80er und 90er Jahren des 17. Jahrhunderts. 1680  brannte das Kloster.Teile des Ost- und Südflügels der mittelalterlichen Klosteranlage wurden  zerstört. Äbtissin Maria Jakobe beauftragt den Vorarlberger Jodok Beer mit dem Wiederaufbau.  Die Klosterkirche überstand den Brand wurde aber wenig später für baufällig erklärt. Jodok Beer (1650-1688) aus der Vorarlberger Architektenfamilie war als Baumeister bei den Klosterbauten von Wald beschäftigt.

Kurz vor seinem Tod wurde ein Bauverding für den Neubau der Klosterkirche abgeschlossen. Sein jüngerer Bruder Franz Beer I ((1659–1722)) baute die Klosterkirche nach dem Tod seines Bruders 1688. In dem Bauverding mit Jodok Beer ist der Bauplan bereist fixiert worden, so dass Jodok als geistiger Vater des Planes gilt. Bezahlt wurde der Bau teils in bar, teils in Naturalien. Das Bargeld hatte sich Kloster Wald von verschiedenen geistlichen Institutionen wie dem Kloster Sankt Gallen und dem Deutschordenslandkomtur von Altshausen erbeten aber auch mit dem Bargeld,
das die Novizinnen mitbrachten.

Die Bauarbeiten  begannen unter Äbtissin Maria Salome von Bernhausen (1660-1681) Sie erlebte auch noch den Klosterbrand. Mehrere Familienmitglieder aus dem Hause Bernhausen waren Nonnen im Kloster Wald. Bernhausen ist heute ein Ortsteil von Filderstadt.

Die Nachfolgerin von Äbtissin Maria Salome wurde 1681 Maria Jakobe von Bodman (1681-1709) Sie schloss den Bauvertrag mit Jodok Beer ab. Sie war die Tochter  des kaiserlichen Hauptmanns Johann Sigismund von Bodman zu Wiechs und Steisslingen. Ihr Bruder Johann Rupert Siegmund war von 1678–1728 Fürstabt in Kempten. Zwei ihrer Schwestern waren Nonnen in Heiligkreuzthal und Rottenmünster.

Maria Jakobe war erste Bauäbtissin der Barockzeit in Wald. Trotz der Belastung durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) konnte sie dieses Bauvorhaben durchführen.

Äbtissin Maria Jakobe war zwar schon 1681 zur Äbtissin gewählt worden. Sie wurde aber erst 1701 von dem Salemer Abt Stephan I. Jung (1698–1725) benediziert.

Kloster Wald lebte in einem verfassungsrechtlichen Schwebzustand zwischen Landsässigkeit und Reichsfreiheit. Die Grafen von Zollern, die in Sigmaringen herrschten, hatten die Grafschaft Sigmaringen 1535 als habsburgisches Lehen erhalten. Sigmaringen versuchte ständig, die

Territorialgewalt über das waldische Klostergebiet auszudehnen. Zwar wurden im 16. und 17. Jahrhundert mehrere Verträge geschlossen, die die beiderseitigen Zuständigkeiten regelten. Äbtissin Maria Jakobe erreichte aber in zehnjährigen Verhandlungen

und einem langjährigen Prozess in Innsbruck 1692 die Territorialfreiheit Wald gegen die Ansprüche von Hohenzollern-Sigmaringen. 1701 wurde der Vergleich bestätigt.

Die Bauarbeiten an der Kirche waren 1701 abgeschlossen. Geweiht wurde sie aber erst im November 1709 durch den Konstanzer Weihbischof Konrad Ferdinand Geist von Wildegg (1692-1722).  Die Weihe erlebte Maria Jakobe nicht mehr. Sie starb

am 28.Februar 1709. Auf den Grundmauern der mittelalterlichen Kirche ein sechsachsiges Langhaus mit einer tief heruntergezogenen massiven Stichkappentonne.Neu ist lediglich der eingezogene, helle Chor-Anbau mit ebenfalls massivem Gewölbe. Im Westabschluss des Schiffes ist ein Turm eingebaut, dessen unterer Teil noch mittelalterlich ist. Wäre es ein Neubau, würde er Franz Beer nicht zur Ehre gereichen. Da dieser statischen Vorgaben folgen musste, wirkt der Innenraum gedrückt. Aber 50 Jahre später  wurden Stuck und Ausstattung dieses Kirchenumbaus

durch das beeindruckende Rokokokleid ersetzt.

