Archiv des Autor: Franz-Karl

Kloster Maursmünster (Marmoutier)

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Das Kloster geht auf iro-schottische Mönche zurück und wurde wohl um 590 von dem Wandermönch Leobard (+um 618), einem Schüler des Kolumban des Jüngeren von Luxeil ( um 542-615 ?) und

dem Frankenkönig Childebert II. (um 570-596) gegründet. Childebert schenkte Leobard eine beträchtliche Menge Land, das damals noch öde lag.

Um 656 gehörte es zum Bistum Metz und wurde mit Königsgut ausgestattet.Es war ein Reichskloster.

Um 728 reformierte Pirmin mehrere elsässische Klöster und gab ihnen die benediktinische Regel. Er galt als Vorgänger des Reichsabtes Benedikt von Aniane (vor 750-821)

In der Zeit war Maurus Abt, der ab 724 greifbar wir und nach dem das Kloster benannt ist. Deshalb gilt er auch als Gründer von Maursmünster.

(Alle Angaben zu den Äbten nach L.G.Glöckler, Die Geschichte des Bistums Straßburg, Straßburg 1880 2. Bd. Maursmünster S.224 ff.)  Abt Maurus verstarb im Jahre 761. Auf ihn folgten die Äbte Reinhard I, Heinrich, Matthias, Christoph

814 setzt Kaiser Ludwig der Fromme (814-840) Benedikt von Aniane als Abt in Maursmünster ein. Benedikt sorgte dafür, dass die benediktinische Regel in allen Klöstern des Reiches galt.

Schon unter Abt Maurus brannte das Kloster ab. 827 brannten Gebäude und Archive zum zweiten Mal. Bei dem Brand ging auch die für das Kloster wichtige Schenkungsurkunde von

Theoderich IV. (nach 711-737) verloren. Abt Celsus fertigte 828 eine Schenkungsurkunde aus dem Gedächtnis an und auch ein Güterverzeichnis der Abtei.

Die heute noch vorhandene Urkunde aus dem 12. Jahrhundert ist wohl eine Fälschung. da sie aber aus der echten Celsus Urkunde abgeschrieben ist, gibt sie doch einen insgesamt stimmenden Überblick über den Güterbesitz von Maursmünster,

Abt Celsus wandte sich an Kaiser Ludwig, der den Bischof von Metz, seinen Halbbruder Drogo (823-855) beauftragte, die Kirche von Maursmünster wieder aufzubauen. Er tat das, unterwarf aber Kloster Maursmünster seiner Oberherrschaft.

Die Lehenshoheit blieb nun bis 1680 bei den Bischöfen von Metz. Die Bischöfe von Metz vergaben aber Grundbesitz der Abtei an den elsässischen Adel, was dazu führte, dass der Besitz der Abtei schmolz. Die Herren von Geroldseck am Wasichen wurden mit der

Klostervogtei belehnt.Otto II. von Geroldseck wurde der erste Vogt von Marmoutier.  Er erbaute die Burg Großgeroldseck wohl auf Klosterbesitz. Die Herren von Geroldseck hatten die Herrschaft Geroldseck bis gegen 1390 inne

Abt Celsus verstarb 853. Der Abtstuhl blieb dann drei Jahre unbesetzt. Es folgt Abt Dietrich I., der 865 verstarb. Sein Nachfolger Alexander I. starb schon ein Jahr später im Jahr 866. Auf ihn folgte Abt Philipp I.

Er verstarb 872. Sein Nachfolger wurde Abt Andreas (+ 890) gefolgt von Abt Wendelin + 893. Dann folgte Abt Landeloch I + 930) der in untenstehender Urkunde erwähnt ist.

Ein Volmarus, Graf zu Saarburg und seine Gattin Bercha erscheinen in einer Urkunde und werden mit dem Vermerk genannt, dass sie Kloster Maursmünster unter Abt Landeloch viel gegeben haben. das ist die urkundliche Erwähnung des 3. Abtes von Maursmünster.

(Jahrbuch der lothringischen Geschichte und Altertumskunde 7. Jahrgang 1895 S. 84)

Abt  Oswald folgte und verstarb 960. Etwas mehr Informationen hat man zu seinem Nachfolger Abt Franz I. Er vergab benachbarten Adeligen Güter der Abtei zum Lehen.

In der Grafschaft Dagsburg stiftetet ein Graf Ludwig von Dagsburg (ca. 940- ca.980) im Jahre 966 in St. Quirin in den Vogesen eine Priorei. Abt Franz schickte dazu eine Kolonie Mönche.

Die Priorei wurde 1052 mit Kloster Maursmünster verbunden. 1052 bestätigte Papst Leo IX. (1049-1054) die Gründung des Klosters St. Quirin.

“Papst Leo IX. bestätigt die Gründung des Klosters St-Quirin (in Lothringen durch seinen Großvater Ludwig von Dagsburg (D. Toul) und dessen Unterstellung unter die Abtei Maursmünster”. Leo IX. – RI III,5,2 n. †949

Abt Franz starb 981 an der Pest.

Auf ihn folgte Abt Landeloch II. Er verstarb im Jahr 1000.

Auf ihn folgte Abt Adelo + 1000, Godin + 1049  und Abt Lambert + 1073.

Auf ihn folgte Abt Richwin. Kloster Maursmünster erlebte nun eine Phase eines wirtschaftlichen Wiederaufschwungs.

Dieser Aufschwung erfolgte in einer für das 12. Jahrhundert typischen Form. Materielle, administrative und spirituelle Faktoren griffen ineinander.

Die Lebensgrundlagen besserten sich durch einen demographischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Die Äbte sorgten durch eine Reformierung der Güterverwaltung für eine Mehrung der Erträge.

Dies wurde unterstützt durch eine Neuordnung der Rechte und Pflichten der Abtei  gegenüber ihren Familiaren, Ministerialen und Vögten.

Die vita religiosa wurde gestärkt durch die Impulse der benediktinischen Reformbewegung

Abt Richwin gründete 1115 in Sindelsberg ein Frauenkloster. Dort hatte Sindenus, ein Schüler des Klostergründer Leobards gelebt.

Richwin machte mit Bertha, der magistra des Kloster Sindelberg einen Gütertausch. (Regesten der Bischöfe von Straßburg 406)

Richwin wurde dann Abt in Kloster Neuweiler. In Maursmünster folgte ihm Abt Reinhard II + 1122.

Sein Nachfolger war Abt Adelo II., der aus Kloster Gorze kam. Kloster Gorze hatte mit der Klosterreform von Gorze im 10. und 11. Jahrhundert eine bedeutende Reformbewegung der Klöster begründet

und war für den lothringischen Teil das Zentrum der Reformbewegungen. Im Reich wurde die Reichsabtei St. Maximin in Trier der Motor der Reformbewegung. Nach Abebben der ersten Reformwelle

entstand in Gorze eine junggorzische Reformbewegung, die Teile der alten Reform von Gorze mit Elementen der Reform von Cluny mischte.

Abt Adelo dürfte von dieser zweiten Reformwelle beeinflusst gewesen sein. er schaffte 1117 die dreitägigen Frondienste der servilen Klosterleute ab aus der Einsicht heraus, dass nur die freie Arbeit nutzbringend sei und

ersetzte sie durch mässige Geldabgaben, die dazu dienen sollten, den Boden durch Tagelöhner bebauen zu lassen. Das bewirkte, dass sich alle Klosteruntertanen in gleichen Verhältnissen befanden.

In Maursmünster zeigte sich das auch an den großen Bauprojekten der Abtei.Zwischen 1120 und 1140, also zum großen Teil in der Regierungszeit von Abt Adelo (1122-1132) erfolgte der Bau der romanischen Kirche.

In seiner Regierungszeit war in Metz Stephan von Bar (1120-1163)Bischof in Metz. Er erstattete 1125 der Abtei  Maursmünster verlehnten und entfremdeten Besitz zurück

Er förderte als weltliches Oberhaupt des Klosters Maursmünster dessen wirtschaftlichen Aufschwung.

Auf Abt Adelo folgte Abt Meinhard (1132-1146). Er kam aus Kloster Hirsau. Er veranlasste neben einem Güter-und Einkünfteverzeichnis des Klosters das Hofrecht, eine schriftliche Fixierung der Rechte des Klosters und seiner Hörigen

um ihnen wegen der menschlichen Vergesslichkeit eine dauerhafte Sicherung zu gewährleisten.

In Meinhards Amtszeit fiel auch der Anschluss an die Reformbewegung von St. Blasien. Der Besuch des päpstlichen Legaten Kardinal Theodwin fand 1137 statt.

Theodwin hatte stammte aus Schwaben. Er war  Prior in Maursmünster. Um 1125 wurde er zum Abt von Gorze erhoben. Papst Innozenz II. (1130-1143) erhob ihn 1134 zum Kardinal und päpstlichen Legaten.

1137 besuchte er die Abtei Maursmünster und weihte die Kirche von Sindelsberg.

Abt Meinhard erhielt 1139 vom Straßburger Bischof Gebhard von Urach (1131-1141) ein Stück vom Heiligen Kreuz,das ihm ein Stiftsherr aus Jerusalem verehrt hatte. Dieses Partikel wurde an den Festen Kreuzauffindung und  Kreuzerhöhung in der Abteikirche öffentlich

Bei Waldhof errichte Abt Meinhard eine Wallfahrtskapelle zu Ehren des Heiligen Gallu. Kardinal Theodwin weihte diese Kapelle 1143 bei seinem Elsassbesuch in Gegenwart von Abt Meinhard ein.

verehrt. Unter Abt Meinhard wurde n die Besitzungen der Abtei unter den Schutz des Papstes gestellt.

1144 wurde eine Forstordnung für das Kloster erlassen, die besagte, dass nicht mehr Holz geschlagen werde, als nachwächst. Dies wird gemeinhin als erste Formulierung einer Nachhaltigkeit angesehen.

Abt Meinhard verstarb 1146.

Sein Nachfolger war Abt Anselm (1146-1154). Er stellte für das Kloster Sindelberg eine Urkundensammlung zusammen. Aus seiner Zeit gibt es auch eine Charta, die vieles über die Besitzungen der Abtei enthält.

Auf Abt Anselm folgte Abt Konrad II., der 1163 verstarb. Er schloss einen Vertrag mit dem Klostervogt Otto II. von Geroldseck (*1075-nach 1127)ab. Der Abt war Territorialherr. Der Vogt saß auf Schloss Geroldseck und hielt dreimal jährlich Gericht.

Er wurde unterstützt vom Schultheiss, der die Gerichtsbarkeit in den Dörfern ausübte.Auch setzte er die Heimburger ein, Das waren dörfliche Amtsträger, die das Gemeindevermögen verwalteten und er entschied über die Nutzung der Allmende.

Auch setzte er die Bannwarte, die Förster und dergleichen ein. Den Kriegsdienst besorgten Barone, die Vasallen der Abtei waren. Im Mittelalter waren es 24 Barone. 1620 war die Zahl auf 12 gesunken.

Am 8. Juli 1163 nahm Kaiser Friedrich Barbarossa (1147-1152 König, dann Kaiser bis 1192) Kloster Maursmünster unter Abt Konrad und auf Bitten des Bischofs von Metz  Dietrich III. von Bar (1164 – 1171) mit all seinen Rechten und Besitzungen in seinen Schutz und bestätigt ihm die urkundlichen Verleihungen von seiten Dietrichs und dessen Vorgängers Stephan. Friedrich I. – RI IV,2,2 n. 1212 Beide Kirchenfürsten hatten dem Kloster Privilegien erteilt, die urkundlich belegbar sind.

Auf Abt Konrad folgte Ulrich und dann Abt Werner.

Abt Werner schloss mit dem Hochstift Straßburg einen Gütertausch ab. Das Stift tauschte einen  an der Nordseite des Schlosses  Barr gelegenen Felsen gegen eine Hufe in Gündesheim ein. Das ermöglichte  dem Straßburger Bischof

Rudolf von Rothweil (1162–1179) den Bau von Schloss Hoh-Barr über Saverne, um das Zorntal und den Weg über die Vogesen zu kontrollieren.

Auf Werner folgten die Äbte Otto, Alexander II., Rudolf und Godfried II, über die wir nichts Zuverlässiges wissen. Von Godfried ist das Todesjahr 1253 überliefert.

Auf ihn folgte Abt Johann I. +1288.  Er hatte große Probleme mit den Vögten von Maursmünster. Die Vogtei lag immer noch in Händen der Herren von Geroldseck am Wasichen. Während der Regierung von Abt Johannes war Simon I. von Geroldseck

Vogt von Kloster Maursmünster. Nach Glöckler beraubten die Vögte die Abtei anstatt sie zu schützen. S.230.

Es folgten die Äbte Konrad III. + 1301, Bernard II. + 1323, Johann II.  + 1348, Walraff Baron von Geroldseck + 1379, Oswald II. von Winterthur + 1389, Jakob I. + 1394, Arnold +1407,Johann III: + 1415, Konrad von Steinbach + 1435,.

Abt Konrad ließ die Kapelle zum Heiligen Gallus s.o. 1420 restaurieren.

Abt Caspar I. von Stollhofen + 1458, folgte auf Abt. Konrad. Nächster Abt war Adam Speckmoser + 1463, Reinhard II. Knobloch + 1468.

In dieser Zeit verlegte sich die Abtei Maursmünster auf den Buchdruck. Nach Glöckler S. 230 war Konrad von Schweinheim Mönch in Maursmünster. Er war wie Arnold Pannarz ein Inkunabeldrucker. Beide brachten die

Technik des Buchdrucks mit beweglichen Lettern nach Italien. Papst Sixtus IV. (1471-1484) hatte nach  Glöckler Konrad von Schweinheim nach Rom angefordert.

Unter Abt Dietrich von Kürneck (1446 1517 ) war die Abtei mit 6000 Gulden verschuldet, das sind ungefähr 4.327.378,00 €, und war so verarmt, dass sich niemand mehr als Mönch aufnehmen ließ.

Abt Heinrich von Witten (1517-1519) trat 1517 der Bursfelder Kongregation bei. Abt Johannes Hagen vom Kloster Bursfelde gilt als Gründer der Bursfelder Kongregation. 1446 fand das erste Generalkapitel der neuen Kongregation statt.

1446 fand auch die Anerkennung der Kongregation durch das Konzil von Basel statt. 1500 gehörten der Kongregation 79 Klöster an. In den nächsten drei Jahrzehnten wuchs die Zahl auf 95 an.

Die Klöster verpflichteten sich, die Bursfelder Auslegung der Benediktsregel für den Klosteralltag (Consuetudo) in ihrem Kloster umzusetzen und ebenso die Liturgie und Lebensgewohnheiten Bursfeldes zu übernehmen. Das führte dazu, dass der Abt viele seiner Rechte an die Kongregation abgab und nicht mehr vollkommen eigenmächtig im Kloster walten konnte – so auch etwa bei finanziellen Belangen, wo das Kapitel der der Kongregation ein Einspruchsrecht bei Verkäufen hatte. Im Gegenzug konnte jedes Mitgliedskloster, das in finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten gelangt war, mit der Unterstützung des Generalkapitels rechnen. Ein weiterer Vorteil der Mitgliedschaft war, dass dadurch die Abhängigkeit vom Bischof oder Landesherren, unter der die Benediktinerklöster jahrhundertelang standen, stark reduziert werden konnte. Die jährlich in jedem der Kongregation angehörenden Kloster stattfindenden Visitationen durch Äbte anderer Klöster sollten garantieren, dass der Geist der Reform nicht verfehlt wurde. Den ebenfalls jährlich abgehaltenen Generalkapiteln der Union, an denen alle Äbte der Reformklöster teilnehmen mussten, wurden die Berichte der Visitatoren vorgelegt. Den Beschlüssen der Generalkapitel hatten die Mitgliedsklöster strikt zu folgen.

Abt Heinrich stammte aus der freiherrlich gräflichen Familie Wiiten  am Rhein. Abt Heinrich verstarb schon zwei Jahre nach dem Beitritt zur Kongregation.

Zur Zeit der Reformation herrschte in Lothringen Herzog Anton der Gute (1509-1544). Er war ein Gegner der lutherischen Bewegung und sorgte dafür, dass Lothringen katholisch blieb. So wurde auch Kloster Maursmünster nicht von der Reformation erfasst.

Auf Abt Heinrich folgte Abt Franz II. (1519-1521). Sein Nachfolger wurde  Caspar II. Rieggert von Villingen (1521-1557) Während seiner Regierung brach der Bauernsaufstand auch im Elsass aus.

Erasmus Gerber, ein Handwerker aus Molsheim war eine charismatische Figur, evangelisch gesonnen. Ihm gelang es, die  elsässischen Bauernhaufen zu gemeinsamem Vorgehen unter seiner Führung zu verbinden. Ebenso versuchte er eine feste Organisation der Bauernschaft, die in wöchentlichem Turnus sich beim Heere, das im Kloster Maursmünster lagerte, ablösen sollte. Sein Standort wechselte zwischen Altdorf, Maursmünster, Molsheim und zuletzt der bischöflichen Residenzstadt Zabern.

Abt Caspar wurde von den aufständischen Bauern gefangen genommen, konnte aber entfliehen und entkam nach Saarburg. Die Abtei wurde besetzt, alles zerschlagen, die Reliquien aus ihren Scheinen gerissen und in der Kirche verstreut.

Die Bücher und Manuskripte wurden zum Heizen der Öfen benutzt.. Herzog Anton der Gute stellte sich den Bauern entgegen Am 18. Mai 1525 kam es zur Schlacht bei Zabern, der wohl blutigsten Schlacht des ganzen Bauernkriegs. Bis zu 25.000 Bauern verloren ihr Leben . Erasmus Gerber war gefangen genommen und hingerichtet worden.

Herzog Anton zog nach Maursmünster und konnte eine Brandschatzung im letzten Moment verhindern. Er setzte den Schultheißen von Maursmünster, der den Bauern Treue geschworen hatte, ab. Er ließ die Kirche reinigen und feierte dann das Messopfer.

Er zog weiter nach Scherweiler, wo er den Bauern die letzte Niederlage beibrachte.

Abt Caspar borgte Geld zum Wiederaufbau seines Klosters. Er verstarb 1557

Sein Nachfolger wurde Abt Johann IV.Pistorius (1557-1567). Er restaurierte das Kloster samt Kirche.

Auf ihn folgte  Georg Hutzlin + 1572., gefolgt von Abt Gisbert Agricola + 1585. Er stammte aus Saaralben. Er baute Kloster Sindelberg wieder auf,, das von den Bauern im Bauernkrieg niedergebrannt worden war.

Er hatte auch die Erlaubnis bekommen, andrer Leute ehrliche Kinder ins Kloster aufzunehmen, falls er keine Adligen finde.

Sein Nachfolger wurde Abt Jacob II. Schreyer + 1599.

Auf ihn folgte Abt Friedrich Schwarz + 1633.In seiner Regierungszeit brach der Dreißigjährige Krieg aus. 1618-1648. Obwohl Süddeutschland im Wesentlichen erst nach der Landung der Schweden stark in den Krieg verwickelt wurde,

traf die Anfangsphase  der böhmisch-pfälzische Krieg auch das Elsass. Graf Ernst zu Mansfeld (* 1580-1626) zog schon 1618 nach Prag  zur Unterstützung der evangelischen Stände, die sich gegen die habsburgische Landesherrschaft erhoben hatten.

Ab 1621 stand er im Dienst des geächteten und vertriebenen Pfalzgrafen Friedrich V. (1610-1623). Er sollte ihn im Kampf um sein Stammland die Kurpfalz unterstützen und stand so gegen den Kaiser und seine Verbündeten. Den Winter verbrachte er

mit seinem Heer, das er aus dem Lande leben ließ und mit Kriegsbeute ständig verstärkte, im Elsass. Die mansfeldischen Truppen richteten überall schwere Verheerungen an. Graf Ernst belagerte Zabern und ließ es beschiessen, was zu einer großen Fluchtwelle der Landbevölkerung führte.

Graf Mansfeld nahm die Abtei Maursmünster ein. Dorthin hatten sich die Bauern aus der Umgebung geflüchtet und leisteten verzweifelten Widerstand. Die von der Abtei abhängigen Dörfer wurden geplündert, mehrere in Schutt und Asche gelegt.

Auf Abt Friedrich folgte Abt Jakob III. Diebolder. Er regierte nur von 1633-1638. Sein Nachfolger wurde Abt Wolfgang Lehner + 1678..

Ab 1633 begann die Expansion Frankreichs ins Elsass. Nach und nach übernahm es teils durch Verträge, teils durch Expansion die Landesherrschaft in den meisten elsässischen Regionen. 1635 trat Frankreich offiziell in den Dreißigjährigen Krieg ein.

Frankreich unterstützte den protestantischen Fürsten Bernhard von Weimar (1604-1639). Dieser nahm ab 1638 Teile des Elsass in Besitz, das ihm auch bei den Verhandlungen mi Frankreich zugesagt worden war, in Besutz. Nach seinem Tod 1639 übernahm Frankreich seine Truppen und die von ihm besetzten Gebiete..

Im Westfälischen Frieden von 1648 trat Habsburg alle seine elsässischen Besitzungen und Rechte ab. Ebenso trat Habsburg im Namen des Reiches im Elsass ab.

Nachfolger von Abt Wolfgang wurde Abt Gregor Vogel +1702 Auf ihn folgte Abt Anselm II. Moser. +  1734. Dieser Abt war dem Konvent von der französischen Regierung  vorgesetzt worden. Der Konvent wollte Edmund Herb als Abt.. Dieser wurde aber ins Kloster Ebreuil verbannt..

Unterstütz wurde Abt Anselm vom Straßburger Bischof Armand Gaston Maximilian de Rohan-Soubise (1704-1749) Dieser war vom französischen König Ludwig XIV. als erst 16-jähriger für Amt des Straßburger Bischofs vorgesehen,  um die neue Provinz zu rekatholisieren und den französischen Einfluss

zu stärken.. Außerdem musste die Abtei 84.000 Franken bezahlen. 1734 kehrte Edmund Herb nach Maursmünster zurück und regierte noch bis 1742.

Sein Nachfolger wurde Abt  Placidus Schweighäuser. Er verschaffte der Abtei ein neues Einkommen. In St. Quirin hatte Kloster Maursmünster ein Priorat, das aber im 30.jährigen Krieg

zerstört wurde. Im 17. Jahrhundert wurde es wieder aufgebaut. Abt Placidus betrieb dort eine Glasfabrik, die sehr profitabel arbeitete.  Als das Geschäft blühte, wurde dem Kloster die Fabrik mit Parlamentsbeschluss weg genommen.

Die Abtei widmete sich der Pflege von Kunst und Wissenschaften und sie betreute die umliegenden Dörfer seelsorgerisch.

1789 brach in Frankreich die Revolution aus. In deren weiteren Verlauf wurden 1790 die Klöster aufgehoben, darunter auch Kloster Maursmünster.

Damit endete eine über 1200-jährige Klostergeschichte. Der letzte Abt war der 48-jährige Anselm III. Marschall.

Pöbel drang in die Abtei, schleppte Bücher, Manuskripte und Ornate vor das Kloster und verbrannte alles. Die Güter, Gebäude und Mobiliar wurden als Nationalgut beschlagnahmt und verschachert.

 

                                                                                                                                       ©Office de Tourisme du Pays de Saverne. Photo non contractuelle

09 Apr 2024

Pirminkloster Hornbach

 

 

                     

                                                                                                                                                                                                                        

Das letzte Kloster das der Wanderbischof Pirmin gründete war 742 das  Kloster Hornbach, an der Grenze von Rheinland-Pfalz und Saarland 11 Kilometer von Zweibrücken entfernt.

Pirmin wird in den Legenden als Westgote, Iroschotte oder als von romanischer Herkunft bezeichnet. Er wurde um 690 geboren und es werden verschiedene Geburtsorte genannt.

Einmal ist Irland angegeben, was für die iro-schottische Herkunft sprechen würde, aber auch Narbonne oder Paris werden genannt.

Er wurde um 720 – möglicherweise in Meaux im im Département Seine-et-Marne zum Wanderbischof geweiht.  Er wurde zur Mission nach Nordwest-Frankreich und an den Oberrhein gesandt.

Er gründete viele Klöster und noch mehr werden auf ihn zurückgeführt. Sichere Pirmingründungen sind Kloster Mittelzell auf der Reichenau, Pfäfers in der Schweiz, Murbach im Elsass,

möglicherweise Amorbach im Odenwald und als letztes eben Kloster Hornbach.

Nach der Gründung von Kloster Murbach 727 kam Pirmin um 740 nach Gamundias am Zusammenfluß von Saar und Blies. Der Ortsname Gemünd (Gamundias) deutet darauf hin, denn Gemünd heißt nichts anderes als confluens.

  Dort gab es zunächst eine keltische, später römische Besiedlung,  was zahlreiche Münzfunde aus der Römerzeit belegen.

Auch ein Bergheiligtum war  auf dem Gelände, auf dem später das Kloster gebaut wurde.

In Hornbach stiftete Graf Warnharius (um 760/65-    814) aus dem Geschlecht der Widonen, einer fränkischen Adelsippe und Vorfahren der Salier. das Kloster Hornbach. Warnharius war der Stammvater der Salier.

Warnharius war Mitbesitzer von Hornbach.

Die Schenkungsurkunde erscheint in  den Regesten des ehemaligen Bendiktinerklosters Hornbach, abgedruckt in Miteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Bd. 27 Speyer 1904 ab V, als Urkunde 1.

Sie ist ausgestellt vor 737. Warnharius übergibt hier seinen Ort Gamundias mit allem Zubehör an Bischof Pirmin und stellt den Platz unter den Schutz von Majordomus (Hausmeier)Karl (Martell)(zwischen 688 und 691-741) und seiner Nachfolger.

Gleich in der nächsten Urkunde vor 741 befreite Karl Pirmin und seine Mönche von der Gewalt jede Bischofs und verlieh ihnen Immunität und das Recht auf freie Abtswahl. Urkunde 2( beide in Regesten S. 1)

Der Bischof von Metz Sigibald (etwa 716-741) unterschrieb auf der Stiftungsurkunde und bestätigte das Kloster. Die Abtei Hornbach gehörte zum Bistum Metz.

Pirmin war der erste Abt von Kloster Hornbach. Er nahm dort seinen Sitz, reiste aber in der Umgebung herum, um die Menschen dort zu christianisieren.

Er reiste auch in andere Klöster, um diese zu reformieren. So war er auch in Kloster Weissenburg.

Warnharius beschenkte Hornbach reichlich, so in den Vogesen. In der Nähe von Hornbach wurde ein Klosterhof betrieben mit dem Namen Pirminiseusna, aus dem sich die Stadt Pirmasens entwickelte.

Als Eigenkloster der Salier hatte Kloster Hornbach weitreichende Privilegien.

Pirmin starb am 3. November 753 und wurde in Kloster Hornbach bestattet.

Nachfolger von Pirmin war Jakob, der zugleich Bischof von Trul war (Kalender für katholische Christen, Sulzbach 1893, S. 65). Er nahm auch an der Synode von Attigny 765 teil. Dort ging es um Gebetsverbrüderungen.

Abt Jakob unterschrieb hier als Jacobus Episcopus de monasterio Gamundias.

Schon in einer Handschrift Ende des 8. Jahrhunderts wurde Pirmin als Heiliger bezeichnet. Abt Wyrund, Pirmins 3. Nachfolger, ließ 814 Pirmins Gebeine erheben und in der von ihm neu erbauten Kirche bestatten. 827 wurde Pirmin erstmals als deren Titelheiliger genannt.

Bald entwickelte sich eine Wallfahrt.

Die Nonne Attala (auch Adela) war Tochter des Bodolus, Enkel des Herzogs Etticho(ab 673) im Elsass war im Elsass begütert und sie schenkte 754 dem Kloster Hornbach ihre Dörfer Wasselnheim und Esphenweiler

mit Land, Zehnten, Häusern, Leibeigenen , Wäldern, Weiden und Wiesen.

Adela ist wohl identisch mit der Äbtissin Adala von Eschau.

Nachfolger von Abt Jakob wurde Abt Amalrad. Die Regesten( S 2) nennen allerdings noch eine Abt Doto in der Urkunde 5 zwischen 762 und 786

Unter ihm erhielt Kloster Hornbach im Jahre 796 von den Grafen Warnharius II. und Wido, den Enkel von Warnharius reiche Schenkungen im Bliesgau und zwar die Dörfer Mimbach,heute ein Stadtteil von Blieskastel, Ransbach,später Bliesransbach, heute in Kleinbittersdorf aufgegangen,  Diedelfingen be heute Wüstung im Saarland und Wallershofen mit allem Zubehör und Rechten geschenkt.

Auf Abt Amalrad folgte Abt Wyrund.

Unter Abt Wyrund zeigten sich einige Bedränger. Deshalb wandte sich der Abt ab an Kaiser Ludwig den Frommen (813-840). Dieser hatte schon 814 zwei Urkunden für Kloster Gamundias oder Hornbach ausgestellt. In der einen 

Ludwig der Fromme – RI I n. 534 bestätigte er auf Grund der vorgelegten Urkunden seines Großvaters Pippin und Vaters Karl auf Bitten von Abt Wyrund den rechtmässigen und von Abgaben freien Besitz des Klosters.

In der nächsten Urkunde vom 1. September 814  Ludwig der Fromme – RI I n. 533 bestätigte er dem Kloster Zollfreiheit zu Wasser und zu Lande, wobei er sich ebenfalls auf die vorgelegten Urkunden von Pippin und Karl bezog.

Am 7. August 819 restituierte Ludwig der Fromme dem Kloster widerrechtlich entrissenen Besitz und das war wohl die Reaktion auf Abt Wyrunds Eingabe. Ludwig der Fromme – RI I n. 699

Auch eine Klage gegen einen Steuerbeamten des Kaisers Nantcar hatte Erfolg und der Kaiser restituierte den Klosterbesitz. mit der Urkunde vom 8. Januar 823.  Ludwig der Fromme – RI I n. 770.

Interessant sind die drei Urkunden, die Lothar I.(823-850) in Mainz für Kloster Hornbach ausstellte. Laut Text hatte Abt Wyrund die Urkunden erbeten, aber eigentlicher Empfänger war  Lambert von Nantes (+ 836/37).Sie wurden alle in Mainz

ausgestellt. Lothar I – RI I n. 1039 vom 18. Dezember 833 bestätigte  die Abgabenfreiheit von Kloster Hornbach. Die am selben Tag ausgestellte Urkunde Lothar I – RI I n. 1040 ist auch wie die letzte Urkunde  auch vom 18.03. wortgleich mit den Urkunden Ludwigs des Frommen.

Der Empfänger war Graf Lambert, Eigenkirchenherr von Kloster Hornbach. Lambert hatte schon 818 an einem Feldzug Ludwigs des Frommen teilgenommen. Beim Aufstand Lothars I. 833 gegen seinen Vater stellte sich Lambert auf die Seite Lothars und wurde zu seinem treuen Gefolgsmann.

Aus Sicht Lothars konnte Kloster Hornbach durchaus ein Gegengewicht zu Kloster Weissenburg und damit ein Gegengewicht zu seinem Bruder Ludwig dem Deutschen (nannte sich ab 833 König im östlichen Frankenreich) bilden.

Beide Klöster hatten Besitz im Elsass und Weissenburg hatte großen Einfluss im Elsass. 833 setzte Ludwig den Weissenburger Abt Grimald als Kanzler ein.

Ludwig der Fromme hatte 833 zunächst abgedankt. Es war  durchaus üblich, bei Herrschaftschaftswechsel neue Bestätigungen auszustellen und so das Verhältnis zwischen Herrschenden und Privilegierten zu erneuern und zu festigen.

827 erhielt das Kloster von einem Adelbert In Dittelsheim und Heßloch, damals Hesinloh im Wormsgau einen Freihof.

826 schenkte Wilgarda, die Enkelin der Mitstifterin von Kloster Hornbach das Dorf Wilgartswiesen mit Kirche, Gütern und einem großen Waldbezirk.

Wohl durch die Bemühungen von Abt Wyrund kamen die Reliquien des Märtyrers und Papstes (236) Fabian nach Hornbach.

In unmittelbarer Nähe zum Kloster wurde das Fabianstift eingerichtet. Der kleine, einschiffige, kreuzförmige Bau stammt  im Wesentlichen aus dem 12.Jh. Errichtet hat man den romanischen Memorialbau für den Märtyrerpapst Fabian.

In dem Stift lebten 12 Chorherren, die der Abt von Hornbach ernannte. Der Stiftsvorstand oder Dechant war immer der Älteste des Konvents.

Beim Stift wurde auch eine Schule errichtet, angeblich auf Anregung von Bonifazius, die eine wichtige Ausbildungsstätte im Bliesgau wurde.

Um 850 wurde  karolingischen Basilika mit drei Apsiden im Osten und einer Westapsis erbaut.

865 erscheint ein Abt Richard in einer Urkunde von Lothar II. (855-869). Der Abt erhält den Pechzehnten in Rimlingen. Lothar II – RI I n. 1307

Nach Kalender für katholische Christen S. 66 ordnete Graf Werner V. ( um 899-+935) 887 die äußeren Verhältnisse von Kloster Hornbach.In einem besonderen Statut, das er von Rom erhielt und dass er sich von Karls dem Dicken (885-887)

in Ingelheim bestätigen ließ.  Zeitlich passt das allerdings nicht ganz, denn laut den Stammtafeln ist

Werner erst um 899 geboren. Über seine Lebensdaten und verwandtschaftlichen Beziehungen gehen die Annahmen allerdings weit auseinander.  Von seiner Funktion her würde es auch passen, denn er war Vogt von Kloster Hornbach

Werner V. ist der erste historisch fassbare Salier.

Nach diesem Statut sollte der jeweils Älteste in der Familie Werners die herrschaftlichen Rechte über Grund und Boden des Klosters besitzen.

Der Abt des Kloster sollte über die Untergebenen des Klosters im ganzen Bliesgau das Aufsichts-Straf-und Begnadigungsrecht ausüben und darin von keinem Bischof oder Vogt beeinträchtigt werden.

Die Staturen sind in der in Ingelheim am 13. Mai 887 ausgestellten Urkunde abgedruckt (Regesten 20, S. 8)

Am 8. Juni 90 erscheint ein Abt Walaho in den Urkunden Ludwigs IV. das Kind (900-911) Ludwig IV (das Kind) – RI I n. 1989 . Es geht um eine Schenkung von zwei Hufen in Brunheim nordwestlich von Speyer, heute Bornheim.

(Regesten 23, S. 9)

Laut Kalender für katholische Christen war Walaho ein Sprößling aus der Familie des Stifters. Er hatte als Weltlicher das Amt des Abtes inne.

Abt  Theotwin erhielt am 2. Februar 960 eine Schenkung von einem Mann namens Diuring. (Regesten 24, S. 10)

In einer weiteren Urkunde vom 8.10. 900 Adalpero 887-909 – RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 73 erhält ein Mönch namens Wenilo aus Kloster Hornbach zwei Hufen geschenkt, die nach seinem Tod an das Kloster fallen sollen.

In der ersten Urkunde von Otto dem Großen (935-ab 962 Kaiser-973) bestätigt dieser noch als König dem Abt Rodwig die Privilegien, die die Könige Lothar und Karl erteilt hatten. Otto I. – RI II,1 n. 181 vom 18. Januar 950.

Als Kaiser schenkt Otto I. Kloster Hornbach den Fleischmarkt in Urbach bei Kaysersberg heute Fréland mit allen Erträgnissen. Otto I. – RI II,1 n. 558 vom 1. Dezember 972. Als Abt ist Adalbert genannt.

Schon um 850 unterstand das Stift Zell bei Worms dem Kloster Hornbach. Dort besass es auch mehrere Eigenkirchen und Liegenschaften. Der in der Urkunde genannte Abt Adalbert wandelte die in Zell bestehende Klerikergemeinschaft

975 in ein Kollegiatsstift um, das Kloster Hornbach unterstellt war. Er erneuerte das wegen Alter zerstörte Kloster.

Mit Erlaubnis des Mainzer Erzbischofs Ruprecht (970-975) ließ er den Leib des Heiligen Philipp suchen und fand ihn.(Regesten 26 S.11) Philipp von Zell  war einer der frühen Glaubensboten in der Pfalz. Nach seinem Tod wurde Zell Kloster Hornbach unterstellt.

Um 850 wurden Philipps Gebeine erhoben und die Salvatorkirche errichtet, wo bald eine Wallfahrt entstand. Bei den Ungarneinfällen im 10. Jahrhundert wurde die Kirche verwüstet.

Auf Befehl  Otto von Worms (um 948- 1004) Sohn des Saliers Konrad des Roten (um 922-955) wurde die Kirche wieder errichtet. Darauf bezieht sich wohl auch die in der Urkunde genannte Suche nach dem Leichnam Philipps.

953  Das Hornbacher Sakramentar ist ein bedeutendes Werk ottonischer Buchmalerei. Es ist vor 983 auf der Reichenau für die Benediktinerabtei Hornbach (Pfalz) geschaffen worden. Nach ihrem Schreiber wird die Handschrift auch Eburnant-Codex genannt.

Ottos Sohn, Otto II. (973-983) schenkte Kloster Hornbach sechs Hufen in Quirnbach mit allem Zubehör und dem Recht auf Schweinemast sowie die Holznutzung im dort gelegenen königlichen Forst. Otto II. – RI II,2 n. 842

Die Schenkung geschah auf Intervention des Herzogs Otto von Kärnten (+1004), der Graf im Speyergau war.

Otto III. bestätigte im Mai 993 die Urkunden seines Vaters und Großvaters. Außerdem bestätigte er die Immunität des Klosters. Otto III. – RI II,3 n. 1092.

1008 stirbt Abt  Garoman von Kloster Hornbach (Regesten 29, S. 12)

1009 bat Abt Willemann von Hornbach  Heinrich II. (1004-1014, dann Kaiser –1024) für sein Kloster um Schutz, als dieser gegen Bischof Dietrich von Metz (1005-1047) zog. Der Bischof sagte sich vom König los, worauf dieser gegen ihn zog.

Es kam zu einem neunjährigen harten Krieg, der die ganze Moselgegend schwer in Mitleidenschaft nahm. Die Bitte um Schutz war wohl eine durchaus begründete Furcht vor Schäden für Kloster Hornbach. (Regesten 30, S. 12)

Erst unter Kaiser Heinrich IV. (1056-1105) sind wieder Urkunden und Nennungen von Äbten für Kloster Hornbach überliefert. Am. 1. Januar 1072 stellt Heinrich folgende Urkunde aus:

“Heinrich bestätigt dem Kloster Hornbach auf Bitten Abt Winithers das eingerückte (angebliche) Privileg Kaiser Karls (Karl Martells ?), mittels dessen dieser das von Pirmin gegründete Kloster von bischöflicher Gewalt befreite, indem er demselben Immunität und das Recht der freien Abtswahl verlieh, behält sich die Vogtei auf Lebenszeit vor und bestimmt, daß kein Archidiakon oder Vogt mit Ausnahme des salischen Geschlechtsältesten dort Gericht halten dürfe, es sei denn auf Geheiß des Abtes” Heinrich IV. – RI III,2,3 n. 592

Das ist die erste urkundliche Erwähnung Abt Winithers. Er stammte aus der Familie der Saargaugrafen. 1077 wird er auch in Kloster Lorch zum Abt gewählt. 1088 wurde er Gegenbischof von Bischof von Bischof Adalbert II. (1070-1107). Dieser war ein entschiedener Anhänger

von Papst Gregor VII. (1073-1085)Zunächst hatte er ein gutes Verhältnis zu Kaiser Heinrich, gehörte aber bald der Fürstenopposition an. Er wurde aus Worms vertrieben und konnte erst nach der Entmachtung Heinrichs nach Worms zurückkehren.

Man kann annehmen,dass der Kaiser großen Anteil daran hatte, dass Abt Winither auf den Wormser Bischofstuhl kam.

1072 kommt Kaiser Heinrich zu Besuch nach  Hornbach. Da das ja ein kaisertreues Kloster war, war es für ihn sicher wichtig, diese Kontakte zu pflegen.

Im 11. Jahrhundert entstand eine monumentale, 72 Meter in der Länge messende Pfeilerbasilika, die neben den zwei Apsiden fünf Türme und einen Westbau aufwies.

1087 schenkte Heinrich IV. auf Bitten seiner Gemahlin Bertha (12051-1087) und seines Sohnes Konrad (deutscher König von 1087-1098) Kloster Hornbach der Kirche von Speyer. Das geschah auf Bitten von Bischof Rüdiger Huzmann (1074-1090)

Heinrich IV. – RI III,2,3 n. 1225

Bischof Rüdiger war in Speyer von Heinrich IV. als Bischof eingesetzt worden und sein Parteigänger. Wegen seiner königstreuen Aktivitäten war er zweimal von Papst Gregor gebannt worden.

Bischof Rüdigers Königstreue wurden weiter belohnt. Im Januar 1086 bekam ere von  Heinrich IV. ein Gut in der “Villa Lutera) (Lauterburg?, Kaiserslautern ?) geschenkt. Heinrich IV. – RI III,2,3 n. 1225

Kloster Hornbach schenkte Heinrich der Kirche von Speyer im August 1087 noch einmal, dieses Mal mit leicht geänderter Maßgabe.

“die im Bliesgau in der Grafschaft Gottfrieds gelegene Abtei Hornbach (abbaciam . . . Hornbach in pago Blisengowe in comitatu Godefridi) nebst allem Zubehör und allen Einkünften zu freiem Eigen mit der Maßgabe, daß dieselbe nicht unter die ritterlichen Lehnsträger der Speyerer Kirche aufgeteilt werden soll.” Heinrich IV. – RI III,2,3 n. 1263

Eine letzte Urkunde stellte Heinrich im Jahr seiner Abdankung  am 15. Februar 1105 aus. Heinrich IV. – RI III,2,3 n. 1509. Er bestätigte der Kirche von Speyer den Besitz von Kloster Hornbach.

Bischof war zu der Zeit Johannes (1090-1104). Er stammte aus der Familie der Grafen von Zeisolf-Wolfram, die eng mit den Saliern verbunden war. Er war 1090 von Heinrich als Bischof von Speyer eingesetzt worden.

Mit der Urkunde schenkte Heinrich dem Bischof auch die vogteilichen Rechte von Hornbach.” Angesichts der in der Vergangenheit aufgekommenen Streitigkeiten in Wiederholung der Rechtsverleihungen seiner Vorgänger die Vogtei über dieselbe und bestimmt hinsichtlich der Rechte des Vogtes, daß derselbe die Vogtei vom Bischof von Speyer erhält, über das zur Vogtei gehörende Lehen hinaus keine Ansprüche auf die Abtei Hornbach geltend macht und dem Abt oder dessen Beauftragten (villicus) die Entscheidung über Streitigkeiten vorbehalten bleibt “

Es folgten zwei Äbte nämlich Albert und Ernst.Beide kümmerten sich um das Stift Zell bei Worms.Abt Albert gründete nach Michael Frey, Versuch einer geographisch, historisch,statistischen Beschreibung des bayrischen Rheinkreises, Speyer 1837, S. 221 in Zell eine von

Kloster Hornbach abhängige Propstei indem er den vorhanden Besitz um den Zehnten der Kirche von Harrheim und eine Mühle erweiterte. Außerdem sorgte er dafür, dass in Zell eine neue Kirche gebaut wurde. (Kalender für katholische Christen S.66)

Sein Nachfolger Abt Ernst gab der Propstei den Kirchensatz von Bubenheim samt Zehnten und noch einen Zoll in Zell

Im Oktober 1119 verlieh Kaiser Heinrich V. (1106-1125) bei einem Besuch von Kloster Hornbach dem Kloster das Münzrecht. Heinrich V. – [RIplus] Regg. Heinrich V. n. 221 . Das Kloster übte dieses Recht bis etwa 1230 aus.

In der Urkunde  nicht die in RI sondern Regesten 36 S. 14 steht “Heinrich verleiht das Recht mir dem Bildnis des Abtes zu schlagen. Als Abt ist Hilderich genannt.

1141 gründete Graf Friedrich L. von Saarwerden (*um 1110-+etwa 1131) das Kloster Wörschweiler, heute Ortsteil von Homburg/Saar. Es wurde von Mönchen aus Kloster Hornbach unter einem Prior besiedelt.

Das Kloster wurde aber schon 1171 von dem Zisterzienserkloster Villers-Bettnach in Lothringen übernommen und diesem als Tochterkloster unterstellt

Abt Ludolf folgte auf Ernst. Er schenkte das Dorf Rohrbach mit Kirche und allen Zugehörigkeiten der Propstei Zell. Es ist nicht ganz klar um welches Rohrbach es sich handelt. Frey plädiert für Rohrbach-Wartemberg, weil dieses im 13. Jahrhundert Kloster Hornbach gehörte und die Kirche

bis zur französische Revolution unter Kurpfälzer Schutz stand und wie die Propstei Zell zur Diözese Speyer gehörte.Es könnte sich aber auch um den Rohrbacher Hof in der Gemarkung Friesenheim handeln.

Der Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken (1138-1141) bestätigte 1135 die Schenkung.(Regesten  37, S. 15) In den Regesten erscheint Abt Ludolf noch in zwei weiteren Urkunden 38 und 39

Am 20 Mai 1139 erschien Abt Ludolf noch als Zeuge in er Urkunde von Konrad III.(1138-1152) einer Schenkung an Kloster Frankenthal. Konrad III. – RI IV,1,2 n. 130

Sein Nachfolger war Abt Gregor. 1155 tritt er in einer Urkunde für Zisterzienserkloster Stürzelbronn auf. (Regesten 40, S. 15)

1163 übergab Abt Gregor dem Zisterzienserkloster Eußerthal 4 Hofstätten. Außerdem gestattete er dem Kloster ohne Zehnten zu verlangen, den Wald zu roden, dort Häuser erstellen und das Land urbar zu machen. Auch gestattete er dem Kloster,

seine Herden überall weiden zu lassen. (Regesten 41 S. 16). Da Eußerthal da noch ein sehr junges Kloster war,dDie Gründung war erst 1148 erfolgt, kann man das vielleicht als Entwicklungshilfe sehen.

Im 12. Jahrhundert wurde der Bau erneuert.

Am 11.November 1167 bestätigte Papst Paschalis III (1164-1168) Abt Gregor das Patronat über die Kirche von Wazzelnheim, heute das elsässische Wasselone. Der Trierer  Erzbischof Hillin  von Falmagne (1152-1169) hatte als Schiedsrichter den Streit

darüber mit dem Straßburger Bischof zugunsten von Kloster Hornbach entschieden. (Regesten 42 S.16)

Papst Paschalis III. war von der kaiserlichen Partei 1164 als Gegenpapst zu Papst Alexander II. (1159-1181) gewählt worden.

Die klösterliche Zucht scheint etwas in Verfall geraten zu sein, weshalb die Ordensoberen aus Kloster Hirsau  12 Mönche nach Hornbach beriefen. Sie erschienen dort um 1179. Einer von ihnen,

Konrad, wurde zum Abt von Hornbach bestimmt.(Kalender für katholische Christen S. 67). Er tritt als Zeuge in Urkunden auf  (44), siegelt eine Urkunde für Kloster Wörschweiler (45),

schenkt das Klostergut in Rohrbach dem Abt Godefried von Wadgassen (1171–1201,) (46) und einigt sich mit Abt Albert von Kloster Eußerthal wegen eines Zehnten. (47)

(alle Urkunden in Regesten S. 17 f.)

Nach dem Kalender für Katholische Christen folgte Abt Hilderich aus Abt Konrad. In seiner Zeit besuchte Kaiser Hinrich VI. (1191-1197)Kloster Hornbach. Bei seiner Anwesenheit verlieh er dem Kloster auch das Münzrecht, wobei das wohl nur ein Bestätigung war,

denn Kaiser Heinrich V. hatte dieses Recht ja schon 1119 verliehen.

Nachfolger Hilderichs war Abt Adelo. Von beiden Äbten sind keine Urkunden überliefert. In der Zeit war der Medelsheimer Zehntstreit.

Nun wurde Werner Abt von Hornbach.  Er überließ Graf Heinrich I. von Zweibrücken (+1228) im Tausch gegen einen Hof in Käshofen heute Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land gegen  4 Berge, damit der Graf darauf Burgen errichten konnte.

(Regesten 48, S. 18)

Graf Heinrich I. von Zweibrücken erbte die Vogtei über Kloster Zweibrücken.

Sein Nachfolger wurde Wolfram, der seit 1195 Abt in Kloster Weissenburg war. 1211 wurde er auch Abt von Hornbach. Er verwaltete beide Ämter in Personalunion.In Hornbach legte er sein Amt 1219 nieder, blieb aber Abt in  Weissenburg bis 1224.

1211 verkaufte Wolfram eine Hof in Freisdorfin Elsass-Lothringen , was Bischof Bertram von Metz(1180-1212) bestätigte. (Regesten 51, 52 S. 20)

Wolfram folgte dem Kreuzzugsaufruf von Papst Innozenz III. und legte das Kreuzzugsgelübde ab.Mit Hilfe des Abtes Heinrich von Kloster Eußerthal konnte er sich aber von dem Gelübde wieder lösen. Kloster Eußerthal erhielt dafür

eine jährliche Gilt von 15 Unzen. (Regesten 55, S. 21)

Abt Gottfried von Hornbach tritt erstmals1219 als Zeuge in einer Urkunde Friedrichs II. (1212-1250) für Kloster Otterberg auf Friedrich II. – RI V,1,1 n. 1038. Es geht um die Rechte von Kloster Otterberg in Erlenbach.

Er regierte wohl nur kurz.

Sein Nachfolger war Siegfried I. Bischof Konrad von Scharfenberg (1212-124) Bischof von Metz und Speyer beurkundete Abt Siegfried und all seinen Nachfolgern, das der jeweilige Abt von Hornbach

sich innerhalb der Stadt der Macht eines Archidiakons erfreut. ( Regesten 57, S. 21). Der Archidiakon hatte im zugewiesen Amtsbezirk die Funktion eines Stellvertreters eines residierenden Bischofs. (Regesten 57 S. 21)

Anfang des 13. Jahrhunderts geriet Kloster Hornbach in Vermögensverfall. Um Abhilfe zu schaffen inkorporierte Bischof Konrad dem Klosterunter Vorbehalt der päpstlichen Zustimmung die Pfarrei Godramstein. (Regesten 58 S. 21)

1221 war Eberhard Abt von Kloster Hornbach. Er wurde aus dem Kloster St. Matthias als Abt in  Hornbach berufen. Er beklagte,, dass die Abtei durch die Härte ihrer Schirmvögte, sie Sorglosigkeit der Äbte und die Ungebundenheit der Mönche gefährdet sei.

(Kalender für katholische Christen  S.68

Das Domkapitel von Speyer stimmte der Inkorporation von Godramstein  zu (Regesten 60) und Papst Honorius III. (1216-1227) bestätigte die Inkorporation am 7. Juni 1222. (Regesten 61 S.22)

In Godramstein wurde dann eine Propstei mit einigen Mönchen eingerichtet.

Am 16. Mai 1225 inkorporierte der Bischof von Metz Johann I. von Apremont (1224 – 1238)Kloster Hornbach  die unter seinem Patronat stehende Kirche von Pirmasens. Die Einkünfte sollten für die

Errichtung und den Unterhalt eines Siechenhauses für kranke Brüder in Hornbach verwendet. Denn Abt Eberhard hatte weder Zellen für kranke Mönche noch ein Siechenhaus vorgefunden, als er von Trier

nach Hornbach berufen worden ist. Das Domkapitel von Metz stimmte der Inkorporation zu und Abt Eberhard bestätigte den Beschluss seine Konvents, die Einkünfte von  Pirmasens für ein Siechenhaus in Hornbach

zu verwenden. (Regesten 64-66 S. 23)

Auch um das Stift Zell kümmerte sich Abt Eberhard. Am 7.Juli 1230 gaben Abt Eberhard und der Konvent von Hornbach auf Bitten der Kanoniker des Stiftes Zell diesem Statuten. (Regesten 69. S. 24)

Nachfolger von Abt Eberhard wurde Abt Rudolf. Er schloss mit dem Zweibrückener Grafen Heinrich II. (1237-1282) einen Vertrag, der die Vogteirechte zwischen Grafen und Klöster regelte.

Den Vertrag beurkundete der Trierer  Erzbischof Theoderich von Wied (1212 bis 1242 ) sowie der Metzer Bischof Johann I. von Apremont (1224 –1238) und der Speyrer Bischof Konrad V. von Eberstein (1237 –1245 )

Die bisherigen Schultheissen von Hornbach wurden abgelöst. Der Abt konnte nun einen Schultheissen bestimmen und zwar einen einfachen Bauern, der in der Vogtei des Grafen sitzen sollte.

Das Kloster zahlte dem Grafen dafür 48 Taler, um dieses  Amt dem bisherigen Inhaber abzukaufen. Der Graf gab noch 12 Taler dazu, erhielt dafür den Zoll in Zweibrücken. Die Gerichtsgelder von Horrnbach wurden zwischen Graf und Kloster geteilt.

Der Graf versprach, von den Gütern und Leuten des Pirminius, über die er die Vogtei besitzt, nichts zum Nachteil des Klosters zu versetzen oder zu verkaufen.

Zur Sicherstellung dieses Vertrages sollte der jeweilige Abt, der Graf und seine Nachfolger, jeder Vogt des Grafen und der Schultheiss diesen Vertrag beschwöre. (Regesten 73, S. 25 f)

Schon 1241 erscheint ein Abt Arnold. Am 27.April 1241 vertrug er sich mit Werner IV. von Bolanden (1192-1258) über Buteil und Besthauptsrechte in Froschau. (Regesten 76, S. 26) Buteil ist ein vom Grundherrn beanspruchter Teil des Nachlasses eines Verstorbenen

und Besthaupt ist das beste Stück Vieh. Die Einkünfte sollten in Anwesenheit beider Meier gleichmäßig verteilt werden.  Werner von Bolanden hatte dort die Vogtei und Kloster Hornbach besaß eine Grundherrschaft in Froschau.

Im März 1242 bestätigten und erneuerten Abt und Konvent von Hornbach dem Stift Zell die Schenkung Der Kirche und und des zugehörigen Zehnten in Biedesheim (busenzem).(Regesten 77 S.27)

Am 23. März 1243 bestätigte Abt Arnold, dass die Einkünfte der Kirchen von Pirmasens und Godramstein zum Nutzen der Brüder zu verwenden sei.(Regesten 79, S.28)

Auf Arnold folgten die Äbte Theoderich und Johannes I. Die Zeiten des Amtsantritts und Ableben sind nicht bekannt. Theoderich ließ sich von dem Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230 –1249 )

die Rechte von Kloster Hornbach über Stift Zell bestätigen. (Regesten 81, S, 28)

1258 war Hugo Abt von Kloster Hornbach

Es gab gleich Probleme mit dem Grafen Heinrich II. (1237-1282) von Zweibrücken. Er hatte im unteren Teil von Gamundias auf Klostergrund ein Mühle gebaut.

Man einigte sich im September 1258 so, dass Graf Heinrich jährlich am Pirminstag einen Malter Frucht ans Kloster lieferte. Das Malter war ein Getreidehohlmaß, von Region zu Region sehr verschieden, so zwischen 130 und 167 Liter.

(Regesten 87, S. 30) lieferte.

Im Dezember  1261 regelte Abt Hugo in einem Vertrag mit der Gemeinde Godramstein, dass die Gemeinde das Kirchendach decken lässt. Da Godramstein von Stift Zell betreut wurde, traf das natürlich auch das Stift Zell

Wegen der Entfernung zur Mutterkirche Godramstein, wurde die eingepfarrte Gemeinde Damheim (heute Dammheim) auf Veranlassung von Abt Hugo von einem eigenen Pfarrer versorgt. (Regesten 92, S. 31)

Am 28. Mai1266 bestätigte Papst IV. (1265-1268) dem Stift Zell die ihm von geistlichen und weltlichen Fürsten bewilligten Freiheiten. (Regesten 93 S. 31).

Im September 1271 verkaufte Ritter Eberhard, Vogt in Osthofen sein am Hornbacher Klosterhofe haftendes Lehen wieder an Kloster Hornbach zurück. (Regesten 102, S. 34)

Hornbach hatte in Osthofen einen Klosterhof und ist seit 1153 als Besitzer von Fronhöfen urkundlich belegt. Aber das Kloster hatte wohl schon früher Besitz in Osthofen. Gemeinsam mit dem Liebfrauenstift in Mainz hatte es die Gerichtshoheit

in Osthofen.Ab 1401 begann das Kloster seinen besitz in Osthofen zu verkaufen. 1435 gelangte so der Klosterhof mit seinen Leuten und Kirchensatz in Osthofen in den Besitz des Pfalzgrafen Ludwig III (1401-1436).

Am 9. Juni 1275 bestätigte Papst Gregor X. (1271-1276) den jetzigen und künftigen Besitz von Kloster Hornbach. Er nahm es in päpstlichen Schutz. Außerdem willigte er in die vom Bischof von Worms

vollzogene Inkorporation der Pfarrei Osthofen ein. (Regesten 111, S. 36)

Abt Hugo verlieh mit Zustimmung seines Konventes die Pfarreien Froschau und Mauwenheim an Stift Zell. (Regesten 114 und 115, S. 37)

Ab 1279 urkundete Abt Isenhard für Kloster Hornbach

Am 13. Februar 1279 bestätigte ihm auf seine Bitte Papst Nikolaus III. (1277-1280) die von Päpsten, Kaisern und Fürsten verliehenen Freiheiten. (Regesten 121, S. 38)

Im Januar 1280 bezeugten der Dechant und der Konvent Zell an, dass der Abt von Hornbach ihr Oberherr sei und alle erledigten Ämter und Pfründen besetzen dürfe,

dass sie ihm zu Gehorsam verpflichtet seien und dass bei Übertretungen der Dechant sich nur an ihn und an keinen anderen Richter wenden dürfe.

In einer weiteren Urkunde wurde das Versprechen gegeben an Abt Isenhard und seine Nachfolger jährlich 40 Malter Korn nach Worms zu liefern. (Regesten 123,124, S. 39)

Am 10.März 1287 erklärte König Rudolf (1273-1291), dass er die Stadt Godramstein gleich anderen Reichsstädten gefreit habe, dass daraus aber Konvent  und Abt von Hornbach kein

Nachteil erwachsen solle.Aber auf Fälle (Besthaupt) und Buteil von den dortigen Einwohnern sollen sie verzichten. (Rudolf – RI VI,1 n. 2061)

Nachfolger wurde laut Kalender für katholische Christen  S.69) Abt Sigelo, der nur einmal namentlich in einer Urkunde für Kloster Wörschweiler als Mitsiegler am 18. Oktober 1298 erscheint.

(Regesten 156, S. 46) Allerdings gibt es in den Regesten am 23.Dezember 1295 eine Urkunde (Regesten 147, S. 46), in der ein Abt Siegfried von Hornbach den Mönch Johannes von Zweibrücken,

Kellerer in Hornbach beauftragt, vor dem Archidiakon von Straßburg  Johanes von Flörchingen,dass das Patronatsrecht über die Kirche von Wasselnheim alternierend der Domkirche in Straßburg

und dem Kloster Hornbach zustehe.

Am 6. September 1303 nimmt Abt Johannes II. vom Bistum Worms eine beim Hornbacher Klosterhof bei Osthofen eine Mühle in Erbpacht. (Regesten 161, S. 48)

Er ist Anfang des 14. Jahrhunderts Abt in Hornbach. Nach Kalender für Katholische Christen nannte sich sein Bruder Bertram einen Ritter von Zweibrücken.

Auf Bitten von Abt Johannes inkorporierte der Metzer Bischof  Reginald von Bar (1302–1316) Kloster Hornbach zwei Kirchen des Bistums, in denen das Kloster das Patronat innehatte, z.B  Contwich (Regesten 172)

Der Wormser Bischof Emmerich von Schöneck (1307 – 1318 ) inkorporierte dem Kloster die Pfarrei Mölsheim (Mylnesheim). Der Versuch, die Inkorporationen zu erhalten, war eine Antwort darauf, dass “Kardinäle,

Bischöfe, Fürsten und Grafen versuchten, Präbenden der Abtei, also Einkommen aus einem geistlichen Amt zu erlangen. So vermehrte sich die Zahl der Konventualen, die Einkommen vom Kloster bezogen.

Abt Johannes beklagte sich über diesen Mißstand, der dem Kloster zu schaffen machte. 1318  versammelte er den Konvent und fasste mit ihm den Beschluss, dass die Zahl der Konventualen für die nächsten 40

Jahre auf 24 begrenzt wurde.Keine Anwartschaft auf Pfründe sollte vergeben werden. Jeder neu Aufzunehmende sollte sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits adliger Abkunft sein. Außerdem mussten 5 Mark Silber entrichtet werden. das entspricht

einer Kaufkraft von ca. 36.000 € (Kalender S. 70)(Regesten 193 vom 22. April 1318, S. 55)

In dieser Zeit brannte die Kirche in Pirmasens ab.  Das Kloster musste das gesamte Holz, 57.600 Heller, das sind etwa 19.710,00 € sowie 8 Malter Korn  zum Wiederaufbau beitragen.

Allerdings hatte der Abt nicht sofort in die Zahlung des Brandschadens eingelegt. Erst eine schiedsrichterliche Entscheidung der Gräfin Agnes von Zweibrücken (*1284)

Abt Johannes legte sein Amt kurz nach seiner Regelung für den Konvent nieder.

Auf ihn folgte Abt Rudolf II.. Er erscheint in einer Urkunde vom 19. Mai 1332, in der eine Urkunde seines Vorgängers Kloster Disibodenberg betreffend siegelte. (Regesten 21, S.62)

Am 20. Februar 1333 verkaufte Raugraf Heinrich Herr zu Neu- Bamberg das Dorf Münchweiler mit der niederen und hohen Gerichtsbarkeit, Land und Leuten und allem Zubehör für 1400 Pfund Heller

an Kloster Hornbach.(Regesten 221 S. 63)

Abt Rudolf hatte durchaus auch ein Auge auf seine Chorherren in Stift Zell. Das zeigt auch, das er den damaligen Dechanten Gyso wegen Ausschweifungen seines Amtes enthob und dafür

den Kanoniker Emich einsetzte, was er dem Domprobst von Worms Friedrich von Leiningen, dem Kantor Johannes zu Zell und dem Pfarrer von Zell Eberhard zu Einzeltem mitteilte. (Regesten 228 vom 9. Dezember 1339, S. 64 f.)

Kurz danach verstarb Abt Rudolf. Auf ihn folgte Abt Gerhard I. Er belehnte am 21. Juli 1342  den Grafen Friedrich III. von Leiningen (1237-1287) mit dem Dorfe Osthofen samt Gericht. (Regesten 230, S. 65)

Am 12. August 1342 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer (1314-1347) Kloster Hornbach die Urkunden Kaiser Heinrichs IV aus den Jahren 1075 und 1105. (Regesten 232)

Sein Nachfolger wurde Abt Walther. Er war von Papst Clemens VI. (1342-1352) von Kloster Glandernin  Longeville-lès-Saint-Avold (Lothringen) 1345 zur Leitung von Kloster Hornbach berufen worden.

(Regesten 234 S. 66). In dieser Urkunde verfügte er, dass die erste Pfründe, die er nach Herkommen als erste Bitte verleihen konnte, den Armen zugute kommen solle. In dieser Urkunde wird auch gesagt, dass der Abt aus Glandern berufen wurde.

Er war ein sehr frommer und haushälterischer Abt. Dem Stift Zell gab er am 25. Februar 1346 Stauten (Regesten 237,S. 67)

Im Dezember 1347 verfügte er für die Kanoniker von St.Fabian, dass sie ihre Pfründe nur genießen konnten, wenn sie ihre Residenzpflicht erfüllten Regesten 242, S. 68)

Im Januar 1348 nahmen der Dompropst von Worms Friedrich von Leiningen und sein Bruder Emich  Abt Walter Kloster Hornbach mit seinem gesamten Eigentum in ihren Schutz. (Regesten 243,S. 68 f.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann III. auch er wurde von Papst Clemens als Abt nach Hornbach berufen. Er nannte sich in Urkunden auch Johann, Abt von Gottes und des Stuhles von  Roms Gnaden.

Von ihm sind nur zwei Urkunden überliefert. Ab Abt Johann musste jeder Abt von Hornbach um eine Bestätigung von Rom nachsehen.

Am 16. April 1352 bekam die Siedlung Hornbach zusammen mit Zweibrücken unter Graf Walram II. von Zweibrücken (um 1298-1366) von Karl IV. (1346-1378) das Stadtrecht verliehen.

“thut dem grafen Walram von Zweibrücken die gnade, dass er dessen städten Zweibrücken und Hornbach dieselben rechte und freiheiten verleiht, wie Hagenau hat” Karl IV. – RI VIII n. 1480

Geholfen hat da vielleicht auch, dass Walram kaiserlicher Statthalter in Lothringen war.

Auf ihn folgte Abt Hugo II. Er erscheint im Jahre 1363.  Er erneuerte die Ordnung des Fabianstiftes

Die Vermögenslage von Kloster Hornbach scheint ordentlich gewesen zu sein, denn am 30. Juni 1387 konnte Abt Hugo von einem Wormser Bürger noch100 Morgen Ackerland in Osthofen kaufen. (Regesten 312 S. 86)

Abt Hugo hatte sich unter den Schirm des Pfalzgrafen Rupprecht des Älteren (1325-1398) begeben. Abt Hugo lieferte dem Trifels  3 Fuder Wein und 20 Malter Korn. Dieses tat er nicht von Rechts wegen oder von Gülte wegen

sondern so lange er unter dem Schutz des Pfalzgrafen war, wie dieser erklärte. (Regesten 304 S. 84)

Als Abt Hugo verstarb, folgte ihm Abt Anton. Er vorher Prior von Hornbach und wurde von Papst Clemens VII.(1378-1394) bestätigt. Dieser war Gegenpapst von Papst Urban VI. (1378-1389) (Regesten 314 S. 87) Er scheint knapp bei Kasse gewesen sein,

denn in seiner 1. Urkunde bittet er die päpstliche Kammer sein Servitium mit 166 Gulden zu bezahlen und falls eine größere Taxe erforderlich sei, auch diese zu bezahlen, allerdings in zwei Raten (Regesten 315)

Von ihm gibt es nur noch eine weitere Urkunde, in der es um eine Lehenssache geht.

Auf Abt Anton folgte Abt  Gerhard II. Winterbecher. Abt Anton hatte resigniert. Gerhard war vorher Kämmerer von Kloster Hornbach. Er zahlte seine Servitien wie auch die seines Vorgängers Anton.

Pfalzgraf Ruprecht nahm am 24. November 1394 das Klostergut in Osthofen und das Gericht in seinen Schutz. (Regesten 324, S.89)

Im September 1407 werden Finanzprobleme des Kloster Hornbachs aktenkundig. Kriegsnot, Brand und eine große Schuldenlast hatten das Kloster gezwungen, den halben Frucht- und Weinzehnten an das Domkapitel von Worms zu verkaufen.

Bischof Raban von Helmstatt (1396 –1430) Hatte den Offizial von Worms als seinen Unterkommissar beauftragt, die Angelegenheit zu untersuchen. Bischof Raban bestätigte Papst Innozenz VII. (Regesten 337,S. 92 f.)

1415 erscheint Johannes Dankert als Abt von Hornbach. Er wurde als Nachfolger des verstorbenen Abt Gerhard gewählt. Er wurde von Papst Johannes XXIII.(1410-1415) bestätigt. (Regesten 20. Februar 1415 344, S.94)

Er war sicherlich kein guter Wirtschafter und wurde letztlich abgesetzt, weil er über 30.000 Gulden an Schulden angehäuft hatte.

Schon 1417 verkaufte er eine Gült von 2O Gulden in Osthofen für 400 Gulden an das Domstift von Worms und nahm Verpfändungen von Zehnten vor. (Regesten 348 S. 95)

1417 nahm er am Konstanzer Konzil teil (Regesten 34)

Es gibt eine ganze Reihe von Verkäufen. 1428 überließ Abt Johannes dem Stift Zell die Kirche von Diedelsheim.

Herzog Stefan von Pfalz-Zweibrücken hatte 1410 nach dem Tod von Pfalzgraf Ruprecht, nach dem die Pfalzgrafschaft bei Rhein unter die 4 Söhne geteilt wurde, Pfalz-Simmern-Zweibrücken erhalten und war damit für Kloster Hornbach zuständig.

Er kümmerte sich um eine gute Ordnung in den Klöstern in seinem Herrschaftsbereich. Er war im Gefolge von Kaiser Sigismund (1411-1437), als dieser das Konstanzer Konzil besuchte.

Die Klosterzucht hatte überall spürbar nachgelassen. Vom Konstanzer Konzil erhoffte sich Herzog Stefan dabei Hilfe. Er war in Begleitung von

Abt Heinrich von Kloster Wörschweiler (1392-1425) in Konstanz unterwegs. Zusammen mit Herzog Stefan wollte er strengere Regeln erreichen. Das aber stand nicht auf der Tagesordnung des Konzils.

Der Trierer Bischof Werner von Falkenstein (1388 – 1418) wurde beauftragt, sein Ansehen zu gebrauchen, um Besserung zu erwirken. Herzog Karl der Kühne von Lothringen (1390-1430) versprach ihm Beistand und Hilfe.

Sein Nachfolger Erzbischof Otto von Ziegenhain (1418 – 1430 ) 1422 berief er eine Generalversammlung der Benediktiner von den Bistümern Trier und Köln ein. Es wurde eine festere Regel beschlossen und von allen Äbten unterzeichnet.

Große Wirkung zeigte das allerdings noch nicht. Erst die Reformen der Bursfelder Kongregation verschafften Abhilfe.

Am 29. November 1418 nahmen Herzog Stefan und seine Ehefrau Anna alle Personen die zum Fabiansstift gehörten in seinen Schutz und bestätigte alle erteilten Freiheiten. (Regesten 354, S. 96)

Die schlechte Haushaltsführung von Abt Johannes Dankart führte dazu, dass Herzog Stefan die Absetzung des Abtes betrieb. Abt Johannes von St. Matthias in Trier (1421-1439)

war als Visitator des Bistums Trier und auch als Reformator in Kloster Hornbach tätig. (Regesten 377 S. 102). Abt Johannes war einer der führenden Vertreter der benediktinischen Reformbewegung seiner Zeit.

Das Kloster wurde nun von Reichard von Hembach verwaltet. Herzog Stefan veranlasste das Konzil von Basel Kloster Hornbach zu reformieren. Das Konzil setzte den Verwalter Reinhard als Abt von Hornbach ein.

(Regesten 380,S.104) Eine Reihe von Verkäufen, wohl mit Rückendeckung von Abt Johannes von St. Matthias waren nötig, um das Kloster über Wasser zu halten.

Der abgesetzte Abt Dankart lebte 1440 wohl noch.

Abt Reichard erscheint letztmals am 29. Januar 1450 wegen einer Lehensverleihung in einer Urkunde. (Regesten 399 S.109)

Sein Nachfolger wurde Abt Blicker von Rottenburg. Er war vorher Stiftsschaffner in Klingenmünster, wie aus einer Urkunde von Klingenmünster von 1Regesten 400451 hervorgeht, wo er bereits als erwählter

Abt von Hornbach bezeichnet wird. (Regesten 400, Anmerkung)

Am 30, November 1453 wird er vom Speyrer Bischof Reinhard von Helmstatt (1438 –1456 )mit der Abtei Hornbach belehnt. (Regesten 401, S 110)

In seinen ersten Regierungsjahren gab es Probleme mit den Stiftsherren in Zell wegen der Pfarrei Dittelsheim sowie über die Scholasterie(Stiftsschule) in Zell und deren Einkünfte.

Der Schirmherr Graf Hesso von Leiningen (+1467), vermittelte in dem Streit. (Regesten 406, S.110)

Am 25. Januar 1457 legte Abt Blicker fest, dass jeder eintretende Kanoniker in Zell 22 Gulden, das sind etwa 5.017,00 €. zu entrichten hatte.(Regesten 413, S.113)

Abt Blicker konnte auch wieder Käufe tätigen. so kaufte er in Worms ein Haus “zum alten Ebertz”, um die Früchte und den Wein des Klosters aus dem Gau dort hin zu führen. (Regesten 441, S. 120)

1483 erscheint Blicker noch in einer Urkunde. Er regierte in Hornbach mehr als 30 Jahre.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich. Er leistet 1484 dem Speyrer Bischof Ludwig von Helmstatt (1478- 1504)die lehensherrliche Huldigung.

Im Oktober 1497 erstellt Abt Ulrich seine letzte Urkunde (Regesten 574)

Auf ihn folgt Abt Andreas Stumpf von Simmern.In den Urkunden wird er Endris genannt. Am 28. Juli 1498 erscheint in den Regesten eine Urkunde, in der sich Andreas erwählter Abt von Hornbach nennt (576 S. 145)

In der nächsten Urkunde 577 bestätigt Georg von Gemmingen (1488-1511), Dompropst in Speyer, dass Papst Alexander VI. (1492-1503) Andreas am 20. April 1498 als Abt in Hornbach bestätigte.

Er war vorher Mönch in Hornbach und er wurde nach dem Amtsverzicht von Abt Ulrich einstimmig zum Abt gewählt. (S, 145 f.) Er entstammte der Adelsfamilie der Stumpf von Simmern.

Am 17.Oktober 1498 wurde er von Bischof  Ludwig von Helmstatt mit der Abtei Hornbach belehnt.

Er hatte einen Bruder Johann Stumpf von Simmern, bezeugt 1483,dem er am 17. August 1499 das Lehen des Walter von Thane verlieh. (Regesten 589, 590 S. 148) Dieses Lehen hatte er schon am

14. Januar 1489 von Abt Ulrich verliehen bekommen (Regesten 504, 505). An diesem Tag verlieh Abt Andreas auch das Lehen, das vorher Wilhelm von Simmern innehatte  (588)

Abt Andreas regierte zwar nur zwei Jahre. Aus  dieser Zeit stammen aber viel Urkunden. Er verlieh Lehen, besetzte Pfarrstellen und schlichtete einige Streitfälle.

Abt Andreas verstarb am 3. Juli 1501. (Regesten 617, S. 152)

Zu seinem Nachfolger wurde Johannes von Kindhausen gewählt. Nach dem Kalender für Katholische Christen trug er zwar “die Kleidung eines Mönches, war aber kein Ordensmann” und

folgert, dass Johannes überhaupt gewählt werden konnte, belegt, dass es zu dieser Zeit keine geeigneten Persönlichkeiten für die Leitung einer Abtei mehr gab. (S. 72)

Tragisch für das Kloster mit langer Geschichte,dass Abt Johannes sich über ein langes Leben erfreute und das ausgerechnet mit der von Martin Luther ausgelösten Reformation zusammen fiel.

Abt Johannes wurde von Bischof Ludwig am 16. März 1503 mit der Abtei Hornbach belehnt.

Am 5. Dezember 1514 beauftragte Papst Leo X. (1513-1521) den Straßburger Probst zu St. Peter und Dr. jur. über den als Abt gewählten adligen Benediktinermönch Johannes Kindhausen Erkundigungen einzuziehen und falls

diese günstig ausfallen, den Gewählten zu konfirmieren. (Regesten 648,S. 158). Das scheint positiv ausgefallen zu sein. Am 10. März 1514 übergab Propst Böcklin die Abtei Hornbach an Abt Johannes und empfahl,  Dechant, Konvent,

Vasallen und Untertanen, den Abt innerhalb von ach Tagen anzuerkennen. (Regesten 649)

Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine These n an die Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen.

Am 15. Juni wurde die Bulle Exsurge Domine ausgefertigt. Das war die Antwort auf die 95 Thesen Luthers und räumte ihm 60 Tage Frist zum Widerruf ein. Bei Weigerung sollte der Kirchenbann ausgesprochen werden.

Beim Reichstag von Worms 1521 weigerte sich Luther zu widerrufen. Die Reichsacht wurde über ihn verhängt und er für vogelfrei erklärt. Als Junker Jörg getarnt hielt er sich dann auf der Wartburg auf.

Reformatorische Ideen und auch evangelische Gottesdienst verbreitetet sich rasch.

Abt Johannes widersetzte sich den neuen Ideen nicht, sondern leistete ihnen Vorschub. Im Fabiansstift in Hornbach setzte er der neuen Lehre offene Prediger ein wie Hieronymus Bock.

Dieser  heiratete schon 1523, erhielt aber 1533 von Abt Johannes 1533 als verheirateter Laie eine bezahlte Pfründe im Stift St. Fabian angeboten. Bei Bock ging es Johannes wohl auch darum, einen renommierten

Botaniker an das Stift zu bekommen. Er wurde am 8. August 1533 als Stiftsherr angenommen. (Regesten 802, S.186)

Der Konvent war durch solche Maßnahmen aber gespalten. Die Konventualen, die am alten Glauben festhielten standen hinter Johann von Bonn von Wachenheim.

Als sich auch Abt Johannes verheiratete, ebenso ein weiterer Konventuale, war das Maß für Johann von Bonn und seine Anhänger voll. Er flüchtete sich mit einigen Briefen und Kostbarkeiten nach Landau und die

Güter der Abtei in Godramstein.  Pfalzgraf Ludwig der Friedfertige (1478-1544) nahm in theologischen Streitfragen nicht einseitig Partei. Auf Reichsebene setzte er sich seit 1521 für eine friedliche Lösung des Religionsproblems.

Johann von Bonn fand bei ihm Unterstützung. Am 2. Dezember 1535 erreichte er eine Entscheidung der Pfalzgräfin Elisabeth (1503-1563) und Ruprecht Graf Veldenz (1506-1544).

Abt Johannes sollte Religion und Zeremonien nach göttlicher und christlicher Ordnung führen. Abt Johannes sollte sich leichtfertiger Personen enthalten und sein Regiment und sein Verhalten so anstellen, wie es sich einem Prälaten gebührt.

Für die Verwaltung des Klostervermögens sollte ein Schaffner bestellt werden, der dem Konvent und dem Herzog rechnungspflichtig war. (Regesten 814 S. 188 f.)

Von Kaiser Karl V. (1519-1555) erhielt Johann von Bonn eine vollmacht und kehrte 1540 nach Hornbach zurück. Allerdings lebten 1548 nur noch 3 Mönche in Kloster Hornbach.

Auftrieb hatte Johann von Bonn noch das Augsburger Interim von 1548 erhalten, das für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse regeln sollte. So wurden Hieronymus die Gefälle entzogen, wogegen er beim Herzog klagte.

Am 4. August 1550 erkrankte aber Johann und verstarb einen Tag später. Herzog Wolfgang von Zweibrücken (1532-1589) übertrug die Verwaltung der Pfarrei den gerade in  Hornbach anwesenden Pfarrer von Zweibrücken

Johann Meissenheimer als vorläufigen Verwalter von Hornbach. Er sollte unterstützt vom Hornbacher Landschreiber Jost von Nassau das Vermögen der Abtei aufnehmen.

Die Abtei wurde nun als von vielen Seiten begehrenswerte Pfründe angesehen.

In Kloster Gengenbach war Graf Anton von Salm   (*um 1530 + vor 1564) 1543  Graf Wilhelm von Fürstenberg ohne Rechtsgrundlage  als Koadjutor an der Seite von Abt Friedrich eingesetzt worden, wohl um Einfluss auf Kloster Gengenbach zu gewinnen um es möglicherweise zu säkularisieren.

Er versuchte weiter seine Ansprüche durchzusetzen, unterlag aber endgültig, als Gisbert zum Gengenbacher Abt gewählt wurde.

Etwa gleichzeitig bewarb er sich um den Abtsstuhl in Kloster Hornbach Dort wurde er 1554 mit einer päpstlichen Bulle bestätigt.

1554 kam er zu den Räten von Herzog Wolfgang, die von ihm verlangten die Abtei gegen ein Jahresgeld dem Herzog zu überlassen.

Darauf ließ sich der designierte Abt nicht ein. Nach langen Verhandlungen unterschrieb der Abt im September 1544 einen Vertrag mit einer Reihe von Bedingungen.

1555 konnte er die Abtei übernehmen.

Am 10. Januar 1556 belehnte ihn der Speyrer Bischof Rudolf von Frankenstein (1552-1560)mit Kloster Hornbach.  (Regesten 904, S. 208)

Abt Anton zeigte sich aber nicht so willfährig, wie der Herzog wohl erwartet hatte. Erließ den Abt nun überwachen und ohne seine Erlaubnis durfte niemand den Abt besuchen.

Der Herzog wollte in dem Kloster eine protestantische Schule einrichten und die Gebäude nach eigenem Gutdünken verwenden.

Abt Anton nahm den in einem Schrein befindlichen Leib des Heiligen Pirminius aus seinem Grab und flüchtete 1557 heimlich, unter Mitnahme von silbernen Kirchengeräten und wichtigen Archivalien.,

zunächst nach Landau und von dort nach Speyer wobei er den Leib des Heiligen Pirmins und die Kirchengeräte dort dem Bischof übergab. Von dort gelangten sie weiter nach Innsbruck, wo sie sich noch

heute in der dortigen Jesuitenkirche befinden.

1557 wurde das Kloster Hornbach – im Zuge der Reformation – endgültig aufgehoben. Das Klostervermögen, die laufenden Einkünfte und die Klostergebäude wurden zur Errichtung einer fürstlichen Landesschule benutzt, die für die Ausbildung des in Pfalz-Zweibrücken benötigten Nachwuchses an Pfarrern und höheren Beamten zuständig war bzw. auf das Studium an einer Universität vorbereiten sollte. 1631 wurde die Schule nach Zweibrücken verlegt. Danach verfiel das  Kloster.

2000 wurden die Reste des Klosters in ein Hotel integriert. Im Keller des Gebäudes wurde ein Klostermuseum „Historama Kloster Hornbach“ eingerichtet, das die Geschichte des Klosters vermittelt.

Das Originalgrab Pirmins wurde wieder entdeckt und ein Die Grabstätte gilt als ältestes bekanntes Zeugnis kirchlicher Baukunst in der Pfalz.Teil der Gebeine von Insbruck zurück. Sie werden heute in Hornbach, Speyer und Pirmasens aufbewahrt.

1957 wurde über dem Grab eine Kapelle errichtet. Die Grabstätte gilt als ältestes bekanntes Zeugnis kirchlicher Baukunst in der Pfalz.

                                                                                                                                                                                        Thumb image

29 Mrz 2024

Abtei Neresheim

 

 

 

               Ansicht von etwa 1875

Noch im 17. Jahrhundert wurde angenommen, das Kloster Neresheim sei im Jahr 777 von dem Bayernherzog Tassilo III. (* um 741  + um 796) gegründet worden und bei den Ungarneinfällen  (zwischen 899 und 955) zerstört worden. Graf Hartmann I. von Dillingen ((† 16. April 1121)

1095 wieder aufgebaut worden. So berichtet es auch die Topographia suevia (Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 138. ) auf Seite 138.Nach heutigen Erkenntnissen ist das nicht mehr haltbar.

Graf Hartmann I. von Dillingen ist um 1040 geboren und war der einzige Sohn des Grafen Huchald III. von Dillingen und der Adelheid von Gerhausen und gehörte hochadeligen schwäbischen Sippe der Hupaldinger an.

Hartmann war ein entschiedene Gegner Kaiser Heinrichs IV. (1056-1106). Er gehörte der Fürstenopposition an. Er hatte große Besitzungen im Donauraum. Um 1070 heiratete er Adelheid von Winterthur, die Tochter des Grafen Adalbert v. Winterthur-Kyburg.

Das brachte Hartmann das Grafenamt im Thurgau ein und mehrte seinen Besitz um ein beträchtliches Erbe in der Nordschweiz.

Die beiden stifteten 1095 das Kloster Neresheim. Papst Urban II. (1088-1099)bestätigt die Stiftung der (Kirche) in Neresheim und deren Übergabe an den heiligen Stuhl.(WUB Bd I, Nr. 246 S. 304) Auch Hermann 1096-1133 – RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 455

In den Regesten ist auch die freie Abtswahl bestätigt sowie die Bestimmungen über die Vogtei; Altar- und Kirchenweihen usw.

Papst Honorius II. (1124-1130) bestätigte diese Urkunde am 27. November 1125. ( WUB Band III., Nr. N5, Seite 465)

Die Stifter ließen sich das Vogtrecht für sich und ihre Nachkommen  sowie die Wahl der Pröpste bestätigen. Regulierte Chorherren waren nach Nereshem gerufen worden, woher isst nicht bekannt. Sie verließen das Härtsfeld 1096 schon wieder.

Kloster Neresheim wurde in eine Benediktinerabtei umgewandelt. Deshalb bat Graf Hartmann1106  den aus seiner Abtei Petershausen vertriebenen Abt  Theoderich , der mit dem Aufbau von Kloster Kastl beschäftigt war, Mönche nach Neresheim zu entsenden.

Diese brachten die Observanz von Kloster Hirsau nach Neresheim.

Als erster Abt wird in der Biographia Benedictina  Ernst v.Dillingen 1095–1096 geführt. Auf ihn folgen dort Hugo v.Eberstein (?–1101 ) und Dietrich I. v.Grosslingen (1101–1118). Er war als Abt von Kloster Zwiefalten postuliert worden und starb 1118 . Heinrich I. v.Berriedten (1119–1125 ) war Prior in Zwiefalten, vor er Abt in Neresheim wurde.Unter ihm wurde die erste Klosterkirche von Neresheim geweiht, eine romanische Basilika. Aus einer früheren Ehe von Abt Heinrich stammte  Pilgrim v.Berriedten (1125–1137), der vor seinem Abbatiat in Neresheim Mönch in Zwiefalten war.

Auf einer um 1729 gefertigten Druckplatte. von Johann Georg Bergmüller (1688-1762), die wohl für Kloster Neresheim angefertigt wurde, ist sowohl der Gründer von Kloster Neresheim Hartmann I. als auch dessen 1. Abt Ernst dargestellt.

Ernst war der Bruder von Hartmann I.

Trotz reichhaltiger Ausstattung durch seinen Stifter kam das Kloster nicht so richtig in die Gänge. Hartmann bat deshalb seinen Sohn Ulrich I. von Kyburg-Dillingen, der von 1111-1127 Bischof in Konstanz war, aus der Hirsauer Tochtergründung Zwiefalten

nochmals Mönche nach Neresheim zu entsenden.

Nach dem Tod seiner Gemahlin Adelheid am 03.01. 1118 trat Graf Hartmann als Konverse  in sein Kloster ein. Er starb 1134. Beide wurden in Neresheim bestattet, wo sie bis heute noch in den Stifterdenkmalen ruhen.

Die Schwierigkeiten, die Kloster Neresheim am Anfang hatte, lag auch daran, dass das Kloster dreimal einen großen Schaden durch Brände erlitt.  (Anselm Lang, Kurze Geschichte des ehemaligen Klosters und Reichsstiftes, Nördlingen 1839, S.13)

Um 1135 lebte in Zwiefalten der Mönch Ortlieb. Er begann 1135 die Zwiefaltener Klosterchronik zu verfassen, das Chronikon Zwifaltense. Er beschreibt die Geschichte Klosters Zwiefalten von seiner Gründung 1089 bis zum Jahr 1109.

1137 wurde er vom Zwiefaltener Abt Ulrich I. (1095-1139) ins Kloster Neresheim geschickt. Berthold I (Abt in Zwiefalten von 1139–1141), der selbst eine Chronik von Zwiefalte schrieb, ergänzte Ortliebs Chronikon mit Anmerkungen.

Ortlieb war Abt in Kloster Neresheim von 1141-1164. Er scheint nicht nur ein guter Chronist gewesen zu sein sondern bewährte sich bald als Abt. Die Zahl der Mönche stieg auf etwa 25-30.

Auch ein Frauenkloster bestand in Neresheim unter dem Patrozinium des Heiligen  Apostels Andreas stehendes Frauenkloster, das nördlich der den heiligen Ulrich und Afra  geweihten Abteikirche lag.

1152 erhielt Abt Ortlieb eine größere Schenkung von Ehrenfried, ein Dienstmann des Grafen Albert von Dillingen, sich, nachdem er zuvor schon Güter, insbesondere in Mittelheim, an das Kloster überlassen, mit seiner Gemahlin Beatrix und allem Besitz

in dasselbe begeben und einen Jahrtag für sich und seine Gemahlin daselbst gestiftet habe. WUB Band V., Nr. N12, Seite 381-382.

Am 27. November 1152 erhielt das Kloster von Papst Eugen III. (1145-1153) eine Schutzurkunde.Papst Eugen III. nimmt das Kloster Neresheim mit dessen Besitzungen im Ganzen und an besonders genannten Orten in seinen Schutz und verleiht demselben viele andere Begünstigungen.

WUB Band II., Nr. 341, Seite 67-68 Am selben Tag wird eine gleiche Bulle über die Schutzurkunde ausgestellt. WUB Band III., Nr. N13, Seite 474.

Abt Ortlieb erhielt eine weitere päpstliche Urkunde am 14. März 1160 von Papst Alexander III. (1159-1181), in der dieser den Klosterbesitz bestätigte.

Papst Alexander III. bestätigt dem Abt und Kapitel des heiligen Ulrichs in Neresheim den Besitz der Kirche in Harthausen mit zwei Dritteilen des Zehenten und allen übrigen Zugehörungen. WUB Band II., Nr. 371, Seite 129

Auf Abt Ortlieb folgte Abt Heinrich II- (1166-1199). Er war der erste Abt, der seine Profess in Neresheim abgelegt hatte. Auf ihn folgte Abt Degenhard 1199–1219 .Sein Nachfolger Godebald v.Ehingen 1219–1249 wurde 1247 zum Abt von Ellwangen gewählt wohl bis 1249

blieb aber auch Abt in Neresheim.  Auf einer Für Erzbischof Siegfries III. von Mainz (1230-1240) von Papst Innozenz IV seine Abtei in Neresheim so lange zu behalten, bis er die Propstei Ellwangen in Besitz genommen harre RI Sigfrid III. (1230-1249) – RIplus Regg. EB Mainz 2 [n. 1855]

Unter Abt Heinrich II. erhielt Kloster Neresheim auch eine beachtliche Geldschenkung. Ein Kaufmann Ludwig aus Bopfingen schenkte dem Kloster 100 Talente Silber und es wurde bestimmt, wie diese zum Nutzen des Klosters benutzt werden. 1 Talent entsprach zu dieser Zeit einem Rechnungspfund von 240 Pfennigen Silber, was einem heutigen Wert von etwa 27.236,00 € entspricht. Wenn man bedenkt, dass die Kaufkraft damals wesentlich höher war, konnte man mit dieser Schenkung durchaus etwas anfangen.WUB  Band V., Nr. N16, Seite 385-386

In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Kloster Neresheim in die Wirren der Herrschaft Kaiser Friedrichs II (1212-1250 hinein gezogen. 1227 wurde er von Papst Gregor VII.(1227-1241) exkommuniziert.

Konrad IV. (+ 1254)der Sohn Kaiser Friedrichs II.regierte als König in Deutschland.Zwischen 1246 und 1249 kämpfte Konrad gegen die Gegenkönige Heinrich Raspe (1246-1247) und Wilhelm von Holland (1248-1254)

Konrad wurde unterstützt von dem Markgrafen Heinrich II. von Burgau (1242-1292). Er war einer der treuesten Weggefährten von Konrad. In den Annalen von Kloster Neresheim wird er unter den “Klosterbrennern/Schädigern” genannt.

Neresheim wurde von den beiden zwei mal in Brand gesteckt und einmal alles, was dem Kloster und den päpstlich gesinnten Grafen von Dillingen Hartmann und Albert gehörte, zerstört.(Lang S. 14)Der Brand wird auch in einer Urkunde von 1245 erwähnt

RI Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4510e  Verbrennung des Kloster Neresheim südwestlich von Nördlingen.

Graf Albert, der auch Schutzvogt des Klosters war sah sich 1250 genötigt, das Kloster mit Schanzen und Wällen zu umgeben und darin ein festes Schloss zu errichten.

Graf Albert verstarb 1257, ohne Erben zu hinterlassen. 1 Jahr später später starb Alberts Vater Hartmann der Ältere. Dessen weiterer noch lebender Sohn Hartmann von Dillingen (1248-1286).

Damit hatte Kloster Neresheim seine Schutzvögte verloren.

Zwar konnte die Abtei gemäß der Bullen von Papst Urban und Papst Honorius ihren Vogt selbst bestimmen.In dieser Zeit war Rugger (1249–1257) Abt. Auf ihn folgte Abt  Ulrich I. v.Ehingen (1257–1261 ) Dieser wurde  aber von seinem Nachfolger Walter I. (1261–1262)

gewaltsam aus dem Amt verdrängt. Nach dem Tod Walters sollte Ulrich das Amt wieder übernehmen, schlug dies aber aus.

Die erste Königsurkunde für Kloster Neresheim gibt es erst 1232 durch König Heinrich VII. (1221-1225), was sicher damit zusammenhängt, dass durch die Brände in Neresheim viele Urkunden verloren gingen.

Am 25. Dezember 1232 ließ er das von einem seiner Dienstmannen erkaufte Gut Ziertheim an die Kirche Neresheim weitergeben. In der folgenden Urkunde bestätigte er diese Schenkung. WUB Band III., Nr. 817, Seite 312-313 und Band IV., Nr. N118, Seite 415

1258 riß Graf Ludwig III. von Ötttingen (um 1200-1279) die Vogtei von  Neresheim an sich, zu mal das Hochstift Augsburg bei den Grafen von Augsburg stark verschuldet war. Nach Lang (S. 14) ins Kloster Neresheim ein und nahm, es mit allem, was dazu gehörte in Besitz.

Augsburg und Neresheim konnten während 5 Jahren den Streit auch kriegerisch nicht klären. 1263 fällte Albert der Große (um 1200-1280) in der Benediktinerabtei Hl. Kreuz in Donauwörth  einen Schiedsspruch. Die Vogtei über das Kloster Neresheim sollte den Grafen

von Oettingen gehören , bis Augsburg seine Schulden bezahlt habe.Es löste das Problem aber nicht. Neresheim gab seinen Anspruch auf Freiheit und Unabhängigkeit nie auf. Es folgten immer wieder Prozesse. Erst 1764 klärte ein

Urteil des Reichskammergerichts die Sache endgültig. Neresheim löste sich jetzt erst von der Abhängigkeit vom Hause Öttingen und wurde ein freies und unmittelbares Reichsstift.

Nach Walters Tod war die Abtwahl streitig. Aus einem anderen Kloster wurde ein Abt postuliert. Dietrich II. wurde zum Abt (1262-1287) gewählt. Er hatte das Amt 25 Jahre inne und legte es 1287 nieder.

Aus seiner Amtszeit gibt es eine Urkunde vom 13. Dezember 1278, die für die Geschichte von Neresheim  unwesentlich ist, aber etwas über die Beziehungen von Klöstern untereinander illustriert.

WUB Band VIII., Nr. 2839, Seite 146 “Abt Dietrich und Konvent von Neresheim verpfänden dem Abt Trautwein und Konvent von Kaisheim eine Handschrift des Josephus um die Summe von 8 Pfund Heller.” Abt Dietrich verpfändete Abt Trautwein ( 1266–1287) vom Kloster Kaisheim eine Handschrift. Die Klöster standen also durchaus in kulturellem Austausch miteinander. Flavius Josephus war schon bei den Kirchenvätern sehr beliebt und zählte noch über das Mittelalter hinaus zu den am meisten gelesenen Geschichtsbüchern der Antike.

Die Verpfändung war vielleicht so etwas wie eine Leihgebühr und war Abt Trautwein  nach heutiger Währung immerhin ungefähr 1.708,00 €. wert.

Vom 23.Mai 1282 gibt es eine weitere Urkunde von Dietrich. “ Abt Dietrich und Konvent von Neresheim überlassen dem Kloster Söflingen Harthausen mit dem Zehnten und dem Kirchensatz.” WUB Band VIII., Nr. 3149, Seite 349-350

Kloster Söflingen war ein ein 1239 gegründetes Klarissenstift in dem heutigen Ortsteil von Ulm.

Bei der Urkunde von Bischof Wolfhard regierte bereits Abt Friedrich v.Zipplingen 1287–1308. Er folgte nach dem Rücktritt von Abt Dietrich. Er war ein Edler von Zipplingrm und Cellerarius in Kloster Ellwangen. Von dort wurde er zum Abt von Kloster Neresheim berufen.

Schon unter seinen Vorgängern hatten Streitigkeiten und Parteiungen zu Konflikten geführt. Die Zahl der Mönche ab. Die Disziplin ließ nach. Auch die Klosterordnung den Besitz betreffend wurde immer weniger eingehalten. Es gab viele Konventuale mit Privatbesitz.

Abt Friedrich war in die inneren Zwistigkeiten von Neresheim nicht verwickelt

Er starb 1308. In seine Regierungszeit fallen mehrere  Papsturkunden, alle von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgestellt.Auch die 2. Königsurkunde für Neresheim, nämlich von  Adolf von Nassau (1292-1298) wird in seiner Regierungszeit ausgestellt.

Bischof Wolfhard von Augsburg beurkundet und bestätigt die Abmachung des Klosters Neresheim mit Georg von Eselsburg wegen der Fischenz zwischen Wittislingen und Ziertheim.
Band X., Nr. 4287, Seite 74 Dillingen, 1292. Oktober 13. Es ging um Fischrechte im heutigen Landkreis Dillingen. Bischof Wolfhard regierte von 1288-1302

Prior Jakob und Konvent von Ochsenhausen verkaufen an Kloster Neresheim ihre Güter in Demmingen. Band X., Nr. 4758, Seite 418-419 Ohne Ortsangabe, 1295. November 18.

Als Verkäufer wird ein Prior Jakob genannt. Allerdings führen wikipedia und wikiwand  für diese Zeit nur einen Prior Reiner. Der erste Abt in Ochsenhausen war Nikolaus Faber, 1392 zum Abt gewählt, bis 1422.

Demmingen ist heute ein Ortsteil von Dischingen auf dem Härtsfeld.

Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim alle seine Privilegien und Freiheiten. Band X., Nr. 4790, Seite 439 Rom, 1296. Januar 18. Die Urkunde wurde am 18. Januar 1296 in Rom ausgestellt.

Einen Monat später erfolgt noch einmal eine Bestätigung.Rom, 1297. Januar 18. Band XI., Nr. 4959, Seite 13
Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim alle päpstlichen, königlichen und sonstigen Privilegien und Freiheiten.

Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim alle päpstlichen, königlichen und sonstigen Privilegien und Freiheiten.  Orvieto, 1297. Oktober 7.Band XI., Nr. 5050, Seite 80

Diese Bestätigung folgte ein halbes Jahr später.

Am 7. Oktober 1297 bestätigte Papst Bonifatius den Kauf der Vogteirechte in Neresheim. durch den Grafen von Öttingen. Aber 1258 hatte er diese ja schon mit Gewalt in Besitz genommen.
Papst Bonifatius VIII. bestätigt den Kauf, wodurch das Kloster Neresheim von Graf Ludwig von Öttingen für eine bestimmte Summe seine Besitzungen und Vogteirechte in Kuchen, Auernheim, Neresheim, Ohmenheim, Hagenbuch und Braitenbuch samt dem Wald Wecenloch erworben hat

Orvieto, 1297. Oktober 7.
Band XI., Nr. 5050, Seite 80

Rom, 1297. April 22.
Band XI., Nr. 5005, Seite 43-44
Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Abt und Konvent von Neresheim auf ihre Bitten die Erwerbung des Dorfes Ummenheim

Rom, 1298. Januar 13.
Band XI., Nr. 5093, Seite 109-111
Papst Bonifatius VIII. bestätigt dem Kloster Neresheim seine Besitzungen und seine Ordensprivilegien.

Mit diesen Papsturkunden enden die im Württembergischen Urkundenbuch aufgeführten Papsturkunden.

Ohne Ortsangabe, 1299. Januar 13.
Band XI., Nr. 5215, Seite 199-200
Abt Friedrich und Konvent von Neresheim vertauschen Güter ihres Klosters in Fremdingen gegen ellwangische Güter in Kuchen.

Im Januar 1299 kam es zu einem Gütertausch zwischen Kloster Ellwangen und Neresheim

Augsburg, 1300. Juli 29.
Band XI., Nr. 5507, Seite 421
Abt und Konvent von Neresheim schenken dem Domkapitel zu Augsburg ihre Kirchen in Ballmertshofen und Großkuchen.

Bischof in Augsburg war zu dieser Zeit Wolfhard v. Roth (1288 – 1302) Am 13.August 1332 bestätigte der  Augsburger Bischof Ulrich II. von Schönegg (1331 –1337 ) die Schenkung. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 U 2

Die Königsurkunde Adolfs von Nassau wurde am 21. Oktober 1294 ausgestellt. RI Adolf – RI VI,2 n. 457 Mit dieser Urkunde erteilte Adolf dem Kloster die Erlaubnis,

reichslehenbare Güter, die man nur mit Genehmigung des Königs veräußern dürfe, bis zum jährlichen Ertrag von 50 Mark Silber (heute etwa 13.618,00 €)  in der Weise zu erwerben, daß diese Güter ohne Einholung seiner Einwilligung bloß auf Grund der zwischen dem Kloster und den Reichslehenträgern zustande gekommenen Veräußerungsabmachungen sofort in den Besitz dieses Stiftes übergingen.

Abt Friedrich verstarb 1308. Auf ihn folgte Abt Heinrich III. v.Merkingen (1308–1329) Er stammte aus der Familie der Herren von Merkingen, heute Dofmerkingen. Sein Regierungsantritt viel mit einer Familienfehde der Grafen von Öttingen zusammen, die auch das Kloster und das gesamte Härtsfeld in Mitleidenschaft zog. Er machte einen wichtigen Erwerb, nämlich die Hälft von Elchingen für 1200 Pfund.

Kloster Neresheim scheint auch in seiner Regierungszeit Schwierigkeiten zu bestehen gehabt haben, denn am 26. März 1317 beauftragte Papst Johannes XXII. (1315-1334)

den Abt von Adelberg, für die Rückgabe der dem Kloster Neresheim entzogenen Güter zu sorgen. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 Bü 1

Auf Heinrich folgte Abt Koloman, der 1329 erwählt wurde, aber schon im September 1329 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich II. v.Höchstätten (1329–1349)

Schon um 1250 waren die Klostergebäude restauriert worden Das reichte aber nicht mehr aus. Abt Ulrich ließ 1331 ein neues Dormitorium errichten und 1333 einen neuen Kreuzgang bauen.

Am 4. September 1332 schenkte Abt Ulrich und der Konvent von Neresheim dem Domkapitel von Augsburg die Kirche von Klein-Kuchen und das Patronatsrecht darüber, heute ein Ortsteil von Heidenheim. B 479 U 3

Abt Ulrich verstarb 1349 wahrscheinlich an der damals herrschenden Pest.

Sein Nachfolger wurde Abt Walter II. v.Bopfingen (1349–1368). Er geriet in eine Fehde mit den Grafen von Öttingen. Er wurde 1353 gefangengesetzt und übel behandelt.Der Konvent wurde verjagt und das Kloster beraubt.

Das Kloster geriet in Not und musste Verkäufe tätigen. Man scheint aber einen Modus vivendi gefunden haben.

Am 17. Juni 1367 stellte Kaiser Karl IV. (1346 bis 1355 dann Kaiser bis 1378) Abt Walter und Graf Ludwig VIII von Öttingen (1302-1378) eine Urkunde aus, mit der der Kaiser den Beiden erlaubte, auf einem Klostergut ein Bergwerk zu errichten und dort nach Erz zu suchen.

RI Karl IV. – RI VIII n. 4535 Allerdings scheint dieses Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt worden zu sein.

Abt Walter verstarb 1368.

Sein Nachfolger wurde Abt Konrad (1368–1372) Er resignierte 1372, verstarb aber kurz nach seiner Resignation.

Am 29. März 1379 verlieh Kaiser Karl IV.  Graf Ludwig VIII von Öttingen  die Vogtei über Kloster Neresheim, die ja Graf Ludwig III. 1258 mit Gewalt an sich gerissen hatte.

Dieser hatte sie an Graf Ludwig, den Enkel seines verstorbenen Bruders weiter verkauft. RI Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 7538]

Nachfolger von Abt Konrad wurde Abt Wolfhard v.Steinheim  (1372–1380). Der Schenk Andreas von Wittislingen , das ist ein Dorf  am Südrand der Schwäbischen Alb, hatte eine Fehde mit Kloster Neresheim.

1372 brannte das Dormitorium ab. Schenk Andreas nahm Abt Wolfhard gefangen und behandelte ihn übel. Auch die Dörfer Groß-und Kleinkuchen wurden nieder gebrannt. Die Grafen von Öttingen kamen dieses Mal aber ihrer Aufgabe als Schutzvögte nach und ließen 1375 Schenk Andreas

enthaupten. Abt Wolfhard starb 1380.

Sein Nachfolger Abt Nikolaus v.Elchingen (1380–1405) wurde zwar kanonisch gewählt.Aber Wilhelm bemächtigte sich unterstützt von der Partei der  Grafen von Öttingen sich der Abtswürde. Es begann ein heftiger Machtkampf, obwohl Papst Urban VI. (1378-1389)

1386 die Wahl von Abt Nikolaus bestätigt hatte. Erst nachdem König Wenzel (1376-1400) Wilhelm durch einen Spruch vertrieb, kämpfte er noch zwei Jahre weiter und verstarb 1394. Das Kloster brannte im Laufe der Auseinandersetzungen völlig ab.

Erst 1392 war Nikolaus in den Besitz der äbtlichen Würde gelangt. Er verstarb 1405.

In diesem Jahr brannte das Städtchen Neresheim völlig ab. 30 Personen kamen bei dem Brand ums Leben.

Nachfolger von Abt Nikolaus wurde Abt Ulrich III. v.Roden(1405–1423 Er stammte aus der ritterlichen Familie von Hohenroden

Er resignierte 1423 und verstarb im selben Jahr.

Aus dem Anfang seiner Regierungszeit stammt folgende Urkunde “Abt Ulrich und der Konvent des Klosters Neresheim geloben den Grafen Ludwig XI. der “Hofmeister (1371-1440) und Friedrich III. Die Urkunde wurde am von Oettingen (1371-1423)  Treue und Gehorsam.
Die Urkunde wurde am 14. Oktober 1405 ausgestellt. Staatsarchiv Ludwigsburg
B 479 Bü 1

Er ordnete die Verhältnisse in Neresheim wieder und tätigte auch einige Erwerbungen.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich IV. v.Stain (1423–1446). Er stammte aus der schwäbischen Familie von Diemantstein.

Seine Gelehrsamkeit wurde gerühmt.

Er vertrug sich mit den Grafen von Helfenstein über Rechte in Aufhausen an der Brenz, heute ein Stadtteil von Heidenheim, mit Kloster Ellwangen über Güter auf dem Härtsfeld.

Der Hochstatter Hof bei Dichingen ist seit 1298 als Neresheimer Besitz belegt. Dort kaufte Abt Heinrich noch vorhandenes Privateigentum auf. (alles auf Seite 379 in Beschreibung des Oberamts Neresheim, Stuttgart 1872, S. 378)

Abt Heinrich verstarb 1446

Sein  Nachfolger wurde Abt Rudolf Jäger (1446–1465). Er war der 2.Abt nichtadeliger Abkunft in Neresheim.

In seine Regierungszeit fiel der Süddeutsche Städtekrieg von 1449-1450. Es war der Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen Fürsten und Reichsstädten. Hintergrund der Auseinandersetzungen waren Streitigkeiten des Markgrafen Albrecht „Achilles“ von Brandenburg-Ansbach (1440-1486) mit der Reichsstadt Nürnberg. Im Städtebund waren 31 Städte zusammengeschlossen. Markgraf Albrecht zog 1449 über Neresheim und Bopfingen.

Das nächste kriegerische Ereignis für Neresheim folgte nur kurz später. Herzog Ludwig IX.von Bayern (1450 bis 1479) besetzte im Bayrischen Krieg (!456-1462) 1462 Kloster Neresheim, musste sich aber bald wieder zurückziehen.

Abt Rudolf verstarb 1465.

Auf ihn folgte Abt Georg I. v.Nenningen (1465–1476) Er erwarb Ablässe für seine Klosterkirche Er verstarb 1476. Er erbaute die neue Stadtpfarrkirche innerhalb von Neresheim.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard v.Emertshoven (1476–1494)

Er wird gerühmt wegen seiner Klugheit in Geschäften, seiner Gelehrsamkeit, seiner Mildtätigkeit und seiner Frömmigkeit. Mit den Grafen von Öttingen lebte er in gutem Einvernehmen.

In seiner Regierungszeit war die Öttingische Fehde. Das war  eine Auseinandersetzung mit Herzog Georg dem Reichen von Bayern (1479-1503) Wegen Verletzung seines Territoriums hatte er 1485 ein starkes Heer vor Nördlingen.

Als dem Kloster Gefahr drohte,rettete er eine ihm anvertraute Truhe mit Kleinodien und Urkunden und brachte sie in einem Panzer unter der Kutte in Sicherheit. Er verschönerte auch die Klosterkirche.

Er führte Kloster Neresheim in die Bursfelder Kongregation. Innerhalb von 18 Jahren wurde die Abtei fünf mal visitiert. 1444 erfolgte die offizielle Anerkennung des Zusammenschlusses von Bursfelde durch das Basler Konzil. 1459 bestätigte Papst Pius II. ( 1458-1464)

die Kongregation.

Auf die Disziplin, die unter seiner Regierung auch nach ließ, was damit begründet wird, dass er viel zu auswärtigen  Geschäften herangezogen wurde,hatten die Visitationen allerdings wenig Einfluss.

Abt Eberhard verstarb 1494.

Sein Nachfolger wurde  Johann I. v.Waiblingen (1494–1507) Er stammte aus Schwaben und war ein gewissenhafter und gottesfürchti9ger Abt. Er versuchte die Klosterdisziplin in Neresheim wieder herzustellen. Er berief 1497 aus Kloster St. Ulrich und St.Afra

in Augsburg, das damals in hervorragendem Ruf stand, 4 Priester und einen Laienbruder nach Neresheim. Sigismund Zimmermann wurde zum Prior bestellt.

In Augsburg war zu der Zeit Friedrich von Zoller (1486-1505) Bischof. Er unterstützte die Reformbestrebungen im Benediktinerorden. Er, sowie der Abt Konrad Mörlin (1496-1510)vom Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg und Bartholomäus Degenschmied (1486–1517) vom

Kloster Heiligkreuz in Donauwörth. In beiden Klöstern muss ein  erhebliches Reformpotential bestanden haben. Abt Konrad sandte Konventuale aus seinem Kloster in andere Klöster, um die Reform zu unterstützen, so auf die Reichenau und eben auch nach Neresheim.

Von Heiligkreuz wurde Kloster St. Mang in Füssen reformiert und Abt Bartholomäus schickte seinen  Prior Johannes Hess als Abt nach Füssen und konnte ihm gleich 5 Mönche aus Donauwörth mitgeben.

Die beiden Äbte, Bischof Friedrich sowie Graf Joachim von Öttingen (1470-1520). Sie vereinbarten, dass eingeschlichene Unregelmäßigkeiten beseitigt und Missbräuche abgeschafft werden sollten. Man sollte sich

nach den Plänen der Melker Kongregation richten. 1502 führten die Äbte Gregor von Blaubeuren (1495- 1522) und Johann von Elchingen (1498-1519). Bei dieser Visitation sollte vor allem überprüft werden, wie weit die Reformen von Melk

umgesetzt wurden. Zwei weitere gelehrter Mönche wurden  nun von Kloster Elchingen nach Neresheim berufen. Kloster Elchingen war nun so was wie der Vorreiter der Melker Reform für Klöster in Schwaben geworden.

Einer der Mönche war Pater Johann von Vinsternau, der in Neresheim Prior wurde und Nachfolger von Abt Simon. Der andere war Pater Sigmund Reyser. Gieser wurde als besonders kluger Reformer der Klosterzucht in Neresheim gerühmt. Er verstarb schon 1502.

Abt Johann verschenkte auf Drängen von Bischof Friedrich die Jagdregale von Kloster Neresheim an die Grafen von Öttingen, ohne eine Gegenleistung zu erhalten.

Aber Abt Johannes schlichtete auch Streitigkeiten zwischen Kloster Neresheim und Elchingen und seinen Untertanen in Neresheim. Er gewann auch einige Prozesse. Alters-und krankheitshalber resignierte er 1507 und starb kurz nach seinem

Amtsverzicht im Klosterhof in Bopfingen.

Sein Nachfolger wurde Abt Simon v.Bernstatt (1507–1510).

Er war der letzte Abt aus adligem Geschlecht. Die nun streng beachtete Regel scheint die Söhne des schwäbischen Adels vom Klostereintritt abgehalten zu haben.

Noch vor der ersten Visitation und Reform von Kloster Neresheim stand Simon in sehr schlechtem Ruf und nur durch demütiges Bitten und Versprechen, sich zu bessern, durfte er im Kloster bleiben.

Aber er hielt sich an sein Versprechen und wurde 1507 sogar zum Abt gewählt. Er er hielt sich aber an sein Versprechen und wurde ein vorbildlicher Abt.

Er sorgte für den Kirchenbau in Neresheim. Er legte einen Waidprozess mit den Bürgern von Neresheim bei. Er starb nach nur drei Regierungsjahren, aber seine Mönche gaben ihm den Ehrentitel Liebhaber seiner Brüder (amator Fratrum)

Karl Alois Nack, Reichsstift Neresheim, Eine kurze Geschichte  dieser Benediktinerabtey, Neresheim 1792, S. 60

Sein Nachfolger wurde Abt Johann II. v.Vinsternau (1510–1529). Er ist 1468 in Höchstädt geboren

In Mönchsdeggingen trat er ins Kloster ein.

Er war sei 1488 Profess im Reformkloster Elchingen. 1492 wurde er Priester.

Am 29. Juli 1510 wurde er Abt in Neresheim.

Kurz danach, am 10. August 1510 nahm Graf Joachim von Öttingen (1470-1520) Kloster Neresheim in seinen Schutz. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 U 8

1514 wurde er auf dem Provinzialkapitel der Bursfelder Kongregation zum Kovisitator ernannt. 1515 wurde er Visitator generalis und 1518 Praeses der Provinz Mainz.

1521 wurde er auf dem Kapitel in Donauwörth in diesem Amt bestätigt.Mit Abt Georg (1508–1527) von Kloster Wiblingen war er zusammen in Rom, wo er von Papst Leo X. (1513-1521).

Dort erwirkte er Erleichterungen im Fleischgenuss.Er war der Meinung, dass das Klöster attraktiver machte, brachte ihn  allerdings in harschen Gegensatz zu einigen Mönchen der Bursfelder Kongregation,

die jeglichen Fleichgenuss verdammten Johannes verteidigte sich in einer eigenen Druckschrift.

In Rom erwarb er sich das Recht, ein Mitra zu tragen, was er allerdings nie machte, weil es sich mit seiner persönlichen Bescheidenheit nicht vertrug.

Abt Johann wurde früh mit der Widerspenstigkeit seiner Bauern konfrontiert. Sie weigerten sich Abgaben zu zahlen und verweigerten Dienste.

Als die Unruhen zunahmen, hatte er alles  was von Wert war, teils nach Schloss Wallerstein, teils nach Öttingen bringen lassen. Getreide und Vieh hatte er im Kloster belassen, und eine Besatzung von mehr als 100 Bewaffneten ins

Kloster kommen lassen. Abt Johannes hatte sich nach Wallerstein geflüchtet. Das Kloster war geplündert und beschädigt worden. Die Wertgegenstände waren aber vorher in Sicherheit gebracht worden.

Als sich die Lage beruhigt hatte, kehrte Abt Johannes nach Nersheim zurück.

Als Humanist kümmerte sich Abt Johannes auch besonders um die Bibliothek. Er ließ kunstvolle Exlibris, also Eigentumsvermerke, entwerfen.

Ende des 15. Jahrhunderts erhielt die Klosterbibliothek über 200 Frühdrucke. Sie sind heute wie die Handschriften im Besitz der Fürstlich Thurn und Taxis’schen Hofbibliothek Regensburg

Seinem Mönchen empfahl er selbstgefertigte Auszüge aus Seneca zur Tischlektüre. Während der Fastenzeit wurden diese den Mönchen zur Belehrung und Erbauung vorgelesen und erklärt.

Eine bibliophile Kostbarkeit ist eine lateinische Handschrift der Melker Gewohnheiten aus den Jahren zwischen 1497 und 1498. Sie führt die benediktinischen Regeln auf, verbunden mit

Reformempfehlungen, die in Neresheim übernommen wurden. Sie ist heute in der Schatzkammer des Klostermuseums zu sehen.

Um der Reformation entgegen zu wirken zog er in der Gegen von Neresheim umher. Er unterrichtete Kinder und predigte Erwachsenen.

Er konnte verhindern, dass Neresheim von der Reformation erfasst wurde.

Er war ein sparsamer Wirtschafter und befreite das Kloster von Schulden. Er machte auch neue Erwerbungen.

1529 verstarb er an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger wurde Abt Matthias Guttermann (1529–1545). Er stammte aus Honfolgen, das war der älteste bischöfliche Besitz des Bistums Augsburg.

Er war ein guter Wirtschafter und sorgte sich sowohl um das geistliche als auch das wirtschaftliche Wohl des Klosters.

Er legte einige Streitigkeiten wegen Waidsachen bei.

1537 kaufte er den Flurtshäuserhof, heute in Kösingen, Ortsteil von Neresheim von den Grafen von Öttingen, die diesen Hof seit 1500 besessen hatten.

Mit den Pfalzgrafen bei Rhein machte er einen Wald und Wiesentausch.

Besonders unterstützte er das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth. Dieses war hochverschuldet. Abt Matthias tilgte diese Schulden und sorgte zusammen mit dem Augsburger Bischof Christoph von Stadion (1517-1543) wieder für Frieden und Ordnung in dem Kloster.
1543 erhielt Abt Matthias von Kardinal Giovanni Poggio (oder Poggy)(1493-1556), der als päpstlicher Nuntius am Hof Karls V. (1519-1556)in Spanien tätig war das Recht auf den Gebrauch der Pontifikalien verliehen. “Der apostolische Nuntius, Johannes Poggy, verleiht dem Abt des Klosters Neresheim das Recht des Gebrauchs der Pontifikalien und der Weihe der Kirchengewänder und der Ornamente, ferner das Recht der Firmung seiner Vasallen und Untertanen. “ Staatsarchiv Ludwigsburg {B 479 U 10}

Er erhielt die Pontifikalien zusammen mit Abt Andreas II. Dirlin (Dirrlin) (1541–1547) von Kloster Elchingen vom Augsburger Bischof Otto von Waldburg (1543-1573) in Dillingen. Da Augsburg evangelisch geworden war, residierten die Augsburger Bischöfe in Dillingen.

In der Regierungszeit von Abt Matthias wurde der in Neresheim geborene Pater Gregor Diethey, der in Neresheim seine Profess abgelegt hatte in das Rieskloster Mönchsdeggingen postuliert. Er wurde dort Nachfolger von Abt Alexander Hummel (1516-1535)

und war in Deggingen von 1536-1547 Abt.

Abt Matthias verstarb nach 16 Regierungsjahren im Alter von 53 Jahren 1545.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann III. Schweickhofer (1545–1566). Er ist in Bollstatt geboren.

Nach Karl Alois Nack, Reichsstift Neresheim, Eine kurze Geschichte dieser Benediktinerabtey in Schwaben, Neresheim 1792, S. 67 war Abt Johann gutherzig, gelehrt und fromm. In seiner kurzen Geschichte hat er Kurzbiographien von allen Äbten, die eine

gute Quelle darstellen.

Abt Johannes hatte das Pech, dass kurz nach seinem Regierungsantritt der Schmalkaldische Krieg ausbrach, der Kloster Neresheim hart traf und schwer schädigte.

Am 27. Februar 1531 schossen sich einige protestantische Fürsten, unter ihnen Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen(1532-1547), Landgraf Philipp von Hessen(1518-1567), die Herzöge Philipp von Braunschweig-Grubenhagen (+1551) und Ernst von Braunschweig-Lüneburg(1521-1546) sowie elf Reichsstädte in Schmalkalden in Thüringen zu einem Verteidigungsbündnis zusammen. Dieses richtete sich vor allem gegen Kaiser Karl V., für den die Wiederherstellung der Religionseinheit im Reich – ob mit friedlichen Mitteln oder mit Gewalt – ein zentrales Anliegen war.

Der Friede von Crepy vom 18.September 1544 zwischen Kaiser Karl und dem französischen König Franz I. (1515-1547).

1545 wurde ein Waffenstillstand zwischen Habsburg und dem osmanischen Reich geschlossen

Nun hatte Kaiser Karl den Rücken frei und begann mit Kriegsvorbereitungen. Dem Schmalkaldischen Bund entging das natürlich nicht.

Im Juli 1546 stellten die süddeutschen Reichsstädte ein Heer von 12.000 Mann auf die Beine. Dem standen etwa 16.000 Mann und 5000 Reiter des Kaisers gegenüber.

Truppenverstärkungen aus Ungarn, Italien und den Niederlanden waren unterwegs.

Graf Ludwig von Öttingen –Öttingen (1508-1569)aus der Linie Öttingen-Öttingen war zum Protestantismus übergetreten.

Er fiel 1546 bewaffnet ins Kloster Neresheim ein und verlangte, “ dass man den katholischen Religionsübungen, besonders dem Messopfer ein Ende bereiten solle und sich ihm als rechtmässigen Schutzherrn verpflichten sollte” (Nack S. 68)

Da Kaiser Karl im Anmarsch war, musste sich Ludwig zurückziehen.

Das Dörfchen Ohmenheim, heute Teilort von Neresheim wurde am 12. November 1546 von aufständischen spanischen Soldaten aus dem Umfeld der kaiserlichen Armee heimgesucht. Sie richteten ein fürchterliches Blutbad an.

Dabei starben 120 Dorfbewohner – darunter 35 Frauen und 40 Kinder. Häuser wurden angezündet. Bald brannte das ganze Dorf. Zwar hatte der Kaiser sofort Reiter in die Dörfer geschicktund befohlen,

die Aufständischen zu töten. Die Gräueltaten nahmen erst ein Ende, als die kaiserlichen Reiter die Gegend wieder verlassen. Zurück bleiben viele kranke Spanier.

Der Kaiser übernachtete am 25. November 1546 in Begleitung des Augsburgers Bischof Otto in Kloster Neresheim. Zum Zeichen seiner Zufriedenheit hatte Kaiser Karl Abt Johannes eine kostbare mit Gold und Perlen geschmückte Inful geschenkt.

Nachdem der Donaufeldzug (Juli bis November 1546) beendet war konnte das Kloster und Umland wieder aufatmen. Ausgestanden war die Sache aber noch nicht.

1552 folgte der Fürstenaufstand, Bei dem Moritz von Sachsen eine Schlüsselrolle spielten. Unmittelbar aus dem Fürstenaufstand entwickelte sich der Markgrafenkrieg. Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg (1440-1486) wollte seien Einfluß in Franken ausweiten und

und Ansprüche gegenüber dem regionalen Konkurrenten Nürnberg geltend  machen. Er kämpfte auch aktiv gegen den Katholizismus, was  durch Plünderung und Brandschatzung der Hochstifte auch lukrativ war.

Am 27 April 1552 kam  Markgraf Albrecht vor Kloster Neresheim an. Er betrug sich sehr freundlich und versicherte, dem Kloster keinen Schaden zu fügen zu wollen. Am nächsten Tag aber verlangte er 100.000 Gulden, das waren etwa 21.483.738,00 €.

Am dritten Tag nahm er 10 Pferde und 2 fette Ochsen mit. Zwei Tage später drangen sächsische und hessische Truppen in das Kloster ein und plünderten es entgegen den Zusicherungen des Markgrafen. Was sie nicht wegschleppen konnten, zerstörten sie.

Die Mönche wurde grausam misshandelt, viele verewundet. Sie suchten Zuflucht bei den Stadtbewohnern und kamen dort für mehrere Wochen unter.

Zur gleichen Zeit hatte der protestantische Graf Ludwig XVI. von Öttingen seinen katholisch gebliebenen Bruder Friedrich V.(1516-1579) von Öttingen verdrängt und sich in den Besitz von dessen Gütern und Herrschaft gebracht.

Am 6. Mai 1552 schickte Ludwig 20 Reiter nach Neresheim, nahm dort den Abt gefangen und brachte ihn auf einem Karren nach Wallerstein. Er blieb dort 14 Tage in Gefangenschaft und er und der gesamte Konvent mussten Graf Lud

und dessen Söhnen den Treueid schwören. Dann nahm der Graf auch den Prior Martin Unkauf und den Großkeller Ulrich Windsch gefangen und brachte sie ebenfalls nach Wallerstein.

Alles geflüchtete Silber, Bargeld und andere Kostbarkeiten mussten angezeigt werden und wurden einbehalten. Das Kloster verlor wertvolle Urkunden. Der Prior und der Großkeller wurden am 20. Mai freigelassen. Der Abt blieb weiter gefangen.

Der Abt wurde gezwungen, eine Schuldenlast von 12.000 Gulden, das sind etwa 2.578.049,00 €.

1553 suchte das Kloster Hilfe beim Kaiser. Der Graf musste das Abgenommene zurückgeben. Alle mit Gewalt aufgezwungenen Verbindlichkeiten wurden für nichtig erklärt.

Als wieder Frieden herrschte,bemühte sich Abt , alle im Krieg erlittenen Schäden wieder gut zu machen.Gebäude wurden ergänzt. Schulden wurden abgetragen, die Kirche wieder geschmückt.

Abt Johann war sehr wohltätig. Im Schmalkaldischen Krieg wurden vor das Kloster geplündert wurde,  täglich 150 Bedürftige, die ausgeraubt waren, gespeist.

