Archiv des Autor: Franz-Karl

Zisterzienserkloster Heisterbach

                                                                 

                           Abteikirche Heisterbach (Stahlstich von 1844)

 

Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach
Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort;
Der Ewigkeit sinnt still und tief er nach
Und forscht dabei in Gottes heil’gem Wort.
     Er liest, was Petrus, der Apostel, sprach:
„Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr’,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag,“ –
Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar.

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     Und er verliert sich zweifelnd in den Wald;
Was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht; –
Erst wie die fromme Vesperglocke schallt,
Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht.
     Im Lauf erreichet er den Garten schnell;
Ein Unbekannter öffnet ihm das Thor.
Er stutzt, – doch sieh, schon glänzt die Kirche hell,
Und draus ertönt der Brüder heil’ger Chor.
     Nach seinem Stuhle eilend, tritt er ein, –
Doch wunderbar – ein Andrer sitzet dort;
Er überblickt der Mönche lange Reih’n –,
Nur Unbekannte findet er am Ort.
     Der Staunende wird angestaunt ringsum;
Man fragt nach Namen, fragt nach dem Begehr;
Er sagt’s – dann murmelt man durch’s Heiligthum:
Dreihundert Jahre hieß so Niemand mehr.“
     „Der Letzte dieses Namens,“ tönt es dann,
„Er war ein Zweifler und verschwand im Wald;
Man gab den Namen Keinem mehr fortan!“
Er hört das Wort; es überläuft ihn kalt.
     Er nennet nun den Abt und nennt das Jahr;
Man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand;
Da wird ein großes Gotteswunder klar:
Er ist’s, der drei Jahrhunderte verschwand.
     Ha, welche Lösung! Plötzlich graut sein Haar;
Er sinkt dahin und ist dem Tod geweiht,
Und sterbend mahnt er seiner Brüder Schaar:
„Gott ist erhaben über Ort und Zeit.
     Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar –
Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach!
Ich weiß: ihm ist ein Tag wie tausend Jahr,
Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag.“

Wolfgang Müller von Königswinter.

Das ist wohl das Bekannteste zu Kloster Heisterbach. Kommen wir aber zur Geschichte von Kloster Heisterbach

Der Kölner Erzbischof Philipp I. von Heinsberg (1167 –1191 ) veranlasste den Abt von Kloster Himmerod Hermann I. (1188–1196 )einen Gründungskonvent zu entsenden.

  Am 22. März 1189 kamen zwölf  Mönche  mit ihrem Abt Hermann auf den Petersberg im Siebengebirge. Dort war noch Liegenschaften eines eingegangenen Augustiner-Chorherren-Stiftes.

Erzbischof Philipp hatte diese dem Zisterzienserordens zur Gründung eines Klosters angeboten.

Der erste Abt Hermann von Marienstatt ist 1150 im Rheinland geboren.

Er war Kanoniker am Stift St. Cassius und Florentius in Bonn.

Vermutlich 1175 trat er in die Zisterzienserabtei Himmerod ein.

Am 22. März 1189 übernahmen die Zisterziensermönche aus Himmerod  das ehemalige Augustinerchorherrenstift.

Wegen der ungünstigen Lage begann der Konvent das Kloster schon 1192 in das Tal unterhalb des Petersberg zu verlegen und gründeten dort das Kloster Heisterbach.

1193 erfolgte schon die erste päpstliche Schutzurkunde. Papst Coelstin III. (1191-1198) nahm am 10. Juni 1193 Abt Hermann und den Konvent in päpstlichen Schutz und bestätigte seinen Besitz in Meckenheim und Bonn. Cölestin III. – RI IV,4,4,5 n. 844

1202 war der Umzug abgeschlossen.

Schon 1196 kehrte der Gründerabt Hermann in sein Mutterkloster Himmerod zurück und wurde dort Abt. Er plante die Gründung der Abtei Marienstatt, die 1212 in Neunkirchen im Westerwald erfolgte. Eine Stiftung des

Kölner  Burggrafen Eberhard von Aremberg  und seiner Gemahlin Adelheid von Molsberg machte dies möglich.

In Heisterbach übernahm Gevard den Abtstuhl. Er war zusammen mit Abt Hermann im Gründungskonvent dabei.

Er war Kanoniker im Stift Mariengraden in Köln. In Himmerod trat er in den Zisterzienserorden ein.

In seiner Regierungszeit wurde mit dem Bau der Abteikirche in Heisterbach begonnen.

In kirchlichen Kreisen genoss er hohes Ansehen. Papst Innozenz III. (1198-1216) schaltete ihn  1199 im Streit um die Kölner Dompropstei als Vermittler ein.

1201 traf er mit dem päpstlichen  Legaten Guido von Praeneste (+ 1206) zusammen, der die Anerkennung Ottos IV(1198-1218) zum deutschen König betreiben sollte.

1203 vermittelte er in Päpstlichen Auftrag zwischen den Grafen von Sayn und denen von Landsberg.

1198 war Gevard mit Caesarius von Heisterbach unterwegs nach Köln. Diese Begegnung war ausschlaggebend dafür, dass Caesarius in das Kloster Heisterbach eintrat.

1197 gab es eine große Hungersnot und Gevard tat alles, was in seinen Kräften stand, zu helfen. An einem Tag wurden an der Klosterpforte 1500 Essensrationen ausgegeben

Abt Gevard verstarb am 15. Feb. 1208 .

Sein Nachfolger wurde Heinrich I. von Heisterbach (1208-1244)

Er ist zwischen 1175 und  1180 in Walberberg, einem Stadtteil von Bornheim am Rhein geboren.

Er stammte aus einem Rittergeschlecht im Köln-Bonner  Raum.

Seine erst Ausbildung erhielt er in der Schule des Bonner Casiusstiftes. Dort wurde er auch Kanoniker.

Nach Caesarius soll er eine Zeit lang in Paris studiert haben.

Sein Eintritt in das Kloster Heisterbach wurde zunächst von seinen Angehörigen verhindert.

Abt Gevard ernannte ihn zum Prior. 1208 wurde er Gevards Nachfolger.

Der Trierer Erzbischof Johann I. (1189 bis 1212 ) weihte ihn zum Abt. Der eigentlich zuständige Kölner Erzbischof  Bruno IV. (1205-1208) war am 26. August 1206 von Philipp von Schwaben (1198-1208)

gefangen genommen und über ein Jahr bis 1207 auf dem Trifels und in Alt-Ems in Vorarlberg festgesetzt gewesen. Nach seiner Freilassung war er noch nicht in Köln eingetroffen.

Die Kölner Prioren gaben deshalb das Einverständnis , dass der Trierer Erzbischof die Weihe vornahm.

Geistig selbst sehr rege und interessiert förderte er das geistige Niveau seines Klosters nach Kräften.Auch Caesarius von Heisterbach, der inzwischen Mönch in Heisterbach war, wurde  von ihm

gefördert.  Caesarius hatte ein Talent mit Menschen umzugehen und wurde deshalb von Abt Heinrich zum Novizenmeister ernannt. Außerdem begleitete er ihn auf vielen Reisen.

Auch sein schriftstellerisches Talent förderte der Abt nach Kräften.

Caesarius ist um 1180 in oder bei Köln geboren. Er besuchte die Stiftsschule St. Andreas und der Domschule in Köln.

1198 oder 99 trat er in das Kloster Heisterbach ein.

Er schrieb Legenden und Wundergeschichten. Er verfasste zwischen 1226 und 1237 eine Biographie des ermordeten Erzbischofs  Engelbert von Köln.

Sie gilt wegen der dramatischen aber zuverlässigen Schilderung der Ermordung des Kölner Erzbischofs  als eine der hervorragendsten Biographien des Mittelalters.

1236/37 entstand die Vita S. Elisabethae, die Biographie der Heiligen Elisabeth, eine Lebensbeschreibung mit eher erbaulichem Charakter.

Sein Hauptwerk ist eine für die Novizen bestimmte geistliche  Anekdotensammlung. Sie ist  eine wertvolle Quelle für die Sitten- und Kulturgeschichte seiner Zeit.

Die Libri VIII miraculorum sind vom Inhalt ähnlich aber nicht in Dialogform wie der Dialogus miraculorum geschrieben.

In der Klosterhierarche stieg Caesarius zum Prior auf.

Auch ein weiterer Mönch war in Heisterbach schriftstellerisch tätig. Das war Caesarius von Milendonk.

Er war von 1212–1216 Abt von Kloster Prüm, legte dort seine Abtwürde nieder und trat als einfacher Mönch in das Kloster Heisterbach ein.

Dort verfasste er eine kommentierte Abschrift des Prümer Urbars, also des Güterverzeichnisses der Abtei Prüm aus dem 9. Jahrhundert Er widmete sie seinem Nachfolger Abt Friedrich I. von Fels (1220–1245)

Diese Abschrift ist ein guter Beleg für die Schreibkultur in Heisterbach zur Zeit des Abtes Heinrich.

Diese Abschrift befindet sich heute im Landeshauptarchiv Koblenz, das Original ist verschollen.

Abt Heinrich hatte gute Beziehungen zu den Päpsten Päpste Innozenz III., Honorius III. (1216-1217) und Gregor IX (1227-1241) und Kaiser Friedrich II.(1212-1250)

Eine erster Urkunde stellte Friedrich 1217aus Da benachrichtigte er seine Burgmannen in  Werd, heute Kaiserswerth, Stadteil von Düsseldorf  und seit 1174 Zollstelle für den Rheinzoll,

dass er dass “er dem kloster Heisterbach gestattet habe mit seinem schiff belastet mit wein oder andern producten und bedürfnissen des klosters zollfrei bei Werd vorbei zu fahren”  Friedrich II. – RI V,1,1 n. 914

Papst Honorius beauftragte Abt Heinrich  1223 an der Wahl des Köllner Domscholaster Thomas Olivier zum Bischof von Paderborn (1225-1227) mitzuwirken.

1224 erhielt er den Auftrag zusammen mit dem Bonner Domscholasters Gerung  als Vorbereitung des Kreuzzuges von Friedrich II. Kreuzzugspredigten zu halten.

1225 hielt er in Limburg eine solche Predigt.

1225 erschien er auf dem Hoftag n Frankfurt, wohin er zusammen mit Abt Gottfried von Altenberg (1225–1238 (?)  die Leiche des ermordeten Kölner Erzbischofs Engelbert (+1225) brachte und Anklage gegen die Mörder erhob.

1234 war er wieder auf dem Hoftag in Köln und trat als Bürge in einem Prozess auf, in dem Graf Heinrich III, von Sayn (1185-1247) der Ketzerei verdächtigt wurde.

1236 war Abt Heinrich wieder in Kontakt mit Kaiser Friedrich und bat um eine Schutzurkunde für Kloster Heisterbach.

In Wiesbaden stellte  er dem Kloster eine Urkunde aus “nimmt abt und convent des klosters Heisterbach auf deren bitten in seinen besondern schutz.”

Friedrich II. – RI V,1,1 n. 2165

1212 kam Hermann von Marienstatt, der schon 1189 als Grünungsabt nach Heisterbach gekommen war.

1196 ging er in sein Mutterkloster Himmerod zurück und wurde dort  bis ca. 1198 Abt.

Der Gründungskonvent für Marienstatt wurde von Abt  Heinrich nach Marienstatt geschickt.

Dieses war also ein Tochterkloster von Heisterbach.

Heisterbach waren außerdem die Frauenklöster  Burbach(zu mindestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts . 1241 wird Abt Heinrich als Visitator genannt)

Burtscheid (vor 1000 als Benediktinerinnenkloster gegründet, 1220 aufgelöst und dann von Zisterzienserinnen besiedelt, erst Kloster Heisterbach unterstellt, ab dem 14. Jahrhundert Himmerod)

Kloster Marienborn in Zülpich-Hoven (1188 gegründet erst Heisterbach unterstellt,später Altenberg)

Kloster Schweinheim wurde 1238 gegründet und war Heisterbach unterstellt.

Kloster Walberberg wurde 1197 von Kloster Hoven aus gegründet und war Clairvaux unterstellt. Wegen der räumlichen Entfernung nahm der Abt von Heisterbach in der Regel die Visitationen vor.

In den Niederlanden hatte das Kloster Yesse einen ähnlichen Status wie Walberberg. Es wurde 1215 gegründet und war Clairvaux unterstellt. Die Visitationen nahm der Abt von Heisterbach vor.

Das Kloster Nazareth in den Niederlanden wurde ebenfalls von Heisterbach visitiert. Beide Klöster wurden 1215 gegründet und 1580 zerstört.

In Heinrichs Abbatiat wurden Kloster-und Kirchenbau fortgesetzt. Die Klosterkirche wurde 1237 geweiht

Sie war 88 Meter lang und 44 Meter breit und wurde in ihren Ausmaßen nur vom Kölner Dom übertroffen.

Unter Abt Heinrich erlebte Kloster Heisterbach seinem größte Blüte seiner ganzen Geschichte.

Er verstarb am 11. Nov. 1244 in Heisterbach.

Auch Caesarius von Heisterbach verstarb um 1244.

4. Abt von Heisterbach wurde Gerhard (1244–1261 )

In seinem Beisein und dem des Abtes von Marienstatt hatte Graf Heinrich III. von Sayn (+1. Januar 1247) sein Testament aufsetzen lassen.

Seine Witwe Mechthild von Sayn (um 1203-1291  beauftragte 1247 gemäß dem Testament den Kardinallegaten Petrus von St. Georg zum goldenen Vließ   , das von der Gräfin von Sayn gestiftete Augustinerinnenkloster Pax Dei dem Zisterzienserorden einzuverleiben.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0568 / Zissendorf, Urkunden AA 0568, Nr. 1

Das Kloster Zissendorf wurde 1247 gegründet.

1248 nahm der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden (1238 –1261 ) das Kloster in seinen Schutz.

Graf Heinrich von Sayn wollte in seinem Testament, dass in Blankenburg  ein Hospital zum Unterhalt von 13 Armen errichtet werden sollte.

Seine Witwe ordnete 1253 an, dass dieses bei dem schon bestehenden  Hospital in Heisterbach errichtet wurde.

Sie schenkte dazu die Kirche in Neustadt, eine Mühle, bei Linz und einen Weingarten in Linz. H. Höfer, Regesten zur Geschichte der Abtei Heisterbach, S.23)

Das um 1230 gegründete Zisterzienserinnenkloster Grau-Rheindorf unterstand 1256 Kloster Heisterbach (H. Höfer S. 24)

Auf Abt Gerhard folgte Abt Christian I. (1261–1266)

Er tritt erstmals in einer Verkaufsurkunde auf, in der er und der Konvent von Heisterbach dem Deutschen Orden ein Haus in Köln verkaufen H. Höfer S. 24)

Der Abtei ging es nicht mehr so gut.

Im Auftrag des Abtes brachte ein Mönch eine Bibel und mehrere theologische Werke  dem Magister Andreas, Scholaster in St.Severin in Köln um diese für   27 3/4 Kölner Mark, das sind etwa 7.473,00 €, zu versetzen.

Sein Bruder  Magister  Johannes, Kanoniker an St.Gereon in Köln als Testamentsvollstrecker  gab die Bücher an Heisterbach zurück und stiftete außerdem einen Weinberg bei Honnef, der jährlich 3 Ohm, das sind etwa 430 Liter Ertrag brachte

Daraus sollte für ihn und seinen Bruder ein Jahresgedächtnis finanziert werden.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Am 5. August 1266 beauftragte der Kölner Erzbischof Engelbert II., von Falkenburg (1261 –1274 ) den Abt von Heisterbach in Kloster Herchen die Seelsorge zu übernehmen.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Auf Abt Christian folgte Abt Heinrich II. von Willich (1267–1269 ) Er war möglicherweise Mönch in Himmerod vor er in Heisterbach Abt wurde.

Ob er sein Amt niederlegte oder ob er abgewählt wurde ist nicht bekannt. Er erscheint später wieder in Himmerod und wird dort als ehemaliger Abt von Heisterbach als Zeuge  erwähnt.

Der nächste Abt Alexander regiert auch nur ein Jahr. Das lässt darauf schließen, dass es dem Kloster nicht mehr gut ging.

Dann folgte Abt Ekbert I. (1273–1278)

1270 verhängte das Generalkapitel  das Interdikt über Heisterbach.Abt und Geschäftsträger wurden suspendiert.

Das Generalkapitel beauftragte die Äbte  von Himmerod und von Marienstatt, mit den Gläubigern zu verhandeln. Erst wenn eine Lösung erreicht sei, sollen Abt und Geschäftsträger wieder eingesetzt werden.

Der Verfall von Klosterzucht und Ordnung zeigte sich bald auch an den unterstellten Zisterzienserinnenklöstern.

1273 untersagte das Generalkapitel Abt Ekbert, bei seiner Aufsicht unterstellten Nonnen Visitationen vorzunehmen.

Die Abtei stand nicht mehr in gutem Ruf. In den Niederlanden stand sie in dem Verdacht, sich auf Schmuggel zu verstehen und Zollstätten zu umgehen wisse.

Auf der anderen Seite trugen vor allem die unteren Schichten zum Erhalt der Abtei bei.

Die Witwe des Burggrafen von Wolkenburg erließ Kloster Heisterbach die Schuldforderungen.

Abt Nikolaus II. (1303)  hatte mit Zustimmung des Abtes  Johannes III. (1290–1310 ) die Besitzungen seines Hauses in Sinzig, Haus, Hof und Ackerland für 449 Kölner Mark, das sind etwa 119.827,00 € ,

zur Deckung der angehäuften Schulden verkauft. (Dr. Schmitz, die Abtei Heisterbach S. 154 ff)

Ein weiteres Mittel zur Gesundung war die Wallfahrt verbunden mit Ablässen. Die Heisterbacher Kirmes war war ein Ereignis, das Scharen von Pilgern  anzog.

Der Kölner Weihbischof  Johann von Konstanz (1308-1321) in Vertretung des Kölner Erzbischofs Heinrich II., von Virneburg (1304 –1332) genehmigte aus Bitten des Konvents die Vorverlegung der Kirmes vom

18. Oktober, das war die Zeit der Weinlese, auf den Sonntag nach Johanni. Wer die Klosterkirche besuchte, erhielt zudem einen Ablass von 50 Tagen.

Außerdem war eine alte Kapelle abgerissen worden. 1312 war der Rohbau fertig. Eine Reihe von Bischöfen   verliehen allen Gläubigen, die dorthin wallfahrteten

und Geld für Unterhalt , Ausbau, Licht und Schmuck für die Abtei spendeten eine Ablass von 40 Tagen.

Gerardus, der Sakristan von Citeaux war 1316 als Vertreter des Generalabtes zur Visitation min Heisterbach. Er berichtete von der Wallfahrt ans Generalkapitel und Heisterbach

erhielt die Erlaubnis, am Kirchweifest auch Frauen n die Kirche zu lassen, wobei die Klausur natürlich eingehalten werden musste.

Regest: Der Generalabt Gwilhermus von Citeaux bestätigt dem Abt und der Abtei Heisterbach im Auftrag des Generalkapitels für immer die früher erteilte Erlaubnis, am Kirchweihfest von Non zu Non Frauen den Eintritt in die Kirche zu gestatten, damit nicht, wie es früher geschehen ist, adelige und mächtige Frauen gewaltsam die Kirche betreten; jedoch bleibt das frühere Verbot, die Wohnung des Konvents: Schlafsaal, Umgang, Speisesaal und Küche zu betreten, bestehen. Er gestattet der Abtei, zur größeren Sicherheit die Bestätigung dieser Vergünstigung beim apostolischen Stuhl nachzusuchen.

AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

Da nun auch keine Mißstände mehr gemeldet wurden. erhielt Heisterbach die Erlaubnis, die päpstliche Bestätigung für die Wallfahrt zu erbitten.

Das Kloster hatte nun 100 Wallfahrtstage im Jahr.

Aber nicht nur ein Strom von Wallfahrern kam nun ins Kloster. Auch die Zahl der Vermächtnisse steigerte sich.

Abt Anselm (1332–1357 ) zahlte 1336 die letzten Schulden des Klosters

Auch der Reliquienschatz des Klosters mehrte sich wieder.

1305 schenkte der Schneider Heinrich von Druishayn seine Güter an Kloster Heisterbach und trat als Konverse in das Kloster ein.

Abt Johannes I.  (1305–1316 ) übertrug 1305 diesem Konversen den Hof Rott zur Bebauung.AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

1310 ließ der Abt die Zinsen aus einem längst verkauften Hof Molenberg ab jetzt auf ihren Hof in Walberberg zahlen. AA 0308 / Heisterbach, Akten AA 0308, Nr. 1

Nachdem Kloster Heiserbach sich wieder erholt hatte,

erbrachte das Kloster auch  freiwillige Leistungen.

Abt Anselm baute dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich (132-1349)

auf eigene Kosten ein 16 Fuß langes Stück der Stadtmauer von Rheinbach,

obwohl Heisterbach in dieser Zeit noch keinerlei Güter in der Stadt hatte.

Er stellte dem Kloster dafür diese Urkunde aus

„Der Kölner Erzbischof Walram von Jülich bekundet, dass Abt und Konvent von Heisterbach zur Befestigung seiner Stadt und Burg Rheinbach freiwillig auf eigene Kosten eine 16 Ruten lange Mauer haben bauen lassen, obwohl sie noch keine Güter in der Stadt besitzen. Für die Zukunft sollen sie deshalb von Schatz und Bede, sowie von allen Leistungen zur Befestigung der Stadt befreit sein. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 79

Auch der Heilige Stuhl bemühte sich, das Kloster krisenfest zu machen.

Papst Benedikt XII. (1334-1342) bestätigte am 28. Januar 1338 Abt und Konvent alle

Privilegien und Freiheiten, de seine Vorgänger der Abtei verliehen hatten

und ebenso die Privilegien, die ihr von Königen, Fürsten und anderen Gläubigen verliehen worden sind. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 73

Das war in der Regierungszeit von Abt Anselm.

Am 24.November 1389 half Papst Bonifaz IX. (1389-1404) Kloster Heisterbach entfremdete Güter wieder zu erlangen.

„Papst Bonifaz IX. beauftragt auf Bitten der Abtei Heisterbach den Dekan von St. Maria ad Gradus in Köln die der Abtei widerrechtlich entzogenen Güter auf gesetzmäßigem Wege wieder in deren Besitz zu bringen und die Widersacher, sowie diejenigen, die ihr Zeugnis verweigern, mit kirchlichen Strafen zu belegen. „

AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 113

Abt war zu der Zeit Rüdiger von Plittersdorf (1377-1411)

Abt Rüdiger  nahm am 3. März 1402 von Abt Johann von Hanenberg (1382-1420) vom Kloster Altenberg  den Hof Kackenest bei Königswinter am Fuße des Petersberg für 100 Mark, das sind  etwa 26.219,00 €, jährlichen Zins in Erbpacht. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 125

Am 7. September 1465  gestattete Abt Johannes Schlebusch (1462–1467 ) von Kloster Altenberg Kloster Heisterbach unter Abt Heinrich IV. (1459-1475)  diesen Zins durch eine Einmalzahlung von 450rheinischen

Goldgulden, das sind etwa 135.793,00 €, abzulösen. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 186

Im Jahr 1357 setzte Abt Johannes V. (1356/57–1366/67 ) von Kloster Himmerod als Vaterabt und Visitator unter Berufung auf die Vorschrift von Papst Benedikt XII. (1334-1342)und legte die Zahl der Geistlichen und Konversen den Mitteln des Klosters entsprechend fest. Für Heisterbach durften das nicht mehr als 39 Mönche und 15 Konversen sein.

AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 100 Urkunde vom 7. November 1357

Abt war Johannes III. (1357-1364)

Allerdings folgte Kloster Heisterbach dem Beispiel der benachbarten Benediktinerabtei Siegburg.

Diese hatte 90 Konventualen. Davon waren aber 40 in anderen Klöstern untergebracht.

Heisterbach brachte seine überschüssigen Konventualen zwar nicht in anderen Klöstern unter

Seine überzähligen Konventualen wurden in rheinische vornehmlich Kölner Pfarrer-und

Kaplanstellen untergebracht.

Auch Kloster Kamp und Altenberg handhabten dies so.

1393 war Abt Konrad von Morimond in Heisterbach. (Er erscheint nicht auf der Liste

der Äbte von Morimond in der Biographia Cisterciensis. Aber auf einer 1393 in Wien ausgestellten Urkunde,in der Abt Konrad als Vorsitzender genannt wird. Sächsisches Staatsarchiv 10001 Ältere Urkunden, Nr. 04840 )

Er stellte diesen den Ordensregeln widersprechenden Missstand ab und gebot allen Äbten der entsprechenden Klöstern, vor allem aber Abt Rüdiger, das sofortige Zurückziehen der auswärtigen Mönche.

Außerdem befahl er renitente Mönche zu ergreifen und einsperren zu lassen.

Es war wohl auch so, dass Mönche anderer Orden in Heisterbach lebten. So war Peter vom Deutschen Haus vom Oberkloster in Neuss in Heisterbach.

Der Kölner Erzbischof Friedrich III., von Saarwerden (1370 –1414 ) hatte Peter, der in Neuss Propst war, die Umgestaltung des reformbedürftigen Oberklosters empfohlen.

In Deventer hatte Geert Groote (1340-1384) Eine Bruderschaft gegründet. Die Mitglieder sollten nach der Augustinerregel wie die Augustinerchorherren leben.

Erzbischof Friedrich hatte Peter vom Oberkloster den Anschluss  Geert Grotes Brüder vom Gemeinsamen ‘Leben empfohlen.

Peter vom Deutschen Haus resigniertem im Oberkloster m1401 und ging nach Heisterbach. Dort starb er 1414.
Heisterbach wurden neue Klöster unterstellt.Das war Kloster Schweinheim heute ein Stadtteil von Euskirchen und St. Jöri in Kinzweiler.

In Zeiten des Schismas hielt sich Heisterbach zurück. Es war keine ‘Freundin der Päpste und der der Politik der Kurie.

Vom Konzile von Basel erhielt es 1437 die große Schutzurkunde. (Dr. Ferdinand Schmitz, ‘Die Abtei Heisterbach in Beiträge zur Geschichte des Niederrheins

Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins 14-16, S. 167)

Die Abtei erlangte weiteren Wohlstand. so konnte sie es sich auch leisten, dem Kölner Erzbischof Dietrich von Mörs (1414-1463), der ständig unter Geldnot litt, immer wieder in finanzieller Verlegenheit zu helfen.

Am 23. April 1415 kaufte Abt Christian II. (1412–1448) für 1000 Gulden, das sind etwa 301.761,00 €, den Hof in Flerzheim und den halben Grevenhof in Oberdollendorf. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 133

Am 3. April 1440 befreite sich Abt Christian II.  für 605 Gulden, das sind etwa 182.566,00 €., von allen Diensten, die auf dem Hof zu Plittersdorf zu leisten waren. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 158

Am 16 August 1445 löste Abt Christian II.   sämtliche Fuhr-und Spanndienste, die die Abtei auf dem Cruffterhof bei Godesberg und auf dem Hof in Oedorf zu leisten hatte für 1700 Rheinische Gulden,

das sind etwa 512.995,00 €  , ab. AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 164

Innerhalb von 40 Jahren hatte die Abtei den Klosterbesitz um  8 große Höfe vermehrt.

Das Kloster besaß jetzt nahezu 50 Höfe.

Die Kehrseite war aber, dass am Niederrhein kaum eine Fehde ausbrechen konnte, ohne dass irgendwo ein Abteigut geschädigt wurde.

Der “Neusser Krieg” (1474/75) zog vor allem die auf der rechten Rheinseite gelegenen Güter der Abtei in Mitleidenschaft.

Der Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz (1463 –1478 ), Nachfolger von Dietrich von Mörs, hatte in seiner Auseinandersetzung mit seinen Landständen

Beim Herzog von Burgund Karl dem Kühnen (1465-1477) Unterstützung gesucht.

Karl der kühne nahm das zum Anlass , seinen Machtbereich zu Lasten des Erzstiftes auszuweiten.Kaiser Friedrich III. (1440-1493) hatte den Reichskrieg ausgerufen.

Für die Güter der Abtei bedeutete das Schanzarbeiten und Einquartierungen des kaiserlichen Heeres.Das war in der Regierungszeit der Äbte Heinrich IV. (1459–1475 ) und Wilhelm II. (1475–1511 )

Die Stadt Köln hatte nach dem Neusser Krieg von Kaiser Friedrich III. um sie für ihre im Dienste des Reiches gebrachten Opfer zu entschädigen, einen Rheinzoll erhalten aber mit der Bestimmung “Der Abt von Heisterbach fährt frei”.

(Schmitz S. 170 f.) Es scheint ohnehin, dass die Abtei wenn irgend möglich Zollstellen weitgehend vermieden hat. Obwohl si eine der größten Weinproduzenten am Mittelrhein war, hat sie kaum Zoll für Wein entrichtet.

Abt Wilhelm II. hat mit dem Rat der Stadt Köln einen Vertrag über die Lieferung von Hausteinen aus dem Heisterbacher Steinbruch am  Stenzelberg geschlossen.

Auch um die Kriegsfolgen für Heisterbach zu mildern inkorporierte Papst Sixtus IV. (1471-1484) Kloster Heisterbach die Pfarrkirche in Flerzheim.

Auf Abt Wilhelm folgte Abt Peter Heidermann von Drolshagen (1511–1535 )

1514 führte Abt Peter den Vorsitz bei der Wahl der Äbtissin von Kloster Burtscheid Maria van Gulpen-Bernau (1514–1540 )

Zwar hatte Martin Luther 1517 mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg 1517 die Reformation ausgelöst.

Kloster Heisterbach blieb davon unberührt. Auch als der Kölner Erzbischof Hermann von Wied (1515-1547) sich an den Straßburger Reformator Martin Bucer (1491-1551) annäherte und in Köln eine Reform durchführen wollte,

hatte das in Heisterbach keine Auswirkung. Auch unter Abt Peters Nachfolger Abt Johann von der Leyen (1535–1558?/1560? ) ändert sich nichts.

Doch erstmals wird auch Heisterbach von den Wirren der Reformationszeit erfasst.

Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1541-1541 befehdete im 2.Markgrafenkrieg (1552-55) die rheinischen Kurfürst-Erzbischöfe Sebastian von Heusenstamm(1545-1555) von Mainz und Johann V. von Isenburg (1547-1556) von Trier.

Bei seinem Einfall ins Trierische flüchteten die Mönche von Kloster Himmerod mit ihrem Abt Matthias II. Morsch (1542–1558 ) nach Heisterbach und fanden dort Aufnahme.

Kurz zuvor hatte sich Kloster Heisterbach von Abt Wilhelm Stoploch von Hittorf (1538–1560) von Kloster Altenberg und Subkonservator des Zisterzienserordens seine alte Immunität gegen Exkommunikation bestätigen lassen.

Von 1560-1566 war Johannes Krechen  Abt von Heisterbach. Er hatte aber eine nachlässige Amtsführung ebenso wie sein Cellerar, was dazu führte, dass das Kloster so verschuldet war, dass das Generalkapitel einschritt.

Auf Wunsch des Mutterabtes von Himmerod Johann VIII. von Briedel (1558-1571) wurde 1566 Johannes von St. Vith (Johann Vitensis)(1566–1597 ) zum Abt von Heisterbach gewählt. Er war Cellerar in Himmerod.

Nach DR.  Schmitz war er erfahren und hochgebildet.(S. 175)

1577 war in Köln Georg Truchsess von Waldburg (1577-1583) zum Kölner Erzbischof gewählt worden. Am 19. Dezember 1582 sagte er sich öffentlich von der katholischen Kirche los,wollte aber seinen Titel als Erzbischof behalten.

Am 1. April 1583 exkommunizierte ihn Papst Gregor XIII. (1572-1585)

Das Domkapitel wählte seinen früheren Gegenkandidaten Ernst von Bayern zum Gegen-Erzbischof von Köln. Damit sicherte sich das Domkapitel bayrisch-spanische Truppenunterstützung.

Georg Truchsess mobilisierte seine Truppen. Es kam zum Truchsessenkrieg. (1583-1588)

Am 11. Juli 1583 drangen Truppen in das Kloster Heisterbach ein. Sie verschleppten zwei Mönche und  Abt Johannes. Was aus den Mönchen geworden ist, ist unbekannt. Abt Johannes wurde

auf das Schloss Godesberg gebracht und dort monatelang gefangengehalten. Das Kloster wurde geplündert.

Abt Johannes wurde  durch Herzog Ferdinand von Bayern (1550-1608), dem Bruder des Kölner Erzbischofs Ernst von Bayern (1583 –1612 ) im Dezember 1583 befreit.

Die Abtei verpfändete ihren ganzen Besitz in der Kölner Witsch-und Follengasse.

Martin Schenk von Nideggen (um 1540–1589), ein Heerführer verdingte sich dort wo er am besten bezahlt wurde.

1585 schloss er mit Truchsess Georg von Waldburg einen Vertrag . Er wurde von dem abgesetzten Kölner Erzbischof zum kurkölnischen  Feldmarschall bestellt.

Vom 22. auf 23 . Dezember nahm er Bonn ein und ließ es plündern. Seine Requisitionen in den umliegenden Dörfern verschonten auch die Klosterhöfe

in Oberkassel, Plittersdorf, Crucht, Dottendorf, Meckenheim, Walberberg und auch die Herrschaften Flerzheim und Neunkirchen nicht.

Kael von Croy, Herzog von Chimay (1560-1602) stand seit 1584 auf spanischer Seite und diente in ihrem Heer.

1588 wurde er dem Kurfürsten von Köln Ernst von Bayern zu Hilfe gesandt. Er entsetzte Bonn.

Am 22. Mai 1588 kam eine Schar von Chimays Söldnern vor Kloster Heisterbach an.

Der Abt hatte Karl von Croy zwar Wein und Hafer geschickt.

Die zuchtlosen Soldaten plünderten und schleppten weg, was fortzubringen war. Von Kirche,, Abtei, Konventshaus und Refektorium wurden die Dächer herabgerissen und dann das Kloster in Brand gesteckt.

Der Schaden wurde auf 100.000 Taler geschätzt.

Die Schäden konnten erst unter Abt Johann Buschmann (1597–1628)

beseitigt werden. Die  Instandsetzung der Kirche zog sich bis 1659 hin.

Der Zisterziensermönch und Historiker Caspar Jongelinus († 1669) schreibt in seinem Werk Notitiae abbatiarum Ordinis Cisterciensis per orbem universum über die Zerstörung von Kloster Heisterbach.

Abt Johannes starb am 24. August 1597

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Buschmann (1597-1628)

Er stammte aus Düren . Er wurde 1597 zum Abt von Kloster Heisterbach gewählt.

Bei seiner Wahl waren Kommissare des Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg anwesend

Er hatte die Gebäude als Ruine übernommen und stellte sie wieder her.

Abt Claude I. Masson (1591–1620 ) von Kloster Morimond  besuchte als General der deutschen Ordensprovinz der Zisterzienser das zerstörte Kloster Heisterbach.

Die Wiederherstellung der zerstörten Abtei hatte wahrscheinlich schon begonnen.

1602  wandelte er in Dottendorf die Kurmut, das war eine Abgabe, die mit Pferden oder Rindern zu bezahlen war, in feste Geldsätze um.

AA 0147 / Bonn, St. Cassius, Urkunden AA 0147, Nr. 605 Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Abt Johannes unterzeichnete auch das Protokoll des Altenberger Abtes Bartholomäus Anstel (1591–1614), der den Vorsitz bei der Ahl des Abtes  Carolus Reineri (1612–1622)

Auch die Wahl des  Abtes von Kamp Laurentius Bever (1622-1636) anstelle des resignierten Abtes  Carolous Reineri, die Abt Peter Rodenkirchen (1614-16267) von Kloster Altenberg leitete , nahm er teil.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland  AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 994

Er tilgte die drückende Schuldenlast. Auch stellte er die Klosterzucht wieder her.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus. Zunächst hatte er keine Auswirkungen auf Kloster Heisterbach

Abt Johannes starb am  4. Mai 1628 im Kloster Burbach, wo er auch begraben wurde.Die Auf ihn folgte Abt Franz Schaeffer (1628–1661 )

Er ist 1582 in Kessenich bei Bonn geboren.

Er legte  1606 seine Profess in Heisterbach ab.

1609 wurde er zum Priester geweiht.

Im Mai 1628 wurde er zum 35. Abt von Heisterbach gewählt.

Er hatte während des 30-jährigen Krieges die umliegenden Pfarrstellen immer mit Heisterbacher Mönchen besetzt.

Wolf Heinrich von Baudissin (1579-1646) war 1528 in schwedische Dienste getreten. Unter Gustav Adolf (1549-1632) befehligte4

er die schwedische Kavallerie. Nach Gustav Adolfs Tod führte er eine Armee von 8000 Fußsoldaten und 2800 Reitern von Frankfurt über den Westerwald ins Rheinland.

Er sollte die neutralen rheinischen Fürstentümer vom Kriegseintritt auf katholischer Seite abschrecken. Darüber hinaus bot das bis dahin vom Krieg verschonte Rheinland gute Aussichten für die Erhebung von Kontributionen,

die für die Finanzierung der Söldnertruppen benötigt wurden.

Die schwedischen Truppen plünderten  Andernach, Linz, Remagen, Apollinarisberg r Oberwinter, Nonnenwert, Vilich und Schwarz-Rheindorf r besetzten alles Land bis hinter Sieg.

Nachdem sie Bis Mülheim gekommen waren, kehrten sie zurück.

Das Rheingebiet hatte nun Kontributionen zu zahlen und ständige Einquartierungen zu erdulden.

Die Heisterbacher Drittelsbauern in Linz hießen so, weil sie ein Drittel des Wachstums  als Pachtzins zu zahlen hatten. Sie wandten sich an den Abt, um Ersatz für die Zahlungen  erhalten

und als sie dort abgewiesen wurden an den Kölner Kurfürst Ferdinand von Bayern (1612 –1650 ). Dieser entschied, dass die Bauern welche Weinberge in Erbpacht anbauten, die Kontributionen zu zahlen

hatten, da sie ja die Landessteuern auf diese Weinberge entrichteten Außerdem wurde entschieden, dass sie die Rückstände bis 1635 zahlen mussten.

1647 verkaufte Abt Franz dem Kölner Generalvikar Dr. Dr. Laurentius Pellionis  Obligation von 25 Reichstalern jährlich und erhielt dafür 300 Reichstaler, das sind etwa 733.204,00 €.

Mit dem erhaltenen Kapital sollten “allerhand Kriegstributionen und Lasten” (Dr Schmitz S.183) gedeckt werden.

Am 24. Oktober 1648 wurde in Münster und Osnabrück der Westfälische Friede geschlossen.

Für den kirchlichen Bereich wurde das Jahr 1624 zum Normaljahr erklärt.

Der evangelische und katholische Besitzstand so bleiben oder wiederhergestellt werden sollte, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war.

Der Friede trat aber nicht augenblicklich ein. Die Umsetzung der Friedensbestimmungen dauerte fast 2 Jahre.

Der Abt von Heisterbach war aus seiner Verbannung zurückgekehrt.

1649 plünderten weimarische und lothringische Truppen Kloster Himmerod.

Abt Friedrich Brandt (1647–1654 ) und seine Konventualen mussten  auf einige Zeit nach Heisterbach und andere Klöster.

In Thüringen fiel 1650 das Kloster Georgstal, das schon vorher zerstört worden war, an die Protestanten.

Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) von Citeaux Kloster Georgental mit Kloster Heisterbach und übertrug alle Rechte und Privilegien auf das Kloster Heisterbach.

Di Äbte von Kloster Heisterbach hatten ab jetzt die Pontifikalien.

1655 legten die Mönche von Himmerod und Heisterbach ihre schwarze Cuculle ab und trugen ab jetzt weiße Ordenskleidung-

In Himmerod und Heisterbach wurden Lehrstühle für Philosophie und Theologie eingerichtet.

Auch der Weltklerus unterstützte die junge Blüte der Wissenschaft in Klöstern.

Der Kanoniker Bartholomäus Wasserfass in Köln  sowie Johannes Frauenburg, Pfarrer in Niederdollendorf  vermachten ihr Bibliothek dem Kloster Heisterbach, Pfarrer Frauenberg auch seine Möbel

und 600 Reichstaler, das sind etwa 1.466.409,00 €,, an Bargeld.

Abt Franz resignierte am 2. September 1661. Er verstarb am 4. Dezember 1666 mit 84 Jahren.

1654 hatte Kloster Heisterbach 42 Mönche. Ihre Zahl wuchs bis 1672 auf 52.

Auf Abt Franz folgte Abt Gottfried Broichhausen (1661–1688 )

Er ist am 17. Februar 1650 in Grevenbroichn geboren.

1667 legte er in Heisterbach seine Profess ab.

Seine Priesterweihe war 1641.

Er wurde  am 2. September 1661 zum 36. Abt des Klosters Heisterbach gewählt.

Vor seiner Wahl war er Pfarrer in Flerzheim.

1664 assistierte er bei der Wahl des Abtes Johannes VII Hoen  (1664–1672) von Kloster Kamp,

die unter Vorsitz des Abtes Gottfried Gammersbach (1662-1679) von Kloster Altenberg stattfand.

Kloster Heisterbach war seit  1246 in Bonn vom Rheinzoll befreit. Das Kloster hatte den Zollbeamten jährlich ein Essen gegeben und dazu den Zöllnern noch einen Goldgulden, das sind etwa 306,00 €.

Im Januar 1666 loste Abt Gottfried das Essen durch die Zahlung eines Goldguldens ab. Die Zöllner erhielten jetzt also 2 Goldgulden, die am Feste Mariae Reinigung (2.Februar ) ausbezahlt wurden.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 298

Der Friede währte nicht lange. 1672 erklärte der französische König Ludwig XIV. (1643-1715) Holland den Krieg und der Holländische Krieg (1672-1678) begann.

1672 wurde Wilhelm III. von Oranien (1650-1702) Statthalter der Niederlande. Dieser verbündete sich sofort mit Spanien und dem deutschen  Kaiser Leopold I.  (1658-1705)

1673 erklärten Spanien und Deutschland Frankreich den Krieg.

Da der Kölner Kurfürst Maximilian Heinrich von Bayern (1650 –1688 ) mit Ludwig XIV. verbündet war wurde das Rheinland  vom  Krieg betroffen.

1688 starb Kurfürst Maximilian. Wilhelm Egon von Fürstenberg (1688) wurde  erwählter Koadjutor.

Auch Joseph Clemens von Bayern (1688 –1723) wollte Kölner Erzbischof werden. Es kam zum Kölner Bistumsstreit.

Ludwig XIV. unterstützte Wilhelm Egon von Fürstenberg.

Schon 1689 hatte Karl von Lothringen als kaiserlicher Feldherr Mainz zurück erobert. Er zog weiter nach Bonn und eroberte dieses auch 1689, was den bayrischen Konkurrenten um den

Kölner Bischofsitz natürlich stärkte.

1672 zog der Marschall von Frankreich Turenne (1611-1675) von Essen kommend rheinaufwäts. Er nahm sein Quartier in Erpel, heute Landkreis Neuwied.

In Königswinter, Honnef, Unkel und Erpel wurde den Bauern das Vieh aus den Scheunen getrieben, die Weinberge zerstört.

Die Truppen leerten ihre Weinkeller und zerstörten die Fässer.

Die kaiserlichen Truppen bezogen ihr Winterquartier in der Nähe von Bonn. Der kaiserliche Generalstab war in Godesberg. Hohe Militärs hatten ihr Quartier in der Umgebung. Auch in Heisterbach waren Militärs einquartiert.

In der ganzen Eifel waren die Dörfer mit Truppen gefüllt.  Die Bevölkerung musste die Truppen ernähren und für das Pferdefutter sorgen.

Die Drittelbauern  von Heisterbach bedankten sich bei der Abtei, dass sie freiwillig ein Viertel der fälligen Kontributionen übernommen hatte.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 305

1679 wurde der Friede von Nijmwegen geschlossen der den Holländischen Krieg beendete.

Heisterbach hatte der Stadt einen einmaligen Zuschuss von 80 Reichstalern, das sind etwa 195.521,00 € geschenkt. Dafür bedankte sich der  Kölner Kommissar Bernhard Schülgen.

As dieser Zeit schuldete Kloster Heisterbach noch einige Hundert Reichstaler an Kontributionen.

Kloster Heisterbach musste sich erheblich verschulden.

Abt Gottfried resignierte 1688 und starb am 17. Februar 1694, im Alter von 78 Jahren

In seiner Amtszeit legten nur drei Mönche ihre Profess ab.

Nachfolger Gottfrieds wurde Abt Robert Küpper (1688–1692 )

Er stammte aus Bonn und wurde 1678, 1685 und 1688 urkundlich als Pfarrer in Flerzheim erwähnt.

Am 29. Juli 1688 wurde er zum Abt von Heisterbach gewählt.

Während des Pfälzer Erbfolgekriegs  gingen einige Dörfer in der Nähe von Heisterbach in Flammen auf und mit ihnen viel Klostergut.

1689 wurden die Archivalien von Heisterbach nach Bonn gebracht. Bei der Beschießung der Stadt erlitten diese aber große Verluste.

1692 wurde er zum Kanonikus gewählt  Er trat am 25. August 1692 als Abt zurück.

Er war als Lektor in Himmerod tätig.

Er starb am  21. Januar 1701 und starb infolge Asthmas. Er wurde in Himmerod begraben.

Nach dem Rücktritt von Abt Robert wurde Nivard Wirotte (1692–1704 ) zum 38. Abt von Heisterbach gewählt.

Er ist 1647 in Köln geboren.

Er trat 1666 in das Kloster Heisterbach ein. Unter Abt Broichhausen legte er seine Profess ab und wurde 1672 zum Priester geweiht.

Er war Beichtvater im Kloster Gnadental.

Noch am Tag des Rücktritts seines Vorgängers wurde er am 25. August 1692 zum neuen Abt gewählt.

Am 3. Juni 1695 assistierte er Abt Johann Jakob Lohe (1686–1707) Abt von Altenberg bei der Wahl des Abtes von Kamp Edmund a Richterich (1695–1705)

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1011

1701 hatte Kurfürst Joseph Clemens von Bayern (1688 –1723) mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen.

Abt Nivard trat dazu  ein Grundstück zur Anlegung der Neugasse ab. Der Kurfürst zahlte dafür 800 Reichstaler, das sind 1.955.212,00 €.

Außerdem wurde die Freiheit  von bürgerlichen Lasten für den übrigen Teil der abteilichen Gütern gewährt, soweit sie von Konventualen bewohnt waren.

(Dr.Schmitz S. 189)

1703 wurde Bonn noch einmal belagert und beschossen. Dabei wurde auch die Abtei Heisterbach geplündert.

Abt Nivard  begann noch mit einer Reform des Klosters. Er konnte sie aber nicht mehr abschließen.

Er verstarb am 29. August 1704, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte.

Sein Nachfolger wurde Abt Ferdinand Hartmann (1704–1728 )

Er wurde 1654 in Mehlem, heute ein  von Bonn, geboren.

1674 legte er in Heisterbach unter Abt Broichhausen seine Profess ab.

1677 wurde er zum Priester geweiht.

Er war dann nacheinander Sakristan, Novizenmeister, Küchenmeister, Prior und Kellermeister.

Am 10. September 1704 wurde er zum 39. Abt gewählt.

Unter Assistenz des Marienstatter Abtes Benedikt Bach (1688-1720) wurde er benediziert.

Mit der Verwirklichung der ‘Reform, die sein Vorgänger begonnen hatte, zögerter lange.

Auch der Generalabt Nicolas III. Larcher (1692– 1712 ) von Citeaux, der dem Vorhaben günstig gesinnt war, riet ihm zu klugem Vorgehen.

1708 erlebte er bei der Einführung des Abtes Jean-Chrysostome Mintard (1708-1734) in Düsseltal die Regel des Benedikt in ihrer ursprünglichen Form.

Alle Fäden des klösterlichen Betriebes liefen in der Hand des Abtes zusammen.

Sie umfasste strenge Regeln für den Verkehr der Mönche mit der Außenwelt, die Erziehung und das Studium der Novizen, die Krankenfürsorge u.a.

Die Heisterbacher Mönche wehrten sich, verlangten beim Generalkapitel und beim Heiligen Stuhl die Absetzung von Abt Ferdinand.

1710 befasste sich die Kongregation für die Bischöfe und Ordensleute mit der Angelegenheit.

Der Apostolische Legat Giovanni Battista Bussi (1706-1712) bestätigte die neue Observanz , die für alle Mönche für verbindlich erklärt wurde außer für die,

die nicht ausdrücklich ihre Profess auf die alte Observanz abgelegt hatten.

Die Auseinandersetzung um die Reform hatte sechs Jahre gedauert. Aber der Abt hatte sich durchgesetzt.

Das wirkte sich sehr segensreich aus.

Die Abtei erholte sich auch wirtschaftlich. Es wurden nicht nur die Schäden  der letzten Kriege behoben, die Schulden getilgt.

Abt  Ferdinand machte Neuerwerbungen und  was zunächst nur notdürftig repariert worden war, wurde jetzt von Grund auf erneuert.

Die Ökomiegebäude des Küchenhofes wurden 1723  gebaut.

1717 kaufte Abt Ferdinand  die Hälfte der Burg Leubsdorf von  Wolfgang Wilhelm Freiherrn von Bolandt  für 1300 Reichsthaler, das sind etwa 3.204.609,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 338

5 Jahre später erwarb er die andere Hälfte der Burg von den Erben des Freiherren von Cortenbach für 1400 Reichstaler, das sind etwa 3.451.117,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 344

1726 kaufte er den Hof zu Widdig von   Graf Maximilian Heinrich zu Velbrück für  6000 Reichstaler, das sind etwa 14.790.501,00 €,.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 348

Zu Jahresbeginn 1728 wurde Abt Ferdinand zum Kanoniker gewählt. Er trat von seinem Amt als Abt zurück.

Er starb am 18. Mai 1731 und wurde in Heisterbach bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Adam Pangh (1728 )

Er ist  1679 in Aachen geboren.

Seine Profess legte er 1699 in Heisterbach ab.

1704 wurde er zum Priester geweiht.

Von 1708 bis 1728 war er Pfarrer in Neustadt Wied.

Im März 1728 wurde er zum Abt gewählt, verstarb aber vor seiner Benediktion.

Sein Nachfolger wurde Abt Engelbert Schmitz (1728–1747 )

Er ist 1682 in Oberdrees Rheinbach geboren.

Seine Profess legte er 1706 in Heisterbach ab. 1710 wurde er zum Priester geweiht.

Im April 1728 wurde er zum 41. Abt von Heisterbach gewählt.

Seine Weihe nahm der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1724-1752)  unter Assistenz des Abtes Michael Rütgers (170-1738) aus Deutz

und Abt Alberich Bergh (1720–1735 ) von Kloster Marienstatt am 4. Juli 1728 vor.

1731 wurde er Generalvikar der sächsischen, westfälischen und rheinischen Ordensprovinz.

Er baute 1733 die Kapelle auf dem Petersberg, die 1764 eingeweiht wurde.

1743 kaufte er den Hof Frankenforst bei Stieldorf von Freiherrn von Martial für 4000 Reichstaler, das sind etwa 9.860.334,00 €.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, anstelle eines älteren Vorgängerbaus auf dem Petersberg die heutige barocke Wallfahrtskapelle

Er starb am 27. Dezember 1747.

Sein Nachfolger wurde Abt Augustin Mengelberg (1748–1763 )

Er ist am 10. November1710  in Linz am Rhein geboren.

Er trat in das Kloster Heisterbach ein und legte dort 1730 seine Profess ab.

1734 wurde er zum Priester geweiht.

Er war Lektor der Theologie am Kloster Heisterbach.

Am 8. Januar 1748 wurde er und von Weibischof zum Abt gewählt und vom Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf am 25. März 1748 benediziert.

Es assistierten der Abt von Altenberg Johannes Hoerdt (1739–1779 ) und dem Abt von Marienstatt Petrus Emons (1735–1751)

1750 ließ er 1750 das barocke Torhaus des Klosters errichten. Darin befand sich auch di9e Wohnung des Pförtners.

Es ist das einzige noch erhaltene Klostergebäude Heisterbachs. Wahrscheinlich ließ er auch das Klosterbebiet ummauern.

Am 12. März 1751 führte er den Vorsitz bei der  Wahl des Marienstatter Abtes Bernhard II. Colonia (1751-1777)

1751 ließ er den Lettner zwischen Mönchschor und Laienraum erneuern Das reichverzierte schmiedeiserne Gitter befindet sich  heute im Museum Schnütgen in Köln.

Am 7. Oktober 1755 ließ  Abt Augustin vom Kloster Marienstatt 3000 Reichstaler, das sind etwa 7.268.836,00 €. und stellte darüber einen Schuldschein aus.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 352

Nicht nur die Erwerbungen, die getätigt worden waren und  die Bauten im Kloster, auch das Luxusleben einzelner Äbte, auch die Pracht mit denen sie sich umgaben,

hatte die Klosterfinanzen geschwächt.

Am 23. Juni 1764 schlug Ferdinand von Braunschweig – Wolfenbüttel (1721—1792)  die Franzosen bei Krefeld im Sieben jährigen Krieg (1756-176e)

Die nachfolgenden hannoverschen Truppen plünderten Heisterbach und nahmen  Prior Weber als Geisel mit und wollten eine Kontribution

von 20.000 Reichstalern, das sind etwa 47.616.143,00 €, erpressen. Der Prior kam erst nach dem Friedensscluß 1763 wieder frei.

1760 übernahm die Abte das Haus “Zur Totenlade” in der Brudergasse in Bonn des verstorbenen  Johann Otten und schloss einen Vertrag mit der Witwe zur Auszahlung der

lebenslangen Nutzung und verpflichtete sich zur Zahlung eines Reichstalers, das sind etwa 2.423,00 € wöchentlich sowie eines Malters Korn

Landesarchiv NRW Abteilung RheinlandAA 0307 / Heisterbach, Urkunden AA 0307, Nr. 353

1763 ließ er auf dem Petersberg anstelle eines älteren Vorgängerbaus die heutige barocke Wallfahrtskapelle bauen

Abt Augustin starb am 8. September 1763.

Auf ihn folgte Abt Hermann Kneusgen (1763–1767 )

Er ist am 26.6.1712(Datum nach homepage Uedorf) geboren. Er stammte aus Hersel, heute ein Teilort von Bornheim

Sein Vater Thomas Kneusgen war dort Pächter.

1754 wird Hermann als Pfarrer in Neukirchen an der Sürst erwähnt.

Am 26. September 1763  wurde er zum 43. Heisterbacher Abt gewählt.

Er wurde von Vaterabt Robert Hentges (1752-1782) von Kloster Himmerod bestätigt.

Unter Assistenz der Äbte Martin Fabritius (1757–1773 ) von Kloster Kamp und Johannes Hoerdt von Kloster Altenberg wurde er

am 4. Dezember 1763 durch Weibischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf benediziert.

Zwischen 1763 und 1763 ließ er in Königswinter den Heisterbacher Hof errichten.

Er war das Gästehaus der Abtei und auch die Äbte wohnten zeitweilig darin.

Am 21. April 1764 weihte er die Wallfahrtskapelle auf dem Petersberg.

Abt Hermann reiste einmal zu,m Generalkapitel nach Citeaux,

Ein Zeitgenosse schildert Abt Hermann  als großen, starken Mann, der aber durch seine Leidenschaften, durch Jähzorn und Trunksucht seinen Tod beschleunigt habe (Urkundenbuch 32).

Er starb nach drei Monaten Krankheit am 22. Dezember 1767.

Auf ihn folgte Abt Andreas Kruchen (1768–1796 )

Er ist am 27. März 1731 in Giesenkirchen  im Herzogtum Jülich geboren.

Am 26. Mai 1754 die Profess ab und wurde im selben Monat zum Priester geweiht.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Pfarrer und Prior des Zisterzienserinnenklosters Graurheindorf.

Am 25. Januar 1768 wurde er um vorletzten  Heisterbcher Abt gewählt.

Der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf benedizierte ihn in Köln unter Assistenz der Äbte Johannes Hoerdt von Altenberg und Bernhard Colonia (1751–1770 ) von Marienstatt

Am 14. Juli 1470 war er bei der Wahl von Edmund Leser (1770-1768) in Marienstatt zum Coadjutor von Abt Bernhard Colonia mit  dem Recht zur Nachfolge anwesend.

1770 herrschte beständig Unwetter. Ein furchtbarer Hagelschlag vernichte die ganze Ernte, was zu einer großen Hungersnot führte.  Viel Menschen starben.

Abt Andreas ließ an der Klosterpforte Brot verteilen. Bis zu 5000 Hungernde sollen täglich gespeist worden sein.

Am 5. September 1773 assistierte er mit Abt Johannes Hoerdt im Kloster Kamp bei der Benediktion des Abtes Dionysius Genger (1773–1778)

1766 grassierte eine Rinderpest, die auch den klösterlichen Viehbestand dezimierte.

Am 21. April 1776 besuchte der Kölner  Kurfürst Maximilian Friedrich(1761 –1784 ) von Königsegg-Rotenfels mit seinem Hofstaat Kloster Heisterbach.

1782 leitete er in Kloster Himmerod die Wahl des Abtes Anselm von Pidoll (1782-1802.)

Mit dem Sturm auf die Bastille begann am 14.Juli 1789 die französische Revolution aus.

1792 begann der erste Koalitionskrieg 1792-1797, der schnell auch auf Deutschland Auswirkungen hatte.

1790 wurde in Frankreich eine Zivilverfassung des Klerus erlassen. Der kirchliche Besitz wurde verstaatlicht.1791wurde Kloster Citeaux aufgelöst enteignet und an Spekulanten verkauft.

Der letzte Abt von Citeaux und damit Generalbt des Ordens Francois Trouvé begab sich zu Verwandten nach vosne in der Nähe von Dijon, wo er am 25. April 1797 starb.

und an Spekulanten verkauft. Auch die Klostergeschichte von Morimond endete 1791

Der letzte Abt von Kloster Morimond Antoine Remy Chautan de Vercly (1778-1790) begab sich 1791 ins Exil nach Deutschland.

Er war erst im Kloster Marienfeld und dann im Kloster Reifenstein im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.

Nach 8 Jahren im Exil kehrte er 1799mnjach Frankreich zurück.

Er starb am 16. Januar 1823 in Borny

Ende 1793 kontrollierte die französische Rhein-Moselarmee die linksrheinische pfälzische Rheinseite bis auf die Festung Mainz.

Damit verlor Kloster Heisterbach seine linksrheinischen Besitzungen.

1794 rückten die französischen Truppen über den Rhein ins Trierische ein. Die Mönche von Himmerod flüchteten und fanden Aufnahme in Heisterbach.

Der österreichischer Generalfeldmarschall Karl von Clerfayt kämpfte im Bergischen.

1795 plünderten die Franzosen Kloster Heisterbach.

Abt Andreas starb 1796. Sein genaues Todesdatum ist nicht überliefert.

Auf ihn folgte als letzter Abt Edmund Verhoven (1796–1803 ).

Er ist am 26. April 1740   in Perl an der Mosel geboren.

1759 trat er in das Kloster Heisterbach ein.

1766 war er Sakristan.

1696 wurde er zum Abt des hochverschuldeten Kloster Heisterbach gewählt.

Infuliert wurde er am 25. März 1800 in der Kölner Hauskapelle durch Weihbischof Clemens August von Merle (1797 –1810 )

Es assistierten der Abt von Groß St. Martin Melchior Syberti OSB (1794-1802 u8nd Abt Josef Greef (1796-1803)von Altenberg infuliert.

Am 9. Februar 1801 wurde der Friede von Lunéville geschlossen.  Er regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet. 63.000 km2 Land.

Den Fürstentümern wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss, der am 29. Februar 1803 in Regensburg gefasst wurde, setzte fest, dass die weltlichen Fürsten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste an Frankreich abgefunden werden sollten. Die Abfindungen sollten geschehen durch die Säkularisation kirchlicher Herrschaftsgebiete.  Das hatte zur folge, dass insgesamt 2 Kurfürstentümer, 9 Hochstifte,  44 Reichsabteien und 45 Reichsstädte aufgelöst wurden.

Die Regierung von Berg verbot allen Klöstern ihres Landes die Aufnahme von Novizen.

Abt Edmund hatte die Verhandlungen von Kloster Heisterbach zu führen. Er musste auf Anforderung des Richters des Amtes Löwenburg ein genaues Verzeichnis der in der Abtei befindlichen Personen, deren Unterhaltsmittel und Tätigkeit aufstellen.

Brustkreuz und Ring durfte er behalten. Der Wert wurde ihm aber von der Pension abgezogen.

Bei der Bestandsaufnahme von Einnahmen und Ausgaben ergab sich für Kloster Heisterbach, dass dieses nur noch  über 2012 Reichstaler, das sind etwa 5.002.139,00 €, an jährlichen Einnahmen verfügte.

Zwei Landesdirektoren waren mit der Klosterreform betraut. Nach ihrem Vorschlag vom 29. März 1803 sollten die 4 Bergischen Abteien Siegburg, Altenberg, Heisterbach und Düsselthal aufgehoben werden.

Die 4 Äbte und die Mönche sollten in den Pensionstand versetzt werden. Sämtliche Konventualen sollten min die Abtei Altenberg gebracht werden.

Man wählte Altenberg, weil sich dort die Gräber der ehemaligen Landesherren befanden.

Der bisherige Abt von Kloster Düsselthal Joseph Protsch (1777-1803) als Oberhaupt vorgesetzt.Joseph Protzsch deshalb  „weil er streng sei und geeignet, Ausschweifungen zu verhuten“. (Dr. Schmitz S. 19)

Für Abt Edmund wurde eine Pensio0n von 450 Reichstaler, das sind 1.118.769,00 €, ausgesetzt, für die  beiden Senioren Ludwig Haag und Aegidius Weimer  je 150, das sind etwa 372.923,00 €. für die übrigen Mönche 140

Reichstaler,  das sind etwa 348.061,00  €.

Es sollte den Mönchen aber frei gestellt sein, ob sie nach Altenberg gingen. Falls sie aber außerhalb von Altwnberg leben wollten, wurde ihnen von der Pension 40 Reichstaler, das sind etwa 99.446,00 €, abgezogen.

Am 12. September 1803 wurde Kloster Heisterbach durch kurfürstliche Verordnung aufgehoben. Im November verließen die letzten 13 Mönche und ihr Abt das Kloster.

Die Alte Abtei wurde 1805 an Adam Käufer aus Niederollenbach verkauft, die Klosterkirche am 30. Januar 1809 an den Unternehmer Piautaz auf Abbruch  für 3870 Reichstaler, das sind 9.621.411,00 €.

Das Material sollte für den Bau des Nordkanals verwendet werden.

Am 4. Dezember 1810 ersteigerten  die Kölner Baumeister Sylvester Hockeshoven und Joseph Reiner Baudevin die restlichen Klostergebäude.

Im Frühjahr 1810 begann der Abbruch der Kirche durch Sprengung.

Die Niederlage Napoleons und sein Ende beendete auch das Kanalbauprojekt. Es kam nicht zustande.

Von der Kirche steht nur noch der Chor und vom Kloster ist nur das Torgebäude erhalten.

 

 

                                                                                        

21 Sep. 2025

Zisterzienserkloster Altenberg

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Graf Adolf II. von Berg (* in den Jahren nach 1090,urkundlich 1115–1160.+ zwischen 1160-1170) war der Bauherr von Schloss Burg an der Wupper. Die alte Stammburg der Grafen von Berg, die Burg Berge

beim heutigen Odenthal-Altenberg, schenkte er dem Orden der Zisterzienser. Er hatte zwei Brüder, Everhard (* spätestens um 1100- † zwischen 1145 und 1152) und  Bruno II. von Berg (*um 1100-1137),

der von 1131-1137 Erzbischof von Köln war.

Everhard war 1129 Mönch im Kloster Morimond in Burgund.  Er war 1143 Abt im Kloster Georgenthal bei Gotha. Er hatte wohl einen großen Einfluss auf seinen Bruder bei der Schenkung von Burg Berge an die Zisterzienser.

Am 25. August 1133 kam der Gründungskonvent  mit 12 Mönchen angeführt von Berno, dem ersten Abt aus Kloster Morimond. Es wurde nur 10 Jahre nach der Gründung von Kloster Kamp, das ebenfalls von Morimond aus gegründet wurde  Zu Kloster Kamp hatte Altenberg zeit seines Bestehens immer beste Beziehungen.Die Äbte vertraten sich im Bedarfsfall gegenseitig. In Notlagen und Konflikten halfen sich die Abteien gegenseitig.

Nach Vincenz Jacob von Zuccalmaglio, Das Kloster Altenberg im Dhünthale, Elberfeld 1851,S.9 stammte aus einem berühmten französischen Adelsgeschlecht und war, wie einige behaupten mit Bernard von Clairvaux verwandt, auf jeden Fall von diesem hochgeschätzt.

Die eigentliche Stiftungsurkunde von 1133 ist verloren gegangen. Aegidius Müller  hat die Beiträge zur Geschichte der Cisterzienserabtei Altenberg, Bensberg 1882 nach den Urkunden verfasst. Im Anhang ab Seite 65. sind eine Reihe von Urkunden abgedruckt.

Die erste Urkunde von Altenberg stammt aus dem Jahre 1139 (Müller S. 9.) Darauf gibt es eine Notiz, die auf die Stiftungsurkunde verweist.

Das neue Kloster wurde bald von der Burg ins Tal  direkt an die Dhün verlegt. Das war damals nicht ungewöhnlich. Es bot einfach bessere Bedingungen für die zisterziensische Lebensweise. Außerdem ließ sich am neuen Ort der Klosterbau einfacher nach dem zisterziensischen

Idealplan errichten.

Sie begannen mit dem neuen Bau, legten Fischteiche an. Fische waren wichtig für die Ernährung, da gesunden Mönchen Fleischgenuss verboten war. Es wurden Äcker errichtet, eine Kornmühle gebaut.

Das Kloster war nun autark und konnte sich selbst versorgen.

Kloster Altenberg florierte, was man auch an der Zahl der Tochtergründungen sehen kann. Fünf Klöster wurden von Altenberg aus errichtet.

Die erste Tochter war Mariental bei Helmstedt. Das Kloster wurde 1138, also nur 5 Jahre nach der eigenen Gründung durch durch Pfalzgraf Friedrich II. von Sommerschenburg (um 1100-1162) gegründet.

Der Gründungsabt Bodo kam aus Kloster Amelungsborn im Landkreis Holzminden, das eine Gründung von Kloster Kamp war. Wahrscheinlich kam Abt Bodo von Kamp nach Amelungsborn.

Der Gründungskonvent kam aus Altenberg. Um ein Tochterkloster gründen zu können,musste das Mutterkloster ja über 12 Mönche verfügen, die es in die neue Gründung schicken konnte.

Eine dreischiffige romanische  Pfeilerbasilika wurde schon 1145 erbaut.

Die Abtei muss also schon gut ausgestattet gewesen sein.

Erzbischof Arnold I. von Köln (1137-1151)bestätigte, dass sein Vorgänger Bruno II.dem Kloster einen Weinberg bei Bacharach und einen Hof in Buchheim, heute ein Ortsteil von Köln geschenkt habe.

Er selbst habe einen Weinberg bei Rhens genannt Petersberg geschenkt, sowie Ländereien bei Blatzheim, heute ein Stadtteil von Kerpen .  Auch einen Hof in Westfalen schenkte er. Papst Innozenz II.

die Schenkung Arnolds am 26. Februar 1139. Er bestätigte in dieser Urkunde außerdem einen Weinberg bei Würzburg und einen in Dransdorf, heute ein Stadtteil von Bonn.

Auf der Rückseite dieser Urkunde ist noch vermerkt, dass Erzbischof Arnold die Kirche von Altenberg am 7. November 1145 weihte.

Urkundlich ist auch belegt, dass Berno zwei Häuser in Köln erwarb.

Noch zu Lebzeiten von Abt Berno wurde 1143 die zweite Tochter gegründet.

In Lekno in Polen in der Landgemeinde Wągrowiec gründete der polnische Edle Zbilut das Kloster.

Es war ein sogenanntes kölnisches Kloster, d.h. es wurden nur Kölner in den Konvent aufgenommen.

Abt Berno verstarb am 12. April 1151.

Sein Nachfolger wurde Abt Dudelin (1151-1155). Dudelin war ebenfalls mit dem Eröffnungskonvent von Kloster Morimond gekommen.  Er war ein Cousin von Abt Berno.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior von Kloster Altenberg.

Er sorgte dafür, dass die Besitzungen und Rechte des Klosters rechtlich abgesichert waren.

Er erwirkte eine Bestätigungsurkunde von Papst Eugen III. (1145-1153) mit Datum 1. Oktober 1151. Die Besitzungen wurden einzeln aufgeführt. Die Güter des Klosters urden als geschützt bezeichnet . Niemand dürfe diese wegnehmen, zurückhalten oder mindern.

Der Abt dürfe nur bei großer und offenbarer Notwendigkeit vor Gericht geladen werden. Müller S. 65 ff.

Sein Nachfolger wurde Abt Hermann.(1155-1162) 1158 nahm der Kölner Erzbischof Friedrich II. von Berg (1156 –1158 ) Kloster Altenberg in seinen Schutz und bestätigte dessen Besitzungen.Müller S.61.

Am 26. Februar 1139 nimmt Papst Innozenz II. (1130-1143 Kloster Altenberg in seinen Schutz und bestätigte seine Besitzungen. (D.J. Becker, Das Kloster Altenberg und der St. Petersackerhof bei Niederheimbach in

Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Köln 1910,S.141) Bestätigt wurde auch das Weinberg bei Bacharach, das den Grundstock es Altenberger Hofes in Niederheimbach darstellte.

1160 teilte Graf Adolf II seine Grafschaft und übergab sie seinen Söhnen Everhard (* um 1130-1180) und Engelbert I. (* unbekannt + 1189). Er selbst trat als Konverse in das von ihm gestiftete Kloster ein.

Er verstarb  wahrscheinlich am 12. Oktober 1170

Auf Abt Hermann folgte Abt Rixo (1162-1173),der urkundlich nicht belegt ist.

Vincenz Jacob von Zuccalmaglio sagt von ihm, dass Adolf II von Berg als Mönch in Altenberg starb und dass dieser neben seiner Gemahlin Adelheid in Altenberg bestattet wurde.

1171 wurde mit Zinna das vierte Tochterkloster gegründet. Kloster Altenberg hatte in dieser Zeit einen enormen Zustrom an Novizen und war auch deshalb in der Lage in einem kurzen Zeitraum so viele Töchterklöster zu gründen.

Damit ein Kloster eine Tochter gründen durfte, musste es mindestens 60 Mönche haben.

Gründer war Bischof Wichmann von Seeburg-Querfurt (* vor   1116-1192). Er war von 1149-1154 Bischof von Naumburg und von 1154-1192 Erzbischof von Magdeburg .

Der erste Abt von Zinna hieß Ritzo. Er ist wohl identisch mit dem obigen Abt Rixo.  Er wurde von Altenberg ausgesandt und kam wohl beim Wendeneinfall 1179 ums Leben.

Bischof Wichmann hatte mit Absicht ‘Zisterziensermönche für seine Gründung gerufen, da diese einen hervorragenden Ruf als Kolonisatoren hatten.

Das Kloster entwickelte sich zunächst nicht so wie gewünscht.

Hinter der Klostergründung steckte wohl die politische Absicht Bischof Wichmanns die  Südausdehnung der Herrschaft der Askanier einen Riegel vorzuschieben.

Auf ihn folgte  Abt Benno 1173 (Wikipedia nennt einen Abt Bodo) Vincenz Jacob vermerkt, dass in seiner Regierungszeit das Kloster durch den “raublustigen Adel” (S.11) geschädigt wurde.

Vor allem die Grafen von Arnsberg sollen immer wieder Meierhöfe des Klosters verheert worden sein.  Aber durch reiche Schenkungen anderer Gönner hielt sich der Schaden in Grenzen.

1175 gründete Herzog  Miezko III. (1173–1177) das Kloster Lad. Das war das dritte Tochterkloster von Altenberg und wie Kloster Lekno ein “kölnisches” Kloster

Schon 1140 gründete  Graf Poppo I. von Reichenbach (+ 1156) auf der Aulesburg im Kellerwald beim ‘Dorf  Löhlbach ein Benediktinerkloster.. Er und sein Schwiegersohn  Volkwin II. von Schwalenberg (1125-1177/78)

übergaben das Kloster 1150 an die Zisterzienserabtei Kamp. Aber drei Konvente von Kamp versuchten vergeblich, das  Kloster an dieser Stelle auf eine tragfähige Basis zu stellen.

Nach Klärung aller rechtlichen  Fragen gründete Kloster Altenburg das Kloster 1188 als vierte Tochter neu.

Im Jahr 1201 erwarb der Konvent durch Kauf- und Tauschverträge den gesamten Haus- und Grundbesitz des Dorfs Haina

. Das Dorf wurde aufgelöst und von den Mönchen in ein bewirtschaftetes Klostergut umgewandelt.1215 wurde das Kloster Aulesburg nach Haina verlegt.

Der erste Abt war Gottschalk (1196–1201) Er kam aus Kloster Altenberg.

Nachfolger von Abt Benno wurde Abt Goswin (1179-1202)s

Die erste Urkunde, die Abt Goswin erhielt, ist von dem Würzburger Bischof Reginhard von Abenberg (1171 –1186 ) ausgestellt und betrifft das Gut Lützelnfeld im Bistum Würzburg.

Der Würzburger Dompropst  Gottfried II. (1192 –1196) behauptete, dass das Gut ihm zehntpflichtig sei. Reginhard beurkundete nun, dass Abt Goswin den Propst abgefunden habe, um allen zukünftigen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen.

1183 zog Graf Poppo I. von Wertheim (1147-1212) ins Gelobte Land und kam in Altenberg vorbei. Bei dieser Gelegenheit gewährte er der Abtei Zollfreiheit in seiner Grafschaft.(Müller S. 6)

Papst Lucius III. (1181-1185) bestätigte die Schenkung eines Hofes Isenkroidt heute im Kreis Jülich. Lucius III. – RI IV,4,4,2 n. 1881

Graf Otto I. von Geldern (*um 1150-1207) und seine Gemahlin Richardis waren 1188 in eine geistliche Verbrüderung der Abtei aufgenommen worden und verliehen der Abtei Zollfreiheit auf ihrem Gebiet.

Am 26.Juli 1192 nahm Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) wie schon sein Vater Friedrich Barbarossa das Kloster mit all seinem Besitz in seinen Schutz und bestimmt, dass es außer ihm keinen Vogt haben  soll.

Heinrich VI. – RI IV,3 n. 236 Die Urkunde Friedrichs ist allerdings verloren.

Am 18.Oktober 1195 befreite Kaiser Heinrich VI. Kloster Altenberg von allen Zöllen für ihre Erzeugnisse zu Lande und zu Wasser. Heinrich VI. – RI IV,3 n. 475

Der Mainzer Erzbischof Konrad I. von Wittelsbach (1183- 1200 ) erteilte dem Kloster ebenfalls Zollfreiheit für sein Gebiet(Müller S.  6 f.)

Abt Goswin erwarb auch bedeutende Reliquien von Gefährtinnen der Heiligen Ursula von Köln. (4. Jahrhundert n.C.)

Abt Goswin soll am 28. November  1202 gestorben sein.

Seine Nachfolger waren  Arnold (1202–1203) und  Richolf / Richolt (1203–1216 ) Möglicherweise wurde er zwischen 205 und 1207 vom Generalkapitel abgesetzt.

Sein Todesdatum ist nicht bekannt.

Am 17. Okober1202  nahm König Philipp (1198+1208) den Abt von Altenberg und all seine Mönche und Konversen mit allen Gütern in seinen Schutz .

Außerdem gewährte er Zollfreiheit für die Zufuhr von Lebensmitteln auf dem Rhein. Philipp – RI V,1,1 n. 71

1203 bestätigte der Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein (1200-1230) der Abtei Zollfreiheit auf dem Rhein und den besondere Schutz für all ihre jetzigen und zukünftigen Güter auf dem Gebiet seiner Diözese.

Zu Altenberg hatte Erzbischof Siegfried ein besonderes Verhältnis. Am Anfang seiner Regierung gab es ein Schisma und Siegfried musste nach Köln fliehen , weil er von Philipp von Schwaben vertrieben worden war.

In Kloster Altenberg fand er Zuflucht und musste dann nach Rom weiter. Während seiner Zeit in Rom nahm ihn der Altenberger Abt beim Papst wärmstens in Schutz. Nach dem König Philipp in Bamberg ermordet worden war, konnte

Erzbischof wieder auf seinen Mainzer Stuhl zurückkehren. (Müller S. 9) Kloster Altenberg hatte sich im Thronstreit zwischen Philipp und Otto eindeutig auf die Seite Ottos gestellt.

Auf Abt Richolt folgte Abt Hermann (1216–1225 (?)  Er muss allerdings schon früher im Amt gewesen sein, denn

  am 29. März 1207 bestätigte Papst Innozent III. (1198-1216) Zehntfreiheit für alle Güter, die die Mönche selbst bebauten. (Müller S. 8). Diese Bulle erwirkte aber Abt Hermann.

Bei Graf Adolf III. von Berg (* spätestens 1175-1218)  erlangte er die Steuerfreiheit für die Abtei Altenberg.

Am 9. März 1213 bestätigte Kaiser Otto IV. (1208-1211 König und bis 1218 Kaiser) in Kaiserswerth alle Privilegien der Abtei sowie die Zollfreiheit, (Müller S.10)

Am  2. August 1215 nahm König Friedrich II. (1212-1220 König, dann Kaiser bis 1250)in Neuss  die Abtei Altenberg in seinen besonderen Schutz und verlieh ihr “ihr wegen der ehrbarkeit zucht und strenge durch welche sie sich auszeichnet, zollfreiheit für alle güter welche deren mönche auf Rhein und Main verführen” Friedrich II. – RI V,1,1 n. 823

Abt Hermann soll am 7. November 1226 gestorben sein.

Sein Nachfolger wurde Abt Gottfried (1225–1238 (?)

Er war vorher Prior in Altenberg.Von ihm ist zu vermerken, dass er die Leiche des  1225 auf der Rückreise von Soest ermordeten Kölner Erzbischof Engelbert I. (1218-1225) aus dem Hause Berg

Zusammen mit dem Abt von Heisterbach Heinrich I. (1208–1244) über Altenberg nach Köln begleitete. Der Leichnam wurde in Kloster Altenberg auf die Bestattung vorbereitet und dann nach Köln gebracht. Das Herz Engelhards aber wurde im Altenberger Dom bestattet.

Im September 1235 bestätigte Kaiser Friedrich II. die Zollfreiheit von Kloster Altenberg, die schon König Heinrich VI. gewährt hatte. (s.o.) Friedrich II. – RI V,1,1 n. 2115

Am 30. Januar 1237 bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) Kloster Altenberg seinen Besitz,wobei alle Besitzungen im Einzelnen aufgezählt wurden.

Am 8. November 1237 forderte er den Erzbischof von Trier Balduin von Luxemburg (1307 bis 1354 )die Besitzungen der Abtei Altenberg in seiner Diözese zu schützen.

Am 20. November 1237 forderte er alle Bischöfe und Erzbischöfe auf, in deren Diözesen die Abtei Altenberg Besitzungen hatte, diese dort gelegenen Besitzungen zu schützen. (Müller S. 12)

Der Todestag Abt Gottfrieds ist nach Müller der 25. Dezember 1238.

Nachfolger war nach wikipedia Abt Philipp, der in der Äbteliste nicht aufgeführt ist, aber  posthum in einer Urkunde von Abt Bruno erwähnt ist.

Die Biographia Cisterciensis führt nach Abt Gottfried Abt Bruno-1250.

Am 25. August 1245 forderte Papst Innozenz IV. (1243-1254) die Erzbischöfe von Köln Konrad I., von Hochstaden (1238 –1261) und Trier Balduin auf, die Mönche von Altenberg und ihre Besitzungen zu schützen. (Müller S.17)

Auch im Jahr 1245, am 30. November 1245 bestätigte König Konrad IV. (1237-1254)Abt Bruno und dem Konvent von Altenberg die früheren Zollprivilegien. Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4502

Die Äbtelisten von wikipedia und der Biographia Cisterciensis weichen nun voneinander ab.

Bei wikipedia folgt auf Bruno ein Abt  Everhard ? (1242–1250 (?), der urkundlich nicht nachzuweisen ist und dessen Existenz bezweifelt wird.

Müller führt Abt Eberhard auch auf (S.18) In der Biographia erscheint Eberhard gar nicht.

Von 1250-1264 regierte Abt Giselher. Er war vorher Cellerar in Kloster Hardehausen. In seine Regierungszeit fällt die Grundsteinlegung vom Altenberger Dom.

Am 21 November 1252 bestätigte König Wilhelm von Holland (1248-1254 römisch deutscher Gegenkönig und von 154-1256 König) die Privilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 18)

Am 3. Mai 1259 (oder 1255) legten  Graf Adolf IV. von Berg  (1220-1259) und Sein Bruder  Walram von Limburg (1247-1279) den Grundstein zum Dom  in Anwesenheit

des Kölner Erzbischofs Konrad I., von Hochstaden (1238 –1261 ). Dieser legte auch den Grundstein zum Kölner Dom am 15. August 1248.

Ende des 12. Jahrhunderts zählte die Abtei  107  Priestermönche und 138 Laienbrüder.

Zwar war 1149 die erste Kirche gebaut worden. Aber eine größere Kirche war wohl erforderlich geworden.

1287 wurde der Chor geweiht. es dauerte allerdings bis 1347, bis die Gesamtweihe stattfinden konnte.

Auch Richard von Cornwall hatte sich nach dem Tod Wilhelms von Holland1258  zum deutschen König wählen lassen. Er konnte sich aber nicht durchsetzen.

Nach einem zweiten Zug nach Deutschland 1260 kehrte er wieder nach England zurück.

Am 8. Januar 1260 bestätigte er die Zollprivilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 20)

Nachfolger von Abt Giselher wurde Abt  Dietrich (1265–1276) Sein Todesdatum ist nicht bekannt. Möglicherweise hatte er resigniert.

Er versuchte vor allem, die im Bau befindliche Klosterkirche zu vollenden.

Er erwirkte am 21. November 1267 vom Kölner Domkapitel eine Aufforderung an alle Klostervorstände  und Pfarrgeistliche der Erzdiözese eine Aufforderung zum Einsammeln von Geld für die Altenberger Kirche (Müller S.21)

Kloster Altenberg betrieb auch eine Rheinfähre bei Mülheim . Das belegt eine Urkunde vom Dezember 1268, die Graf Adolf V. von Berg (1262-1296) ausstellte und in der er die Fähre von allen Lasten und Steuern befreite.

In dieser Zeit erhielt das Kloster auch eine Zollfreiheit bestätigt. Graf Eberhard I. von Katzenellbogen (+ 1311) verlieh der Abtei die Rheinzollfreiheit für alle Güter, die die Abtei beim Schloss Rheinfels flussauf-oder abwärts transportierte, (Müller S. 22)

Schon kurz nach seiner Wahl nahm  König Rudolf von Habsburg (1273-1291)am 2. November 1273 in Köln  die Abtei Altenberg in seinen Schutz, bestätigte alle von Kaiser Friedrich und dessen Vorgängern gemachte Verleihungen  und

gewährte ihr Zollfreiheit zu Boppard, Kaiserswerth und sonst auf dem Rhein. Rudolf – RI VI,1 n. 27

Auf Abt Dietrich folgte Abt Otto von Höningen (1276–1280) Vor seiner Wahl war er Prior und Cellerar.

Am 9. April 1277 genehmigte der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275 –1297 )die Umwandlung von Kloster Mechtern im heutigen Köln-Ehrenfeld in ein Zisterzienserinnenkloster.

Das Kloster  wurde wegen “Zuchtlosigkeit und Verschwendung“  aufgelöst und in ein Zisterienserinnenkloster  umgewandelt. Die geistliche Leitung wurde dem jeweiligen Abt von Kloster Altenberg übertragen.

Am  April 1277 zogen dreizehn Zisterzienserinnen und eine Äbtissin aus  Kloster Benden, das eine unmittelbare Tochter von Kloster Altenberg war und 1266 Kloster Altenberg inkorporiert wurde.

In Altenberg regierte zu dieser Zeit Abt Otto.Abt Otto verstarb 1280.

Sein Nachfolger wurde Abt Marsilius (1280–1289 )

Am  1. März 1280 bestätigte Papst Nikolaus III. (1277-1280) die Privilegien der Abtei und nahm Altenberg unter seinen besonderen Schutz. (Müller S. 24.f. Müller schreibt zwar Nikolaus IV,, dieser regierte aber von1288 1291

Ich unterstelle einfach einen Schreibfehler, denn Nikolauss III. regierte bis 1280)

Unter Abt Marsilius  wurde der Chorbau der neuen Kirche vollendet und 1287 durch Bischof Hermann von Samland (1275-1276) geweiht.

Abt Masilius soll 1289 gestorben sein.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich (de Libra?) (1289–1302)

Am 23. August 1292 bestätigte König Adolf von Nassau (1292-1298) Abt und Konvent von Kloster Altenberg die Urkunde König Rudolfs vom 2. November 1273 und bestätigte damit die Privilegien Altenbergs sowie die Zollfreiheit auf dem Rhein.

Adolf – RI VI,2 n. 66
Der Bau der Kirche war ja noch nicht beendet. Das Kloster erhielt aber viele Ablassverleihungen und Ablässe waren ja immer mit Spenden verbunden, eine gute Einnahmequelle also.

Am 13. Mai 1281 erließen die Bischöfe von Minden Wittekind II. (1369 –1383 ), Münster Everhard von Diest (1275-1301) und Hildesheim Siegfried II. von Querfurt (1279 –1310 ) Ablassbriefe für diejenigen, die die Kirche besuchten und ein Almosen zur Vollendung der Kirche hinterließen.

Auch Bischof Heinrich von Samland hatte bei der ‘Weihe Ablassbriefe ausgestellt.

Abt Heinrich erlangte in Rom Ablassverleihungen von 45 Bischöfen  zum Bau der Kirche.

