Friedrich V. von der Pfalz ( der “Winterkönig”)und seine Familie
Autor: Franz-Karl | Kategorie: Allgemein, Personen der Geschichte
Friedrich V. wurde am 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang als erster Sohn des pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. (1574-1610) und Luise Juliane von Nassau Oranien (1576-1644) geboren.
Sein Vater stammte aus der Linie von Pfalz-Simmern. Unter Friedrich IV. wurde in Auhausen (heute im Landkreis Donau-Ries und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen in Bayern)die Protestantische Union (auch Union von Auhausen) gegründet. Das war ein Zusammenschluss von acht protestantischen Fürsten und 17 protestantischen Städten im Heiligen Römischen Reich. Bevollmächtigter von Friedrich IV. war Christian von Anhalt.
Die pfalzgräfliche Abkunft väterlicherseits und seine Verwandtschaftsbeziehungen mütterlicherseits bis in den französischen Hochadel hinein boten Friedrich V. eine verheißungsvolle Ausgangsposition.
Da zu dieser Zeit die Pest in Heidelberg grassierte, verbrachte Friedrich V. die ersten beiden Jahre seiner Kindheit in der Oberpfalz. Er wurde zur Erziehung an den Hof des Fürsten von Sedan, Heinrich von Bouillon, gegeben.
Neben einer standesgemäßen höfischen Erziehung erhielt er auf ausdrücklichen Wunsch seiner Eltern eine gründliche theologische Ausbildung durch Daniel Tilenus, der in Sedan seit 1599 Studiendirektor war. Er galt
galt als Vertreter eines gemäßigten, königstreuen Kalvinismus. Er war durch die Religionskriege in Frankreich massgeblich geprägt. Deshalb forderte er eine grenzübergreifende Solidarität unter den Reformierten. Den Fürsten machte er es geradezu zur Christenpflicht, auch in anderen Ländern einzugreifen, wenn Glaubensbrüder von der Obrigkeit verfolgt oder bedrängt wurden. Neben seiner theologischen Ausbildung sollte er mit der französischen Hofkultur vertraut gemacht werden.
Natürlich erlernte er die französischen Sprache. Das sollte ihn zur Erfüllung diplomatische Aufgaben, aber auch zur Verheiratung mit einer ausländischen Fürstentochter vorbereiten.
Am 19. September 1610 starb Friedrich IV. mit nur 36 Jahren an den Folgen seines unmäßigen Lebenswandels. Er hatte schon 1602 entgegen allen Reichsgesetzen die kalvinistischen Pfalz-Grafen von Zweibrücken als Vormünder und Kuradministratoren bestimmt.
Gemäß der Goldenen Bulle von 1356 wären die nächsten männlichen Verwandten, in diesem Fall die Pfalzgrafen von Neuburg dazu berechtigt waren. Natürlich kam es zu einem heftigen Streit zwischen den pfälzischen Linien Zweibrücken und Neuburg.
Johann II. von Pfalz-Zweibrücken wurde der Vormund von Friedrich V. und war auch Kuradministrator. Der Streit zwischen den beiden pfälzischen Linien endete erst mit der Volljährigkeit Friedrichs. Kanzler war, wie schon unter seinem Vater Christian von Anhalt,
der auch seine Vertrauensperson war. Er hatte auch die Weichen für den jungen Kurfürsten gestellt. Ein großer Coup gelang ihm mit der Vermählung Friedrichs mit Elisabeth Stuart, Tochter König Jakobs I. Sowohl der Heidelberger Oberrat und die Fürsten der Protestantischen Union begrüßten diese dynastische Verbindung nicht unbedingt vorbehaltlos. In Deutschland befürchtete man eine stärkere ausländische Einflussnahme auf die Innenpolitik der protestantischen Reichsstände. Auch am Londoner Hof stieß die Pfälzer Werbung zunächst auf Skepsis. Zum einen konnten sich die Engländer unter dem Titel eines „Pfalzgrafen“ nichts vorstellen. Schon mehrere Eheangebote waren in London entweder wegen der Religion oder als “nicht standesgemäß” abgelehnt worden.
Die Mutter Elisabeths Anna von Dänemark war stark gegen diese Eheschließung und auch die Madrider Diplomaten hätten die englische Königstochter lieber mit dem spanischen König vermählt. Sie streuten das Gerücht, Friedrich sei körperlich verunstaltet.
So wurde Hans Meinrad von Schönberg zum Jahreswechsel 1611/12 nach England geschickt, um die Vorteile einer ehelichen Verbindung von Friedrich und Elisabeth herauszustreichen. Meinhard war seit 1611 im Dienste von Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg. Auch für die protestantische Union erfüllte er viele zum Teil brisante Aufträge und diplomatische Aufgaben wie z.B. diese Brautwerbung. Seit dem 1.11. 1611 war er Hofmeister am kurpfälzischen Hof in Heidelberg. Seine Werbung war ja auch von Erfolg gekrönt. Als er zur Ratifikation des Ehevertrages nach London reiste, lernte er Anna Sutton-Dudley, die Tochter des 5. Baron Dudley, kennen. Sein persönliches Erfolgserlebnis. Er heiratete Anna am 22. März 1615 in London.
Als Friedrich V. 1612 selbst nach England reiste machte sich seine sorgfältige Erziehung bezahlt. Sein angenehmes Äußeres und seine vollendeten Umgangsformen beeindruckten. Er gewann auch schnell Elisabeths Herz und aus dieser aus rein politischen Gründen angebahnten Adelsverbindung war eine richtige Liebesheirat geworden.
Elisabeth wurde am 19. August 1596 als älteste Tochter Jakobs VI. von Schottland und Anna von Dänemark geboren. Sie war die Enkelin von Maria Stuart, die 1587 hingerichtet worden war. Sie hatte mehrere Geschwister, die als Kleinkinder starben. Nur zwei Brüder überlebten das Kleinkindalter. Der Ältere, Henry Frederick, der Thronanwärter starb mit 18. Der jünger Bruder Karl wurde 1625 als Charles I. König von England. Sie wurde wie für englische Königstöchter üblich von loyal zum Königshaus stehenden Adligen erzogen.
Ihre letzte Erziehungsstation war die Familie von Lord John Harington und seiner Frau Anne. Lord John war ein Patensohn von Elisabeth I. Die Familie war streng protestantisch. Sie lebte auf deren Gut Combe Abbey, einer ehemaligen Zisterzienserabtei, die
Lord John zu einem Herrenhaus umgebaut hatte.Dort lernte sie schreiben, reiten und die Fremdsprachen italienisch und französisch. 1608 zog sie an den englischen Königshof, wo sie eine enge Bindung zu ihrem Bruder Henry Frederick hatte.
Am 14. Februar 1613 wurde in der Kapelle des Whitehall Palace die Ehe zwischen dem Kurfürsten Friedrich V. und Elisabeth Stuart geschlossen. Anlässlich der Hochzeit gab es aufwändig inszenierte Feierlichkeiten in London und in England. Dies erschien auch
als ein deutliches Signal gegen die katholisch-habsburgische Vormachtstellung in Europa. Von der protestantischen Bevölkerung wurde das euphorisch wahrgenommen, was eine Fülle von Flugblättern, Pamphleten und Traktaten unterstreicht.
In London wurde die Hochzeit mit einem großen Feuerwerk auf der Themse gefeiert. Über Vlissingen/Zeeland reisten sie nach Den Haag weiter, wo sie von Maurits von Nassau, dem Onkel des Kurfürsten und Statthalter der Niederlande begrüßt wurden.
Rheinaufwärts fuhr man dann auf drei Schiffen bis Oppenheim. Die Feierlichkeiten in Heidelberg dauerten mehrere Tage. Die prunkvollen Feierlichkeiten verschlangen Unsummen.
Nach der Hochzeit baute das junge Paar seien Hauptstadt Heidelberg zielstrebig zu einer barocken Musterresidenz aus. In der Heidelberger Residenz wurde der “Englische Bau” errichtet und mit dem 1615 erbauten Elisabethentor erhielt die englische Königstochter einen separaten Eingang in die Residenz. Dann begann man mit dem weithin berühmten Hortus Palatinus, einem Hofgarten. Baumeister war der normannische Gartenarchitekt Salomon de Caus.
Am 1. Januar 1614 gebar Elisabeth einen Sohn, das auf den Namen Friedrich Heinrich getaufte erste Kind, dem zwölf weitere Folgen sollten.
Der Hochzeitsvertrag hatte der Königstochter Elisabeth eine Sonderstellung zugesichert. Das führte immer wieder zu Reibereien mit ihrer Schwiegermutter Luise Juliane. Die Wogen glättete dann immer sein Hofrat. Zusammen mit seiner englischen Frau spielte er die Rolle von Ersatzeltern für das junge Kurfürstenpaar. Im privaten Umfeld schottete Hans Meinhard von Schönberg den Kurfürsten ab, im politischen Bereich stellte Christian von Anhalt die Weichen. Als Meinhard am 3. August 1616 plötzlich starb,war das ein schwerer Verlust für den Kurfürsten. Seine Frau war schon kurz nach der Geburt des einzigen Kindes Friedrich von Schönberg, des späteren Feldherrn und Marschall von Frankreich, gestorben.
Mit seinem 18. Geburtstag übernahm Friedrich die Regierung. Die Regierungsgeschäfte führte aber der Oberrat, ein Gremium aus drei adligen und drei gelehrten bürgerlichen Räten, außerdem der Hofmeister, der Marschall und der Kanzler. Unter den Räten war
Dr. Ludwig Camerarius der wichtigste Mann. Er war schon Friedrich IV. 1598 in den Oberrat berufen worden. Zunächst war er überwiegend mit rechtskundlichen Aufgaben betraut. 1603 wurde er in die pfälzische Reichsgesandtschaft aufgenommen. Er wurde zum wichtigsten Diplomaten der Kurpfalz für die Äußere Politik innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches.
