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Zisterzienserkloster Morimond

                                                                                                                                                                                                                           Reste der Abteikirche              

Kloster Morimond war die letzte der vier Tochtergründungen des 1098    von Robert von Molesme ( *um 1028-17. April 1111) in Citeaux in Burgund gegründeten Klosters. Es war damit eine der vier Primarabteien von Citeaux.

Morimond lag wie Clairvaux und Molesme in der Diözese Langres. In Langres war war Bischof Josserand  de  Brancion  (1113-1125) Oberhirte. Josserand stammte aus der Adelsfamilie von Brancion, deren männliche Mitglieder über  Generationen den Beinamen

Le Gros, also der Große führten, also durchaus bedeutend waren.

In der Diözese lagen Molesme, Clairvaux und Morimond. Bischof Josserand  förderte diese

ersten Zisterzienserklöster und nahm somit auch eine wichtige Stellung in der Frühgeschichte des Ordens ein.

Morimond war die vierte Tochtergründung von Citeaux. Sie fand wohl um 1117 statt. Den nötigen Grundbesitz stiftete der Adlige Ulrich von Aigremont und seine Ehefrau Adeline.

Das Stifterpaar war mit Bernhard von Clairvaux verwandt, ebenso wie der Lehensherr Ulrich von Aigremont  Simon II. von Clefmont, Graf von Bassigny.

Das zeigt, dass die Familie Bernhards nicht nur bei der Gründung des Klosters Clairvaux eine wichtige Rolle spielte, sondern dass ihr Netzwerk auch bei der Gründung von Kloster Morimond

mitwirkte. Die Stifterfamilie für Morimond förderte zunächst die Klosterbildung durch einen Mönch Johannes. Dieser Plan scheiterte aber. Auf Rat von Bischof Josserand  von Langres übertrug

die Stifterfamilie den gesamten Besitz auf den Abt Stephan Harding von Citeaux. Zu diesem Zweck reiste Abt Stephan extra nach Morimond.

Bevor ich auf Kloster Morimond eingehe, noch ein Blick werfen auf Robert von Molesme, Alberich von Citeaux und ersten Abt des Klosters und Stephan Harding den zweiten Abt von Citeaux und den Gründer von Kloster Morimond.

Robert von Molesme wurde um 1028 als Sohn der Adligen Dietrich und Irmengard in der Champagne geboren.

Mit 15 trat er in das Kloster Moutier-La-Celle bei Troyes ein.  Das war ein Kloster mit 17 Prioraten nach dem Vorbild von Cluny.

Ein Priorat war ein Kloster, das nicht Abtei war, weil der Orden keine Abteien kennt wie z. B. die Karthäuser oder weil  die rechtlichen Voraussetzungen zur Erhebung zur Abtei nicht gegeben sind (z.B. die Mitgliederzahl).

1053 wurde er dort Prior.

Robert strebte nach einem einfachen, zurückgezogenen Leben in der Gemeinschaft von Brüdern unter der strikten Beobachtung der Regel des hl. Benedikt..

Dieses Streben prägte sein ganzes Leben

1068 wurde Robert  ins Kloster Saint-Michel de Tonnere berufen und dort zum Abt gewählt. Das Kloster war zwar von der cluniazentischen Reform geprägt. Aber Robert konnte die dortigen Mönche nicht zu einer strengeren Regelobservanz

verpflichten. Deshalb resignierte er und kehrte nach Moutier La Celle zurück. Wenig später wurde er Prior in Saint-Ayoul de Provins einem von Moutier La Celle abhängigen Kloster.

Nach 1070 verließ er sein Kloster,um in den Wäldern von Collan als Einsiedler zu leben, wo sich etwa ab1073 eine Eremitengemeinschaft unter seiner Leitung formierte. Mit dieser Gemeinschaft bezog Robert 1075 ein neues Kloster in Molesme im Bistum
Langres. Der Bischof von Langres Raynard von Bar (1065-1085) war dem Kloster wohl gesonnen und rief 1083 zu Stiftungen auf. Daraufhin erhielt das Kloster viele Zuwendungen. Der Besitz wuchs an und der reformerische Eifer ließ nach.

In Molesme war der Mönch Alberich von Citeaux (* um 1050-1109) Prior geworden. Auch er versuchte wieder eine strengere Disziplin einzuführen. Er wurde dabei von einer Gruppe Gleichgesinnter unterstützt.

Zu ihnen zählte auch der aus England stammende Mönch Stephan Harding (* um 1059-1134). Er war vorher Benediktiner der Abtei Sherborne in England.

Um 1095 versuchte Abt Robert in Molesme erneut, eine strengere Disziplin ein zuführen.Da ihm das auf Dauer jedoch nichtgelang, verließ Robert zusammen mit Alberich, Stephan Harding und 19 weiteren Mönchen 1098 den Konvent in Molesme.

Diese Gemeinschaft siedelte im Wald zwischen Nuits St. Georges und der Saône. Dort übernahmen dieMönche ein Allodialgut namens Cîteaux, das einem Cousin Abt Roberts
gehörte, der es den Mönchen überließ. Diese nannten das neue Kloster schlicht „Novum Monasterium”. Das neue Kloster wurde vom Bischof  von Dijon Garnier IV. de Blaisy (ca. 1081–ca. 1113) bestätigt und vom burgundischen Herzog Odo L. (* 1058-1102)

wirtschaftlich unterstützt und gefördert.

Der Gründungsakt wurde am Tag des hl. Benedikt, am 21. März 1098 – es war Palmsonntag -, feierlich zelebriert.

Das Kloster Molesme verdaute den Weggang von Abt Robert und seinen Gefährten nicht so einfach. Es verlor an Bedeutung und vor allem auch an Zuwendungen der Adelskreise. Der neue Abt Gottfried (1098-1099) musste reagieren

und wandte sich direkt an Papst Utban II. (1088-1099) Im April 1099 wurde eine kleine Bischofssynode in Port d’Anselle einberufen. Diese entschied, dass Robert nach Molesme zurückkehren musste.

Den Mönchen blieb es überlassen, ob sie mit ihm zurückgingen oder in Citeaux blieben. Alberich und Stephan blieben mit 6 Mönchen in Citeaux. 13 Mönche  folgten Robert nach Molesme. Er übte dort sein Amt als Abt  bis zu seinem Tod am 29. April 1111 weiter aus.

Sein Nachfolger in Citeaux wurde Alberich. Über seine Nationalität ist nichts bekannt. Aber er war wohl ein Einheimischer. Es ist auch nicht klar, ob er schon zu der Gruppe von Eremiten gehört hatte, aus denen dann die Klostergemeinschaft von Molesme bildete,

oder ob er erst in Molesme ins Kloster eintrat. Aber er war sowohl in Molesme als auch in Citeaux der Prior von Abt Robert.

Er war nach den Quellen ein Mann “von Gelehrsamkeit und ein Liebhaber der Regel”

Natürlich hatte die Abreise Roberts mit der Mehrheit der Mönche das junge Kloster empfindlich getroffen. Mit Alberich wählten die die in Citeaux Gebliebenen im Sommer 1099 ihren neuen Abt.

Im “Exordium Parvum” ist die Wahl unter Ziffer 9 geschildert:

2  Da nun das Kloster Cîteaux keinen Hirten mehr hatte, kam die Klostergemeinde zusammen und machte in einer Wahl gemäß den Vorschriften der Regel einen gewissen Bruder namens Alberich zu ihrem Vorsteher.

3 Er war ein gebildeter Mann, bewandert in geistlichen und weltlichen Belangen; er liebte die Regel und die Brüder.

4 Das Amt des Priors hatte er sowohl in Molesme als auch in dieser Gemeinschaft längere Zeit inne. Auch hatte er sich lange und mit aller Kraft um die Übersiedlung der Brüder von Molesme in dieses Kloster bemüht und für

dieses Anliegen viele Schmähungen, Kerker und Schläge erlitten”

Das zeigt, dass Alberich die treibende Kraft  bei der Umsetzung der Reform war.

Weitsichtig hatte er mit Hilfe des Erzbischofs von Lyon Hugo von Die(1085—1106), der gleichzeitig päpstlicher Legat war, am 19. Oktober 1100 von Papst Paschalis II.(1099-1118)das Privilegium Romanum erwirkt.

Es bestätigte die Trennung des Novum Monasteriums von Molesme.Die Gültigkeit der gewählten Lebensweise wurde anerkannt. Die Freiheiten des Klosters wurden anerkannt und ihre Verletzung mit Strafe belegt.

Damit war die rechtliche Grundlage für die Zukunft des Klosters gelegt. Es konnte nun  sicher und frei vom Druck geistlicher und weltlicher Personen leben.

Alberich verfasste nun die ihm zugeschriebenen “Instituta Monachorum Cisterciensium de Molismo venientium.”

Sie wohl (noch)nicht  für einen europaweiten Orden gedacht sondern für den kleinen Kreis der Mönche in Citeaux.

