Klöster in Hessen

Klöster der Heiligen Hildegard von Bingen

 

8687a14610c08564 Drei Klöster spielten im Leben der Heiligen Hildegard von Bingen eine Rolle. Das erste ist Kloster Disibodenberg (siehe Klöster in Rheinland-Pfalz), dann Kloster Rupertsberg, das sie gegründet hat und in das sie mit ihren Schwestern gezogen ist und dann Sankt Hildegard in Rüdesheim, das 1904 oberhalb von Eibingen als Wiederbelegung des von Hildegard in Eibingen gegründeten und 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehobenen Klosters bezogen wurde.

Zum Leben dieser Heiligen, die heute wieder total “in” ist, wie man neudeutsch so schön sagt. 2008 drehte Margarethe von Trotta den Film “Vision” mit Barbara Sukowa in der Hauptrolle und 1998 wurde im Mainzer Dommuseum die Jubiläumsausstellung zu ihrem 900. Geburtstag gezeigt.

Hildegardmedizin, Hildegardkochbücher usw. haben Konjunktur.

Hildegard wird 1098 geboren, der genaue Tag ist nicht bekannt. Sie stammt aus der Familie von Bermersheim. Als Geburtsort wird Bermersheim heute wieder in Frage gestellt. Ihre Eltern Hildeberd und Mechthild von Bermersheim stammten aus einem edelfreien Geschlecht und gehörten dem rheinfränkischen Hochadel an. Urkunden und Güterverzeichnisse belegen umfangreichen Grundbesitz der Familie in der Umgebung von Bermersheim. Man kann als sicher annehmen, dass Hildegard die ersten 8 Lebensjahre auf dem Herrenhof der Eltern verbracht hat. Sie ist das zehnte Kind. Von 9 sind 7 ihrer Geschwister aus Urkunden namentlich bekannt. Drutwin ist der älteste. Er übernimmt das elterliche Gut. Die Brüder Hugo und Rorich gehören dem geistlichen Stand an. Hugo hat in Mainz das Amt des Domkantors inne. Er ist einer der drei höchsten Würdenträger im Bistum. Als solcher fungiert er auch als Erzieher an der Domschule.

067dd98f0f8b7194Viele Schüler Hugos steigen zu bedeutenden Positionen im Reich auf. So wird  Radulf von Zähringen Erzbischof von Lüttich und hat engste Beziehungen zu Friedrich Barbarossa. Hildegard hat auch im Altar noch engen Kontakt mit ihrem Bruder Hugo. Nach 1175 übernimmt er zeitweilig die Seelsorge an ihrem Kloster.

Ihr Bruder Rorich tritt als Kanonikus in das Kloster Tholey an der Saar ein, dem frühesten Kloster auf deutschen Boden. Er ist in das älteste Totenbuch des Klosters Rupertsberg eingetragen.Von Hildegards Schwestern Irmengard, Odilia und Jutta, deren Namen in Schenkungsurkunden eingetragen sind, ist nichts weiter überliefert. Eine weitere Schwester, Clementia wird zu einem nicht bekannten Zeitpunkt Nonne in dem von Hildegard gegründeten Kloster auf dem Rupertsberg. Vier der zehn Kinder derer von Bechtersheim führen ein geistliches Leben, erhalten eine geistige Bildung. Die illustre Herkunft ist Voraussetzung für Hildegards Lebensgeschichte. Hildegard bleibt sich zeitlebens ihres hochadeligen Standes und ihrer Herkunft bewusst. Auffallend ist, dass zahlreiche Verwandte und Bekannte der Familie hohe geistliche und weltliche Ämter bekleiden. Hildegards Neffe Arnold ist von 1169-1184 Erzbischof in Trier, einer der höchsten Kirchenfürsten des Reiches. Arnolds Bruder Wezelin ist Propst von St. Andreas in Köln. Die Erhebung in derartige Führungspositionen bestätigt die Bedeutung der Familie. Auch Hildegard nutzt ihre verwandtschaftlichen Bindungen zu den Einflussreichen in Reich und Kirche.

Als Hildegard geboren wird ist Urban II. Papst (1088-1099) Er hatte zu den Kreuzzügen aufgerufen und 1099 wird Jerusalem eingenommen. Der Salier Heinrich IV. (1050-1106) war Kaiser. Er und der Papst liegen im Investiturstreit. Es geht um die Einsetzung von Bischöfen und Äbten und damit zugleich um die politische Macht im Abendland. 1098 gründet Robert von Molesme im burgundischen Citeaux den Orden der Zisterzienser. Eine neue Blütezeit der Frömmigkeit bricht an.

Schon zu Hildegards Lebzeiten wird ihre Lebensbeschreibung begonnen, in drei Bücher gegliedert in Form einer Heiligenlegende. Das erste Buch verfasst der Disibodenberger Mönch Gottfried. Dieser war von 1174-1176 Probst des Klosters Rupertsberg und Hildegards Sekretär. Nach Gottfrieds und Hildegards Tod erhält der Mönch Dietrich von Echternach den Auftrag, die Vita fertigzustellen. Gottfried schilderte Hildegards Lebensweg von ihrer Geburt bis zu ihrer Übersiedlung auf den Rupertsberg. Er würdigt ihre visionäre Begabung. Dietrich schildert unter Verwendung autobiographischer Aufzeichnungen Hildegards und den Materialen ihres Sekretärs Wibert von Gembloux die Visionen Hildegards, im dritten Buch die von ihr gewirkten Wunder. Beide Biographen, dass sie von Geburt an schwächlich war und ständig von Krankheiten geplagt.

1106, so die Vita, beschließen Hildebert und Mechthild ihr zehntes Kind – gleichsam als Zehnten- Gott zu weihen. Ein günstiger Umstand erleichtert ihnen diese Entscheidung. Jutta von Sponheim ist 1092 geboren. Sie ist die Tochter des begüterten Grafen Stephan und Sophias von Sponheim, einer hochadligen Familie mit Sitz auf der an der Nahe gelegen Burg Sponheim in der Nähe von Bad Kreuznach. Sie hat sich kurz zuvor entschlossen, ihr Leben in völliger Abgeschiedenheit zu verbringen. Sie will eine Frauenklause beziehen, die dem Mönchskloster Disibodenberg angebaut ist. Am 1. November 1106 ziehen Jutta, Hildegard und eine dritte Gefährtin in die Klause ein. Im Gegensatz zur Hildegard-Vita nennt die 1137 verfasste und 1192 veröffentlichte Jutta-Vita das Jahr 1112 für den Einzug. Das Datum ist etwas plausibler, da der Disibodenberg erst 1108 wieder besiedelt wird. Wo sich Jutta und Hildegard von 1106-1112 aufhalten ist auch durch neueste Forschungsergebnisse nicht zweifelsfrei zu klären. Bei der Tagesangabe stimmen die Quellen aber überein. An Allerheiligen hat der feierliche Einzug stattgefunden.

220px-Kloster_Disibodenberg_03Die Eltern entrichten eine angemessene Mitgift an das Benediktinerkloster . Im Jahr ihres Eintritts legen die drei Frauen die monastischen Gelübde ab.

Der Bamberger Bischof Otto (um 1060-1139), aus schwäbischem Adel stammend auch bekannt als “Apostel der Pommern” und 1189 heiliggesprochen, gibt ihnen den Ordensschleier.

Otto_der_HeiligeDas gemeinsame Einschließen in der Klause und die Profess erregen das Aufsehen und große Anteilnahme von Seiten des Konvents aber auch von der Bevölkerung des Umkreises.

Jutta ist für die geistige und religiöse Erziehung der jungen Hildegard verantwortlich. Spätestens mit dem Eintritt in die Klause wird sie nach der Regel des Heiligen Benedikts für das klösterliche Leben herangebildet. In ihrer Unterweisung in das vielschichtige benediktinische Bildungsgut wird Jutta von dem Disibodenberger Mönch Volmar unterstützt. Hildegard lernt lesen und schreiben.

Sie übt die Psalmen und den Gesang des täglichen Stundengebets in lateinischer Sprache ein. Wie in der Frauenbildung der damaligen zeit üblich erhält Hildegard aber keine formale Unterweisung in den “Sieben Freien Künsten”, also Grammatik, Dialektik und Rhetorik, dazu Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Sie bezeichnet sich selbst als “indocta” also ungelehrt, ihr eigenes literarisches Werk zeigt jedoch, dass sie umfassende Kenntnisse der Heiligen Schrift, der Texte der Kirchenväter und der weltlichen Wissenschaften hat. Aus den ersten beiden Jahrzehnten nach ihrer Profess gibt es keine nennenswerte Aufzeichnungen über ihr Leben. Die Vita berichtet nur über den tugendhaften Lebenswandel der jungen Nonne und auch, dass sie häufig schwer erkrankte.

Ora et labora! Ihr Tag verlief wie im benediktinischen Alltag üblich. Der Lebensrhythmus war geprägt durch den Wechsel von Gebet, Arbeit, Studium und geistliche Lesungen. Acht Stunden Schlaf, drei bis vier Stunden Gebet, acht Sunden manuelle Arbeit. Sieben Mal am Tag versammelten sich die Schwestern zum gemeinsamen Stundengebet. Der beengte Raum und die konzentrierte Lebensweise sorgen dafür, dass ihre außergewöhnlichen Wahrnehmungen ihren Mitschwestern nicht verborgen bleiben.

Am 22. Dezember 1136 stirbt Jutta von Sponheim. Für Hildegard ist das der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Ihre Mitschwestern wählen sie zur neuen Meisterin. Das mag einmal mit ihrer hohen sozialen Herkunft zusammenhängen, ist aber sicher auch ihrer spirituellen Reife und ihre wachsender Fähigkeit, zu führen zu verdanken. Der Ruf der neuen Meisterin dringt nach draußen. Immer mehr adlige Frauen ersuchen um Einlass in der Klause. Die Frauengemeinschaft am Disibodenberg wächst.

Das prägende und auch zukunftsbestimmende Ereignis im Leben der Heiligen Hildegard geschieht 1141. Nach ihren eigenen Aussagen erhält sie von Gott den Auftrag, ihre Visionen schriftlich festzuhalten. Sie zögert den Auftrag auszuführen. Angst vor der eigenen Unfähigkeit, aber auch Angst vor dem Gerede der Menschen lässt sie zaudern. Sie wird krank und bettlägerig. Nach wiederholten Aufforderungen beginnt sie die Herausforderung anzunehmen. Sie beginnt zu schreiben – und wird gesund.

82px-Hildegard Der Mönch Volmar ist von 1141 bis 1173, ihrem Tod, ihr Berater, Sekretär und “symmysta”, Mitwisser ihrer Geheimnisse. Er unterstützt sie beim Formulieren der lateinischen Texte und beim Übertragen der Schriften auf Pergament. Eine weitere Gehilfin und Sekretärin ist die gebildete Nonne Richardis von Stade, zu der sie ein besonders inniges Verhältnis hat. Diese ist 1125 als Tochter der Markgräfin Richardis geboren, die Hildegard bei ihrer Klostergründung auf dem Rupertsberg nach Kräften unterstützt. Allerdings wird sie 1151 das Kloster Rupertsberg verlassen, da der Bruder von Richardis Hartwig Erzbischof von Bremen geworden war und seine Schwester auf dem Äbtissinenstuhl von Bassum sehen. Gegen den Willen Hildegards nimmt Richardis das Angebot an. Hildegard wollte Richardis nicht ziehen lassen, selbst an den Papst wandte sie sich. Richardis stirbt aber plötzlich 1152. Zurück ins Jahr 1141. Von 1141-1151 verfasst Hildegard ihre erste theologisch-kosmologische Visionsschrift “Scivias” eine Abkürzung die für scivias domini steht, Wisse die Wege des Herrn. Es ist eine Glaubenslehre, die sich an der Dogmatik der Zeit orientiert. Sie befasst sich mit den drei Hauptpunkten der Heilsgeschichte – Schöpfung, Erlösung, Ende der Zeiten. Es ist ein Werk in drei Teile gegliedert, das in 26 Visionen das ganze Schöpfungs-und Erlösungswerk darstellt. Die Mönche müssen von der Abfassung gewusst haben, denn Volmars Unterstützung bei der Niederschrift setzt das Einverständnis des Klosterabts voraus. Hildegard ist bei der Abfassung immer noch von Zweifeln geplagt. In einem Brief wendet sie sich an Bernhard von Clairvaux (1091-1153) den einflussreichen Zisterzienserabt. Sie erhofft sich die Bestätigung ihrer Sehergabe und ihres

richardisvonstade_w220q95                                       Volmar, Hildegard und Richardis

prophetischen Auftrages. Das Antwortschreiben Bernhards ist respektvoll aber auch mahnend gehalten. Es löst noch nicht ihre Zweifel. Ein Jahr später findet in Trier eine Synode statt. Unter dem Vorsitz des Zisterzienserpapstes Eugen III. (1145-1153) versammeln sich Geistliche aus allen Teilen Europas. Auch Bernhard von Clairvaux nimmt teil. Der Mainzer Erzbischof Heinrich I. informiert auf Bitten des Disibodener Abtes Kuno die Anwesenden über die Visionen Hildegards. Eine Untersuchungskommission wird auf den Disibodenberg geschickt, um Hildegards Sehergabe zu prüfen. Sie kehrt mit positiven Ergebnissen Zurück. Hildegard ist päpstlich legitimiert. Sie ist von ihren Selbstzweifeln befreit, sieht sich bestärkt in der Fortsetzung ihres Werkes. Sie ist vor dem Vorwurf der Häresie geschützt.

Das Kloster, der Ort an dem Hildegard zur Seherin heranreifte, erhält 1148 eine päpstliche Schutzurkunde ausgestellt. Ein stetig wachsender Strom von Ratsuchenden pilgert zum Disibodenberg und sichert dem Kloster eine kontinuierliche Einnahmequelle. Und die Frauenklause erhält Zuwachs von begüterten Aspirantinnen aus dem Adel.

Hildegard aber will den Disibodenberg verlassen. Die stetig anwachsende Frauengemeinschaft braucht mehr Raum. Aber sicher war auch das Streben nach Unabhängigkeit ein wichtiger Beweggrund für Hildegard.  Nur, Abt Kuno, der Abt vom Disibodenberg, dessen Befehlsgewalt die Benediktinerinnen in der Klause unterstellt sind, will die Frau natürlich nicht ziehen lassen. Sie ist gerade vom Papst als Prophetin anerkannt worden. Kuno will weder auf den neugewonnen Ruhm Hildegards, noch auf die damit verbundenen  Spenden und Schenkungen der Pilger und Ratsuchenden verzichten, genauso wenig auf die Einkünfte aus der Mitgift der Nonnen. Aber auch viele Schwestern sind nicht begeistert und zögern. Der von Hildegard ins Auge gefasste Ort ist ein unbesiedelter Hügel an der Mündung der Nahe in den Rhein bei Bingen. Ein Wegzug von fruchtbaren Feldern und Weinbergen und einer lieblichen Gegend in ein wasserloses Gebiet, so Hildegards eigene Worte, wirkte nicht gerade ermutigend. Wie zeitlebens bei großen Entscheidungen und widrigen Umständen erkrankt Hildegard. Während Hildegard paralysiert im Bett liegt, verwendet sich die Markgräfin von Stade, die Mutter von Hildegards Mitschwester Richardis beim Mainzer Erzbischof Heinrich. Sie hat Erfolg. Der Erzbischof befürwortet die Neugründung und fördert sie durch Schenkungen.

Nun muss auch Abt Kuno Hildegard ziehen lassen. Sie wird von weltlichen Gönnern finanziell unterstützt und so kann sie das Gelände auf dem Rupertsberg kaufen.

Erste Rodungs-und Bauarbeiten beginnen.

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Die Umsiedlung erfolgt zwischen 1147 und 1151. In Hildegards Vita wird berichtet, dass dieser Platz Hildegard in einer Schau gezeigt worden sei. Hier treffen die wichtigsten Wasser-und Landwege aufeinander, die die drei Bischofsstädte Köln, Mainz und Trier verbindet. Der Rupertsberg liegt auch ganz in der Nähe der Zentren der damaligen weltlichen macht, aus geographischen Gesichtspunkten also eine gute Wahl. Im frühen Mittelalter hatte an dieser Stelle der Heilige Rupertus gewohnt. Dort sind auch die Reliquien des Heiligen und seiner Mutter Berta aufbewahrt. Die Gründungszeit verläuft turbulent. Die ersten Jahre sind von Armut und Entbehrung geprägt. Konflikte und Auseinandersetzungen bleiben nicht aus.  Einige Nonnen verlassen den Konvent. Aber Hildegard kann ihren Scivias beenden. In diese Gründerjahre fällt auch die Trennung von Richardis.

Am 1. Mai 1152 weiht der Mainzer Erzbischof die neue Klosterkirche auf dem Rupertsberg.

Die Konflikte sind aber noch nicht zu Ende. Die Disibodenberger Mönche weigern sich auch nach der Übersiedlung auf den Rupertsberg die beim Eintritt der Nonnen in die Klause gemachten Schenkungen und die Erträge daraus an die Schwesterngemeinschaft auszuhändigen. Zudem soll auch noch Volmar, der Sekretär Hildegards und Propst der Nonnengemeinschaft dieser entzogen werden soll, reitet Hildegard auf den Disibodenberg. Dort kommt es zu einer harten Auseinandersetzung mit dem Abt und den Mönchen. Kurz danach, 1155, stirbt Abt Kuno. Mit Abt Kunos Nachfolger Helenger gibt es weitere Verhandlungen zur Klärung der güterrechtlichen und geistlichen Beziehungen. Aber Hildegard erkämpft die Herausgabe aller Güter und am Ende auch die vollkommene Unabhängigkeit ihres Klosters. Den Nonnen wird freie Äbtissinenwahl zugesichert und sie sind auch in der Wahl des Propstes frei, den der Disibodenberg stellen muss.. Hildegard vermeidet auch die Einsetzung eines weltlichen Vogtes erfolgreich.

Auf dem Rupertsberg zeigt sich auch Hildegards musikalische Produktivität. Der erste Beleg stammt aus dem Jahr 1148.

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Ab diesem Zeitpunkt bis zu ihrem Tod beschäftigt sie sich mit Gesängen auf der Basis hochmittelalterlicher Gregorianik. Sie schreibt auch ein Singspiel “Ordo virtutum” (Spiel der Kräfte), das den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse thematisiert. In der neuen Abtei auf dem Rupertsberg kommt das Werk zur Uraufführung. In den fünfziger Jahren arbeitet sie auch an der Abfassung ihrer natur- und heilkundlichen Schriften. Die “Physika”, das ist Hildegards Naturkunde gliedert sich in neun Bücher. Sie beschreibt darin die Schutz-und Heilkräfte von Pflanzen, Tieren, Metallen, Edelsteinen und Elementen. Dies wurzelt auf eigenen Beobachtungen der einheimischen Tier und Pflanzenwelt. Man kann keine bestimmten Quellen nachweisen aber Vergleichbares findet sich auch bei Plinius, Isidor von Sevilla, Galen und Soranus. Ihre Natur-und Heilkunde wurzelt in einem ganzheitlichen Weltbild. Sie stehen innerhalb ihrer visionären Kosmologie. Hildegard hat auch eine “unbekannte Sprache”, die lingua ignota” erfunden. Diese gibt heute noch Rätsel auf.

Nach den harten Anfangsjahren stabilisiert sich der Konvent. Schenkungen und Vermächtnisse gewährleisten einen stetig wachsenden Wohlstand. Es gibt positive, geradezu euphorische Schilderungen des Klosterlebens auf dem Rupertsberg wie der Bericht von Wibert von Gembloux aber auch durchaus kritische Stimmen wie die der Tengswich von Andernach, Meisterin eines Kanonissenstifts in Andernach, die in einem Schreiben an Hildegardkritisiert, dass am Rupertsberg nur Adlige aufgenommen werden oder auch “ dass eure Nonnen an Festtagen beim Psalmengesang mit herabwallendem Haar im Chor stehen und als Schmuck leuchtendweiße Kleider tragen…” Hildegard antwortet schroff, verteidigt das Adelsprivileg und begründet den Rupertsberger Brauch sich an Festtagen mit Seide und Gold zu schmücken mit der besonderen Stellung der geweihten Jungfrau.

Hildegard führt auch ausgedehnte Korrespondenz mit Klerikern und Laien, Adligen und Nichtadligen. Über 300 Briefe sind aus dem Zeitraum zwischen 1146 und 1179 überliefert. Ihre Korrespondenzpartner sind der Konstanzer Bischof Hermann von Arbon (1138-1165). Der Brief an Bernhard von Clairvaux ist oben erwähnt. Dann gab es einen Briefwechsel mit Friedrich Barbarossa mit 5 erhaltenen Briefen, 4 von Hildegard einen von Kaiser Friedrich. Die drei rheinischen Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier schätzten ihren Rat. Es gab auch Austausch mit Äbten, Pröpsten, Äbtissinnen. Zwischen dem Benediktinerkloster in Zwiefalten und Hildegard ist ein reger Briefwechsel dokumentiert und auf ihrer letzten Reise 1170/1171 besucht sie das oberschwäbische Kloster selbst.

Ihre dritte und letzte Visionsschrift, das “Liber divinorum Operum” entstand zwischen 1165 und 1174. Kurz vor Fertigstellung stirbt Volmar. Sein Tod erschüttert die Äbtissin sehr, wie sie schreibt “ da durchbohrte Traurigkeit mir Seele und Leib, weil ich dieses Mannes beraubt, eine Waise war auf dieser Welt”

Im letzten Lebensjahr hatte Hildegard einen erbitterten Konflikt mit der Mainzer Kirchenverwaltung. Die Äbtissin lässt einen  exkommunizierter, jedoch kurz vor dem Tod vom Kirchenbann befreiten Edelmann auf dem Klosterfriedhof beerdigen. Trotz Androhung des Interdikts, also das Verbot des Gottesdienstes und des Empfangs der Heiligen Sakramente verweigert Hildegard die Exhumierung. Sie wendet sich direkt an den Mainzer Erzbischof Christian von Buch . Nach eingehender Untersuchung des Sachverhalts wird das Interdikt aufgehoben, Hildegard aber zurechtgewiesen. Kurz nach dieser Auseinandersetzung stirbt Hildegard im Alter von 81 Jahren am 17. September 1179 in ihrem Kloster auf dem Rupertsberg. Ihr Leichnam wird im 13. Jahrhundert unterhalb des Altarraums der Abteikirche umgebettet. 1489 wird der Sarg geöffnet. Über den Zustand der sterblichen Überreste ist nichts bekannt. Im Dreißigjährigen Krieg gelangt ein Teil der Gebeine nach Köln. Die restlichen Reliquien verbleiben auf de Rupertsberg und überstehen die Zerstörung der klosteranlage 1632. Aufzeichnungen aus dem Jahre 1660 bezeugen die Überführung ins Eibinger Kloster. Das Kloster wird 1802 aufgehoben.Hildegards Reliquien werden zum Teil verschenkt gelangen aber meist nach der Neukonsekrierung der Eibinger Klosterkirche 1831 nach Eibingen zurück.

 

                                  Das Kloster Rupertsberg

220px-Kloster_RupertsbergAm 1. Mai 1152 weiht der Mainzer Erzbischof Heinrich die Rupertsberger Klosterkirche. Eine dreischiffige Kirche, 30 m lang mit zwei breiten Türmen. In der Kirche war eine gewölbeartige Gruft in der die Reliquien des Klosterheiligen Rupertus und seiner Mutter Berta aufbewahrt wurden. Eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs bezeugt die Weihe. In einer am 22. Mai 1158 ausgestellten Urkunde bestätigt der Mainzer Erzbischof Arnold von Seelenhofen (1153-1160) dem Konvent all seine Besitzungen.  Den Nonnen wird die freie Äbtissinnenwahl und die freie Wahl des Propstes zugesichert, den das Kloster Disibodenberg stellen muss.

Auf Bitten Hildegards nimmt Kaiser Friedrich am 18. Mai 1163 das Kloster in seinen Schutz und er bestätigt die Urkunde von Erzbischof Arnold. Er verbietet doe Einsetzung eines Vogtes und befreit es von allen Abgaben. Als zeugen fungieren die Erzbischöfe Konrad von Mainz, Wichmann von Magdeburg und Eberhard von Salzburg, weiter 5 Bischöfe und verschiedene weltliche Große.

Schon mit dem Tod der Gründerin verliert das Kloster einen Teil seine Bedeutung.

Die Nachbarschadt zwischen Bingen und dem Kloster war konfliktreich. Eine spirituelle Rolle hat das Kloster aber nicht mehr spielen können. Es war eine “Versorgungsanstalt für die Töchter des Adels mit benediktinischen Elementen. Anna Lerch von Dirmstein war die letzte Äbtissin Rupertsbergs.Sie musste 1642 ihr Amt niederlegen.

1632 wurde das Kloster Rupertsberg  von den Schweden in Brand gesetzt und zerstört. Es wurde nie mehr aufgebaut. 5 Arkadenbögen der Klosterkirche sind noch erhalten und heute Teil des Ausstellungshauses der Firma Würth.

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                                     Kloster Sankt Hildegard in Eibingen

 

1148 gründete die Adlige Marka von Rüdesheim ein Augustinerkloster. Aber schon 17 Jahre späte wurde es von den Truppen Friedrichs verwüstet. Hildegard lässt die Anlage wieder aufbauen. Geplant ist Raum für 30 Nonnen. Sie pendelt zwischen Rupertsberg und Eibingen und betreut beide Klöster bis zu ihrem Tod. In Eibingen werden auch Nichtadelige oder weniger begüterte Frauen aufgenommen. Am 22. April 1219 nimmt Papst Honorius III. (Papst von 1216-1227)das Kloster Eibingen in seinen Schutz.

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Das Aufsichtsrecht über Eibingen hatten die Rupertsberger Äbtissinnen, was in einer Urkunde vom28. November 1268 geregelt war. Im 14. und 15. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit. Die Eibinger Äbtissinnen nannten sich zunächst Meisterin. Am längsten in Amt und Würden war Benigma von Algesheim. Sie stand 44 Jahre dem Kloster vor, von 1373-1417 und damit länger als Hildegard. Politische Spannungen im Umfeld wie z.B. zwischen Kurmainz und Pfalz wirkten sich auch auf das Kloster aus. Unter Erzbischof Jakob von Liebenstein (1504-1508) erfolgte eine Klosterreform. Der Mainzer Erzbischof war in seinem Bistum nachdrücklich um eine Klosterreform bemüht. 1506 wurde er in die Bursfelder Kongregation aufgenommen. In Eibingen aber war die Entwicklung trotz Reform rückläufig.1575 lebten in Eibingen nur noch drei Schwestern. Auf Anweisung des Mainzer Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg (1555-1582) siedelten diese in das nahegelegene Zisterzienserinnenkloster Marienhausen über. Sie machten so Platz für die Augustinerinnen von St. Peter bei Kreuznach, die vor der Reformation flüchteten. Die Rupertsberger Nonnen erreichten aber dir urkundlich verbürgte Rückgabe des Kloster Eibingen und seiner Besitzungen. Dies hatte Äbtissin Cunigundis  Freiin von Dehrn nach langwierigen unterreden erreicht. Seit 1603  war der Titel Äbtissin von Rupertsberg und Eibingen üblich. Nach der Zerstörung von Kloster Rupertsberg durch die Schweden 1632 kamen die Rupertberger Nonnen 1636 über Köln nach Eibingen. Aber auch dort herrschten natürlich bedingt durch die Kriegswirren Not und Entbehrung. Die junge Äbtissin Magdalena Ursula von Sickingen schaffte wieder einen Neubeginn. Das monastisch Leben erblühte wieder und auch die wirtschaftliche Lage besserte sich so, dass auch größere Bauvorhaben wieder möglich wurden. Äbtissin Magdalen starb allerdings im Sommer 1666 im Alter von 52 an der Pest.

Von 1681-1683 wurden  Kirche und Westflügel der Abtei betreut von dem Architekten Giovanni Angelo Barello von Grund auf restauriert. 1737 wurde der Ostflügel abgebroch und nach Plänen des Mainzer Architekten Johann Valentin Thoman neu errichtet.. Zwischen 746 und 1752 entstanden der Südflügel und die Scheune. Von 1780 bis 1788 war Maria Hildegard von Rodenhausen Äbtissin. Der Einfluss der neuen Geisteströmung,  der Aufklärung verstärkte sich. Der Mainzer Erzbischof Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774-1802) wollte aus Kloster Eibingen ein weltliches Damenstift machen. Das löste bei den Nonnen heftigen Widerspruch aus. 1789 wurde das Klosterarchiv vorsorglich nach Alzey gebracht. Dort verblieb es bis 1798. Der Verlust der linksrheinischen Güter beeinträchtigte die Wirtschaftliche Lage des Klosters erheblich.

1802 wurde das Kloster mit der Säkularisation aufgehoben. Auf Beschluss der nassauischen Regierung wurde es 1814 geräumt. Der Ostflügel wurde zum Zeughaus, die Kirche zum Waffenlager. West-und Südflügel wurden abgerissen. 1837 kaufte die Gemeinde Eibingen das Anwesen. Die ehemalige Klosterkirche wurde nun zur Pfarrkirche, das Patrozinium der Dorfkirche Johannes der Täufer übernommen.

1857 konnte Pfarrer Ludwig Schneider die Echtheit der Hildegard-Reliquien  nachweisen.

Der Limburger Bischof  Peter Josef Blum (1842-1883) und während des Kulturkampfes von 1876-1833 seines Bischofsitzes enthoben, regte an, ein neue Kloster zu gründen, welches das alte in  Eibingen wiederbeleben  und zugleich auf das von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kloster Rupertsberg zurückgreifen sollte. Fürst Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, bei dem der vertriebene Bischof Zuflucht gefunden hatte, nahm den Gedanken begeistert auf.

Auf diese Weise konnte er das säkularisierte Kirchengut, das seiner Familie 1803 zugefallen war, zurückerstatten. Seine älteste Tochter Benedicta, die Nonne in der Abtei St. Cécile in Solesmes in Frankreich war, sollte die erste Äbtissin des wiederzugründenden Kloster werden. Sie starb allerdings unerwartet am 2. Juli 1896 im Alter von nur 36 Jahren. Trotz des Todes wurde der Plan weiterverfolgt. Am 2. Juli 1900 legte Erzabt Placidus Wolter aus Beuron den Grundstein. In vier Jahren war der Bau fertiggestellt. 12 Benediktinerinnen aus der Abtei St. Gabriel in Prag zogen ein. Das ist das erste Frauenkloster der Beuroner Kongregation. Am Einzugstag, 17. September 1904, wurde es zur vollgültigen Abtei erhoben und mit allen Rechten und Privilegien des ehemaligen Klosters der Heiligen Hildegard ausgestattet. Das Kloster ist exemt und wurde direkt dem Heiligen Stuhl in Rom unterstellt. Der Limburger Bischof Dominikus Willi weihte die Kirche, die von P.Paulus Krebs und seinen Schülern ausgestaltet wurde am 7. September 1908. Die bisherige Priorin Regintrudis Sauter (1908-1955) wurde zur Äbtissin und 36. Nachfolgerin der Heiligen Hildegard geweiht. Das Kloster wurde unter den besonderen Schutz der Heiligen Hildegard gestellt. Den ersten Weltkrieg und die Inflation überstand das Kloster relativ glimpflich. Unter den Nationalsozialisten vertrieb die Gestapo am 41. Jahrestag der Grundsteinlegung 115 Nonnen. Der Klosterbesitz wurde enteignet. Nachdem amerikanische Truppen im März 1945 einmarschiert waren, wurde der Klosterbesitz rückerstattet. In einem Teil des Klosters fanden durch die Bombardierung von Rüdesheim obdachlos geworden Bürger sowie Flüchtlinge aus den Ostgebieten für 10 Jahre Unterkunft.

Am 2. Juli 1945 wurde das klösterliche Leben unter der mittlerweile 80-jährigen Äbtissin Regintrudis Sauter wieder aufgenommen. Mit 90 legte sie 1947, nach 47 Amtsjahren ihr Amt nieder. Ihr folgte Fortunata Fischer nach.