Nachfolgerin von  Äbtissin Maria Jakobe wurde Maria Antonia Constantina von Falkenstein (1709–1739). Die Familienverhältnisse der neuen Äbtissin waren ähnlich wie die ihrer Vorgängerin geprägt durch Klosterkarrieren ihrer Geschwister. Das war für die adeligen Konventualinnen eher die Regel

als die Ausnahme. Für die männlichen Familienmitglieder war der Nepotismus eine Überlebensstrategie. Bei weiblichen Familienmitgliedern wurde die Eheverbindung zu vermögenden Adelsfamilien gesucht. Wenn das nicht möglich war, waren sie für das Klosterleben bestimmt.

Mehrere Schwestern der Äbtissin Maria Salome waren Nonnen in Kloster Wald. Je eine Schwester von  Maria Jakobe war Nonne in Heiligkreuzthal und Rottenmünster. Ein Bruder (s.o.) war Fürstabt von Kempten, ein weiterer Bruder war unter dem Klosternamen Martin Prior in Hofen.

5 Schwester von Maria Antonia Constantina  waren Nonnen,ihr Bruder Marquard Franz Leopold ist von 1709−1717 Landkomtur des Deutschen Ordens in Altshausen. Ihr zweiter Bruder Ignaz Franz Dominik ist der Schwager von  Maria Jakobe . Ihr dritter Bruder Euseb Anton Adalbert (1671−1739) war Stiftsdekan in Kempten. Er wurde von Fürstabt Rupert Siegmund von  als sein Nachfolger bestimmt. Der Konvent von Kempten verweigerte wegen dieses offenen Nepotismus die Wahl.  Darauf wurde er 1730 Bischof von Csanád nach Temeschwar in Ungarn. Der Bischofsstuhl wurde ihm

von Graf Claudius Florimund Mercy (1666-1734), einem Vetter aus mütterlichem Stamm vermittelt.  Als Kemptener Stiftsdekan schenkte er 1701 Kloster Wald die Reliquien des Katakombenheiligen Dioskorus. Die feierliche Aufstellung in der neuen Kirche wurde mit der gleichzeitigen Benediktion der Äbtissin Jakobe von Bodman verbunden.

Maria Antonia Constantina  wurde 1709 zur Äbtissin gewählt. 1711 wurde sie vom Salemer  Abt Stephan I. benediziert.

Sie beauftragte 1721 den Elchinger Baumeister  Christian Wiedemann (1678-1739)und dessen Bruder Johann Georg (1681-1743), die  ihr vom Elchinger Abt Cölestin Riederer (1706–1740) empfohlen wurden. Die beiden bauten den Konventflügel, das neue Abteigebäude und den Gastflügel. Es entstand eineneue Barockanlage. Sie kostet 35 200 Gulden an Bargeld, das entspricht 6.415.609,00 €. Das Kloster konnte diesen stattlichen Betrag ohne Verschuldung stemmen, was einer wirtschaftlichen Blüte zu verdanken war aber auch der guten Verwaltung des 1704−1731 amtierenden Oberamtsmanns Johann Jakob Mayer

1737 legte Maria Antonia vor ihrem Bruder Euseb Anton Albert ihre zweite Profess ab und nahm ihren zweiten Klosternamen Constantina an.

Sie starb am 24. Dezember 1739 .

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Dioskora von Thurn und Valsassina (1739-1772) . Sie wurde zwei Tage nach dem Tod ihrer Vorgängerin zur Äbtissin gewählt.

Ihr Vater Gallus Anton von Thurn und Valsassina (1667–1741) war Hofmarschall der Fürstabtei St. Gallen. Die Familie ihrer Mutter war eine alte Adelsfamilie aus Graubünden, zunächst im dienste der Bischöfe von Chur und seit dem 16. Jahrhundert ebenfalls in Diensten des St. Galler Fürstabtes.

Maria Dioskora legte  am 11. September 1718 ihre Profess in Kloster Wald ab. Nach ihrer Wahl zur Äbtissin benedizierte sie der Salemer Abt Konstantin Miller (1725–1745) am 9. April 1741 in Salem. Beim Eid, den die Äbtissinen bei der Benediktion  ablegen  müssen,

stellte sie ihr Selbstbewusstsein unter Beweis. Sie unterließ die ausdrückliche Anerkennung der salemischen Obrigkeit in geistlichen und zeitlichen Dingen. Ihre Regierungszeit war durch zwei Leistungen gekennzeichnet. Das war einmal die Lösung aus der Paternität von Salem

und die Rokokoausstattung von Kloster Wald. Dadurch ging sie auch als dritte Bauäbtissin in die Geschichte von Kloster Wald ein.