Es ging um eine möglichst genaue Befolgung der Regel des heiligen Benedikts,um ihre Echtheit und Reinheit, um Einfachheit und Armut im Lebensstil sowie um die klösterliche Abgeschiedenheit.

Er verfasste auch Regeln für die Nahrung und Kleidung. Ihm wird auch die weisse Kukulle zugeschrieben. Sie sollte Ausdruck der Reinheit, Einfachheit und Armut sein.

Sie war aus ungefärbter Schafwolle und damit billig im Gegensatz zum teuren gefärbten Stoff der Benediktiner und damit auch ein bewusstes Abgrenzen zu Molesme.

Es war auch die Ordenskleidung anderer Reformbewegungen wie z. B. der Karthäuser. Mit diesen identifizierte man sich.

Alberich nahm Laienbrüder, die Konversen in den Orden auf. Die Konversen waren keine Chormönche, nahmen nicht am Chorgebet teil,
sondern verrichteten in einem eigens für sie abgetrennten Teil der Klosterkirche morgens und abends ihr Gebet, nahmen ihre Mahlzeiten in
einem eigens für die errichteten Speisesaal ein und schliefen in einem ihnen vorbehaltenen eigenen Dormitorium. Ihre Zahl stieg im Lauf des 12.
Jahrhunderts stetig an; man weiß, dass um die Jahrhundertmitte in Pontigny etwa 300 Konversen lebten. Ihre Aufgabe bestand in der
Unterstützung der Mönche, die – im Unterschied zum cluniazensischen Mönchtum und durchaus in Abweichung der zeitgenössischen
gesellschaftlichen Konvention– die von der Benediktsregel geforderte Handarbeit wieder zum Bestandteil ihres täglichen Lebens gemacht hatten.

Er war der erste Organisator des Zisterzienserordens.

Wichtig war auch, dass die geistlichen und weltlichen Förderer des Klosters ihre Unterstützung nicht einstellten sondern sogar noch steigerten. Das belegt auch die Beisetzung des burgundischen Herzogs Odo I. im Kloster Citeaux.

Die Krise von 1099 war so schnell überwunden.

Das Kloster war im Wachsen begriffen und  musste um 1100/1101 wegen Wassermangels verlegt werden. Es wurde zwar in noch größere Einsamkeit verlegt. Aber es wurden keine Blockhütten mehr gebaut.

Alberich verwandelte eine Einsiedelei in eine regelrechte Abtei. 1106 weihte der Diözesanbischof Walter I. (1080-1121) von Chalon-sur-Saône eine steinerne Kirche in Citeaux.

Bei Alberichs Tod 1109 bestand der Konvent aus 22 Mönchen.

Sein Nachfolger wurde Stephan Harding. Er ist in Merriott in Dorset in England als Sohn eines angelsächsischen Adeligen  geboren. 1069 trat er sehr jung in das Benediktinerkloster Sherborne in Dorsetshire ein.

Der normannische Druck auf die englischen Klöster und sein Wissensdrang veranlassen ihn, das Kloster bald zu verlassen.

Über Schottland und Irland kommt er nach Frankreich. Dort studierte er an den Domschulen von Reims, Laon und Paris. Die französischen Schulen waren damals die renommiertesten der Welt.

Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Kopist und Buchmaler. In Burgund schließt er sich einem Landsmann namens Peter an. Sie machten eine Pilgerfahrt nach Rom, wanderten dabei durch Oberitalien

und lernten  auf diesem Weg die Reformklöster Vallumbrosa und Camaldoli kennen. Vallumbrosa wurde 1039 als Eremitengemeinschaft von dem Benediktiner Giovanni Gualberto (um 995-1073) gegründet. Daraus wurde eine

Kongregation von mehreren Klöstern. In diesem Klosterverband ist die Praxis eines gemeinsamen Kapitels  von verschiedenen  Klöstern schon im späteren 11. Jahrhundert bezeugt.

Camaldoli wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts von Romuald von Camaldoli (um 952-1027) gegründet. Daraus entwickelte sich der Orden der Kamaldulenser.

Beide Klosterverbände inspirierten später Stephan Harding. Die  Idee eines gemeinsamen Kapitels könnte er von seinem Aufenthalt in Vallumbrosa um 1086/1087 mitgebracht haben.

Peter und Stephan kehrten nach Burgund zurück und traten ins Kloster Molesme ein. Dort wurde Stephan Sekretär von Abt Robert.

In Citeaux wurde Stephan nach der Wahl Alberichs zum Abt Prior. Er hat wahrscheinlich auch im Skriptorium mitgearbeitet. Er förderte die Arbeiten des Skriptoriums, dessen Buchmalereien zu den schönsten seiner Zeit gehörten.

Stephan hatte sich schon einen Ruf gemacht durch Diskussionen mit Rabbinern um den richtigen Text des Alten Testaments und durch die Heranziehung der Mailänder Hymnenüberlieferung.

Im Skriptorium im Neuen Kloster wurde die Bibel abgeschrieben. Dort wurde der Text der Vulgata mit hebräischen und aramäischen Texten verglichen.

Stephan ging es immer um die Echtheit und Authentizität. So wurde jemand nach Metz geschickt,wo man die authentischsten Überlieferungen des Gregorianischen Gesanges zu finden glaubte und nach Mailand, um festzustellen, welche Hymnen
man wirklich dem hl. Ambrosius zuschreibt und sie mit Sicherheit benutzen konnte, wo der heilige Benedikt ambrosianische Hymnen vorschrieb.

Das Aufsuchen alter Handschriften wurde vor allem vom Kloster Morimond gepflegt. Die Schreibmönche standen unter Aufsicht eines Meisters magister scriptorum.

Sie hatten Privilegien. Sie mussten nur zur Zeit des Mähens und der Ernte aufs Feld. Sie durften mehrere Bücher gleichzeitig haben. Sie durften in die Küche gehen, um ihre Schreibtafeln zu glätten,

Wachs zu schmelzen und das Pergament zu trocknen.

Das Generalkapitel ordnete 1134 an, dass die Buchstaben einfach, ohne Ausmalung und nur in einer einzigen Farbe waren. Erst später kamen Arabesken und Ausmalung dazu.

Wie prachtvoll das war, zeigt ein Missale aus dem 14. Jahrhundert, das sich in der Bibliothek von Chaumont befindet. (Dubois S. 260)

Nach Alberichs Tod wurde Stephan Harding in Abwesenheit  zum Abt gewählt. Er war nicht im Kloster, aber er nahm die Wahl an.

Stephan hatte eine enorme Aussenwirkung, was sich sowohl im Wachsen des Spendenaufkommens als in der Zunahme des Konvents zeigte. Er traf den
für die Zukunft des Ordens wichtigen Entschluss, Stiftungen und Schenkungen geistlicher und weltlicher Würdenträger anzunehmen.

Er war rigoros sowohl Gönnern gegenüber als auch seinem Konvent.

Und er war zu keinen Konzessionen bereit, wenn es um die Einsamkeit ging. So brachte er den burgundischen Herzog Hugo II. (* 1084; † 1143) dazu,

nach der Jagd in den Forsten von Citeaux auf das anschließende Hofhalten im Kloster zu verzichten, um die klösterliche Abgeschiedenheit zu schützen.

Robert und Alberich hatte das auch sehr gestört. Sie hatten aber nichts dagegen unternommen, weil es einfach üblich war.

Srephan scheint auch sehr diplomatisch gewesen zu  sein. Der Herzog respektierte die Bitte, ohne dass daraus ein Zerwürfnis entstanden wäre.

Der Bruder des Herzogs  Heinrich (* 1087; † 9. März 1131) trat in Citeaux ins Kloster ein.

Der Konvent wuchs zwischen 1109 und 1113 so schnell, dass Stephan an die Gründung eines Tochterklosters denken musste. Graf Guy von Chalon hatte in den Wäldern von Bragne sur la Gros

Besitzungen, die er zur Gründung eines Klosters zur Verfügung stellte.

Als Gründungsabt berief Stephan den Konventualen Philibert, der vermutlich noch aus der Zeit von Molesme stammte.

Der Name der ersten Tochterabtei war programmatisch – “Firmitas” (La Ferté) Er brachte die sorgsame Bewahrung der im Mutterkloster  vorgelebten Strenge zum Ausdruck.

Am 20. Mai 1113 wurde dort in Anwesenheit des Ortsbischofs und alten Förderer des Neuklosters Walter von Chalon sowie Bischofs Josserand von Langres ein erstes Oratorium der Gottesmutter geweiht.

Die Beibehaltung des Marienpatroziniums sollte die geistliche Einheit mi dem Mutterkloster unterstreichen. Diese Praxis wurde von allen späteren Gründungen übernommen.

Abt Stephan schwebte eine enge Verbindung der beiden Konvente vor.

Ein weiterer Wendepunkt war der Eintritt von Bernhard von Clairvaux ins Kloster Citeaux dar. Er trat mit 30 Verwandten und Gefolgsleuten ein.

