Oberschwaben

Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft

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                                                                        Die Wirtschaft im Spätmittelalter

Im Mittelalter war der Großteil Europas landwirtschaftlich geprägt. Die Bauern produzierten überwiegend für den Eigenbedarf. Da sie der Kirche den Zehnten entrichten mussten und ihren Grundherren Frondienste

leisten mussten, wurden kaum Überschüsse produziert, die gehandelt werden hätten können. Auch waren die Verbindungen in die Regionen sehr schlecht, so das meist nur für das Umland produziert wurde.

Es gab auch Handwerker auf dem Land, die aber praktisch nur für das Dorf und dessen Bedarf produzierten. Auf dem Land herrschte Selbstversorgung. Der tägliche Bedarf, auch Kleidung wurde selbst produziert.

Das blieb so im gesamten Frühmittelalter,das man grob von 500 nach Christus bis 1000 datieren kann. Im Hochmittelalter (1000-1300) werden in zunehmenden Maße Städte gegründet. Die Dominanz des Landes bleibt aber bestehend.

In den Städten lebten Handwerker, aber auch Dienstleister wie Bader, die auch eine medizinische Grundversorgung erbrachten. Man könnte sie als “Ärzte des kleinen Mannes” bezeichnen. Sie waren einerseits durchaus angesehen, da sie

aber Pflegebedürftige, Kranke und Verwundete berührten, zählten sie zu den unehrlichen Berufen, die gar nicht oder sehr spät in Zünfte aufgenommen wurden, in Augsburg und Würzburg z.B. 1373, in Hamburg 1375.

Im Süden des deutschen Reiches wie in Wien wurde Bader ein geregelter Ausbildungsberuf mit Lehre, Wanderschaft und schließlich Meisterprüfung. Dienstleister waren auch Stadtbüttel oder Prostituierte.

Die Handwerker waren in Zünften oder Gilden organisiert. Diese regulierte meistens die Preise, legte die Absatzmengen fest, überwachte die Qualität, legte die Zahl der Betriebe und Angestellten fest. Der einzelne Handwerker

hatte einerseits kaum eine Chance, aus eigener  Kraft nach oben zu kommen oder zu expandieren. Andrerseits gewährleistete die strenge Regulierung ein gutes und einigermaßen geregeltes Auskommen. Die Mitglieder zahlten Beiträge in

eine gemeinsame Kasse. Wenn nun ein Zunftmitglied krank wurde, unterstütze ihn die Zunft. Diese hatte also auch eine Versicherungsfunktion.

Im Spätmittelalter  herrscht zunächst eine Krise, die aber abflaut. Um 1450 setzt ein Wideraufschwung ein. Verschieden Gründe hatten zu der Krise geführt.  Ein wichtiger war die Schwarze Pest. 1348 erreichte sie aus Asien kommend Europa.

Sie verbreitete sich rasch entlang der Handelswege und wütete vor allem in den Städten. In einigen Regionen reduzierte sich die Bevölkerung in der Folge um mehr als 50 %. Auf ganz Europa bezogen kann man annehmen, dass die Bevölkerung

von etwa 100 Millionen auf 50 Millionen sank. Weitere Gründe waren Kriege, so zum Beispiel der “Hundertjährige Krieg” zwischen England und Frankreich (1338-1453), der vor allem Westeuropa verwüstete.

Die Einnahme Konstantinopels durch die Türken (1453). Damit ist ein Rückgang des Handels verbunden, vor allem des Orient- Handels. Vor allem Venedig ist davon betroffen. Die Nahrungsmittelproduktion ging zurück. Zwischen 1315 und 1317

wurde Europa von einer großen Hungersnot heimgesucht. Verantwortlich dafür war zum  Beispiel ein Rückgang der Rodungen. Außerdem wurden immer mehr Wiesen in Ackerland verwandelt. Dadurch nahm der Viehbestand ab, mit der Folge, dass weniger

Düngemittel zur Verfügung standen und damit wieder die Bodenproduktivität abnahm. Auch Klimaveränderungen, ausgelöst durch die Rodungen haben wohl eine Rolle gespielt. Auf dem Land hat dies auch zu sozialen Spannungen geführt, die

schließlich in den Bauernunruhen mündeten, die ja keine auf Deutschland beschränkte Erscheinung waren.

Die Krise ist aber auch Vorbedingung für den Wiederaufschwung.Pest und Hungersnöte führen zu einem Bevölkerungsrückgang zwischen 1350 und 1450. Die Geldlöhne steigen und die Nahrungspreise sinken. Die steigenden Löhne haben auch

wieder Auswirkungen auf das Bevölkerungswachstum. Ab etwa 1450 nimmt die Bevölkerung wieder zu. Wegen der Wüstungen steht unbebautes Land zur Verfügung. Es kann wieder vermehrt Viehzucht betrieben werden. Damit stehen wieder mehr

Düngemittel zur Verfügung. Die Bodenproduktivität steigt wieder an. Ab etwa 1450 kann der Wiederaufschwung einsetzen.

Das Mittelalter hatte eine erstaunliche technische und ökonomische Dynamik. Mühlen waren eine wichtige Energiequelle. Mit der Wasserkraft werden auch Webstühle und Spinnräder betrieben.

Die Maschinenbautradition setzte schon im Frühmittelalter ein. Der Tretwebstuhl wird eingerichtet, dadurch wird das Weben schneller. Spinnanlagen, die mehrere Fäden auf einmal spinnen werden eingerichtet.

Die Herstellung von Eisen macht im Mittelalter enorme Fortschritte. Aus Eisen werden Werkzeuge, aber auch Waffen und Rüstungen hergestellt. Eisenpflüge werden produziert, was wiederum die landwirtschaftliche Produktion steigert.

In der  Zeit ab 1500 entstehen die sozialen Voraussetzungen für den Handelskapitalismus. In den zentraleuropäischen Städten entsteht das Wirtschaftsbürgertum

 

                                                                                             Buchhaltung, Bankwesen

 

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Im späten Mittelalter werden in den Kaufmannskontoren die geschäftlichen Vorgänge genauer erfasst. Dadurch steigern die Kaufleute ihre Effizienz. Der italienische Mathematiker und Franziskanermönch Luca Pacioli

(um 1445 bis 1514) beschrieb in seinem 1494 gedruckten Buch Summa de Arithmetica, Geometria,Proportioni et Proportinalità das System der doppelten Buchführung. Das Buch wird in andere Sprachen übersetzt und von

vielen Autoren kopiert. So verhalf es der doppelten Buchführung zum Durchbruch. Charakteristisch ist einerseits die Führung von getrennten Kapital-und Ertragskonten und andrerseits die Verbuchung von Soll-und Habenposten

in zwei Kolonnen, bzw. auf zwei gegenüberliegenden Seiten. Max Weber hat zur doppelten Buchführung bemerkt, dass sich ohne sie der moderne Kapitalismus mit seinen komplexen Geschäften nicht hätte entwickeln können.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts wird international anerkanntes Geld geprägt, was den Handel wesentlich erleichtert. Ab 1252 gibt es in Florenz den Florin, eine Goldmünze mit 3,54 g Feingold. 1284 folgte Venedig mit dem Golddukaten,

der in den beiden folgenden Jahrhunderten als Welthandelsmünze angesehen werden kann. Dennoch war der Geldverkehr recht umständlich. Zum einen brauchte der Kaufmann eine Riesenbörse, da ja die verschiedensten Währungen

im Umlauf waren. Ein sehr schönes Exemplar wurde auf der Ausstellung Bayern-Italien in Füssen gezeigt. Auch war es ein Risiko, Münzen in großen Mengen mit sich zu tragen. Bald reichte für Großkaufleute und überregionale Händler die

Abwicklung des Zahlungsverkehrs mit ortsüblichen Münzen nicht mehr aus. Die Messen in der Champagne waren wichtige Handelsplätze des Mittelalters. Dort entstanden auch neue Kreditinstrumente. So wurde dort der Wechsel erfunden

oder auch neu erfunden. Es entstehen Techniken des Zahlungsverkehrs. Man verrechnet jetzt über ein Jahr weg und nur noch Saldi führen zu Edelmetalltransporten von Flandern nach Italien oder umgekehrt.

In Norditalien entstehen große Handelsgesellschaften wie la vera società, die größte. Diese Gesellschaften üben auch bald bankähnliche Funktionen aus. Das Ersetzen von Bargeldern durch Kreditgeschäfte, vor allem Wechsel,

erhöht die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Die Medici in Florenz organisieren ihre Bank in Form einer Holding. Der Konkurs einer einzelnen Gesellschaft gefährdet somit nicht mehr das Ganze. Vor allem in Florenz, später auch in Genua

entwickelt sich das Bankwesen. Dies schlägt sich auch in einer Vielzahl moderner Bankbegriffe nieder, die alle aus dem Italienischen stammen wie Kontokorrent, Skonto, Giro, Diskont aber auch Bankrott. Bald bürgert sich der Begriff

Lombarden für die italienischen Bankiers ein, obwohl viele Bankzentren gar nicht in der Lombardei liegen. Im Lombardsatz lebt das noch fort. Damit entwickeln sich Handeln und das gesellschaftliche Leben enorm, vor allem in den

oberitalienischen Städten aber auch in deutschen Städten, die Import und Export betreiben, wie Nürnberg, Augsburg,Köln, Ulm aber auch Ravensburg. Diese Städte blühen auf und haben auch eine große Anziehung auf Künstler.

Auch glänzen sie mit großen repräsentativen Bauten, in Köln der Dom, in Ulm das Münster, Gotteshäuser, die für die Einwohnerzahl fast überdimensioniert sind. Prachtvolle Rathäuser wie in Augsburg zeugen vom Reichtum der

Städte.

In Ulm wirken Künstler wie Syrlin, Erhart oder Multscher, in Nürnberg Veit Stoß und Dürer,  in Augsburg Elias Holl, der Erbauer des Rathauses Hans Holbein der Ältere und Hans Holbein der Jüngere und Hans Burgkmaier

                                                                                                                  Handelswege

 

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In der Römerzeit war abgesehen vom Technischen der Straßenbau besser zu bewerkstelligen als dann im Mittelalter. Die Zentralgewalt plante und führte  die Streckenführung und Bau der Straßen in

standardisierten Verfahren durch. Sie waren Instrument der Eroberungspolitik und wurden nach militärischen Gesichtspunkten geplant. Wichtig war der rasche Truppentransport. Die Römerstraßen wurden bis ins

Mittelalter und darüberhinaus genutzt aber kaum ausgebessert oder gar ausgebaut. Neben den Römerstraßen gab es die Altstraßen, die meist unbefestigte Naturwege waren, und die Täler mieden, da dort meist Auenwälder

wuchsen und mäandernde Flüsse waren. Man bevorzugte Höhenwege oft entlang von Wasserscheiden, lateinisch strata alta, also Höhenstraße, daher vielleicht der Name Altstraße. Auf den Höhen konnten Gefahren auch schon von

weitem gesehen werden. Im Mittelalter gab es viele Kleinstaaten.So machte es für  die Herrschenden wenig Sinn in befestigte Straßen zu investieren. Erst zu Beginn der Neuzeit deuten Ausbau, Pflege und Ausbesserung vor allem wichtiger Fernstraßen auf gezielte

Wirtschafts-,Territorial und Verkehrspolitik hin. Die wichtigsten Straßen waren die öffentlichen Straßen und Heerstraßen. Das waren immer Hauptstraßen. Auf diesen standen die Benutzer unter dem Land oder Königsfrieden.

Heerstraßen wurden zunehmend  Handelswege.

Wichtige Straßen war der Hellweg. Der keltische Namensteil deutet darauf hin, dass hier ursprünglich Salz transportiert wurde.

Der Schwabenweg verband die deutschsprachigen Länder mit der französischen Route des Jakobswegs. Er begann in Konstanz und endete dann natürlich auch in Santiago de Compostela. Schon im Mittelalter kamen viele Schwaben in Konstanz an. von dort ging es weiter nach Kloster Einsiedeln und weil er eben von vielen Schwaben genutzt wurde, wurde er schon in dieser Zeit Schwabenweg genannt. Von Einsiedel ging es über Genf auf dem französischen weg weiter in Richtung Spanien.

Die via imperii ist eine der bekanntesten alten Fernhandelsverbindung und sie führte von Venedig über den Brenner über Augsburg Nürnberg schließlich nach Cölln dem heutigen Berlin. Von dort bestand eine Verbindung zu den Hansestädten an der Ostsee

bis nach Stettin. Von dort wurde sie über Danzig nach Königsberg weitergeführt. In Leipzig kreuzte sie mit der via regia. Sie war unter besonderem Friedensschutz und führte von Frankfurt über Fulda, Erfurt Leipzig bis nach Breslau in Schlesien.

220px-Via_Imperii_und_Via_RegiaAls ältester befestigter Verkehrsweg in Bayern gilt die Via Claudia Augusta von Rom über den Reschenpass nach Augsburg und von dort in bis in das Donau-Ries. Sie war die wichtigste Verbindung im Italienhandel.

In den Alpen ging es oft auch nur über Saumpfade weiter, zumal die Saumgenossenschaften den Alpentransit gut geregelt hatten. Wichtige Säumerwege in der Schweiz waren Gotthard, Grimsel und Griesspass, in Österreich Hohe Tauern, Silvretta und Ötztal,

in Deutschland und Tschechien der Goldene Steig.

Wegen der schlechten Beschaffenheit der Straßen wurde aber ein großer Teil des Handels auf den Flüssen abgewickelt. Die wichtigste Wasserstraße war natürlich der Rhein, aber auch die Nebenflüsse, zum Beispiel der Main. Transportiert wurden meistens

Massengüter wie Bau-und Brennholz, Bau-oder Mühlsteine, Getreide, Salz, Wein oder Eisen. Die Transportkosten auf dem Wasserbetrugen  nur ein Sechstel des Straßentransport. Erst im 15. Jahrhundert begann der Landtransport den zu Wasser zu überflügeln,

da die Binnenschiffahrt durch Mühlendämme oft behindert wurde und die Straßen, aber auch die Sicherheit allmählich besser wurden.

                                                                         Verkehrsmittel

Auf den Straßen waren natürlich die Handelszüge unterwegs, schwere eisenbeschlagene Wägen, meistens von mindestens 4 Pferden gezogen. Es gab oft Rad-und Achsenbrüche. Gemäß dem damaligen Gewohnheitsrecht

gehörte alles, was auf den Boden fiel dem Grundherrn. Auch das ein Grund, dass diese wenig Interesse an der Instandhaltung der Straßen hatten, zumal das ja auch eine gute Einnahmequelle war. Fuhrleute hatten immer Ersatzräder und Achsen dabei.

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Begleitet wurden die Transporte praktisch immer von Reisigen, also Bewaffneten, die die Transporte schützen sollten. Im Mittelalter entwickelte sich das Geleitwesen. Gegen Geldzahlung wurden die Händler zunächst von Bewaffneten begleitet,

später wurde ein Schutzbrief ausgestellt, in dem sich der Geleitherr verpflichtete, Schadenersatz zu leisten, wenn der Kaufmann durch Überfälle zu Schaden kam, eine Art Versicherungsschutz also.

Auf dem Ober-und Mittelrhein und dem Main waren meist sogenannte Lauerdannen unterwegs, das waren Einwegschiffe, auf denen Wein, Holz,Steine und sonstige Güter transportiert wurden. Am Zielort wurden sie dann als Bau-oder Brennholz

verkauft. Sie hatten eine Tragkraft von bis zu 40 Tonnen. Oberhalb von Köln war der Oberländer das Großschiff des Mittelrheins. Auf dem Bodensee waren “Lädinen”unterwegs, Lastensegler, die bis zu 120 Tonnen Ladung aufnehmen konnten,

das entspricht einer Ladung von 120 Fuhrwerken. Und bei entsprechenden Windverhältnissen bewältigte eine Lädine die Strecke von Bregenz nach Konstanz in 10 Stunden.

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Für die Hochseeschiffahrt muss natürlich die Hansekogge erwähnt werden, die bis zu 200 Tonnen Lasten transportieren konnte und bei normaler Windstärke etwa 3,5 Knoten pro Stunde schaffte.

                                                              Handelsgüter

 

Die große Ravensburger Handelsgesellschaft wurde um 1380 gegründet und am Anfang stand vor allem die Vermarktung des heimischen Tuches im Vordergrund, also vor allem Leinen und Barchent.Leinen war der wichtigste Stoff in Schwaben, hergestellt aus Flachs

und das Allgäu galt bis ins 19. Jahrhundert als das blaue Allgäu. Der blaublühende Flachs hat zu dieser Bezeichnung geführt. Ab dem 14. Jahrhundert kam der Barchent auf. Vom frühen 14. Jahrhundert an wurde Baumwollgarn aus dem Mittelmeerraum

eingeführt. Die Barchentweberei begann. Das war ein Mischgewebe aus Leinen (Kette) und Baumwolle (Schuß)Das Gewebe war hautfreundlicher als reines Leinen und außerdem war es leichter zu färben. Ab 1380 setzte in Regensburg die Produktion

hochwertigen Barchents ein. Bald unterlag er strengen Qualitätsanforderungen. Beschaumeister überprüften Qualität und Maß und vergaben so etwas wie Gütesiegel. Regensburg bezeichnete die beste Qualität seiner Tuche mit 3 Kronen, 2 Kronen  erforderten

einen Baumwollanteil von mindestens 7,5 Pfund. Mindere Qualitäten erhielten eine Krone. Aber alles wurde mit Bleisiegeln oder Bleistempeln gekennzeichnet. Was den Anforderungen nicht entsprach, wurde zerschnitten. Eine Basler Ordnung von 1409

gab für die beste Qualität einen Ochsen, die zweitbeste mit einem Löwen und die dritte mit einer Traube. In Konstanz entsprach dem Ochs, Löwe, Traube und Stern, in München Ochs Löwe, Traube Stern. Ulmer Barchent war mit Gütesiegel

so gut wie bares Geld. Der Verkauf von Biberacher Barchent lässt sich 1386 in Prag nachweisen.