1746 wurde in Salem  Anselm II. Schwab 1746–1778 als Salemer Abt gewählt. Er pochte auf die salemische Paternität und zwang  Äbtissin Maria Dioskora 1750 zum vollständigen Wiederholen des Gehorsamseides. 1752 ließ er sie nach siebentägiger Visitation des Klosters 

lateinische Schreiben an den Ordensgeneral in Cîteaux und an den päpstlichen Nuntius unterschreiben. Das war ihre vorbehaltlose Unterwerfung. Erst als sie eine Übersetzung aus Citeaux erhielt, wusste sie,  was sie unterschrieben hatte. Sie setzte sich zur Wehr und mit

Hilfe ihres Bruders und des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen erreicht sie in Cîteaux eine Untersuchung durch den Orden. Dieser stellte sich auf die Seite der Walder Äbtissin und und löste das Paternitätsverhältnis mit Salem auf. Als Reaktion legte Abt Anselm II. der Paternitätsrechte

aller Frauenklöster nieder. Nun nutzten aber auch die Reichsabteien Gutenzell unter Äbtissin Maria Barbara Dominica von Gall zu Waldhof (1707-1759) und Heggbach unter Äbtissin Maria Aleydis Zech (1742-1773) die Gelegenheit, um wie Kloster Wald unter die neue Paternität von Kaisheim zu gelangen.

Nur Heggbach kehrte auf persönliches Werben von Abt Anselm wieder unter die Paternität von Salem zurück. Gutenzell verblieb bis zur Säkularisation bei Kaisheim und Wald wählte 1762 als neues Vaterkloster Kloster Tennenbach, nachdem sic h Maria Dioskora in diesem Jahr auch mit

Kloster Kaisheim überworfen hatte.

Der junge Vorarlberger Stuckateur Johann Jakob Schwarzmann war in Pfullendorf gerade noch mit der Vollendung seines Erstlingswerks in der Stadtpfarrkirche St. Jakob beschäftigt. Da Kloster Wald einen Stadthof in Pfullendorf besaß, Hatte die Äbtissin sicher Gelegenheit,dieses Werk kennenzulernen und es hat sie überzeugt. Sie schloss einen Vertrag mit Schwarzmann für die Stuckierung. Dieser beinhaltete vom Kloster das gesamte Arbeitsmaterial, volle Verpflegung einschließlich Tischwein für sich und seine Mitarbeiter sowie 400 Goldgulden Bargeld. Das entspricht 63.204,00 €

Schwarzmann begann seine Arbeit 1752. Der Wandermaler Johann Melchior Eggmann aus Rorschach hatte den Auftrag zu einem Freskenzyklus erhalten, verließ aber 1753 aus nicht bekannten Gründen die Baustelle fluchtartig.

Maria Dioskora  ersetzte ihn  durch den Sigmaringer Hofmaler Andreas Meinrad von Ow (1712-1792) mit der Fertigstellung der Fassarbeiten durch den Bregenzer Fassmaler Johann Michael Schmadel war die Neugestaltung der Klosterkirche beendet.

1768 musste sich Kloster Wald der österreichischen Territorialhoheit unterwerfen. Es wurde dem Oberamt der Landgrafschaft Nellenburg in Stockach unterstellt. Das Kloster hatte jetzt den Charakter eines schwäbisch-österreichischen Landstandes. Die Äbtissin war nun

Mitglied des schwäbisch-österreichischen Prälatenstandes.
Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 hatte die Schwächen der Habsburgermonarchie offengelegt und Reformen dringend  notwendig gemacht. Eine moderne, leistungsfähige Staatsbürokratie war das Ziel. Eine Vereinheitlichung der Gesetzeslage wurde angestrebt.

Die „Constitutio Criminalis Theresiana“, ein verbindliches Strafgesetzbuch für die Gesamtmonarchie wurde geschaffen. Der Bereich der Religion war ebenfalls ein wichtiges Gebiet der Reformen. Der Einfluss der katholischen Kirche auf das Staatswesen wurde  zurück gedrängt. Die von Maria Theresia verstärkte Aufsicht des Staates über die Kirche bedeutete die Beschränkung der päpstlichen Autorität auf theologische Belange, während die Organisation der kirchlichen Strukturen unter staatliche Aufsicht kam. Ihr Nachfolger Joseph II. vollendete die Reformschritte im Josephinischen Staatskirchentum.