Ein verstörendes Erlebnis hatte Friedrich V. kurz nach seiner Regierungsübernahme. Er weilte auf einer Sitzung der Union in Heilbronn, als er von einem heftigen Sumpffieber ergriffen wurde. Er erholte sich zwar rasch, doch erlitt er einen Rückfall, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Diese Krankheit veränderte auch seine Persönlichkeit. Er Wirkte nun äußerlich schon kraftlos, schläfrig und kränklich. Seiner Umgebung fiel sein melancholischer, ja fast depressiver Charakter auf.
Am 22. Dezember 1617 wurde Karl Ludwig, der zweite Sohn, in Heidelberg geboren. (+ 22.8.1680)
Ein Jahr später kam das dritte Kind, Elisabeth am 26. Dezember 1618 in Heidelberg zur Welt. (+ 8.2. 1680)
Die politische Großwetterlage verdüsterte sich zunehmend. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wurde immer brüchiger. Die Lage wurde noch komplizierter durch die Ausbreitung des Calvinismus, der im Religionsfrieden “verfassungsrechtlich” gar nicht berücksichtigt war. Ottheinrich (regiert von 1556-1559) führte die lutherische Konfession in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich III. von Pfalz-Simmern (reg. 1559-1576) führte den Calvinismus in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich IV., der Vater von Friedrich V., führte einen erneuten Bekenntniswechsel zurück zum Luthertum durch. Sein früher Tod hatte zur Vormundschaft von Johann II. von Pfalz-Zweibrücken geführt. (s.o.) Dieser hatte das calvinistische Bekenntnis seines Vaters Friedrichs III. beibehalten.
Er benutzte die Vormundschaft, um das reformierte Bekenntnis erneut in der Kurpfalz einzuführen.
In den katholisch gebliebenen Territorien setzte verstärkt die Gegenreformation ein. Die zunehmende Verhärtung zeigte sich auch in der illegalen Besetzung der lutherischen Reichsstadt Donauwörth durch Truppen des katholischen Herzogs Maximilian von Bayern 1607 . Das wiederum führte zur Gründung der protestantischen Union durch Friedrich IV. (s.o.) Der von 1609 bis 1614 schwelende jülisch-klevische Erbstreit hätte das Reich beinahe in einen Krieg gestürzt. Bei diesem Streit mischten auch die kurpfälzischen Berater kräftig mit. Christian von Anhalt, seit 1595 in den Diensten von Friedrich IV. einigte sich im Winter von 1609 auf 1610 mit Heinrich IV. auf ein gemeinsames militärisches Vorgehen mit Frankreich im jülisch-klevische Erbstreit. Hans Meinhard von Schönberg nahm an der Belagerung von Jülich als „Obrister über die Artillerie, Fortification und ein Regiment Fußvolk“ teil und trug entscheidend zum Gelingen bei. Der Streit endete 1614 mit einem Kompromiss. Der nächste Konflikt stand schon bevor.
In den böhmischen Kronlanden der Habsburger sah sich das Haus Habsburg als Schutzmacht des Katholizismus. Böhmen war aber überwiegend protestantisch. Matthias von Habsburg wurde am 23.Mai 1611 zum König von Böhmen gekrönt. Matthias, seit 1612 Kaiser, hatte keine Erben.1618 schlug er seinen Cousin Erzherzog Ferdinand zum böhmischen König vor. Er wurde auch von den böhmischen Ständevertretern gewählt, obwohl bekannt war, dass Erzherzog Ferdinand in seinen österreichischen Ländern die Gegenreformation betrieben hatte. Nach der Wahl wurde der Einfluss der Protestanten massiv beschnitten. Sie forderten nun gemäß den 1609 gewährten „Majestätsbriefes“ für sich die freie Religionsausübung, Königswahl und Landtagseinberufung. Diese Forderung wurde in Wien ignoriert. Nun brach der böhmische Ständeaufstand aus, symbolträchtiger Höhepunkt, der zweite Prager Fenstersturz. Am 20. März 1619 starb Kaiser Matthias in Wien. Nun verweigerten die böhmischen Stände Ferdinand den Anspruch auf die Wenzelskrone und erklärten ihn für abgesetzt. Der Prager Landtag verabschiedete eine neue Ständeverfassung für Böhmen,wichtigster Punkt die Wahl eine neuen Königs. Nun kam auch der Pfälzer Kurfürst ins Spiel. Christian von Anhalt hatte von seinem Amtssitz in Amberg aus schon seit 1618 geheime Beziehungen nach Prag gepflegt. Er hatte für die böhmischen Stände Militärhilfe organisiert. Er verhandelte mit den Ständen auch über die Krönung eines neuen Monarchen. Mitte 1619 empfing Friedrich und Christian in Amberg eine Prager Delegation, die Friedrich die böhmische Krone antrug. Eine Annahme dieses Gesuchs würde natürlich eine Provokation des Kaiserhauses bedeuten. Auch der Heidelberger Oberrat fand in seinem Gutachten mehr Risiken als Chancen gegen in einer böhmischen Kür. Sein Schwiegervater Jakob sagte Friedrich klar, dass er von England keine Hilfe erwarten dürfe. Die übrigen Fürsten der Protestantischen Union reagierten ablehnend auf das Vorhaben. Sein katholischer Verwandter aus der bayrischen Linie der Wittelsbacher, Herzog Maximilian von Bayern (1598–1651), warnte ihn brieflich klar und deutlich vor der Annahme der böhmischen Krone und erklärte “dass ich der Erste bin, der gegen die Böhmen undt Ihren unrechtmässigen König zu Veldte zieht” Sein Kanzler Christian und seine Frau Elisabeth bestärkten Friedrich in seinem Vorhaben, wobei nicht klar ist, wie stark die Rolle seiner Frau bei dieser Entscheidung war. Als Friedrich zustimmte, wählten ihn die die böhmischen Stände am 27. August 1619 zu ihrem König, genau einen Tag vor der Kaiserwahl Ferdinands II. in Frankfurt.
Mit seiner schwangeren Frau und einem Gefolge von über 500 Leuten zog Friedrich in Prag ein und wurde begeistert empfangen. Der Jubel währte aber nicht lange. Die böhmischen Stände wollten ihre Macht nicht mit einem Monarchen teilen. Das Volk fühlte sich getäuscht, weil Friedrich sein Versprechen, die Religionsfreiheit zu achten, brach. Die calvinistischen Ideen wurden mit Gewalt verbreitet.Der Bildersturm im Prager Veitsdom Ende 1619 bildete einen traurigen Höhepunkt.
Auch außenpolitisch war Friedrich schnell isoliert. Die Unionsfürsten waren schon im Vorfeld der böhmischen Kür gegen eine solche und lehnten eine militärische Hilfe ab. Sein Schwiegervater hatte ihm im Vorfeld ja auch erklärt, dass er keine Hilfe erwarten könne. Kaiserliche Truppen mit spanischer Verstärkung rückten in Böhmen ein. Der sächsische Kurfürst Johann Georgs I. (1611–1656), dem die böhmische Krone von den gemäßigten protestantischen böhmischen Ständen ebenfalls angetragen worden war, die er aber abgelehnt hatte, überrannte die Lausitz und Schlesien.
Friedrich verfügte nur über eine schlecht ausgerüstete Armee. Vor allem fehlte ihm Geld, so dass er den Sold nicht zahlen konnte. Einige verkauften ihre Waffen an den Feind. Andere desertierten. Durch einen Spion erfuhr Friedrich, dass die Kaiserlichen direkt auf Prag vorrücken wollten. Er ließ daher sein Heer unter Führung Christian von Anhalt auf dem Weissen Berg, einer Anhöhe vor Prag Stellung beziehen. Diese bot zwar einen strategischen Anhalt. Doch das Zahlenverhältnis sprach gegen ihn. 21.000 seiner Soldaten standen 28 000 Mann der Kaiserlichen gegenüber und wurden auch schnell überrannt. Die Schlacht war verloren und Friedrich floh noch in der Nacht mit seiner Familie aus Prag.
Zunächst floh er mit seiner Familie nach Brandenburg und Wolfenbüttel. Als er in Küstrin in Brandenburg angekommen war, quittierte sein Kanzler Christian von Anhalt seinen Dienst.