1393 wurde in Ravensburg eine der ersten Papiermühlen nördlich der Alpen errichtet. Im Ravensburger Bürgerbuch werden Anfang des 14. Jahrhunderts zwei Brüder erwähnt, ein Hans und Frik Holbein. Sie hatten in der Ravensburger Oehlschwang den sogenannten

Hammer gekauft, der am Flattbach lag. Der Flattbach fließt durch Ravensburg und mündet beim früheren Gerber-und Färberviertel Pfannenstiel in die Schussen. Dort errichteten sie die erste Papiermühle. Drei, die ganz nahe beieinander waren, bestanden noch im

Jahr 1825. Allerdings führte die Wasserentnahme bald zu Streitigkeiten mit Mitbürgern. Die Holbeins  kamen aber rasch zu großem Vermögen und bald wurde ihnen das Amt des Stadtammans übertragen, dem Älteren  Frik von 1344-1359 und Frik dem Jüngeren von

1367-1398. Sie heirateten in die angesehensten Familien ein. Friedrich Gutermann, der sich mit der Herstellung des Linnenpapiers in Ravensburg befasste und mit der Familie Holbein vermutet sogar, dass der Maler Hans Holbein der Jüngere dieser Familie

entsprungen ist.

Von 1348-1359 war Burkhard Holbein aus derselben Familie Abt im Kloster Weissenau. 1404 macht Frik Holbein bedeutende Stiftungen. Aber schon 1358 wurde Frik Holbein  seines Amtes enthoben und sogar der Stadt verwiesen weil er “Geheimnisse der Stadt”

verraten haben soll und feindliche Truppen gegen sie geworben haben soll. Auch sein Sohn Hans scheint bald Probleme bekommen zu haben. 1366 verkaufte er all seine Besitzungen. Man findet jetzt nur noch Veräußerungen in den Ravensburger Akten.

Es ist möglich, dass die letzten Familienmitglieder nach diesen Ereignissen nach Augsburg ausgewandert  sind und damit wäre die Verbindung zum Maler Hans Holbein gegeben.

Das Wasserzeichen der Holbeinschen Papiere war der Ochsenkopf.

Nach dem Sturz der Familie Holbein gingen ihre Papiermühlen in den Besitz der Ravensburger Handelsgesellschaft über. Schon die Holbeins waren schnell reich geworden. Und auch für die Ravensburger Handelsgesellschaft war Papier sicher ein wichtiger Baustein

zum wirtschaftlichen Erfolg und der Gesellschaft stand ein weiteres Eigenprodukt zur Verfügung.  Ravensburger Papier hatte einen ausgezeichneten Ruf und man dominierte den Papierhandel. Augsburg produzierte erst im Jahr 1519 Papier wie die Ravensburger

und Ulm schickte 1632 eine Abordnung nach Ravensburg, um von den dortigen Papiermühlen zu lernen. Natürlich handelte die Ravensburger Gesellschaft in beide Richtungen. Neben den heimischen Tuchen handelte man mit Wolle, Damast,

Samt  und Seide. Farbstoffe wie Safran und Purpur waren im Angebot, Kurzwaren wie Draht,Stricke aber auch Hüte oder Reitsporen. Sie handelte mit Gewürzen aus dem Orient. Der Gewürzhandel wurde

damals überwiegend über die italienischen Häfen abgewickelt. Das man damit auch viel Geldverdienen konnte, zeigt ja der Name “Pfeffersäcke”, der ursprünglich auf die Hansekaufleute angewandt wurde, bald aber wurden auch die großen süddeutschen

Handelshäuser damit bedacht, die ja allmählich die Hanse überrundeten. Aber auch Luxuswaren wie Korallen und Perlen waren zu haben.Was die Ravensburger Handelsgesellschaft nur in sehr begrenztem Rahmen machte, waren Geldgeschäfte womit die Fugger ja

reich wurden. Karl V. wäre ohne die Fuggerschen Gelder wohl kaum Kaiser geworden. Im Gegenzug für die Finanzierungen bekamen die Fugger das Erzgeschäft, den Silberbergbau in Tirol und Kupfer in Oberungarn, der heutigen Slowakei.

       Die großen Familien der Ravensburger Handelsgesellschaft

 

Die wichtigsten Gesellschafter stellten vor allem drei Familien, das waren die Humpis aus Ravensburg, die Mötteli aus Buchhorn (dem heutigen Friedrichshafen) und die Muntprat aus Konstanz.

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Das erste Mitglied der Familie Humpis, das urkundlich nachzuweisen ist, ist ein Heinrich Humpis. Er wird 1218 als Zeuge erwähnt und tritt hinter dem Ravensburger Amman auf. Verheiratet ist er mit Sanna von Altdorf.

Der nächste Träger des Namens erscheint erst wieder 1252. Da tritt ein “Huntpize” wieder als Zeuge auf. Ein Jahr später folgt ein Heinrich, der 1258 gemeinsam mit einem anderen Verwandten nur Huntpizus genannt wird und beide werden als Bürger von Altdorf

bezeichnet. Daraus kann man folgern, dass die Familie aus Altdorf, dem heutigen Weingarten stammt. Sanna erscheint nochmals 1253. In Altdorf wird ein Konrad als filius Sanne bezeichnet.In einer Konstanzer Bischofsurkunde wird ein Heinrich

als filius domin sannu als letzter Zeuge hinter Klerikern aufgeführt. Es lässt sich zwar nicht mehr feststellen, wer die domina Sanne war, aber allein die Bezeichnung domina lässt annehmen, dass Sanne zu einer Ministerialenfamilie gehören muss und in Altdorf

ist das natürlich eine Welfenfamilie.Um 1260 gab die Familie die Bezeichnung Sannensohn auf – oder ist ausgestorben. 1264 wird ein Heinrich Hunpiß in ponte de Altdorf erwähnt. Das muss eine Scherzachbrücke in Altdorf gewesen sein.

Dieser Heinrich erscheint 1270 als Bürger Ravensburg. Die Übersiedlung nach Ravensburg ist wahrscheinlich wegen des finanziellen Vorteils erfolgt. Heinrich hat einen Sohn, Konrad, der 1298 Amann in Ravensburg wird. Diesen Posten hat er wahrscheinlich bis zu

seinem Tod im Jahre 1328 inne.Er eröffnete auch die lange Liste der Amtsinhaber der höchsten Ravensburger Ämter der Familie Humpis, erst Stadtamman und ab 1347 Bürgermeister in 230 Jahren, also in dem Zeitraum von 1298-1528

hatten die Humpis das Amt 77 mal inne! Auf Konrad folgte Wilhelm 1328-1344. Wilhelm hatte 1326 einen Sohn. Wahrscheinlich war das Frick (Friedrich). Er wurde von Herzog Stephan, der in der Zeit die Reichslandvogtei Schwaben innehatte,

als Vogt in Oberschwaben eingesetzt. Schon in den Städten Ulm (1327), Konstanz 1342 und Biberach und in Kempten (1344) hatten die Zünfte nach Aufständen die Privilegien des Stadtadels beschnitten. 1345 taten es die Lindauer

Zünfte ihnen gleich. Als Landvogt wirkte Frick  Humpis vermittelnd. In Biberach erzwang er die Herausgabe der Häuser der vertriebenen reichen Bürger. In Lindau stellte er die Ruhe wieder her.Er erzwang eine Zunftverfassung und die Einführung des

Bürgermeisteramtes. Er war auch Unterhändler des Kaisers beim Streit um Feldkirch anlässlich eine Montfortschen Erbteilung. Er war verheiratet mit Clara von Engertswiler. Engertswiler ist eine Wüstung bei Bergatreute. Mit Clara hatte er drei Kinder, den 1343

geborenen Johannes, genannt Henggi, der später auch Bürgermeister von Ravensburger wurde und vor allem wurde er zum Mitbegründer der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft,  die Tochter Agathe, die 1343 geboren wurde und die dann Lütfrid Muntprat

heiratete, und der Mitbegründer der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft wurde. Der zweite Sohn Ital wurde 1346 geboren und er wurde Stammvater der Waltramser und Ratzenrieder Linie der Humpis. Frick starb schon  am 26.08. 1346 und hinterließ drei

unmündige Kinder.Clara heiratete in zweiter Ehe den Johannes von Ankenreute. Die Kinder wuchsen in Ankenreute auf und Henggi wurde zum Kaufmann erzogen.

Henggi wurde 1365 erstmals Ravensburger Bürgermeister, in den Folgejahren bis 1406 noch sechsmal. 1385 war er einer von zwei Schiedsleuten für den Schwäbischen Städtebund. Seine Zuständigkeit erstreckte sich von Basel bis zum Allgäu. Er war verheiratet mit

Elisabeth Erler. Ihr Vater Johannes war Mitglied der Gesellschaft zum Esel. Nach der Reformation, die i n Ravensburg 1544 eingeführt wurde, waren vorwiegend katholische patrizische Familien in Ravensburg in der Gesellschaft. Ihre Mitglieder waren kleinere Ministeriale und Kaufleute, die sich fast ausschließlich mit dem Groß-

und Fernhandel befassten. Ihre Zunftstube war in dem Haus in der Marktstraße 1, dem man aus heute unbekannten Gründen den Namen zum Esel gab. Diesen Namen übernahm auch die Gesellschaft. Es gab natürlich auch Beziehungen zu den benachbarten lokalen

Patriziergesellschaften Zur Katz in Konstanz, zum Sünfzen in Lindau, zum Golden Löwen in Memmingen. Fast alle Mitglieder  der beiden Ravensburger Patriziergesellschaft Zum Esel und Zur Katz sind auch Gesellschafter der Ravensburger Handelsgesellschaft

Die beiden hatten zwei Söhne und zwar Jos II (Jodokus) und Frick III. Jos wird 1397 erstmals genannt. Nach dem Tod von Henggi 1429 teilen die Brüder den Komplex untereinander auf. Jos II war bis 1437 Regierer der Ravensburger Handelsgesellschaft.

Er gab sein Amt aber nicht an die Ravensburger Linie zurück, sondern nominierte seinen Sohn Jos III. Dies wurde von seinen Kontrahenten Frick III und dessen Sohn  Onofrius aufs heftigste bekämpft. Jos III. musste schließlich 1462 abtreten,

kam aber 1477 nochmals kurzfristig an die Macht, wurde aber dann gezwungen, endgültig abzutreten. Das ganze Ravensburger Patriziat war in den Streit verwickelt. 1477 trat Konrad Ankenreute und viele bewährte und erfahrene Gesellen mit ihrem Kapital aus der

Gesellschaft aus und gründete die Ankenreutegesellschaft. 30 Jahre machten sie der Muttergesellschaft die Märkte streitig und lieferten einen erbitterten Konkurrenzkampf. Onofrius, ab 1477 Regierer der Großem Handelsgesellschaft, war mit der 1421 in Augsburg

geborenen Patriziertochter Benedicta Arzt  verheiratet. Sie war die Tochter von Ulrich Arzt, dem seinerzeit reichsten Bürger von Augsburg, der zusammen mit Bartholomäus Welser in der Welser Gesellschaft in Augsburg tätig war, neben den Fuggern die

bedeutendste Augsburger Handelsgesellschaft. Ihre Nichte Sybille war mit Jakob Fugger dem Reichen verheiratet. Man kann also feststellen, dass die bedeutendsten Handelsfamilien Süddeutschlands miteinander verschwägert waren.

Jos war mit Elisabeth Rätz verheiratet, die aus einem Memminger Patriziergeschlecht stammte und 1400 in Memmingen geboren ist. Sie hatten 4 Töchter und einen Sohn. Die älteste, Agnes, war mit Johann Brandenburger, einem Biberacher Patrizier und

Bürgermeister verheiratet. Die Brandenburg betrieben auch Handel mit dem Ausland. Der Sohn Jos III. ist laut Ausweis des Ravensburger Steuerbuchs von 1473 der mit Abstand reichste Bürger Ravensburgs.Jos III. starb 1488. Er hatte zwei Söhne, Jos V und Jakob, die

Ratzenried erbten. Die Ravensburger Besitzungen gingen nach dem Tod von Hans dem Jüngeren 1513 auf den Herren von Neidegg über,den Schwiegersohn von Hans II. der Parteigänger der Ratzenrieder war und sich in der Ratzenrieder Pfarrkirche beerdigen ließ.

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Der Großvater von Rudolf Mötteli dem Alten Ulrich stammte aus Buchhorn. Der Name seiner Ehefrau ist nicht bekannt. Sein Sohn Frick war Mitglied der Ravensburger Gesellschaft zum Esel. Rudolf nun war mit einer Schwester  von Henggi  verheiratet,

deren Vorname nicht bekannt ist. Aus dieser Ehe entsprossen zwei  Söhne, Hans und Rudolf.

Zusammen mit Henggi gründete er die Große Ravensburger Handelsgesellschaft. Rudolf der Alte starb nach 1426. Rudolf der Jüngere machte seine Lehr- und Wanderjahre im südfranzösischen und spanischen Handelsgebiet der Ravensburger Handelsgesellschaft.

Er kehrte an den Bodensee zurück, ging zunächst nach Buchhorn und erwarb dort 1441 das Bürgerrecht. Sein Ravensburger Bürgerrecht erneuerte er 1448 um 5 Jahre. Hans der andere Sohn von Rudolf dem Älteren war Bürger in St. Gallen und Vogt in Arbon. Hans

starb 1453. Rudolf war verheiratet mit Walburga Muntprat und hatte mit ihr einen Sohn, Jakob Mötteli vom Rappenstein.Rudolf hatte einen Halbbruder, Lutfried. Dieser wird 1454 erstmals erwähnt. Er war verheiratet mit Barbara Kupferschmied. Er diente 10 Jahre in

der Ravensburger Handelsgesellschaft. Um 1450 kam es wohl zu einem Zerwürfnis. Daraufhin gründeten Rudolf und  Luitfried eine eigene Gesellschaft, die Mötteli-Gesellschaft, die in Avignon, Saragossa, Lyon, Genf und Frankfurt und Nürnberg nachgewiesen ist.

Luitfried wurde der Spanienhandel weitgehend überlassen. Nach Spanien wurde überwiegend Leinwand exportiert und da St. Gallen ein  Zentrum der Leinwandfabrikation war, übersiedelte er nach St. Gallen und erwarb 1454  dort das Bürgerrecht. Zwischen 1467

und 1479 war er Ratsherr in St. Gallen. Er verstarb 1481. Rudolf übersiedelte nach Zürich und nahm dort 1458 das Bürgerrecht an. Dort ging er dann nach Schloss Alt-Regensberg. Dort pflegte er Landwirtschaft, Fischzucht und Obstbau. 1464 wurde er ins Luzerner

Bürgerrecht aufgenommen und 1465 ins Landrecht beider Unterwalden. Er ging allerdings keinem Streit aus dem Weg, lebte 1475 in Lindau. Er nannte sich mittlerweile vom Rappenstein. Kurz vor seinem Tod wurde er in Lindau auf kaiserlichen Befehl

mit seinem Sohn inhaftiert, warum genau lässt sich nicht mehr sicher aufklären. Der Reichtum der Mötteli war in der Schweiz geradezu sprichwörtlich.

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Die Familie der Muntprat kommt wahrscheinlich aus Italien. Ein Heinrich Muntprat erscheint urkundlich erstmals 1351 und wird dort Kawerze genannt, so wurden ausländische Kaufleute, meist Italiener genannt. Er war wohl 1320 in

Konstanz geboren und mit einer Ursula verheiratet. Er hatte vier Kinder und zwar  Johann I., der wahrscheinlich 1347 in Konstanz geboren ist, dann Lütfried I, der 1349 geboren ist, eine Schwester namens Anna 1351 und schließlich Konrad, der 1353

auf die Welt kam. Johann I. ist von 1375-1417 im Konstanzer Rat nachzuweisen. Er war verheiratet. Sein Sohn Heinrich II. ist 1370 in Konstanz geboren. Lütfried ist seit 1377 im Konstanzer Rat. Er war mit Anna Blarer verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder,

Hans II. geboren 1385, Lütfried II. geboren 1390 und Ludwig I. geboren 1395. Lütfried verstarb 1404. Anna Muntprat war mit Albrecht Blarer verheiratet, mit dem die Familie über Lütfried verschwägert war.Konrad war von 1380-1396 im Konstanzer Rat und starb nach

1413. Er hatte einen Sohn Ludwig II., der 1420 geboren ist. Der Sohn von Johann I. Heinrich II. ist 1370 in Konstanz geboren.Lütfried war in zweiter Ehe mit Ursula Humpis verheiratet, der Tochter von Frick Humpis. Lütfried hatte mit Anna Blarer drei Söhne,

Hans II., der 1385 geboren ist,Lütfried, der 1390 geboren ist. Er saß mindestens von 1416 im Rat bis 1447. 1443 war er Bürgermeister in Konstanz. Ab 1417 beteiligte er sich an der Ravensburger Handelsgesellschaft. Ab 1418 gehörte er zu den Konstanzer Bürgern, die

über 5000 Gulden fahrendes Vermögen zu versteuern hatten. Aber sein Vater war wohl schon bei der Gesellschaft dabei.  Lütfried II. nahm 1411 das Ravensburger Bürgerrecht an. Er verstarb 1447.Schon ab 1419 waren die

Muntprats in der Schweiz begütert. Von 1419-1439 besassen sie in Altenklingen eine Gerichtsherrschaft. Sie hatten ab 1440 die Herrschaft Spiegelberg inne, nach der sie sich dann auch nannten,Sie besaßen auch die Burg Rosenberg, Lommis,Zuckenried, halb

Weinfelden und die halbe Vogtei Eggen. Hans war mit Elisabeth Humpis verheiratet, der Tochter von Henggi, dem Begründer der Ravensburger Gesellschaft. Von 1416-1422 saß er im Konstanzer Rat. Er starb 1422. Hans hatte 6 Kinder und zwar

Konrad II., der 1413 geboren wurde,Walpurg, aus dem Jahre 1415, die mit Rudolf Mötteli verheiratet war.Agathe wurde 1417 geboren. Sie war mit Rudolf von Breitenlandenberg verheiratet. Hans IV. ist 1420 geboren. Er war zu Lebzeiten der reichste Konstanzer

Bürger. Dann gab es noch ein Tochter, die mit dem Ulmer Rudolf Besserer verheiratet. Dessen Mutter wieder war eine geborene Mötteli, eine Tochter von Rudolf.