Das Kloster betreibt einen Klosterladen, ein Weingut und Kunstwerkstätten.

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31 Jul 2011

Abtei Hersfeld

 

 

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Lullus wurde um 705 in Wessex in England geboren. Er kam wohl als puer oblatus ins Kloster Malmesbury am Avon. Bei einer Wallfahrt nach Rom lernte er 737 Bonifatius kennen. Mit ihm ging er nach Germanien, um dort bei der Verkündigung des Evangeliums mit zu arbeiten. Wahrscheinlich war er Schüler des Abtes Wigbert, der in Ohrdruff das 725 Benediktinerkloster leitete. 746 wurde Lullus Archidiakon und bald darauf Priester. Im Auftrag von Bonifatius reiste er 751 nach Rom, um dort bei Papst Zacharias (Papst von 741-752) die Exemtion für das 744 gegründete Kloster Fulda zu erreichen, also die direkte Unterstellung des Klosters unter den Papst. 752 setzte Bonifatius Lullus als Chorbischof in Mainz  und zu seinem Koadjutor ein. 753 wurde er auf einem Reichstag zum Nachfolger von Bonifatius in Mainz ernannt. 769 gründet Lullus in Hersfeld ein Kloster an der Stelle einer Einsiedelei, die der Gründungsabt  von Fulda Sturmius schon 736 angelegt hatte. Zwischen 763 und 765 hatte Lullus als Mainzer Bischof heftige Auseinandersetzungen mit dem Fuldaer Abt. Er wollte die Abtei, deren Exemtion er 751 maßgeblich ausgehandelt hatte, in sein Bistum eingliedern. Als dies nicht gelang, gründete er das Kloster Hersfeld. Er war Abt und Mainzer Bischof, ab 782 Erzbischof. Mit seiner Klostergründung entsprach er den Absichten von Karl dem Großen (römischer Kaiser von 800-814). Von Hersfeld aus sollte die Missionierung und Unterwerfung der Sachsen und Thüringer erfolgen. Das Hersfelder Kloster wurde zum Missionszentrum, das vom Kaiser viel Macht und Einfluss erhielt. Im Jahr 775 erhob Karl der Große auf Betreiben von Lullus das Kloster zur Reichsabtei. Der König

tn_01_farbigstattete das Kloster mit weitgehenden Privilegien aus, nahm es in seinen Schutz,

beschränkte die Rechte weltlicher und geistlicher Würdenträger und verlieh ihm das Recht der freien Abtwahl. Außerdem erhielt es eine Reihe von Gütern. Damit stand es in einer Reihe mit Fulda und Lorsch, den beiden älteren Reichsabteien. Nur die kirchliche Exemtion erhielt Hersfeld im Gegensatz zu Fulda nicht. Es blieb dem Diözesanbischof unterworfen. Da Bischof und Abt eine Person waren, dürfte Lullus das verschmerzt haben.

Schon 782 nämlich am 28. Juli besuchte Karl die Abtei Hersfeld

Der Lehrer von Lullus, Wigbert war 738 Als Abt in Fritzlar verstorben.780 ließ Lullus dessen Gebeine nach Hersfeld überführen. Daraus entwickelte sich schnell eine Wallfahrt. Der Pilgerstrom war so groß, dass die Erweiterung des Klosters und unter Abt Brun(vermutlich 820-840) zwischen 831 und 850 die Errichtung der Klosterkirche notwendig wurde.

782 lebten im Kloster bereits 150 Mönche. Am 16. Oktober 786 starb Lullus in Hersfeld. Er wurde neben Bischof Witta von Büraburg, dem Gefährten des Bonifatius in der Kirche von Hersfeld bestattet. Sein Nachfolger wurde Abt Richulf (786-813). Die Abtei erhielt weiterhin viele Schenkungen im ganzen Reichsgebiet. Vor allem in Thüringen bestanden große Besitzkomplexe. Nach einem Zehntverzeichnis um  810, dem Breviarium Lulli, besass die Abtei rund 60.000 Morgen Land, verteilt auf 193 Ortschaften , von den 3/4 in Thüringen lagen.

Am 8. Mai 820 bestätigte Ludwig der Fromme auf Bitten des Abts Brun die Privilegien Karls von 775. Er nahm es unter seinen Schutz und befahl, dass weder der Bischof von Mainz noch dessen Archidiakon eine Gewalt ausübe, außer der durch Kirchengesetze berechtigte. Außerdem bestätigte er die freie Abtwahl vorbehaltlich der kaiserlichen Zustimmung.

Unter Abt Brunwart (840-875) fand 852 die Weihe dieser karolingischen Kirche statt. Auch wurden die Gebeine von Lullus umgebettet. Unter Brunwart existierte seit 870 auch das erste Kloster-und Abtssiegel.

Unter Abt Bun begann sich die Hersfelder Klosterschule zu entwickeln. Leiter der Klosterschule war damals Haimo, der in Fulda Schüler Alkuins und Mitschüler von Rhabanus Maurus war. Er wurde 840 von Ludwig dem Frommen zum Bischof von Halberstadt ernannt. In dieser Zeit dürfte der unbekannte Dichter des altsächsischen Heliand in Hersfeld seine theologische Ausbildung erfahren haben.

Unter  Abt Druogo (875-892) wurde 880 das erste noch bekannte Zehntverzeichnis der Abtei Hersfeld geschrieben.Unter Abt Harderat (892-901) folgte 899 ein weiteres Zehntverzeichnis. Auf Abt Harderat folgte Herzog Otto aus der Familie der Liudoflinger, ein im Eichsfeld beheimatetes thüringisches Adelsgeschlecht. Er war von 902-912 Laienabt in Hersfeld.

In der Amtszeit von Abt Diethart I. herrschte bereits die Ungarngefahr. 915 wurde der Marktplatz als Fliehburg angelegt und 925 rund um das Kloster Befestigungsanlagen gebaut.

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Abt Diethart II. war wohl Mönch in Hirsau bevor er 927 den Abtsstuhl in Hersfeld bestieg. Aber schon 928 machte ihn König Heinrich I. zum Bischof von Hildesheim,

was er bis zu seinem Tod am 13. September 954 blieb.

Die Abtei Hersfeld scheint ein guter Karrierestart gewesen zu sein, denn auch der nächste Hersfelder Abt Burchard, Sohn des Grafen Adalbert im Grabsfeld aus der Familie der Babenberger war von 928-932 Abt, eher 932 zum Bischof von Würzburg ernannt wurde, wo er als Burchard II. bis 941 regierte.

369px-BurchardusIIHennenbergbwDer nächste Abt Mengingoz (932-935) kümmerte sich um den Schutz des thüringischen Besitzes der Abtei. Bei Arnstadt ließ er um 930 die Wachsenburg  zur Sicherung der umfangreichen Hersfelder Besitzungen bei Arnstadt erbauen. Sie ist eine “Drei Gleichen”. Auch der Ortsname Mengshausen, heute ein Ortsteil von Niederaula erinnert an diesen Abt.

Wichtig wurde für das Kloster dann Abt Egilolf (963-970) Er war Freund und Ratgeber Kaiser Otto I. Dem Einfluss des Kaisers ist es wohl zuzuschreiben, dass die Abtei durch ein Papstdekret aus dem Jahre 968 direkt dem Papst unterstellt wurde. Während der Bischofssynode zum Jahreswechsel 967/68 ist auch Otto I. und sein Sohn anwesend. Abt Egilolf konnte die Bitte um eine Papsturkunde vorbringen. Am 2. Januar 968 nahm Papst Johannes XIII. (965-972) die Abtei in die alleinige Jurisdiktion der römischen Kirche, verlieh das Recht der freien Abtwahl, verbot die Ausübung priesterlicher Funktionen im Klostergebiet ohne Erlaubnis des Abtes und erließ für die Klosterbesitzungen Alienatsverbot, d.h., sie durften nicht veräußert werden. Damit war die Abtei vom Bistum Mainz nicht mehr abhängig.

Abt Gotzbert (970-985) gründete die Hersfelder Bibliothek und als sie Papst Niklolaus V. (1437-1455) von seinen Helfern durchsuchen ließ, fanden sie dort immerhin eine im 9.Jahrhundert erstellte Kopie  der “Germania” von Tacitus.

Bekannt wurde die Bibliothek auch durch das Wirken Lamperts von Hersfeld, der die Vita Lulli verfasst hatte und erster Abt des Klosters Hasungen war.

Nachfolger Gotzberts war Abt Bernhard (995-1005). Dieser gründete die erste Propstei Hersfelds, nämlich die Benediktinerprobstei auf dem Hersfelder Petersberg, die dem Heiligen Petrus geweiht wurde. Noch unter Bernhard verlieh Heinrich II. (1002-1024) dem Kloster Hersfeld den Wildbann über den Reichsforst Ehringswald in genau beschriebenen Grenzen. Bernhards Nachfolger war Godehard (1005-1012). Abt Gotzbert und Bernhard hatten die harten Benediktinerregeln nicht mehr so streng gehandhabt, weswegen Kaiser Heinrich II.(unter Missachtung der freien Abtswahl) im Juli 1005 Abt Godehard einsetzte. Dieser hatte seine Ausbildung in der Klosterschule von Niederaltaich erhalten und war noch in der Herzogszeit von Heinrich von diesem begünstigt 996 Abt von Niederaltaich geworden und 1001/1002 gleichzeitig auch Abt in Tegernsee.1005 wurde der überzeugte Anhänger der Reformbewegung von Cluny zum Abt von Hersfeld ernannt. In seinen Klöstern setzte er die Reform konsequent durch.1007-1013 war ihm auch die Abtei Kremsmünster unterstellt, die ihn in ihren Abtslisten führt.In Hersfeld stellte Godehard die Mönche vor die Wahl, die Regeln zu befolgen oder das Kloster zu verlassen. Daraufhin verließen 50 Mönche das Kloster.

Nach dem Tod Bernwards 1022 wurde Godehard von Heinrich II zum Bischof von Hildesheim berufen. Auf Godehard folgte 1012 Abt Arnold. Er kam auch  aus Niederaltaich und war ebenfalls Reformanhänger. 1015 schenkte Kaiser Heinrich II. das von Otto II. und seiner Gemahlin nach 973 gegründete Kloster Memleben Hersfeld das verarmte Kloster mit all seinem Zubehör zu freiem Verfügungsrecht und zum Nutzen des Klosters, nach dem er Anfang Februar den Abt von Memleben abgesetzt hatte, worauf Mönche das Kloster verließen. Ab 1015 unter Abt Arnold (1012-1031) war Memleben Hersfelder Propstei.

Am 17.5. erteilte Heinrich II. dem Kloster den Wildbann in der Gegend von Breitungen. Die Wertschätzung für ein Kloster durch den Herrscher zeigt sich auch an der Zahl der ausgestellten Urkunden. Heinrich hat Hersfeld 10 Urkunden ausgestellt, was sicher auch mit der Person Godehards zusammenhängt. Denn auch die anderen Klöster, in denen er Abt war, erhielten Schenkungen. Und schließlich ist Godehard ja von Heinrich als Abt eingesetzt worden und 1022 schließlich zum Bischof von Hildesheim berufen worden. Er gehört ja auch zu den bedeutenden

170px-Hildesheim_St_Godehard_StatueHeiligen des Mittelalters. Er ist 1131 durch Papst Innozenz II. (Papst von 1130-1143) als erster Niederbayer heiliggesprochen worden.

Arnold gründete eine weiter Benediktinerpropstei auf dem Johannesberg, die von 1012 bis 1024 erbaut wurde. Sie wurde dem Apostel und Evangelisten Johannes geweiht. Der Nachfolger Arnolds Bardo hatte seine  geistliche Ausbildung im Kloster Fulda erhalten. Von Konrad II. (1024-1039) dem ersten Salier auf dem Kaiserthron,

wurde er unter Umgehung des Rechts auf freie Abtswahl zum Abt von Werden, heute Essen-Werder, ernannt und auf Vermittlung von Kaiserin Gisela wurde er 1031 Abt von Hersfeld. Als der mainzer Erzbischof Aribo 1031 verstarb, wurde er von seinem Gönner Konrad auf den freigewordenen Mainzer Erzbischofsstuhl berufen. Bardo war damit nicht einmal ein Jahr Abt in Hersfeld. Ihm folgte Rudolf nach. Er stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Werl, ein äußerst einflussreiches Grafengeschlecht im norddeutschen Raum. Er war möglicherweise ein Enkel der burgundischen Königstochter Gerberga. Er war zunächst Mönch und dann Propst im Reformkloster Stablo nahe bei Lüttich. 1031 kam er auf den Hersfelder Abtsstuhl, den er bis 1036 innehatte. Dann wurde er zum Bischof von Paderborn berufen. Dem nächsten Abt, Meginher, war eine länger Amtszeit vergönnt, nämlich 1036-1059. Doch schon kurz nach seinem Amtsantritt zerstörte ein Brand die Stiftskirche. 1038 ließ er die heute älteste datierte Glocke Deutschlands, die Lullusglocke, gießen.

lullus_glocke

Er ließ die abgebrannt Stiftskirche   gleich wieder aufbauen und schon 1040 wurden Chor und Krypta dem heiligen Wigbert geweiht. 1039 bestätige Konrad dem Kloster Hersfeld die Immunität. Meginher schenkte Heinrich III. die Hersfelder Hauptreliqien der Apostel Simon der Zelot und Judas Thaddäus für die Gründung einer Stiftskirche in Goslar, sicherlich ein sehr beziehungsreiches Geschenk, den die neue Kirche in Goslar sollte Simon und Judas geweiht werden, das waren die Geburtstagsheiligen des Kaisers und wohl auch den sogenannten Krodo-Altar, einen Reliquienschrein. Dafür schenkte Heinrich III. dem Kloster  am 31. Juli 1051 von Nürnberg aus einen in seinen Grenzen genau beschriebenen Weinberg in Ober-Ingelheim. Lampert von Hersfeld schreibt, dass er durch den beispielhaften Lebenswandel Abt Meginhers bekehrt worden sei. 1058 trat er ins Kloster Hersfeld ein. Unter den Nachfolgern Meginhers war er wohl Leiter der Hersfelder Klosterschule.

Der nächste Abt war Ruthard (1059-1072) Dieser schickte Lampert auf eine Informationsreise in die Benediktinerklöster Saalfeld und Siegburg, um die Consuetudines  zu studieren, die der Kölner Erzbischof Anno (1056-1075) in den von ihm gegründeten Klöstern eingeführt hatte. Er hatte zwar Sympathie für die Reformbestrebungen Annos, fand aber die altbewährten Grundsätze benediktinischen Lebens ausreichend, wenn sie nur eingehalten würden.

Von 1072-1090 regierte Abt Hartwig. Er war von Heinrich IV. eingesetzt worden. 1073 nahm er an einer Synode in Erfurt teil und unterstützte Heinrich. Zwischen 1073 und 1074 zog Heinrich bei Bebra-Breitenbach  ein Heer zusammen, um einen Aufstand der Sachsen und Thüringer niederzuschlagen niederzuschlagen. Am 12. Februar 1074 wurde Heinrichs 2. Sohn Konrad geboren. Sein älterer Bruder Heinrich war im August 1071 geboren und gestorben. Konrad war bereits im Alter von zwei Jahren zum Nachfolger seines Vaters anerkannt worden. 1087 erhielt er in Aachen die Königsweihe, lebte er aber in Italien. Nachdem er 1093 ins päpstliche Lager gewechselt war, also zu den Gegnern seines Vaters, erklärte ihn dieser 1098 auf einer Reichsversammlung in Mainz für abgesetzt und bestimmte gleichzeitig seinen jüngeren Sohn Heinrich zu seinem Nachfolger.

Zurück zu Hersfeld und Abt Hartwig. 1085 marschierte Heinrich den Beschlüssen der Mainzer Kirchenversammlung folgend mit einem Heer nach Sachsen. Er protegierte Hartwig als Erzbischof und dieser wurde in Magdeburg von Klerus und Volk als Gegenerzbischof von Hartwig Graf von Spanheim, einem überzeugten Anhänger von Papst Gregor VII. gewählt. Der Hersfelder Abt konnte sich in Magdeburg nicht halten und war gezwungen nach Hersfeld zurückzukehren.Die Auseinandersetzungen zwischen dem Salierkaiser und den Thüringern erschütterte auch die Stellung Hersfelds in Thüringen. Um diese wieder zu festigen hielt sich er Hersfelder Abt Friedrich (1080-1110) vorwiegend auf der Wachsenburg auf. Dort ist er 1110 auch gestorben. Die Burg war von den Zwistigkeiten schwer mitgenommen worden. Abt Friedrich ließ die Burg wieder herstellen.

Im Januar 1126 bestätigte  Lothar von Supplinburg (1125-1137) einen Gütertausch zwischen dem Stift Sankt Servatius in Maastricht und dem Kloster Hersfeld. Die Kanoniker in Maastricht tauschten Güter in Monsheim gegen eine Kirche in Güls, südwestlich von Koblenz gelegen, weil das jeweilige Tauschobjekt für beide Seiten zu weit entfernt war. Abt Adelmann (1114-1127) unter dem der Tausch erfolgte, ließ auch den Katharinenturm in Hersfeld erbauen, einen kleinen Glockenturm am Eingang zum Stiftsbezirk. In ihm ist auch die Lullusglocke bezeugt.

1127 wurde Hermann von Bingarten Abt in Hersfeld. Mit dem ersten Staufer auf dem deutschen Königsthron Konrad III. (1137-1152) hatte er ein gutes Verhältnis. Konrad war öfters in Hersfeld, so im August 1139 wo er auch  2 Urkunden  für andere Empfänger ausstellte. Im Juli hatte er bei Hersfeld das Heer versammelt, das gegen den Welfen Heinrich den Stolzen, den Herzog von Sachsen zog. 1144 wurde die neue romanische Stiftskirche in Hersfeld von Erzbischof Heinrich von Mainz (1142-1153) vorgenommen, der auch zeitweilig Reichverweser für Konrad war.

Bei dieser Weihe war auch Konrad anwesend. Dabei gab er den dem Kloster “lange entfremdeten Zehnt vom Tafelgut von Ingelheim zurück und bestätigte allen dem Kloster geschenkten Besitz. Zeugen der am 17. Oktober 1144 ausgestellten Urkunden waren unter anderem die Äbte von Fulda und Stablo. Am 14. April 1146 starb Konrads Gemahlin Gertrud von Sulzbach in Hersfeld. Sie wurde in der Kirche des Zisterzienserklosters Erbach beigesetzt. Um 1150 wurden noch neue Klausurgebäude im Kreuzganghof erbaut. Damit ist der Bau 112 Jahre nach dem Brand abgeschlossen. 1148 wurde Heinrich von Bingarten auch Abt von Fulda. Das Abtsamt in Hersfeld behielt er bei. Auf Drängen des Mainzer Erzbischofs gab er das

Fuldaer Amt aber schon ein Jahr später wieder ab.

250px-StiftsruineIhm folgte Abt Willibold von 1155-1162. Sein Nachfolger  Hermann I. verblieb nur drei Jahre auf dem Hersfelder Stuhl, nämlich von 1162-1165. Dann wurde er von Friedrich Barbarossa als Abt in Fulda eingesetzt, weil der dortige Abt Marquard mit der kaiserlichen antipäpstlichen Politik nicht mehr einverstanden war und auf die Propstei St. Andreas am Neuenberg bei  Fulda abgeschoben wurde. Auch den nächsten Abt, Burchard von Nürings (1165-1168) setzte Friedrich in Fulda ein, diesmal gegen den Willen der Mönche und ohne päpstliche Bestätigung. Ihm folgte nach Willibold II. und Adolf 1180 Abt Siegfried (1180-1200). Er hatte am Hofe seines Friedrichs I. und dessen Sohn Heinrich VI. (ab 1169 deutscher König und 1191-1194 Kaiser) großes Ansehen. Mit ihm hatte die Abtei die größte reichspolitische Bedeutung. Er begleitete Barbarossa nach Italien und führte in seinem Auftrag Verhandlungen mit dem Papst. So konnte er auch die Streitigkeiten mit Landgraf Ludwig III. von  Thüringen (1172-1190) zugunsten der Abtei entscheiden.

Am 26. April 1220 gab Friedrich II. den Erlass “cum principibus ecclesiastis” heraus. Damit wurde der Hersfelder Abt zusammen mit 28 anderen Äbten und 16 Äbtissinnen in den Reichsfürstenstand erhoben und war damit Fürstabt. Abt Ludwig ( 1217-1239) hatte nun landeshoheitliche Rechte. Hersfeld war geistiges Fürstentum.

Mit dem Ende der Staufer begann auch der Abstieg des Klosters. Seine Königsnähe in den Zeiten der Salier und Staufer hatte ihm machtpolitischen Rückhalt verliehen. Dazu kam, dass der Landadel und das aufstrebende Bürgertum ihre Macht und Stellung in der spätmittelalterlichen Gesellschaft ausbauen konnte. Die folgenden Jahrhunderte waren auch dadurch geprägt, dass die Abtei, ständig versuchen musste, ihre Besitz und Herrschaftsrechte zu erhalten, eine Entwicklung, von der nicht nur das Kloster Hersfeld betroffen war.

Abt Ludwig I. (1217-1239) stiftete 1239 das Hospital am Johannestor für Arme, Kranke und Alte. Auch das lag im Trend. (vermutlich im selben Jahr gegründet Spital zum Heiligen Geist in Biberach an der Riss, um 1240 in Ulm, in Rothenburg um 1280, in Augsburg schon 1150 bezeugt)

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entsteht in Hersfeld ein zweites Kloster, ein Franziskanerkloster, das 1269 erstmals urkundlich erwähnt wird.

Mit Abt Heinrich von Erthal wurde Hersfeld zum zweiten Mal mit einem Abt besetzt, der gleichzeitig Abt in Fulda war. Von 1252-1254 verwaltete er Hersfeld mit und von 1258-1261 wurde er nochmals auf der Hersfelder Abtsliste geführt. Als Fuldaer Abt ging er vor allem gegen das Raubrittertum vor. In seine Amtszeit fällt auch die Zeit von König Wilhelm von Holland, der von 1248-1254 Gegenkönig von Friedrich II. war und nach dem Tod von Konrad IV. 1254 als deutscher König anerkannt wurde. Er starb 1256.  1252 hatte Wilhelm die Stadt Hersfeld als Reichsstadt anerkannt.

Auf Abt Heinrich folgten zwei Äbte aus der niederhessischen Familie der Boyneburger. Hermann III. regierte von 1261-1278 und Hermann IV. von 1273-1300.

220px-Kupferstich_eichhof_1655Abt Ludwig II. von Mansbach (1324-1343)begann mit dem Bau des Wasserschlosses  zu den Eichen in den Fuldaauen. Der hatte 1232 die größere Hälfte Arnstadts, das im Besitz der Abtei Hersfeld war an die Schwarzburger Grafen verkauft.Die Schwarzburger waren ein uraltes thüringisches Adelsgeschlecht, das in der Nähe von Saalfeld, aber ab 1306 auch auf der Wachsenburg saß. Sein Nachfolger Johann II. von Elben (1343-1367) hatte schwer mit den von seinen Vorgängern geerbten Finanzproblemen zu kämpfen. Er musste Hersfelder Besitz verpfänden oder gar veräußern. Den Bau des Schlosses zu den Eichen stellte er ein. Er mischte sich auch in die Auseinandersetzungen der Handwerker ein. 1343 erteilte er den Leinewebern die Erlaubnis, weißes Tuch, Distelsaat (vermutlich mehrfarbiges Gewebe) und Beiderwand, das war grobes Zeug aus Leinen und Wolle her zu stellen, der für ihn wichtigeren, weil reicheren Zunft, den Wollwebern wies er die wesentlich einträglichere Färberei zu. 1347 verzichtet Karl IV. auf sein kaiserliches Judenrecht. Das Judenregal unterstellte die Juden gegen Zahlung von Schutzgeldern direkt dem Kaiser. Seit Karl wurde dieses Recht oft abgetreten oder beliehen. Es war eine Finanzquelle, für den der das Recht nutzen konnte, in diesem Fall für Abt Johann.

1356 wütete die Pest in Hersfeld. Rund 3000 Bürger sollen gestorben sein.

Abt Berthold II. von  Völkershausen (1367-1387) vollendete 1372 den Bau des Schlosses zu den Eichen.

In den beiden benachbarten Landgrafschaften Thüringen und Hessen erwuchs dem kleinen Reichsfürstentum Hersfeld immer stärker werdende Konkurrenz. Nachdem das alte Thüringer Herrschergeschlecht der Ludowinger  1247 mit dem Tod des kinderlosen Heinrich Raspes 1247 ausgestorben war, kamen im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) in Thüringen mit Heinrich dem Erlauchten (1215-1288) an die Macht. Die letzte Überlebende des Geschlechts der Ludowinger, Sophie von Brabant (1224-1275), Nichte von Heinrich Raspe konnte in der kriegerischen Auseinandersetzung zwar nicht das gesamte Erbe des thüringischen Landgrafens für Ihren Sohn Heinrich von Hessen gewinnen, aber immerhin die hessischen Besitzungen für ihn sichern. Daraus entwickelte sich die Landgrafschaft Hessen.  Beide Grafschaften versuchten ihren Besitz auszubauen und ihre Positionen zu festigen. Die Abtei bekam das zu spüren zum Beispiel im Bündnis des Landgrafen von Hessen und der Stadt Hersfeld. Auch mindermächtige Adlige waren von den Expansionsbestrebungen des Landgrafen betroffen und gründeten um 1370 die Rittergesellschaft vom Sterne, um ihre Interessen gegen den Landgrafen zu wahren. 1373 hatte die Stadt Hersfeld mit dem hessischen Landgrafen (1244-1308) ein Bündnis geschlossen. Mit Hilfe der Sterner wollte Abt Berthold die Vorherrschaft in der Stadt wiederherstellen. In der Vitalisnacht  vom 27.auf 28. April 1378 sollte die Stadt eingenommen werden. Der Ritter Simon von Haune schickte der Stadt allerdings einen Fehdebrief. Diese war so gewarnt und das Vorhaben ging schief. 20 Hersfelder Bürger kamen ums Leben, die steinerne Brücke über die Fulda und das Dorf Oberrode und Mühlen außerhalb der Stadt wurden zerstört, Felder, Wiesen und Weinberge und Wälder verwüstet. Die Stadt klagte darauf hin beim Reichshofrat und gab den Schaden mit 40.000 Gulden an.

Der Abt musste 10.000 Mark, jeder der beteiligten 18 Ritter 400 Silbermark bezahlen. Die Hersfelder hatten zwar gewonnen, verloren hatten aber im Grunde beide. Das Verhältnis zwischen Abtei und Stadt war auf Generationen beschädigt.

Die Auseinandersetzungen mit der Landgrafschaft Hessen gingen weiter. Landgraf Ludwig (1402-1458) ließ Schloss Ludwigseck auf Hersfelder Gebiet bauen und erhöhte damit den Druck auf Hersfeld. Abt Hermann II. von Altenburg konnte das nur resigniert hinnehmen. Man stellte sich nun auf die Seite von Kurmainz, das erbittert mit dem Landgrafen von Hessen um die Vorherrschaft in Hessen kämpfte.

1414 wurde das Bündnis zwischen der Stadt Hersfeld und dem hessischen Landgrafen erneuert. Der Nachfolger Abt Hermanns Albrecht von Buchenau (1418-1438) hatte heftigen Streit mit der Stadt. Nachdem 1427 Landgraf Ludwig in zwei Schlachten gegen Mainz siegreich geblieben war, war die Abtei ohne Verbündete gegen die Landgrafschaft Hessen. Abt Albrecht zog die politische Konsequenz daraus und schloss 1432 einen Erbschutzvertrag mit dem Landgrafen der 1458 und 1490 erneuert wird. Das Hersfelder Gebiet huldigte nun Ludwig mit all seinen Schlössern, Ämtern und Städten. Die Abtei Hersfeld galt nun als ein zu Hessen gehöriges Land.

In der Hersfelder Affäre versuchte man, die Abteien Fulda und Hersfeld zusammen zu legen. Die Hersfelder Finanzproblem waren ohnehin gravierend. Verschlimmert wurde die Situation durch einen  vor dem Reichskammergericht verlorenen  Prozess. Abt Volpert Riedesel zu Bellersheim (1493-1513) resignierte zugunsten von Abt Hartmann von Fulda. Dieser übernahm neben dem Fuldaaer Abtstuhl auch den Stuhl von Hersfeld. Abt Volpert von Riedesel ging in die fuldische  Propstei Andreasberg. Dem widersetzte sich aber Kraft Myle, der spätere Abt Krato (1516-1556). Auch die Stadt Hersfeld unterstützt von Landgräfin Anna von Mecklenburg verweigerte Abt Hartmann den Gehorsam. Ludwig von Hanstein, der Abt des Klosters Helmarshausen wurde zum Verwalter des Klosters gewählt. In dieser Situation verzichtete Abt Hermann auf den Hersfelder Stuhl. 1516 wurde Krato zum Hersfelder Abt gewählt. Er ist der erste Bürgerliche auf dem Abtsstuhl in Hersfeld.1517 erneuerte er den Erbschutzvertrag mit Landgraf Philipp von Hessen (1504-1567). Darin wird der Abtei untersagt, sich mit einer anderen Abtei zusammen zu schließen und künftige Äbte brauchen die Zustimmung des Hauses Hessen.

1520 begann die Reformation in Hersfeld.  Der Weltgeistliche Heinrich Fuchs und sein Kaplan Melchior Fuchs predigten in der Hersfelder Stadtkirche. 1521 wurde Martin Luther auf seinem Rückweg vom Reichstag von Worms von Abt Krato empfangen. Auf Einladung von Abt Krato predigte Martin Luther trotz Verbots in  der Stadtkirche.

Pfarrer Heinrich Fuchs heiratete und wurde daraufhin zusammen mit seinem Kaplan Ringk von Abt Krato der Stadt verwiesen. Fuchs und Ringk predigten über die sittenlosen Zustände im Stift (Unzucht, Trunkenheit, Gotteslästerung und Zusammenleben von Stiftsherren mit Konkubinen in wilder Ehe).Daraufhin kam es zu Plünderungen im Stift. Auf Befehl des Landgrafen wurden Fuchs und Ringk zwar festgesetzt. Hersfelder Bürger halfen ihnen aber aus dem Gefängnis und über die hessische Grenze. Nur die Plünderer wurden bestraft, nicht aber die aufsässigen Bürger. Der Magister Adam Krafft hatte in seiner Heimatsstadt Fulda unter großem Zulauf der Bevölkerung gepredigt, war dort aber von der hohen Geistlichkeit vertrieben worden. In Hersfeld fand er wohl mit Einwilligung von Abt Krato freundliche Aufnahme. Er wurde zum eigentlichen Reformator Hersfelds. Er wurde später Hofprediger von Landgraf Philipp.

1525 gingen beim Bauernkrieg  die Hersfelder Bürger unter Anführung ihres Bürgermeisters Ottensaß zu den Aufständischen über. Der Abt zog sich auf sein Schloss Zu den Eichen zurück. Die aufständischen Bauern stürmten das Stift, plünderten und vernichteten  vieles. Landgraf Philipp warf den Aufstand rasch nieder und ließ sich das, wie auch in Fulda teuer bezahlen.

Unter Abt Michael (1556-1571) kommt das Stift völlig unter den Einfluss Hessens.

220px-Hersfeld_schlosseichhof_wappenUnter Abt Ludwig V. (1571-1558) kam es in Hersfeld nochmals zu einer Baublüte. Der Stiftsbezirk, die Abtsresidenz und das Schloss zu den Eichen wurden im Renaissancestil umgebaut. Der vorletzte Abt Kraft Weidenbach (1588-1592) wurde vom Papst nicht mehr anerkannt. Der letzte Abt Joachim 1592-1606 war vom Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel in sein Amt eingesetzt worden. Er machte den ältesten Sohn  von Landgraf Moritz Otto von Hessen  1604 zum Koadjutor des Stifts. Als Abt 1606 starb, wurde der 12 jährige Otto von Hessen der erste weltliche Herrscher des Fürstentums Hersfeld. Unter Abt Joachim  wurde das Kloster aufgegeben. Die Stiftskirche war seit dem Bauernkrieg nur noch als evangelische Kirche genutzt worden.

