Klöster in Baden-Württemberg

Kloster Allerheiligen (Schwarzwald)

                                                                                                                                                                                                             

Der Heilige Norbert von Xanten (*1080/1085-+6. Juni 1134) gründete 1120 einem  abgelegenen Waldtal bei Prémontre ein Kloster. Seine Mitglieder waren Kanoniker. Das sind Kleriker,die sich zu einem

gemeinsamen Leben ohne Privateigentum zusammen geschlossen haben. Grundlage für den Orden ist die Regel des heiligen Augustinus.Durch Norbert von Xanten erhielt die Augustinerregel aber ihre

besondere Ausprägung, weswegen die Prämonstratenser auch oft Norbertiner genannt werden. Die Ordenskleidung ist weiß. Im Mittelpunkt des religiösen Lebens steht die Liturgie. Siebenmal am Tag versammeln sie sich zum

Chorgebet. In der Frühzeit der Prämonstratenser war ihr Leben streng. Um Miiternacht wurde die Matutin gebetet. Im Kloster herrschte ununterbrochenes Stillschweigen.Fleischgenuss gab es nur bei Krankheit.

Alle waren zur Handarbeit verpflichtet, auch die Priester.

Eine Klostergemeinschaft wurde Kanonie genannt. Ähnlich wie die Zisterzienser waren die Prämonstratenser zentralistisch angelegt. Der Generalabt saß in Prémontre. In seinen Händen lag die Leitung des Ordens.

Äbte und Pröpste mussten immer wieder nach Prémontre kommen, wo über Ordensangelegenheiten und Ordensbräuche beraten wurde. Die Klöster einzelner Gebiete waren zu einer Zirkarie zusammengefasst. Ursprünglich deckte sich dass

mit einer Diözese. Es gab das Amt des Zirkators. Dieser visitierte die Klöster bestimmter Gebiete im Auftrag des Generalabtes von Zeit zu Zeit. Die Klöster hielten enge Bindungen zu dem Kloster, von dem aus sie jeweils gegründet wurden. Es nannte sich dann dessen filia.

Der Orden war weitgehend von den Bischöfen und weltlichen Herren unabhängig.

1126 bestätigte Papst Honorius II. (1124-1130) den Orden der „Chorherren des heiligen Augustinus nach den Gebräuchen der Kirche von Prémontré“.

Die asketische Persönlichkeit Norberts und sein Ruf als charismatischer Reform-und Bußprediger verschafften dem jungen Orden einen großen Zulauf und es kam zu vielen Klostergründungen in Frankreich, England und Deutschland.

Uta von Schauenburg (um 1115/20-1196/99) war die jüngere Tochter des Pfalzgrafen Gottfried bei Rhein aus dem Hause der Grafen von Calw und der Luitgard von Zähringen.

Ihre Großeltern sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits hatten als Klostergründer gewirkt. Ihr Urgroßvater Adalbert II. von Calw (+1099) hatte Kloster Hirsau um 1050 neu gebaut und um 1059 das Stift Sindelfingen gegründet.

Ihr Großvater mütterlicherseits Herzog Berthold II. von Zähringen (+1111) gründete 1093 das Kloster St. Peter im Schwarzwald.

Utas Vater Gottfried hatte keine männlichen Nachkommen, hatte aber reiche Besitztümer. Dazu ging ihre Schwester eine nicht standesgemäße Ehe ein. Uta  war also eine ganz gute Partie.

In jungen Jahren heiratete Uta Welf VI. (*1115-1191),Markgraf von Tuscien, dem sie schon als Sechsjährige versprochen war. Die Ehe war wohl nicht glücklich. Ihr entstammte ein Sohn, Welf VII, der allerdings schon 1167 auf dem Feldzug Friedrich Barbarossas gegen den Papst verstarb.

Auch Welf VI. war als Klostergründer tätigt. Er gründete 1147 das Prämonstratenserkloster Steingaden, in dem sein Sohn und später auch er beerdigt sind.

Herzog Welf starb 1191. Kurz danach gründete seine Witwe Uta das Prämonstratenserkloster Allerheiligen bei Oppenau. Die Klostertradition nimmt 1192 als Gründungsjahr an.

Allerheiligen war eine singuläre Erscheinung. Es ist die späteste und einzige prämonstratensische Klostergründung im rechtsrheinischen Oberrheingebiet.

Die “Gründungsurkunde” ist im Original verlorengegangen. Die weiteren Abschriften beruhen alle auf einem Vidimus aus dem Jahr 1441. Der Text enthält eine Besitzliste mit den Ausstattungsgütern des Klosters, die vor allem im Renchtal lagen, und erwähnt als zentralen Besitz das Patronatsrecht über die Kirche in Nussbach.

Die Gründungsurkunde besagt, dass Allerheiligen von der Cella Herbipolim gegründet worden ist. Dort wurde unter Mitwirkung von Norbert von Xanten 1128 ein Doppelkloster der Prämonstratenser gegründet. Das Totenbuch von Allerheiligen verzeichnet tatsächlich drei Kanoniker

aus Zell. Zwar erklärte Abt Oswald Lorchert (1747-1785) von Oberzell in seinem Schreiben vom 30. Januar  1757, dass Kloster Allerheiligen nie als Tochter von Kloster Oberzell betrachtet worden sei.

Der Propst des Klosters Marchtal Theoderich  von Wittenhausen (1243-1251) verzichtete nach den Annalen Kloster Marchtals auf das Recht auf das Patronat von Kloster Allerheiligen. Es ist anzunehmen, dass  auch Kanoniker aus Marchtal gekommen sind, um an der Gründung teilzunehmen.

Es war bei den Prämonstratensern nicht unüblich, dass sich der Konvent eines neuen Klosters aus Mitgliedern verschiedener Klöstern zusammensetzte.

“Uta, Herzogin von Schauenburg, gründet zur Ehre Gottes und aller Heiligen ein Kloster am Nordwasser (Nortwazzer) beim Büttenstein (Butenstein) nach der Augustinerregel und den Statuten des Prämonstratenserordens, bestimmt die Grenzen des Klostergebiets und stattet dasselbe aus mit näher beschriebenen Gütern zu Rinken (Rincun), Ramsbach (Ramesbach), Hesselbach (Haselbach) und Elisweier (Elliswilre), sowie den vierten Teil des Fischwassers Bustrich (Bustric); außerdem bestätigt sie dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche in Nußbach (Nuzbach) und bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen zu Kirche und Bistum Straßburg gehören soll wie das Kloster Oberzell zu Würzburg, von wo aus das Kloster gegründet wurde. GAL Findbuch 34 Nr. 139

Neben der Festlegung des Besitzes kamen auch rechtliche Bestimmungen dazu. Als Mitglied  des Prämonstratenserordens sollte Allerheiligen jegliche Freiheit haben, die irgendein Kloster dieses Ordens besitzt. Es sollte frei sein von Abgaben. Es sollte keinen Vogt  über sich haben und kein Landesherr

sollte das Kloster zu irgendwelchen Leistungen heranziehen.

Uta hatte in der Gründungsurkunde bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen dem Orden der Prämonstratenser angehören sollte. Zum einen genossen die Prämonstratenser zu Utas Zeiten wegen ihres vorbildlichen, strengen Lebens einen guten Ruf.

Möglicherweise hat auch mitgespielt, dass ihr Gatte Welf VI., der in der Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) von 1218 neben Uta als Gründer genannt wird, 1247 das Prämonstratenserkloster Steingaden gegründet hat. Es bestanden also

Beziehungen zum Prämonstratenserorden.

Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) stellte  in Ehnheim  eine Bestätigungsurkunde für Kloster Allerheiligen aus. Sie ist ohne Zeitangabe. Aber Heinrich hielt sich 1196 in Ehnheim auf, wie aus anderen Quellen bekannt ist. Das lässt den Schluss zu, dass Allerheiligen zwischen 1191 und 1196 gegründet worden ist. Bei der Ausfertigung müssen Männer mitgewirkt haben, die mit den Örtlichkeiten und den Besitzverhältnissen im Renchtal vertraut waren. Außerdem müssen sie die Privilegien und Gepflogenheiten der Prämonstratenser und auch ihre Klöster gekannt haben.

Das Könnte Manegold gewesen, der ehemalige Beichtvater Welfs VI., der ins Kloster Steingaden eingetreten ist und dann in Marchtal Propst (1191-1204) geworden ist.

Am 9. April 1200 bestätigte König Philipp von Schwaben (1198-1208) die Vogtfreiheit des Klosters. Philipp – RI V,1,1 n. 46

Die erste päpstliche Schutzurkunde stellte Papst Innozenz III. (1198-1216) am 5. Februar 1204 in Anagni aus. In dieser Urkunde wird nicht nur Uta als Stifterin genannt, sondern auch ihr Mann Welf IV. und die beiden Zähringer Hugo von Ulmburg (+1203) und Berthold IV. (1152-1186).

Zum 1. Propst wählte der Konvent Gerungus (1196-1217) Wahrscheinlich wurde er von Marchtal nach Allerheiligen geschickt. Er stammte wohl aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht, in dem der seltene Name Gerungus gängig war. Im LThK Bd 1 im Artikel Allerheiligen wird ein Gerungus von Schauenburg als Gründerpropst genannt (S. 406). Als Gründerpropst hatte Gerung die Aufgabe, die baulichen Voraussetzungen für klösterliches Leben zu schaffen. Das war in dieser abgelegenen Lage nicht einfach. Wege mussten gebaut werden, Sümpfe trockengelegt und Wasserleitungen

angelegt werden. Die Baumeister der Klosterkirche von Allerheiligen sind unbekannt, aber sie standen wohl in Beziehung zur Straßburger Münsterbauhütte. Der Bau wurde unter Propst Gerung begonnen. Chor, Vierung und Querschiff entstanden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts

und das Langhaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts vollendet.

Bereits 1217 wurde Allerheiligen direkt der Mutterabtei in Prémontré unterstellt.

Nachfolger von Propst Gerungus wurde Walther von Westernach. Er war von 1209-1214 Propst in Marchtal gewesen. Wegen innerer Schwierigkeiten hatte er dieses Amt 1214 niedergelegt. 1217 wurde er vom Abt in Prémontré Gervais d’Angles (1209-1220) zum Propst von

Allerheiligen ernannt.

Auch Propst Walther sorgte für die rechtliche Absicherung des Klosters. Im Januar 1218 nahm Kaiser Friedrich II.(1210 König ab 1220-1250 Kaiser)das Kloster Allerheiligen, seine Insassen und seine Güter in seinen besonderen Schutz.(GLA 33 Nr.49) Eine weitere Schutzurkunde stellte Friedrich II. 1224.

Auch sein Sohn Heinrich stellte dem Kloster 1224 eine Schutzurkunde aus.

Am 15. Januar 1223 nahm Papst Honorius III. (1216-1227) Propst und Konvent des Kloster Allerheiligen in seinen Schutz und bestätigte den Klosterbesitz ins besondere die Kirchen in Nußbach und Urloffen. (GLA E Nr.48)

Schon 1220 hatte der Straßburger Bischof Heinrich II. von Veringen (1202-1223) die Freiheiten und Besitzungen des Klosters bestätigt. (GAL 33 Nr.56)

Die Einkünfte aus Schenkungen waren noch sehr gering. Die finanziellen Belastungen, die das Kloster durch den Klosterbau zu tragen hatte waren aber sehr hoch. Wohl deshalb schickte Propst Walter Ordensbrüder aus, um Geld zu sammeln.

Das war natürlich nicht ungefährlich. König Heinrich VII. (1220-1235) stellte dem Kloster am15. April 1227 in Hagenau eine Schutzurkunde aus. “nimmt die zelle Allerheiligen in seinen besondern schutz, und gebietet seinen dienstmannen clerikern und amtleuten deren almosensammler liebreich aufzunehmen”. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4054

Allerheiligen hatte das Patronatsrecht über Nußbach. Propst Walther bat nun Papst Honorius, die Pfarrei nach dem Tode des gegenwärtigen Pfarrers die Pfarrei dem Stift einverleiben zu dürfen. Papst Honorius beauftragte Bischof Heinrich von Straßburg, dies zu überprüfen.

Nachdem er sich von der Armut des Ortes überzeugt hatte, stimmten er und das Domkapitel 1225 der Einverleibung zu. Dabei wurden die Einkünfte der Pfarrei Nußbach, Oppenau und Oberkirch festgesetzt.Allerheiligen hatte nur die Verpflichtung,  künftig anzustellende Pfarrer

dem Archidiakon als Vertreter des Bischofs vorzustellen.

Am 6. Juni 1228  bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) dem Propst und Konvent des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald die diesem vom Bischof von Straßburg übergebene Kirche zu Nußbach (GLA E Nr.56)

Nachfolger von Propst Walther wurde Probst Heinrich (1233-1262).

1239 kaufte er von Gräfin Adelheid von Freiburg (+1248) den Hof in Nussbach mit dem Patronatsrecht der Pfarrei 34 Nr. 680. Allerdings erhob der Markgraf Hermann VI. von Baden (1243-1247) Ansprüche auf die Vogtei über Nussbach und andere Forderungen.

Der Propst war nicht bereit auf die Ansprüche des Klosters zu verzichten. Daraufhin nahm der Markgraf den Prost und seine Kanoniker gefangen.

Ein Schiedsspruch des Straßburger Bischofs Konrad V. von Eberstein (1237-1245)und seines Dompropstes entschied den Streit zu Gunsten des Klosters Allerheiligen. Der Bischof stellte fest, dass der Markgraf aufgrund der erhaltenen Privilegien des Klosters

keinerlei Rechte auf die Vogtei habe. Der Markgraf musste auf alle seine Forderungen verzichten und eine Buße von 200 Pfund zahlen.(GLA  34 Nr. 837)

Kloster Allerheiligen genoss inzwischen einen sehr guten Ruf. 1238 war das schon 764 gestiftete Kloster Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zur Reform unterstellt. Die dortigen Benediktiner widersetzten sich der Reform und mussten Lorsch verlassen. Sie wurden zunächst durch Zisterzienser aus Kloster Eberbach ersetzt. Diese konnten sich in Lorsch allerdings auch nicht halten. Erzbischof Siegfried rief dann 1248 Prämonstratenser aus Kloster Allerheiligen nach Lorsch. Lorsch hatte nun den Status einer Propstei.

Lorsch betrachtete sich als “Tochter” Allerheiligens.

Schon 1189 waren Prämonstratenser aus Allerheiligen im elsässischen Hagenau. Die dortige St. Niklaskirche wurde vorher auch das Prämonstratenserkloster genannt. (Topograhia Alsatia: Hagenau 22).

Die Bettelmönche von Allerheiligen in Straßburg wurden 1297 ebenfalls Prämonstratenser.

Der Marchtaler Propst Dietrich von Wittenhausen (1243-1261) verzichtete auf die Paternatsrechte von Kloster Marchtal. Seit 1320 wird Allerheiligen in der Zirkarie Wadgassen geführt.

Am 28. Juni 1259 stellte Papst Alexander IV. (1254-1261) Kloster Allerheiligen wohl aus gegebenem Anlass eine Schutzurkunde aus, in der er dem Klerus der Mainzer Kirchenprovinz befahl, das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald gegen

dessen Bedränger zu schützen. (GLA E Nr.247)

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Konrad von Schauenburg (1262-1289). Er hatte das Vertrauen des Straßburger Bischofs Konrad III. von Lichtenberg (1273-1299). Dieser gestattete am 2. Mai 1281 Propst und Konvent auf der vakant gewordenen

Kirche von Oppenau, für die das Kloster Patronats-und Präsentationsrechte hatte, einen Konventualen des Klosters präsentieren zu dürfen, der die Pfarrstelle zusammen mit einem Amtskollegen versehen solle. (34 Nr. 1238)

Einen guten Draht scheint Propst Konrad auch zu Papst Martin IV. (1281-1285) gehabt zu haben. Denn der Papst stellte dem Kloster in den nur vier Jahren seines Pontifikats 6 Urkunden aus. Am 15. März 1284 nahm er das Kloster in seinen Schutz und bestätigte dessen Zehnten, Güter und sonstigen Besitzungen. (GLA E Nr. 282) Auch im März 1284 bestätigte Papst Martin IV. die Schenkung des Straßburger Bürgers Friedrich Westermann und seiner Frau eines Hofes in Sasbach. (GLA E Nr. 283)

Eine interessante Urkunde war die, die der Papst am 2. März 1284 ausstellte. “Papst Martin IV. bewilligt dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Anrecht auf die Güter, die die Brüder des Klosters rechtmäßig erworben haben würden, falls sie in der Welt geblieben wären, ausgenommen Lehen.

( GLA E Nr.284) Noch im März bewilligte der Papst dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Recht, gewisse Privilegien und Indulgenzen, die zeitweise aus Unkenntnis in Vergessenheit geraten waren, wieder zu gebrauchen. (E Nr.285)

Im April 1284 verhinderte er mit einer Urkunde, dass jemand ohne rechtlichen Grund sich der Angehörigen und Güter des Klosters bemächtigt und diese unterschlägt, bis seine unbegründeten Forderungen erfüllt sind. (E Nr.286)

Unter Konrad wuchs auch das Ansehen der Klosterkirche in der Bevölkerung. Bischof Johannes von Litauen, ein Deutschordensherr und aus einem Bistum Litauen vertriebenen Bischof, der dann in mehreren südlichen Bistümern der Kirchenprovinz Mainz tätig war-in Konstanz ist er von 1282-1290 nachweisbar- erteilte der Klosterkirche einen 14-tätigen Ablass. (GLA 34 Nr. 105)

1297 gewährten mehrere Bischöfe ebenfalls einen 40-tägigen Ablass. Das erhöhte natürlich den Zulauf, das Spendenaufkommen der Pilger aber auch letztwillige Verfügungen, eine gute Einnahmequelle für das Kloster. (34 Nr. 106)

Nachfolger von Propst Konrad wurde Propst Henrich II. (1290-1319). Auch in seiner Regierungszeit entwickelten sich die Besitzverhältnisse Allerheiligens günstig.

Bischof Konrad III von Lichtenberg gestattete dem Propst und Konvent von Allerheiligen, die Kirchen von Oppenau und Oberkirch, die bisher von Professen des Klosters versehen worden waren, mit Weltpriestern zu besetzen. Im 13. Jahrhundert hatte das Kloster versucht, möglichst

Chorherren als Priester einzusetzen. Aber gelegentlich scheint es doch an seine Grenzen gekommen zu sein.

Unterstützung fand das Kloster vor allem durch den Renchtaler Adel so die Herren von Bach, die Herren von Neuenstein, die bei Lautenbach ansässig waren, die Herren von Schauenburg, Winterbach und Staufenberg, aber auch die Grafen von Freiburg und Fürstenberg, die alle in der Gegend begütert waren. Viele der Adligen ließen sich auf dem Klosterfriedhof beerdigen, was in der Regel auch mit Spenden honoriert wurde.

Auch Geistliche waren unter den Stiftern, so zum Beispiel Propst Heinrich aus dem Stift Honau bei Schwindratzheim, der dem Kloster Höfe, Äcker und Wiesen sowie Zinsen in Ebersweier (GLA 34 Nr.423), Zusenhofen und Willstätt schenkte.

Eine besonders umfangreiche Schenkung erhielt das Kloster von der Witwe Junta Knierin aus Renchen, die den Knabenhof in Fautenbach, den Schultheißenhof in Densbach und ihr Haus in Oberkirch, in dem sie wohnte für sich, ihren verstorbenen Mann Heinrich

und ihren Sohn Albert als Seelgerät.

Das war nicht die einzige Erwerbung in Oberkirch. Zwischen 1200 und 1300 erwarb oder erhielt als Schenkung Kloster Allerheiligen über 13 Häuser und Hofstätten, manchmal Scheunen und Gärten. Daneben erwarb es mehrfach große Wiesengrundstücke. Es bekam Einkünfte

aus Gülten und Zinsen geschenkt. So war es nur logisch, dass das Kloster in Oberkirch bald die Propstei errichtete. Von dort aus wurden die Einkünfte des Klosters verwaltet. Der Verwalter war der Pater Oberkeller, der wie der Propst bzw. später der Abt in der “Propstei Allerheiligen”

residierte. In Oberkirch besaß das Kloster die Kirche,das Propsteigebäude, ein sogenanntes Pitanzhaus, das war ein Mönchsspeisehaus, eine Badstube, eine Mühle, eine Weinkelter und einen Klosterkeller.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 waren große Teile Oberkirchs niedergebrannt. Das Kloster errichtete dann einen steinernen Neubau, das Propsteigebäude. Dieses brannte aber 1797  auch völlig ab, wurde aber umgehend durch einen schlichten klassizistischen Neubau ersetzt.

An seinem nicht mehr genutzten Eingang ist heute noch das Wappen des Klosters und des letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

1319 tauschte Propst Heinrich die dem Kloster gehörige Burg Friedberg bei Oppenau (GLA 34 Nr. 148) gegen Weingärten am Tanzberg bei Tiergarten die dem Bischof von Straßburg und dem Domkapitel Straßburg gehörten.

Die Straßburger Bischöfe konnten durch diesen Taus ihre Machtstellung im Renchtal weiter ausbauen.

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Johannes Rohart von Neuenstein (1319-1350) Die Familie Rohart von Neuenstein stellte knapp 100 Jahre einen weiteren Propst in Allerheiligen.

Graf Heinrich II. von Fürstenberg (+1337) verkaufte 1327 den “unteren” Hof in Nussbach sowie die Patronatsrechte die er an der Kirche in Nussbach hatte für 200 Mark Straßburger Silber, das sind etwa 30.433,00 €. (GLA 34 Nr. 869)

1348 erwarb Kloster Allerheiligen Besitzungen bei Renchen von Kloster Schuttern. (GLA 34 Nr.99)  von Abt Isenbertus (1337–1350) für 150 Pfund Straßburger Pfennige, das sind etwa 2.135,00 €

Am 4. Januar 1348 verzichtete Kaiser Karl IV. (1346-1356 König, dann Kaiser- 1378)  zugunsten des Bistums Straßburg auf das Recht der ersten Bitten in den Klöstern Ebersheimmünster, Altdorf, St. Arbogast, Ittenweiler, Truttenhausen, Obersteig, Steig bei Zabern nebst der Klause dabei, Allerheiligen im Schwarzwald, St. Stephan, St. Johann. (34 Nr.150) Das Recht der ersten Bitte bedeutete, dass der Kaiser anlässlich seiner Krönung das Recht hatte, an jedem Stift im Heiligen Römischen Reich die erste Pfründe zu besetzen.

7. Propst von Allerheiligen wurde Eberhart (1350-1362) Der Straßburger Bischof Berthold II. von Buchegg (1328 –1353) fügte dem bestehenden Ablass in Allerheiligen nochmals 40 Tage hinzu.

Der 8. Propst war Friedrich von Schaffhausen (1362-1369) Unter ihm wurden dem Kloster  Häuser, Höfe, Güter zu Höfen, Bernhardshofen, Achern und Gamshurst unter Vorbehalt des Nießbrauches auf Lebenszeit vermacht ( Kappelrodeck 34 Nr.676 vom 11. Mai 1369) und Niederachern vermacht.

Nachfolger von Propst Friedrich war Hartlieb von Ramstein (1369-1386)

Der Straßburger Bischof Johann III. von Luxemburg-Ligny (1366-1371) gewährte 1370 für die Ursulakapelle in der Nähe des Stiftes am Sonntag nach Fronleichnam ebenfalls einen Ablass von 40 Tagen.

Das Schwergewicht der Prämonstratenser lag auf der Seelsorge. Deshalb bewirtschaftete das Kloster nur wenige Güter selbst. Im wesentlichen beschränkte sich das auf den eigentlichen Klosterbereich. Die entfernter liegenden Güter wurden von Konversen bewirtschaftet.

Meist waren sie aber als Zeit-oder Erblehen an Bauernverpachtet. Die Einnahmen des –Stifts waren gering. sie beliefen sich auf etwa 100 Mark Silber jährlich, das sind etwa 15.217,00 €.

Eine wichtige Einnahmequelle waren die Patronate. Am 22. August 1361 inkorporierte Bischof Konrad Kloster Allerheiligen die Pfarrkirche von Appenweier, deren Patronat das Kloster schon vorher innehatte. (GLA 34 Nr. 300)

Kloster Allerheiligen führte getrennte Kassen. Einnahmen bestimmter Güter gehörten dem Propst, zum Beispiel die von Nussbach. Diese verwaltete die Kämmerei. Die Einnahmen für die Chorherren verwaltete die Pietanz. Diese erhielt häufig Stiftungen,um die Kost der

Konventualen aufzubessern zum Beispiel am Todestag des Stifters.

Dann gab es noch das Messamt, das die Messtiftungen betreute. Ein Amt verwaltete das Siechenhaus. Dann gab es noch die Küsterei. Diese  kam für alles auf, was für die Messe notwendig war. Es war das einzige Amt, das genügend Einnahmen hatte, um Geld gegen Zins auszuleihen.

Nachfolger von Propst Hartlieb war Propst Johann von Milnheim (1386-1408). 1395 scheint das Kloster aber gut bei Kasse gewesen zu sein, denn der Straßburger Bischof Wilhelm II. von Diest (1394-1439), der ständig in Geldnot war, verpfändete die beiden bei Oberkirch gelegenen Burgen Ullenburg und Fürsteneck für 500 Goldgulden, das sind etwa 84.938,00 €. (Das alte Bethaus zu Allerheiligen zu Straßburg im Elsass, Straßburg 1879, S. 34)

Nachfolger von Propst Johann wurde Kumanus Lederholz (1408-1428) Er dankte 1428 ab.

In den 30-iger Jahren des 15. Jahrhunderts gab es immer wieder lokale kriegerische Auseinandersetzungen wie zum Beispiel die “Schauenburger Fehde” von 1432. Friedrich Bock von Schauenburg fiel zusammen mit seinem Nachbarn Bechthold von Schauenburg in die Vogtei ein, um Schulden der verstorbenen Gräfin Elisabeth von Württemberg  einzutreiben. Württemberg verbündete sich  mit der Stadt Straßburg und belagerte die Schauenburg, was beträchtliche Zerstörungen verursachte. Sie endete von 1433 mit dem Burgfrieden von Schauenburg.

Außerdem gab es zwischen 1430 und 1440 zehn Jahre lang Wetteranomalien, die zu erheblichen Missernten führten und anschließenden Hungersnöten, die zwischen 1437 und 1440 in ganz Europa zu Hundertausenden von Toten sorgte.

Das verursachte auch Kloster Allerheiligen enorme Einbußen an seinen Einkünften und sorgte für eine Verarmung des Klosters. Dadurch bahnte sich in Allerheiligen und auch in anderen Prämonstratenserklöstern eine Entwicklung an, die sicherlich nicht im Sinne des Ordensgründer Norbert von Xanten war. Einzelne Kanoniker behielten oft einen Teil ihres eingebrachten Gutes für sich, um sich einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Andere schufen sich ein privates Vermögen, dass sie durch Kauf von Liegenschaften und Erwerb von Zinsen zu mehren suchten.

Propst Berthold Schoup von Winterlingen (1408-1436) (In das Kloster Allerheiligen von K. G. Fecht Karlsruhe 1872, daraus stammen die Angaben zu den anderen Pröpsten nur als 1411 vorkommen erwähnt) hinterließ 1469 ein Vermögen, das nach Abzug der Schulden an das Kloster noch

3.573 Dukaten, das sind immerhin etwa 699.370,00 €, betrug. Das wurde dann zwischen Propst und Kanonikern aufgeteilt. Der Probst erhielt 1.028 Dukaten, also etwa 201.218,00 €, die Kanoniker  2.545 Dukaten also etwa 498.152,00 €.

Abt Johannes IX (1436-1443) gestattete, dass dieses Geld zwischen Propst und Konvent geteilt wurde. (GLA 34 Nr.6)

Beide einigten sich darauf, das Geld anzulegen und von den zinsen dringend notwendige Reparaturarbeiten zu bezahlen.

Auf ihn folgte  Rülmann Dedinger (1436-1462). Er versprach am 3. August 1448 dem Straßburger Bischof Ruprecht von Pfalz-Simmern (1440-1478) die Zahlung eines jährlichen Schirmgeldes von 20 Dukaten, das sind etwa 3.971,00 €. (GLA 34 Nr.50)

Mit dem Abweichen vom ursprünglichen Armutsideal ging natürlich auch ein Niedergang der Klosterzucht einher, der wohl über längere Zeit anhielt und durchaus auch Begehrlichkeiten weckte. Landes-und Stadtherren suchten ihre Machtstellung zu erweitern. Dafür war auch Geld nötig.

Steuerquellen boten sich an wie die  Gabella, eine indirekte Steuer, die in Frankreich zum Beispiel als Salzsteuer erhoben wurde. Die Tallia war eine Steuer, die vom Landesherrn auf Grund und Boden erhoben wurde.

Die Prämonstratenser hatten ja Abgabenfreiheut garantiert und so wandten sie sich 1417 ans Konstanzer Konzil (1414-1418). Dieses bestätigte die Privilegien von Kloster Allerheiligen und untersagte bei strengen Kirchenstrafen, dass das Kloster zu einer dieser Steuer herangezogen wurde.

(GLA 34 Nr.151 vom  4. Juni 1417)

13. Propst wurde Andreas Rohart von Neuenstein (1462-1478)

Das gravierendste Ereignis für Kloster Allerheiligen war der Brand im Jahre 1470.

Am Dienstag nach Lätare brach ein Brand in der Klosterküche aus. Wegen des schlechten baulichen Zustands der Gebäude griff er rasch auf die Klosterkirche über, zerstörte sie und das anschließende Klausurgebäude.

Der Konvent kam laut Klosterchronik für einige Zeit im elterlichen Gut des Propstes unter.

Propst Andreas begann sofort mit dem Neubau. Wer mit dem Wiederaufbau beauftragt war, ist unbekannt. Die noch brauchbaren Mauern wurden wiederverwendet. Das Langhaus wurde als spätgotische Halle erneuert, Mittel-und Seitenschiffe wurden eingewölbt. Die Vorhalle wurde

verbreitert. Auch der Kreuzgang wurde neugestaltet.

Der Nachfolger von Propst Andreas Georg Federle (1474-1477) führte den Neubau zu Ende. Seine  Wahl  wurde Bischof Ruprecht am 17. September 1474 durch Propst Johannes vom Prämonstratenserkloster Hagenau angezeigt (GLA 34 Nr. 59)

In Lautenbach gab es  eine kleine Kapelle. Dort war ein als wundertätig bezeichnetes Bild Mariens zu sehen, zu dem sich eine Wallfahrt entwickelte und das immer größeren Zustrom erfuhr.Bauern und vor allem der örtliche Adel, darunter vor allem die Schauenburg, begannen 1471

mit dem Bau der Kirche Mariä Krönung, um dem anwachsenden Pilgerstrom einen angemessenen Gebetsraum zu schaffen aber auch als Grablege für den lokalen Adel.

Baumeister Hans Hertwig aus Bergzabern, der eine Wanderbauhütte unterhielt, hatte den Bau begonnen. Von ihm stammt auch das Netzgewölbe. Nachdem die Ortenauer Reichsritterschaft den Bau finanziell nicht mehr stemmen konnte, sprang Kloster Allerheiligen

unter seinem Propst Johannes Magistri (1477-1492) , eigentlich Hans Schulmeister, der seinen Namen der Zeitmode entsprechend latinisiert hatte, 1480 ein. Er hatte dazu das Einverständnis von Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478-1506) . Er wollte

den Bau “notabiliter et speciose” (bemerkenswert und prächtig) ausführen lassen.

Mit dem Baumeister hatte es allerdings Schwierigkeiten gegeben. Baumeister Hans Hertwig hatte die Voranschläge zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen und verschwand dann aus Lautenbach. Propst Johannes Magistri musste ihn 1481 und 1482 gerichtlich zwingen, den Bau

wenigstens gebrauchsfertig zu machen. (34 Nr. 723 und 724) Mitsiegler der Urkunde 724 ist Hans von Neuenstein. Das war der Bruder des verstorbenen Propstes Andreas Rohart von Neuenstein.

Bischof Albrecht weihte die Kirche 1483 noch unvollendet ein

Glanzstück der Kirche sind neben dem Netzgewölbe der dreiteilige Hochaltar. Der Künstler ist unbekannt, gehört aber wohl der Straßburgischen Schule an und wird kunstgeschichtlich als Meister des Lautenbacher Altar geführt.

Besonders wertvoll sind auch die Glasfenster, die aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau (um 1420-1506) stammen. Peter Hemmel von Andlau zählt zum zum Vollendetsten, was die Glasmalerei hervorgebracht hat.

1480 durfte mit Erlaubnis von Bischof Albrecht ein Opferstock in Lautenbach aufgestellt werden. Die  Opfergelder sollten zur Fertigstellung der Kirche verwendet werden und nach deren Fertigstellung zwischen Kloster Allerheiligen

und Lautenbach im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilt werden. (GLA 34 Nr. 740)

1491 hob Bischof Albrecht die nicht mehr bewohnte Klause Oberdorf bei Oberkirche auf und übertrug deren sämtliche Güter, Besitzungen, Einkünfte und Rechte auf die neuerbaute Kirche zu Lautenbach (34 Nr. 726)

Der Übertragung der Klause von Oberdorf stimmte auch Papst Innozenz VIII. (1484-1492) zu. (GLA 34 Nr. 727)

Nachdem die Kirche in Lauterbach fertig war, gab es Strömungen im Konvent,das Kloster nach Lauterbach überzusiedeln. Propst Johannes trug diese Überlegung auch dem Generalkapitel in Prémontre vor. Diese entschied, dass Kloster nicht verlegt werden dürfe.

Der Konvent legte 1484 einstimmig dafür, dass man in Allerheiligen blieb. Außerdem wurde bestimmt, dass jeder Neueintretende schwören müsse, nie einer Verlegung nach Lauterbach oder einem anderen Ort zu zustimmen. dieses wurde sogar urkundlich festgelegt.

(GLA 34 Nr. 159)

Von den 12 abstimmenden Konventsmitgliedern tragen drei latinisierte Namen, nämlich Johannes Magistri, Jacobus Fabri und Conradus Sutori. Daraus kann man schließen, dass der Humanismus in Allerheiligen angekommen ist.

Der 16. Propst war Peter Burkhard (1492-1514)

Propst Peter ließ im Eingang der Kirche eine Lorettokapelle errichten. Er ließ sich auch in der Kirche von Lauterbach beerdigen.

Nachfolger von Propst Peter wurde Propst Heinrich Fehl (1514-1531 abgedankt).

Die Regierungszeit von Propst Heinrich wurde vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.

1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben. Daraus entwickelte sich, von Luther zunächst gar nicht so geplant, die Reformation. Allerheiligen überstand die Reformationszeit nur knapp,

aber es ging nicht wie die meisten benachbarten klösterlichen Gemeinschaften unter, wie zum Beispiel Alpirsbach, Reichenbach oder Kniebis oder wie praktisch alle Klöster in Württemberg, die nachdem Herzog Ulrich (1498-1519 und wieder 1534-1550) 1534 die Reformation

in Württemberg eingeführt hatte,alle aufgelöst wurden.

Das zweite Ereignis war der Bauernkrieg von 1525, der sich ja auch auf die reformatorische Forderung bezog. Die Bauern waren durch die Reformation zum eigenen kritischen Nachdenken und Handeln ermutigt worden. Sie stellten die Ständegesellschaft in Frage und

forderten eine größere Mitsprachemöglichkeit.

Im April 1525 ließ das Domkapitel Straßburg unter Führung des Domdechanten Sigmund von Hohenlohe (1511-1534) die Verhältnisse der Bauern in der Ortenau überprüfen. Brieflich ließen die Bauern des Gerichts Oberkirch Forderungen vorbringen.

Revolutionäre Forderungen traten eigentlich nicht zu Tage. Aber am 25. April 1525 erfolgte der Sturm auf das Kloster Schwarzach durch die Bauern des unteren Hanauerlandes. Dieses wurde dabei erheblich zerstört. Unter Jerg von Wimpfen marschierten sie weiter vor Oberkirch.

Der Klosterhof in Oberkirch wurde zerstört, dann die Kirchen in Oberkirch, Lauterbach und Allerheiligen wurden geplündert. Das Archiv von Kloster Allerheiligen war schon vorher auf der Schauenburg in Sicherheit gebracht worden.

Markgraf Philipp von Baden (1515-1534), der von 1524 bis 1527 auch kaiserlicher Statthalter im Reichsregiment war, handelte zusammen mit Vertretern der Stadt Straßburg am 29.05. 1525 den Vertrag  von Renchen mit der Bauernschaft aus. Es wurde vereinbart,

dass Propst und Konvent ihre Güter samt Zinsen behielten. Die Bauern geben die Ornate und den Kirchenschmuck der drei Kirchen zurück, sowie Hausrat und Urkunden soweit sie vorhanden waren. Der Propst verzichtete auf Dinge, die entwendet worden waren und er verpflichtete sich

innerhalb von 14 Tagen 100 Dukaten, das sind etwa 19.478,00 €, zu zahlen. Urkunde 34 Nr. 121. Die Urkunde wurde am 29. Mai 1525 ausgestellt.

Das Kloster scheint eine relativ intakte Beziehung zu seinen Bauern gehabt zu haben. Denn unter den Aufständischen befanden sich keine Renchtäler Bauern.

In Straßburg fasste die Reformation schnell Fuß. Die bedeutendsten Straßburger Drucker verbreiteten reformatorische Abhandlungen und evangelische Streitschriften. Der Straßburger Domdechant Sigmund von Hohenlohe bekannte sich 1524 zur Reformation und berief

Kaspar Hedio(1494-1522) zum Münsterprediger. 1529 schaffte der Magistrat die Messe ab. Auch einen Bildersturm gab es.

Die Chorherren von Allerheiligen blieben ihrem alten Glauben und ihren Ordensgelübden treu. Es ist kein Name eines Ausgetretenen bekannt.

Propst Heinrich trat 1531 zurück. Abt Johannes XIII. von Kloster Prémontré beauftragte den Abt von Kloster Adelberg, die Resignation von Propst Heinrich entgegenzunehmen, und die Wahlhandlungen für die Wahl des neuen Propstes einzuleiten (34 Nr. 161)

Der 18. Propst war Propst Jakob von Hornberg aus Horb, der aber schon nach 4 Jahren 1535 wieder abdankte. Sein Nachfolger  Matthäus (1535-1542) verstarb nach sieben Regierungsjahren. Auf ihn folgte Propst Gregorius Ruest, der 1550 starb.

Sein Nachfolger wurde Propst Petrus Müller (1550-1562) aus Ullenburg.  Seine Wahl wurde Bischof Erasmus Schenk von Limburg (1541-1568)  vom Konvent am 2. September 1550 angezeigt. (GLA 33 Nr.61) Der Konvent bat gleichzeitig um Bestätigung des neuen Propstes. In seiner Regierungszeit traf das Kloster zum zweiten Mal ein Brandunglück. 1555 wurden durch einen Brand das Innere der Klosterkirche und die Klostergebäude zerstört.

Propst Petrus ließ die Kirche und den Turm wiederherstellen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Klostergebäuden dauerte aber. Aus Geldmangel konnten die Arbeiten erst durch den dritten Nachfolger von Propst Petrus 1589 abgeschlossen werden.

Auf Propst Petrus folgte 1562 Martin Rothermel,der 1565 abdankte. Seine Wahl wurde Bischof Erasmus am 16. August 1562 angezeigt. (33 Nr. 62) Als er abdankte wurde mit Martin Daucher (1565-1572)sein Nachfolger gewählt. Am 3. April 1565 wurde darüber ein Notariatsinstrument erstellt. (33 Nr. 64)

Propst Martin verstarb 1572. Sein Nachfolger wurde Propst Jodokus Sebald (1572-1589) Er erst konnte die nach dem Brand notwendig gewordenen Reparaturarbeiten 1589 beenden.

Die Urkunde 33 Nr. 24 vom 24. September 1572 ist wieder das Notariatsinstrument zur Wahl des Jodokus.

Auf Propst Jodokus folgte Propst Heinrich Schmid (1589-1594) Der Straßburger Bischof Johann IV (1568-1592) von Manderscheid-Blankenheim bestätigte die Wahl am 22. Januar 1590. (GLA 33 Nr. 70)

Bischof Johann war ein entschiedener Anhänger der alten Lehre. Mit seinem  Tod kam es zum Straßburger Bischofskrieg. Im Domkapitel stand sich ein katholisches und ein protestantisches Lager für die Besetzung des Straßburger Bischofstuhl gegenüber.

Das Domkapitel bestand aus 12 Protestanten und sieben Katholiken. Auch die Stadt Straßburg hatte eine protestantische Mehrheit. Die protestantische Partei wählte den 15-jährigen Markgrafen  Johann Georg von Brandenburg (1577-1624) Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich

von Brandenburg (1546-1608). Von 1592-1604 und nannte sich Administrator des Bistums Straßburg. Nach der Wahl waren die katholischen Kanoniker nach Saverne geflohen und hatten dort Herzog Karl von Lothringen, seit 1578 Bischof von Metz und seit 1589 Kardinal

1592 zum Bischof von Straßburg gewählt. Es kam dann zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien. 1593 kam es nicht zuletzt durch Vermittlung des französischen Königs Heinrich IV. (1589-1610) zu einem Kompromiss.

7 Bezirke gingen an Karl, darunter Saverne, 6 an Johann Georg, darunter Oberkirch und Ettenheim. Schon vor seinem Amtsantritt hatte Johann Georg schwören müssen, dass er die religiösen Verhältnisse in seinen Ämtern nicht ändert.

Allerheiligen erhielt von ihm 1593 die Zusage, dass die Chorherren bei der Ausübung des Gottesdienstes in der alten Weise nicht behindert würden. Die Verwaltung der Güter des Klosters sollte ebenfalls bei den Chorherren verbleiben.

Die Verwaltung der Ämter Ettenheim und Oberkirch überließ Johann Georg Ernst Graf von Mansfeld, Domkapitular in Straßburg und überzeugter Lutheraner.

Die Räte des Johann Georgs hatten trotz der Zusicherungen anderes mit Kloster Allerheiligen vor. Sie wollten das Stift aussterben lassen und das Anwesen in einen Obstgarten umwandeln.

Sie schlossen die Klosterschule und untersagten die Aufnahme neuer Novizen. Außerdem bedrängten sie die verbliebenen Chorherren, deren Zahl auf drei geschrumpft war.

Nach dem Tod von Propst Heinrich 1594 wurde mit Jakob Jehle (1594-1597) ein neuer Propst gewählt. Doch Markgraf Johann Georg versagte ihm wegen angeblicher Exzesse die Bestätigung. Die markgräflichen Beamten

verlangten von dem neugewählten Propst, er solle auf alles, was dem Kloster gehöre verzichten und ihnen die Schlüssel und Siegel übergeben. Er weigerte sich, wurde daraufhin gefangen genommen. Er wurde auf das Schloss Dachstein bei Molsheim gebracht.

Das war das letzte, was man von ihm gehört hatte. in Allerheiligen wird Jakob Jehle als Märtyrer verehrt.

Nun schalteten sich die Äbte der Zirkarie Schwaben ein, um Kloster Allerheiligen beizustehen. Sie wandten sich an ihren böhmischen Ordensbruder Johannes Lohel (vom 1586  Abt von Kloster Strahov in Böhmen und ab 1587 Generalvikar für die Zirkarien Böhmen, Mähren, Ungarn,

Österreich und die angrenzenden Lande). Er hatte hervorragende Kontakte zu Papst und Kaiser. Er war immer wieder zu Hilfeleistungen für andere Klöster gerufen worden so auch hier über Schussenried nach Allerheiligen.

Abt Johannes gelang es auch, Kaiser Rudolf II. (1576-1612) für die Interessen Allerheiligens zu gewinnen. 1595 wandte sich der Kaiser in einem Schreiben an Markgraf Johann Georg und forderte diesen auf, das Kloster und seine Verwaltung

wieder an die Kanoniker abzugeben. (GLA 80/59 Schreiben vom 27.11.1595) Das Schreiben blieb allerdings ohne Wirkung. Deshalb erließ er 1559 ein kaiserliches Mandat. Darin wurde Markgraf Johann Georg erneut aufgefordert, das Kloster und die Verwaltung an die Kanoniker abzutreten. Außerdem sollte er für die Rückgabe der entwendeten Wertsachenwie Kleinodien, Silbergeschirr und Bargeld Sorge zu tragen.Bei Zuwiderhandlung war eine Geldstrafe von 50 Pfund angedroht. (GLA 80/59 Schreiben vom 10.07.1599)

Abt Johannes setzte Johannes Schüssler, den Prior von Kloster Strahov als Propst von Allerheiligen ein.

Am 12. Juli 1600 legte Kloster Allerheiligen dem Domdechanten Gerhard Truchsess als Detentor des Hauses zum Reibeisen in Straßburg das kaiserliche Dekret vom 27. März 1600 vor, das die Restitution des Hauses betraf. (34 Nr.1738) Detentor, das ist der Vermieter oder Verpächter.

Gebhard Truchsess war von 1577 bis 1583 Erzbischof von Köln und trat dann zum Protestantismus über. 1589 zog er nach Straßburg. Er starb 1681 in Straßburg.

Kloster Allerheiligen erhielt das Haus zum Reibeisen zurück und verpachtete es 1602 an den Stadtgerichtsprokurator und Notar in Straßburg Jakob Krauch. ( 34 Nr. 1739)

Das wichtigste Ergebnis das Propst Johannes erzielt hatte, war der Vertrag, den er am 30. September 1600 in Willstätt mit den Bevollmächtigten des Markgrafen Johann Georg,

dem brandenburgischen Hofrichter Hans Philipp von Kuppenheim und Hartwich von Stiten. (34 Nr.162) schloss. Das Kloster verpflichtete sich,  dem Markgrafen jährlich 100 Viertel Roggen ,50 Viertel Hafer sowie 5 Fuder Wein

zu liefern. Das Fuder war ein regional verschiedenes Hohlmaß für Ein. In Baden war ein Fuder 1500 Liter.

Um die rechtlichen Verhältnisse abzusichern ließ Propst Johannes die wichtigsten Dokumente des Klosters, vor allem die Schenkungs- und Kaufurkunden in Kopialbüchern abschreiben.

Er mußte schon 1601 sein Amt niederlegen, vermutlich weil er nicht kanonisch gewählt war. Er starb im Jahr seiner Abdankung.Das Kloster war nun wieder in Händen des Ordens.

Aber Konvent war noch sehr klein. Die Pröpste kamen aus anderen Klöstern. Auch die Tatsache, dass die Pröbste ihr Amt rasch niederlegten zeigt, dass sie in ihrem Amt nicht unbehelligt waren.

Propst Martin Dietrich ging nach nur wenigen Monaten in sein Heimatkloster Sorent in Unteritalien zurück.

Auch die Klosterzucht lag noch im Argen. Das zeigte sich vor allem bei dem nächsten Probst Paulus Klein (1601-1613). Er wurde vom Abt des Klosters Ursberg Johannes III. Sausenthaler (1595-1617)

zusammen mit  vier Fratres oder Laienbrüdern nach Allerheiligen geschickt.

Finanziell unterstützt wurde  Johann Georg durch Herzog Friedrich von Württemberg (1593-1608). Das kam seinen Interessen entgegen, die er in Riquewihr und Mömpelgard hatte.

In der Regierungszeit von Propst Paulus verzichte Markgraf Johann Georg im Vertrag von Hagenau auf seine Rechte am Bistum Straßburg. Er erhielt eine Geldsumme, die sich zusammen mit der Deckung der Schulden auf 380.000 fl.,

das sind etwa 74.339.959,00 €. Der Vater von Johann Georg Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg übertrug ihm noch einige in Schlesien gelegene Pfandschaften sowie das Herzogtum Jägerndorf.

Der katholische Bischof Karl von Lothringen erhielt gegen diese Geldzahlung sowie weitgehende Wahlversprechen den Bischofstuhl zugesichert.

Bischof Karl von Lothringen verstarb 1607 an einem Rückenmarksleiden, das ihn seit 1591 quälte im Alter von 40 Jahren.

Auch diesen Betrag streckte Herzog Friedrich vor und erhielt dafür das Amt Oberkirch abgetreten. Der Vertrag wurde am 22. November 1604 abgeschlossen.

Die Württembergische Pfandherrschaft war zunächst nur für 30 Jahre vorgesehen, dauerte aber mit einer Unterbrechung von 1636-1649 bis 1665

Kloster Allerheiligen wurde 1648 ebenfalls pfandweise übergeben und blieb auch bis 1665 in der Württembergischen Pfandherrschaft.

Propst Paulus führte ein sehr unklösterliches Leben. Er war ständig vom Stift abwesend, verschleuderte Klosterbesitz und erregte sogar mit Wilddiebereien Anstoß

Die Reformbestrebungen des Konzils von Konvent erfassten den Prämonstratenserorden. Der Generalabt von Prémontré François II. de Longpré (1596-1613) schickte mehrere Male

Servais de Lairuelz nach Allerheiligen. Dieser war 1580 in das Prämonstratenserkloster St. Paul in Verdun eingetreten. Dann studierte er an der Jesuitenuniversität  in Pont-à- Mouson und an der Sorbonne in Paris.

Er begann an der Reform seines Ordens zu arbeiten. Er legte wieder Wert auf die Grundlagen mönchischen Lebens, die Einhaltung des Keuschheitsgelübdes, Gütergemeinschaft statt Privateigentum usw.

1597 wurde er Generalvikar des Ordens. Er visitierte Prämonstratenserklöster in Deutschland, Österreich und Belgien. Seine Reform begann in Belgien mit  der Reform von Lothringen, der  um 1600 etwa 40 Klöster angehörten.

Servais de Lairuelz konnte schließlich Propst Paulus zur Abdankung bewegen. Er legte sein Amt 1613 nieder.Das Klosterleben wurde im Sinne der Ordensregel wieder hergestellt.

Seine Aufforderung zur jährlichen Gelübdeerneuerung wurde in Allerheiligen befolgt. Jährliche Visitationen,Schule und Hausstudium,Einkehrtage und Kolloquia für auswärts tätige Kanoniker,

Besuch der Provinzialkapitel und Generalkapitel, phliosophische und theologische Ausbildung des Nachwuchses an der Universität Pont-à-Mouson und Hausstudien in den Schulen von Marchtal und Rot

sorgten für die Einhaltung der strengen Disziplin und sorgten letztendlich für die Erhebung Allerheiligens zur Abtei.

Sein Nachfolger wurde Lorenz Scheffler (1613-1639),der aus Hagenau stammte. Mit ihm begann der Wiederaufstieg von Kloster Allerheiligen.

Er schickte einige jüngere Ordensbrüder zum Studium nach Pont-à- Mouson , unter ihnen den langjährigen Prior Georg Hempfer (+ 28.3. 1648)

Georg Hempfer hat mehrere theologische und geschichtliche Werke verfasst, die allerdings nicht gedruckt wurden. Außerdem hat er bis zu seinem  Todesjahr eine Klosterchronik verfasst, die aber verloren ist.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 war das Fanal zum Böhmischen Ständeaufstand und gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges.

In diesem Krieg hatte die Ortenau und Kloster Allerheiligen schwer zu leiden. Es waren nicht so sehr die großen Schlachten, die das Leid verursachten.

Die marodierenden Bande, die umherzogen  und die sich alles nahmen, was ess-und trinkbar war, waren das Problem. Im Laufe des Krieges wurde die Bevölkerung um die Hälfte

reduziert.