1549 verlegte der Augsburger Bischof Otto das „Collegium St. Hieronymi“  von Augsburg nach Dillingen. 1551 erhob es Papst Julius II (1550-1555) zur Universität. Dort lehrten Jesuiten, die  nachhaltig den Priester- und

Ordensnachwuchs formten.Auch die Abtei Neresheim erhielt  wichtige Impulse für die Pflege der Wissenschaften im Kloster und die Förderung der Schulbildung auf dem Härtsfeld.

Abt Johann schaffte viele Bücher für die Bibliothek. Einige schrieb er selbst.

Johann stand der Abtei 21 Jahre vor. 1556 legte er durch Krankheit und Alter entkräftet sein Amt nieder. Er starb 4 Jahre später im Alter von 78 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt Georg II. Gerstmayer (1566–1584). Er stammte aus Teissenhofen in Schwaben und war vor sein er Wahl zum Abt Prior.

Er stellte wieder eine gute Klosterdisziplin her. Er begann eine Restauration und Verschönerung des Klosters. Auch um die Bibliothek. Dafür sowie für die wissenschaftliche Bildung der Mönche wurden mehrere Tausend Gulden ausgegeben.

Das Kloster erwarb sich in Sachen Bildung einen hervorragenden Ruf Viele Religiosen aus anderen Klöstern wurden zur Weiterbildung nach Neresheim geschickt, auch Lehrkräfte von dort zum Unterricht an andere Klöster berufen.

Ein ständiger Streitpunkt blieb das Verhältnis zu den Grafen von Öttingen. Zwar hatte Abt Georg 1577 eine große Summe bezahlt, um die Streitigkeiten zu beenden und allen weiteren Forderungen enthoben zu sein.

Das beseitigte die Schwierigkeiten aber immer noch nicht. Die Grafen wollten das Kloster wie ein Jagdschloss benutzen. Graf Wilhelm II. (1541-1602) besetzte das Kloster und hielt den Abt gefangen. Dieser beschwerte sich bei

Bischof und Papst.und bei Kaiser Rudolf II.(1576-1612) der gerade auf dem Augsburger Reichstag von 1582 weilte, beauftragte  Herzog Wilhelm V. von Bayern (1579-1597) die Streitigkeiten zu untersuchen und zu schlichten.

1583 schlossen Graf Wilhelm und Abt Georg in München einen Vertrag. In der Hauptsache, nämlich der Frage der Landesherrlichkeit entschied der Vertrag aber nichts. Das Übel war so nicht beseitigt und die Situation entspannte sich nur für kurze Zeit

ein wenig. Abt Georg war in hohem Alter, kränklich und hatte in der Haushaltsführung tatsächlich einige Fehler gemacht. Man brachte ihn dazu, dass er 1584 resignierte. drei Jahre nach der Niederlegung seines Amtes verstarb er.

Sein Nachfolger wurde Abt Melchior Hänlin (1584–1616). Er stammte aus Welden, heute Markt Welden im Landkreis Augsburg,

Er wurde am 1. März 1584 zum Abt gewählt und war vorher Prior in Neresheim.

Als er sein Amt antrat, war kaum Geld im Kloster vorhanden und auch der Lebensmittelvorrat scheint nicht groß gewesen zu sein. Der Augsburger Bischof Marquard II. vom Berg  entwarf zusammen mit dem gräflichen Schutzvogt eine Ordnung für die

Haushaltung des Klosters. Das spricht dafür, dass einiges im Argen lag. Aber Abt Melchior brachte das Kloster in jeder Beziehung zur Blüte. Der gute Ruf von Neresheim als Bildungsstätte sorgte dafür, dass viele Klöster ihre Mönche zur

Weiterbildung nach Neresheim schickten. Aber auch in Sachen klösterlicher Disziplin war Neresheim eine gute Adresse.7 Religiose wurden in ander Klöster verlangt, um dort zur Hebung der Disziplin beizutragen.

Pater Sebastian Reizner kam als Prediger nach Niederaltaich. Pater Lohann Wirth wurde ins Schottenkloster in Wien berufen, um dort an der Verbesserung der Disziplin mitzuwirken. Pater Michael Melder ging als Prior ins Kloster Mondsee.

Der Augsburger Bischof Johann Otto von Gemmingen (1591-1598) berief Benedikt Rohrer als Prior nach Kloster Fultenbach.

Pater Christoph Baldauf wurde dem Elchinger Abt Thomas II. (1602-1619) beigegeben, der dort als Klostervisitator tätig war.

Abt Melchior sorgte nicht nur für einen hervorragenden Ruf seiner Klosterschule. Für die Bibliotheek gab er wie sein Vorgänger viel Geld aus.

Er sorgte für die wissenschaftliche Bildung seiner Konventualen und schickte viele auf die Universität nach Dillingen.

Er baute Kirchen und Kapellen. Andere besserte er aus, versah sie mit Türmen und die Türme mit Uhren. Er erbaute die Kapelle auf dem Friedhof von Neresheim.

In Großkuchen erbaute er das Pfarrhaus und in Neresheim das Schulhaus.

Abt Melchior war 32 Jahre Abt und verstarb am 12.Juli 1616.

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt I. Rohrer (1616–1647). Er wurde am 14. Oktober 1579 in Knöringen, heute Ortsteil von Burgau geboren.

1595 legte er seine Profess ab. Er studierte in Dillingen Theologie und orientalische Sprachen.

1606 wurde er Priester.

Nach seiner Zeit als Prior in Fultenbach wurde er 29. Juli 1616 zum Neresheimer Abt gewählt.

Kurz nach seinem Regierungsantritt begann er mit dem Bau des Turmes des romanischen Vorgängerbaues, den er von 1617-1627 von den Baumeister Peter Schwarz errichten ließ.

Er gleicht dem kurz vorher vollendeten Turm der Augsburger Abtei St. Ulrich und Afra. Er wirkt älter als er ist. Man kann diesen Turm durchaus als Programm verstehen.

Der Turm ist eine machtvolle Demonstration der beanspruchten Unabhängigkeit von dem Hause Oettingen, mit dem es ja ständig Souveränitätskonflikte gab.

Da ist Verweis auf die reichsfreie Abtei in Augsburg und natürlich die weithin sichtbare Dominanz des Turmes.Mit dem Einfügen völlig unmoderner romanischer Blendarkaden und romanischer Zwillingsfenster verweist man zudem noch auf das hohe Alter der Abtei im Gegensatz zum jungen Hause Oettingen.

Der ganz aus Quadersteinen aufgeführte Turm war ursprünglich 165 Meter hoch und mit 5 Glocken bestückt.

1789 ließ Abt Michael den Turm um 20 Meter erhöhen, wohl auch um ihn neben der neuen nordwärts angebauten Kirche nicht zu niedrig erscheinen zu lassen.

Abt Benedikt unterhielt gute Beziehungen zum Salzburger Erzbischof Markus Sittikus (1612-1619) und unterstützte dessen Bestregungen zum Aufbau einer Universität in Salzburg. Er schickte mit

Pater Zacharius Witzenberger und Pater Thomas Weiss zwei seiner besten Kräfte als Professoren nach Salzburg.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 markierte den Auslöser und den Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Auf das Härtsfeld hatte das zunächst keine Auswirkungen. Das sieht man auch daran, dass Abt Benedikt seinen Turm bis 1627 fertigbauen konnte.

Aber die menschliche Ohnmacht förderte den Aberglauben.In Neresheim gab es Hexenverfolgungen, denen im Jahr 1629 24 Menschen zum Opfer fielen. In Wallerstein starben 1629 34 Menschen.

Der Stadtrat von Neresheim nahm die Hexenjagd zunächst mit Begeisterung auf. Aber sehr schnell merkte man, dass man sich damit  ins eigene Fleisch schneidet.

Denunzieren brachte nichts , jeder konnte der Nächste sein.

Ein weiteres Unheil, das die Menschen bedrohte war die Pest.  Sie wütete und raffte viele Menschen dahin. 1628  gab es n Neresheim ein 40-stündiges Gebet zur Abwehr der Seuche.

Das erste Pestopfer hatte Kloster Neresheim am 19. September 1634 zu beklagen. Pater Lukas Heilig starb an der Pest.

Nachdem die Schweden am 6. Juli 1630 auf Usedom gelandet waren, griffen sie in den Krieg ein.

Nach der Schlacht bei Bamberg am. 9. März 1632 konnte General Johann T’Serclaes von Tilly (ab 1630 oberster Feldherr der Katholischen Liga und der kaiserlichen Armee-+1632). Aber nach der Schlacht bei Rain am Lech standen die Schweden in Franken.

Der Krieg machte sich nun bemerkbar  in Form von Plünderungen auf dem Härtsfeld und im Ries durch Truppen, die durch die Region zogen.

Der schwedische General Lorenz von  Hofkirchen übernahm 1633 ein schwedisches Kavallerieregiment und wurde Generalleutnant in der Armee Bernhards von Sachsen-Weimar (+ 18.7. 1639)

1632 erhielt er von Gustav Adolf II. den gesamten katholischen Besitz der Grafschaft Oettingen-Wallerstein zum Geschenk, der übrige Teil blieb im Besitz der protestantischen Oettingischen Linie. Von 1632 bis 1634 war er auch im Besitz von Stadt und  Kloster Neresheim.

Als Besitzer von Neresheim reformierte er dort alles. Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna ( † 28. August 1654) belehnte Lorenz von Hofkirchen am 21. August 1633 auch mit Neresheim und stellte darüber eine Urkunde aus.

Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 Bü 2

Die Schlacht von Nördlingen im September 1634 veränderte die Lage im Härtsfeld gravierend.

Kurz vor der Schlacht war die Stadt Neresheim evangelisch geworden. Im Kloster waren bis auf den Abt und drei Mitbrüder wurden alle Mönche aus dem Kloster ausgewiesen worden.

Die Niederlage bei Nördlingen hatte für die Protestanten schreckliche Folgen.Ihr Neresheimer Pfarrer wurde gevierteilt, die Stadt wurde wieder katholisch. Die Schweden flüchteten mit der Kriegskasse über Neresheim nach Heidenheim. Aber die kaiserliche Soldateska verfolgte die Flüchtenden und metzelte sie in den Härtsfelder Wäldern nieder.

Abt Benedikt konnte sein Kloster wieder in Besitz nehmen, aber es war ein fast leeres Kloster. Fast alles fehlte und es herrschte äußerste Notdurft,

Mißwuchs und Hungersnot, Pest und anderes Elend wechselten. Die meisten Mönche starben oder flohen in andere Klöster, viele nach Österreich.

1647 lebten nur noch 4 Mönche in dem Kloster und diese mussten täglich auf einen Überfall gefasst sein.

Ein letzter trauriger Höhepunkt in dieser Gegend war die Schlacht bei Alerheim, heute Landkreis Donau Ries am 3. August 1645. Sie fand zwischen der französisch-weimarischer-hessischen Armee und bayerisch-kaiserlichen Truppen statt und endete mit einem französischen-alliierten Sieg.

Alerheim wurde dabei so zerstört, dass es erst 70 Jahre später wieder auf gebaut war.

Abt Benedikt flüchtete 1646 erst n ach Augsburg, da der Aufenthalt im Kloster unhaltbar geworden war und dann ins Kloster Admont in die Steiermark. Er konnte dort noch ein halbes Jahr die Gastfreundschaft des Benediktinerklosters erleben

und verstarb am 19. Juni 1647. Er hatte in Neresheim 31 Jahre regiert.

Sein Nachfolger wurde Abt Meinrad Denich (1647–1664).Er ist am  16.09. 1603 in Mindelheim geboren. 1622 trat er in die Abtei Neresheim ein. 1622 begann er auch sein Studium in Dillingen. Er startete mit Rhetorik. Von 1623-1625 studierte er Physik und Metaphysik;. Am 17.06.1628 wurde er Priester.

1629-1631 Prior in Mönchsroth. Mönchsrot wurde von den Graf Ludwig von Öttingen  1558 säkularisiert, nachdem dieser evangelisch geworden war.1629 befand sich Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) und konnte es sich leisten, am 6. März 1629 ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände

das Restitutionsedikt zu erlassen. Damit sollte der geistliche Besitzstand wieder auf den Stand des Jahres 1552 vor dem Augsburger Religionsfrieden gebracht werden. Auch Mönchsroth wurde dem Benediktinerorden zurückgestellt und dort ein

Priorat eingerichtet. Meinrad war dort vier Jahre Superior, bevor er 1631 von den Schweden vertrieben wurde. Er flüchtete nach Österreich, wo er elf Jahre in einer Pfarrei tätig war. 1643 kehrte er nach Mönchsrot zurück.

Nach dem Tod von Abt Benedikt fand die Wahl des neuen Abtes in St. Ulrich in Augsburg statt, da die Zei noch keine Wahl im Kloster Neresheim erlaubte. Man fürchtete die Ankunft eines feindlichen Heeres in Neresheim.

Zu der Wahl erschienen 6 Mönche. 5 gaben ihre Stimme brieflich ab. Es gab Stimmengleichheit unter zwei Kandidaten. So entschied der Augsburger Weihbischof Sebastian Müller (Molitor) (1631 –1644), der die Wahl leitetet, auf Losentscheid.

Meinrad wurde so am 13.06.1647 der neue Abt in Neresheim. Am 14. August kam er mit seinen Mitbrüdern in Neresheim an und fand eine trostlose Lage vor.

Das Kloster wurde noch einmal ausgeplündert,der Abt gefangen und verwundet.Zweimal musste er das Kloster wegen des herrschenden Hungers nochmals verlassen.

Zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 wurden mehrere Friedensverträge in Münster und Osnabrück unterzeichnet. Der Westfälische Friede beendete 30 Jahre Krieg.

Der Bevölkerungsverlust im Härtsfeld war enorm.

Abt und Konvent bemühten sich das Herdtfeld wieder in bessere Zustände zu bringen. Es gab fast keine Pfarrer mehr und die Mönche bemühten sich nach Kräften in der Seelsorge auszuhelfen.

Abt Meinrad  versorgte über Jahre hinweg die Pfarrei Ummenheim

Auch die Grafen von Öttingen waren gefordert. Hohe Steuerforderungen sollten helfen, alles wieder in Gang zu bringen.Der Abt mußte sich  über erhöhte öttingensche Steuerforderungen  beschweren.

1649 fand Abt Meinrad auf einem Dienstritt in einer Buche das Gnadenbild der Maria Einsiedeln. Er nahm dies zum Anlaß, Maria als Schutzpatronin des Härtsfeldes ausrufen zu lassen, denn besonders das Härtsfeld war durch die Wirren des 30jährigen Krieges in Mitleidenschaft genommen worden, ganze Orte waren zerstört und ausgelöscht worden. Die Mariafigur blieb an ihrer ursprünglichen Stelle im Buchenbaum, sie wurde lediglich durch ein Gitter geschützt. In der Folgezeit pilgerten immer mehr Härtsfelder an jenen Ort, bis 1663 der Buchenbaum mit einem kleinen Häuschen umbaut wurde. 1708 ließ dann Abt Magnus den Grundstein zum Bau einer Kirche legen. Auch hierbei war der Buchenbaum mit eingeschlossen. Die Versorgung der Wallfahrtskirche erfolgte schon zu früherer Zeit durch das nahegelegene Kloster. Es gehörte zu den Aufgaben der Mönche, zum einen für die Wallfahrt zu sorgen,

zum anderen aber auch detaillierte Aufzeichnungen über die Gebetserhörungen und wundersamen Vorgänge von 1706 ab zu erstellen.

Im Kloster verteidigte Abt Meinrad die Rechte und Freiheiten.

Er schmückte die Klosterkirche mi neuer Zier. Er erbaute das Bräuhaus.

Verlassene und verödete Landgüter versuchte er wieder urbar zu machen.

Da allmählich seine Gesundheit nachließ, resignierte er am 2. August 1664.

Er ging dann nach Lambach in Österreich, wo er schon während des Krieges war Er verstarb am 20.Oktober 1670 im Kapuzinerkloster in Wels, wo er auch bestattet ist.

Auf ihn folgte Abt Benedikt II. Liebhart (1664–1669). Er ist am 12. Juni 1637  in Burghausen geboren. Am 8. Dezember 1653 legte er seine Profess ab. Am 29. September 1654 wurde er Priester.

Er machte eine rasche Klosterkarriere. Schon elf Jahre nach seinem Eintritt ins Kloster wurde er Novizenmeister und Prior.

Als Abt Meinrad zurücktrat, waren immer noch erst 5 stimmberechtige Mönche in Neresheim anwesend.

Abt Benedikt wurde am 25. August 1664 zum Abt gewählt.

Nach seiner Wahl vermehrte er die Zahl der Klostergeistlichen. Aus Lambach bekam er zwei Priester zur Aushilfe, von denen er einen zum Prior machte.

Junge Geistliche schickte er zur Weiterbildung nach Dillingen oder Salzburg.

Wie sein Vorgänger und Nachfolger mühte er sich, in den Dörfern die Höfe und die Klostergüter wieder aufzubauen und mit neuen Eigentümern zu besetzen..

Er erweiterte die Bibliothek. Da er selbst Jura studiert hatte, verteidigte er die Gerechtsame des Kloster mit Vorsicht und Gründlichkeit.

Er begann mit Schuldenabbau. Er musste aber bald neue aufnehmen, denn schon 1668 brannte die im Osten an die Konventflügel angebaute Prälatur ab.

Sie war die Abtwohnung und wurde sofort wieder aufgebaut und ist noch heute als Eingangsgebäude erhalten.

Er starb am 25. August 1669.

Auf ihn folgte Abt Christoph Weiler (1669–1682)

Die Zahl der Konventualen war immer noch sehr gering. Die Lage des Klosters war immer noch recht angespannt. Also entschloss man sich, weder einen jungen, unerfahrenen Mönch zum Abt

zu wählen, noch einem zu alten und schwächlichen Mönch die Abtei anzuvertrauen. Man berief aus dem Kloster St. Ulrich Pater Christoph Weiler.  Er hatte in Unterliezheim in Lutzingen, heute Landkreis Dillingen

Verwaltungserfahrung  als Superior gesammelt. Das dortige Kloster war während der Reformation 1542 aufgehoben worden. Die Güter wurden 1632 zur Verwaltung an Kloster St. Ulrich übergeben. Es richtete dort zunächst eine

Expositur, später eine Propstei ein. Er hatte Kenntnisse in allen Arten von Wissenschaften, vor allem Mathematik und Musik.

In Liezhausen hatte er sich durch kluge Haushaltsführung ausgezeichnet und durch sein Geschick in Geschäften.

Christoph wurde am 5. Juli 1624 in Augsburg geboren. Seine Profess legte er am 30. November 1645 am Reichsstift St. Ulrich ab. Am 11. Oktober 1548 wurde er Priester.

In Liezheim wurde er Superior und von dort zum Abt in Neresheim berufen.

Zum Unterricht seiner Mönche berief 1673 er Pater Dominikus Schönig aus Kloster Amorbach.Er hatte sich als Lehrer einen Namen gemacht. Kloster Amorbach hatte sich so weit erholt, dass es wieder in der Lage war, Mönche abzugeben.

Er unterrichtete 10 Schüler in Philosophie und Theologie. Auch nach St. Ulrich wurden Fratres zur Ausbildung geschickt.

Im Kloster achtete er auf gute Ordnung und Disziplin. Er förderte die Bibliothek. Auf Pfarrhäuser und Kirchen legte er ein besonderes Augenmerk. Er baute, verbesserter und zierte sie, wo immer es ging.

Die Rechte des Klosters verteidigte er. Er konnte das Hofgut Diepperbuch mit allen Rechten wieder erwerben, das schon 1422 im Besitz des Klosters war.

Allerdings wollte er alles alleine machen oder nur mit bestimmten Leuten. Das schaffte Misshelligkeiten und auch Probleme in der Verwaltung.

Er hatte den Eindruck, den Erwartungen  nicht mehr gerecht zu werden und auch kränkelte legte deshalb sein Amt 1682 freiwillig nieder.

Er verstarb am 4. September 1684.

Sein Nachfolger wurde Abt Simpert Niggel (1682–1706)

Er wurde am 23. Mai 1654 in Schwangau geboren.1671 trat er ins Kloster Neresheim ein Seine Profess legte er am 1. Januar 1673  ab. Priester wurde er am 26. Juni 1678.

Die Wahl nach der Abdankung von Abt Christoph fand erst 4 Monate später statt. Er wurde am 1. August 1682 mit erst 28 Jahren einstimmig zum Abt gewählt.

Sein Wahlspruch lautete “Arbeite, studiere und du wirst weder dir noch anderen zur Beschwerde sein.”

Das Kloster hatte sich nicht  nur personell von den Verheerungen des Krieges erholt.

Junge Geisrliche wurden konsequent zur Weiterbildung nach Dillingen oder Salzburg geschickt.

Kloster Neresheim pflegte einen regen Gelehrtenaustausch.

Neresheim erwarb sich schnell den Ruf einer  der bestgeordneten und mit hervorragenden Kräften besetzten Abtei.

Er hatte die Klosterangelegenheiten und  vor allem die Finanzen rasch in Otdnung gebracht.

Das Ansehen, das die Abtei genoss, strahlte auf den Abt ab. Er wurde zur Krönungsfeierlichkeit des Kaisers Joseph I.(1690-1705, dann Kaiser bis 1711), die 1699 in Augsburg stattfand, eingeladen.

1685 Mitbegründer der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation. Zu ihr gehören Füssen, Irsee, Ottobeuren, Elchingen, Fultenbach, Donauwörth, Mönchsdeggingen und Neresheim.

Angeregt wurde sie vom Augsburger Bischof Christoph von Freyberg (1665-1690).

Er begleitet den Kaiserlichen Großbotschafter und Reichshofratspräsidenten (1683-1705)Graf Wolfgang von Oettingen-Wallerstein als Hausprälat auf dessen Reise nach Konstantinopel, eine Friedensmission nach dem Großen Türkenkrieg und dem Frieden von Karlowitz (1699).

Dank des diplomatischen Geschicks von Graf Wolfgang konnten die Friedensverhandlungen nach nur 3 Monaten abgeschlossen werden. Der Friede von Karlowitz beendete den Großen Türkenkrieg von 1683-1699 und legte den Grundstein für die neue Großmacht, die Habsburger Monarchie.

Die Reise erfolgte von Oktober 1699 bis Januar 1701. Begleitet wurde er auf der Reise von seinem Prior Leonhard Haydt. Dieser trat im gleichen Jahr wie Abt Simpert in Neresheim ein. Er war  Chorregent, Musikdirektor und  Prior in Neresheim und Fultenbach.

Nach seiner Rückkehr hielt Abt Simpert im Kloster Einzug in türkischer Kleidung, die dann im Kloster aufbewahrt wurde.

Im Anschluss an die Reise ernannte ihn Kaiser Leopold I. (1640-1705) zum Kaiserlichen Rat und Erbkaplan. Staatsarchiv Ludwigsburg B 479 Bü 2

Abt Simpert führte ein Tagebuch über die Reise und gab sie in Druck «Diarium, Oder: Aussführliche curiose Reiss-Beschreibung. Von Wien nach Constantinopel und von dar wider zuruck in Teutschland».Es erschien bei Schlüter in Augsburg 1701.

Da die Finanzgrundlage stimmte, konnte Abt Simpert bald an Neunbauten herangehen.

Schon 1684 ließ er auf dem Hochstätter Hof bei Dischingen ein schlossartiges Barockgebäude errichten, das als Sommerresidenz der Neresheimer Konventualen diente.

1695 jährte sich die Klostergründung zum 600. mal. Dazu ließ er die romanische Basilika mit  einer barocken Westfassade mit Schweifgiebeln vorblenden und ihren Innenraum mit Stuck neu fassen.

Baumeister war wohl Valerian Brenner (1652-1715) Er war ein Schüler von Michael Thumb. Seit 1687 war er in Diensten des Augsburger Domkapitels.

Er hatte auch schon 1684 einen Vertrag für den Neubau der westlichen Wirtschaftstrakte. Die Wirtschaftsgebäude des Gutshofes sowie die Klosterbrauerei werden errichtet.

1699 begann Abt Simpert mit dem Klosterneubau.

Als Baumeister verpflichtete er Unterelchinger Michael Wiedemann (1661−1703). Er stammte aus einer in Unterelchingen ansässigen Sippe von Stukkateuren und Baumeistern.

Er war wohl gleichzeitig in Salem, Ellwangen und Neresheim tätig. Sein Hauptwerk war die Klosteranlage von Neresheim.

Der Bau wurde allerdings bald gestoppt durch den Spanischen Erbfolgekrieg. Der letzte spanische Habsburger auf dem spanischen Thron Karl II. (1665-1700) verstarb 1700.

Daraus entwickelte sich ein dynastischer Erbfolgekrieg zwischen den Herrscherhäusern der Bourbonen und der Habsburger. Er wurde sowohl in Europa als auch in Spanien ausgetragen.

1702  wurde auch Kloster Neresheim Kriegsgebiet. Der bayrische Kurfürst Max Emanuel (1679-1726) war mit dem französischen König Ludwig XIN (1643-1715) verbündet und griff 1702 die Stadt Ulm an.

Das Härtsfeld wurde bald von  französisch-bayrischen Truppen, bald von österreichischen und Truppen der Reichsarmee überschwemmt.

Abt und Konvent mussten mehrmals flüchten. An die Franzosen war eine Brandschatzung von 22.000 fl , das sind etwa 4.646.274,00 €., entrichtet werden.

West-und Südflügel des Neubaus waren zu Kriegsbeginn  fertiggestellt. Dann mussten die Bauarbeiten eingestellt werden.

Nach der 2. Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704 und dem Sieg der Kaiserlichen und der Reichsarmee konnte Abt Simpert wieder weiterbauen. Allerdings war

Baumeister Michael Wiedemann am 16. Oktober 1703 in Unterelchingen im Alter von erst 42 Jahren verstorben.

1706 musste Abt Simpert aus gesundheitlichen Gründen resignieren. Nach seiner Resignation lebte er noch 5 Jahre, hatte aber drei Schlaganfälle.

Er verstarb am 3. März 1711.

Sein Nachfolger wurde Abt Magnus Hel (1706–1711)

Er stammte aus Füssen. Mit 26 war er Großkeller in Neresheim. Nach der Resignation von Abt Simpert wurde er zum Abt gewählt, musste aber überredet werden, das Amt zu übernehmen.

In der Niederschwäbischen Benediktinerkonkregation engagierte er sich nicht. Auf dem Kapitel von 1708 in Irsee ließ er sich durch den Abt von Kloster Deggingen vertreten.

Selbst in Neresheim 1711 ließ er sich vertreten, dieses Mal durch den Abt von Kloster Heiligkreuz in Donauwörth Amandus Röls (1691-1748)

Er baute den Pfarrhof in Ummenheim. Den Pfarreien Ziertheim und Dattenhausen verschaffte er die veräußerten Güter wieder.

Im Mai 1707 machte sich der Erbfolgekrieg wieder bemerkbar. Der französische Marschall Claude-Louis-Hector de Villars (1653-1734) überraschend den Rhein überschritten.

Das Reichsheer unter Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth(1655-1712) gab daraufhin weitgehend kampflos die Bühl-Stollhofener Linie auf und zog sich unnötig weit bis Aalen und Ellwangen zurück.

Abt Magnus flüchtete sich deshalb mit Kirchengeräten nach Nördlingen. Dieses Mal blieb es im  Krieg bei Drohungen und Schrecken und Abt Magnus konnte bald nach Neresheim zurückkehren.

Abt Magnus stirbt 1711 und überlebt seinen Vorgänger nur um wenige Monate.

Auf ihn folgt Abt Amandus Fischer (1711–1728)

Er stammte aus Ochsenhausen.

Vor seiner Wahl war er Novizenmeister, Pfarrverweser in Neresheim und Prior.

Seine Wahl fand am 11. Juni 1711 im Beisein von Weihbischof Johann Kasimir Röls (1708 –1715 von Augsburg und den Äbten Heinrich Werner von Mönchsdeggingen und Abt Amandus Röls aus Heiligkreuz, einem Bruder des Augsburger Weihbischofs statt.

Er vollendete den fast sechs Jahre eingestellten Klosterneubau am 15. November 1714.

Die Baukosten werden mit 45.000 Gulden, das sind etwa 9.559.450,00 €.

Zugute kam ihm, dass 1712 auf Klostergebiet ein Marmorbruch entdeckt wurde, so dass für die Verzierungen kostengünstiges Material bereitstand.

Schon 1719 beschloss er den ersten Umbau. Er holte den in Landsberg lebenden Dominikus Zimmermann (1685-1766) Stukkateur und Baumeister zur Neugestaltung des Festsaales hin zu. Zusammen mit seinem Bruder

Johann Baptist Zimmermann (1680–1758) stellt er ihn fertig.Singulär sind im Festsaal die grossen Wandreliefs.

Abt Amandus hatte nicht nur das Kloster fertiggebaut. Er erneuere drei große Kirchen und zwar in Kösingen, Elchingen und Ummenheim . Sie wurden erneuert, vergrößert und neu ausgeziert.

In Großkuchen wurde der Turm neu hergestellt. Im Kloster und im Umland erbaute er 5 Pfarrhäuser und 8 andere große Gebäude.

An alle Pfarrhäuser ließ er eine Zehntscheuer bauen. Dadurch wurden die Ernteabgaben zentral verfügbar und die wirtschaftliche Basis des Klosters wesentlich gestärkt.

Abgebrannte Wälder wurden zu Äckern oder Wiesen gemacht. Andere wurden zu gekauft. So vermehrte er  Wohlstand seines Stiftes.

Er war Visitator und Vorsteher der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation.

1723 erhielt die Kongregation von Papst Benedikt XIII. (1724-1730) unter seinem Vorsitz  alle geistlichen Rechte und Freiheiten, die auch die berühmte Cassinensische Kongregation innehatte.

Er war auch ein Förderer der Wissenschaften.

1695 hatte der Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1695-1727) in Freising das Lyzeum gegründet. Ab 1708 gab es dann eine philosophische und ab 1713 eine theologische Hochschule, ab 1719 das Priesterseminar.

1720 wurden diese schulischen Einrichtungen mit der Ordensschule der bayrischen und schwäbischen Benediktiner verbunden. Benediktinerprofessoren übernahmen nun die Besetzung und Leitung des Lyzeums.

1723 war er erster schwäbischer Vorsteher des Lyzeums.

Auch die im Oktober 1622 durch Kaiser  Ferdinand II. zur Universität erhobene Hohe Schule in Salzburg wurde von Abt Amandus gefördert. Dort wurde ihm 1727 das Amt eines Schwäbischen Assistenten anvertraut.

1711 entgingen die neuen Klostergebäude nur knapp einem Brand. 1713 brannten zwei Wälder ab.

Dreimal brannte es im heute zu Aalen gehörenden Dorf, das schon 1258 an Kloster Neresheim fiel. 40 Häuser fielen den Flammen zum Opfer.

1727 erkrankte Abt Amandus. Da wenig Hoffnung Sein Nachfolger wurde Abt auf Genesung bestand, legte er 1728 sein Amt nieder und verstarb am 27. Mai 1730.

Sein Nachfolger wurde Abt Edmund Heiser (1729–1739)

Edmund wurde als Sohn des Klostersekretärs in Kleinerdlingen im Ries, heute ein Stadtteil von Nördlingen, geboren.

Vor seiner Wahl zum Abt, die am 21. April 1729 stattfand, war er Prior in Neresheim. Bei seiner Wahl gab es einen Streit zwischen dem Augsburger Bischof Alexander Sigmund von Pfalz-Neuburg (1690- 1737 ) und der

Niederschwäbischen Benediktinerkongregation.Die Kongregation bezog dich auf das Befreiungsdekret, das Abt Amandus 1723 erhalten hatte. Demnach konnte der jeweilige Kogregationsvorsteher einen Abt bestätigen, ohne den Diözesanbischof

hinzu zu ziehen. Dagegen ging Bischof Alexander Sigmund vor und wandte sich in dieser Sache an Kaiser Karl VI. (1711-1740). Dieser stellte sich auf die eite des Bischofs und die Klöster mussten schließlich nachgeben.

Der Augsburger Bischof bestätigte Abt Edmund erst nach dreimaligen Bittenund das erst 10 Jahre nach der Wahl 1739.

Er baute eine Kirche in Auernheim, heute Gemeinde Nattheim im Landkreis Heidenheim und Großkuchen. Dann erbaute er drei Pfarrhöfe, einen in Neresheim, der besonders schön und groß ausfiel. In Neresheim

kam noch ein Schulhaus dazu.Im Klostergarten  ließ er besonders schöne Gewächse Pflanze, einen Springbrunnen anlegen sowie eine Galerie aus Steinen.

Er vergrößerte den Bestand der Bibliothek beträchtlich und schaffte vor allem juristische, historische und patristische (Literatur zu den Kirchenvätern) an.

Pater Ulrich Hundorfer schickte er zum Jurastudium an die Universität Salzburg. Er war Doktor beider Rechte. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er Kirchenrecht  in Neresheim.

In Salzburg war er von 1744-1746 Professor für Philosophie. Nach Neresheim zürückgekehrt wirkte er als Ökonom und war auch Prior.

Er verstarb am 15. Oktober 1758.

1737 erkrankte Abt Edmund plötzlich und verstarb nach zweijähriger Krankheit am 18. Februar 1739.

Auf ihn folgte Abt Aurelius Braisch (1739–1755).

Aurelius wird am 4. Februar 1694 als Kaspar Braisch im damals vorderösterreichischen  Ehingen an der Donau geboren.

Über seine Eltern und seine Ausbildung ist nichts bekannt. Wahrscheinlich besuchte er das Gymnasium in Ehingen.

1714 trat er in das Kloster Neresheim ein. Seine Profess legte er am 4. Juli 1714 ab.1718 wurde er zum Priester geweiht.

Er studierte und war nachher Professor am Klostergymnasium. 1731−1732 war er als  Professor der Theologie und der Philosophie in Freising tätig. Nach seiner Rückkehr war er  Ökonom in Neresheim.

Am 3. März 1739 wurde er zum Abt gewählt.

Von Anfang an war er ein grosser Kämpfer für die Reichsunmittelbarkeit der Abtei vor allem gegen das Haus Öttingen.  Er führte deshalb viele Prozesse vor dem Reichskammergericht in Wetzlar.

Der Klosterneubau lag schon 25 Jahre zurück. Die hohen Baukosten hatte die Abtei verkraftet und auch wieder genügend Finanzmittel angesammelt.

Bald nach seiner Wahl befasste sich Abt Aurelius mit dem Neubau der Klosterkirche. In der näheren und weiteren Umgebung waren  große Stiftskirchen im Entstehen, wie Zwiefalten, Ottobeuren oder St. Gallen.

Das dürfte ihm Ansporn aber auch Anregung gewesen sein.

1744 reiste Kaiser Franz I. (ab 1745 Mitregent von Maria Theresia-1765) mit 100 Kutschen durch Neresheim.

1747 gewann er den großen Würzburger Barockbaumeister Balthasar Neumann (1687-1753) für den Kirchenneubau.

Vorarbeiten und Planung zogen sich bis 1750 hin.

Am 04.07. 1750 legte Abt Aurelius im Beisein von Balthasar Neumann und vieler Ehrengäste den Grundstein. Die Reichsprälaten Amandus Schindele ((1740–1763)  von Kloster Elchingen,

Reichsprälat Caspar Geisler (1735-1753) von Kloster Roggenburg, Abt Michael Dobler (+1779) von Mönchsdeggingen und Abt Michael Schiele (1723-1765) von Kloster Fultenbach vertraten die Klöster.

!753 starb Balthasar Neumann in Würzburg Die Klosterkirche war eine Großbaustelle. Der Bau wurde aber im wesentlichen nach den Plänen Neumanns ausgeführt. Nur die geplante Steinkuppel über der Kirche

wurde einfacher ausgeführt. 1759 beschloss der Konvent, dass die geplanten sieben Kuppeln nicht in Stein sondern als wesentlich einfacher zu bauende Holzkonstruktion ausgeführt werden sollte.

Auch der Altarbereich hätte nach Neumanns Vorstellungen markanter ausfallen sollen. Die Kirche gilt aber als Krönung barocker Baukunst.

Abt Aurelius hatte den Bau eigenmächtig weitergeführt, trotz starker Opposition im Konvent, deren Führer der bauverständige P. Benedikt Maria Angehrn ist. Dieser hatte den Abt während der ganzen Bauphase begleitet.

Diese Unstimmigkeiten führten dazu, dass Abt Aurelius sein Amt 1755 niederlegt. Er verstarb am 3. März 1757

Er wird als letzter Abt in der alten Klosterkirche bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt III. Maria Angern (1755–1787)

Er wurde als Sohn des Hans Jakob Angehrn und der Maria Euphrosina Barbara Widmer  am 15. Juni 1720 in Hagenwil am Bodensee im Thurgau geboren und auf den Namen Franz Joseph getauft.Er verlor seine Eltern früh. Seine Mutter starb, als er drei Jahre alt war,

sein Vater  als Franz Joseph, der spätere Benedikt 14 war. Er wurde vom Hagenwiler Pfarrherrn  Dr. theol. Johann Anton Egger, der in Dillingen Theologie studiert hatet, gefördert und betreut.

In Hagenwil ist 1725 auch sein Cousin Beda Angehrn, geboren, der spätere Fürstabt von St. Gallen (1767−1796).

Franz-Joseph besuchte zunächst die Klosterschule in St. Gallen. Dann studierte er ab 1738 in Dillingen. Dort ist seit 1739  der aus Pruntrut im Kanton Jura stammende P. Franz Xaver Jacolet  SJ (1683−1746) Rektor der Universität.

1740 trat er als Novize in das Kloster Neresheim ein. 1741 legte er seine Profess ab und nahm den Klosternamen Benedikt an. Er kehrte nach Dillingen zurück und studierte dort Theologie.

Am 8. Juli 1745 wurde er im Augsburger Dom zum Priester geweiht.

In Neresheim war er am Klostergymnasium Professor und Lehrer der Theologie im Hausstudium.

Er war schon früh am Kirchenneubau beteiligt und unterstützte Abt Aurelius. Nach einem zeitgenössischen Bericht war er Urheber des ersten Planes, nach welchem schon 1745 mit den Erdarbeiten begonnen wurde.

1747 gewann   Abt Aurelius den Würzburger Baumeister Balthasar Neumann. Der Grundriss und der Hauptgedanke der Planung fand die Approbation des Baumeisters.

Beim Tode Balthasar Neumanns zögerte Abt Aurelius mit der sofortigen Einstellung eine neuen Architekten.Auch traf er unverständliche Entscheidungen zu Sparmaßnahmen.Das alles führt zu Spannungen und Unstimmigkeiten im Konvent.

Pater Benedikt wird Hauptkritiker des Abtes und Führer der Klosterrebellion. Das führt zum Rücktritt von Abt Aurelius 1755.

Bei der Wahl am 3.März 1755 wurde Benedikt mit 14 von 25 Stimmen gewählt.

Kurz nach seiner Wahl holte Abt Benedikt den 22-jährigen Franz Ignaz Michael Neumann, den Sohn des verstorbenen Architekten, als Experten nach Neresheim. Er entwarf den Gewölbeplan, der in der Kunst- und Ingenieurbaugeschichte legendär ist.

Einen Auftrag erhielt er aber nicht. Er entließ den leitenden Baumeister Dominikus Wiedemann, der aus der Baumeister- und Stuckateurenfamilie der Wiedemann stammt und ein  Verwandter von Michael Wiedemann (1661−1703) aus Unterelchingen, der Baumeister des Neresheimer Klosterneubaus ist.

Zwei Jahre später entließ er auch den nachfolgenden Leiter, den fürstlich oettingischen Baudirektor Conradi. Erst 1759 stellt Abt Benedikt Maria mit Johann Baptist Wiedemann (1715−1773) einen neuen fähigen Baumeister ein.

Er ist  Stadtmaurermeister in Donauwörth, Sohn von Christian Wiedemann (um 1680−1739) und ebenfalls ein Verwandter.

Aus Kostengründen und aus berechtigtem Misstrauen in die vorhandene Tragstruktur muss auf das massive Gewölbe verzichtet. In der Gewölbefrage handelte er vorsichtig.

In der Innenausstattung handelte er fortschrittlich.

1769 reiste er nach Ettal, um dort den Maler Martin Knoller kennenzulernen.

Martin Knoller (1725−1804), aus Steinach am Brenner. Er malte 1769 in der Benediktinerabtei Ettal das Deckenbild im Chor

Er lebte in Mailand und kam nur zu Aufträgen über die Alpen. Die Klarheit, Schärfe und Präzision der Arbeiten des Mailänder Künstlers überzeugten den Abt Benedikt, der keine unverbindliche Rokokomalerei wünschte.

Er schloss 1769 einen Akkord mit Knoller und und übertrug ihm die Gestaltung des Innenraumes der Stiftskirche. Für den Heiligenhimmel gab der Abt das Programm vor.

Knoller arbeitete 5 Jahre daran und bekam dafür 20.000 Gulden, das entspricht etwa 4.258.548,00 €.

mit 714 Quadratmeter gemalter Fläche das grösste Deckenbild des 18. Jahrhunderts , grösser als das Treppenhausfresko Tiepolos in Würzburg.

Die Stukkaturen stammten von Thomas Schaidhauf (1735−1807), aus Raisting, einem der letzten Wessobrunner Stuckateure.

Die Kirche konnte 1782 bezogen werden. Alles in allem kostete das 250.000 Gulden, das sind etwa 53.231.850,00 €! Das Kloster konnte die ganzen Kosten tragen, ohne Schulden machen zu müssen.

Natürlich war der Kirchenbau die größte Leistung in der Regierung von Abt Benedikt. Aber für das Kloster noch bedeutender war die Unabhängigkeit von den Grafen von Oettingen-Wallerstein.

1764 erreichte Abt Benedikt einen Vergleich mit dem Hause Oettingen, der von Kaiser Franz und dem höchsten Reichsgericht anerkannt wurde.

Das Kloster war nun unmittelbares freies Reichsstift und Abt Benedikt wurde ins Reichsprälatenkollegium mit Sitz und Stimme im Schwäbischen Kreis aufgenommen.

Das Haus Oettingen verzichtete auf die Vogteirechte und damit auf die Landeshoheit, die Abtei auf mehr als ein Drittel ihres Besitzes.

Für Neresheim hatte das die Folge, dass die meisten Häuser beim Kloster ausbaut wurden, weil jetzt eine eigene Administration mit Oberamtmann und Kanzlei geschaffen werden mußte.

Auch im Orden war Abt Benedikt tätig.

von 1766–1772 war er Visitator und 1772–1778 Präses der Niederschwäbischen Benediktinerkongregation.Um die Abtei Fultenbach vor dem Ruin zu retten, war er dort von 1773–1777 als Administrator tätig. Von 1778–1782 war er kaiserlicher Administrator von St. Ulrich und Afra in Augsburg.

Das Schulwesen in seinem Herrschaftsgebiet förderte er und es erhielt wichtige Verbesserungen. Ab 1772 wurde auch in Schulen Visitationen angeordnet. Handwerkszünfte wurden eingerichtet. Neue Straßen und Wege wurden gebaut. Das alles führte zu mehr Wohlstand.

Im Kloster achtete er auf Disziplin. Auf die Fortbildung seiner Mönche legte er großen Wert. Dorthin hatte er Pater Melchior Göttis vom vorderösterreichischen Kloster Wiblingen als Schulleiter berufen, Dieser hatte dort die Lehrmethoden kennengelernt, als in

Österreich die Normalschulen eingerichtet wurden. Sein Wissen hatte er auch an den Kapitularen Benedikt Pracher weitergegeben. Diese Lehrmethode wurde dann an allen reichstiftischen Schulen eingeführt.

Viele schickte er zum Studium an Universitäten. 1766 hielt das Kloster sogar einen eigenen Sprachlehrer für Französisch.

Seine besten Leute schickte er als Lehrer an andere Schulen, sechs zum Beispiel nach Freising. Pater Ulrich Vögele (Profess 1760) war  erst Professor

im Kloster Amorbach und in Freising einmal Schulpräfekt von 1772-1776 Regens in Freising.

Gute Beziehungen hatte er zu Herzog Carl Eugen (1737-1793)von Württemberg.Er schickte Pater Benedikt Werkmeister  als Hofprediger nach Württemberg.

Außerdem schickte er Pater Beda Bracher nach Stuttgart. Dieser war bis 1782 in Neresheim Schuldirektor. 1783 schickte er ihn zu seinem Cousin Fürstabt von St. Gallen zur Einrichtung von Schulen im Bereich dieser Fürstabtei.

Ab 1786 sollte er dann mithelfen in Württemberg auch katholische Schulen einzurichten.

Möglicherweise ist im in Württemberg der Maler Martin Knoller empfohlen worden.

Er errichtete den Konventsgarten.Er legte die Weiler Niesitz, heute Ebnat und Steinweiler an und errichtete dort insgesamt etwa 50 Häuser.

Dann konnte er die Hofmark Ziertheim erwerben.

Seinen Cousin, den Fürstabt Beda besuchte er vier mal. Erstmals 1763. Dann war er bei Bedas Abtsweihe 1767 dabei. 1771 besucht er ihn wieder. 1772 waren beide Äbte

der feierlichen Translation des Katakombenheiligen Benediktus in die Pfarrkirche von Hagenwil anwesend. 1774 war er wieder in St. Gallen und 1783 bereiste er zusammen mit seinem Cousin

12 Tage lang das Fürstenland. Auch hatte er seinen Lehrer Beda Pracher 1783 nach St. Gallen geschickt zur Unterstützung des dortigen Volksschulaufbau.

Allerdings war der Umgang mit ihm sehr schwierig. In “ Der Sammler, Belletristische Beilage zur Augsburger Abendzeitung, 1881, bezeichnet Abt Benedikt auf Seite 4 als “eine merkwürdige, höchst eigenartige Person,

Despot vom Scheitel bis zur Sohle.” Er ließ nur seinen eigenen Willen zur Geltung kommen. Seine Ko0nventualen schikanierte er geradezu . Oft wurden sie mit geradezu kindischen Strafen bedacht oder auch heruntergeputzt.Ähnlich urteilt das Diözesanarchiv für Schwaben

Stuttgart 1895, S. 186, bescheinigt ihm Härte gegen seine Konventualen, eine Mangel an Verständnis für jede wissenschaftliche Tätigkeit, eine Soldatennatur, dessen eiserner Willenskraft sich alles beugen musste, was sich ihm hindernd entgegenstellte.

Posiiver sieht es Nack (Profess in Neresheim1770), der 1792 die Klostergeschichte geschrieben hatte. Im Abschnitt über Abt Benedikt schreibt er “diesen,gerade diesen Mann musste Neresheim haben, um das zu werden, was es wirklich ist. (S.176)

In seinen letzten Jahren war er geistig völlig klar, litt aber an sehr schmerzhaftem Podagra.

Er verstarb am 24. Juli 1787, nachdem er 32 Jahre regiert hatte. Er ruhte auf eigenen Wunsch auf dem Friedhof.

Auf ihn folgte als letzter Abt vor der Säkularisation des Klosters Abt Michael Dobler (1787–1803)

Er ist am 30. Juni 1730 in Holzheim, heute Landkreis Dillingen als Johannes Evangelist  geboren. Dort wurde auch sein Onkel geboren, der von 1743-1771 als Michael Dobler

in Kloster Mönchsdeggingen Abt war. Johannes Evangelist trat in das Kloster Neresheim ein und legte dort am 5. Juli1750 seine Profess ab. Er nahm den Klosternamen Michael an.

Am 20. September 1855 in Augsburg zum Priester geweiht und feierte am 5. Oktober 1755 seine Primiz.

Vor seiner Wahl war er in Neresheim Ökonom und langjähriger Vorstand des Forstwesens. In beiden Ämtern hatte er sich um das Kloster verdient gemacht.

Nach dem Tod von Abt Benedikt fand am 21. August 1787 die Wahl zum Abt statt.Sein bescheidener und friedliebender Charakter prädestinierte ihn zum Nachfolger des doch sehr dominanten Benedikt.

Der Wissenschaft gegenüber war er sehr aufgeschlossen.

Er verwendete jährlich eine bedeutende Summe für die Bibliothek.

Selbst naturwissenschaftlich gebildet bemühte sich um eine zeitgemäße Ausbildung der Jugend im Stiftsgymnasium, für das er eine umfangreiche Naturaliensammlung und viele physikalische und chemische Geräte beschaffte.

Auch im Alltag physikalische Erkenntnisse durch und sorgte in und um Neresheim, z. B. Nattheim 1792 für die Errichtung von Blitzableitern.

Im Kloster bildete er auch ein Münzkabinett.

1792 errichtete er eine Druckerei in Neresheim. Darin erschien z. B. Enikels Weltchronik,  die der damalige Bibliothekar des Klosters P. Magnus Faus 1792 ankündigte.

Abt Michael ließ auch das Gebiet des Reichsstiftes genau kartographisch aufnehmen.

Die Schulen  im Klostergebiet und im Stift wurden weiter besser ausgestattet.

1792 weihte der Augsburger Weihbischof Johann Nepomuk von Ungelter (1779-1804) feierlich ein.

Von 1792 bis 1797 liess er von dem Ottobeurener Orgelbaumeister Johann Nepomuk Holzhey (1741-1809) die große Hauptorgel in die Klosterkirche einbauen.

Holzhey war der letzte barocke Orgelbauer und die Orgel in Neresheim die letzte große Barockorgel in Süddeutschland.

Am 14. Juli 1789 war der Sturm auf die Bastille die Initialzündung für die französische Revolution. Auch der erste Koalitionskrieg, der von 1792-1797  geführt wurde,

hatte auf Deutschland zunächst keine direkten Auswirkungen. Das änderte sich erst ab 1796. Der französische General Jean-Victor Moreau (1793-1813) überschritt

am 24. Juni 1796 den Rhein bei Kehl.

Der österreichische General Karl von Österreich-Teschen (1771-1847), der zu der Zeit Reichsfeldmarschall war und den Oberbefehl über sämtliche Reichstruppen an der Rheinfront hatte,

griff am 11. August 1796 in der Schlacht bei Neresheim die Truppen  von General Moreau an, was als Schlacht bei Neresheim bekannt wurde. Die Franzosen erkämpften sich den Durchmarsch nach Bayern.Bei diesen Kämpfen ging die

nahe dem Kloster gelegene Wallfahrtskirche Maria Buch in Flammen auf.

Abt Michael hatte die Schätze des Klosters und das Archiv  zunächst nach Regensburg, dann nach Augsburg und schließlich nach Salzburg zu verlegen.

General Moreau verlegte sein Hauptquartier ins Kloster Neresheim. Das Kloster kam relativ unbeschadet davon. Die Umgebung des Klosters aber wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.

Einmal musste der Abt kurz das Kloster verlassen, weil das Kloster ständig von Generalen, Soldaten und Bediensteten wimmelte.

Sein Goldenes Priesterjubiläum am 4. Juli 1800 konnte er aber feiern.Der französische General Charles-Louis Grandjean (1768-1828) nahm mit seinen Offizieren an der Feier teil.

Anlässlich seines Priesterjubiläums richtete er den nach ihm benannten Dobler-Fond zur Ausbildung talentierter Jungen aus dem Reichsterritorium ein.

Der Krieg verschlang für das Kloster ungeheure Summen. In der Regel wurden Brandschatzungen kassiert. Verpflegung für die Truppen musste gestellt werden.

Der Frieden von Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die Eingliederung der1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss  vom 25. Februar 1803 setzte so die Bestimmungen des Vertrags von Lunéville um. Die geistlichen gebiete wurden säkularisiert und so verschwanden  fast alle geistlichen Herrschaften wie Hochstifte oder Reichsabteien. Insgesamt reduzierte sich bei dieser sogennanten Napoleonischen Flurbereinigung die Zahl der Territorien von mehreren hundert auf etwa vierunddreißig; über drei Millionen Menschen bekamen neue Landesherren.

Von den 47 Reichsstädten wurden bis auf 6 mediatisiert, das heisst, sie verloren ihre Selbstständigkeit.

Neresheim hörte am 22. Dezember 1802 auf, ein Reichstift zu sein.

Das Stift fiel an Fürst Carl Anselm von Thurn und Taxis (1733-1805). Am 22. Dezember 1802 ließ Fürst Karl Anselm durch seinen Präsidenten Johann Jacob Graf von Westerholt (+  1814) “vom Kloster nebst allen Zubehörden Zivilbesitz ergreifen.

Er erklärte das Kloster und das Klosterinternat für aufgehoben. Das Kloster hatte zu diesem Zeitpunkt 25 Patres und 5 Laienbrüder.

Das Stiftsgebiet umfasste 1 1/2 Quadratmeilen und hatte 2500 Einwohner. Dazu kam noch die Hofmark Ziertheim mit 350 Einwohnern.

Abt Michael bekam vom neuen Landesherrn eine Pension von 4500 fl. das sind etwa 962.630,00 €

Abt Michael war mit Fürst Carl Anselm befreundet. Der Fürst schloss auch das Internat nicht, sondern gründete am 25. Juli 1803 das “Lyzeum Carolinum”. Die Mönche, die dort bisher Lehrer waren, hatten einen Lehr- und Organisationsplan zu entwerfen.

13 Exkonventualen erteilten nun an dem neuen Institut kostenlosen Unterricht. Hauptsächlich sollten dort Lehrer herangebildet werden.

Allerdings verstarb Fürst Carl Anselm schon im November 1805.Das Lyzeum verlor so seinen Gönner.

Der ehemalige Abt ging mit einem Konventualen nach Ziertheim und später nach Dillingen, wo er am 15. August 1815 verstarb. Dort ist er seinem Wunsch gemäß bestattet.

Mit der Mediatisierung von 1806 mussten die Fürsten von Thurn und Taxis die Landeshoheit auf- und an Bayern abgeben. Das Lyzeum wurde aufgelöst.

Der König von Bayern hatte Kloster und Kirche von Neresheim zum Abbruch freigegeben.

1810 war die Grafschaft Taxis und mit ihr das ehemalige Reichsstift Neresheim an das Königreich Württemberg gekommen.

König Friedrich I. von Württemberg (1806-1816)  verhinderte einen geplanten Abbruch von Kirche und Kloster.

Im Kloster wurden das Amtsgericht, die fürstliche Rentkammer und Wohnungen für den Schlosspfarrer und Bedienstete der Fürstenfamilie untergebracht; das Klostergut und die Klosterbrauerei waren verpachtet.

P. Karl Nack hatte 1814 durch ein Bittgesuch an den Wiener Kongress versucht, Kloster Neresheim wieder her zustellen, aber vergeblich.

Fürst Albert von Thurn und Taxis verpachtete einen Großteil der Klosteranlagen an die Vinzentinerinnen

Von 1894-1904 führten sie dort ein Mädchenschutzheim, die Anstalt vom Guten Hirten.

Von 1905 –1921 betrieben die Vinzentinerinnen dann in Neresheim eine Anstalt für behinderte Kinder.

Im Ersten Weltkrieg wurde im Torbau auch ein Reservelazarett unterhalten.

Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie wurden 1919 die deutschsprachigen Benediktiner 1919 aus ihrer Abtei Emaus in Prag vertrieben.

Sie suchten in Südwestdeutschland ein leerstehendes Benediktinerkloster und fanden dieses in Neresheim.

1880 gelangte das  Emauskloster in Prag mit Zustimmung des Kaisers Franz Joseph I. (1848-1918) und des Prager Kardinals Friedrich zu Schwarzenberg (1849-1885) an die Beuroner Kongregation, die 1873 vom Papst bestätigt wurde. Damals wurden infolge des Kulturkampfs

(Konflikt zwischen Papst Pius IX.(1848-1878) und dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck (1871-1890)

die Mönche aus der Erzabtei Beuron vertrieben und kamen am 19. März 1880 in Prag an.

Die Anstalt für Kinder siedelte um in das fürstliche Schlösschen von Heudorf am Bussen

Am  14. Juni 1920  errichtete Papst Benedikt XV. (1914-1922) die Abtei wieder.

Erzabt Raphael Walzer (1918-1937) von der Beuroner Kongregation berief Pater  zum ersten Abt des wiedererrichteten Klosters. Bernhard Durst (1921-1965, + 1966) wurde am

am 8. September 1921 vom Rottenburger Diözesanbischof Paul Wilhelm von Keppler (1898-1926) zum Abt geweiht.

Der Konvent wurde aus vertriebenen Mönchen und Mönchen aus Beuron gegründet. Neresheim wurden die Rechte des alten Klosters übertragen.

Die wirtschaftliche Lage war in der Nachkriegszeit natürlich nicht rosig. Trotzdem richtete der Konvent gleich daran, in den Räumen, die als Klosterbrauerei genutzt

wurden, eine staatlich anerkannte landwirtschaftliche Winterschule mit 100 Internatsplätzen einzurichten.  Von 1923-1928 wurden dort Jungbauern aus dem Oberland, Ostwürttemberg und Hohenlohe fachlich und menschlich weitergebildet.

Einige Patres machten  an der heutigen Universität hohenheim, damals sei 1904 Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim ein Zweitstudium und unterrichteten dann in Neresheim.

In den Sommermonaten wurden die Räume für Exerzitien, Kurse und Tagungen, besonders auch des katholischen Akademikerverbandes, genutzt.

1923 trat Max Emanuel von Thurn und Taxis (1902-1994) 4. Sohn von Fürst Albert I. von Thurn und Taxis (1867-1952) in das Kloster Neresheim ein.

1297 legte er dort seine Profess ab. Er hatte de Klosternamen Emmeran, nach dem Heiligen Emmeran von Regensburg bekommen oder auch  nach dem Thurn und Taxis’schen Stammsitz Schloss St. Emmeram in Regensburg.

Aus diesem Anlass schenkte Fürst Albert Kirche, Klostergebäude und 200 ha Felder und Wiesen dem Neresheimer Konvent zurück.

Die Laienmönche sorgten in dem landwirtschaftlichen Musterbetrieb und einigen Werkstätten für den Lebensunterhalt.

Die Patres setzten sich in der Seelsorge und in der wissenschaftlichen Arbeit ein. Außerdem pflegten eine von der Gregorianik geprägte feierliche Liturgie.

Sie richteten eine neue Bibliothek ein,deren Bücherbestand den der barocken Bibliothek bald übertraf.

Nachwuchsprobleme hatte das Kloster damals nicht. Zu beginn des 2. Weltkrieges konnte Neresheim  mit ungefähr 30 Patres und ungefähr 40 Brüdern einen Höchststand verzeichnen.

Den nationalsozialistischen Machthabern war Kloster Neresheim ein Dorn im Auge. Sie konnten es aber nicht enteignen, da es rechtlich zum Besitz der Fürsten von Thurn und Taxis gehörte.

Aber 1940 wurde es   von der „Volksdeutschen Mittelstelle“ zur Unterbringung von ca. 1200 Umsiedlern beschlagnahmt und bis August 1945 als Umsiedlungslager für Volksdeutsche geführt.

Viele Patres und Brüder waren eingezogen. Die Verbliebenen mussten sich auf  die Klosterkirche, der Konventgarten und eine kleine Anzahl von  Räume im Konventsbau beschränken.

Abt Bernhard Dunst war von 1948 bis 1960 nicht nur Abt in Neresheim sondern auch Präses der Beuroner Benediktinerkongregation.

Am 25. Juli 1965 legte er Alters-und Krankheitsbedingt die Leitung der Abtei nieder.

Pater Johannes Kraus wurde am am 14. August 1965 als Nachfolger von Abt Bernhard Dunst gewählt. Er ist am 8. August 1804 als Karl Kraus geboren. Sein Vater war Brauereibesitzer in Kellmünz.

Karl trat 1926 als Novize in das Kloster Neresheim ein.

Von 1940 bis Kriegsende war er Sanitätsgefreiter überwiegend auf dem Balkan. Aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen war er von 1946–1947 freiwillig Lagerpfarrer im Kriegsgefangenenlager Dijon in Frankreich.

Von 1947 bis 1956 unterrichtete er weiter Philosophie in Neresheim und war als Seelsorger in Nordwürttemberg tätig.

1956 wurde er Spiritual in der Benediktinerinnenabtei St. Erentrud in Kellenried (bei Weingarten).  Das blieb er bis zu seiner Wahl zum Neresheimer Abt.

Am 8. September 1965 wurde er durch den Rottenburger durch Diözesanbischof Carl Joseph Leiprecht (1949-1974 Rücktritt) benediziert.

Schon Bernhard Dunst hatte 1936-1938 den Chor der Abteikirche gemäß den Plänen Balthasar Neumanns umgestaltet.

Baufehler aus der Erbauungszeit und Alterungsschäden aus den folgenden zwei Jahrhunderten hatten den Baukörper so geschwächt, dass Zusatzbelastungen aus dem Überschallknall der Düsenjäger nicht mehr aufgenommen werden konnten und mit einem Einsturz des Daches über der Vierungskuppel gerechnet werden musste. Am 13. Juli 1966 wurde die Kirche baupolizeilich geschlossen.

Dann wurde der  Bau nach Grundsätzen moderner Denkmalspflege so restauriert, dass sie sich heute so zeigt, wie es der Künstler Ende des 18. Jahrhunderts gestaltet hatte. Auch den Grundsätze der nachkonziliaren Liturgie folgend wurde der Altartisch des Hochaltars umschreitbar freigestellt und am 9. September 1975 von Diözesanbischof Georg Moser (975-1988) geweiht.

Abt Johannes resignierte wegen Krankheit am 16. August 1977 und starb schon am 27. Oktober 1977.

Zu seinem Nachfolger wurde1977  Norbert Stoffels gewählt und am am 8. September 1977 durch Bischof Dr. Georg Moser benediziert.

Abt Norbert wurde am 12. Feb. 1936 in Jülich als Wolfram Stoffels geboren. Er trat 1955 in das Kloster Neresheim ein. Nach seiner Profess am 5. Okt. 1956 nahm er den Klosternamen Norbert an.

In Neresheim studierte er Philosophie und dann Theologie in Beuron. Am 20. August 1961 wurde er zum Priester geweiht.

In Neresheim war er in der Klosterverwaltung und als Zeremoniar tätig. Seit 1964 war er Gebäudeinspektor und als solcher für die Klostergebäude zuständig.

Nachdem die Klosterkirche 1966 geschlossen wurde, übernahm er für Abt Johannes weitgehend die Arbeiten, die für die Sanierung der Kirche notwendig waren.

Er wurde im Laufe der Sanierung zu einem anerkannten Experten in der Bau- und Kunstgeschichte. Wegen seiner Verdienste um den Erhalt der Klosterkirche  erhielt er

an seinem 60. Geburtstag das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und 2006 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Er war auch in der Übersetzungskommission der Salzburger Äbtekonferenz tätig und an der Herausgabe der Neuübersetzung und  der Benediktsregel beteiligt, deren erste Auflage (lat.-dtsch.) 1992 erschien.

Die Bedingungen in der Landwirtschaft hatten sich stark gewandelt, was natürlich auch Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Winterschule hatte. Diese wurde von immer weniger Schülern besucht.Sie  musste  gemäß Konventsbeschluss

1968 geschlossen werden. Die bisher schulisch genutzten Gebäude wurden on 1970 bis 1987 unter Mithilfe von Kirche und Land zu einem modernen Tagungshaus mit Touristengastronomie um- und ausgebaut,  dem Neresheimer Klosterhospiz.

Dort werden heute gut 100 Veranstaltungen unter den  Leitworten Besinnung, Bildung und Begegnung  angeboten. Dazu kommen viele Gasttagungen von Verbänden und Unternehmen.

Im Martin-Knoller-Haus, einem der Beamtenhäuser des ehemaligen Reichsstiftes am Ulrichsberg, ist eine Jugend- und Familienbegegnungsstätte das Hospiz untergebracht.

Abt Norbert wurde 2006 wiedergewählt. Seine Amtszeit endete satzungsgemäß am 21. Februar 2012. Schwer krebskrank zog sich Stoffels vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück. Er verstarb am 24. April 2013.

Er ist auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

Nach seinem Tod tauchte aber ein Rätsel auf. In seinem Nachlass fanden sich zwei Konten mit insgesamt mehr als 4,4 Millionen €. Woher es stammt und zu welchem Zweck es diente, ist nicht geklärt.

2014  klagte  ein Krefelder Rechtsanwalt Teile des Geldes ein und gab an, Treuhänder des Depots zu sein. Die Klage wurde abgewiesen, da der Anwalt, so das Landgericht Ellwangen weder eindeutige noch gerichtsfeste Beweise für seine Forderungen vorlegen konnte,

Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelte wegen Verdachts der Geldwäsche. Das Verfahren wurde später eingestellt, da die Vorwürfe verjährt waren.

Der Bundesgerichtshof sprach im Februar 2019 das Geld in letzter Instanz den Benediktinern zu. Zumal, was die Herkunft der Millionen betrifft, auch keine dunklen Quellen ausgemacht werden konnten.

Albert Knebel wurde 2012 Prior-Administrator. 2018 wurde er in seinem Amt bestätigt, allerdings mit neuem Titel nämlich Konventual-Prior. Seine Amtszeit beträgt nun sechs Jahre im Gegensatz zu den bisherigen drei Jahren als Prior-Administrator.

Die Mönche wählten keinen Abt. Der Konventual-Prior die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Abt, trägt jedoch nicht seine Insignien, also Stab, Siegelring, Brustkreuz und Mitra. Jedoch wird überlegt, ob ein Konventual-Prior künftig nicht ein Brustkreuz bekommt. Die Amtszeit ist mit sechs Jahren doppelt so lange wie die eines Prior-Administrators.

Kloster Neresheim hatte im März 2018 noch acht Mönche.

Beuroner Kongregation umfasst 17 Männer- und Frauenklöster.

 

                                                                                                                                                                        

29 Feb 2024

Benediktinerabtei Gengenbach

 

    

                                                                                                                      Gengenbach – romanische Stadtkirche St. Marien von Südosten

Das Kloster wurde 727 und 757 im Kinzigtal in der Ortenau von Abtbischof Pirmin gegründet wurde. Seine um 850 verfasste Vita Pirmini berichtet von der Klostergründung. Er zählt zu den iro-schottischen  Wandermönchen,

die im fränkischen Reich nach der Völkerwanderung den christlichen Glauben verbreiteten und das kirchliche Leben neu organisierten. Pirmin vertrat die Lehre der Peregrinatio, das ist die Abkehr von der profanen Welt.

Das spricht für eine irische Herkunft Pirmins. Er amtierte als Bischof in Meaux bei Paris, vor er unter dem Schutz des fränkischen Hausmeiers Karl Martell (zwischen 688 und 691- 741) und wohl auch in dessen Auftrag im

alemannischen Raum wirkte. Er gründete vor allem Klöster, denen er die Regel des Heiligen Benedikt von Nursia (um 480-547) gab.in seinen Klöstern galt allerdings eine regula mixta.

724 brachte ihn der Alemanne Sintlaz auf die Insel Reichenau. Dort gründete er das Kloster Mittelzell unter dem Schutz von Karl Martell. Das brachte ihn in Widersptuch zu Theudebald (709- 745), dem Sohn des verstorbenen Alemannenherzogs

Gotfrid (+709) Theudebald musste Pirmins Wirken als Provokation empfinden. Er vertrieb Pirmin 727 von der Reichenau. (zu Pirmin und der Reichenau siehe Mei Büchle Kloster Reichenau)

Von dort ging er zunächst ins Elsass nach Murbach. Dort gründete er das Kloster Murbach.

Welche Rolle Pirmin bei der Gründung der Ortenauklöster Gengenbach, Schuttern und Schwarzach gespielt hat, ist ungewiss.

Karl Martell liquidierte kurz vor seinem Tod das alemannische Herzogtum als Institution.Es fiel rechtens in seine Hände. Die Söhne Karl Martells beauftragte die Grafen Ruhard (* vor 790) und Warin (+ 774) mit

der “cura totius Alemanniiae”, das heisst, sie setzten die fränkische Grafschaftsverfassung durch und organisierten das Fiskalgut. Warin war ein Graf im Thurgau und Ruthard wird nach dem Mediävisten

Josef Fleckenstein allgemein zu den Stammvätern der Welfen gezählt.

Ruthard gründete das Kloster Gengenbach und stattete es mit Gütern aus.Er wählte es zu seinem und seiner Frau Irmengarda Grabkloster.

Die Quellenlage ist für Gengenbach nicht sehr günstig.Während des  30-jährigen Krieges und auch während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurden Stadt und Kloster schwer heimgesucht. Viele Urkunden gingen verloren.

Zur Besiedlung mit Mönchen wandte er sich an den Erzbischof von Metz, Chrodegang (742-766) Dieser entsandte Mönche aus dem Kloster Gorze nach Gengenbach. Gorze war ein Eigenkloster von Erzbischof Chrodegang,

der es um 757 gegründet hatte. Damit war Gengenbach zusammen mit den Klöstern Schuttern und Schwarzach, die ebenfalls von Ruthard gegründet und dotiert worden waren, ein wichtiger Stützpunkt

für das rechtsrheinische Vordringen der Franken.

Das Kloster nahm die Ordensregel des Chrodegang von Metz an.

Kloster Gengenbach entwickelte sich rasch und wurde bald zum größten Kloster der Ortenau. Um 820 lebten in Gengenbach schon 70 Mönche und um 846 schon 99 Mönche.

Man nimmt an, dass der Konvent in karolingischer Zeit auch Reichsabtei wurde. 887 beschenkte Karl III (der Dicke)(885-887) Kloster Gengenbach.

“beschenkt das von herzog Ruthard gestiftete kloster Gengenbach am fluss Kinzig im gau Mortenau auf bitte des erzkanzlers bischof Liutward von Vercelli von neuem mit der freiheit und gewährt freie abtwahl”. RI I n. 1764

Für die zeit bis 820 werden die Äbte Rustenus (8. Jh.), Burkhard, Leutfried, Cosman, Anselm, Gauthier, Volmar, Otho, Benno, Rado, Ammilo (?) und Alfram (–ca. 820) namentlich genannt.

1007 schenkte König Heinrich II. (1004-1024 und von 1014-1024 Kaiser) Kloster Gengenbach seinem neugegründeten Bistum Bamberg. Der bisherige reichsfreie Konvent wurde so zum bischöflichen Eigenkloster.

Heinrich stellte dazu am 1. November 1007 eine Urkunde aus. RI II,4 n. 1673 “Heinrich schenkt dem Bistum Bamberg die Abtei Gengenbach (Südbaden, Kr. Offenburg) im Gau Ortenau in der Grafschaft des Grafen Hessin mit allem Zubehör zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen des Bistums. “

Die Bamberger Bischöfe vergaben aber die Schirmvogteirechte bis zum Aussterben der Zähringer 1218 an die Herzöge von Zähringen, danach an die Staufer und ab 1254 an den Bischof von Straßburg.

Papst Innozenz II. (1130–1143) hatte Kloster Gengenbach mit einer Urkunde vom 28, Februar 1139 über freie Abts-und Vogtswahl bestätigt und laut dieser Urkunde besaß das Kloster auch

königliche Freiheit “libertas”

König Konrad II. (1024-1027, dann Kaiser-1039) bestätigte die Schenkung Heinrichs II. am 12. Januar 1025 in Corvey ausgestellten Urkunde auf Bitten des Bamberger Bischofs Eberhard I. (1007 –1040) RI III,1 n. 14

Seit dieser Zeit musste der Gengenbacher Abt bei seiner Investitur dem Bamberger Bischof als Lehensherrn 500 fl, das sind etwa 106.676,00 €, zahlen.

Im Investiturstreit im 11. und 12. Jahrhundert mit dem Höhepunkt 1077, dem Gang nach Canossa durch Kaiser Heintich IV. (1056-1106) zu Papst Gregor VII.(1073-1085)

und schließlich seinem Ende mit der Unterzeichnung des Wormser  Konkordat 1122 durch Kaiser Heinrich V. (1106-1125) und Papst Calixt II. (1119-1124) stand Kloster

Gengenbach auf Seite der salischen Kaiser.

Mit dem Bamberger Reformkloster  Michelsberg war Gengenbach über die Äbte Poppo († 1071), Ruotpert († 1075) und Willo († 1085)  verbunden.

Poppo war möglicherweise gleichzeitig Abt in Schuttern. Sein Todesdatum ist mit dem O4. November angegen. Unter  Poppos Nachfolger Abt Hugo wurde eine

Gebetsbrüderschaft mit Kloster Einsiedeln eingerichtet( Freiburger Diözesanarchiv Bd. 16, Freiburg 1883 S. 162) In Einsiedeln war zu derzeit Gero (1101-1122 Abt.

Willo  wie auch Hugo wurden zeitweilig von Anhängern der gregorianischen Reformparte zeitweise aus Gengenbach vertrieben, dasselbe geschah auch mit Hugo.

Bischof Otto von Bamberg (+1139) führte 1117 in seinen Klöstern die  cluniazensische Ordensreform ein, die in Deutschland von Kloster Hirsau vermittelt wurde.

In Gengenbach geschah das gegen 1117.Der Abt von Kloster St.Georgen Theoger (1088-1119), ein Schüler des Hirsauer Abts Wilhelm I. (1071-1091), machte Kloster St. Georgen

zu einem Reformmittelpunkt benediktinischen Mönchtums im Elsass, Süddeutschland und Österreich.

Er reformierte im Einvernehmen mit Bischof Otto von Bamberg auch Kloster Gengenbach, unterstützt von Abt Friedrich I. (+1120)

In Gengenbach zeigt sich das auch an  der Neugestaltung der seit dem 8. Jahrhundert bestehenden Abteikirche.

Es ist jetzt eine dreischiffigen Basilika mit fünf Chorapsiden.

Aus dieser Zeit stammt auch das Gengenbacher Evangeliar von 1150. Es ist das wertvollste noch erhaltene Werk aus Gengenbach. Es steht als Evangeliar Cod.bibl.fol.28, in der Württembergischen Landesbibliothek und ist

auch online zugänglich. Das Kloster betrieb im Hoch-und Spätmittelalter nachweislich ein Skriptorium und besaß auch eine Schule.

1218 starben die Zähringer aus. Die Staufer verkauften das Vogteirecht für Kloster Gengenbach für 4000 Mark Silber, das sind etwa 646.119,00 € an das Reich.

Unter Abt Gottfried wurde Kloster Gengenbach aber auch geplündert und zwar durch den Erzpriester des Lahrer Kapitels, der Ptiseter in Zinsweyer wa, heute ein Stadtteil von Offenburg.

(Historisch-statistisches Lexikon von dem Großherzogtum Baden, S.443) Abt Gottfried verstarb 1238.

Um das Kloster herum hatte sich schon ein kleiner Markt entwickelt. 1230 erhielt Gengenbach das Stadtrecht. Abt Gottfried III. (1218–1237) hatte um 1230 die Stadt gegründet.

Auf Abt Gottfried folgten die Äbte  Walther III. (1237–1248) ,Dietrich III. (1248–1263?) und Hugo II. (1263?–1270?) und Berthold II. (1276–1297)

Abt Berthold genoss das Vertrauen von König Rudolf.

1360 wurde Gengenbach reichsfrei, also eine Reichsstadt. Als autonome Stadtgemeinde des Heiligen Römischen Reiches allein dem Kaiser unterstand.

Ab 1334 war Kloster Gengenbach eine Reichsabtei.

Das passte in den Rahmen der Stadtgründungswelle vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Das 12. Jahrhundert  verzeichnete einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Der Silberbergbau im Kinzigtal florierte. Es gab viele Rodungen.

Am 29. April 1231 schenkte König Heinrich VII. (1220-1235) dem Kloster Gengenbach den Wald Mooswald, dergestalt, dass die Klosterleute, die dort wohnten und den Wald urbar machten, von allen Steuern frei sein  sollten. RI V,1,2 n. 4190

König Rudolf von Habsburg (1273-1291) richtete um 1275 die Ortenauer Reichslandvogtei ein. Sie setzte sich zusammen aus dem Offenburger Lehen, das seit 1248 vom Bistum Straßburg verwaltet wurde und dem Bamberger Besitz der 1007 an das Bistum Bamberg gekommen war (s.o.)

Der Reichslandvogt hatte eine vollgültige Herrschaft mit allen Herrschaftsrechten mit Gebot, Verbot, Geleit, Zoll, Besteuerung usw. Der Landvogt war zugleich Schirmvogt über die gengenbachische Herrschaft sowie über das Offenburger Lehen.

Gengenbach hatte schon vor 1007 Lasten zu tragen. So musste es 4 Esel stellen für die Burg Ortenburg, die das Wasser auf die Burg schaffen mussten. Außerdem hatte das Kloster jährlich Rebstecken zu liefern, Brennholz und Hühner.

Rudolf hatte verschiedene Urkunden für Gengenbach ausgestellt. Rudolf “bestätigt dem kloster Gengenbach (ord. Ben. im Kinzigthal südöstl. Offenburg) das weisthum, welches in einem vom grafen Heinrich v. Fürstenberg besessenen offenen ding festgestellt ward” RI VI,1 n. 379

und Rudolf “ schreibt an abt und convent des klosters Gengenbach, er wisse dass seine vögte und schultheissen das kloster wegen zinsen, gülten, zehnten und dergleichen, die demselben gebühren, belästigen und vor weltliches gericht laden; er verbietet dies denselben auf bitte des bischofs Heinrich von Basel”   RI VI,1 n. 459

Die Reichslandvogtei blieb allerdings  zumeist (bis 1551/1556) an angrenzende Landesherren verpfändet.

1334 war sie an die Markgrafen von Baden verpfändet,1351 an die Bischöfe von Straßburg, 1405 musste eine Hälfte der Pfandschaft an den Pfalzgrafen überlassen werden.

Das wiedergewonnene Reichsgut ordnete In den 1280-er Jahren der Prokurator Hartmann von Baldeck.

Im Dezember 1293 war König Adolf von Nassau (1292-1298) in der Ortenau unterwegs. Er bestätigte mehrerer Urkunden seines Vorgängers Rudolf.(s.o.) Auf  Bitten seiner Frau Imagina von Isenburg-Limburg

befreite König Adolf “das kloster Gengenbach, indem er seinen vögten und schultheißen verbietet, es wegen der zehnten, zinsen und gefälle desselben zu behelligen, vom gerichtsstande jedes weltlichen gerichtes”  RI VI,2 n. 341

Am 3. September 1297 befreite König Adolf verschieden Höfe von Kloster Gengenbach sowie den Hof in Offenbach außerhalb der Stadtmauern von allen Abgaben und Steuern.RI VI,2 n. 889

Abt war zu dieser Zeit Gottfried V. (1296)

1302 stiftete Abt Dietrich IV. (1300-1323) ein Frauenkloster nahe der Stadt. Man nannte es Monasterium Inclusarem.

Er regierte 23 Jahre.

Auf König Adolf folgte König Heinrich VII. (1308-1313). Er bestätigteam 17. November 1309  zwei Urkunden von König Rudolf (s.o.)RI VI,4,2 n. 335 und RI VI,4,2 n. 33.

Nachdem Kaiser Heinrich in Italien verstarb, kam es 1214 zu Doppelwahl von Ludwig dem Bayern (1314-1347) und Friedrich dem Schönen (1314-1330). Zu einer Entscheidung kam es erst 1322 bei der Schlacht von Mühlburg, die Ludwig für

sich entschied. Dan ach kames zum in der deutschen Geschichte einmaligen Doppelkönigtum, wobei Friedrich nur noch eine Nebenrolle spielte, während Ludwig 1328 die Kaiserkrone errang.

Diese Thronvakanz machte sich für die Ortenau zum Beispiel so bemerkbar, dass für die Landvogtei Ortenau 12 Jahre kein Landvogt nachweisbar ist.

Die Ortenau stand in dieser Zeit ebenso wie das Elsass auf Seiten Habsburgs. Friedrich der Schöne hielt sich mehrere Male in Offenburg auf.

Seinem wichtigsten oberrheinischen  Parteigänger Bischof Johann I. von Straßburg (1306-1328) verpfändete Friedrich Reichsrechte im Rench- und Oppenauer Tal und kam so der Expansionstendenz,

die das Bistum Straßburg seit dem 13. Jahrhundert in der Ortenau zeigte, entgegen.

1326 tritt auch wieder ein Reichslandvogt in der Ortenau in Erscheinung. Es war dies Markgraf Rudolf III. von Baden  (+1332)

Ludwig der Bayer tritt mit Regierungshandel in der Ortenau erst seit der en dgüligen Aussöhnung zwischen Friedrich und Ludwig mit dem Vertrag von Hagenau am 06.08. 1330 auf.

Am 18. August 1330 erteilt Ludwig  dem Markgrafen Rudolf III. von Baden ein Mandat Kloster Gengenbach betreffend: “Kaiser Ludwig befiehlt Markgraf Rudolf [III.] dem Älteren, seinem Landvogt, Abt und Konvent des Klosters  Gengenbach gegen jedermann zu schirmen und nicht zu gestatten, daß diese jemand in ihren Rechten schädige, und sie besonders vor den Bürgern von Offenburg zu schützen “ [RI VII] H. 2 n. 118

In diesem Zusammenhang ist auch die Kastvogtei über das Kloster Gengenbach wichtig. Die Ausübung dieser Vogtei war in Personalunion verbunden mit der ortenauischen Landvogtei.

Im Folgejahr wandte sich das Kloster wieder an Kaiser Ludwig. Er bestätigte dem Kloster das inserierte Diplom von König Rudolf vom Mai 1275. [RI VII] H. 2 n. 147/148

Kaiser Ludwig gewährte Abt und Kloster auch das Recht, dass niemand außer dem Abt  Erblehen, Mannlehen an ch Beweis des Klosters rechtes Eigen ist, soll niemand Erblehen, Mannlehen an Gewässern oder Fischrechten verleihen soll.

[RI VII] H. 2 n. 145/146 Abt war zur Zeit der Urkundenausstellung Walther IV. (1324–1345)

 

Der bedeutendste Abt im  14. Jahrhundert war Lambert von Brunn (1354–1374) Er stammte aus dem Nordelsass. Der Stammsitz seiner Familie war vermutlich in der Nähe von Niederbronn.

Sein Vater war ein einfacher Ritter namens Wilhelm von Burne.

Lambert war Benediktiner im Kloster Neuwiller im Elsass, möglicherweise eine Pirmingründung, eine andere Tradition nennt den Metzer Bischof Sigebald ( 716-741) als Gründer von Neuwiller.

Lambert zeichnete sich in Neuwiller in allen Fächern der Wissenschaft aus. 1348 wurde er Abt von Kloster Gengenbach. (L.G.Glöckler, Geschichte des Bistums Straßburg, Straßburg 1880, S. 297 ff)

Andere Quellen z. B. wikiwand nennen 1354 als Amtstritt.

Der Straßburger Bischof Johann II. von Lichtenberg (1353 bis 1365) ernannte Abt Lambrecht zu seinem Kaplan. Bischof Johann II. war als Reichsvikar im Dienste Karls IV. (1346-König ab 1355 Kaiser- 1378)

Trithemius bezeichnet in seinen Annales Hirsaugienses, Bd II,S. 277 als sehr gelehrten, klugen und erfahrenen Mann. Wegen seiner Verdienste ernannte ihn Karl IV. als Reichskanzler.

Bischof Johann präsentierte Lambert Kaiser als Bischof für das Bistum Brixen  (1363- 1364)

Im Frühjahr 1364 ernannte ihn Papst Urban V. (1362-1370) gegen den Willen des Domkapitels zum Bischof von Speyer (1364-1371).

Als Bischof Gerhard von Ehrenberg 1363 starb , wählte das Domkapitel den Verwandte des verstorbenen Bischofs Domdekan Eberhard von Randeck zum neuen Bischof. Auch den Bürgern Speyers und der Stadt

war er als einer der Ihren willkommen. Kaiser Karl IV. wollte aber seinen ihm ergebenen Berater als Bischof. Papst Urban bestätigte Lambert als Speyrer Bischof. Das Domkapitel und die Stadt protestierten gegen Lambert.

Die Stadt  verweigerte ihm offiziell den Einzug in die Stadt. Eberhard von Randeck bezeichnete sich in den von ihm ausgestellten Urkunden stets als erwählter Bischof von Speyer. Da ihn weder Kaiser noch Papst anerkannten und auch der Erzbischof von Mainz

Gerlach von Nassau (1353-1371) verweigerte ihm die Weihe. Kaiser Karl bot seine Vermittlung an. Schließlich willigte er in den Amtsverzicht ein. Als Kompensation bot ihm der Kaiser mit Schiedsspruch vom 20. Januar 1365

die lebenslange Nutznießung der hochstiftischen Kestenburg, das heutige Hambacher Schloss und der Burg Udenheim, heute Stadt Philippsburg, mit dem dortigen Rheinzoll zustehen soll.

Eberhard von Randeck verstarb am 3. Januare 1372.

Im Herbst 1366 war Lambert als Gesandter von Kaiser Karl IV in Avignon bei Papst Urban V.

Am 28. 1371 ernannte ihn Papst Urban zum Bischof von Straßburg (1371-1374). 1375 verzichtete er formal auf den Bischofsitz in Straßburg.

1374 wurde er Bischof von Bamberg Am 28. November 1398 wurde in Bamberg  Albrecht von Wertheim (1398-1421) zu seinem Nachfolger gewählt.

Mit der Wahl zum Bamberger Bischof gab er 1374 sein Amt als Abt von Gengenbach auf.

Unter Abt Lambert nahmen Kloster und Stadt nochmals einen großen Aufschwung. Dazu trug sicher die Kaisernähe von Abt Lambert bei.

Er organisierte die Klosterwirtschaft neu und kümmerte sich auch intensiv um die Klosterschule.

Unter Kaiser Karl wurde Gengenbach zur Reichsstadt erhoben. Reichsstädte waren oft auf Königsgut entstanden. Sie hatten nur den König als Herren. Sie hatten Sitz und Stimme auf den Reichstagen.

Sie waren in den Reichsmatrikeln verzeichnet, d.h. sie mussten je nach Größe und Wirtschaftskraft  ein Kontingent Soldaten stellen . Gengenbach ist in den Reichsmatrikeln von 1521 z. B. verpflichtet,

36 Fußsoldaten, keine Pferde zu stellen. Offenburg ist mit 45 Fußsoldaten veranlagt. Köln hatte zum Vergleich  322 Fußsoldaten und 30 Pferde zu stellen.

Das reichstädtische Territorium von Gengenbach umfasste  die Dörfer Reichenbach, Schwaibach, Ohlsbach und Bermersbach.

Am 31. März 1349 bestätigte Karl IV. die Pfandschaft der badischen Markgrafen über die Landvogtei Ortenau. gleichzeitig erhöhte er die Pfandsumme auf 900 Mark Silber, das sind etwa 145.377,00 €.

Schon Kaiser Ludwig hatte festgelegt, dass der Kastvogt für die Ortenau bei seiner Amtseinsetzung dem Abt von Gengenbach Treue zu schwören habe. Das machte Sinn, denn der Kastvogt war ja jetzt kein

königlicher Beamter mehr.

1376 machte Lambert eine Italienreise im Auftrag des Kaisers. Ende 1377 begleiteter er Karl IV. nach Paris.

Kaiser Karl IV. verstarb am 29. November 1379 Tod Karls IV. Er blieb auch Kanzler von Wenzel (1379-1400), Sohn und Nachfolger von Karl IV.

1383 unternahm er im Auftrag König Wenzels eine Italienreise.

Am 11. März 1390 bestätigte Wenzel dem Abt und Konvent des Klosters Gengenbach alle ihnen von römischen Kaisern und Königen verliehenen Privilegien.  Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 424

Als Fürstbischof von Bamberg baute er sie Burg von Forchheim aus. Die in der Burg erhaltenen gotischen Wandmalereien aus der Zeit um 1390/99 sind von großer kunsthistorischer Bedeutung und zeugen von dem kulturellen Horizont des Fürstbischofs.

Nicht nur als Abt und Bischof war er sehr bedeutend. Sein politisches Talent bewies er als Reichskanzler und seine Bautätigkeit belegen auch seinen weiten künstlerischen Horizont.

Von Papst Bonifaz IX. (1389-1404) ließ er sich am 10. Januar die Genehmigung zum Amtsverzicht und die Neuwahl des Bamberger  Bischof  erteilen. Er verzichtete auf sein Bischofsamt und starb wenige Monate später.

In der Stadt Gengenbach hatte Abt Lambert eine Zunftverfassung eingeführt. Der Abt ernannte auch den Reichsschultheiß.

Nachdem Lambert sein Amt als Abt abgeben hatte, folgte ihm Stephan von Wilsberg (1374–1398) als Abt nach.

Von 1400 bis 1410 war Ruprecht von der Pfalz deutscher König.  Er nahm “das kloster Gengenbach in seinen und des reiches schirm und bestätigt dessen privilegien (rechte, herkomen, privilegia, hantfesten und briefe von röm. kaisern und königen oder andern fürsten und herrn”.

[Regg. Pfalzgrafen 2] n. 2923

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Es waren zwar  während des Konzils  546 Vorsteher und Glieder der Mönchsorden in Konstanz, soweit ich das nachvollziehen kann aber niemand aus Gengenbach. Auch beim folgenden Konzil von Basel (1431-1449)

war kein Gengenbacher Vertreter anwesend.

Seit Abt Lambert saßen nur noch Adlige auf dem Abtsstuhl. Seit 1461 wurden sogar nur noch Adlige ins Kloster aufgenommen.Das Kloster  unterhielt ab 1461 “ein Spital der Ortenauer Ritterschaft”

Deswegen nahm es nur Adlige ins Kloster auf. Es war praktisch zur Versorgungsanstalt des Adels geworden.

Konrad von Blumberg (1398–1415) erhielt 1414 von Kaiser Sigmund (1411-1433,König, dann bis zu seinem Tod 1437 Kaiser) alle Privilegien von Kloster Gengenbach bestätigt. Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 560

1417 berief das Konzil von Konstanz ein Provinzkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg im Kloster Petershausen, heute ein Stadtteil von Konstanz ein. Dort wurde eine Organisationsstriktur, Finanzierung und Visitationsmodus

für den Provinzialverband festgelegt. Im Anschluss wurde ein Turnus von drei Jahren für die folgenden Treffen festgelegt. Ziel war eine Rückbesinnung auf die Regula Benedicti.. Der erhoffte Erfolg trat aber nicht ein,

zumal es in den erneuerungsunwilligen Konventen, zu denen sicher Gengenbach zählte, erhebliche Widerstände gab. So strebte man eine Öffnung für nichtadelige Konventuale an. Gengenbach schloss ja nichtadelige Konventsmitglieder aus.

Abt war zur Zeit der Petershausener Regionalkonferenz Berthold V. Mangolt-Venser (1416–1424)Es scheint so, dass der Gengenbacher Abt zu mindestens auf der Regionalkonferenz nicht in Erscheinung getreten ist.

Abt Egenolf von Wartenberg (1424–1453) erhielt von König Friedrich IV. (1440-1452 König, dann bis zu seinem Tod 1493 Kaiser) am 16. Juli 1441 eine Bestätigung der Gengenbacher Privilegien.” Friedrich IV. bestätigt die Privilegien des Klosters Gengenbach und seine Briefe besonders auf die Städte Gengenbach, Offenburg und Zell am Harmersbach RI Chmel n. 309

Im 16. Jahrhundert organisierte sich der Ortenauer Adel als Reichsritterschaft, gehörte aber dem Reichstag nicht an. Abt Egenolf blieb dem Ortenauer Adel auch fern.

Auch sein Nachfolger Abt Volzo von Neuneck (1454–1461) erhielt von Kaiser Friedrich am 12. Oktober 1458 eine Bestätigung der Gengenbacher Privilegien. Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 863

Er verkaufte die Rechte von Kloster Gengenbach in Niedereschach vor 1461 an das Kloster St. Georgen.

Kloster Gengenbach war zwar der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg angegliedert. Die Reformimpulse aus anderen Klöstern kamen aber nicht an.

Nach dem Tod von Kaiser Friedrich III. 1493 trat Mximilian I. (1493—1508 König, dann bis zu seinem Tod 1519 Kaiser) die Regierung an.

Schon  am 6. April 1496 bestätigte er dem Kloster Gengenbach dessen Rechte und Freiheiten, insbesondere bezüglich der Städte Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach.Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 1015

Abt war Konrad von Mülnheim (1500–1507). In der Geschichte  des Kloster Gengenbach sagt Gallus Mezler über Abt Konrad, er sei wenig religiös gewesen und er liebte den großen Aufwand.

1501 wehrte er sich erfolgreich gegen eine strengere Ordensregel.

Der Konvent ließ den Abt kurz vor Ende seiner Amtszeit sogar in den Kerker werfen. Es kam zu Prozessen. Abt Konrad kam sofort wieder frei und wurde in sein Amt eingesetzt. Drahtzieher war möglicherweise sein Nachfolger Philipp von Eselsberg (1507–1531)

Die adligen Konventualen lebten in einer weltlich-stiftistischen Lebensweise, die Umwandlung in Chorherrenstift gelang aber nicht. Sie wurde vor allem von Philipp von Eselsberg (1507-1531)betrieben.

Philipp von Eselberg war wegen der angestrebten Umwandlung unter großem Geldaufwand sogar dreimal in Rom. Er  erreichte von Papst Leo X. (1512-1521) sogar die Säkularisationsbulle für Kloster Gengenbach.

Er konnte aber Kaiser Karl V. (1520-1555) dazu bewegen ihren Vollzug zu genehmigen.

Philipp von Eselsburg war bei Kaiser Maximilian hoch angesehen.. Er war von großer Bildung. Aber er war ein schlechte Verwalter des Klostergutes.In wirtschaftlicher aber auch sittlicher Beziehung befand sich das Kloster auf Talfahrt.

Abt Philipp wurde sogar dreimal gebannt.

Aber auch die Bursfelder Reform anfang des 16. Jahrhunderts hatte in Gengenbach keinen Erfolg.

Der Bauernkrieg verlief in der Ortenau ziemlich glimpflich. Markgraf Philipp von Baden (1515-1533) suchte, um sein Land nicht verwüsten zu lassen, den Ausgleich mit den aufständischen Bauern.

Er schloss am 25. Mai 1525 den Vertrag von Renchen. Der Bischof von Straßburg, die Stadt Straßburg und eine Reihe von Grafen schlossen sich dem Vertrag an.

Die Stadt Gengenbach verlangte vom Kloster, dass Bodenzinse und Besthaupt abzulösen erlaubt wurde. Außerdem sollte die Schule wieder hergestellt werden und in die Stadt verlegt.

Die Jugend sollte zu Gottesdienst und Zucht angehalten werden. Pfarrer sollten besser besoldet werden. Klosterangehörigen sollte es nicht mehr erlaubt sein, Wohnungen außerhalb des Klosters zu halten.

Abt Philipp verstarb 1531.

Noch schwerer als der Bauernkrieg wog die Reformation in der Ortenau. Allerdings fasste sie kaum Fuss und das auch nur für einen kurzen Zeitraum. Man muss aber den Raum Basel bis Mainz betrachten, um ein stimmendes Gesamtbild zu bekommen.

Martin Luther musste 1518 nach Heidelberg. Bei der Heidelberger Disputation war ein im April 1518 von Martin Luther geleitetes wissenschaftliches Streitgespräch in der Heidelberger Universität.

Luther gewann dabei viele Anhänger, besonders unter den Studenten, weniger bei den Professoren. Spätere Reformatoren wie Martin Bucer, Erhard Schnepf, Franciscus Irenicus, Martin Frecht und Johannes Brenz waren unter seinen Zuhörern.

ER traf auch auf  zwei wichtige Reformatoren für den badischen und nordwürttembergischen Raum, den oben genannten Martin Bucer und Johannes Brenz.

Martin Bucer (1491-1551) stammte aus Schlettstadt (Sélestat) und war dort Dominikanermönch. Es ist nicht bezeugt, aber wahrscheinlich hatte er die berühmte Lateinschule in Sélestat besucht.

Er war bei der Heidelberger Disputation dabei und hatte Gelegenheit, Martin Luther bei einem Tischgespräch am nächsten Tag näher kennen zu lernen.

1524 nahm er das Straßburger Bürgerrecht an. Er wurde zum Reformator Straßburgs. Er hatte dort sieben Jahre eine Predigerstelle inne. In Augsburg war er  Mitverfasser der Confessio Tertapolitana. Das war die

oberdeutsche evangelische Position der vier Reichsstädte Straßburg, Memmingen, Lindau und Konstanz.Wegen der lutherischen Abendmahlslehre hatten diese Städte ihre Zustimmung zu der von

von Philipp Melanchthon verfassten Confessio Augustana versagt.

Johannes Brenz (1499-1570) war auch bei der Heidelberger Disputation anwesend. Er besuchte das Marburger Religionsgespräch. Beim Augsburger Reichstag 1530 war er bei der Abfassung der Confessio Augustana Melanchrhons engster Mitarbeiter.

Er war der Reformator von Schwäbisch Hall. Er war “Luthers Mann in Süddeutschland” (der evangelische Kirchenhistoriker Martin Brecht)

Das geistige und weltliche Zentrum im Südwesten war Straßburg. Es war eine reiche und wichtige Handelsstadt und eng mit  mit den anderen Reichsstädten in der Ortenau verbunden.

In Gengenbach führte der Leutpriester Konrad Knecht zusammen mit dem Rat der Stadt die Reformation ein.

Im Kloster lebten zu diesem Zeitpunkt zusammen mit dem Abt noch 9 Mönche.

Eine wichtige Rolle spielte Graf Wilhelm von Fürstenberg (1491-1549). Er war Kastvogt von Kloster Gengenbach.Bei einem Feldzug 1522 mit Franz von Sickingen (1481-1523) kam er  mit dem reformatorischen Gedankengut in Kontakt. Er hatte sich aus eigener innerer Überzeugung der Reformation angeschlossen und zwar der calvinistischen Richtung. Auf dem Reichstag in Speyer von 1529 setzte er sich für die Interessen der protestantischen Stadt Straßburg ein und schloss sich dem Protest der evangelischen Reichsstände an.

Er hatte schon 1525 der Reichsstadt Gengenbach bei dem Versuch das Kloster zu säkularisieren, seine Hilfe gewährt. Er wohnte der Versammlung der evangelischen Stände zu Schmalkalden und dem Religionsgespräche zu Marburg bei und verschaffte der neuen Lehre in seinen Herrschaften im Kinzigtal und in der Ortenau Ausbreitung. So lange Wilhems Mutter Elisabeth von Fürstenberg, geborene von Solms Braunfels (1469-1540) lebte, hatte die Reformation im Kinzigtal keine Chance. Sie war und blieb katholisch

Als sie 1540 starb, fiel das Kinzigtal an ihn. Er hatte zwar das Versprechen abgegeben, keinen Druck in Sachen Religion auszuüben. Er hielt sich aber nicht an das Versprechen. 1540  zerstörte er die Sankt-Jakobs-Kapelle in Wolfach ,

um dem katholischen Wallfahrtspuk ein Ende zu  bereiten. Er scheint alle katholischen Pfarrer entfernt zu haben, hat aber nicht überall protestantische eingesetzt.

Schon 1525 machten sich in der Reichsstadt Gengenbach reformatorische Strömungen bemerkbar, unterstützt  von einer Vielzahl evangelischer Prediger, die aus Straßburg über den Rhein kamen.

Um 1525 existierte in Gengenbach mehrere Papiermühlen. Ein Betreiber war der Straßburger Hans Wild.Ein weiterer Betreiber war der Gengenbacher Bürger Hans Reiter

1545 wütete in Straßburg die Pest. Die dortige Lateinschule zog  nach Gengenbach um.

Als die Stadt Gengenbach protestantisch wurde, ging es darum, ob das Kloster auch protestantisch würde, zumal der von Graf Wilhelm als Nachfolger von Philipp von Eselsberg installierte Melchior Horneck von Hornberg (1531–1540)

bald zum Protestantismus übertrat. Gegen den Willen des Priors Friedrich von Keppenbach  wurde eine protestantische Schule unter Leitung des Straßburger Reformators Caspar Hedio (1494-1552)eingerichtet. Das Kloster musste zwei protestantische Prädikanten beherbergen und bezahlen.

1538 wurde eine Kirchenordnung eingeführt. 1545 wurde ein Katechismus eingeführt, der die neue Lehre bekräftigte , die sich augenscheinlich im Kinzigtal etabliert hatte.

Der Straßburger Reformator Martin Bucer stellte 1545 zufrieden fest, dass „man in Gengenbach ganz nach unserer Art lebe“.

Prior Friedrich verblieb als einziger Mönch im Kloster, bis er von Graf Wilhelm auf Schloss Ortenberg gefangen gesetzt wurde.

Im Reichskrieg gegen Frankreich kämpfte Wilhelm von Fürstberg auf der Seite Karls V. Er geriet in französische Gefangenschaft und kam nur gegen eine exorbitante Lösegeldsumme wieder frei.

Um ihre Güter im Kinzigtal zu retten, trat Graf Wilhelm seine Güter an seine Bruder Friedrich II. (1496-1559) ab. Auch Friedrich musste versprechen, das Kinzigtal protestantisch zu lassen.

Nachdem Karl V.1547 bei Mühlburg vernichtend geschlagen harre, erließ er 1548 das Augsburger Interim. Das war eine Zwischenregelung, die bis zum Ende des Konzils von Trient gelten sollte.

Gengenbach und das Kinzigtal wurden wieder katholisch  bis auf die  Orte Kirnbach, Gutach, Hornberg und Schiltach , die zum Herzogtum Württemberg gehörten. Graf Ulrich von Württemberg (1487-1550).

Eroberte 1534 sein Herzogtum wieder. Er führte dort umgehend die Reformation ein.

Die kurze Zeit evangelische Martinskirche ist bis heute katholische Friedhofskirche. Ein evangelisches Gotteshaus gibt es in Gengenbach erst seit 1890 wieder.

Die Übergabe der Grafschaft an Graf Friedrich und vor allem das Augsburger Interim änderten die Rahmenbedingungen für das Kinzigtal und Gengenbach grundsätzlich.

Friedrich von Keppenbach (1540-1555)  konnte nun als Abt ins Kloster zurückkehren. Er konnte nun die Reform des Klosters einleiten. Es stand nun auch Bürgerlichen offen.

Die Zahl der Mönche stieg wieder. Die Klosterschule wurde wieder errichtet und die Klosterkirche stand erneut den Mönchen zur Verfügung.

1544begnet man wieder einer Gengenbacher Papiermühle. 1540 war Georg Dietz der Besitzer der Papiermühle. Er verstarb 1544 unter Hinterlassung einiger Schulden.

Hauptgläubiger war das Kloster Gengenbach. Abt Friedrich veräußerte das Mühlwerk, an wen lässt sich nicht mehr feststellen

Zwischen 1545 und 1563 fand in Trient das Konzil statt.In drei Sitzungsperioden versuchten die Konzilsväter auf die Forderungen und Lehren der Reformation zu reagieren.

In der 3. Sitzungsperiode von 1562bis 1563 In der 25. Sitzung befasste sich das Konzil mit der Reform der Orden. Notmen für die Aufnahme neuer Mitglieder wurden festgelegt.

Es wurden auch Bestimmungen erlassen für Wiederherstellung des Gemeinschaftslebens, das Noviziat, die Abschaffung des Privateigentums, die Klausur der Nonnen und die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen.

1543 setzte Graf Wilhelm von Fürstenberg ohne Rechtsgrundlage Anton von Salm  (*um 1530 + vor 1564) als Koadjutor an der Seite von Abt Friedrich ein, wohl um Einfluss auf Kloster Gengenbach zu gewinnen um es möglicherweise zu säkularisieren.

Er versuchte weiter seine Ansprüche durchzusetzen, unterlag aber endgültig, als Gisbert zum Gengenbacher Abt gewählt wurde.

Etwa gleichzeitig bewarb er sich um den Abtsstuhl in Kloster Hornbach Dort wurde er mit einer päpstlichen Bulle bestätigt. Am 12. Januar 1556 belehnte ihn der Speyrer Bischof Rudolf von Frankenstein (1552-1560)

mit Kloster Hornbach. der Zweibrücker Landesherr Herzog Wolfgang (1532-1569) war überzeugter Protestant. Er zwang 1556 Anton von Salm und dem Kloster einen ungünstigen Vertrag auf.

Der Herzog wollte in dem Kloster eine protestantische Schule einrichten und die Gebäude nach eigenem Gutdünken verwenden.

Abt Anton nahm den in einem Schrein befindlichen Leib des Heiligen Pirminius aus seinem Grab und flüchtete 1557 heimlich, unter Mitnahme von silbernen Kirchengeräten und wichtigen Archivalien.,

zunächst nach Landau und von dort nach Speyer wobei er den Leib des Heiligen Pirmins und die Kirchengeräte dort dem Bischof übergab. Von dort gelangten sie weiter nach Innsbruck, wo sie sich noch

heute in der dortgien Jesuitenkirche befinden.

1551 bzw. 1556 übernahm Österreich die gesamt Pfandschaft der Landgrafschaft Ortenau. Damit gehörte Stadt und Kloster dem katholischen Habsburg und somit blieben beide katholisch.

Abt Friedrich verstarb 1555 an der Pest. Sein Nachfolger wurde Abt Gisbert Agricola (1556–1586) Er stammte aus Lothtingen. 1548 war er Mönch in Kloster Maursmünster (Marmoutier) im Elsass.Wenige Jahre später wurde er Abt von

Kloster Altdorf bei Molsheim. 1556 wählte  ihn eine Versammlung elsässischer Äbte zum Vorsteher von Kloster Gengenbach. Das  Chronicon Alsatiae von 1592 erklärt warum.

Bisher gab es in Gengenbach nur adlige Äbte. Gengenbach. Er war wohl ein sehr tatkräftiger Abt. In einer Inschrift heißt es über ihn “Er hat das Closter, so zerfallen und zu
scheitern gangen was, mit großen kosten wieder erbawet”.  Diese Inschrift befindet  sich noch heute an der linken Chorwand des Klosters.

Abt Gisbert war wohl eine gute Wahl und ein zupackender Leiter seines Konvents. Schon in seinem ersten Regierungsjahr belehnte er offiziell den
Sohn des bisherigen Gengenbacher Schultheißen mit dem selben Amte. Das war ein deutliches Signal an den Rat der Stadt, Er hatte nämlich seit den Reformationswirren  in den zwanziger Jahren de s 16. Jahrhunderts für sich selbst das
Recht beansprucht, den Stadtschultheißen zu ernennen und zu belehnen. Schon Ludwig der Bayer hatte Kloster Gengenbach das Recht bestätigt, in der Stadt Gengenbach einen Schultheissen einzusetzen. (Th. E. Mommsen: Die Landvogtei Ortenau
und das Kloster Gengenbach unter Kai se r Ludwig dem Bayern. In: ZGO NF 49, 1936,165 -2 13, hier 195) “So het min herre der abbet und das gotzhus recht zu setzende einen schultheissen” heisst es in der Urkunde dazu.

Abt Gisbert ließ sich von allen deutschen Kaisern, die er in seiner Regierungszeit erlebte, die Privilegien seiner Abtei, aber auch die der Reichsstadt Gengenbach bestätigen, so von Kaiser Ferdinand I. (1531-1564),Maximilian II. (1564-1576) und

Kaiser Rudolf II. (1576-1615)

Die Stadt Gengenbach und das Kloster hatten im Spätmittelalter beständig Auseinandersetzungen. Unter Abt Gisbert kam es aber auch zur Zusammenarbeit. 1578 wurde der Neubau einer Wasserleitung durchgeführt.

1579 kam es zu einem Nutzungsvertrag. Der Nachteil für die Stadt, die Wasserleitung durchquerte den engeren Klosterbezirk. Streitigkeiten waren also vorprogrammiert. Vorsorglich hatte man sich auf fünf Pinkte geeinigt.

1. Die Abtei sicherte sich den ungehinderten Zulauf des Wassers bis in ihren Garten und von dort durch die Klosterküche in den Hof und den Kreuzgang.
2. Der Verteilerkasten, der im Klostergarten gebaut wurde, war nur mitzwei verschiedenen Schlüsseln zu öffnen. Den einen verwahrte das
Kloster, den andern die Stadt. Beide Abnehmer konnten also nur gemeinsam etwas daran verändern.
3. Das Holz für Reparatur und Ergänzung der Leitungsröhren mußte das Kloster aus seinem Wald zur Verfügung stellen.
4. Die Zuteilung des Wassers an Stadt und Kloster sollte durch die Anzahlder Röhren im Verhältnis 2: 1 geregelt werden.
5. Die Wartung oblag dem städtischen Werkmeister, der auch allein von der Kommune bezahlt wurde.
1581 wurde der Auftrag für den repräsentativen Brunnenstock des Marktbrunnen vergeben. 1582 wurde er durch den “Mann uff dem Brunnen”  abgeschlossen. Heute steht dort eine Kopie. Das Original befindet sich

im Museum Hau Löwenberg. Er stellt wohl Kaiser Rudolf II dar, der am 21. August 158 der Stadt Gengenbach eine Urkunde ausstellte, in der er  die alten Rechte und Freiheiten bestätigte. Als Vorlage diente ihm das Privil eg
Kaiser Karl s V. von 1521 , das wiederum eine Maximilian-Urkunde von1496 wörtlich bestätigte. Die Brunnenfigur hält mit der rechten Hand eine Urkundenrolle in die Höhe . Dass die Figur einen Ritter in spanischer Tracht darstellt

verwundert nicht. Die Erziehung Rudolf II. war außerordentlich stark vom spanischen Hofzeremoniell geprägt. Er hatte schließlich fast ein ganzes Jahrzehnt dort g lebt, bevor er seinem Vater in der Königs- und Kai serwürde nachfolgte.

Es wäre deshalb nicht abwegig, in der vornehmen Ritterfigur eine Verbeugung gegenüber dem habsburgischen Herrscher zu sehen.

Die Herrschaft im Kinzigtal hatte seit 1564 Erzherzog Ferdinand von Tirol (1529-1595) Er war der Sohn Kaiser Ferdinands I.(1558-1564) Er war der Bruder von Kaiser Maximilian II (1456-1576) und Onkel Von Kaiser Rudolf.

Gemäß dem Testament seines Vaters Ferdinand I. wurde er Herrscher über Tirol und über die Vorlande (Vorarlberg,Breisgau Burgau etc.) Ein habsburgischer Verwaltungsbeamter beschrieb das Herrschaftsgebiet, über das er

herrschen sollte. Im Abschnitt über die Ortenau heisst es” die gehoren dem hochlöblichen haus Österreich mit aigentumblichen zue, sondern seind allein pfandstück vom Römischen Reich. “
(Stolz, 0.: Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Lande,1943 S.155)

Nach der Verpfändung der Reichslandvogtei regierte Abt Gisbert sofort.Er forderte von Kaiser Maximilian,  daß jeder neue Landvogt den Mönchen geloben müsse, ihre Rechte zu achten und sie

in deren Ausübung nicht zu behindern. Vogt und Untervogt sollten das gottshaus Gengenbach im namen
des Kaisers getreulich handhaben schützen und schirmen, aber nicht bevormunden. Er handelte hier im Einklang mit der Stadt Gengenbach. Der Habsburger Beamte,der Erzherzog Ferdinand seine Informationen lieferte,

hatte dem Reichstag in Speyer ein Memorial vorgelegt. Er pries die Verdienste Habsburg, das dem Reich in vielen Kriegen gedient habe und deshalb sollten sich die Kurfürsten und der Kaiser erkenntlich zeigen

und die Reichs-Pfandschaften Schwaben, Hagenau und Ortenau in Reichslehen umwandeln. Wäre dem stattgegeben worden, wäre die Ortenau habsburgisch geworden  und die dortigen drei Reichsstädte Offenburg,

Zell am Harmersbach und Gengenbach hätten ihre Reichsunmittelbarkeit verloren. Sie schlossen sich 1575 zu einem Verein zusammen, um ihre Interessen zu waren. Sie wurden unterstütz von Abt Gisbert.

1576 sollte eine Kommission eingerichtet werden, der auch der Straßburger Bischof Johann IV. von Manderscheid-Blankenheim (1568–1592) angehören sollte.

Der bedauerte, wegen anderer Verpflichtungen  nicht teilnehmen zu können.

Ebenfalls 1570 forderte Erzherzog Ferdinand den Straßburger Bischof auf, in allen Stiftern und Klöstern, deren Landesfürst, Kastvogt und Schirmherr er, der Erzherzog sei,

eine Visitation nach den Vorschriften des 1563 beendeten Konzils von Trient durchzuführen. Der Habsburger präsentierte sich als entschlossener Vorkämpfer der Gegenreformation. In Straßburg sah man

aber, dass das nicht Sache eines Landesherren, sondern nur der Kirche selbst sein konnte. Ferdinand sah das anders und benannte gleich Personen, die dafür in Frage kämen, in den geistlichen Dingen

die Äbte von Gengenbach und St. Blasien Caspar II. Thoma (1571–1596) und in de zeitlichen Dingen zwei Habsburger Beamte. Strassburg äußerte sich dazu nicht.Abt Gisbert war mittlerweile auch Abt von Marmoutier

Dort errichtete er ein Schulgebäude und stellte auch Lehrpersonal ein.

geworden und konnte sich auf seine Doppelbelastung berufen, weshalb er nicht als Visitator zur Verfügung stehen könne.

1573 ernannte Erzherzog Ferdinand Abt Gisbert zum Fürstlichen Rat, aber auch das konnte ihn nicht umstimmen.

Er war vor allem daran interessiert Gengenbach den Status einer Reichsabtei zu erhalten.

In dieser Zeit bemühte er sich um Aufnahme in das schwäbische Reichsprälaten-Kollegium . Allerdings ließ er den Plan bald wieder fallen, weil ihm die Kosten zu hoch schienen.Wirtschaftlich ging es Kloster Gengenbach  recht gut.

Es konnte Kredite vergeben,. Das Haus Baden hatte Schulden bei Kloster Gengenbach (Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 529), wobei aus der Urkunde der Schulbetrag nicht hervorgeht. 1573 hatte Bischof Johann von Straßburg. Da ging es nur um 100 Gulden,

das sind etwa 20.861,00 €. (Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 532) Stärker stand Markgraf Philipp II. von Baden (1571-1588).In der Urkunde Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 534 ging es
das von dem Markgrafen Philipp II. von Baden-Baden bei dem Kloster Gengenbach aufgenommene Kapital von 6.000 Gulden und dessen Rückzahlung. Das sind immerhin etwa 1.251.674,00 €. Allerdings ergab eine Bestandsaufnahme im Jahr

1582 einen Schuldenstand von von 200.000 Gulden, das sind etwa stolze 41.722.452,00 €.. Es gab zu dieser Zeit eine Sammlung von 213 Musikinstrumenten. Am meisten Geld hatte aber der Bau eines neuen Schlosses im Stil der Hochrenaissance verschlungen.

Der erste große Büchererwerb fällt in die Amtszeit von Abt Gisbert. Er kaufte 5 Bücher aus dem Besitz Jakob Eichelberger, der als Kanoniker von Alt-St.Peter in Straßburg starb.

Auch von dem Gengenbacher Leutpriester Cornelius Eselsberger (+ 1571) wurden Teile seiner Bibliothek erworben.

Abt Gisbert verstarb 1586.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Ludwig Sorg (1586–1605). Er wurde am 18. März 1586 gewählt.Er stammte aus Freiburg und war vor seiner Wahl Prior in Gengenbach.Noch mehr Zuwachs erlebte die Gengenbacher Bibliothek

in seiner Amtszeit. Der ehemalige Erzpriester des Ruralkapitels Ettenheim Johann Richter vermachte Kloster Gengenbach unter anderem seine Bücher.

Als Glücksfall für das Kloster erwies sich 1595 die Aufhebung des Hirsauer Priorats Klosterreichenbach durch den Württemberger Herzog Friedrich I. (1593-1608).Der letzte Prior Johannes Hügel (1581-1595) flüchtete

Kleinodien, Archivalien und Bücher nach Gengenbach, bevor sich nach Prag begab, um dort gegen die Aufhebung des Kloster zu protestieren. Prior Johannes Hügel verstarb1595  in Prag.

Zwar stellte Württemberg 1598 Rückforderungen. Gengenbach ignorierte diese aber einfach.

1601 ließ Abt Johann Ludwig die Reichenbacher Bücher mit einem Kaufvermerk versehen. Aus Hirsau und Klosterreichenbach gelangten eine heute  verlorengegangene Frühdrucksammlung nach Gengenbach.

Prior Johannes Hügel verstarb in Prag wie aus der Urkunde Generallandesarchiv Karlsruhe 75 Nr. 1275 c hervorgeht.

Auch ein Band, ein Geschenk des Rektors der Freiburger Universität Jodocus Lorichius (1540-1612) ist in Gengenbach. Mit diesem war der Abt näher bekannt.

Noch unter Abt wurden 1601 die Klosterbauten von Gengenbach wieder hergestellt.

In diesem Jahr wurde er von Abt Georg Wegelin  (1586-1627)von Weingarten zur Weihe seiner Kirche und Glocken von Kloster Weingarten eingeladen. Generallandesarchiv Karlsruhe 202  Nr.408

Abt Johann Ludwig verstarb 1605.

Sein Nachfolger wurde Abt Georg Breuning (1605–1617) Die Wahlanzeige an Kardinal Karl von Straßburg (1592-1607) erfolgte am 25. Juli 1605. Generallandesarchiv Karlsruhe, 33 Nr. 466 Abt Georg stammte aus Kloster Maursmünster.

Er war wie seine beiden  Nachfolger Abt Johann und Abt Jakob ein großer Förderer der Bibliothek.

Das Konzil von Trient hatte die Reformbestrebungen der Klöster begünstigt. Abt Georg schloss sich 1607 der Bursfelder Kongregation an, die schon 11. März 1446  die offizielle Anerkennung des Zusammenschlusses durch das Konzil von Basel erfuhr.

Die Bursfelder Kongregation diente zur religiösen Erneuerung und zur wirksameren politischen Vertretung. Der Beitritt diente wohl auch dem Schutz vor Unterwerfung unter die Jurisdiktion des Straßburger Bischofs

Allerdings passte dies nicht in die Pläne des Straßburger Bischofs  Erzherzog Leopold von Habsburg (1607-1626) , Bischof von Straßburg und Bruder von Kaiser Ferdinand II. (1619-1637).Bischof Leopold, ein ausgesprochener Jesuitenfreund,

löste die sieben Abteien seines Bistums – ganz im Interesse der Jesuiten – aus der Bursfelder Union. Er zwang die Äbte 1624 in eine eigene Diözesankongregation. Damit konnte er sich seine Oberhoheit über diese Klöster sichern. Während des 17. und 18. Jahrhunderts. blieben die Gengenbacher Benediktiner in der besonderen Abhängigkeit des Straßburger Bischofs.

Er betrieb schon 1616 mit Hilfe des Kloster Weingarten einen Reformversuch unter Abt Georg Wegelin . Er schickte auch zwei Patres von Weingarten nach Gengenbach. Einen ernannte er zum Prior, den anderen zum Novizenmeister.

Sie blieben 4 Jahre in Gengenbach und wurden 1622 wieder abberufen.

Wirtschaftlich wichtig war für das Kloster war die Zollfreiheit in verschiedenen Herrschaften.

Die von Württemberg dem Kloster Gengenbach gestattete zollfreie Durchfuhr seiner in Schwaben liegenden Zehnten und Gefälle und der von dem Kloster zum eigenen Gebrauch erkauften Früchte, Weine und Vieh. / 1680

Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 669

Die dem Kloster Gengenbach im Vorderösterreichischen und Fürstenbergischen zusehende Zollfreiheit.  Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 670

Die dem Kloster Gengenbach in der Landvogtei Ortenau zustehende Zollfreiheit.Generallandesarchiv Karlsruhe 202 Nr. 671

Abt Georg verstarb 1617.

Sein Nachfolger Abt Johann Caspar Liesch (1617) regierte kein Jahr.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Demler (1617–1626).

1621 gelang dem Straßburger Bischof Leopold die Gründung der Straßburger Kongregation. Ihr gehörten die drei  Elsässer Klöster Altdorf, Ebersheimmünster, Maursmünster, Ettenheimmünster und rechtsrheinisch die badischen Klöster Gengenbach, Schuttern und Schwarzach an.

Bischof Leopold richtete Visitationen der Klöster ein. Die Kongregation hielt Generalkapitel nach Bursfelder Vorbild ab.Die Straßburger Kongregation bestand bis 1728- Zwar wehrte sich die Bursfelder Union. Das Verfahren ging bis nach Rom.

Aber eine Rückkehr gab es nicht mehr.

Die Regierungszeit von Abt Johann begann mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieg. Der 2. Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 wirkte als Fanal des Böhmischen Ständeaufstandes, aus dem sich in der Folge der Dreißigjährige Krieg entwickelte.

Zunächst blieb die Ortenau vom Krieg verschont. Aber 1622 war Gengenbach zum Hauptquartier der Kaiserlichen geworden. Diese hausten wie überall schrecklich. Die Stadt litt unter den umherziehenden Heerkörpern.

Abt und Konvent flüchteten über den Schwarzwald.

Abt Georg verstarb 1626. Sein Nachfolger wurde Abt Jakob Petri (1626–1636) Er stammte aus Freiburg Er leistete 1626 dem Dekan des Straßburger Domkapitels dem Grafen Hermann Adolf von Salm-Reifferscheid den Fidelitätseid. Generallandesarchiv Karlsruhe 33 Nr.467

1630 landete König Gustav Adolf (1611-1632) mit einer Armee von 13000 Mann auf Usedom. Obwohl er am 1632 in der Schlacht bei Lützen fiel, bestimmten die Schweden zunächst das Kriegsgeschehen.

Nach dem Tod Gustav Adolfs übernahm Bernhard von Weimar (1604-1639) den Oberbefehl  und verhinderte, dass das schwedisch-protestantische Heer zum Rückzug gezwungen wurde. In der Folge teilte sich Bernhard das Oberkommando über die schwedisch-

protestantischen Truppen mit dem schwedischen Feldmarschall Gustav Horn (1592-1657) Bernhard von Weimar hatte sich nach dem Kriegseintritt Schwedens dem schwedischen Heer angeschlossen und dort rasch Karriere gemacht.

Zwar war Bernhard nach der Eroberung von Breisach im Dezember 1638, seinem wichtigsten militärischen Erfolg, ein halbes Jahr später, am 18. Juli 1639 in Neuenburg am Rhein verstorben. .

Der Kommandant von Breisach Johann Ludwig von Erlach (1595-1650), ein Schweizer protestantischer Söldnerführer, Kriegsherr und Offizier wechselnder Dienstherren während des Dreissigjährigen Krieges überließ Bernhards Eroberungen und die Weimaraner Söldner Frankreich gegen die Bewilligung eines Jahrgeldes und des französischen Bürgerrechts Seine Soldaten weschelten später wieder  in schwedische Dienste und nahmen an den letzten Entscheidungen des Krieges auf schwedischer Seite teil

Im September 1632 schloss die Stadt Gengenbach ein Abkommen mit den Schweden.Der Stadt wurde Schutz zugesichert. Sie musste aber hohe Summen bezahlen.

1634 wurde die Stadt Gengenbach belagert. Im Kloster lagen viele schwedische Soldaten. Sie wurden von den Kaiserlichen zum Teil erschlagen zum Teil gefangen nach Villingen geführt.

Der Abt floh nach Villingen und Rottweil .Abt Jakob verstarb am 8. September 1636. Sein Nachfolger wurde Abt Erhard Marx (1636–1638) Er kam von Kloster Maursmünster. Er wurde am 11. September 1636 gewählt.

Er verstarb nach nur zwei Jahren im Januar 1638.Zu seinem Nachfolger wurde Abt Columban Meyer (1638–1660) am 23. Januar 1638 gewählt. E stammte aus Struot im Sundgau.Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior. Durch den Krieg bedingt waren nur noch drei Mönche im Kloster,die die Wahl vornahmen.

Abt Columban leistete dem Straßburger Bischof Leopold  Wilhelm von Österreich (1626-1662) am 8.Juli 1638 den Fidelitätseid. Generallandesarchiv Karlsruhe 33 Nr. 468

Es herrschte immer noch Krieg, was das Kloster und die Stadt Gengenbach schwer traf.

1643 zogen drei mal französische Truppen unter dem Maréchal de France,Jean Baptiste Comte de Guébriant (1602-1643) , Oberbefehlshaber der französischen Truppen am Rhein, auf dem Weg nach Oberschwaben durch Gengenbach, denn dieser hatte die Aufgabe, den bayrischen Heerführer Franz von Mercy dort in Schach zu halten.

Am 1.März März 1643 hatten sich Soldaten der Weimarischen Armee vor Gengenbach sehen lassen.Sie wurden aber von Kaiserlichen schnell in die Flucht geschlagen. Bei Haslach lagen aber gut 500 Weimarische Soldaten. Am 3. März rückte die französische Armee an und drohte die Stadt zu beschießen.

Natürlich wurde bei jedem Truppendurchzug Lösegeld erpresst. Abt Columban klagte später, er hätte von den erpressten Summen ein ganzes neues Kloster prachtvoll erbauen können.

Chronist dieser Ereignisse war der Stadtpfarrer Leonhard Feinlein, auch Konventuale von Kloster Gengenbach. (bei Max Wingenroth Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden über Gengenbach online) Er hatte auch die Verhandlung mit dem französischen General geführt.

In der Nacht blieben der General und Offiziere im Kloster und “erboten sich alles Gute an”. Sie verließen das Kloster am nächsten Tag wieder. Dann aber fielen Soldaten in das Kloster ein, plünderten alles aus und “verderbten alles”. Auch in der Kirche richteten sie großen Schaden an.

Am 29. Mai zog die weimarische Armee ab, verbrannte drei Stadttore, unterminierten einen Turm hinter dem Kloster und sprengten ihn in die Luft. Im Kloster richteten sie wieder großen Schaden an, zerstörten die Dächer und verbrannten das gesamte Inventar.