Am 26. August 1298 bestätigte König Albrecht I. (1298-1308) die Privilegien von Kloster Altenberg. (Müller S. 27)

Abt Heinrich soll am 27. August 1303 gestorben sein.

Auf ihn folgte Abt Jakob I. (1303–1312 ). Er versuchte, wie alle seine Vorgänger, die  Verhältnisse der Abtei zu verbessern. Von Graf Wilhelm I von Berg  und seiner Gemahlin Irmgard von Kleve (+ 1319) erreichte er die Befreiung von der Herbstbede. Das war eine Steuer, die im

Herbstmonat an den Grundherrn zu entrichten war. (Müller S. 28)

Am 31. Dezember 1309 bestätigte König Heinrich VII. (1308-1313, ab Juli1312 Kaiser) die Urkunde König Adolfs von Nassau, die wiederum eine Bestätigung der Urkunde König Rudolfs vom 2. November 1273 war.

Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 359

Am 9. August befreite der Kölner Erzbischof Heinrich II., von Virneburg (1304 –1332  )die Abtei von allen Zöllen in Bonn und Andernach für alle Materialien um Bau des  Kloster. (Müller S. 28)

Abt Jakob verstarb 1312.

Auf ihn folgte Abt Johannes, der aber nur zwei Jahre regierte und möglicherweise vorzeitig resignierte.

Sein Nachfolger Abt Dietrich regierte von 1314.1320.

Graf Adolf VI. von Berg (1308-1348) wiederholte am 7.November 1316 die Befreiung von der Herbstbede durch seinen Vorgänger Graf Wilhelm. )Müller S. 29)

In der Regierungszeit des Grafen Adolf gab es viele Überschwemmungen, Missernten und auch Pestepidemien.

Außerdem litt die Bevölkerung und auch das Land  durch die Auseinandersetzungen zwischen dem Habsburger Friedrich dem Schönen (1314-1322) und dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern (1314-1341)

nach der Doppelwahl im Jahre 1314. Die Auseinandersetzungen wurden erst nach der Schlacht bei Mühldorf von 1322 beendet, in der Ludwig besiegte und Friedrich gefangennahm. Graf Adolf war ein

Parteigänger Ludwigs.

Nach Müller soll Abt Dietrich 1328 gestorben sein.

Sein Nachfolger Abt  Reinhard (von Höningen?) (1320–1330 ) regierte aber wohl schon seit 1320.

Am 23. Mai 1324 war ein heftiges Unwetter, in dessen Folge das Dhünntal überschwemmt wurde. Auch die Kirche und das Kloster standen unter Wasser. Zehn Klosterinsassen kamen ums Leben.

Abt Reinhard verstarb am  30. April 1325.

Sein Nachfolger wurde Abt Philipp vom Spiegel (1330–1335 )An Palmsonntag 1326 wurde der Dreikönigsaltar in Kloster Altenberg sowie zwei Glocken geweiht.

Die Weihe vollzog Kuno., Bischof von Megara. Er 1324 Weihbischof von Hildesheim, 1326 von Köln, 1329 wieder in Hildesheim und 1337 in Lüttich.

Am 6. Juni 1339 widmete er Kloster Altenberg. Seinen Lebensabend verbrachte er dort und verstarb  in Altenberg, wo er auch bestattet ist.

1334 erwarb Abt Philipp zwei Häuser in Köln in der Goldgasse. Da Altenberg in unmittelbarer Nähe in der Johannisstraße Besitztum hatte, wurde dieser zusammengelegt.

(Müller S. 30, wikipedia schreibt den Erwerb allerdings Abt Johann von Schrenberg zu)

So entstand der Altenberger Hof in Köln.

Schon 1268 hatte Kloster Altenberg das Recht erhalten, zwischen Mülheim und der kurkölnischen Uferseite eine Fährverbindung zu betreiben.

Graf Adolf von Berg V. befreite die Fähre im Dezember 1268 von allen Lasten und Steuern (Müller S.22)

Die Mönche konnten mit der Fähre ihren Hof in Köln einfacher erreichen und das Kloster hatte eine zusätzliche Einnahmequelle.

Der Altenberger Hof wurde als Handelsniederlassung und Organisationsmittelpunkt der wichtigste Stadthof für Kloster Altenberg.

Bis zum 15. Jahrhundert diente er auch dem Hause Berg als Residenz und Verhandlungsort.

Der Hof hatte  im Laufe der Zeit hochherrschaftliches Format.

So fand hier die Eheschließung von Herzog Wilhelm III. von Berg (1475-1511) und seiner zweiten Gemahlin Sybille von Brandenburg (+ 1524) statt.Die Trauung vollzog Abt

Arnold von Monnickendam (1467–1490 )

Altenberg besaß Häuser in 17 Städten.Stadthöfe hatte es neben dem größten in Köln, in Bonn, Poppelsdorf, Koblenz, Boppart, Kaiserswerth und Neuss

1210 betrieb es 12 Grangien in Lützelfeld,Bacharach, Rhens, Horchheim, Sürth, Forsterhof, Bochheim, Schönrath, Isenkroidt, Widdauen, Brück
und Mickel. Diese hatten eine durchschnittliche Größe von 150 Hektar, was für damalige Verhältnisse außerordentlich groß war.

Die Grangien in Bacharach, Rhens, Horchheim waren Weingüter.

Abt Philipp verstarb im Frühjahr 1339.

Abt Hermann von Horchheim (1338–1346)wird von wikipedia und Müller geführt.

Am 25. September 1345 befreite Graf Eberhard IV. von Katzenellenbogen (+1354) die Abtei Altenberg vom Zoll zu Boppard. Die Mönche schlossen ihn dafür in ihr Gebet ein.

Graf Adolf VI. von Berg (1308-1348) die Abgaben für die Fischerei im Rhein.

Abt Hermann verstarb am 13. Dezember 1346.

Auf ihn folgte Abt Ludwig (von Esch?) (1346–1362) und dann

Abt  Pilgrim von Syberg (1362–1367) . Er stammte aus der Kölner Patrizierfamilie von Syberg.

Er kaufte 1363 den Solinger Fronhof. Dazu gehörten das Haupthaus, eine Backstube, eine Scheune, ein Schuppen und ein Malzhaus sowie insgesamt 61 Morgen Land.

Der Fronhof gilt als früheste Form eines örtlichen Verwaltungs- und Machtzentrums in der Stadt Solingen.

Am 10. August 1349 bestätigte Karl IV. (1346-1355 König dann Kaiser.1378) der Abtei die Zollfreiheiten auf dem Rhein bei Boppard und Kaiserswerth. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 1355]

1342 erwarb die Abtei ein Haus in Neuss.

Am 3. Januar 1354 bestätigte der Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau (1346-1353 (1346–1353 )  die Befreiung der Abtei von Zöllen in seinem Gebiet und am 19. Juli 1354 befreite der Trierer Erzbischof

Boemund II. von Saarbrücken (1354 bis 1362) die Weine von Altenberg von Zöllen in Boppard und Koblenz. 1364 verstarb in Kloster Altenberg Daniel von Wichtrich.. Er wurde  1342 von Papst Benedikt XII (1334-1342) zum Bischof von Verden ernannt-

Er wurde in Kloster Altenberg bestattet.

Auf Abt  Pilgrim  folgte Abt Wilhelm (1366–1370 ) Er ist urkundlich nicht nachzuweisen.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann von Schalverenberg (1370–1380). Er erwarb drei Höfe in der Nähe von Altenberg.

In seiner Regierungszeit hielt sich Bischof Wikbold von Kulm im Altenberger Hof in Köln auf. Von 1363-1381 war er Bischof von Kulm.

1375 wurde er von dem kulmischen Ritter Hans von Kruschin in Kulmsee überfallen und nach Dobrin entführt. Vermutlich deshalb

die Verwaltung seiner Diözese dem Domkapitel und begab sich nach Köln.  Er hielt sich im Altenberger Hof auf. Durch seine Stiftungen ermöglichte er die Fertigstellung des Altenberger Domes.

Er stiftete 4070 Rheinische Dukaten, das sind etwa 1.337.350,00 €.  Im Auftrag des Kölner Erzbischofs Friedrich III., von Saarwerden (1370 –1414 ) weihte er den Altenberger Dom.

Bischof Wikbold verstarb am 21. Juli 1398 oder 1400 und wurde im Altenberger Dom beigesetzt.

Nachfolger von Abt Johannes wurde Abt Andreas von Monheim (1380–1382 (?) Er  stammte aus Köln

Am 25. März 1381 bestätigte der Mainzer Erzbischof Adolf I. von Nassau (1381 –1390) die Zollprivilegien von Altenberg.

Unter Abt Andreas wurde auch das Westfenster des Domes vollendet das Bischof Wikbold mit 400 Rheinischen Gulden, das sind etwa 131.435,00 €,  finanziert hatte.

Nach Müller verstarb Abt Andreas am 5. Dezember 1382 (S. 37)

Auf ihn folgte Abt Johann von Hanenberg  (1382–1420) Er vertauschte  mehrfach Güter, die nicht so günstig lagen bzw. weiter entfernt gegen nahe der Abtei gelegene Güter.

Unter ihm wurde auch die päpstlich gebotene Gottestracht eingeführt. Das ist eine Prozession, ähnlich der Fronleichnamsprozession, in der das Allerheiligste unter einem Baldachin  getragen wird.

Unter ihm scheint es Probleme mit der Verwaltung der Klostergüter gegeben zu haben. Papst Innozenz VII. (1404-1406) beauftragte am 3. Dezember 1404 den Kölner Dompropst Johann von Straubing-Holland (1389 -1418? )

die Abtei Altenberg, die wegen Nichtzahlung von Schulden ins Interdikt geraten war, zu absolvieren und die Vermögensverhältnisse der Abtei zu ordnen.

Angeblich waren an den Schwierigkeiten ständige Fehden und auch die hohen Steuern, die  der junge Herzog Adolf von Berg (1408-1437) in der Auseinandersetzung mit seinem Vater Wilhelm von Berg (1380-1408) von der Abtei erhob.

1407 verpfändete sie einen teil ihres Hofes in Köln an Herzog Adolf.

Abt Johann verstarb 1420. Dass das Kloster sich wieder hocharbeiten konnte, hatte es vor allem seinem Bursar und späteren Abt  Johannes Rente (1430–1440) zu verdanken.

Er zeichnete sich durch kluge Wirtschaftsführung aus, setzte aber auch  sein erhebliches Privatvermögen für die Belange der Abtei ein.

Er soll 8000 Gulden , das sind immerhin etwa 2.649.072,00 €.  aufgewendet haben.

Auf Abt Johann folgte folgte Abt Heinrich von (Kaisers-)Wert (1420–1430 ). Abt Johann verstarb im Jahre 1420.

Abt Heinrich verstarb am 24. August 1430. (Müller S.42)

Als Abt folgte nun Johannes Rente. Die Äbtechronik lobt ihn wegen seiner „Vorsorge und ausgezeichnete Erfahrung im Bereich der weltlichen Güter“.

Er ließ eine Steinbrücke über die Dhünn und einen Schutzdeich bauen.

Er ließ die Friedhofsmauer bis zur Kalkpforte errichten.

Im Brauhaus ließ er eine Bierpfanne anlegen.

Die Kirche stattete er mit einer Orgel aus und ließ dort eine Uhr anbringen.

Abt Johannes war der letzte der Äbte, denen noch eine Erweiterung des klösterlichen Grundbesitzes in größerem Umfang gelang.

1432 kaufte er Güter in Mauenheim, heute der kleinste Stadtteil von Köln im Kölner Stadtbezirk Nippes.

1433 kaufte er das Gut Kalenberg in Mechenich im Kreis Euskirchen.

Am 10.August 1434  bestätigte der Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach (1434 –1459)  die Zollbefreiung Altenbergs in seinem Gebiet.

1437 erwarb er die Herrlichkeit Riehl, heute ein Stadtteil von Köln.  Die Altenberger Äbte nannten sich nun Herren von Riehl.

Diese Bezeichnung nahmen sie auch in ihr Siegel auf,

Abt Johannes Rente resignierte 1440.

Auch als Altabt war er noch gelegentlich für das Kloster tätig.

Er verstarb am 5. Januar 1447.

Nachfolger von Abt Johannes wurde  Johann von Küdinghoven (1440–1462 )Urkundlich ist er nur vom 02 Mai 1440 bis 7. September 1458 bezeugt.

Er war sehr gelehrt. Seine sorge galt der Bibliothek. Er schickte 5 Altenberger Mönche an die Universität Heidelberg.

Er ließ das bronzene Evangelienpult gießen. Dieses zählt zu wertvollsten Kunstschätzen der Klosterkirche.

Zu mindestens während seiner letzten Abtsjahre  leitete der Bursar Wilhelm von Körrenzig für Abt Johannes die Geschäfte der Abtei

Unter seiner Wirtschaftsführung geriet Altenberg in große Schwierigkeiten.

!458 legte er aber ein sehr sorgfältiges Heberegister der Abteigüter an.

Auf Abt Johann von Küdinghofen folgte Abt Johannes Schlebusch (1462–1467 )

Er studierte in Heidelberg.. Sein Lehrer dort war Dr. theol Arnold von Monnickendam, sein Nachfolger in Altenberg.

Die  Wahl von Abt Johannes erfolgte unter dem Vorsitz von Vaterabt Thomas de Luxembourg (1462–1466 ) von Kloster Morimond.

Sie wurde erst 1463 urkundlich bestätigt, dem neuen Brauch zufolge vom Generalkapitel.

Gemeinsam mit seinem Prior Peter de Haga beteiligte er sich am vom Generalkapitel ausdrücklich verbotenen Reliquienhandel nach den Niederlanden.

1466 brachte er solche seines eigenen Klosters in die Abtei Egmond, dem ältesten Kloster der Niederlande.

Abt Johannes stand völlig unter dem Einfluss seines Bursars Wilhelm von Körrenzig.Sein Heidelberger Lehrer, jetzt Abt von Kloster Lehnin  (etwa t1456-1467)

machte ihm deshalb schwerste Vorwürfe.

Wegen seiner Wirtschaftsführung leitete Vaterabt Guillaume II. de Mège(1466–1471 ) 1467 ein Amtsenthebungsverfahren gegen Johannes ein. Das geschah sicher nicht ohne Zutun

des Herzogs von Jülich-Berg  Gerhard (1437-1475). Abt Guillaume zog auch die Äbte von Kloster Kamp  Heinrich IV. (1452–1483), von Kloster Marienfeld Arnold von Bevern (1452–1483) und von Kloster Eberbach

Abt Richwin, von Lorch (1456-1471). Abt Johannes wurde abgesetzt. Er prozessierte zwei Jahre dagegen, aber erfolglos. Er erhielt eine Jahrespension von 50 Gulden, das sind etwa 16.597,00 €.

Er wurde Beichtvater im Kloster Fröndenberg, dessen Äbtissin ihm vom gemeinsamen Reliquienhandel verbunden war.

Auch Bursar Wilhelm verlor seine Stellung.Um 1470 erscheint er als Domherr zu Werden (Kaiserswerth. Er war wohl aus dem Zisterzienserorden ausgetreten.

Zur Reform der gesunkenen Klosterzucht wurden zwei Mönche aus Kamp für einige Zeit nach Altenberg geschickt.

Nachfolger von Abt Johannes Schlebusch wurde Abt Arnold von Monnickendam (1467–1490)

Er ist nicht vor 1401 geboren.

Er trat in das Kloster Neuenkamp in der heutigen Stadt Franzburg in Mecklenburg-Vorpommern ein und legte dort auch seine Profess ab.

1434 wurde er in Rostock immatrikuliert  Dort wurde er Baccalaureus an der Artistenfakultät.

Zwei Jahre später ging er an die Universität Köln und machte dort seinen Magister. Später als Angehöriger der Abtei Heisterbach machte er in Köln den Dr. theol.

1454 kam er als Professor der Theologie an das Ordensseminar St. Jakob in Heidelberg. Er war auch als Dozent an der Universität Heidelberg tätig.

Er geriet in den Streit zwischen den damals Heidelberg beherrschenden Nominalisten und den Realisten. Die Universitätsversammlung wollte ihn sogar von allen Handlungen

als Mitglied des Lehrkörpers suspendieren und nur der Vermittlung hochgestellter Persönlichkeiten verdankte er die Rehabitilierung.

1454 beauftragt ihn das Zentralkomitee zusammen mit dem Äbten von Kloster Himmerod Peter II. Hund (1449–1468 ) und Kloster Heisterbach Dietrich III. (1448–1457 ) mit

der Vorbereitung eines Ordenskolleg an der Universität Köln. Dies kam aber nicht zustande.

1456 wurde er Abt in Kloster Lehnin und war das bis 1467. Wegen seiner Wirtschaftsführung geriet er in Streit mit seinem Konvent und führte diesen so leidenschaftlich, dass sich auch die Äbte

der benachbarten Klöster Zinna , Chorin und Himmelspforte Moritz II. (1452 –1468), Tobias (1454-1464) (Äbte von Himmelspforte habe ich online nicht gefunden)

Auch Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg (1440-1470) schaltete sich ein und wandte sich an die Äbte von Heilsbronn Ulrich Kötzler (1433–1462 ) und Ebrach Burkard II. Scheel (1455–1474) als Kommissare für Deutschland.

Das Generalkapitel gab daraufhin den Äbten von Altzelle Anton Schröter(1448-1471) und Walkenried

den Auftrag, die Angelegenheit, zu untersuchen und zu entscheiden.Abt Arnold verließ Kloster Lehnin, vielleicht weil seine Lage dort unhaltbar geworden war, vielleicht auch weil  Gräfin Sophia von Jülich-Berg (1456-1473),

die für ihren erkrankten Gemahl Herzog Gerhard VIII. von Jülich-Berg , der um 1456 in geistige Umnachtung fiel, die Regierungsgeschäfte für ihren erstgeborenen Sohn Wilhelm VIII. (+1511) führte, in Erwägung für den Abtstuhl von Altenberg

zu ziehen. Er war ihr von ihrer Schwägerin Dorothea, einer Schwägerin des Kurfürsten Friedrich II von Brandenburg, empfohlen worden.

Er wurde am  6. August 1467 unter Vorsitz des Vaterabtes Guillaume zum Abt von Altenberg gewählt.

EAs dauerte allerdings bis 1479, bis er vom Generalkapitel bestätigt wurde, da sein abgesetzter Vorgänger Abt Johannes gegen seine Absetzung gerichtlich vorgegangen war.

Anders als in Lehnin fand  er in Altenberg gleich Gehorsam. Seine Maßnahmen kamen dem aber auch entgegen.

Er baute das Winterrefektorium aus, das beheizbar war.

Unter ihm hörte die Selbstbewirtschaftung der Klosterhöfe auf. Die Mönche sollten sich jetzt verstärkt um die Wissenschaft kümmern. Deshalb wurde auch die Bibliothek ausgebaut.

Im Orden schätzte man seine Aktivität und seien Gelehrsamkeit sehr schnell. Schon 1471 erhielt er als principalis executor den Auftrag,die in Köln sich ohne Erlaubnis ihrer Oberen herumtreibende Mönche,

nötigenfalls unter Zuhilfenahme der weltlichen Obrigkeit festzunehmen und in ihre Klöster zurückzuschaffen.

Von 1473 bis 1475war er als Vertreter der deutschen Zisterzienserklöster in Rom bei Papst Sixtus IV. (1471-1484) wo die Ordensgesandtschaft über die Aufrechterhaltung der Ordensfreiheiten verhandelte.

Seine Abhandlung über das Unwesen der Kommende, die auch im Druck erschienen ist, überreichte er dem Papst persönlich.

Über viele Jahre hinweg war er Kommissar des Ordens für ganz Deutschland und visitierte viele Klöster.

Am 31. Mai 1478 visitierte er Kloster Kamp. Dabei untersagte er jegliche Veräußerung von Reliquien.+1524)

Ein sehr gutes Verhältnis hatte zum herzoglichen Hof in Düsseldorf. Er nahm die  Trauung von  Wilhelm  III. von Jülich-Berg (1475-1511) mit Sybilla von Brandenburg (+ 1524), der Nichte seines früheren Landesherren Kurfürst Friedrich II. vor

Die Hochzeit fand in Köln statt. Es war ein großes gesellschaftliches Ereignis. Geladen waren zahlreiche Erzbischöfe, Bischöfe und Prälaten, der Erzherzog von Österreich, der Herzog von Burgund, der Kurfürst von Brandenburg, der Markgraf von Baden, mehr als 50 Grafen und zahllose Edelleute.

Er baute das Sakramentenhäuschen an der linken Seite des Hochaltars. Außerdem ließ er das Refektorium erbauen.

Er verstarb am 7. März 1490 und wurde als erster Abt im Altenberger Dom beigesetzt.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus Frinck  (1490–1496) Er wurde unter Vorsitz des Abtes Heinrich V. (1483–1499) von Kloster Kamp gewählt.

Vor seiner Wahl war er Bursar. Unter seiner Wirtschaftsführung ging die finanzielle Gesundung des Klosters weiter. Das zeigt sich auch, dass er in seiner kurzen Regierungszeit  eine beachtliche

Bautätigkeit zeigte.Er baute ein neues Krankenhaus neben dem Dormitorium mit Badestube für Kranke.

Am 31 August bestätigte Landgraf Wilhelm I. von Hessen (1471-1493 die Zollfreiheit der Abtei bei Boppard und St. Goar.

Der hessische Landgraf bat ihn auch im Altenberger Tochterkloster Hayna , die Reform durchzuführen.

Abt und Konvent beschwerten sich bei Papst Alexander VI. (1492-1503), dass die Stadt Köln ihren Hof in Riehl zerstört und dort alle ihre vernichtet hätte. Der Papst beauftragte die Dekane der Domkirche

und der Marienkirche in Utrecht, sowie den Dekan der Florinskirche in Koblenz für de Wiedererstattung zu sorgen.

Abt Frinck verstarb im Jahr 1496.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Rouffer (1496–1517)

Er trat sein Amt 1496 an. Über seine Wahl ist nichts bekannt.

1472 war er Kaplan des Abtes Arnold.

1480 war er Verwalter auf dem Petersackerhof

Später war er Siechenmeister im Kloster und später Pfarrer in Solingen und zwar der erste aus dem Zisterzienserorden.

Von den Mainzer Erzbischöfen bekam er 1506 und 1509 die Zollfreiheit Altenbergs bestätigt.

Wegen seines Reformeifers war er bei Herzog Wilhelm von Jülich-Berg sehr gut angeschrieben. Was für das Kloster wichtig war, er fasste alle von ihm und seinen Vorgängern verliehenen Vergünstigungen

in einem Sammelprivileg zusammen und bestätigte sie erneut. (Müller s. 47, hier sind die Privilegien auch im einzelnen aufgelistet)

Das geschah am 4. Mai 1511. Der Herzog verstarb am 6. September 1511.

Herzogin Sybilla übergab der Abteinach dem Tod Herzog Wilhelms 1100 Mark, das sind ungefähr 803.435,00 €., für eine tägliche Seelenmesse.

Abt Heinrichs wichtigste Leistung war die Schuldentilgung.

Er vollendete den Umbau des Kreuzgangs, schmückte die Kirche aus und sorgte für eine angemessene Aufbewahrung der Reliquien des Klosters.

1514 ernannte ihn Generalabt Jacques III. (1501-1516) von Citeaux zum Generalkommissar des Ordens für Niederdeutschland.
Abt  Heinrich verstarb am 26. August 1517.

Auf ihn folgte Abt Gerhard von Nuwenburg  (1517–1524)

Er wurde 1517 unter Vorsitz des Abtes von Kloster Kamp Johannes IV Middels (1504–1524)zum neuen Altenburger Abt gewählt.

Seine Kandidatur war von Herzog Johann von Jülich-Kleve-Berg (1511-1539) empfohlen worden.

1493 war er Prior in Haina

Gerhard wurde 1497 an der theologischen Fakultät der Universitäöt Köln immatrikuliert.Dort schloss er mit dem Doktor theol. ab.

Sei 1501 war er Prior in Altenberg und dort seit 1512 Bursar

Am15. September 1520 ernannte ihn Generalabt Guillaume V. du Boissey (1517-1521

zum Generalkommissar des Orden für Niederdeutschland.

1521 wurde er Dekan seiner Fakultät

Abt Gebhard starb am 2.April 1524

Martin Luther hat mit seinem Thesenanschlag 1517 die Reformation ausgelöst.

Kloster Altenberg blieb katholisch und wurde ein Stützte des alten Glaubens

Allerdings wurden drei Tochterklöster protestantisch.

In Hessen setzte Landgraf Philipp (15181567) begann 1526 mit der Einführung der

Reformation in Hessen. 1533 löste er die Abtei auf. Er stiftete dort eines der vier Hohen

Hospitäler für die arme Landbevölkerung. Haina war eines der beiden Männerhospitäler

Das Tochterkloster Zinna, das 1170 gegründet worden war, lag nur etwa 45 Kilometer von Wittenberg entfernt. Durch die Nähe zu Wittenberg  wirkte sich die Reformation natürlich sehr früh auf Kloster

Zinna aus. Die vorletzten beiden Äbte Heinrich Greve  (1539 –1540 ) und Mattheus Kagel (1540 –1548 ) wurden wegen ihrer Nähe zur Lutherschen Lehre abgesetzt.

Mit dem letzten Abt Valerian (1548 –1553 ) endete das mönchische Leben in Zinna. Die Besitzungen des Klosters fielen als  Amt Rüdersdorf an das Kurfürstentum Brandenburg.

Das Kloster Mariental, das 1138 bei Helmstedt gegründet worden war, beendete seine zisterziensische Klostergeschichte 1569. Schon  seit 1542 war dort bis 1773

eine evangelische Klosterschule und ein Lehrerseminar. Beides wurde 1775 nach Helmstedt verlegt.

Probleme hatte Altenberg auch in Solingen. Dort hatte das Kloster die Seelsorge inne.

1560 gestattete Herzog  Wilhelm V.(1539–1592)in der Solinger Pfarrkirche das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu reichen Abt Wilhelm Stoploch protestierte zwar dagegen. Aber Solingen war evangelisch geworden.

Nachfolger von Abt Gebhard wurde Abt Andreas Boelgen (1524-1536)

Seine Wahl fand vor dem 23. April 1534 statt. Vor seiner Wahl war er Bursar und Hofmeister des Petersackerhofes. Dann war er 27 Jahre lang Pfarrer in Solingen.

1529 führte er den Vorsitz  bei der Wahl des Abtes Johannes V. (1529–1563) in Kloster Kamp. Im selben Jahr ernannte ihn Generalabt Guillaume VI. Le Fauconnier (1521-1540) zum Generalvikar.

Von Abt Andreas stammt auch die zweite Fassung des   Altenberger Reliquienverzeichnis.

Er war ein großer Marienverehrer.Er ließ die baufällige Marienkapelle weitgehend aus eigen Mittel restaurieren. Er stiftete den Marienleuchter im Chor, die Madonna von Altenberg.

Er verstarb am 4. April 1536.

Auf ihn folgte Abt Matthias Gleen  (1536–1538).

Er wurde bei seiner Wahl von den anwesenden Äbten gezwungen die Wahl anzunehmen. Vor seiner Wahl war er Cellerar. Er regierte nur kurz und verstarb am 11. Juni 1538.

Sein Nachfolger wurde Abt Wilhelm Stoploch von Hittorf (1538–1560 )

Seine Wahl fand am 18.Juni 1538 statt.Er wurde als erster und nach ihm alle Äbte nur noch vom Vaterabt und nicht mehr vom Generalkapitel bestätigt.

Vor seiner Wahl war er Hofverwalter in Horchheim,dann Küchenmeister und zuletzt Prior.

Er sorgte sich um die wissenschaftliche Hebung seines Konventes. So schickte er vier Mönche zum Studium nach Köln.

Er war ein umsichtiger Verwalter.

1543 griff Kaiser Karl V. die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg  im Dritten Geldrischen Erbfolgekrieg an. Ein Hintergrund war das Interesse aus den Niederlanden am Herzogtum Geldern das durch Erbe an Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg gefallen war.

Eine Heeresabteilung des Kaisers lag im Kloster Altenberg im Quartier und nahm beim Abzug 20 Pferde,mehrere Rinder und Schafe und raubte eine Menge Wein und Früchte.

Die folgenden Jahre waren Hungerjahre und das Land wurde von Räuberbanden überschwemmt. Die Mönche mussten sich bewaffnen und gegen die Räuber vorgehen

1548 erhielt er gemeinsam mit dem Abt von Kamp Johannes V. den Auftrag  durch Verhandlungen mit Kaiser Karl V. (1520-1555),  bestimmte Klöster des Ordens den Lutheranern wieder zu entreißen.

1551 wurde er zum Subkonservator des Ordens bestellt.

Er war bemüht, die alte Ordnung wieder herzustellen, wie er auch in Solingen (s.o.) bewies.

Er verstarb am 1. Juni 1560.

Auf ihn folgte Abt Winand Dutzmann (1560–1568)

Er stammte aus  Rommerskirchen, Kreis Grevenbroich.

Er trat in das Kloster Haina ein und legte dort seine Profess ab.Nach der Aufhebung Hainas wurde er 1538 in Altenberg übernommen und war hier Kantor.

1542 wurde er als Priestermönch an der Universität Köln immatrikuliert.

1558/59 war er Präfekt und Pastor im Nonnenkloster Hoven, Ortsteil von Zülpich.

1565 bestellte ihn das Generalkapitel zum Syndikus für alle Prozesse ihn Germanien. Außerdem wurde er zusammen mit dem Abt von Himmerod Johann von Briedei(1558–1571 ) mit der Visitation der Klöster  im Rheingebiet.

Einen Konflikt mit seinem Konvent wegen der Rechnungslegung entschied das Generalkapitel 1567 zu seinen Gunsten.

Er gehörte zu den besonders ausgewählten Vertretern der Geistlichkeit, mit den Herzog Wilhelm am 26. Oktober 1566 über seine Steuerforderungen verhandeln wollte.

Abt Winand starb Anfang 1568.

Auf ihn folgte Abt Gottfried (Schnavel) von Sundorf (1568–1581 )

Seine Eltern waren die Kölner Eheleute Jürgen Schnavel und Agnes zum Falken.

Er war bereits 1553 im Konvent.

Vor seiner Wahl war er Beichtvater im Nonnenkloster Kentorp in Hamm.

Wahrscheinlich war er als Abt von Herzog Wilhelm V. empfohlen worden, bei dem er auch später in hohem Ansehen stand. Viele Adlige, die beim Herzog in Ungnade gefallen waren, baten den Abt um seine Vermittlung.

Seine Wahl fand am 22. Februar 1568 statt. Er wurde ausnahmsweise von Generalabt Jérôme de la Souchière (1564– 1571 ) von Citeaux  am 17. Juli 1568 bestätigt, da dieser anlässlich einer Visitation in Altenberg war.

In zahlreichen Fällen erfreute er sich landesherrlicher Unterstützung.

1576 verbürgten sich 27 Herren aus den vier herzoglichen Ländern bei der Postulation des Münsteraner Bischofs Johann Wilhelm von Jülich-Kleve (1574 –1585) für die Einhaltung der Wahlkapitulation.

Abt Gottfrid erscheint an zweiter Stelle hinter dem Werdener Abt Heinrich Duden (1573–1601 )

In Koblenz stieß er den Altenberger Besitz und seine dortigen linksrheinischen  Güter aus nüchternen Erwägungen ab.

1577 wütete in Köln die Pest. Kloster Altenberg beherbergte in dieser Zeit den päpstlichen Nunius in Köln Bartolomeo Portia ( 1576 – 1578 ).  Dieser zeigte seien Dankbarkeit für die gewährte Gastfreundschaft.

Im August 1577 war Herzog Wilhelm samt seinem Hoflager zu Gast in Kloster Altenberg

Abt Gotfried verstarb am 8. Juli 1581.

Sein Nachfolger wurde Abt Peter Neuenar (Neuwenhar) (1581–1591 )

Er war der Sohn des vermögenden Weinhändlers Peter Neuenar, Sein Vater war im Kirchspiel St. Jakob Zugleich mit Hermann Weinsberg Kirchmeister .

Dieser war ein Kölner Ratsherr und Chronist, Dieser berichtet auch von der Wahl Peter Neuenars (Hans Moser, Die Zisterzienserabtei Altenberg, Berlin 1965, S. 168) Demnach hatte er seine Wahl hauptsächlich der Empfehlung des Herzogs zu verdanken,

denn nach Weinsberg hatte Peter Neuenar weniger Stimmen erhalten als sein Gegenkandidat Gerlach Kattenbach. Abt Peter wurde jung ins Kloster Altenberg gegeben. Er war dort 1577 Kaplan des Abts., danach Cellerar.

Nach seiner Wahl nahm er im Kloster selbstherrlich Veränderungen vor. Wegen seiner Strenge bei der Handhabung der Klosterzucht lebte er mit seinem Konvent in Unfrieden und hielt sich die meiste Zeit am

Altenberger Hof in Köln auf.

Auf die Bibliothek verwandte er viel Sorgfalt. Er soll dort den großen Christopherus sowie die hölzernen Apostel anfertigen lassen haben.

1585 erhielt er  von Generalabt Edmond I. de la Croix (1584–1604 ) zusammen mit dem Prior von  Bottenbroich Wilhelm Paggius (1561–1598,), #das hochverschuldete

Kloster Sion  in Köln –Altstadt-Süd zu sanieren.

1577 wurde in Köln Georg Truchsess von Waldburg –Trauchburg  zum Nachfolger  von Salentin von Isenburg .

Am 19, Dezember 1582 sagte er sich öffentlich von der katholischen Kirche los und trat zu reformierten Kirche über. Kurz danach heiratete er. Er wollte aber Erzbischof bleiben.

Das löste den Truchsessenkrieg (oder Kölner Krieg ) 1583-1588 aus, der auch Kloster Altenberg schwer traf.

Söldner des Pfalzgrafen Kasimir (1583-1592)plünderten im  Kloster. Sie griffen sich junge Mönche und gaben sie nur gegen hohes  Lösegeld frei.

Die Güter der Abtei wurden von Freund und Feind in gleicher Weise heimgesucht. Die Abtei  musste zur Beseitigung der Schäden Darlehen aufnehmen, die die Abtei noch lange Zeit belasteten.

Dort verstarb er am 23. April 1591.

Er starb wohl im Unfrieden, denn nach seinem Tod soll man  nicht ein mal ein Vaterunser  für ihn  auf der  Kanzel für ihn  beten lassen haben.

Sein Nachfolger ließ ihn aber mit großem Gepränge nach Altenberg überführen.

Er hinterließ dem Kloster Weinberge in Niederkassel. Er stiftete sein Jahresgedächtnis, das im Kloster abgehalten werden sollte.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus (von) Anstel (1591–1614).

Er bäuerlicher Herkunft und stammte aus dem Dorf Anstel im Kreis Grevenbroich.

1579 war er Subdiakon und dann Kaplan in Solingen und Küchenmeister.

!589 war er Pater in Kentrup

Vor seiner Wahl war er Prior.

Bei seiner Wahl am  8. Mai 1591 waren landesherrliche Kommissare anwesend.

Seine Bestätigung erfolgte am 30. Oktober 1581 durch den apostolischen Nuntius Ottavio Mirto Frangipani (1587-1596) in Köln.

Da die Gefahren auf der Landstraße eine Reise zum Generalkapitel nach Citeaux unmöglich machte, nahm der Nuntius die Bestätigung vor.

Er hatte immer noch mit den Belastungen aus dem Köllner Krieg zu kämpfen und war mehrfach  gezwungen, Darlehen aufzunehmen.

Gegenüber den Reformierten in Solingen war er sehr nachgiebig und machte ihnen in der Handhabung des Gottesdienstes erhebliche Zugeständnisse.

Zwei mal übertrug er auf Druck des Düsseldorfer Hofes die Solinger Pfarrkirche nichtkatholischen Predigern.

Um das Kloster vor räuberischen Rotten zu schützen ließ er sich 1599 von Herzog Johann Wilhelm  von Jülich-Berg (1592-1609) eine Salvaguardia, das ist ein Schutzbrief,

ausstellen. Aus Dankbarkeit stiftete er zu dessen zweiter Hochzeit am 20. Juni 1599 mit  Herzogin Antonie von Lothringen (1568-1610) ein Fuder, das sind etwa 890 Liter, Wein

vom Petersacker.

Als Herzog Johann Wilhelm am 25. März 1609 ohne männliche Nachkommen starb, kam es zum Erbfolgestreit.

Abt Bartholomäus versuchte zwischen den Parteien zu lavieren,konnte es aber keiner der beiden Parteien recht machen.

In Solingen brach sogar ein Aufstand gegen ihn aus. Das Generalkapitel erteilte ihm eine Rüge.

1613 schloss er einen Vergleich mit der Gemeinde, der für ihn aber eine Niederlage war.

Vom Vaterabt von Morimond und vom Generalabt von Citeaux erhielt er mehrfach Aufträge, die die Sanierung der Frauenklöster betrafen.

Besonders kümmerte er sich um Sion und  Als Verwalter war er umsichtig und ordnungsliebend.

In seiner Amtszeit erhielt das Kloster erhebliche Geldstiftungen.

Er ließ ein neues Siechenhaus bauen. Die baufällig gewordenen Zellen des Dormitoriums ließ er mit festem Mauerwerk wieder herstellen. Dazu steuerte er erhebliche Eigenmittel auf.

Mit seinem Konvent lebte er in gutem Einvernehmen.

Er verstarb am 26. April 1614.

Sein Nachfolger wurde Abt Peter Rodenkirchen (1614–1627 )

Er stammte aus Köln. 1598 war er Pfarrer in Solingen.

Von 1600-1614 war er Prior in Altenberg.

Am 3. Mai 1614 wurde er einstimmig zum Abt von Altenberg gewählt. Es war die letzte Wahl, bei der landesherrliche Kommissare anwesend waren.

Gerühmt wird seine Klugheit und auch seine Leutseligkeit. An seiner Gesellschaft fanden geistliche und weltliche Vornehme Gefallen. Er genoss sogar

“ bei Häretikern Verehrung” (Moser S.171). Er war sehr wohltätig und verteilte zwei mal in der Woche eigenhändig Almosen an Arme.

In kirchlicher H9insicht war er weit entschiedener als sein Vorgänger. Ein bisschen einfacher war es für ihn, denn der Landesherr  Wolfgang Wilhelm von Pfalz –Neuburg (1614-1653)

war 1613 zum Katholizismus übergetreten..

Er stellte sich aber auch gut mit Adam Graf von Schwarzenberg, dem Statthalter der brandenburgischen Herrschaft und damit der anderen Partei im Erbstreit.

Von ihm erwirkte er sich gleich zu Beginn seiner Regierungszeit einen Schutzbrief für ‘Kloster Altenberg.

1618 erteilte das Generalkapitel ihm und dem Abt von Heisterbach Johann Buschmann (1597–1628) den Auftrag, die wirtschaftlichen Verhältnisse von Kloster Kamp zu überprüfen und dem Kloster, falls nötig zu gestatten.

Güter zu veräußern.

Das nach dem Tod des Kamper Altabtes Gotfrids II Draek (1584–1612) Angebot Abt in Kamp zu werden, lehnte er hartnäckig ab.

1618 war der 30-jährige Krieg ausgebrochen. Das Kloster selbst blieb weitgehend verschont.

Einige Besitzungen hatten allerdings zu leiden. Auch wurden mehrere Mönche gefangen genommen.

Beeinträchtigungen erlitt das Kloster erst in der Regierungszeit des nächsten Abtes.

Abt Peter verstarb am 10. Juni 1627.

Auf ihn folgte Abt Melchior von Mondorf (1627–1643)

Er war ein Neffe seines Vorgängers.

Am 27. Oktober 1594 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Seine Profess legte er erst 1603 in Kloster Altenberg ab.

In Altenberg war er Lektor und Küchenmeister.

Dann war er Beichtvater bei den Nonnen in Kentrup und Hoven (hier elf Jahre lang. Dort stellte ihm die Äbtissin zum Abschied 1621 1in sehr lobendes Zeugnis aus.

Vor seiner Wahl war er dann Cellerar und Küchenmeister.

Am 12. Juli  1627 fand die Neuwahl des Abtes in größter Hast statt, um die Teilnahme eines landesherrlichen Kommissars zu vermeiden.

Am 12. Juli 1627 wurde er bestätigt und am 12. Oktober 1627  von  Antonio Albergati, der von 1610-1621 Apostolischer Nuntius in Köln war,geweiht.

1628 nahm er am Generalkapitel teil

1629 wurde die Abtei von einem holländischen Streifkorps geplündert.

Sie drohten das Kloster in Brand zu stecken, falls nicht 1170 Reichstaler, das sind etwa 1.305.231 €. bezahlt würden.

Abt Melchior hatte schon vorher die wertvollsten Sachen nach Köln bringen lassen.

Die Kriegsfolgen zeigten sich. Gutshöfe gingen in Flammen auf.

Um Geld zu beschaffen,musste das Kloster zahlreiche Häuser in Köln verkaufen. Darlehen mussten aufgenommen werden.

Aus Angst vor einem Überfall der Schweden fand ihm Jahre 1634  die Visitation des Klosters im Klosterhof in Köln stat.

1636 bestellte ihn der päpstliche Nuntius in Köln Martino Alfieri  (1634-1639) zum Visitator aller Zisterzienserklöster in Niederdeutschland.

1637 erhielt Abt Melchior von Papst Urban VIII. (1628-1644) für sich persönlich die Pontifikalien verliehen.

1638 übertrug ihm Abt  Claude Largentier vom Kloster Clairvaux seine Befugnisse über die Klöster seiner Filiationskette in Niederdeutschland.

1639  machte Abt Claude II. Briffault (1620–1662 ) von Kloster Morimond für die Klöster seiner Filiationskette dasselbe.

Da Abt Melchior bereits hinfällig war, beauftragten beide, Johannes Blanckenberg, der als Abt von Kloster Amelungsborn postuliert war,

Abt Melchior zu unterstützen.

1637 lebte auch Gaspar Jongelinus in Kloster Altenberg. Dort war er zu Studien. Durch das Restitutionsedikt von 1629 wurden einige Abteien wieder hergestellt. Gaspar war zunächst1640  Abt des restituierten Kloster Disibodenberg

und dann von Kloster Eußerthal unterhalb vom Trifels in Rheinland-Pfalz. Wichtig war er aber als Historiker des Zisterzienserordens. Er schrieb  das zehnbändige Werk

Notitiae abbatiarum Ordinis Cisterciensis per orbem universum, das 1640 in Köln verlegt wurde. In diesem Werk werden Ursprung und Entwicklung einiger Zisterzienserklöster dargestellt.

Abt Melchior starb am 20. April 1643 in Köln im Altenberger Hof angeblich im Alter von 93 Jahren.

Bei seinem Tod war die Klosterkasse leer, das Kloster vor allem  wegen der Kriegsfolgen mit Schulden belastet.

Nachfolger Abt Melchiors wurde Abt Johannes Blanckenberg (1643–1662)

Er ist 1605 in Köln als Sohn des  Dr.jur.Walram Blankenburg, der erster Schöffe am Kurfürstliches Hofgericht.

Johann trat in das Kloster Altenberg ein und legte dort 1628 seine Profess ab. Mit dem späteren Generalabt Jean XII. Petit (1670-1692’)

Sein Hauptstudienplatz aber war Köln. Dort promovierte er am 8. Februar 1639 zum Dr. theol..

1641 wurde er vom Orden zum Abt von Kloster Amelungsborn im Landkreis Holzminden postuliert und im gleichen Jahr geweiht.

Er erhielt auch persönlich die Pontifikalien. die dann seit 1648 als Kloster Haina dem Kloster Altenberg einverleibt wurde, den Altenberger Äbten grundsätzlich zustanden.

Schon 1642 vertrat er Abt Melchior in dessen Funktion als Generalvikar.

Nach dem Tod Abt Melchiors wurde Johannes am 23. April 1643 unter Vorsitz des Heisterbacher Abtes  Franz Schaeffer (1628–1661 ) zum Abt von Altenberg gewählt.

Vaterabt Claude II. Briffaultvon Kloster Morimond bestätigte ihn am 23. Juni 1643.

Die ersten Regierungsjahre von Johannes waren noch überschattet durch den Dreißigjährigen Krieg.

Er legte 1643 unter dem Titel “Notatenbuch” Aufzeichnungen an,  die über Begebenheiten und das Leben in der Abtei berichten.

Diese persönlichen Notizen des Abtes zeigten, wie es den Mönchen ging, welche Kosten auf das Kloster zukamen.

1647 ließ er die große Orgel aus dem Spätmittelalter auf eigene Kosten reparieren. Sie erhielt sicher auch einen mbarocken Prospekt.

Auch kurz nach dem Frieden war die Lage sehr unsicher und er wagte es 1651 noch nicht, zum Generalkapitel zu reisen.

Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit ließ er im Chor Umbauten vornehmen, bei denen  längst verschollene Reliquien zu Tage traten.

Viele verschenkte er, um seinem Kloster Freunde zu erhalten oder zu gewinnen.

Eine persönliche Freundschaft verband ihn mit dem Apostolischen Nuntius in Köln. Fabius Chigi (1639-1651, der auch Vertreter des Papstes bei den Friedensverhandlungen

in Münster war.Von 1655-1667 war er als Alexander VII. Papst.

1654 und 1656 war er Rektor der Universität Köln.

Er war bis zu seinem Tod Generalvikar in Niederdeutschland.

In dieser Eigenschaften verlieh er 1651 den Äbten von Bredelar Absalon Heuck (1640-1669), Marienfeld Jodocus Caesem (1646-1661) und von Hardehausen Johannes X. Scherenbeck (1635-1657)

das Recht, die Mitra zu tragen.

Er konsolidierte die finanzielle Lage des Klosters, weil es ihm gelang,viele Güter und Gerechtsame des Klosters wieder zu erhalten.

Sein wichtigster Erfolg war , dass er den Orden  in Niedersachsen und Mitteldeutschland wieder zum Leben erwecken konnte, wo viele Gebietge an die Lutheraner verloren gegangen waren.

Auf vielen Reisen  knüpfte er wieder Fäden, wo die Klöster dort die Verbindung zum Orden verloren hatten.

Auf einer dritten Visitationsreise starb er in Derneburg am 8. Juli 1662.

Sein Nachfolger wurde Abt Gottfried Gummersbach (1662–1679)

Er ist um 1600 in Köln geboren.

1626 war er Vicecustos, 1633 war er Cellererar.

In dieser Eigenschaft wurde er 1650 von einer niederländischen Streifschar von der Klosterpforte weg nach Orsoy am Niederrhein verschleppt.

Am 27. Juni 1662 wurde er unter Vorsitz des Heisterbacher Abtes Gottfried Broichhausen (1661–1688) mit Stimmenmehrheit zukm neuen Abt gewählt.

An der Wahl nahmen 32 oder 34 Mönche teil. vier Novizen und vier Konversen. Bei der Wahl von Abt Johannes waren es 28 oder 29 Mönche und  zwei Konversen.

Das zeigt, dass Kloser sich wieder etwas erholt hatte. 1626 waren 26 Mönche,  7Novizen und 3 Konversen gemeldet.

Abt Gottfried wurde am 10. September 1662 bestätigt und am  29. Oktober 1662 geweiht.

Bis zu seinem Tod war er Progeneral des Ordens für Niederdeutschland.

Die friedlichen Zeiten waren 1672 für das Kloster schon wieder zu Ende.

Der französischen König Ludwig XIV. (1643-1715) ließ mit  120.000 Mann  die Grenzen zu den Vereinigten Niederlanden überschreiten.

Henri de Turenne, Marschall von Frankreich, (1611-1679) befehligte die französische Armee

gegen die kaiserlichen und die Brandenburger am Niederrhein

Zwar kaufte sich die Abtei von vielen lästigen Einquartierungen los.

Die Soldaten plünderten und misshandelten nicht nur auf den Maierhöfen, sondern auch in der Abtei.

Die Durchmärsche dauerten bis 1679.

1674 und 1675 musste sich Altenberg auch an den von den Österreichern ausgeschriebenen Kontributionen beteiligen.

1666 und 1667 wütete am Niederrhein eine Infektionskrankheit, der viele Menschen zum Opfer fielen.

Sein Bericht über den Stand der Ordensklöster in Niederdeutschland wird 1672 beim Generalkapitel verlesen, da er wie alle Äbte dieses Gebietes wegen des Krieges nicht nach Citeaux reisen konnte.

In den Zisterzienserinnenklöstern Hoven und Benninghausen musste er als Progeneral einschreiten, da es dort mit der Klosterzucht nicht zum besten stand. Allerdings verschweigt er das in seinen Aufzeichnungen, die er, wie sein Vorgänger auch führte.

In der Verwaltung von Kloster Altenberg war er glücklich und umsichtig.

Abt Gottfried verstarb am 30. Oktober 1679 im Altenberger Hof in Köln.

Sein Nachfolger wurde Abt Aegidius Siepen (1679-1686)

Er war Kölner und trat 1655 in das Kloster Altenberg ein.

Am 16. Mai 1653 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Dort erwarb er den Grad eines Licentiatenj der Theologie.

Im Kloster war er Lektor und zuletzt Prior.

Am 4. November 1679 wurde er zum neuen Abt gewählt. Die Bestätigung erfolgte am 1. Dezember.

Am 28. Januar 1680 weihte ihn der Apostolische Nuntius in Köln Fabio Guinigi (1676 – 1680)

1683 und wieder 1686 wurde ihm das Generalvikariat für Niederdeutschland übertragen.

Darin sah er wohl seine Hauptaufgabe.

Auf dem Generalkapitel von 1683 war er ein besonders aktiver Teilnehmer.

Er gehörte auch zu den aus der Linie Morimond genommenen Definitoren.

Er berichtete persönlich über den Stand der Ordenshäuser in seiner Provinz.

Er beantragte, darin ein Kloster mit der besonderen Vorbereitung von Novizen und Professen zu beauftragen. Das Generalkapitel wies ihn an, selbst ein solches zu bestimmen.

Auf dem Generalkapitel trat er für eine straffe Geschäftsordnung ein, um zeitraubende Streitigkeiten und Proteste zu vermeiden

Er bekam den Auftrag, wegen Verletzung der Ordensfreiheit bei den Klöstern Eberbach und Schönthal durch den Erzbischof von Mainz  Anselm Franz von Ingelheim (1679 –1695 )

mit diesem zu verhandeln.

In dem völlig zerrütteten Zisterzienserinnenkloster Fürstenberg in Xanten sollte er für Ordnung sorgen.

Auf seine Veranlassung intervenierte der Päpstliche Nsconti (1680-1687) beim Erzbischof von Bamberg Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683-1693), damit dieser

Kloster Langheim nicht mit Steuern belästige.

Gemeinsam mit dem Abt des belgischen Zisterzienserkloster Aulne Emmanuel de Noville (1682-1708) erhielt er den Auftrag, alle zisterziensischen Ordenshäuser der Diözese
Lüttich und der Länder zwischen Rhein und Maas zu visitieren und in den Nonnenklöstern auf eine strengere Beachtung der Klausur zu drängen.

1685 war er bei Kardinal d’Estrees (!671-1714), um den Zwist zwischen Generalabt Jean XII. Petit und den Äbten der vier Primarabteien  Morimond, Abt Benoît-Henri Duchesne (1683–1703 ),

La Ferté Abt Claude III Petit  (1677-1710), Pontigny Abt Jacques Le Bourgeois de La Varende (1671–1687) und Clairvaux Abt Pierre IV. Bouchu (1676-1718)  beizulegen.

1686 gab ihm das Generalkapitel zusammen mit dem Abt von Kloster Himmerod Robert Bootz (1685–1730 en Aiuftrag, das in seinemm geistlichen und weltlichen Stand in Unordnung geratene Kloster

Heisterbach und seine Töchterklöster binnen Monatsfrist zu visitieren und zu reformieren.

Abt Aegidius verstarb am 17. Dezember 1686 im Alter von nur 50 Jahren.

Die Abtei hinterließ er schuldenfrei.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann Jakob Lohe (1686–1707)

Er stammte aus Mülheim. Sein Vater war Zollerheber.

Unter den Altenberger Mönchen waren zwei seiner Verwandten. Anton Lobe starb 1669 als Abt von Kloster Marienrode und Heinrich Lobe, der 1691 verstarb.

Am 26. Mai 1653 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert und 1653 in das Kloster Altenberg aufgenommen.

1683 war er Weinmeister

1684 war er Kaplan im Kloster Kentrup

Er wurde am  23. Dezember 1686 zum Abt gewählt und am 15. Januar 1687 bestätigt.

Schon 1683 hatte Johann Jakob beim amtierenden Abt Aegidius beantragt, die baulichen Alters-und Kriegsschäden an der Klosterkirche reparieren zu lassen.

Er entfaltete eine reiche Bautätigkeit. Er setzte die Klostergebäudewieder in Stand und  besonders eine neue Prälatur im Barockstil errichten und setzte ebenso die Gutshöfe wieder in Stand.

Sein Vorgänger konzentrierte sich auf den gesamten Orden und das Generalkapitel. Abt Johann Jakob konzentrierte sich auf Kloster Altenberg und dessen Tochterklöster.

16 89 beauftragte Abt Johann Jakob  den Konventualen Johannes Henning, seinen späteren Nachfolger, mit der Ordnung des Alltenberger Archivs.

Er sollte im Zuge seiner Arbeit  nicht nur eine neue Systematik einführen, sondern auch mehrere Kopiate anlegen.

1693 ließ er aus Angst vor einer Gefangennahme durch die Franzosen, die im Kloster Hoven nötige Wahl der Äbtissin im Altenberger Hof in
Köln durchführen. Die vorgesehen Visitation im Folgejahr nahm ein Stellvertreter vor.

1699 kaufte er den kurkölnischen Rittersitzes Dirmerzheim, heute ein Stadtteil von Erftstadt. So konnte er den Titel eines Herrn zu Dirmerzheim führen. Außerdem erwarb er

Sitz und Stimme beim Kölner Landtag.

Am Generalkapitel von 1699 nahm er nicht persönlich teil. Er wollte dort die Paternität über die Klöster Derneburg und Marienrode.

Das wurde aber abgelehnt.

Im gleichen Jahr entzog ihm Generalabt Nicolas III. Larcher (1692-1712) die Jurisdiktion über Wölingerode und St. Agnes, teilte dies aber dem Abt gar nicht mit.

Abt Johann Jakob verstarb am 25. März 1707 im Altenberger Hof in Köln.

Auf ihn folgte Abt Johannes Henning (1707–1729)

Er  stammte aus Köln und war noch unter Abt Gottfried in das Kloster Altenberg eingetreten.

Am 5. Mai 1673 ließ er sich in Köln immatrikulieren und erwarb dort den Baccalaureus der Theologie.

Dann war er längere Zeit Beichtvater im Kloster Benden, im heutigen Ortsteil Heide  von Brühl.

Abt Johann Jakob machte ihn zum Archivar der Abtei.  Er gab ihm in jahrelanger Arbeit die Form, die das Archiv bei der Säkularisation hatte.

Von 1699 ab war er bis zu seiner Wahl Prior in Altenberg.

Am 31. März 1707 wurde er zum Abt von Altenberg gewählt und am  29. April 1707 von

Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan (1703–1729 ) von Kloster Morimond bestätigt.

Die Weihe erfolgte durch den Kölner Weihbischof Johann Werner von Veyder (1703 –1723 ).

Um seine Wahl entstand ein Konflikt mit Kurfürst Johann Wilhelm (Jan Wellem)(1690-1716)

Aber trotz der vom Kurfürsten angeordneten Zwangsmaßnahmen ließ er sich nicht zur Preisgabe der Ordensfreiheiten bewegen.

Auch gegenüber Generalabt Nicolas III. Larcher blieb er hart und verfocht erfolgreich das Recht seines Klosters auf die Paternität von  Woltingerode.

Er erhielt persönlich die Befugnise des Vaterabts für Kloster  Graurheindorf, das ist ein Ortsteil von Bonn Altenbergs für Wein in Boppard und Engers und für Schiefer auf der Mosel.

Am 23. November  1718 bestätigte dies der Trier Erzbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716 bis 1729 ) wieder.Abt Johannes war ein guter Wirtschafter.

So konnte er seinem Landesvater ein Darlehen von  4000 Reichstalern, das sind 10.019.523,00 € geben und konnte si9ch damit die Dienstfreiheit  des

Hofes  Isenkroidt auf 30 Jahre erkaufen.

Abt Johannes verstarb 18. August 1720 in Altenberg .

Sein Nachfolger war Abt Paul Eiskirchen (1720–1723)

Er stammte aus Köln

Am 22.April 1679 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert.

Am 30. Mai 1680 trat er in das Kloster Altenberg ein. Dort legte er am  15. Juni 1681 seine Profess ab.

Er war Pfarrer in Hoven, Beichtvater in St.Apern und Küchenmeister in Altenberg.

Am 27. August 1720 wurde er zum Abt gewählt und am 30. Oktober 1720 von Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan bestätigt.

Am 3. November 1720 wurde er in der Jesuitenkirche in Köln vom Apostolischen Nuntius Girolamo Archinto (1712-1720) geweiht.

Er war schon alt, als er die Abtswürde annahm. Gelobt wurde seine Frömmigkeit.

Er regierte nur kurz und war während seiner ganzen Amtszeit leidend.

Er verstarb 5. März 1723 im Altenberger Hof .

Auf ihn folgte Abt Johann Gottfried Engels (1723–1739)

Er stammte aus einer Kölner Patrizierfamilie  war der Sohn des Dr. med. Nicolaus Engels.

Am 13. Mai 1589 wurde er an der Universität Köln immatrikuliert

1691 trat er in das Kloster Altenberg ein und erhielt am 5. Juni 1691 von Abt Johann Jakob die vier niederen Weihen.

1702 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Priors Quentell nach Kentrup geschickt. Dort war er bis mindestens 1704.

Später war er Präfekt des Altenberger Hofes in Köln und dann 15 Jahre lang Cellerar.

Das bereitete in bestens auf die Verwaltung des Klosters vor.

Er wurde am 11. März 1723 einstimmig zum Altenberger Abt gewählt.

Am 23 März 1723 bestätigte ihn Vaterabt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan von Kloster Morimond.

Der Kölner Weihbischof Johann Werner von Veyder  weihte ihn in seiner Hauskapelle.

Die Regierungszeit von    Abt Johann Gottfried war glücklich und von keinen Kriegsereignissen getrübt.

Dem Kloster ging es wirtschaftlich sehr gut  Das Kloster erzielte stattliche Einkünfte In Naturalien und darüber hinaus

einen finanziellen Gewinn von 150.000 Goldmark, das sind

Abt Johann Gottfried konnte interessante Immobilien erwerben, so Rittersitz Stamshof bei Glensch .

Die Altenberger Äbte nannten sich nun Herren in Riehl, Dirzheim und Glesch.Die Weinberge in Oberkassel stieß er ab.

Das Kloster war jetzt so reich, dass es Kapital an andere Klöster verleihen konnte, so allein an die Abtei Siegburg 25.000 Reichstaler.

Es erzielte stattliche Einkünfte an Naturalien. Außerdem erzielte es einen finanziellen Gewinn von 150.000 Goldmark, das sind etwa 3.295.907.979,00 €.

Grundbesitz zu erweitern war seit dem 16. Jahrhundert durch landesherrliche Verfügung untersagt.

Kurfürst  Clemens August I. (1723-1761) führte das 1728/29 für Köln ein. Das Geld musste also gut angelegt werden.

Man kaufte daher Wertpapiere oder Schuldverschreibungen oder vergab Kredite.

Unter den Äbten Johannes Henning und Hoerdt liehen sich die Landesherren oder der Kurfürst Geld in Altenberg.

Abt Johann Gottfried verstarb am 9. September 1739   im Alter von 68 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt  Johannes Hoerdt (1739–1779 )

Er ist am  20. September 1704 mit dem Taufnamen Johann Matthias Hürt in Köln geboren.

Seine Eltern waren Eberhard Hürt und  Margaretha Rangelrath . Seine Schwester Agnes war († 29. Nov. 1769)

Äbtissin im Altenberger Tochterkloster Benden.

Er trat in Kloster Altenberg ein und legte dort am 16. Juli 1722 seine Profess ab.

Am 27. Dezember 1722 erhielt er die niederen Weihen.

9 Jahre war er Lektor in Altenberg.

Am 14. Juni 1730  wurde er zur Approbation als Beichtvater angemeldet.

Dann war er einige Monate Kaplan in Kentrup.

Nach dem plötzlichen Tod des Abtes Johann Gottfried wurde er mit seinem Prior nach Altenberg berufen.

Am 14. September 1739 wurde er mit m35 Jahren zum Abt gewählt.

Es nahmen wohl 38 Mönche an der Wahl teil.

Beim der Wahl hatte er eine Wahlkapitulation zu unterzeichnen.

So musste er sich verpflichten, für ein hinreichende Ausstattung der Mönche zu sorgen, eine angemessene Versorgung der Kranken gewährleisten,

zusichern, das Abtsiegel unter Verschluss zu halten  und drei Schlüssel dem Konvent zu überlassen,  damit der Abt das Siegel nicht ohne Zustimmung des Konvents gebrauchen konnte.

Am 22. September 1739 wurde der neue Abt bestätigt.

Am 25 Oktober 1739 weihte ihn der Kölner Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1723-1770) in der Altenberger Klosterkirche.

Er sehr jung zum Abt gewählt worden. Seine Amtsführung bewies aber, dass das in ihn gesetzte Vertrauen berechtigt war.

Zwar fand von 1756 bis 1763 der Siebenjährige Krieg statt. Aber Kloster Altenberg wurde wenig in Mitleidenschaft gezogen.

Nur 1760, da fand in der Nähe die Schlacht von Kamp statt, wurde Abt Johannes von Truppen der Alliierten aus dem Kloster geholt und nach Hagen gebracht.

Er sollte wohl mit seiner Person für Kontributionszahlungen bürgen.

Das Kloster erlebte eine glückliche Zeit.

Abt Johannes im Kloster und auf den abteilichen Höfen wurde sehr viel gebaut.

Südöstlich des Dormitoriums wurde ein größeres Gebäude errichtet, das das  Priorat und das Krankenhaus aufnehmen sollte.

Beauftragt wurden der Maurermeister Simon Sprenger und der Zimmermeister Johann Lüdgen,

die den Bau zwischen 1775 und 1777 ausführten.

Finanziell ging es dem Kloster gut. Es konnte anderen ‘Klöstern erhebliche Darlehen geben.

Aus seinem Privatvermögen machte er eine Stiftung

Er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Generalabt François Trouvé (1748-1797), der ihn schätzte und viel auf seine Meinung gab.

Großes Ansehen genoss er auch beim Apostolischen Nuntius Carlo Antonio Giuseppe Bellisomi (1775-1785)

Abt Johannes verstarb 6. Februar 1779 im Altenberger Hof in Köln.

 Auf ihn folgte Abt Franz Cramer (1779–1796)

Er stammte aus Burg an der Wupper.. Sein Onkel Christian Cremer verstarb 1788 als Mönch im Kloster Altenberg

Er hatte wohl für seine Aufnahme in das Kloster Altenberg gesorgt.

Am 7. Juli 1754 lebte Franz in Kloster Altenberg seine Profess ab.

1758 wurde er zum Subdiakonat und 159 zum Diakonat angemeldet.

Am 18. Dezember 1759 rurde er zum Priester geweiht, 10 Monate vorher als er das legitime Alter erreicht hatte.

Am 1. Juni 1780 ernannte ihn der Kölner Erzbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (16761-1784) zum Wirklichen Geheimrat.

Er war zehn Jahre Priester am adligen Frauenstift Hoven. Dort herrschte kein vorbildliches Klosterleben. Immer wieder wurde in den Visitationsberichten die Klosterzucht angemahnt.

1793 wurde die Äbtissin Gertrudis von Brackel wegen Verfehlungen gegen die Klosterzucht für 12 Jahre von ihrem Amt suspendiert.

Franz wurde am 13. Februar 1779  zum Abt gewählt,  am 27. Februar 1779 von Vaterabt Antoine Chautan (1778–1791 ) von Morimond   und am 11. März nochmals von Generalabt François Trouvé.

Am 11. April 1179 weihte ihn der Kölner Weihbischof Karl Aloys von Königsegg-Aulendorf (1770 –1796 ) zum Abt.

Gegenüber dem Landesherren und dem Generalabt wahrt er die Freiheit seines Klosters.

Im Innern lockerte er die Klosterzucht . Beim Generalabt erreichte er die Dispens vom Fleischverzicht im Advent.

Beim ‘Nuntius erreichte er Erleichterungen in der Fastenzeit.

Er neigte zu persönlicher Prachtentfaltung. Er hielt sich meist am Altenberger Hof in Köln  auf.

Dort standen 17 Pferde und sieben Kutschen für ihn bereit. Er hielt sich 8 Lakaien.

Er  hatte eine Tabatierensammlung, das sind Schnupftabakdosen aus Porzellan, die sehr teuer war.

Seine Mönche beklagten sich, dass er ihnen nicht das Nötigste zukommen lasse. Er sorge nicht für die Kranken

und kümmere sich nicht um die Studien der Jüngeren. Für die Bibliothek habe er keinerlei Aufwendungen gemacht

und niemals  eine ordnungsgemäße Rechnung abgelegt.

Es kam zu regelrechtem Aufstand gegen ihn.

Der Konvent  wandte sich an den Nuntius.

Papst Pius VI. (1775-1799) dispensierte ihn mit Breve vom 28. August 1795 von seinen Aufgaben als Abt.

Er erreichte aber, dass ihm die Abtswürde und die Pontifikalien erlassen wurden. Außerdem wurden ihm 2000 Reichstaler Jahrespension

gewährt.  Der Konvent war mit dieser Regelung nicht einverstanden. Abt Franz wagte aber nicht  auf dieser Regelung zu bestehen.

Er dankte am 30. März 1796 ab. Er begnügte sich mit einer Pension von 1500 Reichstalern und erhielt eine Wohnung in einem abteilichen _Haus in Köln zugewiesen.

Als dieses im Zuge der Beschlagnahme geistlichen Vermögens in Köln durch die französische Verwaltung eingezogen wurde,

Siedelte er in das Haus Feldbrücken bei Neuss über.

Dort verstarb er  am 1. Juli 1799

Sein Nachfolger und letzter Abt von Altenberg wurde  Joseph Greef (1796–1803)

Er ist am 30. November 1744 in Köln geboren. Mit 10 Jahren war er schon verwaist und kam in die Obhut seines Onkels.

Er besuchte das Jesuitengymnasium in Köln.

1762 trat er in das Kloster Altenberg ein. Am 29.  September 1763 legte er dort seine Profess ab.

Am 1. März 1766 wurde er zum Subdiakonat angemeldet, am  31.März 1767 zum Diakonat und am  14. Dezember 1767 zur Priesterweihe angemeldet.

Im Jahr 1767 erfolgte seine Approbation zum Beichtvater.

Er war dann Pfarrer in Hoven und Kentrup.

1780 wurde er als Prior zu den Schwestern nach Apern versetzt.

Seine Wahl zum Abt fand am 16. April 1796 statt. Die Zisterzienseräbte von Düsseltal  Josef Portsch, (1777–1803 ), Kamp Bernardus Wiegels  (1785–1802) und

Heisterbach Edmund Verhoven (1796–1803 )hatten wegen der Kriegswirren die Reise zur Wahl nach Altenberg abgelehnt.

Abt Abt Gottfried Schwingeler (1786-1804) vom Kloster Deutz in Köln leitete die Wahl schließlich. Im 2. Wahlgang wurde  Joseph zum letzten Abt von Altenberg gewählt.

Bestätigt wurde er von Freiherr Robertz als Kommissär des päpstlichen Nuntius schon am 18. April 1796.

Der Osnabrücker Weihbischof Karl Klemens von Gruben (1795 –1824 )  weihte in in aller Stille in der Klosterkirche von Apern.

Abt Joseph war auf äußerste Sparsamkeit bedacht. Er beseitigte sofort den Dienertross seines Vorgängers, genauso die Kuchen und die Pferde.Er behielt nur eine Chaise für sich.

Er speiste an der Konventstafel

Er hatte auch eine Wahlkapitulation unterschrieben, die aber mit den Ordensstatuten und den Abtsrechten nicht vereinbar waren.

Es kam zum Streit und der Kölner Erzbischof und der päpstliche Nuntius erklärten die Kapitulation für nichtig.In den weiteren Verhandlungen setzte

sich der Konvent aber weitgehend durch.

Der Schwere seiner Aufgabe war er nicht gewachsen. Er war viel zu nachgiebig.

Auch gegen handgreifliche Ungerechtigkeit setzte er sich nicht zur Wehr.

Als die Franzosen dem Herzogtum eine Kontribution auferlegte,

Die Regierung legte diese auf alle Stände um. Durch die Anwendung eines falschen Schlüssels musste Altenberg mehr als ein Drittel der Summe zahlen, die eigentlich der gesamte Klerus von Berg zu tragen hatte.

Abt Joseph nahm das hin.

Das ging so bis zur Aufhebung der Abtei. Die Beamten, die mit der Aufhebung der Abtei beschäftigt waren, hatten in ihm einen willfährigen und entgegenkommenden Verhandlungspartner.

1803 wurde die Abtei  infolge des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.02.1803 aufgehoben.

Die verbliebenen 22 Mönch e verließen das Kloster am 30. November 1803. Abt Joseph folgte am 01.12.

Die Mönche erhielten eine Pension. 13 der Mönche gingen in die Pfarrseelsorge.

Abt Joseph erhielt eine Pension von 650 Reichstalern, das sind  etwa 14.365 €

Er ging zunächst nach Düsseldorf, dann nach Mülheim, kehrte aber bald in seine Heimatstadt Köln zurück.

Dort verstarb er am 26. März 1814 und wurde auf dem Friedhof Moraten bestattet.

Kirche und Klosteranlage fielen zunächst an den bayrischen König Maximilian Joseph I (1806- 1825)

Dieser verkaufte sie an an den Kölner Weinhändler Johann Heinrich Pleunissen für 26.415 Reichstaler.

Die Chemiker Johann Gottfried Wöllner und Friedrich Mannes pachteten das Gelände und richteten dort eine Chemiefabrik ein.

Es kam dort zu einer Explosion und anschließendem Brand. Klosterkirche und Klostergebäude wurden schwer beschädigt und verfielen schließlich.

1834 wurden erste Sicherungsmaßnahmen ergriffen.

Durch eine Schenkung ging die Kirchenruine an den preussischen Staat über.

Der preußische König Friedrich Wilhelm III.(1796-1840) unterstützte die Restaurierung maßgeblich mit der Auflage, dass die Kirche als Simultankirche genutzt wird.

Ab 1922 wurde das Gelände der früheren Abtei vom Katholischen Jungmännerverband gepachtet und mit dem Dom zum Zentrum für kirchliche Jugendarbeit.

 

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31 Aug. 2025

Benediktiner Kloster Bursfelde

 

                                                                                                                                                                                         

Graf Heinrich der Fette bzw. der Reiche (sein lateinischer Beiname Crassus hat diese doppelte Bedeutung) ((* um 1055; † vor dem 10. April 1101) gründete 1093 Bursfelde als

Grablege der Northeimer Grafenfamilie. Unterstütz wurde er dabei durch den Mainzer Erzbischof Ruthard (1088 –1109)

Heinrich war der älteste Sohn des Herzogs Otto von Bayern (um 1020-11.1.1083) und der Richenza von Schwaben (um 1025- März vor 1083)

Bursfelde wurde mit Mönchen aus Corvey besiedelt- In Corvey hatten die Grafen von Northeim wie auch in Bursfelde die Vogtei inne.

Ruthard bestätigte am 15. Juli 1093 das Eigentum des neuen Klosters.

“Erzbischof Ruthard von Mainz bestätigt das auf dem Grundeigentum des Magdeburger Domherrn Liudolf von Werder durch den Grafen Heinrich, den Sohn des Herzogs Otto (von Northeim), gegründete Kloster in Miminde an der Weser (Bursfelde) mit allen Rechten und Besitzungen auf der Synode von Heiligenstadt. “  NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 1

Die Urkunde ist allerdings wohl eine Fälschung

Kloster Bursfelde liegt an der Einmündung der Nieme in die Weser. Nicht weit davon liegt die Bramburg, erstmals 1224 erwähnt.

Sie wurde sehr wahrscheinlich vom Corveyer  Abt Widukind von Spiegel (1189-1205) zum Schutz der Corveyer Besitzungen rund um Hemel gegründet und konnte auch den Schutz von Kloster Bursfelde übernehmen.

Kloster Corvey war bereits an den Erneuerungsbestrebungen von Cluny und Hirsau orientiert .

So verband die Gründung von Bursfelde durch Graf Heinrich neben dynastischen Interessen auch Reformbestrebungen.

Durch Unterstützung Erzbischofs Ruthard , der ebenfalls von der Hirsauer Reform beeinflusst war und auch Klöster nach den Hirsauer Reformvorschriften gründete, erhielt Bursfelde die freie Abtswahl zugestanden.

Die freie Vogtswahl behielten sich die Gründer aber vor.

Heinrich verlieh Bursfelde Münz-und Marktrecht. Das zeigt, dass die Klostergründung auch dem Ausbau der Territorialmacht Heinrichs von Northeim diente.

Heinrich wurde 1101 in Friesland erschlagen und am 10. 04. in Bursfelde bestattet.

Die Gemahlin Graf Heinrichs Gertrud die Jüngere von Braunschweig (* um 1060 – 1117)stiftetet 1115 das Kloster St. Aegidien in Braunschweig, das dem Abt von Bursfelde unterstellt wurde.

Der erste Abt in Bursfelde war Heinrich (um 1117)

Heinrichs Tochter Richenza  ((* um 1087-89 –1141), die 1100 Lothar von Supplinburg(1125 König und von 1133-1137 Kaiser) geheiratet hatte und so zur deutschen Kaiserin aufstieg. ließ nach 1135 den großen Ostchor in Bursfelde errichten.

1144 ging die Abtei Bursfelde in den Besitz Heinrichs des Löwen (1142-1180 Herzog von Sachsen) über, nachdem Siegfried IV.  von Boyneburg ((* um 1095 – 1144). ein Enkel des Klostergründers, ohne männliche Erben gestorben war.

Heinrich der Löwe beschränkte seine Herrschaft über Kloster Bursfelde auf die Schutzherrschaft und die Gerichtsbarkeit.

Er bestätigte am 23.07. 1144  die von seinem Urgroßvater Heinrich verliehenen Rechte. NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 6.

Mit Datum vom 09.01.1152  ist im Niederländischen Landesarchiv die Urkunde von Papst Eugen III. (1145-1153) , in der dieser Abt Nithard dem Kloster Bursfelde alle jetzigen und künftigen Besitzungen bestätigt.

NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 7 . Allerdings hat sich auch diese Urkunde als Fälschung erwiesen.

Um 1200 hatte Kloster Bursfelde großen Grundbesitz. Es hatte vierzehn Höfe, die allerdings weit verstreut waren.. Der Besitzschwerpunkt lag aber um Bursfelde.

Eigen bewirtschaftet war aber nur das Gut Bursfelde. Der Rest  wurde durch Fronhofverbände bewirtschaftet.

In der Zeit von 1150-1420 ist die Überlieferung sehr gering. Auch wikipedia und wikiwand führt nur zwei Äbte auf, eben Heinrich als ersten Abt und Nithard um 1150 als 2.

Wilhelm Görges  führt in Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit, Braunschweig 1843, in seinem Artikel über Bursfelde S.138 ff aber einen Abt Almericus als ersten Abt und dann erst Heinrich als zweiten auf.

Almericus eröffnete in Bursfelde eine Schule, die bald einen guten Ruf genoss..

Er führt Heinrich als 2. Abt, der das Aegidienkloster in Braunschweig weihte und dann auch die Aufsicht über das Kloster erhielt.

Laut Görges wurde Heinrich später Abt in St. Mauritius  in Minden und dann Bischof von Minden (1140-1153). In der Bischofsliste von Minden wird er als Mönch, nicht als Abt von Kloster Bursfelde geführt.

Er führt weiter einen Abt Marquardus auf, der zu Zeiten des Herzogs Otto dem Kind (1204-1252)regierte. Görges vermerkt dazu, dass Otto 1233 die Vogteigüter von Bursfelde an das Erzstift Mainz übergab.

Im NLA ist in dieser Zeit eine Güterübertragung an Bursfelde durch Erzbischof Siegfried II. (1200-1230) beurkundet. NLA HA, Cal. Or. 100 Bursfelde, Nr. 14

Görges erwähnt dann wieder Abt Heinrich II. (+ 1344) Von ihm vermerkt er, dass er der Trunksucht und sonstigen Lastern ergeben war. (S.456).

Die Zustände auch in Bursfelde waren haarsträubend: Die Mönche teilten den Klosterbesitz unter sich auf und sollen sich sogar  Mätressen gehalten haben. Die Klosterkirche diente zeitweise als Warenlager für durchziehende Händler.

Sein Nachfolger Johann II. (+1339) hatte  wenig Geschick in der Bewirtschaftung des Klosters.

Der wirtschaftliche Niedergang ging weiter. Abt Albert von Bodenstein gab sein Amt 1430 altershalber auf. Das Kloster war so verarmt, dass die Mönche das Kloster verließen und am Schluss nur noch einer mit einer Kuh im Kloster lebte.

Eine Änderung erfolgte mit Johannes von Münden , wie er nach seiner Vaterstadt auch genannt wurde oder Johannes Dederot. 1413 war er an der Universität Erfurt immatrikuliert.

Er trat in das Benediktinerkloster Noirtheim ein. Dort wurde er Novizenmeister. In Streitigkeiten seines  Konvent musste  er nach Rom reisen. Dort kam er mit der italienischen Klosterreform, vielleicht Abt Barbo von Justina in Padua, in Kontakt.

Dieser schuf eine reformierte Observanz, die rasch von anderen Klöstern adaptiert wurde. Bald erfolgte der Zusammenschluss zu einer neuen Kongregation, der Cassinensischen Kongregation.  Barbo wurde ihr erster Präses. Die Kongregation wurde

von Papst Martin V.(1417-1431) anerkannt.

Abt Barbo wurde ihr erster Abtpräses.

Johannes Dederot wurde am  21. Juli 1430 zum Abt von Kloster Klus gewählt. Dort begann er seine Reformideen zu verwirklichen.

1433 wählte man ihn zum Abt von Kloster Bursfelde. Er behielt beide Abteien in Personalunion.

1434 begab er sich zu Abt Johannes Rode von Kloster St. Matthias in Trier, der dort mit der Klosterreform begonnen hatte.

Eckpfeiler seiner Reform war der Verzicht auf jegliches Privateigentum und die Konzentration auf den feierlichen Gottesdienst und das gemeinsame Zusammenleben.

Auf Bitten Abt Dederots schickte ihm Abt Johannes Rode vier Reformmönche, zwei für Kloster Klus und zwei für Kloster Bursfelde.

Abt Johannes Dederto verstarb  am  6.2.1439 in Kloster Bursfelde an der Pest.

Er hatte Kloster Bursfelde praktisch reanimiert. Er hatte dem Kloster neues moralisches Leben gegeben, es aber auch wieder zu wirtschaftlichem Erfolg geführt.

Er hatte die Neuordnung der monastischen Lebensweise in seinen Klöstern eingeführt und diese in den Statuten festgelegt.

Der Verfall der Klöster hatte schon während des Abendländischen Schismas (1378–1417) und verstärkt durch die Pest begonnen.

Die Reformkonzile von Konstanz (1414.-1418) und Basel 1431-1449) setzten auf Neue Frömmigkeit (devotio moderna)

Dem schlossen sic auch die Benediktiner an.

Schon Papst Benedikt XII. (1334-1342) hatte mit seinen Reformbullen, für die Benediktiner Summi magistri (1336) Anstöße zur Reform gegeben.

Die Konzilsväter  des Konstanzer Konzils beriefen  1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Im deutschen Sprachraum bildeten sich drei Reformzentren der Benediktiner, Kloster Melk an der Donau, Kastl in der Oberpfalz und dann Kloster Bursfelde.

Nachdem Johannes Dederot gestorben war, wurde Johannes  von Hagen sein Nachfolger.

Er war Kanoniker am Magdalenstift in Hildesheim. Er trat wohl 1438 in Kloster Bursfelde ein.

Im Kloster sorgte er um 1450 für die Ausmalung der Westkirche.Die Ostkirche erhielt gotische Maßwerkfenster.

Er baute die Bursfelder Kongregation tatkräftig aus. Unter ihm traten die Klöster Reinhausen(1442 od. 1443) und Huysburg (1444) als 3. und 4. Kloster der Reform bei.

Zu der von seinem Vorgänger in den Statuten festgelegte Reform der monasitischen Lebensweise trat  nun eine Vereinheitlichung der Liturgie. Diese genehmigte das Konzil von Basel 1445.

1446  gestattete Konzilslegat  Louis  Aleman (1423-1450 Erzbischof von Arles, und 1449 Legat in Deutschland von Papst Nikolaus V. ) der Kongregation die  Abhaltung jährlicher Generalkapitel.

Das erste fand im Mai 1446 in Bursfelde statt.

1451 bestätigte Kardinal Nikolaus von Kues (1401-1464) die Privilkegien der Kongregation. Nikolaus war 1450 zum päpstlichen
Legaten für Deutschland ernannt worden und mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen-und Klosterreform in Deutschland ausgestattet worden.

Von 1450 bis 1452 unternahm er eine Legationsreise in Deutschland. Dabei nahm er im Mai 1451 am Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg in Würzburg teil.

Bei diesem Kapitel waren 53 Äbte anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen.

Nikolaus hatte eher allgemeine Reformziele im Auge. Auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten, die sich in Kastl, Melk und Bursfelde herausgebildet hatten, legte er sich nicht fest.

Der Klosterreform schlossen sich rasch weitere Klöster an.

1468 wurde das   letzte von Johannes von Hagen  geleitete Generalkapitel in Erfurt abgehalten. Da waren schon 26 Klöster dabei, 19 durch ihre Äbte und 7 durch Prokuratoren  vertreten.

Neun weiter Klöster baten um Aufnahme.

Die Generalkapitel hatten einen sehr segensreichen Einfluss auf die Mitgliedklöster.  Die Rezesse sind ab 1458 erhalten. NLA WO, 11 Alt Gand, Fb. 2 Nr. 233

Johann von Hagen verstarb am11. 8.1468.

Die Reformzentren Melk und Bursfelde  unterschieden sich deutlich in der Observanz . Melk strebte Uniformität  um jeden Preis nicht an.

Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordneten Kontrollorgane.

Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wussten.

In Bursfelde verpflichtete sich der Abt jedes Mitgliedskloster, die Bursfelder Auslegung der Benediktsregel für den Klosteralltag (Consuetudo) in seinem Kloster umzusetzen und also die Liturgie und Lebensgewohnheiten Bursfeldes zu übernehmen.

Das bedeutete, dass der Abt viele seiner Rechte an die Kongregation abgab. Er konnte nicht mehr vollkommen eigenmächtig im Kloster walten.

Im finanziellen Bereich hatte das Kapitel der Kongregation ein Einspruchsrecht bei Verkäufen.

Die Vorteile waren für die Klöster, dass sie, wenn sie in finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten gerieten,  vom Generalkapitel Unterstützung erhielten.

Auch dass  die Abhängigkeit vom Bischof oder Landesherrn, unter der die Benediktinerklöster jahrhundertelang standen, deutlich reduziert werden konnte.

In jedem Kloster wurden jährliche Visitationen durch Äbte anderer Klöster sollten sicher stellen, dass der Geist der Reform nicht verfehlt wurde.

Jährlich fand das Generalkapitel statt. Teilnahme war für alle Äbte Pflicht.

Die Beschlüsse des Generalkapitels  mussten von den Mitgliedern der Kongregation strikt befolgt werden.

Präsident der Kongregation war immer der Abt von Bursfelde und dies auf Lebenszeit.

Das sorgte aber schon für ein Überforderung der Bursfelder Äbte durch die große Zahl ihrer Verpflichtungen.

Die Kongregation wuchs rasch. 1455 zählte sie 12 Mitglieder, 1460 schon 23 Klöster.

Es schossen sich nun zunehmend bedeutende Klöster an.  1458 St. Matthias in Trier, dessen Abt Johannes Rode Abt Johannes Dederot  1434 im Anfang seiner Reform unterstützt hatte.Ebenfalls 1458 kam Kloster Hirsau

unter Abt Wolfram Maiser von Berg, (1428–1460) dazu.

1469 sandte der Trier Erzbischof Johann I. von Baden(1456-1503)  den Prior der Trierer Reichsabtei St. Maximin (nach anderen Quellen aus dem Trierer Kloster St. Maria ad Martyres) nach Maria Laach. Dieser wurde dort Abt, reformierte das Kloster

und trat der Bursfelder Kongregation bei.

1505 folgte Kloster Corvey.(siehe dazu Mei Büchle Kloster Corvey)

1510 waren alle 10 Benediktinerklöster Westfalens Mitglieder der Bursfelder Kongregation.

Bis zur Reformation umfasste die Kongregation 95 Klöster.

1459 bestätigte Papst Pius II. (1458-1504)(vor seiner Wahl zum Papst Aeneas Silvio Piccolomini) die Anerkennung der Kongregation durch das Konzil von Basel und gewährte ihr weitere Privilegien.

1461 beauftragte er die Kongregation formell mit der Reformierung aller Benediktinerklöster in Deutschland.

Auf Abt Johannes von Hagen folgte in Bursfelde Abt Theoderich von Homborch (1469–1485)

Von ihm gibt es ein Exercitienbuch, das “Exercitium novicorum”

Die Reform hatte auch eine soziale Umschichtung zur Folge. Klöster dienten bisher oft als Versorgungsinstitute  für nachgeborene Adelskinder.

Ein auf Armut und Sparsamkeit ausgerichtetes Kloster erfüllte diesen Zweck natürlich nicht mehr. Das schlägt sich auch in den Mönchslisten nieder.

Um 1500 finden sich fast ausnahmslos bürgerliche Namen in den Listen der Kongregation.

Ein weiterer Aspekt  ist die Art der Verbreitung der Reformideen. Seit 1435 wurden ausgewählte Mönche einzeln oder in kleinen Gruppen in Klöster gesandt, die sich der Reform anschlossen.