Probst Lorenz musste ein sehr beeindruckender Mensch gewesen sein. Er schaffte es immer wieder, plündernde Soldaten von weiterem Vorgehen abzuhalten und größeren Schaden vom Kloster abzuwenden.

Zwar blieb das Kloster von Brandschatzungen und größeren Plünderungen verschont. Aber in Folge der Verödung des Landes und des Bevölkerungsschwundes gingen die Zehntzahlungen und die Abgaben stark zurück und machten dem Kloster zu schaffen.

1638 wurden in der Kirche von Oberkirch beim Einfall der Schweden und Franzosen auch einige Chorherren von Allerheiligen getötet.

Hilfreich für Allerheiligen war, dass 1637 Kardinal Richelieu in Frankreich 1637  die Leitung des Prämonstratenserordens in die Hand genommen hatte. Er stellte dem Kloster eine Schutzwache,

die, als das Kloster von einem Überfall bedroht war, Schlimmeres abwendete.

Gefährlich wurde es nochmals als plündernde Schweden durch die Täler der Ortenau zogen.

Propst Lorenz verstarb 1639.

Zu seinem Nachfolger wurde Probst Norbert Hodapp (1639- 1653) gewählt.

1641 setze er das von Probst Johannes Schüssler begonnene Kopialbuch fort, das alle seine Nachfolger weiterführten

1643 stellte Probst Norbert das in der Reformation aufgehobene Kloster Hagenau wieder her.

1649 wurde die Herrschaft Oberkirch durch Verkündung vom Altan des Rathauses in Oberkirch vom den Schweden geleisteten Eid entbunden und huldigte dem Herzog von Württemberg als Pfandherren.

Der Probst und die Konventualen von Allerheiligen huldigten im Klosterhof von Oberkirch.

1652 stellte Probst Norbert Dr. Johann Küffer, den Leibarzt von Herzog Eberhard III. (1633-1674) von Württemberg als Klosterarzt in Allerheiligen an und fixierte seine Pflichten schriftlich.

Probst Norbert verstarb 1653

Auf ihn folgte Anastasius Schlecht (1653-1657 , dann Abt bis 1691). In diesem Jahr dankte er mit 81 ab und verstarb 1695 im Alter von 85 Jahren. Er stammte aus Oberkirch.

1657 erhob das Generalkapitel in Prémontré zur Abtei. (GLA 34 Nr.165) Der bisherige Probst wurde der 1. Abt von Kloster Allerheiligen. Ein Abt empfing anders als der Probst seine Weihe durch den zuständigen Diözesanbischof.

Bei der Ausübung seiner liturgischen Tätigkeiten durfte er die Pontifikalien, also Mitra, Ring und Stab tragen.

Vor seiner Wahl zum Propst war er Generalvikar der schwäbischen Zirkarie.

Auch 1657 hatte das Generalkapitel Allerheiligen das Jus Paternitas für die Propstei Hagenau zugesprochen. 1670 bekräftigte das schwäbische Provinzialkapitel seinen Anspruch auf Hagenau gegenüber den Ansprüchen des

Abtes von Kloster Steinfeld in der Eifel und der Zirkarie Wadgassen. Als Hagenau 1717 französisch geworden war, wurde es  vom Generalkapitel der Zirkarie Champagne zugewiesen.

Bis ins erste Drittel des 17. Jahrhunderts wählte das Provinzkapitel die Visitatoren für die Schwäbische Zitkarie und der Generalabt betätigte diese dann.

Als Augustin I. Le Scellier (1645-1666) beendete nach seinem Amtsantritt die langsam gewachsene Macht der Schwäbischen Zirkarie. 1654 überprüfte er die Beschlüsse der letzten 5 Provinzialkapitel von 1639-1653 und kassierte mehrere von ihnen.

Die Visitatoren und deren Visitationsbezirke wurde nun auf dem Generalkapitel festgelegt.

1657 wurde Abt Anastasius mit der Visitation Bellelay, Corneux, Wadgassen und Hagenau beauftragt.

Allerheiligen war so eine Art Brückenstation, wenn die Äbte zum Generalkapitel nach Prémontré reisten. Die Reisezeit von Allerheiligen nach Prémontré dauerte etwa 13 Tage.

1658 bestellte Abt Anastasius bei dem Rottweiler Maler Christoph Kraft (+1680) 2 Altarbilder.

1661 kaufte Augustin Arzet (1656-1666) von Kloster Schussenried bei Abt Anastasius eine gebrauchte Orgel, die ihm dieser quasi  unter Brüdern für 300 fl verkaufte, das sind etwa 59.878,00 €.

1688 feierte Abt Anastasius sein Goldenes Priesterjubiläum. Aus diesem Grund fand das Provinzkapitel der Zirkarie Schwaben in Allerheiligen statt.

1689 trafen wieder einmal kriegerische Ereignisse das Kloster.

1685 starb mit dem Kurfürsten Karl II. von der Pfalz die pfälzische Linie der Wittelsbacher aus. Karls Schwester Liselotte von der Pfalz (1652-1722)war mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen König Ludwigs XIV. (1643-1715) verheiratet.

Ludwig machte im Namen seiner Schwägerin Erbansprüche gelten und fiel 1688 in das Deutsche Reich ein. Da Kaiser Leopold I. (1658-1705) im Osten gegen das Osmanische Reich Krieg führte, standen in Deutschland wenige Soldaten zur Verfügung und das

Deutsch Reich wurde am Anfang förmlich überrollt. Vor allem die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete wurden verwüstet. Es galt die Parole „Brûlez le Patinat!” – „Verbrennt die Pfalz!“. Fast alle festen Orte, Burgen und Schlösser wurden durch die Soldaten

Ludwigs XIV planmäßig in Schutt und Asche gelegt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) endete erst mit dem Frieden von Rijswijk  im Oktober 1697.

1689 wurde Kloster Allerheiligen geplündert und kam damit noch relativ glimpflich davon. Offenburg und Oberkirch wurden in Schutt und Asche gelegt.

Abt Anastasius dankte am 21. März 1691. Er verstarb 1695 85-jährig.

In seiner Regierungszeit beginnend wurden die wirtschaftlichen  Verhältnisse geordnet. Abt Engelbert konnte auch die Schulden zahlen, die durch Einquartierungen und Kontributionen verursacht waren.1718 war das Kloster weitgehend schuldenfrei.

Das zeigte sich auch an der Zahl der Konventualen.Hatte das Stift 1600 gerade noch 3 Konventualen. So lebten  1653 wieder 13 Konventuale im Kloster und die Zahl stieg kontinuierlich weiter über 19 1709 und 23 im Jahr 1743. Bei der Säkularisation 1803  waren es wieder 29 Chorherren.

Sein Nachfolger wurde Albert Schleck (1691-1700) Er dankte 1700 ab.

Sein Nachfolger wurde Josef Seitz, der von 1700-1705 regierte und 1705 verstarb,

Auf ihn folgte Abt Engelbert Mathis (1705-1709) (34 Nr.167 Urkunde vom 20. Oktober 1705) Vor seiner Wahl war er  von 1698-1705  Pfarrer in Ebersweier. Der Straßburger Bischof Armand I. Gaston (1704-1749) bestätigte ihn am 9. April 1706 und gestattete ihm

wegen der gefährlichen Kriegszeiten seine Weihe von einem anderen katholischen Bischof oder dem Abt eines linksrheinischen Benediktinerkloster zu empfangen (34 Nr.168)

Bis zur Ausstellung der Konfirmationsurkunde durfte Abt Engelbert keine Weihe und keine Jurisdiktion ausüben

Hatte es schon erste Reibereien mit dem ersten Straßburger Bischof aus der Familie Rohan Armand-Gaston de Rohan-Soubise, Landgraf von Unterelsass, Großalmosenier von Frankreich und möglicherweise auch Verwandter König Ludwigs XIV., so verschärften sich die Streitigkeiten in der Folge immer mehr. Die französischen Bischofe aus der Familie Rohan waren geprägt vom absolutistischen französischen Hof. Sie Konnten nicht Deutsch und hatten kein Verhältnis zum im Reichsgebiet geltenden Recht.Meist lebten sie in Paris. Auch hatten die Bischöfe in Frankreich eine starke Stellung.

Dazu kam,dass es dem Kloster wirtschaftlich besser ging, was natürlich auch die Begehrlichkeiten der Bischöfe förderte.

Auch die Schule in Allerheiligen nahm wieder einen Aufschwung. Erstmals erwähnt wurde sie in einem Schreiben von Probst Jakob Jehle an Markgraf Johann Georg im Jahr 1594. Dessen Räte ließen die Schule schließen.

Schon 1653 hatte Abt Konrad II. Kneer (1637-1660)von Kloster Marchtal den Plan, in Munderkingen ein gemeinsames Studium und ein Gymnasium einzurichten. Die Äbte der Schwäbischen Zirkarie lehnten dies aber ab und begründeten die

Ablehnung auch mit der Notlage nach dem Krieg.

So konzentrierte sich Kloster Allerheiligen auf seine Klosterschule, die aus der Klosterschule hervorgegangen war, die wohl schon im Mittelalter bestand. Das Gymnasium war eine Internatsschule. Es wurde von etwa 50 Schülern besucht. Wohlhabendere Schüller hatten ein Kostgeld zu entrichten. Unbemittelte wurden umsonst unterrichtet.Die Schüler kamen überwiegend aus Mittelbaden aber auch aus den angrenzenden Gebieten. Die Schule von Allerheiligen hatte einen sehr guten Ruf.Der Straßburger Weihbischof Johann Franz Riccius (1739-1756 )

schrieb 1748 an  Abt Lorenz : “der gute Ruf Eures Klosters und der Eifer im Jugendunterricht bewirken, dass mehrere unserer Geistlichen sich bei Euch aufzuhalten verlangen” (Fecht, S.49 Anmerkung)

Das Kloster schickte aber auch Konventuale aus Allerheiligen zum Studium an die  Klosterschulen nach Marchtal oder Rot. 1647 wurde ein Konventuale an die Universität Pont-à-Mouson entsandt und 1652 studierten  drei Konventuale in Marchtal Philosophie bei dem Dominikaner Dominicus Aurnhammer(+1660).

Am Gymnasium in Allerheiligen unterrichteten bis zur Säkularisation drei Patres. In der Freizeit wurden die Schüler von einem Präfekten betreut.

Hauptlehrfach war Latein. Weitere Fächer waren Griechisch und Hebräisch, aber auch die lebenden Fremdsprachen Englisch Französisch und Italienisch. Mathematik und Erdkunde wurde ebenfalls unterrichtet.

Der Tagesablauf war streng geregelt.Unterricht in der Regel vormittags und nachmittags,Vorbereitung für den Gottesdienst, religiöse Unterweisung aber auch Freizeit.

Die Schüler bewohnten ein eigenes Haus aßen gemeinsam und schliefen gemeinsam in einem Schlafsaal. Jeder Schüler hatte ein kleines Stück Garten zu bearbeiten.

Höhepunkt des Schullebens war ein Theaterstück meist mit religiösem Inhalt.

Zu den bekannten Schülern zählte Adalbert Eisenmann,der Kapitular in Allerheiligen war und später Lehrer für Mathematik in Pais wurde. Er hatte 1776 unter dem Ordensnamen Adrain seine Profess abgelegt und wurde 1783 zum Priester geweiht. Franz –Xaver Merk wurde in Heidelberg Theologieprofessor. Auch Josef Ignatz Peter (1789-1872) war Schüler in Allerheiligen. Er hatte 1848/49 an der badischen Revolution teilgenommen.

Die Äbte achteten darauf, dass die klostereigenen Höfe gut verwaltet wurden. In den Erblehensverträgen war neben der Höhe den Abgaben auch festgelegt, dass die Häuser der Anwesen in Ordnung gehalten wurden,

die Felder regelmäßig gedüngt wurden und der Bestand an Obstbäumen gewahrt wurde.

Nachfolger von Abt Engelbert wurde Isfried Breßle (1709-1718) Das Notariatsinstrument zur Wahl von Abt Isfried wurde am 5. Februar 1709 erstellt (GLA 34 Nr.169)

Am 15. September 1713 ermächtigte Alexander Borgia, Abt von Trinitatis, apostolischer Notar und Generalauditor und apostolischer Administrator der Nuntiatur in Köln, den Abt Isfried von Allerheiligen, die in dem Dekanat Ottersweier sich vorfindenden profanierten und entweihten Altären wieder zu weihen. (GLA 34 Nr.112)

Die  Gesundheitsvorsorge scheint  im Kloster Allerheiligen einen guten Stellenwert eingenommen zu haben. Hatte schon Probst Norbert 1642 einen renommierten Klosterarzt angestellt, so schloss  Abt Isfried 1715 mit dem Offenburger Physikus Dr. Miedinger einen Vertrag nach dem dieser zwei mal im Jahr nach Oberkirch und Allerheiligen kommen  und dort die üblichen Aderlässe anzuordnen. Für den Fall dass er außer Reihe kommen musste, war ein gesondertes Honorar vereinbart. (Fecht S. 50)

Abt Isfried verstarb 1718. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Joachim Bahr (1718-1747) gewählt. Abt Joachim stammte aus Hechingen.

Eine Klosterhandschrift des 18. Jahrhunderts (zit. nach Kraus 1983) schreibt über Abt Joachim „Er war ein Mann von gefälligem und heiterem Wesen, … wegen seiner guten Sitten und frommen Lebens sehr beliebt, ein Vorbild im Studieren und Beten und den geistlichen Übungen für unsere Gemeinschaft”.

Das Notariatsinstrument über die Wahl Abt Joachims wurde am 14. Juli 1718 erstellt.(GAL 34 Nr.178)

Am 6. Februar 1722 trafen der Abt mit seine Rebleuten folgendes Abkommen:

Das Kloster Allerheiligen am Schwarzwald trifft mit seinen sämtlichen Rebleuten einen Accord und eine Abrede, unter welchen Bedingungen es dieselben auf 8 Jahre lang auf allen ihm gehörigen Rebhöfen angenommen, doch dem Kloster wie auch jedem Rebmann insbesondere oder sämtlichen Rebleuten insgemein den willkürlichen Aberwandel im 4. Jahre vorbehalten. (GAL 34 N.103 ) Aberwandel bedeutet das Recht auf Änderung der Abrechnung.

Am 25. Mai 1728 schloss der Konvent von Allerheiligen mit dem Franziskanerorden und  Joseph Maria Baldrati de Ravenna (1725-1731), General des Franziskanerordens eine Gebetsgemeinschaft. (GAL 34 Nr.113)

Die Spannungen verstärkten sich unter Abt Joachim. 1731 wollte einer der bischöflichen Beamten von Bauern auf klostereigenem Gütern Steuer erheben. Sie verweigerten die Zahlung mit Hinweis auf die Privilegien des Klosters.

Darauf hin ließ er unter Anwendung von Gewalt ihre Häuser verbrennen. Der Konvent wandte sich daraufhin an das kaiserliche Hofgericht in Wien. Der Fall war dort bis 1742 anhängig. In diesem Jahr erklärten sich Joachim und der Konvent

bereit, den Straßburger Bischof Armand I. den Titel eines  “dominus territorialis”, also Landesherren zuzugestehen, wenn er seinerseits die Privilegien Allerheiligens anerkenne.   Der Generalabt in Prémontré Bruno Bécourt (1741-1757) wurde darüber in einem Schreiben informiert. (GLA 84/62)

Die Räte des Bischofs nahmen zwar das Schreiben in Empfang, aber bestätigten es nicht.

Abt Joachim verstarb 1747. 1746 wurde Lorenz Schlecht (1746-1752)zum neuen Abt von  Allerheiligen gewählt. Am 28. Mai 1746 wurde das Notariatsinstrument zur Wahl erstellt. (GAL 34 Nr. 171) Die Wahl von Abt Lorenz wurde am 18. Juli 1746 vom Weibischof

und Generalvikar von Straßburg Johann Franz Riccius  betätigt. (GAL  34 Nr. 172) Gleichzeig gestattete dieser, dass Abt August Dornblüth (1746-1775) vom Benediktinerkloster Ettenheim die Weihe von Abt Lorenz vornahm.

Abt Lorenz verstarb 1752. Zu seinem Nachfolger wurde Karl Pulcher (1756-1766)

Schon im Juni 1749 hatte es auf dem Straßburger Bischofstuhl einen Wechsel gegeben. Armand II. François Auguste de Rohan-Soubise (1749-1756) war auf Armand I. gefolgt. Er war der Großneffe seines Vorgängers.

Nach der Wahl von Abt Karl erreichte der Streit zwischen Kloster Allerheiligen und den Straßburger Bischöfen seinen Höhepunkt.

Abt Karl teilte Bischof Armand II. seine Wahl mit und bat ihn, drei Benediktineräbten zu gestatten, ihm die Abtsweihe zu erteilen. Darauf antwortete der Bischof, dies nur zu gestatten, wenn der Konvent von Allerheiligen sich

verpflichte, ihm den Tod des Abtes und den Tag der Abtswahl zu melden, bei den Vorbesprechungen zur Wahl einen bischöflichen Kommissar zuzulassen und die Wahlurkunde zur Prüfung vorzulegen.

Natürlich lehnte der Konvent dies ab, da sie gegen die Privilegien  des Prämonstratenserordens im allgemeinen, insbesondere aber gegen die von Allerheiligen seien. Der Bischof reagierte und verweigerte die Ausstellung der Konfirmationsurkunde.

Er erteilte auch die Genehmigung zur Abtsweihe nicht. Der Generalvikar erhöhte den Druck weiter, indem er den vom Kloster  vorgesehen Pater für die Pfarrei Nussbach nicht investierte, Die Kanoniker durften nun weder im Kloster noch in den Pfarreien

die Beichte hören. Das Kloster hatte inzwischen einen Zulauf von 10.000 Gläubigen im Jahr, die zur Beichte kamen, also auch durchaus eine beachtliche Einnahmequelle. Dem Kloster wurde die Seelsorge in den Pfarreien entzogen und dafür

Kapuziner aus der Ortenau eingesetzt. Allerheiligen sollte diesen jährlich 200 fl, das sind etwa 41.821,00 €.

Abt Karl gab nicht klein bei, sondern nahm den Kampf auf. Er wandte sich zunächst an den Generalvikar der Schwäbischen Zirkarie Joseph Seitz, Abt von Kloster Ursberg und Generalvikar von 1746-1771.Dieser war ihm eine gute Stütze.

An Kaiserin Maria Theresia (1745 –1780) wandte er sich und natürlich an den Generalabt Bruno Bécourt, dem in Ordensangelegenheiten die letzte Entscheidung zustand. Als alle Bemühungen um die Rücknahme der Beschlüsse vergeblich waren,

blieb ihm als letzte Instanz Papst Benedikt XIV (1740-1758). Er legte eine Protestation in Rom ein. (GAL 34 Nr. 173)

Der Regestentext: “ Kloster Allerheiligen legt in seinen Streitigkeiten mit dem Bistum Straßburg eine Protestation ein und ruft die Entscheidung des päpstlichen Stuhles an. Mit dem Vermerk über die erfolgte Insinuation der Protestation vom 12. Februar. Das Stück bezieht sich ohne Zweifel auf die Streitigkeiten des Klosters mit dem Bistum, wegen der von dem Bistum über das Kloster beanspruchten Hoheitsrechte und wegen der Besetzung der Pfarreien mit Klostergeistlichen. 11. Februar 1757”

Auf dem Straßburger Bischofstuhl hatte es erneut eine Änderung gegeben. Armand II. war am 28. Juni 1756 verstorben. Auf ihn folgte Louis César Constantin de Rohan-Guéméné (1756-1779), der 3. Straßburger Bischof in Folge aus dem Hause Rohan.

Der neue Bischof lenkte ein. Durch Vermittlung vo Generalabt Bruno Bécourt kam ein Vertrag mit Bischof Louis César Constantin  zustande, der am 22. Juni 1757 in Saverne unterzeichnet wurde. (GAL 34 Nr.174)

Der Regestentext ist wie folgt:  “Vertrag zwischen dem Bischof Ludwig Konstantin von Straßburg und dem Kloster Allerheiligen, durch den das Kloster den Bischof als Landesherrn und Ordinarius anerkennt und die dem Bischofe bezüglich der Abtswahlen

zustehenden Rechte festgestellt werden. 22. Juni 1757”

Mit der Unterzeichnung waren die Schwierigkeiten ausgeräumt und die Wahlbestätigung durch den Straßburger Bischof erfolgte einen Tag später. (GAL 34 Nr. 175). In dieser Urkunde wurde auch das Recht bestätigt, die Abtsweihe vom Abt von Gengenbach zu empfangen.

Dieser, Benedikt Rischer (1743–1763) nahm die Weihe vor. Die übrigen Maßnahmen wurden auch zurückgenommen.

Abt Karl verstarb 1760. Fecht wird bei den folgenden Äbten etwas ungenau. Er führt als 40. Abt Isfried Christ an, gibt aber nur eine Jahreszahl an, nämlich 1777. Dann folgt bei ihm als 41. Abt folgt bei ihm Abt Felix aber auch nur mit der Zeitangabe 1783.

Sturm nennt im Württembergischen Glockenbuch Abt Felix Kemmerle mit den Jahreszahlen 1766-1797

Am 17. Mai 1762 ernannte und investierte der Gengenbacher Abt Benedikt Rischer den Prior von Allerheiligen und Professor des kanonischen Rechts Leopold Schweinhueber zum Apostolischen Notar. (GAL 34 Nr.76)

Hugo Schneider schreibt in der Geschichte des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald dass Abt Felix 1773 die Gebeine der Katakombenheiligen KLemens und Bonifatius nach Allerheiligen überführen. Das zog weitere Pilger an.

An hohen Festtagen strömten über 2000 Pilger nach Allerheiligen.

Auch Allerheiligen war dem Barock gegenüber aufgeschlossen.  Aber die beschränkten räumlichen und finanziellen Verhältnisse der Abtei, aber auch der sparsame Sinn der Äbte verhinderten einen Neubau der Klosterkirche.

Nach den oben erwähnten Altarbilder, die Abt Anastasius 1658 anschaffte, ließ Abt Karl Pulser 1756 den Josefsaltar errichten und gab ein neues Chorgitter in Auftrag. (GLA 84 Nr. 49)

Abt Felix Kemmerle ließ neue Seitenaltäre aufstellen.

Der Streit mit dem Straßburger Bischof Louis César Constantin  flammte 1772-1773 wieder auf. Er hatte vor seinem Amtsantritt als Bischof kanonisches Recht an der Sorbonne studiert. 1720 trat er dem Ritterorden der Malteser bei. Er wurde Kapitän

der Flotte des Malteserordens. 1756 wurde er zum Straßburger Bischof gewählt. Am königlichen Hof in Versailles setzte er sich für die Belange der Elsässer ein.  Auch um die Kirchenzucht in  seinem Bistum nahm er sich an.

Ähnlich wie Kaiser Joseph II. (1765-1790) orientierte er sic h in seiner Regierungszeit an aufklärerischen Idee. Joseph II. beendete unter anderem die jahrhundertealte Tradition der Wallfahrten, verbot die Marianischen Vereine, schaffte Feiertage ab, ließ Votivtafeln entfernen, hob Klöster auf und entweihte Kirchen. Bischof Louis erließ 1772 aus “landesfürstlicher Macht” eine Verordnung gegen die Klöster seines Bistums (GLA 84/66) Darin untersagte er Klöstern den Erwerb von Häusern oder anderen Liegenschaften. Er befahl ihnen, durch Verpfändung erworbene Güter zu verkaufen.

Außerdem bestimmte er, dass u Abgaben verpflichtete Güter zu Steuern herangezogen wurden. Dies alles bereitete dem Kloster keine Schwierigkeiten,  da das Kloster dies schon immer befolgt hatte. Bischof Louis verbot aber geistlichen Häusern auch, Erbschaften

an zutreten. Bei den beschränkten Einkünften des Klosters war dieses aber auf Erbschaften angewiesen. Abt Felix schlug dem Bischof deshalb vor, eine Höhe der Erbschaft auf 2000 fl. zu begrenzen, das sind etwa 418.215,00 €. Höhere Summen kämen bei der Armut

der Bevölkerung ohnehin nicht vor.  Wenn der Bischof diese Bestimmung nicht zurücknähme, sehe er die wirtschaftliche Existenz seines Klosters bedroht, aber auch der bischöflichen Untertanen, die im Stift arbeiteten. Der Bischof ging darauf nicht ein,

weil die Verordnung dem allgemeinen Wohl diene und auf den Maximen der Vernunft gegründet sei. Wie der Streit endete, ist nicht bekannt.

Bischof Louis César Constantine verstarb am 11. März 1779. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1779-1803)

Mit ihm hatte Kloster Allerheilige n wieder ein besseres Verhältnis.

In der Nacht vom 7. auf 8. September 1779 fiel das bischöfliche Schloss in Saverne einem Brand zum  Opfer.

1783 forderte Generalvikar Johannes Franz Angelus d’Eymar Abt Felix auf, das Geld des Klosters beim Fürstbischof gegen Zins anzulegen, damit dieser das abgebrannte Schloss wieder aufbauen konnte (GLA 84/67). Der Wunsch wurde vermutlich nicht erfüllt.

Im Juli 1489 brach in Frankreich die Revolution aus.

Bischof Louis René Édouard floh in die rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums und residierte zunächst bis 1796 als Landesherr in Ettenheim. Um seine Finanzen aufzubessern, versuchte er 1792 sich Kloster Allerheiligen einzuverleiben, was ihm aber nicht gelang.

Die Folgen der Revolution waren nun auch in Allerheiligen zu spüren. In Frankreich mussten die Geistlichen einen Eid auf die Verfassung ablegen, was viele verweigerten. Sie verließen das Land und suchten in den rechtsrheinischen Klöstern Untersachlupf.

Allerheiligen nahm von 1794-1796 12 Studenten des Theologischen Seminars von Straßburg mit ihrem Dozenten Bruno Franz Leopold Liebermann 1759-1844). Dieser lehrte dann in Allerheiligen Kirchenrecht und Dogmatik.

1828 wurde er Generalvikar in Straßburg.

Abt Felix verstarb 1797. Sein  Nachfolger wurde Abt Wilhelm Fischer (1797-1801) als letzter Abt von Allerheiligen. Er stammte aus Oberkirch, wo er am 06. Februar 1741 geboren wurde.

Von 1793-1796 war er Seelsorger in Ebersweier.

Das Kloster hatte stark unter den Auswirkungen der Koalitionskriege zu leiden. Verpflegungen, Einquartierungen, Kontributionen und Erpressungen zwangen 1798 Abt Wilhelm zum Verkauf von Silber und Wertgegenständen, um die größte Not zu überstehen.

1797 brannte in Oberkirch der Klosterhof völlig ab,  der aber unverzüglich in derselben schlichten klassizistischen Form wieder aufgebaut wurde.Am nicht mehr genutzten Eingang mit Außentreppe ist das Doppelwappen des Klosters Allerheiligen und seines letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

Heute befindet sich dort die Altstadtschule.

Dem Beispiel der französischen Revolution folgend zogen 1789 Bauern aus  Renchen, Ulm, Waldulm und Kappelrodeck bewaffnet gegen Allerheiligen und bedrohten es.

Der Friede von  Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war die rechtliche Grundlage zur Säkularisation.

Am 29.11. 1802 wurde Kloster Allerheiligen nach 600-jährigem Bestehen durch den Markgrafen (1771-1803)und späteren Kurfürsten Karl Friedrich von Baden (1803-1806) aufgehoben.

Als das Kloster aufgehoben  wurde, zählte der Konvent 29 Mitglieder. Alle Kanoniker mussten Kloster Allerheilgen verlassen. Alle Patres, die nicht in der Seelsorge verwendet konnten, siedelten in das Rektoratshaus nach Lautenbach über.

Das Rektoratshaus ist an die Wallfahrtskirche angebaut und ist heute das Pfarrhaus.

Die staatliche Behörde setzte für die Patres die Rente fest, und zwar für den Abt 3000 fl pro Jahr, das entspricht immerhin 619.682 € p.a., für die über 60 –jährigen Konventualen  500 fl, das sind etwa 102.902 €, für die unter 60

Jahren 450 fl., das sind etwa 92.952 €.

Wirtschaftlich stand das Kloster gut da. Allein der Waldbesitz umfasste 4500 Jauchert, das sind etwa 1490 Hektar und erwirtschaftete jährlich 2.400 fl., das sind etwa 495.746,00 €.

Die jährlichen Erträge der 30 Maier-und Rebhöfe wurden auf 7.500 fl geschätzt, das sind etwa 1.549.206,00 €.

Die jährlichen Gesamteinkünfte des Klosters wurden bei der Säkularisation auf 28.000 fl. geschätzt. Davon gingen nach Übernahme des badischen Staates an Pensionen und Pfarrergehältern 13.400 fl. ab, durchaus ein Geschäft für den badischen Staat also.

Das Kloster hatte 30.000fl zu 5% Gelder an Bedürftige verliehen, die alle zurückgefordert wurden. An Bargeld war bei Übernahme noch 5000 fl. vorhanden, also etwa 1.032.804,00 €.

Besondere Werte und Kunstschätze gab es in Allerheiligen nicht. Das Silbergeschirr sowie wertvolle Gemälde wurden der Hofökonomie in Karlsruhe übergeben. Monstranzen und Kelch gingen an die Wallfahrtskirche in Lautenbach und die Katholische Kirchenkommission in Bruchsal.

Das Klosterarchiv kam nach Karlsruhe., die Bibliothek zum Teil  an die Universitätsbibliothek nach Heidelberg zum Teil an die Hofbibliothek  nach Karlsruhe. Auch die Patres konnten aus einem Restbestand Bücher für sich nehmen.

Die Abtsinsignien kaufte Abt Wilhelm. Er lebte von 1803-1818 im Rektoratshaus in Lauterbach. Ihm war schon 1803 jegliche weltliche Administration unter sagt worden.

Er  verstarb am 02. Mai 1824 in Oberkirch .

Am 04.1805 wurde der Haushalt versteigert, ebenso sie Meier-und Rebhöfe.

Das Kloster sollte eigentlich in eine Korrektionsanstalt, das ist eine Besserungsanstalt für Kleriker verwandelt werden.

Am 6. Juni 1804 schlug nachts während eines Gewitters der Blitz in die Turmspitze ein. Das Schindeldach brannte ab,  ebenso das Dach und das obere Stockwerk des anschließenden Klausurgebäudes. Erhalten blieben die Altäre, die Kanzel und die Orgel.

Vom Feuer verschont blieben die Prälatur und die anderen Gebäude. Der Plan für die Besserungsanstalt war hinfällig geworden.

Der Fabrikant Brenneisen aus Iffezheim plante in Allerheiligen eine Wollspinnerei einzurichten. Wegen der abseitigen Lage und den schlechten Zufahrtsmöglichkeiten aber auch wegen des Unvermögens von Brenneisen musste das Vorhaben trotz

hoher Förderung durch Baden 1806 aufgegeben werden. Es fand sich keine weitere Verwendungsmöglichkeit für die Gebäude und es kümmerte sich auch niemand um sie. Deshalb wurden sie 1816 auf Abbruch versteigert.

1840 wurden die Allerheiligen  Wasserfälle (auch ButtensteinerWasserfälle) touristisch erschlossen. Im Zuge der Romantik zog die Ruine weitere Besucher an.

1853 besuchte Karl Baedecker, Verleger, Autor und Begründer der Baedecker Reiseführer die Abtei-Ruine und beschrieb sie, was sie bekannter machte und die Besucherzahl steigerte.

Aufgrund der Erwähnung kam auch Mark Twain 1878 auf seiner Europareise nach Allerheiligen, beschrieb in seinem Buch “A Tramp Abroad” Ruine und Hotel.

“Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“

Heute befindet sich ein Hotel in Allerheiligen, ein Landschulheim und eine religiöse Tagungsstätte des Caritasverbandes Mainz und ein Tagungszentrum der EOS Erlebnispädagogik Freiburg

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01 Apr 2023

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt 2022

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt 2022

Kloster Wald

 

                                                                                                                                                                                                                                           

Der staufische Ministeriale Burkard von Weckenstein, (+ nach 1241)kaufte  das Gut Wald, eine schon vor 1208 bestehende Siedlung, für 55 Mark Silber. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von 24.721,00 €. Er beabsichtigte für seine beiden Schwestern Judinta und Ita ein Kloster zu gründen.

Der Kaufvertrag wurde am 1. April 1212 im Hafen von Uhldingen abgeschlossen. Alle Daten stammen aus dem Stiftungsbrief des Konstanzer Bischofs Konrad II. von Tegerfelden (1209-1233) Der Stiftungsbrief wurde zwischen 1227 und 1233 ausgestellt und ist im Freiburger Diözesan Archiv 12. 1878 S. 187 –188 veröffentlicht.

Schon in den Kauf war der Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240 Abt ) eingebunden. Er genehmigte den Platz für die Klostergründung. Er erwirkte die päpstlichen Privilegien und er er übermittelte das Inkorporationsverlangen der Frauen an das Generalkapitel.Er kann mit Berechtigung

durchaus als Mitbegründer von Kloster Wald betrachtet werden.

Abt Eberhard war ein überzeugter Parteigänger der Staufer. In seinem Amt konnte er religiöse Motive mit Ordensinteressen

und politische Absichten verknüpfen. Dabei half ihm auch sein familiärer Hintergrund. Er stammte aus einer bedeutenden hochadligen Familie. Er war verwandt mit Konrad von Urach (1177/80-1227), der 1217/1218 Abt von Citeaux war.

Dann war er Kardinal von Porto und Santa Rufina. Außerdem war er päpstlicher Legat. Auch mit dem Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen (1189-1206) war  Abt Eberhard verwandt. Er war bei den Staufern und beim Papst hochgeschätzt.

Er hat wohl für die damalige Zeit  einen ausgeprägten Sinn für Recht und Gerechtigkeit. Das half ihm auch, bei der Anerkennung der Zisterzienserinnen Pionierarbeit zu leisten. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Gründung  aller sechs
oberschwäbischen Frauenzisterzen. Die rasche Gründung von Kloster Wald (1212), Rottenmünster (1221), Heiligkreuztal (1227), Baindt (1227), Heggbach (1233) und Gutenzell (1238) deckte sich mit dem staufischen Konzept eines staufischen Herzogtums

Schwaben. Der Tod Welfs VII. (um 1140-1167) hatte dafür gesorgt, dass die umfangreichen Hoheitsrechte und Besitzungen nördlich des Bodensees und bis zum Lechrain an die im Reich und im Herzogtum Schwaben an die Staufer überging.

Auch die geographische Verteilung der oberschwäbischen Zisterzen unterstreicht dieses Konzept eines staufischen Herzogtums. Heggbach und Gutenzell liegen an der nordöstlichen Peripherie des ehemaligen welfischen Machtbereichs, Baindt befand sich im Zentrum. Rottenmünster war vor den Toren der staufischen Stadt Rottweil und Wald im ehemaligen Herrschaftsbereich der Grafen von Pfullendorf, den Rudolf von Pfullendorf bei seinem Tod 1181 ebenfalls an Friedrich I. vererbt hatte. Die Vogtei (advocatia) Wald befand sich daraufhin in staufischer Hand.

(Zu allen oberschwäbischen Frauenklöster sie die entsprechenden Beiträge in “Mei Büchle”)

Kurz nach dem Kauf wurde das Gut an die Schwestern von Burkhard von Weckenstein übergeben. Das Generalkapitel der Zisterzienser unterstellte das “Haus in Wald “ dem Kloster Salem als Tochter und übertrug ihm das Visitationsrecht. Auch Papst Honorius III. (1216-1227) unterstützte das Aufnahmebegehren der Schwestern von Kloster Wald. Judinta wurde als Äbtissin und Ita als Priorin eingesetzt. 1215  hatte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster und Konvent in seinen Schutz genommen.

Am 15. Juli 1216 nahm Friedrich II. (1212-1250) in Überlingen Kloster Wald in seien Schutz und bestätigte die in de Urkunde genannten Besitzungen. RI V,1,1 n. 870 Als Zeuge in der Urkunde tritt auch der Salemer Abt Eberhard auf, der ja sowohl die päpstlichen Schutzurkunden wie der Staufer vermittelt hatte. In einer auf dasselbe Datum zurückdatierten Urkunde nahm auch Friedrichs Sohn HeirichVII. (1220-1235) Kloster Wald in seinen Schutz auf in einer wörtlich mit der Urkunde seines Vaters übereinstimmenden Urkunde das Kloster in seinen Schutz auf. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3845

Dieses Schutzversprechen war ein Mittel, den Einfluss der Staufer auf das Kloster zu sichern und deckte sich mit der Vorstellung des Zisterzienserordens, seine vogtlosen Klöster der generellen königlichen Vogtei zu unterstellen und so den Schutz der Klöster zu sichern.

1217 verlieh Papst Honorius dem Kloster das große Zisterzienserprivileg. Möglicherweise in Verbindung mit der Verleihung dieses Privilegs wurde Kloster Wald in den Zisterzienserorden aufgenommen.Außerdem trug der Papst dem Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

den Schutz des jungen Klosters auf. Eine weitere Urkunde stellte Papst Gregor IX. (1227-1241) 1233 aus. Er beauftragte den Dekan von Konstanz, entfremdete Güter wieder in den Klosterbesitz zurückzuführen.

Man kann davon ausgehen, dass Abt Eberhard von Rohrdorf die päpstlichen Privilegien erwirkt hat.

Die Stiftungsurkunde des Klosters erwähnt auch die Exemtion des Klosters von der bischöflich konstanzischen Ordinariatsgewalt , die die Voraussetzung für die Ordensaufnahme war.

Auch die fünf anderen oberschwäbischen Zisterzen waren von der bischöflichen Gewalt befreit. Die Konstanzer Bischöfe konnten sich der zisterzienserfreundlichen Politik der Staufer  in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts schlecht entgegen stellen.

Eine letzte staufische Urkunde stellte Konrad IV. (1237-1254) im August 1240 für Kloster Wald aus. Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4430. Darin befreite er sie Besitzungen des Klosters in Überlingen von allen Steuern und Abgaben.

1247 wurde Trudlindis von Liebestein, die in Kloster Wald Subpriorin war, zusammen mit 5 Mitschwestern in das von der Markgräfin Irmingard von Baden (um 1200-1260) neugegründete Kloster Lichtenthal berufen.Sie wurde dort 1247 erste Äbtissin.

und regierte in Lichtenthal bis zu ihrer Resignation 1249. Das hatte zum einen ganz praktische Gründe, denn die Markgrafen von Baden besaßen ihre Stammgüter noch am Bodensee und in Oberschwaben. Zum andern standen die Nonnen von Kloster Wald aber

im Ruf besonderer Frömmigkeit. Auch die zweite und die vierte Äbtissin in Lichtenthal kamen aus Kloster Wald. Mechthildis von Liebenstein folgte auf Trudlindis, als diese wegen Krankheit ihr Amt niederlegte. Die vierte Lichtenthaler Äbtissin war bei den 5 Schwestern dabei, die aus Kloster Wald kamen.

Nach dem Untergang der Staufer bestätigte Rudolf von Habsburg (1273-1291) die Urkunde von Friedrich II. am 1. Juli 1275 Rudolf – RI VI,1 n. 398. Da zu dieser Zeit Mathilde von Hohenberg Äbtissin war, kam das dem Kloster sicher entgegen, denn  Mathilde war die Schwester von

Gertrud von Hohenberg, der Gattin von König Rudolf. Nach seiner Krönung 1273 nannte sie sich Anna.

König Albrecht I. (1298-1308) befreite 1299 die beiden Häuser von Kloster Wald in Pfullendorf und Überlingen von der Steuer. Äbtissin war in der Zeit Elisabeth von Hohenfels (1296-1303). Am 19. März 1310 erneuerte König  Heinrich VII. (1308-1313) diese Steuerbefreiung. Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 398

Äbtissin war Mechthild von Hasenstein (107-1311) Kloster Wald hatte drei Stadthöfe. Der größte und wichtigste war der in Überlingen. Er wurde im 13. Jahrhundert erworben, wobei das genaue Datum nicht bekannt ist. Neben den oben genannten Steuerbefreiungen erhielt Kloster Wald schon eine

erste  Steuerbefreiung für den Stadthof im Jahre 1240. Geleitet wurde der Stadthof von einem Verwalter oder Amtmann. Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts war es ein Überlinger Stadtbürger mit klösterlichem Beamtenstatus. Der Stadthof in Überlingen hatte eine doppelte Funktion.

Einmal war er der Verwaltungsmittelpunkt für die um Überlingen gelegenen Weinberge des Klosters und die Besitzungen eines um den Bodensee gelegenen klösterlichen Besitzkomplex. Zum anderen war er der wichtigste Handelsplatz, von dem das Kloster seine landwirtschaftlichen Produkte und
seinen Wein auf den städtischen Markt brachte. Der Stadthof von Pfullendorf wurde auch im 13. Jahrhundert erworben. Mit der Steuerbefreiung von König Albrecht I. von 1299 ist der Stadthof zum ersten Mal belegt. Er erreichte aber nie die Bedeutung wie der Stadthof in Überlingen. Im Bauernkrieg und im  30-jährigen Krieg  flüchtete sich der Konvent nach Pfullendorf und es wurden klösterliche Wertgegenstände dorthin gebracht. Auch in Konstanz ist ein Haus von Kloster Wald schon 1244 belegt. Es hatte aber nicht die Funktionen wie die Stadthöfe in Überlingen und Pfullendorf sondern diente Äbtissin oder Konventsmitgliedern als Quartier, wenn diese in Konstanz waren. Weitere Funktionen sind nicht bekannt.

Ein kurzer Blick auf die Wirtschaft von Kloster Wald.

Das wohl wichtigste Handelsgut war der Wein.  Seit 1240 besass das Kloster Weinberge in Überlingen, sowie später  in Goldbach (heute ein Stadtteil von Überlingen), in Sipplingen, in Bermatingen, in Allensbach am Untersee und auf der Reichenau.

Eine Jahresabrechnung aus dem Jahre 1784 weist Weineinnahmen in Höhe von 2.891 Goldgulden auf, was 456.098,00 € entspricht.

Ein weiterer Wirtschaftszweig war die Fischzucht. 1784 bewirtschaftete Kloster Wald 12 Weiher mit einer Gesamtfläche von 4.877 Aar, das sind 487.700 m².  Das ergab einen ertrag von 560 Goldgulden, also etwa 88.348,00.

Natürlich ging bei beiden Beträgen noch der Eigenbedarf ab. Aber unterm Strich verblieb doch ein beachtlicher Betrag. (Die Jahresabrechnung bei Maren Kuhn- Rehfus, Das Ziesterzienserinnenkloster Wald, Berlin 1992. S. 356 f.)

Kloster Wald ist spät gegründet worden. Zu dem Zeitpunkt waren dir grundherrschaftlichen rechte schon fest gelegt. Das Kloster lag in altbesiedeltem Land und so hatte es Mühe den zisterziensischen Eigenbewirtschaftung zu realisieren. Es betrieb sechs  Eigenbauhöfe,

von denen drei in der Papsturkunde von 1215 bestätigt waren. Der Begriff Grangie taucht in den Quellen nicht auf. sie werden als curtes bzw. curiae bezeichnet. Die Eigenbauhöfe wurden von Konversen bewirtschaftet.

Das Schwergewicht der Waldschen klösterlichen beruhte wohl von Anfang an auf der Leihe- und Zinswirtschaft.

Schon seit dem 13. Jahrhundert hatte das Kloster daran gearbeitet, einen geographisch konzentrierten Besitzkomplex zu schaffen. Wenige Jahrzehnte nach 1500 war das Ziel erreicht. Kloster Wald verfügte nun über einen geschlossenes Herrschaftsgebiet,

das aus 18 Weilern und Einzelhöfen bestand. Im 18. Jahrhundert kam  noch eine neugegründete Glashütte dazu, die sich zu einer Siedlung entwickelte.

In seinem  Herrschaftsbereich hatte Kloster Wald umfangreiche Zehntrechte erworben und sich dort alle Pfarrkirchen inkorporieren lassen. wie bei allen Zisterzienserklöstern waren die Patronatsrechte eine bedeutende Einnahmequelle.

Patronatsrechte besass Kloster Wald in Dieterskrichen, Glashütte, Göggingen, Hippetsweiler,Igelswies, Kappel, Rengetsweiler und Walberseiler. In Walpersweiler gab es die Wallfahrt zum Geschossenen Bild. In Igelswies ist um 1513 eine Wallfahrt entstanden,die laut Zimmerscher Chronik

viel Geld abgeworfen hat. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 428).

Im 13. Jahrhundert war der Konvent eindeutig vom ministerialen Adel beherrscht. Die Konventualinnen richteten ihren Lebensstil am Vorbild des Adels aus. Persönliche Armut wurde schon im14. Jahrhundert, Vita communis und Klausur spätestens im 16. Jahrhundert nicht mehr beachtet, vielmehr führte der Konvent ein eher stiftsähnliches Leben. Den Reformbestrebungen des Ordens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts widersetzte sich der Walder Konvent – gemeinsam mit den übrigen unter salemischer Paternität stehenden Frauenabteien Oberschwabens.

Im 14. Jahrhundert kam Kloster Wald unter die Vogte der Herrschaft Sigmaringen. Der genaue Zeitpunkt ist nicht festzumachen. Das Vogteiverhältnis bildete sich erst in der Zeit nach 1323 aus, als Sigmaringen noch zu Württemberg gehörte.

Nach der Urkunde von Heinrich VII.dauerte fast 300 Jahre, bis Kloster Wald wieder ein Königsdiplom erhielt. Erst Maximilian I. (1486-1508 König, ab 1508-1519 Kaiser stellte am 15. April 1496 dem Kloster in Worms wieder einen Schutz-und Schirmbrief aus. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 73)

1474 erließ Äbtissin Anna von Reischach (1464–1496 ) eine Gerichtssatzung für die Untertanen in der Herrschaft Wald. Das Kloster besaß in der Herrschaft die Niedergerichtsbarkeit und hatte die Ortsherrschaft inne. Äbtissin Anna war die Tochter von Konrad von Reischach, der bei Papst

Clemens VII. (1378-1394, Gegenpapst zu Urban VI.) in Avignon im Dienst war.

Im Bauernkrieg erlitt das Kloster offensichtlich keine Schäden. Es war zwar kurz von einem Bauernhaufen besetzt, der versuchte, die Herausgabe von  Wertgegenständen und Lebensmitteln zu erzwingen. Die Wertgegenstände waren aber bereits in die Reichsstadt Pfullendorf geflüchtet worden.

Über den 1488 auf Veranlassung von Friedrich III.(1440-1493) gegründete Schwäbischen Bund hatte das Haus Habsburg einen starken Einfluss auf Oberschwaben.Nur wenige Adelige im oberschwäbischen Raum wurden evangelisch, denn das
hätte einen  einen offenen Konflikt mit dem habsburgischen Kaiser bedeutet. Auch die bedeutenden Adelsgeschlechter wie die Fürstenberger, die schwäbischen Hohenzollern und die Truchsessen von Waldburg standen fast durchgehend eng zum
Kaiserhof und damit zum Katholizismus. Besondere Unterstützung erhielt die katholische Sache von den Reichsklöstern, die im oberschwäbischen Raum mit Weingarten, Salem, Ochsenhausen und Marchtal über großen politischen wie wirtschaft-
lichen Einfluss verfügten. Salem war ja das Mutterkloster von Wald. So verwundert es nicht, dass die Reformation so gut wie spurlos an Kloster Wald vorüberging.

Eine Reaktion auf den Bauernkrieg war wahrscheinlich die Erneuerung der Gerichtssatzung durch Äbtissin Anna von Rotenstein (1505 und 1529-vor 1557). Das klösterliche Herrschaftsgebiet wurde fünf Gerichts- und Verwaltungsbezirke eingeteilt. Im Jahr 1533 ließ Anna die Artikel der Waldischen Gerichtssatzung in eine berichtigte ´Form zusammenfassen und schriftlich niederlegen. Sie veranlasste auch den Umbau des Westflügels, des um 1500 entstandenen Westflügel des Klosterbaus.

Äbtissin Anna verstarb am 31. März 1557.

Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg war der bauliche Zustand von Kloster Wald so schlecht, dass der Salemer Abt Petrus II. Miller (auch Müller) (1593–1614 ) 1606 in einem Schreiben an die Bursiererin Helena von Graben empfahl, ihre Erbschaft für die Reparatur
des Schlafhauses sowie der Kirche und des Kreuzganges zu verwenden. (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Sehr viel härter als der Bauernkrieg traf Kloster Wald der Dreißigjährige  Krieg der seit 1630 auch Oberschwaben stark in Mitleidenschaft zog. Die Schweden besetzten erst Ulm und von dort aus schließlich ganz Oberschwaben. 1632 waren Biberach und Ravensburg in schwedischer Hand. Die Reichsstädte waren zwar offiziell dem Kaiser unterstellt. De facto aber waren die Schweden die Herren. In Biberach war im Wechsel von den Kaiserlichen, dann von den Schweden besetzt und das wechselte wieder. 1632 hatte sich Kloster Wald König Gustav Adolf (1611-1632) unterworfen und erhielt dafür eine

Salva Guardia, das ist ein Schutzbrief, der den Angriff auf Gebäude und Siedlungen untersagte.

Im Klostergebiet von Wald wurde die Landwirtschaft und der Weinbau vernichtet. Das war die Grundlage der klösterlichen Ökonomie und somit war diese Einnahmequelle verloren. König Gustav Adolf wurde in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) verwundet und starb an den Folgen dieser Verwundung. Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna übernahm die politische Führung. Am 23. April 1633 schloss er den Heilbronner Bund. Das war ein Bündnis protestantischer Reichsfürsten unter schwedischer Führung. Für Württemberg nahmen in Heilbronn Herzog Julius Friedrich von Württemberg, der als Vormund für seinen Neffen Eberhard III. von Württemberg von 1631-1633 in Württemberg regierte,teil. Auch Eberhard III. Er regierte  nach 1633, musste aber nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen am 06.09. 1634 fliehen und ging ins Exil nach Stuttgart.

1633 schenkte Axel Oxenstierna Kloster Wald zusammen mit den Grafschaften Sigmaringen und Veringen dem Herzog von Württemberg. Die Niederlage bei Nördlingen machte diese Schenkung hinfällig.

1635 grassierte im Klostergebiet von Wald die Pest. 1636 herrschte eine große Hungersnot. Der Konvent musste mehrere Male das Kloster  verlassen und begab sich nach Konstanz, Überlingen,Pfullendorf, Meßkirch und Münsterlingen. Es gab immer wieder Einquartierungen, Plünderungen und

Kontributionen. 1647 wurde für Oberschwaben das schlimmste Kriegsjahr. Es war auch der Höhepunkt der Zerstörungen in Oberschwaben. Ravensburg wurde niedergebrannt, Schloss Wolfegg, Schloss Altshausen, aber auch viele kleine Dörfer.

In einer Reihe von Friedensverträgen zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 wurde der Krieg mit dem “Westfälischen Frieden” abgeschlossen.

In Kloster Wald wurden im Krieg die Klostergebäude zwar nicht ganz vernichtet aber doch schwer beschädigt. Die Schäden zusammen mit dem Verlust der Glocken wurden auf 3000 Goldgulden geschätzt, das entspricht 472.006,00 €.  (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Das Kloster wurde während des Krieges von insgesamt 3 Äbtissinnen regiert.

Margarethe von Werdenstein (1557–1638) wurde am 17. April 1600 gewählt und regierte bis 1636. Auf sie folgte Gertrud Giel von Gielsberg (1636–1641). Maria Margarethe Schenk von Castell (1641–1660) erlebte das Kriegsende und den Neubeginn nach dem Krieg.