Äbtissin Maria Dioskora verstarb am 14. Januar 1772. Ihr Tod wurde zunächst nur dem Tennenbacher Vaterabt Maurus Berier (1765-1782) mitgeteilt. Der Salemer Abt erfuhr aber schnell von dem Ableben der Walder Äbtissin und forderte für die zukünftigen Äbtissinnen

wieder die Paternität Salems. Der Konvent verweigerte dies aber dauerhaft.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Edmunda von Kolb (1772–1799). Sie wurde  am 20. Februar 1772  zur Äbtissin gewählt.

Im Zuge der Reformen von Maria Theresia und Joseph II. (1765-1790) wurde die frei Novizenaufnahme beschnitten und die Aufnahmevoraussetzungen erschwert. Das  wurde vom Kloster als bedrückend empfunden. Gefährlich wurde die Situation für das Kloster,

als Joseph II. 1782 die beschaulichen Konvente, die Bettelorden, die wirtschaftlich schwachen Klöster unddiejenigen mit schlechter Disziplin aufhob.  Der nellenburgische Oberamtsrat Karl Anton Kraft von Festenburg auf Frohnberg schlug in einem Gutachten 

zur Aufhebung der Klöster vom selben Jahr vor, Wald in ein weltliches Stift für Töchter des Status honoratioris umzuwandeln. Eine Hofresolution von 1786 aus Wien sicherte aber den fünf in Vorderösterreich gelegenen Frauenklöstern Günterstal, Wonnental,

Wald, Heiligkreuztal und Urspring den weiteren ungeschmälerten Bestand zu.

1785 wurde Äbtissin Edmunda vorübergehend die Wirtschaftsverwaltung des Klosters entzogen und einem landesfürstlichen Administrator übertragen, nachdem ihr Bruder Josef Ernst von Kolb, Pfarrer der Klosterpfarrei Dietershofen, sie wegen Verschwendung, Misswirtschaft und Unterdrückung der Klosteruntertanen bei der Regierung angezeigt hatte.

Im September 1789 verlangte  die Regierung in Freiburg von den Frauenklöstern Konventslisten mit Angaben über Anzahl und Namen der Nonnen
Die Ängste der Klosteraufhebung lebten wieder auf.  Beim Regierungsantritt von Kaiser Leopold II. (1790-1792) trafen sich die Äbtissinnen Maria Edmunda von Kolb von Wald, Maria Josefa de Wivier  (1761–1793)von Heiligkreuztal
und Maria Hildegard Reichlin von Meldegg (1767-1797)von Urspring und ihren Oberamtmännern am 4. Mai 1790 zu einer mehrtägigen Konferenz in Heiligkreuzthal. Sie verfassten eine Bittschrift, die von Abt Martin Gerbert (1764-1793) von St. Blasien

gebilligt und unterstütz wurde. Der Druck verstärkte sich noch, als das Zisterzienserinnenkloster Olsberg in der Schweiz in ein weltliches Damenstift umgewandelt wurde.

Aber ein Hofdekret vom 22. April 1791 verfügte schließlich, die vorländischen Frauenklöster Wald, Heiligkreuztal, Günterstal, Wonnental und Urspring in ihrem gegenwärtigen Stand zu belassen und sie nur auf eigenen
Wunsch in weltliche Stifte umzuwandeln.

Äbtissin Edmunda verstarb am 22. Januar 1799.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Johanna Baptista von Zweyer auf Hoenbach (1799-1807) als letzte Äbtissin von Kloster Wald.

Am 6. August 1806 legte Kaiser Franz II. (1792-106) die deutsche Kaiserkrone und das Reichsregiment nieder. Damit war das Deutsche Reich erloschen. Schon vorher hatten sowohl Baden als auch Württemberg versucht, Kloster Wald in Besitz zu nehmen.

Am 16. Dezember 1805  hatte Baden die waldischen Güter in Überlingen und – nach Mutmaßung des Klosters – auch diejenigen in Bermatingen, Markdorf und Allensbach sowie die Höfe in Sohl, Rast und
Sahlenbach in Besitz genommen. Die Inbesitznahme von Kloster Wald konnte durch die Waldschen Beamten mit dem Hinweis auf die französische Anordnung, daß kein Teil Vorderösterreichs ohne Zustimmung
Frankreichs von irgendjemandem in Besitz genommen werden dürfe verhindert werden.