Die ausgesandten Mönche sollten durch Vorleben und Anschauung  in ihren Gastklöstern dien Neuerungen den dortigen Mönchen exemplarisch vor Augen führen.

Kloster Bursfelde vergrößerte sich kaum, obwohl es großen Zulauf hatte, was eben an diesen Entsendungen in kleine Klöster lag.

Darin lag auch der Schwerpunkt des Wirkens von Kloster Bursfelde.

Von 1485 bis 1502 war Johannes Westphal, auch Johannes Bursfeldensis genannt, Abt von Kloster Bursfelde.

Er stammte aus Bremen. Er war ein frommer, gelehrter, beredter Mann.

Im Auftrag von Abt Johannes hatte Abt Johannes Trithemius (1493-.1506 Abt von Kloster Sponheim) das Werk  „De triplici regione claustralium“ , das eine Zusammenstellung der geistlichen Überzeugungen der Bursfelder Union darstellte überarbeitet und 1497 dem Generalkapitel der

Union vorgestellt.  Er verpflichtete seinen Hausdrucker Peter Friedberg(Drucker in Mainz von  1494-1498)  für den Druck.

1000 Exemplare wurden an die Klöster der Union verteilt. Das Generalkapitel hatte festgelegt, dass jeweils zehn Exemplare zum Preis von einem Gulden, das sind etwa 287,00 €. , vertrieben werden sollten.

Abt Johannes hatte an dem Buch mitgeschrieben.

Als Johannes Trithemius  im Auftrag des Hirsauer Abtes Johannes II. Hanssmann ( 1503–1524 )

eine Chronik so wie Jahrbücher des Klosters Hrsau verfasste, bedauerte er, dass die Unionsverhandlungen zwischen Kastl, Melk und Bursfekde gescheitertz waren.

Die Kongregation ernannte zusammen mit Abt  Jakob von Idstein vom Kloster St. Jakob in Mainz   Adrian de Brielis, der schon die liturgischen Texte für die Kongregation erarbeitet hatte

zu Unterhändlern, die mit den Klöstern Kastl und Melk Gespräche führen sollten, um eine Vereinigung der drei benediktinischen Observanzen zu erreichen.

Es wurde noch zwei mal versucht.

Der Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau (1464-1496) hatte diese 1491

im Auftrag von Papst Innozenz VIII: (1484-1492) versucht. Die Einigung  scheiterte. Trithemius sah den Grund dass eine

Einheit der Gebräuche nicht erreicht wurde, dass Kastl und Melk die obsrevantia Bursfeldensium als zu hart empfanden. Bursfelde wiederum sei nicht bereit gewesen, zu den schlafferen, weniger strengen Gewohnheiten von Kloster Kastl und Melk zurück zu gehen.

Die Bursfelder Reformideale duldeten keine Kompromisse, weil sie nach der in Bursfelde vertretenen Meinung mit der Regel Benedikts weit mehr übereinstimmten, als die Gebräuche von Kastl und Melk. Trithemius sah sich auch durch seine tägliche Erfahrung bestätigt.

Die Bursfelder Observanz wachse von Tag zu Tag, während die Kaslter und Melker Observanz äglich abnehme. Er sah in Bursfelde ein höheres Maß an Regeltreue.

Ein weiterer Unionsversuch wurde 1502 in Nürnberg unternommen. Doch auch dieser war erfolglos.

Siehe dazu Gemeinsam Leben, Spiritualität , Lebens-und Verfassungsformen klösterlicher Gemeinschaften in Kirche und Gesellschaft des Mittelalters, Münster 2013.S. 572

Abt Johann Westphal  verstarb am 21. Mai 1502.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Ohm (1502–1534)

Er und sein Nachfolger bauten Bursfelde zum Mittelpunkt der Kongregation aus.

1517  hatte Martin Luther mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg die Reformation ausgelöst.

Die Bursfelder Kongregation zeigte sich gegenüber der neuen Lehre verschlossen,

Schon 1518 gab es erste Forderungen nach Zurückweisung der Anhänger der reformatorischen Bewegung durch das Generalkapitel.

1525 entfiel das Generalkapitel wegen des Bauernkrieges.

1529 wurde die neue Lehre abgelehnt.

Abt  Heinrich Ohm stammte aus Ascha bei Hardegsen.

Er versuchte, das Vordringen der Reformation im Bereich der Bursfelder Kongregation zu verhindern.

Eine wichtige Rolle spielte dabei vor allem der Abt von Clus  Konrad Hissing (1505-1541). Er war viermal Mitpräsident der Kongregation.

Allerdings machte die vordringende Reformation den drei Calenbergischen Klöstern Reinhausen, Noirtheim und Bursfelde schwer zu schaffen. Die Messgelder und die Solgebühren, das sind Gebühren für Taufen,

kirchliche Eheschließungen und Beerdigungen gingen zurück. Zudem verweigerten in den Klosterherrschaften Zahlungspflichtige immer öfters ihre Abgaben oder fällige Zinszahlungen auf ausgeliehenes Geld.

Landesherren legten erdrückende Steuern auf. In Bursfelde kam erschwerend hinzu,, dass der Landgraf von Hessen die dortigen Besitzungen von Kloster Bursfelde alle eingezogen hatte.

Am meisten zu schaffen machte allen Klöstern das sogenannte “Auslaufen” der Mönche. Viele Mönche verließen ihre Klöster aus religiöser Überzeugung, manchmal auch aus dem Entschluss

sich von einer verlorenen  Sache zu verabschieden. Nachwuchs gab es kaum noch. Die drei Calenberger Benediktinerklöster hatten in den dreißiger Jahren nur noch fünf bis ach Mönche,

Abt Heinrich Ohm verstarb 1534.

Von Kloster Reinhausen wechselte Reiner, der dort von 1526 bis 1534 Abt war, nach Bursfelde und übernahm dort die Nachfolge von Abt Heinrich.

Er wurde auch Präsident der Bursfelder Kongregation.

Abt Reiner verstarb 1539

Von den wenigen Mönchen, die noch in Bursfelde waren, wurde Johann Rappe zum Nachfolger gewählt.

Die Kongregation wählte ihn aber nicht zu ihrem Präsidenten sondern den Abt von  Clus Konrad Hissing, (1505-1541),, der schon vier mal als Mitpräsident amtiert hatte.

Möglicherweise spielte bei dieser Abkehr von Bursfelde  der sich schon abzeichnende Umschwung der konfessionellen Verhältnisse eine Rolle.

Ein Wendepunk wurde erreicht , als Herzogin Elisabeth von Calenberg-Göttingen (1510-1558) die Herrschaft für ihren unmündigen Sohn Erich II übernahm.

Elisabeth war 1534 Martin Luther erstmals persönlich begegnet und stand ab jetzt in regelmäßigem Briefkontakt mit ihm.

1538 bekannte sie sich öffentlich zum lutherischen Glauben. Sie informierte auch den hessischen Landgrafen Philipp (1518-1567) von diesem Schritt.

Dieser schickte ihr den evangelischen Pfarrer und Reformator Antonius Corvinus (1501-1551) nach Münden, wo sie residierte.

Diesen ernannte sie zum Superintendenten  des Herzogtums Braunschweig-Calenberg.

1542 wurde die Calenberger Kirchenordnung erlassen. Dann fand eine gründliche Kirchenvisitation statt.

Abt  Johann  kooperierte bei diesen Visitationen und erreichte damit zu mindestens, dass die Mönche in Bursfelde in ihrem Kloster bleiben konnten,ihre Stundengebete verrichten konnten,

vielleicht auch Messen lesen.

Das Kloster musste auf eigene Kosten  die New Deutsche Biblia, locos communes philippi , das ist die erste Dogmatik der evangelischen Kirche von Philipp Melanchthon , das ist die evangelische Verteidigungsschrift gegen die

die Confutatio Augustana, also eine Gegenschrift zu der Confessio Augustan,als die katholischen Argumente, kaufen.

Am 2. November 1542 wurde die evangelische Umgestaltung der Klöster geregelt.  Kurz vor dieser Visitation war Abt Johann doch zum Präsidenten der

Kongregation gewählt worden. Er stand damit also einer unbeugsamen altgläubischen Institution vor.

Abt Johann Rappe (1539-1562), der 1539 Nachfolger von Abt Reiner  geworden war. Er blieb ab 1542 nur noch unter Vorbehalt der Bursfelder Kongregation.

Dem Kloster war die Aufnahme von Novizen jetzt untersagt.

1546 übernahm Elisabeths Sohn die Regierung im Herzogtum Braunschweig-Calenberg.

1547 wendete  er sich dem katholischen Glauben zu, auch weil er sich dadurch Chancen am (Katholischen) Kaiserhof versprach.

1548 schloss er sich dem Augsburger Interim  1548. 1555 wurde es durch den Augsburger Religionsfrieden aufgehoben.

Herzog Erich  ließ 1548 sogar den Reformator Corvinus verhaften.

Abt Rappe, der dem Kloster immer noch vorstand, machte die Reformation in Bursfelde  wieder rückgängig.

Trotz seiner Hinwendung zum katholischen Glauben trug Herzog Eugen  zur Schwächung des Klosterlebens bei. Er besteuerte klösterliches Vermögen,

belastete es mit Schulden , verpfändete Klostergüter und Domänen. Heimfallende Präbenden verlieh er an weltliche Diener und deren Familien.

Es fehlten jegliche reformkatholischen Impulse. Dazu kam die häufige Abwesenheit Erichs.

Das alles verhalf dem evangelischen Bekenntnis im Fürstentum entscheidend  zur Durchsetzung.

1553 endete Kloster Reinhausen  durch einen fürstlichen Gewaltakt. Der Abt war verhaftet worden. Von den zwei noch verbliebenen Mönchen begab sich einer nach Bursfelde. Der letzte

Reinhäuser Mönch soll das Kloster 1574 verlassen haben.

Die Bursfelder Kongregation gab ihren Anspruch auf Reinhausen nicht auf, hatte aber keine Möglichkeit, diesen durch zu setzten.

Beim Generalkapitel in Werden an der Ruhr  wurde der 1553 in Reinhausen verhaftete Abt, der nach seiner Freilassung nicht mehr nach Reinhausen zurückgekehrt war, in die Union aufgenommen.

Dieser schwor auch seinen Gehorsamseid auf die Union.

Abt Johannes Rappe  verstarb 1562.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Johannes Frencken (oder  Frenkin) (1568-1578) gewählt.

Sein Mutterkloster war das westfälische Kloster Liesborn, das seit 1464/65 Mitglied der Bursfelder Kongregatioin war.

Die Finanzlage des Klosters war katastrophal.  Abt Johannes fand bei seiner Wahl 3000 fl, das sind etwa 953.186,00 €. , an Schulden vor.

Seinen Verpflichtungen in der Union konnte er nur mit der finanziellen Hilfe seines Mutterklosters nachkommen.

Er war sehr viel in Geschäften der Union unterwegs, was die Bursfelder Mönche beklagten.

1566 wurde das Bursfelder Vorwerk Imbse, heute Ortsteil der Gemeinde Niemetal, verkauft.

In diesem Jahr wollte er auch die Präsidentschaft der Union aus Gesundheitsgründen aber auch wegen der materiellen Nöte niederlegen.

Die anderen Äbte baten ihn aber, auszuharren und bewilligten finanzielle Hilfe,

1574 wurde Bursfelde von einer Brandkatastrophe betroffen. Der Schaden betrug 2000 fl., das sind etwa 635.457,00 €. .

Im Jahre 1576, zwei Jahre vor seinem Tod beklagte Abt Johannes zwei Jahre mit Missernten.

Beim Tod von Abt Johannes lebten noch 5 Mönche in Bursfelde.

Gemäß den Statuten der Bursfelder Kongregation hatten die benachbarten Benediktinerklöster den neuen Bursfelder Abt bestimmt. Sie hatten sich für

Andreas von Lüderitz, der Prior im Peterskloster in Erfurt war, ausgesprochen. E war auch maßgeblich an der Hilfe für Bursfelde unter Abt Johannes Frencken beteiligt.

Für Abt Andreas sprach, dass er ökonomisch versiert war.

Er wurde am 5. Dezember 1578 vom Mainzer Erzbischof Daniel Brendel von Homburg (1555 – 1582 ) bestätigt.

Die finanzielle Lage des Klosters war desolat. Er wandte sich an die Mündener Regierung. Er wurde hingehalten und seine Bemühungen blieben letztlich erfolglos.Sein frustrierender Briefwechsel mit der Mündener

Regierung brachten ihn wohl zu dem Schluss , Bursfelde zu verlassen. 1580 hatte er  wichtige Papiere des Klosters und das Archiv wohl nach Hilwartshausen gebracht, einem damals noch strikt katholischen Frauenstift.

Ende 1581 resignierte er und ließ sich nicht mehr umstimmen und kehrte nach Erfurt zurück. E1584 wurde er in Erfurt Abt. Er verstarb 1598.

Die Krise in Bursfelde brachte das Ende der Vorort-Rolle in der Bursfelder Kongregation.

1584 verstarb der Calenberger Landesherr Erich II.

Das Herzogtum Calenberg-Göttingen ging an an Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528-1589). Er war einer der bedeutendsten evangelischen Fürsten Niedersachsens.

Die landesherrlichen Visitationen wurde von den bedeutenden lutherischen Theologen, die sie durchführten, brachten für die verbliebenen Mönchen einige tiefgreifende Änderungen,

“ceremonias idolatrias”, also götzendienstliche Zeremonien, sollten abgeschafft Werden (Hans Otte, Evangelisches Klosterleben, Hannover 2015, S.119ff), dieses Zitat S. 147)

Den Mönchen wurde das Ave Maria und die Anrufung der Heiligen verboten. Der Abt musste sein Skapulier ablegen.

Das Kloster sollte noch nicht aufgehoben werden. Dabei haben wohl auch finanztaktische Gründe eine Rolle gespielt.

Die Ablösung der Schuldenlast wäre ein Minusgeschäft geworden. Auch war das Problem der von  der Landgrafschaft sequestierten bursfeldischen Besitzungen ja nicht gelöst.

Auf Abt Andreas folgte Abt Melchior Böddeker (1581/1585–1601)

1572 verließ der seit 1572  amtierende und letzter Abt von Kloster St. Blasius in Northeim das Kloster und begab sich ins Exil nach Hildesheim. Er war der letzte Northeimer Professmönch.

Er verstarb in Hildesheim..

1591 bekam die Regierung in Wolfenbüttel die Urkunden des Klosters ausgehändigt.Das markierte das faktische Ende des Klosters.

Natürlich hatte das Geschehen die Bursfelder Union stark tangiert. Viele Mitgliedsklöster waren evangelisch geworden oder ganz aufgehoben.

Von 1582 bis 1596 fanden keine Kapitel mehr statt. Dann trafen sich  Äbte der Union in St. Jakob in Mainz.

Den Vorsitz der Union hatte Abt Georg Röder (1575-1601) von Kloster Marienmünster.Der Union war wohl nicht ganz klar, wie sie sich zu  Abt Melchior Bodekker stellen sollte.

Dieser hatte sich 1588 für lutherisch konform erklärt, die Beziehungen zur Union aber nie abreißen lassen.

Er nahm an der Tagung von 1599 nicht teil schickte aber 5 Goldstücke nach Mainz

Die versammelten Äbte beauftragten den Präsidenten Abt Georg mit Abt Melchior zu kommunizieren, “damit jeden schwache Stimme aus Bursfelde gehört werde”.(Hans Otto S. 149).

1600 stellte die Union fest, dass die administrative Präsidentschaft für Bursfelde nicht mehr möglich sei,

Abt Melchior verstarb 1601, ob als Katholik ist unklar. Eine Totenehrung gestand ihm die Union auf jeden Fall nicht zu.

Zur Vorbereitung der Neuwahl sandte die Wolfenbütteler Regierung die mittlerweile evangelischen Äbte von Kloster Ringelheim Heinrich Wirsche (1570- 1613) und Clus.

In Bursfelde lebten noch drei Katholiken. Wie Wolfenbüttler Kommission schlug  Johann Pumme (1602–1611),  da er Landekind sei und außerdem evangelisch.

Der neue Abt wurde auf eine auf den 3. Januar 1602 datierte Wahlkapitulation verpflichtet worden. Er musste ein Treuegelöbnis auf den Fürsten abgeben und war auf die

Wolfenbütteler Kirchenordnung verpflichtet worden. Außerdem solle er niemanden ins Kloster einschleichen lassen, der mit Papsttum, Calvinismus oder anderen irrigen Lehren vergiftet sei.

Danach wurden nur noch Geistliche oder Persönlichkeiten aus der Landeskirche aufgestellt.

Damit hatte das katholische Leben in Bursfelde aufgehört.

Die Union sah aber Kloster Bursfelde weiterhin als Eigentum an, was in der Restitutionszeit 1629-1631 nochmals wichtig wurde.

Kloster Bursfelde war kein katholisches Kloster mehr. Die Kongregation lebte aber weiter.

Die Klöster waren alle in die in die Einteilung  der an den Kirchenprovinzen Provinzialkapitel Mainz-Bamberg, Magdeburg-Bremen und Köln –Trier

zusammen geschlossen worden, um die Ausbreitung einer stärker an der Benediktinerregel orientierten Observanz zu unterstützen.

Die ersten Bursfelder Mitgliedsklöster gehörten dem Provinzialkapitel Mainz-Bamberg an.

Cismar im Herzogtum Hostein war das erste Kloster aus dem Provinzkapitel  Magdeburg-Bremen.

1455 gehörten bereits 12 Klöster der Burfelder Kongregation an.Mit dem Beitritt 1455 von Kloster Groß St. Martin in Köln, St. Marien bei Trier und Kloster St. Matthias in Trier.

Die Kongregation suchte nun auch den Weg zur liturgischen Einheit.

Der herausragende Liturgiker war der oben erwähnte Adrian de Brielies.war  von 1458-1478 Beauftragter der Bursfelder Kongregation für die Reform der liturgischen Bücher .

Schon als Konventuale der Abtei St. Jakob bei Mainz beschäftigte er sich intensiv mit der Verbesserung von liturgischen Texten und setzte dies auch als Abt von Schönau bei Nassau fort.

Die Kongregation hatte zwar im Abt von Bursfelde einen Präsidenten.

Sie hatte aber  keinen konstanten  Sitz ihres obersten Gesetzgebungs- und Verwaltungsogans und keinen verfassungsgemäßen Hauptort.

Die Zahl der Mitglieder nahm ständig zu.  1498 waren es 68 und 1500 schon 79 Klöster.

Das Wachstum setzte sich fort bis zum Beginn der Reformation, wo man knapp 100 Klöster zählte.

Die Abtei St. Peter in Erfurt trat als Hauptaustragungsort der Kapitel immer mehr in den Vordergrund. Bursfelde war doch etwas abgelegen und schwer zu erreichen,

so dass hier immer weniger Kapitel stattfanden.

In Erfurt fanden zwischen 1463 und 1499 19 von 35 Kapitel statt.

Auch die Rechtsdokumente wie Privilegien und Ablässe des Verbandes wurden nicht in Bursfelde sondern in Erfurt gelagert.

Ab den 1460-iger Jahren fand eine Regionalisierung der Kongregation statt.

Das wurde aus verwaltungstechnischen und logistischen Gründen einfach notwendig.

Die Klöster hatten weinen jährlichen Beitrag zu entrichten.Da Abt  Melchior 1599 5 Goldgulden nach Mainz schickte, kann man annehemen, dass Bursfelde 5 Gulden zu zahlen hatte.

1525 zählte die Kongregation 95 Mitgliedsklöster.

Dann aber zeigten sich die Auswirkungen der Reformation. Viele Klöster vor allem in  Kursachsen und in Hessen waren verwüstet oder zerstört oder die Landesherren hatten sie zur Annahme der neuen Lehrebewegt.

Zu vielen Klöstern hatte der Verband den Kontakt verloren.

Zwischen 1520 und 1530 verlor die Kongregation 34 Klöster.

Dazu kam noch ein intensiv geführter Streit wegen des Fleischverzehr, den die Benediktregel untersagt. Dieser Streit schwächte den Verband und er verlor seine innere Geschlossenheit.

Zwischen 1534 und 1543 gingen 13 weitere Klöster verloren, darunter die Gründungsabteien Bursfelde und Reinhausen.

Das zeigte sich auch an dem Kapitelstagungen. 1544 – 1546  versammelten sich in Groß St. Martin 18 Äbte. Vier kamen aus Sachsen.

1544 wurde Heinrich von Vreden (um 15479 Abt von Kloster Deutz zum Präsidenten gewählt.

Das war bei der Kapitelstagung in Groß St. Martin..

Sein Nachfolger wurde Hermann III von Laer, von 1532-1567 Abt von Kloster Brauweiler.

Zwei Jahre später waren keine sächsischen Klöster mehr vertreten.

Der Verband hatte eine Ost-Westverlagerung erfahren. Die Versammlungen wurden zunehmend von Äbten der Kirchenprovinzen Köln und Trier dominiert.

Nur noch etwa 30 Klöster nahmen am Leben der Kongregation teil. Der Besuch der weiterhin stattfindenden Kapitel schwankte zwischen 6 und 19 Teilnehmern

Ein Hauptproblem traf alle Klöster im gleichen Maße – Geld und Personalmangel.

1600 beschloss das Kapitel dass das Amt des Präsidenten auf Lebenszeit gelten soll und übertrug es Abt Georg (1575-16501)von Marienmünster, der schon auf den Kapiteln von 1596-99 den Vorsitz innehatte.

Er verstarb am w2. Oktober 1602.

Auf ihn folgte Abt Leonhard Ruben (1596-1609) von Kloster Abdinghof

Unter ihm nahm die Kongregation wieder einen Aufschwung.

1507 wurde das Bursfelder Brevier  verfasst. Papst Paul V. (1605–1621) approbierte es zwar nicht, Das Brevier war aber bis 1649 in Gebrauch.

Abt Leonhard verstarb am 15. Oktober 1609 an einem Schlaganfall.

Ich denke, dass Heinrich Spichernagel, Abt von St. Pantoleon in Köln sein Nachfolger wurde..

Er wurde in St. Pantaleon Abt. wie aus der Urkunde Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0001 / Kurköln, Urkunden AA 0001, Nr. 4933 hervor geht.

An der Universität Köln hatte die Bursfelder Kongregation ein Seminar eingerichtet, für das der Kölner Nuntius Antonio Albergati, der dort seit 1610 Nuntius des Papstes Paul V. war, am

18. Juni 1616 Statuten erließ.Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0546 / Werden, Akten AA 0546, Nr. 3 – 11.

Zeitweiliger Subregens des Seminars war der spätere Präsident der Bursfelder Kongregation (1654-1667) Heinrich Dücker.

Abt Heinrich hatte wohl einen guten Draht zu Papst Paul V. aber auch zu Kaiser Ferdinand II.

Auch war er nach  Paulus Volk (Historisches Jahrbuch, Bd 57 Köln 1937, dort  Abt Leonard Co1chon von Seligenstadt (1625-1653)
und sein BriefwechseL S. 367) ein Verwaltungsgenie.

>Am 23. Mai 1618 gab der zweiten Prager Fenstersturz den Anlass zum 30 – jährigen Krieg.

1620 wurde in der Kurpfalz gekämpft. Im Frühjahr 15622 kämpften die protestantischen Heerführer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626), Ernst von Mansfeld (1580-1626) und

Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) und erlitten nacheinander vernichtende Niederlagen.

Der Sieg Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) über die protestantischen Fürsten markierte den Höhepunkt der kaiserlichen Macht im Reich.

Er konnte es sich sogar leisten, 1629 das Restitutionsedikt zu erlassen.

Dieses sah die Rückerstattung aller seit 1555 von protestantischen Fürsten eingezogenen geistlichen Besitztümer vor.

Natürlich versuchte Präsident Heinrich die verloren gegangenen Klöster zu restituieren, zumal die Kongregation ihre Besitzansprüche  in keinem Kloster aufgegeben hatte. Aber weder er noch sein Nachfolger hatten Erfolg.

1629 fand außerdem in Regensburg ein Reichstag statt. Heinrich Spichernagel reiste nicht nach Regensburg , da er schon alt war und die Reise doch weit. Aber er schickte zwei Vertreter. Es war wieder einmal geplant, die drei Obervanzen zusammen zu fassen.

Die Kongregation hatte sich bestens vorbereitet und Abt Heinrich hatte seine Vertreter bestens instruiert. 1631 wurde zwar der Beschluss gefasst, die Observanzen zu vereinigen.

Gegner dieser Reform schafften es aber, dies so abzublocken, dass es zwar beschlossen aber nicht realisiert wurde.

Am 6. 0kt0ber 1629 erreichte er, dass Papst Urban VIII. (1623-1644) folgende Bulle ausstellte “Papst Urban VIII. macht bekannt, daß der derzeitige Präsident der Bursfelder Kongregation, Abt Heinrich, erklärt hat, zum Gedeihen der Kongregation sei es notwendig, mit apostolischer Autorität die Abhaltung eines jährlichen Generalkapitels zu verfügen. Der Papst gewährt diese Bitte und bedroht alle Äbte, die zu dem jährlichen Kapitel nicht erscheinen, mit kirchlichen Zensuren “

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0544 / Werden, Urkunden AA 0544, Nr. 2789

Am 8.04. 1636 stellte Kaiser Ferdinand II. den Klöster der Bursfelder Kongregation eine Schutzurkunde aus. “Kaiser Ferdinand II. nimmt auf Bitte von Heinrich Spichernagel, Abt von St. Pantaleon in Köln und Präsident der Bursfelder Kongregation, alle Klöster dieser Kongregation, namentlich aber die Klöster Corvey, Marienmünster, Minden und St. Michaelis in Hildesheim in seinen und des Reichs Schutz.”  Charter A VIII 32/1 in monasterium net.

Allerdings hatte die natürlich so gut wie keine Wirkung.

Nachdem Abt Heinrich verstorben war, wurde Abt Leonhard Colchon sein Nachfolger als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er stammte aus Lüttich.

Er trat 1610 in das belgische Kloster Saint Trond (Sint-Truidewn) ein, das erst 1603 der Bursfeldr Kongregation beigetreten war.

Er studierte dort Philosophie und Theologie und wurde 1616 zum Priester geweiht.

1617 wurde er an der  Kölner Universität immatrikuliert und lebte im Studienhaus der Bursfelder Kongregation. Dort wurde er bald Subregens.

Der Seligenstadter Abt Martin Krays(+03.11. 1625) erbat ihn 1622 als Lektor für seinen Mönchnachwuchs in Philosophie und Theologie.

In Seligenstadt wurde er bald zum Prior gewählt.

Nach dem Tod von Abt Martin Krays wurde er am 21.11.1625 einstimmig zum Abt von Seligenstadt gewählt.

Nach dem Restitutionsedikt wurde er Restitutionskommissar der Bursfelder Kongregation.

Er arbeitete nun rastlos am Rückerwerb protestantisch gewordener Klöster.

Mehrmals  musste er Kloster Seligenstadt wegen der Kriegswirren verlassen. Das belegt, wie wenig hilfreich z. B. die Inschutznahme durch Kaiser Ferdinand war. Meist fand er Zuflucht in seinem Professkloster in Lüttich.

Seinen Bemühungen verdankte auch Kloster Fulda den Anschluss an die Bursfelder Kongregation.

1631 trat Kloster Fulda unter Abt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623-1632) der Bursfelder Kongregation bei)

Als Heinrich Spichernagel verstarb,  wurde er beim Generalkapitel in Maria Laach zum Präsidenten der Biursfelder Kongregation als Nachfolger von Abt Heinrich gewählt.

Das kann durchaus auch als Anerkennung seiner Tätigkeit als Restitutionskommissar gewertet werden.

Aus seiner Präsidentschaft ist seine Korrespondenz  mit über 4200 Briefen erhalten.

1648 kehrte endlich Frieden ein

Bei den Friedensverhandlungen war Prior Adam Adami, Prior  von Kloster Murrhardt.

Er ist 1610 in Mülheim geboren. In Köln studierte er Humaniora, das galt in der Antike als die Grundlage der Bildung und war Lehr-und Prüfungsfach und Philosophie.

1627 machte er seinen Baccalaureus. Mit 18 wurde er Benediktiner in der Abtei Brauweiler.

Dort verfertigte er eine vollständige Geschichte der Bursfelder Kongregation.

1633 wurde er zum Priester geweiht und zum Präses des Benediktinerseminars in Köln ernannt.

1637 wurde er Prior in St.Jakob in Mainz und dann in Murrhardt in der restituierten  Abtei St. Januarius. Ich vermute, dass er von Heinrich Spichernagel, dem damaligen Präsidenten der Bursfelder Union von Mainz nach Murrhard

transferiert wurde, denn Spichernagel hatte dort auch Emmerich Fünkler, vorher von 1628 bis 1635 Abt in St. Marien in Stade, als Abt in Murrhard eingesetzt.

Adam Adami wurde am 15.September 1645 als  Beauftragter und Sachwalter aller restituierten Äbte, Äbtissin und Pröpste  zu den Verhandlungen nach Münster geschickt.

Er galt als geschickter Diplomat. Nach Münster war er nicht nur von den schwäbischen Klöstern, sondern auch als Gesandter des Corveyer Reichsabtes Arnold IV. von Waldois (1638 – 1661 )

geschickt worden. Seine Bemühungen für die 17 schwäbischen Klöster und 5 Stifte blieben allerdings ohne Erfolg. Sie wurden alle Herzog Eugen III. von Württemberg  (1633-1674) zugeschlagen.

Dieser hatte die Unterstützung Schwedens, Frankreichs und der protestantischen Reichsstände

Adamis Karriere als Diplomat war nicht zu Ende. Von 1650 bis 1651 war er Gesandter des Kölner Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern(1650-1688) in Rom. 1652 wurde er dessen Weihbischof in Hildesheim.

Er starb am 19. Februar 1663 in Hildesheim.

Zurück zu Leonhard Colchon.

Kloster Seligenstadt  hatte im Dreißigjährigen Krieg schwer gelitten. Obwohl die Bürger von Seligenstadt Kontributionszahlungen  an die Schweden  geleistet hatten, plünderten abziehende Soldaten _Stadt und Abtei.

Zwischen 1637 und 1641 waren die Schweden nochmals in Seligenstadt. Das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche interniert.

Nach dem Krieg kümmerte sich Abt Leonhard unter großen Opfern um neue Bücher in der Bibliothek, die praktisch ausgeraubt worden war.

Er holte wohl auch Siedler aus seiner wallonischen Heimat nach Seligenstadt, um die während des Krieges stark dezimierte Bevölkerung wieder zu mehren.

Leonhard Colchon starb am 30. November 1653 an einem Schlaganfall.

1654 fand in Werden das erste Generalkapitel der Bursfelder Kongregation nach dem Dreißigjährigen Krieg statt.

Dort wurde auch mit Abt mit Heinrich Dücker der Nachfolger von Abt Leonhard Colcon gewählt.

Heinrich Dücker ist 1597 in Werden geboren

Er studierte in Köln Theologie und war dort auch Subregens des Seminars der Bursfelder Kongregation in Köln.

Er wurde Priester und 1629 Pfarrer der St. Luciuskirche in Werden.

Dann wurde er Prior der Abtei Werden. 1646 wurde er zum Abt von Kloster Werden gewählt.

Der Kölner Weibischof  Georg Pauli-Stravius (1640 –1661 ) weihte ihn  zum Abt und Kaiser   Ferdinand III. (1636-1657) belehnte ihn mit den Regalien.

Er muss ein sehr guter und umsichtiger Wirtschafter gewesen sein Er konsolidierte die Abtei wirtschaftlich. Er kaufte kurz nach dem Krieg  verloren gegangene oder verpfändete Besitzungen des

Kloster zurück. Er kaufte Weinberge in Rheinbrohl.

Der Kurfürst von Brandenburg  Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1640–1688 ), der “Große Kurfürst”, verpfändete ihm 1649 Mühlen für 5500 Reichstaler, das sind  etwa 928.887 €

und am 3.Juli 1649 die Gerichtsbarkeit für 8000 Reichstaler, das sind etwa 1.351.097 €, auf 20 Jahre

Die Zahl der Klostereintritte stieg an

Seit 1649 war er Definitor in der Bursfelder Kongregation.

Auch nach Kriegsende bestanden weiter Gefahren. Aber Abt Heinrich nahm trotzdem an allen Kapiteln teil und wurde deshalb als Vorbild für andere Äbte gesehen.

Am 1.September 1649 wurde er in den Coetus der Äbte, das ist die Abtsversammlung, aufgenommen.

Ab 16z53 war bis zu seinem Tod auch der erste Direktor der erste Direktor des Rheinischen Reichsprälatenkollegs auf dem Reichstag.

Am 30. August 1654 fand das Generalkapitel in Werden statt. Dabei wurde Abt Heinrich als Nachfolger von Leonhard Colchon zum Präsidenten der Kongregation gewählt.

Er gilt als einer der bedeutendsten Präsidenten der Kongregation.

Er förderte Studierende. Ebenso machte er sich als Förderer der Wissenschaften und das nicht nur an seinem Heimatkloster, sondern auch für die Kongregation

Am 19. Juni 1667 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls.

Von 1685 bis 1703 War Abt Ambrosius Steingens von St. Vitus in Gladbach Präsident der Bursfelder Kongregation.

Am 18. Juni 1696 wurde Florenz von dem Velde  Abt von Kloster Corvey gewählt Von Kaiser Leopold I. (1658-1705) erhielt er 1696 die Regalien und war damit offiziell Reichsfürst.

Papst Innozenz  XII. (1691-.1700) bestätigte ihn 1697.

Er wurde zum bedeutendsten Abt der Barockzeit von Kloster Corvey.

Er pflegte ein enges Verhältnis zu  Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg zu Wolfenbüttel(1704-17134). 1709i konvertierte er heimlich und 1710 öffentlich zum katholischen Glauben.Das hat wohl kaum was mit der guten

Beziehung zu einem katholischen Abt zu tun. Er machte sich Hoffnungen auf das Kurfürstentum Köln und das Hochstift Hildesheim, deren Landesherr Erzbischof Joseph Clemens von Bayern (1688-1723)

sich zu diesem Zeitpunkt in der Reichsacht befand.

Von 1704-1714 war Florenz  Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er starb am  4. Februar 1714 in Corvey.

Sein Nachfolger im Präsidentenamt wurde Coelestin von Geismar Er war1706–1718 Abt von  Kloster Werden

und von 1714.´-1718 Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er stammte aus Warburg. Er ist am 1. November 1666 geboren,

1682 trat er ins Kloster Werden ein. Am 22. Februar 1684 legte er seine Profess ab.

1691 wurde er zum Priester geweiht. Er durchlief verschieden Klosterämter, war erst Kellner, 1692 Lektor der Philosophie,

1694 Novizenmeister und auch Subprior. 1703 wurde er Prior und am 11. Januar 1706 wurde er zum Abt von Werden gewählt.

Seine Regierungszeit als Abt wurde stark erschwert durch Friedrich I. von Preussen (Kurfürst 1688-1701, dann König bis 1713).

Dieser wollte die Abtei Werden  dem Königreich einverleiben. 1712 besetzte er sie 16 Monate lang militärisch.

Der Abt wurde verjagt.

König Friedrich verstarb am 25. Februar 1713.

Durch einen Beschluss des Reichsrat in Wien wurde vom 14. Januar 1714 wurde Abr Coelestin Kloster und die Stadt Werden

zurückgegeben.

Am 17. Juni 1714 wurde in Kloster Groß St. Martin das Jahreskapitel der Bursfelder Kongregation abgehalten.

Bei diesem Kapitel wurde Coelestin zum Präsidenten der Bursfelder Kongregation gewählt.

Er blieb das bis zu seinem Tod. Er starb am 30. Dezember 1718 an der Wassersucht.

  Sein Nachfolger als Präsident wurde Maximilian von Horrich, der von 1719–1721 Präsident der Bursfelder Kongregation war.

Er ist 1662 in Pesch geboren. Er war seit  1714 bis 1721 Abt in Kloster Corvey nd wurde am 20.08. 1714 von Papst Clemens XI. (1700-1721) bestätigt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1292

In Corvey war im Dreißigjährigen Krieg die Bibliothek schwer geschädigt und fast völlig ausgeraubt worden.

Abt Maximilian baute die Bibliothek völlig neu auf und schaffte Bücher aus aller Welt an.

Auf einer Auktion in Bremen konnte er viele Bände der von den Schweden in Kloster Strahov in Prag geraubten Bibliothek für Kloster Corvey erwerben.

In Corvey ließ er die Allee von Höxter nach Corvey anlegen.

1719 folgte er Abt Coelestin als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er verstarb 1721.

Sein Nachfolger wurde Pantaleon II. Bruns

!709 wurde er Abt von Kloster Abdinghof und blieb das bis zu seinem Tod 1727.

1721 wurde Pantaleon Bruns von Papst Clemens XI. zum Titularbischof von Thyatira und Paderborner Weihbischof ernann

Am 14. Juni 1722 wurde er zum Präsidenjten der Bursfelder Kongregation gewählt und blieb das ebenfalls bis zu seinem Tod.

Bis 1725  amtierte er als Apostolischer Administrator für den  noch nicht ordinierten Fürstbischofs von Paderborn, Clemens August I. von Bayern (1725-1761)

Pantaleon Bruns verstarb am 15. Dezember 1727 in Paderborn.

Servatius van den Berg, war von1725 – 1750 Abt von Kloster St. Vitus in Gladbach 1749 ließ er dort die Klosterkirche mit einer barocken Haube versehen.

Von 1728-1750 folgte er auf Pantaleon Bruns als Präsident der Bursfelder Kongregation.

Bernhard Bierbaum wurde 1780 Abt von  Kloster Werden .letzter Präsident und im selben Jahr  letzter Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er war am 22. Oktober 1747  in das Kloster Werden eingetreten. Am 3. November 1748 die Profeß ab 

Im   November 1753 wurde er zum Priester geweiht.

1757 wurde er in das Werdener Schwesterkloster St. Ludger in Helmstedt gesant. dort wurde er am 19. März 1775 zum Propst ernannt.

Am  16. April 1780 wurde er zum Abt von Werder gewählt. Im selben Jahr wurde er zum Präsident der Bursfelder Kongregaiion erwählt.

In Werden und auch Helmstedt führte er viele Bauprojekte durch.

Für das Kloster erwarb er  3000 Bände des Richters Weise aus Moers, die sogenannte Weisesche Bibliothek

Im Juli 1789 brach in Frankreich die Revolution aus. In deren Folge kam es zu den Revolutionskriegen.

Die französischen Revolutionsarmeen besetzten  im Spätherbst 1794 das linke Rheinufer.

Kaiser Franz II. (1792-1806) hatte im Rastatter Kongress (1797-1799) in einer Zusatzvereinbarung versprochen, sich für die Abtretung des linken Rheinufers einzusetzen.

Das hatte Auswirkungen auf Kloster Werden.

1797 erschien sechzig französische Kavalleristen vor dem Kloster und verlangte 400.000 Francs Brandschatzung. Das Kloster gab, was es hatte, um Plünderung und Brandschatzung zu vermeiden.

Außerdem wurden 6 Konventuale als Geißeln nach Düsseldorf gebracht Ein halbes Jahr später wurden 50 Kürassiere ins Kloster einquartiert, bis die Forderung erfüllt war.

Weiter Konventuale waren als Geiseln verschleppt worden. Abt Bernhard hatte sich nach Helmstadt geflüchtet. Er hatte einen Unterhändler zum Kongress nach Rastatt geschickt.

Das scheint wohl gut ausgegangen zu sein. Abt Bernhard wurde auch so benachrichtigt. Aber er verstarb am 16. März 1798. Bernhard war der letzte Präsident der Bursfelder Kongregation.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 gingen der Kongregation die letzten Klöster verloren und  sie stellte ihre Existenz endgültig ein.

  

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19 Juli 2025

Stift Freckenhorst

 

Sie ist am

                                                                                                                                                                                                  

Freckenhorst ist ein Stadtteil von Warendorf. YEs wird 851 erstmals urkundlich erwähnt. Die sogenannte Gründungsurkunde von Stift Freckenhorst. wurde allerdings schon von

dem Historiker Wilhelm Diekamp in Die Gründungslegende und die angebliche Stiftungsurkunde des Klosters Freckenhorst 1884 als Fälschung erkannt.

In der Urkunde heißt es “Das Ehepaar Everword und Geva widmet das Schloss Freckenhorst mit Wald und Gütern zu Otomar (Hoetmar), Fharendorpe (Warendorf), Husen, Foberg (Vohren b. Warendorf) und den Zehnten in der Region Ravenspurg teils für eine Priesterkongregation unter Luitold, teils für ein Nonnenkloster, welches unter Geva und nach ihrem Tode unter Thiatilda stehen soll.” Sie ist im Landesarchiv NRW unter

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 1 abgedruckt und auch dort als Fälschung deklariert. Der in der Urkunde genannte Stifter Everword ist aber eine historische Persönlichkeit.

Der Gründungslegende nach trat er nach Vollzug der Stiftung in das Kloster Fulda ein. Er erscheint in den Fuldaer Traditionsnotizen als Fridewart.

Die Schenkung des Everwards, wie er in dieser Urkunde heißt ist auch in MGH Diplomata auf Seite 113 unter Urkunde 78 abgedruckt. Ludwig der Deutsche (817-876) bestätigte die Schenkung.

Die Urkunde wird in MGH allerdings als verunechtet bezeichnet. Der Inhalt wird aber als stimmend betrachtet.

In der Gründungslegende wird von einem Everward, der edler Herkunft war, und seiner Frau Geva, erzählt, die sich durch Schönheit und Wohltätigkeit auszeichnete

.

Sie waren beide sehr begütert, hatten aber keine Kinder.

Everwards Schweinehirt Freckyo, der dem Ort Freckenhorst den Namen gab, bemerkte eines Nachts ein großes.Licht, was ihn sehr erschreckte. Er traute sich erst am Tage die Stelle zu untersuchen, fand aber nichts.

In der folgenden  Nacht kam das Licht noch heller wieder. Er berichtete dies dem Vogt und dem Maier des Edelherren Der Vogt trug die Sache  nun seinem Herren vor.

Daraufhin begab sich Everward mit seinen Rittern und Knappen selbst an diese Stelle. Auch er hatte eine Lichterscheinung.

Sie hatte die  Gestalt eines Hauses und er konnte einen Mann erkennen, der den Grundriss mit einer Schnur ausmaß.

Er betete die folgende Nacht und schlief sehr spät ein. Da erschien ihm der heilige Petrus und offenbarte ihm, dass er es war und den Grundriss einer Kirche vermessen habe.

Er trug ihm nun auf, die Kirche zu bauen.

Everward beriet sich mit dem Bischof von Münster Liutbert (849-870). Dieser beauftragte Everward, den Wald zu roden, wo die Lichterscheinung war und ließ dort die Fundamente einer Kirche bauen.

Everward teilte sein Vermögen drei Teile, zwei erhielt das neue Kloster Freckenhorst, einen Kloster Fulda, in das er selbst eintrat.

Das neue Kloster Freckenhorst wurde auf den in Westfalen relativ unbekannten Bonifatius geweiht, hatte also denselben Patron wie Kloster Fulda.

Die Legende erklärt das so, dass Bonifatius die Urgroßeltern Everwards bekehrt und getauft habe.

Auch Geva trat ins Kloster ein und erhielt von Bischof Luitbert im neuen

Kloster Freckenhorst den Schleier, wo sie dann lebt.

Von der Legende zur gesicherten historischem Realität.

Die Quellenlage  zur frühen Geschichte Freckenhorsts ist sehr schlecht. Alle urkundlichen Belege für die Zeit bis 1161 sind verloren gegangen. Auch die Reihenfolge der Äbtissinnen steht nicht fest.

Meine wichtigste Quelle ist Wilhelm Kohl, Das Bistum Münster 3: Das (freiweltliche) Damenstift Freckenhorst (Germania Sacra N. F. 10), Berlin/New York 1975.

Archäologische Befunde belegen, dass das Kloster im 9. oder 10.Jahrhundert  wiederholt durch Brand vernichtet worden ist.

Möglicherweise steht das in Verbindung mit den Einfällen der Normannen und der Hunnen.

So wurde 926 das nicht allzu weit entfernte Kloster Herford beim Hunneneinfall zerstört und  König Otto I. (936-973)stellte 940 eine Urkunde für Herford aus, in der er die beim Hunneneinfall vernichteten

Privilegien Herfords erneuerte.  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 101u / Fürstabtei Herford, Landesarchiv / Urkunden, Nr. 9

Das wichtigste Ereignis der Gründungsjahre war die Reliquientranslation durch Bischof Liutbert, die nach den Xantener Annalen 860 oder 861 stattgefunden haben.

Bischof Liutbert stattete Kloster Freckenhorst mit Reliquien aus. Dabei war auch eine Reliquie des Kirchenpatrons von Freckenhorst,des heiligen Bonifatius.

Die nächste greifbare Nachricht er scheint dann  1085.

Bischof Erpho von Münster (1085-1097) bestimmte die Rechte der Freckenhorster Dienstmannschaft nach dem Vorbild der Rechte der bischöflichen Ministerialen.

(Wilhelm Kohl  S.72)

Dies geschah wohl im Rahmen einer umfassenden Reform von Kloster Freckenhorst.

1116 gab es wieder eine Feuerbrunst in Kloster Freckenhorst.Diese ist archäologisch nachgewiesen.

Auch die Corveyer Annalen berichten von diesem Brand.

Es ist unklar, ob der Brand in Zusammenhang mit den Kämpfen der kaiserlichen Partei und der sächsischen Partei stehen.

Der Bischof von Münster  Burchard von Holte (auch der Rote) (1098-1118) hatte wegen seiner engen Bindung zu Heinrich V. (1106-1125) auch das Stift Münster in Mitleidenschaft gezogen.

So hatte der sächsische Herzog Lothar (1106-1125, dann als Lothar von Supplinburg bis 1137 deutscher König)  1116 die Burg Bentheim erobert und niedergebrannt.

Der Wiederaufbau des abgebrannten Klosters Freckenhorst und seiner Kirche geschah innerhalb der nächsten 12 Jahre.

Die Kirche steht größtenteils noch heute. Sie soll die Vorgängerin an Pracht und Größe weit übertroffen haben.

1169 wird Widukind von Rheda (* vor 1154-1189) erstmals als Vogt von Freckenhorst erwähnt. Seine Schwest Gertrud war um 1107 Äbtissin von Freckenhorst.

Nach dem Tod von Widukind auf em Kreuzzug von Friedrich Barbarossa geriet sie mit dessen Nachfolger als Vogt von Freckenhorst Bernhard von Lippe.mit dem Widukund befreundet war, in Streit.

Die Auseinandersetzung brachte Dem Kloster schweren Schaden und konnte erst 1193 durch den Bischof Hermann II. (1174-1203) beigelegt werden. (Wilhelm Kohl S.74)

Im Landesarchiv NRW fijndet sich eine Urkunde, in der Bischof Hermann einen Vertrag zwischen der Äbtissin Gertrud und Bernhard zur Lippe bestätigt-

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 4. Dies Urkunde ist 1193 ausgestellt und könnte sich darauf beziehen.

Um das Jahr 1226 verstarb in Freckenhorst Abt Meinrich (1185–1226) von Kloster Rastede bei Oldenburg. Er ist in Freckenhorst bestattet.

Vor 1240 wurde das Kloster der Augustinerregel unterworfen. Die genaueren Umstände sind unbekannt.

In der Bischofliste von Münster wird Bischof Ludolf von Holte (1226 –1247) gesagt, dass er 1240 in Freckenhorst die Augustinerregel eingeführt hat, was sein Interesse an der Reform der Frauenklöster belegt.

Zwischen 1450 und 1457 ereignete sich in Münster die Stiftsfehde. Das war ein Streit um die Besetzung des Bischofsstuhl in Münster. Als Kandidaten standen sich Walram von Moers und Erich II. von Hoya gegenüber-

Walram hatte sich 1423 um das Amt des Bischofs von Utrecht beworben, war dort aber knapp unterlegen.

Die Äbtissin von Freckenhorst Anna von Plesse (1433-1456) unterstützte die Familie Hoya-

Am 16. August 1451 belegte Walram die Äbtissin mit dem Interdikt

Im August 1452 griffen moersische Truppen Warendorf und Freckenhorst an und verursachten dort großen Schaden. Auch im Folgejahr suchte Walram Freckenhorst wieder heim.

Am 14. Juni 1495 bestätigte Papst Alexander VI. (14992-1503) die Umwandlung von Freckenhorst in ein freiweltliches Stift. (Wilhelm Kohl S. 75)

Die Bulle betreffend die Kleidung der dortigen Stiftsdamen durch Papst Alexander dürfte auch damit in Zusammenhang stehen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 321 Sie ist am 19.Juni 1495 ausgestellt.

Äbtissin war in dieser Zeit Maria Gräfin zu Tecklenburg. (1473-1527) Sie trieb den Bau einer neuen Abtei voran.

Als Maria 1527 starb, schloss sich die Familie von Tecklenburg als erste westfälische Grafenfamilie der

lutherischen Lehre an.

Nur wenige Jahre  nach der Umwandlung Freckenhorsts in ein freiweltliches Damenstift wurde wurde wie im ganzen Westfalen die Unruhe der Reformation auch in Freckenhorst spürbar.

Die lutherische Lehre fand im Stift viele Anhänger.

Münster war zwischen 1525 und 1533 zum Schauplatz des Täuferreichs geworden. Jan van Leiden (1509-1536) wurde 1534 zum alleinigen Führer der Täufer in Münster.

Der reformatorisch gesinnte Bischof Franz von Waldeck (1532 zum Bischof von Münster ausgerufen) nahm mit Unterstützung hessischer Truppen am 25. Juni 1535 die Stadt Münster wieder ein.

Die meisten Täufer mit Ausnahme der verbliebenen Oberhäupter Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling ,wurden hingerichtet

Die drei Oberhäupter wurden 1536 hingerichtet und zur Abschreckung in eisernen Käfigen an der Lambertikirche aufgehängt und zur Schau gestellt.

Nachfolgerin von  Maria Gräfin zu Tecklenburg wurde in Freckenhorst Agnes von Limburg-Styrum (1527-1570). In Freckenhorst genossen  vertriebene Wiedertäufer Wohlwollen und Schutz.

Am 24. Juni 1538 forderte Bischof Franz von Waldeck die Äbtissin auf, im Kloster verborgene Wiedertäufer auszuliefern. Diesem Befehl kam sie nicht nach.

Ob sich Agnes auch wiedertäuferischem Gedankengut geöffnet hatte, ist nicht klar. Sicher ist aber,dass sie eine Anhängerin der Reformation wittenbergischer Prägung war.

Die Prozessionen mit dem Heiligen Kreuz ließ  Agnes regelmäßig abhalten, bis sie 1556 eingestellt wurden. Ob dies auf Anordnung der Äbtissin geschah, ist nicht eindeutig.

1553 unternahm Herzog Philipp Magnus von Braunschweig (*1527-+ 1553) eine militärische Operation gegen die Stifte Osnabrück, Münster und Minden.

Das Stift Freckenhorst erlitt dabei empfindliche materielle Schäden.

Agnes verstarb am 6. Mai 1570.

Auf sie folgte Äbtissin Margaretha von der Lippe (1570–1578)

Ihr protestantisches Bekenntnis steht außer Zweifel, was nicht verwundert. Nach dem Tod ihres Vaters Simon V. von der Lippe am 17.September 1536 übernahm der hessische Landgraf Philipp (1518-1567)

die Vormundschaft für Margarethe. Nach dem Tod ihrer Mutter Gräfin Magdalene von Mansfeld 1542 kam sie zur Erziehung an den hessischen Hof.

1565 wurde sie zur Äbtissin im Stift Herford gewählt.

Als Anna von Limburg in Freckenhorst gestorben war, verhandelte eine Abordnung aus Herford über die Bedingungen einer Amtsübernahme in Freckenhorst.

Margarethe verpflichtete sich, die katholische Religion einzuhalten und an den katholischen Zeremonien in Freckenhorst teilzunehmen, wobei jedem Beteiligten klar war, dass sie dies als Protestantin nicht machen  würde.

Sie behielt sich das Recht vor, bei Bedarf von Regelungen nach Herford zu reisen.

Als am 30. April 1572 eine Abordnung des Fürstbischofs Von Münster Johann II (1566-1575) zur Visitation anreiste, machte sie von dieser Klausel Gebrauch.

Die Visitation konnte wegen Abwesenheit der Äbtissin nicht stattfinden  und wurde auch nie nachgeholt.

Kurz zuvor war Margarethe  zur Äbtissin des protestantischen Konvents von Borghorst gewählt worden.

In Freckenhorst hat sie nur wenige Spuren hinterlassen, was auch der Vielzahl ihrer Ämter geschuldet ist.

Die Kirchturmspitze in ihrer heutigen Gestalt stammt wohl aus ihrer Amtszeit.

Sie verstarb am 7. Juni 1578.

Auf sie folgte Metta von Limburg-Styrum (1578–1591)

Sie die Tochter des Grafen Hermann Georg von Limburg-Styrum (1540–1574)  und seiner Gattin Maria von Hoya-Bruchhausen (1534–1612)

In ihrer Wahlkapitulation vom 30. August 1578 versprach sie, keine Neuerungen in den geistlichen Gebräuchen einzuführen. Außerdem versprach sie,

sich für keine weiteren Abteien zu bewerben oder solche anzunehmen.

Kurz nach ihrem Amtsantritt ließ sie die Willkommenssteuer ausschreiben. Das war eine von den Landständen zugestanden einmalige Steuer für neugewählte Landesherren.

Aus diesen Einnahmen sollte in Freckenhorst der Schuldenabbau getätigt werden.

Am 27. Juli 1591 erklärte sie mit einem Schriftstück ihren Verzicht als Äbtissin von Freckenhorst. Dieser wurde unter Freistellung von Forderungen an die Äbtissin von den

Kapitularherren angenommen.

Metta heiratete  am  4. August 1592 heiratete Metta den protestantischen Grafen Heinrich V. von Holstein-Schaumburg-Sterneberg (1566–1597). Nach dem Tode ihres Mannes übernahm sie die Regierung der reichsfreien Herrschaft Gemen eine während der Zeit des niederländischen Freiheitskampfes  recht schwierige Aufgabe. Diese erfüllte sie fast bis zu ihrem Tode und hinterließ den Sohn Jobst Hermann, der unverheiratet verstarb. Nach seinem Tode fiel die Herrschaft Gemen an die Familie von Limburg-Styrum-

Auf Metta folgte Margaretha Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1591–1604)

Sie wuchs als Tochter des Grafen Johann Gerhard von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1536–1611) und seiner Gattin Margarethe von Daun-Neuweiler (1540–1600) in einer protestantischen Adelsfamilie auf.

In ihrer Wahlkapitulation hatte sie sich verpflichtet, die bisher aufgetretenen Unordnungen in den Gottesdiensten und alle übrigen Versäumnisse abzuschaffen .Sie versprach außerdem, keine weiteren Abteien zu übernehmen.

Sie verpflichtete sich auch, die auf  6250 Goldgulden angewachsene Schuld des Stiftes, das sind etwa 1.823.340,00 €, allmählich abzutragen.

Am 21. Mai 1592 wurde das Stift visitiert. Ziel war, die alten Zeremonien und die ursprüngliche katholische Religion wiederherzustellen.

Der Bischof von Münster Ernst von Bayern (1585 –1612 )bestätigte die Wahl am 2. Oktober 1592  obwohl sie den Glaubenseid wegen ihres protestantischen Bekenntnisses nicht abgelegt hatte.

Zwar hatte sie sich in ihrer Wahlkapitulation verpflichtet, keine weitern Abteien zu übernehmen. Trotzdem wurde sie 1598 zur Äbtissin des Reichstiftes Essen gewählt.

Als sie sich zur Beisetzung ihres Schwagers Ludwig Günther von Nassau in Arnheim aufhielt, verstarb sie dort am

28. November 1604 verstarb und am 30. November. Sie ist  in der Eusebiuskerk in Arnheim beigesetzt.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Elisabeth von der Lippe (* 9. Juli1592 † 19.Juni i1646) gewählt. Wegen der widrigen Verhältnisse übte sie ihr Amt aber nicht aus.

Sie heiratete 1612 und wurde zur  Gräfin von Holstein-Schaumburg.

Für sie nahm Elisabeth van Bergh-s’Heerenberg (1605-1614) das Amt wahr. Sie war auch Nachfolgerin von Margaretha Elisabeth  in Essen. Außerdem war sie Äbtissin in Nottuln und eben Freckenhorst.

Sie war die Speerspitze der Gegenreformation in Essen.

1605 und 1613 wurde Freckenhorst visitiert. Die Akten ergeben kein gutes Bild. Sitten und das religiöse Leben waren im Verfall.

Elisabeth  verstarb plötzlich  am 12. Januar 1614 im Alter von 33 Jahren in Essen.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Agnes von Limburg-Bronkhorst-Styrum (* 18. September 1563  2. Januar 1645 )am 1.März 1614 vom Kapitel zur Äbtissin von Freckenhorst gewählt

Bei der Wahl war sie schon  50 und Äbtissin der Abteien Elten, Vreden und Borghorst.

Am 13. März 1614 unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.

Am 19 März 1614 wurde sie von Fürstbischof Ferdinand von Bayern(1612 –1650 ) von Münster konfirmiert.

Auf Grund ihrer familiären Verbindungen hatte sie Beziehungen sowohl im protestantischen als auch im katholischen Lager.

Dies kam ihr vor allem im Dreißigjährigen ‘Krieg zu Gute. Sie konnte immer wieder Raubzüge in ihrem Einflussbereich verhindern.

Obwohl sie in ihrer Wahlkapitulation zugesagt hatte, so viel Zeit wie möglich in Freckenhorst zu verbringen, wurde das vor allem durch den Krieg verhindert.

Sie residierte überwiegend in Vreden.

Sie erkor  ihre 1603 geborene  Nichte Elisabeth Juliana von Limburg zur Coadjutorin mit dem Recht zur Nachfolge. 1619 legte sie diese ihre Wahl  Papst Paul V. (1605-1621)

zur Bestätigung vor. Dieser beauftragte am  28. Juli 1619 Fürstbischof Ferdinand die Angelegenheit zu prüfen Er verwies auf die verwandtschaftlichen Beziehungen der Beiden in die Generalstaaten

und das dieser Draht zur Protestantischen Seite der katholischen Sache in Elten und Vreden möglicherweise nützlich sein könne.

Gräfin Juliana wurde dann als Coadjutorin  und Nachfolgerin bestimmt.

1630 erfolgte dies auch für Freckenhorst. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209 / Stift Freckenhorst / Akten, Nr. 0 – I 1d

Sie verstarb aber schon vor  Äbtissin Agnes am 19. November 1641.

Agnes stiftete 1619 das Vredener Hungertuch. Laut Widmungsinschrift hatte sie das persönlich „zu Ehren der Passion unseres Herrn angefertigt“.

Agnes verstarb am 2.ö Januar 1645 in Vreden und ist dort in der Stiftkirche bestattet.

Agnes Maria von Limburg-Styrum (1645–1646) war eine Großnichte der verstorbenen Äbtissin. Bei der Wahl erhielt sie zehn  Stimmen ,

ihre Konkurrentin Claudia Seraphica von Wolkenstein-Rodeneck neun Stimmen.

Die Familie Wolkenstein-Rodeneck war eine Südtiroler Grafenfamilie, die 1564 in den Freiherrenstand und 1628 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.

Es war eine Seitenlinie der Wolkenstein-Trostburg und geht auf den Dichter Oswald von Wolkenstein (um 1377–1445) zurück.

Sie ist am 14. September 1627 ist sie in Innsbruck als Tochter von Fortunat Graf von Wolkenstein-Rodeneck und Johanna Gräfin von Königsegg-Rothenfels geboren.

Der Wahlleiter, Domdechant Bernhard von Mallinckrodt (1591-1664)

, weigerte sich, ein Wahlprotokoll zu veröffentlichen. Er ließ auch keinen Notar zur Beurkundung der Wahl zu.

Er ersuchte Fürstbischof Ferdinand, die unterlegene Claudia Seraphica als gewählte Äbtissin zu bestätigen. Die Gründe dafür lagen wohl im jugendlichen Altar von Agnes Maria.

Sie war erst 13. Ein weiterer Grund war ihre lutherische Konfession.

Drei Tage nach der Wahl “besetzte”  Claudia Seraphica  die Abtei, um die bischöfliche Bestätigung zu erzwingen.Tatsächlich unterzeichnete Fürstbischof Ferdinand die Provision,. Dagegen legte Agnes Maria Widerspruch ein. Sie verstarb im Frühjahr 1646 mit 15 Jahren.

Papst Innozenz X. (1644-1655) ernannte mit seiner Bulle vom 30.September 1645 Fabio Chigli (1639-1649 päpstlicher Nuntius in Deutschland und von 1655-1667 als Alexander  VII.Papst) und die Domdechanten von Münster und Köln zu senen Kommissaren,

um Claudia Seraphica in Besitz der Abtei Freckenhorst zu bringen. Fabio Chigli war Förderer von Claudia Seraphica.

Fabio Chigi hielt sich zu den Friedensverhandlungen in Münster auf, ebenso wie Claudias Cousin Georg Ulrich von Wolkenstein-Rodeneck, der als Gesandter Österreichs in Münster war.

Claudia legte den Glaubenseid gegenüber dem Paps ab. Am 24. März 1646 unterschrieb sie die Wahlkapitulation und war damit auch formal Äbtissin von Freckenhorst.

Ihr Hauptwohnsitz war Freckenhorst. Sie war Pröpstin in Vreden und 1648 wurde sie auch zur Äbtissin von Stift Heerse ernannt.

Sie war auch Küsterin im Reichsstift Essen. und hatte Präbenden in St. Ursula in Köln und in Vreden.

Unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen hatte die Festigung des katholischen Glauben im Bistum Münster begonnen. Er setzte die Beschlüsse des Konzils von Trient durch.

Auch Äbtissin Claudia Seraphica setzte sich deutlich für die Verbesserung des Kirchenwesens ein-

Fürstbischof von Galen war am 10. Oktober 1660 in Freckenhorst  zu Gast und hielt eine Firmung ab.

Claudia sorgte für die Erhaltung der Bausubstanz in Freckenhorst und die Ausstattung der Abtei.

Die Petrikapelle wurde restauriert und ein neuer Marienaltar errichtet.

Im März 1688 erkrankte Claudia Seraphica schwer und verstarb am 21. Juli 1688 in Vreden, wo sie auch bestattet ist.

Sie war die letzte Äbtissin mit gräflicher Abstammung in Freckenhorst.

Am 16. September 1688 wurde Hedwig Christina Gertrud von Korff zu Sutthausen zu ihrer Nachfolgerin gewählt.

Sie war die Tochter des Rudolf Dietrich von Korff zu Sutthausen und Anna Rotgera Sophia von Eickel.

Sie wurde wurde zum ersten Mal am 16. September 1670 urkundlich erwähnt . Bis zu ihretr Wahl als Äbtissin war sie als Amtsjungfer, das  ist ein Klosteramt, tätig.

Nach ihrer Wahl leistete sie am 18. November 1688. Am Tag darauf unterzeichnete sie die Wahlkapitulation.

1691 ließ Hedwig Christina die Petrikapelle restaurieren.

1695 stiftete sie silberne Altargarnitur aus sechs hohen  Kerzenkandelabern. Auch  ein 125 cm großes Kreuz wurde von ihr gestiftet.

1694 gründete sie die Todesangst Brüderschaft.  Die Todesangstbrüderschaften wurden von den Jesuiten gegründet und hatten im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit. Ihr Ziel war es,

für einen gnädigen Tod für sich und seine Mitbrüder (Schwestern) für einen gnädigen Tod zu beten.

Schon zu ihren Lebzeiten ließ die Äbtissin ein Epitaph errichten, das sich in der Freckenhorster Stiftskirche befindet.

Hedwig Christina verstarb  am 22. September 1721.

Ihre Nachfolgerin wurde Clara Francisca Antonetta von Westerholt zu Lembeck.

Sie ist 1694 geboren und war die Tochter des Dietrich Konrad von Westerholt zu Lembeck (1658–1702) und seiner Gattin Maria Theodora von Waldbott zu Bassenheim.Das war eine westfälische Adelsfamilie.

Sie war schon seit dem 19. März 1719 Äbtissin von Langenhorst, einem Stadtteil von Ochtrup.

Am 9. Dezember 1721 vom Konvent zur Äbtissin in Freckenhorst gewählt. Die Wahl erfolgte einstimmig- Es fehlte nur die Stimme der suspendierten Kapitularin Johanna Katharina von Winkelhausen,

die seit 1713 (-1738)Äbtissin von Heerse war.Diese leitete einen Prozess ein, der viel Geld kostete und bis 1726 ging.

Am 20. Dezember 1721 unterzeichnete die neue Äbtissin am 8. Januar 1722  die Wahlkapitulation, die unter anderem eine jährliche Residenzpflicht in Freckenhorst von mindestens  Monaten auferlegte.

Der Ordinarius erteilte seine Bestätigung  am 8. Januar 1722 .

Der feierliche Einzug fand allerdings erheblich später statt, nämlich erst am 5. November 1743.

Der Hauptgrund für die Verzögerung lag wohl in der Baufälligkeit lag wohl in der Baufälligkeit, des Gebäudes, das Äbtissin Maria von Tecklenburg um 1500 errichten lassen hatte.

Der kurfürstlich-kölnische Architekt und Hofbaumeister C.F. Nagel (1699-1764) erstellte en Gutachten, aus dem hervorging, dass das Gebäude so baufällig war, dass man darin seines Lebens nicht mehr sicher sei.

Er veranschlagte Kosten von 6000 Reichstalern, das sind  etwa 6.031.260,00 €, für den Neubau eines Hauses unter möglichster Verwendung der Grundmauern und Fundamente.

Das hätte eine Kapitalaufnahme in dieser Höhe bedeutet, die das Kapitel aber verweigerte.

Nun wandte sich die Äbtissin an Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719—1761) mit der Bitte um Genehmigung. Sie begründete ihren Antrag damit, dass die Reparatur bisher 4000 Reichstaler verschlungen habe, das

Gebäude aber trotzdem baufällig sei. Der Fürstbischof drängte das Kapitel auf Zustimmung, die das Kapitel am 18. Juni1738 schließlich erteilte, mit der Auflage, dass die Verbindlichkeiten innerhalb von 12 Jahren zu tilgen seien.

Es gelang aber nicht, die Schulden vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) zu tilgen.

Nun mussten auch noch die Kriegskosten aufgebracht werden.Da nicht klar war, ob die Äbtissin oder der Konvent die Kriegskosten zu tragen hatte, kam es zu einem Prozess, den die Äbtissin verlor.

Dem Konvent wurden eine Reihe von Abteigütern zugesprochen, was die die finanzielle Lage der Abtei weiter verschlechterte.Es kam zu einem weiteren Prozess, bei dem ein Vergleich geschlossen wurden

Der Äbtissin wurden jährliche Einnahmen von 700 Reichtalern zugebilligt, das sind etwa 703.647,00 €. Die Kriegskontributionen übernahm der Konvent statt wie bisher die Abtei.

Die Unstimmigkeiten hatten dazu geführt, dass die Äbtissin häufiger von Freckenhorst weg war, als es ihr die Wahlkapitulation erlaubte.

Sie verstarb am 18. September 1763 in Langenhorst im Alter von 69 Jahren.

Sie hinterließ eine erhebliche Schuldenlast.

Ihre Nachfolgerin wurde Francisca Lucia von Korff zu Harkotten und Störmede (1763–1799). Sie ist 1722  geboren und wuchs

als Tochter des Wilhelm Friedrich Anton von Korff zu Harkotten (* 1688, † 1727) und seiner Gattin Katharina Bernhardina Francisca von Westphalen auf.

Die Familie Korff ist ein altes westfälisches Adelsgeschlecht und gehört zu den ältesten landsässigen Adelsfamilien im Münsterland

Am 5. März 1729 in den Besitz einer Präbende in Freckenhorst.

Am 18. Oktober 1763 wurde sie einstimmig zur Äbtissin gewählt. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 706

Die Bestätigung durch Bischof .Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1762 – 1784) kam zehn Tage später.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 707

Sie unterzeichnete die Wahlkapitulation, die gegenüber den vorherigen einige Neuerungen beinhaltete.

Es wurde geregelt, an wen die dimittierenden Präbenden fallen sollte.

Wegen der hohen Schulden der Abtei sollte Francisca Lucia prüfen, ob der Freckenhorster Hof in Münster verkauft werden sollte, der zudem baufällig war.Mit Rücksicht auf die zerrütteten Finanzen verzichte die Äbtissin

zunächst vorläufig und schließlich endgültig auf die feierliche Einfahrt

Die Äbtissin bemühte sich, die drückende Schuldenlast zu verringern. Sie besetzte nicht mehr alle frei werdenden Präbenden und hatte so am Schluss ihrer Amtszeit 4 Pfründe eingespart.

Auch die Bautätigkeit hielt sich wegen der Finanzlage in engen Grenzen.

1793 nahm sie 22 vor der Revolution in Frankreich geflüchtete französische Priester auf und übernahm die Kosten für den Messwein.

vor der Konsekration, am 29. März 1847.

Bis 1793 war Therese-Louise von Haxthausen, Mutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1843) Stiftsdame in Freckenhorst.

Francisca Lucia machte eine Reihe von Stiftungen zu gottesdienstlichen Zwecken.

1795 rettetete sie das Stiftsarchiv vor dem heranrückenden französischen Heer.

Sie verstarb am 4. Februar 1799 nach dreitägiger Krankheit im Alter von 77 Jahren.

Ihre Nachfolgerin wurde als letzte Äbtissin von Freckenhorst Anna Franziska von Ketteler.

Sie wurde am 18. April 1755 als Tochter des Goswin Lubbert von Ketteler zu Harkotten (* 1719, † 1775) und seiner Gemahlin Bernhardina Dorothea von Korff, einer Schwester der vorhergehenden Äbtissin des Stifts Freckenhorst geboren.

Sie wurde am 2. April 1799 zur Äbtissin gewählt. Die Bestätigung durch Bischof Maximilian Franz von Österreich (1784 –1801) erfolgte am 15. Mai 1799.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 209u / Stift Freckenhorst / Urkunden, Nr. 753

Nach nur drei Amtsjahren zeichnete sich das Ende von Stift Freckenhorst ab.

Am  3. August 1802 nahm der König von Preussen Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) das Oberstift Münster, zu dem auch Freckenhorst gehörte, in Besitz.

Am 23. Februar 1803 wurde das Hochstift Münster aufgehoben und die Einziehung der Klöster und Stifte dem neuen Landesherren anheimgestellt.

Das Stift Freckenhorst gehörte seit 1808 dem Großherzogtum Berg. Das Stift Freckenhorst wurde als Versorgungsanstalt für bedürftige adlige Damen aller Konfessionen beibehalten. Am 11.August 1811verfügte die Regierung des Großherzogtums Berg die endgültige Aufhebung des Damenstiftes.

Die Einkünfte der Äbtissin hatten bis dahin jährlich 21.260 fr. belaufen. Sie  erhielt eine Pension und zog sich nach Münster zurück.

Dort starb sie am 14. April 1835 im 80. Lebensjahr und ist auf dem Lambertikirchof beerdigt.

Noch erhalten ist die Stiftskirche und der Taufstein aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Auch das Grab der Geva ist noch erhalten mit der ältesten niederdeutschen Inschrift.

Das Geläut der Stiftskirche ist  der vier vollständig erhaltenen alten Stiftsgeläute Westfalens.

                                                                                                       

13 Juni 2025

Kloster Kemnade

 

 

 

                                                                                                                                                                       

 

Kloster Kemnade wurde um 960 von zwei Töchtern des Billungergrafen Wichmann dem Jüngeren († 22. September 967) als Kanonissenstift  gegründet.Es iiegt an der Weser und ist heute Ortsteil von Bodenwerder, dem Dorf aus dem  der “Lügenbaron” Freiherr Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen

stammt.Sein Grab ist in der Klosterkirche von Kemnade.

Namengebend war der beheizbare Teil des Frauengemachs. Auch der Name des Dorfes leitet sich davon ab.

Nach dem Zeugnis des Annalista Saxo (a. 967) wurde von Otto dem Großen das Erbe Wichmanns des Jüngeren an Kemnade und Lüneburg überwiesen. Daher wird in der Forschung die Meinung vertreten, bei Friderun und ihrer Schwester Imma handle es sich um Töchter des  Wichmann des Älteren ohne dass es direkte Quellenbelege hierfür gibt.

König Heinrich II. (1004-1024 stellte )am 2. November 1004 zwei Urkunden aus, in denen er bekundet, dass die Äbtissin Frederuna und ihre Schwester Imma mit Hilfe des Grafen Gero das Kloster Kemnade gegründet haben. In dieser Urkunde wird der umfangreiche Besitz aufgeführt, den die

beiden dem Kloster Kemnade geschenkt haben.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 37

In einer zweiten Urkunde auch vom 2.11. wird vor allem auf Rechtsgrundlagen des Klosters eingegangen. Zum einen steht die Inschutznahme durch den König, dann auch die Exemtion des Gerichts und vor allem die freie Wahl der Äbtissin.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen

W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 64

Kloster Kemnade  hatte mit der Schenkung umfangreichen Grundbesitz nämlich Dölme, Grave Hehlen, Heyen, Hohe, Linse, Halle, Lüerdissen, Rühle, Forst, Börry, Tündern, Ohr Esperde. Latferde, Grohnde, Hajen, Pegestorf und Bodenwerde bekommen.

Kaiser Otto II.(973-983) hatte  der Schenkung zugestimmt.

Friederuna verstarb 1025.

Auch König  Heinrich III. (1039-1056) bestätigte 1039 das Kloster und die Schenkung. Heinrich III. – [RIplus] Regg. Heinrich III. n. 7

Die Weihe der Klosterkirche fand am 15. Juli 1046  durch den Mindener Bischof Bruno von Waldeck (1037-1055) statt.

Unter Äbtissin Judith erfuhr das Kloster einen Niedergang. Sie war die Schwester von Siegfried IV. von Boyneburg (um 1095- 1144). Dieser war Vogt von Kloster Corvey  und hat dem Konvent von Corvey seinen Bruder Heinrich als Abt aufgezwungen.

Es war wohl auch dem Einfluss Siegfrieds zu verdanken, dass sie Äbtissin von Kemnade wurde. Abt Heinrich wurde 1146 in Corvey wegen Unfähigkeit abgesetzt und durch Abt Wibalds von Stablo (1146-1158), ersetzt.

In seiner Briefsammlung schreibt dieser auch über Judith. Sie führte ein ausschweifendes Leben und verteilte die Güter des Klosters an ihre Getreuen und Liebhaber. Wie ihr Bruder wurde sie 1146 abgesetzt.

In einer am  19. März 1147 bezeichnete König Konrad Kemnade als “ einen gemeinsamen Sündenpfuhl für alle des Weges Ziehenden” ( Hans Pfeifer, Kloster Kemnade und seine Kirche in Zeitschridft für Bauwesen, Bd.  49, 1899 S.351)

Sie wurde durch den päpstlichen Legaten Kardinalpriester Thomas von S. Vitale(1145-1146) am 15. Juli 1146 abgesetzt und durch Klostervogt Dieter von Richlingen aus Kemnade vertrieben.Dieser hoffte, dass er seine Tochter, die ebenfalls Judith hieß, auf den Abtsstuhl von Kemnade  bringen konnte .

Der Konvent wählte aber die bisherige Pröpstin Helmbugis zur Äbtissin. Dies wies aber die Wahl zurück. Dann wurde Judith von Eberstein gewählt.

Der päpstliche Legat  befahl dem Bischof von Minden Heinrich I. ( 1140-1153), Judith aus Kemnade zu vertreiben

Dieter von Richlingen verärgert über die Nichtberückschtigung seiner Tochter wandte sich wieder Judith zu, der vertriebenen Äbtissin von Kemnade , um diese mit Gewalt in Beitz von Kemnade zu bringen.

Die neugewählte Äbtissin, die Pröpstin Helmburgis und die Dechantin mussten m das Schloss Lohra fliehen

Ende Januar 1147 unterstellte König Konrad das Kloster Kemnade dem Abt Wibald von Stablo und Corvey mit dem Auftrag zu dessen Reform.Konrad III. – RI IV,1,2 n. *433

Kemnade sollte wieder ein Männerkloster werden  Kloster Corvey setzte  einen von Corvey abhängigen Propst in Kemnade ein.

Da man durchaus Ursache hatte, die vertrieben Judith und ihren Anhang zu fürchten, wurde der Klosterschatz nach Corvey gebracht.

Judith  erhob Einspruch gegen die Einsetzung der Mönche.

Der frühere Klostervogt Dieter von Richlingen  zog mit bewaffneter Macht vor Kloster Kemnade, um es wieder in die Hände Judiths zu bringen.

Auch die nach Lohra geflüchtete Äbtissin legte gegen die Neuordnung des Konvents Widerspruch ein.Zwar war Dieter von Richlingen von bewaffneten Kräften aus Corvey zurück gedrängt worden.

Judith konnte mit Unterstützung ihrer Günstlinge Kloster Kemnade einnehmen. Der Propst wurde kurzerhand in die Weser geworfen.

Konrad befahl dem Herzog von Sachsen , dem Unwesen in Kloster Kemnade eine Ende zu bereiten und Dieter von Richlingen und seien Söhne zur Rechenschaft zu ziehen.

Papst Eugen III. (1145-1153) befahl dem Bischof von Minden Heinrich I.(1140-1153), der auch zu den Unterstützern Judihs zählte, diese mit kirchlichem Bann zu belegen, falls sie nicht innerhalb von 30 Tagen das Kloster zurückgab. Auch die Bischöfe

Bremen Adalbero (1124-1148) und Verden Dietmar II (1116-1148) wurden aufgefordert, Abt Wibald bei der Wiedererlangung der verschleuderten Klostergüter behilflich zu sein.

Judtih wurde wohl Äbtissin von Geseke im Kreis Soest wo sie zwischen 1145 und 1147 nachzuweisen ist.

1149 fanden größere Instandsetzungsarbeiten in der Klosterkirche statt.Die Neuweihe der Kirche verzögerte sich aber, weil der Mindener Bischof sich hartnäckig  weigerte, die Kirche zu weihen.

Erst als sich Papst Eugen III. einschaltete, nahm der Bischof die Weihe vor.

Das Klosterleben in Kemnade kam aber nicht in Gang.  1168 zog Kloster Corvey die Mönche wieder aus Kemnade ab.

Das Kloster stand nun bis 1194 leer.Dann erst wurde es wieder besiedelt und zwar mit Nonnen aus Kloster aus dem Kloster Gehrden

Dem Konvent stanfd eine Priorin vor. Das Kloster blieb unter der Aufsicht des Abtes von Corvey.

Erste Priorin war eine Judith oder Jutta.

Das Kloster hatte das Patronatsrecht an der örtlichen Pfarrkirche St. Dionysius . Das war die Kirche für die Dorfbevölkerung,die zur Klosterkirche keinen Zutritt hatte.

Das Kloster nahm das Pfarrecht durch en Propst von Kemnade wahr.

1245 kam die St. Nikolaus-Kapelle in Bodenwerder (1245) und später die St. Gertrudskapelle in die Obhut des Klosters.
Eine enge Beziehung hatte Kloster Kemnade vor allem zu den Herren von Homburg.

Sie waren auf der Grundlage Corveyischer Lehen im 13. Jahrhundert Landesherren in Kemnade.

Diese enge Beziehung wirkte sich positiv auf Kloster Kemnade aus. Es war neben Kloster Amelungsborn das Hauskloster der Herren von Homburg.

Das Kloster konnte seinen Besitz ständig erweitern.

Besonder wichtig war der Besitz unmittelbar um Kemnade.

1354 belegte der Mindener Bischof Dietrich III. Kagelwit(1353 –1361 ) Kloster Kemnade mit einem Interdikt, weil es eine von ihm präsentierte Dame nicht in das Kloster aufnehmen wollte.

Abt Dietrich I. von Dalwigk (1336-13549) von Kloster Corvey wandte sich an den Kölner Erzbischof Wilhelm von Gennep (1349-1362) und erreichte die Rücknahme des Interdikts.

Das Verhältnis besserte sich aber.  So gewährte der Mindener Bischof Wittekind II.(1369 –1383) all denen , die dem Kloster Kemnade und dem Bild des Kreuzes Zuwendungen machten, einen 40- tägigen Ablass.

Ein Beleg, dass die Einkünfte des Klosters zur Deckung seiner Ausgaben nicht mehr ausreichten.

Mit Heinrich VIII. von Homburg starb das Geschlecht der Edelherren von Homburg aus.

Schon vorher hatte er am 2. Februar 1407 einen seiner Lehenshöfe der Kirche zu Bodenwerder vermacht, um in Bodenwerder eine Kapelle zu errichten und einen Friedhof anzulegen.

Den Hof befreite er von aller weltlichen Gerichtsgewalt und stellte ihn unter geistliches Recht.

Der Einfluß der Grafen von Pyrmont auf das Kloster nahm zu.

Gebetsverbprderungen mit dem Stift Fischbeck und dem Zisterzienserkloster Walkenried wurde abgeschlossen.

Das Kloster verarmte aber merklich.

1460  verkauften die Priorin Antonia und ihr Konvent den Lenekmapmit Hof, um die Lichter für den Johannes-Altar zu beschaffen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen F 008u / Kloster Kemnade / Urkunden, Nr. 109

Das Kloster war bettelarm geworden.

1504 trat Kloster Kemnade der Bursfelder Kongregation bei.

1538 hatte Hermann von Malsberg Kloster Kemnade in Besitz genommen, nachdem der Propst, Domina und Nonnen vertrieben worden waren-

Domina müsste Anna von Nyhusen gewesen sein, Priorin Elisabeth Hake, denn dies stellten am 7.4.1539 eine Urkunde aus, in der es um eine Geldleihe von

150 rheinischen Gulden ging.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen F 008u / Kloster Kemnade / Urkunden, Nr. 126

Pattensenj, eine Kleinstadt bei Hannover , war der Versammlungsort vieler wichtiger Landtage.  1541 beschloss ein Landtag dort die Einführung der Reformation und die Aufhebung der im

Kalenbergischen  befindlichen Klöster.

Der Konvent in Kemnade blieb aber zunächst bestehen. Er konnte sich zunächst einer protestantischen Visitation entziehen.

Die finanzielle Lage des Klosters blieb aber prekär. Es musste weiteren Besitz verkaufen.

Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1568-1589) erließ am 1. Januar 1569 eine neue Kirchenordnung für sein Land und begann die Reformation durch zu setzen.

1579 verkündete er die lutherische Reform von Kloster Kemnade. Er setzte den Ortspfarrer von Kemnade als neuen Propst ein und setzte lutherische Nonnen im Kloster ein.

Pfeifer setzt die Reform von Kloster bereits auf 1549 an. Da aber Julis von Braunschweig erst 1568 auf seinen katholischen Vater folgte, scheint mir die Reformation nach 1569 schlüssiger.

Der Abt von Kloster Corvey, das ja immer noch die Aufsicht über Kemnade hatte, das war Abt Reiner II. von Bocholtz (1555-1585), klagte beim Reichskammergericht gegen die Reformation von Kemnade.

Im Reichskammergericht liegt unter AR 1-A/520 Prozessakte eine Prozessakte vor.

Die Restitution  des vertriebenen Prälaten und der Nonnen wurde angeordnet. Auch die Rückgabe von Kloster Kemnade an Kloster Corvey.

1584 wurde der lutherische Konvent aufgelöst. 1593 kam das Kloster wieder unter die Verwaltung Corveys. Dieses siedelte aber keine Klostergemeinschaft mehr in Kemnade an.

Corvey zog alles, was sich in Kemnade befand, ab –Messgewänder, Antependien,Kruzifixe und Leinwand.

Ein Herr von Ersleben wurde Propst in Kemnade.1620 entsagte er dem geistlichen Stand und heiratete und blieb Ritter in Kemnade. Dieses beanspruchte er für sich als Ausgleich für die für Kemnade ausgegebenen Gelder.

Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig(1613ö-1634) erkannte ihn als rechtmäßigen Gläubiger von Kemnade an.Natürlich beschwerte sich der Abt von Corvey Heinrich V. von Aschenbrock (1616-1624) sofort beim Reichskammergericht.Zwar wurde Herzog Friedrich Ulrich mit seinen Ansprüchen auf Kemnade zurückgewiesen, aber Ritter  Christoph  von Ersleben (1580-1646)  blieb im Besitz von Kemnade. Er hatte sich   1633 in einem Vergleich mit Kloster Corvey geeinigt. Danach durfte er bis zu seinem Tod den Besitz behalten.

Der Besitz war auch Gegenstand bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Nach seinem Tod blieb er als Pachtgut im Besitz seiner Witwe. Nach ihrem Tod 1656 fiel es an Braunschweig zurück, auch wenn Corvey diesen Besitz weiter beanspruchte.

Ritter Christoph und seine Frau wurden im Querhaus der  Klosterkirche bestattet.

Das Grabgewölbe ging 1724 an die Familie von Münchhausen über.

Deswegen ist dort auch Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720-1797), der “Lügenbaron” bestattet.

1678 und 1697 kamen Rezesse zwischen Kloster Corvey und dem Hause Braunschweig zustande.

1699 bekam Abt Florenz von dem Felde (1696-1714) von Kaiser Leopold I (1658-1705) Kloster Kemnade als Lehen.

Der Abt setzte in Kemnade wieder Pröpste und Äbtissinen ein und auch Amtsleute. Kloster Kemnade erhielt seine alte Selbstständigkeit nicht wieder.

Das Haus Braunschweig gab seiene Ansprüche auf Kloster Kemnade nicht auf. Erst 1777 einigten sich Corvey unter Abt Johann Karl Theodor von Brabeck (1776-1792) und  Herzog Karl I von  Braunschweig-Bevern (Braunschweig Wolfenbüttel war im Jahr  1735 ausgestorben)

(1735-1780). Kloster Corvey erhielt den Amelungbornischen Hof in Höxter und den Zehnten von Beverungen und verzichtete dafür auf Kemnade.

Kloster Kemnade kam an die Domäne Wickensen, die dann den Unterhalt der Kirche  erbringen musste und den Pfarrer zu besolden hatte.