Während niemals ein Nachkomme von Rudolf Mötteli jemanden aus dem Hause Humpis geheiratet hatte, gab es, wie zu sehen ist zwischen den Familien Humpis und Muntprat mehrere Ehen. Henggi Humpis und Lütfried Muntprat waren in ihrer Zeit wohl die

reichsten Bürger Schwabens.

Im “Werdbuch” der Ravensburger Gesellschaft sind 38 Gesellen mit ihren Einlagen verzeichnet. Den größten Betrag hatte der “Reiche Möttelin” mit Bruder und Schwester eingelegt, nämlich 150.000 Gulden. Dann folgten Jos III., Frick III. und Onofrius Humpis mit

zusammen 131 000 Gulden. 100 000 Gulden betrug die Einlage des Roth von Schreckenstein. Die Familie zählte zum alten Stadtadel Ulms und ist. 1237 wird das erste Familienmitglied als Ministeriale der Grafen von Dillingen urkundlich erwähnt.Mitglieder der

Familie waren Bürgermeister der Stadt Ulm, saßen im Rat oder waren Richter in Ulm. Zweige der Familie waren aber auch in Ravensburg und Augsburg. Dann folgten Hans und Rudolf Besserer mit ihrer Schwester mit

zusammen 54000 Gulden. Die Familie Besserer war mit Schwerpunkt in Ulm ansässig, wo ein Jerg Besserer erstmals 1212 erwähnt wird.Es bildete sich eine 3. Hauptlinie aus, deren Stammvater Otto der Besserer von Schnirpflingen nach seinem Gut genannt wurde.

Aus diesem Zweig siedelte  Conrad mit dem Beinamen zu Bußmannshausennach 1400 nach Ravensburg. Dieser hatte zwei Söhne und zwar Rudolf und Hans. Bei diesen beiden müsste es sich um die Gesellen der Ravensburger Gesellschaft handeln. Rudolf war 1452

Freischöffe des Römischen Reiches. Zusammen mit Jacob Truchsess von Waldburg besiegelte er einige der Privilegien der Stadt Ravensburg. Conrads Mutter war Ursula Mötteli und sein Sohn Rudolf wohl 1415 in Ulm geboren, war mit einer Frau

aus der Familie Muntprat, deren Mutter die Tochter von Henggi Humpis war, verheiratet. Hans um 1415 wohl auch in Ulm geboren, wanderte 1457 nach Ravensburg aus. Conrads 3. Sohn ist 1418 in Ulm geboren. Er heiratete Barbara Muntprat, eine Schwester seiner

Schwägerin.

Im Werdbuch folgt nun Haber von Randegg mit 40000. Doch handelt es sich hier wohl um Faber oder Fauber von Randegg. Die Familie war ein Rittergeschlecht, die sich nach ihrem Stammsitz von Randegg nannt. Die Burg war Randegg, einem Ortsteil von

Gottmadingen .1275 ist die Burg im Besitz des Heinrichs von Randegg.Im Schwabenkrieg werden Burg und Ort von den Eidgenossen zerstört. Berühmtestes Mitglied der Familie war Burkhard von Randegg, der von 1462-1466 Bischof in Konstanz war. 1444 wird ein

Faber zu Randegg ins Ravensburger Patriziat aufgenommen. 1463 stiftet Franz Faber von Randegg und seine Ehefrau die Kaplanei St. Franz in Ravensburg.

Dann ist die Familie Geldrich mit 34000 Gulden aufgeführt. Die Geldrichs sind seit 1350 in Ravensburg nachweisbar.1350,1361 und 1364 wird ein Friedrich Geldrich als Bürge erwähnt. Er hatte zwei Söhne Konrad und Heinz. Konrad wird 1408, Heinz 1410 als

Ravensburger Bürger aufgenommen. Konrad heiratete Margarete Hüpschli. Sie hatten einen Sohn, Konrad III. Dieser heiratete Margarete Täschlerin. Konrad III. starb 1500 in Ravensburg. Seine Frau Maragrete vor 1485.Es gab noch einen Konrad II., der der Sohn von

Heinz war. Konrad III. begleitet in Ravensburg öffentliche Ämter.

Von 1472-1481 und dann wieder von 1502-1520 und dann wieder von 1524 bis 1560 (Conrad, Johann und Jacob) waren Familienmitglieder der Geldrich Bürgermeister.

Außerdem versah die Familie das Amt des Stadt-Ammans, so 1465-1469 und dann wieder  1529-1531.

1564 wird Jacob Geldrich als Bürgermeister genannt. 1529 war er Amman. Konrad hatte einen Sohn Hans. Er heiratete Barbara Humpis, die Tochter von Jos IV. Zusammen mit seinen Schwägern wurde er 1518

mit der Senftenau belehnt, einer Wasserburg des Grafen Ulrich von Montfort. 1334  wurde sie von den Grafen an den Kaiser als Lehen übergeben, der diese dann an wechselnde Patriziergeschlechter vergab, die die Senftenau meist als Sommersitz

nutzten. Konrad wird 1559 geadelt. Er hat mit Magdalena Schindelin einen Sohn, Konrad, der Elisabeth von Ulm heiratete. Diese hatten zwei Kinder, Anna Maria Geldrich und Hans Friedrich, der herzoglich- württembergischer Truchsess wurde.

Sürg von Sürgenstein ist mit 24000 Gulden vermerkt. Die Sürgenstein waren  eine Freiherrenfamilie, die auf St. Gallener Ministeriale zurückging. Das Schloss Sürgenstein liegt auf dem Gemeindegebiet von Heimenkrich, gegenüber Eglofs am linken Ufer der oberen

Argen. Die Familie war in Ravensburg gut vernetzt. Hans IV. von Sürgenstein ist 1415 geboren. Sein Sohn war Heinrich IV und ist 1450 geboren. Er war Mitglied der Ravensburger Handelsgesellschaft und mit Amalia Humpis verheiratet. Er führte den Titel eines

kaiserlichen Küchenmeisters und hatte auch Reichslehen und St. Gallische Lehen inne. Amalia war die Tochter von Hans V. 1432 und 1445 ist auch ein Sürg von Sürgenstein in Ravensburg Amtmann. Der zweite Sohn von Hans IV. war Hans Sürg von Sürgenstein und ist

1460 geboren. Dieser hatte drei Söhne, von den der Älteste Philipp 1495 geboren ist und mit Anna Humpis aus der Linie Waltrams verheiratet ist. Der dritte Sohn Conrad war mit der Schwester von Anna, Maria, die 1495 geboren ist, verheiratet. Der

Bruder von Anna und Maria, Friedrich VI. war 1500 geboren. Er war mit Anastasia Sürg von Sürgenstein verheiratet.

Mit einer Einlage von 20000 Gulden ist Teschler verzeichnet. 1481 wird ein Patrizier Teschler erwähnt.Bis 1600 ist die Familie aber nicht in öffentlichen Ämtern verzeichnet.  Der Name lässt vermuten, dass es eine Handwerkerfamilie war.Teschler bedeutet soviel wie Taschenmacher.

Um 1550 waren Angehörige der Familie in Ravensburg ansässig. Sie waren aufgrund ihrer erfolgreichen Handelstätigkeit aus dem Handwerk in den Kreis der vermögenden Ravensburger Familien aufgestiegen. Um 1540 war ein Konrad Teschler Ravensburger Bürger

und Ratsherr. Er hatte einen Sohn Franz, der um 1545 nach Nürnberg zog, dort die Witwe Anna Koberger heiratete und so das Nürnberger Bürgerrecht erwarb.  Dann gibt es noch einen Niklas Teschler, der möglicherweise um 1410 in Ravensburg geboren ist. Niklas war 1453 und 1456-1457 Bürgermeister in Wien.

Er müsste auch aus unserer Ravensburger Familie Teschler stammen.

Ebenfalls mit 20000 Taler dabei ist die Familie Croaria.Die Familie ist seit dem 15. Jahrhundert in Konstanz ansässig und erhielt schon 1398 von Kaiser Wenzel viele Privilegien. 1453 ist ein Ulrich von Croaria in Konstanz. Andreas wird um 1470 erstmals Sattler genannt,

Ulrich und Johann erhalten 1504 das ihren Vorfahren vom Kaiser verliehe Palatinat bestätigt. Hans von Croaria war 1491 Stadtamtmann in Konstanz. Von 1510-1513 war im Rat. Hieronymus der Älter war von 1492-1496 Rektor der Universität Tübingen. Er war es wohl,

der 1484 in die Ravensburger Gesellschaft zum Esel aufgenommen wurde, bei der wie wir schon gesehen haben viele Mitglieder der Ravensburger Handelsgesellschaft waren

Verbleibt noch eine Einlage mit 12000 Gulden der Familie von Neidegg. Diese waren mit der Familie Humpis verschwägert. Hans II. überließ die Gebäude an der Markstraße 47 und Humpisstraße seinem Schwiegersohn von Neidegg.

Noch zwei Familien sollen näher betrachtet werden, nämlich Ankenreute und Krell. Klemens Ankenreute war ein wichtiger und erfahrener Geselle der Ravensburger Gesellschaft. Als der Familienstreit kulminierte, trat er mit eine Zahl von Gesellen aus, zog Kapital

ab und gründete eine eigene Gesellschaft, die Ankenreutegesellschaft und lieferte ihr über 30 Jahre einen erbitterten Konkurrenzkampf.

Die Familien von Ankenreute und Humpis kommen schon früh miteinander in Berührung. Frick, der schwäbische Landvogt verstarb ja früh. Und wie bei der Familie Humpis gezeigt, heiratete seine Frau Clara  noch einmal und zwar den Johannes von Ankenreute, der

am 24.02. 1366 Bürger zu Ravensburg genannt wird. Ihre beiden unmündigen Söhne brachte sie in die Ehe mit und diese wuchsen beim Stiefvater auf der Wasserburg Baumgarten auf. Clemens von Ankenreute wurde 1425 in Ravensburg geboren. Er war Großhändler

in  Barcelona, wohl im Auftrag der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft. Er war mit Eva Humpis von Waltrams verheiratet, einer Tochter von Jos IV. Mit ihr hatte er 4 Kinder, einen Sohn dessen Vornamen wir nicht kennen und der 1478 geboren ist, dann Konrad,

der 1480 geboren ist und die Ankenreuter Gesellschaft leitete. Der dritte Sohn Anton ist 1482 und ebenfalls für die Ankenreuter Gesellschaft tätig und zwar in Valencia und Saragossa. Die Tochter Kunigunde ist 1485 geboren und heiratet Joachim Besserer, den Sohn

von Lütfried Besserer, der in 1. Ehe mit  Agnes Humpis, die Tochter von Frick III. verheiratet ist. Clemens war es auch, der sich 1477 von der Ravensburger Gesellschaft trennte und die Ankenreuter Gesellschaft gründete.

Die Familie von Ankenreute war schon seit Anfang bei der Patriziergesellschaft Zum Esel dabei.

Noch eine Person aus der Endzeit der Ravensburger Gesellschaft. Oswald Krell oder auch Kröll geschrieben ist 1480 in Lindau geboren. Er war der Sohn von Melchior Krell, der 1540 geboren ist und von Anna von Nidegg , die 1455 geboren ist. Oswald heiratete die

1485 geborene Agathe von Essendorf. Agathe stammte aus dem Geschlecht der Familie von Essendorf. Ihre Mutter war Appollonia Humpis, die 1455 geboren ist. Allerdings konnte ich nicht feststellen aus welchem Familienzweig sie stammt. Oswald arbeitete für die

Ravensburger Handelsgenossenschaft. In der Zeit von 1495 bis 1503 war er im Gelieger Nürnberg als Faktor tätig. Im Auftrag der Gesellschaft besuchte er die die Herbstmessen im Jahr 1497, 1500 und 1503 in Frankfurt. 1497 wird er vom Nürnberger Rat zusammen

mit dem Nürnberger Schembarthauptmann Wolf Ketzel zu einem zu einem Monat Haft “ uff einen versperrten Turm” verurteilt, aber das ist wohl eher als fastnächtlicher Rügebrauch ähnlich dem  “Grobgünstigen Stockacher Narrengericht” als eine Maßnahme

im strafrechtlichen Sinne zu sehen zumal der Schembartlauf im spätmittelalterlichen Nürnberg eine beliebte Faschingsveranstaltung der Nürnberger Patrizier war, die bis zur Einführung der Reformation  in Nürnberg 1524 jährlich stattfand.

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1499 ließ er sich von dem damals gleichaltrigen Dürer porträtieren. Das Bild ist heute in der Alten Pinakothek in München zu bewundern. 1503 kehrte Krell in seine Heimatstadt Lindau zurück und übernahm dort die Filiale der Ravensburger Handelsgesellschaft, was

urkundlich bis 1525 zu belegen ist. 1512 war er Amtmann in Lindau, 1513 schickte ihn die Stadt zum Reichstag nach Augsburg und 1514 wurde er erstmals zum Lindauer Bürgermeister gewählt. Dieses Amt bekleidete er regelmäßig bis 1531.

Als 1510 die Pest in Lindau wütete, brauchte man einen neuen Begräbnisplatz. Dieser wurde auf dem Äschacher Berg in einem Baumgarten angelegt.  Auch eine kleine Kapelle wurde errichtet, die weitgehend von der Familie

Krell errichtet wurde, weshalb sie bis heute Krellsche Kapelle heißt. Krell war 1528 zur Reformation übergetreten, andere Mitglieder der Ravensburger Handelsgesellschaft blieben beim  alten Glauben. Und die Gesellschaft hielt sich nach

wie vor an das Zinsverbot der katholischen Kirche. Auch dies und die religiöse Spaltung haben unter anderem wahrscheinlich zum Ende der Gesellschaft beigetragen.

Der Lindauer Bürger Hans Hainzel von Tegelstein hatte 1390 den Hof Nidernstad mit Burgstall in Egnach gekauft, wo die Konstanzer Bischöfe eine Schiffslände für ihr Gericht in Egnach hatten. 1490 kaufte Oswald Kröll diesen Hof

und errichtete auf einer Insel am See Schloß Luxburg. Er nannte sich  dann auch Luxburg. Das Schloss blieb bis 1596 im Besitz der Familie Kröll.

Krölls Frau Agathe war seit 1514 Mitglied der Sünfzengesellschaft in Lindau. 1542, das ist 8 Jahre nach Oswalds Tod unterschreibt sie eine Erweiterung der Sünfzenordnung. Das Ehepaar hatte 11 Kinder. 3 kamen  nach Oswalds Tod bei einem Bootsunglück ums

Leben. Oswald Kröll stirbt 1534.

Nachdem oben einige Gesellschafteranteile der Ravensburger Handelsgesellschaft aufgezeigt wurden noch ein kurzer Blick auf die Kaufkraft des Geldes. Um 1500 hatte der Gulden ein Gewicht von 2,48 Gramm. Das heißt unsere Gesellen mit 100.000 Gulden hatten

praktisch 248 Kilo Gold als Einlage, bei dem Goldkurs vom 21.08.2012 heißt das 52,72 $ je Gramm Gold also rund 13 Millionen $ oder 16 Mio €. Dürer zahlte z. B. für sein Haus in Nürnberg 275 Gulden. Also hätte die Einlage eines Gesellen gereicht, ungefähr 360 Wohnhäuser in damals bester Lage in Nürnberg zu erwerben. Aber das war ja nur die Einlage, mit der gearbeitet wurde und damals noch reicher Ertrag erzielt wurde. Außerdem war die Einlage in der Regel nur ein Teil des Vermögens eines Gesellen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Henggi als reichster Zeitgenosse galt oder Reichtum der Mötteli in der Schweiz legendär wurde.