König Friedrich I. von Württemberg (1806-1816) ordnete am 1. Januar 1806 die Besitzergreifung von Herrschaft und Kloster Wald an und berief sich auf den Brünner Vertrag vom 11.12.1805 und den Frieden von Pressburg vom 26.12. 1805, wo der Rest von Vorderösterreich an

Baden und Württemberg aufgeteilt wurde. Die Rheinbundakte vom 12. Juli 180sprach schließlich Kloster undHerrschaft Wald dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen zu.

Der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen trat in die Verpflichtungen WaIds gegenüber dessen Gläubigern und Pensionären ein Anrecht auf Pensionen hatten die Ordensangehörigen, sofern sie säkularisiert wurden,
und zwar auf eine eine ihren bisherigen Einkünften, ihrer Würde und ihrem Alter angemessene lebenslängliche Pension. Der von Fürst Anton Alois  (1785-1831) ernannte  Hof- und Regierungsrat Karl Honorat von Huber zum Zivilkommissar für Wald

schloss am 25. September 1806 den Pensionsvertrag ab. Demnach erhielt die Äbtissin erhielt jährlich 1500 Gulden (= 237.843,00 € ), die Priorin 300 Gulden (= 47.569,00 €), jede Konventualin 240 Gulden ( =  38.055,00 €) und jede Laienschwester 200 Gulden ( = 31.712,00 €) . Die Beträge wurden
vierteljährlich ausbezahlt.  Dazu erhielt jede Konventualin noch Holz und Dinkel.

Der Pensionsbezug erlosch mitdem Todestag eines jeden Konventsmitglieds. Jedoch erhielt der Konvent ein Quartal der Geldpension noch ausbezahlt, um davon die Kosten für
Beerdigung und Leichenmahl, Gottesdienste und Jahrtage für die Verstorbene zu bezahlen.

Äbtissin Maria Johanna Baptista  starb 1807. Maria Josefa von Würz à Rudenz wurde 1807 zur Priorin gewählt. Sie starb 1851. Bei der Auflösung des Klosters bestand  der Konvent aus 20 Nonnen, neun Laienschwestern und drei Novizinnen.

Laienschwester Maria Dioskora Batsch starb 1853 und Konventualin Maria Anna Bühler verließ im selben Jahr das Kloster und zog nach Konstanz, wo sie 1858 starb.

Nach der Säkularisation wurde das Amt Wald eingerichtet. Es wurde 1850 zum Preußischen Oberamt Wald und blieb bis 1862 bestehen. 1833 erfolgte im Abteitrakt des Klosters der Einbau des Amtsgefängnisses.

Eine weitere Zweckentfremdung gab es im Dritten Reich. Ein Teil wurde als Arbeitslager des RAD eingerichtet. 1945 richteten die französischen Besatzungstruppen ein Lager für verschleppte Personen in Wald ein.

1946  gründeten Benediktinerinnen von der Heiligen Lioba (Freiburg-Günterstal) eine Frauenschule, die sich später zum Gymnasium, der „Heimschule Kloster Wald“ entwickelte. 1961 erwarb der Orden den fürstlichen Teil und 1967 den staatlichen Teil des Klostergebäudes.

 

                                                                                                                                                                                                           St Berhard Kirche Kloster Wald

01 Jan 2022

Kloster Marienau

 

 

                                                                                                                                                               

Ein Stiftungsbrief für das Kloster Marienau ist nicht erhalten. Deshalb können sowohl Gründungsdatum als auch Stifter nicht genau bestimmt werden. Der Kunst-und Kirchenhistoriker Franz Xaver Kraus gibt an,

das Kloster sei angeblich 1123 von Herzog Berthold IV. von Zähringen (um 1125-1186)gegründet worden, wobei ich hier schon Schwierigkeiten mit den Lebensdaten habe. Kraus belegt seine aussage nicht.

Der verstorbene Freiburger Stadtarchivar Berent Schwineköper nennt für die Gründung hingegen das Jahr 1265 und sieht die Basler Bischöfe als Gründer. Das waren in dieser Zeit Berthold II. von Pfirt (1248-1262) und

Heinrich III. von Neuenbürg (1263-1274).

Eine weitere Version bietet der Lützeler Abt Bernhardin Buchinger (1654-1673). Folgt man ihm, haben die Markgrafen von Baden-Hachberg oder die Grafen von Freiburg Kloster Marienau gegründet. Ein genaues Jahr nennt er nicht.

Die Markgrafschaft Baden-Hachberg entstand um das Jahr 1212 durch Abspaltung von der Markgrafschaft Baden. Ein Zweig der Grafen von Urach hatte 1218 das Erbe der Zähringer im Breisgau und deren Hauptstadt Freiburg angetreten.

