Archiv des Autor: Franz-Karl

Kloster Fürstenzell

 

                                                                                                                                  

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In Zell im Mündungsdreieck zwischen Donau und Inn erwarb Magister Hartwig von Ruprechting vom Passauer Augustinerchorherrenstift Sankt Nikola 1272 einen Hof.  Er stammte aus Ruprechting bei Aschach in Oberösterreich,das damals zur  Diözese Passau gehörte.

Hartwig war ein Passauer Domherr, Leiter der Domschule und Kaplan von Herzog Otto II. von Bayern (1231-1253) und dessen Sohn Heinrich XIII (ab 1253 Herzog von Bayern und ab 1255 –1290 als Heinrich I. Herzog von Niederbayern und Gründer der

Hauslinie Wittelsbach-Niederbayern

Hartwig war ein Mann, der sich durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit auszeichnete. Er war Verfasser einer Grammatik und zweier Abhandlungen über Jugenderziehung. In Zell gab er mit seinem Hof die Grundausstattung für ein Zisterzienserkloster.

Er verstarb am am 19. April 1284. Er ist in der Klosterkirche von Fürstenzell bestattet. Sein Grabstein ist noch vorhanden. Darauf wird er “Gründer dieses Klosters” genannt.

Der Passauer Domherr Heinrich von Preming, der am 13. Mai 1301 verstorben ist, ergänzten die ungenügende Dotation. Er ist in der Allerheiligenkapelle von Kloster Fürstenzell bestattet.

Magister Hartwig kam mit seinem Klosterprojekt bald an seine finanziellen Grenzen, fand aber in Herzog Heinrich XIII. einen großzügigen Unterstützer, der das neue Kloster großzügig mit Grundstücken und auch Privilegien bedachte,

was ihn zum eigentlichen Klosterstifter machte, was sich ja auch im Namen “Cella principis”, also Fürstenzell widerspiegelt.

Am 26. Februar 1272 stiftete Alram von Rottau seinen Besitz in Dürhaim an das mit Abt und Konvent  von Aldersbach und Magister Hartwig neu gegründete Kloster. “ Alram von Rottau stiftet mit Zustimmung seiner Kinder Richger und Elisabeth
seinen Besitz in Dürham (Duricheim), dem vom Domscholaster Mag. Hertwiggemeinsam mit Abt und Konvent zu Aldersbach neu gegründeten Kloster” Alle Urkunden aus Fond: Kloster Fürstenzell Urkunden (Zisterzienser 1246-1786)

Archivbestände > DE-BayHStA > KUFuerstenzell Urkunde 11

Die Urkunde wurde in Aldersbach ausgestellt. Man kann also davon ausgehen, dass er die Unterstützung von Kloster Aldersbach hatte.

Bischof Diepold von Berg (1172-1190) verlieh den Herren von Rottach 1175 ein heraldisches Wappen. Das ist ihre erste urkundliche Erwähnung. Die Herren von Rottach zählten zu den größten Wohltätern von Kloster Fürstenzell.

Weitere Förderer von Fürstenzell waren die Grafen von Ortenburg und die Poppenberger.

Bischof Petrus von Passau (1265-1280) gestattete am 8. April 1274 ein Zisterzienserkloster zu gründen.

“Peter, Bf. von Passau, gestattet dem Domscholaster Hertwig, in der vonLeopold, Propst des Stiftes St. Nikola, erworbenen curia nebst Kapelle in Zell
ein Zisterzienserkloster zu errichten. Der Platz des Klosters wird von allen Rechten der Pfarrkiche in Irsham eximiert. Das Kloster soll alle Rechte und Freiheiten des Zisterzienserordens genießen.” Urkunde 13

Eine eigentliche Stiftungsurkunde ist im Fond:Kloster Fürstenzell nicht vorhanden.

Das Kloster wurde aus Kloster Aldersbach besiedelt und war damit in der Filiation Aldersbach-Ebrach-Morimond.

Ein Gründerkonvent wie meist bei den Zisterziensern wurde wohl nicht von Aldersbach nach Fürstenzell geschickt.

Im Mai 1275 wurde der Mönch Walther, der aus Kloster Wilhering stammte, zum ersten Abt von Fürstenzell gewählt. Wilhering ist 1185 von Ebrach aus neu besiedelt worden

Abt Walther ließ eine Portenkirche zu Ehren der Heiligen Margarete errichten. Die Portenkirche ist ein typischer Bestandteil mittelalterlicher Klosteranlagen. Dort wurde für Frauen, für weltliche Bedienstete

und für Menschen aus der Umgebung, die die Klausur und die Abteikirche nicht  betreten durften, die Messe gefeiert. Auch das Mutterkloster Aldersbach besaß eine solche Portenkirche.

Walther hatte seine Profess in Aldersbach abgelegt. Er resignierte schon nach zwei Jahren. Er starb 1284

Am 13. Juni 1276 gewährte Herzog Heinrich dem Kloster weitgehende Freiheiten.

“Heinrich Pgf. bei Rhein und Hz. in Bayern, gewährt dem Kloster Fürstenzell,das er [mit-] begründet hat, Immunität und Befreiung von allen Real- und
Personallasten, ungestörten Genuß der Rechte und Freiheiten ihres Ordens gemäß päpstlichen und kaiserlichen Privilegien sowie Vogtfreiheit..” Urkunde 23

Die Vogtfreiheit war eine wesentliche Forderung, die alle Zisterzienserklöster für sich beanspruchten. Diese Urkunde enthielt auch eine beschränkte Gerichtsbarkeit über die Leute und Güter des Klosters.

Die volle Gerichtsbarkeit gewährte Herzog Heinrich 1280.

1277 gewährte Bischof Dietrich II. von Gurk (1253–1278) einen Ablass von 40 Tagen für alle, die am Marienfest das neugegründete Kloster Fürstenzell aufsuchten. (Urkunde 25)

Auch in den Folgejahren gewährten Bischöfe immer wieder Ablässe, so der Passauer Bischof Wichard von Pohlheim(1280-1282) in Urkunde 35.

Wichard machte sich als Förderer der Zisterzienserklöster Heiligenkreuz im Wienerwald und Fürstenzell einen Namen. (Ablässe in  Urkunde 32,35, 42)

Das zog natürlich Besucher an und verschaffte dem Kloster Einnahmen

1279  schenkte Heinrich dem Kloster das Patronat der Kapelle in Haunersdorf (Urkunde 26)

Am 19. August 1279 bekam das Kloster vom Passauer Bischof Petrus den Weinzehnten in Rehberg geschenkt. (Urkunde 27)

König Rudolf I. von Habsburg befreite Kloster Fürstenzell wie andere Klöster in Bayern und Österreich von Maut und anderen Zöllen auf Lebensmittel. (Urkunde  31)

Das war die erste Urkunde eines deutschen Königs für Kloster Fürstenzell.

Zollfreiheit gewährten auch die Brüder Wernhard und Heinrich von Schaunberg für Wein und Lebensmittel aus Österreich. Urkunde 38.

Die erste Papsturkunde für Kloster Fürstenzell stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 1. September 1282 aus. Urkunde 40 “Papst Martin IV. stellt Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell mit all ihren
Besitzungen unter apostolischen Schutz.”

Am 4. November 1282 wandelte Graf Diepold von Ortenburg ( +1285) die Mühle von Aspertsham, die Lehen des Rugger von Poppenberge in Eigen um. Dieser schenkte die Mühle dann an Kloster Fürstenzell. (Urkunde 41)

1283 bestätigte Bischof Gottfried von Passau (1282-1285) “ gleich seinen Vorgängern Abt und Konventdes Klosters Fürstenzell Maut-, Zoll- und Abgabenfreiheit für Lebensmittel und andere Bedarfsartikel”. (Urkunde 45)

Abt Hugo Haug stammte aus Straubing. Er war von 1276-1280 Abt in  Wilhering. 1285-1295 war er Abt in Fürstenzell.  Dann wechselte er nach Kloster Aldersbach und war dort Abt vom 8.11.1292-1298. Auf der Rückreise vom Generalkapielt in

Citeaux verstarb  er am 16.10.1308 in Heilsbronn, wo er auch bestattet ist. Er tritt in einigen  Urkunden auf. In der Urkunde vom 1. März 1290  Es geht um einen Gebietstausch durch Abt Wernher II.(1271-1293)vom Kloster Reichenbach am Regen.
Die Äbte Hermann II. von Kloster Ebrach (1290-1306) und Hugo von Fürstenzell  nahmen am 27.01.1295 das vom Passauer Bischof Bernhard von Prambach (1285-1313) gestiftete Kloster Engelszell .

namens des Zisterzienserordens die neue Niederlassung in feierlicher Form in Besitz und führten den neuen Abt Berthold in sein Amt ein.

1294 übertrug das Domkapitel von Passau Kloster Fürstenzell die Verwaltung der Kirche in Höhenstadt, das heute zur Gemeinde Fürstenzell gehört. Urkunde 78

Im Juli 1297 regierte Abt Timo. Er tritt in der Urkunde 84 vom 24. Juni 1297 auf.

Die besondere Aufmerksamkeit des Passauer Bischofs  Bernhard galt dem Zisterzienserorden. Das zeigte sich nicht nur in der oben erwähnten Stiftung des Klosters Engelszell.

Am 13. Mai 1300 gewährte er Kloster Fürstenzell eine Almosensammlung. Urkunde 89 “Bernhard Bischof von Passau, gewährt dem Kloster Fürstenzell Almosensammlung
an sechs Sonntagen in der gesamten Diözese und andere Vergünstigungen,verleiht den Besuchern 40 Tage Ablaß und bestätigt die bestehenden Ablässevon vier Erzbischöfen und 25 Bischöfen.”

Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) am 13.11. 1300 eine weitere Papsturkunde für Fürstenzell aus.Urkunde  91 “Papst Bonifaz VIII. weist den Domdekan zu Passau an, Abt und Konvent des
Klosters Fürstenzell mit ihren Besitzungen gemäß päpstlichen Privilegien zu schützen.”

Im November 1301 war Konrad Abt von Kloster Fürstenzell, wie aus einer Quittung hervorgeht. Urkunde 94

Am 25. Juli 1305 bestätigt Abt Alber eine Stiftung des Purchart von Neuburg. Urkunde 101. Im Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875 wird Abt Albert (nicht Alber)

mit dem Todesjahr 1309 genannt. Das Kloster hatte bei der Belagerung der Burg Neuburg schwer zu leiden. Dies Burg wurde im bayrisch-österreichischen Konflikt 1310 zerstört. Abt Albrecht  führte nach der Fehde bei Herzog Otto Klage wegen der erlittenen Verluste, worauf das Kloster eine Entschädigung erhielt. (S. 53)  Schon 1294 gewährte  Otto im Einverständnis mit seinen Brüdern  Ludwig und Stephan “angesichts der Belastungen während der Belagerung von Neuburg (Nevnburch), künftig
jährlich zwei große und acht kleine Talente Salz zoll- und mautfrei durch Burghausen und Schärding zu befördern.” Urkunde 75 vom 25.1.1294.

Schon 1308 erklärten die Grafen Albert und Alram von Hals erklärten namens des Herzogs  von Bayern Pfleger und Schirmer des Besitzes des Klosters Fürstenzell in Hausbach, Pokch, Altham (Alram), Habernagel (Haberzagel) und Aichberg in der Pflege Vilshofen zu sein und das Klostergut wie ihr eigenes Gut vor allen zu schützen. Urkunde 113 vom 14.02.1308. Die Grafen von Hals erhielten 1319 von den niederbayrischen Herzögen Heinrich XIV. Otto IV. und Heinrich XV. für ihre treuen Dienste Teile der ehemaligen Grafschaft Leonsberg überlassen.

Auch Papst Clemens V. (1305-1314) vergab einen  Auftrag Kloster Fürstenzell zu schützen. Abt Wernhard (1289-1317) von Kloster Niederaltaich in Nierbayern sollte “Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell im Besitz ihrer Güter zu schützen, bei Verletzung Kirchenstrafen auszusprechen und Zeugen zu verhören.” Urkunde 126 vom 7. 3. 1312.

1313 wird in einer Schenkungsurkunde Konrad als Abt von Kloster Fürstenzhell genannt.Urkunde 135 vom 10.08.1313

Abt Berthold erscheint in einer Urkunde vom 21.3.1316, in der dieser die Fleischbank des Klosters in Passau am Fischmarkt an Wernhardt den Fleischhacker  verleiht. Urkunde 142. Die Urkunde belegt zwei Fakten, 1. dass 1316 Abt Berthold regiert hat und 2. dass

Kloster Fürstenzell in Passau eine Fleischbank hatte.

Auf Abt Berthold muss wohl Petrus von Harbeck gefolgt sein. Er regierte von 1317-1327.

Die erste Urkunde in der auftritt, datiert vom 25.5. 1317, in der es um die Verleihung eines Gutes geht. Urkunde 150

Unter Abt Peter kaufte Kloster Fürstenzell ein Haus in Krems. Der Stadtrat von Krems legte am 15.10.1320 fest, dass auch Kloster Fürstenzell für das Haus in Krems

die übliche Steuer zu zahlen hatte.Urkunde 164

Auch in Passau besaß Kloster Fürstenzell ein Haus, wie aus der Urkunde 185 hervorgeht.

Ludwig IV., besser bekannt als Ludwig der Bayer, war von 1314 bis 1328 deutscher König und danach bis zu seinem Tod 1347 Kaiser.

Er stellte für alle bayrischen Klöster viele Urkunden aus. Fürstenzell erhielt die erste Königsurkunde von Ludwig am 29.12. 1322. Urkunde Nr. 183. Darin “bestätigte (er) dem Kloster Fürstenzell alle Freiheiten, Rechte, Gnaden, Zugeständnisse und Privilegien, die es von Päpsten, Kaisern und Königen, anderen weltlichen oder geistlichen Fürsten und sonstigen Personen erhalten hat, nimmt es mit Leuten, Gütern, Besitzungen und Rechten in seinen und des Reiches Schutz und untersagt, es darin zu beeinträchtigen.

1327 erscheint in den Urkunden von Kloster Fürstenzell Abt Heinrich.

Die Klosterkirche von Fürstenzell wurde zwar erst 1344 fertiggestellt, aber schon im Juli 1327 weihte der Passauer Weibischof Dietrich, Titularbischof von Dionysias, der auch dem Zisterzienserorden angehörte,

zwei Altäre in Fürstenzell, den einen St. Michael und dem Apostel Jacobus maior, den anderen dem Märtyrer St. Achatius und dessen Gefährten sowie St. Maria Magdalena. Aus diesem Anlass verlieh er

einen Ablass von 40 Tag. Urkunde 208

1332 urkundet Konrad als Abt von Fürstenzell.

Am 10.07.1334 weiht Weihbischof Dietrich von Passau mit Erlaubnis des Bischofs von Passau Albert II. von Sachsen-Wittenberg (1320-1342) von neuem, wie es in der Urkunde 230 heißt.

Natürlich wurde wieder ein Ablass von 40 Tagen gewährt.

Ab 1336 erscheint Abt Hartmann in den Fürstenzeller Urkunden (Urkunde 238) Danach wird Rueger als Abt genannt. (1337, Urkunde 237). Er wird bis 1340 genannt.

Am 6.6. 1342 visitierte der Mutterabt Herold von Kloster Aldersbach (1340-1343) das Kloster Fürstenzell und verzeichnete “ die bei Visitation seines Tochterklosters Fürstenzell festgestellten Gelder und Schulden des ehem. Abtes Ruger sowie den Bestand an Wein, Getreide und Tieren.”

Urkunde 252

Am 17.2. 1343 erteilte dem Kloster Fürstenzell Steuerfreiheit für alle kaiserlichen Untertanen, die auf dem Gebiet des Klosters sich aufhalten. Urkunde 1065. Am selben Tag stellte er zwei weitere Urkunden für das Kloster aus.

Mit der Urkunde 1066 bestätigte er die Privilegien des Klosters. In der Urkunde 256 erweiterte er die mautfreie Einfuhr von Salz und Getreide, die die Herzöge Otto,Stephan und Ludwig 1294für die bei der Belagerung der Burg Neuburg

entstanden Schäden erlitten hatten.

Ab 1345 erscheint Abt Heinrich in den Fürstenzeller Urkunden ( 259 und folgende)

Die Urkunde 268 vom 26.12. 1347 stellt Abt Andre aus.

Ab 1350 urkundet Abt Hugo (Urkunde 277 vom 7.3. 1350 und folgende)

Am 13.6. 1356 (Urkunde 288)schließt Abt Ulreich einen Vergleich.

22.5. 1378 weist Papst Urban VI. (1378-1389) den Domdekan von Passau an, Kloster Fürstenzell vor  dem Ritter Zacharias genannt der Hadrer zu schützen.Er hatte 1369 die Burg Irsham erworben, von wo aus er die Umgebung drangsalierte. Urkunde 355

Abt Jakob I. Westendorffer (1380-1397) war nach dem Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875, dort Kloster Fürstenzell S. 52    ein “trefflicher  Mann”. Er eröffnete im nahen Dorf Aspersham ein Bad und eine Taverne.

Die Erlaubnis hatte Herzog Friedrich (1375-1392 und 1392 bis zu seinem Tod 1393 Herzog von Bayern-Landshut) gegeben. Urkunde   372

Am 24. VI. 1384 kaufte er von Ritter Zacharia (s.o.) den Burgstall in Hirschstein und die Güter um Irsham. Urkunde 385. Die Burg ließ er schleifen und das Baumaterial zum weiteren Klosterbau verwenden.

Abt Jakob tätigte eine Reihe weiterer Käufe. Er verstarb 1397.

Auf ihn folgte Abt Jaob II. aus Wels (1397-1409)In seiner Amtszeit gab es verschiedene Streitigkeiten, die aber meist auf dem Vergleichsweg beendet wurden.

Ihm hatte auch Herzog Heinrich XVI. (1393-1450) alle Rechte und Freiheiten bestätigt. Urkunde 455 vom 11. 03.1404.

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Neben 33 Kardinälen, 346 Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen,  waren auch  546 Vorsteher und Glieder der Mönchsorden in Konstanz vertreten

Für Kloster Fürstenzell war Abt Thomas(1414-1440) anwesend. Abt Thomas erhielt von Abt Christian II. Hochgemut (1415-1429) eine Urkunde präsentiert, in der er

aufgefordert wird, die Vorgänge in Fürstenzell zu untersuchen, aus der Zeit, als das Kloster vakant war und der Bruder Andreas Zullinger, der sich die Amtsgewalt des Abtes angeeignet hatte, eingekerkert werden sollte. Urkunde 486

Aus den online zugänglichen Unterlagen und Quellen lässt sich der Sachverhalt leider nicht klären.

Am 3.4.1416 gibt es auch ein Mandat für den Abt von Kloster Formbach des Konzils, er solle die dem Kloster Fürstenzell entfremdeten Güter zurückgeben. Urkunde 488

Am 21.4. 1420 bekam Abt Thomas und der Konvent des Klosters Fürstenzell die geistliche und weltliche Verwaltung der Pfarrkirche in Höhenstadt samt der Filiale in Irsham und der Kapelle in Essenbach mit der Bedingung, dass alljährlich im Kloster ein Jahrtag für das Domkapitel am 21. April begangen wurde. Urkunde 499

Vermutlich unter Abt Thomas wurde eine Gedenkplatte für den Klosterstifter Hartwig geschaffen.

Sein Nachfolger wurde Abt Achatius Sandhaaas

Am 1.11. 1447 inkorporierte  der Passauer Bischof Leonhard von Laiming (1423 –1451) Kloster Fürstenzell zum Dank für die oftmals erwiesene Gastfreundschaft die St. Georgs Pfarrkirche zu Beutelsbach mit allen Einkünften und Gütern und der Verpflichtung den vom Bischof jeweils eingesetzten Priester aus den Einkünften zu erhalten. Urkunde 598

Von Graf Heinrich V. Graf zu Ortenburg (+1449) kaufte Abt Achatius mehrere Güter. Urkunde607

Am 20.5. 1450 visitierte Abt Johannes III. Pluer (1448-1463)von Kloster Aldersbach Kloster Fürstenzell. Aus diesem Anlass machte er auch Inventur. Er  listete die Einkünfte des Klosters sowie die Ausgaben auf, zusammen mit dem jeweiligen Verwendungszweck, abschließend würde der Viehbestand des Klosters angegeben. Urkunde 611

1453 hatte Kloster Fürstenzell 6 Gulden Kontribution an Kloster Citeaux zu zahlen, das sind etwa 1.256,00 €, wie aus der Urkunde 622 hervorgeht.

Unter Abt Achatius erhielt die Klosterkirche ein Gewölbe.

Abt Achatius starb am 2. Februar 1457 “sub Cura medicorum” ,also in ärztlicher Behandlung. (Sulzbacher Kalender S. 54)

Auf ihn folgte Abt Kilian, der aber bereits 1459 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes I. Schletterer (1459-1496) Die Wahl leitete Abt Johannes von Kloster Aldersbach im Beisein von Abt Erasmus (1456-1465) von Engelzell und Abt Stephan (-1469?) von Kloster Gotteszell.

Die Wahl fand am 7.1.1460 statt. Urkunde 641 Den Wahltermin hatte Abt Johannes auch zur Visitation und Inventur von Kloster Fürstenzell genutzt. Urkunde 642

Zwischen Kloster Imbach und Kloster Fürstenzell gab es einen Rechtsstreit wegen des Weinzehnten von Rehberg, der sich über mehrere Jahre hinzog, und der erst am 11.5. 1472 durch Papst Sixtus IV. (1472-1484) entschieden wurde.

Urkunde 674

Schon am 31.3. 1472 hatten Abt Johannes und Prior Stephan Thoman Bursarnus Generalvollmacht erteilt, das Kloster in allen Rechtsgeschäften zu vertreten.  Urkunde 673

1473 wurde das Kloster zur Abtei erhoben (Ortschronik Fürstenzell)

1476 erhielt Abt Johannes von Papst Sixtus die Pontifikalien verliehen.

In der Regierungszeit von Abt Johannes wurde die Wallfahrtskirche von Höhenstadt, heute ein Ortsteil von Fürstenzell erbaut. Aus dieser Zeit stammt auch das Gnadenbild, eine spätgotische Madonna,genannt Schöne Maria im Turm.

Heute ist es im Rokokoaltar, der sich in der Seitenkapelle befindet.

Am 9. September 1477 visitierte der Aldersbacher  Abt  Georg von Osterhofen (1466-1486) Kloster Fürstenzell.

Abt Johannes ließ um 1490 den Chor der Portenkirche im gotischen Stil neu erbauen.

Abt Johannes verstarb 1496. Sein Nachfolger wurde Abt Pangratius Reicher (1496-1512). Der Aldersbacher Abt Simon  von Kasten (1486-1501) bestätigte die Wahl am  29.5.1496. Urkunde 779.

Abt Pangratius war wohl vorher Prior. In Urkunde 777 vom 24.4.1496 bestätigt Prior Pangratz die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Johannes angefertigt hat.

Am 23.06.1496 bestätigte der deutsche König Maximilian I. (1486-1508, ab 1508 Kaiser bis  1519) Kloster Fürstenzell alle Privilegien. Urkunde 780

Einen Monat später, am07.07. 1496 bestätigte Abt Jacob II. (1495-1503) von Kloster Morimond die Wahl von Pangratius zum neuen Abt.

Weihbischof Bernhard Meurl (1496-1526) aus Passau weihte im Mai 1497 den Neubau der Kapelle St. Blasius in Wendelkirchen und die Pfarrkirche zu Höhenstadt mit drei Altären. Aus diesem Anlass verlieh er einen Ablass.

Raimund Peraudi, 1500-1504 päpstlicher Legat in Deutschland, erteilte Abt Pangratius von Fürstenzell die Vollmacht, im Jubeljahr Abläße zu vergeben, außer bei Bigamie, Simonie, Mord u.ä. Urkunde 805 vom9.12.1502

Jubeljahre oder Heilige Jahre  wurden ab 1475 alle 25 Jahre begangen. Papst Paul VI. (1464-1471) hatte 1470  unabänderlich festgesetzt, dass Jubeljahre alle 25 Jahre zu begehen seien. Den Gläubigen wurde bei Erfüllung bestimmter Bedingungen einen vollständigen Ablass („Jubiläumsablass“) gewährt.

Auf Abt Pangratius folgte Gregorius Nadler (1512-1521). Er stammte aus Schärding in Oberösterreich. Er studierte in Wien. Am 01.02. 1498 machte er dort den Baccalaureus artium. Vor er Abt wurde bekleidete er das Abt des Priors in Fürstenzell.

In der Urkunde 816 vom 17.  Mai 1510 bestätigte er die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Pangratius angefertigt hat.

Unter Abt Gregor fing 1517 die Reformation an. Aber Reformationsereignissen ist nichts bekannt.

1521 verstarb er. Zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell wurde am 29.8. 1521 Johannes II. Viztumb, Subpleban an der Kirche zu Hohenstat, gewählt.Abt Wolfgang Marius (1514-1544) bestätigte  die Wahl in Urkunde 824

Nach dem Sulzbacher Kalender war er, wie auch sein Nachfolger Laurentius II. (1555-1561) schlechte Wirtschafter (S. 54) Ereignisse aus dem Bauernkrieg, der ja 1525 stattfand, sind unter Abt Johannes II. nicht bekannt.

Die Wahl von Abt Johannes II. wurde am 19.7.1422 (Urkunde 827) von Bruder Anthonius de Monte, Commissarius des Zisterzienserordens für ganz Deutschland, bestätigt.

Abt Johannes II regierte  bis 1540. Abt Wolfgang vom Mutterkloster Aldersbach bestätigte mit der Urkunde  859 vom 16. 2. 1540 die Wahl des Kellermeisters Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Er stammte  aus Lofelden in Oberösterreich. Die Äbteliste ist wohl nicht ganz klar. Die Biographia Cisterciensis führt Abt Laurentius Perger als Abt von 1555-1561. In den Urkunden wird aber Abt Laurentius bereits 1540 als

Abt bestätigt. In Urkunde 878 vom 16.1.1555 bestätigt aber Abt Bartholomäus Madauer (1552-1577) von Kloster Aldersbach die Wahl des Kellerers Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Der von Abt Wolfgang in Urkunde 859 wird ebenfalls Kellerer Laurentius genannt . Alexander Erhard nennt in Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau, Passau 1903, auf Seite  119 Abt Laurentius I.

Berger von Lofelden in Oberösterreich als 36. Abt von Fürstenfeld und Laurentius II. Kalsinger (Kalschinger) aus Krumau als 37. Abt mit der Regierungszeit 1554-1559.

Kloster Fürstenzell scheint Probleme gehabt zu haben, seinen finanziellen Pflichten nachzukommen. Am 16.9. 1545 bewilligte Herzog Wilhelm IV. von Bayern (1508-1550) den Verkauf von Gütern,

“um die den Klöstern und Stiften von der Landschaft des Fürstentums Bayern auferlegte Steuer bezahlen zu können.” Urkunde 868

Unter Abt Laurentius II. fand nach dem Sulzbacher Kalender 1588 eine Visitation des Klosters durch eine herzogliche Kommission statt. Diese hatte eine Abdankung des Abtes zur Folge.

Das Kloster wurde unter Verwaltung von Kloster Aldersbach gestellt.

Graf Joachim von Ortenburg (1551-1600) war  ein großer Befürworter von Martin Luther. Seine Eltern hatten sich schon 1538 zu Luther bekannt. Graf Joachim führte in der Reichsgrafschaft Ortenburg die Reformation ein.

Die Reichsgrafschaft lag in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kloster Fürstenzell. Die Einführung der Reformation in der Reichsgrafschaft hatte auch große Auswirkungen auf Kloster Fürstenzell. Es  verlor viele Mitglieder des Konvents, die zum protestantischen Glauben übergetreten waren.

Unter dem letzten Verwalter lebten gerade noch drei Konventuale im Kloster.

Am 14. 11. 1566 wurde der bisherige Verwalter Sebastian [Peer] zum neuen Abt des Klosters gewählt. Abt Bartholomäus  bestätigte die Wahl in der Urkunde 891.

Abt Sebastian stammte aus Frontenhausen, Lkr. Dingolfing-Landau.  Ursprünglich war er ein Konventuale in Gotteszell. Von 1562 bis zu seiner Wahl war er Administrator in Fürstenzell. Er starb im Dezember 1570.

Danach war nochmals ein Administrator in Fürstenzell tätig und zwar der Aldersbacher Cellerar Stephan Metzger (Lanio)

Am 9.9. 1573 visitierte Generalabt  Nicolas I. Boucherat (1571–1583 ) Kloster Fürstenzell. Urkunde 895

Abt Stephan bat seinen Vaterabt Bartholomäus um Rückzahlung von 1000 fl, das sind etwa 208.400,00 €., die Aldersbach wohl geliehen bekommen hatte.

Am 22.8. 1580 wurde Willibald (Schissler], Profess zu Aldersbach, zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell gewählt.Abt Andreas II Haydecker, der in Aldersbach von 1578-1586 als Administrator tätig war,

bestätigte die Wahl mit der Urkunde 897  vom 22.8. 1580 . Die Betätigung durch den Orden erfolgte am 25.9. 1581 durch Edmund Acruce, Abt des Klosters Castellione. Urkunde 899.

Am 9.8. 1583 bestätigte Kaiser Rudolf II. (1576–1612) alle Privilegien des Klosters Fürstenzell. Urkunde 900.

Im Dezember 1587 visitierte Abt Johannes IV. Dietmair (1587-1612) von Kloster Aldersbach Fürstenzell Urkunde 905

Eine zweite  Visitation durch den Generalabt Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) Urkunde 907 vom  14.7.1595.

in Urkunde 911 bestätigt Generalabt Edmund die Wahl von Stephan Metzger 1598  die Wahl zum neuen Abt von Kloster Fürstenzell. Auch hier wieder die Unklarheit zum Administrator Stephan Metzger s.o.

Am 3.3. 1605 wird Johannes Deyser (1605-1609) zum Abt von Fürstenzell gewählt. Vaterabt Johannes IV. bestätigte die Wahl in Urkunde 913. Er stammte aus Oberösterreich.

Kloster Fürstenzell wurde am 5.2. 1680 durch  Abt Martin  von Kloster Clairlieu (Clariloci) und Generalkommissar des Zisterzienserordens, visitiert. Urkunde 916

Abt Johannes regierte nur bis 1609. Sein Nachfolger wurde

Jakob III. Brucker (Pontanus)(1609-1634) aus Weilheim. Abt Johannes Dietmair bestätigte die Wahl am 10.09 1609 (Urkunde 918)

1612 erhielt Kloster Fürstenzell die Brauereigerechtigkeit. Ebenfalls 1612 schlug ein Blitz in die Kirche ein und verursachte einen Dachstuhlbrand. Der Turm und die Kirche und auch die Orgel wurden zerstört.

Angeblich blieb nur ein hölzernes  Kruzifix mitten in den Flammen unversehrt.

Schon im September 1595 hatten sich auf Einladung des Generalabtes Edmond de la Croix 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum in Kloster Fürstenfeld getroffen. Diese beschlossen mit den Fürstenfelder Statuten die Grundlagen einer gemeinsamen Reform und konstituierten ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat. Es dauerte aber bis sich die ins Auge gefasste Kongregation bildete. Seit der Visitation des Generalabtes Nikolaus II. Boucherat  1615/16 in Deutschland, Böhmen und Österreich stand dann die Ordensspitze wieder hinter dem Projekt einer Kongregationsbildung.

Am 13. 5. 1616 visitierte  Nikolaus Boucherat im Rahmen der großen Visitation auch Kloster Fürstenfeld Urkunde 925.

Bei einem Äbtetreffen 1618 wurden erarbeitete Statuten revidiert  und vom Vertreter des Generalabtes approbiert. Am 22. Januar 1619 wurden sie vom Abt von Cîteaux bestätigt. Die Kongregation wurde am 17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.

Auch Kloster Fürstenzell trat der Kongregation bei.

Mit dem Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 begann der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände. Daraus entwickelte sich der Dreißigjährige Krieg. Zunächst war es der böhmisch-pfälzische Krieg von 1618-1623, der sich in Böhmen und der Kurpfalz abspielte.

Bayern und damit die bayrischen Klöster waren noch nicht betroffen. Das änderte sich erst mit dem “Schwedischen Krieg” 1630-1635. Der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und die Schweden blieben dann rund

20 Jahre in Deutschland, also deutlich länger als die Bezeichnung vermuten lässt. Sie drangen über Magdeburg, Leipzig bald bis nach Franken ein.

Nun war der Krieg auch in Bayern angekommen. 1632 waren die Schweden auch in Fürstenzell. Zu Plünderungen oder Kontributionen gibt es aber keine Quellen.

Auch die Pest wütete rund um Fürstenzell In Irsham musste wie vielerorts ein Pestfriedhof angelegt werden. Im Gefolge der Pest gab es auch eine große Hungersnot.

Auch Abt Jakob fiel der Seuche wohl zum Opfer. Er verstarb im Herbst 1634.

Wolfgang Gattermaier (1635-1666) wurde am 15.4. 1635 durch Abt Michael (1612-1635) von Aldersbach als neuer Abt von Fürstenzell bestätigt. Urkunde 949. Mit der Folgeurkunde 950 vom 29.9.1635 erkannte der Salemer Abt und

Generalvikar des Zisterzienserordens in Deutschland Thomas I. Wunn (1615–1647 ) ,  die Wahl des Wolfgang Gattermaier an. Vor seiner Wahl war er Prior in Kloster Fürstenzell.

Er stammte aus Obernberg in Oberösterreich. Er war Licentiat der Theologie und nach dem Sulzbacher Kalender “ein sehr gelehrter Mann”.

1647 kamen die Schweden nochmals bis vor Fürstenzell, jedoch blieben Kloster und Kirche von der Plünderung verschont.

Abt Wolfgang war Beisitzer bei der Wahl von Abt Gerhard Hörger am 8. Januar 1651 zum Abt von Kloster Gotteszell. Am 19. März 1651 wurde er zum Abt von Kloster Aldersbach postuliert, lehnte dies aber zunächst ab, weil er

Gotteszell nicht aufgeben wollte. Mit Dispens des Generalabtes Claude Vaussin (1643-1670) leitete er dann beide Abteien.

Abt Wolfgang resignierte 1666 und verstarb 1667.

Zu seinem Nachfolger wurde unter Vorsitz von Abt Gerhard (1651-1669) von Kloster Aldersbach Melchior Korn (1666-1684)  am 12.09. 1666 gewählt. Urkunde 978

Generalabt Claude  Vaussin  bestätigte am 12.5. 1667 Melchior Korn als neuen Abt zu Fürstenzell. Urkunde 981

Melchior wurde 1621 in Bughausen geboren. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen und studierte ab 1644 in Ingolstadt. Seine Profess legte er wohl 1646 ab.

Unter Abt Melchior begann 1674 der Neubau der Klosteranlagen Baumeister waren wohl Handwerker aus Roveredo im Misox. Ab 1677 wird Carlo Antonio Carlone (1635–1708) aus Scaria genannt.

Abt Melchior starb am 1.11. 1684

Am11.1684 bestätige Abt Engelbert Vischer von Kloster Aldersbach (1683-1705) die Wahl von   Alfons Gattermaier (1684-1691) zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1000

Er war ein Bruder des Abts Wolfgang Gattermaier. Generalabt Jean XII. Petit (1670– 1692 ) bestätigte die Wahl von Abt Alfons am 26.4.1684. Urkunde 1001.

Am selben Tag stellte er eine Urkunde aus, in der er ihm die weltliche und geistliche Gewalt über das Kloster Fürstenzell verlieh. Urkinde 1002

Abt Alfons vollendete den Neubau der Klosteranlagen,  den Abt Melchior 1674 begonnen hatte.

Abt Alfons verstarb 1691. Sein Nachfolger wurde Josef Schmittner, aus Braunau (1691–1694) Mit Urkunde 1010 vom  20.5.1691 gab Abt Englbert Vischer (1683-1705) Die Wahl von Josef Schmitner als neuen

Abt von Kloster Fürstenzell bekannt. Am 20. 7. 169e bestätigte Generalabt Jean XII. Petit  die Wahl. Urkunde 1011

Schon 1694 folgte mit Benedikt Arb (1694–1700) der nächste Abt. Abt Engelbert von Kloster Aldersbach bestätigte am 13.10. 1694 die Wahl.

Generalabt Nicolas III. Larcher (1692-1712 ) bestätigte die Wahl am 17.1.1695. Urkunde 1014

Abt Benedikt war vor seiner Wahl Vikar in Beutelsbach. Er resignierte 1700.

Sein Nachfolger wurde Abundus I. Arleth (1700-1707)

Er stammte aus Ingolstadt und war Sohn eines Kantors. Er war Professor der Philosophie. Als er am 26. April 1700 zum Abt gewählt wurde, war er Prior im Kloster Fürstenzell.

Er wurde im Herbst 1701 zusammen mit Emanuel I. Scholz (1700–1733) Abt von Raitenhaslach vom Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation Stephan I. Jung (1698–1725) und Abt von Kloster Salem benediziert.

Abunhdus war kaum Abt, als der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1714 begann. Der Krieg war ein dynastischer Erbfolgekrieg, der zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon um die Nachfolge Karls II. (1665-1700), des letzten Habsburgers auf dem spanischen Thron

Außerdem ging es um das Mächtegleichgewicht in Europa.  Der bayrische Kurfürst Max Emmanuel (1679-1704) Ab 1691 war er Generalstatthalter der spanischen Niederlande. 1701 wechselte er die Fronten und stellte sich auf die französische Seite.

Der Krieg war nun in Bayern angekommen. 1703 besetzte Max Emanuel Schloss Neuburg am Inn, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu Fürstenzell war. Nach seiner Niederlage in der zweiten Schlacht von Höchstädt ging er ins Exil in die Niederlande. Er kehrte erst 1715 nach Bayern zurück und

regierte dann wieder bis zu seinem Tod 1726.

Abt Abundus floh nach Kloster Raitenhaslach, da Fürstenzell besetzt wurde.

Auch hatte das Kloster unter Kriegssteuern und Kontributionen schwer zu leiden. Der Sulzbacher Kalender schreibt sogar, dass das Kloster durch Kriegssteuern so mitgenommen gewesen sei, “ was dem guten Herrn das Herz brach”. (S.54)

Abt Abundus verstarb 1707.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Abundus II. Pugnetti (1707-1727) am 13. November 1707 gewählt. Zu diesem Zeitpunkt lebten 15 Mönche und 3 Konversen im Kloster.

Er wurde 1672 oder 1673 als Sohn  eines geadelten kaiserlichen Artillerieobersten geboren. Abt Abundus war der einzige Fürstenzeller Abt, der dem Adelsstand angehörte.

Bayern war zu der Zeit von kaiserlichen Truppen besetzt. Seine Abkunft könnte bei seiner Wahl eine Rolle gespielt haben. Auch die großen österreichischen Besitzungen

des Klosters haben möglicherweise dafür gesorgt, dass Fürstenzell während seiner Regierungszeit geschont wurde.

Trotz der krisenhaften Zeiten ließ er die große Schwaig erbauen, einen Maierhof nordwestlich des Klosters. Auch dass er dazu Gelder in München aufnehmen musste, hielt ihn nicht vom Bau ab.

Es war eine Vierflügelanlage von 51 x 51 Meter. Er wurde von Antonio Rizzi aus Misox in Graubünden von 1717-1719. Rizzi arbeitete Anfang des 18. Jahrhunderts in Niederbayern.

Auch in Höhenstadt, heute ein Teilort von Fürstenzell und Kurbad ließ er bauen. Dort gab es eine Schwefelquelle auf Klostergrund. Er ließ ein hölzernes Badhaus mit Wasserleitung  errichten, was für langsam wachsenden Zulauf von Heilungssuchenden sorgte.

1724 war er Wunschkandidat von Kurfürst Max Emanuel als Prälatensteuerer für die Landschaft. Das war schon sein zweiter Anlauf. Die Verordneten wählten dafür Abt Corbinian (1707-1739) von Kloster Asbach.

Diese Wahl erregte beim Kurfürsten berechtigtes Missfallen,zumal gegen Abt Corbinian viele Klagen wegen schlechter Wirtschaftsführung und außerdem unklösterlichem Verhalten vorlagen. Um Abt Corbinian nicht weiter zu demontieren, wurde die Wahl zwar nicht

wiederholt. die Landschaft sagte aber zu, Abt Abundus bei der nächsten Wahl zu berücksichtigen. Dies geschah auch bei der Wahl am 31. März 1727. Allerdings verstarb Abt Abundus ein Vierteljahr nach der Wahl im 56. Lebensjahr.

Sein Nachfolger wurde Abt Stephan III. Mayr (1727-1761) Am 15.3.1728 bestätigte Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727– 1748  die Wahl von  Abt Stephan zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1032.

Er wurde als Sohn des bürgerlichen Wundarztes am «oberen Bad»geboren.

1709 legte er in Fürstenzell unter dem Namen Stephan ab. 1714 feierte er seine Primiz. 1718 war er Vikar in Höhenstadt.

Über das Leben und wirken  von Abt Stephan ist wenig bekannt. Aber auf seinem Epitaph  wird er unter dem Namen «Magnus  Stephanus» mit «Fundator Alter» und «Restaurator munificus» (zweiter Gründer und freigiebiger Erneuerer) bezeichnet.

Auch seine Regierung wird durch Krieg überschattet. Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 erfasste auch Niederbayern. Auch Kloster Fürstenzell musste wieder Kriegssteuern entrichten.

Trotzdem unternahm er den Neubau der Klosterkirche und vollendete ihn.

1739 beauftragt Abt Stephan den den Passauer Bildhauer Joseph Matthias Götz ( (1696–1760) als Baumeister für den Kirchenneubau. Abt und Baumeister überwerfen sich aber.

Er trifft den Baumeister Johann Michael Fischer (1692–1766), der sich mit seinen Kirchen in Ingolstadt und Berg am Laim einen Namen gemacht hat. Dieser legt ihm 1740 einen neuen Riss vor und erhält den Bauauftrag.

Er delegiert seinen Palier Martin Wöger (1700–1761) nach Fürstenzell. Dieser erstellt das Chorgewölbe noch im selben Jahr. 1741 erstellt er das Hauptgewölbe. 1742 ruhen die Bauarbeiten wegen des Krieges zwischen

Österreich und Bayern.

Die Stuckaturen übernimmt Johann Baptist Modler (1697–1774) auch schon 1741. Es ist sein erster Auftrag als Stuckateur.

Auch mit Baumeister Fischer überwirft sich der Abt. Dieser zieht  seinen Palier und 6 Maurer ab und lässt die Kirche im Westen unvollendet zurück.

Der Passauer Orgelbauer Philipp Jakob Schmid stellt 1748 die Orgel auf der Westempore fertig.

Abt Stephan war wohl auch ein ausgezeichneter Musiker und wird vom Klosterchronisten als virtuoser Geiger beschrieben.

Am 27. Oktober 1748 weihte der Passauer Bischof Kardinal Joseph Dominikus Graf von Lamberg (1723-1761) die Klosterkirche.

Abt Stephan stirbt 1761.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto (1761-1792) als 48. Abt von Kloster Fürstenzell.

Er ist am 12. Juli 1709 Polling als Sohn Sohn des Klosterschneiders bei den Augustinerchorherren von Polling bei Weilheim geboren.

Sein Bruder Clemens war von 1740–1770 Propst des Augustinerchorherrenstift Rottenbuch

Er legte am 1. November 1730 die Profess im Kloster Fürstenzell ab und wurde 1733 zum Priester geweiht. 1758 war er Vikar in Höhenstadt.

Am 11. August 1761 wurde Otto zum Abt gewählt. Generalabt François Trouvé (1748–1797) bestätigte die Wahl des Otto Prasser zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.Urkunde 1053 vom 1.9. 1761

Sein Vorgänger Stephan hatte trotz Kirchenneubau und Kriegszeiten das Kloster schuldenfrei  und eine geordnete Finanzlage hinterlassen.

Otto ließ den Süd-und Westtrakt des Klosters neu bauen. Die Planung der –Architektur, sowie der Doppelturmfassade wird Vinzenz Fischer (1729–1810)Professor an der Architekturschule der Wiener Akademie zugeschrieben.

Neben den Neubauten von Prälatur- und Refektoriumsflügel ließ er die Bibliothek und die Portenkirche umbauen.

Die Einrichtung des Bibliotheksaals besorgte der Bildhauer Joseph Deutschmann (1717–1787) aus Imst. Für die Deckenfresken waren die  Matthäus Günther(1705–1788) und Johann Jakob Zeiler (1708–1783) verantwortlich.

Otto  baute auch den eingefriedeten Prälatengarten westlich des Klosterhofs mit dem «Salettl» genannten Pavillon als Abschluss.

Im Festsaal malt 1773 Bartolomeo Altomonte (1694–1783) aus Warschau die Deckenfresken.

Die Kirchtürme werden mit Kupferkuppeln versehen und die Kirche erhält ein neues Geläut. Die Glocken wurden von Peter Anton Jacomini ( † 1789) aus  Passau gegossen.

Außerhalb des Klosters ließ er in Höhenstadt ein festes Gebäude anstelle des hölzernen Badhauses, das Abt Abundus gebaut hatte, errichten. Dieses bekam schöne Zimmer und einen Speisesaal.

Im Kremstal besaß Kloster Fürstenzell umfangreiche Weingüter. In Imbach in der Nähe von Krems ließ er den Fürstenzellerhof, heute ein Gasthaus errichten.

Auch der Anbau einer Brauerei am Prälaturflügel wird Abt Otto zugeschrieben.

1775 beging Kloster Fürstenzell mit einem großen Fest sein 500-jähriges Bestehen. Der Festsaal war gerade rechtzeitig zum Fest fertig geworden.

15 Äbte und viel Prominenz waren anwesend. Aber auch das “gemeine Volk” nahm am Fest teil.

Ein weiteres Fest beging Abt Otto mit einem persönlichen Feiertag. 1783 beging er sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

Er legte nach 31 Jahren Regierungszeit sein Amt 1792 nieder, lebte aber noch 6 Jahre und verstarb am 3. September 1798.

Sein Nachfolgere wurde Edmund Bachmayr (1792–1803) als letzter Abt von Kloster Fürstenzell.

Er wurde am 3. Oktober 1758 als Sohn eines Revierförsters in Außernzell geboren. Er legte 1777 die Profess ab in Kloster Fürstenzell ab und wurde am 29. September 1783 zum Priester geweiht. Von 1791 bis 1792 studierte er Rechte in Ingolstadt und war anschließend Seelsorger in Irsham.

Er wurde am 28. November 1792 zum Abt gewählt und 1793 zum Abt geweiht und infuliert.

Abt Edmund förderte wie seine Vorgänger Wissenschaften und Kirchenmusik. Dafür ließ er mehrere Instrumente anschaffen.

Er war auch ein Schulmann. Er baute ein größeres Schulhaus zur Hebung der Volksschule, die von Kindern aus der näheren und weiteren Umgebung sehr gut besucht war.

1800 begründete eine moderne Industrieschule für Arbeiterinnen mit handwerklicher Ausrichtung.

Auch er war für die Landschaft tätig und  wurde 1795 zum Deputierten des Prälatenstandes bei der Regierung bestellt.

Seit 1797 gehörte er als Nachfolger des Aldersbacher Abtes Otto Doringer (1779-1797) dem Generalstudiendirektorium der Prälaten an.

1803 wurde Kloster Fürstenzell im Zuge der Säkularisation aufgehoben.

Die Familie Wieninger erwarb die Kloster- und Ökonomiegebäude.

Als Schulfachmann ist Ex-Abt Edmund auch weiterhin im Schulbereich tätig. 1804 wurde er zum Oberinspektor der Landschulen im Landgerichtsbezirk Griesbach bestellt.

Danach war er 1807 bis 1814 war er Pfarrprovisor in Haardorf bei Osterhofen. Als solcher bewirkte er, dass in der nahegelegenen Wallfahrtskirche Kreuzberg das Allerheiligste aufbewahrt werden durfte. 1814 zog er als Kommorant nach Deggendorf, wo er am 15. Dezember 1817 starb

Ein Kommorant war ein Geistlicher, der an einem Ort ansässig war, ohne seelsorgerisch tätig zu sein.

1930 übernahm die Deutsche Provinz der Gesellschaft Mariens das ehemalige Kloster Fürstenzell. Die Maristenpatres nahmen 1931 den Lehrbetrieb an der ordenseigenen philosophisch-theologischen Hochschule und 1948 am Gymnasium auf. Ein weiteres Aufgabenfeld der Patres war die Seelsorgetätigkeit in der Pfarrei Fürstenzell und den Nachbarpfarreien. Am 15. August 2009, am Tag des Patroziniums, verabschiedeten sich die Maristen altersbedingt aus der Seelsorge in der Pfarrgemeinde Fürstenzell.

                                                                                                                                                             

16 Apr 2023

Kloster Allerheiligen (Schwarzwald)

                                                                                                                                                                                                             

Der Heilige Norbert von Xanten (*1080/1085-+6. Juni 1134) gründete 1120 einem  abgelegenen Waldtal bei Prémontre ein Kloster. Seine Mitglieder waren Kanoniker. Das sind Kleriker,die sich zu einem

gemeinsamen Leben ohne Privateigentum zusammen geschlossen haben. Grundlage für den Orden ist die Regel des heiligen Augustinus.Durch Norbert von Xanten erhielt die Augustinerregel aber ihre

besondere Ausprägung, weswegen die Prämonstratenser auch oft Norbertiner genannt werden. Die Ordenskleidung ist weiß. Im Mittelpunkt des religiösen Lebens steht die Liturgie. Siebenmal am Tag versammeln sie sich zum

Chorgebet. In der Frühzeit der Prämonstratenser war ihr Leben streng. Um Miiternacht wurde die Matutin gebetet. Im Kloster herrschte ununterbrochenes Stillschweigen.Fleischgenuss gab es nur bei Krankheit.

Alle waren zur Handarbeit verpflichtet, auch die Priester.

Eine Klostergemeinschaft wurde Kanonie genannt. Ähnlich wie die Zisterzienser waren die Prämonstratenser zentralistisch angelegt. Der Generalabt saß in Prémontre. In seinen Händen lag die Leitung des Ordens.

Äbte und Pröpste mussten immer wieder nach Prémontre kommen, wo über Ordensangelegenheiten und Ordensbräuche beraten wurde. Die Klöster einzelner Gebiete waren zu einer Zirkarie zusammengefasst. Ursprünglich deckte sich dass

mit einer Diözese. Es gab das Amt des Zirkators. Dieser visitierte die Klöster bestimmter Gebiete im Auftrag des Generalabtes von Zeit zu Zeit. Die Klöster hielten enge Bindungen zu dem Kloster, von dem aus sie jeweils gegründet wurden. Es nannte sich dann dessen filia.

Der Orden war weitgehend von den Bischöfen und weltlichen Herren unabhängig.

1126 bestätigte Papst Honorius II. (1124-1130) den Orden der „Chorherren des heiligen Augustinus nach den Gebräuchen der Kirche von Prémontré“.

Die asketische Persönlichkeit Norberts und sein Ruf als charismatischer Reform-und Bußprediger verschafften dem jungen Orden einen großen Zulauf und es kam zu vielen Klostergründungen in Frankreich, England und Deutschland.

Uta von Schauenburg (um 1115/20-1196/99) war die jüngere Tochter des Pfalzgrafen Gottfried bei Rhein aus dem Hause der Grafen von Calw und der Luitgard von Zähringen.

Ihre Großeltern sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits hatten als Klostergründer gewirkt. Ihr Urgroßvater Adalbert II. von Calw (+1099) hatte Kloster Hirsau um 1050 neu gebaut und um 1059 das Stift Sindelfingen gegründet.

Ihr Großvater mütterlicherseits Herzog Berthold II. von Zähringen (+1111) gründete 1093 das Kloster St. Peter im Schwarzwald.

Utas Vater Gottfried hatte keine männlichen Nachkommen, hatte aber reiche Besitztümer. Dazu ging ihre Schwester eine nicht standesgemäße Ehe ein. Uta  war also eine ganz gute Partie.

In jungen Jahren heiratete Uta Welf VI. (*1115-1191),Markgraf von Tuscien, dem sie schon als Sechsjährige versprochen war. Die Ehe war wohl nicht glücklich. Ihr entstammte ein Sohn, Welf VII, der allerdings schon 1167 auf dem Feldzug Friedrich Barbarossas gegen den Papst verstarb.

Auch Welf VI. war als Klostergründer tätigt. Er gründete 1147 das Prämonstratenserkloster Steingaden, in dem sein Sohn und später auch er beerdigt sind.

Herzog Welf starb 1191. Kurz danach gründete seine Witwe Uta das Prämonstratenserkloster Allerheiligen bei Oppenau. Die Klostertradition nimmt 1192 als Gründungsjahr an.

Allerheiligen war eine singuläre Erscheinung. Es ist die späteste und einzige prämonstratensische Klostergründung im rechtsrheinischen Oberrheingebiet.

Die “Gründungsurkunde” ist im Original verlorengegangen. Die weiteren Abschriften beruhen alle auf einem Vidimus aus dem Jahr 1441. Der Text enthält eine Besitzliste mit den Ausstattungsgütern des Klosters, die vor allem im Renchtal lagen, und erwähnt als zentralen Besitz das Patronatsrecht über die Kirche in Nussbach.

Die Gründungsurkunde besagt, dass Allerheiligen von der Cella Herbipolim gegründet worden ist. Dort wurde unter Mitwirkung von Norbert von Xanten 1128 ein Doppelkloster der Prämonstratenser gegründet. Das Totenbuch von Allerheiligen verzeichnet tatsächlich drei Kanoniker

aus Zell. Zwar erklärte Abt Oswald Lorchert (1747-1785) von Oberzell in seinem Schreiben vom 30. Januar  1757, dass Kloster Allerheiligen nie als Tochter von Kloster Oberzell betrachtet worden sei.

Der Propst des Klosters Marchtal Theoderich  von Wittenhausen (1243-1251) verzichtete nach den Annalen Kloster Marchtals auf das Recht auf das Patronat von Kloster Allerheiligen. Es ist anzunehmen, dass  auch Kanoniker aus Marchtal gekommen sind, um an der Gründung teilzunehmen.

Es war bei den Prämonstratensern nicht unüblich, dass sich der Konvent eines neuen Klosters aus Mitgliedern verschiedener Klöstern zusammensetzte.

“Uta, Herzogin von Schauenburg, gründet zur Ehre Gottes und aller Heiligen ein Kloster am Nordwasser (Nortwazzer) beim Büttenstein (Butenstein) nach der Augustinerregel und den Statuten des Prämonstratenserordens, bestimmt die Grenzen des Klostergebiets und stattet dasselbe aus mit näher beschriebenen Gütern zu Rinken (Rincun), Ramsbach (Ramesbach), Hesselbach (Haselbach) und Elisweier (Elliswilre), sowie den vierten Teil des Fischwassers Bustrich (Bustric); außerdem bestätigt sie dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche in Nußbach (Nuzbach) und bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen zu Kirche und Bistum Straßburg gehören soll wie das Kloster Oberzell zu Würzburg, von wo aus das Kloster gegründet wurde. GAL Findbuch 34 Nr. 139

Neben der Festlegung des Besitzes kamen auch rechtliche Bestimmungen dazu. Als Mitglied  des Prämonstratenserordens sollte Allerheiligen jegliche Freiheit haben, die irgendein Kloster dieses Ordens besitzt. Es sollte frei sein von Abgaben. Es sollte keinen Vogt  über sich haben und kein Landesherr

sollte das Kloster zu irgendwelchen Leistungen heranziehen.

Uta hatte in der Gründungsurkunde bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen dem Orden der Prämonstratenser angehören sollte. Zum einen genossen die Prämonstratenser zu Utas Zeiten wegen ihres vorbildlichen, strengen Lebens einen guten Ruf.

Möglicherweise hat auch mitgespielt, dass ihr Gatte Welf VI., der in der Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) von 1218 neben Uta als Gründer genannt wird, 1247 das Prämonstratenserkloster Steingaden gegründet hat. Es bestanden also

Beziehungen zum Prämonstratenserorden.

Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) stellte  in Ehnheim  eine Bestätigungsurkunde für Kloster Allerheiligen aus. Sie ist ohne Zeitangabe. Aber Heinrich hielt sich 1196 in Ehnheim auf, wie aus anderen Quellen bekannt ist. Das lässt den Schluss zu, dass Allerheiligen zwischen 1191 und 1196 gegründet worden ist. Bei der Ausfertigung müssen Männer mitgewirkt haben, die mit den Örtlichkeiten und den Besitzverhältnissen im Renchtal vertraut waren. Außerdem müssen sie die Privilegien und Gepflogenheiten der Prämonstratenser und auch ihre Klöster gekannt haben.

Das Könnte Manegold gewesen, der ehemalige Beichtvater Welfs VI., der ins Kloster Steingaden eingetreten ist und dann in Marchtal Propst (1191-1204) geworden ist.

Am 9. April 1200 bestätigte König Philipp von Schwaben (1198-1208) die Vogtfreiheit des Klosters. Philipp – RI V,1,1 n. 46

Die erste päpstliche Schutzurkunde stellte Papst Innozenz III. (1198-1216) am 5. Februar 1204 in Anagni aus. In dieser Urkunde wird nicht nur Uta als Stifterin genannt, sondern auch ihr Mann Welf IV. und die beiden Zähringer Hugo von Ulmburg (+1203) und Berthold IV. (1152-1186).

Zum 1. Propst wählte der Konvent Gerungus (1196-1217) Wahrscheinlich wurde er von Marchtal nach Allerheiligen geschickt. Er stammte wohl aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht, in dem der seltene Name Gerungus gängig war. Im LThK Bd 1 im Artikel Allerheiligen wird ein Gerungus von Schauenburg als Gründerpropst genannt (S. 406). Als Gründerpropst hatte Gerung die Aufgabe, die baulichen Voraussetzungen für klösterliches Leben zu schaffen. Das war in dieser abgelegenen Lage nicht einfach. Wege mussten gebaut werden, Sümpfe trockengelegt und Wasserleitungen

angelegt werden. Die Baumeister der Klosterkirche von Allerheiligen sind unbekannt, aber sie standen wohl in Beziehung zur Straßburger Münsterbauhütte. Der Bau wurde unter Propst Gerung begonnen. Chor, Vierung und Querschiff entstanden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts

und das Langhaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts vollendet.

Bereits 1217 wurde Allerheiligen direkt der Mutterabtei in Prémontré unterstellt.

Nachfolger von Propst Gerungus wurde Walther von Westernach. Er war von 1209-1214 Propst in Marchtal gewesen. Wegen innerer Schwierigkeiten hatte er dieses Amt 1214 niedergelegt. 1217 wurde er vom Abt in Prémontré Gervais d’Angles (1209-1220) zum Propst von

Allerheiligen ernannt.

Auch Propst Walther sorgte für die rechtliche Absicherung des Klosters. Im Januar 1218 nahm Kaiser Friedrich II.(1210 König ab 1220-1250 Kaiser)das Kloster Allerheiligen, seine Insassen und seine Güter in seinen besonderen Schutz.(GLA 33 Nr.49) Eine weitere Schutzurkunde stellte Friedrich II. 1224.

Auch sein Sohn Heinrich stellte dem Kloster 1224 eine Schutzurkunde aus.

Am 15. Januar 1223 nahm Papst Honorius III. (1216-1227) Propst und Konvent des Kloster Allerheiligen in seinen Schutz und bestätigte den Klosterbesitz ins besondere die Kirchen in Nußbach und Urloffen. (GLA E Nr.48)

Schon 1220 hatte der Straßburger Bischof Heinrich II. von Veringen (1202-1223) die Freiheiten und Besitzungen des Klosters bestätigt. (GAL 33 Nr.56)

Die Einkünfte aus Schenkungen waren noch sehr gering. Die finanziellen Belastungen, die das Kloster durch den Klosterbau zu tragen hatte waren aber sehr hoch. Wohl deshalb schickte Propst Walter Ordensbrüder aus, um Geld zu sammeln.

Das war natürlich nicht ungefährlich. König Heinrich VII. (1220-1235) stellte dem Kloster am15. April 1227 in Hagenau eine Schutzurkunde aus. “nimmt die zelle Allerheiligen in seinen besondern schutz, und gebietet seinen dienstmannen clerikern und amtleuten deren almosensammler liebreich aufzunehmen”. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4054

Allerheiligen hatte das Patronatsrecht über Nußbach. Propst Walther bat nun Papst Honorius, die Pfarrei nach dem Tode des gegenwärtigen Pfarrers die Pfarrei dem Stift einverleiben zu dürfen. Papst Honorius beauftragte Bischof Heinrich von Straßburg, dies zu überprüfen.

Nachdem er sich von der Armut des Ortes überzeugt hatte, stimmten er und das Domkapitel 1225 der Einverleibung zu. Dabei wurden die Einkünfte der Pfarrei Nußbach, Oppenau und Oberkirch festgesetzt.Allerheiligen hatte nur die Verpflichtung,  künftig anzustellende Pfarrer

dem Archidiakon als Vertreter des Bischofs vorzustellen.

Am 6. Juni 1228  bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) dem Propst und Konvent des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald die diesem vom Bischof von Straßburg übergebene Kirche zu Nußbach (GLA E Nr.56)

Nachfolger von Propst Walther wurde Probst Heinrich (1233-1262).

1239 kaufte er von Gräfin Adelheid von Freiburg (+1248) den Hof in Nussbach mit dem Patronatsrecht der Pfarrei 34 Nr. 680. Allerdings erhob der Markgraf Hermann VI. von Baden (1243-1247) Ansprüche auf die Vogtei über Nussbach und andere Forderungen.

Der Propst war nicht bereit auf die Ansprüche des Klosters zu verzichten. Daraufhin nahm der Markgraf den Prost und seine Kanoniker gefangen.

Ein Schiedsspruch des Straßburger Bischofs Konrad V. von Eberstein (1237-1245)und seines Dompropstes entschied den Streit zu Gunsten des Klosters Allerheiligen. Der Bischof stellte fest, dass der Markgraf aufgrund der erhaltenen Privilegien des Klosters

keinerlei Rechte auf die Vogtei habe. Der Markgraf musste auf alle seine Forderungen verzichten und eine Buße von 200 Pfund zahlen.(GLA  34 Nr. 837)

Kloster Allerheiligen genoss inzwischen einen sehr guten Ruf. 1238 war das schon 764 gestiftete Kloster Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zur Reform unterstellt. Die dortigen Benediktiner widersetzten sich der Reform und mussten Lorsch verlassen. Sie wurden zunächst durch Zisterzienser aus Kloster Eberbach ersetzt. Diese konnten sich in Lorsch allerdings auch nicht halten. Erzbischof Siegfried rief dann 1248 Prämonstratenser aus Kloster Allerheiligen nach Lorsch. Lorsch hatte nun den Status einer Propstei.

Lorsch betrachtete sich als “Tochter” Allerheiligens.

Schon 1189 waren Prämonstratenser aus Allerheiligen im elsässischen Hagenau. Die dortige St. Niklaskirche wurde vorher auch das Prämonstratenserkloster genannt. (Topograhia Alsatia: Hagenau 22).

Die Bettelmönche von Allerheiligen in Straßburg wurden 1297 ebenfalls Prämonstratenser.

Der Marchtaler Propst Dietrich von Wittenhausen (1243-1261) verzichtete auf die Paternatsrechte von Kloster Marchtal. Seit 1320 wird Allerheiligen in der Zirkarie Wadgassen geführt.

Am 28. Juni 1259 stellte Papst Alexander IV. (1254-1261) Kloster Allerheiligen wohl aus gegebenem Anlass eine Schutzurkunde aus, in der er dem Klerus der Mainzer Kirchenprovinz befahl, das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald gegen

dessen Bedränger zu schützen. (GLA E Nr.247)

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Konrad von Schauenburg (1262-1289). Er hatte das Vertrauen des Straßburger Bischofs Konrad III. von Lichtenberg (1273-1299). Dieser gestattete am 2. Mai 1281 Propst und Konvent auf der vakant gewordenen

Kirche von Oppenau, für die das Kloster Patronats-und Präsentationsrechte hatte, einen Konventualen des Klosters präsentieren zu dürfen, der die Pfarrstelle zusammen mit einem Amtskollegen versehen solle. (34 Nr. 1238)

Einen guten Draht scheint Propst Konrad auch zu Papst Martin IV. (1281-1285) gehabt zu haben. Denn der Papst stellte dem Kloster in den nur vier Jahren seines Pontifikats 6 Urkunden aus. Am 15. März 1284 nahm er das Kloster in seinen Schutz und bestätigte dessen Zehnten, Güter und sonstigen Besitzungen. (GLA E Nr. 282) Auch im März 1284 bestätigte Papst Martin IV. die Schenkung des Straßburger Bürgers Friedrich Westermann und seiner Frau eines Hofes in Sasbach. (GLA E Nr. 283)

Eine interessante Urkunde war die, die der Papst am 2. März 1284 ausstellte. “Papst Martin IV. bewilligt dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Anrecht auf die Güter, die die Brüder des Klosters rechtmäßig erworben haben würden, falls sie in der Welt geblieben wären, ausgenommen Lehen.

( GLA E Nr.284) Noch im März bewilligte der Papst dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Recht, gewisse Privilegien und Indulgenzen, die zeitweise aus Unkenntnis in Vergessenheit geraten waren, wieder zu gebrauchen. (E Nr.285)

Im April 1284 verhinderte er mit einer Urkunde, dass jemand ohne rechtlichen Grund sich der Angehörigen und Güter des Klosters bemächtigt und diese unterschlägt, bis seine unbegründeten Forderungen erfüllt sind. (E Nr.286)

Unter Konrad wuchs auch das Ansehen der Klosterkirche in der Bevölkerung. Bischof Johannes von Litauen, ein Deutschordensherr und aus einem Bistum Litauen vertriebenen Bischof, der dann in mehreren südlichen Bistümern der Kirchenprovinz Mainz tätig war-in Konstanz ist er von 1282-1290 nachweisbar- erteilte der Klosterkirche einen 14-tätigen Ablass. (GLA 34 Nr. 105)

1297 gewährten mehrere Bischöfe ebenfalls einen 40-tägigen Ablass. Das erhöhte natürlich den Zulauf, das Spendenaufkommen der Pilger aber auch letztwillige Verfügungen, eine gute Einnahmequelle für das Kloster. (34 Nr. 106)

Nachfolger von Propst Konrad wurde Propst Henrich II. (1290-1319). Auch in seiner Regierungszeit entwickelten sich die Besitzverhältnisse Allerheiligens günstig.

Bischof Konrad III von Lichtenberg gestattete dem Propst und Konvent von Allerheiligen, die Kirchen von Oppenau und Oberkirch, die bisher von Professen des Klosters versehen worden waren, mit Weltpriestern zu besetzen. Im 13. Jahrhundert hatte das Kloster versucht, möglichst

Chorherren als Priester einzusetzen. Aber gelegentlich scheint es doch an seine Grenzen gekommen zu sein.

Unterstützung fand das Kloster vor allem durch den Renchtaler Adel so die Herren von Bach, die Herren von Neuenstein, die bei Lautenbach ansässig waren, die Herren von Schauenburg, Winterbach und Staufenberg, aber auch die Grafen von Freiburg und Fürstenberg, die alle in der Gegend begütert waren. Viele der Adligen ließen sich auf dem Klosterfriedhof beerdigen, was in der Regel auch mit Spenden honoriert wurde.

Auch Geistliche waren unter den Stiftern, so zum Beispiel Propst Heinrich aus dem Stift Honau bei Schwindratzheim, der dem Kloster Höfe, Äcker und Wiesen sowie Zinsen in Ebersweier (GLA 34 Nr.423), Zusenhofen und Willstätt schenkte.

Eine besonders umfangreiche Schenkung erhielt das Kloster von der Witwe Junta Knierin aus Renchen, die den Knabenhof in Fautenbach, den Schultheißenhof in Densbach und ihr Haus in Oberkirch, in dem sie wohnte für sich, ihren verstorbenen Mann Heinrich

und ihren Sohn Albert als Seelgerät.

Das war nicht die einzige Erwerbung in Oberkirch. Zwischen 1200 und 1300 erwarb oder erhielt als Schenkung Kloster Allerheiligen über 13 Häuser und Hofstätten, manchmal Scheunen und Gärten. Daneben erwarb es mehrfach große Wiesengrundstücke. Es bekam Einkünfte

aus Gülten und Zinsen geschenkt. So war es nur logisch, dass das Kloster in Oberkirch bald die Propstei errichtete. Von dort aus wurden die Einkünfte des Klosters verwaltet. Der Verwalter war der Pater Oberkeller, der wie der Propst bzw. später der Abt in der “Propstei Allerheiligen”

residierte. In Oberkirch besaß das Kloster die Kirche,das Propsteigebäude, ein sogenanntes Pitanzhaus, das war ein Mönchsspeisehaus, eine Badstube, eine Mühle, eine Weinkelter und einen Klosterkeller.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 waren große Teile Oberkirchs niedergebrannt. Das Kloster errichtete dann einen steinernen Neubau, das Propsteigebäude. Dieses brannte aber 1797  auch völlig ab, wurde aber umgehend durch einen schlichten klassizistischen Neubau ersetzt.

An seinem nicht mehr genutzten Eingang ist heute noch das Wappen des Klosters und des letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

1319 tauschte Propst Heinrich die dem Kloster gehörige Burg Friedberg bei Oppenau (GLA 34 Nr. 148) gegen Weingärten am Tanzberg bei Tiergarten die dem Bischof von Straßburg und dem Domkapitel Straßburg gehörten.

Die Straßburger Bischöfe konnten durch diesen Taus ihre Machtstellung im Renchtal weiter ausbauen.

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Johannes Rohart von Neuenstein (1319-1350) Die Familie Rohart von Neuenstein stellte knapp 100 Jahre einen weiteren Propst in Allerheiligen.

Graf Heinrich II. von Fürstenberg (+1337) verkaufte 1327 den “unteren” Hof in Nussbach sowie die Patronatsrechte die er an der Kirche in Nussbach hatte für 200 Mark Straßburger Silber, das sind etwa 30.433,00 €. (GLA 34 Nr. 869)

1348 erwarb Kloster Allerheiligen Besitzungen bei Renchen von Kloster Schuttern. (GLA 34 Nr.99)  von Abt Isenbertus (1337–1350) für 150 Pfund Straßburger Pfennige, das sind etwa 2.135,00 €

Am 4. Januar 1348 verzichtete Kaiser Karl IV. (1346-1356 König, dann Kaiser- 1378)  zugunsten des Bistums Straßburg auf das Recht der ersten Bitten in den Klöstern Ebersheimmünster, Altdorf, St. Arbogast, Ittenweiler, Truttenhausen, Obersteig, Steig bei Zabern nebst der Klause dabei, Allerheiligen im Schwarzwald, St. Stephan, St. Johann. (34 Nr.150) Das Recht der ersten Bitte bedeutete, dass der Kaiser anlässlich seiner Krönung das Recht hatte, an jedem Stift im Heiligen Römischen Reich die erste Pfründe zu besetzen.

7. Propst von Allerheiligen wurde Eberhart (1350-1362) Der Straßburger Bischof Berthold II. von Buchegg (1328 –1353) fügte dem bestehenden Ablass in Allerheiligen nochmals 40 Tage hinzu.

Der 8. Propst war Friedrich von Schaffhausen (1362-1369) Unter ihm wurden dem Kloster  Häuser, Höfe, Güter zu Höfen, Bernhardshofen, Achern und Gamshurst unter Vorbehalt des Nießbrauches auf Lebenszeit vermacht ( Kappelrodeck 34 Nr.676 vom 11. Mai 1369) und Niederachern vermacht.

Nachfolger von Propst Friedrich war Hartlieb von Ramstein (1369-1386)

Der Straßburger Bischof Johann III. von Luxemburg-Ligny (1366-1371) gewährte 1370 für die Ursulakapelle in der Nähe des Stiftes am Sonntag nach Fronleichnam ebenfalls einen Ablass von 40 Tagen.

Das Schwergewicht der Prämonstratenser lag auf der Seelsorge. Deshalb bewirtschaftete das Kloster nur wenige Güter selbst. Im wesentlichen beschränkte sich das auf den eigentlichen Klosterbereich. Die entfernter liegenden Güter wurden von Konversen bewirtschaftet.

Meist waren sie aber als Zeit-oder Erblehen an Bauernverpachtet. Die Einnahmen des –Stifts waren gering. sie beliefen sich auf etwa 100 Mark Silber jährlich, das sind etwa 15.217,00 €.

Eine wichtige Einnahmequelle waren die Patronate. Am 22. August 1361 inkorporierte Bischof Konrad Kloster Allerheiligen die Pfarrkirche von Appenweier, deren Patronat das Kloster schon vorher innehatte. (GLA 34 Nr. 300)

Kloster Allerheiligen führte getrennte Kassen. Einnahmen bestimmter Güter gehörten dem Propst, zum Beispiel die von Nussbach. Diese verwaltete die Kämmerei. Die Einnahmen für die Chorherren verwaltete die Pietanz. Diese erhielt häufig Stiftungen,um die Kost der

Konventualen aufzubessern zum Beispiel am Todestag des Stifters.

Dann gab es noch das Messamt, das die Messtiftungen betreute. Ein Amt verwaltete das Siechenhaus. Dann gab es noch die Küsterei. Diese  kam für alles auf, was für die Messe notwendig war. Es war das einzige Amt, das genügend Einnahmen hatte, um Geld gegen Zins auszuleihen.

Nachfolger von Propst Hartlieb war Propst Johann von Milnheim (1386-1408). 1395 scheint das Kloster aber gut bei Kasse gewesen zu sein, denn der Straßburger Bischof Wilhelm II. von Diest (1394-1439), der ständig in Geldnot war, verpfändete die beiden bei Oberkirch gelegenen Burgen Ullenburg und Fürsteneck für 500 Goldgulden, das sind etwa 84.938,00 €. (Das alte Bethaus zu Allerheiligen zu Straßburg im Elsass, Straßburg 1879, S. 34)

Nachfolger von Propst Johann wurde Kumanus Lederholz (1408-1428) Er dankte 1428 ab.

In den 30-iger Jahren des 15. Jahrhunderts gab es immer wieder lokale kriegerische Auseinandersetzungen wie zum Beispiel die “Schauenburger Fehde” von 1432. Friedrich Bock von Schauenburg fiel zusammen mit seinem Nachbarn Bechthold von Schauenburg in die Vogtei ein, um Schulden der verstorbenen Gräfin Elisabeth von Württemberg  einzutreiben. Württemberg verbündete sich  mit der Stadt Straßburg und belagerte die Schauenburg, was beträchtliche Zerstörungen verursachte. Sie endete von 1433 mit dem Burgfrieden von Schauenburg.

Außerdem gab es zwischen 1430 und 1440 zehn Jahre lang Wetteranomalien, die zu erheblichen Missernten führten und anschließenden Hungersnöten, die zwischen 1437 und 1440 in ganz Europa zu Hundertausenden von Toten sorgte.

Das verursachte auch Kloster Allerheiligen enorme Einbußen an seinen Einkünften und sorgte für eine Verarmung des Klosters. Dadurch bahnte sich in Allerheiligen und auch in anderen Prämonstratenserklöstern eine Entwicklung an, die sicherlich nicht im Sinne des Ordensgründer Norbert von Xanten war. Einzelne Kanoniker behielten oft einen Teil ihres eingebrachten Gutes für sich, um sich einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Andere schufen sich ein privates Vermögen, dass sie durch Kauf von Liegenschaften und Erwerb von Zinsen zu mehren suchten.

Propst Berthold Schoup von Winterlingen (1408-1436) (In das Kloster Allerheiligen von K. G. Fecht Karlsruhe 1872, daraus stammen die Angaben zu den anderen Pröpsten nur als 1411 vorkommen erwähnt) hinterließ 1469 ein Vermögen, das nach Abzug der Schulden an das Kloster noch

3.573 Dukaten, das sind immerhin etwa 699.370,00 €, betrug. Das wurde dann zwischen Propst und Kanonikern aufgeteilt. Der Probst erhielt 1.028 Dukaten, also etwa 201.218,00 €, die Kanoniker  2.545 Dukaten also etwa 498.152,00 €.

Abt Johannes IX (1436-1443) gestattete, dass dieses Geld zwischen Propst und Konvent geteilt wurde. (GLA 34 Nr.6)

Beide einigten sich darauf, das Geld anzulegen und von den zinsen dringend notwendige Reparaturarbeiten zu bezahlen.

Auf ihn folgte  Rülmann Dedinger (1436-1462). Er versprach am 3. August 1448 dem Straßburger Bischof Ruprecht von Pfalz-Simmern (1440-1478) die Zahlung eines jährlichen Schirmgeldes von 20 Dukaten, das sind etwa 3.971,00 €. (GLA 34 Nr.50)

Mit dem Abweichen vom ursprünglichen Armutsideal ging natürlich auch ein Niedergang der Klosterzucht einher, der wohl über längere Zeit anhielt und durchaus auch Begehrlichkeiten weckte. Landes-und Stadtherren suchten ihre Machtstellung zu erweitern. Dafür war auch Geld nötig.

Steuerquellen boten sich an wie die  Gabella, eine indirekte Steuer, die in Frankreich zum Beispiel als Salzsteuer erhoben wurde. Die Tallia war eine Steuer, die vom Landesherrn auf Grund und Boden erhoben wurde.

Die Prämonstratenser hatten ja Abgabenfreiheut garantiert und so wandten sie sich 1417 ans Konstanzer Konzil (1414-1418). Dieses bestätigte die Privilegien von Kloster Allerheiligen und untersagte bei strengen Kirchenstrafen, dass das Kloster zu einer dieser Steuer herangezogen wurde.

(GLA 34 Nr.151 vom  4. Juni 1417)

13. Propst wurde Andreas Rohart von Neuenstein (1462-1478)

Das gravierendste Ereignis für Kloster Allerheiligen war der Brand im Jahre 1470.

Am Dienstag nach Lätare brach ein Brand in der Klosterküche aus. Wegen des schlechten baulichen Zustands der Gebäude griff er rasch auf die Klosterkirche über, zerstörte sie und das anschließende Klausurgebäude.

Der Konvent kam laut Klosterchronik für einige Zeit im elterlichen Gut des Propstes unter.

Propst Andreas begann sofort mit dem Neubau. Wer mit dem Wiederaufbau beauftragt war, ist unbekannt. Die noch brauchbaren Mauern wurden wiederverwendet. Das Langhaus wurde als spätgotische Halle erneuert, Mittel-und Seitenschiffe wurden eingewölbt. Die Vorhalle wurde

verbreitert. Auch der Kreuzgang wurde neugestaltet.

Der Nachfolger von Propst Andreas Georg Federle (1474-1477) führte den Neubau zu Ende. Seine  Wahl  wurde Bischof Ruprecht am 17. September 1474 durch Propst Johannes vom Prämonstratenserkloster Hagenau angezeigt (GLA 34 Nr. 59)

In Lautenbach gab es  eine kleine Kapelle. Dort war ein als wundertätig bezeichnetes Bild Mariens zu sehen, zu dem sich eine Wallfahrt entwickelte und das immer größeren Zustrom erfuhr.Bauern und vor allem der örtliche Adel, darunter vor allem die Schauenburg, begannen 1471

mit dem Bau der Kirche Mariä Krönung, um dem anwachsenden Pilgerstrom einen angemessenen Gebetsraum zu schaffen aber auch als Grablege für den lokalen Adel.

Baumeister Hans Hertwig aus Bergzabern, der eine Wanderbauhütte unterhielt, hatte den Bau begonnen. Von ihm stammt auch das Netzgewölbe. Nachdem die Ortenauer Reichsritterschaft den Bau finanziell nicht mehr stemmen konnte, sprang Kloster Allerheiligen

unter seinem Propst Johannes Magistri (1477-1492) , eigentlich Hans Schulmeister, der seinen Namen der Zeitmode entsprechend latinisiert hatte, 1480 ein. Er hatte dazu das Einverständnis von Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478-1506) . Er wollte

den Bau “notabiliter et speciose” (bemerkenswert und prächtig) ausführen lassen.

Mit dem Baumeister hatte es allerdings Schwierigkeiten gegeben. Baumeister Hans Hertwig hatte die Voranschläge zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen und verschwand dann aus Lautenbach. Propst Johannes Magistri musste ihn 1481 und 1482 gerichtlich zwingen, den Bau

wenigstens gebrauchsfertig zu machen. (34 Nr. 723 und 724) Mitsiegler der Urkunde 724 ist Hans von Neuenstein. Das war der Bruder des verstorbenen Propstes Andreas Rohart von Neuenstein.

Bischof Albrecht weihte die Kirche 1483 noch unvollendet ein

Glanzstück der Kirche sind neben dem Netzgewölbe der dreiteilige Hochaltar. Der Künstler ist unbekannt, gehört aber wohl der Straßburgischen Schule an und wird kunstgeschichtlich als Meister des Lautenbacher Altar geführt.

Besonders wertvoll sind auch die Glasfenster, die aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau (um 1420-1506) stammen. Peter Hemmel von Andlau zählt zum zum Vollendetsten, was die Glasmalerei hervorgebracht hat.

1480 durfte mit Erlaubnis von Bischof Albrecht ein Opferstock in Lautenbach aufgestellt werden. Die  Opfergelder sollten zur Fertigstellung der Kirche verwendet werden und nach deren Fertigstellung zwischen Kloster Allerheiligen

und Lautenbach im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilt werden. (GLA 34 Nr. 740)

1491 hob Bischof Albrecht die nicht mehr bewohnte Klause Oberdorf bei Oberkirche auf und übertrug deren sämtliche Güter, Besitzungen, Einkünfte und Rechte auf die neuerbaute Kirche zu Lautenbach (34 Nr. 726)

Der Übertragung der Klause von Oberdorf stimmte auch Papst Innozenz VIII. (1484-1492) zu. (GLA 34 Nr. 727)

Nachdem die Kirche in Lauterbach fertig war, gab es Strömungen im Konvent,das Kloster nach Lauterbach überzusiedeln. Propst Johannes trug diese Überlegung auch dem Generalkapitel in Prémontre vor. Diese entschied, dass Kloster nicht verlegt werden dürfe.

Der Konvent legte 1484 einstimmig dafür, dass man in Allerheiligen blieb. Außerdem wurde bestimmt, dass jeder Neueintretende schwören müsse, nie einer Verlegung nach Lauterbach oder einem anderen Ort zu zustimmen. dieses wurde sogar urkundlich festgelegt.

(GLA 34 Nr. 159)

Von den 12 abstimmenden Konventsmitgliedern tragen drei latinisierte Namen, nämlich Johannes Magistri, Jacobus Fabri und Conradus Sutori. Daraus kann man schließen, dass der Humanismus in Allerheiligen angekommen ist.

Der 16. Propst war Peter Burkhard (1492-1514)

Propst Peter ließ im Eingang der Kirche eine Lorettokapelle errichten. Er ließ sich auch in der Kirche von Lauterbach beerdigen.

Nachfolger von Propst Peter wurde Propst Heinrich Fehl (1514-1531 abgedankt).

Die Regierungszeit von Propst Heinrich wurde vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.

1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben. Daraus entwickelte sich, von Luther zunächst gar nicht so geplant, die Reformation. Allerheiligen überstand die Reformationszeit nur knapp,

aber es ging nicht wie die meisten benachbarten klösterlichen Gemeinschaften unter, wie zum Beispiel Alpirsbach, Reichenbach oder Kniebis oder wie praktisch alle Klöster in Württemberg, die nachdem Herzog Ulrich (1498-1519 und wieder 1534-1550) 1534 die Reformation

in Württemberg eingeführt hatte,alle aufgelöst wurden.

Das zweite Ereignis war der Bauernkrieg von 1525, der sich ja auch auf die reformatorische Forderung bezog. Die Bauern waren durch die Reformation zum eigenen kritischen Nachdenken und Handeln ermutigt worden. Sie stellten die Ständegesellschaft in Frage und

forderten eine größere Mitsprachemöglichkeit.

Im April 1525 ließ das Domkapitel Straßburg unter Führung des Domdechanten Sigmund von Hohenlohe (1511-1534) die Verhältnisse der Bauern in der Ortenau überprüfen. Brieflich ließen die Bauern des Gerichts Oberkirch Forderungen vorbringen.

Revolutionäre Forderungen traten eigentlich nicht zu Tage. Aber am 25. April 1525 erfolgte der Sturm auf das Kloster Schwarzach durch die Bauern des unteren Hanauerlandes. Dieses wurde dabei erheblich zerstört. Unter Jerg von Wimpfen marschierten sie weiter vor Oberkirch.

Der Klosterhof in Oberkirch wurde zerstört, dann die Kirchen in Oberkirch, Lauterbach und Allerheiligen wurden geplündert. Das Archiv von Kloster Allerheiligen war schon vorher auf der Schauenburg in Sicherheit gebracht worden.

Markgraf Philipp von Baden (1515-1534), der von 1524 bis 1527 auch kaiserlicher Statthalter im Reichsregiment war, handelte zusammen mit Vertretern der Stadt Straßburg am 29.05. 1525 den Vertrag  von Renchen mit der Bauernschaft aus. Es wurde vereinbart,

dass Propst und Konvent ihre Güter samt Zinsen behielten. Die Bauern geben die Ornate und den Kirchenschmuck der drei Kirchen zurück, sowie Hausrat und Urkunden soweit sie vorhanden waren. Der Propst verzichtete auf Dinge, die entwendet worden waren und er verpflichtete sich

innerhalb von 14 Tagen 100 Dukaten, das sind etwa 19.478,00 €, zu zahlen. Urkunde 34 Nr. 121. Die Urkunde wurde am 29. Mai 1525 ausgestellt.

Das Kloster scheint eine relativ intakte Beziehung zu seinen Bauern gehabt zu haben. Denn unter den Aufständischen befanden sich keine Renchtäler Bauern.

In Straßburg fasste die Reformation schnell Fuß. Die bedeutendsten Straßburger Drucker verbreiteten reformatorische Abhandlungen und evangelische Streitschriften. Der Straßburger Domdechant Sigmund von Hohenlohe bekannte sich 1524 zur Reformation und berief

Kaspar Hedio(1494-1522) zum Münsterprediger. 1529 schaffte der Magistrat die Messe ab. Auch einen Bildersturm gab es.

Die Chorherren von Allerheiligen blieben ihrem alten Glauben und ihren Ordensgelübden treu. Es ist kein Name eines Ausgetretenen bekannt.

Propst Heinrich trat 1531 zurück. Abt Johannes XIII. von Kloster Prémontré beauftragte den Abt von Kloster Adelberg, die Resignation von Propst Heinrich entgegenzunehmen, und die Wahlhandlungen für die Wahl des neuen Propstes einzuleiten (34 Nr. 161)

Der 18. Propst war Propst Jakob von Hornberg aus Horb, der aber schon nach 4 Jahren 1535 wieder abdankte. Sein Nachfolger  Matthäus (1535-1542) verstarb nach sieben Regierungsjahren. Auf ihn folgte Propst Gregorius Ruest, der 1550 starb.

Sein Nachfolger wurde Propst Petrus Müller (1550-1562) aus Ullenburg.  Seine Wahl wurde Bischof Erasmus Schenk von Limburg (1541-1568)  vom Konvent am 2. September 1550 angezeigt. (GLA 33 Nr.61) Der Konvent bat gleichzeitig um Bestätigung des neuen Propstes. In seiner Regierungszeit traf das Kloster zum zweiten Mal ein Brandunglück. 1555 wurden durch einen Brand das Innere der Klosterkirche und die Klostergebäude zerstört.

Propst Petrus ließ die Kirche und den Turm wiederherstellen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Klostergebäuden dauerte aber. Aus Geldmangel konnten die Arbeiten erst durch den dritten Nachfolger von Propst Petrus 1589 abgeschlossen werden.

Auf Propst Petrus folgte 1562 Martin Rothermel,der 1565 abdankte. Seine Wahl wurde Bischof Erasmus am 16. August 1562 angezeigt. (33 Nr. 62) Als er abdankte wurde mit Martin Daucher (1565-1572)sein Nachfolger gewählt. Am 3. April 1565 wurde darüber ein Notariatsinstrument erstellt. (33 Nr. 64)

Propst Martin verstarb 1572. Sein Nachfolger wurde Propst Jodokus Sebald (1572-1589) Er erst konnte die nach dem Brand notwendig gewordenen Reparaturarbeiten 1589 beenden.

Die Urkunde 33 Nr. 24 vom 24. September 1572 ist wieder das Notariatsinstrument zur Wahl des Jodokus.

Auf Propst Jodokus folgte Propst Heinrich Schmid (1589-1594) Der Straßburger Bischof Johann IV (1568-1592) von Manderscheid-Blankenheim bestätigte die Wahl am 22. Januar 1590. (GLA 33 Nr. 70)

Bischof Johann war ein entschiedener Anhänger der alten Lehre. Mit seinem  Tod kam es zum Straßburger Bischofskrieg. Im Domkapitel stand sich ein katholisches und ein protestantisches Lager für die Besetzung des Straßburger Bischofstuhl gegenüber.

Das Domkapitel bestand aus 12 Protestanten und sieben Katholiken. Auch die Stadt Straßburg hatte eine protestantische Mehrheit. Die protestantische Partei wählte den 15-jährigen Markgrafen  Johann Georg von Brandenburg (1577-1624) Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich

von Brandenburg (1546-1608). Von 1592-1604 und nannte sich Administrator des Bistums Straßburg. Nach der Wahl waren die katholischen Kanoniker nach Saverne geflohen und hatten dort Herzog Karl von Lothringen, seit 1578 Bischof von Metz und seit 1589 Kardinal

1592 zum Bischof von Straßburg gewählt. Es kam dann zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien. 1593 kam es nicht zuletzt durch Vermittlung des französischen Königs Heinrich IV. (1589-1610) zu einem Kompromiss.

7 Bezirke gingen an Karl, darunter Saverne, 6 an Johann Georg, darunter Oberkirch und Ettenheim. Schon vor seinem Amtsantritt hatte Johann Georg schwören müssen, dass er die religiösen Verhältnisse in seinen Ämtern nicht ändert.

Allerheiligen erhielt von ihm 1593 die Zusage, dass die Chorherren bei der Ausübung des Gottesdienstes in der alten Weise nicht behindert würden. Die Verwaltung der Güter des Klosters sollte ebenfalls bei den Chorherren verbleiben.