Am 29. Januar 1621 wurde die Reichsacht über Friedrich verhängt. Das war ein Verfassungsbruch des Kaisers. Die protestantischen Fürsten protestierten zwar dagegen. Der Protest wurde aber von Ferdinand zurückgewiesen und gleichzeitig die Abrüstung der
protestantischen Truppen verlangt. Im März floh er schließlich ins Exil nach Holland. Seine Gastgeber atmeten auf, denn wer einen Geächteten unterstützten,war mit Sanktionen bedroht.Im April 1621 löste sich die Union auf. Im Sommer trat Johann II. von Pfalz Zweibrücken, der nach dem Tod von Friedrichs Vater die Vormundschaft für Friedrich übernommen hatte, als Statthalter der Kurpfalz in Heidelberg zurück. Die räumliche Distanz Friedrichs verhinderte ein direktes Eingreifen Friedrichs. Weil die Lage aber für seine
Erblande immer bedrohlicher geworden war, ging er in der Nacht vom 2. auf den 3. April 1622 heimlich, mit nur zwei Begleitern aus seinem Exil über Calais nach Paris. Von dort reiste er weiter in die Südpfalz. Dort traf er auf die Truppen seines Heerführers General Ernst von Mansfeld. Diesen gab er sich zu erkennen. Er richtete von dort aus auch gleich mehrere Schreiben an die evangelischen Fürsten. Er wollte die aufgelöste evangelische Union wiederbeleben. Graf von Mansfeld war seit 1610 immer für Gegenspieler des Hauses Habsburg tätig. Er hatte auch in Böhmen gekämpft. An der Schlacht am Weissen Berg hatte er aber nicht persönlich teilgenommen, was ihm mit 100.000 Gulden aus der gegnerischen Kasse vergütet wurde. Seit dem Frühjahr 1621 diente er dem geächteten Friedrich. Am 27. April 1622 schlug er bei Mingolsheim den bayerisch-ligistischen Generalleutnant Tilly. Dieser Sieg und die persönliche Anwesenheit Friedrichs gaben der pfälzischen Sache nochmals großen Auftrieb. Aber schon am 6. Mai 1622 erlitt Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach bei Wimpfen eine vernichtende Niederlage. In dieser Schlacht waren für Friedrich nur die von Georg Friedrich aufgestellten und angeworbenen Truppen beteiligt. Von Manfelds Armee konnte nicht eingreifen. Einen weiteren Monat später konnte Tilly die Vereinigung der Armeen von Mansfeld und Christians von Braunschweig –Wolfenbüttel verhindern und schlug auch die Armee Christians. Diese beiden Niederlagen sowie ein dramatischer Mangel an Lebensmitteln wendeten das Blatt zu Ungunsten von Friedrich. Im Mai Juni überfiel von Mansfeld Darmstadt im Namen des Winterkönigs und nahm den Landgrafen als Geisel. Damit brachte Friedrich die lutherischen Staaten Europas gegen sich auf. Sein Schwiegervater Jakob war empört und forderte Friedrich ultimativ auf, den Landgrafen sofort frei zu geben. Von Mansfeld überzeugte Friedrich schließlich,dass die pfälzischen Erblande nicht mehr zu halten waren. Er kehrte am 18. Juni 1622 nochmals nach Heidelberg zurück und ließ die 1619 verbliebenen Wertgegenstände und Akten nach Den Haag transportieren. Nach der Eroberung Heidelbergs im September 1622 fanden die Eroberer nur noch ein leeres Schloss vor. Den Sommer 1622 verbrachte Friedrich in Sedan, wo er ja seine Ausbildung erfahren hatte. Sehr ungern ging er im Oktober zurück in die Niederlande. Zum Jahreswechsel 1622/23 bildete Friedrich in Den Haag eine Exilregierung gebildet, zu deren Chef er Ludwig Camerarius (s.o) ernannte. In Den Haag war Friedrich völlig auf die finanzielle Unterstützung seiner niederländischen und englischen Verwandtschaft angewiesen. Und dort befand er sich im Spannungsfeld widerstrebender Forderungen. Seine niederländischen Gastgeber waren für eine Fortsetzung des Krieges. Sein Schwiegervater wollte, dass Friedrich sich mit seinen Gegnern friedlich verglich. England und Spanien hatten im Mai 1623 einen Waffenstillstand für die Pfalz ausgehandelt. Friedrich weigerte sich zunächst von den Niederländern bestärkt, diesen zu ratifizieren. Erst als Jakob VI. mit ernsthaften Konsequenzen aus London drohte, musste Friedrich im November 1623 unterschreiben.
Schon im Februar 1623 hatte Kaiser Ferdinand II.die Pfälzer Kurwürde auf den Bayernherzog Maximilian übertragen. Um die politischen Tagesgeschäfte kümmerte sich Friedrich kaum, worüber sich Camerarius bitter beklagte. Einen regelrechten Geiz entwickelte er, wenn es um finanzielle Zuwendungen für seine Administration ging. Seine Hofhaltung verschlang aber Unsummen, für die von den Niederländern und London bewilligten Zahlungen meist nicht reichten. Ende 1620 baute er sich noch eine eigene Residenz in Rhenen
Das hatte für ihn den Vorteil, fernab des politischen Geschehens und der kritischen Blicke seiner Gastgeber zu sein. Den größten Teil seiner Seit verbrachte er beim Jagen, auf langen Spaziergängen oder beim Schwimmen.
Der härteste Schicksalsschlag traf ihn am 17. Januar 1629, von dem er sich körperlich erst nach 15 Monaten erholte, seelisch aber nicht mehr. Vor Zaandam kam sein erstgeborener Sohn Friedrich Heinrich bei einem Schiffsunglück ums Leben.
Auf Friedrich Heinrich hatte nicht nur sein Vater sondern der gesamte pfälzische Exilhof große Hoffnungen gesetzt. In den Plänen zahlreicher Diplomaten spielte er eine wichtige Rolle.
Er war früh durch seine außergewöhnliche Intelligenz aufgefallen, die zu den besten Aussichten für seine Zukunft als Herrscher berechtigten. Jakob VI. wollte den Konflikt in der Pfalz durch die Heirat seines Enkels mit einer Infantin des Madrider Hofs friedlich lösen.
Bis dahin waren auch alle Bemühungen Friedrichs um die Rückgabe seiner Gebiete in der Pfalz gescheitert. Als Gustav Adolf in den Krieg eingriff, konnte er nochmals Hoffnung schöpfen. Als die Schweden im Dezember 1631 Oppenheim eroberten, kehrte Friedrich wieder nach Deutschland zurück.
Im Februar 1632 traf Friedrich mit Gustav Adolf in Frankfurt zusammen, da er aber keine Unterstützung aus London und Den Haag erhalten hatte, konnte er dem Schwedenkönig nichts anbieten. Friedrich sollte dem schwedischen König huldigen und die Pfalz quasi als Lehen von dem schwedischen König
nehmen. Das aber lehnte Friedrich ab und verzichtete auf Restitution. Er begab sich in das schwedisch besetzte Mainz. Am 16. November 1632 starb Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen. Jetzt erst hatte sich England entschlossen, eine kleine Streitmacht und finanzielle Unterstützung zu stellen.
Aber das kam jetzt alles zu spät. Friedrich starb am 29. November in Mainz an der Pest. Die Eingeweide Friedrichs wurden entnommen und im Westchor der Katharinenkirche von Oppenheim beigesetzt. Den Leichnam nahm Friedrichs Bruder Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern auf der Flucht vor den anrückenden Spaniern ins sichere Sedan mit. Wo Friedrich dort dann beigesetzt wurde, ist bis heute unbekannt.
Der zweite Sohn Karl Ludwig wuchs im holländischen Exil in den Haag zusammen mit seinen Geschwistern auf. Dort war der Heidelberger Kurpfälzer Geheime und Oberrat Vollrad von Plessen, der Kurfürst Friedrich ins Exil begleitet hatte, sein Lehrmeister und Tutor.
Nach dem Tode seines Vaters 1632 wurde sein Onkel Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern, der jüngere Bruder Friedrichs zum Vormund von Karl Ludwig. 1633 wurde er als Ritter in den englischen Hosenbandorden aufgenommen.
Die Schweden hatten die Pfalz 1632 wieder erobert und rückten im Mai 1633 wieder in Heidelberg ein. Ludwig Philipp hatte im April 1633 mit dem schwedischen Kanzler Oxenstierna einen Vertrag geschlossen, nach dem die Pfalz bis auf wichtige Plätze, an denen schwedische Garnisonen
verblieben, wieder den Erben Friedrichs V. zurückgegeben wurden. Aber schon nach der Schlacht von Nördlingen am 6. November 1634 zogen sich die Schweden auf linksrheinisches Gebiet zurück. Karl Ludwig flüchtete zusammen mit seinem Onkel über Saarbrücken nach Metz. Auf Rat seiner Mutter ging Karl Ludwig nach England, wo sein jüngerer Bruder Ruprecht am Hofe ihres Onkels Karl I. lebte. Dort war es 1648 zu einem 2. Bürgerkrieg gekommen, in dem Karl I. von Cromwell verhaftet wurde und nach einem Prozess zum Tode verurteilt und am 30. Januar 1649 enthauptet wurde.
Karl Ludwig ging aufs Festland zurück zuerst zu seiner Mutter dann nach Kassel. Dort verlobte er sich mit Charlotte, der Tochter des hessischen Landgrafen Wilhelm V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen. Die Heirat erfolgte am 12./22. Februar 1650 in Kassel. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor und zwar Karl II.(1651–1685), der spätere Kurfürst von der Pfalz.Dann folgte Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz (1652–1722), die1671 Herzog Philipp I. von Orléans, den Bruder von Ludwig XIV. heiratete und als Lieselotte von der Pfalz in die Geschichte einging.Das dritte Kind Friedrich wurde 1653 geboren und starb schon ein Jahr nach der Geburt. Die Ehe war nicht glücklich. Nach dem Tod des dritten Kindes verwies Charlotte ihren Mann aus dem Schlafzimmer. Er wollte die Scheidung, doch Charlotte willigte nicht ein. Schließlich verstieß sie Karl Ludwig offiziell und proklamierte dies öffentlich.
Im September 1652 kam Louise Freifrau von Degenfeld als Kammerfräulein der Kurfürstin nach Heidelberg, die er nach der Scheidung von Charlotte in morganatischer Ehe heiratete.
Nach dem Westfälischen Frieden erhielt Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz in verkleinerter Form wieder zurück. In der Religionsfrage wurde der Passauer Vertrag von 1552 sowie der Augsburger Religionsfriede von 1555 bestätigt.Die Kurpfalz war eines der vom Krieg am schwersten betroffenen Gebiete. Sie hatte fast die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren. Er erhielt auch die Kurwürde zurück, allerdings nicht die bisherige. Diese war mit dem Amt des Reichsvikars und des Erztruchsessenamts verbunden gewesen und die verblieb bei Bayern. In der Causa Palatina (IV. Artikel des Osnabrücker Friedensvertrag) wurde der 300 Jahre schwelende Konflikt zwischen der pfälzischen und bayrischen Wittelsbacher gelöst, in dem es darum ging, welche Linie als Kurfürsten an der Wahl des Königs teilnehmen sollte. Im westfälischen Frieden wurde eine achte Kurwürde geschaffen. Es gab auch ein neues Amt dazu, das Erzschatzamt. Am 2. August 1652 wurde er Erzschatzmeister. Das war rangmäßig ein Abstieg. Die Pfalzgrafen rutschten in der Rangfolge der der weltlichen Kurämter vom ersten auf den letzten Platz. Noch schwerer wog auch der Verlust der Oberpfalz an Bayern, denn die war vor dem Krieg wirtschaftlich prosperierend und hatte vor allem, im Bergbau erhebliche Überschüsse erzielt. Ein Erfolg war aber, dass auch die calvinistische Konfession im Westfälischen Frieden als prinzipiell gleichberechtigt neben den Lutheranern und Katholiken anerkannt wurde. Karl Ludwig bestätigt am 10. Dezember 1650 den Lutheranern das Recht, ihre Religion auszuüben. Er mühte sich, den Neuaufbau der Kurpfalz nach den Zerstörungen des Krieges voranzubringen.