Heute geht man davon aus, dass der Basler Bischof Bertold II. als Stifter von Marienau angesehen werden kann. Bischof Berthold hatte zusammen mit seinem Bruder Ulrich II von Pfirt Zisterienserinnen unterstützt.

Kloster Marienau liegt in Breisach am Fuß des Eckartsberges. Dort war eine burgähnliche Befestigungsanlage. Dort vermutet man auch einen Hof der zähringischen Familie Tunsel. Der Hof war wohl einer Gemeinschaft von Beginen oder Inklusen überlassen worden.

Erstmals urkundlich fassbar wird Kloster Marienau 1265. Der Stadtherr von Breisach, Bischof Heinrich von Neuenburg (1263-1274)und Nachfolger von Bischof Berthold II. beantragte die Aufnahme der Frauengemeinschaft in den Zisterzienserorden.

Das Generalkapitel beauftragte Abt Adolf (1263-1280 von Kloster Lieu Croissant im Departement Doubs und den Tennenbacher Abt Heinrich von Falkenstein (1260-ca. 1279) Marienau zu visitieren und zu überprüfen, ob es die Aufnahmekriterien der Zisterzienser

erfüllt. Die Aufnahme in den Orden erfolgte wohl  kurz danach.

Etwas später wurde es Kloster Lützel unterstellt. Zunächst hatte der Abt von Citeaux das Visitationsrecht.

Bischof Heinrich betrieb die Aufnahme Marienaus in den Zisterzienserorden in seiner Eigenschaft als Stadtherr. Für geistliche Angelegenheiten war der Bischof von Konstanz als Diözesanbischof  zuständig. Das war zu dieser Zeit Bischof  Eberhard II. von Waldburg (1248-1274)

Das Kloster lag wohl nicht innerhalb der Stadtmauern. In vielen frühen Urkunden “sante Meriunowe bi Brisach “. Noch genauer wird die Lage angegeben in Urkunden von 1330,1332 und 1333. Da heisst es “ze Brisach vor der muren”

Die Nonnen hatten so auch sichtbar eine gewisse Unabhängigkeit von der Stadt. Andrerseits genossen sie aber auch nicht den Schutz den Stadtmauern geboten hätten.

Am 24. Juni 1266 bestätigt Philipp von Ratsamhausen die Schenkung seiner verstorbenen Ehefrau an Klodter Marienau (ZGO 13, 1861 S. 49) Es siegelten die Äbte von Lieu Croissant , Tennebach, Lützel und Sankt Urban sowie eine Reihe Adliger.

Rudolf von Ratsamhausen aus einer im Elsass reich begüterten Familie heiratete Anna,die Erbtochter des letzten Rittes von Tunsel. Er stammte aus einem Dorf Rathsamshausen in der Nähe von Schlettstadt. Die Familie wird dort bereits 1127 urkundlich erwähnt.

Sie wurde eine der wichtigsten Förderer des jungen Klosters. die Familie von Ratsamhausen hatte Beziehungen zum Zisterzienserorden, denn Philipp von ÄRatsamhausen trat um 1260 in das Zisterzienserkloster Pairis ein und war dort von 1301-1306 Abt, bevor dann Bischof von Eichstätt wurde (1306-1322) (siehe Mei Büchle Zisterzienserkloster Pairis/Elsass).

Das Kloster scheint einen großen Zulauf gehabt zu haben. Allerdings waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen noch nicht sonderlich günstig. Die Äbte von Lucelles Conrad (1268-1286) und Bellevaux  Petrus I. (1280-1291)beschränkten die Anzahl der Nonnen auf 6 Jahre und untersagten für diesen Zeitraum die Neuaufnahme von Schwestern.  (ZGO S. 50 f.)Äbtissin ist Berchte von Reinau.

Aber Kloster Marienau wurde allmählich zur Versorgungsstelle von Töchtern aus wohlhabenden Breisacher Familien, elsässischen Ministerialenfamilien und auch Familien des Breisgauer Adels, so dass sich auch die wirtschaftliche Lage des Klosters besserte.

Es gibt viele Schenkungen, bei denen als Grund angegeben wird, dass eine Tochter im Kloster Marienau ist.

Zu den Familien zählten die von Reinach, die aus dem Aargau stammte, von Bischoffingen, die in einer Urkunde von Äbtissin Berchte von Reinau genannt wird (ZGO S. 51 f) von Pforr, die zum Breisacher Patriziat gehörte. Aus dieser Familie kamen immer wieder Töchter ins Kloster Marienau.