Der Krieg hatte Notverkäufe notwendig gemacht, aber Kloster Wald erholte sich von den Kriegsfolgen erstaunlich rasch. Ein wirtschaftlicher Aufschwung auch unterstützt durch einen starken Anstieg der Getreidepreise ermöglichte sogar einen  Neubau der Kirche und eines Teils der
Klostergebäude in den 80er und 90er Jahren des 17. Jahrhunderts. 1680  brannte das Kloster.Teile des Ost- und Südflügels der mittelalterlichen Klosteranlage wurden  zerstört. Äbtissin Maria Jakobe beauftragt den Vorarlberger Jodok Beer mit dem Wiederaufbau.  Die Klosterkirche überstand den Brand wurde aber wenig später für baufällig erklärt. Jodok Beer (1650-1688) aus der Vorarlberger Architektenfamilie war als Baumeister bei den Klosterbauten von Wald beschäftigt.

Kurz vor seinem Tod wurde ein Bauverding für den Neubau der Klosterkirche abgeschlossen. Sein jüngerer Bruder Franz Beer I ((1659–1722)) baute die Klosterkirche nach dem Tod seines Bruders 1688. In dem Bauverding mit Jodok Beer ist der Bauplan bereist fixiert worden, so dass Jodok als geistiger Vater des Planes gilt. Bezahlt wurde der Bau teils in bar, teils in Naturalien. Das Bargeld hatte sich Kloster Wald von verschiedenen geistlichen Institutionen wie dem Kloster Sankt Gallen und dem Deutschordenslandkomtur von Altshausen erbeten aber auch mit dem Bargeld,
das die Novizinnen mitbrachten.

Die Bauarbeiten  begannen unter Äbtissin Maria Salome von Bernhausen (1660-1681) Sie erlebte auch noch den Klosterbrand. Mehrere Familienmitglieder aus dem Hause Bernhausen waren Nonnen im Kloster Wald. Bernhausen ist heute ein Ortsteil von Filderstadt.

Die Nachfolgerin von Äbtissin Maria Salome wurde 1681 Maria Jakobe von Bodman (1681-1709) Sie schloss den Bauvertrag mit Jodok Beer ab. Sie war die Tochter  des kaiserlichen Hauptmanns Johann Sigismund von Bodman zu Wiechs und Steisslingen. Ihr Bruder Johann Rupert Siegmund war von 1678–1728 Fürstabt in Kempten. Zwei ihrer Schwestern waren Nonnen in Heiligkreuzthal und Rottenmünster.

Maria Jakobe war erste Bauäbtissin der Barockzeit in Wald. Trotz der Belastung durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) konnte sie dieses Bauvorhaben durchführen.

Äbtissin Maria Jakobe war zwar schon 1681 zur Äbtissin gewählt worden. Sie wurde aber erst 1701 von dem Salemer Abt Stephan I. Jung (1698–1725) benediziert.

Kloster Wald lebte in einem verfassungsrechtlichen Schwebzustand zwischen Landsässigkeit und Reichsfreiheit. Die Grafen von Zollern, die in Sigmaringen herrschten, hatten die Grafschaft Sigmaringen 1535 als habsburgisches Lehen erhalten. Sigmaringen versuchte ständig, die

Territorialgewalt über das waldische Klostergebiet auszudehnen. Zwar wurden im 16. und 17. Jahrhundert mehrere Verträge geschlossen, die die beiderseitigen Zuständigkeiten regelten. Äbtissin Maria Jakobe erreichte aber in zehnjährigen Verhandlungen

und einem langjährigen Prozess in Innsbruck 1692 die Territorialfreiheit Wald gegen die Ansprüche von Hohenzollern-Sigmaringen. 1701 wurde der Vergleich bestätigt.

Die Bauarbeiten an der Kirche waren 1701 abgeschlossen. Geweiht wurde sie aber erst im November 1709 durch den Konstanzer Weihbischof Konrad Ferdinand Geist von Wildegg (1692-1722).  Die Weihe erlebte Maria Jakobe nicht mehr. Sie starb

am 28.Februar 1709. Auf den Grundmauern der mittelalterlichen Kirche ein sechsachsiges Langhaus mit einer tief heruntergezogenen massiven Stichkappentonne.Neu ist lediglich der eingezogene, helle Chor-Anbau mit ebenfalls massivem Gewölbe. Im Westabschluss des Schiffes ist ein Turm eingebaut, dessen unterer Teil noch mittelalterlich ist. Wäre es ein Neubau, würde er Franz Beer nicht zur Ehre gereichen. Da dieser statischen Vorgaben folgen musste, wirkt der Innenraum gedrückt. Aber 50 Jahre später  wurden Stuck und Ausstattung dieses Kirchenumbaus

durch das beeindruckende Rokokokleid ersetzt.

Nachfolgerin von  Äbtissin Maria Jakobe wurde Maria Antonia Constantina von Falkenstein (1709–1739). Die Familienverhältnisse der neuen Äbtissin waren ähnlich wie die ihrer Vorgängerin geprägt durch Klosterkarrieren ihrer Geschwister. Das war für die adeligen Konventualinnen eher die Regel

als die Ausnahme. Für die männlichen Familienmitglieder war der Nepotismus eine Überlebensstrategie. Bei weiblichen Familienmitgliedern wurde die Eheverbindung zu vermögenden Adelsfamilien gesucht. Wenn das nicht möglich war, waren sie für das Klosterleben bestimmt.

Mehrere Schwestern der Äbtissin Maria Salome waren Nonnen in Kloster Wald. Je eine Schwester von  Maria Jakobe war Nonne in Heiligkreuzthal und Rottenmünster. Ein Bruder (s.o.) war Fürstabt von Kempten, ein weiterer Bruder war unter dem Klosternamen Martin Prior in Hofen.

5 Schwester von Maria Antonia Constantina  waren Nonnen,ihr Bruder Marquard Franz Leopold ist von 1709−1717 Landkomtur des Deutschen Ordens in Altshausen. Ihr zweiter Bruder Ignaz Franz Dominik ist der Schwager von  Maria Jakobe . Ihr dritter Bruder Euseb Anton Adalbert (1671−1739) war Stiftsdekan in Kempten. Er wurde von Fürstabt Rupert Siegmund von  als sein Nachfolger bestimmt. Der Konvent von Kempten verweigerte wegen dieses offenen Nepotismus die Wahl.  Darauf wurde er 1730 Bischof von Csanád nach Temeschwar in Ungarn. Der Bischofsstuhl wurde ihm

von Graf Claudius Florimund Mercy (1666-1734), einem Vetter aus mütterlichem Stamm vermittelt.  Als Kemptener Stiftsdekan schenkte er 1701 Kloster Wald die Reliquien des Katakombenheiligen Dioskorus. Die feierliche Aufstellung in der neuen Kirche wurde mit der gleichzeitigen Benediktion der Äbtissin Jakobe von Bodman verbunden.

Maria Antonia Constantina  wurde 1709 zur Äbtissin gewählt. 1711 wurde sie vom Salemer  Abt Stephan I. benediziert.

Sie beauftragte 1721 den Elchinger Baumeister  Christian Wiedemann (1678-1739)und dessen Bruder Johann Georg (1681-1743), die  ihr vom Elchinger Abt Cölestin Riederer (1706–1740) empfohlen wurden. Die beiden bauten den Konventflügel, das neue Abteigebäude und den Gastflügel. Es entstand eineneue Barockanlage. Sie kostet 35 200 Gulden an Bargeld, das entspricht 6.415.609,00 €. Das Kloster konnte diesen stattlichen Betrag ohne Verschuldung stemmen, was einer wirtschaftlichen Blüte zu verdanken war aber auch der guten Verwaltung des 1704−1731 amtierenden Oberamtsmanns Johann Jakob Mayer

1737 legte Maria Antonia vor ihrem Bruder Euseb Anton Albert ihre zweite Profess ab und nahm ihren zweiten Klosternamen Constantina an.

Sie starb am 24. Dezember 1739 .

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Dioskora von Thurn und Valsassina (1739-1772) . Sie wurde zwei Tage nach dem Tod ihrer Vorgängerin zur Äbtissin gewählt.

Ihr Vater Gallus Anton von Thurn und Valsassina (1667–1741) war Hofmarschall der Fürstabtei St. Gallen. Die Familie ihrer Mutter war eine alte Adelsfamilie aus Graubünden, zunächst im dienste der Bischöfe von Chur und seit dem 16. Jahrhundert ebenfalls in Diensten des St. Galler Fürstabtes.

Maria Dioskora legte  am 11. September 1718 ihre Profess in Kloster Wald ab. Nach ihrer Wahl zur Äbtissin benedizierte sie der Salemer Abt Konstantin Miller (1725–1745) am 9. April 1741 in Salem. Beim Eid, den die Äbtissinen bei der Benediktion  ablegen  müssen,

stellte sie ihr Selbstbewusstsein unter Beweis. Sie unterließ die ausdrückliche Anerkennung der salemischen Obrigkeit in geistlichen und zeitlichen Dingen. Ihre Regierungszeit war durch zwei Leistungen gekennzeichnet. Das war einmal die Lösung aus der Paternität von Salem

und die Rokokoausstattung von Kloster Wald. Dadurch ging sie auch als dritte Bauäbtissin in die Geschichte von Kloster Wald ein.

1746 wurde in Salem  Anselm II. Schwab 1746–1778 als Salemer Abt gewählt. Er pochte auf die salemische Paternität und zwang  Äbtissin Maria Dioskora 1750 zum vollständigen Wiederholen des Gehorsamseides. 1752 ließ er sie nach siebentägiger Visitation des Klosters 

lateinische Schreiben an den Ordensgeneral in Cîteaux und an den päpstlichen Nuntius unterschreiben. Das war ihre vorbehaltlose Unterwerfung. Erst als sie eine Übersetzung aus Citeaux erhielt, wusste sie,  was sie unterschrieben hatte. Sie setzte sich zur Wehr und mit

Hilfe ihres Bruders und des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen erreicht sie in Cîteaux eine Untersuchung durch den Orden. Dieser stellte sich auf die Seite der Walder Äbtissin und und löste das Paternitätsverhältnis mit Salem auf. Als Reaktion legte Abt Anselm II. der Paternitätsrechte

aller Frauenklöster nieder. Nun nutzten aber auch die Reichsabteien Gutenzell unter Äbtissin Maria Barbara Dominica von Gall zu Waldhof (1707-1759) und Heggbach unter Äbtissin Maria Aleydis Zech (1742-1773) die Gelegenheit, um wie Kloster Wald unter die neue Paternität von Kaisheim zu gelangen.

Nur Heggbach kehrte auf persönliches Werben von Abt Anselm wieder unter die Paternität von Salem zurück. Gutenzell verblieb bis zur Säkularisation bei Kaisheim und Wald wählte 1762 als neues Vaterkloster Kloster Tennenbach, nachdem sic h Maria Dioskora in diesem Jahr auch mit

Kloster Kaisheim überworfen hatte.

Der junge Vorarlberger Stuckateur Johann Jakob Schwarzmann war in Pfullendorf gerade noch mit der Vollendung seines Erstlingswerks in der Stadtpfarrkirche St. Jakob beschäftigt. Da Kloster Wald einen Stadthof in Pfullendorf besaß, Hatte die Äbtissin sicher Gelegenheit,dieses Werk kennenzulernen und es hat sie überzeugt. Sie schloss einen Vertrag mit Schwarzmann für die Stuckierung. Dieser beinhaltete vom Kloster das gesamte Arbeitsmaterial, volle Verpflegung einschließlich Tischwein für sich und seine Mitarbeiter sowie 400 Goldgulden Bargeld. Das entspricht 63.204,00 €

Schwarzmann begann seine Arbeit 1752. Der Wandermaler Johann Melchior Eggmann aus Rorschach hatte den Auftrag zu einem Freskenzyklus erhalten, verließ aber 1753 aus nicht bekannten Gründen die Baustelle fluchtartig.

Maria Dioskora  ersetzte ihn  durch den Sigmaringer Hofmaler Andreas Meinrad von Ow (1712-1792) mit der Fertigstellung der Fassarbeiten durch den Bregenzer Fassmaler Johann Michael Schmadel war die Neugestaltung der Klosterkirche beendet.

1768 musste sich Kloster Wald der österreichischen Territorialhoheit unterwerfen. Es wurde dem Oberamt der Landgrafschaft Nellenburg in Stockach unterstellt. Das Kloster hatte jetzt den Charakter eines schwäbisch-österreichischen Landstandes. Die Äbtissin war nun

Mitglied des schwäbisch-österreichischen Prälatenstandes.
Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 hatte die Schwächen der Habsburgermonarchie offengelegt und Reformen dringend  notwendig gemacht. Eine moderne, leistungsfähige Staatsbürokratie war das Ziel. Eine Vereinheitlichung der Gesetzeslage wurde angestrebt.

Die „Constitutio Criminalis Theresiana“, ein verbindliches Strafgesetzbuch für die Gesamtmonarchie wurde geschaffen. Der Bereich der Religion war ebenfalls ein wichtiges Gebiet der Reformen. Der Einfluss der katholischen Kirche auf das Staatswesen wurde  zurück gedrängt. Die von Maria Theresia verstärkte Aufsicht des Staates über die Kirche bedeutete die Beschränkung der päpstlichen Autorität auf theologische Belange, während die Organisation der kirchlichen Strukturen unter staatliche Aufsicht kam. Ihr Nachfolger Joseph II. vollendete die Reformschritte im Josephinischen Staatskirchentum.

Äbtissin Maria Dioskora verstarb am 14. Januar 1772. Ihr Tod wurde zunächst nur dem Tennenbacher Vaterabt Maurus Berier (1765-1782) mitgeteilt. Der Salemer Abt erfuhr aber schnell von dem Ableben der Walder Äbtissin und forderte für die zukünftigen Äbtissinnen

wieder die Paternität Salems. Der Konvent verweigerte dies aber dauerhaft.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Edmunda von Kolb (1772–1799). Sie wurde  am 20. Februar 1772  zur Äbtissin gewählt.

Im Zuge der Reformen von Maria Theresia und Joseph II. (1765-1790) wurde die frei Novizenaufnahme beschnitten und die Aufnahmevoraussetzungen erschwert. Das  wurde vom Kloster als bedrückend empfunden. Gefährlich wurde die Situation für das Kloster,

als Joseph II. 1782 die beschaulichen Konvente, die Bettelorden, die wirtschaftlich schwachen Klöster unddiejenigen mit schlechter Disziplin aufhob.  Der nellenburgische Oberamtsrat Karl Anton Kraft von Festenburg auf Frohnberg schlug in einem Gutachten 

zur Aufhebung der Klöster vom selben Jahr vor, Wald in ein weltliches Stift für Töchter des Status honoratioris umzuwandeln. Eine Hofresolution von 1786 aus Wien sicherte aber den fünf in Vorderösterreich gelegenen Frauenklöstern Günterstal, Wonnental,

Wald, Heiligkreuztal und Urspring den weiteren ungeschmälerten Bestand zu.

1785 wurde Äbtissin Edmunda vorübergehend die Wirtschaftsverwaltung des Klosters entzogen und einem landesfürstlichen Administrator übertragen, nachdem ihr Bruder Josef Ernst von Kolb, Pfarrer der Klosterpfarrei Dietershofen, sie wegen Verschwendung, Misswirtschaft und Unterdrückung der Klosteruntertanen bei der Regierung angezeigt hatte.

Im September 1789 verlangte  die Regierung in Freiburg von den Frauenklöstern Konventslisten mit Angaben über Anzahl und Namen der Nonnen
Die Ängste der Klosteraufhebung lebten wieder auf.  Beim Regierungsantritt von Kaiser Leopold II. (1790-1792) trafen sich die Äbtissinnen Maria Edmunda von Kolb von Wald, Maria Josefa de Wivier  (1761–1793)von Heiligkreuztal
und Maria Hildegard Reichlin von Meldegg (1767-1797)von Urspring und ihren Oberamtmännern am 4. Mai 1790 zu einer mehrtägigen Konferenz in Heiligkreuzthal. Sie verfassten eine Bittschrift, die von Abt Martin Gerbert (1764-1793) von St. Blasien

gebilligt und unterstütz wurde. Der Druck verstärkte sich noch, als das Zisterzienserinnenkloster Olsberg in der Schweiz in ein weltliches Damenstift umgewandelt wurde.

Aber ein Hofdekret vom 22. April 1791 verfügte schließlich, die vorländischen Frauenklöster Wald, Heiligkreuztal, Günterstal, Wonnental und Urspring in ihrem gegenwärtigen Stand zu belassen und sie nur auf eigenen
Wunsch in weltliche Stifte umzuwandeln.

Äbtissin Edmunda verstarb am 22. Januar 1799.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Johanna Baptista von Zweyer auf Hoenbach (1799-1807) als letzte Äbtissin von Kloster Wald.

Am 6. August 1806 legte Kaiser Franz II. (1792-106) die deutsche Kaiserkrone und das Reichsregiment nieder. Damit war das Deutsche Reich erloschen. Schon vorher hatten sowohl Baden als auch Württemberg versucht, Kloster Wald in Besitz zu nehmen.

Am 16. Dezember 1805  hatte Baden die waldischen Güter in Überlingen und – nach Mutmaßung des Klosters – auch diejenigen in Bermatingen, Markdorf und Allensbach sowie die Höfe in Sohl, Rast und
Sahlenbach in Besitz genommen. Die Inbesitznahme von Kloster Wald konnte durch die Waldschen Beamten mit dem Hinweis auf die französische Anordnung, daß kein Teil Vorderösterreichs ohne Zustimmung
Frankreichs von irgendjemandem in Besitz genommen werden dürfe verhindert werden.

König Friedrich I. von Württemberg (1806-1816) ordnete am 1. Januar 1806 die Besitzergreifung von Herrschaft und Kloster Wald an und berief sich auf den Brünner Vertrag vom 11.12.1805 und den Frieden von Pressburg vom 26.12. 1805, wo der Rest von Vorderösterreich an

Baden und Württemberg aufgeteilt wurde. Die Rheinbundakte vom 12. Juli 180sprach schließlich Kloster undHerrschaft Wald dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen zu.

Der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen trat in die Verpflichtungen WaIds gegenüber dessen Gläubigern und Pensionären ein Anrecht auf Pensionen hatten die Ordensangehörigen, sofern sie säkularisiert wurden,
und zwar auf eine eine ihren bisherigen Einkünften, ihrer Würde und ihrem Alter angemessene lebenslängliche Pension. Der von Fürst Anton Alois  (1785-1831) ernannte  Hof- und Regierungsrat Karl Honorat von Huber zum Zivilkommissar für Wald

schloss am 25. September 1806 den Pensionsvertrag ab. Demnach erhielt die Äbtissin erhielt jährlich 1500 Gulden (= 237.843,00 € ), die Priorin 300 Gulden (= 47.569,00 €), jede Konventualin 240 Gulden ( =  38.055,00 €) und jede Laienschwester 200 Gulden ( = 31.712,00 €) . Die Beträge wurden
vierteljährlich ausbezahlt.  Dazu erhielt jede Konventualin noch Holz und Dinkel.

Der Pensionsbezug erlosch mitdem Todestag eines jeden Konventsmitglieds. Jedoch erhielt der Konvent ein Quartal der Geldpension noch ausbezahlt, um davon die Kosten für
Beerdigung und Leichenmahl, Gottesdienste und Jahrtage für die Verstorbene zu bezahlen.

Äbtissin Maria Johanna Baptista  starb 1807. Maria Josefa von Würz à Rudenz wurde 1807 zur Priorin gewählt. Sie starb 1851. Bei der Auflösung des Klosters bestand  der Konvent aus 20 Nonnen, neun Laienschwestern und drei Novizinnen.

Laienschwester Maria Dioskora Batsch starb 1853 und Konventualin Maria Anna Bühler verließ im selben Jahr das Kloster und zog nach Konstanz, wo sie 1858 starb.

Nach der Säkularisation wurde das Amt Wald eingerichtet. Es wurde 1850 zum Preußischen Oberamt Wald und blieb bis 1862 bestehen. 1833 erfolgte im Abteitrakt des Klosters der Einbau des Amtsgefängnisses.

Eine weitere Zweckentfremdung gab es im Dritten Reich. Ein Teil wurde als Arbeitslager des RAD eingerichtet. 1945 richteten die französischen Besatzungstruppen ein Lager für verschleppte Personen in Wald ein.

1946  gründeten Benediktinerinnen von der Heiligen Lioba (Freiburg-Günterstal) eine Frauenschule, die sich später zum Gymnasium, der „Heimschule Kloster Wald“ entwickelte. 1961 erwarb der Orden den fürstlichen Teil und 1967 den staatlichen Teil des Klostergebäudes.

 

                                                                                                                                                                                                           St Berhard Kirche Kloster Wald

01 Jan 2022

Kloster Marienau

 

 

                                                                                                                                                               

Ein Stiftungsbrief für das Kloster Marienau ist nicht erhalten. Deshalb können sowohl Gründungsdatum als auch Stifter nicht genau bestimmt werden. Der Kunst-und Kirchenhistoriker Franz Xaver Kraus gibt an,

das Kloster sei angeblich 1123 von Herzog Berthold IV. von Zähringen (um 1125-1186)gegründet worden, wobei ich hier schon Schwierigkeiten mit den Lebensdaten habe. Kraus belegt seine aussage nicht.

Der verstorbene Freiburger Stadtarchivar Berent Schwineköper nennt für die Gründung hingegen das Jahr 1265 und sieht die Basler Bischöfe als Gründer. Das waren in dieser Zeit Berthold II. von Pfirt (1248-1262) und

Heinrich III. von Neuenbürg (1263-1274).

Eine weitere Version bietet der Lützeler Abt Bernhardin Buchinger (1654-1673). Folgt man ihm, haben die Markgrafen von Baden-Hachberg oder die Grafen von Freiburg Kloster Marienau gegründet. Ein genaues Jahr nennt er nicht.

Die Markgrafschaft Baden-Hachberg entstand um das Jahr 1212 durch Abspaltung von der Markgrafschaft Baden. Ein Zweig der Grafen von Urach hatte 1218 das Erbe der Zähringer im Breisgau und deren Hauptstadt Freiburg angetreten.

Heute geht man davon aus, dass der Basler Bischof Bertold II. als Stifter von Marienau angesehen werden kann. Bischof Berthold hatte zusammen mit seinem Bruder Ulrich II von Pfirt Zisterienserinnen unterstützt.

Kloster Marienau liegt in Breisach am Fuß des Eckartsberges. Dort war eine burgähnliche Befestigungsanlage. Dort vermutet man auch einen Hof der zähringischen Familie Tunsel. Der Hof war wohl einer Gemeinschaft von Beginen oder Inklusen überlassen worden.

Erstmals urkundlich fassbar wird Kloster Marienau 1265. Der Stadtherr von Breisach, Bischof Heinrich von Neuenburg (1263-1274)und Nachfolger von Bischof Berthold II. beantragte die Aufnahme der Frauengemeinschaft in den Zisterzienserorden.

Das Generalkapitel beauftragte Abt Adolf (1263-1280 von Kloster Lieu Croissant im Departement Doubs und den Tennenbacher Abt Heinrich von Falkenstein (1260-ca. 1279) Marienau zu visitieren und zu überprüfen, ob es die Aufnahmekriterien der Zisterzienser

erfüllt. Die Aufnahme in den Orden erfolgte wohl  kurz danach.

Etwas später wurde es Kloster Lützel unterstellt. Zunächst hatte der Abt von Citeaux das Visitationsrecht.

Bischof Heinrich betrieb die Aufnahme Marienaus in den Zisterzienserorden in seiner Eigenschaft als Stadtherr. Für geistliche Angelegenheiten war der Bischof von Konstanz als Diözesanbischof  zuständig. Das war zu dieser Zeit Bischof  Eberhard II. von Waldburg (1248-1274)

Das Kloster lag wohl nicht innerhalb der Stadtmauern. In vielen frühen Urkunden “sante Meriunowe bi Brisach “. Noch genauer wird die Lage angegeben in Urkunden von 1330,1332 und 1333. Da heisst es “ze Brisach vor der muren”

Die Nonnen hatten so auch sichtbar eine gewisse Unabhängigkeit von der Stadt. Andrerseits genossen sie aber auch nicht den Schutz den Stadtmauern geboten hätten.

Am 24. Juni 1266 bestätigt Philipp von Ratsamhausen die Schenkung seiner verstorbenen Ehefrau an Klodter Marienau (ZGO 13, 1861 S. 49) Es siegelten die Äbte von Lieu Croissant , Tennebach, Lützel und Sankt Urban sowie eine Reihe Adliger.

Rudolf von Ratsamhausen aus einer im Elsass reich begüterten Familie heiratete Anna,die Erbtochter des letzten Rittes von Tunsel. Er stammte aus einem Dorf Rathsamshausen in der Nähe von Schlettstadt. Die Familie wird dort bereits 1127 urkundlich erwähnt.

Sie wurde eine der wichtigsten Förderer des jungen Klosters. die Familie von Ratsamhausen hatte Beziehungen zum Zisterzienserorden, denn Philipp von ÄRatsamhausen trat um 1260 in das Zisterzienserkloster Pairis ein und war dort von 1301-1306 Abt, bevor dann Bischof von Eichstätt wurde (1306-1322) (siehe Mei Büchle Zisterzienserkloster Pairis/Elsass).

Das Kloster scheint einen großen Zulauf gehabt zu haben. Allerdings waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen noch nicht sonderlich günstig. Die Äbte von Lucelles Conrad (1268-1286) und Bellevaux  Petrus I. (1280-1291)beschränkten die Anzahl der Nonnen auf 6 Jahre und untersagten für diesen Zeitraum die Neuaufnahme von Schwestern.  (ZGO S. 50 f.)Äbtissin ist Berchte von Reinau.

Aber Kloster Marienau wurde allmählich zur Versorgungsstelle von Töchtern aus wohlhabenden Breisacher Familien, elsässischen Ministerialenfamilien und auch Familien des Breisgauer Adels, so dass sich auch die wirtschaftliche Lage des Klosters besserte.

Es gibt viele Schenkungen, bei denen als Grund angegeben wird, dass eine Tochter im Kloster Marienau ist.

Zu den Familien zählten die von Reinach, die aus dem Aargau stammte, von Bischoffingen, die in einer Urkunde von Äbtissin Berchte von Reinau genannt wird (ZGO S. 51 f) von Pforr, die zum Breisacher Patriziat gehörte. Aus dieser Familie kamen immer wieder Töchter ins Kloster Marienau.

Deshalb zählte die Familie auch zu den Mäzenen des Klosters und stattete es immer wieder mit Schenkungen aus. Katharina von Pforr war in den dreissiger Jahren des 14. Jahrhunderts sogar Äbtissin in Kloster Marienau.

Zwischen 1329 und 1343 kam Kloster Marienau in den Besitz eines Klosterhofs innerhalb der Stadtmauern. Dass sie sich die Nonnen der gefährdeten Lage des Klosters durchaus bewusst waren, zeigt auch ihr Klosterhof in Breisach.

Dieser setzte sich zusammen aus zwei ursprünglich getrennten Höfen. Eine Hälfte kam vor 1329 aus dem Besitz der Breisacher Patrizierfamilie Müntzmeister durch eine Schenkung in den Besitz des Klosters. Die andere Hälfte erwarb das Kloster 1349 für 125 Pfund Rappen,

das entspricht heute etwa einer Kaufkraft von 900.000 €. Das zeigt zwei Dinge. Einmal wollte das Kloster eine sichere Aufbewahrungsstelle für seine Korn-und Lebensmittelvorräte innerhalb der Stadtmauern. Zum andern hat sich die wirtschaftliche Lage des Klosters enorm verbessert.

Äbtissin war in dieser Zeit Berchta

Das Kloster wurde im Laufe des Spätmittelalters zum größten Grundbesitze in Breisach und hatte auch umfangreiche Besitzungen im Breisgau und vor allem im Elsass.

1348 gab es im Raum Breisach zwei Katastrophen, die sicher auch Kloster Marienau betroffen haben.

Am 27. Januar 1348 gab es in Breisach ein gewaltiges Erdbeben, bei dem Gebäude einstürzten und Menschen und Tiere begraben wurden.

1348 und 1349 grassierte die Pest am Oberrhein. Fast 90 % der Bevölkerung kam ums Leben.

Äbtissin war in dieser Zeit Agnes.

1356 fand das große Erbeben von Basel statt, das Basel weitgehend zerstört hat. Man kann davon ausgehen, dass ein solch verheerendes Erdbeben auch nicht allzu weit entfernte Gebiete wie zum Beispiel Breisach in Mitleidenschaft gezogen hat.

1367 wurde das Kloster Schauplatz eines Kampfes, wobei es da wohl selbst nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Freiburger Graf Egino III. (1358-1385) lag hauptsächlich aus finanziellen Gründen mit seiner Stadt ständig in Fehde. 1366 versuchte er ,

nachts mit einem Heerhaufen in die Stadt einzudringen. Daraufhin zerstörten die Freiburger seine Burg auf dem Schlossberg. Egino zog sich dann nach Endingen zurück. In der Nähe von Endingen kam es zu einer Schlacht mit Freiburg Bürgern und ihren Verbündeten,

Bürger aus Basel, Endingen, Neuenburg, Breisach und Kenzingen gegen den Grafen und dessen Verbündeten, die Herren von Üsenberg, die auch Stadtherren von Endingen waren. Die Grafen von Freiburg siegten und verfolgten die Unterlegenen bis nach Breisach.

Am Klostertor von Marienau konnten sie sie stellen und erschlugen sie oder nahmen sie gefangen.

Der Lützeler Pater Bernhardin Walch(1688-1760) berichtet dies in seiner Chronik.( Chronicon R.P.Bernhardini Walch, Senioris et Archivarii Monasterii Lucellensis 1445, erschienen bei Heitz, Strassbourg 1950 p. 179 f.)

Freiburg kaufte sich danach für 20.000 Mark Silber von der Herrschaft des Grafen frei und begab sich freiwillig unter den Schutz des Hauses Habsburg.

Auf die Lage Kloster Marienaus ist oben hingewiesen worden. Es lag außerhalb der Stadtmauern, konnte also den Schutz der Stadt nicht genießen. Das Kloster selbst aber war wohl ummauert. Als Stützpunkt eines möglichen Angreifers konnte das Kloster

aber der Stadt selbst gefährlich werden.

1468 hatte Karl der Kühne (1467-1477), der Herzog von Burgund in den österreichischen Vorlanden, die 4 Waldstädte und Teile des Elsasses und des Breisgau Herrschaften und Rechte pfandweise erworben und dort in den “Pfandlanden” einen Landvogt

eingesetzt. Das war Peter von Hagenbach. 1473 versuchte er die Selbstverwaltung von Mülhausen und Breisach aufzuheben. Wegen dieser Schwachstelle in der Breisacher Stadtbefestigung wollte er Kloster Marienau abreissen lassen. Die Nonnen wurden

in “Regelhäuser “ umgesiedelt. Zum Abriss kam es allerdings nicht, denn Peter von Hagenbach wurde 1474 gestürzt und am 9. Mai 1474 auf dem Anger vor dem Kupfertor in Breisach hingerichtet.

Die Nonnen konnten in ihr Kloster zurückkehren.

Nach dem Tod von Herzog Karl gingen die bisherigen Erblande wieder an Habsburg. Kaiser Maximilian I. (1486-1519) wollte Breisach zur Festung ausbauen. Er hatte das gleiche Problem wie Peter Hagenbach. Er hatte auch mit der Stadt geredet

und darüber nachgedacht, wie das Kloster abgebrochen und geschleift werden kann. Aber er löste das Problem ebenfalls nicht.

Die Reformation fasste in Breisach relativ schnell Fuß. Schon 1516, also ein Jahr vor Luthers Thesenanschlag in Wittenberg hält der Breisacher Münsterpfarrer Johannes Henlin  (Gallinarius) und Humanist im Breisacher Münster Predigten, worauf der Freiburger

Magistrat den Breisacher Rat ermahnt, gegenüber Henlin nicht zu nachlässig zu sein. Die Klöster und der Adel standen nicht zuletzt durch Luthers Geist der Reformation nicht mehr im besten Ruf. Dazu kamen Prozesse und Streitigkeiten mit weltlichen Instanzen.

Konrad Haas, Hilfspfarrer und Pfarrverweser in Breisach und Beichtvater im Kloster Marienau, hatte wohl einige Nonnen dazu gebracht, aus dem Orden auszutreten und sich zur neuen Lehrer zu bekennen.

Im drohenden Bauernaufstand ging das Gerücht von einem Verrat der Nonnen um. Das sollte gleich gesühnt werden. Die Bürger von Breisach machten das Kloster innerhalb von 24 Stunden dem Erdboden gleich.

Die Äbtissin Lucia Stökin wurde mitsamt dem Konvent in die Oberstadt gebracht, die Kostbarkeiten des Klosters in Sicherheit gebracht. Die Stadt als Vogtsherrin übernahm sämtliche klösterlichen Rechte und Besitzungen. Das Kloster wurde aufgehoben.

Die Klosterfrauen erhielten eine Leibrente. Dafür aber hatte die Stadt weder die Genehmigung des Landesherren Erzherzog Ferdinands, der durch Erbteilung 1521 die habsburgischen Erblande geerbt hatte noch des Landesvogts Johann Jakob von Mörsperg (1512-1528).

Es kam der Stadt sicher nicht ungelegen, dass Erzherzog Ferdinand mit Problemen in Böhmen und Ungarn stark in beschlag genommen war. Erst 1526 kam man dazu sich mit diesen Vorgängen zu beschäftigen. Dass die Aufhebung nicht rechtens war, war allen Beteiligten klar.

Es gab auch Verfahren, so vor dem kaiserlichen Hofgericht in Rottweil.

Am 24. April 1529 zog eine königliche Anordnung einen Schlusstrich . Da heiess es, dass “ uff niemands anlangen es apgebrochenen frauwenclosters halben biß uff weitern antwort zu geben schuldig sei”( Schau-ins-Land 97. 1978, S. 68)

Damit hatte Breisach eine Möglichkeit bekommen, die Klosterbesitzungen in seinem Besitz zu halten. Davon machte es geschickt Gebrauch.

1532 bemühte sich Kloster Lützel unter Abt  Heinrich Sapper (1532-1542) nochmals den Marienauer Besitz seinem Kloster als Priorat anzufügen. Die landesherrliche Regierung in Ensisheim hatte aber offensichtlich kein Interesse daran, den Marienauer Güterkomplex an das Elsässer Kloster

gelangen zu lassen. 1539 wurde ein letzter Kompromissvorschlag verabschiedet. Bis zu einem Konzil oder dem Ausgleich der Glaubenstreitigkeiten sollte Breisach die Klostereinkünfte für die Stadt verwenden dürfen. Die einzige nicht schriftlich fixierte Klausel sollte erfüllt werden.

die Einnahmen sollten für einen sozialen Zweck verwendet werden. Auch über das Restitutionsedikt von Kaiser Ferdinand II.(1619-1637) von 1629 brachte dem Zisterzienserorden den verlorenen besitz in Marienau zurück.

30 Aug 2021

Kloster Rottenmünster

Kloster Rottenmünster

 

                                                                                                                            

 

Kurz nach 1200 lässt sich ein der Muttergottes geweihtes Kloster in Hochmauren belegen, das ist in der Altstadt von Rottweil gelegen. Dort lebte eine Schwesterngemeinschaft unter ihrer Meisterin Williburgis.

Davon spaltete sich eine kleine Frauengruppe ab, die hoffte, in den Zisterzienserorden aufgenommen zu werden. 1211 konnten sie ein kleines Gut südlich von Rottweil erwerben.

“Heinrich und Berthold, Herren von Lupfen, lassen die Vogtei über das Gut Holbeinesbach, welche sie von dem Bischof von Konstanz, und Dieterich von Bodenwag von ihnen zu Lehen getragen, nachdem dieser ihnen gegen eine von den Schwestern in Rottweil erhaltene Abfindungssumme das Lehen aufgesagt, ihrerseits an den Bischof auf.”  WUB Band III., Nr. 650, Seite 126-127 und die nächste Urkunde 

Bischof Konrad von Konstanz überträgt das ihm zuständige Vogtrecht über das Gut Holbeinesbach, womit früher die Herrn von Lupfen belehnt gewesen, dem die Erbauung eines Klosters (Rottenmünster) auf demselben beabsichtigenden Abt von Salem.”

WUB  Band III., Nr. 651, Seite 127 gibt praktisch die Erwerbsgeschichte für den Grund von Kloster Rottenmünster wieder. Das Gut hatte ursprünglich den Chorherren von Konstanz gehört. Die Schwestern gaben das Gut nun an den Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) weiter.

Dieser hatte neben der Gründung der beiden Tochterklöster Tennenbach (seit 1180/90) und Wettingen (1220/27) sich vor allem für Frauenkloster stark gemacht. Um 1200 waren eine Reihe von Frauenklöstern irregulär gegründet worden. Er machte sich um die Anerkennung der Zisterzienserinnen

verdient. Der Orden tat sich mit der Anerkennung von Frauenklöstern zunächst schwer. Eberhard musste einigen Widerstand überwinden, schaffte dann aber in kurzer Zeit die Aufnahme in den Zisterzienserorden von Kloster Wald (1217), Rottenmünster (1221), Heiligkreuzthal, 1227, Baindt (gegründet 1227, aufgenommen 1240), Heggbach (um 1233) und Gutenzell (1238). Die Klöster wurden nicht dem Generalkapitel direkt unterstellt sondern blieben unter der Aufsicht der Äbte von Salem.

Seinen Sinn für Gleichberechtigung stellte er auch damit unter Beweis, dass er Mathilde von Adelsreute, die Tochter und letzte Nachfahrin des Stifters Guntram von Adelsreute 1192 in der Klosterkirche von Salem bestatten ließ. Für Laien oder Frauen war das gemäß der Ordensregel nicht zulässig.

Für die nicht genehmigte Bestattung wurde Abt Eberhard dann auch  vom Generalkapitel mit sechstägigem Fasten bestraft.

Papst Honorius (1216- 1227) nahm Kloster Rottenmünster am 9. Mai 1224 in seinen Schutz. “  Papst Honorius III. nimmt das Zisterzienser-Nonnenkloster Rottenmünster mit dessen Besitz in seinen Schutz und verleiht ihm näher angegebener Begünstigungen.” WUB Band III., Nr. 676, Seite 152-154

Bei den Begünstigungen wurde aufgeführt, dass die Äbtissin sollte stets unter der Leitung des Abts von Salem oder seines Stellvertreters gewählt, bestätigt und benediziert, wie auch jeder Klosterbeamte nur mit Wissen und Willen desselben angestellt und beeidigt werden, das Kloster sollte frei

von Zehnten  sein, das Recht haben, neue Mitglieder aufzunehmen, Exemtion von  geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit, von eventuellen Exkommunikationen und Interdikten in der Nachbarschaft genießen, Ablässe auf bestimmte kirchliche Zeiten und für außerordentliche Besuche der Klosterkirche, für Schenkungen und Wohltaten verleihen dürfen. Diese Rechte wurden dem Kloster von den päpstlichen Nachfolgern noch wiederholt, meistens in ganz gleichlautender Form bestätigt, so z. B. von Papst Sixtus IV. (1471-1484) im Jahre 1482 und Julius II. (1503-1513) im Jahre 1506.

Die erste Äbtissin war Williburgis (nach leo bw- Wikipedia nennt eine Äbtissin Ida). Der erste Vaterabt war Abt Eberhard von Salem.

Im Juli 1237 nahm Kaiser Friedrich II. (1220-1250) Kloster Rottenmünster in seinen Schutz. Er beauftragte, die nahe gelegene Reichsstadt Rottweil, diesen Schutz in seinem Namen auszuüben. WUB Band III., Nr. 897, Seite 400-401.

Adlige Gönner wie die Herren von Lupfen oder die Grafen von Sulz sorgten für einen guten wirtschaftlichen Start der Abtei.

Als Konradin (1254-1268) in Rottweil war, bestätigte er am 2. August 1262 genehmigte und bestätigte er der Äbtissin und Kloster Rottenmünster alle von seinen Vorfahren erhaltene Rechte. RI Conradin – RI V,1,2 n. 4779

König Rudolf (1273-1291) von Habsburg stellte am 7. Mai 1274 folgende Urkunde für Kloster Rottenmünster aus: “nimmt das Cistercienser-nonnenkloster Rotenmünster mit allen besitzungen in seinen schutz, verspricht die vogtei über dasselbe stets beim reiche zu behalten und befiehlt den amtleuten (ministris) in Rotweil das kloster gegen alle angriffe zu schützen und demselben bei vorfallenden beschwerden..” RI  Rudolf – RI VI,1 n. 157

Nur eine Woche später befahl Rudolf dem Amann und den Bürgern von Rottweil Kloster Rottenmünster, das er in seinen Schutz genommen hat, zu wahren und zu verteidigen und wen einer zum Schutz des Klosters aufgefordert wird, solle er das “unverweilt” tun.

RI Rudolf – RI VI,1 n. 165

Von Heinrich VII. (1308-1313) bekam Kloster Rottenmünster zwei Bestätigungen. Eine wurde am 2. Juni 1309 in Konstanz ausgestellt. Sie bestätigte das Recht der Pürsch und vor allem “und die Freiheit von Steuern und Ab­ga­ben auf Personen, Güter oder ihnen zugehörige Sachen, wie sie jene bisher genossen ha­ben. ) RI  Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 169. Mit der am  6. November in Colmar ausgestellten Urkunde nahm Heinrich VII. das Kloster in seinen besonderen Schutz RI Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 327 er bestätigte die Güter des Klosters und “ und verbietet allen Reichsgetreuen und besonders Schultheiß, Ratsherren und Bürgern von Rottweil, das Kloster irgendwie zu belästigen”. Laut Kommentar zu der Urkunde ist daraus eine Ermahnung an Rottweil zu sehen, der darauf hindeute, dass schon 1309 der von der Stadt Rottweil ausgeübte Schutz sich in sein Gegenteil verkehrte.

Am 31. März 1330 bestätigte Ludwig der Bayer (1328-1347) dem Kloster die Diplome Kaiser Friedrichs II. und Heinrichs VII. RI  Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 78

Am 14. März 1408 stellte König Ruprecht von der Pfalz (1400-1410)Kloster Rottenmünster in Konstanz folgende Urkunde aus : “Nimmt das frauenkloster Rotenmünster in seinen und des reiches schirm und bestätigt dessen privilegien (rechte, friheite und herkomen, privilegia, hantfesten und briefe von römischen kaisern und königen und anderen fürsten und herrn)”. RI Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 5207 Mit der ebenfalls am 14.03. auch in Konstanz ausgestellten Urkunde (n. 5208) bestätigt Ruprecht die von Friedrich II.  1237 ausgestellte Urkunde.

Am 21. Januar 1415 bestätigte König Sigmund (1411-1433, ab 1433-1447 Kaiser) die Privilegien von Kloster Rottenmünster. RI Sigmund – RI XI,1 n. 1395 Am 12. März 1418 übertrug er den Schutz des Reiches für Kloster Rottenmünster auf die Stadt Rottweil. RI Sigmund – RI XI,1 n. 3046.

Die letzte Urkunde, die Sigmund für Kloster Rottenmünster ausstellte, stammt vom 13. April 1434 in Basel. Sigmund “ bestätigt dem Frauenkloster Rottenmünster (Konstanzer Diöz.) alle Privilegien u. s. w., besonders den Spruch d. Mkgr. Friedrich v. Brandenburg zwischen dem
Kl.und der St. Rottweil” RI Sigmund – RI XI,2 n. 10258. Am 15. Mai 1417 entschied Markgraf Friedrich von Brandenburg (1415-1440), dass Kloster Rottenmünster an Rottweil im Allgemeinen keine Steuern, desgleichen für eigene, sowie für Zins- und Gültfrüchte keinen Zoll zu bezahlen, auch die Bußen und Besserungen in dem Kloster allein zu beziehen habe, sowie daß die Frohndienste der Klosterleute in der Stadt aufgehoben sein sollen.

Am 26.11. 1442 in Konstanz und am 22.11. 1473 in Trier erteilte Kaiser Friedrich III.(1440-1473) Kloster Rottenmünster eine Privilegienbestätigung. Am 21.03. 1483 befahl er in Wien der Stadt Rottweil das Kloster zu schützen.Noch eine Reihe von Kaisern stellte Schutzerklärungen für Kloster Rottenmünster aus. Die letzte erfolgte 1794 durch Kaiser Franz II. (1792-1806).

Nun zur chronologischen Geschichte von Kloster Rottenmünster.

Die Meisterin Williburgis scheint die treibende Kraft bei der Entstehung des Klosters gewesen zu sein. Der Bau des Klosters und der Kirche dürfte von 1221-1224 gedauert haben. Die nächste uns bekannte Äbtissin ist Ida, die schon in der kaiserlichen Bestätigung von 1237 genannt ist.

Das Kloster hatte auch bedeutende Schenkungen und Mitgiften eingetretener Nonnen aus dem niederen Adel erhalten. Seit dem 14. Jahrhundert kamen Schenkungen des gehobenen Bürgertums der Reichsstadt Rottweil dazu.

Seit 1359 regierte Äbtissin Anna Boller. Sie stammte aus einer angesehenen Rottweiler Familie. In ihrer Regierungszeit wurde ein personeller Höchststand mit über 100 Schwestern erreicht.

Mit Clemens V. (1305-1314 siedelte der Papst 1309 nach Avignon über. Der Zeitraum von 1309-1376/7 wurde dann auch “babylonische Gefangenschaft der Kirche” genannt.  Gregor XI,  (1370-1378) wurde 1370 zum Papst gewählt. 1376 kehrte der Papst auch unter dem Einfluss der Heiligen Katharina von Siena (1347-1380) wieder nach Rom zurück. Allerdings kam es 1378 zum “Abendländischen Schisma” von 1378-1417 mit konkurrierenden Papstansprüchen In Avignon und Rom.

Bis um 1430 hatte Kloster Rottenmünster einen sehr guten Ruf in Schwaben, wie K.J. Glatz in Das ehemalige Reichstift Rotenmünster in Schwaben, Freiburger Diözesanarchiv, Bd. 6, Freiburg 1871, S. 38, anmerkt. Aber seit dem Exil der Päpste in Avignon hatte die klösterliche Disziplin nachgelassen.  

Auch in Rottenmünster gab es eine Spaltung des Konvents. Etwa 20 Schwestern stellten sich gegen die Äbtissin. Auch der Stadt Rottweil kam die Zwietracht im Kloster nicht ungelegen, im Gegenteil, sie mischte munter mit (Glatz S. 39)

1475 schlichtete Graf Johann von Sulz( 1431–1483 ) zwischen Kloster und Stadt Rottenburg. Die innerklösterliche Auseinandersetzung ging aber weiter. Die Schwestern kündigten der Äbtissin  Beatrix von Enzberg  (bis 1475) den Gehorsam auf. Diese wendete sich an den Vaterabt von Salem

Johannes I. Stantenat (1471–1494 ) und verlangte eine Untersuchung  der Klosterhändel und Bestrafung der ungehorsamen Schwestern. Das erreichte sie zwar, trat aber im selben Jahr trotzdem zurück.  Ihren Nachfolgerin Agnes von Wehingen bewilligte der resignierten Äbtissin alle einer Äbtissin gebührend Rechte, Wohnung im Kloster und Pension. Unter ihren Nachfolgerinnen Clara und Engla scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Die Streitigkeiten zwischen der Stadt Rottweil und Kloster Rottenmünster brachen bald wieder aus. 1498 traf die vorderösterreichische Regierung einen Entscheid, dem sich die 1498 regierende Äbtissin Adelheid von Rotenstein(bis 1502) unterwarf, nicht aber die Stadt Rottweil. Diese machte zur Bedingung, dass die Äbtissin sich in das Bürgerrecht von Rottweil aufnehmen ließ. Auch diesem stimmte Adelheid zu, obwohl es ihr keine realen Vorteile brachte,

aber ihrer Unabhängigkeit schaden könnte. Nach dem Tod von Äbtissin Adelheid wurde Anna von Rotenstein unter Vorsitz von Abt Johann von Fridingen (1493–1534 ) von Bebenhausen gewählt. Er leitete die Wahl im Auftrag des Salemer Abtes Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ).

Auf den Thesenanschlag Luthers in Wittenberg am 31. Oktober 1517 folgte in Deutschland die Reformation. In der Stadt Rottweil fand diese kaum Widerhall. Der Reformationseifer der Rottweiler wurde vielleicht auch etwas gedämpft durch die Drohung Kaiser Karls V. (1519-1556)

das Reichskammergericht aus Rottweil zu verlegen, falls sich an den religiösen Verhältnissen der Stadt etwas ändere. Da Rottweil katholisch blieb, kam auch Kloster Rottenmünster unbeschadet durch die Reformation.

1521 erschien Kloster Rottenmünster in den Reichsmatrikeln. Es war mit neun Fußsoldaten und einem Betrag von 20-30 Gulden veranschlagt. Für das Reichskammergericht musste das Kloster 30-50 Reichstaler bezahlen.

Als Mitglied des Schwäbischen  Kreises nahm es die 50. Stelle ein.

Als Herzog Ulrich von Württemberg im Zuge des Bauernkrieges versuchte, sein Land wieder zu erobern, übernachtete er am 14. März 1525 im Kloster. Er musste aber in der Nacht noch fliehe, da Schweizer Soldaten, die in Rottweil lagen, ihn in Gewahrsam zu nehmen.

Unter Äbtissin Dorothea Schnezer musste das Kloster 12 Jauchert (das entspricht 12 Ar) Felder an die Stadt Rottweil verkaufen, da das Kloster in Not geraten war.
Die Äbtissin Barbara Volmar aus Rottweil regierte von 1565-1595. Sie war fromm, klug und eine energische Haushälterin. Sie hob die geistige Ausrichtung des Klosters. Sie erneuerte die Kirche und versah sie mit neuen
Altären. Der Konstanzer Weihbischof Balthasar Wurer (1574-1606) weihte 1590 den Altar für die heilige Ottilie,Katharina und  Barbara.

Auf Äbtissin Barbara folgte 1595 Anna Hettinger. Sie war eine würdige Nachfolgerin und war 16 Jahre im Amt. Auf sie folgte Kunegunde Fehr aus Luzern, auch sie eine umsichtige Äbtissin und gute Wirtschafterin.  Aber sie hatte bald die Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges

zu ertragen.

Da es Anfang des 17. Jahrhunderts immer wieder Schwierigkeiten mit der Reichsstadt Rottweil gab, legte Äbtissin Kunigunde bei Kaiser Matthias II.(1612-1619) Beschwerde ein. Dieser erklärte am 12. Februar 1619, dass Kloster Rottenmünster unter seinem und des Reiches Schutz stehe

und ernannte Erzherzog Leopold (+1632 )Regent von Tirol und Vorderösterreich zum Konservator und Exekutor von Kloster Rottenmünster. Als Kaiser Matthias kurz danach verstarb, unternahm die Stadt einen groben Vorstoß ins Kloster unter dem Vorwand, da ihr die Gerichtsbarkeit

zustehe, müsse sie unter den  Armen, an die gerade Almosen verteilt wurden, einige Verdächtige festnehmen. Die Klausur wurde verletzt und auch Klosterknechte niedergeschlagen. Das Kloster verwahrte sich beim Bischof von Konstanz Jakob Fugger (1604- 1626)

und bei Kaiser Ferdinand II. (1619-1637). Der Bischof exkommunizierte die Stadt Rottweil. Die Stadt anerkannte die Entscheidungsbefugnis von Kaiser Ferdinand nicht an. Dieser entzog der Stadt daraufhin das Recht auf freie Pirsch. Dem Kloster erteilte er am 5. August 1623 die hohe Gerichtsbarkeit.