Am 1. November 1652 eröffnete Karl Ludwig die Heidelberger Universität wieder und übernahm das erste Rektorat. Er berief namhafte Professoren an die Universität wie Friedrich Spanheim den Jüngeren, Theologe und Kirchenhistoriker,Johann Heinrich Hottinger, Professor für das Alte Testament und Hebräisch, Johann Ludwig Fabricius, Professor für Systematische Theologie, Samuel von Pufendorf, für den Karl Ludwig einen Lehrstuhl für Natur und Völkerrecht einrichtete. Jacob Israel war Stadtphysikus in Heidelberg und lehrte an der Universität Physiologie, Anatomie und Chirurgie. Den einstigen weltruf konnte die universität aber trotz dieser Koryphäen nicht zurückgewinnen. Die Bibliothek musste neu aufgebaut werden nachdem Herzog Maximilian I.1622 nach München überführen wollte, nachdem Tilly Heidelberg erobert hatte. Er musste sie aber Papst Gregor XV. auf dessen ausdrücklichen Wunsch überlassen. Die wirtschaftliche Grundlage musste gewährleistet werden, neue Professoren berufen und Studenten angeworben worden. Das erste gedruckte Personal-und Vorlesungsverzeichnis wurde 1655 herausgegeben. Man bemühte sich vor allem um adlige Studenten, die das Recht auf freie Wohnungswahl und auch das Jagdrecht in den umliegenden Wäldern erhielten. 1653 ließen sich 127 Studenten einschreiben. Die Zahl ging aber ständig zurück, da es nicht gelungen war, die Universität auf eine gesündere wirtschaftliche Grundlage zu stellen.
Nach dem Tode des Kaisers Ferdinand III. 1657 übernahm Karl Ludwig das Amt des Reichsvikars, was allerdings auf heftigen Widerspruch seines Vetters Ferdinand Maria in München stieß, was beinahe in einem Waffengang endete.Die übrigen Kurfürsten vermittelten und verhinderten dies. Der Streit wurde dann erst 1724 endgültig beigelegt. Das Vikariat feierte Karl Ludwig mit Vikariatsprägungen.
1657 ließ sich Karl Ludwig auch von Charlotte scheiden, die diese Scheidung aber nie anerkannte. In diesem Jahr heiratetet er auch Louise von Degenfeld in Frankenthal. Aus dieser Ehe gingen dreizehn Kinder hervor, die aber nicht erbberechtigt waren, da Louise schon 1667 für sich und ihre Kinder auf alle Erbansprüche auf die Pfalz verzichtet hatte. Karl Ludwig gab ihr und den Kindern den Titel Raugrafen und stattete sie mit Lehen der erloschenen Raugrafschaft aus
Am 18. April 1659 wurde der Grundstein zur Providenzkirche gelegt. Sie entstand auf Initiative von Karl Ludwig und seiner Frau Louise. Sie wurde nach Plänen von Theodor Reber errichtet und erhielt den Namen Providenzkirche, nach dem Leitspruch Karl Ludwigs “Dominus providebit” (Der Herr wird sorgen) Sie wurde allerdings schon 1693 beim großen Stadtbrand im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört, dann aber von 1715-1721 wieder neu aufgebaut.
Wichtigstes Bauprojekt wurde die Planung einer neuen Residenz, nachdem das Heidelberger Schloss im 30-jährigen Krieg zerstört worden war. Eine neue zeitgemäße Residenz sollte in Mannheim entstehen. Mit der Ausarbeitung der Pläne wurde der französische Architekt Jean Marot beauftragt.
Es wurde so zwar nie ausgeführt. Aber die Bedeutung Mannheims wuchs schlagartig, so sehr dass Karl Ludwig durchaus als zweiter Gründer Mannheims betrachtet werden kann. Mannheim profitierte auch von seiner konsequenten Ansiedlungspolitik. Mit vielen Privilegien und Anreizen wurden Siedler in die Kurpfalz gelockt. Die Konfession spielte kaum eine Rolle. Es kamen holländische, französische, englische und Schweizer Immigranten auch Mennoniten und zahlreiche Juden.
Die Verwaltung wurde reorganisiert. Die Kammergüter wurden rationell ausgenutzt. Für Sicherheit und Ordnung wurde gesorgt. Der Weinbau wurde wieder hergestellt. Tabak-und Kartoffelanbau wurden eingeführt. Eine Akzise wurde wieder erhoben, also eine Verbrauchersteuer. Karl Ludwig errichtete Manufakturen, wie z.B. in Frankenthal, wo über 20 Manufakturen entstanden z.B. eine Tuchmanufaktur und eine Porzellanmanufaktur.
Der Wiederaufbau der zerstörten und darniederliegenden Kurpfalz gelang relativ schnell. Es gelang ihm allerdings nicht trotz eiserner, fast an Geiz grenzender Sparsamkeit sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich die leeren Staatskassen wieder zu füllen zumal er auch ein stehendes Heer aufbaute.
1671 heiratete seine 19-jährige Tochter Elisabeth Charlotte von der Pfalz den Bruder des französischen Königs Ludwig XIV., Philipp von Orléans. Als Liselottes Bruder Karl II. 1685 kinderlos verstarb, machte Ludwig XIV. für seine Schwägerin Erbansprüche gelten, was zum Pfälzischen Erbfolgekrieges von 1688 bis 1697 führte und in dessen Verlauf die Kurpfalz verwüstet und Schloss Heidelberg zerstört wurde.
Am 18. März 1677 verstarb Karl Ludwigs Frau Louise Freifrau von Degenfeld mit 42 Jahren. Karl Ludwig heiratete ebenfalls in morganatischer Ehe Elisabeth Holländer von
Berau, Tochter des Tobias Holländer, der Säckelmeister und Bürgermeister von Schaffhausen. Mit ihr hatte er einen Sohn.
Außer zu seiner jüngsten Schwester Sophie von Hannover hatte er zu seinen Geschwistern kein besonders gutes Verhältnis. Seinem Bruder Rupert hatte er 1657 das Betreten des Heidelberger Schlosses ausdrücklich verboten.
Karl Ludwig starb am 28. August 1680 bei Edingen.
Elisabeth wurde am 26. Dezember 1618 in Heidelberg geboren. Sie wurde zunächst von ihrer Großmutter Kurfürstin Luise Juliane von Oranien in Heidelberg erzogen. Nach der Schlacht am Weissen Berg brachte sie Elisabeth zu ihren nach Berlin geflohenen Eltern.
Die Eltern zogen weiter ins Exil nach Den Haag. Elisabeth blieb 1627 am kurfürstlichen Hof in Brandenburg, wo ihre Tante Elisabeth Charlotte (1597-1660) mit dem brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm lebte, den sie 1616 in Heidelberg geheiratet hatte. Elisabeth lebte 8 Jahre
In Berlin und Kossen. Für ihre Erziehung war ihre Großmutter und ihre Tante Katharina Sophie zuständig, die von calvinistischer Frömmigkeit geprägt war. 1627 kam sie zu den Eltern zurück in den Exilhof von Den Haag. Die durchweg begabten Kinder des Winterkönigs und seiner Frau
erhielten im Prinzenhof in Leiden eine vorzügliche Erziehung. Neben Gouvernanten und Erziehern kümmerte sich auch Lehrkräfte der Universität von Leiden um die umfassende Bildung der Kinder. Der Heidelberger Katechismus stand genauso auf dem Stundenplan wie Lektionen in Geschichte, Mathematik und Recht. Fremdsprachen auf dem Programm aber auch Reiten und Ballett und Gesang für die Mädchen. Erbprinz Friedrich Heinrich und die Prinzessin Elisabethstachen durch besondere Geistesgaben hervor. Friedrich Heinrich kam ja 1629 bei einem Schiffsunglück ums Leben.
Nach dem Tod Friedrichs 1632 kamen alle Kinder an den Hof der Mutter nach Den Haag zurück. Die Söhne verließen nach und nach das Haus der Mutter. Die Prinzessinnen beherrschten verschiedene Sprachen, wie Lateinisch, Italienisch, Spanisch, Holländisch, Englisch, Französisch und Deutsch.
Als Elisabeth kaum fünfzehn Jahre alt war, warb König Ladislaus IV. von Polen um ihre Hand. Sie gab ihm nicht das Jawort, auch weil das für sie bedeutet hätte, katholisch zu werden, worauf die polnische Geistlichkeit und der Reichstag bestanden.
Elisabeth war die Gelehrteste. Sie wandte sich der Philosophie zu, stand in Briefwechsel mit Anna Maria von Schurmann, einer der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit. 1619 begann sie die Schriften von Descartes zu lesen. 1640 wurde Descartes an Elisabeths Hof in Den Haag eingeführt.
Der Wegbereiter der Aufklärung nahm seinen Wohnsitz ganz in der Nähe der kurpfälzischen Prinzessin. 1644 widmete ihr Descartes sein Hauptwerk über die „Prinzipien der Philosophie“. Die beiden blieben in jahrelangem Briefwechsel verbunden. Die Verbindung blieb bestehen bis zum Tod von
Descartes im Jahr 1650. Descartes übernahm ihre Korrekturen und Vorschläge oft als gute Verbesserungen in seine Arbeiten. 1645 trat ihr Bruder Prinz Eduard von Pfalz zum Katholizismus über, was sie als überzeugte Kalvinistin stark betroffen gemacht hat.