Noch ein drittes Mal im Jahr 1643 mussten Kloster und Stadt die Schrecken des Krieges erleben. General Josias Rantzau (1609-1650)  ein dänischer Heerführer, Marschall von Frankreich und eine der abenteuerlichsten Gestalten des Dreißigjährigen und des gleichzeitigen spanisch-niederländischen Krieges. General von Rantzau fiel am 4. November in Gengenbach ein. Er hauste fürchterlich, Pferde und Vieh wurden geraubt, die Kirche wurde noch ärger als bei den letzten Malen beschädigt, alles verbrannt, die Altäre zerschmettert, Weltliche und Geistliche ausgeplündert, ausgezogen und

verwundet.. Die Stadt wurde angezündet. Das Rathaus und neunweitere Häuser abgebrannt.Wenn der Chronist und etliche Einwohner nicht Löschversuche unternommen hätte, wäre die ganze Stadt und das Kloster abgebrannt, so sein Bericht.

Es dauerte noch weitere schlimme fünf Jahre bis am 24. Oktober 1648 in Osnabrück und Münster endlich der “Westfälische Friede “ geschlossen wurde.Columban blieb bis 1660 Abt von Gengenbach.

Seine Grabplatte befindet sich in der ehemaligen Klosterkirche.

Sein Nachfolger wurde Abt Roman Suttler(auch Sutter) (1660–1680) Er stammte aus Molsheim.

In Kloster Einsiedeln regierte von 1629-1670 Abt Plazidus Reimann. Er sorgte für eine gute Bildung seiner Konventualen und schickte seine Mönche auch an andere Klöster zum Unterricht, so zum Beispiel nach Kempten. An die Universität Salzburg ordnete er P. Augustin Reding ab,

der dort als Professor für Theologie und von 1655-1656 war er dort auch Dekan. Von 1670-1692 wurde er er Nachfolger von Abt Plazidus.

Am 7. Mai bat Abt Columban den Einsiedler Abt Plazidus um Entsendung eines  Philosophie-Professor nach Gengenbach. Klosterarchiv Einsiedeln A.QC-02.11 Dieser schickte P. Basilius Stricker nach Gengenbach. KAE, A.QC-02.12

Pater Basilius wirkte in Gengenbach nicht nur als Philosophie-Professor. Er bekleidete dort auch das Amt des Priors. Er wurde am  1. September 1657 nach Einsiedeln zurückberufen.KAE, A.QC-02.22

Für ihn wurde P. Gregor Hüsser  für den Unterricht der dortigen Fratres aus Einsiedeln geschickt. Abt Roman Suttler bat Abt Plazidus am 11. Juni 1662, dass Pater Gregor länger in Gengenbach bleiben dürfe KAE, A.QC-02.25

Am 13. Oktober 1664 wurde er durch P. Plazidus Meyer ersetzt. Abt Roman bedankte sich für die Entsendung. KAE, A.QC-02.26

Abt Roman begann 1660 mit dem  Wiederaufbau des Chores und Glockenturms der Kirche und stattete sie mit neuem Inventar ausgestattet aus.

1674 wurde Kloster Gengenbach in das Collegium Abbatiale Suevicum aufgenommen und wurde damit Mitglied im Reichsprälatenkolleg Generallandesarchiv Karlsruhe 202 a Nr. 119

Gengenbach saß zunächst nicht auf der Prälatenbank sondern bei den weltlichen Ständen, weil der Abt in seiner Eigenschaft als Inhaber der Grafschaft Gengenbach gekommen ins Reichsprälarenkolleg gekommen ist.

Erst Abt Benedikt Rischer wurde 1751 auf einem Konvent des Prälatenkollegiums in Ulm in das 18 Mitglieder umfassende Kollgeium aufgenommen.

Der Friede für Gengenbach und die Ortenau dauerte nicht sehr lange.

Abt Roman resignierte 1680

Sein Nachfolger wurde Abt Placidus Thalmann (1680–1696) Bei der Wahl war Abt Franz (1653–1686) von Kloster Ettenheimmünster als Visitator Abt Placidus soll aus der fürst-St. gallischen Stadt Wil stammen.

Durch die Beziehung zwischen  Kloster Einsiedeln und Gengenbach traten immer  Novizen aus der Schweiz in ds Kloster Gengenbach ein.

Er trat um 1655 in Kloster Gengenbach ein. 1657 ging der zum Studium der Theologie nach Einsiedeln. In Gengenbach übte er das Amt des Großkellers aus.

In Gengenbach ist er seit 1671 auch Professor für Philosophie.

1677 nimmt er als Prior  an der der Zusammenkunft der katholischen Kreisstände in Ravensburg teil.

1688 brach der Pfälzische Erbfolgekrieg aus. Nach dem Westfälischen Frieden betrieb der französische König Ludwig XIV.(1643-1715) die “Reunionspolitik”. Er beanspruchte einen Teil des Elsasses.

1681 besetzte er ohne Rechtsanspruch die Reichsstadt Straßburg.

Kurfürst Karl Ludwig I. von der Pfalz (1649-1680) verheiratete 1671 seine Tochter Liselotte von der Pfalz mit dem Bruder des Sonnenkönigs  Herzog Philipp I. von Orleans (1640-1701), um das Verhältnis zu Frankreich zu verbessern.

Aus dieser Ehe leite Ludwig XIV. Erbansprüche ab, 1688 fiel er in die Pfalz und das linksrheinische Gebiete ein. Er hoffte auf einen kurzen Krieg, musste aber schnell erkennen, dass diese Hoffnung trog. Er zog seine Truppen rasch zurück und

konzentrierte starke Kräfte in Philippsburg, Kehl, Breisach und Freiburg. Auf Anraten seines Kriegsministers Louvois (1666-1691) ließ er die Pfalz und die Markgrafschaft Baden systematisch zerstören.

1689 rückte die französische Armee unter dem Kommando des Marschalls de Duras (1625-1704) in der Gegend vor Offenburg ein. Er hatte  den königlichen Befehl,jeden Ort und jede Stadt, die  mit Mauern umgeben war, in Brand zu stecken.

Am 7.September 1789 wurden in Gengenbach fast alle Häuser eingeäschert. Im Kloster verbrannten viel Getreidevorräte.Die Keller waren voll mit Wein gefüllt. Alles wurde vernichtet. Die Orgel ging verloren. Nur die Glocken, das Archiv  und die Bibliothek blieben erhalten,

weil Abt Placidus bei Kriegsbeginn 1688 Archiv und Bibliothek n Sicherheit bringen ließ.Die Glocken ließ er sogar vergraben.

Aufgrund einer beim  Schwäbischen Kreis eingereichten Auflistung errechnete dieser  die durch den Brand verursachten Schäden auf 100.000 fl, das sind etwa 20.995.632,00 €. (Wingenroth) Acht Tage später wurden Offenburg und Oberkirch abgebrannt.

Ungeachtet der angerichteten Schäden legten  die Franzosen dem Kloster eine Kontribution auf von 2.000 fl., das sind etwa 419.913,00 €. Außerdem hatte das Kloster Lebensmittel für das Heer zu liefern.

Der Kriegsverlauf hatte gezeigt, wie wichtig die Ortenau für Österreich war. Außerdem galt es zu verhindern, dass der Straßburger Bischof Wilhelm Egon von Fürstenberg (1682-1704) in der Ortenau Fuss fasste.

Den Vorschlag des Markgrafen Leopold Wilhelm von Baden (1621-1671), die Landvogtei Ortenau gegen Güter in Böhmen einzutauschen, lehnte Österreich ab. Sie wurde an den Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (1655-1707), dem Türkenlouis übertragen.

Abt Placidus stellte die Kirche von Gengenbach wieder her und ließ sie mit Genehmigung von Papst Innozenz  XII. (1691-1700) wieder einweihen.

Wegen des Franzoseneinfalls befand sich Abt Placidus im Exil Nach seiner Rückkehr begann er sofort mit dem Wiederaufbau der Kirche  und konnte bis 1693 6 neue Altäre weihen.

1693 schloss er mit Franz Beer I. (1659–1722) einen Verding über 11.000 Gulden ab, das sind  etwa 2.312.632,00 €. . In dem Verding enthalten sind der Wiederaufbau des beschädigten Kirchengiebels, die Josephskapelle aber hauptsächlich das vollständig zerstörte Kloster.

In dem Trupp von Franz Beer arbeitete sein1652 geborener Bruder Peter, der als Steinmetz arbeitete sowie als Palier der spätere Heidelberger Baumeister Johann Jakob Rischer (1662–1755) 1714-1716 erbaute er den Glockenturm in Gengenbach.

Abt Placidus war auch schriftstellerisch tätig. Er schrieb das Buch Angelus confortans.

Abt Placidus starb 1696 da ist der Klosterneubau noch in vollem Gange. Von seinen 6 Regierungsjahren hat er nur 8 in Gengenbach verbracht. 8 Jahre war er im Exil.

Sein Nachfolger wurde Abt Augustinus Müller (1696–1726) Er ist 1665 wie sein Vorgänger auch in Wil geboren. 1683 legte er in Gengenbach seine Profess ab und nahm den Klosternamen Augustin an.

Der Pfälzische Erbfolgekrieg hatte sich zum Reichskrieg gegen Frankreich ausgeweitet und endete erst mit dem Frieden von Rijswijk am 30. Oktober 1697.

Abt Augustin stellte den von Abt Placidus begonnenen Klosterneubau fertig. Seine ersten 10 Regierungsjahre waren aber durch den Reichskrieg überschattet. Kaum war  der Krieg beendet, folgte zwischen 1701 und 1714 der Spanische Erbfolgekrieg.

Kurz nach dem Bezug der neuen Abtei war die Ortenau  schon wieder ein Kriegsbrennpunkt. Zwar blieben Stadt und Kloster verschont, aber die  ständigen Truppendurchzüge und auferlegte Kontributionen

belasteten die Abtei. Mit ihrem kleinen Herrschaftsgebiet konnte die Abtei kaum die nötigen Mittel erwirtschaften, um alle durch die Kriegszerstörungen verursachten Baukosten sofort zu tilgen.Abt Augustin war erst im dritten Wahlgang

gewählt worden.Er hatte  mit einer internen Opposition zu kämpfen. Er war wohl zu gutmütig und  mit Sicherheit auch führungsschwach.

Erst nach dem Frieden von Rastatt konnte Abt Augustin den Glockenturm durch Johann Jakob Rischer  fertigstellen lassen. Ein Neffe des verstorbenen Abtes, jetzt Schlossermeister in Gengenbach, stiftete  die die große Turmuhr mit Garantie auf Lebenszeit.

Die Kirche wurde auch weiter ausgestattet. 1723 wurde der freistehende Hochaltar errichtet. Die Figuren im Stil des Rokoko stammen aus der Werkstatt des Philipp Winterhalter (1667-1727) Die Fassmalereien kosteten 90 fl.

Das  sind etwa 19.151,00 €.

Abt Augustin betätigt sich auch als frühindustrieller Wirtschaftsförderer. Er gründete im Moosgebiet eine Glashütten die dann Abt Benedikt Rischer zur Blaufarbenfabrik umrüstete und dort kunstvolles Tafelglas herstellen ließ, was dem Kloster auch zu einem Wirtschaftsaufschwung verhalf.

Abt Augustin verstarb am 25. September 1726 und hinterließ 21.000 fl. Schulden, das sind etwa 4.468.504,00 €.

Abt Augustin galt als unfähiger Abt, “dessen langer und dauernden Regierung wenig oder nichts Lobenswertes gezeigt habe, für das sich die Nachwelt interessieren würde.” so sein Chronist P. Augustin Dornblueth,der den Abt in  seinem Nekrolog äußerst

schlecht schildert und ihm sicher nicht gerecht wird. Er beschrieb ihn als unmäßig versoffen und verfressen. Pater Augustin war aber erst 1708 ins Kloster eingetreten Das Wirtschaften in Zeiten von  Krieg und Kontributionen konnte der Chronist gar nicht ermessen.

Allerdings hat seine Beschreibung das Bild von Abt Augustin geprägt. So bezeichnet ihn auch Max Wingenroth als gänzlich unfähig.

Sein Nachfolger wurde Abt Paulus Seeger (1726–1743) Er ist 1691 in Gengenbach geboren. Er war zusammen mit Pater Augustin Dornblueth zur Ausbildung in St. Blasien.

Er war ein begabter Maler und Musiker.

1726 wurde er zum Abt von Gengenbach gewählt.Am 15. September 1732  belehnte ihn  der Bamberger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (1729–1746 ) mit den Temporalien .

Abt Paulus Seeger verstarb 1743.

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt Rischer (1743–1763) Er war der Sohn des Johann Jakob Rischer (Riescher, Rüscher) und der Anna Maria Siebert aus Gengenbach. Sein Vater stammte aus Vorarlberg und kam als

Palier im Trupp des Vorarlberger Baumeister Franz Beer I. nach Gengenbach. Vermutlich lernte er dort Benedikts Mutter kennen, der  1706 in Mannheim (vielleicht auch Heidelberg) geboren wird. Seine Mutter war die Tochter des

“oberen Wirts” in Gengenbach. Abt Benedikt wurde zum Bauabt des Rokoko in Gengenbach. Vom Vater hat er wohl das Verständnis für die Baukunst aber auch den Mut zum Unternehmertum geerbt.

1743 wurde er Abt in Gengenbach.

Am 30. März 1748 belehnte Fürstbischof Johann Philipp Anton von Bamberg (1746-1753) Abt Benedikt mit den Temporalien.

Abt Benedikt hat sich den Prälatenturm als persönlichen Rückzugsort ausbauen lassen. Ursprünglich war er ein Element der Stadt- und Klosterbefestigung. Er wurde auf 4 Stockwerke aufgestockt.

Die Wände im ersten Obergeschoss wurden mit naiver Landschaftsmalerei ausgestattet, die wahrscheinlich von einem Gengenbacher Mönch stammt.

Ein Stockwerk höher befindet sich ein Studier- und Leseraum in dem eine Karte mit dem ehemaligen Waldbesitz des Klosters ist. Im dritten und letzten Obergeschoss ist ein prächtiger Empfangsraum,in dem Abt Benedikt Gäste empfing.

In der Abtei ließ er das prächtige Treppenhaus errichten. Auch andere Konventsräume wurden mit Rokokostuckaturen ausgestattet.

Auch unternehmerisch zeigte er Mut und Weitsicht. In Nordrach baute er die Glashütte weiter aus, die Abt Augustin errichtet hatte. Um den Armen des Moosgrundes Bot und Arbeit zu verschaffen,

ließ er dort eine Blaufarbenfabrik einrichten. 1735 war das Element Kobalt entdeckt worden. Damit ließen sich bald blaue Glaswaren und Keramik herstellen, was zu kunstvollem und wertvollen Tafelglas verarbeitet wurde.

Das ließ Abt Benedikt auch in Nordrach herstellen.Allerdings war das in den Anfangsjahren ein Verlustgeschäft, weswegen Abt Benedikt so stark angefeindet wurde, dass er 1763 resignierte und sich nach Nordrach zurückzog..

Dort starb er am 28. Dezember 1763. Wahrscheinlich gebrochen von den Anfeindungen. Erst sein Nachfolger konnte dann die Ernte einfahren.

Sein Nachfolger wurde Abt Jakob Trautwein (1763–1792). Er ist am 22. Januar 1718 in Schiltach geboren. Am 11. Januar 1763 wurde er zum Abt gewählt.  GAL Karlsruhe 202 Nr. 469

1763 wird im Staatsarchiv Bamberg unter B 58/II, Nr. 00717 die Resignation von Abt Benedikt Rischer und die Belehnung mit den Temporalien an Abt Jakob Trautwein vermerkt.

Auch für Abt Jakob sicherlich ein denkwürdiges Ereignis war  Seine Anwesenheit als Gast, als die Tochter Maria Theresias (1717-1780), Marie-Antoinette (1755-1793) auf ihrer Reise zu ihrer Vermählung

mit dem mit dem Thronfolger Ludwig August von Frankreich auch durch Baden kam. Am 5. August 1770 machte sie Station im Benediktinerkloster Schuttern

Ein großes Fest wurde gegeben. Zahllose Gäste waren anwesend, unter ihnen auch Abt Jakob.

Auf Vermittlung von Abt Jakob kam Magnus Scheffel nach Gengenbach und erhielt dort die Stelle des Oberstiftsschaffners und verwaltete die Weingüter des Klosters. Magnus war der Großvater des Dichters Victor von Scheffel.

Nach der Säkularisierung des Klosters wurde er vom Landvogt v. Roggenbach dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden (1746-1811) zur weiteren Verwendung empfohlen. Er wurde nun badischer Am tskeller und blieb dies bis zu seiner Pensionierung 1809.

Er konnte von der Blaufarbenfabrik seine Vorgängers profitieren. Das Kloster erlebte nochmals einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auch der Klosterschule zugute kam.

Gelehrte und Wissenschaftler standen mit der Abtei St. Blasien in Verbindung.

Das Kloster wurde zu Kontributionszahlungen verpflichtet so 1796 GAL 229 Nr. 48095

Abt Jakob  verstarb 1792.

Sein Nachfolger und letzter Abt von Gengenbach wurde Bernhard Maria Schwörer (1792–1803/07)

Er wurde  am 10. März 1754 als Sohn des Adlerwirts Andreas Schwörer in Gengenbach geboren und wurde auf die Vornamen Georg und Jakob getauft.

Er besuchte die Klosterschule in Gengenbach. Danach trat er ins Kloster ein. Mit seiner Profess erhielt er den Klosternamen Bernhardus Maria.

Er wurde 1792 einstimmig zum Abt gewählt GAL 202 Nr. 471

Schon vor der Säkularisation machten sich Gerüchte breit, dass die Klöster aufgehoben werden sollten

Schon 1795 wandte sich Abt Bernhard an den letzten Fürstbischof von Bamberg  Christoph Franz von Buseck (1795-1805), der Lehensherr und damit auch Schutzherr von Kloster Gengenbach war

mit einem Schreiben an ihn aber natürlich vergeblich.

Am 25. Februar 1803 wurde in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluss verabschiedet.

Er legte fest, dass die Fürsten, die linksrheinische Gebiete an Frankreich verloren hatten, rechtsrheinische Güter als Entschädigung erhalten sollten. Im Rahmen der Säkularisation verschwanden ebenfalls fast alle geistlichen Herrschaften wie Hochstifte oder Reichsabteien.

Von den 47 Reichsstädten wurden bis auf 6 alle mediatisiert.Die “Napoleonische Flurbereinigung hatte dafür gesorgt, dass die Zahl der Territorien von über 400 auf etwa 34 sank.

Die größten Gewinner der Säkularisation waren Bayern und Württemberg, aber auch Baden erhielt einen überproportionalen Anteil an Entschädigung.

Gengenbach verlor 1803 seinen Status als Reichsstadt und wurde mit etwa 160 Untertanen in das neu gegründete Großherzogtum Baden eingegliedert. Es entstand der großherzoglich-badische Amtsbezirk Gengenbach.

Die weltliche Klosterherrschaft mit allen herrschaftlichen Rechten, umfangreichem Besitz und Einkünften fiel an das Großherzogtum Baden. Die 30 Mönche wurden auf den Markgrafen Karl Friedrich von Baden , ab 1806 Großherzog verpflichtet.

Der Markgraf ließ den Konvent aber bis 1807 bestehen. Er konnte sogar noch Mönche und Laienbrüder von Ettenheimmünster und Schwarzach aufnehmen . Erst 1807 wurde das Kloster aufgelöst. Die Mönche wurden auf andere Pfarrstellen verteilt

oder erhielten eine Pension.  Abt Bernhard wurde Stadtpfarrer in Gengenbach Er verstarb am 28.September 1817 mit 64 Jahren

Es gelang ihm ein Hauptdokument des Klosterarchivs – und zwar die im 17. und 18. Jahrhundert von mehreren Mönchen in lateinischer und deutscher Sprache niedergeschriebene Klosterchronik – an sich zu nehmen. Es steht heute im GAL Karlsruhe und ist eine wichtige

Quelle zum Klosterleben  der Benediktinerabtei Gengenbach.

Bei der Aufhebung des Klosters wurde das Klostervermögen  liquidiert, kleinere Gebäude verkauft und die Innenausstattung versteigert.

Im Abteigebäude wurden das Pfarrhaus, die Schule und das staatliche Obervogteiamt untergebracht. Die Klosterkirche ging 1807 an die Pfarrgemeinde über, die von einigen ehemaligen Mönchen seelsorgerisch betreut wurde.

Der Großteil der Bibliothek nämlich 850 Bände ging an die Großherzogliche Bibliothek, heute Badische Landesbibliothek. Weitere Bände kamen nach Heidelberg und Freiburg. Der  Rest wurde verkauft.

Damit endete über 1000 Jahre Klostergeschichte.

                                                                                                                                                                                              Benediktinerabtei Gengenbach. Stich von Johann Christian Leopold, um 1730.

06 Dez 2023

Zisterzienserkloster Morimond

                                                                                                                                                                                                                           Reste der Abteikirche              

Kloster Morimond war die letzte der vier Tochtergründungen des 1098    von Robert von Molesme ( *um 1028-17. April 1111) in Citeaux in Burgund gegründeten Klosters. Es war damit eine der vier Primarabteien von Citeaux.

Morimond lag wie Clairvaux und Molesme in der Diözese Langres. In Langres war war Bischof Josserand  de  Brancion  (1113-1125) Oberhirte. Josserand stammte aus der Adelsfamilie von Brancion, deren männliche Mitglieder über  Generationen den Beinamen

Le Gros, also der Große führten, also durchaus bedeutend waren.

In der Diözese lagen Molesme, Clairvaux und Morimond. Bischof Josserand  förderte diese

ersten Zisterzienserklöster und nahm somit auch eine wichtige Stellung in der Frühgeschichte des Ordens ein.

Morimond war die vierte Tochtergründung von Citeaux. Sie fand wohl um 1117 statt. Den nötigen Grundbesitz stiftete der Adlige Ulrich von Aigremont und seine Ehefrau Adeline.

Das Stifterpaar war mit Bernhard von Clairvaux verwandt, ebenso wie der Lehensherr Ulrich von Aigremont  Simon II. von Clefmont, Graf von Bassigny.

Das zeigt, dass die Familie Bernhards nicht nur bei der Gründung des Klosters Clairvaux eine wichtige Rolle spielte, sondern dass ihr Netzwerk auch bei der Gründung von Kloster Morimond

mitwirkte. Die Stifterfamilie für Morimond förderte zunächst die Klosterbildung durch einen Mönch Johannes. Dieser Plan scheiterte aber. Auf Rat von Bischof Josserand  von Langres übertrug

die Stifterfamilie den gesamten Besitz auf den Abt Stephan Harding von Citeaux. Zu diesem Zweck reiste Abt Stephan extra nach Morimond.

Bevor ich auf Kloster Morimond eingehe, noch ein Blick werfen auf Robert von Molesme, Alberich von Citeaux und ersten Abt des Klosters und Stephan Harding den zweiten Abt von Citeaux und den Gründer von Kloster Morimond.

Robert von Molesme wurde um 1028 als Sohn der Adligen Dietrich und Irmengard in der Champagne geboren.

Mit 15 trat er in das Kloster Moutier-La-Celle bei Troyes ein.  Das war ein Kloster mit 17 Prioraten nach dem Vorbild von Cluny.

Ein Priorat war ein Kloster, das nicht Abtei war, weil der Orden keine Abteien kennt wie z. B. die Karthäuser oder weil  die rechtlichen Voraussetzungen zur Erhebung zur Abtei nicht gegeben sind (z.B. die Mitgliederzahl).

1053 wurde er dort Prior.

Robert strebte nach einem einfachen, zurückgezogenen Leben in der Gemeinschaft von Brüdern unter der strikten Beobachtung der Regel des hl. Benedikt..

Dieses Streben prägte sein ganzes Leben

1068 wurde Robert  ins Kloster Saint-Michel de Tonnere berufen und dort zum Abt gewählt. Das Kloster war zwar von der cluniazentischen Reform geprägt. Aber Robert konnte die dortigen Mönche nicht zu einer strengeren Regelobservanz

verpflichten. Deshalb resignierte er und kehrte nach Moutier La Celle zurück. Wenig später wurde er Prior in Saint-Ayoul de Provins einem von Moutier La Celle abhängigen Kloster.

Nach 1070 verließ er sein Kloster,um in den Wäldern von Collan als Einsiedler zu leben, wo sich etwa ab1073 eine Eremitengemeinschaft unter seiner Leitung formierte. Mit dieser Gemeinschaft bezog Robert 1075 ein neues Kloster in Molesme im Bistum
Langres. Der Bischof von Langres Raynard von Bar (1065-1085) war dem Kloster wohl gesonnen und rief 1083 zu Stiftungen auf. Daraufhin erhielt das Kloster viele Zuwendungen. Der Besitz wuchs an und der reformerische Eifer ließ nach.

In Molesme war der Mönch Alberich von Citeaux (* um 1050-1109) Prior geworden. Auch er versuchte wieder eine strengere Disziplin einzuführen. Er wurde dabei von einer Gruppe Gleichgesinnter unterstützt.

Zu ihnen zählte auch der aus England stammende Mönch Stephan Harding (* um 1059-1134). Er war vorher Benediktiner der Abtei Sherborne in England.

Um 1095 versuchte Abt Robert in Molesme erneut, eine strengere Disziplin ein zuführen.Da ihm das auf Dauer jedoch nichtgelang, verließ Robert zusammen mit Alberich, Stephan Harding und 19 weiteren Mönchen 1098 den Konvent in Molesme.

Diese Gemeinschaft siedelte im Wald zwischen Nuits St. Georges und der Saône. Dort übernahmen dieMönche ein Allodialgut namens Cîteaux, das einem Cousin Abt Roberts
gehörte, der es den Mönchen überließ. Diese nannten das neue Kloster schlicht „Novum Monasterium”. Das neue Kloster wurde vom Bischof  von Dijon Garnier IV. de Blaisy (ca. 1081–ca. 1113) bestätigt und vom burgundischen Herzog Odo L. (* 1058-1102)

wirtschaftlich unterstützt und gefördert.

Der Gründungsakt wurde am Tag des hl. Benedikt, am 21. März 1098 – es war Palmsonntag -, feierlich zelebriert.

Das Kloster Molesme verdaute den Weggang von Abt Robert und seinen Gefährten nicht so einfach. Es verlor an Bedeutung und vor allem auch an Zuwendungen der Adelskreise. Der neue Abt Gottfried (1098-1099) musste reagieren

und wandte sich direkt an Papst Utban II. (1088-1099) Im April 1099 wurde eine kleine Bischofssynode in Port d’Anselle einberufen. Diese entschied, dass Robert nach Molesme zurückkehren musste.

Den Mönchen blieb es überlassen, ob sie mit ihm zurückgingen oder in Citeaux blieben. Alberich und Stephan blieben mit 6 Mönchen in Citeaux. 13 Mönche  folgten Robert nach Molesme. Er übte dort sein Amt als Abt  bis zu seinem Tod am 29. April 1111 weiter aus.

Sein Nachfolger in Citeaux wurde Alberich. Über seine Nationalität ist nichts bekannt. Aber er war wohl ein Einheimischer. Es ist auch nicht klar, ob er schon zu der Gruppe von Eremiten gehört hatte, aus denen dann die Klostergemeinschaft von Molesme bildete,

oder ob er erst in Molesme ins Kloster eintrat. Aber er war sowohl in Molesme als auch in Citeaux der Prior von Abt Robert.

Er war nach den Quellen ein Mann “von Gelehrsamkeit und ein Liebhaber der Regel”

Natürlich hatte die Abreise Roberts mit der Mehrheit der Mönche das junge Kloster empfindlich getroffen. Mit Alberich wählten die die in Citeaux Gebliebenen im Sommer 1099 ihren neuen Abt.

Im “Exordium Parvum” ist die Wahl unter Ziffer 9 geschildert:

2  Da nun das Kloster Cîteaux keinen Hirten mehr hatte, kam die Klostergemeinde zusammen und machte in einer Wahl gemäß den Vorschriften der Regel einen gewissen Bruder namens Alberich zu ihrem Vorsteher.

3 Er war ein gebildeter Mann, bewandert in geistlichen und weltlichen Belangen; er liebte die Regel und die Brüder.

4 Das Amt des Priors hatte er sowohl in Molesme als auch in dieser Gemeinschaft längere Zeit inne. Auch hatte er sich lange und mit aller Kraft um die Übersiedlung der Brüder von Molesme in dieses Kloster bemüht und für

dieses Anliegen viele Schmähungen, Kerker und Schläge erlitten”

Das zeigt, dass Alberich die treibende Kraft  bei der Umsetzung der Reform war.

Weitsichtig hatte er mit Hilfe des Erzbischofs von Lyon Hugo von Die(1085—1106), der gleichzeitig päpstlicher Legat war, am 19. Oktober 1100 von Papst Paschalis II.(1099-1118)das Privilegium Romanum erwirkt.

Es bestätigte die Trennung des Novum Monasteriums von Molesme.Die Gültigkeit der gewählten Lebensweise wurde anerkannt. Die Freiheiten des Klosters wurden anerkannt und ihre Verletzung mit Strafe belegt.

Damit war die rechtliche Grundlage für die Zukunft des Klosters gelegt. Es konnte nun  sicher und frei vom Druck geistlicher und weltlicher Personen leben.

Alberich verfasste nun die ihm zugeschriebenen “Instituta Monachorum Cisterciensium de Molismo venientium.”

Sie wohl (noch)nicht  für einen europaweiten Orden gedacht sondern für den kleinen Kreis der Mönche in Citeaux.

Es ging um eine möglichst genaue Befolgung der Regel des heiligen Benedikts,um ihre Echtheit und Reinheit, um Einfachheit und Armut im Lebensstil sowie um die klösterliche Abgeschiedenheit.

Er verfasste auch Regeln für die Nahrung und Kleidung. Ihm wird auch die weisse Kukulle zugeschrieben. Sie sollte Ausdruck der Reinheit, Einfachheit und Armut sein.

Sie war aus ungefärbter Schafwolle und damit billig im Gegensatz zum teuren gefärbten Stoff der Benediktiner und damit auch ein bewusstes Abgrenzen zu Molesme.

Es war auch die Ordenskleidung anderer Reformbewegungen wie z. B. der Karthäuser. Mit diesen identifizierte man sich.

Alberich nahm Laienbrüder, die Konversen in den Orden auf. Die Konversen waren keine Chormönche, nahmen nicht am Chorgebet teil,
sondern verrichteten in einem eigens für sie abgetrennten Teil der Klosterkirche morgens und abends ihr Gebet, nahmen ihre Mahlzeiten in
einem eigens für die errichteten Speisesaal ein und schliefen in einem ihnen vorbehaltenen eigenen Dormitorium. Ihre Zahl stieg im Lauf des 12.
Jahrhunderts stetig an; man weiß, dass um die Jahrhundertmitte in Pontigny etwa 300 Konversen lebten. Ihre Aufgabe bestand in der
Unterstützung der Mönche, die – im Unterschied zum cluniazensischen Mönchtum und durchaus in Abweichung der zeitgenössischen
gesellschaftlichen Konvention– die von der Benediktsregel geforderte Handarbeit wieder zum Bestandteil ihres täglichen Lebens gemacht hatten.

Er war der erste Organisator des Zisterzienserordens.

Wichtig war auch, dass die geistlichen und weltlichen Förderer des Klosters ihre Unterstützung nicht einstellten sondern sogar noch steigerten. Das belegt auch die Beisetzung des burgundischen Herzogs Odo I. im Kloster Citeaux.

Die Krise von 1099 war so schnell überwunden.

Das Kloster war im Wachsen begriffen und  musste um 1100/1101 wegen Wassermangels verlegt werden. Es wurde zwar in noch größere Einsamkeit verlegt. Aber es wurden keine Blockhütten mehr gebaut.

Alberich verwandelte eine Einsiedelei in eine regelrechte Abtei. 1106 weihte der Diözesanbischof Walter I. (1080-1121) von Chalon-sur-Saône eine steinerne Kirche in Citeaux.

Bei Alberichs Tod 1109 bestand der Konvent aus 22 Mönchen.

Sein Nachfolger wurde Stephan Harding. Er ist in Merriott in Dorset in England als Sohn eines angelsächsischen Adeligen  geboren. 1069 trat er sehr jung in das Benediktinerkloster Sherborne in Dorsetshire ein.

Der normannische Druck auf die englischen Klöster und sein Wissensdrang veranlassen ihn, das Kloster bald zu verlassen.

Über Schottland und Irland kommt er nach Frankreich. Dort studierte er an den Domschulen von Reims, Laon und Paris. Die französischen Schulen waren damals die renommiertesten der Welt.

Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Kopist und Buchmaler. In Burgund schließt er sich einem Landsmann namens Peter an. Sie machten eine Pilgerfahrt nach Rom, wanderten dabei durch Oberitalien

und lernten  auf diesem Weg die Reformklöster Vallumbrosa und Camaldoli kennen. Vallumbrosa wurde 1039 als Eremitengemeinschaft von dem Benediktiner Giovanni Gualberto (um 995-1073) gegründet. Daraus wurde eine

Kongregation von mehreren Klöstern. In diesem Klosterverband ist die Praxis eines gemeinsamen Kapitels  von verschiedenen  Klöstern schon im späteren 11. Jahrhundert bezeugt.

Camaldoli wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts von Romuald von Camaldoli (um 952-1027) gegründet. Daraus entwickelte sich der Orden der Kamaldulenser.

Beide Klosterverbände inspirierten später Stephan Harding. Die  Idee eines gemeinsamen Kapitels könnte er von seinem Aufenthalt in Vallumbrosa um 1086/1087 mitgebracht haben.

Peter und Stephan kehrten nach Burgund zurück und traten ins Kloster Molesme ein. Dort wurde Stephan Sekretär von Abt Robert.

In Citeaux wurde Stephan nach der Wahl Alberichs zum Abt Prior. Er hat wahrscheinlich auch im Skriptorium mitgearbeitet. Er förderte die Arbeiten des Skriptoriums, dessen Buchmalereien zu den schönsten seiner Zeit gehörten.

Stephan hatte sich schon einen Ruf gemacht durch Diskussionen mit Rabbinern um den richtigen Text des Alten Testaments und durch die Heranziehung der Mailänder Hymnenüberlieferung.

Im Skriptorium im Neuen Kloster wurde die Bibel abgeschrieben. Dort wurde der Text der Vulgata mit hebräischen und aramäischen Texten verglichen.

Stephan ging es immer um die Echtheit und Authentizität. So wurde jemand nach Metz geschickt,wo man die authentischsten Überlieferungen des Gregorianischen Gesanges zu finden glaubte und nach Mailand, um festzustellen, welche Hymnen
man wirklich dem hl. Ambrosius zuschreibt und sie mit Sicherheit benutzen konnte, wo der heilige Benedikt ambrosianische Hymnen vorschrieb.

Das Aufsuchen alter Handschriften wurde vor allem vom Kloster Morimond gepflegt. Die Schreibmönche standen unter Aufsicht eines Meisters magister scriptorum.

Sie hatten Privilegien. Sie mussten nur zur Zeit des Mähens und der Ernte aufs Feld. Sie durften mehrere Bücher gleichzeitig haben. Sie durften in die Küche gehen, um ihre Schreibtafeln zu glätten,

Wachs zu schmelzen und das Pergament zu trocknen.

Das Generalkapitel ordnete 1134 an, dass die Buchstaben einfach, ohne Ausmalung und nur in einer einzigen Farbe waren. Erst später kamen Arabesken und Ausmalung dazu.

Wie prachtvoll das war, zeigt ein Missale aus dem 14. Jahrhundert, das sich in der Bibliothek von Chaumont befindet. (Dubois S. 260)

Nach Alberichs Tod wurde Stephan Harding in Abwesenheit  zum Abt gewählt. Er war nicht im Kloster, aber er nahm die Wahl an.

Stephan hatte eine enorme Aussenwirkung, was sich sowohl im Wachsen des Spendenaufkommens als in der Zunahme des Konvents zeigte. Er traf den
für die Zukunft des Ordens wichtigen Entschluss, Stiftungen und Schenkungen geistlicher und weltlicher Würdenträger anzunehmen.

Er war rigoros sowohl Gönnern gegenüber als auch seinem Konvent.

Und er war zu keinen Konzessionen bereit, wenn es um die Einsamkeit ging. So brachte er den burgundischen Herzog Hugo II. (* 1084; † 1143) dazu,

nach der Jagd in den Forsten von Citeaux auf das anschließende Hofhalten im Kloster zu verzichten, um die klösterliche Abgeschiedenheit zu schützen.

Robert und Alberich hatte das auch sehr gestört. Sie hatten aber nichts dagegen unternommen, weil es einfach üblich war.

Srephan scheint auch sehr diplomatisch gewesen zu  sein. Der Herzog respektierte die Bitte, ohne dass daraus ein Zerwürfnis entstanden wäre.

Der Bruder des Herzogs  Heinrich (* 1087; † 9. März 1131) trat in Citeaux ins Kloster ein.

Der Konvent wuchs zwischen 1109 und 1113 so schnell, dass Stephan an die Gründung eines Tochterklosters denken musste. Graf Guy von Chalon hatte in den Wäldern von Bragne sur la Gros

Besitzungen, die er zur Gründung eines Klosters zur Verfügung stellte.

Als Gründungsabt berief Stephan den Konventualen Philibert, der vermutlich noch aus der Zeit von Molesme stammte.

Der Name der ersten Tochterabtei war programmatisch – “Firmitas” (La Ferté) Er brachte die sorgsame Bewahrung der im Mutterkloster  vorgelebten Strenge zum Ausdruck.

Am 20. Mai 1113 wurde dort in Anwesenheit des Ortsbischofs und alten Förderer des Neuklosters Walter von Chalon sowie Bischofs Josserand von Langres ein erstes Oratorium der Gottesmutter geweiht.

Die Beibehaltung des Marienpatroziniums sollte die geistliche Einheit mi dem Mutterkloster unterstreichen. Diese Praxis wurde von allen späteren Gründungen übernommen.

Abt Stephan schwebte eine enge Verbindung der beiden Konvente vor.

Ein weiterer Wendepunkt war der Eintritt von Bernhard von Clairvaux ins Kloster Citeaux dar. Er trat mit 30 Verwandten und Gefolgsleuten ein.

Die nächsten Gründungen folgten nun Schlag auf Schlag. Nun bestand Regelungsbedarf für den entstehenden Klosterverbund. Das Privilegium Romanum von 1100 hatte dem Neukloster

weitreichende Aufsichts-und Weiherechte gegenüber Neugründungen eingeräumt. Sollte die Strenge und Einheitlichkeit der Lebensform auch in Neugründungen gewahrt werden, war die

Einbindung des Ortsbischofs unverzichtbar. Es gab wohl schon 1114 eine erste Fassung der Charta Caritatis. Diese sowie eine  Sammlung früherer Generalkapitelsbeschlüsse. Beide sehen die

ausführliche Beratung mit dem Ortsbischof als Bedingung für eine Neugründung vor.

Die Charta caritatis anerkannte die Autonomie der einzelnen Klöster. Die unantastbare Autorität des Abtes wurde respektiert. Gleichzeitig verband ihn aber die gemeinsame Sorge mit den anderen Äbten,

die Bande der christlichen Nächstenliebe und der monastischen Disziplin zwischen ihren Klöstern aufrecht zu erhalten. Die Carta verbot den Äbten des Mutterklosters, ihren Filialen irgendwelcher Art von Abgaben

aufzuerlegen, wie das in anderen hierarchisch organisierten Klosterverbänden üblich war. Zentral war die Forderung, dass die Benediktregel so beobachtet wird, wie sie im Neukloster (dann Citeaux) beobachtet wird.

Die Charta war die Verfassung des Ordens. Die Klöster waren in einem ausgewogenen Verhältnis von Abhängigkeit und Selbstständigkeit mit einander  verbunden.

Ein wichtiges Merkmal war, der Klosterverband war horizontal strukturiert. Das Generalkapitel als Versammlung aller Äbte war das wichtigste Entscheidungsorgan des Verbandes.  Ursprünglich waren alle Äbte zur Teilnahme am

Generalkapitel verpflichtet. Nur Krankheit oder Abnahme einer Profess galten als Entschuldigung. Das änderte sich erst gegen Ende des 12., als die Anreisewege immer weiter wurden und es so immer wieder einige Ausnahmen gab.

Das benediktinische Prinzip der Abtsherrschaft über sein Kloster blieb erhalten. Aber die Äbte der Mutterklöster hatten mit ihren regelmäßigen Visitationen in den Tochterklöstern besondere Vollmachten. So sollte die strenge Regelbefolgung und die Einheit mit dem Mutterkloster gesichert werden.

Die Charta wurde immer wieder überarbeitet und aktualisiert. Die Beschlüsse des Generalkapitels bildeten ein kontinuierlich anwachsenden Bestand neuer Regelungen, die als systematische Rechtsbücher gesammelt wurden.

Die Klöster untereinander hatten eine effizient organisierte Kommunikation. Sie waren Verfechter der Schriftlichkeit. Nur so ließ sich Regelhaftes und Normatives gültig verbreiten und eben auch bewahren.

Die Buchschrift der Zisterzienser war schmucklos und präzise.  Bernhard von Clairvaux setzte sich in seinen letzten Lebensjahren entschieden für eine ganz einfache Ausstattung der Ordensbücher ein.

Als sich Papst Calixt II. (1119-1124) in Saulieu im Departement Côtte d’Or aufhielt, nutzte Abt Stephan die Gelegenheit und legte dort dem Papst die neuen Satzungen des Klosterverbands zur Bestätigung vor.

Dies geschah in der Bulle “ Ad hoc in Apostolicae sedis” vom 23.12.1119.

Eine überarbeitet Fassung der Charta in der um 1130/35 im Codex von Trient diente den Regularkanonikern von Arrouaise, einem Klosterverband von Augustinerchorherren und Prémontre, den späteren Prämonstratensern,

als Grundlage ihrer ersten Ordensstatuten.

Als Papst Calixt II. die Carta bestätigte, war der Verband schon auf 12 Klöster angewachsen.

Auf die Gründung von La Ferté folgten bald Pontigny 1114 mit dem ersten Abt Hugo von Mâcon (* um 1085-1151)und Clairvaux 1115 mit Bernhard (* um 1090-1153).Für Morimond mit dem 1. Abt Arnaud I.( Amtszeit1115–1126 )

wird oft 1115 genannt. Neuere Forschungen nehmen aber eher 1117 als Gründungsjahr an.

Das erste zisterziensische Frauenkloster Le Tart – das heutige Tart-l’Abbaye im Jahr 1125, geht auf Stephan Harding  zurück.

1133 trat er fast erblindet zurück. ZU seinem Nachfolger wurde Guy de Trois-Fontaines (1133–1134 ) gewählt.

Stephan Harding starb am 28. März 1134 in Citeaux. In seinem Todesjahr zählte der Orden schon 77 Klöster.

Was machte den enormen Erfolg der Zisterziernser aus?

Die neue Gemeinschaft  ruhte in einem etablierten Normensystem, nämlich der Benediktinerregel. Auf dieser Basis wurde ein innovatives Organisationssystem geschaffen.

Es war genossenschaftlich organisiert. Es war flexibel genug, sich neuen Anforderungen anzupassen.

In den deutschen Reichslanden waren es vor allem die Staufer, die sich den  Zisterziensern zuwandten. Einerseits mehrte sie deren Ausstattung und verliehen ihnen weitgehende Rechte. Andrerseits setzten sie sie aber auch ein,

um ihre eigenen politischen Ziele zu verfolgen. Das Ziel war, staufisches Haus-und Reichsgut auszubauen.

Da die Zisterzienser ausgerichtet waren. Die Handarbeit war ein wesentlicher Teil des mönchischen Lebens. Sie sorgten für die Kultivierung ungerodeter Landstriche. Dazu kommt, dass sie durchaus spezialisiert waren.

Sie kannten sich aus in der Wasserwirtschaft, bauten Mühlen, sorgten für Teichwirtschaft und Fischzucht. Die Gegend um Waldsassen profitiert noch heute von den Fischteichen der Zisterzienser.

Sie kannten sich aus im Weinbau, führten  ihre Reben aus Burgund ein und brachten neue Weinbergtechniken ins Land, man denke an den Terassenweinbau um Kloster Maulbronn. Kloster Eberbach war praktisch der

größte Weinproduzent im Mittelalter in Deutschland. Das alles machte sie natürlich für die deutschen  Grundherren  hochinteressant und sie genossen einen ausgezeichneten Ruf.

Zum Beispiel hat Herzog Ludwig der Strenge für seine Gründung Fürstenzell, das ja als Sühneleistung ins Leben gerufen worden war, Zisterzienser zu Klostergründung gerufen obwohl der Papst ihm vor gegeben hatte, Karthäusermönche zur Klostergründung zu berufen.

(siehe Mei Büchle, die entsprechenden Klöster).

              

                                                                                                                        

                                                                                                                                                                                                            Kloster Morimond

 

Kloster Morimond, die letzte der 4 Primarabteien Citeauxs wurde zur wichtigsten Mutterabtei für die zisterziensische Expansion in Deutschland.Verstärkt wurde das noch durch die Enkeltochter Lucelle (Lützel) im Elsass, unmittelbar an der Schweizer

Grenze gelegen. Lützel war ebenfalls Mutterabtei vieler Klöster vor allem in Süddeutschland, z. B. Kloster Salem. Kloster Kamp (1123) war die erste Zisterziensergründung in Deutschland. Von Kamp gingen 15 Tochtergründungen aus.

Ebrach in Franken folgte 1127 und hatte 9 Tochtergründungen.

Wohl 1117 schickte Abt Stephan Harding den Mönch Arnold ins heutige   Parnoy-en-Bassigny im Département Haute-Marne   um dort das Kloster Morimond zu gründen. Morimond  kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie

“Stirb der Welt”. Wer also in diese Abtei eintrat, soll dem irdischen Dasein entsagen, ein ähnlich programmatischer Name wie der Name der ersten Gründung von Abt Stephan La Ferté, also Firmitas, was sich auf die Bewahrung der im Mutterkloster gelebten Strenge bezog.

Arnold war wahrscheinlich der leibliche Bruder des Kölner Erzbischofs Friedrich I., von Schwarzenburg (1100 –1131 )Ein weiterer Bruder Friedrichs war Heinrich, der als einfacher Mönch in Morimond lebte. In Absprache mit dem Kölner Bischof

bestimmte Bernhard von Clairvaux Heinrich als Abt von Kloster Kloster Kamp, 1123 als Kloster Altenkamp gegründet.

Förderer des Klosters war Odelric d’Aigremont und seine Frau Adeline de Choiseul .Sie stifteten die notwendigen Güter. Allerdings war nicht die gesamte Familie damit einverstanden.Nach dem Tod Odelrics forderte sein ältester Sohn die Güter zurück.

Er drohte, diese nötigenfalls mit Gewalt zurückzuholen. Dazu kam, dass Arnold wohl auch Disziplinschwierigkeiten in seinem Konvent hatte (Abbé Dubois, Geschichte der Abtei Morimond, München 1885, S.33 f.)

Nach 1120 entschloss sich Abt Arnold zum Rücktritt und mit einigen Mitbrüdern zu einer Wallfahrt nach Jerusalem, wo er ein Kloster gründen wollte. Selbst eine Intervention beim Papst durch Bernhard brachte Arnold nicht dazu,

auf seinen Abtsstuhl nach Morimond zurückzukehren.Vor dem geplanten Aufbruch ins Heilige Land gingen Arnold, Eberhard und Adam in die Diözese Köln, wahrscheinlich nach Köln selbst, wo sie ja an der Domschule ausgebildet worden waren.

Bernhard schrieb an  Bruno II.(1131-1137) von Köln, den er kurz zuvor in Reims kennengelernt hatte und wo dieser studierte.

In diesem Brief nennt Bernhard drei Namen von Mönchen, die Arnold gefolgt waren und zwar Eberhard, Konrad und Adam. Eberhard war ein Bruder Brunos, beide Söhne des Grafen Adolf I. von Berg *um 1045-1106).

Eberhard hatte Pilgerreisen nach Rom und Santiago des Compostela unternommen. Danach lebt er  auf einer Grangie von Morimond, wurde dann dort Mönch und später Abt des Klosters Georgenthals in Thüringen. Das Kloster wurde 1143  gegründet 1143.Der Gründungskonvent

kam aus Morimond, mit dabei Eberhard von Berg. Dieser wird der erste Abt von Georgenthal. (H. Stiehler, Kloster und Ort Georgenthal, Gotha 1891, S. 11)

Konrad war der Bruder Heinrichs des Stolzen (1126-1138) des Herzogs von Bayern und Onkel von Heinrich dem Löwen (+ 1195).Er war für die geistliche Laufbahn bestimmt.Er war an der Kölner Domschule ausgebildet worden.

Dort zog ihn Arnold wohl gegen den Willen der Welfenfamilie ab. Er trat vor 1124 ins Kloster Morimond ein.  Möglicherweise als einziger von denen mit Arnold Kloster Morimond verlassen hatten, erreichte er tatsächlich das Heilige Land.

Dort lebte er kurze Zeit als Helfer eines Eremiten. Da zwang in Krankheit zur Rückreise. Er starb  1126 in der Nähe von Bari.

Adam stammte aus Köln. Er kannte auch Bruno. Er war erst im Benediktinerkloster Marmoutier im Elsass. Von dort ging er in das Zisterzienserkloster Foigny, das dritte 1121 gegründete Tochterkloster von Clairvaux im heutigen Département Aisne.

Von dort ging er weiter nach Morimond.

Arnold starb am 3. Januar 1125 in Flandern.

Bernhard schrieb zwei mal an Adam, einmal vor Arnolds Tod und einmal danach. Er forderte Adam zur Rückkehr auf und nahm zuversichtlich an, dass die restlichen Mönche, die Morimond verlassen hatten, ihm folgen würden.

Das zeigt auch, dass Bernhard von Adams Führungsbegabung überzeugt war. So verwundert es nicht, dass Adam nur ein Jahr später als Gründungsabt nach Ebrach entsandt wurde.

Der Auszug Abt Arnolds aus Morimond war die erste Krise des noch jungen Klosterverbands.

Stephan Harding und Bernhard von Clairvaux lösten die Vakanz in Morimond dadurch, dass sie den bisherigen Prior  von Clairvaux Walter  nach Morimond bestellten.

Walter war dem jungen Abt Bernhard als Prior in Clairvaux zur Seite gestellt worden. Da Bernhard viel auf Reisen war, auch zeitweilig krank, trug Walter in Clairvaux viel Verantwortung und wurde zwangsweise mit der Leitung eines Klosters vertraut gemacht.

Unter Abt Walter erlebte Kloster Morimond einen enormen Aufschwung.Damals wurden folgende Abteien von Morimond aus besiedelt: Ebrach in Franken (1127), Beaupré in Lothringen (1130), Theuley in der Franche-Comté (1130), Clairefontaine in der Franche-Comté (1132), Bithaine in der Franche-Comté (1133), Altenberg im Bergischen Land (1133), Heiligenkreuz in Niederösterreich (1133), Villers-Bettnach in Lothringen (1134), Morimondo in der Lombardei (1134), Bonnefont in den Midi-Pyrénées (1137), Aiguebelle in den Rhône-Alpes (1137), L’Escaladieu in den Midi-Pyrénées (1137) und Berdoues in den Midi-Pyrénées (1137).

Zwei Klostereintritte unter Abt Walter erregten damals Aufsehen. Der Herzogssohn Heinrich von Kärnten und der Babenberger Otto der spätere Otto von Freising traten ins Kloster Morimond ein.

Heinrich war der Sohn von Herzog Engelbert II.(+ 1141)l Er war mit Otto von Freising nach Morimond gekommen und mit ihm zusammen ins Kloster eingetreten. Er wurde 1134 als Gründungsabt nach Villers- Bettnach im heutigen Département Moselle geschickt worden.

Villers- Bettnach  war die 7. Tochter von Kloster Morimond. Abt Heinrich wurde 1145(-1169 )Bischof von Troyes.

Otto wurde 1112/1113 wahrscheinlich  in  Kloster Neuburg geboren. Er war der der fünfte Sohn des österreichischen Markgrafen Leopold III. von Babenberg (1073-1136) und der Agnes von Waiblingen(* 1072-1143).

Agnes war die Tochter von Kaiser Heinrich IV. Agnes war in erster Ehe mit Herzog Friedrich I.(um 1050-1105)  von Schwaben verheiratet. Durch seine Mutter Agnes war Otto der Enkelsohn Kaiser Heinrichs IV., der Onkel Kaiser Heinrichs V., der Halbbruder König Konrads III.

und der Neffe Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Imperatrix Mathilde, die Tochter König Heinrichs I. von England war seine Tante.

Markgraf Leopold bestimmte Otto für den geistlichen Stand. 1114 hatten Leopold und seine Frau Agnes das Säkularkanonikerstift Klosterneuburg gestiftet. 1126 berief er Otto zum 2. Propst von  Klosterneuburg, wobei dieser seine Aufgaben als Propst Vikaren übertragen konnte.

Die Eltern Ottos wollten ihn im Reichsepiskopat unterbringen. Dazu brauchte es neben der hochadeligen Herkunft Studien und zwar an einem renommierte Studienort, der für die Qualität seiner Lehrer bekannt war.

So wurde Otto in einem Gefolge von jungen Adeligen  nach Paris geschickt.Er erhielt dort eine ausgezeichnete Schulung der aristotelischen Philosophie und frühscholastischen Theologie. Er war höchstwahrscheinlich auch Schüler bei den Augustiner-Chorherren von Sankt Viktor.

Dort hatte auch Wilhelm von Champeaux gelehrt, vor er 1113 Bischof von Châlons-en-Champagne wurde. Er hatte in Sankt Viktor einen Dialektiklehrstuhl. Er war mit Bernhard von Clairvaux befreundet und soll noch acht Tage vor seinem Tod  als

Monachus ad succurrendum in den Zisterzienserorden eingetreten sein. Das war jemand, der an der Schwelle des Todes stand und Mönchsgewänder angelegt bekam, um in die Fürbitten der Mönche mit einbezogen zu werden.

Sein Nachfolger in St. Victor war Hugo von  St. Viktor (*um 1097-1141). Er wurde um 1133 Leitet der Schule von Sankt Viktor. Er korrespondierte auch mit Bernhard von Clairvaux. Hugo bezog sich mehrfach

auf Bernhards Werke uns kannte ihn wohl auch persönlich.

Auf dem Heimweg von Paris kam eine Gesellschaft deutscher Scholaren nach Morimond. Das lag nicht auf dem direkten Weg und es ist anzunehmen, dass Morimond bewusst aufgesucht wurde.

Im Konvent von Morimond gab es auffallend viele Deutsche. Otto befand sich so in einem vertrauten Milieu, in einem Kreis von adligen und hochadligen Intellektuellen, viele miteinander versippt.

Otto und der Kreis mit dem er nach Morimond reiste, war sicher über das Kloster informiert und es muss ihm wohl schon seit seinem Pariser Aufenthalt gut kennen gelernt.

Otto setzte seinen Weg nicht fort, sondern trat mit 15 Seiner Gefährten in das Kloster Morimond ein.

1133 übergab  Markgraf Leopold  das Stift Kloster Neuburg, in dem er Otto 1126 als Propst eingesetzt hatte, den Augustinerchorherren. Als erster Propst dieser in Kloster Neuburg neuen Gemeinschaft wurde

der selige Hartmann (* 1090/1091-1164) eingesetzt Das bedeutet wohl auch, dass die Pläne Leopolds für einen eigenen Bischofssitz Ottos  aufgrund des Widerstandes der Bischöfe von Passau, Salzburg und Gurk gescheitert waren.

Wohl auf Betreiben Ottos im selben Jahr setzte Markgraf Leopold III. die ersten Schritte zur Gründung und Besiedelung der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz durch Morimond durch.

Abt Walter starb nach seiner fruchtbaren Regierungszeit 1138. Die Mönche wählten ihn einstimmig zum 3. Abt von Morimond.

Der Einfluss Konrads III. sorgte wahrscheinlich dafür, dass  Otto kurz nach seiner Wahl zum Abt auch auf den Bischofsstuhl von Freising berufen wurde. Er war da erst 26.

Er konzentrierte sich wohl  auf sein Amt als Bischof. Er trug aber weiterhin den Zisterzienserhabit und nahm regelmäßig an den Generalkapiteln teil.

Den Besitz des  Bischofsstuhl und seine Rechte ließ er von Papst und Kaiser bestätigen

Als Bischof  leitete er Massnahmen ein,  um das intellektuelle und geistliche Niveau des Klerus zu heben und eine moralische und religiöse Erneuerung seiner Diözese einzuleiten. Er reformierte die Freisinger Domschule und führte in ihr das Studium der aristotelischen Philosophie ein. Er verlangte von den Klerikern einen sittlich korrekten und spirituell bestimmten Lebenswandel. Er besuchte auch entlegene Gegenden seiner Diözese. Herunter gekommene Klöster übergab er anderen Ordensgemeinschaften, so

Schäftlarn den Prämonstratensern (1140) und Schlehdorf den Augustiner-Chorherren (1140). Innichen wandelte er in ein Kollegiatsstift um (1141). Außerdem gründete er das Prämonstratenserstift Neustift (1140) und das Kollegiatsstift Schliersee (1141).

Bei seinen Klostergründungen bevorzugte er Orden, die sich mit Seelsorge befassten.

Schwierigkeiten hatte er mit den Wittelsbachern, die als Vögte im Bistum Freising eine Rolle spielten.

Auch mit Herzog   Heinrich dem Löwen (Herzog von 1140-1180) gab es Probleme, als dieser  1158 die bischöfliche Zollbrücke bei Föhring zerstörte und nach München verlegte.

Als Reichsbischof gehörte er zur politischen Führungsschicht. Er nahm an verschiedenen Reichstagen teil. Er musste immer wieder den Kaiser auf Reisen begleiten oder war in

kaiserlichem Auftrag unterwegs wie 1141 und 1145/46  zum Papst nach Viterbo und Rom.

Auch nahm er 1148/49 an dem missglückten Kreuzzug teil.

Als Geschichtsschreiber verfasste er eine Weltchronik, die eine theologisch-philosophische Deutung der Welt und der planvoll gelenkten Geschichte als der Offenbarung Gottes (Heilsgeschichte) ist.

Sie verschaffte ihm bleibende Bedeutung. Auch sein zweites Werk, die 1157/58 im Auftrag Friedrich Barbarossas verfaßten    „Gesta Frederici“, sind eine wichtige Quelle zum

Aufstieg der Staufer als Schwäbische  Herzöge und deutsche Könige im ersten Band , im  zweiten die Regierungszeit Friedrich Barbarossas bis zum September 1156.

Auf dem Weg zum Generalkapitel 1158 war er krank. Er erreichte krank sein Eintrittskloester Morimond und verstarb dort  am 22. September 1158 .

Schon 1139 war ihm Renauld I. als Abt von Morimond gefolgt.

Dort ist er auch bestattet.

Renauld I. war ein Bruder von Friedrich III. von Dampierre (1134-nach 1142), des Grafen von Toul. Renauld war wohl einer  der Gefährten die mit Otto nach Morimond kamen.

Viele Adlige aus der Umgebung von Morimond hatten am 2. Kreuzzug (1147-1149) teilgenommen. Viele hatten vor der Abfahrt ins Heilige Land Kloster Morimond beträchtliche Güter geschenkt.

In dieser Zeit besuchte Papst Eugen III. (1145-1153)Clairvaux, wo er selbst Mönch war und nahm 1147 am Generalkapitel in Citeaux teil. Abt Renauld traf bei dieser Gelegenheit Papst Eugen

und bat ihn, Morimond in den päpstlichen Schutz zu nehmen. Das geschah am 6. Dezember mit einer in Trier ausgestellten Bulle.

In Spanien gründete Abt Renauld 1143 mit Santa María de Valbuena) in der Gemeinde Valbuena de Duero in der Provinz Valladolid in Kastilien-Leon die erste spanische Tochter.

1147 gründete Abt Renauld das erste Tochterkloster Morimonds in England, die  Dore Abbey in der Grafschaft Herefordshire. Von dort aus wurden noch zwei Töchter gegründet, Vale Royal Abbey in Cheshire (1266)

und d Grace Dieu Abbey in Monmouthshire (zuvor Gwent) in Wales. Das war das einzige Kloster aus der Filiation Morimont auf den Britischen Inseln.

1149 folgte  mit Jędrzejów (lateinisch Abbatia de Andreovia) in der  Woiwodschaft Heiligkreuz das ist rund 120 km nordöstlich von Krakau das erste Kloster in Polen. Das war eine sehr fruchtbare

Neugründung, der in  kurzer  Zeit 6 Töchter folgten.

Abt Renauld dankte 1155 ab. Auf ihn folgte Abt Lambert. Er war von 11223-1154 Abt in Clairefontaine. Er war dann nur kurz Abt. Von dort kam er als Abt nach Citeaux. Er war  der erste Abt aus Morimond, der dann Abt von Citeaux (1155-1161)

und damit Generalabt wurde.

Um 1155 wurde auch die erste Kirche in Morimond fertiggestellt. Die dreischiffige kreuzförmige Klosterkirche mit gerade geschlossenem Chor, dessen Seiten alle mit Kapellen besetzt und durch einen Umgang verbunden sind, wurde nach der Bauvorschrift der Zisterzienser schlicht und streng, ohne Türme und künstlerischen Schmuck gestaltet.

1157 wurde Morimond zur Primarabtei erhoben.

Schon Abt Arnold wollte ja 1124 ein Kloster im Heiligen Land gründen, was den Orden ja in eine erste Krise gestürzt hatte. Schon 1129 wandten sich Balduin II. der von 1118-1131 König von Jerusalem war, so wie Wilhelm von Messine, der von

1130 bis 1145 Lateinischer Patriarch von Jerusalem war 1130 an Bernhard von Clairvaux mit der Bitte, die Gründung einer Zisterzienser-Abtei im heiligen Land zu unterstützen. Zwar hatte Bernhard eine Reliquie des heiligen Kreuzes als

Geschenk bekommen. Aber er lehnte trotzdem ab. Dafür gab es wohl mehrere Gründe. Zum einen war die Situation vor Ort unsicher. Außerdem verpflichteten die Richtlinien des Ordens die Äbte eines Mutterklosters, jedes ihrer Tochterklöster in jedem Jahr zu besuchen .

Die Distanz schreckte sicher ab. Aber er vermittelte stattdessen eine Gründung der Prämonstratenser, die 1141 in der Nähe von Jerusalem unter dem Namen St. Samuel erfolgte.

Bernhard verstarb am 20. August 1153.Nun scheint es keinen Widerstand mehr gegen eine Gründung der Zisterzienser im heiligen Land gegeben zu haben. Dreizehn Mönche wurden von Morimond aus über das Mittelmeer geschickt. Über die genauen

Umstände der Gründung mit dem Namen Balamand ist nichts bekannt, wohl aber das Gründungsdatum, nämlich der 29. Mai 1157.

Die Anfänge der neuen Gründung verlief zunächst recht erfolgreich. Schon  1169 und 1187 erfolgten im Heiligen Land Tochtergründungen.

Die Gründung von Balamand geschah unter  der Regierung von Abt Heinrich I. (1155–1159 )

1165 wurde die Charta Caritatis posterior redigiert. Das war die Endfassung der Charta, da

die Verhältnisse doch wesentlich komplexer geworden  waren.  In Punkt 8 wurde festgelegt, dass “ das Kloster Citeaux aber durch die vier Primaräbte, also die Äbte von La Ferté, Pontigny, Clairvaux

und Morimont, in eigener Person gemeinsam visitieren außer einer ist wegen schwerer Krankheit verhindert, und zwar an einem von ihnen bestimmten Tag außerhalb des jährlichen Generalkapitels.”

Generalabt Lambert legte 1161 sein Amt nieder und kehrte als einfachere Mönch n ach Morimond zurück, wo er verstarb. Nun scheint es wohl keinen Widerstand

Die Biographia Cisterciensis führt als 6. Abt von  Morimond Henri I. (1155-1159), Abbé Dubois hat in seiner “Geschichte der Abtei Morimond und der vornehmlichsten Ritterorden Spaniens und Portugals, Münster 1855”,

erwähnt diesen nicht. Er sagt, dass Lambert zu seinem Nachfolger Aliprand I. (1159–1160 ) bestimmt hatte, “einen Ordensmann von seltener Fähigkeit zur Verwaltung “ S. 125 bestimmt hatte.

Das war wohl nötig, denn die Filiation Morimond zählte 1160 nur 45 Jahre nach der Gründung Morimonds bereits über 100 Klöster.

Nach Abbé Dubois wählten die Mailänder im Krieg gegen Friedrich Barbaross Abt Aliprand als ihren Vermittler (S, 127). Auch bei den Herren des Bassigny und Lothringens genoss er “wegen seiner Rechtschaffenheit, Kenntnis und seines Urteils”

große Achtung und er wurde in verschieden Fällen zum Schiedsrichter gewählt. (S. 128). Er starb  nach nur kurzer Amtszeit 1160. Auf ihn folgte Otto (1160–1161 ) und Walther II. (1161–1162 )

Otto hatte nach Abbé Dubois bei seinen Zeitgenossen einen gewissen Ruf als Redner und mystischer Schriftsteller (S. 128). Über Walther berichtet er nichts Bemerkenswertes.

Als 10. Abt folgte Aliprand II. (1162–1168 ).Sein Nachfolger Gilbert (1168–1170 ) starb auch relativ kurz nach seinem Regierungsantritt. Heinrich II.(1170–1183) war der 12. Abt.

Er erhielt von Papst Alexander III. (1159-1181) 1178 eine Schutzurkunde für Kloster Morimond ausgestellt, Auch wurden dem Kloster wichtige Privilegien erteilt. Abt Heinrich

war auch  ein gesuchter  Vermittler. So vermittelte er zwischen den Mönchen von Beauprés in Lothringen, einem Tochterkloster von Morimond  und denen des Prämonstratenserklosters  Étival-Clairefontaine im Département Vosges und

dem Bischof von Toul Peter de Brixey (1168–1192) und seinem Kapitel aber auch bei Erbstreitigkeiten zwischen den Söhnen Simons de Clémont. Er wurde nach Metz, Besancon und Langres gerufen (S. 131 f.)

Er starb 1183

Auf ihn  folgte Abt Peter (1183-1193). Er hatte seine Schulausbildung in Paris. In Morimond legte er seine Gelübde ab. Abbé Dubois weicht nun ein bisschen von der Äbteliste der Biographia Cisterciensis ab. Bei ihm regiert Abt Peter ab 1178

3 Jahre und tritt dann zurück. Auf jeden Fall nimmt Papst Urban III. (1185-1187) “Abt Peter und die Brüder von Notre-Dame in Morimond (Petro abbati ecclesie sancte Marie Morimundi eiusque fratribus) (D. Langres) in den päpstlichen Schutz, bestätigt die Benediktinerregel und die Institution der Zisterzienser sowie den genannten Besitz, befreit sie vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter, gewährt das Aufnahmerecht, verbietet, nach abgelegter Profeß das Kloster unerlaubt zu verlassen, gebietet Frieden und untersagt Verbrechen in ihren Klausuren und Grangien sowie die Errichtung von Neubauten innerhalb einer halben Meile von ihren Gebäuden, verbietet, die Brüder vor ein weltliches Gericht zu ziehen, gewährt dem Abt das Recht, falls der zuständige Bischof sich nach dreimaligem angemessenem Ersuchen weigert, ihn zu benedizieren, die Weihe der eigenen Novizen vorzunehmen und sein Amt zu führen, bis der Bischof einlenkt, und setzt fest, daß über den geschuldeten Gehorsam und die Freiheit des Ordens hinausgehende Forderungen des Bischofs zurückgewiesen werden dürfen. (Urban III. – RI IV,4,4,3 n. 58)

Es folgen Abt Heinrich III. 1181, der 2 Jahre später stirbt. Dann folgt Abt Bartholomäus., der nach noch kürzerer Zeit stirbt. Die Biographia führt Abt Heinrich III. von 1193-1194 und Bartholomäus 1194-1195.

Bei Abbé Dubois wird Peter nach Bartolomäus ein 2. Mal gewählt. Die Biographia führt dann Abt Peter II. (1195–1198 )( der dann wohl der zum 2. Mal gewählte Abt Peter bei Dubois wäre.

Der polnische Seniorherzog Kasimir der Gerechte (1177-1194) stiftete 1178 das Kloster Koprzywnica in Polen in der Woiwodschaft Heiligkreuz und wandte sich deshalb an Abt Peter. Das Kloster wurde 1185 als 26. Tochter der Primarabtei Morimond

durch den aus Morimond gekommenen Konvent besiedelt. Er schenkte der neuen Gründung Teile der Burg Kopronitz bei Sendomir sowie Grund uns Boden. Es war das 4. Tochterkloster Morimonds in Polen.

Der Großmeister des spanischen Ritterordens von Calatrava Nuño Pérez de Quiñones (1182–1199) kam 1187 zum Generalkapitel nach Citeaux. Er hatte auch ein Schreiben des Königs von Leon und Kastilien Ferdinand II. (1157-1188) dabei,

worin dieser bat, den Orden  mit Morimond zu verbinden. Das geschah dann. Der Orden wurde mit den Zisterziensern verbunden und von Calatrava und Alcantara unterstellt.

Neben dem Orden von Calatrava steht auch der von Alcantara unter der geistlichen Aufsicht von Morimond. Abt Guido von Citeaux  (1194-1200) erstellte dazu eine Urkunde. (Dubois S. 137 ff)

Der Großmeister begab sich nun begleitet von einem Zisterziensermönch zu Papst Gregror VIII. (1187) um dieses bestätigen zu lassen.

“Gregor VIII. gewährt Abt (Peter) von Morimond (D. Langres) ein Privileg, bestätigt die Besitzungen des Klosters und insbesondere die Unterstellung des Ordens von Calatrava unter das Kloster. Gregor VIII. – RI IV,4,4,3 n. 1320

1194 schenkte König Alfons VIII. (1158-1214) Kloster Morimond das ehemalige Benediktinerkloster San Pedro de Gumiel. Abt Peter setzte den Abt dieses Klosters als seinen Stellvertreter in Spanien ein, mit dem Recht , dort zu visitieren.

In diesem Kloster wurde dort 1196 Fray Diego Velázquez, der Mitbegründer des Ritterordens von Calatrava, begraben,

Abt Peter starb am 14. September 1198.

Auf ihn folgte Abt Béthold (1198–1199). Er regierte ebenfalls nur sehr kurz. Ein Ereignis ist aber doch zu erwähnen.

In Coimbra in  Portugal war 1162 eine Bruderschaft von Rittern (confraria de cavaleiros) zur Bekämpfung der Mauren hervorging gegründet worden.  1166 wandelte der portugiesische König Alfons I.(1139-1185)  die

Bruderschaft in einen geistlichen Ritterorden um. Um das Jahr 1187 übernahmen die Ordensoberen die Regel der Ordensritter von Calatrava. Fortan wurden sie als Miliz von Évora der Calatravaritter  betrachtet, d. h. als portugiesischer Zweig dieses kastilischen Ordens.

Das war im selben Jahr, in dem der Orden von Caltrava Kloster Morimond unterstellt wurde. So war diese Übernahme natürlich auch für das Kloster von Bedeutung.

Sein Nachfolger wurde Abt Guido I. (1199–1239 ). Nach Franz Winter “Die Cistercienser des nordöstlichen Deutschlands”, Gotha 1866 Bd.1 S.161 war Guido als “Heidenreich” von 1197-1191 Abt in Kloster Walkenried. Er hatte dort “die bedeutsamste Stellung des Ordenszweiges

des nordöstlichen Deutschlands” Deswegen wurde er auch 1199 zum Abt von Morimond gewählt. (Auch bei Wilhelm Nauck, Theologischer Jahresbericht, Wiesbaden 1869,S. 306,Holger Kunde, Das Kloster Pforte, Köln 2003, S.219 und Nikolaus  Heutger, Kloster Walkenried, Berlin 2007 auf Äbteliste S.76 )

Bei Dubois gibt es nur Abt Guido.

Schon ziemlich am Anfang seiner Regierungszeit ließ Abt Guido die Klosterkirche in Morimond neu bauen.  (Bernd Ulrich Hucker, Otto IV.-der wiederentdeckte Kaiser- eine Biographie, Frankfurt 2003, S. 245)

Dubois  sieht Guido bei Papst Innozenz III. (1198-1216) in großem Ansehen. Er schickte Abt Guido nach Metz zu Bischof Bertram (1180 – 1212) (S. 147)(nach Franz Winter auch die Äbte von Citeaux und La Crête, das ist die 2. Tochterabtei von

Morimond, um die sich dort bildendenden “Konventikel” Winter S. 161) zu untersuchen. Papst Innozenz III. verwendete die Bezeichnung occulta conventicula (finstere Versammlungen) für Vereinigungen in Metz, die sich kirchlicher Kontrolle entzogen.

Abt Guido erreichte, dass die “widersetzlichen zur Ordnung zurückkehrten”. (Dubois S. 148)

In Spanien war er wieder  1210 im Auftrag des Papstes unterwegs. Die Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Las Huelgas Reales ei Burgos, das vom kastilischen König Alfons VIII. ( 1158–1214) und seiner Ehefrau Eleonore Plantagenet(*1162-1214)  1187 gegründet worden war,

hatte aufgrund königlicher Protektion einen Sonderstatus. Die Abtei konnte sich ihre Visitatoren  selbst wählen. Sie bestellte Pfarrer, sie erteilte die Beicht- und Predigtvollmacht, zensurierte Bücher und dispensierte von Ehehindernissen. Sie hatte

de facto bischöfliche Jurisdiktion.Das wurde allerdings insbesondere innerkirchlich nicht gern gesehen. Denn zum einen schränkte sie die Macht des Bischofs von Burgos ein. Zum anderen störte und verstörte sie in einer männerdominierten Kirche.

Abt Guido wies die Äbtissin an, vor dem Papst zu erscheinen, “nahm ihr die angemaßte Macht und wies sie in die Schranken ihres Geschlechts und zur  Demuth ihres Standes zurück(!)” (Dubois S. 152 f.)

Nach Winter war Abt Guido Ordenskommissar (S. 162) und besonders in Deutschland tätig. Von 1199-1220 wurde kein anderer Zisterzienserabt vom Generalkapitel mit so vielen Aufträgen betraut wie Guido.

1209 hielt er in Walkenried ein Provinzkapitel für Deutschland  ab, bei dem 50 Äbte anwesend waren. Als Gast war auch König Otto IV.  (1198-1218) dabei. Nachdem Philipp von Schwaben (1198-1208) in Bamberg ermordet worden war,

war Otto nach zehnjährigem Thronstreit zwischen den beiden jetzt in Deutschland allgemein als König anerkannt. In Walkenried nahmen die Zisterzienseräbte Otto in ihre Gebetsbrüderschaft auf.

Danach reisten alle zum Hoftag in Würzburg am 24. Mai 1209. Guido nahm dort im Auftrag von Papst Innozenz teil, um “das Mönchwesen zu vertreten” (Dubois S.149) Es ging dabei vor allem um die

Verlobung von Otto mit Beatrix von Schwaben (1198-1212). Die ehe sollte die beiden Herrscherhäuser versöhnen und da Beatrix die Enkelin von Friedrich Barbarossa war, diente die Ehe auch der Legitimation von Otto.

Problem war, dass sie beide denselben Urgroßvater hatten. Der Papst hatte die notwendige Dispens bereits erteilt. Guido schlug im Namen der Äbte vor, dass Otto auf irgendeiner Domäne des Ordens ein

Zisterzienserkloster errichten soll. Außerdem regte er eine Kreuzzugsteilnahme Ottos an, was sich politisch aber nicht realisieren ließ.

Vor allem Kloster Walkenried und dessen Tochter erhielten von Otto reiche Schenkungen und wichtige Privilegien.

Am 16. Juli 1212 besiegten christliche Heere in der Schlacht von Las Nava de Tolosa die maurischen Almohaden unter Kalif Muhammad an-Nasir. In der Folgezeit gelang es den christlichen Reichen, weite Teile des muslimischen Herrschaftsgebietes auf der iberischen Halbinsel zu erobern.

Die spanischen Ritterorden, die bisher noch nicht mit den der Ordensritter von Calatrava vereint waren, unterwarfen sich 1214 der Visitation und Jurisdiktion von Calatrava unter der geistlichen Leitung von Kloster Morimond.

Auf Papst Innozenz III. folgte Honorius III. (1216-1227) Auch bei ihm stand Abt Guido in hohem Ansehen.

Er ernannte ihn zum päpstlichen Legaten am französischen Hof.

Nach Dubois erhielt das 1133 gegründete Tochterkloster von Morimond Altenberg zwei heilige Leiber aus dem Gefolge der Heiligen Ursula. Da Altenberg noch viele weitere Reliquien erhielt, überließ das Tochterkloster dem Mutterkloster

diese heiligen Leiber. Diese wurden dann nach Morimond gebracht. Dort war außerhalb der Ringmauer des Klosters eine Kapelle zur Heiligen Ursula gebaut und geweiht worden. Dorthin wurden die Reliquien verbracht.

Abt Guido verstarb 1239 nach 41 (Dubois 38) Regierungsjahren.

In der Biographia Cisterciensis folgen  jetzt zwei Äbte, die Dubois nicht erwähnt nämlich Arnaud II. (1239–1240 ) und Conon (1240–1264 )

Die Einweihung der Kirche von Morimond fand nach Dubois 1251 statt (S.  169) Im Gegensatz zu Hucker fand der Bau nicht gleich zu Beginn von Guidos Regierungszeit  statt. Bei ihm wurde das Fundament 1230 gelegt.

Die Maße müssen beträchtlich gewesen sein. Die Länge des Mittelschiffs betrug 159 Fuß, also knapp 46 Meter, die des Querschiffs 90 Fuß also etwas über 27 Meter. Die Breite des Hauptschiffs betrug 30 Fuß, also etwas über 9 Meter.

Das Gewölbe war 75 Fuß hoch, also knapp 23 Meter. Es wurde von 12 Rundsäulen getragen.

Die Weihe nahm der Bischof von Langres Guy de Rochefort (1250–1266 ) vor.

1243 war Stephan Lexington zum Abt von Clairvaux gewählt worden Er war überzeugt, dass die Novizen des Zisterzienserordens theologisch besser geschult und über die Prinzipien und Ideale des Ordens unterrichtet werden müssten.

Dazu begann er 1247 mit dem Bau eines Kollegs dem späteren Collège des Bernardins. Es unterstand der Ausicht der Äbte von Clairvaux, die auch den Schulleiter ernannten.

Das Generalkapitel führte für die Zisterzienser ein Ausbildungs- und Lehrkonzept ein. Außerdem sollte jeder Abt eine Schule für seine Mönche in seinem Kloster gründen.

Nach Paris sollten aus allen Klöstern besonders begabte Mönche geschickt werden. Das Kloster Morimond musste jeweils zwei seiner Professen nach Paris schicken und den Unterhalt bezahlen, was das Kloster bis zu seiner Aufhebung einhielt.

1263 wurde der Abt von Morimond, das müsste Abt Conon gewesen sein, vom Generalkapitel  mit der Untersuchung der Abtswahlen in Leubus und Nepomuk beauftragt. Beide Klöster sind in der Filiation Morimond.

Leubus wurde 1175 als Tochterkloster von Pforte gegründet etwa 54 Kilometer von Wroclaw (Breslau) gegründet. Kloster Nepomuk in Böhmen in der Region Pilsen wurde 1157 als Tochter von Ebrach gegründet.

In Leubas ging es wohl um die Wahl von Abt Nikolaus I. (1267–1268 )

Auf Abt Conon folgte Abt Nikolaus  I. (1264–1272 ) Er war ein Mann großer Weisheit und lebte als Mönch und Priester im Tochterkloster Ebrach. Von dort wurde er nach Morimond berufen wo er Abt wurde (je nach Zählung 20. oder 21.)

Er wurde gleich mit einem erheblichen Problem konfrontiert.

In Citeaux war Guido III. von Burgund (1258–1262 ) Als er 1262 zum Kardinal erhoben wurde,hatte der Prior von Citeaux nicht wie vorgesehen die 4 Primaräbte informiert und zur Abtswahl eingeladen. Ohne ihre Teilnahme wurde in Citeaux

Johannes von Citeaux (1262-1266) zum Nachfolger Abt Guidos gewählt. Der neue Abt von Morimond Nikolaus sprach sich mit dem Abt von Clairxaux  Philipp I. (1262–1273) ab. Beide sahen sich in ihrem Recht beschädigt,

legten Einspruch ein und erklärten die Wahl für ungesetzlich und nichtig. Sie wandten sich an Papst Urban IV. (1261-1264)

Abt Johannes von Citeaux trat zurück. Die vier Primaräbte waren nun bei der Wahl des Nachfolgers zugegen, bei der Jean II. de Ballon (1266–1284 ) gewählt wurde.Nach Dubois besprachen sich die Äbte Nikolaus und Philipp

mit Papst Urban zu Änderungen der Carta Caritas. Er setzte fest, dass die 4 Primaräbte bei der Wahl des Abtes von Citeaux anwesend und dem Konvent beratend zur Seite stehen sollten.

Die kirchenrechtsverbindliche Bulle erließ aber erst sein Nachfolger Papst Clemens IV. ( 1265-1268) mit der Bulle Parvus fons vom 9. Juni 1265.

Diese Bulle sekretierte eine weitgehende Rechtsgleichheit zwischen Citeaux und den 4 Primaräbten. Aus jeder Primarfiliation sollte der jeweilige Primarabt 5 Äbte vorschlagen, von den dann  von ihm 4 gewählt wurden.

Die Rechte der Definitoren wurden erweitert. Bei Abstimmungen war die Stimmenmehrheit entscheidend. Bei Stimmengleichheit entschied die Stimme des Abtes von Citeaux.

Die Visitation von Citeaux durch die 4 Primaräbte wurde im Detail geregelt, ebenso die Gründe für Amtsenthebungen von Äbten, auch das immer wieder Quelle zu Streit.

Abt Nikolaus starb 1272.

Nachdem Papst Clemens mit der Bulle Parvis fons für den Zisterzienserorden die Angelegenheit mit dem Definitorium geregelt hatte, gab es noch Probleme mit dem Ritterorden von Calatrava zu regeln.

Dieser hatte beim Papst geklagt, dass ein einfacher Laie ihre Gelübde abnehme statt des von Morimond gekommenen Priors. Der Papst überwiese die Angelegenheit an das Generalkapitel von Citeaux,

wohin sie ihrer Natur her gehöre. Die Äbte setzten beim Generalkapitel die Rechte Morimonds unwiderruflich fest.

Da die Angelegenheit damit  noch nicht bereinigt war reiste  Abt Johannes I. (1272–1284) unmittelbar nach seiner Wahl nach Spaniem zum  Großmeister des Ritterordens Juan González (1267–1284)

Abt Johannes versammelte die Ritter, setzte für den Ritterorden eine Reihen von Statuten in 12 Kapiteln auf. Die Ritter empfingen die Gesetze “mit Ehrfurcht” (Dubois S. 183) und beschworen sie.

Es folgten die Äbte Hugo I. (1284–1286 )Dominikus (1286–1296),Gerhard (1296–1301 ),Hugo II. (1301–1303 ).

Der französische König Ludwig IX. der Heilige (1226-1270) hatte zwei Kreuzzüge nach Palästina unternommen, den 6. (1249-1254) und den 7. 1270, bei dem er im August 1270 vor Tunis wohl an der Ruhr starb,

die beide sehr kostenträchtig waren. Fast der gesamte französische Adel hatte sich an den Kreuzzügen beteiligt. Finanziert wurde das oft dadurch,dass sich der Adel an die Klöster wandte, seine Lehen zerstückelte

und diese Teile an Klöster versteigerte oder seinen Zehnten abtrat. So verkaufte zum Beispiel Jean de Choiseul (1239-1302) im Bassigny im Einvernehmen mit seiner Ehefrau Alix de Choiseul seine Mühle in Germennes an der Maas in der Nähe

von Lenizeul an Kloster Morimond. Seinen Zehnten in Chézeau trat er ebenfalls ab.(Dubois S.189) So wie er handelten auch andere Ritter und Barone, wie z.  B. die Herren von Cémont,Bourbonne, Vaudémont und viele mehr.

Dazu kam, dass unabhängig von den Kreuzzügen schon vorher wie es in der Zeit üblich war, alle Großen um ihres Seelenheiles Willen reichlich Güter und Grundbesitz an die Klöster geschenkt hatten.

So besaß Kloster Morimond anfang des 14. Jahrhunderts  (alle Angaben nach Dubois S. 189) mehr als 29 Mühlen an der Mosel, der Maas und der Saar, ein Eisenbergwerk, zwei Hüttenwerke, Weinkeltern auf den Ländereien

von Bourbonne, Serqueuz und Laneuville.

Das Kloster konnte Holz zu seinem Gebrauch in den Wäldern von  Darney, La Marche, Aigremont und Fresnoy holen. Es hatte die Zwangsgerechtigkeit  in den drei Backöfen von Nijon, Sérocourt und Rosières, das heisst wer backen wollte, musste das dort machen.

Von der Saline in Salins erhielt das Kloster jährlich zehn Last Salz. Last bezeichnete ursprünglich die Menge an Getreide, die von einem von vier Pferden gezogenen Fuhrwerk transportiert werden konnte.

Fischrechte hatte das Kloster in der Mosel, in der Maas bis Metz und Verdun und an der Saône bis Gray knapp an der Grenze der ehemaligen Regionen Franche-Comté und Burgund.

In mehr als zwölf Städten besaß Morimond Häuser.

Dann hatte es Befreiung von Wegegeld für Pferde, Fuhrwerke, Vieh und Waren in ganz Lothringen, in den Grafschaften Burgund, Champagne und Bar sowie den Bistümern Langres, Toul und Metz.

Das Kloster bewirtschaftete 15 Grangien in denen 160 Konversen arbeiteten.

Das Kloster hatte über 200 Pferde und ebenso viele fürs Joch taugliche Ochsen. Es gab viele Kühe mit Kälbern und jede Menge Schafe, deren Wolle für Stoff und Bekleidung diente.

Schweinezucht sah man als für wichtig für die Ernährung der Dorfbewohner an. Morimond hatte gut zwanzig Schweinezüchtereien. Die Schweine wurden zur Eichelmast in die Wälder getrieben.

Die Zisterzienser  kannten sich bestens mit Wasserbau aus.Sie legten überall Teiche an. Zunächst ging es nicht um Fischzucht, In den ersten 150 Jahren waren Fische noch eine verbotene Speise. Es ging darum, die Gebiete trocken zu legen, sumpfige

Gebiete so zu gestalten, dass man gesund leben konnte, fruchtbaren Boden zu gewinnen, vernünftig zu bewässern. Die Wasserkraft wurde ausgenutzt, um Mühlen zu betreiben, nicht nur Kornmühlen sondern auch Schneide, Öl- und Lohmühlen.

Unterhalb von Kloster Morimond befanden sich 12 solcher Anlagen (Dubois S.196)

Erst danach widmete man sich der Fischzucht. In der Nähe von Morimond wurde die künstliche Befruchtung des Fischrogens entdeckt. Die Mönche von Maulbronn z. B. entwickelten die Karpfenzucht weiter.

Dort gelang es den Spiegelkarpfen zu züchten, der – im Vergleich zum Wildkarpfen – nur noch wenige Schuppen besitzt. Da es im Mittelalter um die Zahngesundheit nicht sehr gut stand, war es wichtig, die Zähne zu schonen.

Das Kloster Morimond pflegte  auch Gemüse-und Obstanbau. Die Samen und Setzlinge gaben sie an ihre Tochterklöster weiter. Die Herkunft der grauen Renette geben   einige Quellen  das 12. Jahrhundert in Frankreich an.

Nachgewiesen ist der Anbau der Sorte im 16. Jahrhundert im Kloster Morimond. Die Mönche nahmen die Renette nach Altkamp mit. Von dort ging sie weiter nach Walkenried, dann nach Porta und schließlich nach Leubus in Schlesien.

Auch der Weinbau fand zunächst eher zögerlich Eingang.  Manchen erschien er als zu sinnliches Getränk. Man erkannte, dass Wein bei bestimmten Krankheiten durchaus förderlich war. Außerdem wurde er für die Messe gebraucht

und bald sah man auch die wirtschaftlichen Vorteile. Kloster Eberbach war m Beispiel einer der wichtigsten Weinproduzenten und Händler im Mittelalter.

Morimond war die fruchtbarste Tochter von Kloster Citeaux. 1123 wurde Kloster Ebrach gegründet, das erste rechtsrheinische Kloster in Deutschland. Von dort aus wurden in rascher Folge die bayrischen Klöster Heilsbronn (1131, Langheim (1132)

Aldersbach (1146 und Bildhausen (1158)gegründet. 1119 entstand das erste Tochterkloster Morimonds Bellevaux in der Franche-Comté. Es war die Mutter von Kloster Lucelle (1123/24) im äußertsten Süden des Elsass fast an der Schweizer Grenze.

Lucelle wurde wieder ein ganz wichtiges Kloster für Südwestdeutschland. Von dort aus wurde Kaisheim (1133/34), und  über seine Tochter Neubourg  (1128) Maulbronn (1138) und Herrenalb (1149) Maulbronn hatte die Töchter

Bronnbach (1151)und Schönthal (1157). Kloster Salem wurde 1137 als Tochter von Lucelle gegründet. Der Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) machte sich vor allem um die oberschwäbischen Frauenzisterzen verdient.

In seiner Amtszeitentstanden die Klöster Wald (1212),Tottenmünster (1221)  Heiligkreuzthal (1227), Baindt (1227), Heggbach (1233) und Gutenzell (1238)

Kloster Eußerthal wurde 1148 als Tochter von Villers-Bettnach gegründet. Über fast alle Klöster siehe Mei Büchle)

Abt Wilhelm I. (1303-1320) hatte 1303 die Töchter Morimonds in Deutschland visitiert. Dann ging er nach Calatrava. Dort berief er ein Provinzkapitel ein. er erließ eine Reihe neuer Verordnungen und ermahnte die Ritter die derzeit gültigen Statuten treu

zu beachten. Nach dem Tod des Großmeisters Diego López de Santsoles (1295–1296) hatten sich zwei Bewerber zur Wahl gestellt. Es bildeten sich zwei Parteien was für fast viere Jahre zu einer Spaltung führte.

1300 einigte man sich, dass beide Kandidaten freiwillig abdankten. Der Besuch Abt Wilhelms diente auch dazu, die Lage wieder zu beruhigen.

Um 1303 herrschte eine große Hungersnot ausgelöst durch eine extreme Dürre, die vor allem Burgund traf. Abt Wilhelm schickte Mönche in die Tochterklöster Morimonds in Spanien und Polen um von dort Lebensmittel zur Unterstützung

zu bekommen. In Morimond wurden 3000 Tiere geschlachtet, um die Hungersnot zu lindern. (Dubois S. 252)

1307 begab sich Wilhelm wieder nach Spanien um zu sehen, wie der Ritterorden seit seinem letzten Besuch stand. Es hatte sich so gut entwickelt, dass König Jakob II.  von Aragonien (1291-1327)nach der Auflösung des Templerordens einen

Orden im Kampf gegen die Mauten gründete Er wurde mit Gütern des Templerordens ausgestattet und erhielt Montesa als Sitz zugewiesen. 1317 nahm er die Ordensregeln der Zisterzienser an. 1319 wurde er dem Orden von Calatrava angeschlossen

und stand damit unter der geistlichen Aufsicht von Kloster Morimond.

In der Regierungszeit von Abt Renaud II. (1331–1354 ) suchte eine weitere Plage ab 1347 Europa heim. 1346 kam die Pest über die Handelswege , vor allem die Seidenstraße nach Europa. Für Deutschland wird geschätzt, dass zwischen 1346-1353 jeder zehnte Einwohner der Pandemie zum Opfer fiel, in Europa waren es wohl 25 Millionen, das war   ein Drittel der damals auf dem Kontinent lebenden Bevölkerung. Papst Clemens VI. (1342-1352), ein Benediktiner, hatte die Orden aufgerufen, sich der Seuche entgegenzustellen.

Am 4. Juli 1348 hatte er eine Bulle gegen die Verfolgung von Judenerlassen, weil diese  als Verursacher der Pest beschuldigt wurden, allerdings mit sehr geringem Erfolg. Es gab viele Pogrome und viele jüdische Gemeinden wurden zerstört.

Abt Renaud II. (1331–1354 ) schickte seine Mönche täglich in die Dörfer um Erkrankte zu versorgen, die Toten zu beerdigen. Viele der Erkrankten wurden auf den Hof von Vaudevillers gebracht, wo sie wie in einem Spital versorgt wurden.

Insgesamt errichtete Kloster Morimond in 3 seiner Höfe Spitäler, die allen offen standen. Von dort aus wurden auch täglich 4 Wagen mit Betten und Decken abgeschickt, die an Kranke und Sterbende verteilt wurden.

Am Ender Pest war der Konvent von 250 Mönchen auf 60 geschrumpft.

Abt Renaud hatte sich nicht nur im Kampf gegen die Pest bewährt. Er war auch schriftstellerisch tätig. Er befasste sich mit dem Leben der Heiligen Glossinde von Metz (+ 610), der Tochter des fränkischen Adligen Wintrio.

Sie hatte in Metz ein Asyl errichtet, aus dem später die Abtei Sainte Clossinde hervorging. Er hatte sehr viel Material gesammelt, das allerdings während des Krieges und der Zersstörungen im 16. Jahrhundert verloren ging.

Von Dezember 1334-1342 regierte Papst Benedikt XII. als Papst. Er war schon als Kind in das Zisterzienserkloster Boulbonne (Bolbona) in der Gemeinde Cintegabelle im Département Haute-Garonne gegeben worden.

Er war dann Mönch in Kloster Morimond. Er wurde dann Abt der südfranzösischen Zisterze Fointfroide südwestlich von Narbonne im Departement Aude. Als Papst erließ er 1335 er die Reformbulle für die Zisterzienser Fulgens sicut stella.

In der Bulle wurde der disziplinarische und wirtschaftliche Verfallserscheinungen wurden in der Bulle angesprochen. Es hatte eine drastische Verschuldung und Verarmung ganzer Konvente stattgefunden. Verkauf oder Verpachtung von Klostergut fand statt.

Auch gab es den von der Ordensregel verbotenen Privatbesitz von Mönchen oder Äbten. Bei den Generalkapiteln wurde oft die Aufhebung strenger Speisevorschriften oder die Aufhebung der Gemeinschaft im Dormitorium durch den  Einbau

von Zellen beklagt. Dazu kamen im Spätmittelalter Einflüsse von außen wie das päpstliche Schisma Ende des 14. Jahrhunderts, was erstmals zu einer Unterbrechung der Generalkapitel führte.

Die Konkurrenz der Bettelorden führte zu einem Rückgang der Konversen.  Arbeitskräfte fehlten und die Klostergüter konnten

nicht mehr so gut bewirtschaftet werden, was den Zwang zur Verpachtung steigerte.

Die Bulle Fulgens sicut stella stärkte das Mitspracherecht der Konvente um den Querelen der Äbte Einhalt zu gebieten. Ein eigenes Konventssiegel wurde eingeführt. Das hatte allerdings den Nebeneffekt, dass wir Konvente nach 1335

kaum mehr namentlich rekonstruieren können. Vor 1335 wurde bei einer Beurkundung meist der gesamte Konvent als Urkundenzeuge aufgeführt. Mit dem Konventssiegel entfiel diese Beurkundungspraxis meist.

Im September 1356 fand bei Potiers unter Führung des Schwarzen Prinzen Edward of Woodstock (1330-1376) eine große Schlacht statt, die für die Franzosen verheerend ausfiel. Der französische König

Johann II. (1350-1364) geriet in englische Gefangenschaft  und kam erst 1360 im Frieden von Bretigny wieder frei. Er musste aber  3 Millionen Goldstücke (Ecu d’Or) Lösegeld bezahlen.  1 Ecu wog damals 4,2 Gramm

Beim heutigen( 09.10.2023)Tagespreis für Gold wären das etwa 237.—€ wäre das Lösegeld also 711 Millionen  gewesen.

Nach der Schlacht fiel der Prince of Wales in die Champagne und Burgund ein. Der Adel der beiden Provinzen vereinigte sich zwar, unterlag aber. Nach dem Frieden von Bretigny suchten “Tard-Venus” Burgund und das Bassigny heim.

Das waren Kompanien der “Grandes  Compagnies” das waren Gruppen von Söldner, die während des Hundertjährigen Krieges in Friedenszeiten oder während Waffenstillständen, also nach ihrer Entlassung durch ihren Dienstherrn, Frankreich durchzogen, ausplünderten oder von Lösegeldzahlungen lebten. Abteien waren ihre bevorzugte Beute. Sie verjagten oder ermordeten die Mönche und plünderten die Klöster. Auch Morimond wurde eingenommen und geplündert.

König Johann hatte bei den Klöstern Kriegssteuern eingetrieben. Aber auch der lokale Adel versuchte die Verluste an seiner Habe bei Klöstern wieder zu ersetzen.

Kloster Morimond wurde die Zahlung von 100 Moutons auferlegt. Das war eine Goldmünze mit ca. 4,7 Gramm Gold.  Das entspricht am 10.10.2023 251 €.Eine solche Münze hatte damals einen enormen Wert. Entsprechend war die Belastung.

Abt von Morimond war zu der Zeit Thomas de Romain (1354–1380). Die Herren von Choiseul waren seit der Gründung von Kloster Morimond Vögte von Morimond. Im 14. Jahrhundert war die Vogtei aber in Bedrückung ausgeartet.

Der Schwiegervater von Guido von Choiseul (+1361) war in der oben geschilderten Kriegsphase des 100-jährigen Krieges in Gefangenschaft geraten. Um ihn auszulösen verkaufte Guido die Vogteirechte und die Gerichtsbarkeit von Kloster Morimond mit Erlaubnis des französischen Königs

für 2000 Goldgulden  an Kloster Morimond, das sind etwa 347.358,00 €. Der französische König Karl V. (1364-1380) bestätigte die mit zwei Urkunden ausgestellt im September 1364 in Troyes und Juni 1365 in Tolant. (Dubois S. 274)

Am 1. April 1368 gestattete Abt Thomas dem Kloster Altzella in Mitteldeutschland , beim Gottesdienst in ihrem Gebetsraum eine Orgel zu verwenden. Interessant dabei, er berief sich  auf das besondere Privileg, dass seinem Kloster als einem der vier Klöster der ersten Generation des Zisterzienserordens zustand. (Sächsisches Staatsarchiv, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 03891)

In Dijon besaß Kloster Morimond einen großen Stadthof und auch Weinberge und Ackerland.

Herzog Philipp der Kühne (1362-1404) von Burgund plante und stiftete ab 1377 das Kloster  Chartreuse de Champmol

in Dijon. Es sollte die Grablege für die Herzöge von Burgund werden. Kloster Morimond überließ dafür bereitwillig Grundstücke. Daher rühren die guten Beziehungen zur Karthause von  Dijon und dem Herzoghaus von Burgund und Kloster Morimond

Spätestens 1303 raucht ein ein Konrad „Abt von Morimund“ als von Urban VI. (1378-1389) ernannter Visitator und Vorsitzender von Generalkapiteln auf. In der Äbtereihe von Kloster Morimond ist er aber nicht unterzubringen.

Tatsächlich handelt es sich bei diesem Konrad um Magister Konrad von  Ebrach. Er war Profess von Kloster Ebrach und wurde zum Studium der Philosophie und Theologie an das St. Bernhardskolleg in Paris geschickt.

1370 wurde er in Bologna zum zum Magister der Theologie promoviert. Ab 1375 war er  Professor an der theologischen Fakultät der Universität Prag, wo er maßgeblich am Aufbau des neu gegründeten Zisterzienserkollegs mitarbeitete.

1385 kam er nach Wien an die erst ein Jahr zuvor eröffnete theologische Fakultät. Er war Mitbegründer und erster Magister regens des unter der Aufsicht des Abtes von Heiligenkreuz stehenden St. Nikolaus-Kollegs der Zisterzienser.

Mit der Wahl von Papst Urban VI. war eine Gruppe französischer Kardinäle nicht einverstanden, erklärte seine Wahl zum Papst für ungültig und wählte Kardinal Robert von Genf als Klemens VII. zum Gegenpapst. Dies war der Beginn des von 1378 bis 1419 währenden großen abendländischen

Schismas. Damit waren auch die meisten internationalen Orden in eine Obedienz von Rom und von Avignon gespalten. Die römischen Päpste mussten die ihnen anhängenden Zisterzienser, deren Ordenszentrale Cîteaux im Bereich des Papstes von Avignon lag, neu organisieren. Für die Äbte von Deutschland, Böhmen, Polen und Skandinavien wurden ab 1379 mehrere Generalkapitel einberufen. 1383 erhielt Konrad von  Ebrach von Papst Urban den  Titel eines Abtes von Morimond und wurde zum Visitator der deutschen, böhmischen und skandinavischen Zisterzienserklöster der römischen Obedienz ernannt. Er leitete die Generalkapitel der römischen Obedienz 1393 in Wien und 1394 in Heilsbronn. Trotz dieser Stellung behielt K. seine Professur in Wien bis zum Tod 1399 bei.

Das 1140 gestiftete gestiftete Nonnenkloster Belfays wurde im 100-jährigen Krieg geplündert und dem Erdboden gleichgemacht worden. Da in den Kriegszeiten keine Chance bestand, das Kloster wieder aufzubauen, entschied das Generalkapitel 1393

seine Aufhebung. Grund und Boden wurden dem Kloster Morimond übergeben, das dort seit 1393 eine Grangie betrieb.

König Karl V. sowie das Offizial von Langres bestätigten und billigten dies.

Im Ritterorden von Calatrava Gonzalo Núñez de Guzmán(1385-1404) zwar schon zwölf Jahre im Amt, aber nicht von allen anerkannt worden, da seine Wahl ohne Genehmigung des Abtes stattgefunden hatten. Die Ritter verständigten sich darauf,

Abt Johannes III. von Martigny (1393-1402), den Abt von Morimond nach Spanien einzuladen und als Schiedsrichter den Streit zu beenden.

Er war ein Profess von Kloster Morimond, Doktor der Theologie und hatte im Collège des Bernardins in Paris gelehrt.Von 1393 bis 1402 war er Abt von  Kloster Morimond. Dann wurde er zum Abt von Clairvaux berufen, was er bis 1405 war.

Dann wechselte er nach Citeaux, wo er bis 1428 den Abtstuhl innehatte und damit auch Generalabt der Zisterzienser war.

Von 1414-1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Aus Morimond war dort Abt Johannes IV. de Bretagne (1402-1424) und als Vertreter des Zisterzienserordens Johannes von Martigny.

Er gehörte der Kommission an, die sich vor allem mit Jan Hus und seiner Lehre beschäftigte. Abt Johannes hatte die Schriften von Jan Hus zu überprüfen und erklärte sie nach Dubois (S. 284) als erster für ketzerisch.

Die Verurteilung und Hinrichtung von  Jan Hus 1415 führte nach dem Konzil von Konstanz zu den Hussitenkriegen von 1417-1437. In Böhmen gab es mehr als 25 Töchter von Kloster Morimond. 1420 wurde das Kloster Königsaal in Zbraslav, einem Stadtteil von Prag, geplündert und niedergebrannt.

Es war die Grablege der böhmischen Herrscher. Die Gräber wurden aufgebrochen und beraubt, die Gebeine in der Kirche verstreut.

1420 wurde Kloster Hradiště niedergebrannt und nicht mehr aufgebaut. Ebenfalls gebrandschatzt wurde Kloster Nepomuk. Ebenfalls niedergebrannt wurde Kloster Svaté Pole (Heiligenfeld) in Ostböhmen.

1421 überfiel der Hussitenhauptmann Jan Žižka (+1424) das 1142 als erstes in Böhmen gegründete Zisterzienserkloster. Die Mönche wurden erschlagen, das Kloster niedergebrannt.

Das 1192 von Waldsassen aus gegründte Kloster Ossek in Nordböhmen wurde dreimal im Hussitenkrieg zerstört.

Das Kloster Velehrad wurde 1205 gegründet und ist das älteste Zisterzienserkloster in Mähren. Es wurde 1421 niedergebrannt.

1422 brannten die Hussiten Kloster Žďár (Saar) nieder.

1424 wurde Kloster Smilheim in Mähren zerstört

Zlatá Koruna (Goldenkron) im Bezirk Krumau fiel 1429 den Hussiten zum Opfer.

Als eines der jüngsten Klöster in Mähren, gegründet 1357 wurde Kloster Skalice 1421 zerstört.

In Schlesien wurde Kloster Kamenz zerstört, Kloster Grüsau zerstört und das dazu gehörige Stiftsland schwer verwüstet.

In Sachsen traf es die Klöster Neuzell und Grünhain.

Generalabt Johannes von Martigny kam auch mit ersten Reformbestrebungen in seinem Orden in Kontakt.

Bei den Benediktiner gab es eine erfolgreiche Reformbewegung, die von den  Klöstern Melk (Melker Reform), Kastl (Kastler Reform) und Bursfelde (Bursfelder Kongregation) ausging.

Auch bei den Zisterzienser gab es Reformbemühungen, die aber weniger von der Ordensleitung als von der Peripherie her ausgingen, Das passierte vor allem auf der Iberischen Halbinsel und in nordwesteuropäischen Klöstern.

In Westfalen gab es Anfang des 15. Jahrhunderts drei Abteien, die sich offen für Reformen zeigten. Von einer Reformbewegung des westfälischen Zisterziensertums kann man allerdings nicht sprechen.

Da ist einmal das Kloster Marienfeld in  einem Ortsteil von Harsewinkel. Es wurde 1185 vom Kloster Hardehausen aus gegründet. Dieses war eine Tochter von Kloster Kamp. Marienfeld gehörte also in die Filiation Morimond.

1410 wurde Abt Hermann von Warendorf von Bischof Otto von Hoya, Bischof in Münster von 1392-1424 in der St. Margarethenkapelle von Münster zum 21. Abt von Kloster Marienfeld geweiht.

Vor seinem Eintritt in den Zisterzienserorden war Hermann Baccalaureus in Erfurt. Dort war 1397 die Universität gegründet worden. Deren Professoren traten damals alle als Reformer der Kirche und des Otdenswesen ein.

Ein paar Jahre nach Hermann studierte Johann Dederoth. Er wurde 1430 Abt des Reformbenediktinerkloster Clus und drei Jahre später Abt von Kloster Bursfelde.

Man kann annehmen, dass Hermann von den Forderungen und Vorstellungen dieser Lehrkräfte in Erfurt beeindruckt und beeinflusst wurde. Ein ähnliches Klima wie in Erfurt

herrschte auch in Prag. Hermann war inzwischen in den Zisterzienserorden eingetreten. In Prag studierte er am Zisterzienserkolleg. Dort lehrte sein Ordenskollege Matthäus Steynhus, von der Abtei Königssaal abgeordneter Leiter des Zisterzienserkollegs.

Aus Furcht vor der Pest war Hermann ins Zisterzienserkloster Goldenkron geflohen.  Die böhmischen Zisterzienserklöster Königsaal und Goldenkron  hatten nämlich seit der Mitte des 14 . Jahrhundertseine Blüte ihres Ordenslebens erreicht. Sie waren durchaus mit
Raudnitz und KastI, den bekannten monastischen bzw. kanonikalen Reformzentren in Böhmen und der Oberpfalz zu vergleichen kann.

Hermann, nun Abt von Kloster Mariazell, entwickelte eine Reformtätigkeit, die das Chronikon Campi S. Mariae so beschreibt: , “das Verstreute zu sammeln, das Zerstörte wiederaufzubauen und Nützliches zu schaffen”. (Kaspar Elm in

Westfälisches Zisterziensertum und spätmittelalterliche Reformbewegung  Quelle: Westfälische Zeitschrift 128, 1978 / Internet-Portal „Westfälische Geschichte“ S. 15 ff)

Er versöhnte den unter seinen Vorgängern zerstrittenen Konvent. Er erneuerte die Mensa Communis, bezog ein gemeinsames Dormitorium. Er vervollständigte die Bibliothek und ließ Abteigebäude und Klosterhöfe restaurieren.

Ebenso wichtig, er sicherte Besitz, Rechte und Privilegien gegenüber dem Zugriff der benachbarten geistlichen und weltlichen Herren.

Die Reformbemühungen von Abt und Konvent wurde ausgedehnt auf die westfälischen Zisterzienserinnenklöster, wo die Mönche Beichtväter und Visitatoren waren.

Abt Hermann wollte mit der Reform dir Erneuerung  von Observanz und Liturgie erreichen. Auch die Mutterabtei Hardehausen und Bredelar wurden von den Reformbemühungen erfasst.

Generalabt Johannes von Martigny und das Generalkapitel anerkannten die Reformbemühungen der drei Klöster und unterstützen sie, auch wenn solche nicht immer mit den Ordensregeln zu vereinbaren waren.

1412 wurde Kloster Sibculo in den Niederlanden als Tochterkloster von Kamp gegründet. Es hatte nur eine kurze Geschichte, denn schon 1580 mussten die Mönche wegen der Reformation verlassen und noch vor 1600 machten die Truppen der Generalstaaten das

Kloster dem Erdboden gleich. Aber kurz nach seiner Gründung rühmte Generalabt Johannes das Kloster und seine Gründer. Er sah sie als kleine Herde und  lobte sie als Erneuerung der alten Überlieferungen und Einrichtungen ( traditiones et instituta) als Erneuerung der alten Überlieferungen und Einrichtungen ( traditiones et instituta) seines Orden.

Abt Johannes von Martigny starb 1428. Nach seinem Weggang nach Clairvaux 1402 und dann nach Citeaux folgte ihm in Morimond Johannes IV. von Bretagne (1402-1424) als 33. Abt von Morimond.

Auf Einladung von König Heinrich III. von Kastilien kam Abt Johannes IV. 1404, wo er Enrique de Villena (1404–1407) als Großmeister von Calatrava bestätigte.Nach Dubois spielte er auch beim Konzil von Konstanz eine Rolle (S. 268 )

Im 14. Jahrhundert war die Anziehungskraft des Zisterzienserorden geringer geworden. Die Klosterzucht ließ nachDas machte den Orden weniger attraktiv. Die Bettelorden wurden zu echten Konkurrenten.

Der Zustrom an Laienbrüdern ließ nach. Das bereitete bei der Bewirtschaftung zunehmend Probleme, da Arbeitskräfte zu fehlen begannen. Grangien (Hofgüter) mussten verpachtet werden.

Der Niedergang zeigte sich auch  auch in Neugründungen. Von Clairvaux erfolgten keine mehr. Die letzte Gründung Pontignys erfolgte 1239, die letzte von La Ferté 1246 (nach Dubois S. 281)

In Morimond gab es auch im 14. Jahrhundert Neugründungen. Die Filiation war in den Niederlanden tätig.

1342 wurde Kloster Eiteren in der Provinz Utrecht von Kloster Ebrach gegründet.  1382 besiedelte Kloster Kamp das Kloster Marienkroon bei Heusden.

Abt Guido II. war der Nachfolger von Abt Johannes IV. und regierte von 1424-1427. Er war wohl auch mit deutschen Klöstern befasst. Am 18.April 1422 stellt er eine Urkunde für Kloster Kamp aus. “Abt Guido vom Zisterzienserkloster Morimont („morimundi“), Diözese Langres („lingonensis diocesis“), gestattet dem nicht benannten Prior und Konvent des Zisterzienserklosters zu Kamp, Diözese Köln, unter Vorbehalt gewisser Rechte, die Befugnis, irgendeinen Abt des Ordens zur Wahl eines neuen Abtes zu berufen, falls in der Zeit bis zur nächsten Visitation des Klosters der Abt aus triftigen Gründen auf seine Würde resignieren” Das war aber eine Urkunde, die eigentlich noch gar nicht gebraucht wurde und sozusagen für den Bedarfsfall bereitgestellt wurde. (Archive in Nordrhein-Westfalen AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 756)

Bei dieser Urkunde stimmt das Ausstellungsdatum  allerdings nicht mit der Biographia Cisterciensis überein. Das Ausstellungsdatum ist 1422.In der Biographia wird Guido von 1424-1427 als Abt geführt.

Ebenfalls nicht übereinstimmend ist eine Verkaufserlaubnis für das Kloster Amelungsborn, die am 16.05.1430 ausgestellt ist.

“Abt Guido von Morimond erteilt dem Kloster Amelungsborn den Konsens zum Verkauf des Klosterhofes Dranse im Lande Slavien. ((BLHA), 10A Hochstift Havelberg U )

1426 erstellt Abt Guido dem Kloster Buch im Ortsteil Klosterbuch in Leisnig im Landkreis Mittelsachsen.

“Guido, Abt zu Morimond, quittiert dem Kloster Buch eine Zahlung von 8 Gulden für drei rückständige Termine in den Jahren 1420 und 1421.”

(Sächsisches Staatsarchiv, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 06017)

Am 5. Juni 1427 kassierte Abt Guido in Waldsassen die vom Generalkapitel 1423 auferlegte Kontribution.(Staatsarchiv Amberg, Kloster Waldsassen Urkunden 621)

Abt Guido verstarb 1427.

Sein Nachfolger wurde Johannes  V. de Sabaudie  (1427-1431) Er verstarb im September 1431.

Auf ihn folgte Guido III.(1431–1441 ). Er besuchte Calatrava zwei mal. Er verstarb 1441. ER verstatb m September

Sein Nachfolger wurde Johannes  VI. von  Blasey (1441–1449 ) Er trat sein Amt nach September 1441 an und verstarb am 10. Mai 1449.

Am 7. Mai 1447 stellte er für Kloster Walkenried eine Urkunde aus, in der er dem Kloster die Erlaubnis des Generalkapitels mitteilte, umfangreichen Besitz an Herzog Heinrich von Braunschweig (+ 1473)

Auf ihn folgte Abt Johannes  VII. von Graille (1449–1459) Er. verstarb im September 1460.

Abt Johannes war in Süddeutschland unterwegs und kassierte die Kontributionen für die dortigen Zisterzienserklöster ein, so  am 13. Juli 1453 für Kloster Fürstenzell (BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 622)

Das waren 6 Rheinische Gulden, das entspricht etwa 1.088,00 €. Er war Generalvisitator des Ordens und kassierte am 31. Mai 1457 auch von Fürstenzell dieses Mal 12 Gulden, das entspricht etwa 2.176,00 €. für die

Jahre 1454-1457 ein (BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 636). Man kann annehmen, dass das immer in Verbindung mit einer Visitation des Kloster stattfand

1455 musste er als Generalvisitator in Kloster Fürstenzell eingreifen, da es Vorwürfe gegen den dortigen Abt Paul Herzmann (1451–1454 ) gab, dass   er die Güter des Klosters verschleuderte.

Johannes VII. de Graille musste der Anzeige nachgehen und beauftragte am 25.Juni 1455 die Äbte von Heilsbronn Ulrich Kötzler (1433–1462 ) und Kaisheim Nikolaus Kolb (1440–1458) die Angelegenheit zu untersuchen.

(siehe dazu Mei Büchle Zisterzienserkloster Fürstenfeld)

Die Wahl des neuen Fürtstenfelder Abtes Ulrich (1457-1467) fand unter dem Vorsitz von  Abt Johannes VII. statt.

Abt Philibert (1459–1460 ) folgte als 39. Abt und regierte nur ein Jahr.Dieser kommt bei Dubois nicht vor.

Sein Nachfolger wurde Abt Humbert de Losne (1460–1462). Er stammte aus dem kleinen Dorf St. Jean des Losne in der Franche Comté. Dubois beschreibt ihn als sehr gebildeten Mann, der bewandert war

in der Theologie, aber auch im Kirchenrecht und der Geschichte. Er hat mehrere Werke verfasst. (S. 292)

1460 schickte ihn Papst Pius II. (1458-1464, vor seiner Wahl tätig als Schriftsteller und Humanist Aenea Silvio Piccolomini ) nach Calatrava. Er visitierte auch den Ritterorden von Alcantara und den von Montesa.

In Portugal visitierte er den Christusorden und den Ritterorden von Avis.

Heinrich IV. König von Kastilien und Leon lud ihn an seinen Hof und verlieh ihm und seinen Nachfolgern den Titel eines Granden von Spanien 1. Klasse. Damit hatte er das Recht, am Hofe des Königs zu leben.

In Gegenwart des Königs durfte er sich setzen und bedeckt bleiben. In den Städten und Festungen wurde er mit allen Ehren und dem Zeremoniell der Prinzen von Geblüt empfangen.

Das war auch die Anerkennung für Kloster Morimond der Dienste, die das Kloster für Spanien geleistet hatte.

Aus Spanien zurück reiste Abt Humbert gleich weiter nach Polen, um die dortigen Zisterzienserklöster zu visitieren.

Als er aus Polen zurückkam wurde er Abt von Kloster Citeaux. Dieses Amt hatte er von 1462 bis 1476 inne. Er starb am am 7. oder 9. September 1476 in Rom.

1463, schon als Abt von Citeaux, schickte ihn die Ständeversammlung von Burgund zu Karl dem Kühnen (1467-1477), damals noch Graf von  Charolais, weil dieser sich gegen seinen Vater

Philipp III. der Gute (1396-1467) empört hatte. Abt Humbert schaffte es, dass Karl sich zu seinem Vater begab und diesen um Verzeihung bat. (Dubois, Anmerkung auf S. 291)

Als Generalabt hatte Humbert eingeführt, dass in den Zisterzienserklöstern nach der Komplet das Salve Regina gesungen wurde.

Als Humbert Abt von Citeaux wurde, folgte ihm in Morimond Thomas von Luxembourg (1462–1466) als 41. Abt.

Sein Nachfolger wurde Abt Wilhelm II. von Mège1466–1471  Er regierte ab 1466. Er starb im April 1471.

Von 1467-1490 regierte in Kloster Altenberg in Bergischen Land Abt Arnold von Monnickendam. Er stoppte den ökonomischen Niedergang der Abtei und sicherte so eine Basis für eine Reform in

seinem Kloster. Abt Wilhelm aus Morimond schickte ihm zwei Mönche aus Kamp, die ihn in seinen Reformbemühungen unterstützten, Heinrich von Kalkar, der in Alltenberg Prior wurde und Heinrich von Aldekerk.

Die Reform gelang so gut, dass Abt Arnold auch mit der Reform anderer Konvente beauftragt wurde, so Kloster Haina 1470 und die Frauenzisterze Kentrop bei Hamm.

1470 war er in Kloster Heiligkreuz zur Regularvisitation

Als 43. Abt folgte Anton von  Boisredon (1471–1484). Er war Prior von Serqueux un d ein Verwandter der Familien Choiseul, die lange die Vögte in Morimond gestellt hatte und Beaufremont.

Er war ein sehr talentierter Verwalter . Er wurde von dem französischen König Ludwig XI. zum Rat ernannt und war einer der wichtigsten  Ratgeber des Königs und er bediente sich seiner bei vielen wichtigen Verhandlungen.

Nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 in der Schlacht von Nancy visitierte Abt Anton den Ritterorden von Calatrava.

Abt Anton resignierte 1484.

Sein Nachfolger wurde Jakob I. von Livron (1484–1491) als 44. Abt. Er führte eine Visitation der süddeutschen Zisterzienserklöster und des Klosters Engelszell in Oberösterreich durch.

Bei dieser Gelegenheit stellte er auch Urkunden für das Kloster Fürstenzell aus.

“Jacob, Abt von Morimond und Generalabt der Zisterzienser in Deutschland, bestätigt die Rückzahlung eines Teils dem Kloster Fürstenzell geliehenen Geldes und die noch in den nächsten Jahren zu zahlenden Raten.”

BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 778. In dieser Urkunde wird er als Generalabt der Zisterzienser in Deutschland bezeichnet.

In der nächsten Urkunde BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 781 bestätigt er die Wahl des Bruders Pangratius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Vor seiner Wahl war er Prior von Kloster Fürstenzell.

Problem bei beiden Urkunden ist das Ausstellungsdatum. Beide sin 1496 ausgestellt aber sowohl nach Dubois als der Bibliographia Cisterziensis    endete die Amtszeit von Abt Jakob bereits 1491.

Dubois gibt das Todesdatum von Abt Jakob I. mit dem 15. Dezember 1491 (S.372) an.

Nach der Biographia Cisterciensis folgte Johannes VIII. von Vivien (1491–1495 ) als 45. Abt von Morimond.

Als der letzte Großmeister des Orden von Calatrava García López de Padilla (1482–1487) starb, vereinigte Papst Innozenz VIII. (1485-1492) den Orden mit der Krone von Spanien und übertrug die Großmeisterschaft König Ferdinand II. (1474-1504).

König Ferdinand teilte seine Ernennung pflichtgemäß Abt Joannes mit, der ja als Abt von Morimond geistiges Oberhaupt des Ordens war.

Abt Johannes VIII. verstarb am 10. Oktober 1495.

Sein Nachfolger wurde Jakob II. de Pontailler (1495–1503 ). Er war erst Provisor, also Leiter des Collège St. Bernard in Paris. Dann wurde er Abt in Kloster Bellevaux. Von 1495-1503 wurde er Abt in Morimond und ab 1501 wurde er auch Abt in Kloster Citeaux.

Dort und Generalabt war er bis 1516. Papst Julius II. (1503- 1513) gab in seinem 1.Regierungsjahr in einer Bulle die Jurisdiktion über die Ritterorden von Calatrave und Avis in Spanien und den Christusorden und den Orden von Montesa

in Portugal.

Als Abt Jakob II. Abt von Citeaux geworden war, wurde Abt Remigius von  Brasey (1503–1517 ) sein Nachfolger in Morimond. Nach einer Anmerkung bei Dubois war er als “Ordinis reformator generalis” (S. 306) 1504 in Deutschland, Böhmen und Polen unterwegs.

Er traf einige Anordnungen. In Himmerod befreite er den Abt Jakob von Hillesheim (1498–1510 ) von der Anwesenheit auf dem Generalkapitel. Als Abt Remigius Kloster Kentrop visitierte, nahm er den als Beichtvater anwesenden Abt von

Kloster Altenberg  Heinrich Rouffer von Brauweiler  (1496–1517) in die Fraternität von Kloster Morimond auf.

Bei einer Untersuchung in Kloster Sibculo setzte er mit einem Notariatsinstrument den erwählten Abt von Kamp Anthonius Bemell in sein Amt als Abt von Kamp ein (1504)ein. (Landesarchiv NRW Abteilung RheinlandAA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 92)

Abt Remigius starb im Jahr 1517.

Das ganze folgende Jahrhundert war für Kloster Morimond eine äußerst schwierige Zeit. 1340 hatte sich der englische König Edward III. (1327-1377) zum französischen König ernannt.

Er fiel in Frankreich ein. Es folgten die Schlachten von Crécy 1346 und Poitiers 1356 (s.o.). Auch Kloster Morimond war ja geplündert worden. Der Krieg brachte eine Zeit von Rechtsunsicherheit mit sich. Marodierende Söldner zogen durch das Land.

Die Mönchen mussten mehrmals fliehen, so nach der Schlacht von Poitier. Sie nahmen die Reliquien und die Heiligen Gefäße mit und begaben sich in die Gegend von Langres und der Saone. Die kriegerischen Auseinandersetzungen waren gefolgt von Hungersnöten und der Pest.

Die Reformation in Deutschland führte dazu, dass Morimond vor allem in Nordwestdeutschland etwa 70 Tochterklöster verlor, die im Zuge der Reformation aufgelöst wurden.

Die Religionskriege in Frankreich von 1562-1598 wirkten sich natürlich auch auf Kloster Morimond aus. Man sah in dieser Zeit die Notwendigkeit einen Zufluchtsort nährt beim Kloster als in Dijon zu haben.

Die Mönche verkauften ihr  Haus in Dijon und erwarben ein großes Haus in Langres, das sie Petit-Morimond nannten. Die Verkäufer in Dijon räumten dem Kloster ein möbliertes Zimmer mit zwei Betten und einem Stall für die Pferde unentgeltlich ein,

das der Abt und ein Begleiter nutzen konnte, wenn er in Dijon war.

Die Verhältnisse änderten sich erst wieder mit der Regierung von Abt Claude I. Masson.

Nach dem Tod von Abt Remigius musste sich der Konvent von Morimond nach Petit-Citeaux in Dijon wegen kriegerischen Ereignissen und Raubzügen im Bassigny zurückziehen.

Dort wurde der Nachfolger von Abt Remigius gewählt. Edmond Ornot de Pichange (1517–1551) wurde einstimmig zum 48. Abt von Morimond gewählt.

1529 dankte der letzte von Kloster Morimond eingesetzte Prior des Ritterordens von Calatrava ab. Abt Edmund schickte umgehend Peter Nivard als neuen Prior nach Spanien. Allerdings akzeptierte Kaiser Karl (als Carlos I. König von Kastien, Aragon und Leon 1516-1558)

diesen nicht. Abt Edmund sandte dann Nikolas d’Avenne als Prior nach Spanien und blieb dies bis zu seinem Tod 1552.

Abt Edmund verstarb am 27. September 1551.

Sein Nachfolger wurde Johannes IX. Coquey (1551–1576 ) als 49. Abt von Morimond.

Er war Doktor der Theologie und Provisor des Collège St. Bernard in Paris. Er hatte sich als dessen Leiter ausgezeichnet.

Der Nachfolger Karls V., Philipp . von Spanien (!556-1558) wollte das Kloster Morimond keinen Prior mehr für den Orden von Caltrava ernennen konnte. Abt Johannes

lehnte den Verzicht auf dieses Vorrecht aber ab. Philipp wandte sich deshalb an Papst Pius V. (1566-1572) Er bestätigte aber diesen seit undenklicher Zeit bestehenden Brauch,

ordnete aber an, dass einmalig davon Abstand genommen wurde. Abt Johannes unterwarf sich zwar der päpstlichen Entscheidung, verzichtete aber nicht auf das Recht Morimonds.

So wurde ein Prior ohne Zutun Morimonds bestimmt. Da das Kloster weiter auf seinem Recht bestand, hatte die Ritterschaft von jetzt ab mehr keinen geistlichen Hirten.

Im 4. Hugenottenkrieg 1572-1573 eroberten die Hugenotten Schloss Choiseul. Die Mönche zogen sich nach Langres zurück und nahmen alles  mit, was ihnen kostbar und teuer war.