Im Dreißigjährigen Krieg hat Hersfeld heftig zu leiden. Unter Feldherrn Tilly zogen kurzfristig nochmals Mönche ins Kloster. Es kam aber nicht mehr zu einem geregelten Klosterbetrieb.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) setzen 1761 abziehende Franzosen die als Kornspeicher genützte Stiftskirche in Brand. Es bleibt die “Stiftsruine Hersfeld”

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23 Jun 2011

Reichsabtei Fulda

290px-St_Boniface_-_Baptising-Martyrdom_-_Sacramentary_of_Fulda_-_11Century Die Abtei Fulda ist ohne Bonifatius nicht denkbar. Er hat sie zwar nicht selbst gegründet. Doch geschah das auf seine Weisung hin. Er hatte Sturmi, den späteren ersten Fuldaer Abt nach Fulda geschickt, um dort ein Kloster zu gründen. Deswegen erst ein kurzer Blick auf Bonifatius. Dieser wurde um 672/673 spätestens 675 in Crediton nahe Exeter als Winfried geboren. Er wird in den Benediktinerklöstern Exeter und Nursling erzogen. In Nursling wird er im Alter von etwa 30 zum Priester geweiht. Winfried war Lehrer für Grammatik und Dichtung. 716 machte er eine erste Missionsreise zu den Friesen. Diese scheitert jedoch am Widerstand Radbods, der als ein König der Friesen zwischen 679 und 719 in Friesland herrschte. Dieser versuchte gegenüber den Franken Frieslands Eigenständigkeit zu bewahren und leistete deshalb vehementen Widerstand gegen die Missionieruns-und Christianisierungsbestrebungen der Franken. Dies zeigt aber auch klar, dass Missionierung nicht nur bedeutet hatte, das Christentum auszubreiten, sondern dass es schlicht auch eine Machtfrage war und deshalb speziell von den fränkischen Hausmeiern unterstützt wurde. Auch die vielen neuen Klostergründungen waren nicht nur Missionierungsstandorte sondern eben auch Machtzentren und wurden deshalb großzügig gefördert, sowie in Prüm, Lorsch, Fulda und vielen anderen.

Winfried kehrte noch im Herbst 716 nach Nursling zurück. Im selben Jahr starb Abt Winbert. Winfried wurde von seinen Mitbrüdern zum Nachfolger gewählt. Er nahm das Amt aber nicht an, was von seinem Bischof Daniel von Winchester akzeptiert wurde. Daniel ernannte an seiner Stelle einen Mönch namens Stephan zum Abt. Winfried aber schickte er nach Rom. Dort erhielt er am 15. Mai 719 von Papst Gregor II. (Papst von 715- 731) den Auftrag, “den ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen.” (Briefe des Bonifatius). Er erhielt vom Papst den Namen “Bonifatius”, also Wohltäter und machte sich auf zu einer zweiten Missionsreise zu den Friesen. Radbod war inzwischen gestorben und so schienen die Voraussetzungen günstiger als  bei der ersten Reise. Er arbeitete zunächst mit Willibrord, dem Gründer des luxemburgischen Klosters Echternach, zusammen. Die beiden “konnten” aber nicht miteinander und so trennten sie sich wieder. Von Willibrord hatte Bonifatius  das Wirken unter dem Schutz der Herrschenden, in seinem Fall der fränkischen Hausmeier und die Einbindung gesellschaftlicher Eliten übernommen. 722 wurde Bonifatius zum Bischof geweiht und hatte auch so die päpstliche Legitimation für sich. Er war auch vom Papst mit einem Schutzbrief versehen worden. Bonifatius zerstörte nun heidnische Heiligtümer und gründete zahlreiche Kirchen und Klöster.

220px-Bonifatius_DonareicheAls besonderes Ereignis wird das Fällen der Donareiche in Geismar bei Fritzlar in der Vita sancti Bonifatii berichtet. Kein göttlicher Blitz ist vom Himmel gefahren, um den Frevler zu strafen. Die gespannt beobachtenden Heiden waren tief beindruckt und kamen zu der Überzeugung, dass der Christengott stärker sei. Die Legende erzählt, dass die Eiche im Fallen in vier Teile gebrochen sei und ein Kreuz gebildet habe. Aus dem Holz der Eiche ließ Bonifatius eine kleine Kapelle in Fritzlar bauen. Damit demonstrierte er nicht nur die Überlegenheit des christliche Glaubens über den alten Kult, er zeigte auch das Streben nach einer neuen Ordnung. In Ohrdurff in Thüringen errichte er 723 die Zelle St. Michael und begann damit mit der Mission in Thüringen. Um 800 gehörte die Zelle zum Kloster Hersfeld. Auf der Büraburg bei Fritzlar hatte Bonifatius seine erste Basis. In Fritzlar gründete er sein erstes Benediktinerkloster in Deutschland. Seinen Schüler Wigbert, der in dem englischen Kloster Glastinbury Mönch war, setzte er zum ersten Abt in Fritzlar ein. Wigbert war in Fritzlar und Ohrdruff auch Lehrer von Lullus, der Bischof von Mainz und von Megingaud, der Bischof von Würzburg werden sollte, so wie Sturmius, den wir als ersten Abt von Fulda kennenlernen werden.

Ab 738 ordnete er die kirchlichen Verhältnisse in Bayern, Mainfranken und Thüringen. Er teilte Bayern in 4 Diözesen ein, gründete im Jahr 739 Bistümer in Regensburg, Salzburg, Freising und Passau. Er weihte Gaibald, Johannes und Erembert zu Bischöfen der ersten drei Bistümer. Im Bistum Eichstätt, das um 740 gegründet wird, wird schließlich Willibald, ein Verwandter von Bonifatius zum Bischof geweiht. Bonifatius war inzwischen zum Erzbischof ernannt worden und erhält 746 Mainz als Sitz. Unter Lullus ist es Metropolitansitz. Am fruchtbarsten ist die Mission in Bayern. Zwischen 740 und 778 werden in Bayern fast 100 Klöster gegründet. Bonifatius verliert in Bayern aber Einfluss.

747 schickt Bonifatius Sturmius nach Monte Cassino um dort die Regeln des Heiligen Benedikts zu studieren. Sturmius ist um 700 als Spross einer bayrischen Grundherrenfamilie aus der Nähe von Freising geboren. Er wurde wohl früh als “puer oblatus” einem Kloster übergeben. Oblation war urkundlich festgehalten und rechtsverbindlich. Was man Gott einmal geschenkt hat, darf nicht mehr  rückgängig gemacht werden. Wahrscheinlich begegnete Sturmius Bonifatius 719 zum ersten Mal. Er schloss sich Bonifatius an. In Fritzlar wurde er unter Abt Wigbert ausgebildet. Zu einem unsicheren Zeitpunkt wurde er dort zum Priester geweiht. 742 errichtete er eine mönchische Einsiedelei in Hersfeld. Um 744 wird er von Bonifatius beauftragt, in einem Gebiet namens Eichloha ein Kloster zu gründen. Dann kam sein Aufenthalt bei Benedikt von Nursia.

Sturmius_von_FuldaUm 754 und schon über 80 Jahre alt bricht Bonifatius nochmals zur Missionierung der Friesen auf. Warum ist unbekannt. Manches spricht dafür, dass er den Märtyrertod sterben wollte. Am 5. Juni 754 oder 755 wird bei Dokkum in Westfriesland erschlagen. Der Ragyndrudis-Codex, den er sich angeblich schützend über den Kopf hielt, ist durch Hiebe beschädigt. Er wird heute noch in Fulda gezeigt.

Die Reichsabtei Fulda

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An einer Furt  der Fulda lag vermutlich ein verfallener Herrenhof aus merowingischer Zeit. Dort sollte nach dem Willen von Bonifatius das neue Kloster entstehen. Bonifatius hatte von dem fränkischen Hausmeier Karlmann (751- 771),

Sohn  von Pippin dem Jüngeren und Bruder Karls des Großen einen geschlossenen Grundbesitz von 4 Meilen um das Kloster geschenkt bekommen, die “”Karlmann-Schenkung” Existenzgrundlage des neuen Klosters und Grundlage dafür, dass im Jahre 1752 aus dem Hochstift Fulda das Bistum Fulda werden konnte. Der aus England stammende Lullus wurde 751 von Bonifatius nach Rom geschickt. Er sollte bei Papst Zacharius (Papst von 741- 752) einige Angelegenheiten klären. Das Kloster sollte direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt werden. Mit dem Zachariasprivileg wurde Exemtion erteilt, d.h. in dem Kloster durfte kein kirchlicher Amtsträger einschließlich dem zuständigen Diözesan eigenmächtig Weihe-oder Jurisdikitionsgewalt ausüben. Damit war Fulda das erste exemte Kloster in Deutschland und vor ihm waren es in Europa nur Bobbio in Italien und Luxeuil in Frankreich, beides Gründungen von Columban.

Nach dem Tod von Bonifatius wurde der Leichnam 754 nach Mainz überführt werden. Mainzer Geistliche wollten Bonifatius in Mainz bestatten. Um dies zu verhindern reiste Sturmius von Fulda nach Mainz. Er wies auf den Wunsch des Ermordeten hin, in seinem Eigenkloster bestattet zu werden. Dem konnte sich auch das mächtige Bistum nicht widersetzen. So wurde Bonifatius vor dem Kreuzaltar der Salvatorkirche bestattet.

4e3a04e48d7bb694Nachdem der Märtyrertod  des Bonifatius bekannt geworden war, entwickelte sich Fulda rasch zu einem Wallfahrtsort. Der Kult um den Märtyrer und sein Grab brachte dem Kloster schnell Schenkungen ein. Auch das Patrozinium wurde schnell gewechselt. Wurde das Kloster 751 noch als Monasterium sancti Salvatori erscheint es 761 schon als Monasterium sancti Bonifatii. Sturmius geriet aber nun zwischen die Fronten zwischen Bayern, den Karolingern und dem Mainzer Erzbischof Lullus. Dieser begann ab 754 seinen Bischofssprengel zu erweitern. Er gliederte die Bistümer Büraburg und Erfurt in sein Bistum ein. Er wollte auch das mit Papstprivileg versehene Kloster Fulda unter seine Oberhoheit eingliedern. Dabei stand ihm ironischerweise das Privileg, das er selbst ausgehandelt hatte im Wege. Doch gelang es ihm, den Fuldaer Abt bei Pippin in Misskredit zu bringen. 763 wurde er von Pippin nach Jumièges, bis zu den Religionskriegen eines der größten Klöster Frankreichs, ins Exil verbannt. Das Kloster wurde dem Bischof von Mainz unterstellt und es musste das Zachariasprivileg herausgeben. Aber schon zwei Jahre später wurde Sturmius rehabilitiert und konnte nach Fulda zurückkehren.

Pippin starb 768. Ihm folgte sein Sohn Karl, der spätere Karl der Große nach. Sturmius hatte zu Karl sehr gute Kontakte. Er wurde mit Gesandschaften beauftragt. 773 bestätigte Karl die Rechte des Klosters. 774 stellte er unter Königsschutz und garantierte die freie Abtswahl. Fulda hatte damit den Status einer Reichsabtei.  Es erhielt ein Missionsgebiet an der Diemel und der Weser. Sturmius gründete das Stift Sankt Bonifatii in Hameln. 779 begleite Sturmius Karl auf einem Kriegszug gegen die Sachsen. Dabei erkrankte er und starb bald nach seiner Rückkehr nach Fulda, wo er begraben ist. Sein Nachfolger wurde Baugulf 779- 802. Baugulf stammte wie sein Bruder Erkanbert aus rheinfränkischem Adel und wohl im Gollachgau beheimatet. Die Gollach ist ein kleiner Nebenfluss der Tauber in der Nähe von Würzburg. Beide waren Mönche in Fulda. Baugulf wurde Abt in Fulda, sein Bruder erster Bischof von Minden (803-815). Im Juli 782 stattete Karl der Große dem Kloster in Fulda einen ersten Besuch ab. Im Jahr 784/785 erhielt Baugulf das Sendschreiben Karls “Epistula de litteris colendis”, das wahrscheinlich von Alkuin verfasst worden war. Es ermahnte zur Pflege von Wissenschaft und Bildung und warnte vor Einmischung in weltliche Rechtsgeschäfte. Es ist das früheste und eines der wichtigsten Zeugnisse für die Vorantreibung der karolingischen Bildungsreform. In Fulda setzte dies die Entwicklung einer weithin bekannten und renommierten Klosterschule in Gang. Begabte Fuldaer Klosterschüler wurden wiederum an die Hofschule Karls oder zu Alkuin nach Tours zur Weiterbildung geschickt. So wurde zum Beispiel Einhard, der Abt Baugulf aufgefallen war an die Hofschule, die Alkuin ab 782 leitete, geschickt, Hrabanus Maurus zu Alkuin nach Tours wo er seit 796 dem Martinskloster vorstand. Unter Baugulf wurde wohl mit dem Aufbau einer Klosterbibliothek begonnen, deren Bestände über den Bereich monastischen und biblischen Schrifttums hinausreichten. Unter Baugulf setzt auch die annalistische Geschichtsschreibung ein.

Das Kloster erhielt reiche Schenkungen des Adels und vor allem auch von Karl dem Großen und ließ den Grundbesitz des Kloster stark anwachsen. Das ermöglichte auch ein starkes Anwachsen der Mönchszahl. Waren es 781 noch 364 Mönche, so zählte man 825 schon 603 Mönche. Dazu kam noch die Gründung von Nebenklöstern wie Hünfeld (am 27. März 815 zum ersten Mal erwähnt) und Rasdorf (als Nebenkloster 815 erwähnt). 791 begann Baugulf mit Bauarbeiten im Kloster um der wachsenden Größe und Bedeutung des Konvents gerecht zu werden. Die Bauleitung lag bei Ratgar, Mönch im Kloster Fulda und ab 802 Nachfolger Baugulfs als Abt. Ratgar muss von einer regelrechten Bauwut besessen gewesen sein. Einhard war ja auch als Schüler an der Klosterschule Fulda und es ist sicher nicht zu viel spekuliert, wenn man annimmt, dass Einhard, der im Auftrag Karls ja viele Bauten errichte, von Ratgar einiges in Sachen Architektur erlernt hatte.

785 gab es eine Adelsverschwörung gegen Karl unter Führung des thüringischen Grafen Hardrad. Diese wurde Karl bekannt. Die Verschwörer flüchteten sich ins Kloster Fulda, wohl auch weil sie verwandtschaftliche Beziehungen zu Baugulf hatten Welche Rolle der Abt genau spielte, ist unklar. Aber die Verschwörer erhofften sich wohl Fürsprache von Baugulf bei Karl. Hardrad und die Hauptanführer wurden hingerichtet, alle Führer wurden mit der Einziehung ihrer Güter bestraft. Noch einen Konflikt hatte Baugulf auszufechten. Wie schon bei der Auseinandersetzung mit dem Bischof von Mainz ging es um das Zachariasprivileg.

Diesmal war das Bistum Würzburg und Bischof Bernwelf (Bischof von 769-794)  Gegenspieler Fuldas. Der Bischof hatte auf Fuldaer Gebiet oder sogar im Hauptkloster selbst eine Weihe vorgenomen, ohne   durch die im Privilieg vorgeschriebene Invitation des Abts oder Konvents legitimiert zu sein. Der Streit kam vor Karl. Dieser entschied zugunsten Baugulfs. Dieser Konflikt fällt wohl in das Jahr 794.Die Königsnähe brachte natürlich auch reichspolitische Anforderungen an die Abtei. Das führte auch zur Anschuldigung innerhalb des Konvents, Baugulf habe sich von den strengen Fuldaer Consuetudines dispensiert. Baugulf konnte den Konvent trotz prominenter Fürsprecher wie Alkuin nicht mehr hinter sich vereinigen. Er resignierte und legte im Juni 802 sein Amt nieder. Er zog sich in das Nebenkloster Wolfsmünster bei Hammelburg zurück, wo er am 8. Juli 815 starb. Baugulf wurde in Wolfsmünster beigesetzt. Nachfolger war Ratgar geworden, der von 802-817 regierte. Mit seinem Namen verbunden bleibt der Bau der Ratgarbasilika zwischen 791 und 819, einer doppelchörigen Anlage mit Westquerhaus. In dieser Zeit war es eine der größten Kirchen nördlich der Alpen. Außerdem fördert er begabte Mönche gezielt wie Rhabanus Maurus oder Hatto, beides später Äbte in Fulda und schickt sie zu den besten Lehrern ihrer Zeit, wie Alkuin oder Einhard. 806 sucht eine Epidemie das Kloster heim. Die Flucht junger Mönche hängt damit möglicherweise zusammen. Es werden aber auch Beschwerden laut, die sich möglicherweise gegen Ratger richten. Karl der Große lässt 809 eine Kommission unter Leitung des Mainzer Erzbischofs Richulf (787-813 Erzbischof von Mainz), untersuchen, was in Fulda eigentlich passiert. Richulf gehörte zu den führenden Repräsentanten des Reichsepiskopats und des Hofklerus. Richulf stiftet einen brüchigen Frieden. Der Schlichtungsrunde gehörte auch Bischof Wolfgar von Würzburg (809- ?831), Bischof Bernhard von Worms und Bischof Hanto von Augsburg an. Die Tatsache, dass der Würzburger Bischof der Komission angehörte, dürfte dazu beigetragen haben, das gespannte Verhältnis zwischen der Abtei Fulda und dem Bistum Würzburg zu entkrampfen. Im Vertrag von Retzbach vom 27. Mai 815 verglichen sich die beiden Parteien, dass die auf dem Gebiet des Bistum Würzburg liegenden Fuldaer Besitzungen ihren Zehnten nach Fulda zu entrichten hatten. Damit wurden aber auch alle weiteren Ansprüche Fuldas zurückgewiesen. Die 809 von der Schlichtungsrunde erreichte Pause hielt nicht lange an. Schon 812 und nochmals 816 kam es zur offenen Rebellion gegen Abt Ratgar. Das ehrgeizige Bauprogramm des Abtes hatte zur Herabsetzung der Versorgung der Mönche und der Aufwendung für die Armenpflege und Gastfreundschaft geführt. Die Studien wurden eingeschränkt und bei der Aufnahme neuer Brüder dominierten wirtschaftliche Kriterien. Das hatte den Konvent stark strapaziert. Dazu kam wohl die kompromisslose Härte und auch die mangelnde Kooperationsbereitschaft Abt Ratgars. An der Spitze der Protestierenden stand wohl Eigil, der spätere Nachfolger von Abt Ratgar. Eigil war Schüler und Neffe des Gründerabts Sturmius. Er zählte wohl auch zu den Verfassern des “Supplex Libellus” (Bittbüchlein), einen gegen Abt Ratgar gerichteter Beschwerdebrief, der 812 Karl dem Großen und in einer erweiterten Fassung 817 Ludwig dem Frommen vorgelegt wurde. Dieser Beschwerdebrief ist erhalten und stellt heute einen wichtigen Quellentext zur Geschichte der monastischen Reformbewegung des Benedikt von Aniane dar. 816 verlässt eine Gruppe von Mönchen das Kloster. Natürlich schaltet sich auch der Kaiser ein. Zwei Missi Ludwig des Frommen werden eingesetzt, die Möchen Aaron und Adalfrid aus dem Umfeld Benedikts von Aniane. Sie verwalten das Kloster für ein Jahr und führen die Klosterreform in Fulda durch. Ratgar wird 817 abgesetzt und verbannt. Eigil ist um 750 geboren und stammte aus bayrischem Adel. Er war wohl schon als Kind seinem Onkel Sturmius als puer oblatus übergeben worden. Nach langen und erbitterten Auseinandersetzungen wurde er 818 als Nachfolger Ratgars gewählt, dessen Hautgegner er ja gewesen war. Die Reform hatte er als neue Grundlage zu akzeptieren. Er folgte ihr später aber nicht in allen Dingen. Er hörte auf den Rat seiner Mitbrüder in allen wichtigen Fragen und er konnte die Einheit des zerstrittenen Konvents wieder herstellen. Seine Kompromissbereitschaft zeigte sich auch darin, dass er sich für die Begnadigung seines Vorgängers einsetzte und die Rückkehr in das Fuldaer Nebenkloster Frauenberg ermöglichte. Ihm gelang die Versöhnung der an dem Ideal eines asketischen Einsamkeitskloster festhaltenden Traditionalisten und der Mönche, die der karolingischen Renaissance in Bildung, Kunst und Kultur offen gegenüberstanden. Er verfasste die Biographie des Gründerabts, die “Vita sturmi primi abbatis et fundatoris Fuldensis coenobii”. Damit wurde er der Begründer der Fuldaer Vitenreihe, die die ersten 5 Fuldaer Äbte und die Fuldaer Heiligen Bonifatius und Lioba umfasst. Eigil hat wahrscheinlich den Leiter der Fuldaer Klosterschule zum Propst eingesetzt und damit zu seinem präsumptiven Nachfolger erkoren. Nach dem Vorbild Benedikts von Nursia soll er sein Grab mit seinen eigenen Händen geschaufelt haben. Er starb 822 hochbetagt. Seine Biographie wurde um 840 von dem Mönch Brun  Candidus von Fulda verfasst.

fef241b19df7e24a822 folgte ihm Rabanus Maurus als 5. Abt. Rabanus wurde um 780 als Sohn adeliger Eltern in Mainz geboren. Schon um 788 besuchte er die Klosterschule in Fulda, die aber ihren großen Ruhm  erst unter Rabanus selbst erlangte. Danach studierte bei Alkuin, dem Berater Karls des Großen. Alkuin gab Rabanus den Beinamen  Maurus wie Benedikt seinem Lieblingsschüler. Als Alkuin von Karl dem Großen nach St. Martin in Tours berufen wurde, folgte ihm Rabanus an die größte und berühmteste Klosterschule ihrer Zeit. 804 kam Rabanus nach Fulda zurück. Er wurde dort zum Diakon geweiht und Leiter der Klosterschule. Unter ihm wurde Fulda zum geistigen Zentrum des ostfränkischen Reiches. Er zog viele Schüler aus dem ganzen ostfränkischen Reich an, wie z. B. Walafrid Strabo, der 839 Abt des Kloster Reichenaus wurde. Er verfasste die Visio Wettini, mittelalterliche Jenseitsvisionen in lateinischen Hexametern, oder den “Hortulus” das bekannteste botanische Werk des Mittelalters. Dann war da Otfrid von Weisenburg, berühmtester Mönch aus dem elsässischen Kloster, der dort seine Evangelienharmonie schrieb, die er Ludwig dem Frommen widmete oder Ermenrich von Ellwangen, der später Bischof in Passau wurde, Gottschalk von Orbais

oder Lupus von Ferrière, der sich intensiv mit antiken Autoren beschäftigte. Er verfasste “Das Lob des Kreuzes”, oder die aus 22 Bänden bestehende Enzyklopädie “De universo”. 819 erschien sein dreibändiges Werk “De institutione clericorum”, was ihn eben auch als Lehrer ausweist. Mit seinem Namen verbunden ist auch der Pfingsthymnus “Veni creator spiritus”, der nicht wie früher angenommen  von ihm verfasst, aber doch überliefert worden ist. Rabanus war einer der großen abendländischen Gelehrten und man hat ihm den Ehrennamen “Praeceptor Germaniae verliehen. Am 15. Juni 822 wurde er zum Abt gewählt, ein Amt, das er 20 Jahre ausübte. Er vergrößerte die Klosterbibliothek und baute die Klosterschule aus. Die Klosterbibliothek umfasste unter Rabanus etwa 2000 Handschriften, darunter auch Abschriften mehrerer seltener antiker Werke, unter anderem Tacitus, Frontinus uns Ammianus Marcellinus.  Um 830 entsteht im Kloster Fulda die Abschrift des Hildebrandslieds, ein kostbares Zeugnis der althochdeutschen Literatur.

Er ließ etwa 30 Kirchen und Kapellen errichten und kümmerte sich auch um die seelsorgerliche Betreuung der Bauern.

34850-aDoch auch Rabanus wird in die politischen Querelen seiner Zeit verstrickt. Ludwig der Fromme war zweimal entmachtet worden. 837 zeichnete sich die Reichsteilung ab. Rabanus war ein Verfechter der Reichseinheit, die sich für ihn aus der Einheit des Menschengeschlechts ergab. Deshalb stellte er sich auf die Seite Ludwigs des Frommen. Als dieser 740 plötzlich verstarb trat er für Lothar als Reichserben ein. Nun zerbrach das Reich doch und der Ostteil fiel an Ludwig den Deutschen. Das erschütterte das Ansehen von Rabanus etwas. Noch vor dem Vertrag von Verdun 843 wählte das Kloster Fulda einen neuen Abt. Das der Mönchskonvent nicht leicht zu regieren war, zeigte sich ja schon bei den Vorgängern von Rabanus Baugulf und Ratgar, die ja auch beide zum Amtsverzicht gebracht worden waren. Und so ist auch nicht klar, ob Rabanus zum Amtsverzicht gezwungen wurde oder ob er freiwillig zurücktrat. In seiner Amtszeit hatte Rabanus den Antrag gestellt, dass dem Kloster Fulda Wahlfreiheit zugestanden wurde. Das heißt der Konvent kann seien Vorsteher unter sich aussuchen und wählen.Ludwig der Deutsche erteilte dieses Privileg am 5. Februar 834. Das erste Mal war das bei der Wahl   Hatto I. (842-856) der Fall. Der bisherige Klosterpropst wurde Nachfolger von Rabanus. dieser zog sich als Privatgelehrter auf den Petersberg bei Fulda zurück. Dort hatte Rabanus 836 ein Benediktinerkloster geweiht. Bereits 845 traf sich Rabanus in Rasdorf, seit 815 Fuldaer Nebenkloster, mit Ludwig dem Deutschen und versöhnte sich mit ihm. 847 erhob ihn Ludwig zum Erzbischof von Mainz, der damals größten Kirchenprovinz des ostfränkischen Reiches. Auch als Oberhirte war er sehr tatkräftig. In seiner Amtszeit fanden drei Synoden statt. Bei einer Hungersnot 850 erwarb er sich große Achtung. 856 starb er in Winkel. Dort steht das “Graue Haus” in dem Rabanus  300 Hungernde gespeist haben soll und das er bewohnt hatte. Es ist angeblich das älteste Steinhaus Deutschlands. Er ist im Stift St. Alban vor Mainz beigesetzt. Seine Bücher hatte er den Abteien St. Alban und Fulda vermacht.

Auf Abt Hatto folgte Thioto, der von 856-869 Fuldaer Abt war. Schon am Anfang seiner Amtszeit war er im Auftrag König Ludwigs in Rom, wo er Ludwigs Neffen, der als römischer Kaiser dort war und Papst Nikolaus I.  (Papst von 858- 867) aufsuchte, um seinen Einmarsch ins Westreich zu rechtfertigen. Wie die Annales fuldenses berichten, verlief die Gesandtschaft erfolgreich. 10 Jahre später wurde Thioto als Abt allerdings abgesetzt weil er Ludwig beleidigt hatte. Thioto starb 871.

Sein Nachfolger wurde Abt Sigihart (859-891). 871 wurde er von Ludwig zusammen mit Bischof Arno von Würzburg (855-892) unter Karlmann zum Kampf gegen die Mährer geschickt. Er hatte wie alle Fuldaer Äbte auch einen guten Draht nach Rom. Im Oktober 875 war er in Rom und sprach mit Papst Johannes VIII. (Papst von 872-882). Da Sigihart im Juni 875 Ludwig in Frankfurt traf und im Mai 876 in Ingelheim, kann man annehmen, dass dies im Auftrag Ludwigs geschah und er nach seiner Romreise in Ingelheim den König traf, um Bericht zu erstatten. Insgesamt war Sigihart mindestens 15 Mal beim König oder im Dienst des Königs unterwegs. Dreimal hatte das Kloster in seiner Amtszeit Königsbesuch. Dass Ludwig den Wert des Klosters wohl schätzte zeigt, dass er 9 Urkunden für Fulda in seiner Regierungszeit ausstellte. Ähnlich große Wertschätzung erfuhr Lorsch mit sieben Urkunden. 3 Monate vor seinem Tod entschied er noch einen Streit zwischen dem Bistum Mainz und Fulda, wo es um Zehntansprüche in Thüringen ging, zugunsten Fuldas. Arnulf von Kärnten, der dritte König nach Ludwig veranlasste Sigihart allerdings zu Rücktritt. Nachfolger Sigiharts wird Huoggi 891-915, der vorher Propst war. Er hatte dem Kloster Gebeine von Märtyrern erstanden, unter anderem der

heiligen Flora, und ihr zu Ehren auf dem Florenberg nahe Fulda eine Kirche errichtet.

897 war König Arnulf in Fulda. Bei diesem Anlass schenkte er dem Kloster das Cadmug-Evangeliar des heiligen Bonifatius, das war ein Taschenevangeliar für wandernde Missionare. Diese wurden im 8. Jahrhundert in großer Zahl hergestellt.

Der nächste “hohe” Besuch fand 912 statt. Konrad I. (König von 911-918) weilte in Fulda. Konrad war auf Arnulf gefolgt, stammte aus der Familie der seit Mitte des 9. Jahrhunderts nachweisbaren Konradiner, deren Kernlandschaft im Rhein-Lahn- Maingebiets lag. Da es ihm nicht gelang, eine neue Königsdynastie zu gründen, bildet seine Herrschaft den Übergang von den Karolingern zu den Ottonen. In einer Urkunde vom 12. April 912 bestätigt er dem Kloster Fulda die Immunität, den Zehntbezug von den eigenen Gütern und das Wahlrecht. Der Nachfolger von Huoggi Helmfried bringt es nur auf zwei Amtsjahre. Er ist 915/916 Abt. In seiner Regierungszeit wird die Klostermauer vollendet, was in der Zeit der Ungarneinfälle sicher von großer Bedeutung war. Schon Abt Huoggi hatte Kirchen in der Umgebung Fuldas befestigen lassen und trug so zur Abwehr bei. Helmfried läßt auch ein wertvolles Kreuz für die Klosterkirche herstellen.

Abt Haicho (917-923) erhält von Papst  Johannes X. (Papst von 914-928)  im  September 917 die Exemtion für das Kloster Fulda mit des Rechts der Altarkonsekration, das dem Diözesanbischof zusteht, er verbietet die Feier des Hochamtes ohne Erlaubnis des Abtes, bestätigt die Klosterbesitzungen und verpflichtet den Papst zum Bericht über die Klosterdisziplin nach Rom. Er verbietet die Verleihung von Klostergütern. Ein Jahr nach Amtsantritt Haichos stirbt König Konrad I.918 in  Weilburg. auf seinen Wunsch wird sein Leichnam nach Fulda gebracht und vor dem Kreuzaltar der alten Stiftskirche bestattet. Die Lage seines Grabes ist heute nicht mehr genau auszumachen. Nur eine Gedenktafel im hinteren Zwischenjoch des linken Seitenschiffs weist auf ihn hin.

Haichos Nachfolger wird der aus einem unbekannten fränkischen Geschlecht stammende Hiltibert. Er war Mönch in Fulda und wird 923 Abt. 927 wird er zum Erzbischof von Mainz erhoben. Als solcher nimmt er 936 die Salbung und Krönung Ottos I. vor. Auf Hiltibert folgt Hadamar (927-956) als Abt. Im Mai 936 verleiht Papst Leo VII. (936-939) dem Abt Hadamar  ein gleichlautendes Privileg, das Abt Haicho im Jahre 917 von Papst Johannes X. erhalten hat. 937 wurde das Kloster von einem Blitzschlag getroffen. Große Teile des Klosters und der Basilika werden Opfer der Flammen. Unter Abt Hadamar erfolgte der Wiederaufbau. Er ließ möglicherweise seitlich der Ostapsis zwei weitere Türme bauen. Ca. 970 entsteht ein großzügiges Ostatrium und über dem Osteingang eine doppelchörige Kapelle.