1646 ermordete ihr Bruder Prinz Philipp von der Pfalz (1627 bis 1650) in Den Haag auf offener Straße den Marquis de l’Epinay, einen Günstling seiner Mutter , die angeblich ein Liebesverhältnis zum dem Franzosen unterhalten hatte. Das führte zum Bruch mit ihrer Mutter und sie ging zusammen mit ihrer Schwester Henriette Marie von der Pfalz (1626-1651) von 1646 bis 1647 und 1648 an den Hof ihres Vetters, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, wieder nach Berlin .
Schwer zu schaffen machte ihr auch das Schicksal ihres Onkels König Karl I. in England. König seit 1625 wurde er 1649 zum Tode verurteilt und am 30. Januar hingerichtet.
Nachdem ihr Bruder Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz wieder zurückerhalten hatte, konnte auch Elisabeth 1650 wieder nach Heidelberg zurückkehren. Schnell nahm sie Kontakt zu den Professoren an der wieder eröffneten Universität auf. Sie soll sogar Studenten um sich gesammelt haben und mit
ihnen über die Lehren von Descartes zu sprechen.
In diesem Jahr wurde auch ihre Schwester Louise Hollandine (1622-1709) als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr das Amt als Küsterin übertragen ihre Wahl zur Koadjutorin wurde aber von der regierenden Äbtissin, ihrer Cousine Elisabeth Luise Juliane von Pfalz-Zweibrücken, verhindert.
Häusliche Zwietracht in Heidelberg, die unglückliche Ehe ihres Bruders und die anschließende Heirat mit Louise Freifrau von Degenfeld veranlassten Elisabeth, aus Heidelberg weg zu gehen. Wieder in Brandenburg betrieb sie von dort aus energisch ihre Aufnahme in das Stift Herford, unterstützt
vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Sie sollte dort Koadjutorin werden. Aber wie schon bei Louise Hollandine versuchte die Äbtissin dies wohl die Konkurrenz Prinzessin Elisabeths fürchtend zu verhindern. Aber schließlich konnte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Wahl durchsetzen und Elisabeth wurde am 01.05.1661 zur Koadjutorin der Fürstabtei Herford gewählt. Aufenthalte der Koadjutorin sind für die Jahre 1661, 1662, 1664, 1665 und 1666 in Herford nachweisbar.
Sie pendelte zwischen ihren Verwandten, der hessischen Landgräfin Hedwig Sophie, Tochter des brandenburgischen Kurfürstenpaars, dem brandenburgischen Hof in Berlin und ihrer Schwester Sophie in Iburg.
Am 28.03.1667 starb Äbtissin Elisabeth Luise . Einen Monat später, am 30.04. 1667 wurde Prinzessin Elisabeth von der Pfalz feierlich als neue Fürstäbtissin des Reichsstiftes Herford inthronisiert.
Zwischen 1657 und 1669 hatte sich unter Jean de Labadie die Glaubensgemeinschaft der Labadisten gebildet. Sie wichen kaum von der Lehre der reformierten Kirche ab, strebten aber einem katholisch-klösterlichen Lebensideal nach und lebten in Gütergemeinschaft von Händearbeit.
Dieser Sekte hatte sich inzwischen Anna Maria von Schurmann angeschlossen, ihre Briefpartnerin aus Leiden. Nach der Ausweisung aus Amsterdam machte sie Labadie und seine Glaubensgenossen auf die Fürstäbtissin in Herford aufmerksam.
Bei den Labadisten wohnten Männer und Frauen in einem Haus, was den Verdacht der Vielweiberei erweckte. Dazu kam, daß die Labadisten die Gütergemeinschaft eingeführt hatten.
Die Äbitissin hatte der Gemeinde ein Haus zugewiesen, allerdings ohne den Rat und die Geistlichkeit der Stadt Herford von der Übersiedlung der Labadisten zu benachrichtigen. Sie sah sich dazu nicht verpflichtet, da sie ja Souverän ihres kleinen Territoriums war, das allerdings innerhalb der Stadtmauern lag. Angesichts des schlechten Rufes, den die Labadisten hatten, verlangte die Bürgerschaft die sofortige Ausweisung und brachte die Angelegenheit vor das kaiserliche Reichskammergericht zu Speyer. Dieses entschied so schnell wie selten,dass die Äbtissin bei Androhung der Reichsacht und einer Strafe von 30 Mark Gold die sofortige Ausweisung Labadies zu verfügen habe. Sie behielt die Labadisten zwar weiterhin unter ihrem Schutz aber nicht mehr in Herford sondern auf ihrem Landgut außerhalb der Stadt. Nachdem die Labadisten im Juni 1672 nach Altona weiterzogen, versöhnten sich die Äbtissin und die Stadt.
Die tolerante Haltung Elisabeths war auch den Quäkern nicht verborgen geblieben, einer anderen Religionsgemeinschaft, die in dieser Zeit in England ihren Ursprung nahm. Sie waren ebenfalls verfolgt und unterdrückt. Ihr Gründer William Penn reiste auch nach Herford, wo er die Äbtissin besuchte und drei Tage lang blieb. Der Briefwechsel dauerte bis zum Lebensende von William Penn.
Auch in in ihren letzten Lebensjahren stand sie mit zwei der bedeutendsten Philosophen in Verbindung.Mit dem Franzosen Malebranche und dem Deutschen Leibniz pflegte sie einen Briefwechsel.
Ihr wissenschaftliches Interesse schlug sich auch im weiteren Ausbau der Herforder Bibliothek nieder, die aber bei der Säkularisation zugrunde ging.
1679 wurde Elisabeth bettlägerig. Sie litt an Wassersucht und seit ihrer Jugend an Rheumatismus.Kurz vor ihrem Tode versöhnte sich aber mit ihrem Bruder Karl Ludwig.
Im Februar 1680 verstarb sie.m Im Münster von Herford wurde sie bestattet.
Ruprecht von der Pfalz wurde am 27. Dezember 1619 in Prag geboren. Ein Jahr später ging die Schlacht am Weißen Berg verloren. Friedrich V. wurde von den kaiserlichen Truppen unter General Tilly vernichtend geschlagen. Die königliche Familie machte sich auf die Flucht.
Es herrschte wohl ein heilloses Durcheinander. Man vergas sogar, den elf Monate alten Säugling Ruprecht mitzunehmen. Ein Kammerherr fand den schlafenden Prinzen und packte ihn auf den letzten Fluchtwagen. Nach der Flucht über Brandenburg und Wolfenbüttel lebte er bei seiner Mutter im holländischen Exil am Hofe seines Großonkels Friedrich Heinrich von Oranien. Er studierte in Leiden und erhielt natürlich die selbe vorzügliche Ausbildung wie seine Geschwister. Er interessierte sich vor allem für militärische Angelegenheiten. Schon im Alter von 13 Jahren schloss er sich 1633 der holländischen Armee an. In den Kämpfen gegen Spanien war er bei der Belagerung von Rheinberg dabei. Er war Soldat in der Leibwache des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, seines Großonkels. Er kämpfte bei der Belagerung von Tienen (Tirlemont ) mit, das 1635 fast völlig zerstört wurde. Auch an der Belagerung von Löwen (Louvain) nahm er teil.
1635 begleitete er seinen Bruder Karl Ludwig zu ihrem Onkel Karl I. nach England. Als Neffen des Königs erhielten sie hohe Gnadenbeweise. So wurde Ruprecht von der Universität Oxford zum Magister Artium promoviert. Der Erzbischof von Canterbury und Berater des englischen Königs William Laud
wollte ihm ein Bistum anbieten und Thomas Howard, der 21. Earl of Arundel, der auf der Hochzeitsreise seiner Eltern 1613 von London nach Heidelberg dabei war, wollte ihm eine Expedition nach Madagaskar unterstellen.
1637 kehrten die beiden aus England zurück.Ruprecht kämpfte wieder ihm holländischen Heer und nahm an der Belagerung und Rückeroberung von Breda teil.
Karl Ludwig hatte mittlerweile ein kleines Heer aufgestellt. Zu diesem begab sich Ruprecht nach der Einnahme von Breda. Von Karl Ludwig erhielt Ruprecht den Befehl über ein Kavallerieregiment. Militärisch war das Unternehmen allerdings nicht erfolgreich.
Seine Herrschaft in Meppen, die Karl Ludwig mit englischem Geld gekauft hatte, verlor er an die Kaiserlichen. Am 7./17.10. 1338 wurde er bei Vlotho an der Weser von Melchior Graf Hatzfeldt vernichtend geschlagen. Er entkam konnte über Hamburg . Ruprecht aber geriet in Gefangenschaft.
Für drei Jahre war er habsburgischer Staatsgefangener in Linz an der Donau. Die Haftbedingungen waren erträglich.Immerhin hatte er Zeit, sich mit Zeichnen und Malen zu beschäftigen. Er erfand ein Gerät, welches perspektivisches Zeichnen einfacher machte. Er war technisch nicht unbegabt und hat einige Erfindungen gemacht, über die noch zu reden sein wird. Sein Onkel Karl erreichte über diplomatische Kanäle die Freilassung bei Kaiser Ferdinand III. Er musste sein Ehrenwort geben, nie wieder gegen Habsburg zu Felde zu ziehen. Daran hielt er sich.
Ruprecht kehrte nach England zurück. 1642 wurde er von Karl I. als Ritter in den Hosenbandorden aufgenommen. 1642 brach in England ein blutiger Bürgerkrieg aus zwischen den Königstreuen, den „Kavalieren“, einerseits und auf der anderen Seite den Anhängern des Parlaments, den Republikanern oder Puritanern unter Oliver Cromwell. Er kämpfte für seinen Onkel. In den ersten Gefechten errang er wichtige Erfolge für den englischen König. Ruprecht hatte taktisches Talent und war tollkühn. 1643 eroberte er Bristol. Sein jüngerer Bruder Moritz war jetzt immer dabei und focht in allen Schlachten mit.