Als das Schloss geschleift worden war, kehrten sie wieder in das Kloster zurück. 4 Jahre später mussten sie nochmals flüchten. Als das Kloster verlassen war,drangen Hugenotten in das verlassene Kloster ein.

Sie raubten alles, was ihnen in die Hände fiel und brannten alles nieder. Kostbare Handschriften und Kunstgegenstände gingen verloren.

Der Konvent  verlor auch das Recht, den Abt selbst zu wählen. Er geriet “in die Hände eines Mietlings, wie Dubois dies beschreibt (S.318)

In seiner Regierungszeit hatte Johannes alle Klöster seines Ordens in Frankreich, Flandern, Savoyen und Lothringen besucht.

1572 war er Generalvikar des Zisterzienserordens geworden.Er har auch einige Bücher verfasst.

Abt Johannes IX. verstarb am 16. November 1576.

Auf ihn folgte Abt Gabriel de Saint-Belin (1576–1590). Er war der Bruder seines Vorgängers.  Er war ein Profess von Cluny, Doktor beider Rechte.

Er war Gouverneur des Schloss von Lourdon, das immer eine wichtige Zuflucht der Mönche von Cluny war. Auch dieses Mal hatten die Mönche von Cluny ihre Kostbarkeiten auf das Schloss gebracht. Durch Verrat

gelangten die Hugenotten in das Schloss. Der Gouverneur konnte nicht verhindern, dass alle Klosterschätze geraubt wurden. Das Kloster erlitt einen Schlag, von dem es sich nicht mehr erholte.

Gabriel de Saint-Belin zog sich daraufhin zu seinem Bruder Abt Johannes zurück.

König Heinrich III. von Frankreich (1574-1589) und Papst Gregor XIII. (1572-1585) verliehen Gabriel de Saint-Belin Kloster Morimond als Kommende.

Diese im Prinzip widerrechtliche Einsetzung wurde später durch eine Wahl des Konvents in eine rechtliche Form umgewandelt.

Er wurde als Abgeordneter der Geistlichkeit des Bassigny zu einer Versammlung nach La Mothe geschickt, wo die Rechtsgebräuche der Landschaft festgestellt und revidiert wurden.

Das Gesetzbuch stammt hauptsächlich von Abt  Gabriel.

Er starb am  14. September 1590 im Alter von 44 Jahren in Paris, ohne jemals in seiner Abtei gewohnt zu haben.

Sein Nachfolger François I. de Sérocour (1590–1591) regierte als 51. Abt nur ein Jahr. Er war Profess von Beaupré und Abt von Kloster Saint-Benoît-en-Woëvre, einer Tochter von Morimond.Francois war dort Abt von

1584-1590. Er dankte aber nach wenigen Monaten ab.

Auf ihn folgte als 52. Abt Claude I. Masson (1591–1620). Er hatte mehrere Jahre an der Universität von Paris studiert  und wurde dort zum Doktor der Theologie promoviert.

Im Juni 1591 wurde er in Reims von Generalabt  Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) zum Abt von Morimond geweiht. Er festigte die klösterliche Zucht wieder. Von geistlichen Herren

konnte er Klosterbesitz zurückholen, dessen sich diese bemächtigt hatten. Lange konnte sich Morimond nicht des Friedens erfreuen. Herzog René II von Lothringen (1473-1508) fiel auf seinem ‘Zug in die Champagne ins Bassigny ein und griff

die Festungen Coiffy und Montigny an. Kloster Morimond geriet so zwischen die Fronten. Die von allen Seiten eingeschlossenen Mönche verließen ihren Posten nicht. Das Volk hatte sich auf die Klosterhöfe und ins Kloster geflüchtet.

Alle blieben aber unversehrt.

Auch die Protestanten von La Marche und Neufchateau schickten  ihre Emissäre immer wieder in die Gegend und ließen auch in den Kirchen predigen. Der Bischof von Langres Charles de Perusse des Cars (1569–1614)

schrieb an Abt Claude und verlängerte den Auftrag, den schon Kardinal Claude de Longwy de Givry (1530–1561) seinen Abtsvorgängern erteilt hatte, nämlich den katholischen Glauben in der Landschaft zu verteidigen.

Abt Claude war Wissenschaftler und als solcher Ansicht, dass man Ketzer am besten über ihre Schiften widerlegt würden Deshalb bat er Papst Clemens VIII. (1592-1605) die Schriften der Ketzer in seiner Abtei zu lesen oder sie lesen zu lassen,

um die darin enthaltenen Irrtümer aufzudecken und zu wiederlegen. Seine Bitte wurde ihm durch den Großinquisitor der römischen Inquisition Giulio Antonio Santorio (1586-1602) 1597 gewährt.

1601 berief Generalabt Edmind I. in Absprache mit den 4 Äbten der Primarabteien Claude I. von Morimond, Yves Sauvageot (1600-1655) von La Ferté, Denis Largentier (1596-1624) von Clairvaux und Claude Boucherat (1588-1613 ) von Pontigny.

Eine große Zahl von Äbten und Prioren aus allen Teilen Europas war anwesend. Abt Claude glänzte auf diesem Kapitale als Redner und mit seinem fundierten Wissen so wie mit seiner Geschicklichkeit in der Behandlung aller Fragen.

Die Geistlichkeit von Langres ordnete ihn 1605 zur Generalversammlung ab.

König Heinrich IV.(1589-1610) von Frankreich schätze ihn sehr, ernannte ihn  zu seinem Rat  und  und Almosenier, das ist die Bezeichnung eines weltlichen oder kirchlichen Amtsträgers, ursprünglich eines Armenpflegers, der mit der Verteilung von Almosen an die Armen und mit der Verwaltung der dafür vorgesehenen Güter und Gelder betraut ist. Er wurde am 19. Juni 1622 von Generalabt Nicolas Boucherat  benediziert.

Der Orden ernannte ihn zum Generalvikar von Citeaux, zum Visitatator und Reformator. In dieser Eigenschaft bereiste er große Teile am Vorabend des 30-jährigen Krieges.

In Deutschland visitierte er Kloster Marienstatt und erließ dort Reformstatuten. Er war in Harthausen und Ridagshauens. In Harthausen bestätigte er den Verkauf eines Hofes für 10.000 Goldgulden, das sind etwa 1.822.957,00 €.

am 16. November 1603. (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Ostwestfalen-Lippe, L 4 W, 20)

Seine Tätigkeit brachte ihn mit den höchsten Würdenträger der Kirche Frankreichs zusammen, mit denen ihn ein freundschaftliches Verhältnis pflegte.

Kardinal de la Rochefoucauld (1607-1645) ernannte ihn am 21.April 1618 zum Nachfolger des verstorben Priors von Cluny Guy de Moulin.

Abt Claude I. verstarb im Mai 1620.Abt Claude war gebrechlich und kränklich geworden. Er nahm sich als Coadjutor seinen Neffen Claude II.

Auf ihn  folgte Claude II. Briffault (1620–1662) als 53. Abt.

Er stammte aus einer angesehenen Familie des Bassigny. Er war der Sohn der Schwester von Abt Claude I. Er trat ins Kloster Morimond ein, studierte Theologie und war dann

Professor der Theologie. 1614 wurde er Prior von Kloster Droiteval, einem Zisterzienserkloster etwa 25 Kilometer von Kloster Morimond entfernt und war das bis 1621.

Er wurde am 19. Juni 1622 von Generalabt Nicolas Boucherat (1604-1625) benediziert. Er regierte von 1620 bis 1662.

Er regierte zwar über 40 Jahre. Seine Amtszeit war aber überschattet, durch die vielen Schicksalschläge, die Kloster Morimond erdulden musste.

Abt Claude II. folgte seinem Onkel bald als königlicher Rat und Almosenier. König Ludwig XIII. (1610-1643 ernannte ihn am 20. August 1621 dazu.

Er wurde von König Ludwig oft zu wichtigen Geschäften hinzugezogen.

Ein Ziel seiner Regierungszeit war die Wiedergewinnung des Priorats von Calatrava für Kloster Morimond.

Um dem Jurisdiktionsstreit mit der spanischen Krone ein Ende zu machen, verzichtete er auf die Ernennung eines französischen Priors und schlug den Kastilier Chrysostomus Henriquez (1594-1632). Et war Historiograph des Zisterzienserordens.

Er starb aber schon mit 36 Jahren.

Nach dessen Tod 1632 den Theologieprofessor Angelus Manrique(1537-1649) vor, der das Amt aber aus politischen Gründen nicht annahm. König Philipp legte die Entscheidung über einen Prior von Calatrava einem Gremium von Richtern vor.

In den aufkommenden Kriegszeiten sollt aber keine Entscheidung getroffen werden und die Sache wurde auf Eis gelegt.

Während des Dreißigjährigen Krieges geriet Morimond zwischen die Fronten der Kriegsparteien und wurde von den Truppen verschiedener Herren heimgesucht. 1636 wurde die Abtei von den Soldaten des lothringischen Baron Clinchamp geplündert und verwüstet, mehrere Mönche kamen um.

Er hatte sich gegen den französische König empört und an die Spitze der Lothringer gestellt.Er machte sich auf den Weg nach Langres. Unterwegs äscherte er alle Ortschaften  ein.

Am 29. September 1638 war zu Wien der Generalvikar der österreichischen Zisterzienser, Abt Ignatius Krafft von Lilienfeld (1622-1638) gestorben. Der plötzliche Tod dieses um den Orden hochverdienten Mannes brachte die Zisterzienser Österreichs

in eine schwierige Lage. Es handelte sich um die Bestellung eines neuen Generalvikars, die nach den Beschlüssen des
Generalkapitels von 1628 dem Generalkapitel oder dem Generalabte zustand.Die Abhaltung eines Kapitels war in nächster Zeit wegen des Krieges nicht möglich gewesen.

Denn der Orden hatte auch keinen rechtmäßigen Generalabt. Zwar der französische Kardinal Richelieuu 1635(-1642) zum Abt von Citeaux gewählt worden. Er wurde aber weder  vom Großteil des Orden noch vom Papst anerkannt.

Kloster Heiligenkreuz hatte innerhalb der österreichischen Zisterzienserklöster eine besondere Stellung. Es war unmittelbare Tochter von Kloster Morimond. Alle Klöster waren aber in der Filiatur von Morimond.

Der Abt von Kloster Heiligkreuz Michael Schnabel (1637-1658 ) wandte sich den Vaterabt von Morimond Claude II. und bat ihn um die sofortige Ernennung eines Generalvikars für Österreich und schlug sich dafür vor.

Gleichzeitig schrieb er an die Äbte von Lützel und Salem und bat sie, ihn zu unterstützen. Es gab zwar auch eine innerösterreische Opposition. Aber schließlich wurde Abt Schnabel Generalvikat von Österreich

Als Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) gewählt wurde, wurde das Provisorium definitiv geregelt.

Der Krieg ging weiter.Bald danach folgten die Truppen des kaiserlichen Generals Matthias Gallas (1588-1647) mit 80.000 Mann. Ein Großteil des Klosters und der umliegenden Wirtschaftsgebäude wurden niedergebrannt. Die Mönche retteten sich zunächst nach Langres, wo sie mehrere Jahre blieben, ein Teil auch in andere Klöster des Ordens. Auch Abt Briffault hielt sich in Langres auf, wie aus einem Brief an den Ordenshistoriker Gaspar Jongelincx vom 11. April 1639 hervorgeht. Erst 1642/43 kehrten die Mönche aus allen Winkeln Frankreichs zu den Ruinen ihres Klosters zurück, wurden aber noch einige Jahre mit Einquartierungen belastet. Erst nachdem der Friede wieder eingekehrt war, konnte man mit Unterstützung der Könige von Frankreich und Polen mit dem Wiederaufbau beginnen.

Abt Claude II. verstarb 1662.

Das Kloster wurde dann mehrere Jahre bis 1665 durch den Abt von Vaux La Douze Pierre II. Viard (1650–1669 ) verwaltet.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt François II. de Machault (1667–1678? ) gewählt. Er gehörte zum strengen Ordenszweig der Feillanten.

Jean de la Barrière war 1573 als Zisterzienser ins  Kloster Eaunes eingetreten. Er strebte dann eine Ordensreform an.In wörtlicher Auslegung der Benediktsregel strebteer  ein asketisches Modell der Heiligkeit des Mönches an.

Das brachte ihn in Gegensatz zu Generalabt Nicolas I. Boucherat (1571-1583) Dieser exkommunzierte ihn. Dagegen wehrte er sich. Er fand aber auch Fürsprecher. Mit Unterstützung von König Heinrich III. (1551-1589) von Frankreich gründete er in

Faubourg Saint-Honoré das Kloster Saint-Bernard. Papst Sixtus V. (1585-1590) billigte 1586 die „Kongregation Unserer Lieben Frau von Feuillant“  und erlaubte ab 1587 Klostergründungen in Rom.

Papst Sixtus befahl Jean de la Barriere zu einem außerordentlichen Generalkapitel nach Turin. Dort wurden weitreichende Beschlüsse über seinen Kopf hinweg gefällt. Er reiste nach Rom weiter. Dort wurde ihm seine Entmachtung bewusst.

Er wurde für unwürdig erklärt, jegliches geistliche Oberen-Amt zu übernehmen. Er durfte Rom nicht verlassen. Er lebte als einfacher Mönch heiligmäßig im Kloster Santa Pudenziana.

1599 wurde er rehabilitiert. Er starb 1600.

Abt Francois hatte im Krieg völlig zerstörtes Kloster übernommen.

Er versuchte, die Klosterdisziplin  wieder zur Geltung zu bringen. Von Herzog Karl IV. (1625-1675) erwirkte er 1669 bedeutende Steuererleichterungen für die in Lothringen gelegenen Besitzungen des Klosters.

Den Ritterorden von Calatrava versuchte er wieder unter die Jurisdiktion von Morimond zu bringen. Er griff den Vorschlag  der spanischen Regentin (1649-1665) Maria Anna von Österreich auf, Juan Velasco zum Prior des Ordens zu ernennen.

Er konnte aber sein Amt nicht antreten.

Der französische Kardinal Jules Mazarin führte von 1642 bis 1661 als Minister die Regierungsgeschäfte in Frankreich. Bei seinem Tod erklärte König Ludwig XIV. (1643-1715)dass er keinen Minister mehr ernennen werde, sondern die

Regierungsgeschäfte in eigener Regie führen werde. Füt Frankreich bedeutete das  aber wieder Krieg. 1672-1678 führte er Krieg gegen die Niederlande, der erst durch den Frieden on Nimwegen beendet wurde.

Die Champagne aber auch die Franche-Comté war Kriegsschauplatz geworden. Die Mönche mussten wieder ihr Kloster verlassen. Die einen zogen mit den Kostbarkeiten des Klosters nach Langres, die anderen, unter ihnen

der Abt ins Collège St.Bernard.

Das Kloster wurde von spanischen Guerillas geplündert. Die Mönche konnten erst 1678 nach dem Frieden von Nimwegen wieder in ihr Kloster zurückkehren.

Nach Dubois verstarb Abt Francois  1680. (S. 372)

Als 55. Abt führt die Biographia Cisterciensis Nicolas II. de Chevigny (1681–1683 )

Auf ihn folgte Benoît-Henri Duchesne (1683–1703 ) Er verstarb 1703

Ludwig XIV. hatte innenpolitisch begonnen, die Kontrolle über die französische Staatskirche auszubauen. Er ging davon aus, dass die Einheit der Nation zu stärken, die durch die Reformation verursachte Spaltung des Christentums überwinden

werden musste.

Nach dem Tod von Abt  Benoît-Henri Duchesne ließ König Ludwig den Mönchen von Morimond mitteilen, dass er ihnen die Erlaubnis erteile, sich zur Wahl eines Abtes zu versammeln.

Als seinen Kommissar ernannte er den Intendanten von Champagne.

Nach erfolgter Wahl wurde der neue Abt feierlich bekannt gegeben und jeder einzelne Mönch musste dem Abt Gehorsam bis in den Tod hinein versprechen.

Abt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan (1703-1729) wurde am 9. Juli 1703 von König Ludwig XIV. und am 26. November  von Papst Clemens XI.(1700-1721) bestätigt. Er wurde am 2. Februar 1705 benediziert.  

Die Kosten für eine Abtswahl waren nicht unbedeutend. Alle Staatsbeamten, die an der Installation eines Abtes  beteiligt waren, ließen sich teuer bezahlen.

Dazu kamen die Kosten  bei der römischen Kurie. Nach Dubois betrugen sie bei Abt Nicolas für Bullen und Vollmachten 1400 Florentiner, das sind etwa 302.357,00 €. (S.340)

Er war Beichtvater des Bischofs von Langres François-Louis de Clermont-Tonnerre (1696-1724) und er war wohl auch mit ihm befreundet.

Der Bischof übertrug dem Abt immer wieder bischöfliche Amtsausübungen wie Visitationen von Pfarreien oder die Weihe von Kirchen.

In Morimond begann er mit dem kompletten Neubau des während der Kriege im vorigen Jahrhundert völlig zerstörten Klosters. Trotz der immensen Schulden, die auf dem Kloster lasteten,

ließ er die Klosterkirche wiederherstellen, ebenso die Konventgebäude, die Prälatur, ein Gästehaus, die Kreuzgänge, das Pfortenhaus so wie  die Klausur.

Die Grangien Grignoncourt und Génichaux wurden wieder instand gesetzt. Die Außenanlagen wurden umgestaltet. Mit der Bibliothek begann er. Deren Fertigstellung erlebte er aber nicht mehr.

Der bekannte Benediktiner Edmond Martène, Historiker und Liturgiker, besuchte und durchforschte  die Bibliotheken vieler Klöster und Kirchen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, um Dokumente für die Gallia christiana, an deren Ausgabe die Mauriner arbeiteten, ausfindig zu machen.

Zur Kongregation der Mauriner gehörte auch Kloster St-Rémy in Reims, die Mutterabtei von Edmond Martène. Er hatte also einen guten Überblick über Klöster und schrieb über Kloster Morimond:

“ Seit 30 Jahren hatte die Abtei nichts von äußerem Glanze, aber der Herr Abt hat einen prächtigen Bau begonnen der keinem Hause des Ordens nachstehen wird.“ Aubertot, Nicolas in Biographia Cisterciensis.

Abt Nicolas verstatb nach der biographia Cisterciensi 1729, nach Dubois 1720 (S. 372)

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Lazare Languet (1729–1736 ) einstimmig gewählt.  Et stammte aus einer alteingesessenen Familie in Burgund. Sein Vater war Generalprokurator am Parlement in Dijon, seine Mutter Marie Robelin eine Tochter des Parlementpräsidenten Lazare Roblin.

Sein Bruder Jean-Joseph Languet de Gergy war Erzbischof in Sens (1730-1753)

Abt Lazare wehrte sich zwar mit aller Kraft gegen seine Wahl, weil er sich nicht

für würdig befand. Seine Amtsführung zeigte aber, dass dieses völlig unbegründet war.

Vor seiner Wahl war er Doktor der Theologie der Sorbonne und Prior der Abtei La Ferté.

1710 wurde er Abt von Saint Sulpice im Bugey.

Nach seiner Wahl forderte er den Generalabt Andoche Pernot des Crots ( 1727–1748) wieder ein Generalkapitel abzuhalten. Er hielt diese Versammlungen für die Einheit des Ordens und di9e Erneuerung der Zucht für wichtig.

Dazu kam es aber während seiner Amtszeit nicht mehr. Das Generalkapitel fand erst 1737 im Jahr nach seinem Tod statt.

Abt Lazare sorgte dafür, dass die Handwerker im Kloster, die Arbeiter in den Klosterwerkstätten und die Taglöhner auf den Höfen, zusammen waren das etwa 200 Menschen, eine Kirche für ihren Gottesdienst erhielten.

Mit Erlaubnis des Bischofs von Langres Pierre de Pardaillan de Gondrin d’Antin (1724–1733 ) wies er ihnen die St. Ursula-Kapelle naher der Klosterpforte als Pfarrkirche an. Dort sollten sie den Gottesdienst besuchen und die Sakramente empfangen.

Versorgt wurde die Pfarrei von den Ordenspriestern.

Er ließ  die Gebäude der Grangie Les Gouttes-Hautes wieder instandsetzen, dass die Schweden im 30-jährigen Krieg niedergebrannt hatten. Dort betrieb das Kloster Weinberge von etwa 50 Hektar, belegt seit Mitte des 13. Jahrhunderts.

Normalerweise war es bewohnt von einem Laienbruder, der die Winzer und Ackerbauern des Klosters überwachte.

Für den Orden war er von 1729-1734 Generalprokurator in Rom.

Er litt an einer Abzehrungserkrankung, der während einer Visitationsreise in der Franche-Comté und Lothringen erlag.

Er starbim Alter von 60 Jahren  am 20. Januar 1736 im Kloster Rosières im Departement Jura der Region Bourgogne-Franche-Comté.

Am 15. Mai 1736 wurde Nicolas Philibert Guyot als 59. Abt zu seinem Nachfolger gewählt. Er war erst 29 Nicolas noch Jahre alt. Er war der jüngste Abt den Morimond je hatte.

Er war war Bakkalaureus der Theologie.

Die Wahl erfolgte einstimmig. Königlicher Kommissar bei der Wahl war M Lepeletier de Beaupré, Intendant der Champagne.

Trotz seiner Jugend wurde er von den Bischöfen und seinen Mitäbte geachtet.

Im April 1738 erhielt er seine Ernennungsurkunde aus Rom. Dann wurde er vom Bischof von Dijon Jean Bouhier (1731–1743) im Beisein des Bischofs von Langres und mehrerer Zisterzienseräbten

der Privatkapelle von Bischof Bouvier zum Abt geweiht.

Im Protokoll der Benedikation wurde Abt Nikolas noch als General-Superiot des Ritterordens von Calatrava geführt.

Der Friede von Wien 1738 wurde zwischen Österreich und Frankreich unterzeichnet. Er beendete Polnischen Thronfolgekrieg. Kurfürst August von Sachsen (1733-1763) wurde als polnischer König bestätigt.

Frankreichs Kandidat Stanislaus I. Leszczyński behielt den königlichen Titel und bekam die Herzogtümer Lothringen und Bar auf Lebenszeit zugesprochen, beide allerdings unter französischer Verwaltung. Nach seinem Tod sollten sie auch offiziell an Frankreich fallen.

Seine Tochter Maria Leszczyńska (1703-1768) war mit dem französischen König Ludwig XV. (1715-1774) verheiratet und erbte diese Herzogtümer mit dem Tod ihres Vaters 1766.

Damit fielen sie vertragsgemäß an Frankreich. Da sie mit dem Frieden von Wien schon unter französischer Verwaltung waren, konnte 1737 wieder ein Gentalkapitel in Frankreich abgehalten werden.Es fand unter großer Beteiligung von Äbten aus 14

Nationen statt.

Er begann eine Gemäldegalerie anzulegen. Die vorhandenen Gemälde ergänzte er  mit Bildern, die er aus Rom und Paris kommen ließ.

Er beschäftigte sich viel  mit den zeitlichen Angelegenheiten seines Klosters,, nach Geschmack von Abbé Dubois zu viel. (S. 345).

Er besuchte die Höfe, die Meiereien und selbst die abgelegensten Besitzungen.

Einmal auf der Rückfahrt nach Les Gouttes scheuten die Pferde. Sein Wagen stürzte um und er wurde schwer verletzt.

In das Haus in dem er untergebracht war, schlug der Blitz ein.

Er verstarb nach der Biographia cisterciensis am  29. März 1753.

Zum 60. Abt wurde Pierre III. Thirion (1753–1778 ) am 19. März 1753 gewählt. Wahrscheinlich lebte da sein Vorgänger noch.

Abt Pierre  führte die Neubauten seines Vorgängers fort. Er ließ die alte Kirche abreißen. Die Kirche erhielt eine monumentale neue Orgel, einen majestätischen Hochaltar und ein neues Chorgestühl.

Eine neue prachtvolle Bibliothek wurde erbaut. Sein Erdgeschoss mit sechs Flügeltüren sollte als Vorhalle der Kirche dienen.

Abt Pierre begann mit dem Bau des letzten Flügels des neuen Abteigebäudes. Er starb 8. Juli 1778 Biographia Cisterciensis.

Am 9. Oktober 1778 wurde Antoine Remy Chautan de Vercly (1778-1790, † 16. Jan. 1823)als 61. und letzter Abt von Kloster Morimond gewählt.

Er war ein Cousin seines Vorgängers. Bei seiner Wahl war er Cellerar in Morimond.

Er setzte den von seinen Vorgängern begonnenen Wiederaufbau  des Klosters fort.

1786 eröffnete das Kloster eine weiterführende Schule für die Jugend der umliegenden Dörfer.

Am 14. Juli 1789 hatte mit dem Sturm auf die Bastille die französische Revolution begonnen.

1700 musste der französische Klerus einen Eid auf die neue Verfassung ablegen. Papst Pius VI. (1775-1799) hatte bereits die Erklärung der Menschenrechte als gottlos bezeichnet. Er belegte den

Eid mit der Strafe der Exkommunikation. 1790 wurden dann alle Klöster von der Revolutionsregierung aufgelöst. Die Mönche blieben zunächst im Kloster, wurden aber am Palmsonntag 1791von dort mit

Polizeigewalt vertrieben.

Abt Antoine begab sich ins Exil nach Deutschland. Von Dezember 1792-August 1793 war er im Kloster Marienfeld im Bistum Münster.

Dann war er bis mindestens 1799, unterbrochen nur durch Reisen, im Kloster Reifenstein im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.

Nach acht Jahren Exil kehrte er nach Frankreich zurück. Er lebte dann in Borny, einem kleinen Ort bei Metz.Dort lebten einige seiner Verwandten.

Von Borny aus versuchte er Kontakt zu seinen ehemaligen Konventualen zu unterhalten.

Er besuchte mit dem ehemaligen Novizenmeister von Morimond Bernard de Girmont 1814 die Überreste ihres ehemaligen Kloster Morimond und Dom Louis-Etienne Guérin († 17. Jan. 1822), der als Einsiedler in Morimond lebte.

Bernard war nach der Aufhebung von Morimond erst zu seiner Familie gegangen, dann nach Deutschland.

In Darfeld-Rosenthal hatte der Trappistenmönch Eugène de Laprade mit Unterstützung des Erbdrosten zu Vischering ein Kloster gegründet.Dort trat Bernard 1798. Als Laprade in Driburg eine Filiale gründete,

übertrug er dies Bernard und setzte ihn dort als Prior ein. Dort lebten etwa 60 Religiosen. Er machte sich aus Almosenreise mit gutem Erfolg.

1811 hob Napoleon die Trappistenklöster auf. Bernard ging nach Frankreich zurück. Er erscheint wieder 1814 bei einer Audienz von König Ludwig XVIII. am 20. Augist 1814.

Er und Laprade erhielten die Erlaubnis für eine Rückkehr der Zisterzienser nach Frankreich.

1815 gründete im eine Gruppe Darfelder Mönche in Port-du-Salut in Entrammes das erste Zisterzienserkloster nach der französischen Revolution,

Der ehemalige Abt Antoine spielte öffentlich keine Rolle mehr nach der Schließung von Kloster Morimond.

Er war Ehrendomherr der Kathedrale von Metz und assistierte und predigte Chautan dort häufig bei Pontifikalämtern, oft vertrat er auch den Gemeindepfarrer in Borny und Colombey. Er starb am 16. Januar 1823 in Borny

und ist dort begraben.

Seinen Nachlass, bestehend u.a. aus seiner Bibliothek, Gegenständen aus der ehemaligen Abteikirche Morimond und Reliquien des. hl. Bernhard von Clairvaux, die er vom letzten Abt von Clairvaux Louis-Marie Rocourt († 6. April 1824)

erhalten hatte, vermachte er testamentarisch der neuen Zisterzienserabtei Port-du-Salut.

Kloster Morimond hatte 675 Jahte bestanden, bis zu seiner Auflösung 61 Äbte gehabt. Es hat etwa 300 Männerklöster als Töchter und 5 geistliche Ritterorden.

Eine Auflistung findet sich bei Dubois S. 375-379

29 Okt 2023

Zisterzienserkloster Fürstenfeld

, die schon                   https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/40/Kloster_F%C3%BCrstenfeld.jpg

 

1263 stiftete Herzog Ludwig der Strenge (1253-1294), Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein Kloster Fürstenfeld als Sühneleistung. Seinen Beinamen verdankt er der von ihm befohlenen Hinrichtung seiner ersten Ehefrau Maria von Brabant (1226-1256)

Die Hochzeit fand 1254 in Landshut statt. Kurz nach der Eheschließung war Ludwig in Heidelberg. Seine Frau schrieb ihm nach Heidelberg. Dabei kam es zu einer Verwechslung von Briefen. Der Herzog, so die Legende, schloss daraus auf Untreue seiner Frau,

liess sie hinrichten, obwohl sie ihre Unschuld beteuerte. Es stellte sich schnell heraus, dass Maria zu Unrecht hingerichtet worden war. Da dies in der Zeit des Interregnums geschehen war, wurde er gerichtlich nie belangt. Auch die Herzogfamilie von Brabant

konnte ihre Drohungen nicht in die Tat umsetzen. Aber wie Pater  Beda  Stubenvolk in einem Vortrag farbig schildert  (Das Cistercienser-Kloster Fürstenfeld, Augsburg 1879 S. 8) in einem in München gehaltenen Vortrag sehr einprägsam schildert,  plagte Herzog Ludwig

das schlechte Gewissen. Er zog sich “zu strengen Bussübungen” nach Augsburg zurück. Wegen der Tat wandte er sich zur Absolution  an Papst Alexander IV. (1254-1261), zu der ihm der Papst drei Möglichkeiten anbot. Er sollte entweder lebenslang zur öffentlichen Bekenntnis seiner Schuld ein von einem Dolch durchstochenes Herz auf seiner Brust tragen, oder ins Heilige Land wallfahren oder in seinem Herzogtum ein Kartäuserkloster gründen, wo die Mönche um Vergebung seiner Schuld für ihn beten sollten.

Er gründete ein Kloster, allerdings kein Kartäuserkloster mit der Begründung, in seinem Land gäbe es keine Kartäuser. Er entschied sich für die Zisterzienser. Das war wohl eher eine strategische Entscheidung, denn die Zisterzienser waren bekannt und angesehen

wegen ihrer Kultivierung-und Siedlungstätigkeit. Vor allem Territorialfürsten schätzten ihre wirtschaftliche Kompetenz. So passten besser in sein herrschaftspolitisches Interesse. Strategisch war auch die Ortswahl.Das Kloster lag nahe bei der Residenzstadt München.Hier trafen die Territorien der Wittelsbacher, der Andechs-Meranier und der Staufer

aufeinander und die Stadt Augsburg war ebenfalls in erreichbarer Nähe.

Herzog Ludwig wandte sich an den Abt von Kloster Aldersbach Albert I (1253-1258), der vier Patres und zwei Laienbrüder sandte.Damit war Fürstenfeld in der Filiation Aldersbach-Ebrach-Morimond.

Nachdem der Bischof von Freising Konrad I. von Tölz und Hohenburg (1230-1258)die Erlaubnis zur Ansiedlung von Zisterziensern gegeben hatte, siedelten sich diese

zunächst in Seldental bei Aibling an. Dabei griff der Herzog auf eine bereits bestehende Stiftung eines Ritters zurück.Es wurde eine Kapelle, ein Bet-und ein Schlafhaus aus Holz errichtet. Die Mönche blieben aber nur etwa drei Jahre dort. Denn “Der  Mangel an allem zum Leben Nothwendigen war so groß, daß sie nicht länger mehr aushielten und nach Aldersbach zurückkehrten.”(Eberhard Graf von Fugger, Kloster Fürstenfeld, München 1885, S. 5)

Die Mönche wurden ersetzt und das Kloster wurde dann nach Olching verlegt. Dort fand in Anwesenheit von Abt  Alhard (genannt 1238–1244) von Kloster Ebrach und des Salemer  Abtes Eberhard II. von Wollmatingen (1241–1276 )

die Wahl des ersten Abtes  Anselm (1261-1270) statt. Er war schon in Seldental dabei, kam aus Kloster Aldersbach und war dort Cellerar.

1263 wurde ´das Kloster nach Fürstenfeld in Tal und Einsamkeit verlegt.  Bischof Konrad II. (1258-1279) beurkundete am 3. Dezember 1263 die Stiftung und Dotierung des von dem Pfalzgrafen Ludwig gegründeten Klosters Fürstenfeld.

Urkunde in Regesta Imperii Ludwig II. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 755

1265 erteilte Papst Klemens IV. (1265-1268) seine Zustimmung und beauftragte  Bischof Konrad, die Genehmigung zur Gründung eines Zisterzienserklosters zu erteilen . Jetzt unterschrieb auch Herzog Ludwig die Gründungsurkunde und stattete das Kloster großzügig

mit Ländereien und Privilegien aus.  – RI V,2,4 n. 11994

Bei dieser Urkunde waren Bischof Konrad aus Freising, Bischof von Augsburg Hartmann von Dillingen (1248-1286) sowie der Herzog von Schwaben Konradin (1254-1268) Zeugen

Die Aufzählung der Güter findet sich in der lateinischen Urkunde in Monumenta Boica Bd. 9 1797 auf Seite 90.

In Bruck gab es gutes Trinkwasser, ein wichtiger Grund für die Entscheidung, in Bruck das Kloster zu errichten. Denn dieses hatte sowohl in Seldental als auch in Olching gefehlt.

1266 besaß das Kloster schon die Pfarrei Hollenbach, wo sich die Wallfahrtskirche St. Leonhard befand, um die sich später der Markt Inchenhofen entwickelte. 1283 übernahmen die Zisterzienser dort die Wallfahrtsseelsorge. Dort gab es bald eine

Wallfahrt, wo man wegen des großen Zustroms schon 1332 eine Wallfahrtskirche erbaute, die schon bald einen größeren Neubau erforderlich machte. Zwischen 1450 bis 1457 wurde die jetzige Kirche im spätgotischen Stil errichtet.

1270 resignierte Abt Anselm.

Sein Nachfolger wurde Abt Albert. (1270-1274)

Albert legte den Grundstein zum steinernen Klosterneubau. Er sandte seine Mönche aus., um Almosen für den Neubau zu sammeln. Er führte eine größere Klosterzucht ein.

1269 starb Agnes die Tochter Ludwigs des Strengen aus seiner zweiten Ehe. Sie wurde in Kloster Fürstenfeld bestattet.

1271 wurde die Pfarrkirche von Pfaffing inkorporiert, was Bischof Konrad 1271 beurkundete. (Monumenta Boica, Bd. 9 S. 100)

In der Urkunde wird sie als ecclesia babtismalis bezeichnet, denn dort befand sich ein Taufstein.

Am 23, Juni 1271 starb Ludwigs 2. Ehefrau Anna (1240-1271). Sie wurde in der Gruft von Fürstenfeld bestattet.

1271 hatte Ludwig den Habsburger Grafen Rudolf bei der Königswahl unterstützt. Das zahlte sich aus für ihn. Der letzte Staufer Konradin hatte ihn zum Erben eingesetzt.

Ludwig hatte das fränkische und bayrische Erbe Konradins verwaltet.Rudolf I. (1273-1291) anerkannte nun als deutscher König die “Konradinische Schenkung” an, was

ihm Besitzungen in der Oberpfalz um Sulzbach, in Südwestbayern aber auch in Bayerisch-Schwaben einbrachte. Darüber hinaus erhielt Ludwig die Hand von Rudolfs Tochter Mathilde (1243-1304).

Er wurde nun Parteigänger der Habsburger. Aus der dritten Ehe gingen Rudolf I. (1274-1319) Herzog von Oberpfalz und Pfalzgraf bei Rhein und  Ludwig (1282-1347) hervor, der als Ludwig I. deutscher Kaiser wurde.

Abt Albert resignierte nach nur vier Jahren Regierungszeit auch.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard (1274-1278). Er kam aus Kloster Kaisheim. Er zeichnete sich dort durch strenge Ordensobservanz und geregelte Lebensweise aus.

Allerdings spürte er, dass die Zufriedenheit im Konvent nachließ und allzu strenge Disziplin und übertriebene Strenge mehr Schaden als Nutzen bringt. Er legte auch er nach 4 Jahren sein

Amt nieder und kehrte nach Kaisheim zurück.

Sein Nachfolger wurde Abt Hermann (1278-1284) Er hatte eine ganz andere Vorgeschichte als sein Vorgänger. Dieser war ja unter anderem wegen seiner übergroßen Strenge zurückgetreten.

Abt Hermann hatte vor seinem Eintritt bei den Zisterziensern dem wesentlich milderen Orden der  regulierten  der Augustiner-Chorherren angehört. 

In Kloster Polling im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau war er sogar Propst. Er legte dort sein Amt nieder und trat 1273 als einfacher Mönch in Fürstenfeld ein. 

Nach Fugger hatte ihn die “strenge und gottselige Lebensweise der Cistercienser “ (S. 13) angezogen. Bei seiner Wahl war er einer der jüngsten Konventualen in Fürstenfeld.

Er erwies sich als Glücksgriff für das Kloster. Als Propst verfügte er über administrative Erfahrung. Dazu kamen breite wissenschaftliche Kenntnisse.

Er war fromm, hatte aber genügend Tatkraft und auch ökonomisches Verständnis. Er ließ einen Arm der Amper durch das Kloster leiten und eine Mühle betreiben.

Er tätigte verschiedene Erwerbungen, so  1280 die Güter des Friedrich von Günzelhofen, das Gut des Berthold von Schauenburg und dessen Bruder Heinrich in Ainertshofen bei Inchenhofen.

1283 inkorporierte Bischof Hartmann von Augsburg die Pfarrei Hollenbach. In diesem Jahr schenkte die Äbtissin  Agnes I. (genannt 1253) Grundstücke und die Äbtissin vom Zisterzienserinnen

Seligenthal in Landshut die Waldung Buschhorn.

Abt Hermann verstarb am 7. August 1284.

Sein Nachfolger wurde Abt Volkmar (1284-1314) . Er hatte schon 1273 eine Klosterurkunde als “Frater Volkmar” mitunterzeichnet. (Fugger S.15) Vor seiner Wahl war er Prior. Er war der erste Abt, der aus der Fürstenfelder Klostergemeinschaft kam.

Er war, wie ihm nachgesagt wird,  “hochgelehrt”, selbst schriftstellerisch tätig. Er schrieb eine Chronik von Bayern in lateinischer Sprache, auf die auch Aventin zurückgriff. Sie reichte bis ins Jahr 1314.

Etwa zur selben Zeit wurden in Fürstenfeld die “Monachi Fürstenfeldensis Chronika de gestis principum 1273-1326” verfasst, die an Martinus Polonus anknüpften. Sie wurden von einem Fürstenfelder Mönch verfasst,

Seine Persönlichkeit ist nicht genau sicher festzustellen. Das Werk zählt zu den vorzüglicheren des 14. Jahrhunderts und wurde vielleicht 1329 geschrieben.

Es belegt auch, dass unter Volkmar ein lebhafter und gebildeter Konvent existierte, der dann auch in anderen Klöstern Äbte stellte.

Unter Volkmar wurden Kloster und Kirche wohl endgültig vollendet. Um 1290 werden mehrere Begräbnisstellen für den benachbarten Adel im Kreuzgang und in den Seitenkapellen urkundlich erwähnt.

Für sich und seine Familienangehörigen hatte Herzog Ludwig der Strenge hinter dem Chor eine eigene Grabkapelle errichten lassen.

Volkmar war auch ein guter Ökonom. in seiner Regierungszeit erhielt das Kloster viele Schenkungen und er konnte den Klosterbesitz mehren. Das hatte ihm auch die finanziellen Mittel gegeben, Kloster-und Kirchenbau zu vollenden.

Eine Urkunde vom Februar 1289 besagt, dass der Ritter Heinrich von Sachsenhausen dem Kloster am Graben beim Sendlinger Tor einen Hof geschenkt hat.Die Schenkung erfolgte bald nach 1274. Herzog Ludwig hatte dem Kloster für diesen Hof alle Freiheiten gegeben. Die Stadt München

bekannte nun,  von diesem Hof “ewiglich” keine Steuern zu nehmen. (Oberbayrisches Archiv für vaterländische Geschichte, München 1847, S.244). Das belegt, dass Fürstenfeld schon sehr früh einen Pfleghof in München hatte.

In Augsburg besaß Kloster Fürstenfeld ebenfalls  ein Haus mit Garten. Dieses 18 hatte es kurz vor Herzog Ludwigs Tod von diesem geschenkt bekommen. (Fugger S. 18)

Aber Fürstenfeld war auch in der für die damalige Zeit beträchtliche Entfernung von 200 Kilometern tätig. Am 14. Oktober 1317 gestatteten Rat, Bürgermeister und Schultheiss der Stadt Esslingen dem Kloster Fürstenfeld auf dem Stadtgebiet Güter für 500 Pfund Heller , das entspricht  € 116.618,00 €.

kaufen  zu dürfen. Mit einer einmaligen Zahlung von  24.000 Hellern, das entspricht etwa 23.324,00 €, waren die Fürstenfelder Güter dann steuerfrei.  Bis am 11. April 1321 hatte Kloster Fürstenfeld für 441 Pfund Heller Güter erworben

(Staatsarchiv Ludwigsburg B 169 U 553) (Kaspar Elm, Erwerbspolitik und Wirtschaftsweise mittelalterlicher Orden, Berlin 1992, S. 58)

1317 verlieh die Stadt  Esslingen dem Kloster das Bürgerrecht auf ewige Zeiten (Fugger S. 25). Das Kloster hatte in Esslingen einen Pfleghof. Noch heute steht dort ein prächtiger barocker Bau  Dieser wurde 1702 vom oberschwäbischen Baumeister Johann Wiedemann(1654-1729) errichtet. Prächtige Wappenkartuschen bekrönen die beiden Portale. Das nördliche Portal zeigt das Wappen des Abtes Balduin Helm (1690-1705), darunter ist die römische Jahreszahl 1738 zu sehen. Das Wappen am östlichen Tor ist dem Abt Tezelin Katzmayr (1779-1796)

Er befindet sich in der Strohgasse in Esslingen und ist heute eine Gaststätte. in der Heugasse 20 in Esslingen war die Kelter untergebracht.Verwaltet wurde der Fürstenfelder Pfleghof von einem Fürstenfelder Pfleger. (Staatsarchiv Ludwigsburg B 169 U 646)

Abt  Volkmar herzoglicher Rat und Beichtvater der herzoglichen Familie.

1290 ereignete sich ein Unglück. Ludwig Elegans (1267-1290), der Sohn Ludwigs des Strengen aus seiner 2. Ehe mit Anna von Schlesien, wurde auf einem Turnier in Nürnberg tödlich verwundet. Er war gerade 22 Tage mit Isabella von Lothringen (1272-1335) verheiratet (nach Fugger S.17,

wikipedia gibt eine Eheschließung 1288 an) Ludwig Elegans wurde feierlich in Fürstenfeld bestattet.

Ludwig der Strenge  starb am 2. Februar 1294 in Heidelberg. Er wurde unter großem Gefolge in Fürstenfeld bestattet.

So lange das Kloster bestand, wurde  am Todestag Ludwigs ein Almosen ausgeteilt, später an den Gedächtnistagen der Wohltäter des Klosters in die Verteilung milder Gaben umgewandelt (Fugger S. 19)

Gleich nach dem Tod Ludwigs 1294 erneuerte Herzog Rudolf die Gerichtsfreiheit von Kloster Fürstenfeld. Rudolf I. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1323

Ebenfalls 1294 kaufte Rudolf das Fischrecht in Possenhofen und schenkte es dem Kloster und auch drei Höfe in Reichertsried und einen in Mammendorf. (Fugger S. 20)

1298   gewährte Herzog Rudolf Kloster Fürstenfeld die  eigene Gerichtsbarkeit. Rudolf I. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1393

1300 bestätigte er die Befreiung von der herzoglichen Gerichtsbarkeit ebenso wie die Zollfreiheit. (Urkunde 1394)

Mechthild, die dritte Ehefrau Ludwigs starb 1304 und auch sie wurde in Fürstenfeld bestattet.

1306 stellte Ludwig der Bayer die erste Urkunde für Kloster Fürstenfeld aus. “bestätigt die von seinem vater Ludwig, seiner mutter Mechtild und seinen brüdern Ludwig (schon 1290 getödtet) und Rudolf dem kloster Fürstenfeld gegebenen freiheiten. Ludwig der Bayer – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1822

In seinem  Testament hatte Ludwig der Strenge festgelegt, dass  sich Ludwig die Herrschaft in der Pfalzgrafschaft und im Herzogtum Oberbayern mit seinem älteren Bruder Rudolf I.  teilte. Es kam aber bald zum Streit, in dessen Folge im damaligen Landgericht Dachau verschiedene Ortschaften

geplündert die Scheunen des Klosters geleert und das Vieh weggeführt wurden.

Ludwig hatte auch zusammen mit seinem Vetter Otto III. (1290-1312) Herzog von Niederbayern, für die unmündigen Kinder von dessen Bruder Stephan I (+1310) die Vormundschaft.

Im Zuge dieser Vormundschaft kam es zu Auseinandersetzungen mit Habsburg. Von seinem Bruder Rudolf wurde er dabei nicht unterstützt.

In der Schlacht  von Gammelsdorf 1319 besiegte er seinen Gegenspieler Friedrich den Schönen von Habsburg (1314-1330) vernichtend.

Dieser Sieg verschaffte ihm viel Prestige und ebnete ihm den Weg auf den deutschen Königsthron.

Am 28. Juni 1314 verstarb Abt Volkmar. Er hatte das Kloster 30 Jahre regiert, es auf die Höhe gebracht und  das Klostervermögen vermehrt.

Auf ihn folgte Abt Heinrich (1314-1324). Er stammte aus München. Er setzte die Chronik von Abt Volkmar fort, schrieb auch weitere  aber verloren gegangene Werke.

Unter ihm wurde das Bürgerrecht in Esslingen erworben.

Kurz vor seinem Tod übergab der Freisinger Bischof Gottfried (1311-1314) Kloster Fürstenfeld die Pfarrei Jesenwang  mit allen Rechten und Grund unter Bedingung, dass

dort an seinem Sterbetag immer ein feierliches Requiem abgehalten wird.

Am 13. November1315  nahm Ludwig Kloster Fürstenfeld in seinen Schutz und bestätigte  alle bisherigen und künftigen Schenkungen. Ludwig – [RI VII] H. 3 n. 26.

An diesem Tag übertrug er auch die nieder Gerichtsbarkeit a das Kloster (Urkunde n. 62)

Am 22. Februar 1318  versprach er Kloster Fürstenfeld nicht zu besteuern. Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 117

Im Kampf Ludwigs gegen Friedrich den Schönen um die Königskrone unterstütze Kloster Fürstenfeld  Ludwig nachhaltig.

Am 17. März 1319 erneuerte er dem Kloster den Stiftungsbrief seines Vaters (Urkunde vom 22. Februar 1266) Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 140

Am 19. September 319 übertrug  er die Vogtei über den Widern in Puch, heute ein Stadtteil von Fürstenfeldbruck Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 145 und schenkte dem Kloster 12 Höfe in Mammendorf.

Am 5. Dezember 1319 übertrug er dem Kloster seine Mühle sowie eine alte Mühlstatt unter Karlsberg. Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 149

Zwar war Ludwig nach dem Tod von Heinrich VII. (1308-1313)  zum deutschen König gewählt worden, sein Widersacher Friedrich der Schöne aber einen Tag vorher zum König erhoben.

Die Königskrönung blieb strittig zumal Ludwig bei der Krönung nicht die richtigen Insignien und zudem mit dem Erzbischof von Mainz den falschen Koronator hatte. Friedrich hatte zwar die richtigen Insignien und mit dem

Erzbischof von Köln den richtigen Koronator. Aber wurde in Bonn und nicht am richtigen Krönungsort Aachen zum König erhoben. 8 Jahre wurde gekämpft.

Am 28. September 1322 fand die Schlacht von Mühldorf (früher auch Schlacht von Ampfing)statt. Ludwig besiegte Friedrich und konnte ihn gefangen nehmen. Möglicherweise entscheidend für Ludwigs Sieg war, dass Kloster Fürstenfeld die

Habsburger Boten abfing wohl auch unter Mitwirkung von Abt Heinrich.. Dafür wurde das Kloster von Ludwig mit zahlriechen Privilegien bedacht und erhielt viele Schenkungen.

Abt Heinrich starb ein halbes Jahr nach der Schlacht bei Mühldorf.

Auf ihn folgte als 7. Abt Werner (1324–1344 ) Er genoß ebenfalls die Gunst von König Ludwig. Er war ein tüchtiger Haushälter. Im Kloster ließ er einen Kornboden und die Klosterbäckerei anlegen.

Am 25. April 1326 stellte Ludwig eine Urkunde aus, in der er allen Städten, Märkten und Landen untersagt,  Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Fürstenfeld gehörige Eigenleute mit Leib und Gut gegen den Willen des Abtes zu Bürgern aufzunehmen, und bedroht Zuwiderhandelnde mit Vermögenseinzug durch seinen Richter.”  Ludwig – [RI VII] H. 3 n. †185

Ludwig wurde am 17.Januar 1328 von drei italienischen Bischöfen und vier Syndici (Anwälte) des römischen Volkes zum Kaiser gekrönt.

Am 15. Mai 1328 stellte er als Kaiser eine Urkunde aus, in der er Kloster Fürstenfeld in”seinen herzoglichen und kaiserlichen” Schutz nahm, seine Güter und alle seine Privilegien bestätigte. Ludwig – [RI VII] H. 3 n. 206

Er baute die Wallfahrtskapelle St. Leonhard in Inchenhofen zu einer vollständigen Kirche aus. Der Augsburger Bischof Friedrich (I.) Spät v. Faimingen (1309 – 1331) inkorporierte sie kurz vor seinem Tod mit der Bedingung, dass

ein Drittel der Einkünfte an den bischöflichen Stuhl in Augsburg ging.

1342 kaufte Abt Werner den Markt Bruck vom Ritter Weychnand von Ausenhofen. Kaiser Ludwig bestätigte diesen Kauf  mit der am 11. April in München ausgestellten Urkunde. Ludwig – [RI VII] H. 3 n. 475

Nach Fugger befreite er ihn dazu das Kloster  von allen Feudallasten und erneuerte das Salzfuhrprivileg und dehnte dieses auf Ötting und Burghausen auf. (S.40)

1343 kam Kloster Fürstenfeld in den Besitz sehr wertvoller Weingüter in Esslingen, die die Münchner Bürgerin Selinde Drächslin und ihre Tochter Katharina die Langmantelin in Augsburg mit Zustimmung ihrer Erben dem Kloster überlassen hatte.

(Fugger S. 41)

Abt Werner verstarb 144. Auf ihn folgte Abt  Johann I. Vischhauser (1344–1362). Er war ein tüchtiger Verwalter und auch ein guter Prediger.

Er wurde mehrmals an den Hof Ludwigs als Ratgeber gerufen.

Am 11. Oktober 1347 starb Kaiser Ludwig in Puch, ganz in der Nähe von Fürstenfeld während einer Bärenjagd. Er wurde ins Kloster Fürstenfeld gebracht. Dort wurde  ihm wohl das Herz entnommen und in Fürstenfeld bestattet.

Sein Leichnam wurde in München in der Frauenkirche bestattet. Seine erste Gemahlin Beatrix von Schlesien-Schweidnitz (* um 1290; †  1322) fand schon 1322 in der Münchener Frauenkirche ihre letzte Ruhestätte. Damit hatte Ludwig

eine neue Grablege initiiert. Diese wurde dann von den meisten Herzögen der Münchner Linie der Wittelsbacher genutzt. Ludwig der Bayer wollte mehr Öffentlichkeit für seine Grablege. Eine Klosterkirche war nur für Mönche und Laienbrüder zugänglich.

Erst sehr viel später hatten dort Bewohner der näheren Umgebung Zugang. Ludwig leitete mit der Wahl seiner Grablege eine neue Entwicklung ein. Bisher hatten alle Dynastien ihre Grablegen in Klöstern. Im Zuge der Entstehung dauerhafter Residenzen, die es

in dieser Form vorher nicht gab, wurden nun die Grablegen in diese neuen  Zentren verlegt. Kloster Fürstenfeld war so nur Grablege für den Stifter und seine Familie.

Allerdings zog das Herrscherhaus bis zur Säkularisation die Fürstenfelder Äbte  zu weiteren Diensten im Zuge des Totengedenkens heran. Sie waren verpflichtet, in ihren Pontifikalien (seit 1441) in Begleitung von zwei Mönchen an den Münchner Grablegen (Frauenkirche,

Michaelskirche und Theatinerkirche) zu erscheinen und dort die Totenmessen und Jahrtage abzuhalten.

Die Kaiserinwitwe Margaretha gab dem Kloster Dotationen. Ludwig der Brandenburger (1315-1361), der älteste Sohn  von Ludwig und Beatrix, schenkte dem Kloster den Wald beim Zeller Hof. (Fugger S.47)

1356 gab der Freisinger Bischof Albert II. von Hohenberg (1349-1359) mit Zustimmung seines Domkapitels Kloster Fürstenfeld die Pfarrei Gilching mit allen rechten und Zubehör. Dafür musste das Kloster jedes Jahr feierlich das Fest

des heiligen Korbinian, des Freisinger Diözesanpatrons begehen. Dazu gab der Konvent seine Zustimmung.

1357 gab Ludwig der Brandenburger dem Kloster in all seinen Ländern vollständige Zollfreiheit.. Das war in der Markgrafschaft Brandenburg und der Grafschaft Tirol. (Beides Fugger  S 47 f.)

Abt Johannes starb nach 19-jähriger Regierung am   4. November 1362.

Auf ihn folgte Abt Conrad (1362–1387)

Er regierte 25 Jahre. Er achtete auf strenge Ordensdisziplin und strenge Einhaltung der Regeln. Das führte dazu, dass Fürstenfeld einen großen Zulauf erhielt. Die Zahl der Mönche wuchs auf 42 an.

Das Koster erhielt viele Schenkungen. Das versetzte das Kloster in die Lage, Verschönerungen in der Kirche und im Kloster vorzunehmen.

Abt Conrad war der erste, der die Altäre mit dauerhaften Gewölben versah. 1375 kamen zu den bisherigen 3 Altären 11 weitere hinzu.

Der Vicedom  von Oberbayern Conrad von Freyberg-Eisenberg (+1384) erlaubte Kloster Fürstenfeld 1387 in dem Markt Bruck ein Rechtsbuch zu halten und dazu einen geschworenen Schreiber aufzustellen

gemeinschaftlich mit Conrad Günter Watt von Gegenpoint (erwähnt 1354) (Fugger S. 51)

1371 verkaufte die Witwe Katharina, die Frau Heinrichs des Kuchenmeister und ihrer beider Sohn Ulrich ihr Gut und Burg Roggenstein für 100 Pfund Würzburger Pfennige, das sind etwa 15.330,00 €.

an das Kloster Fürstenfeld. Rregesten ungedruckter Urkunden zur bayerischen  Orts-, Familien- und Landesgeschichte , München 1846, S.10) Das Kloster verwandelte Burg und Zubehör in ein Ökomiegut

und gab es lehensweise an bäuerliche Besitzer weiter.

Auch 1371 legte der Zisterzienserorden 3000 Gulden , das sind etwa 603.448,00 €, an Subsidiengeldern, also zweckgebundene Unterstützungsgelder wegen herrschender Kriegszustände auf das Kloster um. (Fugger S.51)

Diese wurden vom Generalvisitator des Ordens einkassiert. Im Gegenzug befreite der Generalabt den Fürstenfelder Abt wegen seines hohen Alters von der Reise nach Frankreich zum Generalkapitel und die Mönche von der Reise

zu den Generalordensstudien. Beides geschah aber wohl auch als finanzieller Ausgleich.

Abt Conrad verstarb 1387.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Otto (1387–1403) als 10. Abt gewählt.

Schon vor seiner Wahl zum Abt war er als Begleiter der Herzöge Stephan von Bayern und Otto des Brandenburgers im Heiligen Land und brachte von dort verschiedene Reliquien für Kloster Fürstenfeld mit. (Fugger S. 52)

Er besaß Kenntnisse auf wissenschaftlichem Gebiet.

Er war 1387  bei der Einweihung der neuen Kirche in Kaisheim dabei. Neben Äbten anderer Orden waren noch die beiden Zisterzienseräbte Berthold Stromair (1386–1413) von Kloster Heilsbronn und Johannes (1388) von Kloster

Königsbronn an der Brenz vertreten.

Für die Klosterkirche schaffte er Silberzeug und vergoldete Geräte an, für sich einen neuen Abtsstab.

Für das Kloster errichtete er ein Krankenhaus, da es bis dahin über keine Unterkünfte für Kranke verfügte.

Herzog Stephan I. (1375-1413) schenkte Kloster Fürstenfeld 1388 die Pfarrkirchen in Rieden und Adelshausen. In seine Regierungszeit fiel auch  die Inkorporation der Pfarreien Rieden, Adelshausen, Pfaffing und Hollenbach. Papst Bonifatius IX. (1389-1404)

bestätigte dies 1391 in einem Breve an den Augsburger Bischof  Burkhard von Ellerbach (1373 –1404 )

Mit diesem Bischof gelang Abt Otto 1395 auch eine Einigung über die Einnahmen der Leonhardskirche in Inchenhofen. Das Bistum hatte bisher ein Drittel der Einnahmen bekommen, was immer wieder zu Verdruss und Nachteil für das  für das Kloster gesorgt hatte.

Mit Unterstützung der bayrischen Herzöge Stephan und Johann II. (1375-1397) einigten sich Bischof Burkhard und sein Domkapitel mit Abt Otto einen Verzicht auf die Einnahmen der Leonhardskirche. Das Bistum erhielt dafür den Zehnten

der Ortschaften Möhring, Schwabmünchen, Mittelstetten und Hiltefingen.

Abt Otto zählte zu den Räten der Herzöge  von Bayern.

Aber auch im Orden genoß er Ansehen. Bei den Generalkapiteln die in Citeaux zwischen 1390 und 1398 abgehalten wurden, war Abt Otto das Kommissorium, das ist die Vollmacht für die bayrischen Klöstern übertragen worden.

Abt Otto verstarb am 4. Mai 1403  nach 16-jähriger Regierungszeit.

Auf ihn folgte als 11. Abt Johann II. Mindl (1403-1413)

1397 hatte Herzog Stephan dem Kloster für 3 Jahre Befreiung von der Übernahme aller Kosten von Beherbungs- und Verpflegungskosten bei Jagden eingeräumt.

Anfang des 15. Jahrhunderts nahmen Jagden und Hofbesuche aber so überhand und störten die klösterliche Disziplin empfindlich. Abt Johann II. Mindl erbat dann die Verschonung von Jagdgesellschaften für wenigstens 20 Jahre,

Abt Johann stammte aus München.

Er umgab die Klostergebäude mit  einer Mauer.

Die Jubiläumsfeier der Stadt München fiel in das erste Jahr seiner Amtsführung. Papst Bonifatius IX. beauftragte ihn in seinem Namen als summus poenitentarius, also als oberster Beichtvater zu fungieren.

Der Papst bestätigte die Inkorporation der Leonhardskirche in Inchenhofen 1403 durch Bischof Burkard aus Augsburg

1408 bestätigte König Ruprecht von der Pfalz (1398-1410) Kloster Fürstenfeld seine Privilegien in Esslingen.

1413 bekam das Kloster in München  ein Haus geschenkt.

1413 verstarb Abt Johann II.

Auf ihn folgte Abt  Johann III. Fuchs (1413-1432)

ZU Beginn seiner Regierungszeit ließ er schadhafte Gebäude ausbessern. Er ließ eine Scheune errichten und den Pferdestall von Grund auf neu bauen.

Er legte 1414 den Grundstein zu einer Willibaldskapelle bei Jesenwang im Kreis Fürstenfeldbruck.   Willibald wirkte nach 740 in Eichstätt, baute dort das Bistum auf und gründete Klöster. In Eichstätt genoß er eine große Verehrung.

Sein Kult wurde von dort nach Fürstenfeld gepflanzt und fand dort großen Anklang.

1417 brannte das Haus des Klosters in Puch ab. Abt Johannes ließ dieses wieder neu bauen und einrichten.

Auch ein Bräuhaus ließ er errichten.

Am 19. September 1422 fand die Schlacht bei Alling statt. Die Herzöge von Bayern-München, Ernst (1397-1438) und Wilhelm III. (1397-1435)schlugen ihren Vetter Ludwig VII. ( 1413-1443) von Bayern-Ingolstadt.

Sie war der Schlusspunkt des Bayrischen Krieges 1420-1422. Er hatte angefangen, weil Ludwig der Gebartete mit der Aufteilung des Landes nicht einverstanden war. König Sigmund hatte den Reichskrieg gegen

Herzog Ludwig ausgerufen, weil sich dieser einem Friedensschluss verweigert hatte. Er wurde dann auch noch gebannt. Während des Krieges waren fast 1000 Dörfer in Flammen aufgegangen.

Auch Kloster Fürstenfeld wurde arg mitgenommen zumal Alling ja keine 10 Kilometer von Fürstenfeldbruck entfernt ist.

Es wurde von den Soldaten des Herzogs geplündert. (Karl. A. Röckl, Beschreibung des ehemaligen Klosters Fürstenfeld, München 1840, S.23)

Papst Martin V. (1417-1431) bestätigte die Wallfahrtskirche Inchenhausen. Die Leonhardsverehrung war in Kloster Fürstenfeld sehr ausgeprägt, was sich bauch daran zeigt, dass die Kapellen in den Stadthäusern von Esslingen

und in München in der Fürstenfelder Gasse Str. Leonhard geweiht waren.

Abt Johann fragte auch beim Generalabt nach, ob er Gäste des Klosters auch mit Fleischspeisen bedienen dürfe. Die Zisterzienser durften ursprünglich Fleisch nur an den höchsten Feiertage genießen.

Nun wurde das abgemildert und auch die Mönche durften jetzt außer Mittwoch, Freitag und Samstag sowie an den 40-tägigen Fasten Fleisch essen

Abt  Johann III. starb nach 18-jähriger Regierung am 13. November 1432.

Sein Nachfolger wurde Abt Andreas (1432-1451) als 13. Abt.

1431 bis 1449 tagte in Basel ein Reformkonzil. Dieses hatte auch für Kloster Fürstenfeld Bedeutung. Acht Klöster im Umfeld von München hatten sich wegen eines schon seit Konstanz anhängenden Streits mit

Ludwig VI. anhängenden Streits um landesherrliche Abgaben an das Konzil von Basel gewandt. Hintergrund waren zunächst die Schäden an Klosterbesitz, die während des Bayerischen Krieges (1420-1422) entstanden waren. Relativ rasch entwickelten sich aber die von Ludwig anstelle von Naturalleistungen eingeführten Geldabgaben („Jägergeld“) sowie die intensivierte Verwaltung zum eigentlichen Kern des Prozesses. Unterstützt wurden die betroffenen Klöster durch das Münchner Herzogshaus, wodurch sich der Konflikt nochmals verkomplizierte. Die Prozesse fanden vor päpstlichen, konziliaren und kaiserlichen Gerichten statt.

Neben Fürstenfeld waren dies die Klöster Scheiern, Mönchsmünster (Benediktiner), Indersdorf (Augustiner), Geisenfeld (Benediktinerinnen) und  Anger (Clarissinnen)

Kaiser Siegmund ermäßigte den von den Klöstern geforderten Schadenersatz von 9.084+1000 Gulden auf 5000 Gulden, das sind etwa 869.929,00 €.  Sollte er diese Verpflichtung nicht erfüllen, würde er die Vogtei, die er über “etliche” der Klöster hatte, verlieren

und außerdem wäre eine Busse von 2000 Gulden, das sind etwa 347.972,00 € fällig. Sigmund – RI XI,2 n. 10793te

1441 verlieh das Konzil von Basel Abt Andreas das Recht, die Pontifikalien zu tragen.

Wirtschaftlich ging es aber abwärts mit dem Kloster. 1448 und 1451 ließ der Generalabt Jean IX. Vion de Gevrey (1440-1458) durch  den Abt von Morimond, Jean VII. de Graille(1449–1459 ) der Generalvisitator des Klosters war, die Pflichtbeiträge Fürstenfelds an den Orden zurückerstatten.

Die Gesamtsituation des Klosters machte Abt Andreas so zu schaffen, dass er 1451 resignierte. Nach Fugger lebte er aber dann noch 20 Jahre (S.65) Andere Quellen geben sein Todesjahr mit 1451 an.

Auf ihn folgte Abt Paul Herzmann (1451–1454 ) Er erhielt von Papst Nikolaus V. (1447 – 1455) eine Bestätigung der Privilegien und Exemtionen von Kloster Fürstenfeld. Im Kloster ließ er die Konventgänge

überwölben. Er ließ die baufällige Leonhardskirche in Inchenhofen restaurieren, was der Wallfahrt wieder mehr Zulauf verschaffte.

Inchenhofen war damals der viertwichtigste Wallfahrtsort Europas. Abt Paul organisierte 1457  zur Feier des Kirchenneubaus den vielleicht ältesten Leonhardiritt Bayerns.

Man beschloss, einen Ritt durch das Dorf zu organisieren und die Rösser anschließend weihen zu lassen.

Aber er war ein schlechter Wirtschafter und  verschleuderte die Güter des Klosters, was zu einer Anzeige beim Generalvisitator führte.

Dieser beauftragt am 25.Juni 1455 die Äbte von Heilsbronn Ulrich Kötzler (1433–1462 ) und Kaisheim Nikolaus Kolb (1440–1458) die Angelegenheit zu untersuchen.

Abt Paul schloss aber einen Kompromiss mit seinem Prior, resignierte und übergab die Amtsgeschäfte an ihn. Er zog sich nach Inchenhofen zurück, wo sich sein Bruder Caspar Herzmann aufhielt.

Prior Michael wurde an seiner Stelle zum Abt gewählt. Pauls Resignation wurde aber die nachträgliche Genehmigung versagt.

Er wurde dann von den beiden Äbte Ulrich und Nikolaus vorgeladen. Abt Jean von Kloster Morimond hatte verfügt, dass bei Nichterscheinen ein Versäumnisurteil erfolgen solle.

Abt Jean de Graille beauftragte Abt Nikolaus Kolb (1440–1458) von Kloster Kaisheim und Abt Ulrich Kötzler (1433–146) von Kloster Heilsbronn als Spezialdelegierte die Angelegenheit zu untersuchen.

Der zurückgetretene Abt Paul hatte an die Äbte Johann II. Plier (1448-1463) von Kloster Aldersbach und Georg I. Schäppner (1445-1464) von Kloster Raitenhaslach sowie interessanterweise an Abt Petrus  Väittl (1446-1459) von

Kloster Metten (Fugger S. 66) gewandt. Interessant ist Kloster Metten, denn das war keine Zisterzienser-sondern eine Benediktinerabtei.

Diese drei Äbte bestätigten 1456 zum einen die Wahl des Prior Michael und bestätigten die Beurteilung von Abt Paul. Er wurde für abgesetzt erklärt und darüber hinaus mit Haft bestraft.

Die Gegenklage gegen den Abt von Aldersbach und von Morimond wurde  verworfen. Aber Paul gab immer noch nicht auf. Er wandte sich an Rom. Die bayrischen Herzöge setzten sich für ihn ein.

Die Gegendarstellung von Abt Michaels auf Pauls Einlassungen traf verspätet in Rom ein und dort wurde er frei gesprochen.

Das Kloster wurde in noch in einen heftigen Rechtsstreit verwickelt. Ob da die Schuld auch Abt Paul zu fiel, lässt sich mit Bestimmtheit nicht behaupten.

Abt Michael war für das Kloster ebenfalls keine gute Wahl. Auch er war kein guter Haushälter. Zwar ist ihm die neue Orgel und die große Glocke zu verdanken. Aber er macht ohne Not neue Schulden.

er resignierte 1457, ob freiwillig oder gezwungen ist nicht klar.

Bei der folgenden Wahl setzte auch der Konvent auf auswärtige Kräfte. Im 2. Wahlgang wurde Ulrich(1457-1467) aus dem Reichsstift Kaisheim unter Vorsitz des Abtes von Morimond  zum neuen Abt gewählt .

Er zeichnete sich durch Frömmigkei und Wissenschaft aus. Er rechtfertigte das Vertrauen, das ihn in gesetzt wurde,  in vollster eise. Er baute die Schulden, die seine beiden Vorgänger gemacht hatten, rasch ab.

Er brachte die Administration wieder in Ordnung und verschaffte dem Kloster wieder den Ruf, den es unter den Äbten Volkmar und Heinrich genossen hatte. Auch im Orden genoß er ansehen.

Das Generalkapitel beauftragte ihn, die Klöster Aldersbach, Seligenthal und Stams in Tirol zu visitieren. Er starb nach zehnjähriger Regierungszeit am am 23. Januar 1466 (nach Karl. A. Röckl S.24)

Auf ihn folgte Abt Jodok (1467-1480) Gerühmt wird  “sein Scharfsinn und seine ausgebreiteten Kenntnisse”. (Fugger S. 75). Er tilgte die noch vorhandenen Schulden.

Er verbesserte den baulichen Zustand des Klosters, ließ ein neues Schlafhaus, einen neuen Speisesaal sowie neue Stallungen erbauen. Das Kloster bekam ein neues Portal am Eingang.

Die Altäre wurden mit neuen Bildern versehen.

Er ließ die 1414 von Abt Johann gebaute Willibaldkapelle in Jesenwang renovieren.

1473 wurde der Wochenmarkt in Bruck bestätigt. 1475 sah Abt Jodok, dass der Jahr-und  Wochenmarkt in Dachau die Marktfreiheit in Bruck beeinträchtigt wurde. Er wandte sich deshalb an Herzog Sigmund (1460-1467, danach Amtsverzicht)

Dieser ließ das überprüfen. Bruck wurde das Recht zugesprochen,die Jahr-und Wochenmärkte abzuhalten, wie es dem von den früheren Herzögen erteilten Privileg entsprach.

Das Fürstenfeld wieder einen guten Ruf genoss, zeigt sich auch darin , dass wieder ein Fürstenfelder Konventuale als Abt in ein anderes Kloster gerufen wurde.

Johann V. Holzer wurde nach Raitenhaslach berufen und war dort von 1474 bis 1483 Abt.

1480 ließ sich Herzog Sigmund Kloster Fürstenfeld als Konfrater einverleiben. Das war damals eine durchaus übliche Praxis. Man trat nicht ins Kloster ein, trug auch keine Ordenstracht. Man legte auch kein Ordensgelübde ab.

Es war wie eine Art Bruderschaf, um von den Vorteilen  zu profitieren wie z. b. Ablässe zu erlangen

Der Abt von Morimond  Jacques I. de Livron (1484–1491 stellte am 14. Juni 1482 eine Urkunde aus  und bestätigte auch verschiedene Schenkungen.

Abt Jodok  starb nach 13 Jahren Regierungszeit am 9. Juni 1480.

Auf ihn folgte Abt  Leonhard I. Eggenhofer (1480–1496) als 18. Abt.

Er ist bereits 1448 als Fürstenfelder Mönch bezeugt. Er studierte in Wien. Er war Doktor und Professor der Theologie In Heidelberg lehrte er Theologie.

1480 wurde er zum Abt gewählt. 1482 bestätigte Papst Sixtus IV. (1471-1484) auf Drängen  Herzog Albrechts IV. von Bayern (1465-150) die Inkorporation der Leonharsdskirche in Inchenhofen.

Da auch Herzog Albrecht dies befürwortete, war die Zugehörigkeit der Kirche zum Kloster sowohl kirchlicherseits als auch weltlicherseits abgesichert.

1483 erhielt Inchenhofen eine noch mindestens bis zum Bericht von Eberhard Graf Fugger 1885 bestehende Stiftung für  Säkularpriester

1486 war Abt Leonhard auch Geheimer Rat von Herzog Albrecht geworden.

1484 harre das Generalkapitel Abt Leonhard mit der Visitation sämtlicher Zisterzienserklöster in Bayern, Österreich, Kärnten, Steiermark und der Mark Krain (Kloster Sittlich, heute Slowenien) beauftragt.

1486 begann er mit der Visitation, begleitet von seinem Prior. Dieser zog die Subsidiengelder für den Orden ein.

1490 zerstörte ein Großbrand die zentralen Klostergebäude in Kloster Benediktbeuren. Abt war Narziß Paumann (1483–1504). Die Mönche konnten nur retten, was sie auf dem Leibe trugen.

Abt Leonhard half tatkräftig und schickte 12 Scheffel Getreide nach Benediktbeuren ( ein bayrisches Scheffel hatte damals rund 222 Liter) Die Hilfe war noch wertvoller, da in dieser Zeit in Bayern und

Schwaben ein großer Getreidemangel herrschte und die Getreidepreise entsprechend hoch waren.

1495 schrieb König Maximilian I (1486-1508 König 1508 – 1519 Kaiser) einen Reichstag in Worms aus. Bischof Sigmund II. von Hollenegg (1494–1495 ) von Salzburg und Bischof Georg Altdorfer (1477 –1495) von Chiemsee waren

auf dem Weg nach Worms. Bischof Georg erlitt allerdings in Salzburg einen Schlaganfall, an dem er verstarb. Bischof Sigmund ernannte dann Propst Ludwig Ebmer (1495 –1502 ) vom Stift Zeno in Reichenhall zum neuen Bischof von Chiemsee.

Die beiden Bischöfe stiegen auf dem weg nach Worms in Kloster Fürstenfeld ab.

Herzog Wilhelm hatte am (wohl über seine Vormünder) am 2. Oktober 1495 eine Anordnung getroffen, dass seine Kommissare bei der Einsetzung eines neuen Abtes das Inventar aufgenommen wurde und ein vollständiges Verzeichnis angefertigt wurde.

Das Kloster erhielt eine Abschrift davon.

Abt Leonhard verstarb nach kurzer Krankheit am 22. September 1496 nach 16 Regierungsjahren.

Sein Nachfolger wurde  Abt Michael II. (1496–1502) Auch er kümmerte sich sehr um die Wissenschaften. Er suchte die historischen Materialien des Abtes Volkmar und seines Nachfolgers Heinrich zu sammeln und diese

chronologisch zu ordnen. Der Großteil ist leider verloren gegangen. Die Zeitströmung war aber weniger auf wissenschaftliche Bestrebungen ausgerichtet sondern auf materiellen Gewinn. Das war nicht nach dem Geschmack seines Konventes.

Intrigen von innen und außen sorgten dafür, dass er bald seines Amtes überdrüssig wurde und 1502 resignierte.  Er starb am 11. Mai 1503.

1497 veranlasste  Herzog Georg der Reiche (1479-1503) eine päpstliche Bulle von Papst Alexander VI. (1492-1503), die eine Visitation sämtlicher  bayrischen Klöster anordnete. Diese wurde unter der   Oberleitung

von dem Freisinger Bischof Ruprecht von der Pfalz (1495-1498) und den Äbten von Kloster Ebersberg Sebastian Haefele (1472–1500 ) und Tegernsee Quirin I. Regler (1492–1500) durchgeführt.

Sämtliche Klöster wurden einer strengen Prüfung unterzogen. In leichtfertigen Klöstern wurde energisch eingeschritten. Nach Meinung von  Fugger ist es auch dieser Massnahme zu verdanken,

dass Altbayern dem katholischen Glauben treu blieb. (S.87)

Nachfolger von Abt Michael wurde Abt Peter (1502-1505) Auch er blieb nur 3 Jahre im Amt und resignierte 1505. Er starb am 2. Dezember 1511

Vom Landesherren Albrecht war auch nicht viel Hilfe zu erwarten. Der Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505 ließ ihm keine Zeit, sich um Klöster zu kümmern. Kloster Fürstenfeld war  nicht betroffen.

Aus Anlaß des Krieges konnte Abt Peter Kaiser Maximilian beherbergen. Er traf sich in Fürstenfeld mit Herzog Albrecht.

Am 30. Juli 1505 endete der Krieg durch den Kölner Schiedsspruch von  Maximilian.

Nach dem Rücktritt von Abt Peter wurde Abt Johannes IV. Scharb (1505–1513) zum neuen Klostervorsteher gewählt.

Von 1498-1505  war er Prior Auch hatte er den Doktor in Theologie.

Er achtete auf eine strammere Disziplin im Kloster.

Herzog Albrecht verlieh dem Kloster die niedere Gerichtsbarkeit. Diese erstreckte sich auf sämtliche Untertanen des Klosters, egal wo sie sich aufhielten. Er ließ sich dieses 1508 von Herzog Albrecht bestätigen und

bezog sich dabei auf die Stiftungs-und Konfirmationsbriefe des Kloster, wo dieses ausdrücklich angeordnet war.

Für Paramente, Schmuck der Reliquien und Verzierungen der Kirchengefäß gab er aus, was die Finanzen des Kloster zuließen.

Abt  Johannes starb nach 7 Regierungsjahren am 22. August 1513.

Sein Nachfolger wurde Abt Abt Kaspar  Harder (1513-1522) als 22. Abt.

Er war ein Mann “groß von Statur wie von Geist” (Fugger S. 88). Wie Fugger weiter schreibt, muss wirklich sehr groß gewesen sein,denn in der Gruft reichte die Nische von der Länge her nicht aus, sondern es musste von außen daran gemauert werden.

Er studierte in Heidelberg.

Das gravierendste Ereignis in Abt Kaspars Regierungszeit war sicher die Reformation von 1517. In diesem Jahr wurde Fürstenfeld vom Mutterkloster Aldersbach visitiert. Abt Konrad wurde so gut beurteilt, dass er vom Generalkapitel mit der

Visitation anderer Zisterzienserklöster beauftragt wurde. Er war mehrfach in Raitenhaslach, Fürstenzell und Waldersbach, heute Landkreis Cham.

1518 erbaute er in Bruck die Siechenkapelle, in der die Heiligen  Wolfgang, Leonhard und Willibald verehrt wurden.

Er har auch das Rottel-Buch zum ersten Mal renovieren lassen. Die Rottelbücher waren das Organ einer Konföderation von 19 bayrischen und österreichischen Klöstern “pro defunctis confratribus”, also für verstorbene Mitbrüder.

Die in der Konföderation verbundenen Klöster wurden mit Eilboten brieflich über Todesfälle benachrichtigt.

Abt Kaspar war  um eine  solide Ausbildung seiner Konventualen bemüht und schickt Klosterangehörige auf die Universität in Heidelberg.

1517 gab es schon Meldungen eines Mönches an den Abt von Kloster Aldersbach  Wolfgang Marius (1514-154) über mangelnde Disziplin, Fehlverhalten und Ungerechtigkeiten Harders beschwert. Am 22. Februar 1518 kontrollierte der Aldersbacher Abt Fürstenfeld erneut und dieses Mal fiel sein Urteil anders aus. Er notiert Spannungen im Konvent. Schuld sei die „übertriebene Härte und Willkür des Abts Harder“. 

1522 verbot die bayrische Regierung  die lutherische Lehre unter Strafe.

Abt Kaspar starb knapp drei Wochen nach diesem Verbot. Abt Gerhard Führer, der letzte Fürstenfelder Abt und Chronist des Klosters schrieb der Abt sei von seinem Kämmerer meuchlings ermordet worden und bezog sich dabei auf

ein altes Manuskript des Klosters. Der Fürstenfeldbrucker Wirtschaftshistoriker und Stadtrat Klaus Wollenberg schreibt darüber in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 27.10. 2017 “Mord im Kloster”

Für ihn  ist klar, dass der Mord mit den Verwerfungen durch die Reformation zu tun hat.  Abt Kaspar starb am 26.3.1522

Zwar stand Fürstenfeld als Witelsbacher Stiftung unter besonderer Kontrolle. Aber es unterlag natürlich auch dem Zeitgeist. Martin Luther hatte unter den Fürstenfelder Mönchen etliche Sympathisanten hatte.

Fürstenfelder Mönche waren auf die Universitäten geschickt worden und kamen da zwangsläufig mit reformatorische Ideen in Kontakt. Fürstenfelder Mönche hatten Kontakte zu reformierten Augustinerkonventen in Esslingen und München.

Der Konvent war zu Beginn der Reformation disziplinär und geistig zerrüttet. Rund um das Kloster breiteten sich reformatorische Strömungen bis hin zu den Wiedertäufern aus.

Ein Anhänger der Reformation war auch Pfarrer Zacharius Weichsner, der schon früh mit Luthers Schiften in Berührung gekommen war und später auch junge Leute in seiner Umgebung hatte und diese dann mit Luthers Schriften bekannt machte, so zum Beispiel Martinus Balticus

(ca. 1532-1601), der als Knabe zu dem Pfarrer und von ihm in alten Sprachen unterrichtet wurde. und bei ihm auch Luthers Schriften zu lesen bekam. Ein noch früherer Gast war Johannes Mathesius, sich unter Anleitung des Pfarrers Zacharias Weichsner in Bruck weiter in Luthers Lehre vertiefte.

Mathesius wurde später bekannt als Übersetzer von Luthers Tischreden und als sein Biograph.

Jakob Gross schreibt auf Seite92 seiner Chronik des Marktes Fürstenfeldbruck (Fürstenfeldbruck 1877) , dass nach “den Aufschreibungen in den alten Fürstenfeldischen Protokollbüchern” in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf mehreren Pfarreien verheirate Priester saßen.

Weichsner wird 1544 noch als Pfarrer in Bruck halten konnte, verdankt er sicher auch dem Schutz des späteren Abtes Johannes Pistorius.

Auf Befehl Herzog Wilhelms IV von Bayern (1508-1550) und Ludwig X. von Bayern (1514-1545) war  Dr. Johannes Eck, der die alte Lehre in vielen Disputationen und Religionsgesprächen verteidigt hatte, zum dritten Mal in Rom, dieses Mal bei Papst Hadrian IV. (1522-1523)

um ihm die Gefahren, die der katholischen Religion in Bayern drohten, zu schildern. Der Papst ernannte eine Kommission in der Bischöfe sowie die Äbte von Tegernsee Maurus Leyrer (1512–1528), Niederaltaich  Kilian I. Weybeck (1503–1534), Aldersbach Wolfgang Marius und

der Fürstenfelder Abt Georg I. Menhard und der Propst von Polling Johann III. Zingießer (1499–1523) befanden Weiter war dabei der Prodekan der Universität Ingolstadt.

Nach dem Mord an Abt Kaspar, der ja wohl vertuscht worden war, wurde Abt Georg I. Menhard (1522-1531) zu seinem Nachfolger gewählt.

Er war Humanist und studierte in Heidelberg.

Nach Fugger hatte er ein “argloses Gemüt,Frömmigkeit und Herzensgüte” (S. 92) In den Zeiten der Glaubensspaltung, aufkommender kriegerischer Auseinandersetzungen und Landesherren mit ständigem Geldbedarf war er

schnell überfordert. Das Kloster wurde ständig zu Ausgaben gezwungen, die seine finanziellen Ressourcen überforderte. So war man gezwungen, Grundstücke zu verkaufen oder Zehnte zu verpfänden. Dazu war jedes Mal die Genehmigung der Landesherren einzuholen.

Vom 30. Juni bis 19. November1530 fand in Augsburg der Reichstag statt. Die evangelischen Fürsten schlossen sich dort zum Schmalkaldischen Bund zusammen, einem Defensivbündnis. Sie verpflichteten sich auf die

“Confessio Augustana” eine evangelische Bekenntnisschrift, die auf dem Augsburger Reichstag dem Kaiser übergeben worden war.

Am 14. Julia 1530 kam Kaiser Karl V. (1519-1556) und sein Bruder Ferdinand I. (1558-1564) ins Kloster Fürstenfeld und übernachtete dort auf dem Weg zum Augsburger Reichstag.

Im Konvent zeichnete sich allmählich eine Spaltung zwischen Anhängern der neuen Lehre und denen, die dem alten Glauben treu blieben ab.

Vaterabt  Wolfgang Marius aus Aldersbach musste Kloster Fürstenfeld visitieren und nachdem sich Mängel gezeigt hatten, musste Abt Georg 1531 resignieren. Er  hatte sich nach Raitenhaslach zurückgezogen und starb dort am 30. Dezember 1538.

Herzog Wilhelm setzte Johannes V. Albrecht Pistor als Administrator ein. Johannes Albrecht war unter Abt Kaspar Prior. Er blieb Administrator bis zum Tod Abt Georgs. Als Verwalter scheint er tüchtig gewesen zu sein.Etwas erstaunlich ist schon,

dass Herzog Wilhelm Johannes Albrecht zum Administrator berufen hatte, denn er zeigte  viel Sympathie für humanistisch-reformatorische Ideen. Außerdem pflegte er  gute Kontakte zu Pfarrer Weichsner, der wie oben erwähnt vermutlich durch  ihn vor Nachstellungen,

geschützt wurde. Er war Doktor der Theologie und Magister der freien Künste. Auch als Dichter hatte er sich einen gewissen Ruf erworben.

1539 wurde er zum 24. Abt gewählt.

Am 2. Dezember 1540 brannte nach einem Blitzschlag der Kirchturm in Inchenhofen nieder. Diesen ließ er wieder aufbauen und feierte das mit 9 selbstverfassten lateinischen Distichen.

1541 wurde das Pfleghaus in Esslingen durch die Nachlässigkeit des Verwalters ein Raub der Flammen. Ein Kind des Verwalters kam dabei ums Leben. Wertvolle Dokumente wurden zerstört.

Um die Verwaltung des Esslinger Pfleghofes war es ohnehin schlecht bestellt. Viele Pfleger waren sogar protestantisch geworden. Die Hälfte der Klostergüter in Esslingen gingen verloren.

Erst Abt Balduin Helm sorgte nach einem erneuten Brand 1741 für einen soliden und zweckmäßigen Neuaufbau und wieder für eine geregelte Verwaltung und setzte dafür nur noch Ordensmitglieder ein.

1547 kam auf Verlangen des bayrischen Herzogs wieder der Aldersbacher Vaterabt Johannes  V. Zankher von Gumperting (1544-1552) zu einer Visitation nach Fürstenfeld. In der Folge wurde dann

Abt Johannes V. Albrecht Pistor auf Weisung von Herzog Wilhelm IV seines Amtes enthoben. Es wir zwar gesagt, Johannes Albrecht habe Geld verschleudert und die Klosterwirtschaft schlecht geführt.

Belegen lässt sich das aber nicht. Belegt ist aber, dass der bayerische Herzog ständig vom Kloster Geld verlangte, etwa für die Kriegführung. Zwischen 1550 und 1552 gab es weder Abt noch Administrator in Fürstenfeld, praktisch für Herzog Albrecht V.(1550-1579), der sich nun direkt

aus der Klosterkasse bedienen konnte.

Abt Johann Pistor ging nach seiner Resignation  zunächst nach Esslingen und dann von dort nach Aichach, wo er sich als Stadtprediger einen guten Ruf erwarb.

Er starb am  13.Oktober 1552.

Für ihn wird Michael Kain als Administrator eingesetzt. Fugger lässt es offen, ob er zum Abt gewählt wurde oder nur als eingesetzter Administrator fungierte.

Er  trat  1522 ins Kloster ein. 1530 wurde er zum Priester geweiht.Als er Administrator wurde, war er der einzige (!) Priester in Fürstenfeld.Seine Verwaltung scheint auf jeden Fall nicht funktioniert zu haben.

Herzog Albrecht V. (1550-1579) setzte ihn  wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten am 13. Januar 1552 ab und ließ ihn sogar gefangen nehmen und im Kloster Aldersbach festsetzen. Er scheint  aber wieder rehabilitiert worden zu sein.

1558 war er Administrator in Kösslarn.Das ist einer der ältesten Wallfahrtsorte Bayerns.In der ersten Blütezeit der Wallfahrt waren also 3 Zisterzienser und 3 Weltgeistliche (Benefiziaten) in Kößlarn. 1561 wurde er Pfarrer in Rottalmünster. Er starb 1563.

Jetzt fuhr Herzog Albrecht sogar zweigleisig. Für die Verwaltung der Temporalia berief er Stephan Dorfpeck am 11.5. 1552. Zuvor war er Landrichter in Rosenheim. Nach seiner Administratortätigkeit in Fürstenfeld, die von 1552 bis 1555 dauerte, war er bis 1557 Richter in Dachau.

Er starb am 10.07.1561 in Abensberg. Dort war er ebenfalls als Administrator tätig.

Für die Spiritualia berief Herzog Albrecht Pater Johannes Paumann aus Kloster Kaisheim. Er stammte aus Eichstätt. Er studierte in Ingolstadt. 1532 trat er in Kaisheim ins Kloster ein. 1536 wurde er dort zum Priester geweiht.

In Oberschönenfeld war er auch als Beichtvater tätig.

1555 wurde er Administrator in Fürstenfeld.

Beide erwiesen sich als gute Wahl des Herzogs.

Stephan Dorfpeck gelang die wirtschaftliche Stabilisierung von Kloster Fürstenfeld, obwohl seine Ausgangssituation äußerst ungünstig war. Ihm konnte nicht einmal sein Salär ausbezahlt werden. Seine Forderung, die er dem Kloster stellen können hätte,

belief sich schließlich auf 1.000 Dukaten, das sind etwa 198.921,00 €. Herzog Albrecht  ordnete an, dass das Kapital von 1000 Dukaten mit 5% verzinslich liegen blieb. Der Familie Dorfpeck wurde eine sichere Hypothek auf Realien des Klosters bestellt. (Fugger S.100)

1555 war das Kloster saniert.

Ebenso glücklich wirkte Johannes II. Paumann (1556-1565) wurde am 16. April 1556 als 25. Abt von Fürstenfeld gewählt.

Zunächst suchte er die klösterliche Disziplin wieder herzustellen.  Da war erst einmal sein eigenes Vorbild. Die Religion wurde im Kloster gepflegt.

Er achtet auf die wissenschaftliche Ausbildung seiner Konventualen. Er war selbst als Forscher und Schriftsteller tätig und kümmerte sich um den Ausbau der Bibliothek. Er hatte schon eine reichhaltige Bibliothek aus Kaisheim mitgebracht

Das Ansehen Fürstenfelds war so gewachsen, dass Herzog Albrecht  1565 den Prior von Fürstenfeld als Beichtvater für die Truchsessen und Edelknaben an seinem Hof einsetzte.

Vom 27. Juni bis 2. Juli 1558 fand in Glatz eine Synode statt, an der Abt Johannes  teilnahm, auf der im Auftrag des Glatzer Pfandherrn Herzog Ernst von Bayern (1500-1560) die Konfession der anwesenden Geistlichen mit einem umfangreichen Fragenkatalog erfasst werden sollte. Zusammen mit Abt Johannes Cressavicus,Abt des Zisterzienserklosters Grüssau in Niederschlesien verfasste er den Bericht über den Glaubenszustand der Geistlichen im Glatzer Dekanat.

1559 bestätigte Kaiser Ferdinand alle Rechte. Privilegien und Freiheiten von Kloster Fürstenfeld. 1561 erteilte er dem Kloster das Recht in Rot zu siegeln.

Rotes Siegelwachs war eigentlich Kaisern, Königen, Kardinälen und staatsrechtlich „Souveränen“ vorbehalten.

Abt Leonhard II. verstarb am 15. Dezember 1565.

Sein Nachfolger wurde Abt Leonhard III. Treuttwein (1566-1595).

Er ist 1524 in Jettingen geboren. Er war Kellermeister in Fürstenfeld und 1565 Prior.

Er wurde am 21.1. 1566 zum 26. Fürstenfelder Abt gewählt.

Er setzte den Aufschwung des Klosters fort, der unter seinem Vorgänger begonnen hatte. Auch er sorgte für eine wissenschaftliche Ausbildung, die dazu führte, dass Fürstenfeld wieder einen

hervorragenden Ruf genoss und Konventsmitglieder über die Ordensgrenzen hinaus als Beichtväter oder Prediger angefordert wurden.

Er setzte die von seinem Vorgänger begonnene Bibliothek  “vollkommen instand” Abt Gerhard Führer in seinem Chronicon auf Seite 109 schreibt.

1571 bedankte sich die Gemeinde Nauders in Tirol für die Übersendung von zwei Patres, denen es gelungen war, mit ihren Predigten , die ganze Gemeinde dem katholischen Glauben zu erhalten.

Pater Johann Dietmair war von Abt Leonhard zum Studium nach Ingolstadt geschickt worden und wurde dort nach seinem Studium als Professor angestellt.

Auch Dr. Rudolf Glenk hatte sich einen Namen gemacht. Er hatte in Ingolstadt seinen Doktor der Philosophie und der Theologie erworben.

Er wurde 1577 nach Braunschweig zu einer wissenschaftlichen Reise angefordert, was Abt Leonhard aber nicht genehmigen konnte.

1580 wollte  die Pfarrei Ingolstadt Johann Dietmair als Pfarrer was Abt Leonhard für kurze Zeit genehmigte.

1581 forderte ihn das Stift Ellwangen als Prediger an. Aber Herzog Wilhelm V. von Bayern (1579-1597) und der päpstliche Nuntius beauftragten ihn, das Seminarium Religiosorum in Ingolstadt zu leiten.

Er wurde dann Stadtprediger an mehreren Pfarreien in Bayern, zuletzt auf Berufung von Herzog Wilhelm 1586 in München. Dann wurde er  als Abt für den resignierten Abt Andreas II. Haydecker (1578-1559)

nach Kloster Aldersbach  berufen. Dort war er von 1587-1612 als Johannes VI. Abt. Er wurde Generalvisitator für die bayrischen Klöster und verstarb als bayrischer Landstandsverordneter am 22. Januar 1622

in München (Fugger S. 106)

1586 forderte die fürstliche Regierung Pater Jakob Dachmair an, um in an dies Spitze von Kloster Gotteszell zu stellen, das unter Administration von Aldersbach und Fürstenfeld stand.

1588 wurde Pater Jakob Neuthard nach Kloster Lichtenthal als Beichtvater geschickt. Nach acht Jahren wurde Pater Georg Engelbrecht ersetzt.

Abt Leonhard hatte keine besonders stabile Gesundheit. Er visitierte 1570 Kloster Seligenthal.

1573 beriet er Abt Quirin II. Rest (1569–1594) vom Kloster Tegernsee wegen eines zu errichtenden Seminars.Neben seiner umfangreichen Tätigkeit im Kloster führte Abt Leonhard siebenjährige Aufzeichnungen 1587-1593.

Warum er das gemacht hat, ist nicht bekannt.  Abt Leonhard  war einer von drei monastischen Wetterbeobachtern. Vor ihm machte das der Prior des Augustiner-Chorherrenstifts Kilian Leib (1471-1553) Er zeichnete das Wetter von

1513-1531 täglich auf. Abt Mauritius Knauer (1613-1664) vom Zisterzienserkloster Langheim hielt seine Wetterbeobachtungen ebenfalls schriftlich fest. Seine Aufzeichnungen wurden Anfang des 18. Jahrhunderts für die

Erstellung des auflagenreichen Hundertjährigen Kalender verwendet.(siehe dazu Mei Büchle Kloster Langheim). Bei den drei klösterlichen Wetterbeobachter zeigte sich schon ein Merkmal der späteren monastischen  Naturforschung.

Die Klostergemeinschaft garantierte kontinuierliche Beobachtungsreihen.

In Fürstenfeld führte der Prior und letzte Abt Georg Führer 27 Jahre Wetterbeobachtungen durch. Seine sorgfältigen Wetteraufzeichnungen umfasste immerhin 4 Bände. Seine Beobachtungen schickte er an die Bayerische Akademie der Wissenschaften weiter.

Er gehörte damit einem Netzwerk von Klöstern an, die sich ab 1780 mit der Wetterkunde befassten und ihre Beobachtungen an die Bayerische Akademie weiterleiteten.

Kloster Fürstenfeld zeichnete sich durch hervorragende Nachwuchspflege aus  und Generalabt  Edmond I. de la Croix (1584–1604 ) ermunterte ihn, weiter Novizen aufzunehmen. Der Konvent war auf 18 Patres und 4 Novizen

zusammen geschmolzen. (Fugger S. 107)

Am 13. Januar 1531 beauftragte Herzog Wilhelm Abt Leonhard damit, die Wappen und Grabinschrift der in Fürstenfeld bestatteten bayrischen Herzöge abschreiben zu lassen. und an den bayrischen Kanzler zu senden.

Er konnte das ja nicht wissen, aber 40 Jahre später bei dem Schwedeneinfall hat sich das dann als eine gute Massnahme erwiesen.

Am 7. Juli 1595 starb Abt Leonhard nach 29 Regierungsjahren.

Zwischen 1545 und 1563 hatte das Konzil von Trient stattgefunden. In der letzten Sitzungsperiode von 1562 bis 1563 wurde das Dekret über die Reform der Orden beschlossen.

Es wurden . Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt. Das Dekret enthielt Bestimmungen über die Wiederherstellung des Gemeinschaftslebens, das Noviziat, die Abschaffung des Privateigentums, die Klausur der Nonnen und die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen.

Am 14. September 1595 wurde Abt Johann(es) IV. Puel (1595-1610) als Nachfolger von Abt Leonhard und 27. Klostervorsteher gewählt.

Er wurde um 1540 in Michelwinnaden, heute ein Ortsteil von Bad Waldsee geboren. Er studierte  in Dillingen. Dort machte er seinen Magister. 10 Jahre war er Vikar in Bruck.1563 trat er ins Kloster Fürstenfeld ein. 1573 wurde er zum Priester geweiht.

Die Reformation hatte unter anderem eine Auswirkung auf den Zisterzienserorden.  Die Filiationsketten als das verbindendende Element im Orden war in vielen Fällen unterbrochen worden.

Mit der Durchführung der Reformen des Tridentinischen Konzils traten nun regionale Zusammenschlüsse an die Stelle der Filialketten. Das waren die Generalvikariate. Das Generalkapitel ernannte Generalvikare, die dem Generalvikariat vorstanden.

Das beschnitt die Kontrollrechte der Äbte der vier Primarabteien. Die Klöster wurden auf einheitliche Ziele ausgerichtet. Das Ziel des Generalabtes Edmond de la Croix war es, zur Sicherung der Reform in den einzelnen Klöstern und zur Wahrung der Selbstständigkeit der Ordensklöster ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat für den oberdeutschen Raum zu schaffen.

Vom 14. bis 20. September 1595 versammelten sich auf Einladung des Generalabtes 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum in Kloster Fürstenfeld. Dass Fürstenfeld der Ort des Treffens war, kann sicher auch als Würdigung des Klosters und den hervorragenden

Ruf, das es sich gerade in den letzten Jahren erworben hatte, verstanden werden.

Dort wurden die Fürstenfelder Statuten sowie ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat  beschlossen. Dieses bestand aus den vier Provinzen Schweiz-Schwaben-Elsaß, Franken, Baiern und die Kaisheim unterstehenden Klöster sowie Tirol. Dem oberdeutschen

Generalvikariat gehörten insgesamt 19 Männerklöster mit den ihnen unterstehenden Frauenklöster an. Zum Generalvikar wurde Abt Petrus Müller (1593–1615) von Salem ernannt.

Für Abt Johannes, gerade zum Abt gewählt, war es natürlich ein großer Start in sein neues Amt. Bei seiner Wahl war der Generalabt, sie viele Äbte anwesend, da ja  die vom Generalabt anberaumte Versammlung in Kloster Fürstenfeld stattfand.

Schon zwei Jahre vor seiner Wahl zum Abt war er von Abt Leonhard zum Ordenskapitel in Kloster Salem geschickt worden.

Herzog Wilhelm förderte die Jesuiten in Bayern. Sie kamen nach Altötting, Biburg, Münchsmünster, Ebersberg und nach Regensburg. In München errichtete er das Jesuiten Kloster und ließ ab 1583 mit der Michaelskirche die größte Renaissancekirche nördlich der Alpen

bauen. Diese wurde am 6. Jul 1597 eingeweiht. Das wurde als großes Fest begangen. Aus bayrischen Klöstern waren 19 Äbte und Pröpste anwesend, unter ihnen Abt Johannes. Auch die Fronleichnamsprozession in München  war immer ein Pflichttermin

für den Abt.

1609 gründete Herzog Maximilian von Bayern (1597-1651) in München die Katholische Liga als Gegenpart zur  Protestantischen Union, die 1608 in Auhausen gegründet worden war.

Am 26. Mai 1610 starb  Abt Johannes nach 15 Regierungsjahren.

Sein Nachfolger Sebastian Thoma wurde  14.6. 1610 als 28. Abt von Fürstenfeld gewählt.

Er wurde 1572 in Puch, heute ein Ortsteil von Fürstenfeldbruck geboren. 1593 trat er in Kloster Fürstenfeld ein. 1605 war er Subprior und von 1607-1610 Pfarrvikar in Bruck.

Als Subprior war er 5 Jahre lang als Delegierter der bayrischen Ordensprovinz zum Generalkapitel nach Citeaux gesandt worden zusammen mit dem  Raitenhaslacher Cellerar und Archivar Conrad Tachler.

Bei einem Gewitter am 19. Juli 1615 schlug der Blitz in die Klosterkirche. Der Turm verbrannte. Die Glocken schmolzen. Kirche und Kloster konnten mit großer Mühe gerettet werden. Abt Sebastian ließ den Turm wieder aufbauen und neue Glocken beschaffen.

Weibischof Bartholomäus Scholl (1581 –1629) von Freising weihte die Kirche wieder.

Die Gastzimmer, Krankenzimmer und die Bibliothek wurden wieder hergestellt. Ein neuer Pferdestall wurde erstellt.

In Inchenhofen war die Kirche  eingestürzt. Abt Sebastian ließ sie wieder errichten und mit zwei neuen Altarbildern versehen. Dafür gab er 30…0 Gulden aus, das sind 5.143.222,00 €. (Das Bistum Augsburg, Bd. 4, Augsburg 1883 S. 181)

1615 wurde in München die Kapelle des Pfleghauses geweiht. Kloster Fürstenfeld hatte die Schenkungen 1289 erhalten.

Ein gravierendes Ereignis war natürlich der 30- jährige Krieg, der 1618 begann. Sofort waren natürlich Kontributions- und Subsidiengelder fällig. Trotzdem wurden keine Schulden gemacht sondern Abt Sebastian hinterließ

bei seinem Tod am 3. November 1623 noch Bargeld.

ZU seinem Nachfolger wurde Leonhard IV. Lechner (1624-1632) als 29. Abt am 11.2. 1624 gewählt. Er stammte aus Inchenhofen.

1615 hatte er sein Studium im Collegium Ignatianum, also dem Jesuitenkolleg in Ingolstadt begonnen.

Am 2. Juli 1626 ließ Abt Leonhard das Klosterrichterhaus  in Fürstenfeldbruck  fertigstellen, wie es aus der dortigen Inschrift hervorgeht. Es diente später als Rentamt und Forstamt.

Noch blieben Bayern und damit Fürstenfeld weitgehend vom Krieg  verschont. Am 6. Juli 1630 landete der schwedische König Gustav Adolf(1594-1632) mit einer Armee von 13.000 Mann auf Usedom. Er verstärkte seine Truppen durch Anwerbungen rasch auf 40.000 Mann.

Im März 1632 konnte der Heerführer der Katholischen Liga Tilly (1559-1632) die Schweden in der Schlacht bei Bamberg noch abwehren. Nach der siegreichen Schlacht bei Rain  am Lech am 14./15. April konnte er zwar Regensburg nicht  einnehmen.

Er verfolgte aber den bayrischen Herzog Maximilian, der sich auf der Flucht befand. Mitte Mai 1632 besetzte er München. Gustav Adolf forderte 300.000 Taler, das sind  59.283.657,00 von  der Stadt München. Natürlich konnte dies Stadt diese Summe nicht

bezahlen. Die Schweden nahmen deshalb 42  Geiseln,unter ihnen 2 Fürstenfelder Konventualen. Sie kamen dann 1634 zurück. Zwar blieb die Stadt München von  der Plünderung verschont. Innerhalb der Stadt duldete Gustav Adolf keine Plünderungen. Aber das Umland gab der Schwedenkönig für die zehn Tage, die er in München war, zur systematischen Plünderung frei.

Nun war der Krieg in voller Wucht in Fürstenfeld angekommen. Schon vor die Schweden in München angekommen waren, hatten die Bewohner ihre Wertgegenstände vergraben und flohen, in der Hoffnung irgendwo Schutz zu finden.

Aber viele Anwohner wurden getötet, die Häuser angezündet.

Im Kloster versuchten sie, die Fürstengräber zu zerstören. Sie holten die Gebeine heraus. Der später Abt Martin I. war als Novize im  Kloster und entdeckte die Gräuel am Stiftergrab.

Abt Leonhard war nach München geflohen. Er verstarb am 24. Juni 1632 in München. Der Konvent holte den Leichnam dort ab und bestattete in in Kloster Fürstenfeld.

In der Schlacht bei Lützen fiel Gustav Adolf am 16. November 1532. An seine Stelle trat der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1612-1654)

Der Krieg ging aber in unverminderter Härte weiter.

Am 8. Dezember 1532 überfielen die Schweden Kloster Fürstenfeld aus Neue. Kloster und Markt wurden gebrandschatzt.

Die Fürstenfelder Mönche waren in ihr Mutterkloster Aldersbach geflohen.

Am 10. September 1633 Georg(ius) II. Echter (Aechter) (1633-1640) als 29. Fürstenfelder Abt.

Zum Krieg kam noch die Pest und Hungersnot. In München starben innerhalb eins Jahres 15.000 Menschen.

Abt Georg war wohl kriegsmüde. Er resignierte am 4. Februar 1640. Er wurde dann Pfarrvikar in Gilching. Dort starb er am 18. September 1641.

Nach dem Rücktritt von Abt Georg wurde am 5. Februar 1640 Martin Dallmayr (Dallmayer) (1640-1690) zum 31. Abt von Fürstenfeld gewählt.

Er ist am 9.10. 1612 in Bernried in der Oberpfalz geboren. 1629 trat er ins Kloster ein. 1633 war er unter den Geiseln.

Er studierte in Ingolstadt, wo er zum Doktor der Theologie promoviert wurde.  und Augsburg Fünf Jahre später studierte er an den Universität Graz und erwarb dort das Bakkalaureat der Philosophie. Seine Primiz feierte er am 1. Januar 1637. 

Als er gewählt wurde, bestand der Konvent aus 21 Mönchen. Bis zu seinem Regierungsende war die Zahl auf 49 angewachsen.

Zum Zeitpunkt seiner Wahl bestand das Klostervermögen aus 70 Gulden, das sind etwa 11.992,00 €. und einer Kuh.

Noch während des Krieges hatte Abt Martin wieder auf die klösterliche Disziplin geachtet.

Der Generalabt Claude Vaussin(1643´- 1670 ) hatte angeordnet, dass die Ordensregeln den Mönchen jedes Vierteljahr an den Gedächtnistagen des Heiligen Michaels und Stephanus

sowie an den Dienstagen  nach Ostern und Pfingsten vorgelesen wurden.

Abt Martin ordnete dazu verschiedene Exerzitien an und nachdem sich das in Kloster Fürstenfeld bewährt hatte, schlug er das auf dem Provinzkapitel in Rottweil vor. Alle bayrischen Klöster akzeptierten dies und ordneten es ebenfalls an.

1642 führte er trotz des Krieges die Erzbruderschaft des Rosenkranz in Fürstenfeld und allen Klosterfilialen ein.

Beim Friedensschluss von Münster und Osnabrück befand sich das Kloster wieder n leidlichen Verhältnissen.

Der Fürstbischof Veith Adam von Gepeckh (1618-1651) von Freising weilte am 7. April 1650 in Fürstenfeld. Die Äbte von Kloster Stams Bernhard Gemelich (1638–1660 )Michael Schnabel  (1637-1658) von Kloster Heigkreuz béi Wien und

Matthäus III. Kolweiß (1650–1695) von Kloster Lilienfeld in Niederösterreich waren Gast in Fürstenfeld.

Anlässlich der Wahl der Wahl zum Deutschen König von Erzherzog Ferdinand IV. (1653-1654)am 31. Mai 1653 in Augsburg  waren die drei geistlichen Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1647-1673),

Karl Kaspar von der Leyen (1652-1676) und Maximilian Heinrich von Bayern (1650-1688) übernachteten am 3. Juni 1653 im Kloster Fürstenfeld.

Dazu  kam die entgegengereiste bayrische Kommission samt ihrer Dienerschaft und 130 Pferden.

1648 waren viele Pfarreien im Umfeld von Fürstenfeld verwaist und ohne Seelsorger. Abt Martin sorgte dafür, dass Zisterzienser die Seelsorge übernahmen.

Natürlich kümmerte sich der Abt auch um den weltlichen Wiederaufbau. In Fürstenfeld ließ er 1651 Grundstücke verteilen.

1652 ließ er in Fürstenfeld die Wasserleitungen instand setzen und veranlasste die Reparatur von öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel des Schulhauses.

Auch trafen landesherrliche Verfügungen ein, die zur Bebauung aufforderten und Nachlass auf Gilten und Abgaben auf mehrere Jahre einräumten.

Neue Bewohner aus Gegenden die vom Krieg nicht betroffen waren, wie aus dem Gebirge, aus Tirol, Kärnten oder Steiermark begannen sich anzusiedeln.

Das Kloster sorgte für Schulbildung.

1654 erteilte Generalabt Claude Vaussin Abt Martin ein Buch, dass er über die Wunder des Heiligen Leonhards und die Geschichte  der Wallfahrt in Inchenhofen geschrieben hatte, drucken zu lassen,

auch um die Wallfahrt zu fördern.

1654 visitierte der Generalabt auch Kloster Fürstenfeld. Er kam mit seinem Prior zwei Sekretären und acht Bediensteten.

Der Westfälische Friede machte es möglich, verloren gegangene Klöster wieder zu besiedeln. 1561 traf Pfalzgraf Reichard von Pfalz-Simmern (1569-1598), zu dessen Herrschaftsbereich auch Kloster Waldassen gehörte,

bevor er dieses 1571 an seinen Bruder ,den Kurfürsten Friedrich III. (1559-1571) von der Pfalz abtrat. Kloster Waldsassen wurde lutherisch. Waldsassen wurde ein kurpfälzisches Pflegamt. (siehe auch Mei Büchle Zisterzienserabtei Waldsassen)

1628 wurde die Oberpfalz wieder dem bayrischen Staatsverband angegliedert. Kurfürst Maximilian I.  wurde neuer Landesherr in der Oberpfalz.

1661 begann die Wiederbesiedelung von Kloster Fürstenfeld aus. Abt Martin hatte  Pater Christoph Nivard (1627/28-1693) nach Waldsassen geschickt. Er konnte sich noch zwei Fürstenfelder Mönche als Begleiter aussuchen.

Kloster Fürstenfeld schoss sämtliche Kosten vor. Dazu kam eine Barabgabe 46.800 Dukaten, das sind etwa 9.248.250,00 €.

1665 wurde die Kirche der Heiligen Magdalen in Bruck von Weihbischof  Johann Kaspar Kühner (1665 –1685 ) geweiht. Die Kosten hatte das Kloster getragen.

Am 1. August 1669 wurde Kloster Waldsassen mit päpstlicher Zustimmung an den Zisterzienserorden  zurück gegeben. Am 11. Juli 1669 war Abt Martin im Beisein seines Subpriors  Pater Stephan Huber feierlich

als Abt von Waldsassen in sein Amt eingeführt. Eben´falls anwesend waren zwei kurfürstliche Kommissare. Waldsassen war nun eine Filiale von Fürstenfeld. Mehrere Mönche waren nach Waldsassen abgeordnet worden.

Am Vorabend von Maria Himmelfahrt 1672 waren die Reliquien von Hyazinth in Fürstenfeld eingetroffen Kloster Fürstenfeld war an diesem Tag  genau vor 400 Jahren besiedelt worden.

1672 wurde Abt Martin zum Generalvisitator für Ober-und Niederbayern gewählt.

1673 legte Abt Martin den Grundstein zu Leonhardskirche in Bruck.

Dank des Klosters nahm der Markt Bruck zu. Neue Häuser wurden erstellt. Die Einwohnerzahl stieg. Das Kloster bot Verdienstmöglichkeiten. Handwerker und Gewerbe siedelten sich an.

1683 beseitigte er Differenzen, die sich mit der Reichsstadt Esslingen wegen des dortigen Pfleghofs des Klosters  ergeben hatten. Das Kloster hatte dort verschiedene Privilegien von Kaiser Ludwig

und König Rupprecht verliehen bekommen. Diese focht die Stadt nun an. Mit Abt Martin einigte man sich auf geringe Zölle für Brücken Wege und Pflaster. Größere Zölle auf Wein und Waretransporte

wurden nicht erhoben. Von Kriegskontributionen blieb das Kloster aufgrund sein er Rechte befreit. Die Privilegien wurden bestätigt.

1683 wurde Abt Martin Generalvisitator für ganz Bayern.

1685 visitierte Abt Martin Kloster Waldsassen. Bei dieser Gelegenheit legte er den Grundstein für die neue Kirche in Waldsassen.

An das Hochstift Regensburg waren für die drei dem Bistum abgehenden Klöster Waldsassen, Gnadenberg und Seligenpforten 80.000 Dukaten zu entrichten. Davon entfielen 20.000 auf Fürstenfeld.

An den Kosten von Gnadenberg und Seligenpforten musste sich Fürstenfeld mit jeweils 5.500 beteiligen. Dazu waren noch 2500 Dukaten an München und 1000 Dukaten an Amberg zu entrichten, also insgesamt 34.500 fl.

das sind etwa 66.040,00 €. Dazu kamen in Waldsassen die gesamten Baukosten. Da das Kloster heruntergekommen war, bedeutete das, dass fast alle Gebäude von Grund auf neu gebaut werden mussten.

Am 1. Januar 1687 feierte Abt Martin unter Assistenz der Äbte Gregor Kimpfler (1658–1693) Scheyern, Quirin Wessenauer (1685–1704)Andechs und Pröpste Georg I. Mall, 1673–1693 Bernried und Otto IV. Landus, 1680–1693 Indersdorf

sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

1690 war er 50 Jahre Abt von Fürstenfeld und zu diesem Jubiläum erschien sogar Kaiser Leopold I. (1640-1705) und seine dritte Ehefrau Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg (1655–1720) sowie sein Sohn Joseph I. (von 1705-1711 Kaiser.

Er starb am 22. April 1690.

Welch guter Wirtschafter er war, zeigt seine Hinterlassenschaft. Er hatte Fürstenfeldfast bei Null übernommen und vor allem enorme Summen nach Waldsassen gezahlt.

Aber bei seinem Tod verfügte Fürstenfeld über eine Barschaft von 147.828 fl, das sind etwa 29.212.615,00 €. (Fugger S. 141)

Auf ihn folgte Balduin Helm (1690-1705) als 32. Fürstenfelder Abt. (über Abt Balduin Stefan Trinkl, Das Zisterzienserkloster  Fürstenfeld unter Abt Balduin Helm 1690-1705, München 2015)

Er wurde am 15. März 1645 als Sohn des Hofmusikers Elias Helm und dessen Frau Anna Maria Heim als Christoph Ferdinand in München geboren. Das Ehepaar hatte insgesamt 5 Kinder.

Ein Bruder Johann Peter war später Benediktinerpater im Kloster Attel bei Wasserburg als Pater Peter, eine Schwester deren Name nicht überliefert ist, Nonne  im Kloster Marienburg.

Taufpate v Christoph Martin war Johannes Mändl. Das ist der bayrische Geheimrat und Hofkammerpräsident Dr. Johann Mändl (1588-1566) unter Herzog Maximilian. Er hatte also einen

sehr hochrangigen Taufpaten aus dem unmittelbaren Umfeld des Hofes.

Über seine Schulbildung ist wenig  bekannt. Er hat wohl, wie damals üblich, eine Stadtschule in München besucht.

Er trat ins Kloster Fürstenfeld ein und erhielt dort den Klosternamen Balduin. 1666 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt.

1668 bestand er dort seine Disputation, Voraussetzung für den Doktortitel. Er gab sie 1668 mit dem Titel “ De simplicitate Dei” in Ingolstadt in Druck.

Nach seinem Studium wurde er Pfarrvikar in Bruck. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrvikar begleitete er Abt Martin oft, wenn diese unterwegs war. ER zählte

zu den engvertrauten Patres des Abtes.

Am 26. Juni 1681 war er als Sekretär des Abtes mit diesem in Kaisheim, als dort sein Studienkollege Elias Götz (1681–1696) zum Abt gewählt wurde.

Am 22. Oktober 1685  führte Abt Matrin eine Visitation in Kloster Raitenhaslach, was er mit der Urkunde Raitenhaslach 1685 10 22 bestätigte. Balduin unterzeichnete mit als Fr. Balduin Helm, Secretarius.

Ein e weitere wichtige Tätigkeit Balduins war seine Unterrichtstätigkeit an der hauseigenen Schule, wo er wohl Philosophie unterrichtete.

Unter seiner Leitung wurde 1674 in Fürstenfeld sogar eine Disputation durchgeführt.

Von 1671-1680 war er mit Unterbrechungen Pfarrvikar in Bruck, in den Jahren 1681 und 1685 war er Sekretär von Abt Martin. Von 1687-1690 war er nochmals Pfarrvikar.

Er verfügte also über ein breitgefächerte Praxiserfahrung, die weite Teile des Klosterlebens abdeckte.

Abt Martin verstarb am 22. April 1690. Sofort wurde Kurfürst Max Emanuel (1679-1722) benachrichtigt und die Klosterschlüssel an ihn übersandt.

Am 6. Juni 1690  fand die Wahl des neuen Abtes statt. Eine Inventur wurde aufgenommen
(Ergebnisse Trinkl S. 77) Die Wahl wurde von dem Aldersbacher Abt  Engelbert Vischer (1683-1705) im Beisein von Abt Candidus Wenzl (1688-1700) von Kloster Raitenhaslach und

Abt Wilhelm I. Pertl (1689-1716) von Gotteszell geleitet. Zwei kurfürstliche Kommissare waren als Vertreter des Landesherrn anwesend. Gewählt wurde Balduin Heim.

Die Kosten der Wahl beliefen sich auf 617 Gulden und 25 Kreuzer, das sind etwa 105.684,00 €

Die Benediktion nahm Abt Candidus Wenzl unter Assistenz von Elias Götz und des Propstes Otto IV. Landus (1680-1693) vom Stift Bernried. Als Gast war außerdem

Abt Quirin Wessenauer (1685-1704) vom Kloster Andechs anwesend. Alle erhielten Geschenke. Die Kosten beliefen sich auf 134 Gulden und 5 Kreuzer, das sind etwa 22.953,00 € (Trinkl S. 79)

Abt Balduin war Doktor der Theologie und des kanonischen Rechts.

Außerdem wurde ihm 1697 der Titel eines apostolischen Pronotars sowie Ritter des päpstlichen Ordens vom Goldenen Sporn.

Da es schon unter Abt Martin Schwierigkeiten mit Kloster Waldsassen gegeben hatte und dieses zunehmend nach Selbstständigkeit verlangte, hielt es Abt Balduin für besser,

die Unzufriedenheit zu beseitigen und Kloster Waldsassen einen eigenen Abt zu konzedieren. Im Einvernehmen mit dem Landesherren Max Emanuel wurde Waldsassen 1692 selbständig.

Schon 1690 war der Fürstenfelder Konventuale Albert Hausner (1690–1710) in Fürstenfeld zum Abt von Waldsassen gewählt worden und in Kaisheim vom dortigen Abt Elias Götz benediziert worden.

Allerdings war das Kloster rasch in Not und benötigte von der Mutterabtei eine Finanzspritze von 10.000 Gulden, das sind etwa 1.712.874,00 € (Fugger S.144)

1692 legte Abt Balduin den Grundstein zum neuen Kloster in Fürstenfeld.

Er schloss mit Giovanni Antonio Viscardi (1645-1713), dem Hofbaumeister von Kurfürst einen Akkord. Die Konventflügel, die Kirche und die Ökonomiegebäude sollten vollständig neu gebaut werden. Die Planung und der hohe Kostenvoranschlag wurden vom kurfürstlichen Geistlichen Rat im Frühjahr 1691 bewilligt  Im gleichen Jahr schloss  Viscardi mit dem Abt ebenfalls einen Akkord über die Baumeisterleistungen. Er ist nicht erhalten. Die vereinbarte Pauschalsumme dürfte den Zahlungen von 32 385 Gulden entsprechen. Als Palier engagiert Viscardi den Münchner Stadtmaurermeister Martin Gunetzrhainer. 1699 sind die Bauten des Ökonomiehofes und des Konventes mit den kurfürstlichen Räumen vollendet.

Der Gesamtbau kam nach Fugger S. 144 auf 131.643 fl., das sind etwa 26.009.605,00 €

Mit dem Bau des Pfleghofs in München hatte Abt Martin 1689 gegonnen. Abt Balduin vollendete diesen im Jahr 1693.

Das Schoss Rezensried am Ammersee, das Abt Lenhard III. Treuttwein errichten ließ, wurde 1692 ebenfalls von von Giovanni Antonio Viscardi aufgestockt und diente bis zur Säkularisation als Sommerresidenz der Äbte von Fürstenfeld.

Außerdem war Abt Balduin trotz der vielen Ausgaben des Klosters immer darauf bedacht Grundbesitz für das Stift zu erwerben.

1693 war die Hofmark von Walkersaich, heute Landkreis Mühldorf am Inn und Schwindach in Besitz von Kloster Fürstenfeld gekommen.Allerdings bezweifelt der Historiker Dr. Edgar Krausen die von Fugger  S. 145 gemachten Angaben,

da sich Erwerbsurkunden weder im Fürstenfelder Archiv noch in denen des vormaligen Landgerichts in Neumarkt an der Rott befinden.

Kostspieliger Neubau von Kloster und Kirche sowie die Kriegszeiten  mit ihren Lasten zwangen Abt Martin II. Hazi (1761–1779) dazu, 1771 dazu, die Hofmark Walkersaich für

40.000  Gulden und 100 Dukaten das sind etwa 6.851.497,00 €. an den Grafen Maximilian von Törring-Jettenbach als Leikauf wieder zu verkaufen. (Walkersaich, Eine Hofmark des Klosters Fürstenfeld im Isengau,Dr. Edgar Krausen )

1701 brannte in Esslingen der Fürstenfelder Pfleghof beim Stadtbrand ab. Die protestantischen Esslinger den Mönchen keine Hilfe. Das veranlasste  Abt Balduin die Präsenz Kloster Fürstenfelds in Esslinger durch einen besonders prächtigen barocken Neubau zu bestätigen. Dieser wurde 1702 vom oberschwäbischen Baumeister Johann  Baptist Wiedemann,  (1681−1743), der aus der in Elchingen ansässigen Sippe von Baumeistern und Stukkateuren stammte, errichtet.  Auf dem nördlichen Portal ist das Wappen von Balduin Helm zu sehen.

1722 schloss Abt Lienhard mit der Reichsstadt Esslingen einen Vergleich, womit immer wiederkehrenden Zollstreitigkeit ein Ende gemacht wurden.Er löste sämtliche Maut-und Zollgebühren mit

einer Bareinlage von 600 Gulden, das sind etwa 104.300,00 € für immer ab.

Im ersten Stock befinden sich Stuckarbeiten von Pietro Francesco Appiani  und  Giovanni Nicolo Perti, die zu der Zeit beide auch in Fürstenfeld arbeiteten.

1701 begann der Spanische Erbfolgekrieg, der bis 1714 dauerte. Er wurde zwischen den Herrscherhäuser der Bourbonen und Habsburger um die Nachfolge Karls II. (1661-1700), des letzten Habsburger auf dem spanischen Thron  ausgetragen.

Es ging aber auch um das Mächtegleichgewicht in Europa.

Kurfürst Maximilian Emanuel stand ebenfalls im Bund mit Frankreich, weil er hoffte, eine von den europäischen Mächten anerkannte Königskrone zu erringen

1704 wurde auch in Deutschland Krieg geführt. Von Kloster Fürstenfeld wurden insgesamt 140.000 fl., das sind etwa 27.660.755,00 €  unter Androhung von Feuer und Schwert gefordert. Fugger S. 145.

Zwei mal war man zur Flucht genötigt.

Am 13. August 1704 fand die Schlacht von Höchstädt statt. Die Verbündeten mit dem englischen Duke of Marlborough, dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (1655-1707) und Prinz Eugen von Savoyen siegten.

Die Franzosen mussten ganz  Bayern räumen Max Emanuel floh nach Brüssel. Für Abt Balduin bedeutete das, dass er die Rückendeckung von Kurfürst Max Emanuel verloren hatte.

Nach der Schlacht von Höchstädt plünderten die Engländer Hunderte von Ortschaften. Auch Inchenhofen war betroffen. Dort wurde die Kirche und die Kaplanei niedergebrannt.

Abt Balduin war als Redner sehr gefragt.Zum einen hatte er eine Reihe von Predigtsammlungen herausgegeben, die noch lange nach seinem Tod verlegt wurden. So erschien eine von

ihm gehaltene Primizpredigt noch 1734 bei Maria Magdalena Riedlin. Tinkl S. 86

Bei allen großen Jubiläen der Zeit sowohl am kurfürstlichen Hof als auch bei den großen Orden wie den Jesuiten ist er eingeladen worden. So hielt er bei deren Jubiläumsfeier  1698 die Festpredigt.

Schon 1697 hielt er die Festpredigt zum 100-jährigen Jubiläum der Jesuitenkirche in München, die dann auch im Druck erschienen ist.

Noch fruchtbarer war er als Schriftsteller.

Sein erstes Werk war das 1700 erschienene Buch “Wunderreicher Magnet englischer Reinigkeit “ mit 483 Seiten. Nach seiner Resignation und dem Frieden von Rastatt 1714 erschien in Augsburg “Evangelischer Schauplatz”.

Hier sind 58 Predigten abgedruckt. Eine weitere Predigtsammlung erschien auch 1717 “Himmlischer Jublierladen der Kirchen”. Seine letzten beiden Werke erschien in seinem Todesjahr 1720.