Deshalb zählte die Familie auch zu den Mäzenen des Klosters und stattete es immer wieder mit Schenkungen aus. Katharina von Pforr war in den dreissiger Jahren des 14. Jahrhunderts sogar Äbtissin in Kloster Marienau.

Zwischen 1329 und 1343 kam Kloster Marienau in den Besitz eines Klosterhofs innerhalb der Stadtmauern. Dass sie sich die Nonnen der gefährdeten Lage des Klosters durchaus bewusst waren, zeigt auch ihr Klosterhof in Breisach.

Dieser setzte sich zusammen aus zwei ursprünglich getrennten Höfen. Eine Hälfte kam vor 1329 aus dem Besitz der Breisacher Patrizierfamilie Müntzmeister durch eine Schenkung in den Besitz des Klosters. Die andere Hälfte erwarb das Kloster 1349 für 125 Pfund Rappen,

das entspricht heute etwa einer Kaufkraft von 900.000 €. Das zeigt zwei Dinge. Einmal wollte das Kloster eine sichere Aufbewahrungsstelle für seine Korn-und Lebensmittelvorräte innerhalb der Stadtmauern. Zum andern hat sich die wirtschaftliche Lage des Klosters enorm verbessert.

Äbtissin war in dieser Zeit Berchta

Das Kloster wurde im Laufe des Spätmittelalters zum größten Grundbesitze in Breisach und hatte auch umfangreiche Besitzungen im Breisgau und vor allem im Elsass.

1348 gab es im Raum Breisach zwei Katastrophen, die sicher auch Kloster Marienau betroffen haben.

Am 27. Januar 1348 gab es in Breisach ein gewaltiges Erdbeben, bei dem Gebäude einstürzten und Menschen und Tiere begraben wurden.

1348 und 1349 grassierte die Pest am Oberrhein. Fast 90 % der Bevölkerung kam ums Leben.

Äbtissin war in dieser Zeit Agnes.

1356 fand das große Erbeben von Basel statt, das Basel weitgehend zerstört hat. Man kann davon ausgehen, dass ein solch verheerendes Erdbeben auch nicht allzu weit entfernte Gebiete wie zum Beispiel Breisach in Mitleidenschaft gezogen hat.

1367 wurde das Kloster Schauplatz eines Kampfes, wobei es da wohl selbst nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Freiburger Graf Egino III. (1358-1385) lag hauptsächlich aus finanziellen Gründen mit seiner Stadt ständig in Fehde. 1366 versuchte er ,

nachts mit einem Heerhaufen in die Stadt einzudringen. Daraufhin zerstörten die Freiburger seine Burg auf dem Schlossberg. Egino zog sich dann nach Endingen zurück. In der Nähe von Endingen kam es zu einer Schlacht mit Freiburg Bürgern und ihren Verbündeten,

Bürger aus Basel, Endingen, Neuenburg, Breisach und Kenzingen gegen den Grafen und dessen Verbündeten, die Herren von Üsenberg, die auch Stadtherren von Endingen waren. Die Grafen von Freiburg siegten und verfolgten die Unterlegenen bis nach Breisach.

Am Klostertor von Marienau konnten sie sie stellen und erschlugen sie oder nahmen sie gefangen.

Der Lützeler Pater Bernhardin Walch(1688-1760) berichtet dies in seiner Chronik.( Chronicon R.P.Bernhardini Walch, Senioris et Archivarii Monasterii Lucellensis 1445, erschienen bei Heitz, Strassbourg 1950 p. 179 f.)

Freiburg kaufte sich danach für 20.000 Mark Silber von der Herrschaft des Grafen frei und begab sich freiwillig unter den Schutz des Hauses Habsburg.

Auf die Lage Kloster Marienaus ist oben hingewiesen worden. Es lag außerhalb der Stadtmauern, konnte also den Schutz der Stadt nicht genießen. Das Kloster selbst aber war wohl ummauert. Als Stützpunkt eines möglichen Angreifers konnte das Kloster

aber der Stadt selbst gefährlich werden.

1468 hatte Karl der Kühne (1467-1477), der Herzog von Burgund in den österreichischen Vorlanden, die 4 Waldstädte und Teile des Elsasses und des Breisgau Herrschaften und Rechte pfandweise erworben und dort in den “Pfandlanden” einen Landvogt

eingesetzt. Das war Peter von Hagenbach. 1473 versuchte er die Selbstverwaltung von Mülhausen und Breisach aufzuheben. Wegen dieser Schwachstelle in der Breisacher Stadtbefestigung wollte er Kloster Marienau abreissen lassen. Die Nonnen wurden

in “Regelhäuser “ umgesiedelt. Zum Abriss kam es allerdings nicht, denn Peter von Hagenbach wurde 1474 gestürzt und am 9. Mai 1474 auf dem Anger vor dem Kupfertor in Breisach hingerichtet.