Der Klosterhof wurde 1842 für 49.700 Taler an den Grafen von der Schulenburg verkauft.

Von Kloster Kemnade ist heute nur noch die romanische Pfeilerbasilika erhalten und es besteht noch ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Konvents.

 

 

 

05 Mai 2025

Der Bussen

 

 

Der Bussen, der “heilige Berg Oberschwabens” liegt in der Nähe Riedlingens.  Er ist 767 m über dem Meeresspiegel und bietet vor allem bei Föhn eine wunderbare Aussicht. Die Alpenkette von Füssen bis zum Säntis ist zu sehen, aber auch die Waldburg oder das Ulmer Münster. Gekrönt wird der Berg von einer Wallfahrtskirche220px-Bussen-Wallfahrtskirche02, die schon zur Zeit

Der Bussen war schon früh besiedelt. Erste Lesefunde stammen aus der Mittelbronzezeit, In Europa war das so etwa ab 1600-v.C. bis 1300 v.C. Auch aus der Urnenfelderkultur die von 1300 v. C. bis 800 v.C. dauerte liegen Funde vor.

Seit 2014 führten Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege  Ausgrabungen im weiteren Umland der herausragenden frühkeltischen Stadt „Heuneburg“ bei Herbertingen-Hundersingen durch, Zwischen 2019 und 2021 führte

das Landesamt für Denkmalpflege Grabungen  auf dem Bussen durch unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Krausse, der dem Vorstand der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern angehört, durch. Diese wurden 2021 abgeschlossen.

Das Fundmaterial besteht aus 460 kg Ziegeln, Ofenkacheln, Keramik, Tierknochen, Glas, Stein, Eisen und, in kleinerem Umfang, Buntmetall- und Beinartefakte. Diese werden zur Zeit ausgewertet und stammen aus der Jungsteinzeit bis zum

Spätmittelalter. Die datierbaren Funde ergeben für die keltische Zeit ein interessantes Wechselspiel zwischen dem Bussen und der nur 13 Kilometer entfernten Heuneburg.Etwa 1600 bis 1100 v. Chr. fungierte die Heuneburg  als überregionales Zentrum

Danach verlagerte sich der  Machtsitz auf den Bussen Dann wechselte er bis etwa 450 v.C. wieder auf die Heuneburg.

Der Busen spielte in der Region zwischen Alb und Bodensee in vor- und frühgeschichtlicher Zeit wohl  eine bedeutende Rolle.

Schon die Kelten brachten auf dem Bussen Fruchtbarkeitsopfer dar Auch in modernerer Zeit wurde auf dem Bussen um “Bussakindle” gebeten Es ist durchaus denkbar, dass  “Bussakindle”  in einer sehr langen Tradition stehen.

Auch in römischer Zeit hatte der Bussen Bedeutung. Dort stand wohl ein römischer Wachturm, an den späte reine Burg angebaut wurde.

Auf dem südlichen Abstieg des Bussen verlief  im 1. nachchristlichen Jahrhundert wichtige römische, west-östliche Fernstraßenverbindung von Straßburg (Argentorate) nach Augsburg (Augusta Vindelicorum)

Von Historikern wird sie auch Donausüdstraße genannt Einige Historiker vermuten ein noch unbekanntes Römerkastell, weil die Entfernung zwischen den bekannten Garnisonen Mengen und Emerkingen für einen Tagesmarsch zu weit i

Die älteste Urkunde, die dessen betrifft, stammt aus dem Jahre 805. Chadaloh und Wago, die Söhne des Grafen Berthold I. (+ zwischen 804und  813-815) ihren Besitz unter anderem die Kirche auf dem Bussen

“ Similiter et in Pussone illam basilicam “ Die Urkunde wurde am 23-  Oktober 805 ausgestellt, Sie ist im Urkundenbuch der Abtei St. Gallen Teil 1, hsg von Hermann Wartmann, Zürich 1863,  auf Seite 175 abgedruckt..

Patrozinium des Heiligen Leodegar , des fränkischen Bischofs von Autun genannt. (online-Archiv Katalog des Stiftsarchiv St. Gallen)

Das Patrozinium wechselte wohl. Sei t 1432 ist Johannes der Täufer als Patron belegt.(Ferdinand Kramer: Der Bussen, heiliger Berg Oberschwabens, mit seiner Kirche und Geschichte, S. 15

und schon jetzt ist Wallfahrtstätte, durchaus möglichdass diese  in ungebrochener Tradition schon auf die Kelten zurückgeht.Christliche Missionare bauten ihre Kirchen gerne an heiligen Plätzen der Heiden, um diese sozusagen umzuwidmen.

Schon kurz vor 800 gab es wohl eine Burg auf dem Bussen.Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Nähe der Kirche auf dem Bussen zur Burg.. Kirchen suchten in dieser Zeit oft den Schutz von nahe gelegenen Befestigungsanlagen

Der älteste bekannte Besitzer soll Graf Gerold i. (+ 799)gewesen sein. Gerold war einer der bedeutendsten Heerführer, Ratgeber und persönlichen Vertrauten Karls des Großen.

Gerold war nach einigen Quellen auch der Schwager von Karl dem Großen. Gerolds Schwester Hildegard war mit Karl dem Großen verheiratet.

Die Burg auf dem Bussen wurde schon im Frühmittelalter erbaut, war zunächst wohl eine Fliehburg.Dann wurde sie ausgebaut und befand sich im Besitz der Bertholde(oder Agilolfinger), einer Hochadelssippe.

Mitte des 13. Jahrhunderts war Burg Bussen eine staufische Reichsburg, und kam über die Veringer um 1280 an die Habsburger.

Die Habsburger bauten die Burg auf dem Bussen aus,ließen sie von einem Vogt verwalten und von Burgmannen bewachen.

1314 verpfändeten sie die Burg an die Grafen von Hohenberg, die enge Beziehungen zu den Habsburgern hatten

Albert II. von Hohenberg-Rotenburg (+17.4. 12198) war  war enger Berater von Rudolf von Habsburg,, der mit seiner Schwester Gertrud Anna von Hohenberg (+ 1281) verheiratet, die 1273 als Anna von Habsburg deutsche Königin wurde.

Albert war Landvogt in Niederschwaben

1387 wurde die Burg an die Truchsessen von Waldburg verpfändet.Sie gehörte zur Herrschaft Bussen des Hauses Waldburg, blieb aber Habsburger Lehen

Im 30- jährigen Krieg wurde die Burg durch schwedische Truppen zerstört. Burg und Berg hatten ihre militärische Bedeutung und damit ihre politische Rolle eingebüßt. Die Burg wurde nicht mehr aufgeba1733-1805ut

Sie zerfiel und wurde als Steinbruch genutzt.

Das Haus Waldburg verkaufte 1786 Burg und Berg an den Reichsfürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis (1783-1805) Um 1870 sicherte das Haus Thurn und Taxis die zerfallene Anlage und richtete die gut erhaltenen Reste des Bergfrieds als Aussichtspunkt her.

im Zuge der politischen Neuordnung durch Napoleon fiel der Bussen 1806 an das Königreich Württemberg.

1997 kaufte der Landkreis Biberach die Burgruine  und sicherte sie mit  umfangreichen Instandsetzungsarbeiten

Die Wallfahrtskirche St. Johann Baptist stammt aus dem Jahre 1516 und wurde in den Jahren 1960-1963 restauriert.

Ihr Vorläufer war die  805 oben erwähnte Kirche.

Der Grundstein wurde Wilhelm den Älteren von Waldburg-Trauchburg (* 1469 –1557) und seine Ehefrau Sybilla von Waldburg-Sonnenberg (1493–1536)    am 1. April 1516 in Anwesenheit des Zwiefalter Abts Georg Fischer (1474–1513) gelegt.Der Grundstein zeigt das Waldburger und das Sonnenberger Wappen.

1791 wurde die Kirche erneuert und das Kirchendach erhöht.

Belegt sind auf dem Bussen seit 1521 Wallfahrten zur Schmerzhaften Muttergottes. Heute finden immer an Pfingsten Männerwallfahrten statt. 1958 wurde auf dem Bussen ein Heimkehrermahnmal errichtet und seither findet immer am 31. August eine Wallfahrt der Treu statt. Auf dem Bussen steht auch eine Gedenktafel für die Gefallenen der Weltkriege. Besonders gedacht wird der oberschwäbischen Gefallenen aus Rommels Afrikakorps.

27 Apr. 2025

Kloster Corvey

                                                                                                                                                                                                                              Thumb

Karl der Große (768-814I) hatte in den Jahren 772-804  die Sachsen besiegt und in das Frankenreich eingegliedert.Mit harter Hand hatte er mit deren Christianisierung begonnen. Damit das dauerhaft gesichert wurde,

sollten einheimische Glaubensboten das Christentum überzeugend vertreten. Deshalb wurden junge Sachsen in Domstifte und Abteien des Frankenreiches um sie dort auszubilden und auf ihre Aufgabe vorzubereiten.

So sollte die personelle Grundlage zur Gründung sächsischer Kirchen und Klöster geschaffen werden. Karl wollte das gewonnene Gebiet durch die Gründung eines Reichsklosters festigen.

Das  fränkischen Kloster Corbie an der Somme, ein Königskloster,hatte eine große Ausstrahlung und spielte eine wichtige politische Rolle.

Dort war Adelhard  (* woh1  752-826) ein Sohn des Karolingers Bernhard, der ein unehelicher Sohn von Karl Martell (* zwischen 688 und 691-741) und einer Fränkin, 7212 Mönch und 781-814 und wieder 821 Abt von Corbie.

Sein Halbbruder Wala (* wohl um 773 –836), ein Cousin Karls des Großen folgte Adalbert 826 als Abt von Corbie nach und war in Personalunion Abt von Corvey.

Wala war auch einer der engsten Berater von Karl dem Großen.

In Corbie wurden viele junge Sachsen erzogen.

Die Umsetzung des Plans, ein Kloster in Sachsen zu gründen, verzögerte sich durch den Tod Karls.

815 gründeten Adalhard und Wala  das Kloster Hethis, das erste Kloster in Sachsen,. Sachsen entspricht dem heutigen Bundesland Niedersachsen und Westfalen.

Der Ort Hethis ist heute nicht mehrgenau  zu lokalisieren, aber er befand sich wohl in unmittelbarer Nähe von Neuhaus im Solling in Niedersachsen. Die Gründung kam wohl auf Initiative des Paderborner Bischofs Hathumar (* um 760 ?-815) zustande.

Es wurde zunächst als Propstei von Kloster Corbie gegründet

Hethis eignete sich aber gemäß der Überlieferung wegen seine Unfruchtbarkeit nicht für ein Klosterleben. Zum Überleben waren die Mönche  auf Hilfslieferungen vom Mutterkloster angewiesen.

Trotz materieller Not begann das Kloster  “Noca Corbeia”, wie die Gründung genannt wurde zu blühen. Eine Klosterschule war eingerichtet worden.

Adalhard und Wala waren 814 nach dem Tod Karls entlassen worden, Adalhard in die Verbannung geschickt

822 wurden die beiden begnadigt und sie konnten an den Hof zurückkehren und ihre Ämter wieder aufnehmen.

Adalhard veranlasste eine große Hilfslieferung aus Corbie und bat König Ludwig, sich nach einem geeigneten Ort für das Kloster umschauen zu dürfen.

822 wurde das Kloster dann an einem Weserübergangs des Hellwegs errichtet. Hellweg bedeute im Mittelalter eine Via Regia oder Heerstraße und war immer eine wichtige Durchgangsstraße für den Fernhandel.

Es lag ganz nah bei dem Königshof , das war ein kleinerer Gutsbesitz, der zum Reichsgut gehörte, Huxori, dem heutigen Höxter.

Am 27. Juli 823 nahm “Kaiser Ludwig der Fromme  das auf seinen Befehl „in provincia Saxonica – super fluvium Wisera [Weser] in villa regia in loco – Hucxori [Höxter]“ erbaute Kloster Corvey (Corbeia) in seinen Schutz, gewährt ihm dieselben Vorrechte, welche alle Kirchen im Frankenreich haben und befreit es von fremder Jurisdiktion und allen fiskalischen Abgaben.”  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 3

Die Urkunde  schloss Immunität und freie Abtswahl ein

Kaiser Ludwig schenkte Kloster Corvey 823 auch den Königshof Höxter sowie die Reliquien  des Heiligen Stephanus.

Das Mutterkloster bestätigte den Besitz aller bisher Kloster Corbie gehörenden Güter in Sachsen.

Kloster Corvey hatte nun formal die Unabhängigkeit vom Mutterkloster erreicht, wurde aber noch bis 826 in Personalunion mit Corbie geleitet.

Abt Adalhard verstarb 826. Die durch ihn gegründete Verbindung mit dem Mutterkloster blieb über Jahrhunderte bestehen.

Nach Adalhardss Tod  übernahm in Corvey Warin die Abtswürde (wikiupedia führt zwar Wala ala 2. Abt. Der  folgte Adalhardus wohl nur in Corbi als Abt nach.)

Warin war der Sohn des sächsischen Grafen Ekbert (* um 756- nach + 811 )Ekbert gilt als Stammvater des sächsischen Adelsgeschlechts der Ekbertiner.

Warin verzichte auf eine Karriere am fränkischen Hof und wurde Mönch in Corbi Er war ein Schüler des Paschasius Radbertus (Abt in Corbi843/44–851)

Radbertus war ein bedeutender Theologe seiner Zeit und Verfasser zahlreicher theologischer Schriften, Biographien, Briefe und Gedichte.

Warin  wechselte 822 in das neu gegründete Tochterkloster Nova Corbeia (Corvey) Dort ist er als Lehrer bezeugt.

823 entsandte das Mutterkloster Corbie Ansgar (Ü* um 801-865), der von 834-865 Bischiof von Hamburg und ab 849 auch von Bremen war, als Lehrer nach Corvey.

Ansgar war einer der vielen Bischöfe, die zunächst Mönche in Corvey waren.

So wurde Cprvey neben dem Stift Herford zu einem Zentrum der frühen Mission in Skandinavien

Am 26. April 826 wurde Warin in Corvey zum Abt gewählt. 833 erkannte Ludwig der Fromme die Wahl an.

Das Kloster nahm unter ihm einen großen Aufschwung, tatkräftig unterstützt von Ludwig.

Am 16. Juni 832 schenkte Ludwig dem Kloster die Fischerei an der Weser in Lüssum, heute ein Ortsteil von Bremen-Blumenthal.

Landesarchiv NRW C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 6. Fischrechte waren für Klöster natürlich wegen der Fastengebote sehr interessant.

833 schenkte Ludwig dem Kloster  auf Bitten Warins das königliche Recht an  der Salzquelle zu Budinisvelt, das ist Bodenfelde im Landkreis Nordheim in Niedersachsen.

Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 8. Diese Urkunde ist die srste urkundliche Erwähnung von Bodenfelde.

Am 1. Juni 833  errichtete Ludwig der Fromme in dem von ihm gegründeten Kloster einen Markt und verlieh dem Kloster den Geuß des Schlagsatzes der kaiserlichen Münze.

Der Schlagsatz war  der Reingewinn aus der Nutzung des Münzregals für den Münzherrn. Das war der Gewinn , der sich aus der Differenz zwischen Edelmetall- und Fertigungskosten auf der einen und dem Nominalwert der ausgemünzten Menge auf der anderen Seite ergab.

Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 7

Corvey wurde wichtig für die Christianisierung Nordwestdeutschlands. 

Warin richtete 834 eine Missionsstation in Meppen ein.

Die enge Beziehung zwischen Kloster Corvey zeigt sich z- B. auch in dem Umgang mit Hilduin.  Dieser war von 814 bis zu seiner Amtsenthebung 840 Abt von Kloster St. Denis, der Grablege der französischen Könige seit Hugo Capet.

Von 819-831 war er Erzkaplan Ludwigs des Frommen. Er war auch Hofgelehrter und arbeitete auch an den offiziellen kaiserlichen Annalen ( Annales regni Francorum) mit.

Nach 836 erfolgte die Translaton der Reliquien des Heiligen Vitus aus der Kathedrale von St. Denis nach Corvey.

Da Hilduin sich bei den Auseinandersetzungen zwischen Ludwig dem Frommen und seinem Sohn Lothar sich auf die Seite Lothars gestellt hatte, fiel er bei Ludwig in Ungnade und verlor den Abtstitel in St. Denis.Er wurde in das Kloster Corvey verbannt.

Seine Spur verliert sich, aber möglicherweise ist er identisch mit Bischof Hiluin in Köln. Dieser  wurde 842 von Kaiser Lothar zum Erzbischof von Köln ernannt. Er konnte seine Weihe aber nicht durchsetzen und wurde wohl nur im Machtbereich Lothars anerkannt.

Durch die Translation der Reliquien des Heiligen Vitus nach Corvey wurde dieser Stammesheiligen der Sachsen. Im Umfeld von Corvey  gab es nun viele Kirchen mit dem Vitus-Patroziniums und auch das Vituspatrozinium der Bischofkirche von Prag führte man später auf Kloster Corvey zurück.

Vitus  war auch Reichsheiliger.Das erklärt auch die Nähe der Herrscher zu Kloster Corvey.

Corvey besaß nun die Reliquien zweier im Mittelalter sehr bedeutenden Heiligen. Das führte zu einem großen Zustrom an Pilgern, was dann eine nicht zu verachtende Einnahmequelle darstellte.

Auch die Nachkommen Ludwigs unterstützten und förderten Kloster Corvey.

843 schenkte Kaiser Lothar seinem Getreuen, dem Grafe n Esich (+ nach 059) Güter zu Kessenich, das ist das heutige Bonn-Kessenich, zu freier Verfügung. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 13

Dieser schenkte sie an Kloster Corvey weiter, was Lothar bestätigte. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 14

Der Wein wurde mit Pferdetransport auf dem Hellweg bis Duisburg beefördert und von dort per Schiff auf dem Rhein weiter. So gelangte auch der Wein vom Hofgut Litzig bei Traben Trarbach (s.u.) nach Corvey.

In Visbek hatte Gerbert Castu s(* vor 784; † nach 819 ), ein Schüler des Liudger ((* um 742 † 26. März 809 ), Missionar der Sachsen ein kleines Kloster gegründet.Gerbert entwickelte es zu einer Abtei, von der aus der Lerigau, ein Bezirk im frühmittelalterlichen Sachsen

christianisiert.

Am 20. März 855 vereinigte  König Ludwig der deutsche  (von 843-876 König des Ostfrankenreichs) die königliche Zelle Visbek mit allen ihren Pertinenzien, insbesondere den dazu gehörigen Kirchen und Zehnten.

Landesarchiv NRW C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 16

Nachfolger von Abt Warin wurde  Abt Adalgar (856-877), Bruder des Gleichnamigen später Bischofs von Hamburg und Bremen

873 bestätigte Ludwig Kloster Corvey die Befreiung von abgaben. Er gründete bei Höxter das Stift St. Martin im Felde, ein Stift für Weltgeistliche unter Leitung eines Propstes.

Die Kirche wurde 863 vom Paderborner Bischof Luithard (862 –887) 863 geweiht. Eine Schule wurde dort ebenfalls eingerichtet, die unter Aufsicht von Corvey stand und die ihr Hauptaugenmerk auf die griechische Sprache richtete.

868 berief König Ludwig die Synode von Worms ein,Sie stand im Zeichen des Photios-Schismas, einer Auseinandersetzung zwischen der West-und Oströmischen Kirche. Es drehte sich hauptsächlich um das Recht des byzanthinischen Kaisers,

den Patriarchen von Konstantinopel ohne die Zustimmung des Papstes abzusetzen.

Innenpolitisch sollte durch die Synode erreicht werden, dass alle Bischöfe im Ostfränkischen Reich bei gleichartigen Sachverhalten einheitlich handelten

Abt Adalgar nahm an dieser Synode auch teil

873 bestätigt Ludwg Kloster Corvey die Befreiung von Abgaben.Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 22

In dieser Urkunde präzisierte er auch die Abgabefreigheit  “von allen an die Bischöfe zu entrichtenden Zehnten einbegriffen, diese vielmehr gesammelt und zur Aufnahme von Gästen und Pilgern verwendet werden sollten. “

Am 25. September 873 schenkte Ludwig Kloster Corvey das königliche Hofgut Litzig an der Mosel bei Traben-Trabach.

Der Gutshof, auf dem weit über hundert Menschen lebten, hatte zu dieser Zeiteinen dorfähnlichen Charakter. Seine Bewohner betrieben Viehzucht und
bewirtschafteten außer Weinbergen auch Äcker und Wiesen. Landesarchiv NRW W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 21

Auf Abt Adalgar folgte Abt Thankmar, der von 877-878 nur sieben Monate regierte und so kaum Spuren hinterließ.

Unter diesen beiden Äbte lebte der Mönch Wigbert in Corvey. Er wurde 880(-908 Bischof von Hildesheim. Er war aber auch ein sehr gesuchter Arzt. (G. Lammert Zur Geschichte des bürgerlichen Lebens und der öffentlichen Gesundheitspflege, Regensburg 1880, S.2533)

Sein Nachfolger wurde Abt Avo (878—879) Auch er regierte nur kurz und erwarb in seiner Regierungszeit einige Güter.

Sein Nachfolger war Abt Bovo I.(880-890).Gestützt mit Urkunden, die die Privilegien Corveys bestätigten stritt er mit dem Bistum Paderborn um seine Unabhängigkeit.

Wichtigste Ergebnis für Corvey war das Mainzer Privileg für Kloster Corvey. Auf der Mainzer Synode von 888, die der Mainzer Erzbischof Liutbert (863 –889) leitete, bestätigte er wie es im Regest heißt

“unter Zustimmung der (auf der Mainzer Synode von 888 versammelten Erzbischöfe und Bischöfe dem Abte Bovo von Korvey die Privilegien der Klöster Korvey und Herfors. (abgedruckt im Mainzer Urkundenbuch Seite 99, Regest 167)

Im lateinischen Text wird ausdrücklich nochmals die Befreiung von allen Abgaben an die Diözesanbischöfe ausgesprochen.Dieses Privileg kann man schon als den Höhepunkt der Corveyer Macht und als wichtiges Instrument all seiner weiteren

Exemtionsbestrebungen sehen.

Auf Abt Bovo folgte Abt Gottschalh (890-900)

Seine Amtseinsetzung ist für das Jahr 890 belegt. Er nahm auch an der Synode von Forchheim 890 teil

Er erwarb auch die Reliquien des heiligen Justin Für Kloster Corvey. Justin war ein Kirchenlehrer des 2. Jahrhunderts und starb unter Kaiser Marc Aurel den Märtyrertod.

Abt Gottschalk resignierte 900 aus Altersgründen und verstarb 913

Unter den Karolingerherrschern erreichte Corvey eine Bedeutung, die nur mit Stellung Fuldas in Franken und der Reichenau in Schwaben zu vergleichen war.

Diese Phase war auch eine kulturelle Blütezeit des Klosters.

Die Anfänge der Klosterbibliothek liegen schon in der Zeit Ludwigs des Frommen.

Noch erhalten sind die sächsischen Gesetze Karls des Großen, die fünf ersten Bücher der Annalen des römischen Historikers Tacitus sowie Schriften des römischen Schriftstellers und Philosophen Cicero.

Auch der Dichter Agius wirkte in dieser Zeit. Er war Mönch in Corvey und schrieb etwa 876 eine Vita der Äbtissin Hathumod (* 840-874) von Gandersheim

Der Poeta Saxo, ein Notname , wirkte Ende des 9. Jahrhunderts in Corvey. Er verfasste zwischen 888 und 891 die Annales de gestis Caroli Magni imperatoris in Form eines historischen Gedichts.

Das Kloster wurde zu einem der wichtigsten Vermittler der westfränkischen Kultur in Sachsen.

Der bau der dreischiffigen Basilika St. Stephanus und St. Vitus wurde 830 begonnen und 844 geweiht. Das Westwerk wurde 873-888 angeschlossen. Es ist nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle gebaut

und das zweit älteste erhaltene Westwerk überhaupt.

Kaiser Arnulf 887-890 König es Ostrfrankenreichs und 896-899) Kaiser, besuchte 889 die neue Kirche.

Wohl bei diesem Besuch schenke Arnulf Kloster Corvey Güter im Hwaitagau- Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen

W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 26a

2014 wurde Corvey in das Weltkulturerbe aufgenommen mit dem Titel „Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey“.. Man kann also annehmen, dass das Westwerk einen wichtigen Teil zur Ernennung beigetragen hat.

911 wurde Konrad I. Nachfolger von Ludwig dem Kind. Sein Vater war Konrad der Ältere, graf

im Hessengau.Konrads Vorfahren hatten eine Machtposition im Reich erstritten. Konrad war zum wichtigsten Berater am Königshof von Ludwig dem Kind aufgestiegen.

Die Familie hatte auch ausgezeichnete Kontakte zu den anderen Mitgliedern des Regentenkreises wie z. B. dem Mainzer Erzbischof Hatto I. (891 –913 ), dem Augsburger Bischof Adalbvero (887–909) und dem

Konstanzer Bischof Salomo II. (890–919)

Konrad wurde am 10. November 911 zum deutschen König gewählt.

Am 3. Februar 913 war König Konrad zu Besuch in Kloster Corvey und “bestätigt bei seinem Besuch in Corvey dem Abt Buobo die von seinen Vorgängern dem Kloster erteilten Privilegien, insbesondere das Recht der Abtswahl, die Befreiung

seiner Grundstücke von bischöflichen Zehnten und Immunität.”  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 29.

Unter Konrad und danach bei den Sachsenkaisern blieb Corvey ein bedeutendes Kloster im sächsischen Raum. Es diente oft als Kaiserpfalz und bis  1203 sind 25 Besuche von Königen nachgewiesen.

Unter Konrad war Bovo II. (900-916) Abt von Kloster Corvey, Er war sehr gelehrt,. Er beherrschte die alten Sprachen  Der Chronist Widukind von Corvey berichtet, dass Bovo König Konrad einen Brief in Griechisch vorgelesen habe,

was diesen sehr  beindruckt habe.

Er hat sich mit Boethius auseinandergesetzt. Zu dessen Trost der Philosophie hat er auch einen Kommentar verfasst.

Das Kloster genoss zwar königlichen Schutz, hatte aber unter den Hunneneinfällen zu leiden. 915 mussten die Mönche sogar in die Wälder fliehen.

Nachfolger von Abt Bovo wurde Abt Volkmar I  (916-942)

Er stellte die beim Ungarneinfall beschädigten Gebäude wieder her, vor allem die Kirche. Diese ließ er auch erweitern.

Beim letzten Hunneneinfall 919 traten aber wieder Schäden auf,

Am 22.April 922 besuchte Abt Volkmar König Heinrich I. (919-936) in Quedlinburg.. Heinrich  “ bestätigte (e) dem Kloster Corvei das Wahlrecht,den Zehntbezug von den eigenen Gütern

und die Immunität.  MGH Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I.(Conradi I., Heinrici I. et Ottonis I. Diplomata) S. 41.

Die Urkunde wurde am 22.April 922 in Quedlinburg ausgestellt. Das ist die erste Erwähnung von Quedlinburg.

Diese Rechte bestätigte Otto I. (936-962, dann Kaiser-973) in einer der ersten Urkunden als deutscher König. (MFGH S.92) am 17. Oktober 936.. Am 2. Juli 936 hatte er den Thron bestiegen,

Am  19. April 940 verlieh Otto  den Königsbann über alle in und um die Stadt Corvey sich ansiedelnden Arbeiter und Handwerker. (MGH S.113) Der Königsbann ist die Regierungsgewalt eines Königs.

Auf Volkmar folgte Abt Bovo III. (942 –948 ) Er hatte den Ruf eines weisen Mannes. Er war ein Verwandter Ottos I und war im Frieden und auf Kriegszügen in der Nähe Ottos.

Der Bremer Kleriker und Chronist  erwähnt einen Autor mit dem Namen Bovo als Verfasser einer Arbeit über die Ereignisse seiner Zeit.

König Otto verlieh am 30. Mai 936 auf Bitten seines Bruders Bruno ,dem Erzbischof von Köln (953-965) den königlich en Gerichtsbann für  Meppen und erteilte Meppen  Münz-und Zollrecht und erlaubte gleichzeitig dort Märkte zu errichten.

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenW 701 / Urkundenselekt, Nr.KU 39

Nachfolger Bovos wurde Gerbern (949 –965 )

959 wurde Volkmar Bischof von Paderborn (-983) Er entstammte einer sächsischen Adelsfamilie und vor seiner Wahl zum Paderborner Bischof war er Mönch in Kloster Corvey,

Er war nicht verwandt mit dem Corveyer Abt Volkmar, trat aber vermutlich in dessen Regierungszeit in das Kloster Corvey ein. Vermutlich spielte bei der Wahl zum Paderborner  Bischof eine wichtige Rolle.

Am 2. April 981 bestätigte Papst Benedikt VII. (974-983) die Unterstellung  von Kloster Corvey unter die päpstliche Jurisdiktion und die Immunität. Volkmar wehrte sich als ehemaliger Mönch aus Ciorvey nicht dagegen.

Corvey war in der Regierungszeit Gerberns berühmt für seine Klosterschulen, die in Blüte standen.

In seiner Regierungszeit wurden die Reliquien des Heiligen Justins vervollständigt. Das Haupt des Märtyrers verschaffte Otto, das sich vorher in der Kirche von Magdeburg befand,

Im Jahre 952 fand die Einweihung des Mindener Domes statt. Abt Gerbern war dabei anwesend.

Auf ihn folgte Abt Ludolf (965 –983 )Ludolf war geprägt von großer, visionärer Frömmigkeit, Askese und Mystik.

Er visitierte Kirchen in seinem Gebiet gewissenhaft.

Zu einer Zeit lebte Widukind von Corvey ( * um 925- nach 973)und andere Gelehrte im Kloster.Widukind war Verfasser der Res gestae Saxonicae, einer „Sachsengeschichte“, die eine der wichtigsten und meistdiskutierten Quellen zur Ottonenzeit ist.

Ludolf ließ das Kloster von einer Mauer umgeben.

Am 28. Mai 974 bestätigte König Otto II. (967-983) Kloster Corvey das Wahlrecht, den Zehntbezug und die Immunität. (MGH S.97)Nach seinem Tod wur Ludolf als Heiliger verehrt.Sein Gedenktag ist der 13. August.

Nachfolger von Abt Ludolf wurde Abt  Ditmar I.(983 –1001 )

In seiner Regierungszeit wurde Thiddag (998–1017) Bischof von Prag. Vorher war er Mönch in Kloster Corvey.

Dietmar stammte aus einer  vornehmen sächsischen Familie. in Dietmars Zeit fällt eine Bulle von Papst Johannes XV. (985 – 996.)

“Papst Johannes XV. verkündet allen Gläubigen daß er auf Intervention des Bischofs Hildebrand von Modena und auf Bitte des Abtes Thietmar von Corvey  diesem Kloster die von Kaisern, Königen und Fürsten sowie von den Päpsten Hadrian (II.) und Stephan (V.) verliehenen Privilegien bestätigt habe;”

Die Bulle wurde am 26. Juni 989 in Rom ausgestellt. Johannes XV. – RI II,5 n. 673

Danach wurde die Unabhängigkeit Kloster Corveys anerkannt.

Abt Dietmar war an der Einweihung des Domes von Halberstadt 982 teil.

987 kam König Otto III. (983-996 König, dann Kaiser-1002). Er bestätigte am 27. Mai 987 Schenkungen König Ludwigs und Otto II. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 55

995 fand in Anwesenheit von König Otto III.  die Synode von Gandersheim statt, an der auch Abt Dietmar teilnahm. Otto bestätigte in Gandersheim auf Bitten der Bischöfe Willigis (975 1011)von Mainz
und Hildebold (978- 998 Von Worms das Wahlrecht, den Zehntbezug und die Immunität von Kloster Corvey. Otto III. – RI II,3 n. 1142

Am 30. Juli 995 bestätigte Otto III. auf Bitten Abt Dietmars die Privilegien von Kloster Corvey. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 57

Dietmar wurde von den Mönchen zeitweilig als Heiliger verehrt und sein Nachfolger Markward  ließ in seiner Amtszeit die Gebeine Dietmars erheben,

Dietmars Nachfolger wurde Abt Hosed (1001 –1010 )

Über sein Leben vor er Abt wurde, ist nichts bekannt.

König Heinrich II. (1002-1024) besuchte Kloster Corvey zusamen mit seiner Frau Kunigunde (* um 980-1033).

Am 24. August 1002 stellte er in Nimwegen folgende Urkunde für Kloster Corvey aus. “Heinrich bestätigt dem Kloster Korvei auf Bitten des Abtes Hosat die Immunität, den Königsschutz sowie den Zehent und bestimmt, daß den Bischöfen auf ihren jährlichen Visitationsreisen Dienste und Herberge zu leisten sind.” Heinrich II. – RI II,4 n. 1499

In der Urkunde Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 62 steht noch, “dass kein Graf oder anderer richterlicher Beamter die Besitzungen des Klosters, in welchen Bistümern, Gauen oder Territorien sie auch liegen mögen, betrete und die Leute des Klosters vor sein Gericht ziehe”.

Heinrich besuchte Corvey  ein zweites Mal im Jahr 1005. Bei diesem Besuch stellte er am 18.Juli 1005 eine Urkunde für Kloster Schildesche, heute ein Ortsteil von Bielefeld, aus, in der er den Königsschutz für das Kloster bestätigte.

Abt Hosed  ließ zur Erinnerung an Widukind ein Denkmal errichten.
In seiner Regierungszeit wurde Corvey vom Blitz getroffen.Der anschließende Brand zerstörte das Kloster zum großen Teil. Das setzte Abt Hosed so zu,dass er das er Corvey verließ und bald darauf in einem anderen Kloster verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Walo (1011-1015). Walo hatte einen Konflikt mit Bischof Meinwerk (1009-1036) von Paderborn. Dieser behauptete, er habe bei einem Besuch von Kloster Corvey die dortige Klosterdisziplin sehr verfallen angetroffen. Belege

für seine Behauptungen legte er aber nicht vor. Auf Grund dieser Beschuldigungen sollte er Corvey visitieren. Abt und Mönche verweigerten dem Bischof mit Hinweis auf päpstliche und kaiserliche Privilegien den Zutritt ins Kloster.

Meinwerk brachte aber Kaiser Heinrich II,zu dem er ein sehre gutes Verhältnis hatte, dazu, Abt Walo abzusetzen. Ob es Meinwerk um den Kampf um die Unabhängigkeit Corveys vom Bistum Paderborn ging, lässt sich nicht belegen.

Abt Walo wurde durch Druthmar, der Mönch in Kloster Lorsch war, ersetzt. Mönche verließen Kloster Corvey,. Sie sahen die Unabhängigkeit des Klosters verletzt.Nur neun  Mönche blieben im Kloster zurück. Walo verstarb 8 Jahre nach seiner Absetzung.

Kloster Lorsch war Anhänger der Klosterreform von Gorze. Erzbischof Bruno von Köln, selbst ein Anhänger der Gorzer  Reformbewegung  hatte 951  den”Ordo Gorziensis” eingeführt.

Der Lehrer Heinrichs II. Bischof Wolfgang von Regensburg (972-994) war ebenfalls  Anhänger der Reformbewegung. Sie dürfte also auch Heinrich vertraut gewesen sein.

Druthmar war bekannt für sein reiches Wissen, seine Frömmigkeit und seine Sorge um das Wohl der Abtei. Er führte die Gorzer Reform in Corvey ein, konte sie allerdings nur gegen harten Widerstand durchsetzen.

Durch sein Wirken konnte er das Misstrauen der Mönche aber abbauen.  Auch Mönche, die das Kloster verlassen hatten, kehrten wieder zurück.

Er gewann alte Besitzungen zurück und hob so das Kloster auch materiell wieder.  Erließ ein Güterverzeichnis der Abtei anlegen.

Er hatte ein gutes Verhältnis zu Kaiser und Kirchenfürsten.

Am 22. Januar 1025 bestätigte Konrad II. (1024-1027, dann Kaiser bis 1039), also kurz nachdem er König geworden war, auf Bitten Druthmars die Privilegien von Kloster Corvey. , insbesondere die freie Abtswahl.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 80

König Heinrich III. (1039-1046, dann Kaiser bis 1056) bestätigte am 3 September 1039 , also im ersten Jahr seiner Regentschaft auch auf Bitten Druthmars die Privilegien von Kloster Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 91

Druthmar  verstarb am 15, Februar 1046.

Sein Nachfolger wurde Abt Ruthard (1046-1050)

Er war adliger Herkunft, galt als gelehrt und beredt. Er soll ein hervorragender Prediger gewesen  sein.

Er wurde nicht vom König eingesetzt sondern in Anwesenheit König Heinrichs III. ((1039-1046 König dann Kaiser bis 1056) zum Abt gewählt.

Nach seiner Wahl begleitete er Heinrich nach Dortmund.Er erhielt eine Urkunde über die Pflichten der Vasallen und Ministerialen des Stifts. Ruthard war bei der feierlichen Weihe der Marienkirche in Goslar anwesend. 

Heinrich  machte Corvey reiche und wertvolle Geschenke.

Nachdem Ruthard  schwere Verfehlungen vorgeworfen wurden, deren Natur unklar ist, wurde er seines Amtes enthoben. Die Vorwürfe erwiesen sich aber als haltlos und er wurde

in Herford Nachfolger von Abt Meginher (1036-1059) und war dort von 1059-1072 Abt. Er setzte in Herford den Bau der Klosterkirche fort.

Er war maßgeblich an der Förderung der Klosterschule beteiligt.

Er schickte Lampert von Herford, der in Herford als Geschichtsschreiber wirkte , in die Klöster Siegburg und Saalfeld, um dort Reformen zu studieren, die dort kurz zuvor Erzbischof Anno II.(1056-1075) von Köln

durchführen ließ, um die Klosterzucht zu heben.

Sein Nachfolger wurde Arnold von Falkenberg. Seine Klosterkarriere begann er als Propst von Kloster Lorsch,Ab 1038 war er Abt von Kloster Limburg und nach dem Tod von Abt Folkmar (1036-043)von Kloster Weissenburg

sein Nachfolger. Dieses Amt behielt er bis an sein Lebensende 1065.

1051 wurde er Abt von Corvey.Er stand Corvey bis 1053 vor. Er war ein Förderer des Schulwesen in Corvey. 1053 wechselte er nach Lorsch.

1o54 wurde er Bischof von Speyer.

Er starb am 2. Oktober 1055.

Sein Nachfolger wurde Abt Saracho von Rossdorf 1056—1071) .

Er wurde nach dem Tod Arnold wurde Saracho umgehend zum kommissarischen Leiter von Kloster Corvey ernannt.

Seine Bestätigung und Weihe erfolgte aber erst im Frühjahr 1056.

Saracho ließ 1056 bei seinem Amtsantritt  ein Schenkungsregister erstellen, das nach Klosterbesitz und Gerechtsamen, das sind Nutzungsrechte, unterschied.

Als Abt eines Reichsklosters zählte er automatisch zum Beraterkreis der deutschen Könige und Kaiser.

König Heinrich IV. (1056-1084, dann Kaiser biss 1105) war bei seinem und  Abt Sarochos Regierungsantritt ein sechs jähriges Kind und stand unter Vormundschaft seine Mutter Agnes von Poitou (* um 1025-1077)

und der Erzbischöfe Anno II (1056-1075) von Köln und  Adalbert (1043-1075) von Bremen.

Agnes führte auch die Regierungsgeschäfte.

Diese drei besuchten  zusammen mit Heinrich am 30. Juni 1060 Kloster Corvey.

1063 inkorporierte der noch minderjährige  König Heinrich wohl unter Einfluss seines Vormundes Erzbischof Adalbert Kloster Corvey dem Bistum Hamburg.

Abt Saracho wqar damit nicht einverstanden und ehrte sich mit Hilfe seines Verwandten Otto von Northeim (* um 1020, 11.1. 1083. Dieser hatte zu Beginn der Regentschaft Heinrichs IV eine führende  Rolle in der Reichspolitik.

Er ging aber zunehmen d auf Distanz und  1070 kam es zum endgültigen Bruch mit dem König. Otto wurde der führende Kopf der sächsischen Opposition.

Saracho hatte sich auch an Papst Alexander II. (1064-1073) gewandt.1064 erteilte Papst Alexander  Kloster Corvey die päpstliche Unmittelbarkeit. Damit war Corvey der Aufsicht und dem Einfluss des Hamburger Erzbischof entzogen.

1068 wohnte Abt Saracho der Einweihung der Domkirche zu Paderborn durch Bischof Imad (1051-1076)bei. Der Dom war 1058 abgebrannt.. Immad ließ ihn wieder aufbauen und weihte ihn 1068 ein.

Saracho war auch als Bauherr tätig. Im Kloster ließ er umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vornehmen.

Der Bau der St. Kilianskirche in Höxter geht auf Saracho zurück. Sie wurde   am 8. Juli 1075 geweiht.

  Abt Saracho starb am 9.  Januar 1071.Sein Nachfolger wurde Abt Warin II.  (1071 –1079) als 21. Abt von Kloster Corvey.

Im Auftrag von Heinrich IV. fand 1073 unter Leitung der Erzbischöfe Anno II. von Köln und Siegfried I. (1060-1084 ) von Mainz und hohen Adeligen vor allem aus Sachsen statt.

Vor allem der Burgenbau in der  Harzregion  und damit die  verstärkte herrschaftliche Durchdringung des ostsächsischen Raumes hatte den Unmut der sächsischen Adligen hervorgerufen.

In Rom war am 22. April 1073 Gregor VII. (-1085) zum Papst gewählt worden. Die Wissenschaft geht mittlerweile davon aus, dass Hildebrand, wie er vor seiner Zeit als Papst hieß, nicht in einem Kloster gelebt hat, das der

Cluniazensischen Reform zuzurechnen war, sondern Kanoniker, also Weltpriester war und ein klosterähnliches Leben in der Klerikergemeinschaft eines Stifts führte.

Die Amtszeit Gregors mündete bald in den Investiturstreit.

1073 war Corvey noch Verhandlungsort zwischen Anhängern  von Heinrich IV. und seinen sächsischen Gegnern Corvey entwickelte sich bald zu einem Zentrum der Gregorianer.

Auch Abt Warin stellte sich auf die Seite Gregors.

Noch in Warins Amtszeit wurde am 15. März 1077 Rudolf von Rheinfelden  (* um 1025 † 15. oder 16. Oktober 108) von der Opposition in Forchheim zum Gegenkönig Heinrichs IV. gewählt.

Am 6.  August 1081 wählten die in Ochsenfurt versammelten Sachsen und Schwaben Hermann von Salm (* um 1035 † 28. September 1088) als Nachfolger des gefallenen Rudolfs zum Gegenkönig von Heinrich IV.

Er starb 1080 in der Schlacht bei Hohenmölsen nach einer schweren Verwundung

Warin ließ 1078 eine Kapelle auf dem Heiligenberg zwischen  Ovenhausen und Lütmarsen errichten. Sie wurde vom Paderborner Bischof  Poppo (1076 –1083 ) geweiht.

Warin war ein sehr froher Mann, was sich auch im Text der Stiftungsurkunde der Kapelle zeigt.

“Abt Warin bekundet, dass er zur Sühne seiner Verbrechen dem Wunsche des corveyischen Mönchs Humbert nachgegeben und auf einem Berg zu Ehren des hl. Michael eine Kirche gebaut habe, welcher der Paderborner Bischof Poppo , nachdem er sie eingeweiht habe, die zum Unterhalt jenes Humberts und des Laienbruders Simon und der anderen Mönche gemachten und künftig zu machenden Schenkungen bestätigt habe. Er selbst, der Abt, habe dieser Kirche 90 Acker aus dem Wald, in dem sie gelegen, und die villula Valahusen [Valhausen bei Höxter, heute wüst], so wie drei Mansen zu Eversen (Averedessun), „Aldenthorp“ [bei Godelheim] und Wehrden (Werethau) geschenkt habe. “ Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 43

Auf Warin folgte Abt Friedrich von Hoya (1080-1082)

Nach seiner Wahl kamen Zweifel an seiner Eignung zum Abt auf. Diese Zweifel scheinen berechtigt gewesen zu sein. Er sei mehr an seinen Vergnügungen und der Jagd interessiert. Auch verschwende er Klostergut.

Er wurde 1ß82 abgesetzt und die Mönche wählten Erkenbert von Homburg zum Abt.

Auf seinem Zug nach Westfalen setzte Hermann von Salm 1082 Markward (108-1107) von Corvey zum Abt ein. Das war durchaus ein tiefer Eingriff  in die innere Ordnung des Klosters. Zugleich erneuerte er das Recht des Konvents zur freien Abtswahl. Dies entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Markward stammte aus Kloster Münsterschwarzach, nicht aus Hirsau, wie öfters zu lesen ist. Dort war Egbert (1047-1077) Abt. Er war zuvor wohl auch Mönch in Gorze.  Er setzte die Reform von Gorze in Deutschland um.

Markward band Kloster Corvey in das Netzwerk der Hirsauer Reformklöster ein. Das war die wohl einflussreichste monastische Strömung des ausgehenden 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts auf Reichsgebiet.

Zwar ist Kloster Corvey in den Hirsauer Annalen von Thritemius (1462.1516) nicht bei bei den 96 Klöstern gelistet, die von Hirsauer Mönchen neu gegründet oder nach einem Niedergang reformiert wurden.

Dass Corvey der Hirsauer Reform angehörte, lässt sich auch aus einer Handschrift ersehen, die mit den Hirsauer Conseuetudines nach Corvey kam. In diesem Text gibt es auch einen Abschnitt, der auf gemeinsames Totengedenken hinweist.

“Dies ist die Vereinbarung der Gemeinschaft, die zwischen den beiden Klöstern Hirsau und Corvey auf Bitte und Rat der Äbte und der Brüder der Klöster abgeschlossen ist. Wenn einer von unseren Brüdern im Kloster oder außerhalb gestorben ist und die Anzeige von hier nach dort oder von dort nach hier übergekommen ist, soll das Offizium und eine erste Messe gemeinschaftlich gefeiert und eine Praebende, doch nur an dem einen Tage für diesen, wenn zwei oder mehrere gestorben sind, zwei Praebenden, oder was der Abt anordnet, als Almosen gegeben werden”

Im Anschluss an diese Reformströmung  wurden  wichtige Klöster wie Pegau, Bursfelde, St. Michael in Hildesheim, Clus oder Paderborn-Abdinghof  entweder im Geist der Reform von Corvey aus reformiert oder neu gegründet.

Er entsandte Mönche in andere Klöster. Sechs wurden dort Äbte. Auch in Kloster Corvey zeigte sich die Strahlkraft Abt Markwards. In seiner Regierungszeit traten 86 Mönche neu in das Kloster ein. Dagegen waren es in den 25 Jahren zuvor nur 22 neue Mönche.

Marward blieb unter dem Schutz der Northeimer Grafen, er Vögte Corveys ein überzeugter Gregoriaaner Er wurde zum bedeutendsten Reformabt seiner Zeit im Norden und als solcher sogar zum Bischof von Osnabrück gewählt.

Der kaisertreue Erzbischof Sigewin von Are (1078-1089)verhinderte ihn jedoch. In Osnabrück resignierte Markward 1093-

1097 verpflichtete Abt Markward, bei der Gelübdeablegung der Klosterbibliothek ein wertvolles Buch zu schenken

1102 wurde Markward zeitweilig  durch Klostervasallen und kaiserliche Truppen aus Corvey vertrieben 1103 kehrte er ins Kloster zurück .Auf Kosten des Abtsgutes ließ er die entstandenen Schäden beseitigen, den Unterhalt der Mönche und die Armenversorgung sicherstellen.

Er förderte die Klosterschule

Im weltlichen Bereich förderte er die Entwicklung der Stadt Höxter.

Markward starb am 18. Januar 1107 und wurde in Corvey beigesetzt.

Auf ihn folgte Abt  Erkenbert von Homburg (1107-1128)

Errkenbert war der erste namentlich bekannte Propst der Propstei Obermarsberg.

Als  Abt Friedrich abgesetzt wurde, wählten die Mönche Ernbert zum Abt. Er verzichtete aber sofort, als Hermann von Solm Markward zum Abt eingesetzt hatte.

Im Gegensatz zu seien Vorgängern stand er auf kaiserlicher Seite. Er versankte sein Amt auch weitgehend  Kaiser Heinrich V. (1106-1111 König, dann Kaiser bis 1125)

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt besuchte ihn  Heinrich V. in Corvey.

Er erneuerte die Bruderschaft zum Heiligen Vitus. Dazu wurde zwischen 1106 und 1126 eine Urkunde erstellt.

“Abt Erkenbert gründet eine aus den Mönchen seines Klosters und anderen Gläubigen bestehende Bruderschaft zu Ehren des S. Vitus, deren Geldbeiträge zur anständigen Ausschmückung der Kirche verwendet werden.”

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenC 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 44 – a

Er straffte die Verwaltung des Klosters auch um dser Vergrößerung des Konvents durch seinen Vorgänger Rechnung zu tragen.

Das Kloster war nun verstärkt im Königsdienst tätig, was sich auch im Kostenbereich niederschlug.

1108 begleitete er Heinrich mit einem bewaffneten Trupp auf dessen Zug nach Ungarn.

Während seiner Abwesenheit wurde das Kloster von Räubern geplündert.

König Balduin II. (1118-11121 von Jerusalem schenkte dem Kloster auch als Ersatz für den Verlust aus dem Raub Reliquien vom Heiligen Kreuz.

1010/1011 begleitete er Heinrich nach Rom.

1127 reiste Erkenbert nach Jerusalem und besuchte dort das Heilige Grab.

Nach seiner Rückkehr vermehrte er die Klosterbibliothek und reformierte die Schule.

In seine Regierungszeit fiel die Gründung des Zisterzienserklosters Amelungsborn 1120 und des Benediktinerklosters Marienmünster 1127. Beide Klöster wurden mit Mönchen aus Corvey besiedelt.

Abt Erkenbert verstarb am 7.Oktober 1128.Sein Nachfolger wurde Abt Volkmar II. (1129-1138) von Bömeneburg

Aus der Zeit Volkmars gibt es eine Urkunde von Lothar III. (1125-1137), in der dieser die Fischerei Hucwar auf der Weser bestätigt 1133, die Ludwig dem Kloster geschenkt hatte.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 49

Lothar weilte wohl im August 1136, den dort stellt er am 4.8. eine Urkunde aus. Lothar III. – RI IV,1,1 n. 491

Auf Volkmar II. folgte Abt Adalbert von Bayern (1138-1144) Über ihn ist online kaum was zu erfahren.

Das Kloster hatte nach Erkenbert einen wirtschaftlichen Verfall, dem ein geistiger  und moralischer Verfall folgte.

Siegfried IV. von Northeim-Boyneburg   war von 1107–1144 Graf von Northeim-Boyneburg und Klostervogt von  Corvey, Bursfelde und Helmarshausen

Als Vogt setzte er den unwürdigen Abt Heinrich von Boyneburg ein.Unter diesem Abt erreichte der Verfall seinen Höhepunkt.Dieser war der Sohn von Siegfried III. (1083-1107) und Halbbruder von Siegfried IV.

Der Vogt hatte  Heinrich von Boyneburg(1143-1146) gegen den Willen des Konvent durchgesetzt. Der Mainzer Erzbischof Heinrich I. (1142-1153) hatte diese wohl sanktioniert, denn König Konrad III. (1138-152) war bei dem

Wahlakt 1143 anwesend und belehnte Abt Heinrich mit den Regalien.

1145 berief Konrad einen Hoftag in Corvey ein. Hier beschwerten sich die Mönche über Abt Heinrich. Kardinalpriester Thomas (1140-1153) von  Santi Vitale in Rom und 1146 päpstlicher Legat in Deutschland, berief 1146 eine Synode nach Paderborn ein,

um über die Beschwerden über Abt Heinrich von Corvey ein Urteil zu fällen. Er hatte schon in Corvey Untersuchungen angestellt  Dabei wurde dem Beschuldigten Simonie beim Verkauf der Kirche von Leeuwarden nachgewiesen.

Auf der Synode von Paderborn erschien der Abt trotz Vorladung nicht und wurde dann unter Zustimmung des Paderborner Bischofs Bernhard I., von Oesede (1127-1160) und aller Anwesenden seines Amtes enthoben.

Er kam dem nicht nach und versuchte auf dem Hoftag von Kayna König Konrad umzustimmen. Dieser änderte aber das Urteil des Legaten nicht.

“Konrad bestätigt die durch den päpstlichen Legaten Kardinal Thomas ausgesprochene Amtsenthebung Abt Heinrichs (I.) von Corvey, der mit dem Angebot einer Geldsumme seine Wiedereinsetzung betrieben hatte.”

RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) – RI IV,1,2

Am 7. Mai 1146 kam eine Neuwahl zustande, bei der Heinrich II., der Propst in Corvey war, gewählt. Er verstarb aber bald nach der Wahl.

Auf Anraten König Konrads wurde nun Wibald von Stablo zum Abt von Corvey gewählt.Er war  am 16. November 1131 zum Abt der Reichsabtei Stablo-Malmedy gewählt worden.

Er stammte aus einer karolingischen Familie in der Nähe von Stablo.

Schon in jungen Jahren wurde er ins Kloster Stablo zu Erziehung gegeben.

1117 trat er in das Kloster  Waulsort oder Waussor ein.Dort leitete ber die Klosterschule. 1118 trat er in das Kloster Stablo über. Dort wurde er am 16. November 1130 zum Abt gewählt.

Der Lütticher Bischof Friedrich von Namur (1092-1119? ) weihte ihn zum Abt. Die Regalien erhielt er von Lothar III. bei  dessen Aufenthalt 1131 in Stablo.

Mit seiner hervorragenden Begabung erwarb er Lothars Gunst. Er begleitet ihn auf dessen 2. Italienzug-

Dort ernannte ihn Lothar zum Abt von Monte Cassino. Er konnte sich dort aber nicht halten, als Lothar wieder aus Italien abzog. Er musste nach Deutschland fliehen.

Den Mönchen in Monte Cassino zeigte er an, dass er sein dortiges Amt niederlegt.

Bei der Königswahl von 1138 unterstützte er den Staufer Konrad gegen den Welfen Heinrich den Stolzen (1137-1139 Herzog von Bayern. Als Konrad König wurde, war Wibald ab 1139 in der Hofkanzlei tätig.

Er übernahm auch diplomatische Aufgaben. 1146 war er Gesandter des Königs bei Papst Eugen III. (1145-1153) Er war mindestens 4 mal im Auftrag des Königs in Italien.

Er war bestrebt, ein möglichst friedliches Verhältnis zwischen Papst und König herzustellen. Die Interessen der Kirche standen aber für Wibald immer im Vordergrund.

1146 bewirkte Konrad mit seinem Einfluss, das Wibald auch zum Abt von Kloster Coirvey gewählt wurde. Die offizielle Begründung war die Reformbedürftgkeit des Klosters. Aber sicher ging es Konrad auch darum,

dass Konrad seinen Einfluß in Sachsen gegenüber Heinrich dem Löwen (1142-1180) stärkte. Auch wollte er eine territoriale Verbindung zum Erzstift Bremen schaffen.

Am 23. März 1147 schenkte Konrad III. die Frauenklöster Fischbek und Kemnade dem Kloster Corvey, auch wie es in der Urkunde heißt wegen ” der ausgezeichneten Dienste”Abt Wibalda.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 105

Die von Konrad gewünschte Unterordnung unter Corvey verhinderte Heinrich der Löwe mit Hilfe der Bischöfe  von Minden Heinrich I (1140 –1153 ) und Hildesheim Bernhard I.(1130 –1153 )

Fischbek wurde auch unterstütz durch GrafAdolf II. von Schauenburg und Holstein ( * 1128 –1164) und konnte so seine n#Unabhängigkeit wahren.

Kemnade wurde bis 1168 ein Männerkloster. Danach stand es 25 Jahre leer.

Gleichzeitigm mit er Schenkungsurkunde von Kemnade und Fischbek stellte Konrad eine Schutzurkunde für Kloster Corvey aus

“Konrad III. nimmt wegen der ausgezeichneten dem Könige und dem Reiche erwiesenen Treue des Abts Wibald das Kloster Corvey nebst allen dazu gehörigen Besitzungen in den Schutz der Königlichen Majestät, schenkt ihm auf immer die Freiheit und stellt durch seine Autorität und die sämtlicher Fürsten in einem ewig gültigen Gesetz fest, dass Corvey nie der Gewalt, dem Gebiet oder der Untertanenschaft einer anderen geistlichen oder weltlichen Person weder durch Schenkung noch durch Tausch unterworfen werden könne, sondern stets unter der Leitung und dem Schutz der Kaiser und Könige bleibe und sich seiner bisherigen Freiheit erfreue.”

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 103

1147 nahm Abt Wibald am Wendenfeldzug teil

Nach dem Tod von Konrad zog sich Wibald nach Corvey zurück.Dort leitete er umfangreiche Bauarbeiten an der Klosterkirche ein.  Er  baute auch das Westwerk zu seiner heutigen zweitürmigen Form aus.

Das Kloster war so reich, dass es in anderen kostbare Handschiften bestellte, wie z. B. das “Libero vitae”, ein Memorialbuch des Klosters Corvey, das  aus einem Abtskatalog und einer Liste der Mönche für das Kloster

Kloster bestand. Dazu kommen die Namenslisten von 76 mit Corvey in einer Gebetsverbrüderung verbundenen geistlichen Gemeinschaften.

Es ist wohl im Kloster Helmarshausen entstanden, das damals Corvey als führendes Zentrum der Buchproduktion im nördlichen Deutschland im 12. Jahrhundert ablöste

Wibald blieb aber auch für Friedrich I. ein wichtiger Ratgeber. Gelegentlich wurde er als Gesandter vor allem nach Byzanz eingesetzt.

Auch die Wahlanzeige an Papst Eugen III. verfasste er.

1152 gab Friedrich I Abt Wibald eine Gesamtbestätigung der Privilegien für Corvey und Herford.  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 109

Auf er Rückreise einer diplomatischen Mission nach  Byzanz verstarb er am 19. Juli 1258  in dem Ort Bitolia in Mazedonien. Sein Bruder und Nachfolger in Stablo, Erlebald (1158–1193) sorgte dafür, dass sein Leichnam nach Deutschland überführt und in

Stablo bestattet wurde.

Nachfolger Wibalds in Corvey wurde Abt Konrad  (1174 –1189 )

Zum Schutz der Kirche von Kloster Corvey  ließ Konrad  vor 1163 die Wildburg bei Kloster Corvey errichten.

Zwischen 1100 und 1160 hatte Kloster Corvey mit der Eresburg auf dem Obermarsberg die einzige auf er Höhe der Zeit stehende Burg in der Hand des Abtes von Corvey,

Die Wildburg wurde aber 1178 schon wieder zerstört.

Er wird als Zeuge in einigen Urkunden genannt.

1173 trat er als Zeuge in einer Urkunde auf, in der Bischof Evergis (1160-1178) von Paderborn eine Schenkung an das Kloster Gehrden beurkundete. Urkunde 6 vom 14. August 1173, Die Deutschen Königspfalzen Bd. 6, 2022 S. 405

Er übergab Bischof Siegfried (1178 –1188 ) von Paderborn 1185 ein Gut in Ossendorf für einen Zehnten, den das Kloster erhalten hatte. (Zeitschrift des Historischen Verein für Niedersachsen, Jahrgang 1880, Hannover Urkunde Nr. 20 1185, S. 12)

Abt Konrad resignierte angeblich aus Altersgründen.

Sein Nachfolger wurde Abt Witukind von Spiegel zum Desenberg (1189-1205)
Als Konrad resignierte, schaltet e sich bei der Wahl seines Nachfolgers Heinrich VI. (1161-1191, dann Kaiser bis  1192) ein und wählte aus den drei vom Konvent präsentierten Kandidaten Widukind aus.

Vor seiner Wahl war er Propst in Gröningen.

Caesar von Heisterbach schreibt über einen Prälaten Widukind, der wohl identisch ist mit dem Corveyer Abt, dieser sei mehr Krieger als Mönch gewesen.

Dazu passt auch, dass Widukund die Landeburg auf dem Brunsberg errichten ließ

1192 verlieh Kaiser Heinrich Abt Widukind das Bergwerkregal. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 111

Bei der Doppelwahl zum König 1198 Bei der Philipp von Schwaben und Otto IV. gewählt wurden, stellte sich  Witukind auf die Seite der Welfen.

Als Parteigänger Ottos IV. und beteiligte sich auch an dessen Kriegszügen.

Schon 1198 belehnte ihn Otto mit dem Waldgebiet Solling, indem er ihm dort den Wildbann übertrug  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 113

Abt Witukind hat auch den Weinberg in Westfalen den ersten Weinberg anlegen lassen.. Er schenkte den Corveyer Mönchen den von ihm zuvor auf eigene Kosten angelegten Weinberg am Südhang des Bielenbergs  „Er behielt sich für die Zeit seines Lebens die Lieferung von sechs Fudern Wein vor“, zitiert Michael Rindermann, der sich mit dem Weinbau in Corvey befasst hat. (Westfalenblatt vom 30.12 2023)

Auf Abt Witukind folgte Abt Dietmar II. von Stockhausen ( 1206-1216)

Es dauerte allerdings ein Jahr bis er zum Abt gewählt wurde.

Er befasste sich mit sächsischer Geschichte und soll auch Vorarbeiten zu einer sächsischen Geschichte hinterlassen haben.

Am 15. Au8gust 1207 erhielt er von König Philipp die Regalien.

Auf ihn folgte Abt Hugold von Luthardessen (1216-1223). Er stammte aus dem Geschlecht der Herren von Leutholz

Am 26. April 1220 erließ Friedrich II.(1212-1250) in Frankfurt die Confoederatio cum principibus ecclesiasticis , das ist das Bündnis mit den Fürsten der Kirche.

Diese Gesetz war ein zugeständnis an die Kirchenfürstn, also vcor allem die Bischöfe für deren Mitwirkung an der Wahl seines Sohnes Heinrich VII. zum deutschen König.

Mit diesem Gesetz trat Friedrich wichtige Königsrechte an die Bischöfe ab. Im Zuge dieses Gesetze ernannte Friedrich die Abtei Corvey zur Fürstabtei.

Der Corveyer Abt wurde damit Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat.

Hugold war so der erste Corveyer Fürstabt.

Hugolds Nachfolger wurde Abt Hermann I. von Holte (1223-1254)

Man geht heute davon aus, dass er ein Bruder des Münsteraner Bischofs Ludolf von Holte (1226-1247) war.

1230 ging Abt Hermann ein Schutzverhältnis mit Erzbischof  von Köln Heinrich I., von Müllenark (1225 –1238 ) ein. ein. Dafür überließ er ihm die Hälfte von Marsberg und der Burg Lichtenfels. Die Propstei Marsberg behielt er aber.

(Urkunde 180 vom August 1230,Westfälisches Urkundenbuch Bd 4, Die Urkunden des Bistums Paderborn von J. 1201-1300, Münster 1877-1894, S. 119)

Mit dem erwählten Bischof von Paderborn Simon I., zur Lippe (1247 –1277 ) schloss Hermann einen Vertrag ab zur Regelung des Diösezanrechts im Bereich der Corveyer Propstei Obermarsberg Die Propstei blieb im Corveyer Besitz, während der Abt das Diözesanrecht Paderborns anerkannte.

(Urkunde 383 im Westfälischen Urkundenbuch S. 249)

1234 stiftete er das Zisterzienserinnenkloster Ottbergen. 1236 wurde es nach Brenkhausen bei Höxter verlegt.

In der Nähe von Höxter ließ er die Propstei tom Roden errichten. 1244  wird ein erster Propst erwähnt.

Auf Hermanns Initiative kamen Franziskaner nach Höxter. Sie ließen sich im Osten der Altstadt nieder und gründeten ein Kloster.

Die heutige Marienkirche entstand vor 1261  Sie ist ein frühes Beispiel für die gotische Kirchenarchitektur im Oberweserraum.

Um 1250 übernahm Höxter das Stadtrecht von Dortmund.

Der Niedergang des Stiftes wurde noch durch einen Klosterbrand (wikiwand) verschärft.

Auch die Beziehung zu Rom war durch die antirömische Politik der beiden Äbte Dietmar und Hermann nachhaltig  gestört.

Mit dem Ende der Staufer und der Schwächung der Königsmacht überhaupt verlor Corvey weitgehend den Schutz des jeweiligen Königs.

Abt Hermann verstarb 1254. auf ihn folgte Abt Thimo (1254-1276)

1260  schoss der Erzbischof von Köln  Konrad I. von Hochstaden (1238-1261), Albrecht I.(1252-1266 ) von Braunschweig und Abt Thimo einen Vergleich  ab,, in dem Albrecht auf die Güter

im Herzogtum  Westfalen verzichtete. Im Gegenzug verpflichtete sich Erzbischof Konrad keine Städte, Burgen oder Befestigungen jenseits von Werra und Weser zu errichten oder zu kaufen.

Sie versprachen sich gegenseitige Hilfe.(Urkunde 831 Westfälisches Urkundenbuch S. 435)

1190 wurde erstmals die Stadt in Corvey überliefert. Gründer und Stadtherren waren die Äbte von Corvey.

Von 15. auf 16. Juli 1265 überfielen bewaffnete Verbände des Paderborner Bischofs Simon zur Lippe (1247-1277), sowie ungenannte Corveyer Ministeriale und der höxterschen Bürgerschaft

Stadt und Kloster Corvey und plünderten. Die Stadt Corvey wurde in Brand gesteckt, zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Am 12. Mai  1265 übergaben der Paderborner Dompropst Heinrich und Abt Thimo die Vogtei von Höxter an die Herzöge Albert und Johann von Braunschweig.(1252-1277)

(Urkunde 1032  Westfälisches Urkundenbuch S.519)

Die Regierung Abt Thimos endete 1275. Auf ihn folgte Abt Heinrich III. (1275-1306)

Kurz nach seinem Regierungsbeginn schloss e ein Hilfsbündnis mit dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westenberg (1275-1297)

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0001 / Kurköln, Urkunden AA 0001, Nr. 143

Am 9. April 1285 erneuerte König Rudolf I (1273-1291) Abt Heinrich das Diplom über die Schenkung  des Solinger Waldes und die Bestätigung der früheren Privilegien.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen W 701 / Urkundenselekt, Nr. KU 118

Er ließ die Werneborch (Weserburg) innerhalb der Klostermauern Corveys errichten. Ein spätmittelalterliches Äbteverzeichnis nennt das Jahr 1288. Sie diente als Zufluchtsort für Abt und Konvent.

Auf Abt Heinrich folgte Abt Ruprecht von Horhausen (1306-1336)

Auch Abt Ruprecht betätigte sich als Burgenbauer. 1315 ließ er die Tonenburg bei Albaxen, heute ein Ortsteil von Höxter errichten. Sie diente zum Schutz der Besitzungen der Abtei gegen die Expansion der

Herzöge von Braunschweig, der Grafen von Everstein sowie der Edelherren von Homberg. Möglicherweise wurde die Burg aber auch errichtet, weil sich das Raubritterwesen im 14. Jahrhundert zu einer echten Plage entwickelt hatte.

So war die  Tonenburg überlebenswichtig für die gesamte Bevölkerung, da sie die Menschen vor Überfällen durch feindliche Ritter beschützen konnte.

1315 übergab sie Abt Ruprecht einem Ministerialen-

1332 wurden die Beziehungen zwischen der Stadt Höxter und Kloster Corvey auf eine vertragliche Basis gestellt, die sich als bis zur Reformationszeit belastbar erwies. Es wurde bestimmt, dass das Stift zukünftig kein neues Bündnis eingehen durfte und dass kein Vormund ohne Zustimmung von Rat und Bürgerschaft der Stadt Höxter gewählt werden durfte. Im Gegenzug band sich die Stadt unwiderruflich an den Corveyer Landesherrn.

“Die zwei Bürgermeister, die zehn Ratmänner „unde de wisheit“ und die gemeine Stadt Höxter stellen dem Stift Corvey den betreffenden Sühnebrief aus.”

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 161

Abt Ruprechts Regierung endete 1336. Auf ihn folgte Abt Abt Dietrich I. von Dalwigk(1366-1359)

Knapp 30 Jahre nach Errichtung  der Burg  verlieh Karl IV. (1346-1355 König, dann Kaiser-1376), Abt Dietrich I. von Dalwigk das Recht die Tonenburg zu belehnen, nicht ohne auf die schlechte Lage von Kloster Corvey zu verweisen.

“Karl IV. verleiht und bestätigt dem Abt Dietrich von Corvey wegen der Herabgekommenheit seines Klosters und wegen der Zuneigung seines Vaters König Johann von Böhmen, der dessen Abtswahl erwirkte, das Recht in Niedermarsberg (Horhuse) bei der Sadt Obermarsberg, in Twisne, Dorpede und Westheim, bei der Burg Blankenau, der Burg Tonenburg und an anderen Orten des Klosters Corvey Freigrafen zu bestellen und selbst gleich den Bischöfen von Münster und Paderborn Schöffe der westfälischen Gerichte zu sein.”Dietrich I. von Dalwigk
Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 948]  Die Urkunde wurde am 26. Januar 1349 in Bonn ausgestellt.

Das Recht im Klostergebiet Freigrafen einzusetzen,, war eine echte Stärkung der Corveyer Machtposition. So konnten die Äbte die Femegerichtsbarkeit in ihrem Sinne nutzen.

Mit der Verleihung des Rechtes Freigrafen einzusetzen, wurde der Abt den Bischöfen von Paderborn und Münster gleichgestellt.

Unter Abt Bodo von Pyrmont trat Kloster Corvey 1385 einem westfälischen Verteidigungsbündnis bei.

Abt Dietrich regierte bis 1359.1352-1362)1352-1362) genoss aber das voll Vertrauen des Paderborner Bischofs

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich IV. von Spiegel zum Desenberg (1359-1360)

Er entstammte einem angesehenen Paderborner Patriziergeschlecht. Er wurde von seinen Eltern schon früh für das Mönchsleben bestimmt.

Über sein Leben als Mönch ist nicht viel bekannt. Er machte aber rasch Karriere.

Bei seiner Wahl unterzeichnete er eine Wahlkapitulation. Deren Tendenz war, die Mönche, das Kloster und dessen Besitzungen gegen ein Willkürregiment des Abts zu beschützen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 208

Abt Heinrich stand zwar in einer gewissen Opposition zu Papst Innozenz VI. (1352-1362(, genoß aber das volle Vertrauen des Paderborner Bischofs Balduin von Steinfurt (1341-1361). Dieser war seit Jahren sterbenskrank.

Er ernannte Abt Heinrich zum Koadjutor vom Bistum Paderborn. Im Frühjahr resignierte Balduin. Daraufhin ernannte Papst Innozenz ohne Rücksicht  auf des Paderborner Domkapitel Abt Heinrich zum Paderborner Bischof.

Damit musste natürlich in Corvey ein neuer Abt gewählt werden

Heinrichs Nachfolger wurde Abt Reinhard I. von Dalwigk (1360-1369)

Er lehnte sich eng an den Paderborner Bischof Heinrich an.

Am 29. Dezember 1366 nahm“Bischof Heinrich von Paderborn auf Bitten des Abts Reinhard und des Kapitels des Klosters Corvey dasselbe mit seinem ganzen Gebiet in seinen Schutz und behält Höxter, Volkmarsen und Eresburg in seiner Gewalt. Nach dem Tod des Tutors (vormund) soll diese subiectio (huldinghe) aufhören und das Stift Paderborn keinen weiteren Anspruch darauf haben.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 231

Trotzdem sah sich Kloster Corvey immer wieder gezwungen, zur Deckung seiner Ausgaben Land zu verkaufen. Im Landesarchiv  NRW sind eine Reihe von Urkunden, z. B. 233, 234, 237 und 239 in den Verkäufe dokumentiert sind, oft mit der Begründung “aus Geldnot”.

Abt Reinhard verstarb spätestens 1370.

Sein Nachfolger wurde Abt Ernst von Braunschweig-Grubenhagen (1369-1371). Er wurde aber bald wieder abgesetzt, weil er die kirchlichen Weihen nicht empfing und stattdessen Krieg führte.

Er galt als fehdefreudig und verschwendungssüchtig.

Die Brüder Konrad, Bernhard und Reinhard von Dalwigk nahmen  Abt Ernst im Zuge einer Fehde  gefangen und brachten ihn auf die Burg Schauenburg bei Wolfshagen in Nordhessen. Erst nach Schwören der Urfehde und gegen hohes Lösegeld kam er frei.

1371 wurde er abgesetzt

Auf ihn folgte Abt Bodo von Pyrmont (1371-1395) Er hatte ein gutes Verhältnis zur Stadt Höxter

Am  31.12 13t2 stellte Abt Bodo und der Konvent Corvey der Stadt Höxtter eine Schuldanerkenntnis über 15 Mark Silber, das sind etwa 3.512,00 €. , aus.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 242 – a

Am 21. Februar bestätigte Abt Bodo der Stadt Höxter die Rechte und Privilegien der Stadt Höxter.(Chronik der Stadt Höxter,, Höxter  1872, S.48)

Im Dezember bewilligte Abt Boo der Stadt, Graben und Landwehren zu errichten.

137 hatte Karl V. für Westfalen erlassen, der auf Initiative des Erzbischofs von Köln zurück

Am 25. Juli 1372 beschworen diesen der Erzbischof von Köln Friedrich III., von Saarwerden (1370-1410), die Bischöfe von Paderborn Heinrich III., von Spiegel zum Desenberg (1361-1380), Münster Florenz von Wevelinghoven (1364-1378)

und Osnabrück Dietrich von Horne (1376-1402) sowie die Stadt Dortmund.

Abt Bodo verkündete 1380, dass Höxter den Landfrieden beschworen hat. Corvey folgte 1382

1389 verabredeten Abt Bodo, Herzog Otto von Braunschwei, Hermann Graf von Everstein und Heinrich, Herr von Homburg in Holzmminden gemeinschaftlich eine Burg zu bauen. (Chronik von Höxter, S.54)

Graf Hermann und Abt bodo hielten die Einigung über Holzminden ebenfalls in einer Urkunde fest. 

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 277

Ähnlich wie sein Vorgänger Abt Ernst wurde auch Abt Bodo im Jahr 1392 festgenommen und zwar auf der Burg Blankenau. Auch er kam erst nach einer Lösegeldzahlung wieder frei.

Abt Bodo verstarb 1395.

Auf ihn folgte Abt  Abt Dietrich von Runst (1395-96), wobei ich mir nicht sicher bin ob er mit Abt Dietrich III . von Runst identisch ist. Dietrich ii. war auch Abt in Hasungen, Dort wurde er 1403 von Landgraf Hermann II. (1367-1413) von Hessen abgesetzt.

Abt Dietrich erklärt, dass ihm ihm der Landgraf zur Abtswürde in Corvey verholfen habe.(in Hessische Biografie Dietrich Runst)

In wikipedia wird  Abt Arnold II. Wolff von Gudenberg (1396-1398) als Nachfolger geführt. Von ihm sind zwei Urkunden im Landesarchiv NRW zu finden.

Die Urkunde vom 25. Juli 1396 ist ein Revers des nAbts Arnold über die Privilegien und Rechte der Stadt Höxter

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 289

Auf ihn folgte Abt Wilbrand von Hallermund (1398-1406) Er war Laienabt in Corvey.

Am 13. Mai 1400 erklärte er seinen Beitritt zum Bündnis zwischen Landgraf Hermann II. von Hessen, dem Bischof Johann(1399-1424) von Hildesheim, Herzog Otto(1400-1445)  von Braunschweig und Heinrich Herr von Henneberg. Hessisches Samtarchiv 912

Am 14. April 1405 schloß er mit Herzog Otto von Braunschweig einen ewigen  Burgfrieden wegen des Schlosses  Holzminden.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 313

1406 wurde Abt Wilbrand mit Unterstützung Herzog Ottos von Braunschweig zum Bischof von Minden gewählt. Das war er bis zu seinem Tod 1436.

Auf Wilbrad folgte nun Abt Dietrich III. von Runst (1406-1417) (s.o.)

Sein Nachfolger wurde Abt Moritz von Spiegelberg (1417-1435)

Er war der Sohn von Moritz IV.Graf  von Spiegelberg (+ 1434). Der Kölner Erzbischof Dietrich II. von Moers (1414-1463) war sein Onkel.

Moritz ist 1406-1407 geboren. Er wurde schon früh für die geistliche Laufbahn bestimmt. Schon 1416 wurde er Abt von Corvey, also mit zehn Jahren.

1417 trat er in das Kölner Domkapitel ein. 1427 studierte er in Leipzig und bald darauf in Rom.

1431 nahm er am Konzil von Basel teil.

Am 4. April 1434  schloß er sich dem Schutz-und Trutzvertrag zwischen Herzog Otto von Braunschweig mit Propst, Prior und Konvent von Corvey mit demselben Datum  abgeschlossen hatten

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 375

1435 entsetzte ihn der Landgraf Ludwig 1(415-1453) I. von Hessen seines Amtes als Abt von Corvey

Seine Regierungszeitsich so zusammenfassen :Innere Parteiung des Konvents, äußere Bedrängnis, Auflösung der Disziplin, Verschwendung der Güter .

Das Abtszeit  von Moritz war für Kloster Corvey ein weiterer Schritt in den Niedergang.

Er blieb Domherr in Köln, wo er nochmals die Universität besuchte.

1446 wurde er Propst des Kollegiatstiftes St. Martin n Emmerich.i  Einige Zeit musste er dort verbringen, wo er mit dem Humanisten Rudolf Agricola zusammentraf.

Er verstarb 1483.

Auf Abt Moritz folgte 1435 Abt Arnold III. von der Malsburg (1435-1463).Er war von Kloster Hasungen nach Corvey berufen worden.

Abt Arnold bestätigte schon 1436 alle Rechte der Stadt Höxter. Das Verhältnis zur Stadt Höxter scheint nicht allzu gut gewesen sein. In der Stadt war man der Meinung, dass der Abt seine Familie

übermäßig begünstigte und den Mitgliedern derselben wichtige Benefizien gab, wie zum Beispiel die Propstei St. Pauli in Nyenkerken  Er ernannte den Erbschenk, wodurch dieser einen Einfluss auf das Fürstentum bekam. Die finanzielle des

  Lage des Klosters war sehr schlecht. Die Abtei hatte nicht mal das Geld, ein Pferd bar zu bezahlen

Auch Abt Arnold sah sich immer wieder  zu Verpfändungen gezwungen.

Abt Arnold verstarb wie sein Bruder Johannes 1459. (lt.Gothaisches genealogisches taschenbuch der freiherrlichen Häuser,Gotha 1879, S.942) wikipedia führt Abt Arnold bis 1463.

Auf ihn folgte Abt Hermann II. von Stockhausen (1463-1479).

Seine Wahl verlief nicht konfliktlos. Der Paderborner Bischof Simon III. (1463-1498) versuchte nach dem Tod von Arnold die Administration von Kloster Corvey zu übernehmen.

Der Wunschkandidat des hessischen Landgrafen. Heinrich III. (1458-1483) war aber Hermann von Stockhausen. Er stammte aus einem alten hessischen Geschlecht.

Er war Abt  in Kloster Helmershausen.

Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Paderborner Fraktion und den Anhängern von Stockhausens kam, konnte Simon zur Lippe zwar einige Mönche für seine Wahl gewinnen. Die Mehrheit wählte allerdings Stockhausen zum neuen Abt. Der Verlierer war aber die Abtei selbst; ging diese doch merklich geschwächt aus dem Machtkampf heraus.

1467 bestätigte Abt Hermann den Sühnebrief der Stadt Höxter

Der Stand der Abtei war nach wie vor sehr angespannt. Die Glocken waren an Juden verkauft. Dir Urkunden zweigen wieder Verkäufe und Verpfändungen durch Abt Hermann.

Natürlich litt auch die klösterliche Disziplin.Nur zwei oder drei Mönche nahmen an den Gebeten  teil

Nach der Chronik der Stadt Höxter (H. Kampschulte, Höxter 1872, S.74) befand sich Kloster Corvey schon im Todeskampf.

Abt Hermann II. verstarb 1479.

Auf ihn folgte Abt Hermann III. von Bömelberg (1479-1504)

Er wurde von Papst Sixtus IV. (1471-1484) bestätigte ihn am 31- März 1481.

Das Notariatsinstrument liegt als Urkunde im Landesarchiv NRW vor

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 510 – a

Am 14. August 1481 bestätigte der Abt  den Sühnebrief der Stadt Höxter. (Chronik von Höxter S.76)

Am 21.September 1482 schloss Abt Hermann einen Vergleich mit der Stadt Höxter  wegen der Wasserrechte ab. die Stadt verpflichtete sich, über die Schelpe,so der kleine Zufluss genügen Wasser über einen Graben für das Kloster zu leiten.

Das Kloster verpflichtet sich,den Graben zu unterhalten und zu säubern. (ebda)

Papst Sixtus IV. providierte, also übertrug ihm, am 15. Juni 1481 mit der Abtei Corvey. In der Urkunde wird er der Hasunger Abt genannt-

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 513

Er war also Abt in Hasungen, bevor er Abt in Corvey wurde.

Am 29. Januar 1485 wurde Schutzvertrag zwischen Hessen und Corvey bestätigt. Regesten der Landgrafen von Hessen, Regest  Nr. 4734

auch  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 530

1489 ernannte Abt Hermann seinen Bruder Christoph zum Landdrosten des Stiftes Corvey und belehnte in mit dem Rittergut Maygadassen bei Höxter und mehreren Freihöfen und Gütern.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 445. Die Urkunde bezieht sich auf Anna, die Frau seines Bruders.

1499 verkaufte Abt Hermann das alte Grafengerichtunter Vorbehalt eines 2-jährigen Wiederkaufsrecht  an die Stadt Höxter (Chronik von Höxter S.78 f.)

Währen die Stadt Höxter florierte, lag Kloster Corvey immer noch darnieder. Das führte dazu, dass Papst Alexander VI. (149-1503) den Kölner Erzbischof Hermann IV. von Hessen (1480-1508), der ab 1498 auch Bischof von Paderborn war,

als Kommissar ernannte, der Kloster Corvey der Bursfelder Reform zu führen sollte.

Johannes von Hagen (1439-1469) war Abt in Bursfelde und hat dort die von seinem Vorgänger begonnene Reformbewegung fortgesetzt und vollendet, wohl auch mit Unterstützung von Nikolaus von Kues (11401-1464).

Nikolaus von Kues hat von Minden aus als päpstlicher Legat wohl auch Kloster Corvey besucht.

Der Beitritt Corveys scheint (auch finanziell gut vorbereitet gewesen zu sein.. Eine Reformkommission streckte 200 Goldgulden, das sind etwa 55.103,00 €., zur Finanzierung des Vorhabens vor.

Abt und Konvent verpflichtetetn sich, dies mit 8 Goldgulden das sind ungefähr 6.612,00 €. zu verzinsen. Das sind immerhin knapp 12 %.

Im April 1501 trat Bursfelde der Kongregation von Bursfelde bei. Der Zweck war die Besserung der Abtei und eine Vermehrung der Gottesdienste.Die Rechte  der Stadt Höxter sollten nicht beeinträchtigt werden.

Die Bursfelder Kongregation akzeptierte die Eigenständigkeit der Abteien, verpflichtete sie aber, die Bursfelder Consetudines zu übernehmen.

Alle  Äbte mussten an dem jährlich durchgeführten Generalkapielt in Bursfelde teilnehmen und für die Umsetzung der gefassten Beschlüsse sorgen.

Der Propst und Prior von tom Rode und der Propst von Corvey wurden entschädigt. Diese beiden, die auch der Bursfelder Kongregation nicht anschlossen, durften an einer künftigen Abtswahl nicht teilnehmen.

Kaiser Maximilian (1486-1519) initiierte 1495 auf dem Reichstag in Worms eine umfassende Reichsreform.

Was blieb, war der ewige Landfrieden von 1459, die Schaffung des Reichskammergerichtes und die Einrichtung der Reichskreise 1450 und 1512.

Corvey kam 1500 zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis und wurde somit Territorium im Heiligen Römischen Reich. Der Abt von Corvey  hatte persönlich Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat.

Für das Reichsheer musste Kloster Corvey 120 Gulden, das sind  etwa 33.062,00 €. zahlen, Es hatte zwei Reiter und 9 Fußsoldaten zu stellen.

Abt Hermann verstarb 1504.

Auf ihn folgte Abt Franz von Ketteler (1504-1547). Er war der Sohn des Gotthards von Ketteler zu Neuassen (1450-1518) und der Margaretha von Bronckhorst und Batenburg.

Franz trat in das Kloster Liesborn ein. Liesborn wurde 1485 der Bursfelder Reform angeschlossen und galt als das “Bursfelde des Westens”.

Als franz als Abt nach Corvey kam , hatten alle bisherigen Mönche Corvey verlassen und es musste ein völlig neuer Konvent gebildet werden.

Am 2. September 1^507 verkaufte Abt Franz  die Hälfte der Städte Volkmarsen und Marsberg an den Kurfürsten Hermann IV. von Hessen .

Der Verkauf geschah , wie es in der Urkunde heißt “aus Not und um Schaden zuvorzukommen, auch um die angefangene Reform zu unterstützen”

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen A 036u / Amt Kogelnberg-Volkmarsen / Urkunden, Nr. 33.

Der Verkauf brachte immerhin 3500 rheinische Goldgulden, das sind  etwa 964.726,00 €.  in die Corveyer Kasse.

Am 20. Mai 1508 protestierte Abt Franz gegen die Höhe der Reichssteuer.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 690 – a

1512 bestätigte Abt Franz der Stadt Höxter alle ihre Rechte und Privilegien.

Am 14. Februar  1513 erneuerte Abt Franz den Erbschutzvertrag mit dem Landgrafen Philipp I. (1518-1567) von Hessen..(HStAM 4378)

Der Fürstbischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1506-1532) von Paderborn  ließ seine Truppen  während der Hildesheimer Stiftsfehde in das Stiftsgebiet der Abtei Corvey einfallen und plündern.