Das erste heißt “Quadrage semale”. Es umfasst 294 Seiten und  ist eine umfangreiche Predigtsammlung, ebenso sein letztes Buch mit 17 Predigten.

Mit dem Klosterneubau wurde auch eine prachtvolle Bibliothek errichtet.

Fürstenfeld hatte Sitz und Stimme in der bayrischen Landschaft. Abt Balduin war deshalb wiederholt in München. 1700 wurde er zum Rechnungsaufnehmer der Landschaft gewählt.

Gegen 1700 bildete sich eine Opposition gegen Abt Balduin heraus, wohl auch weil der Abt sich bemüßigt sah, vier Konventuale “überdrüssig ihrer engen Schranken”, wie Gerhard Führer später

über die Verschwörung schreibt. Sie beschlossen mit falschen Vorwürfen eine schimpfliche Absetzung des Abtes zu erreichen. Sie nahmen Kontakt mit Abt Stephan Jung (1698–1725) von Kloster Salem auf,

der auch für die Visitationen in Fürstenfeld zuständig war. Er soll Beziehungen zu zwei Frauen unterhalten haben, die Klosterdisziplin wäre dem Verfall ausgesetzt.

Abt Stephan besuchte den bayrischen Kurfürsten Max Emanuel,. Er holte sich dort die Genehmigung, Kloster Fürstenfeld zu visitieren. Er mutze dies um zügig gegen Abt Balduin vorzugehen,

wohl auch mit der festen Absicht diesen abzusetzen. Abt  Balduin war bei der Landschaft in München. Der Salemer Abt nutzte die Gelegenheit, die Räume von Abt Balduin zu durchsuchen.

Abt Balduin beschwerte sich beim Kurfürsten gegen das “widerrechtliche” vorgehen des Salemer Abtes und bat um Entsendung eine Kommission, um die Vorgänge vor Ort klären zu lassen.

Das Resultat auf den Bericht der Kommission war dann, dass Abt Stephan Kloster Fürstenfeld und auch Bayern sofort verlassen musste.

Aber auch Abt Balduin musste einige Zugeständnisse machen. Er bekam eine Liste mit 17 Punkten vorgelegt und musste darauf sogar einen Eid ablegen.

Im Mai 1705 kam Abt Stephan erneut zur Visitation nach Fürstenfeld, allerdings unter völlig anderen Vorzeichen. Bayern war von Österreich besetzt, Max Emanuel außer Landes.

Ohne Rückendeckung des Kurfürsten blieb Abt Balduin schließlich nur die Resignation. Er tat dies mit einem Schreiben am 29. Mai 1705.

Der Geistliche Rat untersuchte den Vorfall nochmals. Der Vorsitzende des Geistlichen Rates Martin Constante schrieb an Max Emanuel, dass die handschriftliche Erklärung Balduins nicht überzeugend sei

und warf dem Salemer Abt die Inszenierung eines Komplotts vor. Auch die kaiserliche Administration in München wollte Aufklärung über die Demission von Abt Balduin. Abt Stephan hatte die jährliche Pension von 150 Gulden

für Abt Balduin aberkannt. Die kaiserliche Administration erkannte alle Abrechnungen Abt Balduins als in Ordnung an und bestätigte seinen Anspruch auf seine Pension.

Durch die regelmäßige Zahlung seiner Pension konnte sich Balduin noch einmal in seiner Unschuld bestätigt sehen.

Er starb am 8. Mai 1720 in Kloster Fürstenfeld.

Sein Nachfolger war schon am 04.06 1705 Casimir Kramer (1705-1714) als 33.Abt von Kloster  Fürstenfeld geworden.

Er stammte aus Eger. Er ist dort um 1654 geboren. Seine Profess legte er  1670 ab. Seine Philosophische Disputation fand 1674 in Ingolstadt statt.

Um 1690 war er Prior, dann Superior in Inchenhofen.

Dort besserte er auch gleich nach seiner Wahl den noch stehenden aber total ausgebrannten Turm in ausbessern und erhöhen. Außerdem wurde er mit Blech gedeckt.

Die Kirche erhielt 5 neue Glocken

Generalabt Nicolas III. Larcher (1692– 1712) von Citeaux bestätigte die Wahl schon im Jahre 1705.

Kloster Fürstenfeld war unter kaiserlicher Administration. An irgendwelche bauliche Aktivitäten im Kloster war nicht zu denken.

Abt Casimir starb am 18. Juni 1814. Er hinterließ das Kloster schuldenfrei.

Zu seinem Nachfolger wurde Liebhard Kellerer (1714-1734) am 7.8.1714  als 34. Fürstenfelder Abt gewählt.

ER stammte aus Hollenbach bei Inchenhofen, wo er 1671 als Sohn von Josef Keller,eines einfachen Maurers und seiner Ehefrau Barbara   geboren wurde.

Er besuchte die Schule in Inchenhofen. Sie wurde von Patres aus Fürstenfeld betrieben. Diese förderten ihn und ermöglichtem ihm einen Studienplatz am

Jesuitenkolleg in Augsburg. Er wohne dort t bei den Franziskanern zum Heiligen Grab. 1692 trat er mit 21 Jahren unter Abt Balduin ins Kloster Fürstenfeld ein .

legt ein Jahr später Profess unter dem Klosternamen Liebhard ab. 1692 legte er seine Profess ab.

Er studierte zwei Jahre an der hauseigenen Schule Philosophie. Von dort schickte ihn Abt Balduin an die Universität Ingolstadt, wo er sich 1696 immatrikulierte.

Dort studierte er 4 Jahre und wurde 1700 in Freising zum Priester geweiht. Dann kehrte er nach Fürstenfeld zurück.

Er  wurde vorerst «excurrendo» Kaplan in Bruck, das ist ein Priester, der nicht dem Bistum sondern der Ordensleitung untersteht. Dann wurde er Pfarrer in den inkorporierten Pfarreien Emmering, Jesenwang und Puch.

1705 wählte er den neuen Abt nach dem Rücktritt von Abt Balduin. Weder Liebhard noch der heugewählte Abt Casimir hatten der Opposition gegen Balduin angehört

Pater Liebhard wurde Subprior. Von 1705-1714 war Superior in Inchenhofen

Abt Casimir hatte 1703 als Superior in Inchenhofen die Zerstörung der Wallfahrtskaplanei durch englische, badische und kaiserliche Truppen miterlebt. Als Abt beorderte er nun Pater Liebhard in die

Kaplanei bei seinem Heimatort und überliess  ihm auch die Leitung der Wiederaufbauarbeiten der Wallfahrtskirche und des Neubaus eines dreigeschossigen Superioriat-Gebäudes mit 19 Fensterachsen und einem Mittelrisalit.

Als Kirchherr war er nun Bauleiter in Inchenhofen.

Als Liebhard zum Abt gewählt wurde, hatte sich das politische Umfeld wieder sehr geändert.

Am 6. März 1714 beendete der Friede von Rastatt den Spanischen Erbfolgekrieg. Kurfürst Max Emanuel konnte aus dem Exil nach Bayern zurückkehren und dort wieder die Regierung übernehmen.

Bayern und damit Kloster Fürstenfeld stand nicht mehr unter österreichischer Verwaltung.

Abt Lienhard setzte 1716 den Kirchenneubau fort, der seit 1701 nicht über  die Chorfundamente hinausgekommen war.

Johann Georg  Ettenhofer wurde von Abt Liebhard als Baummeister eingesetzt. Er kann sich auf die Pläne des Misoxer Baumeisters Giovanni Antonio Viscardi stützen,

der 1700 mit dem Bau der Klosterkirche von Fürstenfeld begonnen hatte. Ettenhofer hatte schon bei Baubeginn in Fürstenfeld als Palier von Viscardi gearbeitet.

Die Kirche ist das gemeinsame Werk von Ettenhofer, Jacopo Appiani (1687-1742) und Cosmas Damian Asam (1686-1739)

Appiani war für den Stuck Stuckmarmorausstattung des Kirchenschiffes in Fürstenfeld zuständig.

Cosmas Damian Asam malte in Fürstenfeld die Deckenfresken im  Chor und im Langhaus aus.

1734 bestellte Abt Liebhard bei dem Donauwörther Orgelbauer Johann Georg Fux (1651-1738) eine Orgel,die noch heute zu den bedeutendsten Denkmälern des barocken Orgelbaus in Bayern zählt.

Eingeweiht wurde sie 1736 wurde sie von P. Engelbert Asam, den Bruder von Cosmas Damian, der 1707 in Fürstenfeld ins Kloster eintrat und auch als begnadeter Musiker galt.

Am Bau beteiligt war auch ein Bruder von Abt Liebhard, der als Palier die Bauarbeiten leitete, aber  1727 bei einem Gewölbeeinsturz tödlich verunglückte.

Der Kirchenneubau bedeutete aber auch eine enorme Verschuldung des Klosters. Die Kirche kostete bis zur Fertigstellung 400.000 Gulden das sind etwa 68.993.325,00 € , das entsprach dem Zehnfachen der jährlichen Einnahmen 

von Kloster Fürstenfeld.

Abt Liebhard war auch Prälatensteuerer und damit Mitglied der Ständeversamlung in München.

1731 visitierte er Kloster Waldsassen.

1733 wurde das Refektorium in Fürstenfeld renoviert.

1734 reiste er mit seinem Sekretär Pater Franz Scheyrer zum Provinzkapitel nach Kaisheim.

Nachdem er im September  9 Tage krank war, verstarb er am 4. September 1734 nach 20 Regierungsjahren im 63. Lebensjahr,

Während seiner Regierungszeit traten 34 Konventualen neu ins Kloster ein. Bei seinem Tod zählte der Konvent 47 Mitglieder.

Er hinterließ allerdings 50.000 Gulden Schulden, das sind etwa 8.691.626,00 €. Die Verschuldung wuchs allerdings weiter an und bei der Säkularisation betrug sie 217.000 Gulden, also etwa stolze  47.108.612,00 €.

Vaterabt Paulus Genzger (1734-1746) ließ sich von Kurfürst Karl VII. (1726-1745) den 25. Oktober 1734 als Termin für die Abtswahl genehmigen.

Als 35 Fürstenfelder Abt  wurde Konstantin Haut (1734-1744) 25.10. 1734 gewählt.

Er wurde 1704 als Sohn eines Bierbrauereis in Mehring geboren. 1725 legte er in Fürstenfeld seine Profess ab. (Klaus Haller, Wilhelm Liebhard, Geistliche Spiele der Barockzeit aus Oberbayern, Regensburg 2017, S. 434-

Als Professdatum habe ich auch 1692, z. B. Bernhard Peter Denkmaltopograhie Heraldik Photos von Wappen Fürstenfeld, Das ehemalige Klosterrichterhaus)

1730 wurde er zum Priester geweiht. Im Kloster war erst Subbursarius und dann auch Sekretär von Abt Liebhard, was seine Wahl zum Abt am 25.10. 1734 sicher begünstigte.

Die Wahl fand unter Vorsitz des Alderbacher Abtes Paulus und im Beisein des Abte von Andechs Maurus III. Braun (1705–1746) und Propsts von Indersbach Innocenz Weiss  (1728–1748) statt.

Seine Regierungszeit war belastet durch die Schulden, die das Kloster durch die Kriegslasten aus dem Spanischen Erbfolgekrieg und den Neubauten   von Kloster und Kirche zu tragen. Dazu kam mit dem österreichischen

Erbfolgekrieg (1741-1748) der Kloster Fürstenfeld auch stark in Mitleidenschaft zog.

Er schaffte 6 reiche Messgewänder an.

1736 wurde die Hauptorgel von Fux eingeweiht.

1737 stiftete der Münchner Salzkaufmann  Johann Baptist Ruffini (1672-1749) ein Sebastiansbild für die Fürstenfelderkirche sowie 1000 Gulden, das sind etwa 173.833,00 €, mit denen  Abt Konstantin von

Equid Quirin Asam (1692-1750)den Sebastiansaltar für 1300 Gulden, das sind etwa 225.982,00 € setzen ließ.

1737 erließ Papst Clemens XII.(1730-1740) einen Ablassbrief für Kloster Fürstenfeld.

Das wohl festlichste Ereignis in der Regierungszeit Konstantins war die Kirchweihe am  16. Juli 1641 durch Fürstbischof Karl Theodor (1727-1763) von Freising und Regensburg. Er war der Sohn von Kurfürst Max Emanuel und Bruder

Kurfürsts Karl VIII. von Bayern, der ebenfalls am Weiheakt teilnahm.

1742 war der Konvent zur Flucht gezwungen. Vom 14. Januar bis 4. März 1642 hielt sich der Konvent in Neuburg/Donau auf. Kaum zurückgekehrt musste sich der Konvent erneut in Sicherheit bringenm, diess Mal nach Augsburg wohin man auch die Klosterschätze in

Sicherheit gebracht harre. Am 17. Mai 1742 konnten die Mönche nach Fürstenfeld zurück. Das Pandurenfreikorps unter Johann Daniel von Menzel und Franz von der Trenck hauste in der Gegend von Fürstenfeld. Das Kloster musste die Verwundeten und

Rekonvaleszenten über Monate weg ohne jegliches Entgelt verpflegen. Lebensmittel, Getreide und auch Geld  musste gestellt werden. Dazu kamen Krankheiten, ungünstige Wetterlage.

Trotz der schwierigen Zeiten  konnte Abt Konstantin noch Gebietstausche für das Kloster tätigen.

ER starb mit 41 Jahren nach 10 Regierungsjahren am 26. Dezember 1744.

Durch die Kriegslasten hatte sich der Schuldenstand des Klosters auf 140.000 Gulden, das sind etwa 24.336.552,00 €,  erhöht.

Abt Paulus schlug als Wahltag für den Nachfolger von Abt Konstantin den 15. Februar 1745 vor.

An diesem Tag wurde Alexander Pellhammer (1745-1761) als neuer Abt gewählt unter Vorsitz von Abt Paulus aus Aldersbach.

Von diesem wurde er am 13. Juni 1745 zum Abt geweiht.

Er ist  am 12. Oktober 1695 in Kemnath in der Oberpfalz geboren. 1740 legte er in Fürstenfeld seine Profess ab. 1721 wurde er zum Priester geweiht.

Er war Theologe und Kandidat des Kirchenrechtes. 1734 ist er als Prior bezeugt.

Vor er zum Abt gewählt wurde, war er Superior in Inchenhofen

Angesichts der prekären Finanzlage von Kloster schrieb Abt Alexander an Kurfürst Maximilian III. Joseph (1745-1777) zu schreiben. Ob er damit Erfolg hatte, ist nicht bekannt.

Aber konnte die Finanzsituation vor allem durch großzügige private Unterstützung  stabilisieren. Er nahm  seit 1746 im großen Stil Geld von Bauern, Bürgern, Adeligen und Klöstern auf, wie ein Kapitalbuch von 1746 zeigt.

Er konnte  den 1691 von Abt Balduin Helm begonnenen barocken Neubau der Abtei fertigstellen und die prunkvolle Innenausstattung der Klosterkirche vollenden.

Unter Abt Liebhard hatte 1743 ein Apotheker aus Freising begonnen, in Fürstenfeld eine Apotheke zu errichten und mit seinem ganzen Inventar und seinen Apparaten ins Kloster zu ziehen, wenn seine lebenslange Versorgung gewährleistet sei.

Zwei Jahre später wurde das für 600 Gulden das sind etwa 104.300,00 €, abgelöst. Ein Klostergeistlicher und später ein Laienbruder übernahm die Besorgung. Später wurde wieder ein weltlicher Provisor angestellt.

1752 war der Turm der Kirche fertig geworden. Sie wurde mit zwei großen Glocken versehen sowie eine massive Turmuhr, die der Laienbruder Andreas Bartl hergestellt hatte.

1754 wurden die Reliquien des Märtyrers Hyazinth und des Heiligen Clemens in die Klosterkirche gebracht. Die Reliquien des Hyazinth waren schon während des Kirchenbaus in der Filialkirche von Bruck., die des Heiligen Clemens brachte

der Konventuale Pater Gerard Knoller als Geschenk von Papst Benedikt XIV. (1740-1758) aus Rom mit.

Abt Alexander verstarb am 25. Oktober 1761.

Als er starb, hatte das Kloster einen Schuldenberg von 296.078 Gulden, das sind etwa 51.749.428,00 €. Man muss allerdings sehen, das das Kloster in dieser Zeit 100.000 Gulden also 17.478.309,00 € zu tragen hatte.

Dazu kamen die enormen Baukosten. Man kann also Abt Alexander nicht den Vorwurf schlechten Haushaltens machen, zumal er ja schon  mit 140.000 Gulden (ohne Baukosten und Kriegskontributionen)starten musste.

Am 24. 11.1761 wurde Martin(us) II. Hazi (1761-1779) als 37. Abt von Kloster Fürstenfeld gewählt, nicht einstimmig doch reichte es für die Mehrheit der Stimmen.

Er wurde 1714 in Kelheim geboren. Seine Profess legte  1732 in Fürstenfeld ab. 1738 wurde er zum Priester geweiht. Er war Pfarrvikar in Bruck und später Prior in  Fürstenfeld.

In der Klosterkirche ließ er 12 Apostelfiguren aufstellen. sowie eine des Klostergründer Ludwigs und auch eine von Kaiser Ludwig.

In der Kirche hatte das  mittlere Eisengitter anbringen lassen.

Der prächtige Hausaltar der ursprünglich in der Sommerabtei von Kloster Fürstenfeld stand, geht auf ihn zurück. Er stand 85 Jahre lang im Diözesanmuseum Freising und kehrte 2015 in die Dauerausstellung über die

Geschichte des Kloster im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck zurück.

Er schaffte teure Möbel an. Er ließ den sogenannten Hofgarten errichten, wo hochrangige Gäste untergebracht wurden.

Viel Geld gab er aber auch für Pferde, Jagdgeräte und ähnliches aus.

Er war kein guter Wirtschafter aber ein leidenschaftlicher Jäger und Pferdefreund. Er spielte hoch und gern und hatte wohl auch Spielschulden

1764 gab es in Bruck ein großes Hochwasser, bei dem Teile der Amperbrücke zwischen Bruck und dem Kloster weggerissen wurden.

Zweimal reiste er zum Ordenskapitel nach Citeaux, war dabei wohl auch am französischen Hof und brachte so das Kloster immer in weitere Schulden.

1785 kam eine Ordenskommission nach Fürstenfeld. Die Schulden des Klosters waren mittlerweile auf 300.735 fl. angewachsen. Man legte ihm den Rücktritt nahe, von dem er

nichts wissen wollte. Als er1770  die Hofmarken Walkersaich und Schwindach, die Abt Balduin  1693 erworben hatte, für 41.000 Gulden, das sind 7.166.107,00 €, verschleuderte,

Nach Röckl S. 58 gab es Mutmassungen, der Kauf wäre zur Tilgung von Spielschulden genutzt worden.

wandte sich der Konvent an den Vaterabt in Aldersbach Theobald II. Reitwinkler (1745-1779). Eine Administrationskommission wurde eingesetzt, die die Verwaltung des Klosters

in die Hand nahm. An deren Spitze wurde Pater Tecelin Kazmayr gesetzt. Bis zum Tode von Abt Martin konnte sie die Verschuldung immerhin auf 282.247 fl. senken

Abt Martin starb in der Nacht vom 11. Mai 1779

Sein Nachfolger wurde Tezelin  Kazmayr (1779-1796)als vorletzter Abt von  Fürstenfeld. Er ist 1718 als Sohn eines Bäckers in Grafing in Oberbayern geboren.

1741 wurde er in Kloster Fürstenfeld eingekleidet. 1745 legte er dort  seine Profess ab. 1748 wurde er zum Priester geweiht. 1761 war er Prediger in St. Leonhard.

Dann war er Pfarrvikar in Jesenwang.

1773 bis 1778 verwaltete er den Fürstenfelder Pfleghof in Esslingen als Praefectus Vinearum. Am östlichen Portal ist dort auch sein Wappen angebracht.

Danach wurde er  Küchenmeister in Fürstenfeld. Wie oben erwähnt war er dann an der Spitze der Administrationskommission, die die Temporalien von Fürstenfeld

wegen der Inkompetenz von Abt Martin II. verwaltete.

Am 14.6. 1779 wurde er zum 38. Abt gewählt. Er war da schon 61 und nach Fugger (S.170) musste man ihn “fast mit Gewalt zur Annahme der Abtswürde zwingen”.

Er stellte die Ordensdisziplin wieder her, die untere seinem Vorgänger ziemlich in Verfall gekommen war.

Er schaffte alle unnötigen Ausgaben ab und schuf ein geregeltes Budget über Einnahmen und Ausgaben. Das brachte ihm zwar den Ruf ein, eigensinnig und pedantisch zu sein.

Aber er hatte Erfolg. Fürstenfeld wurde wieder kreditwürdiger, was dazu führte, dass er umschulden und günstigere Kredite aufnehmen konnte.

Kurfürst Karl Theodor von Bayern (1742-1777 von der Pfalz und dann bis 1799 von Bayern) besuchte Kloster Fürstenfeld bald.

Abt Tezelin hatte die Idee zu einem Denkmal für Kaiser Ludwig den Bayern. Die Ausführung übertrug er seinem Prior und späteren Nachfolger Gerhard Führer.

Ein gravierendes Ereignis in der Regierungszeit von Abt Tezelin war der Ausbruch der der französischen Revolution im Juli 1789.

Abt Tezelin hatte Anfangserfolge bei der Sanierung des Klosters. Allerdings setzten ihm die  zunehmenden Altersbeschwerden, besonders teilweise Gehörlosigkeit, immer mehr zu. Sie machten es schließlich nötig, dass ihm im Februar 1796 die Administration

der Temporalien abgenommen wurde. Am 16. Juli 1796 resignierte Abt Tezelin.  Er starb am 28. November 1798 im Alter von 78 Jahren.

Sein Nachfolger wurde als letzter Abt von Fürstenfeld Gerhard Führer (1796-1803)

Er wurde am 12. August 1745 in Erding als Sohn des Schreiners Martin Fierer und dessen Frau Ursula geboren.

Abt 1754 besuchte er das von Abt Alexander eröffnete Fürstenfelder Klosterseminar. Danach besuchte er das Jesuitengymnasium in München. Er trat mit 20 Jahren ins Kloster Fürstenfeld ein.

Am 10. September 1770 wurde er zum Priester geweiht. Er übernahm die  seelsorgerische Betreuung der Pfarrei Schöngeising.

Im Kloster war er Professor der Philosophie und Theologie, dann Novizenmeister und von 1783 an elf Jahre Prior.

Auch als Prior war er Novizenmeister und Professor.

Er war nicht nur Theologe und Philosoph, sondern auch naturwissenschaftlich und geschichtlich sehr interessiert.

Er legte ein Naturalienkabinett an, ein physikalisches Armarium aber auch eine Münzsammlung.

Für die Bayerische Akademie der Wissenschaften führte meteorologische Beobachtungen über sechs Jahre durch. (s.o.)

Dafür wurde e1 807 zum außerordentlichen Mitglied ernannte.

Im Kloster machte er sich als Bibliothekar um die Verbesserung der Klosterbibliothek verdient. Er schaffte viele Bücher an, vor allem historische. Er selbst schrieb eine Klosterchronik, die handschriftlich vorhanden ist.

Er plante einen Gesamtinkunabelkatalog der bayrischen Klöster.

Im Gefolge der französischen  Revolution kam es  zu den Koalitionskriegen.

Auch viele Exilanten kamen ins Land, geflüchtete Priester, die auch in Fürstenfeld Aufnahme fanden.

Die Kriegshandlungen trafen nun auch immer wieder Fürstenfeld.

Ein paarmal mussten die Mönche aus dem Kloster flüchten. (Fugger S. 178) Es gab immer wieder Einquartierungen. Einmal musste Fürstenfeld 1000  Franzosen beherbergen und versorge. (Röckl S.66)

Am 9. Februar 1801 schlossen Frankreich und das Heilige Römische Reich in Lunéville Frieden. 1794/ 1795 hatte das revolutionäre Frankreich die linksrheinischen Territorien eingenommen.

Im Frieden von Basel erkannte Preussen am 5. April 1795 den Rhein als östliche Grenze Frankreichs an.

Im Frieden von Campo Formio 1797 erkannte Kaiser Franz II. (1792-1806) das Recht Frankreichs auf Inbesitznahme der linksrheinischen Gebiete von Frankeich an.

Im Frieden von Lunéville wurde erstmals öffentlich bekannt, dass die deutschen Staaten mit rechtsrheinischem Kirchenbesitz entschädigt werden für den Verlust ihrer linksrheinischen Gebiete entschädigt werden sollen.

Schon unter Karl Theodor, der am 16. Februar 1799 in München gestorben war, musste das Klostersilber abgegeben werden. Im April 1801 musste auch das Kirchensilber abgegeben werden, das auch eingeschmolzen wurde.

Am 17. April 1802 erließ Bayern eine landesherrliche Verordnung, nach der alle Filial-und Feldkirchen abgebrochen werden mussten. Das Abbruchmaterial wurde für Schulhausbauten verwendet.(Fugger S. 179)

Am 25. Februar 1803 wurde der Reichsdeputationshauptschluss im Reichstag verabschiedet. Von 47 Reichsstädten wurden bis auf 6 alle mediatisiert, das heißt sie verloren ihre Selbstständigkeit und wurden Teil anderer Staaten.

Im Rahmen der Säkularisation verschwanden ebenfalls fast alle geistlichen Herrschaften wie Hochstifte oder Reichsabteien.

Am 17. Mai 1803 kam der Dachauer Landrichter Christian Adolf Heydolph als Aufhebungskommissar nach Fürstenfeld. Das Kloster wurde aufgehoben, die noch verbliebenen  35 Mönche erhielten eine “geringe” Pension.

Die Realitäten des Klosters wurden verkauft. Der Grundbesitz wurde vorübergehend an den Fabrikanten Ignaz Leitenberger verkauft. Die Konventualen und der Abt konnten aber im Kloster bleiben.

Viele blieben also so zusammen.

Die landwirtschaftlichen Flächen waren bis 1918 im Familienbesitz des Hauses Wittelsbach und gehören heute zum Vermögen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Von 1923 bis 1951 bewirtschaftete das Kloster Ettal als Pächter die Güter und betreute zugleich die Kirche.
Die ehemalige Klosterkirche Fürstenfeld hatte König Maximilian I. Joseph 1816 zur königlichen Landhofkirche ernannt.

Die Kirche wurde zwischen 1965 und  1978 aufwändig saniert. 1976 wurde sie wieder eröffnet und gehört heute als Nebenkirche zur Pfarrei St. Magdalena in Fürstenfeldbruck.

Im  Konventsgebäude ist  heute die Bayerische Beamtenfachhochschule mit dem Fachbereich Polizei untergebracht.

Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Abtei gehören der Stadt Fürstenfeldbruck und werden als Kulturzentrum und Stadtmuseum genutzt.

                                                                                                                                                                                                          FFeld3Innen

27 Aug 2023

teBenediktinerkloster Ellwangen

                                                                                                                                                                  Die ehemalige Stiftskirche St. Vitus in Ellwangen. Ansicht von 1849.

Die Benediktinerabtei Ellwangen wurde 764 als erstes Kloster auf später württembergischen Boden von Hariolf gegründet.

Hariolf entstammte einer mächtigen Adelssippe. Diese war im alemannisch-westbayrischen Gebiet und darüberhinaus reich begütert. Sie hatte weitreichende verwandtschaftliche Beziehungen und war möglicher weise

mit dem bayrisch-alemannischen Herrscherhaus der Agilulfinger verwandt, wie Karl Schmid ausführt ( Bischof Wikterb in Epfach Eine Studie über Bischof und Bischofssitz im 8. Jahrhundert (Studien zu Abodiacum-Epfach hsg. von J. Werner, München 1954 S.99-139)

Hariolf ist um 730 geboren. Er hatte noch zwei Brüder,Erlolf und Franko. Alle drei standen in einem näheren Verhältnis zu den fränkischen Hausmeiern aus dem Geschlecht

der Karolinger, deren Name auf Karl Martell zurückgeht und die seit 751 mit Pippin dem Jüngeren den fränkischen König stellten. Erlolf war um 760 zum Bischof von Langres in Burgund ernannt worden. Langres ist heute Partnerstadt von Ellwangen.

Der Bischof von Langres hatte damals seinen Amtssitz in Dijon und war gleichzeitig Abt von Kloster Sankt-Bénigne in Dijon. Sankt-Bénigne-Klosters.

Erlolf stieg mit seiner Ernennung in die hohe fränkische Reichsgeistlichkeit auf.

Franko war 765 auf der Königspfalz in Bodmann beschäftigt.

Hariolf war für eine weltliche Laufbahn vorgesehen. Er hatte aber ein religiöses Erlebnis, von dem sein Biograf, der Ellwanger Mönch Ermenrich in der Vita Harolfi berichtet. Daraufhin folgte er seinem Bruder Erlolf nach Langres und trat dort in die Abtei

Sankt Bénigne ein. Er kehrte nach Ellwangen  zurück und gründete dort ein Eigenkloster.Die beiden Brüder unterstützten ihn. Erlolf suchte zusammen mit ihm einen geeigneten Platz für das Kloster aus. Außerdem sorgte Erlolf dafür, dass

die Reliquien des heligen Benignus und der heiligen Drillinge Eleusippus, Meleusippus, Speusippus, deren Großmutter Leonilla und ihrer Begleitmärtyrer Junilla, Turbon und Neon nach Ellwangen kamen.

Der Gründungskonvent kam ebenfalls aus Sankt Bénigne.

Franko machte in seinem Bekanntenkreis auf das junge Kloster aufmerksam So wird der Eintritt Grimalds in Kloster Ellwangen ebenso Franko zugeschrieben, wie der Eintritt Suonhars. Grimald war ab 824 am Hofe Ludwigs des Frommen in der kaiserlichen Kapelle

als Kaplan tätig. Ab 833 war er Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei. 833 wurde er von Ludwig als Abt von Kloster Weissenburg eingesetzt, allerdings nach innerdynastischen Auseinandersetzungen 839 abgesetzt. Ludwig der Fromme setzte ihn 841 als Abt von Kloster St. Gallen ein und 847 auch wieder in Weissenburg. Er stand einem 3. Kloster vor, das war möglicherweise Ellwangen.

Suonhar war vor seinem Eintritt ins Kloster ein getreuer Gefolgsmann von König Karlmann (768-771)Er überließ der neuen Gründung seinen großen Besitz und trug damit zu einer ersten Blüte des jungen Klosters bei.

Alle Personen, die im Zusammenhang mit der Gründung Kloster Ellwangens erwähnt werden, standen in einem näheren Verhältnis zum fränkischen Herrscherhaus. Diese Beziehungen und Zusammenhänge lassen vermuten, dass der fränkische Herrscher bei der

Gründung Kloster Ellwangens seine Hände im Spiel hatte. Das passte auch zur zielgerichteten Kloster und Kirchenpolitik, die Pippin II. betrieb. Er sicherte sich die Kontrolle über Klöster, setzte auch Bischöfe ein. Er förderte die Tendenz zur Herausbildung von Eigenklöstern.

Pippin nutzte Klöster gezielt als Vorposten und Grundlagen seiner Macht. Der Blick auf das alemannisch-bayrische Grenzgebiet zeigt, dass innerhalb eines  Vierteljahrhunderts zwischen  752 und 777 eine ganze Kette von Klöstern gegründet wurden.

Heidenheim am Hahnenkamm im Altmühltal wurde 752 gegründet, Ottobeuren (siehe dazu Mei Büchle) 764, das Fulradkloster in Esslingen  um 764, Solnhofen um 768, das Kloster Herbrechtingen im Landkreis Heidenheim 774,  Obermarchtal (Mei Büchle) vor 776.

Die Neugründung von Kloster Ellwangen hatte mehrere Aspekte. Einmal war es die kulturelle Aufgabe des neuen Klosters. Das war die Rodung eines Waldgebietes, in dem später viele –zell-Orte und Rodungssiedlungen angelegt wurde. Die Nachsilbe –zell bedeutet

so viel wie Bauernhof.

Ellwangen lag in den Randzonen der Bistümer Augsburg, Würzburg und Eichstätt.Außerdem gab es noch Außenbesitzungen des Klosters Fulda. Dieses  Gebiet war also kirchlich noch nicht erfasst und organisiert.

Schließlich muss die Grünung auch vor dem politischen Hintergrund der Auseinandersetzungen der fränkischen Herrscher mit dem schwäbischen und bayrischen Stammesherzogtum gesehen werden. Die Herzöge von von Alemannien und Bayern hatten sich 741 nach dem Tod von Karl Martell erhoben, weil das Land zur Nachfolgeregelung zwischen Pippin und Karlmann aufgeteilt wurde.

Der Thron war vakant und die Alemannenherzöge sahen sich mit den Karolingern als ranggleich an. Nach mehreren Feldzügen setzte sich Karlmann durch und ließ im Strafgericht von Cannstatt einen Teil des alemannischen Adels umbringen.

Das schwäbische Stammesherzogtum war damit ausgeschaltet. Der bayrische Herzog Tassilo III. hatte zwar 757 Pippin den Vasalleneid geleistet, aber bereits 763 das fränkische Heer bei einem Feldzug in Aquitanien wieder verlassen.

Die oben erwähnte Gründungswelle von Klöstern in Schwaben diente  auch dem Ziel, in dem vom fränkischen Herrscher unterworfenen Land, die Herrschaft zu stabilisieren. Eine politische Notwendigkeit war auch ein zuverlässiges Kloster im Grenzbereich

zwischen Ostfranken und Bayern, was mit der Gründung von Kloster Ellwangen erreicht wurde.

Das Kloster wurde in einer Mischregel aus der Regel der Benediktiner und der des Kolumban des Jüngeren, ( um 540-615)  Abt in Luxeil, geführt. Es  wurde reich mit Besitz ausgestattet. Allein Hariolf hat nach seiner Vita dem Kloster 300 Schenkungen gemacht.

Hariolf übereignete das Kloster durch den Rechtsakt der Traditio zunächst Pippin und später Karl dem Großen(768-814). Damit wurde es in ein Reichskloster umgewandelt.Das entsprach der Kirchenpolitik Karls und seines Nachfolgers Ludwig des Frommen (814-840).

Für die Herrscher hatte es den praktischen Nutzen, dass das Kloster dem Zugriff des Bischofs entzogen war. Es wurde noch stärker in den fränkischen Staat eingegliedert und konnte so als Mittel zur politischen und kirchlichen Erfassung von Räumen zu nutzen, an deren

Ausbau und Festigung ihnen gelegen sein musste. Rechtlich wurde das Kloster unter den besonderen kaiserlichen Schutz gestellt. Es erhielt Immunität und freie Abtswahl.

Hariolf starb um 814. Er und Erlolf sind in der Basilika St. Vitus in Ellwangen bestattet. Sein Gedenktag ist der 13. Dezember.

Am 8. April 814 stellte Kaiser Ludwig der Fromme eine Urkunde für Kloster Ellwangen aus. “nimmt das kloster Ellwangen, das der bischof und abt Hariolf im wald Virgundia auf eigengut erbaut, dotirt und k. Karl mit einwilligung der erben und verwandten tradirt hatte, auf dessen bitte laut der vorgelegten urkunde seines vaters Karl (deperd.) mit zustimmung der bischöfe und getreuen in seinen schutz und verleiht immunität mit freier abtwahl.” RI I n.  521. Das ist die wichtigste Quelle für die Frühgeschichte von Kloster Ellwangen.

Es ist die erste erhaltene Urkunde, die die Kanzlei Ludwigs ausgestellt hat und sie ist die älteste Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und sie ist die älteste echte Urkunde für Kloster Ellwangen.

Abt Wikterb wird in der Äbteliste von Wikipedia für Kloster Ellwangen mit 781 ? vermerkt. Laut Lebensbeschreibung des Bistums Augsburg soll er Mönch und später Abt in Kloster Ellwangen gewesen sein. Hier wir auch gesagt, dass er

738 als erster urkundlich gesicherter Bischof von Augsburg in Erscheinung tritt. Er unterstützte die Glaubensverkündigung des heiligen Magnus im Allgäu, indem er Mönche aus St. Gallen für seine Klosterzelle berief, dessen Kirchenbau in Waltenhofen/Schwangau weihte und von König Pippin beschenken ließ. Auch war er an der Gründung und Einweihung der Klöster, Kirchen und Städte Benediktbeuren, Wessobrunn, Ellwangen und Kempten beteiligt.

In der Synode von Aachen 817, die Ludwig zur Reform des Mönchtums  veranstaltete, erscheint das Reichskloster Ellwangen in der zweiten Klasse der Reichsabteien und stand damit auf der gleichen Stufe wie die hochangesehenen Klöster Fulda und Hersfeld.

(Fürstpropstei Ellwangen in LEO-BW

Abt Sindold war der 3. Abt. Er wird sowohl im Ellwanger Nekrolog als auch in einer Reichenauer Notiz erwähnt, die ihm zugeordnet werden kann. Er erscheint auch in der Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen vom 21. August 823. RI I n. 781

Als sein Nachfolger wird Abt Erfmann geführt, der allerdings nur einmal im Reichenauer Nekrolog nachzuweisen ist.

838 gehörten  Kloster Ellwangen  schon 160 Priester und Laienbrüder an. (Hariolf im Ökumenischen Heiligenbuch)

Auf Erfmann folgte Grimald, wobei sich die Wissenschaft nicht einig ist, ob Grimald neben Weissenburg und St. Gallen auch Abt in Ellwangen war.

Auf Grimald folgte Ermenrich. Er war als junger Mönch in Ellwangen. Von dort kam er zur Ausbildung an die Kanzlei Ludwigs nach Regensburg. Sein nächster Schritt war die Klosterschule in Fulda, damals die angesehenste Bildungsstätte Europas. Zu seinen Lehrern zählten Rudolf von Fulda,

Theologe und Geschichtsschreiber und vor allem Hrabanus Maurus,Abt von Fulda, Universalgelehrter und eine der bedeutendsten Gestalten der karolingischen Renaissance. Er kam auch mit Grimald in Kontakt

846/47 war er auf der Reichenau und lernte dort beim ebenfalls in Fulda ausgebildeten Abt Walahfried Strabo. Er kam dann weiter nach St.Gallen, wo Grimald Abt war.

Neben der Biographie des Sualo in Solnhofen schrieb er die Vita des Hariolfs, des Ellwanger Klostergründer, eine wichtige Quelle für die Frühzeit von Kloster Ellwangen.

Ermenrich wurde auf Betreiben Grimalds Bischof von Passau Er starb wahrscheinlich 26.12.874 Passau.

Auf ihn folgte Otbald, er auch Abt in Niederaltaich gewesen sein soll.

Dr. Franz Josef Schwarz führt in einem Buch Die ehemalige Benediktiner Abteikirche zum Heiligen Vitus in Ellwangen, Stuttgart 1882 Otbald nicht  auf. Bei ihm folgt Luitbert  870-183 als Abt von Ellwangen. 863 wurde er auch Erzbischof von Mainz.(S.14)

Auch der Nachfolger Luitberts war laut Schwarz Erzbischof von Mainz, nämlich Hatto I.  (891-913). Außerdem war er von 888-913 Abt von Kloster Reichenau und anderer Reichsklöster, nach Schwarz eben auch Abt von Ellwangen (S.14)

Von Arnulf von Kärnten (887-899) erwirkte er die Bestätigung des Rechts auf freie Abtswahl. RI I n. 1898 vom 5. Juni 894.

Sein Nachfolger in Ellwangen wurde Abt Adelbero (S.15). Vorher war er  Mönch in Ellwangen und hat dort seine Ausbildung  erhalten. Von 887 bis 909 war er Bischof in Augsburg.

Hatto I. folgte  auf Adelbero. Allerdings wird er nicht überall als Ellwangener Abt geführt. Seine Bildung hat er wohl in Fulda oder auf der Reichenau erhalten. Er war ein Gefolgsmann von Arnulf von Kärnten. Dieser setzte seinen Günstling ohne vorausgehende Wahl 888

auf der Reichenau und 889 in Ellwangen ein. 891 machte er ihn  auch zum Erzbischof von Mainz.

Am 5. Juni 894 bestätigte König Arnulf Kloster Ellwangen das Recht auf freie Abtswahl. RI I n. 1898

Hatto war auch maßgeblich an der Erhebung Ludwigs des Kindes am 4.2.900 beteiligt. Zusammen mit seinem Vorgänger auf dem Ellwanger Abtstuhl, dem Augsburger Bischof Adalbero wurde er der wichtigste Leiter des Minderjährigen und damit der Reichspolitik.

961 ist Hartbert Abt von Ellwangen. Er war gleichzeitig auch Bischof von Chur (951-ca.972).Am 15. August 961 bestätigt Otto I (ab 936 König des Ostfrankenreichs, ab 962-973 Kaiser) auf Bitte von Hartbert und des Erzbischofs Wilhelm von Mainz (954-968) und gemäß den Urkunden seiner Vorgänger

und  den Mönchen freies Wahlrecht. RI II 1 n. 307. Am selben Tag wird für Erzbischof Wilhelm eine Urkunde ausgestellt, als dem Intervenienten bei König Otto I., welcher dem Kloster Ellwangen die freie Abtswahl bestätigt.

RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 621]

Nach Hartbert führt Wikipedia vor 973 ? Milo als Ellwanger Abt. Sein Nachfolger Sandrad wird wieder von vielen als Ellwanger Abt geführt.

Er war ein Schüler des Kölner Erzbischofs Brun  (953-965) Zunächst war er Mönch in St. Maximin in Trier und dort Cellerar. Er hatte enge Beziehungen zum Hof Kaiser Ottos und war Beichtvater von dessen zweiter Gemahlin Adelheid von Burgund (+999)

974 gründete er zusammen mit Erzbischof Gero von Köln (969-976) das Kloster St. Vitus in Gladbach. Dort war er auch der erste Abt. 979 war er auch Abt in Ellwangen und es ist sehr wahrscheinlich, dass der dortige Patroziniumswechsel von den Heiligen

Sulpicius und Servilianus zum hl. Vitus mit ihm zusammenhängt, denn Gladbach hatte ja auch Vitus zum Patron. Er brachte auch eine Armreliquie von Vitus aus Gladbach nach Ellwangen.

981  wurde er auf Vermittlung von Adelheid auch Abt in Weissenburg von 981 bis 985. Er kehrte nach Gladbach zurück und starb dort am 24. August 985 oder 986.

Sandrad war ein führender Vertreter  der trierisch-lothringischen Klosterreform.  Er wird auch in Verbindung gebracht mit der Aufzeichnung klösterlicher Ordensregeln.

981 musste Ellwangen auf dem Italienzug Kaiser Ottos II. (967-983) ein Kontingent von 40 Panzerreitern stellen, eine relativ große Zahl im Verhältnis zu den größten weltlichen Kontingenten. (Fürstpropstei Ellwangen in LEO-BW)

Sandrads Nachfolger wurde Winithar (974-990) Ihm verdankt Kloster Ellwangen die erste Papstbulle. Papst Benedikt VII. (974-983) stellte diese am 15. April 979 aus.

“Papst Benedikt VII. bestätigt dem Kloster Ellwangen unter dem Abte Winithar auf dessen Bitte alle Besitzungen und Privilegien; unterstellt es der alleinigen päpstlichen Jurisdiktionsgewalt  und verbietet die Ausübung priesterlicher Funktionen im Klostergebiet ohne Erlaubnis des Abtes. “

RI II, 5n. 567 Damit war das Kloster von jeglicher bischöflicher Jurisdiktion befreit und direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Die Bulle diente Kloster Ellwangen später auch als Hauptbeweisstück für die Durchsetzung ihrer Exemtionsansprüche.

Von Kaiser Otto III. erwirkte Abt Winithar die Inschutznahme durch den Kaiser. “Otto nimmt das Kloster Ellwangen auf Grund der von seinen Vorgängern, darunter von seinem Großvater und Vater verliehenen Praezepte, die ihm Abt Winithar vorgewiesen hat, und auf Wunsch der Kaiserin Theophanu, sowie auf Intervention des Erzbischofs Willigis, des Bischofs Hildibald von Worms und des Herzogs Konrad von Schwaben in seinen Schutz und verleiht ihm die Immunität “ RI II, 3 n.996 In der Urkunde wird gesagt dass Ellwangen auch auf Wunsch der Kaiserin Theophanu geschah.

Aber sie hat zu dieser Zeit ja die Regierungsgeschäfte geführt. Otto war zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde erst 6 Jahre alt.

Dafür eingesetzt hatte sich auch der Mainzer Erzbischo Willigis (975-1011). Wie bei der Urkunde Otto I für Ellwangen und den Abt Hartbert wurde auch für den Intervenienten in diesem Fall Erzbischof Willigis ausgestellt. RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 738],

Die Urkunde verbietet jedem Herzog, Grafen, öffentlichen Richter oder mit richterlicher Gewalt Versehenen das Betreten des Klosters gegen den Willen des Abtes. Ein Vogt sollte die Belange des Klosters ordnen. Der Vogt wurde vom König oder Kaiser bestimmt, konnte aber auch vom Abt frei gewählt werden.

Auf Winithar folgte Gebhard (990-996) als Abt. 996 wurde er zum Bischof von Augsburg (996-1000)bestimmt und legte sein Amt als Ellwangener Abt. nieder.

Auf ihn folgte Hartmann (996-1011).

Kaiser Heinrich II.(1002 ab 1004 Kaiser-1024) verlieh 1003 ”dem aus Laienherrschaft befreiten Kloster Ellwangen auf Bitten des Abtes Hartmann den Königsschutz, die rechtliche Gleichstellung mit den Reichsabteien Fulda und Reichenau und gewährt, unter Vorbehalt der königlichen Mitwirkung, das

Recht der Abtswahl” RI II, 4 n.1546

1003 oder 1011 wurde Abt Hermann gefürstet und war damit der erste Fürstabt auf dem Ellwanger Abtsstuhl.

Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts stand noch eine kleine Klosterkirche und das erste Abteigebäude. Beides brannte ab. Nicht betroffen war die Krypta.Alle bis dahin verbliebenen Reliquien blieben erhalten.

Auf Abt Hermann folgte wohl Berengar (1011-1026) Die in  Wikipedia genannten Äbte Adalger und Ruadhoc tauchen sonst nicht auf. Adalger ist nur im Fuldaer Nekrolog genannt.

Berengar erhielt am 5. Februar 1024 von Kaiser Heinrich II. auf Intervention von Bischof Eberhard von Bamberg( 1007-1040) den Wildbann innerhalb angegebener Grenzen im Virngrund verliehen. RI II, 4 n. 2056

Abt Berengar verstarb  1026. Auf ihn folgte Abt Odenbert, der 1035 verstarb. Crusius überliefert für ihn und seinen Nachfolger Richard + 1040 nur die Regierungsdaten.

Odenbert war mit Abt Richard von Fulda (1018-1039) befreundet und verwandt. Er erscheint in den Nekrologien zahlreicher anderer Klöster, was darauf deutet, dass er eine herausragende Persönlichkeit im Kreis der damaligen Reformkreise war. Abt Richard von Fulda war ja von Kaiser Heinrich II. als Reformabt in Fulda eingesetzt worden, um hier die bereits eingeleiteten Reformen weiter zu führen. Er starb auf einer Reise und wurde in Neuenberg bei Fulda beigesetzt.

Sein Nachfolger Richard war nach den Hildesheimer Annalen Mönch in Fulda, vor er nach Ellwangen kam. Er hatte natürlich auch enge Beziehungen zu Fulda.

In der Regierungszeit dieser Äbte war Konrad II von 1024-1027 König und dann bis 1039 Kaiser. Unter ihm wie auch seinem Sohn Heinrich III. (1039-1056) hatte Kloster Ellwangen keinen Schutzvogt. Nach Aloys Seckler, Vollständige Geschichte der gefürsteten Reichspropstei Ellwangen, Stuttgart 1864,

waren die beiden Herrscher mächtig genug das Reich selbst zu schützen (S. 109)

Nachfolger von Abt Richard wurde Fürstabt Aaron (1040-1060) außer der Regierungszeit ist von ihm auch nichts bekannt.

Auf ihn folgte Abt Reginger (1061-1076). Er war mit dem Kölner Erzbischof Anno (1056-1075) verwandt. Anno hatte 1064 die Abtei St. Michael gegründet und mit Mönchen aus Fruktuaria besiedelt. Fruktuaria war 1000 durch Wilhelm,  Abt(990) des Benignusklosters in Dijon gegründet worden.

Abt Reginger  überließ dem neugegründeten Kloster Reliquien des heiligen Benignus, die feierlich von

Ellwangen nach Siegburg übertragen wurden. Siegburg wurde schnell zu einer Reformabtei im Zuge der Reformen von Cluny. auf Grund dieser Verbindungen kann man Reginger wohl wie seinen Vorgänger auch zu den Reformkreisen zählen.

Sein Nachfolger wurde Abt  Udo (1076-1090) Auch über sein Wirken gibt es keine Nachrichten. Man kann aber deshalb daraus folgern, dass Abt Udo Ellwangen relativ ruhig und unbeschadet durch die Wirren des Investiturstreites geführt hat.

Sein Tod hat wohl für Unruhe im Konvent gesorgt. Sein Nachfolger Isembert regierte nur 4 Jahre. Er hat sein Amt auch nur als “electus” , also als nicht vollständig ins Amt eingesetzt verwaltet. Das deutet darauf hin,

dass wohl ein Teil des Konvents – vermutlich der kleinere – gegen ihn aufgetreten ist.

Nachfolger von Isembert wurde Abt Adalger. Er erscheint in der Abtsliste von Ellwangen von 1094-1102. Im Ellwanger Nekrolog wird sein Sterbedatum  mit dem November 1102  angegeben.

Die Annales Ellwangenses  überliefern, dass unter Abt Adalger das Kloster 1000 vollständig niedergebrannt ist. Weitere Hinweise auf diesen Brand gibt es nicht. Aber die fehlende Überlieferung für das frühe Mittelalter und der Neubau und

die Klosterweihe von 1124 machen ein solches Ereignis wahrscheinlich.

Das von dem Paderborner Bischof Meinwerk(1009-1036)1015 gegründete Kloster Abdinghof in Paderborn war mit Mönchen aus Cluny besiedelt worden. Es war damit das erste unmittelbar aus Cluny ausgehende Kloster auf deutschem Boden.

Das 2. Kloster war die Abtei Siegburg. Das wichtigste Reformkloster wurde dann Hirsau. Dort wurde Wilhelm von Hirsau 1069 zum Abt (-1091) berufen. St. Blasien, Ochsennhausen, Wiblingen, Muri und Göttweig in der Wache schlossen sich der cluniazentischen Reform an.

Für Ellwangen gibt es keinen urkundlichen Nachweis zu dieser Reformbewegung. Auf die Reformäbte wurde bereits verwiesen.

Die Kirche St. Veit in Ellwangen ist nach der Bauregel von Cluny gebaut. Die Bauzeit in Ellwangen dauerte 24 Jahre. Sie wurde am Jahrestag der ersten Kirchweihe  am 3. Oktober 1024 geweiht.

Sie wurde von zwei Bischöfen geweiht, nämlich dem Konstanzer Bischof Ulrich I. von Kyburg-Dillingen (1111-1127) und dem Augsburger Bischof Herrmann (1096-113).

Bischof Ulrich weihte 7 Altäre und Bischof Hermann den Altar im Chor. Dies geschah auf Veranlassung des Mainzer Erzbischofs Adalbert I. von Saarbrücken (1111-1137)

Dies geschah, weil kraft päpstlichen Privilegs das Kloster aus der Verfügungsgewalt des Bischofs genommen ist.  RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 452,

Auf Abt Adalger folgten Abt Ebo (+1113) und Abt Richard II. (+1118). Von diesen ist außer den Regierungszeiten wieder nichts bekannt. Zur Zeit der Kirchweihe regierte Abt Helmreich, Graf zu Öttingen.

Er erhielt von Kaiser Lothar ( 1125-1133 König, dann bis 1137 Kaisereine Schutzurkunde.  Er nahm im Mai 1130 Kloster Ellwangen in seinen Schutz. In derselben Urkunde ernannte Lothar den bisherigen Dekan Heinrich von Kemnaten zum Abt in Fulda ein.

Abt Heinrich und der Konvent zu Fulda vidimierten auf Bitten des Abts Kuno von Ellwangen die Urkunde Staatsarchiv Ludwigsburg B 389

Abt Heinrich starb 1136.

Auf ihn folgte Abt Adalbert I. von Dinnesbach. Er erscheint wieder urkundlich. Am 24. Oktober 1152 nimmt Friedrich I. Barbarossa (1152-1155, ab 1155 bis 1190 Kaiser) Kloster Ellwangen in seinen Schutz und bestätigt seine Besitzungen.

Außerdem traf er Bestimmungen  für die Vogtei und zwar  “ Der Vogt darf nur dreimal im Jahr mit zwölf Berittenen im Kloster Gericht halten und dabei seine Einkünfte empfangen, darüber hinaus darf er nur auf Wunsch des Abtes tätig werden. “

Für die Rechtsstellung des Klosters traf er ebenfalls Anordnungen. Er übertrug dem Kloster das Recht der Abteien Fulda und Reichenau. Und verbriefte er ihm den Bannforst Virgunda in den angegebenen Grenzen.

Zeugen waren die Bischöfe Gebhard von Würzburg (1150-1159), Eberhard II. von Bamberg (1146-1170) und Günther von Speyer (1146-1161). Weltliche Zeugen waren Herzog Welf VI. (+1191), und Herzog Heinrich (der Löwe ) von Sachsen (1142-1180)

sowie die  Markgrafen Otokar von Steyr (1140/42-1192) und Albrecht (der Bär) von Sachsen (1123-1170)  RI IV,2,1 n. 143

Ein Jahr später nahm Papst Eugen III. 1145-1153) am 19. Februar 1153 Kloster Ellwangen und seine Besitzungen  in seinen Schutz und bestätigte die demselben von den römischen Päpsten und Königen verliehenen Würden, Rechte und Freiheiten.”

WUB Band II.,Nr. 343, Seite73-74

Laut Seckler war Abt Adalbert bei Kaiser Friedrich I. sehr angesehen. (S. 114) Der Kaiser bestätigte am 29. September 1168 der Kirche in Ellwangen ihre Rechte an dem Virgundawald vorbehaltlich Hohenstaufischer Rechte.

WUB Band II.,Nr. 389, Seite156 und RI IV,2,3 n. 1809 “Friedrich bestätigt der Abtei Ellwangen gemäß den Urkunden seiner Vorgänger die Schenkung des Waldes Virgunda mit allen zugehörigen Jagd-, Fischerei-, Imkerei-, Holznutzungs- und Rodungsrechten unter der Bedingung, daß sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, und dessen Nachfolger, die dieses Lehen von der Abtei innehaben, hinsichtlich der Jagd und der Rodung den Schutz ausüben mögen und daselbst nur der Abt jagen dürfe. “

1168 wurde auch ein Vertrag abgeschlossen, in dem es es ausdrücklich heißt, dass der herzog sich vor dem Abt rechtfertigen müsse, falls der Wald von ihm oder aufgrund seiner Nachlässigkeiten durch Rodungen oder auf irgendeine andere Weise geschädigt werde.

(Clemens Dasler, Forst und Wildbann im frühen deutschen Reich, Köln Weimar Wien 2001 S.82)

1146 legte er den Grundstein zum bereits wieder abgebrannten Kloster

Er trat auch vier mal als Zeuge in Urkunden auf und zwar einmal bei Konrad III. für Kloster Ursberg RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 504 und in drei von Friedrich I. RI IV,2,1 n. 435, einer Schutzurkunde für Kloster St. Emmeran in Regensburg.

RI IV,2,2 n. 1504, In einer weiteren Urkunde für Kloster Emmeran wird er auch als Zeuge genannt RIplus | SFG: Regg. B/DK Augsburg 2 n. 41

und in einer letzten , in der er die Unterstellung von Kloster Kitzingen unter den Bischof von Bamberg aufhebt. RI IV,2,2 n. 1504,

Abt Adalbert I. verstarb 1173 Auf ihn folgte Adalbert II. von Ronsberg, ein altes Adelsgeschlecht aus dem Allgäu. Er stammte wohl aus dem Reformkloster Ottobeuren und erneuerte das klösterliche Leben in Ellwangen.

1179 stellte Papst Alexander III. (1159-1181) eine Schutzurkunde für Kloster Ellwangen aus. “Alexander III. nimmt das Kloster Ellwangen samt dessen Besitztum in seinen Schutz und bestätigt und erweitert die demselben schon früher zugestandenen Begünstigungen.”Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 51

1182 brannte das Kloster wieder ab, auch die Bibliothek wurde vernichtet.

Abt Adalbert II. verstarb  1188.

Auf ihn folgte Abt Kuno (1188-1221, von 1217-1221 auch Abt von Fulda), der wohl bedeutendste Abt dieses Zeitraums. Nach Seckler wurde Ellwangen  1201 erneut von einer Brandkatastrophe betroffen. (S. 115)

Abt Kuno begann um 1200 eine Burg zum Schutz des Klosters und der entstehenden Stadt Ellwangen erbauen. Erließ die abgebrannte Stadt Ellwangen wieder aufbauen und begann mit dem Bau einer neuen Klosterkirche der Fertigstellung er aber nicht mehr erlebte.

Sie wurde zwischen 1182 und 1233 erbaut und gilt als das hervorragendste Baudenkmal der schwäbischen Kaiserzeit im Stammlande und als eines der bedeutendsten, eindruckvollsten Zeugnisse der spätromanischen Architektur rechts des Rheins

(B. Bushart Die Basilika zum Heiligen Vitus in Ellwangen).

Schon 1193 nahmen der Abt und die Brüder des Klosters Fulda den Abt und das Kapitel der Kirche zu Ellwangen in ihre geistliche Brüderschaft auf. WUB Band II., Nr. 483, Seite 297-298

  Seit 1215 führte Abt Kuno den Titel eines Reichsfürsten. Er Spielte in der damaligen Reichspolitik eine wichtige Rolle.

Er trat als Zeuge in Urkunden auf, so am 11. April 1215 in einer Urkunde Friedrichs II. (1212-1220 deutscher König dann bis 1250 Kaiser), in der einen Kauf des Klosters Kaisheim genehmigte.. – RI V,1,1 n. 791

Mit dem Regensburger Bischof Konrad IV. (1204-1226) tauschte Abt Kuno im Dezember 1215 die Burg Baldern  bei Bopfingen gegen die Burg Möhren bei Treuchtlingen. Friedrich II. beurkundete den Tausch. RI V,1,1 n. 839

Allerdings blieb die Burg nicht lange im Besitz von Kloster Ellwangen. Schon 1250 werden die Grafen von Oettingen als Besitzer genannt.

1218 wurde Abt Kuno auch die Abtei Fulda übertragen.

Im Auftrag von Friedrich war er an der Spitze einer Delegation in Rom schickte, um mit dem Papst über die Kaiserkrönung zu verhandeln.

Abt Kuno verstarb wohl jenseits der Alpen. Sein Todesort und sein genaues Todesdatum sind nicht bekannt. Er starb 1221.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Godebald gewählt. ER regierte von 1221-1229. Auch für seine Regierungszeit gibt es keine Urkunden.

Seckler berichte für das Jahr 1225 sehr kalten Winter, der eine Missernte verursachte und folgender Teuerung, die zwei Jahre anhielt. (S. 116)

Sein Nachfolger wurde Abt Adalbert III. (1228-1240) Schon ein Jahr nach seinem Regierungsantritt wurden Kloster und Klosterkirche schon wieder von einem Brand betroffen.

Es hatte wohl Schwierigkeiten zwischen Graf Konrad III. (um 1190/95-1241/$”) und dessen Bruder Ludwig (genannt 1220-1279) wegen ihrer Eingriffe in die Rechte des Propstes von Wiesenbach und die des Abtes selbst in der Stadt Ellwangen

In der in WUB Band III., Nr. 769, Seite 258-260 genannten Urkunde versichern die beiden   eidlich unter ihnen zugesicherten Bedingungen gesühnt worden zu sein.

Die Abtei litt unter einer hohen Schuldenlast.

Möglicherweise auch eine Folge daraus war die Abdankung von Abt Adalbert III.

Auf ihn folgte Abt  Siegfried. Von ihm gibt es  eine der wenigen Kaufurkunden von Kloster Ellwangen.  Abt Siegfried von Ellwangen kauft von Frau Tuottecha, der jüngeren, Gemahlin des Münzmeisters Herrn Konrad von Wört, deren Gut in Kochen gegen Gewährleistung genannter ritterlicher Dienstmänner des Abtes auf Jahresdauer. WUB Band III., Nr. 947, Seite 451. Kochen, das ist das heutige Oberkochen. Dort war das Kloster begütert, denn Graf Hartmann IV. von Dillingen (+1258) hatte ebenfalls 1240 einen Teil von Kochen dem Kloster Ellwangen geschenkt. Die andere Hälfte seines Kochener Besitzes hatte er seiner Schwester vererbt.

Abt Siegfried dankte schon 1242 nach nur zweijähriger Regierungszeit ab.

Die folgenden Äbte hatten alle relativ kurze Regierungszeiten. Viele resignierten, was bei geistlichen Staaten oft auf Unordnung oder Verarmung hindeutet.

Auf Abt Siegfried folgte Abt Rugger, der nach nur 4-jähriger Regierungszeit 1246 verstarb. Abt Rugger war 1244 vom Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zusammen mit andern Äbten und dem Bischof von Augsburg

Sibito von Seefeld (1227-1247) Weil sie im Gefolge von  König Konrad (1230-1254) in feindlicher Absicht auf Mainzer Gebiet eingedrungen waren. Papst Innozenz IV. (1243-1254) bestätigte den Bann gegen Bischof von Augsburg und die eximierten Äbte von Kempten, Reichenau, Ellwangen, St. Gallen und einige andere am 23. Januar 1244. ( WUB Band XII., Nr. 5818)

Er war bei den Verhandlungen Friedrichs II. und den deutschen Fürsten in Verona dabei.

Abt Rugger erscheint im September 1246 nochmals in einer Urkunde. Dabei geht es um einen Tausch von Leibeigenen mit dem Grafen Ludwig dem Jüngeren von Oettingen. (WUB Band IV., Nr. 1078, Seite 139-140)

Auf Abt Rugger folgte Abt Godebold, der nach Urkundenlage vorher Abt in Kloster Neresheim war, denn Papst Innozenz IV. erlaubte ihm auf Bitten des Erzbischofs von Mainz Siegfries “dass er diese Abtei behalte, bis er in Besitz des Klosters Ellwangen, zu dessen Abt er erwählt ist, eingeführt sein wird”

(WUB Band XI., Nr. N5591, Seite 478) Er regierte in Ellwangen aber auch  nur bis 1250. Auf ihn folgte Abt Rudolf (1250-1256), der nach sechsjähriger Regierungszeit starb. Allerdings gibt es bereits 1254 eine Urkunde,

in  der Otto als Abt  von  Ellwangen genannt wird. “Abt Otto und das Kapitel von Ellwangen genehmigen den Verkauf ihrer Güter zu Zimmern an den Meister des Spitals in Nördlingen.” (WUB Band V., Nr. 1291, Seite 56)

Wegen Schriesheim hatte es einen Streit mit Konrad von Strahlenberg gegeben. Schriesheim war Ellwanger Vogteibesitz. Dort hatte Konrad I. von Strahlenberg die Strahlenburg als neuen Stammsitz der Strahlenberger gebaut.

Konrad wurde deshalb sogar mit Reichsacht belegt. In der Folge musste schließlich die Burg und seinen bisherigen Eigenbesitz als Lehen von Ellwangen annehmen. Das ist auch urkundlich nachzuvollziehen.

“Abt Otto von Ellwangen trifft mit dem Edeln Konrad von Strahlenberg, welcher die Einkünfte des Klosters in Schriesheim schwer geschädigt hatte, wegen der beiderseitigen Rechte an letzterem Orte einen Vergleich” (WUB Band V., Nr. 1319, Seite 86-87)

Die Urkunde ist 1255 in Heidelberg ausgestellt, also auch noch vor in vielen Quellen überhaupt als Abt genannt wir.” (WUB Band V., Nr. 1319, Seite 86-87 )

Davor ist er Abt (1247-1256) in Kloster Wülzberg auf dem Wülzberg  im Altmühltal  bei Weissenburg. Dann wurde er nach Ellwangen  postuliert.

Er stammte wohl aus der Familie der Ritter von Schwabsberg, eine Ministerialenfamilie, die seit dem 13. Jahrhundert auch Truchsessen der Äbte von Ellwangen waren und die Burg und Ort von Schwabsberg vom Kloster zu Lehen hatten.

Drei Äbte von Ellwangen werden genannt: Otto (1253 – 1269), Konrad (1269 – 1278) und (ganz sicher) Ekkehard von Schwabsberg (1278 – 1309).

1256 genehmigte Abt Otto und der Konvent von Ellwangen einen Gütertausch der Brüder von Schauenburg, die in Frankenthal ein Lehen von Kloster Ellwangen hatten gegen Güter in Frankenthal. (WUB Band V., Nr. 1408, Seite 170-171)

Nach Seckler kam es  1255 im Klosterort durch die Unvorsichtigkeit einer Frau zu einem großen Brand (S. 117)

Der Bischof von Augsburg Wolfhard v. Roth (1288-1302) hatte die Kirche von Ellwangen dem Kloster einverleibt. Papst Alexander IV. (1254-1261) hatte dies am 5. Juli 1259 genehmigt. (WUB Band V., Nr. 1547, Seite 310)

Einen Gütertausch gab es wieder 1262. “Abt Otto von Ellwangen vertauscht an den Grafen Ludwig von Oettingen Besitz zu Münster gegen Güter zu Ober- und Untermagerbein, Zoltingen, Oberringingen und Finningen.” (WUB Band VI., Nr. 1662, Seite 64-65)

Burggraf Friedrich III. von Nürnberg (etwa 1260/61-1297) und dessen 1. Ehefrau Elisabeth II. von Meranien (+1272) erbten die Stadt Bayreuth und die Feste Cadolzburg von Herzog Otto VIII. von Meranien (+1248). Diese übertrugen sie ihrer Tochter Maria (+1298),die mit Graf Ludwig V. von Oettingen

( +1313) verheiratet war.Sie sollten das Abt Otto und dem Kapitel von Ellwangen  als  Lehen übertragen (WUB Band VI., Nr. 1828, Seite 222-223)

In einer kurz danach ausgestellten Urkunde gaben Otto und der Konvent an, dass sie das Lehen erhalten hatten. “Abt Otto und Konvent der Kirche in Ellwangen bekennen, von Burggraf Friederich von Nürnberg und seiner Gemahlin Elisabeth die in der vorigen Urkunde genannten Besitzungen unter der ausdrücklich übernommenen Verpflichtung der Rückgabe derselben an die zunächst Beteiligten auf deren Verlangen, zu Lehen aufgetragen erhalten zu haben.” (WUB Band VI., Nr. 1829, Seite 224-225

)Am 12. April 1268 tritt Otto letztmals in einer Urkunde auf. Er und der Konvent von Ellwangen genehmigen den Verkauf eines Gutes zu Reimlingen durch den ellwangischen Ministerialen Dietrich von Altheim an das Kloster Zimmern. (WUB Band VI., Nr. 1995, Seite 391)

Kloster Zimmern war ein Zisterzienserinnenkloster in Deiningen im heutigen bayrischen Landkreis Donau-Ries.

Abt Otto regierte bis 1269. Sein Nachfolger wurde Abt Konrad (1269-1278). Er stammte wohl auch aus der Familie der Ritter von Schwabsberg.

Er wird erstmals aktenkundig am 2. Juni 1269. In einer von ihm ausgestellten Urkunde ging es um die Genehmigung eines Tauschgeschäftes des Priesters Berthold, der Mönch in Ellwangen war mit dem Kloster mit dem Kloster Medlingen.

WUB Band VII., Nr. 2077, Seite 35-36.  Medlingen war ein kleines Dominikanerinnenkloster im Landkreis Dillingen.

Am 21. Dezember 1271 “spendet(e)(Abt Konrad) zu Ehren Jesu Christi und der Jungfrau Maria sowie aus Zuneigung zu der Äbtissin und dem Konvent von Oberschönenfeld “( WUB Band VII., Nr. 2184, Seite 122) 3 Huben im Ort Altenmünster, heute Landkreis Augsburg.

Altenmünster gehörte seit dem 9. Jahrhundert dem Kloster Ellwangen und kam 1262 zum Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld. ZU dieser Zeit bezeugte Abt Konrad von welchem der Zehnt von Münster an Oberschönenfeld kam, auch der Äbtissin von Oberschönenfeld Hilta (1271-1279),

dass keine adelige oder nichtadelige Person mit dem Zehnten im Bereich der Pfarrei Münster an der Zusam belehnt worden sei. Somit erschien Oberschönenfeld als der einzige und rechtmäßige Besitzer dieses Zehnten. (Matthias Merkle, Archiv für die Pastoral-Conferenzen

im Bisthume Augsburg, Augsburg 1852 S. 303)

Am 4. April 1278 beurkundet Abt Konrad eine Besitzübertragung eines Lehens von Kloster Ellwangen. (WUB Band VIII., Nr. 2781, Seite 105)

Abt Konrad starb oder resignierte 1278 nach neunjähriger Regierungszeit.

Auf ihn folgte Abt Eckard von Schwabsberg (1278-1309)

Schon kurz nach seinem Regierungsantritt überfiel Graf Ludwig von Oettingen die Burg Rotenbach in Schrezheim, heute Ortsteil von Ellwangen und setze die Burg Ellwangen in Brand und besetzte sie. Seckler vermutet, dass sich Abt Eckard als gefreiter Fürst nicht

mehr unter die Gerichtsbarkeit des Oettinger Grafen und Vogt von Ellwangen stellen wollte. (S.118)

1287 scheinen die Beziehungen aber wieder in Ordnung gewesen zu sein. Graf Ludwig  eignete am 22. Mai 1287 seine Güter Buch, Antersperch (?) und Hohenstadt (Hohenstat), wofür er diese und die ellwangischen Güter in dem Dorf Nordhausen (Noerthusen) zu Lehen erhält.

(Staatsarchiv Ludwigsburg B 389)

Kloster Ellwangen hatte schon seit dem 9. Jahrhundert eine Verbrüderung mit den Klöstern Reichenau und St. Gallen, seit 1193 mit Fulda und seit unbestimmter Zeit mit Kloster St. Emmeran. Am 22. August 1286 erneuerten Abt Wernher (1279-1292) von  St. Emmeran und Abt Eckard mit

16  Mönchen diese Bruderschaft (WUB Band IX., Nr. 3565, Seite 98)

Am 21. März 1295 wird ein Güterverkauf in Elchingen, die der Kantorei Ellwangen zinspflichtig sind an den Abt und Konvent von Kloster Neresheim beurkundet. Die Urkunde wird nicht vom Abt von Ellwangen, sondern einem Dekan Rudeger und dem Konvent von Ellwangen ausgestellt.

WUB Band X., Nr. 4634, Seite 320

Sonst gibt es für Abt Eckard nur noch 4 Urkunden im WUB bei denen es um kleinere Käufe bzw.Tauschgeschäfte geht.

Am 1. März 1293 erscheint er in einer Urkunde Adolfs von Nassau (1292-1298) für das Kloster Adelsberg als Zeuge. Adolf – RI VI,2 n. 201

Abt Eckard verstarb am  30.September 1309 nach 31 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Abt Ehrenfried von Vellberg (1309-1311). Er starb aber bereits nach zwei Jahren.

Sein Nachfolger wurde Rudolf von Pfahlheim (1311-1332). Er stammte aus der Ministerialenfamilie der Herren von Pfahlheim, heute ein Stadtteil von Ellwangen.

Schon 1311 reiste Abt Rudolf nach Vienne und erschien beim Konzil von Vienne, das vom 16. Oktober 1311 bis zum 6. Mai 1312  stattfand. Er war nicht eingeladen und der einzige deutsche Abt in Vienne.

Er erbat sich von Papst Clemens V. (1305-1314) die Weihe.

Am 15. März 1317 schloss er mit Konrad von Alfingen einen Tauschvertrag ab “

Tauschvertrag zwischen Konrad von Alfingen (Cunrat von Ahelfingen), Ritter, und dem Stift Ellwangen, wonach ersterer die Burg zu Ywach (?) und das Gut zu Nellingen (Nallingen) mit Zugehörde von letzterem zu rechtem Lehen empfängt und dagegen die Burg unter dem Berg zu Kochenburg (Chochenburch) und seine Besitzungen in dem Ort Kochen (Chochen) mit aller Zugehörde an Ellwangen abtritt (Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 1681)

Die Burg war nun Amtssitz des Vogtes im ellwangischen Amt Kochenburg.

1397 bewohnte der Ellwanger Abt Albrecht Hack von Wöllstein (1367-1400) die Burg. 1461 wurde sie Ruhesitz von Fürstpropst Johann von Hürnheim (1460/61).

Am 5. April 1323 bestätige König Ludwig IV. (1314-1329 König, dann Kaiser bis1347) Abt Rudolf auf dessen Bitte das das inserierte Diplom Kaiser Ludwigs des Frommen von 814 April , worin dieser das Kloster in seinen Schutz nimmt und ihm Immunität mit freier Abtwahl verleiht.

Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 35

Gleichzeitig bestätigte er auch die Diplome König Ottos III. (Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 36) und Friedrichs I., den Bannforts Virgunda betreffend. (Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 38)

1328 inkorporierte der Augsburger Bischof Friedrich I. Spät von Faimingen (1309-1331 ) Kloster Ellwangen die Pfarreien Ellenberg im Ostalbkreis,  Pfahlheim im Ostalbkreis, Röhlingen heute ein Ortsteil von Ellwangen, Stödtlen Ostalbkreis und

Unterkochen und erhöhte damit das Einkommen des Klosters beträchtlich.

Abt Rudolf starb am 4. August 1322.

Auf ihn folgte Kuno II. von Gundelfingen. (1332-1367) Er war 1329 Abt von Kloster Lorch, trat dort  zurück und amtierte dann auf Anweisung von Papst Johannes XXII. (1316-1334) als Pfleger weiter.

Er stammte aus der Familie der Freiherren  von Gundelfingen, Seine Mutter war eine von Rechberg. Schon bald nach seinem Regierungsantritt ließ sich Kuno von Kaiser Ludwig die Privilegien bestätigen, die Kaiser Ludwig der Fromme

und Friedrich Barbarossa Kloster Ellwangen  gewährt hatten. Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 232 und 233 und 235.

Am 19. Oktober 1334 erhielt Kuno von Papst Johannes XXII. (1316-1334) eine Bestätigung aller Freiheiten, Immunitäten, Privilegien und Indulgenzen, die es von Päpsten, und Exemtionen von weltlichen Steuern, die es von Königen, Fürsten und anderen erhalten hat. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 56a

Auch nach dem Tode von Kaiser Ludwig ließ er von dessen Nachfolger Karl IV. (von 1345-1355 König, dann Kaiser bis 1378) Ellwangens Privilegien bestätigen.

Am 7. November 1347 “bestätigt (Karl )dem Kloster Ellwangen auf Bitten des Abts Kuno insgesamt Besitz, Freiheiten und Regalien, Gerichte, Jagd- und Forstrechte und nimmt es mit Gütern und Leuten in kgl. Schutz” Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 246]

Ebenfalls am 7. November 1347 stellte Karl eine zweite Urkunde aus. “Karl IV. verfügt, daß Abt und Konvent von Ellwangen in dem genannten Kloster, dem Kirchhof, dem Spital, den zwei Küsterhöfen, der Propstei des Klosters Zell und dem Münster und Kirchhof der Propstei Hohenberg mit dem Hofe dabei, dem Hause der Propstei in Wiesenbach und dem Hofe dabei, den Höfen Schriesheim und Altheim und der Stadt Tanne dieselben Freiheiten wie bisher geniesen sollen, daß jeder irgend eines Vergehens Beschuldigte, der die genannten Orte betritt, solange er dort verweilt, sicher sein solle”

Karl IV. – RI VIII n. 6475

1337 wurde unter Abt Kuno das erste Urbar von Kloster Ellwangen angelegt. Es war ein systematisch angelegte Gesamtregister über die Besitzansprüche bzw. die Einkünfte  des Klosters. Von den Benediktinern wiesen damals nur Weingarten. St. Blasien und eben Ellwangen solche Urbare auf.

Von den Herren von Hirnheim, einer Adelsfamilie, die im Ries ansässig und begütert war, tauschte er 1342 Frankenreute ein, heute ein Ortsteil von Westhausen im Ostalbkreis. In Westhausen war Ellwangen bereits begütert.

Auch 1359 ließ sich Abt Kuno von Kaiser Karl die Urkunden von Ludwig dem Frommen, Friedrich Barbarossa und Heinrich II. bestätigen. Karl IV. – RI VIII n. 6993

Auch die Urkunde vom 7. November 1347 ließ er erneut bestätigen. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 4427]

1360 bat Abt  Kuno um einen  anderen Beschützer. Kaiser Karl ernannte den Grafen von Helfenstein Ludwig V. (+1372), der Landvogt in Schwaben war. Die Vogtei ging aber bald wieder auf die Grafen von Württemberg über, die 1338 von Kaiser Ludwig damit

beauftragt waren. (Seckler S.120)

1347/1348 wütete die Pest in Europa und forderte zahllose Todesopfer. Nach Schätzungen starb ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Die Pest hatte Hungersnöte, soziale Unruhen aber auch Judenverfolgung ausgelöst, weil den Juden die Schuld an der Pest in die Schuhe

geschoben wurden. In Ellwangen kam es nach Seckler (S.119) im Oktober 1351 zu einem Aufstand, bei dem der St. Michaels-Turm und mehrere Gebäude Ellwangens angezündet worden sein sollen.

Wohl als Folge aus den Unruhen ließ Abt Kuno 1354  eine neue Burg  mit Mauern, Türmen und Gräben versehen, erbauen. Auch die die Siedlung wurde befestigt und mit einem Wassergraben versehen und dann von Abt Kuno zur Stadt erhoben.

Am 12. März 1350 erneuerte Abt Kuno die Gebetsbruderschaft mit Kloster St. Emmeran in Regensburg. BayHStA, Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden 543

Abt Kuno verstarb 1367. Er hinterließ allerdings ein hochverschuldetes Kloster

Sein Nachfolger wurde Abt Albrecht Hack von Wöllstein (1367 –1400 )

Er stammte  aus der Familie der Herren von Wöllstein, deren Stammsitz die Burg Wöllstein bei Abtsgmünd war.

Am 15. Oktober 1370 übertrug Kaiser Karl TV. den Schutz von Kloster Ellwangen  an Graf Eberhard II. von Württemberg (1344-1392)

“überträgt auf klage des abtes Albrecht von Ellwangen, dass mancherlei leute sein kloster an leuten und gütern beschädigen, dem grafen Eberhard von Wirtemberg bis auf widerruf den schutz dieses gotteshauses” Karl IV. – RI VIII n. 7314

Am 24. Juli 1372 freite Kaiser Karl IV. Kloster, Güter und Leute der Abtei Ellwangen, so dass sie weder vor das Hof-, Land- noch ein anderes Gericht geladen werden können, sondern nur vor den Grafen Eberhard von Württenberg als Schirmherrn. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 4.

Es scheint aber durchaus Schwierigkeiten mit den Grafen von Oettingen gegeben, denn am 13. Januar 1374 wies Kaiser Karl die Oettinger Grafen Ludwig (1370-1440) und Friedrich IV (1381-1413) sich mit dem Abt von Ellwangen zu vergleichen

“Karl IV. befiehlt den Grafen Ludwig, Ludwig und Friedrich von Oettingen, die, wie ihm der Abt Albrecht von Ellwangen geklagt hat, das Kloster wider Recht beschweren und schädigen, sich mit dem Abte zu vergleichen oder sich an den Grafen Eberhard von Württemberg, als den zuständigen Richter,

zu als den zuständigen Richter, zu wenden. “ Karl IV. – RI VIII n. 7440

Abt Albert weilte wie Seckler vermerkt (S. 120) oft am Hofe seines Schutzherren dem Grafen von Württemberg.

Daraus erklärt sich wohl auch die Urkunde, die Kaiser Karl IV. am 3. September 1378 ausstellte: Er “widerruft und annullirt alle weltlichen lehen, die der kellner, der koster und andere mönche des klosters Ellwangen in abwesenheit ihres abtes verliehen, verkauft, entfremdet oder versetzt haben.

Karl IV. – RI VIII n. 7479

1381  kaufte Abt Albrecht die Vogtei von Ellwangen von den Grafen zurück.

Am 21. Januar 1396 bestätigte Papst Bonifaz (1389-1404)  dem Kloster Ellwangen alle seine Rechte und Privilegien, den Besitz seiner Burgen, Ländereien, Zehnten, Besitzungen und anderer Güter. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 61

1389 inkorporierte er Kloster Ellwangen die Pfarreien  Bühlertann, heute Landkreis Schwäbisch Hall und Hohenberg. Hohenberg war ein Hospiz von Kloster Ellwangen. Dort steht heute eine romanische Jakobskirche aus dem frühen 12. Jahrhundert. Hohenberg war schon

1274 eine Propstei von Kloster Ellwangen.

Am 4. Dezember 1389 bestätigte König Wenzel (1363-1400) der Abtei alle ihr von seinen Vorgängern vom Reich verliehenen Privilegien, Handfesten und andere Urkunden. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 943

Am 1. Juli 1392 beauftragte König Wenzel Graf Eberhard III. von Württemberg  das Kloster Ellwangen zu schirmen. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 961
Abt Albert dankte im Jahr 1400 ab, wozu auch seine häufige Abwesenheit beigetragen haben mag, da sie nicht mit der Klosterordnung in Einklang stand und die Verwaltung ja auch nicht zum besten war, wie man auch aus dem Widerruf Kaiser Karls schließen kann.

Seine letzten Lebensjahre nach der Abdankung 1400 verbrachte der ehemalige Abt auf der Kocherburg.

Sein Nachfolger wurde Abt Siegfried Gerlacher (1401-1427). Er war der einzige bürgerliche Abt von Ellwangen und hatte seine Abtswürde als Anhänger der Reformrichtung  der württembergischen Schutzmacht zu verdanken, denn dieses Amt in der gefürsteten Abtei

war normalerweise dem Adel vorbehalten. Graf Eberhard der Milde von Württemberg (1392-1417)hatte mit päpstlicher Provision dafür gesorgt, dass Siegfried Gerlacher 1401 zum Ellwanger Abt gewählt wurde.Siegfried stammte wahrscheinlich aus Donauwörth.

Seine Profess hatte er am 12. Mai 1400 abgelegt. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 333

Von König Ruprecht (1400-1410)  bekam Abt Siegfried seinen Besitz, all seine Lehen  sowie all seine Freiheiten und die Regalien bestätigt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1033

Er kam schon 1401 in den Besitz der Herrschaft Rosenberg, bestehend aus den Ortschaften Rosenberg, Geiselroth sowie Ober-und Unterhausen, weil die Familie Rosemberg ausgestorben war. (Seckler S.121)

1409 fiel Altmannsweiler heim, das bi dahin im Besitz von Albert von Hohenhart war. (ebda) 1411 und 1422 erweiterte Abt Siegfried den Klosterbesitz in der alten Gaugrafschaft. Zu den ehemaligen Schirmvögten hatte man ja ohnehin ein angespanntes Verhältnis.

So hatte er auch dafür gesorgt, dass nach dem frühen Tod von Graf Eberhard IV. (1417-1419) 1422 eine neue Schutzurkunde Württembergs für Kloster Ellwangen ausgestellt wurde.Gräfin Henriette von Mömplgard (+ 1444), die seit 1407 mit Graf Eberhard IV. verheiratet war,

übernahm die Vormundschaft für ihre beiden Söhne Ludwig I. ((1412-1450) und Ulrich V. (1413-1480). Gemeinsam mit den sogenannten Räten regierte sie bis Ende 1421 Württemberg. Zu den Räten gehörte auch Abt Siegfried.

Er hatte ohnehin ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Graf Eberhard III. Er wurde zum Beispiel bei Abwesenheit Graf Eberhards für kurze Zeit als Verwalter eingesetzt z. B. 1406.

Nach dem Tod seiner ersten Frau Antonia Visconti (+1405) heiratete er 1406 auf Anraten seiner Räte noch einmal und zwar Elisabeth von Nürnberg, die Tochter des Burggrafen Johann III. (+1420). Im Auftrag von Graf Eberhard III. warb er

1406 zusammen mit Conrad von Geroldseck um die Braut.Conrad war der Hofmeister Graf Eberhards.

1414-1418 fand in Konstanz des auf Betreiben von König Sigismund König von 1411-bis 1433 und bis 1437 Kaiser) einberufen worden ist. Im Laufe des Konzils waren insgesamt 546 Äbte und Mitglieder von Mönchsorden in Konstanz.

Natürlich war auch Abt Siegfried anwesend. In der Causa Reformationis wurden auch Beschlüsse gefasst, die die Lebensweise von Klerikern betraf. Vom Konzil gingen auch starke Impulse zur Reform der Orden aus. Eine unmittelbare Folge

war das Provinzialkapitel der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg in der Abtei Petershausen in Konstanz vom 28. Februar 1417 bis 17. März statt.. Abt Siegfried war dabei zum Vorsitzenden gewählt worden.

Visitationen und Provinzialkapitel sollten die Klosterreform umsetzen und inhaltliches Ziel war das Einhalten der Mönchsgelübde und der Benediktsregel, wie das bereits die Bulle “Summi Magistri” von Papst Benedikt XII. (1334-1342) im Jahr 1336 formuliert hatte.

Das Konstanzer Konzil nutzte Abt Siegfried auch, um sich von König Sigmund  eine Bestätigung der Privilegien Kaiser Karls IV. zu erbitten. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1220

Abt Siegfried hatte zwar in Konstanz und Peterhausen. Eine Reform im eigenen Kloster konnte er aber nicht durchsetzen. Auch scheint der lange und kostspielige Aufenthalt in Konstanz dem Kloster finanziell nicht bekommen zu sein.

Es mussten Güter verkauft werden und zur Entlastung des Klosters wurden wieder einige Pfarreien inkorporiert werden. 1422 wurde die Sparverordnung erneuert.

Abt Siegfried starb 1427.

Sein Nachfolger wurde Johann von Holzingen (1427-1452)

Gleich nach seiner Wahl zum Abt legte er den Grundstein zu einer eigenen Stadtpfarrkirche. Von jetzt ab war die Stiftskirche nur noch Kirche für das geistliche und weltliche Klosterpersonal. Diesem stand der exemte Abt praktisch wie ein Bischof vor.

Deshalb trug er auch die Inful. Die Stadtpfarrkirche und ihre Geistlichen und Pfarreien sowie die Landpfarreien unterstanden dem Augsburger Bischof.

In Ellwangen erbaute er das Rathaus, eine Metzig und eine Tuchschranne. Auch baute er Häuser wieder auf, die 1433 und 1443 bei einem Brand in Ellwangen zerstört worden waren.

Abt Johann erwarb einige Güter unter anderem1438  weitere Anteile an der Kocherburg.

Am 12. April 1428 bestätigte König Sigmund dem Kloster seine Privilegien.  Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1284

Am 29. August 1444 stellt Kaiser Friedrich III.!440 König bis 1452 dann bis 1493 Kaiser) auf Verlangen und Bitten von Abt Johannes zwei Urkunden aus. Mit  der einen Friedrich III. – Chmel n. 1705 bestätigt er die Privilegien des Kloster und

verbietet Jagd und Fischfang in bestimmten Grenzen.Friedrich III. – Chmel n. 1706 ist ein Privilegienbrief die Freiung betreffend. Deren Verletzung, was oft geschah, wird mit einer Pön von 100 Mark in Gold belegt.

Abt Johann starb am 14. Januar 1452 .

Zu seinem Nachfolger wählte der Konvent am 18. Januar 1452  Albrecht Schenk von Schenkenstein. Graf Ulrich V.(1411-1480) ,mittlerweile Schutzherr von Kloster Ellwangen, war mit der Wahl nicht einverstanden und widersetzte sich ihr.

Abt Albrecht verzichtete im Folgejahr auf die Abtswürde , um Schaden vom Kloster abzuwenden. Die päpstliche Bestätigung erhielt Johannes von Hirnheim (1453-1460), bisher  Scholaster am Domkapitel von Augsburg, also Leiter der Domschule.

Das verweist auf den Einfluss von Kardinal Peter. Aber auch die Grafen von Württemberg mischten mit, denn Angehörige der von Hürnheim schon länger im Dienste des Grafen von Württemberg nachweisbar. Am 25. Februar 1454 bestätigte ihm Kaiser Friedrich alle Rechte und Privilegien des Kloster.Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 24

In einer Urkunde 2 Tage später befahl der dem Grafen von Württemberg das Kloster in seinen Schutz zu nehmen. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 30

Am 29. April 1454 erteilte Friedrich III. Abt Johannes das Recht mit rotem Wachs zu siegeln, ein Recht das nur Kaiser, Könige, Kardinäle und staatsrechtlich „Souveräne“  hatten. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 31.

Die Regierungszeit von Abt Ulrich war von verschiedenen Faktoren geprägt. Zum einen gab es eine deutliche Einflussnahme des Schirmers, also Graf Ulrichs von Württemberg. Dem stand der Augsburger Bischof Peter von Schaumberg (1424-1469)

gegenüber. 1450 wurde Bischof zum Kardinal erhoben und ließ sich von Papst Pius II. (1458-1464) zum Amtsantritt die nächsten beiden freiwerdenden Abteien als Kommenden versprechen. Das war die Übertragung von Klostervermögen auf eine dritte Person

unter Befreiung von den Amtspflichten.Gegen Zahlung einer Leibrente an  Peter von Schaumburg konnte das Kloster die Übertragung der Kommende verhindern.

Schirmer und Bischof griffen mit Sparmassnahmen meist auch mit Eigeninteressen verwoben und auch Reformversuchen ein. Im Konvent gab es innere Spannungen.

Die Stellung eines Priors hatte der Dekan inne. Der 1454  nach mehrjähriger Vakanz eingesetzte Dekan Ulrich von Holzinger.verließ 1457 auf Vermittlung von Kardinal Peter gegen eine Rente den Konvent. Neuer Dekan wurde Georg vom Stein zu Diemantstein. Zwischen seiner Familie

und Kardinal Peter. Franz vom Stein war Hofmeister des Kardinals und Ehemann von dessen Schwester Margarethe. Einer seiner Neffen Heinrich vom Stein war Rat des Bischofs und Vogt in Dillingen. Georg vom Stein war ein jüngerer Bruder Heinrichs und damit ebenfalls Neffe des Kardinals.

Im Umfeld von Kloster Ellwangen  war eine Stärkung der Reform zu beobachten. 1456 beschloss das Provinzkapitel eine Aufhebung des Adelsprivilegs.

Im November 1456 ließ sich Kardinal Peter von Schaumberg ein Privileg zur Reform aller Klöster in seinem Amtsbereich, auch der exemten, verlängern.

Im März 1459 ließ sich auch Graf Ulrich V. von Württemberg ein Generalprivileg zur Reform aller Klöster in seinem Machtbereich ausstellen.

Im Oktober 1459 ging es in Ellwangen um die Verlängerung der bestehenden Sparung. Außerdem sollte der Konvent innerhalb von zwei Jahren Reformstatuten aufstellen und diese von einer Kommission aus württembergischen Vertrauten überprüfen lassen, der unter anderem Propst Wilhelm von Mönchsroth und Hans von Ahelfingen angehörten.

Eine grundsätzliche Wendung gab es aber, als der Konvent und der Abt Dekan Georg vom Stein zum Prokurator an der Kurie bestimmten mit der Vollmacht 1000 Gulden, das sind etwa 198.992,00 € für das Vorhaben aufzunehmen und dem Auftrag, die Genehmigung zur Umwandlung in ein

weltliches Chorherrenstift  zu erreichen.

Um die Jahreswende 1459/1460 reiste Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg (1440-1486)nach Mantua, wo Papst Pius II. gerade den sogenannten Fürstenkongress abhielt, mit dem Ziel, Unterstützung zu einem Kreuzzug gegen die Türken zu sammeln90. Dazu gewährte er im zeitlichen Umfeld den Grafen und Fürsten, die sich an ihn wandten, eine Reihe von Privilegien. Er setzte sich auch erfolgreich für die Umwandlung Kloster Ellwangens in ein Stift ein. Papst Pius II. stellte die nötige Urkunde am 14. Januar 1460 aus..

“Papst Pius II. beauftragt auf die Bitte von Abt und Konvent zu Ellwangen hin, das dortige Benediktinerkloster in ein weltliches Kollegiatstift zu verwandeln, den Kardinal Bischof Peter von Augsburg mit der Untersuchung der Verhältnisse und ermächtigt ihn für den Fall, dass die von dem Kloster Ellwangen angeführten Gründe sich als richtig erweisen, in welcher Hinsicht er im Allgemeinen die einschlägigen Vorschriften erläßt. “Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 694

König Friedrich III. bestätigte die Umwandlung am 5.Dezember 1460.

Dekan Georg vom Stein hatte bei der Umwandlung wohl die geringste Rolle gespielt. Ihm fehlte die kuriale Erfahrung. Seine wichtigste Qualifikation scheint wohl seine Verwandtschaft zu Kardinal Peter gewesen zu sein.

Den größten Anteil am Erfolg hatte sicher der dem Papst gut bekannte Markgraf Albrecht. Er erschien ja auch persönlich in Ellwangen, um die Bulle dem Konvent zu präsentieren.

Auch Graf Ulrich hatte Vorteile. Er hatte  Mitwirkung wird über das Besetzungsrecht für die beiden Pfründen, das ihm die Bulle Papst Pius II. zustand.

Für die nunmehrigen Chorherren hatte das neue Statut durchaus Vorteile. Die Chorherren durften das für sich behalten, was zum Lebensunterhalt nötig war. Sie durften selbstständig für sich von ihrem Gehalt leben und konnten auch mehr als die Hälfte des Jahres

außerhalb von Ellwangen leben.

An der Spitze des reichsunmittelbaren Chorherrenstifts stand der Fürstpropst. Das Stiftskapitel setzte sich zusammen aus zwölf Stiftsherren (darunter neun Adelige; drei Stiftsherren konnten den fehlenden Adelstitel durch das Doktorprädikat ersetzen)nach dem

Vorbild der Apostel. Dazu  kamen zehn Chorvikare zur Besorgung des Gottesdienstes.

Der Fürstpropst stand als Dreizehnter an der Spitze des Chorherrenstifts. Er besaß als weltlicher Herr die Regalien und bekleidete den Rang eines Fürsten mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag.

Im Reichstag saß der Fürstpropst als 29. Stand auf der geistlichen Fürstenbank hinter allen Bischöfen, den Fürstäbten von Fulda und Kempten, unmittelbar vor dem Johanniterordensmeister und dem Fürstpropst von
Berchtesgaden. Auf den Konventen des Schwäbischen Kreises alternierte der Vorrang mit Kempten. Der Ellwanger Fürstpropst verfügte über quasi-bischöfliche
Rechte. Seine Kleidung entsprach dem Bischofstalar, als Insignien standen ihm Mitra, Ring und Stab zu, ebenso eine Kathedra in der Stiftskirche. Wie der Bischof hatte auch der Fürstpropst bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen:

ein Mindestalter von 30 Jahren, die Priesterweihe und den theologischen oder juristischen Doktorgrad. Allerdings ließen sich besonders für hochadelige Bewerber sehr leicht
Dispense erlangen.

Abt Johann von Hirnheim wurde 1460 zum ersten Propst von Ellwangen, resignierte aber schon 1461, wieso ist nicht ganz klar. Er lebte aber noch bis zum 10. Januar 1480.

Er bezog eine Pension von 600 Goldgulden, das sind etwa 103.508,00 €, also für damalige Verhältnisse mehr als auskömmlich,

wie aus der im Januar von Papst Pius II. hervorgeht. “Papst Pius II. übergibt die durch die Resignation des Johann von Hürnheim erledigte Propstei Ellwangen dem Albrecht von Hohenrechberg, Kleriker der Diözese Konstanz, der dafür dem alten Propst eine jährliche Pension von 600 Goldgulden zu reichen hat” Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 11

Seinen Ruhesitz nach seiner Resignation hatte Johann auf der Kocherburg

Zu seinem Nachfolger wurde Albrecht von Rechberg bestimmt und vom Papst eingesetzt. Er musste auch den Eid gegenüber dem Papst leisten

Albrecht war der Sohn von Hans von Rechberg (um 1410-1464) und dessen 2. Ehefrau Gräfin Elisabeth von  Werdenberg und Sargans (+1469). Er ist um 1445 geboren. Er besuchte das Gymnasium in Tübingen. Da war er bereits als Propst eingesetzt worden.

1477 schrieb er sich auch an der neugegründeten Universität in Tübingen ein.

(Über Albrecht von Rechberg im Diözesanarchiv für Schwaben, Stuttgart 1895  Aufsatz Schwäbische Biographien S 113-118)

“Eidesformel des Albrecht von Rechberg gegen Papst Pius II”, die in der Urkunde vom 12. Januar 1460 vorliegt.  Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 78

König Friedrich III. bestätigte  Propst Albrecht am 16. November 1481 alle fürstlichen Würden, Ehren,Regalien, Lehen und Mannschaften, Wildbänne und Gerichte.

Sein Sohn und Nachfolger Maximilian I. (König von 1486-1508, dann Kaiser bis 1519) wiederholte dies am 4. August 1495.

Albrecht war 15 Jahre alt, als er zum Propst ernannt. wurde. Die Ernennung verdankte er vor allem seinem Vater, einem treu ergebenen Gefolgsmann von Graf Ulrich V. von Württemberg, den dieser

damit für seine Dienste belohnen wollte. Mönchische Pflichten waren ihm egal. Er wurde nie zum Priester geweiht, lebte im Konkubinat und hatte zwei Söhne.

Er hatte aber von Papst Innozenz VIII. (1484-1492)1486 eine Dispens erhalten, dass er sich sieben Jahre wegen der Propstei und anderen kirchlichen Würde nicht weihen lassen musste. Außerdem sprach ihn der Papst von allen kirchlichen Strafen frei (Diözesanarchiv S. 114)

Als geistlichen Statthalter bestellte Ulrich zunächst  Ulrich von Neuneck, der aber schon 1462 starb, Sein Nachfolger wurde Dekan Ulrich vom Stein. Albrecht wurde schon mit 23 württembergischer Rat und wurde einer

der wichtigsten Räte des Grafen Ulrich. Er war immer wieder für die Grafen von Württemberg tätig. 1488 war er an einem Schiedsgericht zwischen Graf Eberhard und dem Kurfürsten von Trier Johann I. von Baden (1456-1503) und

Kurfürst Philipp von der Pfalz (1476-1508) teil. (Diözesanarchiv)

1495 war er in Begleitung von Graf Eberhard V. auf dem Reichstag in Worms.

1466 übernahm Propst Albrecht die geistliche und weltliche Verwaltung von Stift Ellwangen  selbst.

Am 25. Februar 1466 übertrug er Graf Ulrich V. und seinem Sohn Eberhard VI. (1447-1504) die Schirmvogtei über die Propstei Ellwangen. Im Gegenzug nahm Ulrich auf Bitte des Propstes das Stift in seinen Schutz.

Von 1486-1500 gehörte er dem St. Jörgenschild an, einem Ritterbund in der 2.Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dessen  Ziel war die Sicherung des Landfriedens und der eigenen Rechte.

Propst Albrecht mühte sich erfolgreich, die noch aus der Klosterzeit stammende hohe Verschuldung zurückzuführen. Er erreichte dies durch eine sparsame und kluge Hofhaltung und Verwaltung. Das Stift erholte sich in finanzieller

Hinsicht sehr schnell. So hatte er Mittel frei und konnte sie anders einsetzen. Er ließ die durch Brand beschädigte Klosterkirche wiederherstellen. Auch die beschädigten Klostergebäude wurden wieder instandgesetzt.

In Ellwangen ließ er die Kirche von St. Wolfgang 1473 erbauen. Sie wurde 1476 geweiht. Baumeister war vermutlich Hans Stiglitz von Miltenberg. Er baute auch die Liebfrauenkapelle im Kreuzgang der Ellwanger Stiftsbasilika (1473) und die zweischiffige

Bibliothek im Stiftsgebäude.

1486 verlegte Propst Albrecht ein erstmals 1335 erwähntes Ellwanger Spital – ein Armen- und Altersheim sowie Krankenhaus – aus dem Klosterbezirk in die Bürgerstadt. Das Spital 1699 bis 1702 umgebaut und erweitert und beherbergt heute das Rathaus.

Von Sigmund von Pfahlheim und Agnesa von Riedern kaufte  Propst Albrecht am 8. März 1471 ihr Schloss und Gut zu Rötlen (Rott), die Schäferei, Schenkstatt und andere Güter im Weiler Rötlen , die Vogtei der Höfe zu Steigberg , mehrere Mühlen, Weiher, Fischwasser, Wiesen, Waldungen und Eigenlehen

Staatsarchiv Ludwigsburg, B 389 U 1981

Er stand in hohem Ansehen und wurde immer wieder als Vermittler bemüht.

Er starb am 28. Juli 1502.

Auf ihn folgte Bernhard von Westerstetten. Er wurde 1502 gewählt, dankte aber schon nach 10 Monaten wieder ab. Der Grund ist nicht bekannt.

Sein Nachfolger wurde  Albert Thum von Neuburg. (1503-1521) Er stammte aus einem Adelsgeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert in Vorarlberg und Graubünden und seit 1430 im schwäbischen Raum ansässig ist.

(näheres zu Propst Albert in Beschreibung des Oberamts Ellwangen, Stuttgart 1886, S.464 f.)

Er war ein gelehrter und wohl auch sittenstrenger Propst. Er war sowohl 1506 von Johann von Staupitz (um 1465-1524) als auch 1516 von Anselm von Wien (+1535)  in ihre jeweilige Orden aufgenommen worden.

Johann von Staupitz war von 1503-1520 Generalvikar des Augustiner-Eremitenordens in Deutschland und ein Förderer des jungen Martin Luthers.

Anselm von Wien war Kommissär des Generalvikars er Franziskaner nördlich der Alpen.

1511 nahm er  an der Hochzeit Herzog Ulrichs von Württemberg  (1498-1519 und 1534-1550) mit Sabina von Bayern (1492-1564) teil. Er war württembergischer Rat und nahm in dieser Eigenschaft auf dem Tübinger  Landtag

teil,in dem es um den Armen Konrad ging. 1514 hatte der Herrschaftsstil Ulrichs zu diesem Aufstand vor allem in der Schorndorfer Gegend geführt.

Die Regierungszeit von Propst Albert war vor allem durch ein Ereignis  maßgeblich geprägt.

Das war die Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine Thesen gegen den Ablass an den Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1514-1545) geschickt oder an die Wittenberger Schlosskirche angeschlagen,

wie das Philipp Melanchthon (1497-1560) später sagte. Daraus entwickelte sich sehr rasch die Reformation.

1519 vertrieb der Schwäbische Bund, in dem auch die Fürstpropstei Ellwangen Mitglied war Herzog Ulrich aus Württemberg.

Wohl auch wegen seiner Strenge war Albrecht im Stiftskapitel nicht sonderlich beliebt. Auch  lebte er in beständigem Streit mit ihm.

Mit der Vertreibung Ulrichs hatte er dessen Rückhalt verloren. Albrecht resignierte. Aber er missachtete das Wahlrecht des Stiftkapitels.

Dieses hatte Johann von Gültlingen, einen Ellwangener Chorherren gewählt. Propst Albrecht aber hatte sein Amt gegen eine Rente von 1500 Gulden , das sind etwa 300.079,00 € an den Pfalzgrafen Heinrich (1487-1552) Davon wurden 600 Gulden wegen des Wohnrechts auf der

Kochenburg abgezogen.abgezogen. Albrecht gab sein Amt an den Pfalzgrafen weiter. Es kam daraufhin zum Streit, der bis vor den Papst gebracht wurde. Das Kapitel war exkommuniziert worden, über das Stift die Sequestration verhängt.

Schließlich vermittelten Bischof Wilhelm von Straßburg  Wilhelm II. (1506-1541) und Philipp von Rechberg (1484-1557) Dompropst in Worms und Domdekan in Augsburg.

Nun konnte Pfalzgraf Heinrich sein Amt antreten. Für ihn war die Fürstpropstei nur eine Nebenpfründe, denn er wurde 1524 Bischof in Worms (bis 1554),in Utrecht (1524-1529) und 1552 Bischof von Freising.

Schon 1522 hatte Propst Heinrich in Unterkochen und Wasseralfingen dem württembergischen Erbmarschall Konrad Thumb von Neuburg, einem Verwandten von Propst Albrecht, und dem Stuttgarter Bürger Burckhard Fürderer einen Grasplatz an sog. Bolrain in Unterkochen zur Errichtung eines Schmelzwerks, mit dem Recht, dort nach Erz zu graben. Doch war diesem Projekt kein Erfolg beschieden. In den Betrieb von Eisenwerken stieg die Propstei dann viel später ein. 1551 bewilligte die Propstei Peter von Pragenhofen am Ursprung des Kochers zu Oberkochen einen Schmelzofen, eine Hütte und Läuterfeuer hinzustellen. Ellwangen war dort Grundherr und Peter von Pragenhofen war der Propstei lehenspflichtig. 1614 kaufte die Propstei  die Werke Unter- und Oberkochen von Johann Friedrich, der diese von Herzog Friedrich von Württemberg gekauft hatte.

Der Kaufpreis betrug 55.000 Gulden, das sind etwa10.999.009,00 €, also eine sehr hohe Investition

Propst Heinrich setzte in Ellwangen Eberhard von Gemmingen als Hofmeister und Stadtvogt ein und stellte ihm den Amtmann Nikolaus Birger zur Seite.

Unter der Herrschaft der Beiden hatten die Bauern Ellwangens viel zu leiden.

1524 war an der Stadtpfarrkirche Pfarrer Georg Mumpach tätig, im Stift der Stiftsprediger Dr. Kreß, beide Anhänger von Martin Luther. Auch einige Chorherren und Chorvikare sympathisierten mit Luthers Lehre.

Stadtpfarrer Mumpach schlug 1514 14 Thesen mit reformatorischen Forderungen an der Stiftskirche an. Daraufhin belegte ihn der Augsburger Bischof von Stadion (1517-1543) mit dem Kirchenbann. Die Stadt Ellwangen stellte sich hinter ihren Pfarrer.

Die Chorherren wurden mit dem Tode bedroht und verließen großenteil die Stadt.

1525 erklärte Mumpach die Leibeigenschaft für beendet, Klöster sollten umgewandelt und zerstört werden. Auf seine Anregung hin sammelten sich etwa 600 Bauern auf der “Langen Wiese” bei Ellwangen zum Ellwanger Haufen.

Sie erzwangen Einlass in Stadt und Schloss. Am 26. April mussten die Bürger in Ellwangen die 12 Artikel  annehmen, die Vertreter der oberschwäbischen Bauerngruppen am 15. und 20. März 1520 in Memmingen verabschiedet hatten.

Am 28. April 1525 zogen etwa 2000 Bauern weiter nach Dinkelsbühl. An ihre Spitze stellten sich zwei Ellwanger Chorherren, Johann von Gültlingen, der vom Stiftskapitel zum Propst gewählt worden war, als Propst Albrecht sein Amt an den Pfalzgrafen

Heinrich abgegeben hatte und Wilhelm von Hesperg. Vor Dinkelsbühl lagerten sie und zogen von zum Kloster Mönchsroth weiter, das sie plünderten.

Nachdem es auch in Ellwangen Plünderungen und Zerstörungen gegeben hatte, wurden die Bauern dort von den Bürgern aus der Stadt vertrieben.

Auf Befehl des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz (1478-1544), dem Bruder von Fürstpropst Heinrich erschienen 300 Berittene und ebenso viele Fußsoldaten unter Führung von Ritter Reinhard  von Neudeck, pfalz-neuburgischer Hauptmann und Pfleger zu Lauingen.

Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. 436 Bauern blieben auf dem Schlachtfeld. Mumpach und Kreß wurden nach Lauingen gebracht, wo sie enthauptet wurden.

Im Staatsarchiv Ludwigsburg, B 389 Bü 582 gibt es  ein Protokoll  “Verhör des Stiftspredigers zu Ellwangen, Dr. Johann Kreß, und des Pfarrers Georg Mundtpach zu Ellwangen in Anwesenheit des augsburgischen Fiskals Johannes Has über die versuchte Einführung der Reformation im Stift und die Umwandlung der geistlichen in eine weltliche Obrigkeit mittels eines Bauernaufstandes “ mit 10 Seiten.

Der Bauernaufstand in der Fürstpropstei Ellwangen  war niedergeschlagen und auch die Reformation beendet.

Wilhelm von Hesperg und Johann von GGültlingen kamen glimpflicher davcon. Von Hesperg wurde von Ritter von Neudeck an Markgraf Kasimir von Brandenburg (1515-1527) übergeben,  von diesem aber gegen Urfehde entlassen, seiner Chorherrnwürde und seiner fahrenden Habe, welche sein Bruder erhielt, für verlustig erklärt, hatte auch das Stift für alle Zeit zu verlassen.

Von Gültlingen gibt es einen Vertrag zwischen Dekan und Kapitel des Stifts Ellwangen und Hans von Gütlingen, ehemaliger Chorherr zu Ellwangen, der wegen lutherischer Handlungen auffällig und am Bauernkrieg teilgenommen hatte. Hans von Gültlingen verzichtet auf seine Pfründe und wird stattdessen vom Kapitel jährlich 100 fl. erhalten. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 U 2 .

Nach Beschreibung des Oberamts Ellwangen, Stuttgart 1866, Abschnitt 499 entfloh Gültlingen zum Haller Haufen, verehelichte sich in der Folge und starb zu Straßburg

Anfang Juli 1425 kehrten Dekan und Kapitel wieder in ihre Residenz zurück.

In der Nachbarschaft von Ellwangen hatte sich die Reformation durchgesetzt. In Württemberg war 1534 Herzog Ulrichs von Württemberg in sein Herzogtum und hatte die  Reformation in Württemberg eingeführt. Dazu kam, dass die Württemberger Herzöge

die Vogtei über Ellwangen innehatten und Ulrich fühlte sich auch als Schutzherr und Anwalt jener Ellwanger Untertanen, die dem Protestantismus zuneigten.

In Ansbach war Markgraf Georg der Fromme (1528-1543) 1528 an die Regierung gekommen. Er war von der Lehre Luthers zutiefst überzeugt und wurde

einer der führenden evangelischen Reichsfürsten seiner Zeit,und führte  – teilweise in Kooperation mit der Reichsstadt Nürnberg – die Reformation rasch und vollständig in den Markgraftümern ein. Diese gehörten damit zu den frühesten

evangelischen Fürstentümern im Reich.

1534 war die benachbarte Reichsstadt Dinkelsbühl zu neuen Lehre übergegangen

Das alles veranlasste Propst Heinrich zu Lebzeiten seine Nachfolge zu sichern, da er eine Vakanz befürchtete. 1545 ernannte er den  Hoch- und Deutschmeister des benachbarten Deutschen Ordens in Mergentheim  Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling (1543–1566).

Das war von König Ferdinand (1531-1556, dann Kaiser bis 1564) und Kurfürst Friedrich II. (1544-1556) unterstützt worden

Als Propst Heinrich 1552 verstarb, wählte das Kapitel im März den Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg (1553-1573) zum neuen Propst. Wolfgang Schutzbar war zwar kaiserlicher Wunschkandidat. Das Kapitel befürchtete

unter ihm die Einverleibung in den Deutschordensstaat.

Das Stift hatte sich wegen der Wahl an Rom gewandt und berief sich auf seine von Kaisern und Päpsten erteilte Freiheiten. Auch Wolfgang Schutzbar hatte sich an Rom gewandt, war aber dort abgewiesen worden.

Auch Herzog Ulrich als Schutz-und Schirmherr und sein Sohn Herzog Christoph suchten eine gütliche Lösung, als sich beide Seiten an sie wandten. Aber  Wolfgang Schutzbar fiel am 4. Dezember 1552 mit 200 Reitern, einigen Hakenbüchsen und auch Geschützen in Ellwangen ein.

Das Stift rief Herzog Christoph um Hilfe an, dieser marschierte mit 6000 Mann an. Wolfgang Schutzbar zog sich zurück. Wegen der Kosten wurde ein Prozess vor dem  Reichskammergericht geführt, der sich hinzog. Unter Vermittlung der Kurfürsten von Mainz und Pfalz erklärte sich

Wolfgang Schutzbar schließlich bereit, 36.000 Dukaten, das sind etwa 7.199.351,00 € zu zahlen.

Propst Ott konnte sein Amt nun antreten.

Otto Truchseß von Waldburg wurde 1514 auf Schloss Scheer geboren.

Er war früh für eine kirchliche Karriere bestimmt. Mit 9 erhielt er die Anwartschaft auf ein Konstanzer Kanonikat, mit elf die Pfarrei Tachenhausen .

152 erhielt er ein Kanonikat am Augsburger Dom.

Otto erhielt eine solide Universitätsbildung in Tübingen, Padua, Bologna und Pavia, war zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert worden. Dort wurde er auch 1535 zum Rektor der Universität gewählt.

In Bologna hatte er Kontakt zu  Hugo Buoncompagno, dem späteren Papst Gregor XIII. (1572-1585). Zu seinem gesellschaftlichen Umfeld in Italien zählten auch der späteren Kardinal Alexander Farnese, der schon 14-jährig zum Kardinal kreiert wurde.

Von 1580 bis zu seinem Tod 1589 war er Kardinalsdekan und damit ranghöchstes Mitglied des Kardinalskollegiums. Weiter gehörten dazu Christoph  von Madruzzo (1512–78) der spätere Bischof von Trient und Brixen und Kardinal und Stanislaus Hosius (1504–79), ab 1549 Bischof von Kulm,

dann Fürstbischof von Ermland. Ab 1558 war er an der Kurie in Rom. 1559 war er Legat m kaiserlichen Hof in Wien. Hosius zählte zu den wichtigsten Vertretern und Restauratoren des Katholizismus.

Christoph  von Madruzzo war 1558 päpstlicher Legat auf dem Reichstag von Augsburg, wo er die Trauerrede auf Kaiser Karl V. hielt.

Er stand bald in päpstlichen und kaiserlichen Diensten.

1541 war er kaiserlicher Rat . Für König Ferdinand führte er zahlreiche Missionen durch.und Dann wurde er Kämmerer von Papst Paul III. (1534-1549. Er war  apostolischer Nuntius mit zahlreichen Kontakten zum  Reichstag und zu König Sigismund von Polen. O. am 10.5.1543 vom Domkapitel zum Bischof von Augsburg gewählt. 1544 wurde er

Von Papst und Kaiser protegiert wurde  er 1543 vom Augsburger Domkapitel zum Bischof gewählt. 1544 wurde er zum Kardinal ernannt und 1552 vom Papst zum Fürstpropst von Ellwangen. Otto war ein entschiedener Gegner von jeglichem Zugeständnis an die Protestanten in der Reichspolitik

und er war einer der entschiedensten kaiserlichen Parteigänger:. Von den oberdeutschen Städten forderte er massive Entschädigungszahlungen ein. In Augsburg erhielt er den Dom und die meisten Klöster und Kirchen zurück. Ein patrizisch-aristokratischer und mehrheitlich
katholischer Rat wurde dort anstelle des protestantischen Zunftregiments trotz drückender evangelischer Bevölkerungsmehrheit etabliert.

Am 5. Februar 1555 wurde in Augsburg zur dauerhaften Lösung der Religionsfrage der Reichstag eröffnet. Karl V.nahm daran aber nicht mehr teil, weil er an den Ergebnissen des Augsburger Religionsfrieden nicht mehr beteiligt sein wollte.

Zusammen mit  mit dem kurtrierischen Kanzler  Dr. Felix Hornung (1512-1566)und dem kaiserlichen Feldhauptmann und General Lazarus Freiherr von Schwendi (1522-1583) hatte Otto das kaiserliche Kommissariat für den abwesenden Karl V.  übernommen,.

Am 25. September 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede szusammen mit einer neuen Landfriedensordnung verabschiedet.
Wichtiges Ergebnis war, dass der Landesherr  das ius reformandi über sein Territorium innehatte. Die bischöfliche Jurisdiktion wurde für Gebiete der Augsburger Konfession suspendiert.

Obwohl er das in Augsburg erzielte Ergebnis theoretisch ablehnte, „benützte der Kardinal nun als Rechtsgrundlage für seine Bemühungen, die neue Lehre in seinem
Gebiet auszurotten“ (Hermann Tüchle, Reformation und Gegenreformation in der Fürstpropstei Ellwangen, in:
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur Zwölfhundert-Jahrfeier. Hrg. von Viktor Burr,Ellwangen 1964 S.238)

Von Rom aus, wo er  das Amt des Protector nationis Germanicae seit 1559 innehatte, forderte er 1559  seinen Statthalter in Ellwangen auf, einen
apostatischen Ellwanger Priester mit seiner Frau aus dem Stiftsgebiet auszuweisen. Zwei verschärfende Weisungen folgten 1560. Unter anderem sollte
die Glaubensgesinnung aller stiftischen Amtsleute überprüft werden. Unter direkten Bezug auf den Religionsfrieden heißt es im gedruckten Mandat vom
12. Oktober 1560: „Wer nicht katholisch bleiben wolle, solle nach den Bestimmungen des Reichsfriedens seine Güter verkaufen und mit Weib und Kind aus der Herrschaft ziehen. (Tüchle S. 231)

In Dillingen gründete er als Landesherr 1549 ein Collegium litterarum ner Universität,und sorgte für die Etablierung von Seminaren und Jesuitenkollegien. Papst Julius III. erhob 1551 das Dillinger Collegium in den Rang einer

Universität.Kaiser Karl V. bestätigte 1553 die Privilegien. 1563 übertrug Otto  die Universität dem Jesuitenorden.

Die katholische Konfessionalisierung  des Ellwangener Territoriums wurde unterstütz durch Reformmaßnahmen und  Mandate zur Reform des Klerus und die
zeitweilige Wirksamkeit von Dillinger und Augsburg in Ellwangen.

Auf den Dörfern hatte sich der katholische Glaube in Ellwangen durchgesetzt. In den Städten, wo das Stift nur Patronatsrechte innehatte, reichte das nicht aus. So war

Aalen 1565 unter Berufung

auf den Städteartikel des Religionsfriedens evangelisch geworden.

Otto starb am 2. April 1573 und wurde in der Kirche Sancta Maria dell’ Anima beigesetzt. In Rom hatte er den Grundstein zur Jesuitenkirche gelegt, die Kardinal Farnese entwerfen ließ.

1614 wurden seine Gebeine von Rom nach Dillingen überführt.

1573 wurde Christoph von Freiberg und Eisenberg (1573-1584) zum 7. Propst von Ellwangen gewählt.

Vor seiner Wahl war er Domdekan in Augsburg und damit für die innere Aufsicht des Domkapitels zuständig. Im Jahr als er Propst wurde, stürzte der romanische Giebel des südlichen Querschiffes der Stiftskirche ein

Der Wiederaufbau erfolgte erst unter seinem Nachfolger bis 1588).

Propst Christoph  1576 resignierte  auf sein Kanonikat..

1574 erwarb er durch Heimfall von einem Herrn von Westernach Göggingen, heute im Ostalbkreis.  1581 erwarb er von der Reichsstadt Dinkelsbühl Fragroden und Bauzenhof.

Er verstarb 1584 mit 67 Jahren

Sein Nachfolger wurde Wolfgang von Hausen (1584 –1603). Er ist um 1551 geboren und stammte aus der Familie der Herren von Hausen, die in Hausen im Tal, heute ein Ortsteil von Beuron ihren Sitz hatte.

Nach J.P. Beierlein, Medaillen auf ausgezeichnete und berühmte Bayern, München 1852, S.22 waren seine Eltern Vitus von Hausen und Barbara von Humpis aus Walrams.

Er studierte in Ingolstadt.

In seiner Amtszeit in Ellwangen ließ er einige Bauten errichten. 1588 ließ er den in der Regierungszeit von seinem Vorgänger eingestürzten Giebel des Querschiffs der Stiftskirche wieder aufbauen.

1591/92 ließ er das Statthalterpalais in Ellwangen errichten. Dort wohnte der jeweilige Stiftsdekan und damit Statthalter des Fürstpropsts in der Stadt. Dekan war damals Quirin Gottfried von Hausen mit einer Amtszeit von 1582–1601.

Er ist möglicherweise ein Bruder von Propst Wolfgang.

Das Gutleuthaus, also das Armenhaus, ließ er auch errichten. Dort befindet sich auch noch sein Wappen. Heute beherbergt es das Alamannenmuseum.

1593 veranlasste er den Umbau des Schlosses in Wasseralfingen. 1545 kam Kloster Ellwangen in den Besitz der Burg der Familie von Ahelfingen, nachdem mit Wolfgang von Ahelfingen der letzten männliche Erben der Familie gestorben war.

Das Kloster errichte in Wasseralfingen ein Oberamt. Der zuständige Oberamtmann hatte seinen Sitz in der Burg. 1590 ließ Probst Wolfgang die Burg abreißen und stattdessen bis 1593 das heutige vierflügelige Schloss mit Binnenhof errichten, das im Jahr 1729 nochmals umgebaut wurde.

In der Regierungszeit von Probst Wolfgang starben  einige Familien aus, deren Besitzungen Probst Wolfgang erwerben konnte. So kam er in Besitz von Heuchlingen, Wöllstein, Abtsgmünd und 1597 große Teile der Herrschaft Alfingen.

1585 berief Propst Wolfgang Jesuiten aus Dillingen nach Ellwangen, die für die religiöse Bildung der Bevölkerung zuständig wurde.

1600 wurde Wolfgang zum Bischof von Regensburg gewählt. Er wollte das Propstamt in Ellwangen zunächst behalten. Damit war aber das Domkapitel in Regensburg nicht einverstanden.

Als Bischof stand er in der Gunst des  bayrischen Herzogs  Maximilian I (1597- 1651). Als dieser eine Rente auf die Propstei vermittelte, dankte Wolfgang in Ellwangen ab und blieb bis zu seinem Tod 1613 Bischof von Regensburg.

Unter Wolfgang gab es in Ellwangen 1588 den ersten Hexenprozess, der Beginn eines dunklen Kapitels in der Ellwanger Geschichte.

Nur in den Prozeßserien der fränkischen Hochstifte Bamberg, Würzburg und Eichstätt sowie in der Deutschordenskommende Mergentheim lassen sich ähnliche Verfolgungszahlen nachweisen wie in der Fürstpropstei Ellwangen,wobei

in Eichstätt Johann Christoph I. von Westerstetten ab 1612 Bischof wurde. Er hatte ja schon in Ellwangen von 1611 bis 1613 für die furchtbarsten Jahre der Ellwangener Hexenverfolgung gesorgt

und hat in Eichstätt weitergewirkt. Er galt als einer der berüchtigten fränkischen Hexenbischöfe. Während seiner Amtszeit sind von 1613 bis 1630 im Hochstift Eichstätt mindestens 199 Hexenprozesse

und 176 Hinrichtungen von 150 Frauen und 26 Männern wegen Hexerei nachweisbar.

In dem Hexenprozess von 1588 von Ellwangen wurde die Hebamme Elisabeth Fürst, die „Mundistin“ genannt, als vermeintliche Hexe verbrannt.

In der ersten Verfolgungswelle 1588 kamen insgesamt 20 Menschen ums Leben, ein Mann Jacob Sinai, 17 Jahre und 19 Frauen, 5 starben in Haft eine unter der Folter und 13 wurden verbrannt.

Als Scharfrichter wurde Hans Vollmair aus Biberach geholt. Das Einzugsgebiet der Meister Hans und Christoph Hiert, das war der Schwiegersohn von Hans Vollmair reichte von Garmisch im Süden bis Langenzenn bei Nürnberg im Norden . (siehe Hans Vollmair in Mei Büchle)

Nachfolger von Propst Wolfgang wurde Johann Christoph I. von Westerstetten (1603 –1613 )

Er war der Sohn von Wolfgang Rudolf von Westerstetten zu Altenberg, eines ellwangischen Pflegers zu Wasseralfingen, und von Ursula von Riedheim zu Wasseralfingen. Die von Westerstetten waren ein schwäbisches Ministerialengeschlecht.

Mit 12 erhielt er 1575 das  Ellwangener Kanonikat  in des   Johann Egolf  von Knöringen, Bischof von Augsburg 1573-1575. In diesem Jahr begann er auch sein Studium an der Jesuitenuniversität in Dillingen. Ab studierte er an der Universität Ingolstadt und 1584 an der Universität Dôle, eine der wichtigsten Universitäten für Zivilrecht und Kanonisches Recht in Westeuropa. Alle diese Universitäten waren stark jesuitisch geprägt oder ganz in der Hand des Jesuitenordens. Johann Christoph erhielt über zehn Jahre eine fundierte Ausbildung, die ihm dann eine glanzvolle 

Kirchenkarriere ermöglichte.

Als sicher kann gelten, dass er schon während seiner Studienjahre in Dillingen und Ingolstadt prominente Theoretiker der Hexenverfolgung kennengelernt hatte, sowohl in Dillingen als auch in Ellwangen.Beide Universitäten hatten Befürworter

der Hexenverfolgung eine Plattform geboten. Petrus Canisius lehrte in Ingolstadt Theologie und war auch Rektor der Universität. Von 1559 bis 1566 war er Domprediger in Augsburg.

Auch er war ein Verfechter der Hexenverfolgung. In seinen Augsburger Predigten machte er Hexen für Unwetter und Missernten verantwortlich und warf ihnen unter anderem Kindesmord und Kannibalismus vor.

An der Universität Ingolstadt wirkte der Theologe Gregor von Valentia (1549-1603). Als Herzog Maximilian 1590 der theologischen und juristischen Universitätsfakultät einige Fragen über das Hexenwesen vorlegte, riet Gregor von Valencia in einem Gutachten zur Beibehaltung der Hexenprozesse, was jedoch kein besonderes Engagement in dieser Materie belegt, sondern lediglich den damals herrschenden Anschauungen entsprach.