1624 tauchten erstmals Truppen in der Nähe des Klosters auf. Der Generalfeldzeugmeister und kaiserlicher Feldmarschall (+ 1634) Hannibal von Schauenburg war in die nahegelegene Herrschaft Hohenberg eingerückt, zog aber bald weiter. Die Äbtissin benachrichtigte sofort den Prior des

Benediktinerinnenklosters Amtenhausen Georg Gaisser, der von 1627-1655 Abt in Villingen war. Er besuchte Kloster Rottenmünster am 11. Juni 1625 und gab den Nonnen Verhaltensregeln. Anfangs der 30-iger Jahre verlagerte sich das Kriegsgeschehen mehr und mehr nach Süddeutschland.

In Rottweil besaß das Kloster ein Gebäude, die Schaffnerei. Dorthin zog sich die Äbtissin mit dem Konvent zurück. Am 12. Oktober 1632 wurde Kloster Rottenmünster von württembergischen Truppen völlig ausgeplündert. Äbtissin Kunegunde starb 1633. Auf sie folgte die aus Rottweil stammende

Anna Spreter. Sie verstarb aber schon ein Vierteljahr später. Ihr Nachfolgerin wurde Margaretha Mayl, ebenfalls aus Rottweil. Als die Gegend wieder von Soldaten frei war, kehrten die Schwestern wieder ins Kloster zurück. Die Lebensmittel mussten aus Rottweil bezogen werden.

Die Schlacht von Nördlingen am 27. August 1634 hatte zwar einen Sieg über die Schweden gebracht. Die Lage von Rottweil und damit auch von Rottenmünster aber hatte sich nicht gebessert. Rottweil war von Truppen und Fremden so überfüllt, dass wer als Flüchtling dort unterkommen wollte, ungeheures Schutzgeld bezahlen musste. Im Januar 1638 trafen sich  die Äbte von Salem Thomas Wunn (1615–1647) und Alpirsbach  Alphons Kleinhans (1638-1648 aufgrund des Restitutionsedikt)  in Kloster Rottenmünster, um sich von dem kläglichen
Zustand des Klosters zu überzeugen und den Schwestern einen Rat zu erteilen. Sie verfügten eine vorläufige Auflösung des Konvents. Diese Verfügung teilten sie auch Georg Gaisser in Villingen mit. Ein großer Teil der Schwestern wurde entlassen, bis der Friede wieder hergestellt sei.Viele gingen in die Schweiz. Auch der Beichtvater des Klosters, der Konventuale Scheideck aus Salem ging wieder zurück nach Salem. Die Verbliebenen und die Äbtissin mussten wieder in Rottweil unterkommen.

1643 belagerte der Schwedische General Rosen die Stadt Rottweil. Kaum war er abgezogen, rückte der französische Marschall Jean Baptiste Budes von Guébriant ebenfalls auf Rottweil vor, um es einzunehmen, da Kardinal Mazarin die Devise ausgegeben hatte:„Rottweil ist das Tor zu Schwaben“.

Guébriant hatte sein Hauptquartier im Kloster Rottenmünster. Im Juli belagerte er Rottweil zunächst erfolglos. Bei der 2. Belagerung zerschmetterte ihm eine Kugel den Ellenbogen. Er ließ sich von Rottenmünster aus ins Dominikanerkloster Rottweil bringen, wo er an Wundbrand starb.

Da die Bayern, die Rottweil übergeben hatten, wieder nachrückten, zogen die Franzosen wieder ab. Damit die
Bayern im Kloster Rottenmünster keinen sicheren Aufenthalt finden konnten, zündeten die Franzosen beim Abzug das Kloster an allen vier Ecken ab und machten es zum Schutthaufen. Das war das 2. Mal seit der Gründung des Klosters, dass Rottenmünster brannte.

Äbtissin Margaretha machte einen bescheidenen Neubau und beschränkte sich auf  die notwendigsten Gebäude.

Das Klosterleben von Rottenmünster hatte während des Dreißijährigen Krieges sehr gelitten. Nach K.J. Glatz, Pfarrer und Historiker von Kloster Rottenmünster, ist dafür vor allem Äbtissin Margaretha verantwortlich. Sie kommt in seiner Beurteilung sehr schlecht weg. Sie war “eine herrische, hochfahrende eigensinnige Frau” (S. 47). Auch unterhielt sie “anstößigen Umgang” (S. 48) mit dem Junker von Graneck, den ihr der Abt von Salem zwar untersagt hatte. Aber sie kehrte sich nicht daran.  Sie dankte freiwillig ab, wurde aber 11. Januar 1650 “ex delicta infamiae”, also Ehrlosigkeit abgesetzt, wie aus dem Salemer Äbtissinnenverzeichnis hervorgeht ( S. 48 Anmerkung 2).

Sie hatte aber immer noch eine starke Anhängerschaft im Konvent, was dazu führte, dass ihre Nachfolgerin Bernharda Kuen aus Rottweil bald resignierte. Auf sie folgte Susanna von Pflummern. Sie war die Tochter des Biberacher Bürgermeisters Heinrich von Pflummern (1542-1622).

Sie regierte auch nicht allzu lange und gab ihr Amt 1658 schon wieder ab. Ihre Nachfolgerin war Ursula Scherler, Tochter des Hofgerichtsassessors Dr. Scherler aus Rottweil. Sie hatte nach Glatz “unerschütterliches Gottvertrauen und bewunderswerthe Ausdauer” (S. 49)

Nach dem Brand von 1643 stellte sie  das Kloster wieder her. In drei Jahren wurde die Kirche wieder aufgebaut. Am 27. Juli 1664 weihte sie der Konstanzer Bischof Franz Johann Vogt von Altensumerau und Prasberg (1645-1689).

Die Kirche wurde von den Vorarlberger  Baumeistern Michael Beer, Michael Thumb und Peter Willi erbaut.

Am 13. April 1665 wurde der Grundstein zum neuen Kloster gelegt und konnte am 20. Januar 1669 nach vierjähriger Bauzeit bezogen werden. Sie sorgte aber auch für eine solide ökonomische Grundlage. Der klösterliche Geist, die Disziplin und die Frömmigkeit kehrte ebenfalls wieder zurück.

Äbtissin Ursula starb am 14. April 1687.

Am 23. April 1687 wurde Maria Williburg einstimmig zu ihrer Nachfolgerin gewählt. 1671 war Liselotte von der Pfalz, die Tochter des Kurfürsten  Karl I. Ludwig von der Pfalz (der Sohn des „Winterkönigs”)mit Philipp von Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV. verheiratet worden. Den Erbanspruchs

Liselottes, der im Heiratsvertrag nur unzureichend umschrieben war,nahm Ludwig XIV. zum Anlass in die linksrheinischen Gebiete und die Pfalz einzumarschieren. Es gehörte zur Taktik, süddeutschen Reichsständen übermäßig hohe Kontributionsforderungen zu und  bei Zahlungsverweigerung mit Einmarsch, Brandschatzung und Geiselnahme zu drohen. Ab dem 23. Oktober 1688 stießen französische Truppen ins Gebiet von Villingen und Rottweil vor. In Rottweil hatten sie Kontributionen erhoben und marschierten dann ab. In der Nacht vom 26. November 1688 kehrten sie nochmals für eine Nacht zurück und nahmen ihr Nachtquartier in Rottweil und Rottenmünster. 1688 hatte sich der Konvent wegen der Kriegsgefahr nach Rottweil begeben.Dann blieb das Kloster bis zum Spanischen Erbfolgekrieg von 1701-1714 verschont. Da traf es Süddeutschland ab 1702 wieder. 1704, 1707 und 1713

mussten die Nonnen wieder ihr Kloster verlassen. Der Friede von Rastatt 1714 bannte dann die Kriegsgefahr bis zu den Revolutionskriegen, die ab 1792 einsetzten.

1722 wurde der Kapitelsaal mit einer Decke aus Föhrenholz gebaut.

Unter Äbtissin Maria 18 Konventfrauen und vier Schwestern im Kloster. Sie starb im Jahr 1725.

1771 schloss Äbtissin Magdalena mit der Stadt Rottweil einen Vertrag,der den über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgetreten Schwierigkeiten ein Ende machte und bis zur aufhebung des klosters Ruhe brachte.

1796 wurden Rottweil und Kloster Rottenmünster Kriegsschauplatz. Der französische Generalmajor Vandamme (1770-1830) schlug am 18. Oktober 1796 die Österreicher in der Nähe des Klosters. Im Frühjahr 1799 waren die Franzosen wieder da, dieses Mal mit ihren Generalen Soult und St. Cyr.

3 Monate später wurden sie wieder von den Österreichern verdrängt. Im Sommer 1800 wurde zwischen dem französischen General Moreau und dem österreichischen Feldzeugmeister Kray ein Waffenstillstand geschlossen. Der Schwäbische Kreis musste eine

Kriegskontribution von 6 Millionen Livres (= Pfund, das war eine französische Einheit der Silberwährung. 24 Livres entsprachen einem Louis d’Or und dieser wurde  zur Zeit des Rheinbundes mit 9 Gulden bewertet. )Auf Kloster Rottenmünster entfielen 3.000 Gulden (um 1700 hatte ein Gulden eine Kaufkraft, die etwa 50 € entsprach, das wären also etwa 1,5 Millionen € gewesen).

Der Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der seit 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französischen Staatsgebiet.Den Fürstentümern des Heiligen römischen Reiches wurde Entschädigung zugesagt. Diese erfolgte durch die Säkularisation

geistlicher Herrschaften. Das wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 umgesetzt. Für Rottenmünster bedeutete das, dass das Kloster Ende November 1802 aufgehoben wurde. Am 23. November 1802 nahmen 50 württembergische Soldaten das Kloster in Besitz.

Zwei Drittel des Inventars wurden weggenommen. Silber für mehr als 6.000 Gulden, meist liturgische Geräte kamen in die staatliche Münze nach Ludwigsburg.  Bei der Auflösung bestand  der Konvent aus 25 Chorfrauen, vier Novizinnen und 14 Laienschwestern. sie erhielten die Erlaubnis, das

Kloster zu verlassen und ihre Heimat zurückzukehren. Aber bis auf eine Chorfrau blieben alle zusammen. Sie bemühten sich vor Ort Klausur und ihr klösterliches Leben aufrecht zu erhalten. Die letzte Äbtissin Juliana Mayer, die am 16. September 1796 zur Äbtissin gewählt worden war, starb

1826. Die letzte noch lebende Schwester verließ das Kloster 1850.

Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal erwarben 1895 vom württembergischen Staat das ehemalige säkularisierte Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster. Sie bauten es um und ergänzten es durch Neubauten.

Heute hat das Haus mehr als 1200 Mitarbeiter und betreibt mit 476 Betten eine Einrichtung für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Abhängigkeitserkrankungen, Gerontopsychiatrie und Neurologie

 

 

 

Liste der Äbtissinnen

  • 1237 Ida
  • 1290 Adelheid von Grieningen
  • 1328 Katharina von Triberg
  • 1343 Adelheid Diepolt
  • 1351 Anna Boller
  • 1388 Katharina Gieringer
  • 1419 Brigitta Kopp

seit 1442 Reichsäbtissinen

  • 1436 Elisabeth (Bletz) von Rothenstein
  • bis 1475 Beatrix von Enzberg
  • 1650–1658 Susanna von Pflummern
  • 1658–1687 Ursula Scherlin
  • 1687–1725 Maria Williburg Frey
  • 1725–1733 Magdalena Schneider
  • 1733–1748 Barbara von Pflummern
  • 1748–1762 Thesselina Eberle
  • 1762–1777 Magdalena Mayr
  • 1777–1796 Maria Barbara Barxel
  • 1796–1802 Maria Juliana Maier

24 Apr 2021

Zisterzienserabtei Bebenhausen

 

Erste Spuren des kleinen Dorfes Bebenhausen gehen ins frühe Mittelalter zurück. Archäologische Spuren verweisen auf einen Friedhof und auch eine Pfarrkirche existierte schon in vorklösterlicher Zeit. Schon in römischer Zeit

trafen hier zwei römische Straßen zusammen, die von Norden und Westen kamen. Die nördliche Straße verlief als Via Rheni von Speyer über Ulm nach Augsburg. Seit dem Frühmittelalter hatte sie als wichtig Verbindung auch in den

oberschwäbischen Raum hinein eine große Bedeutung gehabt. Die Lage des zukünftigen Klosters entspricht durchaus den Ordensgewohnheiten der Zisterzienser, auch wenn Bebenhausen wie zur Zeit der Gründung durchaus nicht

abgelegen und einsam war. Das aber hängt wohl mit der Vorgeschichte zusammen, denn der Stifter hatte hier ursprünglich Prämonstratenser angesiedelt, die erst nach einigen Jahren von den Zisterziensern abgelöst wurden.

In dieser Zeit gehörte Bebenhausen der Bischofskirche von Speyer , das diese wohl 1046 oder 1057 durch königliche Schenkung erhalten hatte. Im Februar oder März 1188 tauschte Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (ca. 1160-1219) Bebenhausen gegen seine Güter

mit Bischof Ulrich von Speyer. “Bischof Ulrich von Speyer beurkundet, dass Pfalzgraf Rudolf von Tübingen seiner Kirche gegen die Abtretung bischöflicher Güter zum Bau des Klosters in Bebenhausen genannte Besitzungen in Meimsheim, Weitingen und Sickingen feierlich übergeben habe.”

(WUB Band II., Nr. 454, Seite 252-253) Pfalzgraf Rudolf sicherte das noch ab, indem er die feierliche Einwilligung seines Bruders zu den zu diesem Zweck unternommenen Güterveräußerungen einholte. (WUB Band II., Nr. 456, Seite 255). Das Kloster wurde möglicherweise 1183 gegründet.

Es wurde zunächst von Prämonstratensern besiedelt. Rudolfs Vater Pfalzgraf Hugo II. (um 1130-1182) hatte 1171 ein in Marchtal bestehendes Kanonikerstift den Prämonstratensern übertragen und damit Kloster Marchtal begründet. (siehe Mei Büchle Prämonstratenserabtei Obermarchtal)

Die Mönche für das neue Kloster kamen wahrscheinlich aus Marchtal. Die erste urkundliche Erwähnung ist der 1. Juni 1187. (WUB Band II., Nr. 449, Seite 248-249) Da verleiht Herzog Friedrich V. dem Kloster Bebenhausen Holznutzungsrechte im Schönbuch. Herzog Friedrich ist der älteste Sohn von Friedrich Barbarossa. Die Prämonstratenser bleiben aber nicht lange in Bebenhausen. Die Gründe für ihren Rückzug sind nicht auszumachen. Möglich ist aber, dass Kloster Marchtal 1189 und im folgenden Jahrzehnt mit inneren und äußeren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und sich deshalb gezwungen sah,

seine Gründungskolonie zurückzuziehen. Pfalzgraf Rudolf richtete eine Anfrage an das Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux. Dieses beschloss 1189 die Frage einer Klostergründung in Bebenhausen einer Kommission von mehreren Äbten zu übertragen. Den endgültigen Beschluss

das Kloster zu übernehmen und den Abt von Schönau als Vaterabt zu benennen fasste das Generalkapitel im September 1190. Als Einzugsdatum der Schönauer Gründungskolonie gilt allgemein der 29. Oktober 1189. Pfalzgraf Rudolf stellte am 30. Juni1191 das erste Privileg für Bebenhausen aus.

(WUB Band II., Nr. 466, Seite 270-272) “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen gewährt dem von dem Prämonstratenser- an den Zisterzienserorden übergegangenen Kloster Bebenhausen die den Vorschriften dieses Ordens entsprechende Befreiung von vogteilichen Lasten und sichert demselben verschiedene andere Begünstigungen, namentlich die näher bezeichnete Benützung des Schönbuchwaldes.” In dieser Urkunde befreite Rudolf das Kloster von der Vogtei, das war eine zentrale Forderung der Zisterzienser. Sie beschrieb den Bereich der Holznutzungsrechte, die tatsächlich so bis 1820 bestehen blieben.

Die Filiation von Bebenhausen war über Schönau, Eberbach zur Primarabtei Clairvaux. 

Die Stiftung des Klosters durch Pfalzgraf bestätigte Kaiser Heinrich VI. (1191-1194) am 29. Juni 1193. Kaiser Heinrich VI. bestätigt die Stiftung des Klosters Bebenhausen durch Pfalzgraf Rudolf von Tübingen und verleiht dem Kloster weitere Begünstigungen.”( WUB Band II., Nr. 482, Seite 296-297)

Der Gründerabt Diepold (oder Theobald) ist um 1165 ins Kloster Schönau eingetreten. Während der “Stiefelrevolte” in Schönau unter Abt Gottfried I. (1184–1196) war er in Schönau Subcellerarius. 1184 ist er als Prior in Schönau nachgewiesen. Er wurde 1189 als Gründerabt nach Bebenhausen geschickt.

In Bebenhausen ist er urkundlich einmal belegt, nämlich in obengenannter Urkunde von Pfalzgraf Rudolf. Abt Diepold kehrte 1196 nach Schönau zurück und trat dort die Nachfolge des verstorbenen Abtes Gottfried I. an. Dort war er bis 1198 Abt, wurde dann aber nach Eberbach berufen, wo er von 1206 bis zu seinem Tod 1221 Abt war. Er starb im Ruf der Heiligkeit und wird als Seliger des Zisterzienserordens verehrt.

In der Gründungskolonie aus Schönau war Berthold dabei. Er schrieb die Biographie der Heiligen Hildegund von Schönau, mit der er zusammen Novize war. (Siehe Mei Büchle Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald)

Zwischen  1196 und 1211 regierten die drei Äbte Enzmann , Erkinbert  und Walther, wobei die genauen  Lebens-und Regierungszeiten nicht zu ermitteln sind.

Am 18. Mai 1204  nahm Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Bebenhausen in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. “ Papst Innozenz III. nimmt das Kloster Bebenhausen in seinen Schutz, bestätigt ihm den Besitz seiner Güter am Klosterort selbst sowie zu Eck (Egge, OA Tübingen), Aglishardt (Adellungshart), Weil im Schönbuch (Wile), Altdorf (Aledorf), Zuffenhausen (nicht Offenhausen), Ittingshausen (Uttingshusen), Vesperweiler (Vesperwile), Hochdorf und Walddorf (Waltorf) und erteilt demselben verschiedene Privilegien.” (A 474 U 7, Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv Stuttgart). Mit dieser Urkunde wurde Kloster Bebenhausen wie alle Zisterzienserklöster dem Papst unterstellt und ist damit exemt.

Die Güteraufstellung zeigt, welch raschen wirtschaftlichen Aufstieg das Kloster in den Jahren nach seiner Gründung nahm. Die Grundlagen für den Klosterbesitz wurden sicher schon in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts und im 13. Jahrhundert gelegt.

Das schaffte auch die wirtschaftliche Potenz  für  den weiteren Ausbau der Kirche und der Klostergebäude,  die unter diesen Äbten stattfand.

Der Besitz kam durch Schenkungen zusammen und durch Käufe, wobei der Anteil der Käufe höher war als der der Schenkungen. Das lässt darauf schließen, dass dem Kloster erhebliche Geldmengen zur Verfügung standen, die aus dem Verkauf der Überschüsse der landwirtschaftlichen Produktion

einschließlich Weinbau stammten. Dies wurde überwiegend in den Stadthöfen abgesetzt. s.u. z. B. Stadthof Ulm. Dort beherrschte das Kloster den Weinhandel, zusätzlich begünstigt durch Steuerprivilegien. Auch wurden die Geldmittel gezielt eingesetzt. Besitz wurde abgerundet.

Besitzschwerpunkte wurden gebildet. Unrentabler Streubesitz wurde abgestoßen.

Die Wirtschaftskraft Bebenhausens wird illustriert durch die Tatsache, dass Bebenhausen 1275 mit 4 Mark Silber die höchste procuratio, das ist der Kreuzugszehnte, die an Erzbischof Johann von Embrun (1275-1286) an den Collector von allen Benediktinern-und Zisterzienser Klöstern des  Bistums Konstanz

zu zahlen hatte, so der Eintrag im Liber decimationis S. 172.

Der Konstanzer Bischof Konrad II. von Tegerfelden (1209 –1233) schenkte dem Kloster die Kapelle von Vesperweiler in der heutigen Gemeinde Waldachtal. Damit wird Abt Ulrich (um 1211)urkundlich nachweisbar. Die Urkunde ist am 12. Oktober 1211 ausgestellt.

(A 474 U 2191 Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv )

Auch Ulrichs Nachfolger Abt Bruno  wird urkundlich erwähnt. Er erwirbt vom Konvent von Kloster  Reichenbach eine Mühle in Vesperweiler. In Vesperweiler hatte das Kloster schon Besitz. 1204 bestand dort bereits eine Grangie. Kurz zuvor hat das Kloster vom Konstanzer Bischof die Kapelle in Vesperweiler geschenkt bekommen. In einer von Pfalzgraf Rudolf für das Stift Marchtal ausgestellten Urkunde vom 12 April 1216  ist Abt “Bruno de Bebinhusen “ als Zeuge aufgeführt. (WUB Band III., Nr. 588, Seite 41-43)

Am 12. März 1229 nimmt Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz. (A 474 U 11  Findbuch A 474 Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Auch der Klosterbesitz, der wieder aufgeführt wird, hat gegenüber der Urkunde von Papst Innozenz III. deutlich zugenommen. Allerdings werden in dieser Urkunde gegenüber der von 1204 nur noch 7, statt 9 Grangien aufgezählt. Es wird auch deutlich unterschieden zwischen grangia und “possessiones” .Grangien waren mit Konversen eigenbewirtschaftete Güter, während possessiones mit einem Leihevertrag an Laien ausgegeben wurden, Damit setzt in Bebenhausen die Pacht früher und vor allem mit stärkerem Gewicht ein, wozu praktisch alle Zisterzienserklöster durch den Rückgang der Konversen bedingt durch das Aufkommen der Bettelorden erst verstärkt ab dem beginnenden 14. Jahrhundert gezwungen waren.

Erwähnt ist auch Esslingen, wo Bebenhausen bald viel Besitz hat und dort einen Stadthof betrieb.

Kaiser Friedrich II. (1212-1250) befreite das Kloster im April 1232 in Esslingen für alle seine Güter, die ihm jetzt und in Zukunft gehören, von allen Abgaben. (WUB Band III., Nr. 811, Seite 306)

In der Webergasse in Esslingen wurde ein Steinhaus errichtet, das 1257 erstmals notiert wurde. Der Esslinger Pfleghof war zunächst mal Absteigeplatz und Ruheort für Bebenhäuser Mönche und Äbte, die sich zu Verhandlungen mit Fürsten in der Reichsstadt trafen.

Dann hatte er wie alle Pfleghöfe des Kloster wichtige wirtschaftliche Funktionen.Er wurde als  Lagerplatz und Handelsplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse, vor allem Wein und Getreide, genutzt. Im Pfleghof wurden außerdem die Steuerabgaben gesammelt, meist in Naturalien, die dem Kloster Steuerpflichtige dort abzugeben hatten. Einen weiteren Stadthof betrieb das Kloster in Weil der Stadt. Am 2. Januar 1291 gestatteten der Schultheiss und der Rat der Stadt Weil der Stadt Kloster Bebenhaus eine Hofstatt zu erwerben und freiten diese. Er befand sich in der Pfarrgasse 9,

brannte aber beim Großen Stadtbrand von 1648 ab. In Tübingen hatte Kloster Bebenhausen um 1320 sogar 4 Pfleghöfe, was sich natürlich auch durch die unmittelbare Nachbarschaft erklärt. Um 1294 verkaufte Graf Eberhard I., genannt der Schärer(+1304)kurz hintereinander eine Reihe seiner Besitzungen an das Kloster Bebenhausen. Er scheint in einer ziemlich prekären Finanzlage gewesen zu sein. Am 13. Januar 1294 verkauft er das Patronatsrecht  der Tübinger Kirche, seinen Fronhof, Weinberge mit Kelter. als Verkaufsgrund wird in der Urkunde ausdrücklich wegen Schulden angegeben.  (  A 474 U 2044

Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Am Schluss hatte es zwischen 1301/02 zeitweilig die Herrschaft über die ganze Stadt, die Burg und das Amt inne. Der 1294 erworbene Fronhof befand sich an der Stelle der heutigen Münzgasse 22. Als Graf Eberhard im Bart (1457-1496) 1477

die Universität Tübingen gründete, wandte er sich wegen des dadurch eingetreten Platzbedarfs an den Abt und Konvent von Bebenhausen mit „ernstlich bitt und begehre“ wegen kostenfreier Abgabe dieses Hofes. Da das Kloster in Tübingen weitere Höfe besaß willigte Abt

Bernhard Rockenb(a)uch (1471–1493 ) und der Konvent in die Bitte ein. Der Pfleghof in seiner heutigen Gestalt wurde von 1492-1501 anstelle des wohl schon 1342 entstandenen Baus neu errichtet.  Noch vor der Reformation diente der Pfleghof der Bitte Graf Eberhards entsprechend

als Studentenwohnheim, was er heute immer noch ist.

In Reutlingen hatte Kloster Bebenhausen ebenfalls einen Pfleghof. 1247 hatte das Kloster das für die Errichtung notwendige Areal erworben. Am 5. März 1267 befreite die Stadt Reutlingen gegen eine jährliche Abgabe von zwei Pfund Heller von jeglicher Steuer und Leistung für alle seine Güter in der Stadt, verbot aber eine Vermehrung von  Grundbesitz in Reutlingen. (H 14 Nr. 24, Heft 23, S. 32 Findbuch 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Nach der Reformation wurde der Pfleghof 1535 verkauft und 1594 abgerissen.

Am 28. August 1292 kaufte Kloster Bebenhausen einen Hof in Ulm (Band X., Nr. 4277, Seite 62). Am 19. Dezember 1292 schenkte Heinrich II. Markgraf von Burgau (1242-1293) Kloster Bebenhausen eine Hof hinter der St. Georgskapelle. (WUB Band X., Nr. 4303, Seite 86-87)

Dort errichteten die Mönche ihren Pfleghof und betrieben dort und von dort aus ihren Weinhandel. Sie beherrschten den Weinhandel in Ulm zumal sie dank Steuerprivilegien ihren Wein steuerfrei verkaufen konnten. Ihre Weinberge waren um Tübingen und Esslingen herum.

Am 10. Dezember 1296 stellte der deutsche König Adolf von Nassau (1292-1298) Kloster Bebenhausen folgende Urkunde aus: “nimmt abt und konvent des (zisterzienser)klosters Bebenhausen zu bürgern der reichsstadt Ulm an und erlaubt ihnen aus besonderer gnade, daß sie von beweglichen gütern, die sie nach Ulm brächten, keine abgaben zu entrichten hätten, daß ihnen dort vielmehr die gleiche freie befugnis zustehen…” (RI VI,2 n. 7888) Auf den Vorteil der Abgabenfreiheit wurde schon hingewiesen. Ulm hatte als Pfleghof noch einen weiteren Vorteil. Es lag am Wasserweg der Donau.

Der alte Klosterhof in Ulm wurde 1377 im Zusammenhang mit dem Bau des Ulmer Münsters aufgegeben, weil der Platz, wo der Stadthof stand benötigt wurde.

In Stuttgart hatte Kloster Bebenhausen seit 1299 Besitz. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Besitz erweitert. Am 15. August 1286 freite Graf Eberhard von Württemberg (1279-1325 )die Güter des Klosters in Stuttgart. Außerdem gab er die Erlaubnis zum Bau einer Kelter. (WUB Band IX., Nr. 3564, Seite 97-98). 1457 erwarb das Kloster den späteren Bebenhäuser Hof. Dieser Pflege unterstanden bis zur Reformation die Unterpflegen Weil der Stadt und Esslingen.

In Leonberg kaufte das Kloster am 12. April 1440  das Steinhaus von den Grafen Ulrich (1433-1441 Graf von Württemberg, danach bis 1480 von Württemberg-Stuttgart) und Ludwig II. von Württemberg (1450-1457). Es war bis 1512 in Klosterbesitz. Von diesem Wirtschaftshof wurden die Abgaben verwaltet,

die dem Kloster in Leonberg und Umgebung zustanden. Das Steinhaus ist das nachweislich älteste Gebäude der Stadt Leonberg.

Der Pfleghof in Herrenberg ist nach einer Inschrift vom Kloster 1484 erbaut worden. Auch hier wurden die Abgaben gesammelt und klösterliche Produkte verkauft.

Das Kloster baute viel Getreide an und verfügte über 16 Mühlen. Aber die Viehwirtschaft spielte ebenfalls eine große Rolle. Das Urbar von 1356 belegt, das ein hoher Anteil des Bodens in den Grangien in Wiesen  bestand, was auf das Gewicht der Viehwirtschaft deutet.

Die Pferdezucht spielte ebenfalls eine beachtliche Rolle. im 15. Jahrhundert wurde die Schafzucht wichtig. Das entspricht auch der eigentlichen Entwicklung in Württemberg. Um 1500 hatte das Kloster 2000 Schafe, deren Milch in Bebenhausen zu Käse verarbeitet wurde.

Auf die Rolle des Weinbaus wurde schon hingewiesen. Um Tübingen und Esslingen besaß das Kloster Weinberge. Insgesamt betrieb es rund 20 Keltern.

Kloster Bebenhausen ist mitten im Schönbuch gelegen. So spielte natürlich die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. Seine Rechte hat sich das Kloster deshalb immer wieder von den Pfalzgrafen von Tübingen und ihren Rechtsnachfolgern den Herzögen von Württemberg bestätigen lassen.

Eine weitere wichtige Einnahmequelle waren die Zehnten. Überall wo die Pfarreien dem Kloster inkorporiert waren, stand ihm der große Fruchtzehnt oder auch Weinzehnt zu.

Abt Berthold II. 1245-1262 bekam am 25.März 1255 von König Wilhelm  (1254-1256) alle von den römischen Kaisern und Königen und namentlich die von Friedrich II. verliehenen Rechte, Privilegien und Freiheiten, sowie den
Besitz in Esslingen und anderswärts bestätigt. {H 51 U 84} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Sein Nachfolger Abt Eberhard von Reutlingen (1262-1281) erhielt von König Rudolf von Habsburg (1273-1291) die von Friedrich II. verliehene Steuerfreiheit für die Güter Bebenhausens in Esslingen bestätigt. {H 51 U 90} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Friedrich war von 1281-1299 war  in Bebenhausen, wurde dann als Abt nach Schönau postuliert. Die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch heftige Fehden, bei denen auf der einen Seite die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von Hohenberg, die Rudolf von Habsburg unterstützten und auf der anderen Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) standen.

Zwar hat Bebenhausen sicherlich nicht in die Fehden eingegriffen. Aber die Auseinandersetzungen waren gefährlich für das Kloster, auch weil es einen großen Besitz in und um Stuttgart hatte. Rudolf von Habsburg hatte 1286 Stuttgart belagert, seine Mauern geschleift und 1287 fast

alle festen Plätze um Stuttgart genommen und zerstört. Die Folgen spiegeln sich auch in den Papsturkunden für das Kloster wider.

 

WUB Band IV., Nr. 1086, Seite 149-150., ausgestellt am 28. Januar 1247. In dieser Urkunde geht es um die Inkorporation der Kirche in Geisnang durch den päpstlichen Legaten Philipp  Fontana, Bischof von Ferrara (1239-1250)Aber Philipp erwähnt in dieser Urkunde auch die Schädigungen in

diesen Kriegszeiten. In der Urkunde {H 14 Nr. 16, S. 23} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart, ausgestellt am 15. Mai 1291 durch Papst Nikolaus IV. (1288-1292) beauftragt dieser den Dekan des Dreifaltigkeitsstifts in Speyer dem Kloster Bebenhausen entfremdete Güter

wieder zurückzubringen. Konkreter Anlass dürfte gewesen  sein,  dass Graf Gottfried von Böblingen-Tübingen (+1316) am 5. August 1280 die Sakristei des Klosters geplündert hatte, aber auch die Kämpfe aus dem Jahr 1286/87.

Abt Friedrich bekam auch kurz hintereinander päpstliche Bestätigungen der verliehenen Freiheiten und Immunitäten . Am 13. April 1295 (A 474 U 15) und am 26. März 1297 A 474 U 15, beide von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303)

In Friedrichs Amtszeit fällt auch die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Ulm durch Adolf von Nassau (s.o.) Adolf war möglicherweise auch der Grund, dass Friedrich als Abt nach Schönau berufen wurde. Er war möglicherweise Anhänger von Adolf. Die Tübinger Pfalzgrafen hatten

sich aber dem Habsburger Albrecht angeschlossen. So wurde Friedrich aus der Schusslinie genommen. Er kehrte allerdings nach 1 1/2 Jahren auf den Bebenhausener Abtsstuhl zurück. In seiner Amtszeit erreichte Bebenhausen mit 60 Mönchen und 130 Konversen den bisherigen Personalhöchststand.

Abt Friedrich hatte zwei Amtszeiten und zwar 1281-1289 und mit kurzer Unterbrechung wieder von 1300 bis Januar 1303. Erst mal urkundlich als Abt belegt wird er am 8. Dezember 1281, in einer Urkunde, in der Graf Eberhard den Verkauf von Gütern und Rechten durch Reinhard von Berg an das Kloster Bebenhausen bestätigt. (WUB Band VIII., Nr. 3094, Seite 313-314) Abt Friedrich hatte in seiner gesamten Amtszeit eine umfangreiche und geplante Politik des Besitzerwerbes. In den Grangien Aglishardt und Geisnang konnte er den letzten Fremdbesitz übernehmen. Sie waren jetzt völlig im Besitz von Bebenhausen. Im Neckartal, im Strohgäu sowie am Rande des Schönbuchs und im Ammertal weitete er den Besitz gezielt aus. Er wandte sich aber auch  den Städten zu. Das wurden einmal Sammelpunke für die Produkte aus den dortigen Klosterbesitzungen aber eben auch Marktorte für Absatz und Handel mit Klosterprodukten.In Stuttgart erwarb er Steuerfreiheit und Kelterrecht, in Weil der Stadt, Heimsheim und Brackenheim Besitz.

In seine Amtszeit fallen zwei päpstlich Inschutznahmen und Bestätigung der Privilegien des Kloster. Am 8. März 1299 nahm Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. A 474 U 11 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) stellte am 13.April 1295 ebenfalls eine Schutzurkunde für Bebenhausen aus und bestätigte alle vom päpstlichen Stuhl, Königen und Fürsten verliehenen Freiheiten und Immunitäten. A 474 U 15 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Als Abt Friedrich nach Schönau postuliert wurde, wurde Lupold Abt (1299-1300). Er stammte aus Esslingen und war der Bruder von Ulrich, der nach Friedrichs Resignation als Nachfolger gewählt. Beide gehörten der Esslinger Oberschicht an. Lupold starb aber schon bald nach seiner Wahl.

Abt Friedrich resignierte 1303. Auf ihn folgte Ulrich (1303- 1320). Seine Amtszeit war noch stärker durch die Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Württemberg und dem Reich geprägt (s.o.) Der Konvent wurde zweimal vertrieben, das erste Mal wohl 1306, das zweite Mal

nach 1310. Der Klosterbesitz wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der Mönche sank von 80 auf die Hälfte. Bei den Konversen sank die Zahl auf einen geringen Rest. Neuer Besitz konnte in dieser Zeit nicht mehr erworben werden. Das Kloster war sogar zu Notverkäufen

gezwungen.

1310  trat Graf Gottfried von Tübingen als Feldhauptmann in den Dienst der Reichsstadt Esslingen. Er war überschuldet und schon zwischen 1304 und 1306 war abzusehen, dass er seine Schulden beim Kloster in absehbarer Zeit nicht mehr abtragen konnte. Wie ausgeführt stammte Abt Ulrich aus der Esslinger Führerschicht. Das erleichterte es, dass die Stadt Esslingen die Schulden des Grafen beim Kloster übernahm. Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 474 U 707

Abt Ulrich baute die Abtresidenz südlich der Infirmarie. Er starb am 6. Februar 1320 und wurde neben seinem Bruder bestattet.

Sein Nachfolger wurde Konrad von Lustnau (1320-1353). Die Familie von Lustnau war eine Ministerialenfamilie der Pfalzgrafen von Tübingen.

Abt Konrads Amtszeit war geprägt durch eine reiche Bautätigkeit. Gebaut wurde1335  das große Refektorium, das spätere Sommerrefektorium, das große gotische Fenster im Chor der Kirche, weitere Abteigebäude neben der Krankenkapelle, ein Glockenturm für die Kirche sowie eine Kapelle

am Mönchsfriedhof, die auch Grabkapelle des Abts war. Die reiche Bautätigkeit führte aber dazu, dass auch verkauft werden musste, so 1323 Stockach, heute ein Ortsteil von Gomaringen. Es wurde mit allen Rechten für 200 Pfund Heller an Friedrich von Gomaringen verkauft. A 474 U 1950

Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Das Kloster musste auch Geld aufnehmen, auch beim Bischof von Konstanz. Das war zu derzeit Rudolf III. von Montfort ( 1322-1334).

Am 19. Oktober 1335 bestätigte Papst Benedikt XII. (1334—1342) “dem Kloster Bebenhausen alle ihm vom päpstlichen Stuhl, Königen, Fürsten sowie sonstigen Gläubigen verliehenen Freiheiten, Indulgenzen, Immunitäten, Exemtionen.” (A 474 U 23)

Die Pfalzgrafen von Tübingen hatten Stadt und Burg an Kloster Bebenhausen verpfändet. Am 5. Dezember 1342 verkauften die Brüder Gottfried (+1369)und Wilhelm(+1357) Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen Ulrich von Württemberg (1325-1344) und dessen Söhne Eberhard der Greiner (1344-1392)

und Ulrich IV. (1344-1362) Burg und Stadt Tübingen für 20.000 Pfund Heller. Sie behielten sich nur die Hundslege im Kloster Bebenhausen vor und die Jagdrechte im Schönbuch. {A 409 Bü 4, Bl. 51} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Den Übergang an Württemberg konnte Abt Konrad nicht verhindern. Das hätte wohl auch die Finanzmittel des Klosters überschritten. Am 14. März 1343 nahmen die neuen Tübinger Herren Kloster Bebenhausen in ihren Schutz und bewilligten die Fortdauer seiner Vorrechte.

Darüber gibt es im Staatsarchiv drei Urkunden alle mit demselben Datum nur einer anderen Endnummer. A 474 U 2075 (also 75,76 und 77). Kurz danach erhielt das Kloster von den Tübinger Pfalzgrafen eine Restschuld von 2.534 Pfund Heller erstattet.

(das entspricht etwa 53.000 € heutige Währung)

1344 konnte das Kloster die Hundslege für die Klostergüter erwerben, nicht aber für das Kloster selbst. Hundslege bedeutete die Verpflichtung, die herrschaftlichen Jagdhunde zu halten, was durchaus kostspielig war.

Kaiser Karl IV. (1355-1378) bestätigte “alle von seinen Vorfahren am Reich dem Kloster Bebenhausen verliehenen Gnaden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe, insbesondere auch hinsichtlich des Klosters Rechte und Güter zu Esslingen, Reutlingen und Tübingen, desgleichen des Waldes Schönbuch (Schaynbuch) und der bei der Burg Harteneck (Horting, Hartneck) gelegenen Mühle.” (H 51 U 502 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

Abt Konrad konnte eine Reihe von Kirchen inkorporieren, was meist mit der durch den Städtekrieg verursachte Notlage des Klosters begründet wurde. So wurden 1325 Pfarreien Tübingen, Oberkirch und Altingen inkorporiert, 1327 Lustnau und Entringen und schließlich

1347 Echterdingen, Plieningen und Weil im Schönbuch.  Weil im Schönbuch und Plieningen wurden durch Papst Clemens VI. (1342-1352) inkorporiert (Urkunde A 474 U 2291 vom  12. September 1347)

Abt Konrad starb am 8. Dezember 1353. Er wurde in der Marienkapelle am Friedhof beigesetzt, die er errichtet hatte.

Heinrich aus Rottenburg (1353 bis ca. 1356) wurde zwar als Konrads Nachfolger gewählt. Wegen schlechten Lebenswandel und hoher Verschuldung wurde er aber mit seinen Anhängern vertrieben. In der offiziellen Äbteliste wird er nicht gezählt.

Der 18. Abt ist demnach Werner von Gomaringen  (ca. 1356-1393. Er stammte aus der niederadligen Familie der Herren von Gomaringen, an die sein Vorgänger Konrad das Dorf Stockach verkauft hatte. (s.o.)

In seiner Amtszeit verlor Kloster Bebenhausen zwar 1377 seinen wichtigen Besitz in Ulm wegen des dortigen Münsterbaus (s.o.). Er begann aber mit der planmäßigen Konzentration des Klosterbesitzes in der näheren Umgebung des Klosters. Das wurde auch möglich durch

seine Familienbeziehungen. Das Kloster übernahm die Schulden seiner Vettern Burkhard und Eberhard  und übernahm dafür einen großen Teil von deren Besitz im Steinlachtal.

Am 17. Dezember 1362 bestätigte Papst Urban V. (1362-1370) die von dem Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357-1383) vorgenommene Inkorporation der Kirche von Bondorf.( A 474 U 359)Abt Werner starb am 30. September 1393. Er wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

Auf ihn folgte sein jüngerer Bruder  Peter von Gomaringen (1393- 1412). Er betrieb dieselbe Erwerbspolitik wie sein Bruder. Er stieß ungünstig gelegene Besitzungen ab. Dafür erwarb er Besitzungen in der Nähe seines Klosters oder dessen Grangien.

Der wichtigste Erwerb in seiner Regierungszeit war Schloss Roseck mit der Vogtei und allem Zubehör in Unterjesingen. Das war eine ursprünglich pfalzgräfische Burg, die nach 1350 in den Besitz des Burkhard von Hölstein gelangte. Dieser verkaufte sie zusammen mit dem

Dorf Unterjesingen  am 28. Oktober 1410 für 2500 Gulden an das Kloster Bebenhausen. A 474 U 1879 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Die Pflege Roseck wurde danach zu einem der bedeutendsten Stützpunkte der Klosterherrschaft ausgebaut.

Abt Peter  verfolgte Inkorporationen planmäßig. Die erste Kirche wurde am 25. März 1395 in korporiert. Laut Urkundentext der

Inkorporation hatte Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) Kloster Bebenhausen die Kirche geschenkt  als Entschuldigung  für die Beschädigungen, die das Kloster in den letzten Kriegen durch ihn selbst und anderes Kriegsvolk erlitten hatte. (A 474 U 1355)

Es folgten die Kirchen zu Altdorf, Kirchentellinsfurt und Kornwestheim 1401 sowie der Bernhardskapelle im Reutlinger Klosterhof und der Kirche in Pflugfelden im gleichen Jahr. (A 474 U 180 und A 474 U 1658)

Von 1407 bis 1409 ließ Abt Peter über der Vierung der Klosterkirche durch den Laienbruder Peter aus Salem einen reichverzierten Glockenturm schaffen.

Das schaffte zwar Probleme, die bis ins Generalkapitel hineinreichten. Denn die Zisterzienser hatten bei ihren Kirchen nur (hölzerne) Dachreiter erlaubt.

Abt Peter starb am 14. Januar 1412 und wurde im Kapitelsaal beigesetzt.

Nachfolger wurde Heinrich von Hailfingen 1412- 1432. Er hielt die Linie seiner Vorgänger bei. Er verkaufte ebenfalls entfernten Streubesitz und tätigte Käufe in Klosternähe oder in der Nähe der Grangien. Auch kaufte er oft Besitz von adligen Verwandten.

Sein wichtigster Erwerb war Ofterdingen. Er kaufte das Dorf 1417 von Jakob von Dusslingen.

Abt Heinrich scheint  auch im Orden selbst großer Wertschätzung genossen zu haben. 1413 gewährt ihm das Generalkapitel das Recht, einen Beichtvater, der ihn von allen Sünden und Sentenzen los  sprechen könne, zu wählen, und zugleich die Vollmacht, in gleicher Weise seine Untergebenen zu absolvieren. Vom Generalkapitel wurde er mehrfach beauftragt, Güterverkäufe bei mehreren Klöstern des Ordens zu überprüfen. In Arnsburg sollte er 1422 innerklösterliche Zustände überprüfen. Im selben Jahr war er als Schlichter bei Streitigkeiten zwischen Kloster Schönau und dem Nonnenkloster

Billigheim tätig. Er führte 1427 die Reform in Kloster Eußerthal und 1430 in Kloster Lichtental durch.

Abt Heinrich war auch auf dem Konzil von Konstanz anwesend. (Joseph RIEGEL, Die Teilnehmerlisten des Konstanzer Konzils. Phil. Diss. Freiburg 1916, s. 71)

König Sigismund (1411-  Kaiser ab 1433-1437) war natürlich auf dem Konzil von Konstanz, das ja auf seine Initiative zu Stande gekommen war. Am 25. Januar 1415 stellte er Kloster Bebenhausen eine Urkunde aus, in der er dem Kloster alle von seinen Vorfahren

“verliehenen Guarden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe” bestätigte. {H 51 U 1209}. Ebenfalls am 25. Januar stellte er eine weitere Urkunde an die Bürger von Esslingen aus. Hierin bestätigte er die dem Kloster für Esslingen verliehenen Rechte und gebot,

dass das Kloster nicht mit neuen Satzungen, Steuern und Geboten beschwert werden solle. H 51 U 1210

In den Reichsmatrikeln von 1422 war Kloster Bebenhausen verzeichnet und hatte drei Mann zu stellen. Die Reichsbindung und relative Reichsunmittelbarkeit war also gegeben. Die erste Anforderung zur Stellung von Bewaffneten für das Reichsheer erfolgte

dann auch für die Hussitenkriege, die nach dem Konstanzer Konzil und der am 06.Juli 1415 erfolgten Verbrennung des Jan Hus ab 1419 bis 1436 ausgehend von Böhmen vor allem in Bayern und anderen Grenzregionen zu Böhmen immer wieder für Raubzüge und Heerfahrten sorgten.

So forderten die 6 Kurfürsten am 1. September 1422 Abt Heinrich auf, “drei Mann mit Gleven” gegen die Hussiten in Böhmen für ein Jahr auszurüsten.( A 474 Bü 11)(Gleve war im Spätmittelalter die kleinste Einheit der Kavallerie und die Reichsmatrikel gaben an, wie viele Gleven

zu stellen waren). Eine weitere Truppenanforderung stellte Sigismund am 10. Juni 1426. {H 51 U 1281}

Abt Heinrich scheint  auch beim Konstanzer Bischof Otto III. von Hachberg (1410-1434) in großem Ansehen gestanden zu sein. Bischof Otto scheint in einem Dauerkonflikt mit seinem Domkapitel gestanden zu sein. Das Bistum war hochverschuldet. 1431 verlegte der Bischof seinen Verwaltungssitz

kurzzeitig nach Schaffhausen. Im Mai 1431 ernannte Bischof Otto den Bebenhausener Abt zum Pfleger des Bistums Konstanz, wozu ihm Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm gratulieren.

(Regesta episcoporum Constantiensium : Regesten zur geschichte der bischofe von Constanz von Bubulcus bis Thomas Berlower 517-14966, Ladewig Paul 1913. Reg 9372) Am 5. August 1431 will der Bischof “das Bistum dem Abt von Bebenhausen als einem Vikar übergeben”. Das Domkapitel

aber weigert sich. Abt und Bischof zitieren das Kapitel vor den Hof zu Mainz. Das Kapitel appelliert an Rom. (ebda Regest 9382) Am 20./21 Januar 1432 traf Kardinallegat Julian, der als Schiedsrichter zwischen Bischof und Domkapitel fungierte ,den Abt von Bebenhausen betreffend folgende

Entscheidung: “4) Die dem abt von Bebenhaasen übertragene Vollmacht , welche anlaß zu diesen meinungsverschiedenheiten gab, soll widerrufen werden und der abt sich in nichts mehr einmischen; und damit in zukunft über die auslegung eines passus in dem oben angeführten vergleiche keine zweifel mehr bestehen, verfügt der kardinallegat daß der bischof keinen bistumsadministrator unter dem titel eines Ökonom zum einzug aller einkünfte oder der geschäftsführung bestellen dürfe und zwar so, daß dieser über die einkünfte keine rechenschaft ablegen, sondern nach aus-
zahlung einer bestimmten summe an den bischof den rest selbst behalten dürfe; wohl aber soll es dem bischof gestattet sein, ein oder zwei amovible Sachwalter (procuratores) zu bestellen, welche rechenschaft abzulegen und den rest zu erstatten haben. “ (ebda Reg. 9409)

Der Abt verstarb kurz nach dieser Entscheidung am 31. Juli 1432 und wurde im Kapitelsaal von Bebenhausen bestattet.

Der nächste Abt Reinhard von Höfingen (1432-1456)  wurde am 6. August 1432 unter Vorsitz des Abtes Konrad IV. (1423-1438)von Schönau und im Beisein von Abt Petrus I. Ochsner (1417–1441) und Abt Heinrich (1425-1449) von Herrenalb gewählt.

Der Konvent zählte 38 Professen, 1 Novize und 16 Konversen. Der Klosterbesitz blieb nahezu unverändert. Bei der Infirmarie ließ er eine Wärmestube bauen.

Am 15. November 1434 gestattete Kardinallegat Julian dem Bebenhausener Abt die Nutzung eines Tragaltars (Altare portatile) in seinen Grangien (ebda Reg.9618)Bis ins Spätmittelalter war dies nur Bischöfen oder hohen Geistlichen gestattet.

Wie seinem Vorgänger gewährte das Generalkapitel auch Abt Reinhard  die freie Wahl eines Beichtvaters und zwar im Jahr 1439. Er starb nach vorheriger Resignation am 23. August 1456 .

Sein Nachfolger wurde Johannes aus Deckenpfronn (1456-1460). Am 23. 1439 ist er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Das genaue Datum seiner Abtswahl ist nicht bekannt, aber er ist der erste Abt, der als Nichtadliger in Bebenhausen gewählt wurde.

Er hat nur knapp 4 Jahre regiert. In Stuttgart erwarb er den Gültlinger Hof, der dann zum Pfleghof in Stuttgart ausgebaut wurde.

Abt Johann starb am 27. Dezember 1460 . Sein Nachfolger wurde Werner Glüttenhart aus Tübingen  (1460-1471). Er wurde unter Leitung des Schönauer Vaterabtes Peter III. (1461–1464) gewählt und im gleichen Jahr vom Generalkapitel bestätigt.

Größere Besitzerwerbungen tätigte er nicht. Aber am 13. März 1464 konnte Abt Werner mit einer Zahlung von 5000 Gulden erreichen, dass Graf Eberhard von Württemberg (1457-1495) auf das Recht der Gastung und hundslege verzichtete.

In seiner Regierungszeit gab es eine beachtliche Bautätigkeit. In Tübingen in der Münzgasse ließ er ein Steinhaus errichten, den Tübinger Hof, der dann an die Universität in Tübingen abgetreten wurde, als diese gegründet wurde.

Im Kloster wurde in das Querschiff der Klosterkirche ein Gewölbe eingezogen. Auch wurde der Südflügel des Kreuzgangs gebaut.

Am 6. Juni 1471 resignierte Abt Werner vor einer von Generalabt Humbert-Martin de Losne (1462-1476) geführten Visitationskommission und dem Prior der Kartause Güterstein Konrad von Münchingen (1445-1478) wegen Altersgebrechlichkeit.

