Kloster Seligenstadt

Einhard

Seligenstadt ist  schon in römischer Zeit entstanden. In der Regierungszeit Trajans  wurde um 100 nach Christus ein Kohortenkastell gebaut, denn am Main verlief ein Limesabschnitt. Um 260 mit dem Alamanneneinfall wurde das Kastell aufgegeben.

Um 770 wurde im Maingau, das ist das Siedlungsgebiet im Mainknie östlich von Frankfurt und im nördlichen Odenwald sowie rechts des Mains um Aschaffenburg im Herzogtum Franken, Einhard als Sohn einer adligen ostfränkischen Familie geboren. Er wurde im Kloster Fulda erzogen und ist dort zwischen 788 und 791 als Urkundenschreiber belegt. Vom Fuldaer Abt Baugulf wurde er zur Vervollkommnung seiner Bildung an die Aachener Hofschule entsandt. Dort wurde er Schüler von Alkuin und zählte bald zum engsten Kreis Karls des Großen. Er leitete die Errichtung vieler Bauten Karls, so die Pfalzen in Ingelheim und Aachen und die Brücke in Mainz. In der Hofschule gab man ihm wegen seines technischens Talents den Beinamen Beseleel, der der  Erbauer der Stiftshütte unter Moses war. Aber auch mit politischen Missionen wurde er von Karl beauftragt. So war er 806 in Rom, um die Zustimmung des Papstes zur vom Kaiser beschlossenen Reichsteilung einzuholen. Er genoss aber auch das vollste Vertrauen von Karls Sohn und Nachfolger Ludwig dem Frommen. Dieser vertraute ihm die Erziehung seines Sohnes Lothar I. an. Einhard war mit Imma, einer Schwester Bischof Bernhard von Worms verheiratet. Ludwig schenkte ihm Güter in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Dort gründete er ein kleines Kloster von dem noch die Einhardsbasilika, 827 fertiggestellt, steht. Für seine Kirche ließ er durch seinen Geheimschreiber Ratleik in Rom Reliquien “besorgen”. Da schon Gregor der Große die Entfernung von Reliquien mit der Todesstrafe belegt hatte, ging das natürlich nur mit juristisch nicht einwandfreien Methoden. Von Diebstahl, Lug und Trug ist die Rede. Aber wenn es um Reliquienerwerb ging, war das völlig normal. Einhard beließ die Reliquien allerdings nicht lange in Steinbach. 834 gründete in Seligenstadt, das als Obermühlheim 815 erstmals urkundlich erwähnt ist, ein Kloster. Dorthin wurden die Reliquien von Petrus und Marcellinus, zweier Märtyrer aus der Zeit der der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian 304 verbracht. Der Name wandelte sich von Obermühlheim zu Seligenstadt, weil in christlicher Tradition die Verehrung von Reliquien eine beseligende, Trost und Heil stiftende Wirkung hat. So wurde aus beseligende Stätte schließlich Seligenstadt.

800px-Seligenstadt_De_Merian_HassiaeEinhards Gemahlin Imma verstarb  836. Von Ludwig dem Frommen wurde Einhard als Laienabt und erster Abt von Seligenstadt eingesetzt. Das war damals ebenfalls nicht außergewöhnlich. Außerdem verwaltete er auch die Klöster St. Peter und St. Bavo in Gent, St. Servatius in Maastricht und St. Cloud  bei  Paris. auch das war damals durchaus üblich. Bekannt wurde Einhard vor allem auch durch seine Karlbiographie, die Vita Caroli Magni. Einhard starb am 14. März 840 in Seligenstadt. Dort ist er auch beerdigt. Die Grabinschrift verfasste der Fuldaer Abt Hrabanus Maurus. Nachfolger. Einhards wurde Ratleik. Um 1000 amtierte Abt Beringer. Er führte den Weinbau in Seligenstadt ein. Diese Tradition wird heute noch durch den Staatlichen Hofkeller in Würzburg gepflegt.

Abtswind_1_2_1_1_1Die Abtei war bevorzugter Ort für Herrscherbesuche und Hoftage.