Die Quellenlage war bis 1909 nicht besonders gut. Der württembergische Bibliothekar und Historiker Wilhelm Heyd gab 1890 eine Monographie aufgrund der wenigen vorhanden Akten heraus. Per Zufall wurden 1909 im Kloster Salem zahlreiche Akten der

Gesellschaft gefunden, die als “unnütze Handelssachen deklariert waren und über Jahrhunderte unbeachtet geblieben waren. Aloys Schulte gab dann 1923 die Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft in drei Bänden heraus. Schulte galt mit diesem

als Pionier der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

 

                                                                               Die Gelieger

 

Die Ravensburger Handelsgesellschaft war in Memmingen, Konstanz und Sankt Gallen vertreten. Die auswärtigen Niederlassungen wurden auch “Gelieger” genannt. In Italien gab es drei Gelieger.  Das größte und wichtigste war  Genua. Schon 1221 lassen sich

deutsche Kaufleute in Genua nachweisen. Genua hatte eine günstige Lage und erteilte deutschen Kaufleuten schon sehr früh Privilegien. Das erklärt auch, dass sich die Ravensburger dort sehr früh niederließen.

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In Genua hatten die Ravensburger wie auch in Barcelona, praktisch die Monopolstellung. Um 1440 lässt sich wie das Museum Humpis Quartier bei seiner Pressemitteilung zur Sonderausstellung “Die Humpis in Genua” bemerkt,

kaum ein deutscher Kaufmann feststellen, der nicht der Ravensburger Handelsgesellschaft angehört. In Genua wurde ein umfangreicher Handel in beiden  Richtungen betrieben. Aus Schwaben kam Leinwand und Barchent. aus Flandern

wurden feinste Leinwandsorten wie Berkan, das sind dünne Kleiderstoffe aus Ziegenhaar und Wolle,Bursat, das sind leichte Stoffe mit Seide als Kett- und Wolle als Schlußfaden. Genuesische Seidenstoffe wie Samt und Brokat wurden von Genua in die Levante

verhandelt und die italienische Wolltuchindustrie wurde mit Merinowolle versorgt.

Das Gelieger in Venedig wurde schon relativ früh aufgegeben. Den Gewürzhandel übernahm nun Genua. Pfeffer, Ingwer Muskat und Gewürznelken wurden nun eingekauft und auf der Frankfurter Messe gehandelt. Ein wichtiger Geschäftszweig in Genua war auch

der Metallhandel.An Rohmaterial wurde vor allem Kupfer nach Genau eingeführt. Aus Nürnberg kam Messing, Zinn und Silber. Fertigwarne waren Armbrustwinden, Blech,Schlüssel, Kupfer und Messingdraht. Der Handel mit Meeresstoffen machte Genua ab 1497

zum ertragreichsten Gelieger der Ravensburger. Von dort wurden auch Luxusartikel wie Korallen, Straußfedern und Perlen gehandelt. Was in Genua immer wieder Schwierigkeiten machten, waren Machtkämpfe des Adels und Revolutionen. Seit 1441 hatten die

deutschen Kaufleute einen von ihnen gewählten und von der Stadt bestätigten Konsul. Er bekam ein bestimmten Anteil beim Verkauf der Waren als sogenanntes Konsulgeld. Im Jahre 1479 amtierte z.B. der Genuese Dr. Pallo Baxadone als Konsul. Am 23. Dezember

1466 wurde ein Handelsvertrag abgeschlossen, den Heinrich Fry erwirkt hatte. Er Kaufmann und Geschäftsführer der Ravensburger Gesellschaft in Genua. Der Vertrag ist bei Heyd abgedruckt. Fry war wohl schon vorher in Italien. Ebenfalls bei Heyd gibt es

einen für Fry am 20. November 1447 ausgestellten Geleitbrief von Francesco Sforza, dem Mailänder Herzog. Dass die Handelsgesellschaft nicht nur im Inland – auf die verschiedenen Fehden mit Raubrittern wird noch eingegangen werden- mit

Diebstahl behelligt wurde, zeigen die Bemühungen Heinrich  Frys um die Herausgabe geraubter Ware in Genua, auch das bei Heyd abgedruckt.

Wichtig war Genua für die Ravensburger auch durch die Seeverbindung nach Spanien, vor allem als die großen Entdeckungen gemacht waren. Die Große Handelsgesellschaft versäumte es allerdings, anders als die Welser und die Fugger, aktiv am Indienhandel

teilzunehmen. Die Welser hatten sogar eigene Kolonien errichtet. Dieses Versäumnis war ein Baustein zum Niedergang der Ravensburger Handelsgesellschaft oder wie Gorbatschow 500 Jahre später in anderem Zusammenhang gesagt hat “Wer zu spät kommt, den

bestraft das Leben”. Der Handel, vor allem der Spezereihandel verlagerte sich von Genua nach Lissabon und Antwerpen. 1503 erfahren wir von der Rekordanz die Gabriel  Gessler, der 1511 Faktor des Geliegers Wien war, dass der Pfeffer für die Messe in Frankfurt

1503 in Antwerpen besorgt worden war. Die letzten Bilanzen aus Genua für Ravensburg werden 1507 erstellt. Man kann daher annehmen, dass das Gelieger Genua in diesem Jahr aufgelöst wurde.

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Der erste Nachweis für das Gelieger Mailand stammt aus dem Jahr 1447. Zunächst war dort Heinrich Fry aus Konstanz, der schon oben erwähnt ist, als Faktor genannt. Die Ravensburger erfassten in Mailand den lombardischen Handel. Es wurde nur wenig

schwäbischer Barchent nach Mailand exportiert. Es sind nur 34 Ballen nachweisbar. Es wurde aber sehr viel schwarzer und auch anderer Barchent von den Mailänder Webereien, die seit langem gerühmt wurden nach Norden geliefert.

Vor allem wurde er aber von hier aus von der Gesellschaft für die Gelieger in Spanien geliefert. Gesuchte Handelsware aus Mailand waren aber feinste Stoffe aus Seide, Gold und Silber, Damaste und Brokate. In Mailand verkaufte die Gesellschaft Straußenfedern.

Nur für die Gesellen wurden in Mailand Perlen und Edelsteine gekauft. In Mailand erwarben die Ravensburger Artikel der Mailänder Goldschläger und der Metallindustrie. Eisendraht, Nadeln und vor allem Nägel wurden  verhandelt. Im Gegenzug wurde

Kupfer,Zinn und Messing eingeführt, in großen Mengen auch Schmirgel, mit dem man Metall polierte. Aus Spanien kamen Schaffelle und Lammfelle. Es gab auch einen  nennenswerten Lebensmittelexport aus Mailand und zwar Käse aus der Landschaft Piacenza,

Konfekt,Weinbeeren, Thunfisch. Über Mailand wurde hauptsächlich Barchent sowie Erzeugnisse der Metallwarenindustrie gehandelt, ansonsten Luxusgüter.

Am 22. März 1475 erneuerte Herzog Galeazzo Maria der Sohn von Francesco Sforza den Freiheitsbrief für Jos Humpis und Genossen, das heißt es muss schon vor diesem Brief einer für die Ravensburger Handelsgesellschaft ausgestellt gewesen sein.

1486 fielen die Graubündner über Bormio und Chiavenna in die Lombardei ein.Onofrius Humpis befürchtete, dass sich daraus Komplikationen ergeben würden, weil er befürchtete, dass die Mailänder Beamten die Mitglieder der Gesellschaft berauben würden,

weil sie mit den Graubündner gemeinsame Sache machen würden. Die Ravensburger verwahrten sich gegen diesen Verdacht. Daraus versicherte der Herzog mit einer Urkunde vom 29. Juli 1486 weiterhin sein Wohlwollen.

Am 2. Oktober 1490 stellte Giovanni Galeazza Sforza, der von 1476-1494 Herzog in Mailand war, für Onofrius Humpis und die Große Handelsgesellschaft wird einen Privilegienbrief aus. Darin wurden ihm unter der Zusicherung, dass die Zölle bezahlt wurden, die

Zusagen von 1475 erneut eingeräumt.

Zu Misstimmungen kam es allerdings als 1497 zwei Wagen, die der Ravensburger Handelsgesellschaften die Mailänder Zollstelle passierten. Ihre Ladung war als Zinn deklariert, tatsächlich war unter dem Zinn eine Platte Silber versteckt. Das Silber wurde konfisziert

und zusätzlich ein hohes Strafgeld erhoben. Die Gesellschaft kämpfte nun mit allen Mitteln um die Rückgabe des Silbers. Nachdem auch die Eidgenossenschaft, wo die Gesellschaft ja auch einige Mitglieder hatte, eingeschaltet worden war, willigte der Herzog

schließlich ein, was wohl dem mächtigen Einfluss der Eidgenossenschaft zu zuschreiben war. 1520 war Paul Hinterofen aus Wangen Faktor in Mailand. In diesem Jahr wurde das Gelieger Mailand aufgelöst. Hinterofen blieb in Mailand, betrieb

aber jetzt eigene Geschäfte.

Von den drei italienischen Geliegern bestand Venedig am kürzesten. Aber um 1448 stand es in höchster Blüte. Hans Griesinger war zu derzeit Faktor.Die Gelieger halfen sich wohl gegenseitig aus. Die beiden Nürnberger Agenten Oswalt Morgen und

Hans Lewtin zahlten an den Deutschordenspfarrer Kunisch in Danzig, der im Auftrag des Hochmeisters Ludwig von Ehrlichshausen handelte für die Aushändigung von Urkunden, die Riga betrafen 2500 Dukaten. Diese streckte der Faktor in Venedig dem Nürnberger

Gelieger vor, die dann  wieder von dort zurückzuzahlen waren. Nach Venedig lieferten die Ravensburger hauptsächlich oberschwäbisches Leinen und von dort wurde Baumwolle für die Barchentindustrie und Gewürze vor allem aber Indigo, der zum Färben benötigt

wurde, eingeführt. Schon ab 1474 wurde eine dauerhafte Vertretung in Venedig aufgegeben. Im Mittelmeer in der Gegend von Neapel scheint die Handelsgesellschaft zweimal Opfer von Piraten geworden zu sein. Das geht aus Briefen der Stadt Bern hervor, die

sich deshalb an den französischen König Ludwig IX., da die Kaperkapitäne vom König angestellte Kapitäne waren. Die Stadt Bern hatte sich eingesetzt, weil auch Berner Bürger bei der Ravensburger Handelsgesellschaft Mitglied waren.

Das Gelieger von Brügge. 1437 lässt sich erstmals nachweisen, dass die Handelsgesellschaft auch in Brügge vertreten war. Aber schon vor dem Zusammenschluss zur Ravensburger Gesellschaft waren die Muntprats z.B. in Venedig schon 1404, in Barcelona 1406 und in

Brügge 1410 mit einem ständigen Faktor vertreten. Über Brügge wurden fast ausschließlich Waren aus Spanien eingeführt. Vor allem Safran wurde eingeführt. Safran wurde im Spätmittelalter nicht nur sehr intensiv in der Küche benutzt sondern auch zum

Gelbfärben verwendet. Zwischen 1425 und 1440 exportierte die Ravensburger Gesellschaft fast 20000 Kilo Safran aus Barcelona. 1478 wurde auch Reis eingeführt. Mit Reis wurde allerdings nur ein kurzer Versuch gestartet. Außerhalb der romanischsprachigen Welt

gab es noch keinen festen Bedarf an Reis. Man kannte ihn einfach zu wenig. Der Handel war somit hochspekulativ. Außerdem wurde der Reis erst im September geerntet, die Schiffe ruhten aber im Winter meist. Somit blieb er

bis zu den Frühjahrspassagen ruhen und  blockierte das investierte Geld. Schon bald nach 1480 wurde das Reisgeschäft deshalb aufgegeben.

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Brügge war nach dem Tod von Karl dem Kühnen über die Hochzeit seiner Tochter Maria von Burgund durch die Heirat mit dem späteren Kaiser Maximilian an Habsburg gekommen. Flandern war unter Ludwig XI. und Maximilian geteilt worden.

Das lief allerdings nicht ganz reibungslos. Maximilian wurde sogar von seinen eigenen Untertanen in Brügge gefangen gehalten. Sein Vater stellte ein Reichsheer zusammen vor allem mit Truppen aus Schwaben, befreite seinen Sohn und konnte die Lage in Burgund

einigermaßen stabilisieren. Die Ravensburger Gesellschaft kehrte Brügge den rücken. Es lässt sich nicht beweisen, ob sie nochmals zurückgekehrt waren. Um 1485 hatten die Kaufleute schon ihr Haupthandelsfeld von Brügge nach Antwerpen verlegt.

Das Gelieger von Antwerpen. Die Antwerpener Messen hatten Brügge allmählich den Rang abgelaufen. Auch hatte sich hier ein beachtlicher Geldhandel entwickelt, den die Ravensburger allerdings kaum nutzten, da sie sich dem Geldhandel ja

weitgehend fernhielten. Die Entdeckungsfahrten der Spanier und Portugiesen und der Seeweg nach Indien gaben der Stadt an der Schelde einen enormen Auftrieb. Der Gewürzhandel hatte sich von Genua nach Antwerpen verlagert.

Im Gegensatz zu Brügge spielte der Spanienhandel kaum mehr eine Rolle. Nun standen Luxusstoffe aus Genua wie schwarzer Samt. Einen großen Anteil hatte nach wie vor der Handel mit niederländischer Leinwandel. Der Handel mit Pfeffer fand nur  gelegentlich

statt. zum einen fanden die Gesellen nie so ganz die Einstellung zum Gewürzhandel. Vor allem fehlte es aber dazu an barem Geld. Beide niederländische Gelieger waren wichtig für die Handelsgesellschaft auch weil diese über einen Hafen verfügten.

Das Gelieger Antwerpen lässt sich bis 1527 nachweisen.

Das Gelieger Lyon. Lyon war schon von den Kelten besiedelt. Als lugdunum war es seit 27 nach Christus römischer Verwaltungssitz und schließlich die Hauptstadt Galliens. Bei der Christianisierung spielte es eine wichtige Rolle. Der Erzbischof von Lyon ist

seit 1074 unter Papst Gregor VII. Primas von Frankreich bis heute. Unter den Kriegen mit England hatte Lyon sehr zu leiden. Zum Anfang des 14. Jahrhunderts wütete die Pest in der Region. Der völlig verarmten Stadt stiftete Dauphin Karl zwei Messen von je sechs

Tagen, eine an Ostern und eine im November. 1444 kam noch eine dritte Messe und 1462 eine vierte dazu.  Das Ende des 100-jährigen Krieges bewirkte auch eine strake Belebung des Handels. Ab 1440 zogen diese Messen auch den internationalen Handel an.

Man kann annehmen, dass die Ravensburger Kaufleute schon auf den Messen von 1420 vertreten waren. Ludwig XI., der die Messe von 1462 gestiftet hatte unterstützte nun Lyon massiv. Das richtete sich vor allem gegen Genf. Genf ging

dadurch wie beim Gelieger Genf noch zu zeigen ist, bald ins Hintertreffen. Dazu kam noch der Vorteil der verkehrsgünstigen Lage mit der Anbindung über die Rhone ans Mittelmeer. Schon 1465 scheint die Ravensburger Gesellschaft von Genf nach Lyon umgezogen

zu sein. Belegen lässt sich ein festes Gelieger allerdings erst 1474. Faktor war der St. Gallener Philipp Fechter.Das erste überlieferte Privileg für deutsche Kaufleute mit dem Handel für Lyon ist eine am 14. März 1516 ausgestellte Urkunde. Sie garantiert freies

und sicheres Geleit. Wolf Apenteger von der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft war beauftragt worden sich darum zu bemühen. Diese Privileg erstreckte sich vor allem auf Kaufleute, die Bleisilber, Kupfer, Metalle, Harnische und Hellebarden nach

Frankreich einführten. Das verwundert nicht denn im Frühjahr rüsteten der französische König Franz und der deutsche Kaiser Maximilian zu einem neuen Waffengang in Italien. In dieser Zeit war das Gelieger wohl nicht mehr ständig besetzt.Lyon wie die übrigen

französischen Gelieger spielte bei den Ravensburg nie die Rolle wie die Niederlassungen in Spanien oder Italien. Lyon passte nicht gut zu den Ravensburger Grundsätzen, Waren möglichst am Ursprungsort tu kaufen und dann in weitentlegenen Gebieten zu

verkaufen. Lyon bot nur zwei Dinge. Safran, der war aber von schlechter Qualität und Cannemasse, das sind aus Hanfgarn gefertigte Gewebe, die zwar dauerhafter sind wie die aus Flachs aber weniger geschmeidig und merklich schwerer. Außerdem brauchten sie

länger  zum Bleichen. Das waren die Hauptwaren der Messe in Lyon und so nicht besonders reizvoll für die Gesellschaft. Aus Valencia führten sie Ravensburger Rohseide und Zucker ein. Aus Deutschland sind einmal Hüte, zweimal Schmalz, Silber und Zinn

verzeichnet. Der Wert der beiden Gelieger Avignon und Lyon betrug 1497 nur 4102 Gulden.

Genf wurde um 1032 an das Heilige Römische Reich deutscher Nation angegliedert.als Messestadt gewann in dem Maß an Bedeutung wie die Champagnermessen an Bedeutung verloren. Für Kaufleute aus Italien war Genf ein wichtiger Standort, für die

Ravensburger weniger, da sie nicht auf die Waren, die auf der Genfer Messeangeboten wurden,  angewiesen waren. Das Gelieger von Genf lässt sich 1454 erstmals belegen. Nikolaus Stoß aus Ravensburg war damals Faktor von Jos und Ital Humpis.