Er durfte eine Wohnung im Hause seines Nachfolgers behalten und erhielt eine Rente von 100 Rheinischen Gulden. Er starb am 10. Juli 1473.

Sein Nachfolger wurde Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt (1471-1493). Er wurde am 6. Juni 1471 unter Vorsitz der Visitationskommission gewählt. Er stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie aus Magstadt.

Bernhard war der Abt, den das Generalkapitel so oft zu Schlichtungen oder Untersuchungen in anderen Zisterzienserklöstern herangezogen hat wie sonst keinen Abt aus Bebenhausen. Er war 1472 in Herrenalb, 1481 in Eberbach.,

1489 in Baumgarten, Otterbach und Maulbronn und 1491 in Schönau tätig. Außerdem wirkte er 1481 bei der Reform der Frauenklöster Altmünster und St. Agnes in Mainz mit und dann 1489 in Günterstal und danach Rottenmünster.

Aber natürlich war er auch für seine eigene Abtei im Einsatz. Er sicherte den klösterlichen Besitz. Er hat wohl ein großes Gewicht auf den Erwerb von Renten und Zehnten gelegt. Auch als Bauherr war er tätig. Unter ihm wurde der Neubau des Kreuzgangs des Südflügels abgeschlossen.

Zwischen 1471 und 1496 wurden die übrigen teile des Kreuzgangs gebaut und ab 1471 wurde mir dem Einbau des Winterrefektoriums begonnen, der dann 1513 abgeschlossen war. Aber auch in Tübingen, dort wurde nach der Abtretung des bisherigen Pfleghofs in der Münzgasse

an die Universität mit dem Bau des neuen Pfleghofs am Österberg begonnen. Auf den übrigen Pfleghöfen und in inkorporierten Kirchen wurde gebaut.

Dann war Abt Bernhard an den Überlegungen zur Gründung der Universität Tübingen beteiligt. Dafür wurde das Chorherrenstift aus Sindelfingen nach Tübingen transferiert und erhielt seinen Sitz an der Tübinger Kirche, die ja dem Kloster inkorporiert war.

Der Bebenhausener Abt führte die Liste der Zeugen an in der päpstlichen Bulle vom 13.November 1476 von Papst Sixtus IV. (1471-1484), die die Errichtung der Universität Tübingen betraf. (Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen aus den Jahren 1476 bis 1550 S. 11)

Auch politisch war er tätig. Er hat erstmals an den Landtagen und Prälatentagen der Grafschaft Württemberg teilgenommen.

Abt Bernhard starb am 11. Mai 1493.

Sein Nachfolger wurde Johannes von Friedingen (1493-1534) aus dem niederadligen Geschlecht der Herren von Friedingen. Sein Vater gehörte der württembergischen Ministerialität an. Er lässt sich 1451 und 1463 als württembergischer Rat nachweisen.

Johannes absolvierte gefördert von Abt Bernhard ein Studium an der Universität Heidelberg, wo er am 27. April 1478 immatrikuliert wurde. Er stand in Kontakt mit dem Bebenhausener Mönch Michael Textoris aus Sindelfingen, der ab 1471 in Heidelberg studierte, wohl auch gefördert

von Abt Bernhard und vor der Jahreswende 1482/83 Prior in Bebenhausen und bleibt dies bis 1488 und wird dann nochmals von 1493- 1500 als Prior in Bebenhausen genannt. Johannes studierte wohl zwischenzeitlich auch in Tübingen.

Als akademischer Grad wurde ihm “liberalium artium determinator” zugesprochen. Er war wohl zeitweilig auch als Lehrer in Heidelberg eingesetzt.

Am 05. Juni 1493 wurde er unter Vorsitz des Schönauer Vaterabtes Nikolaus I. von Neidenstein (1491–1501) und im Beisein der Äbte Johannes I. Stantenat (1471–1494) von Salem, Johannes VI. Burrus (1491-1503) von Maulbronn und Bartholomäus (1485-1509) von Herrenalb zum

Bebenhausener Abt gewählt. Die Abtsweihe am 25. August 1493 war ebenfalls ein großes Ereignis. Sie wurde dem neuen Abt vom Konstanzer Weihbischof Daniel Zehender (1473-1500) erteilt. Anwesend waren auch die Äbte Georg II. Fischer (1474-1515) von Zwiefalten und

Blasius Scheltrup  (1484–1503) Hirsau. Ebenfalls anwesend war Graf Eberhard im Bart mit  Ulrich dem Sohn seines Cousins Heinrichs von Württemberg, dessen Vormund er war. Ulrich hieß da noch Ytal Heinrich und war am Hofe Eberhards erzogen worden.

Bei der Abtsweihe wurde der junge Graf auf den Namen Ulrich getauft, der spätere Herzog Ulrich von Württemberg. Außerdem wurde ihm die Firmung gespendet. Die Äbte von Bebenhausen und von Hirsau waren die Firmpaten.

Am 14. September 1493 betätigte das Generalkapitel die Wahl. Am 25. April 1494 wurde Kloster Bebenhausen visitiert. Das Kloster zählte 56 Chormönche, 6 Chornovizen und 4 Laienbrüder.

Am 13. Januar  1494 verlieh Papst Alexander VI. (1492-1503) Abt Johannes das Recht, Inful Ring und andere Pontifikalkleidung zu tragen so wie niedere Weihen zu erteilen. (A 474 U 34)

Im Orden war Friedrich gleich nach seiner Wahl immer wieder zu Visitationen, Schlichtungen und Untersuchungen herangezogen worden.

1495 wurde Graf Eberhard zum Herzog von Württemberg erhoben. Abt Johannes schenkte ihm aus diesem Anlass  einen goldenen Becher mit dem Wappen von Bebenhausen und Friedingen.

Graf Eberhard im Bart hatte schon früh versucht, seinen jüngeren gleichnamigen Vetter entgegen der Versprechungen des Münsinger Vertrags von 1482 und Esslinger Vertrag 1492

auf eine zukünftige Herrschaft in ganz Württemberg auf das Nachfolgerecht in seiner Herrschaft auf den alten Stuttgarter Landesteil zu begrenzen. Dazu wurde ein Regierungsrat der gesamtwürttembergischen Landstände (1489 und Esslinger Vertrag 1492)

eingerichtet. In dieses “Regiment” für seinen Vetter und späteren Nachfolger Herzog Eberhard II. (1496-1498) hatte  Eberhard im Bart Abt Johannes berufen. Die Arbeit des Abtes im Regiment scheint durchaus gewürdigt worden zu sein. So schenkte ihm die Stadt

Schwäbisch Hall 1496 ein Kruzifix für das der Goldschmied 8 Gulden 5 Schilling erhalten hatte. Das sind etwa 1.151 €,  die Kaufkraft in dieser Zeit dürfte allerdings bei etwa 3450 € gelegen sein, ein durchaus wertvolles Geschenk also (Walther BUDER, Beiträge zur Baugeschichte des Chors der Michaelskirche in Hall (WürttVjhhLdG NF 31. 1922-1924 S. 195). Abt Johannes hat eine beachtliche Rolle in der Landespolitik gespielt. Er war im Regiment auch bei der Absetzung von Herzog Eberhard II. 1498 tätig. Von 1498 bis 1503 führte der Regimentsrat die Regierung für den minderjährigen Herzog Ulrich. Er setzte sich aus 4 Prälaten, 4 Edelleuten und 4 Städtevertretern zusammen. Er übte sein Amt zusammen mit dem Zwiefaltener Abt Georg Fischer aus. Es war wohl ziemlich zeitaufwendig gewesen zu sein, denn einer von beiden Äbten musste ständig in Stuttgart sein.

So hatte Abt Johannes 1499 um Dispens zum Besuch des Generalkapitels gebeten und diese auch erhalten.

Kaiser Maximilian (1496-1519) übernachtete am 30. Mai 1498 in Kloster Bebenhausen. Das war sicher ein Höhepunkt in der Regierungszeit von Abt Johannes. Der Kaiser befand sich auf der Reise von Ulm zum Reichstag nach Freiburg. Er kam von Reutlingen. Dort hatte er

den unfähigen württembergischen Herzog Eberhard II. abgesetzt. Er kam zweifellos gezielt zu einem politischen  Gespräch mit Abt Johannes nach Bebenhausen. Die Rolle von Abt Johannes war auch am Kaiserhof bekannt.

Als herzog Ulrich 1503 die Regierungsgeschäfte übernahm, zog sich Abt Johannes mehr und mehr zurück. Eine gewisse Distanz zeigt sich schon in der Tatsache, dass Abt Georg aus Zwiefalten und er 1503 zu verhindern suchten, dass die Landschaft Herzog Ulrich bei der

Regierungsübernahme 6000 Gulden verehrte. Ein Konflikt zeigte sich auch bei der strittigen Abtswahl 1504 in Maulbronn. Dort wurde Johanes V. Riescher zwar am 4. September gewählt. Aber Ulrich erkannte ihn nicht an, so dass Johannes am 21. Oktober resignierte.

Mit Michael Scholl wurde dann am 21. Oktober 1504 in Maulbronn ein neuer Abt gewählt.

Abt Johannes trat dann nur noch bei zeremoniellen Anlässen in der Umgebung von Herzog Ulrich auf, so bei der Trauerfeier für Herzog Albrecht IV. von Bayern, den Vater von Sabine, die Ulrich 1511 heiratete. Bei der Hochzeit am 2. März 1511 in Stuttgart war der Abt

ebenfalls anwesend. Als Herzog Ulrich 1519 aus Württemberg vertrieben wurde, erschien Abt Johannes sofort wieder in den Quellen. Er siegelte den Landtagsabschied vom 11. März 1520 für die Prälaten, wo der Tübinger Vertrag in wesentlichen Grundzügen bestätigt wurde.

Der Schwäbische Bund hatte Württemberg zur Finanzierung der Kriegskosten an Habsburg verkauft. Karl V. (1519-1556) trat Württemberg an seinen Bruder Erzherzog Ferdinand (ab 1521 Erzherzog von Österreich und Herrscher in den Erblanden). Dieser zog am am 23. Mai 1522

feierlich in Stuttgart ein und natürlich war Abt Johannes in vollem Ornat dabei. So lange Österreich württembergisch war, also bis zur Wiedereroberung des Landes, hatten die Landstände eine starke Stellung im Land. Die Prälaten und damit Abt Johannes spielten eine wichtige

Rolle im Landtag. Die Mitwirkung der Prälaten im Landtag ist bis 1534 immer wieder belegt. Er war auch auf den Landtagen des Jahres 1525 dabei. Das war das Jahr des Bauernkrieges, bei dem Kloster Bebenhausen großen Schaden erlitt.

Am 24. April überfielen aufständische Bauern aus dem Gäu unter Führung von Leonhard Schwarz aus Dagersheim, heute ein Ortsteil von Böblingen, verstärkt durch den Schwarzwälder Haufen Kloster Hirsau und plünderten es. Das Kloster bezifferte den Schaden auf  1600 Gulden,

das sind knapp 230.000 €. Sie zogen weiter nach Calw und forderten die Stadt auf, sich ihnen anzuschließen, wurden aber abgewiesen. Dann fielen sie in Bebenhausen ein und kamen dort am 1. Mai an. Die Zimmersche Chronik sagt, dass sie dort acht Tage lang “mit Fressen und Saufen” hausten.

Abt Johannes berichtet, dass Leonhard aus Dagersheim mit einem Fähnlein von 50 Mann zurückgeblieben ist. und zieht das Fazit “Das Volk hat viel Schaden getan“ . Im Kloster waren vor allem in der Bibliothek große Schäden angerichtet worden.

Schäden waren auch in den Klosterdörfern und an einzelnen Klosterhöfen, ganz besonders in Stuttgart entstanden

Im März 1526  weilte Erzherzog Ferdinand zu Bußübungen im Kloster Bebenhausen. Noch heute erinnert eine Inschrift im Studierzimmer der Klosterbibliothek, auch Ferdinandzimmer genannt, daran. Auch Kaiser Karl V. übernachtete eine Nacht im Kloster Bebenhausen.

Am 27./28. November 1530 machte er  zusammen mit seinem Bruder  auf dem Weg vom Reichstag in Augsburg zur Königswahl Ferdinands nach Köln in Bebenhausen Station.

Abt Johannes war nicht nur ein engagierter Politiker. Er war auch der letzte große Bauherr seines Klosters. in seiner Amtszeit wurden der Kreuzgang und das Winterrefektorium fertiggestellt, das Dorment und das Laienrefektorium wurden umgebaut und der„Neue Bau“ für Gäste errichtet.

Abt Johannes war ein erklärter Gegner der Reformation. Er hielt den Konvent zusammen. Bis 1534 trat nur ein Mönch zum neuen glauben über und heiratete.Abt Johannes starb am 21. Dez. 1534 an einem Schlaganfall. Bei seinem Tode wurde mehr als die Hälfte des Konvents als katholisch bezeichnet und diese Mönche gingen 1535 ins Exil.

Herzog Ulrich hatte sich schon ab etwa 1523 der Reformation zugewandt. 1527 kam er beim protestantischen hessischen Landgrafen Philipp I.(1518-1567) in Marburg unter. 1531 war Philipp  Mitbegründer des Schmalkaldischen Bundes, einem Verteidigungsbündnis der protestantischen Fürsten

unter Führung von Kursachsen und Hessen. Im April 1534 zogen Philipp und Ulrich mit einem hessischen Heer nach Württemberg, um gegen Österreich zu kämpfen,unter dessen Statthalterschaft Württemberg ja seit der Vertreibung Ulrichs stand. In Lauffen am Neckar kam es am

13. Mai 1534 zur Schlacht, die mit der Niederlage der Österreicher endete. Die Niederlage leitete das Ende der österreichischen Statthalterschaft und die Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs in Württemberg ein. Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde Herzog Ulrich

die Herrschaft in Württemberg wieder zugestanden. Herzog Ulrich begann sofort mit der Einführung der Reformation in Württemberg.

Abt Johannes erkannte die Gefahr und ging, damals schon 76 Jahre alt,  sofort mit der Barschaft, den Pretiosen, dem Kirchengerät und den Archivalien anscheinend unmittelbar danach zunächst außer Landes, wohl ins nahe österreichische Rottenburg. Aber Herzog Ulrich bewog ihn,

zurückzukehren.  Herzogliche Kommissare ordneten die sofortige Inventarisierung des Klostergutes an. Diese führte dann bald zur Ablieferung der Kirchengüter und in späteren Jahren zur Säkularisierung der Klöster. Dagegen protestierte er zusammen mit dem Konvent am

17. Dezember 1534. Aber nur 4 Tage später, am 21.12. 1534 starb er an einem Schlaganfall.

Ab dem 25. Dezember 1534 sollten auf alle Klosterpfarreien evangelische Pfarrer und Prediger berufen werden, auch in den inkorporierten Pfarreien von Bebenhausen. Die Mönche machten noch den Versuch, einen neuen Abt zu wählen. Aber Ulrich lehnte dies ab.

Er wollte einen Adligen an die Klosterspitze setzen.mit Hans Schmeltz, der in Tübingen und Wittenberg studiert hatte setzte er eine Lesemeister ein.

Am 13. Juni 1535 unterschrieben 15 Mönche den damals üblichen Revers und quittierten über ein jährliches Leibgeding von 40 Gulden. 5 Konventuale wurden an der Universität Tübingen immatrikuliert, unter ihnen Johannes Mendlin. Er wurde später Professor für

Logik und Dialektik. Er war mehrfach auch Dekan der Artistenfakultät sowie 1565 Rektor. Die beim alten Glauben gebliebenen Mönche blieben zunächst im Kloster. Herzog Ulrich hat sich bei einem Besuch wohl um sie bemüht.

Der Reformator Ambrosius Blarer hat wohl auch mit ihnen verhandelt . Der Plan der Regierung war, die Bebenhäuser Mönche zusammen mit anderen katholisch gebliebenen Mönchen aus dem Lande in ein Sammelkloster mit reformatorischen Predigern und Lesemeistern zu versetzen.

Dagegen wehrte sie sich erfolgreich. Die Mehrheit ging dann nach Salem. Abt war dort Johannes III. Fischer (1534–1543), der gleichzeitig Ordenskommissar für Oberdeutschland  war.

Ein Teil der Mönche wurden dann in andere Klöster geschickt, in den Personalmangel herrschte. In Kloster Stams wurde der Reformversuch wichtig, den Bebenhausener Mönche dort auf Veranlassung des Regiments von
Innsbruck  unternommen hatten, unter ihnen Prior Leonhard Joß , der spätere Abt von Tennenbach  Sebastian Lutz, später Abt in Bebenhausen.

Im Herbst 1547 fand in Augsburg der Reichstag statt, der dann als “ Genarnischter Reichstag” in die Geschichte einging. 1548 wurde das “Interim” im Juni 1548 mit reichsabschied als Gesetz erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse ordnen, bis

ein allgemeines Konzil über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche entschieden hätte. § 10 des Abschieds legte fest, dass den  Reichsständen, die bis dato in der Religion keine Veränderung vorgenommen hätten, anbefohlen wird, dies auch künftig zu unterlassen; diejenigen hingegen, die bereits Veränderungen in der Religion vorgenommen hätten, haben nunmehr entweder gänzlich zu den alten Gebräuchen zurückzukehren oder aber das Interim umzusetzen. Mit dem Vertrag von Kaaden hatte Ulrich Württemberg nur als habsburgisches Afterlehen inne. Natürlich wurde

ein Gutachten erstellt, das die Schriftmäßigkeit ablehnte und Ulrich und bat um Verschonung vom Interim. Dem politischen und militärischen Druck hatte er aber wenig entgegenzusetzen.
In der Praxis bedeutete dies, dass 300-400 Pfarrer ihrer Stellung verlustig wurden und dass die Klöster restituiert wurden.

So wählten am 17. November 1547  6 ehemalige Bebenhausener Konventualen Sebastian Lutz zum Abt von Bebenhausen. Damit war er aber noch lange nicht Abt. Erst musste er die Ansprüche des Konstanzer Domprobsts Johann Joachim Schad von Mittelbiberach, der eine päpstliche Exspektanz auf die Abtei erwirkt hatte, abwehren.  Er reiste dann wohl nach Augsburg, wo er sehr schwierige Verhandlungen mit dem Kardinallegaten Girolamo Verallo (Legat von 1445-47), der auf Seite des  Konstanzer Dompropsst Johann Joachim Schad(t) von Mittelbiberach stand, zu führen hatte. Dieser war vom Papst auf Bebenhausen providiert. Allerdings unterstütze Karl V. den gewählten Abt. Dieser forderte am 23. Dezember 1547 auch alle Untertanen des Klosters Bebenhausen auf, alle rückständigen und laufenden Abgaben, Gülten Zinsen usw. an den  “der alten Ordnung gemäß gewählten “ Abt Sebastian Lutz zu zahlen. A 474 U 39.

Ein weiteres Problem gab es im Orden, denn Abt Sebastian konnte die schuldigen Konfirmationsgebühren nicht bezahlen. Deshalb verweigerte Generalabt  Jean XI. Loysier (1540-1559) ihm ebenso wie dem neuen Maulbronner Abt die Konfirmation. Erst nachdem die vorderösterreichische

Regierung in Ensisheim sich einschaltete wurde die Wahl am 15. März 1548 . Damit Abt Sebastian aber nach Bebenhausen zurückkehren konnte, musste sowohl mit Kaiser Karl V. als auch mit König Ferdinand I. vor allem aber mit Herzog Ulrich verhandelt werden. Erst

nach harten Verhandlungen mit diesem konnte Abt Sebastian mit seinem kleinen Konvent wieder in Bebenhausen einziehen.

Dort war die Kirche teilweise abgebrochen. Um die Kirche herum standen Pferdeställe. Die Räume der Abtei dienten nun dem Herzog. Auch da musste wieder verhandelt werden, dass der Abt dort einziehen konnte. Ebenso musste um die Einkünfte des Klosters gerungen werden.

Bei der Ausübung der Patronatsrechte und Pfarrbesetzungsrechte blieb der Herzog hart, denn er wollte die Einführung der Reformation nicht gefährden. Die Klosterordnung von Herzog Christoph (1550-1568), der seinem Vater Ulrich nach dessen Tod nachgefolgt war,

war ein entscheidender Einschnitt für alle restituierten Klöster. Im Passauer Vertrag von 1552 hatte er schon eine Aufhebung des Interims erreichen können. Er erließ eine Reihe umfangreicher “Ordnungen” und organisierte die gesamte Staats- und Kirchenverwaltung neu.

Die 1547 rekatholisierten Klöster wurden der landesherrlichen Verwaltung unterstellt. Das klösterliche Leben wurde auf die Grundlage des evangelischen Bekenntnisses gestellt. In den Klöstern wurden 13 Klosterschulen mit humanistischen Bildungsidealen eingerichtet.

sie sollten der Ausbildung theologischen Nachwuchses dienen. In das Kloster Bebenhausen zogen nun 32 evangelische Klosterschüler und zwei Präzeptoren ein.

Nach alldem scheint Abt Sebastian amtsmüde geworden zu sein. Am 11. Januar 1560 resignierte er. Er behielt Recht und Pflicht der Würde eines Abtes, auch den Sitz in der Landschaft. Er erhielt 500 Gulden jährliche Pension so wie einige Naturalleistungen außerdem

den Wohnsitz im Tübinger Pfleghof. Er starb am 15. November 1560 und wurde in der Stiftskirche in Tübingen beigesetzt.

Der größte Teil des katholisch gebliebenen Konvents ging ins Zisterzienserkloster Pairis im Elsass.

Auf Abt Sebastian  folgte Eberhard Bidenbach als erster evangelischer Abt. Es folgten insgesamt 20 evangelische Äbte bis 1810 (siehe Abtsliste am Ende)

Die katholische Geschichte des Klosters ist noch nicht ganz zu Ende.

Im Dreißigjährigen Krieg stand Kaiser Ferdinand (1619-37) nach den Siegen der kaiserlichen und katholischen Truppen zwischen 1618 und 1628 auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Er erließ am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. Damit sollten alle geistlichen Güter, die von Protestanten nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 eingezogen worden waren,

wieder den Katholischen zugeführt werden. Das hätte bedeutet, dass um die 500 Klöster und ein dutzend Fürstbistümer an die katholische Kirche zurückgegeben hätten werden müssen.

Einige Bistümer und Klöster wurden zwar zurückgegeben. Aber die Gefahr eines mächtigeren und stärker zentralisierten Reiches provozierten die Gegenspieler der Habsburger zur Invasion, sowohl das protestantische Schweden (1531) als auch das katholische Frankreich (1534).

Im Herzogtum Württemberg wurden 50 Klöster restitutiert. Schon 1630 musste Kaiser Ferdinand der Überprüfung des Edikts zustimmen und 1635 nach dem Prager Frieden wurde das Edikt für 40 Jahre außer Kraft gesetzt.

Das Kloster Salem übernahm in Ausführung des Restitutionsedikt die Wiederbesiedlung von Kloster Bebenhausen. Der Prior des Klosters Salem Dr. theol. Joachim Müller führte die kleine Kolonie Salemer Mönche an, die am 8./ 18. September 1630 mit seinen Mitbrüdern unter militärischem

Schutz  das Kloster wieder bezogen. Er wollte die evangelischen Pfarrer in den inkorporierten Kirchen des Klosters vertreiben, scheiterte damit aber am widerstand der Bevölkerung und vor allem der württembergischen Behörden. Schwierig war es auch, die Einkünfte des Klosters wieder zu sichern.

Er konnte hier allerdings eine günstige Rechtslage ausnützen. Am 5. September 1631 fand in Frankfurt der “Kompositionstag” statt. Das waren Verhandlungen zwischen den protestierenden und den katholischen Reichsständen wegen des kaiserlichen Restitutionsedikts und der Wiederherstellung des Friedens im deutschen Reich. Die Protestanten verlangten, dass das Restitutionsedikt wieder aufgehoben wurde und das Jahr 1620 zur Norm des rechtmäßigen Besitzes angenommen werden soll. Katholischerseits beharrte man fest auf dem Restitutionsedikt. Da keine Seite nachgab, wurden die Verhandlungen abgebrochen und die Delegationen reisten ab. Im Spätherbst 1631 brach die kaiserliche Macht zusammen. Abt Joachim floh nach Salem. Nach dem Sieg in der Schlacht von Nördlingen am 5.September 1634 reiste Abt Joachim wohl gleich nach Rottenburg. Der Salemer Abt

Thomas I. Wunn (1615–1647 ) rief Johannes aber wieder nach Salem zurück. Erst am 16. O

ktober 1634 kehrte Abt Johannes nach Bebenhausen zurück. Kaiser Ferdinand III.(1637-1657) setzte ihn am 22. November 1634 in Bebenhausen als Abt ein.

Er nahm mehrfach an Reichstagen teil. ab 1641 verschlechterte sich sein Zustand. Er war überwiegend im Pfleghof in Tübingen. Als sich 1648 das Ende von Kloster Bebenhausen abzeichnete, zog er mit seinem Konvent in den Tübinger Pfleghof.

Als sich 1649 herausstellte, dass eine Rückkehr nach Bebenhausen nicht mehr möglich war, erhielt er das Klostergut Kirchberg, die Sommerresidenz der Salemer Äbte zugewiesen. Schließlich konnte er die Hofmeisterie nicht mehr versorgen.

Der Salemer Abt setzte ihm 1658 eine jährliche Pension aus. Er starb am 21. Mai 1663.

Die evangelische Klosterschule bestand bis 1807 und wurde dann mit der Klosterschule Maulbronn vereinigt. Das Kloster wurde säkularisiert. Es war dann Jagdschloss der Württembergischen Landesherren.

Als König Wilhelm II. von Württemberg 1918 abdankte, zogen er und seine Frau Charlotte sich zunächst  von den Unruhen in Stuttgart nach Bebenhausen zurück. Nach Wilhelms Tod im Oktober 1921 zog Charlotte nach Schloss Bebenhausen, wo sie lebenslanges

Wohnrecht hatte. Sie starb am 16. Juli 1946.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Bebenhausen Landtag und Landesverfassung des Landes Württemberg-Hohenzollern begründet. Für den Landtag von Württemberg-Hohenzollern wurden Teile der Abtei als Archiv und Depot genutzt.

Die Kloster-und Schlossanlage wird heute von „Schlösser und Gärten“ im Finanzministerium verwaltet. sie ist für Besucher geöffnet. Im ehemaligen Abtshaus ist die Landesforstdirektion untergebracht. Die Kirche wird von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt.

 

 

Liste der Äbte des Klosters Bebenhausen

1. Diepold 1190–1196

2. Enzmann

3. Erkinbert

4. Walther -1211

5. Ludwig 1211

6. Bruno 1216

7. Berthold I. –1223

8. Konrad 1225, 1228

9. Hermann ca.1230

10. Petrus ca.1240/43

11. Rudolf 1243–

12. Berthold II. 1245, 1262

13. Eberhard aus Reutlingen 1266, 1279

14. Friedrich 1281, -1299

15. Lupold aus Esslingen 1299–1300

16. Friedrich (2. Mal) 1300–1303

17. Ulrich aus Esslingen 1303–1320

18. Konrad von Lustnau 1320–1353

19. Heinrich aus Rottenburg am Neckar 1353–ca.1356

20. Werner von Gomaringen ca.1356–1393

21. Peter von Gomaringen 1393–1412

22. Heinrich von Hailfingen 1412–1432

23. Reinhard von Höfingen 1432–1456

24. Johannes aus Deckenpfronn 1456–1460

25. Werner Glüttenhart aus Tübingen 1461–1471

26. Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt 1471–1493

27. Johann von Fridingen1493–1534

Reformation & Augsburger Interim

28. Sebastian Lutz genannt Hebenstreit, aus Tübingen 1547–1561

Dreißigjähriger Krieg

29. Joachim Müller, aus Pfullendorf 1630–1649

(nach

Evangelische Äbte der Klosterschule

Eberhard Bidenbach 1560–1597

Johannes Stecher 1597–1611

Andreas Grammer 1611–1612

Georg Schropp 1612

Lucas Osiander der Jüngere 1612–1616

Jakob Hailbronner 1616–1618)

Johannes Magirus 1619–1626

Daniel Hitzler 1626–1630

Heinrich Wieland 1633–1634

Johann Valentin Andreae 1650–1654

Johann Jakob Hainlin 1654–1660

Johann Konrad Zeller 1660–1683

Josef Kappell 1683–1689

Johann Andreas Hochstetter 1689–1720

Christian Hochstetter 1720–1732)

Christoph Friedrich Stockmaier 1733–1748

Christoph Friedrich Stockmaier (Sohn) 1748–1782

Johann Christian Volz  1783

Georg Gottfried Dapp 1783–180)

August Friedrich Bök 1807–1810

(nach wikipedia)


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22 Mrz 2021

Kloster Schöntal

                                                                                                                                                                         Die Hauptgebäude des Klosters

Wolfram von Bebenburg stammte aus der Familie der Ritter von Bebenburg, deren Stammburg die Bebenburg in Bemberg, heute ein Ortsteil von Rot am See. Wolfram nahm am zweiten Kreuzzug

von 1147 bis 1149 teil. Für den Fall seiner glücklichen Wiederkehr hatte er gelobt, ein Kloster zu stiften. Wolfram von Bebenburgs Frau stammte aus der Familie der von Berlichingen.

Aus ihrem Besitz stammte das Land im Jagsttal, das zum Grundstock der Stiftung für das Kloster wurde. Das Kloster wurde 1153 als Filialkloster von Kloster Maulbronn in Neusass gegründet.

Der Maulbronner Vaterabt Diether schickte zwölf Mönche und einen Abt nach Schöntal.Wolfram hatte Land und drei Höfe gestiftet. Die Schenkung scheint aber innerhalb der Familie nicht unumstritten gewesen zu sein.

Er hatte 4 erwachsene Söhne und eine Tochter, die alle gegen die Schenkung waren. Auch seine Frau scheint nicht einverstanden gewesen zu sein. (Ottmar Friedrich Heinrich Schönhuth, Chronik des Klosters Schönthal aus urkundlichen
Quellen, Mergentheim 1850, S. 8). Er trat ins neue Kloster als Laienbruder ein und starb1163.
Er wurde im Kloster Schöntal bestattet.

Der 1. Abt war Herwick (1157–1172 ) Als Prior kam Heinrich und Großkeller war Bernhard. Wie im Mutterkloster Maulbronn zogen die Mönche kurz nach der Gründung  von Neusass um, weil sich das Gelände als ungünstig erwiesen hatte. Nur wenige Hundert Meter entstand

die neue Siedlung als Kloster Schöntal im Tal der Jagst.

Die erste Bestätigung für Kloster Schöntal kommt vom Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg (2. Amtsperiode 1150-1159) im Jahr 1157  Urkunde ohne Monat und Tag B 503 I U 1  Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg.

Hier wird einfach bestätigt,dass Wolfram von Bebenburg das Kloster “Klosters Neusaß (Nvesaze)” gestiftet hat. Im selben Jahr bestätigte Kaiser Friedrich I. (1155-1190)die Gründung und nahm sie in seinen Schutz. (RI IV,2,1 n. 438) In der Urkunde ist allerdings noch vom Kloster Neusaß die Rede. Zeuge der Urkunde ist Bischof Gebhard von Würzburg, in dessen Bistum das neue Kloster ja lag und der mit obiger Urkunde die Stiftung bestätigt hatte.

Bischof Heinrich von Würzburg (1159 –1165) bestätigte die Stiftung 1163 und seine Besitzungen. Es wurde auch gesagt, dass das frühere Kloster Neusaß jetzt Schöntal geheißen wird.

Das ist die erste urkundliche Erwähnung des Namens “Schöntal” (WUB Band II., Nr. 381, Seite 145-146)

Zwei Jahre hintereinander werden von Papst Alexander III.(1159-1181) päpstliche Schutzurkunden ausgestellt.

Die erste stellte Papst Alexander III. am 8. November 1176 in Anagni aus. (WUB Band II., Nr. 406, Seite 179-180) und Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg  B 503 I U 3 (mit Bild der Urkunde)

Der Besitz Schöntals wird aufgelistet und unter den Schutz mit aufgenommen. 1176 sind das schon 8 Grangien.

Schon früher verliehene Begünstigungen werden erweitert.

Nur ein Jahr später im Dezember 1177 stellt Papst Alexander III. wieder eine Schutzurkunde aus wobei die vorher verliehenen Begünstigungen erweitert werden. (WUB Band II., Nr. 409, Seite 185-186) und B 503 I U 4 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Beide Urkunden sprechen dagegen, dass Abt Herwick schon 1172 starb, wie z.B. wikipedia, wikiwand oder die Biopraphia Cisterciensis alle angeben. Beide bezeichnen Herwick ausdrücklich als Abt von Kloster Schöntal “Dilectis filiis Hardwico abbati monasterii. Die Urkunde wurde aber am 8. November 1176 ausgestellt, die andere im Dezember  1177 Demnach müsste Herwick 1177 noch gelebt haben.

Sein Nachfolger wurde Heinrich I., der als Prior zusammen mit Herwick aus Kloster Maulbronn nach Schöntal. Er starb im März 1186. auch sein Nachfolger kam noch aus dem Maulbronner Gründungskonvent. Siboto war einer der Laienbrüder, die

aus Maulbronn gekommen waren. In seiner Regierungszeit bestätigte Bischof Heinrich III. von Berg (1191 –1197) im Jahr 1194 die Schenkung eines Hofes mit allem Zubehör in Gommersdorf, heute ein Ortsteil von Krautheim durch Konrad von Aschhausen.(WUB Band II., Nr. 486, Seite 299-300)

Bischof Otto I von Lobdeburg (1207-1223) bestätigte diese Schenkung noch einmal (WUB Band III., Nr. 560, Seite 9).

Abt Siboto starb im April 1200.

Sein Nachfolger war Albert I. (1200–1216 ), der erste Abt, der nicht aus Maulbronn war. Die Vermögenslage von Kloster Schöntal muss sich schon unter Abt Albert gebessert haben, denn aus dem September 1214 gibt es eine Kaufurkunde über Teile eines Waldes.

Also muss das Kloster jetzt in der Lage gewesen sein, Käufe zu tätigen.(WUB Band III., Nr. 561, Seite 10. In dieser Urkunde wird Richalm als Prior genannt) Wann genau Abt Albert starb, ist nicht in der Chronik überliefert. Aber 1218 tritt Abt Richalm (1216-1219) in Urkunden auf. 

WUB Band III., Nr. 622, Seite 89-90. In dieser Urkunde des Würzburger Bischofs Otto wird Richalm als Abt von Schöntal erwähnt. Er stammte aus einer Ministerialenfamilie des Bischofs von Würzburg.

Ihm zugeordnet wird das “Buch der OffenbarungenBeati Richalmi Abbatis Speciosae Vallis in Franconia Ord. Cister. Revelationes de insidiis & versutiis Daemonum (Buch der Offenbarungen über die Nachstellungen und Tücken des Teufels).

Es stammt von einem Vertrauten Richalms, der die Auditionen und Visionen des Abtes wörtlich aufzeichnete. Diese Aufzeichnungen wurden von Richalm autorisiert. Der Autor hat wohl nach Richalms Tod einige Ergänzungen hinzugefügt. Es wurde von dem Melker Benediktinermönch

Bernhard Pez 1721 herausgegeben und stellt heute eine der wichtigsten Quellen zum Dämonen- und Teufelsglauben des christlichen Mittelalters dar.

Nach der urkundlichen Erwähnung Richalms verliert sich seine Spur. Es ist unklar, ob er zurückgetreten oder gestorben ist.

Sein Nachfolger wurde Gottfried (1219–1222 ). In seiner Regierungszeit erhielt das Kloster viele Schenkungen. So schenkte der Reichsküchenmeister Heinrich von Rothenburg und seine Frau 4 Jauchert Weingärten in Eselberg und zwei in Berlichingen. Heinrich war der 1. Reichküchenmeister,

ein Amt das wahrscheinlich 1202 von Philipp von Schwaben eingerichtet worden ist. Es war der erste Verwaltungsbeamte der Hofhaltung.

Dann tätigte das Kloster zwei Käufe, die Burg Bieringen betreffend. Von den Freiherrn Friedrich von Krautheim kaufte das Kloster für 170 Mark Silber 1222 den halben Teil der Burg Bieringen (WUB Band III., Nr. 661, Seite 137-138)

Am 1. Februar 1222 bestätigt Papst Honorius III. (1216-1227) dem Kloster Schöntal den Besitz der ihm von Bischof Otto von Würzburg überlassenen Kirche von Bieringen. (WUB  Band III., Nr. 653, Seite 129)

Abt und Konvent scheinen in dieser Zeit einige Bedrückungen erfahren zu haben. Papst Honorius gebot deshalb dem Mainzer Erzbischof das Kloster vor Gewalt zu schützen.

“Papst Honorius III. gebietet dem Erzbischof von Mainz und seinen Suffraganen, das Kloster Schöntal vor Gewalttätigkeiten gegen dessen Angehörige, Güter und Rechte durch Verhängung von Kirchenstrafen zu schützen”.( WUB Band III., Nr. 654, Seite 129-130)

Den Kauf des Gutes Bieringen, den Kloster Schöntal am 10. Juni 1222 tätigte (WUB Band III., Nr. 659, Seite 135)  bestätigte König Heinrich VII. “ König Heinrich VII. bestätigt dem Kloster Schöntal den Kauf des Gutes Bieringen von dem edeln Mann Heinrich von Langenburg und seiner Gemahlin Sophie. 28. April 1225”( WUB Band III., Nr. 690, Seite 169-170)

Abt Gottfried trat 1220 wahrscheinlich altershalber zurück Auf ihn folgte Johannes I. (1222–1226 )

Im Mai 1225 erhielt Kloster Schöntal eine kaiserliche Inschutznahme durch Friedrich II.(1194-1250) “Kaiser Friedrich II. nimmt das Kloster Schöntal und dessen Güter, insbesondere die von Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim dahin verkaufte Besitzung in Bieringen, in seinen und des Reiches Schutz. “(WUB Band III., Nr. 659, Seite 135) Foggia, 1225. Mai.

Auch vom Papst erfolgte dies.(WUB Band III., Nr. 692, Seite 172)”Papst Honorius III. nimmt das Kloster Schöntal samt dessen Besitzungen in seinen Schutz und bestätigt demselben insbesondere die von den edeln Männern Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim und deren Kindern dahin übergebenen Güter.”Tivoli, 1225. Mai 18.

Eine Befreiung von Dienstpflichten stellte König Heinrich VII. (1222-1235 von Friedrich II. abgesetzt) aus. (WUB Band III., Nr. 716, Seite 198-199) “König Heinrich VII. befreit das Kloster Schöntal von allen ihm und seinen Beamten schuldigen Diensten und Abgaben mit Ausnahme der Verpflichtung, seine durchreisenden Boten zu beherbergen.”Würzburg, 1226. September 7.

Von 1226-1230 regierte Abt Siegfried. Auf ihn folgte Arnold (1230–1236 ). Auch er konnte den Besitz des Klosters mehren.

Außerdem erhielt er eine päpstliche Bestätigung von Papst Gregor IX. (1227-1241) (WUB Band III., Nr. 803, Seite 299) “Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen jährlichen Früchtebezug in Bieringen.”Rieti, 1231. Oktober 3.

Am 5. Januar 1235 erteilte Heinrich VII. Kloster Schöntal eine Abgabenbefreiung für alle ihm zu entrichtenden Abgaben. (WUB Band III., Nr. 861, Seite 359) die Urkunde wurde in Wimpfen ausgestellt.

Der nächste Abt war Rupert (1236–1238 ) Er erhielt wieder eine päpstliche Besitzbestätigung von Papst Gregor.

(WUB Band III., Nr. 892, Seite 392-395)”Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen Besitz und dessen sämtliche, schon vorher zuerkannten Begünstigungen”.Viterbo, 1237. Mai 21

In dieser Urkunde werden 8 Grangien aufgezählt, eine Mühle, Fischteiche und eine Saline in Niedernhall. Auch ein Stadthof in Würzburg wird erwähnt. Das Kloster hat jetzt zwei Besitzschwerpunkte. Einen in der näheren Umgebung des Klosters,

einen weiteren im Raum Heilbronn, wo es schon seit 1177 begütert ist. In Heilbronn wird 1311 ebenfalls ein Stadthof dazu kommen, wie später auch in Hall und Mergentheim. Der Hof in Mergentheim wurde 1291 erworben. B 503 I U 598 Staatsarchiv Ludwigsburg

In (Schwäbisch)Hall wird1296 eine Marienkapelle im Schöntaler Hof anlässlich eines Ablasses erstmals urkundlich erwähnt. B 503 I U 446 Staatsarchiv. Ludwigsburg.1362 wurde sie mit reichen Stiftungen begabt von den Senft und Bachenstein, zwei Familien aus Hall.

(in Die Kunst- und Altertums-Denkmale der Stadt und des Oberamtes Schwäbisch-Hall, Esslingen 1907, S.57)

In den Grangien wurden Vieh-und Fischzucht betrieben. Auch Wald-und Weinwirtschaft wurden schon seit der Frühzeit des Klosters betrieben. Mühlenwirtschaft spielte auch eine Rolle. Das Kloster hatte umfangreichen Mühlenbesitz und erwarb wohl auch zielstrebig neue Mühlen.

Dazu kamen Zehntrechte und Gerichtsrechte. Um 1250 waren bereits die Kirchen in Bieringen, Sindringen, Oedheim, Helmbund und Sulzbach inkorporiert. Die Pfründe waren eine stetige Einnahmequelle von Klöstern

Abt Rupert regierte nur 2 Jahre. Dann folgte Albert II. (1238–1240) Unter ihm konnte der Klosterbesitz in Bieringen weiter abgerundet werden. (WUB Band III., Nr. 910, Seite 412-413)

Die nächsten beiden Äbte waren Heinrich II. (1240–1248) und Hildebrand (1248–1269) Abt Hildebrand erhielt am 29. April 1268 eine Bestätigung all seiner Privilegien durch Papst Clemens IV.(1265-1268)

(WUB Band XI., Nr. N5663, Seite 522) Papst Clemens IV. bestätigt dem Kloster Schöntal alle seine Privilegien. Viterbo, 1268. April 29.

Abt Thomas (1270-1284) war der 14. Abt von Schöntal. Er erhielt zwei wichtige Bestätigungen, eine von Papst Gregor X. (1271-1276) am 3. Mai 1274 in Lyon ausgestellt.

(WUB Band VII., Nr. 2420, Seite 308 )Papst Gregor X, bestätigt dem Abt und Konvent von Schöntal alle ihrem Kloster von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.

König Rudolf von Habsburg (1273-1291) erst ein Jahr im Amt, vidimierte, also beglaubigte die von König Heinrich VII. zugestanden Befreiungen und bestätigte sie.

(WUB Band VII., Nr. 2458, Seite 337) König Rudolf vidimiert und bestätigt dem Kloster Schöntal das Privilegium König Heinrichs (VII.) vom 7. September 1226 hinsichtlich der Befreiung von Diensten und Abgaben unter ausdrücklicher Einschränkung auf vom Kloster erworbene bereits freie Güter. Nürnberg, 1274. November 29.

Wahrscheinlich schon zu Beginn des Amtsantritts von Abt Thomas hatte sich eine große Schuldenlast entwickelt, die 1282 nicht mehr zu schultern war. Auch die Vaterabtei Maulbronn konnte nicht helfend eingreifen, da sie in dieser Zeit ebenfalls

von Finanzproblemen geplagt war. Abt in Maulbronn war in dieser Zeit Siegfried II. (1281-1285). Die Schöntaler Mönche wurden auf andere Klöster verteilt, ein Mittel der Krisenbewältigung, dass die Zisterzienser in solchen Fällen einsetzten, wie z. B. 1274 in

Kloster Bronnbach. Als diese Massnahme nicht fruchtete, wandte sich der Maulbronner Mutterabt an das Kloster Kaisheim. Der dort regierende Abt Trutwin (1266-1287) sprang ein und übernahm die Schöntaler Schulden, die er schon in einem Jahr tilgen konnte.

Im Gegenzug verzichtete Maulbronn auf seine Paternitätsrechte. Diese gingen an Kaisheim über. Der Generalabt Johannes II. (1266–)1284 bestätigten den Übergang der Vaterrechte

(WUB Band VIII., Nr. 3172, Seite 362-363) Abt Johann von Citeaux und die Diffinitoren und Äbte des Generalkapitels des Zisterzienserordens bestätigen den Übergang der Vaterrechte an Kloster Schöntal von Maulbronn an Kaisheim.

Die Urkunde wurde im September 128a in Citeaux erstellt. Diffinitoren sind Vorsteher einer Ordensprovinz. In dieser Urkunde wird gesagt, dass dies im Einverständnis mit Morimond geschieht. Kaisheim mit dem Mutterkloster Lützel war ebenfalls in der Filiation von Morimond wie Maulbronn über das Mutterkloster Neubourg.

Kurz nach dem Übergang der Vaterrechte an Kaisheim ist Abt Thomas verstorben.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. 1284-1294. die finanzielle Hilfe Kaisheims sowie strenge Visitationen halfen zu einer raschen Gesundung des Klosters.

Im März 1293 war König Adolf von Nassau (1292-1298) zu Besuch in Kloster Schöntal. Er wurde natürlich aufs beste bewirtet.Das Kloster erhielt die Erneuerung der Abgabenfreiheit, die Heinrich VII. 1225 erteilt hatte (s.o.) um einen Zusatz erweitert:

“mit dem zusatze, daß nur güter, die von abgaben frei gewesen seien bevor sie das kloster bekommen habe, auch fernerhin steuerfreiheit zu genießen hätten, daß das kloster aber die schon mit steuern belasteten güter nur mit allen ihren lasten übernehmen dürfe.”

(Adolf RI VI, 2 n 206)

Der 16. Abt von Schöntal wurde Walchimus von Crailsheim (1295–1304 ). Er stammte aus der Familie der Edlen von Crailsheim und war Keller in Schöntal.

1296 erhält er und der Kovent von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) alle von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Freiheiten und Privilegien. B 503 I U 20 Staatsarchiv Ludwigsburg

Es gab noch weitere päpstliche Hilfe. Ob das aber mit der vorigen Schieflage zusammenhängt, geht aus der Papsturkunde nicht hervor.”Papst Bonifatius VIII

beauftragt den Dekan von Öhringen (Orengeu), das Kloster Schöntal gegen seine Schädiger zu schützen.”(WUB Band XI., Nr. 4963, Seite 17) Rom, 1297. Januar 31.

Sicherlich hilfreich war die Erneuerung Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg durch den Würzburger Bischof Manegold von Neuenburg (1287-1303), wobei auch diese sicher nicht mit der Schöntaler Situation zusammenhing, denn sie wurde ja für alle

fränkischen Zisterzienserabteien erstellt.

“Bischof Mangold von Würzburg erneuert den Zisterzienserklöstern Ebrach, Heilsbronn, Bronnbach, Langheim, Bildhausen, Schöntal ,Himmelspforten und andern desselben Ordens die hergebrachte Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg”

(WUB Band XI., Nr. 5051, Seite 80-81)Würzburg, 1297. Oktober 8.

Die finanzielle Notlage von Schöntal hatte sich aber sicher gebessert, denn es konnten schon wieder Käufe getätigt werden wie zum Beispiel eine Mühle in Schweigern

(WUB Band XI., Nr. 5056, Seite 86) Der Edle Konrad von Boxberg (Bokkesberg) verkauft dem Kloster Schöntal (Scho{e}ntal) seine Mühle in Schweigern (molendinum nostrum situm in Sweigern quod nobis titulo proprietatis attinebat cum omnibus iuribus et attinentiis suis quesitis et inquirendis) um 100 Pfund Heller, verspricht Gewährschaft und leistet die üblichen Verzichte. Mergentheim, 1297. Oktober 30.

Der Verkauf von Weinbergen dürfte an Kloster Zimmern ist wohl eher als Konsolidierung zu sehen.

(WUB Band XI., Nr. 5117, Seite 130-131) Abt Walchun und Konvent von Schöntal verkaufen an Kloster Zimmern ihre Weinberge in Ingelfingen und Criesbach. Kaisheim, 1298. April 16.

Auf Abt Walchimus  folgte Abt Friedrich von Schöntal, der nur von 1304 bis 1305 regierte.

Walther von Öhringen war von 1305-1317 Abt in Schöntal. Am Anfang seiner Regierungszeit bekam das Kloster  von dem Heilbronner Bürger Konrad Kubel Teile eines Hofs in Heilbronn geschenkt. Das Kloster Oberstenfeld bekam die anderen Teile. 1311 verkauften die Nonnen von Oberstenfeld ihr Anteile an Schöntal, so dass sich der Hof in Heilbronn nun ganz in Schöntaler Besitz befand. Daraus wurde der Schöntaler Pfleghof in der Reichsstadt. 1399 kaufte sich das Kloster für 600 Gulden von allen Steuer- und Dienstpflichten gegenüber der Stadt Heilbronn frei.

1309 bestätigte König Heinrich VII.(1308-1313, ab 1313 Kaiser) die Urkunde, die der Stauferkönig Heinrich VII. 1226 ausgestellt und die Kaiser Rudolf 1274 auch bestätigt hatte. RI VI,4,1 n. 204

Zwischen 1315 und 1317 herrschte in ganz Europa eine große Teuerung und Hungersnot. Sintflutartige Regen hatten die Ernten vernichtet. Lange Winter und Überschwemmungen verschärften die Lage. In Europa starben mehrere Millionen Menschen. Erst 1317 normalisierte

sich die Lage allmählich wieder.

Abt Walter legte 1318 sein Amt nieder. Auf ihn folgte Abt Konrad I. Nach Heinrich Schönhuth S.66 stammte er aus der Heilbronner Familie Kübel, die den Hof in Heilbronn gestiftet hatte. 1318 schenkte Graf Boppo von Eberstein dem Kloster eine Mühle in Winzenhofen,

heute ein Ortsteil der Gemeinde Schöntal. Dort hatte das Kloster seit 1237 schon den Heßlingshof, damals unter dem Namen “Hestelingen” eine Schöntaler Grangie. Im Jahr 1319 erwarb Konrad vom Kloster Comburg, das von Schuldenlast zum Verkauf gezwungen war, einen Bauernhof in Westernhausen, heute auch ein Ortsteil von Schöntal. B 503 I U 911  vom 23. Februar 1319 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Abt Konrad resignierte bereits nach einem Jahr wieder zum Jahresende 1319, starb aber erst im Jahr 1321. Sein Nachfolger Albert III. (1320-1321) blieb ebenfalls nur ein Jahr im Amt und resignierte dann. Er konnte den Klosterbesitz um eine weiter Mühle mehren.

Ludwig von Heineberg schenkte dem Kloster eine Mühle in Merchingen. B 503 I U 582 vom 11. Oktober 1321 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Abt Reinold (1321–1365 ) wurde der Abt mit der bis dahin längsten Regierungszeit in Schöntal. Er konnte zunächst weitere Güter erwerben. Allerdings scheinen sich dann die Verhältnisse wieder etwas ungünstiger entwickelt zu haben.

“Aus dringender Not” verkaufen Abt und Konvent ihre Güter in Niederhall und die Salzrechte für 300 Pfund an den Erzbischof von Mainz Matthias von Buchegg (1321-1328). Der Vaterabt Ulrich II. (1320-1339)aus Kaisheim war bei dem Verkauf zugegen und erteilte seine Zustimmung.

B 503 I U 666 30. Juni 1326 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Dann kamen einige harte Jahre auf das Kloster zu. Am 19. Oktober 1314 war Friedrich von Österreich in Sachsenhausen zum König erhoben und  einen Tag später wurde Ludwig in Frankfurt gewählt worden. Beide Königskrönungen fanden am 25. November statt.