Die nächsten Gründungen folgten nun Schlag auf Schlag. Nun bestand Regelungsbedarf für den entstehenden Klosterverbund. Das Privilegium Romanum von 1100 hatte dem Neukloster

weitreichende Aufsichts-und Weiherechte gegenüber Neugründungen eingeräumt. Sollte die Strenge und Einheitlichkeit der Lebensform auch in Neugründungen gewahrt werden, war die

Einbindung des Ortsbischofs unverzichtbar. Es gab wohl schon 1114 eine erste Fassung der Charta Caritatis. Diese sowie eine  Sammlung früherer Generalkapitelsbeschlüsse. Beide sehen die

ausführliche Beratung mit dem Ortsbischof als Bedingung für eine Neugründung vor.

Die Charta caritatis anerkannte die Autonomie der einzelnen Klöster. Die unantastbare Autorität des Abtes wurde respektiert. Gleichzeitig verband ihn aber die gemeinsame Sorge mit den anderen Äbten,

die Bande der christlichen Nächstenliebe und der monastischen Disziplin zwischen ihren Klöstern aufrecht zu erhalten. Die Carta verbot den Äbten des Mutterklosters, ihren Filialen irgendwelcher Art von Abgaben

aufzuerlegen, wie das in anderen hierarchisch organisierten Klosterverbänden üblich war. Zentral war die Forderung, dass die Benediktregel so beobachtet wird, wie sie im Neukloster (dann Citeaux) beobachtet wird.

Die Charta war die Verfassung des Ordens. Die Klöster waren in einem ausgewogenen Verhältnis von Abhängigkeit und Selbstständigkeit mit einander  verbunden.

Ein wichtiges Merkmal war, der Klosterverband war horizontal strukturiert. Das Generalkapitel als Versammlung aller Äbte war das wichtigste Entscheidungsorgan des Verbandes.  Ursprünglich waren alle Äbte zur Teilnahme am

Generalkapitel verpflichtet. Nur Krankheit oder Abnahme einer Profess galten als Entschuldigung. Das änderte sich erst gegen Ende des 12., als die Anreisewege immer weiter wurden und es so immer wieder einige Ausnahmen gab.

Das benediktinische Prinzip der Abtsherrschaft über sein Kloster blieb erhalten. Aber die Äbte der Mutterklöster hatten mit ihren regelmäßigen Visitationen in den Tochterklöstern besondere Vollmachten. So sollte die strenge Regelbefolgung und die Einheit mit dem Mutterkloster gesichert werden.

Die Charta wurde immer wieder überarbeitet und aktualisiert. Die Beschlüsse des Generalkapitels bildeten ein kontinuierlich anwachsenden Bestand neuer Regelungen, die als systematische Rechtsbücher gesammelt wurden.

Die Klöster untereinander hatten eine effizient organisierte Kommunikation. Sie waren Verfechter der Schriftlichkeit. Nur so ließ sich Regelhaftes und Normatives gültig verbreiten und eben auch bewahren.

Die Buchschrift der Zisterzienser war schmucklos und präzise.  Bernhard von Clairvaux setzte sich in seinen letzten Lebensjahren entschieden für eine ganz einfache Ausstattung der Ordensbücher ein.

Als sich Papst Calixt II. (1119-1124) in Saulieu im Departement Côtte d’Or aufhielt, nutzte Abt Stephan die Gelegenheit und legte dort dem Papst die neuen Satzungen des Klosterverbands zur Bestätigung vor.

Dies geschah in der Bulle “ Ad hoc in Apostolicae sedis” vom 23.12.1119.

Eine überarbeitet Fassung der Charta in der um 1130/35 im Codex von Trient diente den Regularkanonikern von Arrouaise, einem Klosterverband von Augustinerchorherren und Prémontre, den späteren Prämonstratensern,

als Grundlage ihrer ersten Ordensstatuten.

Als Papst Calixt II. die Carta bestätigte, war der Verband schon auf 12 Klöster angewachsen.

Auf die Gründung von La Ferté folgten bald Pontigny 1114 mit dem ersten Abt Hugo von Mâcon (* um 1085-1151)und Clairvaux 1115 mit Bernhard (* um 1090-1153).Für Morimond mit dem 1. Abt Arnaud I.( Amtszeit1115–1126 )

wird oft 1115 genannt. Neuere Forschungen nehmen aber eher 1117 als Gründungsjahr an.

Das erste zisterziensische Frauenkloster Le Tart – das heutige Tart-l’Abbaye im Jahr 1125, geht auf Stephan Harding  zurück.

1133 trat er fast erblindet zurück. ZU seinem Nachfolger wurde Guy de Trois-Fontaines (1133–1134 ) gewählt.

Stephan Harding starb am 28. März 1134 in Citeaux. In seinem Todesjahr zählte der Orden schon 77 Klöster.

Was machte den enormen Erfolg der Zisterziernser aus?

Die neue Gemeinschaft  ruhte in einem etablierten Normensystem, nämlich der Benediktinerregel. Auf dieser Basis wurde ein innovatives Organisationssystem geschaffen.

Es war genossenschaftlich organisiert. Es war flexibel genug, sich neuen Anforderungen anzupassen.

In den deutschen Reichslanden waren es vor allem die Staufer, die sich den  Zisterziensern zuwandten. Einerseits mehrte sie deren Ausstattung und verliehen ihnen weitgehende Rechte. Andrerseits setzten sie sie aber auch ein,

um ihre eigenen politischen Ziele zu verfolgen. Das Ziel war, staufisches Haus-und Reichsgut auszubauen.

Da die Zisterzienser ausgerichtet waren. Die Handarbeit war ein wesentlicher Teil des mönchischen Lebens. Sie sorgten für die Kultivierung ungerodeter Landstriche. Dazu kommt, dass sie durchaus spezialisiert waren.

Sie kannten sich aus in der Wasserwirtschaft, bauten Mühlen, sorgten für Teichwirtschaft und Fischzucht. Die Gegend um Waldsassen profitiert noch heute von den Fischteichen der Zisterzienser.

Sie kannten sich aus im Weinbau, führten  ihre Reben aus Burgund ein und brachten neue Weinbergtechniken ins Land, man denke an den Terassenweinbau um Kloster Maulbronn. Kloster Eberbach war praktisch der

größte Weinproduzent im Mittelalter in Deutschland. Das alles machte sie natürlich für die deutschen  Grundherren  hochinteressant und sie genossen einen ausgezeichneten Ruf.

Zum Beispiel hat Herzog Ludwig der Strenge für seine Gründung Fürstenzell, das ja als Sühneleistung ins Leben gerufen worden war, Zisterzienser zu Klostergründung gerufen obwohl der Papst ihm vor gegeben hatte, Karthäusermönche zur Klostergründung zu berufen.

(siehe Mei Büchle, die entsprechenden Klöster).

              

                                                                                                                        

                                                                                                                                                                                                            Kloster Morimond

 

Kloster Morimond, die letzte der 4 Primarabteien Citeauxs wurde zur wichtigsten Mutterabtei für die zisterziensische Expansion in Deutschland.Verstärkt wurde das noch durch die Enkeltochter Lucelle (Lützel) im Elsass, unmittelbar an der Schweizer

Grenze gelegen. Lützel war ebenfalls Mutterabtei vieler Klöster vor allem in Süddeutschland, z. B. Kloster Salem. Kloster Kamp (1123) war die erste Zisterziensergründung in Deutschland. Von Kamp gingen 15 Tochtergründungen aus.

Ebrach in Franken folgte 1127 und hatte 9 Tochtergründungen.

Wohl 1117 schickte Abt Stephan Harding den Mönch Arnold ins heutige   Parnoy-en-Bassigny im Département Haute-Marne   um dort das Kloster Morimond zu gründen. Morimond  kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie

“Stirb der Welt”. Wer also in diese Abtei eintrat, soll dem irdischen Dasein entsagen, ein ähnlich programmatischer Name wie der Name der ersten Gründung von Abt Stephan La Ferté, also Firmitas, was sich auf die Bewahrung der im Mutterkloster gelebten Strenge bezog.

Arnold war wahrscheinlich der leibliche Bruder des Kölner Erzbischofs Friedrich I., von Schwarzenburg (1100 –1131 )Ein weiterer Bruder Friedrichs war Heinrich, der als einfacher Mönch in Morimond lebte. In Absprache mit dem Kölner Bischof

bestimmte Bernhard von Clairvaux Heinrich als Abt von Kloster Kloster Kamp, 1123 als Kloster Altenkamp gegründet.

Förderer des Klosters war Odelric d’Aigremont und seine Frau Adeline de Choiseul .Sie stifteten die notwendigen Güter. Allerdings war nicht die gesamte Familie damit einverstanden.Nach dem Tod Odelrics forderte sein ältester Sohn die Güter zurück.