Die Verwaltung der Ämter Ettenheim und Oberkirch überließ Johann Georg Ernst Graf von Mansfeld, Domkapitular in Straßburg und überzeugter Lutheraner.

Die Räte des Johann Georgs hatten trotz der Zusicherungen anderes mit Kloster Allerheiligen vor. Sie wollten das Stift aussterben lassen und das Anwesen in einen Obstgarten umwandeln.

Sie schlossen die Klosterschule und untersagten die Aufnahme neuer Novizen. Außerdem bedrängten sie die verbliebenen Chorherren, deren Zahl auf drei geschrumpft war.

Nach dem Tod von Propst Heinrich 1594 wurde mit Jakob Jehle (1594-1597) ein neuer Propst gewählt. Doch Markgraf Johann Georg versagte ihm wegen angeblicher Exzesse die Bestätigung. Die markgräflichen Beamten

verlangten von dem neugewählten Propst, er solle auf alles, was dem Kloster gehöre verzichten und ihnen die Schlüssel und Siegel übergeben. Er weigerte sich, wurde daraufhin gefangen genommen. Er wurde auf das Schloss Dachstein bei Molsheim gebracht.

Das war das letzte, was man von ihm gehört hatte. in Allerheiligen wird Jakob Jehle als Märtyrer verehrt.

Nun schalteten sich die Äbte der Zirkarie Schwaben ein, um Kloster Allerheiligen beizustehen. Sie wandten sich an ihren böhmischen Ordensbruder Johannes Lohel (vom 1586  Abt von Kloster Strahov in Böhmen und ab 1587 Generalvikar für die Zirkarien Böhmen, Mähren, Ungarn,

Österreich und die angrenzenden Lande). Er hatte hervorragende Kontakte zu Papst und Kaiser. Er war immer wieder zu Hilfeleistungen für andere Klöster gerufen worden so auch hier über Schussenried nach Allerheiligen.

Abt Johannes gelang es auch, Kaiser Rudolf II. (1576-1612) für die Interessen Allerheiligens zu gewinnen. 1595 wandte sich der Kaiser in einem Schreiben an Markgraf Johann Georg und forderte diesen auf, das Kloster und seine Verwaltung

wieder an die Kanoniker abzugeben. (GLA 80/59 Schreiben vom 27.11.1595) Das Schreiben blieb allerdings ohne Wirkung. Deshalb erließ er 1559 ein kaiserliches Mandat. Darin wurde Markgraf Johann Georg erneut aufgefordert, das Kloster und die Verwaltung an die Kanoniker abzutreten. Außerdem sollte er für die Rückgabe der entwendeten Wertsachenwie Kleinodien, Silbergeschirr und Bargeld Sorge zu tragen.Bei Zuwiderhandlung war eine Geldstrafe von 50 Pfund angedroht. (GLA 80/59 Schreiben vom 10.07.1599)

Abt Johannes setzte Johannes Schüssler, den Prior von Kloster Strahov als Propst von Allerheiligen ein.

Am 12. Juli 1600 legte Kloster Allerheiligen dem Domdechanten Gerhard Truchsess als Detentor des Hauses zum Reibeisen in Straßburg das kaiserliche Dekret vom 27. März 1600 vor, das die Restitution des Hauses betraf. (34 Nr.1738) Detentor, das ist der Vermieter oder Verpächter.

Gebhard Truchsess war von 1577 bis 1583 Erzbischof von Köln und trat dann zum Protestantismus über. 1589 zog er nach Straßburg. Er starb 1681 in Straßburg.

Kloster Allerheiligen erhielt das Haus zum Reibeisen zurück und verpachtete es 1602 an den Stadtgerichtsprokurator und Notar in Straßburg Jakob Krauch. ( 34 Nr. 1739)

Das wichtigste Ergebnis das Propst Johannes erzielt hatte, war der Vertrag, den er am 30. September 1600 in Willstätt mit den Bevollmächtigten des Markgrafen Johann Georg,

dem brandenburgischen Hofrichter Hans Philipp von Kuppenheim und Hartwich von Stiten. (34 Nr.162) schloss. Das Kloster verpflichtete sich,  dem Markgrafen jährlich 100 Viertel Roggen ,50 Viertel Hafer sowie 5 Fuder Wein

zu liefern. Das Fuder war ein regional verschiedenes Hohlmaß für Ein. In Baden war ein Fuder 1500 Liter.

Um die rechtlichen Verhältnisse abzusichern ließ Propst Johannes die wichtigsten Dokumente des Klosters, vor allem die Schenkungs- und Kaufurkunden in Kopialbüchern abschreiben.

Er mußte schon 1601 sein Amt niederlegen, vermutlich weil er nicht kanonisch gewählt war. Er starb im Jahr seiner Abdankung.Das Kloster war nun wieder in Händen des Ordens.

Aber Konvent war noch sehr klein. Die Pröpste kamen aus anderen Klöstern. Auch die Tatsache, dass die Pröbste ihr Amt rasch niederlegten zeigt, dass sie in ihrem Amt nicht unbehelligt waren.

Propst Martin Dietrich ging nach nur wenigen Monaten in sein Heimatkloster Sorent in Unteritalien zurück.

Auch die Klosterzucht lag noch im Argen. Das zeigte sich vor allem bei dem nächsten Probst Paulus Klein (1601-1613). Er wurde vom Abt des Klosters Ursberg Johannes III. Sausenthaler (1595-1617)

zusammen mit  vier Fratres oder Laienbrüdern nach Allerheiligen geschickt.

Finanziell unterstützt wurde  Johann Georg durch Herzog Friedrich von Württemberg (1593-1608). Das kam seinen Interessen entgegen, die er in Riquewihr und Mömpelgard hatte.

In der Regierungszeit von Propst Paulus verzichte Markgraf Johann Georg im Vertrag von Hagenau auf seine Rechte am Bistum Straßburg. Er erhielt eine Geldsumme, die sich zusammen mit der Deckung der Schulden auf 380.000 fl.,

das sind etwa 74.339.959,00 €. Der Vater von Johann Georg Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg übertrug ihm noch einige in Schlesien gelegene Pfandschaften sowie das Herzogtum Jägerndorf.

Der katholische Bischof Karl von Lothringen erhielt gegen diese Geldzahlung sowie weitgehende Wahlversprechen den Bischofstuhl zugesichert.

Bischof Karl von Lothringen verstarb 1607 an einem Rückenmarksleiden, das ihn seit 1591 quälte im Alter von 40 Jahren.

Auch diesen Betrag streckte Herzog Friedrich vor und erhielt dafür das Amt Oberkirch abgetreten. Der Vertrag wurde am 22. November 1604 abgeschlossen.

Die Württembergische Pfandherrschaft war zunächst nur für 30 Jahre vorgesehen, dauerte aber mit einer Unterbrechung von 1636-1649 bis 1665

Kloster Allerheiligen wurde 1648 ebenfalls pfandweise übergeben und blieb auch bis 1665 in der Württembergischen Pfandherrschaft.

Propst Paulus führte ein sehr unklösterliches Leben. Er war ständig vom Stift abwesend, verschleuderte Klosterbesitz und erregte sogar mit Wilddiebereien Anstoß

Die Reformbestrebungen des Konzils von Konvent erfassten den Prämonstratenserorden. Der Generalabt von Prémontré François II. de Longpré (1596-1613) schickte mehrere Male

Servais de Lairuelz nach Allerheiligen. Dieser war 1580 in das Prämonstratenserkloster St. Paul in Verdun eingetreten. Dann studierte er an der Jesuitenuniversität  in Pont-à- Mouson und an der Sorbonne in Paris.

Er begann an der Reform seines Ordens zu arbeiten. Er legte wieder Wert auf die Grundlagen mönchischen Lebens, die Einhaltung des Keuschheitsgelübdes, Gütergemeinschaft statt Privateigentum usw.

1597 wurde er Generalvikar des Ordens. Er visitierte Prämonstratenserklöster in Deutschland, Österreich und Belgien. Seine Reform begann in Belgien mit  der Reform von Lothringen, der  um 1600 etwa 40 Klöster angehörten.

Servais de Lairuelz konnte schließlich Propst Paulus zur Abdankung bewegen. Er legte sein Amt 1613 nieder.Das Klosterleben wurde im Sinne der Ordensregel wieder hergestellt.

Seine Aufforderung zur jährlichen Gelübdeerneuerung wurde in Allerheiligen befolgt. Jährliche Visitationen,Schule und Hausstudium,Einkehrtage und Kolloquia für auswärts tätige Kanoniker,

Besuch der Provinzialkapitel und Generalkapitel, phliosophische und theologische Ausbildung des Nachwuchses an der Universität Pont-à-Mouson und Hausstudien in den Schulen von Marchtal und Rot

sorgten für die Einhaltung der strengen Disziplin und sorgten letztendlich für die Erhebung Allerheiligens zur Abtei.

Sein Nachfolger wurde Lorenz Scheffler (1613-1639),der aus Hagenau stammte. Mit ihm begann der Wiederaufstieg von Kloster Allerheiligen.

Er schickte einige jüngere Ordensbrüder zum Studium nach Pont-à- Mouson , unter ihnen den langjährigen Prior Georg Hempfer (+ 28.3. 1648)

Georg Hempfer hat mehrere theologische und geschichtliche Werke verfasst, die allerdings nicht gedruckt wurden. Außerdem hat er bis zu seinem  Todesjahr eine Klosterchronik verfasst, die aber verloren ist.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 war das Fanal zum Böhmischen Ständeaufstand und gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges.

In diesem Krieg hatte die Ortenau und Kloster Allerheiligen schwer zu leiden. Es waren nicht so sehr die großen Schlachten, die das Leid verursachten.

Die marodierenden Bande, die umherzogen  und die sich alles nahmen, was ess-und trinkbar war, waren das Problem. Im Laufe des Krieges wurde die Bevölkerung um die Hälfte

reduziert.

Probst Lorenz musste ein sehr beeindruckender Mensch gewesen sein. Er schaffte es immer wieder, plündernde Soldaten von weiterem Vorgehen abzuhalten und größeren Schaden vom Kloster abzuwenden.

Zwar blieb das Kloster von Brandschatzungen und größeren Plünderungen verschont. Aber in Folge der Verödung des Landes und des Bevölkerungsschwundes gingen die Zehntzahlungen und die Abgaben stark zurück und machten dem Kloster zu schaffen.

1638 wurden in der Kirche von Oberkirch beim Einfall der Schweden und Franzosen auch einige Chorherren von Allerheiligen getötet.

Hilfreich für Allerheiligen war, dass 1637 Kardinal Richelieu in Frankreich 1637  die Leitung des Prämonstratenserordens in die Hand genommen hatte. Er stellte dem Kloster eine Schutzwache,

die, als das Kloster von einem Überfall bedroht war, Schlimmeres abwendete.

Gefährlich wurde es nochmals als plündernde Schweden durch die Täler der Ortenau zogen.

Propst Lorenz verstarb 1639.

Zu seinem Nachfolger wurde Probst Norbert Hodapp (1639- 1653) gewählt.

1641 setze er das von Probst Johannes Schüssler begonnene Kopialbuch fort, das alle seine Nachfolger weiterführten

1643 stellte Probst Norbert das in der Reformation aufgehobene Kloster Hagenau wieder her.

1649 wurde die Herrschaft Oberkirch durch Verkündung vom Altan des Rathauses in Oberkirch vom den Schweden geleisteten Eid entbunden und huldigte dem Herzog von Württemberg als Pfandherren.

Der Probst und die Konventualen von Allerheiligen huldigten im Klosterhof von Oberkirch.

1652 stellte Probst Norbert Dr. Johann Küffer, den Leibarzt von Herzog Eberhard III. (1633-1674) von Württemberg als Klosterarzt in Allerheiligen an und fixierte seine Pflichten schriftlich.

Probst Norbert verstarb 1653

Auf ihn folgte Anastasius Schlecht (1653-1657 , dann Abt bis 1691). In diesem Jahr dankte er mit 81 ab und verstarb 1695 im Alter von 85 Jahren. Er stammte aus Oberkirch.

1657 erhob das Generalkapitel in Prémontré zur Abtei. (GLA 34 Nr.165) Der bisherige Probst wurde der 1. Abt von Kloster Allerheiligen. Ein Abt empfing anders als der Probst seine Weihe durch den zuständigen Diözesanbischof.

Bei der Ausübung seiner liturgischen Tätigkeiten durfte er die Pontifikalien, also Mitra, Ring und Stab tragen.

Vor seiner Wahl zum Propst war er Generalvikar der schwäbischen Zirkarie.

Auch 1657 hatte das Generalkapitel Allerheiligen das Jus Paternitas für die Propstei Hagenau zugesprochen. 1670 bekräftigte das schwäbische Provinzialkapitel seinen Anspruch auf Hagenau gegenüber den Ansprüchen des

Abtes von Kloster Steinfeld in der Eifel und der Zirkarie Wadgassen. Als Hagenau 1717 französisch geworden war, wurde es  vom Generalkapitel der Zirkarie Champagne zugewiesen.

Bis ins erste Drittel des 17. Jahrhunderts wählte das Provinzkapitel die Visitatoren für die Schwäbische Zitkarie und der Generalabt betätigte diese dann.

Als Augustin I. Le Scellier (1645-1666) beendete nach seinem Amtsantritt die langsam gewachsene Macht der Schwäbischen Zirkarie. 1654 überprüfte er die Beschlüsse der letzten 5 Provinzialkapitel von 1639-1653 und kassierte mehrere von ihnen.

Die Visitatoren und deren Visitationsbezirke wurde nun auf dem Generalkapitel festgelegt.

1657 wurde Abt Anastasius mit der Visitation Bellelay, Corneux, Wadgassen und Hagenau beauftragt.

Allerheiligen war so eine Art Brückenstation, wenn die Äbte zum Generalkapitel nach Prémontré reisten. Die Reisezeit von Allerheiligen nach Prémontré dauerte etwa 13 Tage.

1658 bestellte Abt Anastasius bei dem Rottweiler Maler Christoph Kraft (+1680) 2 Altarbilder.

1661 kaufte Augustin Arzet (1656-1666) von Kloster Schussenried bei Abt Anastasius eine gebrauchte Orgel, die ihm dieser quasi  unter Brüdern für 300 fl verkaufte, das sind etwa 59.878,00 €.

1688 feierte Abt Anastasius sein Goldenes Priesterjubiläum. Aus diesem Grund fand das Provinzkapitel der Zirkarie Schwaben in Allerheiligen statt.

1689 trafen wieder einmal kriegerische Ereignisse das Kloster.

1685 starb mit dem Kurfürsten Karl II. von der Pfalz die pfälzische Linie der Wittelsbacher aus. Karls Schwester Liselotte von der Pfalz (1652-1722)war mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen König Ludwigs XIV. (1643-1715) verheiratet.

Ludwig machte im Namen seiner Schwägerin Erbansprüche gelten und fiel 1688 in das Deutsche Reich ein. Da Kaiser Leopold I. (1658-1705) im Osten gegen das Osmanische Reich Krieg führte, standen in Deutschland wenige Soldaten zur Verfügung und das

Deutsch Reich wurde am Anfang förmlich überrollt. Vor allem die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete wurden verwüstet. Es galt die Parole „Brûlez le Patinat!” – „Verbrennt die Pfalz!“. Fast alle festen Orte, Burgen und Schlösser wurden durch die Soldaten

Ludwigs XIV planmäßig in Schutt und Asche gelegt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) endete erst mit dem Frieden von Rijswijk  im Oktober 1697.

1689 wurde Kloster Allerheiligen geplündert und kam damit noch relativ glimpflich davon. Offenburg und Oberkirch wurden in Schutt und Asche gelegt.

Abt Anastasius dankte am 21. März 1691. Er verstarb 1695 85-jährig.

In seiner Regierungszeit beginnend wurden die wirtschaftlichen  Verhältnisse geordnet. Abt Engelbert konnte auch die Schulden zahlen, die durch Einquartierungen und Kontributionen verursacht waren.1718 war das Kloster weitgehend schuldenfrei.

Das zeigte sich auch an der Zahl der Konventualen.Hatte das Stift 1600 gerade noch 3 Konventualen. So lebten  1653 wieder 13 Konventuale im Kloster und die Zahl stieg kontinuierlich weiter über 19 1709 und 23 im Jahr 1743. Bei der Säkularisation 1803  waren es wieder 29 Chorherren.

Sein Nachfolger wurde Albert Schleck (1691-1700) Er dankte 1700 ab.

Sein Nachfolger wurde Josef Seitz, der von 1700-1705 regierte und 1705 verstarb,

Auf ihn folgte Abt Engelbert Mathis (1705-1709) (34 Nr.167 Urkunde vom 20. Oktober 1705) Vor seiner Wahl war er  von 1698-1705  Pfarrer in Ebersweier. Der Straßburger Bischof Armand I. Gaston (1704-1749) bestätigte ihn am 9. April 1706 und gestattete ihm

wegen der gefährlichen Kriegszeiten seine Weihe von einem anderen katholischen Bischof oder dem Abt eines linksrheinischen Benediktinerkloster zu empfangen (34 Nr.168)

Bis zur Ausstellung der Konfirmationsurkunde durfte Abt Engelbert keine Weihe und keine Jurisdiktion ausüben

Hatte es schon erste Reibereien mit dem ersten Straßburger Bischof aus der Familie Rohan Armand-Gaston de Rohan-Soubise, Landgraf von Unterelsass, Großalmosenier von Frankreich und möglicherweise auch Verwandter König Ludwigs XIV., so verschärften sich die Streitigkeiten in der Folge immer mehr. Die französischen Bischofe aus der Familie Rohan waren geprägt vom absolutistischen französischen Hof. Sie Konnten nicht Deutsch und hatten kein Verhältnis zum im Reichsgebiet geltenden Recht.Meist lebten sie in Paris. Auch hatten die Bischöfe in Frankreich eine starke Stellung.

Dazu kam,dass es dem Kloster wirtschaftlich besser ging, was natürlich auch die Begehrlichkeiten der Bischöfe förderte.

Auch die Schule in Allerheiligen nahm wieder einen Aufschwung. Erstmals erwähnt wurde sie in einem Schreiben von Probst Jakob Jehle an Markgraf Johann Georg im Jahr 1594. Dessen Räte ließen die Schule schließen.

Schon 1653 hatte Abt Konrad II. Kneer (1637-1660)von Kloster Marchtal den Plan, in Munderkingen ein gemeinsames Studium und ein Gymnasium einzurichten. Die Äbte der Schwäbischen Zirkarie lehnten dies aber ab und begründeten die

Ablehnung auch mit der Notlage nach dem Krieg.

So konzentrierte sich Kloster Allerheiligen auf seine Klosterschule, die aus der Klosterschule hervorgegangen war, die wohl schon im Mittelalter bestand. Das Gymnasium war eine Internatsschule. Es wurde von etwa 50 Schülern besucht. Wohlhabendere Schüller hatten ein Kostgeld zu entrichten. Unbemittelte wurden umsonst unterrichtet.Die Schüler kamen überwiegend aus Mittelbaden aber auch aus den angrenzenden Gebieten. Die Schule von Allerheiligen hatte einen sehr guten Ruf.Der Straßburger Weihbischof Johann Franz Riccius (1739-1756 )

schrieb 1748 an  Abt Lorenz : “der gute Ruf Eures Klosters und der Eifer im Jugendunterricht bewirken, dass mehrere unserer Geistlichen sich bei Euch aufzuhalten verlangen” (Fecht, S.49 Anmerkung)

Das Kloster schickte aber auch Konventuale aus Allerheiligen zum Studium an die  Klosterschulen nach Marchtal oder Rot. 1647 wurde ein Konventuale an die Universität Pont-à-Mouson entsandt und 1652 studierten  drei Konventuale in Marchtal Philosophie bei dem Dominikaner Dominicus Aurnhammer(+1660).

Am Gymnasium in Allerheiligen unterrichteten bis zur Säkularisation drei Patres. In der Freizeit wurden die Schüler von einem Präfekten betreut.

Hauptlehrfach war Latein. Weitere Fächer waren Griechisch und Hebräisch, aber auch die lebenden Fremdsprachen Englisch Französisch und Italienisch. Mathematik und Erdkunde wurde ebenfalls unterrichtet.

Der Tagesablauf war streng geregelt.Unterricht in der Regel vormittags und nachmittags,Vorbereitung für den Gottesdienst, religiöse Unterweisung aber auch Freizeit.

Die Schüler bewohnten ein eigenes Haus aßen gemeinsam und schliefen gemeinsam in einem Schlafsaal. Jeder Schüler hatte ein kleines Stück Garten zu bearbeiten.

Höhepunkt des Schullebens war ein Theaterstück meist mit religiösem Inhalt.

Zu den bekannten Schülern zählte Adalbert Eisenmann,der Kapitular in Allerheiligen war und später Lehrer für Mathematik in Pais wurde. Er hatte 1776 unter dem Ordensnamen Adrain seine Profess abgelegt und wurde 1783 zum Priester geweiht. Franz –Xaver Merk wurde in Heidelberg Theologieprofessor. Auch Josef Ignatz Peter (1789-1872) war Schüler in Allerheiligen. Er hatte 1848/49 an der badischen Revolution teilgenommen.

Die Äbte achteten darauf, dass die klostereigenen Höfe gut verwaltet wurden. In den Erblehensverträgen war neben der Höhe den Abgaben auch festgelegt, dass die Häuser der Anwesen in Ordnung gehalten wurden,

die Felder regelmäßig gedüngt wurden und der Bestand an Obstbäumen gewahrt wurde.

Nachfolger von Abt Engelbert wurde Isfried Breßle (1709-1718) Das Notariatsinstrument zur Wahl von Abt Isfried wurde am 5. Februar 1709 erstellt (GLA 34 Nr.169)

Am 15. September 1713 ermächtigte Alexander Borgia, Abt von Trinitatis, apostolischer Notar und Generalauditor und apostolischer Administrator der Nuntiatur in Köln, den Abt Isfried von Allerheiligen, die in dem Dekanat Ottersweier sich vorfindenden profanierten und entweihten Altären wieder zu weihen. (GLA 34 Nr.112)

Die  Gesundheitsvorsorge scheint  im Kloster Allerheiligen einen guten Stellenwert eingenommen zu haben. Hatte schon Probst Norbert 1642 einen renommierten Klosterarzt angestellt, so schloss  Abt Isfried 1715 mit dem Offenburger Physikus Dr. Miedinger einen Vertrag nach dem dieser zwei mal im Jahr nach Oberkirch und Allerheiligen kommen  und dort die üblichen Aderlässe anzuordnen. Für den Fall dass er außer Reihe kommen musste, war ein gesondertes Honorar vereinbart. (Fecht S. 50)

Abt Isfried verstarb 1718. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Joachim Bahr (1718-1747) gewählt. Abt Joachim stammte aus Hechingen.

Eine Klosterhandschrift des 18. Jahrhunderts (zit. nach Kraus 1983) schreibt über Abt Joachim „Er war ein Mann von gefälligem und heiterem Wesen, … wegen seiner guten Sitten und frommen Lebens sehr beliebt, ein Vorbild im Studieren und Beten und den geistlichen Übungen für unsere Gemeinschaft”.

Das Notariatsinstrument über die Wahl Abt Joachims wurde am 14. Juli 1718 erstellt.(GAL 34 Nr.178)

Am 6. Februar 1722 trafen der Abt mit seine Rebleuten folgendes Abkommen:

Das Kloster Allerheiligen am Schwarzwald trifft mit seinen sämtlichen Rebleuten einen Accord und eine Abrede, unter welchen Bedingungen es dieselben auf 8 Jahre lang auf allen ihm gehörigen Rebhöfen angenommen, doch dem Kloster wie auch jedem Rebmann insbesondere oder sämtlichen Rebleuten insgemein den willkürlichen Aberwandel im 4. Jahre vorbehalten. (GAL 34 N.103 ) Aberwandel bedeutet das Recht auf Änderung der Abrechnung.

Am 25. Mai 1728 schloss der Konvent von Allerheiligen mit dem Franziskanerorden und  Joseph Maria Baldrati de Ravenna (1725-1731), General des Franziskanerordens eine Gebetsgemeinschaft. (GAL 34 Nr.113)

Die Spannungen verstärkten sich unter Abt Joachim. 1731 wollte einer der bischöflichen Beamten von Bauern auf klostereigenem Gütern Steuer erheben. Sie verweigerten die Zahlung mit Hinweis auf die Privilegien des Klosters.

Darauf hin ließ er unter Anwendung von Gewalt ihre Häuser verbrennen. Der Konvent wandte sich daraufhin an das kaiserliche Hofgericht in Wien. Der Fall war dort bis 1742 anhängig. In diesem Jahr erklärten sich Joachim und der Konvent

bereit, den Straßburger Bischof Armand I. den Titel eines  “dominus territorialis”, also Landesherren zuzugestehen, wenn er seinerseits die Privilegien Allerheiligens anerkenne.   Der Generalabt in Prémontré Bruno Bécourt (1741-1757) wurde darüber in einem Schreiben informiert. (GLA 84/62)

Die Räte des Bischofs nahmen zwar das Schreiben in Empfang, aber bestätigten es nicht.

Abt Joachim verstarb 1747. 1746 wurde Lorenz Schlecht (1746-1752)zum neuen Abt von  Allerheiligen gewählt. Am 28. Mai 1746 wurde das Notariatsinstrument zur Wahl erstellt. (GAL 34 Nr. 171) Die Wahl von Abt Lorenz wurde am 18. Juli 1746 vom Weibischof

und Generalvikar von Straßburg Johann Franz Riccius  betätigt. (GAL  34 Nr. 172) Gleichzeig gestattete dieser, dass Abt August Dornblüth (1746-1775) vom Benediktinerkloster Ettenheim die Weihe von Abt Lorenz vornahm.

Abt Lorenz verstarb 1752. Zu seinem Nachfolger wurde Karl Pulcher (1756-1766)

Schon im Juni 1749 hatte es auf dem Straßburger Bischofstuhl einen Wechsel gegeben. Armand II. François Auguste de Rohan-Soubise (1749-1756) war auf Armand I. gefolgt. Er war der Großneffe seines Vorgängers.

Nach der Wahl von Abt Karl erreichte der Streit zwischen Kloster Allerheiligen und den Straßburger Bischöfen seinen Höhepunkt.

Abt Karl teilte Bischof Armand II. seine Wahl mit und bat ihn, drei Benediktineräbten zu gestatten, ihm die Abtsweihe zu erteilen. Darauf antwortete der Bischof, dies nur zu gestatten, wenn der Konvent von Allerheiligen sich

verpflichte, ihm den Tod des Abtes und den Tag der Abtswahl zu melden, bei den Vorbesprechungen zur Wahl einen bischöflichen Kommissar zuzulassen und die Wahlurkunde zur Prüfung vorzulegen.

Natürlich lehnte der Konvent dies ab, da sie gegen die Privilegien  des Prämonstratenserordens im allgemeinen, insbesondere aber gegen die von Allerheiligen seien. Der Bischof reagierte und verweigerte die Ausstellung der Konfirmationsurkunde.

Er erteilte auch die Genehmigung zur Abtsweihe nicht. Der Generalvikar erhöhte den Druck weiter, indem er den vom Kloster  vorgesehen Pater für die Pfarrei Nussbach nicht investierte, Die Kanoniker durften nun weder im Kloster noch in den Pfarreien

die Beichte hören. Das Kloster hatte inzwischen einen Zulauf von 10.000 Gläubigen im Jahr, die zur Beichte kamen, also auch durchaus eine beachtliche Einnahmequelle. Dem Kloster wurde die Seelsorge in den Pfarreien entzogen und dafür

Kapuziner aus der Ortenau eingesetzt. Allerheiligen sollte diesen jährlich 200 fl, das sind etwa 41.821,00 €.

Abt Karl gab nicht klein bei, sondern nahm den Kampf auf. Er wandte sich zunächst an den Generalvikar der Schwäbischen Zirkarie Joseph Seitz, Abt von Kloster Ursberg und Generalvikar von 1746-1771.Dieser war ihm eine gute Stütze.

An Kaiserin Maria Theresia (1745 –1780) wandte er sich und natürlich an den Generalabt Bruno Bécourt, dem in Ordensangelegenheiten die letzte Entscheidung zustand. Als alle Bemühungen um die Rücknahme der Beschlüsse vergeblich waren,

blieb ihm als letzte Instanz Papst Benedikt XIV (1740-1758). Er legte eine Protestation in Rom ein. (GAL 34 Nr. 173)

Der Regestentext: “ Kloster Allerheiligen legt in seinen Streitigkeiten mit dem Bistum Straßburg eine Protestation ein und ruft die Entscheidung des päpstlichen Stuhles an. Mit dem Vermerk über die erfolgte Insinuation der Protestation vom 12. Februar. Das Stück bezieht sich ohne Zweifel auf die Streitigkeiten des Klosters mit dem Bistum, wegen der von dem Bistum über das Kloster beanspruchten Hoheitsrechte und wegen der Besetzung der Pfarreien mit Klostergeistlichen. 11. Februar 1757”

Auf dem Straßburger Bischofstuhl hatte es erneut eine Änderung gegeben. Armand II. war am 28. Juni 1756 verstorben. Auf ihn folgte Louis César Constantin de Rohan-Guéméné (1756-1779), der 3. Straßburger Bischof in Folge aus dem Hause Rohan.

Der neue Bischof lenkte ein. Durch Vermittlung vo Generalabt Bruno Bécourt kam ein Vertrag mit Bischof Louis César Constantin  zustande, der am 22. Juni 1757 in Saverne unterzeichnet wurde. (GAL 34 Nr.174)

Der Regestentext ist wie folgt:  “Vertrag zwischen dem Bischof Ludwig Konstantin von Straßburg und dem Kloster Allerheiligen, durch den das Kloster den Bischof als Landesherrn und Ordinarius anerkennt und die dem Bischofe bezüglich der Abtswahlen

zustehenden Rechte festgestellt werden. 22. Juni 1757”

Mit der Unterzeichnung waren die Schwierigkeiten ausgeräumt und die Wahlbestätigung durch den Straßburger Bischof erfolgte einen Tag später. (GAL 34 Nr. 175). In dieser Urkunde wurde auch das Recht bestätigt, die Abtsweihe vom Abt von Gengenbach zu empfangen.

Dieser, Benedikt Rischer (1743–1763) nahm die Weihe vor. Die übrigen Maßnahmen wurden auch zurückgenommen.

Abt Karl verstarb 1760. Fecht wird bei den folgenden Äbten etwas ungenau. Er führt als 40. Abt Isfried Christ an, gibt aber nur eine Jahreszahl an, nämlich 1777. Dann folgt bei ihm als 41. Abt folgt bei ihm Abt Felix aber auch nur mit der Zeitangabe 1783.

Sturm nennt im Württembergischen Glockenbuch Abt Felix Kemmerle mit den Jahreszahlen 1766-1797

Am 17. Mai 1762 ernannte und investierte der Gengenbacher Abt Benedikt Rischer den Prior von Allerheiligen und Professor des kanonischen Rechts Leopold Schweinhueber zum Apostolischen Notar. (GAL 34 Nr.76)

Hugo Schneider schreibt in der Geschichte des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald dass Abt Felix 1773 die Gebeine der Katakombenheiligen KLemens und Bonifatius nach Allerheiligen überführen. Das zog weitere Pilger an.

An hohen Festtagen strömten über 2000 Pilger nach Allerheiligen.

Auch Allerheiligen war dem Barock gegenüber aufgeschlossen.  Aber die beschränkten räumlichen und finanziellen Verhältnisse der Abtei, aber auch der sparsame Sinn der Äbte verhinderten einen Neubau der Klosterkirche.

Nach den oben erwähnten Altarbilder, die Abt Anastasius 1658 anschaffte, ließ Abt Karl Pulser 1756 den Josefsaltar errichten und gab ein neues Chorgitter in Auftrag. (GLA 84 Nr. 49)

Abt Felix Kemmerle ließ neue Seitenaltäre aufstellen.

Der Streit mit dem Straßburger Bischof Louis César Constantin  flammte 1772-1773 wieder auf. Er hatte vor seinem Amtsantritt als Bischof kanonisches Recht an der Sorbonne studiert. 1720 trat er dem Ritterorden der Malteser bei. Er wurde Kapitän

der Flotte des Malteserordens. 1756 wurde er zum Straßburger Bischof gewählt. Am königlichen Hof in Versailles setzte er sich für die Belange der Elsässer ein.  Auch um die Kirchenzucht in  seinem Bistum nahm er sich an.

Ähnlich wie Kaiser Joseph II. (1765-1790) orientierte er sic h in seiner Regierungszeit an aufklärerischen Idee. Joseph II. beendete unter anderem die jahrhundertealte Tradition der Wallfahrten, verbot die Marianischen Vereine, schaffte Feiertage ab, ließ Votivtafeln entfernen, hob Klöster auf und entweihte Kirchen. Bischof Louis erließ 1772 aus “landesfürstlicher Macht” eine Verordnung gegen die Klöster seines Bistums (GLA 84/66) Darin untersagte er Klöstern den Erwerb von Häusern oder anderen Liegenschaften. Er befahl ihnen, durch Verpfändung erworbene Güter zu verkaufen.

Außerdem bestimmte er, dass u Abgaben verpflichtete Güter zu Steuern herangezogen wurden. Dies alles bereitete dem Kloster keine Schwierigkeiten,  da das Kloster dies schon immer befolgt hatte. Bischof Louis verbot aber geistlichen Häusern auch, Erbschaften

an zutreten. Bei den beschränkten Einkünften des Klosters war dieses aber auf Erbschaften angewiesen. Abt Felix schlug dem Bischof deshalb vor, eine Höhe der Erbschaft auf 2000 fl. zu begrenzen, das sind etwa 418.215,00 €. Höhere Summen kämen bei der Armut

der Bevölkerung ohnehin nicht vor.  Wenn der Bischof diese Bestimmung nicht zurücknähme, sehe er die wirtschaftliche Existenz seines Klosters bedroht, aber auch der bischöflichen Untertanen, die im Stift arbeiteten. Der Bischof ging darauf nicht ein,

weil die Verordnung dem allgemeinen Wohl diene und auf den Maximen der Vernunft gegründet sei. Wie der Streit endete, ist nicht bekannt.

Bischof Louis César Constantine verstarb am 11. März 1779. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1779-1803)

Mit ihm hatte Kloster Allerheilige n wieder ein besseres Verhältnis.

In der Nacht vom 7. auf 8. September 1779 fiel das bischöfliche Schloss in Saverne einem Brand zum  Opfer.

1783 forderte Generalvikar Johannes Franz Angelus d’Eymar Abt Felix auf, das Geld des Klosters beim Fürstbischof gegen Zins anzulegen, damit dieser das abgebrannte Schloss wieder aufbauen konnte (GLA 84/67). Der Wunsch wurde vermutlich nicht erfüllt.

Im Juli 1489 brach in Frankreich die Revolution aus.

Bischof Louis René Édouard floh in die rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums und residierte zunächst bis 1796 als Landesherr in Ettenheim. Um seine Finanzen aufzubessern, versuchte er 1792 sich Kloster Allerheiligen einzuverleiben, was ihm aber nicht gelang.

Die Folgen der Revolution waren nun auch in Allerheiligen zu spüren. In Frankreich mussten die Geistlichen einen Eid auf die Verfassung ablegen, was viele verweigerten. Sie verließen das Land und suchten in den rechtsrheinischen Klöstern Untersachlupf.

Allerheiligen nahm von 1794-1796 12 Studenten des Theologischen Seminars von Straßburg mit ihrem Dozenten Bruno Franz Leopold Liebermann 1759-1844). Dieser lehrte dann in Allerheiligen Kirchenrecht und Dogmatik.

1828 wurde er Generalvikar in Straßburg.

Abt Felix verstarb 1797. Sein  Nachfolger wurde Abt Wilhelm Fischer (1797-1801) als letzter Abt von Allerheiligen. Er stammte aus Oberkirch, wo er am 06. Februar 1741 geboren wurde.

Von 1793-1796 war er Seelsorger in Ebersweier.

Das Kloster hatte stark unter den Auswirkungen der Koalitionskriege zu leiden. Verpflegungen, Einquartierungen, Kontributionen und Erpressungen zwangen 1798 Abt Wilhelm zum Verkauf von Silber und Wertgegenständen, um die größte Not zu überstehen.

1797 brannte in Oberkirch der Klosterhof völlig ab,  der aber unverzüglich in derselben schlichten klassizistischen Form wieder aufgebaut wurde.Am nicht mehr genutzten Eingang mit Außentreppe ist das Doppelwappen des Klosters Allerheiligen und seines letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

Heute befindet sich dort die Altstadtschule.

Dem Beispiel der französischen Revolution folgend zogen 1789 Bauern aus  Renchen, Ulm, Waldulm und Kappelrodeck bewaffnet gegen Allerheiligen und bedrohten es.

Der Friede von  Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war die rechtliche Grundlage zur Säkularisation.

Am 29.11. 1802 wurde Kloster Allerheiligen nach 600-jährigem Bestehen durch den Markgrafen (1771-1803)und späteren Kurfürsten Karl Friedrich von Baden (1803-1806) aufgehoben.

Als das Kloster aufgehoben  wurde, zählte der Konvent 29 Mitglieder. Alle Kanoniker mussten Kloster Allerheilgen verlassen. Alle Patres, die nicht in der Seelsorge verwendet konnten, siedelten in das Rektoratshaus nach Lautenbach über.

Das Rektoratshaus ist an die Wallfahrtskirche angebaut und ist heute das Pfarrhaus.

Die staatliche Behörde setzte für die Patres die Rente fest, und zwar für den Abt 3000 fl pro Jahr, das entspricht immerhin 619.682 € p.a., für die über 60 –jährigen Konventualen  500 fl, das sind etwa 102.902 €, für die unter 60

Jahren 450 fl., das sind etwa 92.952 €.

Wirtschaftlich stand das Kloster gut da. Allein der Waldbesitz umfasste 4500 Jauchert, das sind etwa 1490 Hektar und erwirtschaftete jährlich 2.400 fl., das sind etwa 495.746,00 €.

Die jährlichen Erträge der 30 Maier-und Rebhöfe wurden auf 7.500 fl geschätzt, das sind etwa 1.549.206,00 €.

Die jährlichen Gesamteinkünfte des Klosters wurden bei der Säkularisation auf 28.000 fl. geschätzt. Davon gingen nach Übernahme des badischen Staates an Pensionen und Pfarrergehältern 13.400 fl. ab, durchaus ein Geschäft für den badischen Staat also.

Das Kloster hatte 30.000fl zu 5% Gelder an Bedürftige verliehen, die alle zurückgefordert wurden. An Bargeld war bei Übernahme noch 5000 fl. vorhanden, also etwa 1.032.804,00 €.

Besondere Werte und Kunstschätze gab es in Allerheiligen nicht. Das Silbergeschirr sowie wertvolle Gemälde wurden der Hofökonomie in Karlsruhe übergeben. Monstranzen und Kelch gingen an die Wallfahrtskirche in Lautenbach und die Katholische Kirchenkommission in Bruchsal.

Das Klosterarchiv kam nach Karlsruhe., die Bibliothek zum Teil  an die Universitätsbibliothek nach Heidelberg zum Teil an die Hofbibliothek  nach Karlsruhe. Auch die Patres konnten aus einem Restbestand Bücher für sich nehmen.

Die Abtsinsignien kaufte Abt Wilhelm. Er lebte von 1803-1818 im Rektoratshaus in Lauterbach. Ihm war schon 1803 jegliche weltliche Administration unter sagt worden.

Er  verstarb am 02. Mai 1824 in Oberkirch .

Am 04.1805 wurde der Haushalt versteigert, ebenso sie Meier-und Rebhöfe.

Das Kloster sollte eigentlich in eine Korrektionsanstalt, das ist eine Besserungsanstalt für Kleriker verwandelt werden.

Am 6. Juni 1804 schlug nachts während eines Gewitters der Blitz in die Turmspitze ein. Das Schindeldach brannte ab,  ebenso das Dach und das obere Stockwerk des anschließenden Klausurgebäudes. Erhalten blieben die Altäre, die Kanzel und die Orgel.

Vom Feuer verschont blieben die Prälatur und die anderen Gebäude. Der Plan für die Besserungsanstalt war hinfällig geworden.

Der Fabrikant Brenneisen aus Iffezheim plante in Allerheiligen eine Wollspinnerei einzurichten. Wegen der abseitigen Lage und den schlechten Zufahrtsmöglichkeiten aber auch wegen des Unvermögens von Brenneisen musste das Vorhaben trotz

hoher Förderung durch Baden 1806 aufgegeben werden. Es fand sich keine weitere Verwendungsmöglichkeit für die Gebäude und es kümmerte sich auch niemand um sie. Deshalb wurden sie 1816 auf Abbruch versteigert.

1840 wurden die Allerheiligen  Wasserfälle (auch ButtensteinerWasserfälle) touristisch erschlossen. Im Zuge der Romantik zog die Ruine weitere Besucher an.

1853 besuchte Karl Baedecker, Verleger, Autor und Begründer der Baedecker Reiseführer die Abtei-Ruine und beschrieb sie, was sie bekannter machte und die Besucherzahl steigerte.

Aufgrund der Erwähnung kam auch Mark Twain 1878 auf seiner Europareise nach Allerheiligen, beschrieb in seinem Buch “A Tramp Abroad” Ruine und Hotel.

“Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“

Heute befindet sich ein Hotel in Allerheiligen, ein Landschulheim und eine religiöse Tagungsstätte des Caritasverbandes Mainz und ein Tagungszentrum der EOS Erlebnispädagogik Freiburg

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01 Apr 2023

Zisterzienserabtei Raitenhaslach

                                                                                                                                                                                                                                         

 

 

1143 wurde Kloster Raitenhaslach Graf Wolfker de Tegerwac (Wolfker von Wasentegernbach) und seiner Frau Hemma von Vohburg gestiftet.

Diese hatten dem Salzburger Erzbischof Konrad I. von Abenberg (1106–1147 ). Die Vita Konrads I. nennt als Gründungsdatum den 27. Oktober 1143. Die Annales Reicherspergenses nennen dasselbe Datum.

Besiedelt wurde Raitenhaslach von der Abtei Salem. Als erster Abt wird Gero (1143-1177/79)eingesetzt. Gegründet wurde das Kloster zunächst in Schützing an der Alz, heute ein Ortsteil von Marktl am Inn.

Zwei Jahre später verlegte Erzbischof das Kloster ins Tal der Salzach. Als Grund für die Verlegung gibt die am 05.1146  (Kloster Raitenhaslach Urkunden (Zisterzienser 1034-1798) 1146 06 05)von Konrad ausgestellte Urkunde an,

dass der Klosterort nicht geeignet sei und er deshalb das Kloster verlegt habe. Außerdem wird in der Urkunde gesagt, dass Konrad Gero zum Abt geweiht habe.

Der Grund für die Verlegung lag aber wohl eher in der Klosterpolitik des Salzburger Erzbischofs. Sie lag in der Idee des Bischofs vom Eigenkirchenrecht. ( Germania Sacra NF 11, Das Erzbistum Salzburg 1Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach , Berlin New York 19777, S 47 ff)

Im Investiturstreit hatte er sich auf die Seite des Papstes gestellt.Wegen Konflikten mit kaiserlichen Beamten musste er 1112 fliehen und konnte erst 1121 nach Salzburg zurückkehren. Das Wormser Konkordat vom 23. September 1122 beendete den Investiturstreit. Er war nun interessiert, die

klösterlichen Institute seiner Diözese  mit neuem Reformgeist zu erfüllen. Hauptsächlich unterstützte er zwar die Augustinerchorherren. Es passte aber gut, dass die salzburgische Eigenkirche in Raitenhaslach unbesetzt war.

Die Pfarrei hatte er von Raitenhaslach nach Marienberg verlegt, da die Zisterzienser in dieser Zeit jegliche Seelsorgetätigkeit ablehnten. Die Kirche von Raitenhaslach übergab er den Mönchen samt dem Zehnten sowie das Stiftungsvermögen.

Obwohl Eigenkirchenherr von Raitenhaslach verzichtete er wohl auf das Recht der Benennung und Einsetzung.Ob die Zisterzienser irgendwelche Bedingungen für die Gründung stellten, geht aus der Urkunde nicht hervor, auch nicht dass Kloster Salem das Mutterkloster von Raitenhaslach

war. Das wird nur daraus geschlossen, dass Salem innerhalb des Ordens immer als Mutterkloster betrachtet wurde und es in Raitenhaslach immer das unangefochtene Visitiationsrecht hatte. Ob der erste Abt Gero erst Mönch in Salem war ist ebenfalls nicht belegt.

Eine päpstliche Urkunde liegt schon vom 28. Januar 1147 vor. Der erste Zisterzienserpapst Eugen III. (1145-1153) nimmt das Kloster in seinen Schutz und bestätigt die aufgeführten Besitzungen. Außerdem gewährt er Zehntfreiheit für alle im Eigenbau stehenden Güter und

für das Nutzvieh. Die Urkunde ist aber eine Fälschung. Das Original wurde wohl bei der Fälschung vernichtet. Es wurde  aber wohl nur “cum capella” eingefügt. Es ging um eine Gutskapelle bei Mosvogel. Um diese Kapelle ging es bei einem Streit mit dem Regensburger Bischof.

Die Mönche wollten mit dieser Urkunde ihren Anspruch auf diese Kapelle untermauern. Der Fälschung war aber kein Erfolg beschieden, denn das Kloster mußte später  die Abhängigkeit der Gutskapelle von der zuständigen Pfarrkirche, also mittelbar vom Bischof selbst, anerkennen.

(1147 01 28) Eine weiter Urkunde nur ein paar Tage später gebot der Papst dem Regensburger Bischof Heinrich I. (1132- 1155)  von den Besitzungen des Klosters Raitenhaslach innerhalb seiner Diözese keine Zehnten zu fordern. (1147 02 01)

Die erste Königsurkunde stellte König Konrad III. (1138-1152) aus. Am 23. Mai 1149 nahm er Kloster Raitenhaslach in seinen Schutz und bestätigte besonders den Besitz zweier Hufen, eine in Schönberg (Landkreis Altötting) und eine in Waltendorf (Landkreis Bogen),

die das Kloster vom Reichsministerialen Raffold von Schönberg geschenkt bekommen hatte. Dieser wiederum hatte diese für seine treuen Dienste von König Konrad zu freiem Eigen erhalten. (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 596 und 1149 05.23)

Bischof Heinrich I. von Regensburg gestand am 26. Mai 1152 Kloster Raitenhaslach für die im Eigenbetrieb stehenden Güter und für das Zuchtvieh Zehntfreiheit zu. Außerdem bestätigte dessen Rechte an den Kapellen seiner Diözese, unbeschadet der Rechte der Pfarrkirche (1152 05 26)

Das war wohl als Reaktion auf die Aufforderung von Papst Eugen III. zu sehen, von Kloster Raitenhaslach keinen Zehnten zu fordern.

Graf Berthold III. von Andechs (um 1110/15-1188) gewährte Kloster Raitenhaslach Zollfreiheit in Neuburg am Inn Zollfreiheit für seine aus Österreich kommenden Schiffe. (1158 08 05).

Das war für das Kloster durchaus von Interesse, denn in der Gegend um Krems verfügte es über umfangreichen Weinbergbesitz. Sein Hauptweinbaugebiet war in und um Krems. Schon 1156 hatte es dort seinen ersten Weinberg.

Durch weitere Schenkungen baute das Kloster seinen Weinbergbesitz um Krems schnell aus. In Feuersbrunn hatte es Besitz in der Lage Talland. Feuersbrunn ist einer der ältesten und bedeutendsten Weinorte in Niederösterreich. Weiteren Besitz hatte es in Rohrendorf bei Krems und Murstetten

bei Krems. Der Passauer Bischof Konrad I. von Babenberg (1148-1164) gewährte dem Kloster am 5. Oktober 1161 für seine Regierungszeit Zehntfreiheit für die klösterlichen Weinberge in Österreich und Mautfreiheit in Passau. (1161 10 05)

Der Besitz an Weinbergen um Krems nahm im Laufe der Zeit so zu, dass sich Herzog Rudolf III. von Österreich (1298-1307) 1304 genötigt sah, dem Kloster in diesem Gebiet weitere Erwerbungen zu verbieten.

Die Betreuung der Weinberge erfolgte durch einen vom Abt ernannten Hofmeister den “ Magister Curie in Chremsa”. Seit dem 17. Jahrhundert nannte er sich “Provisor vinearum in Austria” Zunächst waren es Konventsangehörige. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden mit dem

Amt Laien, meist Bürger aus Krems betraut. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach Kapitel 11 Weinbau S 196 ff)

Im September 1165 stellte Kaiser Friedrich I. (1152-1190) Kloster Raitenhaslach eine Urkunde aus, mit der das Kloster in seinen Schutz nahm, dessen Besitz bestätigte, insbesondere die Schenkungen des Ministerialen Rafolds, die dieser mit Zustimmung Herzog Heinrichs dem Löwen (1156-1180)

in Schönberg und Waltendorf gemacht hatte. (1165 09 19/24) Diese Urkunde zeigt, dass Abt Gero und sein Konvent in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen jener Zeit keinerlei antikaiserliche Haltung gezeigt hatten.

Sophia, Gräfin von Burghausen und Gemahlin von Gebhard I, der um 1170 verstarb, schenkte Kloster Raitenhaslach zwischen 1176 und 1180 ihre Fischerei in Grabenstätt (heute Landkreis Traunstein) sowie ihren Anteil einer Salzpfanne in Reichenhall (1176-1180)

Anlass auf zwei weitere Wirtschaftszweige von Kloster Raitenhaslach zu blicken. Da war einmal der Salinenbetrieb. Das Kloster hatte Salinenanteile auf bayerischen wie salzburgischen Gebiet. Schon Sophias Gemahl Gebhard I. hatte dem Kloster einen jährlichen Anteil an einer Salzpfanne in Reichenhall

geschenkt.Seine Gemahlin schenkte dann einen weiteren Anteil. In Hallein bekam das Kloster 1207 von dem Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200-1246) einen Salinenanteil geschenkt. Außerdem schenkte der Erzbischof dem Kloster einen Salinenanteil in Mühlbach bei Hallein.

Dazu gab er zwei Hofstätten zur Erbauung von Salzpfannen gleichzeitig übertrug er Beholzung-, Trift- und Salinenrechte. Außerdem bekam das Kloster alle Rechte der Salzgewerke. Es durfte Salz entsprechend dem ihm überlassenen Pfannenanteil verkaufen und verfrachten.

(1207 04 20) . König Philipp (1198-1208) bestätigte diese Schenkung ein halbes Jahr später sowie die dabei durch Erzbischof Eberhard verliehenen Rechte und er nahm das Kloster in seinen Schutz. (1207 08 03)

Wie lange Raitenhaslach in Reichenhall Rechte und Anteile an der Saline hatte, lies sich bisher nicht ermitteln Man kann aber annehmen, dass die Entwicklung ähnlich verlief wie in Hallein.

Spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts nahm der bayrische Herzog die Salzgewinnung in seine Hand und monopolisierte sie.

In Hallein gab es 9 Sudhäuser. Es gab 4 klösterliche Mitsieder. Ende des 14. Jahrhunderts bemühte sich der Erzbischof erfolgreich, die einzelnen Salinenanteile wieder in seiner Hand zu vereinen. Die Klöster, auch Raitenhaslach, mussten sich eine “Restringierung” des Sudbetriebes auf ein Viertel

gefallen lasen. Später überließen sie den gesamten Salinenanteil dem Erzbischof entweder auf Zeitpacht oder auf Lebenszeit. Die ersten Pachtverträge von Kloster Raitenhaslach stammen aus dem Jahr 1379.

Im Jahr 1454 verzichtete Kloster Raitenhaslach endgültig auf eine eigene Salzproduktion und trat all seine dortigen Rechte gegen eine Salzlieferung jeweils zu Georgi und Ruperti an den Salzburger Erzbischof ab.

Eine praktische Auswirkung davon war, dass der klostereigene Salzstadel in Neuötting 1859 verkauft wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 9, Salinenbetrieb S. 192 f.)

Die erste Mühle bekam das Kloster  am 22. Dezember 1164 von Markgraf Engelbert von Istrien (+ 1188) und Gebhard von Sulzberg (um 1144-1188). Sie stammte aus dem Anteil des Erbes von Engelberts Gemahlin Mathilde, der Schwester Gebhards.

In der Urkunde wird eine Mühle zu Holzehvsen genannt (1146 12 22)

Von besonderer Bedeutung für ein Zisterzienserkloster waren Mühlen. Ursprünglich war jeglicher Fleischgenuss bei den Zisterziensern verboten. Das bedingte natürlich einen hohen Mehlverbrauch.

1313 verbrauchte die Klosterbäckerei 134 Mutt Roggen. ( 1 Mutt hatte 133 2% Liter) Roggen und 124 Mutt und 23 Metzen Hafer. 16 Metzen waren 1 Mutt.

Neben der Deckung des Eigenbedarfs an Mehl waren Mühle auch eine gute Einnahmequelle für die Klöster, denn sämtliche Insassen eines Dorfes durften ihr Getreide nur in der Klostermühle mahlen lassen.

Die Raitenhaslacher Mühlen waren mit Ausnahme der Klostermühle schon Ende des 12. Jahrhunderts alle in Pacht ausgegeben.

Neben dem realen Mahlrecht hatte das Kloster auch Säge-und Ölschlagrecht, also die Berechtigung zum Betrieb einer Sägemühle und zur Ölgewinnung aus ölhaltigen Früchten.

Darüberhinaus besaß das Kloster Mühlen zur Papier-, Kupfer-, Eisen-und Tucherzeugung.

In den 30-iger Jahren des 14. Jahrhunderts waren 20 Mühlen im Besitz des Klosters. Im späten 18. Jahrhundert war der Betrieb auf 30 angewachsen.

Die Papiermühle in Raitenhaslach war die einzige Papiermühle im heutigen Oberbayern, die von einem Kloster unterhalten wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 5 Mühlen S. 188 ff)

Graf Gebhard von Burghausen (+ 4.12. 1163) schenkte Kloster Raitenhaslach eine Schwaige in Ried mit zugehörigem Anteil an einer Salzpfanne in Reichenhall.

Herzogin Agnes von Bayern (um 1201-1267), Gemahlin von Herzog Otto II. stiftete am 23. April 1262 die Schwaige zu “Werde”, das ist die Göbelschwaig in Neumühl, heute eine Wüstungin der Gemeinde Moosburg am Inn.

Dies geschah zum Seelenheil ihres verstorbenen Gemahls Otto. (1262 04 23)

Das Kloster hatte auch Schwaighöfe in seinem Besitz und zwar in den Gebirgsgegenden von Tirol und Salzburg. Das waren fast ausschließlich auf Milchwirtschaft eingestellte Betriebe. Sie mussten üblicherweise 300 Käselaibe pro Jahr ans

Kloster abgeben. Nach dem Urbar von 1334 erhielt Kloster Raitenhaslach jährlich 9500 Stück Käse. Neben Rinderzucht wurde in den Schwaigen vor allem im Pinzgau auch Schafzucht betrieben. Das wichtigste Erzeugnis war hier die Wolle, aus denen Bekleidungsstoffe

hergestellt wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 10 Schwaigenwirtschaft S. 195)

Die Gräfin von Burghausen hatte neben ihrem Anteil an der Salzpfanne in Reichenhall auch ihre Fischerei in Grabenstett geschenkt. Eine ausgedehnte Fischzucht war für die Zisterzienser sehr wichtig, denn sie ernährten sich ja weitgehend fleischfrei.

Kloster Waldsassen hatte eine ausgedehnte Teichwirtschaft, die ja bis heute nachwirkt, ebenso Maulbronn. Die wasserreiche Lage in Raitenhaslach eignete sich ebenso für die Fischzucht und noch heute sind viele damals angelegte Fischteiche

in Klosternähe erhalten. Fischrechte so wie die in Grabenstett zu denen bald zahlreiche weitere dazu kamen, wurden vom Kloster nicht selbst genutzt sondern gegen Zins an Fischer abgegeben. Je nach Größe ihres Fischlehens hatten die Fischer

im Jahr zwischen 100 und 1000 Chiemseerenken an den Abt zu liefern. Aber der Fischfang des Klosters reichte nie aus, um den Bedarf zu decken, so dass Fisch, Krebs und Frösche mit bis zu 1000 Gulden im Jahr zugekauft werden mussten.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 3 Fischereiwesen S. 184 f)

Abt Gero stand über 30 Jahre an der Spitze seiner Abtei. Das Kloster hatte in seiner Regierungszeit viele Schenkungen erhalten und stand so auf einer soliden Grundlage.

Er genoß ein hohes persönliches Ansehen, was sich zum Beispiel darin zeigt, dass er im Gefolge des abgesetzten Salzburger  Erzbischofs Adalbert III. (1168-1174 und 1183-1200) war.

Kardinal Walther von Albano hatte ihn nach Raab bestellt, um im Auftrag von Papst Alexander III. (1159-1181) den bayrisch-salzburgischen Kirchenstreit zu beenden.

Abt Gero stand auch in Korrespondent mit Hildegard von Bingen. Sie soll ihn von seinem Vorhaben wieder in sein Mutterkloster Salem zurückzukehren, abgebracht zu haben.

Schon unter Abt Gero lässt sich die Führung eines eigenen Abtsiegels nachweisen.

Als Todestag nennen die Necrologien fast einhellig den 3. Juni. Sein Todesjahr ist nicht genau bekannt. Für alle Äbte der Frühzeit gilt, dass die Daten von Wahl und Weihe nicht bekannt sind und auch die Lebenszeiten kaum belegt sind.

Sein Nachfolger Adalbert erscheint in zwei Urkunden. Mit dem Register 1180-1190 beurkundete Abt Konrad  Jahrtagsstiftungen und Schenkungen an Kloster Raitenhaslach durch Burggraf Meingoz von Salzburg.

In dem Privileg von Papst Alexander III. für Kloster Raitenhaslach vom 13. Februar 1180 (1180 02 13) wird Abt Adalbert in der Grußformel namentlich erwähnt. Das ist der einzige zeitliche Anhaltspunkt für Abt Adalbert.

Abt Konrad I. (1183-1188) hat nach den Raitenhaslacher Traditionsnotizen eine verhältnismäßig große Zahl von Rechtsgeschäften vorgenommen. Möglicherweise hat Abt Konrad I. viele Traditionen seiner Amtszeit selbst niedergeschrieben

und zwar in der Mehrzahl als unmittelbare Eintragungen, was sich weder vor noch nach der Amtszeit von Abt Konrad wiederfindet.

Abt Otto erscheint weder in einer Abtsliste noch in den Necrologien noch im Traditionsbuch des Klosters. In einer Urkunde für das Stift Baumburg heute Landkreis Traunstein bezeugt er mit zwei Mönchen  die Übertragung von Besitzungen der Gräfin

Elisabeth von Ortenburg in  Angath. Diese Urkunde stammt aus dem Archiv von Baumburg und wurde als Regest aufgenommen, da sie der einzige urkundliche Beleg für Abt Otto ist. (1190)

Auch für die nächsten beiden Äbte ist die Urkundenlage dünn. Abt Richer (110´94-1198) wird in einer Urkunde vom Juni 1194 genannt, in der Herzog Berthold IV. von Dalmatien (+ 1204) die von seinem Vater Berthold III. von Andechs ( + 1188) zugestandene Mautfreiheit  in Neuburg heute

Landkreis Passau erneuert. (1194 06)

Am 13. März 1195 nahm Papst Cölestin III. (1191-1198) Kloster Raitenhaslach in seinen Schutz und bestätigte ihm die Kapelle “Cidelare” (Margarethenberg, Landkreis Altötting) (1195 03 13). In dieser Urkunde wird der Abt als “Dilectus filius Riccerius) in der Grußformel genannt.

In späteren Necrologien wir der 31. Januar als Todestag genannt.

Auch der nächste Abt ist nur in einer Urkunde belegt. In dieser Urkunde gewährte Bischof Wolfker von Passau (1191-1204) dem Kloster Raitenhaslach Mautfreiheit in Passau. (1203) In dieser Urkunde wird gesagt, dass das auf Bitten des Abtes Konrad geschah.

Für Abt Berthold (vor 1205-1217/19) ist die Quellenlage wieder günstiger. In seine Regierungszeit fällt die Schenkung des Salinenanteils in Mühlbach durch den Salzburger Erzbischof Eberhard (s.o.) Das war der Beginn der Salinentätigkeit in Hallein durch Kloster Raitenhaslach.

Mehrere Male wurde er von Papst Innozenz III. (1198-1216) in Streitsachen zum Richter eingesetzt. (2 Urkunden 1205 11 17 in der Streitsache Saline Tuval).

Seine Teilnahme an der Diözesansynode in Laufen an der Salzach 1205 ist bezeugt. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 259). In diesem Jahr weihte Erzbischof  Eberhard von Salzburg einen Emporenaltar in Kloster Raitenhaslach.

Der Kirchenbau im Kloster war nun auch nach Westen abgeschlossen.

Der Passauer Bischöfe Poppo (1204-1206) gewährt Kloster Raitenhaslach Mautfreiheit in Passau (1205 12 26). In dieser Urkunde ist Abt Berthold namentlich genannt.

Bischof Manegold (1206-1215) erneuerte die Mautfreiheit (1206-1209) und bestätigte sie in einer Urkunde  vom 06. Juni (1206/1215 06 09)

Herzog Leopold VI. von Österreich (1198-1230) bestätigte 1207 die von seinem Vater Leopold V. (1177-1194) verliehenen Mautfreiheiten in Krems und Persenbeug, beides Niederösterreich und Mauthausen Oberösterreich verliehene Mautfreiheiten (1207).

Abt Berthold erscheint auch in einer undatierten Kaufurkunde, in der er sich “servus pauperum Christi” nennt. (1207-1219)

Von Abt Berthold sind verschieden von ihm verfaßte geistliche Gespräche (sermones) erhalten.

Eine päpstliche Bestätigung der Einkünfte an der Saline in Hallein erteilte Papst Innozenz III. am 18. April 1209. (1209 04 18)

Am 26. März 1214 stellte dieser Papst dem Kloster eine Schutzurkunde aus, bestätigte den namentlich aufgeführten Besitz und gewährte Zehntfreiheit für alle im Eigenbau stehenden Güter wie vom Zuchtvieh und weitere Rechte. (1214 03 26)

Auch Bischof Ulrich II. von Passau (1215-1222) bestätigte die Mautfreiheit von Kloster Raitenhaslach in Passau. (1215/1221 10 31)

Am 15. Juli 1216 stellte Kaiser Friedrich II. (1212-1250) eine Schutzurkunde für Kloster Raitenhaslach aus. Er bestätigte alle Schenkungen, insbesondere einer Salzpfanne in Mühlbach durch Erzbischof Eberhard. (1216 07.15)

Diese Urkunde ist bei den Raitenhaslacher Urkunden  nochmals aufgeführt und zwar unter 1222 11 13. In dieser Urkunde ist Abt Berthold auch namentlich genannt.

Abt Konrad III. (1222 –1228) ist nur in einer Urkunde in einer Urkunde von Kloster Raitenhaslach vertreten. In einer undatierten Urkunde vor dem 30. Dezember 1225 ist er an einem Vergleich mit Propst Heinrich von Ranshofen

wegen einer Kapelle in Neukirchen an der Alz beteiligt. Dreimal ist er in einer Zeugenreihe belegt. In zwei Urkunden geht es um Vereinbarungen zwischen Erzbischof Eberhard und einmal dem Zisterzienserkloster in Viktring und einmal

zwischen Erzbischof Eberhard und dem Kloster Kaisheim. Einmal war der Abt Zeuge bei einer Übertragung der Pfarrei Sieghartskirchen an das Stift Baumburg durch Bischof Gebhard I von Passau ( 1222-1232).

Weder der Todestag noch die Begräbnisstätte des Abtes sind überliefert.

Abt Dietmar 1239/1240 scheint ebenfalls nur eine sehr kurze Regierungszeit gehabt zu haben. Bei Papst Gregor IX. (1227-1241) stand Abt Dietmar wohl in hohem Ansehen, denn mit Urkunde vom März 1240 ernannte ihn der Papst zum Beichtvater von

Herzog Otto II. dem Erlauchten von Bayern (1231-1253). Außerdem gab er ihm die Vollmacht, Otto II. gegebenfalls von der Exkommunikation zu lösen.

Am 24. September 1240 weilte Abt Dietmar am Hof Friedrichs II. der Streitbare, Herzog von Österreich (1230-1246, mit ihm starben die Babenberger im Mannesstamm aus) in Mödling. Bei dieser Gelegenheit bestätigte der Herzog Kloster Raitenhaslach

ebenso wie dem Stift St. Nikola in Passau die von seinen Vorfahren verliehenen Mautfreiheiten. (Urkunde 1240 09 24)

Unter Abt Dietmar begannen die langjährigen Auseinandersetzungen von Kloster Raitenhaslach mit den Herren von Wald, weil diese die Vogtei auf die Klostergüter im Zeitlarngau, das ist der Gau zwischen Alz und Salzach, beanspruchten.

Aktenkundig wurde dieser Streit mit der Urkunde von Herzog Otto II. vom 26. Dezember 1240, in der Otto  den Gebrüdern Otto und Ortlieb von Wald (LK Altötting) jegliche Rechte auf Leute und Besitzungen des Klosters abspricht. Dies geschah auf Klage des Abtes Dietmar.

(1240 12 26). Das scheint allerdings wenig bewirkt zu haben.1242 exkommunizierte Erzbischof Eberhard von Salzburg die beiden Brüder, was sie aber auch nicht sonderlich beindruckt zu haben scheint. (1242 11 23)Die beiden betrieben von ihrer Burg aus ihren Herrschaftsausbau weiter.

In einer Urkunde von 1241 gewährte Otto II. dem Kloster Zollfreiheit für zwei Wagen mit Lebensmitteln. (1241)

Abt Dietmar verstarb wohl am 8. März 1242.

Eine längere Regierungszeit hatte Abt Walther nämlich von 1242-1257. wie auch seine Vorgänger erfreute er sich der besonderen Gunst des Salzburger Erzbischofs Eberhard, was viele Schenkungen belegen.

1242 erlaubte er dem Kloster, in den Städten Salzburg, Laufen, Tittmoning, Mühldorf und Werfen je ein von allen Abgaben und Steuern freies Haus samt Zugehör zu haben. Außerdem durfte das Kloster durch dies Städte

Salz und andere Güter mautfrei zu Wasser und zu Land führen (1242).

Im September 1242 beauftragte das Generalkapitel den Abt von Kloster Heilsbronn Ulrich 1241-1244)und Walther ein Frauenkloster zu besuchen, das auf Wunsch von Otto II von Andechs, Herzog von Meranien dem Orden inkorpiert werden sollte (1242 09)

Für Raitenhaslach wichtig war die Urkunde vom 15. März 1143, in der Erzbischof Eberhard die vollständige Freiheit jeglicher seiner Güter im Erzstift bestätigt. (1243 03 15)

Am 28. November 1244 versprach Pfalzgraf Rapoto III., Pfalzgraf von Bayern, die dem Kloster Raitenhaslach von Päpsten und Kaisern verliehenen Rechte, vor allem dessen Niedergerichtsbarkeit, zu achten. (1244 11 28)

Am 13. Juli 1245 erhielt Abt Walther einen päpstlichen Auftrag. Papst Innozenz IV. (1243-1254) trug ihm auf, die Klage des Domkapitels von Salzburg gegen das Stift St. Peter daselbst wegen der Zugehörigkeit der Kapellen St. Laurenz und St. Michael zur Stadtpfarrkirche zu untersuchen und zu entscheiden.

(1245 07 13)

Im Juli 1246 erhielt das Kloster von Konrad von Wasserburg (+1259) Mautfreiheit auf Burg Vichtenstein (1246 07 23)in Oberösterreich und Herzog Otto II.gewährte Zollfreiheit in Obernberg an Inn. (1246 07 26)

Das Generalkapitel erteilte den Äbte von Heilsbronn Edelwin (1245-1252) und Walther wieder einen Besuchsauftrag. Dieses Mal sollte das Frauenkloster Lilienthal in Tänikon (heute Kanton Thurgau)in der Schweiz besucht werden. Auch hier ging es um Inkorporation in den Orden. (1246 09)

Auch der Nachfolger von Erzbischof Eberhard von Salzburg Philipp von Spanheim ( 1247-1257) blieb Kloster Raitenhaslach gewogen. Sein direkter Nachfolger Burkhart I. von Ziegenhain war nur wenige Monate im Amt.

Erzbischof Philipp bestätigte am 27. Dezember 1249 alle von seinen Vorgängern verliehenen Schenkungen und Freiheiten, namentlich die von Eberhard II. (1249 12 27). Etwa zwei Monate später stellte er dem Kloster eine Schutzurkunde aus und nahm es mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz.

(1250 02 06)

1249 kaufte Abt Walther ein Haus in Krems. (1249 09 06)

Im April 1253 erhält Kloster Raitenhaslach zum ersten Mal Besitzrechte und Zinsverschreibungen in der Stadt München (1253 04 09 und 1253 04 11)

Wie viele Zisterzienserklöster verkaufte Raitenhaslach abgelegenes und damit unwirtschaftlich zu betreibende Klostergüter. 1253 verkaufte Abt Walther das Klostergut Sachrang bei Aschau im Chiemgau

Während der Regierungszeit von Abt Walther nahm die Zahl von Adligen zu, die in Kloster Raitenhaslach eine Begräbnisstätte erhielten. In der Regel war das dann auch mit Schenkungen an das Kloster verbunden. So vermachte z. B. ein Ulrich Chalb

aus Burghausen Kloster Raitenhaslach ein Gut in Überacker (in Oberösterreich) gegen ein Begräbnis im Kloster. (1250-1257)

Von Abt Walther stammt das erste erhaltene Siegel eines Raitenhaslacher Abtes.

Als Todesjahr ist das Jahr 1259 überliefert. Der Todestag schwankt in den Nekrologien zwischen dem 05.und 08. April.

Der nächste Abt ist Heinrich I. von Güntering (1259-1261). Er entstammte einer Ministerialenfamilie und war vor seiner Wahl zum Abt Cellerar. Er erscheint deshalb wiederholt in der Zeugenreihe von Urkunden.

Der Salzburger Bischofstuhl war seit Philipp I. umstritten. Dieser war 1257 vom Domkapitel 1257 abgesetzt und gebannt worden. Zu seinem Nachfolger wurde Ulrich von Seckau gewählt. Er war zwar 9 Jahre Regent in Salzburg, regierte aber das Bistum

eher nur nominell. Denn das Bistum hatte die Auswirklungen des Interregnums in Deutschland (1256-1273) und Österreich (1246-1278) zu erfahren. Nach dem Tod seines Gönners Herzog Friedrich II. von Österreich hatte er weder Macht, Geld noch Geschick

sich mit seinem gebannten Vorgänger zu messen. Abt Heinrich ergriff aber Partei für Erzbischof Ulrich, was dieser mit der Schenkung des Fischteichs bei Mittermühl dankte (1261 03 19).

Am 7. April 1261 gewährte er der Kirche in Marienberg heute Landkreis Altötting einen Ablass (1261 04 07) und drei Tage später bestätigte er die Schenkungen seiner Vorgänger für Kloster Raitenhaslach. (1261 04 10)

Das Todesjahr von Abt Heinrich ist nicht überliefert.

Sein Nachfolger Rudolph ist vermutlich personengleich mit einem 1253 als Priester und 1250 als Custos des Klosters. Er hatte eine sehr kurze Regierungszeit und ist nur in einer Urkunde belegt. (1263 03 17)

Frater Thomas, Bischof von Squillace (Kalabrien),der  vom apostolischen Stuhl zur Reform der Salzburger Kirche nach Deutschland entsandt worden war, erlaubte dem Abt von Raitenhaslach bei bestimmten Voraussetzungen,  auf 24 Personen beschränkt Brandleger, Laienmörder und Räuber zu absolvieren. Die dabei der Kurie entstehenden Kosten wies er dem Kloster zu.

Wohl in die Regierungszeit diesen Abts fällt die Verleihung des großen Zisterzienser-Schutzprivilegs durch Papst Urban IV. (1261-1264) am 24. Juni 1264. In dieser Urkunde werden  namentlich erwähnte Besitzungen bestätigt. (1264 06 24)

Sein Nachfolger war Konrad IV. Hallerbrucker. (1267-1297) Er entstammte dem Geschlecht der Hallabrucker, die im 12./13. Jahrhundert zu den Kraiburg-Ortenburger Ministerialen zählten.

Urkundlich erscheint er erstmals am 20. März 1267 (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 263). Er hatte eine über dreißigjährige Regierungszeit. Nur Abt Emanuel I. Scholz (1700-1733) regierte länger.

Abt Konrads Regierungszeit war durch eine rege Bautätigkeit gekennzeichnet, die auch durch ein großes Brandunglück 1275 bedingt war.  Raitenhaslach teilte dieses Schicksal mit sehr vielen Klöstern, den für fast alle mittelalterliche Klöster sind Brände überliefert.

Die Weihe der Klosterkirche wurde auf das Georgsfest  also den 23. April 1275 festgesetzt.  Bischof Hermann  von Augsburg (1248-1286) (1275 04 08), Bischof  Berthold von Bamberg (1257-1285)(1275 04 11) und Bischof Hildebrand von Eichstätt (1261-1279) (1275 04 16)

gewährten dazu einen Ablass von 40 bzw. 80 Tagen vorbehaltlich der Zustimmung des Bischofs, der die Weihe vollzog.

Ein weiterer Brand ereignete sich 1485, bei dem der mittlere Teil des Klosters zerstört wurde. Die Kirche blieb bei diesem Brand verschont.

Am 7. Dezember 1283 wurde der St. Michaelsaltar in der Klosterkirche geweiht.

Laut “Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach “S. 263 wurde zu Ehren des Ortspatrons von Raitenhaslach St. Georg bei der Pforte eine Kapelle errichtet und diese 1294 geweiht. Es gibt allerdings aus dem Jahr 1277 4 Urkunden von insgesamt 9 Bischöfen die

aus Anlass der Weihe der Pfortenkapelle Ablässe verleihen. Die Weihe der Pfortenkapelle 1294 nahm der Bischof von Lavant  Heinrich von Helfenberg (1291–1299) vor.1275 ließ Abt Konrad in der Klosterkirche einen neuen  Estrich legen. 11 Altäre, die unter Feuchtigkeitserscheinungen litten, ließ er höher setzen. Das Refektorium wurde ebenfalls erhöht.

1283 drohte das Dormitorium in die Salzach abzurutschen. Es wurde durch entsprechende Baumassnahmen gesichert.

Das hohe Ansehen, in dem Kloster Raithausen und vor allem Abt Konrad stand, zeigte sich in mehrfacher Art. Zum einen erhielt das Kloster in seiner Abtszeit sehr viele und auch vielfältige Schenkungen. Ein Stadthaus in Passau (1268 03 11) wurde im März 1268 geschenkt.

Mehrfach  bekam das Kloster Schwaigen. Im November 1270 bekam das Kloster ein Haus, sowie zwei Badstuben in Tittmoning und vom selben Schenker ein Gut in “Chraegelingen” (abgegangen Landkreis Laufen) (1270 11 29)

In Hallein bekam das Kloster eine Fleischbank (1275 03 23).

Ein weiteres Indiz für das Ansehen der Abtei sind die Wünsche nach Grabstätten vieler adliger Herren. Der Chronist Tachler führt für die Regierungszeit von Abt Konrad über 20 Erbbegräbnisse auf.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 9, Salinenbetrieb S. 264 ) Von dem reichen Wiener Bürger Paltram vor dem Freithof (* um 1220-1287/88) wurde zwar nur ein Finger zur Bestattung nach Raitenhaslach. überführt. Paltram hatte in Wien eine einem Bürgermeister ähnliche Funktion.

Er war ein großer Gönner von Zisterzienserklöstern. Er unterstützte in Österreich Zwettl und Heiligenkreuz, wo er nach einer möglichen Überführung seiner Gebeine aus Akkon, wo er bei einer Pilgerfahrt starb, vielleicht sogar seine letzte Ruhestätte fand.

In Raitenhaslach hatte er den dortigen Michaelsaltar gestiftet. Für Paltram wurde er auch als Testamentsvollstrecker eingesetzt, als dieser seine Pilgerreise nach Akkon antrat. (1287 05 25) Zwei Testamentsurkunden wurden ausgefertigt, wovon eine in Raitenhaslach verbleiben sollte.

Schon vorher hatte Herzog Philipp von Kärnten und Krain die Äbte Dietmar II. (1270–1288)von St. Peter in Salzburg, Albert I. (1270 – 1280) vom Zisterzienserkloster Viktring und Abt Konrad als Testamentsvollstrecker eingesetzt. (1279 07 19)

Auch zu Schiedsvereinbarungen wurde er oft herangezogen. So war er bei der Vorbereitung des Grenzvertrages zwischen Bayern und dem Erzstift Salzburg dabei, der am 20. Juli 1275 in Erharting abgeschlossen wurde. Es gab immer wieder Unstimmigkeiten, weshalb im Dezember 1283 in Raitenhaslach nach verhandelt wurde. Ein Protokoll dazu wurde am 9. Dezember 1283 unterzeichnet.

Abt Konrad war wohl mindestens drei mal beim Generalkapitel dabei und zwar 1272, 1274 und 1294. Er erhielt auch immer wieder Visitationsaufträge.

Beim Generalkapitel von 1272 erhielt er zusammen (1272 09) mit Abt Conrad (Prudentia) ( 1268–1286) vom Kloster Lützel den Auftrag, den Ort zu besichtigen, wo Graf Meinhard II. von Tirol (1258-1295) und seine Frau Elisabeth von Bayern ( * um 1227-1273) in Stams ein Kloster gründen wollten.

Elisabeth war die Witwe König Konrad IV.(1237-1254) Kloster Stams wurde 1273 als Tochterkloster von Kloster Kaisheim gegründet und besteht heute noch. Im Februar 1273 zeigten die beiden Äbte dem Generalkapitel an, dass sie Stams besichtigt und die Einkünfte für ausreichend befunden

hätten. (1273 02 02)

Im September 1276 wurde Konrad und der Abt von Kaisheim Trutwin (1267–1287) vom Generalkapitel beauftragt, das Kloster Kirchheim am Ries zu visitieren. Kirchheim war ein Tochterkloster von Kloster Kaisheim. (1276 09)

Abt Konrad starb 1297. sein Todestag ist der 1. April

Kloster Raitenhaslach stützte sich  vor allem auf die Erzbischöfe von Salzburg. Das Kloster erfreute sich ihrer uneingeschränkten Förderung. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verschob sich das politische Gewicht im Inn-Salzach-Raum immer mehr zu Gunsten der bayrischen Herzöge.

Nach der ersten Teilung Bayerns 1255 wurde Burghausen die zweite Residenz der niederbayrischen Herzöge. Nun gestalteten sich die Beziehung des Kloster und dieser Teillinie des bayrischen Herzogtums besonders eng. Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern (1255-1290)

stellte am 5. Juli 1258 einen für die Rechtsstellung des Klosters wichtigen Schutzbrief aus.(1258 07 05) In dieser Urkunde bestätigte er dem Kloster Raitenhaslach die von Päpsten, Kaisern und bayerischen Herzögen verliehenen Vorrechte und Freiheiten, insbesondere die Freiheit von genannten Abgaben und Dienstleistungen, sowie die niedere Gerichtsbarkeit.  Der Bereich, in dem das Kloster die niedere Gerichtsbarkeit innehatte, wird auch als Hofmark bezeichnet, Dieser Bereich war für Raitenhaslach allerdings sehr klein.

Die Söhne Herzog Heinrichs Otto III. (1290-1312), Ludwig III. (1294-1296) und  Herzog Stephan I. (1294-1310) erneuerten am 13. April 1295 das von ihrem Vater erlassene Hofmarksprivileg (1295 04 13)

1297 folgte Abt Friedrich I auf Abt Konrad. Vor seiner Wahl war er wahrscheinlich Prior. Dieser wird vor dem 1. April 1296/1297 erwähnt. Es gibt aber auch einen namensgleichen und am 13. Oktober 1286 erwähnten Subcellerar.  Es ist nicht klar, welcher von beiden dann zum Abt gewählt wurde.

Äbtissin Herburg von Frauenchiemsee (+ 1307) und ihr Konvent schlossen am 1. Juni 1298 eine Gebetsverbrüderung mit Abt Friedrich von Raitenhaslach ( 1298 07 01).

Vor die Hauptfassade der Klosterkirche ließ Abt Friedrich eine Vorhalle, ein Paradies errichten, wie dies in Zisterzienserkirchen üblich ist. Darin wurden zwei Altäre aufgestellt, die durch Bischof Heinrich III. (1298-1326) von Gurk im Beisein des Salzburger Erzbischofs Konrad IV. (1291-1312)

und Bischof Albert II. (1293-1322) von Chiemsee geweiht. In der Pfortenkapelle wurde in der Regierungszeit Friedrichs ein weiterer Altar auf der Empore aufgestellt.

Am 25. Juni 1299 kaufte Abt Friedrich von den Herzögen Otto III. und Stephan I. zwei Salzpfannen in Reichenhall die noch das Stift Baumburg innehatte. (1299 06 25)

Im September kaufte der Abt ein Gut ein Gut in “Chraegelingen”, das scheint wohl eine Abrundung des Besitzes gewesen sei, denn am 29. November 1270 bekam das Kloster ja dort ein Gut geschenkt. Dieses Mal war es aber ein Kauf.

Diese beiden Käufe scheinen den finanziellen Spielraum des Klosters eingeengt zu haben. Wohl zur Beschaffung der Kaufsummen verkaufte er das Klostergut zu Hub im Weilhart an den Richter Chunrat den Grans, Richter in Uttendorf für 25 Pfund Regensburger Pfennige,

das entspricht nach heutiger Währung von der Kaufkraft her etwa 18.000 €. In der Urkunde(129910 27) heißt es “wegen Verschuldung des Klosters”

In seine Regierungszeit fällt auch eine ansehnliche Pitanzstiftung des Heinrich von Hochholding. Eine Pitanzstiftung war eine Stiftung von zusätzlichen Portionen von Nahrungsmitteln für Mönche. Die Hochholdinger waren Lehensleute der Grafen von Leonberg, die ihren Sitz im Schloss Gangkofen hatten.

Die zwei Urkunden die zu dieser Stiftung ausgestellt wurden (1300) tragen auch das Siegel des Salemer Vaterabtes Ulrich II.(1282-1311), der zu dieser Zeit in Raitenhaslach weilte und dessen  Kloster von dem Stifter ebenfalls bedacht wurde.

Abt Friedrich starb am 27. Mai 1302.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich I. (1302-1307)

In Ehring, heute Teilgemeinde von Poling, hatte das Kloster großen Besitz, der später ein eigenes Klosteramt wurde. Abt Konrad IV. errichte dort ein kleines Kirchlein für die Klosteruntertanen. Es wurde zu Beginn der Regierungszeit von Abt Ulrich von

Bischof Albert II. von Chiemsee (1293-1322) geweiht. In den folgenden Tagen weihte Bischof Albert auch den Emporenaltar in der Pfortenkapelle sowie drei Altäre in der Klosterkirche, die wegen Feuchtigkeitsschäden neu errichtet worden waren.

Abt Ulrich konnte den Klosterbesitz beträchtlich vermehren. Aus seiner kurzen Regierungszeit liegen 10 Urkunden mit Verzichtserklärungen zugunsten des Kloster sowie 7 Kaufurkunden vor.

Auch Seelgerätestiftungen und Pitanzstiftungen erhielt das Kloster.

Herzog Rudolf III. von Österreich (1298-1307) bestätigte am 28. Oktober 1303 bestätigte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheiten für Salz, die seine Vorfahren erteilt hatten und verlieh dem Kloster außerdem diesselben Mautfreiheit, die die

Bürger von stein (GB Krems Niederösterreich) innehaben.(1303 10 28)

Am 9. Januar 1304 gewährte Herzog Rudolf dem Kloster Steuerfreiheit für sein Haus in Krems. (1304 01 09)

Leuthold von Kuenring (*1243-1312), der auch ein großer Förderer des Zisterzienserstifts Zwettl war, versprach die Besitzungen des Klosters Raitenhaslach in Ybbs, Sarling und Krottental wie seine Vorfahren nach Vogtrecht zu schützen. (1304 01 06)

Am 23. Juli 1304 bestätigte Erzbischof Konrad IV. von Salzburg (1291-1312) die wörtlich aufgeführte Urkunde seines Vorgängers Erzbischof Eberhard II. (1200-1246) wegen der Zehntfreiheit der namentlich aufgeführten Klostergüter Raitenhaslachs in der Diözese Salzburg.

(1304 07 23)des Klosters wird der 13. Februar 1307 als Todestag von Abt Ulrich bezeichnet.

Sein Nachfolger wurde Gebhard der Chalb. (1307-1311). Abt Gebhard entstammte einer angesehen Burghausener Familie. Die Ritter von Chalb hatten 1242 Schloss Haimling vom Passauer Bischof Otto von Lonsdorf (1254-1265) gekauft.

Der Bruder von Abt Gebhard Eberhard der Chalb wird 1345 als Herr von Haimling bezeugt. Er ist in Urkunden häufig genannt und wurde 1345 in Raitenhaslach bestattet.

Gebhard wird am 13.02.1302 erstmals al Konventuale erwähnt. 1304 und 1306 erscheint er in Urkunden als Subprior. In seine Regierungszeit fallen die ersten Auseinandersetzungen zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich, damals noch

beide Herzöge. Wegen der Wahrnehmung der Vormundschaft für die unmündigen Kinder des Herzogs Stephan I. von Bayern (1290-1310) kam es zu Streitigkeiten zwischen Ludwig und Friedrich, die auch militärisch geführt wurden.

Am 23. April 1311 stellte Herzog Friedrich Kloster Raitenhaslach eine Urkunde aus, in der er dem Kloster  zur Wiedergutmachung seiner Kriegsschäden für sieben Jahre eine Ermäßigung an der Maut zu Linz (OÖ)gewährte. (1311 04 23)

Am 22. Januar 1311 schloss Propst Gottschalk von Kloster Herrenchiemsee (+1320) und Abt Gebhard eine Gebetsverbrüderung mit den Augustiner-Chorherren von Herrenchiemsee ab. (1311 01 23)

1311 resignierte Abt Gebhard vorzeitig. In einer Urkunde vom 04.04.1313 erscheint er als Zeuge und wird dort “der alte Abt” von Raitenhaslach genannt. (1313 04 04)

In einer Urkunde vom 19. November 1326 erscheint er zum letzten Mal und wird dort nur Gebhard der Chalb genannt (1326 11 19)

Sein Todesjahr ist nicht überliefert.

Sein Nachfolger wurde Abt Ilsung  (1311- 1327) Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Vor seiner Wahl war er mehrere Jahre Prior.

Am 09.Dezember 1313 bestätigte Herzog Ludwig IV. von Bayern als Vormund der Kinder von Herzog Stephan I. die von diesem und  Herzog Otto III. von Bayern (1290-1312 und von 1305-1307 auch König von Ungarn) verliehenen Freiheiten für

Kloster Raitenhaslach. (1313 12 09)

Am 12. Juni 1313 bevollmächtigten die Äbte von 14 Zisterzienserklöstern und von 5 Zisterzienserinnenklöster Abt Konrad I. von Stams (res.1316) als Prokurator in allen Geschäften besonders bei der Erhebung von Zehnten. (1313 06 12)

Das geschah bei einem Ordenskapitel im Juni 1313 in Passau.

Eine Bestätigung der Rechte des Klosters erteilte Ludwig der Bayer jetzt in seiner Eigenschaft als König. Besonders bestätigte er die Rechte an den Häusern des Klosters in Burghausen und in Neuötting. (1315 04 14)

Eine weitere Bestätigung der Freiheiten von Kloster Raitenhaslach stellte König Ludwig 1315 aus. (1315 05 17)

Am 8. Mai 131t schlossen Abt Ilsung und der Konvent eine Gebetsverbrüderung mit Abt Konrad II. von St. Peter in Salzburg (1313–1346) und dem Konvent. (1317 05 08)

1317 war Abt Ilsung auch auf dem Generalkapitel was auch die Urkunde 1317 09 belegt, einer der wenigen Belege für die Anwesenheit des Abtes von Raitenhaslach auf dem Generalkapitel.

Am Georgtag 1320 war Abt Ilsung zusammen mit dem Ebracher Abt Friedrich Landgraf von Leuchtenberg (1306-1328) und Abt Heinrich IV. Praendl (1316-1331) von Kloster Wilhering in Kloster Aldersbach, als das Aldersbacher Tochterkloster zur selbständigen Abtei

erhoben wurde und der bisherige Propst Berthold zum Abt in Gotteszell eingesetzt wurde (1320- 1343)

Erzbischof Friedrich III. von Salzburg (1315-1338) beauftragte Abt Ilsung die Herzöge  Heinrich XIV. (1310-1339) und Otto IV. (1310-1334) vom Banne und Interdikt loszusprechen,mit dem sie wegen Erhebung der “Klauensteuer” belegt worden waren.

Das war eine auf das vierfüßige Hornvieh erhobene Steuer analog der von jeder Person zu zahlenden Kopfsteuer. In Bayern wurde sie wohl nur einmal erhoben und ist nur für Ludwig von Bayern 1313 belegt. (1323 06 10)

In einer weiteren Urkunde zeigt Abt Ilsung an,dass er den Auftrag erledigt habe und im Kloster Seligenthal bei Landshut im Beisein mehrerer Prälaten und in Gegenwart König Ludwigs und des ganzen Konvents die Herzöge freigesprochen habe. (1323 06 11)

Abt Ilsung verstarb 1327.

Sein Nachfolger Heinrich II. Ölar. In der Urkunde (1313 04 04), in der Abt Eberhard als “der alte Abt” genannt wird (s.o.) ist Abt Heinrich in der Zeugenreihe als Subprior aufgeführt.

Dreimal erfolgte die Exkommunikation von Kloster Raitenhaslach.Diese hatte jedes Mal politische Gründe und deutete nicht auf einen innerklösterlichen Verfall.