Am 3. März 1521 bestätigte Karl V. (1520-1555)Abt Franz für das Stift Corvey und die ihm verbunden Klöstern alle von den aufgeführten Kaisern erteilten Privilegien.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 746

Gravierendaste Ereignis in der Regierungszeit von Abt Franz war sicher die Reformation. 

1533  fand in Höxter ein Fürstentag statt, zu dem auch Landgraf Philipp von Hessen erschien. Philipp hatte sich 1524 der Reformation angeschlossen.

1526 führte er die Reformation in Hessen ein. Schon im mFebruar hatte er die Besitztümer der hessischen Klöster inventarisieren lassen

In Höxter hatte er seinen Hofprediger dabei, der jeden Morgen einen religiösen Vortrag hielt

So war der Grund zu einer lutherischen Gemeinde in Höxter gelegt. Philipp mischte sich auch in seiner Eigenschaft als Schutzherr der Stadt in diese Angelegenheit der Stadt ein.

Anhänger der neuen Lehr luden Johann Winningstedt nach Höxter ein. Dieser war im Augustinerchorherrenstift in Erfurt erzogen worden, also in dem Kloster.in dem auch Martin Luther Mönch war.

In Höxter predigte er zuerst in einem Privathaus, dann in der Kilianskirche in Höxter. Er wurde der erste lutherische Pfarrer in Höxter. 1533 arbeitete er eine reformatorische Kirchenordnung aus, die aber vom Rat der

Stadt nicht angenommen wurde.Aber Höxter war evangelisch geworden. Bald folgten die drei zur corveyischen Ritterschaft gehörigen Familien von Amelunxen zu Amelunxen, Kanne zu Bruchhausen und von Stockhausen zu Lütmarsen und in ihren Gerichtsdörfern.

Abt Franz hatte der Reformation keinen Widerstand entgegengesetzt, was vielleicht auch durch ein bisschen bedingt war, dass er zu der Zeit schon sehr krank war.

Er verstarb am 9. Januar 1547.

  Er  hatte aus dem geistig und moralisch verfallenen Kloster wieder ein Kloster mit einem blühenden geistlichen Leben.

Für den literarischen Zeitgeist mit seinen humanistischen Tendenzen hatte er aber kein Gespür.

Sein Nachfolger wurde Kaspar I. von Hörsel  (1547-1555)

Er war aus Kloster Prüm postuliert worden. 

1548 unter Abt Kaspar das Augsburger Interim eingeführt

Kaiser Karl hatte nachdem Kaiser Karl im Laufe des Jahres  1546 .fast alle evangelischen Gebiete in Süddeutschland erobert hatte,unterschrieb Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen !532-1547)

1547 die Wittenberger Kapitulation. Landgraf Philipp ergab sich in Halle. Karl erließ 1548 als Reichsgesetz das Interim.

Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse regeln, bis ein allgemeines Konzil l über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche  endgültig entschieden hätte.

^1555 handelte Ferdinand, der Bruder Karls V. war schon 1531 zum deutschen König gewählt worden. Er handelte den Augsburger Religionsfrieden aus, der am 08. August 1555 in Augsburg unterschrieben wurde.

bestätigte die Glaubensspaltung de jure. Das Interim war schon 1552 im Passauer Frieden wieder aufgehoben worden.

Abt Kaspar verstarb an Lichtmess 1555.

Auf ihn folgte Abt Reiner II. von Bocholtz (1555-1585)

Er stammte aus der Linie zu Ingenhoven. Sein Onkel Aegidius war von 1505 bis 1538, Abt des Klosters St. Vitus in Gladbach .

Reiner trat 1548 in das Kloster in Gladbach ein. Das Kloster finanzierte ihm sein Studium in Köln.

1555 wurde er zum Abt in Corvey gewählt.Kloster Corvey befand sich in einer schwierigen Situation

Die Stadt Höxter hatte 1533 die Reformation eingeführt. Die beiden Schutzmächte Corveys, nämlich die Landgrafen von Hessen und die Herzöge von Braunschweig waren ebenfalls reformiert.

1559 ließ sich Abt Reiner  von Kaiser Ferdinand die Privilegien Corvey bestätigen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 932

An den Bursfelder Kapitelversammlungen nahm er fast jedes Jahr an den Kapitelversammlungen teil.

Siebenmal war er Mitpräsident der Versammlungen. Sechs mal war er Definitor.

Mit der zur Abtei gehörenden Propstei Groningen und der Kommune Groningen, die bereits zur Reformation übergegangen war, schloss er einen Vertrag zur Klärung der Verhältnisse ab.

Wohl a​uf seine Initiative siedelten d​ie letzten Mönchen a​us  Gröningen n​ach Corvey über. Sie konnten d​abei die liturgischen Geräte, d​ie Bibliothek, d​as Archiv u​nd verschiedene Kunstwerke mitnehmen.

In Höxter sahen sich 1555 die Minoriten gezwungen, die Stadt zu verlassen, weil sich die Reformation durchgesetzt hatte.

Es kam zum Streit mit den Minoriten, weil Abt Reiner der Stadt  das Klostergebäude überließ., das die Stadt sofort abreißen ließ.

Nach dem Tod des Abtes protestierten die Minoriten bei Kaiser Rudolf II. (1576–1612).

Zwar wurde Abt Reiner nachgesagt, dass er mit den Lehren Luthers zu mindestens sympathysiert haben soll. Aber im Stiftsgebiet versuchte er die Reformation zurückzudrängen.

Dagegen bildete s​ich 1566 e​in Bündnis a​us den Adelsfamilien Amelunxen, Stockhausen, Kannen u​nd der Stadt Höxter Dem Abt wurde vorgeworfen, “die Stadt Höxter und die Landschaft in ihren Rechten zu kränken.

Man wollte Hilfe beim Kaiser suchen. (Chronik Höxter S. 105).

Kaiser Maximilian II. (1564-1576) bestätigte am 18. April 1569 die Privilegien Corveys, den Besitz seiner Rechte und seiner Güter.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 975

Abt Reiner  verstarb 1585.

Auf ihn folgte Abt Dietrich IV. von Beringhausen (1585-1616)

Er wurde am 31. Januar 1589 von Papst Clemens VIII. (1592-1605) bestätigt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1069

Zwischen 1589 und 1608 erfolgten Umbauten und Restaurierungs arbeiten am Westwerk.

Im Obergeschoss wurde mit drei Altären ausgestattet.

Unter Abt Dietrich erfolgten erste Versuche einer katholischen Erneuerung, allerdings zunächst mit wenig Erfolg.

Das Kloster drohte sich der Reformation zuzuwenden was aber durch die Bursfelder Kongregation verhindert wurde.

Die Rekatholisierung wurde im Stiftsgebiet mit Ausnahme der Stadt Höxter weitgehend abgeschlossen.

Auf Abt Dietrich folgte Abt Heinrich V. von Aschenbrock  (1616-1624)

Er wurde am 1. Oktober 1618 von Papst Paul V.(16o5-1621) als Abt von Kloster Corvey bestätigt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1115

Er war gewhlt worden, weil er den Konvent erfolgreich über sein Alter getäuscht hatte.

Dem Kölner Erzbischof  Ernst von Bayern (1583 –1612) gelang es 1619, Abt Heinrich für die bayrisxch-kölnische Partei zu gewinnen.

Das hatte allerdings 1620 die Besetzung des Fürstentums Corvey durch Braunschweig zur Folge.

Abt Heinrich verließ 1622 das Stift Corvey. Er war von seinen Kapitularen wegen seines Lebenswandels angeklagt worden.

Er hatte seine Würde niederlegen müssen und sich auf die ihm zum Unterhalt zugewiesene Propstei Marsberg zurückziehen müssen.

Als Administrator wurde Johann Christoph von Brambach, der bisherige Propst von Marsberg eingesetzt.

Am 20. Juli 1621 bestätigte Kaiser Ferdinand II. (1^619-1632) Die Privilegien von Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1123

Er erließ 1621 eine katholische Kirchenordnung für Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1124 – a

1622 fand in Corvey ein Kapitel der Bursfelder Kongregation statt. Dabei wurde auch der bisherige Administrator zum Abt von Corvey gewählt.

Die Anerkennung der Wahl durch Ferdinand II. erfolgte am  16. März 1624.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1127

Aber sowohl bei der Bestätigung Ferdinands als auch bei der Bestätigung  durch Papst Clemens wurde die Administration,, nicht unbedingt die Wahl zum Abt bestätigt.

Der Erzbischof von Köln, Ferdinand von Bayern (1612-1650), der von 1618-1650 auch Fürstbischof von Paderborn war, hatte sich schon 1622 in Corvey eingemischt.

Sein eigentliches ziel war, das Fürstentum Corvey  dem Erzbistum Paderborn mit Gewalt einzuverleiben, was sich aus seinem weiteren Vorgehen erschließen lässt.

1624 verklagte er Abt Johann Christoph  in Rom beim neuen Papst  Urban VIII: (1623-1644)

wegen Ketzerei. Er erlangte ein päpstliches  Breve, das ihn  mit der Verwaltung von Corvey beauftragte.

Er schickte seinen Weihbischof Johannes Pelcking  (1619-1642) nach Corvey, ließ dieses von bayrischen Soldaten, die sich gerade in Höxter befanden, besetzen

und Abt  Johann Christoph  in  Neuhaus festsetzen.

Seine Aufzeichnungen aus der Gefangenschaft liegen im Landesarchiv NRW vor.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001 / Fürstabtei Corvey / Akten, Nr. 45

Mit t Hilfe des Corveyer Landdrosten Burchard von Falkenber(1582-1620) konnte er nach Wien hatte fliehen. Dort erwirkte er in längeren Verhandlungen ,

am kaiserlichen Hofe, in die der große Gegensatz zwischen Bayern und Österreich hineinspielte, seine Anerkennung als Abt durch

ein kaiserliches Mandat vom 5. Februar 1628, dem dann 1629 die endgültige Bestätigung folgte. Der Kölner und Paderborner Erzbischof Ferdinand mußte sich mit dem Titel eines „Conservators“ begnügen. Die Selbständigkeit des Fürstentums war gerettet und Abt Johann Christoph konnte selbst das Werk der Restitution des Katholizismus im Lande fortsetzen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001 / Fürstabtei Corvey / Akten, Nr. 427

Die weitere  Regierungszeit von Abt Johann Christoph war nun weitgehend durch den 30-jährigen Krieg geprägt.

Der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) landete am 6 Juli 1630 auf Usedom und griff in den Krieg ein.

Damit wendete sich  das Blatt für die Protestanten. Auch in Westfalen führte das zu veränderten Kräfteverhältnissen.

König Gustav Adolf sprach dem Landgrafen von Hessen-Kassel Wilhelm V. der Beständige (1627-1637) das Stift Paderborn und die Reichsabtei Corvey zu.

Hessische Truppen marschierten in Corvey und Höxter ein. Abt Johann Christoph  wurde nach Höxter geführt und musste dem Landgrafen huldigen.

1634 nahmen die Truppen des Landkomturs  Gottfried Graf Huyn, Freiherr von Geleen, der Deutsch-Orden Ballei Alden Blesen  die Stadt Höxter ein

und richteten ein Blutbad an, bei dem etwa 1100 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Dies hat sich im kollektiven Gedächtnis erhalten und ist als

“Blutnacht von Höxter” in Erinnerung. (siehe dazu auch Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten und da Brambach, Johann Christoph von

wo auch ein Augenzeugenbericht dieser Blutnacht zu lesen ist.)

Dort suchte er Zuflucht im Minoritenkloster.Er musste aber weiter ins Exil und lebte zwei Jahre in tünster.

Marodierende protestantische Truppen(Braunschweiger, Brandenburger, Schweden), verursachten den großen Klosterbrand bei dem  der silberne Vitusschrein mit den Reliquien des Heiligen Vitus, Teile des Archivs und der Großteilm der mittelalterlichen Bibliothek beschädigt, weggeschleppt

oder vernichtet wurde.

Abt Johann Christoph  kam 1636 mit den kaiserlichen Truppen nach Corvey zurück.

Er verstarb am 15. Mai 1638 und wurde in der Minoritenkirche in Höxter vor dem Hochaltar bestattet.

Auf ihn folgte Abt Arnold IV. von Waldois (1638 – 1661)

Er ist wohl 1593 auf Burg Overbeck in Breyell geboren. Er trat in das Kloster St. Pantaleon in Köln ein. Dort legte er seine Profess ab.

Er wechselte in das Kloster Corvey. Dort wurde er Prior. 1629 nahm er seinen Cousin Friedrich von Spee in Corvey auf.Dieser war 1629 zur Gegenreformation nach Peine geschickt worden

Bei einem Angriff war er schwer verletzt worden. In Corvey sollte er sich von den Folgen erholen.

1631 wurde er einstimmig zum Abt von Kloster Iburg gewählt. Das Kloster wurde im 30-jährigen Krieg schwer mitgenommen. 1632 eroberten es die Niederländer und 1634. Diese vertrieben die Mönche und hielten es bis 1^650 besetzt.

Die Kriegsbelastungen dauerten an. Es gab militärische Besetzungen und hohe Kontributionen. Abt Arnold begab sich nach Münster. Von dort aus bemühte er sich vergeblich, das Kloster zurückzuerhalten.

1638 wurde er zum Abt von Corvey postuliert. Papst Urban VIII. (1623-1644) bestätigte Arnold am 31. März 1640. Er gestattete gleichzeitig, dass Arnold noch für zwei Jahre die Verwaltung des Kloster Iburg behielt.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1157 – c

Der Krieg verfolgte Abt Arnold auch in Corvey weiter.

Im Herbst 1640 drangen kaiserliche Truppen unter ihrem Feldherrn Herzog Octavio Piccolomini (1599-1656) von Hessen aus in Westfalen ein und wandten sich gegen Höxter. Die Armee von 60.000 Mann bezog ein Lager, das sich von Bruchhausen bis Stahle erstreckte.

1644 zogen die Schweden vor Corvey auf.

Abt Arnold ließ sich von den Schweden gefangen nehmen. Die hessische Landgrafenwitwe Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg (+ 1651) sorgte mit 600 Reichstalern, das sind etwa 1.175.655,00 €., dass der Abt freikam.

Nochmals wurde die Stadt 1646 von dem schwedischen Feldherrn Graf Carl Gustav Wrangel (1613-76) belagert und eingenommen. Abt Arnold zog sich ins Kloster Kemnade zurück.

Beim Überfall der Schweden im darauffolgenden Jahr erreichte er, dass die Soldaten das Innere der Klosterkirche verschonten.

Nach vierjährigen Friedensverhandlungen ging der lange Krieg 1648 mit den Verträgen von Münster und Osnabrück zu Ende.

Abt Arnold verstarb am 3. Oktober 1661.   

Kloster Corvey stand kurz vor dem Untergang. 1665 wurde der Fürstbischof von Münster   Christoph Bernhard von Galen  (1650-1676) zum Administrator der Abtei Corvey gewählt.                                                                                                                                                                                                                                                                    

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen B 001 / Fürstbistum Münster, Landesarchiv / Akten, Nr. 5454

Er wurde am 12. Oktober 1606 als  Sohn von Dietrich von Galen aus dem Adelsgeschlecht derer von Galen und der Katharina von Hörde geboren,

Beide waren protestantisch.

Dietrich tötete den münsterschen Erbmarschall Gerd von Morrien in einem Degengefecht in einer Streiterei wegen ihrer Jagdhunde.

Er musste deshalb zwölf Jahre auf Burg Bevergern im Arrest verbringen. Seine Frau begleitete  ihn freiwillig. Christoph Bernhard  wurde deshalb

unter die Obhut seines Onkels, des münsterischen Domherrn Heinrich von Galen, gestellt. Dieser ließ ihm eine katholische Erziehung durch münsterische Jesuiten am Paulinum zuteilwerden.

Als er das notwendige alter erreicht hatte,  zog er nach Köln und Mainz um an einem Jesuitengymnasium 1626 seine Studien abzuschließen.

In Löwen und Bordeaux studierte er  Philosophie, Kirchen- und Staatsrecht. Eine abgeschlossene theologische Bildung hatte er wohl nicht.

Am 14.11. 1650 wurde er zum Bischof von Münster gewählt.

Nach dem Tod von Abt Arnold 1661 verzichteten die Mönche auf die Wahl eines Abtes aus ihren eigenen Reihen

Dann wählten sie der Bischof von Münster zum geistigen und weltlichen Herrn in der Fürstabtei.

Schon 1662 gab er den Katholiken in Höxter die Nikolauskirche zurück.

Den Franziskanern gestattete er die Rückkehr in das Marienkloster.

1662 hatte der Magistrat von Höxter den katholischen Geistlichen bei Strafe von 100 Goldgulden, das sind  immerhin etwa 27.312,00 €, verboten hatte, Taufen und Begräbnisse vorzunehmen.

Christoph Bernhard erließ daraufhin eine Verfügung an seine geistlichen Räte in Corvey, dieses wieder zu zu lassen und berief sich dabei der Stadt gegenüber  auf sein Recht das ihm der Westfälische Friedensvertrag

als Kurfürsten- und Reichsstand einräume, in seinem Territorium seine Religion auszuüben. (Chronik der Stadt Höxter S.142)

Die Streitigkeiten wegen der Kirchennutzung waren aber immer noch nicht zu Ende.

Er erließ am 17. März 1674 seinen Gnaden- und Segensrezess. Eine neue Stadtverordnung wurde erlassen, die auf dem Grundsatz der Parität beruhte.

Künftig sollten protestantische und katholische Bürger im Rat vertreten sein unter jeweils einem evangelischen und einem katholischen Bürgermeister.

Der Rezess stärkte die Zentralgewalt des Fürstabtes gegenüber Rat und Stadt.

Die Stadt verlor alle Privilegien und Rechte, die Gerichtsbarkeit fiel an den Landesherrn. Der Rezess bildete die verfassungsrechtliche Grundlage für die Verwaltung der Stadt Höxter und blieb bis zur Säkularisierung des Stifts Corvey gültig.

Christoph Bernhard ließ di baufällige Kirche mit Ausnahme des Westwerks  ab 1677 durch einen neuen gotisierenden Kirchenraum mit barocker Ausstattung ersetzen.

Er verstarb am 19. September1678in Ahaus

Auf ihn folgte Abt Christoph von Bellinghausen (1678-1696)

Er ist 1651 in Altenbernsau geboren und war der Sohn von Johann Georg von Bellinghausen. Mit sechzehn Jahren trat er ins  Kloster Corvey ein. Im Jahr 1659 legte er die Profess ab.  1666 wurde er  zum Priester

geweiht.

Wegen seiner Gelehrsamkeit wurde er für zwei Jahre ins Mutterkloster Corbeia Aurea nach Frankreich geschickt. So lernte er Frankreich kennen, das unter der Herrschaft des Sonnenkönigs Ludwig XIV. (1643-1571) die

Vormachtstellung eingenommen hatte.  Er weilte einige Zeit in Paris.

Er konnte auch eine Italienreise unternehmen und war in Assisi, Venedig und Rom. Dort konnte er die bedeutendsten Theologen seiner Zeit kennenlernen. Er war auch in Monte Cassino, der Keimzelle des Benediktinerordens, was ihn tief beeindruckte.

Seine Rückreise führte über Österreich und Böhmen.

Auf seinen Reisen lernte er Niels Stensen  kennen. Dieser hatte in den Universitäten Amsterdam und Leyden Medizin studiert. Als kaum 25 – jähriger hatte er wichtige Entdeckungen der Anatomie gemacht. Er genoß bald großen Ruhm und wurde deshalb

als Leibarzt des  Großherzog Ferdinand II. von Toskana (+1670) angestellt. Er weilte mehrere Jahre in Florenz und wurde auch Erzieher der Söhne Cosimos III. de‘ Medici

1667 konvertierte er und studierte Theologie. 1675 wurde er zum Priester geweiht und  1677 zum Bischof geweiht. Er wurde  zum Titularbischof von Titiopolis, einem Suffraganbistum von Seleucia in Isaurien (Griechenland), ernannt.

1660- bis 1683 war er Weihbischof in Münster und von 1677-1686 von Paderborn.

Mit Christoph von Bellinghausen war er seit dessen Italienreise befreundet..

Dieser förderte seinen Freund seit dessen Abtswahl.

  Am 22. Oktober 1678 fand die Wahl zum neuen Abt von Corvey statt. Er wurde mit Stimmenmehrheit zum neuen Abt gewählt.

Von der Bursfelder Kongregation waren die Äbte  Ambrosius Langen (ab 1661)von Hloster Marienmünster und Abt Maurus Rost (1666-1706) von Kloster Iburg anwesend,

Wilhelm Rütger von Bellinghausen,

der Prior von Corvey, und Ernestus von Hugenpott, Kapitular von Corvey, wurden sofort nach zum päpstlichen Nuntius Optimus Pallavicini (dort seit 1672) geschickt, um ihn zu bitten, die päpstliche Bestätigung

in Rom zu befürworten und die Geldfrage zu klären. Bisher waren 300 Gulden,das sind  etwa 80.869,00 €., erhoben worden. Für Christoph Bernhards Bestätigung musste wesentlich mehr bezahlt werden,

da er weder Ordensmann noch Stiftsmitglied war. Rom wollte diesen Satz nun zur Regel machen.

Am 31. Oktober 1678 erteilte der Nuntius die Facultas administrandi Abbatiam auf sechs Monate .Christoph das durch Papst Pius V. vorgeschriebene Versprechen in die Hände des Benediktiner-Abtes Ambrosius Langen von Marienmünster ablegen.

Der Paderborner Fürstbischof Ferdinand II., von Fürstenberg (1661-1683) versuchte die päpstliche Bestätigung zu mindestens zu verzögern. Er wies hatte Das Stift Corvey zwei Kompanien als Winterquartier angewiesen.

Er  legte nun wiederholt Soldaten in das Abteigebiet, in der Hoffnunhg, die Stadt Höxter, verweigere dem neuen Abt den Gehorsam vor die päpstliche Bestätigung eintraf.

Außerdem versuchte er zu erreichen, dass Rom ihm Kloster Corvey als Kommende zu sprach, die ja auch der vormalige Administrator Christoph Bernhard als Bischof von Münster zugesprochen bekommen hatte.Nun setzte sich sein Freund Steno,

mittlerweile apostolischer Vikar für die nordischen Bistümer, für Abt Christoph ein. Er schrieb an Cosimo von Medici, der das Schreiben einem befreundeten Kardinal weiterleitete.

Das Schreiben zeigte Wirkung. Steno erhielt die Vollmacht Abt Christoph zu benedizieren, obwohl Corvey nicht zum Vikariat der Nordischen Bistümer gehörte,

was am 29. Oktober 1679 erfolgte.

Er erhielt dann auch die päpstliche Konfirmationsbulle, in der Papst Innozenz XI. (1676-1689)

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1227

Die kaiserliche Bestätigung erfolgte 1681 durch Kaiser Leolold I. (1654-1705)

Dieser bestätigte am 5. März 1681 auch die Privilegien der Abtei Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1231 – II

Durch die ständige Abwesenheit seines Vorgängers hatte die Klosterzucht in Corvey sehr gelitten. Auch das Chorgebet wurde kaum mehr gepflegt.

Abt Christoph versuchte zunächst durch eigenes Beispiel und durch väterliche Ermahnung, die eingeschlichenen Mißstände wieder zu beheben.,

allerdings praktisch ohne Erfolg. Er musste nun zu strengeren Mitteln greifen, Einige Kleriker wurden ihrer Ämter enthoben.

Am 30. Oktober 1690 gab er eine “erneuerte”Kirchenordnung heraus, deren Durchführung der Corveyer Archidiakon zu überwachen hatte.

Dieser reformierte nun das Kloster mit starker Hand.

Christoph Bernhard hatte mit dem Neubau der Kirche begonnen. Dies weihte Abt Christoph am 13. November 1683.

Er ließ  das Pfarrhaus und das Krankenhaus erneuern.

Abt Christoph startete auch den Weinanbau im Kloster Cprvey wieder, nachdem dieser durch zunehmende Verweltlichung des Klosters, und dem Dreißoigjährigen Krieg zum Erliegen kam.

Die Anlagen wurden aufgegeben und stattdessen Hopfen angebaut.

Christoph ließ am 25. Mai 1680 am Südhang des Rauschenberg einen Weinberg anlegen. Er ließ einen Winzer aus der Wetterau, Johann Rupen, kommen. Dieser kannte sich nicht n ur mit Wein aus sondern auch mit Kräutern.

Er brachte den Abt dazu, auch eine Hofapotheke einzurichten.

Unten am Berg ließ er ein Haus mit der Kelter bauen, n dem auch der Weingärtner mit seiner Familie wohnte. Er hatte das Recht, Wein, Bier und Branntwein auszuschenken. Richtfest soll am 26. Juni 1686 gewesen sein..

Wohnhaus mit Küche, Kellern, vielen Zimmern, einem überaus großen Saal und einer Hofkapelle. Zuvor, 1689/90, hatte Abt Christoph mitten im Berg die bis heute erhaltene Josephskapelle erbauen lassen.

Sein Nachfolger, Abt Florenz, schätzte die Kosten des Weinbaus auf 15-16.000 Taler, das sind zwischen 4.410.000 und 4.704.000 €

Der Bursfelder Kongregation waren dies Kosten zu hoch. Abt Emmerich Qinken (1682-1707)von Kloster Grafschaft ordnete bei ein Visitation 1690 an, das herrschaftliche Weinberghau abzureißen und den Weinbau nicht mehr weiter zu betreiben.

Im Abteigebiet wurden mehrere Kirchen  neu gebaut  z.B. in Albaxen und Bödexen .

Abt Christoph verstarb nach über einjähriger Krankheit am 12. Mai 1696.

Auf ihn folgte Abt Florenz von dem Felde (1696-1714)

Er ist am 18. Februar 1643 in Kasteel Haselholt in Ohe en Laak geboren.

Er hatte mehrere Brüder. Brüder Franz Heinrich von dem Velde  war Offizier in bischöflich-münsterschen Diensten. Er starb 1680 und wurde in der Stiftskirche von Corvey bestattet.

Ein weitere Bruder wurde 1693 Präsident der der weltlichen Regierung Corveys

Er besuchte das Gymnasium in Roermond in der niederländischen Provinz Limburg. Zusammen mit einem Mitschüler trat er in das Kloster Corvey ein.

1667 wurde er zum Priester geweiht.

1668 beendete er sein Theologiestudium. In diesem Jahr wurde er auch Novizenmeister. Außerdem lehrte er Philosophie und Theologie am Kloster.

1672 wurde er Subprior und  1677 Prior.

Bei der Wahl von Christoph von Bellinghausen war er einer der Gegenkandidaten. auf ihn entfielen 5timmen. Christoph wurde mit 14 Stimmen zum Abt gewählt.

Florenz versah auch außerhalb der Abtei Ämter. Von 1860-1683 war er Propst von Metten

Von 1683 bis 1691 war er Propst von Kloster Brenkhausen, seit 1608 ein Benediktinerinnenkloster.. Propst  Florenz  beendete die Ausstattung der Kirche in barockem Stil. Unter ihm blühte das Kloster wieder auf.

Nach dem Tod von Abt Christoph wurde Abt Florenz am 18. Juni 1696 zum 60 Abt von Corvey gewählt.

Noch im selben Jahr erhielt er von Kaiser Leopold I. die Regalien verliehen. Damit war er auch offiziell Reichsfürst.

Leopold bestätigte auch die Privilegien der Abtei.

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenC 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1258

Papst Innozent XII. (1691-1700) bestätigte Abt Florenz am 3. Dezember 1696.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1251

Am 28. April 1697wurde er  durch den Paderborner Fürstbischof Hermann Werner von Wolff-Metternich zur Gracht (1683-1704) benediziert.

Von 1704-1714 war er Präsident der Bursfelder Kongregation.

1699 begann Florenz mit dem Neubau der Abtei, der bei seinem Tod fast fertig war  und  den sein Nachfolger 1714 beendete.

Er baute auch zahlreiche Kirchen auf Corveyer Gebiet.

Eine sehr enge Beziehung hatte er zu Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel

Abt Florenz führte Tagebuch, das im Landesarchiv NRW erhalten ist.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001 / Fürstabtei Corvey / Akten, Nr. 1235

1713 hatte er sein fünfzigjähiges Professjubiläum und feierte dies mit einem großen Fest. Außerdem gab er eine Gedenkmünze heraus.

Er verstarb am 4. Februar 1714.

Er war der bedeutendste Abt Corveys zu Barockzeiten.

Auf ihn folgte Abt Maximilian von Horrich (1714-1721)

Er ist 1662 in Pesch geboren und entstammte einer rheinischen Adelsfamilie..

Nach seinem Eintritt in Kloster Corvey war er in der Propstei Marsberg.AfD in Thüringen: Schlinge zieht sich zu! „Kneipen-Stadtrat“ unter Druck

Zurück in Corvey wurde er dort Cellerar. Als solcher war er der Verwalter des materiellen Klosterguts, d.h. der wirtschaftliche Leiter eines Klosters. Er entspricht etwa dem Finanz- und Personalvorstand eines Wirtschaftsunternehmens.

Nach dem Tod von Abt Florenz wurde er 4. Februar 1714 zu dessen Nachfolger gewählt.

Papst Clemens XI. (1700-1721) bestätigte ihn am 20. August 1714.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1293

Am 20. August 1714 bestätigte ihn  Kaiser Karl VI. ( 1711-1740) und verlieh ihm die Regalien.

Am 26. Oktober 1714 bestätigte er die Privilegien der Abtei.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1297 – I

Am 14.Oktober 1714 wurde er in der Stiftskirche zum Abt geweiht.

Im September 1715 legte er vor den Landständen des Corveyer Landes seinen Amtseid ab. Somit wurde sein Amt als Abt des freien Stiftes Corvey sowie als Landesherr des Fürstentums Corvey und als Fürst des Heiligen Römischen

Reiches rechtskräftig.

1715 beendete er den Bau der von seinem Vorgänger.

Er legte eine Allee von Corvey nach Höxter an. Anfangs-und Endpunkt war die von ihm errichtetet Toranlage in Corvey und das Corveyer Tor in Höxter.

Die wichtigste Leistung Abt Maximilians war der Neuaufbau der barocken Bibliothek. Im Dreißigjährigen Krieg war die berühmte mittelalterliche Bibliothek verloren gegangen.

Er erwarb Werke für den täglichen Bedarf eines Klosters aber auch Werke, die für die Erziehung des westfälischen und europäischen Adels gedacht waren.

Die größte Erwerbung konnte er auf einer Auktion 1721 in Bremen tätigen.

Er konnte eine erhebliche Anzahl von Büchern erstehen, die zum Teil aus Prager Bibliotheken stammten und zwar aus dem Prämonstratenserkloster Mons Sion (Strahow-Kloster) und aus dem dortigen Jesuitenkolleg. Auch die Jesuiten in Heiligenstadt hatten

Bücher für diese Versteigerung geliefert. Die Bücher wurden in weißes Leder oder Pergament gebunden.

Im Corveyer Land hat er zahlreiche Kirchen erbaut und ausgestattet.Von 1719 bis 1721 war er Präsident der Bursfelder Kongregation.

Abt Maximilian verstarb am 4. Dezember 1721.

Auf ihn folgte Abt Karl von Plittersdorf (1722- 1737)

Er wurde 1722  zum 62 Abt von Corvey gewählt. Am 1. Juni 1722 bestätigte Papst Innozenz XIII (1721-1724)die Wahl des Abtes Karl von Plittersdorf.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1315

A 7.August 1722 bestätigte Kaiser Karl VI. die Privilegien der Abtei.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1319

Die Farrkirche St. Nikolaus in Höxter war baufällig geworden. 1732 erteilte Abt Karl dem Caplan Caspar Lages den Auftrag, Geld zum Bau und zur Reparatur der Kirche zu sammelon.

(Chronik der Stadt Höxter S.162)

Abt Karl verstarb 1737,

Auf  ihn folgte Abt Kaspar II. von Böselager-Honeburg (1737-1758)

Er wurde am 3. Juli 1687 auf Gut Honeburg bei Osnabrück geboren. Er war der Sohn  von Joachim von Böselager, ein Angehöriger des Stiftsadels von Corvey.

Er zeigte gute geistige Begabung und sollte nach Corvey gegeben werden.

Caspar wurde  dem Fürstabt Florenz von dem Felde und dem Konvent vorgestellt. Er machte auf die Corveyer Herren den besten Eindruck, und man hatte nach einem Bericht vom 14. Januar 1703 „ob dessen gute Conduit und übrige Qualiteten ein ratsames Contentement“.

Im April 1704 begann er sein Noviziat in Corvey.

Am 29. Juni 1705 legte er seine Profess ab.

Am 8. September 1708 wurde er  Subdiakonsweihe, am 1. August 1709  Diakon und am 6. Juli 1711 zum Priester geweiht.

1715 wurde er mit der Pfarrseelsorge in der Propstei Obermarsberg betraut.

1721 übernahm er das Pfarramt in Meppen.

Er galt als uneigennützig, persönlich makellos, gut gebildet, kirchlich eifrig und wirtschaftlich begabt.

Nach dem Tod von Abt Karl  fand am  17. März 1737 die Wahl seines Nachfolgers statt.

Nebne Kaspar standen zwei zwei weitere Kandidaten zu Wahl, ein weiterer Konventuale aus Corvey und der Paderborner Dompropst und kurkölnische Minister Friedrich Christian Freiherr von Fürstenberg (1700-1742).

Dieser trat schon zu Lebzeiten von Abt Karl als Kandidat für dessen Nachfolge auf. Er versprach jedem, der ihn wählen würde 20 Taler, also der Paderborner Dompropst und kurkölnische Minister Friedrich Christian Freiherr von Fürstenberg. Dieser trat etwa 6.140.—€

und falls er gewählt würde, eine lebenslange Zuwendung von 100 Talern, also etwa 30.700—€

Auch prominente Unterstützer hatte er, den Kaiser und auch den Erzbischof und Kurfürsten Clemens August (1723 – 1761) von Köln .Dieser Versuch der Einflußnahme spaltete auch den Konvent von Corvey.

Unter dem Vorsitz der Äbte Bernward Peumann (1713–1746) von Kloster Ringelheim und Marienmünster wurde Kaspr mit einer Stimme Mehrheit gewählt,

Am 8. Juli 1737 er mahnte Papst  Clemens XII. (1730-1740) denn Konvent von Corvey zum Gehorsam gegenüber dem neuen Abt Kaspar.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen  C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1342

Am 9. Juli 1737 wies der Papst Abt Kaspar an, sich von einem Bischof weihen zu lassen.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1343

Vor dem 5. August 1737 bat Abt Kaspar den Kaiser um die Bestätigung der Privilegien der Abtei Corvey.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1343 – e

Am m4. März 1738 erfolgte die Bestätigung der Privilegien.

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1345

1737 wurde er Präsident der Bursfelder Kongregation.

Er führte die Triere Agenda in Corvey ein.

Er ließ die Heilquellen, den “Gesundbrunnen”  in Godelheim erschließen. Dort ließ er durch Franz Christoph  Nagel (1699-1764), einen deutschen Barockbaumeister, ein Herrenhaus mit Gartenanlage errichten,  das den Äbten

als Sommerresidenz diente. Über der Quelle ließ er ein Brunnenhaus bauen.

In Corvey ließ er 1741 von Franz Christoph  Nagel ein Orangeriegebäude mit einem dazu gehörigen Garten errichten.

Die Benediktuskapelle und das Turmzimmer, das heute als Bibliothek dient wurde im Rokokostil umgestaltet.

In Fürstenau wurde 1756 mit dem Bau des Fürstenhofes begonnen.

In Höxter wurde eine neue Apotheke errichtet.

Von dem Marsberger Bildhauer Joseph Pöllmann  ließ er 1746 die Bildnisse der Heiligen Stephanus und Vitus mit seinem Wappen anfertigen. Vor der Brücke von Corvey wurde 1749 eine Kreuzigungsgruppe aufgestellt.

Abt Caspar verstarb am 22. Januar 1758.

Auf ihn folgte Abt Philipp von Spiegel zum Desenberg  (1758-1776)

Er stammte aus einem ostwestfälischen Adelsgeschlecht aus dem Hochstift Paderborn.

Er ist am 21. August 1715 geboren.

Seine Wahl zum Abt von Corvey fand am 6. März 1758 statt.

Seine Bestätigung durch Papst Clemens XIII. (1758-1769) erfolgte am 11. September 1758

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen C 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1367

Papst Clemens XIII. erlaubte Abt Philipp am 12.September 1758, sich von einem Bischof weihen zu lassen.

Landesarchiv NRW Abteilung WestfalenC 001u / Fürstabtei Corvey / Urkunden, Nr. 1370

Am  1. Mai 1766 legte Abt Philipp dem Grundstein für die neue Kirche in Höxter, die die baufällige Nikolaikirche ersetzte.

Sie wurde im spätbarocken Stil gebaut.

Am 6- Dezember 1770 wurde sie nach einfacher Weihe erstmals benutzt.

Am 17. November 1771 weihte sie Abt Philipp mit spezieller päpstlicher Vollmacht feierlich-

Abt Philipp verstarb am 26. Mai 1776

Auf ihn folgte Abt Johann Karl Theodor von Brabeck (1776-1794).

Er wurde am 19. Juli 1738 auf Haus Lohausen bei Hamm als Sohn des Peter Franz Walter von Brabeck und der Maria Ottilia Schenck von Niddeg geboren

Die Familie Brabeck war eine Adelsfamilie aus Kirchbellen im Münsterland.

Er trat in Kloster Corvey ein.

1762 wurde er in Hildesheim um Priester geweiht

Am 18. Juli 1776 wurde er zum Abt gewählt.

1782 wurde Abt Johann Karl Theodor über die Reformpläne des  Kaisers Josef II. (1765-1790)

“Unnütze” Abteien sollten aufgehoben werden. Das waren Abteien, die keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben, wurden . Ihr Besitz sollte verstaatlicht werden. Das hätte auch Corvey betroffen.

Corvey litt schon lange unter Nachwuchsmangel. Corvey nahm zu dieser Zeit nur Novizen an, die 16 adelige Vorfahren nachweisen konnten.

Der Konvent verringerte sich ständig, dazu kam naturgemäß eine üÜeralterung der Mönche, so daß die Zeit abzusehen war, in der der Chordienst ebenso wie die Funktionen in der Verwaltung nicht mehr ordnungsgemäß versehen werden konnten

1786 wurde ein Seminar für Weltpriester gegründet. Man hatte jetzt also eine Schule.

Weiter überlegten r Abt Theodor von Brabeck und der  Konvent  eine Säkularisierung2 derart, daß eine Umwandlung in ein Bistum erfolgte.

Nach schwierigen und langwieriegen  Verhandlungen mit  Kaiser Joseph II. und Papst Pius VI. (1775-1799)  wurde Corvey zu einem Bistum umgewandeltAbt  Theodor wurde am

18. Juni 1792 zum Bischof von Corvey ernannt und am 1. Juni 1794 zum Bischof geweiht.

Nachdem Corvey ein Bistum geworden war, wurde Abt Johann Karl Theodor zum Bischof ernannt. die bisherigen Mönche bildeten jetzt das Domkapitel und wurden Domkapitulare.

Eine Neuverteilung des Vermögens zwischen dem Bischof und dem Domkapitel nötig, ebenso musste der bisher klösterliche Haushalt den neuen Verhältnissen angepasst werden. Der Bischof und die zwölf Domkapitulare bezogen jetzt ihre Einkünfte größtenteils in barem Gelde, und das konnte nur beschafft werden, wenn man möglichst viele Vermögenswerte zinsbar anlegte.

Die Landwirtschaft Corveys, die dem Vermögen des Bischofs zugerechnet war, wurde 179 an zwei Landwirte aus dem Hildesheimischen für eine jährliche Pachtsumme von 6500 Talern, das sind etwa 1.571.544,00 €.

Die sehr hohe Pachtsumme erklärt sich einmal daraus, daß Corvey sehr guten Boden hatte, zum anderen liegt das an dem landesherrlichen Branntweinmonopol; die Domäne Corvey versorgte einen großen Teil des Landes mit Branntwein.

Bischof Theodor war sehr kränklich und verstarb wenige Monate nach seiner Bischofsweihe am  15. Oktober 1794 im Alter von 56 Jahren.Zu seinem Nachfolger wurde  Domkapitular Ferdinand von Lüninck am 16. Dezember 1794 gewählt.

Er ist 15. Februar 1755 in Gleuel, heute ein Stadtteil von Hürth,geboren. Die Familie von Lüninck ist ein altes niederrheinisches Adelsgeschlecht.

Er war der Sohn des Johann Wilhelm von Lüninck (1716–1784) und dessen Gemahlin Maria–Odilia von Gaugreben (1724–1817).

Er besuchte das Jesuitenkolleg in Köln und lebte am Kurkölnischen Hof, wo er seine Erziehung erhalten hatte.

Er studierte in Göttingen Rechte und war danach am Reichskammergericht in Wetzlar tätig.

1779 wurde er im Kurfürstentum Köln wirklicher Hof- und Regierungsrat in Bonn.

Nachdem ein weiterer Aufstieg ausblieb, wandte er sich dem geistlichen Stand zu und wurde 1785 Kleriker.Er bEr

Seit 1791 hatte er einen Sitz im Domkapitel von Münster. Er absolvierte dafür ein zweijähriges Biennium , das ist ein allgemein bildendesdrei Monaten seine d

zweijähriges Vorbereitungsstudium für alle Fächer der Philosophischen Fakultäten.

Dort kümmerte er sich auch im Auftrag seines Cousins, des Corveyer Abtes Theodors um die Umwandlung von Corvey in ein Bistum.

1792 hatte er Erfolg damit. Er erhielt dann eine Stelle am neu zu errichtenden Domkapitel von Corvey

 

Nachdem Bischof  Theodor 1794 verstarb, wurde Ferdinand von Lüninck am 16. Dezember 1794 zum zweiten Bischof von Corvey gewählt und am 1. Juni 1795 durch den Papst bestätigt.

Dann wurde er  am 6. August 1795 in Hildesheim zum Priester geweiht.

Am 6. September 1795 weihte ihn der Erzbischof von Köln, Maximilian Franz von Österreich  (1784-1801) in Münster zum Bischof von Corvey.

Am 25. Februar 1803 wurde in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluß erlassen.

Damit wurden alle geistlichen n geistlichen Fürstentümer aufgehoben und ihre Territorien an diejenigen weltlichen Fürsten verteilt wurden, die ihre Gebiete auf dem linken Rheinufer, das an Frankreich abgetreten werden mußte, verloren hatten.

Das Fürstwntum Corvey wurde am am 21. Oktober 1802 durch eine preußische Militärabteilung für den Fürsten von Nassau-Oranien besetzt.

Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschluuses war der neue  Landesherr verpflichtet, dem Bischof und seinen Domkapitularen  eine Pension zu bezahlen.

Erbprinz  Wilhelm Friedrich, Prinz von Oranien-Nassau (1772-1843) schloss mit Bischof Ferdinand von Lüninck  am 1. Juli 1803 einen Vertrag ab. Damit warwn die Verhältnisse geregelt.

Der Bischof erhielt eine jährliche Pension von 20.000 Gulden, das sind etwa 5.773.361,00 €.

Der ganze Schlossgarten blieb ihm überlassen.

Der Bischof behielt Wohnrecht in Corvey.Er durfte Möbel und andere Effekten im Wert von 1600 Talern behalten. Er erhielt die Privat jagd (gegen Pacht) und bekam jährlich 300 Malter Brennholz gegen Zahlung der Forstzinsen und Anweisegebühren. Außerdem trat der Erbprinz eine einmalige Summe von 11 000 Talern an den Bischof ab, der dagegen auf alle sich etwa noch ergebenden Ansprüche verzichtete.

  1806 besetzte Generalleutnant  Gerhard Heinrich von Heldring (1751-1835) Corvey im vierten Koalitionskrieg 1805-1807  das Corveyer Land und nahm es für das Königreich Holland in Besitz. Die Koaltion bestand aus Preußen und Russland, die dann noch um Großbritannien und Schweden erweitert wurde. gegen Napoleon

Nach dem  Frieden von Tilsit am 7. Juli 1807 schuf Napoleon für seinen jüngeren Bruder Jer8me (1784-1860) das Königreich Westfalen, das bis 1813 bestand.

König Jer8me hatte am 4. September 1812 Höxter und Corvey besucht. Kurz danach wurde Bischof von Lensinck zum Großalmosenier mit 40.000 Francs Gehalt.

An Neujahr 1813 ernannte ihn Jer8me zum Großkomtur des von ihm gestifteten Ordens der Westfälischen Krone.

Nach der Eingliederung in die preußische Provinz Westfalen wurde er vom preußischen Oberpräsidenten . Friedrich Ludwig Wilhelm Philippvon Vincke  zum Bischof von Münster vorgeschlagen, auch

um den amtierenden Kapitularvikar Clemens August v. Droste-Vischering (1773-1845, ab 1836 Erzbischof von Köln), mit dem es ständig zu Konflikten kam, auszuschalten.

Den preußischen Vorschlag  für das Bischofsamt von Münster bezog die Kurie in ihre  beginnenden Konkordatsverhandlungen ein.

Am 28.  8. 1820 wurde er nach Münster transferiert. Am7.7. 1821 wurde er in Münster inthronisiert. Er bemühte sich, die Konflikte mit dem preußischen Staat abzubauen, musste aber schon nach drei Monaten seine Amtsgeschäfte niederlegen,

da er durch Überanstrengung geistig zerrüttet wurde. Er zog sich  nach Corvey zurück, wo er am 18.3.1825 verstarb.

Mit ihm war die Reihe von 65 Abten und  2 Bischöfen, die Corvey seit seiner Gründung im Jahr 822 gehabt hat, abgeschlossen.

Der entschädigungsberechtigte Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg (1779-1834) erhielt 1820 als Standesherr vom König von Preußen Friedrich Wilhelm III. ( 1797-1840) als Landesherr das Mediatfürstentum Corvey als Ausgleich, zusammen mit dem Mediatfürstentum Ratibor.

Dieser vererbte es seinem Neffen, dem Erbprinzen Victor zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1818-1893), der den ererbten Besitz bis 1893 als Victor I.Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey den ererbten Besitz verwaltete.

Wenn von Corvey die Rede ist, muss natürlich auch an August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedacht werden.

Dieser ist am 2. April 1798 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg  geboren.

Er begann 1816 in Göttingen ein Theologiestudium. Sein Interesse galt aber der der Geschichte des klassischen Altertums. Sein Vorbild war Johann Joachim Winckelman.

In Kassel lernte er Jacob Grimm kennen. Auf seinen Rat hin studierte er dann deutsche Sprache und Literatur , also die heutige Germanistik.

1821 ging er nach Berlin, um mit Hilfe seines Bruders Bibliothekar zu werden.Dieser brachte ihn mit dem Freiherren Gregor von Meusebach zusammen, dessen Privatbibliothek in ganz Preußen bekannt war.

1823 wurde er Kustos der Universitätsbibliothek Breslau.

1830 wurde er dort außerordentlicher Professor. 1836 wurde er zum ordentlichen  Professor ernannt.

1841 verfasste er am 26. August das Lied der Deutschen das am 5. Oktober desselben Jahres erstmals öffentlich in Hamburg gesungen wurde.

Wegen seines Eintretens für ein einheitliches Deutschland und seiner liberalen Haltung wurde er  1842 pensionslos von der preußischen Regierung seiner Professur in Breslau enthoben

Ein Jahr später entzog man ihm die preußische Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes.

An der Märzrevolution von 1848 nahm er nicht teil Er wurde aber 1848 dank eines Amnestiegesetzes rehabilitiert .

Durch Vermittlung von Liszt bekam er eine Anstellung als Bibliothekar an der Fürstlichen Bibliothek Corvey bei Herzog Victor I. Herzog von Ratibor

August Heinrich Hoffmann starb 1874 im Alter von 75 Jahren im Schloss Corvey an einem Schlaganfall. Er ist auf dem Friedhof von Corvey nahe der Abteikirche beigesetzt,

Auf dem Corveyer Friedhof steht auch sein Denkmal.

Auf dem Friedhof in Corvey sind auch zwei Gräber von von zwei Patres, die im Nationalsozialismus starben.

Der Pallotinerpater Franz Reinisch hat als einziger katholischer Priester den Fahneneid auf Hitler verweigert. Dafür wurde er am 7. Juli 1942 zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 durch das Fallbeil hingerichtet.

Neben ihm ruht Franz Riepe. Er war Steyler Missionar. Er war bis 1939 in Corvey tätig .

Im Rahmen seiner von der Gestapo überwachten Vortragstätigkeit verlas er am 12. Februar 1941 das Hirtenschreiben der holländischen Bischöfe vom 26. Januar 1941, in dem sie die Priester anwiesen, Unterstützern des Nationalsozialismus die Sakramente zu verweigern. Daraufhin wurde er am 20. Februar 1941 festgenommen und in das Konzentrationslager Dachau (Pfarrerblock) eingeliefert, wo er am 13. August 1942 vor Hunger und Erschöpfung starb.

Am 21. Juni 2014 wurde Corvey mit dem offiziellen Titel „Das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey“. in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.

Die wichtigsten Begründungen waren

Kriterium (ii): Corvey besitzt das einzige nahezu vollständig erhaltene karolingische Westwerk. Der zentrale, dreiseitig von Emporen umgebene Hauptraum im Ober-
geschoss greift in seiner Form und ursprünglichen künstlerischen Ausstattung aufantike Vorbilder für weltliche Repräsentationsräume zurück; auch für das Gewölbe
der Eingangshalle wurden antike Konstruktionstechniken angewandt. Insgesamt lieferte das Westwerk die Grundlage für weitere technische und bautypologische
Entwicklungen in der romanischen und gotischen Sakralarchitektur, die im Barock neu interpretiert wurden

 

Kriterium (iii): Der Hauptraum im Obergeschoss diente liturgischen Zwecken und privilegierten Nutzungen. Der Bezirk um das Kloster mit Schule und Bibliothek, der
spätestens 940 befestigt wurde und als religiöses, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum diente, entstand schon in der Karolingerzeit und umfasste ein Pilgerhospiz,
Unterkünfte für Gäste und Bedienstete, Wirtschaftsgebäude und Werkstätten. Hier wurde der politische und kulturelle Aufschwung unter den Karolingern am Rande des
fränkischen Reiches sichtbar.

Kriterium (iv): Das Westwerk der Abtei Corvey ist ein herausragendes Zeugnis der karolingischen Bau- und Klosterkultur, die nicht nur Ausdruck geistlicher Inhalte und
kirchlicher Ziele war, sondern auch Instrument der Herrschaftssicherung und des Landesausbaus. Der ehemals befestigte Klosterbezirk und die aus karolingischen
Siedlungskernen um ihn herum gewachsene hochmittelalterliche Stadt sind archäologische Denkmäler und herausragende Zeugnisse des politischen, kulturellen
und wirtschaftlichen Lebens im Mittelalter.
Integrität

Das in seiner baulichen Gestalt erhaltene Westwerk und der als Bodendenkmal geschützte, ehemals befestigte Klosterbezirk sind mit Blick auf ihre Lage und den
Gesamtzusammenhang nachvollziehbar. Die Klosteranlage ist in ihrer ursprünglichen Größe erhalten und ihre naturräumliche Einbettung ungestört

21 Apr. 2025

Zisterzienserkloster Kamp

                                                                                                                                                                                                                                                          Blick auf den Terrassengarten und die Abteikirche                                                                                                                  
Friedrich I. von Schwarzenbreg (1100-1131), Erzbischof von Köln, stiftete 1122 das Zisterzienserkloster Kamp bei Rheinberg.

Die Stiftungsurkunde wurde am 23. Januar 11123 ausgestellt.

“F(ridericus), Erzbischof von Köln, siedelt eine Kolonie von Zisterzienser-Mönchen, welche Abt Arnulf von Morimund ihm auf seine Bitte aus seiner Kongregation überlassen hat, an einem einsamen Orte namens Camp (in loco solitario, qui Campus vulgo dicitur) an, befreit diesen ihnen verliehenen Ort samt Zubehör von der Abhängigkeit von seiner Hofstatt in Rheinberg (curia in Berke) und deren Einwohnern, überlässt ihnen auch die Benutzung des umliegenden bischöflichen Waldes zur Schweinetrift und Herstellung ihrer Wirtschaftsgebäude (ad instaurationem officinarum suarum). Desgleichen nimmt er die künftig ihnen etwa zufließenden Schenkungen unter seinen Schutz, und befreit sie nicht allein von der Obergewalt des Dechanten und Archidiakonus, sondern auch von aller weltlichen Untertänigkeit und weiteren bischöflichen Ansprüchen.” Die Urkunde ist im   Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland unter AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1 abgedruckt

Es war das erste Zisterzienserkloster in Deutschland.

Friedrich hatte zwei Brüder, Arnold  und Heinrich

Arnold (1115-11216 War der 1.. Abt von Kloster Morimond, Heinrich dort einfacher Mönch.

Friedrich bat seinen  Bruder , Mönche in seine Gründung zu schicken. Dieser sandte einen Gründungskonvent von 12 Mönchen,

das war bei den Zisterziensern üblich und einem Abt, Das war sein Bruder Heinrich.

Die Mönche brachten Reliquien mit unter anderem die Schädeldecke der Heiligen Agatha, die noch heute in der Klosterkirche aufbewahrt wird.

Heinrich war Abt von  1122-1137.

Das Land musste gerodet, die Sümpfe trocken gelegt werden. Da die niederrheinische Sumpflandschaft nicht besonders geeignet war für ein en Klosterbau. So legte wohl schon Abt Heinrich

wegen der Hitze und der Mücken die Gebäude auf den Südhang des Kamper Berges.

Das Kloster erhielt schon von Beginn an viele Stiftungen und hatte einen solchen Zulauf, dass bereits 1129 das erste Tochterkloster in Walkenried im Westharz gegründet werden konnte.

Stifterin war Adelheid von Klettenberg, (+ um 1135), Gemahlin des Grafen Volkmar von Klettenberg Der erste Abt war Heinrich I, Auch Kloster Walkenried entwickelte sich sehr gut und gründete  schon

1132 das erste Tochterkloster Pforta bei Naumburg. 1141 folgte Kloster Sittichenbach bei Eisleben.

1132 gründete Kloster Kamp seine zweite Tochter, nämlich Kloster Volkenroda in Thüringen. Gestiftet wurde das Kloster von Helin von Lohra (, (* um 1080; † nach 1133) Sie war die Schwester des Grafen Berengar I von Lohra.

Volkenroda war von Beginn an sehr gut ausgestattet und gründete  die Tochterklöster  Waldsassen  (1133),  Reifenstein (1162), Kloster Loccum (1163) und das in der Niederlausitz gelegene Kloster Dobrilugk (1165).

Schon 1135 wurde  das dritte Tochterkloster Kamps gegründet, nämlich Amelungsborn am Solling.. Auch Amelungsborn  gründete sehr schnell Tochterklöster. Schon drei  Jahre nach der eigenen Gründung wurde Abt Bodo

nach Mariental bei Helmstedt geschickt. Der Gründungskonvent kam allerdings aus Kloster Altenberg

Weitere Töchter waren Ridagshausen bei Braunschweig und Doberan bei Rostock.

Auf Abt Heinrich folgte Abt Theodoricus I.(1137–1177)

Unter ihm entstanden die ersten Grangien in – in Götterswick bei Voerde, Hönnepel bei Kalkar, sowie Auenheim und Gommershoven bei Bedburg.

Zu den ersten wichtigen Gönnern zählt der Kölner Erzbischof und  die Familien der Grafen von Geldern und Kleve.

Erzbischof Arnold I. von Köln (1137-1151) bestätigte auf Bitten Abts Theoderichs die Stiftung des Hofes in Götterswick. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, (1177 – 1184)Nr. 3 AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 3

1139 erhielt Abt Theodericus auf seine Bitte   von Papst Innozenz II. (1130-43) folgende Urkunde ausgestellt.

“Papst Innozenz II. bestätigt, auf Bitten des Abtes Teodoricus von Kamp, diesem Kloster alle seine Besitzungen und Güter, insbesondere den Hof Gommershoven (Gumbreteseym), Hönnepel (Honepoul) und Götterswick (Goterswigk) mit ihrem Zubehör. Ferner bestätigt der Papst ihre Zisterzienser-Regel sowie die Freiheit ihres Orts von aller weltlichen Dienstbarkeit und Leistung und die Wald-, Weide- und Wassergerechtigkeit, welche weiland Erzbischof Friederich I. (Fredericus) ihnen gewährt hat. Auch soll der Bischof die Äbtei nur zu Synoden bescheiden dürfen und ein allgemeines Interdikt über die Parochie den Gottesdienst im Kloster nicht hindern. Endlich soll keiner der Brüder nach einmal am Orte getaner Profess das Kloster verlassen, und von dem unbebauten Lande und den Viehmasten desselben durch niemanden ein Zehnten erhoben werden. “

AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr.5Landesarchiv NRW. Die Urkunde wurde am 16. April 1139 ausgestellt. Sie enthielt alles, was den Zisterziensern wichtig war,, also die Bestätigung der Zisterzienser-Regel für das Kloster, die Bestätigung der Freiheiten des Klosters sowie den Besitz.

Abt Theoderich verkehrte wie kaum einer seiner Nachfolger am erzbischöflichen Hof. Er begleitet auch Bernhard von Clairvaux im Januar 11347 auf seiner Reise von Köln nach Aachen.Er war auch bei ,

den  Abgesandten dabei, die Kölner  Kirche 1151 nach Rom schickte. Diese Gelegenheit benutzte er, um sich einen Freibrief für Kloster Kamp zu verschaffen.

(Ludwig van Laak,Kloster Kamp seine Entwicklung bis zum Anfang des XIV. Jahrhunderts, Rheinberg 1904, S. 20 f.)

1140 wurde Kloster Hardehausen in Warburg/Westfalen gegründet.Gründungsabt war Daniel. Hardehausen gründete drei Tochterklöster, nämlich 1185 das Kloster Marienfel im Münsterland, 1196 das Kloster Bredelar bei Marsberg und 1243 das Kloster Scharnebeck in Marienfliess

1146 wurde das Kloster Michaelstein in Blankenburg im Harz gegründet. Der erste Abt war Roger (1146–1167)

Das Kloster Neuzelle südlich von Frankfurt/Oder wurde 1268 gegründet.Dieses hatte vor allem für den Osten große Bedeutung

Kloster Kamp hatte 15 Direktgründungen.Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung standen in der Filiation Kamp 60 Männerklöster und 24 Nonnenklöster unter der Aufsicht des Abtes von Kloster Kamp.

Abt Gierard  (1184–1204) begann  wohl mit dem Bau der Klosteranlage  auf dem Kamper Berg. Zwar bevorzugten die Zisterzienser Täler für ihre Klöster.Aber da der erste Standort eine Sumpflandschaft war, war der Bau auf den Kamper  Berg verlegt worden.

Somit wurde Kamp das einzige Zisterzienserkloster, das auf einer Anhöhe  errichtet worden ist.

Am 2. Mai 1215 verlieh Kaiser Friedrich II. (1212-1250) dem Kloster Zollfreiheit zu Kaiserswerth. (Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 25)

1243 kauften die Äbte von Kamp Arnold (1223–1235)(Wobei sich hier die Lebensadten aus der Biographia citerciensis und der Urkunde nicht decken) und Bruno von Altenberg (?–1250 ) ein Haus in Morimond.

Entsprechend des Kaufpreises hielt Kamp die Hälfte des Hauses, Altenberg ein Drittel. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 88

1183 überließ Abt J.von Citeaux (laut Urkunde) für eine Geldsumme seinem Mitabt in Kamp “einen Stall mit dabei gelegener Kammer bei dem Turm, wo die Pferde geschwemmt werden”

(Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 213) Somit hatte der Abt ein Absteigequartier, wenn er nach Morimond oder Citeaux musste, und war nicht gezwungen, im Kloster Wohnung zu nehmen .

König Adolf von Nassau (1292-1298) erteilte Kloster Kamp am 17. August 1292 ebenfalls Zollfreiheit in Kaiserswerth. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 240

Im 13. und Anfang 14. Jahrhunderts erhielt Kloster Kamp päpstliche Schutzurkunden. 

Papst Gregor X. (1271-1276) bestätigte Kloster Kamp am 1. Mai 1274   alle Freiheiten, die es von seinen Vorgängern und Kaisern und Königen erhalten Hatte. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 183

Eine fast gleichlautende Urkunde stellte Papst Martin (1281-1285) am 20. April 1282  aus.Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 207

Papst Clemens V. (1305-1314) weist den Scholaster von Xanten an, Kloster Kamp Güter, die es durch  betrügerische Akte verloren hat, wieder zu verschaffen.Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 299

Papst Johannes XXII. (1316-1334) befiehlt am 27. April 1320 dem Dechanten von Rees, das ist eine Stadt am Niederrhein, die Güter der Abtei Kamp entfremdet worden sind , wieder an diese zurückzubringen.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 358

Papst Johannes XXII. nimmt am 26. Juni 1320 Personen und Güter der Abtei in seinen Schutz und bestätigt gleichzeitig ihren Besitz. Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 359

1352 sollten die Pfarrkirche von Lore,Nederassel und Harendem Kloster Kamp inkorporiert werden. Deswegen befahl der Kölner  Erzbischof Wilhelm von Gennep (1349-1362 ) zwei Klerikern die Einkünfte der betreffenden

Kirchen zu Überprüfen. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 503. Inkorporationen wurden eine immer wichtigere Einnahmequlle für Klöster, da die Einnahmen der Kirchen dem Kloster zu gute kamen.

Schon am 4. November 1350 hatte Erzbischof Wilhelm  die Inkorporierung dieser und anderer Kirchen bestätigt (Urkunde 495) In dieser  Urkunde wird auch klar gesagt,”um dem durch Krieg, Brand seiner Höfe, Plünderung usw. heruntergekommenen Kloster Kamp wieder aufzuhelfen “

Laut Satzung musste jedes Zisterzienserkloster einen Weinberg besitzen. Kamp hatte ein Weingut in Moselweiss bei Koblenz. Als das Kloster in finanzielle Schwierigkeiten geriet, musste es diesen 1335 verkaufen.

Eine Transsumtion der  Verkaufsurkunde ist am 20. Dezember 1355 ausgestellt. Transsumiert wurde die Urkunde vom 17. September 1354, die von Generalabt  Jean IV. de Chaudenay (1337–1359 ) gesiegelt war.

Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 522

Kloster Kamp bekam dafür 3.200 Goldschilde, das entspricht Goldgulden, das sind etwa 829.735,00 €.Verkäufer war Abt Wilhelm.

Kloster Kamp hatte das Gut schon 1204 in Besitz, denn am 10.Juli 1204 befreite Erzbischof Johann I. (1189 bis 1212) von Trier auf Bitten von Abt Theodoricus den Hof in Moselweiss von allen Abgaben.Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 17

Nicht verkauft  wurde das “besessene Haus, belegen innerhalb der Mauern der Stadt Koblenz in vico wiszegasse,”

Die Mönche legten dann ihren Weinberg in Kamp im Süden der Kamper Kirche an. Allerdings genoß er keinen guten Ruf.

Unter Abt Giselbert (1271 – 1298),das war der 14. Abt von  Kamp,hatte das Kloster seine größte Ausdehnung erreicht.

Stadthöfe hatte das Kloster in Köln,Koblenz, Neuss, Uerdingen, Rheinberg.

Der Kamper Hof in Köln  diente auch als Unterkunft für Mönche aus Kamp,die in Köln Theologie studierten,als Unterkunft. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 220

Im übrigen wurden von hier aus die um Köln herum gelegenen Klostergüter verwaltet.. Außerdem war es wie der Kamper Hof in Neuss ein Lagerraum für Wein, der auf den Kölner Markt gebracht wurde.

Den Kamper Hof in Neuss besaß das Kloster schon seit 1128. Der Kamper Hof in Rheinberg am Niederrhein ist urkundlich 1295 erwähnt. Der Kamper Hof in Uerdingen war von allen Lasten und Angaben befreit.

An der Spitze der Höfe standen Mönche oder Laienbrüder als Grangiarii

Die Urkunde für Rheinberg ist vom Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275 –1297 ) ausgestellt.Auf Bitten der Einwohner von Rheinberg erlaubte er Abt und Konvent

n Kamp in ihrem Haus und Hospiz eine Kapelle zu bauen und darin Gottesdienste zu halten

wie in den Häusern in Köln und Neuss. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 251.

Im Jahre 1256 verkaufte die Deutzer Abtei das Hofgut Strommoers mit allen Appertinentien (Liegenschaften) und Hörigen gegen eine jährliche Rente von 9 Mark und 6 Schilling kölnisch an das Zisterzienser-Kloster Kamp. Der Verkauf wurde

vom Erzbischof von Köln Konrad von Hochstaden (1238-1261) bestätigt. In einem besonderen Gebäude, von dem noch Reste übrig sind, war die Abtswohnung, in der die Kmper Äbte übernachteten

1382 verstarb dort Abt Adam aus Löwenich (1379–1382)

Der Klosterbesitz erstreckte sich in einer Kette von von Koblenz nach Bedburg – Neuss – Willich – Uerdingen – Moers – Eversael – Rheinberg – Kamp – Alpen – Xanten bis nach Utrecht in Holland. Hinzu kamen Besitzungen in Aachen, Duisburg, Roermond und Nimwegen.

Nicht nur Besitz hatte das Kloster. Es verfügte sogar über eigene Schiffe,, wie z.B. eine Urkunde des Utrechter Bischofs  Otto III. von Holland ( 1233–1249 ) belegt.

In dieser Urkunde Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 70 verständigt der Bischof seine Zollbeamten dass “die Schiffe des Klosters doch unbehindert den Rhein hinauf- und hinunterpassieren dürfen und ihnen kein Zoll, Brot, Wein oder sonst etwas abgefordert werden. “

Nicht nur eigene Schiffe hatte das Kloster. Es hatte auch viele Zollbefreiungen, die ihm den Handel erweiterten.

1298 hatte Kloster Kamp 72 Mönche und 72 Konversen. Das Kloster hatte bis dahin ja schon eine Reihe Neugründungen  gemacht, bei denen ja immer ein Gründungskonvent mit Abt und zwölf Mönchen gestellt wurde.

Insgesamt gingen von Kloster Kamp 15 Neugründungen direkt aus. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung standen 60 Männer-und 24 Nonnenklöster unter der Aufsicht der Kamper Äbte.

Natürlich wirkte sich die Zeit wirtschaftlicher Blüte auch auf die Kunst im Kloster aus. Kamp hatte seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderets ein eigenes Skriptorium. Es erreichte um 1200 seinen künstlerischen Höhepunkt.

Aus dieser Zeit stammt das sogenannte Kamper Graduale sowie eine Evangelistar , der katholischen Pfarrei Kamp, das heute im Ordensmuseum in Kamp-Lintfort aufbewahrt wird.

Das ist die Kamper Bibel, heute im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin auch online einsehbar unter

http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000663900000000

Der Schreiber war Rutger von Berka. Er hat den 1. Band signiert und mit 1312 datiert, Er war Konventsmitglied von Kloster Kamp.

Die folgenden Jahrhunderte wurden für Kloster Kamp sehr schwierig.Die Lebensverhältnisse waren Anfang des 14. Jahrhunderts problematisch.  Die Wirtschaft war instabil.

Es gab Unruhen in der näheren Umgebung. Auch richteten Naturkatastrophen beträchtliche Schäden an Die Wirren Anfang des 14. Jahrhunderts dauerten über sieben Jahre,

Das Kloster versuchte vergeblich, sich mit großen Geldzahlungen vor den raubenden und sengenden Horden zu schützen. 22 Gebäude mit über  100 Baulichkeiten wurden niedergebrannt,

Vieh im Wert von 15.000 Gulden, das sind etwa 4.515.511,00 €  wurde geraubt., noch nicht haubare Wälder wurden abgeholzt. Der Gesamtschaden betrug etwa 40.000 Gulden, das sind etwa 12.041.363,00 €.

Das wirkte sich natürlich auf den Konvent aus von 72 Mönchen und Konversen blieben nur 28 Mönche und  wenige Konversen zurück. Die Mönche fanden zum Teil in anderen Klöstern Unterkunft.

Der Konvent musste sich verschulden und nahm ein Darlehen von  2400 Goldgulden, das sind etwa 626.349,00 € auf.  (Van Laak, Kloster Kamp… S.37 ff,)

Eine wichtige Finanzquelle für das Kloster wurden nkorporationewn. Zum einen linderten die Inkorporationen des Klosters die Finanznot etwas. Auch schrieben bischöfliche Gönner immer wieder Ablässe aus. Das sorgte für Besucher und damit Einnahmen. Auch griff der Papst immer wieder ein und befahl

Dechanten z. B. von Rees oder Xanten, Kloster Kamp behilflich zu sein, verlorenen oder veruntreuten Klosterbesitz wieder zu erlangen .

Zwischen 1447 und 1431 entstanden eine Gebetsverbrüderung mit Kamp sowie eine Laienbruderschaft St.Servaas, denen Personen aller Stände angehörten.

Anfang des1 5. Jahrhunderts hatte sich das Kloster wieder soweit erholt, dass s viele Gebäude renovieren konnte oder auch neu errichten.

Unter Abt Johannes II aus Bottenbroich (1402–1423)erfolgte von 1410 bis 1415 ein Neubau der Kirche unter Wiederverwendung des Vorgängerbaus.
Abt Johannes III aus Goch (1423–1438) ließ 1430  den Keller unter dem Refektorium in Stand setzen  und auf der gesamten Länge vertiefen.
Er diente als Lagerraum für Wein und andere Getränke.

Nach Abschluss der Bauarbeiten an der Kirche wurden ab 1438 unter Abt Heinrich III. von Niephausen (1438-1452) eine neue Sakristei sowie mehrere Kapellen auf der Nordseite des Langhauses angefügt, die 1440 geweiht werden konnten. Im Jahr 1440 begannen die Umbauarbeiten an der Klausur. Im Kreuzgang nahe dem Eingang zur Kirche wurde eine Bibliothek eingerichtet und mit zusätzlich angeschafften Büchern bestückt

Über dem Brunnen wurde ein neues Brunnenhaus errichtet. Weitere in ruinösem Zustand befindliche Gebäude, darunter die Schusterwerkstatt, wurden erneuert. Im Dormitorium wurden Zellen eingebaut und die Gewölbe in Klausur und Infirmatarium mit Gemälden ausgeschmückt. 1451 wurde ein neues Mönchsinfirmarium,also ein Krankenhaus , gebaut. Außerdem wurde das Kelterhaus, das am Eingang zum Weinberg lag, neu errichtet.

Gefährlich wurde es auch wieder für Kloster Kamp als die Kölner Stiftsfehde ausbrach. Das war  die 1473 beginnende Auseinandersetzung zwischen Erzbischof Ruprecht von der Pfalz (1463-1480) und den Landständen des Erzstifts  und der Burgunderkriege(1474-1477) unter dem

burgundischen Herrscher Karl dem Kühnen (1433-1477), die Krieg in der Nähe des Klosters brachte. 1474-1475 belagerte Karl der Kühne die Stadt Neuss, also fast vor der Haustüre von Kloster Kamp.

Mit dem Thesenanschlag von Martin Luther am 31.10. 1517 an die Schlosskirche in Wittenberg begann die Reformation.

In Kamp war zu der Zeit Johannes IV Middels aus Hüls (15404-1525) Abt. Es scheint so, dass die Reformation in Kamp keine Anhänger fand.

Veränderungen gab es aber mit der Zeit bei den Kölner Erzbischöfen. Hermann V., von Wied (1515 –1547 ) war zu Beginn der Reformation Erzbischof in Köln.  1521 stimmte er auf dem Reichstag von Speyer

für die Ächtung Luthers. 1536 rief er ein Provinzialkonzil für die Kirchenprovinz Köln ein.

Mit Hilfe des des strengkatholischen Johannes Gropper (1503-1569), Kanoniker zu St. Gereon in Köln , startete er ein Reformvorhaben in Köln, das aber keinen Erfolg hatte.

1540/41 fanden Religionsgespräche in Hagenau, Worms und Regensburg statt, auf die Hermann große Hoffnungen setzte, die aber auch keinen Fortschritt erzielten,

Dabei lernte er den Straßburger Reformator Martin Bucer (1491-1551) kennen und schätzen.Auch Philipp Melanchthon(1497-1560) sollte  bei der Neuordnung der Kölner Verhältnisse helfen.

Die Landstände des Kölner Erzstiftes unterstützen das Reformvorhaben. Diese war aber im Einvernehmen mit dem Kölner Domkapitel nicht durchzusetzen.

Am 2. Januar 1546 wurde Hermann durch den päpstlichen Legaten Erzbischof Girolamo Verallo (1497–1555) das suspendiert und am 16. April 1546 durch Papst Paul III.(1534-1549) exkommuniziert und

am 3. Juli schließlich für abgesetzt erklärt.

Salentin von Isenburg  war von 1567-1577 Erzbischof und Kurfürst von Köln. In Kamp regierten in dieser Zeit die Äbte Johannes V  aus Hüls (1529–1564) Richardus aus Xanten (1563–1572)Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk (1572–1584)

Abt Johannes wurde  am 24.9 1529 unter Vorsitz des Abtes Andreas (1524–1536 ) von Altenberg  und unter Assistenz der Prioren  Wilhelm von Kloster Bottenbroich und Heinrich von Kloster Burlo gewählt AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 952

Vor seiner Wahl war er Bursar.

Abt Johannes erhielt am 15. September 1545 von Kaiser Karl V. (1519-1555) aller Rechte und Privilegien für Kloster Kamp. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 961

Am 23. Dezember 1567 wurde Salentin vom Domkapitel zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt. Er war Nachfolger von Erzbischof Friedrich IV. von Wied (1562-1567).Dieser hatte es abgelehnt,den vom Konzil von Trient gegorderten

Eid auf die erneuerte katholische Kirche, die sogenannte “ Professio fidei Tridentinae” zu leisten und hatte deshalb keine päpstliche Bestätigung seiner Wahl erhalten.

Er trat am 7. August 1567 als Erzbischof zurück.Sein Nachfolger wurde Salentin von Isenburg am23. Dezember 1567 .Er empfing keine priesterlichen Weihen und betonte schon bei seiner Wahl, dass er zu gegebener Zeit ins weltliche Leben zur Fortführung seines Hauses zurückkehren werde.

Das Domkapitel und Kaiser Maximilian II.(1562-1576) nahmen seine Bedingung an, nicht aber Papst Pius IV.(1559-1565) Papst Gregor XIII. ( 1572-1585) bestätigte ihn dann, als er versprochen hatte,

die geistlichen Verpflichtungen an einen Weihbischof zu übertragen. Er resignierte  1577 und heiratete Antonia Wilhelma (um 1532-1610) de Ligne und von  Arenberg. Mit ihr

hatte er zwei Söhne.In seiner Zeit als Erzbischof hatte er es geschafft,die Schulden weitgehend zu tilgen. Er nutzte aber auch konsequent die  Vorteile, die ihm das Amt als Erzbischof bot,  für seine eigene Grafschaft Isenburg-Grenzau.

Abt von Kamp war in dieser Zeit Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk (1572–1584)

Im Juli 1574 wurde Kloster Kamp von Generalabt Nicolas I. Boucherat ( 1571–1583 ) visitiert.AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 979

Im Auftrag des Zisterziensergeneral-Kapitels sämtliche, von den früheren Äbten und Konventen des Klosters geschlossenen Verkaufs-Erbpachts und Pachtverträge gekündigt, um so dem Kloster die veräußerten Gerechtsamen, Privilegien und so weiter zurückzugewinnen
Nachfolger von Salentin  als Kölner Erzbischof wurde  Gebhard I., von Waldburg (1577 –1582 ) Salentin wusste von engen Kontakten, die Gebhard zu einflussreichen Protestanten hatte und begegnete ihm deshalb mit sehr großer Skepsis.

Gebhards Vater war Wilhelm der Jüngere von Waldburg zu Friedberg, Scheer und Trauchburg. Er war kaiserlicher Rat und Gesandte.

Am 5. Dezember 1577 wurde er knapp mit 12/10 zum Nachfolger von Salentin gewählt. Sein unterlegener Gegenkandidat war Ernst von Bayern (1554-1612) Gebhard tendierte zum Protestantismus, zumal es durchaus Vorbilder gab.

So  hatte sich der Magdeburger Erzbischof Sigismund von Brandenburg (1552-1566)  1561  zur Reformation bekannt, ohne sein Amt zu verlieren

1566 war der Protestant Heinrich von Sachsen-Lauenburg  zum Erzbischof von  Bremen gewählt worden

Gebhard verliebte sich in die protestantischen Gräfin Agnes von Mansfeld (1551-1637) Sie war Stiftsdame im Stift zu Gerresheim. Sein Freund Adolf von Neuenahr (1545-1589) stellte ihm sein Schloss in Moers zur Verfügung, wo sich die

beiden treffen konnten. Das Haus Mansfeld, dem Adolf angehörte wollte nicht, dass Agnes eine bloße Mätresse wäre.

1582 sagte sich Gebhard offiziell von der katholischen Kirche los und bekannte sich zur reformierten Religion, die von Zwingli

und Calvin bestimmt waren. Seinen Untertanen stellte er die Konfessionswahl frei. Die Mehrheit es Domkapitels bekannte sich weiter zum Katholizismus.

1580 musste dein Teil des Konvents von Kamp und Abt Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk (1572–1584) das Kloster verlassen und sich in den Kamper Hof in Neuss zurückziehen.

Gebhard heiratete Agnes  am 2. Februar 1583 in Bonn.

Gebhard wollte nicht auf das Kurfürstentum verzichten, was in vielfacher Hinsicht gegen geltendes Recht verstieß. Er beachtete nicht den”Geistlichen Vorbehalt”, eine Klausel aus dem Augsburger Religionsfrieden von 1555,

nach der ein katholischer, geistlicher Territorialherr, also zum Beispiel ein Fürstbischof oder Erzbischof,beim Konfessionswechsel auch gleichzeitig seine weltliche Herrschaft abgeben musste  und ein neuer katholischer Territorialherr einzusetzen war.

Die Goldene Bulle legte fest, dass der Kölner Erzbischof den König zu krönen hatte

Im Erblandesvertrag wurde  1550 erneuert und legte unteranderem fest,  dass der Landesherr ohne Zustimmung der Stände keine Veränderung in Religionsdingen vornehmen darf., was ja mit dem Konfessionswechsel geschehen war.

Der  tridentische Eid, den er auch geleistet hatte , bedeutete, das im Konzil von Trient festgelegte Glaubensbekenntnis anzuerkennen.

Die politischen Folgen wären auch nicht abzusehen gewesen.  Eine Säkularisation Kurkölns hätte eine massive Schwächung des Katholizismus und möglicherweise dessen Zusammenbruch in ganz Nordwestdeutschland bedeutet. Es drohte eine Verschiebung des Kräftegewichts im Kurfürstenkollegium zu Gunsten der Protestanten.

Am 1. April 1583 exkommunizierte Papst Gregor XIII. den Kölner Erzbischof. Am 23. Mai 1583 wählte das Domkapitel den früheren Gegenkandidaten Gebhards Ernst von Bayern zum Gegen-Erzbischof von Köln.

Damit sicherte sich das Domkapitel bayerisch-spanische Truppenunterstützung sowie die katholische Mehrheit im Kurfürstenkollegium.

Es kam nun zum Kölnischen  oder Truchsessenkrieg 1583-1588.

Nach dem Ausbruch des Truchsessenkriegs 1583 sah sich der Rest des Konvents von Kamp gezwungen, in den Kamper Hof in Rheinberg zu fliehen.

Zum Nachfolger von Abt Johannes VI. wurde am 06. April 1584 unter Vorsitz des Abtes Peter Neuenar (Neuwenhar) (1581–1591) von Kloster Altenberg  in Köln – “wegen der kämpferischen Unruhen” nicht in Kamp, wie in der Urkunde ausdrücklich erwähnt wird,

der Mönch Gottfried Dräck (1584-1612) zum neuen Abt von Kamp gewählt. Landesarchiv NRW AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 984

Gebhards wichtigster Unterstützer Graf Adolf von Moers und Neuenahr (1545-1589) eroberte Rheinsberg, überfiel und plünderte 1585 Kloster Kamp.

1586 zerstörte Graf Adolf die Gebäude auf dem Kamper Berg.Die Kirche ließ er abbrechen. Das Dachblei und die Glocken ließ er einschmelzen.

Fast 70 Jahre lebten dann keine Mönche mehr in Kamp.

Am 3. Oktober 1593 fand ein Provinzialkapitel der Zisterzienserklöster von Niederdeutschland statt, zu dem Generalabt Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) eingeladen hatte.

Abt Gottfried wurde am 22. Oktober 1593 von Generalabt Edmund zum Schiedsrichter in einer Streitsache  zwischen den Zisterzienserinnenklöster  Roermond und Maastricht bestellt AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 986

Von Abt Claude I. Masson (1591–1620 ) wurde Abt Gottfried am  5. Dezember 1602 als Visitator des Zisterzienserinnenklosters Dalheim bestimmt.AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 987

Die beiden Urkunden zeigen, dass Kloster Kamp gut im Orden integriert war, obwohl das Kloster ja zerstört war und die Mönche in Rheinsberg lebten.

Abt Gottfried resignierte 1612. Zu seinem Nachfolger wurde der bisherige Kellner Carolus Horstanus lt. Urkunde,( in der Biographia Cisterciensis Reineri) (1612-1622) gewählt.

Den Vorsitz führte Abt Bartholomäus (von) Anstel (1591–1614 ) von Kloster Altenberg AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 989

1618 brach der 30-jährige Krieg aus. Der Kölner Raum blieb aber verschont. Das lag auch daran, dass Köln sich standhaft weigerte, der Katholischen Liga beizutreten.

Ein starres Festhalten am katholischen Glauben half Köln ebenso. Während des 3ß-jährigen Kriegs war  Köln eine neutrale“ Insel für die Waffenproduktion für alle Seiten.

Seit dem Mittelalter war Köln für sein Metallgewerbe bekannt. Die Waffenherstellung hatte entscheidenden Anteil am erfolgreichen Exportgewerbe. Im 17. Jahrhundert erreichte der europaweite Handel mit Waffen und die Produktion von Waffen und Rüstungen ihren Höhepunkt. Das neutrale Köln wurde von allen Kriegsparteien als Nachschubbasis genutzt. Die Kölner verdienten sich eine “goldene Nase”-

Zwischen 1618 und 1648  wurde Köln das katholische Druckereizentrum für Mitteleuropa

ein zentraler Ort der Nachrichtenkommunikation, des katholischen Buchdrucks und des Zeitungswesens. Es war ein zentraler Ort der Nachrichtenkommunikation, des katholischen Buchdrucks und des Zeitungswesens.

Kloster Kamp war betroffen durch den Bau der “Fossa Eugenia”, ein Kanalprojekt zwischen Rhein und Maas. Der Kanal war dazu gedacht, die damals zu Spanien gehörigen, aber abtrünnigen niederländischen Provinzen vom gewinnbringenden Handel auf dem Rhein abzuschneiden. Es sollte kein weiteres Geld in deren Kriegskassen gebracht werden.

Er wurde in Kamp am Südhang des Kamper Berges vorangetrieben. Dabei kam es zu Plünderungen und auch zu Zerstörungen bei den Kämpfen spanischer und niederländischer Verbände während des Baus der Fossa Eugeniana 1626

Der Kanalbau  bescherte dem Kloster angeblich einen Schaden von 100.000  Rheischen Talern das sind twa 247.082,00 €.  verursacht.( Die Heimat, Wochenblatt für Kunde der niederrheinischen Geschichte, Nr. 52 vom 30. Dezember 1877,

darin auch Angaben zu den Äbten Crollus,  Peter, Johannes VI)

Die Gegend um Kamp  blieb zwar vom 30-jährigen  Krieg verschont, nicht aber von Seuchen und Epidemien. 1635 kam es zu einer großen Pestwelle, Ganze Dörfer waren anschließend ausgestorben.

Crollus Reineri war bis 1622 Abt von Kamp. Er resignierte und unter Leitung der Äbte Petrus Rodenkirchen (1614–1627 ) von Kloster Altenberg und  Johann Buschmann  (1597-1628) von Kloster Heisterbach

wurde Laurentius  Bever aus Kleve (1622–1636) in Rheinberg zum Kamper Abt gewählt. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 994

Kurz nach seiner Wahl beschloss er die Übersiedlung von Kloster Kamp nach Neuss. Man nahm einen Bauplatz in Aussicht. Der Bau scheiterte aber Forderungen der Grundstückseigentümer, die die Preise in gerade.zu unverschämte Höhen getrieben 

hatten.Außerdem zogen hessische Truppen in die Stadt ein und erhoben hohe Kriegsabgaben, was auf lange Sicht harte Bedrückungen erwarten ließ.

1624 verkaufte Kloster Kamp einige Güter zwischen Maas und Waal, was Generalabt Pierre Nivel (1625-1635) zur “Hebung des durch Krieg und Misswachs zerrütteten Vermögensverhältnisse des Klosters” genehmigte. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 998

Er führte den Vorsitz bei der Wahl des  Matthias Glabus am 12. Juni 1231 in Kloster Himmerod. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 999 – a Er machte dies in seiner Eigenschaft als Vikar des Zisterzienserordens in Niederdeutschland.

Unter Vorsitz von Abt  Melchior von Mondorf (1627–1643 ) von Kloster Altenberg und der Assistenz des Abtes Franz Schaeffer (1628–1661 ) von Kloster Heisterbach wurde am 8. Juni 1636 Petrus Polenius aus Wachtendonk (1636–1664)

zum Abt von Kloster Kamp gewählt. Abt Melchior bestätigte Peter im Auftrag von Vaterabt Claude II. Briffault (1620–1662 ) von Kloster Morimond am 25. August 1636.  AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1003

Er war der Sohn des Bürgermeisters Gerhard Polonius von Wachtendonk

Er nahm drei Mal zehn Novizen auf.

Kurz nach seiner Wahl gestattete ihm Papst Urban VIII. (1623-1644) den Gebrauch des bischöflichen Stabes. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1002

Abt Peter hatte die Umsiedlung von Kloster Kamp nach Neuss nicht fortgeführt. Ein Teil der Mönche kehrte nun nach Kamp zurück.