Der Thronstreit wurde nicht friedlich gelöst. Auch der Papst wurde in die Auseinandersetzung hineingezogen. Johannes XXII. (1316-1334) exkommunizierte Ludwig am 23. März 1324.

Parteigänger des Königs, schädigten, beraubten Güter des Klosters und setzten sie in Brand. Das Ausmaß muss doch so erheblich gewesen sein, dass Papst Johannes sich mit einer Bulle an den Würzburger Bischof  Wolfram  Wolfskeel von Grumbach (1322-1333)

wandte. nicht nur dass Kloster Schöntal in seiner Diözese lag. er war auch einer der wenigen Reichsfürsten, die auf der Seiten des Papstes gegen Ludwig den Bayern standen.

“1328 Juli 18 (XV. kal. Augusti) – Avignon
Papst Johannes [XXII.] an den Bischof von Würzburg: Da das Kloster Schöntal (Schonental) an seinen Gütern durch Besetzungen, Verwüstungen, Raub und Brand, die auf einige Aufrührer gegen die Römische Kirche zurückgehen, schweren Schaden erlitten hat, beauftragt er ihn, die Pfarrkirche in Sindringen (Synderingen) im Bistum Würzburg, deren Patronatsrecht Abt und Konvent von Schöntal besitzen, diesem Kloster zu inkorporieren.” B 503 I U 24 Staatsarchiv Ludwigsburg

Am 22. April 1336 nimmt Papst Benedikt XII (1334–1342) Kloster Schöntal in seinen Schutz.

“Papst Benedikt [XII.] nimmt Abt und Konvent des Klosters Schöntal und ihr Kloster samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz. Insbesondere bestätigt er ihnen ihre Zehnten, Ländereien, Häuser, Weinberge, Gärten und anderen Besitzungen, bei den gen. Zehnten allerdings unter Wahrung der auf dem allgemeinen Konzil getroffenen Regelung.”  B 503 I U 25 Staatsarchiv Ludwigsburg.
Am 9. November 1356 bewilligte der Würzburger Bischof Albrecht II. von Hohenlohe (1345-1372) dem Kloster in seinem Pfleghof in Heilbronn eine Kapelle zu errichten und den Gottesdienst dort durch eigene Priester abhalten zu lassen. B 503 I U 468 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Ein Jahr später wurde sie von Weihbischof Berthold von Würzburg geweiht. Im Sommer  1357 verlieh er der Allerheiligen Kapelle im Heilbronner Pfleghof einen Ablass.

Am 8. August 1358 bestätigt Kaiser Karl IV. ebenfalls die Steuerbefreiung Heinrichs  VII. die schon Rudolf und König Heinrich VII. (aus dem Hause Luxemburg) bestätigt hatten RI VIII n. 2821

1365 resignierte Abt Reinold. Sein Nachfolger wurde Conrad II.(1365-1371)

Am 21. Januar 1371 weihte Weihbischof Walter aus Würzburg im Schöntaler Hof in Mergentheim eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Maria Magdalena und Agnes ein. B 503 I U 602 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Conrads Nachfolger wurde Abt Werner (1371-1373) der weitere Zukäufe für das Kloster tätigen konnte. Auf ihn folgte Abt Marquard (1374-1377)

Im Mai 1377 starb Ritter Berenger von Berlichingen. Er wurde im Kreuzgang von Kloster Schöntal bestattet und war einer der ersten des Geschlechts der Berlichingen, die im Kloster Schöntal ihre Grabstätte hatten.

Abt Marquard starb nach nur 3 Regierungsjahren. Auf ihn folgte Abt Raban, der nach der Äbteliste von wikiwand von 1377-1390 regierte.

König Wenzel (1378-1400) erneuerte 1380 alle Freiheiten und Privilegien die Kloster Schöntal von seinen Vorfahren zugestanden bekommen hatte. (Heinrich Schönhuth, S.95)

“Dann folgt  Abt Burckard von Sindringen (1390-1400), der in den Folgejahren in vielen Kaufurkunden erscheint.

Er wird abgelöst durch Abt Heinrich IV. Hirsch (1400-1407). Sein Nachfolger ist Heinrich V. Rosenkaym (1407-2425)

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Im Februar 1418 bestätigte  König Sigmund (1411-1419, danach Kaiser bis 1433) die Privilegien von Kloster Schöntal. Vor allem aber verlieh er dem Kloster die Reichsunmittelbarkeit. RI XI,1n.2895

Das war vor allem dem Reichserbkämmerer Konrad IX. von Weinsberg ( + 1448) zu verdanken. Der Pate von Konrad von Weinsberg war Abt Heinrich.  (Schönhuth S. 132) Die Herren von Weinsberg förderten das Kloster schon seit 1200. Im November 1417 war Martin V. zum Papst gewählt worden und damit  das Schisma beendet. Am 4. April 1418 nahm er Kloster Schöntal samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz und bestätigte ihm alle “von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.”  B 503 I U 29 Staatsarchiv Ludwigsburg

Am 18. März 1434 beauftragte das Basler Konzil die Dompröpste  von Würzburg,  Bamberg  und Speyer “Abt und Konvent des Klosters Schöntal gegen jene in Schutz zu nehmen, die das Kloster schädigen, und diesem den erlittenen Schaden wieder gutzumachen”.

B 503 I U 30 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Konrad  von Weinsberg sorgte als Protektor des Konzils von Basel auch dafür, dass der Schöntaler Abt 1439 die Pontifikalien verliehen bekam. Das war Heinrich VI. Höfflin (1425-1445)

“Das Basler Konzil (sacrosancta generalis synodus Basiliensis) gestattet auf Fürsprache des Edlen Herrn Konrad Herr von Weinsberg (baro de Weynsperg), Reichs[erb]kämmerer und von König Albrecht [II.] bevollmächtigter Protektor des Konzils, Abt Heinrich [VI.] von Schöntal und seinen Nachfolgern, innerhalb des Klosterbezirks feierliche Gottesdienste unter Inful und Mitra zu halten, bei öffentlichen feierlichen Prozessionen und Sitzungen Mitra, Stab, Ring und andere bischöfliche Insignien zu gebrauchen, nach der Messe dem Volk den feierlichen Segen zu erteilen, falls nicht ein Bischof oder ein Legat des Hl. Stuhls zugegen ist, Altartücher, liturgische Geräte (vasa), Kelche und Paramente zu konsekrieren, die im Kloster und in den diesem unterstellten Kirchen gebraucht werden, sowie den Mönchen seines Klosters die niederen Weihen zu erteilen.” B 503 I U 31 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Am 4. August 1442 nahm Kaiser Friedrich III. (von 1440-1452 deutscher König, dann bis zu seinem Tod 1493 deutscher Kaiser) Abt Heinrich VI. zu seinem Hofkaplan und nahm aus diesem Anlass auch das Kloster, seine beweglichen und unbeweglichen Güter und seine Leute in seinen und des Reiches Schutz. B 503 I U 57  Staatsarchiv Ludwigsburg. Mit der Urkunde B 503 I U 58 vom 8. August 1442 bestätigte er Kloster Schöntal alle ihm durch seine Vorgänger verliehenen Rechte und Privilegien.

Am 18. Mai 1445 verstarb Abt Heinrich nach 20-jähriger Regierungszeit.

Sein Nachfolger wurde Abt  Simon Marbach (1445–1465). In seiner Amtszeit hatte die Gegend von Schöntal einen Hussiteneinfall zu verzeichnen. 130 wurden gefangen gesetzt. Nachdem sie aber ihrem Glauben abgeschoren hatten, wurde sie wieder freigelassen.

Sein Nachfolger Johannes II. Hübner regierte nur drei Jahre, von 1465-1468. Er stammte aus Heilbronn. Ab seiner Regierungszeit lässt sich ein abnehmendes Spendenaufkommen verzeichnen. Abt Johannes II. resignierte nach nur drei Jahren. Sein Nachfolger Bernhard (1468–1486)

war 18 Jahre im Amt. Seine Regierungszeit verlief aber ohne besondere Begebenheiten. Er resignierte am 10. Mai 1468.

Auf ihn folgte Johannes III. Hoffmann (1486–1492). Von ihm berichtet Schönhuth (S.136 f.), dass sich Abt Johannes von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) die Erlaubnis erbeten habe, das Riemwerk seiner Pferde mit goldenen Spangen  zieren und selbst goldene Stiefel tragen zu dürfen.

Daraus schließt er, dass der Abt viel Wert auf Äußeres legte und dass es dem Kloster recht gut gegangen sein muss, wenn Ross und Reiter mit Gold geziert werden konnten. Der Abt erhielt vom Papst auch die Erlaubnis, dass die Äbte in ihrem Siegel sitzend abgebildet werden durften.

Kaiser Friedrich III. verlieh dem  Kloster am 18. Januar 1491 das Recht, ein größeres Wappen führen zu dürfen. B 503 I U 61. Staatsarchiv Ludwigsburg –so viel zum Thema renommieren.

Aber nicht nur um die Verherrlichung der Abtswürde erwarb sich Johannes Verdienste. Im Kloster Schöntal ließ er einen Gebäude und einen großen Saal errichten. Der Schöntaler Hof in Heilbronn erhielt einen Keller. Ob die Ordensleitung mit Abt Johannes so glücklich war, ist nicht zu sagen. aber sie bewog ihn, nach 6 Jahren Regierungszeit 1492 zu resignieren. Er starb 1514.

Als Abt folgte ihm Georg Hertlin (1492–1511 ). Vor seiner Wahl zum Abt war er Bursarius in Schöntal. Er scheint über das Kloster hinaus in gutem Ruf gestanden zu sein. 1493 rief ihn Pfalzgraf Philipp der Aufrichtige (1476-1508) nach Heidelberg, um dort für den verstorbenen Kaiser

Friedrich III. die Exequien zu halten. Nach Heidelberg pflegte er die guten Beziehungen vor allem zur Universität Heidelberg, die seit Abt Heinrich IV. bestanden. Er schickte mehrere seiner Konventualen zum Studium nach Heidelberg.

1495 führte Kaiser Maximilian die Reichsreform durch, die auf dem Reichstag in Worms besprochen wurde. Eine regelmäßig zu erhebende Reichssteuer wurde eingeführt und die Reichstände mussten Truppenkontingente stellen. Im Gegenzug musste der Kaiser auf die

Forderung nach dem Reichsregiment eingehen als Gegengewicht zum Herrschaftsanspruch des Kaisers. Maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für die Reichsreform beteiligt war der Mainzer Erzbischof und Reichskanzler Berthold von Henneberg (1484-1504).

Für Kloster Schöntal hatte das Jahr 1495 erhebliche Auswirkungen. 1418 hatte Schöntal die Reichsunmittelbarkeit verliehen bekommen. Es verfügte aber nicht über die Reichsstandschaft. 1495 wurde nun der kaiserliche Schutz an Kurmainz übertragen.

Daraus entwickelte sich ein Jahrhunderte langer Streit um den Status des Klosters, in den auch Würzburg verwickelt wurde. Mainz musste auf die unmittelbare territoriale Herrschaft verzichten. Die geistliche Oberaufsicht als Bistumsherr verblieb bei Würzburg.

Ab jetzt war bei Abtswahlen der Amtmann des an Schöntal angrenzenden kurmainzischen Amtes Krautheim immer anwesend. Eine Urkunde der Übertragung der Schutzvogtei des Reichs an den Mainzer Kurfürsten scheint nicht überliefert zu sein. Das genaue Datum der Übertragung ist

unbekannt.

Nach 19 Jahren Regierungszeit resignierte Abt Georg am 24. Juli 1511. Er starb zwei Jahre später.

Sein Nachfolger Erhard (Eberhard)  Oeser (1511–1535) aus Möckmühl hatte mit 24 Jahren wieder eine sehr lange  Amtszeit. Diese begann gut und verheißungsvoll. Er tätigte viele und für das Kloster wichtige Erwerbungen z. B. einen Hof und eine Mühle in Sindringen

für jeweils 600 Gulden. (Schönhuth S. 139) Er legte einen Weinberg von 10 Morgen an. Er baute eine neue Jagstbrücke, nachdem die Alte bei einem Eisgang weggerissen worden war.

Dann kam allerdings ein Ereignis von außen, das die positive Entwicklung abrupt beendete. Der Bauernkrieg brach 1525 aus. Schon 1524 hatte es erste Aufstände gegeben. Im Februar brachten Bauern in Memmingen ihre Forderungen vor.

Kloster Schöntal war auch sehr bald betroffen, zunächst erst in seinen Klosterorten. Am 26. März erhoben sich Bürger von Mergentheim in der Stadt. Dabei wurde der Schöntaler Hof geplündert, die Weinvorräte ausgetrunken und die reichen Lebensmittelvorräte geraubt.In Hüngheim erhoben sich Schöntaler Untertanen

am 26. März. Dabei verbrannten sie in Hüngheim,in Oberkessach (heute ein Ortsteil von Schöntal) und in Weltersberg (Schöntal9)dem Kloster gehörende Einrichtungen. Am 4. April brach der Bauernhaufen aus dem Schüpfgrund, des Baulands und dem Odenwald

überSchweigern, Assamstadt, Krautheim nach Schöntal auf. Ab 6. April  lagerten rund um Schöntal etwa 10.000 Bauern. Der Neckar-Odenwald- Haufen setzte sich zusammen aus Schöntaler Untertanen. Eine zweite Gruppe bildeten Bauern unter Georg Metzler aus dem Schüpf-und Taubergrund Odenwald und Bauland.  Sie wurden geführt von Georg Metzler, einem Wirt aus Ballenberg und Florian Geyer, dem fränkischen Reichsritter aus Giebelstadt. Dazu stießen Bauern aus dem Unterländer Raum um Heilbronn unter Jäcklein Rohrbach. Dann stießen noch Bauern aus der Hohenlohe um Öhringen

dazu. Am 8. April erschien Götz von Berlichingen zum ersten Mal beim Hellen Haufen in Schöntal. Da ging es aber nicht um eine Funktion bei den Bauern, sondern Götz war von seinem Bruder Hans gebeten worden, nach Berlichingen zu kommen, um mit seinen aufrührerischen Untertanen zu verhandeln.

Da blieb er zwar ohne Erfolg, bekam aber freies Geleit zurück nach Jagsthausen zugesichert. Er war erst gezwungen einen Vertrag mit den Bauern zu schließen, als der Odenwälder Haufen unter Führung von Georg Metzler nach Gundelsheim und da in die Nähe seiner Burg Hornberg kam.

Am 24. April 1525 wurde er gezwungen, die Führung des Odenwälder Haufens zu übernehmen.

Schon als die Unruhen begannen, hatte man in Schöntal das Archiv und kostbare Gegenstände nach Frankfurt in Sicherheit gebracht. Als der Bauernhaufen bei Schöntal lagerten, wurden Abt und Konvent aus dem Kloster gejagt. Nur Pater Laurentius Dollinger durfte im Kloster bleiben, musste

den Bauern aber als Knecht zur Verfügung stehen. Der Abt wurde auf seiner Flucht aufgegriffen und nur gegen Lösegeld frei gegeben. Er durfte aber dann nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Dieser diente dem Bauernparlament unter Wendelin Hipler am 12. Mai 1525 als Tagungsort.

Am 10. April 1525 zog der Bauernhaufen von Schöntal ab.

Der Schaden, den Schöntal erlitten hatte, war beträchtlich. Das Dorf Oberkessach war bis auf wenige Höfe abgebrannt, in der Kirche sämtliche Glasfenster zerstört. In Schöntal war die Orgel aus der Kirche gerissen worden und die Orgelpfeifen unter die Bauern verteilt und wie in Mergentheim

die Weinfässer geleert, die Vorräte geplündert. Der Schaden wurde auf 20.000 Gulden geschätzt.

Abt und Konvent kehrten nach den Unruhen ins Kloster zurück. Abt Erhard regierte nach dem Bauernkrieg noch 10 Jahre.Käufe sind aus  dieser Zeit urkundlich nicht Vermerkt. Abt Erhard starb am 19. Juni 1535.

Auch die Reformation hatte dem Kloster zu schaffen gemacht. Die südlich angrenzende Grafschaft Hohenlohe,die westliche Kurpfalz, das Herzogtum Württemberg aber auch die Reichsstädte Hall und Heilbronn waren zum neuen Glauben übergegangen. Schöntal verlor

drei Pfarreien. Die  dem Abt von Schöntal unterstellten Zisterzienserinnenklöster Gnadental bei Hall, Lichtenstern, Seligental und Billigheim wurden aufgehoben, die zwei letzteren allerdings durch den Erzbischof von Mainz zur Arrondierung seines Besitzes. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts

setzte sich in Schöntal die Gegenreformation durch. Dies geschah nicht zuletzt auf Druck der Fürstbischöfe aus Würzburg.

Sein Nachfolger wurde Elias Wurst (1535–1537). Er war vorher Bursarius in Schöntal und war auch mit Abt Erhard im Bauernkrieg zusammen auf der Flucht. Er starb nach nur zwei Jahren Amtszeit am 19. Juli 1537. Nach seinem Tod

konnten sich die Konventualen nicht einigen, einen aus ihrer Mitte zum Nachfolger wählen. Daraufhin schlug der Vaterabt Konrad III. Reutter (Reuter) (1509–1540) vor, Bruder Sebastian Stadtmüller vor, der dann als Abt Sebastian I. (1537-1557) 20 Jahre regierte.

Auf Bitten von Abt Sebastian bestätigte König Ferdinand I. ( 1531 zum deutschen König gewählt,deutscher Kaiser von 1558-1564) anstatt seines Bruders Karl, dem Kaiser, am 14. Juli 1540 Kloster Schöntal ein Privileg von Kaiser Maximilian vom 20. Januar 1491 sowie alle

anderen durch seine Vorgänger verliehenen Privilegien (B 503 I U 65 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund weilte Kaiser Karl V. (1519-1556) vier Wochen in Heilbronn. In dieser Zeit war er im Schöntaler Hof untergebracht. Im Heilbronner Lapidarium wird ein Gedenkstein aufbewahrt, der an diesen Aufenthalt erinnert.

Abt Sebastian I. starb am 17. Februar 1557.

Zu seinem Nachfolger wurde Sebastian II. Am 30. Mai 1559 bestätigte Kaiser Ferdinand I jetzt als Kaiser das Privileg, das er im Juli 1540 bestätigt hatte, noch erweitert um die Bestätigung eines Privilegs von König Wenzel vom 16. März 1379. (s.o.) (B 503 I U 66 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Er versah den Kreuzgang und das Kapitelhaus mit Fenstern. Der Brunnen im Kreuzgang wurde zu einem Springbrunnen umgestaltet.

Götz von Berlichingen starb am 23. Juli 1562 auf seiner Burg Hornberg und wurde im Kreuzgang des Klosters Schöntal beigesetzt, obwohl er sich schon Jahrzehnte vorher für das lutherische Bekenntnis entschieden hat.

Das entsprach seinem Willen. Protestant im katholischen Kloster bestattet- Rückversicherung ?

1573 wurde zum vierten Mal bei Eisgang die  hölzerne Jagstbrücke mitgerissen. Zum Bau einer steinernen Brücke konnte man sich erst 1609 entschließen.

Abt Sebastian II. starb am 21. Dezember 1583 nach 27 Jahren Regierungszeit.

Sein Nachfolger war Johannes IV. Lurtz (1584–1607 ). Er war sehr baufreudig. 1584 erbaute er die Pistorei (Bäckerei) und die neue Abtei. Die Kirche ließ er reparieren.

In Gommersdorf, heute ein Teilort von Krautheim ließ er 1592 die Kirche neu erbauen, heute Kath. Pfarrkirche St. Johann. sie wurde 1598 geweiht.

Abt Johannes starb am 6. Mai 1606 nach 23 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Abt Theobald I. Koch  (1607–1611 ) Er regierte zwar nur 4 Jahre aber in einer Regierungszeit wurde die hölzerne Jagdbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt.

Dazu brauchte es allerdings zwei Anläufe. Ein Baumeister aus Hall errichte sie 1607 mit 5 Bögen. Nachdem aber das Bogengestell heraus genommen worden war, fiel das größte Joch zusammen. (Schönhuth S. 149)

Sie wurde dann von Michael Kern 1609 fertiggestellt. Auch sein Vater Michael war bereits Baumeister.Er ist der Vater des Bildhauers Michael Kern, der zwischen 1630 und 1644 die Alabasteraltäre in der Schöntaler Kirche gebaut hat.

Abt Theobald I. starb am 22. Januar 1611, als er sich gerade im Klosterhof in Heilbronn aufhielt.

Sein Nachfolger wurde Abt Theobald II. Fuchs (1611–1626 )aus Walldürn. Er war auch ein wichtiger Bauherr in der Abtei. Er ließ sich am 13. Oktober 1613 die von Wenzel und Maximilian erteilten Privilegien (s.o.) von Kaiser Matthias (1612-161)

bestätigen. (B 503 I U 69 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Im Kloster baute er die Alte Abtei (1617/18) den Alten Offiziantenbau mit dem Torturm (1617, 1621), sowie den nordwestlichen Eckturm, den «Dicken Turm» (1622). Auch das Klosterwappen aus dem Jahr 1621 am Torturm  stammt

von der Bildhauerfamilie Kern. Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkonkregation (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Bronnbach) Mit der Durchführung der Reformen des Tridentinischen Konzils

wurden regionale Zusammenschlüsse wie Generalvikariate oder Ordensprovinzen eingerichtet. Das Generalkapitel der Zisterzienser ernannte Generalvikare, die diesen vorstanden. Zudem waren mit der Reformation die Filiationskette, das verbindende Element

der Klöster des Ordens unterbrochen. Generalabt Edmond de la Croix (1584–1604) wollte nun ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat für den oberdeutschen Raum schaffen.Auf Einladung des Generalabtes versammelten sich

vom 14. bis 20. September 1595 hin 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum.  Er ernannte den Salemer Abt Petrus II.  Müller (1593–1614) zum Generalvikar der Ordensprovinz Oberdeutschland. Das Projekt hatte allerdings noch einige Hürden zu überwinden.

Es gab Vorbehalte der Ordensleitung aber auch von einzelnen Klöstern. Generalabtes Nikolaus II. Boucherat (1604–1625) unternahm 1615 eine Visitation in Deutschland Böhmen und Österreich. Das Projekt nahm wieder Fahrt auf, von deutscher Seite unterstützt von

von dem Nachfolger von Abt Peter Abt  Thomas Wunn (1615–1647) aus Salem. 1617 wurden erste Statuten entworfen. Bei einem Äbtetreffen wurden sie im Dezember 1618 nochmals revidiert im Januar 1619 dann vom Generalabt bestätigt. Es war zunächst eine sehr kleine Kongregation

von nur 6. Klöstern, die die am 10. Juli 1624 auch vom Papst bestätigt wurde. sie war von vorneherein auf deine Vergrößerung angelegt, was schon bei einer weiteren Äbteversammlung am 2. und 3. September 1624 in Salem geschah. Es war die Geburtsstunde der Oberdeutschen

Zisterzienserkongregation. Unter Abt Theobald II. trat Schöntal der Kongregation bei. Das war auch als Zeichen zur von Mainz und Würzburg bedrohten Selbständigkeit zu sehen.

Abt Theobald starb am 6. Mai 1626.

Auf ihn folgte Sigmund Fichtel (1626–1633 )Er stammte aus Karlstadt am Main. Er war ein kunstbeflissener Bauherr. Für die Klosterkirche ließ er von dem Bildhauer Michael Kern (s.o.)den Dreifaltigkeitsaltar (1628) und den Johannesaltar (1630) anfertigen.

1631 kaufte er von Phillip Heinrich und Hans Gottfried von Aschhausen das Rittergut und das Wasserschloss. (B 503 I U 293 und B 503 I U 295) Dann kam der Krieg der Dreißigjährige Krieg auch in Schöntal  an.

Gustav Adolf (1611-1632) war 1631 bis nach Würzburg vorgedrungen, hatte Mergentheim besetzt. Am 15 Oktober 1531 streiften 40 schwedische Reiter durchs Jagsttal und kamen auch nach Kloster Schöntal. Sie raubten und plünderten. Im Dezember 1531

kam Oberst Sperreuter von Mergentheim aus  mit einer Reiterschar vor das Kloster und legte ihm  2000 Taler Brandschatzung auf. Der Bursar wurde so lange festgehalten, bis die Summe entrichtet war.

Daraufhin flüchtete  Abt Sigmund flüchtete mit einiger seiner Konventualen über Kaisheim nach Kloster Stams in Tirol. Zunächst blieb nur Bruder Michael Diemner zurück(alles nach Schönhut s. 150 ff). Die Zurückgebliebenen kehrten nach diesem Vorfall

wieder ins Kloster zurück. Am2. Januar 1632 besetzte der schwedische General Horn (1592-1657) die Stadt Heilbronn. Die Schweden hielten Heilbronn bis nach der Schlacht bei Nördlingen im September 1634 besetzt. Die Schweden belehnten in Heilbronn

den Grafen Kraft  von Hohenlohe-Neuenstein mit dem Schöntaler Hof. Kurz danach machte Gustav Adolf  dem Grafen Kloster Schöntal zum Geschenk. am 13. April 1632 nahm er das Kloster in seinen Besitz. Nach der Schlacht von Nördlingen wurde das Kloster restituiert.

Abt Sigmund war schon am  19. März 1633 in seinem Exil in Stams gestorben. Zu seinem Nachfolger wurde Johannes Leonhard Meinhart (1635–1636 )unter Vorsitz des vertriebenen und letzten Walkenrieder Abtes Christoph Kölich (1629–1631)

von acht nach den Kriegswirren wieder im Kloster weilenden Mönchen gewählt. Abt Leonhard konnte wegen der widrigen Umstände nicht einmal zum Abt geweiht werden. Abt Leonhard hatte den Magistergrad in Würzburg erreicht

und wurde erst Subprior in Schöntal und dann Propst in Gommersdorf. Abt Leonhard starb nach nicht einmal zwei Jahren Amtszeit.

Sein Nachfolger wurde Christoph Haan (1636–1675)Er war schon vor Abt Leonhard  zum Schöntaler Abt gewählt worden. Da war er in Wettingen im Exil. Da aber bei der Wahl nur ein Teil der Mönche anwesend war, wurde er von den abwesenden Mönchen nicht anerkannt.

Zu Beginn seiner Amtszeit gab es eine große Teuerungswelle. 1 Scheffel Korn kostete 24 Gulden (1 Scheffel entsprach in Württemberg 177,18 Liter, 1 Gulden wären heute etwa 2400 €). Am Klostertor wurden täglich zwischen 300 und 400 Bedürftige gespeist.

1638 schloss der Rat von Schwäbisch Hall die dem Kloster gehörende Kapelle in der Stadt. Als man sie wieder öffnete, wurde der Priester mit Gewalt weg geführt und eingesperrt. 1640 hatte Schöntal eine Einquartierung auszuhalten Fünfeinhalb Monate nahmen Kaiserliche ihr

Winterquartier in Kloster Schöntal. Aber auch das normale Klosterleben lief weiter. 1640 wurde in Schöntal ein großes Kapitel abgehalten. Außerdem wurde Abt Christoph beauftragt, die Klöster in der Schweiz zu visitieren.

1642 zogen abwechselnd bayrische, französische und weimarische Truppen durch das hohenlohische und hällische Gebiet. Im Januar 1643 besetzten weimarische Truppen die Ämter Boxberg und Krautheim. Nachdem die Zustände wieder unhaltbar geworden waren, flohen Abt und

Konventuale nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Die Truppen plünderten nun  Kloster Schöntal. Früchte und der Wein wurden mitgenommen. Das Vieh wurde wegetrieben und die Fischweiher zerstört. Im Februar zogen die Feinde wieder ab, worauf der Abt und Konvent wieder nach Schöntal

zurückkehrten. Das Kloster war so verarmt, dass die Mönche auf andere Klöster verteilt wurden, wo sie wenigstens wieder Nahrung hatten. Da mangelernährt zog sich der zurückgebliebene Konvent eine Kolik zu, die Gicht oder Epilepsie und im schlimmsten Fall den

Tod zur Folge hatte. Ein dreitägiges  Gebet beendete die Plage. Von nun spendet der Schöntaler Konvent jährlich eine Summe nach Walldürn.

Trotz der düstern Zeiten wurde 1644 der Bernhardsaltar, der  auch von Michael Kern geschaffen ist,  eingesetzt. Er steht am ersten Langhauspfeiler Süd.

Das Kloster hatte sich noch nicht richtig erholt, wurde es vom Kriegsgeschehen wieder eingeholt. Im Februar 1645 überfiel General Reinhold von Rosa das Kloster. Abt Christoph entkam durch die Wälder und flüchtete nach Würzburg. Die Feinde verheerten alles innerhalb und außerhalb des Klosters.

Sie setzten es nicht in Brand wie ursprünglich geplant. Auf Fürbitten Reinhards von Berlichingen ließen sie davon ab, brannten dafür aber das Wohnhaus der Konventualen im zum
Kloster gehörenden Wimmental, heute ein Teilort von Weinsberg , nieder. Im August 1646 suchte der schwedische Feldmarschall Carl Gustav Wrangel (1613–1676), der in diesem Zeitraum Franken beherrschte, das Kloster heim  und nahm alle Lebensmittelvorräte mit. Da nichts Essbares mehr im Kloster war, zerstreuten  sich die Mönche  in die Umgebung und fristeten ihr Leben. Das dauerte bis im Februar des Folgejahrs. Dann konnten sie wieder ins Kloster zurück. Kaum hatten sie sich erholt, mussten sie schon wieder fliehen. Hans Christoph von Königsmarck, auch ein schwedischer General

plünderte es erneut. Das Kloster musste weitere Plünderungen von französischen Reitern erdulden. Auch bayrische und kaiserliche Truppen fielen ein und unterschieden sich in nichts von den Franzosen und Schweden.

1648 kehrte endlich Frieden ein. Das Kloster hatte noch einen Prozess gegen die Stadt Hall zu führen. Es hatte der Stadt 32.000 Gulden geliehen, aber die Stadt leugnete, das Geld erhalten zu haben. Die Prozesskosten betrugen für beide Seiten dann 15.000 Gulden.

Am 15. März 1648 wurde im Kloster Eberbach Johannes VIII. zum Abt gewählt. Er resignierte bereits vor Erlangung der bischöflichen Konfirmation am 23. August. Der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn ( 1647-1673) ernannte daraufhin den Schöntaler Abt Christoph zum Abt in Eberbach.

nach jure devolutionis, also dem recht ein Amt zu übertragen. Der Eberbacher Mutterabt Claude Largentier (1624-1653) “anulliert die Wahl des Pater Johannes Hoffmann zum Abt von Eberbach [im Rheingau] (B. Mariae de Eberbaco) im Erzbistum Mainz, weil dieser nicht fristgemäß um Bestätigung nachgesucht hatte, billigt und bestätigt die Wahl des Christoph Haan (Hahn), Abt von Schöntal, zum Abt von Eberbach, erteilt ihm die Vollmacht zur Leitung dieses Klosters und befiehlt allen Mönchen Gehorsam.” (B 503 I U 114 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Das hatte allerdings noch Folgen in Schöntal. Denn als der Schöntaler Vaterabt Georg IV. Müller (1637–1667) aus Kaisheim Schöntal im Oktober 1648 visitierte, wollten einige Patres, das Abt Christoph abdanken sollte. Es gab aber keinen triftigen Grund. Die Unzufriedenheit rührte einfach daher,

dass Abt Christoph auch in Eberbach sein musste, weil er dort ja ebenfalls die Verwaltung führte. Als am 28. März 1651 mit Balthasar Bund wieder ein Abt in Eberbach gewählt wurde, kehrte Christoph nach Schöntal zurück und war nur noch für sein Heimatkloster zuständig.

Obwohl Kloster Schöntal im Krieg durch wiederholte Plünderungen und Brandschatzungen stark geschädigt worden war, erholte es sich schneller als erhofft. Die Zahl der Novizen hatte sich so erhöht, dass wieder ein Lehrer für Theologie eingestellt werden konnte.

1657 wurde das 500-jährige Bestehen von Schöntal groß gefeiert.

Am 12. März 1661 starb Prior Bartholomäus Kremer aus Amorbach. Er war 72 Jahre alt geworden, hatte unter 6 Äbten gedient und alle wichtigen Klosterämter durchlaufen. Er hat eine zweibändige Klosterchronik  geschrieben, die auch Schönhut als wichtigste Quelle zu

seiner Chronik diente.

1667 wurde die Wallfahrtskirche von Neusäß ausgebaut und das Vesperbild, dass im Krieg in Berlichingen verwahrt worden war, zurückgebracht.

1671 kaufte Abt Christoph von  dem Würzburger Mainzer Erzbischof und Reichskanzler (so die Titulierung in der Kaufurkunde) Johann Philipp von Schönborn das freiadlige gut in Aschhausen Wildbannsgerechtigkeit, Fischwassern, Schäferei, Kelterhaus, dem Fischwasser zu Winzenhofen.

für 31.000 Gulden (B 503 I U 182 Landesarchiv Ludwigsburg) Das Schloss wurde zur Sommerresidenz der Äbte ausgebaut.

Der Holländische Krieg hatte auch Auswirkungen auf Franken. Der französische Marschall Turenne hatte mit 13.000 Mann sein Hauptquartier in Mergentheim genommen. Wohl sollte auch Schöntal geplündert werden. Aber  als der kaiserliche Feldherr Graf von Montecuccolo im Anmarsch war,

zog Turenne ab und so entkam Schöntal dieses Mal einer möglichen Plünderung.

Abt Christoph starb am 20. November 1675. Er hinterließ ein Verzeichnis aller Schöntaler Äbte sowie ein kurzgefasstes lateinisches Tagebuch. Sein Tod wurde nicht umgehend nach Mainz gemeldet, damit der Mainzer Erzbischof möglicherweise keinen Einfluss auf die notwendig

gewordene Abtwahl nehmen konnte.

Als Nachfolger wurde Franziskus Kraft (1675-1683) im Beisein von Mutterabt Hieronymus  Winter (1674–1681) aus Kaisheim gewählt.Vor seiner Wahl war er Probst in Mergentheim Seine Amtszeit war dadurch geprägt, dass er wegen der kriegerischen Zeiten

immer wieder Zahlungen an den Kaiser und den Erzbischof von Mainz leisten musste. Die Kosten an den Kaiser beliefen sich auf knapp 10.000 Gulden und der Erzbischof von Mainz verlangte monatlich 100 Gulden Reitersold (alle Zahlen nach Schönhut).

Trotzdem schaffte er es, das von den Franzosen niedergebrannte Pfarrhaus in Wimmental wieder aufzubauen. Von dem flämischen Barockmaler Oswald Onghers, der in Würzburg lebte, ließ er ein Altarbild schaffen.

Am 27. März 1680 bekam Abt Franziskus von Kaiser Leopold I.  (1658-1705)  das Privileg Kaiser Karls IV. vom 8. Aug. 1358 (Rottenburg) bestätigt. (B 503 I U 74 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Er ließ die erste Klosterapotheke und eine Schneidmühle erbauen. Er ist auch Verfasser Schönthalenses annales ecclesiastico-politico-ascetico-oeconomici de a 1150 – 1675 in fünf Quartbänden, sowie eines großen geistlichen Traktats. Die Quellen weisen ausdrücklich

auf seine musikalische Begabung hin.

KnittelSchoental

Zu seinem Nachfolger wurde Benedikt Knittel (1683–1732) gewählt. Er ist in Lauda geboren und Sohn des Weinbauern und auch als Ratsherrn fungierenden Weinbauern Johannes Knittel. Er hat noch einen älteren Bruder, der später als Konverse ins Kloster

Schöntal eintrat, wo er 1712 starb. Über seinen Werdegang bis zu seinem Klostereintritt ist nichts bekannt. Er studierte in Würzburg Philosophie. Nach abgeschlossenem Studium trat er 1670 in Kloster Schöntal ein. Im Oktober 1671

legte er seine Profess ab und erhielt den Klosternamen Benedikt. 1672 wurde er zum Subdiakon, 1675 zum Priester geweiht. Er durchlief rasch die Klosterämter. 1676 wurde er Cantor. Dieser ist für den Gottesdienst und die musikalische Ausgestaltung zuständig.

Wenn man weiß, dass sein Abt Franziskus sehr musikbegabt war, ist das sicher nicht ganz unwichtig. 1677 wurde er Subprior, also Vertreter des Priors, neben dem Abt das wichtigste Klosteramt. 1680 wurde er zum Servitor ernannt, das ist der Diener des Abtes.

1681 wird er Pistrinarius. dieser verwaltet die Mühle und die Bäckerei und Prior. 1682 übernimmt er das Amt des Novizenmeisters.

Ich stelle Abt Benedikt bewusst ausführlich dar. 1. er der wohl bedeutendste Abt von Kloster Schöntal und 2. lässt sich an ihm geradezu exemplarisch die Klosterlaufbahn vom Klostereintritt bis zum Abt darstellen.

Abt Franziskus starb schon nach acht Regierungsjahren.

Schon bei seiner Wahl wurde Mainz und Würzburg nicht unmittelbar verständigt. Noch konsequenter war der Konvent  bei Abt Franziskus. Er war schwer erkrankt und sein Tod war absehbar. Der Kaisheimer Abt Elias Götz (1681–1696 )

wurde schon Ende Juni in den Schöntaler Hof nach Heilbronn beordert. So konnte er gleich nach dem Ableben von Franziskus ins nun nahe Schöntal reisen und am Tag nach dem Tod des von Franziskus die Wahl vornehmen lassen.

Auch der Generalabt von Citeaux  Jean XII. Petit (1670– 1692) wurde sofort verständigt. Die Vertreter von Kurmainz und Würzburg konnten so nur so kurzfristig eingeladen werden, dass sie der Einladung nicht Folge leisten konnten.

Das hatte zwar eine Protestnote und Klage zur Folge. Das beeindruckte den neuen Abt aber nicht. Auch in seiner weiteren Amtsführung ging er immer selbst nach Mainz oder Würzburg um die Streitigkeiten persönlich vor Ort auszumachen.

Auch seine Amtseinführung zeigte, dass er gewillt war, die zunehmende Einmischung der beiden kirchlichen Territorialmächte in klosterinterne Angelegenheiten nicht mehr zu tolerieren. Seine Weihe wurde vom Kaisheimer Mutterabt vorgenommen

unter Assistenz der Äbte der Benediktinerabteien von Neresheim Abt Simpert Nagel (1682-1706) und Donauwörth Andreas Hausmann( 1669–1688).

Er pochte immer auf die Reichsunmittelbarkeit seines Klosters. Allerdings hatte Kaiser Maximilian ja 1495 die Schutzherrschaft übertragen (s.o) Aber der Mainzer Kurfürst hatte es nie geschafft, die Territorialhoheit zu gewinnen, obwohl es ständig versucht wurde.

Seine ersten schritte als Abt entsprachen durchaus seiner Herrschaftsdevise: «Pugnando, tolerando, sperando itur ad astra» (Durch Kampf, Geduld und Hoffnung gelangt man zum Sternenhimmel).

Seine Amtsführung ergibt ein richtig rundes Bild. Er plante seine ganzen Bauvorhaben wohl schon früh und das vollendete Bauwerk kann durchaus als gebaute Demonstration der wirtschaftlichen Potenz des Klosters gesehen werden, die auf einem soliden Fundament ruhte.

Seine beiden Vorgänger haben ihm eine beruhigende finanzielle Basis hinterlassen, die er aber auch klug mehrte und stärkte. Sein ganzes wirtschaftliches Handeln zielte darauf ab, mit Ankäufen von landwirtschaftlichen Grundstücken, mit Rodungen, dem Anlegen von Fischteichen und Weinbergen

sollte die wirtschaftliche Autarkie des Klosters gesichert werden.  Der Bau von Ökonomiegebäuden wie Mühlen und Scheunen sollte Überschüsse erwirtschaften, die die schon früh begonnenen Bauvorhaben schuldenfrei durchführen ließen. Demselben Ziel diente der .Kauf der württembergischen Herrschaft Ebersberg. Er stieß auch Gebäude ab, wenn es notwendig schien. So verkaufte er mit Genehmigung des Kaisheimer Vaterabts Roger Röls (1698–1723) den Schöntaler Hof in Hall laut Urkunde “ihre baufällige Kellerei gen. der Schöntaler Hof” 

(B 503 I U 454 Staatsarchiv Ludwigsburg Urkunde vom  25. November 1718). Er erlöste dafür immerhin 5900 Rheinische Gulden. Damit finanzierte er die  nach 1718 durchgeführten Bauten.

Er begann mit dem Bau der großen Orgel 1684. Sein erstes Klosteramt war ja das des Cantors. Laut Schönhuth kostete das 1500 Gulden (S. 167).

1686 ließ er den Fischteich nahe beim Kloster graben. 1689 wurde der Hochaltar gefasst und im Jahr darauf die beiden Nebenaltäre neben dem Eingang von dem Klosterbruder Bernhard und dem Kapuzinerbruder Humdli aus Comburg errichtet.

1694 ließ er von einem Wertheimer Brunnenbaumeister den Springbrunnen im Abteihof herstellen.

1697 begann er mit dem Archivturm, einem Turm mit 4 steinernen Kammern.Hier wurde zur größeren Sicherheit das Klosterarchiv untergebracht. Er wurde gegenüber der Klosterkirche an die Äbtewohnung für resignierte Äbte angebaut. In dieser Wohnung

konnten die resignierten Äbte gemäß der Bulle von Papst Eugen IV. (1431-1447) ihr Leibgeding verzehren.

Als er den Archivturm bauen ließ, plante er wohl schon den weitgehenden Neubau der Klosteranlage. Der Bau eines Archivgebäudes und die damit verbundene Neuordnung des Archivs zeugen von seinem Selbstverständnis. Das Archiv sollte

ihm bei seinem Kampf um die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit und Exemtion helfen. Dazu passt auch, dass er bei Kaiser Karl VI. (1711-1740) um Bestätigung der Privilegien, die Kaiser Leopold am 27. März 1680 Abt Franziskus bestätigt hatte.

(B 503 I U 76  Staatsarchiv Ludwigsburg)Benedikts Nachfolger  Angelus ließ sich dies am 23. April 1742 (Urkunde 78) ebenfalls bestätigen.

Auch sonst ist er sehr realistisch in seiner Politik. Mit kluger Diplomatie baute er ein spannungsfreies Verhältnis zu seinen Nachbarn auf. Den Kaiser unterstütze er im spanischen Erbfolgekrieg gezielt finanziell. Er konnte so die Unabhängigkeit seines Klosters wahren auch wenn sie nicht formell ist.

Außerdem wurde er von Kaiser Karl am 1. Februar 1718 zu “seinem wirklichen Hofkaplan” ernannt. (B 503 I U 77 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Mit den Planungen  für seinen Klosterbau beauftragte er Leonhard Dientzenhofer. Vielleicht war ihm dieser schon den Klosterneubauten in Ebrach und Langheim bekannt. Den Klosterneubau in Ebrach baute Dientzenhofer von 1687 bis 1698

und in Langheim baute er von 1691 bis 1704  den Abteiflügel. Dientzenhofer wurde 1690  hochfürstlich bambergischer Hofbaumeister. 1693 wurde Lothar Franz von Schönborn Bischof von Bamberg (bis 1729) und ab 1695 auch Erzbischof von Mainz.

Damit unterstand ihm dann ja Kloster Schöntal. Von Schönborn war ein großer Förderer von Dientzenhofer. Möglicherweise hatte er sogar den Kontakt nach Schöntal hergestellt. Abt Benedikt musste 1698 wegen Schlichtung von Streitigkeiten

zum Mainzer Erzbischof nach Bamberg und traf dort vielleicht den Baumeister.

Nach der Planung von Dientzenhofer begann man mit dem Offiziantenbau für Klosterbeamte mit dem großen Weinkeller. In dem Weinkeller lagerten 45 Weinfässer, denen der Abt die Namen seiner Konventualen gab und jedem seiner Konventualen einen Vers widmete. Auch das spricht für seinen Humor, der ja auch in vielen seiner Knittelverse aufblitzt. 1701 wurde parallel zum Offiziantenbau das Waschhaus errichtet, heute das Gasthaus “Zur Post”.

Am 15. September 1701 wurde der Grundstein für den Ostflügel gelegt. Als Palier verpflichtete Dientzenhofer den Maurermeister Jakob Ströhlein. Er war wohl entfernt mit Dientzenhofer verwandt und stammte, wie seinem Grabstein zu entnehmen ist, aus Kempten.

Bis 1706 ist das alles fertiggestellt und die Zellen konnten bezogen werden. An den Stukkaturen wurde 1707 noch gearbeitet.

Im März 1707 schloss Abte Benedikt einen neuen Vertrag Leonhard Dientzenhofer für den Bau des Refektoriums-Verbindungstraktes und des Westflügels mit der Prälatur.  Abt Benedikt wollte Konvent und Kirche gleichzeitig bauen. Das wurde allerdings durch zwei Ereignisse ausgebremst.

1701-171 fand der Spanische Erbfolgekrieg statt. Das war ein Kabinettskrieg, bei dem es um das Erbe des letzten spanischen Habsburger Karl II. (1655-1700) ging. Karl starb 1700 kinderlos, was den Ausbruch des Erbfolgekriegs 1701 auslöste. 1701 war in Den Haag die Haager Allianz geschlossen worden.

Das war ein Bündnis um den deutschen Kaiser Leopold I. (1658-1705) Niederlande und England gegen den französischen König Ludwig XIV. (1643-1715).

1707 überschritt der französische Marschall Claude-Louis-Hector de Villars  völlig überraschen den Rhein ging über die Stollhofener Linie bei Bühl und Stollhofen. Das Reichsheer unter Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth zog sich daraufhin unnötig weit bis Aalen und Ellwangen zurück. Dadurch wurde die Front weit geöffnet und französischen Truppen wurde der Einmarsch nach Schwaben und Plünderzüge bis weit nach Franken ermöglicht. Villars Kavallerie nützte das zu Plünderungen und Kontributionserhebungen. Am 22. Juli kamen französische Truppen  unter Generalmajor Sezanne nach Mergentheim und kassierten dort 88.000 Gulden Brandschatzung. Am 25. Juli waren sie auf ihrem Rückzug nach  Kloster Schöntal gelangt. Insgesamt hatten  sie sich  fast   Wochen einquartiert und dem Kloster “großen Schaden “ zugefügt, denn es mussten natürlich hohe Kontributionen an beide Seiten entrichtet werden.

Am 26. November 1707 starb Leonhard Dientzenhofer überraschend im Alter von nur 47 Jahren. Die Dientzenhofer-Pläne konnten bei der Witwe beschafft werden. Abt Benedikt schloss einen neuen Vertrag mit dem bisher als Palier arbeitenden Jakob Ströhlein. Er konnte mit dem Bau

des Kirchenlanghauses beginnen. Schon 1709 sind die Fassaden bis zum Kranzgesims in 28 Meter Höhe gemauert. Der Abt konnte nun mit Joseph Greissing (1664–1721) den Vertrag für den Langhausdachstuhl und die beiden Turmkuppeln abschließen. 1712 ist das Langhaus unter Dach.

Joseph Greissing war Würzburger Hofbaumeister. Er baute die Freipfeilerkirche der Grosscomburg bei Hall. Einige Autoren sehen in ihr das Vorbild für die Schöntaler Kirche.

Ein neuer Baumeisterwechsel wurde nötig, denn am 5. März 1711 starb Baumeister Ströhlein. Sein Nachfolger wurde Bernhard Schiesser. Er übernahm Ströhleins Vertrag. Bernhard Schiesser war Palier bei Georg Dientzenhofer, dem älteren Bruder von Leonhard Dientzenhofer .

Georg Dientzenhofer baute die Stiftsbauten in Waldsassen und erstellte die Pläne zur dortigen Stiftskirche. Er baute die Stiftskirche von 1711-1724.Schiesser baute auch 1716 die Heilggrabkapelle, die schon 1715 von Abt Benedikt beschlossen wurde als Dank, Votivgabe und Mahnmal für den Frieden.

Anlass war wahrscheinlich der erste Jahrestag des Friedens von Rastatt. Ihr liegt wohl ein Entwurf von Joseph Greissing zugrunde.

1717 wurde der Hochaltar von 1690 ins Langhaus versetzt und dieses 1717 eingeweiht. 1718 wurde die Verlängerung von Querhaus und Chor begonnen. 1722 wurden Querhaus und Chor abgebrochen, was ursprünglich nicht geplant war.

Der Klosterzimmermann Caspar Bayerschmidt aus Berlichingen errichtete den Kuppeldachstuhl über der Vierung. Die anschließend von Schiesser ausgeführte Vierungskuppel musste aber wegen Einsturzgefahr wieder abgetragen werden,

was zur Entlassung von Schiesser führte. Dieser kehrte 73-jährig nach Waldsassen zurück. Im gleichen Jahr wurde die Kuppel von zwei Tiroler Baumeistern wieder aufgemauert.

Am 25. Juli 1727 wurde der Chor der jetzt fertiggestellten Kirche geweiht.

Abt Benedikt war nicht nur in Schöntal selbst als Bauherr tätig. 1706 wurde die Wallfahrtskirche von Neusass umgebaut und das Langhaus verlängert. Von 1713-1732 wurde Schloss Aschhausen umgebaut und erweitert. Es diente als Sommersitz der Äbte und der letzte

Schöntaler Abt Maurus Schreiner bekam es nach der Säkularisation als Altersruhbesitz zugewiesen, wo er 1811 blind und taub starb.

Von 1720-1724 ließ er Schloss Ebersberg in Auenwald, heute im Rems-Murr  Kreis nach einem Brand neu erbauen. In Bierungen ließ er 1723/24 die Pfarrkirche St. Kilian neu erbauen und 1724 in Winzenhofen die Pfarrkirche umbauen.

Nicht nur als Bauherr war Abt Benedikt tätig. Er war auch Schriftsteller. Er schrieb mehrere Werke, die sich mit der Klostergeschichte befassen. Am bekanntesten sind die Knittelverse, wobei diese nicht auf ihn zurückgehen sondern auf das Versmaß und heißt übersetzt Reimvers.

Viele seiner Verse sind noch heute über Türen, an Wänden oder unter Fresken zu sehen.

Abt Benedikt starb am 21.August 1732 kurz vor seinem Goldenen Abtsjubiläum im  49.  Regierungsjahr an Krankheit, Altersschwäche und Arbeit erschöpft, mit 82 Jahren. Sein Epitaph hatte er schon 10 Jahre vor seinem Tod in Auftrag gegeben.

In seiner Regierungszeit lebten etwa 40 Mönche im Kloster und 30 Konversen, die außerhalb des Klosters lebten.

Sein Nachfolger wurde Angelus Münch (1732–1761) Abt Angelus setzte die Bautätigkeit seines Vorgängers fort. 1737 ließ er das mittelalterliche Refektoriumsgebäude abbrechen. Der Verbindungstrakt und Westflügel wurde jetzt gebaut..

Abt Angelus hatte damit den in Berlichingen wohnhaften Baumeister Christian Fluhr beauftragt. Bis 1740 ist das Refektorium, der Treppenhausrisalit und der nördliche Teil der “Neuen Abtei” gedeckt. 1743 starb der Baumeister.

Das  neue Treppenhaus wurde von 1743-46 in Klosterregie gebaut. Mit dem Deutschordensbaumeister Georg Philipp Wenger (1701–1763) schloss Abt Angelus einen neuen Vertrag für die Fertigstellung des Südteils, die bis zum Ende seiner Regierungszeit 1761 dauerte.