Im Januar 1644 ernannte ihn Karl I. zum Herzog von Cumberland. Er nahm Lancashire ein. Am 2. Juli 1644 fand in der Nähe von York die Schlacht von Marston Moore statt. Das war eine der entscheidenden Schlachten des englischen Bürgerkriegs.Die verlor Ruprecht. Ganz Nordengland ging für die Royalisten verloren. Ruprecht hatte am englischen Hof einige Gegner und das war natürlich Wasser auf deren Mühle. 1645 kann er zwar Leicester einnehmen, erlitt aber nur einen Monat später bei Naseby eine schwere Niederlage. Die militärische Lage in Bristol wurde aussichtslos und er übergab deshalb die Stadt im September 1645 an Lord Fairfax, dem kommandierenden General des Parlamentsheeres. Sein Onkel tobte und entzog ihm das Kommando. Das empfand Ruprecht als Schmach und wollte vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Er wurde zwar freigesprochen, hatte aber die Gunst des Königs verloren. Er bekam ein Angebot der Republik Venedig, die ihn als General haben wollte.Das englische Parlament stellte aber keinen Pass aus. Oxford seit der Vertreibung Karls aus London 1642 Regierungssitz des Königs fiel 1646. Das Parlament verwies nun Ruprecht und seinen Bruder Moritz des Landes. Die beiden gingen nach Frankreich. Er kämpfte dann in der französischen Armee und machte dort den niederländischen Feldzug mit. Bei der Belagerung von La Bassée durch Marschall de Gassion 1647 wurde er verwundet. Er wurde dann von Karl II., dem Prinzen von Wales zum Admiral der königlichen Flotte ernannt. In Irland errichtete er einen Stützpunkt in Kinsale. Von dort aus versorgte er eine kleine royalistische Garnison unter John Grenville auf den Scilly Inseln. Von dort aus führte er auch einen Kaperkrieg gegen englische Schiffe zwischen Kinsale und Lissabon und Toulon und den Kapverdischen Inseln. Ihr Seekrieg gegen das Parlament wurde allmählich zur Plage. Aber der Kommandeur der englischen Flotte Admiral Blake brachte ihm eine Niederlage bei. Er zog sich dann nach Westindien zurück. Von dort aus führte er seinen Kaperkrieg fort. Im Spätherbst 1652 sank das Schiff seines Bruders Moritz in einer Sturmnacht bei den westindischen Inseln. Moritz blieb verschollen. Auch auf seinen Kaperfahrten war er immer an Natur und Naturwissenschaft interessiert. Er beobachtet fliegende Fische, Delfine und Haie, staunte über riesige Bäume auf den Inseln und machte wissenschaftliche Beobachtungen – seine diesbezüglichen Interessen erwiesen den Prinzen auch als Naturforscher. Geld haben seine Kaperfahrten aber unterm Strich nicht eingebracht. Er brachte nur noch ein Schiff nach Europa zurück und das musste versteigert werden, um Schulden zu bezahlen.
Ruprecht gab 1653 seine Kaperfahrten auf und kehrte nach Europa zurück. Über Paris, wo er ostentativ gefeiert wurde, ging er nach Deutschland. Er ließ sich in Mainz nieder . Dort widmete er sich naturwissenschaftlichen Forschungen und der Kunst.
Er entwickelte verschiedene Arten von Schießpulver. Auch eine spezielle Legierung für den Kanonenguss stammte von ihm. Sie wurde unter dem Namen Prinzmetall bekannt. Auch die in England als Prince Ruperts Drops bekannten Bologneser Tränen werden mit ihm in Verbindung gebracht.
Er soll sie 1660 nach England gebracht haben. Das sind kleine Glastropfen, deren Kopf eine hohe mechanische Belastbarkeit aufweist. In der Kunst hatte sich Ruprecht die Technik der Schabkunst (Mezzotinto) angeeignet. Er erfand oder perfektionierte auch den “rocker”. Damit wird eine zu bearbeitende Metallplatte aufgerauht.Anschließend wird die Farbe auf die gesamte Metallplatte aufgetragen und die Platte sauber gewischt. Die kleinen Vertiefungen, die beim Aufrauhen erreicht werden, behalten jedoch die Farbe und ermöglichen die Erzeugung von Halbtönen, wenn sie durch eine Druckmaschine mit Papier in Kontakt gebracht werden. Mit dieser Methode kann ein hohes Maß an Qualität und Reichtum erreicht werden. Das ist eine Schlüsseltechnik im Mezzotinto. Wallerant Vaillant erlernte diese Technik bei Ruprecht, popularisierte sie und wandte sie geschäftsmäßig an.
Ruprecht nahm auch wieder Kontakt zu seinem Bruder Karl Ludwig auf. Er wollte von ihm, dass dieser ihm und seiner Mutter einen Besitz in der Kurpfalz zuweist von dem beide leben können. Er lebte ein Jahr auf dem Heidelberger Schloss, beging allerdings den Fehler, mit Luise von Degenfeld anzubändeln. Eine mäßige Rente, die ihm Karl Ludwig anbot,schlug er aus. Die Auseinandersetzungen im Hause Wittelsbach eskalierten. Von Testamentfälschung ist die Rede. Schließlich durfte Ruprecht ohne Erlaubnis des Kurfürsten nicht mehr aufs Heidelberger Schloss. Der Zwist wurde erst 1670 beigelegt aber nach Heidelberg kam Ruprecht nie mehr.
Ruprecht trat nun in den Dienst der Habsburger und kämpfte als Feldmarschalleutnant mit eigenen Truppen im polnisch-schwedischen Krieg gegen König Gustav von Schweden.König Gustav war übrigens der älteste Sohn des Pfalzgrafen von Zweibrücken, Johann Casimir und der Schwester Gustav Adolfs. Katharina. Sein Vater ein Freund und Verwandter von Friedrich V.
1660 änderten sich die politischen Verhältnisse in England. Dort kam Karl II., der Sohn des hingerichteten Karl I. wieder auf den Thron. Die Monarchie war wieder hergestellt. Ruprecht kehrte nun wieder nach England zurück. Der neue englische König war ein Vetter Ruprechts. In der Thronfolge stand Ruprecht an zweiter Stelle. Die beiden verstanden sich sehr gut. Er wurde Privatsekretär des Königs. Er übernahm noch einmal ein Flottenkommando. Er war „General-at-Sea“ im Rang eines Admirals. In Seeschlachten gegen die Holländer zeichnete er sich aus.
ER war der erste Gouverneur der 1670 gegründeten Hudsons’Bay Company, die so erfolgreich wurde, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada haben sollte. Das rund 3,9 Millionen km²umfassende Territorium trug ihm zu Ehren den Namen Ruperts Land.
Er war nie verheiratet, hatte aber mit seiner Geliebten Frances Bard (1646–1708) einen Sohn Dudley Rupert Bard (auch Robert Dudley genannt, der 1686 bei der Belagerung von Ofen fiel. Um 1670 hatte er eine neue Geliebte die Schauspielerin Margaret Hughes (1630–1719). Mit ihr hatte er
eine Tochter Ruperta, die 1695 den englischen General und Botschafter in Hannover Emanuel Scrope Howe heiratete.
Ruprecht starb am 29. November 1682 in London und wurde in der Westminsterabtei neben seiner Mutter beerdigt.
Moritz von der Pfalz wurde am 6. Januar 1621 in Küstrin geboren. Die Familie befand sich auf der Flucht aus Prag nach Brandenburg. Alle mir verfügbaren online-Quellen zu Moritz setzen im englische Bürgerkrieg ein. Ruprecht hat das Kommando über die königliche Reiterei.
Moritz begleitete seinen Bruder treu ergeben auf all seinen Feldzügen und er erhielt von ihm immer ein Truppenkommando. Ihm wird ein „unbezähmbarer Raubtierblick“ nachgesagt. Er war in Edgehill (23. Oktober 1642) und Marston Moor (2. Juli 1644) dabei. in Edgehill wurde er verwundet.
Zusammen mit Ruprecht wurde er 1648 des Landes verwiesen. Er kämpfte dann ebenfalls in der französischen und Habsburger Armee. Natürlich beteiligte er sich auch an den Kaperfahrten, die sein Bruder unternahm, erst in Europa und ab 1651 von der Karibik aus. Im Spätherbst geriet Moritz mit seinem Schiff in einen Hurrikan Er ging wohl mit Mann und Maus unter und blieb verschollen. Es gibt aber auch eine Legende über ihn, er sei mit riesigen Schätzen aus Peru und Mexiko in Richtung eines französischen Hafens unterwegs gewesen, kurz vorher aber in die Hände von Seeräubern gefallen, nach Algier verschleppt und im Inneren Afrikas verschwunden.
Er war mit Rose Poltenay verheiratet, mit der er eine Tochter Elisabeth Maria Fielding hatte.
Luise Hollandine wurde am 16. April 1622 als siebtes Kind von Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war das erste Kind der Familie, dass im holländischen Exil geboren wurde und da die Generalstaaten die Patenschaft übernahmen, wurde sie Hollandine genannt.
Sie wuchs in Leiden auf und erhielt wie alle Kinder des Winterkönigs eine vorzügliche Ausbildung. Auch Malen stand auf dem Bildungsplan.Gerrit van Honthorst, der niederländische Maler unterrichtete die Königskinder und fand in Luise eine sehr begabte Schülerin, deren Talent eigentlich erst in den 80-iger Jahren gebührende Aufmerksamkeit fand. Natürlich war sie jetzt auch auf dem Hochzeitsmarkt. Einer ihrer Bewerber war der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm.