Im Jahr 940 bestätigt Otto dem Hadamar die Schenkungen des König Ludwigs dem Deutschen. Außerdem verbietet er es jedermann, auf dem Gebiet des Stiftes, Städte oder Befestigungen anzulegen, dort Zoll oder Münzbann zu errichten.

948 wird die wiederaufgebaute Kirche in Anwesenheit Ottos vom päpstlichen Legaten Marinus geweiht.

Ein Jahr vor seinem Tod wird Hadamar von Otto zu Papst 955 nach Rom zum Papst geschickt. Er bewirkte bei Agapet II. (Papst von 946-955) für Otto die Erlaubnis, Bistümer nach Belieben gründen zu dürfen. Hadamar starb 956. Sein Nachfolger

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wurde Hatto II. (956-968). Als 968 der Erzbischof von Mainz Wilhelm (Bischof von 954-968) verstarb, wurde Abt Hatto zum Nachfolger Wilhelms auf dem Bischofstuhl von Mainz. Obwohl der verstorbene Bischof ein Sohn Ottos war, er war aus einer Verbindung mit einer wendischen Vornehmen entsprungen, stand er doch Ottos Plänen für die Gründung des neuen Bistums Magdeburg ablehnend gegenüber. Mit seinem Tod konnte Otto seine Magdeburger Pläne weiter verfolgen. Vor der Investitur Hattos gab dieser die Zustimmung, dass die bisherigen Mainzer Diözesen Brandenburg und Havelberg dem neuen Erzbistum Magdeburg unterstellt wurden.

Nach einer Legende soll Hatto den Binger Mäuseturm erbauen lassen haben. Er soll bei einer Hungersnot den Armen gegenüber äußerst hartherzig gewesen sein. Die weiterbettelnden Hungernden sollen in eine Scheuer gesperrt worden sein. Die Schreie der Sterbenden soll er höhnisch mit den Worten “Hört ihr die Kornmäuslein pfeifen?” kommentiert haben In diesem Moment kamen  Tausende Mäuse aus allen Ecken gekrochen. Seine Bediensteten flohen entsetzt. Der Bischof setzte sich in ein Boot und fuhr rheinabwärts, wie er glaubte, in Sicherheit. Doch die Mäuse folgten ihm und fraßen ihn bei lebendigem Leib auf. Im 19. Jahrhundert wird die Sage zunehmend auf Hatto I. übertragen. Zurück von der Sage zu den historischen Fakten. Nachfolger Hattos auf dem Abtstuhl wurde Werinher (968-982 – gestorben auf einer Romreise). Er konnte seine Amtszeit gleich mit einem großen Erfolg beginnen. Am 8. November 969 verleiht Papst Johannes XIII. (Papst von 965-972) in Rom  Abt Werinher gemäß dem Zachariasprivileg von 751  die Exemtion seines Klosters, bestätigt die Besitzungen des Klosters und wie schon seinen Vorgängern verbietet er die Feier des Hochamtes ohne Erlaubnis des Abtes und das ist jetzt neu: auf Wunsch des Kaisers verleiht er dem Abt den Primat vor allen anderen Äbten Galliens und Germaniens. Abt Hatto III. wird  25 Jahre später noch eine kleine Steigerung erreichen.

Seit Karls erstem Besuch in Fulda 782 besuchten bis zur Stauferzeit praktisch alle  Könige Fulda. In einer königlichen Pfalz (heute die Umgebung von Bonifatiusplatz und Stadtschloss) hielten sie Hof-und Fürstentage ab. 973 wird die königliche Pfalz neu erbaut und die erste Marktkirche entsteht. 982 unternimmt Otto II. einen Feldzug nach Süditalien zum Kampf gegen die Sarazenen. 2100 Panzerreiter. 80 % des Kontingents wird von geistlichen Institutionen gestellt. Auch Abt Werinher ist im Gefolge Ottos. Am Kap Colonna kommt es am 15. Juli 982 zur Schlacht.  Zunächst sind die kaiserlichen Truppen erfolgreich. Als sie bei der Plünderung der Gefallenen ein, greifen die Sarazenen nochmals an und reiben die kaiserlichen Truppen auf. Otto kann sich mit Mühe nur schwimmend retten. Herzog Otto von Schwaben aber auch Abt Werinher werden verwundet und sterben kurz später wohl an den Verletzungsfolgen. Aber auch Otto stirbt nur ein Jahr später mit 28 nur Jahren. Otto ist der einzige deutsche Herrscher, der in Rom bestattet ist.

Werinhers Nachfolger wird Branthoh I. (982-991) Am 2. Juli 985 bestätigt ihm Kaiser Otto III. mit einer in Frankfurt ausgestellten Urkunde die neuerliche Verleihung der Immunität für das Klosters, wobei wohl eine nicht erhaltene Urkunde Karls des Großen als Vorlage gedient hat. Da Otto zu der Zeit noch nicht volljährig war, dürfte die Urkunde wohl im Auftrag der Kaisermutter Theophanu ausgestellt worden sein. In der Urkunde wird ja auch gesagt “aus Zuneigung zu seiner Mutter Theophanu und auf Intervention des Erzbischofs Wiiligis und des Bischofs Hildibald von Worms”.  Auf Branhoh I. folgt 991 Hatto III. (991-997). Hatto III. war wohl auch auf dem Reichstag in Solingen dabei, auf dem Otto 14 Jahre alt geworden war und somit nach Vorstellung der Zeit als volljährig galt und auf dem Reichstag auch für volljährig erklärt wurde. Der junge Regent beauftragte nun Hatto, Papst Johannes XV. die Reichstagsbeschlüsse zur Kenntnis zu bringen. Hatto fehlte bis dahin noch die kirchliche Weihe. Johannes XV. (Papst von 985-996)vollzog dies dann im Oktober 994 in Rom und bestätigte ihm wie schon Johannes XIII. 969 die Privilegien. Außerdem erhielt Hatto die Erlaubnis, beim Gottesdienst Kardinalsornat zu tragen. Somit war Hatto der erste Fuldaer Abt, der vom Papst geweiht worden war. Außerdem stand er von allen Äbten des römisch-deutschen Reiches an erster Stelle. Abt Hatto kehrte 996 nach Fulda zurück. Er starb aber schon 997. Sein Nachfolger wurde Erkanbald. Dieser stammte aus der Familie der Grafen von Ölsburg und wurde 997 Abt von Fulda. Er war Verwandter des Bernward von Hildesheim (Bischof von Hildesheim von 993-1022),

der in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt wird. Aus seiner Zeit stammt das Bernwardskreuz und die Tür des Hildesheimer Doms. 1011 wurde er zum Mainzer Erzbischof berufen und blieb das bis zu seinem Tod 1021. Er war kein großer Kirchenfürst, galt aber auch schon als Abt von Fulda als treuer Gefolgsmann von Heinrich II.

Mit seiner Urkunde vom 31.12.991 bestätigt Papst Silvester II. (Papst von 999-1003) alle bisherigen Rechte des Klosters Fulda, verleiht wieder den Primat in Deutschland, reserviert dem Papst das Gericht über den Abt und erlaubt dem Abt die Appellation nach Rom. Er verleiht Immunität, Exemtion und gewährt das Zehntrecht. Außerdem verpflichtet er zur Einholung der Abtweihe in Rom. Damit hatten die Fuldaer Äbte das Höchstmaß an Selbstständigkeit gegenüber allen weltlichen und kirchlichen Instanzen in Deutschland.

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Nachdem Erkanbald in Mainz zum Erzbischof erhoben wurde, wählte der Konvent den bisherigen Propst zum Abt, der als Abt Brantho II. nur bis1113 regierte. Am Anfang scheint er noch in gutem Einvernehmen mit König Heinrich II. (König ab 1002, römisch-deutscher Kaiser von 1014-1024). Möglicherweise Heinrich  auf Anweisung seines Vorgängers Otto II. an der Domschule in Hildesheim zum geistlichen Stand ausgebildet worden. Auf diese Weise wollte Otto den Sohn seines heftigsten Gegners Heinrich des Zänkers von jeglicher Teilhabe an der Reichsgewalt ausschließen. Im Laufe seiner Ausbildung wurde er von Adalbert von Magdeburg, Wolfgang, Bischof von Regensburg und Abt Ramwold von der Abtei St. Emmeran in Regensburg unterwiesen, alles ausgewiesene Befürworter der Klosterreform von Gorze. In Deutschland war seit 951 Lorsch zum Zentrum der Reform ausgebildet worden. Es wundert also nicht, dass Heinrich die Reform kräftig unterstützte. Am 29.  Dezember 1012 schenkt er auf Bitten Branthos dem Kloster noch den rund um das Kloster gelegenen Königsforst. Im Sommer 1013 setzt er den rechtmäßig gewählten Abt einfach ab, weil dieser die Reform nicht stützte und säkularisiert einige Fuldaer Besitzungen.  Dafür setzt er den Lorscher Abt Poppo (1013-1018) ein, der weiterhin in Lorsch Abt blieb.

Als Konsequenz aus dieser Aktion verließen viele Fuldaer Mönche das Kloster. Brantho wurde 1023 Bischof von Halberstadt und blieb das bis 1036. Die Aktion Heinrichs gegen Abt Brantho erfuhr zu mindestens keinen Widerstand durch Branthos Vorgänger Erkanbald, mittlerweile Mainzer Erzbischof.

Abt Poppo stirbt am 27. April 1018 Amorbach war 990 bis 1000 von Lorsch im Sinne Gorzes reformiert worden. Als Poppo starb, brachte Heinrich den Amorbacher Reformabt Richard, der dort seit 1012 Abt war, ins Spiel. Er wurde dann auch gewählt und war von 1018-1039 in Personalunion Abt von Amorbach und Fulda.

Am 1. Juli 1019 verleiht Kaiser Heinrich in Köln dem Kloster  Fulda  unter Abt Richard auf Intervention Königin Kunigundes Münz und Marktrecht in Fulda und dem zugehörigen Zoll sowie der Marktgerechtigkeit. Damit entwickelt sich die Siedlung um die Abtei zur Stadt. Als solche (civitas) wird sie 1114 erstmalig erwähnt. Im Mai 1020 weilt Papst Benedikt VIII. (1012-1024) in Deutschland und weiht am 6. Mai 1020 den Bamberger Dom. Aus diesem Anlass ist er am 1. Mai 1020 zusammen mit Heinrich II. in Fulda. Auf dem Neuenberg bei Fulda gründet Richard 1023 das Nebenkloster St. Andreas. Als Abt Richard 1039 stirbt, wird er in der Kirche von Neuenberg bestattet. Es ist das einzige noch erhaltene Abtsgrab in Fulda. Im 12 Jahrhundert setzte ein wirtschaftliche Niedergang des Klosters ein. Erst Abt Markward I. stoppte diesen Niedergang. Er war im Kloster St. Michael auf dem Berg erzogen worden und war dann seit etwa 1142 Abt der Benediktinerabtei Deggingen. Von 1150-1165 war er Abt in Fulda. Er restituierte verlorengegangene Rechtstitel des Klosters, er sicherte  die Bausubstanz des Klosters, z. B. errichtete er den 1120 eingestürzten Südturm der Ratgarbasilika er sorgte für eine funktionierende Wasserversorgung innerhalb des Klosters. Er umgab die Stadt Fulda mit “sehr starken Mauern”, Dämmen und Toren. Er sicherte das klostereigene Land mit Burgen. Er ging militärisch gegen das um sich greifende Raubrittertum vor.

Dies vermerkt er in den “Gesta Marcuardi”, seinem Rechenschaftsbericht. Allerdings griff er auch zur Urkundenfälschung, damals durchaus üblich. Der Fuldaer Mönch fasste Fuldaer Besitztum im “Codex Eberhardi “ zusammen und “frisierte” wohl viele Urkunden zugunsten der Abtei. Seinen größten Tag hatte Abt Markward  am 22. März 1157. Da fand in Fulda ein großer Reichstag Friedrich Barbarossas statt. Der wiederhergestellte Teil der Basilika wurde im Beisein des Kaisers neu geweiht. 1158 begleitet er den Kaiser auf seinem Italienfeldzug. Da er 1165 der papstfeindlichen Politik Barbarossas nicht mehr folgt, wird er seines Amtes enthoben und auf die Propstei St. Andreas am Neuenberg abgeschoben. Er stirbt am 23. Juli 1168 in Bischofsheim und wird in Fulda beerdigt. Kuno (1217-1221) ist der letzte Fuldaer Abt. Er war gleichzeitig Ellwanger Abt, das schon 1215 zur Fürstabtei erhoben wurde. Kuno spielte in der Reichspolitik eine Rolle. Er war an der Spitze einer Delegation beim Papst um die Kaiserkrönung Friedrichs II. vorzubereiten. Die Kaiserkrönung erfolgt 1220 und 1220 wird Fulda Fürstabtei. Der Fuldaer Abt wird Reichsfürst und hat die Landeshoheit. Man kann da wohl einen Zusammenhang mit der Tätigkeit Kunos und der  Erhebung in den Fürstenstand durch Friederich sehen. Auf Abt Kuno folgt mit Konrad von Malkos (1222-1249) der erste Fürstabt.

Am Weihnachtstag 1235 brennt in Fulda eine Mühle ab. In Abwesenheit der Eltern verbrennen dabei 5 Buben. Daraufhin werden zwei Juden beschuldigt. Wahrscheinlich unter Folter gestehen sie, dass sie das Blut unschuldiger Kinder für magische Zwecke gebraucht hätten. Das ist der erste Fall bei dem man von einer Ritualmordbeschuldigung sprechen kann. Kurz nach der Anklage fand in Fulda ein Pogrom statt, wobei über 30 jüdische Bürger erschlagen wurden. Die Kinderleichen wurden nach Hagenau gebracht, wo sich Kaiser Friedirch II. in der dortigen Pfalz aufhielt. Man erwartete eine Bestrafung der Juden im Reich für diese entsetzlichen Bräuche. Der Kaiser ließ die Juden aber nach der Zahlung großer Summen straflos nachdem er erst die anwesenden Fürsten befragt und dann Sachverständige, nämlich getaufte Juden, von benachbarten Königen angefordert hatte. “Es lasse sich nach Aussage der erfahrensten und gelehrtesten Männer nicht feststellen, dass die Juden zur Feier ihres Passahfestes Christenblut nötig hätten. Im Juli 1236 wurden in Augsburg die Juden Fuldas und des ganzen Reiches von den anwesenden Fürsten freigesprochen. Gleichzeitig nimmt sie Friedrich II. in seine Kammerknechtschaft auf. Einerseits genossen die Juden so einen besonderen Schutz, andrerseits konnte sie der Kaiser auch mit besonderen Steuern belegen.

Die Juden und Fulda, das wird auch 100 Jahre später ein Thema bleiben.

fulda-o-dom-7 Der zweite Fürstabt Fuldas, Heinrich von Erthal stammte aus dem alten fränkischen Geschlecht derer von Erthal mit dem Stammsitz Untererthal, heute ein Stadtteil von Hammelburg. Er war erst Stiftsdekan und wurde 1249 zum Fürstabt von Fulda gewählt. Von 1252-1254 und dann wieder von 1258-1261 verwaltete er die Abtei Hersfeld mit. Er kämpfte gegen das Raubrittertum und scheint auch sonst ziemlich streitbar gewesen zu sein. Mit dem Klostervogt, dem Grafen  Berthold von Ziegenhain stritt er um die Vorherrschaft. In seine Amtszeit fallen der Bau oder die Erneuerung der Burg Biberstein und außerdem die Stadtbefestigungen von Brückenau, Hammelburg und Herbstein. Wegen der Befestigung Hammelburgs war von seinem Vorgänger eine Fehde zwischen Fulda und Würzburg ausgetragen worden. 1259 verkaufte er die Stadt Hameln an Bischof Wittekind von Minden in der die Abtei ja seit dem ersten Abt begütert war und in der Fulda im 12. und 13. Jahrhundert die Stadthoheit hatte. Nach dem Tod Heinrichs wurde Bertho II. von Leibolz zum Abt gewählt. Er war zwar klein von Gestalt, weswegen er auch “Fingerhut” genannt wurde aber trotzdem sehr tatkräftig. Seine Abtszeit (1261-1271) fällt in die Zeit des Interregnums (1245-1273) In dieser Zeit herrschte das Fehdewesen. Auch versuchten untergebene Ritter und Dienstleute mehr Unabhängigkeit vom Stift zu erreichen. Er verbündete sich auch mit dem Landgrafen Heinrich von Thüringen gegen die Raubritter, die nicht einmal davor zurückgeschreckt waren, Jakobspilger zu überfallen und auszurauben. Er befestigte weitere Städte im Umland von Fulda wie Breitenbach bei Hersfeld, Geisa in der thüringischen Rhön und Lauterbach im Vogelsberg. Er eroberte und zerstörte 15 Burgen seiner Gegner zwischen Rhön und Vogelsberg. Am 18. März 1271 aber wurde Bertho während der Messfeier niedergeschlagen und getötet. Die Mörder

300px-Ermordung_abt_berthoII_fuldaüberlebten die Tat allerdings nicht lange. Sein Nachfolger Bertho III. von Mackenzell lässt die Mörder aufspüren. In der romanischen Wehrkirche von Kirchhasel werden sie erschlagen. Die beiden überlebenden Brüder Heinrich und Albert von Ebersberg werden auf Anordnung Rudolf von Habsburgs 1274 in Frankfurt öffentlich gerädert. Ansonsten war der Abt wohl schwach und untätig. Der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein übernimmt die Verwaltung der Abtei bis 1274. Nun wird Bertho IV. von Biembach (1274-1286) neuer Fürstabt. Vor seiner Wahl war er Stiftsdekan. Auch seine Amtszeit wird noch geprägt durch das Vorgehen gegen das Raubrittertum. Er zerstörte 5 Burgen im hessisch-thüringischen Raum 1282 lag das Stift dann in Fehde mit dem Bistum Würzburg. Es ging um das Grenzgebiet. Bei der Schlichtung einigte sich der Abt dann mit Bischof Berthold von Würzburg (1274-1287) die Burg der Herren von Eberstein abzubrechen und die in Brand bei Hilders liegende Burg neu zu befestigen. Um die Finanzen des Klosters scheint es aber nicht besonders gut bestellt gewesen zu sein, denn am 5. November 1282 übertrug aber Rudolf von Habsburg in Mainz “auf dringendes Ansuchen von Abt und Konvent, sowie der Edeln, Ministerialen,Burgmannen und Bürger von Fulda für sechs Jahre die weltliche Verwaltung des ganz zerrütteten und verarmten Kloster Fulda und trifft Bestimmungen über den Unterhalt des Abtes und der Brüder, über die Kompetenz des Grafen Eberhard, Verhütung der Verschleuderung des Klostergutes und Herstellung der Klosterzucht. Abt und Kloster gelobten vor dem König die Einhaltung dieser Bestimmungen. Als Zeugen traten auf Bischof Heinrich von Basel, die Grafen Gottfried von Sain, Johann von Sponheim, Burchard von Hohenberg und Heinrich von Weilnau. Graf Eberhard von Katzenellenbogen war seit 1275 im Dienste Rudolfs von Habsburg und eine wichtige Stütze der Reichspolitik am Rhein.

Er war Reichslandvogt am Rhein und in Oberschwaben. Er war erfolgreich bei der Reichsgutverwaltung und Wahrung und mit vielen königlichen Spezialmandaten ausgestattet, wie z. B. hier in Fulda.

Auf Bertho IV. von Biembach folgte Fürstabt Markward II. von Bickenbach (1286-1288), wie Bertho vor seiner Wahl Stiftsdekan. Am Tag nach seiner Abtsweihe brennt die Stiftskirche ab. Die Reliquien der Heiligen Bonifatius und Sturmius konnten aber gerettet werden. Die Familie von Bickenbach war ein mitteldeutsches Rittergeschlecht mit Besitzungen im Odenwald und Steigerwald. Er zerstört die Burg Steinau und erwirbt die Burgen Fischberg und Neidhartshausen. 1288 stirbt er, angeblich durch Gift.

Sein Nachfolger wurde Graf Heinrich V. von Weilnau. Seine Familie hatte sich aus der Familie von Diez abgespalten und war überwiegend in der Wetterau begütert.

Er verstand sein Amt eher politisch. Er war Berater der Könige Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I. von Österreichs sowie Heinrich VII: von Luxemburg. Er ließ die unter Markward abgebrannte Stiftskirche wieder erbauen. Zwischen 1294 und 1312 ließ er zwischen Stiftsgebiet und Stadt eine Abtsburg errichten und residierte außerhalb des Klosters. An der Stelle der alten Abtsburg steht heute das Stadtschloß. Er eroberte die Burgen Ebersberg, Ürzell bei Steinau an der Straße, Poppenhausen und Geisa. Auch war er in Fehden verwickelt mit den Herren von Buchenau und Riedesel und auch dem Landgrafen von Hessen mit dem Bertho II. noch im Kampf gegen die Raubritter verbündet war. 1293 beruft Heinrich ein Generalkapitel aller Benediktineräbte nach Fulda ein.

War die Zwangsverwaltung für Fulda schon ein deutlich sichtbares Zeichen des Niedergangs, so war es auch die Zahl der Mönche. 825 lebten 603 Mönche im Kloster, unter Fürstabt Heinrich waren es um 1300 gerade noch 58. Allerdings haben auch die Klöster Lorsch oder Reichenau eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen. Im 8. und 9. Jahrhundert sind es blühende Klöster mit großen kulturellen Leistungen, berühmten Namen und sie spielen im Reich eine gewichtige Rolle. Im 13. Jahrhundert kämpfen sie buchstäblich ums Überleben.

Nur drei Jahre regierte der vormalige kaiserliche Kaplan Fürstabt Eberhard von Rotenstein (1313-1315). Nach der Doppelwahl 1314 von Philipp des Schönen und Ludwig dem Bayern kam es zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten um den Königsthron, die erst durch die Schlacht bei Mühldorf 1322 beendet wurde. Der Fuldaer Abt stand auf Seiten Ludwigs.

Sein Nachfolger wurde Heinrich VI. von Hohenberg (1313-1315). Er war vorher Propst in Holzkirchen. Das Benediktinerkloster Holzkirchen ist nach 748 auf Anregung von Papst Zacharias, den wir schon aus dem Zachariasprivileg kennen, von fränkischen Adligen gegründet worden. Schon 775 tradierte Karl der Große das Kloster im Aalbachtal an die Reichsabtei Fulda. Was bei dem neuen Fürstabt ins Auge fällt, ist sein enormer Kapitalhunger. Von seinem übernächsten Nachfolger weiß man aber, wie kompliziert und vor allem teuer die Wahl zum Fuldaer Fürstabt war, so dass dies eigentlich nicht weiter verwunderlich ist. Vor 1320 lässt Abt Heinrich innerhalb der Stadt eine zweite Abtsburg errichten. Dagegen begehrten die Bürger auf. Johann von Ziegenhain, der Hochvogt (von 1304-1344) der Reichsabtei wollte die gute Gelegenheit nutzen, um seine Vogteirechte auszuweiten. Er verbündete sich mit den Bürgern. Beide Burgen wurden erstürmt, die neue samt Turm und Mauern zerstört. Der Abt flüchtete und erhob bei Kaiser Ludwig IV. Klage. Die Stadt Fulda und der Graf wurden mit der Reichacht belegt. Seine nun gestärkte Macht als Stadtherr nutzte Abt Heinrich VI. die Stadtsteuern kräftig zu erhöhen und zwar von 100 Pfund aus 800 Pfund Heller und das für sieben Jahre. Als er 1330 schon wieder an der Steuerschraube drehte, und noch dazu  reiche Bürger einkerkerte, die er nur gegen eine Kaution von 9500 Pfund Heller freilassen wollte, erhob sich die Stadt gegen ihn. Fuldaer Schöffen und Bürger schlossen einen Vertrag mit Graf Johann und öffneten ihm die Stadttore. Abtsburgen, das Kloster und die Propstei wurden erstürmt und geplündert. Aber die Ministerialen des Abtes konnten den Aufstand niederschlagen. Graf Johann entkam mit Mühe der Gefangenschaft. Erzbischof Balduin von Trier (um 1285-1354), der von 1326-1338 auch Administrator des Erzbistums Mainz war, vermittelte einen Frieden, der am 9. September 1331 in Kraft trat.

170px-Trier_Balduinbrunnen_Balduin_von_LuxemburgStadt und Graf wurden wieder mit der Reichsacht belegt. Die Bürger mussten den Turm und die Ringmauer wieder herstellen. Die Stadt erhielt einen Rat und Bürgermeister unter Aufsicht eines fürstlichen Schultheißen. Das älteste Stadtsiegel der  Stadt Fulda, ein segnender Abt, stammt aus dem Jahre 1331. Johann musste alle Beute zurückgeben und 1000 Pfund Heller Sühne zahlen. Kaiser Ludwig erhöhte  die Strafe auf 4000 Pfund, worauf sich Johann weigerte, die Strafe zu bezahlen. Abt Heinrich und der Landgraf Heinrich II. von Hessen, der zum Schirmherrn der Abtei bestimmt war, wandten sich an den Kaiser. Daraufhin wurden 2100 Pfund als Sühnezahlung festgesetzt, die in Raten abgetragen werden konnten. Der Fuldaer Abt quittierte am 22. Februar 1419 die letzte Zahlung. Zwar war die Abtei hoch verschuldet, doch kaufte sie am 5. Mai 1344 von Johann alle verbliebenen Rechte aus der Schirmvogtei für 7100 Pfund Heller ab. 1346 wurde der Erhalt der vollen Kaufsumme bestätigt. Nur das erbliche fuldische Marschallamt war Johann verblieben. Das beinhaltete die Disziplinargerichtsbarkeit über die fuldische Ritterschaft, den Vorsitz auf Landtagen und das Aufgebot des Lehnsadels und der Ministerialität. In den Folgejahren, nämlich 1348, 1350 und 1364 wütete die Pest in Fulda. Die erste Pestwelle von 1347-1353 forderte europaweit geschätzte 25 Millionen Todesopfer.

220px-Smallpox01Die Medizin war machtlos. Ein Sündenbock war mit den Juden schnell gefunden.

In Fulda versteckten sich die Juden in drei Häusern. Sie hatten den Abt vergeblich um Hilfe gebeten. Die Juden werden gefunden und fast alle umgebracht. Die Zahl der Opfer wird auf 180 geschätzt. Es war das erste Pogrom in Hessen.

Als Heinrich VI. 1353 stirbt, wird Heinrich VII. zum Abt gewählt. Er stammt aus niederem buchonischen Adel, wohl aus einem fuldischen Ministerialengeschlecht,

das 1197 erstmals bezeugt ist. Er ist 1303 in Bad Salzungen geboren und war Propst des Frauenklosters Allendorf an der Werra. Er war der erste Abt, von dem bekannt ist, dass das Wählergremium vor der Wahl eine Kapitulation aufstellte, deren Einhaltung der Gewählte für den Fall seiner Wahl beschwören musste. Nach seiner Wahl reiste der neue Abt an den päpstlichen Hof nach Avignon um sich dort von Papst Innozenz VI. (Papst in Avignon von 1352-1362). Wahrscheinlich hat er sich da schon um Dispens von seinen Wahlverpflichtungen bemüht. Kaiser Karl IV. (1316-1378) erteilt ihm 1354 in Trier die Investitur und bestätigt die Fuldaer Rechte und Besitzungen aus der Urkunde Heinrichs II. vom 16. Dezember 1012. und Heinrichs VII. Im Folgejahr hält er sich längere Zeit am Hofe Karls IV. in Nürnberg auf. In der Folgezeit kann er eine Reihe von Privilegien für sich und sein Kloster erlangen. das bedeutendste war am 1. Juni 1356 die Ernennung zum Erzkanzler der Kaiserin. Damit wird ein altes aber umstrittenes Recht und seit den salischen Kaisern nicht mehr ausgeübtes Privileg mit goldener Bulle in Prag bestätigt und neu verbrieft. Der Fuldaer Abt erhielt so das Recht, bei Hof und Reichstagen in Mainz unmittelbar zur Linken das Kaisers Platz nehmen zu dürfen. Außerdem hatte er das Recht, der Königin bzw. Kaiserin bei allen festlichen Gelegenheiten, bei der sie in vollem Ornat erschien, die Krone zu halten aufzusetzen und abzusetzen. Das bedeutete für die Folgejahre Königsnähe und immer wieder Gunstbeweise für das Kloster, so am 24. Juli 1360, in Nürnberg als dem “abt Heinrich von Fuld, sein und des reiches panier aufzuwerfen und darunter zu ziehen,wenn er räuber und andere schädliche leute verfolgt” erlaubt wird. Er war aber auch in zwei Fehden mit dem Landgrafen Heinrich II. und dessen Sohn Otto der Schütz verwickelt, in der es um territoriale Ansprüche ging und die er verlor. Auch soll er an dem frühen Ableben eben des Landgrafensohns Otto der Schütz, der 1366 früh in Spangenberg starb, nicht unbeteiligt gewesen sein. Auch soll er beim frühen Tod des Magdeburger Domherrs Otto von Hessen, der 1357 mit 16 starb, Sohn des Landgrafenbruders Ludwigs und der in Magdeburg als Nachfolger seines Onkels Otto, des dortigen Erzbischof werden sollte, seine Hände im Spiel gehabt haben.

Gravierender wurden die Auseinandersetzungen mit dem Fuldaer Konvent.  Denn Heinrich versuchte immer stärker die Verpflichtungen seiner Wahlkapitulation auszuhöhlen. Vordergründig ging es um die Schuldenwirtschaft des Abtes in Wirklichkeit aber um die Absetzung des Abtes. 1366 wurde der Streit beigelegt, aber Heinrich musste sich einer Kommission unterwerfen, die über die Nützlichkeit einer Unternehmung zu befinden hatte. Damit begann ein Prozess, in dessen Verlauf die Rechte des Fuldaer Abts gegenüber dem Konvent mehr und mehr beschnitten wurden. Stärkster Kontrahent war Konrad von Hanau, der seit 1353 Mönch und Priester im Kloster Fulda war und dann als Propst nach Holzkirchen ging. Heinrich VII. starb am 16. Februar 1372 und wurde in der Kirche des Klosters Frauenberg begraben.

Konrad IV. von Hanau ist zwischen1325 und 1330 geboren. Er war der 5. Sohn des Grafen Ulrich II. von Hanau und der Agnes von Hohenlohe. Da in der Grafenfamilie die Erbfolge durch Primogenitur bestimmt wurde, war Konrad von vorneherein zur geistlichen Laufbahn bestimmt. 1343 ist er Klosterschüler in Fulda. Vor 1353 war er Kanoniker in  der Johanneskirche vor den Mauern in Hildesheim. Diese Pfründe verlor er aber aufgrund von Exkommunikation am 16. Oktober 1353. Noch 1353 wurde er Mönch in Fulda und dann auch Priester. Er führte die Opposition gegen Abt Heinrich. Wohl nach der Beilegung des Streits wurde er Propst in Holzkirchen.