Genf war außer den beiden Geliegern Wien und Nürnberg der mit rund 420 Kilometer der nahegelegenste Standort. Ihr Handelszüge brauchten von Ravensburg aus 13 Tage. Wie schon bei Lyon bemerkt wurde,

begünstigte der französische König Lyon massiv. Außerdem behinderte er den Messestandplatz Genf. So verbot er seinen Kaufleuten den Besuch der Messen in Genf. Diese protektionistische Politik zeigte Wirkung. Auch die Ravensburger verlagerten ihre Tätigkeit

weitgehend nach Lyon. Der letzte Beleg für einen Besuch der Ostermesse stammt aus dem Jahr 1478.

Das dritte Gelieger im französischen Raum war Avignon. Diese Niederlassung war für die Ravensburger vor allem durch ihre verkehrstechnische Lage wichtig. Zum einen liegt Avignon an der Rhone, bietet also einen Wasserweg zum Mittelmeer.

Zum andern war sie eine wichtige Station auf dem Landweg nach Spanien. Bedeutend war sie vor allem durch die auch im Volkslied besungene Brücke. Im 12. Jahrhundert erbaut war sie dann die damals längste Brücke Europas. Von Ludwig VIII.

bei der Belagerung Avignons während der Albigenserkriege 1226 zerstört, baute sie Hugues II. de Sade 1355 wieder auf.

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Reich wurde die Stadt natürlich auch durch die Anwesenheit der Päpste während der “babylonischen Gefangenschaft der Kirche” von 1309 bis 1377. Schon 1303 gründete Papst Benedikt VIII. dort die Universität Avignon. Clemens  VI. verleibte die Stadt 1348 dem

Kirchenstaat ein. Die Kurie war einer der größten Endverbraucher von Luxuswaren.Etwa ab 1420 lässt sich belegen, dass die Ravensburger Handelsgesellschaft in Avignon Handel betrieb. Rudolf Mötteli verbrachte dort einen Teil seiner Lehrzeit. In Avignon wurde

fast nur Cannemasse gekauft, das gegen Zucker, der in Valencia gekauft wurde, eingetauscht.Avignon war für die Ravensburger eher als Lager- und Umladeplatz, denn als Handelsplatz wichtig. Es verliert schon bald seine eigene Rechnung und steht seit 1497

mit Lyon und Genf in einer Wertsumme zusammen.

In Frankreich waren Gesellen auch noch in Bourg en Bresse und in Bouc bei Marseille und Perpignan stationiert. Die Agenten erhielten die Gelder, die auf den Lyoner Messen übrig geblieben waren und kauften damit bei den Webern in Bourg en Bresse ein. Die

Tuche gingen wann wieder nach Valencia weiter, wie man zum Beispiel aus eine Bestellung aus Valencia von 1472 nachvollziehen kann. Diepold Burklin war zu der Zeit Faktor in Valencia.

Spanien. Der Handel mit Spanien war der wichtigste Posten in der Tätigkeit der Ravensburger Handelsgesellschaft.Reisen der Ravensburger Kaufleute nach Spanien lassen sich schon 1394. Die Humpis und Mötteli waren in diesem Jahr schon in Barcelona. 1400

folgten die Muntprat. Die ersten Beleg für ein Gelieger in Barcelona sind 1408 festzustellen und schon im Januar 1406 agierte Jos Humpis in Barcelona im Namen seiner Genossen Rudolf Mötteli und Lütfried Muntprat. Der sich intensivierende Handel mit

Katalonien dürfte dann auch den Ausschlag für den Zusammenschluss der bisher selbstständigen Familienfirmen gewesen sein. Er senkte ganz erheblich die Kosten, die bei gesonderten Reisen und Warentransport angefallen wären. Sie erlaubte größere

Warenquantitäten. Außerdem verringerte sie die Konkurrenz sowohl im Einkauf als auch im Verkauf. Am 7. Januar 1420 gewährte König Alfons V. von Aragon deutschen und savoyischen Kaufleuten ein Handelsprivileg, das den direkten Handel mit Aragon und

Katalonien weiter erleichterte. Es sicherte den Kaufleuten auf fünf Jahre Schutz und Geleit zu. Es legte einen Wertzoll auf aus-und eingeführte Waren fest und gewährte die Ernennung eines besonderen Konsuls für Barcelona. Dieser war gleichzeitig Richter und

Schatzmeister für ihre Zollangelegenheiten. Ein solcher Konsul führte dazu ein Zollregister, das sich von 1425-1440 erstreckt. Daraus lässt sich ersehen, dass an dem Handel hauptsächlich Kaufleute aus Oberschwaben neben einigen wenigen Nürnberger Kaufleuten

beteiligt waren. Dem Spanienhandel zusätzlichen Auftrieb verlieh in dieser Zeit die von Kaiser Sigismund verhängte Blockade Venedigs, weil die Stadt mit seinen Eroberungen in Venetien und Friaul den König herausgefordert und in dessen  Rechte verletzt hatte.

Dadurch konnten auf der Handelsstraße nach Spanien besonders große Gewinne realisiert werden. Zudem fiel in dieser Zeit der Stapelzwang in Genua. Damit war der Seeweg Genua-Spanien offen.Diese günstigen äußeren Umstände ließen

das Gelieger rasch aufblühen. Aber von 1462 bis 1472 herrschte Bürgerkrieg in Katalonien. Die Rebellion gegen König Joan II. endete 1473 in einer Belagerung der Stadt, an deren Ende sie zerstört wurde. Dies spielte natürlich dem Handel schwer mit und

1477 überlegten die Ravensburger, ob sie das Gelieger schließen sollten. 1480 bestand das Gelieger noch. Aber 1481 wurden für Katalonien enorme Einfuhrsteuern erhoben. Zudem wurden noch eine große Zahl von Waren ausgeschlossen. Dies machte den

Handel unrentabel. 1497 bezeichnete eine Notiz von Hans Hinderofen den Wert des Geliegers Barcelona nur noch mit 80 Gulden. Zwischen 1440 und 1480 hatte die Ravensburger Handelsgesellschaft über 50 % des Gesamthandels in Barcelona abgedeckt.

Allein 1443 lieferte die Gesellschaft 385 Ballen Leinwand 37 Ballen Barchent und 2 Ballen Cannemasserie. Ein Ballen, das waren 75,250 Kilogramm. Es wurden also ganz schöne Mengen an Textilien abgesetzt.Dazu wurden im selben Jahr noch Tuche

aus den Niederlanden Hüte sowie Garne abgesetzt. Auch Metalle stellten einen großen Posten. Kupfer, Messing, Messingdraht und Messingblech standen auf der Liste. An Ausfuhrgütern stand vor allem Safran. 1443 waren das 7712 Pfund.

Dazu kamen 15230 Kaninchenfelle, 344 Pfund Korallen und 12 Körbe “trockene Weinbeeren”. Die politischen Wirren sowie die Vertreibung der Juden, die im Handel eine große Rolle spielten und die Inquisition ließen den Handel im Jahre 1495 praktisch zur

Bedeutungslosigkeit herabsinken.

Ein weiteres Gelieger befand sich in Saragossa. Die Ravensburger Handelsgesellschaft ist dort seit 1430 nachgewiesen. Saragossa war die Hauptstadt des Königreichs Aragon und das war der Hauptlieferant von Safran. Safran war im Mittelalter nicht nur Gewürz, es

wurde auch zum Färben verwandt, und war deshalb hochgeschätzt.Allein aus Barcelona exportierte die Ravensburger Gesellschaft in nur 15 Jahren nämlich von 1425 bis 1440 knapp vierzigtausend Pfund Safran. Die mühsame Gewinnung verursachte einen hohen

Preis. Aber nicht nur der Preis, auch die Wertschöpfung war hoch. Die erhöhte Nachfrage der deutschen Kaufleute nach Safran ließ schon um 1380 die Preise für Safran in die Höhe schnellen, wie wir aus dem Schreiben eines Faktors der florentinischen Firma

Datini aus  Florenz aus einem Schreiben aus Barcelona erfahren. Interessant war für die deutschen Kaufleute auch der Handel mit Wolle, die in Saragossa von ausgezeichneter Qualität aber immer noch verhältnismäßig billig beziehen konnte. Nach Saragossa wurde

vor allem Leinwand eingeführt. Die Ravensburger Leinwand erfreut sich in Saragossa großer Beliebtheit. Der gute Ruf deutscher Leinwand zeigt sich zum Beispiel auch, dass Papst Johannes XXII. (1316-1344) seine Tafel mit “ tavolia d’Alamania” decken.

In Saragossa erlebte die Gesellschaft etwas, was ihr sehr selten passierte. Als Ulrich Ehinger dort die Geschäftsführung übernahm, vernachlässigte er seine Handelspflichten. Er feierte rauschende Feste und führte auf Kosten der Gesellschaft ein luxuriöses

und sorgenfreies Leben. Natürlich hatte es einige Zeit gedauert, bis dies in Ravensburg ruchbar wurde. Ein Brief von Saragossa nach Ravensburg war 36 und 46 Tagen unterwegs. Das Krise konnte nochmals überwunden werden. Doch war das Gelieger in sehr

schlechtem Zustand. Deshalb wurden die Gesellen Ulrich Gessler und Heinrich Stüdlin nach Saragossa geschickt. Sie waren praktisch ständig damit beschäftigt in Aragon herum zu reisen und Schulden einzutreiben.

Ulrich Hessler wechselte übrigens spätestens 1528 zu den Welsern und war für sie in Sevilla tätig. Nach dem die Ravensburger ihre Geschäftstätigkeit eingestellt hatten, kamen sehr viele der leitenden Angestellten bei der Welser-Vöhlin Gesellschaft unter.

Die Familie Ehinger aus Konstanz hatte über Jahre hinweg Mitglieder der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft gestellt. Das Gelieger wurde 1526 aufgelöst.

Valencia war das dritte Gelieger der Ravensburger in Spanien. Erste genaue Nachrichten stammen aus dem Jahr 1445. Haupteinfuhrartikel für Valencia war Barchent. Aus Mailand und Cambrai wurde Leinwand geliefert, auch aus Flandern wurde Leinwand eingeführt.

Für Valencia sind noch drei Dinge besonders zu erwähnen. Einmal war es das einzige Gelieger, in dem Kleinhandel betrieben wurde. Die Bodega machte bis 1477 gute Geschäfte. In Valencia arbeitete die erste Druckerei des Königreiches Aragon und führte damit

1474 hochmoderne Buchdruckkunst ein. Als Drucker arbeitete Lambert Palmer aus Köln. Dann waren noch Johannes aus Salzburg und Paul Hurus (Paulus de Constantia) dort tätig. Dort wurde eine “ Biblio Sacra Sermone Valentino reddita” gedruckt. Von ihr

existieren heute allerdings nur die letzten 4 Blätter in einem einzigen Exemplar im Dom von Valencia. Die Ravensburger Handelsgesellschaft und vor allem der aus Isny stammende Faktor Jacob Vizlant bestritt die Kosten. Man kann annehmen, dass dabei auch

Ravensburger Papier zum Einsatz kam. Paul Hurus ließ sich bald darauf in Barcelona nieder.1476 ging er nach Saragossa weiter. Seit 1481 arbeitet er allein. Bald stand er an der Spitze aller Offizinen, also Buchdruckwerkstätten. Hurus pflegte gute Beziehungen zu

Süddeutschland und so gelangten Holzschnitte deutscher Inkunabeldrucker in spanische Übersetzungen.

Ein drittes. Die Ravensburger Handelsgesellschaft stieg selbst in die Zuckerproduktion ein. Seit 1461 betrieb sie in der Nähe von Valencia eine eigene Zuckerfabrik. Schon in islamischer Zeit wurde der Zuckerrohranbau im späteren Königreich Valencia gepflegt.

Es gab auch genügend Wälder, die genügend Brennholz für das Zuckerkochen lieferte. Doch schon vor dem Investment in Valencia hatte sich der Zuckermarkt geändert. 1420 hatten portugiesische Seefahrer die unbewohnte Insel Madeira entdeckt.

Schon 1425 ließ Heinrich der Seefahrer Madeira kolonisieren und Zuckerrohrplantagen auf der Insel anlegen. Der Zuckerhandel zeigte allerdings, dass die Gesellschaft mittlerweile schwerfällig reagierte. In einem Brief der Geschäftsleitung an das Gelieger

Valencia vermerkt man dort  ” Am Zucker haben wir zu Lyon schon lange verloren. Wisst dass er zu Brügge jetzt nichts gilt, dort läuft nur der portugiesische aber vielleicht kommt einmal der Tag, da der Zucker wieder etwas wert ist.” Die schlimmsten Befürchtungen

der Ravensburger waren nicht eingetreten. Der zunehmende Holzmangel auf Madeira ließ die Preise wieder ansteigen. Die Gewinnspanne war trotzdem recht klein geworden. Also verkauften sie schließlich 1480 ihre Zuckerfabriken, kaufte direkt bei den

Herstellern und setzte ihn vor allem in Mailand und Genua ab. Die Entdeckung der zentralamerikanischen Inseln schließlich führte zu einem raschen Niedergang des Zuckeranbaus in Valencia. Auf den kurzen Versuch mit Reis aus Valencia wurde schon beim Gelieger

Brügge eingegangen.Valencia wurde als letztes der drei spanischen Gelieger aufgelöst.

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Im deutschsprachigen Raum hatte die Gesellschaft zwei Gelieger und zwar das in Wien und das in Nürnberg. Natürlich bot sich Wien als kaiserliche Residenzhauptstadt der Habsburger und Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches als Sitz eines Geliegers

an.Außerdem lag der ungarische Absatzmarkt geradezu vor der Tür. Erste Nachrichten für das Gelieger Wien gibt es aus dem Jahre 1440. Dort ist in einem Satzbuch, das ist ein Buch in dem mit Satz oder Burgrecht einer Hypothek vergleichbares Recht eingetragen

werden.  Dort verpfändet ein gewisser Hans Hämerl zwei Hypotheken zwei Häuser in Wien, da er der Ravensburger Handelsgesellschaft 285 Pfund schuldete. Wir wissen ziemlich wenig über die Tätogkeit des Geliegers Wiens. Es scheint so, dass die Gesellschaft in

Wien keine Einkäufe tätigte und nur Waren weiterhandelte, die sie von anderen Geliegern z.B. Mailand und Antwerpen bezog. Wir erfahren von einem Einkauf, in dem der Wiener Faktor Heinrich im Steinhaus Zobelfelle zu überhöhte4m Preis angekauft hat. Und

wir wissen, dass Hans Gessler 1520 noch für die Ravensburger tätig war, das Gelieger da also noch bestand.

As 15. und 16. Jahrhundert gilt als die blühende Zeit Nürnbergs. Handwerk und Handel florierten. Kunst und Wissenschaft blühten auf. Nürnberg war eine wichtige Reichsstadt. 1424 hatte Kaiser Sigismund der Stadt Nürnberg die Reichskleinodien

“für ewige Zeiten” anvertraut. Künstler wie Veit Stoß, Adam Kraft und vor allem Albrecht Dürer begründeten den künstlerischen  Ruf Nürnbergs. In Nürnberg wurde die erste Papiermühle Deutschlands gebaut. Martin Behaim schuf dort den ersten Globus und Peter

Henlein erfand die Taschenuhr.Aber sicher hat natürlich vor allem die verkehrstechnisch günstige Lage Nürnberg für die Ravensburger Handelsgesellschaft interessant gemacht. Nürnberg lag in der Mitte Europas und es war neben Köln und Prag die größte Stadt im

Heiligen Römischen  Reich. Der erste Nachweis für die Präsenz der Ravensburger Handelsgesellschaft stammt aus dem Jahr 1439. Nürnberg war der Hauptlieferant für Metalle. Nürnberg war eine Hochburg der Waffenherstellung. Bekannt sind die Harnische. In

Nürnberg wurde die “Nürnberger Schere” erfunden, das ist eine für militärische Zwecke verwendbare Steigleiter und schon vor 1517 das Radschloss bei Handfeuerwaffen. Die Gesellschaft verschaffte der Stadt Ravensburg  aus Nürnberg Hakenbüchsen,

Handbüchsen, Schlangen und Model zum Gießen der Geschosse sowie Eisen und Blei. Und bei der Ausstellung des Handelsprivileg für Lyon wurde ja schon darauf hingewiesen, dass sich diese vor allem auf Kaufleute, die Waffen lieferten erstreckten.

Dank der florierenden Wirtschaft lebte natürlich auch eine zahlungskräftige Kundschaft in der Stadt. So standen neben Safran und Zucker Luxuswaren wie Perlen, Damaste und Korallen auf der Liste. Das Nürnberger Gelieger wurde bis 1527 geführt.

In Frankfurt hatte die Gesellschaft kein eigene Gelieger oder zu mindestens einen Agenten wie in Köln. Aber natürlich war sie auf der Frankfurter Messe präsent.

Die Ravensburger Gesellschaft bot auf der Frankfurter Messe Safran an, das Gelieger Saragossa lieferte nach Lyon, von dort ging es weiter nach Genf und von Genf gelangte schließlich die Ware auf die Messe. Das  Einkaufsbuch der Familie Mulich,

einer Nürnberger Fernhandelskaufmannsfamilie von der Fastenmesse von 1495 zeigt zum Beispiel, dass die Ravensburger Gesellschaft für die Firma der Familie Mulich für 850 Gulden Waren lieferte. Daneben wurde die Firma auch von Georg Fugger  und Peter Watt

mit je 700 Gulden beliefert. Auch Einkäufe tätigte die Handelsgesellschaft. So bezog sie 1475 Blech von der Witwe des Nürnberger Blechschmieds Konrad Eschenloer. Zur Frankfurter Fastenmesse gibt es auch einen Geleitbrief, den Herzog Christoph von

Württemberg am 14. Februar 1459 in Mömpelgard ausstellt und indem er auf Bitten der Stadt Ravensburg zusichert “Eure Mitbürger Kaufleuten durch unser Fürstenthum Württemberg” zu begleiten. Es wird darauf verwiesen, dass das auch früher schon so

gehandhabt worden ist, auch die möglichen Gefahren werden erwähnt, das Nebenstraßen zu vermeiden seien. Es wird ausdrücklich gesagt, dass das Geleit auch für die kommenden Messen gelten soll. Auch daraus ergibt sich, dass die Ravensburger

Handelsgesellschaft ein ständiger Besucher der Frankfurter Messe war.