Er drohte, diese nötigenfalls mit Gewalt zurückzuholen. Dazu kam, dass Arnold wohl auch Disziplinschwierigkeiten in seinem Konvent hatte (Abbé Dubois, Geschichte der Abtei Morimond, München 1885, S.33 f.)

Nach 1120 entschloss sich Abt Arnold zum Rücktritt und mit einigen Mitbrüdern zu einer Wallfahrt nach Jerusalem, wo er ein Kloster gründen wollte. Selbst eine Intervention beim Papst durch Bernhard brachte Arnold nicht dazu,

auf seinen Abtsstuhl nach Morimond zurückzukehren.Vor dem geplanten Aufbruch ins Heilige Land gingen Arnold, Eberhard und Adam in die Diözese Köln, wahrscheinlich nach Köln selbst, wo sie ja an der Domschule ausgebildet worden waren.

Bernhard schrieb an  Bruno II.(1131-1137) von Köln, den er kurz zuvor in Reims kennengelernt hatte und wo dieser studierte.

In diesem Brief nennt Bernhard drei Namen von Mönchen, die Arnold gefolgt waren und zwar Eberhard, Konrad und Adam. Eberhard war ein Bruder Brunos, beide Söhne des Grafen Adolf I. von Berg *um 1045-1106).

Eberhard hatte Pilgerreisen nach Rom und Santiago des Compostela unternommen. Danach lebt er  auf einer Grangie von Morimond, wurde dann dort Mönch und später Abt des Klosters Georgenthals in Thüringen. Das Kloster wurde 1143  gegründet 1143.Der Gründungskonvent

kam aus Morimond, mit dabei Eberhard von Berg. Dieser wird der erste Abt von Georgenthal. (H. Stiehler, Kloster und Ort Georgenthal, Gotha 1891, S. 11)

Konrad war der Bruder Heinrichs des Stolzen (1126-1138) des Herzogs von Bayern und Onkel von Heinrich dem Löwen (+ 1195).Er war für die geistliche Laufbahn bestimmt.Er war an der Kölner Domschule ausgebildet worden.

Dort zog ihn Arnold wohl gegen den Willen der Welfenfamilie ab. Er trat vor 1124 ins Kloster Morimond ein.  Möglicherweise als einziger von denen mit Arnold Kloster Morimond verlassen hatten, erreichte er tatsächlich das Heilige Land.

Dort lebte er kurze Zeit als Helfer eines Eremiten. Da zwang in Krankheit zur Rückreise. Er starb  1126 in der Nähe von Bari.

Adam stammte aus Köln. Er kannte auch Bruno. Er war erst im Benediktinerkloster Marmoutier im Elsass. Von dort ging er in das Zisterzienserkloster Foigny, das dritte 1121 gegründete Tochterkloster von Clairvaux im heutigen Département Aisne.

Von dort ging er weiter nach Morimond.

Arnold starb am 3. Januar 1125 in Flandern.

Bernhard schrieb zwei mal an Adam, einmal vor Arnolds Tod und einmal danach. Er forderte Adam zur Rückkehr auf und nahm zuversichtlich an, dass die restlichen Mönche, die Morimond verlassen hatten, ihm folgen würden.

Das zeigt auch, dass Bernhard von Adams Führungsbegabung überzeugt war. So verwundert es nicht, dass Adam nur ein Jahr später als Gründungsabt nach Ebrach entsandt wurde.

Der Auszug Abt Arnolds aus Morimond war die erste Krise des noch jungen Klosterverbands.

Stephan Harding und Bernhard von Clairvaux lösten die Vakanz in Morimond dadurch, dass sie den bisherigen Prior  von Clairvaux Walter  nach Morimond bestellten.

Walter war dem jungen Abt Bernhard als Prior in Clairvaux zur Seite gestellt worden. Da Bernhard viel auf Reisen war, auch zeitweilig krank, trug Walter in Clairvaux viel Verantwortung und wurde zwangsweise mit der Leitung eines Klosters vertraut gemacht.

Unter Abt Walter erlebte Kloster Morimond einen enormen Aufschwung.Damals wurden folgende Abteien von Morimond aus besiedelt: Ebrach in Franken (1127), Beaupré in Lothringen (1130), Theuley in der Franche-Comté (1130), Clairefontaine in der Franche-Comté (1132), Bithaine in der Franche-Comté (1133), Altenberg im Bergischen Land (1133), Heiligenkreuz in Niederösterreich (1133), Villers-Bettnach in Lothringen (1134), Morimondo in der Lombardei (1134), Bonnefont in den Midi-Pyrénées (1137), Aiguebelle in den Rhône-Alpes (1137), L’Escaladieu in den Midi-Pyrénées (1137) und Berdoues in den Midi-Pyrénées (1137).

Zwei Klostereintritte unter Abt Walter erregten damals Aufsehen. Der Herzogssohn Heinrich von Kärnten und der Babenberger Otto der spätere Otto von Freising traten ins Kloster Morimond ein.

Heinrich war der Sohn von Herzog Engelbert II.(+ 1141)l Er war mit Otto von Freising nach Morimond gekommen und mit ihm zusammen ins Kloster eingetreten. Er wurde 1134 als Gründungsabt nach Villers- Bettnach im heutigen Département Moselle geschickt worden.

Villers- Bettnach  war die 7. Tochter von Kloster Morimond. Abt Heinrich wurde 1145(-1169 )Bischof von Troyes.

Otto wurde 1112/1113 wahrscheinlich  in  Kloster Neuburg geboren. Er war der der fünfte Sohn des österreichischen Markgrafen Leopold III. von Babenberg (1073-1136) und der Agnes von Waiblingen(* 1072-1143).

Agnes war die Tochter von Kaiser Heinrich IV. Agnes war in erster Ehe mit Herzog Friedrich I.(um 1050-1105)  von Schwaben verheiratet. Durch seine Mutter Agnes war Otto der Enkelsohn Kaiser Heinrichs IV., der Onkel Kaiser Heinrichs V., der Halbbruder König Konrads III.

und der Neffe Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Imperatrix Mathilde, die Tochter König Heinrichs I. von England war seine Tante.

Markgraf Leopold bestimmte Otto für den geistlichen Stand. 1114 hatten Leopold und seine Frau Agnes das Säkularkanonikerstift Klosterneuburg gestiftet. 1126 berief er Otto zum 2. Propst von  Klosterneuburg, wobei dieser seine Aufgaben als Propst Vikaren übertragen konnte.

Die Eltern Ottos wollten ihn im Reichsepiskopat unterbringen. Dazu brauchte es neben der hochadeligen Herkunft Studien und zwar an einem renommierte Studienort, der für die Qualität seiner Lehrer bekannt war.

So wurde Otto in einem Gefolge von jungen Adeligen  nach Paris geschickt.Er erhielt dort eine ausgezeichnete Schulung der aristotelischen Philosophie und frühscholastischen Theologie. Er war höchstwahrscheinlich auch Schüler bei den Augustiner-Chorherren von Sankt Viktor.

Dort hatte auch Wilhelm von Champeaux gelehrt, vor er 1113 Bischof von Châlons-en-Champagne wurde. Er hatte in Sankt Viktor einen Dialektiklehrstuhl. Er war mit Bernhard von Clairvaux befreundet und soll noch acht Tage vor seinem Tod  als

Monachus ad succurrendum in den Zisterzienserorden eingetreten sein. Das war jemand, der an der Schwelle des Todes stand und Mönchsgewänder angelegt bekam, um in die Fürbitten der Mönche mit einbezogen zu werden.

Sein Nachfolger in St. Victor war Hugo von  St. Viktor (*um 1097-1141). Er wurde um 1133 Leitet der Schule von Sankt Viktor. Er korrespondierte auch mit Bernhard von Clairvaux. Hugo bezog sich mehrfach

auf Bernhards Werke uns kannte ihn wohl auch persönlich.

Auf dem Heimweg von Paris kam eine Gesellschaft deutscher Scholaren nach Morimond. Das lag nicht auf dem direkten Weg und es ist anzunehmen, dass Morimond bewusst aufgesucht wurde.

Im Konvent von Morimond gab es auffallend viele Deutsche. Otto befand sich so in einem vertrauten Milieu, in einem Kreis von adligen und hochadligen Intellektuellen, viele miteinander versippt.

Otto und der Kreis mit dem er nach Morimond reiste, war sicher über das Kloster informiert und es muss ihm wohl schon seit seinem Pariser Aufenthalt gut kennen gelernt.

Otto setzte seinen Weg nicht fort, sondern trat mit 15 Seiner Gefährten in das Kloster Morimond ein.

1133 übergab  Markgraf Leopold  das Stift Kloster Neuburg, in dem er Otto 1126 als Propst eingesetzt hatte, den Augustinerchorherren. Als erster Propst dieser in Kloster Neuburg neuen Gemeinschaft wurde

der selige Hartmann (* 1090/1091-1164) eingesetzt Das bedeutet wohl auch, dass die Pläne Leopolds für einen eigenen Bischofssitz Ottos  aufgrund des Widerstandes der Bischöfe von Passau, Salzburg und Gurk gescheitert waren.