Konrad hatte am linken Auge eine Schädigung, was eine Wahl nach kanonischem Recht eigentlich nicht ermöglicht hätte. Es wurde ihm aber Dispens erteilt. Zwei Kandidaten bewarben sich und zwar Konrad und Wilhelm von Magenheim. Am Ende machte Konrad das Rennen, wobei wohl die größer Finanzkraft Konrads den Ausschlag gab. In diesem Zusammenhang liegen Schuldverschreibungen von 12.500 Gulden vor. Das sind nach heutiger Währung über 500.000 €, und das für eine fast bankrotte Abtei! Papst Gregor XI. (Papst von 1370-1378 – er beendete die “babylonische Gefangenschaft der Kirche”, indem er 1377 von Avignon nach Rom zurückkehrte) ernannte ihn am 7. Februar 1373 zum Fürstabt von Fulda. Da er sich schon für die Wahl hochverschuldet hatte, versuchte er dies aus dem Reichsstift zu refinanzieren. Schon 1374 musste er die Burg Otzberg, die Stadt Hering und Teile der Stadt Umstadt an seinen Bruder verpfänden. Trotzdem leisteter er sich zahlreiche Fehden mir Rittern der Umgebung. Gegen den Landgrafen führte er Krieg, den er verlor. Die fuldischen Landstände, zu denen die Städte Fulda, Vacha, Geisa und Hammelburg, die Ritter und das Domkapitel gehörten, opponierten gegen ihn. Das war insofern fatal, weil nur diese die Steuern bewilligen konnten. 1381 war die Lage so aussichtslos, dass er sich einer Zwangsverwaltung, die von den Landständen dominiert wurde, unterwerfen musste. 1383 wurde er ermordet. Nach denen einen Quellen wurde er erstochen, nach den anderen zwischen Tür und Türrahmen zerquetscht. Erst 10 Jahre nach seinem Tod waren die unter seiner Regierung eingegangenen Verpflichtungen abgelöst. Auf Konrad folgte Fürstabt Friedrich von Romrod (1383-1395). 1395 tritt Johann von Merlau sein Amt an. Er war vorher wie einige seiner Vorgänger Propst in Holzkirchen. Als erster Abt musste er die sogenannten “Alten Statuten” vom 1. September 1395 beschwören, eine Art Grundgesetz des Fürstentums. Ein Großbrand im Jahre 1398 nach einem Blitzschlag, bei dem die Ratgarbasilika teilweise zerstört wurde trieb den ohnehin schon hohen Schuldenstand weiter in die Höhe und zwar von 300 000 Gulden auf 380 000. Dazuhin hatte er weiter Auseinandersetzungen mit Mitgliedern des fuldischen Ritterstands und geistlichen und weltlichen benachbarten Herren, wie zum Beispiel Bischof Johann II. von Würzburg. Das führte dazu, dass er 1419 den vom Stiftskapitel und dem neuen Mainzer Erzbischof Konrad III. von Dhaun (1380-1434) Hermann II. von Buchenau als Koadjutor und Verweser akzeptieren. Er sollte die weltlichen Angelegenheiten des Stifts in die Hand nehmen. Abt Johann bestand weiter auf seinen Rechten. Dies führte innerhalb von kurzer Zeit zu schwerem Streit. 1420 wurde er auf Schloss Neustadt von Herrmann von Buchenau überfallen und in das Dorf Ottershausen verschleppt. Zwar rief Abt Johann die beiden geistlichen Oberhirten der Abtei, den Mainzer Erzbischof Konrad und den Würzburger Bischof Johann um Hilfe an. Aber diese halfen ihm nicht sondern setzten stattdessen Eberhard von Buchenau, einen Verwandten Hermanns, zum Oberamtmann des Hochstifts ein. 1425 vertrieb Hermann den Fürstabt ganz aus dem Fürstentum. Dieser verbündete sich nun mit dem hessischen Landgrafen Ludwig I. Das Erzbistum Mainz lag seit 2 Jahrhunderten im Streit mit den Landgrafen um die territoriale Vorherrschaft in Hessen. Die fuldischen Streitigkeiten und eine auf der Grafschaft Waldeck anstehende Pfandsumme nahm Erzbischof Konrad zum Anlass, dem Landgrafen Ludwig I. den Krieg zu erklären. Es kam 1427 zu zwei Schlachten, eine in der Nähe von Fritzlar, dem befestigten Hauptort des Erzbistums. Diese entschied der Landgraf für sich. Bei Fulda hatte Konrad ein zweites Aufgebot versammelt. Aber Stadt und Abtei Fulda weigerten sich, die Mainzer einzulassen, da sich der Erzbischof wiederholt in ihre inneren Angelegenheiten eingemischt habe. Landgraf Ludwig marschierte am 3. August in Fulda ein, verjagte den Koadjutor und dem mainzisch-würzburgischen Oberamtmann und setzte Abt Johann von Merlau wieder ein. Eine Woche später kam es auf dem Münstermaifeld westlich von Fulda noch einmal zur Schlacht. Auch hier behielt der Landgraf die Oberhand. Der Erzbischof konnte fliehen. 300 seiner Reiter gerieten in Gefangenschaft. Der Friede von Frankfurt, der am 8. Dezember 1427 in Frankfurt geschlossen wurde, besiegelte das Ende des Kampfes um die Vorherrschaft in Hessen. Johann von Merlau blieb nun bis 1440 Abt. Ihm folgte- Ironie der Geschichte- sein ehemaliger Gegenspieler Hermann von Buchenau, nun Abt bis 1449. Er reformierte das Finanzwesen indem auch Ministeriale zu Zahlungen herangezogen wurden.

1499 wurde Ulrich von Hutten (1488-1523)von seinem Vater ins Kloster Fulda verfügt, weil er sich aufgrund seiner körperlichen Konstitution nicht zum Ritter zu eignen schien. Deshalb sollte er Mönch werden. Er verlässt die Schule 1505 und studiert zunächst auf Stiftskosten an der Universität Erfurt, wo er sich dem dortigen Humanistenkreis anschloss.

p206515-Fulda-Dom Von 1513-1529 ist Hartmann II. Burggraf von Kirchberg Fürstabt. Er war seit 1507 Koadjutor seines Vorgängers und vorher Kanoniker in  Mainz. Und er war Assessor beim Reichskammergericht, das bis 1527 seinen Sitz in Frankfurt hatte. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit erreichte er die Vereinigung der Abteien Hersfeld und Fulda. Mir liegen zwar die Akten  nicht vor. Aber man kann ein bisschen spekulieren. Die finanzielle Situation der Abtei Hersfeld war ebenfalls ziemlich desolat. Verschlimmert wurde die Situation durch einen Prozess, den die Abtei gegen die Stadt Hersfeld kurz vor 1513 verlor, was die Schulden der Abtei noch vergrößerte. Wenn man nun weiß, dass Abt Hartmann vor seiner Regierungszeit Assessor am Reichskammergericht war, kann man unterstellen, dass er durchaus auch Beziehungen zur Abtei Hersfeld hatte. Der Hersfelder Abt Volpert Riedesel zu Bellersheim (1493-1513) resignierte zugunsten des Fuldaer Abtes. Im Gegenzug übernahm der Hersfelder Abt die fuldische Propstei Andreasberg. Am 10.September1513 verkündete Abt Hartmann auf Schloss Eichenau die Vereinigung.Allerdings widersetzte sich dem der spätere Hersfelder Abt Karto. Auch die Stadt Hersfeld, unterstützt von der hessischen Landgräfin Anna von Mecklenburg,deren Sohn Schirmvogt der Abtei war, verweigerte Abt Hartmann den Gehorsam. 1515 wählte der Hersfelder Konvent unter Vorsitz des hessischen Kanzlers Johann Feige den bisherigen auf Druck der Landgräfin gewählten Verwalter der Abtei Ludwig von Hanstein zum Gegenabt. Die Situation war für Fulda nicht lange tragbar und schon 1516 verzichtete Abt Hermann auf Hersfeld.

Von 1521 bis 1529 ist Johann III. Graf von Henneberg-Schleusingen regierender Koadjutor und von 1529-1541 Fürstabt  In seine Regierungszeit fällt der Bauernkrieg 1525, der Fulda schwer getroffen hat. Die Situation der Bauern um Fulda war durch die hohen Abgaben und Frondienste recht erbärmlich. Hans Dolhobt , ein Uhrmacher, sammelte 10 000 Bauern um sich. Sie nahmen die Stadt Fulda ein. Die Klöster auf dem Petersberg und Frauenberg gingen in Flammen auf. Das Reichstift und die Nebenklöster wurden geplündert. Am 3. Mai rückte Landgraf Philipp mit einem starken Heer an. Die Stadt wurde gebrandschatzt und musste die Kriegskosten bezahlen.

Philipp Schenk zu Schweinsberg (1541-1550 war Fürstabt während des Schmalkaldischen Krieges (1546-1547). Da  der Krieg aber auf zwei Hauptschauplätzen, nämlich im Donaufeldzug, der zwischen Juni und November 1546 und sächsischen Feldzug November 1546-bis April 1547 stattfand,ausgetragen wurde,  kam Fulda abgesehen von Truppendurchzügen glimpflich davon.

Der 2. Markgrafenkrieg entwickelte sich aus dem Fürstenaufstand von 1552 heraus weiter Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg –Kulmbach bemühte sich um die Vorherrschaft in Franken. Er bekämpfte den Katholizismus und ging dabei vor allem gegen die Hochstifte vor. Plünderung und Brandschatzung machten das für ihn auch lukrativ. Im Rahmen dieser Aktionen wurde auch Fulda 1552 von einem Heer unter Herzog Christian von Oldenburg geplündert. Der Kirchenschatz war nach Schweinfurt verbracht worden. Im Mai 1552 konnte Albrecht Alcibiades die Reichsstadt Schweinfurt besetzen und bis zum Ende des Krieges als wichtigen Stützpunkt halten. Bei der Besetzung fiel ihm der Fuldaer Kirchenschatz in die Hände. Er überspannte allerdings den Bogen und seine Nachbarn schlossen sich im Fränkischen Bund zusammen. 1553 standen Truppen aus Braunschweig und Sachsen vor Schweinfurt. Ein bundesständisches Heer besiegte Albrecht Alcibiades in der Schlacht bei Sievershausen.

1558-1567 regierte Fürstabt Wolfgang II. Schutzbar genannt Milchling. Die Schutzbars sind ein altes hessisches Adelsgeschlecht, die seit 1532 der althessischen Ritterschaft angehörten. Ihr Stammsitz ist das Schloss Burgmilchling bei Treis an der Lumde. Es gab mehrere Linien. Die sogenannte Friedrich’sche Linie entwickelte sich in Hessen und Westfranken weiter. Sie stellte mehrere Domkapitulare in Würzburg und eben den Fürstabt Wolfgang von Fulda. Bedeutend war vor allem der gleichnamige Wolfgang Schutzbar, der bis 1543 Landkomtur des Deutschen Ordens für die Ballei Hessen in Marburg war. Dort hatte er vor allem mit dem protestantischen Landesherren Landgraf Philipp zu tun, wurde aus Hessen vertrieben aber ab 1543 zum Hochmeister des Deutschen Ordens in Mergentheim gewählt. Das war er bis 1566. 1544 wurde er von Kaiser Karl V. mit Preußen belehnt.

Dernbach_Ba_2001Balthasar von Dernbach genannt Graul wurde 1548 in Wiesenfeld geboren und evangelisch-lutherisch getauft. Sein Vater war strenger Lutheraner und treuer Gefolgsmann des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen. Er kämpfte auch im Schmalkaldischen Krieg mit. Sein Vater starb 1560, da war Balthasar knapp 12. Seine Mutter gab den Jungen zur weiteren Ausbildung und Erziehung an ihren Bruder, den Abt Wilhelm Hartmann Klauer von und zu Wohra ins Stiftkapitel nach Fulda. Er ist also von der Mutter getrennt und wird nun streng katholisch erzogen.

Mit 18, am 9. März 1566 wird er in Würzburg zum Priester geweiht. Bereits 1570, also mit 22 wird er zum Nachfolger seines Onkels zum Fürstabt gewählt. Bestätigt wird die Wahl von Papst Pius V. (1504-1572). Er beginnt sofort mit der Gegenreformation. 1571 berief er die Jesuiten nach Fulda. Ein Gymnasium (1572) und ein päpstliches Kolleg (1584) wurden eingerichtet. Er ging rigoros gegen Andersgläubige vor. Wer nicht zum alten Glauben zurückkehren wollte, musste das Gebiet des Reichstifts verlassen. Sein schroffes Vorgehen gegen den evangelischen Glauben führt zu erbittertem Widerstand des Stiftskapitels, des Magistrats und der Ritterschaft. Am 23.6.1576 war er in Hammelburg, wo bisher die Wiederherstellung des katholischen Glaubens nicht geglückt war. Er wurde von der stark gerüsteten Ritterschaft und dem Kapitel überrumpelt. Auf Druck der Rhöner Ritterschaft, des Bischofs von Würzburg und des Kapitels musste er abdanken. Er floh zum Bischof nach Mainz. Sobald er außer Landes war, widerrief er. Der Erzbischof von Würzburg Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) wurde zum Administrator des Stifts gewählt mit der Vereinbarung, den Ritterständen Religionsfreiheit zu gewähren.Von Mainz aus rief Balthasar Papst und Kaiser um Hilfe. Papst Gregor XIII. (Papst von 1572-1585) drohte mit dem Kirchenbann, falls Würzburg Fulda nicht wieder herausgegeben würde und Kaiser Maximilian II. hatte das Geschehene schon für null und nichtig erklärt. Da verstarb er, vor eine Entscheidung gefallen war. Sein Nachfolger Rudolf II. ließ aber den angefangene Prozess beim Reichshofrat anlaufen. Aber er erteilte 1577 Bischof Julius Echter den Befehl, die Stellung in Fulda aufzugeben. Er legte das Stift unter Sequester, d.h. es war unter Zwangsverwaltung solange der Rechtsstreit anhängig war und das dauerte knapp 26 Jahre! Im Jahre 1579 aber wurde ihm Schloss und Herrschaft Bieberstein eingeräumt und er erhielt vom Stift ein angemessenes Jahresgehalt. Bis 1581 wurde Heinrich von Bobenhausen, gleichzeitig Hochmeister des deutschen Ordens,  vom Kaiser zum Administrator bestellt. 1581 folgte ihm Erzherzog Maximilian von Österreich, der Bruder Kaiser Rudolf II. Er war seit 1585 Koadjutor des Deutschen Ordens und ab 1590 (bis 1618) dessen Hochmeisters. Abt Balthasar konnte von Bieberstein aus durchaus Einfluss auf die Regierung des Stiftes nehmen und da beide Administratoren auch überzeugte Anhänger der Gegenreformation waren, liefen die Dinge im Stift durchaus im Sinne Balthasars. Am 7. August 1602 erging schließlich das Schlussurteil am kaiserlichen Hof. Der Fürstabt wurde ohne jeglichen Vorbehalt wieder in seine Rechte eingesetzt. Der Würzburger Bischof, die stiftsfuldische Ritterschaft und die Stadt Fulda erhielten in der Sache Unrecht. Sie wurden zu beträchtlichen Geldstrafen beziehungsweise Entschädigungen verurteilt. Fürstabt Balthasar ließ sich am 23. Dezember 1602 neu huldigen. Diese Vorgänge um Abt Baltasar sind auch als “Fuldaischer Handel” in die Geschichte eingegangen. Allzu lange konnte sich der rehabilitierte Abt nicht über seinen Sieg freuen. Schon am 15. März 1606 verstarb er in Fulda. In den letzten drei Jahren seiner Amtszeit hatte er eine harte Rekatholisierungspolitik betrieben.

Außerdem erlebte die Hexenverfolgung einen traurigen Höhepunkt. Ihr fielen rund 300 Frauen und auch Männer zum Opfer. Unter Abt Balthasar war Balthasar Nuss von 1602 ab Zentgraf und “Malefizmeister” der Stadt Fulda. Er war ein enger Vertrauter des Abtes.  Nuss war in der ersten Amtsperiode des Abtes von diesem zum Oberholzförster ernannt worden. Bei der Absetzung des Abtes in Hammelburg war er wohl zugegen. Aber verhalf Balthasar dann zur Flucht ins Mainzische.Danach teilte er drei Jahre sein Schicksal als Flüchtling. Als dem vertriebenen Fürstabt dann Schloss Bieberstein als Wohnung und zur Nutzung zur Verfügung gestellt worden war, bestellt er Nuss zum Oberförster der umgebenden Wälder. 1591 konnte er für ihn die Anstellung zum Zentgrafen von hofbieber erreichen. Nach seiner Restitution ersetzte  er aus heute nicht mehr ersichtlichen gründen sehr schnell den katholischen Zentgrafen und peinlichen Richter Konrad Landau in Fulda durch Balthasar Nuss. Im Kreise des Fürstabts kam diese Berufung nicht gut an, da Nuss einen sehr schlechten Ruf hatte. Der Nachfolger Fürstabt Balthasars Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622) setzte den Hexenprozessen ein Ende und ließ Balthasar Nass wegen Beschwerden aus der Bevölkerung verhaften, nicht wegen der Hexenprozesse. Der Vorwurf waren Bestechlichkeit, Unterschlagung und offenkundige unrechtmäßige Bereicherung. Am Ende des Prozesses stand fast immer die Hinrichtung, Beschlagnahmung des Vermögens. Die Angehörigen hatten die Prozesskosten zu tragen. Nass war 16 Jahre inhaftiert und wurde aufgrund eines Gutachtens der Juristischen Fakultät der Universität Ingolstadt im Dezember 1618 hingerichtet.

Fürstabt Johann Friedrich konnte auch auf einem anderen Gebiet Erfolge vorweisen. Die Streitigkeiten mit dem fuldischen Adel gingen ja auch nach Der Wiedereinsetzung des Abtes Balthasar weiter.  Johann Friedrich erzielte 1607 einen Vergleich mit dem fuldischen Adel. Er schrieb die rechtliche Stellung als fuldischen Landstands fest, gestand ihnen aber in ihren Gebieten das “jus reformandi”, also das Reformationsrecht und alle damit verbunden Rechte zu.

Von 1607 bis 1612 wurde auch das Abtschloss im Renaissancestil umgebaut. In die letzten Amtsjahre Johann Friedrichs fällt bereits der 30-jährige Krieg.Nachdem es in den ersten 4 Kriegsjahren um Fulda herum ruhig geblieben war, zog Herzog Christian von Braunschweig, auch der tolle Christian oder Halberstädter genannt, mit seinem Heer durch den Vogelsberg. Innerhalb kürzester Zeit waren er und seine Soldateska gefürchtet. Plünderung, niedergebrannte Dörfer, ausgeraubte Städte bezeichneten seinen Weg. Oft legte er Städten und Stiften auch Kontributionen auf, damit diese der Plünderung entgingen, so in Fulda wo er 160.000 Taler forderte und die Umgebung plünderte.Dann hatte Fulda wieder eine Atempause. Für den verstorbenen Abt rückte nun Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg nach (1622-1632), der aus einem alten hessichen Adelsgeschlecht stammt.

1630 griff König Gustav von Adolf in den Krieg ein. Er landete am 4. Juli 1930 auf Usedom und in der Schlacht bei Breitenfeld und am 17. September 1630 schlug er die kaiserlichen Truppen unter Tilly vernichtend. Der Weg nach Süddeutschland war nun frei für ihn.Der Fuldaer Kirchenschatz und das Stiftsarchiv werden nach Köln gebracht.1631 dringen hessische Truppen unter Oberst Albert von Uslar in die Stadt ein und beschlagnahmten alles “was nicht niet-und nagelfest “ war. Unter anderem wurde die Stiftskirche ausgeräumt. Aber auch Religionsfreiheit wurde zugesichert. Gustav Adolf übergibt die Stifte Hersfeld, Paderborn und Fulda als verbriefte Schenkung dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel. Als Fürst von Buchen Übte er bis 1635 seine Herrschaft in Fulda aus. Die Mönche flohen und Abt Johann Bernhard schloss sich mit seiner Truppe dem kaiserlichen Heer an. Er kam dann 1632 bei der Schlacht bei Lützen ums Leben.Nach der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 erobern die kaiserlichen Truppen auch Fulda zurück. Der Abt Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), der sich bisher in Köln aufgehalten hat, kann nach Fulda zurückkehren

Am 30. Mai 1635 wurde zwischen dem Kaiser und der katholischen Liga auf der einen Seite und Kursachsen auf der anderen Seite in Prag Frieden geschlossen. Damit war der Krieg zwischen dem Kaiser und den Reichsständen beendet. Wichtig war das Stichdatum 12. November 1627. Alle weltlichen Güter wurden nach diesem Jahr restituiert.

1635-1644 ist Hermann Georg von Neuhoff genannt Ley Fürstabt. Er stirbt 1644

auf Schloss Neuhof, das ja eng mit den Fuldaer Äbten verbunden ist, da zu der Zeit Fulda nochmals von hessischen Truppen besetzt ist.Am Tag nach dem Tod des Abts wird in Schloss Neuhof Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671) Als Nachfolger gewählt. Er war vorher Propst in holzkirchen und Petersberg. In seiner Amtszeit endet der 30-jährige Krieg. Er lässt die zahllosen Kriegsschäden beheben. Die 1647 errichtete Mariensäule wird 1651 als Friedens-und Pestsäule zum Frauenberg versetzt. Er baute das Kloster um, das heutige Priesterseminar. 1657 berief er Franziskaner auf den Volkersberg bei Bad Brückenau. Er schenkte ihnen ein Kreuzpartikel. Die Wallfahrt auf dem Volkersberg begann wieder zu florieren.

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Auf Fürstabt Joachim folgte Kardinal Bernhard Gustav von Baden (1671- 1677). Am 24. Dezember 1631 als Gustav Adolph als einziger Sohn aus der zweiten Ehe des Markgrafen Friedrich V. von Baden und der Eleonore von Solms-Laubach geboren. Er wurde evangelisch erzogen und wurde rasch Soldat. Er kämpfte mit den Venetianern gegen die Türken und 1655 mit den Schweden gegen Polen. 1656 war er Oberst der schwedischen Leibgarde und 1659 Befehlshaber der Reiterei. 1664 ernannte ihn der Reichstag zum Generalwachtmeister. Er kämpfte gegen die Osmanen, wurde schwer verwundet und beendete seine Kriegerlaufbahn. Er konvertierte 1660 und bekannte sich 1663 in Rom öffentlich zur katholischen Kirche. 1665 trat er in das Benediktinerkloster Rheinau ein und nannte sich nun Bernhard Gustav. 1667 ging er nach Fulda. Sein Aufstieg ging jetzt rasch vonstatten. Er wurde Kanoniker in Köln, Straßburg, Lüttich und Passau. Fürstabt Joachim ernannte ihn am 16. März 1668 auf Empfehlung des Kaisers zu seinem Koadjutor. Mit seinem Stiefbruder Friedrich schloss er nun einen Erbvertrag ab und behielt sich die Erbfolge nur für den Fall des Aussterbens beider badischer Linien vor. Am 22. Juni 1669 wurde er auch für das Reichsstift Kempten zum Koadjutor bestimmt. Dort sanierte er den völlig zerrütteten Haus halt des Kemptner Stifts. Dann wurde er Propst in Holzkirchen. 1671 besteigt er den Fuldaer Abtsstuhl. Er befahl den Juden im Gebiet der Fürstabtei innerhalb eines Vierteljahres das Land zu verlassen. Papst Klemens X. ernannte ihn 1671 zum Kardinal.1672 gab er gegen eine Geldzahlung seinen Anspruch auf alle badischen Gebiete auf. 1672 wurde er auch zum Administrator der Abtei Siegburg bestimmt. Als Fürstabt Roman 1673 in Kempten starb, wurde er auch dort Fürstabt, war aber die meiste Zeit in Fulda. 1776 nahm er am Konklave in Rom teil, bei dem Innozenz XI. (Papst von 1676-1689). Auf der Rückreise von Rom starb er am 26. Dezember 1677 in Hammelburg. Er ist in Fulda bestattet.

Nach dem Tode Fürstabts Bernhard Gustav wurde Placidus von Droste zu seinem Nachfolger gewählt. Er stammt aus dem westfälischen Uradelsgeschlecht derer von Droste zu Erwitte. 1671 war er Propst in Zella im heutigen Wartburgkreis. Dort ließ er das Propsteigebäude wieder aufbauen. Vor seiner Wahl zum Fuldaer Abt war er Propst in Holzkirchen, eine Stufe auf der Karriereleiter vieler Fuldaer Äbte. Kaiser Leopold (1658-1705) bestätigte dem neuen Abt die Regalien und Privilegien des Stiftes Fulda. Anders als sein Vorgänger hatte er “nur” das Amt des Fürstabts zu Fulda. Darauf konnte er sich konzentrieren und dieses hatte er, wie es scheint, gewissenhaft getan. Er baute die Schuldenlast Fuldas ab, konnte zahllose verpfändete Gebiete wieder einlösen. Er sanierte die Finanzen des Stifts, und beschränkte die Ausgaben der Hofhaltung und Landesverwaltung. Seinem

Fürstabt_Placidus_von_Droste_1688Nachfolger Adalbert I. von Schleufras (1700-1714) hinterließ er ca. 600.000 Gulden. Damit konnte dieser Fulda zur Barockstadt umbauen lassen. Er ernannte Johann Dientzenhofer (1663-1705) zum Stiftsbaumeister Für Fulda erbaute er den Dom, das Fuldaer Stadtschloss, das Schloss Bieberstein, das Schloss in Geisa, für den Fürstbischof von Bamberg das Schloss Weißenstein bei Pommersfelden und Reichmannsdorf, in Holzkirchen das Klostergebäude und Kloster Banz und viele andere. Adalbert war 1700 zum neuen Abt gewählt worden. Vorher war er Propst in Blankenau und Neuenberg. Kaiser Leopold bestätigte ihm 1702 die Regalien und Privilegien des Stiftes Fulda. Ihm folgte Abt Konstantin von Buttlar (1714- 1726.) 1716 kaufte er dem Mainzer Kurfürstbischof Lothar Franz von Schönborn das Schloss Johannisberg im Rheingau ab, heute noch eine illustre Adresse, wenn es um Wein geht, lässt das Gebäude abreisen und dort ein dreiflügeliges Schlossgebäude mit großem Kellergebäude als Sommerresidenz errichten. In seiner Regierungszeit wurde auch die Orangerie am Rande des Schlossgartens erbaut.

Adalberts Nachfolger wurde Adolf von Dalberg (1726-1737). Was Fürstabt Adalbert für das barocke Fulda war, wurde Adolf nun auf dem Bildungssektor. Adolf von Dalberg stammt aus der Herrnsheimer Linie derer von  Dalberg, einem alten mittelrheinischen Adelsgeschlecht, das als Kämmerer der Bischöfe von Worms Bedeutung gewann. Sie stellte Bischöfe in Mainz und Regensburg und eben den Fuldaer Fürstabt. 1734 gründete er die Fuldaer Universität, die “Alma Mater Adolphiana” Sie hatte vier Fakultäten, nämlich katholische Theologie, Philosophie Medizin und Rechtswissenschaften. 1733 hatte er schon die Maria Ward Schwestern, also das Institut der Englischen Fräulein nach Fulda berufen und so einen wichtigen Beitrag für die Mädchen-und Frauenbildung geleistet. Kaiser Karl VI bestätige die Stiftung der Universität und verleiht ihr Privilegien. Auch Papst Clemens XII. sicherte der Universität in seiner Bulle vom 1.7. 1732 Privilegien zu.

Abt Adolf ließ sich mit dem Schloss Fasanerie-Adolphseck eine Sommerresidenz erbauen, die sein Nachfolger weiter ausbaute. Auch im sozialen Bereich wirkte Adolf. Er begründete das Heiliggeisthospital von 1729-1733 neu. Auf Adolf folgt Amand von Buseck. Abt von 1737 bis 1752, dann Fürtsbischof bis 1756)

1700 ist er Page des Abts Adalbert von Schleufras 1704 tritt er in das Stift Fulda ein. 1708/9 wird er in Erfurt zum Priester geweiht. 1724 wird er zum Dekan des Stifts Fulda und damit auch zum Propst von Neuenberg gewählt. Papst Benedikt XII. ernennt ihn 1728 zum Titularbischof von Themiscyra und Weibischof von Fulda.

1736 wird er Rector Magnificus der Universität Fulda und 1737 wird er zum Fürstabt gewählt. Am 5. Oktober 1752 erhebt Benedikt XIV. die Abtei in den Rang eines Bistums. Dem ersten Fürstbischof folgten noch drei weitere, nämlich Adalbert von Walderdorff, Heinrich von Bibra und Adalbert III. von Harstall.

Heinrich von Bibra (1759-1786) übernahm sein Amt in den Wirren des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) Er musste Fulda oft verlassen. Die Stadt hatte unter den truppendurchzügen zu leiden. Unter Adalbert von Harstall (1789-1814, Fürstbischof bis 1802) schließlich erklang der Schlussakkord. 1802 wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst. Die fuldischen Besitzungen gingen an Friedrich-Wilhelm von Oranien-Nassau. 1806 annektierte Napoleon die Provinz Fulda.

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18 Mai 2011

Kloster Steinbach

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Kloster Steinbach ist eng mit Einhard, dem Biographen Karls des Großen und Baumeister, der die Errichtung zahlreicher karolingischer Bauten geleitet hat, verbunden. Zu seiner Person mehr unter Kloster Seligenstadt.

Der um 770 geborene Adlige aus ostfränkischer Familie bekam 815 von Ludwig dem Frommen, dessen Berater er war,  zusammen mit seiner Gemahlin Imma den größeren Ort “Michilstat” samt zugehöriger Mark als Geschenk, und die Villa Mülheim im Maingau, das ist Ober-und Untermühlheim, das spätere Seligenstadt. In der Schenkungsurkunde (RI, 1 heißt es „schenkt seinem getreuen Einhard, der überall die ganze kraft seinem dienst gewidmet, und dessen gemahlin Imma in Deutschland den ort Michelstadt im Odenwald, in dessen mitte eine hölzerne kirche steht, mit land 2 meilen d. i. eine rast im umkreis, und die villa Mühlheim im Maingau am Main, die einst im besitz des grafen Drogo gewesen, mit einer steinernen kirche und 4 mansen in Untermühlheim zu freiem eigen. “ Einhard und Imma Michelstadt übertragen die cella Michelstadt dem Kloster Lorsch. Die Fuldaer Annalen vermerken für das Jahr 821

die Weihe einer Kirche in Michelstadt. Die Schenkungsurkunde von 815 berichtet,

dass dort bereits eine hölzerne Kirche stand.  Es scheint allerdings, dass der Eintrag in den Fuldaer Annalen nicht das Michelstadt im Odenwald meint, sondern dass sich dieser Eintrag auf die Michaelskirche in Fulda bezieht. Als Baubeginn für Steinbach wird 824 angenommen, als Vollendungsdatum 827. Die Steinbacher Basilika  war wohl als Grablege für Einhard und Imma gedacht. Außerdem sollte eine Wallfahrtskirche etabliert werden. Einhard ließ sich in Rom Reliquien der Katakombenheiligen Marcellinus und Petrus besorgen. Dazu schickte er seinen Schreiber Ratleik nach Rom. Die Reliquien gelangten auf nicht legalem, aber damals üblichen Weg nach Michelstadt. Dort blieben sie aber nicht lange, sie wurden bald nach Seligenstadt überführt. In Seligenstadt wurde dann auch ausgeführt, was ursprünglich für

einhard5Steinbach geplant war. Dort wurde das Kloster gegründet und auch Einhard und Imma sollten ihre Ruhestädte in Seligenstadt finden.  In seinem 819 verfassten Testament verfügte Einhard, dass Steinbach an das Kloster Lorsch fallen sollte. So geschah es auch nach seinem Tod 840. In den folgenden zweieinhalb Jahrhunderten gibt es keine Erwähnung der Basilika. Es sind auch keine Urkunden aus der Zeit bekannt. Grabungsfunde belegen, dass im 9. Jahrhundert ein Friedhof angelegt worden war, auf dem Frauen, Männer und Kinder bestattet sind. Um 1050 wird dieser Friedhof aufgegeben.