In den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts war in Köln Peter Lutzenkirchen unter anderem für die Ravensburger Gesellschaft tätig. Er war verheiratet mit der Seidenmacherin Fygen. Er unterhielt aber auch Beziehungen zu anderen oberdeutschen

Handelshäusern wie den Vöhlin-Welser. Seine Tochter Agnes heiratet 1492 Andreas Imhof, einen Faktor der Vöhlin-Welser Gesellschaft.

In der Schweiz, die damals ja noch zum Heiligen Römischen Reich zählte, gab es außer dem Gelieger in Genf noch einen Agenten in Bern unter anderem Hans Fränkli, der 1458 Seckelmeister der Stadt Bern war und sein Schwiegersohn Anton Archer, der von

1477-1503 Berner Seckelmeister war. Die Stadt Bern setzte sich auch außenpolitisch immer wieder für die Handelsgesellschaft ein, sowohl gegenüber dem französischen König, als es um von Seeräubern geraubte Ware ging als auch in Savoyen und Italien.

Begründet wurde das immer damit, dass Berner Bürger Gesellen der Ravensburger Handelsgesellschaft waren. Auch in Zürich und Luzern lebten Gesellen der Ravensburger. Nach dem Schwabenkrieg 1499 (siehe dazu auch Beitrag  Kloster St. Gallen) zogen sich die

meisten Schweizer Gesellen  aus der Gesellschaft zurück. Besonders enge Beziehungen gab es zu St. Gallen. Dort benützten die Ravensburger sogar die Bleichen und natürlich waren sie ein wichtiger Abnehmer der St. Gallener Leinwand. In St. Gallen, ebenso

wie in Memmingen und Konstanz arbeitete ein Bevollmächtigter der Gesellschaft.

                       Die Geschichte der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft

Ladislaus Suntheim, der um 1440 in Ravensburg geborene Theologe, Historiker und Genealoge, der 1460 zum Procurator der Rheinischen Nation gewählt worden war, das ist ein Bediensteter in der Staatsverwaltung  oder in der Rechtspflege , gab schon um 1495

eine Beschreibung seiner Heimatstadt heraus die “Beschreibung der Stadt Ravensburg und des Schussentals”.  Darin schreibt er “Item die erst geselschafft in Hoch-Tewtschn-lannden ist zu Ravenspurg durch die burger, genannt die Motzli[28] erfunden unnd gemacht

wordenn und in die selben geselschafft sind noch maln khomen: die Humpis, Pesserer, Taschler, Geldrich, Montpratn, Neydeckhenn, Anckareyte und annder etc. unnd ist die Gros Geselschafft wordenn unnd haben gehannttirt in das Kunigreich von Appels[29], in

Lampartten[30], in die Kunigreich von Arragon, Valens, in Kastilia unnd in Katalonia etc.; dar nach sein annder geselschafft auferstannden als der Sechli zu Memmingen, der Meiting zu Augspurg, der Metzli zu Sannd Gallen unnd yetz der Fuker zu Augspurg unnd der

Welsser daselbs etc. unnd in annderen stetten desgleichnn. Das ist wohl die erste Beschreibung der Ravensburger Handelsgesellschaft. Die Ravensburger Kaufleute haben sich schon früh im Fernhandel umgetan. so erscheinen 1390 ein Johannes, Konrad und Ulrich

Wirt im Fondaco dei Tedeschi. Möglicherweise ist Konrad Wirt identisch mit dem Konrad Wirt, der 1397 und 1401 in Ravensburg Bürgermeister war. Auch sind zwei Brüder Wirt bei der Gründung der Ravensburger Patriziergesellschaft zum Esel dabei. Auch Konrad

und Johann Segelbach erscheinen auf der Liste des Fondaco dei Tedeschi. Johann Segelbach ist 1401 Bürgermeister in Ravensburg und beide Brüder sind wieder unter den Gründern der Gesellschaft zum Esel. Auch ein Johann Muntprat wird erwähnt, der als

Ravensburger bezeichnet war, aber im Auftrag zweier Konstanzer Bürger bezeichnet wird. Auch in Spanien sind Ravensburger Bürger unter den ersten namentlich bekannten Kaufleuten aus Deutschland. Humpis und Mötteli lassen sich 1394  in Barcelona

nachweisen, die Muntprat folgen 1402. Ein genaues Gründungsdatum für eine gemeinsame Handelsgesellschaft gibt es nicht, aber so um 1380 bereits dürften sich die Familien Humpis, Mötteli und Muntprat zu einem gemeinsamen Unternehmen

zusammengeschlossen haben. Einige Vorteile gemeinsamen Vorgehens wurden schon beim Gelieger Barcelona aufgezählt. Neben der Kostensenkung spielte sicher auch die Risikominimierung eine gewichtige Rolle. Die Unsicherheiten beim Transport, egal ob zu

Wasser oder Land bargen immer das Risiko des Verlusts einer Ladung. auf mehrere Schultern verteilt, trug sich die Last leichter. Es mussten nicht nur Raubritter oder Piraten sein, manchmal genügten auch einfache Unfälle oder Fahrlässigkeit. So ging 1480 einmal

eine ganze Ladung Zucker verloren, Als ein Fuhrmann auf dem Weg von der Rhonemündung 13 Kisten Zucker in die Durance kippte. Bei Seetransporten waren meist Faktoren der Gesellschaft dabei, während  Landtransporte Fuhrleuten anvertraut wurden. Für

Seetransporte schloss die Gesellschaft meist eine Transportversicherung  ab, um sich gegen Warenverlust durch Piraterie oder Schiffbruch abzusichern. Selbst war die Gesellschaft nicht im Versicherungsgeschäft tätig.

Die Vereinigung der Ravensburger Kaufleute erhielt rasch Zuwachs. Sie liest sich fast wie die Liste der Gründungsmitglieder der Gesellschaft Zum Esel. Aber auch Konstanzer Patrizier waren bald dabei. Bald waren über 100 Gesellschafter aus über 10 Städten im

Bodenseeraum und Oberschwaben vertreten. Auch  Schweizer Bürger waren unter den Gesellschafter, so aus Bern, Zürich und Luzern.Noch 1498 lassen sich 38 Gesellen nachweisen. Der rasche Eintritt vieler Gesellen hatte natürlich einen raschen Kapitalzufluss zur

Folge.  Andrerseits machte sie die Gesellschaft natürlich auch schwerfällig, stärker als das später zum Beispiel bei den Fuggern der Fall war. Die Ravensburger Gesellschaft war nach dem  Vorbild der italienischen Binnenhandelsgesellschaft (compagnia) aufgebaut.

Die Mitglieder der Gesellschaft hatten nicht nur Anteil am Geschäftskapital, sondern sie arbeiteten aktiv im Unternehmen mit. In einem schriftlich fixierten Gesellschaftervertrag wurde die Kapitalbeteiligung, aber auch Kompetenzen, Rechte und Pflichten

fest. Leider ist kein einziger solcher Vertrag erhalten geblieben, so dass wir über die interne Struktur heute im Ungewissen bleiben. Gewinne und Verluste wurden anteilig im Verhältnis zur Kapitalbeteiligung verteilt.

In Urkunden aus Bern,Luzern und Konstanz wird die Gesellschaft “magna societas mercatorum altioris alamaniae” genannt. In einer genuesischen Urkunde ist von der societas Alamanorum ,quae dicitur de Josumpis. In Mailand war sie als compagnia grande bekannt

und in Spanien lief sie unter dem Namen der wichtigsten Gesellschafter Joushompis (oder Joghompis) y compania.

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Egal unter welchem Namen, sie war eine der bedeutendsten Handelsgesellschaften, die rund 150 Jahre im Fernhandel mit Spanien, Italien und Frankreich eine wesentliche Rolle spielte.

An der Spitze der Gesellschaft standen drei Regierer. Der erste bekannte war Henggi Humpis, der 1429 verstarb. wie wir oben gesehen haben, hat er in der Stadt Ravensburg aber auch im Schwäbischen Bund eine gewichtige Rolle gespielt. Die ersten

beiden Regierer führten die Geschäfte und waren auch für die Gesellschaft unterwegs, der dritte führte jeweils die Hauptbuchhaltung, die in Ravensburg war (oberes Bild der Geschäftssitz). Die Gelieger standen unter der Leitung eines

Faktor, der dafür mit Quartier, Speis und Trank und Kleidung versorgt wurde.Wenn die Gesellen zum Handeln  unterwegs waren oder mit Wissen der Anderen zum “Wohl und Nutzen” reisten, stand ihnen eine “Zehrung” aus dem “gemeinen seckel

und gelt” der Gesellschaft zu. Auf Reisen und in den Geliegern wurden die Gesellen von Kopf bis Fuß neu eingekleidet und gut schwäbisch von der Gesellschaft immer ermahnt, sorgfältig damit um zu gehen. An Waffen erhielt der Kaufmann ein Schwert.

Es war ein ausdrückliches Privileg, dass er dies auch auf der Frankfurter Messe tragen durfte. Arzt-und Apothekerkosten gingen zu Lasten der Gesellschaft. Auf “Reisespesen” achtete man streng, d.h., die Gesellen wurden angehalten, wo immer zu Fuß zu gehen und

auf teure Mietpferde zu verzichten. Es gibt einen amüsanten Briefwechsel mit dem Patriziersohn Claus Bützel, der wohl 1472 in Bourg en Bresse war. Er scheint wohl nicht begeistert gewesen zu sein, zu Fuß zu gehen. Doch es wird ihm gesagt

“Es sind ebenso gute Herren zu Fuß gegangen”. Die Kosten für Schuhe wurden ersetzt. So legte der Geselle Heinz Wyer eine Abrechnung vor, nach der in knapp drei Jahren 22 paar Schuhe verbraucht hatte. Diese bekam er natürlich anstandslos bezahlt. Das gibt

auch eine gute Vorstellung, was im Dienst der Gesellschaft zu leisten war. Neben den Kosten für die Schuhe wurden dem Gesellen auch Versäumnisgelder für Messen, sowie das Beichtgeld bezahlt und sogar noch zwei Rosenkränze. Es scheint also, dass

das Seelenheil ihrer Gesellen der Gesellschaft durchaus am Herzen lag.

Wie konnte man Geselle werden? Voraussetzung war, Bürger einer Reichsstadt zu sein. Eine Einlage war zu leisten, die allerdings im Lauf der Vertragszeit zum Teil zurückgezogen werden konnte. Dies wurde in den Papieren vermerkt und dann natürlich

das Anrecht auf Gewinnbeteiligung entsprechend gekürzt. “Verlieren der ganzen und halben Gewinnung” war dann zu lesen. Die Gesellen wurden von den Regierern in die Gesellschaft aufgenommen. Sie mussten dann dorthin gehen, wo sie die Regierer nach

eigenem Ermessen senden konnte. Seinen Posten durfte niemand ohne Urlaub verlassen. Es musste ein Treueversprechen an Eides statt ab gelegt werden. Darin verpflichtete sich der Geselle, sich an die Ordnung der Gesellschaft zu halten, Treue und Fleiß zu

bewahren und zu Gehorsam gegenüber den Vorgesetzten. Das war kein Versprechen auf Lebenszeit. Viele nahmen städtische Beamtungen an, manche Glieder reich gewordener Geschlechter taten einige Zeit Dienst und lebten danach als reiche Privatleute.

Am Ende Rechnungsperiode wurde die Dividende ausgezahlt. Falls ein Geselle durch nachlässige Geschäftsführung einen Schaden verursacht hatte, musste er dafür haften. Vor allem wer bares Geld ausgeliehen hatte wurde er streng gerügt und

schadenersatzpflichtig gemacht. Die Gesellen waren nicht an der Spitze der Gelieger. Diesen Posten versah ein “Obmann”. Dieser hatte Prokura, aber nicht allein, so dass auch während seiner Abwesenheit die Gesellschaft nicht handlungsunfähig war.

Die Prokuristen konnten rechtsverbindliche Verträge eingehen. Der Prokurist stand dem Personal eines Geliegers verpflichtet. Er besorgte die Buchführung und war zur Rechnungslegung verpflichtet. Er unterlag der Verschwiegenheitspflicht in geschäftlichen

Dingen.

Die “Ehrung” war ein Mittel besonders erfolgreiche Gesellen auszuzeichnen, alle anzuspornen, so etwas wie heute die Erfolgsbeteiligungen. Die Ehrung wurde ins Wertbuch eingetragen und nahm am Gewinn  des neuen Geschäftsjahres teil, bedeutete also

die Möglichkeit, sein Einkommen durch Fleiß entsprechend zu steigern. Die Regierer erhielten keine Ehrung sondern ein Entgeld das meist bei 150 Gulden lag.

Bilanz wurde in der Regel nach drei Jahren gezogen. Die Dividende wurde festgelegt. Die “Rechnung” das war die Hauptversammlung. Die drei Regierer und der Neunerausschuß waren anwesend. Dieser Ausschuss ist dem heutigen Aufsichtsrat zu vergleichen.

Die Gesellschafter waren auch anwesend. Nach einer Aufstellung aus dem Jahr 1477 wurde in einem Zeitraum von einem knappen Monat, das war die längste “Rechnung” kräftig gespeist und getrunken.

“20 3/4 Lämmer; dann 401 Pfund Rindfleisch, 23 Pfund Hammelfleisch, 28 1/2 Pfund Schweinefleisch, 20 Stück Leberwurst, 9 Pfund Wurst, 7 1/2 Pfund Kalbfleisch, 7 Zungen, Wild-pret, 44 Hähne, 102 Hühner, 52 Spislyvögel, 50-60 große Vögel, 300 Vögel, 2 Rebhühner,

1 Haselhuhn, 1 Cuter. Getrunken wurden insgesamt 2.261 Maß Wein” .

In der Spätzeit der Gesellschaft erzielte die Ravensburger Gesellschaft etwa 7 % Kapitalrendite, das war etwas weniger als die 9 % der geringer kapitalisierten Nürnberger Gesellschaft Weiser, aber nicht zu vergleichen mit den rund 20 %, die die Firma

von Jakob Fugger zwischen 1511-1527 jährlich erwirtschaftete.

Die Kommunikationswege sind natürlich in keinster Weise mit heute zu vergleichen. Im Zeitalter von Telefon, Fax und Email läuft das ja praktisch zeitgleich ab. Auf die Brieflaufzeit nach Sargossa wurde bereits verwiesen. Der wichtigste deutsche Handelsplatz

Nürnberg war per Brief in etwa 5 Tagen zu  erreichen, nach Mailand dauerte es 8 Tage, nach Genf war der Brief 9 Tage unterwegs. Zwei Wochen nahm die Kommunikation mit Wien, Lyon oder Genua in Anspruch. Das südfranzösische Avignon erhielt die Post

nach etwa 19 Tage und die spanischen Gelieger wurden zwischen 36 und 46 Tagen kontaktiert. Mitunter dauerte das noch länger, im schlimmsten Fall 10 Wochen!

Ein großes Problem stellt die Sicherheit der Wege dar.Einerseits waren da die Kaufleute, die ihre wertvollen Waren zu den großen Handelsplätzen transportieren mussten. Zum andern waren da Leute, die die Unsicherheit der Wege, aber auch das spätmittelterliche

Fehderecht für ihre Zwecke nutzten. Siehe dazu den Blog über Götz von Berlichingen, der ja fast so etwas wie ein “Fehdeunternehmer” war. Auch die Ravensburger Gesellschaft hatte unter solchen Zeitgenossen schwer zu leiden. Viele Kaufleute, nicht nur in

Ravensburg, waren ja gleichzeitig in öffentlichen Ämtern, oft Bürgermeister oder Amtleute. Erinnert sei hier auch an die herausragende Stellung von Henggi Humpis im Schwäbischen Städtebund.

Im Schwäbischen Unterland machten Wegelagerer die Straßen unsicher. Sie hatten es auf Kaufleute abgesehen, die zur Frankfurter Messe zogen, und beraubten sie. Auf dem Bodensee waren zur gleichen Zeit fast so etwas wie die Seeräuber unterwegs.

Berüchtigt waren Graf Heinrich von Lupfen, Hans von Rechberg Heinrich von Ysenburg. Ein reichsstädtisches Heer mit seine  Hauptleuten Walter Ehinger aus Ulm, Hans Vöhlin aus Memmingen und Jacob Schellang aus Ravensburg zog nun von Überlingen aus

gegen die Burgen der Ritter und zerstörte sie.Im Bodenseeraum wurden die Burgen Schrozberg gegenüber Schönau, Hilzingen,Randeck und Wasserburg zerstört.

Gleichzeitig gingen die Städte im schwäbisch-fränkischen Raum gegen die dort tätigen Ritter vor und brachen deren Burgen.Das waren vor allem Neuenfels und Maienfels. Für Maienfels wurde ein kaiserliches Widersaufbauverbot erteilt, das die Ganerben

allerdings umgingen, in dem sie Burg und Städtlein 1464 der Pfalz zu Lehen übertrugen.

