Kloster Marienau

 

 

                                                                                                                                                               

Ein Stiftungsbrief für das Kloster Marienau ist nicht erhalten. Deshalb können sowohl Gründungsdatum als auch Stifter nicht genau bestimmt werden. Der Kunst-und Kirchenhistoriker Franz Xaver Kraus gibt an,

das Kloster sei angeblich 1123 von Herzog Berthold IV. von Zähringen (um 1125-1186)gegründet worden, wobei ich hier schon Schwierigkeiten mit den Lebensdaten habe. Kraus belegt seine aussage nicht.

Der verstorbene Freiburger Stadtarchivar Berent Schwineköper nennt für die Gründung hingegen das Jahr 1265 und sieht die Basler Bischöfe als Gründer. Das waren in dieser Zeit Berthold II. von Pfirt (1248-1262) und

Heinrich III. von Neuenbürg (1263-1274).

Eine weitere Version bietet der Lützeler Abt Bernhardin Buchinger (1654-1673). Folgt man ihm, haben die Markgrafen von Baden-Hachberg oder die Grafen von Freiburg Kloster Marienau gegründet. Ein genaues Jahr nennt er nicht.

Die Markgrafschaft Baden-Hachberg entstand um das Jahr 1212 durch Abspaltung von der Markgrafschaft Baden. Ein Zweig der Grafen von Urach hatte 1218 das Erbe der Zähringer im Breisgau und deren Hauptstadt Freiburg angetreten.

Heute geht man davon aus, dass der Basler Bischof Bertold II. als Stifter von Marienau angesehen werden kann. Bischof Berthold hatte zusammen mit seinem Bruder Ulrich II von Pfirt Zisterienserinnen unterstützt.

Kloster Marienau liegt in Breisach am Fuß des Eckartsberges. Dort war eine burgähnliche Befestigungsanlage. Dort vermutet man auch einen Hof der zähringischen Familie Tunsel. Der Hof war wohl einer Gemeinschaft von Beginen oder Inklusen überlassen worden.

Erstmals urkundlich fassbar wird Kloster Marienau 1265. Der Stadtherr von Breisach, Bischof Heinrich von Neuenburg (1263-1274)und Nachfolger von Bischof Berthold II. beantragte die Aufnahme der Frauengemeinschaft in den Zisterzienserorden.

Das Generalkapitel beauftragte Abt Adolf (1263-1280 von Kloster Lieu Croissant im Departement Doubs und den Tennenbacher Abt Heinrich von Falkenstein (1260-ca. 1279) Marienau zu visitieren und zu überprüfen, ob es die Aufnahmekriterien der Zisterzienser

erfüllt. Die Aufnahme in den Orden erfolgte wohl  kurz danach.

Etwas später wurde es Kloster Lützel unterstellt. Zunächst hatte der Abt von Citeaux das Visitationsrecht.

Bischof Heinrich betrieb die Aufnahme Marienaus in den Zisterzienserorden in seiner Eigenschaft als Stadtherr. Für geistliche Angelegenheiten war der Bischof von Konstanz als Diözesanbischof  zuständig. Das war zu dieser Zeit Bischof  Eberhard II. von Waldburg (1248-1274)

Das Kloster lag wohl nicht innerhalb der Stadtmauern. In vielen frühen Urkunden “sante Meriunowe bi Brisach “. Noch genauer wird die Lage angegeben in Urkunden von 1330,1332 und 1333. Da heisst es “ze Brisach vor der muren”

Die Nonnen hatten so auch sichtbar eine gewisse Unabhängigkeit von der Stadt. Andrerseits genossen sie aber auch nicht den Schutz den Stadtmauern geboten hätten.

Am 24. Juni 1266 bestätigt Philipp von Ratsamhausen die Schenkung seiner verstorbenen Ehefrau an Klodter Marienau (ZGO 13, 1861 S. 49) Es siegelten die Äbte von Lieu Croissant , Tennebach, Lützel und Sankt Urban sowie eine Reihe Adliger.

Rudolf von Ratsamhausen aus einer im Elsass reich begüterten Familie heiratete Anna,die Erbtochter des letzten Rittes von Tunsel. Er stammte aus einem Dorf Rathsamshausen in der Nähe von Schlettstadt. Die Familie wird dort bereits 1127 urkundlich erwähnt.

Sie wurde eine der wichtigsten Förderer des jungen Klosters. die Familie von Ratsamhausen hatte Beziehungen zum Zisterzienserorden, denn Philipp von ÄRatsamhausen trat um 1260 in das Zisterzienserkloster Pairis ein und war dort von 1301-1306 Abt, bevor dann Bischof von Eichstätt wurde (1306-1322) (siehe Mei Büchle Zisterzienserkloster Pairis/Elsass).