1073 richtet das Kloster Lorsch unter Abt Udalrich (1056-1075) eine Propstei in Steinbach ein. Mönche aus Lorsch bauten eine Umfassungsmauer und ein hölzernes Haus, das wenig später wieder abgetragen wurde und durch ein größeres Steinhaus ersetzt. Diese diente wohl als Mönchswohnung. Die Gemeinschaft wächst in den Folgejahren und erhält Zuweisungen. Namentlich bekannte Pröpste sind Libelin (gestorben 1119), Rehewin (erwähnt 1135), Hildebert, dieser wurde 1149 zum Abt des Mutterklosters Lorsch gewählt, Ludewic (erwähnt 1173), Alexius (erwähnt 1195) und Adelhelm von Steinbach (zwischen 1222 und 1224 mehrfach erwähnt.) Im Mutterkloster wird Benno, ein Mönch aus Weissenburg Abt und Nachfolger des abgedankten Abts Ermenold. Dies stand am Ende des Versuchs, die Hirsauer Reform auch in Lorsch einzuführen. Daran war schon Abt Gebhard (1105-1106) gescheitert. Der Lorscher Konvent hatte sich zweimal erfolgreich durchgesetzt. Abt Benno war durch Simonie und kaiserliche Protektion in sein Amt gelangt. Seine verschwenderische Amtsführung und seine schlechte Haushaltung brachten auch schnell  den Klostervogt gegen ihn auf. Er wurde aus der Abtei vertrieben und musste sich zu Kaiser Heinrich V. (1086-

1125) nach Italien flüchten. Außerdem wurde Burg Windeck in  Weinheim zerstört. Diese war zum Schutz des umfangreichen Lorscher Besitzes, aber auf Grund und Boden  der Propstei Steinbach gebaut. Daraus hatte sich wohl ein massiver Grundstückstreit zwischen Propst Libelin und Abt Benno entwickelt. Unter dem Einfluss Kaiser Heinrichs kann Benno die Abtei weiterführen. Der Kaiser bestätigt auf Bitten Abt Bennos von Lorsch den Mönchen der Zelle Michelstadt die in der Urkunde genannten Besitzungen und gewährt ihnen für diese Immunität und freies Verfügungsrecht  im Jahre 1113. Abt Benno will wohl Kloster Steinbach veräußern.

Auf dem Weg von Lorsch nach Steinbach befällt ihn allerdings Unwohlsein. Er wird in Propstei gebracht, wo er am 20. Februar 1119 verstirbt. Sein Grabstein und auch der seines Gegenspielers Libelin, der ebenfalls 1119 stirbt, ist erhalten. Beide  befinden sich jetzt im Schloss Erbach.

1149 wird der Steinbacher Propst Hildebert zum Abt des Mutterkloster Lorschs gewählt, stirbt aber nur 6 Monate nach seiner Wahl.

1232 überträgt Kaiser Friedrich II. (1194-1250) das Kloster Lorsch mitsamt seinen Besitzungen, zu denen auch die Propstei Steinbach gehört, dem Erzbistum Mainz.

220px-Steinbach-einhard1Das Kloster wird als Benediktinerkloster aufgehoben und als Prämonstratenserpropstei weitergeführt. Als Folge der Umwandlungen in Lorsch wird auch die Propstei Steinbach aufgehoben. Sie wird zu einem Benediktinerfrauenkloster umgewandelt. In der Nachbarschaft des Kloster Steinbachs entstand als Wasserburg das heutige kurmainzische Schloss Fürstenau.

Die Quellenlage zum Benediktinerinnenkloster ist sehr dürftig. Am 27. Mai 1232 stellt Papst Gregor IX. (1227-1241) einen Schutzbrief für den Konvent für gegenwärtige und zukünftige Besitzungen. Das ist das erste Dokument, in dem Steinbach als Nonnenkloster erwähnt wird. Für den Zeitraum von rund 300 Jahren sind nur die Namen von 7 Nonnen bekannt, davon 5 als Äbtissinnen oder Meisterinnen. die letzte ist Meisterin Katharina Weiler 1525.

1532 werden die Schenken von Erbach in den Reichsgrafenstand erhoben. Etwa zeitgleich wird die Reformation in Erbach eingeführt. 1535 wird das Kloster Steinbach aufgehoben. 1539 wird es in einer Urkunde erstmals als Spital erwähnt.

Graf Eberhard XIII., der auch als Berater Ottheinrichs von der Pfalz bei der Einführung der Reformation für die Kurpfalz zuständig war, hatte das Kloster in ein Spital umgewandelt. Die Nonnen nahmen die Reformation an und durften als Krankenpflegerinnen im Spital verbleiben. Im 13. und 14. Jahrhundert hatte die Basilika als Grablege der Schenken von Erbach gedient und deswegen ließ das Grafenhaus die Gebäude nie völlig verfallen.

Im Jahr 1873 erkannte der Darmstädter Kunstprofessor, dass die Einhardsbasilika karolingisch war.

1970 kaufte das Land die Basilika, weitere Gebäude und Reste des Klosters. Bis 1972 wurden die fehlenden Seitenschiffe wieder aufgemauert, Puzflächen und Malereireste wurden gesichert und bis 2010 wurde das Gebälk und Dachziegel restauriert.

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30 Mrz 2011

Kloster Seligenstadt

Einhard

Seligenstadt ist  schon in römischer Zeit entstanden. In der Regierungszeit Trajans  wurde um 100 nach Christus ein Kohortenkastell gebaut, denn am Main verlief ein Limesabschnitt. Um 260 mit dem Alamanneneinfall wurde das Kastell aufgegeben.

Um 770 wurde im Maingau, das ist das Siedlungsgebiet im Mainknie östlich von Frankfurt und im nördlichen Odenwald sowie rechts des Mains um Aschaffenburg im Herzogtum Franken, Einhard als Sohn einer adligen ostfränkischen Familie geboren. Er wurde im Kloster Fulda erzogen und ist dort zwischen 788 und 791 als Urkundenschreiber belegt. Vom Fuldaer Abt Baugulf wurde er zur Vervollkommnung seiner Bildung an die Aachener Hofschule entsandt. Dort wurde er Schüler von Alkuin und zählte bald zum engsten Kreis Karls des Großen. Er leitete die Errichtung vieler Bauten Karls, so die Pfalzen in Ingelheim und Aachen und die Brücke in Mainz. In der Hofschule gab man ihm wegen seines technischens Talents den Beinamen Beseleel, der der  Erbauer der Stiftshütte unter Moses war. Aber auch mit politischen Missionen wurde er von Karl beauftragt. So war er 806 in Rom, um die Zustimmung des Papstes zur vom Kaiser beschlossenen Reichsteilung einzuholen. Er genoss aber auch das vollste Vertrauen von Karls Sohn und Nachfolger Ludwig dem Frommen. Dieser vertraute ihm die Erziehung seines Sohnes Lothar I. an. Einhard war mit Imma, einer Schwester Bischof Bernhard von Worms verheiratet. Ludwig schenkte ihm Güter in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Dort gründete er ein kleines Kloster von dem noch die Einhardsbasilika, 827 fertiggestellt, steht. Für seine Kirche ließ er durch seinen Geheimschreiber Ratleik in Rom Reliquien “besorgen”. Da schon Gregor der Große die Entfernung von Reliquien mit der Todesstrafe belegt hatte, ging das natürlich nur mit juristisch nicht einwandfreien Methoden. Von Diebstahl, Lug und Trug ist die Rede. Aber wenn es um Reliquienerwerb ging, war das völlig normal. Einhard beließ die Reliquien allerdings nicht lange in Steinbach. 834 gründete in Seligenstadt, das als Obermühlheim 815 erstmals urkundlich erwähnt ist, ein Kloster. Dorthin wurden die Reliquien von Petrus und Marcellinus, zweier Märtyrer aus der Zeit der der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian 304 verbracht. Der Name wandelte sich von Obermühlheim zu Seligenstadt, weil in christlicher Tradition die Verehrung von Reliquien eine beseligende, Trost und Heil stiftende Wirkung hat. So wurde aus beseligende Stätte schließlich Seligenstadt.

800px-Seligenstadt_De_Merian_HassiaeEinhards Gemahlin Imma verstarb  836. Von Ludwig dem Frommen wurde Einhard als Laienabt und erster Abt von Seligenstadt eingesetzt. Das war damals ebenfalls nicht außergewöhnlich. Außerdem verwaltete er auch die Klöster St. Peter und St. Bavo in Gent, St. Servatius in Maastricht und St. Cloud  bei  Paris. auch das war damals durchaus üblich. Bekannt wurde Einhard vor allem auch durch seine Karlbiographie, die Vita Caroli Magni. Einhard starb am 14. März 840 in Seligenstadt. Dort ist er auch beerdigt. Die Grabinschrift verfasste der Fuldaer Abt Hrabanus Maurus. Nachfolger. Einhards wurde Ratleik. Um 1000 amtierte Abt Beringer. Er führte den Weinbau in Seligenstadt ein. Diese Tradition wird heute noch durch den Staatlichen Hofkeller in Würzburg gepflegt.

Abtswind_1_2_1_1_1Die Abtei war bevorzugter Ort für Herrscherbesuche und Hoftage.

1045 Kaiser Heinrich III. die Eigenberichtsbarkeit des Klosters und verlieh das Markt-und Zollrecht. 1063 wurde das Kloster dem Erzbistum Mainz unterstellt. Kaiser Heinrich IV. bestätigte dem Erzbischof von Mainz die Rechtmäßigkeit des Besitzes der Abtei.

1188 hielt Kaiser Friedrich I. einen Hoftag in Seligenstadt ab. Während der Regierungszeit Barbarossas erhielt Seligenstadt die Stadtrechte. Ein Königshof (Palatium) am Main wurde erbaut. Es gab immer wieder Rivalitäten zwischen Stadt und Abtei, die sich anfangs des 13. Jahrhunderts gewalttätig entluden. So rissen Unzufriedene die Klostermauern ein. 1346 gründete Seligenstadt als eine von neun Städten des Oberstifts Mainz den Neunstädtebund. Man emanzipierte sich vom Erzbischof und dem Mainzer Domkapitel. Seligenstadt hatte unter anderem das Recht, eigenständig Steuern zu erheben und zu bewilligen. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Weinkeller und Fruchtspeicher der Abtei geplündert. Der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545) bestrafte die Stadt, indem er ihr die bisher geduldete Selbstständigkeit nahm.

1625 wütete die Pest in Seligenstadt. Ihr fielen auch Abt Martin Kays und kurz vor ihm Johann Jakob Walz, sein Koadjutor, d.i. der Stellvertreter des Abts mit dem Recht auf die Nachfolge zum Opfer.  Nun wurde Leonhard Colchon, der aus Lüttich stammte, zum Abt gewählt. In der Bursfelder Kongregation war er bereits eine wichtige Persönlichkeit. 1626 war er zum Visitator der Bursfelder Kongregation der Klöster St. Jakob in Köln und St. Pantaleon in Erfurt ernannt worden. In dieser Zeit wurde Seligenstadt der Bursfelder Kongregation eingegliedert. Es wurden nur noch Bauern- und Bürgersöhne in den Konvent aufgenommen. Mit dieser

Beschränkung konnte weiteren Misständen in der Spätfeudalzeit erfolgreich entgegengewirkt werden. Der Dreißigjährige Krieg war in vollem Gange und brachte auch für Seligenstadt weiter schwere Zeiten. Um 1631 verwaltete ein Kommissar im Auftrag Gustav Adolfs die Abtei. Die Seligstädter Bürger leisteten Kontributionszahlungen, um das Niederbrennen der Häuser zu verhindern.Als der König mit seinem Heer weiterzog, plünderten die zurückgebliebenen Soldaten trotzdem Stadt und die Abtei und verwüsteten das Innere der Basilika. 1637 bis 1641 waren die Schweden nochmals in der Stadt, das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche interniert. 1641 verstarb der Präsident der Bursfelder Kongregation Heinrich Spichernagel. 1642 wurde der Seligenstädter Abt von 17 Äbten einstimmig zum Präsidenten der Kongregation gewählt. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tode 1653 aus. Unter seinen Nachfolgern Franciscus I. und Franciscus II. wurde die Abtei barockisiert. 1699 wurde die Prälatur errichtet, in der die Abtswohnung, Gästeunterkünfte und eine Bibliothek Platz fanden. Der gichtkranke Abt Peter IV. richtete um 1720 eine Apotheke ein. 1725 wurde das Sommerrefektorium errichtet, ein besonders schönes Beispiel der barocken Erneuerung.

kreuzgangSchon 1743 war die Maingegend wieder Kriegsschauplatz. Während der Schlacht bei Dettingen im österreichischen Erbfolgekriegs war die Abtei Hauptquartier der französischen Truppen und nach deren Niederlage ein Lazarett. Nach der Säkularisation 1803 kam Seligenstadt an den Großherzog Ludwig I. von Hessen. Er ließ die Abtei schließen. Der letzte Abt Marcellinus II. Molitor durfte im kloster verbleiben und täglich in der Abteikirche zelebrieren.

Seit 1948 untersteht die Abteianlage der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten des Bundeslandes Hessen.

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03 Mrz 2011

Kloster Lorsch

index3 Kloster Lorsch,  schnell eines der bedeutendsten Klöster der Karolingerzeit wurde 764 gestiftet. Die Stifter,  Graf Cancor und seine Mutter kamen aus der Familie der

Rupertinger, eine wichtige Adelsfamilie im Frankenreich. Die älteren Söhne hießen meist  Rutbert, Robert oder Ruprecht. Deswegen nennt man sie Rupertinger oder Robertiner. Sie stammten aus dem lothringischen Raum und waren als Beamte der fränkischen Könige  ins Land gekommen, der Familie, die 752 in einem

“Staatsstreich” die Merowinger vom Thron gejagt hatten und selbst das Königtum des fränkischen Reiches übernommen hatten, nämlich die Karolinger. Aus der Familie der Robertiner kommen z. B. Graf Robert von  Paris, der Stammvater der späteren französischen aus dem Hause der Capet, Valois und Bourbon oder Ruprecht von Salzburg, der zum Schutzpatron des bairisch-österreichischen Alpenraums wurde. Die Robertiner waren Gefolgsleute der Karolinger. Cancor gründete eine Kirche zum Heiligen Petrus, die Keimzelle zum späteren Kloster wurde. Das Patrozinium ist durchaus Programm, denn Petrus war der Hauptheilige der römischen Kirche und des neuen Karolingerreiches. Es war durchaus keine “normale” Gründung eines Eigenklosters. Der Lorscher Codex, der einerseits Klosterchronik andrerseits aber auch Urkundensammlung des Klosters war, ist zwischen 1160 und 1197 in der Reichsabtei angelegt worden. Über 3800 urkundliche Eintragungen sind hier verzeichnet. Er enthält die Ersterwähnung von vielen Gemeinden, über 1000 Orte sind in ihm verzeichnet und so ist er die älteste geschrieben Geschichtsquelle für Hunderte von Orten. Für die Klostergründung vermerkt der Codex ausdrücklich “Die Stifter unterstellten die Neugründung keinerlei Recht oder Herrschaft, weder einem Bistum noch einem Kloster. Sie übergaben es dem Metzer Erzbischof Chrodegang, damit er dort eine Schar Mönche ansiedle.” Es war also als Eigenkloster gegründet und zwar als Kloster des Chrodegang. Chrodegang oder Rutgang gehörte, wie der Name schon anzeigt, ebenfalls zur Familie der Rupertinger. Und dieser Bischof war ja im “who ‘s who” des jungen Karolingerreiches eine absolut erste Adresse. Er war als Nachfolger des Bischofs Arnulf von Metz die anerkannte kirchliche Autorität im Reich. Um 800 wurden die Nachfahren Arnulfs schon den Vorfahren Karls des Großen zugewiesen, er galt als so etwas wie der Stammvater der Karolinger. Das Kloster wird von den Stiftern gut ausgestattet, aus dem Erbe der Mutter eine Kirche, ein Gut in Mainz und das Dorf Hagenheim. Abt der Neugründung wird Gundeland, der Bruder Chrodegangs und besiedelt wird das Kloster mit Mönchen aus Gorze, beides Anzeichen dafür, welchen hohen Stellenwert das Kloster schon bei der Gründung hatte. Von Chrodegang erhält das Kloster auch die Reliquie des Märtyrerheiligen Nazarius. Der Besitz von Reliquien eines Heiligen war so etwas wie eine Garantie auf den schnellen ökonomischen Erfolg eines Klosters, mehrte es doch die Schenkungen, die dem Kloster zukamen. Schon wenige Jahrzehnte nach der Gründung des Klosters gehörte es zu den größten Grundbesitzern östlich des

klosterumrissdes Rheins. Das weckte natürlich auch Begehrlichkeiten. Der Sohn des Stifters Cancor, Heimerich beanspruchte das Kloster als Eigentum. Der königliche Hof, vor den die Sache gebracht worden war, entschied, dass Gundeland der rechtmäßige Besitzer war. Die Stifter hatten das Kloster mit einer Urkunde an Chrodegang übergeben. Und als dieser das Kloster auf seinen Bruder Gundeland übertrug, hatte niemand Einspruch erhoben, also sah der königliche Hof Gundeland im Recht.

Dieser wiederum schenkte das Kloster nun samt allen Grundbesitzes dem König, der nun im Jahre 772 neuer Eigentümer der Abtei wird. Im Gegenzug sicherte nun Karl die frei Abtswahl zu und die Reichsunmittelbarkeit der Abtei. Ein Kloster ist im Frühmittelalter auch immer ein Punkt der Durchdringung des Reiches mit Herrschaft. die Äbte sind hochangesehene Funktionäre in der engsten  Umgebung des Herrschers. Die Abtei war rasch zu beengt worden. Unweit des alten Klosters wird ein neues Kloster erbaut.

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Die Übertragung der Mark Heppenheim durch Karl hatte dann aber zu Auseinandersetzungen mit dem Bistum Worms geführt, die 795 in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung mit der Abgrenzung der Mark Heppenheim beigelegt wurde. Unter König Ludwig, dem Enkel Karls des Großen wird Lorsch Grablege des ersten “deutschen” Königs und seiner Dynastie. Von 895- 956 wurde die freie Abtwahl zeitweise außer Kraft gesetzt, da die Abtei einfach einen zu hohen Stellenwert für den Herrscher hatte. Aber unter den „sogenannten Kommendataräbten, das waren die vom Herrscher eingesetzten Äbte waren hervorragende Persönlichkeiten

wie der Abtsbischof Adalbero von Augsburg, dann vor allem Erzbischof Brun von Köln, der Bruder von Otto dem Großen. Unter ihm wurde in Lorsch der Ordo Gorziensis eingeführt und Lorsch wurde eines der Zentren der Reform.  Von hier aus wurden Fulda, Corvey, St. Gallen, Amorbach und St. Martin in Köln wurden von hier aus reformiert.

An dieser Stelle kann auch ein Blick auf die kulturelle Leistung Lorschs geworfen werden. Klöster spielten in der “Kulturpolitik” Karls eine wichtige Rolle. Das Lorscher Skriptorium hatte eine wichtige Rolle für die Bücherproduktion und damit auch für die Bildungsreform im fränkischen Reich. Dem Skriptorium war eine Schreibschule angeschlossen und aus dem Skriptorium, das der vierte Abt Lorschs

Richbod aufbaute, entwickelte sich die weithin bekannte Klosterbibliothek des Hochmittelalters. Es verwundert nicht, dass Ottheinrich von der Pfalz später versuchte, diese Bücherschätze für sich zu erwerben. Das Lorscher Arzneibuch ist ein Schlüsseltext der karolingischen Renaissance, das Lorscher Evangeliar wird

280px-Lukas_aus_Lorscher_Evangeliar wird auf 810 datiert und zählt zu den bedeutendsten Texten des abendländischen Frühmittelalters Richbod wurde auch eine große Vorliebe für Vergil nachgesagt und so ist es nicht verwunderlich, dass das Kloster mehrere Vergilhandschriften besaß. Die älteste stammt aus dem ausgehenden 5. oder ganz frühen sechsten Jahrhundert. Der Palatinus Latinus zählt heute zu den sorgfältig gehütetsten Schätzen der Vatikanischen Bibliothek. Ein wichtiges zeitgenössisches Zeugnis für die Krönung Karls sind auch die Lorscher Annalen. Die Lorscher Bibliothek enthält aber auch Sprachdenkmäler in althochdeutsch wie den Lorscher Bienensegen.

Noch ein Aspekt soll angeführt werden. Nicht ganz sicher belegt ist, dass Tassilo III., der letzte Bayernherzog, in Lorsch gestorben ist.

Tassilo wurde 787 von  Karl zum Lehnsmann degradiert. 788 wird er in der Ingelheimer Pfalz zum Tode verurteilt, begnadigt und dann in die Abtei Jumièges verbannt. 794 wird er vor eine Reichssynode in Frankfurt zitiert. Dort musste er für sich und seine Nachkommen den Verzicht auf Bayern beurkunden. Möglich ist, dass er dann nach  Lorsch verbannt wurde und dort starb. Verglichen mit dem “Blutgericht zu Cannstatt” 764 oder dem langjährigen Kampf des Sachsenherzogs Widukind gegen Karl ging es ihm da immer noch gut.

1067 bestätigt Heinrich IV. in einer Urkunde, die alten Rechte und Privilegien  der Abtei und beendet damit zugleich eine Phase der Rechtsunsicherheit. Er hatte nämlich zunächst vor, die Abtei dem mächtigen Erzbischof von Bremen-Hamburg zu übereignen. Der Abt Udalrich hatte sich dagegen zur Wehr gesetzt. Allerdings war der immunitätsstatus des Abtes angegriffen worden. 1229 verliert die Abtei die Immunität. Papst Gregor iX. unterstellt sie dem Erzstift Mainz.. 1232 stimmt Kiaser Friedrich II. gegen heftigen Widerstand der Mönche zu. Von 1232 bis 1248 sind die Zisterzienser  im Kloster werden aber 1248 durch Prämonstratenser aus Allerheiligen ersetzt. 1461 wird das Kloster an die Kurpfalz verpfändet in deren Verfügung Lorsch auch 1566 noch war. Ottheinrich, Kurfürst von der Pfalz führt in seinem Bereich die Reformation ein und hebt die Klöster auf. 1623 kommt das Kloster an wieder zurück an das Erzstift Mainz. 1621 verwüsten spanische Truppen die Klosteranlage. Nur die Königshalle bleibt stehen. Das Kloster wird als Steinbruch genutzt. 1991 wird das Kloster in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

09 Feb 2011

Kloster Eberbach

Der Mainzer Erzbischof Adelbert I. siedelte zwischen 1116 und 1131 Augustinerchorherren und Benediktiner an. Allerdings kam es rasch zu einem Zerwürfnis und er vertrieb diese “wegen Zuchtlosigkeit”.  Auf Adalberts Bitte gründete Bernhard von Clairvaux an dieser Stelle das Zisterzienserkloster. Nach Hermann Bär (Bär, Hermann: Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau. Bearb. u. hrsg. v. Karl Rossel,Wiesbaden 1855, S.4) hat Bernhard den Ort besichtigt und für gut gefunden, als er in Mainz war. Eberbach war neben Himmerod (siehe Blog Kloster Himmerod)das einzige Zisterzienserkloster, das von der Primarabtei Clairvaux aus gegründet worden ist. Alle anderen deutschen Zisterzen  sind Gründungen der  Primarabtei Morimond in Burgund. Die Zisterzienser waren im 12.und 13. Jahrhundert ein sehr dynamisch wachsender Orden. Er hatte auch einen enormen wirtschaftlichen Erfolg. Dieser kam der raschen Ausbreitung des Ordens natürlich entgegen. Im Gegensatz zu den Kluniazensern wurde großes Gewicht auf das “labora” in der Benediktregel gelegt. Die Handarbeit wurde aber größtenteils von den Konversen oder Laienbrüdern erledigt. Das führte dann später zu Problemen. (s.u.)Die Konversen bewirtschafteten die Grangien des Klosters, die Wirtschaftshöfe. Diese wurden zielstrebig zu einer wirtschaftlich arbeitenden Größe aufgebaut. Ausgangspunkt waren meist Schenkungen einiger verstreuter Hufen. Nun wurde planmäßig erweitert und arrondiert, bis genügend Fläche für die Errichtung eines Hofes vorhanden war. Die Höfe wurden auf verschiedene Produkte spezialisiert. Auch das war neu. So konnte der Einsatz der Mittel straff organisiert werden. Aber nicht nur die Produktion, auch die Verwaltung war durchorganisiert. Die Besitzungen waren in Syndikate eingeteilt. Diese Syndikate waren zugleich Stadthöfe, wo auch die Erzeugnisse des Klosters bzw. der Grangien verkauft wurden Sie standen unter Leitung eines Syndikus. Die Erträge der einzelnen Besitzungen wurden an ihn  abgeführt und er leitete sie an die Abtei weiter. Die Grangien wurden  systematisch verwaltet und kontrolliert. Rechnungslegung und Buchführung zeigen bereits Anklänge an die moderne Rechnungslegung und Haushaltsführung. Die Grangienmeister mussten jährliche Berichte abgeben, in denen sie auch Aussagen über die wirtschaftliche Lage und den Vergleich zum Vorjahr treffen mussten. Mit diesem Vorgehen wurden die Zisterzienser im Hochmittelalter zum Vorbild für die Haushaltsführung der Städte und Territorialfürsten. Geistliche und weltliche Fürsten versuchten oft, sich mit Erlaubnis des Generalkapitels qualifizierte Zisterzienser aus den Klöstern „auszuleihen“. Für die Versorgung des Klosters mit Nahrung und allem Notwendigen war der Cellerar zuständig. Kloster Eberbach hatte seit 1262 das Amt des Bursars der für die Finanzverwaltung zuständig war. Damit war Eberbach dem Gesamtorden weit voraus, denn dort war dieses Amt erst seit 1335 vorgeschrieben.

Ein weiterer Aspekt war das Stifterwesen.Papst Alexander IV.  gestattete 1256 dem Konvent, Verstorbene im Kloster zu beerdigen, auch wenn diese nicht zur “familia” gehörten, also keine Mitglieder der Ordensgemeinschaft waren. Das hatte für die, die sich das Kloster als Grablege wählten, und den Konvent gegenseitige Vorteile. Für das Seelenheil der Verstorbenen beteten die Mönche täglich. Die Familien der Verstorbenen stifteten dem Kloster im Gegenzug große Geldmengen oder Güter. So sind in Eberbach drei Mainzer Erzbischöfe bestattet.Die Familie von Katzenelnbogen macht Eberbach zu ihrem Hauskloster und ab 1311 zu ihrer Grablege.

Weitere Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg  sind einmal wesentliche Unterschiede im Ordenssystem im Vergleich zu Cluny. Gründungen Clunys waren in der Regel Priorate. Der Prior war dem Mutterabt in Cluny unterstellt und das Kloster hatte Abgaben an das Mutterkloster zu entrichten. Im Filiationssystem der Zisterzienser stand immer ein Abt an der Spitze des Klosters. Dieses wurde zwar von der Mutterabtei regelmäßig visitiert, konnte aber weitgehend eigenständig wirtschaften und mußte keine Abgaben an das Mutterkloster entrichten. Dazu kam die Gewährung der Zehntfreiheit für den ganzen Orden durch Papst Honorius III. am 11. März 1222 (WUB Band XII., Nr. 5769) und die entsprechende Bestätigung durch Papst Alexander IV. im Jahr 1255.

 

 

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Bernhard  endsandte Abt  Ruthard und 12 Mönche aus Clairvaux in das schon bestehende Klostergebäude. Diese trafen am 13. Februar 1136 in Eberbach ein.Gemäß der Regel der Zisterzienser sollten die Mönche von der eigenen
Arbeit leben und so begann Ruthart sofort mit  der Anlage von selbstbewirtschafteten Höfen. Der erste war der Draiser Hof, entstanden auf einem von dem Mainzer Erzbischof Markolf 1141 geschenkten Sumpfgelände. Nachdem dieses trocken gelegt war, entstand dort der Wirtschaftshof und ein Weinlagerplatz. Bald folgte der Hof Reichartshausen mit der dazugehörenden Weinlage Pfaffenberg. Seit 1152 war dieser Hof Weinhof und größter Stapelplatz und Umschlageplatz für das Kloster. Dort befand sich auch der Hafen und von dort wurde der Wein mit klostereigenen Schiffen zum Kölner Stadthof verschifft. Der Eberbacher Hof in Köln wurde schon bald nach der Gründung Eberbachs in Köln eingerichtet und ist 1163 erstmals urkundlich erwähnt, als ihn Papst Alexander III. unter seinen Schutz stellte. Zwischen 1163 und 1178 erhielt das Kloster Stiftungen im heutigen Hallgarten. Daraus wurde der Neuhof eingerichtet und war die dem Kloster nächst gelegene Grangie. Sie diente überwiegend der Viehzucht, zum einen für  Nahrungsmittelversorgung des Klosters, vor allen aber  um dort Dünger für die Weinberge zu erzeugen, hauptsächlich  für den angrenzenden Weinberg Steinberg, der ab 1170 durch Kauf und Tausch zu einem großen Weinberg verbunden wurde und schließlich rund 34 Hektar umfasste und nach Angaben des heutigen Besitzers der Hessischen Staatsweingüter “eine der wertvollsten Lagen der Welt” ist. Der Weinberg ist seit 1767 von eine Bruchsteinmauer umgeben. Sie war zum Schutz gegen Diebe gedacht, sorgt aber auch für ein günstiges Kleinklima. Der Steinberg ist aber auch der bisher früheste Erzeugernachweis für Verjus oder Agrest wie er im Mittelalter geheißen hat. Er wurde als Würz-und Heilmittel benützt. Über einen Zukauf wurde 1255 eine Kaufurkunde ausgefertigt. (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden 22,U87 ). Diese Urkunde ist auch  deshalb recht interessant, da sie so nebenbei einen Einblick in das Sozialgefüge des Klosters gewährt. In einem später angefügten Zusatz bestätigte Abt Erkenbert  (1222 bis 1227) die Selbstverpflichtung des Konvents, jährlich ein Fuder Wein (etwa 900 Liter) für die Armen bereitzustellen Außerdem sollen in diesem Weinberg noch vor der Weinlese auch die frühreifen Trauben für die Kranken des Hospitals gelesen werden. Daraus kann man folgern, dass im Kloster unreife Trauben geerntet werden. Nach dem Vorbild der alten griechischen Ärzte wurde der Saft dieser Trauben zum Beispiel für die Wundbehandlung oder als fiebersenkendes Mittel verwendet. Daneben diente er in der Küche als Würzmittel. Die Urkunde zeigt dass sich die namentlich genannten Brüder Heinrich und Herweg, wie auch die beiden Konversen  Gisselbert und Adolf durchgesetzt hatten, obwohl Laienbrüder wenig Rechte und kaum Einfluss auf die Entscheidungen des Konvents hatten. In diesem Fall ging es um Wein, der ja schließlich die Haupteinnahmequelle des Klosters war. Eine weitere Grangie hatte das Kloster in Heidesheim am Rhein, heute im Landkreis Mainz-Bingen (Rheinland/Pfalz). Den Grundstock zum “Sandhof” legten zahlreiche Schenkungen, die Berta von Imsweiler mit ihrem Gemahl Gottfried nach 1145 dem Kloster für ihr Seelenheil zukommen ließ. Im Laufe der Zeit wurde der Sandhof zu den reichsten Höfen des Klosters. Er ist auch ein gutes Beispiel für die Spezialisierung  der Wirtschaftshöfe. Auf dem Sandhof wurden hauptsächlich Schafe gehalten. Hier und auf dem Birkerhof bei Esserheim wurde Wolle produziert, die in Frankfurt im dortigen Stadthof des Klosters  verkauft wurde. Frankfurt war der wichtigste Umschlagplatz für Eberbacher Wolle. Auf dem Sandhof wurde auch Schafskäse produziert, der bis nach Köln verschifft wurde. 1163 hatte Kloster Eberbach bereits 12 Grangien, die Papst Alexander in diese Jahr bestätigte. Urkunde HHStAW Bestand 22 Nr. U 12. Bestätigt wurde in dieser Urkunde auch der Eberbacher Hof in Köln “Keller und Hof in Köln (cellerarium et domum Colonie), alle mit ihrem jeweiligen Zubehör”. Das Kloster hatte insgesamt 11 Stadthöfe, neben den genannten Köln und Frankfurt auch in Mainz, Boppard, Limburg, Geisenheim und Oppenheim.