Schon zu Ende der Regierungszeit von Kaiser Heinrich VII (1308-1313, Kaiser ab 29. Juni 1312) war es zu theoretischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst gekommen. In seiner Krönungsenzyklika vom Juni 1312 hatte Heinrich VII.

den kaiserlichen Universalanspruch und die Unabhängigkeit vom Papsttum betont.Papst Clemens V.(1305-1314)  erließ kurz nach dem Tod Heinrichs die Bulle “Romani Principes”, die den Kaiser praktisch zum Vasallen des Papstes degradierte.

Auch sein Nachfolger Johannes XXII. (1316-1334) betonte den Herrschaftsanspruch des Papsttums auch in weltlichen Fragen. Als sich König Ludwig IV. am 17. Januar 1328 zum Kaiser krönen ließ und zwar von drei Bischöfen aber auch von römischen Adligen und

eben nicht vom Papst, war das natürlich ein Affront. Schon vor der Kaiserkrönung hatte Papst Johannes die Königswürde abgesprochen und ihn und seine Anhänger exkommuniziert. Da Kloster Raitenhaslach weiter Zu Ludwig stand, verfiel es ebenfalls  dem Kirchenbann.

Erst 1335 änderte sich die Situation wieder. Papst Benedikt XII. (1334-1342) bestätigte dem Kloster alle von seinen Vorgängern wie von weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten und Rechte. (1335 10 18) und wenige Tage später löste Bischof Gaucelinus von Albano (1327-1348)

Abt und Konvent von Kloster Raitenhaslach vom Kirchenbann (1335 10 25).

Die normalen Geschäfte des Klosters waren aber trotz Kirchenbann weitergegangen. Herzog Otto der Fröhliche von Österreich (1330-1339) erneuerte am  15. März 1331 die Steuervergünstigungen für das Haus des Kloster Raitenhaslach in Krems. Außerdem erlaubte er dort den

Ausschank einer bestimmten Menge Wein im Jahr (1331 03 25)

Wichtig für Abt Heinrich war die genaue Fixierung des Klosterbesitzes sowie die dem Kloster daraus zufließenden Einnahmen. Aus seiner Regierungszeit stammen die drei ältesten vollständig erhaltenen Grundbücher des Klosters.

Abt Heinrich starb am 16. April 1338.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich II.  (1338-1349) Er erscheint erstmals in einer Urkunde vom 12.Juli 1338 (1338 97 12) In besonderer Gunst stand das Kloster wohl bei Kaiser Ludwig IV. Er stellte ihm 7 Urkunden aus, die

Rechtsstellung des Klosters und Mautfreiheiten bestätigten. Am 10. September 1341 nahm er das Kloster in seinen Schutz. (1341 09 10)

Nach dem Ludwig am 11. Oktober 1347 in Puch bei Fürstenfeldbruck auf der Jagd verstarb, bestätigte seine Gemahlin Margarethe von Holland (* um 1307-1310 –1356) die von ihrem Gemahl und seinen Vorfahren dem Kloster verliehenen Freiheiten. (1348 09 08)

Abt Ulrich verstarb am 21. September 1349.

Auf ihn folgte  Abt Friedrich II. (1350-1356). Die Kaiserinnenwitwe Margarethe stellte dem Kloster noch zwei Urkunden aus. In der einen (1351 09 29) erlaubte sie dem Kloster, aus dem landesherrlichen Weilhartsforst, der heute in Österreich liegt, 300 Fuder Holz unentgeltlich zu holen, das sind etwa 420 cbm.

Die zweite Urkunde bestätigte dem Kloster Besitz der Leite und des Gries bei Schützing an der Alz. (1352 09 21)

Schon ihr Gemahl hatte dem Kloster erlaubt, aus dem Weilharsforst “windfälliges und liegendes” Holz zu entnehmen. (1347 05 31)

Abt Friedrich verstarb am 16. November 1356.

Sein Nachfolger ist Abt Jakob (1356-1363) Er dürfte identisch sein mit dem in der Urkunde 151 01 01 in der Zeugenreihe aufgeführten Bruder Jakob, Hofmeister in Krems. Er resignierte wohl 1363 in Raitenhaslach, wird aber in einer 1364 von der Äbtissin Elsbeth von Maissau ausgestellten

Verkaufsurkunde als ehemaliger Abt von Raitenhaslach und jetzigen Hofmeister in Krems erwähnt.

Am 1. August 1362 nahm Herzog Stephan II von Bayern (1347-1375) Kloster Raitenhaslach in seinen besonderen Schutz. (1362 08 01)

Die Grafen Ulrich (+1398) und Heinrich (1322-1390) von Schaunberg erneuerten auf Bitten  von  Abt Jakob die Mautfreiheit in Aschau, das ist eine Marktgemeinde im Bezirk Eferding in Oberösterreich, für ein Salzschiff im Jahr, ferner für Wein und Getreide von dessen Eigenbau in Österreich, sowie für Zimmerholz und andere Dinge, deren das Kloster auf seinen Höfen bedarf. (1363 01 17)

Abt Jakob starb vermutlich in Krems und ist wohl dort auch beigesetzt worden.

Auf ihn folgte  Abt Andreas Pfarrkircher (1364-1367) Am 6. Dezember 1364 wird er erstmals in einer Urkunde erwähnt, in der es um die Übergabe einer Hube in Hallebruck geht. (1364 12 06)

In seine Regierungszeit fallen die Bestätigung von Zollfreiheiten seiner Vorgänger (1366 01 03) durch Herzog Albrecht von Österreich (1365-1390) sowie die Bestätigung eines Mautprivilegs (1366 05 10) durch Bischof Albert III. von Passau (1363-1380).

Auch die Herzöge  Stephan II. und Friedrich bestätigten die von ihren Vorfahren verliehenen Rechte des Kloster. (1366 10 04)

Eine größere Schenkung fiel noch in die Regierungszeit von Abt Andreas. Für seine Tante (Muhme) Agnes stiftete er eine ewige Messe und gab dafür seine Mühle mit allen Rechten in Prading bei Vilsbiburg. ( 1367 08 14)

Das Todesjahr von Abt Andreas soll 1368 gewesen sein.

Sein Nachfolger war Abt Wilhelm I. Schrailk. Im Kloster Raitenhaslach hat er allerdings keine Spur hinterlassen und ist auch in keiner Urkunde nachzuweisen. Erwähnt wird er nur in Äbtelisten.

Abt Wilhelm wurde ins Mutterkloster Salem berufen und dort Nachfolger von Abt Berthold ÍI. Tutz (1358-1373). Dieser resignierte 1373 in Salem. Als Abt von Salem erhielt Wilhelm 1384 die Pontifikalien verliehen. Die guten Beziehungen Salems zum Heiligen Stuhl zeigten sich auch darin,

dass Salem das selten verliehen Privileg erhielt, die Pontifikalinsignien Mitra, Brustkreuz und Papstring in das Wappen des Klosters und seiner Filiationen aufzunehmen. Abt Wilhelm verstarb 1395 in Salem.

Sein Nachfolger in Raitenhaslach war Abt Seyfried (1371- 1375) Er stammte aus Nürnberg und wird als Cellerar im Niederhof bei Hallein 1362 zweimal erwähnt. Am 10. Mai 1366 legte er in Wien Bischof Albert III. von

die Passau das Mautprivileg von Bischof Gottfried (1342 –1362) vom 22. Juli 1342 vor, das Bischof Albert dann bestätigte und erneuerte. (s.o.)

Am 7. Februar 1373 nahm Herzog Friedrich von Bayern (1375-1393) Abt und Konvent von Kloster Raitenhaslach als “obrister pfleger” in seinen besonderen Schutz. (1373 02 07) Das war schon zwei Jahre bevor er seine Herrschaft antrat.

Abt Seyfried vergab im Namen des Klosters größere Darlehen, nämlich 13 Pfund Wiener Pfennige, das sind nach heutiger Währung etwa 2050 Euro.(1374 01 01)

1372 kaufte Abt Seyfried im Umland von St.Radegund für 86 Pfund Wiener Pfennige, also etwa 13560 € mehrere Höfe sowie eine Mühle.( 1372 04 24) Der Abt versuchte den Klosterbesitz im Gebiet jenseits der Salzach planmäßig zu mehren.

Am  19. Dezember 1375 bestätigte Graf Heinrich von Schaunburg die Mautfreiheit in Aschau (s.o.) (1375 12 19)

Abt Seyfried verstarb am 22. Mai 1376.

Auf ihn folgte  Abt Johann I.(1377-1384). unter seiner Regierung vergrößerte sich der Klosterbesitz im Alzgern, teils durch Schenkung der bayrischen Herzöge, teils durch Zukauf (1379 04 23)

Am 22. November 1382 wurde im Klosteramt Westerndorf am Inn eine Kapelle geweiht.

1379  musste Kloster Raitenhaslach seine Tätigkeit im Salzsieden in Hallein einschränken. Es überließ die Nutznießung seiner Salzquellen in Hallein auf Lebenszeit an Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg. (1365-1396)

Im April 1383 und im Juli 1384 traf sich der Bischof in Kloster Raitenhaslach mit den bayrischen Herzögen zur Beilegung von Differenzen. Auch in späterer Zeit gab es immer wieder solche Treffen in Raitenhaslach.

Sein Nachfolger Wilhelm II. wird nur einmal in einer Seelgerätestiftung am 7. März 1385 erwähnt.

Mit seinem Nachfolger Johann II. Stempfer (1385-1409)steht man dann wieder auf sicherem Boden.

Am 5. Mai 1385 verkauften Abt Johann und der Konvent ihr Haus in Mühldorf am Inn “ des gotshaus grosser ehaftiger not wegen“ an Erzbischof Pilgrim von Salzburg. (1385 05 05)

Dieser Verkauf scheint nicht aus Finanznot geschehen zu sein, sondern weil das Haus einfach nicht mehr genug einbrachte. Dagegen wurden die Aktivitäten in Burghausen verstärkt.Die Stadt erlebte nach dem Einzug

der herzoglichen Hofhaltung in Burghausen eine Blütezeit. Zu seinen dortigen Besitzungen erwarb das Kloster noch eine Badstube sowie Wiesen und Äcker außerhalb der Stadt. Das spricht für den wirtschaftlichen Weitblick des Abtes.

Der Versuch, die ertragreiche Stadtpfarrei auch in die Hände des Klosters zu bringen, scheiterte aber am Widerstand der Bürgerschaft.

Papst Bonifaz IX. (1389-1404) bestätigte am am 19. November 1394 Kloster Raitenhaslach die ihm von den Päpsten und weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten. (1394 11 19) Papst Bonifaz residierte während des abendländischen
Schismas in Rom.

Bischof Georg von Passau (1390-1423)bestätigte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheiten bei Oberberg am Inn und Passau. (1395 07 01)

Graf Ulrich von Schauberg erneuerte 1396 die  von seinen Vorfahren verliehene Mautfreiheit für Aschau. Dafür mussten Abt und Konvent versprechen, am Agathetag (5.Februar) einen Jahrtag mit Vigil, Seelenamt und 2 Beimessen abzuhalten. (1396 03 26)

Am 27. September 1397 erhielt Abt Johannes für sich und seine Nachfolger von Papst Bonifaz IX. das dingliche Recht für den Gebrauch der Pontifikalien innerhalb seines Klosters und der inkorporierten Kirchen zugestanden und er gestattete den feierlichen Segen nach der Messe, Vesper und Matutin.

(1397 09 27). Er war der erste Zisterzienserabt in Bayern, dem dieses Recht erteilt wurde.

Abt Johann gehörte zu den baufreudigen Äbten von Kloster Raitenhaslach. In der Klosterkirche ließ er schon 1387  verschieden Feuchtigkeitsschäden aufwiesen.

Am 10. und 11. November 1398 wurden die im Auftrag  von Abt Johann gebauten Pfarrkirchen in Marienberg und Halsbach geweiht. Diese waren im März 1203 dem Kloster vom Salzburger Erzbischof Eberhard II. geschenkt worden. Die Weihe

nahm Fr. Leonardo de Villaco, Titularbischof von Tiflis vor. Er zeigte dem Salzburger Erzbischof Gregor (1396-1403) an, dass er die beiden Kirchen geweiht und “um einen starken Besuches Willen” und zum Unterhalt der Kirche  einen  Ablass von 40

Tagen verliehen habe.( zwei Urkunden (1398 11 11))

Er hatte ein Gelübde abgelegt, das Grab der Apostelfürsten in Rom zu besuche, konnte dieses Gelübde aber aus gesundheitlichen Gründen nicht erfüllen. Papst Innozenz VII. (1404-1406) beauftragte ihn statt des Rombesuchs “in reponsam dicti voti”

die Krankenkapelle im Kloster neu zu erbauen. Er beauftragte auch den Salzburger Erzbischof Eberhard III. (1403- 1427) dafür zu sorgen,  daß dieser Bau mit den Mitteln, die der Abt auf seiner Romreise gebraucht hätte, auch durchgeführt würde. „Humilibus supplicum“. (1404 04 22)

Bischof Englmar Chrel von Chiemsee gab die Erlaubnis zur Weihe, die Titularbischof Albert von Salona am 09.01. 1407 vornahm. Er gewährte ebenfalls einen vierzigtägigen Ablass. (1407 01 09) Die Kapelle wurde zur Ehre der Apostelfürsten, der heiligen Magdalena und St.

Blasius geweiht.

Papst Bonifaz IX. gab Abt Johannes und seinen Nachfolger am 15. Mai 1400  die Erlaubnis, Kelche und andere zum kirchlichen Kultus gehörige Ornamente zu weihen. (1400 05 15)

Am 14. August 1401 schlossen Abt Johannes und Abt Johann III. (1379-1405) mit dem Konvent des Zisterzienserstiftes Baumgartenberg im Bezirk Perg in Oberösterreich eine Gebetsbrüderschaft.(1401 08 14)

Auch in der Regierungszeit von Abt Johannes war Kloster Raitenhaslach wiederholt Ort für Besprechungen zwischen den bayrischen Herzögen und dem Erzbischof von Salzburg, um Differenzen auszuräumen.

In seiner Regierungszeit gibt es im Raitenhaslacher Archiv erstmals Quittungen über die Zahlung der Ordenskontribution. Die Patres Petrus von Ebrach, Perchtold von Heilsbronn und Johann von Kaisheim waren vom Orden beauftragt, die Gebühren einzutreiben.

(1398) Für Raitenhaslach betrugen diese 7 Dukaten, das entspricht 1.348,00 €.

Eine Bestätigung der Zahlung erfolgte auch 1406 und zwar durch die Äbte Berthold Stromair von Heilsbronn (1386-1413), Johann III. von Walkenried und Johannes II. von Altenkamp (1402- 1423). Die Gebühr betrug wieder 7 Dukaten.

Abt Johannes war der erste Abt von Raitenhaslach, der in einer Urkunde als Prälat bezeichnet wurde.

Abt Johannes verstarb am 4. September 1409.

Auf ihn folgte Johann III. Zipfler (1409-1417). Er stammte aus einer angesehenen Burghausener Familie. Vor seiner Wahl war er Pfarrvikar in Halsbach.

Als Abt nahm er am Konstanzer Konzil (1414-1418) teil. Von diesem erhielt er 1416 den Auftrag,  gegen Leute, die Güter dessen Klosters entfremden wollen, mit kirchlichen Zensuren vorzugehen. (1416 05 02)

Abt Johann schloss eine Reihe von Gebetsverbrüderungen mit anderen Gemeinschaften. In seiner Regierungszeit habe ich 5 Urkunden mit solchen Verbrüderungen gesehen.

Seine Einkaufspolitik zielte erfolgreich darauf, den Klosterbesitz zu arrondieren.

Ein größerer Ankauf von Kleinodien von Oswald dem Mautner in Wasserburg im  Jahre 1415 diente der Mehrung der Kirchenzier (Näher beschrieben in Monumenta Boica 3 Nr. 111 S. 213)

Von  der herzoglichen Familie in Burghausen wurde ihm große persönliche Wertschätzung entgegengebracht. Er nahm 1417 die Taufe von Ludwig, dem späteren Herzog Ludwig IX, der  Reiche (* 23.2.1417-1479) vor

Auch die Zehntfreiheit für einen großen Teil der Weinberge um Krems durch Bischof Georg von Passau. Dies verdankte er der Fürsprache von Herzog Friedrich.

Abt Johann III. starb am 20. Juli 1417.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann IV. Pfluog. (1418-1435) Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Seine Regierung zeichnete sich auch durch eine rege Bautätigkeit aus.

In Schupfing bei Halsbach  wurde im dortigen Pfarrhof eine Pfarrhofkapelle gebaut, die mit drei Altären ausgestattet war.Bischof Englmar von Chiemsee weihte sie am 16. April 1422.

Erzbischof Eberhard III. von Salzburg und Bischof  Ulrich IV. von Seckau (1417-1431) gewährten einen Ablass von 40 Tagen (1422 06 01 und 1422 06 21)

St. Radegund im Weilhart wurde von Abt Johann IV. neu erbaut und mit drei Altären ausgestattet. Bischof Englmar von Chiemsee weihte sie am 15. April 1422 und gewährte einen Ablass von 40 Tagen (1422 04 15)

Die Kirche in Ehring bei Mühldorf wurde unter Abt Johann umgestaltet. Am 25. Mai 1427 wurde sie durch Albert von Salona, Weihbischof von Passau eingeweiht.

Papst Martin V.(1417-1431) bestätigte am 30.Juni 1420 Kloster Raitenhaslach alle von seinen Vorgängern verliehenen Freiheiten. Da in der Urkunde steht “cum a nobis petitur” (1420 06 30), ist davon auszugehen, dass diese

Urkunde auf Bitten des Abtes ausgestellt wurde. Vom Konzil zu Basel (1431-1449) ließ sich Abt Johannes die seinem Kloster von den Päpsten gewährten Immunitäten, Vorrechte, Ablässe und Privilegien, sowie die ihm von weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten

bestätigen. (1433  12 03)

Auch bei König Sigismund ( 1411-1433, ab 1433 Kaiser-1437) stand der Abt in Ansehen. In seinem Auftrag überbrachte er im November 1430 einen Ladbrief an Heinrich IV. Graf von Görz-Tirol (1385-1454), das war eine Vorladung vor das Hofgericht auf Klage des Herzog Heinrich in Baiern

(1390-1450) .  Sigmund – RI XI,2 n. 7974 . Er meldete dem König dann auch am 20. November 1430, dass er den Brief an Heinrich in seinem Dorf Velach übergeben habe. (Regesta Boica 13 S. 187 f.)

Herzog Albrecht V. von Österreich (1404-1439) bestätigt Abt Johann am 21. September 1420 die maut-und zollfreie Einfuhr von Lebensmittel nach Österreich (1420 09 21). Eine Woche später bestätigte er dies nochmals und erhöhte auf Bitte seines Schwagers Heinrich XVI. von Bayern die mautfreie Einführung von Wein von 50 auf 60 Dreilinge Wein. Ein Dreiling beinhaltete 24 Eimer, das sind 1358,16 Liter. (1420 09 28)

Von Johann Graf von Schaunberg (+ 1453) ließ sich Abt Johann die Mautfreiheit in Aschach erneuern (1423 11 09)

Bischof Leonhard von Passau (1423-1451)ließ er sich die Mautfreiheiten in Obernberg und Passau bestätigen durch Vorlage der Urkunde seines Vorgängers Georg (1390-1423) durch die Konfessen Johannes und Georg. (1430 01 26)

Der Abt von Citeaux Jean VII. de Martigny (1405–1428 ) hatte Abt Johann am  13. September 1426 den Auftrag erteilt, für 7 Jahre das Amte eines Vistators im Frauenkloster Seligenthal in Landshut zu übernehmen.

Die Amtszeit von Abt Johann endete 1435. Er verstarb im Januar 1438.

Sein Nachfolger wurde Leonhard Schellenstein (1438-1444) Vor er zum Abt gewählt wurde, war er fast 30 Jahre Pfarrvikar in Halsbach gewesen. Der Pfarrhof von Halsbach war vorher ein Schloss im Besitz der Herren von Hellenstein. Diese verkauften es Anfang des 15. Jahrhunderts an Kloster Raitenhaslach. Als Vikar begann der später Abt  eine Pfarrhofkapelle zu bauen. (s.o.) Leonhard gehörte wohl auch der Familie Schellenberg an. Allerdings hatte er einen “defectus natalium”. Sein Vater war nämlich Priester, seine Mutter eine Freie (“soluta”

Das wurde aber erst bei seiner Abtswahl ein Problem. Das Konzil von Basel beauftragte den Erzbischof von Salzburg Johann II. (1429-1441), dafür zu sorgen, dass  er trotz dieses defectus sein Amt als Abt von Raitenhaslach antreten konnte (1438 04 29).

Er war zum Abt gewählt worden und Abt  Thomas von Fürstenzell (1427-1438) hatte die Wahl bestätigt.

Unter Abt Leonhard wurde der Kirchenbau von Halsbach vollendet. Auch die Kirche von Thal unweit von Marienberg und Neukirchen an der Alz wurde von Abt Leonhard erbaut.

Beide Kirchen wurden 1443 von Bischof Silvester von Chiemsee ( 1438-1453) geweiht.

In Weinzierl an der Donau, heute ein Stadtteil von Krems hatte Raitenhaslach einen Klosterhof. Dort befand sich eine eigene Kapelle- Beim Hussiteneinfall in Österreich 1429 wurde diese niedergebrannt.

Abt Leonhard ließ eine neue Kapelle erbauen. Diese wurde am 27. Juni 1438 vom Passauer  Weibischof Albert zu Ehren der heiligen Apostel Andreas und Johannes geweiht.

Abt Leonhard ließ  erstmals Kanzleiunterlagen in die deutsche Sprache übertragen. 1438 war es ein Grundzinsbuch. 1439 folgten die von den Päpsten, sowie den Salzburger Erzbischöfen dem Kloster verliehenen Privilegien.

Auch das 1442 Kopialbuch “Buech der Grebnuzz zu Raitenhaslach” dürfte auf Veranlassung Leonhards angelegt worden sein.

Eine weitere Gebetsverbrüderung gab es mit den Benediktinern von St. Michael in  Attel, heute Stadtteil von Wasserburg am Inn. (1440 08 15)

Abt Leonhard starb am 4. Januar 1445.

Auf ihn folgte Abt Georg I. Schäppinger (1445-1463) Über seine Herkunft ist nichts Näheres bekannt.

Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt, “der Gebartete” (1413-1447) wurde am 1. Mai 1447 in Kloster Raitenhaslach bestattet. Allerdings war er gebannt wegen seiner “gravamina”, also Schädigungen von verschiedenen Klöstern.

Damit verfielen aber auch alle geistlichen Personen, die an diesem Trauerakt teilgenommen hatten, also auch der Abt dem Bann. Papst Nikolaus V. (1447-1455) löste den Bann wieder und beauftragte den Propst von Kloster Baumburg,

Caspar Ebenhauser (1436–1479), alle geistlichen und weltlichen Personen, die an der Absolvierung und Beisetzung Ludwigs teilnahmen, von allen kirchlichen Strafen zu lösen. (1447 06 28)

Dreimal lässt sich in der Regierungszeit Abt Georgs der Abt von Morimond als Visitator nachweisen. Jedes Mal nutze Abt Jean VII. de Graille (1449–1459) die Gelegenheit die Ordenskontribution einzukassieren.  (1448 07 04) betrug sie 5 Dukaten pro Jahr,

das sind etwa 963,00 €. Die beiden Jahre danach kassierte der Konventuale aus Kloster Schöntal die Kontribution im Auftrag von Abt Jean VII. Im Juli 1453 war der Abt aus Morimond wieder zur Visitation in Raitenhaslach. (1453 07 09)

Zwei päpstliche Bestätigungen der Freiheiten des Klosters Raitenhaslach erhielt Abt Georg in seiner Regierungszeit. Die Betätigung von Papst Nikolaus V. erfolge wohl wieder auf Bitten von Abt Georg. denn in der Urkunde heißt es “cum a nobis petitur” (1450 04 21)

Die letzte Visitation durch Abt Jean VII. von Morimond erfolgte im März 1458 (1458 03 12)

Am 25. Juni 1454  verzichtete Kloster Raitenhaslach gegenüber Erzbischof Sigmund I. (1452-1461) von Salzburg endgültig auf seinen Salinenanteil in Hallein.(1454 06 25) Es überließ in der Urkunde genannte Güter samt deren Gülten und Zinsen und erhielt dafür

eine bestimmte Menge Salz in jedem Jahr. Vaterabt Georg I. Münch von Kloster Salem (1441-1458) genehmigte dies. (1454 07 11)

Bischof Ulrich (1451-1479) von Passau erneuerte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheit (1455 06 10)

Auch weltliche Herrscher bestätigten die Freiheiten des Kloster.

1450 hatte Herzog Ludwig IX. von Bayern (1450-1479) bestätigte das dem Kloster verliehene Privileg der Herzoge Heinrich, Otto und Heinrich sowie eine Reihe weiterer Vergünstigungen, wie Mautfreiheit, Steuerfreiheit für einige Häuser des Klosters,

alles aufgelistet in der Urkunde 1450 10 04.

König Ladislaus  von Böhmen und Ungarn (+1451) bestätigte dem Kloster zwei von seinem Vater König Albrecht II. ausgestellte Urkunden über maut-und zollfreie Einfuhr von Lebensmitteln (s.o)

Kurz nach seiner Wahl zum Papst stellte Pius II. (1458-1464) diese Bestätigung aus. (1458 10 31)

Auch eine Reihe von Gebetsbrüderschaften wurden in der Regierungszeit Abt Georgs abgeschlossen, so mit dem Augustiner-Eremiten-Orden (1448 05 12), mit dem Observanten-Orden (1451 07 25), dem Benediktinerkloster Michaelbeuren ( 1451  12 02),

mit dem Augustinerchorherren Stift Au am Inn (1453 01 09) und dem Benediktinerkloster Neumarkt-St. Veit (1455 11 20)

Kaiser Friedrich III.  (1440- Kaiser ab 1452-1493) bestätigte Kloster Raitenhaslach die von den verstorbenen Fürsten von Österreich verliehenen Freiheiten. (1459 04 07)

Abt Georg hatte eine Reihe langwieriger Prozesse um die Rechte seines Kloster zu führen.

1462 bestätigte Herzog Ludwig Abt und Konvent den Empfang von 600 Dukaten, das entspricht immerhin  etwa 115.533,00 €, Kriegssteuer, die dem Kloster zu Lichtmess (2. Februar) auferlegt worden sind.

Abt Georg starb am 3. Mai 1464.

Sein Nachfolger wurde Abt Egidius Stainer (1465-1474). Er war schon unter Abt Johann Pfluog in Kloster Raitenhaslach eingetreten. Als Bursner tritt er in der Urkunde auf, in der Abt Leonhard dem Salzburger Erzbischof Friedrich IV. (1441-1452)

den Klosteranteil am Salzsieden in Hallein für weitere  10 Jahre überlässt. (1444 05 14) In den Urkunden 1447 08 22 und 1451 12 11 wird er als Pfarrvikar von Niederbergkirchen genannt.

In der Regierungszeit des Abtes entstanden zwar zwei neue Kapellen, eine im Kreuzgang des Klosters zu Ehren des heiligen Sebastians und eine auf dem Klosterhof von Moosvogl. In Gumattenkirchen wurde der heute noch stehende gotische Chor errichtet. Bischof

Bernhard von Chiemsee (1467-1477) weihte diesen am 4. Oktober 1472. In Westerndorf am Inn wurden zwei neue Altäre errichtet, die ebenfalls Bischof Bernhard weihte.

Die Regierungszeit von Abt Egidius scheint aber nicht sehr glücklich gewesen zu sein. Er führte eine Reihe langwieriger Prozesse, die zum Teil vor dem Hofgericht in Landshut ausgetragen wurden.

Auch scheint es zur Entfremdung von Klosterbesitz gekommen zu sein. Abt Egidius hatte deshalb in Rom geklagt. Papst Paul II. (1464-1471) beauftragte 1468 den Erzbischof von Salzburg, Bernhard von Rohr (1466-1482), den Bischof von Passau, Ulrich von Nußdorf (1451-1479)

und den Dompropst von Passau gegen Personen die  Güter des Klosters beschlagnahmt hätten,  mit kirchlichen Zensuren vorzugehen. (1468 01 21).

Außerdem ließ er zur Wahrung der Rechte des Klosters eine Reihe von päpstlichen und landesherrlichen  Privilegien durch Notare transsumieren und neu beglaubigen.

Im Juli 1466 wurde Kloster Raitenhaslach durch Abt Ulrich von Fürstenfeld (1457-1467) visitiert. Diese wurde wohl vom Abt von Morimond und dem Generalkapitel veranlasst und da sie so ziemlich am Anfang der Regierungszeit von Abt Egidius lag, war es wohl eine eher turnusmäßige Visitation.

Anders war es bei der Visitation vom August 1474. Diese geschah auf Veranlassung des Landesherren Herzog Ludwig von Bayern-Landshut. Er erbat sich Generalabt Humbert von Citeaux (1462-1476) den Abt von Fürstenfeld Jodokus (1467-1480),

da er eine Reform in Raitenhaslach für dringend erforderlich hielt. Als Jodokus in Raitenhaslach ankam, hielt er Abt Egidius zur Durchführung einer Reform für wenig geeignet. Er legte ihm deshalb einen Rücktritt nahe.

In Anbetracht seines “defectus senium”, das ist (Alters-)Demenz, seiner “invalitudo corporis”, das ist körperliche Schwäche und anderer “latentes infirmitates” also noch nicht offenkundigen Schwächen.

Abt Egidius ging darauf ein, resignierte und übergab Schlüssel und Siegel an den Visitator.

Sein Todestag ist aber erst der 13. August 1481.

Abt Jodokus legte den Wahltermin auf den 9. August 1474 fest. Neben ihm als Wahlleiter war noch Abt Georg (1466-1486) aus Kloster Aldersbach sowie Pater Bernhard aus Maulbronn, der als Beichtvater im Kloster

Seligenthal in Landshut tätig war, anwesend. Einstimmig gewählt wurde der Konventuale Johannes Holczner (1474-1482)aus Kloster Fürstenfeld, der ebenfalls Beichtvater in Seligenthal war.

Am 8. Januar des Folgejahres waren die beiden Äbte aus Fürstenzell und Aldersbach auf Verlangen des bayrischen Herzogs in Raitenhaslach, um die “redemptio” des  zurückgetretenen Abtes durchzuführen.

Abt Egidius war bisher im Kloster gefangen gehalten worden. Der neue Abt wurde gebeten, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Es wurde ein Protokoll angefertigt. Er unterschrieb dieses, versprach, hinterzogene Gelder und

Steuern zurückzuerstatten, entfremdete Bücher zurückzuschaffen und Machenschaften oder Konspiration im Konvent zu unterlassen.

Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Abt Johannes stammte aus Neuburg, wobei sich nicht feststellen lässt, welches Neuburg das ist. Auch wann er Profess in Fürstenfeld abgelegt hat, ist unbekannt.

Seine Berufung nach Raitenhaslach war aber eine gute Wahl. Er schaffte es, die erforderlichen Reformen durchzuführen und er stellte auch en guten Ruf des Klosters wieder her.

1478 beschloss das Generalkapitel, Ordenshäuser in Ungarn wiederzubesetzen. Einzelne Konvente sollten Konventsangehörige dorthin übersenden. Raitenhaslach sollte sechs Konventuale senden.

Herzog Georg der Reiche (1479-1503) von Bayern Landshut bestätigte Kloster Raitenhaslach alle von seinen Vorgängern verliehenen Freiheiten und Privilegien. (1483 07 08)

Abt war ein kunstsinniger Prälat. In Raitenhaslach ließ er eine eigene Abtskapelle erbauen. Sie enthielt drei Altäre und wurde am 15. Juni 1477 vom Passauer Weihbischof Alber von Salona (1473-1493) geweiht. (1473 06 15)

Die Kirchen in Burgkirchen an der Alz, Niederbergkirchen, Gumattenkirchen und Moosvogl ließ er baulich umgestalten.

Von dem Münchner Maler Gabriel Mälesskircher (in München nachgewiesen seit 1461-um 1495) ließ er für die Kirche in Marienberg ein Tafelbild erstellen. Die Quittung über 114 Gulden und 60 Pfennige, das sind etwa 21.959,00 € liegt vor.

(1482 10 04)

Er sorgte für eine Bereicherung des Kirchenschatzes, wobei eine Monstranz besonders erwähnt wird.

Auch um die Bibliothek kümmerte er sich. Aus seiner Regierungszeit haben sich Buchbindearbeiten erhalten. Dank seiner Beziehungen zu Seligenthal konnte Abt Johannes einen Straßburger Frühdruck des “Fortalitum fidei” (Feste des Glaubens)

Der Franziskaner aus Salamanca verstarb 1491. Es war also ein hochmodernes Buch,das Johannes der Klosterbibliothek beifügen konnte.

Abt Johannes am 13. November 1483

Zu seinem Nachfolger wurde am 15. Dezember 1483 Abt Georg II. Lindmaier (1483- 1497) gewählt. Unter Abt Egidius hatte er in Raitenhaslach die Profess abgelegt. 1467 war er Provisor grangiae in austria, also Verwalter eines

Klostergutes in Österreich.

1477 war er Pfarrvikar von Niederbergkirchen. Dort hatte er auch den Umbau der Kirche durchgeführt (s.o.)

Die Abtswahl am 15.12. 1483 leite im Auftrag des Salemer Vaterabts Johannes I. Stantenat (1471-1494) Abt  Georg von Aldersbach unter Assistenz von Abt Johann von Fürstenzell.

Die Kirche von Niederbergkirchen wurde am 18. Mai von Bischof Georg von Chiemsee (1477-1495) geweiht. Abt Georg erwirkte einen Ablass für die Kirche. (1484 05 18)

Am 13. Mai 1485 wurde das Kloster ein zweites mal von einer Brandkatastrophe getroffen. Durch die Nachlässigkeit eines Dieners brach in der Konventsküche ein Band aus, der den mittleren Teil des Kloster zerstörte. Die Klosterkirche

wurde wohl nicht geschädigt.

Generalabt Johannes X. von Citeaux (1476-1502) sowie die Definitoren des Generalkapitels befreiten Abt Georg für zwei Jahre vom Besuch des Generalkapitels. Auch gaben sie  ihm die Erlaubnis , einen Beichtvater zu bestellen, der innerhalb dieser 2 Jahre von allen dem Generalkapitel vorbehaltenen schweren Fällen lossprechen dürfe. (1486 09 14)

Am 1. April 1487 stellte Papst Innozenz VIII. (1484-1492)dem Kloster eine Urkunde aus, nahm es unter seinen Schutz und bestätigte seine Reche und Freiheiten und die Privilegien der Fürsten. Insbesondere  bestätigte er die der dem Kloster nach kanonischem Recht inkorporierten Pfarrkirchen St. Martin in Halsbach, St. Blasius in Niederbergkirchen und Sankt Marienberg(1487 04 01)

Um den großen Türkenablass, den Kardinal Raymond Peraudi, päpstlicher Legat und Ablassprediger für den Kreuzzug gegen die Türken in Deutschland verkündete, mühte er sich. Die Urkunde erhielt er 1489 ausgestellt. (1489 12 14)

Auch im Auftrag des Generalkapitels war er tätig. Zusammen mit dem Abt von Fürstenzell sollte er 1486  die Wahl des neuen Abtes Simon von Aldersbach (1486-1501)  überprüfen. Er hatte die Wahl im Auftrag des Landesherren Georg geleitet.

Zusammen mit drei weiteren Zisterzienseräbte beauftragte ihn das Generalkapitel 1490, die unguten zustände in der Zisterze Viktring zu untersuchen. Innere Zwistigkeiten hatten das Kloster an den Rand der Auflösung geführt.

Fürstbischof Friedrich V. von Salzburg (1489-1494) forderte Abt Georg auf, am 18. Oktober 1490 auf der Provinzialsynode in Mühldorf zu erscheinen. Ob er dieser Aufforderung Folge leistete, ist nicht bekannt. Es hätte aber der Exemtion des Ordens widersprochen.

Am 26. Dezember 1490 ernannte Kaiser Friedrich III. Georg zum Kaiserlichen Kaplan. Er war der erste Raitenhaslacher Abt, dem diese Ehre zuteil wurde.

Kloster Raitenhaslach wurde im Juli 1488 im Auftrag des Generalabtes von Abt Simon von Kloster Aldersbach (1486-1501) visitiert. Es gab keine Beanstandungen.

Auch Abt Jakob ( 1495-1503)von Morimond war wohl zwei mal in Raitenhaslach. sein Besuch ist aber nur durch zwei Quittungen nachgewiesen. (1494 04 26 und 07 06)

Der neue König Maximilian I. (1493-1519) bestätigte Kloster Raitenhaslach die von den Fürsten  von Österreich und seinem Vater Friedrich III. verliehenen Privilegien. (1496 09 22)

Auch Abt Georg hatte einige Gebetsbruderschaften abgeschlossen.

Abt Georg versuchte durch den Erwerb von Ewiggeldern den Klosterbesitz zu mehren. Das war die Bezahlung einer Geldrente für ein auf ein Grundstück versichertes Kapital.

Eine weitere Einnahmequelle war die Beglaubigung von Urkunden für dritte Personen. Von Abt Georg ist eine Reihe solcher Vidimierungen bekannt.

Abt Georg verstarb am 27. Dezember 1497.

Auf ihn folgte Abt Johann VI. Goutgeld (1498-1502)

Prior und Konvent baten den Salemer Vaterabt Johannes II. Scharpfer (1494-1510) zur Wahl zu kommen. Dieser setzte die Neuwahl auf den 23. Januar 1498 fest. sie fand unter seinem Vorsitz und unter Assistenz des Abtes Pankratius (1492-1512)

aus Fürstenzell statt. Von ihm ist wenig bekannt.

Im Februar 1502 bestattete er Hedwig von Burghausen (1457-1502), die verstorbene Gemahlin von Herzog Georg dem Reichen, in der Klosterkirche von Raitenhaslach.

Vom Salzburger Erzbischof erhielt Abt Johann den Auftrag, die aus Altötting gemeldeten wunderbaren Erscheinungen zu untersuchen.

Sein Todestag ist der 16. August 1502.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich III. Molczner (1503-1506).

Er war am 28. Februar 1479 als Novize in Kloster Raitenhaslach aufgenommen worden. Ein Jahr später legte er seine Profess ab.

Als Diakon fertigte er eine Abschrift des Kommentars  des Johannes de Turrecremata zur Regel des Heiligen Benedikts an. Er war spanischer Kardinal und Dominikaner. Dieser Kommentar war zu jener Zeit sehr geschätzt.

Von 1493 bis 1495 war er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Ein sehr freundschaftliches Verhältnis hatte er zu seinem Heidelberger Lehrer Adam Werner, der mehrere Mönche als Schüler hatte und  zu denen er ein besondere Vertrauensverhältnis pflegt.

Er hatte einen stetigen Austausch vor allem mit den oberrheinischen Humanisten. Ulrich studierte in Heidelberg zusammen mit Wolfgang Marius dem späteren Abt von Aldersbach. Ulrich wird auf Seite 408  Toepke, Gustav [Hrsg.]Die Matrikel der Universität Heidelberg,

Heidelberg 1844 aufgeführt. Das sind die Matrikel von Oktober 1493- 7. April 1494.

Das Studium in Heidelberg und vor allem ihr Lehrer Adam Werner hat beide sehr geprägt und beide werden ja zu den Humanistenäbten in den altbayrischen Konventen gezählt. Adam Werner verfasste für Abt Ulrich ein Abschiedsgedicht. Auch sein Studiengenosse

Wolfgang Marius, von dem ja über 80 Gedichte überliefert sind, widmete Ulrich mehrere Gedichte.

Gravierendsten Ereignis in der kurzen Regierungszeit Ulrichs war sicher der Landshuter Erbfolgekrieg.

1496 hatte  Georg der Reiche ein Testament verfasst, in dem er gegen alle Hausverträge seine Tochter Elisabeth von Bayern (1476-1504) und deren Ehemann zum Erben einsetzte.

Die Wittelsbacher Hausverträge von 1329 legten  außerdem ein „Vorkaufsrecht“ sowie ein gegenseitiges Erbrecht zwischen den beiden Linien fest, das die jeweils überlebende Linie (im Falle eines Aussterbens im Mannesstamm) als Universalerben bestimmte.

Dieser Vertrag wurde 1329 zwischen Ludwig dem Bayern und Rudolf II.,dem Blinden (1329-1353) und Ruprecht I. dem Roten  (1329-1390), den Söhnen von Rudolf I. (1274–1319), dem Bruder Ludwigs des Bayern geschlossen.

Georgs Tochter heiratete 1499 Ruprecht von der Pfalz (1481-1504). Georg setzte diesen kurz vor seinem Tod 1503 ernannte er seinen Schwiegersohn zum Statthalter von Niederbayern. Als Georg am 1. Dezember 1503 starb, trat Ruprecht sein Erbe an.

Herzog Albrecht IV. von Bayern München, der ja gemäß den Hausverträgen erbberechtig gewesen wäre, focht das Testament sofort an.Darauf folgte der Landshuter Erbfolgekrieg 1504.

Der Krieg wurde beendet durch den Kölner Schiedsspruch von Kaiser Maximilian (1486 König – ab 1508-1519 deutscher Kaiser).

Im Krieg wurde Kloster Raitenhaslach schwer geschädigt,worauf umfangreiche Arbeiten an Dach, Fenstern und Wehrgang sowie der völlige Neubau des Torhauses hindeuten.

Der Klosterchronist Tachler vermerkt schwere Schäden im Kloster. Finanziell wurde das Kloster ebenfalls schwer geschädigt. Den beide Kriegsparteien legten dem Kloster hohe Kontributionen aufbringen

und auch Anleihen gewähren, so zum Beispiel 1000 Gulden, das entspricht etwa 166.995,00 € an Herzog Albrecht IV. 1506.

1503 beauftragte das Generalkapitel Abt Ulrich sowie Abt Georg II. Kastner (1490–1509) von Kaisheim, die zwischen den Äbten von Fürstenfeld  Abt Peter (1502–1505) und Aldersbach  Johann IV. Riemer (1501–1514)

aufgetretenen Misshelligkeiten zu bereinigen.

Auf Grund einer Vollmacht des Abtes von Citeaux Jakob III. (1501-1516) visitierte Abt Ulrich am 22. November 1503 den Konvent von Seligenthal.

Der Raitenhaslacher Vaterabt Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ) aus Salem visitierte das Kloster 1505. Am 2. Januar 1507 bestätigte er Abt und Konvent diese Visitation. Die Urkunde ist noch auf Abt Ulrich ausgestellt, obwohl er ja schon im November 1506 verstorben ist.

(1597 01 02)

In der Umgebung des Klosters gab es umfangreiche Tuffsteinvorkommen, die die Mönche nicht nur als Baustoff für die eigenen Bauvorhaben nutzten. Es war auch ein begehrtes Handelsgut. Abt Ulrich entschloss sich deshalb 1505

eine eigene Steinbrechordnung herauszugeben.

Der neue Landesherr Albrecht IV. (ab 1467 Herzog  von Bayern, nach dem Schiedsspruch von 1505, von ganz Bayern bis 1508) bestätigte, nachdem er Herzog von ganz Bayern geworden war , alle “alle den einzelnen Prälaten, Pfarrern usw. in Bayern von Seiten seiner Vorfahren verliehenen Privilegien, insbesondere die große Handveste König Ottos von Ungarn. (1506 07 20)

Der Passauer Bischof Wiguleus (1500-1517) bestätigte Abt Ulrich von seinen Vorgängern verliehenen Privilegien.(1506 08 08)

Abt Ulrich verstarb am 11. November 1506.

Auf ihn folgte Abt Georg III. Wankhauser (1507-1526). Er wurde unter Leitung des Salemer Vaterabtes Johannes II. gewählt.

Im Auftrag des bayrischen Herzogs  Wilhelm IV. (1508-1550) assistierte er 1514 dem Abt von Ebrach Johannes II. Leiterbach (1503-1531) bei der Wahl des neuen Abtes von Kloster Aldersbach Wolfgang Marius (1514-1544)

Zwei mal visitierte er Kloster Seligenthal und zwar 1516 und 1518. Das zweite Mal wurde er von Abt Kaspar Harder (1513-1522) von Kloster Fürstenfeld begleitet.

Die Regierung von Abt Georg stand unter keinem glücklichen Stern. Er hatte sich rasch in große Schulden verstrickt Schon im September 1510 waren Klostergüter in Gastein an das dortige Spital verkauft worden.

1524 wurden Kleinodien im Wert von 86 Mark Silber verkauft. Das entspricht etwa 25.170,00 €. Aber trotz der bestehenden Schuldenlast wurde der Kirchenschatz und die Bibliothek weiter vermehrt.

Natürlich bedeutete auch die Reformation von 1517 einen Einschnitt. In Kloster Raitenhaslach machten sich die Auswirkungen zunächst aber noch kaum bemerkbar. Die innerklösterliche Disziplin war in Ordnung und das Kloster stand auch deshalb

in gutem Ruf am herzoglichen Hof in München. Auf Veranlassung Herzog Wilhelms und seines Bruders Ludwig X. (1514-1545) mit dem er gemeinsam regierte, gehörte Raitenhaslach zu den bayrischen Klöstern, die 1523 von Papst Hadrian VI. (1522-1523)

mit Sondervollmachten zur Bekämpfung der neuen lutherischen Lehre ausgestattet wurde. Papst (1523-1534)erneuerte diese Vollmachten am 5. Februar 1526.

Die Vermögensverhältnisse des Klosters verbesserten sich aber nicht und der Abt wurde sogar in Burghausen gefangengesetzt. Die Urbare und Giltbücher des Klosters waren ebenfalls nach Burghausen zur Überprüfung  durch die Regierung

gebracht worden. Der Herzog ordnete die Rückgabe der Bücher an. der Abt aber blieb gefangen.

Am 25. Januar 1526 musste Abt Georg seinen Rücktritt erklären. Auf Anordnung von Herzog Albrecht und mit Erlaubnis des Vaterabtes visitierte der Fürstenfelder Abt Georg I. (1522-1531)zusammen mit dem Herzoglichen Rat Caspar Pardt das Kloster.

Sein Nachfolger Abt Christoph  genehmigte mit Erlaubnis des Landesherren wegen seines Alters und der Mühen, die er mit seiner Prälatur hatte, einen genau fixierten Austrag. (1526 05 11)

Abt Georg starb am 11. Mai 1542.

Sein Nachfolger wurde Christoph Fürlauf. (1526-1553) Seine Profess hatte er unter Abt Georg abgelegt. 1510-1511 war er Pfarrvikar in Niederbergkirchen. Seit 1518 war er Bursner in Raitenhaslach.

Die Wahl leitete Abt Georg von Fürstenfeld. Der herzogliche Kommissar Caspar Pradt wohnte der Wahl ebenfalls bei. Der Salzburger Erzbischof Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540)

beauftragte Bischof Berthold von Chiemsee (1508-1526), den gewählten Abt Christoph in seinem Amt zu bestätigen und zu weihen . (1526 02 08)

Warum ein Bischof und kein Zisterzienserabt die Weihe vornahm, ist nicht klar. Es könnte aber sein, dass das damit zusammenhängt, dass das Erzbistum Salzburg  im Zuge der notwendig gewordenen Reformen

immer stärker versuchte, auf das Salzachkloster Einfluß zu nehmen. So wurde auch Abt Christoph wiederholt zu Provinzialsynoden nach Salzburg zitiert. Allerdings nie. Er entschuldigte sein Fehlen meist mit seinem

schlechten Gesundheitszustand, 1549 auch mit dem schlechten Wetter.

Kurz nach seiner Wahl bestätigten die Herzöge Albrecht und Ludwig Kloster Raitenhaslach die von ihren Vorfahren verliehenen Privilegien. (1526 04 30).

Der Chiemseer Bischof Berthold Pürstinger hatte kurz nach der Weihe von Abt Christoph resigniert und sich ins Kloster Raitenhaslach zurückgezogen. Dort vollendete er sein

Hauptwerk, die „Tewtsche Theologey“, die eine umfassende katholische Glaubenslehre enthielt.

Die Regierung von Abt Christoph wurde belastet durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Klosters. Diese wurden auch mitverursacht durch die landesherrlichen Steuererhebungen.

Das Kloster versuchte sich mit Geldaufnahmen einerseits und Güterverkäufen andrerseits zu helfen.

Wegen der Türkensteuer verkaufte das Kloster 1527 seine Güter in Weng an das Stift St. Peter in Salzburg. Die Herzöge von Bayern erlaubten diesen Verkauf (1527 03 21)

Ein Jahr später wurde das Weingut in Altweiding an  Abt Matthias II. (1516-1532) von Göttweig abgetreten.

Die Verschuldung des Klosters stieg seit dem Amtsantritt von Abt Christoph von 3000 Dukaten, das sind etwa 579.785,00 € auf 8000 Dukaten, also etwa 1.546.093,00 €.

Das hinderte Abt Christoph allerdings nicht daran, den Kleinodienschatz des Kloster zu vermehren.

Abt Christoph starb am 18. April 1553.

Auf ihn folgte Abt Sebastian Harbeck.(1553-1569)

Er stammte aus Landshut. Er wurde am 14. Juni 1553 unter Vorsitz des vom Salemer Vaterabts abgeordneten Abtes Bartholemäus Madauer (1552-1577) gewählt.( Bei seiner Wahl war er 28 Jahre alt und Prior.

Die Folgen der Reformation zeigten sich auch an der Zahl der wahlberechtigten Mitglieder Sebastian Harbekh, Prior, Johann Lettnthaler, Subprior, Christoph Canczler, Cellerar, Theobald, Senior, Wenzeslaus Spieß, Georg Hinttermeir, Wolfgang Rambrester, Wolfgang Manhauser, Georg Kherner. Wolfgang (1553 06 14)  Der Konvent bestand nur noch aus 9 Mönchen.

Am 8. Oktober 1553 wurde er von Bischof Hieronymus Meitting (1536 –1557 ) von Chiemsee geweiht.

Herzog Albrecht bestätigte die Privilegien des Klosters kurz nach der Weihe des neuen Abtes. (1553 12 07)

Der Salzburger Erzbischof Michael von Kuenburg (1554–1560) bestätigte die Privilegien des Klosters (1555 09 10) ebenso  wie der Passauer Bischof Wolfgang von Closen (1555 –1561) (1557 09 29)

Auch Kaiser Maximilian II. (1564-1576) bestätigte die dem Kloster durch seine Vorfahren verliehenen Privilegien, namentlich die seines verstorbenen Vaters Ferdinand (1531-1564) (1565 11 25)

Wie auch sein Vorgänger wurde Abt Sebastian mehrfach zu den Provinzialsynoden nach Salzburg geladen und hat ebenso wie dieser wohl nicht teilgenommen.

Abt Sebastian verstarb völlig unerwartet am 25. Februar 1569. Sein leiblicher Bruder Georg war zu dieser Zeit Prior in Kloster Raitenhaslach. Er zeigte dem Vaterabt von Salem Georg II. Kaisersberger
(1558–1575 )den Tod seines Bruders an. Als Wahltermin war der 20. April 1569 vorgesehen.

Wolfgang Manhauser (1569-1590) wurde zum neuen Abt gewählt. Er stammte aus Eching bei Laufen im Erzstift Salzburg. Urkundlich erscheint er erstmals auf der Wahlurkunde von Abt Sebastian (s.o.)

Die Wahl wurde dann verschoben auf den 5. Mai 1569 und fand unter Vorsitz von Abt Bartholomäus aus Aldersbach statt. Als herzögliche Kommissäre waren der Hauptmann von Burghausen Wiguläus Zenger und

der Kanzler von Burghausen Thomas Widmann anwesend. (1569 05 05)

Der Abt von Citeaux Nicolas I. Boucherat (1571-1583) schrieb für den 19. April 1573 nach langer Zeit wieder ein Generalkapitel aus.  Abt Woflfgang nahm daran nicht teil und entschuldigte sein Fernbleiben

“aus vielen wichtigen Ursachen”. Im Sommer 1573 visitierte der Generalabt die Klöster in Süddeutschland. Am 18. August 1573 war Abt Nicolas zusammen mit Abt Nicolas Marechal von Kloster Loc-Dieu

zur Visitation in Raitenhaslach. Damit weilte erstmals ein Generalabt in Raitenhaslach. Abt Wolfgang wurde in seinem Amt bestätigt. Bemängelt wurde allerdings die geringe Zahl der Religiosen, die keinen

Chordienst nach den Satzungen des Ordens gestatte. “im Kloster wären 8 Religiösen [Priester] einschließlich des Abtes, 2 Professen, die Nicht-Priester sind, und 4 Novizen; 5 Priester sind davon zur Seelsorge außerhalb des Klosters, so daß nur der Abt mit 2 Religiösen im Kloster ist, weshalb kein Chordienst nach dem Ritus des Ordens mehr abgehalten werden kann; der Abt wird daher zur Aufnahme von Novizen beauftragt; darüber hinaus werden Bestimmungen für die Gestaltung des Gottesdienstes und des inneren Klosterlebens gegeben und Abt und Konvent ermahnt, des Papstes Gregor XIII. und des Herzogs von Bayern wie dessen Familie im Gebete zu gedenken. Die Charta soll mindestens viermal im Jahr im Kapitel verlesen werden.” (1573 08 20)

Die Reformbeschlüsse des Konzils von Trient hatten zur Folge, dass bald weitere Visitationen stattfanden.

Im September 1581 weilte Abt Edmund von Kloster Chatillon zusammen mit dem Abt von Aldersbach, Andreas Haydecker (1579–1586 ) zur Visitation in Raitenhaslach. Es wurden einige Mängel festgestellt. So wurde die Visitationscharte die Generalabt Nicolas 1573 ausgestellt hatte

in vielen Punkten nicht eingehalten Außerdem waren nach wie vor nur 2 Religiosen im Kloster. Der vorgeschriebene Chordienst war also immer noch nicht möglich. Es sollten daher Novizen aufgenommen werden und aus anderen Klöstern Brüder als Gäste.

(1581 09 19). Anschließend visitierte Abt Edmund Kloster Seligenthal. Möglicherweise als Reaktion auf den Mißstand übertrug er die Paternität von Seligenthal, die bisher Raitenhaslach innehatte, auf Kloster Aldersbach.

Im Auftrag des Generalabtes erfolgte 1586 eine weitere Visitation, dieses Mal durchgeführt von Abt Beat Papst (1583-1597) aus Kloster Lützel.

In München regierte mittlerweile Herzog Wilhelm V. (1579-1597), der maßgeblich für den Erfolg der Gegenreformation in Deutschland verantwortlich war.

In München häuften sich die Klagen , dass in “ in zeitlich sonderlich,in geistlich gar ärgerlich und widerlich gehaust werde” (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 300). Der Geistliche Rat von München wandte 1589

sich an den Salemer Vaterabt Christian II Fürst (1588-1593) und bat, dass dieser schnellstmöglich in Raitenhaslach visitiere oder damit den Abt von Aldersbach  beauftrage.

Im Februar fand dann die Visitation durch Abt Johannes Dietmair (1587-1612) von Aldersbach zusammen mit dem Aldresbacher Subprior sowie drei herzoglichen Räten statt.

Abt Wolfgang erklärte sich schließlich zur Resignation bereit. Der geistliche Rat hatte bereits Matthias Stoßberger, der seit 1580 Abt in Gotteszell war, als Nachfolger ausersehen.

Mit Abt Wolfgang wurde ein genauer Austrag vereinbart.

Er starb, nachdem er zuletzt an Podagra gelitten hatte, am 26. August 1594.

Matthias lehnte zunächst ab, Abt von Raitenhaslach zu werden. Der Geistliche Rat und auch der Vaterabt brachten ihn  aber dazu, das Amt anzunehmen.

Abt Johannes erklärte, dass er die Resignation von Abt Wolfgang im Kloster entgegengenommen habe und dass der Konvent anschließend einstimmig Matthias zum neuen Abt gewählt habe. (1590 05 21)

Am 26. Juni 1590 zeigte Abt Matthias (1590-1601) dem Vaterabt seine Wahl an und bat um dessen Bestätigung.

Am 14. Dezember 1590 war Claudius Germain, Prior von Citeaux und Generalkommissar des Ordens zur Visitation in Raitenhaslach. Er stellte zwei Urkunden aus. Die erste war ein Visitationsbericht (1590 12 11).

Mit der zweiten Urkunde bestätigte die Wahl von Abt Matthias. (1590 12 14)

Schon im Februar 1591 wurde Kloster Raitenhaslach wieder visitiert, dieses mal von Abt Johannes aus Aldersbach. (1591 02 17) Die Matutin wurde zur Pflicht gemacht, was schon der Generalabt Nicolas Boucherat bei seiner Visitation 1573 angeordnet hatte.

Abt Matthias hatte kein leichtes Erbe. Der Schuldenstand des Klosters betrug fast 5000 Dukaten, das sind etwa 969.315,00 €.

Abt Matthias konnte diese Summe allmählich abbauen. Dazu brauchte er aber neues Kapital und musste mehrmals um Zustimmung des Geistlichen Rates ersuchen. Dort galt er aber als gute Haushälter, wie der Rat dem bayrischen Herzog berichtete.

Er verkaufte aber auch, so die Schwaigen im Pfinzgau (1597 01 01), das am Kai in Salzburg, ein kleineres haus in Krems und die Badstube in Burghausen. Die Verkäufe brachten 3000 Dukaten ein, das sind etwa 581.589,00 €.

Er kaufte aber, wenn er Gelegenheit bekam, günstig Grundbesitz zu erwerben oder legte Geld zu einem günstigen Zinssatz an.

Abt Matthias war auch ein großer Bauherr. Die Klosterkirche erhielt einen neuen Glockenturm, auch eine neue Orgel und ein neues Chorgestühl. Mehrere Altäre wurden so verändert,dass der Weihbischof von Freising Bartholomäus Scholl (1581-129)

im Oktober 1596 die Altarweihe vornahm. (1596 10 08)

Die gesamte Klosteranlage wurde unter Abt Matthias weitgehend erneuert.

1595 hatte Abt Matthias in der Pfarrkirche Marienberg den Rosenkranzbund eingeführt. Der wachsende Zulauf erforderte eine Vergrößerung der Kirche . Weihbischof Andreas Hofmann (1597- 1604 ) weihte die Kirche und drei Altäre 1600 neu. (1600 09 03)

Innerhalb des Konventes erwuchs Abt Matthias eine Opposition. Sie warf ihm kostspieliges und unnötiges Bauen sowie Begünstigung von Verwandten und Freunden vor. Dies fand zwar Gehör in Burghausen. In München glaubte man allerdings nicht so recht daran. Bei Herzog

Maximilian I von Bayern (1597-1651) fanden die Anschuldigungen aber kein Gehör.

Abt Matthias starb am 18. November 1601 an einem Schlaganfall.

Am 16. Februar 1602 fand die Wahl des neuen Abtes unter Vorsitz von Abt Johannes aus Kloster Aldersbach und Assistenz von Abt Stephan Lanio von Kloster Fürstenzell und in Gegenwart herzoglicher Kommissare  statt.

Gewählt wurde Abt Philipp Perzel (1602-1620). Er stammte aus Landshut und hatte seine Profess 1573 in Raitenhaslach abgelegt. Er war Pfarrvikar in Halsbach und 1587 Prior in Raitenhaslach. Bei seiner Wahl war er Cellerar.

Abt Matthias hatte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kloster konsolidiert und versetzte so seinen Nachfolger in die Möglichkeit, den Grundbesitz des Klosters erheblich zu vergrößern. Aus seiner Regierungszeit liegen fast 30

Kaufbriefe vor. Abt Philipp hatte für 15530 Dukaten, also etwa 3.010.692,00 €  Liegenschaften gekauft. Die bedeutendsten Käufe waren die um Munderfing, heute im Bezirk Braunau am Inn gelegenen Besitzungen von Kloster Mondsee von Abt Johann Christoph II. Wasner (1592-1615)

und Konvent. (1602 04 09) sowie der Kauf von 12 Anwesen in Herrenbachham in der Nähe von Vilsbiburg. Abt Philipp kaufte aber nicht nur einfach Liegenschaften, sondern mit Weitblick solche, die dem Kloster wirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten sicherten.

Er errichtete eine klostereigene Papiermühle. Es war die einzige Papiermühle im heutigen Oberbayern, die von einem Kloster betrieben wurde. Zwar bestand in Braunau bereits eine Papiermühle, die das landesherrliche Privileg besaß,

dass innerhalb von 6 Meilen Umkreis keine neue Papiermühle errichtet werden durfte. Ungeachtet der Einwände der Stadt Braunau erhielt der Abt am 19. April 1616 eine Konzession für den Betrieb der inzwischen fertiggestellten Mühle.

Zu den Kunden zählten vor allem die Behörden in Burghausen sowie die umliegenden Klöster.

In unmittelbarer Nähe zur Papiermühle ließ Abt Philipp auch einen Kupfer und Eisenhammer errichten. Auch eine Hammer-und eine Klingenschmiede wurden in seiner Regierungszeit errichtet. Dazu kamen noch Stallungen und ein Getreidespeicher beim

Scheuerhof.

Auch an Kirchenzier und Ornaten sowie Musikinstrumenten wurden größer Anschaffungen getätigt.

Das Kloster wurde dreimal visitiert. Im Januar visitierte Abt Jean Martin (1604-1631) von Kloster Clairlieu zusammen mit dem Prior von Kloster Barbeaux Franz Burgesius im Auftrag des Generalabtes Kloster Raitenhaslach. (1609 01 30)

bemängelt wurde der immer noch zu geringe Personenstand.

Abt Michael Kirchberger (1612-1635) von Kloster Aldersbach visitierte das Kloster  1613 (1613 04 01)Abt Michael mahnte, die bisherigen Visitationsprotokolle genau zu beachten. Außerdem hatte er eine Anordnung zur Beschränkung

der Instrumentalmusik auf die höchstkirchlichen Feiertage erlassen. Abt Michael visitierte das Kloster nochmals 1618. (1618 06 28)

Eine Visitation des Dekans des Stifts der Liebfrauenkirche Jakob Golla im Auftrag des bayrischen Herzogs konnte Abt Philipp unter Hinweis auf die Exemtion des Ordens abwenden.

Zu den Generalkapitel reiste Abt Philipp nicht selbst. Aber er sandte als Vertreter jedes Mal (1605, 1609 und 1613)seinen Cellerar Johann Conrad Tachler nach Citeaux.

Unter Abt Philipp begann der Dreißigjährige Krieg. Gleich zu Beginn des Krieges verursachte der Einfall aufständischer Böhmen große Verwüstung auf den Weinbergen des Kloster rund um Krems.

der dortige Hofmeister Johann Conrad Tachler musste fliehen. Schäden erlitt das Kloster auch 1632 beim Vordringen der Schweden an den Inn.

Die Münzabwertung von 1623/1624 traf das Kloster hart. Zu schaffen machte ihm auch die Pest.

Beim Vordringen der Schweden wurde Raitenhaslach aber auch Zufluchtsstätte vieler Ordensleute, die vor den Schweden fliehen mussten. Auch in den letzten Kriegsjahren konnte Raitenhaslach wieder viele Ordensleute aufnehmen.

Abt Philipp verstarb am 19. Dezember 1620.

Sein Nachfolger wurde Abt Christoph II. Mayrhofer (1621-1624)

Er stammte aus Radstatt im Erzstift Salzburg. 1602 legte er in Raitenhaslach seine Profess ab. Er studierte an der Universität Ingolstadt und ab 1606 Dillingen.

Er war viele Jahre Prior gewesen. Seit 1617 war er Pfarrvikar in Niederberghausen.

Am 9. Februar 1621 wurde er unter Vorsitz von Abt Michael aus Aldersbach zum Abt gewählt. Der Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) bestätigte ihn  vier Monate  später. (1621 04 19)

Die Weihe zum Abt setzte der Salemer Vaterabt  Thomas I Wunn (1615-1647) zusammen  mit der des Abtes von Neubourg Adolf Braun (1621-1635) beim Provinzialkapitel 1621 fest.

1622 wurde er  von der Landschaft in München zum Prälatensteuerer erwählt. Dieser hatte die die Landschaftsteuern von den Landständischen Klöstern einzutreiben.

1623 nahm er an der Sitzung de Landtags in Straubing teil.

In seiner Regierungszeit waren die ersten Kriegseinwirkungen zu spüren. Das Kloster musste zwei Pferde und einen Knecht zum Palisadenbau nach München schicken.

Aus Österreich fielen die Weinlieferungen aus.  In der Jahresrechnungen tauchen 11 814 Dukaten für die Weinlieferung von zwei Jahren auf, das sind  etwa 2.288.626,00 €

In Burghausen war  ein Lebensmittelmangel aufgetreten und im Dezember 1623 versorgte das Kloster die Stadt mit Getreide und Bier.

Die zu entrichtende Landsteuer war auf 1064 Dukaten festgesetzt worden, das sind etwa 206.120,00 €

Trotz dieser Belastungen  baute Abt Christoph aufwändig, zu teuer und teils ohne Wissen des Konvents, so der spätere Vorwurf. Die Klosterkirche erhielt eine neue Inneneinrichtung. Am Kreuzgang wurde eine Kapelle  mit drei Altären errichtet.

An Zweckbauten wurden ein neuer Marstall und eine Apotheke errichtet. Beim Scheuerhof wurden neue Stallungen und eine Umfassungsmauer gebaut.

Dazu kamen noch einige Gütererwerbe.

Abt Christoph verstarb am 17. Februar 1624 nach nur drei Jahren Regierungszeit.

Auf ihn folgte  Abt Daniel Adam Rempold (1624-1640)

Abt Daniel stammte aus Aspern an der Zaya. Seine Profess hatte er 1620 in Raitenhaslach abgelegt. Er war in der Pfarrseelsorge in Marienberg  und Niederbergkirchen tätig.

Bei seiner Wahl zum Abt war er 34 Jahre alt. Er wurde unter Vorsitz von Abt Michael aus Aldersbach gewählt. Er wurde am 9. März 1625 geweiht. Die Bestätigung durch Generalabt Nicolas war schon vorher erfolgt. 1624 10 01.

Schon ein Jahr nach der Abtswahl kam es auf Verlangen von Kurfürst Maximilian zu einer Visitation durch Abt Michael. Begleitet war er vom Rentmeister von Burghausen, Philipp Sickenhauser. Dieser erstattete dem Kurfürsten

auch den Bericht. Die Rechnungsführung war schlecht, die Ämterbesetzung wenig glücklich. Im übrigen befand der Überprüfende die Umstände “bei weitem nicht so übl beschaffen”  (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 309)

wie das dem Kurfürsten berichtet worden war.

Am 15. Juli 1635 führte er den Vorsitz bei der Abtswahl in Aldersbach, die nach der Resignation von Abt Michael am 14.07. 1635 notwendig geworden war. Gewählt wurde Abt Matthäus Gschwendt (1635-1651)

1624 und 1627 fanden Provinzkapitel in Salem statt, bei denen Abt Daniel zugegen war. Beim Provinzkapitel in Kaisheim ließ er sich von seinem Konventualen Johannes Kromer vertreten.

In Marienberg ließ Abt Daniel eine Rosenkranzbrüderschaft einrichten. (1627 05 01)

Ein Jahr später bestätigte Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron (1619–1653 )die auch in Marienberg 1621 eingerichtete 14 Nothelfer Brüderschaft. (1628 05 17)

Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) bestätigte dem Kloster die Privilegien und Freiheiten. (1629 09 16)

Trotz der widrigen Zeitumstände konnte der Abt den Grundbesitz des Klosters mehren.

Die Einrichtung der Klosterapotheke verbesserte er.

1631 wurde dem Kloster  von Kurfürst Maximilian eine Kriegskontribution von 6000 Dukaten, das sind etwa 1.169.120,00 € auferlegt. Diese beachtliche Summe war binnen sechs Wochen zu entrichten. Außerdem sollte alles entbehrliche Silber

zur Münze nach München gebracht werden.

1632 waren die Schweden weit nach Süden vorgedrungen. Die Schwedengefahr brachte wieder viele Ordensflüchtlinge nach Raitenhaslach, darunter die Äbtissin Barbara Lung (1597-1637) von Kloster Niederschönenfeld.

Sie verstarb am 20. Mai 1637 in Raitenhaslach. Dort wurde ihre Nachfolgerin gewählt.

1634 kam die Pest nach Raitenhaslach. ein eigener Friedhof musste angelegt werden. Der Konvent blieb aber verschont.

Abt Daniel verstarb am 3. Februar 1640.

Bei seinem Ableben betrug der Schuldenstand des Klosters auch bedingt durch die Kriegszeiten 12.184 Dukaten, das sind 2.374.093,00 €.  Die Jahreseinnahmen des Klosters betrugen 16150 Dukaten, das sind etwa 3.185.852,00 €.

(alle Zahlen (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 311)

Sein Nachfolger wurde Abt Johann VII. Molitor (1640-1665)

Er stammte aus Markdorf am Bodensee und legte 1611 seine Profess in Raitenhaslach ab. 1618 wurde er in Eichstätt zum Diakon geweiht.

Er war fast ausschließlich in der Seelsorge tätig.

Am 11. März 1640 wurde er einstimmig zum Abt gewählt unter Vorsitz von Abt Matthäus aus Aldersbach unter unter Assistenz von Abt Wolfgang aus Kloster Fürstenzell

Der Vaterabt Thomas Wunn aus Salem bestätigte ihn zugleich im Namen des Ordens, da in Kloster Citeaux der Abtstuhl zu der Zeit unbesetzt war. 1640 04 02.

Im Oktober 1642 fand in Kloster Schönthal das Provinzkapitel statt, bei dem sich Abt Johann durch den Prior von Aldersbach Gerard Hörger (1640-1643) vertreten ließ.

Am Generalkapietl in Cietaux 1651 nahm er nicht teil. er entschuldigte sich wegen Armut und der Reisegefahren.

An den Provinzialkapitel in Donauwörth 1652 und 1654 in Rottweil nahm er teil.

1653 weilte Kaiser Ferdinand III. (1637-1657) und seine Gemahlin Eleonora Magdalena Gonzaga (1630-1686) in Altötting. Beim Empfang des Kaiserpaars war Abt Johann zugegen.

Am 7. Juli 1654 vollzog er die Grundsteinlegung des Kapuzinerklosters in Burghausen. Zu den Kapuzinern in Burghausen hatte Kloster Raitenhaslach ein gutnachbarliches Verhältnis.

Dagegen gestalteten sich die Beziehungen zu den Jesuiten in Burghausen zunehmend frostig, was wohl auch damit zusammenhing, dass diese ein Auge auf den Klosterkomplex von

Raitenhaslach geworfen zu haben scheinen.

Bei dem Provinzialkapitel in Rottenmünster war Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) anwesend. 1654 07 22. Im August 1654 visitierte er Kloster Raitenhaslach. Bei dieser Wahl bestätigte er Abt Johannes, bemängelte aber,

dass ihm die bereits 1640 stattgefundene Wahl nicht angezeigt worden war. 1654 08 03

Die Zustände in Raitenhaslach wurden nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges immer wieder beklagt. Der Abt von Aldersbach war mehrere Male als Visitator im Kloster Raitenhaslach.

Der Vaterabt von Salem Thomas II. Schwab  (1647-1664) entsandte zwei mal Angehörige seines Konvents als Priore nach Raitenhaslach, Eugen Grass 1650 und 1654 Benedikt Staub.

Ende Januar 1658 visitierte Abt Gerard (1651-1658)von Aldersbach Kloster Raitenhaslach. Nach der Visitation resignierte Abt Johannes, nachdem er vor allen in seinen letzten Regierungsjahren seinem Amt

offensichtlich nicht mehr gewachsen war. Er starb am 15. Mai 1665.

Auf ihn folgte Abt Johann Baptist Lanzinger. (1658-1670) Er wurde am 27. November 1613 in München geboren.

Dort besuchte er das Jesuitengymnasium. 1633 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Er besuchte die Universitäten in Ingolstadt und Salzburg. 1649 feierte er in der Kirche von Marienberg seine Primiz.

Von 1647 bis 1649 war er Vikar in Marienberg und betreute dort gleichzeitig als Präses die Rosenkranzbruderschaft.

1651 bis 1653  war er Vikar in Margarethenberg.

1653 wurde er zum Prior ernannt. Als Prior hatte er oft Auseinandersetzungen mit seinem Abt. Er soll sogar tätlich geworden sein. Er wurde deshalb 1656 nach Fürstenfeld geschickt.

1657 begab er sich ins Kloster Engelszell im Innviertel in Oberösterreich. Dann ging er zurück nach Raitenhaslach und wurde dort kurz nach seiner Rückkehr zum Abt gewählt.

Davor bekleidete er wieder das Amt des Priors. Abt Gerard von Aldersbach hatte die Wahl unter Assistenz der Äbte Martin (1640-1690) von Fürstenfeld und Abt Wolfgang (1634-1666) geleitet.

Am 24. Februar 1658 wurde er in Alderbach zum Abt geweiht. Vor seiner Benediktion musste er ein feierliches Oboedienzversprechen ablegen. 1658 02 24

Die Bestätigung durch den Generalabt Claude Vaussin erfolgte schon ein halbes Jahr später 1658 09 03

Im September 1658 kam Kaiser Leopold I. (1658-1705) nach Altötting. Abt Johann empfing ihn an Stelle des abwesenden Stiftspropst Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Kardinal und Bischof von Regensburg war.

Am 6. September 1658 zelebrierte er in Altötting die Pontifikalmesse anläßlich des Kaiserbesuchs.

Kardinal Franz Wilhelm verstarb am 1. Dezember 1661. Am 22. Dezember 1661 hielt er die feierlichen Exequien für den Verstorbenen ab.

Noch im Jahr seiner Abtswahl wurde Johann zum verordneten Prälatensteuerer des Rentamts Burghausen gewählt.

Nach dem Tod von Abt Gerard aus Aldersbach am 9. Oktober 1669 hatte man Abt Johann sogar das Amt des Generalvikars für Bayern angeboten.

Das hatte er aber mit Verweis auf sein Alter abgelehnt.

Die Zustände in Raitenhaslach hatten sich auch unter Abt Johann nicht gebessert. Bei Abt Johann kam dazu, dass er ein einem guten Trunk nicht abgeneigt war.

Auf Veranlassung von Vaterabt Thomas II. war Abt Gerard von Kloster Aldersbach wieder zu einer Visitation in Kloster Raitenhaslach.  Er bekam die Weisung wieder für Ordnung in Raitenhaslach zu sorgen.

Auch 1665 visitierte er Kloster Raitenhaslach noch einmal.

Eine neuerliche Visitation erfolgte 1668. Dieses Mal hatte Vaterabt Anselm I. Muotelsee (1664-1680) Abt Martin aus Fürstenfeld und Abt Bonifaz (1658-1689) nach Raitenhaslach geschickt.

Für die Provinzialkapitel in Salem 1668 und Kaisheim 1670 ließ er sich entschuldigen.

Am 4. Juli 1670 resignierte Abt Johann Baptist “hohen Alters und Leibschwachheit halber” (Die Zisterzienserabtei Raitenbhaslach S. 315.)

Er lebte aber noch sechs Jahre. Als sein Nachfolger Abt Gerard an den Folgen eines Schlaganfalls darniederlag, nahm er an Allerheiligen 1675 und am Dreikönigstag 1676 noch die Profess neueingetretener Novizen ab.

Er starb am 10. Februar 1676 nur wenige Wochen vor Abt Gerard.

Wie bei der anlässlich seiner Resignation vorgenommenen Inventur durch Abt Anselm aus Salem und Abt Malachias Niederhofer (1669-1683) aus Aldersbach hinterließ er 1939 Dukaten, das sind etwa 390.920,00 €. Bei seinem

Amtsantritt hatte er keine Barschaft übernommen.

Den Grundbesitz des Klosters hatte er vermehrt. Wirtschaftlichen Weitblick zeigt auch die Errichtung eines Eisenhammers nahe der Pulvermühle des Klosters.

Nachdem Vaterabt Anselm die Resignation von Abt Johann Baptist entgegengenommen hatte, fand unter seinem Vorsitz die Wahl des neuen Abtes am 22. Juli 1670 unter Assistenz von Abt Malachias aus Aldersbach statt.

Gewählt wurde Gerard Höss (1670-1676). Er hatte bisher das Amt des Kastners inne. Der Kastner verwaltete die Einnahmen des Klosters. Er ist am 3. Oktober 1631 in München als Sohne eines Hoflakaien geboren.

Bei den Jesuiten in München und Burghausen erhielt er seine Gymnasialausbildung. Er trat in Kloster Raitenhaslach ein und legte 1654 seine Profess ab. 1653 war an der Universität Salzburg immatrikuliert.

Nach schweren Hochwasserschäden durch die Salzach ließ Abt Gerard 1670 einen neuen Damm für 4000 Dukaten errichten, das sind etwa 806.436,00 €.

Im Auftrag von Vaterabt Anselm visitierte  Abt Malachias  1674 das Kloster. Abt Gerard war da schon gesundheitlich schwer angeschlagen und ließ die Zügel schleifen.

1675 erlitt er einen Schlaganfall und war eigentlich nicht mehr in der Lage, sein Amt auszuführen. Abt Anselm setzte am 18. August 1675 den bisherigen Prior Pater Malachias Lachmayr zum Administrator ein. Gleichzeitig beauftragte er den Abt von Aldersbach

eine Neuwahl vorzubereiten, obwohl dann das Kloster nebenzwei resignierten Äbten noch einen dritten aufweise. Aber man befürchtet nach wie vor eine Übernahme der Jesuiten in Raitenhaslach.

Eben deshalb drängten auch der Generalabt in Citeaux  Jean XII. Petit (1670– 1692 ) und der Generalprokurator in Rom auf eine Neuwahl.

Die Schlaganfälle wiederholten sich und am 9. April 1676 resignierte Abt. Gerard. Er verstarb am 26. Mai 1676.

Die Neuwahl hatte am 12. April 1676 stattgefunden. Zum Nachfolger war einstimmig Malachias Lachmayr (1676-1688) gewählt worden. Er stammte aus dem Lachmairhof in Moosach, heute ein Stadtteil von München.

Bei seinem Regierungsantritt war er 41 Jahre alt. Seine Ausbildung hatte er bei den Jesuiten in München erhalten.

Mit der Urkunde 1676 10 26 bestätigte Generalabt Jean XII. Petit Abt Malachias. Die ihn ihn gesetzten Hoffnungen hat er wohl nicht erfüllt. Es gab immer wieder Klagen in Salem.

1680 hatte Abt Malachias dem Bruderhaus in Burghausen, das war eine frühe soziale Einrichtung in Burghausen, die die mittellosen Bürgern freie Unterkunft gewährte eine Brotspende gebilligt, aus der die Bewohner viermal jährlich

vom Kloster das sogenannte Knappenbrot bekamen. Diese bestand bis zur Aufhebung des Klosters.

Das Kloster wurde mehrere Male visitiert. Die Annalen lobten aber seine kluge Wirtschaftsführung. Trotz Türkensteuer, Schuldentilgung, Auslagen für Flüchtlinge aus anderen Ordenshäusern und mehrmaligen Weinbergschäden hinterließ

er bei seinem Tod 8966 Dukaten Bargeld, das sind etwa 1.807.626,00 €.

Auch fand während seiner Regierungszeit eine rege Bautätigkeit statt.Er ließ ein Atrium bei der Salzach errichten,das zum Aufenthalt für erkrankte Konventsmitglieder bestimmt war. Im Rekreationsraum wurde eine Heizung eingerichtet sowie ein Bad.

Der Abt betrieb ebenfalls eine eifrige Kunstpflege.

Der berühmteste Gast in seiner Regierungszeit war der französische Benediktiner Jean Mabillon (1632-1707). Er war Gelehrter und gilt als Begründer der Historischen Hilfswissenschaften. 1701 wurde er zu einem Gründungsmitglied der  Académie des inscriptions et belles-lettres

(Akademie der Inschriften und Literatur) ernannt. Zwischen 1682 und 1685 reiste er durch Europa, um in Archiven zu forschen und mittelalterliche Handschriften für die königliche Bibliothek, die heutige Bibliothèque nationale de France  in Paris, zu erwerben.

1683 bereiste er Deutschland und war in dieser Zeit  auch in Raitenhaslach.

Abt Malachias starb am 28. Januar 1688 an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger Candidus Wenzl (1688-1670) wurde am 4. März 1655 in Salzburg als Sohn eines Rosshändlers geboren. In den Salzburger Universitätsmatrikeln erscheint er 1667 Er trat in das Kloster Raitenhaslach ein und legte am 15. August 1678 seine Profess ab.

1680 wird er am Jesuitenkolleg in Ingolstadt immatrikuliert. Der Tag seiner Priesterweihe ist nicht bekannt.

1686/1687 war er Pfarrvikar in Marienberg und Präses der Rosenkranzbrüderschaft.

Am 24. März 1688 fand unter Vorsitz vom Salemer Vaterabt Emanuel Sulger (1680-1698) die Wahl zum neuen Abt statt. Ebenfalls bei der Wahl dabei war Abt Martin Dallmayr von Kloster Fürstenfeld und Abt Engelbert Fischer(1683-1705)von Kloster Aldersbach

Abt Martin war zu derzeit Generalvikar der bayrischen Ordensprovinz. Problem bei dieser Wahl war, dass alle drei Äbte gerne ein Mitglied ihres jeweiligen Konvents als Nachfolger von Abt Malachias gesehen hätte.

Abt Emanuel wollte Pater Ferdinand Holl aus Salem, der Sekretär der Oberdeutschen Kongregation war. Die kurfürstlichen Wahlkommissare wollten, dass ein Konventualer aus Raitenhaslach gewählt wurde und konnten ihren Wunsch schließlich durchsetzen.

Am 16. Mai 1688 bestätigte Generalabt Jean XII.Petit bestätigte Abt Candidus. Die Weihe fand am 1. August 1688 in Kloster Kaisheim zu Beginn des dortigen Provinzialkapitels statt.

Abt Candidus Wenzl wurde der baufreudigste Barockprälat von Kloster Raitenhaslach. Noch im Jahr seiner Wahl wandte er sich an den Geistlichen Rat in München mit der Bitte “Paumängel” im Kloster beheben zu dürfen.

Die Kirche wurde im Antrag als “Paufellig und fünster” (Süddeutscher Barock, Kloster Raitenhaslach Anmerkung 9)

Obwohl das Kloster finanziell gut dastand, dauerte es fast 2 Jahre, bis die Genehmigung aus München eintraf.

1694 begann Abt Candidus mit einem radikalen Umbau. Als Baumeister wurde Maurermeister Joseph Vilzkotter aus dem Braunauer Umland gewonnen.

Vorbild war wohl die Zisterzienserabtei Schlierbach. Sie liegt auf halber Wegstrecke zu den Raitenhaslacher Weingütern in Krems. Abt Candidus war dort 1689.

Die Schlierbacher Kirche wurde zwischen 1680 und 1683 als Wandpfeiler-Emporenkirche  von Carlo Antonio Carloni gebaut. Der Abt kannte sicher auch die Wandpfeilerkirchen von Traunstein (165-1690) und Weyarn (1687-1693), die

Lorenzo Sciascia erbaut hatte.

Joseph Vilskotter war ein offensichtlich im Gewölbebau erfahrener Meister. Er brach das omanische Langhaus mit seinen Gewölben und Pfeilern bis auf die Seitenschiffwände ab. An seine Stelle baute er eine Wandpfeilerhalle  mit sechs Jochen.

Den Hochaltar verlegte er in das Joch vor dem romanischen Chor. Der alte Chor und die Apsiden blieben bestehen, wurden aber zum «Oberen Chor» und zur Sakristei unterteilt. Vilzkotter mustes die Aussenmauern der Seitenschiffe um fünf Meter erhöhen. Die Erhöhung bedingte

auch eine Neugestaltung der Kirchenfront.Diese betonte er mit zwei aufgesetzten kleinen Türmen.

1696 konnte der Abt sie “mit gewöhnlichen Zeremonien reconsecrieren” (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 321)

Nicht nur die Bautätigkeit ist hervorzuheben. Kirchliche Feste wurden groß gefeiert. Anlass war zum Beispiel die 600-jährige Wiederkehr der Gründung der Mutterabtei Citeaux im Jahre 1698.

Das wurde mit einer Oktav begangen.  Täglich zelebrierte  ein anderer Prälat aus einem benachbarten Kloster das Hochamt. Höhepunkt war die Überführung der Leiber von drei römischen Katakombenheiligen.

Auch die Ausstattung der Kirche war zum Jubeljahr fertig geworden.

Abt Candidus war der erste und einzige Abt von Raitenhaslach, der Generalvikar der Bayrischen Ordensprovinz wurde. 1690 wurde er zum Nachfolger von Abt Martin Dallmayr aus Fürstenfeld bestimmt, der dieses Amt von 1685-1689 innehatte.

Er visitierte fast alle bayrischen Ordenshäuser.

1696 leitete er die Abtswahl in Kloster Kaisheim, in der Judas Thaddäus Mayr (1696–1698).Er weihte den neugewählten Abt mit Vollmacht des Generalabtes Nicolas III. Larcher ( 1692–1712 ) auch.

Da Abt Judas Thaddäus nach nur zwei Jahren Regierungszeit verstarb, war in Kaisheim schon 1698 wieder eine Wahl fällig, die ebenfalls Abt Candidus leitete. In dieser Wahl wurde Roger I. Röls (1698-1723)als neuer Abt von Kaisheim gewählt und auch von Candidus benediziert.

Mit Sonderauftrag visitierte er 1699 auch Kloster Stams in Tirol. Das Kloster und die Kirche hatten 1689 bei einem Erdbeben erhebliche Schäden erlitten.Der dortige Abt Edmund Zoz(1690-1699) ließ einen Neubau in barockem Stil ausführen, der allerdings erhebliche

Mittel verschlang. Abt Edmund wurde 1699 zur Resignation gezwungen. Er wählte dann Kloster Raitenhaslach als Aufenthaltsort, musste aber 1701 nach Stams zurückkehren, weil er vom bayrischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (1679-1726) nicht in Bayern geduldet wurde.

Abt Candidus war auch ein Förderer der Wissenschaften. Für die Bibliothek kaufte er wertvolle Bücher an.

Für die “Historia Salisburgensis” des Priors der Abtei St. Peter in Salzburg liefert Abt Candidus auf Bitten des dortigen Konsistoriums entsprechende Unterlagen.

Innerhalb seines eigenen Konvents hatte der Abt aber eine starke Gegnerschaft. Man klagte über seine Selbstherrlichkeit, nicht zuletzt bei seinen Bauvorhaben über seine schnelle Erregbarkeit und seine Härte bei Bestrafungen.

Sowohl der Konvent als auch der Abt baten den Salemer Vaterabt Stefan I. Jung (1698-1725) um eine Visitation. Er kam am 15. Mai 1700 nach Raitenhaslach, was der Geistliche Rat in München nur mit Bedenken hinnahm, denn der Salemer Abt war ja ein ausländischer Prälat.

Abt Candidus resignierte. Der Geistliche Rat zweifelte die Freiwilligkeit der Resignation an und forderte von der Regierung in Burghausen einen Bericht an.

Abt Candidus gab dazu eine eigene Erklärung ab. Der ausbedungene Austrag wurde vom Geistlichen Rat genehmigt.

Mit seinem Nachfolger kam es aber in der Folgezeit zu unguten Auseinandersetzungen.

Der eremitierte Abt wurde am 17. Februar 1717 tot in seinem Bett aufgefunden. Er hatte an katharischen Beschwerden gelitten

Die Neuwahl fand am 3. Juni 1700 unter Vorsitz des Salemer Abtes Stefan und unter Assistenz der Äbte Engelbert Fischer (1683-1705) von Kloster Aldersbach und Abundus Arleth (1700-1707) von Kloster Fürstenzell statt.

Gewählt wurde Emanuel I. Scholz (1700-1733)

Er wurde 1669 als Sohn des kurfürstlichen Peter Scholz in München geboren.

1686 absolvierte er das Jesuitengymnasium. Er trat in Kloster Raitenhaslach ein und legte am 27. November 1688 seine Profess ab.

1689 und 1695 war er an der Universität Ingolstadt immatrikuliert.

1699 war er Vikar an der Wallfahrtskirche Margarethenberg.

Die Wahl am 3. Juni 1700 wurde schon im Juli 1700 durch Generalabt Nicolas III. Larcher bestätigt. 1700 07 20

Es dauerte allerdings bis Es dauerte allerdings bis Herbst 1701, bis er zusammen mit den Abt Abundus I von Fürstenzell  von Vaterabt Stefan I. in Raitenhaslach benediziert wurde.

1704 wurde er Landsteuerer für Oberbayern. Außerdem bekleidete er die Würde eines päpstlichen Notars, was ihn befugte, ein Notariatssignet zu führen.

Seine Amtszeit war wenig glücklich. In seine ersten Regierungsjahre fiel der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1714.

Der Spanische Erbfolgekrieg war eine dynastische Auseinandersetzung zwischen dem Hause Bourbon und Habsburg.

Der letzte Habsburger auf dem spanischen Thron Karl II. (1665-1700) war kinderlos- Als Erben kamen nur Philipp von Anjou, Enkel von Frankreichs König Ludwig XIV. und Erzherzog Karl von Österreich, Sohn von Kaiser Leopold in Frage.

Philipp war auch der Enkel von Maria Teresa von Spanien, woraus sich seine Erbansprüche ableiteten.  Es ging auch um das Mächtegleichgewicht in Europa.

Als Karl II. kinderlos starb, nahm Ludwig XIV. für seinen Enkel Philipp von Anjou das spanische Erbe an, nachdem kurz vor seinem Tod Karl II. testamentarisch Philipp von Anjou zum Erben der gesamten spanischen Monarchie eingesetzt hatte.

Der Kaiserhof in Wien entschloss sich, das Testament nicht uneingeschränkt anzuerkennen. Die Kämpfe brachen dann in Oberitalien aus.

Für Kloster Raitenhaslach wurde die Situation noch schwieriger durch die Position des Kurfürsten  Max Emanuel II. dieser hatte sich nämlich mit König Ludwig XIV. verbündet und kehrte damit der großen Allianz – bestehend aus den Niederlanden, Österreich und Großbritannien – den Rücken zu.

Im September 1702 überfiel er mit seinem Heer die Reichsstadt Ulm und kämpfte damit auch gegen das Reich. In der Folge besetzten kaiserliche Truppen Bayern.