Wohl auf Betreiben Ottos im selben Jahr setzte Markgraf Leopold III. die ersten Schritte zur Gründung und Besiedelung der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz durch Morimond durch.

Abt Walter starb nach seiner fruchtbaren Regierungszeit 1138. Die Mönche wählten ihn einstimmig zum 3. Abt von Morimond.

Der Einfluss Konrads III. sorgte wahrscheinlich dafür, dass  Otto kurz nach seiner Wahl zum Abt auch auf den Bischofsstuhl von Freising berufen wurde. Er war da erst 26.

Er konzentrierte sich wohl  auf sein Amt als Bischof. Er trug aber weiterhin den Zisterzienserhabit und nahm regelmäßig an den Generalkapiteln teil.

Den Besitz des  Bischofsstuhl und seine Rechte ließ er von Papst und Kaiser bestätigen

Als Bischof  leitete er Massnahmen ein,  um das intellektuelle und geistliche Niveau des Klerus zu heben und eine moralische und religiöse Erneuerung seiner Diözese einzuleiten. Er reformierte die Freisinger Domschule und führte in ihr das Studium der aristotelischen Philosophie ein. Er verlangte von den Klerikern einen sittlich korrekten und spirituell bestimmten Lebenswandel. Er besuchte auch entlegene Gegenden seiner Diözese. Herunter gekommene Klöster übergab er anderen Ordensgemeinschaften, so

Schäftlarn den Prämonstratensern (1140) und Schlehdorf den Augustiner-Chorherren (1140). Innichen wandelte er in ein Kollegiatsstift um (1141). Außerdem gründete er das Prämonstratenserstift Neustift (1140) und das Kollegiatsstift Schliersee (1141).

Bei seinen Klostergründungen bevorzugte er Orden, die sich mit Seelsorge befassten.

Schwierigkeiten hatte er mit den Wittelsbachern, die als Vögte im Bistum Freising eine Rolle spielten.

Auch mit Herzog   Heinrich dem Löwen (Herzog von 1140-1180) gab es Probleme, als dieser  1158 die bischöfliche Zollbrücke bei Föhring zerstörte und nach München verlegte.

Als Reichsbischof gehörte er zur politischen Führungsschicht. Er nahm an verschiedenen Reichstagen teil. Er musste immer wieder den Kaiser auf Reisen begleiten oder war in

kaiserlichem Auftrag unterwegs wie 1141 und 1145/46  zum Papst nach Viterbo und Rom.

Auch nahm er 1148/49 an dem missglückten Kreuzzug teil.

Als Geschichtsschreiber verfasste er eine Weltchronik, die eine theologisch-philosophische Deutung der Welt und der planvoll gelenkten Geschichte als der Offenbarung Gottes (Heilsgeschichte) ist.

Sie verschaffte ihm bleibende Bedeutung. Auch sein zweites Werk, die 1157/58 im Auftrag Friedrich Barbarossas verfaßten    „Gesta Frederici“, sind eine wichtige Quelle zum

Aufstieg der Staufer als Schwäbische  Herzöge und deutsche Könige im ersten Band , im  zweiten die Regierungszeit Friedrich Barbarossas bis zum September 1156.

Auf dem Weg zum Generalkapitel 1158 war er krank. Er erreichte krank sein Eintrittskloester Morimond und verstarb dort  am 22. September 1158 .

Schon 1139 war ihm Renauld I. als Abt von Morimond gefolgt.

Dort ist er auch bestattet.

Renauld I. war ein Bruder von Friedrich III. von Dampierre (1134-nach 1142), des Grafen von Toul. Renauld war wohl einer  der Gefährten die mit Otto nach Morimond kamen.

Viele Adlige aus der Umgebung von Morimond hatten am 2. Kreuzzug (1147-1149) teilgenommen. Viele hatten vor der Abfahrt ins Heilige Land Kloster Morimond beträchtliche Güter geschenkt.

In dieser Zeit besuchte Papst Eugen III. (1145-1153)Clairvaux, wo er selbst Mönch war und nahm 1147 am Generalkapitel in Citeaux teil. Abt Renauld traf bei dieser Gelegenheit Papst Eugen

und bat ihn, Morimond in den päpstlichen Schutz zu nehmen. Das geschah am 6. Dezember mit einer in Trier ausgestellten Bulle.

In Spanien gründete Abt Renauld 1143 mit Santa María de Valbuena) in der Gemeinde Valbuena de Duero in der Provinz Valladolid in Kastilien-Leon die erste spanische Tochter.

1147 gründete Abt Renauld das erste Tochterkloster Morimonds in England, die  Dore Abbey in der Grafschaft Herefordshire. Von dort aus wurden noch zwei Töchter gegründet, Vale Royal Abbey in Cheshire (1266)

und d Grace Dieu Abbey in Monmouthshire (zuvor Gwent) in Wales. Das war das einzige Kloster aus der Filiation Morimont auf den Britischen Inseln.

1149 folgte  mit Jędrzejów (lateinisch Abbatia de Andreovia) in der  Woiwodschaft Heiligkreuz das ist rund 120 km nordöstlich von Krakau das erste Kloster in Polen. Das war eine sehr fruchtbare

Neugründung, der in  kurzer  Zeit 6 Töchter folgten.

Abt Renauld dankte 1155 ab. Auf ihn folgte Abt Lambert. Er war von 11223-1154 Abt in Clairefontaine. Er war dann nur kurz Abt. Von dort kam er als Abt nach Citeaux. Er war  der erste Abt aus Morimond, der dann Abt von Citeaux (1155-1161)

und damit Generalabt wurde.

Um 1155 wurde auch die erste Kirche in Morimond fertiggestellt. Die dreischiffige kreuzförmige Klosterkirche mit gerade geschlossenem Chor, dessen Seiten alle mit Kapellen besetzt und durch einen Umgang verbunden sind, wurde nach der Bauvorschrift der Zisterzienser schlicht und streng, ohne Türme und künstlerischen Schmuck gestaltet.

1157 wurde Morimond zur Primarabtei erhoben.

Schon Abt Arnold wollte ja 1124 ein Kloster im Heiligen Land gründen, was den Orden ja in eine erste Krise gestürzt hatte. Schon 1129 wandten sich Balduin II. der von 1118-1131 König von Jerusalem war, so wie Wilhelm von Messine, der von

1130 bis 1145 Lateinischer Patriarch von Jerusalem war 1130 an Bernhard von Clairvaux mit der Bitte, die Gründung einer Zisterzienser-Abtei im heiligen Land zu unterstützen. Zwar hatte Bernhard eine Reliquie des heiligen Kreuzes als

Geschenk bekommen. Aber er lehnte trotzdem ab. Dafür gab es wohl mehrere Gründe. Zum einen war die Situation vor Ort unsicher. Außerdem verpflichteten die Richtlinien des Ordens die Äbte eines Mutterklosters, jedes ihrer Tochterklöster in jedem Jahr zu besuchen .

Die Distanz schreckte sicher ab. Aber er vermittelte stattdessen eine Gründung der Prämonstratenser, die 1141 in der Nähe von Jerusalem unter dem Namen St. Samuel erfolgte.

Bernhard verstarb am 20. August 1153.Nun scheint es keinen Widerstand mehr gegen eine Gründung der Zisterzienser im heiligen Land gegeben zu haben. Dreizehn Mönche wurden von Morimond aus über das Mittelmeer geschickt. Über die genauen

Umstände der Gründung mit dem Namen Balamand ist nichts bekannt, wohl aber das Gründungsdatum, nämlich der 29. Mai 1157.

Die Anfänge der neuen Gründung verlief zunächst recht erfolgreich. Schon  1169 und 1187 erfolgten im Heiligen Land Tochtergründungen.

Die Gründung von Balamand geschah unter  der Regierung von Abt Heinrich I. (1155–1159 )

1165 wurde die Charta Caritatis posterior redigiert. Das war die Endfassung der Charta, da

die Verhältnisse doch wesentlich komplexer geworden  waren.  In Punkt 8 wurde festgelegt, dass “ das Kloster Citeaux aber durch die vier Primaräbte, also die Äbte von La Ferté, Pontigny, Clairvaux

und Morimont, in eigener Person gemeinsam visitieren außer einer ist wegen schwerer Krankheit verhindert, und zwar an einem von ihnen bestimmten Tag außerhalb des jährlichen Generalkapitels.”

Generalabt Lambert legte 1161 sein Amt nieder und kehrte als einfachere Mönch n ach Morimond zurück, wo er verstarb. Nun scheint es wohl keinen Widerstand

Die Biographia Cisterciensis führt als 6. Abt von  Morimond Henri I. (1155-1159), Abbé Dubois hat in seiner “Geschichte der Abtei Morimond und der vornehmlichsten Ritterorden Spaniens und Portugals, Münster 1855”,

erwähnt diesen nicht. Er sagt, dass Lambert zu seinem Nachfolger Aliprand I. (1159–1160 ) bestimmt hatte, “einen Ordensmann von seltener Fähigkeit zur Verwaltung “ S. 125 bestimmt hatte.