Das Kloster scheint einen großen Zulauf gehabt zu haben. Allerdings waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen noch nicht sonderlich günstig. Die Äbte von Lucelles Conrad (1268-1286) und Bellevaux  Petrus I. (1280-1291)beschränkten die Anzahl der Nonnen auf 6 Jahre und untersagten für diesen Zeitraum die Neuaufnahme von Schwestern.  (ZGO S. 50 f.)Äbtissin ist Berchte von Reinau.

Aber Kloster Marienau wurde allmählich zur Versorgungsstelle von Töchtern aus wohlhabenden Breisacher Familien, elsässischen Ministerialenfamilien und auch Familien des Breisgauer Adels, so dass sich auch die wirtschaftliche Lage des Klosters besserte.

Es gibt viele Schenkungen, bei denen als Grund angegeben wird, dass eine Tochter im Kloster Marienau ist.

Zu den Familien zählten die von Reinach, die aus dem Aargau stammte, von Bischoffingen, die in einer Urkunde von Äbtissin Berchte von Reinau genannt wird (ZGO S. 51 f) von Pforr, die zum Breisacher Patriziat gehörte. Aus dieser Familie kamen immer wieder Töchter ins Kloster Marienau.

Deshalb zählte die Familie auch zu den Mäzenen des Klosters und stattete es immer wieder mit Schenkungen aus. Katharina von Pforr war in den dreissiger Jahren des 14. Jahrhunderts sogar Äbtissin in Kloster Marienau.

Zwischen 1329 und 1343 kam Kloster Marienau in den Besitz eines Klosterhofs innerhalb der Stadtmauern. Dass sie sich die Nonnen der gefährdeten Lage des Klosters durchaus bewusst waren, zeigt auch ihr Klosterhof in Breisach.

Dieser setzte sich zusammen aus zwei ursprünglich getrennten Höfen. Eine Hälfte kam vor 1329 aus dem Besitz der Breisacher Patrizierfamilie Müntzmeister durch eine Schenkung in den Besitz des Klosters. Die andere Hälfte erwarb das Kloster 1349 für 125 Pfund Rappen,

das entspricht heute etwa einer Kaufkraft von 900.000 €. Das zeigt zwei Dinge. Einmal wollte das Kloster eine sichere Aufbewahrungsstelle für seine Korn-und Lebensmittelvorräte innerhalb der Stadtmauern. Zum andern hat sich die wirtschaftliche Lage des Klosters enorm verbessert.

Äbtissin war in dieser Zeit Berchta

Das Kloster wurde im Laufe des Spätmittelalters zum größten Grundbesitze in Breisach und hatte auch umfangreiche Besitzungen im Breisgau und vor allem im Elsass.

1348 gab es im Raum Breisach zwei Katastrophen, die sicher auch Kloster Marienau betroffen haben.

Am 27. Januar 1348 gab es in Breisach ein gewaltiges Erdbeben, bei dem Gebäude einstürzten und Menschen und Tiere begraben wurden.

1348 und 1349 grassierte die Pest am Oberrhein. Fast 90 % der Bevölkerung kam ums Leben.

Äbtissin war in dieser Zeit Agnes.

1356 fand das große Erbeben von Basel statt, das Basel weitgehend zerstört hat. Man kann davon ausgehen, dass ein solch verheerendes Erdbeben auch nicht allzu weit entfernte Gebiete wie zum Beispiel Breisach in Mitleidenschaft gezogen hat.

1367 wurde das Kloster Schauplatz eines Kampfes, wobei es da wohl selbst nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Freiburger Graf Egino III. (1358-1385) lag hauptsächlich aus finanziellen Gründen mit seiner Stadt ständig in Fehde. 1366 versuchte er ,

nachts mit einem Heerhaufen in die Stadt einzudringen. Daraufhin zerstörten die Freiburger seine Burg auf dem Schlossberg. Egino zog sich dann nach Endingen zurück. In der Nähe von Endingen kam es zu einer Schlacht mit Freiburg Bürgern und ihren Verbündeten,

Bürger aus Basel, Endingen, Neuenburg, Breisach und Kenzingen gegen den Grafen und dessen Verbündeten, die Herren von Üsenberg, die auch Stadtherren von Endingen waren. Die Grafen von Freiburg siegten und verfolgten die Unterlegenen bis nach Breisach.

Am Klostertor von Marienau konnten sie sie stellen und erschlugen sie oder nahmen sie gefangen.

Der Lützeler Pater Bernhardin Walch(1688-1760) berichtet dies in seiner Chronik.( Chronicon R.P.Bernhardini Walch, Senioris et Archivarii Monasterii Lucellensis 1445, erschienen bei Heitz, Strassbourg 1950 p. 179 f.)

Freiburg kaufte sich danach für 20.000 Mark Silber von der Herrschaft des Grafen frei und begab sich freiwillig unter den Schutz des Hauses Habsburg.

Auf die Lage Kloster Marienaus ist oben hingewiesen worden. Es lag außerhalb der Stadtmauern, konnte also den Schutz der Stadt nicht genießen. Das Kloster selbst aber war wohl ummauert. Als Stützpunkt eines möglichen Angreifers konnte das Kloster

aber der Stadt selbst gefährlich werden.