Auch Alber Hunger (1545-1611) lehrte Theologie in Ingolstadt.In Ingolstadt und Freiburg lehrte der Jurist Friedrich Martini (um 1555-1630). Beide hatten sich für kompromisslose Hexenverfolgung ausgesprochen.

1589 wurde Johann Christoph in Augsburg zum Priester geweiht. 1589 wurde er Kanoniker in Eichstätt und  von 1592-1502 war er dort Kapitelsdekan und ab 1600 gleichzeitig Dekan des Augsburger Domkapitels.

1602. wurde er Koadjutor in Ellwangen und am 24. Juli 1603 zum Fürstpropst der Fürstpropstei Ellwangen gewählt.

1603 bis 1608 baute er die Burg von Ellwangen zu einem vierflügeligen Renaissance-Schloss mit achteckigen Eckturmaufsätzen um

1608 erwarb er durch Heimfall Connenweiler, heute Teilgemeinde von Stipfach im Kreis Schwäbisch Hall. 1611 erwarb er Konradsbronn, heute Ortsteil von Wört im Ostalbkreis.

1609 trat er der katholischen Liga bei, die 1609 auf Betreiben Herzog Maximilians  als Gegenpart zur Protestantischen Union in München gegründet wurde.

Der Hochaltar von St. Vitus wurde 1613 vom Biberacher Künstler Hans Dürner geschnitzt. Er hatte  im November 1583 dort  das Bürgerrecht erworben. Er verstarb vor Vollendung des Ellwangener Altars.

1611 wurden in Ellwangen die Hexenprozesse wieder aufgenommen und am 22. Dezember Dorothea Berchtold hingerichtet

Eine Besonderheit der Ellwanger Prozessserie ist der lange Zeitraum der Verfolgung, sowie die Intensität, mit der die Prozesse geführt wurden. Besonders in den Jahren unter Johann Christoph I von Westerstetten entwickelte sich eine bis dahin unbekannte Welle der Gewalt, die lediglich mit der Verfolgung in Eichstätt ebenfalls unter von Westerstetten vergleichbar ist. Von Westerstetten hatte stets die Kontrolle über die Prozesse und versuchte des Öfteren neue anzustacheln. Mit Hilfe eines von ihm veröffentlichten Dokuments, welches verschiedene Verhaltensweisen, wie Verschwendungssucht mit der Hexerei in Verdacht brachte, konnte nahezu jeder der Hexerei beschuldigt werden. Doch auch nach Amtsantritt von Johann Christoph II von Freyberg endete die Verfolgung nicht. Allerdings erreichte sie unter ihm nie das Niveau und die Intensität wie unter seinem Vorgänger, wurde jedoch trotzdem fortgeführt und erst 1618 eingestellt. Ein Grund für die lange Dauer könnten materielle Interessen gewesen sein. Während der Verfolgung gab es in Ellwangen stets eine Konfiskationspraxis, es wurde also Eigentum zugunsten des Staates ohne Entschädigung von Familienangehörigen der Hingerichteten eingezogen. Vermutlich wurden Erbanteile eines Erben beschlagnahmt, um die Prozesskosten zu begleichen. Jedoch war dies in der Fürstpropstei schwer, da oft ganze Hexenfamilien hingerichtet wurden, in diesen Fällen wurden dann individuell Geldbeträge

oder Gegenstände eingezogen.

In den beiden Verfolgungswellen in Ellwangen kamen  etwa 450 Menschen ums Leben, das war etwa die Hälfte der Ellwanger Frauen und jeder sechste Mann.

Am 4.Dezember 1612 wurde Johann Christoph vom Domkapitel Eichstätt zum Bischof  gewählt und am 14. April 1613 vom Augsburger Bischof Heinrich V) v. Knöringen (1598 – 1646) geweiht

Als Fürstbischof war er ein  Parteigänger der bayerischen Politik und wurde auch entsprechend von Herzog Maximilian gefördert.

Er starb am 28. Juli 1637 in Eichstätt.

Als Johann Christoph Bischof in Eichstädt wurde, wählte das Kapitel Johann-Christoph II. von Freyberg- Eisenberg zum(1613-1620) zum 10. Propst von Ellwangen.

Er ist 1551in Ellwangen geboren. Seine Eltern waren Hans Sigmund von Freyberg zu Hopferau (+1589), Pfleger in Rettenberg, und Sybilla von Knöringen. Er hatte 5 Brüder und war ein Neffe von Christoph von Freyberg-Eisenberg, der 1573-1584 Propst in Ellwangen war.

1561 erhielt er etwa 10-jährig das Kanonikat in Ellwangen für den resignierten Augsburger Domherrn und Ellwanger Kanoniker Marquard von Bienzenau.

1563 wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. 1575 war er zu Studienzwecken an der Universität von Löwen in den Niederlanden, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine der Hauptstädte des Humanismus.

1576 wurde er stimmberechtigter Kapitular in der Propstei Ellwangen. 1584/85 war er Scholaster,  also Leiter der Stiftsschule und stand damit nach dem Propst und Dekan an 3. Stelle der Hierarchie. Er wurde am 20. März 1613 vom Kapitel als Nachfolger von

Johann-Christoph I. gewählt. er bezog das Schloss. Auch unter ihm fanden noch Hexenprozesse statt, allerdings deutlich weniger als unter seinem Vorgänger. Die letzten Prozesse wurden 1618 geführt.

Auch unter ihm gehörte die Propstei zur katholischen  Liga. Zwar hatte Württemberg immer noch das Schirmrecht. Da Württemberg aber zur protestantischen Union gehörte, konnte das natürlich  nicht mehr gedeihlich funktionieren.

Gleich zu Beginn seiner Regierung übernahm er die jetzt einträglichen Eisenwerke in Unterkochen und Wasseralfingen, die sein Vorgänger auf den Weg gebracht hatte.

Propst Johann-Christoph II verstarb überraschend 1620 im Alter von 69 Jahren. Zwar begann 1618 der Dreißigjährige Krieg. Er hatte aber bis zu seinem Tod noch keine Auswirkungen auf die Propstei Ellwangen.

Johann-Christoph vermachte 6000 Gulden, das sind ungefähr 3.592.036,00 €  zur Umwandlung der 1611 von den Jesuiten errichteten Missionsstation Ellwangen in ein Jesuitenkolleg mit höherer Schule. Wegen des Dreißigjährigen Krieges

konnte das aber erst Jahrzehnte später realisiert werden.

Sein Nachfolger wurde Johann Jakob Blarer von Wartensee (* um 1575 † 9. März 1654 ).Seine Eltern waren der Ellwanger Hofmeister und Stadtvogt Diethelm Blarer von Wartensee und Sidonia/Siguna von Hausen, Schwester von Wolfgang von Hausen, Fürstpropst in Ellwangen 1584–1603.

Die Familie Blarer von Wartensee war ein Schweizer Uradelsgeschlecht aus St. Gallen. Die Familie gehörte als Tuchhändler zu den Patriziern von St. Gallen. Aus der Familie gingen mehrere Äbte, z. B. Gerwig Blarer, Abt von Weingarten und Ochsenhausen hervor,

mit  Jakob Christoph Blarer von Wartensee (1542–1608) der Fürstbischof von Basel, auch Ambrosius Blarer, der Reformator aus Konstanz.

Johann Jakob Blarer von Wartensee erhielt mit etwa 11 Jahren 1586 ein Kanonikat in Ellwangen. Er war auch Kanoniker in Basel und Dompropst in Konstanz.

Am 5. Mai wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. Er studierte auch an der Universität Freiburg sowie an den italienischen Universitäten Padua, Siena,Perugia (Mai 1599) und Bologna.

Am 10. Oktober 1600 wurde er stimmberechtigter Kapitular in Ellwangen.

Als Dompropst baute er zwischen 1612 und 1620 den Blarerschen Domherrenhof, heute Landgericht Konstanz.

Am 27. Januar 1621 wählte in das Ellwanger Stiftskapitel zum Propst von Ellwangen.

Der Dreißigjährige Krieg spielte noch keine Rolle in Ellwangen. Das änderte sich erst Nach der Schlacht von Breitenfeld im September 1631. Zunächst waren es die kaiserlichen Truppen unter ihren Kommandeuren Kommandeure Gallas, ab 1631 Generalfeldzeugmeister

und 1632 Feldmarschall ,  Ossa Feldmarschall und 1631 vor allem für den württembergisch-schwäbischen Raum zuständig und Pappenheim General, in der Schlacht bei Lützen 1632 tödlich verwundet, die der Bevölkerung zu schaffen machten.

Nach der Schlacht von Breitenfeld drangen die Schweden in Süddeutschland ein.

Anfang 1632 waren dann auch vermehrt feindliche und schwedische Truppen in der Gegend.

Fürstpropst Johann Jakob hatte sich mit seinen Stiftsherren nach Salzburg in Sicherheit gebracht.Von 1631 bis 1635 hielt er sich mit ihnen zusammen in Bayern. Salzburg und Tirol auf.

König Gustav Adolf I. von Schweden befahl dem schwedischen Obristen Claus Diettrich von Sperreuter (+1653) 1632 im Stift Ellwangen und in der Reichsstadt Dinkelsbühl Sammel- und Musterungsplätze einzurichten. Außerdem sollte er Teile von Schwaben und Franken zu besetzen.

Am 10. Mai besetzte und plünderte Sperreuter mit seinen Truppen umliegende Dörfer von Ellwangen, am 17. Mai kamen seine Boten und forderten die Stadt zur Übergabe auf. Es gab Verhandlungen.

Ellwangen sollte verschont, der katholische Gottesdienst erhalten bleiben gegen ein noch festzulegendes Lösegeld und wöchentliche Entschädigungszahlungen. Wohl oder übel stimmte man zu, die Schweden besetzten Schloss und Stadt. Die Summe des Lösegelds wurde später auf 12 000 Taler festgelegt, die wöchentliche Entschädigung auf 2500 Taler. Das Lösegeld betrug also umgerechnet ca. 792.000 €, kaufkraftmäßig lag das natürlich deutlich höher. Die wöchentliche Entschädigung lag bei 162.500 €. Das war für eine bereits stark geschröpfte und dazuhin dezimierte

Einwohnerzahl natürlich nicht zu stemmen.

Graf Kraft zu Hohenlohe-Neuenstein (´1610-1641) bekam vom  Schwedenkönig Karl-Adolf die Fürstpropstei als Gegenleistung für seine Unterstützung versprochen. Nach dem Tod Gustav Adolfs am 16. November 1632 musste der Graf um seinen neuen Besitz bangen.

Zunächst war die Schenkungsurkunde nicht mehr aufzufinden. Dann wollte der Kanzler Oxenstierna (1612-1654), Nachfolger des Schwedenkönigs, von einer reinen Schenkung nichts wissen, sondern forderte 80 000 Taler und eine Reihe von anderen Gegenleistungen.

Am 20. Mai 1633 zogen die Schweden ab und Hohenloher besetzten Ellwangen. Am 25. Mai mussten alle Bürger dem neuen, protestantischen Herrn huldigen. Fast wäre Ellwangen evangelisch geworden, denn der Graf wollte sich nicht an Sperreuters Versprechen halten. Er ließ umgehend die Schlosskapelle reformieren und an der Stiftskirche sollte sein Hofprediger Salomon Meyer (1627) den evangelischen Gottesdienst einführen. Die katholischen Pfarrer weigerten sich zu gehen, Bürger verweigerten dem Grafen Sondersteuern und als sich 1634 das Kriegsglück den kaiserlichen Truppen zuneigte, war dem Grafen wohl klar, dass seine Herrschaft in Ellwangen nicht von Dauer sein würde.

Nach der Schlacht von Nördlingen (6. 9. 1634) flohen die Beamten des Grafen von Hohenlohe mit ihrem Besitz vom Schloss und aus der Stadt

.Am 11. September 1634 “befreiten” die Stadt Ellwangen und nahmen wohl noch mit, was noch da war.

Ellwangen hatte schrecklich unter dem Krieg gelitten, Dörfer waren zerstört und entvölkert.

Als Propst Johann Jakob  nach Ellwangen zurückgekehrt war, ließ er die beiden Jesuitenpatres Thomas Anreiter und Johann Hefelin aus Dillingen nach Ellwangen kommen.

Sie unterrichteten dort die Bevölkerung und waren auch für die Seelsorge zuständig.

1638 hatten sie auf dem Schönenberg eine kleine Marienfigur mit Jesuskind in die Nische eines Baumstamms gestellt, eine Lorettokapelle errichtet damit viele Wallfahrer angelockt.

Johann Jakob legte dort den Grundstein für die Kapelle.

Fürstpropst Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden hatte die Bewilligung für den Bau der Kirche auf dem Schönenberg erteilt.

Propst Jakob Christoph starb nach 23 Regierungsjahren.

Die Ellwanger Fürstpröpste besaßen das Münzrecht, jedoch erst ab Fürstpropst Johann Jakob von Blarer Wartensee  sind Münzprägungen nachweisbar. Nur die Fürstpröpste Johann Jakob, Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden, Heinrich Christoph von Wolframsdorf

und  Anton Ignaz von Fugger-Glött (1756 –1787) prägten unmittelbar für Ellwangen. Andere Fürstpröpste prägten als Bischöfe oder Erzbischöfe eines anderen Fürstentums.

Sein Nachfolger wurde Johann Rudolf Graf von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg (* 1606 in Donzdorf; † 6. April 1660). Seine Eltern waren Hans Wilhelm von Rechberg und Anna Regina von Rechberg.

Mit seinen Brüdern Bernhard Bero und Heinrich Alexander wurde er am 15. Dezember 1616 an der Universität Dillingen immatrikuliert. Am 9. Mai 1623 erhielt er in der Fürstpropstei

Ellwangen das Kanonikat für den verstorbenen Kanoniker Johann Jakob Humpiß/Hundbiß von Waltrams. 1624 wurde er in Bourges immatrikuliert wo er am 5. April 1615 Prokurator, das ist Geschäftsführer  der deutschen und belgischen Nation wurde.

Vor allem im 16. Jahrhundert verfügte die Universität von Bourges über eine herausragende juristische Fakultät.

1626 stieg er zum Reichsgraf auf. In diesem Jahr immatrikulierte er sich auch an der Universität von Siena. Dort wurde er Consiliar also Berater der deutschen Nation.

Im Januar 1628 wurde er Domherr in Eichstätt für den verstorbenen Sixtus Werner Vogt von Altensummerau und Praßberg.  Hier wurde er auch 1630 zum Subdiakon geweiht.

1631 wurde er auch Domherr in Augsburg. Am 18. Juni 1635 erhielt er die Kapitularwürde und damit die Stimmberechtigung in der Fürstpropstei Ellwangen. Am 11. August 1637 wurde er auch in Eichstätt Kapitular.

Dort wurde  er Domdechant. 1638 Domdechant und am 26. Februar 1638 Propst des neuen Stifts „Zu Unserer Lieben Frau“ an der Pfarrkirche. 1645 erbat ihn Sigmund Franz Erzherzog in Österreich, Koadjutor in Augsburg, vom Eichstätter Domkapitel für die Dauer eines Jahres als Obersthofmeister, was genehmigt wurde. Am 26. Januar 1646 wählte ihn das Augsburger Domkapitel zum Administrator des Augsburger zum Administrator des Augsburger Hochstifts.Daraufhin resigniert er am 26. Februar 1647 auf die Dechantei in Eichstätt. Am 26. Januar 1649 erhielt er in Augsburg die Dompropstwürde. Fürstpropst in Ellwangen wurde er am 27. April 1654. Auf die Hochstiftsadministration resignierte er im Dezember des gleichen Jahres. Am 7. Mai 1656 wurde er Statthalter zu Dillingen.

1658 wies er vier Jesuitenpatres Ellwangen als Wohnsitz an, um den Wallfahrtsort Schönenberg ausreichend mit Beichtvätern, Priestern und Lehrern auszustatten.

Erwerbungen tätigte er nicht. Die Kriegsfolgen waren ja immer noch zu verspüren.

Propst Johann Rudolf verstarb nach 6 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Johann Christoph von Freyberg (1616–1690).

Seine Eltern waren Kaspar von Freyberg zu Altheim und Worndorf und Anna Regina von Rechberg

1626 wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. Ab 1635 studierte er an der Universität Ingolstadt. 1642 wurde er zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Ehingen,

1630 erhielt er ein Kanonikat in Augsburg und in Ellwangen.  Ein Kanonikat in Ellwangen war damals mit 2000 Dukaten im Jahr, das sind etwa 399.257,00 €. (Seckler S. 143)

Das Kanonikat in Augsburg war sicher ähnlich dotiert. Rund 800.000 €  Jahreseinkommen. Seckler (ebd.) vermerkt dazu, dass “rühmend hervor zu heben ist, dass das viele Geld den jungen Canonikus

Christoph nicht auf Abwege führte.”

Am 23. Oktober 1638 stieg er in den Zwölferkreis der Kapitulare, also der stimmberechtigten Domherren auf.

1641 bis 1655 war er in Ellwangen Scholaster in Ellwangen und anschließend Domdekan in Augsburg

Ab 1644 konnte sich Johann als Reichsfreiherr bezeichnen. Als solcher war er Hofratspräsident der Dillinger Hochstift-Regierung.

Von 1641 bis 1655 war er Scholaster der Fürstpropstei Ellwangen und anschließend Domdekan in Augsburg, ab 1660 als Dompropst. Für seine Familie kaufte er die Reichsherrschaft Justingen.

1660 wurde er als Johann Christoph III. zum13.  Fürstpropst von Ellwangen gewählt. Die meiste Zeit residierte er in Ellwangen.

Ab 1661 war er Adminstrator in Augsburg.

Schon kurz nach seinem Regierungsantritt ließ er 1661/62 die Stiftskirche St.Vitus in ihrem Inneren von Constantin Bader  (um 1597- 1681) einem Meister der Wessobrunner Schule in frühbarockem Stil umgestalten.

1663 tauschte er von der Reichstadt Dinkelsbühl Wörth gegen den nahe bei Ellwangen liegenden Weiler  Breitenbach ein.

Am 18. August 1665 wurde er zum  Fürstbischof von Augsburg gewählt. Das blieb er bis zu seinem Tod am 1. April 1690.

1674 stellte er einen Verweser in Ellwangen auf. 1674  gab er sein Amt als Fürstpropst von Ellwangen zu Gunsten seines von ihm sehr geschätzten Nachfolgers Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden.

Als Bischof legte er am 16. Juni 1682 legte er den Grundstein zur Wallfahrtskirche Schönenberg.

Er wurde 1690 in der Wolfgangskapelle des Augsburger Domes bestattet.

Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden ist am 23. April 1640 in Hohenstadt, Gemeinde Abtsgmünd im Ostalbkreis, geboren.

Er stammte aus dem Rittergeschlecht der Adelmann von Adelsmannsfelden, einem Ministerialengeschlecht des Klosters Ellwangen.

eine Eltern waren der Konvertit Wilhelm Christoph Adelmann von Adelmannsfelden, Herr zu Hohenstadt, Schechingen und Leinweiler (* 1606; † 1659), und dessen zweite Frau Maria Magdalena geborene Freiin von Rechberg zu Hohenrechberg (* 1614; † 1669). Er war der älteste Sohn.

Nach Seckler verzichtete er auf das Erstgeburtsrecht zu Gunsten seines einzigen Bruders und ging nach Rom, um dort Theologie  zu studieren. (S. 145) Das ist die einzige Quelle, die diesen Studienort nennt. Sonst wird immer die Immatrikulation

in Dillingen 1651 angegeben. Dort verfasste er 1657 seine Dissertation mit  dem Thema „De anima“ (über die Seele) Am 24. November 1654 erhielt er ein Kanonikat in Ellwangen

1655 wurde er Domherr in Augsburg; 1662 erhielt er dort die Subdiakonatsweihe. Im gleichen Jahr wurde er in Ellwangen Kapitular. 1666 ist er als Dechant, das entspricht dem Dekan in Ellwangen nachgewiesen. Am 4. Juni 1667 wurde er in

Augsburg zum Priester geweiht. In diesem Jahr  wurde er in Ellwangen zum Administrator des Fürstpropstes gewählt. Da war dieser bereits in Doppelfunktion seit zwei Jahren Bischof in Augsburg.

Im Auftrag des Augsburger Fürstbischof reiste er im Januar und noch einmal im Oktober 1670 in diplomatischen Angelegenheiten nach Mainz.

Ab August 1671 amtete er als Domdechant in Augsburg und resignierte im Oktober 1671 auf die Dechantei in Ellwangen.

1674  resignierte Fürstpropst Johann Christoph von Freyberg  in Ellwangen. Seckler mutmaßt, dass das nur geschah, um in Ellwangen den von ihm geschätzten Johann Christoph als seinen Nachfolger vor schlagen zu können (S.145)

Am 18. April 1674 wählte man ihn in Ellwangen als Johann Christoph IV. zum Fürstpropst; auf die Augsburger Domdechantei resignierte er im gleichen Jahr.

Er galt als sehr fromm und ließ sich 1677 eine Privatkapelle im Ellwanger Schloss errichten.

Am 14. Februar 1680 wurde Johann Christoph in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

1681 berief er den Jesuiten Phillip Jenninger (1642-1704) nach Ellwangen. 1670 kam dieser als Seelsorger auf den Schönenberg. Er konnte Fürstpropst Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden im Verlauf eines schrecklichen Gewitters am 14. September 1681 für den Bau der Schönenbergkirche und ihre Finanzierung gewinnen. Denn mit Hilfe der Muttergottes war ein verheerendes Feuer durch einen Blitzeinschlag in der Stadt abgewendet worden.  Dieser Blitzschlag, der nicht stattgefunden hatte, hat den Ruf des im Entstehen begriffenen Wallfahrtsort natürlich weiter gesteigert.

Pater Philipp Jenninger wurde im Juli 2022 in Ellwangen  seliggesprochen.

Am 16. Juni 1682 legte Johann Christoph  den Grundstein zur Schönenbergkapelle. Für den Bau wurde der Vorarlberger Michael Thumb (1640–1690) berufen. Er ist Schüler von Michael Beer (um 1605-1666), der rege Kontakte zu den Jesuiten hatte. Wie dieser pflegte auch sein Schüler die Kontakte zu den Jesuiten.

In der Nachfolge von Michael Beer vollendet er 1677 das Jesuitenkollegium in Landshut vollendet. Dort ist der Jesuitenbrüder Heinrich Mayer für den Neubau zuständig. Bei dieser Gelegenheit lernt er ihn kennen. Diese Bekanntschaft bei den Jesuiten verschafft Michael Thumb den Bauauftrag der Wallfahrtskirche in Ellwangen. Die Jesuiten sind  Betreuer der Wallfahrt und wohl auch des Neubaus.

Die Jesuiten nehmen nicht nur auf die Baumeisterfrage und die Architektur Einfluss. Sie greifen bei Bedarf in Planung und Bau direkt ein. Das zeigt sich nach zwei Sommern Bautätigkeit auf dem Schönenberg. Ende 1683 kommt Bruder Heinrich Mayer nach Ellwangen und übernimmt anstelle des Baumeisters die Leitung der Planung. Michael Thumb wird Anfang 1684 ausbezahlt. Heinrich Mayer nimmt jetzt entscheidende Verbesserungen in der Planung vor.  Er gibt dem Raum Höhe.

1685 sind die Gewölbe erstellt. Nach Entwürfen von Bruder Heinrich Mayer entsteht auch eine reiche und raumprägende Stuckierung. Sie wird unter seiner Leitung ab 1686 durch einen Ellwangener Stuckateurtrupp unter Meister Melchior Haudt ausgeführt.

1685 wurde die Kirche geweiht

Er besaß eine bedeutsame Bibliothek, sowie mathematische Instrumente, die er dem Stiftskapitel Ellwangen vermachte

Propst Johann Christoph starb am 26. August 1687.

Zu seinem Nachfolger wurde Heinrich Christoph von Wolframsdorf (1687-1689)  gewählt. Er stammte aus dem thüringischen Adelsgeschlecht von Wolframsdorf.

Er ist am  4. Februar 1646 in Nordhausen in  Thüringen geboren.  Sein Vater  Heinrich Reinhard und seine Mutter Elisabeth Christina von Heilingen waren beide lutherisch. Heinrich Christoph ging schon sehr jung nach Trier und konvertierte dort mit 8 Jahren.

Bischof Philipp Christoph von Sötern (1623 bis 1652) empfahl in für das  Collegium Germanicum Hungaricum in Rom. Dort trat er 18-jährig 1662 ein. Dort glänzte er mit guten Leistungen und wurde auch mit der Betreuung der Alumnen betraut.

Bei seinem Abgang in Rom verlieh ihm Papst Alexander VII. (1655- 1667) ein Kanonikat in Ellwangen. Schon nach 4 Jahren wurde er 1671 Dechant in Ellwangen und das Kapitel wählte ihn zum Administrator, also zum amtierenden Leiter.

Am  2. Oktober 1687 wurde er zum Fürstpropst gewählt.

Er war ein Liebhaber von Bauten und vollendete die Lorettokirche auf dem Schönenberg. Auch am Schloss und anderen Bauten ließ er Verschönerungen anbringen.

Unter Propst Heinrich Christoph waren die Franzosen in Süddeutschland eingefallen. Es gab die ersten Probleme.  Vom Stift Ellwangen hatten sie Kriegskontributionen verlangt, die den Franzosen zu schicken waren.

Kurz danach brachten Boten die Brandschatzung aber zurück, da die Franzosen bereits wieder abgezogen waren.  Seckler meint, dass so das Geld besser zum Ausbau der Schönenbergkirche verwendet werden konnte. (S.146 f.)

Propst Heinrich Christoph starb am 7. Juni 1689 nach nur zwei Regierungsjahren an einem Schlaganfall im Alter von 43 Jahren.

(zu seinem Werdegang siehe auch Kardinal A. Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom, Freiburg 1895 S. 54)

In Ellwangen hatte auch der Neffe von Heinrich Christoph Heinrich Wilhelm von Wolframsdorf  ein Kanonikat inne und zwar bis zu seinem Tor 1721. Und auch er war ein  Schüler des Germanicums in Rom.

Sein Nachfolger  wurde Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1689-1694). Er war das sechste Kind von Kurfürst  Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1653-1690) und der hessischen Landgräfin Elisabeth Amalia Magdalena ( 1635 –  1709 )

Seine Schwester Eleonore Magdalene Therese (1655–1720) heiratete 1676 Kaiser Leopold I. (1658-1705).

Kaiser Leopold I.  gilt als der Begründer der österreichischen Donaumonarchie. Seine Regierungszeit stand im Zeichen einer erneuerten Reichspolitik. Auch die Reichskirche führte er zu neuer Blüte.

Dort war das Reichsoberhaupt durch seine Kommissare bei Bischofs- und Abtswahlen ständig präsent. Da das Kaiserhaus nicht genug eigene passende Kandidaten hatte,

übten hier verwandte und befreundete Dynastien wie die Pfalz-Neuburger, die Lothringer oder die Schönborn eine Art Stellvertreterfunktion für das Kaiserhaus aus.

Das zeigte sich auch an der Fürstpropstei Ellwangen. Bis 1689 war Eiiwangen eine Domäne des niederen Adels, insbesondere gestützt auf die Reichsritterschaft am Kocher. Aus dem Kapitel selbst gingen 13der 20 Fürstpröpste hervor. Dies änderte sich

mit dem Einbezug Ellwangens in die große Reichskirchenpolitik des Kaisers und der katholischen Dynastien. Die nun in Ellwangen zum Zuge kommenden Familien wie Pfalz-Neuburg, Schönborn

und Sachsen betrachteten das Fürststift als eine einträgliche Nebenpfründe. Auch das Kapitel selbst begann sich nun stärker auf den Hochadel hin umzustrukturieren. Während Fürstpröpste aus dem niederen Adel

meist auf andere Kollegiatspfründen verzichten mussten, konnten hochadelige Inhaber aufgrund von Dispensen verschiedene Ämter und Pfründen mit Ellwangen kombiniere . Die geforderte Residenzpflicht wurde in diesen Fällen

kaum wahrgenommen. Die auswärts residierenden Pröpste bestellten meist den Dekan zu ihrem Statthalter und betrauten ihn mit den Regierungsgeschäften.

Die Kurfürsten von Pfalz-Neuburg (seit 1685) setzten nun verstärkt auf Wien. Besiegelt wurde die Zusammenarbeit auch durch die Ehe Kaiser Leopolds mit Eleonore von Pfalz-Neuburg. Sie setzte sich nun  in Wien für die Ziele und Interessen

der pfälzischen Dynastie ein. Ihre Brüder Ludwig Anton und Franz Ludwig machten beide wie im weiteren gezeigt wird, in der Reichskirche beachtliche Karrieren.

Der Vater Kurfürst Philipp Wilhelm war streng katholisch gesinnt. Da Ludwig Anton er für die kurfürstliche Nachfolge zunächst nicht in Frage kam,  wurde er  für den geistlichen Stand vorgesehen.

Von Kindheit an versah man ihn mit vielen Domkanonikaten, um seinen Aufstieg in der Reichskirche vorzubereiten

Schon  1662, da war Ludwig Anton gerade mal zwei Jahre alt, bat sein Vater Papst Alexander VII.um eine Altersdispens für die Tonsur und Zulassung zu den Benefizien für seine drei-, zwei- und einjährigen Söhne
Wolfgang Georg, Ludwig Anton und Karl Philipp.

1664 bewarb sich sein Vater für Ludwig Anton um das Amt des Deutschmeisters.

1664  wurde Ludwig Anton  Domherr in Köln

1665 stellte sein Vater für Ludwig den Antrag  auf Aufnahme in den Deutschen Orden. Der Orden erteilte eine Absage unter Verweis auf die Ordensstatuten und
mit dem Versprechen Ludwig Anton dann aufzunehmen, sobald er das vorgeschriebene Alter von 18 Jahren erreicht habe

Ab 1688 erhielt Ludwig Anton eine sorgfältige und umfassende Ausbildung. Er besuchte auch die Jesuitenuniversität in Dillingen.

1668 er hielt er auch v on Papst Clemens IX. (1667-1669) eine Altersdispens für alle Kanonikate. Er erhielt ein Kanonikat in Mainz und 1669in Straßburg.

Mit Urkunde des französischen Königs Ludwig XIV.(1643-1715), seines Taufpaten, wurde Ludwig Anton Abt der Benediktinerabtei Fecamp in der Normandie
und erhielt dort die reichen Erträge. Papst Clemens X. (1670-1676)bestätigte diesen Vorgang, datiert vom 4. September 1673

1674 erhielt er ein Kanonikat in Speyer

1675 übertrug ihm Papst Clemens X. die Propstei in Odenheim, ein freiadliges Ritterstift. Nach Einspruch des Kapitels einigte man sich im Dezember 1676 und wählte Ludwig Anton zum Koadjutor des Propstes.

Im Frühsommer  betrieb Ludwig Antons Vater  für den nun 18-jährigen Prinzen die Aufnahme in den Deutschen Orden und die Koadjutorie des Deutschmeisteramtes. Große Unterstützung hatte er aus Wien, wo ja sein Schwiegersohn

Kaiser war. Das dafür notwendige Geld, u. a. für den Hofstaat, in Höhe von 20.000 Reichstalern, das sind heute etwa  135,600 €, musste  sein Bruder Johann Wilhelm aufbringen.  Diesem gelang es, das Geld ratenweise zu überweisen.

Am 10. Dezember 1679 trat er in Mergentheim in den Deutschen Orden ein. Die Einkünfte aus seinen geistlichen Pfründen durfte  er mit päpstlicher Erlaubnis weiterhin behalten.

Am 16. Dezember wurde er zum Koadjutor gewählt.

Vom Kaiser  bekam er ein Kommando im Heer in Ungarn. Dem Kaiser hatte er Angeboten, ein Regiment auf seine Kosten aufzustellen.

1681 stellte er das Regiment “Neuburg” auf und wurde mittels kaiserlichen Patents zum Obristen und Befehlshaber über dieses Regiment ernannt.
1685 wurde er als Deutschmeister inthronisiert, nachdem sein Vorgänger, für den er ja Koadjutor war, verstorben ist.

Ludwig Anton wurde  (im Alter von 25 Jahren) zum Kaiserlichen Feldmarschallgeneralleutnant (entspricht Generalleutnant) ernannt.

Im Juni 1686 wurde Ofen belagert. Ludwig Anton kommandierte einen Teil der Belagerungsarmee.

1687 musste er das Heer bei Szegedin wegen mehrerer schwerer Fieberanfälle verlassen. Das war sein letzter Einsatz in Ungarn. Sein Gesundheitszustand war nach wie vor sehr schlecht.

Am 18. Juli 1688  erhielt er die Subdiakonatsweihe durch den päpstlichen Nuntius Tanara(1687-1690) in Köln.Die Subdiakonatsweihe ist Voraussetzung für das aktive und passive Wahlrecht bei einer Bischofswahl; sie ist auch Voraussetzung für den Aufstieg in der Reichskirche.

Am 24. September 1688 erklärte der französische König Ludwig XIV. dem  Reich den Krieg. Er fiel in die Pfalz und das linksrheinische Gebiet ein. Sehr schnell fiel dort die Festung Phlippsburg, dann   Frankenthal.

Am 8. September floh Philipp Wilhelm, bereits 73 Jahre alt und kränklich, überstürzt mit seiner Familie von Heidelberg  nach Neuburg.
Ludwig Anton musste widerstrebend stellvertretend die Regierung in der Pfalz übernehmen

Ludwig Anton übergab Heidelberg gegen freien Abzug und begab sich nach Mannheim.
10. November fiel auch Mannheim

Ludwig Anton ging sich  Ellingen und erlitt erneut einen schweren Fieberanfall. Er bat seinen Vater, ihn von der Administration in der
Pfalz zu entbinden, da es dort ohnehin nicht mehr viel zu verwalten gäbe.

Im Mai 1690 wurde er zum Generalfeldzeugmeister ernannt.

Der Widerstand gegen die Franzosen formierte sich mit einer Armee von 62.000 Mann.
Das Regiment von Ludwig Anton traf unter seinem Kommando in Ehrenbreitstein bei Koblenz ein.. Sein persönlicher Einsatz in diesem Jahr als Heerführer ebnete ihm den Weg auf Mainz, Worms, Lüttich
und Ellwangen.
Mit Urkunde vom 14. Mai1691  erteilte  ihm Papst Innozenz XII. (1691-1700) die Erlaubnis, für zwei Jahre am Kriegsgeschehen teilzunehmen, trotz seines Kanonikats in Köln und Lüttich.

Bei der Belagerung von Mainz wurde er am 4. August 1689 wurde er von einer Falkonettkugel getroffen. Außer Blutergüssen und Prellungen erlitt er aber keine ernsthaften Verletzungen.

Am 22. August 1689 wurde er in Abwesenheit zum Fürstprobst von Ellwangen gewählt.
Neben zusätzlichen Einnahmen erhielt er eine weitere Stimme im Reichsfürstenrat und eine rangmäßige Aufwertung.

In der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg stiftete er die beiden vorderen Altäre seinen beiden Namenspatronen

Am 19. April 1691 wurde zum Koadjutor des Mainzer Erzbischofs gewählt. Argumente für ihn waren, dass es in dieser Zeit nicht nur auf geistliche,
sondern auch auf militärische Führung ankomme sowie großer, politischer Einfluss notwendig sei.
Ihm wurde  bald die Reorganisation des Militärwesens im Erzstift übertragen. Er wurde  von der ständigen Anwesenheitspflicht ausdrücklich befreit, um auch seinen anderen Verpflichtungen nachkommen zu können.

Am 12. Oktober 1691 wurde er einstimmig zum Bischof von Worms gewählt.

Am 26. April 694 erkrankte er an Fleckfieber. Er starb am  4. Mai 169 im Alter von 34 Jahren. Er ist vermutlich in der Jesuitenkirche St. Andreas in Düsseldorf bestattet.

Sein Nachfolger wurde sein Bruder Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694 –1732 ) Er ist am 24. Juli 1664 in Neuburg an der Donau geboren und war vier Jahre jünger als sein Bruder Ludwig Anton.

Franz Ludwig hatte eine ähnliche Ausbildung wie sein Bruder Ludwig Anton. Ihr Vater Philipp Wilhelm schon in frühester Kindheit seiner Söhne deren Karriereweg geebnet.

Die Familie Pfalz-Neuburg stellte einen Höhepunkt des Zugriffs des Hochadels auf hohe kirchliche Ämter dar. Nicht nur der Werdegang von Ludwig Anton illustriert das bestens. Franz Ludwig wird jetzt dargestellt.

Daneben hatte die Familie mit Wolfgang Georg Friedrich (1659– 1683) einen Weihbischof in Köln und mit Alexander Sigmund (1663–1737 einen Fürstbischof von Augsburg von 1680-1737.

Auch die Töchter waren bestens verheiratet.

Eleonore Magdalene Therese (1655–1720) war die 3. Gemahlin von Kaiser Leopold.

Marie Sophie Elisabeth (1666–1699) war mit König Peter II.. von Portugal (1683-1704) verheiratet.

Maria Anna Adelheid (1667–1740) war die Gemahlin von  König Karl von Spanien (1665-1700).

Dorothea Sophie (1670–1748) heiratete Herzog Odoardo II. Farnese von Parma und Piacenza(1666–1693) und nach dessen Tod den Bruder Herzog Francesco Farnese von Parma und Piacenza (1678–1727).

Hedwig Elisabeth Amalia ( 1673–1722) war die Gemahlin von Jakob Ludwig Sobieski von Polen (1668–1737), der Thronprätendent auf den Thron Polen-Litauen war.

Franz Ludwig erhielt eine humanistische Ausbildung von den Barmherzigen Brüdern und den Jesuiten in Düsseldorf und Neuburg.

1673 erteilte ihm Papst Clemens X. die Altersdispens, so dass dieser die Propstwürde und andere Würden in Domkirchen übernehmen konnte.

Ab dem 10. Lebensjahr 1674 erhält er  wie seine für den geistlichen Stand vorgesehenen Brüder) eine theologische Ausbildung durch Hauslehrer.

1677 empfing der niederen Weihen in der Neuburger Schlosskapelle durch den Augsburger Weihbischof Kaspar Zeiler (1645-1665).
(Die niederen Weihen (= Minores) sind Voraussetzung für Übernahme geistlicher Pfründe)

Im Alter von 14 erhielt er ein Kanonikat in Olmütz. Ein Jahr später erfolgten Kanonikate in Münster, Speyer und Straßburg.

Am 30.6.1683 zum Bischof von Breslau postuliert . Dies geschah mit starker Unterstützung des Wiener Hofes. Die Beziehungen wirkten. Franz Ludwig war ja Schwager des Kaisers.

Am 15.1.1685 wurde er zum kaiserlichen Oberlandeshauptmann von Schlesien ernannt und vereinigte so für Jahrzehnte die oberste geistliche und weltliche Gewalt in Schlesien.

Als Bischof von Breslau ordnete er die kirchliche Administration in Schlesien neu. Er sorgte für die Wiederansiedlung von Orden, verbunden auch mit dem Neubau von Kirchen und Klöstern.

Dazu kam die Einrichtung von Schulstiftungen. Das alles unterstützte die habsburgische Gegenreformation.

Er wirkte auch an der Gründung der Breslauer Jesuitenuniversität mit, nach ihrem Gründer Leopoldina genannt. Allerdings entsprach sie nicht den Vorstellungen Franz Ludwigs, denn ihm wurde

an der Leopoldina kein Amt oder irgendein Mitwirkungsrecht eingeräumt.

Nach dem Tod von Ludwig Anton musste in Ellwangen ein neuer Propst gewählt werden. Die äußeren Bedingungen waren nicht günstig.  Noch war der Krieg im Westen nicht beendet und ein Frieden mit Frank-
reich nicht geschlossen.  Kaiser Leopold setzte sich für Franz Ludwig ein.

Die Wahl war „nicht mit einhelligen votis“, sondern nur „per maiora“ erfolgt. Doch scheint die Rücksicht auf die „gefährlichen Kriegsconjuncturen“, auf die das Kapitel in
seiner Mitteilung vom Tode Ludwig Antons selbst hinwies, alle anderen Gedanken zurückgedrängt haben.

Am 8. Juni 1694 wurde Franz Ludwig  mehrheitlich nach Vorlage einer päpstlichen Wählbarkeitsbulle als Nachfolger seines verstorbenen älteren Bruders Ludwig Anton  zum Fürstpropst von Ellwangen gewählt.
Am 2. Dezember 1694 wurde er nach Vollendung   des 30. Lebensjahr von Papst Innozenz XII. in diesem Amt bestätigt.

Kaiser Leopold versicherte am 29. September 1694 in einem Schreiben dem Ellwanger Kapitel, dass seine Wahlhilfe für den neuen Propst mit Rücksicht auf dessen Qualitäten und zum Besten

für das Stift erfolgt sei.

Für Franz Ludwig bedeutete die Wahl eine Stimme im Reichsfürstenrat und damit eine Stärkung seiner Stellung. Seine Einnahmen wurden  um 80.000 Reichstaler, das sind etwa 542.400 € erhöht.

Das sind gegenüber dem Bistum Breslau relativ kleine Summen, denn dort werden 100.000 Gulden (das sind etwa 17.334.190,00 €) bis 150.000 Gulden genannt.

Ein Motiv für die Übernahme dieser wenig einträglichen Fürstpropstei lag wohl darin,dass auch kleine Territorien wie Ellwangen Stützpunkte pfalz-neuburgischer und damit kaiserlicher Macht sein können. Auch Ellwangen gehörte zum Sperrriegel gegen Frankreich

entlang des Rheins zu den vorderösterreichischen Landen.

12. Juli 1694 wird in einstimmiger Wahl Franz Ludwig zum Fürstbischof von Worms gewählt.

Der Papst hatte Propst Franz Ludwig von der Residenzpflicht in Ellwangen befreit. Er regierte das Stift von der Ferne, aber mit Erfolg.

1699-1702 wurde das alte Spital (s.o.) unter Franz Ludwig umgebaut und erweitert.  Sein barockes Aussehen erhielt es 1749 – 1752 nach Plänen des Stadtbaumeisters Prahl, der bei den Maßnahmen auch Balthasar Neumann zu Rate zog

1700 baute Franz Ludwig ein Priesterhaus bei der Kirche auf dem Schönenberg. Dabei fasste er auch den Plan zur Gründung eines Priesterseminars ins Auge gefasst. Diese Anregung gab  der Generalvikar in Augsburg am 8. April 1728 an den Statthalter zu Ellwangen weiter. Franz Ludwig legte darauf dem Kapitel, der Regierung und der Finanzkammer die Errichtung eines Priesterseminars gemäß den Anordnungen
des Konzils von Trient vor. Da die Finanzierung nicht gesichert war, fasste das Kapitel keine Beschlüsse. Erst Fürstpropst Franz Georg Graf von Schönborn baute das Priesterseminar im Jahre 1756

Trotz der Krisensituation des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) bescherte der neue Propst dem Stift eine ruhige Phase.

Er tilgte die auf dem Stift lastende Schuld von 45.000 Gulden, das sind etwa 7.800.385,00 €, völlig.

Er kaufte viele von der Propstei veräußerte Güter wieder zurück

Am 23. Mai1707 überschritt der französische Marschall Villars (1653-1734) 23. Mai die deutschen Linien bei Bühl und Stollhofen  (Gemeinde Rheinmünster), drang bis Gmünd und Aalen bis kurz vor Ellwangen vor.

Erst dann konnten die Österreicher die Franzosen wieder zurückdrängen. Die Gegend von Ellwangen hatte damals viel zu leiden. Aber Propst Franz Ludwig half tatkräftig zumal er wie oben ausgeführt ja über ein

entsprechendes Einkommen verfügte. Laut Seckell stammt das Wort “unterm Krummstab ist gut leben” aus Ellwangen und bezieht sich auf diese Zeit.(S.148)

.1700 fasste der Propst den Plan einer Errichtung eines Priesterseminars ins Auge. Die kreisständischen Deputierten an Donau, Lech und Iller hatten die Errichtung eines „Klerikalseminars“ in der Augsburger Diözese

1709 schlug der Blitz in die Schönenbergkirche  und brannte in der Folge völlig aus. Propst Franz Ludwig begann noch im selben Jahr mit der Erneuerung der Kirche.

Er kann den Mainzer Oberbaudirektor Johann Maximilian von Welsch (1671–1745) gewinnen, der in Diensten des Erzbischofs Lothar Franz von Schönborn stand.

Welsch bringt 1710 seine Meister der Favorite, das Lustschloss, das Lothar Franz von Schönborn zu dieser Zeit in Mainz erbauen ließ, den Tessiner Stuckateur Carlo Maria Pozzi (1676 bis nach 1736) und den Tiroler Freskanten Melchior Steidl (1657-1727)

nach Ellwangen. Pozzi erstellte die Risse für eine völlig neue Stuckdecke. Angefertigt wurde sie aber nicht von Pozzi sondern von  dem Ellwanger Bildhauer, Altarbauer und Stuckateur Melchior Paulus (1669–1745). Paulis hatte schon als Geselle für die alte

Ausstattung gearbeitet. Das Hochaltarbild ist ein Wechselblatt, vorne die «Himmelfahrt Mariä» des Breslauer Hofmalers Johannes Classen, hinten, nur in der Weihnachtszeit sichtbar, die «Geburt Christi» des kurpfälzischen Hofmalers  Antonio Bellucci (1654-1726)

1715 war die Wiederherstellung abgeschlossen. Sie hatte etwa 17.000 Gulden, das sind  etwa 2.926.482,00 € ,gekostet.

Geweiht wurde sie 1729 vom Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr (1718 –1749) geweiht.

Heute findet dort jährlich eine Vertriebenenwallfahrt statt, bei der immer wieder prominente Redner wie Bundeskanzler Adenauer oder Helmut Kohl aufgetreten sind.

Die Schönenbergkirche wird heute  vom Redemptoristenorden betreut.

1717 wurde das Pfarr- und Dekanatshaus gegenüber der Marienkirche erbaut. Dort war auch die Kapitelsbibliothek untergebracht. Das Gebäude diente auch als Stadtpfarrhaus. Heute
ist es das „Haus der Justizreferendare“

1720 ließ Franz Ludwig die ehemalige  Kustorie, das war Amtssitz des Stiftskustors (Marktplatz 3) errichten.

1720 entstand in den Wirtschaftsgebäuden des Schlosses durch nass eingebrachtes Futter ein Brand. Auch die Wohngebäude sowie der gesamte Dachstuhl waren beschädigt worden.

Er beauftragte den Baumeister der Deutschordensballei Franken in Ellingen Franz Keller (1682-1724) mit der Wiederherstellung und den notwendigen Umbauten. Die Arbeiten dauerten von 1720-1727.

Wieder hergestellt bzw. neu gebaut wurden Treppenhaus, Thronsaal und Speisesaal. Die Kosten beliefen sich auf 10.000 Gulden das  sind etwa 1.717.167,00 €.

1611 kamen die Jesuiten nach Ellwangen und Fürst Johann-Christoph II. von Freyberg- Eisenberg . Bei seinem Tod hatte er ja 6000 Gulden zur Umwandlung der Jesuitenniederlassung in ein Jesuitenkolleg hinterlassen (siehe dort)

Aber erst unter Franz Ludwig wurde das konkretisiert. Am 31. Juli 1720  wurde der Grundstein zum Jesuiten-Kolleg gelegt. Die Bauleitung hatte der Jesuiten-Ordensbruder Jakobus Amrhein (1673-1724)

Er vollendete den Bau in zwei Jahren. Gestiftet wurde es vom Ellwanger Stiftsdekans Ignatius Desiderius von Peutingen. Er war 1697 zum Stiftsdekan ernannt worden. Bei seinem Tod setzte er die Ellwanger Jesuiten als Alleinerben ein.

Heute ist im Gebäude des Jesuitenkollegs die Staatsanwaltschaft Ellwangen untergebracht. 1722 wurde mit dem Bau des Jesuitengymnasiums begonnen Wieder unter Bauleitung von Jakob Amrhein wurde es 1723 fertiggestellt. Die Kosten beliefen sich auf

14.000 Gulden, das sind etwa 2.404.034,00 €. Heute befinder sich dort das Schwur- und Landgericht Ellwangen. Durch Grundstückskauf konnte das Gymnasium direkt mit dem Kolleg verbunden werden.

Im Jahr 1720 lebten und wirkten in Ellwangen zehn Patres und vier Coadjutoren. Ihnen war die Liebfrauenkirche zugewiesen worden. der Platz reichte für die Aufgaben der Ordensniederlassung schon lange nicht mehr.

Also musste eine neue Kirche gebaut werden.

Als Standort kam wegen des Gebäudes nur noch die Lücke zwischen Kollegium und Stiftskirche in Frage, auch deshalb, weil sogar für eine größere Kirche genügend Platz nach Norden.

Der Grundstein zur Kirche wurde gelegt am 31. Juli 1724, am Fest des hl. Ignatius. Architekt. Bauleiter war wieder Jakob Amrhein. Dieser verstarb aber während der Bauarbeiten im Alter von 51 Jahren.

Sein Nachfolger wurde der der Solothurner Jesuit Joseph Guldimann (1656-1736). Er brachte Amrheins Werk 1726 zum Abschluss. Sie wurde am 18. Mai 1729 geweiht und ist heute evangelische Stadtkirche.

Nicht nur das barocke Gesicht Ellwangens hat Franz Ludwig nachhaltig geprägt. Er hinterließ auch deutliche Spuren in Justiz und Verwaltung. Wenn sie auch nicht durchgreifend und dauerhaft waren, so war es doch der

Versuch in Ellwangen Justiz und  Landesverwaltung nach den Grundsätzen der Aufklärung zweckmäßig zu organisieren.
Schon im zweiten Monat seiner Regierung  erneuerte er die Hofratsordnung seines Vorgängersund Bruders Ludwig Anton.

Er baute sie   in einzelnen Punkten weiter aus. Neu war, dass einzelnen Räten bestimmte Sachgebiete zur Bearbeitung angewiesen wurden. Da die Räte ihre Tätigkeit bald wieder nach eigenem Gutdünken einrichteten
und sich nicht mehr an die erlassenen Vorschriften hielten, sah sich Franz Ludwig im Jahr 1721 gezwungen, eine neue Ordnung für den Hofrat zu erlassen. Diese beruhte im Wesentlichen aufder Vorschrift aus dem Jahr 1694. 

Änderungen waren nur getroffen worden, soweit sie durch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte notwendig geworden waren. Auffallend sind die eindringlichen Ermahnungen, durch die an das Verantwortungsbewusstsein und die Disziplin der
Räte appelliert wurde. Folglich müssen sich die Räte in diesen Punkten bisher sehr nachlässig verhalten haben.

Ein zweiter Punkt war die Organisation der Justiz und der Landesverwaltung. Allerdings zeigte das Ellwanger Kapitel ein gewisses Beharrungsvermögen. Bei fürstlichen Reformvorschlägen

berief sich das Kapitel mit schöner Regelmäßigkeit seine „verbrieften guten alten Rechte”ins Feld“ .

Aus finanziellen Gründen weigerten sich die Pröpste ebenso, neue Räte aufzustellen wie der Regierung einen Teil ihrer Aufgaben durch Bildung einer weiteren Behörde abzunehmen.

Es war typisch für die Gesetzgebung der beiden Pröpste Ludwig Anton und Franz Ludwig: man appellierte an die Disziplin der Beamten und regulierte die Geschäftsordnung, aber den

Geschäftsbereich des Hofrates ließ man unangetastet.

In Trier führte Franz Ludwig erfolgreich eine Verwaltungsreform durch. Sein Nachfolger als Fürstpropst von Ellwangen, Franz Georg von Schönborn (1732-756), nahm die von Franz Ludwig in Trier erfolgreich

durchgeführte Verwaltungsreform zum Vorbild für die Ellwanger Zentralbehörde.

Nach Trier Vorbild erfolgte 1720 die Einrichtung einer Jagdkommission in Ellwangen, die den Hofrat als „zentrales Regierungsorgan“ von der Ahndung des Forstfrevels und der Wilddieberei entlasten sollte.

1725 wollte er  ein Rechtsgutachten bei Verhängung einer Todesstrafe zur schnelleren  kostengünstigeren Prozessabwicklung.

Es sollte nicht von einer Universität, sondern von einem juristisch gebildeten Hofrat erstellt werden. Der Hofrat war dagegen.

Man sah hinter dem Argument der Zeit- und Kosteneinsparung eine Gefährdung der Unabhängigkeit des Stadtgerichts.

Trotzdem Franz Ludwigs Bruder Alexander Sigismund Bischof in Augsburg war, gab es Streit mit dem Bischof von Augsburg.

1718 richtete Franz Ludwig in Ellwangen „einen Geistlichen Rat mit Consistorium in matrimonialibus“ ein.

Damit wurden die Rechte Augsburgs nachhaltig beschnitten, denn Ehe und Taufe sollten nicht mehr von der Zustimmung aus Augsburg abhängig sein. Augsburg erließ dagegen einen energischen Protest.

Franz Ludwig erwog sogar das endgültige Ausscheiden der Fürstpropstei aus der Augsburger Diözese, wie  sein langer Briefwechsel, den er in seinen letzten Regierungsjahren mit dem
Stift Kempten führen ließ, beweist. Nur sein Tod verhinderte wohl die Durchführung dieser Pläne.

Vom Januar bis April 1724 ließ Franz Ludwig eine allgemeine Landesvisitation durchführen, da er erfahren habe, seine Untertanen seien durch die Amtleute „zimblich gravirt und hart gehalten
worden“. Er beauftragte den Worm’schen Hofrat und Domkapitelsekretär Peter Friedrich Bürgh mit der Visitation. Sie ergab aber keine schwerwiegenden Klagen.

Noch ein kurzer Blick auf die weiteren Ämter von Franz Ludwig.

Zeitgleich mit der Übernahme der Fürstpropstei Ellwangen wurde er in Nachfolge seines Bruders Ludwig Anton Bischof von Worms und Hochmeister des Deutschen Ordens. Als solcher stiftete er

wie sein Bruder das kaiserliche Infanterie-Regiment „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“. 1696 nahm am 2. September am Generalangriff auf Ofen teil.

1710 wurde er zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn gewählt1716 wurde er auf Druck von Wien einstimmig zum Erzbischof von Trier gewählt.

Damit stieg er in das Kurfürstenkollegium auf.

Gleichzeitig wird er auch Administrator der Reichsabtei Prüm.

1729 verzichtete er auf den Kurhut in Trier, um Kurfürst in Mainz werden zu können. Zwei Kurfürsten in einer Person ging nämlich nicht.

Mainz war reicher und politisch weit bedeutender. Von den drei geistlichen Fürstentümern stand es an erster Stelle.

Am 7. April 1730 wurde er Kurfürst und Erzbischof von Mainz  und damit Metropolit der deutschen Bischöfe und zugleich Reichserzkanzler.

Das ist höchste Würde nachdem Kaiser. Als Erzkanzler kann er auf dem Reichstag Gesetze hintertreiben oder fördern.

Er starb am 18. April 1732 in Breslau mit 68 Jahren an einem Schlaganfall. In Breslau ist er auch in der von ihm angelegten Kurfürstenkapelle bestattet.

Sein Nachfolger wurde Franz Georg von Schönborn-Buchheim. Er ist am 15. Juni 1682 in Mainz als neuntes Kind des kurmainzischen Staatsministers Melchior Friedrich von Schönborn geboren.

Seine Familie prägte die Reichs- und Kir­chen­po­li­tik der Frü­hen Neu­zeit. Sein Onkel Lo­thar Franz von Schön­born (1655–1729) war Erzbischof in Mainz und machte dort mit seinem Tod den

Stuhl frei für seinen Ellwanger Vorgänger Franz Ludwig und auch für ihn in Trier. Denn Franz Ludwig gab den Trierer Bischofssitz zugunsten des Mainzer, da ihm Reich ja nur ein Kurhut in einer Hand sein durfte.

So konnte Franz Georg in Trier Bischof werden. Er hatte drei Brüder, die ebenfalls Bischöfe waren, nämlich Jo­hann Phil­ipp Franz von Schön­born (1673-1724), Fürst­bi­schof von Würz­burg ( 1719-1724), Fried­rich Karl von Schön­born (1674-1746), Fürst­bi­schof von Würz­burg und Bam­berg ( 1729-1746),

so­wie Da­mi­an Hu­go Phil­ipp (1676-1743), Kar­di­nal, Fürst­bi­schof von Spey­er und Kon­stanz ( 1729-1743, 1740-1743).

Franz Georg wuchs in Aschaffenburg auf und besuchte dort das  Je­sui­ten­kol­leg.

1700 wurde er Domizellar in Trier und ein Jahr später dort Domherr.

1701 berief ihn Papst Cle­mens XI. (1700-1721) zum Propst an St. Mo­ritz in Augs­burg.

Von 1702 an studierte er Theo­lo­gie und Kir­chen­recht in Salz­burg. We­gen des Spa­ni­schen Erb­fol­ge­krie­ges setz­te er sein Stu­di­um zu­nächst in Sie­na fort.

Bis 1706 studierte er in Leiden.

Nach einer Kavalierstour verbunden mit einem Papstbesuch und dem Besuch mehrerer Fürs­ten­hö­fe er­nann­te ihn sein On­kel Lo­thar Franz von Schön­born zum kur­main­zi­schen Ge­sand­ten beim Va­ti­kan. Hier konn­te er ers­te di­plo­ma­ti­sche und auch Ver­wal­tungs­er­fah­run­gen sam­meln.

Bei der Kaiserkrönung von Karl VI. ( 1711-1740) durch den Mainzer Erzbischof Lothar Franz nahm Franz Ge­org in Ver­tre­tung des Reich­serb­käm­me­rers an der Ze­re­mo­nie teil und stieg zum kai­ser­li­chen Kam­mer­herrn auf.

Er hatte Karl VI. in Bar­ce­lo­na die Nach­richt von des­sen Wahl zum rö­mi­schen Kai­ser über­brach­t und bekam deshalb vom Kaiser den Rit­ter­or­den des hei­li­gen Ja­ko­bus von Com­pos­te­la überreicht.

Seit 1712 be­zie­hungs­wei­se 1717 bekleideter die Äm­ter ei­nes Reichs­hof­ra­tes und ei­nes kai­ser­li­chen Ge­heim­ra­tes. Au­ßer­dem nahm er 1713 als Ge­sand­ter des Frän­ki­schen Reichs­krei­ses am Frie­dens­kon­gress in Ut­recht teil, der am 29. Januar 1712 eröffnet wurde und

mit der Unterzeichnung des Friedens von Utrecht am  11. April 1713 den Spanischen Erbfolgekrieg beendete.

Seit 1705 hat­te Franz Ge­org Ka­no­ni­ka­te in Spey­er, Köln, Müns­ter und Trier in­ne.

Als 1729 Franz Ludwig in Mainz Erzbischof wurde und er auf den Trier Bischosstuhl verzichtete, wähl­te das Trie­rer Dom­ka­pi­tel Franz Ge­org zum Trie­rer Ober­hir­ten. Sein Bru­der Fried­rich Karl, Fürdtvbischof von Würzburg,

weih­te ihn zum Pries­ter und Bi­schof.

Dank päpst­li­cher und kaiserlicher Pro­tek­ti­on wur­de er 1730 auch Propst von St. Pau­lin vor Trier so­wie 1732 Fürst­bi­schof von Worms und Fürst­propst (1732-1756) von Ell­wan­gen.

Papst war 1730-1740 Clemens XII. Die kaiserliche Protektion  war gewissermaßen der Dank dafür, dass sich Franz Georg auf dem Regensburger Reichstag im Bunde mit Preußen und Mainz für die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion im Reich eingesetzt hatte

Die­se neuen Äm­ter hat­ten zur Fol­ge, dass Franz Georg zu­gleich Ko­di­rek­tor des Ober­rhei­ni­schen Reichs­krei­ses war und den ers­ten Platz auf der Prä­la­ten­bank des Schwä­bi­schen Reichs­krei­ses in­ne­hat­te. Da Franz Ge­org ge­mäß der Tra­di­ti­on sei­ner Fa­mi­lie treu zu Rom und zu Habs­burg hielt, wa­ren sei­ne Ter­ri­to­ri­en in der ers­ten Hälf­te sei­ner Re­gie­rungs­zeit von den mi­li­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Frank­reich und Ös­ter­reich be­trof­fen.

Franz Georg hielt sich dann später außenpolitisch zurück und legte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die  Ver­wal­tung sei­ner Län­der.  Die Wirt­schafts­för­de­rung besaß ei­nen ho­hen Stel­len­wert.

In Ellwangen beendete er die Gesamtanlage der Residenz. Auch die Seminargebäude der Jesuiten wurden in seiner Amtszeit fertig (s.o)

1742 beendete er die Seminargebäude auf dem Schönenberg. Sieben bis acht Seminaristen hatten dort Platz. Das Seminar stand unter der Leitung eines Regens.

1738 wurde auf Anordnung von Franz Georg auf dem Schöneberg acht Tage lang ein Hundertjähriges Jubiläum gefeiert, um die Entstehung des Wallfahrtsort in Erinnerung zu bringen.

Papst Clemens XII. erteilte dazu auf Bitten von Franz Georg einen besonderen Ablass.

Franz Ge­org von Schön­born starb nach län­ge­rer Krank­heit am 18.1.1756 in Schloss Phil­ipps­burg bei Ko­blenz. In der Eh­ren­breit­stei­ner Hei­lig-Kreuz-Kir­che be­stat­te­te man sein Herz und sei­ne Ein­ge­wei­de, wäh­rend sein Kör­per vor dem Auf­er­ste­hungs­al­tar im Trie­rer Dom ruht.

Friedrich der Große (1740-1786)und Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) rühmten seine Fähigkeiten als Regent. Seine Zeitgenossen feierten ihn als vorbildlichen Reichspatrioten

Sein Nachfolger wurde Anton Ignaz Reichsgraf von Fugger-Glött (1756-1787)

Er ist am 3. September 1711 in Innsbruck geboren  und stammte aus dem Augsburger Kaufmannsgeschlecht der  Fugger aus der Linie der Fugger von der Lilie, zu der auch Jakob Fugger der Reiche (1459-1525) gehört.

Von 1727 bis 1730 studierte´er Philosophie und bis 1734 Jura in Innsbruck.

Seit 1728 war er Domizellar in Köln.

1738 wurde er Kanoniker in Ellwangen, 1750 Domherr in Köln und 1751 Kanoniker an St. Gereon in Köln, wo er 1754 zum Scholaster aufstieg.

Am  30. März 1756 wurde er in Ellwangen zum Fürstpropst gewählt. Mit ihm kam wieder ein Kandidat aus den Ellwanger Reihen zum Zuge.Sein Bruder  am 18. Januar 1769von Fugger-Glött (1708-1769), der Weihbischof in Konstanz war, erteilte ihm die  Abtsbenediktion.

Als Propst suchte er die Exemtion vom Bistum Augsburg zu stärken.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) sicherte er das Stiftsterritorium.

Er konsolidierte die Ellwanger Finanzen. 1764 kaufte er das Dorf Hausen, heute ein Ortsteil von Obersontheim von der Reichsritterschaft für 60.000 Dukaten, wohl eine der letzten Erwerbungen der Propstei.

1761 bewarb er sich   um das durch das Ableben des Wittelsbachers Klemens August (1723-1761) vakante Kurerzbistum Köln. Da er aber vom Hause Habsburg keine Unterstützung hatte, kam er nicht zum Zuge.

Als zwei Jahr später auch der Bruder des verstorbenen Kölner Erzbischofs Johann Theodor (1719-1763), Bischof von Regensburg, Freising und Lüttich, starb,bewarb sich Anton Ignaz erstmals um das Bistum Regensburg, das am Ende des
16. Jahrhunderts schon einmal für kurze Zeit von einem Fugger geleitet worden war, nämlich Sigmund Friedrich von Fugger (1598-1600). Er unterlag aber Clemens Wenzeslaus, Sohn des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen.

Dieser wurde 1768 auch Bischof von  Trier und von Augsburg. Er musste aber jetzt auf Regensburg verzichten, da Rom nur unter dieser Bedingung
der Nachfolge von Clemens Wenzeslaus in Augsburg und Trier zugestimmt hatte. Anton Ignaz bewarb sich nun erneut in Regensburg. Er konnte sich die Unterstützung der Wittelsbacher sichern. Seinem Vorgänger in Regensburg

Clemens Wenzeslaus  musste er für dessen Unterstützung das  Amt eines Koadjutors bei der Fürstpropstei Ellwangen zusichern.
Er gewann dann im ersten Wahlgang   am 18. Januar 1769 und wurde Bischof in Regensburg. Er wurde auch in Regensburg von seinem Bruder  Franz Karl Joseph benediziert.

Am 2. Mai 1770 wurde Clemens Wenzeslaus zum Koadjutor in Ellwangen  gewählt. Da Anton Ignaz das Augenlicht verlor, übertrug er seinem Koadjutor am 1. November 1777

die Regierung in Ellwangen. Er verstarb am  15. September 1785. Ellwangen  vermachte er 10.000 Dukaten, das sind etwa 1.978.952,00 €.

Sein Nachfolger und letzter Fürstpropst von Ellwangen wurde Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Er übernahm das Amt am 1. November 1777.

Mit der  Zivilbesitznahme  am 23. November 1802 endete die Geschichte der Fürstpropstei Ellwangen.

Clemens Wenzeslaus Er war das vierzehnte Kind und der siebte Sohn von Friedrich August II. (1733-1763) Kurfürst von Sachsen und König von Polen (als dieser August III.), und der österreichischen Erzherzogin Maria Josefa Tochter Kaiser Josephs I.)

Er ist am 28. September 1739 auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf, heute Landkreis Nordsachsen, geboren.

Cle­mens Wen­zes­laus wur­de am säch­si­schen Hof er­zo­gen.  Über seine theologische Ausbildung nichts bekannt. Sie kann aber wohl nicht nicht sehr tiefgehend gewesen sein

Er schlug zu­nächst ei­ne mi­li­tä­ri­sche Lauf­bahn ein und kämpf­te wäh­rend des Sie­ben­jäh­ri­gen Krie­ges 1760 auf der ös­ter­rei­chi­schen Sei­te in der Schlacht bei Tor­gau als Feld­mar­schall.

Er hatte häufig rheumatische Beschwerden und eine labile Gesundheit. Deshalb schied er aus dem Mi­li­tär­dienst aus und ent­schied sich für ei­ne geist­li­che Lauf­bahn.

1763 wurde er Bischof von Freising und Regensburg. Er hatte die Unterstützung seines Schwagers Maximilian III. Joseph (1745-1777) Kurfürst von Bayern.Als Enkel von Kaiser Joseph I (1705-1711) hatte er

auch die Unterstützung des Hauses Habsburg.

1761  wurde er vom Augsburger Fürstbischof Joseph Ignaz Philipp von Hessen-Darmstadt (1740-1768) zum Priester und 1764 zum Bischof von Freising (1763-1768) und Regensburg (1763-1769)

Als 1768 in Trier der dortige Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff  (1756-1768) verstarb, wurde der dortige Bischofstuhl frei. Dieses Amt verbunden mit dem Kurhut wahr natürlich lukrativer.

Deshalb legte er die Ämter in Freising und Regensburg nieder und wurde Erzbischof in Trier und Augsburg. Der Verzicht auf Regensburg sicherte ihm das Amt als Koadjutor in Ellwangen. Das war ganz im Sinne Habsburg.

Bis auf den  derzeit regierenden Fürstpropst hatte das Haus Habsburg seit 1689 immer Wunschkandidaten in Ellwangen auf den Propststuhl gebracht.

Er stand den Ideen der Aufklärung  aufgeschlossen gegenüber.  Er förderte das Schulwesen. Er führte in Trier  Un­ter­richts­an­stal­ten für die Leh­rer­aus­bil­dung und Ex­ami­na für Leh­rer ein.

In Ellwangen erließ er neue Schulordnungen Er stellte finanzieller Mittel führ das höhere Schulwesen und die Volksschule bereit, um diese  den Erfordernissen der Zeit anzupassen.

Auch nach der Auflösung der Societas Jesu behielt er die Jesuiten im Land. Hier zeigte er in in kirch­li­chen Din­gen war eher schwan­kende Haltung. In seinem Umfeld befanden sich ehemalige Jesuiten,

Diese waren  taten sich oft  als Gegenaufklärer hervor. Er stand auch zu mindestens kurzfristig unter dem Einfluss des ehemaligen Jesuiten Franz Heinrich Beck (1740-1828). Dieser war in Augsburg sein

Beichtvater und geistlicher Berater. Bis 1782 war er in Augsburg für zwei Jahre Generalvikar. Er verlor aber den Machtkampf mit den aufgeklärten Beratern im Umfeld von Clemens Wenzeslaus.

Er kümmerte sich auch stark um die Wirtschaft.

In Trier erließ er 1787 eine Verordnung, die  mit dem Er­set­zen der so ge­nann­ten „rhei­ni­schen“ Re­ben durch Ries­lings­or­ten die Qua­li­tät des Wein­baus ver­bes­sern sollte.

In Ellwangen hatte der 1797 zum Hof-, Stadt- und Landschaftsphysikus berufene Joseph Alois Frölich (1766-1841) nicht nur das Gesundheitswesen vorbildlich organisiert,. Er wurde in  der Gelehrtenwelt auch

durch seine naturwissenschaftlichen, vor allem botanischen Forschungen in der Gelehrtenwelt berühmt. Nach der Säkularisation wurde er in württembergische Dienste übernommen.

Ganz im Sinne der Aufklärung erließ er im  Kampf gegen den Aberglauben ein Verbot der Karfreitagsprozessionen mit ihren symbolischen Passionsdarstellungen und reduzierte  die  Feiertage von 38 auf 19.

Allerdings  fand dies  bei den Untertanen nicht immer eine positive Resonanz.

Wenn  er in Ellwangen war, lebte er n ur im Sommer im Schloss. Da die Räume schlecht beheizbar waren. wurde der sogenannte Grüne Hof , der noch heute in der Ellwanger Innenstadt existiert, wurde seine Winterresidenz.

Er liebte die Wildschweinjagd und wenn er in Ellwangen war, veranstaltete im nah gelegenen Virngrund-Wald zahlreiche repräsentative Treibjagden. Seine zweite große Leidenschaft galt der Musik. So ist überliefert, dass der Fürstpropst mehrere Instrumente spielte und bei seinen Aufenthalten im Schloss jedes Mal der Flügel gestimmt werden musste.

Per­sön­lich durch­aus an­spruchs­los, war er doch für sei­ne präch­ti­ge Hof­hal­tung be­kannt.

In Trier war er selten.  Er machte Koblenz zu seiner Residenzstadt und ließ dort ein neues Schloss errichten. In Koblenz legte er auch die Neustadt an.

Als in Frankreich 1789 die Revolution  (1789-1799) ausbrach, stellte er alle Reformen ein und führte ein strengeres Regiment. Den Emigranten und den flüchtigen Mitgliedern des ihm verwandten französischen Hofes bot er eine Zufluchtsstätte, und Koblenz wurde Mittelpunkt der französischen Royalisten, die hier eine eigene Armee aufbauten (Armée de Condé). Vom September bis zum 21. Oktober 1792 war Clemens Wenzeslaus in  Klärlich in seinem Schloss, musste allerdings unter de m Druck der Revolution nach Bonn flüchten.

1794 zerstörte die Revolutionsarmee Schloss Klärlich. Clemens Wenzeslaus  begab sich nach Augsburg und dann nach Oberdorf, heute Marktoberdorf, wo das Bistum das  1722 durch Johann Georg Fischer ( 1673 – 1747 ) Barockschloss hatte.

1794 kehrte er kurz nach Koblenz zurück, musste die Stadt aber bald wieder verlassen, da der französische General Jean-Victor Moreau (1763-1813)1796 in Süddeutschland eingefallen war. Zusammen m,it seiner Schwester floh er nach Sachsen.

1801 kehrte er nach Oberdorf zurück.

Am 9. Februar 1801 wurde in Lunévill zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich unter dem römisch-deutschen Kaiser Franz II. (1792-1806) ein Friedensvertrag unterzeichnet. 1795 hatte Preussen in Basel schon einen separaten Friedensvertrag abgeschlossen,

in dem Preussen den Rhein als Ostgrenze Frankreichs anerkannt hatte.

Der Vertrag von Lunévillre  regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet. Außerdem sagte er Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches  eine Entschädigung durch die Säkularisation  geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zu.

Für Clemens Wenzeslaus bedeutete das den Verlust des größten Teils seines Kurstaates.

Als dann am 25. Februar 1803 in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluss verkündet wurde, hatte Clemens Wenzeslaus auch den Rest des Kurfürstentums, das Fürstbistum Augsburg und die Fürstpropstei Ellwangen verloren.

Er erhielt eine Pension von 100.000 Gulden, das entspricht heute einer Kaufkraft von 2.381.633,00 €, also einer summe, von der man durchaus leben kann.

Clemens  Wenzeslaus zog sich  nach  Augsburg zurück und starb am 27. Juli 1812 auf seinem Sommersitz Schloss Oberdorf im Allgäu.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde die Fürstpropstei Ellwangen als größtes und wichtigstes Territorium (ca. 9 Quadratmeilen, 23.000 Einwohner) dem Herzogtum Württemberg zugeschlagen.

Ellwangen erlebte durch die Säkularisation einen Herrscherwechsel. Fürstpropst und Stiftskapitel, die in Jahrhunderten das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben bestimmt haben, fielen damit weg. Die Stadt, die jahrhundertelang Regierungszentrum und kirchlicher und kultureller Mittelpunkt war, ging einer ungewissen Zukunft entgegen. Aus der romanischen Stiftskirche wurde die katholische Stadtpfarrkirche, die 1964 zur Basilika erhoben wurde.

                                                                                                                                                     

20 Jul 2023

Kloster Fürstenzell

 

                                                                                                                                  

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In Zell im Mündungsdreieck zwischen Donau und Inn erwarb Magister Hartwig von Ruprechting vom Passauer Augustinerchorherrenstift Sankt Nikola 1272 einen Hof.  Er stammte aus Ruprechting bei Aschach in Oberösterreich,das damals zur  Diözese Passau gehörte.

Hartwig war ein Passauer Domherr, Leiter der Domschule und Kaplan von Herzog Otto II. von Bayern (1231-1253) und dessen Sohn Heinrich XIII (ab 1253 Herzog von Bayern und ab 1255 –1290 als Heinrich I. Herzog von Niederbayern und Gründer der

Hauslinie Wittelsbach-Niederbayern

Hartwig war ein Mann, der sich durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit auszeichnete. Er war Verfasser einer Grammatik und zweier Abhandlungen über Jugenderziehung. In Zell gab er mit seinem Hof die Grundausstattung für ein Zisterzienserkloster.

Er verstarb am am 19. April 1284. Er ist in der Klosterkirche von Fürstenzell bestattet. Sein Grabstein ist noch vorhanden. Darauf wird er “Gründer dieses Klosters” genannt.

Der Passauer Domherr Heinrich von Preming, der am 13. Mai 1301 verstorben ist, ergänzten die ungenügende Dotation. Er ist in der Allerheiligenkapelle von Kloster Fürstenzell bestattet.

Magister Hartwig kam mit seinem Klosterprojekt bald an seine finanziellen Grenzen, fand aber in Herzog Heinrich XIII. einen großzügigen Unterstützer, der das neue Kloster großzügig mit Grundstücken und auch Privilegien bedachte,

was ihn zum eigentlichen Klosterstifter machte, was sich ja auch im Namen “Cella principis”, also Fürstenzell widerspiegelt.

Am 26. Februar 1272 stiftete Alram von Rottau seinen Besitz in Dürhaim an das mit Abt und Konvent  von Aldersbach und Magister Hartwig neu gegründete Kloster. “ Alram von Rottau stiftet mit Zustimmung seiner Kinder Richger und Elisabeth
seinen Besitz in Dürham (Duricheim), dem vom Domscholaster Mag. Hertwiggemeinsam mit Abt und Konvent zu Aldersbach neu gegründeten Kloster” Alle Urkunden aus Fond: Kloster Fürstenzell Urkunden (Zisterzienser 1246-1786)

Archivbestände > DE-BayHStA > KUFuerstenzell Urkunde 11

Die Urkunde wurde in Aldersbach ausgestellt. Man kann also davon ausgehen, dass er die Unterstützung von Kloster Aldersbach hatte.

Bischof Diepold von Berg (1172-1190) verlieh den Herren von Rottach 1175 ein heraldisches Wappen. Das ist ihre erste urkundliche Erwähnung. Die Herren von Rottach zählten zu den größten Wohltätern von Kloster Fürstenzell.

Weitere Förderer von Fürstenzell waren die Grafen von Ortenburg und die Poppenberger.

Bischof Petrus von Passau (1265-1280) gestattete am 8. April 1274 ein Zisterzienserkloster zu gründen.

“Peter, Bf. von Passau, gestattet dem Domscholaster Hertwig, in der vonLeopold, Propst des Stiftes St. Nikola, erworbenen curia nebst Kapelle in Zell
ein Zisterzienserkloster zu errichten. Der Platz des Klosters wird von allen Rechten der Pfarrkiche in Irsham eximiert. Das Kloster soll alle Rechte und Freiheiten des Zisterzienserordens genießen.” Urkunde 13

Eine eigentliche Stiftungsurkunde ist im Fond:Kloster Fürstenzell nicht vorhanden.

Das Kloster wurde aus Kloster Aldersbach besiedelt und war damit in der Filiation Aldersbach-Ebrach-Morimond.

Ein Gründerkonvent wie meist bei den Zisterziensern wurde wohl nicht von Aldersbach nach Fürstenzell geschickt.

Im Mai 1275 wurde der Mönch Walther, der aus Kloster Wilhering stammte, zum ersten Abt von Fürstenzell gewählt. Wilhering ist 1185 von Ebrach aus neu besiedelt worden

Abt Walther ließ eine Portenkirche zu Ehren der Heiligen Margarete errichten. Die Portenkirche ist ein typischer Bestandteil mittelalterlicher Klosteranlagen. Dort wurde für Frauen, für weltliche Bedienstete

und für Menschen aus der Umgebung, die die Klausur und die Abteikirche nicht  betreten durften, die Messe gefeiert. Auch das Mutterkloster Aldersbach besaß eine solche Portenkirche.

Walther hatte seine Profess in Aldersbach abgelegt. Er resignierte schon nach zwei Jahren. Er starb 1284

Am 13. Juni 1276 gewährte Herzog Heinrich dem Kloster weitgehende Freiheiten.

“Heinrich Pgf. bei Rhein und Hz. in Bayern, gewährt dem Kloster Fürstenzell,das er [mit-] begründet hat, Immunität und Befreiung von allen Real- und
Personallasten, ungestörten Genuß der Rechte und Freiheiten ihres Ordens gemäß päpstlichen und kaiserlichen Privilegien sowie Vogtfreiheit..” Urkunde 23

Die Vogtfreiheit war eine wesentliche Forderung, die alle Zisterzienserklöster für sich beanspruchten. Diese Urkunde enthielt auch eine beschränkte Gerichtsbarkeit über die Leute und Güter des Klosters.

Die volle Gerichtsbarkeit gewährte Herzog Heinrich 1280.

1277 gewährte Bischof Dietrich II. von Gurk (1253–1278) einen Ablass von 40 Tagen für alle, die am Marienfest das neugegründete Kloster Fürstenzell aufsuchten. (Urkunde 25)

Auch in den Folgejahren gewährten Bischöfe immer wieder Ablässe, so der Passauer Bischof Wichard von Pohlheim(1280-1282) in Urkunde 35.

Wichard machte sich als Förderer der Zisterzienserklöster Heiligenkreuz im Wienerwald und Fürstenzell einen Namen. (Ablässe in  Urkunde 32,35, 42)

Das zog natürlich Besucher an und verschaffte dem Kloster Einnahmen

1279  schenkte Heinrich dem Kloster das Patronat der Kapelle in Haunersdorf (Urkunde 26)

Am 19. August 1279 bekam das Kloster vom Passauer Bischof Petrus den Weinzehnten in Rehberg geschenkt. (Urkunde 27)

König Rudolf I. von Habsburg befreite Kloster Fürstenzell wie andere Klöster in Bayern und Österreich von Maut und anderen Zöllen auf Lebensmittel. (Urkunde  31)

Das war die erste Urkunde eines deutschen Königs für Kloster Fürstenzell.

Zollfreiheit gewährten auch die Brüder Wernhard und Heinrich von Schaunberg für Wein und Lebensmittel aus Österreich. Urkunde 38.

Die erste Papsturkunde für Kloster Fürstenzell stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 1. September 1282 aus. Urkunde 40 “Papst Martin IV. stellt Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell mit all ihren
Besitzungen unter apostolischen Schutz.”

Am 4. November 1282 wandelte Graf Diepold von Ortenburg ( +1285) die Mühle von Aspertsham, die Lehen des Rugger von Poppenberge in Eigen um. Dieser schenkte die Mühle dann an Kloster Fürstenzell. (Urkunde 41)

1283 bestätigte Bischof Gottfried von Passau (1282-1285) “ gleich seinen Vorgängern Abt und Konventdes Klosters Fürstenzell Maut-, Zoll- und Abgabenfreiheit für Lebensmittel und andere Bedarfsartikel”. (Urkunde 45)

Abt Hugo Haug stammte aus Straubing. Er war von 1276-1280 Abt in  Wilhering. 1285-1295 war er Abt in Fürstenzell.  Dann wechselte er nach Kloster Aldersbach und war dort Abt vom 8.11.1292-1298. Auf der Rückreise vom Generalkapielt in

Citeaux verstarb  er am 16.10.1308 in Heilsbronn, wo er auch bestattet ist. Er tritt in einigen  Urkunden auf. In der Urkunde vom 1. März 1290  Es geht um einen Gebietstausch durch Abt Wernher II.(1271-1293)vom Kloster Reichenbach am Regen.
Die Äbte Hermann II. von Kloster Ebrach (1290-1306) und Hugo von Fürstenzell  nahmen am 27.01.1295 das vom Passauer Bischof Bernhard von Prambach (1285-1313) gestiftete Kloster Engelszell .

namens des Zisterzienserordens die neue Niederlassung in feierlicher Form in Besitz und führten den neuen Abt Berthold in sein Amt ein.

1294 übertrug das Domkapitel von Passau Kloster Fürstenzell die Verwaltung der Kirche in Höhenstadt, das heute zur Gemeinde Fürstenzell gehört. Urkunde 78

Im Juli 1297 regierte Abt Timo. Er tritt in der Urkunde 84 vom 24. Juni 1297 auf.

Die besondere Aufmerksamkeit des Passauer Bischofs  Bernhard galt dem Zisterzienserorden. Das zeigte sich nicht nur in der oben erwähnten Stiftung des Klosters Engelszell.

Am 13. Mai 1300 gewährte er Kloster Fürstenzell eine Almosensammlung. Urkunde 89 “Bernhard Bischof von Passau, gewährt dem Kloster Fürstenzell Almosensammlung
an sechs Sonntagen in der gesamten Diözese und andere Vergünstigungen,verleiht den Besuchern 40 Tage Ablaß und bestätigt die bestehenden Ablässevon vier Erzbischöfen und 25 Bischöfen.”

Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) am 13.11. 1300 eine weitere Papsturkunde für Fürstenzell aus.Urkunde  91 “Papst Bonifaz VIII. weist den Domdekan zu Passau an, Abt und Konvent des
Klosters Fürstenzell mit ihren Besitzungen gemäß päpstlichen Privilegien zu schützen.”

Im November 1301 war Konrad Abt von Kloster Fürstenzell, wie aus einer Quittung hervorgeht. Urkunde 94

Am 25. Juli 1305 bestätigt Abt Alber eine Stiftung des Purchart von Neuburg. Urkunde 101. Im Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875 wird Abt Albert (nicht Alber)

mit dem Todesjahr 1309 genannt. Das Kloster hatte bei der Belagerung der Burg Neuburg schwer zu leiden. Dies Burg wurde im bayrisch-österreichischen Konflikt 1310 zerstört. Abt Albrecht  führte nach der Fehde bei Herzog Otto Klage wegen der erlittenen Verluste, worauf das Kloster eine Entschädigung erhielt. (S. 53)  Schon 1294 gewährte  Otto im Einverständnis mit seinen Brüdern  Ludwig und Stephan “angesichts der Belastungen während der Belagerung von Neuburg (Nevnburch), künftig
jährlich zwei große und acht kleine Talente Salz zoll- und mautfrei durch Burghausen und Schärding zu befördern.” Urkunde 75 vom 25.1.1294.

Schon 1308 erklärten die Grafen Albert und Alram von Hals erklärten namens des Herzogs  von Bayern Pfleger und Schirmer des Besitzes des Klosters Fürstenzell in Hausbach, Pokch, Altham (Alram), Habernagel (Haberzagel) und Aichberg in der Pflege Vilshofen zu sein und das Klostergut wie ihr eigenes Gut vor allen zu schützen. Urkunde 113 vom 14.02.1308. Die Grafen von Hals erhielten 1319 von den niederbayrischen Herzögen Heinrich XIV. Otto IV. und Heinrich XV. für ihre treuen Dienste Teile der ehemaligen Grafschaft Leonsberg überlassen.

Auch Papst Clemens V. (1305-1314) vergab einen  Auftrag Kloster Fürstenzell zu schützen. Abt Wernhard (1289-1317) von Kloster Niederaltaich in Nierbayern sollte “Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell im Besitz ihrer Güter zu schützen, bei Verletzung Kirchenstrafen auszusprechen und Zeugen zu verhören.” Urkunde 126 vom 7. 3. 1312.

1313 wird in einer Schenkungsurkunde Konrad als Abt von Kloster Fürstenzhell genannt.Urkunde 135 vom 10.08.1313

Abt Berthold erscheint in einer Urkunde vom 21.3.1316, in der dieser die Fleischbank des Klosters in Passau am Fischmarkt an Wernhardt den Fleischhacker  verleiht. Urkunde 142. Die Urkunde belegt zwei Fakten, 1. dass 1316 Abt Berthold regiert hat und 2. dass

Kloster Fürstenzell in Passau eine Fleischbank hatte.

Auf Abt Berthold muss wohl Petrus von Harbeck gefolgt sein. Er regierte von 1317-1327.

Die erste Urkunde in der auftritt, datiert vom 25.5. 1317, in der es um die Verleihung eines Gutes geht. Urkunde 150

Unter Abt Peter kaufte Kloster Fürstenzell ein Haus in Krems. Der Stadtrat von Krems legte am 15.10.1320 fest, dass auch Kloster Fürstenzell für das Haus in Krems

die übliche Steuer zu zahlen hatte.Urkunde 164

Auch in Passau besaß Kloster Fürstenzell ein Haus, wie aus der Urkunde 185 hervorgeht.

Ludwig IV., besser bekannt als Ludwig der Bayer, war von 1314 bis 1328 deutscher König und danach bis zu seinem Tod 1347 Kaiser.

Er stellte für alle bayrischen Klöster viele Urkunden aus. Fürstenzell erhielt die erste Königsurkunde von Ludwig am 29.12. 1322. Urkunde Nr. 183. Darin “bestätigte (er) dem Kloster Fürstenzell alle Freiheiten, Rechte, Gnaden, Zugeständnisse und Privilegien, die es von Päpsten, Kaisern und Königen, anderen weltlichen oder geistlichen Fürsten und sonstigen Personen erhalten hat, nimmt es mit Leuten, Gütern, Besitzungen und Rechten in seinen und des Reiches Schutz und untersagt, es darin zu beeinträchtigen.

1327 erscheint in den Urkunden von Kloster Fürstenzell Abt Heinrich.

Die Klosterkirche von Fürstenzell wurde zwar erst 1344 fertiggestellt, aber schon im Juli 1327 weihte der Passauer Weibischof Dietrich, Titularbischof von Dionysias, der auch dem Zisterzienserorden angehörte,

zwei Altäre in Fürstenzell, den einen St. Michael und dem Apostel Jacobus maior, den anderen dem Märtyrer St. Achatius und dessen Gefährten sowie St. Maria Magdalena. Aus diesem Anlass verlieh er

einen Ablass von 40 Tag. Urkunde 208

1332 urkundet Konrad als Abt von Fürstenzell.

Am 10.07.1334 weiht Weihbischof Dietrich von Passau mit Erlaubnis des Bischofs von Passau Albert II. von Sachsen-Wittenberg (1320-1342) von neuem, wie es in der Urkunde 230 heißt.

Natürlich wurde wieder ein Ablass von 40 Tagen gewährt.

Ab 1336 erscheint Abt Hartmann in den Fürstenzeller Urkunden (Urkunde 238) Danach wird Rueger als Abt genannt. (1337, Urkunde 237). Er wird bis 1340 genannt.

Am 6.6. 1342 visitierte der Mutterabt Herold von Kloster Aldersbach (1340-1343) das Kloster Fürstenzell und verzeichnete “ die bei Visitation seines Tochterklosters Fürstenzell festgestellten Gelder und Schulden des ehem. Abtes Ruger sowie den Bestand an Wein, Getreide und Tieren.”

Urkunde 252

Am 17.2. 1343 erteilte dem Kloster Fürstenzell Steuerfreiheit für alle kaiserlichen Untertanen, die auf dem Gebiet des Klosters sich aufhalten. Urkunde 1065. Am selben Tag stellte er zwei weitere Urkunden für das Kloster aus.

Mit der Urkunde 1066 bestätigte er die Privilegien des Klosters. In der Urkunde 256 erweiterte er die mautfreie Einfuhr von Salz und Getreide, die die Herzöge Otto,Stephan und Ludwig 1294für die bei der Belagerung der Burg Neuburg

entstanden Schäden erlitten hatten.

Ab 1345 erscheint Abt Heinrich in den Fürstenzeller Urkunden ( 259 und folgende)

Die Urkunde 268 vom 26.12. 1347 stellt Abt Andre aus.

Ab 1350 urkundet Abt Hugo (Urkunde 277 vom 7.3. 1350 und folgende)

Am 13.6. 1356 (Urkunde 288)schließt Abt Ulreich einen Vergleich.

22.5. 1378 weist Papst Urban VI. (1378-1389) den Domdekan von Passau an, Kloster Fürstenzell vor  dem Ritter Zacharias genannt der Hadrer zu schützen.Er hatte 1369 die Burg Irsham erworben, von wo aus er die Umgebung drangsalierte. Urkunde 355

Abt Jakob I. Westendorffer (1380-1397) war nach dem Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875, dort Kloster Fürstenzell S. 52    ein “trefflicher  Mann”. Er eröffnete im nahen Dorf Aspersham ein Bad und eine Taverne.

Die Erlaubnis hatte Herzog Friedrich (1375-1392 und 1392 bis zu seinem Tod 1393 Herzog von Bayern-Landshut) gegeben. Urkunde   372

Am 24. VI. 1384 kaufte er von Ritter Zacharia (s.o.) den Burgstall in Hirschstein und die Güter um Irsham. Urkunde 385. Die Burg ließ er schleifen und das Baumaterial zum weiteren Klosterbau verwenden.

Abt Jakob tätigte eine Reihe weiterer Käufe. Er verstarb 1397.

Auf ihn folgte Abt Jaob II. aus Wels (1397-1409)In seiner Amtszeit gab es verschiedene Streitigkeiten, die aber meist auf dem Vergleichsweg beendet wurden.

Ihm hatte auch Herzog Heinrich XVI. (1393-1450) alle Rechte und Freiheiten bestätigt. Urkunde 455 vom 11. 03.1404.

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Neben 33 Kardinälen, 346 Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen,  waren auch  546 Vorsteher und Glieder der Mönchsorden in Konstanz vertreten

Für Kloster Fürstenzell war Abt Thomas(1414-1440) anwesend. Abt Thomas erhielt von Abt Christian II. Hochgemut (1415-1429) eine Urkunde präsentiert, in der er

aufgefordert wird, die Vorgänge in Fürstenzell zu untersuchen, aus der Zeit, als das Kloster vakant war und der Bruder Andreas Zullinger, der sich die Amtsgewalt des Abtes angeeignet hatte, eingekerkert werden sollte. Urkunde 486

Aus den online zugänglichen Unterlagen und Quellen lässt sich der Sachverhalt leider nicht klären.

Am 3.4.1416 gibt es auch ein Mandat für den Abt von Kloster Formbach des Konzils, er solle die dem Kloster Fürstenzell entfremdeten Güter zurückgeben. Urkunde 488

Am 21.4. 1420 bekam Abt Thomas und der Konvent des Klosters Fürstenzell die geistliche und weltliche Verwaltung der Pfarrkirche in Höhenstadt samt der Filiale in Irsham und der Kapelle in Essenbach mit der Bedingung, dass alljährlich im Kloster ein Jahrtag für das Domkapitel am 21. April begangen wurde. Urkunde 499

Vermutlich unter Abt Thomas wurde eine Gedenkplatte für den Klosterstifter Hartwig geschaffen.

Sein Nachfolger wurde Abt Achatius Sandhaaas

Am 1.11. 1447 inkorporierte  der Passauer Bischof Leonhard von Laiming (1423 –1451) Kloster Fürstenzell zum Dank für die oftmals erwiesene Gastfreundschaft die St. Georgs Pfarrkirche zu Beutelsbach mit allen Einkünften und Gütern und der Verpflichtung den vom Bischof jeweils eingesetzten Priester aus den Einkünften zu erhalten. Urkunde 598

Von Graf Heinrich V. Graf zu Ortenburg (+1449) kaufte Abt Achatius mehrere Güter. Urkunde607

Am 20.5. 1450 visitierte Abt Johannes III. Pluer (1448-1463)von Kloster Aldersbach Kloster Fürstenzell. Aus diesem Anlass machte er auch Inventur. Er  listete die Einkünfte des Klosters sowie die Ausgaben auf, zusammen mit dem jeweiligen Verwendungszweck, abschließend würde der Viehbestand des Klosters angegeben. Urkunde 611

1453 hatte Kloster Fürstenzell 6 Gulden Kontribution an Kloster Citeaux zu zahlen, das sind etwa 1.256,00 €, wie aus der Urkunde 622 hervorgeht.

Unter Abt Achatius erhielt die Klosterkirche ein Gewölbe.

Abt Achatius starb am 2. Februar 1457 “sub Cura medicorum” ,also in ärztlicher Behandlung. (Sulzbacher Kalender S. 54)

Auf ihn folgte Abt Kilian, der aber bereits 1459 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes I. Schletterer (1459-1496) Die Wahl leitete Abt Johannes von Kloster Aldersbach im Beisein von Abt Erasmus (1456-1465) von Engelzell und Abt Stephan (-1469?) von Kloster Gotteszell.

Die Wahl fand am 7.1.1460 statt. Urkunde 641 Den Wahltermin hatte Abt Johannes auch zur Visitation und Inventur von Kloster Fürstenzell genutzt. Urkunde 642

Zwischen Kloster Imbach und Kloster Fürstenzell gab es einen Rechtsstreit wegen des Weinzehnten von Rehberg, der sich über mehrere Jahre hinzog, und der erst am 11.5. 1472 durch Papst Sixtus IV. (1472-1484) entschieden wurde.

Urkunde 674

Schon am 31.3. 1472 hatten Abt Johannes und Prior Stephan Thoman Bursarnus Generalvollmacht erteilt, das Kloster in allen Rechtsgeschäften zu vertreten.  Urkunde 673

1473 wurde das Kloster zur Abtei erhoben (Ortschronik Fürstenzell)

1476 erhielt Abt Johannes von Papst Sixtus die Pontifikalien verliehen.

In der Regierungszeit von Abt Johannes wurde die Wallfahrtskirche von Höhenstadt, heute ein Ortsteil von Fürstenzell erbaut. Aus dieser Zeit stammt auch das Gnadenbild, eine spätgotische Madonna,genannt Schöne Maria im Turm.

Heute ist es im Rokokoaltar, der sich in der Seitenkapelle befindet.

Am 9. September 1477 visitierte der Aldersbacher  Abt  Georg von Osterhofen (1466-1486) Kloster Fürstenzell.

Abt Johannes ließ um 1490 den Chor der Portenkirche im gotischen Stil neu erbauen.

Abt Johannes verstarb 1496. Sein Nachfolger wurde Abt Pangratius Reicher (1496-1512). Der Aldersbacher Abt Simon  von Kasten (1486-1501) bestätigte die Wahl am  29.5.1496. Urkunde 779.

Abt Pangratius war wohl vorher Prior. In Urkunde 777 vom 24.4.1496 bestätigt Prior Pangratz die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Johannes angefertigt hat.

Am 23.06.1496 bestätigte der deutsche König Maximilian I. (1486-1508, ab 1508 Kaiser bis  1519) Kloster Fürstenzell alle Privilegien. Urkunde 780

Einen Monat später, am07.07. 1496 bestätigte Abt Jacob II. (1495-1503) von Kloster Morimond die Wahl von Pangratius zum neuen Abt.

Weihbischof Bernhard Meurl (1496-1526) aus Passau weihte im Mai 1497 den Neubau der Kapelle St. Blasius in Wendelkirchen und die Pfarrkirche zu Höhenstadt mit drei Altären. Aus diesem Anlass verlieh er einen Ablass.

Raimund Peraudi, 1500-1504 päpstlicher Legat in Deutschland, erteilte Abt Pangratius von Fürstenzell die Vollmacht, im Jubeljahr Abläße zu vergeben, außer bei Bigamie, Simonie, Mord u.ä. Urkunde 805 vom9.12.1502

Jubeljahre oder Heilige Jahre  wurden ab 1475 alle 25 Jahre begangen. Papst Paul VI. (1464-1471) hatte 1470  unabänderlich festgesetzt, dass Jubeljahre alle 25 Jahre zu begehen seien. Den Gläubigen wurde bei Erfüllung bestimmter Bedingungen einen vollständigen Ablass („Jubiläumsablass“) gewährt.

Auf Abt Pangratius folgte Gregorius Nadler (1512-1521). Er stammte aus Schärding in Oberösterreich. Er studierte in Wien. Am 01.02. 1498 machte er dort den Baccalaureus artium. Vor er Abt wurde bekleidete er das Abt des Priors in Fürstenzell.

In der Urkunde 816 vom 17.  Mai 1510 bestätigte er die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Pangratius angefertigt hat.

Unter Abt Gregor fing 1517 die Reformation an. Aber Reformationsereignissen ist nichts bekannt.

1521 verstarb er. Zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell wurde am 29.8. 1521 Johannes II. Viztumb, Subpleban an der Kirche zu Hohenstat, gewählt.Abt Wolfgang Marius (1514-1544) bestätigte  die Wahl in Urkunde 824

Nach dem Sulzbacher Kalender war er, wie auch sein Nachfolger Laurentius II. (1555-1561) schlechte Wirtschafter (S. 54) Ereignisse aus dem Bauernkrieg, der ja 1525 stattfand, sind unter Abt Johannes II. nicht bekannt.

Die Wahl von Abt Johannes II. wurde am 19.7.1422 (Urkunde 827) von Bruder Anthonius de Monte, Commissarius des Zisterzienserordens für ganz Deutschland, bestätigt.

Abt Johannes II regierte  bis 1540. Abt Wolfgang vom Mutterkloster Aldersbach bestätigte mit der Urkunde  859 vom 16. 2. 1540 die Wahl des Kellermeisters Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Er stammte  aus Lofelden in Oberösterreich. Die Äbteliste ist wohl nicht ganz klar. Die Biographia Cisterciensis führt Abt Laurentius Perger als Abt von 1555-1561. In den Urkunden wird aber Abt Laurentius bereits 1540 als

Abt bestätigt. In Urkunde 878 vom 16.1.1555 bestätigt aber Abt Bartholomäus Madauer (1552-1577) von Kloster Aldersbach die Wahl des Kellerers Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Der von Abt Wolfgang in Urkunde 859 wird ebenfalls Kellerer Laurentius genannt . Alexander Erhard nennt in Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau, Passau 1903, auf Seite  119 Abt Laurentius I.

Berger von Lofelden in Oberösterreich als 36. Abt von Fürstenfeld und Laurentius II. Kalsinger (Kalschinger) aus Krumau als 37. Abt mit der Regierungszeit 1554-1559.

Kloster Fürstenzell scheint Probleme gehabt zu haben, seinen finanziellen Pflichten nachzukommen. Am 16.9. 1545 bewilligte Herzog Wilhelm IV. von Bayern (1508-1550) den Verkauf von Gütern,

“um die den Klöstern und Stiften von der Landschaft des Fürstentums Bayern auferlegte Steuer bezahlen zu können.” Urkunde 868

Unter Abt Laurentius II. fand nach dem Sulzbacher Kalender 1588 eine Visitation des Klosters durch eine herzogliche Kommission statt. Diese hatte eine Abdankung des Abtes zur Folge.

Das Kloster wurde unter Verwaltung von Kloster Aldersbach gestellt.

Graf Joachim von Ortenburg (1551-1600) war  ein großer Befürworter von Martin Luther. Seine Eltern hatten sich schon 1538 zu Luther bekannt. Graf Joachim führte in der Reichsgrafschaft Ortenburg die Reformation ein.

Die Reichsgrafschaft lag in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kloster Fürstenzell. Die Einführung der Reformation in der Reichsgrafschaft hatte auch große Auswirkungen auf Kloster Fürstenzell. Es  verlor viele Mitglieder des Konvents, die zum protestantischen Glauben übergetreten waren.

Unter dem letzten Verwalter lebten gerade noch drei Konventuale im Kloster.

Am 14. 11. 1566 wurde der bisherige Verwalter Sebastian [Peer] zum neuen Abt des Klosters gewählt. Abt Bartholomäus  bestätigte die Wahl in der Urkunde 891.

Abt Sebastian stammte aus Frontenhausen, Lkr. Dingolfing-Landau.  Ursprünglich war er ein Konventuale in Gotteszell. Von 1562 bis zu seiner Wahl war er Administrator in Fürstenzell. Er starb im Dezember 1570.

Danach war nochmals ein Administrator in Fürstenzell tätig und zwar der Aldersbacher Cellerar Stephan Metzger (Lanio)

Am 9.9. 1573 visitierte Generalabt  Nicolas I. Boucherat (1571–1583 ) Kloster Fürstenzell. Urkunde 895

Abt Stephan bat seinen Vaterabt Bartholomäus um Rückzahlung von 1000 fl, das sind etwa 208.400,00 €., die Aldersbach wohl geliehen bekommen hatte.

Am 22.8. 1580 wurde Willibald (Schissler], Profess zu Aldersbach, zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell gewählt.Abt Andreas II Haydecker, der in Aldersbach von 1578-1586 als Administrator tätig war,

bestätigte die Wahl mit der Urkunde 897  vom 22.8. 1580 . Die Betätigung durch den Orden erfolgte am 25.9. 1581 durch Edmund Acruce, Abt des Klosters Castellione. Urkunde 899.

Am 9.8. 1583 bestätigte Kaiser Rudolf II. (1576–1612) alle Privilegien des Klosters Fürstenzell. Urkunde 900.

Im Dezember 1587 visitierte Abt Johannes IV. Dietmair (1587-1612) von Kloster Aldersbach Fürstenzell Urkunde 905

Eine zweite  Visitation durch den Generalabt Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) Urkunde 907 vom  14.7.1595.

in Urkunde 911 bestätigt Generalabt Edmund die Wahl von Stephan Metzger 1598  die Wahl zum neuen Abt von Kloster Fürstenzell. Auch hier wieder die Unklarheit zum Administrator Stephan Metzger s.o.

Am 3.3. 1605 wird Johannes Deyser (1605-1609) zum Abt von Fürstenzell gewählt. Vaterabt Johannes IV. bestätigte die Wahl in Urkunde 913. Er stammte aus Oberösterreich.

Kloster Fürstenzell wurde am 5.2. 1680 durch  Abt Martin  von Kloster Clairlieu (Clariloci) und Generalkommissar des Zisterzienserordens, visitiert. Urkunde 916

Abt Johannes regierte nur bis 1609. Sein Nachfolger wurde

Jakob III. Brucker (Pontanus)(1609-1634) aus Weilheim. Abt Johannes Dietmair bestätigte die Wahl am 10.09 1609 (Urkunde 918)

1612 erhielt Kloster Fürstenzell die Brauereigerechtigkeit. Ebenfalls 1612 schlug ein Blitz in die Kirche ein und verursachte einen Dachstuhlbrand. Der Turm und die Kirche und auch die Orgel wurden zerstört.

Angeblich blieb nur ein hölzernes  Kruzifix mitten in den Flammen unversehrt.

Schon im September 1595 hatten sich auf Einladung des Generalabtes Edmond de la Croix 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum in Kloster Fürstenfeld getroffen. Diese beschlossen mit den Fürstenfelder Statuten die Grundlagen einer gemeinsamen Reform und konstituierten ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat. Es dauerte aber bis sich die ins Auge gefasste Kongregation bildete. Seit der Visitation des Generalabtes Nikolaus II. Boucherat  1615/16 in Deutschland, Böhmen und Österreich stand dann die Ordensspitze wieder hinter dem Projekt einer Kongregationsbildung.

Am 13. 5. 1616 visitierte  Nikolaus Boucherat im Rahmen der großen Visitation auch Kloster Fürstenfeld Urkunde 925.

Bei einem Äbtetreffen 1618 wurden erarbeitete Statuten revidiert  und vom Vertreter des Generalabtes approbiert. Am 22. Januar 1619 wurden sie vom Abt von Cîteaux bestätigt. Die Kongregation wurde am 17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.

Auch Kloster Fürstenzell trat der Kongregation bei.

Mit dem Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 begann der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände. Daraus entwickelte sich der Dreißigjährige Krieg. Zunächst war es der böhmisch-pfälzische Krieg von 1618-1623, der sich in Böhmen und der Kurpfalz abspielte.

Bayern und damit die bayrischen Klöster waren noch nicht betroffen. Das änderte sich erst mit dem “Schwedischen Krieg” 1630-1635. Der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und die Schweden blieben dann rund

20 Jahre in Deutschland, also deutlich länger als die Bezeichnung vermuten lässt. Sie drangen über Magdeburg, Leipzig bald bis nach Franken ein.

Nun war der Krieg auch in Bayern angekommen. 1632 waren die Schweden auch in Fürstenzell. Zu Plünderungen oder Kontributionen gibt es aber keine Quellen.

Auch die Pest wütete rund um Fürstenzell In Irsham musste wie vielerorts ein Pestfriedhof angelegt werden. Im Gefolge der Pest gab es auch eine große Hungersnot.

Auch Abt Jakob fiel der Seuche wohl zum Opfer. Er verstarb im Herbst 1634.

Wolfgang Gattermaier (1635-1666) wurde am 15.4. 1635 durch Abt Michael (1612-1635) von Aldersbach als neuer Abt von Fürstenzell bestätigt. Urkunde 949. Mit der Folgeurkunde 950 vom 29.9.1635 erkannte der Salemer Abt und

Generalvikar des Zisterzienserordens in Deutschland Thomas I. Wunn (1615–1647 ) ,  die Wahl des Wolfgang Gattermaier an. Vor seiner Wahl war er Prior in Kloster Fürstenzell.

Er stammte aus Obernberg in Oberösterreich. Er war Licentiat der Theologie und nach dem Sulzbacher Kalender “ein sehr gelehrter Mann”.

1647 kamen die Schweden nochmals bis vor Fürstenzell, jedoch blieben Kloster und Kirche von der Plünderung verschont.

Abt Wolfgang war Beisitzer bei der Wahl von Abt Gerhard Hörger am 8. Januar 1651 zum Abt von Kloster Gotteszell. Am 19. März 1651 wurde er zum Abt von Kloster Aldersbach postuliert, lehnte dies aber zunächst ab, weil er

Gotteszell nicht aufgeben wollte. Mit Dispens des Generalabtes Claude Vaussin (1643-1670) leitete er dann beide Abteien.

Abt Wolfgang resignierte 1666 und verstarb 1667.

Zu seinem Nachfolger wurde unter Vorsitz von Abt Gerhard (1651-1669) von Kloster Aldersbach Melchior Korn (1666-1684)  am 12.09. 1666 gewählt. Urkunde 978

Generalabt Claude  Vaussin  bestätigte am 12.5. 1667 Melchior Korn als neuen Abt zu Fürstenzell. Urkunde 981

Melchior wurde 1621 in Bughausen geboren. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen und studierte ab 1644 in Ingolstadt. Seine Profess legte er wohl 1646 ab.

Unter Abt Melchior begann 1674 der Neubau der Klosteranlagen Baumeister waren wohl Handwerker aus Roveredo im Misox. Ab 1677 wird Carlo Antonio Carlone (1635–1708) aus Scaria genannt.

Abt Melchior starb am 1.11. 1684

Am11.1684 bestätige Abt Engelbert Vischer von Kloster Aldersbach (1683-1705) die Wahl von   Alfons Gattermaier (1684-1691) zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1000

Er war ein Bruder des Abts Wolfgang Gattermaier. Generalabt Jean XII. Petit (1670– 1692 ) bestätigte die Wahl von Abt Alfons am 26.4.1684. Urkunde 1001.

Am selben Tag stellte er eine Urkunde aus, in der er ihm die weltliche und geistliche Gewalt über das Kloster Fürstenzell verlieh. Urkinde 1002

Abt Alfons vollendete den Neubau der Klosteranlagen,  den Abt Melchior 1674 begonnen hatte.

Abt Alfons verstarb 1691. Sein Nachfolger wurde Josef Schmittner, aus Braunau (1691–1694) Mit Urkunde 1010 vom  20.5.1691 gab Abt Englbert Vischer (1683-1705) Die Wahl von Josef Schmitner als neuen

Abt von Kloster Fürstenzell bekannt. Am 20. 7. 169e bestätigte Generalabt Jean XII. Petit  die Wahl. Urkunde 1011

Schon 1694 folgte mit Benedikt Arb (1694–1700) der nächste Abt. Abt Engelbert von Kloster Aldersbach bestätigte am 13.10. 1694 die Wahl.

Generalabt Nicolas III. Larcher (1692-1712 ) bestätigte die Wahl am 17.1.1695. Urkunde 1014

Abt Benedikt war vor seiner Wahl Vikar in Beutelsbach. Er resignierte 1700.

Sein Nachfolger wurde Abundus I. Arleth (1700-1707)

Er stammte aus Ingolstadt und war Sohn eines Kantors. Er war Professor der Philosophie. Als er am 26. April 1700 zum Abt gewählt wurde, war er Prior im Kloster Fürstenzell.

Er wurde im Herbst 1701 zusammen mit Emanuel I. Scholz (1700–1733) Abt von Raitenhaslach vom Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation Stephan I. Jung (1698–1725) und Abt von Kloster Salem benediziert.

Abunhdus war kaum Abt, als der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1714 begann. Der Krieg war ein dynastischer Erbfolgekrieg, der zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon um die Nachfolge Karls II. (1665-1700), des letzten Habsburgers auf dem spanischen Thron

Außerdem ging es um das Mächtegleichgewicht in Europa.  Der bayrische Kurfürst Max Emmanuel (1679-1704) Ab 1691 war er Generalstatthalter der spanischen Niederlande. 1701 wechselte er die Fronten und stellte sich auf die französische Seite.

Der Krieg war nun in Bayern angekommen. 1703 besetzte Max Emanuel Schloss Neuburg am Inn, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu Fürstenzell war. Nach seiner Niederlage in der zweiten Schlacht von Höchstädt ging er ins Exil in die Niederlande. Er kehrte erst 1715 nach Bayern zurück und

regierte dann wieder bis zu seinem Tod 1726.

Abt Abundus floh nach Kloster Raitenhaslach, da Fürstenzell besetzt wurde.

Auch hatte das Kloster unter Kriegssteuern und Kontributionen schwer zu leiden. Der Sulzbacher Kalender schreibt sogar, dass das Kloster durch Kriegssteuern so mitgenommen gewesen sei, “ was dem guten Herrn das Herz brach”. (S.54)

Abt Abundus verstarb 1707.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Abundus II. Pugnetti (1707-1727) am 13. November 1707 gewählt. Zu diesem Zeitpunkt lebten 15 Mönche und 3 Konversen im Kloster.

Er wurde 1672 oder 1673 als Sohn  eines geadelten kaiserlichen Artillerieobersten geboren. Abt Abundus war der einzige Fürstenzeller Abt, der dem Adelsstand angehörte.

Bayern war zu der Zeit von kaiserlichen Truppen besetzt. Seine Abkunft könnte bei seiner Wahl eine Rolle gespielt haben. Auch die großen österreichischen Besitzungen

des Klosters haben möglicherweise dafür gesorgt, dass Fürstenzell während seiner Regierungszeit geschont wurde.

Trotz der krisenhaften Zeiten ließ er die große Schwaig erbauen, einen Maierhof nordwestlich des Klosters. Auch dass er dazu Gelder in München aufnehmen musste, hielt ihn nicht vom Bau ab.

Es war eine Vierflügelanlage von 51 x 51 Meter. Er wurde von Antonio Rizzi aus Misox in Graubünden von 1717-1719. Rizzi arbeitete Anfang des 18. Jahrhunderts in Niederbayern.

Auch in Höhenstadt, heute ein Teilort von Fürstenzell und Kurbad ließ er bauen. Dort gab es eine Schwefelquelle auf Klostergrund. Er ließ ein hölzernes Badhaus mit Wasserleitung  errichten, was für langsam wachsenden Zulauf von Heilungssuchenden sorgte.

1724 war er Wunschkandidat von Kurfürst Max Emanuel als Prälatensteuerer für die Landschaft. Das war schon sein zweiter Anlauf. Die Verordneten wählten dafür Abt Corbinian (1707-1739) von Kloster Asbach.

Diese Wahl erregte beim Kurfürsten berechtigtes Missfallen,zumal gegen Abt Corbinian viele Klagen wegen schlechter Wirtschaftsführung und außerdem unklösterlichem Verhalten vorlagen. Um Abt Corbinian nicht weiter zu demontieren, wurde die Wahl zwar nicht

wiederholt. die Landschaft sagte aber zu, Abt Abundus bei der nächsten Wahl zu berücksichtigen. Dies geschah auch bei der Wahl am 31. März 1727. Allerdings verstarb Abt Abundus ein Vierteljahr nach der Wahl im 56. Lebensjahr.

Sein Nachfolger wurde Abt Stephan III. Mayr (1727-1761) Am 15.3.1728 bestätigte Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727– 1748  die Wahl von  Abt Stephan zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1032.

Er wurde als Sohn des bürgerlichen Wundarztes am «oberen Bad»geboren.

1709 legte er in Fürstenzell unter dem Namen Stephan ab. 1714 feierte er seine Primiz. 1718 war er Vikar in Höhenstadt.

Über das Leben und wirken  von Abt Stephan ist wenig bekannt. Aber auf seinem Epitaph  wird er unter dem Namen «Magnus  Stephanus» mit «Fundator Alter» und «Restaurator munificus» (zweiter Gründer und freigiebiger Erneuerer) bezeichnet.

Auch seine Regierung wird durch Krieg überschattet. Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 erfasste auch Niederbayern. Auch Kloster Fürstenzell musste wieder Kriegssteuern entrichten.

Trotzdem unternahm er den Neubau der Klosterkirche und vollendete ihn.

1739 beauftragt Abt Stephan den den Passauer Bildhauer Joseph Matthias Götz ( (1696–1760) als Baumeister für den Kirchenneubau. Abt und Baumeister überwerfen sich aber.

Er trifft den Baumeister Johann Michael Fischer (1692–1766), der sich mit seinen Kirchen in Ingolstadt und Berg am Laim einen Namen gemacht hat. Dieser legt ihm 1740 einen neuen Riss vor und erhält den Bauauftrag.

Er delegiert seinen Palier Martin Wöger (1700–1761) nach Fürstenzell. Dieser erstellt das Chorgewölbe noch im selben Jahr. 1741 erstellt er das Hauptgewölbe. 1742 ruhen die Bauarbeiten wegen des Krieges zwischen

Österreich und Bayern.

Die Stuckaturen übernimmt Johann Baptist Modler (1697–1774) auch schon 1741. Es ist sein erster Auftrag als Stuckateur.

Auch mit Baumeister Fischer überwirft sich der Abt. Dieser zieht  seinen Palier und 6 Maurer ab und lässt die Kirche im Westen unvollendet zurück.

Der Passauer Orgelbauer Philipp Jakob Schmid stellt 1748 die Orgel auf der Westempore fertig.

Abt Stephan war wohl auch ein ausgezeichneter Musiker und wird vom Klosterchronisten als virtuoser Geiger beschrieben.

Am 27. Oktober 1748 weihte der Passauer Bischof Kardinal Joseph Dominikus Graf von Lamberg (1723-1761) die Klosterkirche.

Abt Stephan stirbt 1761.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto (1761-1792) als 48. Abt von Kloster Fürstenzell.

Er ist am 12. Juli 1709 Polling als Sohn Sohn des Klosterschneiders bei den Augustinerchorherren von Polling bei Weilheim geboren.

Sein Bruder Clemens war von 1740–1770 Propst des Augustinerchorherrenstift Rottenbuch

Er legte am 1. November 1730 die Profess im Kloster Fürstenzell ab und wurde 1733 zum Priester geweiht. 1758 war er Vikar in Höhenstadt.

Am 11. August 1761 wurde Otto zum Abt gewählt. Generalabt François Trouvé (1748–1797) bestätigte die Wahl des Otto Prasser zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.Urkunde 1053 vom 1.9. 1761

Sein Vorgänger Stephan hatte trotz Kirchenneubau und Kriegszeiten das Kloster schuldenfrei  und eine geordnete Finanzlage hinterlassen.

Otto ließ den Süd-und Westtrakt des Klosters neu bauen. Die Planung der –Architektur, sowie der Doppelturmfassade wird Vinzenz Fischer (1729–1810)Professor an der Architekturschule der Wiener Akademie zugeschrieben.

Neben den Neubauten von Prälatur- und Refektoriumsflügel ließ er die Bibliothek und die Portenkirche umbauen.

Die Einrichtung des Bibliotheksaals besorgte der Bildhauer Joseph Deutschmann (1717–1787) aus Imst. Für die Deckenfresken waren die  Matthäus Günther(1705–1788) und Johann Jakob Zeiler (1708–1783) verantwortlich.

Otto  baute auch den eingefriedeten Prälatengarten westlich des Klosterhofs mit dem «Salettl» genannten Pavillon als Abschluss.

Im Festsaal malt 1773 Bartolomeo Altomonte (1694–1783) aus Warschau die Deckenfresken.

Die Kirchtürme werden mit Kupferkuppeln versehen und die Kirche erhält ein neues Geläut. Die Glocken wurden von Peter Anton Jacomini ( † 1789) aus  Passau gegossen.

Außerhalb des Klosters ließ er in Höhenstadt ein festes Gebäude anstelle des hölzernen Badhauses, das Abt Abundus gebaut hatte, errichten. Dieses bekam schöne Zimmer und einen Speisesaal.

Im Kremstal besaß Kloster Fürstenzell umfangreiche Weingüter. In Imbach in der Nähe von Krems ließ er den Fürstenzellerhof, heute ein Gasthaus errichten.

Auch der Anbau einer Brauerei am Prälaturflügel wird Abt Otto zugeschrieben.

1775 beging Kloster Fürstenzell mit einem großen Fest sein 500-jähriges Bestehen. Der Festsaal war gerade rechtzeitig zum Fest fertig geworden.

15 Äbte und viel Prominenz waren anwesend. Aber auch das “gemeine Volk” nahm am Fest teil.

Ein weiteres Fest beging Abt Otto mit einem persönlichen Feiertag. 1783 beging er sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

Er legte nach 31 Jahren Regierungszeit sein Amt 1792 nieder, lebte aber noch 6 Jahre und verstarb am 3. September 1798.

Sein Nachfolgere wurde Edmund Bachmayr (1792–1803) als letzter Abt von Kloster Fürstenzell.

Er wurde am 3. Oktober 1758 als Sohn eines Revierförsters in Außernzell geboren. Er legte 1777 die Profess ab in Kloster Fürstenzell ab und wurde am 29. September 1783 zum Priester geweiht. Von 1791 bis 1792 studierte er Rechte in Ingolstadt und war anschließend Seelsorger in Irsham.

Er wurde am 28. November 1792 zum Abt gewählt und 1793 zum Abt geweiht und infuliert.

Abt Edmund förderte wie seine Vorgänger Wissenschaften und Kirchenmusik. Dafür ließ er mehrere Instrumente anschaffen.

Er war auch ein Schulmann. Er baute ein größeres Schulhaus zur Hebung der Volksschule, die von Kindern aus der näheren und weiteren Umgebung sehr gut besucht war.

1800 begründete eine moderne Industrieschule für Arbeiterinnen mit handwerklicher Ausrichtung.

Auch er war für die Landschaft tätig und  wurde 1795 zum Deputierten des Prälatenstandes bei der Regierung bestellt.

Seit 1797 gehörte er als Nachfolger des Aldersbacher Abtes Otto Doringer (1779-1797) dem Generalstudiendirektorium der Prälaten an.

1803 wurde Kloster Fürstenzell im Zuge der Säkularisation aufgehoben.

Die Familie Wieninger erwarb die Kloster- und Ökonomiegebäude.

Als Schulfachmann ist Ex-Abt Edmund auch weiterhin im Schulbereich tätig. 1804 wurde er zum Oberinspektor der Landschulen im Landgerichtsbezirk Griesbach bestellt.

Danach war er 1807 bis 1814 war er Pfarrprovisor in Haardorf bei Osterhofen. Als solcher bewirkte er, dass in der nahegelegenen Wallfahrtskirche Kreuzberg das Allerheiligste aufbewahrt werden durfte. 1814 zog er als Kommorant nach Deggendorf, wo er am 15. Dezember 1817 starb

Ein Kommorant war ein Geistlicher, der an einem Ort ansässig war, ohne seelsorgerisch tätig zu sein.

1930 übernahm die Deutsche Provinz der Gesellschaft Mariens das ehemalige Kloster Fürstenzell. Die Maristenpatres nahmen 1931 den Lehrbetrieb an der ordenseigenen philosophisch-theologischen Hochschule und 1948 am Gymnasium auf. Ein weiteres Aufgabenfeld der Patres war die Seelsorgetätigkeit in der Pfarrei Fürstenzell und den Nachbarpfarreien. Am 15. August 2009, am Tag des Patroziniums, verabschiedeten sich die Maristen altersbedingt aus der Seelsorge in der Pfarrgemeinde Fürstenzell.

                                                                                                                                                             

16 Apr 2023

Kloster Allerheiligen (Schwarzwald)

                                                                                                                                                                                                             

Der Heilige Norbert von Xanten (*1080/1085-+6. Juni 1134) gründete 1120 einem  abgelegenen Waldtal bei Prémontre ein Kloster. Seine Mitglieder waren Kanoniker. Das sind Kleriker,die sich zu einem

gemeinsamen Leben ohne Privateigentum zusammen geschlossen haben. Grundlage für den Orden ist die Regel des heiligen Augustinus.Durch Norbert von Xanten erhielt die Augustinerregel aber ihre

besondere Ausprägung, weswegen die Prämonstratenser auch oft Norbertiner genannt werden. Die Ordenskleidung ist weiß. Im Mittelpunkt des religiösen Lebens steht die Liturgie. Siebenmal am Tag versammeln sie sich zum

Chorgebet. In der Frühzeit der Prämonstratenser war ihr Leben streng. Um Miiternacht wurde die Matutin gebetet. Im Kloster herrschte ununterbrochenes Stillschweigen.Fleischgenuss gab es nur bei Krankheit.

Alle waren zur Handarbeit verpflichtet, auch die Priester.

Eine Klostergemeinschaft wurde Kanonie genannt. Ähnlich wie die Zisterzienser waren die Prämonstratenser zentralistisch angelegt. Der Generalabt saß in Prémontre. In seinen Händen lag die Leitung des Ordens.

Äbte und Pröpste mussten immer wieder nach Prémontre kommen, wo über Ordensangelegenheiten und Ordensbräuche beraten wurde. Die Klöster einzelner Gebiete waren zu einer Zirkarie zusammengefasst. Ursprünglich deckte sich dass

mit einer Diözese. Es gab das Amt des Zirkators. Dieser visitierte die Klöster bestimmter Gebiete im Auftrag des Generalabtes von Zeit zu Zeit. Die Klöster hielten enge Bindungen zu dem Kloster, von dem aus sie jeweils gegründet wurden. Es nannte sich dann dessen filia.

Der Orden war weitgehend von den Bischöfen und weltlichen Herren unabhängig.

1126 bestätigte Papst Honorius II. (1124-1130) den Orden der „Chorherren des heiligen Augustinus nach den Gebräuchen der Kirche von Prémontré“.

Die asketische Persönlichkeit Norberts und sein Ruf als charismatischer Reform-und Bußprediger verschafften dem jungen Orden einen großen Zulauf und es kam zu vielen Klostergründungen in Frankreich, England und Deutschland.

Uta von Schauenburg (um 1115/20-1196/99) war die jüngere Tochter des Pfalzgrafen Gottfried bei Rhein aus dem Hause der Grafen von Calw und der Luitgard von Zähringen.

Ihre Großeltern sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits hatten als Klostergründer gewirkt. Ihr Urgroßvater Adalbert II. von Calw (+1099) hatte Kloster Hirsau um 1050 neu gebaut und um 1059 das Stift Sindelfingen gegründet.

Ihr Großvater mütterlicherseits Herzog Berthold II. von Zähringen (+1111) gründete 1093 das Kloster St. Peter im Schwarzwald.

Utas Vater Gottfried hatte keine männlichen Nachkommen, hatte aber reiche Besitztümer. Dazu ging ihre Schwester eine nicht standesgemäße Ehe ein. Uta  war also eine ganz gute Partie.

In jungen Jahren heiratete Uta Welf VI. (*1115-1191),Markgraf von Tuscien, dem sie schon als Sechsjährige versprochen war. Die Ehe war wohl nicht glücklich. Ihr entstammte ein Sohn, Welf VII, der allerdings schon 1167 auf dem Feldzug Friedrich Barbarossas gegen den Papst verstarb.