Der Versuch mit dem Wiederaufbau ab 1640 zu beginnen,  musste aber abgebrochen werde

Abt Peter resignierte aus Altersgründen 1664 und starb 1667 in Köln.

Sein Nachfolger Johannes VII Hoen aus Neuß (1664–1672) wurde unter Vorsitz von Gottfried Gammersbach ( 1662–1679), Abt von Kloster  Altenberg und unter Assistenz des Abtes von Heisterbach

Gottfried Broichhausen (1661–1688).AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1004

Generalabt Claude Vaussin ( 1643-1670) von Citeaux bestätigte Abt Johannes anstelle des Mutterabtes von Morimond, der dafür eigentlich zuständig war. Aber die Abtsstelle von Morimond war zu der Zeit vakant. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1005

Abt  Johannes VI. war seit 1633 im Zisterzienserorden und 24 Jahre lang Pfarrer in Aldekerk .Als Priester war er dort hoch angesehen.

Dann wurde er Abt in Kamp.

Er schaffte es mit Hilfe  des Kölner Erzbischofs Maximilian Heinrich von Bayern(1650 –1688) Kloster Kamp  von der Verpflichtung zu befreien, dem protestantischen Prediger von Rheinsberg jährlich 200 Reichtaler, das sind etwa 5.115,00 €. zu zahlen,

sowie ebenfalls jährlich 60 Karren Holz zu liefern.

Er verstarb 1672 an einem Steinleiden.

Sein Nachfolger wurde Abt  Andreas Holtmann aus Geldern (1672–1695) Vor seiner Wahl war er Küchenmeister und Subprior.

Abt wurde er mit 30.

Kurz nach seiner Wahl hatte der Französisch-Holländische Krieg begonnen. Ludwig XIV.(1643-1715) stand gegen die Tripel-Allianz, das war ein Bündnis zwischen den –Niederlanden, England und Schweden.

Vor er einen Krieg gegen die Biederlande beginnen konnte, musste er dieses Bündnis sprengen und auch sonst diplomatisch aktiv werden. Neben England konnte er auch das Erzbistum Köln und das Bistum Münster für seine anti-niederländische Allianz gewinnen.

Am 22. Mai 1672 überschritten die französischen Truppen die Maas und am 12. Juni 1672 den Rhein.

Abt Andreas war gezwungen, mit seinem Konvent Kloster Kamp zu verlassen.

Zurückgekehrt begann er mit dem Wiederaufbau von Kloster Kamp. 1883 legte er den Grundstein.. Zu den wichtigsten Bauteilen gehört die in nachgotischen Formen erneuerte Klosterkirche, die allerdings Form und Dimension des Vorgängerbaus aufnahm.

Fertigstellen konnte er den Baum  nicht. Er verstarb am 17. Juni 1695 im  53. Lebensjahr.

Zu seinem Nachfolger wurde Edmundus von Richterich aus Jülich (1695–1705) unter Vorsitz des Abtes Aegidius Siepen (1679–1686 ) von Kloster Altenberg und Assistent von Abt Gottfried Broichhausen von Kloster Heisterbach gewählt. AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1011

Er setzte  den von Abt Andreas begonnenen Klosterneubau soweit, fort,  dass ihn der Konvent am 17. November 1700 feierlich beziehen konnte.

Er beendete den teuren Streit zwischen dem Grafen Grafen von Salm-Reifferscheid durch einen Vergleich mit Grafen Franz Wilhelm von Salm Reifferscheid (1672–1734) AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 1012

Abt Edmund resignierte am 14. Januar 1705. Er starb am 22. August 1727 in Köln, wo er auch bestattet ist.

Sein Nachfolger Abt Wilhelmus Norf aus Rheinberg ( 1705–1726) am  15. Januar 1705 gewählt. Er war Priester und vor seiner Wahl Beichtvater in Sterkrath.

In Bedburg und Stromörs erbaute er Landhäuser. Im Kloster

baute die frei stehende Sakristei  und die Klostermauer.. Die Kirche erhielt eine neue Orgel. Auch ließ er eine neue Uhr mit Schlagwerk anbringen. Für den Kirchenschmuck ließ er eine Monstranz anfertigen.

Auch die sechseckige Marienkapelle im Norden der Kirche wurde zu dieser Zeit errichtet, In der Kapelle befinden sich Gemälde, die alle aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen. Sie werden der Schule des Bartholomäus de Bruyn (*1493 in Wesel / +1555 in Köln) zugesprochen:
Die Geburt Christi (1547), Maria mit Kind, Die Beweinung Christi (1540) und Die Auferstehung Jesu.

Er tilgte die Schulden und kaufte neue Güter. so den Fuickershof bei Kempen,einen Hof in Hellmich und in Horst, einen bei Rheinberg und mehrere andere.

Am 15.Juli 1714 besuchte Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688-1740)  die Abtei. Er war auch Herzog von Kleve. Auf Bitten des Priors erließ er dem Kloster die  Akzisen, das sind indirekte Steuern  und auch Binnenzölle.

Abt Wilhelm verstarb am 18. Juli 1726 an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger wurde Abt Stephanus Broichhausen aus dem Bergischen (1726–1733)

Vor seiner Wahl war er 22 Jahre Pfarrer in Rheinberg,

In Rheinberg errichtete er 1729  das katholische Pfarrhaus, einen 2-geschossigen klassizistischen Backsteinbau mit Walmdach .

Auf Stephanus folgte Abt Franciscus Daniels aus Grevenbroich (1733–1749)

Vor seiner Wahl war er sieben Jahre Pfarrer in Rheinberg.

Er wurde am am 22. März 1733 unter Vorsitz des Abtes Johann Gottfried Engels (1723–1739 ) von Kloster Altenberg und unter Assistenz des Kamper Priors Antonius Welcker zum Abt gewählt

Er wurde am 3. Mai 1733 durch den Kölner  Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf (1723 –1770 ) benediziert.

Bei seiner Wahl hatte er eine Kapitulation unterschrieben, die ihn aber in seinen Rechten sehr einschränkte. Er wandte sich daher an Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727–1748 ),

der die Differenzen von Abt und Konvent schlichtete.

Abt Stephanus zeichnete sich durch Tatkraft und Energie aus. Er hatte eine große Rednergabe.

Er war auch ein Freund von Pomp und Prachtentfaltung. Diesem Hang verdankt Kloster Kamp die Terrassengärten in italienischem Stil.

1740 ließ Abt Franciscus das Kloster durch den Anbau der Prälatur, die als Abtswohnung genutzt wurde, erweitern,. Er beauftragte den Mönch  Benedictus Bücken einen  Terrassengarten anzulegen.Der Mönch war sowohl in Mathematik als auch Baukunst bewandert.

Der Platz wurde vorher als Weinberg genutzt.

Er wurde gemäß der Ideen des Barocks den Terrassengarten neu  gestaltet.

Ein geplanter Wechsel von Standort und Licht waren die wichtigsten Gestaltungsgrundlagen. Architektur, Treppen, Beete, Wege, Figuren und Wasserspiele sollten ein Gesamtkunstwerk bilden

Sie sollen Friedrich den Großen (1740-17686) zu seinen Gärten im Schloss Sanssouci in Potsdam inspiriert haben.

Es muss eine Wasserleitung von mehreren  Kilometern gegeben haben, um den Barockgarten mit seinen Fontänen und Brunnen mit Wasser zu versorgen.

Als Kloster Kamp nach der Säkularisation enteignet wurden, verfielen die Terrassen zusehends. Der Garten wurde als Viehweide genutzt

1986 begann die Stadt Kamp-Lintfort – nach dem Vorbild des Kupferstichs von 1747 von A. Querfurth und E.L. Ceite – den Terrassengarten neu aufzubauen. Nach fast 5-jähriger Bauzeit wurde der neue Terrassengarten 1990 mit einem Festakt in der Kamper Abteikirche eröffnet und zieht seitdem viele Besucher an.

Schon 1739 kaufte er von Kurfürst Clemens August (1723 1761 )von Köln die hohe Gerichtsbarkeit in Zivil- und Kriminalfällen. Außer Reputation brachte das aber dem Kloster vor allem Kosten, denn es musste ein neuer Gerichtshof außerhalb des Kloster erbaut

und ein Schultheiß unterhalten werden.

Vom preussischen König erhielt er am 5. September 1747 auf Lebenszeit Sitz und Stimme auf dem Landtag in Moers.

Am 14. September 1739 leitete er die Wahl von Abt Johannes Hoerdt (1739–1779)

Generalabt Francois Trouvé (1749-1790)übertrug ihm anstelle des wegen seines hohen Alters dazu nicht mehr fähigen Abtes Hermann Hungrichhausen( 1737–1750 )von Eberbach die Vollmacht zur Visitation der niederdeutschen Zisterzen

Abt Franciscus starb drei Monate später am 17. November 1749, im Alter von 57 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt  Friedrich Brandt (1749–1756)

Er ist 1698 in Bonn geboren. Vor seinem Eintritt in Kloster Kamp war er Lehrer am Collegium Thomäum in Kempen, einer Schule, die dort seit 1659 bestand.

1733 wurde er Beichtvater im Kloster Schledenhort, einem  Zisterzienserinnenkloster bei Haldern, heute auf dem Gebiet der Stadt Rees.

Nach 1749 war er Prior in Kamp. Am 4. Dezember 1749 zum Abt gewählt, wurde er am 26. April 1750 von Weihbischof Franz Kaspar von Franken-Siersdorf unter Assistenz der Äbte Cölestin Hansen (1736-1758) OSB von Kloster  Deutz und Johannes Hoerdt von Altenberg in der Abteikirche benediziert.

Für die wissenschaftliche Fortbildung seiner Mönche ließ Abt Friedrich den Prämonstratenserchorherren Ignatius Groven aus Kloster Steinfeld in der Eifelkommen, der 9 Jahre in Kamp lehrte und wissenschaftliche Vorlesungen hielt.

1753 erwarb er den Weidekomplex Pottdeckel für das Kloster Kamp. König Friedrich hatte den Ankauf erlaubt.

Abt Friedrich Brandt starb am 19. Dezember 1756 im Alter von 58 Jahren

Sein Nachfolger wurde Abt Martin Fabritius (1757–1773 ) Er stammte aus einer angesehenen Familie in Uerdingen. Dort wurde er 1713 geboren.

Er trat 1734 mit 21 Jahren in das Kloster Kamp ein. Dort war er seit 1749 Kellner.

Nach dem Tod von Abt Friedrich wurde er am 18. Januar 1757 unter dem Vorsitz des Abtes Johannes Hoerdt von Altenberg zum Nachfolger gewählt.

1758 war der Siebenjährige Krieg (bis 1763) ausgebrochen.

Österreichs Kriegsziel war die Zerschlagung Preussens, während es Preussen um Expansion nach Norden, Süden und Osten ging.

1763 kam es zu einem Friedensabschluss.

Kloster Kamp litt in diesem Krieg. Es gab Einquartierungen und Schäden durch in der Umgebung kampierende und umherziehende Soldaten. Am 15. Oktober 1760 wurde in der Nähe zwischen französischen und britisch-alliierten Truppen (Preußen und Hannoveraner) die blutige Schlacht bei Kloster Kamp geschlagen.  Das war eigentlich eher ein Gefecht. Es  war ein taktischer Sieg der französischen über britisch-alliierte Truppen . Die Alliierten erlitten zwar nur relativ geringe Verluste, mussten aber ihre Angriffspläne aufgeben und sich wieder über den Rhein zurückziehen.

Am 4. Dezember 1763 assistierte Abt Maretin  in Köln bei der Benediktion des Abtes Hermann Kneusgen (1763–1767 )von Kloster Heisterbach.

Martin Fabritius starb 1773. Sein Nachfolger wurde Dionysius Genger.

Er wurde 1710 in Königswinter geboren.

1729 trat er in das Kloster Kamp ein. 1733 wurde er Sakristan.

1735 wurde er zum Priester geweiht. Vor seiner Wahl zum Abt war er Rentmeister  in Köln. Damit war er Leiter der klösterlichen Finanzverwaltung und hauptsächlich für die Einkünfte aus Domänen zuständig.

Am 21. Juni 1773 unter dem Vorsitz des Abtes Johannes Hoerdt von Kloster  Altenberg zum Abt gewählt und durch den Vaterabt Pierre Thirion  (1753–1778 )von Morimond und den Generalabt François Trouvé von Cîteaux bestätigt.

Am 5. September 1773 wurde er  von Weihbischof Karl Alois von Königsegg-Aulendorf (1770 –1796 ) in der Abteikirche benediziert.

Assistenten waren die Äbte Johannes Hoerdt und Andreas Kruchen (1768–1796) von Kloster Heisterbach.

Schon in jungen Jahren hatte er eine Übersetzung der Nachfolge Christi des Thomas von Kempen (1379–1471) mit einem Anhang von Gebeten verfasst und herausgegeben. Er widmete sie Kurfürst Clemens August gewidmet.

Abt Dionysius war umfassend und vielseitig gebildet. Er war ein großer Freund der schönen Künste, was sich auch darin zeigte, dass er eine Gemäldegalerie anlegen ließ und damit die Säle der Prälatur schmückte.ini

Den Rokokosaal ließ er zum Musikzimmer herrichten und ausschmücken.Für den musikalischen Unterricht seine Mönche ließ er Instrumente und Noten anschaffen.

Kloster Kamp entwickelte sich zu einem musikalischen Zentrum, in dem die Ordensbrüder selbst aber auch auswärtige Künstler Konzerte gaben.
Im Interesse eines anderes Klosters hatte er eine Reise nach Rom unternommen. Auf dieser Reise besuchte er mehrere bedeutende Städte Italiens und lernte dabei ihre Kunstwerke kennen.

Mit bischöflicher Vollmacht weihte er am  26. Juli 1774 den Neubau  der im spanisch-niederländischen Krieg zerstörten St.-Anna-Kapelle in Rheinberg.

Mit Genehmigung von Generalabt François Trouvé und von Kurfürst Clemens August verkaufte er das in Verfall geratene Priorat Bottenbroich bei Kerpen mit seinen Wirtschaftshöfen und dem Patronatsrecht über die Pfarrkirche Kierdorf (Erftstadt) an die Abtei Marienstatt im Westerwald, deren Abt Edmund Leser( 1770–1784 ) die Paternität übernahm.

Abt Dionysius verstarb am 17. Mai 1778 im Alter von 68 Jahren. Er hatte fünf Jahre regiert.Seinem Nachfolger  Eugenius Reinartz hinterließ er aber ein verschuldetes Kloster.

Eugenius Reinartz aus Heerdt (1778–1785) stammte vom Heerdter Hof, heute ein Stadtteil von Düsseldorf.

Nach seiner Priesterweihe wurde er Kurat und Pfarrer in Kamp-

1777 wurde er Prior und Beichtvater der Zisterzienserinnen in Burbach.

Am 2. Juni 1778 unter dem Vorsitz des Altenberger Abtes Johannes Hoerdt zum Abt gewählt und vom Vaterabt Pierre Thirion von Kloster Morimond bestätigt.

Er wurde er am 20. September 1778 von Weihbischof Karl Aloys von Königsegg-Aulendorf unter Assistenz der Äbte Johannes Hoerdt und Andreas Kruchen in der Marienkapelle in Köln benediziert.

Am 28. Januar 1779  konsekrierte er als Vaterabt den Altar in der Klosterkirche von Gnadental bei Goch.

Abt Eugenius ließ in der Klosterkirche Renovierungsarbeiten vornehmen, wahrscheinlich am Gewölbe. Auch vollendete er den von seinem Vorgänger beendeten Rokokosaal.

2022 wurde der Saal wieder farblich de originalen Zustands der Rokoko-Zeit angepasst, nachdem Handwerker 4 Jahre zuvor im Saal den Originalton wieder gefunden hatten.

1782 visitierte Abt Eugenius im Auftrag von Kaiser Joseph II- (1765-1790) zusammen mit Kurfürsten Max Friedrich von Köln (1761 –1784 )und Abt Edmund Leser (vom Kloster Marienstatt die Reichsabtei Burtscheid.

1783 verpflichtete die preussische Regierung Kloster Kamp, jährlich 30 Rheintaler , das sind etwa 21.069,00 €., in den Schulfond einzuzahlen.

Im Februar 1784 gab es  am Rhein das bis dahin schlimmste verzeichnete Hochwasser. Es gab Dammbrüche und mehrere Abteigüter wurden  in Mitleidenschaft gezogen.

Abt Eugenius starb am 15. März 1785, nach siebenjähriger Amtszeit,

Sein Nachfolger wurde Abt Bernhard Wiegels (1785–1802 ) als letzter Abt von Kloster Kamp.

Er wurde am 16. Juli 1738 in Uerdingen geboren.

1760 trat er in das Kloster Kamp ein  und legte  am 3. Mai 1761 die Profess ab.   Er wurde 1763 zum Priester geweiht. 1773 wurde er Pfarrer in Kamp und 1778 Prior und Beichtvater im Zisterzienserinnenkloster Burbach.

Am 18. April 1785 wurde er unter dem Vorsitz Abtes Franz Cramer (1779–1796 ) von Kloster Altenberg als Kommissar des Vaterabtes Antoine Chautan de Vercly  von Kloster  Morimond zum Abt gewählt.Die nach den Ordensregeln vollzogene Wahl führte zu heftigen Differenzen mit dem Kölner Kurfürsten Maximilian Franz (1784 –1801),der – wie schon bei der Wahl des verstorbenen Abtes Eugenius Reinartz– versucht hatte, einen kurfürstlichen Kommissar zur Wahlhandlung zu schicken.

.Die Benediktion erteilte Weihbischof Karl Alois von Königsegg-Aulendorf, in Gegenwart des hierzu vom Erzbischof bestellten Kommissars de Frantz, am 28. August 1785 in der Abteikirche. Assistenten waren

die Äbte Anselm Aldenhoven (1778–1802)von Kloster Brauweiler (OSB) und Franz Cramer von Altenberg.

Abt Bernhard vertraute Männern au seiner engsten Umgebung, so dem sogenannten Küchenmeister Johann Josef Kreitz und Syndikus der Abtei, der gelehrte Jurist Andreas Stündeck(*um 1750-´+1810)

Stündeck hatte in Bonn und Göttingen studiert. Als Syndikus der Abtei  unterrichtete  er Mönche der Abtei in  Grundlagen der Rechtswissenschaften , bevor sie zum weiteren Studium nach Bonn geschickt wurden.

Zur Vorbereitung der Mönche aufs Studium stellte er auch im Kloster einen Professor für Philosophie und Mathematik an.

Das Archiv wurde neu geordnet und die Bibliothek zu wissenschaftlichen Studien mit den neuesten Werken ausgestattet, 1789 die naturwissenschaftliche und medizinische Bibliothek des Bonner Arztes Dejean und dessen Sammlung von physikalischen, optischen und mechanischen Instrumenten gekauft, deren Handhabung Dejean den Mönchen persönlich demonstrierte.

17899 begann mit dem Sturm auf die Bastille die Französische Revolution.

1790 wurden die Klöster aufgehoben und säkularisiert.

Kloster Citeaux hörte ebenso auf zu existieren wie die Mutterabtei von Kamp Kloster Morimond.

1794 besetzte die französische Revolutionsarmee den linken Niederrhein

Am 4. Oktober 1794, nachdem der Sieg in der Schlacht bei Fleurus am 26. Juni 1794 den Franzosen den Weg an den linken Niederrhein eröffnet hatte, flüchtete Abt Wiegels mit den meisten Konventualen – fünf blieben in Kamp zurück – an das rechte Rheinufer, wo man in Wesel Paramente und Kirchensilber verkaufte. Das ebenfalls in Sicherheit gebrachte physikalische Kabinett und die Gemäldegalerie wurden später zu einem Drittel ihres Wertes in Amsterdam verkauft, die Bibliothek in Duisburg versteigert.

Abt Bernhard floh mit einigen Mönchen  über das Zisterzienserkloster Mariagarden Groß-Burlo bei Borken auf, andere wiederum auf dem dortigen Schloß Gemen, das man im Verein mit den vertriebenen Chorherren aus dem Stift Averbode in Brabant angemietet hatte. Wie einem 19. Juni 1795 datierten Dokument zu entnehmen ist, war Bernhard scheinbar ziellos weiter nach Münster und Paderborn, zum Kloster Hardehausen im Kreis Warburg sowie nach Kassel und von dort nach dem Kloster Marienfeld bei Harsewinkel gereist. Nach Kamp kehrte Bernhard nie mehr zurück. Bereits am 10. November 1797 war daher der Küchenmeister Nivardus Classen zum Plenipotentiär und Administrator der abteilichen Güter gewählt worden.

Bernhard erhielt keine staatliche Pension. Seinen Lebensunterhalt zumindest während der ersten Zeit seiner Flucht wird er auch von dem Erlös aus dem Verkauf von Kamper Kircheninventar bestritten haben. Schon bald zog er in das Zisterzienserinnenkloster Welver bei Soest ein, wo man ihm bis September 1799 gratis Kost und Logis gewährte. Wegen der in den Folgejahren entstandenen Beherbergungskosten jedoch ließ die Äbtissin schließlich seine persönliche Habe in Beschlag nehmen. Wiegels mußte ausziehen und ging zu seinem Bruder nach Uerdingen. Dort lebte „in stiller Zurückgezogenheit“, klagte gelegentlich über „Mangel an Subsistenzmitteln“ und verstarb schließlich 75jährig als „Exreligieux“ am 21. Juli 1812 „sanft an den Folgen einer während fünf Monate mit musterhafter Geduld überstandenen Abnehmungs-Krankheit“.

Am 6. August 1802 wurde von den Kommissaren Lépine und Thibault die Säkularisation des Klosters verkündet, alle beweglichen und unbeweglichen Güter wurden konfisziert. Allein die Kirche und die für den Gottesdienst benötigten Gegenstände waren davon ausgenommen. Die letzten 27 Mönche verließen mit Abt Bernhard Wiegels das Kloster bereits am 10. August 1802. 1807 wurde das Kloster nach einer Versteigerung in Aachen  von sechs Kaufleuten erworben. Die Gebäude wurden abgerissen oder umgebaut, das Land des Ordens ging durch die Abschaffung der Feudalrechte durch Frankreich an die Bauern über, die es bisher nur erblich nutzen durften.

Auf dem Wiener Kongress von 1814 wurde Kamp Teil der preußischen Provinz Rheinland. Zwischen 1802 und 1954 wurde die ehemalige Klosterkirche von der Gemeinde als Pfarrkirche genutzt. Am 27. Mai 1954 zog ein Konvent der Karmeliter in das Kloster ein; diese waren als Seelsorger und Lehrer an den Schulen der Stadt tätig. 2002 wurde aber auch dieser Konvent aufgelöst und die Ordensleute zogen bis auf einen in die Niederlande zurück.

2003 wurde in Kamp ein Geistliches und Kulturelles Zentrum eingerichtet.

WEs finden kulturelle Veranstaltungen, Lesungen und Konzerte statt.

Es gibt ein Café und ein Museum zur Geschichte von Kloster Kamp

Äbteliste Kloster Kamp (Biographia Cisterciensis)

01 Henricus I 1122–1137
02 Theodoricus I 1137–1177
03 Eberhardus 1177–1184
04 Gerhardus I 1184–1204
05 Theodorus 1204–1206
06 Gerlatus 1206–1218
07 Johannes I 1218–1223
08 Arnoldus I 1223–1235
09 Haclevus 1235–1245
10 Henricus II 1245–1247
11 Hermannus I 1247–1252
12 Gerhardus II 1252–1265
13 Albertus 1265–1274
14 Giselbertus 274–1298
15 Arnoldus II aus Sittard 1298–1320
16 Hermannus II aus Wachtendonk 1320–1326
17 Godefridus I aus Neuß 1326–1341
18 Arnoldus III Beyert aus Rheinberg 1341–1349
19 Guilhelmus aus Zwalm 1349
20 Vellingus aus Rees 1360–1379
21 Adamus aus Löwenich 1379–1382
22 Gmlhelmus II aus Köln 1382–1462
23 Johannes II aus Bottenbroich 1402–1423
24 Johannes III aus Goch 1423–1438
25 Henricus III vom Niephuser Hof, Gemeinde Repelen 1438–1452
26 Henricus IV de Ray 1452–1483
27 Henricus V aus Kalkar 1483–1499
28 Theodoricus II Venucken aus Wesel 1499–1503
29 Engelbertus Bischop aus Köln 1503 1504 
30 Antonius Bemmel aus Nymwegen 1504–1504
31 Johannes IV Middels aus Hüls 1504–1524
32 Henricus VI aus Orsoi 1524–1529
33 Johannes V in gen rai aus Hüls 1529–1563
34 Richardus aus Xanten 1563–1572
35 Johannes VI Langenrai aus Wachtendonk 1572–1584
36 Godefridus II Draek aus Lobberich 1584–1612
37 Carlus Reinéri 1612–1622
38 Laurentius â Bever aus Kleve 1622–1636
39 Petrus Polenius aus Wachtendonk 1636–1664
40 Johannes VII Hoen aus Neuß 1664–1672
41 Andreas Holtmann aus Geldern 1672–1695
42 Edmundus â Richterich aus Jülich 1695–1705
43 Wilhelmus Norf aus Rheinberg 1705–1726
44 Stephanus Broichhausen aus dem Bergischen 1726–1733
45 Franciscus Daniel aus Grevenbroich 1733–1749
46 Brandt, Friedrich 1749–1756
47 Martinus Fabricis aus Ürdingen 1757–1773
48 Dionysius Genger aus Königswinter 1773–1773
49 Eugenius Reinartz aus Heerdt 1778–1785
50 Bernardus Wiegels aus Ürdingen 1785–1802

 

 

 

                                                                                                                                                              

06 Feb. 2025

Benediktinerkloster Lorch

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          

Um 1102 stiftete der Stauferherzog  Friedrich I. (um 1060-1105) zusammen mit seiner Frau Agnes von Waiblingen (* Ende 1072 – 1143) und seinen Söhnen Friedrich II. (* 1090 – 1147)  und Konrad (* 1093 oder 1094 –  1152) das Kloster Lorsch.

Agnes war die zweite Tochter von Kaiser Heinrich IV. (1056-1105) Nach dem Tod Friedrichs heiratete sie in zweiter Ehe Markgraf Leopold III. von Österreich (1095-1136) Sie wurde so zur Stammmutter der Staufer und der späteren Herzöge von Österreich aus dem Hause Babenberg.

Die Urkunde Band I., Nr. 264, Seite 334-335 im Württembergischen Urkundenbuch, die folgendes beinhaltet: “Herzog Friedrich von Schwaben, seine Gemahlin Agnes und seine Söhne Friederich und Konrad übergeben das Benediktinerkloster Lorch unter ausgedrückten Bestimmungen an den Papst°. wurde oft als “Gründungsurkunde” bezeichnet.

Sie hat sich mittlerweile als Fälschung herausgestellt. Trotzdem kann als sicher davon ausgegangen werden, dass  Herzog Friedrich und seine Familie um 1102 Kloster Lorch gestiftet haben.

Es passte auch in die Zeit, denn auch andere Hochadelsfamilien gründeten ebenfalls Klöster.

Kloster Lorch wurde wahrscheinlich an der Stelle eines bestehenden Herrensitzes auf dem heutigen „Klosterberg“ errichtet.

Das neue Kloster hatte Bezüge zur Hirsauer Reform und wurde auch dem Papst unterstellt, wie das bei den Hirsauer Reformklöstern üblich war. Die Vogtei behielten sich die Staufer vor.

Sie sollte, wie es in der “Gründungsurkunde” vorgesehen ist,vom jeweils Ältesten des Hauses Staufen  ausgeübt werden.

Der erste Abt von Lorch Harbert (1102?–1124?) ist nur in späteren Überlieferungen fassbar. Er soll Mönch in Kloster Komburg gewesen sein.Dort wirkten Hirsauer Mönche und es zählte zu den Hirsauer Reformklöstern.

Die Stammburg der Staufer auf dem Hohenstaufen, das Herzogtum Schwaben und die Klostervogtei von Lorch waren eng aufeinander bezogen.

Im Dezember 1139 gab König Konrad auf Bitten des Kosters diesem seinen Bruder Herzog Friedrich zum Vogt. (WUB Band II., Nr. 308, Seite 4-5)

König Konrad III., der in der “Gründungsurkunde auch genannt ist, hatte Kloster Lorch zur Grablege der Staufer außersehen.

Konrad wurde entgegen seinen Planungen nicht in Lorch sondern in Bamberg beigesetzt.

Konrads Gemahlin Gertrud (* um 1110-1146) ist in der Klosterkirche von Ebrach bestattet, ebenso wie deren Sohn, Friedrich IV. (Herzog von Schwaben 1152-1167).

Konrad hatte ein besonderes Verhältnis zu Abt Adam (1126–1166 o. 1167) von Kloster Ebrach. Als er am 15. Februar 1152 in Bamberg starb, wollten ihn seine Vertrauten nach Otto von Freising (um 1112-1158)

gemäß seinem Wunsch neben seinem Vater Friedrich I bestatten. Die Mönche von Ebrach behaupteten, Konrad  habe in Ebrach neben seiner Gemahlin und seinem Sohn Friedrich IV. bestattet werden wollen.

Aber die Bamberger Geistlichkeit setzte sich durch und so wurde Konrad drei Tage nach seinem Tod im Bamberger Dom beigesetzt.

Aus dieser Zeit verdankte Kloster Lorch Konrad nach glaubhafter Überlieferung eine kostbare Kreuzreliquie. Sie gehörte zu den verehrtesten Reliquien des Mittelalters.

Um die Echtheit der Reliquie  zu prüfen, soll der Mönch Nikolaus Vener aus Gmünd ein Stück von der Reliquie abgeschnitten und ins Feuer geworfen haben. Der Span blieb unversehrt. Seit damals, dem
14. Jahrhundert, habe die Kreuzpartikel als echt gegolten, berichtet 1484 der Mönch Wilhelm von Schächingen.

Zur Gründungsausstattung des Klosters gehörte das staufische Hausgut in Lorch und einzelne umliegende Güter um den Hohenstaufen und nördlich der Rems. So gehört Mutlangen wohl dem Kloster Lorch.

Über Fernbesitz verfügte Lorch auf dem Albbuch, einen Besitzkomplex im Amt Hohenlohe auf dem Härtsfeld, den Abt Nikolaus (1462–1477)1471 an die Deutschordenskommende Kapfenburg verkaufte.

Angesichts der Machtstellung seiner Gründer war die Ausstattung  des Klosters aber relativ bescheiden. Aber dank der Unterstützung von König Konrad kam das Kloster gut voran.

Am 24. April 1136 nahm Papst Innozenz II. (1130-1143) das Kloster in seinen Schutz und erteilte verschiedene Bestimmungen zu den rechtlichen Verhältnissen des Klosters (WUB Band I., Nr. 303, Seite 383-385)

Di Klosterkirche wurde   als typische romanische Pfeilerbasilika über dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes. Kleine rundbogige Fenster gaben dem Mittelschiff und den niedrigen Seitenschiffen Licht. Im Inneren stieg der romanische Chor einige Stufen gegenüber dem Kirchenschiff an. Die Weihe des Hochaltares  erbaut und 1139 war sie wohl auch weitgehend vollendet und die Weihe des  Hochaltars statt. Jetzt wurde auch der Klosterstifter Friedrich aus der Pfarrkirche im Tal überführt.

Obwohl Kloster Lorch nach den Plänen Konrads die Grablege der Staufer werden sollte sind dort nur zwei  hochrangige Mitglieder der Staufer bestattet. Neben dem Klosterstifte Friedrichs ist das nur die 1208 gestorbene Gemahlin von Philipp von Schwaben (1198-1208)

Irene von Byzanz (* 1177 oder 1180/81 –1208). Sie war dir Tochter des byzantinischen Kaisers Isaak II (1185-1195 und nochmals 1203/1204)

Sie stiftete wahrscheinlich en kostbares byzantinisches Reliquiar.

Am 30. März 1147 übernahm Hermann III. von Stahleck, Pfalzgraf bei Rhein (+ 1156) auf Bitten des Abtes Kraft (1135–1162) von Kloster Lorch die Vogtei über das Kloster. In der Urkunde(WUB  Band III., Nr. N6, Seite 466-467)

heißt es “des von seinen eigenen Leuten schwer bedrängten Abtes

Hermann von Stahleck war verheiratet mit Gertrud von Schwaben(ca. 1104-1191), der Tochter Herzog Friedrichs I.

Über Gertrud war er mit König Konrad III. (1138-1152) verschwägert.  Die Vogtei war somit auch im Familienbereich der Staufer.

Über die in der Urkunde angesprochen Bedrängung von Abt Kraft konnte ich nichts finden.

A. Laurent schreibt in  “Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg BD 2, Mannheim 1867  auf Seite 33 f,dass Abt Kraft (1124-1159) ein würdiger Nachfolger Abt Harberts war.

Abt Harbert war Abt nach Laurent Abt von St. Symphorianus in Metz und gleichzeitig Kloster Laach. Er gab beide Abteien auf und kehrte nach Kloster Comburg zurück. Von dort wurde er zum

Abt von Lorch berufen. Dass Abt Harbert vor seinem Abbatiat Abt in zwei anderen Klöstern war, ist wohl ein Irrtum und auch nicht zu belegen.

Abt Kraft konnte bei seiner Wahl noch nicht ordiniert werden, da er zu jung war. Deswegen wurde die Ordination um zwei Jahre verschoben.

1147 kam König Konrad vom zweiten Kreuzzug zurück. Den Rückweg nahm er über Byzanz, wo er die Schwester seiner Gemahlin Gertrud Bertha von  Sulzbach (+1160), die mit

Manuel I. (1122–80) dem Kaiser von Byzanz verheiratet war. Vom Patriarchen von Jerusalem Fulko (1146–1157) hatte er viele Reliquien bekommen. Auch vom byzantinischen Kaiserpaar

erbat er sich Reliquien. Nach seiner Rückkehr befahl er Abt Kraft, auf den er große Stücke hielt, nach Regensburg.und übergab ihm Reliquien für Kloster Lorch.

Im Dezember 1239 setzte König Konrad  Herzog Friedrich  als Vogt ein und bestimmte, dass immer der Älteste des staufischen Geschlechts zum Vogt gewählt werden soll. Konrad III. – RI IV,1,2 n. 162

Nach dem Tod von König Konrad ließ sich Abt Kraft von Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) in Göppingen die Privilegien des von seinen Vorfahren gegründeten Klosters Lorch.

Als König Konrad starb, wurde er gegen seinen Willen im Dom von Bamberg bestattet.   “        Konrad wird entgegen den Wünschen seiner Angehörigen, ihn auf eigenem Boden im (staufischen Haus-)Kloster Lorch an der Seite seines Vaters (Herzog Friedrichs I. von Schwaben) zu bestatten, auf Betreiben der Bamberger Geistlichkeit im Bamberger Dom neben dem Grab Kaiser Heinrichs (II.) feierlich beigesetzt.”  Konrad III. – RI IV,1,2 n. 790                                                                                                                     

Besonders bestätigte er Abt Kraft und seine  Brüdern das Recht  stets den Ältesten des staufischen Hauses als Vogt wählen zu dürfen. Regesta Imperii Friedrich I. – RI IV,2,1 n. 219

Nachfolger von Abt Kraft wurde Abt Heinrich (1159-1194 nach Laurent). Er erscheint am 25. Mai 1181 in einer Urkunde Fridrichs I. für das Prämonstratenserstift Adelsberg als Zeuge RI Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 2598

Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) am 20. Juni 1193 während eines Aufenthaltes in Göppingen die Verleihung  einer Mühle des Kloster Lorch gegen einen Zins von einer halben Mark Silber, das entspricht etwa  109.–€

an Dietrich von Stammheim.. RI Heinrich VI. – RI IV,3 n. 232

Der vierte Abt von Lorch war Friedrich  (1194-1227)

Friedrich II. (1212-1250) nahm am 20. Juni 1215 das von seinen Vorfahren gestiftet Kloster in seinen besonderen Schutz, bestätigte seine Privilegien und die Vogtei. RI Friedrich II. – RI V,1,1 n. 804

Am 7. März 1225 nahm Papst Honorius III.(1216-1227) Kloster Lorch in seinen Schutz und und bestätigte insbesondere dessen gegenwärtigen und künftigen rechtsbeständigen Güterbesitz. WUB Band III., Nr. 689, Seite 168-169

Auf Friedrich folgte Abt Konrad (1227-1251)

Kaiser Friedrich II. war 1228-1227 auf  dem 5. Kreuzzug in Palästina  unterwegs. Das war der einzige Kreuzzug, der friedlich und erfolgreich war.  Sein Sohn Heinrich VII. übernahm in dieser Zeit die Regierung in Deutschland.

Am 7. September 1228 stellte er Kloster Lorch in Nördlingen eine Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen besonderen Schutz nahm. Außerdem versprach er, “keinerlei Güter, die er von der Kirche in Lorch besitzt, irgendwie zu veräußern”“und erklärte,

etwa geschehene Veräußerungen für nichtig. WUB Band III., Nr. 748, Seite 235. Laurent schließt daraus, dass die Staufer allmählich begannen, die Klostergüter als ihre eigenen betrachteten und Diese auch verschleuderten. (S. 37)

Heinrich VII. hatte sich 1235 gegen seinen Vater empört und war von diesem abgesetzt worden. Nach dessen Erhebung setzte Friedrich seinen Sohn aus der zweiten Ehe mit Isabella von Brienne (1212-1228) Konrad IV. (!237-1254)

als König des deutschen Reichteil ein.  Schwierig wurde es für Konrad, als Heinrich Raspe (1231-1247), Landgraf von Thüringen, bisher ein treuer staufische Gefolgsmann der Staufer, die Seiten wechselte und sich zu Papst Innozenz IV. (1243-1254)

bekannte,Am 22.5. 1246 wurde er zum Gegenkönig gewählt. Heinrich berief für den  25.7. einen Reichstag nach Frankfurt ein. In der Nähe stellte sich Konrad IV. zum Kampf. An der Nidda kam es zum Kampf, den Konrad allerdings verlor, auch weil

ihn verschiedene schwäbische Adlige, wohl von päpstlichem Geld gekauft, den Staufer verräterisch im Stich gelassen hatten. Unter ihnen war auch die Grafen Ulrich I. von Württemberg ,der mit dem Daumen (1241-1265) und sein Bruder Hartmann

(nur bei Lorent genannt, S. 38, möglicherweise Hartmann von Grüningen +1280)

Graf Ulrich wurde wahrscheinlich für seine Dienste von Heinrich Raspe mit der Herrschaft Waldhausen belehnt. Dort lag auch Kloster Lorch und Graf Ulrich leitete daraus seinen Anspruch auf die Vogtei von Kloster Lorch ab. Dass er sie 1250 vor dem Tod Friedrichs II.

innehatte belegen mehrere Urkunden von Papst Innozenz, in denen Graf Ulrich als Schutzvogt genannt wird.

Das lag durchaus im Interesse des Konvents. Denn die Staufer waren nicht mehr die starken Herren und in Kämpfe in Deutschland und auch in Italien verwickelt. Zudem waren sowohl Friedrich als auch Konrad vom Papst mit dem Bann belegt,

für Mönche ein durchaus wichtiges Argument.

Auf Abt Konrad folgte Abt Ulrich (1251-1284) In seiner Regentschaft waren die Verhältnisse von Kloster Lorch wohl nicht besonders gut, was auch aus Papsturkunden hervorgeht.

Papst Alexander IV. (1254-1261) inkorporierte 1259 die Kirche von Welzheim dem Kloster Lorch und gab als Grund an, dass dem Kloster Güter entrissen worden seien und dass die Mönche von den Einkünften nicht mehr leben könnten. (Lorent S. 39)Im gleichen Jahr befahl Alexander dem Abt von Murrhardt Kloster Lorch gegen seine Bedränger und Räuber tapfer beizustehen. (Lorent ebd.)

Die Staufer gaben ihre Ansprüche auf die Vogtei noch nicht auf. Konrad von Staufen, genannt der Wäscher  berief sich 1271 auf den Stifterbrief  und erhob Ansprüche auf die Vogtei. Der Konvent lehnte dies ab, da Konrads Ahnen nur Seitenverwandte des Stifters waren.

Er bedrängte nun das Kloster. Man einigte sich schließlich auf einen Vergleich. Konrad entsagte nun aller Rechte auf die Abtei.

Unter Abt Ulrich erhielt das Kloster viele Prekarien.. Der Stifter überließ dem Kloster ein Grundstück und behandelte es wie ein Lehen vom Kloster. Er nutzte es, bezahlte aber Abgaben darauf. Nach seinem Tod fiel das Grundstück an das Kloster.

Der Schutz des Grafen von Württemberg war teuer und zeigte sich  nicht so wirksam wie vom Konvent erhofft.

Als Rudolf von Habsburg (1273-1291) 1273 deutscher König geworden war, stellte er am 3. April 1274 folgende Urkunde für das Kloster aus: “  dass die Stiftspfründe von Kloster Altdorfdolf)nimmt das kloster Lorch mit leuten und besitzungen in seinen besonderen schutz, bestätigt demselben alle von kaiser Friedrich und dessen sohn dem römischen könig Heinrich und seinen vorgängern, sowie von Friedrich herzog von Schwaben und Franken erhaltenen privilegien und erklärt, dass dasselbe keinen vogt als ihn oder wen er zu seiner vertretung bestimmen würde, haben solle.”  RI Rudolf – RI VI,1 n. 133

Das passte in die Revindikationspolitik Rudolfs. Das war die Rückführung in der späten Stauferzeit dem Reich entfremdeter Güter. Auch wollte Rudolf das alte Herzogtum Schwaben  wiederherstellen und ernannte seinen minderjährigen Sohn Rudolf zum Herzog.Das mißfiel Graf Eberhard I dem Erlauchten. Er widersetzte sich dem. Es kam zum offenen Krieg zwischen Eberhard und Rudolf. Das brachte auch Kloster Lorch in die Zwickmühle. Denn das Kloster wollte seinen Besitz um Stuttgart-Münster ausbauen.

Münster ist 1193 erstmals urkundlich erwähnt und zwar als Besitz von Kloster Lorch.

Nachfolger von Abt Ulrich war Abt Gebzo (1284-1296). Unter ihm war die Lage des Klosters noch immer desolat. Der Schuldenstand des Klosters war so hoch, dass der Augsburger Bischof Wolfhard (1288-1302) dem Kloster eine erledigte Pfründe der Stiftskirche in dem

Dorf Lorch überließ. Es half nicht viel weiter. 1290 musste Kloster Lorch seine Weinberge und seine Kelter in Tunzhofen, einem Dorf im heutigen Stadtgebiet von Stuttgart-Nord verkaufen musste.

Eine Stiftung aus dem Jahre 1292 verweist ebenfalls auf die Notsituation von Lorch. Aus Dieser Stiftung sollten die Mönche drei mal in der Woche Braten erhalten.

Graf Eberhard I. hatte sich nach seiner Niederlage König Rudolf unterworfen und konnte seine Güter in Württemberg  behalten. (Lorent S. 43)

Als der König 1291 verstarb, wollte Kloster Lorch den Grafen Eberhard wieder als Vogt. Die Vögte neigten aber dazu, von den Klöstern viel zu verlangen wie Wein, Früchte Geld und Frevelsteuer.

Auch wenn die Jäger mit ihren Hunden ins Kloster kamen verursachte das oft hohe Kosten für die Abteien.

In einer Urkunde musste Graf Eberhard erklären, dass er sich als Advokat und Beschützer des Klosters mit den bisherigen Vogteirechten begnügen wolle.

Reibungslos scheint es nicht funktioniert zu haben, denn 1293 musste er eine zweite Urkunde erstellen, in der die Güter mit Namen bezeichnet waren, in denen er Vogteirechte beanspruchen konnte.

Auf Abt Gebzo28) folgte Abt Friedrich II. (1296-1328) Seine Hauptausgabe war ebenfalls für die Mehrung des Klostervermögens zu sorgen.

Papst Bonifaz VII. (1294-1303) befahl  1298 dem Propst von Beutelsbach , Kloster Lorch seine abhanden gekommenen Güter wieder zu beschaffen.

Auf Bitte von Abt Friedrich gestattete der Augsburger Bischof Wolfhard, dass die Stiftspfründe von Kloster Altdorf dem Koster Lorch einverleibt wurden.

1304 überließ König Albrecht (1298-1308) als Oberschirmherr der Abtei Lorch Graf Eberhard  für 2000 Mark Silber, das sind etwa 435.428,00 €, die Vogtei der Abtei.

Für die Abtei war das keineswegs ein Vorteil, denn der Graf musste ja schauen, dass die Investition  für ihn sich lohnte.

Nachfolger von Abt Friedrich wurde Abt Kuno von Gundelfingen. Er regierte nur von 1329-1330, übte das Amt aber als Pfleger bis 1332 aus.

Papst Johannes XXII. (1316-1334) Musste 1330 dem bereits zurückgetretenen  Abt Kuno befehlen, sein Amt als Pfleger weiter zu verwalten.

Allerdings gibt es diesen Abt Kuno bei Lorent nicht. Er führt nur Abt Ulrich II. von 1328-1333.

Kloster Lorch vergrößerte sich in der Regierungszeit von Abt Ulrich durch die in seiner Nähe befindlichen Güter von Kloster Elchingen.

Als Graf Ulrich III von Württemberg (1325-1344) nach Schorndorf kam, machte ihm Abt Ulrich seine Aufwartung und erreichte, dass auch er  dem Kloster schriftlich den Schutz zusicherte, den Graf Eberhard III.versprochen und 1322 erneuert hatte

Es scheint Schwierigkeiten mit Vogt Eberhard gegeben zu haben, denn er ließ sich von Kaiser Ludwig IV. (König von 1314-28, dann Kaiser bis 1347) die Königsurkunden von Lorch bestätigen  und erklärte außerdem die Zuständigkeit des

Reiches Abt und Pfleger für die Eigenleute des Klosters. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 328. Dadurch wurde Kloster Lorch die Gerichtsbarkeit übertragen, die selbst oder durch ihren erwählten Vogt ausübte.

König Karl IV.(1346-1355 dann Kaiser bis 1378) bestätigte die von König Rudolf ausgestellte Urkunde am  7. Dezember 1347 .  Karl IV. – RI VIII n. 471 Urkundenempfänger war da bereits Abt Ludwig von Stubenberg 1360–1371,

Am selben Tag stellte er eine weitere Urkunde aus, dass “ niemand ein Vogtrecht über die Klostergüter ansprechen soll” Karl IV. – RI VIII n. 473

Eine weitere Bitte des Abtes gewährte Karl ebenfalls.Er verfügte, dass die, denen er die erste Bitte zum Kloster Lorch um Kirchen und Pfründe gewährte, nicht als Pfründner von Kloster Lorch angenommen werden mussten, wenn sie nicht geeignet sind.Karl IV. – RI VIII n. 6491

Abt Ludwig bediente sich des fürstlichen Titels “von Gottes Gnaden Abt”  Lorent führt ihn von 1333.1360 als zehnten Abt von Lorch . Auf ihn folgt Ludwig von Stubenberg, den er von 1360-1371 datiert, während wikipedia dessen Regierungszeit schon 1333 beginnen lässt.

Abt Ludwig regierte bis 1371 und verstarb 1374.

Unter Ludwig von Stubenberg und seinem Nachfolger Volkart (I.) von Schechingen (1372–1389) scheint das Kloster oft bedrängt worden zu sein. Von seinen Schutzvögten hatte es aber wenig Hilfe zu erwarten.

Sie waren ständig in Fehden mit den Reichsstädten und den Adelsbünden wie den Martinsvögeln und den Schleglern verwickelt.

Das Ziel der Schlegler war  mit der Unterstützung König Wenzels (1378-1400) ihre Position zu stärken. Das gemeinsame Interesse mit dem König lag in der Schwächung der Territorialherren und der Stärkung einer Zentralgewalt, unter der auch Niederadelige ihre Rechte sichern konnten.

1376 befahl Kaiser Karl dem Grafen von Württemberg  Eberhard II (1344-1392) Kloster mit all seinen Leuten, seine Güter und Zubehörigkeiten zu schützen. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 8485]

Nachfolger von Abt Volkart I. wurde Abt Volkart (II.) von Woellwarth 1391–1399.

Kloster Lorch war in den nächsten 100 Jahren so etwas wie die Versorgungsanstalt für die Niederadelsfamilien von  Schechingen und von Woellwarth geworden. Zwischen 1370 und 1470 stellten sie alle Äbte von Kloster Lorch.

Die Herren von Schechingen hatten ihren Stammsitz in Schechingen nahe Abtsgmund und waren Dienstmannen der  Grafen von Württemberg.Sie haben auch kunstgeschichtlich bedeutsamen Grabmale, die noch heute in der Lorcher Klosterkirche zu sehen, hinterlassen.

Abt Volkard III.erhielt von König Wenzel eine Urkunde, in der er sämtliche Freiheiten von Kloster Lorch bestätigte und auch das Verbot, daß, das Reich, den Abt und den Konvent ausgenommen, sich jemand um die Leute des Klosters und die Güter kümmern solle.

Das bedeutete, dass der Abt ab jetzt unumschränkter Herr seiner Untertanen war. (Lorent S. 48)

Auf Abt Volkard II. folgte Abt Johannes von Schechingen 1400–1412.

Er erhielt am 11. August 1401 eine Urkunde von König Ruprecht (1400-1410), in der dieser Kloster Lorch in den Reichsschutz nahm und seine Freiheiten bestätigte. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1058

!415 stellte König Sigmund (1411-149 König, dann Kaiser bis 1437) zwei Urkunden aus. In Sigmund – RI XI,1 n. 1537 bestätigte er die Privilegien von Kloster Lorch, in der nächsten 1538 bestätigte er die Urkunde von König Wenzel vom 4. Januar 1398.

Nachfolger von Abt Johannes wurde Abt Wilhelm Schenk von Arberg 1414–1441. Die Schenken von Arberg führten für die Bischöfe von Eichstätt das Schenkenamt auf der Burg Arberg aus, die zur Verwaltung Eichstättischen Güter errichtet worden waren.

Der auf dem Konzil von Basel (1431-1449) gewählte Papst Felix V. (1439-1449) erteilte Abt Wilhelm auf dessen Bitte die Erlaubnis, die bischöflichen  Insignien zu tragen

Seine bitte untermauerte er mit dem Verweis auf die vielen Reliquien, die Kloster Lorch besaß und auch auf das dadurch große Ansehen des Klosters. (Lorent S. 49f)

Iaisächlich gab es in Kloster Lorch eine Wallfahrt mit viel Zulauf, die diese Epoche (Lorent ) blühender erscheinen läßt, als sie war.

Der sechzehnte Abt war Volkart (III.) von Schechingen 1443–1461, ein Neffe von Abt Johannes von Schechingen.

Nach dem Tod von Graf Eberhard von Württemberg 1419 regierte seine Frau  Henriette von Mömpelgard (+1444) zusammen mit den Räten von Württemberg vormundschaftlich für ihre beiden Söhne Ludwig und Ulrich.

Der Vertrag von Nürtingen vom  25. Januar 1442 beeinhaltete die Teilung der Grafschaft Württemberg in zwei Teile. Kloster Lorch fiel in den Herrschaftsbereich von Graf Ulrich V.

Die Brüder verfolgten bald verschiedene Interessenlagen. Ludwig schloß sich den Reichsstädten an, welche zur Abwehr fürstlicher Uebergriffe und zum Schutze des Friedens sich verbanden, Ulrich V ergriff die Partei der kriegslustigen Fürsten.

Die oberschwäbischen Reichsstädte n Biberach, Buchhorn, Isny, Konstanz, Leutkirch, Lindau, Memmingen, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, St. Gallen, Überlingen. Ulm und Wangen hatten 1376unter der Führung Ulms einen Städtebund gegründet.

1378 führten Ulm, Reutlingen und Esslingen einen Kriegszug  in Württemberg durch.I n der Schlacht bei Reutlingen erlitt Graf Ulrich eine herbe Niederlage.

1449 kam es noch zum, Krieg zwischen Esslingen und Graf Ulrich. Esslingen hatte dank kaiserlicher Privilegierung seinen Zoll stark erhöht und ausgedehnt. Im Friedensschlussnahm Esslingen zwar den Zoll zurück, begab sich aber unter den

Schutz des Markgrafen von Baden.

Der Städtekrieg schädigte Kloster Lorch sehr schwer. Kloster Lorch erhielt 1453 einen 100 –tägigen Ablass  für alle die zur Wiederherstellung der Klosterkirche beisteuerten. (Lorent S. 50)

Abt war nun Nikolaus Schenk von Arberg 1462–1477.

In vielen Klöstern zeigte sich in dieser Zeit ein deutlicher Niedergang. Oft war die Finanzlage der Klöster ziemlich desolat. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu verzeichnen.

So verpfändeten die Mönche von Komburg liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Aber es gab auch die Reformbestrebungen

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Ein weiteres wichtiges Ereignis war  1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg im Kloster Peterhausen ein. Dort wurde ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti” genommen.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Einen weiteren Anstoß gab Papst Nikolaus V. (1447-1455). Er schickte 1450 Nikolaus von Kues (1401-1464) mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden versehen als päpstlichen Legaten nach Deutschland.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. 53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich Nikolaus eidlich versprechen,

binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen.

Eine große Rolle spielte in den Reformbestrebungen vor allem Kloster Melk. (Zur Melker Reform siehe Mei Büchle Benediktinerkloster Blaubeuren)

In Süddeutschland wurden die Klöster Wiblingen und St, Afra Schwerpunkte der Melker Reformbewegung.

Abt Nikolaus führte 1462 in Lorch die Melker Reform ein ob auf Veranlassung von Graf Ulrich V. oder von Abt Nikolaus veranlasst, ist nicht geklärt.

Neben Kloster St. Afra war Wiblingen zum wichtigsten Stützpunkt der Melker Reform in Süddeutschland geworden. In Wiblingen war  Abt Ulrich Hablüzel(1432-1473) für den Anschluss an Melk maßgeblich.

1462 vermerkt das Rote Buch, das von dem Lorcher Kanoniker Augustin Selz geschrieben worden ist, dass dann auch der Prior von Kloster Blaubeuren  Johannes Schmid wirkte, sowie der Superior von Kloster Wiblingen, Jodokus Winkelmann,der auf Abt Nikolaus folgte.

Aus Elchingen war Kaspar von Elchingen mit anderen Begleitern dabei.

Abt Nikolaus wurde  vom Papst noch einmal infuliert.

Nikolaus war auch ein großer Bauherr. Er restaurierte den Chor. Der Kreuzgang , von dem noch Reste stehen., stammt ebenfalls von ihm. Die Bautätigkeit ist auch ein Zeichen von Reformklöstern.

Es gab einen regen Kontakt zwischen Reformklöstern, die nicht nur Konventualen, sondern auch Handschriften und Bauhandwerker austauschten.

Abt Nikolaus ließ auch die Gruften der Hohenstaufer öffnen.

Abt Nikolaus legte sein Amt 1477  nieder und schlug als seinen Nachfolger Jodokus Winkelhofer vor. Er stammte aus Ulm und war als reformgesinnter Ordensmann von Wiblingen nach Lorch geschickt worden, um dort an der Reform mitzuwirken. Vor seiner Wahl

zum Abt verwalteter er das Amt des Großkellers in Lorch. Jodokus war der erste nichtadlige Abtmit stadtbürgerlicher Herkunft in Lorch. Er ließ ein Glocke, die schon bei seinem Vorgänger heruntergefallen war, neu gießen und im größeren Chorturm aufhängen.

Er war nur drei Jahre Abt und verstarb schon 1480.

Auf ihn folgte Abt Georg Kerler (1481–1510) Er entstammte einer Blaubeurer Bäckersfamilie und war von Blaubeuren nach Lorch geschickt worden.

Schon 1477 galt Lorch als zuverlässiges, reformierte Kloster, was sich auch daran zeigt, dass weniger regeltreue Ordensbrüder nach Lorch strafversetzt wurden. So befahl 1477 der Augsburger Bischof

Johann II. von Werdenberg (1469 –1486) Bruder Ulrich Harder aus Ottobeuren dem Konvent einzugliedern.

1482 fand das Provinzialkapirel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg.in Kloster Blaubeuren statt. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Das feierliche Hochamt zelebrierte Abt Georg Kerler von Kloster Lorch. Auch das zeigt, dass Lorch bei den Reformklöstern angekommen war.

Die Melker Reform legte ein Schwergewicht auf die Bildung der Mönche und damit erhöhte sich natürlich der Stellenwert der Klosterbibliotheken. Das gilt auch für Lorch.

Das Buch  hatte einen hohen Nutzwert  für Liturgie, Wissenschaft und Bildung. Die Lorcher Bibliothek war reich ausgestattet, erlitt aber bereits im Bauernkrieg große Verluste.

Heute sind nur geringe Reste erhalten geblieben.

Um 1500 war Augustin Seitz als Schreiber in Lorch tätig.Man kann ihn als  als Archivar und Bibliothekar des Klosters bezeichnen Er war auch lange Prior in Lorch.

Von ihm stammt das Rote Buch, benannt nach der Farbe seines Einbandes. Es ist ein Kopialbuch, enthält also Urkundenabschriften aber auch eine Klostergeschichte und ist Zeugnis für die

für die historische Rückbesinnung der Lorcher Mönche auf ihre hochmittelalterlichen Anfänge.

Von Seitz existiert auch noch eine Abschrift der Vita der Heiligen Afra, ein weiteres Kopialbuch sowie eine Stuttgarter Inkunabel, eine Schenkung des Klosters Hirsau.

Von kunstgeschichtlicher Bedeutung sind die Lorcher Chorbücher von 1511/12. An ihrer Entstehung war Laurentius Autenrieth als Schreiber beteiligt.

Er ist  1483 als Sohn eines Müllers in Blaubeuren geboren, Dort besuchte er die Klosterschule und trat dann als Novize in Kloster Blaubeuren ein.

Dort wurde er wohl zum Schreiber ausgebildet. Um 1505 wechselte er in das Kloster Lorch. Dort war er zunächst auch Schreiber,

Ab 1508 war er Kustos, dann Prior. 1525 wurde er Nachfolger von Abt Sebastian.

Abt Georg sorgte ebenfalls für die Verschönerung der Klosterkirche und ließ die Altäre mit Bildtafeln ausstatten. Nach Lorent wurden auch die Hohenstauenbilder auf den Pfeilern entweder gemalt oder restauriert,

Als der päpstliche Nuntius Raimund Péraud (1435-1505) 1489 in Lorch eine Visitation abhielt, beklagten sich die Mönche bei ihm, dass weltliche und geistige Potentaten immer versuchten, etwas aus dem Lorcher Reliquienschatz zu erhalten.

Er verbot nun dem Abt und dem Konvent bei Strafe, daraus etwas abzugeben.

1489 erteilte Papst Innozenz VIII. (1484-1492 ) Gläubigen, die Kloster Lorch an Kirchweih oder anderen Festtagen besuchten einen 100-tägigen Ablass.

1492 erlaubte er Abt und Konvent eine stille Messe auch in Zeiten eines Interdikts abzuhalten.

Als Graf Eberhard im Bart (1457-1496) 1495 von Kaiser Maximilian (1486-1519) 1495 zum Herzog erhoben wurde, schenkte ihm Abt Georg aus diesem Anlass einen silbernen Becher.

Am 5. Juli 1500 bestätigte Maximilian auf Bitten von Abt Georg zwei Urkunden von Friedrich III. von 1442 und 1462. Maximilian I. – RI XIV,3,1 n. 10325

In einer weiteren Urkunde belehnte Maximilian Abt Georg sowie seinen Nachfolger mit dem Blutbann über das Dorf Lorch und gestattet, im Dorf Halsgericht, Stock und Galgen wieder aufzurichten. Der Abt hat bis zum 24. August dem Abt Gregor von Blaubeuren die schuldigen Eide zu leisten und sie auch seinen Amtsleuten abzunehmen, wenn er sie mit dem Blutbann betraut. Maximilian I. – RI XIV,3,1 n. 10326

Es gab einen Streit um das Jagdrecht in den Wäldern von Lorch. Der Zehnthauptmann, den damals noch Graf Eberhard als eine Art Oberherr geschickt hatte, weil die Straßen unsicher waren. wurde vom Abt als Oberherr nicht anerkannt. Als Repressalie

verbot er Abt und Konvent das Jagen in den Wäldern um Lorch.Außerdem forderte er eine Abgabe für das Weidenlassen der Schweine des Klosters. Die fürstliche Kanzlei entschied 1495, dass  Abt und Konvent in einem bestimmten Bann jagen durften. Die Abgabe für die

Schweine wurde aufgehoben. Abt Georg musste akzeptieren, dass seine Untertanen und Beamten dem Zehnthauptmann gehorchten.

Auf Abt Georg folgte Abt Sebastian Sitterich (1510–1525) Abt Sebastian stammte aus dem Weingärtnerdorf Untertürkheim. Sein erstes Wappen stellte einen Rebstock dar, was die Vermutung stützt, dass er einer Weingärtnerfamilie entstammte.

Als Graf Ulrich 1511 Herzogin Sabina von Bayern (1492-1564), Tochter von Herzog Albrecht IV. und Kunigunde von Österreich, heiratete, überreichte Abt Sebastian Herzog Ulrich I.von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) als Schutzherr von Lorch anläßlich der Hochzeit

ein Geschenk von 100 Goldgulden, das sind etwa 24.789,00 €.

Auch Sebastian war baufreudig. Er ließ Burg Leineck wiederherstellen, die Abt Wilhelm 1435 von Fritz von Sachsenheim gekauft hatte und die wohl als Sommersitz der Äbte diente. 1435 wird auch erstmals eine Mühle unterhalb der Burg erwähnt.

Abt Sebastian ließ dort auch eine Kapelle errichten, die 1512 geweiht wurde.

Abt Sebastian Sitterich war auch Auftraggeber der Chorbücher von Lorch. Er legte die Inhalte fest, wählte die Künstler aus und sorgte für die Finanzierung der kostspieligen Werke. Als Stifter und Sponsoren sind unzählige Personen in den Handschriften aufgezählt. Allen voran, der Landesherr Herzog Ulrich von Württemberg.Er war zusammen mit seiner Braut Sabina die wichtigsten Stifter. Nur mit ihrer Unterstützung konnte das Kloster die Kosten zum Beispiel für Pergament und Farben aufbringen.

Die Chorhandbücher wurden nach Melker Vorschriften angelegt. Für die Buchmalerei ist Nikolaus Bertschi verantwortlich. Er stammte aus Rorschach und ist als lluminator zwischen 1511 und 1541 in Augsburg belegt.

Er gestaltete die Malereien der  Initialen. Die Noten malte Leonhard Wagner, der auch Subprior im Kloster St. Ulrich und Afra war. Er gilt als bedeutendster Kalligraph der Renaissance.

Zum Schreiben der 1.784 Seiten wurden fünf Schreibermönche eingesetzt.  Der Mönch Erhard Hauser  war ca. 15 Jahre in Kloster Lorch. Er verkaufte 1587 die Lorcher Chorhandbücher 1587 an den Abt von Kloster Neresheim

Melchior Hänlin (1584–1616) und rettete sie somit wohl.

Als Ulrich 1519 aus Württemberg vertrieben wurde, wurde Erzherzog Ferdinand von Österreich als Regent in Württemberg eingesetzt. Er regierte das Herzogtum Württemberg von 1522-1532.

Bei seinem Einzug in Stuttgart wird auch Abt Sebastian im bischöflichen Ornat erwähnt. (Lorent S.58)

Zum Ende seiner Regierung erlebte Abt Sebastian den Bauernkrieg, der Kloster Lorch mit voller Wucht traf.

Schon beim Aufstand des  Armen Konrads hatten sich Klosteruntertanen den Aufständischen angeschlossen.

1503 hatte Herzog Ulrich die Regierung in Württemberg übernommen. Seine Prunksucht, aber auch hohe Kriegskosten führten zu einer hohen Verschuldung des Landes.

Herzog Ulrich hatte schon 1512 einen hohen Weinzoll eingeführt. Die Einführung einer Vermögenssteuer scheiterte am Widerspruch der reichen Leute.

Er führte eine Verbrauchssteuer auf Fleisch ein, die das Fleisch erheblich verteuerte. Missernten 1508 und 151 verschlimmerten die Lage  des “Gemeinen Mannes” weiter.

Zentrum des Aufstandes wurde Schorndorf. Herzog Ulrich rief einen großen Landtag ein. Im Tübinger Vertrag vom 8. Juli 1514 kam es zu einem Interessenausgleich zwischen dem Herzog und den Landständen.

Dieser fand aber ohne jegliche Beteiligung der Aufständischen statt.

Die Klosteruntertanen kehrten wieder unter den Gehorsam Abt Sebastians zurück. Sie leistete einen Eid, nichts mehr gegen das Kloster zu unternehmen und sich ohne Erlaubnis des Abtes zu entfernen. Sie zahlten die Abgaben vermehrt um eine Geldstrafe.

Die Lebenssituation hatte sich nicht gewandelt

1524 hatte sich die Lage wieder zugespitzt. Am Hochrhein und in den benachbarten Landschaften schlossen sich die ersten Bauernhaufen zusammen.

Am 14. Februar versammelten sich der Allgäuer Haufen, der Seehaufen und der Baltringer Haufen und beschlossen und verabschiedeten dort die “Zwölf Artikel”.

In Gaildorf bildete sich der Gaildorfer oder der gemeine helle Haufen. Er trat sehr gewaltsam auf. Er verbrannte Klöster und Schlösser. Er zwang Bauern zum Mitzug und Adlige zum Eintritt in den Hellen Haufen, so zum Beispiel den Schenk von Limpurg.

Erst plünderte der Haufen Kloster Murrhard und zog dann vor Kloster Lorch weiter. Am 26. April stand der Haufen vor Kloster Lorch. Abt Sebastian erbat sich zwar Hilfe beim Obervogt von Schorndorf. Dieser sah sich aber nicht in der Lage zu helfen.

Das Kloster konnte sich ein paar Tage halten. Durch Verrat konnten die Bauern aber eindringen. Das Kloster wurde dann geplündert, alle Privilegien und Freiheitsbriefe vernichtet und die Bibliothek weitgehend zerstört.

Reliquien  wurden vernichtet oder geraubt.Dann wurde das Kloster in Brand gesetzt und die Mönche vertrieben. Die Bauern hatten ihr Hauptquartier fünf Tage in Lorch. Dann zogen sie auf Burg Hohenstaufen weiter, die sie dann ebenfalls zerstörten.

Abt Sebastian wurde aber bei dem Einfall der Bauern nicht auf dem Altar erschlagen, wie immer wieder erzählt wird, such bei Lorent steht das. Der Abt verstarb in der zweiten Jahreshälfte 1525, vielleicht am  7. Dezember 1525.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Laurentius Autenrieth (1525–1548 )(† 1549), am 29.Dezember 1525 gewählt.

Er ist um 1483 als Sohn eine Müllers in Blaubeuren geboren.Um 1500 trat er als Novize in Kloster Blaubeuren ein. 1505 wechselte er nach Lorch. 1508 oder davor war er Kustos in Lorch.

In Blaubeuren war er wohl zum Schreiber ausgebildet worden In dieser Funktion arbeitete an den Lorcher Chorhandbüchern mit.

1520 hatte er ein Schreibmusterbuch entworfen, das sich jetzt wie die Lorscher Chorhandbücher in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart befindet.

Vor 1519 wurde er Prior in Lorch.i

Er ließ das im Bauernkrieg zerstörte Kloster 1530/31 wieder instand setzen.

Herzog Ulrich kehrte 1534 mit Hilfe des Landgrafen von Hessen Philipp (1518-1567) nach Württemberg zurück. Dieser besiegte Erzherzog Ferdinand am  13. Mai 1534 in der Schlacht bei Lauffen.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534  wurde Ulrich wieder als Regent in Württemberg  eingesetzt. Er musste die strittige Wahl Ferdinands zum deutschen König anerkennen.

Ferdinand behielt darüber hinaus formell den Titel des Herzogs von Württemberg, gab aber das Herzogtum als Afterlehen an Ulrich weiter. Dieses Afterlehensverhältnis stellte eine erhebliche Degradierung von Ulrichs Fürstenwürde dar. Ferdinand behielt sich weiterhin das Recht vor, das Lehen wieder einzuziehen, falls der Herzog oder seine Nachkommen gegen das Haus Österreich vorgehen sollten. Außerdem sicherte der Vertrag Ferdinand das Recht, nach Aussterben des Mannesstammes im Haus Württemberg, die Neubesetzung des Herzogtums alleine zu bestimmen.

Herzog Ulrich führte umgehend die Reformation in Württemberg ein.

Die Klöster und geistlichen Korporationen wurden säkularisiert, so dass sich das Herzogtum Württemberg bedeutend .Allerdings wurde das Kirchengut als eigene Vermögensmasse behandelt und selbständig verwaltet.

Aber Gebietszuwachs und Vermögenszuwachs waren aus Sicht Ulrichs sicher auch Gründe, die  für die Einführung der Reformation sprachen.

Der Vogt von Kloster Lorch war zu dieser Zeit der württembergische Obervogt von Schorndorf.Friedrich Freiherr von Schwarzenberg (1498 – 1561). Dieser wurde von Herzog Ulrich beauftragt,,

den Lorcher Mönchen zu erklären,dass Mönche, die sich nicht zur lutherischen Religion bekennen wollten, sich nach Maulbronn zu begeben hätten.

Kloster Maulbronn wurde eine Einrichtung für Mönche, die nicht aus den Konventen austreten wollten. Sie sollten mit Betten und Büchern ins Kloster Maulbronn gehen und dort zu einem gemeinsamen Haushalt zusammengefasst werden.

Wer nicht auf diesen Vorschlag eingehen wollte, sollte mit einem Leibgeding von 40 Gulden, das sind  etwa 11.391,00 €, entlassen werden.

Der einzige Mönch, der freiwillig aus dem Kloster austrat war Gabriel Schulmeister. Er war später evangelischer Pfarrer  in Hochdorf.Kloster Murrhardt und Kloster Lorch wehrten sich im Unterschied zu anderen Prälaturen energisch.

Sie verteidigten in der 2. Jahreshälfte von 1532 ihren Besitz, ihre Privilegien, ihren katholischen Glauben und ihre Ordenstraditionen.

Am 30. Dezember 1535 wurden 14 Mönche aus dem Kloster vertrieben. Der Abt mit 3 Mönchen durften in der Funktion als Verwalter  im Kloster verbleiben.

Die Beschlagnahme der Klöster und ihres Vermögens bescherte dem Herzogtum eine Einnahmequelle, die seine Einkünfte um etwa ein Drittel erhöhten.

Im Januar 1536 kamen herzogliche Büchsemacher, zerschlugen die Glocken und führten alles Metall, dessen sie habhaft werden konnten, weg.

Der Sieg über den Schmalkaldischen Bund  am 26. März 1247 bei Mühlberg beendete den Schmalkaldischen Krieg und brachten Kaiser Karl V. (1519-1556) seine religionspolitischen Ziele im Reich durchzusetzen.

Auf dem Reichstag von Augsburg 1548 legte er eine Verordnung zur Abstimmung vor, die als “Augsburger Interim” in die Geschichte eingegangen ist.

In Württemberg wurden die Klöster restituiert. Im Herbst 1548 kehrten die Lorcher Konventualen in ihr Kloster zurück.

Im Beisein der Äbte von Murrhardt Thomas Carlin (1548 –1552 ) und Hirsau Johannes III. Schultheiß, (1525–1556) wurde Benedikt Rebstock (1548–1563). Er war der letzte katholische Abt in Lorch.Vor er zum Abt gewählt wurde, war er ab 1535

Verwalter in Stuttgart und in Münster.

Seine Regierung war aber nur ein Zwischenspiel. Der Passauer Vertrag vom 2. August 1552 hob das Interim wieder auf  und Der Augsburger Religionsfrieden vom 08- August 1555, dessen wichtigstes Resultat kurzgefaßt “cuius regio, eius religio” besagte,

dass der jeweilige Regent die Religion seines Landes bestimmen sollte. In Württemberg  war Herzog Ulrich 1550 verstorben und sein Sohn Christoph  trat seine Nachfolge an. Christoph, ein überzeugter Protestant, setzte die Reformation fort.

Am 9.1.1556 erließ er die Klosterordnung.Diese bewirkte die endgültige Reformierung der württembergischen Köster  In Lorsch richtete er 1556 eine grammatische Klosterschule ein.Die Klosterschüler, später Seminaristen genannt, sollten auf den Dienst in der neuen Kirche vorbereitet werden.

Die Lorcher Schule wurde aber schon 1583 in das ehemalige Kloster Adelsberg verlegt.

!560 legte Abt Benedikt und der Konvent bei der Reichsstadt Gmünd 6000 Gulden, das sind etwa 1.712.828,00 €, an.

Darüber gibt es im Staatsarchiv Ludwigsburg folgende Urkunde B 177 S Bü 235
”Streitigkeiten zwischen Württemberg und der Stadt Gmünd wegen des von letzterer Stadt beim Kloster Lorch aufgenommenen Kapitals von 6000 Gulden. (Tatbestand: Im Jahre 1560/61 legen Abt Benedikt Rebstock und der Konvent zu Lorch 6000 Gulden bei der Reichsstadt Gmünd an. Nach dem Tode dieses Abts wird die Reformation durchgeführt und die sechs letzten vertriebenen Konventualen begeben sich in den Schutz des Kardinal-Bischofs Otto von Augsburg, der im Namen seiner Schutzbefohlenen 1565 mit Gmünd einen Vertrag abschließt, dass ihnen die Stadt jenes Kapital in 3 Jahresraten von je 2000 Gulden zurückzahlen soll. Der Herzog von Württemberg erhebt nun seinerseits für den neuen evangelischen Abt von Lorch Ansprüche auf jene 6000 Gulden Gmünd gegenüber. In Folge davon kommt es zu einem Prozess vor dem kaiserlichen Kammergericht, das eine Kommission einsetzt.)”

Abt Benedikt ist am 16. Mai 1563 gestorben

Die letzten Mönche waren Prior Michael Reichenbach, zugleich Pfleger des Klosters Münster,Erhard Hauser und Christian Wolfhart.Prior Reichenbach war zu der Zeit 30 Jahre alt und etwa 14 Jahre im Kloster. Erhard Hauser  war ca 25 und ebenfalls etwa 14 Jahre im Kloster

1581 war er Pfarrer in Wißgoldingen. Christian Wolfhard war 1563  ca. 22 Jahre alt und war 12 Jahre im Kloster, da ist wohl die Klosterschulzeit mitgerechnet. Er war 1581 Pfarrer in Bühlerzell.Zusammen mit Erhard Hauser verkaufte er die Lorcher Chorhandbücher an den Abt von Kloster Neresheim.

1565 schenkten die vertriebenen Konventualen Kardinal Otto von Augsburg  (1543-1573), in dessen Schutz sie sich begeben hatten für sein Kollgegium, die spätere Universität Dillingen 6000 Gulden für eine jährliche Pension von 100 Gulden, das sind etwa 28.491,00 €. Es handelt sich wohl m die

in der Urkunde erwähnten 6000 Gulden.

Gleich nach dem Tod von Abt Benedikt erschien eine Kommission in Lorch, bestehend aus dem Kirchenratssekretär Johann Winter und dem Schorndorfer Untervogt Sixt Veselin. sie inventierten den Klosterbesitz und notierten 12.000 fl an Bargeld, das sind etwa 3.418.864,00 €.

Außerdem hatte der Abt  eine namhafte Zahl von Ornaten hinterlassen, sowie Silbergeschirr, Kelche und Kleinodien. Zurecht attestierten ihm die Kommissare eine “spärige” Haushaltsführung.

Die Abtei war noch sehr reich an Grundbesitz Sie besaß etwa 800 Lehensgüter, mehr als 3000 Morgen Wald,das sind etwa 94.560 Hektar und hatte 14 Zollstätten.

Die drei Mönche richteten an den Herzog das Gesuch,  einen von ihnen zum Abt zu wählen.

Mit dem Verweis auf den Augsburger Religionsfrieden wurde aber am 19.Juni 1563 Georg Udal als erster evangelischer Abt in sein Amt eingeführt.

Er studierte  mit einem Stipendium an der Universiträt Tübingen und wurde dort am 14.06. 1441 immatrikuliert. Er war erst Pfarrerin Markgröningen, dann in Suttgart und vo0n 1551-1556 wieder in Markgröningen.

Von 1556-1563  war er Pfarrer in Bietigheim.  1563 wurde er Generalsuperintendent. 1559 unterzeichnete er die große Kirchenordnung.1563 wurde er  Abt in Lorch.

Er war verheiratet und hatte eine Tochter und einen Sohn.

Der evangelische Abt  war Vorstand der Klosterschule und des gesamten Klosterhaushaltes. außerdem war er zumindest nominell für die gesamten Klosterbesitzungen verantwortlich.

Die Verwaltung besorgte aber ein herzoglicher Beamter.

Der evangelische Abt besaß wie sein katholischer Vorgänger die Landstandschaft und wurde zu den Landtagen einberufen. Außerdem war der Lorcher Abt seit Udal einer der vier Generalsuperintentenden.

Diese hatten mit dem Kirchenrat die notwendigen Beschlüsse zu fassen.

Abt Georg verstarb  am 16.11. 1576.

Auf ihn folgte Abt Magister Abel Weinlin (Vinarius) (1577–1602)

Er ist  1530 in Hausbergen geboren. Am 31.5. 1551 wurde er in Tübingen immatrikuliert. Er war Pfarrer in Hagelloch.

Von 1577- 1602 war er Abt von Lorch und 1577 wurde er auch Generalsuperintendent.Er war zwei mal verheiratet und hatte insgesamt 13 Kinder.

Er verstarb am 27.02. 1606 in Herrenberg.

1584 wurde die Klosterschule auf Befehl von Herzog Ludwig (1568-1593) wieder aufgehoben und mit der Schule von Adelsberg zusammengelegt.

Das geschah wohl auf der schlechten wirtschaftlichen Lage des Klosters. Wie oben ausgeführr wurde das Klostergut zwar als Eigengut verwaltet. Die Herzöge achteten aber sehr darauf, dass Gewinn erwirtschaftet wurde.

Dieser stellte einen wesentlichen Teil des württembergischen Haushaltes dar.

Während der Regierungszeit von Abt Abel wurden auf Befehl Herzog Friedrichs I. (1593-1608) wurden mehrere Hohenstaufengräber geöffnet Dabei sollen mehrere Kostbarkeiten gefunden worden sein, auch die sterblichen Überreste von Philipp

und seiner Gattin Irene gefunden. Die Gräber wurden dann wieder geschlossen. Crusius berichtet in seinem Diarium davon.

Nachfolger  von Abt Abel wurde Magister Jakob Magirus.

Er ist am 12.10.1562 in Stuttgart geboren. Am 04.05.1580 wurde er in Tübingen immatrikuliert. Seinen Magistergraf erreichte er dort am 14. August 1582. Er war dann Repetent am Tübinger Stift.

1588 wurde er Diakon in Bietigheim. Dann wechselte er an die Stiftskirche nach Stuttgart, wo er Oberdiakon wurde.

1^602 wurde er zum Abt von Lorch berufen, was er bis zu seinem Tod, was er bis zu seinem Tod 1624.blieb. 1588 heiratete er Hedwig Andreae (1571–1614), die Tochter des Reformators Jakob Andreae.

Mit ihr hatte er 7 Kinder, von denen zwei früh starben

Er dichte mehrere Kirchenlieder, von den 3 in das Stuttgarter Gesangbuch aufgenommen wurden, Seine “Ettliche christliche Gebett und Dancksagung in hochbeschwehrlichen Nöten und Anfechtungenj” erschien in zwei Auflagen.

Jakob Magirus verstarb am 2.6. 1624 in Lorch.

Melchior Nicolai (1625–1627) wurde sein Nachfolger. Er ist am 14. Dezember 1578 als Sohn des Gerichtsverwandten Melchior geboren. Als Gerichtsverwandter wurde jemand bezeichnet, der zu einem bestimmten Gericht gehörte.

Wegen seiner Begabung wurde er zum Theologiestudium bestimmt. Nach seinem Studium wurde er Vikar in Adelsberg bei  Andreas Osiander, der einflußreichste Prediger und  Sprecher der evangelischen  Seite auf dem Religionsgespräch im März 1525 war.

Er reformierte auch Nürnberg und später von Kurfürst  Ottheinrichs von der Pfalz (1502–1559)  mit der Reformation des Fürstentums Pfalz-Neuburg betraut.

1619 wurde er als ußerordentlicher Professor für Theologie an die Universität berufen.Anfangs hatte er dort einen schweren Stand. Man beschuldigte ihn sogar „grober Calvinianischer und Nestorianischer Irrthumben“.

Die Zwistigkeiten kamen auch dem streng orthodoxen Herzogs Johann Friedrich (1608-1628) zu Ohren. Dieser wollte ihn sogar auf die Prälatur von Anhausen versetzen.

Auf Fürbitte des Senats nahm der Herzog dies schließlich zurück. 1625 wurde er als Prälat nach Lorch befördert.

1618 war der Dreißigjährige Krieg ausgeberochen. Auf Kloster Lorch hatte das zunächst keine Auswirkungen.

Aber 1626 hatte Wallenstein Ernst von Mansfeld besiegt  1627 hatte er ganz Norddeutschland besetzt. Die protestantische Sache schien verloren.

Kaiser Ferdinand  II.(1619-1627) befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er konnte es sich sogar leisten, am m 6. März 1629 das “Restitutionsedikt” zu erlassen.

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.

Das gegen Reichsrecht verstoßende Edikt hatte für Württemberg gravierende Folgen. 1630 wurden durch kaiserliche Kommissionen zahlreiche Klöster rekatholisiert.

Württemberg verlor rund ein Drittel seines gesamten Territoriums.

Abt Melchior musste 1629 seinen Abtsstuhl in Lorch räumen.

Kaiser Ferdinand übergab Kloster Lorch dem Abt von St. Blasien Blasius II. Münzer (1625–1638) Als Abt und Administrator wurde Friedrich Kohler (1634–1639)

Das Resitutionsedikt hatte nicht lange Bestand. Die Landung  des schwedischen Königs Gustav Adolf (1611-1632) und sein Eintritt in den Krieg sowie seine raschen Erfolge

änderten die Lage sehr schnell. Im Prager Frieden vom 30. Mai 1635 musste Kaiser Ferdinand das Edikt für 40 Jahre aussetzen.

Im Westfälischen Frieden 1648 wurde das Edikt wieder aufgehoben und  der Konfessionsstand von 1624 als verbindliche Norm festgeschrieben.

In Lorch wurden noch zwei weitere Äbte geführt, Vincentius Haug (1639–1641) und  Placidus Rauber (1641–1648),die aber praktisch keine Funktion mehr hatten.

Der evangelische Abt Melchior wurde 1631 wieder Professor in Tübingen 1632 war er dort Rektor und 1639 Vizekanzler.

1649 wurde er Konsistorialrat und Probst in Stuttgart. Dort verstarb er am 13. August 1669.

Evangelischer Nachfolger von  Abt Melchior wurde Abt Jakob vom Grab (1627–1630)

Er ist am  24.10. 1583 geboren, wurde am 2. 12.1601 in Tübingen immatrikuliert und studierte dort.

Dann war er Repetent in Tübingen, danach in Backnang und in der Stiftskirche in Stuttgart.

1627 wurde er zum Abt von Lorch berufen.

Am 17 August 1630  rückte der kaiserliche Kriegskommissar Wolf Rudolf Freiherr von Ossa [1574-16.9.1639 ) mit 30 Reitern in Lorch ein und besetzte das Kloster.

Die Bürgerschaft von Lorch entband er von ihrem Treueid gegenüber dem Haus Württemberg-

Abt Jakob wurde Stiftsprediger in Tübingen. Von 1632-1637 war er Konsistorialrat in Stuttgart.Er verstarb am 25.7.1637 an der Pest.

Als Nachfolger von  Abt Johann  wurde Johann Jakob Albich (1633–1634) zum evangelischen Abt von Lorch bestellt.

Er ist am 7.9.1578 in Tübingen geboren- Er wurde am 27.8.1597 in Tübingen imatrikuliert und studierte dort. 1605 wurde er Pfarrer in Öschelbronn. Unter ihm wurde dort der Neubau der zu klein gewordenen Kirche begonnen.

1624-1630 war er vermutlich Propst in Herrenberg.1630-1634 war er Abt von Kloster Korch und Generalsuperintendetn in Adelberg

Nach der Schlacht von Nördlingen am 6.September 1634, als die Schweden unter  Bernhard von Sachsen Weimar (1604-1639) und General Gustav Horn (1592-1657) eine vernichtende Niederlage erlitten,

musste Abt Johann Jakob Kloster Lorch wieder verlassen und es den katholischen Mönchen überlassen. Diese wurden 1643 durch einen Überfall der Protestanten verlassen und verloren auch immer wieder Mönche durch Seuchen.

Abt Johann Jakob verstarb am 27.6.1637 in Straßburg

1648 im  Westfälischen Frieden kam Kloster Lorch wieder definitiv an Württemberg.

Der Verwalter  von St. Blasien Placidus Rauber, wollte zuerst Kloster Lorch nicht abgeben, weil das nach seiner Aussage nur der Abt von St. Blasien machen könne.

Placidus Rauber und die verbliebenen Mönche verließen dann aber das Kloster,wobei sie die noch vorhandenen Reliquien und Dokumente mit nahmen.

Ihre Ansprüche auf Kloster Lorch gaben sie aber nicht auf.

Mit Magister Wendel Bilfinger( 1651–1661) wurde wieder ein evangelischer Abt in Lorche ernannt.

Er ist am 17.9.1591 Leonberg geboren und studierte 1611 in Tübingen. Er war ab 1636 Pfarrer in Nürtingen und dann Abt in Lorch. Er starb am 11.4.1661 in Nürtingen

Es folgten nun 13 evangelische Äbte.

Johann Jakob Müller 1662–1669

Johann Christian Hengheer 1669–1671

Christoph Wölfflin 1671–1680

Joachim Martini 1683–1697

Georg Burkhard Knebel 1699–1703

Michael Förtsch 1703–1705

Johann Wendel Bilfinger 1707–1713

Christoph Zeller 1713–1727

Christian Matthäus Pfaff 1727–1756

Jeremias Friedrich Reuß 1757–1777

Christian Friedrich Sartorius 1777–1785

Johann Friedrich LeBret 1786–1805

Christian Friedrich Schnurrer 1806

Seit 1727 war der Kanzler der Universität Tübingen Abt von Kloster Lorch-. Diese bezogen die Abtei nicht mehr.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Klosterräume weltlichen Zwecken zugeführt. Sie wurden von Verwaltern des früheren Klostergutes bewohnt.