Die Malereien stammen von Franz Erasmus Asam, dem Sohn von Cosmas Damian Asam. In seinen letzten 12 Jahren war er mittellos und gelähmt, konnte aber im Kloster Schöntal bleiben.

Abt Angelus stattete das Kloster auch für mehrere Tausend Gulden mit Paramenten,Pontifikalien und Kirchengeräte, darunter eine kostbare Monstranz aus.

In seiner Regierungszeit setzte schon eine gewisse Disziplinlosigkeit des Konvents ein, die dann bei seinem Nachfolger offen zu Tage trat.

Abt Angelus resignierte am 12.Mai 1761 und starb schon im Frühjahr 1762.

Sein Nachfolger Augustin Brunnquell (1761–1784) stammte aus Lauda und hatte seine Profess am 8. Dezember 1749 in Kloster Schöntal abgelegt. Er war Pfarrer in Bieringen.

Unter Vorsitz des Kaisheimer Vaterabts Cölestin Mermos (1739–1771)wurde er nach drei Wahlgängen in einer Minderheitswahl mit Drittelmehrheit gewählt. Da diese nicht kanonisch war, ließ  er sich nicht nur von Generalabt  Francois Trouvé (1748-1797)

sondern auch von Rom bestätigen. Am 2. August 1761 erhielt er die Benediktion von Abt Cölestin in Kaisheim. War schon seine Wahl sehr schwierig, so brachte er den Konvent durch seine Strenge weiter auf. Der Konvent beschwerte sich beim Würzburger Bischof,

der sich auch einschaltete. In seiner Regierungszeit wurde sein Kloster dreimal visitiert, einmal von Abt Cölestin, einmal von dem Bronnbacher Abt Ambrosius Balbus (1752–1783) als Delegat des Generalabtes und einmal durch den neuen Kaisheimer Abt

Cölestin II. Angelsbrugger (1771–1783 ). Der Konvent führte Prozesse gegen Abt Augustin und lag am Schluss in regelrechtem Kriegszustand mit ihm. Das führte dazu, dass im Dezember 1784 resignieren musste.

Zu seinem Nachfolger wurde Maurus Schreiner (1784–1802 ) gewählt. Er hatte 1762 seine Profess in Schöntal abgelegt. Er trat ein sehr schweres Erbe an und war erst mal gezwungen, 1786 das Gut Eberberg zu verkaufen,um die Prozesskosten, die die Streitigkeiten seines

Vorgängers verursacht hatte, bei Kaiser, Papst und Bischof zu bezahlen.

Zweimal drohte seinem Kloster die Aufhebung. Einmal durch Kaiser Joseph II. 1765-1795) und die josephinische Reform, mit der alle Orden,  die im volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren, also keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben,

aufgehoben wurden.  1798 plante der Kurstaat Mainz, Schöntal zu seinen Gunsten zu säkularisieren. Das geschah dann aber 1802 mit dem Reichsdeputationshauptschluss.

Am 16. Oktober wurde Kloster Schöntal durch eine Kompanie württembergische Jäger besetzt. Am nächsten Tag wurde das Besitzergreifungspatent verlesen und die Untertanen von ihrem Eid entbunden.

Abt Maurus war darauf schon vorbereitet gewesen. Er hatte den Pächtern die Pacht ermäßigt, das Jägerhaus und die Fischweiher an die Verwalter verschenkt oder billig verkauft und das Geld an die Konventualen verteilt.

Diese Massnahmen führten noch zu einer langwierigen Untersuchung gegen ihn. Abt und Konvent durften zunächst im Kloster bleiben. Abt Maurus erhielt später Schloss Aschhausen als Ruhesitz, wo er am 17. August 1811 verstarb.

1807 wurde die Klosterkirche zur katholischen Pfarrkirche erklärt. 1811 wurde im Kloster ein evangelisches Seminar errichtet. Dieses bestand bis 1975.

Heute werden die Gebäude von der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Tagungshaus genutzt. Kloster Schöntal zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreut.

04 Mrz 2021

Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald

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Bischof Burchard (1115-1149), auch Buggo genannt, wurde 115 von Kaiser Heinrich V. (1111-1125) wurde 1115 in Worms auf den verwaisten  Bischofsstuhl gesetzt und war vorher Hofkaplan des Kaisers.

1142 wurde auf seine Initiative das Zisterzienserkloster in Schönau im Odenwald gegründet. Er hatte deshalb beim Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux um die Errichtung einer Abtei in dem zu seiner Diözese gehörenden Steinachtal gebeten.

Dieses beauftragte das 1136 von Citeaux aus gegründete Kloster Eberbach im Rheingau mit dieser Aufgabe. Am 21. März 1145 zogen 12 Eberbacher Mönche und ein Abt ins Steinachtal. Damit wurde Schönau die erste Tochtergründung von Eberbach unter Abt Ruthard (1136-1157),

der rasch weitere folgten. Burchhard gab dem Kloster die Talsohle des Steinachtals.Bischof Burchard starb 1149 und wurde auf eigenen Wunsch im Kloster Schönau beerdigt. Sein Nachfolger Konrad I. von Steinach (1150-1171) war ebenfalls ein großer Förderer der Gründung und erweiterte die Stiftung seines Vorgängers beträchtlich. Konrad war schon in der Stiftungsurkunde als Zeuge aufgetreten.

Im September 1169 nahm Kaiser Friedrich I. (1155-1190) Kloster Schönau mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz. (RI IV,2,3 n. D1848.) Das passte auch zu Konrad I. dem Würzburger Bischof, der nicht nur ein bedeutender Förderer des Klosters war sondern auch ein

überzeugter Parteigänger der Staufer. Er war auf dem ersten und zweiten Italienzug des Kaisers dabei und Friedrich Barbarossa war auch öfters in Worms bei Konrad. Der Zisterzienserschutz war Bestandteil der staufischen Hausmachtspolitik. An die Stelle der kaiserlichen Schutzherrschaft trat dann die Schirmherrschaft der Pfalzgrafe bei Rhein, deren Hauskloster Kloster Schönau und die Grablege der Pfalzgrafen wurde. Aber auch die Pfalzgrafen bei Rhein gehörten in dieser Zeit zu den Staufern. So hatte Friedrich Barbarossa seinen Halbbruder Konrad von Staufen 1156 zum Pfalzgrafen (1156-1159)gemacht. Konrad war auch Vogt von Kloster Schönau. 1182 verlegte er seine Hofhaltung von der Burg Stahleck bei Bacharach nach Heidelberg, das auch Sitz seiner Vogtei über Schonau wurde. Konrad starb 1195. Er wurde in Schönau bestattet.

Auch seine Gemahlin Irmingard, die 1197 starb, fand ihre letzte Ruhestätte in Schönau.

Eine erste “Berühmtheit” von Kloster Schönau war Hildegund von Schönau. Sie war die Tochter von Harper von Helpenstein, eines Ministerialen des Erzbischofs von Köln. Sie machte 1183 eine Wallfahrt mit ihrem Vater nach Jerusalem. Dieser starb aber auf der Überfahrt von Brindisi nach Tyrus.

Die Heimreise unternahm sie in Männerkleidern um unterwegs nicht belästigt zu werden und nannte sich Josef. Sie besuchte dann eine Verwandte in Speyer und trat als Novize in Kloster Schönau ein. Mit nur 18 starb sie dort und erst bei der Leichenwäsche wurde entdeckt, dass sie eine Frau war.

Sie wurde im Chor der Klosterkirche von Schönau bestattet und stand bald im Ruf der Heiligkeit.

1180 geschah, was später als “Stiefelrevolte” bezeichnet wurde. Die Konversen spielten eine ganz wichtige Rolle im Funktionieren eines zisterziensischen Klosters. Denn mit ihrer Arbeitskraft wurden die Grangien betrieben. Wie wesentlich sie waren, zeigte sich, als im 13. und 14. Jahrhundert immer

weniger Konversen ins Kloster eintraten, was alle Klöster zwang, die Eigenwirtschaft einzuschränken, auf Verpachtung umzustellen oder neue Geschäftsfelder zu suchen, zum Beispiel Finanzdienstleistungen anzubieten, Patronatsrechte zu erlangen. (siehe Mei Büchle Kloster Eberbach)

Nach der Ordensregel galten Konversen und Mönche als gleichwertig.Die Praxis war aber doch von der Theorie sehr verschieden. Das zeigte sich ja schon in der Baulichkeit. Es gab das Herrenrefektorium und das Laienrefektorium (Beispiel Maulbronn) Mönchschor und Laienchor waren durch die Chorschranke getrennt. Konversen konnten in der Regeln nicht lesen und schreiben. Sie sollten keine Bücher haben. Konversen hatten weniger Feiertage als Mönche. Oft kamen zwei Konversen auf einen Mönch.

Bei der Stiefelrevolte, wie das Herbert Derwein (Das Zisterzienserkloster Schönau mit den Zeichnungen des 16. Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg , Frankfurt  1931 S. 35 ff) nennt, geht es darum, dass die Konversen Stiefel  eigentlich tragen sollen, bis sie abgelaufen sind.

In Schönau gab es aber jährlich neue, unabhängig vom Sohlenzustand. Abt Gottfried wollte nun aber, wie es die Ordensregel vorsah, die Stiefel erst ersetzen, wenn es nötig war. Dagegen gab es massiven Widerstand. Die Konversen wollten ihre Stiefel einfach zerschneiden.

Plötzlich starb der Anführer. Damit endete der Aufstand, bevor er richtig losging. Der Funke sprang aber über aufs Mutterkloster. Eberbach hatte mehrfach enorme Probleme mit seinen Konversen. 1241 wurde Abt Rimund verstümmelt und 1261 wurde Abt Werner von einem Laienbruder sogar erschlagen. Auch andere Klöster hatten ähnliche Probleme. In Heilsbronn konnte ein Abt seinen Dienst auch nicht mehr ausführen. (siehe dazu ebenfalls Kloster Eberbach in Mei Büchle)

Abt in Schönau war zur Zeit der Stiefelrevolte Gottfried. Er ist von 1182-1191 belegt. Sein Todestag ist der 5. September. Er gilt auch als Ordensheiliger. Allerdings ist seine Verehrung nicht nachweisbar. Deshalb wird er von den Bollandisten auch übergangen. (Die Gesellschaft der Bollandisten ist eine Arbeitsgruppe, die die Lebensgeschichte der Heiligen der katholischen Kirche in kritischen Ausgaben auf handschriftlicher Grundlage zusammenstellt.

Unter Abt Gerhard fand noch die Gründung von Kloster Bebenhausen statt.

Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen hatte 1183 beim Dorf Bebenhausen ein Kloster gestiftet, das zunächst von Prämonstratenser besiedelt wurde. Diese verließen das Kloster aber schon vor 1189/1190 wieder. Eine Anfrage des Pfalzgrafen in Citeaux wurde durch eine Kommission, die die Örtlichkeit

untersuchte, positiv beschieden und das Kloster Schönau mit der Gründung beauftragt. Schönau war wirtschaftlich und personell in der Lage zur Gründung in der Lage. 1190 wurde der Gründungsabt Diepold  mit 12 Mönchen nach Bebenhausen geschickt.

Bebenhausen war die einziger Schönauer Tochter. Aber die Zisterzienserinnenklöster Ramsau, Lobenfeld und Neuburg unterstanden zeitweilig dem Schönauer Abt.

Nachfolger von Abt Gottfried war Abt Diepold 1196- 1198, danach Abt in Eberbach und dort gestorben 1221. Allerdings gibt es zu Biographia Cisterciensis, die dieser Liste zu Grunde liegt eine Differenz zur Überlieferung von Kloster Eberbach. In  R. Hermann Bärs Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach, Wiesbaden 1855, S.141) wird ein Abt Theobald genannt, der aber 1206 nach Eberbach als Abt berufen wird und dort 15 Jahre Abt bleibt und dort 1221 stirbt. Dann wäre dieser Theobald identisch mit Abt Diebold aus der Biographia Cisterciensis.

Abt Berthold würde dann entfallen. Im Kopialbuch der Abtei Schönau sind für diesen Zeitraum keine Urkunden vermerkt und im Landesarchiv Karlsruhe finde ich auch keine Urkunden mit einem Abt Berthold.

Um 1200 wurden die bisher provisorischen Holzbauten des Klosters durch massive Bauten ersetzt und auch durch eine Ringmauer umgeben.

Am 18. Mai 1204 bestätigte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Schönau die Privilegien und Besitzungen des Klosters. Die Privilegien waren weitreichend. Es sollte von allen Zehntabgaben befreit bleiben. Abgaben waren weder von unbebautem noch kultivierten Land zu entrichten.

Auch Fischwasser und Viehbestand blieben davon unberührt. Zwar war das Kloster nicht exemt. Aber es hatte kirchenrechtlich doch eine Sonderstellung. Die Äbte aus Schönau waren von der Teilnahme am von Bischof einberufenen Synoden befreit. Es gab keine Kontrolle durch Diözesanvisitationen.

Auch die Wahlen des Abtes fand ohne Einfluss des Wormser Bischofs statt. dieser nahm nur die Weihe der Novizen vor. (E Nr. 6, Verweisung Generallandesarchiv Karlsruhe)

9 Jahre später hat Papst innozenz eine weitere Bulle erlassen. dieses Mal wird der Erzbischof von Mainz gebeten, Schönau zu schützen. Es hat wohl diesbezüglich Vorfälle gegeben, denn der Papst wurde nur aktiv, wenn etwas passiert ist, bzw. wenn er darum gebeten wurde.

“Papst Innocenz III. befiehlt dem Erzbischof von Mainz, das Kloster Schönau im Besitz seiner Privilegien und Güter zu schützen und ihm die abhandengekommenen Einkünfte durch Androhung eventueller Anwendung von Kirchenstrafen wieder zu beschaffen.” {E Nr. 13, Verweisung}

Generallandesarchiv Karlsruhe. Die Urkunde wurde am 20.Juli 1213 ausgestellt. Erzbischof war zu der Zeit Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

Der er Mißstand scheint allerdings rund 30 Jahre später noch nicht beseitigt gewesen zu sein. Denn sein späterer Nachfolger Innozenz IV. (1243-1254)stellte  am 31. März 1244 eine weitere Urkunde aus. Dieses Mal richtete sie sich an den Erzbischof von Mainz und seine Suffragane. Das sind

die dem Erzbischof unterstellte Diözesanbischöfe. {E Nr. 73, Verweisung} Generallandesarchiv Karlsruhe. Erzbischof war Siegfried III. von Eppstein (1230-1249)der Nachfolger des Empfängers der ersten Urkunde.

Abt Daniel regierte von 1208-1218. Er war erst Domherr in Köln. dann trat er ins Kloster Himmerod ein. Dort wurde er zum Prior gewählt und kam dann nach Schönau, wo er Abt wurde. Er konnte den klosterbesitz vermehren.

er starb 1218 im Ruf der Heiligkeit. Sein Gedenktag ist der 27. Juni (katholisch)

Am 20. Juli 1255 erteilte Papst Alexander (1254-1261) Kloster Schönau das Privileg “in geistlichen Angelegenheiten, welche die zum Kloster gehörigen Orte betreffen, eigenständig Entscheidungen zu treffen”. (Kopialbuch Nr. 18)

Ein weiteres Recht räumte Papst Alexander dem Kloster am 10. Januar 1266 ein, nämlich nach eigenem Ermessen auf seinem Friedhof Bestattungen durchzuführen. (Kopialbuch Nr. 20)

Es waren bereits und wurden eine Reihe nicht Klosterangehörige bestattet. Leute die auf dem Klosterfriedhof beerdigt werden sollten, gaben dem Kloster in der Regel reichlich Spenden dafür.

So wurden die Bischöfe Burchard II. von Worms ( +1149), der Klosterstifter in Schönau beerdigt. Konrad II. von Riesenberg Bischof von Hildesheim von 1221-1246, + 18. Dezember 1249. Er stammte wahrscheinlich aus der Familie der Schenken von Erbach, die eine enge Beziehung zu Kloster Schönau hatten.

Eberhard von Strahlenberg wurde 1291 als Bischof gewählt starb aber schon zwei Jahre später bei einem Romaufenthalt. Auf seinen Wunsch wurde er in Schönau bestatte. Seine Familie war schon vorher als Gönner des Klosters in Erscheinung getreten. So hatten 1250 seine Mutter und seine Brüder

die Weinberge des Klosters von Abgaben befreit.Schönau war vor allem die Grablege der Pfalzgrafen (s.o). Die Schirmherrschaft der Staufer ging ja im 12. Jahrhundert auf die Pfalzgrafen über. Neben Pfalzgraf Konrad von Staufen ist auch Pfalzgraf Heinrich IV. (+1214),

Pfalzgraf Adolf (+ 1327) und Kurfürst Rupprecht II (+ 1398) in Schönau bestattet.

Der Klosterbau war in der Mitte des 13. Jahrhunderts weitegehend beendet. Die Kirche stand an der Nordseite der Klausur und war etwa so groß wie die Kirche in Eberbach und größer als die Kirche in Maulbronn. Von der Klosterkirche, die um 1230 fertig war,

sind nur noch an einer Ausgrabungsstätte die halbrunden Nischen der Seitenkapellen im nördlichen Querschiff der Klosterkirche sowie die freigelegten Fundamente des Westportals der Klosterkirche zu sehen. Ebenfalls erhalten ist das Klostertor.

Das ehemalige Herrenrefektorium wird heut als evangelische Stadtkirche benutzt. Das Brunnenhaus wurde in die katholische Pfarrkirche integriert. die Brunnenschale steht heute auf dem Marktplatz.

Die Hühnerfautei stand außerhalb der Klausur. Sie wurde 1250/1251 errichtet und gilt heute als Deutschlands ältestes Profangebäude. Hier wurden die Steuerleistungen in Geld oder Naturalien entrichtet. Östlich von der Hühnerfautei stand der Wirtschaftshof des

Klosters, ein spätgotischer Speicherbau. In der Staatsgalerie Stuttgart gibt es dazu ein Aquarell aus dem kurpfälzischen Skizzenbuch. Auch die Klosterschmiede existiert noch. Es ist das von den Wallonen aufgestockte “Wallonenhaus”. Zisterzienserklöster waren immer Eigenbetriebe,

wo alles hergestellt wurde, was ein Kloster brauchte. 

Weiter im chronologischen Verlauf.

1256 gestattet Papst Alexander dem Kloster, bewegliche und liegende Güter (Lehen ausgenommen) von Personen, die in das Kloster eintreten, anzunehmen. (Kopialbuch Nr. 21)

1267 erklärte der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein (1259-1284 ) dass das Kloster Schönau von dem auf die Futtermittel für ihre Tiere in Viernheim zu zahlenden Zehnten befreit ist (Kopialbuch Nr. 8 24. August 1267, Laach)

Am 6. März 1262 kaufte Schönau einen Hof in Worms. Außerdem hatte Schönau Stadthöfe in Speyer und Frankfurt.  Kloster Schönau wurde 1224 von Bischof Beringer von Entringen (1224-1232) von allen Zahlungen befreit und

seine Besitzungen in der Stadt genossen dieselben Rechte, die alle anderen Bürger besitzen. (Kopialbuch 266) Der Schwerpunkt der städtischen Besitzungen lag aber in Heidelberg. Hier besaß das Kloster 40 Häuser, betrieb eine Mühle.

Die Neckarfähre befand sich ebenfalls im Besitz des Klosters. 1218 hatte sich das Kloster das Fährrecht in Heidelberg von Lutfrid von Waibstadt erworben (Kopialbuch 59). Es gab dann noch einige Klagen, aber 1245 waren alle zurückgezogen (Kopialbuch S63)

Auf dem sogenannten Mönchhof in Heidelberg wurden die Überschüsse des Klosters vermarktet. Er wurde zum ökonomischen und administrativen Zentrum des Klosters ausgebaut.

Schon 1225 befreite Pfalzgraf bei Rhein Ludwig I. (1214-1231) Kloster Schönau von Abgaben bei Ein-und Ausfuhr von Gütern nach Heidelberg (Kopialbuch Nr. 47)

Am 21. Dezember 1387 bewilligte Papst Urban VI. (1378-1389) die Einrichtung des Hauses zu St. Jakob für studierende Zisterzienser, Papst Bonifaz IX. (1389-1404) 1390 vollzieht und das Haus St. Jakob unter die Aufsicht des Schönauer Abtes stellte.

Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung hatte Kloster Schönau etwa 300 Mönche und etwa 300 Konversen (laut kloester-bw.de/klostertexte) das waren mehr als das Mutterkloster Eberbach vorweist, das nach Schätzungen bei etwa 150 Mönchen lag.

Um 1400 gab es in Deutschland etwa 2.800 Städte mit weniger als 1000 Einwohnern.

Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts ging das Kloster mit seiner Landwirtschaft zunehmend zunehmend von Eigenwirtschaft auf Verpachtung über. Eine Tendenz, die in allen Zisterzienserklöstern zu beobachten ist.

Das hängt vor allem mit dem Rückgang der Konversen zusammen. Die Konkurrenz der Bettelorden, die im 13. Jahrhundert aufkamen, sorgte dafür, dass junge nichtadelige Männer sich vor allem den Franziskanern und den Dominikanern anschlossen.

In der Erwerbspolitik der Klöster führte das dazu, das zunehmend versucht wurde, einträgliche Patronatsrechte und Zehntrechte zu erwerben. (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Eberbach, Kloster Otterberg)

Kloster Schönau hatte im Gegensatz zu vielen Zisterzienserklöstern nie unter feindliche Zerstörung zu leiden,, was daran lag, dass die pfalzgräflich/kurfürstlichen Schirmherren über Jahrhunderte einen wirkungsvollen Schutz boten.

Im Gegenzug dazu griff der Schutzherr der Abtei im Bedarfsfall aber auch auf die finanziellen Ressourcen des Klosters zurück. So musste es in Kriegszeiten “Reiswagen” stellen, das waren Pack-und Frachtwagen für Feldzüge einschließlich der Zugtiere und

Knechte. Das Kloster war auch zur finanziellen Unterstützung der Heidelberger  Universität verpflichtet.

Schönau geriet vor der Reformation in eine Wirtschaftskrise. Die Abtei war zum Verkauf von Klosterbesitz gezwungen. Nach Schaab (Die Zisterzienserabtei Schönau im Odenwald. Heidelberg (2. unveränderte Aufl. ) 1990. ) war diese Krise eher Folge solch externer Beanspruchung als

wirtschaftlicher Zerrüttung. Philipp (1476-1508) war am Landsberger Erbfolgekrieg beteiligt. Sein Nachfolger Ludwig V. (1508-1544) hatte noch mit den folgen dieses Krieges zu kämpfen. Er hatte heftige Kämpfe mit seinen Nachbarn zu führen. (siehe dazu Mei Büchle Kloster Otterberg)

Den Bauernkrieg beendete er mit der Schlacht bei Pfedersheim.

Kurfürst Ottheinrich (1556-1559) führte 1557 die Reformation nach lutherischer Ausrichtung ein. 1558 hob er das Kloster Schönau auf. Die Verwaltung der Liegenschaften und die grundherrlichen Rechte wurden von der bis heute bestehenden Pflege übernommen.

Der letzte Abt Wolfgang Kartheuser 1554–58) ging nach Worms und starb dort am 24. August 1563. Er ist in der Andreaskirche in Worms bestattet.

1562 wurden calvinistische Glaubensflüchtlinge aus Wallonien  in Schönau angesiedelt. Sie waren zwar zum Erhalt der Klosteranlage verpflichtet, nahmen aber zahlreiche Umbauten vor, so dass sich von der ursprünglichen Klosteranlage kaum mehr etwas erhalten hat.

 

Äbte Kloster Schönau nach Biographia Cisterciensis

1. Konrad I. 1152-1153

2. Gottfried I. 1184–1196

3. Diepold 1196–1198  gest. 1221, später Abt von Eberbach

4. Berthold I. 1200

5. Walther 1206–1208

6. Daniel 1208–1218

7. Christian 1218–1222

8. Konrad II. 1222–1223

9. Berthold II. 1223–1232

10. Konrad III. 1233–1240

11. Ulrich 1240–1245

12. Rudolph 1245–1249

13. Heinrich 1249–1258

14. Ebelin 1259–1263

15. Otto 1263–1279

16. Friedrich I. 1279–1281

17. Wernher 1282–1287

18. Johann I. 1287–1299

19. Friedrich II. 1299–1304

20. Peter I. Kleman 1304–1307

21. Hugo 1307–1312

22. Jakob I. 1312–1321

23. Engelbert 1323–1327

24.
Ludold
1341–1343

25.
Trutwin
1350

26.
Johann II.
1356–1360

27. Heilmann 1360–1363

28. Peter II. 1375–1392 gest. 1395 in Eberbach

29. Gottfried II. 1392–1400 aus Schriesheim

30. Eberhard I. 1400–1405

31. Marquard 1405–1406

32. Konrad IV. 1423–1438

33. Johann III. Marstaller 1440

34. Gerhard 1450–1459 Professor der Theologie

35. Peter III. 1461–1464

36. Johann IV. von Lindenfels 1465–1475 gest. als Abt von Eberbach

37. Eberhard II. 1479–1491

38. Nikolaus I. von Neidenstein 1491–1501

39. Jakob II. 1503–1520

40. Markus 1520–1523

41. Nikolaus II. Senger 1523–1526 aus Heidelberg

42. Lorenz Ortt 1527–1529

43. Sebastian Pfungstein 1529–1554 aus Heidelberg; auf dem Grabstein als 50. Abt bezeichnet

44. Wolfgang Kartheuser 1554–1563 aus Worms; ging nach der Aufhebung des Klosters nach Worms, dort gest. 24. Aug. 1563 und in der Andreaskirche begraben

23 Feb 2021

Kloster Bronnbach

                                                                                                                                                                                                                                                                                           Kloster Bronnbach

 

Im Jahre 1151 stifteten 4 Edelfreie aus Franken und dem Taubergebiet das castrum Brunnebach oberhalb des heutigen Klosters wohl nach einer Predigt Bernhard von Clairvaux in Würzburg. Die Adligen waren Billung von Lindenfels,

Sigebot von Zimmern, Erlebold von Krenzheim und Beringer von Gamburg. Die vier waren miteinander verwandt, wobei nicht klar ist wie sie verwandt oder verschwägert waren. Billung von Lindenfels stammte aus der Familie von Lindenfels, die sich nach der frühest erwähnten Burg

im inneren Odenwald benannte. Er war Hauptvasall von Pfalzgraf Konrad von Staufen (um 1134-1195), dem Halbbruder von Friedrich Barbarossa. Billung ist auch im Schutzbrief Friedrichs I. für Bronnbach als Zeuge aufgeführt, allerdings als Letzter in einer langen
Zeugenreihe,  obwohl er der Hauptgründer war. Über Sigebot und Erlebod gibt es in den mir zugänglichen Quellen keine Informationen. Beringer von Gamburg war Lehensmann von  Arnold von Seelenhofen (1153 bis 1160), dem Erzbischof von Mainz. Er erhielt das castrum Camburg als

Lehen von Erzbischof Arnold und überließ diesem im Tausch dafür die “villula Brunnenbach”, das ist der heutige Schafhof bei Bronnbach. Diesen vermachte Erzbischof Arnold den Zisterziensern. Dort entstand dann das Kloster Bronnbach, das zur Ansiedlung eines Klosters besser geeignet war

als die von den Gründern gestiftete Burganlage von Bronnbach. Es sollte eigentlich als Tochterkloster von Maulbronn gegründet werden. Das hatte aber auch wenige Jahre vorher eine räumliche Verlagerung vorgenommen und sah sich nicht in der Lage, die zwölf Mönche, die als Gründungskonvent notwendig waren, nach Bronnbach zu entsenden.

Nur zwei Jahre nach der Gründung nahm Papst Eugen III. (1145 bis 1153) das Kloster in seinen Schutz

R-US 1153 Januar 11 in 1153-1447  “Papst Eugen III. nimmt das Kloster Bronnbach (Brunnebach) und alle seine Besitzungen und Einkünfte in seinen Schutz. “ (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US)

Die Schenkung des Weilers Brunnenbach an Erzbischof Arnold ermöglichte die Verlegung des Klosters ins Tal der Tauber. Dort sollte nach dem Willen Arnolds auch seine Grablege sein. Er wurde aber am 14. Juni 1160 nach langen Konflikten mit Ministerialen der Stadt Mainz

in der Klosterkirche von St. Jakob ermordet. Erzbischof Arnold wurde nicht in Bronnbach sondern in Mainz bestattet.

Die Umsiedlung wurde 1157 vollzogen. Der Grundstein für die Bronnbacher Kirche wurde gelegt.

Unter Wahrung der Maulbronner Rechte schickte Abt Dieter von Maulbronn den Waldsassener Professen Reinhard von Frauenberg, der sich laut Karl Klunzinger (Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart 1854, S. 129) zu dieser Zeit in Maulbronn aufhielt, mit 12 Mönchen nach Bronnbach. Imselben Jahr wurde auch mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. Nach dem Waldsassener Vorbild wurde die Kirche mit einem Staffelchor errichtet. Der Chor wird hierbei von kleiner werdenden Nebenchören flankiert. Die Kirche ist im spätromanischen und frühgotischen Stil erbaut.

Reibungen zwischen den Bistümern Mainz und Würzburg, in deren Grenzgebiet das neue Kloster lag, vor allem aber der Streit zwischen Papst Alexander und dem von Friedrich I. eingesetzten Gegenpapst Victor und der kaiserlichen Partei, in die auch Abt Reinhard hineingezogen wurde, sorgten dafür, dass Abt Reinhard den vom Maulbronner Mutterabt vorgeschlagenen Ausweg der Abdankung annahm.

Abt Dieter schickte nun eine zweite Gruppe unter Wigand Belleri nach Bronnbach.

Am 14. Juni 1165 nimmt FriedrichI.  Kloster Bronnbach in seinen Schutz, bestätigt seine Besitzungen, die aufgeführt werden und gewährt ihm Steuerfreiheit.

In Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US die Urkunde R-US 1165 Juni 14 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US)

Von Anfang an wurde Bronnbach vom niederen Adel, vor allem aber von den Grafen von Wertheim unterstützt. Es konnte seinen Klosterbesitz arrondieren.

Seinen ersten Stadthof im Bereich Karmelitenstraße/Bronnbacher Gasse  hatte Kloster Bronnbach schon 170 in Würzburg.

Kaiser Heinrich VI. (von 1169 ab römisch-deutscher König, Kaiser von 1191-1197)nahm 1193 nicht nur das Kloster in seinen Schutz. Er befreite den Bronnbacher Hof

in Würzburg auch davon, kaiserliche Beamte dort beherbergen zu müssen.

1297 erteilte Bischof Mangold von Würzburg (1287 –1303) den Zisterzienserklöstern Ebrach, Heilsbronn, Bronnbach, Langheim und Bildhausen das Privileg, ihre Waren in die Stadt Würzburg frei einführen und damit handeln zu dürfen.

Urkunde R-US 1297 Oktober 8 im Findbuch R-US des Staatsarchiv Wertheim.

Urkunde R-US 1193 Mai 25  Gelnhausen, 1193 Mai 25 „Datum apud Geilenhusen VIII. Kalendas Junii

Kaiser Heinrich VI. nimmt das Kloster Bronnbach (Burnebach) in seinen Schutz und befreit des Klosters Hof zu Würzburg (Wirceburc) von der Verpflichtung, kaiserliche Beamte zu beherbergen.”

Eine weitere kaiserliche Schutzurkunde wurde schon ein halbes Jahr später ausgestellt

R-US 1194 Februar 18 Münnerstadt, 1194 Februar 18 

“Kaiser Heinrich VI. nimmt das Kloster Bronnbach, dessen Insassen und Besitzungen, gegenwärtige und zukünftige, in seinen unmittelbaren Schutz. “

Stadthöfe hatte Bronnbach auch in Miltenberg ( vor 1237), Aschaffenburg (um 1237 ?),Frankfurt (1237) und  Wertheim (1244). Der Stadthof von Aschaffenburg wurde aber schon Mitte des 14. Jahrhunderts

wieder aufgegeben. Um die Wende des 15. Jahrhunderts folgten Miltenberg und Frankfurt. Nur Würzburg und Wertheim blieben bis zuletzt erhalten.

Innerhalb des Zisterzienserordens hatte Kloster Bronnbach eine besondere Beziehung mit dem Papsttum. Das zeigt sich auch an den vielen Schutzurkunden, die Päpste

für das Kloster Bronnbach ausstellten, deutlich mehr als z. B. für das Mutterkloster Maulbronn. Bronnbacher Äbte waren auch immer wieder in päpstlichem Auftrag tätig.

Einige Urkunden dazu wieder aus dem Findbuch R-US des Staatsarchivs Wertheim

R-US 1197 Januar 6  Lateran zu Rom, 1197 Januar 6 

“Papst Cölestin III. nimmt das Kloster Bronnbach in des heil. Petrus und des apostolischen Stuhles besondere Schutz und Schirm (Privilegium maius). “ (Privilegium maius war die feierliche päpstliche Urkunde, später

als Bulle bezeichnet. Es waren wichtige Urkunden, die Rechtsakte des Papstes beurkunden)

R-US 1197 Januar 13 Lateran zu Rom, 1197 Januar 13 

“Papst Cölestin III. nimmt das Kloster Bronnbach in des heil. Petrus und des apostolischen Stuhles Schutz und gewährt ihm besonders auf Gütertausch bezügliche Freiheiten (Privileqium minus)”

(Privilegium minus, das spätere Breve, also eine Beweisurkunde) Mit diesen beiden Urkunden kann Kloster Bronnbach als exemt angesehen werden.

1222 wurde die Kirche geweiht. Neben Maria, er im Zisterzienserorden üblichen Patronin, wurde der Tagesheilige am Tag der Kirchweihe als Patron verehrt. Der Kirchweihtag ist der 28. April und der Tagesheilige ist der

heilige Vitalis. Der Würzburger Weihbischof Wilhelm von Havelsberg (1239-1244), der von 1240-1244 auch Bischof von Havelsberg war, weihte die Kirche.

1233 befreite König Heinrich VII. (1235 von seinem Vater Friedrich II. abgesetzt) Kloster Bronnbach von allen Zollabgaben “bei Verführung ihrer eigen Sachen auf Rhein und Main” (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US R-US 1233 Januar 9)

1237 vermittelte Abt Sigfried von Maulbronn in einer Streitsache zwischen den Grafen von Wertheim und Kloster Bronnbach.

“S(igfried), Abt von Maulbronn, vermittelt in einem zwischen der Abtei Bronnbach einer- und den Grafen von Wertheim und den Bauern von Reicholzheim andererseits schwebenden Streite in Betreff der Waldung „Balkenstein“, „Sumerliten“ und „Riethelden“ und errichtet eine Waldordnung für dieselben” ( R-US 1237 Findbuch R-US Staatsarchiv Wertheim. Dass der Maulbronner Abt in einer Streitsache des Klosters Bronnbach vermittelt, zeigt dass das Mutterkloster sich um seine Tochtergründung kümmerte.

Zwei Jahre später gewährte der Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230- 1249 ) Kloster Bronnbach Zollfreiheit.(Findbuch R-US, Staatsarchiv Wertheim R-US 1237 Juli 2 in 1414 Mai 28).

Eine weitreichende Schutzerklärung erteilt Papst Innozenz IV. (1243 bis 1254) in einer am 27. Juni 1245 in Lyon ausgestellten Urkunde. Findbuch R-US Staatsarchiv Wertheim R-US 1245 Juni 27. Neben der Bestätigung des Besitzes werden auch die Privilegien wie Zehntfreiheit und freie Abtswahl

bestätigt und die Stellung der Abtei zum Diözesanbischof geklärt. Das war zum Zeitpunkt der Urkunde Heinrich III. von Vinneburg (1328-1343)

Um 1339 war Kloster Bronnbach in finanziellen Schwierigkeiten. Der Bronnbacher Abt Siegfried Duß klagte beim Maulbronner Abt Konrad III. von Talheim (1330-1353) über den Notstand seines Klosters.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten sind aber schon Mitte des 13. Jahrhunderts aufgetreten. Um 1274 war der Bronnbacher Konvent aufgeteilt und auf andere Konvente aufgeteilt worden. Ein durchaus übliches Krisenbewältigungsmittel im Zisterzienserorden.

Der Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau (1346-1371) war an Pfingsten 1360 in Külsheim und Bischofsheim und konnte veranlasst werden, Kloster Bronnbach zu besuchen. Danach veranlasste er ein Treffen der Äbte Johann von Maulbronn (1360–1376) und Abt Reinhold von Schöntal (1321–1365)

in Aschaffenburg, der Zweitresidenz der Mainzer Erzbischöfe. Auch der resignierte Maulbronner Abt Berthold, der von 1358 bis 1359 Abt in Maulbronn war und sich in seiner knapp zweijährigen Regierungszeit in der Verwaltung bewährt hatte, war anwesend. Auf Drängen erklärte er sich bereit,

sich um das darniederliegende Tochterkloster zu kümmern, wenn ihn Maulbronn finanziell und mit Mitarbeitern unterstütze.Der Bitte wurde stattgegeben. Er erhielt 2000 Gulden und bekam drei Maulbronner Mönche zur Seite gestellt. Er ist urkundlich zuerst am 28. März 1363 in Bronnbach belegt.

Er schaffte es, Bronnbach innerhalb von 13 Jahren wieder herzustellen. In Bronnbach resignierte er im Juni 1373. Er kehrte mit zwei der Maulbronner Mönche nach Maulbronn zurück und starb dort im April 1374.

Erzbischof Gerlach unterstützte Kloster Bronnbach auch z.B. durch die Gewährung von Zollfreiheit auf dem Main am 6. November 1361 (Urkunde R-US 1361 November 6)

Die Krise war durch mehrere Gründe verursacht worden. Zum einen war auch Kloster Bronnbach wie im gesamten Zisterzienserorden  der Niedergang der klösterlichen Eigenwirtschaft spürbar geworden, der wohl mit der abnehmenden Zahl der Konversen zusammenhängt.

Das hatte schon zur Auflösung der zwei Grangien in Dörlesberg 1238 und 1251 in Reicholzheim geführt. Zum andern wurde Kloster Bronnbach  in die Auseinandersetzung Kaiser Ludwigs des Baiern (1314-47) mit Papst Benedikt XII. (1334-42) hin eingezogen. Auch Naturkatastrophen haben eine Rolle gespielt.1339 wurde die Klosterbrücke bei Bronnbach zerstört, was sich auch in  Ablassbriefen belegen lässt.

R-US 1339 August 22 in 1339 Juni 14

Würzburg, 1339 August 22 („Datum Herbipoli anno domini millesimo CCøXXXIXø XIø kalendas Septembris, pontificatus nostri anno sexto.“) 

“Otto, Bischof von Würzburg, erteilt zur Gewährung eines Ablasses von 40 Tagen für die zum Bau der Tauberbrücke in Bronnbach Beisteuernden durch 9 Erzbischöfe und Bischöfe, StAWt-R US 1339 Mai 21, Avignon, seine Zustimmung.”

Noch verheerender war das “Magdalenenhochwasser von 1342, was z. B. in Würzburg zum Einsturz der Mainbrücke führte. Auch die Auswirkungen des Erbebens von 1356 machten sich möglicherweise bemerkbar.

In einer Urkunde vom 1.Mai 1354, die von Erzbischof Gerlach aus Mainz ausgestellt ist,geht es zwar um einen Rechtsstreit in einer Pfandsache. Interessant an dieser Urkunde ist aber, dass Graf Eberhard von Wertheim dem Abt von Bronnbach die Zustimmung erteilt haben, 3000 Mark Silber an den

Mainzer Erzbischof zu übergeben. In dieser Urkunde wird erstmals ein Wertheimer Graf als “Schirmer” des Klosters Bronnbach genannt. Urkunde R-US 1354 Mai 1 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US) Graf Eberhard wird in dieser Urkunde als Schirmer, nicht als Vogt

bezeichnet, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Kloster Bronnbach die Freiheit von Vögten zugestanden worden war, wie auch in untenstehender Urkunde belegt ist. Graf Eberhard regierte schon in den letzten Lebensjahren seines Vaters mit. Nach seinem Tod 1355 regierte er allein bis zu seinem Tod 1373.  Der Aufstieg der Wertheimer Grafen war immer  mit einem besonderen Verhältnis zur jeweiligen Herrschaftsfamilie verbunden. Graf Eberhard nahm Stadt und Schloss Wertheim als Lehen von Kaiser Karl IV. Er wurde Mitte des 14. Jahrhunderts  von Kaiser Karl IV.mit dem Schutz von Kloster Bronnbach betraut. Kloster Bronnbach war die Grablege der Wertheimer Grafenfamilie. sowohl Eberhards Vater Rudolf als auch Eberhard sind in Bronnbach bestattet.

Mit der Urkunde R-US 1367 Januar 21 bestätigte Kaiser Karl IV.(1346-1378) “Karl IV., römischer Kaiser, bestätigt dem Abt und Konvent zu Bronnbach die Privilegien seiner Vorfahren und trifft Bestimmungen über Gerichtsbarkeit, Freiheit von Vögten sowie von Abgaben vom eigenem Wachstum an kaiserliche Zollstätten.”

Abt war in dieser Zeit Abt Berthold, der in seiner Regierungszeit die Grundlage für eine neue Blütezeit des Klosters legte.

1378 inkorporierte Papst Urban VI. (1378-1389) dem Kloster die Pfarrkirche in Wertheim, die Graf Johann und seine  Gemahlin Margarethe am 21. Januar 1379 dem Kloster zusammen mit dem Kirchensatz übergaben. Urkunden R-US 1378 November 19 und R-US 1379 Januar 21

beide im Findbuch R-US im Staatsarchiv Wertheim. Der Kirchensatz räumte dem Kirchherrn, in dem Falle dem Grafen von Wertheim die Pfründe der Kirche sowie das Mitwirkungsrecht bei der Besetzung der Pfarrstelle ein.

Die wirtschaftliche Genesung des Klosters zeigte sich im Bau der steinernen  Tauberbrücke von 1408 sowie der spätgotischen Umgestaltung der Klosteranlage. Das Brunnenhaus wurde erbaut und 1411 die Bibliothek. Brücke, Brunnenhaus und Bibliothek wurden unter Johann III. Hildebrand (1404-1416) errichtet. Die Spannweiten ihrer beiden weitgewölbten Bögen (21,70 m bzw. 22,60 m) weisen nach der Karlsbrücke in Prag die größte

Spannweite gotischer Brücken in Mitteleuropa auf. Ihr Bau kostete angeblich 40.000 Gulden. Auf der Brücke war die Zollstation des Klosters. Sie hat als einzige Brücke des mittleren und unteren Taubertals allen bisherigen Hochwassern standgehalten.

1415 stellte  Kaiser Sigismund (1411-1437) eine Schutzurkunde für Kloster Bronnbach aus.”Kaiser Sigismund nimmt das Kloster Bronnbach (Brunpach) in seinen und des Reiches Schutz, befreit es von Vögten und fremden Gerichten und gewährt ihm Abgabenfreiheit von eigenem Erwachs an den kaiserlichen Zollstätten.” ( R-US 1415 März 22 Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US )

Auch der auf dem Konstanzer Konzil  1417 gewählte Papst Martin V. nahm das Kloster unter seinen Schutz und bestätigte seine Freiheiten. (R-US 1418 Februar 23 Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US )

Im 15. Jahrhundert öffnete sich der Zisterzienserorden für Studium und Wissenschaften. so befahl zum Beispiel der Generalabt von Citeaux  Jacques III. Theuley de Pontailler-sur-Saône (1501– 1516)am 24. Mai 1503 den Äbten von Schönthal und Maulbronn 30 Mönche nach Heidelberg zum Studium

zu schicken (siehe “Mei Büchle, Kloster Maulbronn) Der Bronnbacher Abt Johann Altzheim (1452-1459) ist ein gutes Beispiel für diese Entwicklung. Er hatte von 1415 bis 1433 in Heidelberg studiert und gelehrt. 1434 schrieb er sich an der Wiener Universität ein. Dort lehrte er als Doktor der Theologie.

Von 1437-1439 war er Dekan der Theologischen Fakultät. Das Stift Heiligkreuz im Wienerwald unterhielt ein Studienhaus in Wien, das Nikolauskolleg. Neben seiner Lehrtätigkeit Johann Altzheim dort als Provisor tätig. Bischof Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II. (1458–1464) bezeichnete  ihn als” theologus perspicax” (scharfsinniger Theologe) Johann Altzheim  wurde 1447 Abt in Heiligkreuz und bekleidete dieses Amt bis 1451. Dann kehrte er zu seiner Mutterabtei nach Bronnbach zurück und war dort von 1451-1459 Abt. Johann Altzheim sich bei der Bekämpfung der hussitischen Lehre einen Namen gemacht.Er starb 1459 und ist im Kapitelsaal von Bronnbach bestattet.

Die 1411 errichtete Bibliothek belegt ebenfalls das Gewicht, das die Bildung der Mönche jetzt hatte. In einem Schreiben von 1510 an seinen Stiefbruder Johannes Butzbach hebt der Novize und später Mönch Philipp Trunck die Bronnbacher Bibliothek hervor.

„Unser Kloster liegt am Ufer der Tauber in anmutiger Einsamkeit, von schönen Gärten umgeben. Wir haben viele und schöne Gebäude für den Abt, für die Brüder und die Gäste, außerdem schöne Werkstätten für allerlei Künste und Gewerbe. Wir besitzen eine große Kirche mit 16 Altären, außerdem haben wir noch fünf Kapellen mit wohlverzierten Altären. Wir besitzen zwei Bibliotheken mit Werken vieler Schriftsteller. Sechs gelehrte Mönche weilen hier, die den Magistergrad erlangt haben. Wir besitzen zwei Orgeln, auf diesen spielt ein Bruder mit höchster Kunstfertigkeit. Mehrere Quellen fließen durch das Kloster, eine in der Kirche, eine zweite in der Wohnung des Abtes und eine dritte im Refektorium.“
online Kultur im Kloster Bronnbach 2013 www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/kloester/zisterz/bronnb/index.htm Johannes Butzbach war von 1509-1516 Prior im Benediktinerkloster Laach, der heutigen Abtei Maria Laach. Er ist ein bedeutender Vertreter des rheinischen Klosterhumanismus

und Nachfolger seines Vorbildes Johannes Trithemius.

Der oben zitierte Brief ist noch länger. Das Original befindet sich auf der Universitätsbibliothek in Bonn (Cod. S. 220. V. c. fol. 139-144)

Die Bronnbacher  Bibliothek wurde allerdings 1631 weitgehend vernichtet. Zur Bibliothek sagt Trunck, dass nur die Professbrüder diese benützen dürfen, die Novizen noch nicht. Bei der Verfassung des Briefes waren es zwei Novizen. Neben den 6 Mönchen mit Magistergrad befand sich ein weiterer im Gymnasium zum heiligen Geist in Heidelberg. auch der Abt Johann VI.  und der Novizenmeister hatten den Magistergrad.

Der Konvent hatte 1510 40 Mitglieder, davon 24 Choralen, das sind die Mönche, die zum Chorgebet verpflichtet sind. 6 waren zu der Zeit in auswärtigen Geschäften unterwegs. 8 Konversen lebten und arbeiteten im kloster. Dazu kamen 2 >Novizen.

1416 wurde Johann IV. Siegemann zum 31. Bronnbacher Abt gewählt. Anlässlich seiner Wahl wurde veranlasst vom Maulbronner Mutterabt Albrecht IV. (1402-1428) eine Aufstellung der Klostereinkünfte erstellt.Der Konvent bestand aus 26 Mönchen und 4 Konversen. Das Klostereinkommen belief sich e 1097 Pfund und 42 1/2 Gulden beständigen und 12 Gulden an beweglichen Zinsen.

Von 1426-1428 wurde das stark schadensanfällige Kirchendach radikal umgebaut. Diesem Umbau fielen die Apsiden des Staffelchors zum Opfer. Der Umbau wurde von einem Meister Berthold, einem Laienbruder aus dem Mutterkloster Maulbronn vorgenommen, der dort für das spätgotische Kreuzrippengewölbe in der Klosterkirche verantwortlich zeichnete.

Nachdem das Kloster in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wirtschaftlich wieder gesundet war, zahllose Bauvorhaben durchführen konnte und auch kulturell ausstrahlte, kam ab dem 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges eine Periode ständigen Niedergangs, die das Kloster an den Rand des Ruins brachte.

Im landwirtschaftlichen Bereich hatte das Kloster drei wichtige Einnahmequellen. Das war einmal die Fischzucht, die in Bronnbach ebenso konsequent und erfolgreich betrieben wurde wie im Mutterkloster Maulbronn. Mit vielen Teichanlagen auch in den Seitentälern der Tauber hatte das Kloster

ein Monopol auf den Fischverkauf. Bei einem Fleischverbot von 1/3 des Jahres war ein entsprechender Bedarf vorhanden.

Natürlich wurde die Wasserkraft genutzt. Das Kloster besaß viel Mühlen oder es besaß einen Mahlgang in der Mühle einer anderen Herrschaft. In den Mühlen herrschte Mahlzwang, das heisst die Bauern durften ihr Getreide nur in der Mühle ihrer Herrschaft mahlen lassen.

Dann war der Weinbau, den die Mönche ins Taubertal gebracht hatten. Die Klosterweinberge wurden von Häckern der Umgebung in Lohnarbeit bearbeitet. Bäuerliche Pächter und Weinbauern waren verdrängt worden. Der Wein konnte zollfrei über den Main verschifft werden. Dazu kam das Recht, in Wertheim Wein steuerfrei ausschenken zu dürfen. Die Überschüsse des Klosters wurden in den Stadthöfen des Klosters (s.o) verkauft.

Im 14./15. Jahrhundert  wurde die Klosterwirtschaft immer mehr auf Einkünfte, auf Zinsen und Gülten umgestellt, eine Reaktion auf den zunehmenden Konversenmangel, der der dem gesamten Orden zu schaffen machte.

Die Besitzverhältnisse und Wirtschaftsweisen, Steuerfreiheiten, Zehnten und Rechte führten immer wieder zu zahlreichen Konflikten mit den jeweiligen Ortsherrschaften, mit der Dorf- und Stadtbevölkerung, den Häckern und Bauern.

Der Konflikt entzündete sich, was sich im Bauernkrieg zeigte. Klöster und Herrschaften waren Ziel der bäuerlichen Angriffe. Bei Klöstern waren die jeweiligen Fischteiche Zielpunkt. Das bäuerliche Ausfischen oder das Wasserablassen der Fischteiche beendete real-symbolisch das Klostermonopol.

Abt war in der Zeit des Bauernkrieges Johann VI. Edler von Boffsheim (Balzheim)(1501-1526) Kurz vor Ostern versammelten sich die Bauern der Klosterdörfer um einen Bund zu schwören. Kloster Bronnbach wurde geplündert, wahrscheinlich die Seitenkapellen und die Vorhalle der Klosterkirche zerstört .

Die zwei Orgeln wurden ebenso zerstört wie zwei Bibliotheken. Abt und Konvent wurden von den Bauern ebenfalls vertrieben. Als Abt Johann VI. am 13. November 1526 verstarb, wurde Konrad Neiff am 24. November als neuer Abt gewählt. Dieser trat aber schon am nächsten Tag wieder zurück.

Die desolate Bausubstanz hatten ihn  wohl ebenso wie die desolaten Klosterfinanzen zu diesem Schritt veranlasst. Auf ihn folgte als 38. Abt Markus Hauck aus Lohr (1526–1548).1530 bestätigte Kaiser Karl V. (1520-1556)

alle Rechte und Freiheiten, die seine Vorfahren Kloster Bronnbach verliehen hatten. Urkunde R-US 1530 Juli 20 Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US .