1468 hatte Karl der Kühne (1467-1477), der Herzog von Burgund in den österreichischen Vorlanden, die 4 Waldstädte und Teile des Elsasses und des Breisgau Herrschaften und Rechte pfandweise erworben und dort in den “Pfandlanden” einen Landvogt

eingesetzt. Das war Peter von Hagenbach. 1473 versuchte er die Selbstverwaltung von Mülhausen und Breisach aufzuheben. Wegen dieser Schwachstelle in der Breisacher Stadtbefestigung wollte er Kloster Marienau abreissen lassen. Die Nonnen wurden

in “Regelhäuser “ umgesiedelt. Zum Abriss kam es allerdings nicht, denn Peter von Hagenbach wurde 1474 gestürzt und am 9. Mai 1474 auf dem Anger vor dem Kupfertor in Breisach hingerichtet.

Die Nonnen konnten in ihr Kloster zurückkehren.

Nach dem Tod von Herzog Karl gingen die bisherigen Erblande wieder an Habsburg. Kaiser Maximilian I. (1486-1519) wollte Breisach zur Festung ausbauen. Er hatte das gleiche Problem wie Peter Hagenbach. Er hatte auch mit der Stadt geredet

und darüber nachgedacht, wie das Kloster abgebrochen und geschleift werden kann. Aber er löste das Problem ebenfalls nicht.

Die Reformation fasste in Breisach relativ schnell Fuß. Schon 1516, also ein Jahr vor Luthers Thesenanschlag in Wittenberg hält der Breisacher Münsterpfarrer Johannes Henlin  (Gallinarius) und Humanist im Breisacher Münster Predigten, worauf der Freiburger

Magistrat den Breisacher Rat ermahnt, gegenüber Henlin nicht zu nachlässig zu sein. Die Klöster und der Adel standen nicht zuletzt durch Luthers Geist der Reformation nicht mehr im besten Ruf. Dazu kamen Prozesse und Streitigkeiten mit weltlichen Instanzen.

Konrad Haas, Hilfspfarrer und Pfarrverweser in Breisach und Beichtvater im Kloster Marienau, hatte wohl einige Nonnen dazu gebracht, aus dem Orden auszutreten und sich zur neuen Lehrer zu bekennen.

Im drohenden Bauernaufstand ging das Gerücht von einem Verrat der Nonnen um. Das sollte gleich gesühnt werden. Die Bürger von Breisach machten das Kloster innerhalb von 24 Stunden dem Erdboden gleich.

Die Äbtissin Lucia Stökin wurde mitsamt dem Konvent in die Oberstadt gebracht, die Kostbarkeiten des Klosters in Sicherheit gebracht. Die Stadt als Vogtsherrin übernahm sämtliche klösterlichen Rechte und Besitzungen. Das Kloster wurde aufgehoben.

Die Klosterfrauen erhielten eine Leibrente. Dafür aber hatte die Stadt weder die Genehmigung des Landesherren Erzherzog Ferdinands, der durch Erbteilung 1521 die habsburgischen Erblande geerbt hatte noch des Landesvogts Johann Jakob von Mörsperg (1512-1528).

Es kam der Stadt sicher nicht ungelegen, dass Erzherzog Ferdinand mit Problemen in Böhmen und Ungarn stark in beschlag genommen war. Erst 1526 kam man dazu sich mit diesen Vorgängen zu beschäftigen. Dass die Aufhebung nicht rechtens war, war allen Beteiligten klar.

Es gab auch Verfahren, so vor dem kaiserlichen Hofgericht in Rottweil.

Am 24. April 1529 zog eine königliche Anordnung einen Schlusstrich . Da heiess es, dass “ uff niemands anlangen es apgebrochenen frauwenclosters halben biß uff weitern antwort zu geben schuldig sei”( Schau-ins-Land 97. 1978, S. 68)

Damit hatte Breisach eine Möglichkeit bekommen, die Klosterbesitzungen in seinem Besitz zu halten. Davon machte es geschickt Gebrauch.

1532 bemühte sich Kloster Lützel unter Abt  Heinrich Sapper (1532-1542) nochmals den Marienauer Besitz seinem Kloster als Priorat anzufügen. Die landesherrliche Regierung in Ensisheim hatte aber offensichtlich kein Interesse daran, den Marienauer Güterkomplex an das Elsässer Kloster

gelangen zu lassen. 1539 wurde ein letzter Kompromissvorschlag verabschiedet. Bis zu einem Konzil oder dem Ausgleich der Glaubenstreitigkeiten sollte Breisach die Klostereinkünfte für die Stadt verwenden dürfen. Die einzige nicht schriftlich fixierte Klausel sollte erfüllt werden.

die Einnahmen sollten für einen sozialen Zweck verwendet werden. Auch über das Restitutionsedikt von Kaiser Ferdinand II.(1619-1637) von 1629 brachte dem Zisterzienserorden den verlorenen besitz in Marienau zurück.

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