Die Nonnen konnten in ihr Kloster zurückkehren.

Nach dem Tod von Herzog Karl gingen die bisherigen Erblande wieder an Habsburg. Kaiser Maximilian I. (1486-1519) wollte Breisach zur Festung ausbauen. Er hatte das gleiche Problem wie Peter Hagenbach. Er hatte auch mit der Stadt geredet

und darüber nachgedacht, wie das Kloster abgebrochen und geschleift werden kann. Aber er löste das Problem ebenfalls nicht.

Die Reformation fasste in Breisach relativ schnell Fuß. Schon 1516, also ein Jahr vor Luthers Thesenanschlag in Wittenberg hält der Breisacher Münsterpfarrer Johannes Henlin  (Gallinarius) und Humanist im Breisacher Münster Predigten, worauf der Freiburger

Magistrat den Breisacher Rat ermahnt, gegenüber Henlin nicht zu nachlässig zu sein. Die Klöster und der Adel standen nicht zuletzt durch Luthers Geist der Reformation nicht mehr im besten Ruf. Dazu kamen Prozesse und Streitigkeiten mit weltlichen Instanzen.

Konrad Haas, Hilfspfarrer und Pfarrverweser in Breisach und Beichtvater im Kloster Marienau, hatte wohl einige Nonnen dazu gebracht, aus dem Orden auszutreten und sich zur neuen Lehrer zu bekennen.

Im drohenden Bauernaufstand ging das Gerücht von einem Verrat der Nonnen um. Das sollte gleich gesühnt werden. Die Bürger von Breisach machten das Kloster innerhalb von 24 Stunden dem Erdboden gleich.

Die Äbtissin Lucia Stökin wurde mitsamt dem Konvent in die Oberstadt gebracht, die Kostbarkeiten des Klosters in Sicherheit gebracht. Die Stadt als Vogtsherrin übernahm sämtliche klösterlichen Rechte und Besitzungen. Das Kloster wurde aufgehoben.

Die Klosterfrauen erhielten eine Leibrente. Dafür aber hatte die Stadt weder die Genehmigung des Landesherren Erzherzog Ferdinands, der durch Erbteilung 1521 die habsburgischen Erblande geerbt hatte noch des Landesvogts Johann Jakob von Mörsperg (1512-1528).

Es kam der Stadt sicher nicht ungelegen, dass Erzherzog Ferdinand mit Problemen in Böhmen und Ungarn stark in beschlag genommen war. Erst 1526 kam man dazu sich mit diesen Vorgängen zu beschäftigen. Dass die Aufhebung nicht rechtens war, war allen Beteiligten klar.

Es gab auch Verfahren, so vor dem kaiserlichen Hofgericht in Rottweil.

Am 24. April 1529 zog eine königliche Anordnung einen Schlusstrich . Da heiess es, dass “ uff niemands anlangen es apgebrochenen frauwenclosters halben biß uff weitern antwort zu geben schuldig sei”( Schau-ins-Land 97. 1978, S. 68)

Damit hatte Breisach eine Möglichkeit bekommen, die Klosterbesitzungen in seinem Besitz zu halten. Davon machte es geschickt Gebrauch.

1532 bemühte sich Kloster Lützel unter Abt  Heinrich Sapper (1532-1542) nochmals den Marienauer Besitz seinem Kloster als Priorat anzufügen. Die landesherrliche Regierung in Ensisheim hatte aber offensichtlich kein Interesse daran, den Marienauer Güterkomplex an das Elsässer Kloster

gelangen zu lassen. 1539 wurde ein letzter Kompromissvorschlag verabschiedet. Bis zu einem Konzil oder dem Ausgleich der Glaubenstreitigkeiten sollte Breisach die Klostereinkünfte für die Stadt verwenden dürfen. Die einzige nicht schriftlich fixierte Klausel sollte erfüllt werden.

die Einnahmen sollten für einen sozialen Zweck verwendet werden. Auch über das Restitutionsedikt von Kaiser Ferdinand II.(1619-1637) von 1629 brachte dem Zisterzienserorden den verlorenen besitz in Marienau zurück.

30 Aug 2021