Zwar hatte Kloster Raitenhaslach von Kaiser Leopold I. (1658-1705) eine Salva Guardia erhalten, das ist ein Schutzbrief des Kaisers durch den der Empfänger mit  seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde.

Außerdem wurde das Kloster ermächtigt, zum Zeichen des kaiserlichen Schutzes den kaiserlichen Adler anzuschlagen.1703 03 11 Das bewahrte das Kloster aber nicht vor Kontributionen und Einquartierungslasten.

Am 29. Juli 1704 war ein österreichisches Lager vor Raitenhaslach.

Dazu kam, dass Raitenhaslach auch Zuflucht für viele vor dem Feind geflohene Ordensangehörige wurde.

Bei der 2. Schlacht von Höchstädt am 17. August 1704 wurde die bayrische Armee nahezu vernichtet. Max Emanuel ging ins Exil. Bayern wurde von Österreich besetzt.

Die Klostergüter in Österreich und Tirol wurden sequestriert.

Der Abt hatte während seiner ganzen Regierungszeit immer wieder Probleme mit seinem Konvent. Besonders schwierig war das Verhältnis mit seinem Vorgänger.

Das Kloster wurde mehrfach visitiert, aber praktisch immer ohne Folgen. 1709 setzte der Vaterabt einen Prior und einen Subprior in Raitenhaslach ein.

Probleme bereitete dem Abt auch das Auftreten einer “Seelenbetrügerin” in Burgkirchen an der Alz, bei dem der Abt eine wenige glückliche Rolle spielte.

Im Juni 1733 erlitt Abt Emanuel einen Schlaganfall und resignierte am 29. Juni 1733. Er verstarb am 15. Dezember 1733.

Am 6. Juli 1733 fand unter der Leitung von Vaterabt Konstantin Miller (1725–1745) und unter Assistenz der Äbte Theobald I. (1705-1734) und Stephan III. (1727-1761) statt.

Gewählt wurde Kilian Waltenberger (1733-1734). Er stammte aus Mühldorf am Inn und ist am 13. Juli 1679 geboren. Am 2. Juli 1699 legte er in Raitenhaslach die Profess ab.

Am 30.September 1703 wurde er in Salzburg zum Priester geweiht. 1709 war er Küchenmeister,und im selben Jahr Vikar in Burgkirchen an der Alz. Ab 1723 war er  Pfarrvikar von Marienberg und Präses der dortigen Rosenkranzbrüderschaft.

Die Bestätigung durch Generalabt Nicolas III. Larcher  erfolgte am 31. August 1733. Abt Theobald von Kloster Aldersbach weihte ihn als Generalvikar von Bayern  im September 1733 in Kaisheim im Anschluss an das dort stattfindende Provinzialkapitel.

Abt Kilian regierte nicht einmal 15 Monate. Er starb am 3. Oktober 1734 an Asthma und Herzwassersucht.

Sein Nachfolger wurde Robert Pendtner. (1734-1756) Sein Vater ist der Feldwebel Christoph Pendtner in Diensten des Erzbischofs von Salzburg.

Auf einem Soldatenmarsch, bei dem auch seine Mutter dabei war, wurde er in Schussenried geboren. Sein Taufeintrag ist jedoch im Dompfarramt in Salzburg.

Dort wuchs der Junge auch auf.

Auf einer Wallfahrt nach Altötting brach er sich 1719 bei einem Sturz aus einer Kutsche das Schienbein. Man ließ ihn in Kloster Raitenhaslach zurück.

Ein Jahr später bat er um Aufnahme ins Kloster Raitenhaslach. Dort legte er am 29. September 1721 seine Profess ab.

Am 30. September 1725 feierte er seine Primiz. 1731/1732 war er Kooperator, das ist der Pfarrvikar, in Niederbergkirchen.

Bei seiner Wahl bekleidete Robert das Amt des Küchenmeisters.

Durch den Tod von Abt Kilian war eine Wahl notwendig geworden, die am 8. November 1734 stattfand. Abt Paulus Genzger (1734-1745) von Kloster Aldersbach leitete die Wahl in Vertretung des erkrankten Vaterabtes von Salem Konstantin.

Ihm assistierten Abt Stephan von Fürstenzell sowie Abt Gregor Kirmayr (1721-1764) von St. Veit in Neumarkt. Er war Benediktinerabt.

Die Bestätigung durch Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727– 1748 ) erfolgte einen Monat später. 1734 12 13

Die Weihe erfolgte an Maria Lichtmess 1735 durch Abt Eugen Schmid (1724-1744), der damals Generalvikar der Bayrischen Ordensprovinz war.

Drei Jahre nach seiner Wahl begann er mit der völligen Neugestaltung der   1696 geweihten Klosterkirche. Wahrscheinlich war er selbst an der Planung beteiligt. Er war wohl in der Baukunst erfahren, wie Zeitgenossen berichten.

Er zeichnet selbst und ist in der Kartographie bewandert Der Entwurf zum Heiligen Grab im Vorraum der Klosterkirche stammte von ihm.

Die Fresken in der Kirche stammen von Johann Zick. Möglicherweise hat dieser auch die Gesamtleitung für die Arbeiten in der Klosterkirche.

Johann Zick (1702-1761)ist am 10. Januar 1702 in Lachen im heutigen Landkreis Unterallgäu geboren. Lachen ist etwa 10 Kilometer von der damaligen Reichsstadt Memmingen und gehörte bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 zum Fürststift Kempten.

1721-24 machte er eine Ausbildung bei Jacob Carl Stauder, der 1721 in Ottobeuren tätig war. Die Technik des “fresco buono” erlernte er bei bei  dem Venezianer Jacopo Amigoni, der von 1719-1728 in Deutschland tätig war, vor allem in München aber auch in Ottobeuren.

Johann Zick war seit 1732 Hofmaler des Johann Theodor von Bayern wird. Dieser ist Fürstbischof von Regensburg , später noch zusätzlich von Freising und Lüttich. Ab 1746 wird er Kardinal.

In Raitenhaslach versieht Johann Zick die Klosterkirche mit Fresken aus dem Leben des Heiligen Bernhard. Er malt in Raitenhaslach auch die Altarblätter vom Hauptaltar mit Mariä Himmelfahrt und dem Benediktsaltar.

Zwar fand 1741-1748 der österreichische Erbfolgekrieg statt, der Raitenhaslach wieder schwer in Mitleidenschaft zog. In dem Krieg ging es zunächst mal um die “Pragmatische Sanktion”, die im April 1713 von Kaiser Karl VI. (1711-1740) veröffentlicht worden war.

Sie legte die Unteilbarkeit und Untrennbarkeit aller habsburgischen Erbkönigreiche und Länder fest und sah zu diesem Zweck auch eine einheitliche Erbfolgeordnung vor. Bei einem Aussterben im Mannesstamm sah sie eine weibliche Erbfolge war.

Der bayrische Kurfürst Karl Albrecht von Bayern (und von 1742-1745 auch deutscher Kaiser) erkannte die pragmatische Sanktion nicht mehr an und legte 1732 und legte mit der Wittelsbachischen Kurpfalz und Kursachsen dagegen Protest ein.

Als 1740 Karls VI 1740 ohne Sohn verstarb, sollte sein einziges Kind Maria Theresia Nachfolgerin werden, allerdings nur in den habsburgischen Landen, da die Pragmatische Sanktion nur dort galt.

1740/41 hatte der preussische König Friedrich II. (1740-1786) das bisher österreichische Schlesien erobert. 1741 schloss Karl Albrecht ein Bündnis mit Spanien und Preussen und kurze Zeit späte mit Frankreich.

Im September 1741 besetzte Karl Albrecht mit seinen bayrischen Truppen Passau und die Veste Oberhaus und marschierte von dort über das bayrische Innviertel  in Oberösterreich ein. Er konnte sich dort aber nicht halten. Im Januar 1741 nahmen die Österreich Passa und die Veste Oberhaus ein. Im Februar musste sich Braunau ergeben. Dann wurde Burghausen eingenommen. Das Pandurenregiment von Franz Freiherr von der Trenck (1711-1749) war in Bayern eingefallen, brandschatzte und trieb Kontributionen ein.

Freund und Fein bezogen Quartier in Kloster Raitenhaslach. Kontributionen wurden erhoben. Die zum Kloster gehörende Kirche St. Radegund wurde von den Panduren geplündert.

Im November 1744 war Raitenhaslach Aufmarschgebiet der bayrischen Truppen unter Prinz Ludwig Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1710-1759).

Im Oktober 1743 konnte die 600-Jahrfeier zur Klostergründung nur mit einem Triduum gefeiert werden.

Trotz all dieser Schwierigkeiten wahrte Abt Robert Normalität.

Im Oktober 1743 hatte er der nunmehrigen Landesfürstin Maria Theresia den Treueid geleistet. Daraufhin wurde die Sequestration für die in Österreich gelegenen Güter des Klosters aufgehoben werden.

Das Kloster konnte nun wieder ungehindert Weinlesen und keltern und auch nach Bayern ausführen. 1743 10 18

1743 ließ er die Emporenorgel umbauen. Das Orgelwerk von 1697 blieb bestehen, wurde aber erweitert. Die Orgel wurde mit einem neuen, nun zur Spätbarock passenden Prospekt versehen.

1749 begann Abt Robert mit der Neugestaltung der Klosteranlage. Ein aus zweigeschossigen Arkaden-Terrassen gebildeter  u-förmiger Kirchhof wurde vor die Kirchenwestfront gelegt.

Zwei Pavillongebäude bildeten den symmetrischen Hofabschluss.

Wahrscheinlich nach Plänen von Abt Robert wurde auch die Kirchenfront neu gestaltet. Die beiden Kirchtürme wichen einem einzigen Mittelturm.

Mit dem Bau des Kirchhofes wurde auch der sogenannte Prälatenstock begonnen, dessen Fertigstellung Abt Robert allerdings nicht mehr erlebt.

Mit dem Bau hatte er  den Trostberger Baumeister Franz Alois Mayr (1723-1771) und Schüler des Münchner Hofbaumeisters Johann Baptist Gunetzrhainer und dessen Bruders Ignaz Anton Gunetzrhainer beauftragt.

Abt Robert vermehrte auch den Kirchenschatz und die Paramentenkammer.

1742 erwarb er aus Rom die Relqien der heiligen Olympia.

Die Annalen des Klosterchronisten Conrad Tachler von 1612/13 ließ er durch P. Sebastian Feller ergänzen und fortführen.

Auch andere Kirchen wurden von dem kunstliebenden Prälaten bedacht. Die Kapelle in Krems wurde 1747-54 auf Veranlassung von Abt Robert verschönert und erhielt einen neuen Turm.

1751 wurde die Kirche von Margarethenberg barock umgestaltet. Hochaltarblatt und Deckengemälde wurden von Johann Baptist Zimmermann (1680-1758), dem älteren Bruder von Dominikus angefertigt.

Die Kirche von Niederbergkirchen wurde 1751 von Franz Alois Mayr umgebaut und innen mit Rokokozier ausgestattet, die vonden ebenfalls im Kloster tätigen Maler Johann Rabensteiner und Bildhauer

Johann Georg Kapfer stammte.

Auch das Kirchlein von Oberhofen wurde ebenfalls durch den Baumeister Franz Alois Mayr neugestaltet.

Das Kirchlein von St.Radegund erhielt unter Abt Robert ebenfalls eine neue Ausstattung.

Die vielen Bauvorhaben, Verschönerungen und Anschaffungen fanden keineswegs den ungeteilten Beifall des Konvents.

Aber Abt Robert hatte volle Rückendeckung durch die Vateräbte Stephan II. Enroth (1745–1746)  und Anselm II. Schwab (1746-1778), die ja mit dem Beschluss und Bau der Wallfahrtskirche Birnau

ebenfalls ihre Baufreude unter Beweis gestellt hatten.

Abt Robert war zwar sehr prunkliebend, in seinem eigenen Lebensstil aber einfach und von tiefer Frömmigkeit.

Im September 1754 und im Juli 1755 erlitt er einen Schlaganfall. Die Schlaganfälle hinderten ihn aber nicht an der Ausübung seiner Amtsgeschäfte. Der Chronist vermerkt, dass sich Abt Robert bis zum Schluss

mit Planen und Bauen beschäftigt habe.

Er verstarb am 28. Februar 1756.

Abt Anselm II. von Salem setzte den Termin für die Neuwahl auf den 23. März 1756 fest. Die bayrische Regierung genehmigte den Termin am 20. März 1756.

Den Wahlvorsitz führte der Vaterabt unter Assistenz von Abt Theobald II. (1745-1779) von Aldersbach der Generalvikar für Bayern war.

Im 2. Wahlgang wurde Abundus Tschan (1756-1759) mit 16 von 24 Stimmen als neuer Abt gewählt. Generalabt François Trouvé ( 1748– 1797 ) bestätigte die Wahl im April 1756. 1756 04 10.

Bei seiner Wahl war er Pfarrvikar in Niederbergkirchen.

Abt Abundus ist der einzige Abt, der aus Raitenhaslach stammt. Dort wurde er am 20. Oktober 1711 als Sohn des Klosterbaders Andreas Tschan geboren.

Er absolvierte seine Gymnasialzeit bei den Jesuiten in Burghausen.

1729 trat er ins Kloster Raitenhaslach ein. Am 8. Dezember 1730 legte er seine Profess ab. Bei der Abtswahl von 1733 war er Subdiakon und bei der von 1734 Diakon.

Im November 1734 immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg. Im November 1737 wurde er zum Priester geweiht. 1742 war er Subprior und 1747 wurde er zum Prior ernannt.

Ein Bruder des Abtes war als P. Kasimir Angehöriger des Augustinerklosters in Tittmoning.

In der Pfortenkapelle von Raitenhaslach ließ Abt Abundus drei neue Altäre und ein neues Gestühl errichten.

Abt Abundus regierte nur knapp drei Jahre. Überschattet wurde seine Regierung durch die Ermordung des Priors P. Georg Dunkel im Kreuzgang des Klosters am 4. Dezember 1758.

Die näheren Umstände der Mordtat blieben ungeklärt.

Im Januar 1729 wurde er zum Prälatensteuerer ernannt. Auf der Rückkehr von der 1. Sitzung in München erlitt er in Mettenham bei Mühldorf einen Schlaganfall, an dem er am 19. Januar 1759 im

nahen Klosterpfarrhof von Niederbergkirchen verstarb.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 8. März 1759 statt und wurde vom Salemer Vaterabt  Anselm geleitet, obwohl auf Ansuchen des Geistlichen Rates in München bei Generalabt Francois Trouvé dieser

damit den Abt von Aldersbach beauftragt hatte. Darüber hatte es Auseinandersetzungen gegeben. Aber der diplomatisch kluge Salemer Abt konnte die Wogen glätten.

Auch hatte der bayrische Kurfürst über die Wahlkommissare den Wunsch vorgebracht, es möge ein Landeskind zum Abt von Raitenhaslach gewählt werden.

Gewählt wurde Emanuel II. Mayr (1759-1780). In der Urkunde 1760 03 08 von Abt Anselm sind alle Wahlteilnehmer auch mit ihren Ämtern aufgelistet.

Emanuel war in Dillingen geboren und das gehörte zum Hochstift Augsburg. Emmanuel galt also als Ausländer. Aber er war bei seinem Paten in Moosbach aufgewachsen und man betrachtete

ihn als “naturalisierten” Bayern.

Abt Emanuel wurde am 7. Dezember 1717 in Dillingen als Sohn der Taglöhnereheleute Andreas und Anastasia Mayr geboren. Er wuchs aber bei seinem Paten Felix Baron von Burgau auf, der

Pfarrer in Mooskirchen war. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen. Am 8. Dezember 1739 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Ein Jahr später legte er seine Profess ab.

Am 23. November 1743 immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg. Am 21. Januar 1745 wurde er zum Priester geweiht.

Im Kloster war er zunächst als Archivar und Bibliothekar tätig. Außerdem hatte ihn  Abt Robert mit der Fortführung der Annalen beauftragt. Von 1751-1755 war er Cellerar. Danach war er Subprior, Novizenmeister und Konventsbeichtvater.

Im Dezember 1758 wurde er zum Prior bestellt und Nachfolger des ermordeten Priors P. Georg Dunkel. Das war er dann auch bei seiner Abtswahl.

Sein Oboedienzversprechen leistete er sowohl dem Generalabt als auch den Äbten von Salem und Aldersbach.

Generalabt Francois Trouvé bestätigte die Wahl im April 1759 (1759 04 02)

Abt Theobald von Aldersbach benedizierte ihn unter Assistenz des Abtes von Seeon Benedikt II. Reicherseder (1753-1760) und des Propstes des Chorherrenstiftes Ranshofen Ubald (1749-1766)

Der Rokokoprälat wurde einer der bedeutendsten Prälaten seiner Zeit. Er Bauherr, Förderer der Wissenschaften und Ehrenmitglied der von Kurfürst Maximilian III. Joseph (1745-1777) gegründeten kurfürstlichen Akademie der Wissenschaften

und auch Politiker. Er war Mitglied der Ständeversammlung, seit 1760 Prälatensteuerer und seit 1762 Provinzialsteuerer.

Als Bauherr setzte er die von Abt Robert geplanten und von Abt Abundus begonnenen Baumassnahmen mit der Fertigstellung des Innenausbaus fort und vollendete sie.

Mit dem Baumeister Franz Alois Mayr setzte er mit dem Neubau des Festsaaltraktes die Erweiterungen fort. Im Muldengewölbe malte Johann Martin Heigl das große Fresko mit einer Darstellung menschlicher Arbeit  zur Kultivierung des Landes.

Johann Marin Heigl (um 1730-1794) war ein Gehilfe und Mitarbeiter von Johann Baptist Zimmermann.

Er hatte schon 1763 mit der Ausmalung der Wallfahrtskirche Marienberg begonnen. Das mariologische Programm zur Wallfahrtskirche entwickelte Abt Emanuel selbst.

Der Neubau Wallfahrtskirche Marienberg machte Abt Emanuel zum eigentlichen Rokokoprälaten.

Mit dem Neubau des Refektoriums und der Bibliothek schloss er den südlichen Gebäudekomplex und schloss noch das “Gartenstöckl”, die südliche Verlängerung des Westflügels an.

1772 begann er mit den Ökonomiegebäuden als Südabschluss des Klosterhofes und 1777 –1780 baute er den östlichen und südlichen Konventflügel neu.

Nicht nur Baulust und Prunkliebe veranlassten diese große Bautätigkeit. Am 5. August 1766 stürzte der Konventstrakt samt Klausurmauer 300 Schritt ab und machten einen Neubau

erforderlich.

Neben Bauten in Raitenhaslach und Marienberg erfolgten noch Umgestaltungen in Kirchisen, Wald an der Alz, Burgkirchen und Gumattenkirchen.

Diese Bautätigkeit hatte natürlich ihren Preis. Die Schulden der Abtei stiegen rasant und hatten beim Tode Abt Emanuels 54.000 Gulden erreicht, das sind etwa 10.894.526,00 €

Kloster Raitenhaslach war damit aber nicht allein. Alle bayrischen Zisterzen waren um 1780 herum hochverschuldet.

Das Kurfürstentum hatte immer noch über 9 Millionen Gulden Schulden und war eigentlich bankrott. Kurfürst  Maximilian III.Joseph ließ keine Gelegenheit aus, die Klosterfinanzen zu schröpfen.

Schon 1764 hatte ein stetiger Finanztransfer zum hochverschuldeten bayrischen Staat begonnen, der bis zur Säkularisation anhielt.

Als Abt war Emanuel sehr erfolgreich. In seiner Regierungszeit gab es 26 Professen und bei seinem Tod hatte sich der Personalstand von 29 auf 38 Konventsmitglieder erhöht.

Er hatte ein gutes Verhältnis zum Salzburger Erzbischof Sigismund Graf von Schrattenberg. (1753-1771) Dieser weilte mehrere Male in Raitenhaslach und weihte 1762 die Abteikapelle und 1765

die Wallfahrtskirche Marienberg. (1762 10 22 und 1765 05 10) Die Weihe war ein großes Fest, bei “dem ein solcher Prunk entfaltet ward, wie Raitenhaslach und Marienberg wohl noch nie gesehen hatte und auch kaum mehr sehen wird”

(Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1866, Sulzbach 1866. S. 67)

1761 und 1762 ließ Abt Emanuel zwei weitere Katakombenheilige aus Rom nach Raitenhaslach bringen.

Abt Emanuel war wohl der einzige Abt von Raitenhaslach, der sich ein Kupferportrait anfertigen und eine Silbermedaille schlagen ließ

Abt Emanuel verstarb am 20. Juli 1780.

Sein Herz ruht in der von ihm errichteten Wallfahrtskirche von Marienberg.

Kurz vor dem Tod von Abt Emmanuel hatte der Bayrische Erbfolgekrieg (Juli 1788-Mai 1779) stattgefunden. Er endete mit dem Frieden von Teschen am 13. Mai 1779. Der Bayrische Kurfürst Karl Theodor (bayrischer Kurfürst von 1777-1799)

hatte in diesem Friedensvertrag die östlich des Inns und Salzach gelegenen Gebiete des Rentamtes Burghausen abgetreten. Kloster Raitenhaslach verlor damit Einnahmen und erst Abt Emanuels Nachfolger Theobald konnte 1791 eine Übereinkunft mit

Wien mit Vorteilen für das Kloster erzielen.

Die Wahl des Nachfolgers von Abt Emanuel II. fand am 27.November 1780 unter Leitung des Salemer Vaterabts Robert Schlecht (1778-1802) statt. Er hatte von Generalabt Francois Trouvé auch die Vollmacht erhalten, den neuen Abt zu benedizieren.

Deshalb blieb der Generalvikar für Bayern, Abt Otto Doringer (1779-1797), der die Vornahme der Weihe für sich beanspruchte, dieser Wahl auch fern. Erstmals in der Geschichte von Raitenhaslach  hatten kurfürstliche Kommissare am Scrutinium, dem eigentlichen Wahlakt teilgenommen.

Gewählt wurde im 2. Wahlgang Abt Theobald Weißenbach (1780-1792). Sein Vater war der bürgerliche Bierbrauer Jakob Weißenbach aus Wemding im Ries.

Die Familie war vermögend und so konnte der Sohn am Jesuitengymnasium in Neuburg an der Donau seine Schulausbildung absolvieren und anschließend an der Jesuitenuniversität in Ingolstadt studieren.

1756 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Dort legte er 1759 seine Profess ab. Im gleichen Jahr immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg.

1761 promovierte er zum Doktor der Theologie und 1762 zum Priester geweiht. Dann unterrichtete er an der Hauslehranstalt in Raitenhaslach. Daneben  bekleidete er  verschiedene Klosterämter. Er war erst Küchen-und Kellermeister und

dann Subprior. Danach war er in der Seelsorge tätig, zuerst als Vikar in Gumattenkirchen und ab 1775 in Halsbach.

Abt Theobald ist durch die Aufklärung geprägt. Er hatte aber auch die zunehmenden Repressionen des Kurfürsten gegen die landständischen Klöster erlebt.

1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben. Für Bayern bedeutete das, dessen Schulen durch die alten Klöster weiter betrieben werden mussten. Kloster Raitenhaslach hatte das

Jesuitengymnasium in Burghausen zu übernehmen. Abt Theobald wurde 1781 in das neugebildete General-Schulen-Directorium berufen. Er musste deshalb oft nach München.

Dazu kam die Zugehörigkeit des Prälaten zur Landschaftsversammlung.

Abt Theobald förderte vor allem die Naturwissenschaften an seinem Kloster. Er ließ ein mathematisches Museum einrichten.

1781 reiste er nach Salem, um dort beim Mutterabt Robert ein Darlehen über 30.000 Gulden, das sind  etwa 6.045.087,00 € ,aufzunehmen.

Damit wurde der neue Bibliotheksaal in Verlängerung des alten Nordflügels erbaut. Auch wurde die Bibliothek bereichert. Die Ausgestaltung des Bibliotheksaals übernahm

Januarius Zick (1730- 1797), der Sohn von Johannes Zick, der ja die Fresken in der Klosterkirche gestaltet hatte.

Diese Bauten kamen beim Konvent und späteren Kritikern wegen der Kosten schlecht an. Die Kritik ist aber nicht ganz berechtigt, denn diesen Schulden stand ein große Aktivbestände bei Untertanen und vor allem bei der

Bayrischen Landschaft gegenüber.

1801 inventarisierte die kurfürstliche Kommission das Kloster und stellte dabei nebst einem Gesamtvermögen von rund 253 000 Gulden ein Aktivsaldo von 50 782 Gulden fest.

Auch ein Zeichen der Aufklärung, Abt Theobald machte sich um die Einführung von Blitzableitern in der Umgebung des Klosters verdient.

Zwei Konventsmitglieder schickte er auf die Hohe Kameralschule nach Kaiserslautern. Diese wurde 1774 in Kaiserslautern gegründet. Dort wurde praxisnah Wirtschaftswissenschaft gelehrt.

Kameralistik wurde bis dahin nur an den Universitäten in Halle und Frankfurt/Oder gelehrt.

Der oben erwähnte Friede von Teschen hatte dem Kloster finanziell schwere Zeiten bereitet, da durch die Abtretung des Innviertels dem Kloster namhafte Einkünfte entgingen. Abt Theobald versuchte,

der Finanznot mit verschiedenen Mitteln zu begegnen. Er bemühte sich um die Inkorpierung verschiedener Pfarreien, unter anderem Burghausen, dies allerdings erfolglos.

Schließlich reiste er 1790 an den Kaiserhof nach Wien, um dort die Freigabe beschlagnahmter Einkünfte zu erreichen. Das bedingte allerdings eine monatelange Abwesenheit von Raitenhaslach und entfremdete ihn von

seinem Konvent und das bei einem ohnehin angespannten Verhältnis. Die Verhandlungen zogen sich sehr lange hin und wurden vom Abt mit “tarditas” charakterisiert, also mit Langsamkeit, wie er in einem Brief an den Vaterabt mitteilte.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 337, Anmerkung 11)

Am 29. November 1791 hatte er endlich ein Abkommen erreicht. Allerdings waren seine Kräfte am Erliegen. Er starb am 30. Juni 1792 im Dominikanerkloster in Wien, wo er untergekommen war.

Er ist auf dem Dorffriedhof von Penzing bestattet.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 22. August 1792 unter Vorsitz des Salemer Vaterabtes Robert statt. Den Wahltermin hatte der Geistliche Rat in München festgelegt. Auch bei dieser Wahl nahmen die kurfürstlichen Kommissare am Scrutinium teil.

Gewählt wurde Eugen III. Rund (1792-1801.) Abt Robert hatte von Generalabt Francois Trouvé die Vollmacht erhalten, den neuen Abt zu bestätigen.  1792 08 24 Die Weihe übertrug er dem Aldersbacher Abt Otto. Zwei Tage später weihte Abt Otto Eugen

als neuen Abt unter Assistenz des Asbacher Abtes Amandus Arnold (1787-1803) und dem Propst Franz I. Krump (1790-1801) von Kloster Baumburg.

Eugen wurde  am 17. Januar 1744 in Geisenhausen im Landkreis Landshut geboren. Sein Vater  war Pfleg-und Kastenamtsverweser. Eugen besuchte das Jesuitengymnasium in Landshut. Danach studierte er die Humaniora und Philosophie in Regensburg.

Am 8. September 1765 legte er in Raitenhaslach seine Profess ab. 1769 mwar er zum Studium der Theologie an der Universität Salzburg immatrikuliert. Der Salzburger Erzbischof Siegmund Graf von Schrattenbach (1753-1771) weihte ihn am 10. August 1769

zum Priester.

1771 wurde er in Raitenhaslach Chor-und Seminardirektor. 1774 war er Cellerar. Ab 1779 lehrte er an der Hauslehranstalt Moral-und Patoraltheologie.

1784 wurde er erneut Cellerar und zugleich Kastner.

1788 übertrug ihm Abt Theobald das Amt des Priors und zugleich Novizenmeisters.

Ein Jahr nach seiner Wahl zum Abt wurde er Prälatensteuerer für das Rentamt Burghausen.

Drei Jahre vor seiner Wahl zum Abt war 1789 in Frankreich die Revolution ausgebrochen,die dann sowohl auf Kloster Raitenhaslach als auch auf den Ziesterzienserorden erhebliche Auswirkungen hatte.

In Frankreich wurden am 13. Februar 1790 die Klöster aufgehoben. Die Abtei Citeaux wurde enteignet und 1791 an Spekulanten verkauft. Generalabt Francois Trouvé hatte sich bei der Aufhebung des Klosters zu

Verwandten nach Vosne in der Nähe von Dijon begeben. Dort verstarb er am 25. April 1797 über 85-jährig.

Nach Deutschland kamen immer mehr französische Emigrantenpriester. Diese wurden von den Behörden den Klöstern zugewiesen. 1794 erhielt Kloster Raitenhaslach die Zuweisung eines Emigrantenpriesters, obwohl Eugen am 25. Februar 1794

den Geistlichen Rat in München gebeten hatte, auf die Zuweisung zu verzichten, da es schon einen Jesuiten, sowie zwei Titulanten zu versorgen habe.  Das Kloster hatte aber in der Folgezeit immer wieder Emigrantenpriester aufzunehmen.

Bei dem Jesuiten handelte es sich um den Jesuiten Professor Dr. Johann Evangelist Helfenzrieder vom ehemaligen Jesuitenkolleg Burghausen.

1799 musste Abt Eugen Klostersilber  für 9000 Gulden verkaufen.

Am 3. Dezember 1800 fand die Schlacht von Hohenlinden statt. Nach dem Sieg der Franzosen unter General Moreau kam es zum Franzoseneinfall auch in der Gegend von Raitenhaslach. Abt Eugen musste sich in Burghausen verstecken.

Die Klosterpfarrhöfe in Halsbach und Niederbergkirchen wurden geplündert.

Abt Eugen verstarb am 19. August 1801 an Abzehrung. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S.339)

Am  2. September 1801 mussten auf Befehl des Geistlichen Rats in München 2 Administratoren für das Kloster gewählt werden.

Der bisherige Prior Guido Wichtl und der Kastner Edmund Stöckl wurden zu Adminstratoren bestimmt. Der Geistliche Rat erteilte dieser Wahl seine Zustimmung.

Abt Urban (1797-1803) von Kloster Aldersbach zeigte dem Geistlichen Rat am 11. September 1801 an, dass er vom Salemer Vaterabt Robert mit der Durchführung der Wahl sowie der Benediktion beauftragt

worden war. Auch damit zeigte sich der Rat einverstanden.

Die Wahl fand am 1. Oktober 1801 unter Vorsitz von Abt Urban unter Assistenz der Äbte Gebhard (1798-1803) von Fürstenzell und Lambert Neusser (1793-1803) von Kloster Seeon statt.

Gewählt wurde Ausanius Detterle(1801-1803). Am 4. Oktober wurde er benediziert. Noch am Tag seiner Weihe erstellte er zusammen mit der kurfürstlichen Wahlkommision und Abt Urban ein Inventar über das Vermögen des Klosters. (s.o.)

Ausanias wurde am  22. August 1755 in Aspach im Innviertel als Sohn des Organisten und Schullehrers Franz Anton Detterle  geboren

Bei seiner Profess am 15. August 1777e erhielt er den ungewöhnlichen Ordensnamen Ausanias.

Am 15. Oktober 1780 feierte er seine Primiz.

Von 1793 bis 1797 war er Pfarrvikar in Margarethenberg. 1796 wurde er als Pfarrvikar in Hadersorf, das mittlerweile österreichisch war, als Pfarrvikar präsentiert. Da sein Geburtsort Aspach jetzt ebenfalls österreichisch war,konnten die k.u.k. Behörden

keine Bedenken gegen seine Person erheben. In Hadersrof war Ausanias bis zu seiner Wahl zum Abt.

Im Spätherbst 1802 kam es zu einer ersten Einschränkung der Verfügungsgewalt des Abtes.

Am 18. März 1803 verkündete Franz Graf von Armannsperg, der Landrichter in Burghausen war, Konvent und Abt die Aufhebung ihres Klosters durch den bayrischen Kurfürsten Maximilian IV. (1799-1806 dann als Maximilian I. bis 1825 bayrischer König).

Abt Ausanias blieb in Raitenhaslach.Ihm war eine Pension von 3 Dukaten pro Tag zu erkannt worden, das sind etwa 589,00 €. Er kaufte das Abteistöckl und später auch etwas Mobiliar zurück.

Er machte sich um die Förderung der Obstbaumzucht und des Safrananbaus im Salzachtal verdient.

Er führte auch Pontifikialhandlungen wie z. B. Glockenweihe aus.

Er starb am 20. Februar 1829 an Schleimschlag, das ist ein Schlaganfall, der auf übermäßige Schleimbildung , der auf Überfluss an Schleim im Körper zurückgeführt wird.

Er wurde auf dem Friedhof von Marienberg beerdigt.

Ein Großteil der Gebäude wurde abgerissen, da sie für private Nutzung überdimensioniert waren. Die übrigen Gebäude wurden an die Meistbietenden verkauft.

Der nicht nur aus heutiger Sicht wertvolle Buchbestand wurde bis auf wenige Ausnahmen zum Kilopreis an Altpapierhändler verkauft.

Die Klosterkirche wurde 1806 zur Pfarrkirche. Die restlichen Klostergebäude wurden als Pfarrhof, Schule, Brauerei, Gaststätte und als private Wohnungen genutzt.

Ein Versuch von Zisterziensermönchen aus Ossegg in Böhmen wieder anzusiedeln, scheiterte nach dem 2. Weltkrieg

                                                                 

04 Feb 2023

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt 2022

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt 2022

Zisterzienserkloster Bildhausen

                                                                                                                                                

 

Hermann III. Graf von Stahleck, erstmals erwähnt 1128 war der Sohn des Grafen Goswin IV. von Stahleck und der Luitgard von Hengebach. Er war verheiratet mit Gertrud von Schwaben(ca 1104-1191), der Tochter Herzog Friedrichs I.

Über Gertrud war er mit König Konrad III. (1138-1152) verschwägert. Von seinem Vater Goswin erbte er Besitz in Ostfranken und den Titel Graf von Bildhausen. Aus dem Erbgut seiner Mutter erhielt er die Burg Stahleck oberhalb von Bacharach am Rhein.

Von seinem Schwager Konrad wurde er 1142/1143 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. Seine Ehe war kinderlos geblieben. So beschloss er wohl schon um 1155 , ein Kloster zu gründen und selbst ins Kloster zu gehen.

In seinem letzten Lebensjahr scheint er sein Hauptaugenmerk auf die Gründung und Ausstattung von Kloster Bildhausen gerichtet zu haben.Zur Vorbereitung seiner Gründung zog er sich in das Kloster Ebrach zurück, wo er die Gründung von Bildhausen vorbereitete.

Ebrach sollte auch die Gründung des neuen Klosters vornehmen. Das war sicher kein Zufall. Hermann hatte wohl vor, in das Kloster Ebrach einzutreten.Es gibt eine Nachricht, die besagt,dass er in Ebrach bereits das Mönchsgelübde abgelegt habe.

(Werner Goez, Hermann von Stahleck, Fränkische Lebensbilder Band 8,1978, S.19)

  Das Kloster war  von Berno und Richwin gegründet worden, beide Lehensleute von Goswin IV., Hermanns Vater.

Die Stifter konnten nur mit dessen Erlaubnis einen Teil ihrer Lehen für die Ausstattung der Zisterze einbringen. Außerdem war dort seine Schwägerin Gertrud, die Gemahlin Konrads III., seit 1146 bestattet. (Zu Kloster Ebrach siehe Mei Büchle Zisterzienserabtei Ebrach)

Er stiftete das Kloster 1156. Neben der Ausstattung mit Gütern war auch Bargeld für die Gründung nötig.

Zu diesem Zweck verkaufte er  1156 dem Grafen Poppo III. von Irmelshausen die Habesburg bei Meiningen für 400 Mark Silber, das sind etwa 59.930,00 €.  Da Poppo nicht genug Geld aufbringen konnte, lieh er sich von Kloster Wechterswinkel das fehlende Geld

und übertrug im Gegenzug verschiedene Güter und Einkünfte an das Kloster. Wechterswinkel war das Kloster, in das Hermanns Gemahlin eintrat, als sie ebenfalls den Schleier nahm. Das Kloster war eine Gemeinschaftsgründung ihres Bruders zusammen mit

dem Würzburger Bischof Embricho (1127 –1146).

Hermann beabsichtigte, seinen ganzen Besitz für die Gründung von Kloster Bildhausen zu verwenden. Das war nicht ganz einfach, denn Lehen musste von Eigengut getrennt werden. Auch das Witwengut und Pfandnahme musste davon ausgeschieden werden.

Hermann von Stahleck starb am 2. Oktober 1157 in Ebrach. Da war die Klostergründung noch nicht ganz abgeschlossen. Hermanns Leichnam wurde dann von Ebrach nach Bildhausen überführt.

Der Ebracher Mutterabt Adam (1126–1166 o. 1167) hatte den Ebracher Mönch Heinrich mit dem Beinamen Bruno(1156-1190) mit dem Gründungskonvent nach Bildhausen geschickt.

Im März 1157 nahm Kaiser Friedrich I. (1152-1190) auf Bitten Abt Adams von Ebrach Kloster Bildhausen in seinen Schutz  (RI IV,2,1 n. 440). Er achtete so den letzten Willen seines Onkels und sorgte dafür, daß die Gründung Bildhausens erfolgreich zu Ende geführt und rechtlich wie wirtschaftlich
abgesichert wurde. Er bestätigte die angeführten Besitzungen in Bildhausen , Hollstadt , Reinfeldshof, Uttenhausen, Rappershausen, Löhriet , Klein-Wenkheim und Junkershausen.

Die erste Dotation der Würzburger Bischöfe erfolgte 1161 durch Bischof  Heinrich II. von Stühlingen (1159 –1165). Er schenkte dem Kloster einen Mansus in Kollertshof, heute Ortsteil von Schönau in der Brend. Eine Manse ist ein anderes Wort für Hufe und entspricht knapp 12 Hektar.

Im Dorf Brend, heute Brendlorenzen erhielt es 30 Acker, das entspricht ebenfalls einer Hufe. Es erhielt die Nutznießung im Salzforst, das ist ein  Forst im Gebiet der Brend und im Quellgebiet der Sinn.

Abt Heinrich verstarb 1190 nachdem er 36 Jahre regiert hatte. Auf ihn folgte Abt Werner (1190-1216)

1190 schenkten die Söhne eines “Wiger von Rodahusen”, der 1152 in einer Urkunde als Vasall von Kloster Fulda genannt wir, Kloster Bildhausen das Dorf Rothausen. Otto IV. (1198-1218) bestätigte diese Schenkung am 5. September 1215 (RI V,1,1 n. 488)

In einer weiteren Urkunde ebenfalls am 5. September 1215 (RI V,1,1 n. 487) beauftragte Kaiser Otto IV. den Grafen Poppo VII. von Henneberg (regiert seit 1190, 1245), da Kloster Bildhausen  keinen Vogt hatte und unter Gewalttätigkeiten zu leiden hatte, das Kloster an seiner Stelle zu schützen.

1207  machte der Würzburger Bischof Heinrich IV. von Heßberg (1202- 1207 ) mit dem Beinamen Caseus Kloster Bildhausen eine Schenkung mit dem Ziel, Arme im Bildhausener Hospital besser zu verpflegen. 1207 wurde im Kloster ein Spital für arme Pfründner eingerichtet.

Als Spitalkapelle diente später die 1354 von Heinrich von von Königshofen gestiftete Pfortenkapelle.

Auf Abt Werner folgte Abt Heinrich II (1216-1230). Unter ihm machte das Kloster zwei wichtige Erwerbungen, die seine Macht und sein Einkommen beträchtlich steigerten. Er kaufte von Konrad von Trimberg (urkundlich 1182-1230) für 140 Mark Silber, das sind etwa 21.303,00 €,die Dörfer Brünn und Friedritt, heute Ortsteile von Münnerstadt mit allem Zubehör.

Von Otto Graf von Bodenlauben (+ vor 1245), der auch als Minnesänger bekannt war, mit Erlaubnis des Abtes von Fulda Kuno (1217-1221)erhielt Kloster Bildhausen sein Gut in Kleinwenkheim. Die Erlaubnis des Fuldaer Abtes brauchte er, da es sich dabei um ein Fuldisches Lehen handelte.

Dafür machte er seine freieigenen Güter in Greßthal, heute Landkreis Schweinfurt Kloster Fulda lehenbar.

Kloster Bildhausen hatte in dieser Zeit schon einen Notar namens Petrus, der auch als Sekretär des Abtes fungierte (Jost S.11)

Sein Nachfolger war Abt Wilhelm II. (1230-1242). Er kaufte 1237 Güter in Großwenkeim für 32 Mark Silber, das entspricht etwa 4.869,00 €.

1234 stiftete Otto von Botenlauben, nachdem er vom Kreuzzug zurückgekehrt war,zusammen mit seiner Frau Frau Beatrix von Courtenay das Kloster Frauenroth. Im selben Jahr wurde Kloster Heiligenthal gestiftet.

Die geistige Leitung wurde dem Abt von Bildhausen übertragen. Diese bekam er auch für Kloster Wächterswinkel. So hatte Bildhausen kaum 50 Jahre nach seiner Gründung schon drei Tochterklöster unter seiner Leitung.

Dazu kam nach 1237 das von der Stifterin von Heiligenthal gegründete Kloster Mariaburghausen und dazu kam noch Kloster Johanniszell.

Auf Abt Wilhelm folgte Abt Heinrich III. (1242-1249), wobei bei diesem Abt die Datierung nicht ganz gesichert ist. In seine Regierungszeit fällt eine Fehde des Würzburger Bischofs Hermann I. von Lobdeburg (1225- 1254) und dem Abt von Fulda

Konrad III. von Malkos (1221–1249) Es ging um die Befestigung der Stadt Hammelburg. Bischof Hermann wurde bei Hammelburg zurückgeschlagen und nahm dann sein Quartier zwischen Neustadt und Blidhausen. In dieser Zeit verkehrte er oft mit dem Bildhausener Abt.

1246 gibt Graf Heinrich III. von Henneberg (1230-1262) Kloster Bildhausen Zollfreiheit in allen hennebergischen Städten, Burgen und Dörfern. (Jost S.16)

Nach Jost ist die zeitliche Einordnung der Äbte noch unklarer. Diese hatte auch der letzte Abt von Bildhausen Nivard Schlimbach in Zweifel gezogen.

Auf Abt Heinrich III. folgte Abt Reinherus (Reinhard)(1249-1262). Nach Jost regierte Abt Reinhard 11 Jahre und zwar von 1251-1262. Er starb am 19. Dezember 1262.

Als 7. Abt folgte Abt Ludwig (1262-1278). Vor seiner Wahl war er Beichtvater in Kloster Mariaburghausen. Er regierte 16 Jahre und starb am 19. Dezember 1278.

Der 8. Abt war Abt Herden (1278-1287). Er starb am 5. März 1287.

1279 schenkte Graf Konrad von Wildberg, der letzte Wildberger (+ 1305) Kloster Bildhausen seinen Gaden-und Schenkhof in Großwenkheim.

Auf Abt Herden folgte Abt Hermann II. (1287-1307).

Er kaufte 1281 vom Propst und Konvent des Prämonstratenserklosters Vessra, heute Kreis Hildburghausen, sein Allod in Hollstadt,das eine Gült von 20 Malter Korn und ebenso viel Hafer zu entrichten hatte.

1287 schenkte der Würzburger Bischof Berthold von Sternberg (1274 –1287) dem Kloster seine Mühle in Hollstadt.

Auffallend ist schon zu dieser Zeit, dass das Kloster bestrebt war, dort Güter zu erwerben, wo es bereits Güter und Gefälle besaß. Das war in dieser Zeit vor allem in Hollstadt.

So kaufte das Kloster in dieser Zeit von Dietrich von Lebenhan, das war ein Forstmeister im Dienste des Würzburger Bischofs, 6 Morgen Weinberg in Hollstadt.

Von Johann und Otto Voit von Salzburg kaufte das Kloster 2 Huben in Hollstadt, das 60 Morgen also 5.000 Quadratmeter. Zur selben Zeit kaufte das Kloster von Bischof Manegold von Neuenburg (1287 –1303) die Fischerei in Hollstadt.

1299 kaufte das Kloster von Heinrich genannt Hellgraf seine drei Höfe in Wargoldshausen für 23 Mark Silber, das sind etwa 3.500,00 €. Die Grafen von Henneberg gaben ihre lehensherrlichen Rechte an diesen Gütern auf.

Auf Abt Hermann I., der am16. November 1307 verstarb,  folgte Abt Sigfried (1307-1318) als 10. Abt.

Anfang des 14. Jahrhunderts erwarb das Kloster viel Besitz in Großwenkheim.

Der Nachfolger Abt Siegfrieds, Abt Konrad regierte bis 1352.

Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit bestätigte Papst Johannes XXII. (1316-1334) am 7. Mai 1318 die Rechte und Freiheiten von Kloster Bildhausen.

Nach den Klosterchroniken sind 1313 in ganz Deutschland die Fluren durch Hagelschlag zerstört worden. Im Gefolge entstand eine große Hungersnot. Getreide musste sogar aus Sizilien importiert werden.

Weiter gab es eine große Pestwelle, bei der allein in Würzburg über 5000 Menschen starben.

Kloster Bildhausen ordnete die Verhältnisse zu seinen Frauenklöstern und festigte die Verbindungen.

1320 leitete Abt Konrad die Wahl einer Äbtissin in Kloster Heiligenthal.

1322 schlichtete er einen Streit in Kloster Mariaburghausen.

Er bestätigte Schenkungen und Verkäufe von Kloster Frauenrot.

Eine Haupterwerbung in der Regierungszeit von Abt Konrad war der Weigler Wald, das ist ein Waldgebiete am namengebenden Berg Weigel im heutigen Landkreis Rhön-Grabfeld zwischen Hollstadt und Höchheim.

Das Gebiet war lehensrechtlich an Kloster Fulda gebunden. Der Fuldaer Abt Heinrich VI. von Hohenberg (1315–1353) löste diese Bindung gegen eine jährliche Gabe von 4 Pfund Wachs an Fulda durch Kloster Bildhausen.

Auf der Markung von Neustadt an der Saale hatte Bildhausen bereits den Weinzehnt. Um diesen besser zu schützen, erwirkte Bildhausen 1327 vom Würzburger Bischof Wolfram Wolfskeel von Grumbach (1322- 1333)

den Befehl, dass die Neustädter die Weinlese nicht beginnen durften, vor der Abt von Bildhausen seine Erlaubnis gegeben hatte.

Auf Abt Konrad folgte Abt Friedrich (1352-1360) als 12. Abt.

Am 1. Juni 1359 nahm Kaiser Karl IV. (1346-1378)Kloster Bildhausen in seinen besonderen Schutz, bestätigte dessen Privilegien, Freiheiten und Besitzungen besonders die Pfarrkirche in Brenden, die Dörfer Junkershausen usw. (RI VIII n. 2957)

Der 13. Abt war Johannes (1360-1366)

Große Erwerbungen machte das Kloster ab 1327 in Großwenkheim. Abt Johannes gab in nur  drei Jahren die für die damalige Zeit beachtliche Summe von 2400 Pfund Heller zum Erwerb von Gütern in Großwenkheim aus. Das entspricht

346.896,00 €. In seiner Regierungszeit war  Kloster Bildhausen dort praktisch Alleinherr geworden. Nur Kloster Theres hatte dort noch die Pfarrei.

Auf Abt Johannes folgte Abt Hermann III. er wurde am 18. Oktober 1366 zum 17. Abt gewählt. 1346 war er Pfarrer in Neustadt/Saale. Er erscheint nur 4 mal in Urkunden.

1370 kaufte Kloster Bildhausen von dem Würzburger Bischof Albrecht II. von Hohenlohe (1345-1372) den halben Wein-und Getreidezehnt, den Zoll und den halben Zehnten auf die Rothühner in Münnerstadt für 5000 Pfund Heller,

das entspricht 722.700 €.

Im September 1370 verpfändete Bischof Albrecht dem Kloster seinen Hof in Münnerstadt mit dem Recht zur Wiedereinlösung innerhalb von fünf Jahren für 200 Pfund Heller, das sind etwa 14.454,00 €.

Am 21. Juli 1377 kaufte das Kloster vom Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372-1400) das das Zentgrafenamt in Saal an der Saale für 240 Pfund Heller, das entspricht 17.345,00 €.

Das Hochstift Würzburg hatte von 1368 bis 1803 die Landesherrschaft in Saal inne.

Bischof Gebhard übertrug den kaiserlichen Schutz für das Kloster, der mittlerweile wirkungslos geworden war, an Konrad von Bibra.

Abt Hermann regierte bis 1379. Auf ihn folgte Abt Heinrich V., der bis 1384 regierte. Dann folgte Abt Theoderich, der nach Rost am 22.Dezember 1384 gewählt wurde. Er starb am 23. Januar 1394.

Außer dass die Herren von Henneberg für die 1366 verkauften Güter in Großwenkheim und Wargoldshausen nachträglich eine größere Kaufsumme zu erreichen suchten, was ihnen aber nicht gelang, ist laut Rost

in den Chroniken nichts vermerkt.

Am 22.September 1394 wurde Johann II. Wynker zum 20. Abt von Kloster Bildhausen gewählt. Vorher war er Prior in Bildhausen. Er erwirkte eine Reihe von Schutzurkunden für das Kloster.

Am 18. Oktober 1397 ließ Abt Johann von König Wenzel (1376-1400) den Schutzbrief bestätigen, den das Kloster 1359 von Kaiser Karl IV. erhalten hatte. Am 21. Mai 1398 bestätigte Papst Bonifaz IX.(1389-1404) die von Karl und Wenzel erteilten Privilegien.

(Rost S. 32)

Von König Ruprecht (1400-1410) erhielt das Kloster 4 Urkunden ausgestellt. Am 29. Februar 1404 bestätigte der König die Urkunde von Kaiser Karl, die Privilegien und Freiheiten des Klosters, nahm das Kloster mit dem genannten Besitz in seinen Schutz,

bestätigte seine Abgabenfreiheit, die niedere Gerichtsbarkeit und die geistliche Jurisdiction. (Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 3390)

Da sich Abt Johannes  über die Kosten der vielen Gerichtstage beim König beklagt hatte, gestattete dieser, dass das Kloster nur noch vier Rechtstage mit Schultheiss und Schöffen abhalten musste und zwar jeweils zu jeder Goldfasten,

das waren die Fastentage von Invocavit, Pfingsten, Kreuzerhöhung und Lucie. (Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 4507)

Am 27. Oktober 1408 befreite der König das “verarmte”Kloster “auf drei jahre von aller gastung, atzung, allen diensten oder andern beschwernissen”.(Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 5546)Ebenfalls am 27. Oktober trug der König

dem Würzburger Bischof Johann I. von Egloffstein (1400-1411)  auf, das Kloster zu schützen. (Urkunde 5547)

Neben der Absicherung des Klosters war Abt Johann aber auch bestrebt, den Klosterbesitz zu mehren. 1403 schenkte ein Heinrich Bedes dem Kloster in Münnerstadt sein Haus mit allem Zubehör. Bischof Johann freite dieses Haus 1405 und machte Friedrich Graf von Henneberg

(1403-1422) von allen Lehensbindungen frei.

1405 kaufte Abt Johann eine öde Hofstatt in Königshofen, die Bischof Johann 1405 beth-und steuerfrei machte.

In Neustadt an der Saale besaß Kloster Bildhausen den Weinzehnt, der aber immer wieder Anlass zu Irrungen gab. Deshalb ordnete Bischof Gerhard 1397 an, dass die Neustädter ohne Erlaubnis des Abtes von Bildhausen nicht mit der Weinlese beginnen durften. Wer dagegen verstieß. konnte exkommuniziert werden.

Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372-1400)hatte von seinem Vorgänger eine Schuldenlast von 300.000 Gulden übernommen. Der Bischof fügte durch Eroberung der Stadt Würzburg und des Stiftes 1372/73, sowie viele Fehden und Verpfändungen noch 100.000 Gulden zu, lag also bei 400.000 Gulden,

was der stolzen Summe von 79.158.060,00 € entspricht. Papst Innozenz VII. (1404-1406) nannte am 18. Mai 1406 einen Gesamtschuldenbetrag von 2,5 Millionen Gulden für das Stift, das sind kaum glaubliche 1 Milliarde 484.216 630 € ! ( Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg 2,

Die Bischofsreihe von 1254-1455, Berlin,New York 1969 S.113 f.)Auf Grund der finanziellen Lage des Stiftes stand es ohnehin mit Kloster Bildhausen in ständigem Verkehr. Allein für Korn und Wein schuldete das Hochstift Kloster Bildhausen 520 Gulden in Gold (102.905,00 €),

wofür Bischof und Hochstift dem Kloster die Vogtei in Großwenkheim und Wargoldsheim mit allen Nutzungen, Zugehörungen und Freiheiten in Dorf und Flur mit dem Recht aus Wiedereinlösung überließen.

1416 gab es einen Streit mit Karl Truchsess Amtmann zu Wildberg wegen der Beth von Großwenkheim und Wargoldsheim. Diesen schlichtete Bischof Johann zusammen mit dem Ebracher Abt Heinrich III. Heppe (1404–1426). Kloster Bildhausen sollte dem Truchsess jährlich 45.–

Gulden, das entspricht 8.905,00 €, zahlen.

1420 kaufte das Kloster von Ott Voit von Salzburg dessen Freihof in Poppenlauer für 300 Gulden, das entspricht etwa 59.369,00 €.

Abt Johann II. verstarb am 26. September 1422.

Auf ihn folgte als 21 Abt Johann III. (1422-1449). Er stammte aus Hollstadt. Er wurde am 8. Oktober 1422 gewählt.

In seiner Regierungszeit ergab sich eine beträchtliche Veränderung. Das Kloster hatte mittlerweile so viel Grundbesitz erworben, dass es diesen nicht mehr selbst bebauen oder bebauen lassen konnte.

Da auch die Bevölkerung gewachsen war, war das Kloster gezwungen, Güter zu vererben. Die Übernehmer mussten eine jährliche Gült an das Kloster zahlen. Die Übernehmer vererbten dann den übernommenen Hof mit der jeweiligen Zahlungsverpflichtung  weiter.

Die Vererbungserlaubnis wurde meistens vom Bischof erteilt.

1429 musste Bildhausen das erste Mal das Subsidium Caritativum zahlen an das Hochstift Würzburg zahlen, das war eine Steuer, die der Klerus zahlen musste. Papst Gregor XI. (1370-1378) gestattete Bischof Gerhard 14. Juli 1373 ein solches Subsidium zu erheben (Wendehorst S.114),

wegen der desolaten Finanzlage des Hochstifts. Bischof Johann von Brunn (1411-1440) musste Kloster Bildhausen 1000 Gulden zahlen, das sind immerhin etwa 202.281,00 €.

1433 ließ sich Kloster Bildhausen von Kaiser Sigismund (1411-1437) der auf dem Basler Konzil weilte von dort aus seine Privilegien bestätigen. (Rost S. 37)

Abt Johann scheint ein guter Haushälter gewesen zu sein. In seiner Regierungszeit kaufte er insgesamt für 2.500 Gulden, also etwa 505.703,00 €, Liegenschaften. Die größte Erwerbung war von Kloster Theres der Theresische Hof in Großwenkheim sowie den Großen und Kleinen

Zehnten und alle Gerechtigkeiten von Kloster Theres in Großwenkheim.

Abt Johann III. starb am 2. August 1449.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann IV. Römild (1449-1456). Er legte nach nur 5 Jahren Regierungszeit 1456 die Abtswürde nieder und starb am 5. Mai 1460.

Abt Johann arrondierte den Klosterbesitz vor allem durch zweckmäßigen Tausch.

Ein besonderes Ereignis fällt in seine Zeit. An Weihnachten 1449 fiel Graf Sigmund von Gleichen (+1494) in Kloster Bildhausen ein, brandschatzte es und beraubte es um 600 Gulden, das entspricht etwa 121.369,00 €.

Das Kloster erholte sich aber rasch wieder, denn schon 1522 konnte es vom Deutschen Orden Gefälle für 220 Gulden in Löhriet, heute Ortsteil Von Neustadt/Saale kaufen (Rost S. 39).

Nach seinem Rücktritt wurde Abt Johannes V.Herr (1456-1490) zum 23. Bildhausener Abt gewählt. Er stammte aus Neustadt an der Saale.

Abt Johann V. kaufte 1460 für 60 Gulden Güter in Großwenkheim. Auch er fuhr mit der Praxis der Vererbung fort.

Es wurden verschiedene Streitigkeiten gelöst.

Als 1459 die Äbtissin von Kloster Frauenroth zurücktrat, siegelte Abt Johann eine Urkunde über den Aktivstandes und führte die neue Äbtissin in ihr Amt ein.

1462 ließ der Abt ein Vogtgericht in Großwenkheim abhalten und verfügte, dass dieses drei mal jährlich im Thereser Hof in Großwenkheim abgehalten werden sollte.

Die Einwohner mussten den Abt als ihren rechten Vogtsherren anerkennen

Abt Johann V. verstarb am 25. Februar 1490 nach 34 Regierungsjahren.

Sein Nachfolger Johann VI. Heigler (1490-1497) wurde am 8. März 1490 unter Vorsitz des Ebracher Abtes Nikolaus II. Engel (1489–1495)gewählt.

In seiner Regierungszeit ist Rudolf II. von Scherenberg (1466-1495) Bischof in Würzburg. Unter ihm rückte das Hochstift wieder näher an Kloster Bildhausen. Er hatte von Graf Otto von Henneberg die Ämter Aschach

und Münnerstadt wieder an sich gebracht. Am 12. Januar 1492 ließ er die Einwohner von Münnerstadt  von Dompropst Kilian von Bibra ( 1483-1494), Domherr Albrecht von Vestenberg (1503-1505 Domherr)und seine Räten Tittelbach und Bartholomäus

von Herbstadt huldigen. Abt Johann hatte sich mit seinem Bursar Pater Bartholomäus (+1505)und mehreren Priestern auch nach Münnerstadt begeben und protestierte gegen diese Huldigung, da seine Bauern nur dem Abt die Huldigung schuldig seien. Diesem Protest schloss

sich auch der Komtur des Deutschen Ordens von der Kommende Münnerstadt Nikolaus Molitor (1461-1516)hinsichtlich der deutschherrlichen Untertanen an. Der Dompropst bestand auf der Huldigung.Graf Otto von Henneberg räumte dann aber ein, dass weder er

noch seine Vorfahren auf einer solchen Eidesleistung bestanden, da diese Orte dem Kloster bzw. der Deutschordenskommende gehörten.

Der Propst wollte die Sachlage nun überprüfen lassen. Dabei blieb es.

Die Berichte über nachlassende Ordenszucht wurden häufiger. 1495 visitierte der Abt von Morimond Jacques II. de Pontailler (1495–1503 ) Kloster Bildhausen.

Abt Johann VI. starb am 14. März 1497.

Der Ebracher Vaterabt Veit Vendt (1495–1503) hatte den Wahltermin auf den 24. März 1497 festgelegt. Gewählt wurde der bisherige Prior Lorenz Faust (1497-1511). Er stammte aus Mellrichstadt. Er wurde von Abt Veit installiert.

Nach Rost zeichnete sich Abt Laurentius vor allem durch seine Eifer für die Religion und für die Ordenszucht in den Filialklöstern aus (S.47)

Abt Laurentius führte das System der Vererbung weiter. In seiner Regierungszeit wurde nur ein Kauf getätigt. 1498 kaufte das Kloster von Truchsessin Cäcilia von Sternberg

Kloster Heiligenthal geriet schon im Laufe des 14. Jahrhunderts in Schwierigkeiten, wurde vom Würzburger  Fürstbischof Lorenz von Bibra (1495-1519) reformiert und 1500 in ein männliches Priorat umgewandelt.

1q579 säkularisierte es Bischof Julius von Echter (1573-161) zugunsten des Juliusspitals in Würzburg.

Abt Lorentz verstarb am 22. Oktober 1511.

Unter Vorsitz des Ebracher Abtes Johannes II. Leiterbach (1503–1531) und unter Assistenz seines Priors Johann Nibling (+1526) wurde am 2. November 1511 wurde Kilian Wohlfahrt zum 26. Abt von Bildhausen gewählt.

Er stammte aus Neustadt und war vor seiner Wahl Beichtvater im Kloster Frauenroth.

Auch er setzte das System der Vererbungen fort.

1514 kaufte Abt Kilian ein en Steinbruch in Kleinwenkheim für 7 Gulden.

Sein wichtigstes Verdienst ist ein 1517 nach Orten ausgeschiedenes Verzeichnis aller Urkunden, das zugleich auf das Kopialbuch verwies.

Abt Kilian starb am 10. Februar 1519.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes VII. Störcher. (1519-1520)

Er stammte aus Weichtungen. Er wurde am26. Februar 1519 zum Abt gewählt. Vor seiner Wahl war er Prior. Er starb aber schon knapp 1 1/2 Jahre nach seiner Wahl am 30. September 1520.

Am 17. Oktober 1520 wurde Valentin I. Maiersbach zum28. Abt von Bildhausen gewählt. Er stammte aus Mellrichstadt. Seine Regierungszeit war von zwei schwerwiegenden Ereignissen geprägt.

Da war einmal die Reformation, die am 31.Oktober mit dem Thesenanschlag von Martin Luther an die Schlosskirche ihren Anfang genommen hatte und die letztendlich auch zur Absetzung von Abt Valentin

geführt hatte. Das andere war der Bauernaufstand im Frühjahr 1525, der Kloster Bildhausen praktisch doppelt getroffen hatte.

Schon 1460 zeigten sich Bauernunruhen 1460 in der Bundschuhbewegung. Das war eine Vielzahl von Aufständen gegen Unterdrückung und Leibeigenschaft. Im Elsass war es vor allem in Schlettstadt. Im Fürstbistum Speyer führte Joss Fritz (um1470 – +1525) aus Untergrombach an.

Nachdem er in Untergrombach verraten worden war und der Bundschuh auch auf eine Befehl von  Kaiser Maximilian verfolgt wurde, verlagerte er seine Aktivitäten nach Lehen im Breisgau und an den Oberrhein.

Im Fürstbischof Würzburg sorgte der Pfeifer Hans Böhm in Niklashausen mit seinen  Predigten 1476 für großes Aufsehen. Bis zu 40.000 Bauern kamen zu seinen Predigten. Bischof  Rudolf von Scherenberg ließ ihn verhaften und am 19. Juli 1476 wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrennen.

1524 begannen die Aufstände im Wutachtal bei Stühlingen.

Im März 1525 versammelten sich die oberschwäbischen Bauern in Memmingen und veröffentlichten dort die 12 Artikel, die als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa in die Geschichte eingingen.

In Franken versammelten sich an Palmsonntag, das war der. April 1525 versammelten sich Bauern aus Burglauer in einer Schenke in Münnerstadt. Hier entstand der Bildhausener Haufen, nach dem Taubertaler und dem Lichten oder Odenwälder Haufen der dritte große

fränkische Bauern Haufen. Hans Schnabel, ein Schreiner oder Leineweber aus Münnerstadt und Hans Scharr, ein Bauer aus Burglauer waren die “Hauptleut” des Haufens. Den Schriftverkehr erledigte Michael Schrimpf,Pfarrer in Wermerichshausen.

Der Bildhausener Haufen war straff durchorganisiert.Den Hauptleuten war ein Bauernrat zur Seite gestellt, ohne den sie nichts entscheiden konnten. Sie waren verpflichtet, alle Vorhaben mit dem Bauernrat zu besprechen. Der Haufen hatte auch sogenannte Schultheissen, die als Richter im

Bauernhaufen fungierten. Ihnen standen weiter Feldrichter zur Seite. Schultheiss war Heinrich Krumbfuß, ein Goldschmid aus Römhild.

Bei dieser Versammlung wurde wohl auch beflügelt durch reichlichen Weingenuss beschlossen, Kloster Bildhausen zu überfallen. Die Klöster mit ihren Zehntscheuern,ihren Fischteichen, ihren Weinkellern waren natürlich Angriffsziel der Bauernhaufen. Zum einen ließen sich dort die

großen Mengen der Aufständischen am besten ernähren. Zum andern waren sie wegen der auferlegten Frondienste und wegen des Zehntens, der in den Klöstern abgeliefert werden mussten als immer drückender empfunden worden.

Auf Bitten von Abt Valentin legte Amtmann Hans von Wildberg 150 Mann in das Kloster, um es zu schützen. Am Mittwoch nach Palmsonntag erschien 300 Leute vor dem Klostertor. Die Knechte des Amtmanns öffneten das Tor und ließen den Haufen ein und liefen zu den aufständischen Bauern über.

Abt Valentin und die meisten Mitglieder seines Konvents waren geflüchtet. Abt Valentin hatte sich nach Königshofen begeben, wo das Kloster einen Hof besaß.

Das Kloster wurde geplündert. Die Öfen wurden mit Gült-und Zinsbriefen geheizt.Wege und Stege wurden befestigt. Die Bauern nahmen die Verwaltung des Kloster in ihre eigenen Hände.

Der Bauernhaufen hatte großen Zulauf und zählte schließlich über 7000 Mann.

Der Würzburger Fürstbischof Konrad II. von Thüngen (1519-1540) hatte für den 1. Mai einen Landtag ausgeschrieben. Um sich dafür zu besprechen trafen sich Abgeordnete der Städte und Dörfer am 22. April 1525 in Neustadt. Der Bildhausener Haufen hatte seinen Kanzler Michael Schrimpf

abgeordnet.Man beschloss, den Landtag abzuwarten und bis dahin nichts zu unternehmen. Ein geschickter Schachzug des Bischofs,denn er verschaffte ihm eine Atempause. Die Zeit arbeitete für die Obrigkeit. Aus dem Süden näherte sich das Heer des Schwäbischen Bundes mit einigen Tausend

Landsknechten unter Waffen unter Führung ihres Hauptmannes Georg von Waldburg-Zeil (1488-1531), der “Bauernjörg”. Aus dem Westen näherte sich der Landgraf von Hessen  Philipp I. von Hessen (1518-1567) mit seinem Heer und aus dem Norden

Kurfürst Johann von Sachsen (1525-1532).

Der versprochene Landtag am 2. Mai blieb ohne Ergebnis. Der Würzburger Bischof war nach Heidelberg geflüchtet. Auch nach einer Tagung in Neustadt gingen Vertreter der Städte und der Bauern ergebnislos auseinander.

Einige Adlige sahen sich gezwungen, sich den Bauern anzuschließen wie z.B. Götz von Berlichingen (um 1480-1562) oder Graf Wilhelm von Henneberg (1478-1559). Dieser geriet zwischen zwei Bauernhaufen den Werra-Haufen und den Bildhäuser Haufen. Bei dem Werrahaufen

schwor er am 3. Mai 1525 auf die Zwölf Artikel, was ihm den Vorwurf des Verrats einbrachte,da er dem Würzburger Fürstbischof nicht helfen konnte, obwohl er dazu vertragsgemäß verpflichtet war. Graf Wilhelm machte das Angebot zu schwören

auch dem Bildhauser Haufen. Dieser blieb aber misstrauisch und lehnte das Angebot erst einmal ab.

Die Lage der Bauernhaufen verschlechterte sich. Die Vorräte der Klöster und Klosterhöfe waren aufgebraucht.

Am 10. Mai 1525 räumte der Bildhausener Haufen sein Lager in Bildhausen und zog in Richtung Schweinfurt.Die Aufständischen wollten weiter nach Würzburg um gemeinsam mit den anderen Bauernhaufen die Festung Marienberg in Würzburg einzunehmen.

Von Münnerstadt aus zog der Haufen nach Mellrichstadt, weil er von dort dringend zur Hilfe gerufen wurde. Dort lagerte man am 14. Mai in Erwartung der Truppen des Landgrafen von Hessen.Als dieser sich nach Thüringen wendete, meinten die Bauer, er würde vor ihnen fliehen.

Der Landgraf wollte aber nach Mühlhausen in Thüringen ziehen, wo Thomas Münzer predigte. Am 15. Mai 1525 fand dort in der Nähe die Schlacht von Frankenhausen statt, bei der die Thüringer Bauern vernichtend geschlagen wurden. Thomas Münzer geriet in Gefangenschaft und wurde am 27. Mai 1525 in Mühlhausen enthauptet.

Der Bildhausener Haufen hatte sich wegen seiner Fehleinschätzung geteilt. Ein Teil blieb in Mellrichstadt, die anderen zogen unter Führung ihrer Hauptleute Schnabel und Scharr in Richtung Würzburg weiter. Zwischenstation war Schweinfurt. Dort lagerten sie auch die geraubten Kleinodien des Kloster

Bildhausen ein.Das waren Kelche, Monstranzen, Kreuz, Stab und anderes. Der Haufen zog aber nicht nach Würzburg weiter sondern schwenkte Richtung Bamberg. Das wurde bisher als zielloses Marodieren interpretiert. Aber das Land um Würzburg war verwüstet und alles Essbare verzehrt.

Aber 7000 Mann unter Waffen mussten ernährt werden, wollten Beute machen. Der Schwenk machte also durchaus Sinn. Am 27. Mai vereinte sich der Bildhausener Haufen wieder vor Mellrichstadt.

Die Lage der Bauern wird zusehends schwieriger. Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen (1468-1532) und Graf Wilhelm von Henneberg erschienen am 3. Juni 1525 gut gerüstet vor Meiningen. sie bezogen zwei strategisch wichtige Punkte der Stadt.

Der Bildhausener Haufen war mit 3000 Mann ausgerückt um der Stadt Meiningen zu helfen, wurde aber geschlagen. Hans Schnabel und seine Männer werden gefangen genommen.

Am 20. Juni 1525 brach der Würzburger Bischof Konrad, der in Würzburg wieder die Oberhand gewonnen hatte und dort den Aufstand niedergeschlagen hatte, zu einem Zug durch das Hochstift auf, um die Unterwerfung der Städte und Ämter entgegenzunehmen und Gericht zu halten.

Dieses fiel sehr blutig aus. Schon vorher hatte er die Amtmänner aufgefordert, ihm Namen und Vermögensverhältnisse der am Aufstand Beteiligten zu nennen. In jeder Stadt fanden Hinrichtungen statt. Hans Schnabel und Hans Schnarr wurden am 3. Juli 1525 in Mellrichstadt hingerichtet.

In Meiningen ließ der Bischof 14 Männer, in Neustadt 15 und in Münnerstadt 12 Männer hinrichten. Insgesamt ließ er auf diesem Zug 211 Aufständische hinrichten (Wendehorst s.u. S.85).Vom Papst ließ er sich Ende 1527 eine Absolutionsvollmacht für alle am Aufstand Beteiligten geben, aber auch für sich wegen der Umstände bei der Niederwerfung des Aufstandes, damit “sein gewissen zu ruhe und frieden wiederumb bracht werde” (Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg 3: Die Bischofsreihe von 1455-1617 Germania Sacra NF 13, Berlin/New York 1978, S. 86)

Papst Clemens VII. (1523-1534) beglückwünschte ihn schon 1525 zur Niederwerfung des Aufstandes. Seine Zeitgenossen verurteilten das harsche Vorgehen des Bischofs einhellig.

Der Bauernkrieg war eine Folge der allgemeinen Krise der Zeit und einer tiefgreifenden Veränderung der spätmittelalterlichen Gesellschaft gewesen, was sich schon vorher in der Reformation gezeigt hatte. Zwar hatte sich Luther eindeutig vom Bauernkrieg distanziert. Aber die

Standpunkte der Reformation waren doch eine wesentliche Rechtfertigung für den Bauernaufstand.

Die Reformation war die größte und wesentlich folgenschwerere Herausförderung für die katholische Kirche und die Klöster. Der Ebracher Prior Johannes Nibling (um 1463-1526) hatte beobachtet, dass die Reformation zuerst in den Städten im Nordosten des Bistums Eingang fand,

dann aber sehr rasch auch in der Ritterschaft in den weltlichen Territorien, dann aber auch in Würzburg und den Hochstiftsstädten. Im Kloster Bildhausen gab es 1524/25 nur 4 Mönche, die jünger als 40 Jahre waren. Von 15 jungen Mönchen, die zwischen 1520 und 1524 geweiht worden waren, verließen 11

das Kloster, erfasst von der neuen Lehre (Zahlen nach Das Grabfeld Nr. 19 S. 11). Der Mönch Johann Ruck verließ 1522 Kloster Bildhausen und ging nach Wittenberg, wo Martin Luther lehrte. Unterstützt wurde er von Moritz Marschalk von Osthausen. Mit ihm  trat schon 1522 eines der ersten Adelsgeschlechter der Reformation bei. Über Johann Ruck bezog er die neuesten Bücher aus Wittenberg. In der Kirche St.Georg von Waltershausen wurde ab 1523 evangelisch gepredigt.

Bischof Konrad hatte sich von Anfang an entschieden gegen die Reformation gestellt. Eine Folge des Bauernkrieges war aber auch eine Bulle von Papst Clemens VII. Der Würzburger Bischof hatte dem Papst geschildert, dass viele Klöster in seinem Bistum durch den Krieg verwüstet, abgebrannt und ausgeraubt seien und Mönche und Nonnen vertrieben seien und in weltlichen Kleidern umherirrten. Er unterstellte darauf hin alle Klöster für fünf Jahre sowohl in spiritualibus auch als temporalibus dem Würzburger Bischof, auch die Prämonstratenser-und Zisterzienserklöster, die ja

exemt waren mit der Befugnis, diese an Haupt und Gliedern zu reformieren. Schon 1527 ließ er Kloster Bildhausen durch den Dekan des Stiftes Neumünster in Würzburg Matthias Main (1516-1548) und durch den Domherren und Erzdiakon Michael von Seinsheim visitieren.

Die beiden fanden, dass Abt Valentin seinen Pflichten zu wenig nach gekommen sei´. Daraufhin setzte Bischof Konrad Abt Valentin ab. Der abgesetzte Abt lebte noch 18 Jahre, überlebte drei Äbte und starb am 21. April 1546.

Die Oberaufsicht des Ebracher Abtes Johannes II.Leiterbach (1503-1531 – auch von Bischof Konrad abgesetzt)wurde dadurch gewahrt, dass dieser den bisherigen Kämmerer von Kloster Bildhausen als Amtsverweser einsetzte und einen Termin zur Wahl eines neuen Abtes

festlegte. Diese fand am 10. März 1528 statt.

Abt Johannes II. aus Ebrach leitete die Wahl unter Assistenz des bischöflichen Kommissars, dem Dekan des Stiftes Neumünster Matthias Main. Der bisherige Abtsverweser Bartholomäus Streit wurde zum 29. Abt von Bildhausen mit Stimmenmehrheit gewählt. 15 Konventuale nahmen an der Wahl teil.

Er stammte aus Oberstreu. Er wurde vom Würzburger Weihbischof Paul Huth (+1532) unter Assistenz des Ebracher Vaterabtes und des Abtes von Kloster Aura Georg (+1549) benediziert.

Abt Bartolomäus war sehr pflichtbewusst. Kurz nach seiner Abtsweihe visitierte er persönlichalle Bildhausen untergebenen Frauenklöster. 1531 erbat er vom Würzburger Bischof Weltgeistliche, um diese als Kapläne und Beichtväter in den Frauenklöstern einzusetzen.

Das Kloster hatte für diese Aufgabe nicht mehr genügend taugliche Religiose.

Am 2. Oktober 1529 installierte er die neugewählte Äbtissin Gertraude von Garz in Kloster Wechterswinkel.

Im Herrschaftsbereich des Klosters achtete er auf die Einhaltung der Gerechtsamen und Einkünfte. Er suchte solche, die während des Bauernkrieges oder schon vorher dem Kloster abhanden gekommen waren, wieder in Klosterbesitz zu bekommen.

Er verkaufte ein Viertel des Zehnten in Neustadt und in den vier Ortschaften Brend, Mühlbach, Salz und Herschfeld  für 1000 Gulden an das Hochstift Würzburg, das sind etwa 196.374,00 €. Zum einen erhielt das Kloster durch diesen neuen Zehntpartner

kräftigen Schutz. Zum andern konnte das Kloster wegen der Verluste im Bauern krieg Barmittel auch gut gebrauchen.

Abt Bartolomäus verstarb am 6. September 1540.

Der Ebracher Vaterabt Johannes III. Wolf(1531-1540) legte den Wahltermin auf den 22. September 1540 fest.Die Wahl leitete dann mit spezieller Vollmacht der Langheimer Abt Konrad I. Haas (1538-1556). Da Abt Johannes erkrankt war.  Er starb dann auch 25. September 1540.

11 Konventuale wählten dann Philipp Hofstatter zum neuen Abt.(1540-1545). Er stammte aus Karbach, war zunächst Backmeister und später Prior in Bildhausen. Am 8. Dezember 1541 wurde er zusammen mit dem neu gewählten Ebracher Abt Konrad II. Hartmann (1540-1551)

vom Würzburger Weihbischof  Augustin Maier (1536-1543) benediziert.

1541 fand in Schweinfurt eine Zusammenkunft aller Äbte statt. Durch die Reformation hatte sich die Situation aller Klöster drastisch geändert. So war zum Beispiel im Kloster Mariaburghausen nach dem Tod der Äbtissin nur noch eine Nonne im Kloster. Bischof Konrad von Würzburg empfahl dem Abt, diese Ursula von Rosenbach zur Äbtissin zu ernennen und ihr die Verwaltung der Klostergüter zu übertragen. Die Urkunden des Kloster sollten getrennt aufbewahrt werden.

Abt Philipp verstarb am 9. Juni 1545

Sein Nachfolger  Abt Johannes VIII. Greve wurde am 24. Juni 1545 unter Vorsitz des Abtes  Konrad II.Hartmann (1540-1551) von 12 Konventualen  gewählt. Er starb aber schon nach fünfmonatiger Regierung noch bevor er infuliert wurde.

Auch die nächste Wahl fand unter Vorsitz von Abt Konrad aus Ebrach statt. Gewählt wurde Abt Johannes IX. Herbert als 31. Abt. Er stammte aus Neustadt.Er wurde am 6. Januar 1546 von dem Würzburger Weihbischof Georg Flach (1544-1564) benediziert.

1548 nahm er an der Synode teil, die der Würzburger  Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt (1544-1458) nach Würzburg einberufen ließ.

In die Regierungszeit von  Abt Johannes fallen die beiden Markgrafenkriege, die das Kloster schwer schädigten und fast zu seiner Auflösung geführt hätten.

Fürstbischof Melchior Zobel wies den Bildhausener Abt daraufhin, dass Krieg ausbrechen würde und er empfahl ihm, alle Privilegien, Freiheitsbriefe und andere Dokumente in Sicherheit zu bringen und bot an, diese in Würzburg zu

verwahren. Abt Johannes nahm dieses Angebot an und ließ die Dokumente nach Würzburg bringen.

Im Ersten Markgrafenkrieg hatte Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1541-1554) Krieg gegen seine Nachbarn, vor allem die Reichsstadt Nürnberg geführt. Er wollte seinen Einfluss in Franken ausweiten und Ansprüche gegenüber Nürnberg geltend machen.

Das Kloster verlor ein bedeutendes Vermögen. Vieh Getreide und Wein wurden geraubt. Die Kirche und alle Klostergebäude wurden geplündert, das Grabmal und das Bild des Stifters wurden zerstört. Abt und Konventuale konnten sich nicht mehr im Kloster halten.

Sie begaben sich nach teils nach Königshofen und Römhilt, teils nach Neustadt und Mellrichstadt. Der Abt flüchtete mit 300 Gulden, das sind etwa 59.602,00 € nach Schweinfurt. Er wurde aber von hessischen Reitern gefangen genommen, nachdem er schon unterwegs beraubt worden war.

1547 bezogen kaiserliche Truppen ein Lager bei Nürnberg. Das Kloster musste drei Wagen mit Brot und Hafer ins Lager liefern, ohne deshalb von Einquartierungen frei zu sein. Der Reiter-Kapitän Georg von Riedesel rückte mit 100 Reitern ins Kloster ein und blieb dort 3 Tage.

Im zweiten Markgrafenkrieg 1552- 1554 eroberte Albrecht Alcibiades 1553 Schweinfurt. Dabei brannte der Bildhausener Hof in Schweinfurt ab und als Bischof Melchior Schweinfurt belagerte, musste das Kloster Getreide ins Lager nach Königshofen liefern.

Die kriegerischen Ereignisse hatten auch zur Folge, dass die Klosterdisziplin nachgelassen hatte. Konventuale hatten ihren Habit abgelegt und irrten herum, da ihnen das Kloster ja keine Zuflucht mehr sicherte. Einige Konventuale hatten ein Eheverhältnis eingegangen, so zum Beispiel

Pater Franz Fischer, Provisor und Frühmesser in Rothausen. Er wurde von Abt Johannes schriftlich aufgefordert, seine inzwischen geschlossene Ehe wieder aufzulösen, was er umgehend tat.

Als die Zeiten wieder etwas ruhiger geworden waren, rief Abt Johannes 1555 seine verstreuten Konventualen wieder ins Kloster Bildhausen zurück.

Er ließ die zerstörten Klosterbauten wieder herrichten und die Kirche und das Stiftergrabmal restaurieren.

Unter seiner Leitung fand im Kloster Frauenroth die Wahl von Äbtissin Amalia von Rumrod 1550 als Nachfolgerin der verstorbenen Äbtissin Ursula statt. Er investierte sie mit Schlüssel und Stab.

Im April 1558 wurde Fürstbischof Melchior am Fuße des Marienberges in Würzburg ermordet.

Abt Johannes nahm an der Beerdigung teil. Er selbst starb am 2. Januar 1560.

Zu seinem Nachfolger wurde am am 23. Januar 1560 Abt Valentin II. Reinhard aus Mellrichstadt (1560-1574)von nur 9 Wählern  als 33. Abt gewählt. Er wurde am 28.04. 1560 vom Würzburger Weihbischof Georg Flach unter Assistenz des Ebracher Abtes Johannes IV.(1551-1562) und Abt Leonhard(1560-1564)

von Kloster Aura benediziert. Nur 3 Tage nach seiner Weihe nahm er an der Diözesansynode in Würzburg teil.

Wie sein Vorgänger war er mit der Wiederherstellung der Klostergebäude beschäftigt. 1561 ließ er das Stiftergrabmal restaurieren und 1567 die Orgel wieder herstellen.

Zweimal musste er außerordentliche Abgaben von jeweils 600 Gulden zahlen, das sind jedes Mal 119.862,00 €. Für das schwer geschädigte Kloster war das eine enorme Summe. Das eine betraf einen Beitrag, den das Kloster zur Errichtung des Jesuitenkollegs in Würzburg zu leisten hatte.

Als die fürstbischöfliche Residenz 1572 auf dem Marienberg abgebrannt war, wurde das Kloster ebenfalls mit 600 Gulden zur Kasse gebeten.

Er war 1563 bei der Wahl des Ebracher Abtes Leonhard Rosen (1563-1591) dabei und präsentierte diesen dem Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg (1558-1573)

Auch bei der Wahl des Langheimers Abtes Magnus Hofmann (1572–1582) war er anwesend. Im Jahr darauf visitierte der Generalabt von Citeaux Nicolas I. Boucherat (1571–1583) die fränkischen Zisterzienserklöster.

In der Regierungszeit von Abt Valentin wurden zwei Konvente der fränkischen Äbte abgehalten, nämlich 1563 und 1565.

Der Würzburger Bischof versuchte zweimal in die klösterlichen Rechte einzugreifen. 1563 wollte er dem Kloster einen Gegenschreiber, das war ein Beamter der Finanzverwaltung, namens Adam Bart aufzudrängen. Damit sollte das Kloster in weltlichen Dingen kontrolliert werden.

Unter Mitwirkung des Ebracher Abtes Leonhard, wurde dies dann zurückgenommen. 1563 musste das Kloster dem Fürstbischof eine Anleihe von 1000 Gulden geben, das sind etwa 199.770,00 €. Davon sah das Kloster natürlich nichts mehr.

Rost interpretiert das so, dass sich das Kloster mit diesem Betrag praktisch frei gekauft. hatte (S.69)

Er sah sich im Einklang mit den Bestimmungen des Konzils von Trient (1545-1563) über das Recht der bischöflichen Visitation und griff in die Rechte auch exemter Klöster ein.

1565 ließ der Kloster Bildhausen durch die geistlichen Räte Anton Aestig und Georg Fischer, beide Chorherren am Stift Neumünster visitieren. Abt Leonhard von Kloster Ebrach protestierte sofort dagegen. Als der Protest ohne Erfolg blieb, wandte er sich an alle fränkischen Zisterzienseräbte.

Mit Zustimmung des Generalabtes von Citeaux wandten sich die Äbte zusammen an das Konzil von Trient. Mit einem päpstlichen Entschluss vom 5. Januar 1579 wurde Bischof Friedrich dieses untersagt (Rost S. 69)

Das Kloster litt auch unter den Grumbachschen Händel. Das war eine lehensrechtliche Auseinandersetzung zwischen den Fürstbischöfen und Wilhelm von Grumbach, der als Geheimer Rat in den Diensten Fürstbischof Konrad von Bibra (1540-1544)gestanden war.

In den Mord an Fürstbischof Melchior Zobels von Giebelstadt war Wilhelm von Grumbach auch verwickelt. Während den Händeln musste sich Abt Valentin 1563 nach Mellrichstadt, der Konvent nach Neustadt flüchten.

Das Kloster hatte wohl auch Schwierigkeiten, Pfarrstellen angemessen zu besetzen, da es immer mehr Mangel an gebildeten Konventualen hatte. So mussten Pfarrerstellen oft mit völlig ungeeigneten  Männern besetzt werden, was zum Beispiel in Neustadt zu geradezu skandalösen Zuständen führte.

Schließlich empfahl er den Karmeliter Provinzial Pater Leonhard Gramar als Prediger nach Neustadt. Das Kloster musste dafür jährlich 200 Gulden, das sind etwa 39.954,00 €, aufbringen.

Abt Valentin II. starb am 5. Juli 1574. Ihm wurde eine Neigung zum Luthertum nach gesagt. Dafür spricht, dass er in seiner Regierungszeit zweimal nach Würzburg zitiert. 1566 rief ihn der Fürstbischof nach Würzburg. in dieser Zeit bewachten 2 adelige Hofbeamte und 7 Berittene das Kloster.

1571 musste er wieder nach Würzburg gebracht und dort eingesperrt. Er kam nur auf Fürbitten einiger Domherren, unter ihnen der spätere Fürstbischof Julius von Echter und nach Ausstellung entehrender Reversbriefe wieder frei.

Der Wahltag war von Abt Leonhard auf den 27. Juli 1574 festgelegt. Er leitete die Wahl unter Assistenz des Langheimer Abtes Magnus Hofmann (1572–1582). Gewählt wurde von 10 Konventualen Abt Valentin III. Steinmüller aus Mellrichstadt. Vor seiner Wahl war er Prior.

Die Wahl hatte nur nach heftigen Protesten von Abt Leonhard stattgefunden. Denn der Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der inzwischen auf Friedrich von Wirsberg gefolgt war,  hatte mit den Domherren Wilhelm von Milchling und von 1577-1591 Propst von St. Burkhard in Würzburg und Sebastian Faber, Dekan des Stiftes Haug in Würzburg zusammen mit dem Notar Rochus (Rost S. 76) Die Mönche befürchteten aber, Bischof Echter könnte sogar einen Administrator einsetzen und so das Kloster in die Hand des Bischofs kommen. Man einigte sich schließlich auf den Kompromiss, dass die Kommissare zwar bei der Wahl anwesend waren, sicher aber nicht einmischten und  auch keine Stimme abgaben. Abt Leonhard reiste am 30. Juli 1574 mit dem neugewählten Abt nach Würzburg, um diesen Bischof Julius vorzustellen. Dabei wiederholte er seinen Protest.

Der Bischof ging aber noch einen Schritt weiter und legte Abt Valentin eines Eidesformel vor, die nach Ansicht des Ebracher Abtes weit über das hinausging, was die Vorschriften und Definitionen zuließen. Der Bischof verwies aber auf die Bestimmungen des Konzils von Trient und leitete daraus seín Recht ab. Außerdem erklärte er, dass mehrere Mönche in Bildhausen Lutheraner seien, andere Beischläferinnen hätten und andere andere Gebrechen und außerdem sei die Klosterzucht völlig verfallen.

Endlich wurde Abt Valentin am 21.September 1574 vom Würzburger Weihbischof Anton Resch (1567-1583) unter Assistenz der Äbte von Langheim Magnus Hofmann (1572–1582) Michael II. Bernhart (1560–1581 ) vom Würzburger Kloster St. Stephan geweiht.

Schon im ersten Amtsjahr ergaben sich Schwierigkeiten. 1366 hatte das Kloster die Höfe von Großwenkheim und Wargoldshausen für 2.500 Pfund Heller,  das entspricht etwa 166.988,00 €, wiederkäuflich von den Grafen von Henneberg gekauft. Diese hatten aber

das Recht des ewigen Wiederkaufes an den Bischof und das Hochstift von Würzburg verkauft.  1574 machte Bischof Julius von diesem Wiederkaufsrecht Gebrauch und sandte den Amtmann von Königshofen Georg von  Masbach mit 2000 Dukaten , das sind etwa 395.790,00 €,

nach Bildhausen um diese Güter wieder einzulösen. Dem Abt schien das zu wenig und er nahm das Geld nur unter Protest an. –daraufhin ließ Bischof Julius das Geld wieder abholen. 1575 einigte man sich schließlich auf folgende Lösung. Das Kloster versprach 6.000 Dukaten zu zahlen,

etwa 1.187.371,00 €. Dafür verzichtete Bischof auf das Wiederverkaufsrecht, behielt sich lediglich vor, dass das Hochstift vom Kloster das Vorkaufsrecht erhalten sollte, falls sich das Kloster einmal zu einem Verkauf entschließen sollte.

Bischof Julius versuchte wie in vielen Klöstern die Hoheitsrechte des Stiftes auszuweiten.