Außerdem wohnten die Förster dort.

Das Klosteramt wurde mit der Erhebung Württembergs zum Königreich 1806 aufgelöst.

Im späten 18. Jahrhundert wurde Lorch zu einem staufergeschichtlichen Erinnerungsort.

Ende des 19. Jahrhunderts begann man mi Restaurierungen der Klostergebäude und brachte Erinnerungstafeln an.

Ende1932 hatte die evangelische Württembergische Landeskirche die Räume des Klosters für eine Evangelische Bauernschule zur Verfügung gestellt. Ab Herbst 1934 verbot der NS-Staat der Kirche die Nutzung der Räume, löste die Bauernschule auf und richtete stattdessen eine nationalsozialistische Bauernhochschule ein. Sie wurde vom Reichsnährstand finanziert, lehrte die Blut-und-Boden-Ideologie und bestand bis 1945.

Ab 1937 wurde die Klosterkirche zu einer „Staufer-Gedenkstätte und … Stätte für nationalsozialistische Feierstunden“ erklärt. Feiern der NSDAP und der SS wurden hier abgehalten, ebenso nationalsozialistische „Eheweihen“, „Jugendweihen“ und ab 1940 auch „Heldenfeiern“ für gefallene Soldaten. Gemeinsames Leitbild dieser Feiern war die Verherrlichung der Staufer, in deren Tradition sich die Nationalsozialisten

Seit 1947 betreibt ein evangelisches Hilfswerk ein Altenpflegeheim im Kloster.

 

                                                                                                                                                                                                               

05 Jan. 2025

Reichsabtei Salem

Berthold II. Tutz
1358–1373 (Rücktritt)

                                                                                                                                              

 

In Adelsreute, einem Ortsteil von Taldorf, das heute zur Stadt Ravensburg gehört

wollte Ritter Guntram von Adelsreute seinen Besitz, der aus verschiedenen Dörfern und Weilern im

dicht besiedelten Linzgau am nördlichen Bodensee befand, 1123 in ein Zisterzienserkloster investieren.

1134 wandte er sich deshalb an den Abt von Kloster Lützel, das im äußersten Süden des Elsaß direkt an der Grenze zur Schweiz liegt.

Er bat Abt Christian (1131 ?- 1175 ?) einen Gründungskonvent in das von ihm geplante Kloster zu schicken.

Guntram hatte noch einen weiteren Besitzkomplex, der sich im Tal der Aach befand.

Darin lag der Ort Salmannsweiler, ein kleines Dorf mit einer Pfarrkirche, die der heiligen Verena und dem heiligen Cyriakus geweiht war, umgeben von einigen kleinen Weilern.

Dort sollte das neue Kloster entstehen.

Der Abt sandte den Salemer Cellerar Frowin mit 12 Mönchen nach Salmansweiler. Nach der Cistercienser Chronik Nr. 3 vom 1.Januar 1891, S. 2, war er Mönch in Bellevaux, der dem Mutterkloster von Lützel

geschickt wurde,und gehörte vielleicht dem Gründungskonvent an, der von dort nach Lützel geschickt wurde.

Das Kloster erhielt den Namen Salem. Im Alten Testament war das der Sitz des Königs Melchisedek-Im Mittelalter wurde das biblische Salem als der ältere Name von Jerusalem gedeutet.

Nach ihrer Ankunft begannen die Mönche sofort  mit dem Kloster-und Kirchenbau.

Auch die rechtliche Absicherung wurde schnell vorangetrieben.

Papst Innozenz II. (1133-1143) bestätigte  am 17. Januar 1140 die Schenkung Guntrams von Adelsreut und nahm Kloster Salem in seinen Schutz. (Codex Salamiticus 2, S 2).

und erklärte dessen Vogtfreiheit.

Im gleichen Jahr stimmte Herzog Friedrich II. von Schwaben (1105-1147) der Gründung des Klosters zu.

König Konrad III. (1138-1152) bestätigte am 19. März 1142 in Konstanz die Gründung des Zisterzienserklosters Salem durch Guntram und bestätigte seinen Besitz.

Außerdem sicherte er als dessen alleiniger Vogt gegen alle Eingriffe Dritter. Konrad III. – RI IV,1,2 n. 234

Die Staufer förderten die weitere Entwicklung von Kloster Salem tatkräftig und nutzten ihre Vogtei als Instrument ihrer Territorialpolitik.

Da auch das Mutterkloster Lützel den Staufern verbunden war, ergänzte sich das natürlich.

Am 20, Februar 1146 bestätigte Papst Eugen III. (1145-1153), der erste Zisterzienserpapst, die Schenkung Guntrams für Salem und nahm das Kloster in seinen Schutz. (Codex Salamiticus 4, S 7 ff).

Das junge Kloster erfreute sich sofort eines regen Zulaufes und schon 1147 konnte Kloster Salem seine erste Tochter gründen, nämlich in Raitenhaslach an der Salza, nahe bei Burghausen.

Die Besiedelung durch Salemer Mönche ist  zwar nicht direkt dokumentiert, aber durch das stets unangefochtene Visitationsrecht ausreichend belegt.

(Zu Kloster Raitenhaslach, Tennenbach, Wettingen und den unter Abt Eberhard gegründeten Zisterzienserinnenklöstern sie he das jeweils betreffende Kloster in Mei Büchle)

Am 25. August 1152 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) nur knapp fünf Monate nach seiner Wahl zum deutschen König  Kloster Salem in seinen Schutz und bestätigte seine Güter im einzelnen. Friedrich I. – RI IV,2,1 n. 130

Kurz nach seiner Kaiserkrönung  nahm Friedrich Kloster Salem wieder in seinen Schutz und bestätigte die Güter des Klosters, die aus dem Erbe des Guntram von Adelsreute zuerst in die Hand des Abtes Christian von Lützel  und später durch König Konrad

an Abt Frowin übergeben wurden. Friedrich I. – RI IV,2,1 n. 370

In der Cistercenserchronik Nr.3 , S 3ff wird berichtet, dass Abt Frowin  Bernhard von Clairvaux (* um 1090-1153) auf dessen Reise 1146 durch Deutschland, auf der er für die Kreuzzüge warb, begleitete.

Ebenfalls mit dabei der Konstanzer Bischof Herrmann von Arbon (1138-1165), der Bernhard von Clairvaux nach Konstanz eingeladen hatte und ihn auf dessen Reise durch die Diözese Konstanz begleitete.

Es spricht schon einiges für diese Darstellung, denn Frowin war der Abt des bis dahin einzigen Zisterzienserklosters der Diözese Konstanz und dürfte Bernhard auch persönlich vom Besuch des Generalkapitels von 1146,

bei dem er wohl dabei war, gekannt haben.

Die Klosterkirche wurde zischen 1150 und 1160 fertiggestellt. Die Kirche hatte nach der Salamitaner Chronik 8 Altäre, von denen Bischof Herrmann 2 weihte.

Abt Frowin tritt noch ein mal als Schiedsrichter in einer Streitsache zwischen den Klöstern St. Blasien und Allerheiligen in Schaffhausen zusammen mit Abt Christian von Lützel und Abt Frowin (1143–1178,) am 14. Oktober 1164 auf (S. 7)

1160 stellt Friedrich eine weiter Schutzurkunde für Kloster Salem aus.  Friedrich I. – RI IV,2,2 n. 844

Abt Frowin starb am 27. Dezember 11 65.

Der zweite Abt von  Salem war Godefridus (1166–1168

Auf ihn folgte Abt  Erimbertus (1168–1175 )

Am 4. Januar  1178  nahm Papst Alexander III.(1159-1183) Kloster Salem  und seine Besitzungen in seinen Schutz, bestätigte diese und verlieh dem Kloster verschieden in der Urkunde genannten Begünstigungen. (Codex Salamiticus 21, S 34 ff).

Abt war nach der Biographia cisterciensis Christian (1175–1191)

1180 bestätigte  der Einsiedler Abt Wernher II. von Toggenburg (1173 –1192 ) den Verkauf des Gütleins Maurach an das Kloster Salem (Codex 23, S. 37)

Das war ein wichtiger Ort für das Kloster, denn er lag direkt am Bodensee und sicherte so den Zugang zur Güterschiffahrt auf dem Bodensee. Zunächst war Maurach  Getreidelager, Umschlagsplatz mit Schiffanlegestelle,Dann wurde dort die Sommerresidenz 

der Äbte von Salem gebaut.

1180  unterstellte der Abt von Lützel Archenfried (1179-1181) das ihm unterstellte Kloster Tennenbach Abt Christian von Kloster Salem, das damit Tochterkloster von Salem wurde.

(tennenbacher Urkundenbuch S. 6)

Tennenbach war nicht von Salem gegründet worden, sondern von Frienisberg, war aber Lützel unterstellt, da Frienisberg ein Tochterkloster von Lützel war.

Am 20. Juni 1183  nahm Kaiser Friedrich Kloster Salem mit seinen näher bezeichneten Schutz  und nahm es in seinen unmittelbaren und ausschließlichen Schutz.  (Codex 26, S. 41 ff.)

Salem war nun Reichskloster.

Am 4. März 1184 beauftragte Papst Lucius III. (1181-1185)  Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Prioren, Archidiakone, Dekane, Priester und Prälaten , das Privileg der Zisterzienser der Zehntbefreiung zu beachten, und dafür zu sorgen, dass niemand von dem Abt

und Brüdern von Salem Zehnt verlangt und das bei Zuwiderhandlung mit Exkommunikation zu bestrafen. (Codex 28, S. 45 ff.)

Am 4. März 1185 nahm Papst Lucius Abt Christian und seine Brüder von Kloster Salem in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. (Codex 34, S 53 ff)

Damit hatte Abt Christian neben dem ausschließlichen Schutz des Kaisers auch die Zehntbefreiung bekommen und einen päpstlichen Schutzbrief erhalten.

Am 18. 11 1190 bestätigte Papst Clemens III. (1187-1191) Abt Christian den Zehnten von Maurach. (Codex 43, S 67 f.)

Christian  regierte bis 1191.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard I. von Rohrdorf (1191–1240), der bedeutendste Abt Salems im Mittelalter.

Der Vater von Eberhard war Graf Gottfried von Rohrdorf (+ 1191) Die Familie zählte zu einem der führenden Hochadelsgeschlechter im Bodenseeraum.

Sie hatten Besitz um Messkirch, in Oberschwaben,im Hegau und im Linzgau. Die erste Rheinbrücke in Konstanz soll von ihnen errichtet worden sein.

Eberhard wurde um 1160 geboren.  Um 1180 trat er in das Kloster Salem ein.

Am 12. Juni 1191 wurde er zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Christian gewählt. Über seine Klostertätigkeit vor seinem Abbatiat ist nichts bekannt.

Zu Beginn seiner Amtszeit konnte er Streitigkeiten  wegen der Grangie Madach mit dem Reichsministerialen Ulrich von Bodman beenden. Der Konstanzer Bischof  Diethelm von Krenkingen (1189 –1206 )

beurkundete dazu eine Sühne. (Coidex44, S. 68 ff.)

Am 7. Juni 1192 nahm  Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) auf Bitten Abt Eberhards Kloster Salem mit seinen Besitzungen in seinen Schutz. (Codex 45, S. 70 ff.)

Am 6. November 1194 bestätigte Papst Cölestin III. (1191-1198)  dem Kloster Salem allen Besitz, den es vom Bistum Konstanz und vom Kloster Reichenau erworben hatte (Codex  51, S. 78 f.)

Auch setzte Cölestin in dieser Urkunde fest, dass wenn der jeweilige Bischof von Konstanz sich weigern sollte, dem Abt von Salem die Benediktion zu erteilen oder andere bischöfliche

Geschäfte auf Ersuchen nicht vornimmt, das Kloster berechtigt ist, einen anderen Bischof anzugehen. Codex 54, S. 81 ff)

Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Heinrichs VI. am 26. September 1197 gab es 1198 zwei Königswahlen. Gewählt wurden Philipp von Schwaben (1198-1208), aus der Familie der Staufer und

Otto IV. von Braunschweig (1198-1218) aus dem Hause der Welfe. Beide beanspruchten den Thron für sich. Es kam zum “deutschen” Thronstreit.

Abt Eberhard stellte sich auf die Seite Philipps und war auch oft in seiner Umgebung.

Er nahm 1201 am Reichstag in Ulm teil, an dem er den Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200–1246 ) kennen lernte.

Eberhard unterstellte sein Kloster formell dem Erzbischof von Salzburg. Das starke Wachstum Salems hatte zu Konflikten mit dem umliegenden Adel und auch dem Bischof von Konstanz geführt.

Eine tatsächliche Abhängigkeit  von Salzburg hatte die Unterstellung nicht geführt. Für Salem war es aber eine Absicherung. Sie war auch finanziell lukrativ, denn der Salzburger Erzbischof

schenkte Kloster Salem am  16. Dezember 1201 eine Salzgrube mit Salzpfanne in Wallbrunn bei Hallein  verbunden mit dem Recht, das dazu nötige Holz in den Wäldern schlagen zu dürfen.

(Codex 61, S. 91)

Papst Innozenz III. bestätigte diese Schenkung am 15. März 1202 (Codex 62, S. 93)

König Philipp bestätigte diese Schenkung am 3. August 1207 ebenfalls und nah in dieser Urkunde auch Kloster Salem und seine Besitzungen in seinen Schutz. (Codex  67, S. 98 ff)

Geschickt abgerundet wurde dies durch Verhandlungen mit den Pfalzgrafen bei Rhein und den Herzögen von Bayern, die für die Salztransporte Zoll- und Mautfreiheiten einräumten,

so dass Salem dieses Salz lukrativ am Bodensee verkaufen konnte.

Der Salzhandel dauerte für Salem bis 1530, als es zusammen mit dem Erzstift Salzburg  seine Saline für  888 Florentiner Gulden, das sind  etwa 235.124,00 €.  an den bayrischen Herzog Ludwig X. (1514 -1545) verkaufte.

(Franz Xaver Conrad Staiger Salem oder Salmannsweiler-ehemaliges Reichskloster, Salem 1862, S. 83) Salem besaß auch ein Haus in Salzburg, das es  nach Staiger bedingt durch die Kriegsfolgen des 30-jährigen Krieges 1651

für 1200 fl., das sind  ungefähr 953.207,00 €., an das Domkapitel Salzburg verkaufte.

1201 reiste Abt Eberhard zusammen mit Erzbischof Eberhard von Salzburg im Auftrag Philipps von Schwaben  zu Papst Innozenz III. nach Rom, um diesen zur Anerkennung der Nachfolge Philipps auf dem deutschen Thron zu gewinnen,

was ihnen aber nicht gelang.

Am 3.07 1207 bestätigte König Philipp die Schenkung der Saline durch Bischof Eberhard von Salzburg und nahm dabei gleichzeitig Kloster Salem in seinen Schutz. (Codex 67, S. 98 ff.)

1207 vermittelte Abt Eberhard nochmals zwischen König Philipp und Papst Innozenz.

Vor 1208 gestattete König Philipp sowohl mit Kirchen als auch geistlichen und weltlichen Personen Güter zu tauschen.

Als Philipp am 21.06.1208 in Bamberg ermordet wurde, erkannten Abt Eberhard und der Salemer Konvent die Königsherrschaft Ottos IV. an.

Otto IV:  stellte dem Kloster mehrere Urkunden aus. In einer undatierten  Urkunde nahm er Kloster Salem in seinen Schutz. (Codex 71, S. 102 f.)

Am 14. Juli 2009 stellte er in Ulm eine weitere Schutzurkunde aus und gab in dieser Urkunde dem Abt auch das Recht, sich in den Geschäften des Klosters durch einen bevollmächtigten Bruder des Klosters

vertreten zu lassen. (Codex 73. S.103 f.)

Schon am 27. Januar 1209 hatte er dem Kloster ein Urkunde ausgestellt, in der er dem Kloster gestattete, von seinen Dienstmannen und anderen Personen, Geschenke anzunehmen. (Codex S. 72, S. 105 f.)

Trotz dieser Anerkennung des Königtums  von Otto hielt Eberhard insgeheim weiter Kontakt zu Philipps Neffen Friedrich II., der ab 1198 König von Italien war.

Schon 1210 bestätigte Friedrich von Catania aus Kloster Salem alle seine Rechte und Besitzungen. (Codex 75, S. 107  ff). Sicher hat das Kloster dies nicht an die große Glocke gehängt.

Dass die Zeiten direkt nach dem Tod Philipps ein bisschen  unsicher waren, zeigt auch eine Schutzurkunde von Papst Innozenz vom 7. November 1209, in der der Papst dem  Erzbischof von Mainz, das war 1209

Siegfried II. von Eppstein (1200 –1230 ) und seinen Suffraganen sowie dem Basler Bischof Lüthold von Aarburg (1191- 1213) sowie Äbte und Prälaten beider Diözese befahl, Abt und Brüder des Klosters Salem

vor ihren Verfolgern zu schützen. (Codex 74, S.107)

Friedrich setzte sich ab 1212 zuerst in Süddeutschland und dann in Norddeutschland gegen Otto durch.

Am 5. Dezember 1212 wurde Friedrich in Frankfurt zum deutschen König gewählt und am 9. Dezember in Mainz von Erzbischof Siegfried II. gekrönt.

Die Beziehungen Eberhards zu Friedrich II. bleiben in der Folge immer eng, ebenso wie zu Friedrichs Sohn Heinrich VII. (1220-1235).

Schon am 31. März 1213 bestätigte er in Konstanz die 1210 in Catanis ausgestellte Urkunde. (Codex 84, S. 121 f)

Mit demselben Datum bestätigte er auch die von Erzbischof Eberhard von Salzburg getätigte Schenkung der Saline in Mühlbach. (Codex 85, S. 123 )

In dieser Zeit bestätigt Friedrich auch eine ganze Reihe von Besitzungen.

Vor 1220 befahl Friedrich allen Schultheissen in Schwaben, falls in den dortigen Städten für ihn Gelder erhoben werden, von den Häusern, welche Salem gehören,

nichts zu fordern. (Codex  109, S. 149 f)

Noch weiter ging die Urkunde von Heinrich VII. vom 9. August 1231, in der er den Reichsbeamten mitteilte, dass die Besitzungen von Kloster Salem

“im ganzen reich frei von ieder steuer und abgabe sein sollen.”  Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4215

Abt Eberhard baute die wirtschaftliche Grundlage seines Kloster gezielt aus. Das Stiftungsgut um Adelsreute war schon 1198 in eine Grangie umgewandelt worden.

Die ausgedehnte Grangienwirtschaft produzierte rasch Überschüsse konnten in den umliegenden Städten verkauft werden und verschafften ausreichende Mittel, die gezielt zum Grunderwerb genutzt werden konnten.

So entstand die Grangie Runstal bei Schwenningen durch eine gezielt von Eberhard verfolgte Besitzpolitik. Das gilt auch für die Grangie Altmannshausen bei Zwiefalten.

1250 besaß Kloster Salem 22 Grangien. Diese wurden von Konversen bewirtschaftet, die wiederum Lohnarbeiter beschäftigten.

In den Grangien wurde Getreide, Obst und Gemüse angebaut.Auch Viehzucht und Fischfang spielte eine Rolle,

Wichtigstes Produkt in Salem war der Wein. Zwischen Lindau und Stockach wurde am Bodensee in 28 Orten Wein angebaut.

Das Kloster besaß  Stadthöfe in Ulm, Esslingen, Konstanz , Überlingen, Reutlingen  und an 20 kleineren Orten.

Am 24. April 1222 beurkundete König Heinrich VII., dass sein Notar Marquard Pleban  ein Haus mit Kapelle und Hof an Abt Eberhard und das Kloster Salem geschenkt hat. (Urkunde 27 Ulmer Urkundenbuch S. 39)

Es ist das älteste Steinhaus von Ulm. 1267 überließ es Abt Eberhard II. von Wollmatingen  (1241–1276) dem Reichenauer Konvent und Abt Albrecht von Ramstein (1260–1294)

gegen ein Grundstück  am Bodensee.

1309 erwarb Kloster Salem ein anderes Haus in Ulm.

Ab 1505 hatte Salem einen anderen Pfleghof in Ulm.  1794 wurde der Hof abgerissen und  neu erbaut und war bis 1803 Pfleghof des Klosters Salem. Er befindet sich in der Frauenstraße 2 in Ulm.

In Konstanz hatte Kloster Salem einen Pfleghof am Seeufer. Schon 1217 hatte das Kloster das Recht, dort Gelände aufzuschütten und ein Haus zu errichten. Die ersten Gebäude sind ab 1238 nachweisbar. Das Hauptgebäude

wurde 1317 erbaut.Das Gut mMudach war über den See aus gut mit dem Schiff zu erreichen. Das Kloster konnte seine Güter als einfach nach Konstanz bringen, um dort Handel zu betreiben.

In Krisenzeiten konnten so auch Gegenstände und natürlich Personen in Sicherheit gebracht werden. Die sogenannte Herberge wurde 1866 abgerissen und befand sich in der Salmannsweilergasse in Konstanz.

Möglicherweise hatte der Salmannsweiler Hof schon einen Vorgänger, das sogenannte Hospitiium. Da war dann wohl auch Bernhard von Clairvaux auf seiner Kreuzzugspredigtreise 1146/7 zu Gast gewesen.

Während des Konstanzer Konzils hatte Kaiser sigismund (1411-1437) 1414 sein Quartier  Ein Jahr später kam der Salzburger Erzbischof Eberhard III. von Neuhaus (1403–1427) zum Konzil und war ebenfalls im Salmannsweiler Hof untergebracht.

Er kam zu Schiff an. Seine 170 Pferde wie der Chronist des  Konzils Richental berichtet waren aber in Kloster Salem und Umgebung untergebracht.

Neben den auf den Grangien erzeugten Gütern wurde das Salz aus der Salemer Saline bis nach Lindau gebracht, dort verladen und über den Bodensee nach Konstanz gebracht, im Salmannsweiler Hof gelagert und von dort verkauft.

Der Salmannsweiler Pfleghof in Überlingen wurde 1231 erstmals urkundlich erwähnt, Das Grundstück wurde aber wohl schon 1211 erworben. Der Hof in Überlingen besteht einem barocken Südflügel, das mit einem mittelalterlichen Torhaus mit spätgotischem Erker und Zinnen verbunden sind. Im Hof Dahinter befanden sich die Wirtschaftsgebäude des Pfleghofes. Nach der Säkularisation wurde der Hof als Brauerei und Gaststätte benutzt.

In Eslingen hatte Kloster Salem seit 1229 einen Pfleghof.(Codex 161, S.195)  Die Zisterzienser waren in Esslingen gut vertreten, den die Kloster Bebenhausen, Kaisheim und Fürstenfeld hatten in Esslingen ebenfalls Pfleghöfe.

Alle 4 Klöster betrieben auch Weinbau in Esslingen.

Das Gebäude des Pfleghofs war möglicherweise schon vor sein er Nutzung als Pfleghof  Teil der früheren Stauferburg, die um 1200 zu einer Pfalz der Staufer umgebaut wurde.

Unter den Äbten Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ) und Jodocus II. Necker( 150-1529) wurden zwischen 1508 und 1515 zahlreiche bauliche Veränderungen vorgenommen.

Trotz der Reformation blieb der Pfleghof weiter im Besitz von Kloster Salem. Allerdings gab es jetzt oft erhebliche Reibereien.

Bis 1682 blieb der Pfleghof im Besitz von Kloster Salem. Dann wurde er an Württemberg verkauft.

1305 wurde erstmals der Pleghof von Salem in der Reichsstadt Reutlingen erwähnt.

1419 überließ Kloster Salem den Pfleghof der Bürgerschaft der Stadt.

Seit 1271 hatte Kloster Salem den Salemer Hof in Ehingen. Graf Ulrich III. (+1319) befreite diesen von allen Diensten und Steuern. Von hier ausverwaltete das Kloster die zahlreichen Güter des Klosters in der Umgebung der Stadt.

Dieser Hof diente also kaum als Handelshof des Klosters.

In Nürtingen erwarb Kloster Salem 1284 von Graf Berthold IV von Neuffen (+1292) dessen gesamten Nürtinger Besitz. Es war wohl die ehemalige Reichsdomäne, die Kaiser Heinrich III. (1039-1056)

am 07. September 1046 dem Domkapitel Speyer schenkte.(Heinrich III. – [RIplus] Regg. Heinrich III. n. 169 )

Diesen Besitz entwickelte das Kloster zu einem Pfleghof.  1482/83 baute das Kloster dort einen neuen repräsentativen Pfleghof.

Nürtingen war 1299 an Württemberg gekommen. Nach der Reformation in Württemberg  hatte der katholische Pfleghof unter Repressalien seitens der württembergischen Grafen und Herzöge zu leiden: Der Salemer
Hof hatte u. a. dessen Jagdhunde zu halten und die großen gräflichen Jagdgesellschaften zu bewirten, was in gewaltigen Gelagen ausartete und zum (un-)wirtschaftlichen
Faktor wurde. Im Jahr 1645 erfolgte schließlich die unentgeltliche Übergabe an Württemberg. In dem Anwesen installierte Württemberg eine herzogliche „Kellerei“.

1307 kaufte Kloster Salem in Biberach ein Haus und errichtete auf diesem Grund den Salmannsweiler Hof. Der Hof hatte ein eigens Tor mit einer Brücke über den Stadtgraben.

Er hatte eine eigene Hauskapelle, die 1502 geweiht wurde. Am 4. August 1516 brach dort ein Feuer aus, das sich zum großen Stadtbrand entwickelte und dann über 106 Häuser abbrannten.

Der Wiederaufbau verwickelte das Kloster in einen langen Rechtsstreit mit der Stadt. 1739 verkaufte das Kloster den Hof und Fischrechte in der Riss für 4500 fl, das sind ungefähr 3.558.293,00 € an

den Biberacher Spital. (Beschreibung des Oberamtes Biberach, Stuttgart 1837,S..69)

Das Hoch-und Spätmittelalter  erlebte eine regelrechte Stadtgründungswelle. Landesherren erhoben Ortschaften, die häufig aus kleineren Marktsiedlungen entstanden waren, zu Städten, indem sie ihnen Rechte verliehen. Mit Stadtgründungen erhofften sich die Herrscher, ihr Gebiet zu stärken und Einnahmen zu erzielen. Durch besondere Rechte unterschied sich die Stadt vom Umland. Viele Städte lagen verkehrsgünstig an Flussübergängen oder alten Römerstraßen.

Die Ansiedlung vieler Menschen auf kleiner Fläche bedeutete natürlich einen hohen Bedarf an Nahrung der Markt war also vorhanden.

Zwar sollten Klöster in erster Linie für den eigenen Bedarf produzieren. Da aber Mönche und Nonnen enthaltsam zu leben und sich nicht den Genüssen der Speisen hingeben sollten, blieb es nicht aus, dass sie Überschüsse erwirtschafteten.

Es ergab sich eine win win Situation für Städte und Klöster.Die Klöster sorgten für die Ernährung der Stadtbevölkerung und hatte einen Absatzmarkt für ihre Produkte.

Der französische Historiker Duby, Georges (1991) “Der heilige Bernhard und die Kunst der Zisterzienser “ Frankfurt am Main fasst die wirtschaftliche Tätigkeit der Zisterzienser so zusammen:

Von all den Fellen, Häuten, Balken, Roheisenbarren, Schuhen, verwendeten sie nur einen winzigen Teil für sich. Den Rest verkauften sie. Die Regel des heiligen Benedikt untersagte das nicht. Die vom Generalkapitel des Ordens erlassenen Bestimmungen erlaubten den Ordensleuten, auf die Märkte zu gehen, um Salz und andere unentbehrliche Waren zu kaufen, vor allem aber, um dort den Überschuss an Erzeugnissen gegen Geld zu tauschen. Die Zisterzienserabteien konzentrierten sich mehr und mehr auf den Handel, ersuchten ab 1140 die Herren der Straßen, Flüsse und Brücken wiederholt um Befreiung vom Wegegeld und gründeten Lagerhäuser an den Umschlagplätzen”

Diese Lagerhäuser waren Höfe in Städten mit gut etablierten Märkten, wo die Klöster ihre Produkte anbieten konnten. Solche Klosterhöfe in den Städten besaßen in der Regel mehrere Gebäude: Neben einem Wohnhaus auch Speicherbauten. Bei diesen Höfen war jedoch vor allem wichtig, dass sie sich durch besondere Freiheiten von den sonstigen städtischen Wohnplätzen unterschieden. Von städtischen Abgaben und der städtischen Gerichtsbarkeit waren sie befreit. Auch von ständigen Pflichten wie einem Beitrag zur Wache auf den Mauern und an den Toren der Stadt waren diese Höfe befreit. Dafür musste aber an die Stadt oft ein pauschaler Beitrag geleistet werden. Für die Klöster der Zisterzienser waren Stadthöfe oft lebensnotwendig: »Sie dienten ihnen nicht wie die Stadthöfe mancher anderen kirchlichen Institutionen nur oder vorzugsweise als Absteigequartiere (für Bischof oder Abt), sondern sie waren vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht nahezu unentbehrlich. Angesichts der großen Zahl von Zisterzienserklöstern, die im 12. und 13. Jahrhundert gegründet wurden, bildete zu Beginn des 14. Jahrhunderts der zisterziensische Klosterhof einen üblichen Bestandteil einer großen bis mittelgroßen deutschen Stadt.«

Um die Höfe herum konnte weiteres wirtschaftliches Leben erblühen. Die Höfe konnten Schankrechte besitzen: Wein und Bier gab es hier. Weil die Klöster zwar Tiere für Transportleistungen und wegen ihrer Häute und Felle benötigten, andererseits aber durch die Gebote der Enthaltsamkeit kaum Fleisch verzehrt wurde, kamen vielfach auch Fleischerzeugnisse auf den Markt. In manchen Städten unterhielten Zisterzienser eigene Fleischbänke (so in Hannover und München), um Geschlachtetes auf dem Markt anbieten zu können.Abt Eberhard hat die meisten Pfleghöfe von Kloster Salem

anlegen lassen und auch das zeugt für seine wirtschaftliche Weitsicht.

Er ließ 1215 den Codex diplomaticus Salemetinaus anlegen, ,ein Kopialbuch (Chartular) mit Urkundenabschriften und einer Klostergeschichte von der Gründung der Mönchsgemeinschaft bis zum Jahr 1210 (Historia brevis monasterii Salemitani, auch De fundatione claustri Salemitani).

Salem hatte schon seit den 1160-er Jahren ein eigenes Skriptorium. Unter Abt Eberhard entwickelte dieses eine rege Tätigkeit.

Das Gros der in dieser Zeit entstandenen  Handschriften ist auf die für den Zisterzienserorden festgelegte Liturgie abgestimmt Nach den Ordensstatuten waren folgende Bücher notwendig: Psalterium, Hymnar, Kollektar, Antiphonar, Graduale, Regel und Missale.

Die meisten dieser Bücher wurden  in Salem geschrieben. Meist wurden Vorlagen kopiert oder imitiert. Oft wurden renommierte Schreibmeister und Miniatoren von anderen Orten hinzugeholt.

Im Skriptorium arbeitete auch der Mönch und Schreiber Johannes Gallus. Er verfasste die Gedichte Planctus und Titulus novi Banaye id est Ottonis qui duos occidit leones

(Denkmal für den neuen Banaias, d.h. Otto, der zwei Löwen getötet hat) Er verfasste zudem ein Gedicht auf den Konstanzer Bischof und Wohltäter Diethelm von Krenkingen (1189-1206), der in Salem starb, und über die Ermordung des staufischen Königs Philipp,.

So um 1240 waren wohl die meisten notwendigen Handschriften vorhanden. Das Skriptorium wurde daher eingestellt. Nur vereinzelt wurden Bücher ersetzt

Die Neuanschaffungen dieser Zeit wurden vor allem aus anderen Skriptorien bezogen,

Erst in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Skriptorium wieder tätig. Abt Ludwig Oschwald

(1458/59-1471) ließ neue Gradualien anfertigen.

Schreibmeister Leonard Wagner (1453-1522) aus der Benediktinerabtei St. Afra in Augsburg Leonhard Wagner ist der bedeutendste Kalligraf  der deutschen Spätrenaissance und Schöpfer der Deutschen Fraktur.

Auch Nikolaus Bertschi ( + 1541/42) war auch kurz in Salem. Er war kein Mönch und ist zwischen 1511 und 1541 in Augsburg belegt und war als Iluminator und Formenschneider tätig.

Leonhard Wagner unterrichte die Salemer Mönche auch im Notenschreiben und befähigte sie so, die Antiphonare eigenhändig fertig zu schreiben.

Ein weiterer Aspekt der Tätigkeit Eberhards muss erwähnt werden. Er war so etwas wie ein Pionier bei der Anerkennung der Zisterzienserinnen.

1132 wurde zwar schon 1132 in der heutigen französischen Gemeinde Tart-l’Abbaye in Burgund Kloster Tart als erstes Frauenkloster der Zisterzienser gegründet, aber die Männerklöster taten sich lange sehr schwer mit den Frauen.

Der Orden weigerte sich lange, Frauenklöster in den Klosterverband aufzunehmen. Erst 1228 ist die erste Aufnahme eines Frauenklosters in den Orden durch Quellen zu belegen.

Zwischen 1200 und 1270 entstanden über 800 Frauenkonvente in ganz Europa, mehr als es je Männerklöster gegeben hat, die sich im Sinne von Citeaux zusammenschlossen.

Viele hielten zwar zisterziensische Regeln und Konventionen bei, schlossen sich dem Orden aber nicht an. Der Grund lag vielleicht auch darin, dass die Frauenklöster beim Beitritt zum Orden ihre Unabhängigkeit verloren und sich dem Vaterabt eines Männerklosters unterordnen mussten.

Ware n sie aber in den Ordensverband aufgenommen, achtete der Vaterabt auf die Einhaltung der Gebräuche und regelte die wirtschaftlichen Belange. Gleichzeitig erhielten die Frauenkonvente Unterstützung durch Konversen des Ordens für ihre Güter und wurden durch Beichtväter seelsorgerlich betreut.

Im oberschwäbischen Raum gab es Reihe von Frauengemeinschaften, meist Beginen, die von Eberhard tatkräftig unterstützt wurden

Eberhard wurde sowohl vom Papst als auch von den Staufern hochgeschätzt und er nutzte seinen Einfluss auch bei der Unterstützung der Frauengemeinschaften.

Er begleitete die Frauengemeinschaften von ihrem Entstehen bis zur Aufnahme in den Ordensverband und half ihn meist schon beim Landerwerb.

So war er bei Kloster Wald schon in den Kauf mit eingebunden. Er genehmigte den Platz für die Klostergründung. Er erwirkte die päpstlichen Privilegien und er er übermittelte das Inkorporationsverlangen der Frauen an das Generalkapitel.

Kloster Wald wurde 1212 gegründet.

Der Grund für Kloster Rottenmünster hatte ursprünglich den Chorherren in Konstanz gehört. Dort lebte eine Schwesterngemeinschaft unter ihrer Meisterin Williburgis.

Diese Gemeinschaft gab den Grund nun an Eberhard weiter. Rottenmünster wurde dann 1221 gegründet

In Altheim bei Riedlingen gab es eine Schwesterngemeinschaft. Diese übersiedelte 1227 nach Wasserschapf. Diese Gemeinschaft sollte dem Zisterzienserorden zugeführt werden.

Abt Eberhard stand der Schwesterngemeinschaft bei. Er war behilflich beim  Erwerb von Land in Wasserschapfen aus dem Besitz Konrads von Markdorf (1227) und beurkundete den Vorgang.

Dort entstand das nach einer Kreuzreliquie benannte Kloster Heiligkreuzthal. Schon 1231erhielt es das päpstliche Schutzprivileg („Privilegium Cisterciense“).

Nach der Aufnahme in den Orden war Eberhard als Aufseher und Vaterabt in Kloster Heiligkreuztal tätig und leistete seelsorgerische Dienste bei den Nonnen.

1227 gründete Abt Eberhard mit Kloster Wettingen in der Nordschweiz das zweite eigene Tochterkloster von Salem.

In Maselheim hatten zwei adlige Familien eine Beginenklause gegründet. Als “Heggbacher Geburtsurkunde” gilt die am 16. April 1231 in Salem ausgefertigte Urkunde. Sie wurde von dem Konstanzer Bischof Konrad von Tegerfelden (1231-1233) ausgestellt. Darin gewährt der Bischof den Schwestern die Wahl des Priesters der Pfarrkirche und auch die Einkünfte der Kirche, damit das Kloster mit notwendigsten ausgestattet werden kann.

Bereits 1233 oder 1234 wurde das Kloster dem Zisterienserorden inkorporiert.

In Gutenzell hatten um 1230 zwei Schwestern um 1230 ein Kloster gegründet.

Abt Eberhard setzte Mechthildis von Aichheim zur Äbtissin ein, die als 1. Äbtissin in der Abtsliste geführt wird. 1238 bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) die Inkorporierung Gutenzells in den Zisterzienserorden. Gleichzeitig nahm er das Kloster in seinen Schutz.

Im Gegensatz zu den sonstigen oberschwäbischen Zisterzienserinnengründungen nahm Gutenzell nur Adlige auf.

In Seefelden am Bodensee lebte 1237 eine Frauengemeinschaft

unter geistlicher Aufsicht und Leitung von Eberhard von Rohrdorfe in klösterlicher Gemeinschaft

nach der Regel der Zisterzienser. Dann wurde das Kloster nach Boos bei Saulgau verlegt.

1231 hatten hier Mengener Beginen von dem Edelfreien Adelbert von Bittelschieß und seinen Söhnen für 48 Mark Silber, das sind ungefähr 30.339,00 €,

ein Gut mit Kirche gekauft. Wohl ebenfalls auf Abt Eberhards Betreiben bestätigte im Jahr 1236 Papst Gregor IX. (1227-1241) die Gründung der jungen Gemeinschaft als Zisterzienserkloster Boos und nahm sie unter seinen Schutz..Im selben Jahr  erhalten die Äbte von Tennenbach Rudolf I. von Zähringen (1226–1256) und Wettingen Konrad (1227-1256)  den Auftrag, das finanziell schlecht gestellte Kloster in Augenschein zu nehmen, es dem Orden anzugliedern und Salem zu unterstellen. Das

Votum der Äbte fiel allerdings nicht sehr günstig aus.

Dann erwarb der Reichsprokurator für Schwaben, Schenk Konrad von Winterstetten († wahrscheinlich 1242/43) von den Grafen Bertold und Konrad von Heiligenberg den Weiler Baindt mit dem Patronatsrecht der örtlichen Pfarrkirche als Platz für das wenige Jahre zuvor in Boos errichtete Zisterzienserinnenkloster. Auch hier war Abt -Eberhard vermittelnd tätig.

!240 wurde Baindt in den Zisterzienserorden aufgenommen.

Neben den oberschwäbischen Zisterzienserinnenklöster nahm Salem auch das Patronatsrecht für Kloster Feldbach beim thurgauischen Städtchen Steckborn wahr. Feldbach wurde 1253/54 von 20 nichtregulierten Konstanzer Schwestern besiedelt und 1260/61 in den Zisterzienserorden inkorporiert . Salem übte die Paternität aus.

Kloster Kalchrain in der thurgauischen Gemeinde Hüttwilen wurde zwischen 1324 und 1331 gegründet. Vaterabt war bis 1603 der Abt von Salem, dann der Abt von Wettingn. Das Kloster wurde 1848 aufgehoben.

Abt Eberhard trat 1240 wohl alters- und krankheitsbedingt zurück.

Nach der Klosterüberlieferung verstarb er am 10. Juni 1245. Da er nur kurze Zeit in Salem wirkte, prägte er die dortige Mönchsgemeinschaft kaum.Sein Nachfolger wurde

Auf ihn folgte Berthold von Urach. Er war der Sohn von Graf Eginos IV. von Urach (1180–1230), Bruder des Grafen Egino V. (1230–1236/37) und des Zisterzienserabts, Kardinalbischofs und Kardinallegaten Konrad von Urach (†1227). Konrad war ab 1217 Abt von Citeaux und damit Generalabt der Zisterzienser.

Seinen Bruder Berthold förderte er nach Kräften.

Dieser war von 1207 – 1221 Abt von Kloster Tennenbach

. Von 1221-1224 ist er als Abt von Lützel bezeugt. Dort trat er 1224 zurück.

1240-1241 war er dann Abt von Kloster Salem, Da er nur zwei Jahre in Salem wirkte, prägte er die dortige Mönchsgemeinschaft kaum.

Sein Nachfolger wurde  Abt Eberhard II. von Wollmatingen (1241–1276).

Er erhielt am 6. Oktober 1241 , also schon kurz nach Regierungsantritt eine Urkunde vom letzten Stauferkönig Konrad IV. (1237-1254) in der er sich auf Satzungen seines Vaters Friedrich II. bezieht, dass

sie hörige Leute des Klosters Salem, die sich in den Städten finden möchten, auf Verlangen des Abts herausgeben und künftig nicht zu Bürgern aufnehmen sollen.  (Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 67)

Eine letzte Stauferurkunde stellt Konradin (Herzog von Schwaben 1254-168) Am 8. Juli 1264 schenkte dieser Kloster Salem Fischereien an angegebenen Orten bis zum Bodensee. (Generallandesarchiv Karlsruhe D Nr. 69)

Konradin wurde am † 29. Oktober 1268 in Neapel hingerichet.

Schon mit dem Tod Friedrichs II. 1250 und dem Tod Konrads IV.1254  fiel der Rückhalt der Staufer für Kloster Salem weg.

Dass die Zeiten für Kloster Salem rauer geworden waren, zeigt sich auch in einigen Papsturkunden.

So ermahnte Papst Innozenz IV. am  12. Mai 1250 den Bischof von Konstanz Eberhard II. von Waldburg (1248 –1274 ) , das Kloster Salem in dessen Privilegien und Freiheiten zu schützen. (Generallandesarchiv Karlsruhe E Nr. 131)

Am  18. Januar 1258 bestätigte Papst Alexander IV- (1254-1261) Kloster Salem die Privilegien und Indulgenzen, das ist der  Nachlass zeitlicher Sündenstrafen  und verwies auf “mancher demselben in letzter Zeit widerfahrenen Unbilden”.

(Generallandesarchiv Karlsruhe E Nr. 233)

Benachbarte Adlige nutzten im Interregnum die Gunst der Stunde und griffen das Kloster an. Das Kloster erlitt Verluste und musste sich verschulden.

Erst die Wahl Rudolfs von Habsburg  am 1.Oktober 1273 zu deutschen König beendete das Interregnum. Geordnete Zustände und Rechtssicherheit kehrten zurück.

Die Reichsvogtei nahm nun die neugeschaffene Vogtei Schwaben war.

Rudolf stellte einige Urkunden für Salem aus. 1274 bestätigte er auf Bitten der Grafen von Heiligenberg die Schenkungen,, die ihr Vater dem Kloster Salem gemacht hatte. Rudolf – RI VI,1 n. 294

Am 4. November 1274  befahl er den Bürgern von Esslingen Kloster Salem von Abgaben zu bewahren, wie das schon vor der Absetzung von Friedrich II. gegolten hat.  Rudolf – RI VI,1 n. 253

Rudolf von Habsburg unterstützte Kloster Salem, da die Reichsklöster eine wichtige Rolle in seinem Vorhaben spielten, das Herzogtum Schwaben wieder herzustellen.

Für Salem war die Verbindung  zu den Habsburgern die Möglichkeit, das Überleben zu sichern, ja zu alter Größe zurück zu finden. 

Abt Eberhard II. resignierte im Jahr 1276.

Er starb 1284 in Kloster Salem.

Auf ihn folgte Abt Ulrich I. Gräter  (1276–1282 )

Im Oberbadischen Geschlechterbuch von Kindler von Knobloch, Heidelberg 1898, Bd. 1 wird Ulrich 1264 als Mönch in Kloster Salem genannt und ab 1277 als Abt.

Die Familie Gräter wird dort als altes Geschlecht in der Reichsstadt Biberach bezeichnet S. 464.Er regierte nur 6 Jahre. Er war ein guter Haushälter und konnte wieder 1200 Mark Silber, das sind etwa 258.448.—€

an Klosterschulden abtragen, de  in der Zeit des Interregnums  entstanden waren.

Unter Abt Eberhard II. und Ulrich I. gelangte Kloster Salem nicht nur weitgehend wieder in seinen alten Besitz.

Abt Ulrich erwarb auch wieder neuen Besitz und er erhielt das Patronatsrecht der Kirche von  Herzogenweiler, heute der kleinste Ortsteil von Villingen-Schwenningen, die der Konstanzer Bischof Rudolf II. von Habsburg-Laufenburg (1274 ´-1293 )

Kloster Salem inkorporierte.

Abt Ulrich verstarb am 6. Juli 1282 an Wassersucht.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich II. von Seelfingen (1282-1311).

Er war nach Eberhard der zweite bedeutende Abt von Salem. Er arrondierte den Klosterbesitz.

Der Konvent war unter ihm beträchtlich angewachsen mit Mönchen und Konversen zusammen lebten 310 Menschen im Kloster.

Abt Ulrich ließ deshalb die alte Klosterkirche abreissen. Das unter ihm begonnene Münster zählt zu den richtungsweisenden Bauten der Hochgotik im deutschen Südwesten und zeichnet sich durch seine neuartigen Raumbildungen, die qualitätvolle Bauskulptur und die innovativen Maßwerkfigurationen aus.  Der Bau wurde überwiegend von eigenen Klosterangehörigen geschaffen. Es gab in Salem keine eigene Bauhütte.

Neben dem Münster wurden viele weitere Bauten in Angriff genommen. So wurde das gesamte Kloster von einer Mauer umgeben. Im Osten  wurden ein hoher Wall und Schutzwerke errichtet.

Eine große Scheuer und Stallungen wurden errichtet, ein Speicher für den Ökonomiebedarf, ein Pferdestall und eine Mühle wurde gebaut.

Im Klosterbereich gab es  besondere Wohn-und Arbeitshäuser für, Maler, Schneider und Kürschner sowie für Glaskünstler. Da Kranken-und Siechenhaus wurde vergrößert.

Ein Betsaal kam dazu und für den Küster wurde eine eigenes Mesnerhaus gebaut. In 18 Jahren wurde das alles fertiggestellt.

Aber auch der Kirchenschatz, die Bibliothek und die Kunstsammlung wurden vergrößert.

1302 stiftete König Albrecht I. (1298-1308) Kloster Königsbronn, heute im Landkreis Heidenheim, als eines der letzten Zisterzienserklöster im mittelalterlichen Deutschland.

Es wurde von Mönchen aus Salem besiedelt. 1552 wurde es von Truppen des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach, Albrecht Alcibiades Abt Konrad von Ensingen (1311- niedergebrannt und völlig dem Erdboden gleichgemacht.

Im Bodensseraum und in Oberschwaben wurden viele Güter erworben.

Im Bodensee und am Rhein wurden für 193 Mark Silber, das sind etwa 41.567,00 €, erworben Fischereirechte erworben.

1307 war das Münster soweit fertiggestellt, dass es mit 11 Altären versehen zum Gottesdienst gebraucht werden konnte.

Der Bischof von Eichstätt Philipp von Rathsamhausen (1306 –1322), vorher Abt im Zisterzienserkloster in Pairis, nahm die Weihe vor.

Am 3. April 1282 bestätigte Papst Honorius IV. (1285-1287) Kloster Salem dessen Freiheiten, Immunitäten und Exemtionen. Generallandesarchiv Karlsruhe E Nr. 289

Am 18. April 1302 bestätigte Pfalzgraf bei Rhein Rudolf I. (1294-1317) Kloster Salem von seinen Vorfahren bewilligte Zollfreiheit an allen Mauten seines Landes für Salz, Wachs und Feile. Rudolf I. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1475

Am 10. Juni 1309 billigte, erneuerte und  bekräftigte König Heinrich VII. (1308-1312 König, dann bis zu seinem Tod 1313 Kaiser) verschiedene Privilegien, die Kloster Salem bis dahin erhalten hatte. Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 185

Am 12. Juli 1309 befreite König Heinrich VII. das Haus, das Kloster Salem in Ulm besaß, von allen Diensten und Abgaben. Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 217

Abt Ulrich II. verstarb am 20. Juni 1313.

Auf ihn folgte Abt Konrad von Ensingen (1311-1337) Er stammte aus dem Niederadel.

Er war ein Studienkollege des späteren Papstes Benedikt XII. (1334-1342) am Collège St. Bernard in Paris, wo er Theologie studierte.

1311 wurde er Abt von Kloster Salem. Er war sehr gastfreundlich und freigiebig, aber auch sehr ehrgeizig.

Von 1337 bis  1338 schrieb ein Salemer Mönch  den “Traktat über den Zustand des Klosters Salem von 1134-1337” Das als “Chronik von Salmannsweiler bezeichnete Geschichtswerk ist ein Lobgesang auf die “gute alte Zeit”

und eine unbarmherzige Kritik an Abt Konrad von Enslingen. Seinem Lebensstil sei es zu zu schreiben, dass in Kloster Salem weltliches Denken und Verhalten Platz ergriff.

Er haben sich einen kostbaren Abtspalast errichten lassen, zum Schaden des Konvents seine adlige Verwandtschaft begünstigt und einen aufwendigen Reit-und Pferdeluxus betrieben.

Eklatante Regelvergessenheit habe den Salemer Konvent um seien Anziehungskraft gebracht und die Zahl der Mönche und Konversen sei deutlich geschrumpft.

Aber auch bei Franz Xaver Conrad Staiger Salem oder Salmannsweiler, Salem 1863 kommt Abt Konrad nicht besonders gut weg. Er war zu nachsichtig, zu gut. Er verstand es nicht die Zügel in der Hand zu halten.

Die Folge: Klosterordnung und Zucht lockerten sich.

Abt Konrad war aber auch Beichtvater von König Friedrich dem Schönen (1314-1330) und  setzte ihn mehrfach als Gesandten ein. In Friedrichs Auftrag reiste er mehrmals  an den päpstlichen Hof nach Avignon.

Seine Tätigkeit schlug sich auch in Urkunden nieder. Am 18. April 1315 bestätigte er nach dem Vorbild seiner Vorgänger Albrecht und Heinrich inserierte Privilegien. Friedrich der Schöne – [Regesta Habsburgica 3] n. 189

Nur 4 Tage später bestätigte er alle Privilegien Kloster Salems. Friedrich der Schöne – [Regesta Habsburgica 3] n. 192

In der Folgewoche verlieh er das dem Reich zustehende Patronatsrecht über die Kirche in Pfullingen. Friedrich der Schöne – [Regesta Habsburgica 3] n. 193. Dafür sollten Messen für seien Vorgänger Rudolf und Albrecht

sowie für seine Mutter Elisabeth von Görz und Tirol (*um 1250-1313) gelesen werden.

Auch Ludwig IV. (1314-1328, dann Kaiser-1347), der seit 1314 zusammen mit Friedrich dem Schönen als König regierte, stellte Kloster Salem eine Urkunde aus. Er bestätigte am

2. Dezember 1322 die Maut-und Zollfreiheit von Kloster Salem in Bayern und nahm das Kloster in seinen Schutz. Ludwig – [RI VII] H. 2 n. 42

Nach der strittigen Königswahl von 1314 stand Kloster Salem fest auf der Seite Habsburgs. Während der Herrschaft Ludwigs IV. war Kloster Salem ganz auf Eigenschutz angewiesen.

Benachbarte Adlige boten Salem zwar immer wieder an, die Vogtei zu übernehmen. Das war aber immer mit Besitz-und Herrschaftsansprüchen verbunden. So lehnte das Kloster die

Vogteiangebote immer ab. Besonders hartnäckig waren die benachbarten  Grafen von Heiligenberg,

Anfang 1337 reiste Abt Konrad nach Avignon, um dort Papst Benedikt zu treffen. Aber noch auf dem Gebiet der Konstanzer Diözese wurde er von Wegelagerern gefangengenommen und seiner Habe beraubt.

Auf dem Gebiet der Churer Diözese wurde er sechs Wochen in Kerkerhaft gehalten und erst nach erzwungenem Eid auf Straffreiheit freigelassen.

Papst Benedikt forderte nun den Konstanzer Bischof Nikolaus von Frauenfeld (1334 –1344 ) und den Bischof von Chur Ulrich V. von Lenzburg (1331–1355 ) zur Befreiung Konrads und zu Wiedergewinnung seines Gutes das

ihrige zu tun. Es ist nicht klar, ob Konrad nach Avignon weiter reiste oder nach Salem zurückkehrte.

Am 5. August 1337 starb der Bischof von Gurk Lorenz I. von Brunne (1334–1337) in Avignon. Das Bistum war dem  Papst zur Wiederbesetzung reserviert. Er ernannte Abt Konrad zum Bischof von Gurk,

Abt Konrad reiste nun  mit großem Gefolge nach Avignon, fiel aber zum zweiten Mal Wegelagerern zum Opfer. Er wurde verletzt und wieder ausgeraubt. In Martigny wurde er gefangen gehalten, konnte aber von dort entkommen. 

Durch diese Umstände verzögerte sich die Weihe Konrads zum Bischof von Gurk, die Papst Benedikt am 28.  April 1338 selbst vornahm  

(Kassian Haid in Cistercienser-Chronik 1907, S. 353 ff. Die Reiseabenteuer des Abtes von Salem und nachherigen Bischofs von Gurk, Konrad von Enslingen)

Abt Konrad war in Salem 1337 zurückgetreten. Die Besetzung des Salemer Abtsstuhl stand nun dem Papst zu.

Aus der Zeit Konrads stammt das “Handbüchlein des Pfisters zu Salem” im Generallandesarchiv Karlsruhe mit dem Archivtitel “Handbüchlein des Pfisters 1341-42”

Diese Bezeichnung wurde ihm wohl erst im 19. Jahrhundert bei der Übersiedlung der Archivunterlagen nach Karlsruhe gegeben.

Aber 120 verfasste Stephan von Lexington,  Abt von Kloster Savigny (1229–1243) und Clairvaux (1243–1256) eine Wirtschaftsordnung für Kloster Savigny um der Misswirtschaft zu begegnen.

Zu Beginn eines Jahres wurde festgelegt, wie viel Getreide jeweils zum Brotbacken und Bierbrauen gebraucht wurde.

Zweimal pro Jahr wurde der Gesamtvorrat des Hauses überprüft und zwar in Bezug auf Nahrungsmittel, Stoffe und Arbeitsgeräte.

Diese regelmäßige Kontrolle wurde auf allen von Mönchen geleitetet Klosterämtern durchgeführt.  Genauso aber wurden die auf den Grangien arbeitenden Konversen überprüft. Diese mussten regelmäßig Rechnung erstellen.

Es sollten möglichst keine Verluste entstehen, sei es bei der Ablieferung von Naturalien, durch falsches Maß und Gewicht, sei es durch Diebstahl beim Transport von der Grangie zum Kloster oder zum Markt.

Einmal pro Jahr, meist im Herbst musste dem Abt eine Gesamtrechnung vorgelegt werden, bei der eine Kosten-Nutzenanalyse angestellt werden musste.

Das Generalkapitel legte fest, dass alle Zisterzienserklöster solche Wirtschaftsordnungen führen mussten

Das Handbuch des Pfisters scheint wahllos zusammengestellt zu sein, was möglicherweise daran liegt, dass bei der Neubindung viele Seiten verloren gegangen sein könnten.

Es kann auch sein, das das Handbuch eine Art Notizbuch für den im Amt befindlichen Pfister war und als eine Art Gebrauchsanweisung oder Arbeitsanleitung war.

Anzumerken bleibt zum Schluss noch,dass 1320 ein Mönch Otto Gräter, auch aus der Familie von Abt Ulrich I. Gräter stammend in Kloster Salem vermerkt ist, der  1388 Pfister in Salem war und 1318 ein Johannes Gräter aus der Biberacher Familie, der Großkeller und Pfister war. (Knobloch I, S.464)

Als Konrad von  Enslingen Bischof von Gurk wurde, ernannte Papst Benedikt Ulrich III. von Werdenberg-Sargans (1337–1358 ) zum Abt von Salem.

Aber der Konvent hatte ihn auch schon zum Abt gewählt. Er war vermutlich ein unehelicher  Sohn des Grafen Rudolf II. von Werdenberg-Sargans. Er hatte vielleicht 1313 in Bologna studiert . 1329 war er Domherr in Chur und schon am 7. März 1330 Advokat der Kurie Konstanz.

Am 16, Juni 1338 erscheint er als Prior von Kloster Salem.

Gleich zu seinem Regierungsantritt mühte er sich, die klösterliche Zucht wieder herzustellen.

Die politische Situation war schwierig. Zum einen hatte man sich nicht auf einen König verständigen können. Zwischen 1325-1327 einigte man sich auf eine Doppelherrschaft von Friedrich dem Schönen und Ludwig IV.

Zum andern gab es die Auseinandersetzung zwischen Papst Johannes XXII. (1316-1334) und Ludwig IV. Der Konflikt entzündete sich am Anspruch des Papstes, dass erst ein erst ein vom Papst anerkannter römischer König  Herrschaftsrechte ausüben könne. Der Papst exkommunizierte

am 23. März 1324. Der König ließ sich nicht einschüchtern und hielt dagegen. Der Papst dürfe nicht über die Befugnisse des Königs urteilen, wenn schon, dann müsse das ein Konzil tun.

Ludwig brach im Januar1327 zum Zug nach Italien auf und ließ sich am 17. Januar  1328 ließ er sich ohne Mitwirkung des m Kaiser krönen. Am 18. April 1328 ließ der Kaiser den Papst absetzen.

Da Salem sowohl auf der Seite des Papstes als auch der Habsburger stand, bedeutete die Regentschaft Ludwigs für das Kloster neue Angriffe, Schäden und Schulden.

Nach Staiger tötete Graf Gottfried von Wartenstein salemische Gotteshausleute in Lausheim, heute ein Teilort von Ostrach und Schemmerberg und hauste dort mit “Feuer und Schwert” (S. 107)

1347 ging zudem die Pest um. Aber selbst nach dem Pestjahr hatte Kloster Salem immer noch 100 Mönche und 80 Konversen.

Karl IV. wurde am 11. Juli 1346 in Rhens von den drei Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier sowie mit der sächsischen und böhmischen Stimme gewählt und am 26. November „am falschen Ort“ – in der Bonner Münsterbasilika – zum König gekrönt.

Kaiser Ludwig starb am 11. Oktober 1347 in Puch bei München.

Die Lage besserte sich nun auch für Kloster Salem wieder. Nicht sofort, denn König König Karl IV. versuchte 1347  sogar das Kloster vollständig den Heiligenbergern zu überschreiben. Am 2. Dezember 1347 übertrug er die Vogteiüber Kloster Salem

an den Grafen Albrecht von Heiligenberg  ( + um 1365) Karl IV. – RI VIII n. 6490 musste diesen Schritt jedoch nach Protest aus Salem im folgenden Jahr rückgängig machen.

Am 30.  Januar widerrief er diese Urkunde in Ulm “weil  er erfahren, daß dies sowohl dem Reiche als auch dem Kloster schädlich ist. Er setzt daher fest , dass die darüber gegebenen Urkunden . ungültig sein sollen und kraft dieser Urkunde. widerrufen werden.

Karl IV. – RIplus URH 6 n. 29 Am 1.Februar stellte er eine weitere Urkunde aus, in der er erklärte, dass Kloster Salem keinen anderen Schutzherren habe als den König. Karl IV. Nachträge. – RI VIII n. 5991

Karl IV. nahm sogar nicht nur diese Überschreibung an das Haus Heiligenberg zurück, sondern garantierte Salem noch weitere Privilegien: Zunächst eine Urkunde, die sich direkt gegen die Grafen von Heiligenberg richtete Karl IV. – RI VIII n. 6737.

Darin heißt es, dass  “dass die grafen von Heiligenberg das Kloster Salem verderben und beschädigen”

Eine Urkunde von 1354 verpflichtete die umliegenden Städte und den Adel zum Schutz des Klosters und gewährte diesem die niedere Gerichtsbarkeit über seine Bürger, womit sein Status als Reichsstift abgesichert blieb.

Abt Ulrich III. verstarb am 10. Februar 1358.

Als in Kloster Wettingen Abt Sitti (1343–1351)  am 17. Januar 1352 verstorben war, hatte der Konvent dort Johann Murer zu dessen Nachfolger gewählt.

Papst Innozenz VI. (1352-1362) setzte aber den Salemer Mönch Berthold Tutz als Abt in Wettingen ein, wobei die Gründe dafür nicht klar sind.

Nach Will (Chronist von Kloster Wettingen)hatte sich Berthold Tutz sich Berchtold Tutz das Ernennungsdekret vom päpstlichen Stuhl erschlichen. Der Konvent hatte aber nach dem Tod Abt Heinrichs den Konventualen Johann Murer gewählt und diesen

auch vom Mutterabt Ulrich III. von Werdenberg-Sargans (1337–1358 ) von Kloster Salem bestätigen lassen.  Allerdings fühlte sich Abt Berthold in Wettingen nicht glücklich und er war dort auch nicht sonderlich erfolgreich.

Als Abt Ulrich in Salem verstarb, nutzte Papst Urban VI(  1378–1389) die Gelegenheit und ernannte den in Wettingen umstrittenen Berthold II. Tutz (1358–1373 (Rücktritt) in Salem eine ruhige und unangefochtene Stellung zu verschaffen.

Die Salemer Mönche hatten ihn auch schon als Abt gewählt.

Abt Berthold hatte Theologie studiert und war vor seiner Wettinger Zeit als Abt Professor. In Salem regierte er glücklicher. Er er warb einiges an Gütern.

1369 wurde die Kapelle Beata Mariae Virginis, die keiner Pfarrkirche unterstand, von Papst Urban V. (1362–1370 ) Kloster Salem inkorporiert.

Am 5. April 1373 resignierte Abt Berthold Tuz

Sein Nachfolger wurde Abt Wilhelm Schrailk (1373-1395) Er wurde aus Kloster Raitenhaslach berufen, wo er von 1367-1373 als Nachfolger von Andreas Pfarrkircher (1364–1367) war.

Dort hat er allerdings keine Spuren hinterlassen. Es gibt keine Urkunden aus seinem Raitenhaslacher Abbatiat.

Papst Gregor . (1370-1378) bestätigte ihn am 11. Mai 1373. Er entband ihn von der Reise an die Kurie und beauftragte Die Bischöfe von Konstanz Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 ) und Chur

Friedrich II. von Erdingen (1368–1376 ), ihm den Treueid abzunehmen. Auch in der Folge hatte der Konvent durchgesetzt, dass die von ihm gewählten Äbte vom Papst providiert wurden.

Am 19.Juli 1378 inkorporierte Papst Gregor XI. die Pfarrei Schemmerberg mit Ihren Einkünfte dem Kloster Salem. (Staiger S. 111)

Am 16.10. bestätigte König Wenzel (1376-1400) die von seinem Vater Karl erteilten Privilegien für Salem Wenzel – [RIplus] Regg. Wenzel [n. 760]  und nach Staiger auch alle Rechte, Freiheiten und Privilegien des Klosters (S.111)

Am 30. Januar 1384 erteilte Papst Urban VI. (1378-1389) Abt Wilhelm und seinen Nachfolgern das Recht, die Pontifikalien zu tragen, also Inful, Ring und Stab.

1390 kaufte er von Ulrich von Hörningen (um 1400) und seiner Frau, der Schenkin von Ittendorf das Dorf Bermatingen für 7000 Pfund Heller, das sind etwa721000 €, mit Leuten,Gut,Gericht, Bann, Vogtrecht und allem was dazu gehört. 

samt der Kirche mit Patronatsrecht. Mit Genehmigung von Papst Bonifaz IX. (1389-1404) inkorporierte sie der Konstanzer Bischof Burkard I. von Hewen (1387 –1398 ) 1391 dem Kloster Salem.

Abt Wilhelm verstarb am 21. Mai 1395.

Auf ihn folgte Abt Jodok I. Senner  (1395–1417 (Rücktritt) . Er stammte aus einem alten Ravensburger Bürgergeschlecht.

In Salem war er Großkeller.

Am 15. Juni 1395 wurde er einstimmig zum Abt gewählt.Der Konvent zählte 100 Konventuale und etwa 80 Konversen.

Am 15. August 1401 bestätigte König Ruprecht I. 1400-1410) Kloster Salem seine Privilegien und Freiheiten. Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 1479.

Am 21. Juni 1403 befahl König Ruprecht den Reichsstädten Konstanz, Ulm, Esslingen, Reutlingen, Überlingen, Ravensburg, Rottweil, Biberach und Pfullendorf den Abt und Konvent des Klosters Salmansweiler von Reichs wegen zu schirmen und zu handhaben vor unrechter Gewalt.

Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 3014

14 11 bestieg Sigmund (1411-1419 König, dann Kaiser bis 1437) den deutschen Thron. Am 22. August 1413 bestätigte er die Urkunden Karls IV. und Wenzels für Salem. Sigmund – RI XI,1 n. 648

Abt Jodok setzte den Bau des Münsters fast bis zur Vollendung fort.

Auf Betreiben König Sigmunds wurde das Konzil in Konstanz einberufen, dass am 5. November 1414 begann.

Abt Jodok nutzte die Anwesenheit des Salzburger Erzbischofs Eberhard III, (1406-1427) auf dem Konstanzer Konzil diesen einzuladen die Weihe vorzunehmen. Sa sein Amtsvorgänger Eberhard II.Kloster Salem rund 200 Jahre vorher

in Schutz genommen hatte, sahen das wohl beide Seiten als guten Anlass an.

Die Kirchweihe fand am 23. Dezember 1414 statt. Es gilt als wahrscheinlich, dass auch König Sigmund daran teilgenommen hat, den dieser übernachtete am Vorabend in Überlingen und traf am 24. Dezember auf dem Konzil ein.

Mit Salem als Vorreiter hat die gotische Baukunst ihren Weg von Straßburg an den Bodensee gefunden. Fast gleichzeitig ließ das Bistum Konstanz das dortige Münster in gotischem Stil modernisieren.

Abt Jodok resignierte am 12. Mai 1417. Die Gründe sind nicht bekannt. Er starb am 16. Januar 1420.

Auf ihn folgte Abt  Petrus I. Ochsner (1417–1441 ) Er stammte aus der Familie der Ochsner in Ravensburg

Er verwaltete das Amt des Großkellers in Salem.

Er wurde am 12. Mai 1217 einstimmig zum Abt gewählt.

Dem Konstanzer Konzil wohnte er bis zum Ende bei.

Er vollendete den Bau des Salemer Münsters und schmückte ihn  aus.

Papst Martin V. (1417-1431) gestattete das Fest der Kirchweih in Salem, die ja direkt vor Weihnachten stattgefunden hatte, am Sonntag vor Mariä Geburt zu feiern.

Am 4. Dezember 1433 bestätigte Kaiser Sigmund alle Privilegien von Kloster Salem und nahm es in en Schutz des Reiches. Sigmund – RI XI,2 n. 9853

Am 26. Februar 1434 erlaubte  Kaiser Sigmund Kloster Salem in seinem Dorf Unterelchingen  Gericht über Erbschaftsstreitigkeiten, Geldschulden und Unzucht zu halten

und das Gericht  zu besetzen. Sigmund – RI XI,2 n. 10093

Am 21. März 1434 befreite Kaiser Sigmund das Kloster von allen durch Reichsgesetz vorgeschriebenen Dienstleistungen, Steuern u. Einquartierungen. Sigmund – RI XI,2 n. 10171

Abt Peter vermehrte den Ruf von Kloster Salem und auch den Wohlstand.

Er starb plötzlich am  ganz plötzlich am 19. Mai 1441.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Georg I. Münch (1441–1458 (Rücktritt) aus Konstanz unter dem Vorsitz von Abt Conrad Holzacker (Holziker) (1409–1443Von Kloster Lützel gewählt.

gewählt . Er entstammte einer reichen Konstanzer Bürgerfamilie.

Er befolgte die Klosterregeln streng weil er seinen Mönchen einfach Vorbild sein wollte

Er errichtete 1441 eine größere Orgel im Salemer Münster, deren größte Pfeife  nach Staiger (S.117)28 Fuß, das entspricht 826 Zentimeter, lang gewesen sein soll.

Im Zusammenhang mit Abt Georg steht auch die Anekdote vom Salemer Fass. Auf seine Veranlassung soll das Fass errichtet worden sein

und eine Füllmenge von rund 40 Fuder (= 60.000 l) aufgewiesen haben soll. Stets mit den besten Weinen befüllt, schöpfte man nur an hohen Festtagen aus diesem Fass und der Kellermeister trug die Kellerschlüssel stets achtsam bei sich. Als er jedoch einmal fest eingeschlafen war, stibitzte ihm ein besonders trinklustiger Mönch den Schlüssel. Nach der Abendmesse schlich der Mönch sich oft in den Weinkeller und schöpfte aus dem Fass, bis eines Abends der Kellermeister den Zapfhahn ausgetauscht hatte. Also stellte der durstige Mönch eine Leiter auf, stieg auf das Fass und öffnete die Tür des riesigen Spundlochs. Er trank gierig so viel Wein, dass ihm schwindlig wurde, er in das Fass hineinfiel und dort ertrank. Als der Kellermeister mit einer Stange den Füllstand des Fasses prüfen wollte, stieß er auf den Körper des ertrunkenen Mönchs. Der Kellermeister erzählte nichts von seinem Fund, da er befürchtete, der Wein könnte durch den Leichnam bei seinen Mitbrüdern als verunreinigt gelten. Daher zog er den ersoffenen Trunkenbold aus dem Fass und begrub ihn heimlich bei Nacht. Erst kurz vor seinem Tod gestand der Kellermeister sein Vergehen, starb aber, ehe er das heimliche Grab verraten konnte.

Zurück zu den Fakten.

Am 19. Juli 1442 bestätigte König Friedrich III. (1440.1452 König, dann bis 1493 Kaiser) auf Bitten Abt Georgs die Rechte und Privilegien von Kloster Salem und nahm Kloster und Konvent in seinen besonderen Schutz. Friedrich III. – [RI XIII] H. 37 n. 54

Am 14. August n1442 erließ er in Frankfurt die Reformation Friedrichs III, das war ein Reichslandfriede und enthielt Bestimmungen zum Fehderecht, auch über den Schutz von Geistlichen, von Kirchen.

Für Kloster Salem war das auch interessant, denn es gab ihm mehr Sicherheit in seinen Rechten und Besitzungen.

Am 17, Februar 1448 schloss Friedrich III mit Papst Nikolaus V. (1447-1455) das sogenannte Wiener Konkordat .Friedrich III. – [RI XIII] H. 13 n. 60

Es  regelte vor allem die Rechte des Papstes bei der Pfründenbesetzung. Für Bistümer und exemte Klöster forderte es die päpstliche Bestätigung von Wahlen. Ferner erlaubte es dem Papst, Koadjutoren zu bestellen und Postulationen vorzunehmen.

Am 10. März 1454 gestattete Papst Nikolaus Abt Georg und seinen Nachfolgern  seinen jungen Priestern die vier niederen Weihen zu erteilen. In untergebenen Klöstern durfte er die Subdiakonatswürde erteilen.

Auch durfte er entweihte Kirchen, Friedhöfe und andere Orte wieder weihen.

Im November 1455 leitete er als Vaterabt die Wahl von Johann Wagner als Abt von Wettingen.

Abt Georg resignierte  1458 und starb am 21, Februar 1479

  Sein Nachfolger wurde Abt Ludwig Oschwalt (1458–1471)

Er stammte aus Überlingen. Er hatte in Paris studiert und dort mit dem Doktor abgeschlossen.

1459 stifteten Berthold von Stein und Ulrich von Schynen in Ingerkingen im Kreis Biberach eine Kaplanei. Ingerkingen gehörte zur Pfarrei Schemmerberg. Abt Ludwig genehmigte die Stiftung, behielt sich aber das Patronat und die Administration der Kaplanei-Güter vor.

Albrecht( (1453-1463) Erzherzog von Österreich schenkte Kloster Salem 1461 die Hälfte des Kirchensatzes von Griesingen, heute Alb-Donau Kreis, mit der Verpflichtung eines Jahrtages für sich und sein Haus.

Einige adlige Salemer Mönche verließen ohne Erlaubnis des Abtes das Kloster, begaben sich irgendwo hin  und “führten nicht das beste Leben” (Staiger S. 121). Um die klösterliche Zucht und Ordnung aufrecht zu halten, erteilte Papst Paul II. (1464-1471)

am 4. Februar 1467 die Erlaubnis, solche plichtvergessene Mönche gefangen zu nehmen, sie ins Kloster zurückzubringenund mit verdienten Bußen zu bestrafen.

In Kloster Heggbach führte Äbtissin Elisabeth Kröhl (1454-1480)  1467 eine Konventsreform durch und führte mit nachdrücklicher Hilfe des Vaterabtes Ludwig die Klausur wieder ein.

Abt Ulrich kaufte mit Zustimmung des Konvents 1469 für 3.800 fl., das sind etwa 1.040.571,00 € das Dorf Äpfingen im Kreis Biberach.

Abt Ludwig resignierte wegen Krankheit 1471 und starb im selben Jahr.

Auf ihn folgte Abt Johannes I. Stantenat (1471–1494 )

Er stammte aus dem elsässischen Uffholtz. Erstmals ist er in der Verwaltung des Zisterzienserinnenklosters Rheintal belegt. In Lützel war Johannes Prior.1466 wurde er zum Abt  erwählt, wo er allerdings nur wenige Jahre wirkte.

Er schloss gleich nach Regierungsantritt schloss er mit der Stadt Biberach wegen Umgeld, Zoll und Bürgerrecht der salemischen Gütern in Äpfingen, Baltringen, Brunnen ,und Aigendorf (heute Attenweiler Landkreis Biberach). (Staiger S. 122)

Ende des 15. Jahrhunderts versuchte Kloster Salem die Rechtsstellung der Untertanen zu verschlechtern. Dies lehnten sich dagegen auf. Eine Schiedskommission legte die Streitigkeiten bei.

Die Wissenschaft bezeichnet diese Verträge als Agrarverfassungsverträge, die Beziehungen zwischen Grundherren, in dem Fall den Klöstern und den Untertanen regelte.

Sie regelten de dinglichen und personalen Rechte und Pflichten gegenüber dem Kloster fest. Solche Verträge gab es z. B.in Salem 1473, Ochsenhausen 1502, Steingaden, Rot an der Rot , Ottobeuren und Weingarten.

Für Ochsenhausen, Weingarten und Salem hatte das die Spätfolge, dass sie im Bauernkrieg von Plünderungen weitgehend verschont blieben und nicht in Flammen aufgingen.

Am 14. August schloss Graf Eberhard VÍ. (1480-1498) von Württemberg mit Koster Salem wegen der salemischen Gütern in Württemberg, also den Pflegen Nürtingen und Esslingen

auch der Zollbefreiung von Salem für Wein und Korn. Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 135 Bü 6, 7

Salem war immer wider Gastgeber für Kaiser und Könige. So am 20. August 1485. Da kam Kaiser Friedrich III. mit  400 Pferden (Staiger S. 123) nach Salem zu Besuch.

Am 5. Mai 1486 wurde in Kloster Wettingen unter Vorsitz von Abt Johannes Johann V. Müller (1486–1521) zum Wettinger Abt gewählt.

Die Besuche zahlten sich aus. Am 26. Mai 1487 bestätigt Friedrich III. dem Kloster in drei Urkunden den Status einer Reichsabtei. Friedrich III. – [RI XIII] H. 15 n. 400 , Friedrich III. – [RI XIII] H. 37 n. 675 und Friedrich III. – [RI XIII] H. 37 n. 676

Diese Freibriefe gestatteten dem Kloster von seinen Untertanen Steuern zu erheben und säumige Zahler selbst zu bestrafen. Zusätzlich durfte Salem nun seinen Schutzvogt selbst wählen und wieder absetzen. Damit hatte Salem die volle Reichsunmittelbarkeit mit den meisten Privilegien eines Reichsstands erlangt. Das Kloster hatte jetzt die größtmögliche Autonomie erreicht.

Eine Reihe von Papstbullen im 15. und 16. Jahrhundert  nahmen das Kloster ganz aus der Gewalt und dem Territorium des Bischofs von Konstanz heraus. Es war in vollem Umfang exemt und eine gefreite Abtei geworden.

Nicht nur für die politische Stellung des Klosters leistete Abt Johannes Beachtliches.

1493/94 gab er das Salemer Abtbrevier für den persönlichen Gebrauch in Auftrag. Im Nachwort nennt sich ein Scheiber Amandus Schäffler. Er Er berichtet, dass er 1493 von einem Kloster aus einem Vorort Straßburgs nach Salem flüchtete und dieses Brevier mit eigener Hand unentgeltlich als Dank für sein Asyl geschrieben habe. Johannes Stantenat, der kunstsinnige Abt, habe das bei seinem Tod unfertige Brevier mit verschiedenen geheimnisvollen Figuren und Farben an den Rändern und Initialen illuminieren und sein Nachfolger Johannes Scharpfer habe es für 200 Rheinische Gulden,

das sind etwa 54.300,00 € vollenden lassen. Der Buchschmuck wurde von einem Nürnberger Buchmaler geschaffen.

Zum Sakramentshaus im Münster hat er ebenfalls Aufträge vergeben. Die Steinfiguren am Sakramentenhaus stammen aus der Werkstatt des Hans von Savoi,Mitglied  einer verwandtschaftlich mit den Parlern verbundenen Steinmetzfamilie.

Die Holzfigurensind aus der Schnitzwerkstatt des Michael Erhards(1440-1523) aus Ulm. Auch den Tabernakel mit der übergroßen Hostie hat Abt Johannes in Auftrag gegeben.

Außerdem Ließ er er viele Wirtschaftsgebäude bauen.

Auch die Johanneskapelle in Mimmenhausen, einem Teilort von Salem, ließ er erbauen.

Am  Juni 1494 bestätigte Maximilian der letzte Ritter (1486-1508 König, dann bis 1519 Kaiser) die Privilegien von Kloster Salem. Maximilian I. – RI XIV,1 n. 773

Abt Johannes starb am 5. Dezember 1494.

Auf ihn folgte Abt Johannes II. Scharpfer (1494–1510 )

Er wurde am 15. Dezember 1494 im Beisein von Abt Ludwig Jäger (1471–1495 ) aus Lützel zum 19. Salemer Abt gewählt.

Er stammte aus Mimmenhausen, heute ein Ortsteil von Salem.

Von den Edlen von Obersulmetingen kaufte er 1496 mit Einwilligung des Konvents den Burgstall Schemmerberg, die Mühle und weitere Gütern  für 4000 fl, das sind etwa 1.084.586,00 €.

Damit besaß Kloster Salem das ganze Dorf.

Am 7. Februar gestattete König Maximilian  ein Gericht für Erbschafts-,Eigentums-,Schuldsachen und Frevel einzurichten. (Staiger S. 124) 1742 erhielt Salem die hohe Gerichtsbarkeit für Schemmerberg.

Zwischen 1498 und 1515 nahmen die Äbte Johannes und Jodokus bauliche Veränderungen am Esslinger Pfleghof vor. Über den spätromanischen und frühgotischen Baukörpern wurden zwei weitere Geschosse errichtet. Zudem wurde ein Erker an die Westseite des Turms angebaut. Auf dem Erker selbst ist die Jahreszahl 1509 eingemeißelt. Unterhalb des Erkers befinden sich vier Wappenschilde. Diese Wappenschilde zeigen die Wappen des Abtes Johannes II., des Erzbischofs Eberhards II., des Gutram von Adelsreute, als Klosterstifter und das Wappen des heiligen Bernhard von Clairvaux.

Er ließ die Marienkapelle in Kloster Salem einrichten und stattete sie reich aus. Mit dem Meimminger Maler Bernhard Strigel (um 1460-1528), der damals Hofmaler von Maximilian war, schloss er einen Vertrag ab, nach dem der Maler bis zum 16.10. 1507

den Marienaltar zu liefern hatte. Als Bezahlung waren 150 Gulden, das sind ungefähr 122.016,00 € und außerdem 5-6 Wagenladungen mit insgesamt 10.000 Liter Wein.

Eine Bezahlung mit Wein war damals nicht ungewöhnlich.

Auf der rechten Tafel ist auch Maximilian verewigt al Einer der Weisen aus dem Morgenland, eine besondere Huldigung Salems, dem reichsunmittelbaren Kloster, das nur den Kaiser als weltlichen Herrn über sich anerkannte.

Auf die Kapelle ließ er die Bibliothek bauen.

Seit 1470 besuchten die Salemer Äbte den Reichstag regelmäßig.

Der Reichstag von Worms 1495 verabschiedete 4 Reformordnungen nämlich

  • Ewiger bzw. unbefristeter Landfrieden
  • Ordnung über das Reichskammergericht
  • Exekutionsordnung (bekannt als ‚Handhabung Friedens und Rechts‘)
  • Ordnung über die auf vier Jahre befristete Erhebung des ‚gemeinen Pfennigs‘

Diese “maximilaneische Reichsreform“  ebnete den Weg zum Reichsregiment, das 1500 auf dem Reichstag von Augsburg verabschiedet wurde.

Dieses setzte sich aus dem Kaiser und 20 Vertretern der Reichsstände zusammen.

!500 und 1521 wurde dazu auch der Abt von Salem berufen.

Die Äbte Johannes II. und  Judokus II. waren im Reichsregiment vertreten.

Am 4. Oktober 1510 starb Abt Johannes II.

Sein Nachfolger wurde Jodok II. Necker (1510–1529) als 20. Abt von Salem.

Er stammte aus Überlingen, hatte in Pais studiert und dort seinen Baccalaureus in Naturwissenschaften und Theologie abgeschlossen.

1503 hatte er die Lizenz zur Abhaltung von Vorlesungen  über die Heilige Schrift am Collège St. Bernard erhalten.

Kurz nach seinem Regierungsantritt  bestätigte Kaiser Maximilian am 10. November 1510 die Rechte und Privilegien von Salem- (Staiger S. 126)

Papst Julius II. (1503-1513)  ernannte ihn zusammen mit Abt Franz von Gaisberg (1504–1529) von St. Gallen zum Konservator, Beschützer und Schirmer der Rechte, Privilegien und

Besitzungen von Kloster St. Ulrich und Afra in Kreuzlingen, einem Augustinerchorherrenstift.

1517 erneuerte Papst Leo X. (1513-1521) das Recht von Kloster Salem, zur Benediktion seines Abtes sich einen Bischof zu wählen.

Am 31 Oktober 1517 schlug Martin Luther seine Thesen an der Schlosskirche von Wittenberg an, was wohl eher Legende ist, aber seine Stellung zum Ablasshandel.

Aber die Verbreitung seiner Thesen vor allem über Druck und die anschließenden Diskussionen bringen die Reformation in Gang.

Gegenüber der Reformation zeigte man in Kloster Salem keine Sympathien.

In Salem kam es zu keinem wirtschaftlichen und keinem disziplinarischen Niedergang.

Am 23. Mai 1521  bestätigte Karl V. (1520-2530 König, denn bis 1555 Kaiser) alle Privilegien und Freiheiten und nahm das Kloster in seinen Schutz.

Schon im 13.und 14. Jahrhundert gab es  eine Reihe von bäuerlichen Aufständen und Widerstandsaktionen.

Die Standpunkte der Reformation  ließen die  dörflichen Bevölkerung die mit dem „Willen Gottes“ gerechtfertigten Ansprüche von Adel und Klerus zu hinterfragen. Für die eigene erbärmliche Lage „durch Erbteilung zerstückelte Höfe“ fanden sie keine biblische Begründung.

1524 brachen die Konflikte aus. Die erste Erhebung war im Wutachtal bei Stühlingen.

In der Reichsstadt Memmingen  deren Bürgerschaft mit den Bauern sympathisierte, sammelten die drei oberschwäbischen Bauernhaufen.  Im Februar/März wurden die 12 Artikel verfasst.

Das waren die Forderungen, die die Bauern gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben.

In Kempten  wehrte sich 1523 die Untertanen gegen die Versuche des Abtes , sie weiter in die Leibeigenschaft zu drücken. Mitte Februar befand sich das ganze
Allgäu im Aufstand und bildete am 24. Februar den „Allgäuer Bund“.

Im nördlichen Oberschwaben berieten seit dem Dezember 1524 einige Bauern im Wirtshaus zu Baltringen, wie
sie ihre Beschwerden durchsetzen könnten. Anfang Februar begannen sie, um Zuzug zu werben, und Mitte des Monats war auch hier die ganze Landschaft südlich der Donau im Auf-
stand und schloß sich zum Baltringer Haufen zusammen.

Im Bodensee raum schlossen sich die Bauern zu den Seebauern zusammen Im Linzgau bildete sich ein eigener Abteilungshaufen, der Bermatinger Haufen.

Dort hatte er sein Standquartier und sein Hauptmann wurde der Oberteuringer Müller Eitelhans Ziegelmüller.
Anfang März hatten sich die Seebauern bereits mit den Allgäuern verbündet.

Die erste große Schlacht fand am 4. April 1525 bei Leipheim statt.

Am 17. April 1525 schlossen der Allgäuer Haufen und der Seehaufen unter ihrem Führer Eitelhans Ziegelmüller den Weingartner Vertrag mit Georg III. Truchsess von Waldburg (1488-1531) den Weingartner Vertrag.

Eitelhans Ziegelmüller ist  zwischen 1485 und 1490 geboren . Sein Todestag steht fest, nämlich der 15. Dezember 1545.

Ziegelmüllers Aktionen richteten sich zunächst gegen Kloster Salem. Mit nur etwa 20 Personen kam der Hauptmann Ziegelmüller ins Kloster.

Alle Bediensteten mussten ihm huldigen und schwören,, das göttliche Recht zu beachten und nichts gegen den Haufen zu unternehmen.

Am 2. April 1525 forderte Ziegelmüller den Salemer Konvent auf, ihm zu huldigen Auf Rat von Abt  Jodok, der sich nach Überlingen geflüchtet hatte, geschah das am 3. April.