1650 wurde sie als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr bereits das Amt als Küsterin übertragen. Ihre Wahl zur Koadjutorin wurde allerdings von der regierenden Äbtissin Elisabeth Luise von der Pfalz-Zweibrücken, ihrer Verwandten,
verhindert. Da hatte sie wegen ihres Maltalents bereits einen gewissen Ruf erlangt. Sie kehrte dann aber nach Den Haag zu ihrer Mutter zurück. Sie war das einzige Kind von Elisabeth Stuart, das noch bei seiner Mutter lebte. Am 19.Dezember 1657 verließ sie ihre Mutter fluchtartig und ging über Antwerpen nach Paris, wo ihre Tante Henriette Marie, die Gattin des hingerichteten englischen König Karl I. im Exil lebte. Sie trat zum katholischen Glauben über, ähnlich wie ihr Bruder Eduard, der diesen Schritt schon 1645 vollzogen hatte. Trotz der Konversion erhielt sie von den Generalstaaten
ein Gnadengehalt auf Lebenszeit. In Antwerpen war sie zuerst bei den Unbeschuhten Karmelitinnen. Dort wurde sie auch von ihrem Vetter König Karl II und dessen Schwester besucht und musste einige Vorwürfe wegen ihres Konfessionswechsels und die unschickliche Art, wie sie ihre Mutter verlassen hatte, über sich ergehen lassen. Ihr Bruder Eduard holte sie zunächst nach Rouen. Von dort ging sie dann weiter ins Kloster Chaillot, zu dem ihre Tante Henriette Marie eine besondere Beziehung hatte. Sie hatte in diesem Kloster eine Kapelle errichten lassen. In Chaillot war Mère Angelique Äbtissin, vor ihrem Eintritt ins Kloster Mademoiselle de la Fayette, Vertraute des französischen Königs Ludwig XIII.. Also neudeutsch “Connections” waren durchaus vorhanden. In Portroyal des Champs, einem zisterziensischen Frauenkloster trat sie im Beisein ihrer Tante am 25. März 1658 in die katholische Kirche ein.
Wie ihr Bruder Eduard Karl Ludwig berichtete, sei Luise Hollandine nie “zufriedener gewesen als jetzt. Auch der Kontakt zu ihren Schwestern wurde wieder enger. Luise wollte ins Kloster eintreten, das stand fest. Aber das kostete Geld. Von ihrer Mutter konnte sie genauso wenig erwarten wie von ihrem Bruder, dem Kurfürsten. Ihre Tante steuerte schließlich Geld bei und als Karl Ludwig sich bereit erklärte, eine monatliche kleine Pension zu bezahlen, war auch das finanzielle
Hindernis für einen Klostereintritt von Luise Hollandine beseitigt. Nach Fürsprache des französischen Königs und ihrer Tante wurde sie schließlich in das Zisterziensierinnenkloster Maubuisson in der Gemeinde Saint-Ouen-l’Aumône aufgenommen. Dazu vermerkt ihr Bruder Eduard etwas spöttisch:
„man hat uns eine andere Abtei, welche noch mehr wert ist, versprochen. Die Äbtissin ist nur 84 Jahre alt.“ (in Anna Wendland Pfalzgraf Eduard und Prinzessin Louise Hollandine, zwei Konvertiten des Kurhauses Pfalz-Simmern, Heidelberger Jahrbücher 1910, Seite 49-86, hier Seite 65)
Am 25.3.1659 nahm sie in Maubuisson den Schleier und legte am 19.9.1660 ihre Gelübde ab. Ludwig XIV. zahlte ihr dann auch eine jährliche Pension von 6000 Livres. Schließlich traf auch ein Versöhnungsschreiben ihrer Mutter bei Luise Hollandine ein, was für sie sehr wichtig war, denn sie litt darunter, dass sie das Gebot, Du sollst Vater und Mutter ehren mit ihrer Flucht aus Den Haag grob verletzt hatte. Allerdings verlangte ihre Mutter dafür ein von Luise Hollandines gemaltes Bild der drei Töchter Prinz Eduards, wie dieser an seinen Bruder schreibt. Auch im Kloster durfte sie weiter malen.
Im April 1664 wurde sie zur Äbtissin gewählt. Sie zeichnete sich durch persönliche Bescheidenheit aus. Als Äbtissin war sie um die Klosterzucht und die Einhaltung der Regeln sehr bemüht. Sie aß nie Fleisch, schlief auf einer harten Matratze und hatte nur einen Strohstuhl in ihrer Zelle. Von ihren Nonnen wurde sie verehrt und geliebt. Sie bewährte sich als kluge Verwalterin.
Ein sehr enges Verhältnis hatte sie zu ihrer Familie. Ihre Schwester Sophie von Hannover besuchte sie 1679 in Maubuisson , als diese in Frankreich war, um ihre Tochter Sophie Charlotte dort zu präsentieren und möglicherweise zu verheiraten. Beide nahmen auch regen Anteil an den kirchlichen Reunionsbestrebungen. 1680 versuchte Luise Hollandine die einflussreichen Kleriker und gelehrten Jaques Benigne Bossuet, Bischof von Meaux, Christobal Rojas y Spinola, Bischof von Wiener Neustadt, Gerhard Wolter Molanus,evangelischer Abt von Loccum, Gottfried Wilhelm Leibniz, Hofrat und Bibliothekar in Verbindung zu bringen, wobei Luise Verbindungen zu Bossuet hatte und Sophie zu Molanus und Leibniz. Aber immerhin entwickelte sich daraus eine sich über Jahre hinziehende Korrespondenz.
Einen sehr herzlichen Kontakt hatte sie zu ihrer Nichte Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans. Diese besuchte sie oft im Kloster und blieb ihr brieflich bis an ihr Lebensende verbunden. Sie erzählt, dass ihre Tante, die Frau Äbtissin noch alle Zähne, “wenn auch verschlissen” habe, noch ohne Brille lesen könne und die Last der Jahre spüre man nur an ihrem gebeugten Gang. (ebda S. 80) 1705 erlitt Luise Hollandine einen Schlaganfall und ist die letzten Jahre ihre Lebens teilweise gelähmt. Sie starb am 11. Februar 1709.
Eduard von der Pfalz wurde am 05.0ktober 1625 in den Haag geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in den Haag, um dann wie alle seine Geschwister in Leiden seine Erziehung zu erhalten. Im Gegensatz zu seinen Schwestern war seine Neigung zu den Wissenschaften nicht sehr lebhaft.
Er folgte seinen Brüdern früh nach England. Dort entwickelten sich die politischen Verhältnisse aber bald zum Bürgerkrieg, was Eduard überhaupt nicht behagte. Er stand eher auf Lebenslust. Er verließ England sehr bald wieder. Die ständige Geldnot machte ihn aber zu einem ständigen Gast der Amsterdamer Geldverleiher, was ihn zum Sorgenkind seiner Mutter machte. Heimlich floh er 1645 nach Frankreich. Dort lernte er Prinzessin Anna, die Tochter des Herzogs von Mantua-Gonzaga und Nevers kennen. Er ging eine heimliche Ehe mit ihr ein. Nun war er zwar seiner Geldsorgen ledig,
musste aber zum katholischen Glauben konvertieren, den sonst hätte es wohl doch Schwierigkeiten mit dem französischen Hof gegeben. Gar nicht gut kam sein Schritt natürlich am pfälzischen Hof an, zumal der Konfessionswechsel einen Gesichtsverlust für den pfälzischen calvinistischen Kurfürsten
Karl Ludwig bedeutete, was sicher nicht dadurch gemildert wurde, dass Eduard seine Erb-und Rechtsansprüche durch den Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn vertreten wissen wollte. Die Entfremdung zu seinen Geschwistern nach diesem Schritt war nicht von allzu langer Dauer.
Man nahm wieder Fühlung auf. Selbst die Mutter vergab ihm nach einiger Zeit. 1649 war er trotz seiner Religion in den englischen Hosenbandorden aufgenommen worden. Dank seiner vermögenden Gemahlin konnte er sich sogar “eine königliche Haushaltung” gestatten (Anna Wendland S. 49)
So war es auch nicht schwierig , mit seinem Bruder Karl Ludwig 1653 einen Abfindungsvertrag zu schließen. Die Höhe der sehr bescheidenen Einkünfte aus der Pfalz sind darin geregelt worden und für den unwahrscheinlichen Fall seiner Rückkehr in die Pfalz sind ihm Häuser in Speyer oder Worms
angewiesen worden. Er selbst hatte sich nur das erbrecht für sich und seine Familie vorbehalten.
Er verwaltete die Güter seiner Frau. Er hatte drei Töchter, die er zärtlich liebte und die er auch von seiner Schwester Luise Hollandine porträtieren liess (s.o). Die Portraits der kleinen Mädchen schickte er auch an seinen Bruder. Er hatte auch noch einen Sohn, der allerdings im ersten Lebensjahr starb.
Luise Marie (1647–1679) heiratete 1671 den Fürsten Karl Theodor zu Salm, kaiserlicher Feldmarschall und Oberhofmeister, der Erzieher Josef I. wurde und später in dessen Diensten als erster Geheimer Rat tätig war.
Anna Heinriette Julia (1648–1723) heiratete 1633 Henri III.Jules de Bourbon, Großmeister von Frankreich. Das ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten am französischen Hof. Er leitete alle Dienste des Königshauses. Er ernannte die neuen Offiziere, die vor ihm den Eid auf den König ablegen mussten Und schließlich verwaltete er das Budget des Königs.
Benedicta Henriette Philippine (1652–1730), die 1688 Herzog Johann Friedrich zu Braunschweig, der Schloss Herrenhausen zu seiner Sommerresidenz ausbaute. Er holte auch den Philosophen Leibniz und den Mediziner und Naturforscher Niels Stensen an seinen Hof nach Hannover.
In der Ehe Eduard s hatte seine Frau das Übergewicht. Sie mischte sich in politische Angelegenheiten ein und spielte in der Fronde eine wichtige Rolle. Sie agierte sogar gegen Kardinal Mazarin und soll einen Aufstand angezettelt haben, der Mazarin zwang, den Anführer der Fronde Louis II. de Bourbon,
freizulassen.