Die Zustände in der Pfarrei Neustadt hatten sich nicht gebessert. Auch die wirtschaftliche Lage des Klosters verschlechterte sich beständig. Daraufhin schickte er im Einvernehmen mit Abt Leonhard eine Kommission nach Kloster Bildhausen. Aus Kloster Ebrach war der Prior

dabei. Es erfolgte eine Zurechtweisung, die Abt Valentin aber nicht beachtete. 1581 wurde nochmals eine Kommission nach Bildhausen geschickt, die das Archiv und die Rechnungen überprüfte. Daraufhin wurde Abt Valentin abgesetzt. Er flüchtete und starb nach Rost (S. 81) “in größtem Elende”.

Am 20. November 1581 wurde sein Nachfolger Abt Michael Christ aus Mellrichstadt von 12 Konventualen einstimmig gewählt. Vor seiner Wahl war er von 1574-1581 Prior in Bildhausen. Abt Leonhard von Ebrach leitete die Wahl, bei der wieder bischöfliche Kommissare anwesend waren.

Abt Michael wurde am 28. Januar 1582 als 35. Abt von Bildhausen unter Assistenz der Äbte Leonhard aus Ebrach und Magnus aus Langheim benediziert. Er war einer der besten Äbte, die Bildhausen hatte, wie Otto Schnell in “Personalstand der Abtei Bildhausen während der Zeit ihres Bestandes,

Würzburg  1887 S.150 feststellt. Rost nennt ihn sogar “zweiten Stifter des Klosters”. S.82.

Bei seinem Regierungsantritt war Bildhausen verarmt und verschuldet. Viele Gefälle und Güter waren versetzt oder verpfändet. Die Gebäude waren verfallen und zum Teil öde. Er stellte alles wieder her, meist  in besserem Zustand. Er baute neue Gebäude.Güter und Gefälle

löste er wieder ein. In der Kirche ließ er neue Statuen aufstelle, die Gemälde, die unter Feuchtigkeit gelitten hatten ließ er restaurieren. Er ließ die Orgel reparieren. 1616 ließ er die Konventsmessglocke gießen und die große Kapitelsglocke mit einer Inschrift versehen.

1592 kaufte er die freie Fischerei an der Brend für 200 Dukaten, das sind etwa 39.579,00 €.  1598 kaufte Abt Michael von Christoph von Burdian die sogenannte Burdiansmühle in Altshausen, einem Stadtteil von Münnerstadt für 2.700 Dukaten, das sind etwa 534.317,00 €.

Schon vier Jahre vorher hatte er von Wolfgang von Erlach, Amtmann in Neustadt und Münnerstadt, das Gut Allershausen für 4000 Dukaten gekauft, das sind etwa 791.581,00 €. Das Gut bestand aus zwei Hofstätten Wiesen, Weinbergen, Krautfeldern und einem Baumgarten.

Die Kaufsumme wurde 1596 bar entrichtet. Insgesamt hatte Abt Michael für 11.437 Dukaten, das sind etwa 2.263.327,00 €.  Abt Michael löste auch das oben berichtete Wiederkaufsrecht für die Höfe in Großwenkheim und Wargoldshausen ein.

Er ließ die Pfarrhöfe in Heustreu, Salz, Brendlorenzen, Neustadt und Steinach neu erbauen. Zum Pfarrhausbau in Königshofen steuerte er bei. Trotz der Akquisitionen und vielen Neubauten konnte Abt Michael zu anderen Unternehmungen seinen Beitrag leisten.

so gab er 1582 zur Gründung der Universität Würzburg, bei der ein geistliches Seminar errichtet wurde, einen Beitrag von 3000 Dukaten, das sind etwa 593.685,00 €. Für die abgebrannte Residenz gab er 600 Dukaten, das sind etwa 118.737,00 €.

1591 wohnte Abt Michael der Einweihung der Universität Würzburg bei. An der Einweihung des Schlosses Marienberg 1605 nahm er ebenfalls teil.

Abt Michael starb am 19. Februar 1618. in seiner Regierungszeit stieg auch die Zahl der Konventualen wieder an und zwar von 12 auf 20. Obwohl er viel gebaut hatte und dafür zwischen 8.0000 und 10.000 Gulden, also  1.583.161,00 €. und etwa 1.978.952,00 €. , Güter und Gerechtsame ausgelöst hatte,

hinterließ er bei seinem Tode noch eine bedeutsame Summe an Bargeld. (Rost S. 95)

Zu seinem Nachfolger wurde am 2. März 1618 einstimmig Georg Kihn (1618-1639)aus Würzburg zum 36. Abt gewählt. Vor seiner Wahl war er Prior in Bildhausen. Wahlberechtigt waren 20 Konventualen. Die Wahl fand unter Vorsitz des Ebracher Abtes Kaspar Brack (1615-1618) statt.

Dieser stellte ihn gleich nach seiner Wahl dem Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried I. von Aschhausen vor. Er wurde aber erst nach Abschluss des Landtage, den Fürstbischof Johann Gottfried auf den 09.08.1618 in Würzburg einberufen hatte vom Würzburger Weibischof

Eucharius Sang (1597-1620) unter Assistenz der Äbte von Ebrach und  Abt Peter (1608-1620) von Kloster Langheim benediziert und infuliert.Abt Georgs Regierungszeit fiel in den Dreißigjährigen Krieg, der im Mai 1618 mit dem Prager Fenstersturz begonnen hatte.

Seine erste Amtshandlung war Wolf Adam von Steinau genannt Steinrück (1572-1652) am 19. Juni 1618 mit dem Klosterhof in Stralungen zu belehnen.

Bei seiner Rückkehr von Bischofsheim am Rhein übernachtete Fürstbischof Johann Gottfried mit großem Gefolge im Kloster Bildhausen.

Mit Kloster Theres hatte Bildhausen lange Jahre wegen des Pfarrhausbaues in Großwenkheim im Streit gelegen. Am 14. Juli 1622 verglichen sich die beiden Klöster im Beisein des Bildhausener Abtes und Abt Thomas II. Höhn(1619-1637).

Im selben Jahr kam Weihbischof Jodokus Wagenhauer (1620-1635) nach Bildhausen, weihte die entweiht gewesen Kirche in Großeibstadt neu ein. Auf dem Rückweg weihte er in der Klosterkirche den neu erstellten Marmoraltar, den die Schweden zehn Jahre später entweihten.

Am 29. Dezember 1622 verstarb Fürstbischof Johann Gottfried auf dem Regensburger Fürstentag. Abt Georg nahm am Leichenbegängnis teil, das am 20. Januar 1623 stattfand.

Vor der Krieg Bautätigkeiten unmöglich machte, war Abt Georg als eifriger Bauherr tätig. Er erneuerte die sogenannte Torkirche von Grund aus, die Weihbischof Jodokus am 14. November 1624 weihte. 1625 baute er das Abtsgebäude und das Kanzleigebäude.

Dann erbaute er die Konventsküche.

1626 machte sich der Krieg erstmals in Bildhausen bemerkbar. Wallenstein rückte in Bamberg ein. Er nahm mit seinen Generälen und Obristen Quartier in Bildhausen. Sein Heer wurde in der Umgebung einquartiert.

Noch zweimal gab es große Übernachtungen in Bildhausen. Am 20. Oktober 1627 übernachtete Fürstbischof Philipp Adolf (1623-1631) von Ehrenberg mit seinem Hof im Kloster.

1630 übernachtete Fürstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623–1632), der aus Regensburg kam in Kloster Bildhausen.

1630 griff der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) in den Krieg ein. Am 6. Juli 1630 landete er mit seinem Heer in Usedom. Am 17.September 1631 schlug er den Ligageneral Tilly (+30. April 1632) in der Schlacht von Breitenfeld vernichtend.

1632 marschierten die Schweden in Franken ein. An 7. Oktober 1631 stand Gustav Adolf vor der Festung Königshofen, die man als Schlüssel zum nördlichen Franken ansah. Am 10. Oktober wurde die Festung übergeben.

Der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1631-1642) flüchtete nach Köln und blieb dort bis Ende 1634 im Exil. Auch Abt Georg hatte sich nach Köln geflüchtet. Die Schweden hatten Kloster Bildhausen eingenommen und dort einen Administrator eingesetzt. Die Mönche wurden vertrieben,

einige von ihnen misshandelt sowie der Bursar Johannes Carl.

Am 23. Januar 1632 schenkte Gustav Adolf der Stadt Schweinfurt die Klosterhöfe von Ebrach und Bildhausen in Schweinfurt mit sämtlichen Gefällen, Gülten und Zinsen. Einige Klostergeistliche legten dagegen zwar schriftlichen Protest ein, der aber nicht beachtet wurde.

Nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen im September 1634 traten fast alle protestantischen Reichsstände aus dem Bündnis mit Schweden aus.

In Königshofen setzten die Schweden einen protestantischen Pfarrer ein.

Ende 1634 konnte Fürstbischof Franz aus Köln zurückkehren. Auch Abt Georg  kam zurück. Er hatte in Köln viele Schulden machen müssen. Abt Georg blieb zunächst in Würzburg, begab sich dann aber nach Königshofen, wo er sich überwiegend aufhielt.

1637 leitete er die Wahl des Ebracher Abtes, bei der Johann VI. Pfister als Nachfolger seines Vorgängers Johannes Dressel (1618-1637) gewählt wurde. Auch bei der Benedikation durch Fürstbischof Franz am 2.Februar 1638 nahm er teil.

Abt Georg starb am 6. November 1639 auf der Festung Königshofen und wurde in der Pfarrkirche von Königshofen beigesetzt.

Er hatte alle noch vorhandenen Klosterdokumente sammeln und kopieren lassen und so dafür gesorgt, dass diese der Nachwelt erhalten blieben.

Kloster Bildhausen war noch besetzt, als Abt Georg verstarb. 6 Konventuale hielten sich  derzeit in Königshofen auf. Sie versammelten sich zu einer außerordentlichen Abtswahl, in der Valentin IV. Hendinger (1639-1675) einstimmig gewählt zum Abt gewählt wurde.

Wann Konventuale und Abt nach Bildhauswen zurückkehren konnten, ist nicht überliefert. Aber 1644 lebten sie wohl wieder im Kloster. Denn 1644 ließ Abt Valentin das Muttergottesbild an der Toreinfahrt erneuern und einer Zeittafel versehen.

1644 geriet das Kloster aber auch in Schwierigkeiten. Klosteruntertane hatte nämlich in Junkerhausen einen schwedischen Offizier gefangengenommen und getötet. Der schwedische Obrist von Kandelberg erfuhr davon und drohte dem Kloster mit heftigsten Konsequenzen, wenn es nicht eine bedeutende Summe zahlen würde. In seiner Not verkaufte das Kloster seinen Hof in Würzburg an das Karthäuserkloster in Astheim bei Volkach. Die Karthäuser zahlten die Kaufsumme bar und sandten diese nach Bildhausen. Als sie dort ankam, war der schwedische Obrist bereits vertrieben,

das Geld also gerettet. Der Abt wollte das Geld sofort zurückschicken. Die Karthäuser verweigerten aber den Kauf rückgängig zu machen.

Zwischen dem 15. Mai 1648 und dem 24.Oktober 1648 wurden in Münster und Osnabrück eine Reihe von Verträgen geschlossen, die als “Westfälischer Friede” in die Geschichte eingingen und den den Dreißigjährigen Krieg beendeten.

Von dem Krieg und seinen Folgen erholte sich das Kloster erst allmählich. Abt Valentin konnte aber viele Schulden zurückzahlen.

Den Klosterhof in Neustadt an der Saale erbaute er neu. Auch viele verpfändete Zehnten brachte er wieder ans Kloster zurück.

1660 erbaute er die Zehntscheuer in Hollstadt.

Neben den eingelösten Pfändern konnte Abt Valentin für insgesamt 3000 Gulden Neuerwerbungen tätigen, das sind etwa 583.287,00 €

Ein sehr gutes Verhältnis hatte er zum Würzburger Fürstbischof Johann Philipp I. von Schönborn (1642-1673). Dieser handelte für sein schwer geschädigtes Bistum mit den verschiedenen Kriegsparteien Entlastungen aus. Wegen seiner umsichtigen Rolle bei

den Verhandlungen wurde er 1647 auch Erzbischof von Mainz und 1663 noch Bischof von Worms. Er besuchte das Kloster mehrfach und übernachtete auch dort.

1672 wohnte Abt Valentin dem Landtag bei.

In diesem Jahr wurde Kloster Bildhausen auch in die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation aufgenommen, die im September 1624 in Salem gegründet worden war.

Am 12. Februar 1673 starb Fürstbischof Johann Philipp. Bei dem Leichenbegängnis war Abt Valentin auch anwesend.

Am 11. Februar 1675 verstarb Abt Valentin im Alter von 81 Jahren, nachdem er 36 Jahre Abt und 53 Jahre Priester gewesen war.

In Würzburg war inzwischen Peter Philipp von Dernbach (1675-1683) Fürstbischof.  Bei der Abtswahl, die nun anstand griff er gleich massiv ein, um seine Rechte zu wahren.

Der Ebracher Vaterabt Alberich Degen (1658–1686) hatte den Wahltag für den neuen Abt auf den 26. Juli gelegt. Der Konvent meldete den Tod von Abt Valentin auch nach Würzburg. Der Geistliche Rat in Würzburg setzte nun den 29. Juli

als Wahltermin fest, was ja nicht in seiner Kompetenz lag. Abt Alberich protestierte nicht dagegen und verkündete den 29. Juli als Wahltermin.

Am 28. Juli kamen die bischöflichen Kommissare, Weihbischof Stephan Weinberger (1667-1703) und der Domherr Johann Georg Specht von Bubenheim (1665-1688) in Bildhausen an.

Der Weihbischof hielt nun eine Ansprache und verlangte folgendes: Vorrang der würzburgischen Kommissare, Mitdirektorium beim Wahlvorgang, Installation des neu zu wählenden Abtes, das Recht ihn ins Konklave zu führen,

die Schlüssel zu übergeben und als erster zu gratulieren. Dagegen protestierte der Abt sofort und erklärte, das sei nicht mit den Ordensstatuten und den Exemtionen vereinbar. Er drohte, selbst lieber unverrichteter Dinge abzureisen

als sein Gewissen zu beschweren. Die bischöflichen Kommissare erklärten, dass sie nicht “einen Nagel breit” (Rost S. 122). Daraufhin begab sich der Abt ins Konklave zurück und machte Anstalten, abzureisen.

Als die Kommissare merkten, dass der Abt Ernst machte, baten sie den Abt zu bleiben, bis sie neue Instruktionen aus Würzburg eingeholt hätten. Man einigte sich schließlich auf folgenden Modus. Im Kapitel und bei der Wahl hat der Abt den Vorsitz,

bei Tische aber die Kommissare. Sie versprchen sich nicht einzumischen und nur die Stimmzettel einzusehen. Das Recht, als erste zu gratulieren, behielten sie sich vor.

27 Konventuale waren wahlberechtigt. Gewählt wurde Robert Metzel aus Volkach. Vorher war er Bursar. 1672-1675 war er Pfarrer in Brendlorenzen und zugleich Ökonom n Neustadt. Damit war die Wahl zum 38. Abt von Bildhausen abgeschlossen.

Aber auch für die Weihe gab es neue Vorschriften. Der Konvent müsse schriftlich um die Konfirmationen nachsuchen. Der Neugewählte würde 8 Tage lang an der Kirchentür angeschlagen. Dann erst würde der Bischof den Konfirmationstermin bekannt geben.

Der Neugewählte müsse dann vom Prior und zwei Patres präsentiert werden und dann die Professio fidei ablegen. Dies ängstigte den neugewählten Abt alles und er fragte Abt Alberich in Ebrach um rat, wie er sich verhalten solle. Dieser empfahl ihm, nur

mit einem Konventualen nach Würzburg zu reisen , um sich dem Bischof zu präsentieren und falls dieser auf mehreren bestand, dem Bischof zu sagen, man habe dies nicht gewusst und auch in allen Klosterurkunden nichts gefunden.

Am 6.Oktober 1675 wurde Abt Robert schließlich von Weibischof Stephan Weinberger in der Klosterkirche von Bildhausen benediziert.

In seiner Regierungszeit zahlte Abt Robert Schulden zurück. Er kaufte kostbares Silbergerät. Er baute 1676 den oberen Pferde-und Kuhstall.  Er löste den Keltenhof in Stralungen für 400 Gulden, das sind ungefähr 4000,00 €.. Auch zahlte er an den Schulden, die Abt Georg

in Köln gemacht hatte, 1100 Gulden ab, das entspricht ungefähr 11.000 €. In der Klosterkirche ließ 1679 er den Hauptaltar errichten und vergolden. Die Zahl der Konventualen nahm wieder zu, bei seinem Tod waren es 29.

Er legte den Grundstein zu dem noch erhaltenen dreistöckigen Dormitorium legen. Abt Robert litt an Wassersucht. Er erlebte noch, wie ein Marienbild, das er in Augsburg in Auftrag gegeben hatte und das 2959 Gulden also

ungefähr 1.720.383,00 € gekostet hatte, in Bildhausen ankam. Er verstarb am 8. Oktober 1689.

Als Abt Ludwig gestorben war, schickte der Konvent sofort einen reitenden Boten nach Ebrach, um den Tod zu melden. Aber Abt Ludwig Ludwig (1685-1696) befand sich in Kloster Langheim, wo ein neuer Abt gewählt wurde.

Der Abt wurde dort von bambergischen Soldaten fast wie ein Gefangener behandelt. Durch Vermittlung eines langheimischen Bediensteten konnte der Bildhausener Bote schließlich zum Abt vordringen. Dieser beauftragte den

Bronnbacher Abt Franz Wundert ( 1670-1699) die Wahl in Bildhausen vorzunehmen und erteilte ihm die nötige Vollmacht. Dieser setzte den 24. Oktober als Wahltermin fest. Der Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried II. von Guttenberg
(1684 –1698) hatte allerdings schon den 22.10. als Termin festgelegt. In Anwesenheit des bischöflichen Kommissars Johann Franz Karl von Ostein (1681-1718) wurde Friedrich Agricola zum 39. Abt von Bildhausen gewählt. Er ist am 9. Oktober  1643

in Würzburg geboren. 1664 trat er in das Kloster Bildhausen ein. 1671 wurde er zum Priester geweiht. 1677 war er Ökonom in Neustadt. Ab 1687 bis zu seiner Wahl zum Abt war er Prior in Bildhausen.

Er wurde von Weihbischof Stephan Weinberger unter Assistent der Äbte Franz Wundert aus Bronnbach und  Benedikt Knittel (1650-1732) aus Schöntal in der Klosterkirche von Bildhausen benediziert.

Nach den Klosterchroniken war Abt Friedrich bei seinen Konventualen sehr beliebt. Er regierte 14 Jahre, in denen er sehr viel baute.

1691 und 1692 ließ er auf dem Rindhof in Münnerstadt 2 neue Bauernhöfe mit Ställen erbauen. 1694 baute er den Pfarrhof in Brend und gab dafür  1400 Gulden aus, das sind immerhin ungefähr 814.076,00 €.

Im selben Jahr setzte er die vom Einsturz bedrohte Burdiansmühle in Münnerastadt-Althausen in Stand und gab dafür 1340 Gulden aus, also ungefähr 779.187,00 €.

1695 ließ er das Bauernhaus in Brend von Grund auf neu herstellen.

1697 folgte der Pfarrhof in Heustreu mit einem Aufwand von 1006 Gulden, also ungefähr 10.006,00 €.

1701 wurde das baufällige Baderhaus in Großwenkheim wiederhergestellt.

Gegen Ende seines Lebens bekam Abt Friedrich ein Übel im Gesicht, was ihn verunstaltete und dazu veranlasste, sich aus der Öffentlichkeit zurück zu  ziehen.

Er nahm deshalb auch nicht an den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried II. teil Auch bei der Weihe des neugewählten Fürstbischof

Johann Philipp von Greiffenclau (1699-1719) war er nicht dabei. Als dieser aber die Huldigung seiner Untertanen in Neustadt entgegennahm, ließ ihn Abt Friedrich durch seinen Bursarius einladen.

Daraufhin kam der neugewählte Fürstbischof mit einer großen Anzahl seiner Hofleute nach Bildhausen und nahm dort ein Mittagessen ein.

Abt Friedrich erlag seinem Leiden am 11. August 1703 im Alter von 56 Jahren.

Die Wahl für den neuen Abt wurde auf den 18. August 1703 gelegt. Sie fand dann unter ziemlich turbulenten Umständen statt. Ein Kompetenzstreit den Installationsakt betreffend  zwischen dem Ebracher Vaterakt

Paulus Baumann (1702–1714) und den bischöflichen Kommissaren Ignaz Theobald Hartmann von Reinach (1662–1727) führte zu einem Gerangel und sogar Handgreiflichkeiten. Die Kommissare waren in der Abteikirche eingesperrt worden.

Der Fürstbischof und seine Regierung nahmen dies sehr übel. Der neugewählte Abt erhielt erst nach Ausstellung eines beschwerlichen Revers eine Audienz beim Bischof. Er musste Abbitte leisten

und der Installationsakt musste im Kloster wiederholt werden, dieses Mal in Anwesenheit der bischöflichen Kommissare. Er wurde erst am 21. November bestätigt und am 4. März 1704 vom Fürstbischof selbst unter Assistenz

der Äbte Benedikt Knittel und Joseph Hartmann (1699–1724) aus Bronnbach benediziert.

Zum 40. Abt von Bildhausen war Augustin Stapf (1704- 1731 gewählt worden.

Abt  Augustin ist am 25.Dezember 1659 in Wermerichshausen (heute Münnerstadt)  geboren. Er ist der Sohn eines Bauern, trat 1681 in Kloster Bildhausen ein und wurde 1684 zum Priester geweiht. Von 1698 bis zu seiner Wahl 1703

war er Pfarrer in Großwenkheim.

In Großwenkheim ließ er 1723 das klostereigene baufällige Schankhaus “Zum Adler” mit Pferdeställen neu errichten.

Aus seiner Regierungszeit sind mehrere Rechtsgeschäfte überliefert. So schloss er mit den Freiherren von Rosenbach wegen angrenzender Jagdbezirken, was immer wieder zu Streit geführt hatte.

Die Schwierigkeiten  bei seiner Installation scheinen das Verhältnis zwischen Fürstbischof und Kloster nicht weiter belastet zu haben. Er besuchte das Kloster mehrmals und speiste auch dort.

Der Abt war beim feierlichen Einzug Kaiser Karls VI. (1711-1740) in Würzburg zugegen.

Am Leichenbegängnis von Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau  am 28. August 1719 dabei, ebenso wie bei der Weihe des neugewählte Würzburger Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten (1724-1729).

Im selben Jahr assistierte er bei der Benediktion des Abtes Engelbert Schäffner (1724–1752) von Bronnbach.

Abt Augustin verstarb am 19. August 1731. Er war ein guter Haushälter. Bei seinem Tode befanden sich 66.000 Gulden, das sind ungefähr 660.000,00 € in der Klosterkasse. (Rost S. 141)

Am 10.September 1731 fand die Wahl des Nachfolgers von Abt Augustin statt. Die Wahl wurde geleitet vom Ebracher Vaterabt Wilhelm Söllner (1714–1741), bei der auch drei fürstbischöfliche Kommissare anwesend waren.

Gewählt wurde im zweiten Wahlgang Engelbert Klöpfel (1731-1754) mit knappen Mehrheit. Das Ergebnis lautete 19 von 35 Stimmen.

Engelbert ist am 17. Januar 1675 in Weichtungen bei Münnerstadt geboren. wie sein Vorgänger war auch er ein Bauernsohn. Er trat am 7.September 1695 in das Kloster Bildhausen ein. Am 17. Mai 1699 feierte er seine erste Heilige Messe.

Danach war er vor allem in der Seelsorge tätig. Von 1705-1731 war er Pfarrer in Hollstadt. Dann wurde er zum Abt gewählt.

Er war ein sehr baufreudiger Abt. Für den Ausbau und die Verschönerung der Klosterkirche gab er 10.000 Gulden aus, also ungefähr 5.826.500,00 €. Die Hauptorgel ließ er aus dem Chor in das Hauptschiff der Kirche versetzen.

Neben der Ausschmückung der Kirche kaufte er auch viel kostbare Gefäße. Einen bedeutenden Teil des Konventbaus ließ er neu errichten. Auch der Bibliotheksaal wurde neu erstellt.

Zu Beginn seiner Regierungszeit ließ er 1732  das Ökomiegebäude in Hollstadt erbauen. 1746 ließ er die neue Sepultur, also Grablege errichten.

1735 musste der Besitzer der den Kloster lehnbare Steinmühle in Saal diese wegen Schulden verkaufen. Abt Engelbert kaufte die Mühle für 3.000 Dukaten, das sind ungefähr 1.747.950,00 € und verkaufte sie gegen

Vorbehalt des Kaufs- Tausch- und Teilungs-Handlohn weiter und dies mit einem Revers, dass er die Mühle an keinen Adligen, kein Kloster oder Spital und keine Gemeinde verkaufen dürfe.

1744 kaufte er Güter und Gülten für 2070 Gulden, also ungefähr 1.206.086,00 € in Großbardorf.

1733 fand der polnische Erbfolgekrieg statt., in dem Frankreich gegen Österreich kämpfte. 1733 sollte das Generalkapitel in Citeaux tagen. Wegen des Krieges besuchte Abt Engelbert anstelle des erkrankten Ebracher  Abtes

Wilhelm zusammen mit Abt Martin Wolf (1728-1734) aus Langheim und Pater Josef aus Ebrach das Kloster Kaisheim.

Am 8. August 1734 nahm er an der Amtseinführung des Langheimer Abtes Stephan Mössinger (1734-1751) teil.

Eine Reise zum Generalkapitel nach Citeaux erfolgte dann zusammen mit Abt Engelbert Schäffner (1724-1752) vom Kloster Bronnbach im April 1738.

Am 29.April 1741 fand in Ebrach das Leichenbegängnis von Abt Wilhelm statt. Der Salemer Abt Konstantin Miller (1725-1745) hatte als Vorsitzender der Oberdeutschen Kongregation dazu Abt Cölestin I. Meermoos (1739–1771)

von Kloster Kaisheim delegiert. Die Würzburgischen Kommissare hatten dies aber nicht gestattet, da Abt Cölestin nicht aus der Diözese war.

Also übernahm Abt Engelbert diese Aufgabe.

Am 10. September 1741 assistierte er bei der Benediktion des neuen Abtes von Ebrach Hieronymus Held (1741-1773), der in der Domkirche in Würzburg geweiht wurde. Am 15. September 1743 wurde die Hofkirche in Würzburg  von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (1729-1746) eingeweiht. Dazu waren alle Äbte eingeladen. sie erhielten dann eine Gedenkmünze

im Wert von 17 Dukaten, das sind immerhin ungefähr 9.905,00 €.

1744 fand in Schweinfurt ein Kreistag abgehalten.Bischof Friedrich Karl bat Abt Engelbert dazu zwei Konventuale abzuordnen, die dort im Rathaus die Messe lesen sollten. Abt Engelbert schickte dazu die Patres

Bonifatius, den späteren Abt und Gregor (+1753)

Natürlich hatte die Abtei auch immer wieder hohe Besuche. So weilte Herzog Friedrich von Sachsen-Meiningen (1729-1743) am 3. Mai 1735 in Bildhausen. Fürstbischof Friedrich Karl übernachtete am 17. November 1735 in Kloster Bildhausen.

1739 war Elisabeth  Sophie, Herzogin von Sachsen –Meiningen und Schwester des Preussenkönigs Friedrich II. für einen Tag zu Gast in Bildhausen.

Im Alter litt Abt Engelbert an Wassersucht. Daran starb er schließlich im Alter von fast 80 Jahren am 27. April 1754.

Am 28. Mai 1754 fand die Wahl zum neuen Abt statt.

Gewählt wurde Bonifatius Gessner (1754-1770) Er ist am 17. November 1699 in Großwenkheim geboren. Er war der dritte Bauernsohn in Folge, der später Abt in Bildhausen wurde.

Er trat im Mai 1721 in das Kloster Bildhausen ein. Seine Primiz feierte er am 2. November 1727. Noch vor seiner Priesterweihe sandte ihn das Kloster zum Theologiestudium nach Würzburg.

Im Kloster übernahm er dann die Stelle eines Lektors für Philosphie und Theologie. Schon mit 39 Jahren wurde er zum Kanzleidirektor.

1738 begleitete er Abt Engelbert auf seiner Reise zum Generalkapitel nach Citeaux.

In seinem Wappen führte führte er u.a. eine strahlende Sonne. Das führte zu seinem Beinamen “Sonnenabt”.

Die Regierungszeit von Abt Bonifatius war eine Glanzzeit der Abtei. Gleichzeitig waren die Zeitumstände sehr ungünstig. Der Siebenjährige Krieg von 1756-1763 ging auch an Kloster Bildhausen nicht spurlos vorüber.

Daneben gab es eine Reihe von Naturkatastrophen. Einmal wurden die Scheunen des Klosterhofes in Neustadt vom Blitz getroffen und die Scheunen brannten ab.

Am 28. Mai 1768 setzte eine große Überschwemmung auch die Klosterkirche unter Wasser. Er ließ dann die Wasserschäden beseitigen

Um seine Heimatgemeinde Großwenkheim kümmerte er sich immer stark. Noch vor seinem Amtsantritt hatte er dort die Wahl  seines Verwandten Johann Nikolaus Geßner zum Schultheißen geleitet.

Vom Landesherren erwirkte er für Großwenkheim die Erlaubnis, jährlich 4 Märkte abhalten zu dürfen. In Großwenkheim ließ er die barocke Kirche Maria Himmelfahrt erbauen. 1765 legte er den Grundstein zur Kirche.

Der aus Münnerstadt stammende Kirchenmaler Johann Peter Herrlein (1722-1799) fertigte die Deckengemälde. Dort ist auch Abt Bonifatius in der weissen Kukulle der Zisterzienser verewigt. Als sich 1770 eine

Unterdeckung von mehreren tausend Gulden abzeichnete, schoss er den Betrag vor, der erst 1775 zurückbezahlt werden musste.  Die Weihe der Kirche, die auch Dom der Vorröhn benannt wird, erlebte er nicht mehr.

Der Würzburger Weihbischof Daniel von Gebsattel (1748-1788) weihte die Kirche am 23. August 1728.

Auch den Kirchenbau der Augustiner in Münnerstadt unterstützte er mit beträchtlichen Summen.

Gütererwerbungen wurden wenige erwähnt.

Er kaufte den Zehnten von Mittelstreu. 1756 kaufte er vom Würzburger Damenstift den Hof zur Güldenen Pforte den das Kloster 1774 an den Würzburger  Buchhändler Johann Jacob Stahel für 5000 Gulden, also ungefähr 2.839.504,00 €.

Im Kloster erbaute er 1765/66 als Sommerrefektorium das Gartensalett . In der 1625 unter Abt Georg Kihn errichteten Prälatur ließ er eine Rokokotreppe anfertigen und reiches Stuckwerk in der Abtswohnung.

Abt Bonifatius verstarb am 11. Juni 1770 mit 71 an der Gicht.

Am 3. Juli 1770 wurde Abt Edmund Martin (1770-1786) zum Nachfolger Bonifatius gewählt. Er ist am 23. Dezember 1718 als Sohn bürgerlicher Eltern in Neustadt an der Saale geboren

Im Februar 1741 trat er in das Kloster Bildhausen ein. Seine Primiz feierte er am 16. Mai 1745. Nachdem er zum Abt gewählt worden war, wurde er am 14. Oktober 1770 in der Hofkirche in Würzburg zum Abt geweiht.

Von den Klosterchronisten wurde er als liebenswürdiger Abt geschildert. Allerdings ging dieser Ruf wohl auf Kosten der Wirtschaftlichkeit und des Klosterhaushaltes.

In wirtschaftlichen Dingen war er hoffnungslos überfordert, was sich vor allem bei der Bewirtschaftung der Klosterwälder zeigte. Diese wurden völlig planlos einfach abgeholzt. Auch war das Kloster unter Abt Martin

schnell überschuldet.

Dass die Abtei sich wieder erholte, war vor allem Nivard Schlimbach, dem späteren Abt, der bis zu seiner Abtswahl Kanzleidirektor war und dem Bursar und Subprior Joseph Dettelsbacher (+ 1788) zu verdanken.

Diese erstellten in den 1780-Jahren einen systematischen Aufforstung-und Abholzungsplan.

Im September 1786 erkrankte Abt Martin und verstarb nach einem siebenwöchigen Krankenlager am 23. September 1786.

Am 17. Oktober 1786 fand die Abtswahl statt.

Gewählt wurde Nivard Schlimbach(1786-1803) als 40. und letzter Abt von Kloster Bildhausen.

Er wurde am 25. März 1747 als jüngster Sohn des Wundarztes und Schultheißen Johann Schlimbach in Althausen, heute ein Ortsteil von Bad Königshofen im Grabfeld geboren.

Er absolvierte das Gymnasium in Bamberg und besuchte dann den philosophischen Kurs in Bamberg. Dann wechselte er 1764 nach Würzburg, wo er das Philosophie- und Theologiestudium beendete.

1767 trat er in das Kloster Bildhausen ein. Am 18. September 1768 legte er die Profess ab und wurde 1771 zum Priester geweiht.

Nach der Primiz schickte ihn Abt Edmund zum Studium der Rechtswissenschaften nach Würzburg. Dort wohnte er bei Professor Josef Maria Schneidt. Dieser war ab 1754 für 11 Jahre Konsulent, das ist ein Rechtsberater, der Abtei Bronnbach.

Schneidt war dort orendtlicher Professor der Pandekten und des fränkischen Rechts. Der spätere Abt erwarb sich dort bedeutende Kenntnisse in der Rechtswissenschaft und der fränkischen Geschichte.

Unter der Anleitung von Professor Schneidt legte er eine Sammlung von Kopien von Urkunden an, die sich auf die fränkische Geschichte bezogen.

Diese Sammlung mit dem Titel “Antiquitates Herbipolensis” setzte er bis an sein Lebensende fort.

Nach drei Jahren kehrte er nach Bildhausen zurück, wurde dort Gehilfe des Kanzleidirektors, dann Gehilfe des Ökonoms in Hollstadt. Danach erhielt er die erledigte Stelle des Kanzleidirektors in Bildhausen, die

er bis zu seiner Wahl zum Abt behielt.

Bei seinem Regierungsantritt fand er das Kloster hoffnungslos überschuldet vor. Gleich zu Beginn musste er aufgrund gerichtlicher Anordnung 12.000 Gulden auszahlen, das sind etwa 120.00 Euro auszahlen.

Er baute die hohe Verschuldung zügig ab, verkaufte unprofitable Weinberge. Auch die Zahl der Mönche reduzierte er, um kosten zu sparen. Brachliegende Flächen ließ er urbar machen.

Den Petersberg ließ er roden und mit Obst und Hopfenanlagen bepflanzen. Der neuerbaute Rindhof wurde bald zu einem Ökonomiegut, dessen Erträgnisse die Einkünfte des Klosters bedeutend erhöhten.

Er ließ einen neuen Gästebau und das Pfortenhaus errichten.

In Unsleben errichte er eine Zehntscheuer.

Im Juli 1789  hatte in Frankreich die Revolution stattgefunden. 1792 begannen die Koalitionskriege, also kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den europäischen Machtrivalen.

Schon im 1. Koalitionskrieg 1792-1799 fanden Kämpfe in Franken statt.

1795 errichten die Österreicher ein Lazarett in Kloster Bildhausen. 1796 rückten die Franzosen unter General Jean-Baptiste Jourdan zum zweiten Mal über den Rhein vor und drangen von der Lahn bis in die Oberpfalz vor.

Nachdem die Österreicher abgerückt waren, kamen die Franzosen auch vor Kloster Bildhausen. Nur die Zahlung einer beträchtlichen Geldsumme und die Lieferung von Lebensmitteln bewahrte das Klosterdavor,

geplündert und gebrandschatzt zu werden. Da die Lage zu unsicher war, flüchtete sich Abt Nivard erst nach Coburg und dann nach Cronach und schließlich nach Ebersberg im Vogtland.

Zu allem Unglück wurde die Gegend auch von einer verheerenden Viehseuche heimgesucht.

Die Franzosen kamen noch einmal nach Bildhausen. Dieses Mal lag der Stab im Kloster.

Die Gegend war so unsicher geworden, das selbst die Abteikirche vor Einbruch und Diebstahl nicht sicher war. In der Nacht vom 15. auf 16. Oktober 1801 versuchten Diebe in der Sakristei einzubrechen. Sie wurden aber gehört und

vertrieben. Erfolgreich war ein Diebstahl am 29. Januar 1803. In der Kirche wurde der Tabernakel aufgebrochen, das silberne Ciborium gestohlen und die Hostien auf dem Boden verstreut.

Die letzte Visitation von Kloster Bildhausen nahm der Ebracher Vaterabt Eugen Montag (1791–1803) und seinem Sekretär Wigand Weigand, von dem die “Geschichte der fränkischen Cistercienserabtei Ebrach (Landshut 1834) stammt,

am 15.0ktober 1801 statt.

Die militärischen Erfolge Napoleons hatten zur Folge, dass die französische Ostgrenze verschoben wurde. Einige Territorien des Heiligen Römischen Reiches verloren ihre linksrheinischen Gebiete. Als Entschädigung dafür wurde ihnen

im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchlichen Reichsstände zugeschlagen. Reichsstände waren diejenigen Personen und Korporationen, die Sitz und Stimme im Reichstag besaßen.

Am 2. Mai 1803 erschien in Kloster Bildhausen eine kurfürstliche Kommission unter Amtskeller Papius von Königshofen und Amtmann Bauer als Aktuar. Sie nahmen das Kloster in Besitz, um es aufzulösen.

Was sich eigentlich niemand vorstellen konnte, nämlich dass der Kurfürst von Pfalz-Bayern ein von einem Pfalzgrafen selbst gestiftete Kloster aufheben würde, war eingetreten.

Der Abt händigte die Schlüssel aus. Die Kommission setzte den seitherigen Syndikus der Abtei Franz Krais als kurfürstlichen Lokalkommissar ein.

Die Ökonomie und die Küche wurde allmählich aufgelöst. Ab dem 11. Mai erhielt jeder Mönch täglich einen Gulden , um sich selbst zu verpflegen. Jeder erhielt die Genehmigung, seinen Wohnsitz selbst zu wählen.

7  Patres verblieben zunächst im Kloster und führten einen gemeinschaftlichen Tisch. Pater Ägidius war ihr Prokurator . Im Winter 1803 waren praktisch alle ausgezogen. Nur Pater Alberich  war nicht zum Auszug zu bewegen.

Er verstarb am 19. November 1803. Damit war kein Zisterzienser mehr in Bildhausen.

Abt Nivard erhielt eine Jahrespension von 6.000 Gulden, also etwa 60.000 €, jeder Konventuale 600 Gulden, also 6.000 € und jeder Laienbruder 400 Gulden, also 4000 € als Pension.

Abt Nivard bekam den _Rindhof als Ruhesitz zugewiesen und pachtweise überlassen. Dorthin nahm er auch seine Sammlung fränkischer Münzen mit, die er seit 1776 systematisch aufgebaut hatte.

Sie umfasste 1157 Einzelstücke. Nach dem Tod des Abtes erwarb Großherzog Ferdinand von Toskana, der damalige Landesherr des Großherzogtums Würzburg, die Münzsammlung von Schlimbachs Erben und nahm sie 1814 mit nach Florenz, wo sie noch heute liegt.

Am 23. Oktober 1811 feierte er im Beisein aller noch lebenden Konventualen sein 25-jähriges Abtjubiläum.

Er starb am 5. Mai 1812 auf dem Rindhof. Er ist in Großwenkheim begraben, wo sein Grabmal bis heute erhalten ist.

Auf der Gemarkung des Kloster gab es insgesamt 7 Seen, die alle zur Fischzucht genutzt worden waren. Dazu hatte das Kloster noch den Fischzehnt am großen Hermannsfelder See inne.

Äußerst bedeutend waren die Waldungen des Klosters. Auf seiner eigenen Gemarkung waren das 5423 Morgen und in anderen Gemarkungen weitere 2377, also insgesamt 7.800 Morgen Wald.

Heute wird ein Morgen mit dem preussischen Morgen gleichgesetzt, das sind etwa 25 Aar, bzw. 2500 Quadratmeter.

Bildhausen hatte insgesamt 5 Klosterhöfe, von denen aus Liegenschaften des Klosters außerhalb seiner Gemarkung verwaltet und Abgaben einkassiert wurden.

Die Höfe waren in Königshofen, der 1403 entstand. In Königshofen war immer ein Kastner, also ein weltlicher Beamter.

In Neustadt an der Saale war ebenfalls ein Klosterhof, dem immer ein Konventuale vorstand, der immer Amtmann oder Kastner und Ökonom zugleich war.

Im Hof in Münnerstadt war ein weltlicher Kastner angestellt.

Dem Klosterhof in Schweinfurt stand ebenfalls ein weltlicher Kastner vor.

Das Kloster verfügte über ein beträchtliches Einkommen.  Im Jahresdurchschnitt der letzten 10 Jahre seines Bestehens  nahm das Kloster 71.275 Gulden ein, also etwa 712.750 €. Dem standen Lasten

von 10.144 Gulden, also 101.440 € gegenüber. Daraus mussten die Pensionen finanzziert werden. Da einige Patres starben, 1812 auch der Abt und 6 Patres in die Seelsorge übertraten, also auch keine

Pensionen mehr benötigten, sank die Pensionslast für die Amortisationskasse bis 1814 auf 600 Gulden.

Zum Zeitpunkt der Säkularisation, also 1803, befanden sich noch 30 Konventuale im Kloster.

Der Vermögenswert des Klosters konnte 1803 aus etwa 3 Millionen Gulden, oder 30 Millionen € geschätzt werden.

(alle Zahlen nach Rost ab Seite 187)

1818 wurde die Hälfte des Klostergutes an eine Mennoniten-Brüder-Gemeinschaft verkauft, die bis zum Ende des Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert war.

1897 erwarb Pfarrer Dominikus Ringeisen, der Begründer der Urberger Anstalten, die Klosteranlage. In die erhaltenen Gebäude zogen Schwestern der St. Josefs Kongregation aus Ursberg ein.

Seit 1996 wird eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung vom Dominikus-Ringeisen-Werk (ZU Ringeisen siehe auch Mei Büchle Kloster Ursberg) weitergeführt.

                                                                                                                                                              

                                                                                                                                                               Nivard Schlimbach, letzter Abt

                                                                                                                                                               von Kloster Bildhausen

10 Mai 2022

Kloster Aldersbach

 

 

                                                                                                                                                                                    Die ehemalige Abteikirche Maria Himmelfahrt

Der Ort Aldersbach hat schon lange vor dem Zisterzienserkloster bestanden. Bayern Herzog Odilo(736-748) hatte kurz vor seinem Tod das Kloster Mondsee im Salzkammergut gegründet. Diesem schenkte er Aldersbach mit allem Zubehör an Grund und

Boden und den Bewohnern. Diese Schenkung ist im sogenannten “Mondseer Traditionscodex” überliefert. Bischof Engilmar von Passau (875-899) weihte einen Altar in der Peterskirche.

Wohl 1120 wurde dann ein Augustiner-Chorherrenstift vom lokalen Adel gegründet. Aber Bischof Otto von Bamberg (1102-1139) wird als “fundator” bezeichnet. Er hat das Kloster von Beginn an tatkräftig unterstützt und wohl 1120 auch gegründet.

Dieses Datum vermutet auch Abt Wolfgang Marius in seinen Annales, der Klosterchronik. Dieses Datum wird auch von der modernen Geschichtsforschung gestützt. (Zu Bischof Otto siehe Mei Büchle Kloster Heilsbronn)

Aus dem Jahr 1139 liegen zwei Urkunden vor (alle Urkunden in  Kloster Aldersbach Urkunden (Zisterzienser 1139-1791)Fonds > DE-BayHStA > KUAldersbach in monasterium net)

Die erste wurde von Bischof Otto von Bamberg ausgestellt, in der er die Gründung von Kloster Aldersbach bestätigt. (Urkunde 00001), die zweite stammt von dem Passauer Bischof Reginbert (1139-1148)

Der Bischof bestätigte im selben Jahr die Gründung des Klosters und die Überlassung der bischöflichen Eigenkirche St. Peter. (Urkunde 00002).

1146 wurde das Augustiner-Chorherrenstift von den Zisterziensern übernommen. Der Chorherrenkonvent wurde von dem Bamberger Bischof Egilbert (1139-1146) nach Reichersberg transferiert.

Warum der Observanzwechsel stattfand,ist nicht überliefert. Möglich ist, dass dahinter die Überlegung stand, das Moorgebiet im Tal der Vils von Mönchen des im Landbau erfahrenen Zisterzienserordens kultivieren und wirtschaftlich erschließen zu lassen.

Aus Ebrach kam als Abt Sigfrid, der in Ebrach seine Profess abgelegt hatte.

Er bekam von Alram von Cham (1135-1163) sowie von Rapoto, Graf von Ortenberg (+ 1186) Güter in Aldersbach geschenkt. Ein drittes Gut kam von Bischof Reginbert.

Am 13.8. 1147 bestätigte  Papst Eugen III. (1145-1153) das Kloster und nahm es in seinen Schutz  (Urkunde 00004) und bestätigte die Güter in Aldersbach, Gumbrechting, Liessing (heute Ortsteil von Vilshofen)

und Gundlfing. Auch gewährte er Zehntfreiheit für seinen Besitz.

Nachfolger von Abt Sigfrid wurde Eberhard (1183-1199), den Sigfrid als seinen Nachfolger empfohlen hatte.

Die Herren von Kamm traten nicht nur als Schenker auf. Sie waren Bamberger Hochstiftsvögte in Niederbayern und hatten als solche die Vogteirechte in Kloster Aldersbach inne.

Aber es gab Streitigkeiten wegen der Vogteirechte. Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) beurkundete am 13.3. 1183 ein Urteil des Hofgerichts, das dem Alram von Kamm die Vogtei des Zisterzienserklosters Aldersbach aberkannte und gewährte Abt Eberhard das Recht, sich mit dem Rat des Bischofs von Bamberg einen Schirmvogt zu wählen.  (Urkunde das dem Alram von Kamm die Vogtei des Zisterzienserklosters Aldersbach aberkennt und gewährt dem Abt Eberhard das Recht, sich mit dem Rat des Bischofs von Bamberg einen Schirmvogt zu wählen. das dem Alram von Kamm die Vogtei des Zisterzienserklosters Aldersbach aberkennt und gewährt dem Abt Eberhard das Recht, sich mit dem Rat des Bischofs von Bamberg einen Schirmvogt zu wählen.  (Urkunde 00005-1). Kurz danach erließ  der Bamberger Bischof Eberhard II. von Otelingen (1146-1170 )

Bestimmungen zur Vogtei von Kloster Aldersbach. Allerdings scheint das Problem nicht definitiv gelöst zu sein, denn nur 5 Jahre später am 9.7. 1188 gebot Papst Clemens III. (1187-1191) den Bischöfen zu Regensburg Konrad III. von Laichling (1186-1204)

und Freising Otto II. von Berg (1184-1220), das Kloster Aldersbach gegen Albert von Cam (Cham), der sich widerrechtlich die Vogtei hierüber anmaßte, zu schützen. (Urkunde 00007)

Am 25. 8. 1190 bestätigte Herzog Leopold V. von Österreich (1177-1194) die von seinen Vorfahren erteilte Mautfreiheit für Kloster Aldersbach. (Urkunde 00009)

Nachfolger von Abt Eberhard wurde Ludwig (1199- 1221).

In “Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern,Bd 15, Landshut 1870” ist auf den Seiten 85-104 eine Geschichte des Klosters Aldersbach. Darin heisst es über Abt Ludwig “er war gelehrt  für seine Zeit .” (S. 88)

Am 18.3.1200 nahm sich auch König Philipp von Schwaben (1198-1208) des Vogteirechtstreits an. Er schloss die Herren von Cham “auf ewig” vom Vogteirecht über Kloster Aldersbach aus.

Der Konvent hatte ihn offensichtlich zum Vogt gewählt und er übernahm nun die Vogtei mit dem Versprechen, die Vogtei nie dem Reich zu veräußern. (Urkunde 00009-1)

In einer weiteren Urkunde bestätigte Philipp dem Kloster seinen Vogt selbst wählen zu dürfen (00010)

Am 26. November 1207 weihte der Passauer Bischof Manegold von Berg (1206-1215) die Aldersbacher Klosterkirche, eine dreischiffige romanische Basilika.

Am 23. 3. 1214 bestätigte Papst Innozenz III. (1198-1216) auf Veranlassung von Abt Ludwig die Freiheiten und Besitzungen von Kloster Aldersbach. Genantt werden schon 4 Grangien,nämlich die von Gumbrechting, die schon in der ZUrkunde von 1147 aufgezählt wird,

die von Atzenberg, heute ein Ortsteil von Aldersbach, Brennburg,  und Gneissendorf. (Urkunde 00013).

Nach dem Tod von Kaiser Otto IV. (1198-1218, unangefochten jedoch nur von 1208-1213) wählte der Konvent Graf Heinrich I. von Ortenburg (+ 1241) als seinen neuen Vogt.

Die Grafen von Ortenburg spielten eine wichtige Rolle. Der Münchner Historiker Richard Loibl sieht Kloster Aldersbach im 13. Jahrhundert sogar als Hauskloster des Hauses Ortenberg, obwohl sich die Grablege der Familie im Passauer Dom befand.

Abt Ludwig urkundete bis 1221.

Sein Nachfolger wurde Abt Nikolaus I. (1222-1232).Herzog Ludwig I. von Bayern (1183-1231) überließ dem Kloster die Zehnten, die zu Framering, Landau und Deggendorf gehörten.Allerdings zog sein Sohn Herzog Otto II. (1231-1253) diesen wieder ein.

Nach Michael Härtl (Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern S. 89) kam Kloster Aldersbach unter Abt Nikolaus unter den Schutz Bayerns.

Unter Abt Nikolaus bestand bereits eine Schule für Knaben und Mädchen in Kloster Aldersbach

Abt Nikolaus starb am 17.09. 1232.

Auf ihn folgte Abt Anselm (1232-1239)

Von dem Passauer Bischof Rüdiger von Bergheim (1233- 1249 ) erhielt das Kloster Mautfreiheit für Schiffe zu, die Viktualien transportierten. (Urkunde  00019)

Auch bestätigte Kaiser Friedrich II. (1220-1251) die von Herzog Leopold von Österreich erteilte Mautfreiheit. (Urkunde 00018)

Auf Abt Anselm folgte Abt Theoderich I. (1239-1253 res).

Am 1.08. 1246 schenkte der Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200–1246 )Kloster Ebersbach jährlich ein halbes Fuder Salz (Ein Fuder waren z. B. in Bamberg  941,4 Liter) (Urkunde 00024)

Herzog Ottokar (+ 1278) von Österreich und der Steiermark sicherte am 27.September 1253 dem Kloster für das österreichische Gebiet Mautfreiheit zu (Urkunde 00029)

Die Zoll-und Handelsfreiheit, die viele Territorialherren dem Kloster gewährten, trugen zum wirtschaftlichen Aufschwung des Klosters bei.

Abt Theoderich resignierte 1253.

Sein Nachfolger wurde Abt Albert I. (1253-1258). Er war vorher Prior in Raitenhaslach.

Herzog Heinrich I. (1253-1290), ab 1255 Herzog von Niederbayern sicherte Kloster Aldersbach am 11.12. 1256 zu, dass seine Viktualien in Vilshofen mautfrei bleiben sollten. (Urkunde 00032).

Am 12. 2. 1257 genehmigte Papst Alexander IV.(1254-1261) die Schenkung der Pfarrei Niederhausen, die vorher durch Bischof Rüdiger von Passau erfolgt war. (Urkunde 00034)

Abt Albert verstarb 1258.

Auf ihn folgte Abt Theoderich II. (1258-1277)

1263 gründete  Herzog Ludwig der Strenge (1253-1294) das Kloster Fürstenfeld. Seinen Beinahmen verdankte er der wohl ungerechtfertigten Hinrichtung seiner 1.Ehefrau Maria von Brabant wegen des Verdachts des Ehebruchs.

Die Klostergründung war wohl Teil der Sühne, die er von der Kirche auferlegt bekam. Das Kloster wurde von Aldersbach aus besiedelt. Abt Theoderich schickte den Konventualen Anshelm (1261-1270) als Gründungsabt nach Fürstenfeld.

Es war das erste von drei Tochterklöstern von Aldersbach und es wurde eines der ersten Hausklöster der Wittelsbacher.

Herzog Heinrich I. verlieh am 09.1.1264 Kloster Aldersbach das Privileg, dass es nur vom herzoglichen Richter in Landau belangt werden durfte (Urkunde 00042) 1233 erst hatte der Herzog im “Amt” Landau einen Richter als

seinen persönlichen Stellvertreter eingesetzt.

1273 gründete der  Passauer Domherr Magister Hartwig, der auch Hofkaplan Heinrichs I. von Niederbayern war, mit dessen Hilfe das Kloster Fürstenzell in der Diözese Passau. Auf ihn bezog sich auch der Name Fürstenzell.

Es wurde 1274 von Kloster Aldersbach besiedelt und war damit das zweite Tochterkloster. 1275 wurde der Mönch Walter zum ersten Abt gewählt.

Von dem Passauer Bischof Petrus von Passau (1265- 1280 ) sicherte am 23. s. 1273 Kloster Aldersbach für seine Viktualien im Passauer Gebiet Mautfreiheit zu. (Urkunde 00057).

Theoderich starb am 14.11.1277.

Sein Nachfolger Abt Albert II. (1277-1280) wurde aus Kloster Fürstenzell, wo er Cellerar war, nach Aldersbach berufen. Er resignierte in Aldersbach nach nur drei Jahren und kehrte dann nach Fürstenzell zurück.

Dort wurde er Prior. Er starb in Fürstenzell nach 1291.

Nach Michael Härtl (Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern S. 89) herrschte unter den Aldersbacher Mönchen eine solche Demut,dass sich keiner für die Abtwürde wert hielt. Deshalb wurde der

Ebracher Profess Heinrich I. von Bamberg (1280-1295) aus Ebrach nach Aldersbach zum Abt berufen.

Am 12.6. 1281 bestätigte König Rudolf von Habsburg (1273-1291) die von Herzog Leopold für das österreichische Gebiet verliehene Mautfreiheit (Urkunde 00069)

Herzog Heinrich befreite das Kloster für ganz Bayern von der Maut. (Härtl S. 89)

Am 1.09. 1281 verlieh Erzog Heinrich dem Kloster Zollfreiheit für das von ihm eingeführte Salz.

1290 bekam das Kloster das Patronatsrecht für die Kirche in Thaya (Urkunde 00107), was Bischof Wernhard von Passau 1291 bestätigte. (Urkunde 00107)

Auch Papst Nikolaus IV.(1288-1292) bestätigte diese Schenkung (Urkunde 00128).

Ritter Heinrich von Pfelling hatte seinen Maierhof in Achslach zur Gründung eines Klosters verschenkt. Kloster Aldersbach hatte Rechte in dieser Gegend und gründete dort das Kloster Gotteszell.

Das war das dritte Tochterkloster von Aldersbach.

Am 26.II. 1294 erteilte Herzog Otto von Bayern (1290-1312) dem Kloster Zollfreiheit für Salz. (Urkunde 00130-1)

Am 23.4. 1295 bestätigten die Herzöge Otto, Ludwig (1269-1296) und Stefan (1290-1310) in Bayern  Kloster Aldersbach alle Freiheiten. (Urkunde 00134)

Abt Heinrich führte ein sehr gottesfürchtiges Leben, so  dass viele Domherren aus Passau nach Aldersbach kamen, um dort ihr Lebensende zu verbringen. (Härtl S. 90)

1295 erkrankte Abt Heinrich plötzlich schwer und starb 26.09. 1295.

Schon in den frühen Jahren seines Bestehens gab es in Aldersbach ein sehr produktives Skriptorium. Auch eine umfassende Büchersammlung ist vorhanden.

42 Handschriften aus der 2. Hälfte des 12. und etwa 70 Bände aus dem 13. Jahrhundert haben sich erhalten. 51 dieser Codices stammen sicher aus dem Aldersbacher Skriptorium.

Was es im Kloster Aldersbach auch gab, war eine beachtliche Goldschmiedekunst.1280 ist der Mönch Heinrich als Goldschmied urkundlich nachzuweisen.

Der Mönch Konrad fertigte 1301 ein vergoldetes und mit Edelstein geschmücktes Kreuz für Abt Hugo. 1311 folgte ein silberner Becher und später ein silbernes Rauchfass.

Sein Nachfolger wurde Abt Hugo von Straubing (1295-1308). Er stammte aus Straubing und war von  1276-1280 Abt in Wilhering in Oberösterreich und von 1285-1295 Abt in Fürstenzell.

Er ließ die Wasserleitung von Gumbrechting zum Kloster in einem gewölbten Gang bauen. Er renovierte die vom Einsturz bedrohte Kirche St. Peter,  Bei den Renovierungsarbeiten wurden Reliquien gefunden,

die von der Passauer Bischof Engelmar (875-895) unter den Altarstein legen lassen hatte und diese besiegelte, was ermöglichte, die Kirche auf die Regierungszeit von Bischof Engelmar zu datieren.

Abt Hugo vermehrte auch die Klosterbibliothek sehr stark. Es befanden sich für die damalige Zeit moderne Autoren darunter die erst einige Jahrzehnte tot waren, so die Chronik Ottos von Freising (+ 1158),

die scolastica historia von Petrus Comestor (+ 1178), ein “Albertus de naturis rerum”. Seit 1291 lässt sich die Rechnungslegung im Kloster verfolgen und da werden bereits namhafte Schreib-und Pergamentkosten

vermerkt.

Im Kloster ließ Abt Hugo die Schlafsäle und Gastzimmer wölben und baute den Kreuzgang neu.

1300 war Herzog  Stefan  mit seiner Gemahlin Jutta von Schweidnitz samt Gefolge zu Besuch in Aldersbach. Als sie in die Kirche kamen, löschten die Mönche ohne Rücksicht auf die hohen Gäste sofort alle Lichter. Staub wurde in der Kirche gestreut,

alle Altäre enthüllt. Frauen war zu dieser Zei der Zutritt ins Gotteshaus strengsten verboten und die Kirche galt als entweiht.

Unter Abt Hugo  war Landgraf Friedrich von Leuchtenberg Mönch in Aldersbach. Er wurde dann Abt in Langheim (1304-1306) und von 1306 bis 1328 von Ebrach. 1328 wurde er von Papst Johannes XXII. (1316-1334)

gegen das Wahlrecht des Konvents zum Bischof von Eichstätt bestimmt . Friedrich konnte sein Amt nicht antreten, da ihm Klerus und Volk den Einzug in die Stadt verwehrten.

Er starb ein Jahr später, ohne in den Besitz seiner Bischofstadt gelangt zu sein und ohne die Bischofsweihe erhalten zu haben.

1308 war Abt Hugo mit seinem Heilsbronner Abtskollegen Konrad von Brundelsheim (1303–1321) beim Generalkapitel in Citeaux. Auf der Rückreise verstarb er im Kloster Heilsbronn.

Er ist auch dort bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Konrad Snabel von Budweis (1308-1330) Er war zuvor Abt in Fürstenzell (1308)

Er förderte die Wissenschaften in seinem Kloster. Er stattete die Bibliothek weiter aus. Auch erwarb er viele Silbergeräte.

Er baute die Marienkirche von Weng, die zur selben Zeit wie das Kloster um 1184 erbaut worden ist, aber inzwischen baufällig geworden war, wieder auf. Möglicherweise steht damit ein 40 und 80 tägiger Ablass in Verbindung,

den Bischof Kunrad von Amiens  der Marienkirche von Weng am 25.10.1312 verlieh. (Urkunde 00188).

Am 4. 1315 bestätigte  Ludwig der Bayer (1314-1328 König dann bis zu seinem Tod 1347 Kaiser) dem Kloster die Handfesten und Freiheiten. (Urkunde 00199)

Am 29.4. 1315 erteilten die Herzöge Heinrich II. (1305-1339)und Otto II. (1307-1334) in Bayern Kloster Aldersbach einen Schirmbrief  für Pfründen und Urbare. (Urkunde 00200)

Ein ähnliches Erlebnis wie sein Vorgänger hatte Abt Konrad mit Königin Agnes von Ungarn (+1281-1364). Sie machte auf dem Weg nach Kloster Königsfelden, das ihre Mutter zum Gedenken an ihren ermordeten Mann und den Vater

von Agnes König Albrecht I. (1298-1308) 1309 gestiftet hatte. Auch bei ihr unterblieb das Glockenläuten und die Altäre wurden abgedckt. Erzürnt reiste sie nach drei Tagen ab, obwohl ihr der Abt erklärte, dass sie nach ihrer Ordensregel gar keine

andere Wahl hätten.  Aber am 10.8. 1220 bestätigte sie dem Kloster seine alten Handfesten. (Urkunde 00247)

Die Erfüllung der Ordensregeln ging den Mönchen über die Gunst der Fürsten.

Der Aufstieg wurde in der Regierungszeit von Kaiser Ludwig dem Bayerngebremst.  Ludwig geriet bald in Konflikt mit dem Papst und wurde 1324 mit dem Kirchenbann belegt und blieb bis zu seinem

Tod gebannt. Aldersbach hatte sich auf die Seite Ludwigs gestellt. Es wurde zwar dafür von dem Passauer Bischof Gottfried von Weisseneck (12142-1262), der wohl auch ein Parteigänger Ludwigs war, mit der Schenkung des Patronatsrecht der Kirche

von Rotthalmünster, zu der auch die spätere Wallfahrtskirche Kößlarn gehörte, belohnt. Aber Aldersbach wurde auch mit dem Interdikt belegt.

Abt Konrad ließ einen großen Teil der Stadtmauer von Vilshofen auf Kosten des Klosters errichten.

Er starb am 13.04. 1330.

Die wirtschaftliche Entwicklung von Aldersbach war bis dahin  ausgesprochen gut. Die Landwirtschaft spielte  für die Klosterwirtschaft die wichtigste Rolle. Aber auch die Weinwirtschaft  war bedeutend. Die Brautätigkeit lässt sich zwar schon 1261 nachweisen. Sie war aber von untergeordneter Bedeutung und wurde erst im 17.und 18. Jahrhundert zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor.

Im hohen Mittelalter bewirtschaftet man 46 Grangien. Stadthäuser hatte das Kloster in Passau, Straubing, Landau an der Isar und in Vilshofen.

Das nahe Aidenbach hatte schon 1268 Marktrechte und entwickelte sich bald zu einem wichtigen Handelsplatz für das Kloster.

Im 17. und 18. Jahrhundert, als die Brauwirtschaft zu einem immer bedeutenderen Wirtschaftsfaktor für das Kloster wurde, betrieb es Braustätten in Passau und  Vilshofen. In Liessing, heute ein Ortsteil hatte es eine Taverne und betriebt dort auch eine Braustätte.

Auf ihn folgte Abt Heinrich II. von Vilshofen (1330-1338). Er war von 1327-1330 Abt in Fürstenzell und wurde von dort nach Kloster Aldersbach berufen.

Am 19.2. 1332 nahm Herzog Heinrich II. Kloster Aldersbach in Schutz und Geleit. (Urkunde 00298)

In der Regierungszeit von Abt Heinrich waren  Kriegszeiten. Es herrschte Teuerung und Krankheiten. Obwohl er sehr sparsam war, konnte er das Kloster nicht vorwärtsbringen.

Er starb am 25.08. 1338.

Sein Nachfolger war Abt Christian (1336-1338).

Er erbaute die Kapelle zu Ehren des Heiligen Philipp und Jakob. Er ließ neue Chorstühle errichten.

Er zahlte viele Schulden zurück.

Er starb nach nur zwei Jahren Regierungszeit am 27.07. 1338.

Auf ihn folgte Abt Ulrich der Stetinger (1338-1340.)

Er hatte schlecht gewirtschaftet und trat 1340 zurück.

Sein Nachfolger wurde Abt Herold (1340-1343).

Am 29.1. 1343 nahm Kaiser Ludwig Kloster Aldersbach mit dem Zehnten zu Landau und Deggendorf und  mit der Kirche in Geiersthal und Egglham in seinen besonderen Schutz. (Urkunde 00338)

Unter Abt Herold wurde Kloster Aldersbach exkommuniziert, weil es dem exkommunzierten Kaiser Ludwig Gastfreundschaft erwiesen und ihm die schuldige Ehrfurcht entgegengebracht habe.

Die Exkommunikation wurde erst unter Abt Liebhard durch Papst Innozenz VI. (1352-1362) wieder aufgehoben.

Am 10. 2.1343 schenkte Kaiser Ludwig dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche zu Münster im Gericht Griesbach. (Urkunde 00348)

Abt Herold starb am 18.19.1343 in Passau, wo er sich wegen seiner angeschlagenen Gesundheit ausgehalten hate.

Auf ihn folgte Abt Konrad II. von Landau (1343-1361)

Er war bei Herzog Stefan II. von Bayern (1347-1375) sehr angesehen und der Pate seiner Söhne,

1349 tauschte Abt Konrad mit Bischof Gottfried von Weisseneck die Pfarrkirche von Thaya gegen die in Schönau im Rottal (Urkunde 00373)

Der Bischof behielt aber das Präsentationsrecht für Schönau.

Das Kloster bekam 1351 von zwei Edelfrauen, eine aus Aheim, Reliquien geschenkt und zwar einen Arm der heiligen Ursula und sechs Häupter ihrer Jungfrauen.

Abt Konrad starb am 28.01. 1361.

Die folgende Abtswahl führte zu Auseinandersetzungen, die erst nach 5 Jahren beendet wurden. Auf keinen der beiden angetreten Bewerbern entfiel die ausreichende Zahl von Stimmen.

Deswegen bestimmte der Ebracher Vaterabt Otto Jäger(1349–1385), der die Wahl leitete, Liebhart Milt, der bisher Bursar in Ebrach war zum Abt. (1361-1367)

Dagegen stellte sich der Cellerar von Kloster Aldersbach, Heinrich Libunch.Beide Seiten reisten wiederholt nach Avignon, um die päpstliche Anerkennung zu erreichen. Heinrich reiste über Rom nach Avignon. Als er dort weilte, verstarb Papst Innozenz VI., so dass

er unverrichteter Dinge zurückkehren musste. Erst 1365 erlangte Abt Liebhart die päpstliche Anerkennung. Papst war in dieser Zeit Urban V. (1362-1370.) Dem Kloster hatte dies Zeit nicht bekommen. Es war wirtschaftlich ruiniert.

Abt Liebhart resignierte 1367.

Wie schwierig die Zeit für das Kloster geworden war, zeigte sich auch darin, dass in der Folge alle Äbte nur kurz regierten und fast alle resignierten.

Auf Abt Liebhart folgte Abt Heinrich III. (1367-1371). Er war sehr gelehrt. Am Schuldenstand des Kloster aber konnte er nichts ändern. Er resignierte 1371, wobei er sich das Recht ausbedungen hatte,

sich einen Ruheort auswählen zu dürfen. Er wurde noch Hofmeister in der Grangie Gneixendorf, wo er auch verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Nikolaus II. (1371-1395). Er schaffte einen scheren Bischofsstab an. Einen großen Gönner fand er in Ritter Heinrich Tuschl von Söldenau (+ 1376)

Nach Härtl resignierte Abt Nikolaus 1395 aus Gram darüber, dass es ihm nicht gelungen war, die Schulden zu mindern und dass das Kloster so abgewirtschaftet war, dass es nur

noch 5 Mönche ernähren konnte. (S. 94)  Er starb am 13.09. 1407.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Andreas I. (1395-1398) aus Gotteszell berufen, wo er 1394 Abt war. Herzog Albrecht II. von Bayern (1387-1397) wurde ihm Eglof Schermer als Verwalter zur Seite gestellt.

Dieser war 1387 Richter in Griesbach und 1394 Kastner in Landshut. Aber das Kloster kam wirtschaftlich nicht vorwärts. Beim Tod von Abt Andreas 1398 konnte es nicht einmal die Kosten für einen Grabstein für den

Verstorbenen aufbringen.

Auf ihn folgte Heinrich IV. von Eggerting (1398-1408) Das Kloster blieb verschuldet. Abt Heinrich starb nach 10 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich V. von Osterhofen (1408-1422). Er ließ entgegen der Zisterzienserregel einen hohen Turm errichten. Er verreiste viel, verpfändete Güter und verkaufte einige unter Wert.

Er wurde 1422 als “Verschwender” abgesetzt und im Kloster Heiligkreuz eingesperrt.

Sein Nachfolger wurde Jakob von Osterhofen. (1422-1431) Das Kloster hatte 8000 Gulden Schulden, das entspricht einem heutigen Wert von 1.379.131,00 €. Deshalb bekam er

mit Georg Aichberger aus Soldenau und Wilhelm Fraunberger aus Weimting zwei weltliche Verwalter zur Seite gestellt. Georg Aichberger war bischöflicher Marschall in Passau. Wilhelm Fraunberger war Hofmarksherr.

Auch Abt Jakob schaffte die Trendwende nicht. Es wurde einiges verkauft. Aber machte weitere 8000 Gulden Schulden. Im oberen Hauptoratorium wurde eine Täfelung angebracht.

Abt Jakob verstarb am 28.02. 1441.

Sein Nachfolger wurde Abt Gotthard (1431-1434). Er bekam Aussatz und musste deshalb 1434 resignieren. Er starb vor 1440.

Bei der erforderlichen Neuwahl war der Abt von Fürstenzell durch einen Kaplan vertreten. Die Äbte von Engelzell und Gotteszell waren ebenfalls anwesend. Den Vorsitz führte Abt Johann II. v. Spanberg (1417-1435).

Da es nicht gelang, sich auf einen Kandidaten zu einigen, bestimmte der Vorsitzende Abt Johann den Kaplan aus Fürstenzell zum Abt.

So wurde Johannes I.Landauer (1434-1442)zum 26. Abt von Aldersbach. Auch er brachte das Kloster nicht vorwärts, resignierte 1442 und kehrte nach Fürstenzell zurück.

Dort war er dann Pfarrer in Irsham, wo er am 4.07.1443 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes II. Pluetl von Hofkirchen (1442-1448). Er stammte aus Ostfranken und war vor seiner Wahl im Konvent von Aldersbach.

Nach Härtl (S.95) war er “ein wahres Glück für das Kloster”. Er nahm am Konzil von Basel (1431-1449) teil. Dort erhielt vom Basler Konzil das Recht die Pontifikalien zu tragen (Urkunde 00842). Er war damit der erste infulierte Abt

von Kloster Aldersbach

Er hatte gegen den Passauer Bürger Völkl geklagt, der das Kloster um große Summen betrogen hatte. Infolge dieser Klage bekam er für das Kloster eine große Summe zurück. (Härtl S. 95)

Abt Johannes verstarb am 10.03. 1448.

Als 28. Abt folgte ihm Johannes III. Pluer(1448-1463) nach. Er hatte seine Profess in Kloster Ebrach abgelegt.

Schon sein Vorgänger hatte das Kloster wieder auf Kurs gebracht. Abt Johannes III. wird in den Chroniken auch 2. Gründer von Kloster Aldersbach genannt.

Er war darauf bedacht die klösterliche Disziplin zu heben. Er orientierte sich an den Reformbestrebungen des päpstlichen Gesandten und Kardinals Nikolaus von Kues (1401-1361).

Nikolaus war von Papst  Nikolaus V. (1447-1455) 1450 zum Kirchenreformator in Deutschland bestimmt worden. Er hatte die Vollmacht,Synoden und Provinzialkonzilien abzuhalten.

Anfangs Februar 1451 hielt er in Salzburg eine Provinzialsynode ab. Durch sie erstrebte er die Wiederherstellung der verfallenen
Kirchenzucht, sowohl beim Ordens- wie Weltklerus. Von den Klöstern forderte er eine strenge Einhaltung der Benediktregel. Die Stenge der Reformvorschriften blieb nicht ohne Widerspruch

Der Aldersbacher Abt unterstützte sie.

Die Bibliothek in Aldersbach erlebte unter Abt Johannes einen neuen Aufschwung, der ebenso wie sein Nachfolger Vitus eine großzügige Einkaufspolitik betrieb. Von ihm ist auch ein 1451 verfasster

Katalog der Handschriften des Klosters vorhanden.

Abt Johannes verstarb am 14.09. 1463.

Sein Nachfolger wurde Abt Vitus (1463-1466).

Herzog Ludwig IX von Bayern (1450-1479) war von 1461-1463 mit Kaiser Friedrich III. (1440 König ab 1452-1493 Kaiser in einen Krieg verwickelt, der erst 1463 durch den Frieden von Prag beendet wurde.

Für Kloster Aldersbach hatte das die Auswirkung, dass das Kloster 1000 Dukaten Kriegssteuer leisten musste das sind etwa 198.744,00 € .

Abt Vitus, kaum im Amt musste für diese Forderung Schulden machen. Er war schon alt, regierte nur drei Jahre und verstarb am 4.05. 1466.

Sein Nachfolger wurde als 30. Abt Georg von Osterhofen (1466-1486).

Er war nach Härtl (S. 96) ein ausgezeichneter Abt und hatte ein besonderes Glück. Als Abt Johannes III. sein Ende herannahen sah, ließ er den von ihm ersparten Geldschatz des Klosters in

einer Mauer  verwahren. Er setzte nur einen Mönch namens Stephanus davon in Kenntnis mit dem Auftrag, dieses Wissen  nur einem frommen und gut wirtschaftenden Abt weiter zu geben.

Nach Meinung von Stephanus traf das auf Abt Georg zu. Er konnte nun dieses Geld für das Kloster nutzbar machen. Er ließ die Kirche zu St. Peter vor der Mauer von einer Mauer umgeben, ebenso die

Frauenkirche in Weng. Er ließ die die Hör-und Besuchssäle täfeln.

1469 hatte das Kloster 32 Mönche. Seine Zinseinnahmen beliefen sich auf 1700 Pfund Wiener Münze, das entspricht etwa 271.779,00 €.  An jährlichem Zins musste man etwa 125 Pfund Wiener Münzen aus, das

sind 1.998,00 €. Die verpfändeten Höfe warn mit 4137 Pfund Wiener Münzen belastet, das sind 661.382,00 €.

Das Kloster hatte große Getreidevorräte, nämlich 86 Scheffel Roggen, 48 Scheffel Weizen, 4 Scheffel Gerste und 67 Scheffel Hafer. Ein Scheffel entsprach in Bayern etwa 2,2 Hektoliter und auch beachtliche Weinvorräte.

Sie umfassten 10 Weinfässer, wobei ein Fass 1356 Liter Inhalt hatte, also 13.560 Liter Wein. Diese Zahlen stammten von Abt Marius in seinen Annales. (alles www.aldersbach.de: Forschungswebsite zur Klostergeschichte, hier Geschichte)

Abt Georg wurde von einer Krankheit befallen. Er ließ sich zu Ärzten nach Passau bringen, wo er am 27.01.1486 verstarb, ohne dass man ihm helfen konnte.

Sein Nachfolger wurde Abt Simon von Kasten (1486-1501. Er ist 1431 in Kasten, heute ein Ortsteil von Osterhofen geboren.

Nach Härtl war er ein strenger Ordensmann (S. 96). Er ließ sich als erster eine große Inful und einen schönen Pastoralstab anfertigen. Er verstarb am 11.09. 1501.

1488 wurde Abt Simon vom Generalkapitel mit der Visitation der Zisterzienserklöster in Bayern und Österreich beauftragt..

Auf ihn folgte Abt Johannes IV. Riemer (1501-1514). Er ist um 1444 in Vilshofen geboren.

In seine Regierungszeit fällt der Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505. Die Truppen Herzog Albrecht IV. (1465-1505 Herzog von Bayern-München und bis 1508 Herzog von Bayern) fielen 1504 auch in Kloster Aldersbach ein

und “mordeten dort Freund und Feind” (Härtl S. 96) und zerstörten und plünderten.

Abt Johannes starb am 5.5. 1514 in Passau, wo er längere Zeit residiert hatte.

Sein Nachfolger wurde Abt Wolfgang Marius (1514- 1544). Seinen Namen hatte er der Mode der Zeit entsprechend von Mayer zu Marius latinisert.

Er wurde am18.10.1469 in Dorfbach bei Passau als Sohn eines Häuslers geboren. Seine Eltern waren arm, aber Lehrer erkannten seine Begabung.Sie förderten seine schulische Ausbildung zunächst in der Klosterschule in Fürstenzell, dann in der Domschule von Passau.

1490 trat er mit 21 Jahren in das Kloster Aldersbach ein. Abt Simon,der humanistischen Studien zugetan war, schickte Wolfgang an die Universität in Heidelberg, wo die Zisterzienser seit 1386 das Kolleg St. Jakob unter Aufsicht des Schönauer Abtes unterhielten.

Dort waren Mönche aus den süddeutschen Zisterzen untergebracht, die  von ihren Klöstern zum Studium nach Heidelberg geschickt worden waren. Wolfgang studierte drei Jahre in Heidelberg Theologie, Sprachen und kanonisches Recht.

Zu seinen Sprachlehrern zählten wohl Rudolph Agricola, der  niederländische Frühhumanist, der in Heidelberg Latein, Griechisch und Hebräisch lehrte und Johannes Reuchlin, der aus Pforzheim stammende bedeutende Hebraist. Sein Geschichtslehrer war

Jacob Wimpfeling, der in Heidelberg  Poetik und Rhetorik lehrte. Wolfgang schloss sein Studium in Heidelberg ab. zu seinen Studienkollegen zählten Konrad Reutter, von 1509–1540 Abt in Kaisheim und Ulrich Moltzner von 1502–1506 Abt in Raitenhaslach.

1497 wurde er in Passau zum Priester geweiht. 1498 wurde er Priester in St. Peter in Aldersbach. Er wurde auch Sekretär des Abtes Simon. Nach dem Tod Simons 1501 wurde er Pfarrer in Kößlarn und ab 1504 in Rotthalmünster. Zu dieser Pfarrei gehörte Kößlarn zu dieser Zeit,

die sehr unter dem Landshuter Erbfolgekrieg litt. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit beschrieb er in dem langatmigen Hexameter-Gedicht “ Carmen de bello Norico” (Das Lied vom Bayrischen Krieg- noricum stand im Mittelalter für Bayern).

Am 2. Juni 1514 wurde er unter dem Vorsitz des Ebracher Vaterabts Johannes II. Leiterbach (1503–1531) zum 33. Abt von Kloster Aldersbach gewählt.

Abt Wolfgang machte sich in verschiedener Weise um das Kloster verdient. Er kümmerte sich konsequent um die monastische Disziplin, was seine Vorgänger oft versäumt hatten. Auch kümmerte er sich um die Erziehung der jungen Mönche.

Begabte Mönche schickte er auf die Universitäten nach Ingolstadt oder Wien, zu seiner Zeit Zentren des Humanismus. Sie studierten dort Philosophie, Theologie aber auch naturwissenschaftliche Fächer.

Er selbst gilt als hervorragender Vertreter des bayrischen Klosterhumanismus. Sein Zeitgenosse, der Humanist und Dichter Caspar Bruschius (1518-1559), nannte ihn einen herausragenden Versemacher “versificator insignis”.

Er hatte sich immer wieder in Kloster Aldersbach zu Studienzwecken aufgehalten. Aus der Zeit stammt vermutlich auch seine Kurzchronik von Kloster Aldersbach.

Abt Wolfgang schrieb Gedichte und Gebete auch für Freunde wie seine ehemaligen Studienkollegen Abt Konrad Reutter und Abt Ulrich Moltzner.

Auf Abt Simon schrieb er nach dessen Tod ein Gedicht und verfasste die Inschrift auf seinem Grabstein.

Er sammelte auch Gedichte von anderen Dichter wie seinem benediktinischen Freund und Abt von Kloster Vornbach Angelus Rumpler (1501-1513). Sein Rotulus  Ausgabe die Totenrolle des Formbacher Abtes Angelus Rumpler (Edition in BayHStA, Formbach KL 24)

erweist sich als Monument des Klosterhumanismus.(Gabriela Signori in Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 2018 Band 81 S.519)

Wolfgang sammelte auch Gedichte von Adam Werner von Themar, dem Heidelberger Humanisten, der zu seiner Zeit in Heidelberg lehrte.

Daneben ließ er historische Werke von anderen Autoren kopieren. Das Leben des heiligen Bischofs Otto von Bamberg in drei Büchern des  Benektinermönchs und Biographen von Otto aus dem Stift Michelsberg in Bamberg zählt dazu.

Er war auch sehr bewandert in der Kunst der Buch-Illumination, wie sein Carmen de bello Norico belegt. Mit diesem Bericht eines Augenzeugen  gilt er als wichtige Quelle für Lokalgeschichte.

Für das Kloster selbst sind zwei Werke von ihm wichtig. Er fasste 1518 die Besitzungen des Klosters zusammen. Außerdem verfasste er die Klostergeschichte in 62 Kapitel, die bis 1542 noch um 5 Kapitel ergänzt wurden.

Sie tragen den Titel Annales sive Cronicon alderspacensis.

Um 1542 verfasste er eine Liste der Päpste und römischen Kaiser. Aus derselben Zeit stammt auch eine Liste der Mönche von Aldersbach von 1460 – 1541. Seine Darstellungen der Abtei und der Bischöfe werden  als kompetente

Geschichtsdarstellungen auch nach modernen Kriterien betrachtet.

(siehe zu Wolfgang Marius auch Franz Posset: Renaissance Monks Monastic Humanism in Six Biographical Sketches, Brill Leiden Boston 2005, darin Kap. 3 A Historiographer and Distinguished Versemaker: Bolfgangus Marius,

Monk of Aldersbach Bavaria S.93-108)

Abt Wolfgang hatte sich in hohem Maß um die Klosterbibliothek verdient gemacht.

Er stellte Kloster Aldersbach auch wieder auf eine wirtschaftlich solide Basis. Ab 1528 erneuerte er zunächst die Mühle von Grund auf, dann die Stallungen. Es folgte Teile der Konventsgebäude, so das innere Konventhaus, bisher nur ein Holzbau. Das Schlafhaus der Mönche, das schon vom Einsturz bedroht war, baute er. Das Krankenhaus und mehrere Gebäude wurden saniert.

Daneben fielen Kriegsauslagen an. Aber auch weitere Auslagen waren fällig, so zum Beispiel 200 Dukaten, das sind 39.537,00 €.  Das waren Auslage, die Abt Wolfgang an “die Ketzerischen machte, um von ihrer Vertilgungswut verschont zu bleiben. (Härtl S. 97)

In Abt Wolfgangs Regierungszeit fiel die Reformation, die mit dem Thesenanschlag Martin Luthers an die Schlosskirche von Wittenberg am 31. Oktober 1517 ihren Anfang nahm.

Kloster Aldersbach spürte die Reformation sehr schnell. Während seiner Regierungszeit, immerhin 30 Jahre gab es nur  17 Klostereintritte, von denen 5 das Kloster wieder verließen.

Erneuerung des monastischen Lebens war eines der Ziele von Abt Wolfgang. Dies stand aber auch auf der Agenda der politischen Führer Bayerns, die Herzöge von Bayern Wilhelm IV.(1508-1550) und Ludwig X. ( 1514-1545) Herzog von Bayern aber nur im Bezirk Landshut regierend.

Die Herrschaft Herzog Wilhelms begründete die Stellung Bayerns als Zentrum der Gegenreformation, was ihm auch den Beinamen “der Standhafte” einbrachte.

Abt Wolfgang wurde auf Empfehlung von Papst Hadrian VI. (1522-1523) 1522 von Herzog Wilhelm in die Reformkommission aufgenommen, die mit der Visitation von bayrischen Klöstern beauftragt wurde und mit Gegenaktion zu der Infiltration

von Luthers Lehren. Er hatte auch mehrere schriftliche Empfehlungen zu der Bischofssynode der Diözese Salzburg gemacht, die 1522 in Mühldorf, einer Salzburger Enklave abgehalten wurde.

Bei dieser Synode war der Fürstbischof von Salzburg Matthäus Lang von Wellenburg (1519–1540) anwesend. Abt Wolfgang war der einzige monastische Vertreter der Diözese Passau. Außerdem war Johann von Staupitz dabei.

Er war Ordensoberer von Martin Luther. Er wechselte dann zu den Benediktiner und war Abt im Kloster St. Peter in Salzburg.

Spätestens seit dem Abbatiat von Wolfgang kann man in Aldersbach auch von einer mehrstimmigen Musikpraxis in der Liturgie ausgehen.

Abt Wolfgang hatte gerne Gelehrte um sich. Im Kloster zählte zu seinen Freunden Bartholomäus Madauer. Er war Mathematiker und Astronom. Seine von ihm entworfene Sonnenbecheruhr wird heute im Britischen Museum aufbewahrt.

Abt Wolfgang starb am 11.10. 1544.

Sein Nachfolger wurde Johannes V. Zanker von Gumperting (1544-1552)

Er sollte wie alle Klöster den dreijährigen Ertrag des Zehnten an die Universität an die Universität Ingolstadt abgeben, die in Schwierigkeiten war. Papst Julius III. (1550-1555) verbot dies aber nach der ersten Zahlung.

Abt Johannes starb am 7. Juli 1552 ganz plötzlich an einem Fieber.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus Madauer. (1552-1557).

Er war wie oben erwähnt mit Abt Wolfgang befreundet. Er zwar ein Gelehrter, aber hatte wohl nicht die Fähigkeit zur Klosterführung. Außerdem wurde das Kloster in seiner Regierungszeit von der Pest heimgesucht.

Von den zehn Konventualen, die das Kloster zählte, starben neun. In seiner Regierungszeit sickerte auch die neue Lehre ins Kloster ein. Der Passauer Bischof Wolfgang II.von Closen (1555 –1561 ) eröffnete 1557 ein Verfahren

gegen ihn wegen Verdachts der Häresie. Mit Andreas Heydecker, der Oberbursner in Kloster Kasisheim war, wurde Abt Bartolomäus ein Administrator zur Seite gestellt. Nach Haindl (S. 98) resignierte Abt Bartholmäus

In seiner Regierungszeit lässt sich erstmals eine weltliche Musikpraxis im Kloster nachweisen.

Nach der Forschungswebsite hier Pröpste, Äbte und Priore des Kloster Aldersbach wurde er 1577 wegen Häresieverdachts abgesetzt. Er ging zunächst nach Passau, dann nach Vilshofen, wo er am 25.8. 1578 verstarb. Er wurde aber im

Kloster Aldersbach bestattet.

Als Andreas II. (1579-1566) folgte ihm der bisherige Administrator als Abt nach. Er hatte wieder Neueintritte im Kloster zu verzeichnen. Einige der Konventualen schickte er zum Studium nach Ingolstadt, um wieder gelehrte Mönche unter seinen Patres zu haben.

Er schaffte einen silbernen Stab, ein Rauchfass und ein Lavobo an. Er gehörte dem Landtag an. Im Großen Ausschuss waren seit 1429/1430 64 Mitglieder, von denen die Hälfte vom Adel und je ein Viertel von Prälaten und den Städten bestimmt wurde.

Als er älter und schwächer wurde, nahm er vom Kloster Fürstenfeld den gelehrten Mönch Johannes Dietmair als Adminstrator auf.Dieser stammte aus Diessen am Ammersee. Dort ist er um 1550 geboren.

Seine Eltern brachten ihn an die Klosterschule nach Fürstenzell. Nach der Priesterweihe schickte ihn der Fürstenzeller Abt Leonhard Treutwein (1566—1595) zum Studium nach Ingolstadt. Dort machte er 1577 seinen Abschluss mit Auszeichnung.

Schon in Ingolstadt wurden seine Beredsamkeit und seine Kenntnis der Heiligen Schrift gerühmt. Er kehrte nach Fürstenfeld zurück und wurde dort zum Professor der Hauslehranstalt bestellt.

1579 nahm Johannes an einer Disputation in Ingolstadt teil und wurde dafür zum Bakkalaureus der Theologie promoviert, Doktor der Philosophie war er schon  seit 1577. Er wurde auch zum Pfarrer des Liebfrauenmünsters, der Pfarr- und Universitätskirche, bestellt.  Abt Leonhard hatte

die Bestallung zum Pfarrer nur für kurze Zeit gestattet und auch nur unter der Bedingung, dass er in Ingolstadt auch den “Cursus” absolvierte, das war eine Lehrveranstaltung der Ingolstädter, ein theologischer Cursus nach der der „Summa theologica“ Thomas von Aquins.

Er kehrte bald als Lizentiat der Theologie. und Magister liberalium artium wieder nach Fürstenzell zurück.

1581 übernahm er die Leitung des Seminarium Religiosorum in Ingolstadt. Dieses war auf Initiative Herzog Wilhelms V.(1579-1597) gegründet worden. Es sollte vor allem die Ordensgeistlichkeit stärken und es wurde im Laufe der Zeit zu einem ausstrahlenden Bildungszentrum

für die kirchliche Reform. In der Regierungszeit Wilhelms waren insgesamt rund 150 Konventuale am Seminarium, die einen Teil ihres Studiums inIngolstadt verbrachten und im Mönchsseminar lebten. Nach der Rückkehr in ihre Klöster

trieben sie dort die Reform voran.

Auf Befehl Wilhelms ging er 1583 als Prediger nach Parsberg in der Herrschaft Waldeck, um dort lutherische Einflüsse zurückzudrängen. Noch 1583 verfolgte er eine gleiche Mission in Straubing, 1584 erst in Miesbach und dann in Schliersee.

1585 war er Stadtprediger in Aichach und 1586 berief ihn Herzog Wilhelm als Berater nach München.

Im Sommer erbat sich Abt Andreas Johannes Dietmair als Adminstrator für Kloster Aldersbach, da er sich  aus Alters- und Gesundheitsgründen mit Resignationsabsichten trug. Am 15. Oktober 1586 resignierte Abt Andreas und übergab die

Amtsgeschäfte an Johannes Dietmair. Abt Andreas verstarb am 10. August 1587. Johannes (1588-1612)wurde Anfang 1588 einhellig zum 37. Abt von Aldersbach gewählt.

Abt Andreas hatte das Kloster gut hinterlassen. Die durch die Misswirtschaft seines Vorgängers entstandene Schieflage war behoben und auch der Konvent war durch Neueintritte nach der Pestepidemie gestärkt.