Das war wohl nötig, denn die Filiation Morimond zählte 1160 nur 45 Jahre nach der Gründung Morimonds bereits über 100 Klöster.

Nach Abbé Dubois wählten die Mailänder im Krieg gegen Friedrich Barbaross Abt Aliprand als ihren Vermittler (S, 127). Auch bei den Herren des Bassigny und Lothringens genoss er “wegen seiner Rechtschaffenheit, Kenntnis und seines Urteils”

große Achtung und er wurde in verschieden Fällen zum Schiedsrichter gewählt. (S. 128). Er starb  nach nur kurzer Amtszeit 1160. Auf ihn folgte Otto (1160–1161 ) und Walther II. (1161–1162 )

Otto hatte nach Abbé Dubois bei seinen Zeitgenossen einen gewissen Ruf als Redner und mystischer Schriftsteller (S. 128). Über Walther berichtet er nichts Bemerkenswertes.

Als 10. Abt folgte Aliprand II. (1162–1168 ).Sein Nachfolger Gilbert (1168–1170 ) starb auch relativ kurz nach seinem Regierungsantritt. Heinrich II.(1170–1183) war der 12. Abt.

Er erhielt von Papst Alexander III. (1159-1181) 1178 eine Schutzurkunde für Kloster Morimond ausgestellt, Auch wurden dem Kloster wichtige Privilegien erteilt. Abt Heinrich

war auch  ein gesuchter  Vermittler. So vermittelte er zwischen den Mönchen von Beauprés in Lothringen, einem Tochterkloster von Morimond  und denen des Prämonstratenserklosters  Étival-Clairefontaine im Département Vosges und

dem Bischof von Toul Peter de Brixey (1168–1192) und seinem Kapitel aber auch bei Erbstreitigkeiten zwischen den Söhnen Simons de Clémont. Er wurde nach Metz, Besancon und Langres gerufen (S. 131 f.)

Er starb 1183

Auf ihn  folgte Abt Peter (1183-1193). Er hatte seine Schulausbildung in Paris. In Morimond legte er seine Gelübde ab. Abbé Dubois weicht nun ein bisschen von der Äbteliste der Biographia Cisterciensis ab. Bei ihm regiert Abt Peter ab 1178

3 Jahre und tritt dann zurück. Auf jeden Fall nimmt Papst Urban III. (1185-1187) “Abt Peter und die Brüder von Notre-Dame in Morimond (Petro abbati ecclesie sancte Marie Morimundi eiusque fratribus) (D. Langres) in den päpstlichen Schutz, bestätigt die Benediktinerregel und die Institution der Zisterzienser sowie den genannten Besitz, befreit sie vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter, gewährt das Aufnahmerecht, verbietet, nach abgelegter Profeß das Kloster unerlaubt zu verlassen, gebietet Frieden und untersagt Verbrechen in ihren Klausuren und Grangien sowie die Errichtung von Neubauten innerhalb einer halben Meile von ihren Gebäuden, verbietet, die Brüder vor ein weltliches Gericht zu ziehen, gewährt dem Abt das Recht, falls der zuständige Bischof sich nach dreimaligem angemessenem Ersuchen weigert, ihn zu benedizieren, die Weihe der eigenen Novizen vorzunehmen und sein Amt zu führen, bis der Bischof einlenkt, und setzt fest, daß über den geschuldeten Gehorsam und die Freiheit des Ordens hinausgehende Forderungen des Bischofs zurückgewiesen werden dürfen. (Urban III. – RI IV,4,4,3 n. 58)

Es folgen Abt Heinrich III. 1181, der 2 Jahre später stirbt. Dann folgt Abt Bartholomäus., der nach noch kürzerer Zeit stirbt. Die Biographia führt Abt Heinrich III. von 1193-1194 und Bartholomäus 1194-1195.

Bei Abbé Dubois wird Peter nach Bartolomäus ein 2. Mal gewählt. Die Biographia führt dann Abt Peter II. (1195–1198 )( der dann wohl der zum 2. Mal gewählte Abt Peter bei Dubois wäre.

Der polnische Seniorherzog Kasimir der Gerechte (1177-1194) stiftete 1178 das Kloster Koprzywnica in Polen in der Woiwodschaft Heiligkreuz und wandte sich deshalb an Abt Peter. Das Kloster wurde 1185 als 26. Tochter der Primarabtei Morimond

durch den aus Morimond gekommenen Konvent besiedelt. Er schenkte der neuen Gründung Teile der Burg Kopronitz bei Sendomir sowie Grund uns Boden. Es war das 4. Tochterkloster Morimonds in Polen.

Der Großmeister des spanischen Ritterordens von Calatrava Nuño Pérez de Quiñones (1182–1199) kam 1187 zum Generalkapitel nach Citeaux. Er hatte auch ein Schreiben des Königs von Leon und Kastilien Ferdinand II. (1157-1188) dabei,

worin dieser bat, den Orden  mit Morimond zu verbinden. Das geschah dann. Der Orden wurde mit den Zisterziensern verbunden und von Calatrava und Alcantara unterstellt.

Neben dem Orden von Calatrava steht auch der von Alcantara unter der geistlichen Aufsicht von Morimond. Abt Guido von Citeaux  (1194-1200) erstellte dazu eine Urkunde. (Dubois S. 137 ff)

Der Großmeister begab sich nun begleitet von einem Zisterziensermönch zu Papst Gregror VIII. (1187) um dieses bestätigen zu lassen.

“Gregor VIII. gewährt Abt (Peter) von Morimond (D. Langres) ein Privileg, bestätigt die Besitzungen des Klosters und insbesondere die Unterstellung des Ordens von Calatrava unter das Kloster. Gregor VIII. – RI IV,4,4,3 n. 1320

1194 schenkte König Alfons VIII. (1158-1214) Kloster Morimond das ehemalige Benediktinerkloster San Pedro de Gumiel. Abt Peter setzte den Abt dieses Klosters als seinen Stellvertreter in Spanien ein, mit dem Recht , dort zu visitieren.

In diesem Kloster wurde dort 1196 Fray Diego Velázquez, der Mitbegründer des Ritterordens von Calatrava, begraben,

Abt Peter starb am 14. September 1198.

Auf ihn folgte Abt Béthold (1198–1199). Er regierte ebenfalls nur sehr kurz. Ein Ereignis ist aber doch zu erwähnen.

In Coimbra in  Portugal war 1162 eine Bruderschaft von Rittern (confraria de cavaleiros) zur Bekämpfung der Mauren hervorging gegründet worden.  1166 wandelte der portugiesische König Alfons I.(1139-1185)  die

Bruderschaft in einen geistlichen Ritterorden um. Um das Jahr 1187 übernahmen die Ordensoberen die Regel der Ordensritter von Calatrava. Fortan wurden sie als Miliz von Évora der Calatravaritter  betrachtet, d. h. als portugiesischer Zweig dieses kastilischen Ordens.

Das war im selben Jahr, in dem der Orden von Caltrava Kloster Morimond unterstellt wurde. So war diese Übernahme natürlich auch für das Kloster von Bedeutung.

Sein Nachfolger wurde Abt Guido I. (1199–1239 ). Nach Franz Winter “Die Cistercienser des nordöstlichen Deutschlands”, Gotha 1866 Bd.1 S.161 war Guido als “Heidenreich” von 1197-1191 Abt in Kloster Walkenried. Er hatte dort “die bedeutsamste Stellung des Ordenszweiges

des nordöstlichen Deutschlands” Deswegen wurde er auch 1199 zum Abt von Morimond gewählt. (Auch bei Wilhelm Nauck, Theologischer Jahresbericht, Wiesbaden 1869,S. 306,Holger Kunde, Das Kloster Pforte, Köln 2003, S.219 und Nikolaus  Heutger, Kloster Walkenried, Berlin 2007 auf Äbteliste S.76 )

Bei Dubois gibt es nur Abt Guido.

Schon ziemlich am Anfang seiner Regierungszeit ließ Abt Guido die Klosterkirche in Morimond neu bauen.  (Bernd Ulrich Hucker, Otto IV.-der wiederentdeckte Kaiser- eine Biographie, Frankfurt 2003, S. 245)

Dubois  sieht Guido bei Papst Innozenz III. (1198-1216) in großem Ansehen. Er schickte Abt Guido nach Metz zu Bischof Bertram (1180 – 1212) (S. 147)(nach Franz Winter auch die Äbte von Citeaux und La Crête, das ist die 2. Tochterabtei von

Morimond, um die sich dort bildendenden “Konventikel” Winter S. 161) zu untersuchen. Papst Innozenz III. verwendete die Bezeichnung occulta conventicula (finstere Versammlungen) für Vereinigungen in Metz, die sich kirchlicher Kontrolle entzogen.