Auch Welf VI. war als Klostergründer tätigt. Er gründete 1147 das Prämonstratenserkloster Steingaden, in dem sein Sohn und später auch er beerdigt sind.

Herzog Welf starb 1191. Kurz danach gründete seine Witwe Uta das Prämonstratenserkloster Allerheiligen bei Oppenau. Die Klostertradition nimmt 1192 als Gründungsjahr an.

Allerheiligen war eine singuläre Erscheinung. Es ist die späteste und einzige prämonstratensische Klostergründung im rechtsrheinischen Oberrheingebiet.

Die “Gründungsurkunde” ist im Original verlorengegangen. Die weiteren Abschriften beruhen alle auf einem Vidimus aus dem Jahr 1441. Der Text enthält eine Besitzliste mit den Ausstattungsgütern des Klosters, die vor allem im Renchtal lagen, und erwähnt als zentralen Besitz das Patronatsrecht über die Kirche in Nussbach.

Die Gründungsurkunde besagt, dass Allerheiligen von der Cella Herbipolim gegründet worden ist. Dort wurde unter Mitwirkung von Norbert von Xanten 1128 ein Doppelkloster der Prämonstratenser gegründet. Das Totenbuch von Allerheiligen verzeichnet tatsächlich drei Kanoniker

aus Zell. Zwar erklärte Abt Oswald Lorchert (1747-1785) von Oberzell in seinem Schreiben vom 30. Januar  1757, dass Kloster Allerheiligen nie als Tochter von Kloster Oberzell betrachtet worden sei.

Der Propst des Klosters Marchtal Theoderich  von Wittenhausen (1243-1251) verzichtete nach den Annalen Kloster Marchtals auf das Recht auf das Patronat von Kloster Allerheiligen. Es ist anzunehmen, dass  auch Kanoniker aus Marchtal gekommen sind, um an der Gründung teilzunehmen.

Es war bei den Prämonstratensern nicht unüblich, dass sich der Konvent eines neuen Klosters aus Mitgliedern verschiedener Klöstern zusammensetzte.

“Uta, Herzogin von Schauenburg, gründet zur Ehre Gottes und aller Heiligen ein Kloster am Nordwasser (Nortwazzer) beim Büttenstein (Butenstein) nach der Augustinerregel und den Statuten des Prämonstratenserordens, bestimmt die Grenzen des Klostergebiets und stattet dasselbe aus mit näher beschriebenen Gütern zu Rinken (Rincun), Ramsbach (Ramesbach), Hesselbach (Haselbach) und Elisweier (Elliswilre), sowie den vierten Teil des Fischwassers Bustrich (Bustric); außerdem bestätigt sie dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche in Nußbach (Nuzbach) und bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen zu Kirche und Bistum Straßburg gehören soll wie das Kloster Oberzell zu Würzburg, von wo aus das Kloster gegründet wurde. GAL Findbuch 34 Nr. 139

Neben der Festlegung des Besitzes kamen auch rechtliche Bestimmungen dazu. Als Mitglied  des Prämonstratenserordens sollte Allerheiligen jegliche Freiheit haben, die irgendein Kloster dieses Ordens besitzt. Es sollte frei sein von Abgaben. Es sollte keinen Vogt  über sich haben und kein Landesherr

sollte das Kloster zu irgendwelchen Leistungen heranziehen.

Uta hatte in der Gründungsurkunde bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen dem Orden der Prämonstratenser angehören sollte. Zum einen genossen die Prämonstratenser zu Utas Zeiten wegen ihres vorbildlichen, strengen Lebens einen guten Ruf.

Möglicherweise hat auch mitgespielt, dass ihr Gatte Welf VI., der in der Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) von 1218 neben Uta als Gründer genannt wird, 1247 das Prämonstratenserkloster Steingaden gegründet hat. Es bestanden also

Beziehungen zum Prämonstratenserorden.

Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) stellte  in Ehnheim  eine Bestätigungsurkunde für Kloster Allerheiligen aus. Sie ist ohne Zeitangabe. Aber Heinrich hielt sich 1196 in Ehnheim auf, wie aus anderen Quellen bekannt ist. Das lässt den Schluss zu, dass Allerheiligen zwischen 1191 und 1196 gegründet worden ist. Bei der Ausfertigung müssen Männer mitgewirkt haben, die mit den Örtlichkeiten und den Besitzverhältnissen im Renchtal vertraut waren. Außerdem müssen sie die Privilegien und Gepflogenheiten der Prämonstratenser und auch ihre Klöster gekannt haben.

Das Könnte Manegold gewesen, der ehemalige Beichtvater Welfs VI., der ins Kloster Steingaden eingetreten ist und dann in Marchtal Propst (1191-1204) geworden ist.

Am 9. April 1200 bestätigte König Philipp von Schwaben (1198-1208) die Vogtfreiheit des Klosters. Philipp – RI V,1,1 n. 46

Die erste päpstliche Schutzurkunde stellte Papst Innozenz III. (1198-1216) am 5. Februar 1204 in Anagni aus. In dieser Urkunde wird nicht nur Uta als Stifterin genannt, sondern auch ihr Mann Welf IV. und die beiden Zähringer Hugo von Ulmburg (+1203) und Berthold IV. (1152-1186).

Zum 1. Propst wählte der Konvent Gerungus (1196-1217) Wahrscheinlich wurde er von Marchtal nach Allerheiligen geschickt. Er stammte wohl aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht, in dem der seltene Name Gerungus gängig war. Im LThK Bd 1 im Artikel Allerheiligen wird ein Gerungus von Schauenburg als Gründerpropst genannt (S. 406). Als Gründerpropst hatte Gerung die Aufgabe, die baulichen Voraussetzungen für klösterliches Leben zu schaffen. Das war in dieser abgelegenen Lage nicht einfach. Wege mussten gebaut werden, Sümpfe trockengelegt und Wasserleitungen

angelegt werden. Die Baumeister der Klosterkirche von Allerheiligen sind unbekannt, aber sie standen wohl in Beziehung zur Straßburger Münsterbauhütte. Der Bau wurde unter Propst Gerung begonnen. Chor, Vierung und Querschiff entstanden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts

und das Langhaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts vollendet.

Bereits 1217 wurde Allerheiligen direkt der Mutterabtei in Prémontré unterstellt.

Nachfolger von Propst Gerungus wurde Walther von Westernach. Er war von 1209-1214 Propst in Marchtal gewesen. Wegen innerer Schwierigkeiten hatte er dieses Amt 1214 niedergelegt. 1217 wurde er vom Abt in Prémontré Gervais d’Angles (1209-1220) zum Propst von

Allerheiligen ernannt.

Auch Propst Walther sorgte für die rechtliche Absicherung des Klosters. Im Januar 1218 nahm Kaiser Friedrich II.(1210 König ab 1220-1250 Kaiser)das Kloster Allerheiligen, seine Insassen und seine Güter in seinen besonderen Schutz.(GLA 33 Nr.49) Eine weitere Schutzurkunde stellte Friedrich II. 1224.

Auch sein Sohn Heinrich stellte dem Kloster 1224 eine Schutzurkunde aus.

Am 15. Januar 1223 nahm Papst Honorius III. (1216-1227) Propst und Konvent des Kloster Allerheiligen in seinen Schutz und bestätigte den Klosterbesitz ins besondere die Kirchen in Nußbach und Urloffen. (GLA E Nr.48)

Schon 1220 hatte der Straßburger Bischof Heinrich II. von Veringen (1202-1223) die Freiheiten und Besitzungen des Klosters bestätigt. (GAL 33 Nr.56)

Die Einkünfte aus Schenkungen waren noch sehr gering. Die finanziellen Belastungen, die das Kloster durch den Klosterbau zu tragen hatte waren aber sehr hoch. Wohl deshalb schickte Propst Walter Ordensbrüder aus, um Geld zu sammeln.

Das war natürlich nicht ungefährlich. König Heinrich VII. (1220-1235) stellte dem Kloster am15. April 1227 in Hagenau eine Schutzurkunde aus. “nimmt die zelle Allerheiligen in seinen besondern schutz, und gebietet seinen dienstmannen clerikern und amtleuten deren almosensammler liebreich aufzunehmen”. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4054

Allerheiligen hatte das Patronatsrecht über Nußbach. Propst Walther bat nun Papst Honorius, die Pfarrei nach dem Tode des gegenwärtigen Pfarrers die Pfarrei dem Stift einverleiben zu dürfen. Papst Honorius beauftragte Bischof Heinrich von Straßburg, dies zu überprüfen.

Nachdem er sich von der Armut des Ortes überzeugt hatte, stimmten er und das Domkapitel 1225 der Einverleibung zu. Dabei wurden die Einkünfte der Pfarrei Nußbach, Oppenau und Oberkirch festgesetzt.Allerheiligen hatte nur die Verpflichtung,  künftig anzustellende Pfarrer

dem Archidiakon als Vertreter des Bischofs vorzustellen.

Am 6. Juni 1228  bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) dem Propst und Konvent des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald die diesem vom Bischof von Straßburg übergebene Kirche zu Nußbach (GLA E Nr.56)

Nachfolger von Propst Walther wurde Probst Heinrich (1233-1262).

1239 kaufte er von Gräfin Adelheid von Freiburg (+1248) den Hof in Nussbach mit dem Patronatsrecht der Pfarrei 34 Nr. 680. Allerdings erhob der Markgraf Hermann VI. von Baden (1243-1247) Ansprüche auf die Vogtei über Nussbach und andere Forderungen.

Der Propst war nicht bereit auf die Ansprüche des Klosters zu verzichten. Daraufhin nahm der Markgraf den Prost und seine Kanoniker gefangen.

Ein Schiedsspruch des Straßburger Bischofs Konrad V. von Eberstein (1237-1245)und seines Dompropstes entschied den Streit zu Gunsten des Klosters Allerheiligen. Der Bischof stellte fest, dass der Markgraf aufgrund der erhaltenen Privilegien des Klosters

keinerlei Rechte auf die Vogtei habe. Der Markgraf musste auf alle seine Forderungen verzichten und eine Buße von 200 Pfund zahlen.(GLA  34 Nr. 837)

Kloster Allerheiligen genoss inzwischen einen sehr guten Ruf. 1238 war das schon 764 gestiftete Kloster Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zur Reform unterstellt. Die dortigen Benediktiner widersetzten sich der Reform und mussten Lorsch verlassen. Sie wurden zunächst durch Zisterzienser aus Kloster Eberbach ersetzt. Diese konnten sich in Lorsch allerdings auch nicht halten. Erzbischof Siegfried rief dann 1248 Prämonstratenser aus Kloster Allerheiligen nach Lorsch. Lorsch hatte nun den Status einer Propstei.

Lorsch betrachtete sich als “Tochter” Allerheiligens.

Schon 1189 waren Prämonstratenser aus Allerheiligen im elsässischen Hagenau. Die dortige St. Niklaskirche wurde vorher auch das Prämonstratenserkloster genannt. (Topograhia Alsatia: Hagenau 22).

Die Bettelmönche von Allerheiligen in Straßburg wurden 1297 ebenfalls Prämonstratenser.

Der Marchtaler Propst Dietrich von Wittenhausen (1243-1261) verzichtete auf die Paternatsrechte von Kloster Marchtal. Seit 1320 wird Allerheiligen in der Zirkarie Wadgassen geführt.

Am 28. Juni 1259 stellte Papst Alexander IV. (1254-1261) Kloster Allerheiligen wohl aus gegebenem Anlass eine Schutzurkunde aus, in der er dem Klerus der Mainzer Kirchenprovinz befahl, das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald gegen

dessen Bedränger zu schützen. (GLA E Nr.247)

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Konrad von Schauenburg (1262-1289). Er hatte das Vertrauen des Straßburger Bischofs Konrad III. von Lichtenberg (1273-1299). Dieser gestattete am 2. Mai 1281 Propst und Konvent auf der vakant gewordenen

Kirche von Oppenau, für die das Kloster Patronats-und Präsentationsrechte hatte, einen Konventualen des Klosters präsentieren zu dürfen, der die Pfarrstelle zusammen mit einem Amtskollegen versehen solle. (34 Nr. 1238)

Einen guten Draht scheint Propst Konrad auch zu Papst Martin IV. (1281-1285) gehabt zu haben. Denn der Papst stellte dem Kloster in den nur vier Jahren seines Pontifikats 6 Urkunden aus. Am 15. März 1284 nahm er das Kloster in seinen Schutz und bestätigte dessen Zehnten, Güter und sonstigen Besitzungen. (GLA E Nr. 282) Auch im März 1284 bestätigte Papst Martin IV. die Schenkung des Straßburger Bürgers Friedrich Westermann und seiner Frau eines Hofes in Sasbach. (GLA E Nr. 283)

Eine interessante Urkunde war die, die der Papst am 2. März 1284 ausstellte. “Papst Martin IV. bewilligt dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Anrecht auf die Güter, die die Brüder des Klosters rechtmäßig erworben haben würden, falls sie in der Welt geblieben wären, ausgenommen Lehen.

( GLA E Nr.284) Noch im März bewilligte der Papst dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Recht, gewisse Privilegien und Indulgenzen, die zeitweise aus Unkenntnis in Vergessenheit geraten waren, wieder zu gebrauchen. (E Nr.285)

Im April 1284 verhinderte er mit einer Urkunde, dass jemand ohne rechtlichen Grund sich der Angehörigen und Güter des Klosters bemächtigt und diese unterschlägt, bis seine unbegründeten Forderungen erfüllt sind. (E Nr.286)

Unter Konrad wuchs auch das Ansehen der Klosterkirche in der Bevölkerung. Bischof Johannes von Litauen, ein Deutschordensherr und aus einem Bistum Litauen vertriebenen Bischof, der dann in mehreren südlichen Bistümern der Kirchenprovinz Mainz tätig war-in Konstanz ist er von 1282-1290 nachweisbar- erteilte der Klosterkirche einen 14-tätigen Ablass. (GLA 34 Nr. 105)

1297 gewährten mehrere Bischöfe ebenfalls einen 40-tägigen Ablass. Das erhöhte natürlich den Zulauf, das Spendenaufkommen der Pilger aber auch letztwillige Verfügungen, eine gute Einnahmequelle für das Kloster. (34 Nr. 106)

Nachfolger von Propst Konrad wurde Propst Henrich II. (1290-1319). Auch in seiner Regierungszeit entwickelten sich die Besitzverhältnisse Allerheiligens günstig.

Bischof Konrad III von Lichtenberg gestattete dem Propst und Konvent von Allerheiligen, die Kirchen von Oppenau und Oberkirch, die bisher von Professen des Klosters versehen worden waren, mit Weltpriestern zu besetzen. Im 13. Jahrhundert hatte das Kloster versucht, möglichst

Chorherren als Priester einzusetzen. Aber gelegentlich scheint es doch an seine Grenzen gekommen zu sein.

Unterstützung fand das Kloster vor allem durch den Renchtaler Adel so die Herren von Bach, die Herren von Neuenstein, die bei Lautenbach ansässig waren, die Herren von Schauenburg, Winterbach und Staufenberg, aber auch die Grafen von Freiburg und Fürstenberg, die alle in der Gegend begütert waren. Viele der Adligen ließen sich auf dem Klosterfriedhof beerdigen, was in der Regel auch mit Spenden honoriert wurde.

Auch Geistliche waren unter den Stiftern, so zum Beispiel Propst Heinrich aus dem Stift Honau bei Schwindratzheim, der dem Kloster Höfe, Äcker und Wiesen sowie Zinsen in Ebersweier (GLA 34 Nr.423), Zusenhofen und Willstätt schenkte.

Eine besonders umfangreiche Schenkung erhielt das Kloster von der Witwe Junta Knierin aus Renchen, die den Knabenhof in Fautenbach, den Schultheißenhof in Densbach und ihr Haus in Oberkirch, in dem sie wohnte für sich, ihren verstorbenen Mann Heinrich

und ihren Sohn Albert als Seelgerät.

Das war nicht die einzige Erwerbung in Oberkirch. Zwischen 1200 und 1300 erwarb oder erhielt als Schenkung Kloster Allerheiligen über 13 Häuser und Hofstätten, manchmal Scheunen und Gärten. Daneben erwarb es mehrfach große Wiesengrundstücke. Es bekam Einkünfte

aus Gülten und Zinsen geschenkt. So war es nur logisch, dass das Kloster in Oberkirch bald die Propstei errichtete. Von dort aus wurden die Einkünfte des Klosters verwaltet. Der Verwalter war der Pater Oberkeller, der wie der Propst bzw. später der Abt in der “Propstei Allerheiligen”

residierte. In Oberkirch besaß das Kloster die Kirche,das Propsteigebäude, ein sogenanntes Pitanzhaus, das war ein Mönchsspeisehaus, eine Badstube, eine Mühle, eine Weinkelter und einen Klosterkeller.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 waren große Teile Oberkirchs niedergebrannt. Das Kloster errichtete dann einen steinernen Neubau, das Propsteigebäude. Dieses brannte aber 1797  auch völlig ab, wurde aber umgehend durch einen schlichten klassizistischen Neubau ersetzt.

An seinem nicht mehr genutzten Eingang ist heute noch das Wappen des Klosters und des letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

1319 tauschte Propst Heinrich die dem Kloster gehörige Burg Friedberg bei Oppenau (GLA 34 Nr. 148) gegen Weingärten am Tanzberg bei Tiergarten die dem Bischof von Straßburg und dem Domkapitel Straßburg gehörten.

Die Straßburger Bischöfe konnten durch diesen Taus ihre Machtstellung im Renchtal weiter ausbauen.

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Johannes Rohart von Neuenstein (1319-1350) Die Familie Rohart von Neuenstein stellte knapp 100 Jahre einen weiteren Propst in Allerheiligen.

Graf Heinrich II. von Fürstenberg (+1337) verkaufte 1327 den “unteren” Hof in Nussbach sowie die Patronatsrechte die er an der Kirche in Nussbach hatte für 200 Mark Straßburger Silber, das sind etwa 30.433,00 €. (GLA 34 Nr. 869)

1348 erwarb Kloster Allerheiligen Besitzungen bei Renchen von Kloster Schuttern. (GLA 34 Nr.99)  von Abt Isenbertus (1337–1350) für 150 Pfund Straßburger Pfennige, das sind etwa 2.135,00 €

Am 4. Januar 1348 verzichtete Kaiser Karl IV. (1346-1356 König, dann Kaiser- 1378)  zugunsten des Bistums Straßburg auf das Recht der ersten Bitten in den Klöstern Ebersheimmünster, Altdorf, St. Arbogast, Ittenweiler, Truttenhausen, Obersteig, Steig bei Zabern nebst der Klause dabei, Allerheiligen im Schwarzwald, St. Stephan, St. Johann. (34 Nr.150) Das Recht der ersten Bitte bedeutete, dass der Kaiser anlässlich seiner Krönung das Recht hatte, an jedem Stift im Heiligen Römischen Reich die erste Pfründe zu besetzen.

7. Propst von Allerheiligen wurde Eberhart (1350-1362) Der Straßburger Bischof Berthold II. von Buchegg (1328 –1353) fügte dem bestehenden Ablass in Allerheiligen nochmals 40 Tage hinzu.

Der 8. Propst war Friedrich von Schaffhausen (1362-1369) Unter ihm wurden dem Kloster  Häuser, Höfe, Güter zu Höfen, Bernhardshofen, Achern und Gamshurst unter Vorbehalt des Nießbrauches auf Lebenszeit vermacht ( Kappelrodeck 34 Nr.676 vom 11. Mai 1369) und Niederachern vermacht.

Nachfolger von Propst Friedrich war Hartlieb von Ramstein (1369-1386)

Der Straßburger Bischof Johann III. von Luxemburg-Ligny (1366-1371) gewährte 1370 für die Ursulakapelle in der Nähe des Stiftes am Sonntag nach Fronleichnam ebenfalls einen Ablass von 40 Tagen.

Das Schwergewicht der Prämonstratenser lag auf der Seelsorge. Deshalb bewirtschaftete das Kloster nur wenige Güter selbst. Im wesentlichen beschränkte sich das auf den eigentlichen Klosterbereich. Die entfernter liegenden Güter wurden von Konversen bewirtschaftet.

Meist waren sie aber als Zeit-oder Erblehen an Bauernverpachtet. Die Einnahmen des –Stifts waren gering. sie beliefen sich auf etwa 100 Mark Silber jährlich, das sind etwa 15.217,00 €.

Eine wichtige Einnahmequelle waren die Patronate. Am 22. August 1361 inkorporierte Bischof Konrad Kloster Allerheiligen die Pfarrkirche von Appenweier, deren Patronat das Kloster schon vorher innehatte. (GLA 34 Nr. 300)

Kloster Allerheiligen führte getrennte Kassen. Einnahmen bestimmter Güter gehörten dem Propst, zum Beispiel die von Nussbach. Diese verwaltete die Kämmerei. Die Einnahmen für die Chorherren verwaltete die Pietanz. Diese erhielt häufig Stiftungen,um die Kost der

Konventualen aufzubessern zum Beispiel am Todestag des Stifters.

Dann gab es noch das Messamt, das die Messtiftungen betreute. Ein Amt verwaltete das Siechenhaus. Dann gab es noch die Küsterei. Diese  kam für alles auf, was für die Messe notwendig war. Es war das einzige Amt, das genügend Einnahmen hatte, um Geld gegen Zins auszuleihen.

Nachfolger von Propst Hartlieb war Propst Johann von Milnheim (1386-1408). 1395 scheint das Kloster aber gut bei Kasse gewesen zu sein, denn der Straßburger Bischof Wilhelm II. von Diest (1394-1439), der ständig in Geldnot war, verpfändete die beiden bei Oberkirch gelegenen Burgen Ullenburg und Fürsteneck für 500 Goldgulden, das sind etwa 84.938,00 €. (Das alte Bethaus zu Allerheiligen zu Straßburg im Elsass, Straßburg 1879, S. 34)

Nachfolger von Propst Johann wurde Kumanus Lederholz (1408-1428) Er dankte 1428 ab.

In den 30-iger Jahren des 15. Jahrhunderts gab es immer wieder lokale kriegerische Auseinandersetzungen wie zum Beispiel die “Schauenburger Fehde” von 1432. Friedrich Bock von Schauenburg fiel zusammen mit seinem Nachbarn Bechthold von Schauenburg in die Vogtei ein, um Schulden der verstorbenen Gräfin Elisabeth von Württemberg  einzutreiben. Württemberg verbündete sich  mit der Stadt Straßburg und belagerte die Schauenburg, was beträchtliche Zerstörungen verursachte. Sie endete von 1433 mit dem Burgfrieden von Schauenburg.

Außerdem gab es zwischen 1430 und 1440 zehn Jahre lang Wetteranomalien, die zu erheblichen Missernten führten und anschließenden Hungersnöten, die zwischen 1437 und 1440 in ganz Europa zu Hundertausenden von Toten sorgte.

Das verursachte auch Kloster Allerheiligen enorme Einbußen an seinen Einkünften und sorgte für eine Verarmung des Klosters. Dadurch bahnte sich in Allerheiligen und auch in anderen Prämonstratenserklöstern eine Entwicklung an, die sicherlich nicht im Sinne des Ordensgründer Norbert von Xanten war. Einzelne Kanoniker behielten oft einen Teil ihres eingebrachten Gutes für sich, um sich einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Andere schufen sich ein privates Vermögen, dass sie durch Kauf von Liegenschaften und Erwerb von Zinsen zu mehren suchten.

Propst Berthold Schoup von Winterlingen (1408-1436) (In das Kloster Allerheiligen von K. G. Fecht Karlsruhe 1872, daraus stammen die Angaben zu den anderen Pröpsten nur als 1411 vorkommen erwähnt) hinterließ 1469 ein Vermögen, das nach Abzug der Schulden an das Kloster noch

3.573 Dukaten, das sind immerhin etwa 699.370,00 €, betrug. Das wurde dann zwischen Propst und Kanonikern aufgeteilt. Der Probst erhielt 1.028 Dukaten, also etwa 201.218,00 €, die Kanoniker  2.545 Dukaten also etwa 498.152,00 €.

Abt Johannes IX (1436-1443) gestattete, dass dieses Geld zwischen Propst und Konvent geteilt wurde. (GLA 34 Nr.6)

Beide einigten sich darauf, das Geld anzulegen und von den zinsen dringend notwendige Reparaturarbeiten zu bezahlen.

Auf ihn folgte  Rülmann Dedinger (1436-1462). Er versprach am 3. August 1448 dem Straßburger Bischof Ruprecht von Pfalz-Simmern (1440-1478) die Zahlung eines jährlichen Schirmgeldes von 20 Dukaten, das sind etwa 3.971,00 €. (GLA 34 Nr.50)

Mit dem Abweichen vom ursprünglichen Armutsideal ging natürlich auch ein Niedergang der Klosterzucht einher, der wohl über längere Zeit anhielt und durchaus auch Begehrlichkeiten weckte. Landes-und Stadtherren suchten ihre Machtstellung zu erweitern. Dafür war auch Geld nötig.

Steuerquellen boten sich an wie die  Gabella, eine indirekte Steuer, die in Frankreich zum Beispiel als Salzsteuer erhoben wurde. Die Tallia war eine Steuer, die vom Landesherrn auf Grund und Boden erhoben wurde.

Die Prämonstratenser hatten ja Abgabenfreiheut garantiert und so wandten sie sich 1417 ans Konstanzer Konzil (1414-1418). Dieses bestätigte die Privilegien von Kloster Allerheiligen und untersagte bei strengen Kirchenstrafen, dass das Kloster zu einer dieser Steuer herangezogen wurde.

(GLA 34 Nr.151 vom  4. Juni 1417)

13. Propst wurde Andreas Rohart von Neuenstein (1462-1478)

Das gravierendste Ereignis für Kloster Allerheiligen war der Brand im Jahre 1470.

Am Dienstag nach Lätare brach ein Brand in der Klosterküche aus. Wegen des schlechten baulichen Zustands der Gebäude griff er rasch auf die Klosterkirche über, zerstörte sie und das anschließende Klausurgebäude.

Der Konvent kam laut Klosterchronik für einige Zeit im elterlichen Gut des Propstes unter.

Propst Andreas begann sofort mit dem Neubau. Wer mit dem Wiederaufbau beauftragt war, ist unbekannt. Die noch brauchbaren Mauern wurden wiederverwendet. Das Langhaus wurde als spätgotische Halle erneuert, Mittel-und Seitenschiffe wurden eingewölbt. Die Vorhalle wurde

verbreitert. Auch der Kreuzgang wurde neugestaltet.

Der Nachfolger von Propst Andreas Georg Federle (1474-1477) führte den Neubau zu Ende. Seine  Wahl  wurde Bischof Ruprecht am 17. September 1474 durch Propst Johannes vom Prämonstratenserkloster Hagenau angezeigt (GLA 34 Nr. 59)

In Lautenbach gab es  eine kleine Kapelle. Dort war ein als wundertätig bezeichnetes Bild Mariens zu sehen, zu dem sich eine Wallfahrt entwickelte und das immer größeren Zustrom erfuhr.Bauern und vor allem der örtliche Adel, darunter vor allem die Schauenburg, begannen 1471

mit dem Bau der Kirche Mariä Krönung, um dem anwachsenden Pilgerstrom einen angemessenen Gebetsraum zu schaffen aber auch als Grablege für den lokalen Adel.

Baumeister Hans Hertwig aus Bergzabern, der eine Wanderbauhütte unterhielt, hatte den Bau begonnen. Von ihm stammt auch das Netzgewölbe. Nachdem die Ortenauer Reichsritterschaft den Bau finanziell nicht mehr stemmen konnte, sprang Kloster Allerheiligen

unter seinem Propst Johannes Magistri (1477-1492) , eigentlich Hans Schulmeister, der seinen Namen der Zeitmode entsprechend latinisiert hatte, 1480 ein. Er hatte dazu das Einverständnis von Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478-1506) . Er wollte

den Bau “notabiliter et speciose” (bemerkenswert und prächtig) ausführen lassen.

Mit dem Baumeister hatte es allerdings Schwierigkeiten gegeben. Baumeister Hans Hertwig hatte die Voranschläge zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen und verschwand dann aus Lautenbach. Propst Johannes Magistri musste ihn 1481 und 1482 gerichtlich zwingen, den Bau

wenigstens gebrauchsfertig zu machen. (34 Nr. 723 und 724) Mitsiegler der Urkunde 724 ist Hans von Neuenstein. Das war der Bruder des verstorbenen Propstes Andreas Rohart von Neuenstein.

Bischof Albrecht weihte die Kirche 1483 noch unvollendet ein

Glanzstück der Kirche sind neben dem Netzgewölbe der dreiteilige Hochaltar. Der Künstler ist unbekannt, gehört aber wohl der Straßburgischen Schule an und wird kunstgeschichtlich als Meister des Lautenbacher Altar geführt.

Besonders wertvoll sind auch die Glasfenster, die aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau (um 1420-1506) stammen. Peter Hemmel von Andlau zählt zum zum Vollendetsten, was die Glasmalerei hervorgebracht hat.

1480 durfte mit Erlaubnis von Bischof Albrecht ein Opferstock in Lautenbach aufgestellt werden. Die  Opfergelder sollten zur Fertigstellung der Kirche verwendet werden und nach deren Fertigstellung zwischen Kloster Allerheiligen

und Lautenbach im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilt werden. (GLA 34 Nr. 740)

1491 hob Bischof Albrecht die nicht mehr bewohnte Klause Oberdorf bei Oberkirche auf und übertrug deren sämtliche Güter, Besitzungen, Einkünfte und Rechte auf die neuerbaute Kirche zu Lautenbach (34 Nr. 726)

Der Übertragung der Klause von Oberdorf stimmte auch Papst Innozenz VIII. (1484-1492) zu. (GLA 34 Nr. 727)

Nachdem die Kirche in Lauterbach fertig war, gab es Strömungen im Konvent,das Kloster nach Lauterbach überzusiedeln. Propst Johannes trug diese Überlegung auch dem Generalkapitel in Prémontre vor. Diese entschied, dass Kloster nicht verlegt werden dürfe.

Der Konvent legte 1484 einstimmig dafür, dass man in Allerheiligen blieb. Außerdem wurde bestimmt, dass jeder Neueintretende schwören müsse, nie einer Verlegung nach Lauterbach oder einem anderen Ort zu zustimmen. dieses wurde sogar urkundlich festgelegt.

(GLA 34 Nr. 159)

Von den 12 abstimmenden Konventsmitgliedern tragen drei latinisierte Namen, nämlich Johannes Magistri, Jacobus Fabri und Conradus Sutori. Daraus kann man schließen, dass der Humanismus in Allerheiligen angekommen ist.

Der 16. Propst war Peter Burkhard (1492-1514)

Propst Peter ließ im Eingang der Kirche eine Lorettokapelle errichten. Er ließ sich auch in der Kirche von Lauterbach beerdigen.

Nachfolger von Propst Peter wurde Propst Heinrich Fehl (1514-1531 abgedankt).

Die Regierungszeit von Propst Heinrich wurde vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.

1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben. Daraus entwickelte sich, von Luther zunächst gar nicht so geplant, die Reformation. Allerheiligen überstand die Reformationszeit nur knapp,

aber es ging nicht wie die meisten benachbarten klösterlichen Gemeinschaften unter, wie zum Beispiel Alpirsbach, Reichenbach oder Kniebis oder wie praktisch alle Klöster in Württemberg, die nachdem Herzog Ulrich (1498-1519 und wieder 1534-1550) 1534 die Reformation

in Württemberg eingeführt hatte,alle aufgelöst wurden.

Das zweite Ereignis war der Bauernkrieg von 1525, der sich ja auch auf die reformatorische Forderung bezog. Die Bauern waren durch die Reformation zum eigenen kritischen Nachdenken und Handeln ermutigt worden. Sie stellten die Ständegesellschaft in Frage und

forderten eine größere Mitsprachemöglichkeit.

Im April 1525 ließ das Domkapitel Straßburg unter Führung des Domdechanten Sigmund von Hohenlohe (1511-1534) die Verhältnisse der Bauern in der Ortenau überprüfen. Brieflich ließen die Bauern des Gerichts Oberkirch Forderungen vorbringen.

Revolutionäre Forderungen traten eigentlich nicht zu Tage. Aber am 25. April 1525 erfolgte der Sturm auf das Kloster Schwarzach durch die Bauern des unteren Hanauerlandes. Dieses wurde dabei erheblich zerstört. Unter Jerg von Wimpfen marschierten sie weiter vor Oberkirch.

Der Klosterhof in Oberkirch wurde zerstört, dann die Kirchen in Oberkirch, Lauterbach und Allerheiligen wurden geplündert. Das Archiv von Kloster Allerheiligen war schon vorher auf der Schauenburg in Sicherheit gebracht worden.

Markgraf Philipp von Baden (1515-1534), der von 1524 bis 1527 auch kaiserlicher Statthalter im Reichsregiment war, handelte zusammen mit Vertretern der Stadt Straßburg am 29.05. 1525 den Vertrag  von Renchen mit der Bauernschaft aus. Es wurde vereinbart,

dass Propst und Konvent ihre Güter samt Zinsen behielten. Die Bauern geben die Ornate und den Kirchenschmuck der drei Kirchen zurück, sowie Hausrat und Urkunden soweit sie vorhanden waren. Der Propst verzichtete auf Dinge, die entwendet worden waren und er verpflichtete sich

innerhalb von 14 Tagen 100 Dukaten, das sind etwa 19.478,00 €, zu zahlen. Urkunde 34 Nr. 121. Die Urkunde wurde am 29. Mai 1525 ausgestellt.

Das Kloster scheint eine relativ intakte Beziehung zu seinen Bauern gehabt zu haben. Denn unter den Aufständischen befanden sich keine Renchtäler Bauern.

In Straßburg fasste die Reformation schnell Fuß. Die bedeutendsten Straßburger Drucker verbreiteten reformatorische Abhandlungen und evangelische Streitschriften. Der Straßburger Domdechant Sigmund von Hohenlohe bekannte sich 1524 zur Reformation und berief

Kaspar Hedio(1494-1522) zum Münsterprediger. 1529 schaffte der Magistrat die Messe ab. Auch einen Bildersturm gab es.

Die Chorherren von Allerheiligen blieben ihrem alten Glauben und ihren Ordensgelübden treu. Es ist kein Name eines Ausgetretenen bekannt.

Propst Heinrich trat 1531 zurück. Abt Johannes XIII. von Kloster Prémontré beauftragte den Abt von Kloster Adelberg, die Resignation von Propst Heinrich entgegenzunehmen, und die Wahlhandlungen für die Wahl des neuen Propstes einzuleiten (34 Nr. 161)

Der 18. Propst war Propst Jakob von Hornberg aus Horb, der aber schon nach 4 Jahren 1535 wieder abdankte. Sein Nachfolger  Matthäus (1535-1542) verstarb nach sieben Regierungsjahren. Auf ihn folgte Propst Gregorius Ruest, der 1550 starb.

Sein Nachfolger wurde Propst Petrus Müller (1550-1562) aus Ullenburg.  Seine Wahl wurde Bischof Erasmus Schenk von Limburg (1541-1568)  vom Konvent am 2. September 1550 angezeigt. (GLA 33 Nr.61) Der Konvent bat gleichzeitig um Bestätigung des neuen Propstes. In seiner Regierungszeit traf das Kloster zum zweiten Mal ein Brandunglück. 1555 wurden durch einen Brand das Innere der Klosterkirche und die Klostergebäude zerstört.

Propst Petrus ließ die Kirche und den Turm wiederherstellen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Klostergebäuden dauerte aber. Aus Geldmangel konnten die Arbeiten erst durch den dritten Nachfolger von Propst Petrus 1589 abgeschlossen werden.

Auf Propst Petrus folgte 1562 Martin Rothermel,der 1565 abdankte. Seine Wahl wurde Bischof Erasmus am 16. August 1562 angezeigt. (33 Nr. 62) Als er abdankte wurde mit Martin Daucher (1565-1572)sein Nachfolger gewählt. Am 3. April 1565 wurde darüber ein Notariatsinstrument erstellt. (33 Nr. 64)

Propst Martin verstarb 1572. Sein Nachfolger wurde Propst Jodokus Sebald (1572-1589) Er erst konnte die nach dem Brand notwendig gewordenen Reparaturarbeiten 1589 beenden.

Die Urkunde 33 Nr. 24 vom 24. September 1572 ist wieder das Notariatsinstrument zur Wahl des Jodokus.

Auf Propst Jodokus folgte Propst Heinrich Schmid (1589-1594) Der Straßburger Bischof Johann IV (1568-1592) von Manderscheid-Blankenheim bestätigte die Wahl am 22. Januar 1590. (GLA 33 Nr. 70)

Bischof Johann war ein entschiedener Anhänger der alten Lehre. Mit seinem  Tod kam es zum Straßburger Bischofskrieg. Im Domkapitel stand sich ein katholisches und ein protestantisches Lager für die Besetzung des Straßburger Bischofstuhl gegenüber.

Das Domkapitel bestand aus 12 Protestanten und sieben Katholiken. Auch die Stadt Straßburg hatte eine protestantische Mehrheit. Die protestantische Partei wählte den 15-jährigen Markgrafen  Johann Georg von Brandenburg (1577-1624) Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich

von Brandenburg (1546-1608). Von 1592-1604 und nannte sich Administrator des Bistums Straßburg. Nach der Wahl waren die katholischen Kanoniker nach Saverne geflohen und hatten dort Herzog Karl von Lothringen, seit 1578 Bischof von Metz und seit 1589 Kardinal

1592 zum Bischof von Straßburg gewählt. Es kam dann zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien. 1593 kam es nicht zuletzt durch Vermittlung des französischen Königs Heinrich IV. (1589-1610) zu einem Kompromiss.

7 Bezirke gingen an Karl, darunter Saverne, 6 an Johann Georg, darunter Oberkirch und Ettenheim. Schon vor seinem Amtsantritt hatte Johann Georg schwören müssen, dass er die religiösen Verhältnisse in seinen Ämtern nicht ändert.

Allerheiligen erhielt von ihm 1593 die Zusage, dass die Chorherren bei der Ausübung des Gottesdienstes in der alten Weise nicht behindert würden. Die Verwaltung der Güter des Klosters sollte ebenfalls bei den Chorherren verbleiben.

Die Verwaltung der Ämter Ettenheim und Oberkirch überließ Johann Georg Ernst Graf von Mansfeld, Domkapitular in Straßburg und überzeugter Lutheraner.

Die Räte des Johann Georgs hatten trotz der Zusicherungen anderes mit Kloster Allerheiligen vor. Sie wollten das Stift aussterben lassen und das Anwesen in einen Obstgarten umwandeln.

Sie schlossen die Klosterschule und untersagten die Aufnahme neuer Novizen. Außerdem bedrängten sie die verbliebenen Chorherren, deren Zahl auf drei geschrumpft war.

Nach dem Tod von Propst Heinrich 1594 wurde mit Jakob Jehle (1594-1597) ein neuer Propst gewählt. Doch Markgraf Johann Georg versagte ihm wegen angeblicher Exzesse die Bestätigung. Die markgräflichen Beamten

verlangten von dem neugewählten Propst, er solle auf alles, was dem Kloster gehöre verzichten und ihnen die Schlüssel und Siegel übergeben. Er weigerte sich, wurde daraufhin gefangen genommen. Er wurde auf das Schloss Dachstein bei Molsheim gebracht.

Das war das letzte, was man von ihm gehört hatte. in Allerheiligen wird Jakob Jehle als Märtyrer verehrt.

Nun schalteten sich die Äbte der Zirkarie Schwaben ein, um Kloster Allerheiligen beizustehen. Sie wandten sich an ihren böhmischen Ordensbruder Johannes Lohel (vom 1586  Abt von Kloster Strahov in Böhmen und ab 1587 Generalvikar für die Zirkarien Böhmen, Mähren, Ungarn,

Österreich und die angrenzenden Lande). Er hatte hervorragende Kontakte zu Papst und Kaiser. Er war immer wieder zu Hilfeleistungen für andere Klöster gerufen worden so auch hier über Schussenried nach Allerheiligen.

Abt Johannes gelang es auch, Kaiser Rudolf II. (1576-1612) für die Interessen Allerheiligens zu gewinnen. 1595 wandte sich der Kaiser in einem Schreiben an Markgraf Johann Georg und forderte diesen auf, das Kloster und seine Verwaltung

wieder an die Kanoniker abzugeben. (GLA 80/59 Schreiben vom 27.11.1595) Das Schreiben blieb allerdings ohne Wirkung. Deshalb erließ er 1559 ein kaiserliches Mandat. Darin wurde Markgraf Johann Georg erneut aufgefordert, das Kloster und die Verwaltung an die Kanoniker abzutreten. Außerdem sollte er für die Rückgabe der entwendeten Wertsachenwie Kleinodien, Silbergeschirr und Bargeld Sorge zu tragen.Bei Zuwiderhandlung war eine Geldstrafe von 50 Pfund angedroht. (GLA 80/59 Schreiben vom 10.07.1599)

Abt Johannes setzte Johannes Schüssler, den Prior von Kloster Strahov als Propst von Allerheiligen ein.

Am 12. Juli 1600 legte Kloster Allerheiligen dem Domdechanten Gerhard Truchsess als Detentor des Hauses zum Reibeisen in Straßburg das kaiserliche Dekret vom 27. März 1600 vor, das die Restitution des Hauses betraf. (34 Nr.1738) Detentor, das ist der Vermieter oder Verpächter.

Gebhard Truchsess war von 1577 bis 1583 Erzbischof von Köln und trat dann zum Protestantismus über. 1589 zog er nach Straßburg. Er starb 1681 in Straßburg.

Kloster Allerheiligen erhielt das Haus zum Reibeisen zurück und verpachtete es 1602 an den Stadtgerichtsprokurator und Notar in Straßburg Jakob Krauch. ( 34 Nr. 1739)

Das wichtigste Ergebnis das Propst Johannes erzielt hatte, war der Vertrag, den er am 30. September 1600 in Willstätt mit den Bevollmächtigten des Markgrafen Johann Georg,

dem brandenburgischen Hofrichter Hans Philipp von Kuppenheim und Hartwich von Stiten. (34 Nr.162) schloss. Das Kloster verpflichtete sich,  dem Markgrafen jährlich 100 Viertel Roggen ,50 Viertel Hafer sowie 5 Fuder Wein

zu liefern. Das Fuder war ein regional verschiedenes Hohlmaß für Ein. In Baden war ein Fuder 1500 Liter.

Um die rechtlichen Verhältnisse abzusichern ließ Propst Johannes die wichtigsten Dokumente des Klosters, vor allem die Schenkungs- und Kaufurkunden in Kopialbüchern abschreiben.

Er mußte schon 1601 sein Amt niederlegen, vermutlich weil er nicht kanonisch gewählt war. Er starb im Jahr seiner Abdankung.Das Kloster war nun wieder in Händen des Ordens.

Aber Konvent war noch sehr klein. Die Pröpste kamen aus anderen Klöstern. Auch die Tatsache, dass die Pröbste ihr Amt rasch niederlegten zeigt, dass sie in ihrem Amt nicht unbehelligt waren.

Propst Martin Dietrich ging nach nur wenigen Monaten in sein Heimatkloster Sorent in Unteritalien zurück.

Auch die Klosterzucht lag noch im Argen. Das zeigte sich vor allem bei dem nächsten Probst Paulus Klein (1601-1613). Er wurde vom Abt des Klosters Ursberg Johannes III. Sausenthaler (1595-1617)

zusammen mit  vier Fratres oder Laienbrüdern nach Allerheiligen geschickt.

Finanziell unterstützt wurde  Johann Georg durch Herzog Friedrich von Württemberg (1593-1608). Das kam seinen Interessen entgegen, die er in Riquewihr und Mömpelgard hatte.

In der Regierungszeit von Propst Paulus verzichte Markgraf Johann Georg im Vertrag von Hagenau auf seine Rechte am Bistum Straßburg. Er erhielt eine Geldsumme, die sich zusammen mit der Deckung der Schulden auf 380.000 fl.,

das sind etwa 74.339.959,00 €. Der Vater von Johann Georg Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg übertrug ihm noch einige in Schlesien gelegene Pfandschaften sowie das Herzogtum Jägerndorf.

Der katholische Bischof Karl von Lothringen erhielt gegen diese Geldzahlung sowie weitgehende Wahlversprechen den Bischofstuhl zugesichert.

Bischof Karl von Lothringen verstarb 1607 an einem Rückenmarksleiden, das ihn seit 1591 quälte im Alter von 40 Jahren.

Auch diesen Betrag streckte Herzog Friedrich vor und erhielt dafür das Amt Oberkirch abgetreten. Der Vertrag wurde am 22. November 1604 abgeschlossen.

Die Württembergische Pfandherrschaft war zunächst nur für 30 Jahre vorgesehen, dauerte aber mit einer Unterbrechung von 1636-1649 bis 1665

Kloster Allerheiligen wurde 1648 ebenfalls pfandweise übergeben und blieb auch bis 1665 in der Württembergischen Pfandherrschaft.

Propst Paulus führte ein sehr unklösterliches Leben. Er war ständig vom Stift abwesend, verschleuderte Klosterbesitz und erregte sogar mit Wilddiebereien Anstoß

Die Reformbestrebungen des Konzils von Konvent erfassten den Prämonstratenserorden. Der Generalabt von Prémontré François II. de Longpré (1596-1613) schickte mehrere Male

Servais de Lairuelz nach Allerheiligen. Dieser war 1580 in das Prämonstratenserkloster St. Paul in Verdun eingetreten. Dann studierte er an der Jesuitenuniversität  in Pont-à- Mouson und an der Sorbonne in Paris.

Er begann an der Reform seines Ordens zu arbeiten. Er legte wieder Wert auf die Grundlagen mönchischen Lebens, die Einhaltung des Keuschheitsgelübdes, Gütergemeinschaft statt Privateigentum usw.

1597 wurde er Generalvikar des Ordens. Er visitierte Prämonstratenserklöster in Deutschland, Österreich und Belgien. Seine Reform begann in Belgien mit  der Reform von Lothringen, der  um 1600 etwa 40 Klöster angehörten.

Servais de Lairuelz konnte schließlich Propst Paulus zur Abdankung bewegen. Er legte sein Amt 1613 nieder.Das Klosterleben wurde im Sinne der Ordensregel wieder hergestellt.

Seine Aufforderung zur jährlichen Gelübdeerneuerung wurde in Allerheiligen befolgt. Jährliche Visitationen,Schule und Hausstudium,Einkehrtage und Kolloquia für auswärts tätige Kanoniker,

Besuch der Provinzialkapitel und Generalkapitel, phliosophische und theologische Ausbildung des Nachwuchses an der Universität Pont-à-Mouson und Hausstudien in den Schulen von Marchtal und Rot

sorgten für die Einhaltung der strengen Disziplin und sorgten letztendlich für die Erhebung Allerheiligens zur Abtei.

Sein Nachfolger wurde Lorenz Scheffler (1613-1639),der aus Hagenau stammte. Mit ihm begann der Wiederaufstieg von Kloster Allerheiligen.

Er schickte einige jüngere Ordensbrüder zum Studium nach Pont-à- Mouson , unter ihnen den langjährigen Prior Georg Hempfer (+ 28.3. 1648)

Georg Hempfer hat mehrere theologische und geschichtliche Werke verfasst, die allerdings nicht gedruckt wurden. Außerdem hat er bis zu seinem  Todesjahr eine Klosterchronik verfasst, die aber verloren ist.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 war das Fanal zum Böhmischen Ständeaufstand und gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges.

In diesem Krieg hatte die Ortenau und Kloster Allerheiligen schwer zu leiden. Es waren nicht so sehr die großen Schlachten, die das Leid verursachten.

Die marodierenden Bande, die umherzogen  und die sich alles nahmen, was ess-und trinkbar war, waren das Problem. Im Laufe des Krieges wurde die Bevölkerung um die Hälfte

reduziert.

Probst Lorenz musste ein sehr beeindruckender Mensch gewesen sein. Er schaffte es immer wieder, plündernde Soldaten von weiterem Vorgehen abzuhalten und größeren Schaden vom Kloster abzuwenden.

Zwar blieb das Kloster von Brandschatzungen und größeren Plünderungen verschont. Aber in Folge der Verödung des Landes und des Bevölkerungsschwundes gingen die Zehntzahlungen und die Abgaben stark zurück und machten dem Kloster zu schaffen.

1638 wurden in der Kirche von Oberkirch beim Einfall der Schweden und Franzosen auch einige Chorherren von Allerheiligen getötet.

Hilfreich für Allerheiligen war, dass 1637 Kardinal Richelieu in Frankreich 1637  die Leitung des Prämonstratenserordens in die Hand genommen hatte. Er stellte dem Kloster eine Schutzwache,

die, als das Kloster von einem Überfall bedroht war, Schlimmeres abwendete.

Gefährlich wurde es nochmals als plündernde Schweden durch die Täler der Ortenau zogen.

Propst Lorenz verstarb 1639.

Zu seinem Nachfolger wurde Probst Norbert Hodapp (1639- 1653) gewählt.

1641 setze er das von Probst Johannes Schüssler begonnene Kopialbuch fort, das alle seine Nachfolger weiterführten

1643 stellte Probst Norbert das in der Reformation aufgehobene Kloster Hagenau wieder her.

1649 wurde die Herrschaft Oberkirch durch Verkündung vom Altan des Rathauses in Oberkirch vom den Schweden geleisteten Eid entbunden und huldigte dem Herzog von Württemberg als Pfandherren.

Der Probst und die Konventualen von Allerheiligen huldigten im Klosterhof von Oberkirch.

1652 stellte Probst Norbert Dr. Johann Küffer, den Leibarzt von Herzog Eberhard III. (1633-1674) von Württemberg als Klosterarzt in Allerheiligen an und fixierte seine Pflichten schriftlich.

Probst Norbert verstarb 1653

Auf ihn folgte Anastasius Schlecht (1653-1657 , dann Abt bis 1691). In diesem Jahr dankte er mit 81 ab und verstarb 1695 im Alter von 85 Jahren. Er stammte aus Oberkirch.

1657 erhob das Generalkapitel in Prémontré zur Abtei. (GLA 34 Nr.165) Der bisherige Probst wurde der 1. Abt von Kloster Allerheiligen. Ein Abt empfing anders als der Probst seine Weihe durch den zuständigen Diözesanbischof.

Bei der Ausübung seiner liturgischen Tätigkeiten durfte er die Pontifikalien, also Mitra, Ring und Stab tragen.

Vor seiner Wahl zum Propst war er Generalvikar der schwäbischen Zirkarie.

Auch 1657 hatte das Generalkapitel Allerheiligen das Jus Paternitas für die Propstei Hagenau zugesprochen. 1670 bekräftigte das schwäbische Provinzialkapitel seinen Anspruch auf Hagenau gegenüber den Ansprüchen des

Abtes von Kloster Steinfeld in der Eifel und der Zirkarie Wadgassen. Als Hagenau 1717 französisch geworden war, wurde es  vom Generalkapitel der Zirkarie Champagne zugewiesen.

Bis ins erste Drittel des 17. Jahrhunderts wählte das Provinzkapitel die Visitatoren für die Schwäbische Zitkarie und der Generalabt betätigte diese dann.

Als Augustin I. Le Scellier (1645-1666) beendete nach seinem Amtsantritt die langsam gewachsene Macht der Schwäbischen Zirkarie. 1654 überprüfte er die Beschlüsse der letzten 5 Provinzialkapitel von 1639-1653 und kassierte mehrere von ihnen.

Die Visitatoren und deren Visitationsbezirke wurde nun auf dem Generalkapitel festgelegt.

1657 wurde Abt Anastasius mit der Visitation Bellelay, Corneux, Wadgassen und Hagenau beauftragt.

Allerheiligen war so eine Art Brückenstation, wenn die Äbte zum Generalkapitel nach Prémontré reisten. Die Reisezeit von Allerheiligen nach Prémontré dauerte etwa 13 Tage.

1658 bestellte Abt Anastasius bei dem Rottweiler Maler Christoph Kraft (+1680) 2 Altarbilder.

1661 kaufte Augustin Arzet (1656-1666) von Kloster Schussenried bei Abt Anastasius eine gebrauchte Orgel, die ihm dieser quasi  unter Brüdern für 300 fl verkaufte, das sind etwa 59.878,00 €.

1688 feierte Abt Anastasius sein Goldenes Priesterjubiläum. Aus diesem Grund fand das Provinzkapitel der Zirkarie Schwaben in Allerheiligen statt.

1689 trafen wieder einmal kriegerische Ereignisse das Kloster.

1685 starb mit dem Kurfürsten Karl II. von der Pfalz die pfälzische Linie der Wittelsbacher aus. Karls Schwester Liselotte von der Pfalz (1652-1722)war mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen König Ludwigs XIV. (1643-1715) verheiratet.

Ludwig machte im Namen seiner Schwägerin Erbansprüche gelten und fiel 1688 in das Deutsche Reich ein. Da Kaiser Leopold I. (1658-1705) im Osten gegen das Osmanische Reich Krieg führte, standen in Deutschland wenige Soldaten zur Verfügung und das

Deutsch Reich wurde am Anfang förmlich überrollt. Vor allem die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete wurden verwüstet. Es galt die Parole „Brûlez le Patinat!” – „Verbrennt die Pfalz!“. Fast alle festen Orte, Burgen und Schlösser wurden durch die Soldaten

Ludwigs XIV planmäßig in Schutt und Asche gelegt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) endete erst mit dem Frieden von Rijswijk  im Oktober 1697.

1689 wurde Kloster Allerheiligen geplündert und kam damit noch relativ glimpflich davon. Offenburg und Oberkirch wurden in Schutt und Asche gelegt.

Abt Anastasius dankte am 21. März 1691. Er verstarb 1695 85-jährig.

In seiner Regierungszeit beginnend wurden die wirtschaftlichen  Verhältnisse geordnet. Abt Engelbert konnte auch die Schulden zahlen, die durch Einquartierungen und Kontributionen verursacht waren.1718 war das Kloster weitgehend schuldenfrei.

Das zeigte sich auch an der Zahl der Konventualen.Hatte das Stift 1600 gerade noch 3 Konventualen. So lebten  1653 wieder 13 Konventuale im Kloster und die Zahl stieg kontinuierlich weiter über 19 1709 und 23 im Jahr 1743. Bei der Säkularisation 1803  waren es wieder 29 Chorherren.

Sein Nachfolger wurde Albert Schleck (1691-1700) Er dankte 1700 ab.

Sein Nachfolger wurde Josef Seitz, der von 1700-1705 regierte und 1705 verstarb,

Auf ihn folgte Abt Engelbert Mathis (1705-1709) (34 Nr.167 Urkunde vom 20. Oktober 1705) Vor seiner Wahl war er  von 1698-1705  Pfarrer in Ebersweier. Der Straßburger Bischof Armand I. Gaston (1704-1749) bestätigte ihn am 9. April 1706 und gestattete ihm

wegen der gefährlichen Kriegszeiten seine Weihe von einem anderen katholischen Bischof oder dem Abt eines linksrheinischen Benediktinerkloster zu empfangen (34 Nr.168)

Bis zur Ausstellung der Konfirmationsurkunde durfte Abt Engelbert keine Weihe und keine Jurisdiktion ausüben

Hatte es schon erste Reibereien mit dem ersten Straßburger Bischof aus der Familie Rohan Armand-Gaston de Rohan-Soubise, Landgraf von Unterelsass, Großalmosenier von Frankreich und möglicherweise auch Verwandter König Ludwigs XIV., so verschärften sich die Streitigkeiten in der Folge immer mehr. Die französischen Bischofe aus der Familie Rohan waren geprägt vom absolutistischen französischen Hof. Sie Konnten nicht Deutsch und hatten kein Verhältnis zum im Reichsgebiet geltenden Recht.Meist lebten sie in Paris. Auch hatten die Bischöfe in Frankreich eine starke Stellung.

Dazu kam,dass es dem Kloster wirtschaftlich besser ging, was natürlich auch die Begehrlichkeiten der Bischöfe förderte.

Auch die Schule in Allerheiligen nahm wieder einen Aufschwung. Erstmals erwähnt wurde sie in einem Schreiben von Probst Jakob Jehle an Markgraf Johann Georg im Jahr 1594. Dessen Räte ließen die Schule schließen.

Schon 1653 hatte Abt Konrad II. Kneer (1637-1660)von Kloster Marchtal den Plan, in Munderkingen ein gemeinsames Studium und ein Gymnasium einzurichten. Die Äbte der Schwäbischen Zirkarie lehnten dies aber ab und begründeten die

Ablehnung auch mit der Notlage nach dem Krieg.

So konzentrierte sich Kloster Allerheiligen auf seine Klosterschule, die aus der Klosterschule hervorgegangen war, die wohl schon im Mittelalter bestand. Das Gymnasium war eine Internatsschule. Es wurde von etwa 50 Schülern besucht. Wohlhabendere Schüller hatten ein Kostgeld zu entrichten. Unbemittelte wurden umsonst unterrichtet.Die Schüler kamen überwiegend aus Mittelbaden aber auch aus den angrenzenden Gebieten. Die Schule von Allerheiligen hatte einen sehr guten Ruf.Der Straßburger Weihbischof Johann Franz Riccius (1739-1756 )

schrieb 1748 an  Abt Lorenz : “der gute Ruf Eures Klosters und der Eifer im Jugendunterricht bewirken, dass mehrere unserer Geistlichen sich bei Euch aufzuhalten verlangen” (Fecht, S.49 Anmerkung)

Das Kloster schickte aber auch Konventuale aus Allerheiligen zum Studium an die  Klosterschulen nach Marchtal oder Rot. 1647 wurde ein Konventuale an die Universität Pont-à-Mouson entsandt und 1652 studierten  drei Konventuale in Marchtal Philosophie bei dem Dominikaner Dominicus Aurnhammer(+1660).

Am Gymnasium in Allerheiligen unterrichteten bis zur Säkularisation drei Patres. In der Freizeit wurden die Schüler von einem Präfekten betreut.

Hauptlehrfach war Latein. Weitere Fächer waren Griechisch und Hebräisch, aber auch die lebenden Fremdsprachen Englisch Französisch und Italienisch. Mathematik und Erdkunde wurde ebenfalls unterrichtet.

Der Tagesablauf war streng geregelt.Unterricht in der Regel vormittags und nachmittags,Vorbereitung für den Gottesdienst, religiöse Unterweisung aber auch Freizeit.

Die Schüler bewohnten ein eigenes Haus aßen gemeinsam und schliefen gemeinsam in einem Schlafsaal. Jeder Schüler hatte ein kleines Stück Garten zu bearbeiten.

Höhepunkt des Schullebens war ein Theaterstück meist mit religiösem Inhalt.

Zu den bekannten Schülern zählte Adalbert Eisenmann,der Kapitular in Allerheiligen war und später Lehrer für Mathematik in Pais wurde. Er hatte 1776 unter dem Ordensnamen Adrain seine Profess abgelegt und wurde 1783 zum Priester geweiht. Franz –Xaver Merk wurde in Heidelberg Theologieprofessor. Auch Josef Ignatz Peter (1789-1872) war Schüler in Allerheiligen. Er hatte 1848/49 an der badischen Revolution teilgenommen.

Die Äbte achteten darauf, dass die klostereigenen Höfe gut verwaltet wurden. In den Erblehensverträgen war neben der Höhe den Abgaben auch festgelegt, dass die Häuser der Anwesen in Ordnung gehalten wurden,

die Felder regelmäßig gedüngt wurden und der Bestand an Obstbäumen gewahrt wurde.

Nachfolger von Abt Engelbert wurde Isfried Breßle (1709-1718) Das Notariatsinstrument zur Wahl von Abt Isfried wurde am 5. Februar 1709 erstellt (GLA 34 Nr.169)

Am 15. September 1713 ermächtigte Alexander Borgia, Abt von Trinitatis, apostolischer Notar und Generalauditor und apostolischer Administrator der Nuntiatur in Köln, den Abt Isfried von Allerheiligen, die in dem Dekanat Ottersweier sich vorfindenden profanierten und entweihten Altären wieder zu weihen. (GLA 34 Nr.112)

Die  Gesundheitsvorsorge scheint  im Kloster Allerheiligen einen guten Stellenwert eingenommen zu haben. Hatte schon Probst Norbert 1642 einen renommierten Klosterarzt angestellt, so schloss  Abt Isfried 1715 mit dem Offenburger Physikus Dr. Miedinger einen Vertrag nach dem dieser zwei mal im Jahr nach Oberkirch und Allerheiligen kommen  und dort die üblichen Aderlässe anzuordnen. Für den Fall dass er außer Reihe kommen musste, war ein gesondertes Honorar vereinbart. (Fecht S. 50)

Abt Isfried verstarb 1718. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Joachim Bahr (1718-1747) gewählt. Abt Joachim stammte aus Hechingen.

Eine Klosterhandschrift des 18. Jahrhunderts (zit. nach Kraus 1983) schreibt über Abt Joachim „Er war ein Mann von gefälligem und heiterem Wesen, … wegen seiner guten Sitten und frommen Lebens sehr beliebt, ein Vorbild im Studieren und Beten und den geistlichen Übungen für unsere Gemeinschaft”.

Das Notariatsinstrument über die Wahl Abt Joachims wurde am 14. Juli 1718 erstellt.(GAL 34 Nr.178)

Am 6. Februar 1722 trafen der Abt mit seine Rebleuten folgendes Abkommen:

Das Kloster Allerheiligen am Schwarzwald trifft mit seinen sämtlichen Rebleuten einen Accord und eine Abrede, unter welchen Bedingungen es dieselben auf 8 Jahre lang auf allen ihm gehörigen Rebhöfen angenommen, doch dem Kloster wie auch jedem Rebmann insbesondere oder sämtlichen Rebleuten insgemein den willkürlichen Aberwandel im 4. Jahre vorbehalten. (GAL 34 N.103 ) Aberwandel bedeutet das Recht auf Änderung der Abrechnung.

Am 25. Mai 1728 schloss der Konvent von Allerheiligen mit dem Franziskanerorden und  Joseph Maria Baldrati de Ravenna (1725-1731), General des Franziskanerordens eine Gebetsgemeinschaft. (GAL 34 Nr.113)

Die Spannungen verstärkten sich unter Abt Joachim. 1731 wollte einer der bischöflichen Beamten von Bauern auf klostereigenem Gütern Steuer erheben. Sie verweigerten die Zahlung mit Hinweis auf die Privilegien des Klosters.

Darauf hin ließ er unter Anwendung von Gewalt ihre Häuser verbrennen. Der Konvent wandte sich daraufhin an das kaiserliche Hofgericht in Wien. Der Fall war dort bis 1742 anhängig. In diesem Jahr erklärten sich Joachim und der Konvent

bereit, den Straßburger Bischof Armand I. den Titel eines  “dominus territorialis”, also Landesherren zuzugestehen, wenn er seinerseits die Privilegien Allerheiligens anerkenne.   Der Generalabt in Prémontré Bruno Bécourt (1741-1757) wurde darüber in einem Schreiben informiert. (GLA 84/62)

Die Räte des Bischofs nahmen zwar das Schreiben in Empfang, aber bestätigten es nicht.

Abt Joachim verstarb 1747. 1746 wurde Lorenz Schlecht (1746-1752)zum neuen Abt von  Allerheiligen gewählt. Am 28. Mai 1746 wurde das Notariatsinstrument zur Wahl erstellt. (GAL 34 Nr. 171) Die Wahl von Abt Lorenz wurde am 18. Juli 1746 vom Weibischof

und Generalvikar von Straßburg Johann Franz Riccius  betätigt. (GAL  34 Nr. 172) Gleichzeig gestattete dieser, dass Abt August Dornblüth (1746-1775) vom Benediktinerkloster Ettenheim die Weihe von Abt Lorenz vornahm.

Abt Lorenz verstarb 1752. Zu seinem Nachfolger wurde Karl Pulcher (1756-1766)

Schon im Juni 1749 hatte es auf dem Straßburger Bischofstuhl einen Wechsel gegeben. Armand II. François Auguste de Rohan-Soubise (1749-1756) war auf Armand I. gefolgt. Er war der Großneffe seines Vorgängers.

Nach der Wahl von Abt Karl erreichte der Streit zwischen Kloster Allerheiligen und den Straßburger Bischöfen seinen Höhepunkt.

Abt Karl teilte Bischof Armand II. seine Wahl mit und bat ihn, drei Benediktineräbten zu gestatten, ihm die Abtsweihe zu erteilen. Darauf antwortete der Bischof, dies nur zu gestatten, wenn der Konvent von Allerheiligen sich

verpflichte, ihm den Tod des Abtes und den Tag der Abtswahl zu melden, bei den Vorbesprechungen zur Wahl einen bischöflichen Kommissar zuzulassen und die Wahlurkunde zur Prüfung vorzulegen.

Natürlich lehnte der Konvent dies ab, da sie gegen die Privilegien  des Prämonstratenserordens im allgemeinen, insbesondere aber gegen die von Allerheiligen seien. Der Bischof reagierte und verweigerte die Ausstellung der Konfirmationsurkunde.

Er erteilte auch die Genehmigung zur Abtsweihe nicht. Der Generalvikar erhöhte den Druck weiter, indem er den vom Kloster  vorgesehen Pater für die Pfarrei Nussbach nicht investierte, Die Kanoniker durften nun weder im Kloster noch in den Pfarreien

die Beichte hören. Das Kloster hatte inzwischen einen Zulauf von 10.000 Gläubigen im Jahr, die zur Beichte kamen, also auch durchaus eine beachtliche Einnahmequelle. Dem Kloster wurde die Seelsorge in den Pfarreien entzogen und dafür

Kapuziner aus der Ortenau eingesetzt. Allerheiligen sollte diesen jährlich 200 fl, das sind etwa 41.821,00 €.

Abt Karl gab nicht klein bei, sondern nahm den Kampf auf. Er wandte sich zunächst an den Generalvikar der Schwäbischen Zirkarie Joseph Seitz, Abt von Kloster Ursberg und Generalvikar von 1746-1771.Dieser war ihm eine gute Stütze.

An Kaiserin Maria Theresia (1745 –1780) wandte er sich und natürlich an den Generalabt Bruno Bécourt, dem in Ordensangelegenheiten die letzte Entscheidung zustand. Als alle Bemühungen um die Rücknahme der Beschlüsse vergeblich waren,

blieb ihm als letzte Instanz Papst Benedikt XIV (1740-1758). Er legte eine Protestation in Rom ein. (GAL 34 Nr. 173)

Der Regestentext: “ Kloster Allerheiligen legt in seinen Streitigkeiten mit dem Bistum Straßburg eine Protestation ein und ruft die Entscheidung des päpstlichen Stuhles an. Mit dem Vermerk über die erfolgte Insinuation der Protestation vom 12. Februar. Das Stück bezieht sich ohne Zweifel auf die Streitigkeiten des Klosters mit dem Bistum, wegen der von dem Bistum über das Kloster beanspruchten Hoheitsrechte und wegen der Besetzung der Pfarreien mit Klostergeistlichen. 11. Februar 1757”

Auf dem Straßburger Bischofstuhl hatte es erneut eine Änderung gegeben. Armand II. war am 28. Juni 1756 verstorben. Auf ihn folgte Louis César Constantin de Rohan-Guéméné (1756-1779), der 3. Straßburger Bischof in Folge aus dem Hause Rohan.

Der neue Bischof lenkte ein. Durch Vermittlung vo Generalabt Bruno Bécourt kam ein Vertrag mit Bischof Louis César Constantin  zustande, der am 22. Juni 1757 in Saverne unterzeichnet wurde. (GAL 34 Nr.174)

Der Regestentext ist wie folgt:  “Vertrag zwischen dem Bischof Ludwig Konstantin von Straßburg und dem Kloster Allerheiligen, durch den das Kloster den Bischof als Landesherrn und Ordinarius anerkennt und die dem Bischofe bezüglich der Abtswahlen

zustehenden Rechte festgestellt werden. 22. Juni 1757”

Mit der Unterzeichnung waren die Schwierigkeiten ausgeräumt und die Wahlbestätigung durch den Straßburger Bischof erfolgte einen Tag später. (GAL 34 Nr. 175). In dieser Urkunde wurde auch das Recht bestätigt, die Abtsweihe vom Abt von Gengenbach zu empfangen.

Dieser, Benedikt Rischer (1743–1763) nahm die Weihe vor. Die übrigen Maßnahmen wurden auch zurückgenommen.

Abt Karl verstarb 1760. Fecht wird bei den folgenden Äbten etwas ungenau. Er führt als 40. Abt Isfried Christ an, gibt aber nur eine Jahreszahl an, nämlich 1777. Dann folgt bei ihm als 41. Abt folgt bei ihm Abt Felix aber auch nur mit der Zeitangabe 1783.

Sturm nennt im Württembergischen Glockenbuch Abt Felix Kemmerle mit den Jahreszahlen 1766-1797

Am 17. Mai 1762 ernannte und investierte der Gengenbacher Abt Benedikt Rischer den Prior von Allerheiligen und Professor des kanonischen Rechts Leopold Schweinhueber zum Apostolischen Notar. (GAL 34 Nr.76)

Hugo Schneider schreibt in der Geschichte des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald dass Abt Felix 1773 die Gebeine der Katakombenheiligen KLemens und Bonifatius nach Allerheiligen überführen. Das zog weitere Pilger an.

An hohen Festtagen strömten über 2000 Pilger nach Allerheiligen.

Auch Allerheiligen war dem Barock gegenüber aufgeschlossen.  Aber die beschränkten räumlichen und finanziellen Verhältnisse der Abtei, aber auch der sparsame Sinn der Äbte verhinderten einen Neubau der Klosterkirche.

Nach den oben erwähnten Altarbilder, die Abt Anastasius 1658 anschaffte, ließ Abt Karl Pulser 1756 den Josefsaltar errichten und gab ein neues Chorgitter in Auftrag. (GLA 84 Nr. 49)

Abt Felix Kemmerle ließ neue Seitenaltäre aufstellen.

Der Streit mit dem Straßburger Bischof Louis César Constantin  flammte 1772-1773 wieder auf. Er hatte vor seinem Amtsantritt als Bischof kanonisches Recht an der Sorbonne studiert. 1720 trat er dem Ritterorden der Malteser bei. Er wurde Kapitän

der Flotte des Malteserordens. 1756 wurde er zum Straßburger Bischof gewählt. Am königlichen Hof in Versailles setzte er sich für die Belange der Elsässer ein.  Auch um die Kirchenzucht in  seinem Bistum nahm er sich an.

Ähnlich wie Kaiser Joseph II. (1765-1790) orientierte er sic h in seiner Regierungszeit an aufklärerischen Idee. Joseph II. beendete unter anderem die jahrhundertealte Tradition der Wallfahrten, verbot die Marianischen Vereine, schaffte Feiertage ab, ließ Votivtafeln entfernen, hob Klöster auf und entweihte Kirchen. Bischof Louis erließ 1772 aus “landesfürstlicher Macht” eine Verordnung gegen die Klöster seines Bistums (GLA 84/66) Darin untersagte er Klöstern den Erwerb von Häusern oder anderen Liegenschaften. Er befahl ihnen, durch Verpfändung erworbene Güter zu verkaufen.

Außerdem bestimmte er, dass u Abgaben verpflichtete Güter zu Steuern herangezogen wurden. Dies alles bereitete dem Kloster keine Schwierigkeiten,  da das Kloster dies schon immer befolgt hatte. Bischof Louis verbot aber geistlichen Häusern auch, Erbschaften

an zutreten. Bei den beschränkten Einkünften des Klosters war dieses aber auf Erbschaften angewiesen. Abt Felix schlug dem Bischof deshalb vor, eine Höhe der Erbschaft auf 2000 fl. zu begrenzen, das sind etwa 418.215,00 €. Höhere Summen kämen bei der Armut

der Bevölkerung ohnehin nicht vor.  Wenn der Bischof diese Bestimmung nicht zurücknähme, sehe er die wirtschaftliche Existenz seines Klosters bedroht, aber auch der bischöflichen Untertanen, die im Stift arbeiteten. Der Bischof ging darauf nicht ein,

weil die Verordnung dem allgemeinen Wohl diene und auf den Maximen der Vernunft gegründet sei. Wie der Streit endete, ist nicht bekannt.

Bischof Louis César Constantine verstarb am 11. März 1779. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1779-1803)

Mit ihm hatte Kloster Allerheilige n wieder ein besseres Verhältnis.

In der Nacht vom 7. auf 8. September 1779 fiel das bischöfliche Schloss in Saverne einem Brand zum  Opfer.

1783 forderte Generalvikar Johannes Franz Angelus d’Eymar Abt Felix auf, das Geld des Klosters beim Fürstbischof gegen Zins anzulegen, damit dieser das abgebrannte Schloss wieder aufbauen konnte (GLA 84/67). Der Wunsch wurde vermutlich nicht erfüllt.

Im Juli 1489 brach in Frankreich die Revolution aus.

Bischof Louis René Édouard floh in die rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums und residierte zunächst bis 1796 als Landesherr in Ettenheim. Um seine Finanzen aufzubessern, versuchte er 1792 sich Kloster Allerheiligen einzuverleiben, was ihm aber nicht gelang.

Die Folgen der Revolution waren nun auch in Allerheiligen zu spüren. In Frankreich mussten die Geistlichen einen Eid auf die Verfassung ablegen, was viele verweigerten. Sie verließen das Land und suchten in den rechtsrheinischen Klöstern Untersachlupf.

Allerheiligen nahm von 1794-1796 12 Studenten des Theologischen Seminars von Straßburg mit ihrem Dozenten Bruno Franz Leopold Liebermann 1759-1844). Dieser lehrte dann in Allerheiligen Kirchenrecht und Dogmatik.

1828 wurde er Generalvikar in Straßburg.

Abt Felix verstarb 1797. Sein  Nachfolger wurde Abt Wilhelm Fischer (1797-1801) als letzter Abt von Allerheiligen. Er stammte aus Oberkirch, wo er am 06. Februar 1741 geboren wurde.

Von 1793-1796 war er Seelsorger in Ebersweier.

Das Kloster hatte stark unter den Auswirkungen der Koalitionskriege zu leiden. Verpflegungen, Einquartierungen, Kontributionen und Erpressungen zwangen 1798 Abt Wilhelm zum Verkauf von Silber und Wertgegenständen, um die größte Not zu überstehen.

1797 brannte in Oberkirch der Klosterhof völlig ab,  der aber unverzüglich in derselben schlichten klassizistischen Form wieder aufgebaut wurde.Am nicht mehr genutzten Eingang mit Außentreppe ist das Doppelwappen des Klosters Allerheiligen und seines letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

Heute befindet sich dort die Altstadtschule.

Dem Beispiel der französischen Revolution folgend zogen 1789 Bauern aus  Renchen, Ulm, Waldulm und Kappelrodeck bewaffnet gegen Allerheiligen und bedrohten es.

Der Friede von  Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war die rechtliche Grundlage zur Säkularisation.

Am 29.11. 1802 wurde Kloster Allerheiligen nach 600-jährigem Bestehen durch den Markgrafen (1771-1803)und späteren Kurfürsten Karl Friedrich von Baden (1803-1806) aufgehoben.

Als das Kloster aufgehoben  wurde, zählte der Konvent 29 Mitglieder. Alle Kanoniker mussten Kloster Allerheilgen verlassen. Alle Patres, die nicht in der Seelsorge verwendet konnten, siedelten in das Rektoratshaus nach Lautenbach über.

Das Rektoratshaus ist an die Wallfahrtskirche angebaut und ist heute das Pfarrhaus.

Die staatliche Behörde setzte für die Patres die Rente fest, und zwar für den Abt 3000 fl pro Jahr, das entspricht immerhin 619.682 € p.a., für die über 60 –jährigen Konventualen  500 fl, das sind etwa 102.902 €, für die unter 60

Jahren 450 fl., das sind etwa 92.952 €.

Wirtschaftlich stand das Kloster gut da. Allein der Waldbesitz umfasste 4500 Jauchert, das sind etwa 1490 Hektar und erwirtschaftete jährlich 2.400 fl., das sind etwa 495.746,00 €.

Die jährlichen Erträge der 30 Maier-und Rebhöfe wurden auf 7.500 fl geschätzt, das sind etwa 1.549.206,00 €.

Die jährlichen Gesamteinkünfte des Klosters wurden bei der Säkularisation auf 28.000 fl. geschätzt. Davon gingen nach Übernahme des badischen Staates an Pensionen und Pfarrergehältern 13.400 fl. ab, durchaus ein Geschäft für den badischen Staat also.

Das Kloster hatte 30.000fl zu 5% Gelder an Bedürftige verliehen, die alle zurückgefordert wurden. An Bargeld war bei Übernahme noch 5000 fl. vorhanden, also etwa 1.032.804,00 €.

Besondere Werte und Kunstschätze gab es in Allerheiligen nicht. Das Silbergeschirr sowie wertvolle Gemälde wurden der Hofökonomie in Karlsruhe übergeben. Monstranzen und Kelch gingen an die Wallfahrtskirche in Lautenbach und die Katholische Kirchenkommission in Bruchsal.

Das Klosterarchiv kam nach Karlsruhe., die Bibliothek zum Teil  an die Universitätsbibliothek nach Heidelberg zum Teil an die Hofbibliothek  nach Karlsruhe. Auch die Patres konnten aus einem Restbestand Bücher für sich nehmen.

Die Abtsinsignien kaufte Abt Wilhelm. Er lebte von 1803-1818 im Rektoratshaus in Lauterbach. Ihm war schon 1803 jegliche weltliche Administration unter sagt worden.

Er  verstarb am 02. Mai 1824 in Oberkirch .

Am 04.1805 wurde der Haushalt versteigert, ebenso sie Meier-und Rebhöfe.

Das Kloster sollte eigentlich in eine Korrektionsanstalt, das ist eine Besserungsanstalt für Kleriker verwandelt werden.

Am 6. Juni 1804 schlug nachts während eines Gewitters der Blitz in die Turmspitze ein. Das Schindeldach brannte ab,  ebenso das Dach und das obere Stockwerk des anschließenden Klausurgebäudes. Erhalten blieben die Altäre, die Kanzel und die Orgel.

Vom Feuer verschont blieben die Prälatur und die anderen Gebäude. Der Plan für die Besserungsanstalt war hinfällig geworden.

Der Fabrikant Brenneisen aus Iffezheim plante in Allerheiligen eine Wollspinnerei einzurichten. Wegen der abseitigen Lage und den schlechten Zufahrtsmöglichkeiten aber auch wegen des Unvermögens von Brenneisen musste das Vorhaben trotz

hoher Förderung durch Baden 1806 aufgegeben werden. Es fand sich keine weitere Verwendungsmöglichkeit für die Gebäude und es kümmerte sich auch niemand um sie. Deshalb wurden sie 1816 auf Abbruch versteigert.

1840 wurden die Allerheiligen  Wasserfälle (auch ButtensteinerWasserfälle) touristisch erschlossen. Im Zuge der Romantik zog die Ruine weitere Besucher an.

1853 besuchte Karl Baedecker, Verleger, Autor und Begründer der Baedecker Reiseführer die Abtei-Ruine und beschrieb sie, was sie bekannter machte und die Besucherzahl steigerte.

Aufgrund der Erwähnung kam auch Mark Twain 1878 auf seiner Europareise nach Allerheiligen, beschrieb in seinem Buch “A Tramp Abroad” Ruine und Hotel.

“Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“

Heute befindet sich ein Hotel in Allerheiligen, ein Landschulheim und eine religiöse Tagungsstätte des Caritasverbandes Mainz und ein Tagungszentrum der EOS Erlebnispädagogik Freiburg

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01 Apr 2023

Zisterzienserabtei Raitenhaslach

                                                                                                                                                                                                                                         

 

 

1143 wurde Kloster Raitenhaslach Graf Wolfker de Tegerwac (Wolfker von Wasentegernbach) und seiner Frau Hemma von Vohburg gestiftet.

Diese hatten dem Salzburger Erzbischof Konrad I. von Abenberg (1106–1147 ). Die Vita Konrads I. nennt als Gründungsdatum den 27. Oktober 1143. Die Annales Reicherspergenses nennen dasselbe Datum.

Besiedelt wurde Raitenhaslach von der Abtei Salem. Als erster Abt wird Gero (1143-1177/79)eingesetzt. Gegründet wurde das Kloster zunächst in Schützing an der Alz, heute ein Ortsteil von Marktl am Inn.

Zwei Jahre später verlegte Erzbischof das Kloster ins Tal der Salzach. Als Grund für die Verlegung gibt die am 05.1146  (Kloster Raitenhaslach Urkunden (Zisterzienser 1034-1798) 1146 06 05)von Konrad ausgestellte Urkunde an,

dass der Klosterort nicht geeignet sei und er deshalb das Kloster verlegt habe. Außerdem wird in der Urkunde gesagt, dass Konrad Gero zum Abt geweiht habe.

Der Grund für die Verlegung lag aber wohl eher in der Klosterpolitik des Salzburger Erzbischofs. Sie lag in der Idee des Bischofs vom Eigenkirchenrecht. ( Germania Sacra NF 11, Das Erzbistum Salzburg 1Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach , Berlin New York 19777, S 47 ff)

Im Investiturstreit hatte er sich auf die Seite des Papstes gestellt.Wegen Konflikten mit kaiserlichen Beamten musste er 1112 fliehen und konnte erst 1121 nach Salzburg zurückkehren. Das Wormser Konkordat vom 23. September 1122 beendete den Investiturstreit. Er war nun interessiert, die

klösterlichen Institute seiner Diözese  mit neuem Reformgeist zu erfüllen. Hauptsächlich unterstützte er zwar die Augustinerchorherren. Es passte aber gut, dass die salzburgische Eigenkirche in Raitenhaslach unbesetzt war.

Die Pfarrei hatte er von Raitenhaslach nach Marienberg verlegt, da die Zisterzienser in dieser Zeit jegliche Seelsorgetätigkeit ablehnten. Die Kirche von Raitenhaslach übergab er den Mönchen samt dem Zehnten sowie das Stiftungsvermögen.

Obwohl Eigenkirchenherr von Raitenhaslach verzichtete er wohl auf das Recht der Benennung und Einsetzung.Ob die Zisterzienser irgendwelche Bedingungen für die Gründung stellten, geht aus der Urkunde nicht hervor, auch nicht dass Kloster Salem das Mutterkloster von Raitenhaslach

war. Das wird nur daraus geschlossen, dass Salem innerhalb des Ordens immer als Mutterkloster betrachtet wurde und es in Raitenhaslach immer das unangefochtene Visitiationsrecht hatte. Ob der erste Abt Gero erst Mönch in Salem war ist ebenfalls nicht belegt.

Eine päpstliche Urkunde liegt schon vom 28. Januar 1147 vor. Der erste Zisterzienserpapst Eugen III. (1145-1153) nimmt das Kloster in seinen Schutz und bestätigt die aufgeführten Besitzungen. Außerdem gewährt er Zehntfreiheit für alle im Eigenbau stehenden Güter und

für das Nutzvieh. Die Urkunde ist aber eine Fälschung. Das Original wurde wohl bei der Fälschung vernichtet. Es wurde  aber wohl nur “cum capella” eingefügt. Es ging um eine Gutskapelle bei Mosvogel. Um diese Kapelle ging es bei einem Streit mit dem Regensburger Bischof.

Die Mönche wollten mit dieser Urkunde ihren Anspruch auf diese Kapelle untermauern. Der Fälschung war aber kein Erfolg beschieden, denn das Kloster mußte später  die Abhängigkeit der Gutskapelle von der zuständigen Pfarrkirche, also mittelbar vom Bischof selbst, anerkennen.

(1147 01 28) Eine weiter Urkunde nur ein paar Tage später gebot der Papst dem Regensburger Bischof Heinrich I. (1132- 1155)  von den Besitzungen des Klosters Raitenhaslach innerhalb seiner Diözese keine Zehnten zu fordern. (1147 02 01)

Die erste Königsurkunde stellte König Konrad III. (1138-1152) aus. Am 23. Mai 1149 nahm er Kloster Raitenhaslach in seinen Schutz und bestätigte besonders den Besitz zweier Hufen, eine in Schönberg (Landkreis Altötting) und eine in Waltendorf (Landkreis Bogen),

die das Kloster vom Reichsministerialen Raffold von Schönberg geschenkt bekommen hatte. Dieser wiederum hatte diese für seine treuen Dienste von König Konrad zu freiem Eigen erhalten. (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 596 und 1149 05.23)

Bischof Heinrich I. von Regensburg gestand am 26. Mai 1152 Kloster Raitenhaslach für die im Eigenbetrieb stehenden Güter und für das Zuchtvieh Zehntfreiheit zu. Außerdem bestätigte dessen Rechte an den Kapellen seiner Diözese, unbeschadet der Rechte der Pfarrkirche (1152 05 26)

Das war wohl als Reaktion auf die Aufforderung von Papst Eugen III. zu sehen, von Kloster Raitenhaslach keinen Zehnten zu fordern.

Graf Berthold III. von Andechs (um 1110/15-1188) gewährte Kloster Raitenhaslach Zollfreiheit in Neuburg am Inn Zollfreiheit für seine aus Österreich kommenden Schiffe. (1158 08 05).

Das war für das Kloster durchaus von Interesse, denn in der Gegend um Krems verfügte es über umfangreichen Weinbergbesitz. Sein Hauptweinbaugebiet war in und um Krems. Schon 1156 hatte es dort seinen ersten Weinberg.

Durch weitere Schenkungen baute das Kloster seinen Weinbergbesitz um Krems schnell aus. In Feuersbrunn hatte es Besitz in der Lage Talland. Feuersbrunn ist einer der ältesten und bedeutendsten Weinorte in Niederösterreich. Weiteren Besitz hatte es in Rohrendorf bei Krems und Murstetten

bei Krems. Der Passauer Bischof Konrad I. von Babenberg (1148-1164) gewährte dem Kloster am 5. Oktober 1161 für seine Regierungszeit Zehntfreiheit für die klösterlichen Weinberge in Österreich und Mautfreiheit in Passau. (1161 10 05)

Der Besitz an Weinbergen um Krems nahm im Laufe der Zeit so zu, dass sich Herzog Rudolf III. von Österreich (1298-1307) 1304 genötigt sah, dem Kloster in diesem Gebiet weitere Erwerbungen zu verbieten.

Die Betreuung der Weinberge erfolgte durch einen vom Abt ernannten Hofmeister den “ Magister Curie in Chremsa”. Seit dem 17. Jahrhundert nannte er sich “Provisor vinearum in Austria” Zunächst waren es Konventsangehörige. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden mit dem

Amt Laien, meist Bürger aus Krems betraut. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach Kapitel 11 Weinbau S 196 ff)

Im September 1165 stellte Kaiser Friedrich I. (1152-1190) Kloster Raitenhaslach eine Urkunde aus, mit der das Kloster in seinen Schutz nahm, dessen Besitz bestätigte, insbesondere die Schenkungen des Ministerialen Rafolds, die dieser mit Zustimmung Herzog Heinrichs dem Löwen (1156-1180)

in Schönberg und Waltendorf gemacht hatte. (1165 09 19/24) Diese Urkunde zeigt, dass Abt Gero und sein Konvent in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen jener Zeit keinerlei antikaiserliche Haltung gezeigt hatten.

Sophia, Gräfin von Burghausen und Gemahlin von Gebhard I, der um 1170 verstarb, schenkte Kloster Raitenhaslach zwischen 1176 und 1180 ihre Fischerei in Grabenstätt (heute Landkreis Traunstein) sowie ihren Anteil einer Salzpfanne in Reichenhall (1176-1180)

Anlass auf zwei weitere Wirtschaftszweige von Kloster Raitenhaslach zu blicken. Da war einmal der Salinenbetrieb. Das Kloster hatte Salinenanteile auf bayerischen wie salzburgischen Gebiet. Schon Sophias Gemahl Gebhard I. hatte dem Kloster einen jährlichen Anteil an einer Salzpfanne in Reichenhall

geschenkt.Seine Gemahlin schenkte dann einen weiteren Anteil. In Hallein bekam das Kloster 1207 von dem Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200-1246) einen Salinenanteil geschenkt. Außerdem schenkte der Erzbischof dem Kloster einen Salinenanteil in Mühlbach bei Hallein.

Dazu gab er zwei Hofstätten zur Erbauung von Salzpfannen gleichzeitig übertrug er Beholzung-, Trift- und Salinenrechte. Außerdem bekam das Kloster alle Rechte der Salzgewerke. Es durfte Salz entsprechend dem ihm überlassenen Pfannenanteil verkaufen und verfrachten.

(1207 04 20) . König Philipp (1198-1208) bestätigte diese Schenkung ein halbes Jahr später sowie die dabei durch Erzbischof Eberhard verliehenen Rechte und er nahm das Kloster in seinen Schutz. (1207 08 03)

Wie lange Raitenhaslach in Reichenhall Rechte und Anteile an der Saline hatte, lies sich bisher nicht ermitteln Man kann aber annehmen, dass die Entwicklung ähnlich verlief wie in Hallein.

Spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts nahm der bayrische Herzog die Salzgewinnung in seine Hand und monopolisierte sie.

In Hallein gab es 9 Sudhäuser. Es gab 4 klösterliche Mitsieder. Ende des 14. Jahrhunderts bemühte sich der Erzbischof erfolgreich, die einzelnen Salinenanteile wieder in seiner Hand zu vereinen. Die Klöster, auch Raitenhaslach, mussten sich eine “Restringierung” des Sudbetriebes auf ein Viertel

gefallen lasen. Später überließen sie den gesamten Salinenanteil dem Erzbischof entweder auf Zeitpacht oder auf Lebenszeit. Die ersten Pachtverträge von Kloster Raitenhaslach stammen aus dem Jahr 1379.

Im Jahr 1454 verzichtete Kloster Raitenhaslach endgültig auf eine eigene Salzproduktion und trat all seine dortigen Rechte gegen eine Salzlieferung jeweils zu Georgi und Ruperti an den Salzburger Erzbischof ab.

Eine praktische Auswirkung davon war, dass der klostereigene Salzstadel in Neuötting 1859 verkauft wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 9, Salinenbetrieb S. 192 f.)

Die erste Mühle bekam das Kloster  am 22. Dezember 1164 von Markgraf Engelbert von Istrien (+ 1188) und Gebhard von Sulzberg (um 1144-1188). Sie stammte aus dem Anteil des Erbes von Engelberts Gemahlin Mathilde, der Schwester Gebhards.

In der Urkunde wird eine Mühle zu Holzehvsen genannt (1146 12 22)

Von besonderer Bedeutung für ein Zisterzienserkloster waren Mühlen. Ursprünglich war jeglicher Fleischgenuss bei den Zisterziensern verboten. Das bedingte natürlich einen hohen Mehlverbrauch.

1313 verbrauchte die Klosterbäckerei 134 Mutt Roggen. ( 1 Mutt hatte 133 2% Liter) Roggen und 124 Mutt und 23 Metzen Hafer. 16 Metzen waren 1 Mutt.

Neben der Deckung des Eigenbedarfs an Mehl waren Mühle auch eine gute Einnahmequelle für die Klöster, denn sämtliche Insassen eines Dorfes durften ihr Getreide nur in der Klostermühle mahlen lassen.

Die Raitenhaslacher Mühlen waren mit Ausnahme der Klostermühle schon Ende des 12. Jahrhunderts alle in Pacht ausgegeben.

Neben dem realen Mahlrecht hatte das Kloster auch Säge-und Ölschlagrecht, also die Berechtigung zum Betrieb einer Sägemühle und zur Ölgewinnung aus ölhaltigen Früchten.

Darüberhinaus besaß das Kloster Mühlen zur Papier-, Kupfer-, Eisen-und Tucherzeugung.

In den 30-iger Jahren des 14. Jahrhunderts waren 20 Mühlen im Besitz des Klosters. Im späten 18. Jahrhundert war der Betrieb auf 30 angewachsen.

Die Papiermühle in Raitenhaslach war die einzige Papiermühle im heutigen Oberbayern, die von einem Kloster unterhalten wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 5 Mühlen S. 188 ff)

Graf Gebhard von Burghausen (+ 4.12. 1163) schenkte Kloster Raitenhaslach eine Schwaige in Ried mit zugehörigem Anteil an einer Salzpfanne in Reichenhall.

Herzogin Agnes von Bayern (um 1201-1267), Gemahlin von Herzog Otto II. stiftete am 23. April 1262 die Schwaige zu “Werde”, das ist die Göbelschwaig in Neumühl, heute eine Wüstungin der Gemeinde Moosburg am Inn.

Dies geschah zum Seelenheil ihres verstorbenen Gemahls Otto. (1262 04 23)

Das Kloster hatte auch Schwaighöfe in seinem Besitz und zwar in den Gebirgsgegenden von Tirol und Salzburg. Das waren fast ausschließlich auf Milchwirtschaft eingestellte Betriebe. Sie mussten üblicherweise 300 Käselaibe pro Jahr ans

Kloster abgeben. Nach dem Urbar von 1334 erhielt Kloster Raitenhaslach jährlich 9500 Stück Käse. Neben Rinderzucht wurde in den Schwaigen vor allem im Pinzgau auch Schafzucht betrieben. Das wichtigste Erzeugnis war hier die Wolle, aus denen Bekleidungsstoffe

hergestellt wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 10 Schwaigenwirtschaft S. 195)

Die Gräfin von Burghausen hatte neben ihrem Anteil an der Salzpfanne in Reichenhall auch ihre Fischerei in Grabenstett geschenkt. Eine ausgedehnte Fischzucht war für die Zisterzienser sehr wichtig, denn sie ernährten sich ja weitgehend fleischfrei.

Kloster Waldsassen hatte eine ausgedehnte Teichwirtschaft, die ja bis heute nachwirkt, ebenso Maulbronn. Die wasserreiche Lage in Raitenhaslach eignete sich ebenso für die Fischzucht und noch heute sind viele damals angelegte Fischteiche

in Klosternähe erhalten. Fischrechte so wie die in Grabenstett zu denen bald zahlreiche weitere dazu kamen, wurden vom Kloster nicht selbst genutzt sondern gegen Zins an Fischer abgegeben. Je nach Größe ihres Fischlehens hatten die Fischer

im Jahr zwischen 100 und 1000 Chiemseerenken an den Abt zu liefern. Aber der Fischfang des Klosters reichte nie aus, um den Bedarf zu decken, so dass Fisch, Krebs und Frösche mit bis zu 1000 Gulden im Jahr zugekauft werden mussten.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 3 Fischereiwesen S. 184 f)

Abt Gero stand über 30 Jahre an der Spitze seiner Abtei. Das Kloster hatte in seiner Regierungszeit viele Schenkungen erhalten und stand so auf einer soliden Grundlage.

Er genoß ein hohes persönliches Ansehen, was sich zum Beispiel darin zeigt, dass er im Gefolge des abgesetzten Salzburger  Erzbischofs Adalbert III. (1168-1174 und 1183-1200) war.

Kardinal Walther von Albano hatte ihn nach Raab bestellt, um im Auftrag von Papst Alexander III. (1159-1181) den bayrisch-salzburgischen Kirchenstreit zu beenden.

Abt Gero stand auch in Korrespondent mit Hildegard von Bingen. Sie soll ihn von seinem Vorhaben wieder in sein Mutterkloster Salem zurückzukehren, abgebracht zu haben.

Schon unter Abt Gero lässt sich die Führung eines eigenen Abtsiegels nachweisen.

Als Todestag nennen die Necrologien fast einhellig den 3. Juni. Sein Todesjahr ist nicht genau bekannt. Für alle Äbte der Frühzeit gilt, dass die Daten von Wahl und Weihe nicht bekannt sind und auch die Lebenszeiten kaum belegt sind.

Sein Nachfolger Adalbert erscheint in zwei Urkunden. Mit dem Register 1180-1190 beurkundete Abt Konrad  Jahrtagsstiftungen und Schenkungen an Kloster Raitenhaslach durch Burggraf Meingoz von Salzburg.

In dem Privileg von Papst Alexander III. für Kloster Raitenhaslach vom 13. Februar 1180 (1180 02 13) wird Abt Adalbert in der Grußformel namentlich erwähnt. Das ist der einzige zeitliche Anhaltspunkt für Abt Adalbert.

Abt Konrad I. (1183-1188) hat nach den Raitenhaslacher Traditionsnotizen eine verhältnismäßig große Zahl von Rechtsgeschäften vorgenommen. Möglicherweise hat Abt Konrad I. viele Traditionen seiner Amtszeit selbst niedergeschrieben

und zwar in der Mehrzahl als unmittelbare Eintragungen, was sich weder vor noch nach der Amtszeit von Abt Konrad wiederfindet.

Abt Otto erscheint weder in einer Abtsliste noch in den Necrologien noch im Traditionsbuch des Klosters. In einer Urkunde für das Stift Baumburg heute Landkreis Traunstein bezeugt er mit zwei Mönchen  die Übertragung von Besitzungen der Gräfin

Elisabeth von Ortenburg in  Angath. Diese Urkunde stammt aus dem Archiv von Baumburg und wurde als Regest aufgenommen, da sie der einzige urkundliche Beleg für Abt Otto ist. (1190)

Auch für die nächsten beiden Äbte ist die Urkundenlage dünn. Abt Richer (110´94-1198) wird in einer Urkunde vom Juni 1194 genannt, in der Herzog Berthold IV. von Dalmatien (+ 1204) die von seinem Vater Berthold III. von Andechs ( + 1188) zugestandene Mautfreiheit  in Neuburg heute

Landkreis Passau erneuert. (1194 06)

Am 13. März 1195 nahm Papst Cölestin III. (1191-1198) Kloster Raitenhaslach in seinen Schutz und bestätigte ihm die Kapelle “Cidelare” (Margarethenberg, Landkreis Altötting) (1195 03 13). In dieser Urkunde wird der Abt als “Dilectus filius Riccerius) in der Grußformel genannt.

In späteren Necrologien wir der 31. Januar als Todestag genannt.

Auch der nächste Abt ist nur in einer Urkunde belegt. In dieser Urkunde gewährte Bischof Wolfker von Passau (1191-1204) dem Kloster Raitenhaslach Mautfreiheit in Passau. (1203) In dieser Urkunde wird gesagt, dass das auf Bitten des Abtes Konrad geschah.

Für Abt Berthold (vor 1205-1217/19) ist die Quellenlage wieder günstiger. In seine Regierungszeit fällt die Schenkung des Salinenanteils in Mühlbach durch den Salzburger Erzbischof Eberhard (s.o.) Das war der Beginn der Salinentätigkeit in Hallein durch Kloster Raitenhaslach.

Mehrere Male wurde er von Papst Innozenz III. (1198-1216) in Streitsachen zum Richter eingesetzt. (2 Urkunden 1205 11 17 in der Streitsache Saline Tuval).

Seine Teilnahme an der Diözesansynode in Laufen an der Salzach 1205 ist bezeugt. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 259). In diesem Jahr weihte Erzbischof  Eberhard von Salzburg einen Emporenaltar in Kloster Raitenhaslach.

Der Kirchenbau im Kloster war nun auch nach Westen abgeschlossen.

Der Passauer Bischöfe Poppo (1204-1206) gewährt Kloster Raitenhaslach Mautfreiheit in Passau (1205 12 26). In dieser Urkunde ist Abt Berthold namentlich genannt.

Bischof Manegold (1206-1215) erneuerte die Mautfreiheit (1206-1209) und bestätigte sie in einer Urkunde  vom 06. Juni (1206/1215 06 09)

Herzog Leopold VI. von Österreich (1198-1230) bestätigte 1207 die von seinem Vater Leopold V. (1177-1194) verliehenen Mautfreiheiten in Krems und Persenbeug, beides Niederösterreich und Mauthausen Oberösterreich verliehene Mautfreiheiten (1207).

Abt Berthold erscheint auch in einer undatierten Kaufurkunde, in der er sich “servus pauperum Christi” nennt. (1207-1219)

Von Abt Berthold sind verschieden von ihm verfaßte geistliche Gespräche (sermones) erhalten.

Eine päpstliche Bestätigung der Einkünfte an der Saline in Hallein erteilte Papst Innozenz III. am 18. April 1209. (1209 04 18)

Am 26. März 1214 stellte dieser Papst dem Kloster eine Schutzurkunde aus, bestätigte den namentlich aufgeführten Besitz und gewährte Zehntfreiheit für alle im Eigenbau stehenden Güter wie vom Zuchtvieh und weitere Rechte. (1214 03 26)

Auch Bischof Ulrich II. von Passau (1215-1222) bestätigte die Mautfreiheit von Kloster Raitenhaslach in Passau. (1215/1221 10 31)

Am 15. Juli 1216 stellte Kaiser Friedrich II. (1212-1250) eine Schutzurkunde für Kloster Raitenhaslach aus. Er bestätigte alle Schenkungen, insbesondere einer Salzpfanne in Mühlbach durch Erzbischof Eberhard. (1216 07.15)

Diese Urkunde ist bei den Raitenhaslacher Urkunden  nochmals aufgeführt und zwar unter 1222 11 13. In dieser Urkunde ist Abt Berthold auch namentlich genannt.

Abt Konrad III. (1222 –1228) ist nur in einer Urkunde in einer Urkunde von Kloster Raitenhaslach vertreten. In einer undatierten Urkunde vor dem 30. Dezember 1225 ist er an einem Vergleich mit Propst Heinrich von Ranshofen

wegen einer Kapelle in Neukirchen an der Alz beteiligt. Dreimal ist er in einer Zeugenreihe belegt. In zwei Urkunden geht es um Vereinbarungen zwischen Erzbischof Eberhard und einmal dem Zisterzienserkloster in Viktring und einmal

zwischen Erzbischof Eberhard und dem Kloster Kaisheim. Einmal war der Abt Zeuge bei einer Übertragung der Pfarrei Sieghartskirchen an das Stift Baumburg durch Bischof Gebhard I von Passau ( 1222-1232).

Weder der Todestag noch die Begräbnisstätte des Abtes sind überliefert.

Abt Dietmar 1239/1240 scheint ebenfalls nur eine sehr kurze Regierungszeit gehabt zu haben. Bei Papst Gregor IX. (1227-1241) stand Abt Dietmar wohl in hohem Ansehen, denn mit Urkunde vom März 1240 ernannte ihn der Papst zum Beichtvater von

Herzog Otto II. dem Erlauchten von Bayern (1231-1253). Außerdem gab er ihm die Vollmacht, Otto II. gegebenfalls von der Exkommunikation zu lösen.

Am 24. September 1240 weilte Abt Dietmar am Hof Friedrichs II. der Streitbare, Herzog von Österreich (1230-1246, mit ihm starben die Babenberger im Mannesstamm aus) in Mödling. Bei dieser Gelegenheit bestätigte der Herzog Kloster Raitenhaslach

ebenso wie dem Stift St. Nikola in Passau die von seinen Vorfahren verliehenen Mautfreiheiten. (Urkunde 1240 09 24)

Unter Abt Dietmar begannen die langjährigen Auseinandersetzungen von Kloster Raitenhaslach mit den Herren von Wald, weil diese die Vogtei auf die Klostergüter im Zeitlarngau, das ist der Gau zwischen Alz und Salzach, beanspruchten.

Aktenkundig wurde dieser Streit mit der Urkunde von Herzog Otto II. vom 26. Dezember 1240, in der Otto  den Gebrüdern Otto und Ortlieb von Wald (LK Altötting) jegliche Rechte auf Leute und Besitzungen des Klosters abspricht. Dies geschah auf Klage des Abtes Dietmar.

(1240 12 26). Das scheint allerdings wenig bewirkt zu haben.1242 exkommunizierte Erzbischof Eberhard von Salzburg die beiden Brüder, was sie aber auch nicht sonderlich beindruckt zu haben scheint. (1242 11 23)Die beiden betrieben von ihrer Burg aus ihren Herrschaftsausbau weiter.

In einer Urkunde von 1241 gewährte Otto II. dem Kloster Zollfreiheit für zwei Wagen mit Lebensmitteln. (1241)

Abt Dietmar verstarb wohl am 8. März 1242.

Eine längere Regierungszeit hatte Abt Walther nämlich von 1242-1257. wie auch seine Vorgänger erfreute er sich der besonderen Gunst des Salzburger Erzbischofs Eberhard, was viele Schenkungen belegen.

1242 erlaubte er dem Kloster, in den Städten Salzburg, Laufen, Tittmoning, Mühldorf und Werfen je ein von allen Abgaben und Steuern freies Haus samt Zugehör zu haben. Außerdem durfte das Kloster durch dies Städte

Salz und andere Güter mautfrei zu Wasser und zu Land führen (1242).

Im September 1242 beauftragte das Generalkapitel den Abt von Kloster Heilsbronn Ulrich 1241-1244)und Walther ein Frauenkloster zu besuchen, das auf Wunsch von Otto II von Andechs, Herzog von Meranien dem Orden inkorpiert werden sollte (1242 09)

Für Raitenhaslach wichtig war die Urkunde vom 15. März 1143, in der Erzbischof Eberhard die vollständige Freiheit jeglicher seiner Güter im Erzstift bestätigt. (1243 03 15)

Am 28. November 1244 versprach Pfalzgraf Rapoto III., Pfalzgraf von Bayern, die dem Kloster Raitenhaslach von Päpsten und Kaisern verliehenen Rechte, vor allem dessen Niedergerichtsbarkeit, zu achten. (1244 11 28)

Am 13. Juli 1245 erhielt Abt Walther einen päpstlichen Auftrag. Papst Innozenz IV. (1243-1254) trug ihm auf, die Klage des Domkapitels von Salzburg gegen das Stift St. Peter daselbst wegen der Zugehörigkeit der Kapellen St. Laurenz und St. Michael zur Stadtpfarrkirche zu untersuchen und zu entscheiden.

(1245 07 13)

Im Juli 1246 erhielt das Kloster von Konrad von Wasserburg (+1259) Mautfreiheit auf Burg Vichtenstein (1246 07 23)in Oberösterreich und Herzog Otto II.gewährte Zollfreiheit in Obernberg an Inn. (1246 07 26)

Das Generalkapitel erteilte den Äbte von Heilsbronn Edelwin (1245-1252) und Walther wieder einen Besuchsauftrag. Dieses Mal sollte das Frauenkloster Lilienthal in Tänikon (heute Kanton Thurgau)in der Schweiz besucht werden. Auch hier ging es um Inkorporation in den Orden. (1246 09)

Auch der Nachfolger von Erzbischof Eberhard von Salzburg Philipp von Spanheim ( 1247-1257) blieb Kloster Raitenhaslach gewogen. Sein direkter Nachfolger Burkhart I. von Ziegenhain war nur wenige Monate im Amt.

Erzbischof Philipp bestätigte am 27. Dezember 1249 alle von seinen Vorgängern verliehenen Schenkungen und Freiheiten, namentlich die von Eberhard II. (1249 12 27). Etwa zwei Monate später stellte er dem Kloster eine Schutzurkunde aus und nahm es mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz.

(1250 02 06)

1249 kaufte Abt Walther ein Haus in Krems. (1249 09 06)

Im April 1253 erhält Kloster Raitenhaslach zum ersten Mal Besitzrechte und Zinsverschreibungen in der Stadt München (1253 04 09 und 1253 04 11)

Wie viele Zisterzienserklöster verkaufte Raitenhaslach abgelegenes und damit unwirtschaftlich zu betreibende Klostergüter. 1253 verkaufte Abt Walther das Klostergut Sachrang bei Aschau im Chiemgau

Während der Regierungszeit von Abt Walther nahm die Zahl von Adligen zu, die in Kloster Raitenhaslach eine Begräbnisstätte erhielten. In der Regel war das dann auch mit Schenkungen an das Kloster verbunden. So vermachte z. B. ein Ulrich Chalb

aus Burghausen Kloster Raitenhaslach ein Gut in Überacker (in Oberösterreich) gegen ein Begräbnis im Kloster. (1250-1257)

Von Abt Walther stammt das erste erhaltene Siegel eines Raitenhaslacher Abtes.

Als Todesjahr ist das Jahr 1259 überliefert. Der Todestag schwankt in den Nekrologien zwischen dem 05.und 08. April.

Der nächste Abt ist Heinrich I. von Güntering (1259-1261). Er entstammte einer Ministerialenfamilie und war vor seiner Wahl zum Abt Cellerar. Er erscheint deshalb wiederholt in der Zeugenreihe von Urkunden.

Der Salzburger Bischofstuhl war seit Philipp I. umstritten. Dieser war 1257 vom Domkapitel 1257 abgesetzt und gebannt worden. Zu seinem Nachfolger wurde Ulrich von Seckau gewählt. Er war zwar 9 Jahre Regent in Salzburg, regierte aber das Bistum

eher nur nominell. Denn das Bistum hatte die Auswirklungen des Interregnums in Deutschland (1256-1273) und Österreich (1246-1278) zu erfahren. Nach dem Tod seines Gönners Herzog Friedrich II. von Österreich hatte er weder Macht, Geld noch Geschick

sich mit seinem gebannten Vorgänger zu messen. Abt Heinrich ergriff aber Partei für Erzbischof Ulrich, was dieser mit der Schenkung des Fischteichs bei Mittermühl dankte (1261 03 19).

Am 7. April 1261 gewährte er der Kirche in Marienberg heute Landkreis Altötting einen Ablass (1261 04 07) und drei Tage später bestätigte er die Schenkungen seiner Vorgänger für Kloster Raitenhaslach. (1261 04 10)

Das Todesjahr von Abt Heinrich ist nicht überliefert.

Sein Nachfolger Rudolph ist vermutlich personengleich mit einem 1253 als Priester und 1250 als Custos des Klosters. Er hatte eine sehr kurze Regierungszeit und ist nur in einer Urkunde belegt. (1263 03 17)

Frater Thomas, Bischof von Squillace (Kalabrien),der  vom apostolischen Stuhl zur Reform der Salzburger Kirche nach Deutschland entsandt worden war, erlaubte dem Abt von Raitenhaslach bei bestimmten Voraussetzungen,  auf 24 Personen beschränkt Brandleger, Laienmörder und Räuber zu absolvieren. Die dabei der Kurie entstehenden Kosten wies er dem Kloster zu.

Wohl in die Regierungszeit diesen Abts fällt die Verleihung des großen Zisterzienser-Schutzprivilegs durch Papst Urban IV. (1261-1264) am 24. Juni 1264. In dieser Urkunde werden  namentlich erwähnte Besitzungen bestätigt. (1264 06 24)

Sein Nachfolger war Konrad IV. Hallerbrucker. (1267-1297) Er entstammte dem Geschlecht der Hallabrucker, die im 12./13. Jahrhundert zu den Kraiburg-Ortenburger Ministerialen zählten.

Urkundlich erscheint er erstmals am 20. März 1267 (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 263). Er hatte eine über dreißigjährige Regierungszeit. Nur Abt Emanuel I. Scholz (1700-1733) regierte länger.

Abt Konrads Regierungszeit war durch eine rege Bautätigkeit gekennzeichnet, die auch durch ein großes Brandunglück 1275 bedingt war.  Raitenhaslach teilte dieses Schicksal mit sehr vielen Klöstern, den für fast alle mittelalterliche Klöster sind Brände überliefert.

Die Weihe der Klosterkirche wurde auf das Georgsfest  also den 23. April 1275 festgesetzt.  Bischof Hermann  von Augsburg (1248-1286) (1275 04 08), Bischof  Berthold von Bamberg (1257-1285)(1275 04 11) und Bischof Hildebrand von Eichstätt (1261-1279) (1275 04 16)

gewährten dazu einen Ablass von 40 bzw. 80 Tagen vorbehaltlich der Zustimmung des Bischofs, der die Weihe vollzog.

Ein weiterer Brand ereignete sich 1485, bei dem der mittlere Teil des Klosters zerstört wurde. Die Kirche blieb bei diesem Brand verschont.

Am 7. Dezember 1283 wurde der St. Michaelsaltar in der Klosterkirche geweiht.

Laut “Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach “S. 263 wurde zu Ehren des Ortspatrons von Raitenhaslach St. Georg bei der Pforte eine Kapelle errichtet und diese 1294 geweiht. Es gibt allerdings aus dem Jahr 1277 4 Urkunden von insgesamt 9 Bischöfen die

aus Anlass der Weihe der Pfortenkapelle Ablässe verleihen. Die Weihe der Pfortenkapelle 1294 nahm der Bischof von Lavant  Heinrich von Helfenberg (1291–1299) vor.1275 ließ Abt Konrad in der Klosterkirche einen neuen  Estrich legen. 11 Altäre, die unter Feuchtigkeitserscheinungen litten, ließ er höher setzen. Das Refektorium wurde ebenfalls erhöht.

1283 drohte das Dormitorium in die Salzach abzurutschen. Es wurde durch entsprechende Baumassnahmen gesichert.

Das hohe Ansehen, in dem Kloster Raithausen und vor allem Abt Konrad stand, zeigte sich in mehrfacher Art. Zum einen erhielt das Kloster in seiner Abtszeit sehr viele und auch vielfältige Schenkungen. Ein Stadthaus in Passau (1268 03 11) wurde im März 1268 geschenkt.

Mehrfach  bekam das Kloster Schwaigen. Im November 1270 bekam das Kloster ein Haus, sowie zwei Badstuben in Tittmoning und vom selben Schenker ein Gut in “Chraegelingen” (abgegangen Landkreis Laufen) (1270 11 29)

In Hallein bekam das Kloster eine Fleischbank (1275 03 23).

Ein weiteres Indiz für das Ansehen der Abtei sind die Wünsche nach Grabstätten vieler adliger Herren. Der Chronist Tachler führt für die Regierungszeit von Abt Konrad über 20 Erbbegräbnisse auf.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 9, Salinenbetrieb S. 264 ) Von dem reichen Wiener Bürger Paltram vor dem Freithof (* um 1220-1287/88) wurde zwar nur ein Finger zur Bestattung nach Raitenhaslach. überführt. Paltram hatte in Wien eine einem Bürgermeister ähnliche Funktion.

Er war ein großer Gönner von Zisterzienserklöstern. Er unterstützte in Österreich Zwettl und Heiligenkreuz, wo er nach einer möglichen Überführung seiner Gebeine aus Akkon, wo er bei einer Pilgerfahrt starb, vielleicht sogar seine letzte Ruhestätte fand.

In Raitenhaslach hatte er den dortigen Michaelsaltar gestiftet. Für Paltram wurde er auch als Testamentsvollstrecker eingesetzt, als dieser seine Pilgerreise nach Akkon antrat. (1287 05 25) Zwei Testamentsurkunden wurden ausgefertigt, wovon eine in Raitenhaslach verbleiben sollte.

Schon vorher hatte Herzog Philipp von Kärnten und Krain die Äbte Dietmar II. (1270–1288)von St. Peter in Salzburg, Albert I. (1270 – 1280) vom Zisterzienserkloster Viktring und Abt Konrad als Testamentsvollstrecker eingesetzt. (1279 07 19)

Auch zu Schiedsvereinbarungen wurde er oft herangezogen. So war er bei der Vorbereitung des Grenzvertrages zwischen Bayern und dem Erzstift Salzburg dabei, der am 20. Juli 1275 in Erharting abgeschlossen wurde. Es gab immer wieder Unstimmigkeiten, weshalb im Dezember 1283 in Raitenhaslach nach verhandelt wurde. Ein Protokoll dazu wurde am 9. Dezember 1283 unterzeichnet.

Abt Konrad war wohl mindestens drei mal beim Generalkapitel dabei und zwar 1272, 1274 und 1294. Er erhielt auch immer wieder Visitationsaufträge.

Beim Generalkapitel von 1272 erhielt er zusammen (1272 09) mit Abt Conrad (Prudentia) ( 1268–1286) vom Kloster Lützel den Auftrag, den Ort zu besichtigen, wo Graf Meinhard II. von Tirol (1258-1295) und seine Frau Elisabeth von Bayern ( * um 1227-1273) in Stams ein Kloster gründen wollten.

Elisabeth war die Witwe König Konrad IV.(1237-1254) Kloster Stams wurde 1273 als Tochterkloster von Kloster Kaisheim gegründet und besteht heute noch. Im Februar 1273 zeigten die beiden Äbte dem Generalkapitel an, dass sie Stams besichtigt und die Einkünfte für ausreichend befunden

hätten. (1273 02 02)

Im September 1276 wurde Konrad und der Abt von Kaisheim Trutwin (1267–1287) vom Generalkapitel beauftragt, das Kloster Kirchheim am Ries zu visitieren. Kirchheim war ein Tochterkloster von Kloster Kaisheim. (1276 09)

Abt Konrad starb 1297. sein Todestag ist der 1. April

Kloster Raitenhaslach stützte sich  vor allem auf die Erzbischöfe von Salzburg. Das Kloster erfreute sich ihrer uneingeschränkten Förderung. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verschob sich das politische Gewicht im Inn-Salzach-Raum immer mehr zu Gunsten der bayrischen Herzöge.

Nach der ersten Teilung Bayerns 1255 wurde Burghausen die zweite Residenz der niederbayrischen Herzöge. Nun gestalteten sich die Beziehung des Kloster und dieser Teillinie des bayrischen Herzogtums besonders eng. Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern (1255-1290)

stellte am 5. Juli 1258 einen für die Rechtsstellung des Klosters wichtigen Schutzbrief aus.(1258 07 05) In dieser Urkunde bestätigte er dem Kloster Raitenhaslach die von Päpsten, Kaisern und bayerischen Herzögen verliehenen Vorrechte und Freiheiten, insbesondere die Freiheit von genannten Abgaben und Dienstleistungen, sowie die niedere Gerichtsbarkeit.  Der Bereich, in dem das Kloster die niedere Gerichtsbarkeit innehatte, wird auch als Hofmark bezeichnet, Dieser Bereich war für Raitenhaslach allerdings sehr klein.

Die Söhne Herzog Heinrichs Otto III. (1290-1312), Ludwig III. (1294-1296) und  Herzog Stephan I. (1294-1310) erneuerten am 13. April 1295 das von ihrem Vater erlassene Hofmarksprivileg (1295 04 13)

1297 folgte Abt Friedrich I auf Abt Konrad. Vor seiner Wahl war er wahrscheinlich Prior. Dieser wird vor dem 1. April 1296/1297 erwähnt. Es gibt aber auch einen namensgleichen und am 13. Oktober 1286 erwähnten Subcellerar.  Es ist nicht klar, welcher von beiden dann zum Abt gewählt wurde.

Äbtissin Herburg von Frauenchiemsee (+ 1307) und ihr Konvent schlossen am 1. Juni 1298 eine Gebetsverbrüderung mit Abt Friedrich von Raitenhaslach ( 1298 07 01).

Vor die Hauptfassade der Klosterkirche ließ Abt Friedrich eine Vorhalle, ein Paradies errichten, wie dies in Zisterzienserkirchen üblich ist. Darin wurden zwei Altäre aufgestellt, die durch Bischof Heinrich III. (1298-1326) von Gurk im Beisein des Salzburger Erzbischofs Konrad IV. (1291-1312)

und Bischof Albert II. (1293-1322) von Chiemsee geweiht. In der Pfortenkapelle wurde in der Regierungszeit Friedrichs ein weiterer Altar auf der Empore aufgestellt.

Am 25. Juni 1299 kaufte Abt Friedrich von den Herzögen Otto III. und Stephan I. zwei Salzpfannen in Reichenhall die noch das Stift Baumburg innehatte. (1299 06 25)

Im September kaufte der Abt ein Gut ein Gut in “Chraegelingen”, das scheint wohl eine Abrundung des Besitzes gewesen sei, denn am 29. November 1270 bekam das Kloster ja dort ein Gut geschenkt. Dieses Mal war es aber ein Kauf.

Diese beiden Käufe scheinen den finanziellen Spielraum des Klosters eingeengt zu haben. Wohl zur Beschaffung der Kaufsummen verkaufte er das Klostergut zu Hub im Weilhart an den Richter Chunrat den Grans, Richter in Uttendorf für 25 Pfund Regensburger Pfennige,

das entspricht nach heutiger Währung von der Kaufkraft her etwa 18.000 €. In der Urkunde(129910 27) heißt es “wegen Verschuldung des Klosters”

In seine Regierungszeit fällt auch eine ansehnliche Pitanzstiftung des Heinrich von Hochholding. Eine Pitanzstiftung war eine Stiftung von zusätzlichen Portionen von Nahrungsmitteln für Mönche. Die Hochholdinger waren Lehensleute der Grafen von Leonberg, die ihren Sitz im Schloss Gangkofen hatten.

Die zwei Urkunden die zu dieser Stiftung ausgestellt wurden (1300) tragen auch das Siegel des Salemer Vaterabtes Ulrich II.(1282-1311), der zu dieser Zeit in Raitenhaslach weilte und dessen  Kloster von dem Stifter ebenfalls bedacht wurde.

Abt Friedrich starb am 27. Mai 1302.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich I. (1302-1307)

In Ehring, heute Teilgemeinde von Poling, hatte das Kloster großen Besitz, der später ein eigenes Klosteramt wurde. Abt Konrad IV. errichte dort ein kleines Kirchlein für die Klosteruntertanen. Es wurde zu Beginn der Regierungszeit von Abt Ulrich von

Bischof Albert II. von Chiemsee (1293-1322) geweiht. In den folgenden Tagen weihte Bischof Albert auch den Emporenaltar in der Pfortenkapelle sowie drei Altäre in der Klosterkirche, die wegen Feuchtigkeitsschäden neu errichtet worden waren.

Abt Ulrich konnte den Klosterbesitz beträchtlich vermehren. Aus seiner kurzen Regierungszeit liegen 10 Urkunden mit Verzichtserklärungen zugunsten des Kloster sowie 7 Kaufurkunden vor.

Auch Seelgerätestiftungen und Pitanzstiftungen erhielt das Kloster.

Herzog Rudolf III. von Österreich (1298-1307) bestätigte am 28. Oktober 1303 bestätigte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheiten für Salz, die seine Vorfahren erteilt hatten und verlieh dem Kloster außerdem diesselben Mautfreiheit, die die

Bürger von stein (GB Krems Niederösterreich) innehaben.(1303 10 28)

Am 9. Januar 1304 gewährte Herzog Rudolf dem Kloster Steuerfreiheit für sein Haus in Krems. (1304 01 09)

Leuthold von Kuenring (*1243-1312), der auch ein großer Förderer des Zisterzienserstifts Zwettl war, versprach die Besitzungen des Klosters Raitenhaslach in Ybbs, Sarling und Krottental wie seine Vorfahren nach Vogtrecht zu schützen. (1304 01 06)

Am 23. Juli 1304 bestätigte Erzbischof Konrad IV. von Salzburg (1291-1312) die wörtlich aufgeführte Urkunde seines Vorgängers Erzbischof Eberhard II. (1200-1246) wegen der Zehntfreiheit der namentlich aufgeführten Klostergüter Raitenhaslachs in der Diözese Salzburg.

(1304 07 23)des Klosters wird der 13. Februar 1307 als Todestag von Abt Ulrich bezeichnet.

Sein Nachfolger wurde Gebhard der Chalb. (1307-1311). Abt Gebhard entstammte einer angesehen Burghausener Familie. Die Ritter von Chalb hatten 1242 Schloss Haimling vom Passauer Bischof Otto von Lonsdorf (1254-1265) gekauft.

Der Bruder von Abt Gebhard Eberhard der Chalb wird 1345 als Herr von Haimling bezeugt. Er ist in Urkunden häufig genannt und wurde 1345 in Raitenhaslach bestattet.

Gebhard wird am 13.02.1302 erstmals al Konventuale erwähnt. 1304 und 1306 erscheint er in Urkunden als Subprior. In seine Regierungszeit fallen die ersten Auseinandersetzungen zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich, damals noch

beide Herzöge. Wegen der Wahrnehmung der Vormundschaft für die unmündigen Kinder des Herzogs Stephan I. von Bayern (1290-1310) kam es zu Streitigkeiten zwischen Ludwig und Friedrich, die auch militärisch geführt wurden.

Am 23. April 1311 stellte Herzog Friedrich Kloster Raitenhaslach eine Urkunde aus, in der er dem Kloster  zur Wiedergutmachung seiner Kriegsschäden für sieben Jahre eine Ermäßigung an der Maut zu Linz (OÖ)gewährte. (1311 04 23)

Am 22. Januar 1311 schloss Propst Gottschalk von Kloster Herrenchiemsee (+1320) und Abt Gebhard eine Gebetsverbrüderung mit den Augustiner-Chorherren von Herrenchiemsee ab. (1311 01 23)

1311 resignierte Abt Gebhard vorzeitig. In einer Urkunde vom 04.04.1313 erscheint er als Zeuge und wird dort “der alte Abt” von Raitenhaslach genannt. (1313 04 04)

In einer Urkunde vom 19. November 1326 erscheint er zum letzten Mal und wird dort nur Gebhard der Chalb genannt (1326 11 19)

Sein Todesjahr ist nicht überliefert.

Sein Nachfolger wurde Abt Ilsung  (1311- 1327) Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Vor seiner Wahl war er mehrere Jahre Prior.

Am 09.Dezember 1313 bestätigte Herzog Ludwig IV. von Bayern als Vormund der Kinder von Herzog Stephan I. die von diesem und  Herzog Otto III. von Bayern (1290-1312 und von 1305-1307 auch König von Ungarn) verliehenen Freiheiten für

Kloster Raitenhaslach. (1313 12 09)

Am 12. Juni 1313 bevollmächtigten die Äbte von 14 Zisterzienserklöstern und von 5 Zisterzienserinnenklöster Abt Konrad I. von Stams (res.1316) als Prokurator in allen Geschäften besonders bei der Erhebung von Zehnten. (1313 06 12)

Das geschah bei einem Ordenskapitel im Juni 1313 in Passau.