Auch ihr Schwager Karl Ludwig bediente sich ihrer Vermittlung. Auf sie soll der Freundschaftsvertrag zurückgehen, der 1657 zwischen Frankreich und der Pfalz geschlossen wurde. Auch die Heirat Elisabeth Charlottes mit Prinz Philipp I. von Orleans dem Bruder von Ludwig XIV. soll von ihr angebahnt worden sein.
Das war eine Beziehung mit späteren Folgen. 1688 nahm der französische König diese Ehe zum Anlass für den Pfälzischen Erbfolgekrieg, in dem die Pfalz sehr zum Kummer von Liselotte mehrmals verwüstet wurde. Das Heidelberger Schloss wurde von den Franzosen unter General Mélac in Brand
gesetzt und 1691 von französischen Pionieren gesprengt.
Eduard erkrankte schon früh an Gicht und erlitt immer wieder heftige Anfälle. Am 13. März 1663 starb er im Alter von 37 Jahren in Paris.
Henriette Marie von der Pfalz wurde am 17. Juli 1626 in den Haag geboren. Sie wird als vielseitig begabt beschrieben. Sie wuchs zuerst in Leiden und dann am Hof ihrer Mutter in Den Haag auf. Später wurde sie zu i9hrer Tante Elisabeth Charlotte von Brandenburg gegeben, die in Kössen als Witwe lebte.
1651 wurde sie mit dem Prinzen Sigismund Rákóczi verheiratet, Graf von Munkács (in der heutigen Westukraine), Sohn des Fürsten Georg I.Rákóczi von Siebenbürgen. Die Familie war ein ungarisches, kalvinistisches Adelsgeschlecht und nach Aussage der Tante unter evangelischen
Fürsten die beste Partie, die zu machen sei. Auf jeden Fall war er sehr reich, verfügte über zahlreiche Festungen und nach Aussage der Tante ass das ganze Haus aus Silbergeschirr. Henriette Marie wehrte sich heftig gegen diese Ehe. Sie flehte ihren Bruder Karl Ludwig an, ihr zu helfen. auch bezweifelte sie den Sinn dieses Eheprojekts. aber es half nichts. Sie reiste über Schlesien, Polen und Ungarn nach Siebenbürgen. Kaum dort angekommen verstarb sie nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit. In Weissenburg wurde sie in der Marienkirche bestattet.
Philipp von der Pfalz wurde am 16.September 1627 in Den Haag geboren. Zeitweise wurde er am französischen Hof erzogen. auf Wunsch von Karl Ludwig kam er aber wieder an den Hof seiner Mutter in Den Haag zurück. Er war im Auftrag des englischen Parlaments unterwegs
um in Venedig Truppen auszuheben und diese nach England zu überführen. Den Auftrag hatte ihm Karl Ludwig verschafft. Am 21. Juni 1646 wurde er in Den Haag eine Auseinandersetzung mit dem Marquis von Epinay verwickelt. Es ist nicht sicher, ob dieser Marquis ein Liebhaber seiner Mutter oder seiner Schwester Luise Hollandine war. Auf jeden Fall war er ein Günstling seiner Mutter. Bei dieser Auseinandersetzung starb der Marquis. Philipp musste aus den Generalstaaten fliehen. Elisabeth erkannte ihn nicht mehr als ihren Sohn an und sprach nie mehr ein Wort mit Philipp.
Er war dann in lothringischen Reiterdiensten tätig und fiel als Reiteroberst in den Kriegen der Fronde in der Schlacht bei Rethel (am 15. Dezember 1650) Er starb am 16. Dezember 1650. Seine sterblichen Überreste wurden nach Sedan gebracht.
Sophie wurde am 14. Oktober 1630 als zwölftes Kind von Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihr Vater verstarb.Bis zu ihrem 10.Lebensjahr wuchs sie in Leiden auf, wo sie streng calvinistisch erzogen worden war. Dann holte die Mutter sie nach Den Haag.
Karl I. von England war ja am 30. Januar 1649 hingerichtet worden. Die englischen Subventionen blieben aus. Sophie siedelte zu ihrem Bruder nach Heidelberg über. Die Eheprobleme zwischen Karl Ludwig und Charlotte von Hessen-Kassel erschwerten zwar den Aufenthalt Sophies am Heidelberger Hof. Sie kümmerte sich um die Kinder der beiden, Elisabeth Charlotte, der späteren Lieselott von der Pfalz und Karl, die unter den ständigen Streitereien ihrer Eltern litten. Bis an Sophies Lebensende schrieb Lieselotte zwei mal wöchentlich zwei mal 20-bis dreißig Seiten lange Brief an “ma tante”.
Auch zu den Kindern ihres Bruders und Marie Luise Freifrau v. Degenfeld, Raugräfin zu Pfalz hatte sie ein enges Verhältnis, was sich auch in einem jahrelangen Briefwechsel zeigte. Sie selbst verfolgte spätestens seit 1648 zielstrebig das Ziel einer standesgemäßen Verehelichung. Schon das erste Eheprojekt zwischen ihr und ihrem Cousin Karl II. von England war gescheitert. Der regierende Pfalzgraf Adolf Johann von Zweibrücken, der Bruder des schwedischen Königs Karl X. Gustav hielt um ihre
Hand an.Nächster Bewerber war der regierende hannoversche Herzog.Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, der von seinem Antrag allerdings zurücktrat und als Tausch seinen jüngsten Bruder Ernst August anbot. Im Gegenzug verpflichtete sich Georg Wilhelm zu lebenslanger Ehelosigkeit und zum Verzicht auf sein Erbrecht im Fürstentum Calenberg, was er allerdings nicht einhielt. Am 30. September 1658: heirateten Sophie und Ernst August in der Schloßkapelle in Heidelberg. 1662 wurde Ernst August Fürstbischof von Osnabrück. Das Paar zog nach Iburg. Da diese nicht den Ansprüchen an eine barocke Resident genügte, wurde zwischen 1667–73 im Zentrum von Osnabrück ein repräsentatives Schloß mit großer Gartenanlage errichtet. Für den Garten war Martin Charbonnier zuständig, ein großer aus Frankreich stammender Gartenkünstler des Barock. Den Osnabrücker Garten betreute er später
von Herrenhausen aus.
Die ersten beiden Söhne wurden noch in Hannover geboren. Georg Ludwig(1660–1727) wurde als Georg I. 1714 König von Großbritannien.
Friedrich August (1661–1690) fiel im Krieg gegen die Türken.
1666 wurde Maximilian Wilhelm geboren(1666–1726). Er befehligte ein kaiserliches Kürassierregiment unter den Truppen des Markgrafen Ludwig Wilelms von Baden, dem “Türkenlouis”.
Sophie Charlotte (1668–1705) heiratete 1684 den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, der ab 1688 Friedrich III. als Kurfürst regierte und sich 1701 zum König krönte. Ihr Sohn war Friedrich Wilhelm, der später Soldatenkönig und ihr Enkel Friedrich II., der als Friedrich der Große in die Geschichte eingegangen ist. Das Schloss Charlottenburg wurde 1699 als Sophie Charlottes Sommerresidenz eingeweiht.
Karl Philipp (1669–1690) folgte 1669. Er fiel 1690 im Krieg gegen die Türken.
Auch Christian Heinrich (1671–1703)kam bei einem Feldzug ums Leben. Er ertrank 1703 beim Feldzug gegen die Franzosen 1703 in der Donau.
Der letzte Sohn Ernst August (1674–1728) war von 1716 bis 1728 regierender Fürstbischof von Osnabrück. 1716 wurde zum Ritter des Hosenbandordens erhoben und dann zum Herzog von York und Albany und außerdem zum
Earl von Ulster.Er starb unverheiratet am 17. August 1728.
1679 siedelte die Familie im August 1679 in die hannoversche Residenz in Herrenhausen um. Hier kümmerte Sophie sich besonders um den Schlossgarten. Dieser orientierte sich an den niederländischen Barockgärten, die Sophie ja aus ihrer
Jugend kannte. Aber auch ihre französischen und italienischen Reiseeindrücke flossen ein
1683 führte Ernst August führte er für seinen Herrschaftsbereich gegen den Widerstand seiner jüngeren Söhne die Primogenitur ein. Zum einen wollte er damit die Herrschaft in einer Hand erhalten, da ja alle Besitzungen an den erstgeborenen Sohn fallen sollten.
Zum andern war die Primogenitur auch Voraussetzung für die von ihm angestrebte Kurfürstenwürde, die ihm Kaiser Leopold I. (1658-1705) 1692 dann auch verlieh.in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf. In der Folge wurde sie mit Hausarrest bestraft und ihr Sohn war jetzt Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (“Kurhannover”) Die fünf jüngeren Söhne wehrten sich gegen die Enterbung,
was 1691 in der „Prinzenverschwörung“ ihren Höhepunkt fand. Sophie ergriff Partei für ihre jüngeren Söhne. Diese wollten ihre Erbansprüche mittels Interventionen ausländischer Mächte durchsetzen. Sophie baute in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf.
Sophie wurde mit Hausarrest belegt. Ihr Sohn Maximilian sogar kurzzeitig inhaftiert. Nach dem Tod Ernst Augusts 1698 gewann Sophie ihre politische Stellung wieder zurück. Sie residierte vorwiegend in Herrenhausen.
1701 erließ das britische Parlament das “Act of settlement”. Dieses regelte die protestantische Thronfolge im Königreich England und legte das Recht auf Thronfolge im Hause Stuart unter Umgehung der bis dahin gültigen Erbfolgelinie auf Sophie von der Pfalz fest. sie war Cousine 1. Grades der regierenden Königin Anne Stuart. Die Bestimmungen zur Nachfolge waren direkt an die Person von Sophie geknüpft. Sophie starb allerdings kurz vor Anne Stuart. So bestieg nicht sie, sondern ihr Sohn Georg Ludwig als Georg I.von England den englischen Thron. Dieser blieb dann bis zur Thronbesteigung Königin Viktorias in Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover.
13 Sep 2020