Abt Guido erreichte, dass die “widersetzlichen zur Ordnung zurückkehrten”. (Dubois S. 148)

In Spanien war er wieder  1210 im Auftrag des Papstes unterwegs. Die Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Las Huelgas Reales ei Burgos, das vom kastilischen König Alfons VIII. ( 1158–1214) und seiner Ehefrau Eleonore Plantagenet(*1162-1214)  1187 gegründet worden war,

hatte aufgrund königlicher Protektion einen Sonderstatus. Die Abtei konnte sich ihre Visitatoren  selbst wählen. Sie bestellte Pfarrer, sie erteilte die Beicht- und Predigtvollmacht, zensurierte Bücher und dispensierte von Ehehindernissen. Sie hatte

de facto bischöfliche Jurisdiktion.Das wurde allerdings insbesondere innerkirchlich nicht gern gesehen. Denn zum einen schränkte sie die Macht des Bischofs von Burgos ein. Zum anderen störte und verstörte sie in einer männerdominierten Kirche.

Abt Guido wies die Äbtissin an, vor dem Papst zu erscheinen, “nahm ihr die angemaßte Macht und wies sie in die Schranken ihres Geschlechts und zur  Demuth ihres Standes zurück(!)” (Dubois S. 152 f.)

Nach Winter war Abt Guido Ordenskommissar (S. 162) und besonders in Deutschland tätig. Von 1199-1220 wurde kein anderer Zisterzienserabt vom Generalkapitel mit so vielen Aufträgen betraut wie Guido.

1209 hielt er in Walkenried ein Provinzkapitel für Deutschland  ab, bei dem 50 Äbte anwesend waren. Als Gast war auch König Otto IV.  (1198-1218) dabei. Nachdem Philipp von Schwaben (1198-1208) in Bamberg ermordet worden war,

war Otto nach zehnjährigem Thronstreit zwischen den beiden jetzt in Deutschland allgemein als König anerkannt. In Walkenried nahmen die Zisterzienseräbte Otto in ihre Gebetsbrüderschaft auf.

Danach reisten alle zum Hoftag in Würzburg am 24. Mai 1209. Guido nahm dort im Auftrag von Papst Innozenz teil, um “das Mönchwesen zu vertreten” (Dubois S.149) Es ging dabei vor allem um die

Verlobung von Otto mit Beatrix von Schwaben (1198-1212). Die ehe sollte die beiden Herrscherhäuser versöhnen und da Beatrix die Enkelin von Friedrich Barbarossa war, diente die Ehe auch der Legitimation von Otto.

Problem war, dass sie beide denselben Urgroßvater hatten. Der Papst hatte die notwendige Dispens bereits erteilt. Guido schlug im Namen der Äbte vor, dass Otto auf irgendeiner Domäne des Ordens ein

Zisterzienserkloster errichten soll. Außerdem regte er eine Kreuzzugsteilnahme Ottos an, was sich politisch aber nicht realisieren ließ.

Vor allem Kloster Walkenried und dessen Tochter erhielten von Otto reiche Schenkungen und wichtige Privilegien.

Am 16. Juli 1212 besiegten christliche Heere in der Schlacht von Las Nava de Tolosa die maurischen Almohaden unter Kalif Muhammad an-Nasir. In der Folgezeit gelang es den christlichen Reichen, weite Teile des muslimischen Herrschaftsgebietes auf der iberischen Halbinsel zu erobern.

Die spanischen Ritterorden, die bisher noch nicht mit den der Ordensritter von Calatrava vereint waren, unterwarfen sich 1214 der Visitation und Jurisdiktion von Calatrava unter der geistlichen Leitung von Kloster Morimond.

Auf Papst Innozenz III. folgte Honorius III. (1216-1227) Auch bei ihm stand Abt Guido in hohem Ansehen.

Er ernannte ihn zum päpstlichen Legaten am französischen Hof.

Nach Dubois erhielt das 1133 gegründete Tochterkloster von Morimond Altenberg zwei heilige Leiber aus dem Gefolge der Heiligen Ursula. Da Altenberg noch viele weitere Reliquien erhielt, überließ das Tochterkloster dem Mutterkloster

diese heiligen Leiber. Diese wurden dann nach Morimond gebracht. Dort war außerhalb der Ringmauer des Klosters eine Kapelle zur Heiligen Ursula gebaut und geweiht worden. Dorthin wurden die Reliquien verbracht.

Abt Guido verstarb 1239 nach 41 (Dubois 38) Regierungsjahren.

In der Biographia Cisterciensis folgen  jetzt zwei Äbte, die Dubois nicht erwähnt nämlich Arnaud II. (1239–1240 ) und Conon (1240–1264 )

Die Einweihung der Kirche von Morimond fand nach Dubois 1251 statt (S.  169) Im Gegensatz zu Hucker fand der Bau nicht gleich zu Beginn von Guidos Regierungszeit  statt. Bei ihm wurde das Fundament 1230 gelegt.

Die Maße müssen beträchtlich gewesen sein. Die Länge des Mittelschiffs betrug 159 Fuß, also knapp 46 Meter, die des Querschiffs 90 Fuß also etwas über 27 Meter. Die Breite des Hauptschiffs betrug 30 Fuß, also etwas über 9 Meter.

Das Gewölbe war 75 Fuß hoch, also knapp 23 Meter. Es wurde von 12 Rundsäulen getragen.

Die Weihe nahm der Bischof von Langres Guy de Rochefort (1250–1266 ) vor.

1243 war Stephan Lexington zum Abt von Clairvaux gewählt worden Er war überzeugt, dass die Novizen des Zisterzienserordens theologisch besser geschult und über die Prinzipien und Ideale des Ordens unterrichtet werden müssten.

Dazu begann er 1247 mit dem Bau eines Kollegs dem späteren Collège des Bernardins. Es unterstand der Ausicht der Äbte von Clairvaux, die auch den Schulleiter ernannten.

Das Generalkapitel führte für die Zisterzienser ein Ausbildungs- und Lehrkonzept ein. Außerdem sollte jeder Abt eine Schule für seine Mönche in seinem Kloster gründen.

Nach Paris sollten aus allen Klöstern besonders begabte Mönche geschickt werden. Das Kloster Morimond musste jeweils zwei seiner Professen nach Paris schicken und den Unterhalt bezahlen, was das Kloster bis zu seiner Aufhebung einhielt.

1263 wurde der Abt von Morimond, das müsste Abt Conon gewesen sein, vom Generalkapitel  mit der Untersuchung der Abtswahlen in Leubus und Nepomuk beauftragt. Beide Klöster sind in der Filiation Morimond.

Leubus wurde 1175 als Tochterkloster von Pforte gegründet etwa 54 Kilometer von Wroclaw (Breslau) gegründet. Kloster Nepomuk in Böhmen in der Region Pilsen wurde 1157 als Tochter von Ebrach gegründet.

In Leubas ging es wohl um die Wahl von Abt Nikolaus I. (1267–1268 )

Auf Abt Conon folgte Abt Nikolaus  I. (1264–1272 ) Er war ein Mann großer Weisheit und lebte als Mönch und Priester im Tochterkloster Ebrach. Von dort wurde er nach Morimond berufen wo er Abt wurde (je nach Zählung 20. oder 21.)

Er wurde gleich mit einem erheblichen Problem konfrontiert.

In Citeaux war Guido III. von Burgund (1258–1262 ) Als er 1262 zum Kardinal erhoben wurde,hatte der Prior von Citeaux nicht wie vorgesehen die 4 Primaräbte informiert und zur Abtswahl eingeladen. Ohne ihre Teilnahme wurde in Citeaux

Johannes von Citeaux (1262-1266) zum Nachfolger Abt Guidos gewählt. Der neue Abt von Morimond Nikolaus sprach sich mit dem Abt von Clairxaux  Philipp I. (1262–1273) ab. Beide sahen sich in ihrem Recht beschädigt,

legten Einspruch ein und erklärten die Wahl für ungesetzlich und nichtig. Sie wandten sich an Papst Urban IV. (1261-1264)

Abt Johannes von Citeaux trat zurück. Die vier Primaräbte waren nun bei der Wahl des Nachfolgers zugegen, bei der Jean II. de Ballon (1266–1284 ) gewählt wurde.Nach Dubois besprachen sich die Äbte Nikolaus und Philipp

mit Papst Urban zu Änderungen der Carta Caritas. Er setzte fest, dass die 4 Primaräbte bei der Wahl des Abtes von Citeaux anwesend und dem Konvent beratend zur Seite stehen sollten.

Die kirchenrechtsverbindliche Bulle erließ aber erst sein Nachfolger Papst Clemens IV. ( 1265-1268) mit der Bulle Parvus fons vom 9. Juni 1265.

Diese Bulle sekretierte eine weitgehende Rechtsgleichheit zwischen Citeaux und den 4 Primaräbten. Aus jeder Primarfiliation sollte der jeweilige Primarabt 5 Äbte vorschlagen, von den dann  von ihm 4 gewählt wurden.