Abt Johannes begann mit der Instandsetzung der Klostergebäude, die zum Teil baufällig waren. Das Langschiff der Stiftskirche ließ er durchgängig wölben. Stallungen, das Richterhaus daneben wurden ebenso wie

Bibliothek, Sakristei und Abteiwohnung  neu erstellt, schöner und größer als zuvor. Für die Bibliothek besorgte er Werke zum Teil selbst. Ihr bestand wurde erheblich vermehrt.

Er schaffte neue Messgewänder und mehrere Ornate in verschieden Farben an.

Auch das Klostergut konnte er vermehren. 1591 erwarb er einen großen Hof in Aufham (Urkunde 01482), heute Gemeinde Altfraunhofen. Einen Monat später kam die Hofmark Wallerdorf dazu, die er von Graf Heinrich von Ortenburg  (1600-1603)

erwarb. Dazu gehörte eine Taverne, ein Haus, ein Hof und einen cker sowie die Freiheit der Hofmark (Urkunde 01483). Eine weitere wichtige Erwerbung war die Hofmark in Abtshofen, die über das Stift Ebersberg an das Jesuitenkolleg in München

gegangen war. Dann erwarb er die Hofmarken in Thurm bei Frontenhausen und Piegendorf.

Ende 1611 war das Kloster schuldenfrei und hatte ein Vermögen von 116.750 Gulden das entspricht etwa 22.984.505,00 €. Davon hatte er 13.750 Gulden nach Fürstenfeld in Verwahrung gebracht. Das entspricht 2.706.955,00 €.Zu der Zeit waren Kriegsvölker in

der Gegend von Aldersbach unterwegs und um das Geld vor Plünderung zu schützen brachte er einen Teil des Barbestandes in Sicherheit.

Am 7. Juli 1595 starb Abt Leonhard Treutwein von Fürstenfeld. Der Konvent von Fürstenfeld setzte Abt Johannes auf eine Kandidatenliste, die bei der Regierung in München eingereicht werden musste. Abt Johannes  verzichtete auf eine Kandidatur in Fürstenfeld

auch aus Rücksicht auf sein Kloster. Zu dieser Zeit weilte Generalabt Edmond I. de la Croix (1584–1604) in Fürstenfeld. Er ernannte Abt Johannes zum Generalkommissar und Visitator aller Zisterzienserklöster in Bayern. Außerdem  übertrug ihm die Vollmacht alle Äbte und Äbtissinnen

dieser Provinz zu bendizieren. (Urkunde 01495)

Auch in politische Ämter wurde er berufen. Die Regierung bestellte ihn zum ersten Landschaftsverordneten des Rentamts Landshut.

Abt Johann war vor allem um eine gründliche Ausbildung des Klosternachwuchses bemüht. In seiner Regierungszeit lassen sich 13 Mönche als Studierende an der Universität Ingolstadt nachweisen.

Aber jetzt zeichnete sich schon ab, dass die vielfältige Inanspruchnahme ihn hinderte, allen seinen Verpflichtungen nachzukommen. So entsandte er zum Generalkapitel von 1605 den Raitenhaslacher Großkellner Konrad Tachler (+1634) und den Subprior von Fürstenfeld

Sebastian Thoma als seine Vertreter nach Citeaux. 1609 war Konrad Tachler wieder als Vertreter von Abt Johann beim Generalkapitel. Vielleicht wegen Krankheit aber auf jeden Fall wegen Arbeitsüberlastung ließ er sich einen Koadjutor an die Seite stellen.

Mit Zustimmung von Herzog Maximilian I. (1597-1651) und des Ebracher Vaterabtes Hieronymus I. Hölein (1591–1615) wurde der Kellermeister von Kloster Aldersbach Michael Kirchberger  zu seinem Koadjutor bestellt. (Urkunde 01502).Da nicht alle Mönche  mit dieser

Regelung einverstanden waren, untersuchte Abt Johann Martin von Clairlieu, dem Zisterzienserkloster in der Gemeinde Villers lès Nancy bei Nancy, der  Visitator des Zisterzienserordens für den Bereich von Oberdeutschland, Schweiz, Böhmen und Polen war,

den Vorgang. Er hatte nichts einzuwenden und bestätigte die Bestellung am 25.1. 1608. (Urkunde 01507) Mit gleichem Datum stellte er eine Urkunde für Abt Johannes aus, mit der er ihn mit der Visitation von Kloster Raitenhaslach und Seligenthal beauftragte

(Urkunde 01506)

1612 fand eine Versammlung der Landstände in München statt, an der Abt Johannes teilnahm. Er erkrankte und starb am 22. Januar 1612 in München. Sein Leichnam wurde nach Kloster Aldersbach gebracht und dort bestattet.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 19. Mai 1612 statt. Sein Nachfolger wurde der bisherige Koadjutor Michael Kirchberger (1612-1635)

Am 08.10 1612 ernannte ihn Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604–1625) zum Generalvikar für das bayrische Gebiet.  (Urkunde 01517) Zwei Monate später verlieh er ihm das Recht, Äbte und Äbtissinnen zu weihen. (Urkunde 01519)

Am 17.V. 1616 visitierte Generalabt Nicolas Kloster Aldersbach. (Urkunde 01535)

1617 liess er den Chor der alten Abteikirche einreißen und den heute noch erhaltenen Chor neu erbauen. Er ließ neue Altäre, eine Kanzel und das Chorgestühl erstellen.

Unter Abt Michael studierten von 1616-1618 sieben Mönche in Dillingen. Von 1621-1646 studierten neun Mönche in Ingolstadt.

1622 führte er die Rosenkranzbruderschaft ein (Urkunde 01546)

1619 brannte ein Bauerngut in Sammarai nieder.Dabei fielen brennende Äste auf die daneben stehende hölzerne Kapelle aus der Zeit vor 1521. Sie nahm aber keinen Schaden. Auch der ausgedörrte Apfelbaum daneben trug im nächsten Jahr wieder Früchte.

Abt Michael schickte Kurfürstin Elisabeth (1595-1635) einige dieser Äpfel mit der Bitte, um die Kapelle herum eine Kirche  zu bauen. Nachdem er diese erhalten hatte, beauftragte er den Münchner  Baumeister und Stuckateur Isaak Bader(+1635), der wohl aus Wessobrunn stammte,

mit dem Bau der Kirche. Am 1. April 1629 legte Abt Michael zusammen mit dem Baumeister feierlich den Grundstein. Die Kirche wurde am 22. September 1631 von dem Regensburger Weihbischof Otto Heinrich Pachmair (1622-1634) geweiht.

Um 1630 kaufte Kloster Aldersbach die Hofmark in Schmiedorf von einem Daniel Plittersdorfer.

Vor dem Einfall der Schweden scheint also, wie der Bau der Wallfahrtskirche und der Güterwerwerb zeigt, ein durchaus normales Leben möglich gewesen zu sein.

Der Dreißigjährige Krieg war zwar schon 1618 ausgebrochen. Aber er hatte zunächst kaum Auswirkungen auf Kloster Aldersbach. Aber 1620 ließ Abt Michael alles Wertvolle wie Bibliothek, Archiv, Gold und Silber und die Ornate in die Festungsstadt Ingolstadt und nach Burghausen

in Sicherheit bringen. In Aldersbach hatten zeitweilig die Zisterzienserkonvente von Fürstenfeld, Oberschönenfeld und Seligenthal sowie Prämonstratensermönche aus Kloster Windberg und Benediktinermönche aus Kloster Metten Zuflucht gefunden.

Als der schwedische König Gustav Adolf 1630 in Deutschland eingriff, änderte sich die Lage für Kloster Aldersbach. Ein erstes Eindringen der Schweden in Franken konnte Tilly noch abwehren. Aber nach der Schlacht bei Rain am Lech am 14.und 15. April 1632 wurde Tilly

von der schwedischen Hauptmacht geschlagen und so schwer verwundet, das er am 30.04 starb. In den Jahren 1632 bis 1634 plünderten und brandschatzten schwedische Truppen Niederbayern. Die Aldersbacher Sterbematrikel verzeichnen 1632 die ersten kriegsbedingten

Todesopfer. Am 10. Mai 1632 hatte Gustav Adolf Landshut eingenommen, am 17. Mai kampflos die Landeshauptstadt München.

Nach der Besetzung Münchens sollte die Stadt eigentlich zerstört werden, was die schwedische Heerführung auch als Vergeltung für die Zerstörung Magdeburgs forderte. Aber Karl Gustav entschied, dass München und auch Landshut von der Zerstörung verschont blieben.

Kurfürst Maximilian ließ zum Dank für “das Wunder von München”  auf dem Münchner Marienplatz die Mariensäule errichten.

Sie wurde am 7. November 1638 von dem Freisinger Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618-1651) geweiht.

Der Aldersbacher Konvent war größtenteils geflüchtet. Der Aldersbacher Nekrolog berichtet, dass der 1634 verstorbene Kastner Pater Simon Centius mit nur wenigen im Kloster verblieben war.

Abt Michael legte 1634 eine detaillierte Aufstellung über die Schäden, die dem Kloster bis dahin entstanden waren vor und bezifferte sie mit 12.247 Gulden, das entspricht etwa 2.411.060,00 €.

Aus Altersgründen resignierte Abt Michael im Juli 1635 und starb schon am 8. Oktober 1635.

Am 15. Juli 1635 wurde Matthäus Gschwendt (1635-1651) unter Vorsitz des Raitenhaslacher Abtes Daniel Adam von Rembold (1624–1640) und im Beisein des Fürstenzeller Abtes Wolfgang Gattermayr (1635-1660)einstimmig zum 39. Abt von Kloster Aldersbach gewählt.

Er stammte aus Kempten. In seiner Klosterlaufbahn war er Kaplan in der Wallfahrtskirche Sammarai. Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior, wie auf seinem Grabstein vermerkt ist. (Kloster Grabsteinbuch fol. 34 v)

Im selben Jahr wie die Münchner Mariensäule wurde in Aldersbach eine hölzerne Kapelle zu Ehren Marias und des Heiligen Bernhard erbaut. Es war eine Pest-Votivkirche mit Klause, die sich wegen der dort erfahrenen Gnaden

bald zum Wallfahrtsort für die umliegenden Pfarreien entwickelte.

Die Schlacht bei Nördlingen am 5. September 1634 und die Niederlage der beiden schwedischen Heere unter Bernhard von Sachsen-Weimar und dem schwedischen General Gustaf Horn führte zum Verlust der schwedischen Machtstellung und

schließlich zum Prager Frieden vom 30. Mai 1635 und neuen Bündnissen. Frankreich war an der Seite Schwedens in den Krieg eingetreten. Franken und damit auch Kloster Aldersbach verschaffte die neue Situation eine Atempause.

Im Januar 1641 kam ein französisch-schwedisches Heer kurzzeitig vor Regensburg. Da das Eis der zugefrorenen Donau aber brach und eine bayrische Kavallerie rechtzeitig in Regensburg eintraf, konnte das Heer den dort tagenden Reichstag nicht sprengen.

Auf die niederbayrischen Klöster machte dieses Ereignis allerdings einen nachhaltigen Eindruck. Die Äbte entließen ihre Mönche, damit sich diese in Sicherheit brachten. Abt Matthäus suchte im Kloster Raitenhaslach Zuflucht und blieb dort, bis wieder

Sicherheit eingekehrt war.

Nachdem Niederbayern durch das französisch-schwedische Heer erneut bedroht war, entschlossen sich Abt Matthäus und sein Konvent zu einer erneuten Flucht aus dem Kloster. Nur der Kastner Pater Robert Daiser soll während des etwa zweijährigen Exils als einziger zurückgeblieben sein, um sich um das Kloster zu kümmern. Beim Einfall der schwedisch-französischen Truppen oder kaiserlich-bayrischen Truppen soll er sich in die Wälder geflüchtet haben.

Die letzten beiden Kriegsjahre hatten verheerende Auswirkungen auf das Kloster und seine Untertanen. Für die Zeit von 1646-1649 fehlen Urkunden, was darauf schließen lässt, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten in dieser Zeit weitgehend zum

Erliegen gekommen waren. Außerdem nahm die Soldateska alles hinweg und zehrte alles Essbare auf. Äcker und Wiesen wurden in einen erbarmungswürdigen Stand gesetzt.

Der Gutshof Straß (Schwaig) in Aldersbach scheint völlig zerstört worden zu sein.

Noch als Kriegsfolge ist eine Pestepidemie zu werten, die in den Jahren 1648-1649 wütete und nach den Sterbematrikeln von St. Peter 110 Todesopfer forderte.

Als Abt Matthäus und die Religiosen zurückkehrten, hatten sie kaum etwas zu essen. Sie appellierten an die österreichischen Klöster und baten um Hilfe. Diese ist wohl reichlich geflossen.

Der Abt konnte das Kloster bald wiederherstellen  und die Hofmarken Maming, Gottfrieding, Rating, Vilshofen und andere Güter erwerben.

In der Wallfahrtskirche Sammarai, in der er Kaplan gewesen ist, ließ er eine neue Orgel aufstellen.

Auch war er Generalvikar der bayerischen Provinz der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation.

Abt Matthäus verstarb am 1.02. 1651.

Sein Nachfolger wurde Gerhard Hörger (1651-1669). Er stammte wie sein Vorgänger aus Kempten. Er wurde schon als Chorknabe in das Kloster Aldersbach aufgenommen.

Unter Abt Michael Kirchberger trat er sein Noviziat an. Später wurde er Michaels Beichtvater. 1640-1643 war er Prior in Aldersbach. 1642 vertrat er Abt Johann Molitor (1640-1658) vom Kloster Raitenhaslach beim Provinzialkapitel

in Kloster Schöntal. Am Zisterzienserinnenkloster Seligenthal wirkte er mehrere Jahre als Beichtvater.

Der Gotteszeller Abt Christoph Lehen (1638-1651) war wegen seiner Amtsführung in Gotteszell in Misskredit geraten. Der Alderbacher Vaterabt Matthias untersuchte die Angelegenheit und kam zu dem Schluss, dass dieser seinem Amt nicht gewachsen sei.

Er teilte dies dem Ordensvisitator Bernhard Gemelich (1638-1660) Abt von Stams mit. Abt Matthäus betrieb nun mit dessen Einverständnis die Absetzung des Gotteszeller Abtes. Nach Vorliegen des landesfürstlichen Einverständnisses resignierte Abt Christoph

am 7. Januar 1651 und wanderte nach Österreich aus.

Unter dem Vorsitz von Abt Matthäus und im Beisein des Fürstenzeller Abtes Wolfgang Gattermayr wurde Gerhard Hörger von den wenigen nach dem Krieg verbliebenen Konventualen zum Abt von Gotteszell gewählt.

Kurz daraus starb Abt Matthäus. Unter dem Vorsitz des Fürstenzeller Abtes Martin Dallmayr (1640-1690) und in Gegenwart des Abtes Johann Molitor von Raitenhaslach wurde Gerhard Hörger zum Abt von Aldersbach postuliert.

Er lehnte zunächst ab, weil er Gotteszell nicht aufgeben wollte. Generalabt Claude Vaussin (1643-1670) erteilte ihm aber Dispens und nun leitete Gerhard in Personalunion beide Abteien. Abt von Gotteszell war er von 1651-1658 und von Aldersbach

von 1651 bis zu seinem Tod 1669. Abt Gerhard war ein sehr fähiger Abt. Es gelang im rasch in beiden Klöstern die Kriegsfolgen abzumildern. Das in Ruinen liegende Kloster Gotteszell baute er bis 1654 wieder auf.

Zum Regensburger Fürstbischof Franz Wilhelm Graf von Wartenberg (1649-1661) hatte er ein gutes Verhältnis.Von ihm bekam er am 21.4. 1655 einen Armknochen des Heiligen Roberts von Molesme, dem Gründer des Zisterzienserordens , als Reliquie und Franz Wilhelm

bestätigte die Echtheit der Reliquie (Urkunde 01585). Dafür stiftete Abt Gerhard einen ewigen Jahrtag für den Bischof. (Urkunde 101586)

In Aldersbach ließ er einen Ordenspriester für Gotteszell ausbilden und dort einige Novizen aufnehmen. Wie gut er in Gotteszell gewirtschaftet hat zeigt die Tatsache, dass er dem am 2. Mai 1654 zum Prior mit allen Stellvertreterbefugnissen ernannten Prior

Bonifaz Hiltprant trotz der Baukosten eine Barschaft von 1906 Gulden, das sind 375.233,00 €, übergeben konnte. Der Prior wirkte vorher als Professor für Theologie und Kirchenrecht in Aldersbach.

Im Sommersemester 1646 hatte er zusammen mit Pater Candidus Mändl (+ 1695) und Pater Raimund Edelmann diese Fächer in Ingolstadt studiert.

Nachdem Gotteszell wieder auf eigenen Füßen stehen konnte, resignierte Abt Gerhard am 18. Februar 1658 und leite am nächsten Tag die Wahl von Bonifaz Hiltprant (1558-1689) zum Abt von Gotteszell.

Er führte dort auch höhere Studien ein.

Am 9. Mai 1667 übertrug Generalabt Claude Vaussin Abt Gerhard das Generalvikariat für Bayern (Urkunde 01595)

Auf Initiative von Kurfürst Maximilian II. Emanuel (1679-1726) kaufte Abt Gerhard das 1563 im Zuge der Reformation aufgehobene Zisterzienserkloster Walderbach, heute Landkreis Cham und richte es als Superiorat ein.

Während seiner Regierungszeit besaß das Kloster über 600 Anwesen in  17 bayerischen Landgerichten von Dachau bis ins Innviertel.

Abt Gerhard verfasste im Auftrag des Fürstbischofs eine handgeschriebene Chronik von Kloster Alderbach, die mit dem Tod des Abtes Michael Kirchberger endet.

Am 7. Oktober 1669 erlitt Abt Gerhard bei der Visitation von Kloster Seligenthal einen Schlaganfall. Er verstarb zwei Tage später ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Auf ihn folgte Malachias Niderhofer (1669-1683). Er war Sohn eines Taglöhners und ist in Landshut geboren. Sein Klostereintritt ist nicht bekannt. Im Wintersemester 1638 war er an der medizinischen Fakultät in Ingolstadt eingeschrieben. Ma kann

davon ausgehen, dass er von der Förderung durch Abt Matthäus profitierte, denn anders wäre ihm als Sohn eines Tagelöhners kaum der Weg zur höheren Bildung möglich gewesen. Er hatte Philosophie studiert. Er war Professor für Philosophie in Kloster Aldersbach

und von 1651-1653 dort Prior und von 1652-1653 ein Jahr Spiritualadministrator in Kloster Gotteszell.

Der Kaisheimer Abt Georg IV. Müller (1637–1667) berief ihn 1653 für zwei Jahre ins dortige Kloster, wo er Philosophie unterrichtete und Disputationen über Physik und Logik abhielt, zu der auch Klosterfremde, vor allem Jesuiten eingeladen waren.

Von August 1669 bis November 1699 verwaltete er als erster Verwalter das als Subpriorat von Abt Gerhard wieder eingerichtete Kloster Walderbach.

Am 24. November wurde er im Beisein des Fürstenzeller Abts Melchior Korn (1666-1684) zum 41. Aldersbacher Abt gewählt (Urkunde 01596).

Abt Malachias wohl seinem eigenen Werdegang geschuldet förderte die höheren Studien im Kloster. Er richtete eine Hauslehranstalt im Kloster ein, die auch von Klöstern aus der Umgebung beschickt wurde.

Über die Organisation und Ausprägung der Lehranstalt ist wenig bekannt. Man orientierte sich wohl am jesuitischen Bildungssystem und teilte die höheren Studien in Lyzeum (Philosophie) und Hochschule

(Theologie) auf. Einen akademischen Grad konnte man in Aldersbach nicht erreichen. Die Schule hatte wohl eher vorbereitenden Charakter für ein späteres (verkürztes) Hochschulstudium. Die Schule war wohl

eine dauerhafte Einrichtung, was auch der Bau des Seminargebäudes (heutiges Ratshaus) um das Jahr 1767 erkennen lässt.

Am 16.5. 1672 übertrug der Generalabt Jean XII. Petit ( 1670–1692 ) Abt Malachias das Generalvikariat für das bayrische Gebiet. (Urkunde 01598).

Gegen Ende seiner Amtszeit ließ Abt Malachias den südlichen Stichflügel mit dem Rekreationssaal bauen.

Abt Malachias starb am 12. Januar 1683.

Sein Nachfolger wurde Engelbert Vischer (1683-1705). Er ist um 1647 in Gossersdorf bei Konzell geboren und am 07.10.1647 in Konzell(heute Landkreis Straubing-Bogen) getauft.

Über seinen Klostereintritt und seine Klosterlaufbahn ist nichts bekannt. 1682 war er Prior in Kloster Aldersbach.

Er wurde am 21. Februar 1683 in Gegenwart des Abtes von Raitenhaslach Malachias Lachmayr (1676-1688) zum 42. Aldersbacher Abt gewählt. (Urkunde 01602) Generalabt Jean Petit bestätigte die Wahl am

10.5. 1683 (Urkunde 01603)

1690 begann er mit dem Bau des Wallfahrtspriesterhaus in Sammarei.

Wie sein Vorgänger Malachias förderte er die wissenschaftliche Ausbildung des Klosternachwuchs.

Er verfasste auch eigene Schriften unter anderem eine Beschreibung der „Gnadenerzeigungen“ im Wallfahrtsort Sammarei.

Auch er war Generalvikar für das bayrische Gebiet und kümmerte sich um die Ordensdisziplin.

Abt Engelbert begann im Jahr 1700 den barocken Neubau des Klosters.

Allerdings brach 1701 der Spanische Erbfolgekrieg (bis 1714)aus. Am  13. August 1304 fand in Höchststadt die 2. Schlacht von Höchstadt statt, bei der Bayern und Kurfürst Maximilian II. Emanuel eine verheerende Niederlage erlitt.

Er  wurde des Landes verwiesen. Kaiser Joseph I. (1705-1711) Er besetzt Kurbayern mit brutaler Gewalt. Es sollte in den Habsburger Staatsverbund eingegliedert werden. Eine enorme Steuerlast wurde dem Landvolk aufgebürdet.

Mit Zwangsrekrutierungen sollten die kriegstauglichen Männer in die kaiserliche Armee eintreten. Die Repressalien führten zu der Bayrischen Volkserhebung. Mit der “Bauernschlacht bei Aidenbach” am 8. Januar 1706 war der Aufstand schließlich niedergeschlagen.

Kloster Aldersbach war von der Volkserhebung in vielfältiger Weise betroffen. Zum einen gab es Beinträchtigungen bei den Kampfhandlungen im direkten Umfeld des Klosters. Beim Volksaufstand starben viele Angehörigen der Klosterpfarreien.

Bei der Bauernschlacht hatten sich flüchtende Bauern im Pfarrhof von Tödling, heute Gemeinde Egglham verschanzt. Er gehörte dem Kloster und wurde von dem kaiserlichen Heer in Brand gesetzt. Nach der Schlacht war Kloster Aldersbach für zwei Tage

Hauptquartier des hier lagernden österreichischen Heeres. Das Kloster war in dieser Angelegenheit in einer moralischen Zwangslage.Die fast ausschließlich  nichtadeligen Konventualen mit bayrischen Wurzeln brachte der aufständischen Landbevölkerung

großes Verständnis entgegen. Aber das Kloster war ein Wirtschaftsunternehmen. Es war existentiell auf die Einnahmen aus den umfangreichen österreichischen Besitzungen des Klosters angewiesen. Man konnte es sich also nicht leisten,

es mit Habsburg zu verderben. Die kaiserliche Regierung in München nahm durchaus Einfluss auf das Kloster und war nicht unbeteiligt an der Resignation von Abt Engelbert am 17.10.1705. Auch die verspätete Anerkennung des Nachfolgers von Abt Engelbert

Theobald I. Grad (1705-1734) verweist auf den Münchner Einfluss.

Abt Engelbert lebte nach seiner Resignation in Sammarai, zu dem er 1690 den Grundstein gelegt hatte. Er starb dort am 19.07. 1723 und ist in Kloster Aldersbach bestattet.

Abt Theobald ist 29. 3. 1661 in Engkofen heute Ortsteil von Adlkofen im Landkreis Landshut geboren.  1682 legte er seine Profess in Aldersbach ab und wurde 1687 zum Priester geweiht.

Er war 8 Jahre Hausgeistlicher im Kloster Seligenthal, das er dann als Vaterabt mindestens einmal jährlich besuchte.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior.

Mit ihm begann das “Goldene Zeitalter” von Kloster Aldersbach.

Er förderte die Studien seiner jungen Mönche, in dem sie nach Ingolstadt an die Universität schickte.

Er begründete die barocke Bibliothek. Vor allem wurde er zum eigentlichen Bauabt von Kloster Aldersbach.

Er ließ anstelle des romanischen Langhauses von Domenico Mazio (um 1650/65- bis nach 1728) die Klosterkirche neu errichten.

Er baute ab 1715 eine grosszügige Wandpfeilerhalle mit fünf Jochen. Um den Chor legt er einen Kapellenkranz. 1719 ist der Neubau eingewölbt.

Abt 1720 waren die Gebrüder Asam in der Kirche tätig, Equid Quirin (1692-1750) als Stuckateur und Cosmas Damian (1686-1739) als Freskant.

Equid Quirin erstellte die freiplastische Orgelbühne.

Den Hochaltar errichtete der Bamberger Altarbauer Joseph Matthias Götz (1696-1760) Das Altarblatt und die Mondsichelmadonna des alten Altares wurde wieder verwendet.Die beiden Seitenaltäre wurden in den 1720-iger Jahren auch von der Werkstatt Götz erstellt.

Die Kanzel, die Kirchenbänke, die Beichtstühle und das Chorgestühl entstehen  der Rokokoperiode unter Abt Theobald II.

Abt Theobald setzte neue Orgelwerke in die Kirche.

In Frauentödling förderte er den Bau der Marienkirche.

Auch er war Generalvikar des Ordens in Bayern.

Er verlegte die Rosenkranzbruderschaft von Weng in die Klosterkirche nach Aldersbach.

Er erlitt einen Brandunfall, an dem er am 21. 1734 qualvoll verstarb.

Sein Nachfolger wurde Paulus Genzger (1734-1745). Er ist 1681 in Frontenhausen  heute Landkreis Dingolfing-Landau geboren.

Er war Pfarrer, Professor und 1721, 172-1724 sowie 1730-1732 Prior in Aldersbach. Zuletzt war er Beichtvater im Kloster Seligenthal. Von dort aus wurde er am 29. März 1724 zum Abt gewählt.

Auch er förderte die Studien seiner Religiosen. Zwei Mönche schickte er zum Studium an die Universität Prag. Allerdings starben diese sehr früh.

Er vermehrte die Bibliothek mit vielen Büchern, die er selbst angeschafft hatte.

Die Sakristei stattete er mit neuen Ornaten aus.

Die Reliquien der Katakombenheiligen Felicianus und Clara ließ er neu fassen und ausstellen. Die Heilige Clara ist erst unter Abt Paulus nach Aldersbach gekommen.

Unter Abt Paulus entstanden die Neubauten der   Ökonomiegebäude. Das waren Bräuhaus, Kastnerei, Mühle und Bauhof. Im Bräuhaus war wohl auch die Pfisterei untergebracht.

Er legte den Grundstein zu einer Lorteokapelle, die schon Abt Theobald I. geplant hatte und die ein österreichischer Edelmann bezahlt hatte.

Das Kloster hatte zu dieser Zeot ein Hausorchester und Abt Paulus musizierte selbst und komponierte.

Schwer zu schaffen machte Kloster und Abt der Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748).

Kaiser Karl VI. (1711-1740) starb 1740 ohne männlichen Erben. Die Pragmatische Sanktion, die Kaiser Leopold (1658-1705) 1703 mit seinen Söhnen Joseph und Karl geschlossen hatte, regelte, dass weibliche

Familienmitglieder nur erben konnten, wenn alle männlichen Familienmitglieder ausgestorben waren. Mit dem Tod Karls war dies nun eingetreten. Seine Tochter Maria Theresia (1711-1780) bestieg nun den österreichischen

Erzherzogsthron. Allerdings machten nun drei weitere Verwandte Erbansprüche geltend und zwar Karl Albrecht von Bayern (1726-1745) als Ehemann von Amalie von Österreich (1701-1756),Tochter von Kaiser Joseph I.(1705-1711)

und  der Nichte des verstorben Kaisers, Philipp V. von Spanien für die erloschene Linie der spanischen Habsburger und Friedrich II. August von Sachsen (1733-1763), dem Ehemann von Maria Josepha von Bayern (1699-1759)

der ältesten Tochter von Joseph I.

1741 begannen die Kampfhandlungen in Deutschland. Niederbayern war von Juli 1741 bis zum Frieden von Füssen am 22. April 1745 fast durchgehend von massiven kriegerischen Handlungen und Truppenbewegungen betroffen.

Auch Kloster Aldersbach wurde nun unmittelbar in das Geschehen einbezogen. Es erlitt zwar Verwüstungen, kam aber einigermaßen glimpflich davon., auch weil es ausreichend Kapital hatte, Schutzgelder zu bezahlen.

1742 befand sich ein habsburgisches Hauptquartier für mehrere Wochen in Kloster Aldersbach.  Das 8.habsburgische Infanterieregiment unter dem Kommando des Generalfeldmarschalls Joseph Friedrich von Sachsen–Hildburghausen (1702-1787)

verbrachte mit 2000 Mann die Wintermonate von 1743/44 in Aldersbach. Das Heer musste natürlich verpflegt werden, was auf Kosten des Klosters ging. Das machte Abt Paulus so zu schaffen, dass er am 15.10.1745 resignierte. Er zog sich nach Sammarai zurück, wo er

10.04.1746 verstarb.

Der Ebracher Vaterabt Hieronymus II. Held (1741–1773) Hatte die Resignation von Abt Paulus entgegengenommen und auch den Vorsitz bei der Wahl seines Nachfolgers Theobald II. Reitwinkler (1745-1779) geführt,

die am 25. Oktober 1745 stattfand.

Er wurde am 5. November 1705 als Sohn des Hochstiftischen Braumeisters Johann Georg Reitwinkler († 1734) in Passau–Hackelberg geboren

Er besuchte das Gymnasium in Passau. Bis 1725 studierte er Theologie in Freising.

1726 legte er in Aldersbach seine Profess ab. Dann studierte er in Ingolstadt weiter Theologie und auch Rechtswissenschaften.

1731 wurde er zum Priester geweiht.  Danach war er Professor für Theologie in Aldersbach.

Von 1738 bis 1745 war er Beichtvater und Ökonom in Kloster Seligenthal.

Die feierliche Benediktion nahm Abt Hieronymus II.  am 5. Juni 1746 vor. Sie war eingebettet in die großen Jubiläumsfeiern, die zum 600-jährigen Bestehen der Abtei abgehalten wurden und die sich über mehrere Tage erstreckten.

Nachdem das Kloster wieder friedliche Zeiten erlebte, konnte Abt Theobald das Kloster wirtschaftlich wieder sanieren und er zahlte alle Schulden zurück.

Nach Härtl erreichte er die Exemption für das Kloster. (S.100)

Schon 1746 ließ er durch den in Fürstenzell tätigen Maler Johann Jakob Zeiller (1708–1783) neue Fresken in der Sakristei und in der Chorscheitelkapelle malen. Er kaufte hochwertige Paramenten.

1748 schuf der Bildhauer  Joseph Deutschmann (1717–1787) aus Imst die Kanzel und die Beichtstühle.

1755 wurde die Westfassade und der Glockenturm erneuert. Dabei wurde der Turm erhöht und in die neugestaltete Fassade integriert.

1761/62 wurde das Chorgestühl erneuert und mit der neuen Orgel,die der Passauer Orgelbaumeister Philipp Schmid (1711–1763) erstellte, ist die Ausstattung des Kirchenraums abgeschlossen.

Die Orgel wurde  auf 26 Register erweitert.

1767 wurde eine neue Portenkapelle von dem Passauer Baumeister Johann Michael Schneitmann (von 1720 bis 1795 in Passau nachweisbar) errichtet. Ursprünglich war die Portenkapelle für Frauen bestimmt, da diese

nach der Zisterzienserregel den Klosterbereich nicht betreten durften.

Die Pfarrhöfe von Neuhofen, Schönau und Nöham Abt Theobald neu erbauen.ließ er neu erbauen.

Junge Religiose schickte er zum Studium nach Ingolstadt und Salzburg.

Vor 1767 ließ er das Seminargebäude im Kloster erbauen (s.o.)

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1763 durch Papst Clemens  XIV.(1769-1774) waren Aldersbacher Mönche auch als Professoren an der Landesuniversität Ingolstadt und an den Gymnasien in Burghausen und Landshut tätig.

Allerdings wurden die Aldersbacher Mönche als Professoren durch aus auch angefeindet. So war Pater Amadeus Primbs (Profess in Aldersbach am 11.11. 1782) 1793 Professor für Logik, Metaphysik und Philosophie an der Universität Ingolstadt.

Er wurde aber 1794 auf kurfürstlichen Befehl wieder entlassen, wobei die Gründe nicht klar sind. So wurde er der Mitgliedschaft im Illuminatenorden, einer Geheimgesellschaft, verdächtigt.

Pater Stephan Wiest (Profess in Aldersbach 1768) war von 1791 bis 1794 Professor an der Universität Ingolstadt und dort von 1787/88 Rektor. Er war zwischen  1781 und 1794 einer der herausragenden Theologen der Universität Ingolstadt.

Pater Stephan Wiest (Profess in Aldersbach am 28.10.1768) war von 1788-94  Professor für Dogmatik und Patrologie an der Universität Ingolstadt. 1788 war er dort Rektor. Er verfasste 43 Werke und ist einer der bedeutendsten

katholischen Theologen in Deutschland im 18. Jahrhundert.

Auch um die Bibliothek  kümmerte sich Abt Theobald. Am Ende seiner Regierungszeit umfasste sie 30.000 Bände. Darunter waren etwa 300 mittelalterliche Handschriften, die zum Teil im klostereigenen  Skriptorium angefertigt worden

und mit wertvoller Buchmalerei ausgestattet worden waren.

Bibliothekar und Klostersekretär in der Regierungszeit von Abt Theobald war Michael Mannstorf (Profess 1733). Er schrieb eine Kurzfassung der Klostergeschichte, die auf der Chronik von

Abt Wolfgang Marius basierte, die “Excerpta quaedam ex Annalibus Marii Wolfgangi” und “Epitome Chronicorum Alderbachensium” . Er verstarb 1766.

Auch Abt Theobald II. war  Generalvikar und Visitator der bayerischen Zisterzienserprovinz.

Abt Theobald verstarb am 07.02. 1779.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto Doringer (1779-1797) als vorletzter Abt von Kloster Aldersbach.

Er ist am 22. März 1728 in Höhnhart, Bezirk Braunau, Oberösterreich geboren. Mit 23 Jahren trat er in Kloster Aldersbach ein, wo er 1751 die Profess ablegte.

1754 wurde  er zum Priester geweiht. Zunächst war er als Priester und Beichtvater in Sammarai tätig. Dann ging er als Priester und Beichtvater nach Seligenthal. Dort war er auch als Bibliothekar tätig.

1773 wurde nach Aldersbach zurückberufen, wo er bis 1774 Prior war.Am 10.4. 1779 wurde er zum Abt gewählt. Talentierte Religiose schickte er auf die Universität nach Ingolstadt.

Er selbst war” ein umfassender Gelehrter” (Biographia Cisterciensis /www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Doringer,_Otto)

Er war seit 1779 Generalvikar der bayrischen und pfälzischen Zisterzienserklöster.

Durch den Tod von Abt Theobald Weißenbach (1780-1792) von Kloster Raitenhaslach war die Stelle als Direktor im Generalstudiendirektorium in Ingolstadt freigeworden.

Er bewarb sich dafür. Die Zisterzienser gingen sehr selbstbewusst vor, um die Rechte ihrer Prälaten zu wahren. Abt Otto bekam den Zuschlag. Allerdings  versuchten die staatlichen Behörden dann die Demission von Abt Otto zu betreiben,

was auch mit der Entlassung des Aldersbacher Professor Amadeus Primbs (s.o.) zusammenhing. Er hatte sich wegen der “Denunciationssache” (Winfried Müller, Universtität und Orden, Berlin 1986, S. 200). Die Entlassung von Primbs nicht mehr rückgängig machen.

Aber seine eigene Position im Generalstudiendirektorium konnte er immerhin halten. Wenige Jahre später bat er dann aber altershalber um Entlassung. Dieses Amt versah dann der Fürstenzeller Abt Edmund Bachmaier (1702-1803) bis zur Säkularisation 1803.

Abt Otto hatte ein lateinisches Tagebuch über seine Regierungszeit verfasst, das nicht nur für die Klostergeschichte sondern auch sehr viele Informationen zu Bayern enthält (nach zu lesen in Kloster Aldersbach digital Das Tagebuch des Zisterzienserabtes Otto Doringer

von Aldersbach 1779-1797). Man kann darin auch sehr schön die sich anbahnende Klosteraufhebung nachverfolgen.

Abt Otto verstarb am 15. Oktober 1797.

Sein Nachfolger wurde Abt Urban Treml (1797-1803)

Er wurde am 8. Mai 1743 in Strachendorf geboren.

1769 wurde er zum Priester geweiht. Er war dann Pfarrer in der dem Kloster inkorporierten Pfarrei Geiersthal im Landkreis Regen.

Nach dem Tod von Abt Otto wurde er am 18.Dezember zu dessen Nachfolger und letzten Abt von Kloster Aldersbach gewählt. Mönche von Kloster Aldersbach hatten immer noch Lehrstühle an der Universität Ingolstadt inne.

Am 1. April 1803 wurde im Zuge der Säkularisation die Aufhebung des Klosters verkündet. Das Kloster wurde entschädigungslos enteignet. Zum Zeitpunkt der Aufhebung waren noch 41 Mönche und 30 Studenten in Aldersbach. Sie

mussten das Kloster sofort verlassen. Abt Urban erhielt eine Pension von 1800 Gulden, das entspricht etwa 38.276 €. Er ging nach Straubing, wo er 13. August 1808 verstarb.

1802 wurden die Anlagewerte des Klosters auf 626 536 Gulden geschätzt, das sind etwa 13.323.056,00 €. Der Aktivsaldo betrug 134 564 Gulden, also etwa 2.861.453,00 €. Der Barbestand lag bei 24 882 Gulden, das sind etwa

605.659,00 €. Die Jahreseinnahmen betrugen 55 287 Gulden, also 1.175.870,00 €. Das Kloster war durchaus ein Wirtschaftsunternehmen. Es beschäftigte 110 ständige Arbeitnehmer, denen es einen Jahreslohn von 123 Gulden zahlte, das sind

etwa 2.615,00 € im Jahr. Damit war das Einkommen eines Klosterbeschäftigten etwa 23 % höher als das damalige bayrische Durchschnittseinkommen.

Über 7000 ausgewählte Werke der Bibliothek werden nach München gebracht. 2043 Bände erielt die Provinzialbibliothek Straubing. Der grosse Rest der bedeutenden Bibliothek von ursprünglich über 30 000 Bänden wurde 1807 als Makulatur verkauft.

(alle Zahlen nach Süddeutscher Barock, Kloster Aldersbach) Die mobilen Wertsachen verschwanden. Auch das Klosterarchiv ist nicht mehr vorhanden.

Stiftsgebäude, Bräuhaus und Mühle wurde Eigentum des Freiherrn von Aretin auf Haidenburg.Adam von Aretin (1769-1822) war bayrischer Vizekanzler.

180 Jahre war das Kloster dem Verfall preis gegeben. 1893 wurde mit der Renovierung der herunter gekommenen Konventsgebäude begonnen. Mehrere Versuche der Wiederbesiedelung durch Zisterziensermönche schlugen fehl.

                                                                                                                                                   

10 Apr 2022

Kloster St. Urban

 

                                                                                                                                                                           Kloster St. Urban

Ritter Ulrich Freiherr von Langenstein und seine beiden Brüder, die Geistlichen Lütold und Werner, stifteten zwischen 1191 und 1194 ein Zisterzienserkloster. Die Freiherren von Langenstein hatten ihren Stammsitz auf dem heutigen Schlossberg bei Melchnau im Kanton Bern.

Ritter Ulrich wurde 1191 als Eigentümer einer Kirche in Rot urkundlich erwähnt, das ist im heutigen Untersteckholz im Kanton Bern. Dort soll nach unbestätigten Aussagen schon um 1148 ein Chorherrenstift gegründet worden sein.

Der Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen (1189-1206) bestätigte die Schenkung 1194. (In Schweizerisches Urkundenregister, Zweiter Band, Bern 1877, S. 421 f Urkunde 2675) Der Bischof übergab die Schenkung an den Zisterzienserorden mit der dem Orden

von den Päpsten verliehenen Freiheiten und teilte in der Urkunde mit, dass Werner ins Kloster eingetreten ist. Außerdem werden die Besitzungen des Klosters aufgelistet und bestätigt.

Das Generalkapitel des Zisterzienserordens nahm dies Schenkung an.

Daraufhin schickte die Abtei Lützel unter Abt Christian (1131?–1175? ) einen Gründungskonvent .

Da sich schnell herausstellte, dass es an der notwendigen Wasserzufuhr für einen dauernden Aufenthalt fehlte und auch keine Mühle betrieben werden konnte, verlegte man das Kloster etwa drei Kilometer talabwärts in das Dorf Nieder-Tundwil. Dort bestand schon eine kleine Kirche

mit dem Paten St. Urban. dieser gab auch dem Kloster seinen Namen. Ritter Arnold von Kapfenberg schenkte den Grund für das neue Kloster. Er war mit den Freiherren von Langenstein verschwägert.

Der erste Abt von St. Urban war Konrad von Biederthan (1196) Biederthan war ein hochadeliges Geschlecht, das 1169 die Burg Alt- Biederthal in Laufen, heute eine Gemeinde im Bezirk Basel Land an der Landesgrenze zu Frankreich erbaute. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert aufgelassen.

Die Edelfreien von Bühlerthan (auch Bierthal) wurden 1141 urkundlich nachgewiesen.

Der erste wichtige Besitz war Roggwil. Dort errichteten die Mönche auch einen der Klosterhöfe, der zu den bedeutendsten des Klosters werden sollte. Schon ab 1197 begannen sie, Streubesitz aus entfernter gelegenen Besitzungen zu verkaufen oder tauschen, um klosternah

zusammenhängenden Besitz zu schaffen. Um 1201 dürfte Roggwil gänzlich Eigentum des Klosters gewesen sein. Dort bauten die Mönche ein Bewässerungssytem. Das war etwas, worauf sich die Zisterziener verstanden. Sie fassten die Langeten in einen Kanal und führten diesen bis Roggwil und zur Roth.

Sie betrieben dann einen spezialisierten, mit Bewässerung gekoppelten Wiesen- und Ackerbau (sog. Wässermatten). Der Klosterhof von Roggwil umfasste immerhin mehr als 1200 Jucharten (Juchart ist ein Schweizer Flächenmass. Das war ein Schätzmass, das einem Tagewerk des Pflügers entspricht und je nach Gelände variiert. Im Schweizer Mittelland waren das  zwischen 27 und 36 Ar) Das waren also  etwa 360 Hektar, die in Roggwil bewässert und bewirtschaftet wurden.

Die ersten Klosterbauten wurden dort 1200 oder 1201 geweiht.

Aus den Jahren 1231 und 1232 sind Nachrichten von Altarweihen überliefert. In der Zeit von 1249-1259 entstanden Kirche und Kloster neu.

Am 10. Dezember 1208 gestattete  Papst Innozenz III. (1196-1216) dem Abt und Konvent von Kloster St. Urban von freien Leuten, die als Mönche oder Konversen ins Kloster eintreten, bewegliches und unbewegliches Gut anzunehmen und dieses zu behalten.

(Urkundio Beiträge zur vaterländischen Geschichtsforschung, 2. Bd. Solothurn, 1875, S. 20) und am 8. Januar 1209 nahm er das Kloster in den Schutz des apostolischen Stuhls und untersagte von dessen selbst bebauten Gütern den Zehnten zu fordern (S.21)

Am 6. November folgte eine Urkunde, in der der Besitz aufgelistet und bestätigt wurde und der Papst gewährte dem Kloster besondere Freiheiten und Rechte (S. 22). Am 9. April 1210 beauftrage er den Erzbischof von Mainz Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

das Kloster St. Urban gegen alle Beeinträchtigungen zu schützen. (27)

Auch Kaiser Heinrich VI. (1169-1197) nahm das Kloster in seinen Schutz.

1196 sandte der Abt von Lützel dem Abt von St. Urban ein von Bruder Helandus geschriebenes Missale (Anzeiger für Schweizerische Geschichte-Band 4, S. 165)

Graf Hermann II. von Froburg (+1211/1213) erteilte dem Kloster Zollfreiheit in allen Städten seiner Herrschaft. Sie hatten die Städte  Aarburg, Liestal,  Olten, Waldenburg, Wiedlisbach, Zofingenund  Fridau gegründet.

Abt Konrad starb am 12. Mai 1212.

Sein Nachfolger wurde Otto von Salem. Er war ein Mönch aus Salem und wohl sehr kunstbegabt.

Kurz nach seiner Wahl war Abt mit einem Konversenbruder nach Rom gereist. In Thunstetten war um 1210 eine Johanniterkommende gegründet worden. Zwischen Kommende und Kloster war ein heftiger Streit entstanden.

Das war wohl der Anlass der Romreise des Abtes. Abt Otto war zwar in Rom juristisch erfolgreich. Auf der Rückreise verstarb er aber am 21. Oktober 1212.

Am 6. Mai1228 beauftragte Papst Gregor IX. (1227-1241) den Konstanzer Bischof Konrad II. von Tegerfelden (1233 –1233) und den Abt von Petershausen Konrad II. (1225–1248) dafür Sorge zu tragen, dass der von Papst Innozenz III.

geschlossene Vergleich zwischen dem Kloster St. Urban und der Kommende Thunstetten beobachtet wird und ein dagegen ergangener Schiedsspruch aufgehoben werde. (S. 30)

Der Streit wurde aber erst 1269 endgültig beigelegt. Den Johannitern sollte der Kirchensatz von Lotzwil nebst anderen Rechten gehören, Kloster Urban sollte den Kirchensatz von Waldkirch gehören, ein ehemaliges Dorf bei Niederbipp.

Sollte es dennoch Schwierigkeiten geben,sollte Ritter Rudolf von Balm oder Heinrich von Grünenberg als Schiedsrichter fungieren.

Nach nicht einmal einjähriger Regierungszeit folgte auf ihn Konrad II.  von Tennenbach. Er erhielt von Albrecht IV. Grafen von Habsburg (um 1188-1239) die landesherrliche Zustimmung für alle Erwerbungen in Langenthal. Albrecht war Landgraf im Oberelsass und Vater von Rudolf I.,

der von 1273-1291 deutscher König war.

Eberhard von Grünenberg schenkte dem Kloster 1224 den Kirchensatz von Langenthal und alle seine Güter. Die Freiherren von Grünenberg waren schon früh Gönner des Kloster. Auch waren Familienmitglieder Mönche in St. Urban.Herbert  von Grünenberg

tritt 1250 in einer Urkunde als Zeuge auf und wird dort als Mönch in St. Ulrich auf. Er war wohl ein Bruder von Ulrich und Markwart.

Schon zwischen 1218 und 12224 schenkten Heinrich von

Grünenberg und sein Bruder Markwart eine Schuppose in Gotzratwil. 1249 verkaufte Heinrich von Grünenberg dem Kloster ein Gut in Solothurn, in dessen Besitz er durch seine Gemahlin gekommen war für 11 Mark Silber.

Zwischen den Rittern von Luternau hatte eine langjährige Fehde zwischen ihnen und dem Kloster geherrscht. Ritter Werner von Lutternau wurde deshalb von Bischof Konrad II. von Tegerfelden  (1209 –1233 ) gebannt worden.

Heinrich und sein Bruder Markwart traten als Zeugen in der Schlichtungsurkunde auf.

Markwart starb kurz nach 1262. Er wurde in St.Urban bestattet. Das hatten sich die Herren von Grünenberg als Grablege gewählt, ebenso wie die die Familie der Klostergründer, die Freiherren von Langenstein.

Abt Konrad II. starb am 22.Dezember 1226.

Auf ihn folgte Abt Marcellinus.

1231 konsekrierte der Konstanzer Suffragan Heinrich, Bischof von Groß-Troja

Der Streit mit den Johannitern in Thunstetten schwelte noch immer. Papst Gregor IX. gab deshalb dem Konstanzer  Bischof Konrad II. und dem Abt von Petershausen Konrad III. auf dem Hof (1329–1339?)den Auftrag, den Streit zu schlichten.

Außerdem nahm er das Kloster mit seinem jetzigen und künftigen Besitz und den Konvent  am 27. April 1233 in seinen Schutz auf. Der derzeitige Besitz wurde detailliert aufgezählt.

Abt Marcellinus starb am 13. September 1240.

In Zofingen besaß Kloster St. Urban mehrere Häuser. Das erste hatte es 1227 vom Stift Zofingen bekommen. 1261 überliess Graf Hartmann von Frohburg (etwa 1240 + zwischen 1281 und 85), der auch Schultheis in Zofingen war, dort ein Haus.

1285 übertrug Niklaus von Fischbach dem Kloster sein Haus mit Garten. Daraus entstand der St. Urbanshof, der bis zur Aufhebung des Kloster 1848 im Besitz des Klosters war.

Nilkaus von Fischbach war auch der erste Klosterschaffner von St. Urban. 1283 wurde Kloster St. Urban ins Bürgerrecht der Stadt aufgenommen.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich I.

Der Konstanzer Bischof Heinrich von Tanne (1233 –1248) bestätigte 1243 den Besitz des Klosters in St. Urban, Rot, Roggwil, Schorren, Langenthal, Rüthi usw.

Abt Konrad starb am 7. Januar 1246.

Auf ihn folgte Ulrich von Burgdorf. Er begann mit dem Bau des Kreuzgangs. Unter Abt Ulrich wurde auch festgestellt, dass reichlich rote Erde vorhanden war, die sich zur Herstellung von Ziegeln eignete.

Das Generalkapitel und seine Versammlung war immer auch die Möglichkeit, sich auszutauschen. Die norddeutschen und lombardischen Zisterzienserklöster hatten Erfahrung im Backsteinbau und St. Urban

konnte sicher von diesen Erfahrungen profitieren. Allerdings sind die in St.Urban entstandenen Backsteine in ihrer Art einzigartig. In St.Urban fand nicht eine Umsetzung in backsteingerechte
Formen statt wie in der Lombardei oder besonders in Norddeutschland. In St. Urban wurden Hausteinformen in die Backsteinproduktion übernommen, das heisst, die Backsteinwerkstücke  von St.
Urban imitierten Werkstücke in Stein. Die Bauten von St. Ulrich waren dann auch nicht der Backsteinarchitektur verpflichtet,sondern der Hausteintradition im Aargau. Ein weiteres Merkmal waren die

ungewöhnlich großen Formate. Das erforderte einen hervorragenden Lehm sowie viel Gespür und Geduld seitens des Zieglers.

Ein drittes Merkmal war  die Verzierung der Backsteine mit Modeldrucken, die sich am zeitgenössischen Fliesendekor orientierten,in der Reichhaltigkeit des Formenschatzes aber ihresgleichen suchte.

Für die Fähigkeit der Zisterziensermönche, die in St. Urban solche Ziegel produzierten, gibt es mehrere Möglichkeiten. Es könnte die Fähigkeit eines einzelnen Konventualen gewesen sein.

Möglicherweise fand wie oben erwähnt ein Wissenstransfer statt, was bei den Zisterziensern eine übliche Praxis war.

Es könnte auch sein, dass Abt Ulrich, der aus Burgdorf stammte, die Kenntnis der Backsteinherstellung vermittelte. In Burgdorf entstand kurz vor in St. Urban der Backsteinbau eingeführt wurde, die dortige Zähringerburg.

Dort war ein wandernder Bautrupp tätig, der über Abt Ulrich diese Kenntnisse weitergab.

Abt Ulrich I. starb am 9.Februar 1249

Auf ihn folgte Abt Ulrich II. von St. Gallen. Er stammte aus einer in Konstanz eingebürgerten Familie diesen Namens. Er leitete die Bauten. Nur die Ziegelarbeiter, die Konversen und andere Handwerker unterstanden einem anderen Meister.

Im Jahrzeitbuch des Klosters wird er als Magister Berchtold geführt.

Unter Abt Ulrich II. wurde 1252 die Schaffnerei in Solothurn eröffnet. Das war die wirtschaftliche Vertretung des Klosters in der Stadt.Das Kloster musste in Solothurn ein Haus erwerben Das Haus in Solothurn war auch Voraussetzung für das Bürgerrecht in der Stadt,

das Kloster St. Urban ebenfalls 1252 erhielt.

Im 13. Jahrhundert statteten die Grafen Kyburg Sursee mit städtischen Rechten aus. Im Zusammenhang mit der Stadtgründung errichte Kloster St. Urban in Sursee sein Amtshaus. Die Stadt erteilte dem Kloster 1256 das Bürgerrecht.

In Sursee musste das Kloster ein Steinhaus errichten und nahm in dieser Zeit ein Darlehen bei den Freiherren von Signau auf.

1254 erhielt Kloster St. Urban in Solothurn die Zollfreiheit. Graf Hartmann von Frohburg hatte das veranlasst.

Vor 1257 hatte das Kloster Probleme mit den Herren von Luternau. Werner von Luternau und seine beiden Söhne schädigten das Kloster wiederholt. Das zeigte sich auch darin, dass sich das Kloster zwischen 1251–1254 eine Reihe päpstlicher Bullen
ausstellen ließ, welche sowohl die allgemeinen Ordensvorrechte verbrieften wie auch den Besitz des Klosters garantierten. Papst Innozenz IV. (1243/1244) suchte überdies zu helfen, indem er 1254 Bußfertigen gestattete, unrechtmäßig erworbene Güter zurück zu erstatten.

Graf Hermann  von Frohburg-Waldenburg befreite Kloster Urban 1259 vom Zoll in Liestal.

1259 fand auch die Kirchweihe des Klosters statt. Am 23. März 1259 nahm der Konstanzer  Bischof Eberhard II. von Waldburg (1248 –1274) die Weihe der Kirche und des Klosters vor.

Eberhard aus der Familie der Truchsessen von Waldburg war ein Gönner des Klosters.

Abt Ulrich II. starb am 7. Februar 1262.

Sein Nachfolger wurde Johannes von Wangen (1262-1268)

1263 schenkte Hartmann von Frohburg (+ zwischen 1281 und 1285), Sohn Ludwig des Älteren dem Kloster die Mühle in Morgarten samt aller zugehörigen Güter und Rechte.

1266 erhielt Abt Johannes die Zollfreiheit in Liestal bestätigt.

Ebenfalls 1266 bestimmte  das Generalkapitel den Abt von St. Urban als Visitator des 1245 gegründeten Frauenklosters Rathausen und Wurmsbach, das 1259 von Graf Rudolf IV. von Rapperswil und seiner Gemahlin Mechtild von Neifen gegründet wurde.

1268 erbaute Kloster St. Urban in Zofingen einen Amtshof. In diesem Jahr erteilten die Bürger von Zofingen dem Hof alle Freiheiten und Rechte eines Bürgers.

Abt Johannes starb am 2. September 1268.

Sein Nachfolger wurde Markward (1274–1286) 1263 war er als Subprior Zeuge in einer Urkunde erwähnt.

1275 gründeten  Rudolf von der Balm zu Altenbüron  und Jakobi von Fischbach zu Zofingen ein Frauenkloster in Ebersecken mit dem Namen Pura Vallis. Die ersten Nonnen kamen aus Rathausen. Das Kloster wurde St.Urban unterstellt.

1276  vergab der Ritter Johann VII. von Büttikon (1276–1300) Kloster St. Urban das Patronatsrecht der Marienkapelle im Weiler Freibach im heutigen Gondiswil. 1296 erhielt die Kapelle von 2 Erzbischöfen und 11 Bischöfen einen vierzehntägigen Ablass verliehen,

wenn Gläubige an gewissen Festtagen hier eine Andacht verrichteten.Diesen hatte der in Rom weilende Diakon Konrad von Aarburg vermittelt. Die Kapelle erhielt bald weitere Ablässe. 1300 gestattete der Konstanzer Bischof Heinrich II. von Klingenberg (1293-1306) Kloster St. Urban die Kapelle mit Priestern zu versorgen. Die Einkünfte erhielt das Kloster. Es entwickelte sich eine regional bedeutende Marienwallfahrt, der erst die Reformation ein Ende machte. Die Wallfahrt erhielt zusätzlichen Auftrieb durch die Gründung mehrere Bruderschaften.1468 belegen Rechnungen aus St. Urban noch Arbeiten an der Kirche. Vor 1520 erhielt  die Wallfahrtskapelle einen neuen Chor mit einem Haupt-und zwei Seitenaltären. Zierde des Kirchleins war das spätgotische Gnadenbild, das etwa aus dem Beginn des XVI. Jahrhunderts stammt. Der Konstanzer Weihbischof Melchior von Ascalon weihte die Altäre  am 13. August 1520. 

Am 7. August 1528 bekannte sich Bern zur Reformation. Die Kirche stand auf Berner Gebiet. Das Patronatsrecht hatte St. Urban inne. Abt Walther Thöri von St. Urban

ließ das Gnadenbild, die Messgewänder, Altartücher und Kelche nach St. Urban in Sicherheit bringen. Damit kam der Patronatsherr dem Bildersturm zuvor.Der Rat von Bern ließ die Kapelle abdecken. Die Mauersteine wurden für Bauten in der Nachbarschaft zur
Verfügung gestellt. Das Gnadenbild kam in die Wallfahrtskirche von Werthenstein.

1283 beschenkten Graf Hartmann von Froburg und die Bürger von Zofingen Kloster St. Urban mit dem Bürgerrecht. Das hatte bisher nur der Amtshof von St.Urban in Zofingen inne.

1284 errichtete das Kloster einen Amtshof in Liestal

Abt Markward starb am 24. Mai 1287.

Auf ihn folgte Abt Julian. Vorher war er Abt in Frienisberg.Dort resignierte er 1287. Im Berner Archiv kommt Julian nur als “resignierter Abt von Aurora (Frienisberg)” vor.

Ludwig I. von Homberg (+1289) erteilte Kloster St. Urban in Liestal 1288 das Bürgerrecht sowie Zollfreiheit in Liestal.

1288 schenkte der Basler Bürger Johann sein Haus, das er in Basel hatte. Damit war  das Kloster in Liestal, Basel und Olten mit einem Stadthof vertreten.

Abt Julian starb am 9. Januar 1294.

Sein Nachfolger Rudolf von Hauenstein war auch Abt in Frienisberg, vor er sein Amt in St. Urban antrat. Er stammte aus einer Familie in Basel.

Er kaufte 1298 den Bann und Twing in Wynau, das sind die Niedergerichtsrechte. Solche hatte das Kloster auch in Kleinroth, Habcherig, Langenthal, Pfaffnau, Roggwil (BE),  ab 1579 in Knutwil sowie ab dem 17. Jh. im Thurgau durch den Erwerb der Herrschaften Herdern und Liebenfels.

Ortolf I. Freiherr von Utzingen hatte mit Kloster St. Urban einen langjährigen Streit. Er war deshalb auch mit dem Kirchenbann belegt worden. Es ging hauptsächlich um Wasserrechte.

Sein Sohn Ortolf II. von Utzingen verkaufte 1293 und 1298 Güter in Lotzwil an Kloster St. Urban.

Der Streit zwischen den beiden Parteien flammte bald wieder auf und geriet schließlich  1301 in einer offenen Fehde. Die Mönche wandten sich an ihre Schutzmacht Solothurn, worauf die Stadt Soldaten vor die Gutenburg schickten,

dem Wohnsitz der Herren von Utzingen. Man einigte sich schließlich auf einen Vergleich.

Abt Rudolf starb am 25. September 1303.

Sein Nachfolger wurde Ulrich III. von Bütikon (1304-08) . Er stammte aus einem aargauischen Ministerialengeschlecht, das vom12-16. Jahrhundert bezeugt ist. Die Familie förderte das Kloster St. Urban.

Er bekam von Papst Clemens V. (1305-1314) die Rechte des Klosters bestätigt.

Der Streit mit Ortolf von Utzingen flammte wieder auf. Kaiser Heinrich VII. (1308-1313) befahl der Stadt Solothurn sich der Sache anzunehmen. Es eroberte dieses Mal die Burg Gutenburg und zerstörte sie.

Abt Ulrich resignierte 1308.

Abt  Ulrich starb am 26. Mai 1311.

Auf ihn folgte Werner von Hüsler (1311–1315). 1314 befreiten Schultheiss und Rat von Willisau das dortige Amtshaus des Klosters.

Zwischen 1310 und 1313 gab es immer wieder Problem  mit der Deutschordens Kommende Sumiswald. Die Kommende beanspruchte Güter, auf die auch Kloster St.Urban Anspruch zu haben glaubte. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen,

bei denen einmal bei einem Überfall durch Komtur Hugo von Langenstein, dem Komtur von Sumliswald, Abt Werner durch einen Speer verletzt wurde. Das Kloster erholte sich aber von den Auseinandersetzungen schnell wieder.

Ein Zwist wegen Twing und Gericht wurde zu Gunsten des Klosters entschieden.

Abt Werner verstarb am am 22. August 1315.

Auf ihn folgte Heinrich II. von Yberg  (1316–1322). Er stammte aus einer Minsterialenfamilie der Grafen von Kyburg.

1322 gaben die Grafen Johannes  (+1366) und Hermann (der spätere Abt von St.Urban1356–1367)  von Frohburg dem Kloster die Kirche von Niederbipp, heute Kanton Bern und das Patronatsrecht für die Kirche. Hermann war bei der Vergabung noch Laie.

Als Abt nahm er die Übertragung der Kirche und des Hofs Hägendorf von seinem Bruder entgegen.

Graf Rudolf III. von Neuenburg-Nidau (+ Juni 1339) erteilte dem Kloster die Zollfreiheit in Nidau und in der ganzen Herrschaft Nidau. In der Urkunde heißt es dazu: “ dass Sie mit Ihr Wine und mit all Ihrem Gute, dass Sie dur unser Schloss zu Nydowe führen”

(Cistercienser- Chronik, 10.Jahrgang 1898, S. 132) Nidau grenzt an den Bieler See. In Sonderkulturen betrieben die Mönche von St. Urban Weinbau am Bieler See.

Abt Heinrich starb am 30. Juni 1322.

Sein Nachfolger wurde Johannes II. von Zofingen genannt Räpplin (1325–1335).

1326 überließ Herzog Albrecht II. von Österreich (1330-1358) in Ettiswil heute im Kanton Luzern alle Rechte, den Twing und Bann Kloster St.Urban. Allerdings gingen die Rechte bald an die Herren von Winterberg weiter, die Ettiswil 1367 den Herren von Luternau überließen.

1329 und 1321 kaufte das Kloster Rebgüter in Tüscherz und in Alfermé, beides am Bieler See.

1334 erteilte Graf Rudolf III. von Neuenburg-Nidau dem Kloster das Recht auf frei Landung in Convalet, das ist bei Alfermé.

1339 schenkte Graf Johannes von Froburg dem Kloster seinen Hof in Hägendorf und den Kirchensatz . Der Basler Bischof Johann II. Senn von Münsingen (1335- 1365 ) bestätigte dies auch 1339. Endgültig wurde das dann Abt Herman (s.o.) bestätigt.

Abt Johannes II. verstarb am 8. September 1339.

Auf ihn folgte Abt Nikolaus Bischof (1337–1349). Er stammte aus Basel

Graf Eberhard II., Graf von Kyburg (1299– 1357) überließ 1339 alle Güter in Langenthal.

Johannes von Aarwangen stand dem Hause Habsburg nahe. 1333 wurde er Landvogt im Aargau. Völlig überraschend übergab er 1339 seine Güter seiner Enkelin Margaretha von Kien und trat in das Kloster St. Urban ein. Seine Familie war auch mit dem Kloster verbunden

und z. B. bei der Schlichtung mit Ortolf von Ützingen (s.o.) dabei. Allerdings genügte ihm die Klosterzelle auch nicht. Mit sechs Brüdern ging er ins Entlebuch und lebte in der Eremitenklause Wittenbach und stiftete dort die  Heiligkreuzkapelle.

Friedrich Herzog von Österreich befreite den Ort und unterwarf ihn Kloster St. Urban. Die Kapelle wurde 1345 geweiht. Johannes von Aarwangen starb am 24. Januar 1350.

1349 erhielt das Kloster eine größere Schenkung von Heinrich von Pfaffnach und seiner Frau Benignosa. Es waren die Güter und die Burg Pfaffnach sowie der Zehnte in Subingen und Teidtingen (Cistercienser Chronik S.132)

Die Konkurrenz der Bettelorden, vor allem der Franziskaner bewirkte das alle Zisterzienserklöster immer größere Schwierigkeiten bekamen, überhaupt noch Laienmönche zu gewinnen.

Die Zahl der Konversen nahm stetig ab. Das hatte natürlich Auswirkung auf die Bewirtschaftung der Güter. Die Eigenbetriebe konnten nicht mehr gehalten werden und so wurden die Güter vermehrt verpachtet.

St. Urban entschloss sich 1347 seinen Hof in Roggwil zu verpachten. Der Rat des Vaterabtes, das war zu der Zeit Abt Johannes (Demetrius) (1303–1319), wurde gesucht. Man fand ein Konsortium von 12 Pächtern, das den Hof gesamthaft übernahm.

Der Pachtvertrag sollte weiterhin die bisherigen Einkünfte sichern. Deren Grundlage in erster Linie, die zweckmäßige Bewirtschaftung, sollte erhalten bleiben. Der Klosterkellerer als
Ökonom hatte alle fünf Jahre sämtliche Güter eingehend zu besichtigen. Er durfte ein Lehen nur dann erneuern, wenn es sich in gutem Zustande befand.

Abt Nikolaus starb am 22. Januar 1349.

Sein Nachfolger wurde Konrad zum Brunnen, (1349-1356) Er war ein Sohn des Schultheissen von Zofingen und Amtmann von Kloster St. Urban Johannes zum Brunnen.

1353 kaufte das Kloster ein Haus in Convalet.

1354 flammte die alte Feindschaft zwischen den Herren von Ützingen und dem Kloster wieder auf. Sie wurde durch Johann Graf von  Froburg und anderen in einem Schiedsverfahren wieder beigelegt.

Abt Konrad verstarb am 20. Juni 1356.

Sein Nachfolger wurde Hermann von Frohburg ( 1356–1367). Er war der Sohn  des Volmar IV. von Frohburg.und der Katharina von Toggenburg. Er ist oben bei der Vergabung von Kirche und Hof Hägendorf schon in Erscheinung getreten.

1336 erscheint er erstmals als Konventuale. 1339 war er Priester und ab 1356 Abt.In seine Regierungszeit fällt die Beilegung des Wasserstreits um die Langeten bei Lotzwil  mit den Freiherren von Gutenberg.

1363 wurde ein Vergleich erreicht. Darin wurde auch festgelegt, dass  der Klostermüller und Sager von Langenthal bei Wassermangel die die Wässerungsvorkehren eigenhändig schließen durfte.

Am 19. Oktober 1363 verstarb Abt Hermann. Er war der letzte Graf von Frohburg.

Auf ihn folgte Abt Johann Kolb (1369–1370).In seine Regierungszeit fiel das Ereignis, das die mittelalterlichen Blütezeit der Zisterzienserabtei St. Urban beendete, der Guglerkrieg von 1375.

Die Gugler waren französische und englische Söldner und wurden nach ihren Kugelhüten benannt.

Enguerrand de Coucy VII. (um 1340-1397) war ein Nordfranzose und stammte mütterlicherseits von den Habsburgern ab und war ein Enkel Leopolds I. von Habsburg, Herzogs von Österreich.

Er machte Erbansprüche geltend, die ihm nach seiner Meinung über seine Mutter Katharina von Österreich zustanden.

Im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich gab es 1375 in Nancy einen Waffenstillstand. Diesen nutzte er, um 22000 in Frankreich marodierend herumziehenden Söldner gelegen, die wegen des Waffenstillstands ohne Einkünfte und Nahrung waren, zu engagieren,

um sein zurückbehaltenes Erbe mit Waffengewalt zu holen. Ziel seines Unternehmens war der habsburgische Aargau, insbesondere jene Städte, die seiner Mutter gemäß Ehevertrag ihrer Eltern Leopold I. und Katharina von Savoyen vom 20. April 1310 als Erbe zugesprochen waren, nämlich Willisau, Sempach, Sursee, Aarau, Lenzburg und Bremgarten. Sie nahmen in Kloster St. Urban ihr Hauptquartier. Die Mönche konnten sich gerade noch in Sicherheit bringen, die meisten nach Zofingen. Auch die Kostbarkeiten des Klosters samt den Urkunden wurden gerettet.

Das Gebiet der Klosterherrschaft litt aber schwer unter den Verwüstungen und Zerstörungen der Söldner. Die Bewohner der  betreffenden Gegenden begannen sich zu wehren und zwangen die Gugler nach Weihnachten abzuziehen.

18 Tage hatten sie im Oberaargau gehaust. Sie hatten die Kirche profaniert. Die abziehenden Gugler steckten  das Kloster in Brand. Einige Höfe waren so mitgenommen worden, dass man sie überhaupt nicht mehr aufbaute. Für das Kloster war die Zerstörung des Gutsbetriebs von Roggwil und auch des Riedhofes ein herber Verlust.

Es dauerte lange, bis sich das Kloster wieder erholte. Es dauerte allein drei Jahre, bis der Boden wieder fruchtbar wurde.

Von den Herzögen von Österreich Albrecht III. (1365-1395) und Leopold III. (1365-1386) erhielt das Kloster als Schadenersatz den Kirchensatz und die Lehensherrschaft  von Oberkirch am Sempacher See sowie den Boowald im Oberaargau.

Abt Johann verstarb am 18. Oktober 1376.

Sein Nachfolger wurde Johann Jakob Spariolus (1378–1383)

Seine Regierungszeit war ebenfalls von Kriegen getrübt. Zwischen den Herren von Neu-Kyburg und der aufstrebenden Stadt Bern entschied der Kyburger Krieg 1383 und 1384 den Wettlauf um die Vormacht in der Landgrafschaft Burgund. Diese umfasste den Oberaargau

und das Napfgebiet. Graf Rudolf II. von Kiburg (ca. 1362–1383 oder 1384) überfiel die Stadt Solothurn, um die Herausgabe von Pfändern zu erzwingen. Das misslang, bot aber der Stadt Bern, die mit Solothurn verbündet war, den willkommenen Anlass, einzugreifen und mit Neu-Kyburg

abzurechnen. Vor Beginn des Krieges verstarb Graf Rudolf II. Die Berner belagerten das Verwaltungszentrum der Grafen von Neuburg, die Stadt und das Schloss Burgdorf. Dieses wurde 45 Tage belagert, konnte der Belagerung aber trotzen.

Durch Bürgerunruhen in Bern  und die enormen Kriegslasten sah sich Bern aber gezwungen, durch die Annahme einer eidgenössischen Vermittlung den Krieg zu beenden.  Am 7.4.1384 wurde der Frieden geschlossen.

Dieser besiegelte aber den Fall der Grafen von Neu-Kyburg. Auch die Burg Grünenberg wurde im Zuge der Auseinandersetzungen zerstört.

Die Kriege hatten zur Folge, dass die Äcker nicht mehr bestellt wurden. Der Ackerbau verkümmerte.

Abt Johann erhielt 1382 die Bestätigung der Schenkung von Oberkirch durch den Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

Abt Johann verstarb am 7. April 1383.

Auf ihn folgte Abt Ulrich Kündig,  ( 1382–1398)

Auch in seiner Amtszeit fanden  kriegerische Auseinandersetzungen statt. Die für die Schweiz wichtigste Auseinandersetzung war der Sempacher Krieg. Das war die Auseinandersetzung zwischen der sich entwickelnden Eidgenossenschaft und dem Hause Österreich

und dauerte von 1385-1389. Dieses Mal wurde auch das Gebiet von St. Urban betroffen. Es wurden große Verheerungen angerichtet, als eine Abteilung von Bernern und Solothurnern  im Januar 1389 der Aare entlang in das österreichische Hoheitsgebiet einfiel.

Eine allgemeine Kriegsmüdigkeit bewog beide Seiten zum Einlenken. Auf der Grundlage des neuen Besitzstandes wurde am 1. April1389 ein Friedensvertrag entworfen. In künftigen Streitigkeiten Oesterreichs mit Bern und Solothurn sollte das Kloster St. Urban Verhandlungsort sein

Unter Abt Ulrich bekam das Kloster die Kirche Sankt Blasius in Burgrain geschenkt.

1390 erhielt St. Urban den Kirchensatz und die Vogte in Teitingen  von Rudolf von Aarburg und seiner Frau geschenkt. Rudolfs Frau stammte aus der Familie der Grünenberger.

Abt Ulrich starb am 5. Dezember 1398.

Sein Nachfolger wurde Abt Rudolf Frutiger ( 1402–1408)

1406 erhielt das Kloster von Generalabt Jean VII. de Martigny (1405– 1428 ) die Visitation von Frauenthal übertragen.

Die letzten Jahrzehnte hatten gezeigt, dass der hohe Adel Kloster St. Urban keinen wirksamen Schutz mehr bieten konnte. Immer mehr wichtige Dynastenfamilien wurden bedeutungslos oder verschwanden von der Bildfläche. Das erfolgte aus verschiedenen Gründen,

finanzielle Schwierigkeiten, verhängnisvolle Besitzteilungen und die Niederlagen im Kampfe gegen die Eidgenossen besiegelten das Schicksal der bisher führenden Adelsfamilien. Die neuen Stände, nämlich das Bür­gertum der Städte und das Landesfürstentum standen bereit,

das Erbe der Adelsfamilien zu übernehmen. Wenn St. Urban seine politische und wirt­schaftliche Eigenständigkeit wahren wollte, so musste die Abtei in dieser Zeit versuchen, neue Schutzherren zu gewinnen.

Die Niederlage der Habsburger in der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386 eröffnete den eidgenössischen Städteorten Luzern und Bern sowie Solothurn  jetzt Möglichkeiten für eine ungehinderte Expansion in die schutzlosen österreichischen Herrschaften.

Ein Wendepunkt für die Abtei war das Jahr 1406. In diesem Jahr kaufte die Stadt Bern die Landgrafschaft Kleinburgund und wurde so  Landesherr über die grundherrlichen Gebiete St. Urbans jenseits der Roth und konnte da­durch seine Hoheitsrechte bis an die Klosterpforte ausdehnen.

Schon 1407 führte Bern im Oberaargau eine weitgreifende gerichtliche Neuorientierung durch und stieß dabei auf die Interessen der Abtei.

Luzern übernahm 1407 das Amt Willisau. Dadurch kam Kloster St. Urban unter luzernische Territorialherrschaft. Allerdings befanden sich nur etwa ein  Drittel der Güter von St. Urban in der Grafschaft Willisau.

Konrad Holzacher  war schon 1384 Mönch in St. Urban. Er war dann Cellerarius. 1407 wurde er zum Abt von Lützel gewählt und verwaltete dieses Amt bis 1443.

Abt Rudolf starb am 15. Mai 1408.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hauptring (1408–1422).

Abt Heinrich erkannte, dass die veränderten Herrschaftsverhältnisse einen näheren Anschluss an die aufstrebende Stadt Bern erforderlich machten.

Schon 1413 hatte sich Abt Heinrich mit der Stadt Bern geeinigt, die Gerichtsherrlichkeit in Roggwil, Langenthal und Wynau den Landvögten zu übergeben. Nur in kleinen Angelegenheiten

sollte sie beim Kloster bleiben.

1415 hatten die Eidgenossen den habsburgischen Aargau erobert. Zwar hatte man 1394 mit Österreich einen Friedensvertrag auf 20 Jahre abgeschlossen. Aber als Kaiser Sigmund 1415 die Nachbarn Habsburgs aufforderte, deren Ländereien im Namen des Reiches einzunehmen,

ließen sich die Eidgenossen nicht lange bitten.

In dieser Situation kam der Stadt Bern sicher sehr gelegen, dass Kloster St. Urban ins Berner Burgrecht aufgenommen werden wollte. Die Unterhandlungen wurden nur wenige Monate nach Beendigung des Feldzuges im Aargau aufgenommen

und  führten am 9. Oktober 1415 zum Abschluss des Burgrechtvertrages. Abt und Konvent wurden mitsamt den Gotteshausleuten Bürger der Stadt Bern. Bern gelobte, die Rechte, Freiheiten und Güter der Abtei unangetastet zu lassen.
Im weitern sicherte es den Zisterziensern Schutz und Schirm gegen alle jene zu, die das Kloster irgendwie behelligen sollten. In Notzeiten durfte Bern dem Kloster eine kleine Steuer auferlegen. Von allen anderen Abgaben aber sollte das Kloster befreit bleiben.

Die Stadt durfte das Kloster zum Kriegsdienst anhalten. Außerdem durfte die Stadt die Klosterangehörigen zu den hohen Landgerichten verpflichten. Es scheint für Abt Heinrich nicht einfach gewesen zu sein, seinem Konvent den Burgrechtsvertrag schmackhaft zu machen.

Mit dem Landesherrn Luzern wurde ein Burgrechtsvertrag erst am 7. August 1416 geschlossen .

Abt Heinrich nahm am Konstanzer Konzil teil. Bei der Rückreise vom Konzil besuchte der neue Papst Martin (1417-1431) Kloster St. Urban.

Abt Heinrich starb am 12. April 1422.

Auf ihn folgte Johann Marti (1422–1441)

Der Bürgerrechtsvertag von 1415 enthielt keine Bestimmung über eine zukünftige Erneuerung des Vertrages.Aber der neue Abt Johann setzte sich nach dem Tod von Abt Heinrich umgehend mit Bern in Verbindung. Das Abkommen wurde bestätigt.

In seiner Antwort hieß Abt Johann die politischen Abmachungen seines Vorgängers in allen Punkten gut und fügte die Klausel bei, dass jeder  neue Abt vor dem versammelten Rate zu Bern das Burgrecht erneuern solle, wie er es tat.
1425 kaufte Abt Johann 40 Mannwerk Reben und ein Haus in Vingelz,einem ehemaligen Weinbauerndorf, heute Teil der Stadt Biel. Die Reben dort gehörten größtenteils den  beiden Klöstern Gottstatt und St. Urban. Mannswerk war im Berner

Seenland ein Reblandmass (= 34,4 a).  1425 kaufte Abt Johann dort ein zweites Haus.

1426 wurde den Mönchen gestattet, drei Mal in der Woche Fleisch zu essen. Der Abt von Lützel Konrad Holzacher (1409–1443) genehmigte dies als Visitator. Er war ja vorher Cellerar in St.Urban.

1427 schenkte der Edelknecht Heinrich von Wildberg dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche von Nieder-Schötz. Der Konstanzer Bischof Heinrich IV. von Hewen (1436 –1462) bestätigte die Schenkung 1438.

1428 kaufte Abt Johann den Kirchensatz von Pfaffnach  mit allen Rechten für 210 Reichsgulden, ein vor allem in der Schweiz gebräuchliches Zahlungsmittel. 210 Gulden entsprachen etwa 39.122,00 €.

Ritter Heinrich von Bubenberg und Johannes, Chorherr in Solothurn schenkten dem Kloster den Kirchensatz mit allen Rechten und den Zehnten der oberen Kirche von Schötz.  Papst Nikolaus V. (1447-1455) bestätigte die Schenkung.

Abt Johann starb am 8. Februar 1441.

Sein Nachfolger wurde Abt Niklaus Hollstein ( 1441–1480 ). Er stammte aus Basel. Er war wohl der bedeutendste Abt von St. Urban in seinem Jahrhundert.

Im Alten Zürichkrieg zwischen 1440 und 1450 hatte die Stadt Bern und den Eidgenossen aus Schwyz ihre Hilfe zugesagt. Mehrmals zogen deshalb bernische Aufgebote gegen Zürich. Auf dem Hin-­ und Rückmarsch bezogen die Berner in St. Urban
Nachtquartier. Dabei musste das Kloster für die Verpflegung der Truppen aufkommen, und dies zu einem Zeitpunkt, da sein Finanzhaushalt noch keine schwere Belastung ertrug. Außerdem kostete der Krieg, mit der Folge, dass Bern in Schulden geriet.

Deshalb legte es den Klöstern und Stiften in seinem Bereich eine Schätzung auf, die 2972 Gulden erbringen sollte. Davon entfielen auf Kloster St. Urban 200 Gulden. Das entspricht etwa 32.301,00 €.

Abt Niklaus wusste, dass der Stadt Bern gemäß dem Burgrechtsvertrag von 1415 dieses Recht zustand, er war aber sicher davon überzeugt, dass er mit der Übernahme der Verpflegungskosten für die Truppen bei ihren Aufenthalten in St. Urban seine

Schuldigkeit getan habe. Außerdem hatte der bernische Klerus die Stadt zum Verzicht auf die finanzielle Hilfe gebeten, mit dem Hin­weis, Bern läge im offenen Krieg. Die Zahlungsverweigerung durch Abt Niklaus kam in Bern nicht gut an.

Schriftlich machte die Stadt ihre Ansicht kund. z. B. ihre Mannschaften das Kloster und dessen Besitzungen vor Kriegsschäden geschützt hätten. Außerdem hätten zahlreiche Bürger jeden Standes ihre Beisteuer geleistet oder wenigstens eine Unterstützung zugesichert.

Nun forderte Bern statt 200 400 Gulden und Abt Niklaus sah sich schließlich gezwungen, zu zahlen. In der Zukunft nahm die Stadt aber von weiteren steuerlichen Belastungen für das Kloster Abstand.

Das Burgrecht beschwor Abt Niklaus erst 22 Jahre nach Amtsantritt nämlich 1463.

1456 kaufte Abt Niklaus ein Haus und 40 Mannwerk Reben in Erlach am Bieler See.

Am 12. März 1470 schlossen Bern und Luzern ein Abkommen, nachdem  kein Teil Angehörige des andern, die auf dessen Gebiet wohnen, ins Burgrecht, Landrecht oder in freien Dienst aufnehmen durfte. Wo es bereits geschehen war, mussten die
Verträge gelöst werden. Für St. Urban hätte das bedeutet, dass das Kloster aus dem Burgrecht der Stadt Bern ausscheiden hätte müssen. Da aber Bern und mittlerweile St. Urban die Vorteile des Burgrechts erkannt hatten, kam es zu vereinten Anstrengungen

von Kloster und Stadt und man erreichte, dass sich die Gesandten von Luzern sich  mit einem Ausnahmeartikel einverstanden erklärten. Das Burgrecht für Kloster St. Urban war gerettet.

Schon um 1470 richtete Abt Niklaus in St. Urban eine Klosterschule ein. Einen ersten Höhepunkt erlebte die Schule in der Zeit des Humanismus und der Reformschriften. Unter Abt Benedikt Pfyffer (1768 bis 1781)

entwickelte sie sich zu einer Musterschule. Die Schule wurde um 1470 auch von auswärtigen Studenten, allerdings wohl ausschließlich aus dem Zisterzienserorden besucht. St. Urbaner Konventualen lassen sich um diese
Zeit auch an deutschen, französischen und italienischen Hochschulen nachweisen.

1477 wurde Abt Niklaus von einem Kommissar des Generalabtes Jean X. de Cirey ( 1476– 1501 ) bevollmächtigt, die Klöster Wettingen und Kappel am Albis zu visitieren.

Abt Niklaus verstarb am 27. November 1480.

Auf ihn folgte Abt Johann Küffer (1480–1487).

1483 erhielt das Kloster von Luzern und von Sempach die Zollfreiheit.

1486 wurde das Kloster von dem Lützeler Abt Ludwig Jäger (1471–1495), der Visitator der Frauen-und Männerklöster in der Schweiz war, visitiert. In der dazugehörigen Charta heißt es “Unsere Ordensfamilie- und direkt unterstellt”.

Unter Abt Johann geriet das Kloster in Schulden, was sich unter seinem Nachfolger fortsetzte.

Abt Johann resignierte 1497. Er starb am 16. Juni 1503.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Bartenheim (1487–1501)

Zwischen dem neugewählten Abt Heinrich und seinem Vorgänger brach 1487 ein Konflikt aus. Die Stadt Bern stellte sich auf die Seite des resignierten Abtes Johann.

In der Folge weigerte sich Abt Heinrich das Burgrecht mit Bern zu erneuern.  Diese Weigerung wiederum verdroß den Schultheiss und den Rat der Stadt Bern. Man machte Abt Heinrich sehr bestimmt auf die geschuldete Pflicht aufmerksam.

Allerdings machte er keine Anstalten, dem Verlangen nachkommen. Bern setzte dann  kurzerhand einen Tag zur Beschwörung des Burgrechts fest. Abt Heinrich musste dann dem Druck nachgeben.

Die Lehensleute des Klosters in Roggwil und Langenthal erkannten, dass aus der politischen Lage Nutzen zu ziehen war. Es fanden viele Schlichtungsverhandlungen im Ratsaal in Bern statt. Wenn es um Schlichtungen

größeren Ausmaßes zwischen den Bauern aus dem Oberaargau und dem Kloster ging, luden die Äbte mehrmals Ratsmitglieder aus Luzern und Solothurn als Berater und Schiedsleute ein.

1488 ging wohl das Visitationsrecht für Kloster Frauenthal von St. Urban auf Wettingen über.

Wie oben bemerkt stieg der Schuldenstand des Klosters weiter, so dass sich  Luzern gezwungen sah, tätig zu werden. Durch Eingriffe in die Klosterführung wurde ein Reformprozess eingeleitet, der

das Kloster konsolidierte.

Abt Heinrich trat 1501 zurück. Er starb wie sein Vorgänger ebenfalls 1503, aber schon am 1. März.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes Renzlinger ( 1501–1512).

Durch seine Sparsamkeit konnte sich das Kloster fast völlig von seinen Schulden befreien.

Abt Johannes verstarb am 4. November 1512.

Auf ihn folgte Abt Erhard Kastler  von Kaiserstuhl(1512–1525)

Kurz nach seinem Regierungsantritt wurde das Kloster von einem großen Unglück getroffen. Abt Erhard befand am 7. April 1513 mit seinem Prior Jacob Stral auf einer Wallfahrt nach St. Anna am Steinenberg, heute im Kanton Schwyz.

Da brach im Kloster durch die Unachtsamkeit eines Küchenjungen ein Feuer aus. Nur das Kirchengewölbe, der Keller, die Mühle und die Weberei konnten gerettet werden. Die Glocken im Turm, Hausgerät, viele Bücher und Schriften gingen verloren.

Die Städte Solothurn, Zofingen, Luzern, Sursee, Willisau und andere halfen. Nach etwa drei Jahren war alles wieder aufgebaut. Schon 1514 konnte der Generalvikar des Konstanzer  Bischofs zwei Glocken weihen und zwei Altäre konsekrieren.

Abt Ulrich Wüst vom Kloster Kappel erhielt 1515 vom Generalabt Jacques III. Theuley de Pontailler-sur-Saône (1501– 1516)den Auftrag, St. Urban zu visitieren.

Auch 1515 wurde in St. Urban die St. Anna Bruderschaft gestiftet, die vom  päpstlichen Nuntius Filonardi (1514-17 und 7 weitere Mandate)mit großen Privilegien und vielen Ablässen ausgestattet wurde, wobei die Abläss so kurz vor der Reformation

immer stärker in Verruf kamen.

1516 bestätigte der Rat von Luzern Abt Erhard das Verfügungsrecht über die Fischenzen, das sind Fischereirechte an Bächen und Weihern.

1520 kaufte das Kloster ein Haus in Solothurn.

Die von Abt Niklaus um 1470 eingerichtete Klosterschule erlebte unter Abt Erhard eine große Blütezeit. Die Kultur der Renaissance mit ihrem Ideal der klassischen Bildung wurde in St. Urban gepflegt. Großen Einfluss auf das

geistige Leben in der Abtei hatte Universitäts­- und Druckerstadt Basel. Die in dieser Zeit regierenden Äbte waren sehr aufgeschlossen und förderte die literarische und theologische Bildung des Ordensnachwuchses.

Das sieht man auch an der Klosterbibliothek. Sie zählte zu Beginn des 16. Jahrhunderts schon viele hundert Werke. Ein Teil der kostbaren Handschriften ist leider dem Klosterbrand von 1513 zum Opfer gefallen.

Die Bibliothek belegte die Weltoffenheit der Äbte zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Da standen die Schiften lateinischer und griechischer Kirchenväter und Schriften des Alten und Neuen Testa­mentes,  neben Erasmus von Rotterdam,

Luther, Hus und Melanchthon. In St. Urban war man bestrebt, die antike Kultur mit dem christlichen Glaubensgut zu verbinden.

Abt Erhard ließ meist weltliche Lehrkräfte unterrichten, die von den humanistischen  Idealen begeistert waren. So unterrichtete Melchior Macrinus (Dürr) aus Solothurn (+1529) von 1519-1522 in St. Urban Griechisch

  und wohl auch Latein. Danach ging er nach Solothurn, wo er als Parteigänger von Huldrych Zwingli eine Rolle spielte.

Sein Nachfolger in St. Urban wurde Rudolf Collinus (Ambühl) (1499-1578) ebenfalls als Griechischlehrer 1522. 1524 ging er nach Zürich, wo Zwingli wirkte und mit dem er schon seit 1519 befreundet war.

Gleichzeitig mit  Collinus lehrte Alban Torinus (zum Thor) aus Winterthur (1489-1550). Er hatte an der Artistenfakultät in Basel studiert und wurde dann Lehrer in St. Urban.

Nach zwei Jahren in St. Urban kehrte er 1524 als Dozent für Latein und Rhetorik an der Artistenfakultät Basel zurück.

Johannes Oporinus (Herbster) (1507-1568) machte  seine akademische Ausbildung in Straßburg und Basel. Dann arbeitete er als Lehrer in St. Urban.

1526 kehrte er nach Basel zurück und nahm zunächst seine Studien wieder auf. Um 1535 gründete er mit Thomas Platter, Balthasar Ruch und Robert Winter eine Druck- und Verlagsgemeinschaft und wurde dann einer der besten Buchdrucker

Basels mit einer der größten Buchdruckereien der Stadt.