Eine Bestätigung der Rechte des Klosters erteilte Ludwig der Bayer jetzt in seiner Eigenschaft als König. Besonders bestätigte er die Rechte an den Häusern des Klosters in Burghausen und in Neuötting. (1315 04 14)

Eine weitere Bestätigung der Freiheiten von Kloster Raitenhaslach stellte König Ludwig 1315 aus. (1315 05 17)

Am 8. Mai 131t schlossen Abt Ilsung und der Konvent eine Gebetsverbrüderung mit Abt Konrad II. von St. Peter in Salzburg (1313–1346) und dem Konvent. (1317 05 08)

1317 war Abt Ilsung auch auf dem Generalkapitel was auch die Urkunde 1317 09 belegt, einer der wenigen Belege für die Anwesenheit des Abtes von Raitenhaslach auf dem Generalkapitel.

Am Georgtag 1320 war Abt Ilsung zusammen mit dem Ebracher Abt Friedrich Landgraf von Leuchtenberg (1306-1328) und Abt Heinrich IV. Praendl (1316-1331) von Kloster Wilhering in Kloster Aldersbach, als das Aldersbacher Tochterkloster zur selbständigen Abtei

erhoben wurde und der bisherige Propst Berthold zum Abt in Gotteszell eingesetzt wurde (1320- 1343)

Erzbischof Friedrich III. von Salzburg (1315-1338) beauftragte Abt Ilsung die Herzöge  Heinrich XIV. (1310-1339) und Otto IV. (1310-1334) vom Banne und Interdikt loszusprechen,mit dem sie wegen Erhebung der “Klauensteuer” belegt worden waren.

Das war eine auf das vierfüßige Hornvieh erhobene Steuer analog der von jeder Person zu zahlenden Kopfsteuer. In Bayern wurde sie wohl nur einmal erhoben und ist nur für Ludwig von Bayern 1313 belegt. (1323 06 10)

In einer weiteren Urkunde zeigt Abt Ilsung an,dass er den Auftrag erledigt habe und im Kloster Seligenthal bei Landshut im Beisein mehrerer Prälaten und in Gegenwart König Ludwigs und des ganzen Konvents die Herzöge freigesprochen habe. (1323 06 11)

Abt Ilsung verstarb 1327.

Sein Nachfolger Heinrich II. Ölar. In der Urkunde (1313 04 04), in der Abt Eberhard als “der alte Abt” genannt wird (s.o.) ist Abt Heinrich in der Zeugenreihe als Subprior aufgeführt.

Dreimal erfolgte die Exkommunikation von Kloster Raitenhaslach.Diese hatte jedes Mal politische Gründe und deutete nicht auf einen innerklösterlichen Verfall.

Schon zu Ende der Regierungszeit von Kaiser Heinrich VII (1308-1313, Kaiser ab 29. Juni 1312) war es zu theoretischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst gekommen. In seiner Krönungsenzyklika vom Juni 1312 hatte Heinrich VII.

den kaiserlichen Universalanspruch und die Unabhängigkeit vom Papsttum betont.Papst Clemens V.(1305-1314)  erließ kurz nach dem Tod Heinrichs die Bulle “Romani Principes”, die den Kaiser praktisch zum Vasallen des Papstes degradierte.

Auch sein Nachfolger Johannes XXII. (1316-1334) betonte den Herrschaftsanspruch des Papsttums auch in weltlichen Fragen. Als sich König Ludwig IV. am 17. Januar 1328 zum Kaiser krönen ließ und zwar von drei Bischöfen aber auch von römischen Adligen und

eben nicht vom Papst, war das natürlich ein Affront. Schon vor der Kaiserkrönung hatte Papst Johannes die Königswürde abgesprochen und ihn und seine Anhänger exkommuniziert. Da Kloster Raitenhaslach weiter Zu Ludwig stand, verfiel es ebenfalls  dem Kirchenbann.

Erst 1335 änderte sich die Situation wieder. Papst Benedikt XII. (1334-1342) bestätigte dem Kloster alle von seinen Vorgängern wie von weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten und Rechte. (1335 10 18) und wenige Tage später löste Bischof Gaucelinus von Albano (1327-1348)

Abt und Konvent von Kloster Raitenhaslach vom Kirchenbann (1335 10 25).

Die normalen Geschäfte des Klosters waren aber trotz Kirchenbann weitergegangen. Herzog Otto der Fröhliche von Österreich (1330-1339) erneuerte am  15. März 1331 die Steuervergünstigungen für das Haus des Kloster Raitenhaslach in Krems. Außerdem erlaubte er dort den

Ausschank einer bestimmten Menge Wein im Jahr (1331 03 25)

Wichtig für Abt Heinrich war die genaue Fixierung des Klosterbesitzes sowie die dem Kloster daraus zufließenden Einnahmen. Aus seiner Regierungszeit stammen die drei ältesten vollständig erhaltenen Grundbücher des Klosters.

Abt Heinrich starb am 16. April 1338.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich II.  (1338-1349) Er erscheint erstmals in einer Urkunde vom 12.Juli 1338 (1338 97 12) In besonderer Gunst stand das Kloster wohl bei Kaiser Ludwig IV. Er stellte ihm 7 Urkunden aus, die

Rechtsstellung des Klosters und Mautfreiheiten bestätigten. Am 10. September 1341 nahm er das Kloster in seinen Schutz. (1341 09 10)

Nach dem Ludwig am 11. Oktober 1347 in Puch bei Fürstenfeldbruck auf der Jagd verstarb, bestätigte seine Gemahlin Margarethe von Holland (* um 1307-1310 –1356) die von ihrem Gemahl und seinen Vorfahren dem Kloster verliehenen Freiheiten. (1348 09 08)

Abt Ulrich verstarb am 21. September 1349.

Auf ihn folgte  Abt Friedrich II. (1350-1356). Die Kaiserinnenwitwe Margarethe stellte dem Kloster noch zwei Urkunden aus. In der einen (1351 09 29) erlaubte sie dem Kloster, aus dem landesherrlichen Weilhartsforst, der heute in Österreich liegt, 300 Fuder Holz unentgeltlich zu holen, das sind etwa 420 cbm.

Die zweite Urkunde bestätigte dem Kloster Besitz der Leite und des Gries bei Schützing an der Alz. (1352 09 21)

Schon ihr Gemahl hatte dem Kloster erlaubt, aus dem Weilharsforst “windfälliges und liegendes” Holz zu entnehmen. (1347 05 31)

Abt Friedrich verstarb am 16. November 1356.

Sein Nachfolger ist Abt Jakob (1356-1363) Er dürfte identisch sein mit dem in der Urkunde 151 01 01 in der Zeugenreihe aufgeführten Bruder Jakob, Hofmeister in Krems. Er resignierte wohl 1363 in Raitenhaslach, wird aber in einer 1364 von der Äbtissin Elsbeth von Maissau ausgestellten

Verkaufsurkunde als ehemaliger Abt von Raitenhaslach und jetzigen Hofmeister in Krems erwähnt.

Am 1. August 1362 nahm Herzog Stephan II von Bayern (1347-1375) Kloster Raitenhaslach in seinen besonderen Schutz. (1362 08 01)

Die Grafen Ulrich (+1398) und Heinrich (1322-1390) von Schaunberg erneuerten auf Bitten  von  Abt Jakob die Mautfreiheit in Aschau, das ist eine Marktgemeinde im Bezirk Eferding in Oberösterreich, für ein Salzschiff im Jahr, ferner für Wein und Getreide von dessen Eigenbau in Österreich, sowie für Zimmerholz und andere Dinge, deren das Kloster auf seinen Höfen bedarf. (1363 01 17)

Abt Jakob starb vermutlich in Krems und ist wohl dort auch beigesetzt worden.

Auf ihn folgte  Abt Andreas Pfarrkircher (1364-1367) Am 6. Dezember 1364 wird er erstmals in einer Urkunde erwähnt, in der es um die Übergabe einer Hube in Hallebruck geht. (1364 12 06)

In seine Regierungszeit fallen die Bestätigung von Zollfreiheiten seiner Vorgänger (1366 01 03) durch Herzog Albrecht von Österreich (1365-1390) sowie die Bestätigung eines Mautprivilegs (1366 05 10) durch Bischof Albert III. von Passau (1363-1380).

Auch die Herzöge  Stephan II. und Friedrich bestätigten die von ihren Vorfahren verliehenen Rechte des Kloster. (1366 10 04)

Eine größere Schenkung fiel noch in die Regierungszeit von Abt Andreas. Für seine Tante (Muhme) Agnes stiftete er eine ewige Messe und gab dafür seine Mühle mit allen Rechten in Prading bei Vilsbiburg. ( 1367 08 14)

Das Todesjahr von Abt Andreas soll 1368 gewesen sein.

Sein Nachfolger war Abt Wilhelm I. Schrailk. Im Kloster Raitenhaslach hat er allerdings keine Spur hinterlassen und ist auch in keiner Urkunde nachzuweisen. Erwähnt wird er nur in Äbtelisten.

Abt Wilhelm wurde ins Mutterkloster Salem berufen und dort Nachfolger von Abt Berthold ÍI. Tutz (1358-1373). Dieser resignierte 1373 in Salem. Als Abt von Salem erhielt Wilhelm 1384 die Pontifikalien verliehen. Die guten Beziehungen Salems zum Heiligen Stuhl zeigten sich auch darin,

dass Salem das selten verliehen Privileg erhielt, die Pontifikalinsignien Mitra, Brustkreuz und Papstring in das Wappen des Klosters und seiner Filiationen aufzunehmen. Abt Wilhelm verstarb 1395 in Salem.

Sein Nachfolger in Raitenhaslach war Abt Seyfried (1371- 1375) Er stammte aus Nürnberg und wird als Cellerar im Niederhof bei Hallein 1362 zweimal erwähnt. Am 10. Mai 1366 legte er in Wien Bischof Albert III. von

die Passau das Mautprivileg von Bischof Gottfried (1342 –1362) vom 22. Juli 1342 vor, das Bischof Albert dann bestätigte und erneuerte. (s.o.)

Am 7. Februar 1373 nahm Herzog Friedrich von Bayern (1375-1393) Abt und Konvent von Kloster Raitenhaslach als “obrister pfleger” in seinen besonderen Schutz. (1373 02 07) Das war schon zwei Jahre bevor er seine Herrschaft antrat.

Abt Seyfried vergab im Namen des Klosters größere Darlehen, nämlich 13 Pfund Wiener Pfennige, das sind nach heutiger Währung etwa 2050 Euro.(1374 01 01)

1372 kaufte Abt Seyfried im Umland von St.Radegund für 86 Pfund Wiener Pfennige, also etwa 13560 € mehrere Höfe sowie eine Mühle.( 1372 04 24) Der Abt versuchte den Klosterbesitz im Gebiet jenseits der Salzach planmäßig zu mehren.

Am  19. Dezember 1375 bestätigte Graf Heinrich von Schaunburg die Mautfreiheit in Aschau (s.o.) (1375 12 19)

Abt Seyfried verstarb am 22. Mai 1376.

Auf ihn folgte  Abt Johann I.(1377-1384). unter seiner Regierung vergrößerte sich der Klosterbesitz im Alzgern, teils durch Schenkung der bayrischen Herzöge, teils durch Zukauf (1379 04 23)

Am 22. November 1382 wurde im Klosteramt Westerndorf am Inn eine Kapelle geweiht.

1379  musste Kloster Raitenhaslach seine Tätigkeit im Salzsieden in Hallein einschränken. Es überließ die Nutznießung seiner Salzquellen in Hallein auf Lebenszeit an Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg. (1365-1396)

Im April 1383 und im Juli 1384 traf sich der Bischof in Kloster Raitenhaslach mit den bayrischen Herzögen zur Beilegung von Differenzen. Auch in späterer Zeit gab es immer wieder solche Treffen in Raitenhaslach.

Sein Nachfolger Wilhelm II. wird nur einmal in einer Seelgerätestiftung am 7. März 1385 erwähnt.

Mit seinem Nachfolger Johann II. Stempfer (1385-1409)steht man dann wieder auf sicherem Boden.

Am 5. Mai 1385 verkauften Abt Johann und der Konvent ihr Haus in Mühldorf am Inn “ des gotshaus grosser ehaftiger not wegen“ an Erzbischof Pilgrim von Salzburg. (1385 05 05)

Dieser Verkauf scheint nicht aus Finanznot geschehen zu sein, sondern weil das Haus einfach nicht mehr genug einbrachte. Dagegen wurden die Aktivitäten in Burghausen verstärkt.Die Stadt erlebte nach dem Einzug

der herzoglichen Hofhaltung in Burghausen eine Blütezeit. Zu seinen dortigen Besitzungen erwarb das Kloster noch eine Badstube sowie Wiesen und Äcker außerhalb der Stadt. Das spricht für den wirtschaftlichen Weitblick des Abtes.

Der Versuch, die ertragreiche Stadtpfarrei auch in die Hände des Klosters zu bringen, scheiterte aber am Widerstand der Bürgerschaft.

Papst Bonifaz IX. (1389-1404) bestätigte am am 19. November 1394 Kloster Raitenhaslach die ihm von den Päpsten und weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten. (1394 11 19) Papst Bonifaz residierte während des abendländischen
Schismas in Rom.

Bischof Georg von Passau (1390-1423)bestätigte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheiten bei Oberberg am Inn und Passau. (1395 07 01)

Graf Ulrich von Schauberg erneuerte 1396 die  von seinen Vorfahren verliehene Mautfreiheit für Aschau. Dafür mussten Abt und Konvent versprechen, am Agathetag (5.Februar) einen Jahrtag mit Vigil, Seelenamt und 2 Beimessen abzuhalten. (1396 03 26)

Am 27. September 1397 erhielt Abt Johannes für sich und seine Nachfolger von Papst Bonifaz IX. das dingliche Recht für den Gebrauch der Pontifikalien innerhalb seines Klosters und der inkorporierten Kirchen zugestanden und er gestattete den feierlichen Segen nach der Messe, Vesper und Matutin.

(1397 09 27). Er war der erste Zisterzienserabt in Bayern, dem dieses Recht erteilt wurde.

Abt Johann gehörte zu den baufreudigen Äbten von Kloster Raitenhaslach. In der Klosterkirche ließ er schon 1387  verschieden Feuchtigkeitsschäden aufwiesen.

Am 10. und 11. November 1398 wurden die im Auftrag  von Abt Johann gebauten Pfarrkirchen in Marienberg und Halsbach geweiht. Diese waren im März 1203 dem Kloster vom Salzburger Erzbischof Eberhard II. geschenkt worden. Die Weihe

nahm Fr. Leonardo de Villaco, Titularbischof von Tiflis vor. Er zeigte dem Salzburger Erzbischof Gregor (1396-1403) an, dass er die beiden Kirchen geweiht und “um einen starken Besuches Willen” und zum Unterhalt der Kirche  einen  Ablass von 40

Tagen verliehen habe.( zwei Urkunden (1398 11 11))

Er hatte ein Gelübde abgelegt, das Grab der Apostelfürsten in Rom zu besuche, konnte dieses Gelübde aber aus gesundheitlichen Gründen nicht erfüllen. Papst Innozenz VII. (1404-1406) beauftragte ihn statt des Rombesuchs “in reponsam dicti voti”

die Krankenkapelle im Kloster neu zu erbauen. Er beauftragte auch den Salzburger Erzbischof Eberhard III. (1403- 1427) dafür zu sorgen,  daß dieser Bau mit den Mitteln, die der Abt auf seiner Romreise gebraucht hätte, auch durchgeführt würde. „Humilibus supplicum“. (1404 04 22)

Bischof Englmar Chrel von Chiemsee gab die Erlaubnis zur Weihe, die Titularbischof Albert von Salona am 09.01. 1407 vornahm. Er gewährte ebenfalls einen vierzigtägigen Ablass. (1407 01 09) Die Kapelle wurde zur Ehre der Apostelfürsten, der heiligen Magdalena und St.

Blasius geweiht.

Papst Bonifaz IX. gab Abt Johannes und seinen Nachfolger am 15. Mai 1400  die Erlaubnis, Kelche und andere zum kirchlichen Kultus gehörige Ornamente zu weihen. (1400 05 15)

Am 14. August 1401 schlossen Abt Johannes und Abt Johann III. (1379-1405) mit dem Konvent des Zisterzienserstiftes Baumgartenberg im Bezirk Perg in Oberösterreich eine Gebetsbrüderschaft.(1401 08 14)

Auch in der Regierungszeit von Abt Johannes war Kloster Raitenhaslach wiederholt Ort für Besprechungen zwischen den bayrischen Herzögen und dem Erzbischof von Salzburg, um Differenzen auszuräumen.

In seiner Regierungszeit gibt es im Raitenhaslacher Archiv erstmals Quittungen über die Zahlung der Ordenskontribution. Die Patres Petrus von Ebrach, Perchtold von Heilsbronn und Johann von Kaisheim waren vom Orden beauftragt, die Gebühren einzutreiben.

(1398) Für Raitenhaslach betrugen diese 7 Dukaten, das entspricht 1.348,00 €.

Eine Bestätigung der Zahlung erfolgte auch 1406 und zwar durch die Äbte Berthold Stromair von Heilsbronn (1386-1413), Johann III. von Walkenried und Johannes II. von Altenkamp (1402- 1423). Die Gebühr betrug wieder 7 Dukaten.

Abt Johannes war der erste Abt von Raitenhaslach, der in einer Urkunde als Prälat bezeichnet wurde.

Abt Johannes verstarb am 4. September 1409.

Auf ihn folgte Johann III. Zipfler (1409-1417). Er stammte aus einer angesehenen Burghausener Familie. Vor seiner Wahl war er Pfarrvikar in Halsbach.

Als Abt nahm er am Konstanzer Konzil (1414-1418) teil. Von diesem erhielt er 1416 den Auftrag,  gegen Leute, die Güter dessen Klosters entfremden wollen, mit kirchlichen Zensuren vorzugehen. (1416 05 02)

Abt Johann schloss eine Reihe von Gebetsverbrüderungen mit anderen Gemeinschaften. In seiner Regierungszeit habe ich 5 Urkunden mit solchen Verbrüderungen gesehen.

Seine Einkaufspolitik zielte erfolgreich darauf, den Klosterbesitz zu arrondieren.

Ein größerer Ankauf von Kleinodien von Oswald dem Mautner in Wasserburg im  Jahre 1415 diente der Mehrung der Kirchenzier (Näher beschrieben in Monumenta Boica 3 Nr. 111 S. 213)

Von  der herzoglichen Familie in Burghausen wurde ihm große persönliche Wertschätzung entgegengebracht. Er nahm 1417 die Taufe von Ludwig, dem späteren Herzog Ludwig IX, der  Reiche (* 23.2.1417-1479) vor

Auch die Zehntfreiheit für einen großen Teil der Weinberge um Krems durch Bischof Georg von Passau. Dies verdankte er der Fürsprache von Herzog Friedrich.

Abt Johann III. starb am 20. Juli 1417.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann IV. Pfluog. (1418-1435) Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Seine Regierung zeichnete sich auch durch eine rege Bautätigkeit aus.

In Schupfing bei Halsbach  wurde im dortigen Pfarrhof eine Pfarrhofkapelle gebaut, die mit drei Altären ausgestattet war.Bischof Englmar von Chiemsee weihte sie am 16. April 1422.

Erzbischof Eberhard III. von Salzburg und Bischof  Ulrich IV. von Seckau (1417-1431) gewährten einen Ablass von 40 Tagen (1422 06 01 und 1422 06 21)

St. Radegund im Weilhart wurde von Abt Johann IV. neu erbaut und mit drei Altären ausgestattet. Bischof Englmar von Chiemsee weihte sie am 15. April 1422 und gewährte einen Ablass von 40 Tagen (1422 04 15)

Die Kirche in Ehring bei Mühldorf wurde unter Abt Johann umgestaltet. Am 25. Mai 1427 wurde sie durch Albert von Salona, Weihbischof von Passau eingeweiht.

Papst Martin V.(1417-1431) bestätigte am 30.Juni 1420 Kloster Raitenhaslach alle von seinen Vorgängern verliehenen Freiheiten. Da in der Urkunde steht “cum a nobis petitur” (1420 06 30), ist davon auszugehen, dass diese

Urkunde auf Bitten des Abtes ausgestellt wurde. Vom Konzil zu Basel (1431-1449) ließ sich Abt Johannes die seinem Kloster von den Päpsten gewährten Immunitäten, Vorrechte, Ablässe und Privilegien, sowie die ihm von weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten

bestätigen. (1433  12 03)

Auch bei König Sigismund ( 1411-1433, ab 1433 Kaiser-1437) stand der Abt in Ansehen. In seinem Auftrag überbrachte er im November 1430 einen Ladbrief an Heinrich IV. Graf von Görz-Tirol (1385-1454), das war eine Vorladung vor das Hofgericht auf Klage des Herzog Heinrich in Baiern

(1390-1450) .  Sigmund – RI XI,2 n. 7974 . Er meldete dem König dann auch am 20. November 1430, dass er den Brief an Heinrich in seinem Dorf Velach übergeben habe. (Regesta Boica 13 S. 187 f.)

Herzog Albrecht V. von Österreich (1404-1439) bestätigt Abt Johann am 21. September 1420 die maut-und zollfreie Einfuhr von Lebensmittel nach Österreich (1420 09 21). Eine Woche später bestätigte er dies nochmals und erhöhte auf Bitte seines Schwagers Heinrich XVI. von Bayern die mautfreie Einführung von Wein von 50 auf 60 Dreilinge Wein. Ein Dreiling beinhaltete 24 Eimer, das sind 1358,16 Liter. (1420 09 28)

Von Johann Graf von Schaunberg (+ 1453) ließ sich Abt Johann die Mautfreiheit in Aschach erneuern (1423 11 09)

Bischof Leonhard von Passau (1423-1451)ließ er sich die Mautfreiheiten in Obernberg und Passau bestätigen durch Vorlage der Urkunde seines Vorgängers Georg (1390-1423) durch die Konfessen Johannes und Georg. (1430 01 26)

Der Abt von Citeaux Jean VII. de Martigny (1405–1428 ) hatte Abt Johann am  13. September 1426 den Auftrag erteilt, für 7 Jahre das Amte eines Vistators im Frauenkloster Seligenthal in Landshut zu übernehmen.

Die Amtszeit von Abt Johann endete 1435. Er verstarb im Januar 1438.

Sein Nachfolger wurde Leonhard Schellenstein (1438-1444) Vor er zum Abt gewählt wurde, war er fast 30 Jahre Pfarrvikar in Halsbach gewesen. Der Pfarrhof von Halsbach war vorher ein Schloss im Besitz der Herren von Hellenstein. Diese verkauften es Anfang des 15. Jahrhunderts an Kloster Raitenhaslach. Als Vikar begann der später Abt  eine Pfarrhofkapelle zu bauen. (s.o.) Leonhard gehörte wohl auch der Familie Schellenberg an. Allerdings hatte er einen “defectus natalium”. Sein Vater war nämlich Priester, seine Mutter eine Freie (“soluta”

Das wurde aber erst bei seiner Abtswahl ein Problem. Das Konzil von Basel beauftragte den Erzbischof von Salzburg Johann II. (1429-1441), dafür zu sorgen, dass  er trotz dieses defectus sein Amt als Abt von Raitenhaslach antreten konnte (1438 04 29).

Er war zum Abt gewählt worden und Abt  Thomas von Fürstenzell (1427-1438) hatte die Wahl bestätigt.

Unter Abt Leonhard wurde der Kirchenbau von Halsbach vollendet. Auch die Kirche von Thal unweit von Marienberg und Neukirchen an der Alz wurde von Abt Leonhard erbaut.

Beide Kirchen wurden 1443 von Bischof Silvester von Chiemsee ( 1438-1453) geweiht.

In Weinzierl an der Donau, heute ein Stadtteil von Krems hatte Raitenhaslach einen Klosterhof. Dort befand sich eine eigene Kapelle- Beim Hussiteneinfall in Österreich 1429 wurde diese niedergebrannt.

Abt Leonhard ließ eine neue Kapelle erbauen. Diese wurde am 27. Juni 1438 vom Passauer  Weibischof Albert zu Ehren der heiligen Apostel Andreas und Johannes geweiht.

Abt Leonhard ließ  erstmals Kanzleiunterlagen in die deutsche Sprache übertragen. 1438 war es ein Grundzinsbuch. 1439 folgten die von den Päpsten, sowie den Salzburger Erzbischöfen dem Kloster verliehenen Privilegien.

Auch das 1442 Kopialbuch “Buech der Grebnuzz zu Raitenhaslach” dürfte auf Veranlassung Leonhards angelegt worden sein.

Eine weitere Gebetsverbrüderung gab es mit den Benediktinern von St. Michael in  Attel, heute Stadtteil von Wasserburg am Inn. (1440 08 15)

Abt Leonhard starb am 4. Januar 1445.

Auf ihn folgte Abt Georg I. Schäppinger (1445-1463) Über seine Herkunft ist nichts Näheres bekannt.

Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt, “der Gebartete” (1413-1447) wurde am 1. Mai 1447 in Kloster Raitenhaslach bestattet. Allerdings war er gebannt wegen seiner “gravamina”, also Schädigungen von verschiedenen Klöstern.

Damit verfielen aber auch alle geistlichen Personen, die an diesem Trauerakt teilgenommen hatten, also auch der Abt dem Bann. Papst Nikolaus V. (1447-1455) löste den Bann wieder und beauftragte den Propst von Kloster Baumburg,

Caspar Ebenhauser (1436–1479), alle geistlichen und weltlichen Personen, die an der Absolvierung und Beisetzung Ludwigs teilnahmen, von allen kirchlichen Strafen zu lösen. (1447 06 28)

Dreimal lässt sich in der Regierungszeit Abt Georgs der Abt von Morimond als Visitator nachweisen. Jedes Mal nutze Abt Jean VII. de Graille (1449–1459) die Gelegenheit die Ordenskontribution einzukassieren.  (1448 07 04) betrug sie 5 Dukaten pro Jahr,

das sind etwa 963,00 €. Die beiden Jahre danach kassierte der Konventuale aus Kloster Schöntal die Kontribution im Auftrag von Abt Jean VII. Im Juli 1453 war der Abt aus Morimond wieder zur Visitation in Raitenhaslach. (1453 07 09)

Zwei päpstliche Bestätigungen der Freiheiten des Klosters Raitenhaslach erhielt Abt Georg in seiner Regierungszeit. Die Betätigung von Papst Nikolaus V. erfolge wohl wieder auf Bitten von Abt Georg. denn in der Urkunde heißt es “cum a nobis petitur” (1450 04 21)

Die letzte Visitation durch Abt Jean VII. von Morimond erfolgte im März 1458 (1458 03 12)

Am 25. Juni 1454  verzichtete Kloster Raitenhaslach gegenüber Erzbischof Sigmund I. (1452-1461) von Salzburg endgültig auf seinen Salinenanteil in Hallein.(1454 06 25) Es überließ in der Urkunde genannte Güter samt deren Gülten und Zinsen und erhielt dafür

eine bestimmte Menge Salz in jedem Jahr. Vaterabt Georg I. Münch von Kloster Salem (1441-1458) genehmigte dies. (1454 07 11)

Bischof Ulrich (1451-1479) von Passau erneuerte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheit (1455 06 10)

Auch weltliche Herrscher bestätigten die Freiheiten des Kloster.

1450 hatte Herzog Ludwig IX. von Bayern (1450-1479) bestätigte das dem Kloster verliehene Privileg der Herzoge Heinrich, Otto und Heinrich sowie eine Reihe weiterer Vergünstigungen, wie Mautfreiheit, Steuerfreiheit für einige Häuser des Klosters,

alles aufgelistet in der Urkunde 1450 10 04.

König Ladislaus  von Böhmen und Ungarn (+1451) bestätigte dem Kloster zwei von seinem Vater König Albrecht II. ausgestellte Urkunden über maut-und zollfreie Einfuhr von Lebensmitteln (s.o)

Kurz nach seiner Wahl zum Papst stellte Pius II. (1458-1464) diese Bestätigung aus. (1458 10 31)

Auch eine Reihe von Gebetsbrüderschaften wurden in der Regierungszeit Abt Georgs abgeschlossen, so mit dem Augustiner-Eremiten-Orden (1448 05 12), mit dem Observanten-Orden (1451 07 25), dem Benediktinerkloster Michaelbeuren ( 1451  12 02),

mit dem Augustinerchorherren Stift Au am Inn (1453 01 09) und dem Benediktinerkloster Neumarkt-St. Veit (1455 11 20)

Kaiser Friedrich III.  (1440- Kaiser ab 1452-1493) bestätigte Kloster Raitenhaslach die von den verstorbenen Fürsten von Österreich verliehenen Freiheiten. (1459 04 07)

Abt Georg hatte eine Reihe langwieriger Prozesse um die Rechte seines Kloster zu führen.

1462 bestätigte Herzog Ludwig Abt und Konvent den Empfang von 600 Dukaten, das entspricht immerhin  etwa 115.533,00 €, Kriegssteuer, die dem Kloster zu Lichtmess (2. Februar) auferlegt worden sind.

Abt Georg starb am 3. Mai 1464.

Sein Nachfolger wurde Abt Egidius Stainer (1465-1474). Er war schon unter Abt Johann Pfluog in Kloster Raitenhaslach eingetreten. Als Bursner tritt er in der Urkunde auf, in der Abt Leonhard dem Salzburger Erzbischof Friedrich IV. (1441-1452)

den Klosteranteil am Salzsieden in Hallein für weitere  10 Jahre überlässt. (1444 05 14) In den Urkunden 1447 08 22 und 1451 12 11 wird er als Pfarrvikar von Niederbergkirchen genannt.

In der Regierungszeit des Abtes entstanden zwar zwei neue Kapellen, eine im Kreuzgang des Klosters zu Ehren des heiligen Sebastians und eine auf dem Klosterhof von Moosvogl. In Gumattenkirchen wurde der heute noch stehende gotische Chor errichtet. Bischof

Bernhard von Chiemsee (1467-1477) weihte diesen am 4. Oktober 1472. In Westerndorf am Inn wurden zwei neue Altäre errichtet, die ebenfalls Bischof Bernhard weihte.

Die Regierungszeit von Abt Egidius scheint aber nicht sehr glücklich gewesen zu sein. Er führte eine Reihe langwieriger Prozesse, die zum Teil vor dem Hofgericht in Landshut ausgetragen wurden.

Auch scheint es zur Entfremdung von Klosterbesitz gekommen zu sein. Abt Egidius hatte deshalb in Rom geklagt. Papst Paul II. (1464-1471) beauftragte 1468 den Erzbischof von Salzburg, Bernhard von Rohr (1466-1482), den Bischof von Passau, Ulrich von Nußdorf (1451-1479)

und den Dompropst von Passau gegen Personen die  Güter des Klosters beschlagnahmt hätten,  mit kirchlichen Zensuren vorzugehen. (1468 01 21).

Außerdem ließ er zur Wahrung der Rechte des Klosters eine Reihe von päpstlichen und landesherrlichen  Privilegien durch Notare transsumieren und neu beglaubigen.

Im Juli 1466 wurde Kloster Raitenhaslach durch Abt Ulrich von Fürstenfeld (1457-1467) visitiert. Diese wurde wohl vom Abt von Morimond und dem Generalkapitel veranlasst und da sie so ziemlich am Anfang der Regierungszeit von Abt Egidius lag, war es wohl eine eher turnusmäßige Visitation.

Anders war es bei der Visitation vom August 1474. Diese geschah auf Veranlassung des Landesherren Herzog Ludwig von Bayern-Landshut. Er erbat sich Generalabt Humbert von Citeaux (1462-1476) den Abt von Fürstenfeld Jodokus (1467-1480),

da er eine Reform in Raitenhaslach für dringend erforderlich hielt. Als Jodokus in Raitenhaslach ankam, hielt er Abt Egidius zur Durchführung einer Reform für wenig geeignet. Er legte ihm deshalb einen Rücktritt nahe.

In Anbetracht seines “defectus senium”, das ist (Alters-)Demenz, seiner “invalitudo corporis”, das ist körperliche Schwäche und anderer “latentes infirmitates” also noch nicht offenkundigen Schwächen.

Abt Egidius ging darauf ein, resignierte und übergab Schlüssel und Siegel an den Visitator.

Sein Todestag ist aber erst der 13. August 1481.

Abt Jodokus legte den Wahltermin auf den 9. August 1474 fest. Neben ihm als Wahlleiter war noch Abt Georg (1466-1486) aus Kloster Aldersbach sowie Pater Bernhard aus Maulbronn, der als Beichtvater im Kloster

Seligenthal in Landshut tätig war, anwesend. Einstimmig gewählt wurde der Konventuale Johannes Holczner (1474-1482)aus Kloster Fürstenfeld, der ebenfalls Beichtvater in Seligenthal war.

Am 8. Januar des Folgejahres waren die beiden Äbte aus Fürstenzell und Aldersbach auf Verlangen des bayrischen Herzogs in Raitenhaslach, um die “redemptio” des  zurückgetretenen Abtes durchzuführen.

Abt Egidius war bisher im Kloster gefangen gehalten worden. Der neue Abt wurde gebeten, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Es wurde ein Protokoll angefertigt. Er unterschrieb dieses, versprach, hinterzogene Gelder und

Steuern zurückzuerstatten, entfremdete Bücher zurückzuschaffen und Machenschaften oder Konspiration im Konvent zu unterlassen.

Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Abt Johannes stammte aus Neuburg, wobei sich nicht feststellen lässt, welches Neuburg das ist. Auch wann er Profess in Fürstenfeld abgelegt hat, ist unbekannt.

Seine Berufung nach Raitenhaslach war aber eine gute Wahl. Er schaffte es, die erforderlichen Reformen durchzuführen und er stellte auch en guten Ruf des Klosters wieder her.

1478 beschloss das Generalkapitel, Ordenshäuser in Ungarn wiederzubesetzen. Einzelne Konvente sollten Konventsangehörige dorthin übersenden. Raitenhaslach sollte sechs Konventuale senden.

Herzog Georg der Reiche (1479-1503) von Bayern Landshut bestätigte Kloster Raitenhaslach alle von seinen Vorgängern verliehenen Freiheiten und Privilegien. (1483 07 08)

Abt war ein kunstsinniger Prälat. In Raitenhaslach ließ er eine eigene Abtskapelle erbauen. Sie enthielt drei Altäre und wurde am 15. Juni 1477 vom Passauer Weihbischof Alber von Salona (1473-1493) geweiht. (1473 06 15)

Die Kirchen in Burgkirchen an der Alz, Niederbergkirchen, Gumattenkirchen und Moosvogl ließ er baulich umgestalten.

Von dem Münchner Maler Gabriel Mälesskircher (in München nachgewiesen seit 1461-um 1495) ließ er für die Kirche in Marienberg ein Tafelbild erstellen. Die Quittung über 114 Gulden und 60 Pfennige, das sind etwa 21.959,00 € liegt vor.

(1482 10 04)

Er sorgte für eine Bereicherung des Kirchenschatzes, wobei eine Monstranz besonders erwähnt wird.

Auch um die Bibliothek kümmerte er sich. Aus seiner Regierungszeit haben sich Buchbindearbeiten erhalten. Dank seiner Beziehungen zu Seligenthal konnte Abt Johannes einen Straßburger Frühdruck des “Fortalitum fidei” (Feste des Glaubens)

Der Franziskaner aus Salamanca verstarb 1491. Es war also ein hochmodernes Buch,das Johannes der Klosterbibliothek beifügen konnte.

Abt Johannes am 13. November 1483

Zu seinem Nachfolger wurde am 15. Dezember 1483 Abt Georg II. Lindmaier (1483- 1497) gewählt. Unter Abt Egidius hatte er in Raitenhaslach die Profess abgelegt. 1467 war er Provisor grangiae in austria, also Verwalter eines

Klostergutes in Österreich.

1477 war er Pfarrvikar von Niederbergkirchen. Dort hatte er auch den Umbau der Kirche durchgeführt (s.o.)

Die Abtswahl am 15.12. 1483 leite im Auftrag des Salemer Vaterabts Johannes I. Stantenat (1471-1494) Abt  Georg von Aldersbach unter Assistenz von Abt Johann von Fürstenzell.

Die Kirche von Niederbergkirchen wurde am 18. Mai von Bischof Georg von Chiemsee (1477-1495) geweiht. Abt Georg erwirkte einen Ablass für die Kirche. (1484 05 18)

Am 13. Mai 1485 wurde das Kloster ein zweites mal von einer Brandkatastrophe getroffen. Durch die Nachlässigkeit eines Dieners brach in der Konventsküche ein Band aus, der den mittleren Teil des Kloster zerstörte. Die Klosterkirche

wurde wohl nicht geschädigt.

Generalabt Johannes X. von Citeaux (1476-1502) sowie die Definitoren des Generalkapitels befreiten Abt Georg für zwei Jahre vom Besuch des Generalkapitels. Auch gaben sie  ihm die Erlaubnis , einen Beichtvater zu bestellen, der innerhalb dieser 2 Jahre von allen dem Generalkapitel vorbehaltenen schweren Fällen lossprechen dürfe. (1486 09 14)

Am 1. April 1487 stellte Papst Innozenz VIII. (1484-1492)dem Kloster eine Urkunde aus, nahm es unter seinen Schutz und bestätigte seine Reche und Freiheiten und die Privilegien der Fürsten. Insbesondere  bestätigte er die der dem Kloster nach kanonischem Recht inkorporierten Pfarrkirchen St. Martin in Halsbach, St. Blasius in Niederbergkirchen und Sankt Marienberg(1487 04 01)

Um den großen Türkenablass, den Kardinal Raymond Peraudi, päpstlicher Legat und Ablassprediger für den Kreuzzug gegen die Türken in Deutschland verkündete, mühte er sich. Die Urkunde erhielt er 1489 ausgestellt. (1489 12 14)

Auch im Auftrag des Generalkapitels war er tätig. Zusammen mit dem Abt von Fürstenzell sollte er 1486  die Wahl des neuen Abtes Simon von Aldersbach (1486-1501)  überprüfen. Er hatte die Wahl im Auftrag des Landesherren Georg geleitet.

Zusammen mit drei weiteren Zisterzienseräbte beauftragte ihn das Generalkapitel 1490, die unguten zustände in der Zisterze Viktring zu untersuchen. Innere Zwistigkeiten hatten das Kloster an den Rand der Auflösung geführt.

Fürstbischof Friedrich V. von Salzburg (1489-1494) forderte Abt Georg auf, am 18. Oktober 1490 auf der Provinzialsynode in Mühldorf zu erscheinen. Ob er dieser Aufforderung Folge leistete, ist nicht bekannt. Es hätte aber der Exemtion des Ordens widersprochen.

Am 26. Dezember 1490 ernannte Kaiser Friedrich III. Georg zum Kaiserlichen Kaplan. Er war der erste Raitenhaslacher Abt, dem diese Ehre zuteil wurde.

Kloster Raitenhaslach wurde im Juli 1488 im Auftrag des Generalabtes von Abt Simon von Kloster Aldersbach (1486-1501) visitiert. Es gab keine Beanstandungen.

Auch Abt Jakob ( 1495-1503)von Morimond war wohl zwei mal in Raitenhaslach. sein Besuch ist aber nur durch zwei Quittungen nachgewiesen. (1494 04 26 und 07 06)

Der neue König Maximilian I. (1493-1519) bestätigte Kloster Raitenhaslach die von den Fürsten  von Österreich und seinem Vater Friedrich III. verliehenen Privilegien. (1496 09 22)

Auch Abt Georg hatte einige Gebetsbruderschaften abgeschlossen.

Abt Georg versuchte durch den Erwerb von Ewiggeldern den Klosterbesitz zu mehren. Das war die Bezahlung einer Geldrente für ein auf ein Grundstück versichertes Kapital.

Eine weitere Einnahmequelle war die Beglaubigung von Urkunden für dritte Personen. Von Abt Georg ist eine Reihe solcher Vidimierungen bekannt.

Abt Georg verstarb am 27. Dezember 1497.

Auf ihn folgte Abt Johann VI. Goutgeld (1498-1502)

Prior und Konvent baten den Salemer Vaterabt Johannes II. Scharpfer (1494-1510) zur Wahl zu kommen. Dieser setzte die Neuwahl auf den 23. Januar 1498 fest. sie fand unter seinem Vorsitz und unter Assistenz des Abtes Pankratius (1492-1512)

aus Fürstenzell statt. Von ihm ist wenig bekannt.

Im Februar 1502 bestattete er Hedwig von Burghausen (1457-1502), die verstorbene Gemahlin von Herzog Georg dem Reichen, in der Klosterkirche von Raitenhaslach.

Vom Salzburger Erzbischof erhielt Abt Johann den Auftrag, die aus Altötting gemeldeten wunderbaren Erscheinungen zu untersuchen.

Sein Todestag ist der 16. August 1502.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich III. Molczner (1503-1506).

Er war am 28. Februar 1479 als Novize in Kloster Raitenhaslach aufgenommen worden. Ein Jahr später legte er seine Profess ab.

Als Diakon fertigte er eine Abschrift des Kommentars  des Johannes de Turrecremata zur Regel des Heiligen Benedikts an. Er war spanischer Kardinal und Dominikaner. Dieser Kommentar war zu jener Zeit sehr geschätzt.

Von 1493 bis 1495 war er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Ein sehr freundschaftliches Verhältnis hatte er zu seinem Heidelberger Lehrer Adam Werner, der mehrere Mönche als Schüler hatte und  zu denen er ein besondere Vertrauensverhältnis pflegt.

Er hatte einen stetigen Austausch vor allem mit den oberrheinischen Humanisten. Ulrich studierte in Heidelberg zusammen mit Wolfgang Marius dem späteren Abt von Aldersbach. Ulrich wird auf Seite 408  Toepke, Gustav [Hrsg.]Die Matrikel der Universität Heidelberg,

Heidelberg 1844 aufgeführt. Das sind die Matrikel von Oktober 1493- 7. April 1494.

Das Studium in Heidelberg und vor allem ihr Lehrer Adam Werner hat beide sehr geprägt und beide werden ja zu den Humanistenäbten in den altbayrischen Konventen gezählt. Adam Werner verfasste für Abt Ulrich ein Abschiedsgedicht. Auch sein Studiengenosse

Wolfgang Marius, von dem ja über 80 Gedichte überliefert sind, widmete Ulrich mehrere Gedichte.

Gravierendsten Ereignis in der kurzen Regierungszeit Ulrichs war sicher der Landshuter Erbfolgekrieg.

1496 hatte  Georg der Reiche ein Testament verfasst, in dem er gegen alle Hausverträge seine Tochter Elisabeth von Bayern (1476-1504) und deren Ehemann zum Erben einsetzte.

Die Wittelsbacher Hausverträge von 1329 legten  außerdem ein „Vorkaufsrecht“ sowie ein gegenseitiges Erbrecht zwischen den beiden Linien fest, das die jeweils überlebende Linie (im Falle eines Aussterbens im Mannesstamm) als Universalerben bestimmte.

Dieser Vertrag wurde 1329 zwischen Ludwig dem Bayern und Rudolf II.,dem Blinden (1329-1353) und Ruprecht I. dem Roten  (1329-1390), den Söhnen von Rudolf I. (1274–1319), dem Bruder Ludwigs des Bayern geschlossen.

Georgs Tochter heiratete 1499 Ruprecht von der Pfalz (1481-1504). Georg setzte diesen kurz vor seinem Tod 1503 ernannte er seinen Schwiegersohn zum Statthalter von Niederbayern. Als Georg am 1. Dezember 1503 starb, trat Ruprecht sein Erbe an.

Herzog Albrecht IV. von Bayern München, der ja gemäß den Hausverträgen erbberechtig gewesen wäre, focht das Testament sofort an.Darauf folgte der Landshuter Erbfolgekrieg 1504.

Der Krieg wurde beendet durch den Kölner Schiedsspruch von Kaiser Maximilian (1486 König – ab 1508-1519 deutscher Kaiser).

Im Krieg wurde Kloster Raitenhaslach schwer geschädigt,worauf umfangreiche Arbeiten an Dach, Fenstern und Wehrgang sowie der völlige Neubau des Torhauses hindeuten.

Der Klosterchronist Tachler vermerkt schwere Schäden im Kloster. Finanziell wurde das Kloster ebenfalls schwer geschädigt. Den beide Kriegsparteien legten dem Kloster hohe Kontributionen aufbringen

und auch Anleihen gewähren, so zum Beispiel 1000 Gulden, das entspricht etwa 166.995,00 € an Herzog Albrecht IV. 1506.

1503 beauftragte das Generalkapitel Abt Ulrich sowie Abt Georg II. Kastner (1490–1509) von Kaisheim, die zwischen den Äbten von Fürstenfeld  Abt Peter (1502–1505) und Aldersbach  Johann IV. Riemer (1501–1514)

aufgetretenen Misshelligkeiten zu bereinigen.

Auf Grund einer Vollmacht des Abtes von Citeaux Jakob III. (1501-1516) visitierte Abt Ulrich am 22. November 1503 den Konvent von Seligenthal.

Der Raitenhaslacher Vaterabt Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ) aus Salem visitierte das Kloster 1505. Am 2. Januar 1507 bestätigte er Abt und Konvent diese Visitation. Die Urkunde ist noch auf Abt Ulrich ausgestellt, obwohl er ja schon im November 1506 verstorben ist.

(1597 01 02)

In der Umgebung des Klosters gab es umfangreiche Tuffsteinvorkommen, die die Mönche nicht nur als Baustoff für die eigenen Bauvorhaben nutzten. Es war auch ein begehrtes Handelsgut. Abt Ulrich entschloss sich deshalb 1505

eine eigene Steinbrechordnung herauszugeben.

Der neue Landesherr Albrecht IV. (ab 1467 Herzog  von Bayern, nach dem Schiedsspruch von 1505, von ganz Bayern bis 1508) bestätigte, nachdem er Herzog von ganz Bayern geworden war , alle “alle den einzelnen Prälaten, Pfarrern usw. in Bayern von Seiten seiner Vorfahren verliehenen Privilegien, insbesondere die große Handveste König Ottos von Ungarn. (1506 07 20)

Der Passauer Bischof Wiguleus (1500-1517) bestätigte Abt Ulrich von seinen Vorgängern verliehenen Privilegien.(1506 08 08)

Abt Ulrich verstarb am 11. November 1506.

Auf ihn folgte Abt Georg III. Wankhauser (1507-1526). Er wurde unter Leitung des Salemer Vaterabtes Johannes II. gewählt.

Im Auftrag des bayrischen Herzogs  Wilhelm IV. (1508-1550) assistierte er 1514 dem Abt von Ebrach Johannes II. Leiterbach (1503-1531) bei der Wahl des neuen Abtes von Kloster Aldersbach Wolfgang Marius (1514-1544)

Zwei mal visitierte er Kloster Seligenthal und zwar 1516 und 1518. Das zweite Mal wurde er von Abt Kaspar Harder (1513-1522) von Kloster Fürstenfeld begleitet.

Die Regierung von Abt Georg stand unter keinem glücklichen Stern. Er hatte sich rasch in große Schulden verstrickt Schon im September 1510 waren Klostergüter in Gastein an das dortige Spital verkauft worden.

1524 wurden Kleinodien im Wert von 86 Mark Silber verkauft. Das entspricht etwa 25.170,00 €. Aber trotz der bestehenden Schuldenlast wurde der Kirchenschatz und die Bibliothek weiter vermehrt.

Natürlich bedeutete auch die Reformation von 1517 einen Einschnitt. In Kloster Raitenhaslach machten sich die Auswirkungen zunächst aber noch kaum bemerkbar. Die innerklösterliche Disziplin war in Ordnung und das Kloster stand auch deshalb

in gutem Ruf am herzoglichen Hof in München. Auf Veranlassung Herzog Wilhelms und seines Bruders Ludwig X. (1514-1545) mit dem er gemeinsam regierte, gehörte Raitenhaslach zu den bayrischen Klöstern, die 1523 von Papst Hadrian VI. (1522-1523)

mit Sondervollmachten zur Bekämpfung der neuen lutherischen Lehre ausgestattet wurde. Papst (1523-1534)erneuerte diese Vollmachten am 5. Februar 1526.

Die Vermögensverhältnisse des Klosters verbesserten sich aber nicht und der Abt wurde sogar in Burghausen gefangengesetzt. Die Urbare und Giltbücher des Klosters waren ebenfalls nach Burghausen zur Überprüfung  durch die Regierung

gebracht worden. Der Herzog ordnete die Rückgabe der Bücher an. der Abt aber blieb gefangen.

Am 25. Januar 1526 musste Abt Georg seinen Rücktritt erklären. Auf Anordnung von Herzog Albrecht und mit Erlaubnis des Vaterabtes visitierte der Fürstenfelder Abt Georg I. (1522-1531)zusammen mit dem Herzoglichen Rat Caspar Pardt das Kloster.

Sein Nachfolger Abt Christoph  genehmigte mit Erlaubnis des Landesherren wegen seines Alters und der Mühen, die er mit seiner Prälatur hatte, einen genau fixierten Austrag. (1526 05 11)

Abt Georg starb am 11. Mai 1542.

Sein Nachfolger wurde Christoph Fürlauf. (1526-1553) Seine Profess hatte er unter Abt Georg abgelegt. 1510-1511 war er Pfarrvikar in Niederbergkirchen. Seit 1518 war er Bursner in Raitenhaslach.

Die Wahl leitete Abt Georg von Fürstenfeld. Der herzogliche Kommissar Caspar Pradt wohnte der Wahl ebenfalls bei. Der Salzburger Erzbischof Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540)

beauftragte Bischof Berthold von Chiemsee (1508-1526), den gewählten Abt Christoph in seinem Amt zu bestätigen und zu weihen . (1526 02 08)

Warum ein Bischof und kein Zisterzienserabt die Weihe vornahm, ist nicht klar. Es könnte aber sein, dass das damit zusammenhängt, dass das Erzbistum Salzburg  im Zuge der notwendig gewordenen Reformen

immer stärker versuchte, auf das Salzachkloster Einfluß zu nehmen. So wurde auch Abt Christoph wiederholt zu Provinzialsynoden nach Salzburg zitiert. Allerdings nie. Er entschuldigte sein Fehlen meist mit seinem

schlechten Gesundheitszustand, 1549 auch mit dem schlechten Wetter.

Kurz nach seiner Wahl bestätigten die Herzöge Albrecht und Ludwig Kloster Raitenhaslach die von ihren Vorfahren verliehenen Privilegien. (1526 04 30).

Der Chiemseer Bischof Berthold Pürstinger hatte kurz nach der Weihe von Abt Christoph resigniert und sich ins Kloster Raitenhaslach zurückgezogen. Dort vollendete er sein

Hauptwerk, die „Tewtsche Theologey“, die eine umfassende katholische Glaubenslehre enthielt.

Die Regierung von Abt Christoph wurde belastet durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Klosters. Diese wurden auch mitverursacht durch die landesherrlichen Steuererhebungen.

Das Kloster versuchte sich mit Geldaufnahmen einerseits und Güterverkäufen andrerseits zu helfen.

Wegen der Türkensteuer verkaufte das Kloster 1527 seine Güter in Weng an das Stift St. Peter in Salzburg. Die Herzöge von Bayern erlaubten diesen Verkauf (1527 03 21)

Ein Jahr später wurde das Weingut in Altweiding an  Abt Matthias II. (1516-1532) von Göttweig abgetreten.

Die Verschuldung des Klosters stieg seit dem Amtsantritt von Abt Christoph von 3000 Dukaten, das sind etwa 579.785,00 € auf 8000 Dukaten, also etwa 1.546.093,00 €.

Das hinderte Abt Christoph allerdings nicht daran, den Kleinodienschatz des Kloster zu vermehren.

Abt Christoph starb am 18. April 1553.

Auf ihn folgte Abt Sebastian Harbeck.(1553-1569)

Er stammte aus Landshut. Er wurde am 14. Juni 1553 unter Vorsitz des vom Salemer Vaterabts abgeordneten Abtes Bartholemäus Madauer (1552-1577) gewählt.( Bei seiner Wahl war er 28 Jahre alt und Prior.

Die Folgen der Reformation zeigten sich auch an der Zahl der wahlberechtigten Mitglieder Sebastian Harbekh, Prior, Johann Lettnthaler, Subprior, Christoph Canczler, Cellerar, Theobald, Senior, Wenzeslaus Spieß, Georg Hinttermeir, Wolfgang Rambrester, Wolfgang Manhauser, Georg Kherner. Wolfgang (1553 06 14)  Der Konvent bestand nur noch aus 9 Mönchen.

Am 8. Oktober 1553 wurde er von Bischof Hieronymus Meitting (1536 –1557 ) von Chiemsee geweiht.

Herzog Albrecht bestätigte die Privilegien des Klosters kurz nach der Weihe des neuen Abtes. (1553 12 07)

Der Salzburger Erzbischof Michael von Kuenburg (1554–1560) bestätigte die Privilegien des Klosters (1555 09 10) ebenso  wie der Passauer Bischof Wolfgang von Closen (1555 –1561) (1557 09 29)

Auch Kaiser Maximilian II. (1564-1576) bestätigte die dem Kloster durch seine Vorfahren verliehenen Privilegien, namentlich die seines verstorbenen Vaters Ferdinand (1531-1564) (1565 11 25)

Wie auch sein Vorgänger wurde Abt Sebastian mehrfach zu den Provinzialsynoden nach Salzburg geladen und hat ebenso wie dieser wohl nicht teilgenommen.

Abt Sebastian verstarb völlig unerwartet am 25. Februar 1569. Sein leiblicher Bruder Georg war zu dieser Zeit Prior in Kloster Raitenhaslach. Er zeigte dem Vaterabt von Salem Georg II. Kaisersberger
(1558–1575 )den Tod seines Bruders an. Als Wahltermin war der 20. April 1569 vorgesehen.

Wolfgang Manhauser (1569-1590) wurde zum neuen Abt gewählt. Er stammte aus Eching bei Laufen im Erzstift Salzburg. Urkundlich erscheint er erstmals auf der Wahlurkunde von Abt Sebastian (s.o.)

Die Wahl wurde dann verschoben auf den 5. Mai 1569 und fand unter Vorsitz von Abt Bartholomäus aus Aldersbach statt. Als herzögliche Kommissäre waren der Hauptmann von Burghausen Wiguläus Zenger und

der Kanzler von Burghausen Thomas Widmann anwesend. (1569 05 05)

Der Abt von Citeaux Nicolas I. Boucherat (1571-1583) schrieb für den 19. April 1573 nach langer Zeit wieder ein Generalkapitel aus.  Abt Woflfgang nahm daran nicht teil und entschuldigte sein Fernbleiben

“aus vielen wichtigen Ursachen”. Im Sommer 1573 visitierte der Generalabt die Klöster in Süddeutschland. Am 18. August 1573 war Abt Nicolas zusammen mit Abt Nicolas Marechal von Kloster Loc-Dieu

zur Visitation in Raitenhaslach. Damit weilte erstmals ein Generalabt in Raitenhaslach. Abt Wolfgang wurde in seinem Amt bestätigt. Bemängelt wurde allerdings die geringe Zahl der Religiosen, die keinen

Chordienst nach den Satzungen des Ordens gestatte. “im Kloster wären 8 Religiösen [Priester] einschließlich des Abtes, 2 Professen, die Nicht-Priester sind, und 4 Novizen; 5 Priester sind davon zur Seelsorge außerhalb des Klosters, so daß nur der Abt mit 2 Religiösen im Kloster ist, weshalb kein Chordienst nach dem Ritus des Ordens mehr abgehalten werden kann; der Abt wird daher zur Aufnahme von Novizen beauftragt; darüber hinaus werden Bestimmungen für die Gestaltung des Gottesdienstes und des inneren Klosterlebens gegeben und Abt und Konvent ermahnt, des Papstes Gregor XIII. und des Herzogs von Bayern wie dessen Familie im Gebete zu gedenken. Die Charta soll mindestens viermal im Jahr im Kapitel verlesen werden.” (1573 08 20)

Die Reformbeschlüsse des Konzils von Trient hatten zur Folge, dass bald weitere Visitationen stattfanden.

Im September 1581 weilte Abt Edmund von Kloster Chatillon zusammen mit dem Abt von Aldersbach, Andreas Haydecker (1579–1586 ) zur Visitation in Raitenhaslach. Es wurden einige Mängel festgestellt. So wurde die Visitationscharte die Generalabt Nicolas 1573 ausgestellt hatte

in vielen Punkten nicht eingehalten Außerdem waren nach wie vor nur 2 Religiosen im Kloster. Der vorgeschriebene Chordienst war also immer noch nicht möglich. Es sollten daher Novizen aufgenommen werden und aus anderen Klöstern Brüder als Gäste.

(1581 09 19). Anschließend visitierte Abt Edmund Kloster Seligenthal. Möglicherweise als Reaktion auf den Mißstand übertrug er die Paternität von Seligenthal, die bisher Raitenhaslach innehatte, auf Kloster Aldersbach.

Im Auftrag des Generalabtes erfolgte 1586 eine weitere Visitation, dieses Mal durchgeführt von Abt Beat Papst (1583-1597) aus Kloster Lützel.

In München regierte mittlerweile Herzog Wilhelm V. (1579-1597), der maßgeblich für den Erfolg der Gegenreformation in Deutschland verantwortlich war.

In München häuften sich die Klagen , dass in “ in zeitlich sonderlich,in geistlich gar ärgerlich und widerlich gehaust werde” (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 300). Der Geistliche Rat von München wandte 1589

sich an den Salemer Vaterabt Christian II Fürst (1588-1593) und bat, dass dieser schnellstmöglich in Raitenhaslach visitiere oder damit den Abt von Aldersbach  beauftrage.

Im Februar fand dann die Visitation durch Abt Johannes Dietmair (1587-1612) von Aldersbach zusammen mit dem Aldresbacher Subprior sowie drei herzoglichen Räten statt.

Abt Wolfgang erklärte sich schließlich zur Resignation bereit. Der geistliche Rat hatte bereits Matthias Stoßberger, der seit 1580 Abt in Gotteszell war, als Nachfolger ausersehen.

Mit Abt Wolfgang wurde ein genauer Austrag vereinbart.

Er starb, nachdem er zuletzt an Podagra gelitten hatte, am 26. August 1594.

Matthias lehnte zunächst ab, Abt von Raitenhaslach zu werden. Der Geistliche Rat und auch der Vaterabt brachten ihn  aber dazu, das Amt anzunehmen.

Abt Johannes erklärte, dass er die Resignation von Abt Wolfgang im Kloster entgegengenommen habe und dass der Konvent anschließend einstimmig Matthias zum neuen Abt gewählt habe. (1590 05 21)

Am 26. Juni 1590 zeigte Abt Matthias (1590-1601) dem Vaterabt seine Wahl an und bat um dessen Bestätigung.

Am 14. Dezember 1590 war Claudius Germain, Prior von Citeaux und Generalkommissar des Ordens zur Visitation in Raitenhaslach. Er stellte zwei Urkunden aus. Die erste war ein Visitationsbericht (1590 12 11).

Mit der zweiten Urkunde bestätigte die Wahl von Abt Matthias. (1590 12 14)

Schon im Februar 1591 wurde Kloster Raitenhaslach wieder visitiert, dieses mal von Abt Johannes aus Aldersbach. (1591 02 17) Die Matutin wurde zur Pflicht gemacht, was schon der Generalabt Nicolas Boucherat bei seiner Visitation 1573 angeordnet hatte.

Abt Matthias hatte kein leichtes Erbe. Der Schuldenstand des Klosters betrug fast 5000 Dukaten, das sind etwa 969.315,00 €.

Abt Matthias konnte diese Summe allmählich abbauen. Dazu brauchte er aber neues Kapital und musste mehrmals um Zustimmung des Geistlichen Rates ersuchen. Dort galt er aber als gute Haushälter, wie der Rat dem bayrischen Herzog berichtete.

Er verkaufte aber auch, so die Schwaigen im Pfinzgau (1597 01 01), das am Kai in Salzburg, ein kleineres haus in Krems und die Badstube in Burghausen. Die Verkäufe brachten 3000 Dukaten ein, das sind etwa 581.589,00 €.

Er kaufte aber, wenn er Gelegenheit bekam, günstig Grundbesitz zu erwerben oder legte Geld zu einem günstigen Zinssatz an.

Abt Matthias war auch ein großer Bauherr. Die Klosterkirche erhielt einen neuen Glockenturm, auch eine neue Orgel und ein neues Chorgestühl. Mehrere Altäre wurden so verändert,dass der Weihbischof von Freising Bartholomäus Scholl (1581-129)

im Oktober 1596 die Altarweihe vornahm. (1596 10 08)

Die gesamte Klosteranlage wurde unter Abt Matthias weitgehend erneuert.

1595 hatte Abt Matthias in der Pfarrkirche Marienberg den Rosenkranzbund eingeführt. Der wachsende Zulauf erforderte eine Vergrößerung der Kirche . Weihbischof Andreas Hofmann (1597- 1604 ) weihte die Kirche und drei Altäre 1600 neu. (1600 09 03)

Innerhalb des Konventes erwuchs Abt Matthias eine Opposition. Sie warf ihm kostspieliges und unnötiges Bauen sowie Begünstigung von Verwandten und Freunden vor. Dies fand zwar Gehör in Burghausen. In München glaubte man allerdings nicht so recht daran. Bei Herzog

Maximilian I von Bayern (1597-1651) fanden die Anschuldigungen aber kein Gehör.

Abt Matthias starb am 18. November 1601 an einem Schlaganfall.

Am 16. Februar 1602 fand die Wahl des neuen Abtes unter Vorsitz von Abt Johannes aus Kloster Aldersbach und Assistenz von Abt Stephan Lanio von Kloster Fürstenzell und in Gegenwart herzoglicher Kommissare  statt.

Gewählt wurde Abt Philipp Perzel (1602-1620). Er stammte aus Landshut und hatte seine Profess 1573 in Raitenhaslach abgelegt. Er war Pfarrvikar in Halsbach und 1587 Prior in Raitenhaslach. Bei seiner Wahl war er Cellerar.

Abt Matthias hatte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kloster konsolidiert und versetzte so seinen Nachfolger in die Möglichkeit, den Grundbesitz des Klosters erheblich zu vergrößern. Aus seiner Regierungszeit liegen fast 30

Kaufbriefe vor. Abt Philipp hatte für 15530 Dukaten, also etwa 3.010.692,00 €  Liegenschaften gekauft. Die bedeutendsten Käufe waren die um Munderfing, heute im Bezirk Braunau am Inn gelegenen Besitzungen von Kloster Mondsee von Abt Johann Christoph II. Wasner (1592-1615)

und Konvent. (1602 04 09) sowie der Kauf von 12 Anwesen in Herrenbachham in der Nähe von Vilsbiburg. Abt Philipp kaufte aber nicht nur einfach Liegenschaften, sondern mit Weitblick solche, die dem Kloster wirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten sicherten.

Er errichtete eine klostereigene Papiermühle. Es war die einzige Papiermühle im heutigen Oberbayern, die von einem Kloster betrieben wurde. Zwar bestand in Braunau bereits eine Papiermühle, die das landesherrliche Privileg besaß,

dass innerhalb von 6 Meilen Umkreis keine neue Papiermühle errichtet werden durfte. Ungeachtet der Einwände der Stadt Braunau erhielt der Abt am 19. April 1616 eine Konzession für den Betrieb der inzwischen fertiggestellten Mühle.

Zu den Kunden zählten vor allem die Behörden in Burghausen sowie die umliegenden Klöster.

In unmittelbarer Nähe zur Papiermühle ließ Abt Philipp auch einen Kupfer und Eisenhammer errichten. Auch eine Hammer-und eine Klingenschmiede wurden in seiner Regierungszeit errichtet. Dazu kamen noch Stallungen und ein Getreidespeicher beim

Scheuerhof.

Auch an Kirchenzier und Ornaten sowie Musikinstrumenten wurden größer Anschaffungen getätigt.

Das Kloster wurde dreimal visitiert. Im Januar visitierte Abt Jean Martin (1604-1631) von Kloster Clairlieu zusammen mit dem Prior von Kloster Barbeaux Franz Burgesius im Auftrag des Generalabtes Kloster Raitenhaslach. (1609 01 30)

bemängelt wurde der immer noch zu geringe Personenstand.

Abt Michael Kirchberger (1612-1635) von Kloster Aldersbach visitierte das Kloster  1613 (1613 04 01)Abt Michael mahnte, die bisherigen Visitationsprotokolle genau zu beachten. Außerdem hatte er eine Anordnung zur Beschränkung

der Instrumentalmusik auf die höchstkirchlichen Feiertage erlassen. Abt Michael visitierte das Kloster nochmals 1618. (1618 06 28)

Eine Visitation des Dekans des Stifts der Liebfrauenkirche Jakob Golla im Auftrag des bayrischen Herzogs konnte Abt Philipp unter Hinweis auf die Exemtion des Ordens abwenden.

Zu den Generalkapitel reiste Abt Philipp nicht selbst. Aber er sandte als Vertreter jedes Mal (1605, 1609 und 1613)seinen Cellerar Johann Conrad Tachler nach Citeaux.

Unter Abt Philipp begann der Dreißigjährige Krieg. Gleich zu Beginn des Krieges verursachte der Einfall aufständischer Böhmen große Verwüstung auf den Weinbergen des Kloster rund um Krems.

der dortige Hofmeister Johann Conrad Tachler musste fliehen. Schäden erlitt das Kloster auch 1632 beim Vordringen der Schweden an den Inn.

Die Münzabwertung von 1623/1624 traf das Kloster hart. Zu schaffen machte ihm auch die Pest.

Beim Vordringen der Schweden wurde Raitenhaslach aber auch Zufluchtsstätte vieler Ordensleute, die vor den Schweden fliehen mussten. Auch in den letzten Kriegsjahren konnte Raitenhaslach wieder viele Ordensleute aufnehmen.

Abt Philipp verstarb am 19. Dezember 1620.

Sein Nachfolger wurde Abt Christoph II. Mayrhofer (1621-1624)

Er stammte aus Radstatt im Erzstift Salzburg. 1602 legte er in Raitenhaslach seine Profess ab. Er studierte an der Universität Ingolstadt und ab 1606 Dillingen.

Er war viele Jahre Prior gewesen. Seit 1617 war er Pfarrvikar in Niederberghausen.

Am 9. Februar 1621 wurde er unter Vorsitz von Abt Michael aus Aldersbach zum Abt gewählt. Der Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) bestätigte ihn  vier Monate  später. (1621 04 19)

Die Weihe zum Abt setzte der Salemer Vaterabt  Thomas I Wunn (1615-1647) zusammen  mit der des Abtes von Neubourg Adolf Braun (1621-1635) beim Provinzialkapitel 1621 fest.

1622 wurde er  von der Landschaft in München zum Prälatensteuerer erwählt. Dieser hatte die die Landschaftsteuern von den Landständischen Klöstern einzutreiben.

1623 nahm er an der Sitzung de Landtags in Straubing teil.

In seiner Regierungszeit waren die ersten Kriegseinwirkungen zu spüren. Das Kloster musste zwei Pferde und einen Knecht zum Palisadenbau nach München schicken.

Aus Österreich fielen die Weinlieferungen aus.  In der Jahresrechnungen tauchen 11 814 Dukaten für die Weinlieferung von zwei Jahren auf, das sind  etwa 2.288.626,00 €

In Burghausen war  ein Lebensmittelmangel aufgetreten und im Dezember 1623 versorgte das Kloster die Stadt mit Getreide und Bier.

Die zu entrichtende Landsteuer war auf 1064 Dukaten festgesetzt worden, das sind etwa 206.120,00 €

Trotz dieser Belastungen  baute Abt Christoph aufwändig, zu teuer und teils ohne Wissen des Konvents, so der spätere Vorwurf. Die Klosterkirche erhielt eine neue Inneneinrichtung. Am Kreuzgang wurde eine Kapelle  mit drei Altären errichtet.

An Zweckbauten wurden ein neuer Marstall und eine Apotheke errichtet. Beim Scheuerhof wurden neue Stallungen und eine Umfassungsmauer gebaut.

Dazu kamen noch einige Gütererwerbe.

Abt Christoph verstarb am 17. Februar 1624 nach nur drei Jahren Regierungszeit.

Auf ihn folgte  Abt Daniel Adam Rempold (1624-1640)

Abt Daniel stammte aus Aspern an der Zaya. Seine Profess hatte er 1620 in Raitenhaslach abgelegt. Er war in der Pfarrseelsorge in Marienberg  und Niederbergkirchen tätig.

Bei seiner Wahl zum Abt war er 34 Jahre alt. Er wurde unter Vorsitz von Abt Michael aus Aldersbach gewählt. Er wurde am 9. März 1625 geweiht. Die Bestätigung durch Generalabt Nicolas war schon vorher erfolgt. 1624 10 01.

Schon ein Jahr nach der Abtswahl kam es auf Verlangen von Kurfürst Maximilian zu einer Visitation durch Abt Michael. Begleitet war er vom Rentmeister von Burghausen, Philipp Sickenhauser. Dieser erstattete dem Kurfürsten

auch den Bericht. Die Rechnungsführung war schlecht, die Ämterbesetzung wenig glücklich. Im übrigen befand der Überprüfende die Umstände “bei weitem nicht so übl beschaffen”  (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 309)

wie das dem Kurfürsten berichtet worden war.

Am 15. Juli 1635 führte er den Vorsitz bei der Abtswahl in Aldersbach, die nach der Resignation von Abt Michael am 14.07. 1635 notwendig geworden war. Gewählt wurde Abt Matthäus Gschwendt (1635-1651)

1624 und 1627 fanden Provinzkapitel in Salem statt, bei denen Abt Daniel zugegen war. Beim Provinzkapitel in Kaisheim ließ er sich von seinem Konventualen Johannes Kromer vertreten.

In Marienberg ließ Abt Daniel eine Rosenkranzbrüderschaft einrichten. (1627 05 01)

Ein Jahr später bestätigte Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron (1619–1653 )die auch in Marienberg 1621 eingerichtete 14 Nothelfer Brüderschaft. (1628 05 17)

Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) bestätigte dem Kloster die Privilegien und Freiheiten. (1629 09 16)

Trotz der widrigen Zeitumstände konnte der Abt den Grundbesitz des Klosters mehren.

Die Einrichtung der Klosterapotheke verbesserte er.

1631 wurde dem Kloster  von Kurfürst Maximilian eine Kriegskontribution von 6000 Dukaten, das sind etwa 1.169.120,00 € auferlegt. Diese beachtliche Summe war binnen sechs Wochen zu entrichten. Außerdem sollte alles entbehrliche Silber

zur Münze nach München gebracht werden.

1632 waren die Schweden weit nach Süden vorgedrungen. Die Schwedengefahr brachte wieder viele Ordensflüchtlinge nach Raitenhaslach, darunter die Äbtissin Barbara Lung (1597-1637) von Kloster Niederschönenfeld.

Sie verstarb am 20. Mai 1637 in Raitenhaslach. Dort wurde ihre Nachfolgerin gewählt.

1634 kam die Pest nach Raitenhaslach. ein eigener Friedhof musste angelegt werden. Der Konvent blieb aber verschont.

Abt Daniel verstarb am 3. Februar 1640.

Bei seinem Ableben betrug der Schuldenstand des Klosters auch bedingt durch die Kriegszeiten 12.184 Dukaten, das sind 2.374.093,00 €.  Die Jahreseinnahmen des Klosters betrugen 16150 Dukaten, das sind etwa 3.185.852,00 €.

(alle Zahlen (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 311)

Sein Nachfolger wurde Abt Johann VII. Molitor (1640-1665)

Er stammte aus Markdorf am Bodensee und legte 1611 seine Profess in Raitenhaslach ab. 1618 wurde er in Eichstätt zum Diakon geweiht.

Er war fast ausschließlich in der Seelsorge tätig.

Am 11. März 1640 wurde er einstimmig zum Abt gewählt unter Vorsitz von Abt Matthäus aus Aldersbach unter unter Assistenz von Abt Wolfgang aus Kloster Fürstenzell

Der Vaterabt Thomas Wunn aus Salem bestätigte ihn zugleich im Namen des Ordens, da in Kloster Citeaux der Abtstuhl zu der Zeit unbesetzt war. 1640 04 02.

Im Oktober 1642 fand in Kloster Schönthal das Provinzkapitel statt, bei dem sich Abt Johann durch den Prior von Aldersbach Gerard Hörger (1640-1643) vertreten ließ.

Am Generalkapietl in Cietaux 1651 nahm er nicht teil. er entschuldigte sich wegen Armut und der Reisegefahren.

An den Provinzialkapitel in Donauwörth 1652 und 1654 in Rottweil nahm er teil.

1653 weilte Kaiser Ferdinand III. (1637-1657) und seine Gemahlin Eleonora Magdalena Gonzaga (1630-1686) in Altötting. Beim Empfang des Kaiserpaars war Abt Johann zugegen.

Am 7. Juli 1654 vollzog er die Grundsteinlegung des Kapuzinerklosters in Burghausen. Zu den Kapuzinern in Burghausen hatte Kloster Raitenhaslach ein gutnachbarliches Verhältnis.

Dagegen gestalteten sich die Beziehungen zu den Jesuiten in Burghausen zunehmend frostig, was wohl auch damit zusammenhing, dass diese ein Auge auf den Klosterkomplex von

Raitenhaslach geworfen zu haben scheinen.

Bei dem Provinzialkapitel in Rottenmünster war Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) anwesend. 1654 07 22. Im August 1654 visitierte er Kloster Raitenhaslach. Bei dieser Wahl bestätigte er Abt Johannes, bemängelte aber,

dass ihm die bereits 1640 stattgefundene Wahl nicht angezeigt worden war. 1654 08 03

Die Zustände in Raitenhaslach wurden nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges immer wieder beklagt. Der Abt von Aldersbach war mehrere Male als Visitator im Kloster Raitenhaslach.

Der Vaterabt von Salem Thomas II. Schwab  (1647-1664) entsandte zwei mal Angehörige seines Konvents als Priore nach Raitenhaslach, Eugen Grass 1650 und 1654 Benedikt Staub.

Ende Januar 1658 visitierte Abt Gerard (1651-1658)von Aldersbach Kloster Raitenhaslach. Nach der Visitation resignierte Abt Johannes, nachdem er vor allen in seinen letzten Regierungsjahren seinem Amt

offensichtlich nicht mehr gewachsen war. Er starb am 15. Mai 1665.

Auf ihn folgte Abt Johann Baptist Lanzinger. (1658-1670) Er wurde am 27. November 1613 in München geboren.

Dort besuchte er das Jesuitengymnasium. 1633 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Er besuchte die Universitäten in Ingolstadt und Salzburg. 1649 feierte er in der Kirche von Marienberg seine Primiz.

Von 1647 bis 1649 war er Vikar in Marienberg und betreute dort gleichzeitig als Präses die Rosenkranzbruderschaft.

1651 bis 1653  war er Vikar in Margarethenberg.

1653 wurde er zum Prior ernannt. Als Prior hatte er oft Auseinandersetzungen mit seinem Abt. Er soll sogar tätlich geworden sein. Er wurde deshalb 1656 nach Fürstenfeld geschickt.

1657 begab er sich ins Kloster Engelszell im Innviertel in Oberösterreich. Dann ging er zurück nach Raitenhaslach und wurde dort kurz nach seiner Rückkehr zum Abt gewählt.

Davor bekleidete er wieder das Amt des Priors. Abt Gerard von Aldersbach hatte die Wahl unter Assistenz der Äbte Martin (1640-1690) von Fürstenfeld und Abt Wolfgang (1634-1666) geleitet.

Am 24. Februar 1658 wurde er in Alderbach zum Abt geweiht. Vor seiner Benediktion musste er ein feierliches Oboedienzversprechen ablegen. 1658 02 24

Die Bestätigung durch den Generalabt Claude Vaussin erfolgte schon ein halbes Jahr später 1658 09 03

Im September 1658 kam Kaiser Leopold I. (1658-1705) nach Altötting. Abt Johann empfing ihn an Stelle des abwesenden Stiftspropst Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Kardinal und Bischof von Regensburg war.

Am 6. September 1658 zelebrierte er in Altötting die Pontifikalmesse anläßlich des Kaiserbesuchs.

Kardinal Franz Wilhelm verstarb am 1. Dezember 1661. Am 22. Dezember 1661 hielt er die feierlichen Exequien für den Verstorbenen ab.

Noch im Jahr seiner Abtswahl wurde Johann zum verordneten Prälatensteuerer des Rentamts Burghausen gewählt.

Nach dem Tod von Abt Gerard aus Aldersbach am 9. Oktober 1669 hatte man Abt Johann sogar das Amt des Generalvikars für Bayern angeboten.

Das hatte er aber mit Verweis auf sein Alter abgelehnt.

Die Zustände in Raitenhaslach hatten sich auch unter Abt Johann nicht gebessert. Bei Abt Johann kam dazu, dass er ein einem guten Trunk nicht abgeneigt war.

Auf Veranlassung von Vaterabt Thomas II. war Abt Gerard von Kloster Aldersbach wieder zu einer Visitation in Kloster Raitenhaslach.  Er bekam die Weisung wieder für Ordnung in Raitenhaslach zu sorgen.

Auch 1665 visitierte er Kloster Raitenhaslach noch einmal.

Eine neuerliche Visitation erfolgte 1668. Dieses Mal hatte Vaterabt Anselm I. Muotelsee (1664-1680) Abt Martin aus Fürstenfeld und Abt Bonifaz (1658-1689) nach Raitenhaslach geschickt.

Für die Provinzialkapitel in Salem 1668 und Kaisheim 1670 ließ er sich entschuldigen.

Am 4. Juli 1670 resignierte Abt Johann Baptist “hohen Alters und Leibschwachheit halber” (Die Zisterzienserabtei Raitenbhaslach S. 315.)

Er lebte aber noch sechs Jahre. Als sein Nachfolger Abt Gerard an den Folgen eines Schlaganfalls darniederlag, nahm er an Allerheiligen 1675 und am Dreikönigstag 1676 noch die Profess neueingetretener Novizen ab.

Er starb am 10. Februar 1676 nur wenige Wochen vor Abt Gerard.

Wie bei der anlässlich seiner Resignation vorgenommenen Inventur durch Abt Anselm aus Salem und Abt Malachias Niederhofer (1669-1683) aus Aldersbach hinterließ er 1939 Dukaten, das sind etwa 390.920,00 €. Bei seinem

Amtsantritt hatte er keine Barschaft übernommen.

Den Grundbesitz des Klosters hatte er vermehrt. Wirtschaftlichen Weitblick zeigt auch die Errichtung eines Eisenhammers nahe der Pulvermühle des Klosters.

Nachdem Vaterabt Anselm die Resignation von Abt Johann Baptist entgegengenommen hatte, fand unter seinem Vorsitz die Wahl des neuen Abtes am 22. Juli 1670 unter Assistenz von Abt Malachias aus Aldersbach statt.

Gewählt wurde Gerard Höss (1670-1676). Er hatte bisher das Amt des Kastners inne. Der Kastner verwaltete die Einnahmen des Klosters. Er ist am 3. Oktober 1631 in München als Sohne eines Hoflakaien geboren.

Bei den Jesuiten in München und Burghausen erhielt er seine Gymnasialausbildung. Er trat in Kloster Raitenhaslach ein und legte 1654 seine Profess ab. 1653 war an der Universität Salzburg immatrikuliert.

Nach schweren Hochwasserschäden durch die Salzach ließ Abt Gerard 1670 einen neuen Damm für 4000 Dukaten errichten, das sind etwa 806.436,00 €.

Im Auftrag von Vaterabt Anselm visitierte  Abt Malachias  1674 das Kloster. Abt Gerard war da schon gesundheitlich schwer angeschlagen und ließ die Zügel schleifen.

1675 erlitt er einen Schlaganfall und war eigentlich nicht mehr in der Lage, sein Amt auszuführen. Abt Anselm setzte am 18. August 1675 den bisherigen Prior Pater Malachias Lachmayr zum Administrator ein. Gleichzeitig beauftragte er den Abt von Aldersbach

eine Neuwahl vorzubereiten, obwohl dann das Kloster nebenzwei resignierten Äbten noch einen dritten aufweise. Aber man befürchtet nach wie vor eine Übernahme der Jesuiten in Raitenhaslach.

Eben deshalb drängten auch der Generalabt in Citeaux  Jean XII. Petit (1670– 1692 ) und der Generalprokurator in Rom auf eine Neuwahl.

Die Schlaganfälle wiederholten sich und am 9. April 1676 resignierte Abt. Gerard. Er verstarb am 26. Mai 1676.

Die Neuwahl hatte am 12. April 1676 stattgefunden. Zum Nachfolger war einstimmig Malachias Lachmayr (1676-1688) gewählt worden. Er stammte aus dem Lachmairhof in Moosach, heute ein Stadtteil von München.

Bei seinem Regierungsantritt war er 41 Jahre alt. Seine Ausbildung hatte er bei den Jesuiten in München erhalten.

Mit der Urkunde 1676 10 26 bestätigte Generalabt Jean XII. Petit Abt Malachias. Die ihn ihn gesetzten Hoffnungen hat er wohl nicht erfüllt. Es gab immer wieder Klagen in Salem.

1680 hatte Abt Malachias dem Bruderhaus in Burghausen, das war eine frühe soziale Einrichtung in Burghausen, die die mittellosen Bürgern freie Unterkunft gewährte eine Brotspende gebilligt, aus der die Bewohner viermal jährlich

vom Kloster das sogenannte Knappenbrot bekamen. Diese bestand bis zur Aufhebung des Klosters.

Das Kloster wurde mehrere Male visitiert. Die Annalen lobten aber seine kluge Wirtschaftsführung. Trotz Türkensteuer, Schuldentilgung, Auslagen für Flüchtlinge aus anderen Ordenshäusern und mehrmaligen Weinbergschäden hinterließ

er bei seinem Tod 8966 Dukaten Bargeld, das sind etwa 1.807.626,00 €.

Auch fand während seiner Regierungszeit eine rege Bautätigkeit statt.Er ließ ein Atrium bei der Salzach errichten,das zum Aufenthalt für erkrankte Konventsmitglieder bestimmt war. Im Rekreationsraum wurde eine Heizung eingerichtet sowie ein Bad.

Der Abt betrieb ebenfalls eine eifrige Kunstpflege.

Der berühmteste Gast in seiner Regierungszeit war der französische Benediktiner Jean Mabillon (1632-1707). Er war Gelehrter und gilt als Begründer der Historischen Hilfswissenschaften. 1701 wurde er zu einem Gründungsmitglied der  Académie des inscriptions et belles-lettres

(Akademie der Inschriften und Literatur) ernannt. Zwischen 1682 und 1685 reiste er durch Europa, um in Archiven zu forschen und mittelalterliche Handschriften für die königliche Bibliothek, die heutige Bibliothèque nationale de France  in Paris, zu erwerben.

1683 bereiste er Deutschland und war in dieser Zeit  auch in Raitenhaslach.

Abt Malachias starb am 28. Januar 1688 an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger Candidus Wenzl (1688-1670) wurde am 4. März 1655 in Salzburg als Sohn eines Rosshändlers geboren. In den Salzburger Universitätsmatrikeln erscheint er 1667 Er trat in das Kloster Raitenhaslach ein und legte am 15. August 1678 seine Profess ab.

1680 wird er am Jesuitenkolleg in Ingolstadt immatrikuliert. Der Tag seiner Priesterweihe ist nicht bekannt.

1686/1687 war er Pfarrvikar in Marienberg und Präses der Rosenkranzbrüderschaft.

Am 24. März 1688 fand unter Vorsitz vom Salemer Vaterabt Emanuel Sulger (1680-1698) die Wahl zum neuen Abt statt. Ebenfalls bei der Wahl dabei war Abt Martin Dallmayr von Kloster Fürstenfeld und Abt Engelbert Fischer(1683-1705)von Kloster Aldersbach

Abt Martin war zu derzeit Generalvikar der bayrischen Ordensprovinz. Problem bei dieser Wahl war, dass alle drei Äbte gerne ein Mitglied ihres jeweiligen Konvents als Nachfolger von Abt Malachias gesehen hätte.

Abt Emanuel wollte Pater Ferdinand Holl aus Salem, der Sekretär der Oberdeutschen Kongregation war. Die kurfürstlichen Wahlkommissare wollten, dass ein Konventualer aus Raitenhaslach gewählt wurde und konnten ihren Wunsch schließlich durchsetzen.

Am 16. Mai 1688 bestätigte Generalabt Jean XII.Petit bestätigte Abt Candidus. Die Weihe fand am 1. August 1688 in Kloster Kaisheim zu Beginn des dortigen Provinzialkapitels statt.

Abt Candidus Wenzl wurde der baufreudigste Barockprälat von Kloster Raitenhaslach. Noch im Jahr seiner Wahl wandte er sich an den Geistlichen Rat in München mit der Bitte “Paumängel” im Kloster beheben zu dürfen.

Die Kirche wurde im Antrag als “Paufellig und fünster” (Süddeutscher Barock, Kloster Raitenhaslach Anmerkung 9)

Obwohl das Kloster finanziell gut dastand, dauerte es fast 2 Jahre, bis die Genehmigung aus München eintraf.

1694 begann Abt Candidus mit einem radikalen Umbau. Als Baumeister wurde Maurermeister Joseph Vilzkotter aus dem Braunauer Umland gewonnen.

Vorbild war wohl die Zisterzienserabtei Schlierbach. Sie liegt auf halber Wegstrecke zu den Raitenhaslacher Weingütern in Krems. Abt Candidus war dort 1689.

Die Schlierbacher Kirche wurde zwischen 1680 und 1683 als Wandpfeiler-Emporenkirche  von Carlo Antonio Carloni gebaut. Der Abt kannte sicher auch die Wandpfeilerkirchen von Traunstein (165-1690) und Weyarn (1687-1693), die

Lorenzo Sciascia erbaut hatte.

Joseph Vilskotter war ein offensichtlich im Gewölbebau erfahrener Meister. Er brach das omanische Langhaus mit seinen Gewölben und Pfeilern bis auf die Seitenschiffwände ab. An seine Stelle baute er eine Wandpfeilerhalle  mit sechs Jochen.

Den Hochaltar verlegte er in das Joch vor dem romanischen Chor. Der alte Chor und die Apsiden blieben bestehen, wurden aber zum «Oberen Chor» und zur Sakristei unterteilt. Vilzkotter mustes die Aussenmauern der Seitenschiffe um fünf Meter erhöhen. Die Erhöhung bedingte

auch eine Neugestaltung der Kirchenfront.Diese betonte er mit zwei aufgesetzten kleinen Türmen.

1696 konnte der Abt sie “mit gewöhnlichen Zeremonien reconsecrieren” (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 321)

Nicht nur die Bautätigkeit ist hervorzuheben. Kirchliche Feste wurden groß gefeiert. Anlass war zum Beispiel die 600-jährige Wiederkehr der Gründung der Mutterabtei Citeaux im Jahre 1698.

Das wurde mit einer Oktav begangen.  Täglich zelebrierte  ein anderer Prälat aus einem benachbarten Kloster das Hochamt. Höhepunkt war die Überführung der Leiber von drei römischen Katakombenheiligen.

Auch die Ausstattung der Kirche war zum Jubeljahr fertig geworden.

Abt Candidus war der erste und einzige Abt von Raitenhaslach, der Generalvikar der Bayrischen Ordensprovinz wurde. 1690 wurde er zum Nachfolger von Abt Martin Dallmayr aus Fürstenfeld bestimmt, der dieses Amt von 1685-1689 innehatte.

Er visitierte fast alle bayrischen Ordenshäuser.

1696 leitete er die Abtswahl in Kloster Kaisheim, in der Judas Thaddäus Mayr (1696–1698).Er weihte den neugewählten Abt mit Vollmacht des Generalabtes Nicolas III. Larcher ( 1692–1712 ) auch.

Da Abt Judas Thaddäus nach nur zwei Jahren Regierungszeit verstarb, war in Kaisheim schon 1698 wieder eine Wahl fällig, die ebenfalls Abt Candidus leitete. In dieser Wahl wurde Roger I. Röls (1698-1723)als neuer Abt von Kaisheim gewählt und auch von Candidus benediziert.

Mit Sonderauftrag visitierte er 1699 auch Kloster Stams in Tirol. Das Kloster und die Kirche hatten 1689 bei einem Erdbeben erhebliche Schäden erlitten.Der dortige Abt Edmund Zoz(1690-1699) ließ einen Neubau in barockem Stil ausführen, der allerdings erhebliche

Mittel verschlang. Abt Edmund wurde 1699 zur Resignation gezwungen. Er wählte dann Kloster Raitenhaslach als Aufenthaltsort, musste aber 1701 nach Stams zurückkehren, weil er vom bayrischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (1679-1726) nicht in Bayern geduldet wurde.

Abt Candidus war auch ein Förderer der Wissenschaften. Für die Bibliothek kaufte er wertvolle Bücher an.

Für die “Historia Salisburgensis” des Priors der Abtei St. Peter in Salzburg liefert Abt Candidus auf Bitten des dortigen Konsistoriums entsprechende Unterlagen.

Innerhalb seines eigenen Konvents hatte der Abt aber eine starke Gegnerschaft. Man klagte über seine Selbstherrlichkeit, nicht zuletzt bei seinen Bauvorhaben über seine schnelle Erregbarkeit und seine Härte bei Bestrafungen.

Sowohl der Konvent als auch der Abt baten den Salemer Vaterabt Stefan I. Jung (1698-1725) um eine Visitation. Er kam am 15. Mai 1700 nach Raitenhaslach, was der Geistliche Rat in München nur mit Bedenken hinnahm, denn der Salemer Abt war ja ein ausländischer Prälat.

Abt Candidus resignierte. Der Geistliche Rat zweifelte die Freiwilligkeit der Resignation an und forderte von der Regierung in Burghausen einen Bericht an.

Abt Candidus gab dazu eine eigene Erklärung ab. Der ausbedungene Austrag wurde vom Geistlichen Rat genehmigt.

Mit seinem Nachfolger kam es aber in der Folgezeit zu unguten Auseinandersetzungen.

Der eremitierte Abt wurde am 17. Februar 1717 tot in seinem Bett aufgefunden. Er hatte an katharischen Beschwerden gelitten

Die Neuwahl fand am 3. Juni 1700 unter Vorsitz des Salemer Abtes Stefan und unter Assistenz der Äbte Engelbert Fischer (1683-1705) von Kloster Aldersbach und Abundus Arleth (1700-1707) von Kloster Fürstenzell statt.

Gewählt wurde Emanuel I. Scholz (1700-1733)

Er wurde 1669 als Sohn des kurfürstlichen Peter Scholz in München geboren.

1686 absolvierte er das Jesuitengymnasium. Er trat in Kloster Raitenhaslach ein und legte am 27. November 1688 seine Profess ab.

1689 und 1695 war er an der Universität Ingolstadt immatrikuliert.

1699 war er Vikar an der Wallfahrtskirche Margarethenberg.

Die Wahl am 3. Juni 1700 wurde schon im Juli 1700 durch Generalabt Nicolas III. Larcher bestätigt. 1700 07 20

Es dauerte allerdings bis Es dauerte allerdings bis Herbst 1701, bis er zusammen mit den Abt Abundus I von Fürstenzell  von Vaterabt Stefan I. in Raitenhaslach benediziert wurde.

1704 wurde er Landsteuerer für Oberbayern. Außerdem bekleidete er die Würde eines päpstlichen Notars, was ihn befugte, ein Notariatssignet zu führen.

Seine Amtszeit war wenig glücklich. In seine ersten Regierungsjahre fiel der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1714.

Der Spanische Erbfolgekrieg war eine dynastische Auseinandersetzung zwischen dem Hause Bourbon und Habsburg.

Der letzte Habsburger auf dem spanischen Thron Karl II. (1665-1700) war kinderlos- Als Erben kamen nur Philipp von Anjou, Enkel von Frankreichs König Ludwig XIV. und Erzherzog Karl von Österreich, Sohn von Kaiser Leopold in Frage.

Philipp war auch der Enkel von Maria Teresa von Spanien, woraus sich seine Erbansprüche ableiteten.  Es ging auch um das Mächtegleichgewicht in Europa.

Als Karl II. kinderlos starb, nahm Ludwig XIV. für seinen Enkel Philipp von Anjou das spanische Erbe an, nachdem kurz vor seinem Tod Karl II. testamentarisch Philipp von Anjou zum Erben der gesamten spanischen Monarchie eingesetzt hatte.

Der Kaiserhof in Wien entschloss sich, das Testament nicht uneingeschränkt anzuerkennen. Die Kämpfe brachen dann in Oberitalien aus.

Für Kloster Raitenhaslach wurde die Situation noch schwieriger durch die Position des Kurfürsten  Max Emanuel II. dieser hatte sich nämlich mit König Ludwig XIV. verbündet und kehrte damit der großen Allianz – bestehend aus den Niederlanden, Österreich und Großbritannien – den Rücken zu.

Im September 1702 überfiel er mit seinem Heer die Reichsstadt Ulm und kämpfte damit auch gegen das Reich. In der Folge besetzten kaiserliche Truppen Bayern.

Zwar hatte Kloster Raitenhaslach von Kaiser Leopold I. (1658-1705) eine Salva Guardia erhalten, das ist ein Schutzbrief des Kaisers durch den der Empfänger mit  seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde.

Außerdem wurde das Kloster ermächtigt, zum Zeichen des kaiserlichen Schutzes den kaiserlichen Adler anzuschlagen.1703 03 11 Das bewahrte das Kloster aber nicht vor Kontributionen und Einquartierungslasten.

Am 29. Juli 1704 war ein österreichisches Lager vor Raitenhaslach.

Dazu kam, dass Raitenhaslach auch Zuflucht für viele vor dem Feind geflohene Ordensangehörige wurde.

Bei der 2. Schlacht von Höchstädt am 17. August 1704 wurde die bayrische Armee nahezu vernichtet. Max Emanuel ging ins Exil. Bayern wurde von Österreich besetzt.

Die Klostergüter in Österreich und Tirol wurden sequestriert.

Der Abt hatte während seiner ganzen Regierungszeit immer wieder Probleme mit seinem Konvent. Besonders schwierig war das Verhältnis mit seinem Vorgänger.

Das Kloster wurde mehrfach visitiert, aber praktisch immer ohne Folgen. 1709 setzte der Vaterabt einen Prior und einen Subprior in Raitenhaslach ein.

Probleme bereitete dem Abt auch das Auftreten einer “Seelenbetrügerin” in Burgkirchen an der Alz, bei dem der Abt eine wenige glückliche Rolle spielte.

Im Juni 1733 erlitt Abt Emanuel einen Schlaganfall und resignierte am 29. Juni 1733. Er verstarb am 15. Dezember 1733.

Am 6. Juli 1733 fand unter der Leitung von Vaterabt Konstantin Miller (1725–1745) und unter Assistenz der Äbte Theobald I. (1705-1734) und Stephan III. (1727-1761) statt.

Gewählt wurde Kilian Waltenberger (1733-1734). Er stammte aus Mühldorf am Inn und ist am 13. Juli 1679 geboren. Am 2. Juli 1699 legte er in Raitenhaslach die Profess ab.

Am 30.September 1703 wurde er in Salzburg zum Priester geweiht. 1709 war er Küchenmeister,und im selben Jahr Vikar in Burgkirchen an der Alz. Ab 1723 war er  Pfarrvikar von Marienberg und Präses der dortigen Rosenkranzbrüderschaft.

Die Bestätigung durch Generalabt Nicolas III. Larcher  erfolgte am 31. August 1733. Abt Theobald von Kloster Aldersbach weihte ihn als Generalvikar von Bayern  im September 1733 in Kaisheim im Anschluss an das dort stattfindende Provinzialkapitel.

Abt Kilian regierte nicht einmal 15 Monate. Er starb am 3. Oktober 1734 an Asthma und Herzwassersucht.

Sein Nachfolger wurde Robert Pendtner. (1734-1756) Sein Vater ist der Feldwebel Christoph Pendtner in Diensten des Erzbischofs von Salzburg.

Auf einem Soldatenmarsch, bei dem auch seine Mutter dabei war, wurde er in Schussenried geboren. Sein Taufeintrag ist jedoch im Dompfarramt in Salzburg.

Dort wuchs der Junge auch auf.

Auf einer Wallfahrt nach Altötting brach er sich 1719 bei einem Sturz aus einer Kutsche das Schienbein. Man ließ ihn in Kloster Raitenhaslach zurück.

Ein Jahr später bat er um Aufnahme ins Kloster Raitenhaslach. Dort legte er am 29. September 1721 seine Profess ab.

Am 30. September 1725 feierte er seine Primiz. 1731/1732 war er Kooperator, das ist der Pfarrvikar, in Niederbergkirchen.

Bei seiner Wahl bekleidete Robert das Amt des Küchenmeisters.

Durch den Tod von Abt Kilian war eine Wahl notwendig geworden, die am 8. November 1734 stattfand. Abt Paulus Genzger (1734-1745) von Kloster Aldersbach leitete die Wahl in Vertretung des erkrankten Vaterabtes von Salem Konstantin.

Ihm assistierten Abt Stephan von Fürstenzell sowie Abt Gregor Kirmayr (1721-1764) von St. Veit in Neumarkt. Er war Benediktinerabt.

Die Bestätigung durch Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727– 1748 ) erfolgte einen Monat später. 1734 12 13

Die Weihe erfolgte an Maria Lichtmess 1735 durch Abt Eugen Schmid (1724-1744), der damals Generalvikar der Bayrischen Ordensprovinz war.

Drei Jahre nach seiner Wahl begann er mit der völligen Neugestaltung der   1696 geweihten Klosterkirche. Wahrscheinlich war er selbst an der Planung beteiligt. Er war wohl in der Baukunst erfahren, wie Zeitgenossen berichten.

Er zeichnet selbst und ist in der Kartographie bewandert Der Entwurf zum Heiligen Grab im Vorraum der Klosterkirche stammte von ihm.

Die Fresken in der Kirche stammen von Johann Zick. Möglicherweise hat dieser auch die Gesamtleitung für die Arbeiten in der Klosterkirche.

Johann Zick (1702-1761)ist am 10. Januar 1702 in Lachen im heutigen Landkreis Unterallgäu geboren. Lachen ist etwa 10 Kilometer von der damaligen Reichsstadt Memmingen und gehörte bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 zum Fürststift Kempten.

1721-24 machte er eine Ausbildung bei Jacob Carl Stauder, der 1721 in Ottobeuren tätig war. Die Technik des “fresco buono” erlernte er bei bei  dem Venezianer Jacopo Amigoni, der von 1719-1728 in Deutschland tätig war, vor allem in München aber auch in Ottobeuren.

Johann Zick war seit 1732 Hofmaler des Johann Theodor von Bayern wird. Dieser ist Fürstbischof von Regensburg , später noch zusätzlich von Freising und Lüttich. Ab 1746 wird er Kardinal.

In Raitenhaslach versieht Johann Zick die Klosterkirche mit Fresken aus dem Leben des Heiligen Bernhard. Er malt in Raitenhaslach auch die Altarblätter vom Hauptaltar mit Mariä Himmelfahrt und dem Benediktsaltar.

Zwar fand 1741-1748 der österreichische Erbfolgekrieg statt, der Raitenhaslach wieder schwer in Mitleidenschaft zog. In dem Krieg ging es zunächst mal um die “Pragmatische Sanktion”, die im April 1713 von Kaiser Karl VI. (1711-1740) veröffentlicht worden war.

Sie legte die Unteilbarkeit und Untrennbarkeit aller habsburgischen Erbkönigreiche und Länder fest und sah zu diesem Zweck auch eine einheitliche Erbfolgeordnung vor. Bei einem Aussterben im Mannesstamm sah sie eine weibliche Erbfolge war.

Der bayrische Kurfürst Karl Albrecht von Bayern (und von 1742-1745 auch deutscher Kaiser) erkannte die pragmatische Sanktion nicht mehr an und legte 1732 und legte mit der Wittelsbachischen Kurpfalz und Kursachsen dagegen Protest ein.

Als 1740 Karls VI 1740 ohne Sohn verstarb, sollte sein einziges Kind Maria Theresia Nachfolgerin werden, allerdings nur in den habsburgischen Landen, da die Pragmatische Sanktion nur dort galt.

1740/41 hatte der preussische König Friedrich II. (1740-1786) das bisher österreichische Schlesien erobert. 1741 schloss Karl Albrecht ein Bündnis mit Spanien und Preussen und kurze Zeit späte mit Frankreich.

Im September 1741 besetzte Karl Albrecht mit seinen bayrischen Truppen Passau und die Veste Oberhaus und marschierte von dort über das bayrische Innviertel  in Oberösterreich ein. Er konnte sich dort aber nicht halten. Im Januar 1741 nahmen die Österreich Passa und die Veste Oberhaus ein. Im Februar musste sich Braunau ergeben. Dann wurde Burghausen eingenommen. Das Pandurenregiment von Franz Freiherr von der Trenck (1711-1749) war in Bayern eingefallen, brandschatzte und trieb Kontributionen ein.

Freund und Fein bezogen Quartier in Kloster Raitenhaslach. Kontributionen wurden erhoben. Die zum Kloster gehörende Kirche St. Radegund wurde von den Panduren geplündert.

Im November 1744 war Raitenhaslach Aufmarschgebiet der bayrischen Truppen unter Prinz Ludwig Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1710-1759).

Im Oktober 1743 konnte die 600-Jahrfeier zur Klostergründung nur mit einem Triduum gefeiert werden.

Trotz all dieser Schwierigkeiten wahrte Abt Robert Normalität.

Im Oktober 1743 hatte er der nunmehrigen Landesfürstin Maria Theresia den Treueid geleistet. Daraufhin wurde die Sequestration für die in Österreich gelegenen Güter des Klosters aufgehoben werden.

Das Kloster konnte nun wieder ungehindert Weinlesen und keltern und auch nach Bayern ausführen. 1743 10 18

1743 ließ er die Emporenorgel umbauen. Das Orgelwerk von 1697 blieb bestehen, wurde aber erweitert. Die Orgel wurde mit einem neuen, nun zur Spätbarock passenden Prospekt versehen.

1749 begann Abt Robert mit der Neugestaltung der Klosteranlage. Ein aus zweigeschossigen Arkaden-Terrassen gebildeter  u-förmiger Kirchhof wurde vor die Kirchenwestfront gelegt.

Zwei Pavillongebäude bildeten den symmetrischen Hofabschluss.

Wahrscheinlich nach Plänen von Abt Robert wurde auch die Kirchenfront neu gestaltet. Die beiden Kirchtürme wichen einem einzigen Mittelturm.

Mit dem Bau des Kirchhofes wurde auch der sogenannte Prälatenstock begonnen, dessen Fertigstellung Abt Robert allerdings nicht mehr erlebt.

Mit dem Bau hatte er  den Trostberger Baumeister Franz Alois Mayr (1723-1771) und Schüler des Münchner Hofbaumeisters Johann Baptist Gunetzrhainer und dessen Bruders Ignaz Anton Gunetzrhainer beauftragt.

Abt Robert vermehrte auch den Kirchenschatz und die Paramentenkammer.

1742 erwarb er aus Rom die Relqien der heiligen Olympia.

Die Annalen des Klosterchronisten Conrad Tachler von 1612/13 ließ er durch P. Sebastian Feller ergänzen und fortführen.

Auch andere Kirchen wurden von dem kunstliebenden Prälaten bedacht. Die Kapelle in Krems wurde 1747-54 auf Veranlassung von Abt Robert verschönert und erhielt einen neuen Turm.

1751 wurde die Kirche von Margarethenberg barock umgestaltet. Hochaltarblatt und Deckengemälde wurden von Johann Baptist Zimmermann (1680-1758), dem älteren Bruder von Dominikus angefertigt.

Die Kirche von Niederbergkirchen wurde 1751 von Franz Alois Mayr umgebaut und innen mit Rokokozier ausgestattet, die vonden ebenfalls im Kloster tätigen Maler Johann Rabensteiner und Bildhauer

Johann Georg Kapfer stammte.

Auch das Kirchlein von Oberhofen wurde ebenfalls durch den Baumeister Franz Alois Mayr neugestaltet.

Das Kirchlein von St.Radegund erhielt unter Abt Robert ebenfalls eine neue Ausstattung.

Die vielen Bauvorhaben, Verschönerungen und Anschaffungen fanden keineswegs den ungeteilten Beifall des Konvents.

Aber Abt Robert hatte volle Rückendeckung durch die Vateräbte Stephan II. Enroth (1745–1746)  und Anselm II. Schwab (1746-1778), die ja mit dem Beschluss und Bau der Wallfahrtskirche Birnau

ebenfalls ihre Baufreude unter Beweis gestellt hatten.

Abt Robert war zwar sehr prunkliebend, in seinem eigenen Lebensstil aber einfach und von tiefer Frömmigkeit.

Im September 1754 und im Juli 1755 erlitt er einen Schlaganfall. Die Schlaganfälle hinderten ihn aber nicht an der Ausübung seiner Amtsgeschäfte. Der Chronist vermerkt, dass sich Abt Robert bis zum Schluss

mit Planen und Bauen beschäftigt habe.

Er verstarb am 28. Februar 1756.

Abt Anselm II. von Salem setzte den Termin für die Neuwahl auf den 23. März 1756 fest. Die bayrische Regierung genehmigte den Termin am 20. März 1756.

Den Wahlvorsitz führte der Vaterabt unter Assistenz von Abt Theobald II. (1745-1779) von Aldersbach der Generalvikar für Bayern war.

Im 2. Wahlgang wurde Abundus Tschan (1756-1759) mit 16 von 24 Stimmen als neuer Abt gewählt. Generalabt François Trouvé ( 1748– 1797 ) bestätigte die Wahl im April 1756. 1756 04 10.

Bei seiner Wahl war er Pfarrvikar in Niederbergkirchen.

Abt Abundus ist der einzige Abt, der aus Raitenhaslach stammt. Dort wurde er am 20. Oktober 1711 als Sohn des Klosterbaders Andreas Tschan geboren.

Er absolvierte seine Gymnasialzeit bei den Jesuiten in Burghausen.

1729 trat er ins Kloster Raitenhaslach ein. Am 8. Dezember 1730 legte er seine Profess ab. Bei der Abtswahl von 1733 war er Subdiakon und bei der von 1734 Diakon.

Im November 1734 immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg. Im November 1737 wurde er zum Priester geweiht. 1742 war er Subprior und 1747 wurde er zum Prior ernannt.

Ein Bruder des Abtes war als P. Kasimir Angehöriger des Augustinerklosters in Tittmoning.

In der Pfortenkapelle von Raitenhaslach ließ Abt Abundus drei neue Altäre und ein neues Gestühl errichten.

Abt Abundus regierte nur knapp drei Jahre. Überschattet wurde seine Regierung durch die Ermordung des Priors P. Georg Dunkel im Kreuzgang des Klosters am 4. Dezember 1758.

Die näheren Umstände der Mordtat blieben ungeklärt.

Im Januar 1729 wurde er zum Prälatensteuerer ernannt. Auf der Rückkehr von der 1. Sitzung in München erlitt er in Mettenham bei Mühldorf einen Schlaganfall, an dem er am 19. Januar 1759 im

nahen Klosterpfarrhof von Niederbergkirchen verstarb.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 8. März 1759 statt und wurde vom Salemer Vaterabt  Anselm geleitet, obwohl auf Ansuchen des Geistlichen Rates in München bei Generalabt Francois Trouvé dieser

damit den Abt von Aldersbach beauftragt hatte. Darüber hatte es Auseinandersetzungen gegeben. Aber der diplomatisch kluge Salemer Abt konnte die Wogen glätten.

Auch hatte der bayrische Kurfürst über die Wahlkommissare den Wunsch vorgebracht, es möge ein Landeskind zum Abt von Raitenhaslach gewählt werden.

Gewählt wurde Emanuel II. Mayr (1759-1780). In der Urkunde 1760 03 08 von Abt Anselm sind alle Wahlteilnehmer auch mit ihren Ämtern aufgelistet.

Emanuel war in Dillingen geboren und das gehörte zum Hochstift Augsburg. Emmanuel galt also als Ausländer. Aber er war bei seinem Paten in Moosbach aufgewachsen und man betrachtete

ihn als “naturalisierten” Bayern.

Abt Emanuel wurde am 7. Dezember 1717 in Dillingen als Sohn der Taglöhnereheleute Andreas und Anastasia Mayr geboren. Er wuchs aber bei seinem Paten Felix Baron von Burgau auf, der

Pfarrer in Mooskirchen war. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen. Am 8. Dezember 1739 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Ein Jahr später legte er seine Profess ab.

Am 23. November 1743 immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg. Am 21. Januar 1745 wurde er zum Priester geweiht.

Im Kloster war er zunächst als Archivar und Bibliothekar tätig. Außerdem hatte ihn  Abt Robert mit der Fortführung der Annalen beauftragt. Von 1751-1755 war er Cellerar. Danach war er Subprior, Novizenmeister und Konventsbeichtvater.

Im Dezember 1758 wurde er zum Prior bestellt und Nachfolger des ermordeten Priors P. Georg Dunkel. Das war er dann auch bei seiner Abtswahl.

Sein Oboedienzversprechen leistete er sowohl dem Generalabt als auch den Äbten von Salem und Aldersbach.

Generalabt Francois Trouvé bestätigte die Wahl im April 1759 (1759 04 02)

Abt Theobald von Aldersbach benedizierte ihn unter Assistenz des Abtes von Seeon Benedikt II. Reicherseder (1753-1760) und des Propstes des Chorherrenstiftes Ranshofen Ubald (1749-1766)

Der Rokokoprälat wurde einer der bedeutendsten Prälaten seiner Zeit. Er Bauherr, Förderer der Wissenschaften und Ehrenmitglied der von Kurfürst Maximilian III. Joseph (1745-1777) gegründeten kurfürstlichen Akademie der Wissenschaften

und auch Politiker. Er war Mitglied der Ständeversammlung, seit 1760 Prälatensteuerer und seit 1762 Provinzialsteuerer.

Als Bauherr setzte er die von Abt Robert geplanten und von Abt Abundus begonnenen Baumassnahmen mit der Fertigstellung des Innenausbaus fort und vollendete sie.

Mit dem Baumeister Franz Alois Mayr setzte er mit dem Neubau des Festsaaltraktes die Erweiterungen fort. Im Muldengewölbe malte Johann Martin Heigl das große Fresko mit einer Darstellung menschlicher Arbeit  zur Kultivierung des Landes.

Johann Marin Heigl (um 1730-1794) war ein Gehilfe und Mitarbeiter von Johann Baptist Zimmermann.

Er hatte schon 1763 mit der Ausmalung der Wallfahrtskirche Marienberg begonnen. Das mariologische Programm zur Wallfahrtskirche entwickelte Abt Emanuel selbst.

Der Neubau Wallfahrtskirche Marienberg machte Abt Emanuel zum eigentlichen Rokokoprälaten.

Mit dem Neubau des Refektoriums und der Bibliothek schloss er den südlichen Gebäudekomplex und schloss noch das “Gartenstöckl”, die südliche Verlängerung des Westflügels an.

1772 begann er mit den Ökonomiegebäuden als Südabschluss des Klosterhofes und 1777 –1780 baute er den östlichen und südlichen Konventflügel neu.

Nicht nur Baulust und Prunkliebe veranlassten diese große Bautätigkeit. Am 5. August 1766 stürzte der Konventstrakt samt Klausurmauer 300 Schritt ab und machten einen Neubau

erforderlich.

Neben Bauten in Raitenhaslach und Marienberg erfolgten noch Umgestaltungen in Kirchisen, Wald an der Alz, Burgkirchen und Gumattenkirchen.

Diese Bautätigkeit hatte natürlich ihren Preis. Die Schulden der Abtei stiegen rasant und hatten beim Tode Abt Emanuels 54.000 Gulden erreicht, das sind etwa 10.894.526,00 €

Kloster Raitenhaslach war damit aber nicht allein. Alle bayrischen Zisterzen waren um 1780 herum hochverschuldet.

Das Kurfürstentum hatte immer noch über 9 Millionen Gulden Schulden und war eigentlich bankrott. Kurfürst  Maximilian III.Joseph ließ keine Gelegenheit aus, die Klosterfinanzen zu schröpfen.

Schon 1764 hatte ein stetiger Finanztransfer zum hochverschuldeten bayrischen Staat begonnen, der bis zur Säkularisation anhielt.

Als Abt war Emanuel sehr erfolgreich. In seiner Regierungszeit gab es 26 Professen und bei seinem Tod hatte sich der Personalstand von 29 auf 38 Konventsmitglieder erhöht.

Er hatte ein gutes Verhältnis zum Salzburger Erzbischof Sigismund Graf von Schrattenberg. (1753-1771) Dieser weilte mehrere Male in Raitenhaslach und weihte 1762 die Abteikapelle und 1765

die Wallfahrtskirche Marienberg. (1762 10 22 und 1765 05 10) Die Weihe war ein großes Fest, bei “dem ein solcher Prunk entfaltet ward, wie Raitenhaslach und Marienberg wohl noch nie gesehen hatte und auch kaum mehr sehen wird”

(Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1866, Sulzbach 1866. S. 67)

1761 und 1762 ließ Abt Emanuel zwei weitere Katakombenheilige aus Rom nach Raitenhaslach bringen.

Abt Emanuel war wohl der einzige Abt von Raitenhaslach, der sich ein Kupferportrait anfertigen und eine Silbermedaille schlagen ließ

Abt Emanuel verstarb am 20. Juli 1780.

Sein Herz ruht in der von ihm errichteten Wallfahrtskirche von Marienberg.

Kurz vor dem Tod von Abt Emmanuel hatte der Bayrische Erbfolgekrieg (Juli 1788-Mai 1779) stattgefunden. Er endete mit dem Frieden von Teschen am 13. Mai 1779. Der Bayrische Kurfürst Karl Theodor (bayrischer Kurfürst von 1777-1799)

hatte in diesem Friedensvertrag die östlich des Inns und Salzach gelegenen Gebiete des Rentamtes Burghausen abgetreten. Kloster Raitenhaslach verlor damit Einnahmen und erst Abt Emanuels Nachfolger Theobald konnte 1791 eine Übereinkunft mit

Wien mit Vorteilen für das Kloster erzielen.

Die Wahl des Nachfolgers von Abt Emanuel II. fand am 27.November 1780 unter Leitung des Salemer Vaterabts Robert Schlecht (1778-1802) statt. Er hatte von Generalabt Francois Trouvé auch die Vollmacht erhalten, den neuen Abt zu benedizieren.

Deshalb blieb der Generalvikar für Bayern, Abt Otto Doringer (1779-1797), der die Vornahme der Weihe für sich beanspruchte, dieser Wahl auch fern. Erstmals in der Geschichte von Raitenhaslach  hatten kurfürstliche Kommissare am Scrutinium, dem eigentlichen Wahlakt teilgenommen.

Gewählt wurde im 2. Wahlgang Abt Theobald Weißenbach (1780-1792). Sein Vater war der bürgerliche Bierbrauer Jakob Weißenbach aus Wemding im Ries.

Die Familie war vermögend und so konnte der Sohn am Jesuitengymnasium in Neuburg an der Donau seine Schulausbildung absolvieren und anschließend an der Jesuitenuniversität in Ingolstadt studieren.

1756 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Dort legte er 1759 seine Profess ab. Im gleichen Jahr immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg.

1761 promovierte er zum Doktor der Theologie und 1762 zum Priester geweiht. Dann unterrichtete er an der Hauslehranstalt in Raitenhaslach. Daneben  bekleidete er  verschiedene Klosterämter. Er war erst Küchen-und Kellermeister und

dann Subprior. Danach war er in der Seelsorge tätig, zuerst als Vikar in Gumattenkirchen und ab 1775 in Halsbach.

Abt Theobald ist durch die Aufklärung geprägt. Er hatte aber auch die zunehmenden Repressionen des Kurfürsten gegen die landständischen Klöster erlebt.

1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben. Für Bayern bedeutete das, dessen Schulen durch die alten Klöster weiter betrieben werden mussten. Kloster Raitenhaslach hatte das

Jesuitengymnasium in Burghausen zu übernehmen. Abt Theobald wurde 1781 in das neugebildete General-Schulen-Directorium berufen. Er musste deshalb oft nach München.

Dazu kam die Zugehörigkeit des Prälaten zur Landschaftsversammlung.

Abt Theobald förderte vor allem die Naturwissenschaften an seinem Kloster. Er ließ ein mathematisches Museum einrichten.

1781 reiste er nach Salem, um dort beim Mutterabt Robert ein Darlehen über 30.000 Gulden, das sind  etwa 6.045.087,00 € ,aufzunehmen.

Damit wurde der neue Bibliotheksaal in Verlängerung des alten Nordflügels erbaut. Auch wurde die Bibliothek bereichert. Die Ausgestaltung des Bibliotheksaals übernahm

Januarius Zick (1730- 1797), der Sohn von Johannes Zick, der ja die Fresken in der Klosterkirche gestaltet hatte.

Diese Bauten kamen beim Konvent und späteren Kritikern wegen der Kosten schlecht an. Die Kritik ist aber nicht ganz berechtigt, denn diesen Schulden stand ein große Aktivbestände bei Untertanen und vor allem bei der

Bayrischen Landschaft gegenüber.

1801 inventarisierte die kurfürstliche Kommission das Kloster und stellte dabei nebst einem Gesamtvermögen von rund 253 000 Gulden ein Aktivsaldo von 50 782 Gulden fest.

Auch ein Zeichen der Aufklärung, Abt Theobald machte sich um die Einführung von Blitzableitern in der Umgebung des Klosters verdient.

Zwei Konventsmitglieder schickte er auf die Hohe Kameralschule nach Kaiserslautern. Diese wurde 1774 in Kaiserslautern gegründet. Dort wurde praxisnah Wirtschaftswissenschaft gelehrt.

Kameralistik wurde bis dahin nur an den Universitäten in Halle und Frankfurt/Oder gelehrt.

Der oben erwähnte Friede von Teschen hatte dem Kloster finanziell schwere Zeiten bereitet, da durch die Abtretung des Innviertels dem Kloster namhafte Einkünfte entgingen. Abt Theobald versuchte,

der Finanznot mit verschiedenen Mitteln zu begegnen. Er bemühte sich um die Inkorpierung verschiedener Pfarreien, unter anderem Burghausen, dies allerdings erfolglos.

Schließlich reiste er 1790 an den Kaiserhof nach Wien, um dort die Freigabe beschlagnahmter Einkünfte zu erreichen. Das bedingte allerdings eine monatelange Abwesenheit von Raitenhaslach und entfremdete ihn von

seinem Konvent und das bei einem ohnehin angespannten Verhältnis. Die Verhandlungen zogen sich sehr lange hin und wurden vom Abt mit “tarditas” charakterisiert, also mit Langsamkeit, wie er in einem Brief an den Vaterabt mitteilte.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 337, Anmerkung 11)

Am 29. November 1791 hatte er endlich ein Abkommen erreicht. Allerdings waren seine Kräfte am Erliegen. Er starb am 30. Juni 1792 im Dominikanerkloster in Wien, wo er untergekommen war.

Er ist auf dem Dorffriedhof von Penzing bestattet.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 22. August 1792 unter Vorsitz des Salemer Vaterabtes Robert statt. Den Wahltermin hatte der Geistliche Rat in München festgelegt. Auch bei dieser Wahl nahmen die kurfürstlichen Kommissare am Scrutinium teil.

Gewählt wurde Eugen III. Rund (1792-1801.) Abt Robert hatte von Generalabt Francois Trouvé die Vollmacht erhalten, den neuen Abt zu bestätigen.  1792 08 24 Die Weihe übertrug er dem Aldersbacher Abt Otto. Zwei Tage später weihte Abt Otto Eugen

als neuen Abt unter Assistenz des Asbacher Abtes Amandus Arnold (1787-1803) und dem Propst Franz I. Krump (1790-1801) von Kloster Baumburg.

Eugen wurde  am 17. Januar 1744 in Geisenhausen im Landkreis Landshut geboren. Sein Vater  war Pfleg-und Kastenamtsverweser. Eugen besuchte das Jesuitengymnasium in Landshut. Danach studierte er die Humaniora und Philosophie in Regensburg.

Am 8. September 1765 legte er in Raitenhaslach seine Profess ab. 1769 mwar er zum Studium der Theologie an der Universität Salzburg immatrikuliert. Der Salzburger Erzbischof Siegmund Graf von Schrattenbach (1753-1771) weihte ihn am 10. August 1769

zum Priester.

1771 wurde er in Raitenhaslach Chor-und Seminardirektor. 1774 war er Cellerar. Ab 1779 lehrte er an der Hauslehranstalt Moral-und Patoraltheologie.

1784 wurde er erneut Cellerar und zugleich Kastner.

1788 übertrug ihm Abt Theobald das Amt des Priors und zugleich Novizenmeisters.

Ein Jahr nach seiner Wahl zum Abt wurde er Prälatensteuerer für das Rentamt Burghausen.

Drei Jahre vor seiner Wahl zum Abt war 1789 in Frankreich die Revolution ausgebrochen,die dann sowohl auf Kloster Raitenhaslach als auch auf den Ziesterzienserorden erhebliche Auswirkungen hatte.

In Frankreich wurden am 13. Februar 1790 die Klöster aufgehoben. Die Abtei Citeaux wurde enteignet und 1791 an Spekulanten verkauft. Generalabt Francois Trouvé hatte sich bei der Aufhebung des Klosters zu

Verwandten nach Vosne in der Nähe von Dijon begeben. Dort verstarb er am 25. April 1797 über 85-jährig.

Nach Deutschland kamen immer mehr französische Emigrantenpriester. Diese wurden von den Behörden den Klöstern zugewiesen. 1794 erhielt Kloster Raitenhaslach die Zuweisung eines Emigrantenpriesters, obwohl Eugen am 25. Februar 1794

den Geistlichen Rat in München gebeten hatte, auf die Zuweisung zu verzichten, da es schon einen Jesuiten, sowie zwei Titulanten zu versorgen habe.  Das Kloster hatte aber in der Folgezeit immer wieder Emigrantenpriester aufzunehmen.

Bei dem Jesuiten handelte es sich um den Jesuiten Professor Dr. Johann Evangelist Helfenzrieder vom ehemaligen Jesuitenkolleg Burghausen.

1799 musste Abt Eugen Klostersilber  für 9000 Gulden verkaufen.

Am 3. Dezember 1800 fand die Schlacht von Hohenlinden statt. Nach dem Sieg der Franzosen unter General Moreau kam es zum Franzoseneinfall auch in der Gegend von Raitenhaslach. Abt Eugen musste sich in Burghausen verstecken.

Die Klosterpfarrhöfe in Halsbach und Niederbergkirchen wurden geplündert.

Abt Eugen verstarb am 19. August 1801 an Abzehrung. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S.339)

Am  2. September 1801 mussten auf Befehl des Geistlichen Rats in München 2 Administratoren für das Kloster gewählt werden.

Der bisherige Prior Guido Wichtl und der Kastner Edmund Stöckl wurden zu Adminstratoren bestimmt. Der Geistliche Rat erteilte dieser Wahl seine Zustimmung.

Abt Urban (1797-1803) von Kloster Aldersbach zeigte dem Geistlichen Rat am 11. September 1801 an, dass er vom Salemer Vaterabt Robert mit der Durchführung der Wahl sowie der Benediktion beauftragt

worden war. Auch damit zeigte sich der Rat einverstanden.

Die Wahl fand am 1. Oktober 1801 unter Vorsitz von Abt Urban unter Assistenz der Äbte Gebhard (1798-1803) von Fürstenzell und Lambert Neusser (1793-1803) von Kloster Seeon statt.

Gewählt wurde Ausanius Detterle(1801-1803). Am 4. Oktober wurde er benediziert. Noch am Tag seiner Weihe erstellte er zusammen mit der kurfürstlichen Wahlkommision und Abt Urban ein Inventar über das Vermögen des Klosters. (s.o.)

Ausanias wurde am  22. August 1755 in Aspach im Innviertel als Sohn des Organisten und Schullehrers Franz Anton Detterle  geboren

Bei seiner Profess am 15. August 1777e erhielt er den ungewöhnlichen Ordensnamen Ausanias.

Am 15. Oktober 1780 feierte er seine Primiz.

Von 1793 bis 1797 war er Pfarrvikar in Margarethenberg. 1796 wurde er als Pfarrvikar in Hadersorf, das mittlerweile österreichisch war, als Pfarrvikar präsentiert. Da sein Geburtsort Aspach jetzt ebenfalls österreichisch war,konnten die k.u.k. Behörden

keine Bedenken gegen seine Person erheben. In Hadersrof war Ausanias bis zu seiner Wahl zum Abt.

Im Spätherbst 1802 kam es zu einer ersten Einschränkung der Verfügungsgewalt des Abtes.

Am 18. März 1803 verkündete Franz Graf von Armannsperg, der Landrichter in Burghausen war, Konvent und Abt die Aufhebung ihres Klosters durch den bayrischen Kurfürsten Maximilian IV. (1799-1806 dann als Maximilian I. bis 1825 bayrischer König).

Abt Ausanias blieb in Raitenhaslach.Ihm war eine Pension von 3 Dukaten pro Tag zu erkannt worden, das sind etwa 589,00 €. Er kaufte das Abteistöckl und später auch etwas Mobiliar zurück.

Er machte sich um die Förderung der Obstbaumzucht und des Safrananbaus im Salzachtal verdient.

Er führte auch Pontifikialhandlungen wie z. B. Glockenweihe aus.

Er starb am 20. Februar 1829 an Schleimschlag, das ist ein Schlaganfall, der auf übermäßige Schleimbildung , der auf Überfluss an Schleim im Körper zurückgeführt wird.

Er wurde auf dem Friedhof von Marienberg beerdigt.

Ein Großteil der Gebäude wurde abgerissen, da sie für private Nutzung überdimensioniert waren. Die übrigen Gebäude wurden an die Meistbietenden verkauft.

Der nicht nur aus heutiger Sicht wertvolle Buchbestand wurde bis auf wenige Ausnahmen zum Kilopreis an Altpapierhändler verkauft.

Die Klosterkirche wurde 1806 zur Pfarrkirche. Die restlichen Klostergebäude wurden als Pfarrhof, Schule, Brauerei, Gaststätte und als private Wohnungen genutzt.

Ein Versuch von Zisterziensermönchen aus Ossegg in Böhmen wieder anzusiedeln, scheiterte nach dem 2. Weltkrieg

                                                                 

04 Feb 2023