Walter Ehinger war Ulmer Patrizier und Bürgermeister. Hans Vöhlin war Memminger Bürgermeister, sein Sohn Hans der Jüngere war Teilhaber der Vöhlin-Welserschen Handelsgesellschaft. Jacob Schellang hatte 1420 das Ravensburger Bürgerrecht erworben,

war Ratsmitglied und auch in der Gesellschaft zum Esel dabei. Seine Frau war eine Barbara Humpis.

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Wenn man die Liste der Hauptleute betrachtet, sieht man Patrizier aus den oberdeutschen Städten aber eben gleichzeitig Vertreter wichtiger Handelsgesellschaften. Es scheint, dass nicht nur Konkurrenzsituation herrschte, sondern dass man

durchaus  auch gewillt war, für gemeinsame Interessen gemeinsam vorzugehen.

Eine langwierige Fehde hatte die Gesellschaft mit den Herren von Stain auszufechten. Die Herren von Stein saßen zeitweise auf über 50 Herrschaften vor allem in Schwaben, so auf Rechtenstein, Klingenstein und Gundelfingen im Lautertal.

Sie galten das ganze Mittelalter durch als sehr streitbar. Im 15. Jahrhundert war oft der Stoßseufzer zu hören “ Wer will bleiben von Händeln rein, der hüt sich vor Freyberg, Rechberg und vor Stain.” Die Auseinandersetzungen zogen sich fast über

20 Jahre hin und im Ravensburger Stadtarchiv sind eine Reihe von Fehdebriefen und auch Versöhnungsbriefe zu finden. Ein Versöhnungsbrief, der am St. Gallus Tag (16.Oktober) 1458 geschrieben ist, nennt “Hans von Klingenstein,der jung, Hans Böck,

genannt Heinerlin und Wolf, seine gedingten und gebrödeten Knechte” auf der Seite der Ritter und “Ytal und Josen Huntbiß” und ihrer Bürgergesellschaft,  erklären, dass Fehde und Feindschaft geherrscht haben. Vor “Jakob Truchsess von Waldburg

Hofmeister und Landvogt” Mit diesem Brief wird  versprochen, dass die Fehde nun zu Ende sei. Dieser und  einige andere Briefe sind abgedruckt bei Johann G. Eben, Versuch einer Geschichte der Stadt Ravensburg von Anbeginn bis auf die heutigen Tage, erschienen

1835.Bei der Belagerung von Gundelfingen 1463 hatte die Stadt Ravensburg einen großen Teil ihrer Kriegsgeräte verloren. Nur gut, dass wie beim Gelieger Nürnberg gezeigt wurde, die Ravensburger Handelsgesellschaft auch als Waffenhändler fungierte.

Eine allmähliche Erschöpfung beider Parteien, aber auch Versöhnungen und Vergleiche wie der oben erwähnte und nicht zuletzt die Vergrößerung der Rittergesellschaft von St. Georgen Schild, die 1406 im Zusammenhang mit dem Appenzeller Krieg

zum ersten Mal als Zusammenschluss von niederen und hohen Adligen auftrat als Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel, Mitte des 15. Jahrhunderts schlossen sich der Gesellschaft immer mehr Prälaten als Vertreter geistlicher Gebiete der Rittergesellschaft

an, führten zum Nachlassen der Raubritterplage. Ziel der Rittergesellschaft war die Sicherung des Landfriedens und allmählich mussten die Kaufleute nicht mehr befürchten, dass ihre Waren und Handelszüge auf den Straßen überfallen und beraubt wurden.

Nach 1450 stiegen die Möttelis aus der Ravensburger Handelsgesellschaft aus. Lütfried und Rudolf Mötteli gründeten eine eigene Gesellschaft. Ihre Geschäfte betrieben sie nun von St. Gallen aus.Lütfried ließ sich 1454 ins St. Gallener Bürgerrecht aufnehmen,

Rudolf 1458 ins Züricher Bürgerrecht.Warum das geschah, lässt sich nicht mehr nach vollziehen. Es ist aber denkbar, dass es wegen der Familienfehde war, in der Familie Humpis ausbrach, als Henggi Humpis 1429 starb und die Ravensburger Linie und die

Ratzenrieder Linie sich die Führung der Handelsgesellschaft streitig machten.

Die Möttelis waren schwerpunktmäßig weiterhin in Spanien tätig. Sie lässt sich in Saragossa nachweisen. Sie war die einzige deutsche Gesellschaft, die ein  Kontor im damals islamischen Granada unterhielt. Die Mötteligesellschaft war auch in Avignon,

Lyon, Genf Nürnberg und Frankfurt vertreten. Sie vertrieb hauptsächlich Leinwand, Barchent-und Wolltuche sowie Metallwaren. Importiert wurde Safran, Zucker, Baumwolle und Korallen. Rudolf überließ die Geschäfte mehr und mehr Lütfried.

Rudolf übersiedelte ins Schloß Alt-Regensberg bei Regensdorf im Kanton Zürich, das er samt Leuten, Gütern, Zehnten und Zinsen erworben hatte. Er erneuerte dort die alten Bauten und erprobte sein kaufmännisches Denken nun in der Pflege von

Landwirtschaft, Obstbau und Fischzucht. Rudolf war ein typischer Vertreter des reichen Bürgertums, das den sozialen Aufstieg in den Adel anstrebte.

Nach dem Tod Henggis ging die Führung der Gesellschaft an seine Neffen Jos.II aus der Ratzenrieder Linie über.Jos II. war der Sohn von Henggis 1346 geborenen Bruder Ital. Da Jos II. ein kaufmännisches Genie war und auch über enormes  Organisationstalent

verfügte, scheint das zunächst noch kein Problem gewesen zu sein. Jos straffte die Gesellschaft im Inneren und verschaffte ihr schließlich Weltgeltung, was auch daraus zu ersehen ist, dass die Gesellschaft in romanisch sprachigen  Ländern meist naxch im benannt

ist. “Joushompis oder Joghumpis”. Problematisch wurde es, als er 1437 nicht daran dachte, das Amt an die Ravensburger Linie zurück zu geben. Er nominierte für das Amt seinen Sohn Jos III (geboren 1430). Dagegen werden sich seine Kontrahenten  aus der

Ravensburger Linie Frick III. (geboren1426), der Cousin von Jos III. und Fricks Sohn Onofrius “Noffre” (geboren 1450). Der Streit spaltete auch die Familie tief. So war der jüngere Sohn von Frick III. Parteigänger der Ratzenrieder Linie. Er bezog ein Haus in der

Herrenstraße 41 und ließ sich sogar in der Ratzenrieder Pfarrkirche beerdigen. Jos III. musste seinen  Stuhl 1462 zugunsten der Ravensburger Linie räumen, kam 1477 nochmals kurz an die Macht. Dann wurde er gezwungen endgültig abzutreten.

Onofrius war nun Regierer. Er starb 1496 und ihm folgte als letzter Regierer Konrad II, der die Gesellschaft von 1496-1530 als letzter Regierer leitete. Nicht nur die Familie wurde von dem Streit betroffen. Er ging auch quer durch das Ravensburger

Patriziat. Der Streit wurde mit härtesten Bandagen geführt. Es gibt Hinweise auf zwei vereitelte Entführungen auf Onofrius mit Lösegeldforderungen. Jos III. seinerseits überfiel zwei Ravensburger Kaufleute vor den Toren der Stadt und kerkerte sie in  seinem

Schloss ein. 1477 als Jos III. zur Abdankung gezwungen wurde, trat Klemens von Ankenreute mit einer beachtlichen Zahl von Gesellen aus der Handelsgesellschaft aus, alle zogen ihr Kapital ab und Klemens gründete die Ankenreutegesellschaft. Er war ja

nicht irgendwer sondern immerhin mit einer Humpis, nämlich Eva, der Tochter von Jos II. verheiratet. Clemens war für die Gesellschaft in Barcelona tätig gewesen. Nicht nur Kapital war damit abgezogen worden, sondern eben auch viel Berufserfahrung,

und “Connections”. Nicht umsonst wurde nach der Gründung der Ankenreutegesellschaft den Teilhaber der Ravensburger Gesellschaft streng untersagt, sich mit den Ankenreuteleuten zu unterhalten. Der Absprung einer Reihe von Gesellen hat sicher

nicht zum Niedergang der Ravensburger Gesellschaft geführt. Aber geschwächt worden, begleitet von dem jahrelangen Familienzwist, dürfte sie schon. werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Konkurrenzsituation außer der “hausgemachten” Konkurrenz.

In Süddeutschland entstand zu dieser Zeit eine Reihe von Handelsgesellschaften, wobei der oben zitierte Ladislaus Suntheim schreibt,dass die Ravensburger Gesellschaft  in Ravensburg “erfunden und gemacht” worden sei.

Die Diesbach-Watt Gesellschaft ist in den Quellen zwischen 1420 und 1460 belegt. Initiiert ist sie von dem Berner Niklas Diesbach (um 1375-1380 bis um 1436) der die Gesellschaft zusammen mit den beiden Kaufleuten, Peter und Hug von Watt gründete.

Ende der 1440-iger Jahre befindet sich der Hauptsitz in Bern. St. Gallener Leinwand war von Anfang an das Haupthandelsprodukt, dazu kam Barchent aus den schwäbischen Weberstädten Ulm, Augsburg, Biberach und Memmingen. Die Leinwand wurde in

Genf, Südfrankreich und Spanien verkauft, der Barchent in Schlesien und Polen. Von dort bezog die Gesellschaft Wachs und Pelze. In Warschau wurden Hermelin, Marder, Eichhörnchen  und Kaninchenfelle gekauft, die in den oberdeutschen Städten

vertrieben wurden. Das Warenangebot wurde ergänzt durch Messing aus Nürnberg und Kupfer aus den oberungarischen Bergstädten. In Spanien bezog man hauptsächlich Safran,aber auch mediterrane Produkte wie Datteln, Malvasier und Rosenlikör.

Das Angebot war also durchaus vergleichbar mit dem Ravensburger.Bemerkenswert war bei der Diesbach-Watt Gesellschaft nicht so sehr das Angebot als die geographische Ausdehnung ihrer Aktivitäten. Das erforderte ein gut funktionierendes

Kommunikationsnetz, gezielt angelegte Niederlassungen sowie eine ständige Anpassung der Geschäftsstrategie. Ihre Blüte erlebte die Gesellschaft in den 1440-er Jahren. Dann  setzte ein rascher Niedergang ein. Die Gesellschaft machte dafür die kriegerischen

Ereignisse im eidgenössischen und süddeutschen  Raum verantwortlich. Dazu kamen Zwistigkeiten unter den Teilhabern, die sich lähmend auf die Betriebsleitung auswirkte. Um 1460 löste sich die Gesellschaft nach rund

dreißigjähriger Tätigkeit wieder auf.

Die Welser-Vöhlinsche Handelsgesellschaft entstand, als die Ravensburger ihre Hochzeit schon hinter sich hatten. In den 90-Jahren des 15. Jahrhunderts fusionierten die beiden Gesellschaften der Vöhlin und Welser. Die Vöhlin stammten ursprünglich aus St. Gallen,

sind aber seit 1340 in Memmingen nachzuweisen. Sie waren Mitglieder der Memminger Patrizier und viele ihrer Familienmitglieder begleideten das Amt des Memminger Bürgermeisters. Hans Vöhlin ist uns schon als Heerführer  beim Zug der Reichsstädte gegen

das Raubrittertum am Bodensee begegnet. Schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts handelten die Vöhlins mit Barchent, Salz, Wein Eisen und Sensen. Ihre Geschäfte tätigten sie aber hauptsächlich in Wien, in der Steiermark und in der Eidgenossenschaft.

Sie stieg aber bald auch in das Geldgeschäft ein. In kurzer Zeit nahm sie im internationalen Zahlungsverkehr eine wichtige Stellung ein. Auch im Montanbereich , vor allem im Tiroler Silberhandel war die Gesellschaft bald erfolgreich tätig. Diese beiden

Geschäftsfelder unterschieden sie doch stark von der Ravensburger Handelsgesellschaft. Die Welser waren in Augsburg und Nürnberg tätig. Die Welser sind 1246 erstmals in Augsburg nachweisbar und die Welschersche Handelsgesellschaft ist erstmals 1420 in

Augsburg belegt. Anton Welser (1451-1518) lebte und arbeitete in Augsburg, sein jüngerer Bruder Jakob (1468-1541) begründete die Nürnberger Linie.Die Kinder von Hans Vöhlin dem Älteren Katharina und Konrad heirateten beide in das Haus Welser ein.

Katharina heiratete Anton Welser und Konrad Barbara Welser. Diese Heiratsverbindungen leitete die Fusion der beiden Familiengesellschaften ein, die dann Anton Welser 1498 mit Konrad Vöhlin vollzog.  Die Firma “Anton Welser, Konrad Vöhlin und Mitverwandte”

nahm ihre Tätigkeit auf. Neben den beiden Familienoberhäupten waren noch 16 Gesellschafter in der Firma. Neben Augsburg blieb Memmingen bis zum Tode Konrad Vöhlins 1511 zweite Firmenzentrale. Man kann also ähnliches für Elser-Vöhlin sagen, was

Andreas Meyer für in Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft in der Region festgestellt hat:  “Durch Konnubium, nicht durch Zusammenschluss“Vergenossenschaftung von Kaufleuten” wuchs die Gesellschaft”. Mögliche Ehepartner suchte und fand man im

entsprechenden patrizischen Milieu Süddeutschlands”. Wenn man die Heiratsverbindungen der süddeutschen Patrizier betrachtet, gewinnt man den Eindruck, dass die Verbindungen  sehr wohl überlegt waren, fast so nach habsburgischem Motto “Tu felix

Austria nubes”. Wenn man nun Vöhlin-Welser mit der Ravensburger Handelsgesellschaft vergleicht, so fällt ins Auge, dass neben der Tätigkeit im  Montanbereich und Geldgeschäft gleich nach den großen Entdeckungen ein beherzter Einstieg ins überseeische

Geschäft stattgefunden hatte. Die Welser beteiligten sich finanziell an der Finanzierung portugiesischer Schiffe für den überseeischen Gewürzhandel und gründeten sogar Kolonien in Venezuela. Die Ravensburger nahmen an diesen Geschäften nicht teil,

sondern beschränkten sich auf ihre bisherigen Geliegern. So verloren sie den Anschluss an die neuen gewinnträchtigen Handelsmöglichkeiten.

Betrachten wir noch kurz den wohl berühmtesten Konkurrenten der Ravensburger Handelsgesellschaft, nämlich die Fugger. Hans Fugger war um 1408 aus dem kleinen Dorf Graben in der Nähe von Augsburg in die Reichsstadt Augsburg eingewandert.

Hans Fugger war Mitglied der Weberzunft, handelte aber schon bald mit Baumwolle aus Italien und war als Weberverleger tätig. D. h. er lieferte den Rohstoff, also Baumwolle und Weber verarbeiteten dies auf seine Rechnung, während er den

Verkauf der Fertigware organisierte. Hans hatte zwei Söhne, nämlich Andreas (1394/1395-1457/1458) und Jakob (nach 1396-1469). Das Familienvermögen wurde 1455 aufgeteilt und die beiden Linien trennten sich und gingen verschiedene Wege.

Andreas war der Stammvater der Fuggerlinie “vom Reh” und Jakob der Linie “ von der Lilie”. Die Familie vom Reh ging schon früh bankrott, was vor allem daran lag, dass sie Kaiser Maximilian einen Kredit einräumte, der nicht genügend abgesichert war.

Die Reichstadt Leuven in Brabant bürgte. Die Schulden ließen sich bei der Stadt nicht eintreiben. Die Firma ging bankrott.Jakob Fugger der Älter hatte mit seiner zweiten Gemahlin 11 Kinder von denen die Söhne Ulrich, Georg und Jakob (später genannt

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der Reiche) seine Firma übernahmen. Sie machten sie zu einem der größten und reichsten Handelshäuser Europas. Seine Ausbildung hatte er mit 14 Jahren in Venedig begonnen. Italien galt ja für angehende Kaufleute als das Ausbildungsland schlechthin.

Allerdings sollte er wohl zunächst Kleriker werden und hatte auch eine Ausbildung zum Kleriker. Er erhielt eine Pfründe in St. Veit in Herrieden in Franken. Allerdings war er dort wohl nie. Als der Vater 1469 starb, sollte er noch weiter Kleriker bleiben,

erst als 1473 Jakobs Bruder Peter in Nürnberg starb, wurde er vom älteren Bruder Ulrich in die Firma geholt.1485 übernahm er die Innsbrucker Niederlassung der Fugger. Der junge Fugger schaffte es, die Silber und Kupfergeschäfte monopolähnlich in seiner Hand zu

konzentrieren. Dazu hatte er umfangreiche Darlehen an den Landesherren Sigmund der Münzreichen gegeben. Die Firma Fugger übernahm die Besoldung der Beamten und erhielt dafür Vorzugspreise bei der Berechnung von Metallieferungen, sowie

Exportvergünstigungen und andere Privilegien. Schon in Kürze beherrschte die Faktorei den Bergbau in Schwaz und die Münze in Hall. Er entwickelte ein kombiniertes System  von Kapital und Politik, das für ihn typisch wurde. Seine Finanzkraft stellte er

fast ausschließlich dem Erzhaus Österreich zur Verfügung. Das Eingreifen Fuggers hatte zum Rücktritt des Landesherren und zur Übergabe Tirols an Maximilian, seinen späteren Großkunden geführt. Fugger genoss nun königlichen Schutz.