Wie Oporinus kam Johannes Feer aus Basel nach St. Urban. Er wurde  ebenfalls ein Freund von Zwingli. 1530 wechselte er ans Schaffhauser Pädagogicum.

Seine Wahl der Lehrer zeigt, dass Abt Erhard keinerlei Berührungsängste hatte. Immerhin waren nacheinander Freunde des Reformators Zwingli als Lehrer tätig.

Nicht umsonst fällt auch Zwingli ein sehr positives Urteil über Abt Erhard. So schrieb er am 31. Juli 1523 an Propst Nikolaus von Wattenwyl (1492-1551) zu den Äbten “von denen er wisse, dass sie gut denken,zähle auch der Abt von St. Urban”.

Jahrbuch des Oberaargaus 1967, Bd 10, S.120)

Im März 1525 hatten sich oberschwäbische Bauern gruppen in Memmingen getroffen und dort die “Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben” verfasst und veröffentlicht. Ab Ende März zwischen 1524 und 1526 kam es im Oberrheingebiet, Württemberg, Oberschwaben, Franken, Thüringen, Rheinland, Tirol und Salzburg zu Aufständen. Auch in der Schweiz kam es zu Unruhen. Im Jura rebel­lierten die Untertanen des Bischofs von Basel, die Laufentaler plünderten dieAbtei Lützel, das Mutterkloster von St. Urban;  die Münstertaler bedrängten
die Stifte Münster und Bellelay.Die Basler Bauern zogen vor die Stadt. Die Bauernschaft von Roggwil und Wynau fasste 1525 ihre Klagen gegen den Zins-­ und Zehnt­herren von St. Urban in 23 Punkte zusammen.

Der Rat von Bern, Landesherr in Roggwil und Wynau schützte die Rechtsansprüche des Klosters. Der kleine Zehnte und Bodenzinse sah er als verhandelbar an. Nicht gerüttelt wurde am Zehntrecht des Abtes und an der Waldnutzung. Alte Fischrechte

wurden bestätigt.

Abt Erhard starb am 10. Mai 1525.

Sein Nachfolger wurde Abt Walther Thöri (1525–1534) Beim Klosterbrand von 1513 war er Großkeller.

1528 wurde die Komturei Thunstetten im Zuge der Reformation aufgehoben. Bern verpflichtete nun den Abt, die St. Urbanische Gemeinde Langenthal, zu der Thunstten gehört hatte, kirchlich zu versorgen. Der Abt wehrte sich gegen diese Aufgabe.

Nachdem 1529 die Gemeinde immer noch ohne Versorgung war, stellte Bern das Ultimatum einen tauglichen Pfarrer nach Langenthal zu senden, der «nach der Her­ren  Reformation das Wort Gottes verkünde». (Jahrbuch des Oberaargaus, S. 115)

Erst im Herbst 1530 fügte sich der Abt und stellte einen Prädikanten, den das Kloster besoldete.

Im Mai 1531 hatten die reformierten Orte eine Lebensmittelsperre gegen die Innerschweiz verhängt. Den Abt hatte man aufgefordert seine Ernte hurtig einzubringen und zu dreschen.

Sebastian von Diesbach (1481-1537) war Heerführer der Berner in beiden Kappeler Kriegen 1529 und 1531. 1531 hatte er Befehl, St. Urban nieder zu brennen. Die Stadt Luzern zog aber seine Truppen bei St. Urban zusammen. Das verhinderte das Schlimmste für das Kloster.

Erst die beiden Niederlagen der Reformierten bei Kappel am 11. Oktober 1531 und bei Gubel am  24. Oktober 1531 beendeten die Gefahr für das Kloster und retteten es vor dem Untergang.

Abt Walther starb am 23. September 1535.

Auf ihn folgte Abt Sebastian Seemann (1535–1551)

Er war 1513 Subprior und wurde 1520 Prior. Von 1526-1529 war er Pfarrer in Deitingen.

Dort musste er 1529 gehen, nachdem es in Deitingen einen Bildersturm gegeben hatte. Sein bereits geschriebene Chronik, das  von ihm erstellte Urbar und weitere Dokumente konnte er aber nach St. Urban retten.

Das Langenthaler Urbar entstand 1530. Das war eine Zusammenstellung aller St. Urban nach der Reformation verblie­benen Rechte und Einkünfte.

1535 wurde er zum Abt von St. Ulrich gewählt. !550 entstand das Twingrodel. Es war eine schriftliche Fixierung dessen, was St. Urban weiterhin in seiner Twingherrschaft zu sagen hatte.

Damit sich seine Bestimmungen fest in das Gedächtnis der Grundherrschaftsleute einprägten, wurde er jährlich einmal an der Gemeindeversammlung vorgelesen.

1537  wurde Abt Sebastian von Papst Paul III. (1534-1549) infuliert. Außerdem erhielt  er die Vollmacht, die niederen Weihen zu erteilen, entweihte Kirchen wieder zu weihen, sowie Altäre, Glocken, Kelche, Kirchengewänder und Kirchhöfe

zu weihen.

23. Januar 1541 unterstellte Papst Paul  St. Urban seinem unmittelbaren Schutz.

1543 wurde Abt Sebastian vom Papst zum Konzil nach Trient eingeladen. Er sagte aber wegen seines Gesundheitszustandes und der finanziellen Lage der Abtei ab.

Ihm waren die Frauenklöster Ebersecken und Rathausen unterstellt. Er kümmerte sich um die Hebung der wirtschaftlichen Lage und des religiösen Lebens dieser beiden Klöster.

Beim Langenthaler Dorfbrand vom 18. März 1542 kamen der Abt und der Konvent persönlich, um zu helfen. Sofort schickte er Brot und Käse, um in der ersten Not zu helfen.

Die Abtei half weiter mit Getreide , was einen Geldwert von heute zwischen 15.000 und 20.000 Franken hatte. Dann wurde er Mitglied der vierköpfigen Baukommission, die den Wiederaufbau zu planen und zu überwachen hatte.

Abt Sebastian verstarb am 30. September 1551.

Sein Nachfolger wurde Abt Jakob Wanger aus Baden. (1551–1558).  Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior. Er wurde wie sein Nachfolger  Jakob Kündig  (1558–1572) aus Luzern

unter Vorsitz des Lützeler Abts Nicolas Rosenberg (1542–1566 ) gewählt. Abt Jakob starb am 14. September 1458. 

Abt Jakob war war als einziger Zisterzienserabt bei der Wahl des Wettinger  Abts Christoph Silberysen (1563-1594)  am 29. Juni 1563 in Wettingen anwesend. Er assistierte dabei dem Einsiedler Fürstabt Joachim Eichorn ( 1544-1569)

Abt Jakob wurde erst 1564 in Wettingen benediziert.

1566 verkaufte er den Kirchensatz und Zehnten  von Balm an die Stadt Solothurn.

Ebenfalls 1566 wurden alle Besitzungen des Klosters in Vingelz sowie der jeweilige Rebmann ins Bürgerrecht der Stadt Biel aufgenommen.

1571 bekam Langenthal zwei Jahrmärkte zugebilligt.

Abt Jakob starb am 11. März 1573.

Auf ihn folgte  Leodegar Hofschürer (1572–1585)

Generalabt Nicolas I. Boucherat ( 1571–1583) hatte 1583 Kloster St. Urban visitiert. Er benedizierte dann Abt Leodegar.

Sei der Reformation hatte die Tatsache, dass die Abtei Patronatsrechte im nun reformierten Bernbiet innehatte, für Probleme gesorgt. Schon 1532 regte deshalb Luzern den Austausch der umstrittenen Kirchensätze

gegen die bernischen Patronatspfarreien auf Luzerner Boden an. Das dauerte. Erst 1577 kam der Tausch der St. urbanischen Patronate Madis­wil, Wynau und Niederbipp gegen die bernischen Kirchensätze Knutwil
und Luthern zustande.

1577 erneuerte Abt Leodegar die Zollfreiheit mit Luzern und Sempach.

1579 tauschte die Regierung von Luzern die niedere Gerichtsbarkeit von Knutwil gegen die zu Paffnau samt dem See von Schötz und gab diese Kloster St. Urban.

Unter Abt Leodegar erreichte das Kloster in wirtschaftlicher und disziplinärer Hinsicht einen Tiefpunkt. Das veranlasste die Regierung von Luzern zum Handeln

Auf Druck hin resignierte Abt Leodegar 1585.In Balsthal verstarb er 1588.

Ludwig von Mettenwil (1585–1588) aus Luzern wurde als Verweser eingesetzt. Beat Bapst (1583–1597 ) der Lützeler Vaterabt und die Regierung von Luzern reformierten das Kloster.

Abt Ludwig starb am 8. Mai 1588.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich Amstein (1588–1627) aus Willisau.

Er hatte in Paris studiert.

Vor seiner Regierungszeit stand Kloster St. Urban eigentlich zur Disposition, denn es hatte wie oben vermerkt einen Tiefpunkt erreicht. Die Säkularisation des Klosters wurde als im Interesse der katholischen Kirche diskutiert.

Neben Abt Ulrich war es vor allem Nikolaus Feer aus Luzern, der als Novizenmeister und Prior das Kloster wieder auf Kurs brachte.

1588 trat das Kloster Eschenbach auf Anordnung von Papst Sixtus V.  (1585-1590) von den Augustinerchorherren in den Zisterzienserorden ein.Ebersecken und Neukirch wurden dem jetzt neu erbauten Kloster Rathausen einverleibt.

1590 wurde in Klosternähe eine neue Mühle und eine Reibe gebaut, worüber sich der Müller von Langenthal beklagte.

Abt Ulrich leitete 1592 die Wahl der ersten Äbtissin Salome Suter. Die Visitation der beiden Klöster wurde wieder an Kloster St. Urban vergeben. Allerdings hatte der päpstliche Nuntius im Einverständnis mit der Regierung von Luzern

die Jesuiten zu Beichtvätern in den beiden Nonnenklöstern bestimmt.

Am  29. September 1608 weihte Abt Ulrich 5 Glocken in Pfarrkirche St. Urs in Solothurn.

Auch das Kloster Hauterive bei Fribourg hatte im Zuge der Sempacher Kriege und nicht zuletzt im Savoyerkrieg 1447/1448 einen Niedergang zu verzeichnen.

Der Generalabt  Nicolas II. Boucherat (1604– 1625 ) beauftragte 1614  auf Bitte des Bischof von Lausanne Aymon II. de Montfalcon (1491–1517) Abt Ulrich das Kloster zu visitieren.

Das zeigt, dass der Ruf des Klosters sich auch im Orden wieder gefestigt hatte.

1606–1608 war der Italiener Fabrizio Verallo päpstlicher Nuntius in Luzern. Er strebte eine Zisterzienserkongregation für den südwestdeutschen und für den Schweizer Raum an. Auch der Wettinger Abt Abt Petrus II.  (1594–1633) unterstütze dies.

1615 starb Prior Nikolaus Feer.

Mit Generalabtes Nikolaus II. Boucherat stand auch die Ordensleitung wieder hinter dem Projekt einer Kongregation. Der Salemer Abt  Thomas I. Wunn  (1615–1647), der Generalvikar der oberdeutschen Klöster, setzte das Projekt Kongregation  über mehrere Zwischenstufen erfolgreich um.

Zunächst trafen sich Äbte von Wettingen Petrus II, St. Urban Ulrich, Tennenbach Martin Schleher (1585-1627) und Neuburg (Elsass) Kaspar III. Seemiller(1600–1618 ) und  Vertreter der Klöster Hauterive, Kaisheim und Stams im November 1617 in Salem.

Dabei wurden erste Statuten für eine Kongregation entworfen. Bei einem weiteren Treffen 1618 wurden sie revidiert und 1619 wurden sie vom Generalabt bestätigt. Am 15. Mai 1623 erkannte das Generalkapitel des Ordens die Kongregation und die Statuten an.

Am 2. und 3. September 1624 fand  in Salem statteine Äbteversammlung statt und wurde zur Geburtsstunde der Oberdeutschen Kongregation. Als erster Vorsteher der Kongregation wurde Thomas Wunn bestimmt und in Zukunft war immer der Salemer Abt

Vorsteher der Kongregation.

1624 gestattete der Ordensmeister des Dominikaner-Orden Serafino Secchi (1612–1628), dass in St. Urban eine Rosenkranz-Bruderschaft mit allen Privilegien, Ablässen usw. eingerichtet wurde.

Am 3. April 1625 legte Abt Ulrich den Grundstein der neuen Kirche und dem Kloster Eschenbach.

1627 resignierte Abt Ulrich. Er war alt und kränklich. Er starb am 31. August 1629.

Auf ihn folgte Abt Beat Göldlin (1627–1640)  Er wurde unter dem Vorsitz des Lützeler Vaterabts Laurent Lorillard  (1625–1648) gewählt.

Er ist vor 1570 geboren. Über seinen Klostereintritt, seine Profess und seine Priesterweihe ist nichts bekannt. Er hielt sich 17 Jahre auf auswärtigen Pfarrstellen auf und hatte deshalb Probleme mit der Klosterdisziplin.

1603 war er Pfarrer in Knutwil.Das Visitationsprotokoll von 1608 hält fest, er sei unfähig und unmäßig im Trinken. 1612 wurde er Pfarrer in Luthern. 1619 kehrte er unwillig und erst nach Strafandrohung durch den Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation, Abt Thomas Wunn von Salem, ins Kloster zurück. 1620 wird er dort Großkellner und hatte dieses Amt bis zu seiner Wahl am 2. Juni 1627 inne. Er wurde am 23. Juli 1627 durch Generalabt Pierre III. Nivelle ( 1625– 1635) bestätigt.(Göldlin, Beat, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.02.2019)

Er ist wohl in seinem Amt gewachsen, denn er gilt als “2.Gründer” von St. Urban.

Kurz nach seiner Wahl erneuerte Abt Beat persönlich das Bürgerrecht in Bern und Zofingen. Das scheint problemlos gewesen zu sein, obwohl Bern und damit auch Zofingen, das seit 1415 unter bernischer Herrschaft war, seit 1528 reformiert waren.

Auch in Luzern erneuerte er das Bürgerrecht und wurde dort in “Schutz und Protection” aufgenommen (Cistercienser- Chronik, 10.Jahrgang 1898, S. 164)

1631 führte Abt Beat auf Bitte der Stadt Solothurn und der Klosterfrauen von Nominis Jesu dort eine Visitation durch. Ab 1633 wurde diese Visitation dann durch einen Konventualen aus St.Urban und einen

Chorherrn aus Solothurn ausgeführt.

Abt Beat ließ die Klosterkirche ausmalen. 1640 ließ er sechs neue Glocken gießen.

Er starb am 11. Mai 1640.

Sein Nachfolger wurde Abt Edmund Schnider (1640–1677).

Er wurde am 3. März 1608 in Mellingen im Aargau als Sohn des dortigen Stadtschreibers geboren. Mit 15 trat er in das Kloster St. Urban ein.

Nach seinem Noviziat erhielt er eine gründliche Ausbildung in Frankreich. Vom 1622-1630 studierte er am St. Bernhardskolleg in Dôle in der Franche Comté. 1629 wurde er dort  zum Diakon geweiht.

Danach besuchte er das Kolleg in Langrès. Dort wurde er 1630 durch Bischof Sébastien Zamet (1615–1655) zum Priester geweiht. Bischof Zamet setzte in seinem Bistum tatkräftig die Beschlüsse des Konzils von Trient um.

Auch Abt Edmund  trat dann in seiner Regierungszeit als Befürworter der Reformen des Konzils von Trient  konsequent für ordensreformatorische Anliegen ein und verteidigte die Exemtionsrechte des Ordens gegenüber der weltlichen Obrigkeit, indem er z.B. dem Kanton Luzern die jährliche Rechnungslegung verweigerte.

Von 1631-1634 lehrte er an der Schule von Kloster Hauterive in Vertretung eines erkrankten Mitbruders Philosophie. Schon in Dôle war er Generalabt Nivelle durch seine Talente, seinen Fleiß und seine Frömmigkeit aufgefallen.

Er kehrte nach St. Urban zurück und wurde dort 1638 Prior.

Nach dem Tod von Abt Beat wurde Edmund am 23. Mai 1640 zum Abt gewählt und noch  am selben Tag eingesetzt. Infuliert wurde er am 10. Juli 1640.

Seine Wahl stand schon ganz im Zeichen der Auseinandersetzung mit der päpstlichen Nuntiatur in Luzern.Girolamo Farnese von 1639–1643 Nuntius in der Schweiz war bei der Abtswahl anwesend und beanspruchte den Vorsitz bei der Wahl,

obwohl das gegen die Rechte der Zisterzienser verstieß und der Vaterabt aus Lützel, Abt  Laurent Lorillard ebenfalls anwesend war. Schließlich gestattete der Nuntius, dass sich der Lützeler Abt an der Wahl beteiligte, verlangte aber, dass sich Edmund vom Nuntius bestätigen

ließ. Als Edmund gewählt war, weigerte er sich aber mit dem Hinweis auf die Ordensprivilegien, sich vom Nuntius bestätigen zu lassen. Diese Querelen sollten ihn einen Großteil seiner Regierungszeit begleiten.

Der nächste Konflikt war der um die Visitation der beiden Frauenklöster Rathausen und Eschenbach und wer das Recht hat, dort den Beichtvater zu stellen. Es entwickelte sich ein heftiger Streit, in den der jeweilige Nuntius, die Schweizer Städte Luzern und Solothurn,

der französische Botschafter in der Schweiz, der in Solothurn residierte, die Jesuiten, die als Beichtväter in den beiden Klöstern tätig waren und natürlich die Zisterzienser, die ihre Rechte verletzt sahen.

Abt Edmund wurde im Mai 1651 nach Rom zitiert. Das alles erregte großes Aufsehen. Das Verfahren dauerte fast ein Jahr, das Abt Edmund in Rom verbringen musste. Alle Vorwürfe gegen ihn wurden fallen gelassen. Er  wurde am 22. August 1652 vom Papst in einer Audienz

empfangen und mit päpstlichem Segen für Kloster St. Urban entlassen. Am 21. September 1652 war er wieder zurück in St. Urban. (ausführlich in von Libenau, Die Luzernischen Zisterzienser und die Nuntiatur in Jahrbuch für Schweizerische Geschichte S. 165-253, Bd 11-12 Zürich 1885)

Am 16. September wurde er von Generalabt Claude Vaussin ( 1643- 1670 ) zum Generalvikar und Visitator für Helvetien, das Elsass  und den Breisgau ernannt.

1654 erwarb er Schloss und Herrschaft Liebenfels heute Gemeinde Herdern im Kanton Thurgau für 36.000 Gulden, das entspricht 5.975.374,00 €

1658 wurde die Alpe Nessliboden samt”Käskessii” angekauft. Das ist im Napfbergland im Kanton Bern im Gemeindegebiet von Trub.

1667 wurde der Schwaikhof erworben der zur Herrschaft Liebenfels gehörte.

Abt Edmund und das Kloster St. Urban wurden auch in Streitigkeiten hineingezogen, die den  Gesamtorden betraf. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war im Orden die Reformbewegung der strengen Observanz entstanden. Kardinal La Rochefoucauld hatte den Vorstellungen

der strengen Observanz  zum Durchbruch verholfen. Allerdings führten die Streitigkeiten zwischen den Anhängern, die eine Reform anstrebten und denen, die sich nicht als Reformparteien sahen, die fast ein halbes Jahrhundert dauerten und zu dauernden Auseinandersetzungen

und Prozessen führten. Viele sahen die Einheit des Ordens gefährdet. In St. Urban ging es dann auch darum, ob das Kloster eine Tochter von Lützel oder Morimond war.

Mit Hilfe des französischen Botschafter in Paris gelang  Abt Edmund  die weitgehende Lösung der Schweizer Zisterzen aus den alten Filiationsverhältnissen.

Ein wichtiges Tätigkeitsfeld von Abt Edmund ist der Umbau des Klosters. Allerdings ist von seiner Bautätigkeit nicht mehr viel vorhanden, da das Kloster in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fast vollständig neu errichtet wurde.

In der unter Abt Beat ausgemalten Klosterkirche ließ er 1662 einen neuen Hochaltar aufstellen, der heute noch vorhanden ist.

1674 ließ er einen neuen Vierungsturm errichten.

1677 war er in Kloster Lützel zur Visitation. Er starb dort am 2. Februar 1677. Er wurde am 7. Februar in St. Urban bestattet. Er gilt als erste profilierte Barockpersönlichkeit von St. Urban.

Sein Nachfolger wurde als 39. Abt Karl Dulliker (1677–1687). Er war der Sohn des Luzerner Stadtschultheissen und ist um 1635/36 geboren.

In Luzern besuchte er die Schule. Ab 1646 war er am Jesuitengymnasium in Luzern.

Am 26. Oktober 1653 legte er in St. Urban die Profess ab und wurde im September 1659 zum Priester geweiht – mit römischer Dispens, da er das kanonische Alter noch nicht erreicht hatte. Spätestens 1666 war er Granarius (Kornmeister) und von 1669 bis 1677 Statthalter auf dem Klostergut Liebenfels im Thurgau. Am 11. Februar 1677 als Nachfolger des verstorbenen Edmund Schnyder zum Abt gewählt.  Am 2. Mai 1677 wurde er benediziert.

Im Jahr seines Regierungsantritts erneuerte er das Burgrecht mit Luzern.

1678 kaufte er den Berghof für 7000 Gulden, das entspricht 1.173.898,00 € und einen Hof in Ludingen für 2500 Gulden, das sind 419.249,00 €.

1678 malte der Maler Georg Widerkehr (1647-1724) aus Mellingen das Leben des Heiligen Bernhards für 533 Gulden, das entspricht 89.384,00 €..  Bis 1848 hing das Bild in der Klausur.

1683 kaufte er Schloss Barbenstein mit der Herrschaft Herdern.

Für das Kloster  besorgte er die Gebeine des Katakombenheiligen Pius.

Die Bautätigkeit von Abt Edmund setzte er fort. Er baute das Kanzlerhaus, die Gästeherberge, die als Weiberhaus bezeichnet wurde und das Wirtshaus am Nordportal. In Burgrain erbaute er die Blasiuskapelle.

Am 15. Mai 1686 wurde er zum Generalvikar der Ordensprovinz Schweiz-Elsass-Breisgau bestellt. Er starb am 16. Dezember 1687 im Alter von 52 Jahren.

Auf ihn folgte Abt Ulrich Glutz-Ruchti (1687–1701). Er ist der erste von drei Äbten von St. Urban, die aus der Solothurner Patrizierfamilie stammten. Die Familie Glutz war eine der bedeutendsten Patrizierfamilien. Sie stellte

überdurchschnittlich viele Klosterfrauen und Kleriker, neben den Äbten in St. Urban noch zwei in de Benediktinerkloster Mariastein in Metzerlen-Mariastein im Kanton Solothurn.

Abt Ulrich wurde am 4. September 1648 geboren. 1665 legte er in St. Urban seine Profess ab.Am 24. September 1672 wurde er  zum Priester geweiht. Später war er Statthalter in Herdern. Am 26. Dezember 1687 wurde er

zum Nachfolger von Abt Karl gewählt. 1688 wurde er benediziert. 1693 wurde im von Rom aus die Visitation von Kloster Rathausen übertragen. 1698 folgte die Visitation von Kloster Eschenbach.

1698 wurde in St.Urban die Skapulier-Bruderschaft eingeführt.

In seiner Regierungszeit wurde die mittelalterliche St. Ulrichskapelle, die Laienkapelle vor der Nordpforte der Abte abgebrochen. 1690 wurde auf der Nordseite der Klosterkirche eine neue, barocke St. Ulrichskapelle geweiht.

1699 nahm Abt Ulrich am Generalkapitel teil und wurde zum Generalvikar der schweizerisch-elsässischen Ordensprovinz bestellt.

Abt Ulrich starb am 2.Juli 1701.

Sein Nachfolger wurde Abt Josef zur Gilgen (1701–1706).

Unter Abt Josef wurden die Reliquien des Katakombenheiligen Pius, die Abt Karl erworben hatte, nach St. Urban gebracht.

Unter Abt  Josef entstand auch das Chorgestühl. Es gilt eines der reichsten barocken Schnitzwerke der Kunstgeschichte. Es ist zwischen 1701 und 1707 von  den Solothurner  Bildhauern Johann Peter Frölicher (1661–1723)

und Urs Füeg (1694-1767) erstellt worden.

Abt Josef starb am 3. August 1706.

Auf ihn folgte als 42. Abt Malachias Glutz (1706–1726).

Er ist am 9. August 1665 Sohn des Ratsherrn und späteren Bürgermeisters Johann Benedikt Glutz und der Maria Susanna Brunner geboren.

Er legte 1682 in St. Urban Profess ab und nahm den Klosternamen Malachias an. 1689 wurde  er zum Priester geweiht.

Am 19. Juni 1702 wurde er Pfarrer in Deitingen, wo er im selben Jahr Pfarrhaus und Scheune neu errichten ließ.

Am 9. August 1706 wurde er zum Abt gewählt. Er wurde am 19. August 1706 von Generalabt Nicolas III. Larcher (1692–1712 ) bestätigt. Am 24. Oktober 1706 wurde er benediziert.

1711 wurde die alte Kirche abgebrochen und mit der neuen begonnen. Mit dem Baumeister Franz II. Beer von Bleichten (1660–1726) aus der Auer Zunft in Vorarlberg hatte er einen Akkord von 20.000 Gulden, das sind etwa 3.303.094,00 €,  geschlossen.

Franz Beer hatte gerade die Klosterkirche des Prämonstratenserklosters Bellelay im Berner Jura fertiggestellt.

1713 ließ Abt Malachias die St.-Urbans-Kapelle im Solothurner Stadthof neu erbauen.

Von der Kirche wurde 1715 eine Medaille gegossen, deren Avers das Klosterwappen von St. Urban und das Wappen von Abt Malachius darstellt. Auf dem Revers ist die neu aufgebaute Kirche dargestellt.

Die Kirche wurde am 16. Dezember 1717 von Giuseppe Firrao, Titularerzbischof von Nicaea und 1716-20 Nuntius in der Schweiz eingeweiht.

Der Kirchenneubau fiel in die Zeit des 2. Villmergerkrieg 1712. Das war ein Krieg  der katholischen “inneren” Orte gegen die reformierten Orte Bern und Zürich. Der Sieg der Reformierten brachte eine Neuordnung der politischen Verhältnisse innerhalb der Eidgenossenschaft mit sich.

Abt Malachias und der Konvent mussten 1712 ins Exil flüchten. Er hielt sich zunächst im St. Urbanhof in Sursee auf, dann nahm er von März bis August 1712 mit zehn Konventualen in Rathausen Quartier .

Nachdem die Kirche fertig war, wurde die Kustorei und die Bibliothek im Rohbau erstellt. Dann folgten von 1722-1733 die Konventsgebäude.

1721 ließ er die Hauptorgel neu erbauen.

1720 wurde er zum Generalvikar der schweizerisch-elsässischen Zisterzienserprovinz bestellt.

Er reorganiserte auch die Bewirtschaftung des  Agrarbereichs des Klosters in der Umgebung.

Er starb am 24. April 1726.

Sein Nachfolger wurde Abt Robert Balthasar (1726–1751). Er stammte aus der bekannten Ratsfamilie Balthasar in Luzern. Sein Bruder Jakob Balthasar war Schultheiss in Luzern.

Seine Schwester Maria Barbara Franziska war von 1712–1737 Äbtissin in Kloster Eschenbach.

Er besuchte von 1683 bis 1687 das Jesuitenkollegium in Luzern. Seine Profess legte er 1691 in St. Urban ab. Am 24. August 1698 wurde er  zum Priester geweiht, Ab 1718 war er Pfarrer in Knutwil,

danach Statthalter in Herdern. Am 12. Mai 1726 wurde er zum Abt gewählt und am 19. Mai 1726 von Generalabt Edmond II. Perrot (1712–1727 ) bestätigt. Am 13. Oktober 1726 wurde er benediziert.

Er vollendete den Klosterneubau seines Vorgängers. Den großen Festsaal ließ er ausstatten.

Er vermehrte die Bibliothek bedeutend vor allem mit zisterziensischen Auotoren. Er ließ auch ein wertvolles Münzkabinett anlegen, das in der Bibliothek verwahrt war.

Er schrieb die Acta von St. Urban in  15 Folienbänden. Sie umfasste die Geschichte der Abtei an bis zu seiner Zeit.

Zu seinem 70. 1744 wurde er gefeiert. 1747 als Senior und ein Jahr später beging er sein Goldenes Priesterjubiläum. Dazu ließ er sich auf einem verherrlichenden Ehrengemälde umrahmt von einem bunten Kranz von Stiftern, Wohltätern, Allegorien und Putten porträtieren.

Er starb am 29. November 1751.

Auf ihn folgte  Abt Augustin Müller  (1751–1768) Er wurde am 5. April 1712 als Sohn des Mellinger Löwenwirts und Schultheißen Josef Georg Müller geboren. Seine schulische Ausbildung erhielt er im Jesuitenkolleg in Luzern.

Er trat in das Kloster St. Urban ein und legte dort  1729 seine Profess ab. 1735 wurde er zum Priester geweiht. Am 9. Dezember 1751 wurde er zum Abt gewählt und am 2. Januar 1752 von (1748– 1797 ) bestätigt.

Er war der Inbegriff des barocken Kirchenfürsten. Hans Wicki nennt die Benediktionsfeier am 1. Mai 1572 “geradezu fürstlich”. (Staat, Kirche,Religiosität: der Kanton Luzern zwischen Barock und Aufklärung, Luzern 1990 S. 278)

Sie übertraf die Feiern seiner beiden Vorgänger bei weitem.

In der Klosterkirche ließ er die weiß gefasste und reichlich vergoldete Rokoko-Kanzel schaffen. Sein Namenspatron der heilige Augustinus thront auf dem Schalldeckel. Am bauchigen Kanzelkorb ist sein Wappen angebracht. Von welchem Bildhauer die Kanzel

stammt, ist nicht bekannt. Die ausladende Terrasse auf dem Klostervorhof geht auch auf ihn zurück.Außerdem ließ er den Abtgarten  zum kunstvoll und exotisch bestückten Flaniergarten umgestalten.

Da der Klosterneubau weitestgehend unter seinem Vorgänger abgeschlossen war, war er als Bauherr nur noch auswärts tätig. In Pfaffnau ließ er 1764 – 1765 das Pfarrhaus als Sommerresidenz von St. Urban bauen. Das von ungewöhnlichem Repräsentationswillen zeugende Rokokopalais wurde von Baumeister Ringier aus Zofingen erstellt.

In Luthern beteiligte er sich 1752 am Bau der Pfarrkirche. Der dortige Hochaltar trägt sein Wappen.

1768 nahm er am Generalkapitel in Citeaux teil. Auf der Rückreise starb er am 8. Juni 1768 in Paris. Er ist im  Collège des Bernardins in Paris bestattet. Sein Herz aber wurde, wie er es auf dem Sterbebett verfügt hatte, feierlich im Boden der Abteikirche beigesetzt .

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt Pfyffer von Altishofen (1768–1781). Er stammte aus dem Luzerner Patriziergeschlecht der Pfyffer von Altishofen

Auch die Mutter seines Vorgängers Augustin stammte aus der Familie der Pfyffer von Altishofen, Jakobäa Pfyffer von Altishofen.  Die Familie Pfyffer war die zahlenmäßig größte und mächtigste Familie im Stadtstaat Luzern.

Zwei seiner Brüder waren Jesuiten, eine Schwester war Nonne im Kloster Eschenbach, eine andere im Kloster St. Anna im Bruch in Luzern.

Benedikt war zum Klosterstand bestimmt und erfuhr eine entsprechende Ausbildung. Von 1742 bis 1749 besuchte er das Jesuitenkollegium in Luzern .

1749 legte er seine  Profess in St. Urban ab. Am 17. März 1754 wurde er zum Priester geweiht, Dann war er Professor der Philosophie und Theologie an der Klosterschule.

1766 wurde er Prior. Dieses Amt versah er bis 1768. Am 30. Juni 1768 wurde er  zum Abt gewählt und mit Datum 7. Juli 1768 von Generalabt François Trouvé bestätigt.

Seine Benediktion erfolgte am 4./5. Oktober 1768.  Er wurde zum bedeutendsten Abt St. Urbans im 18. Jahrhundert mit nachhaltiger Wirkung für das gesamte Schweizer Schulwesen.

1778 errichte er im Kloster eine unentgeltliche Trivialschule für die Kinder der Nachbarhöfe. 1780 führte er  erste Normalschulbücher des österreichischen Bildungsreformers Johann Ignaz Felbiger ein.

Dieser war 1758–1778 Abt des Augustiner-Chorherrenstiftes Sagan. Schon 1774 hatte er auf Einladung der österreichischen Landesherrin Maria Theresia die Leitung des österreichischen Schulwesens übernommen.

Er beauftragte den Mönch Nivard Krauer und drei weitere Konventualen, sich mit der Normalmethode von Felbiger zu befassen. Nivard Krauer hatte 1766 seine Profess in St. Urban abgelegt. Er war bis 1779 an der Klosterschule als Lehrer tätig.

Die Trivial-und Elementarschule wurde zur Musterschule. 1781 übernahm Nivard Krauer die Leitung. Bald wurden auch angehende oder schon im Dienst stehende Lehrer in die Methode eingewiesen wurden, wodurch die erste Lehrerbildungsschule der deutschen katholischen Schweiz

entstand. Für die Normalschulen verfasste Krauer eine Reihe von Lehrbüchern, insbesondere das ABC- oder Namenbüchlein von 1781, die z.T. bis ins 19. Jahrhundert hinein weite Verbreitung fanden.

Die Lehrerbildungsanstalt hatte wegen vieler Anfeindungen nur bis 1785 Bestand.

Die Lateinschule war aber gleichzeitig zum Seminar für Patriziersöhne (eine Art Ritterakademie) ausgebaut worden. Diese bestand bis zum Franzoseneinfall 1798.

Abt Benedikt verbreitete auch Erbauungsbücher, die großen Anklang fanden. Er führte  bei der Mette den deutschen Kirchengesang ein.

Auch die Musikkultur erlebte ihren Höhepunkt.

Die Orgel, die Abt Malachias 1721 errichten ließ, galt damals als die grösste und reichste Orgel der Schweiz.

Die fertiggestellten Barockbauten boten einen perfekten Rahmen für eine intensive Musikpflege. Das Kloster hatte einen großen Festsaal, der den sogenannte Fürstensaal in Einsiedeln überbot.

Wenn die Äbte in ihr Amt eingeführt wurden, wurden dort Singspiele aufgeführt mit Themen aus der griechischen Mythologie. Als Urheber des Singspiels in der Schweiz wird  Constantin Reindl (1738–1798), der 1756 in Landsberg in den Jesuitenorden eingetreten.

Er war 1763-65 Musikleiter in Luzern und dann wieder 1771-90 Lehrer und Musikpräfekt am Jesuitenkollegium St. Xaver in Luzern. Auch in St. Urban war er tätig. In Kloster St. Urban war Benignus Schnyder von Wartensee (1754–1834) als Konventuale.

Er war Komponist und ein virtuoser Kontrabassist. Er erhielt Besuch von seinem Neffen Xaver Schnyder von Wartensee (1786–1868).1802 stellte dieser fest,  „dass sich unter den Mönchen so viele Musiker befanden, dass das zur Messe nötige Orchesterpersonal aus ihnen besetzt werden konnte.“

Ein weiter Musiker aus St. Urban ist Johann Evangelist Schreiber (1716–1800). Er war Kapellmeister und Kantor in St. Urban und einer der wichtigsten Komponisten der Schweiz im 18. Jahrhundert. Der aus der Oberpfalz stammende Komponist und Organist Martin Vogt (1781–1854)

war 4 Jahre in St. Urban tätig.

Verbleibendes Erbe von Abt Benedikt ist auch die Orangerie in St. Urban im Abtgarten etwa 100 Orangenbäumen, Ananasstauden und anderen exotischen Pflanzen.

Abt Benedikt starb am 25. Mai 1781 mit nur 51 Jahren.

Nach seinem Tod setzte die schleichende innere und äußere Krise der Abtei ein.

Sein Nachfolger wurde Abt Martin Balthasar (1781–1787).

Er stammte wie Abt Robert, der drei Äbte vor Martin regiert hatte, aus dem Luzerner Patriziergeschlecht Balthasar und wurde am 3.März 1736 geboren.

Von 1748 bis 1751 besuchte er  das Jesuitenkollegium in Luzern. Er trat in Kloster St. Urban ein und legte am 29. November 1752 als Sechzehnjähriger seine Profess ab.

Am 17. April 1759 wurde er zum Priester geweiht. Danach war er Subprior, dann Adjunkt in Herdern. Adjunkt ist in der Schweiz ein Beamter.Sein letztes Klosteramt vor der Abtswürde war Prior.

Nach dem Tod von Abt zeigte es sich, dass im Konvent heftige Spannungen herrschten. Zwischen den bürgerlichen und den patrizischen Konventualen war es , u.a. auch über das absolutistische Gebaren der Abteiverwaltung, zu Meinungsverschiedenheiten gekommen.

Bei der Wahl am 11. Juni 1781 wurde Abt Martin erst im fünften Wahlgang in sein Amt gewählt. Generalabt François Trouvé bestätigte ihn mit Datum 23. Juni 1781. Die Benediktion fand am 25. September 1781 statt.

Abt Martin baute den Pfarrhof in Luthern.

Abt Martin war krank und wegen seiner Krankheit reizbar. Dies und anhaltende Differenzen führten schließlich zu einer Vertrauenskrise zwischen Abt und Konvent. Einige Konventuale forderten eine Visitation des Klosters. Generalabt Trouvé gab dieser Forderung statt

und beauftragte den Wettinger Abt Sebastian Steinegger (1768-1807) mit der Durchführung. 20 von 24 Konventuale verlangten bei deren Durchführung eine Demission des Abtes. Er willigte unter der Bedingung ein, dass man ihm eine angemessene Pension bezahle.

Außerdem solle der Konvent bezeugen, dass die Resignation aus freien Stücken erfolgt sei. Er willigte ein, überlegte es sich aber anders und rief die Regierung um Hilfe. Der Konvent beharrte aber aus dem Rücktritt.

Generalabt Trouvé genehmigte diesen und auch die Wahl eines Koadjutors. Am12. September 1787 Ambros Glutz zum Koadjutor  mit dem Recht der Nachfolge gewählt.

Abt Martin unterzeichnete Resignationsvertrag, mit dem er seinem Nachfolger alle geistliche und weltliche Vollmacht übertrug. Er zog sich nach Herdern zurück, wo er am 17. Juli 1792 starb. Dort wurde er auch begraben.

Auf ihn folgte als vorletzter Abt Karl Ambros Glutz-Rüchti (1787–1813). Er stammte auch aus dem Solothurner Patriziergeschlecht Glutz-Ruchti und wurde am 13. September 1748 als Sohn des Grossrats und Schultheissen Johann Viktor Anton Glutz-Ruchti‎ (1703–1780)

geboren. Er besuchte die Internatsschule von St. Urban. Danach begann er in der Abtei St.Urban sein Noviziat. 1766 legte er seine Profess ab. Dann studierte er zusammen mit seinem älteren Bruder Urs Viktor Anton Franz (1747–1824) am Collegium Germanicum in Rom.

Sein Bruder war nach seinem Studium Propst zu St. Ursen in Solothurn und Koadjutorbischof in Basel.

Karl Ambros wurde 1771 zum Priester geweiht. Er war Bibliothekar und Professor am Hausstudium in St. Urban.

Zur Vervollkommnung seiner philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien schickte ihn Abt Benedikt Pfyffer nach Mailand und Paris

Nach seiner Rückkehr aus Paris war er wieder Bibliothekar. Beim Hausstudium  führte er bessere Lehrbücher und Lehrmethoden ein.

Am 2. Juli 1773 wurde er zum päpstlichen  Pronotar ernannt. Das ist, wenn der Titel nicht Prälaten an der römischen Kurie betrifft, ein hochrangiger päpstlicher Ehrentitel.

1787 wurde er Statthalter der Herrschaft Herdern. 1787 wurde er ans Kloster zurückberufen und zum Koadjutator von Abt Martin ernannt. Er war schon bei dessen Wahl zum Abt Gegenkandidat und erst im 5. Wahlgang gescheitert.

1788 wurde er von Generalbt Trouvé in Citeuax infuliert.

1792 verließ er ohne Wissen des Konvents Kloster Urban, ging nach Wettingen und bot dem Provinzialoberen Sebastian Steinegger  seinen  Rücktritt an, weil er sich angesichts der Bedrohung durch die

franzözische Revolution seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen fühlte. Der Konvent legehnte dies aber ab.

Nach der Französischen Revolution 1789 waren 1798 französische Revolutionstruppen in der Schweiz eingefallen. Die Invasion der Revolutionstruppen hatte zu gravierenden politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in der Schweiz geführt.

Die Luzerner Patrizierregierung dankte ab, die Lehenbauern des Klosters revoltierten

Der französische General Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg, seit 8. März 1798 Oberbefehlshaber der Helvetischen Armee, nahm mit seinem Stab 1798 in Kloster St. Urban Quartier.

Die Soldaten brachten nicht nur das beschauliche Klosterleben durcheinander. Sie zerstörten auch enorme materielle und künstlerische Werte

Abt Karl Ambros flüchtete daraufhin wieder ohne Wissen des Konvents nach Deutschland nach schloss Marbach auf der Halbinsel Höri. Er kehrte erst 1802 nach St. Urban zurück.

Nach seiner Rückkehr eröffnete er in St.Urban das Lehrerseminar und die Knabenschule wieder und wurde nach dem Tod Sebastian Steineggers († 10. April 1807) turnusgemäß Generalvikar („Generalabt“) der Schweizer Zisterzienserkongregation.

Schon am 20. April 1807 leitete er in dieser Funktion in Wettingen die Neuwahl des Abtes Benedikt Geygis (1807-1818)

Von 1803-1813 war in der Schweiz jetzt die Meditationszeit. Die Regierung in Luzern hatte mit mit dem Konstanzer Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg (1799-1817) ein Abkommen getroffen, das die finanzielle Situation der Geistlichen regelte und die Pfarreien geografisch neu ordnete. Im Zuge dieser Übereinkunft erinnerte die Regierung 1806 die Klöster daran, dass sie einer Pflicht zur jährlichen Rechnungslegung nachzukommen hatten. Abt Karl Ambros betrachtete dies als unzulässigen Eingriff in kirchliche Angelegenheiten und lehnte dies Pflicht deshalb ab.

Nach mehreren Verzögerungsversuchen erschienen Regierungskommissare aus Luzern im Kloster, versiegelten die Akten und entzogen dem Abt die Wirtschaftsverwaltung. Als er sich weiter weigerte,

wurde er verhaftet und ins Franziskanerkloster nach Luzern gebracht. Proteste der Kantone Bern und Solothurn sowie des päpstlichen Nuntius blieben ohne Erfolg. Der Konvent setzte zur Administration des Klosters 1806  einen

Ausschuss ein, der aus drei Konventualen bestand.

In einem Prozess der Gehorsamsverweigerung gegenüber dem Staat wurde er für schuldig befunden. Er wurde er seines Amtes enthoben. Aus dem Kloster verbannt, hielt er sich von 1809 bis 1813 im solothurnischen Wolfwil auf. Von dort übertrug er am 10. April 1810 sein

Amt als Generalvikar an Abt Robert Gendre (1795-1812) von Kloster Hauterive.

Im Auftrag der Regierung von Solothurn plante und leitete er den Bau der Verbindungsstraße Wolfwil-Hoensingen.

Er wirkte bei der Aarekorrektion mit und verfasste im Auftrag der Regierung ein Gutachten zur Linthkorrektion (1807-1816)

Am 6. Januar 1813 resignierte Abt Karl Ambros freiwillig und durfte nach St. Ulrich zurückkehren. Dort war er weiter wissenschaftlich tätig.

Er starb am 28. Oktober 1825.

Er war vielseitig begabt und interessiert und betrieb mathematische und physikalische Studien.

1803 wurde er als außerordentliches Mitglied in die Naturforschende Gesellschaft Zürich aufgenommen.

Sein Nachfolger war Abt Friedrich Pfluger (1813–1848)

Er wurde am  5. März1772 in Solothurn als Sohn eines Zimmermeisters geboren in Solothurn. Er besuchte das Jesuitenkollegium und anschließend das Gymnasium in Solothurn.

1791 trat er in das Kloster St. Urban ein. Abt Karl Ambros hatte ihn dazu eingeladen.  Am 1. Januar 1792 legte er seine Profess ab. 1797 wurde er zum Priester geweiht.

Im Kloster studierte er Philosophie, Mathematik, Physik und Theologie.Er war ein guter Violinspieler.

Schon 1801 wurde er Cellerar. Den oben erwähnten Ausschuss zur Klosteradministration  leitete Friedrich Pflüger. Er löste diese Aufgabe zur Zufriedenheit des Konvents.

Als  Abt Karl Ambros sein Amt abgab, wurde Friedrich 10. Februar 1813 zum 48. und letzten Abt von St. Urban gewählt.

Kaum im Amt bat er die Regierung von Luzern zur Genehmigung der Aufnahme von Novize. Diese wurde 1814 erteilt. Das Kloster hatte immer noch einen guten Ruf und es erhielt sofort Zuwachs.

1821 errichte er wieder ein Gymnasium in St. Urban, das noch 1827 vom Luzerner Erziehungsrat lobend anerkannt wurde. Es wurde aber 1833 geschlossen, weil es so die Begründung nicht mehr in die Zeit passte.

1841 konnte er noch eine Lehrerbildungsanstalt einrichten. Da hatte St. Urban ja Pionierarbeit geleistet. Aber 1848  musste sie nach dem Sonderbundkrieg schon wieder geschlossen werden.

Um 1830 begann im Schweizer Liberalismus die Tendenz zu einem antiklerikalen Kampf, der sich vor allem gegen die Klöster richtete.

1830 untersagte die Regierung Kloster Urban die 1814 genehmigte Novizenaufnahme. Gegen den Willen des Konvents wurden  die Besitzungen in Herdern, das Schloss Liebenfels, der Schwaikhof und alles zu Liebenfels gehörende Land verkauft.

Allerdings erhielt das Kloster noch die erlöste Summe.

Abt Friedrich war 12 Jahre Generalabt der Schweizer Zisterzienserkongregation, bis dies 1847 aufgehoben wurde.

Abt Friedrich hatte viel für die Klosterbildung getan. Die Bibliothek, die in der Schweizer Revolutionszeit von 1798-1803 stark gelitten hatte , wurde um mehr als 4000 Bände aufgestockt.

Die physikalische Instrumentensammlung wurde um die neuesten Apparat ergänzt. Das Naturalienkabinett wurden um geologische und mineralogische Sammlungen erweitert.

In seinem Privatbesitz hatte Abt Friedrich hatte  bedeutende Sammlungen, einmal eine  dreifache Münzsammlung mit altrömischen, päpstlichen und Schweizer Münzen, die damals die größte Sammlung der Schweiz war. Den Katalog zu den päpstlichen Münzen hatte er selbst

angefertigt. Dann hatte er eine Urkundensammlung, die von den Göttinger  Professoren Gatterer angelegt worden ist. Sie umfasste 4000 Pergament-Urkunden  so wie verschiedene Schriftproben der vergangenen Jahrhunderte, interessante Siegel, Siegelstöcke und viele Stempel.

Abt Friedrich konnte diese Sammlung 1838 nach dem Tode des Sohnes von Gatterer, der in Heidelberg Professor war, erwerben.

Auch die musikalische Entwicklung des Klosters förderte er. Pater Leopold Nägeli (1804 –1874 ) war ein bekannter Komponist und Kapellmeister.

1845 hatten sieben katholisch-konservativen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis 1845 ein Separatbündnis geschlossen, den Sonderbund.

Es kam zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den Sonderbundstruppen und den eidgenössischen Truppen. Im November 1847  kapitulierte Luzern.

Eidgenössische Truppen wurden im Kloster einquartiert und dem Kloster wurde eine Kontribution von 500’000 Franken auferlegt.

Abt Friedrich starb am 29.1.1848  in St. Urban. Nach seinem Tod untersagte die Regierung die Wahl eines neuen Abtes.

Der Kanton brauchte das Vermögen des Klosters zur Tilgung der Sonderbundkosten.

Im April 1848 löste die Kantonsregierung das Kloster auf. Das Inventar, Kirchenschatz und Chorgestühl wurden verkauft, die Bibliothek und das Archiv dem Kanton Luzern übergeben.

 

                                                                            

03 Mrz 2022

Zisterzienserkloster Langheim

                                                                                     

Am 1. August 1133  wurde Kloster Langheim als drittes Tochterkloster von Kloster Ebrach nach Rein und Heilsbronn gegründet. Als Gründer trat Bischof Otto I. von Bamberg  (1102 –1139 ) auf (zu Bischof Otto siehe Mei Büchle, Kloster Heilsbronn)

Drei Brüder aus dem Ministerialenstand, nämlich ein Hermann, Wolfram und Gundeloh stellten das Gelände zur Verfügung, auf dem das Kloster gegründet werden sollte. Gundeloh ist wohl der Ministeriale, der in  der Urkunde  StABa Kloster Langheim, Urkunden 13 genannt wird.  Bischof Otto gab noch das “predium” Trieb im oberen Maintal  dazu. Gundeloh wurde später mit seiner Gattin in Kloster Langheim bestattet. Das ist das erste bekannte Laienbegräbnis in Langheim.

Trieb wurde später einer der wichtigsten Klosterhöfe Langheims. Das Wort “predium” deutet daraufhin, dass es sich bei der Schenkung nicht um unbebauten Boden handelte.

Abt Adam von Ebrach (1127–1167/69 ) schickte einen gleichnamigen Abt Adam (1132–1180/81 ) nach Langheim. Langheim übernahm auch die Patrone von Kloster Ebrach  Maria, Johannes Evangelist und Nikolaus.

Nach der “Historischen und topographischen Beschreibung des kaiserlichen Hochstifts und Fürstentum Bamberg” von Johann Baptist Roppelt,Nürnberg 1801, S. 218 kaufte Abt Adam von Langheim 1153 vom Kloster Michelfeld in der Oberpfalz mehrere Güter in Tambach und erbaute dort ein Schloss.

1156 bekam das Kloster dort den Zehnten geschenkt und 1158 erwarb es das Dorf Untertambach. Durch weitere Käufe und Schenkungen sowie Tausch entwickelte sich 1180 der Klosterhof Tambach, der im 13. Jahrhundert zum Klosteramt erhoben wurde. Dieses wurde von einem

geistlichen Hofmeister verwaltet. Den Hof nahm der Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg (1171-1186) 1180 in seinen Schutz.(StABa, Kloster Langheim, Urkunden 17) Mit dem Schutz von Tambach wurde auf Wunsch von Abt Adam Berthold (um 1110/1115-1180)Graf von Istrien, dem Bruder von Graf Poppo I.(+1148) und Bischof Otto II. betraut.

Zu den frühen Gönnern des Kloster zählte Cuniza, die Frau des Grafen Poppo von Andechs-Plassenburg (um110-1115-1148) die an Langheim zwischen 1137 und 1139 mehrere Güter überließ.

Schon 1144, also gerade 11 Jahre nach der eigenen Gründung, wurde der erste Gründungskonvent nach Kloster Plasny in Westböhmen entsandt. Gegründet wurde das Kloster von Herzog Wladislaw II. (1140-1172)

1147 erfolgte die erste päpstliche Bestätigung durch Papst Eugen III. (1145-1153). Er nahm das Kloster in seinen päpstlichen Schutz, bestätigte die Zehntfreiheit für die Güter im Eigenbau und zählte den Besitz im einzelnen auf.

(F. Geldner Besitz und wirtschaftliche Entwicklung der ehemaligen Cisterzienserabtei Langheim bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Jahrbuch für fränkische Landesforschung 5, 1939, S. 26)

1152 bekam Kloster Langheim vom Bamberger Bischof Eberhard II. von Otelingen (1146 –1170 )  im Weiler Lindenau (heute ein Ortsteil von Heldburg im Kreis Hildburghausen in Thüringen) zu gemeinsamen Nutzung mit Kloster Ebrach eine Salzquelle. Konrad III.(1138-1152) bestätigte dies mit seiner Urkunde vom 2. Februar 1152. (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 787). Außerdem bestätigte Papst Eugen III. 1145-1153)diese Schenkung. StABa Langheim 1152 V 16.

1154 scheint die erste Klosterkirche fertiggestellt worden zu sein.

Am 11. Juni 1155 nahm Kaiser Friedrich I. (1152-1190) Kloster Langheim in seinen Schutz.

Ab 1180 wurde die Familie  der Andechs-Meranier zu den großen Gönnern von Kloster Langheim. Langheim wurde neben Diessen am Ammersee zum Hauskloster der Familie. Auch die Grablege wechselte von Diessen nach Langheim.

Abt Adam von Langheim verstarb 1180 oder 1181.  (nach Ussermann  schon 1173 (Episcopatus Bambergensis sub metropoli Moguntina chronologice ac diplomatice illustratus ( 1801 ) S. 362)

Auf ihn folgte Abt Rapoto (1181-1207) (nach Ussermann 1173)

Um 1193 war die mittelalterliche Klosteranlage fertiggestellt.

Im Jahr 1197 bekam Kloster Langheim von dem Ministerialen Gundeloh ein Anwesen in Bamberg  in der Oberen Karolinenstraße 8 geschenkt. Es war zunächst von den drei fränkischen Zisterzen Ebrach, Heilsbronn und Langheim gemeinsam zu nutzen.

Das war der Grundstock zum Langheimer Klosterhof in Bamberg. ( Die Urkunde zur Schenkung: 1154 VI Bamberg, Staatsarchiv- Kloster Langheim Urkunden(Fond) “Bischof Eberhard von Bamberg schenkt den Klöstern Langheim, Heilsbronn und Ebrach einen Hof und eine Kapelle in Bamberg beim St. Jakobs-Tor zur gemeinsamen Nutzung durch die Zisterzienser.

Kloster Langheim erwarb als letzte der fränkischen Zisterzen einen Stadthof in Würzburg. 1287 erhielt Kloster Langheim eine Schenkung, aus der sich der Würzburger Stadthof entwickelte. Neben diesen beiden Höfen errichtete das Kloster noch einen Stadthof in Kulmbach

Der Kulmbacher Amtshof ist wohl aus der Katharinenkapelle entstanden, die im Wohnhaus des Geistlichen Albrecht, dem Schreiber des Grafen Otto VII. von Orlamünde (+ 1340) war. Die Abgabepflichtigen des Klosters gaben dort ihre Abgaben ab. Der Klosterhof oder Mönchshof wie er auch genannt wurde, wurde 1553 wie die gesamte Stadt ein Raub der Flammen. 1691 wurde dort ein Barockbau nach den Plänen des bambergischen Hofbaumeisters Leonhard Dientzenhofer begonnen. Er war eine katholische Oase im protestantischen Kulmbach.

Nicht nur in den Städten mit zentraler Wirtschaftsfunktion wie in Würzburg hatten die Zisterzienser Höfe errichtet, sondern auch  wichtige Wirtschaftshöfe wurden zu Märkten ausgebaut. Kloster Langheim richtete in seinen “Eigen” in Teuschnitz und Leugast Märkte ein.

Allerdings musste sie diese 1380 an den Bischof von Bamberg verkaufen. (s.u.) Die Bischöfe hatten die Ansiedlung der Stadthöfe wohl bewusst gefördert und es war durchaus eine win win Situation für beide. Den aufblühenden Markt der Bischofstädte konnten die Zisterzienser beliefern,

was wiederum en Handelsinteressen der Zisterzienser entgegen kam. Wichtig war für die Klöster auch der Stadthof als günstiger Absatzmarkt, um dort Geld für den Erwerb fehlender Produkte und mehr noch  für den Kauf von Land und die Ablösung von Rechten anderer

zur Abrundung des Besitzkomplexes und zur Konsolidierung der Klosterwirtschaft zu verdienen. Die Ausweitung der Pachtwirtschaft stärkte die Stadthöfe in ihrer Funktion als Verwaltungszentren und als Hebestelle für Geld und Naturalabgaben aus der Stadt oder in der Umgebung.

Mit Bischof Otto II (1177-1196)bestieg das erste Mitglied aus der Familie der Andechs-Meranier den Bamberger Bischofsstuhl. Seine beiden Vorgänger Bischof Eberhard II. (1146 –1 70) und Hermann II.(1170 –1177 ) hatten nur wenig zur Besitzmehrung von Kloster Langheim beigetragen.

Bischof Hermann hatte dem Kloster eine Mühle an der Weismain bei Altenkunststadt geschenkt sowie Güter im Frankenwald. Bischof Otto II. hatte das Kloster eine beträchtliche Mehrung des Besitzes zu verdanken. Nicht umsonst wurde er von Zeitgenossen mit dem dem Beinamen

“der Freigiebige” bedacht

1186 schenkte Bischof Otto die Hälfte des Dorfes Hochstadt am Main. (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 25). Von  dem Edelfreien Eberhard von Reiffenberg  kaufte Kloster Langheim unterstützt durch Rat und Hilfe Ottos die andere Hälfte.

1187 löste Otto Lehensansprüche eines Heinrich von Lautenberg bei einem Wald um Windheim, heute im Landkreis Kronach, ab, so dass eine Schenkung seines Vorgängers jetzt erst rechtskräftig wurde. Er vergrößerte das Gebiet und schenkte noch eine Reihe weiterer Dörfer im Umkreis dazu,

so wie die Einöde Teuschnitz. Dort hatte Abt Rapoto eine Kirche gegründet und neu errichtet. Otto II. erhob die Kirche zur freien Pfarrei.

Erst nach dem Tode Ottos II erhielt Kloster Langheim wieder bedeutendere Schenkungen.

Nach C.A. Schweitzer im Copialbuch der Cistercienser-Abtei Langheim von 1142-1150 im Zweiundzwanzigsten Bericht über das Wirken und den Stand des historischen Vereins zu Bamberg im Jahre 1858/59 nimmt er das Todesjahr von Abt Rapoto das Jahr 1207 an, da er  dort in einer Urkunde

noch als Zeuge auftritt.

1204 sollte ein zweites Filialkloster errichtet werden. Kalhoch von Falkenstein berief Zisterzienser aus Langheim nach Schlägl im Mühlviertel. Unter extremen klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen kam Abt Theoderich mit seinem Gründungskonvent nach Schlägl.

Bischof Wolfger von Erla (Bischof von Passau 1191-1204 Bischof von Passau, bis 1218 Patriarch von Aquileja) bestätigte 1209 Kloster und Abt alle Rechte und Freiheiten. Im Winter 1214/1215 starb Abt Theoderich an Entkräftung. Die Brüder gaben das Kloster auf und kehrten

nach Langheim zurück. Am 9. Juli 1218 übergab Kalhoch von Falkenstein das gestiftete Kloster an die Prämonstratenser aus dem Kloster Mühlhausen in Böhmen. Diese begannen um 1250 mit der Errichtung der heutigen Klosteranlage.

1207 erhielt Kloster Langheim wieder eine wichtige Schenkung. Ein Hildebrand vom Stein schenkte dem Kloster alle seine Güter in Wülfingen, heute ein Stadtteil von Haßfurt. Das waren vor allem Weinberge und es war die erste Erwerbung von Weingütern in Weinfranken (F.Geldner S. 33)

1207 erfolgte der Erwerb von Döringstadt, heute Gemeindeteil von Ebensfeld, zum Teil durch Kauf, zum Teil durch Schenkung (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 32)

In diesem Jahr bestätigte Herzog Otto VII. von Meranien (1205-1234) alle Besitzungen, die seine Eltern Kloster Langheim geschenkt hatten.  (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 31)

Am 21. Juni 1208 nahm der deutsche König Philipp von Schwaben (1198-1208) an der Hochzeit von Herzog Otto I. und Beatrix von Burgund, das war die Enkelin von Friedrich Barbarossa, in Bamberg teil. Diese fand am Hofe des Bischofs von Bamberg Ekbert von

Bamberg (1203-1237) statt. Ekbert, aus dem Hause Andechs-Meranien war der Bruder von Otto VII. Bei dieser Hochzeit wurde Philipp von Otto VII. von Wittelsbach ermordet. Ekbert wurde verdächtigt, von den Plänen gewusst zu haben, was nie bewiesen wurde.

Von 1208-1211 war er in Reichsacht. Durch Vermittlung von Papst Gregor X. (1210-1216) erreichte er eine genauere Untersuchung der Angelegenheit von kirchlicher Seite. Er wurde dann 1211 wieder in sein Amt eingeführt. Herzog Otto war der mächtigste Laienherr der Diözese, sein Bruder Ekbert der Bischof. 1253 hatten die Wittelsbacher die Herzogswürde in Oberbayern erlangt. Der Schwerpunkt der meranischen Interessen rückte in der Folge nach Franken.  Die beiden letzten Meranier wählten die Klosterkirche von Langheim als ihre letzte Ruhestätte. Otto starb zwar in Besancon, wurde aber von dort nach Langheim überführt. Nach der Bestätigung der Schenkungen der Meranier schenkte Otto VII. dem Kloster 1207 das Predium Langenstat (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 36) und 1223 die Dörfer Langenstat und Euben bei Bayreuth.

Schenkungen von Bischof Ekbert gibt es erstmals 1230. Da stiftete er mit Gütern in Wirkheim (heute Burkheim Gemeinde Altenkunststadt und in Jutenrut (heute Geutenreuth bei Weismain) einen Jahrtag für sich.

In Marienweiher übereignete er die dortige Kirche an Kloster Langheim.

Abt Heinrich I. der dritte Langheimer Abt erschien erstmals in einer Urkunde im Jahre 1215. Es ging um einen Gütertausch mit Kloster Fulda.  (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 34)

Die Äbteliste von Cistopedia führt vier Äbte mit dem Namen Heinrich auf, der letzte Heinrich IV. von 1238-1248 C. A. Schweitzer (s.o) führt nur zwei Heinriche auf. Dann folgt bei beiden Abt Ludwig I. (1248-1256)

Am 20.09. 1245 nahm Papst Innozenz IV. (1243-1254) Kloster Langheim in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz.

Otto VIII., der letzte Meranier-Herzog beschenkte Kloster Langheim reichlich. Am 27. Juni 1247 schenkte er dem Kloster  das “Eigen Leugast”, das waren 5 Dörfer im heutigen Marktleugast. (F. Geldner S. 34).

Am 15. Juni 1248 traf Otto seine letzte Verfügung. Er übertrug dem Kloster den Besitz von Mistelfeld. Das hatte durchaus eine strategische Bedeutung, denn dort lag eine Burg, die den Eingang zum oberen Maintal sperren konnte. (F. Geldner S. 34).

4 Tage später starb er. Er wurde im Kloster Langheim bestattet.

F. Geldner führt auf Seite 46 für das Jahr 1249 eine päpstliche Urkunde von Papst Innozenz IV. auf. In dieser Urkunde bestätigt er den Besitz von Kloster Langheim. Ob es eine andere ist wie die oben für den 20.09.1245 erwähnte Urkunde ist, kann ich nicht überprüfen.

Sie müsste auf jeden Fall auf Bitten  von Abt Ludwig ausgestellt worden sein.Ludwig erscheint erstmals in einer Schenkungsurkunde als Zeuge in der Otto VIII. Kloster Banz den ganzen Zehnt in Coburg vermachte.

Geldner sieht als möglichen Grund für die Bitte um die Besitzbestätigung, das Ende des Hauses Meranien und die unsicheren Rechtsverhältniss im Hochstift auch bedingt durch den Meranischen Erbfolgekrieg, der ab 1249 stattfand und erst 10 Jahre später durch einen Vergleich

zwischen den Bambergischen Bischöfen und den meranischen Erben beigelegt wurde.

Nach dem Aussterben der männlichen Linie der Meranier wurden die Grafen von Truhendingen und die von Orlamünde zu wichtigen Stiftern für Kloster Langheim. Margarete von Andechs – Meranien, die Tochter von Otto VII. hatte in zweiter Ehe um 1240 den Grafen Friedrich von Trüdingen

(+1290) geheiratet und das Erbe in die Ehe mitgebracht. Das Haus Orlamünde war über die Tochter Ottos VII. Beatrix mit dem Hause Andechs-Meranien verwandt. Sie hatte Herrmann II. von Weimar-Orlamünde geheiratet.

Neben einem  Hof in Köttel, heute ein Stadtteil von Lichtenfels,  Gütern in Oberküps bei Staffelstein, wo Langheim schon begütert war, Wattendorf, heute das kleinste Dorf im Landkreis Bamberg. dem Dorf Eichich bei Arnstein vermachten die Truhendinger Kloster Langheim auch im Laufe der Jahrzehnte immer wieder größere Geldbeträge.

Etwas weniger erhielt Kloster Langheim von den Grafen von Orlamünde. 1279 gründete Graf Otto III. von Weimar-Orlamünde (+ 1285) das Kloster Himmelskron. Aus dem Erbteil seiner Mutter hatte er die Herrschaft Plassenburg erhalten, in der Schloss und Dorf Prtezendorf lag. Dieses schenkte er

zur Gründung eines Zisterzienserinnenklosters. Zum Visitator des Klosters wurde der Abt von Langheim bestimmt. Abt war zu dieser Zeit Hermann ( 1278–1290, 1290 Abt von Ebrach ). Himmelskron wurde das Hauskloster der Orlamünder und damit natürlich bevorzugt mit Spenden bedacht.

Abt  Marsilius regierte von 1262–1278. Er resignierte und ging nach Livland.

1274 stellte Rudolf von Habsburg eine Urkunde für Kloster Langheim aus “befiehlt dem butiglar von Nürnberg das von ihm in schutz genommene kloster Langheim (ord. Cist. nordöstl. Bamberg) zu schirmen. RI Rudolf – RI VI,1 n. 137. Reichsbutigler war Hermann von Stein.Danach hatte das amt des Reichsbutiglers keine Bedeutung mehr.

Das Kloster konnte im 13. und 14. Jahrhundert seinen Besitz stetig ausweiten. Es verfügte insbesondere Streubesitz in rund 300 Ortschaften. Nur die Abteien Banz und Ebrach konnten sich mit Langheim messen.

Allerdings setzte das Bistum Bamberg setzte dem Streben seines Eigenklosters nach Reichsunmittelbarkeit jedoch stets Widerstand entgegen. Probleme scheint es auch so um 1290 gegeben haben. 1288 forderte König Rudolf den Bamberger Bischof Arnold von Solms (1286 –1296) auf,

von der Bedrückung Kloster Langheims abzulassen. (RI  Rudolf – RI VI,1 n. 2204). Papst Nikolaus IV (1288–1292) wird (als littere speciales) erwähnt, der den Propst von Rebdorf, den dieser  beauftragte den Bischof zu ermahnen und zur Entschädigung aufzufordern, widrigenfalls ihn nach Rom vorzuladen.

(Urkundentext) Rebdorf ist ein Augustiner Chorherrenstift im Bistum Eichstätt. Papst Nikolaus verbot auch am 28.11.1289 die Güter des Klosters Langheim ohne Recht zu besetzen oder anderweitig zu schädigen. (Urkunde 1289 II 28 Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden  (Fond)

Am 28.03. 1289 bestätigte Papst Nikolaus dem Kloster alle Rechte, die es von seinen päpstlichen Vorgängern erhalten hatte. StABa, Kloster Langheim, Urkunden 133

1290 wurde  Hartmann (1290-1303) Abt von Kloster Langheim. Er erhielt als erster Abt von Langheim, das Recht, die bischöflichen Insignien zu tragen.

Kloster Langheim hatte die geistliche Aufsicht über fünf Zisterzienserinnenklöster, die aber alle während der Reformation aufgelöst wurden.

Schon 1232 wurde das Zisterzienerinnenkloster Maidbrunn gegründet. Es wurde nie formell in den Zisterzienserorden inkorporiert aber zunächst dem Abt von Ebrach, später dem Abt von Langheim unterstellt.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten führten dazu, dass dort 1513 ein männliches Priorat von Langheim errichtet wurde und  ein Zisterzienser von Langheim zum Propst von Maidbronn bestellt.  Pröpste aus Langheim, seit 1543 durch den Fürstbischof von Würzburg bestimmt, verwalteten die Liegenschaften, bis Fürstbischof Julius Echter (1573-1617) die Einkünfte einzog und damit unter anderem das Juliusspital und die Universität Würzburg dotierte.

Kloster Sonnefeld wurde 1260 von Heinrich II. von Sonneberg (+ 1288) zunächst in Ebersdorf  bei Coburg gegründet. Es wurde von Kloster Maidbronn besiedelt. 1524 setzten die Nonnen gegen den Willen der letzten Äbtissin Margaretha von Zedtwitz einen lutherischen Prediger ein.

Kloster Sonnefeld war dem Abt von Langheim unterstellt.

Um 1280 stiftete Gottfried von Schlüsselberg (+ 1308) das Kloster Schlüsselelau. 1295 wurde es in den Zisterzienserorden inkorporiert. Der Abt von Ebrach wurde als Visitator bestimmt und später von  dem Abt von Langheim als Visitator abgelöst.

1343 stiftete Kunigundis, die Witwe des Grafen Otto VII. von Orlamünde, das Kloster Himmelsthron. sie nannte es in Erinnerung an Kloster Himmelskron, das ja ebenfalls von den Grafen von Orlamünde gegründet worden war.

Bis auf Maidbronn wurden alle Nonnenklöster, die Kloster Langheim unterstanden, im Zuge der Reformation aufgelöst. Zu Maidbronn s.o.

Von 1304-1306 war Friedrich von Leuchtenberg Abt von Langheim Dann wurde er Abt in Ebrach und war dies, bis er 1328 von Papst Johannes XXII gegen das Wahlrecht des Domkapitels zum Bischof von Eichstätt bestimmt wurde (siehe auch Mei Büchle Kloster Ebrach)

Am 21. Juli 1329 bestätigte Kaiser Ludwig IV. (1314-1347) Kloster Langheim die Blutgerichtsbarkeit in den Besitzungen Teuschnitz und Marktleugast und darüber hinaus die Zentgerichtsbarkeit ohne Blutgerichtsbarkeit in den Gütern Baunach, Seßlach,Ebern, Medlitz, Weismain, Lichtenfels, Woffendorf und Königsfeld. (StABa – Langheim Urkunde 1329 VII 21). Das war in der Regierungszeit von Abt Heinrich VII. Hünerer (1323–1344 )

Am 10. April 1331 nahm Kaiser Ludwig Kloster Langheim in seinen Schutz und befahl “dass sich niemand erlauben möge, des Klosters Besitz, Rechte oder Gerichtsbarkeiten zu verletzen.”  (StABa – Langheim Urkunde 1331 IV 10).

Auch eine Papsturkunde konnte Abt Heinrich für Kloster Langheim erhalten. Am 30.01. 1336 bestätigte Papst Benedikt XII. (1334-1342) Kloster Langheim alle päpstlichen undweltlichen Rechte, Freiheiten und Privilegien. (StABa, Kloster Langheim, Urkunden 400)

Am 22. Juli 1337 übertrug Kaiser Ludwig dem Kloster Langheim “alle Rechte und Gerichtsrechte an Watzendorf, Neuses an der Eichen, Gossenberg, zwei Höfezu „Hawried“ (Großheirath ?), dann auf einen Hof zu Rossach haben möchten,
sei es Totschlag oder anderes. (StABa – Langheim Urkunde 1337 VIII 22).

Am 30 September erlaubte Kaiser Ludwig dem Kloster “alles Gold, Silber, Messing, Kupfer, Zinn, Blei und dergleichen, das in Marktleugast oder Teuschnitzgefunden wird, zu verarbeiten (und damit auch das Bauen von Bergwerken) (StABa – Langheim Urkunde 1344 XI 30 (a))

Dies hatte durchaus eine wirtschaftliche Bedeutung für das Kloster.

Schon ab 1250 hatte Kloster Langheim den größten Teil seines Besitzzuwachses nicht mehr aus Schenkungen sondern durch Kauf erzielt. Zum Teil mussten auch  Gelder aufgenommen werden, um Ankäufe zu finanzieren. Das erhöhte natürlich die Schuldenlast des Klosters.

1364 spricht Abt Friedrich davon, dass die Schuldenlast des Klosters sehr drückend geworden sei und gibt als Grund dafür die hohen Zahlungen an die päpstliche Kurie an. (Geldner S. 48). Gleichzeitig verschlechterte sich das Verhältnis zu den Bamberger Bischöfen.

Nach 1300 sind kaum mehr Schenkungen der Bamberger Bischöfe  zu verzeichnen. Die Urkunden Ludwigs sind auch so zu sehen, dass das Kloster bestrebt war, seine Rechtssicherheit zu wahren.

Auch die von Kaiser Karl VI. (1346-1378) 26.2.1354 ausgestellte Urkunde geht in diese Richtung. Neben der Inschutznahme standen Besitz,Rechte und Gerichtsbarkeit in der Urkunde. “dass sich niemand erlauben möge, des Klosters Besitz, Rechte oder
Gerichtsbarkeiten zu verletzen”  (StABa – Langheim 1354 II 26). Schon zwei Jahre später folgte eine weiter Urkunde Karls IV.  Er verbot in dieser Urkunde, “dass irgend jemand Vogteirechte über Untertanen des Klosters ausübt oderdiese, außer in Dingen der Blutgerichtsbarkeit, vor ein Zentgericht lädt und bestätigt dem Kloster die volle Gerichtsbarkeit sowie das Bergwerksrecht in Teuschitz (Teuschnitz, Lk Kronach), Leubgast (Marktleugast, Lk Stadtsteinach)und Tambach (Lk Coburg)” (StABa – Langheim 1356 I 18 (a)).

Im Februar 1365 wurde Abt Friedrich II. (wohl zwischen 1363 und 1367) zum kaiserlichen Kaplan Kaiser Karls IV. ernannt. In dieser Urkunde ordnete er auch an, “dass niemand das Kloster oder seine Güter für den Bischof oder das Hochstift Bamberg verletzen oder pfänden soll. (StABa – Langheim 1365 II Die Die Pest suchte ab 1347 Mitteleuropa heim. Bevölkerungsverluste und Wüstungen waren die Folge. Auch das Gebiet von Kloster Langheim war davon betroffen. Dazu kam Misswirtschaft, was dazu führte, dass das Kloster in die Krise geriet.

Kloster Langheim war nicht das einzige Kloster, das im 14. Jahrhundert in Schwierigkeiten geriet. Alle Zisterzienserklöster spürten die Konkurrenz der Bettelorden, die auch zu einem Rückgang der Konversen führte.  Da gleichzeitig eine starke Verteuerung der ländlichen  Arbeitskräfte zu verzeichnen war, wurden die Klöster gezwungen, ihre Wirtschaft umzustellen

Lamprecht von Brunn (1374-1399) war zu dieser Zeit Bischof von Bamberg. Er war ein sehr enger Berater von Kaiser Karl IV. und später Kanzler von dessen Sohn Wenzel (1376-1400).

Abt Heinrich IX. Holzschuher (1280-1282) und der Konvent mussten am 25. August 1380 alle Güter des Klosters dem Bischof übergeben und ihm außerdem versprechen nichts ohne seinen Willen zu tun. er verpflichtete das Kloster zu jährlicher Rechnungslegung. (Einundzwanzigsten Bericht über das Wirken und den Stand des historischen Vereins zu Bamberg im Jahre 1857/58 S. 13). Die  nachgiebige Haltung Abt Heinrichs führte wohl zu Spannungen im Konvent, so das dass er bald resignierte. aber auch sein Nachfolger Friedrich III. Wolf (1382–1390) hatte keinen besseren Stand gegen den Bamberger Bischof. Er musste die Güter Teuschnitz und Leugast an das Bistum Bamberg verkaufen. Der Konvent sollte sich verpflichten, unter dem weltlichen Schirm des Bischofs zu verbleiben.

Abt Friedrich resignierte 1390.

Nikolaus II. Heidenreich (1405–1433 ) war der übernächste Abt. Er trat schon früh ins Kloster Langheim ein. Ihm wurde „ungewöhnliche Gelehrsamkeit und Weltbildung“ nachgesagt. Unter seiner Regierung erholte sich Kloster Langheim wieder. Er konnte die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder ordnen

Er legte ein Urbar an, dass die Einkünfte des Kloster genau fixierte.

An dieser Stelle nochmals ein kurzer Blick auf die wirtschaftliche Lage und Ausrichtung des Klosters.  Um 1250 wurde der größte Teil des Klosterbesitzes im Eigenbau genützt.Bis 1400 hatte sich das völlig gewandelt. Eigenwirtschaft wurde nur noch in Langheim selbst und in Trieb,

Hochstadt und Tambach betrieben. die übrigen Grangien waren ausgeliehen oder verpachtet. Das Bestreben, alle zum Leben benötigten Dinge selbst zu erzeugen, war stark zurückgegangen. Im aufblühenden Handel ließ sich nun vieles einfacher durch Kauf erwerben.

Der Weinbau wurde in Langheim zwar gefördert, erreichte aber nie die Bedeutung wie in Mainfranken. Der Hopfenanbau hatte aber durchaus Bedeutung für das Kloster. Schon um die Mitte des 14. Jahrhunderts hatte das Kloster ausgedehnte eigene Pflanzungen. Das Kloster förderte den Anbau gezielt.

Seinen Hintersassen gewährte das Kloster für neuangelegte Hopfenkulturen für die Dauer von 15 Jahren Steuer-und Zehntfreiheit. Die langheimische Brauerei zählte sicher zu den ersten Brauereien Oberfrankens.

Ein wichtiges Standbein war die Fischzucht. In der nächsten Umgebung des Klosters und in Hochstadt und Tambach wurden Fischteiche angelegt. Man ließ sich auch gerne das Fischrecht schenken besonders in der Nähe von Mühlen, die

ebenfalls ein Wirtschaftsfaktor waren. Um 1400 Besaß Kloster Langheim über 20 Mühlen.

Schafhaltung spielte ebenfalls eine Rolle.  In Roth,Oberlangheim und Fankental-Vierzehnheiligen unterhielt das Kloster große Schafshaltungen. Im 15. Jahrhundert wurde die Wolle direkt nach Nürnberg verkauft.

Auch Pferdezucht wurde betrieben. Auch die Ausbeutung von Bodenschätzen spielte eine Rolle. (siehe dazu  oben die Erlaubnis von Kaiser Ludwig)

König Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) stellte Abt Nikolaus II. 1408 eine Schutzurkunde aus. RI Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 5532

Darin hieß es “Nimmt das kl. Langheim in seinen und des reiches schirm. Innerhalb der klostermauern hat kein weltlicher richter irgendwelche rechte, sondern alleiniger richter ist der abt oder der orden von Citeaux. Niemand darf im kloster pöne, schatzung oder busse erheben. Der kg. bestätigt alle freiheiten des kl. (rechte, herkomen, privilegia, hantfesten und briefe von kaisern und königen und anderen fürsten). “

Das war eine weitgehende Rücknahme der von Bischof Lamprecht erzwungenen Zugeständnisse. Die Schutzurkunde von Ruprecht  zeigt auch, dass Abt Nikolaus II. Mit den mächtigen gut klar kam.

Er nahm auf dem Konstanzer Konzil 1414-1418 teil. Er war wohl auch bei den Verhandlungen gegen Johannes Hus dabei, der ja in Konstanz als Ketzer verurteilt und verbrannt worden war. Das nahmen die Hussiten in den Hussitenkriegen 1429/30 zum Anlass, Kloster Langheim

anzugreifen, angeblich weil Abt Nikolaus  in Konstanz für den Tod des Johannes Hus gestimmt hatte. Das Kloster wurde 1430 völlig zerstört, aber bald wieder aufgebaut.

1417 stellte der neugewählte Papst Martin V. (1417-1431) noch auf dem Konzil eine umfassende Bestätigung der klösterlichen Privilegien aus.

Am 17. März 1429 stellte Kaiser Sigmund (1411-1437) drei Urkunden für Kloster Langheim aus. RI Sigmund – RI XI,2 n. 7187 und 7187 A und B. In der ersten bestätigte er die Privilegien des Klosters und erteilte ihm das Bergwerkregal (passt zu der Ausbeutung von Bodenschätzen s.o.)

Die zweite Urkunde verbot das Abhalten von Jagden auf dem klostergebiet und die dritte war die wichtigste. Sie kassierte den Schutzbrief von Bischof Lamprecht von Brun und nach Heidenreich, Nicolaus“ in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 250-251 [Online-Version]

erklärte Sigmund Kloster Langheim zum Reichskloster. Diese Privilegien konnten die Nachfolger von Abt Nikolaus II. allerdings nicht halten.

Auch im Orden wurde Nikolaus beachtet. 1422 wurde er vom Generalkapitel der Zisterzienser zum Generalvisitator aller Klöster des deutschen Sprachgebietes ernannt.

Im Auftrag des Generalkapitels visitierte er schon am 31. Mai 1417 das Kloster Leubus. (Waldemar P. Könighaus Die Zisterzienserabtei Leubus in Schlesien von ihrer Gründung bis zum Ende des 15. Jahrhundert

Am 6. Juni 1431 ernannte Kaiser Sigmund Abt Nikolaus zu seinem Kaplan RI Sigmund – RI XI,2 n. 8604. Das war verbunden mit der Verleihung von Zoll-und Steuerfreiheit.

Abt Nikolaus II verstarb 1433.

Auf ihn folgte Abt Friedrich IV. Hügelein (Heugelein) gen. Goldschmied (1433–1449 ). In seine Regierungszeit fielen die insgesamt 4 Erscheinungen, die der Langheimer Schafhirte Hermann Leicht, wie ihn die Legende hieß, angeblich hatte. Obwohl Abt Friedrich IV. und seine Klostergeistlichen dies

als Erzeugnis der Einbildungskraft des Schäfers einschätzten, wurde an diesem Ort 1447 eine Kapelle erbaut, zumal dort angeblich mehrere Wunder geschehen waren. 1448 weihte sie der Bamberger Fürstbischof Anton von Rotenhan (1431 –1459) am Sontag nach St. Georg zu Ehren

der Seligen Jungfrau und der 14 Nothelfer. Es wurden auch schnell Ablässe verteilt. Schon zur Weihe der Kapelle erteilte Bischof Anton einen Ablass. Kardinallegat Juan de Carjaval (1448) erteilte einen Ablass ebenso wie Papst Nikolaus V. (1447-1455).

Verstärkt wurde der Zulauf der Wallfahrt durch die Errichtung einer Bruderschaft zu den 14 Heiligen, in die sich auch viele fürstliche Personen aufnehmen ließen. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) gelobte eine Wallfahrt nach Vierzehnheiligen, die er 1485 von Nürnberg aus unternahm.

Im Bauernkrieg wurde die Kapelle und die daneben liegende Probstei, die Ökonomiegebäude und das Wirtshaus ausgeraubt und in Brand gesteckt. Später wurde dort die Wallfahrtskirche von Balthasar Neumann errichtet.

Der 28. Abt von Langheim wurde Johann III. von Guttemberg, gen. Dinstleben (1449–1475 ) Es war der letzte Langheimer Abt adeliger Herkunft.

Johann IV. Schad Abt von Langheim (1476–1494 ) hat in Heidelberg studiert und schickte auch Langheimer Mönche zum Studium nach Heidelberg. So zahlte er zum Beispiel 1491 7 Gulden für die Unterbringung von zehn langheimischen Studenten, das sind 1.102,00 €.

Emmeram Teuchler (1494–1510 ) war der 30. Abt von Langheim. In seine Regierungszeit fiel das Graduale Cisterciense, das 1496 von dem Mönch Amandus geschrieben wurde. Auch eine Vita der seligen Euphemia (+1180), der Schwester Mathilde von Andechs (+ 1160)

entstand in seiner Zeit.

Am 9.8. 1497 erhielt Abt Emmeran eine Urkunde von Papst Alexander VI. (1492-1503) ausgestellt. Darin beschirmt er das Kloster Langheim vor Exkommunikation, Suspension und Interdikt und erlaubte Abt Emmeram Teuchler zu Langheim,
gottesdienstliches Gerät zu segnen sowie seinen Mönchen die niederen Weihen zu erteilen. (Urkunde: 1497 VIIII 9 Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden)

Unter Abt Emmeran war Eberhard von Redwitz aus dem Adelsgeschlecht der Redwitz Konventuale in Langheim. Er wurde 1494 Weihbischof in  Mainz und war dies bis 1504.

Abt Emmeran verstarb 1510.Auf ihn folgte Johann V. Fabri genannt Strauß (1510–1538 ) in seine Regierungszeit fielen zwei gravierende Ereignisse. Das war einmal die Reformation, die nach dem Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche 1517

allmählich einsetzte. Diese ging an keinem der Klöster spurlos vorüber. Sowohl im Mutterkloster Ebrach als auch in Langheim war die Ordensdisziplin desolat. Oft wurde der Mönchshabit nicht mehr getragen. Gottesdienste und kanonische Horen wurden nicht mehr eingehalten.

Die durch die Ordensregeln gebotenen Pflichten wurden nicht mehr eingehalten. Die meisten Mönche hatten Privateigentum. Einige Konventuale verließen den Orden,da sie sich der neuen Lehre zuwandten. Der Langheimer Konventuale Marcus Rost wurde vom Bamberger Rat als Prediger

im Klarissenkloster in Bamberg eingesetzt und von der dortigen Äbtissin ein äußerst schlechtes Zeugnis erhielt. “ Man gab uns einen lutherischen Prediger, einen ausgeloffenen, abtrünnigen meineidigen Mönch von Langheim..”  (in G. Dippold, Das Zisterzienserkloster Langheim

im Zeitalter von Reformation und Gegenreformation in Zeitschrift für bayrische Kirchengeschichte 58 (1989) S. 96) Im Zuge der Reformation verlor Kloster Langheim die Aufsicht über alle ihm unterstellten Frauenklöster sowie elf vom Kloster besetzten Pfarrerstellen.

Das zweite Ereignis, das Langheim traf, war der Bauernaufstand von 1525. Die Aufständischen hatten Kloster Langheim besetzt und forderten, dass es aufgelöst wurde. Kurz vorher hatte ein Teil des Konvents das Kloster verlassen, ihren Habit abgelegt und in ihren Heimatorten Zuflucht genommen.

Abt Johann V. Fabri ging nach Bamberg und nahm dort das Bürgerrecht an. Die Aufständischen brannten das Kloster nieder. Auch die Wallfahrtskapelle Vierzehnheiligen fiel dem Aufstand zum Opfer (s.o.) Nach der Niederschlagung des Aufstandes befahl der Bamberger Bischof

Weigand von Redwitz (1522 –1556) die Rückkehr  ins Kloster. Er ließ das zerstörte Kloster wieder aufbauen und die Kirche und die Altäre wieder erneuern. Diese wurden 1530 wieder geweiht.

Für kurze Zeit konsolidierte sich das Klosterleben wieder. 1537 erhielten sechs Mönche in Langheim geistliche Weihen.

Abt Johann V. verstarb 1538 Sein Nachfolger wurde Konrad I. Haas (1538–1556 ). Er war vorher Amtsverweser in Kulmbach. Die geistliche Situation im Kloster verschlechterte sich wieder. 1540 flohen nachts drei Konventualen aus dem Kloster und setzten sich nach Coburg ab.

Aber auch materiell wurde das Kloster wieder geschädigt. Im Zweiten Markgrafen wurde das Kloster beschädigt, aber auch wieder die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen ebenso wie Kulmbach und damit der Langheimer Amtshof in Kulmbach.

Abt Konrad starb 1556. Sein Nachfolger wurde Friedrich V. Marschalk (1556–1562 ) Er war 1540 zum Priester geweiht worden und war ein Bamberger Bürgersohn. Er war vorher Hofmeister in Tambach. Als Abt war er aber eine totale Fehlbesetzung. Sein Lebenswandel sprach zisterziensischen Idealen Hohn.

Das Konzil von Trient (1545-1563). Das in der Sitzungsperiode von 1562 erlassene Dekret gegen Misstände im Diözesanbereich hatte den Bischöfen eine jährliche Visitation  aller Pfründen erlaubt.

Der Bamberger Bischof  Georg IV. Fuchs von Rügheim (1556 –1561) ging gegen Abt Friedrich V. vor und sein Nachfolger  Veit II. von Würtzburg (1561 –1577) setzte den Abt wegen unmoralischen Lebenswandel und Misswirtschaft 1562 ab. Er hatte auf klösterlichen Pfarreien lutherische geistliche eingesetzt.

An einer Vergrößerung seines Konvents lag ihm nichts. Er hatte keinen Mönch mehr aufgenommen. In einem Bericht an den Bamberger Fiskal, das war ein Vertreter der staatlichen Finanzverwaltung, der vor Gerichten die vermögenswerten (fiskalischen) Rechte des Kaisers oder eines Landesherrn vertrat,  heisst es, er sei “tag und nacht voll, schwermbt, flucht und lestert  Gott.” Ferner sei er “allenthalben mit weibern in unzucht behengt” (G. Dippold, S. 96) Die Verwaltung des Klosterbesitzes wurde zwei Konventualen übergeben. Der Abt wurde zeitweilig gefangen gesetzt. Schließlich setzte Bischof Veit II. setzte Ludwig II. Fuchs  (1562–1572 ) als Nachfolger ein. Außerdem bestand der Bamberger Bischof seither darauf, vor einer Abtswahl die Geld-und Getreidevorräte des Klosters zu visitieren. In der Geschichte des Klosters galt er  als

so unrühmlich,dass er in der Porträtreihe der Äbte im 18. Jahrhundert unterschlagen wurde. Bischof Veit II setzte den neuen Abt am 26. V. 1562 in sein Amt ein und belehnte ihn mit allen dem Kloster Langheim
zustehenden (Hoheits-) Rechten, Spiritualien und Temporalien ( Urkunde: 1562 V 26 Bamberg, Staatsarchiv- Kloster Langheim Urkunden)

Abt Ludwig II. erhielt am 18. 2. 1569 von Kaiser Maximilian II. (1564-1576) wieder eine kaiserliche Urkunde. (StABa – Langheim 1569 II 18.) “Kaiser Maximilian II. bestätigt und bekräftigt für Abt Ludwig II. Fuchs zu
Langheim ein (inseriertes) Privileg Kaiser Ludwigs IV., ausgestellt 1337VIII 22 in Bamberg, worin Letzterer dem Kloster Langheim alle Rechteund Gerichtsrechte, inklusive der Hohen Gerichtsbarkeit, an den Dörfern
Watzendorf, Neuses an der Eichen und Gossenberg und an zwei Höfen bei“Hawried“ (= Großheirath?) sowie an einem Hof bei Rossach überträgt.”