Die Stadthöfe waren praktisch die organisatorische Verlängerung der Grangien. Dort wurden die Überschüsse, die die Grangien erwirtschafteten, verkauft. Das verschaffte dem Kloster die finanziellen Mittel zum Erwerb fehlender Produkte aber auch zum Erwerb weiteren landwirtschaftlichen Besitzes. Wie oben gezeigt wurden die Grangien gezielt erweitert und arrondiert, damit sie möglichst wirtschaftlich zu betreiben waren. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatten die Stadthöfe zu einem beträchtlichen Teil die Versorgung der aufblühenden Städte mit Lebensmittel übernommen. Außerdem waren die Stadthöfe meist von einer eigenen Mauer umschlossen. Im Schutze der Stadtmauern also doppelt geschützt eigneten sie sich besonders gut zum Stapeln und Lagern der Waren. Von de Stadthöfen aus wurde auch oft der umfangreiche Grundbesitz des Klosters verwaltet, zum Teil andere Höfe, zum Teil Häuser, die an Bürger verpachtet waren. Die Stadthöfe wurden in der Regel von Konversen geleitet. Erst als deren Zahl gegen Ende des 13. Jahrhunderts zurückging, übernahmen Mönche die Leitung der Stadthöfe.

Wein war die Hauptertragsquelle des Klosters und bis ins  16. Jahrhundert hatte es sich zum größten Weingut Deutschlands entwickelt. Auf dem Rhein wurde der Wein vom Umschlagplatz Reichartshausen nach Köln in den dortigen Stadthof verschifft. 1185 wurde das Kloster vom königlichen Rheinzoll in Koblenz befreit, den Kaiser Heinrich II. 1018 der erzbischöflichen Kirche von Trier unter Erzbischof Poppo geschenkt hatte. (RI II,4 n. 1938)   Am 1. Mai 1213 gestattete Friedrich II. “dem Zisterzienserkloster Eberbach, dem Wohlwollen seines Vaters dem Kloster gegenüber folgend, mit eigenen Schiffen und eigenen Waren abgabenfrei an allen Reichsstädten stromauf- und stromabwärts vorbeifahren zu dürfen.” (Die Urkunden Friedrichs II- 203 S.72). Die Kölnfahrt war immer das wichtigste Ereignis im Eberbacher Wirtschaftsjahr und der Kölner Stadthof war natürlich der bedeutendste aller Eberbacher Stadthöfe. Köln war um 1300 mit rund 40.000 Einwohnern neben Prag die größte Stadt im Reich und Köln war Hansestadt. Kölner Großhändler nahmen den Eberbacher Wein ab und exportierten ihn in den gesamten nordeuropäischen Raum. Aufgrund seiner hohen Qualität verkaufte er sich gut und erzielte in der Regel überdurchschnittliche Preise. Neben Wein wurden Getreide, Holz und Handwerksprodukte der Klosterwerkstätten oder wie oben erwähnt Schafskäse verkauft. Das Kloster wiederum konnte seinen Bedarf an Waren decken, die es selbst nicht herstellte oder hatte. Das waren vor allem Salz, Seefische, Metallwaren und Gewürze aber auch ausgefalleneres wie die Hausenblasen, das sind die Schwimmblasen des Störs, die zur Weinklärung verwendet wurden.

Kloster Eberbach ist nur etwa 40 Kilometer vom Rupertsberg entfernt, wo die Heilige Hildegard von Bingen Äbtissin war. Hildegard stand nicht nur mit Bernhard von Clairvaux in Kontakt, der ja aktiv an der Gründung von Eberbach beteiligt war. Auch die ersten beiden Äbte Ruthard und Eberhard hatten schriftlichen, vielleicht sogar persönlichen Kontakt mit Hildegard.

Um 1145 wurde  mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. 1186 weihte sie Erzbischof Konrad von Mainz, im Beisein des münsteraner Bischofs Hermann II von Katzenelnbogen. Das Kloster wuchs rasch und war schnell  eines der bedeutendsten und größten Klöster Deutschlands. Bald gingen auch Neugründungen von Eberbach aus. Nach den Ordensbestimmungen müssen mindestens 60 Mönche im Kloster leben, damit eine Tochtergründung erfolgen kann. 1142 wurde Schönau bei Heidelberg gegründet, 1144 Otterberg in der Pfalz, 1155 Gottesthal bei Lüttich, alle drei noch in der Regierungszeit Rutharts, und 1174 Arnsburg in der Wetterau.

Das genaue Todesjahr von Abt Ruthart liegt nicht fest. P. Hermann Bär nimmt in “ Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau Bände 1-2, Wiesbaden 1855” 1156 oder 115 an (S.223) Auf ihn folgte Abt Eberhard, nach Bär aus Deutschland stammend aber Mönch in Clairvaux. Laut Bär war er unter den Reisegefährten, die Bernhard bei seinen Kreuzzugspredigten in Deutschland begleiteten. Gemäß zisterziensischer Tradition kommen die ersten drei Äbte in Filialklöstern immer aus dem Mutterkloster. So wurde auch Eberhard als Nachfolger Rutharts nach Eberbach geschickt.Er und sein Kloster gerieten auch bald in die Auseinandersetzungen zwischen Papst und Staufern. Diese verlangsamten auch den Aufstieg von Kloster Eberbach.Am 07.09. 1159 wurde Alexander III. Papst.

Aber nur einen Monat später wurde mit Viktor IV. ein Gegenpapst erhoben. Darauf berief Friedrich I.eine Kirchenversammlung  in Pavia ein, auf der Alexander aber nicht erschien, weil so die Devise ein Papst sich von niemandem richten läßt. Hadrian aber erschien. Nun wurde über Alexander die Reichsacht und der Kirchenbann verhängt. Außerdem exkommunizierte Viktor den mehrheitlich gewählten Alexander. Im Gegenzug exkommunizierte nun Alexander den Gegenpapst und den deutschen Kaiser. Der Zisterzienserorden und damit auch das Kloster Eberbach unterstützten Alexande. Als Friedrich in seinem Italienzug sehr erfolgreich war, mussten die Unterstützer Alexanders zunächst mal in die Defensive. Erzbischof Konrad von Mainz ging nach Frankreich, wo sich auch Papst Alexander aufhielt, nachdem er sich in Italien nicht mehr halten konnte. Abt Eberhard ging nach Rom ins Exil. Seine Stelle in  Eberbach vertrat Prior Mefrid. Nach 1168 kam Abt Eberhard in sein Kloster zurück. Er starb 1170 oder 1171. Auf ihn folgte Gerhard, ebenfalls von Clairvaux nach Eberbach delegiert. Bär hält es für Wahrscheinlich, dass auch er zu den Reisebegleitern Bernhards bei seinen Kreuzzugsreden in Deutschland zählt. Gerhard räumte einen Streit mit dem Zisterzienserkloster Bronnbach aus. In Eberbach errichte er eine Wasserleitung. In seine Regierungszeit fiel auch die Gründung der Filiale Arnsburg in der Wetterau. Abt Gerhard starb spätestens 1177. Auf ihn folgte Abt Arnold.Er war der erste Abt der aus Kloster Eberbach selbst hervorging und nicht wie die ersten drei Äbte aus Clairvaux abgeordnet wurde. In seiner Regierungszeit fand auch die Weihe der Klosterkirche statt (s.o. 1186) und wirtschaftlich wichtig die Befreiung vom Rheinzoll. Nach Bär übernahm Wichard, kurtrierischer Zolleinnehmer den Zoll Eberbachs auf seine Rechnung.(Bär S. 354)und entsprechende Urkunde des Simeonsstift in Trier (HHStAW Bestand 22 Nr. in U 138).

Nachfolger von Abt Arnold wurde Mefrid 1191. Ich folge hier Bär, der für Abt Gerhard als Sterbetag den 5. Januar 1177 annimmt (S. 312) Demnach kann er nach Abt Arnold keine 2. Amtszeit angetreten haben. Bär weist auch daraufhin, dass Abt Mefrid nicht mit dem Prior Mefrid aus der Regierungszeit Eberhards identisch ist. (s.O). Er konnte einige Rechtsstreitigkeiten erfolgreich beenden. 1197 wechselte er auf den Abtsstuhl des Tochterklosters Arnsburg. Bär sieht dafür zwei Gründe, zum einen um in Eberbach den Platz für Albero, seinen Nachfolger frei zu machen, zum anderen, da die Tochtergründung sich noch in schwieriger Phase befand und dort der “verdienstvolle, aber von Alter gebeugte Abt Mengot(1197)” (S. 398) regierte. Albero war der Bruder des Rheingrafen Embricho II. und laut Bär hoffte Abt Mefrid, dem Kloster  “gegen die Zudringlichkeiten des Adels” (S.396), die ihm in seiner gesamten Regierungszeit sehr zu schaffen gemacht hatte, wegen der starken Verwandtschaft des Abtes Albero einen besseren Schutz verschaffen könnte. Er hatte dem Kloster eine Ruhephase verschafft.  Von Papst Innozenz III. erhielt er am 30. Mai eine Bestätigung aller Privilegien seines Ordens und seines Klosters. Er nahm das Kloster und alle seine Güter in seinen Schutz. Alle Grangien und Klosterhöfe werden namentlich genannt.(HHStAW, 22, U 26 ). In die Regierungszeit Alberos fällt wohl ein Konversenaufstand, zunächst im Tochterkloster Schönau, dann in Eberbach. In Schönau entzündete er sich daran,dass die Konversen die abgetragenen Schuhe der Mönche bekamen. Diese erhielten in jedem Jahr ein neues Paar. Nach dem Wortlaut der Ordensregel galten Konversen und Mönche als gleichwertig. Das öffnete den Orden auch für die Söhne von Bauern und Bürgern. Die Konversen mussten nach einer halbjährigen Probezeit, ihrer Einkleidung und einem anschließenden einjährigen Noviziat wie die Mönche Armut, Keuschheit und Gehorsam geloben, um im Kloster zu bleiben. Sie konnten nicht lesen und schreiben, sie sollten keine Bücher haben. Die Zahl ihrer Feiertage war geringer als die der Mönche. In der Praxis machte man aber sehr wohl  sehr wohl einen Unterschied zwischen Mönchen und Laienbrüdern, hielt sie auf Distanz

und ließ sie den Abstand spüren. In Schönau verhinderte der plötzliche Tod eines Rädelsführers ein weiteres Aufschaukeln. Der Funke war aber schon nach Eberbach übergesprungen. Ob in Eberbach durch Maßnahmen von außen oder durch ordensmäßigen Zwang wieder Ruhe einkehrte, läßt sich nicht sagen. Beide Ereignisse werden sowohl von Cäsar von Haisterbach in seinem Dialogus Miraculorum als auch von Konrad von Eberbach in„Exordium Magnum Cisterciense sive Narratio de initio Cisterciensis Ordinis“ berichtet. Abt Albero starb im Jahr 1206. Aus dem Tochterkloster Schönau wird Theobald als Abt nach Eberbach berufen. Von 1196-1198 war  war er Abt in Schönau und lebte  insgesamt 40 Jahre in dem Tochterkloster Eberbachs. Dafür wechselte der bisherige Prior in Eberbach Walther als Abt nach Schönau. Unter Theobald war der Konversenaufstand in Schönau. Wichtigstes Werk Theobalds in Eberbach war das “Oculus Memoria”. Es war ein Güterverzeichnis der Abtei beginnend mit der Klostergründung. Alle Stiftungs- und Bestätigungsbriefe waren gesammelt. Der Inhalt wurde in einem Handbuch festgehalten. Abt Theobald starb nach 15 Jahren Regierungszeit 1221.

 

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Ihm folgte Abt Konrad nach. Er war von etwa 1168 bis 1193 Mönch in Clairvaux und dort noch ein Schüler Bernhards. Nach seinen eigenen Angaben lebte er von ca.1200 bis 1210 in Eberbach.Abt Garnier von Rochefort (1186–1193) ermunterte ihn, eine Chronik von Citeaux zu schreiben. Er verfasste darauf das sechsbändiges Exordium magnum Cisterciense. Die ersten 4 Bände entstanden in der Regierungszeit von Abt Garnier, die beiden letzten entstanden wohl in Eberbach. Es ist ein gutes Beispiel für die vor allem bei den Zisterziensern gepflegte gepflegten Exempel-, Mirakel- und Visionsliteratur. Eigenes Erleben oder unmittelbare Berichte der Senioren von Clairvaux, die Bernhard noch kannten sind die Quellen und vermitteln so ein getreues Bild von den Anfängen des Zisterzienserordens. Konrad wurde im Mai 1261 zum Eberbacher Abt gewählt, starb aber nach nur fünf Monaten Amtszeit. Gebeno war von 1215-1521 Prior in Eberbach. Um 1220 verfasste er  die Schrift “Pentachronon sive speculum futurorum temporum”, eine Zusammenfassung der Aussagen aus Hildegards Büchern, die wesentlich zu Hildegards Bekanntheit und Nachwirkung beitrug. Das Pentachron gehört zu den umfang- und folgenreichen Geschichtsdeutungen des deutschen 13. Jahrhunderts, die durch heilgeschichtliche Exegese die Situation ihrer Gegenwart klären wollten und verändern halfen.

Nachfolger Abt Konrads wurde Erckenbert. Er stammte aus Worms und trat wahrscheinlich unter Abt Arnold (1178–1191) ins Kloster ein. Unter Abt Mefrid war er als Klosterschreiber tätig. Unter Albero wurde er als Zeuge in mehreren Urkunden aufgeführt. Abt Theobald ernannte ihn bald nach seiner Wahl zum Prior. Dieses Amt bekleidete  er bis 1215. In seinem Priorat war er bei allen wichtigen Verhandlungen dabei. Auf eigenen Wunsch nahm er eine Auszeit, wurde aber 1219 als Abt nach Arnsburg berufen. Nach dem Tod Abt Konrads wurde er nach Eberbach zurückberufen und wurde dort zum Abt gewählt. 1228 resignierte er. Nachdem der Rücktritt angenommen worden war,  lebte er  noch bis 1231.

Sein Nachfolger wurde Rimund, der in Köln geboren ist. Er kommt nach Bär bis 1228 nur einmal in Eberbacher Urkunden vor und deshalb vermutet er, dass Rimund bis zu seiner Wahl den Eberbacher Hof in Köln verwaltete. Dieser wurde wegen seiner Wichtigkeit von einem Mönch verwaltet. Für diesen Posten sprach auch Rimunds Kölner Herkunft und seine Lokalkenntnisse. Gleich nach seinem Amtsantritt beteiligte er sich an den Kosten der Oppenheimer Stadtbefestigung, das vor kurzem Reichsstadt geworden war. im Gegenzug erhielt das Kloster für alle seine Besitzungen und den Eberbacher Hof den  Schutz der Stadt und des Königs. Außerdem erlaubte die Stadt dem Kloster freien Handel und sprachen es von Zoll und Abgaben frei.

1231 mussten sich die Zisterzienseräbte von Maulbronn, Schönau, Bronnbach und Eberbach  mit dem Benediktinerkloster Lorsch auseinandersetzen, denn es war in Schieflage geraten. Am 06.08 1231 überließ Papst Gregor IX. (1227-1241)Erzbischof Siegfried II. von Mainz. RI V,2,3 n.6864 das Kloster Lorsch “überlässt dem erzbischof von Mainz das sehr herabgekommene kloster Lorsch, besonders auch deshalb, damit eine zugehörige sehr feste burg (Starkenburg) nicht in die hände weltlicher grossen falle, zur verwaltung, wie solche schon dem vorgänger des erzbischofs aus gleicher ursache übertragen war “ . König Heinrich, der Sohn Friedrichs II. bestätigte am 27. April 1232 dem Erzbischof die Überlassung von Lorsch. Das Kloster sollte nach dem Willen Siegfrieds nicht aufgehoben werden und als Zisterzienserkloster fortgeführt werden. Die bisherigen Benediktinermönche von Lorsch sollten auf andere Klöster verteilt werden. Da es nun nicht mehr den Anschein hatte, dass die Zisterzienser einfach ein Benediktinerkloster übernahmen, wurde nun ein Zisterzienserabt und Konvent nach Lorsch geschickt. Doch die Benediktiner gaben nicht klein bei und kamen zwei mal mit Gewalt nach Lorsch zurück. Zwar wurden sie jedes Mal von Truppen des Mainzer Erzbischofs vertrieben. Die Zisterzienser Mönche wurden  körperlich misshandelt und mit dem Tode bedroht, falls sie Lorsch nochmals besiedeln sollten. Sie weigerten sich dann auch, nochmals nach Lorsch zu gehen. Das Kloster wurde nun den Prämonstratensern übergeben. Aus der Zeit der Zisterzienser wurden 35 karolingische Handschriften nach Eberbach verbracht. Zwar hatte die Besiedelung Lorschs mit Zisterziensern nicht geklappt. Doch Abt Rimund war ins Blickfeld des Papstes gerückt und er erhielt den nächsten päpstlichen Auftrag. Die heilige Elisabeth von Thüringen (* 1207) war am 17. November 1231 im Alter von nur 24 Jahren gestorben und stand im Ruf der Heiligmäßigkeit. Ihr Beichtvater und Seelenführer Konrad von Marburg kämpfte sofort für ihre Heiligsprechung. Er hatte in der Kirche bereits Karriere gemacht, war nach dem frühen Tod ihres Gemahls, dem Landgrafen Ludwig, von Papst Gregor IX. zum Vormund Elisabeths bestimmt worden. Schon vorher war er als Kreuzzugsprediger bekannt geworden. Am 11.10.1231 ermächtigte ihn der Papst in Deutschland gegen Ketzer vorzugehen. Konrad wurde nun auch beauftragt, den Wandel Elisabeths und die ihr nachgesagten Wunder zu überprüfen. Mit beauftragt wurden Erzbischof Siegfried von Mainz und Abt Rimund. Die Untersuchung wurde allerdings unterbrochen, denn Konrad war am 30.7. 1233 erschlagen worden. Nun trat Konrad II., Erzbischof von Hildesheim, an die Stelle von Siegfried. Konrad von Marburg wurde durch Abt Hermann des Zisterzienserklosters Georgenthal ersetzt. Abt Rimund behielt seinen Sitz in der Untersuchungskommission.

Die Untersuchung endete mit der Heiligsprechung Elisabeths am 27. Mai 1235. Zusammen mit Abt Hermann erreichte er,dass im Zisterzienserorden ein jährlicher Gedenktag für Elisabeth abgehalten wurde.

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1242 unterstellte sich das Prämonstratenserinnenkloster Tiefenthal bei Eltville-Martinsthal der Paternität von Kloster Eberbach, nachdem der Konvent 1237 geschlossen die Regeln der Zisterzienser angenommen hatten. Ein Jahr später inkorporierte Erzbischof Siegfried das bisherige Benediktinerinnenkloster Altmünster in Mainz gegen den Widerstand der Klosterfrauen in den Zisterzienserorden und unterstellte es der Paternität von Kloster Eberbach. Am Ende unterstanden 16 Zisterzienserinnenklöster der Eberbacher Paternität. Das waren die Klöster Marienhausen bei Aulhausen seit 1189 Eberbach unterstellt,Kloster Rosenthal 1241 gegründet, Kloster Tiefenthal,1242 unterstellt, Kloster Altmünster 1243 inkorporiert, Kloster Maria Münster in Worms 1244 inkorporiert,  Kloster Dalheim in Mainz, 1251 entschieden sich die Nonnen für den Zisterzienserorden,Kloster St. Agnes in Mainz, 1259 zisteriensische Regel angenommen, Kloster Mariacron Oppenheim, 1265 zisterziensische Reform, Kloster St. Joannes in Alzey um 1290 als Tochterkloster des Kloster zum Heiligen Geist (erstmals erwähnt 1262) in Alzey entstanden, beide Klöster ineinander aufgegangen, Kloster Sion bei Mauchenheim in der Nähe von Alzey, seit 1265 von Eberbach visitiert, Kloster Weidas bei Dautenheim, Alzey 1251 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Daimbach bei Mörsfeld, 1298 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Kumbd 118 gegründet, von Marienhausener Nonnen aufgefüllt, in der Reformation aufgelöst, Kloster Sankt Katharinen bei Bad Kreuznach, Anfang des 13. Jahrhunderts von Nonnen des Klosters Kumbd besiedelt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Engelthal, Ingelheim 1290 erstmals erwähnt. Kloster  Gnadenthal, Hünfeld seit dem 14. Jahrhundert durch Eberbach visitiert, Kloster Himmelgarten Alzey,1281 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben.

Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war das Verhältnis der Zisterziensernonnen zu ihrem Orden noch nicht genau geregelt. Sie waren noch an kein bestimmtes Kloster gebunden. Sie wählten selbst einen Abt, der für die Ordensdisziplin und Einhaltung der Ordensvorschriften zuständig war. Nach Bär hatten sie einen Zisteriensermönch im Kloster und auch Laienbrüder, die für sie die ökonomischen Angelegenheiten erledigten (Bär II, S.153, dort Anmerkung 5)

1241 gab es wieder einen Vorfall mit Konversen. Dabei wurde Abt Rimund verstümmelt “enormiter multilavit” wie es  bei Cannivez in Statuta Capitulorom generalium ordinis Cisterciensis ab anno 1116 ad annum 1786 heißt. (Cannivez 2. S.233 Nr. 19.) Vermerkt wird, dass der Täter dauerhaft in Haft blieb.

Die Konversenunruhen wurden Anfang  des 13. Jahrhunderts ein Problem für viele Zisterzienserabteien. So hatte es die zisterziensische Jurisdiktion zwischen 1190 bis 1295 mit rund 100 Fällen von “conspirationes” zu tun, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen genannt wurde. Sie dazu Thomas Füser, Mönche im Konflikt:zum Spannungsfeld von Norm, Devianz und Sanktion bei den Cisterciensern und Cluniazensern, Münster 2000, vor allem das 4. Kapitel. Es handelte sich dabei nicht um Einzeltäter. Es waren immer Gruppen oder Teile von Konventen, die sich ungehorsam und oft gewaltsam gegen ihren Abt oder den Vaterabt stellten. Abt Rimund war kein Einzelschicksal. Mehrere Äbte wurden zum Teil schwer verletzt, der Abt von Heilsbronn so schwer, dass er von der Ordensführung als “inutile” für das Amt des Abtes bezeichnet wurde. Außerdem kam ein Mönch ums Leben, der sich schützend vor den Abt geworfen hatte. (Canivez 2, S. 307 Nr. 31) Die Konversen haben im 12. Jahrhundert wesentlich zum ökonomischen Erfolg des Ordens beigetragen. Am Anfang des 13. Jahrhunderts standen in Eberbach 200 Konversen 100 Mönchen gegenüber. Das brachte auch schwere Aufsichts-und Führungsprobleme mit sich, denen die Eberbacher Klosterleitung unter schwachen Äbten wohl nicht gewachsen war, wie Werner Rösener in seinem Aufsatz die Agrarwirtschaft der Zisterzienser in dem Sammelband “Norm und Realität: Kontinuität und Wandel der Zisterzienser im Mittelalter” herausgegeben von Franz J. Felten, Werner Rösener auf Seite 87 ausführt. Sehr viel vorsichtiger aber letztlich mit derselben Aussage drückt sich Bär in seiner Wertung über Abt Albero aus, in dessen Regierung nach Bär die erste Konversenunruhe in Eberbach fällt, wobei er nur von einer einzigen berichtet. Der wachsende Reichtum Kloster Eberbachs wurde praktisch von den Konversen erarbeitet. Das verstärkte die sozialem Spannungen, die latent vorhanden waren. Die Laienbrüder  hatten aber kaum Mitspracherecht. Das herrische Auftreten mancher Äbte und Mönche gegenüber den ungebildeten aber lebenserfahrenen Laienbrüder (siehe das Schuhproblem in Schönau) verschärfte die Gegensätze und Spannungen. In Eberbach führte es sogar soweit,dass Abt Werner bei einem Angriff eines Laienbruders 1261 erschlagen wurde. Interessanterweise erwähnt Bär die Todesursache Werners nicht sondern gibt nur das Todesdatum über das Totenbuch an.Die Konversenprobleme scheinen erst mit der neueren Forschung ins Blickfeld zu geraten. So gibt es auch in Geschichtsdarstellungen zu Heilsbronn keinen Hinweis auf die Verstümmelung eines Abtes. Oder die Große Zisterzienserausstallung in Bonn 2018 sparte dieses Thema auch völlig aus.Das Generalkapitel aber reagierte mit sofortiger Einkerkerung des Täters und mit Aufnahmestopp für Konversen. Auch Abt Werner war kein Einzelfall. Thomas Füser  führt insgesamt 9 Äbte an, die in ihrem Amt ermordet wurden.

1242  verpachtete Abt Rimund einen Weinberg bei Wörrstadt. In der dazu gehörenden Urkunde heißt es: “Abt Rimund und der Konvent von Kloster Eberbach machen bekannt, daß sie dem Heinrich von Wörrstadt (de Werstad) auf Lebenszeit siebeneinhalb Joch näher beschriebene Weinberge bei Wörrstadt auf Lebenszeit verliehen haben. Davon sollen an Allerheiligen (01. November) ein Talent Mainzer Münze jährlich dem Kloster gezahlt werden. Bei Vernachlässigung der Weinberge kann das Kloster diese wieder einziehen. Die Bestimmungen gelten auch für die überlebende Frau. Nach deren Tod kann das Kloster über die Weinberge beliebig verfügen.” (HHStAW Bestand 22 Nr. in 436). Das ist der erste urkundliche Beleg für eine Verpachtung. Bisher verfuhr das Kloster ja nach der Zisterzienserregel, nach der die Mönche von ihrer eigenen Hände Arbeit leben sollten und keine Früchte von fremden Schweiße genießen sollten. (Vet.Institut.Cisterc. Kap V) Das war die erstmalige Abkehr  von einem bisherigen Kurs. Viele Schenkungen waren zu weit entfernt und die Güter zu klein, um wirtschaftlich mit eigenen Kräften betrieben zu werden. Man war auch nicht mehr gewillt, die Zahl der Konversen ohne Not zu vervielfältigen. Abt Rimund verstarb 1247. Auf ihn folgte Abt Walter (1248-1258) Er resignierte nach zehn Regierungsjahren. Auf ihn folgte Werner, der schon vorher als sein Nachfolger bezeichnet wurde. Er war von 1248 bis 1258 Abt in Arnsburg und wurde von dort zum Abt in Eberbach berufen. 1259 besiedelte Erzbischof Gerhard von Mainz  das Benediktinerkloster Disibodenberg, das infolge einer Fehde hochverschuldet war und schon von den meisten seiner Mönche verlassen war mit Zisterziensermönchen aus dem Eberbacher Tochterkloster Otterberg. Sie brachten das Kloster wieder zur Blüte, die bis 1500 anhielt. Abt Werner starb1261. Wie oben erwähnt wurde er von einem Laienbruder ermordet. Sein Nachfolger Heinrich I. regierte nur ein Jahr nämlich von 1262-1263. Vorher war er Grangiarius, das ist der allgemeine Aufseher über die Klosterhöfe. In seiner kurzen Regierungszeit rundete er vor allem den Besitz von Klosterhöfen ab. So wurde auch der Gräfenberg bei Kiedrich volles Eigentum. Mit dem Steinberg und dem Gräfenberg hatte das Kloster Weinberge, auf denen noch heute Prädikatsweine geerntet werden. Der Gräfenberg ist heute im Besitz des Weinguts Weil in Kiedrich. Abt Heinrich resignierte bereits im Jahr 1263. Ob der Amtsverzicht von zwei Äbten in so kurzer Zeit auch mit dem Konversenproblem zu tun hatte?

Nach dem Rücktritt von Abt Heinrich wurde Ebelin aus dem Tochterkloster Schönau nach Eberbach berufen. Er hatte in Schönau seine Profess abgelegt und war dort von 1259–1263 Abt. In Eberbach bekleidete er dieses Amt von 1263-1271.1266 zeigte sich, dass das Kloster Finanzprobleme hatte. In Oppenheim konnte das Kloster für ein Haus, das eigentlich genau in das Anforderungsprofil gepasst hätte, nicht bar bezahlen und ein Kredit schien es auch nicht zu bekommen. Man entschloss sich dann zum Verkauf von Weinbergen und einen Hof in Lonsheim. Es fanden sich dann aber Gönner, die die Weinberge kauften und dem Kloster umgehend wieder überließen. Nach 1271 trat Ebelin nicht mehr in Urkunden auf. Ob er ebenfalls zurücktrat oder verstarb lässt sich nicht sagen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts konnte Eberbach seinen Besitz an Weinbergen deutlich ausweiten und verfügte schließlich mit über  300 Hektar Anbaufläche über die größte Weinbergfläche in Deutschland. Hauptsächlich war dafür der zunehmende Fernhandel verantwortlich. Weinbezug wurde nun über den Markt möglich. Für entferntere Klöster und Grundherren verloren die Weinberge ihre Bedeutung.und sie alle hatten als weiteren Konkurrenzvorteil nicht die umfassenden Rheinzollprivilegien wie Kloster Eberbach. So verkauften sie ihre Weinberge an das Kloster Eberbach. Ein weiterer Wandel hatte schon ab dem Ende des 13. Jahrhunderts eingesetzt. Die Weinberge wurden immer weniger in Eigenregie also weitgehend mit Konversen oder Frondienstlern bewirtschaftet. Man ging verstärkt auf Verpachtung über. Auf den ersten Pachtvertrag des Klosters wurde hingewiesen. Abt Siegfried (1290–1298)war der erste Abt, der Temporalverpachtungen einführte. Er verpachtete Klostergüter in Wiesbaden zeitlich befristet auf zwölf Jahre. Danach fiel das Gut wieder an das Kloster zurück. Damit sollte vermieden werden, dass die verpachteten Güter allmählich in das volle Eigentum des Pächters übergingen.

Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden die Bettelorden – 1209/1210 die Franziskaner, 1216 wurden die Dominikaner bestätigt, die Augustiner Eremiten entstanden zwischen 1244 und 1256. Die Karmeliten breiteten sich im 14. Jahrhundert in ganz Europa aus.

Die Attraktivität der neuen Orden minderte die Attraktivität der Zisterzienser vor allem für Laienbrüder, die ohnehin ihre Probleme mit den  Mönchen im Orden hatten. Außerdem sorgten die Problem mit den Konversen dafür, dass die Äbte bemüht waren, mit weniger Konversen auszukommen. Für die Verpachtung wurde in der Regel ein Pachtzins in Höhe von einem Drittel bis zur Hälfte des Ertrages ausgehandelt. Dazu kam noch der Zehnte, für den der Pächter aufkommen musste.

Im 14. Jahrhundert baute Kloster Eberbach ein Netz von Finanzdienstleistungen auf. Wie bei den Stadthöfen gezeigt , waren dort ja auch finanzielle Überschüsse erzielt worden, die in Grundbesitz angelegt wurden. Die Klöster gingen auch dazu über, gegen die Übertragung von Ländereien oder Geld eine Rente auf Lebenszeit zu versprechen. Die Klöster waren reich und ihre Reputation so gut, und so konnten Wohltäter, die dem Kloster Grundbesitz um ihres Seelenheiles willen aber zusätzlich abgesichert durch Rentenbezug überließen, auch darauf verlassen, die Auszahlung zu erhalten. Da Einnahmen aus den Verkäufen oft nicht sofort ausgegeben werden konnten, bot es sich an, dieses Geld gewinnbringend anzulegen. Sie vergaben also Kredite zum Beispiel für Saatgut oder landwirtschaftlichen Geräten. Pächter und zinspflichtige Bauern mussten diese Kredite abbauen. Kredite wurden oft gegen Ländereien als Sicherheit vergeben, natürlich überwiegend an Adlige, da diese ja die Mehrzahl der Grundbesitzer stellten. So wurde aus dem Kredit oft ein Landkauf, da viele Kredite nicht zurückgezahlt werden konnten.

Auch das Depositengeschäft entwickelte sich allmählich. In den Stadthöfen, aber auch in den Klöstern hatten diese Lagerräume, in den sie Wein  und Getreide oder Geld und Wertsachen gegen Gebühr aufbewahren konnten. Wenn die Haftung ausgeschlossen oder eingeschränkt werden konnte, war das ein gutes Geschäft für das Kloster.Der Einstieg in die Geldgeschäfte wurde zunächst erschwert durch das mittelalterliche Zinsverbot. Das kanonische Recht verurteilte Zinsen als Wucher. Man umging das, indem man Geld gegen Sicherheiten in Form von Pfändern vergab und diese dann nutzte als Nutzungsrechte an Ländereien oder Zugtieren.