1045 Kaiser Heinrich III. die Eigenberichtsbarkeit des Klosters und verlieh das Markt-und Zollrecht. 1063 wurde das Kloster dem Erzbistum Mainz unterstellt. Kaiser Heinrich IV. bestätigte dem Erzbischof von Mainz die Rechtmäßigkeit des Besitzes der Abtei.

1188 hielt Kaiser Friedrich I. einen Hoftag in Seligenstadt ab. Während der Regierungszeit Barbarossas erhielt Seligenstadt die Stadtrechte. Ein Königshof (Palatium) am Main wurde erbaut. Es gab immer wieder Rivalitäten zwischen Stadt und Abtei, die sich anfangs des 13. Jahrhunderts gewalttätig entluden. So rissen Unzufriedene die Klostermauern ein. 1346 gründete Seligenstadt als eine von neun Städten des Oberstifts Mainz den Neunstädtebund. Man emanzipierte sich vom Erzbischof und dem Mainzer Domkapitel. Seligenstadt hatte unter anderem das Recht, eigenständig Steuern zu erheben und zu bewilligen. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Weinkeller und Fruchtspeicher der Abtei geplündert. Der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545) bestrafte die Stadt, indem er ihr die bisher geduldete Selbstständigkeit nahm.

1625 wütete die Pest in Seligenstadt. Ihr fielen auch Abt Martin Kays und kurz vor ihm Johann Jakob Walz, sein Koadjutor, d.i. der Stellvertreter des Abts mit dem Recht auf die Nachfolge zum Opfer.  Nun wurde Leonhard Colchon, der aus Lüttich stammte, zum Abt gewählt. In der Bursfelder Kongregation war er bereits eine wichtige Persönlichkeit. 1626 war er zum Visitator der Bursfelder Kongregation der Klöster St. Jakob in Köln und St. Pantaleon in Erfurt ernannt worden. In dieser Zeit wurde Seligenstadt der Bursfelder Kongregation eingegliedert. Es wurden nur noch Bauern- und Bürgersöhne in den Konvent aufgenommen. Mit dieser

Beschränkung konnte weiteren Misständen in der Spätfeudalzeit erfolgreich entgegengewirkt werden. Der Dreißigjährige Krieg war in vollem Gange und brachte auch für Seligenstadt weiter schwere Zeiten. Um 1631 verwaltete ein Kommissar im Auftrag Gustav Adolfs die Abtei. Die Seligstädter Bürger leisteten Kontributionszahlungen, um das Niederbrennen der Häuser zu verhindern.Als der König mit seinem Heer weiterzog, plünderten die zurückgebliebenen Soldaten trotzdem Stadt und die Abtei und verwüsteten das Innere der Basilika. 1637 bis 1641 waren die Schweden nochmals in der Stadt, das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche interniert. 1641 verstarb der Präsident der Bursfelder Kongregation Heinrich Spichernagel. 1642 wurde der Seligenstädter Abt von 17 Äbten einstimmig zum Präsidenten der Kongregation gewählt. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tode 1653 aus. Unter seinen Nachfolgern Franciscus I. und Franciscus II. wurde die Abtei barockisiert. 1699 wurde die Prälatur errichtet, in der die Abtswohnung, Gästeunterkünfte und eine Bibliothek Platz fanden. Der gichtkranke Abt Peter IV. richtete um 1720 eine Apotheke ein. 1725 wurde das Sommerrefektorium errichtet, ein besonders schönes Beispiel der barocken Erneuerung.

kreuzgangSchon 1743 war die Maingegend wieder Kriegsschauplatz. Während der Schlacht bei Dettingen im österreichischen Erbfolgekriegs war die Abtei Hauptquartier der französischen Truppen und nach deren Niederlage ein Lazarett. Nach der Säkularisation 1803 kam Seligenstadt an den Großherzog Ludwig I. von Hessen. Er ließ die Abtei schließen. Der letzte Abt Marcellinus II. Molitor durfte im kloster verbleiben und täglich in der Abteikirche zelebrieren.

Seit 1948 untersteht die Abteianlage der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten des Bundeslandes Hessen.

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