In Tambach erbaute Abt Ludwig ein neues Gebäude, in dem er am 1. Mai 1572 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Magnus Hofmann (1572–1582 )Kurz nach seiner Wahl visitierte Generalabt Nikolas I. Boucherat (1571-1583) Kloster Langheim. Er nannte Abt Magnus einen “vir probum und devotum”Der Abt war entschlossen, die Reformdekrete des Konzils von Trient zu beachten und umzusetzen.Allerdings blieben seine Bemühungen, den Konvent zu vergrößern und zu reformieren, im Ansatz stecken.Schon bei seinem Nachfolger Konrad Holzmann (1584-1592) kam es wieder zu einem Rückfall. Abt Konrad scheint keine entschiedene Haltung gegen den Protestantismus

eingenommen zu haben.

Konrad Holzmann war vor seiner Wahl zum Abt von Langheim auch Hofmeister in Tambach.

Am 10.10. 1585 schloss er mit Bischof Ernst von Mengersdorf  (1583 –1595) einen Vertrag, der die vogteilichen Rechtein den Zehngerichtsbezirken Niesten und Weismain regelte.  (1585 X 10Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden)

Nachfolger von Abt Konrad wurde Johann Bückling (1592-1608) Er bemühte sich von Beginn seiner Amtszeit, seine wohl durchweg evangelischen Hintersassen zur Konversion zu bewegen. Früher als der Bamberger Bischof  Neidhardt von Thüngen (1591 –1598 )

aber mit dessen Einverständnis begann  er mit einer Gegenreformation nach dem Vorbild des Würzburger Fürstbischof Julius von Echter (1573-1617). Den evangelischen Hintersassen wurde geboten, katholisch zu erden oder das Hochstift zu verlassen.

Allerdings kam eine große Zahl der Aufforderung nicht nach, da sie weder konvertieren noch das Hochstift verlassen wollten. Oft konnten sie auch nicht wie gefordert ihre Güter verkaufen, weil sie in der Kürze der Zeit keinen Käufer finden konnten.

Der Abt hatte sich dabei auf das “ius reformandi”gestützt.

1601 verkaufte Achatz von Giech zu Giechkröttendorf seine Güter in und um  Scheßlitz an Kloster Langheim. In dem ehemaligen Rittergut wurde eine Verwalterstelle für den reichen und umfangreichen Besitz des Klosters in und um Scheßlitz eingerichtet.

Abt Johann verstarb 1608.

Sein Nachfolger wurde Peter II. Schönfelder (1608–1620 ) Er hatte in Rom studiert und dort die Doktorwürde erhalten. Er war wegen seiner Gelehrsamkeit berühmt.

Er stammte aus Weismain und hatte eine Stiftung mit 1250 Gulden Kapital eingerichtet, das sind 196.209,00 €. Daraus sollten arme Studenten aus Weismain unterstützt werden.

In Altenkunst hatte er das Schulhaus und das Pfarrhaus 1610 erbauen lassen. ER kaufte 1610 auch den Langheimer Hof in Bamberg zurück, den sein Vorgänger 1603 verkauft hatte.

Er ließ ihn 1610 neu erbauen.

Die Bruderschaft zu den 14 Heiligen erreichte durch Abt Peter am 27. November 1610 die päpstliche Bestätigung von Papst Paul V. (1605-1621) sowie mehrere Ablässe erhielt, was natürlich der Wallfahrt in Vierzehnheiligen sehr förderlich war.

Abt Peter erlebte noch die beiden ersten Kriegsjahre des Dreissigjährigen Krieges. In den ersten Kriegsjahren hatte Franken nur kurz unter Truppendurchzügen zu leiden, als Herzog Maximilian von Bayern (1597-1651)mit seinen Truppen die Pfalz besetzte

Auf Abt Peter folgte Johann VII. Weiger (Wiegand) (1620–1626 ) Er regierte nu6 Jahre und verstarb 1626. Er wurde in der von ihm errichten Grabkapelle bestattet.

Nur fünf Jahre regierte Erasmus Behm (Böhm) (1626–1631) Auf ihn folgte Nikolaus Eber (1631-1637) Er stammte aus Weismain  war zunächst Konventuale in Langheim und Pfarrer in Merkershausen, ein Ortsteil von Bad Königshofen.

Er unterstützte seinen ebenfalls aus Weismain stammenden Verwandten Mauritius Knauer, den späteren Abt von Langheim. Am 24. April 1631 wurde er zum Abt gewählt von Fürstbischof Johann Georg von Bamberg (1623-1633) mit den Temporalien und Regalien belehnt.

Bald darauf erreichte der Krieg den Obermain. Die Abtei wurde mehrfach von schwedischen Soldaten überfallen und geplündert. Die Mönche mussten flüchten. Zwei Mönche, P. Lorenz Reuß und P. Jodocus Wilmuth, wurden getötet, als sie sich nach Kronach zu retten versuchten.

Andere Mönche kamen auf ihrer Flucht bis nach Österreich. Mauritius Knauer und zwei weitere Konventuale wurden von Abt Nikolaus nach Wien zum Studium geschickt. Er selbst hielt sich zunächst in Abenberg auf. Später flüchtete er weiter, zunächst nach Eichstätt und Ingolstadt.

Im Oktober ging er weiter nach Bamberg und dann nach Kronach. Zuletzt war er in seiner Vaterstadt Weissmain, wo er am am 26. März 1637 starb und in der Pfarrkirche begraben wurde.

Sein Nachfolger wurde Johann VIII. Gagel (1638–1649 ). Er stammte aus Lichtenfels und am 8. Juni 1637 zum Abt gewählt. Die Benediktion fand durch den Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1633 –1642 ) zusammen mit den Äbten Johann Pfister (1637-1641) von Kloster Ebrach

und Johann Tierlauf (1637-1641) im  Würzburger Dom statt. Fürstbischof  Franz von Hatzfeld war in Personalunion Bischof von Bamberg und Würzburg.

Auch Abt Johann VII. war zunächst wegen der Schweden ständig auf der Flucht. Bamberg wurde 1632 von den Schweden eingenommen. Die Schlacht bei Nördlingen am 6.9. 1634 führte zur Rückeroberung Süddeutschlands durch das kaiserliche Heer.

1618 hatte Kloster Langheim das Rittergut Giechkröttendorf endgültig erworben. Darauf wurde eine Kapelle errichtet, die Abt Johann 1644 weihte. 1646 führte Abt Johann den Vorsitz bei der Wahl des Abtes Petrus Scherenberger (1646-1658) von Kloster Ebrach

Die letzten drei Kriegsjahre brachten nochmals schwerste Verwüstungen in Süddeutschland mit sich, bis schließlich nach 30 Jahren Krieg der Westfälische Frieden vom 24. Oktober 1648 endlich Friede einkehrte.

Der Krieg hatte tiefe Spuren hinterlassen, Zerstörungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Es gab einen Bevölkerungsrückgang um 30- 40 % vor allem verursacht durch Seuchen. Es gab Verödungen, fallende Agrarpreise und auch eine große Verschuldung des grundbesitzenden Adels

und auch der Klöster.

Abt Johann verstarb am Fest von Peter und Paul 1649 nach dem Pontifikalamt in Vierzehnheiligen. Auf ihn folgte Mauritius Knauer

Mauritius Knauer wurde am 14. März 1613 in Weismain geboren. Sein Vater Moritz war dort Bürgermeister.  Er wurde zunächst vom Ortpfarrer unterrichtet. Von  1628 bis 1629 das Collegium Ernestinum in Bamberg.  Da sich der Vater die Studiengebühren nicht

leisten konnte, unterstützte ihn der damalige Ortspfarrer von Merkershausen und späteren Abt Nikolaus Eber. Wohl aus Dankbarkeit gegen ihn trat er in den Zisterzienserorden ein und nicht in den Jesuitenorden, was ihm seine Lehrer anboten.

Er trat 1630 in Langheim ein. Als die Schweden in Langheim einfielen, schickte ihn Abt Nikolaus zusammen mit zwei Konventualen in das Kloster Heiligkreuz im Wienerwald. 1636 wurde er an der Wiener Schottenkirche zum Diakon geweiht. Dann

schrieb er sich an der Universität Wien ein. Er studierte Philosophie, Theologie, Mathematik, Astrologie. 1639 wurde er zum Magister promoviert. Im September 1640 wurde er im Stephansdom zum Priester geweiht. Neben seinem Studium ordnete er

das Heiligkreuzer Stiftsarchiv, das sich damals ebenfalls in Wien befand. Er war dann noch vier Jahre in inkorporierten Pfarren des Stiftes Heiligenkreuz tätig.

1644 kehre er nach Langheim zurück. 1645 wurde er Subprior und 1646 Prior. Der Bamberger Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg (1642-1653) wollte das stark vom Krieg betroffene Kloster Langheim unterstützen und gab ihm die Pfarrei Weismain.

Dort war Mauritius bis 1650.

Fürstbischof Melchior Otto erweiterte im November 1647 das Jesuitenkolleg in Bamberg um die Fakultäten Philosophie und Theologie zur Academia Ottoniana. Sie wurde benannt nach dem Heiligen Otto Bischof von Bamberg, der auch der Namenspatron des Fürstbischofs war.

Der 14. November 1647 gilt als Gründungstag der Universität Bamberg, die von Friedrich Karl von Schönborn (1729 -1746) Fürstbischof von Bamberg und Würzburg zur Vier-Fakultäten Universität ausgebaut wurde. Am 2. September 1648 wurde Mauritius zum ersten

Doktor der Theologie der neugeschaffenen Lehranstalt promoviert.

Nach dem Tod von Abt Johann wurde Mauritius Knauer (1649-1664) einen Monat später unter Vorsitz des Ebracher Vaterabtes Petrus Scherenberger  zum Nachfolger gewählt. Die fürstbischöflichen Kommissare waren bei der Wahl anwesend. Sie versuchten die Wahl zu beeinflussen.

Sie hatten auch selbst Stimmen abgegeben. Aber Mauritius wurde mit nur drei Gegenstimmen zum Abt gewählt. Am 29. Juli 1649 von Fürstbischof Melchior Otto investiert.

Schon  Bischof Veit II. hatte seit der Absetzung von Abt Friedrich V. darauf bestanden, vor der Abtswahl, die Geld-und Getreidebeständes des Klosters zu kotrollieren. Bischof Melchior Otto verlangte für die fürstbischöfliche Bestätigung der Wahl noch deutlich mehr.

Abt Mauritius musste jährlich über den Vermögensstand des Klosters berichten, durfte  ohne bischöfliche Genehmigung nichts  bauen und ohne sein Wissen keinen Mönch auf eine auswärtige Hochschule schicken. Außerdem sollte an allen Klostergebäuden das Wappen des Bischofs angebracht werden.

Abt Mauritius war aber durchaus streitbar. Er weigerte sich, die Hoheit des Bischofs anzuerkennen, da er auf der angenommenen oder wirklichen  Reichsunmittelbarkeit bestand. Immerhin hatte Kaiser Sigmund am 17. März 1429 zum Reichskloster erklärt. (s.o.)

Das Provinzialkapitel der oberdeutschen Zisterzienserkongregation forderte den Bischof auf, die Rechte Langheims zu respektieren und drohte mit einer Klage beim Kaiser.

Er ließ sich von dem Ebracher Abt in Ebrach infulieren. In Schesslitz hielt er im bischöflichen Ornat eine Messe und ließ sich von seinen Schesslitzer Untertanen huldigen .

Der Abt wurde vom Bischof nach Bamberg einbestellt und als der Abt nicht erschien, ließ der Bischof das Kloster militärisch besetzen. Der Abt reiste nach Prag und erwirkte dort bei Kaiser Ferdinand III. (1637-1557) ein Reskript gegen den Bischof. Das war eine schriftliche Antwort des Kaisers auf eine Eingabe öffentlicher oder privater Personen und war so etwas wie eine dienstliche Weisung. Als der Abt zurückkam, wurde er vom Bischof 9 Wochen und 5 Tage in Bamberg inhaftiert. Als sich dann aber auch der Vaterabt auf die Seite des Bischofs stellte,

musste Abt Mauritius nachgeben und  den Bischof 1652 als Landesfürsten und Protektor anerkennen.Der Bischof scheint durchaus an einer Aussöhnung interessiert gewesen zu sein. Er war in Forchheim von einer schweren Krankheit befallen worden.

Abt Mauritius besaß großes Interesse an Mathematik, Astronomie – er baute eine eigene kleine Sternwarte – und Medizin. Er hatte fünf Jahre zuvor den Bischof von einer Krankheit geheilt, die von allen damit befassten Ärzten für unheilbar gehalten worden war. (Roppelt S. 380)

Er rief dann Abt Mauritiusnach Forchheim. Bevor dieser aber dort eintraf, verstarb der Bischof.

Als sein Nachfolger Fürstbischof Philipp Valentin Voit von Rieneck (1653 –1672 ) das Schloss Kronach neu befestigt ließ, legte Abt Mauritius im bischöflichen Ornat den Grundstein. (Roppelt ebda)

Abt Mauritius war ein guter Verwalter. Es gelang ihm, die Schäden aus dem 30jährigen Krieg zu beseitigen. Den Besitz des Kloster konnte er gegenüber dem Hochstift behaupten und durch Käufe sogar weiter vergrößern.

Er belebte die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen. 1653 ließ er neues Gebet- und Mirakelbuch für die Wallfahrer drucken .

In Stublang, heute ein Teilort von Staffelstein, ließ er in der dortigen Oberen Mühle einen Eisenhammer errichten, in dem das Eisenerz aus dem nahe gelegenen Uetzinger Bergwerk verhüttet und anschließend zu Blech verarbeitet wurde.

Besonders bekannt gemacht hat ihn das Verfassen des  “100 jährigen Kalenders”, den er aber „Calendarium Oeconomicum practicum perpetuum, das ist beständiger Hauskalender“ nannte. Dieser Kalender belegt zwei Dinge, einmal seine

Kenntnisse und sein Interesse an Naturwissenschaft und auch seinen Einsatz für die ökonomischen Belange seines Klosters. Gedacht war der Kalender nämlich für die Landwirtschaft seines Klosters, nach wie vor eine wichtige Stütze der

Klostereinnahmen. Der Kalender geht zurück auf seine  meteorologischem und astronomischen Beobachtungen. Dem Kalender liegt die Vorstellung zu Grunde, daß die sieben Ptolemäischen Planeten – Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond – der Reihe nach das Wetter je eines Jahres bestimmen. Das ergibt einen Zyklus von sieben Jahren, der sich wiederholt. Allerdings betonte er, das Ausnahmen und Verschiebungen im Ablauf des Zyklus möglich seien. Abt Mauritius dachte nie an eine Veröffentlichung. Aber sehr geschäftstüchtige Herausgeber haben

dafür gesorgt, dass der 100 –jährige Kalender das beliebteste und wohl am meisten gelesene meteorologische Volksbuch im deutschen Sprachraum wurde. Allerdings gab es Lesefehler, willkürliche Auslassungen und Missverständnisse.

So wurde der Kalender auch zum verspotteten Zeugnis des Aberglaubens gemacht.

Abt Mauritius verstarb am 9. November 1664 an den Folgen eines Schlaganfalles.

Sein Nachfolger wurde Alberich Semmelmann (1664–1677 ) aus Kronau. Vorher war er Hofmeister in Tambach. Ähnlich wie sein Amtsvorgänger wurde Abt Alberich inhaftiert. Der letzte Landtag der Bamberger Landstände, der auch Mitbestimmungsrecht zum Staatshaushalt hatte, fand unter Fürstbischof

Philipp Valentin Albert Voit von Riemeck (1653-1672) 1654 statt. In der Folge gelang es ihm, den Einfluss der Landstände auf das Finanzwesen des Hochstifts auszuschalten. Sein Amtsnachfolger Peter Philipp von Dernbach (1672-1683) unterdrückte die Versuche

einen Landtag einzuberufen, um das Recht der Stände auf Steuerbewilligung auszuüben. Er vermutete die Äbte von Michelsberg Roman Knauer (1667-1689), Abt Alberich von Langheim sowie Otto de la Bourde (1664–1677) von Kloster Banz als Urheber dieser Bestrebungen.

Bischof Peter Philipp reagierte scharf. Er bezeichnete die Prälaten als Rebellen und nahm den Michelberger Abt 19 Wochen in Arrest, zeitweilig auch den Langheimer Abt und den Prior von Kloster Banz.

In seiner Regierungszeit trug Abt Alberich  dazu bei, dass Kloster Langheim schuldenfrei  wurde.

Auf ihn folgte Thomas Wagner (1677–1689) als 46. Abt. Bischof Peter Philipp von Dernbach investierte den gewählten Abt am  3.2. 1677 und belehnte ihn mit allen dem Kloster Langheim zustehenden (Hoheits-) Rechten, Spiritualien und Temporalien. (DE-StABa – Langheim 1677 II 3)

Wegen kriegsähnlicher Einfälle des Bamberger Militärs beschwerte sich Abt Thomas beim Papst. Daraufhin ließ der Bischof den Abt verhaften und ließ ihn erst nach dessen Widerruf wieder frei. Nun Flüchtete der Abt in den Langheimer Klosterhof nach Kulmbach außerhalb des Bamberger Machtbereichs.

Schon Abt Mauritius war ein Verfechter der Reichsunmittelbarkeit Langheims. Der Konflikt mit den Bamberger Bischöfen eskalierte aber unter Abt Thomas. Der Finanzbedarf der Bischöfe war groß. Außerdem warten sie hochadeliger Herkunft und sie traten als absolutistische Herrscher auf.

Zwar sammelten die Langheimer Äbte die Rechtsgutachten  der römischen Kurie und des Kaiserhofes zugunsten Langheims.

1685 unterbreitete Abt Thomas dem Bischof seine Beschwerden gegen die bischöflichen Finanzbehörden und untermauerte dies mit Belegen der römischen Kurie. “Dominicus Maria Cursius, apostolischer Protonotar, bestätigt die dem Kloster Langheim erteilten Privilegien, speziell die Exemtion des Klosters von derJurisdiktion der Bamberger Bischöfe.” (StABa – Langheim 1685 II 9) Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683 –1693 ) setzte daraufhin eine Kommission ein, die die umstrittene Frage nach dem Gründer klären sollte.

Für Bamberg war Bischof Otto der Gründer, während das Kloster das Haus Andechs-Meranien als Gründer  ansah. In einer umfangreichen Druckschrift fasste Kloster Langheim die Ablehnung der Bambertgischen Stellungnahme zusammen und reichte diese beim Reichhofrat ein.

Das Kloster  argumentierte, dass alle Zisterzienserklöster immediat seien unter apostolischem Schutz stünden, von der bischöflichen Ordinariatsgewalt aber exemt und von Abgaben befreit seien.

Da Bischof Marquard Sebastian darin eine Frage sah, die auch landesherrliche Rechte beträfe, bat er den bayrischen Kurfürsten Max Emanuel (1679-1726) um Mitteilung, wie dieser in seinem Land mit den Temporalien verfahre, besonders bei den vor 1152 errichteten und vom Heiligen Stuhl

approbierten Abteien.

Abt Thomas erlebte den Ausgang aber nicht mehr. Er verstarb 1689. Neben seiner Auseinandersetzung mit dem Bamberger Bischof war Abt Thomas auch als Bauherr tätig.

Der Langheimer Klosterbaumeister Jakob Blös  (vor 1640–1685) baut den östlichen Konventflügel und das Noviziat.

Als Abt Thomas verstorben war, ließ Bischof Marquard Sebastian  während der Abtswahl das Kloster wieder besetzen. Gewählt wurde Candidus Bergmann aus Oberlangheim. Vor seiner Wahl war er Lektor für Philosophie und Theologie im Kloster und wurde Hofmeister in Tambach.

Erschüttert und wohl auch eingeschüchtert durch die Gewalt und den Eingriff in die klösterlichen Rechte wollte die Candidus die Wahl nicht annehmen. Seine Wahl hatte er (nach Jäck) seiner ausgezeichneten Gelehrsamkeit zu verdanken.

Er gab dem Drängen seiner Mitbrüder schließlich nach und wurde 12. November 1689 durch Fürstbischof Marquard Sebastian als Abt bestätigt und mit den Temporalien belehnt.

Abt Candidus konnte sein Amt aber nicht sehr lange ausüben. Am 22. Juni 1690 erlitt er auf dem Weg nach Vierzehnheiligen einen Schlaganfall, an dem er verstarb.

Um 1700 besaß das Kloster immer noch abgabenpflichtige Höfe in rund 230 Orten. Das war auch eine solide Basis für die Bautätigkeit der nachfolgenden Äbte.

Sein Nachfolger von Abt Candidus wurde Gallus Knauer (1690–1728). Er stammte wie sein Onkel Mauritius aus Weissmain. Er war ein Sohn des Weismainer Stadtschreibers und Notars Ambrosius Knauer .

Er besuchte das Bamberger Gymnasium, schloss seine Ausbildung mit Auszeichnung ab und trat in das Kloster Langheim ein. Er studierte Philosophie und schloss nach drei Jahren mit dem  Bakkalaureat ab und erhielt auch die Magisterwürde.

Er war Verwalter des Langheimer Hofes in Schmachtgenberg, heute ein Ortsteil von Zeil am Main. Der Langheimer Hof in Schmachtenberg bestand von 1656-1803. Gallus versorgte von Schmachtenberg aus auch die Pfarrei Zeil.

Am 13. Juli 1690 wurde er in Anwesenheit des   Ebracher Abts und Visitator des Zisterzienserordens Ludwig Ludwig (1686  -1696) zum Abt gewählt. Bei der Wahl hatten die fürstbischöflichen Kommissare mehrere Neuerungen vorgenommen,

die wieder tief in die Rechte des Klosters eingriffen. So musste der neue Abt dem Fürstbischof jährlich die Rechnungsbücher vorlegen, ihm anzeigen, wenn er das Bistum verließ oder der Ordensvisitator das Kloster besuchte.

Abt Gallus wurde am 15.07. 1690 von Bischof Marquard Sebastian  investiert und mit den dem Kloster zu stehende Rechten und den Temporalien belehnt. (Bamberg, Staatsarchiv -Kloster Langheim Urkunden 1690 VII 15)

Zunächst wehrte sich das Kloster und der Ordensvisitator vergeblich gegen die neuen Vorgaben. Die Beschränkungen wurden aber am 2. April 1691 durch kaiserliches Reskript wieder aufgehoben. Kaiser war Leopold I. (1698- 1705)

Am 6.11. 1693 bestätigte der Apostolische Gesandte Carolus de Marinis Abt und Kloster Langheim Rechte und Freiheiten (StABa – Langheim 1693 XI 6)

1693 wurde  Lothar Franz von Schönborn (1693 –1729 ) Bischof in Bamberg. Er war wie alle Bischöfe von Schönborn von dem “Bauwurmb “ befallen, wie das Volk von Bruchsal über seinen Neffen Damian Hugo von Schönborn (1721-1743), den Fürstbischof von Bruchsal sagte.

Abt Gallus teilte mit ihm die Baufreude und er hatte ein sehr entspanntes Verhältnis zum Fürstbischof.

In Kulmbach ließ er nach den Plänen von Leonhard Dientzenhofer (1660-1707)(siehe Mei Büchle Kloster Ebrach, Kloster Schöntal) den Langheimer Amtshof errichten. Bis zur Fertigstellung dauerte es  aber gut vier Jahre, was auch durch das Misstrauen durch den Markgrafen und den markgräflichen Hofbaumeister verursacht wurde. Dieser, Bourdin de la Fond, besichtigte die Baustelle und erachtete den Prälatenbau als eine Gefahr für die Stadt und die Plassenburg. Es ging vor allem um die dicken Mauern. Auch der Felsenkeller mit einem verzweigten Gängesystem zur Wassergewinnung, das  weit unter die markgräfliche Plassenburg reichte,sorgte für Zwistigkeiten mit dem Markgrafen.

In Trieb, das ja zu den Gründungsgütern von Kloster Langheim gehörte, ließ Abt Gallus 1692/93 ebenfalls von Leonhard Dientzenhofer den zumindest in Bayern einmaligen  Rundbau Naßanger als Vieh- und Ökonomiehaus aber auch als Altenheil des Abtes errichten.

Er war mit Wassergraben und dicken Mauern versehen und sollte auch als Fluchtburg bei Übergriffen des Bamberger Fürstbischofs dienen. Solche Übergriffe hatte ja seit Abt Mauritius praktisch jeder Langheimer Abt erduldet.

In Langheim erbaute Dientzenhofer, seit 1690 von Lothar Franz von Schönborn zum bambergischen Hofbaumeister ernannt worden, von 1691 bis 1704  den vorgelagerten, dreigeschossigen Südflügel der «Alten Abtei».

Die Planung Dientzenhofers für Langheim ist nicht mehr vorhanden. Sie dürfte aber alle nachfolgenden Arbeiten beeinflusst haben.

Kontributionen, die im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) von Kloster Langheim zu zahlen waren, sowie Unsicherheit beenden die Bautätigkeit Dientzenhofers in Langheim.

Am 30 Mai 1696 fand nach dem Tod des Ebracher Abtes Ludwig Ludwig unter Vorsitz von Abt Gallus in Ebrach die Wahl des Nachfolgers Candidus Pfister (1696–1702) statt. (StAW – EbrachOCist 1696 Mai 30)

Ab 1697 ließ er in Tambach (s.o), das im Dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstört worden war, den Ostflügel des Tambacher Schlosses, ein mächtiges Barockschloss neu errichten und außerdem das stattliche Backhaus, das 1700 abgebrannt war.

Ende des 17. Jahrhunderts unternahm Gallus eine kostspielige längere Reise nach Rom. Von dort brachte er architektonische Anregungen für den Bau des Schlosses in Trieb mit.

1723 ließ er an der Kirche in Altenkunstadt einen Chor anbauen und 1724 das Schiff der Kirche in Isling vergößern

1727 ließ er die zerstörte alte Hofmeisterei zusammen mit einer Hauskapelle nach den Plänen des Coburger Baumeister und Hofmaurer Johann Georg Brückner neu errichten.

Im Torhäuschen des Schlosses befindet sich das Epitaph von Abt Gallus.

37 Jahre hat Abt Gallus regiert. Trotz seiner regen Bautätigkeit ersparte er große Geldsummen und Naturalvorräte. 1691 konnte er dem Markgrafen Christian Ernst zu Brandenburg-Kulmbach (1655-1712) gegen Verpfändung des ehemaligen Klosters Himmelkron,

damals Jagdschloss des Markgrafen ein Darlehen von 15.000 Taler geben, das entspricht 2.391.769,00 €.

In Verhandlungen war er durchaus flexibel. Aber die Rechte der Abtei gegen das Fürstbistum Bamberg und der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach  vertrat er aber entschlossen, wenn es um offene Rechtsverletzungen ging. So bewilligte er die ungerechtfertigten Ansprüche des Bambergischen Vikariats auf die Opfergelder von Vierzehnheiligen, Isling und Altenkunstadt. Den Rechtsstreit mit Bamberg, den sein Vorgänger begonnen hatte, versuchte Abt Gallus durch gütlichen Vergleich zu beenden.

1701 durfte Abt Gallus den Wallfahrtsbuch, das sein Onkel 1653 herausgegeben hatte, den „Frankenthalischen Lustgarten“ (Wallfahrtsführer) wieder auflegen. Dagegen hatte sich das Vikariat Wien gewehrt. Außerdem gestattete Kaiser Leopold I. es nur dem Abt und dem Kloster

Nachdrucke anfertigen zu lassen und diese zu verkaufen. Die Erlaubnis war zunächst auf zwölf Jahre befristet (StABa – Langheim 1701 VIII 4) Kaiser Karl VI. (1711-1740) bestätigte dies am 21.10. 1727 und verlängerte die Erlaubnis um weitere 12 Jahre

StABa – Langheim 1727 X 21)

1702 erhielt er das Recht, von Langheimischen Untertanen in Kulmbach steuern zu erheben und 1703 verweigerte er die Mitwirkung bei Schanzarbeiten an der Festung Plassenburg.

Abt Gallus starb am 3. Februar 1728  und wurde in der Abteikirche bestattet.

Nach dem Tod von Abt Gallus ließ Bischof Lothar Franz von Schönborn  Kloster Langheim für neun Tage militärisch besetzen. Martin Wolf (1728- 1734) wurde am 4. März 1728 zum Abt von Langheim gewählt. Er war der einzige Abt, der nicht aus der unmittelbaren Nähe

des Klosters stammte, sondern aus Neumarkt in der Oberpfalz. Er wurde am 10. März 1728 von Franz Konrad Graf von Stadion dem Statthalter des Fürstbischofs investiert. Die Wahl wurde am 8. 5. 1728 durch Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727–1748 )

bestätigt. ( Bamberg, Staatsarchiv – Kloster Langheim Urkunden 1728 V 8)

Die Belehnung mit den Temporalien erfolgte am 5. Juni 1728.

Nach Langheim berief Abt Martin kurz nach seiner Wahl Weimarer Landbaumeister Gottfried Heinrich Krohne (1703–1756) nach Langheim. Dort errichtete die “Neue Abtei”, auch Fürstentrakt genannt.

1730 baute Krohne am auch am Süd- und Westflügel der Konventbauten.

Langheim hatte enge Beziehungen zur Residenzstadt Coburg. Der Tambacher Klosterhof lag vor den Toren Coburgs. Das Schloss in Trieb wurde ja von seinem Vorgänger Brückner errichtet (s.o.)

In Trieb ließ Abt Martin 1733 das von Abt Gallus errichtete Schloss erweitern.

Abt Martin Wolf starb am 3. Januar 1734. Zu seinem Nachfolger wurde am 26. Januar 1734 Stephan Mösinger  aus Haßfurt  unter der Leitung von Abt Wilhelm Söllner (1714–1741 ) gewählt. (StABa – Langheim 1734 I26)

Schon die Wahlen  letzten Äbte Langheims wurden immer von militärischen Drohgebärden der Fürstbischöfe von Bamberg begleitet. Das war auch bei Abt Stephan nicht anders. Fürstbischof war inzwischen Friedrich Karl von Schönborn (1674–1746) , der Neffe von

Lothar Franz von Schönborn. Dieser investierte Abt Stephan am 25. Februar 1734 und belehnte ihn mit den Kloster Langheim zustehenden Hoheitsrechten und Temporalien.

Abt Stephan wurde am 19. März 1697 als Sohn des Müllers Johann Mössinger geboren. Er immatrikulierte sich 1713 an der Universität Würzburg und studierte als “pauper” gebührenfrei Philosophie.

1717 trat er unter Abt Gallus in das Kloster Langheim ein. 1718 legte er seine Profess ab und wurde 1722 zum Priester geweiht. 1728 wurde er Subprior und dann Novizenmeister. Ab 1731 war er Lektor für Philosophie und Theologie an der Hauslehranstalt.

Der Fürstbischof war von seinem Onkel 1703/1704 als kurmainzischer Gesandter an den Kaiserhof nach Wien geschickt worden. 1705 war er auch mit Protektion seines Onkels von Kaiser Joseph I. (1705-1711) 1705 zum Reichsvizekanzler ernannt worden.

1729 wurde er in Bamberg Nachfolger  des 1729 verstorbenen Lothar Franz. Ein knappes halbes Jahr später wurde er auch in Würzburg zum Bischof gewählt.

Abt Stephan assistierte mit dem Abt von Kloster Michaelsberg Anselm Geisendorfer (1724-1743) bei der Weihe  des Bamberger Weihbischofs von Hahn zum Bischof von Arad, die Fürstbischof Friedrich Karl vornahm. Weibischof von Hahn war am 27. März 1723 von

Papst Clemens XII (1730-1740) zum Titularbischof von Arad ernannt worden. Fürstbischof Friedrich Carl ernannte ihn zum Weihbischof von Bamberg und auch zum Generalvikar.

Ob die Teilnahme an der Weihe auch als Versuch der Entkrampfung des Verhältnisses zwischen Bistum und Kloster zu sehen ist, kann ich nicht beurteilen.

Fürstbischof Friedrich Karl machte aber klar, dass er gegen die von Langheim beanspruchte Reichsunmittelbarkeit ist, war aber zu Verhandlungen bereit. Die Reichsunmittelbarkeit bestand zwar de jure, aber die realen Machtverhältnisse waren eben anders. Abt

Stephan sah das so, akzeptierte es und verzichtete auf die Reichsunmittelbarkeit endgültig.  Man verhandelte und Fürstbischof Friedrich Karl schloss am 20.Juni 1741 folgenden Rezess mit dem Kloster: “Langheim  erkennt den Bischof als  Ordinarius in spiritualibus und als

Landesherrn in temporalibus  an. Bei der Abtswahl darf ein bischöflicher Vertreter teilnehmen. Der gewählte Abt hat die Benediktion durch den Fürstbischof oder seinen Weihbischof zu empfangen.” In einem Nebenrezess wurde die Vogteilichkeit

des Kloster über seine Lehen geregelt. Die Landeshoheit und die Blutgerichtsbarkeit bleiben beim Hochstift. Abt Stephan und der Konvent bestätigten den Vergleich  am 1. Dezember 1741.

Der Fürstbischof überliess Kloster Langheim ein Drittel der in Vierzehnheiligen eingehenden Opfergelder. Im Gegenzug musste Kloster Langheim die Kirche in Viertzehnheiligen einrichten und unterhalten. Außerdem behielt sich Friedrich Karl das Recht vor, die Baupläne zu genehmigen.

Abt Stephan erhielt außerdem das Recht auf die Hohe Jagd. Das war ihm wohl sehr wichtig, denn es war ein adeliges Statussymbol. Er war wohl begeisterter Jäger und hatte eine Sammlung von 35 unterschiedlichen Gewehren und 10 Paar Pistolen.

Seine Stellung gegenüber dem adeligen Herrscher als gleichwertig demonstrierte durchaus selbstbewusst. So fuhr er er am Bamberger Hof mit sechsspännigem Kutsche  vor, mit drei Bedienten zu Pferd und drei Bedienten zu Fuß.

Auch die Vorliebe für repräsentative Bauten teilte er mit dem Bamberger Fürstbischof. Allerdings standen ihnen ganz unterschiedliche Etats zur Verfügung.

Abt Stephan konnte jährlich um die 5000 fränkische Gulden aufbringe, das sind etwa 805.995,00 €. Der Fürstbischof gab allein für die Würzburger Residenz das Zehnfache aus.

Von seinem Vorgänger Abt Martin übernahm er den Baumeister Krohne, der ab 1728 die Neue Abtei gebaut hatte. Er erstellte nun die Konventflügel neu. 1742 sind die Bauten fertig und demonstrieren mit ihrer repräsentativen und residenzähnlichen

Architektur schon einen fürstenähnlichen Anspruch.

Auch in Bamberg  ließ Abt Stephan bauen. Dort erhielt der Langheimer Hof einen neuen Nordflügel.

Über Fürstbischof Friedrich Karl kommt er mit mit dem fürstlich würzburgischen Ingenieur-Hauptmann Balthasar Neumann in Kontakt. Von Lothar Franz von Schönborn stark gefördert war er jetzt für dessen Neffen Friedrich Karl tätig.

Beim Bau der Würzburger Residenz hatte er die planerische Leitung inne, die laufende Ausführungsplanung und die Organisation der Baustelle.

1741 lieferte Balthasar Neumann dem Langheimer Abt einen Plan für einen Kirchenneubau in Langheim. Aber es bleibt  beim Projekt, denn Fürstbischof Friedrich Karl wollte den Bau einer Wallfahrtskirche in Vierzehheiligen. Das war ja 1741 im

Zusammenhang mit der teilweisen  Überlassung der dortigen Opfergelder so vereinbart worden. Für den Fürstbischof eigentlich ein geniales Modell. Er bestimmte die Planung und Langheim musste finanzieren. Das kostete jährlich zwischen 2000

und 4000 Gulden, so dass für Langheimer Baupläne kein Geld mehr übrig war. Es hatte im Vorfeld verschiedene Planungen gegeben. Abt Stephan hatte seinen in Langheim arbeitenden Baumeister Krohne mit der Planung der Wallfahrtskriche Vierzehnheiligen beauftragt.

Die vorgeschlagenen Pläne hatten günstige Kosten versprochen.Deshalb wollte der Abt diese Pläne durchsetzen. Denn er wollte sein Geld vor allem für einen Kirchenneubau in Langheim ausgeben.

Eigenmächtig hatte Fürstbischof Friedrich Karl seinen Hofbaumeister Johann Jakob Michael Küchel (1703–1769) mit einem Projekt für Vierzehnheiligen beauftragt, das 1742 vorlag. Nun lehnte Abt Stephan ab, weil ihm das Projekt nach Küchels Plänen zu teuer sei.

Er hatte inzwischen Balthasar Neumann mit der Planung von Vierzehnheiligen beauftragt. Als die Pläne eintrafen, ließ er diese vom Fürstbischof genehmigen, dachte aber immer noch nicht daran, diese auch durchführen zu lassen.

Er beauftragte Krohne mit der Planung einer Sparversion basierend auf Neumanns Plänen und erteilte ihm sofort den Auftrag zur Durchführung. Nun schickte der Fürstbischof Neumann und Küchel auf eine Inspektionsreise nach Vierzehnheiligen.

Abt Stephan ließ  nun Baumeister Krohne fallen um sein Gesicht zu wahren. Der Fürstbischof übernahm  nun die Regie und überzeugte Neumann von der Neuplanung, wobei der begonnene Grundriss Krohnes übernommen werden sollte.

Sein Neubauprojekt in Langheim musste der Abt zurückstellen. Trotz der verpfuschten Planung zu Baubeginn entstand neben ein weiteres Meisterwerk von Balthasar Neunmann. Zentral war nun der Gnadenaltar. 14 Säulen tragen nun symbolisch für die 14 Nothelfer

das Gebäude. Die Kirche passt sich sich der Landschaft an, ist auf Fernsicht angelegt und eine Antwort auf die Fassade des gegenüberliegenden Kloster Banz.

Meisterlich ergänzt wird die Kirche durch die Stukkaturen des Wessobrunners Johann Michael Feichtmayr (1696–1772) und seiner Werkstatt. Sie waren sein letztes großes Werk. die Malereien besorgte Joseph Ignaz Appiani (1706–1785)  Der Maler stammte aus Porto Ceresio war seit 1745 kurmainzischer

Hofmaler.

Keiner der am Bau von Vierzehnheiligen Beteiligten erlebte die Fertigstellung der Wallfahrtskirche.

Am 23.04. 1743 hatten Abt Stephan und Fürstbischof Friedrich Karl den Grundstein gelegt. Der Fürstbischof starb 1747. Abt Stephan starb 1751 und  Balthasar Neumann starb 1753. Maurermeisters Thomas Nissler aus Staffelstein erstellte die Gewölbe und war auch für die

die Zweiturmfassade. Der Rohbau wurde 1763 fertiggestellt. Am 16. 09. 1772 wurde die Kirche nach 29-jähriger Bauzeit wurde die Kirche geweiht. Gekostet hatte die Kirche  130.000 fränkische Gulden, das wären heute gut über 20 Millionen Euro.

Abt Stephan starb am 3. September 1751 im Alter von 54 Jahren.

Er hinterließ eine gut verwalte Klosterherrschaft und diese war trotz reger Bautätigkeit schuldenfrei.

Sein Nachfolger wurde Abt Malachias Limmer (1751–1774 ) Er wurde am 12. April 1712 als Sohn des Hochstiftvogts Johannes Limmer  in Kronach geboren. Er besuchte ab 1724 das Gymnasium in Bamberg. 1731 trat er in das Kloster Langheim ein und legte ein Jahr später die Gelübde ab.

Nach der Priesterweihe schickte ihn Abt Stephan 1736 zum Jurastudium nach Bamberg. Nach seinem Jurastudium wurde er Kanzleidirektor der Abtei Langheim, das war das höchste weltliche Amt des Klosters.

Am 16. September 1751 wurde er   mit 34 von 60 Stimmen zum Abt gewählt.  Fürstbischof Johann Philipp Anton zu Frankenstein (1746-1753) investierte Abt Malachias 1752. Bei der Wahl hatte Weihbischof Heinrich Joseph von Nitschke (1749-1778) als Wahlkommissar fungiert.

Als Diplomat war Abt Malachias so geschickt wie sein Vorgänger. Er konnte die bischöflichen Einmischungen neutralisieren. Die Reibereien zwischen Bistum und Kloster nahmen ab.

Er konnte sich auf die wirtschaftliche Führung seiner Abtei konzentrieren. Er kümmerte sich um die Ausbildung seiner Konventualen. Einige schickte er auch auf die Universität nach Prag.

Er stattete auch die Klosterbibliothek aus.

In Langheim errichtete er östlichen Krankenflügel. Seine wichtigste Aufgabe war die Vollendung der Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen. Gegen die aufkommende Mode des französischen Klassizismus der Aufklärung verpflichtete er den Stukkateur Johann Michael Feichtmayr und den

Auch der Siebenjährige Krieg (1756-1763) belastete das Kloster schwer. 1758 waren die Preussen in Franken eingefallen, vor allem um Kontributionen und Nahrungsmittel zu erpressen. Kloster Langheim war zwar nicht von einem Truppeneinmarsch betroffen, aber es musste enorme Kontributionen aufbringen. Der Bau von Vierzehnheiligen aber lief weiter.

den Maler Joseph Ignaz Appiani. Nur zwei Jahre nach der Weihe starb Abt Malachias mit 61 auf dem Langheimer Schloss Trieb.

Sein Nachfolger wurde Johann Nepomuk Pitius (1774–1791 ). Er wurde am 2. Juni 1744 in Bamberg geboren. Sein Vater war Buchbinder und wohl nicht sonderlich wohlhabend. Er trat 1761 in das Kloster Langheim ein.

Am 24. Oktober 1762 legte er seine Ordensgelübde ab.

Er studierte Mathematik und Philosophie an der Bamberger Universität. 1770 wurde er zum Priester geweiht. Mit seinem späteren Nachfolger Candidus Hemmerlein studierte er von 1771 bis 1773 in Prag Rechtswissenschaften.

Dieses Fach lehrte er auch einige Monate im Kloster

Nach dem Tod von Abt Malachias wurde er wegen seiner Beredsamkeit und seiner Beredsamkeit (Zehnter Bericht über das Bestehen und Wirken des historischen Vereins zu Bamberg, Bamberg  1847, S. 23) am

31. Januar 1774 unter Vorsitz des Ebracher Abts Wilhelm II. Roßhirt (1773–1791) zum Abt gewählt. (StABa – Langheim 1774 I 31) Am 16. März 1774 belehnte Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779) mit allen dem Kloster zustehenden Rechten,

Spiritualien und Temporalien. (StABa – Langheim 1774 III 16) Der Fürstbischof setzte dabei dem gewählten Abt ein erstmals verwendetes rotes Birett mit goldenem Knopf auf. (Dieter J. Weiß, Das exemte Bistum Bamberg 4: Die Bamberger Bischöfe von 1693 bis 1802 (Germania Sacra. Dritte Folge 12),

Berlin/Boston 2016 S.286).

1780-1786 ließ er in Schloss Tambach den Westtrakt und Mitteltrakt erbauen. Zwischen 1789 und 1792 entstanden in Langheim  die Konsulensie und der Ostpavillon.

Außerdem beschaffte Abt Johann ein Astrolabium sowie elektrische Apparate auf seinen Reisen nach Paris und Augsburg.

Abt Johann wurde vom Bamberger Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal am 3. April 1787 Gehorsam gegenüber dem Vaterabt befohlen, nach dem dieser gegen ein Verbot des Abtes Wilhelm Ankäufe zu tätigen und Bauten zu erstellen verstoßen hatte. Am 22. Juli 1787  suspendierte ihn der Bischof von seinem Amt. Allerdings belegen die Zahlen die Vorwürfe nicht.  So umfasste der Konvent 1792 59 Konventuale und drei Konversen. Zwar waren mit 17000 Fränkischen Gulden 1792 die höchsten Bauausgaben in einem Jahr getätigt worden,

das sind etwa 2.715.363,00 € Aber trotz der Baumassnahmen betrugen die Überschüsse 8000 fränkische Gulden,also etwa 1.277.818,00 €, also knapp die Hälfte der ausgaben für Baumassnahmen.

Es scheint dass durch ungeschickte Amtsführung des Abtes ein Geist der Unruhe im Kloster aufgekommen ist, der zu Vorwürfen führte und letztlich in der Suspendierung gipfelte. Bis zum Tod von Abt Johann am 5. Mai 1791 hatte ein Triumvirat des Konvents die Leitung der Abtei inne.

Die Neuwahl des neuen und letzten Abts von Langheim fand am 25. Mai 1791 unter Vorsitz des Ebracher Vaterabtes Eugen Montag (1791-1803) statt. (StABa – Langheim 1791 V 25) Gewählt wurde Candidus Hemmerlein. Er gehörte dem Triumvirat an, dass die Verwaltungsgeschäfte des Klosters führte.

Die Wahl wurde am 1. Juli 1791 von dem Salemer Abt Robert Schlecht (1778–1802) im Namen des Zisterzienserordens bestätigt. (StABa – Langheim 1791 VII 1)

Candidus Hemmerlein wurde am 30. Juni 1743 als Sohn armer Eltern in Kronach geboren.  Er war ein Verwandter des Langheimer Abtes Malachias Limmer. Seinen ersten Unterricht erhielt vom Kronacher Rektor. Dann besuchte er das Gymnasium in Bamberg.

1761 trat er in die Zisterzienserabtei Langheim ein. 1762 legte er seine Profess ab. Danach absolvierte er dort von 1763 bis 1768 unter der Leitung des Novizenmeisters und Professors Willibald Schlecht den philosophischen und theologischen Lehrkurs und feierte am 8. Dezember 1767 seine Primiz.

Dann studierte er zusammen mit seinem Vorgänger Johann Nepomuk Pitius auch Rechtswissenschaften in Prag.

Nach seiner Rückkehr aus Prag wurde er Kanzleidirektor in Langheim. In diesem Amt führte er eine genaue Buch- und Aktenführung ein.

Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal  investierte Abt Candidus am 22. November 1791 und belehnte ihn mit allen dem Kloster Langheim zustehenden  Rechten, Spiritualien und Temporalien. (StABa – Langheim 1791 XI 22)

Der Bamberger Weihbischof Johann Adam Behr (1778-1805) wies in einer Eingabe an den Erzbischof auf den Ungehorsam des suspendierten Langheimer Abtes hin. (Weiß, S. 352).

Abt Candidus konnte die Unruhe, die im Konvent unter seinem Vorgänger aufgetreten war abbauen und die Spannungen, die in der Klostergemeinschaft aufgetreten waren ausgleichen. Er machte verhaltene Zugeständnisse, die der ursprünglichen Strenge des Zisterzienserordens

eigentlich widersprachen. Er kam damit auch dem Zeitgeist näher, der bessere Lebensbedingungen und mehr Wissen anstrebte. Er war eine integrierende Persönlichkeit, bestimmt vom Geist der gemäßigten Aufklärung. Er besaß die Eigenschaft, die Talente seiner

Untergebenen zu erkennen und diese zu fördern. Zwei Mönche ließ er Rechtswissenschaft an der Universität Würzburg studieren und diese dann im Kloster dieses Fach unterrichten. Zugunsten des Studiums kürzte er den Chorgesang.

Er ließ die Ländereien des Klosters vermessen und genaue Karten anlegen, auch um seit Jahrzehnten bestehende Grenzstreitigkeiten beizulegen.

Franken und damit auch Kloster Langheim waren von den Koalitionskriegen betroffen, die 1792 (1. Koalitionskrieg) und 1799-1802 (2. Koalitionskrieg).Langheim musste Truppendurchzüge, Plünderungen, Kontributionen und auch Zerstörungen erdulden.

Aber dieses konnte er durch gute ‘Wirtschaftsführung, wobei er sich auch von unrentablen Gütern trennte ausgleichen, so dass er sogar noch einen neuen Konventsbau errichten lassen. Für die Bibliothek hatte er Bücher angeschafft.

Mit großem Kostenaufwand legte er ein Kunst- und Naturalienkabinett und  eine Münzsammlung an. Dies wurde nach der Säkularisation zerstreut.

Der neue Konventsbau brannte aber in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 1802 vollständig aus. Gleich nach dem Brand, der die Prälatur,den Konventbau, die wertvolle Bibliothek sowie einen Teil der Kirche zerstört hatte, begann er mit dem Wiederaufbau.

Aber dann kam mit der Säkularisation 1803 das Ende des Klosters. Am 10. Mai 1803 erließ der bayrische Kurfürst Kurfürsten Maximilian IV. Joseph (1799-1825) einen Aufhebungsbeschluss. Das Kloster wurde verstaatlicht, die verwertbaren Besitztümer der Abtei verkauft und die brandgeschädigten Gebäude samt der Kirche wurden abgerissen.

Abt Candidus erhielt den Langheimer Hof in Bamberg sowie Schloss Trieb. Eine gute häusliche Einrichtung beide mit zwei Wagen und vier Pferden wurden ihm gestellt, außerdem ein Keller voll Wein. Er erhielt den Höchstsatz, der nach dem Reichsdeputationshauptschluss vorgesehen war. Darüberhinaus durfte er seine Pektoralien (Brustkreuze) und Ringe behalten. Seine Pension betrug 8000 Gulden, das entspricht immerhin etwa 164.900 Euro.

Den größten Teil seiner Pension verbrachte er aber, wie man aus seinen Abrechnungen ersehen kann zur Unterstützung bedürftiger ehemaliger Klosteruntertanen und Konventualen.

Auf seinen Bamberger Wohnsitz verzichtete er. Er nahm sich stattdessen eine Wohnung in Lichtenfels, wo er am 19. März 1814 verstarb.

Er ist in der Pfarrkirche von Lichtenfels bestattet.

                                                                                                                                                                                                                     Bad Staffelstein - Vierzehnheiligen

29 Jan 2022

Kloster Wald

 

                                                                                                                                                                                                                                           

Der staufische Ministeriale Burkard von Weckenstein, (+ nach 1241)kaufte  das Gut Wald, eine schon vor 1208 bestehende Siedlung, für 55 Mark Silber. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von 24.721,00 €. Er beabsichtigte für seine beiden Schwestern Judinta und Ita ein Kloster zu gründen.

Der Kaufvertrag wurde am 1. April 1212 im Hafen von Uhldingen abgeschlossen. Alle Daten stammen aus dem Stiftungsbrief des Konstanzer Bischofs Konrad II. von Tegerfelden (1209-1233) Der Stiftungsbrief wurde zwischen 1227 und 1233 ausgestellt und ist im Freiburger Diözesan Archiv 12. 1878 S. 187 –188 veröffentlicht.

Schon in den Kauf war der Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240 Abt ) eingebunden. Er genehmigte den Platz für die Klostergründung. Er erwirkte die päpstlichen Privilegien und er er übermittelte das Inkorporationsverlangen der Frauen an das Generalkapitel.Er kann mit Berechtigung

durchaus als Mitbegründer von Kloster Wald betrachtet werden.

Abt Eberhard war ein überzeugter Parteigänger der Staufer. In seinem Amt konnte er religiöse Motive mit Ordensinteressen

und politische Absichten verknüpfen. Dabei half ihm auch sein familiärer Hintergrund. Er stammte aus einer bedeutenden hochadligen Familie. Er war verwandt mit Konrad von Urach (1177/80-1227), der 1217/1218 Abt von Citeaux war.

Dann war er Kardinal von Porto und Santa Rufina. Außerdem war er päpstlicher Legat. Auch mit dem Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen (1189-1206) war  Abt Eberhard verwandt. Er war bei den Staufern und beim Papst hochgeschätzt.

Er hat wohl für die damalige Zeit  einen ausgeprägten Sinn für Recht und Gerechtigkeit. Das half ihm auch, bei der Anerkennung der Zisterzienserinnen Pionierarbeit zu leisten. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Gründung  aller sechs
oberschwäbischen Frauenzisterzen. Die rasche Gründung von Kloster Wald (1212), Rottenmünster (1221), Heiligkreuztal (1227), Baindt (1227), Heggbach (1233) und Gutenzell (1238) deckte sich mit dem staufischen Konzept eines staufischen Herzogtums

Schwaben. Der Tod Welfs VII. (um 1140-1167) hatte dafür gesorgt, dass die umfangreichen Hoheitsrechte und Besitzungen nördlich des Bodensees und bis zum Lechrain an die im Reich und im Herzogtum Schwaben an die Staufer überging.

Auch die geographische Verteilung der oberschwäbischen Zisterzen unterstreicht dieses Konzept eines staufischen Herzogtums. Heggbach und Gutenzell liegen an der nordöstlichen Peripherie des ehemaligen welfischen Machtbereichs, Baindt befand sich im Zentrum. Rottenmünster war vor den Toren der staufischen Stadt Rottweil und Wald im ehemaligen Herrschaftsbereich der Grafen von Pfullendorf, den Rudolf von Pfullendorf bei seinem Tod 1181 ebenfalls an Friedrich I. vererbt hatte. Die Vogtei (advocatia) Wald befand sich daraufhin in staufischer Hand.

(Zu allen oberschwäbischen Frauenklöster sie die entsprechenden Beiträge in “Mei Büchle”)

Kurz nach dem Kauf wurde das Gut an die Schwestern von Burkhard von Weckenstein übergeben. Das Generalkapitel der Zisterzienser unterstellte das “Haus in Wald “ dem Kloster Salem als Tochter und übertrug ihm das Visitationsrecht. Auch Papst Honorius III. (1216-1227) unterstützte das Aufnahmebegehren der Schwestern von Kloster Wald. Judinta wurde als Äbtissin und Ita als Priorin eingesetzt. 1215  hatte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster und Konvent in seinen Schutz genommen.

Am 15. Juli 1216 nahm Friedrich II. (1212-1250) in Überlingen Kloster Wald in seien Schutz und bestätigte die in de Urkunde genannten Besitzungen. RI V,1,1 n. 870 Als Zeuge in der Urkunde tritt auch der Salemer Abt Eberhard auf, der ja sowohl die päpstlichen Schutzurkunden wie der Staufer vermittelt hatte. In einer auf dasselbe Datum zurückdatierten Urkunde nahm auch Friedrichs Sohn HeirichVII. (1220-1235) Kloster Wald in seinen Schutz auf in einer wörtlich mit der Urkunde seines Vaters übereinstimmenden Urkunde das Kloster in seinen Schutz auf. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3845

Dieses Schutzversprechen war ein Mittel, den Einfluss der Staufer auf das Kloster zu sichern und deckte sich mit der Vorstellung des Zisterzienserordens, seine vogtlosen Klöster der generellen königlichen Vogtei zu unterstellen und so den Schutz der Klöster zu sichern.

1217 verlieh Papst Honorius dem Kloster das große Zisterzienserprivileg. Möglicherweise in Verbindung mit der Verleihung dieses Privilegs wurde Kloster Wald in den Zisterzienserorden aufgenommen.Außerdem trug der Papst dem Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

den Schutz des jungen Klosters auf. Eine weitere Urkunde stellte Papst Gregor IX. (1227-1241) 1233 aus. Er beauftragte den Dekan von Konstanz, entfremdete Güter wieder in den Klosterbesitz zurückzuführen.

Man kann davon ausgehen, dass Abt Eberhard von Rohrdorf die päpstlichen Privilegien erwirkt hat.

Die Stiftungsurkunde des Klosters erwähnt auch die Exemtion des Klosters von der bischöflich konstanzischen Ordinariatsgewalt , die die Voraussetzung für die Ordensaufnahme war.

Auch die fünf anderen oberschwäbischen Zisterzen waren von der bischöflichen Gewalt befreit. Die Konstanzer Bischöfe konnten sich der zisterzienserfreundlichen Politik der Staufer  in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts schlecht entgegen stellen.

Eine letzte staufische Urkunde stellte Konrad IV. (1237-1254) im August 1240 für Kloster Wald aus. Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4430. Darin befreite er sie Besitzungen des Klosters in Überlingen von allen Steuern und Abgaben.

1247 wurde Trudlindis von Liebestein, die in Kloster Wald Subpriorin war, zusammen mit 5 Mitschwestern in das von der Markgräfin Irmingard von Baden (um 1200-1260) neugegründete Kloster Lichtenthal berufen.Sie wurde dort 1247 erste Äbtissin.

und regierte in Lichtenthal bis zu ihrer Resignation 1249. Das hatte zum einen ganz praktische Gründe, denn die Markgrafen von Baden besaßen ihre Stammgüter noch am Bodensee und in Oberschwaben. Zum andern standen die Nonnen von Kloster Wald aber

im Ruf besonderer Frömmigkeit. Auch die zweite und die vierte Äbtissin in Lichtenthal kamen aus Kloster Wald. Mechthildis von Liebenstein folgte auf Trudlindis, als diese wegen Krankheit ihr Amt niederlegte. Die vierte Lichtenthaler Äbtissin war bei den 5 Schwestern dabei, die aus Kloster Wald kamen.

Nach dem Untergang der Staufer bestätigte Rudolf von Habsburg (1273-1291) die Urkunde von Friedrich II. am 1. Juli 1275 Rudolf – RI VI,1 n. 398. Da zu dieser Zeit Mathilde von Hohenberg Äbtissin war, kam das dem Kloster sicher entgegen, denn  Mathilde war die Schwester von

Gertrud von Hohenberg, der Gattin von König Rudolf. Nach seiner Krönung 1273 nannte sie sich Anna.

König Albrecht I. (1298-1308) befreite 1299 die beiden Häuser von Kloster Wald in Pfullendorf und Überlingen von der Steuer. Äbtissin war in der Zeit Elisabeth von Hohenfels (1296-1303). Am 19. März 1310 erneuerte König  Heinrich VII. (1308-1313) diese Steuerbefreiung. Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 398

Äbtissin war Mechthild von Hasenstein (107-1311) Kloster Wald hatte drei Stadthöfe. Der größte und wichtigste war der in Überlingen. Er wurde im 13. Jahrhundert erworben, wobei das genaue Datum nicht bekannt ist. Neben den oben genannten Steuerbefreiungen erhielt Kloster Wald schon eine

erste  Steuerbefreiung für den Stadthof im Jahre 1240. Geleitet wurde der Stadthof von einem Verwalter oder Amtmann. Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts war es ein Überlinger Stadtbürger mit klösterlichem Beamtenstatus. Der Stadthof in Überlingen hatte eine doppelte Funktion.

Einmal war er der Verwaltungsmittelpunkt für die um Überlingen gelegenen Weinberge des Klosters und die Besitzungen eines um den Bodensee gelegenen klösterlichen Besitzkomplex. Zum anderen war er der wichtigste Handelsplatz, von dem das Kloster seine landwirtschaftlichen Produkte und
seinen Wein auf den städtischen Markt brachte. Der Stadthof von Pfullendorf wurde auch im 13. Jahrhundert erworben. Mit der Steuerbefreiung von König Albrecht I. von 1299 ist der Stadthof zum ersten Mal belegt. Er erreichte aber nie die Bedeutung wie der Stadthof in Überlingen. Im Bauernkrieg und im  30-jährigen Krieg  flüchtete sich der Konvent nach Pfullendorf und es wurden klösterliche Wertgegenstände dorthin gebracht. Auch in Konstanz ist ein Haus von Kloster Wald schon 1244 belegt. Es hatte aber nicht die Funktionen wie die Stadthöfe in Überlingen und Pfullendorf sondern diente Äbtissin oder Konventsmitgliedern als Quartier, wenn diese in Konstanz waren. Weitere Funktionen sind nicht bekannt.

Ein kurzer Blick auf die Wirtschaft von Kloster Wald.

Das wohl wichtigste Handelsgut war der Wein.  Seit 1240 besass das Kloster Weinberge in Überlingen, sowie später  in Goldbach (heute ein Stadtteil von Überlingen), in Sipplingen, in Bermatingen, in Allensbach am Untersee und auf der Reichenau.

Eine Jahresabrechnung aus dem Jahre 1784 weist Weineinnahmen in Höhe von 2.891 Goldgulden auf, was 456.098,00 € entspricht.

Ein weiterer Wirtschaftszweig war die Fischzucht. 1784 bewirtschaftete Kloster Wald 12 Weiher mit einer Gesamtfläche von 4.877 Aar, das sind 487.700 m².  Das ergab einen ertrag von 560 Goldgulden, also etwa 88.348,00.

Natürlich ging bei beiden Beträgen noch der Eigenbedarf ab. Aber unterm Strich verblieb doch ein beachtlicher Betrag. (Die Jahresabrechnung bei Maren Kuhn- Rehfus, Das Ziesterzienserinnenkloster Wald, Berlin 1992. S. 356 f.)

Kloster Wald ist spät gegründet worden. Zu dem Zeitpunkt waren dir grundherrschaftlichen rechte schon fest gelegt. Das Kloster lag in altbesiedeltem Land und so hatte es Mühe den zisterziensischen Eigenbewirtschaftung zu realisieren. Es betrieb sechs  Eigenbauhöfe,

von denen drei in der Papsturkunde von 1215 bestätigt waren. Der Begriff Grangie taucht in den Quellen nicht auf. sie werden als curtes bzw. curiae bezeichnet. Die Eigenbauhöfe wurden von Konversen bewirtschaftet.

Das Schwergewicht der Waldschen klösterlichen beruhte wohl von Anfang an auf der Leihe- und Zinswirtschaft.

Schon seit dem 13. Jahrhundert hatte das Kloster daran gearbeitet, einen geographisch konzentrierten Besitzkomplex zu schaffen. Wenige Jahrzehnte nach 1500 war das Ziel erreicht. Kloster Wald verfügte nun über einen geschlossenes Herrschaftsgebiet,

das aus 18 Weilern und Einzelhöfen bestand. Im 18. Jahrhundert kam  noch eine neugegründete Glashütte dazu, die sich zu einer Siedlung entwickelte.

In seinem  Herrschaftsbereich hatte Kloster Wald umfangreiche Zehntrechte erworben und sich dort alle Pfarrkirchen inkorporieren lassen. wie bei allen Zisterzienserklöstern waren die Patronatsrechte eine bedeutende Einnahmequelle.

Patronatsrechte besass Kloster Wald in Dieterskrichen, Glashütte, Göggingen, Hippetsweiler,Igelswies, Kappel, Rengetsweiler und Walberseiler. In Walpersweiler gab es die Wallfahrt zum Geschossenen Bild. In Igelswies ist um 1513 eine Wallfahrt entstanden,die laut Zimmerscher Chronik

viel Geld abgeworfen hat. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 428).

Im 13. Jahrhundert war der Konvent eindeutig vom ministerialen Adel beherrscht. Die Konventualinnen richteten ihren Lebensstil am Vorbild des Adels aus. Persönliche Armut wurde schon im14. Jahrhundert, Vita communis und Klausur spätestens im 16. Jahrhundert nicht mehr beachtet, vielmehr führte der Konvent ein eher stiftsähnliches Leben. Den Reformbestrebungen des Ordens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts widersetzte sich der Walder Konvent – gemeinsam mit den übrigen unter salemischer Paternität stehenden Frauenabteien Oberschwabens.

Im 14. Jahrhundert kam Kloster Wald unter die Vogte der Herrschaft Sigmaringen. Der genaue Zeitpunkt ist nicht festzumachen. Das Vogteiverhältnis bildete sich erst in der Zeit nach 1323 aus, als Sigmaringen noch zu Württemberg gehörte.

Nach der Urkunde von Heinrich VII.dauerte fast 300 Jahre, bis Kloster Wald wieder ein Königsdiplom erhielt. Erst Maximilian I. (1486-1508 König, ab 1508-1519 Kaiser stellte am 15. April 1496 dem Kloster in Worms wieder einen Schutz-und Schirmbrief aus. (Maren Kuhn-Rehfus, S. 73)

1474 erließ Äbtissin Anna von Reischach (1464–1496 ) eine Gerichtssatzung für die Untertanen in der Herrschaft Wald. Das Kloster besaß in der Herrschaft die Niedergerichtsbarkeit und hatte die Ortsherrschaft inne. Äbtissin Anna war die Tochter von Konrad von Reischach, der bei Papst

Clemens VII. (1378-1394, Gegenpapst zu Urban VI.) in Avignon im Dienst war.

Im Bauernkrieg erlitt das Kloster offensichtlich keine Schäden. Es war zwar kurz von einem Bauernhaufen besetzt, der versuchte, die Herausgabe von  Wertgegenständen und Lebensmitteln zu erzwingen. Die Wertgegenstände waren aber bereits in die Reichsstadt Pfullendorf geflüchtet worden.

Über den 1488 auf Veranlassung von Friedrich III.(1440-1493) gegründete Schwäbischen Bund hatte das Haus Habsburg einen starken Einfluss auf Oberschwaben.Nur wenige Adelige im oberschwäbischen Raum wurden evangelisch, denn das
hätte einen  einen offenen Konflikt mit dem habsburgischen Kaiser bedeutet. Auch die bedeutenden Adelsgeschlechter wie die Fürstenberger, die schwäbischen Hohenzollern und die Truchsessen von Waldburg standen fast durchgehend eng zum
Kaiserhof und damit zum Katholizismus. Besondere Unterstützung erhielt die katholische Sache von den Reichsklöstern, die im oberschwäbischen Raum mit Weingarten, Salem, Ochsenhausen und Marchtal über großen politischen wie wirtschaft-
lichen Einfluss verfügten. Salem war ja das Mutterkloster von Wald. So verwundert es nicht, dass die Reformation so gut wie spurlos an Kloster Wald vorüberging.

Eine Reaktion auf den Bauernkrieg war wahrscheinlich die Erneuerung der Gerichtssatzung durch Äbtissin Anna von Rotenstein (1505 und 1529-vor 1557). Das klösterliche Herrschaftsgebiet wurde fünf Gerichts- und Verwaltungsbezirke eingeteilt. Im Jahr 1533 ließ Anna die Artikel der Waldischen Gerichtssatzung in eine berichtigte ´Form zusammenfassen und schriftlich niederlegen. Sie veranlasste auch den Umbau des Westflügels, des um 1500 entstandenen Westflügel des Klosterbaus.

Äbtissin Anna verstarb am 31. März 1557.

Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg war der bauliche Zustand von Kloster Wald so schlecht, dass der Salemer Abt Petrus II. Miller (auch Müller) (1593–1614 ) 1606 in einem Schreiben an die Bursiererin Helena von Graben empfahl, ihre Erbschaft für die Reparatur
des Schlafhauses sowie der Kirche und des Kreuzganges zu verwenden. (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Sehr viel härter als der Bauernkrieg traf Kloster Wald der Dreißigjährige  Krieg der seit 1630 auch Oberschwaben stark in Mitleidenschaft zog. Die Schweden besetzten erst Ulm und von dort aus schließlich ganz Oberschwaben. 1632 waren Biberach und Ravensburg in schwedischer Hand. Die Reichsstädte waren zwar offiziell dem Kaiser unterstellt. De facto aber waren die Schweden die Herren. In Biberach war im Wechsel von den Kaiserlichen, dann von den Schweden besetzt und das wechselte wieder. 1632 hatte sich Kloster Wald König Gustav Adolf (1611-1632) unterworfen und erhielt dafür eine

Salva Guardia, das ist ein Schutzbrief, der den Angriff auf Gebäude und Siedlungen untersagte.

Im Klostergebiet von Wald wurde die Landwirtschaft und der Weinbau vernichtet. Das war die Grundlage der klösterlichen Ökonomie und somit war diese Einnahmequelle verloren. König Gustav Adolf wurde in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) verwundet und starb an den Folgen dieser Verwundung. Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna übernahm die politische Führung. Am 23. April 1633 schloss er den Heilbronner Bund. Das war ein Bündnis protestantischer Reichsfürsten unter schwedischer Führung. Für Württemberg nahmen in Heilbronn Herzog Julius Friedrich von Württemberg, der als Vormund für seinen Neffen Eberhard III. von Württemberg von 1631-1633 in Württemberg regierte,teil. Auch Eberhard III. Er regierte  nach 1633, musste aber nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen am 06.09. 1634 fliehen und ging ins Exil nach Stuttgart.

1633 schenkte Axel Oxenstierna Kloster Wald zusammen mit den Grafschaften Sigmaringen und Veringen dem Herzog von Württemberg. Die Niederlage bei Nördlingen machte diese Schenkung hinfällig.

1635 grassierte im Klostergebiet von Wald die Pest. 1636 herrschte eine große Hungersnot. Der Konvent musste mehrere Male das Kloster  verlassen und begab sich nach Konstanz, Überlingen,Pfullendorf, Meßkirch und Münsterlingen. Es gab immer wieder Einquartierungen, Plünderungen und

Kontributionen. 1647 wurde für Oberschwaben das schlimmste Kriegsjahr. Es war auch der Höhepunkt der Zerstörungen in Oberschwaben. Ravensburg wurde niedergebrannt, Schloss Wolfegg, Schloss Altshausen, aber auch viele kleine Dörfer.

In einer Reihe von Friedensverträgen zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 wurde der Krieg mit dem “Westfälischen Frieden” abgeschlossen.

In Kloster Wald wurden im Krieg die Klostergebäude zwar nicht ganz vernichtet aber doch schwer beschädigt. Die Schäden zusammen mit dem Verlust der Glocken wurden auf 3000 Goldgulden geschätzt, das entspricht 472.006,00 €.  (Maren Kuhn- Rehfus S.51)

Das Kloster wurde während des Krieges von insgesamt 3 Äbtissinnen regiert.

Margarethe von Werdenstein (1557–1638) wurde am 17. April 1600 gewählt und regierte bis 1636. Auf sie folgte Gertrud Giel von Gielsberg (1636–1641). Maria Margarethe Schenk von Castell (1641–1660) erlebte das Kriegsende und den Neubeginn nach dem Krieg.

Der Krieg hatte Notverkäufe notwendig gemacht, aber Kloster Wald erholte sich von den Kriegsfolgen erstaunlich rasch. Ein wirtschaftlicher Aufschwung auch unterstützt durch einen starken Anstieg der Getreidepreise ermöglichte sogar einen  Neubau der Kirche und eines Teils der
Klostergebäude in den 80er und 90er Jahren des 17. Jahrhunderts. 1680  brannte das Kloster.Teile des Ost- und Südflügels der mittelalterlichen Klosteranlage wurden  zerstört. Äbtissin Maria Jakobe beauftragt den Vorarlberger Jodok Beer mit dem Wiederaufbau.  Die Klosterkirche überstand den Brand wurde aber wenig später für baufällig erklärt. Jodok Beer (1650-1688) aus der Vorarlberger Architektenfamilie war als Baumeister bei den Klosterbauten von Wald beschäftigt.

Kurz vor seinem Tod wurde ein Bauverding für den Neubau der Klosterkirche abgeschlossen. Sein jüngerer Bruder Franz Beer I ((1659–1722)) baute die Klosterkirche nach dem Tod seines Bruders 1688. In dem Bauverding mit Jodok Beer ist der Bauplan bereist fixiert worden, so dass Jodok als geistiger Vater des Planes gilt. Bezahlt wurde der Bau teils in bar, teils in Naturalien. Das Bargeld hatte sich Kloster Wald von verschiedenen geistlichen Institutionen wie dem Kloster Sankt Gallen und dem Deutschordenslandkomtur von Altshausen erbeten aber auch mit dem Bargeld,
das die Novizinnen mitbrachten.

Die Bauarbeiten  begannen unter Äbtissin Maria Salome von Bernhausen (1660-1681) Sie erlebte auch noch den Klosterbrand. Mehrere Familienmitglieder aus dem Hause Bernhausen waren Nonnen im Kloster Wald. Bernhausen ist heute ein Ortsteil von Filderstadt.

Die Nachfolgerin von Äbtissin Maria Salome wurde 1681 Maria Jakobe von Bodman (1681-1709) Sie schloss den Bauvertrag mit Jodok Beer ab. Sie war die Tochter  des kaiserlichen Hauptmanns Johann Sigismund von Bodman zu Wiechs und Steisslingen. Ihr Bruder Johann Rupert Siegmund war von 1678–1728 Fürstabt in Kempten. Zwei ihrer Schwestern waren Nonnen in Heiligkreuzthal und Rottenmünster.

Maria Jakobe war erste Bauäbtissin der Barockzeit in Wald. Trotz der Belastung durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) konnte sie dieses Bauvorhaben durchführen.

Äbtissin Maria Jakobe war zwar schon 1681 zur Äbtissin gewählt worden. Sie wurde aber erst 1701 von dem Salemer Abt Stephan I. Jung (1698–1725) benediziert.

Kloster Wald lebte in einem verfassungsrechtlichen Schwebzustand zwischen Landsässigkeit und Reichsfreiheit. Die Grafen von Zollern, die in Sigmaringen herrschten, hatten die Grafschaft Sigmaringen 1535 als habsburgisches Lehen erhalten. Sigmaringen versuchte ständig, die

Territorialgewalt über das waldische Klostergebiet auszudehnen. Zwar wurden im 16. und 17. Jahrhundert mehrere Verträge geschlossen, die die beiderseitigen Zuständigkeiten regelten. Äbtissin Maria Jakobe erreichte aber in zehnjährigen Verhandlungen

und einem langjährigen Prozess in Innsbruck 1692 die Territorialfreiheit Wald gegen die Ansprüche von Hohenzollern-Sigmaringen. 1701 wurde der Vergleich bestätigt.

Die Bauarbeiten an der Kirche waren 1701 abgeschlossen. Geweiht wurde sie aber erst im November 1709 durch den Konstanzer Weihbischof Konrad Ferdinand Geist von Wildegg (1692-1722).  Die Weihe erlebte Maria Jakobe nicht mehr. Sie starb

am 28.Februar 1709. Auf den Grundmauern der mittelalterlichen Kirche ein sechsachsiges Langhaus mit einer tief heruntergezogenen massiven Stichkappentonne.Neu ist lediglich der eingezogene, helle Chor-Anbau mit ebenfalls massivem Gewölbe. Im Westabschluss des Schiffes ist ein Turm eingebaut, dessen unterer Teil noch mittelalterlich ist. Wäre es ein Neubau, würde er Franz Beer nicht zur Ehre gereichen. Da dieser statischen Vorgaben folgen musste, wirkt der Innenraum gedrückt. Aber 50 Jahre später  wurden Stuck und Ausstattung dieses Kirchenumbaus

durch das beeindruckende Rokokokleid ersetzt.

Nachfolgerin von  Äbtissin Maria Jakobe wurde Maria Antonia Constantina von Falkenstein (1709–1739). Die Familienverhältnisse der neuen Äbtissin waren ähnlich wie die ihrer Vorgängerin geprägt durch Klosterkarrieren ihrer Geschwister. Das war für die adeligen Konventualinnen eher die Regel

als die Ausnahme. Für die männlichen Familienmitglieder war der Nepotismus eine Überlebensstrategie. Bei weiblichen Familienmitgliedern wurde die Eheverbindung zu vermögenden Adelsfamilien gesucht. Wenn das nicht möglich war, waren sie für das Klosterleben bestimmt.

Mehrere Schwestern der Äbtissin Maria Salome waren Nonnen in Kloster Wald. Je eine Schwester von  Maria Jakobe war Nonne in Heiligkreuzthal und Rottenmünster. Ein Bruder (s.o.) war Fürstabt von Kempten, ein weiterer Bruder war unter dem Klosternamen Martin Prior in Hofen.

5 Schwester von Maria Antonia Constantina  waren Nonnen,ihr Bruder Marquard Franz Leopold ist von 1709−1717 Landkomtur des Deutschen Ordens in Altshausen. Ihr zweiter Bruder Ignaz Franz Dominik ist der Schwager von  Maria Jakobe . Ihr dritter Bruder Euseb Anton Adalbert (1671−1739) war Stiftsdekan in Kempten. Er wurde von Fürstabt Rupert Siegmund von  als sein Nachfolger bestimmt. Der Konvent von Kempten verweigerte wegen dieses offenen Nepotismus die Wahl.  Darauf wurde er 1730 Bischof von Csanád nach Temeschwar in Ungarn. Der Bischofsstuhl wurde ihm

von Graf Claudius Florimund Mercy (1666-1734), einem Vetter aus mütterlichem Stamm vermittelt.  Als Kemptener Stiftsdekan schenkte er 1701 Kloster Wald die Reliquien des Katakombenheiligen Dioskorus. Die feierliche Aufstellung in der neuen Kirche wurde mit der gleichzeitigen Benediktion der Äbtissin Jakobe von Bodman verbunden.

Maria Antonia Constantina  wurde 1709 zur Äbtissin gewählt. 1711 wurde sie vom Salemer  Abt Stephan I. benediziert.

Sie beauftragte 1721 den Elchinger Baumeister  Christian Wiedemann (1678-1739)und dessen Bruder Johann Georg (1681-1743), die  ihr vom Elchinger Abt Cölestin Riederer (1706–1740) empfohlen wurden. Die beiden bauten den Konventflügel, das neue Abteigebäude und den Gastflügel. Es entstand eineneue Barockanlage. Sie kostet 35 200 Gulden an Bargeld, das entspricht 6.415.609,00 €. Das Kloster konnte diesen stattlichen Betrag ohne Verschuldung stemmen, was einer wirtschaftlichen Blüte zu verdanken war aber auch der guten Verwaltung des 1704−1731 amtierenden Oberamtsmanns Johann Jakob Mayer

1737 legte Maria Antonia vor ihrem Bruder Euseb Anton Albert ihre zweite Profess ab und nahm ihren zweiten Klosternamen Constantina an.

Sie starb am 24. Dezember 1739 .

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Dioskora von Thurn und Valsassina (1739-1772) . Sie wurde zwei Tage nach dem Tod ihrer Vorgängerin zur Äbtissin gewählt.

Ihr Vater Gallus Anton von Thurn und Valsassina (1667–1741) war Hofmarschall der Fürstabtei St. Gallen. Die Familie ihrer Mutter war eine alte Adelsfamilie aus Graubünden, zunächst im dienste der Bischöfe von Chur und seit dem 16. Jahrhundert ebenfalls in Diensten des St. Galler Fürstabtes.

Maria Dioskora legte  am 11. September 1718 ihre Profess in Kloster Wald ab. Nach ihrer Wahl zur Äbtissin benedizierte sie der Salemer Abt Konstantin Miller (1725–1745) am 9. April 1741 in Salem. Beim Eid, den die Äbtissinen bei der Benediktion  ablegen  müssen,

stellte sie ihr Selbstbewusstsein unter Beweis. Sie unterließ die ausdrückliche Anerkennung der salemischen Obrigkeit in geistlichen und zeitlichen Dingen. Ihre Regierungszeit war durch zwei Leistungen gekennzeichnet. Das war einmal die Lösung aus der Paternität von Salem

und die Rokokoausstattung von Kloster Wald. Dadurch ging sie auch als dritte Bauäbtissin in die Geschichte von Kloster Wald ein.

1746 wurde in Salem  Anselm II. Schwab 1746–1778 als Salemer Abt gewählt. Er pochte auf die salemische Paternität und zwang  Äbtissin Maria Dioskora 1750 zum vollständigen Wiederholen des Gehorsamseides. 1752 ließ er sie nach siebentägiger Visitation des Klosters 

lateinische Schreiben an den Ordensgeneral in Cîteaux und an den päpstlichen Nuntius unterschreiben. Das war ihre vorbehaltlose Unterwerfung. Erst als sie eine Übersetzung aus Citeaux erhielt, wusste sie,  was sie unterschrieben hatte. Sie setzte sich zur Wehr und mit

Hilfe ihres Bruders und des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen erreicht sie in Cîteaux eine Untersuchung durch den Orden. Dieser stellte sich auf die Seite der Walder Äbtissin und und löste das Paternitätsverhältnis mit Salem auf. Als Reaktion legte Abt Anselm II. der Paternitätsrechte

aller Frauenklöster nieder. Nun nutzten aber auch die Reichsabteien Gutenzell unter Äbtissin Maria Barbara Dominica von Gall zu Waldhof (1707-1759) und Heggbach unter Äbtissin Maria Aleydis Zech (1742-1773) die Gelegenheit, um wie Kloster Wald unter die neue Paternität von Kaisheim zu gelangen.

Nur Heggbach kehrte auf persönliches Werben von Abt Anselm wieder unter die Paternität von Salem zurück. Gutenzell verblieb bis zur Säkularisation bei Kaisheim und Wald wählte 1762 als neues Vaterkloster Kloster Tennenbach, nachdem sic h Maria Dioskora in diesem Jahr auch mit

Kloster Kaisheim überworfen hatte.

Der junge Vorarlberger Stuckateur Johann Jakob Schwarzmann war in Pfullendorf gerade noch mit der Vollendung seines Erstlingswerks in der Stadtpfarrkirche St. Jakob beschäftigt. Da Kloster Wald einen Stadthof in Pfullendorf besaß, Hatte die Äbtissin sicher Gelegenheit,dieses Werk kennenzulernen und es hat sie überzeugt. Sie schloss einen Vertrag mit Schwarzmann für die Stuckierung. Dieser beinhaltete vom Kloster das gesamte Arbeitsmaterial, volle Verpflegung einschließlich Tischwein für sich und seine Mitarbeiter sowie 400 Goldgulden Bargeld. Das entspricht 63.204,00 €

Schwarzmann begann seine Arbeit 1752. Der Wandermaler Johann Melchior Eggmann aus Rorschach hatte den Auftrag zu einem Freskenzyklus erhalten, verließ aber 1753 aus nicht bekannten Gründen die Baustelle fluchtartig.

Maria Dioskora  ersetzte ihn  durch den Sigmaringer Hofmaler Andreas Meinrad von Ow (1712-1792) mit der Fertigstellung der Fassarbeiten durch den Bregenzer Fassmaler Johann Michael Schmadel war die Neugestaltung der Klosterkirche beendet.

1768 musste sich Kloster Wald der österreichischen Territorialhoheit unterwerfen. Es wurde dem Oberamt der Landgrafschaft Nellenburg in Stockach unterstellt. Das Kloster hatte jetzt den Charakter eines schwäbisch-österreichischen Landstandes. Die Äbtissin war nun

Mitglied des schwäbisch-österreichischen Prälatenstandes.
Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 hatte die Schwächen der Habsburgermonarchie offengelegt und Reformen dringend  notwendig gemacht. Eine moderne, leistungsfähige Staatsbürokratie war das Ziel. Eine Vereinheitlichung der Gesetzeslage wurde angestrebt.

Die „Constitutio Criminalis Theresiana“, ein verbindliches Strafgesetzbuch für die Gesamtmonarchie wurde geschaffen. Der Bereich der Religion war ebenfalls ein wichtiges Gebiet der Reformen. Der Einfluss der katholischen Kirche auf das Staatswesen wurde  zurück gedrängt. Die von Maria Theresia verstärkte Aufsicht des Staates über die Kirche bedeutete die Beschränkung der päpstlichen Autorität auf theologische Belange, während die Organisation der kirchlichen Strukturen unter staatliche Aufsicht kam. Ihr Nachfolger Joseph II. vollendete die Reformschritte im Josephinischen Staatskirchentum.

Äbtissin Maria Dioskora verstarb am 14. Januar 1772. Ihr Tod wurde zunächst nur dem Tennenbacher Vaterabt Maurus Berier (1765-1782) mitgeteilt. Der Salemer Abt erfuhr aber schnell von dem Ableben der Walder Äbtissin und forderte für die zukünftigen Äbtissinnen

wieder die Paternität Salems. Der Konvent verweigerte dies aber dauerhaft.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Edmunda von Kolb (1772–1799). Sie wurde  am 20. Februar 1772  zur Äbtissin gewählt.

Im Zuge der Reformen von Maria Theresia und Joseph II. (1765-1790) wurde die frei Novizenaufnahme beschnitten und die Aufnahmevoraussetzungen erschwert. Das  wurde vom Kloster als bedrückend empfunden. Gefährlich wurde die Situation für das Kloster,

als Joseph II. 1782 die beschaulichen Konvente, die Bettelorden, die wirtschaftlich schwachen Klöster unddiejenigen mit schlechter Disziplin aufhob.  Der nellenburgische Oberamtsrat Karl Anton Kraft von Festenburg auf Frohnberg schlug in einem Gutachten 

zur Aufhebung der Klöster vom selben Jahr vor, Wald in ein weltliches Stift für Töchter des Status honoratioris umzuwandeln. Eine Hofresolution von 1786 aus Wien sicherte aber den fünf in Vorderösterreich gelegenen Frauenklöstern Günterstal, Wonnental,

Wald, Heiligkreuztal und Urspring den weiteren ungeschmälerten Bestand zu.

1785 wurde Äbtissin Edmunda vorübergehend die Wirtschaftsverwaltung des Klosters entzogen und einem landesfürstlichen Administrator übertragen, nachdem ihr Bruder Josef Ernst von Kolb, Pfarrer der Klosterpfarrei Dietershofen, sie wegen Verschwendung, Misswirtschaft und Unterdrückung der Klosteruntertanen bei der Regierung angezeigt hatte.

Im September 1789 verlangte  die Regierung in Freiburg von den Frauenklöstern Konventslisten mit Angaben über Anzahl und Namen der Nonnen
Die Ängste der Klosteraufhebung lebten wieder auf.  Beim Regierungsantritt von Kaiser Leopold II. (1790-1792) trafen sich die Äbtissinnen Maria Edmunda von Kolb von Wald, Maria Josefa de Wivier  (1761–1793)von Heiligkreuztal
und Maria Hildegard Reichlin von Meldegg (1767-1797)von Urspring und ihren Oberamtmännern am 4. Mai 1790 zu einer mehrtägigen Konferenz in Heiligkreuzthal. Sie verfassten eine Bittschrift, die von Abt Martin Gerbert (1764-1793) von St. Blasien

gebilligt und unterstütz wurde. Der Druck verstärkte sich noch, als das Zisterzienserinnenkloster Olsberg in der Schweiz in ein weltliches Damenstift umgewandelt wurde.

Aber ein Hofdekret vom 22. April 1791 verfügte schließlich, die vorländischen Frauenklöster Wald, Heiligkreuztal, Günterstal, Wonnental und Urspring in ihrem gegenwärtigen Stand zu belassen und sie nur auf eigenen
Wunsch in weltliche Stifte umzuwandeln.

Äbtissin Edmunda verstarb am 22. Januar 1799.

Ihre Nachfolgerin wurde Maria Johanna Baptista von Zweyer auf Hoenbach (1799-1807) als letzte Äbtissin von Kloster Wald.

Am 6. August 1806 legte Kaiser Franz II. (1792-106) die deutsche Kaiserkrone und das Reichsregiment nieder. Damit war das Deutsche Reich erloschen. Schon vorher hatten sowohl Baden als auch Württemberg versucht, Kloster Wald in Besitz zu nehmen.

Am 16. Dezember 1805  hatte Baden die waldischen Güter in Überlingen und – nach Mutmaßung des Klosters – auch diejenigen in Bermatingen, Markdorf und Allensbach sowie die Höfe in Sohl, Rast und
Sahlenbach in Besitz genommen. Die Inbesitznahme von Kloster Wald konnte durch die Waldschen Beamten mit dem Hinweis auf die französische Anordnung, daß kein Teil Vorderösterreichs ohne Zustimmung
Frankreichs von irgendjemandem in Besitz genommen werden dürfe verhindert werden.

König Friedrich I. von Württemberg (1806-1816) ordnete am 1. Januar 1806 die Besitzergreifung von Herrschaft und Kloster Wald an und berief sich auf den Brünner Vertrag vom 11.12.1805 und den Frieden von Pressburg vom 26.12. 1805, wo der Rest von Vorderösterreich an

Baden und Württemberg aufgeteilt wurde. Die Rheinbundakte vom 12. Juli 180sprach schließlich Kloster undHerrschaft Wald dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen zu.

Der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen trat in die Verpflichtungen WaIds gegenüber dessen Gläubigern und Pensionären ein Anrecht auf Pensionen hatten die Ordensangehörigen, sofern sie säkularisiert wurden,
und zwar auf eine eine ihren bisherigen Einkünften, ihrer Würde und ihrem Alter angemessene lebenslängliche Pension. Der von Fürst Anton Alois  (1785-1831) ernannte  Hof- und Regierungsrat Karl Honorat von Huber zum Zivilkommissar für Wald

schloss am 25. September 1806 den Pensionsvertrag ab. Demnach erhielt die Äbtissin erhielt jährlich 1500 Gulden (= 237.843,00 € ), die Priorin 300 Gulden (= 47.569,00 €), jede Konventualin 240 Gulden ( =  38.055,00 €) und jede Laienschwester 200 Gulden ( = 31.712,00 €) . Die Beträge wurden
vierteljährlich ausbezahlt.  Dazu erhielt jede Konventualin noch Holz und Dinkel.

Der Pensionsbezug erlosch mitdem Todestag eines jeden Konventsmitglieds. Jedoch erhielt der Konvent ein Quartal der Geldpension noch ausbezahlt, um davon die Kosten für
Beerdigung und Leichenmahl, Gottesdienste und Jahrtage für die Verstorbene zu bezahlen.

Äbtissin Maria Johanna Baptista  starb 1807. Maria Josefa von Würz à Rudenz wurde 1807 zur Priorin gewählt. Sie starb 1851. Bei der Auflösung des Klosters bestand  der Konvent aus 20 Nonnen, neun Laienschwestern und drei Novizinnen.

Laienschwester Maria Dioskora Batsch starb 1853 und Konventualin Maria Anna Bühler verließ im selben Jahr das Kloster und zog nach Konstanz, wo sie 1858 starb.

Nach der Säkularisation wurde das Amt Wald eingerichtet. Es wurde 1850 zum Preußischen Oberamt Wald und blieb bis 1862 bestehen. 1833 erfolgte im Abteitrakt des Klosters der Einbau des Amtsgefängnisses.

Eine weitere Zweckentfremdung gab es im Dritten Reich. Ein Teil wurde als Arbeitslager des RAD eingerichtet. 1945 richteten die französischen Besatzungstruppen ein Lager für verschleppte Personen in Wald ein.

1946  gründeten Benediktinerinnen von der Heiligen Lioba (Freiburg-Günterstal) eine Frauenschule, die sich später zum Gymnasium, der „Heimschule Kloster Wald“ entwickelte. 1961 erwarb der Orden den fürstlichen Teil und 1967 den staatlichen Teil des Klostergebäudes.

 

                                                                                                                                                                                                           St Berhard Kirche Kloster Wald

01 Jan 2022