Er hatte polnisch-schlesische- ungarische Geschäftsfreunde. Einer der wichtigsten war Johannes Thurzo der Ältere, ein Krakauer Geschäftsmann. Schon 1494 war sein Einstieg ins ungarische Bergwesen und den Metallhandel offensichtlich geworden. Er hatte in

Kärnten bei Villach und in Thüringen Betriebe zur Metallverarbeitung der ungarischen Erze errichten lassen. Auch der Kirche stellte er die Organisation seine auf europäischer Bühne wirkenden Unternehmens zur Verfügung. Die Organisation des

Jubeljahres 1500 und die Verbreitung des Ablasses durch Raymund Kardinal Peraudi (1435-1505) brauchte eine funktionierende Organisation. Im Firmenvertrag von 1502 hatte er zwar formal Gleichberechtigung, de facto aber die Führung inne.

Die Finanzkraft der Fugger und die Protektion durch Maximilian waren nicht allein massgebend für den Aufstieg der Fugger. Ein wichtiger Finanzier war Melchior von Meckau, der 1488 Fürstbischof von Brixen wurde. Er war bald so etwas wie ein

Bergbauunternehmer.  1498 befanden sich bereits 31 % aller Gruben am Schneeberg, im Berggerichtsbezirk von Sterzing-Gossensaß in Südtirol gelegen. Er wurde sehr reich und war auch immer wieder bei der für Maximilian so wichtigen Geldbeschaffung

behilflich. Und der Fürstbischof, seit 1503 Kardinal legte sein Geld bei den Fuggern an. Seine Einlagen überstiegen das eigene Vermögen der Gebrüder Fugger. Diese Querverbindungen sowie die Auswirkungen auf die römischen Fuggergeschäfte im

Sektor der Pfründen-Ablass-und Gebührenüberweisungen waren lange unbekannt. Als der Kardinal 1509 plötzlich verstarb, erhob Papst Julius II. Anspruch auf den Nachlass von Kardinal Melchior. Das brachte die Fuggerfirma an den Rand des Konkurses.

Glücklicherweise brachte zu diesem Zeitpunkt die französische Offensive und den Sieg von Agnadello Maximilian in Bedrängnis und er hatte wieder einmal Geldbedarf. Er half den Fuggern als diplomatische Mittler über die römischen Schwierigkeiten hinweg.

1508 hatte sich Fugger an einer deutschen Gewürzflotte beteiligt.Der Gewürzhandel war ein wichtiger Baustein in der Vermögensmehrung der Fugger.Das Vermögen der Familie war in den Jahren von 1494-1527 fast um das vierzigfache angewachsen.

1514 wurde Fugger als erster deutscher Kaufmann in den Reichsgrafenstand erhoben.

Das gesteigerte Ansehen der Fugger führte nun auch dazu, dass der Mainzer Kurerzbischof Albrecht von Brandenburg eine Anleiheanfrage des Vatikans an die Fugger

richtete. Sie finanzierten nun die Pfründebemühungen um Mainz, Halberstadt und Magdeburg vor und sie waren der deutschen Erhebung des Ablasses für St. Peter beteiligt und waren damit mitten in der Vorgeschichte der Reformation.

Als Kaiser Maximilian 1519 starb, standen Karl aus dem Hause Habsburg und Franz I.aus dem Hause Valois zur Wahl. Dafür wurden enorme Bestechungssummen aufgebracht. 852000 Gulden kostete die Wahl, davon finanzierten die Fugger mehr als eine halbe Million.

Die Kurfürsten und den Abgesandten Karls hatten eine Wahlkapitulation unterzeichnet, nach der auch die Handelshäuser abgeschafft werden sollten. Das scheiterte am Widerstand der oberdeutschen Handelshäuser. Auf deren Intervention unterzeichnete

Karl V. 1525 ein neues Handelsgesetz das den Interessen der Handelshäuser entgegenkam.

Jakob Fugger verstarb am 30.12 1525 in Augsburg. Er hatte seinen Neffen Anton als Nachfolger bestimmt.

Vergleicht man nun die Ravensburger Gesellschaft mit ihren Konkurrenten, so ist zu sagen, dass sie mit Diesbach –Watt oder Mötteli oder Ankenreute durchaus vergleichbar ist. Einmal bewegten sie sich im gleichen oder ähnlichen

Geschäftsfeld. Auch der regionale Tätigkeitsbereich war ähnlich wobei Diesbach-Watt noch wesentlich stärker in Osteuropa tätig waren. Vöhlin-Welser und vor allem Fugger waren sehr schnell global tätig,

die Ravensburger hatten sich auf Spanien,Italien und Frankreich und natürlich Deutschland beschränkt. Das Kreditgeschäft hat im Gegensatz zu den Welsern und vor allem den Fuggern nur eine

marginale Rolle gespielt. Es hat eigentlich mehr im Rahmen von Gewährung von Zahlungszielen statt gefunden.

                                                        Niedergang und Ende

Bericht der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft 1477 nach Andreas Sattler
Liebe Freunde, […] euch verlangt mit Recht zu wissen, wie unsere Abschlussrechnung ausgefallen ist. Was uns Gott zu Gewinn gegeben hat, waren 21 Prozent [in drei Jahren], wofür wir dem Allmächtigen Lob und Dank sagen. Ihr werdet das wohl verstehen, denn der Lauf der Welt ist wirklich allenthalben wild und schwer und ungetreu. Der Kaufleute sind mehr als rote Hunde, alle Winkel sind voll, und der Gewinn ist schmal. Wenn man das bedenkt, liebe Freunde, so müssen wir zufrieden sein und hoffen, dass unsere Sachen fortan besser werden, ihr selbst werdet dazu helfen, wie wir zu euch allen das Zutrauen haben. So hoffen wir mit Gottes Hilfe, unsere Sache ebensowohl zu Nutzen zu schieben als andere Leute, denn wir haben einen guten Kredit und sind bis jetzt immer redlich mit unseren Waren umgegangen. Das lasst uns weiterhin so halten, so kann es uns nicht anders denn gut gehen. Ebenso haben wir für den Kauf wie für den Verkauf Kunden, um die mancher viel gäbe. Solche Stege und Wege in Deutsch- und Welschland zu haben, ist kein geringes Kleinod, dazu ein löblich ehrbar Wesen; von keiner Gesellschaft in der Welt hat man je gehört, dass sie so lange und so redlich bestanden habe, schier bei hundert Jahren. Große Almosen und Zierden zur Ehre Gottes hat die Gesellschaft gestiftet und stiftet sie noch alle Tage, und so möge es auch bleiben. Auch sind in unser Land durch die Gesellschaft großes Gut und Reichtum gekommen. Sollte dies aufhören, das wäre, meine ich, wider Gott, Schande und Schaden, es ist so mancher dadurch allenthalben erfreut worden. Darum liebe Freunde, jung und alt, lasst uns das ehrsame Wesen hochhalten, ein jeglicher in seinem Stand, wie es unsere Vorfahren getan haben, dann geht es uns gewiss wohl, wenn wir nur selber wollen.
Aus: Große Rekordanz (d. h. offener Brief) für Genf, Avignon, Barcelona, Saragossa, Valencia und Lyon, verfasst von Andreas Sattler. Nach A. Schulte (Hrsg): Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. III, S. 52 f.

Ein Jahresbericht der Handelsgesellschaft aus dem Jahre 14777 , das war das Jahr, in dem die Ankenreute Gesellschaft gegründet wurde, klingt noch recht zuversichtlich.Die Gesellschaft war allerdings etwas schwerfällig geworden. Man ließ den Geliegern im

Einkauf kaum freie Hand, obwohl die Leute vor Ort den besseren Einblick hatten. Dadurch entging manches gute Geschäft. Der Geschäftsgang scheint bis etwa 1510 noch durchaus befriedigen zu sein. Das lässt sich unter anderem auch daraus ersehen,

dass bis 1510 noch jährlich 600 Gulden  an Spenden getätigt werden. Bis 1525 sinkt der Betrag kontinuierlich auf etwa 100 Gulden ab. Der Rückgang von Umsatz und Gewinn verringerte natürlich auch die Barmittel, die zum schnellen

Einkauf einfach nötig waren. Bis Gelder oder Kauferlaubnis aus Ravensburg  da waren, hatten die Wettbewerber meistens schon gehandelt und so das Geschäft gemacht. Ein weiteres Hemmnis war, dass nun die Reformation auch vor der

Handelsgesellschaft nicht halt gemacht hatte. Der Lindauer Oswald Kröll,die Konstanzer Apenteger, Ruland Muntprat, Jörg von Hoff und Konrad Zwick und Kaspar von Ulm bekannten sich alle zur neuen Lehre, währen die letzten Regierer  Konrad

Humpis, Alexius Hilleson und der Wangener Hans Hinterofen sowie praktisch alle Familienmitglieder blieben beim alten Glauben.

Sicher hatten auch die massiven Familienstreitigkeiten der Humpis die gesamte Gesellschaft geschwächt und in Mitleidenschaft gezogen. In Manchen Arbeiten über die Gesellschaft ist auch vom Buddenbrook-Sybndrom die Rede, also vom Niedergang von

Familiengesellschaften, wie sie ja Thomas Mann in seinem Roman plastisch geschildert hat. Wir haben bei den Möttelis ja schon gesagt, dass viele Vertreter des Bürgertums den sozialen Aufstieg in den Adel anstrebten. Die Humpis hatten das geschafft,

hatten kleine Schlösser erworben und waren unsagbar reich. Durchaus verständlich, dass man sich damit zufrieden gab. 1527 war die Gesellschaft nur noch in Mailand und Genua, sowie in Antwerpen vertreten.

In Deutschland wurden noch Geschäfte in Nürnberg, Wien und natürlich in Ravensburg sowie in Frankfurt auf der Messe getätigt.

1530 hatte die Gesellschaft noch ein Dekret zur Eintreibung von Schulden in Mailand. Demnach bestand da die Gesellschaft noch. Danach erfährt man nichts mehr über sie.

1447 waren die Humpis an die Herrschaft  Brochenzell gekommen. Sie erbauten sich dort das Humpisschloss. Diess fiel 1721 an das Kloster Weingarten, weil Freiherr Marquard Humpis seine Schulden nicht mehr bedienen konnte.

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04 Okt 2012

Der Bussen

Der Bussen, der “heilige Berg Oberschwabens” liegt in der Nähe Riedlingens.  Er ist 767 m über dem Meeresspiegel und bietet vor allem bei Föhn eine wunderbare Aussicht. Die Alpenkette von Füssen bis zum Säntis ist zu sehen, aber auch die Waldburg oder das Ulmer Münster. Gekrönt wird der Berg von einer Wallfahrtskirche220px-Bussen-Wallfahrtskirche02, die schon zur Zeit

Karls des Großen erwähnt wird. Auch ist seit  dieser Zeit eine Wallfahrt bekannt. Aber schon in keltischer Zeit war es eine Kultstätte, auf der man  schon Fruchtbarkeitsopfer darbrachte. Auch in modernerer Zeit wurde auf dem Bussen um “Bussenkindle gebetet.

Die älteste Urkunde, die den Bussen  betrifft, stammt aus dem Jahre 805. In dieser Urkunde wird die Kirche auf das Kloster Sankt Gallen übertragen

und schon jetzt ist diese Kirche Wallfahrtstätte, durchaus möglich in ungebrochener Tradition  bis auf auf die Kelten zurückgehend.

Natürlich gab es in so exponierter Lage auch eine Burg. Mitte des 13. Jahrhunderts war es eine staufische Reichsburg, und kam über die Veringer an die Habsburger, die sie 1387 an das Haus Waldburg verpfändeten.324px-Adel_im_Wandel246

Im 30- jährigen Krieg wurde die Burg durch schwedische Truppen zerstört. Burg und Berg hatten ihre militärische Bedeutung und damit ihre politische Rolle eingebüßt. Das Haus Waldburg verkaufte 1786 Burg und Berg an den Reichsfürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis und im Zuge der politischen Neuordnung durch Napoleon fiel der Bussen 1806 an das Königreich Württemberg. Die heutige Wallfahrtskirche St. Johann Baptist stammt aus dem Jahre 1516 und wurde in den Jahren 1960-1963 restauriert.

Belegt sind auf dem Bussen seit 1521 Wallfahrten zur Schmerzhaften Muttergottes. Heute finden immer an Pfingsten Männerwallfahrten statt. 1958 wurde auf dem Bussen ein Heimkehrermahnmal errichtet und seither findet immer am 31. August eine Wallfahrt der Treu statt. Auf dem Bussen steht auch eine Gedenktafel für die Gefallenen der Weltkriege. Besonders gedacht wird der oberschwäbischen Gefallenen aus Rommels Afrikakorps.

17 Dez 2010

Der Schwarze Veri

schwarzveri1 Xaver Hohenleiter, im Volksmund der Schwarze Veri genannt, wurde

als Sohn armer  Hirten 1788 in Rommelsried bei Augsburg, heute Ortsteil von Kutzenhausen geboren. Er selbst wurde mit 8 Jahren Hirt,  konnte nur einen Winter eine Schule besuchen. Gedrucktes konnte nur mit Mühe lesen und seinen Namen schreiben. Bis zu seinem 13. Lebensjahr arbeitet er bei Bauern.1813 ließ er sich in das bayerische Chevaulegers-Regiment “König” anwerben, desertierte aber nach 8 Tagen schon wieder und zwar nach Österreich, weil von dort Deserteure nicht ausgeliefert wurden. Dann trieb er sich in Österreich, Bayern, der Schweiz, Baden, Sigmaringen und Württemberg teils allein, teils mit anderen “fechtend” also bettelnd herum. Schließlich sammelte er eine Bande um sich und trieb sich in den Wäldern von Ostrach, im Pfrungener Ried und der Gegend von Altshausen und im Altdorfer Forst herum. Bevorzugtes Ziel waren einsam gelegene Bauernhöfe. 8 Männer und sieben Frauen gehörten zu seiner Bande. Das Vorgehen war fast immer gleich. Die Frauen lenkten die Bauern ab, die Männer brachen meist durch die Hintertür ein. Die große Räuberbande machte eher die Umwelt aus ihnen. Eigentlich war es eher Kleinkriminelle, meist getrieben durch die blanke Not. Das ganze Land litt. Missernten, Schlechtwetterperioden sorgten für Hungersnot im ganzen Land.220px-Pflug_-_Schwarzer_Veri

Die Bandes Schwarzen Veri gemalt von Johann Baptist Pflug

Das Cannstätter Volksfest ist nicht zuletzt ein Erntedankfest und ein landwirtschaftliches Fest. Man denke auch an die Bilder der ersten

geschmückten Erntewagen im Jahre 1817.

Einerseits galten die Räuber als sowas wie moderne Robin Hoods, doch war dieses Bild nie stimmend und der Veri zeigte durchaus, dass er auch vor brachialer Gewalt nicht zurückschreckte. Andrerseits sagte der Volksmund aber auch, das die Bande ein liederliches, arbeitsscheues Gesindel sei.

Irgendwie fasziniert von der Bande scheint auch Johann Baptist Pflug gewesen zu sein. Immerhin hat er die Bande auf zehn Gemälden verewigt. Außerdem schrieb er über ihn auch in seinen Memoiren “ Aus der Räuber-und Franzosenzeit Schwabens”

Und als Veri gefangen war, versuchte er, ihn unbedingt auch im Kerker zu sehen, was ihm mit Hilfe des Gefängnisarztes auch gelang. Obwohl Veri nur ein knappes Jahr sein Unwesen trieb, ist er doch nachhaltig im kollektiven Gedächtnis Oberschwabens lebendig geblieben, was vielleicht auch mit seinem Ende, nämlich vom Blitz im Ehingertor erschlagen zu werden, zusammenhängt.ehingertt_bild1Die Mühle von Laubbach war im Frühjahr schon 6 mal vom Schwarzen Veri und seiner Bande überfallen worden. Deswegen richteten die Behörden ein besonderes Augenmerk auf die Mühle zwischen Spöck und Ostrach. Am 16. April 1819 waren die Räuber mal wieder in der Mühle. Der Forstpraktikant Langen aus Königseggwald,

ritt, nachdem er von einem als Wache aufgestellten Müllerburschen benachrichtigt

worden war, schnell zur Mühle, die Wachmannschaft folgte nach. Als die Gauner bemerkten, dass diese zurückkehrten, flüchteten sie in den nahegelegenen Wald, verfolgt von dem Forstamtspraktikanten. Nach einem heftigen Handgemenge kam schließlich die Wachmannschaft nach und Xaver Hohenleiter wurde 31-jährig festgenommen. zunächst wurde er nach Saulgau gebracht, dort verhört und dann schließlich in Biberach in den Siechenturm,  das spätere Ehingertor,  gesperrt.

Am 20. Juli zog ein Gewitter über Biberach auf. Der Blitz schlug ins Ehingertor ein.

Xaver Hohenleiter, angekettet, wurde vom Blitz erschlagen  und schon einen Tag später auf dem Friedhof des Armenhauses, der als Friedhof für Fremde diente,

beerdigt. Das Kirchenbuch vermerkt dazu “ Die Leiche wurde nachmittags 2 Uhr ohne Klang und Gesang im Beyseyn des Geistlichen und Mesners den 21. July im Garten Ecke beygesetzt.” So endete sang-undklanglos, das Leben des Räuberhauptmanns, um den sich schnell die Legenden bildeten.

17 Dez 2010