1530 fielen im Kloster Bronnbach acht Konventualen einer Seuche zum Opfer, das war etwa ein Drittel des Konvents. Im Mutterkloster Maulbronn war Abt Johannes IX. 1534 in den Stadthof von Kloster Maulbronn nach Speyer geflohen, nachdem Herzog Ulrich von Württemberg mit der Säkularisierung

der Klöster in seinem Herrschaftsbereich begonnen hatte. 1535 waren die ersten evangelischen Prediger in Maulbronn tätig.1537 verlegte Abt Johannes die Abtei nach Pairis. 1537 wurde Kloster Bronnbach der fränkischen Zisterzienserabtei Ebrach unterstellt.

Abt Markus war der erste Bronnbacher Abt, der bischöfliche Insignien trug. Die Pontifikalrechte, sowie das Recht, Mitra, Ring und Stab zu führen, wurden ihm am 17. November 1538 von Kardinal Hieronymus Aleander, Erzbischof von Brindisi.(Urkunde R-US 1538 November 17a Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US) gewährt.

Abt Markus starb am 15. November 1548. Am 26. November 1548 wurde Clemens Leusser wohl unter dem Einfluss des Grafen Michael III.von Wertheim zum neuen Abt von Bronnbach gewählt. Am 18. Oktober 1533 war er ins Kloster Bronnbach eingetreten. Am 10. Februar 1535  legte er seine Profess ab.

Er versah einige Klosterämter vor seiner Wahl zum Abt. Der Generalabt von Citeaux Jean XI. Loysier (30. März 1540–26. Dezember 1559 ) bestätigte die Wahl von Abt Clemens am 5. Februar 1549. Er wurde am 28 April 1549 Würzburger Weihbischof Georg Flach OSB (1544- 1564 )

benediziert.  In den ersten beiden Jahren seiner Regierungszeit erwies er sich noch als treuer Anhänger und Verfechter des alten Glaubens. Dann wandte er sich zunehmend der Reformation zu. Ende 1552 meldete er deren Vollzug an den Grafen Michael III.

Die weichen zur Reformation in der Grafschaft Wertheim stellte schon Michaels Vorgänger Graf Georg II. von Wertheim (1509-1539). Er war den Gedanken Luthers gegenüber aufgeschlossen . Schon 1524 forderte er Abt Johann VI. zu einer Stellungnahme zu den strittigen Religionsfragen auf.

Dieser antwortete nur sehr ausweichend. Papst Clemens VII.(1523-1534) beauftragte das Hochstift Würzburg mit der Visitation der Klöster in seinem Bistum. Das Hochstift beobachtete die Vorgänge im Kloster genau. Das Kloster wiederum sah mit der angedrohten Visitation seine Rechte bedroht.

Es wandte sich an den Grafen von Wertheim, der das Kloster als kaiserliches Lehen für sich beanspruchte.Nun zeigte sich, dass das Ganze eben auch eine Machtfrage war. Für Graf Georg ging es hauptsächlich darum, mit Hilfe der Reformation das Kloster unter seine Herrschaft zu bringen.

Die Verhandlungen zwischen Würzburg und Wertheim scheiterten. Das Kloster konnte mit einem Appell an das Reichskammergericht im Januar 1528 die angedrohte Visitation gerade noch abwenden. Dann starb Graf Georg II. 1530 ganz plötzlich. Für die Reformationsbestrebungen bedeutete das einen Aufschub.

1552 ließ Abt Clemens in seinem Kloster in lutherischem Sinn predigen. 1553 wurde erstmals im Kloster Bronnbach und Bronnbacher Pfarreien das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Im Kloster hatte er 24 junge unbemittelte Leute aufgenommen, um sie zu Lehrern oder Predigern der neuen Lehre auszubilden.  Parallel zu den Reformationsereignissen liefen die Ereignisse des 2. Markgrafenkrieges. Zwischen 1552 und 1555 hatte Markgraf von Brandenburg-Kulmbach und Bayreuth Albrecht Alcibiades Raubzüge gegen seine fränkischen Nachbarn unternommen die Hochstifte Würzburg und Bamberg

zwang er, hohe Zahlungen zu leisten oder Landbesitz an ihn abzutreten.Kloster Maulbronn musste Kriegssteuern zahlen oder Naturallieferungen an die Kriegsparteien leisten. 1554 musste der Konvent vorübergehend sein Kloster verlassen.

Der Würzburger Bischof Melchior Zobel (1544 –1558) ging gegen Abt Clemens  vor. 1554 sollte er vom Hochstift Mainz verhaftet werden. Er leugnete seine Identität und konnte sich so der Verhaftung entziehen. Im Kloster fühlte er sich aber nicht mehr sicher. Er nahm das Klosterarchiv und Teile des Klosterschatzes mit und zog nach Wertheim in den Klosterhof um. Er heiratete am 1. Juni 1557. Im Streit um die Abtswürde seine Einkünfte wurde er von Grafen Ludwig von Stolberg, Schwiegervater und Nachfolger Michaels III. von Wertheim, und dem Herzog Christoph von Württemberg unterstützt.

Der neue Würzburger Bischof Friedrich von Wirsberg (1558 –1573) ernannte im August 1558 den früheren Konventualen Johann Pleitner, der jetzt Pfarrer in Königshofen war zum Bronnbacher Abt, da eine vorschriftsmäßige Wahl nicht möglich war. Johann Pleitner war einer der letzten drei katholisch gebliebenen  Mönche nach Einführung der Reformation durch Abt Clemens.

Er benedizierte ihn  am 15. August, 1558 und installierte ihn mit Gewalt in Bronnbach. Abt Clemens hatte am 25. Oktober 1558 zum zweiten Mal geheiratet, nachdem seine erste Frau gestorben war. Aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor.

Er arbeitet als Revisor in gräflich Stolbergischen Diensten und starb am 6. Oktober 1572 in Wertheim.

Abt Johann war ein Abt ohne Konvent. Die beiden verbliebenen anderen Konventualen befanden sich auswärts auf anderen Stellen. Pater Johann Knoll war Pfarrer in Rosenberg und Pater Martin Schäfer starb am 22. August 1560.

Viel bewirken konnte er natürlich nicht. 1560 fanden die Ablösung der Ansprüche des gewesenen Abtes Clemens statt. 1562 wird von einer Rücknahme von Kloster Bronnbach durch den Würzburger Fürstbischof berichtet.

Abt Johann starb 23. März 1563.

Am 22. August 1563  führte Fürstbischof Friedrich von Wirsberg den letzten verbliebenen Bronnbacher Konventualen Johann Knoll  ebenfalls mit Waffengewalt in sein Amt als Bronnbacher Abt ein, denn die Abtei hatte Graf

Ludwig von Wertheim-Löwenstein-Stolberg in Besitz.Von seiner Vorgeschichte ist nicht viel bekannt. Sicher ist nur, dass er  1549 in die Abtei Bronnbach eingetreten ist, also nachdem Abt Clemens dort die Reformation eingeführt hatte.

Es ist nicht sicher, ob er immer dem katholischen Glauben treu geblieben ist oder ebenfalls lutherisch geworden ist und später zum katholischen Glauben zurückgekehrt ist. Er hatte zwei Töchter, wobei er möglicherweise vor seinem Eintritt ins Kloster

verheiratet war. Der Fürstbischof kannte seine Vorgeschichte, ernannte ihn aber trotzdem zum Abt, was möglicherweise damit zu begründen ist, dass er der einzige überlebende Konventuale war.

Der Generalabt  Nicolas I. Boucherat (1571-1583) und der Abt von Kloster Ebrach Leonhard Rosen (1563–1591) forderten Abt Johannes auf, Bronnbach wieder für den Zisterzienserorden zu gewinnen. Um wieder zu einem Konvent zu kommen, erbat sich Johannes

Konventualen aus den umliegenden Klöstern.Da diese auch Mangel an Konventualen hatten, erfolgte das nur widerwillig und erst nach Aufforderung des Fürstbischofs. Aus Kloster Schöntal wurde P. Petrus Hasenbein nach Bronnbach gesandt und er wurde dort Prior.

In der Klosterkirche predigte bis 1572 der lutherische Pfarrer von Reicholzheim. Aber 1572 wurde trotz einer beim Reichskammergericht eingereichten Klage Wertheims Kirche, Kapellen und Altäre der Kirche wieder geweiht. Die lutherische Schule, die Graf Michael von Wertheim und Abt Clemens

1558 im Kloster eingerichtet hatten, wurde in eine katholische Schule mit einem jesuitischen Präzeptor umgewandelt. Auch das geschah nur gegen den Widerstand des Grafen von Stolberg.

Am 1. Februar 1572 bestätigte und erneuerte  Kaiser Maximilian II. (1563-1576) die Privilegien des Klosters. Inseriert sind eine Reihe von Privilegien früherer Könige und Kaiser. R-US 1572 Februar 1Fundbuch R-US Staatsarchiv Wertheim.

Am 29. Juli 1573 unterstellte Generalabt Boucherat Bronnbach definitiv Ebrach. Er übertrug dem Ebracher Abt, das war immer noch Leonhard Rosen, die Rechte und Funktionen eines Vaterabtes.Dieser hatte am Vortag Johann Knoll als Abt bestätigt.

Mit der klösterlichen Disziplin gab es einige Schwierigkeiten. Der Prior P. Petrus Hasenbein und der Großkellner Oswald Klockhardt wurden nach Würzburg gebracht und dort inhaftiert. Nach ihrer Freilassung wechselten sie die Konfession und der Wertheimer Graf Ludwig von Stolberg

setzte sie als  lutherische Pfarrer nach Dörlesberg und Nassig. Die Zahlung eines Jahresgehalt durch Kloster Bronnbach wurde aber durch ein kaiserliches Mandat verhindert.

In Würzburg war Julius Echter (1573-1617) Fürstbischof. Auch er unterstützte Kloster Bronnbach sehr und beide Fürstbischöfe hatten einen wesentlichen Anteil an erfolgreichen Wiederherstellung des Klosters Bronnbach.

Am 24. September 1578 legte Abt Johann sein Amt aus Altersgründen nieder. Noch am selben Tag wurde sein Nachfolger Wigand Mayer gewählt. In seiner Regierungszeit erholte sich das Kloster allmählich von den Folgen der Reformation.

Allerdings hatte er einige Schwierigkeiten zu meistern. Da war einmal der Wertheimer Graf Ludwig und gegen den er sein Recht bei Reichskammergericht durchsetzen musste. Am 14. November 1589 nutzte Graf Ludwig die Abwesenheit des Abtes und ließ Kloster Bronnbach militärisch besetzen.

Den Bursar und den Büttner ließ er nach Wertheim bringen. Bischof Echter griff umgehend militärisch ein. Daraufhin klagte Graf Ludwig gegen den Würzburger Fürstbischof. Es entstand die Würzburger Fehde, die allerdings noch weitreichender Gründe hatte. Sie dauerte etwa zwanzig Jahre.

Die vier ehemals wertheimischen Ämter (Karlstadt-)Laudenbach, Remlingen, Freudenberg und Schweinberg wurden  am Ende würzburgisch.

Abt Wigand hatte auch gegen innerklösterliche Opposition zu kämpfen. Konventsmitglieder klagten gegen ihn bei Bischof Julius Echter und warfen ihm vor, Klostergut verschleudert zu haben. Er wurde vorgeladen, konnte sich aber rechtfertigen. Abt Wigand sollte die Wirtschaftsverwaltung nach den Vorgaben des Hochstiftes Würzburg modernisieren. Dass ihm das gut gelang, zeigt eine Quittung aus dem Jahr 1587:

“Bischof Julius zu Würzburg bekennt, dass das Kloster Bronnbach (Brumbach) zu Seminar und Universität zu Würzburg (Wirtzburgk) 2000 Gulden beigesteuert hat.” (R-US 1587 Februar 22 Findbuch R-US Staatsarchiv Wertheim). Wenn das Goldgulden waren,entspricht das immerhin

einem Wert von ca. 75 Euro/Gulden. In seiner Amtszeit wurden über dem romanischen Unterbau des Konversengebäudes im Westflügel zwei Stockwerke aufgeführt und als Abtswohnung eingerichtet. In Allersheim und Hochhausen wurden die Pfarrhäuser wieder hergestellt

und Schafstall auf dem Schafhof neu erstellt. Das Kloster erhielt in seiner Regierungszeit auch wieder Zulauf. Von 1581-1601 erhielten 26 Mönche die Weihen.

Zur Gesundung des Klosters trugen auch die Reformbemühungen des Zisterzienserordens bei, die der Orden nach dem Konzil von Trient in Angriff nahm. 1594 wurden die Äbte von Ebrach als Generalvikare für die fränkischen Klöster, zu denen Bronnbach zählte, bestellt.

1595 beschlossen 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum im Kloster Fürstenfeld die “Fürstenfelder Statuten”. Aus den vier Provinzen Schweiz-Schwaben-Elsaß, Franken, Baiern sowie den Kaisheim unterstehenden Klöster sowie Tiro wurde das oberdeutsches Generalvikariat gebildet.

Zum Generalvikar wurde der Salemer Abt Petrus Müller (1593–1615) ernannt. Nach einer Visitationsreise von Generalabt Nikolaus II. Boucherat im Jahr 1615 wurde 1624 die Oberdeutsche Kongregation gegründet. Darin wurden die oberdeutschen Zisterzienserklöster in einer eigenständigen Verwaltungseinheit zusammengefasst. Bronnbach gehörte der Kongregation von Beginn an an.

Abt Wigand starb am 23. November 1602.

Unter dem Vorsitz von Vaterabt Hieronoymus I. Hölein (1591–1615) wurde der neue Abt Sebastian Ulrich gewählt. Er weigerte sich zunächst, dem Würzburger Bischof den Eid zu leisten, da in die Eidesformel verschiedene Neuerungen aufgenommen worden waren. Gutes Zureden half nichts.

Erst nachdem er dazu genötigt wurde, legte er den Eid ab. 1605 reiste er zum Generalkapitel nach Citeaux.Auf dem Weg traf er sich  in Schweinfurt  mit den Äbten von Ebrach und Bildhausen wegen der Türkensteuer. 1612 weilte Kaiser Matthias (1612-1619) mit seiner Gemahlin Anna in Würzburg.

Abt Sebastian nahm an der Huldigung der Prälaten in Würzburg teil. In der Folge wurden alle kaiserlichen Privilegien Bronnbachs nach der Formel Rudolfs II. bestätigt.

1613 machte der Kurfürst von Trier Lothar von Metternich ( 1599 bis 1623 ) in Bronnbach mit 250 Personen Station und musste verpflegt werden. Das kostete und der Konvent musste sich einschränken, was natürlich Anlass zur  Schon die Reisekosten nach Citeaux hatte Abt Ulrich kaum bestreiten können.

Abt Ulrich wurde für die missliche wirtschaftliche Lage verantwortlich gemacht und es Unfähigkeit und Verschwendungssucht vorgeworfen. Er wurde nach Würzburg vorgeladen und der Verwaltung in Bronnbach enthoben. Fürstbischof Echter setzte den Bursar Jacob Höfer als Administrator ein.

Nachdem der Generalabt Nicolas Boucherat (1604-1625) kurz danach wieder in Franken war, wurde der Abt nochmals nach Würzburg vorgeladen und dankte dann im Beisein von Generalabt Boucherat und dem Ebracher Abt Hieronymus ab.

Am 11. Juli 1618 wurde nach dreijähriger Verwaltung durch Jacob Höfer mit dem Ebracher Bursar Johannes Feilzer ein neuer Abt gewählt. Die Wahl fand unter Leitung des Salemer Abtes Thomas Wunn (1615–1647 ) als Vertreter des Generalabt Nicolas Boucherat  und in

Anwesenheit des Ebracher Vaterabts Johannes Dressel (1618–1637) statt. Der Konvent war total zerstritten und man hatte sich nur sehr schwer auf einen Kandidaten einigen können, der möglicherweise der Neutralität halber aus dem Mutterkloster
Ebrach genommen worden war. Nach der  Bestätigung durch den Generalabt wurde Abt Johannes am Januar 1619 in Ebrach zusammen mit Abt Johannes Dressel in dessen Heimatkloster von dem Würzburger Fürstbischof

Johann Gottfried von Aschhausen (1617-1622) benediziert assistiert von dem Langheimer Abt Peter II. Schönfelder (1608–1620 ).

Der neue Abt setzte nun sein ganzes Augenmerk sowohl auf den geistlichen als auch auf den wirtschaftlichen Wohlstand der wirtschaftlichen Wohlstand der Abtei. Der geistliche Wohlstand lässt sich in
Zahlennatürlich nicht ermessen. Aber wirtschaftlich war Abt Johannes sehr erfolgreich- bis der Dreißigjährige Krieg auch Franken erreichte. In den ersten Jahren seiner Amtsführung hatte er 17.000 Gulden an Schulden abgetragen.

1623 hatte er die Veitsmühle in Bütthardt erworben, 1627 da sogenannte Schneckenhaus in Hochhausen und noch ein weiteres Haus an diesem Ort.

Am 18. Juli 1625 bestätigte Kaiser Ferdinand II. dem Kloster alle Rechte und Privilegien. Auch sicherte er kaiserlichen Schutz zu. Dies nützte Abt Johannes um 1628 mit Hilfe kaiserlicher Reiter die Ortschaften

Reicholzheim, Dörlesberg, Nassig, Ebenheid , die in fremde Hände geraten waren, wieder in den Besitz des Kloster zu bekommen. Er hatte den Neubau des Gästehauses vollendet und große Summen zur

Anschaffung von Kirchenparamenten und Geräten ausgegeben, unter anderem einen neuen Abtstab ausgeben. Dann kam der Krieg in Franken an. Am 15. Oktober 1631 kapitulierte Würzburg und wurde von Gustav Adolf (1611-1632)

Schon am 12. Oktober waren Würzburger Jesuiten und hohe Geistliche auf der Flucht auch in Kloster Bronnbach vorbeigekommen und empfahlen Abt Johannes, das Kloster zu verlassen. Er ließ Kirchenornat und Klosterschatz verpacken

und flüchtete in Begleitung seines Cellerars Johannes Tierlauf zunächst nach Miltenberg, dann über Worms in die Benediktinerabtei Tholey im Saarland. Aber Tholey wurde bald von den nachrückenden Schweden überfallen und geplündert.

Diese brachten den Abt als Gefangenen nach Worms.

Am 15. Oktober 1631 brachten sich die Mönche in Sicherheit. Einige flohen nach Schönthal, andere nach Wettingen, einer ins Zisterzienserkloster Bottenbroich bei Kerpen und einer sogar bis ins Kloster Heiligenkreuz in der Nähe von Wien.

Gustav Adolf hatte das verlassene Kloster dem Grafen Friedrich Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg geschenkt. Er hatte den gesamten Viehbestand des Klosters, nach Aussagen des Chronisten “vor Vieltausend Reichsthaler Werth”

Ebenso raubte er Wein  und Früchte. Die Altäre schändete er und zerstörte sie. Bilder wurden verbrannt, Statuen zerstört. Die reichhaltige Bibliothek wurde zerstört, die Bücher verstreut, die noch verbliebenen Mönche wurden übel behandelt.

Das Archiv dagegen blieb weitgehend erhalten. möglicherweise wurde es rechtzeitig in Sicherheit gebracht.

Die Klosterchronik endet Ende September. Sie setzt erst 1635 wieder ein.

Abt Johannes kam von Worms irgendwie nach Metz und von dort schließlich nach Köln, wo sich auch der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1631 –1642) und der Würzburger Weihbischof Jodokus Wagenhauer sowie der

Abt von Bildhausen Georg Kihn (1618 ?-1639) befanden. Ins Kölner Zisterzienserinnenkloster war auch der Klosterschatz in Sicherheit gebracht worden.

Die Schlacht bei Nördlingen am 5. und 6. September 1634 bescherte den Schweden eine vernichtende Niederlage. Der Schwäbische, fränkische und Bayrische Reichskreis sowie Oberschwaben kam wieder unter kaiserliche Kontrolle.

In der Folge konnten auch die Bronnbacher Mönche wieder in ihr verwüstetes Kloster zurückkehren und mit dem Wiederaufbau beginnen. Abt Johannes starb kurze Zeit nach der Rückkehr aus seinem Kölner Exil in Würzburg am 3. September 1637.

Er wurde am 5. September in der Bronnbacher Kirche beerdigt.

Sein Nachfolger wurde Johannes Tierlauf, der mit dem verstorbenen Abt zusammen im Exil war. 1635 war er auch mit ihm nach Bronnbach zurückgekehrt. Laut der Urkunde R-US 1637 September 10 wird Johannes Tierlauf am 10. September 1637 zum

neuen Abt von Bronnbach gewählt. Die Wahl fand unter Vorsitz des Bildhausener Abtes Georg Kihn und im Beisein des Visitator und Ebracher Abtes Johannes VI. Pfister (1637–1641) statt. Neun Konventuale konnten an der Wahl teilnehmen. Der Rest war noch verstreut.

Der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld bestätigte die Wahl schon am 25. September. Die Benediktion konnte aber erst am 2. Februar 1638 in der Domkirche in Würzburg stattfinden. Gleichzeitig mit Johanes Tierlauf weihte der Würzburger Fürstbischof die neuen Äbte von Ebrach

Johannes Pfister und den Langheimer Abt Johann Gagel (1638.1649) Der neue Bronnbacher Abt hatte hauptsächlich zwei Aufgaben. Zum einen musste er seinen weitverstreuten Konvent wieder zusammenbringen. So forderte er den Bronnbacher Konventualen Friedrich Groß, wieder nach Bronnbach zurück zu kommen. Er war in Heiligkreuz untergekommen. Der dortige Abt Christoph Schäfer (1615-1637) ermöglichte ihm ein Studium an der Universität Wien. Er hatte dort 1635 den Doktorgrad in Philosophie erworben und 1638 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert.

In seiner Wiener Zeit schloß er Freundschaft mit Juan Caramel Y Lokowitz, einemscholastischen Universalgelehrten und spanischen Zisterzienser. Er war in das Kloster
Santa Maria de la Santa Espina in der Provinz Valladolid eingetretn. Er schuf mit der “ Theologia regularis” ein umfangreiches Kommentarwerk zur Regula Benedicti, das 607 Seiten umfasste. Die zweite Auflage erschien 1646 in Frankfurt und er widmete einen Teil dieser

Auflage Friedrich Groß. Er machte in Wien auch Bekanntschaft mit Mauritius  Knauer  (1649–1664) dem späteren Abt des Zisterzienserklosters Langheim sowie Gaspar Jongelinx, ab 1640 des nach dem Restitutionsedikt von 1629 wiederhergestellten Klosters Disibodenberg in der Pfalz.

Friedrich Groß kehrte 1639 nach Bronnbach zurück und wurde 1641 nach dem Tod von Abt Johannes Tierlauf neuer Abt in Bronnbach.

Der zweite Schwerpunkt von Abt Johannes Tierlauf war die desolate wirtschaftliche Lage des schwergeschädigten Klosters zu verbessern. Aber es herrschte immer noch Krieg. Man konnte sich im Land kaum bewegen, denn man stieß immer wieder auf umherstreifende Soldaten.

Trotzdem schaffte es das Kloster am 10. März 1638 die Lindenmühle an der Erffmit allen Rechten  samt Zubehör für 300 Reichstaler zu kaufen.  (Findbuch R-S , Staatsarchiv Wertheim: R-US 1638 März 10).

Auch gewährte der Mainzer Erzbischof Anselm Casimir Wamboldt von Umstadt (1629- 1647 )dem Kloster Zollfreiheit für Getreide und Wein, die 1639 nach Frankfurt und Köln verschifft wurden. Der Abt erwirkte auch,  dass die kurfürstlichen Beamten in Bischofsheim, Prozelten und Külsheim angewiesen wurden, ausständige Zehnten und Zinsen des Klosters für dasselbe einzutreiben.

Aber es gab immer wieder Truppendurchzüge, für das Kloster oft eine kostspielige Angelegenheit.General Hans Christoph von Königsmarck  war in die Dienste von König Gustav Adolf getreten. 1639 war er schwedischer Befehlshaber in Westfalen. Von dort aus unternahm er mit einem mobilen Reiterverband Plünderzüge bis in den Süden Deutschlands.1639 musste das Kloster Brandschatzungsgeld an die schwedischen Truppen  zahlen.

Abt Johannes Tierlauf starb am 21. April 1641. Er wurde neben seinem Vorgänger bestattet.

Bei der Wahl des neuen Abtes waren 7 stimmberechtigt Mitglieder anwesend. Sie fand unter Vorsitz des Visitators Johannes Pfister statt. Gewählt wurde Friedrich Groß als Jüngster der anwesenden Mönche, wegen seiner Gelehrsamkeit.

Er wurde am 20. August, am Fest des Heiligen Bernhard, im Auftrag des Fürstbischofs von Würzburg von Abt Valentin Hendinger (1639–1675 ) von Kloster Maria Bildhausen  benediziert.

Das größte Augenmerk legt der Abt nun auf die Gewinnung neuer Konventualen und eine gründliche Ausbildung der neuen Konventsmitglieder. Das war Voraussetzung die inkorporierten Pfarreien der Abtei seelsorgerlich betreuen zu können.

1645 zählte der Konvent schon wieder 16 Mitglieder. Drei davon studierten in Würzburg Philosophie. Gleich bei Amtsantritt ließ er den verwüsteten Chorraum der Kirche wieder herstellen und einen neuen Altar errichten.

1641 wies  Girolamo Farnese(1639-1643), der päpstliche Nuntius in Luzern an, dass alle auswärtigen Konventualen in ihre Professklöster zurückkehren sollten. Daraufhin kamen auch die Bronnbacher Konventualen  zurück,

unter ihnen wohl auch Valentin Mammel, der über Schönthal und Salem, wo er jedes Mal vor den Schweden fliehen musste sich dann in Wettingen aufhielt, wo er zusammen mit Nikolaus Hoffmann war, dem späteren Abt von Neuzelle.

Für den Bronnbacher Hof in Würzburg ordnete Abt Friedrich an, dass dort ein Kapitular aus dem Kloster die Verwaltung führen sollte. Das geschah aus ökonomischen Gründen. Gleichzeitig war ein Ansprechpartner für die in Würzburg studierenden

Mönche auch zur Leitung und Überwachung vor Ort. Aber auch die fürstbischöfliche Kanzlei mischte sich ein. Am 21. November 1645 musste Abt Friedrich einen Revers unterzeichnen und damit die fürstbischöfliche Überwachung seiner Massnahmen anerkennen.

Zwar gab es seit 1643 erste Verhandlungen zwischen dem Reich, Frankreich und Schweden in Münster und Osnabrück über einen möglichen Frieden. Die Kämpfe dauerten aber noch 5 Jahre an, zumal  alle Parteien versuchten, Vorteile zu gewinnen.

Bronnbach war von Kampfhandlungen betroffen. Am 20. Juni 1646 versuchten kaiserliche Reiter ins Kloster einzudringen. Da aber viele Untertanen  aus Reicholzheim und Dörlesberg gerade im Kloster waren, weil sie ihre Habe dort in Sicherheit hatten,

konnte der Angriff abgewehrt werden. Der Abt musste aber noch dreimal nach Würzburg flüchten.

Am 12. November 1647  trat Abt Friedrich von seinem Amt zurück. Er kam damit einer drohenden Ablösung durch die Ordensleitung zuvor. Wenn man der Bronnbacher Überlieferung folgt, waren daran die Zeitumstände aber auch die mangelnde Erfahrung  in wirtschaftlichen Angelegenheiten an

seinem Scheitern schuld. Aber in der Korrespondenz zwischen Thomas Wunn, dem Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation und Bernhard Gemelich, dem Abt von Stams und Vizepräses der Kongregration geht es auch um den Lebenswandel des Abtes und Schwierigkeiten zwischen ihm und dem Konvent. Die Wahl fand unter Vorsitz des Vaterabts von Ebrach Peter II. Scherenberger (1646-1658) statt. Gewählt wurde Valentin Mammel. Da ihm Friedrich das Treuegelöbnis nicht ablegen wollte und da er von der “Stabilitas”, der Ortbeständigkeit entbunden war, verließ er die Abtei und ging zuerst nach Stams und von dort nach Maulbronn. Dort war Bernardin Buchinger Abt. Dieser forderte die alten Rechte der Mutterabtei wieder ein,  wie er später sagte von Friedrich Groß falsch informiert. Von Abt Bernardin nicht als Profess in Maulbronn aufgenommen, kehrte er nach Franken zurück.

Dort übernahm er die Pfarrei Bischofsheim. Diese legte  1654  nieder.  Dort war es auch zu Auseinandersetzungen gekommen. Er ging 1654 ins Kloster Bronnbach zurück. Er starb am 26. März 1656  und ist in Bronnbach neben der Kanzel bestattet.

Abt Valentin Mammel wurde  am 13. November 1647 zum Nachfolger von Abt Friedrich gewählt. Am 10. Oktober 1649 musste Abt Valentin die Klosterdörfer Reicholzheim, Dörlesberg und Nassig den Grafen von Wertheim übergeben, da diese im Normaljahr 1624 in deren Besitz gewesen waren.

Er Reiste zweimal zum Reichskammergericht nach Speyer, um die Rechte des Klosters zu wahren. Er nahm auch die Hilfe seines Abtkollegen Christoph Haan (1636-1675)vom Kloster Schöntal in Anspruch, damit der die Sache Bronnbachs bei den Grafen Löwenstein-Wertheim vertrete. Die Streitigkeiten

dauerten bis 1672. Deren Ende erlebte er nicht mehr. Während des Krieges waren dem Kloster viele Besitzungen abhanden gekommen oder wurden jetzt streitig gemacht. Abt Valentin musste sich um den mühevollen Wiedererwerb kümmern. Damit entschuldigte er auch sein Nichterscheinen

beim Generalkapitel 1651.

Er bemühte sich, die im Krieg gelockerte Klosterdisziplin wieder herzustellen. Die Bildung seiner jüngeren Konventualen lag ihm sehr am Herzen. Auf Wusch des Generalkapitels wurde 1652 in Würzburg im Ebracher Hof eine Studienstätte für die fränkische Ordensprovinz eröffnet. Dorthin schickte er

zeitweise einen Bronnbacher  Religiosen . Besonders begabte schickte er nach Bamberg, wo sie unter Leitung des Abtes von St. Michael studierten.

1653 nahm Abt Valentin an der Erhebung der Gebeine des seligen Adams von Ebrach teil.

1657 ließ er in der Klosterkirche den großen Kreuzaltar aufstellen, der sein Wappen trägt.

Im Juni 1654 visitierte Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) die fränkischen Klöster und damit auch Bronnbach.

Abt Valentin hatte die Abtei wieder auf eine solide Grundlage gestellt und damit die neue Blütezeit der Abtei eingeleitet.

Mit zunehmenden Alter nahmen seine Kräfte ab. Er resignierte deshalb nach 24-jähriger Regierungszeit am 27. April 1670. Er lebte noch zwei Jahre und starb am 18. Februar 1672. Er wurde am Eingang des Chors der Klosterkirche bestattet.

Sein Nachfolger Franziskus Wundert wurde als Sohn wohlhabenden Ratsherrn Georg Wunder in Grünsfeld geboren. Aus der Stadt Grünsfeld stammen auch die nächsten beiden Bronnbacher Äbte. Seine Eltern bedachten Kloster Bronnbach

mit reichen Spenden und können als große Wohltäter des Klosters angesehen werden. Abt Franziskus studierte in Würzburg. Wann er ins Kloster eingetreten ist, ist nicht bekannt.

In Bronnbach war er Novizenmeister, Lektor der Philosophie und Theologie und fünf Jahre Prior. Er wurde als  am 28. April 1670 einstimmig zum Abt gewählt. Er scheint schon einen guten Ruf gehabt zu haben, denn seine Wahl wurde sowohl vom Würzburger

Bischof Johann Philipp von Schönborn (1642-1673) sowie dem Generalabt Jean XII. Petit (170-1692) sofort bestätigt. Er wurde vom Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger am 28. September 1670 benediziert.

Der Rechtsstreit um die Dörfer Reicholzheim, Dörlesberg und Nassig  vor dem Reichskammergericht endete  am 30. September 1730 mit einem Teilsieg für das Kloster. die Dörfer Reichholzheim und Dörlesberg wurden dem Kloster zugesprochen

und rekatholisiert. Den Einwohnern wurde Glaubensfreiheit zugesichert. Die meisten kehrten bald zur katholischen Kirche zurück.

Im September 1763 erlebte das Kloster Bronnbach und die näher Umgebung nochmals einen Schrecken. Der letzte Krieg lag gerade mal 20 Jahre zurück.

1672 erklärten Frankreich und England den Niederlanden den Krieg, nachdem es die Diplomaten von Ludwig XIV. geschafft hatten, die Niederlande politisch zu isolieren. Einer der Hauptschauplätze des Niederländischen Krieges war das Elsass.

Der französische Marschall Henri de Turenne war im August 1673 von der Gegend von Frankfurt und Aschaffenburg aus in Franken eingefallen und hatte  sich auf dem linken Mainufer festgesetzt um dort das kaiserliche Heer zu erwarten, welches sich unter

dem österreichischen Generalleutnant Raimondo Fürst von Montecuccoli, welches von Nürnberg her im Anmarsch war. Die Franzosen wurden abgedrängt und zogen sich in Richtung Philippsburg zurück. Auf seinem Rückzug überließ er aber das Land um Würzburg den Plünderungen und der Gewalt seines Heeres. In Bronnbach wurden die Kornvorräte des Klosters geplündert und das Vieh geraubt. Abt Franziskus war nach Würzburg geflohen.

Dann aber konnte Abt Franziskus mit der barocken Umgestaltung des Klosters beginnen. Wegen seiner Bautätigkeit nannte ihn der letzte Abt von Bronnbach Heinrich Göbhardt den zweiten Gründer von Kloster Bronnbach. Beim Ostflügel des Konventbaus wurde 1674/75 das Obergeschoss abgerissen und neu errichtet.

Den Bau finanzierte der Abt zum Teil aus seinem ererbten Privatvermögen.

Die im dreißigjährigen Krieg zerstörte Bibliothek baute er wieder auf.

Den Bronnbacher Hof in Würzburg ließ er restaurieren. die dortige Kapelle wurde niedergerissen und durch eine neue ersetzt. Der Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger weihte sie am 28. September 1692.

Für die Abteikirche schaffte er Paramente und Geräte an, z. B. eine Monstranz, mehrere Kelche und einen Abtsstab. Auch die Ende des Jahrhunderts vom Orden neu herausgegebenen Chorbücher wurden angeschafft.

Die klösterliche Disziplin handhabte er sehr streng. Das schaffte ihm durchaus auch Feinde. Manche Konventuale wollten dem entkommen und versuchten in die Abtei Schöntal im Jagsttal auszuweichen, wie der dortige Abt

Benedikt Knittel in seiner Chronik erwähnt.

Abt Franziskus starb am am 10. September 1699  in Neubrunn in Unterfranken. Er wurde in der Abteikirche beigesetzt.

Josef Hartmann wurde sein Nachfolger. Auch er war aus Grünsfeld und auch seine Familie hatte dort Ratsmitglieder gestellt. 1679 trat er in das Kloster Bronnbach ein. 1684 wurde er zum Priester geweiht.

Ab 1696 war er bis zu seiner Wahl Prior in Bronnbach. Er wurde am 19. September 1699 zum Abt gewählt. Er wurde vom Würzburger Fürstbischof  Johann Philipp II. von Greiffenclau (1699-1719) bestätigt.

Auch Generalabt  Nicolas III. Larcher (1692– 1712 ) bestätigte die Wahl umgehend.

Abt Josef wurde am 23. Mai 1700 vom Würzburger Fürstbischof unter Assistenz des Prälaten von Oberzell und  Abt Benedikt Knittel (1683-1732) benediziert. Wie Abt Benedikt berichtet, hatte der Würzburger Fürstbischof 250 Personen in seinem Gefolge mitgebracht.

Das dürfte dem Kloster ziemliche Ausgaben verursacht haben. Aber die Finanzlage der Abtei hatte sich ja seit Abt Valentin wieder konsolidiert. Die Klosterkasse war so gut gefüllt, dass auch er wie sein Vorgänger ein umfangreiches Bauprogramm realisieren konnte.

Begonnen wurde mit der Renovierung der Inneneinrichtung der Klosterkirche. Die steinernen Chorschranken wurden von 1700-1703 durch ein schmiedeeisernes Gitter ersetzt. Im Langhaus wurden neue Seitenaltäre errichtet, die Abt Josef am 22. April 1703 weihte.

Vor dem Klausurgitter wurden vier Altäre zwischen 1704 und 1706 errichtet. Balthasar Esterbauer zeichnete dafür verantwortlich. Von ihm stammt auch die Kanzel und vier Figuren am Hauptaltar. Der neue Hauptaltar von 1712 trug auch eine Statue des Heiligen Josefs, die auf

den Bauherrn verwies. Der Altar war das Werk des Bronnbahcer Laienbruders Benedikt Gamuth. 1705 wurde der Bau des Infirmariums, also des Krankenhauses mit Kapelle  begonnen. für die Kapelle wurde 1707 ein Altar beschafft. Der Saal im Untergeschoß wurde möglicherweise auch als Kapitelsaal benutz, der im Obergeschoß als Bibliothek. Von 1703 bis 1705 wurde der Schreinereibau mit darunter liegendem Weinkeller errichtet. 1714/1715 wurde ein neues Gasthaus bei der äußeren nördlichen Pforte erbaut. Die Umgestaltung des Refektoriums wurde ab 1722 begonnen

aber erst 1725 unter seinem Nachfolger abgeschlossen. Auch außerhalb des Klosters ließ er bauen. In Reicholzheim (1713) und in Dörlesberg (1721/22) wurde die Kirche neu gebaut.

Die Baulust des Abtes verschlang viel Geld und fand nicht die ungeteilte Zustimmung des Konvents.

Auch wirtschaftliche Belange standen in seinem Blickpunkt. Am 1. März 1716 kaufte er die Ebenmühle in Dörlesberg (R-US 1716 März 1)

Er förderte in seinem Konvent  auch die Wissenschaften. Die Begabteren konnten  studieren. Drei Bronnbacher Mönche promovierten an der Universität Würzburg, darunter sein Nachfolger Engelbert Schäffner.

Die Rechte des Klosters versuchte er zu wahren, was einige Rechtsstreitigkeiten belegen, die er führte.

Mit der Fürstenfamilie Löwenstein pflegte er freundschaftliche Beziehungen.

Als Kaiser Karl VI. (1711-1740) im Dezember 1711 nach Frankfurt reiste, wo er am 22.12 zum Kaiser gekrönt wurde, begrüßte Abt Josef den neuen Kaiser am Hofgut Breitenau im Eftal. Daran erinnert heute noch ein Denkmal mit

der Inschrift: „Carolus VI ist passirt von Barcellona als er marchirt nach Francfurt durch dies Thal, gecrönt zum Keyser nach der Wahl!“

1711 visitierte Abt Stephan Jung (1698-1725) aus Salem im Auftrag von Generalabt Nicolas Kloster Bronnbach wie alle Klöster der Oberdeutschen Kongregation.

1720 zählte Bronnbach 31 Priester und sieben Fratres, darunter einen Oblaten. Laienbrüder waren zu der Zeit nicht im Kloster.

Abt Joseph starb am 19. Dezember 1724 infolge einer Kopfverletzung, die er sich Sturz bei der Besichtigung der Ausgestaltung des Josefsaals durch einen Fall vom Gerüst zugezogen hatte.

Engelbert Schäffner wurde am 28. Dezember 1724 zum Abt gewählt. Er war der letzte der drei Äbten, die aus Grünsfeld stammten.

1705 trat er in die Abtei Bronnbach ein. Am 16. Januar 1707legte er die Profess ab. Am 12. März 1712 wurde er  in Würzburg zum Priester geweiht. Danach wurde er an der Universität Würzburg

er zum Doktor der Theologie promoviert.

Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (1724-1729) bestätigte ihn am 30. Januar 1725 in seinem Amt und benedizierte ihn am 13. Mai. Der letzte Abt Heinrich Göbhardt bezeichnete ihn in seiner

“Historica domestica” als ”SS. Theologiae Doctor et insignis Orator, qui in promovendis scientiis multam adhibuit operam “ also als  Doktor der Theologie und ausgezeichneten Redner, der sehr viel

Mühe darauf verwendete, in den Wissenschaften Fortschritte zu machen.

Er schickte mehrere seiner Konventualen nach Würzburg zum Studium.

Den barocken Sommersaal, der nach seinem Vorgänger Josefsaal genannt wurde, ließ er vollenden. Er ließ das innere Tor mit einem Bildnis des heiligen Bernhards von Clairvaux errichten.

Auch mehrere Wirtschaftsgebäude wurden in seiner Zeit erbaut. Das 1742/43 gebaute Bursariat diente als Verwaltungsgebäude und Amtssitz des Klosterverwalters (Bursarius)Am Bursariat ist

das Wappen von Abt Engelbert angebracht. Er ließ einen neuen garten anlegen und mit Skulpturen schmücken. Die umfangreiche Bautätigkeit sorgte allerings zu Unordnung im klösterlichen Leben.

Vor allem aber führte sie zu großer Unzufriedenheit im Konvent. Dem Abt wurde vorgeworfen, dass er große Summen für überflüssige und luxuriöse Bauten ausgebe, vor allem aber, dass er die

Arbeiten unkundigen Baumeistern übertragen habe und dadurch nicht nur schlecht sondern teuer baue. Er scheint tatsächlich vom Bauwesen nicht allzu viel verstanden zu haben. zudem war er wohl zu vertrauensselig

und wurde deshalb oft betrogen.

Auch mit dem Umgang mit dem Hochstift war man unzufrieden.  Die Konventualen bemängelten zu viel Nachgiebigkeit gegenüber dem bischöflichen Ordinariat. Die Auseinandersetzungen wegen der Klosterpfarreien Reicholzheim und Dörlesberg

landeten schließlich sogar vor der Rota in Rom.

Mit Abt Engelbert Klöpfel (1731–1754 ) von Bildhausen nahm er am Generalkapitel 1738 in Clairvaux teil.

1751 beging die Abtei Bronnbach ihr 600-jähriges Jubiläum. Abt  Engelbert ließ dieses mit großem Aufwand feiern.

Am 21. August 1752 nach langer Krankheit.

Sein Nachfolger Ambrosius Balbus stammte aus Volkach. Seine Familie war eine der wohlhabendsten Familien in Volkach. Er besuchte dort die Lateinschule. 1721 begann er an

der Universität Würzburg ein Philosophiestudium. Am 22. April 1725 legte er in Bronnbach die Profess ab. Am 17. April 1729 wurde er zum Priester geweiht.

Er studierte nochmals und schloss als Baccalaureus der Theologie und beider Rechte ab. Er lehrte 1736/1737 Theologie an der Hauslehranstalt. Er hatte verschiedene Klosterämter inne.

Von 1737-1740 war er Prior, von 1741 bis 1748 Granarius, das war der Verwalter des Kornkastens, 1746 bis 1748 Kanzleidirektor und dann noch ein Jahr Bursar.

Danach übernahm er die Verwaltung des Klosterdorfs Dürrhof bei Freudenberg am Main.

Er wurde am 29. August 1752 zum Abt gewählt. Der Fürstbischof von Würzburg Karl Philipp von Greiffenclau zu Vollrads (1749 –1754 ) benedizierte ihn am 9. November 1752.

In seiner Regierungszeit erhielt die Klosterkirche eine barocke Innenausstattung und 1778 ein neues Chorgestühl. Es wurde von Laienbruder Daniel Aschauer fertiggestellt. Er war unter Abt Ambrosius ins Kloster eingetreten und leitete

die Klosterschreinerei. Auch die Konventsgebäude wurden barockisiert und erhielten neue Stukkaturen. In den Jahren 1773 bis 1775 wurde die Orangerie für frostempfindliche Pflanzen errichtet. Auf ihrer Sonnenseite weist ein barockes Fresko auf.

Es wurde zur 50-jährigen Profess von Abt Ambrosius angefertigt und ist das vermutlich das größte Fresko im Freien nördlich der Alpen. Es verherrlicht das Kloster als paradiesischen Kosmos und zeigt in allegorischen Darstellungen die Vier Jahreszeiten,

ein Hinweis auf die Landwirtschaft, die die tragende Säule des zisterziensischen Klosterlebens war.

1765 tätigte die Abtei ihre letzten beiden Gütererwerbungen. So wurde der Weiler Rütschdorf erworben, das ist ganz in der Nähe des Breitenauer Hofes und gehört heute zurselben Gemeinde, nämlich Hardheim im Odenwald.

Am 27. März 1765 kaufte das Kloster von Freiherr Franz Philipp von Bettendorf den Messhof für 21.000 Gulden. (R-US 1765 März 27, Findbuch R-US, Staatsarchiv Wertheim).

Am 26. November 1765 bestätigte Kaiser Joseph II. (1765-1790) die Privilegien des Klosters Bronnbach (R-US 1765 November 26). Eine solche Bestätigung, wohl die letzte vor der Säkularisation, erteilte Kaiser Franz II. (1792-1806) am

5. Dezember 1794 (R-US 1794 Dezember 5).

Abt Ambrosius förderte auch die Musik im Kloster.

Am 27. Juli 1783 resignierte er wahrscheinlich aus Alters-und Gesundheitsgründen. Aber er lebte dann noch elf Jahre. Er starb am am 11. Juni 1794.

Sein Nachfolger und letzter Abt von Bronnbach wurde Heinrich Göbhardt.

                                                                                                                                                             

Er ist in Bamberg geboren und studierte dort Philosophie . Ab November 1763 studierte er Rechtswissenschaft  in Würzburg. Im Frühjahr 1764 trat er ins Kloster Bronnbach ein.

Am 9. Juni 1765 legte er seine Profess in Bronnbach ab. 1768 empfing er die Priesterweihe. Er studierte dann noch Theologie an der Universität Würzburg und schloss 1771 als Lizentiat ab.

Dann folgte nochmals eine juristische Ausbildung. 1773 kehrte er an sein Professkloster zurück, übernahm aber keine Funktion. Nach dem Amtsverzicht von Abt Ambrosius wurde er 5. August 1783

mit 35:44 Stimmen zum Nachfolger gewählt, obwohl er ja kein Amt ausübte.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit waren im Kloster wirtschaftliche Schwierigkeiten spürbar geworden. Er meisterte sie aber bald. Das erreichte er auch dadurch, dass er die Klosterverwaltung sachgerecht organisierte.

Er ließ die Einkünfte des Klosters und den Klosterbesitz erfassen. Dieser wurde sorgfältig vermessen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Amtstätigkeit war die Erforschung der Geschichte der Abtei Bronnbach.

Er schrieb die von ihm 1795 abgeschlossene “Historia domestica liberae abbatiae Bronnbacensis”. Sie stellt die Geschichte der Abtei bis 1783 dar.

Nach der Französischen Revolution begannen 1792 die Koalitionskriege. Dass waren die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen, Österreich und kleineren deutschen Staaten gegen das revolutionäre Frankreich.

In der Endphase des 1. Koalitionskrieges (1792-1797) war auch Mainfranken zum Kriegsschauplatz geworden. Im September 1796 fand die Schlacht von Würzburg statt. Zu Beginn der Schlacht standen sich

45.000 Österreicher und etwa 41.000 Franzosen gegenüber. die umliegenden Orte waren von Brandschatzung und Plünderungen betroffen. Der Krieg war gefährlich nahe an Kloster Bronnbach herangerückt.

1800 besetzten französische Truppen die Abtei.

Die gravierende Folge der Koalitionskriege aber war, dass das revolutionäre Frankreich seine Grenze bis an den Rhein vorgeschoben hatte. Kaiser Franz II. verzichtete in mehreren
Friedensverträge auf linksrheinisches Reichsland. dadurch verloren viele Fürsten, die dort Herrschaften besaßen, ihren Besitz. Diese solltendie Möglichkeit erhalten, sich Land, Vermögen und Rechte der katholischen Kirche, der freien Reichsstädte und kleinerer Reichsfürsten

anzueignen und so für ihren Verlust entschädigt werden. Die gesetzliche Grundlage sollte der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 bilden.

Das fürstlich Haus Löwenstein-Wertheim war am Erwerb von Kloster Bronnbach interessiert. Es verhandelte mit eigenen Gesandten ab Februar 1801 in Paris über eine Entschädigung.

Bei den Beratungen zu  der Reichshauptdeputation stand im August 1802 fest, dass Bronnbach an das Haus Haus Löwenstein-Wertheim  fallen sollte.

Am 26. November 1802 wurde Bronnbach für Fürst Dominik Constantin von Löwenstein-Wertheim-Rochefort in Besitz genommen. Nach dem der Hauptschluss verkündet worden war,

verfügte der Fürst am 24. Februar 1803, dass Kloster Bronnbach zum 16. März 1803 aufgelöst wurde. Wie der Reichsdeputationshauptschluss das vorsah, wurden Abt und Mönche mit Pensionszahlungen abgefunden.

Es stand ihnen frei, im Kloster zu bleiben oder weg zu ziehen. Abt Heinrich zog zurück in seine Heimatstadt Bamberg. Dort starb er am 25. Juli 1816 im 74. Lebensjahr. Er ist in der ehemaligen Benediktinerpropstei

Sankt Getreu in Bamberg bestattet.

Die meisten jüngeren Konventualen verließen Bronnbach. Die verbliebenen Mönche wurden in einer Kommunität zusammengefasst. Die Kommunität löste sich nach Übernahme von Seelsorgestellen und auch nach Todesfällen

1831 auf. Der letzte noch in Bronnbach lebende Klosterangehörige verstarb 1832, der letzte ehemalige Konventuale von Bronnbach verstarb 1850.

1855 zog in das nun als Schloss und Residenz ausbebaute ehemalige Abtsgebäude der portugiesischen Exkönigs Miguel I. (König 1828-1834) Er starb 1866 in Bronnbach

Seine Familie Bragança nützte Bronnbach noch bis 1921.

Von der ehemaligen Oberdeutschen Kongregation des Zisterzienserordens nur wenige Klöster, vor allem in der Schweiz übrig geblieben. 1854 übersiedelte die Abtei nach Mehrerau in Bregenz

und nannte sich jetzt Zisterzienserkloster Wettingen-Mehrerau. 1888 entstand die Mehrerauer Kongregation. Die Kongregation fragte 1894 an, ob man bereit sei, die Zisterzienserabtei Bronnbach wieder zu begründen.

Das wurde aber abgelehnt. Dann gründete man 1898 Sittich in Slowenien. Nach dem Zusammenbruch des Habsburger Reiches 1918, verließen die Zisterzienser unter dem deutschen Abt Bernhard Widmann (+ 1934) Sittlich

und gingen 1921 erst an die Birnau und übersiedelten von dort 1922 nach Bronnbach und begründeten dort wieder die Zisterzienserabtei Bronnbach. Allerdings war das Projekt nicht zukunftsfähig. Deshalb baute

Abt Bernhard 1930 im früheren Zisterzienserinnenkloster Seligenporten bei Nürnberg das zukünftige Kloster auf. Die Bronnbacher Mönche zogen 1931 dort ein.

Kapuzinerpatres hielten die Bronnbacher Klostertradition noch bis 1958 aufrecht.

1986 erwarb dann der Main-Tauber-Kreis das ehemalige Kloster, sanierte es und führte es einer angemessenen Nutzung zu.

26 Jan 2021