Abt Jacobus von Eltville wurde um 1325 in Eltville geboren. Er wurde im Kloster ausgebildet. Eberbach hatte im Gegensatz zu vielen Zisterzienserklöstern eine Klosterschule. Dann kam er an das St. Bernhards-Kolleg in Paris, wo er die Freien Künste und Theologie  studierte. Dort las er während des akademischen Jahres 1369/1370 die Sentenzen. 1372 wurde er in Eberbach zum Abt gewählt und bereits als Abt promovierte er in Theologie. Auch Äbte studierten am St. Bernhards-Kolleg . Für die entsendende Abtei war das übrigens ziemlich teuer, denn für studierende Mönche und Äbte war ein hoher Beitrag zu entrichten. Jacobus verfasste Kommentare zum Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus. Jacobus starb 1392.

1312 inkorporierte Erzbischof Peter von Mainz die mit dem Zehnten begabte Pfarrkirche von Wallertheim (heute Waldertheim) und deren Patronatsrechte dem Kloster (Urkunde HHStAW Bestand 22 Nr. in 436), was Bär so kommentierte:” Die mit dem Zehnten begabte Pfarrei zu Waldertheim hatte bei Eberbach einen Geschmack an solchen minder beschwerlichen Einkünften  und dadurch den Appetit an dergleichen Besitzungen erzeuget”. (Bär II S 337 f.) Nach der Inkorporation konnten Abt und Konvent über das Vermögen und die Einkünfte der Pfarrei verfügen. Es folgten dann auch relativ schnell weitere Inkorporationen, so 1324 Langendiebach, 1476 Mosbach.

Stadtpfarrkirche

1339 übertrug Kaiser Ludwig dem Abt und Konvent des Zisterzienserkloster Eberbach das Patronatsrecht der Kirche in der Stadt Biberach. [RI VII] H. 1 n. 300 1339 März 20, Frankfurt “Ks. Ludwig überträgt Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Eberbach in der Diözese Mainz auf Bitte des Erzbischofs Heinrich von Mainz, seines Fürsten, das Patronatsrecht der Kirche in der Stadt Biberach in der Diözese Konstanz, das bisher ihm und dem Reich zustand, mit allen Ehrungen, Einkünften, Rechten und Zubehör.” Bereits 10 Jahre später inkorporierte Papst Clemens VI. die Kirche dem Kloster Eberbach. “Papst Clemens VI. inkorporiert dem Kloster Eberbach wegen seiner Schulden die Pfarrkirche der Stadt Biberach, deren Einkünfte auf 30 Mark geschätzt werden und deren Patronatsrecht das Kloster schon besitzt. Der einzusetzende Vikar soll vom Bischof von Konstanz investiert und mit genügendem Einkommen versehen werden.” (HHStAW Bestand 22 Nr. in 437) Anrechte Dritter mussten vor dem Zugriff auf das Vermögen mussten vor dem Zugriff auf das Vermögen abgelöst werden.Dies geschah, wie eine Reihe von Urkunden belegt.  Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 163 U 70 bis U 73.Das Kloster mußte auch einen Weltgeistlichen als ständigen Vikar unterhalten. Runde 100 Jahre später, nämlich 1447 erteilte Papst Eugen IV. dem Kloster einen weiteren Rechtstitel,  wonach das Kloster die ihm zustehende Pfarrkirche zu Biberach nach eigenem Ermessen mit Welt- oder Klostergeistlichen besetzen kann. Dies wurde auch von den Nachfolgern Eugens immer wieder bestätigt. Zwar konnte der Bischof den Vikar weiterhin einsetzen. Das Kloster konnte aber den Priester ohne bischöfliche Mitwirkung abziehen 1378 löste das Kloster mit einer Einmalzahlung die städtische Steuer ab. “Bürgermeister, Rat und die gesamte Bürgerschaft der Stadt Biberach bekunden, von Abt Jacob, ‚Lehrer in göttlicher Kunst‘, und dem Konvent von Kloster Eberbach 150 Pfund Heller als Wiederkaufsgeld für die jährlich zu zahlenden 15 Pfund Heller an Stadtsteuern empfangen zu haben.” (HHStAW Bestand 22 Nr. U 1155)und war damit abgabenfrei. Das Kloster stellte nun ein Mitglied des Konvents als Pfleger für die Verwaltung der Eberbacher Güter und nutzbaren Rechte nach Biberach ab. Er residierte im Eberbacher Pfleghaus. Bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts war das Verhältnis Biberacher Magistrat und Kloster noch weitgehend konfliktfrei. Das Kloster hatte auch nicht versucht, seine erweiterten Befugnisse auszureizen. Aber allmählich zeichnete sich ein Interessenkonflikt ab. Dem Biberacher Magistrat war es gelungen, weite Bereiche des städtischen Kirchenwesens unter seine Kontrolle zu bringen. Nur die Pfarrei,also die Institution, die das kirchliche Leben in der Stadt maßgeblich  bestimmte, blieb kommunalen Einfluß weitgehend entzogen. Das Kloster aber wollte seine Rechte stärker zur Geltung bringen und so auch den Ertrag, den die die Pfarrei abwarf, steigern. Man stritt sich nun über Art und Umfang der beiderseitigen Kompetenzen bei der Besetzung des Vikarpostens. Das Kloster bestand auf seinem alleinigen Recht zur Nomination.Der Rat wollte ein informelles Mitbestimmungsrecht, also ein Vetorecht, ein Konsensrecht und ein Designationsrecht. Weitere Reibungsfläche war die unzureichende Personalausstattung der Pfarrei. Man sah ein Mißverhältnis zwischen Ertrag und Leistung. Nach dem Tod des Pfarrvikars Johannes Riß im Herbst 1480 forderte der Biberacher Rat das Kloster mehrfach auf, den städtischen Prediger Heinrich Jäck als Vikar einzusetzen und machte gleichzeig klar, dass man einen Ortsfremden nicht wolle. Aber Abt und Konvent nominierten den Koblenzer Priester Christmann Lusser. Dagegen legte der Biberacher Rat an der bischöflichen Kurie Einspruch ein. Die Stadt argumentierte mit der mangelnden Eignung des Eberbacher Kandidaten und begründete das mit dem rheinischen Dialekt Lussers. Das Konstanzer Gericht entschied gegen Lusser. Bischof Otto IV. setzte Br. iur. Konrad Winterberg in Biberach ein, womit der Rat offensichtlich einverstanden war. Allerdings klagte Eberbach vor den päpstlichen Gerichten und setzte sich letztlich durch. Aber Biberach hatte auch gewonnen, wenn auch nicht auf Dauer. Im Juli 1484 gewährte Papst Sixtus IV. der Stadt Biberach die Vergünstigung, in Zukunft den Pfarrvikar präsentieren zu dürfen. Allerdings bestätigte Papst Innozenz VIII. am 4. Mai 1489 den von Papst Eugen gewährten Rechtstitel (HHStAW, 22 in Nachweis). Das Kloster versuchte seine nun wieder gestärkte Position auszunutzen und wollte einen Mönch auf die Pfarrstelle setzen. Nach der scharfen Reaktion des Biberacher Rats lenkten Abt und Konvent aber wieder ein. Aber die Beziehungen blieben gespannt. Eine weitere Auseinandersetzung folgte 1519/20. Die Pfarrerstelle war durch den Tod des Stelleninhabers wieder frei geworden und der Rat hatte sich mit einem Forderungskatalog an das Kloster gewandt. Ein Weltgeistlicher “unnser artt unnd lannds”(Rüth Bernhard in http://www.gfh-biberach.de/Hefte/BC-Heimatkundliche-Bl%C3%A4tter-f%C3%BCr-den-Kreis-Biberach/J6H1S03.pdf, S. 7) sollte eingesetzt werden, der Vikar künftig angemessen besoldet und ein dritter Helfer sollte eingestellt werden. Aber das Kloster bestellte den Konventualen Johannes Kött zum Pfarrvikar. Der Konflikt eskalierte. Eberbach handelte mit Rückendeckung seines Landesherrn, des Mainzer Kurfürsten Albrecht von Brandenburg. Eine mainzisch-eberbacher Delegation erschien auf dem Biberacher Rathaus. Der Rat argumentierte, er habe einen geeigneten Kandidaten vorgeschlagen und kritisierte die gewinnorientierte Haltung des Klosters mit den Worten, dass die Abtei „gern v ienig tätt und doch gern vii innäme“ (Heimatkundliche Blätter S. 7) Der Mainzer Abgeordnete verwies auf die Privilegien Eberbachs. Der biberacher Rat befand sich in einer sehr schwachen Position und musste nachgeben. Auch eine Appellation an den Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg blieb erfolglos. Das Kloster hatte sich nun  voll durchgesetzt, aber Biberach hatte sich der Reformation angeschlossen. Über die gesamte Reformationszeit hinweg war die Pfarrei mit Eberbacher Mönchen besetzt.Allerdings musste Kött auf bischöfliche Weisung nach Rissegg umsiedeln, weil sie die nach Biberach pfärrigen Untertanen des dem alten Glauben trau gebliebenen Dr. Hans Schad von Mittelbiberach zu Warthausen in dessen Gebiet kirchlich zu betreuen hatten. 1548 wurde das Augsburger Interim per Reichsgesetz erlassen und in den süddeutschen protestantischen Gebieten mit staatlichem Zwang durchgesetzt. Der Biberacher Magistrat ersuchte nun, den derzeitigen Vikar Martin Bauer, die Pfarrei fortan wieder zu versehen, dem Interim gemäß.  Er nahm seinen Sitz wieder in der Stadt im Pfarrhof und ab 1548 wurde in Biberach wieder die Messe gelesen. 1555 wurde die Bikonfessionalität reichsrechtlich garantiert. Eberbach hatte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Niedergang erlebt. Man dachte deshalb daran, den weitab gelegenen Außenposten abzugeben und machte der Stadt ein Angebot. Für 70.000 Gulden sollte die Stadt die klösterlichen rechte und Besitzungen übernehmen. Die Offerte wurde grundsätzlich positiv aufgenommen und nachdem man sich auf den realistischen Kaufpreis von 31.000 Gulden geeinigt hatte, wurde am 1. September 1568 der Kaufvertrag geschlossen. Die Übergabe erfolgte nach einer Anzahlung von 11.000 Gulden aber schon 1564. “Daniel Abt und der ganze Konvent von Kloster Eberbach verkaufen der Reichstadt Biberach wegen der großen Entfernung und der großen Schuldenlast des Klosters das Patronat der Pfarrkirche mit allem Zubehör für 31.000 Gulden unter Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Daniel.” heißt es in der entsprechenden Urkunde vom 1. September 1566.(HHStAWBestand 22 Nr. U 2068 a). Es dauerte dann allerdings 121 Jahre bis im September 1685 die letzte Rate bezahlt wurde.

Nach diesem Exkurs zu dem Patronatsrecht in Biberach wieder zurück zur Klostergeschichte.

Am 14.01. 1401 stellte Papst Bonifatius Abt Nikolaus II.(1392–1407) folgende Urkunde aus: “Papst Bonifatius IX. gestattet dem Abt des Klosters Eberbach, Mitra, Ring und sonstige pontifikalische Insignien zu tragen, Weihehandlungen in den ihm unterstellten Kirchen und Klöstern vorzunehmen und in bestimmten Fällen Ablässe zu erteilen.” HHStAW Bestand 22 Nr. U 1318). Die Eberbacher Äbte hatten damit einen bischofsgleichen Rang.

Im 15. Jahrhundert begann der langsame wirtschaftliche Niedergang, nicht nur von Kloster Eberbach sondern vom gesamten Orden der Zisterzienser. Da spielte einiges mit. Es stand immer weniger unbebautes Land zur Verfügung. Das hatte zur Folge, das weniger Grundbesitz verschenkt wurde. Feste Renten in Form von Naturalien wurden immer mehr verschenkt.Die Bedeutung der Städte nahm zu. Dort entstanden neue Arbeitsplätze, die auch für die Bauern interessant waren. Das bedeutete einen Rückgang der Konversen

verstärkt durch die wachsende Bedeutung der Bettelorden, die ebenfalls  einen Rückgang der Konversen bewirkte. Das anhaltende Bevölkerungswachstum  sorgte auch dafür, dass zunehmend kleiner Pachtgüter vergeben wurden. Die Pachtraten sanken. In Eberbach lagen sie zu Beginn des Jahrhunderts noch bei 48 % des Ernteertrags. Um 1500 konnten nur noch 32 % durchgesetzt werden. Auch der Zustand der Wingerte verschlechterte sich. Meist war die Ursache unzureichende Düngung mit Pferdemist. Das wiederum war die Folge der exzessiven Ausdehnung der Anbauflächen im Rheingau und im Mittelrheintal. Die lokale Viehhaltung könnte nicht in dem Maße gesteigert werden, das für den Bedarf an Pferdemist nötig gewesen wäre. Das bedeutete, dass die Form der Pachtzahlung sich zunehmend zur Geldzahlung verschob. Hinzu kam, dass durch die grassierenden Pestepidemien auch die Konvente kleiner wurden und dann auch weniger Männer für den Eintritt als Konversen zur Verfügung standen.

Der Eberbacher Konvent hatte 1498 102 Mitglieder Konversen und Mönche zusammengerechnet. Bei einer Epidemie von 1500-1502 starben 15 Mönche.

Kloster Eberbach hatte auch damit zu kämpfen, dass die Fürsten verstärkt versuchten, die gewährten Zollprivilegien zurückzuziehen. Die Bedeutung der Kölnfahrt ging zurück. Das Kloster ging verstärkt dazu über, die Weine direkt am Erzeugungsort an meist Kölner Großhändler zu verkaufen. Produktion und Vertrieb in einer Hand aber war einer der Gründe für den wirtschaftlichen Erfolg der Zisterzienser.

Im Rheingau begann der Bauernkrieg am 23. April 1525. In Eltville hatten sich gut 200 Personen versammelt. Dem Rat wurden Beschwerdeartikel übergeben. Der Vertreter des Erzbischofs, Heinrich Brömser verhandelte mit ihnen. Am 29.04. wurden ihm in Winkel 29 Artikel übergeben. Eine der ersten Forderungen war die Wahl eines Predigers. Dann ging es um eine gerechtere Lastenverteilung.Die Güter des Adels und der Geistlichkeit sollten die bürgerlichen Lasten wie Steuern und Dienste mittragen. Die Klöster sollten aussterben. Sie Einwohner des Rheingaus sollten nur an ihrem Wohnort gerichtlich belangt werden können. Wasser, Weide und Wildfang sollten frei sein. Am 2.5. versammelte sich die Landschaft auf dem “Wacholder”, das war die traditionelle Gerichtsstätte der Rheingauer. Dort wurde Friedrich Greifenclau von Volrads zum Hauptmann der Rheingauer Landschaft gewählt.Er nahm eine ähnliche Rolle ein, wie Götz von Berlichingen. Das Kloster Eberbach, das ganz in der Nachbarschaft lag, hatte die versammelte Landschaft

ohne Entschädigung zu verpflegen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das berühmte Fass von Eberbach zu 2/3 geleert. Das Fass war zum heiligen Jahr 1500 erstmals gefüllt worden und fasste ungefähr 72000 Liter. Zwischen dem 28. und 31. Mai mussten die Klöster Eberbach, Gottesthal, Johannisberg, Marienthal, Aulhausen und Eibingen urkundliche Ver­pflichtungen eingehen, die sie zum Untergang verdammten. Das Kloster Tiefenthal sollte gleich aufgehoben werden. Die Lage hatte sich aber für die Bauern grundlegend geändert. Schon vor der Aufstand im Rheingau ausbrach, hatten die Bauern am 4. April 1525 bei Leipheim eine Schlacht verloren. Es folgten Niederlagen bei Freiburg. Am 15. Mai fand bei Frankenhausen eine der bedeutendsten Schlachten des Bauernkriegs statt. Am 4. Juni verloren die Bauern bei Würzburg. Am 24.und 25.6. 1525 wurden die Rheingauer bei Pfeddersheim besiegt. Am 27.Juni wurde der Unterwerfungsvertrag geschlossen. Sie mussten 15000 Gulden Kriegskosten zahlen und wurden völlig entwaffnet. Mit den Verpflegungskosten bei der Versammlung vom 02.05. und dem fast geleerten Weinfass kam Eberbach aber relativ glimpflich davon. Allerdings musste es an den Erzbischof von Mainz 3282 Gulden für die Niederschlagung des Bauernaufstandes bezahlen. Der Fürst von Hessen-Kassel verlangte 1216 Gulden und später nochmals 673. Außerdem nahm er ein Drittel der gesamten Früchte des Klosters mit.

Die Reformation hatte ebenfalls relativ geringe unmittelbare Auswirkungen auf Kloster Eberbach. Nur wenige Mönche verließen das Kloster. Allerdings ging die Zahl der Novizen deutlich zurück. Härter traf es bis auf Arnsburg die Eberbacher Tochterklöster.

Schönau wurde 1558 von Ottheinrich aufgehoben. Die Schönauer Tochter Bebenhausen wurde 1534 reformiert und nach einer kurzen Unterbrechung durch das Augsburger Interim hatte es 1560 mit Eberhard Bidembach den ersten evangelischen Abt. In Kloster Otterberg sollten die Mönche 1559 zum neuen Glauben übertreten und nachdem sich dies weigerten, wurde das Kloster 1564 aufgelöst.Dessen Tochterkloster Disibodenberg wurde 1559 säkularisiert. Schwieriger waren die indirekten Folgen der Reformation für die Rheingauer Abtei. Die wichtigsten  Fürsten in der näheren Umgebung Eberbachs, also Hessen, Nassau und Kurpfalz wurden reformiert. Neue Stiftungen blieben so aus. Außerdem waren die reformierten Landesherren bestrebt, das Kirchenwesen in ihren Ländern vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Dadurch verlor Eberbach Patronatsrechte in seinen Pfarreien und damit Einkünfte. Auch die Kriege im Gefolge der Reformation wie der Schmalkaldische Krieg 1546/47 und der Fürstenkrieg 1552 belasteten die Abtei.

Als Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach im Sommer 1552 in den Rheingau einfiel ließ er die Eberbacher Höfe und das Kloster plündern. Der Schaden schlug im Kloster und auf dem Steinheimer und Draiser Hof mit 1400 Gulden zu Buche.

Auch die Türkenkriege schlugen auf das Kloster durch. Diese wurden durch die Türkensteuer finanziert. Der Erzbischof von Mainz forderte vom Kloster im Jahre 1556 1500 Gulden für diese Steuer ein. (Alle Zahlen bei Dr.J.Söhm Geschichte des wirtschaftlichen Leben der Abtei Eberbach im Rheingau, Wiesbaden 1914, S 25 f.) Mainz war von dem Zug des Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach  wesentlich härter betroffen als Eberbach und musste die völlig zerrütteten Finanzen des Hochstifts sanieren. Ein Weg dazu war die Umwandlung von Klöstern in Domänen und diese dann dem Mainzer Hochstift zu inkorporieren. Aber Kloster Eberbach konnte seine Unabhängigkeit wahren. Aber der Niedergang war nicht zu übersehen. 1553 lebten noch 26 Mönche und 14 Konversen in der Abtei.Auch an den Urkunden im Hessischen Hauptstaatsarchiv lässt sich das gut nachvollziehen. Ab 1529 werden immer öfter Verkäufe beurkundet, zunächst von Zinsen, dann von Liegenschaften, zum Beispiel Wälder und schließlich ganze Hofgüter wie 1555 das Hofgut von Braubach (HHStAW, 22, U 2033 a), 1556 das Hofgut in Dexheim (HHStAW, 22, U 2034), 1561 das Hofgut auf de Gau zu Selzen (HHStAW, 22, U 2047 a), 1564 Haus und Hof zu Braubach (HHStAW, 22, U 2058) und 1566 einen Hof in Dexheim (HHStAW, 22, U 2065 a)

In diese Liste passt auch der oben genauer beschriebene Verkauf des Patronats der Pfarrkirche von Biberach “Daniel Abt und der ganze Konvent von Kloster Eberbach verkaufen der Reichstadt Biberach wegen der großen Entfernung und der großen Schuldenlast des Klosters das Patronat der Pfarrkirche mit allem Zubehör für 31.000 Gulden unter Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Daniel.” (HHStAW, 22, U 2068 a)Die Bewilligung zu diesem Verkauf erteilte Kaiser Maximilian II. (HHStAW, 22, U 2067 a)

Eine noch  schwerere Zeit für das Kloster wurde  dann der 30-jährige Krieg. Abt Leonhard II. regierte von 1618-1632. Schon 1620 besetzten Truppen der katholischen Liga und spanische Truppen unter dem Feldherrn Don Ambrosio Spinola die Kurpfalz. Das Kloster hatte Kontributionen zu entrichten. Schwierig war die Lage vor allem in der Pfalz. Die dortigen Klosterhöfe hatten schwer zu leiden. So lösten zum Beispiel 1621 plündernde spanische Soldaten in Oppenheim eine Brandkatastrophe aus. Erst ein Schreiben Spinolas verschaffte den Besitzungen Eberbachs in der Pfalz Ruhe und eine gewisse Sicherheit.Sogar einige nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) verloren gegangene Güter konnten zurückerstattet werden, so zum Beispiel der Wormser Hof von Kloster Otterberg

und die Pfarrei von Schönau in der Pfalz. Weiteren Auftrieb erhielten die Hoffnungen durch das Restitutionsedikt von 1629, das Kaiser Ferdinand II. am  6. März 1629 erlassen hatte. Damit sollte der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Der Kaiser befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht im dreißigjährigen Krieg. Hätte es durchgesetzt werden können, hätte das enorme Enteignungen und Rückübertragungen ehemals katholischen Besitzes zur Folge gehabt. Das Edikt stieß auf erbitterten Widerstand auf protestantischer Seite und vor allem rief es einen weiteren Kriegsteilnehmer auf den Plan. Gustav Adolf von Schweden landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und zwang Pommern, Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen zu einem Bündnisvertrag.Nachdem er er bei Breitenfeld nördlich von Leipzig Tilly, den obersten Heerführer der katholischen Liga und auch der kaiserlichen Armee vernichtend geschlagen hatte, war der weg für die Schweden nach Süddeutschland frei. Am 27. November 1631 marschierte Gustav Adolf in Frankfurt ein. Seinen Heerführer Bernhard von Sachsen-Weimar sandte er in den Rheingau. Am 30. November stand dieser vor Walluf. Die Rheingauer verließen sich auf das “Gebück”, die Grenzbefestigung, die sie als unüberwindlich ansahen. Sie wurden aber überrumpelt und der Rheingau eingenommen. Die Schweden forderten 10000 Reichstaler Brandschatzung. Zwar nahm Kurfürst Anselm Kasimir von Mainz  das Kloster entgegen der Forderung der Schultheissen davon aus. Aber Abt Leonhard war mit seinem gesamten Konvent am 29. November per Schiff nach Köln geflüchtet. Nur einer war zurückgeblieben, der wegen Krankheit nicht mitkonnte.Allerdings geschah die Flucht Hals über Kopf ohne die geringste Kleinigkeit in Sicherheit zu bringen. So fiel der Kirchenschatz, die Reliquien,die Kleinodien und Messgewänder  in die Hände der Schweden. Dazu kamen die gesamten Vorräte, wenigsten 400 Fuder Wein (ein Fuder entsprach in Frankfurt knapp 860 Liter) 5000 Malter Getreide (ein Malter in Frankfurt etwa 3 hl). Auf die Schweden unter Bernhard von Sachsen-Weimar folgten hessische Truppen unter General Hohendorf. Was die Schweden übrig gelassen hatten, nahmen die Hessen mit. Der hessische Verwalter Murus (de Mur) suchte vor allem die kostbare Bibliothek Eberbachs aus und schickte 14 Fässer voller Bücher nach Kassel. Im Katalog von 1502 waren 754  Bände aufgeführt. Davon befindet sich heute noch ein knappes Fünftel in Oxford, London und Wiesbaden. Erhalten geblieben ist das Exordium magnum Cisterciense Verloren sind dagegen die  „Yconomica“ von Konrad von Megenberg und ein unbekanntes Werk von Meister Eckhart. Nur das Archiv des Klosters nahm keinen Schaden.1632 bekam der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna   das Kloster Eberbach zu seinem persönlichen Gebrauch überschrieben. Im Februar 1635 eroberten kaiserliche Truppen den Rheingau zurück. Die schwedischen Truppen mussten sich zurückziehen. Der Rheingau blieb nun bis 1644 von kriegerischen Handlungen weitgehend verschont. Erst 1644 besetzten französische Truppen Mainz und den Rheingau was für die Rheingauer die Folge hatte, dass sie nicht nur an kaiserliche Truppen Kontributionen leisten mussten sondern auch an die Franzosen.

Der Eberbacher Konvent kehrte 1635 in sein Kloster zurück. Allerdings war Abt Leonhard II. schon 1632 in Köln gestorben. Im April 1633 wurde dann der bisherige Bursar Nikolaus V. Weinbach (1633–1642) zum Abt gewählt. Er ließ die zerstörten Gebäude einigermaßen wieder herstellen, und die Felder wieder bestellen. Er nahm Gelder auf und verkaufte Güter und Höfe. Trotz der schweren Zeiten gab es Wohltäter, die weiter Stiftungen für das Kloster tätigten. Die wirtschaftliche Konsolidierung des Klosters hatte begonnen und konnte auch nach dem Krieg weiter fortgesetzt werden. Aber der vorherige wirtschaftliche Erfolg der Abtei wurde nie wieder erreicht. Abt Nikolaus dankte 1642 ab. Er war bei einem Teil seines Konvents auf Widerstand gestoßen und wurde von seinen Gegnern sogar beim Kurfürsten von Mainz verklagt, weil er zu viel Aufwand gemacht habe und sogar inhaftiert. Erst auf Fürsprache der Äbte von Arnsburg und Himmerode wurde er wieder  frei gelassen. Sein Nachfolger wurde Johann(es) VII. Rumpel (1642–1648). Neben den Verlusten in Eberbach selbst, wobei am schwersten wohl die Bibliothek wog, weil viele ihrer einzigartigen Handschriften unwiederbringlich verloren waren, waren die Klosterhöfe in katastrophalem Zustand.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg zählte Kloster Eberbach wieder zwischen 30 und 40 Mönchen und 10 Konversen und etwa 80 Klosterbediensteten. Die Klosterwirtschaft erzielte immer wieder Überschüsse, die am Frankfurter Kapitalmarkt angelegt werden konnten. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697) erschienen im Oktober 1688  französische Truppen vor Mainz auf. Vor der Übermacht von 20.000 Mann unter Führung von Louis-François de Boufflers kapitulierte der Mainzer Kurfürst Anselm. Zum zweiten Mal wurde Mainz französisch besetzt. Natürlich konnte sich das in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Kloster Eberbach den Folgen nicht entziehen. Kontributionen waren wieder fällig und natürlich bemühte sich das Erzstift wieder, das Kloster zu säkularisieren und die Klostergüter zu inkorporieren. Da Eberbach nur ein Drittel seiner Güter auf kurmainzischem Gebiet hatte, die anderen Drittel lagen linksrheinisch in der Kurpfalz und in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, war das nicht so einfach und Eberbach konnte die Bemühungen abwehren. Das Zisterzienerinnenkloster Altmünster in Mainz, über das Eberbach das Patronat hatte, aber 1781 durch Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal aufgehoben.

Michael Schnock (1702–1727) wurde 17202 zum 54. Abt von Kloster Eberbach gewählt. Er entfaltete in seiner Regierungszeit eine rege Bautätigkeit. In der Abteikirche wurde eine barocke Orgel gebaut.Ab 1707 ließ Abt Michael das Kloster barock umgestalten.

Kloster Eberbach Abthaus Abtwappen Michael Schnock.JPG

In der Kirche ließ er die Westempore mit einem Verbindungsgang zum Konversenhaus erbauen. Dieses wurde um einen Stock erhöht und zu einer repräsentativen Abtswohnung ausgebaut. Die Bibliothek wurde barockisiert und ihre Bestände wieder vergrößert.

Das Mönchsdormitorium wurde renoviert. 1722 wurde ein Fachwerkgartenhaus errichtet. In Geisenheim wurde der Eberbacher Hof durch einen Neubau ersetzt. In seinem Heimatort Kiedrich stiftete er für die Pfarrkirche einen Marienaltar

Abt Adolph II. Werner (1750–1795) aus Salmünster war der vorletzte Abt Eberbachs.1767 ließ er  den Steinberg mit einer 3 Kilometer langen Mauer als Schutz gegen Traubendiebe und Wildfraß  errichten.  Er verkaufte 1787 den Eberbacher Hof in Köln, der in der Neuzeit keine Bedeutung mehr für das Kloster hatte. Nur von 1630 bis 1635 war er Zufluchtsort für Abt und Konvent (s.o.)

Die Französische Revolution von 1789 hatte rasch Auswirkungen auf den Rheingau und Mainz. Im September 1792  nahm eine französische Revolutionsarmee Speyer und schon vier Tage später Worms ein. Am 18. Oktober 1792 schloss sie Mainz ein und belagerte es.Als die Franzosen Worms erreicht hatten war Panik unter den Mainzer Einwohner ausgebrochen und fast ein Drittel hatte die Stadt verlassen. Graf Gymnich beschloss am 20. Oktober die Stadt zu übergeben. Am 21. Oktober wurde eine der größten Festungen des Reiches kampflos eingenommen. Am 23. Oktober 1792 wurde mit der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ der erste Jakobinerclub Deutschlands gegründet. In der Umgebung von Mainz hatten die Franzosen mehrere Klosterhöfe Eberbachs beschlagnahmt und darin Lazarette eingerichtet. Der französische General Adam-Philippe de Custine forderte vom Kloster hohe Abgaben und drohte mit der Besetzung des Kloster. Nur mit der Aufnahme erheblicher Kredite konnte es die Zahlungen aufbringen.Nach einer erneuten Schatzung der französischen Armee veranlasste die Mönche am 19. Juli 1796 das Kloster zu verlassen. Anschließend plünderten die Franzosen das Kloster. Innerhalb eines Jahres kehrten die Mönche zurück. Eine weitere Schatzung erfolgte im Jahre 1797. Als Druckmittel wurden angesehene Bürger und Beamte nach Frankreich verschleppt und dort zum Teil mehrere Jahre gefangen gehalten. Dreizehn Werke der Klosterbibliothek wurden beschlagnahmt und nach Paris gebracht. Eine Marienstatue von 1420 wurde ebenfalls geraubt. Sie steht heute im Louvre. Seit 1799 bezog das Kloster keine Einnahmen mehr aus dem linksrheinischen Besitz.  Am 9. Februar 1801 wurde der Friede von Lunéville geschlossen. Die seit 1794 besetzten Gebiete

wurden ins französische Staatsgebiet eingegliedert. Deutschen Fürsten, die so ihre Güter verloren hatten, wurde Entschädigung über Säkularisation geistlicher Territorien und zum Teil auch durch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wird das Kloster an Fürst Friedrich-August von Nassau-Usingen übereignet. Dieser löst die Abtei am 18. September 1803 auf. Der letzte Abt, Leonhard II. und seine Mitbrüder werden zum Verlassen des Klosters gezwungen.

Nach der Säkularisation ist das Kloster bis 1866 als Weinbaudomäne in Besitz von Nassau-Usingen. Aus einzelnen Klosterteilen ging das “Irrenhaus Eberbach” hervor, die spätere Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg.

1866 fiel Eberbach an Preussen bis 1945. Dann folgte das Land Hessen als Eigentümer. 1998 wurde die Anlage in die Stiftung Gemeinnützigen Rechts Kloster Eberbach überführt. Der Weinbau wird als Landesbetrieb weitergeführt.

Kloster Eberbach wurde auch als Kulisse für den Film “Der Namen der Rose genutzt.

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19 Jan 2011