Die Aufständischen waren auf Verpflegung aus Klostervorräten angewiesen.Die Führung hatte angeordnet, dass aus besetzten Schlössern und Klöstern nur Essen und Trinken genommen wird und nichts zerstört wird.

Im Bereich des Seehaufens ging kein Kloster in Flammen auf und keine Gebäudeschäden wurden gemeldet.

Kloster Salem erlitt im Vergleich zu den anderen Klöstern die geringsten Verluste. In Salem selbst hielten sich in Grenzen, wie er Abt selbst feststellte :”Nicht ein Heller Schaden ist uns geschehen als an Wein
und Brot° Nur im Klosterbesitz Schemmerberg überfiel der Balteinger Haufen am 26. März 1525 das Schloss und zerstörte es.

Dass Salem so glimpflich davon kam, lag zum einen an Abt Jodok, er verhielt sich taktisch klug. Er beteiligte sich nach den Aufständen auch nicht an den Verurteilungen der Bauern. Den Grund für die bäuerliche Erhebung sah er vor allem in der Reformation.

Das andere war sein Gegenspieler, Eitelhans Ziegelmüller. Er war schon vor den Aufständen Ammann des Gerichts der Landvogtei um Ailingen und behielt dieses Amt bis an sein Lebensende.

1529 und 1530 wählten ihn die Bauern im Linzgau zum Abgeordneten der „Landschaft“, der Untertanenvertretung der Landvogtei, zu österreichischen Landtagen in Innsbruck und Linz.

Gleich nach dem Bauernkrieg senkte Kloster Salem die Steuern, um weiteren Aufständen vorzubeugen. Es hatte bis dahin weit strengere Auflagen als in anderen süddeutschen Territorien .

Nach dem Bauernkrieg wirtschaftete Abt Jodokus sehr sparsam und konnte die erlittenen Schäden rasch ersetzen und auch neu Güter Erwerben.

1526 erwarb er von der –Reichsstadt Überlingen ein Haus mit Hofstatt und Stadel für 450 fl.,das sind ungefähr 372.924,00 €. Es handelte sich um angrenzende Gebäude an ein Haus wo Salem schon seit 1231 begütert war.

In den Jahren zwischen 1530 bis 1535 wurde der Hof in seiner heutigen Ansicht erbaut. Ob die alten Gebäude teilweise integriert oder abgerissen wurden, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.

Einen Höhepunkt bedeutete sicher der Besuch von Kaiser Ferdinand (1558-1564), der dort 1563 übernachtete.

Abt Jodokus verstarb am

Auf ihn folgte Abt  Amandus Schäffer (1529–1534 )

Er Stammte aus Straßburg Er war Mönch in Kloster Baumgarten und legte dort auch seine Profess ab. 1593 brannte das Koster ab und wurde völlig zerstört. Die Mönche begaben sich in benachbarte Klöster. Amandus ist wohl nach Salem gekommen.

Bei seiner Wahl war er schon alt Anwesend war der Abt von Lützel  Theobald Hillweg (1495–1532), von Bebenhausen Johann von Fridingen (1493–1534 ) und Melchior Ruf von Königsbrunn (+ 1539)

Als das Erzstift Salzburg seine Salzpfannen in Hallein an an den bayrischen Herzog Ludwig X. verkaufte, verkaufte auch Abt Amandus seine Salzpfanne in Wallbrunn bei Hallein, die Salem von dem Salzburger Erzbischof Eberhard II. geschenkt bekommen hatte, an den

bayrischen Herzog.

Zwischen 1530 und 1535 ließ Abt Amandus den Salmannsweiler Hof in Überlingen neu und aus festem Stein erbauen.

Abt Amandus war  ein vertrauter Freund des Ingolstädter Theologen und Professor Johannes Eck (!586- 1543) und Luthergegner.

Abt Amandus starb am 27. Juni 1534 im Salmannsweiler Hof in Überlingen. Er wurde in der Franziskanerkirche in Überlingen begraben.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes III. Fischer (1534–1543 )

Er stammte aus Mimmenhausen und wurde am 6. Juli 1534 zum 22. Salemer Abt gewählt.

Nach seiner Wahl ging er nach Überlingen zu den Barfüßern und hielt einen Jahrtag für seinen Vorgänger ab. Er ordnete an, dass der Salemer Hofmeister in Überlingen

immer am Jahrtag von Abt Amandus zwei Kerzen auf dessen Grab stellte.

Der Sommer 1540 war sehr heiß und bescherte einen vorzüglichen Wein. Aber die Hitze sorgte auch dafür, dass mancherorts die Pest ausbrach.

Abt Johannes III.  errichtete zu deren Abwendung die Sebastiansbrüderschaft,.

In Dänemark war Johannes von Weeze 1522 nominierter Erzbischof von Lund und 1530 Bischof von Roskilde bzw. Seeland geworden. Da Dänemark

protestantisch war, musste er Dänemark verlassen. Er stand bei Kaiser Karl V. in hohem Ansehen

Bei den Friedensgesprächen von Großwardein 1538 wirkte er als persönlicher Gesandter der Kaisers Karls V

Der Friede wurde dann zwischen Ferdinand I. , Bruder Karls und damals Erzherzog von Österreich und Johann Zápolya (1526-1540) geschlossen und beendete den ungarischen Bürgerkrieg.

1538 wurde er Bischof von Konstanz und 1540 vom Papst bestätigt.

1540 übergab der Reichenauer Abt  Markus von Köringen (1521-1540) Kloster Reichenau als Priorat an den Konstanzr Bischof. Dieser wurde der erste Reichenauer Kommendatarabt von Kloster Reichenau und nannte sich dann auch

Abt von Reichenau.

Der Amtskollege von Abt Johannes III Melchior von Königsbrunn  informierte ihn über die möglichen Pläne von Bischof Johannes von Weeze, die Abtei Salem um ihre Selbstständigkeit zu bringen und sie zu Besitz des Bistums Konstanz zu machen.

Er wandte sich an Kaiser Karl V.. Dieser bestätigte am 1.Juli 1541 alle Privilegien und Verbriefungen von Salem.

Kloster Salem sollte bei all seinen Rechten und Herkommen verbleiben.

Außerdem wurde es  vom kaiserlichen Hofgericht in Rottweil eximiert. Streitsachen sollten nur noch vom Reichskammergericht und vom Hofrat geschlichtet und entschieden werden. (Staiger S. 129 f.)

Damit konnte der Bischof das Stift nicht mehr zur Kommende machen. Er verfolgte dies auch nicht mehr weiter.

Das scheint ihn wohl viel Kraft gekostet zu haben. Er verstarb am  4. November 1543.

Auf ihn folgte Abt Johannes IV. Precht (1543–1553).

Er stammte aus Tübingen und wurde am 16. November 1543 zum 23. Abt von Salem gewählt.

Das Abbatiat wurde weniger durch die Aktivitäten des Abtes geprägt al durch Ereignisse im Reich.

Am  13. März 1545 eröffnete Papst Paul III. (1534-1549) das Konzil von Trient. Auch Abt Johannes war eingeladen.

Da er aber kränklich war schickte er einen Vertreter nach Trient.

!546 brach der Schmalkaldische Krieg aus, ein Krieg zwischen Kaiser Karl V. und dem Schmalkaldischen Bund, ein Bündnis protestantischer Landesfürsten und Städte unter der Führung von Kursachsen und Hessen.

Nach der Gefangennahme des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich (1532-1547) und des hessischen Landgrafen Philipp(1518-1567), der beiden Hauptleute des Schmalkaldischen Bundes, endete der Krieg für den Kaiser erfolgreich.

Die Reichsstadt Konstanz wurde von Karl V. erst 1548 erst im Oktober  militärisch unterworfen. Karl bestrafte die Stadt mir dem Verlust der Reichsfreiheit.

Karl befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht und erließ auf dem Augsburger Reichstag von 18 das Augsburger Interim.

In Württemberg lie es sich einigermaßen durchsetzen. Dort wurden durch Herzog Ulrich im Zuge der Reformation  auf gehobene Klöster wieder restituiert, zu Beispiel Maulbronn und Bebenhausen.

Dort wurden wieder Äbte eingesetzt.  Der Passauer Vertrag vom 2. August 1552 hob das das Augsburger Interim wieder auf. Ulrichs Sohn Christoph von Württemberg (1550-1558) führte dann die Umsetzung der Reformation zielstrebig wieder fort.

Neue Novizen durften in den Klöstern nicht mehr aufgenommen werden.

Bei Neuwahlen verstand er es, Personen zu installieren, die der neuen Lehre anhingen und so seine Absichten unterstützten.

Nach dem Augsburger Religionsfrieden vom 8. August 1555 wandelte er die Klöster in evangelische Klosterschulen um. Von den Prälaten erfuhr er keinen nennenswerten Widerstand mehr.

Nach dem Augsburger Reichstag von 1548 hatten sich protestantische Fürsten insgeheim wieder zu einem Bündnis zusammengeschlossen.

Der französische König Heinrich II. (1547-1559) erklärte Kaiser Karl 151 den Krieg und stieß bis zum Rhein vor. Der sächsische Kurfürst Moritz (1541-1553) stellte sich an die Spitze der protestantischen Fürsten, 

obwohl er noch 1548 im Auftrag des Kaisers Truppen nach Magdeburg geführt hatte, weil sich die Stadt dem Interim nicht beugen wollte.

Die vom französischen König finanziell unterstützten protestantischen Fürsten und ihre Truppen marschierten sehr schnell nah Süddeutschland.

1552 nahm Kurfürst Moritz sein Quartier in Salem.

1553 schloss Abt Johannes mit  Johannes Schad von Mittelbiberach einen Vertrag wegen der Kaplanei von Langenschemmern. Sie war 1550 von der Gemeinde gestiftet worden und von der Herrschaft  Warthausen

begabt worden. Sie gehörte zur Pfarrei Schemmerberg. Das Ernennungsrecht des Kaplans sollte der Herrschaft Warthausen zustehen, das Präsentationsrecht Kloster Salem.

Kurz vor seinem Tod schenkte Abt Johannes dem Weingartener Abt Gerwig Blarer (1520–1567) eine kostbare Inful, die mit Perlen und Edelsteinen besetzt war.

Abt Johannes IV. verstarb am 9. August 1553,

Auf ihn folgte Abt Johannes V. Michel (1553–1558)

Am 9. August 1553 wurde unter Leitung des Abtes Nikolaus Rosenberg (1542–1566) von Kloster Lützel im Beisein von Abt Sebastian Lutz (1541–1558) von Tennenbach und Bebenhausen Johannes V.

als 24. Abt von Salem gewählt. Vor seiner Wahl war er salemischer Pflger in Schemmerberg. Er stammte aus Neufra bei Riedlingen.

Er sandte den Konventualen Matthäus Rot und späteren Abt nach Rom zur Bestätigung seiner Wahl, wie das auch schon sein Vorgänger Johannes IV. gemacht hatte.

Er war ein Vertreter der Rechte seines Klosters,für die er auf Reichstagen und in sonstigen Verhandlungen eintrat. In seiner Regierungszeit wurde der Auhsburger Religionsfrieden

Am 25. September 1555 auf dem Reichstag in Augsburg beschlossen.

Kaiser Karl V. dankte am 25. Oktober 1555 ab und lebte in einem Landhaus, das  das abgelegene Hieronymiten-Kloster von San Jerónimo de Yuste in der Extremadura angeschlossen war. Er trat aber nicht in den Orden ein.

Karl V. verstarb am 21. September 1558 an Malaria.

Abt Johannes V. starb nur ein paar Tage später am 25. Oktober 1558.

Sein Nachfolger wurde Abt Georg II. Kaisersberger (1558–1575)

Er Stammte aus Wemding in Bayern.

Er wurde am 11. November 1558 unter Vorsitz von Abt Nikolaus Rosenberg von Kloster Lützel einstimmig zum Abt gewählt.

Ferdinand I. (1558-1564) bestätigte Abt Georg II. am  3. Oktober 1559 alle Rechte und Freiheiten Salems. Er gestattete ihm außerdem den Handel und Wandel mit Juden zu verbieten.

Das war nach Staiger (S. 131) nämlich ein Problem für die Bevölkerung in Salem, weil die Leute oft ungünstige Verträge abschlossen, bewegliche und unbewegliche Güter gegen Verpfändung zu Geld machten

und wenn sie Fristen nicht einhielten, sehr oft vor Gericht landeten und auch Haus und Hof verloren.

Laut Staiger hatte diese Erlaubnis die Folge, dass viele Juden aus Salemer Gebiet wegzogen.

Am 19. April 1560 in Wittenberg,

Herzog Christoph von Württemberg zog die Zisterzienserklöster Herrenalb, Maulbronn, Bebenhausen und Königsbronn wieder ein, reformierte sie und  gründete dort evangelische Schulen. Während des Interims waren sie

wieder mit katholischen Äbten besetzt worden.

1561 wurde Markus Sittikus von Hohenems (1561-1589)Bischof von Konstanz und auch zum Kardinal erhoben.

Wie schon Bischof Johann von Weeze versuchte Bischof Markus Kloster Salem als Kommende dem Bistum Konstanz einzuverleiben. Natürlich protestierte Abt Georg beim Kaiser dagegen und wie sein Vorgänger Johann gab er den Versuch auf.

Kaiser Maximilian II.(1564-1576) nahm am 27. März 1566 Kloster Salem in seinen Schutz und bestätigte seine Privilegien. Damit war auch der zweite Versuch Salem dem Bistum Konstanz einzuverleiben gescheitert.

1563 endete das Konzil von Trient.

1567 wurde in Konstanz eine Diözesansynode abgehalten. In Umsetzung der Beschlüsse wurde auch über die Errichtung eines Diözesanpriesterhauses beraten. Wegen Geldmangel wurde ein geistliches Seminar aber auf bessere Zeiten verschoben.

Im Tochterkloster Heggbach hatte

Äbtissin Lucia Hildebrand (1559-1590) das Kloster in eine wirtschaftliche Schieflage geführt. So musste Vaterabt Georg II. Kaisersberger  den Haushalt überprüfen und in Ordnung bringen. Aber nur ein Jahr später lobte der Visitator Nikolaus I. Boucherat von Citeaux die vorbildliche Ordenszucht Heggbachs.

1571 hatte eine große Teuerung von Lebensmitteln eingesetzt. Die Preise erreichten eine ungeheure Höhe, Abt Georg öffnete die gutgefüllten Scheunen von Salem. Die Salemer Untertanen kamen so gegenüber anderen Herrschaften gut davon.

Abt Georg verstarb am  24. Februar 1575.

Auf ihn folgte Abt Matthäus Rot  (1575–1583).

Er stammte wie Abt Johannes  V. aus Neufra. und ist um 1520 geboren.Er genoss wohl auch das besonderes Vertrauen von Abt Johannes.

Für ihn reiste er nach Rom zur Bestätigung von dessen Wahl.Über seine Romreise hatte er 1554 ein Itinerar angefertigt, das erst später gebunden worden zu sein scheint.

1544 wurde er als  Vikar und Kaplan von Abt Johanns bezeichnet. Noch zu Lebzeiten von Abt Johannes wurde ihm die Verwaltung der  Salemer Pflege in Pfullendorf übertragen.

Er war auch Stellvertreter von Abt Georg, wenn dieser auf Visitationsreisen war.

Dieses Amt verwaltete er 18 Jahre lang bis zu seiner Wahl zum Abt.

Nach seiner Wahl  versuchte er als erstes dass die hohen Bestätigungstaxen in Rom ermäßigt würden. Außerdem erbat er von Papst Gregor XIII.  (1572-1585), dass er und seine Nachfolger nicht nur vom Konstanzer Bischof weihen lassen dürfe,

sondern von jedem katholischen Bischof.

Kaiser Rudolf  II.(1576-1611) bestätigte Abt Matthäus auf dessen Bitte die Besitzungen, Rechte und Privilegien von Kloster Salem. Außerdem gestattete er, dass das Kloster in seinen Besitzungen in allen Reichs-und anderen Städten

geistliche oder weltliche Personen  nach seinem Willen und Nutzen einsetzen dürfe. Damit konnte der Abt Pfleger, Amtsleute, Schaffner und Verwalter beliebig anstellen.

1581 ließ Abt Matthäus eine  Urkundensammlung anlegen, in die alle Dokumente aufgenommen wurden, die für die Abtei wichtig waren. Sie bildete die Grundlage für die Summa Salemitana,

die  zwischen 1761 und 1778 von den gelehrten Salemer Mönchen Mathias Bisenberger und Eugen Schneider angefertigt wurde.

1582 und 1583 führte er in seinem Gebiet den Gregorianischen Kalender ein.

Er war Direktor des Prälatenkollegs im Schwäbischen Kreis.

Er starb am 24. Mai 1583.

Auf ihn folgte Abt Vitus Nekher  (1583–1587 )

Er Stammte aus Mimmenhausen und wurde am 5. Juni 1583 unter Vorsitz des Abtes Beat Bapst (1583–1597 ) von Kloster Lützel und im Beisein der Äbte von Weingarten Johannes IV. Raitner von Zellersberg (1575–1586)

und Weissenau Matthias Insenbach (1582–1595) zum 27. Abt von Salem gewählt. Er war sehr gebildet und hatte große Kenntnisse in Latein und Griechisch. Er achtete auf eine solide Ausbildung seiner Konventualen und schickte sie

auf seine Kosten zum Studium nach Dillingen.

Er bereicherte die Bibliothek mit wissenschaftlichen Werken.

Er starb aber nach nur 4 Regierungsjahren am 17. November 1587.

Auf ihn folgte Abt Johannes VI. Bücheler (1587–1588 ) Er stammte aus Neufra.

Er berechtigte zu großen Hoffnungen. Er war sehr klug.

Er verstarb aber schon nach einem halben Jahr an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger wurde Abt Christian II. Fürst (1588–1593 Rücktritt)

Er stammte aus Herbertingen.

Er verbesserte den äußeren Zustand des Kloster. Er ließ ein neues Chorgestühl in der Kirche aufstellen.

In Salem und dem ihn unterstellten Frauenklöster wollte er er eine neue verbesserte Zucht und Ordnung einführen.

Nach Staiger hatte er aber nicht die nötige Ausdauer, Geduld und Klugheit für dieses Vorhaben, Nach fünfjähriger  Regierung trat er 1593.

Generalabt  Edmond I. de la Croix (1584–1604 ) stimmte dem Rücktritt zu. Er erhielt eine Pension und begab sich auf Schloss Kirchberg.

Dort lebte er nach Staiger nicht sehr erbaulich, so dass viele Klagen über ihn eingingen. Erst als ihm mit Entzug der Pension gedroht wurde, ging er in sich. Er bat darum, wieder in

Kloster Salem aufgenommen zu werden, was ihm gestattet wurde. Er lebte nun mustergültig bis zu seinem Tod 1605.

Das erste Provinzkapitel fand am 15. November 1593 in Salem statt. Die anwesenden Äbte wählten den Salemer Abt

Christian Fürst zum »abbas provincialis«.

Das erste Provinzkapitel fand am 15. November 1593 in Salem statt. Die anwesenden Äbte wählten den Salemer Abt

Christian Fürst (1588-1593)zum »abbas provincialis«.

Am 10. November 1593 wurde Petrus Müller unter Vorsitz von Abt Beat Bapst von Kloster Lützel zum 30. Salemer Abt gewählt.

Die Bestätigung aus Rom  verzögerte sich, weil das Bestätigungsgesuch und die Bittgesuche um Befürwortung an die Kardinäle Madruzzo, Paravicini und Rusticucci und den Ordensprokurator auf dem Weg nach Rom verloren gingen und erst nach langer Verzögerung beschädigt dort eintrafen. Daher wurde die Bestätigung erst am 8. August 1594 erteilt; die päpstliche Bulle trat schließlich im Februar 1595 in Salem ein

Er stammte aus dem Dorf Schellenberg, heute Ortsteil von  Waldsee.

Er gehörte schon 1583 bei der Wahl von Abt Vitus Nekher   dem Konvent von Salem an.

Er begann sofort das Vorhaben, die Ordenszucht zu heben, an dem sein Vorgänger gescheitert war,  jetzt erfolgreich fortzusetzen.

Er war standhaft und gab, wenn nötig nicht nach. Das führte zum Erfolg.

Auf Ordensebene gab es zwei große Arbeitsfelder.

Die Reformation in Deutschland hatte auf den Zisterzienserorden gravierende Auswirkungen, Eine Reihe von Klöstern war im Zuge der Reformation aufgelöst worden.

Salem zum Beispiel verlor sein Filialkloster Königsbronn.

Das bedeutete  aber auch, dass die Filiationsketten, das verbindende Element des Ordens dadurch in vielen Fällen unterbrochen worden waren. Auch die direkte Kommunikation mit Citeaux war oft durch kriegerische Ereignisse gestört oder sehr erschwert.

In unruhigen Zeiten wurde der jährliche Besuch des Generalkapitels und die jährliche Visitation durch die Vateräbte mehr und mehr unmöglich. In Spanien, Portugal und Italien entstanden mit Billigung des Apostolischen Stuhles regionale Kongregationen, die meist mit dem Orden verbunden blieben.

Im deutschen Raum  sah man  sich auch neuen Verhältnissen gegenüber, die eine neue Ordnung erforderten. Auch in Deutschland wurde nun über Congregationen nach gedacht. Die Initiative scheint von Rom und Citeaux ziemlich gleichzeitig ausgegangen zu sein.

Das zweite waren die Auswirkungen des Konzils von Trient, das zwischen 1545 und 1563 stattfand.

In der letzten Sitzungsperiode des Konzils stand die Reform der Orden auf der Tagesordnung.

In der letzten Sitzungsperiode von 1562 bis 1563 wurde das Dekret über die Reform der Orden beschlossen.

Es wurden . Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt. Das Dekret enthielt Bestimmungen über die Wiederherstellung des Gemeinschaftslebens, das Noviziat, die Abschaffung des Privateigentums, die Klausur der Nonnen und die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen.

Generalabt Edmond I. de la Croix  hatte zwischen 1593 und 1595 eine große Visitationsreise durch Deutschland übernommen.

Für den 14.-20. September 1595 lud er zu einer großen Äbteversammlung ins Kloster Fürstenfeld ein. Gleich zu beginn wurde der neue Fürstenfelder Abt  Johann(es) IV. Puel (1595-1610) gewählt, was nichts mit der Versammlung zu tun hatte. Es hatte sich einfach aus Zeitgründen so ergeben.

Bei der Versammlung waren 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum anwesend.

  Dort wurden die Fürstenfelder Statuten sowie ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat  beschlossen. Dieses bestand aus den vier Provinzen Schweiz-Schwaben-Elsaß, Franken, Baiern und die Kaisheim unterstehenden Klöster sowie Tirol. Dem oberdeutschen

Generalvikariat gehörten insgesamt 19 Männerklöster mit den ihnen unterstehenden Frauenklöster an. Zum Generalvikar wurde Abt Petrus Müller  von Salem ernannt.

Generalabt Edmund  gab Abt Petru 1596 die Vollmacht Äbte zu weihen.

Im Oktober 1596 visitierte Edmund Kloster Salem und verfügte, dass bei künftigen Abtswahlen die Anwesenheit des Kaisheimer Abtes genüge.

1609 visitierte Abt Petrus Kloster Neubourg. Nach der Visite trat Abt Hans Faber (1592 – 1597), der das Kloster sehr schlecht verwaltet hatte, zurück

Abt Petrus ersetzte ihn durch den Salemer Konventualen Alexander Metzger (1599-1621) Er schichte noch drei weitere Konventuale aus Salem nach Neubourg.

Luc Keller wurde Prior, Joachim List stellvertretender Prior und Sebastian Pfeiffer Novizenmeister.

Abt Petrus machte einige Neuerwerbungen für Salem.

1594 kaufte er von der Witwe des Eitel Pilgers vom Stain vom Klingenstain zu Waldsberg  das Dorf Mainwangen im Hegau mit allen Rechten, Diensten und Abgaben sowie der niederen Gerichtsbarkeit für 22.000 fl., das sind ungefähr 18.787.412,00 €.

1603 kaufte er vom Konstanzer Bischof  Johann Georg von Hallwyl (1601- 1604 ), das Dorf Einhart, heute Ortsteil der Gemeinde Ostrach, das Salem nach dem Kauf seinem Amt Ostrach zuteilte.

Für das Dorf samt Patronatsrecht, Niedergerichtsbarkeit , Vogtei und Zehnten wurden 25.000 fl., das sind  21.349.332,00 €, fällig.

Bei der Wahl des Konstanzer Bischofs Jakob Fugger (1604 –) war Abt Petrus als Stimmzähler anwesend.1626

1611 erwarb er vom Grafen Ernst Georg V. zu Sigmaringen (1585-1625) für ein Darlehen von 14.000 fl., das sind ungefähr 11.955.626,00 €, als Zins die Regalien, die hohe Gerichtsbarkeit, Zoll und Wegegeld für Ostrach, die Sigmaringen als Lehen von Österreich besaß.

Das war für das Kloster durchaus interessant, denn es begann jetzt wieder Truppendurchzüge, die dem Kloster hohe Kosten verursachten.

Das waren durchaus Erfolge, aber Abt Petrus schaffte es nicht, die Finanzlage Salems wieder zur früheren Blüte zu bringen, obwohl er mit hohen Vögelin einen tüchtigen Beamten hatte, der in Salem Oberamtmann war.

Bei den Truppendurchzügen kamen 1610 die  Ansbacher und Braunschweiger mit 14.000 Mann. Die Truppen lagerten bei Salem ein paar Tage und zogen dann weiter.

Als Reaktion legten die Herrschaften ihren Untertanen Wehr und Waffen auf.

Das Salemer Volk war 1500 Mann stark und war gut bewaffnet und geschult. Sie hatten ein Übungsgelände.

1618 wurden die Truppendurchzüge immer häufiger und auch die Zahl der Einquartierungen nahm zu. Man wollte aber keine Volksbewaffnung und nahm den Leuten die Waffen wieder weg.

Wegen seines hohen Alters betrieb Abt Petrus die Wahl eines Koadjutors. Er verstarb jedoch kurz vorher am 29.Dezember 1614.

Sein Nachfolger wurde Abt Thomas Wunn (1615–1647 )

Er ist 1580 oder 1581 in Grasbeuren bei Salem geboren. Um 1599 trat er in den Zisterzienserorden ein. Er studierte in Dillingen und Salem Philosophie und Theologie.

1606 wurde er zum Priester geweiht.Vor seiner Abtsweihe war er Theologieprofessor und Oberbursar.

Er wurde am 18. Januar 1615 in Gegenwart der Äbte von Lützel Johannes Hanser (1605–1625 ), von Tennenbach Martin II. Schleher ( 1585–1627) und Wettingen Peter II. Schmid (1594 –1633)

Das 16. Jahrhundert war für das Kloster nicht gut. Es hatte Steuerausfälle und in den Kriegen Plünderungen zu verkraften.

Der Schmalkaldischen Krieg (1546–1547) hatte dem Kloster großen finanziellen Schaden zugefügt.

Trotz der angespannten Finanzlage entschloss sich Abt Thomas gleich nach seinem Amtsantritt zu ausgedehnten Neubauten.

Das war zu seiner Zeit eines der größten Bauprojekte der Bodenseeregion und orientierte sich in seiner äußeren Gestaltung an den feudalen Schlössern der umliegenden Grafschaften in im Spätrenaissance-frühbarocken Stil.

Abt Thomas ließ 1615–1627 die Abtei- und Konventgebäude als klar strukturierte, moderne Anlage neu errichten. Die alten Gebäude fielen dem Abbruch zum Opfer. Die Neubauten sind als dreigeschossige, einheitlich gestaltete Flügel um einen grossen und zwei kleinere Innenhöfe gruppiert. Der Abt ließ auch die Wirtschaftsbauten neu bauen. Aus mittelalterlichem Baubestand blieb nur das hochgotische Münster der Jahre 1285–1425 erhalten. Baumeister der Neubauten ist Balthasar Seuff aus Kempten. Er bekam für den Abriss des alten Baues 514 Gulden, das sind etwa 148.732,00 €.

Bis 1618 erhielt er insgesamt 2025  Gulden, das sind etwa 585.958,00 €. Das betraf dann die Bauleistungen.

Die 1615 bezeugte Anwesenheit des Jesuitenarchitekten Br. Stephan Huber in Salem, der im gleichen Jahr die grosse Klosteranlage in Ochsenhausen beginnt, weist mindestens auf eine aktive Mitplanung hin. Br Stephan Huber (1554–1619) war der große Jesuitenbaumeister

und hat sich als Planer der neuen Konventbauten in  Ochsenhausen einen Namen gemacht. 1616 war er aber erschöpft und krank in Konstanz.

Er har in Salem wohl nur planerisch und als Ratgeber mitgewirkt.

Die neuen Klostergebäude in Salem konnten von den Mönchen nur wenige Jahre genutzt werden, denn 1634 müssen sie vor den herannahenden Schweden in schweizerische Zisterzienserklöster flüchten. Die Laienbrüder der Salemer Bauhütte wirkten im Exil als Altarbauer in St. Gallen, Neu St. Johann und Bischofszell.

1634 ließ er die von  Abt Georg I. angeschafft, aber noch nicht fertig gestellt Orgel abreißen und durch eine größere neu aufsetzen.

Neben de Klosterbau kümmerte man sich in Salem intensiv um die Bildung der Mönche.

Die alten Bildungsstätten waren verloren, so dass man unfreiwillig Gast bei Jesuiten und bischöflichen Konvikten sein musste. In dieser Sache bestand akuter Handlungsbedarf.

Salem nahm eine Vorrangstellung innerhalb der Reihe der oberdeutschen Zisterzienserklöster ein.  Einmal offenbar bedingt durch seine schiere Größe, aber vor allem auch wegen seiner mustergültigen monastischen Disziplin innerhalb der Klöster

des Ordens, was der Generalabt Nikolaus I. Boucherat (reg. 1571–1583) bereits 1573 in seinem Visitationsbericht hervorgehoben hatte: Salem sei ein celeberrimum et reformatissimum monasterium. Daher wurde 1593 beschlossen, das Studienseminar, das seminarium religiosorum, in Salem einzurichten, auch weil dort die baulichen Gegebenheiten dies möglich machten und im zuvor genannten Visitationsbericht Boucherats die umfassende Bildung vieler Salemer Religiosen bestätigt worden war. Jedes süddeutsche bzw. schweizerisch-elsässische Kloster sollte in Folge zwei Mönche zum Studium nach Salem schicken: Hintergrund war die schon angesprochene Bildungsmisere bei vielen Klerikern und Mönchen, die bereits vielerorts durch Außenstehende bemerkt und kritisiert wurde. Dieser Umstand war nicht neu.

Seit der Mitte bzw. im letzten Drittel des Reformationsjahrhunderts entstanden dann neben dem Klosterstudium durch Jesuiten gegründete Kollegien (wie Ingolstadt 1555, München 1559, Würzburg 1567 oder Luzern 1577 und Freiburg i. Üe. 1580/81), die sich an den lutherisch-reformierten Gymnasien, wie sie zum Beispiel im Herzogtum Württemberg entstanden waren, orientierten und in ihrer Vollausstattung die „studia inferiora“ umfassten. Diese Entwicklung mündete schließlich in Salem in die Ansiedelung eines Gymnasiums, an dem seit dem 18. Jahrhundert auch externe Schüler unterrichtet wurden. Zu den Unterrichtsfächern gehörten dort neben Theologie und den alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch

auch Geschichte, Geographie, Französisch, Englisch und Italienisch, Kalligraphie und Orthographie, aber auch Arithmetik und Algebra. Darüber hinaus wurde Unterricht im Singen, Geige- und Orgelspielen erteilt18. Für eine geregelte Ausbildung des eigenen Klosternachwuchses schon vor Etablierung des Zisterzienserseminars in Salem spricht weiterhin der Neubau eines Kollegiengebäudes im Zuge der Neuerrichtung des Konvents zu Beginn des 17. Jahrhunderts, wodurch ein älterer Bau ersetzt wurde, wie die Salemer Quellen berichten. Diese Baumaßnahmen liefen erstaunlich parallel mit den Verhandlungen zur Bildung einer oberdeutschen Kongregation und können als Vorgriff auf die späteren Statuten und die darin geforderte Errichtung eines Ordensstudiums gesehen werden. Durch die so geschaffenen Tatsachen antizipierte das Kloster die Entscheidung über den Ort eines solchen Studiums: Einzig Salem konnte das zentrale Kloster Ausbildungsstätte sein, weil die Infrastruktur bereits vorhanden war.

Zeitgleich betrieb Abt Thomas  den Ausbau der oberdeutschen Zisterzienserkongregation. Nach den Fürstenfelder Statuten war das Projekt etwas ins Stocken geraten.

Zwischen 1606 und 1609 griff er päpstliche Nuniust in der Schweiz Fabrizio Verallo (1606-1608), die Idee  einer Zisterzienserkongregation wieder auf, wobei er aber vor allem die Schweizer Zisterzienserklöster im Auge hatte

Unterstütz wurde er dabei vom Wettinger Abt Peter II. Schmid. Das blieb am Ende aber erfolglos.

Seit der Visitation des Generalabtes  Nikolaus II. Boucherat (1604–1625)  1615 setzte sich auch die Ordensspitze für das Projekt ein.

In seiner Eigenschaft als Generalvikar der oberdeutschen Zisterzienserklöster organisierte Abt Thomas  ein Treffen der Äbte von Wettingen, S. Urban mit Abt  Ulrich Amstein (1588–1627 ) Tennenbach Martin II. Schleher (1585–1627), Neubourg mit Abt Alexander Metzger (1398-1621)

sowie Vertretern der  Klöster  Vertretern der Klöster Hauterive, Kaisheim und Stams. Es wurden Statuten entworfen. Ein Provinzkapitel bestätigte die Pläne für eine Kongregation und wählte Abt Thomas zum Präses

Ein Äbtetreffen im Dezember 1618 wurden die Stauten nochmals revidiert und  vom Vertreter des Generalabtes  Balduin Moreau approbiert. Der Generalabt bestätigte die Statuen 22. Januar 1619. Das Generalkapitel erkannte die Statuten am 15. Mai 1623 an.

Die noch sehr kleine Kongregation von nur 6 Klöstern war von Anfang an auf Vergrößerung angelegt.  Papst  Urban VIII.(1623–1644 ) anerkannte die Kongregation am 10. Juli 1624.

Die Äbte von Salem, Kaisheim  Johann VII. Beck (1608–1626 ) und Aldersbach  Michael Kirchberger (1612–1635) hatten wie beauftragt z einer Äbteversammlung am 2. und 3. September 1624 nach  Salem eingeladen.

Das war Geburtsstunde der Oberdeutschen Kongregation, denn alle Klöster des  oberdeutschen Generalvikariates waren von da an Mitglieder der Gemeinschaft. Präses (Vicarius generalis Germanieae Superioris) wurde der Salemer Abt

Am 2. Oktober 1624 wurde diese Kongregation vom Abt von Cîteaux und am 17.

17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.

Die weitere Entwicklung wurde aber zunächst ausgebremst durch den Dreißigjährigen Krieg.

Im Vorfeld des Krieges mussten Truppen einquartiert und verpflegt werden, wobei die durchziehenden Soldaten oft plünderten und stahlen.

1609 war Kloster Salem der Katholischen Liga, dem Bündnis der katholischen Reichsstände, beigetreten.

1623 sperrte es seine Beitragszahlungen. Ligatruppen hatten oft Kontributionen vom Kloster erpresst. Außerdem fürchtete man, dass bei das protestantische Württemberg bei einem Sieg mit einem Mitglied der Katholischen Liga kurzen Prozess machen würde.

Die Lage in Süddeutschland einigte sich aber gravierend nach der Landung des schwedischen König Gustav Adolfs (1611-1632) im Juli 1630 auf Usedom.

1632 drangen die Schweden bis Franken vor. Die Schwedenkriege erreichten nun Süddeutschland. Ganz Oberschwaben wurde von den Schweden besetzt. Nur die Belagerung der Reichsstadt Überlingen  und ein Angriff auf Konstanz scheiterten.

Der Überfall schwedischer Truppen auf Kloster Salem verlief glimpflicher als erwartet. Schwerer trafen Kloster Salem Salem die kaiserlichen Regimenter. In den Jahren 1632–1647 wurde Salem mehrfach geplündert und als Truppenunterkunft benutzt. Die durchziehenden Truppen erpressten Schutzgelder, drangsalierten oder ermordeten die Bevölkerung, plünderten ihre Häuser und steckten sie in Brand.

Im Frühjahr 1634 ließ der schwedische Feldmarschall Horn (1592-1657) das Kloster plündern; im August desselben Jahres zerstörten Soldaten Teile des Münsters und stahlen einige Kirchenglocken. Mehrfach musste der Abt mit den verbliebenen Patres nach Konstanz fliehen.

Die schwere Niederlage der Schweden am  5. September 1634 bei Nördlingen brachte die Schweden in die Defensive. Kaiserliche Heeresverbände befreiten Oberschwaben von den Schweden.

1635 war ein Jahr der Missernten. Daraus folgte Teuerung und Hungersnot. Auch die Pest forderte ihre Opfer.

1642 löste Abt Thomas den Konvent auf und verteilte ihn auf andere Klöster. Nur zwei Patres waren in Salem verblieben.

Nach dem Ulmer Waffenstillstand vom März 1647 zwischen Bayern, Schweden und Frankreich kehrten die Patres wieder nach Salem zurück.

Abt Thomas erlebte das Ende des Krieges nicht mehr. Er verstarb am 10. Mai 1647 nach 33 jähriger Regierung mit 66 Jahren.

Als Generalvikar hatte er mehrere Abtswahlen geleitet

Am 18. Juni 1647 wurde unter Vorsitz des Lützeler Abtes  Laurent Lorillard (1625–1648 ) Thomas II. Schwab (1647–1664) zum Abt gewählt.

Er stammte aus Bechingen  an der Donau.

Das Kloster hatte rund 190.000 Gulden Schulden, das sind  etwa 54.508.353,00 € und Stand vor dem Ruin. Das zeigte sich auch daran,

dass Abt Thomas II erst 10 Jahre nach seiner Wahl vom Papst bestätigt wurde, weil Salem die geforderten Annaten nicht bezahlen konnte.

1648 wurde in Münster und Osnabrück endlich Frieden geschlossen.

Die schwäbischen Prälaten hatten Adam  Adami (1610-1663), der Prior von St. Jakob bei Mainz und von Murrhard war, als ihren Gesandten zu den Friedensverhandlungen zum Westfälischen Frieden  ach Münster geschickt. Er konnte allerdings nichts bewirken.

Dienach 1629  wiederbesiedelten Klöster  mussten wieder geräumt werden.

Die Zahl der Klosteruntertanen hatte sich um ein Drittel vermindert,

Für die finanzielle Sanierung mussten Hofgüter, Zehntrechte und weiterer Besitz verkauft werden.

Abt Thomas II. verstarb am 7. September 1664.

Auf ihn folgte Abt  Anselm I. Muotelsee (1664–1680 )

Er ist in Mimmenhausen getauft und stammte aus Tettnang. Er war vor seiner Zeit als Abt Verwalter in Schemmerberg und Prior in Kloster Salem.

Auch er war gezwungen, wegen der Kriegslasten und Klosterschulden weitere Güter zu verkaufen.

Er kam mit der Sanierung voran. Dann brach aber der Niederländisch-Französische Krieg aus (1672-1678)

Zwar war Salem nicht unmittelbar vom Krieg betroffen, aber als Reichsstand musste es sich an den Kriegskosten beteiligen,die für Salem monatlich 316 Reichstaler betrug, das sind 2844 Kölner Mark, das entspricht

etwa 639.152,00 €, eine enorme Summe für ein

ohnehin gebeuteltes Kloster. Abt Anselm erreichte es nicht die Beiträge zu reduzieren.

1678 wurde der Friede von Nimwegen geschlossen, der aber erst 1679 in Kraft trat.

Er starb am 5. März 1680 an einem schmerzhaften Fußleiden.

Zu seinem Nachfolger wurde unter Vorsitz des Abtes von Lützel  Pierre Tanner (1677–1702 ) Emanuel Sulger  (1680–1698 ) zum 34. Abt von Salem gewählt.

Er ist am 29.11. 1654 in Neufra bei Riedlingen geboren.
Er stammte aus der Beamtenfamilie des Obervogts Sulger in Neufra; trat schon als Knabe ins Kloster ein und studierte 1668/69 in Freiburg.

Der konvent hatte sich wieder erholt und zählte 1683 wieder 37 Mönche und 8 Laienbrüder.

Kurz nach seinem Regierungsantritt setzte der Reichstag in Regensburg die für die Reichsmatrikel zu zahlenden Gebühren von 316 Reichstalern auf 130 Reichstaler herab, das sind nur noch1170 statt 2844 Kölner Mark, was

etwa 262.942,00 € entspricht, also deutlich weniger als noch im Niederländisch-Französischen Krieg. Da die Kriege ja leider weitergingen, eine echte Erleichterung also.

1681 wurden die württembergischen Besitzungen Salems an den Herzog von Württemberg verkauft, das war vor allem die Pflege Esslingen sowie die Pfarrei Pfullingen verkauft.

Abt Emanuel mühte sich weiter, die Finanzen Salems in Ordnung zu bringen.

1688 brach der Pfälzer Erbfolgekrieg aus

Kloster Salem  blieb von unmittelbaren Kriegsfolgen zwar verschont. Aber es musste Geld und Naturalien an die Armeen liefern.

Das bedeutete natürlich wieder neuen Geldbedarf statt Schuldentilgung.

m 10. März 1967 traf das Kloster ein besonderes Unglück.

Die Katastrophe begann frühmorgens gegen 3 Uhr, als im Ostflügel ein Feuer ausbrach. Der Auslöser war ein schadhafter Ofen in der Gesindestube. Durch einen Riss im Ofen griffen die Flammen auf die Holztäfelung der Zimmerdecke über und breiteten sich schnell über die oberen Stockwerke bis hin zum Dachstuhl aus. Zwei Wachleute, die in der Gesindestube schliefen, wurden vom Feuer überrascht und wären beinahe im Rauch erstickt. Ihnen gelang es jedoch, die beiden Nachtwächter zu finden, welche die Konventualen und weitere Klosterbedienstete alarmierten. Doch es war bereits zu spät. Durch Funkenflug, angefacht durch starken Ostwind, konnte das Feuer auf die weiteren Flügel der Abtei übergreifen. Löschversuche scheiterten aus unterschiedlichen Gründen: Fensterscheiben zerbarsten in der Hitze oder man schlug sogar Fenster ein, um durch die Fensteröffnungen Wasser in die Gebäude zu schütten. Durch die Luftzufuhr breiteten sich die Flammen jedoch umso schneller aus. Aufgrund der enormen Rauchentwicklung gelangte niemand mehr ins Innere der betroffenen Gebäude. Zudem mangelte es offenbar an geeigneten Löschgeräten: Eine große Feuerspritze, die aus Überlingen geschickt wurde, traf zu spät ein und konnte nichts mehr viel bewirken.

Am Abend des 10. Märzes war die Bilanz des Brandes erschütternd: Das Feuer hatte große Teile der Abtei- und Konventsgebäude zerstört und viele Kunstwerke sowie Mobiliar gingen auf immer verloren. Vergeblich hatten die Mönche versucht, in wildem Durcheinander Bücher und Inventar aus den Gebäuden herauszutragen. Unschätzbar wertvolle Bücher der Abtsbibliothek und Akten des Konstanzer Konzils wurden Opfer der Flammen. Einige Rettungserfolge ließen sich aber dennoch verbuchen: So blieben die Bücher und Schriften, die in der eigentlichen Klosterbibliothek untergebracht waren, sowie einige Kunstobjekte, wie der spätgotische Altar von Bernhard Strigel aus der Marienkapelle, erhalten. Denn die Gebäude, in denen sie sich befunden hatten, verfügten über massive Backsteingewölbe, welche dem Feuer standhielten und so das Inventar schützten. Auch das Münster konnte gerettet werden. Die Flammen hatten zwar schon auf die Kirche übergegriffen und dort einigen Schaden angerichtet, aber gegen Mittag des 10. Märzes konnte dort die weitere Ausbreitung des Feuers gestoppt werden. Ein großer Verdienst für die Nachwelt: Denn sowohl der Marienaltar als auch das Münster stellen heute noch ein Highlight beim Besuch in Kloster und Schloss Salem dar!.

Die Zisterzienser waren in der Landwirtschaft,im Handwerk und im Bergbau Vorreiter.

In salem bewiesen sie, dass sie auch im Brandschutz ihrer Zeit voraus waren. Beim Neubau spielten vorbeugende Brandschutzmaßnahmen eine besondere Rolle, und baulicher Brandschutz wurde nun konsequent umgesetzt. Hierzu gehörten nicht nur massive Backsteingewölbe, Brandwände, die Verwendung von Steinplatten in den Gängen und die Befeuerung der Öfen von den Gängen aus, sondern auch der Ausbau des Wasserleitungsnetzes, um in der gesamten Klosteranlage, schnell ausreichend Löschwasser zur Verfügung zu haben. Eine Besonderheit war aber, dass in der Prälatur eine „Feuerwache“ eingerichtet wurde. Hierfür wurden, neben kleineren tragbaren Löschgeräten, zwei große fahrbare Feuerspritzen angeschafft. Diese stehen heute wieder an ihrem angestammten Platz im Treppenhaus der Prälatur.

Auch die Brandschutzorganisation wurde verbessert. Aus der Zeit von Abt Anselm II. ( 1746 -1778) ist eine Feuerordnung erhalten, die den Einsatz und die Bedienung dreier großer Feuerspritzen im Kloster, den Umgang mit Leitern und Löschkübeln sowie die Bergung von Personen und Gegenständen durch namentlich benannte Mönche, Handwerker und Klosterbedienstete regelt.

Abt Emanuel soll auf die Katastrophe mit dem Ausspruch „Der Herr hat´s gegeben, der Herr hat´s genommen, gepriesen sei der Name des Herrn“ reagiert haben. Aber fasste sich schnell wieder.

Der Abt bezog die noch intakten Zimmer des Großkellers. Die Mönche wurden im langen Bau oder in Dörfern untergebracht.

Die Kirche wurde gereinigt, so dass sie nach acht Tagen schon wieder benutzt werden konnte. Für das Kloster entschied man sich statt einer Reparatur für einen Neubau, da die Kosten annähernd gleich waren.

Abt  Emanuel schloss mit Franz Beer II. von Bleichten (1660–1726) einen Akkord. Beer hatte Kirche und Kloster Obermarchtal gebaut, was ihm den Auftrag im Benediktinerkloster Zwiefalten einbrachte.

Für Salem hatte er ein Holzmodell geliefert und das noch vorhanden ist. Dieses überzeugte und man schloss den Akkord. Danach sollte das Kloster  in drei Jahren soweit fertig sein, dass man es beziehen konnte.

Der Klosterbrand scheint den Abt doch stark mitgenommen haben. Er verstarb am 9. Mai 1698.

Er war  der Sohn von Johann Jakob Jung. Dieser war Zimmermann und salemitischer Untertan in Nussdorf. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges wanderte dieser nach Koblenz aus.

Sein Sohn mit Taufnamen Christian wurde am 8. Februar 1664 in Koblenz geboren. Christian erhielt eine gute Ausbildung. Nach Schulen in Koblenz und Mainz studierte Christian von 1680-1683 in Wien..

In Überlingen lernte er den Kapuzinerpater Perfekt (Staiger S. 162)kennen, der schon zu Lebzeiten einen heiligmäßigen Ruf genoss. Dieser riet ihm nach Salem zu gehen.

Der Abt erkannte seien Fähigkeiten und nahm ihn auf.

1683 trat er in das Kloster Salem ein. Ein Jahr später legte er sein Gelübde ab.

1688 und 89 studierte er an der Jesuitenuniversität, die wegen der französischen Besatzung in Freiburg nach Konstanz verlegt worden war, Theologie.

1690 wurde er zum Priester geweiht.

Im Kloster stieg er rasch auf. Er wurde bald Küchenmeister, dann Subprior und schließlich Prior.

Am 16. Mai 1698 wurde Abt Stephan I. Jung in Anwesenheit des Abtes von St. Urban UlrichVI.  Glutz-Ruchti, (1687–1701) zum 35. Abt von Salem gewählt.

Als er die Regierung  antrat hatte das Kloster-ohne den Schaden des Klosterbrandes noch 47.000 Gulden, das sind etwa 13.455.385,00 €

Das benötigte sicher viel Gottvertrauen zumal der Klosterneubau auch im Gange war. Aber Abt Stephan hatte auch die nötige Tatkraft und sicher auch wirtschaftlichen Sachverstand.

Mit den Fürsten Meinrad Karl Anton von Hohenzollern (1673-1715) und Friedrich Wilhelm von Hohenzollern (1663-1735) wegen Streitigkeiten und Prozessen wegen des Lehens in Ostrach

die Streitigkeiten endgültig beigelegt.

Kaiser Leopold I.(1658-1705) genehmigte dies am  14. Juni 1700.

Abt Stephan konnte 1700 sogar noch den Junghof bei Pfullendorf bauen.

1705 verkaufte der Abt den Salmannsweiler Hof bei Markdorf an Kloster Weingarten.

1706 wurde das neue Klostergebäude fertiggestellt und bezogen.. Dafür waren 350.000 fl., das sind etwa 100.199.673,00 € aufzubringen.

1707 ließ der Abt die große Münsterorgel für 20.000 fl., das sind 5.725.696,00 € und eine weitere Orgel für 15.000. fl, das sind etwa 4.294.272,00 €.  verbessern.

1708 gab Abt Stephan die Ausstattung des Kaisersaals in Auftrag. Franz Joseph Feuchtmayer ( 1660-1718) war für die Stuckarbeiten und Figuren  zuständig.

16 überlebensgroße Kaiserstatuen verweisen auf den Schutz der höchsten Herrscher. Es beginnt mit Lothar, der zur Zeit der Klostergründung lebte.

Der Stauferkönig Konrad III. ist verewigt, d er Salem zur Reichsabtei erhoben hatte. Über den Fenster waren Büsten von Päpsten, die dem Kloster wichtige Privilegien verliehen hatten.

Die Mehrzahl der sieben Leinwandgemälde stammt von Franz Carl Stauder.(um 1660-17149) Von ihm stammt auch das Bild von Kaiser Karl  VI., der Abt Stephan bei der Krönung in Frankfurt eine Audienz gewährt hat.

Stauder hat 1722 auch das Porträt von Abt Stephan , seinem Förderer, gemalt.

Die Bautätigkeit des Abtes wurde auch belastet durch den spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714.

Nach dem Tod des spanischen Königs Karl II. (1661-1700), der am 1. November 1700 kinderlos verstarb, wurde der spanische Erbfolgekrieg ausgelöst.

1702 nahmen bayrische Truppen unter Kurfürst Maximilian II  Emaniel von Bayern (1662-1726), der sich auf die Seite von König Ludwig XIV. von Frankreich gestellt hatte,

Ulm ein. In dieser Gegend hatte Salem große Besitzungen. Das Kloster war vor allem durch Lieferungen und Übernahme anderer Kosten betroffen. So musste es ein

ganzes kaiserliches-hannoveranisches Regiment unterhalten.

Zwar wurden Franzosen und Bayern 1704 in der Schlacht bei Höchstätt geschlagen.

1707 waren die Franzosen aber wieder in der Gegend von Konstanz. Der französische Marachall Villars (1652-1734) wollte Abt Stephan am Himmelfahrtsfest 1707 sogar als Geisel gefangen nehmen um ein hohes

Lösegeld zu erpressen. Staiger S. 164 f.) Die Reiter, die das bewerkstelligen sollten, kamen wegen Hochwassers aber nicht bis zum Kloster.

Abt Stephan konnte sich mit wertvollen Schätzen nach Überlingen in Sicherheit bringen.

Dann kamen die Franzosen ins Kloster, forderten Brandschatzung . Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, nahmen sie den Novizen meister P. Anselm Lang und den Registrator P. Raphael Kündig mit. Außerdem stahlen sie 17

der besten Pferde. Die Franzosen wurden aber bei Ravensburg von Nachbarn überfallen,und die Geiseln befreit. Die franzosen zogen sich ins Elsass zurück. Brandschatzung wurde nicht bezahlt

Der Abt kehrte nach Salem zurück.

Generalabt Nicolas III. Larcher ( 1692–4 1712 ) beauftragte Abt Stephan  mit der Visitation der bayrischen Zisterzieserklöster als Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation.

Er war deshalb 1700, 1701, 1705 und 1714 auf Visitationsreisen in Kurbayern unterwegs. Diese Visitationen dienten der Durchsetzung der Ordensdisziplin.

Für den bayrischen Kurfürsten Maximilian Emanuel war dies aber eine Provokation. Abt Stephan beharrte aber auf seinen Rechten.

Äbte von Fürstenzell Benedikt Arb (1694–1700,) und Raitenhaslach  Candidus Wenzl, (1688–1700 ) bewegte er zur Resignation.

1701 kam es zum Eklat. Nach einer Audienz bei Kurfürst Maximilian Emanuel in Schleissheim reiste er weiter ins Hauskloster der Wittelsbacher Fürstenfeld.

Für den Abt und den Konvent von Fürstenfeld verfügte er mehr Distanz zum Münchner Hof.

Der Kurfürst verlangte, dass der Abt sofort abreiste und ert

eilte ihm Landesverbot für Bayern. Erst nach der Flucht Maximilian Emanuels 1705 und 1714 ins Ausland waren wieder Visitationen in Bayern möglich.

1710 erhielt das Kloster von Rom  die Leiber der Heiligen Firminus, Homo-Deus und Valentina.Diese wurden köstlich gefasst und zur öffentlichen Verehrung ausgestellt.

Er sorgte für eine gründliche Ausbildung seiner Konventualen

In seinem Herrschaftsgebiet führte er den Jugendunterricht ein.

1717 bestätigte Kaiser Karl VII. Auf Bitten Abt Stephans  dem Kloster verschiedene Privilegien über das Zunft-und Handwerkwesen.

1718 steuerte er zum Türkenkrieg 900  f., das sind  etwa 256.415,00 €, bei.

1723 erreichte er eine Ermäßigung der Reichsmatrikel von 130 auf 76 Taler.

Er verstarb im 62. Lebensjahr am 15. April 1725.

Auf ihn folgte Abt Konstantin Miller (1725–1745)

Er ist 1681 in Konstanz geboren und trat 1700 in das Kloster Salem ein. 1705 wurde er zum Priester geweiht.

Einige Jahre verwaltete er danach die Pflege Pfullendorf, was auch seine wirtschaftliche Kompetenz erweiterte,

Am 25 April 1725 wurde er unter Vorsitz des Kaisheimer Abtes Roger Röls (1698–1723 ) zum Abt gewählt

Generalabt  Edmond II. Perrot (1712–1727 )bestätigte die Wahl am 22. Mai 1725 ernannte ihn schon am selben Tag zum Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation.

Papst Benedikt XIII. (1724-1730) bestätigte ihn am 19. Dezember 1725.

Die Benediktion erfolgte aber erst am 28. April 1727 von Bischof Johann Franz von Stauffenberg von Konstanz (1704 –1740) unter Assistenz der Äbte von Weingarten Sebastian Hyller (1697–1730)

und Ochsenhausen Cölestin Frener .(1664–1737)

Das neu erbaute Kloster stattete er im Innern mit Skulpturen und Verzierungen aus.

Abt Konstantin sorgte auch dafür,dass  Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770), der Sohn von Franz Joseph Feuchtmayer, Salem zu seinem Lebens- und Arbeitsmittelpunkt machte.

Seinen ersten Auftrag erhielt er von Kloster Salem. Er fertigt er den Stuck und die Scagliola-Arbeiten im Westflügel des Kreuzganges. Er hatte schon einen Tisch mit Scagliola-Arbeit an Abt Stephan geliefert, um

seine Handwerkskunst zu belegen. Der Tisch steht heute noch in Salem. Abt Stephan empfand dies allerdings als zu modern. Die Aufträge kamen dann erst von Abt Konstantin.

Auch die Klosterkirche wurde mit goldenen Einfassungen, mit kostbaren, kunstvollen Leuchtern, Ornamenten, Statuen und Standbildern ausgestattet, z. B. Steinbilder der zwölf Apostel.

Ervergrößerte den Klostergarten und versah ihm mit verschiedenen Blumen,Zierpflanzen und Gesträuchen.

Erließ eine ziemliche Anzahl von Pfarrhöfen und Hofbauten im Herrschaftsbereich  Salems renovieren oder neu bauen.

Er verbesserte das Justizwesen. Er verließ Verordnungen und Satzungen für das Gewerbe und im Eigentumsrecht.

In Bachhaupten bei Ostrach ließ er 1727/28  eine Dorfkirche von Johann Georg Wiedemann(1681−1743),  der aus der Baumeistersippe Wiedemann aus Elchingen stammt, erbauen.

Stuck und Altar stammen von Joseph Anton Feuchtmayer.

1736  kaufte er für 3500 fl., das sind etwa 996.797,00 €, den Scherrichhof in Bihlafingen.

In diesem Jahr ließ er auch goldene Reliqienschreine für die Leiber der heiligen Faustina und des des Felix anfertigen und auf besondere Altäre versetzen. Als diese 1737 im Beisein vieler hohergeistlicher und weltlicher Würdenträger eingeweiht wurden,

kamen so viele Menschen, dass die Klosterkirche die Menge kaum fassen konnte.

Von 1736-1738 wurde der Pfleghof in Schemmerberg neu gebaut und ein Viehhaus und Fruchtkasten neu errichtet.,

1739 verkaufte er den durch Brand beschädigten Salmannsweiler Hof in Biberach und die Fischrechte in der Riß für 4500 fl, das sind ungefähr 3.558.293,00 € an

den Biberacher Spital. (Beschreibung des Oberamtes Biberach, Stuttgart 1837,S..69)

1743 erhielt er von Kaiserin Maria Theresia ((führte seit der Wahl ihres Gatten FranzI 1740 die Regierungsgeschäfte bis zu ihrem Tod 1780) die Hohe Gerichtsbarkeit und die Hoheitsrechte für Schemmmerberg für 27.000 Dukaten, das sind

etwa 7.689.579,00 €. Für 12.000 Dukaten, das sind etwa 3.417.591,00 €, erhielt er  die Regalien als beständiges immerwährendes österreichisches Lehen.

In Schemmerberg ließ Abt Konstantin  1735 die Salemer Mühle neu erbauen . Dort befinden sich auch zwei Abtswappen, nämlich von  Peter II. Müller, der die im Bauernkrieg zerstörte Mühle  wieder errichtete und Abt Konstantin, der die Mühle jetzt

neu erbaute

Von 1736-1738 ließ Konstantin das neue Schloss an der Riss erbauen, das 1837 abgebrochen wurde.

Als Vaterabt von Kloster Wald machte er bei seiner dortigen Visitation genaue Vorschriften. Die Äbtissin durfte ohne seine Genehmigung keine Verträge abschließen oder Aufträge vergeben.

Als er die neugewählte Äbtissin Maria Dioskora von Thurn und Valsassina (1739-1772)  benedizierte unterließ sie beim Eid den die Äbtissinen´ ablegen mussten,

unterließ  sie die ausdrückliche Anerkennung der salemischen Obrigkeit in geistlichen und zeitlichen Dingen.

Kloster Salem hatte sich weitgehend wirtschaftlich erholt. Dann brach der österreichische Erbfolgekrieg(1740-1748) aus.

Ein französisches Heer unter König Ludwig XV. ((1715-1774 besetzte 1744 nach sechswöchiger Belagerung die vorderösterreichische Hauptstadt Freiburg im Breisgau, Stockach, Konstanz und Bregenz.

Zahlreiche Truppendurchzüge, Einquartierungen und Lieferungen trafen Kloster Salem schwer. Es hatte über 150.000 Dukaten , das sind etwa 42.719.886,00 €, an Kriegslasten zu tragen.

Abt Konstantin griff das so an, dass er erkrankte, Nach fast 20 Regierungsjahren verstarb er am 22. Februar 1745.

Auf ihn folgte Abt Stephan II. Enroth (1745–1746 )

Er wurde 1701 als Sohn der Eheleute Andreas und Anna Maria Enroth, geb. Graf geboren und auf den Namen Franz Joseph getauft.

Franz Joseph  studierte in  Dillingen und Freiburg Philosophie.

Er hatte einen jüngeren Bruder Dr. Johann Franz Enroth (3. Nov. 1706 – 6. März 1780) der von 1754 bis 1776 Stadtpfarrer und Stiftspropst in Überlingen war.

Franz Joseph trat 1721 in das Kloster Salem ein. Er nahm den Klosternamen Stephan an.

Abt Konstantin schickte ihn man das Collegium Germanicum in Rom. Dort studierte er weitere vier Jahre.

1725 wurde er zum Priester geweiht.

Er war zehn Jahre lang Hausprofessor für scholastische Theologie in Salem, danach einige Jahre Kaplan und Verwalter in Alt-Birnau

Dann war er Oberpfleger in der Pflege Schemmerberg.

Am 4. März 11745 wurde er unter Vorsitz des Kaisheimer Abtes Cölestin I. Mermos (1739–1771) zum 37, Salemer Abt gewählt.

Zeugen waren der Pfarre von Weildorf Benedikt Tiberius Stier (dort Pfarrer 1722-1758) und Dominikus Wicker, Pfarrer in Salem Leutkirch (1723-1753)

Er wurde am 3. Oktober 1745 von Fürstbischof Kasimir Anton von Sickingen (1743 -1750) im Beisein der Äbte Benedikt Denzel (1737–1767) von Ochsenhausen und

Anton I. Unold (1724–1765) von Weissenau benediziert.

In Rom hatte man sich wegen der Belastungen durch den österreichischen Erbfolgekrieg um eine Reduzierung der Wahltaxe bemüht, allerdings aber ohne Erfolg.

1745 bestätigte ihn Generalabt  Andoche Pernot von Cîteaux (1727-1748), ernannte ihn aber nicht wie seinen Vorgänger zum Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation.

Er war Kondirektor des Kollegiums der Reichsprälaten im Schwäbischen Reichskreis. In dieser Eigenschaft huldigte er am 17. Oktober 1745

Kaiser Franz I. Stephan und Königin Maria Theresia.Er stattete am 20. Oktober einen Antrittsbesuch beim Nuntius Carlo Francesco Durini ( 1740–1751 ) in Luzern ab.

Am 16. Dezember1745  führte er  in Wettingen den Vorsitz bei der Wahl des Abtes Peter Kälin (1745–1762 ) Auch bei der Wahl der Äbtissin Äbtissin Antonia Jacobäa Dollinger († 4. Feb. 1785) in Feldbach führte er den Vorsitz.

In Salem legte er neue Brunnen für frisches Trinkwasser an.

In Mimmenhausen ließ er eine Reichspüosthalterei errichten.

Altbirnau gehörte spätestens seit 1241 dem Kloster Salem. Auf diesem Grundstück stand seit dieser Zeit auch eine Marienkapelle, die um 1317 schon ein Wallfahrtsort war.

Die Kirche gehörte Salem, das Gebiet um die Kirche der Reichsstadt Überlingen . 1746 ließ Abt Stephan das Gnaswnbild von Alt-Birnau trotz heftigen Protests aus Überlingen nach Salem bringen.

Er wollte die Kirche von ihrem bisherigen Standort auf Überlinger Gebiet auf ihren heutigen Standort oberhalb von Schloss Maurach verlegen.

Sowohl der Konstanzer Bischof als auch der Papst Benedikt XIV. (1740-1758) hatten ihre Einwilligung dazu gegeben.

Abt Stephan  hatte auch schon Pläne zum Neubau der barocken Wallfahrtskirche skizziert wie das auch das Porträt von Göz zeigt . Den Bau musste

er aber seinem Nachfolger überlassen. Er ordnete den Abriss von Altbirnau an, Den Mittelpunkt der Wallfahrt ließ er aber vor dem Abbruch mitnehmen.

Der Rechtsstreit zwischen der Reichsstadt Überlingen und dem Kloster Salem, der nach der Entfernung des Bildes  ausgetragen wurde, dauerte dann  bis in die 1780-er Jahre.

Abt Srephan befand sich auf einer Visitationsreise in das Kloster Wald, wo er auf dem Weg dahin, als er am  28. Mai 1746 in Bachhaupten verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Anselm II. Schwab (1746 – 1778. )

Er wurde am 9. Januar 1713 in Füssen geboren. Er ist das achte von elf Kindern des Kaufmanns und zeitweiligen Bürgermeisters Franz Benedikt Schwab.

Er wurde auf den  Namen Franz Meinrad, getauft,. Er studieret in Salzburg.  Mit 18 Jahren  trat er in das Kloster  Salem ein.

Am 30. September 1731 legte er seine Profess ab. Er nahm den Klosternamen Anselm an. In Salem studierte er 4 Jahre Theologie und wurde

1737 in Konstanz zum Priester geweiht.

Anselm wurde Novizenmeister

Er führte die Verhandlungen zur Verlegung der Birnauer Wallfahrt.

Am 6. Juni 1746 wurde er zum neuen Salemer Abt unter Leitung des Kaisheimer Abtes Cölestin I. Mermos gewählt.Nach der Bestätigung durch Papst Benedikt weihte ihn Fürstbischof Kasimir Anton von Sickingen .

Er ließ gleich den  Bau der Wallfahrtskirche Birnau beginnen. Den Vertrag mit dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb (1861-1766) hatte schon Abt Stephan II. ausgehandelt.

Peter Thumb war damals 64. Abt Anselm, mit dem er nun neu verhandeln musste, war 33. Die Beziehungen zwischen beiden blieben während der gesamten Bauzeit angespannt.Anselm zerriss den alten Vertrag und verhandelte neu.

Er erreichte eine Pauschale von  6000 Gulden, das sind etwa 1.661.895,00 € für die Ausführung des Rohbaus und die Leitung der Ausbauarbeiten.

Der Bau der Kirche dauerte nur vier Jahre. Das ist kunstgeschichtlich sensationell, weil es so schnell ging. Vom ersten Federstrich bis zur Endausstattung dauert es normalerweise mehrere Perioden.

Im September 1750 wurde die Kirche eingeweiht mit einem großen Fest 20.000 Menschen sollen anwesend gewesen sein.

Er hatte sehr gute Beziehungen zum Wiener Hof.

1748 ernannte ihn Maria Theresia zum “Kaiserlichen und Königlichen Wirklichen Geheimen Rat”.

Abt Anselm war ein Machtbewusster Prälat . Er zeigte Führungsanspruch und einen energischen Willen zum Durchsetzen von Reformen.

Das führte allerdings bald zu Konlikten, zunächst mit den Äbtissinen, der ihm unterstellten Nonnenklöstern oder dem Konstanzer Fürstbischof Kardinal Franz Conrad von Rodt (1750 .1775) und auch seinem eigenen Konvent,

in dem sich eine Interne Opposition  bildete.

Als Abt Konstantin am 9. April 1741 Äbtissin  Maria Dioskora von Thurn und Valsassina  von Kloster Wald in Salem benedizierte,hatte sie ja die ausdrückliche Anerkennung der salemischen Obrigkeit in geistlichen und zeitlichen Dingen unterlassen.

Als Abt Anselm Abt geworden war, pochte er auf die Paternität von Salem und zwang er    Äbtissin Maria Dioskora 1750 zum vollständigen Wiederholen des Gehorsamseides. 1752 ließ er sie nach siebentägiger Visitation des Klosters 

lateinische Schreiben an den Ordensgeneral in Cîteaux und an den päpstlichen Nuntius unterschreiben. Das war ihre vorbehaltlose Unterwerfung. Erst als sie eine Übersetzung aus Citeaux erhielt, wusste sie,  was sie unterschrieben hatte. Sie setzte sich zur Wehr und mit

Hilfe ihres Bruders und des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen erreicht sie in Cîteaux eine Untersuchung durch den Orden. Dieser stellte sich auf die Seite der Walder Äbtissin und und löste das Paternitätsverhältnis mit Salem auf. Als Reaktion legte Abt Anselm II. der Paternitätsrechte

aller Frauenklöster nieder. Nun nutzten aber auch die Reichsabteien Gutenzell unter Äbtissin Maria Barbara Dominica von Gall zu Waldhof (1707-1759) und Heggbach unter Äbtissin Maria Aleydis Zech (1742-1773) die Gelegenheit, um wie Kloster Wald unter die neue Paternität von Kaisheim zu gelangen.

Nur Heggbach kehrte auf persönliches Werben von Abt Anselm wieder unter die Paternität von Salem zurück.

Der Konstanzer Bischof hatte auch Reibereien mit Abt Anselm. Dieser pflegte in seiner Kutsche sechsspännig zu fahren.

Die sechsspännige Kutsche ist dem fürstlichen Rang des Salemer Abtes angemessen, wie Abt Anselm es empfand. Die Zahl der Pferde ist von protokollarischer Bedeutung, und sie ist bei den vielen Reisen des Abtes augenfällig. Der feindlich gesinnte und weniger begüterte  Konstanzer Fürstbischof lässt dem Salemer Abt einmal auf Konstanzer Gebiet zwei Pferde ausspannen, vordergründig wegen der Rechtswahrung. Diese Symbolik der Zeremonien und der Auftritte wird selbst vom Volk verstanden.

1761 betrieb der Konstanzer Bischof zusammen mit einer klosterinternen Opposition aus reinem Eigeninteresse die Absetzung des ihm zu mächtigen Abt Abt Anselm.

Sie misslingt. Abt Anselm hatte zu gute Verbindungen an den kaiserlichen Hof. Dieser und der Papst setzten sich für Abt Anselm ein . Anklagen wegen Verschwendung der Klosterfinanzen und Nepotismus werden eingestellt

Nach einer Visitation des päpstlichen Sonderbotschafters ist er 1762 voll rehabitiliert und geht gestärkt aus der Auseinandersetzung mit dem Fürstbischof hervor.

Er machte einige Zugeständnisse in Bezug auf die Klosterdisziplin, die er schon 1749 zum Beispiel mit dem Gebot des Stillschweigens und strengster klösterlicher Zucht drastisch verschärft hatte.

Als erstem Salemer Abt  gelingt es ihm  1768 zum Direktor des Schwäbischen Reichsprälaten-Kollegiums gewählt zu werden.

Die Finanzkraft des Klosters erlaubt ihm, die Abkehr vom Rokoko zu gestalten.

Er verpflichtete den Deutschordens-Baumeister Johann Caspar Bagnato(1696-1757)  für einen Chorumbau des gotischen Münsters nach Salem. Anschließend, von 1753–1756,  errichtet ihm Bagnato den grossen Vierungsturm, ein vielbewundertes Kunstwerk mit 16 Glocken. Abt Anselm II. baute diesen Turm als weithin sichtbares und repräsentatives Zeichen einer mächtigen Abtei.

1774 hatte der französische Architekt Pierre Michel d’Ixnard (1723-1795) Kloster Salem besucht.In Süddeutschland hatte er schon Schloss Königseggwald gebaut, das Konventsgebäude des Stifts Buchau und Fürstabt Martin Gerbert (1764-1793) von Kloster St. Blasien beauftragte ihn

mit der Planung des Klosterneubaus und der Errichtung einer neuen Kirche.

In Salem  kam es nicht zur Zusammenarbeit.Stattdessen konnte er Schüler des Meisters, Johann Joachim Scholl, gewinnen.Diesem finanzierte er einen Studienaufenthalt in Rom an der dortigen französischen Akademie. Scholl wurde dann Leiter des Kirchenumbaus im

neuen goût grecque, den Abt Anselm II. 1773 begannt

1758 versuchte Abt Anselm Salemer Wein am kaiserlichen Hof einzuführen, allerdings erfolglos.Der Seewein war den kaiserlichen Majestäten zu sauer.

Er wandte sich an den Orgelbauer Karl Joseph Riepp.Dieser war einer der renommierteste Orgelbauer seiner Zeit. In Salem baute er er zwischen  1766 und 1774 baute er vier neue oder grundlegend erneuerte Orgeln auf den drei Emporen sowie im Chor. Sie waren alle aufeinander abgestimmt, sodass sie zusammen gespielt werden konnten.Das war damals die größte Orgel der Welt.

Aber Riepp war nicht nur Orgelbauer. Er war auch Weinhändler und besaß ein Weingut in Frankreich. Er lieferte dann auch Reben “mit Wurzeln aus Burgund, die bald guten Ertrag brachten und noch heute wächst bester Spätburgunder am Bodensee.

Die Qualitätsoffensive ist gelungen

1749 gründete Abt Anselm die „Ordentliche Waisenkassa“. Damals stand das Vermögen von Waisen den Vormündern zur uneingeschränkten Verfügung, was auch zum Missbrauch führen konnte. Er befahl, dass all Gelder für Waisen auf der Waisenkassa eingezahlt wurde, die unter klösterlicher Verwaltung stand. Später öffnete man die Kasse auch für Salemer Bürger und bal wurden auch Kredite vergeben. Die erste Sparkasse Deutschlands war entstanden.

Er sorgte für Schulunterricht im Herrschaftsbereich von Kloster Salem.

1765 wohnte er der Kaiserkrönung von Joseph II. (1765-1790) bei.

Abt Anselm verstarb am 23.Mai 1778.

Sein jüngerer Bruder Franz Anton Xaver Schlecht (* um 1730 – 1782) Er studierte an der Universität Salzburg Theologie und Rechtswissenschaften; später gab er letzteres zugunsten eines Musikstudiums auf.

Nach Abschluss seines Musikstudium wurde er Chorregent am Eichstätter Dom. Er lieferte auch Kompositionen fü Kloster Salem.

Sein Nachfolger wurde  Robert Schlecht (1778–1802) als vorletzter  regierender Abt von Kloster Salem.

Er  wurde am 28. Juni 1740 in Wemding im Ries in der Diözese Eichstätt geboren. Er trat in das Kloster Salem ein und legte 1760 die Profess ab .

1766 wurde er zum Priester geweiht

1771 war er Kaplan auf dem Liebfrauenberg in Bodman, 1772 Novizenmeister, 1773 bis 1774 Hofkaplan und Verfasser des Klosterdiariums. Von 1774 bis 1777 war er Prior. Dann trat er von diesem Amt zurück und wurde Beichtvater im Zisterzienserinnenkloster Mariahof in Neudingen.

Seit 1591 war der Abt von Salem Vaterabt dieses Nonnenklosters.

Am 4. Juni 1778 unter dem Vorsitz des Kaisheimer Abtes und Generalvikars Cölestin Angelsbrugger ( 1771–1783) im zweiten Wahlgang zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Anselm Schwab gewählt, wurde er von Generalabt François Trouvé(1748-1797)am 23. Juni 1778 und von Papst Pius VI.

(1775-1799) am 20. Juni. bestätigt

Er wurde am 8. November von Fürstbischof  Maximilian Christoph von Rodt(1775-1799) benediziert. Assistent war Abt Sebastian Steinegger(1768-1807) von Wettingen, den Abt Robert schon eine Woche nach der Wahl aufgesucht und eingeladen hatte. Mit Datum 22. September 1779 ernannte ihn Generalabt Trouvé außerdem zum Generalvikar der Zisterzienserklöster in Schwaben und Tirol.

Eine der ersten Angelegenheiten waren die Streitigkeiten mit dem Hochstift und Differenzen mit der Reichsstadt Überlingen.

1780 schoss er eine Übereinkunft  mit dem bischöflichen Ordinariat in Konstanz ab. Diese anerkannte die Exemption des Reichsstiftes Salem und der ihm untergebenen Frauenklöster nach Maßgabe ihrer Ordensprivilegien.

Im Gegenzug verzichtete Salem auf die Episcopaljurisdiktion für sich und die anderen Klöster.

Mit der Reichsstadt Überlingen einigte man sich  auf Zahlungsmodalitäten, da Überlingen dem Kloster die niedere und hohe Gerichtsbarkeit für einen Hof überlassen hatte.

Als dort die Verhandlungen glücklich abgeschlossen waren, reiste Abt Robert persönlich nach Überlingen. Dort wurde er mit einem legendären Festmahl empfangen.

Nach Beseitigung der Misshelligkeiten war Abt Robert jetzt völliger Herr auf seinem Gebiet.

Abt Robert beendete nun den von Abt Anselm begonnen Umbau des Münsters. Anselm.

Johann Joachim Scholl Er fertigte einen Gesamtentwurf an und leitete dessen Durchführung.

Die Bildhauer und Stukkateure Johann Georg Dir (1723–1779)und Johann Georg Wieland (11742-1802)schufen die Skulpturen an den Altären und Monumenten.

Er ließ Gedenktafeln für die Stifter und eine Marmortafel  mit den Namen und Sterbedaten der Salemer Äbze anfertigen.

Finanziert werden konnte die kostbare Ausstattung , weil das Haus Österreich ein Darlehen von 150.000 fl. das sind etwa 42.035.477,00 €, vorzeitig zurückgezahlt hatte.

Ab 1784 ließ der die Güter und Felder in seinem Herrschaftsgebiet durch den Geometer Franz Anton Engler vermessen und kartieren.Einige davon sind im Findbuch Dep. 30/15 T 1 des Staatsarchivs Sigmaringen erhalten.

In diesem Jahr gründete er auch  das Armenhaus in Wespach, heute ein Ortsteil von Salem.

1785 führte er mit dem Erlass einer neuen Schulordnung die Volksschule im Herrschaftsgebiet ein Die Eltern mussten nun ihre Kinder von 6-14 Jahren in die Volksschule und die von  14-18 Jahren

in die Sonn-und Feiertagsschule schicken.schicken, Die Lehrer mussten sich die entsprechenden Kenntnisse aneignen und sich examinieren lassen.

Für den Erfolg der Schulen stiftete er einen Schulfond von 30.000 fl., das sind  etwa 8.407.095,00 €.

Das Geld legte er verzinslich beim Steueramt an. Aus den Zinsen wurden die Lehrer und für arme Kinder die Schulbedürfnisse bezahlt

1791 ließ er ein Schulgebäude errichten.

Abt Robert war mit Nuntius Giuseppe  Garampi befreundet, der seit 1776 päpstlicher Nuntius in Wien war und

als der bedeutendste Diplomat und beste Deutschlandkenner des Vatikans in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gilt.

Er verschaffte ihm eine Audienz bei Papst Pius VI. im Benediktinerkloster St. Mang in Füssen. Dieser verlieh ihm das Altarprivileg.Er konnte dann zum Beispiel, wenn er eine Messe für Verstorbene las und dieser gedachte, ihnen einen vollkommenen Ablass zukommen lassen.

1790 verglich er sich mit der Reichsstadt Überlingen über die die Besteuerung der dortig salemitischen Güter, über Bau und Unterhaltung von Straßen und über das Pflaster und Wegegeld in Überlingen.

Abt Robert konnte auch noch namhafte Summen für die Bibliothek und das physikalische Kabinett ausgeben.ausgeben.

Er ließ ein Lehr-und Studentenhaus errichten, in dem 100 Studenten Platz fanden. Es kostete 90.000 fl, das sind etwa 25.221.286,00 €.

1789 begann  mit dem Sturm auf die Bastille die französische Revolution. 1791 erließ die Nationalversammlung eine Verfassung. Sämtliche Kirchengüter wurden verstaatlicht und in Nationalgüter umgewandelt.

Die Klöster  hatten damit ihre Existenzgrundlage verloren. Die Abtei Citeaux wurde an Spekulanten verkauft, aufgelöst und ausgeplündert.

Der letzte Generalabt von Citeaux François Trouvé hatte am 14. Januar 1791  die  Rechte des Stammkloster an der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation übertragen an diese übertragen.

Der Papst bestätigte dies  am 15. Juli 1791.

1792 begannen die Koalitionskriege, die Kloster Salem schwer trafen.

1795  rückten französische Revolutionstruppen  ins Bodenseegebiet ein.

Sie trugen die antiklerikalen Strömungen ins Land.

Abt und Konvent packten Dokumente, Archivalien,Bücher und Kirchenschätze in Kisten und flüchtetet diese ins Kloster St. Gallen.

Die Truppen hielten sich einige Tage in Salem auf, richteten aber keinen Schaden an.

Die umliegenden Klosterorte wurden aber stark mitgenommen.

1798 wurde das Klosrer durch hohe Kontributionsforderungen schwer bedrängt.

1799 kamen die Franzosen nochmals zurück und setzten ihre Erpressungen fort.

1799 suchte Abt Robert Zuflucht in Kloster Stams und 1800 in Laibach in der Krain.

Das zehrte an der Gesundheit des Abtes

Er verstarb a m 3. März 1802.

Kaspsr Oechsle

ist 24. Februar  1752  in Schömberg bei Rottweil geboren.

Er besuchte das Gymnasium der Zisterzienserabtei Salem. Er trat 1770  unter Abt Anselm Schwab in Kloster Salem ein.

1778 wurde er zum Priester geweiht.

Er unterrichtete am Klostergymnasium.

Als Bibliothekar erweiterte er die Bibliothek  auf 50.000 Bände

Gelegentlich fungierte er als Organist..

Als Abt Robert krank wurde und als sein Sekretär war er sein Sekretär und seine helfende Hand.

Zu seinem Nachfolger wurde am 11. März 1802 unter dem Vorsitz des Kaisheimer Abtes Xaver Müller (1783–1802) Kaspar Oechsle zum letzten Abt von Salem gewählt.

Wegen einer Formulierung in den nach sechs Monaten eingetroffenen päpstlichen Bestätigungsurkunden verweigerte ihm der Konstanzer Bischof Karl Theodor von Dalberg
(1799 –1817   die Benediktion, die dann schließlich am 5. September der im Exil in Augsburg lebende Bischof von Valence, Gabriel Melchior de Messey( (2787-790), vornahm.

Dieser lebte nach der französischen Revolution in Augsburg im Exil

Am 15. September erhielt Abt Kaspar aus Rom die Vollmachten seines Vorgängers Robert Schlecht über die Oberdeutsche Kongregation, konnte sie aber nicht mehr ausüben, da die Kongregation mit der Säkularisation praktisch ausgelöscht wurde.

1797/1798 fand in Rastatt der Rastatter Kongress statt.Es ging um die Durchführung der Beschlüsse des Friedens von Campo Formio 17. Oktober 1797 , nämlich die Abtretung des linken Rheinufers

an Frankreich und wie die abtretenden Fürsten entschädigt werden sollten.

Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803  wurden den deutschen Territorialherren, die linksrheinische Gebiete verloren hatten, als die kirchlichen Reichsstände  und die meisten Reichsstädte zugeschlagen.

Im Reichsdeputationshauptschluss wurden dem Haus Baden die Reichsstifte Peterhausen und Salem als Entschädigung für den Verlust linksrheinische Gebiete zugesprochen.

Die Herrschaften Ostrach und Schemmerberg gingen  an das Haus Thurn und Taxis.

Am 22. November 1802 übernahm das Haus Baden die Zivilverwaltung von Kloster Salem. Damit hatte das Kloster nach fast 700-jähriger Geschichte zu bestehen aufgehört.

Bei der Aufhebung des Klosters lebten 78 Mönche und 24 Laienbrüder im Kloster.

Die Mönche erhielten eine Pension von jährlich 600 fl., das sind  etwa 177.946,00 €. , der Abt erhielt jährlich 8000 fl. das sind etwa 2.372.620,00 €

Salem war nicht gewaltsam zerschlagen worden. Alles war vertraglich geregelt  und alle Konventsmitglieder erhielten ihre Pensionen.

Die meisten Konventsmitglieder verließen das Kloster. Viele ließen sich als Geistliche in den umliegenden Ortschaften nieder.

Bernhard Boll, der in der letzten Wahl Abt Kaspar unterlegen war, wurde zunächst Professor  für Philosophie  an der Universität Freiburg. 1810 wurde er dort Dekan.

Am 7. Juni 1827 wurde er zum ersten Erzbischof von Freiburg (bis 1836) bestellt, was Papst Leo XII. (1823-1829) am 27.Juni 1827 bestätigte.

Dem  letzte Abt Kaspar überließen die Markgrafen von Baden das Schloss Kirchberg am Bodensee zur Wohnung.

Dort lebte er als wohltätiger Menschen freund und Vater der Armen.

Er verstarb am Kaspar am 21. Juni 1820 in Kirchberg .

Zum Zeitpunkt der Aufhebung hatte Salem enorme jährliche Einkünfte und besaß Vermögenswerte von rund drei Millionen Gulden, darunter 330 Quadratkilometer Land mit etwa 6000 Einwohnern. Dazu gehörten unter anderem die Oberämter Salem, Ostrach und Schemmerberg, die Obervogteiämter Stetten am kalten Markt und die Münchhöfe sowie die Pflegämter Ehingen und Unterelchingen.

Die Klosterbibliothek wurde größtenteils an die Universität Heidelberg verkauft.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des Großherzogtums Baden verblieb Schloss Salem als Privatbesitz bei der Familie von Baden. 1919 richtete der entmachtete Reichskanzler  Max von Baden(1867-1929)  im Schloss seinen ständigen Wohnsitz ein. Das Schloss diente nun den Nachkommen der Großherzöge von Baden als „Exilwohnung“ im ehemals eigenen Land. Auch heute wird ein Teil des ehemaligen Abteigebäudes als Wohnraum genutzt.

Prinz Max lud 1920 den Pädagogen Kurt Hahn (1866-1974) zur Gründung einer Reformschule ein, die auch heute zu den renommiertesten Privatschulen des Landes zählt,

mit einer ganzen Reihe  sehr bekannter Schüler z. B. Prince Philipp, Duke of Edinburg, den Gemahl von Königin Elisabeth, u nur einen zu nennen. . Dieser besuchte die Schule Salem ab 1933 für zwei Jahrgänge.

Am 3. November 2008 einigte er sich mit Ministerpräsident Günter Orttinger (2005-2010) dass das Land Baden-Württemberg das Schloss Salem und die dazugehörige Kunstsammlung für 57 Millionen Euro übernehmen werde. Davon entfallen 25 Millionen Euro auf Schloss Salem und 17 Millionen auf Kunstschätze des Hauses Baden. Weitere 15 Millionen Euro will das Land bezahlen, damit die Adelsfamilie auf ihre Besitzansprüche auf die umstrittene Zähringer Stiftung verzichtet. Am 6. April 2009 wurde der Verkauf besiegelt.

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30 Sep. 2024