Die Rechte der Definitoren wurden erweitert. Bei Abstimmungen war die Stimmenmehrheit entscheidend. Bei Stimmengleichheit entschied die Stimme des Abtes von Citeaux.

Die Visitation von Citeaux durch die 4 Primaräbte wurde im Detail geregelt, ebenso die Gründe für Amtsenthebungen von Äbten, auch das immer wieder Quelle zu Streit.

Abt Nikolaus starb 1272.

Nachdem Papst Clemens mit der Bulle Parvis fons für den Zisterzienserorden die Angelegenheit mit dem Definitorium geregelt hatte, gab es noch Probleme mit dem Ritterorden von Calatrava zu regeln.

Dieser hatte beim Papst geklagt, dass ein einfacher Laie ihre Gelübde abnehme statt des von Morimond gekommenen Priors. Der Papst überwiese die Angelegenheit an das Generalkapitel von Citeaux,

wohin sie ihrer Natur her gehöre. Die Äbte setzten beim Generalkapitel die Rechte Morimonds unwiderruflich fest.

Da die Angelegenheit damit  noch nicht bereinigt war reiste  Abt Johannes I. (1272–1284) unmittelbar nach seiner Wahl nach Spaniem zum  Großmeister des Ritterordens Juan González (1267–1284)

Abt Johannes versammelte die Ritter, setzte für den Ritterorden eine Reihen von Statuten in 12 Kapiteln auf. Die Ritter empfingen die Gesetze “mit Ehrfurcht” (Dubois S. 183) und beschworen sie.

Es folgten die Äbte Hugo I. (1284–1286 )Dominikus (1286–1296),Gerhard (1296–1301 ),Hugo II. (1301–1303 ).

Der französische König Ludwig IX. der Heilige (1226-1270) hatte zwei Kreuzzüge nach Palästina unternommen, den 6. (1249-1254) und den 7. 1270, bei dem er im August 1270 vor Tunis wohl an der Ruhr starb,

die beide sehr kostenträchtig waren. Fast der gesamte französische Adel hatte sich an den Kreuzzügen beteiligt. Finanziert wurde das oft dadurch,dass sich der Adel an die Klöster wandte, seine Lehen zerstückelte

und diese Teile an Klöster versteigerte oder seinen Zehnten abtrat. So verkaufte zum Beispiel Jean de Choiseul (1239-1302) im Bassigny im Einvernehmen mit seiner Ehefrau Alix de Choiseul seine Mühle in Germennes an der Maas in der Nähe

von Lenizeul an Kloster Morimond. Seinen Zehnten in Chézeau trat er ebenfalls ab.(Dubois S.189) So wie er handelten auch andere Ritter und Barone, wie z.  B. die Herren von Cémont,Bourbonne, Vaudémont und viele mehr.

Dazu kam, dass unabhängig von den Kreuzzügen schon vorher wie es in der Zeit üblich war, alle Großen um ihres Seelenheiles Willen reichlich Güter und Grundbesitz an die Klöster geschenkt hatten.

So besaß Kloster Morimond anfang des 14. Jahrhunderts  (alle Angaben nach Dubois S. 189) mehr als 29 Mühlen an der Mosel, der Maas und der Saar, ein Eisenbergwerk, zwei Hüttenwerke, Weinkeltern auf den Ländereien

von Bourbonne, Serqueuz und Laneuville.

Das Kloster konnte Holz zu seinem Gebrauch in den Wäldern von  Darney, La Marche, Aigremont und Fresnoy holen. Es hatte die Zwangsgerechtigkeit  in den drei Backöfen von Nijon, Sérocourt und Rosières, das heisst wer backen wollte, musste das dort machen.

Von der Saline in Salins erhielt das Kloster jährlich zehn Last Salz. Last bezeichnete ursprünglich die Menge an Getreide, die von einem von vier Pferden gezogenen Fuhrwerk transportiert werden konnte.

Fischrechte hatte das Kloster in der Mosel, in der Maas bis Metz und Verdun und an der Saône bis Gray knapp an der Grenze der ehemaligen Regionen Franche-Comté und Burgund.

In mehr als zwölf Städten besaß Morimond Häuser.

Dann hatte es Befreiung von Wegegeld für Pferde, Fuhrwerke, Vieh und Waren in ganz Lothringen, in den Grafschaften Burgund, Champagne und Bar sowie den Bistümern Langres, Toul und Metz.

Das Kloster bewirtschaftete 15 Grangien in denen 160 Konversen arbeiteten.

Das Kloster hatte über 200 Pferde und ebenso viele fürs Joch taugliche Ochsen. Es gab viele Kühe mit Kälbern und jede Menge Schafe, deren Wolle für Stoff und Bekleidung diente.

Schweinezucht sah man als für wichtig für die Ernährung der Dorfbewohner an. Morimond hatte gut zwanzig Schweinezüchtereien. Die Schweine wurden zur Eichelmast in die Wälder getrieben.

Die Zisterzienser  kannten sich bestens mit Wasserbau aus.Sie legten überall Teiche an. Zunächst ging es nicht um Fischzucht, In den ersten 150 Jahren waren Fische noch eine verbotene Speise. Es ging darum, die Gebiete trocken zu legen, sumpfige

Gebiete so zu gestalten, dass man gesund leben konnte, fruchtbaren Boden zu gewinnen, vernünftig zu bewässern. Die Wasserkraft wurde ausgenutzt, um Mühlen zu betreiben, nicht nur Kornmühlen sondern auch Schneide, Öl- und Lohmühlen.

Unterhalb von Kloster Morimond befanden sich 12 solcher Anlagen (Dubois S.196)

Erst danach widmete man sich der Fischzucht. In der Nähe von Morimond wurde die künstliche Befruchtung des Fischrogens entdeckt. Die Mönche von Maulbronn z. B. entwickelten die Karpfenzucht weiter.

Dort gelang es den Spiegelkarpfen zu züchten, der – im Vergleich zum Wildkarpfen – nur noch wenige Schuppen besitzt. Da es im Mittelalter um die Zahngesundheit nicht sehr gut stand, war es wichtig, die Zähne zu schonen.

Das Kloster Morimond pflegte  auch Gemüse-und Obstanbau. Die Samen und Setzlinge gaben sie an ihre Tochterklöster weiter. Die Herkunft der grauen Renette geben   einige Quellen  das 12. Jahrhundert in Frankreich an.

Nachgewiesen ist der Anbau der Sorte im 16. Jahrhundert im Kloster Morimond. Die Mönche nahmen die Renette nach Altkamp mit. Von dort ging sie weiter nach Walkenried, dann nach Porta und schließlich nach Leubus in Schlesien.

Auch der Weinbau fand zunächst eher zögerlich Eingang.  Manchen erschien er als zu sinnliches Getränk. Man erkannte, dass Wein bei bestimmten Krankheiten durchaus förderlich war. Außerdem wurde er für die Messe gebraucht

und bald sah man auch die wirtschaftlichen Vorteile. Kloster Eberbach war m Beispiel einer der wichtigsten Weinproduzenten und Händler im Mittelalter.

Morimond war die fruchtbarste Tochter von Kloster Citeaux. 1123 wurde Kloster Ebrach gegründet, das erste rechtsrheinische Kloster in Deutschland. Von dort aus wurden in rascher Folge die bayrischen Klöster Heilsbronn (1131, Langheim (1132)

Aldersbach (1146 und Bildhausen (1158)gegründet. 1119 entstand das erste Tochterkloster Morimonds Bellevaux in der Franche-Comté. Es war die Mutter von Kloster Lucelle (1123/24) im äußertsten Süden des Elsass fast an der Schweizer Grenze.

Lucelle wurde wieder ein ganz wichtiges Kloster für Südwestdeutschland. Von dort aus wurde Kaisheim (1133/34), und  über seine Tochter Neubourg  (1128) Maulbronn (1138) und Herrenalb (1149) Maulbronn hatte die Töchter

Bronnbach (1151)und Schönthal (1157). Kloster Salem wurde 1137 als Tochter von Lucelle gegründet. Der Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) machte sich vor allem um die oberschwäbischen Frauenzisterzen verdient.

In seiner Amtszeitentstanden die Klöster Wald (1212),Tottenmünster (1221)  Heiligkreuzthal (1227), Baindt (1227), Heggbach (1233) und Gutenzell (1238)

Kloster Eußerthal wurde 1148 als Tochter von Villers-Bettnach gegründet. Über fast alle Klöster siehe Mei Büchle)

Abt Wilhelm I. (1303-1320) hatte 1303 die Töchter Morimonds in Deutschland visitiert. Dann ging er nach Calatrava. Dort berief er ein Provinzkapitel ein. er erließ eine Reihe neuer Verordnungen und ermahnte die Ritter die derzeit gültigen Statuten treu

zu beachten. Nach dem Tod des Großmeisters Diego López de Santsoles (1295–1296) hatten sich zwei Bewerber zur Wahl gestellt. Es bildeten sich zwei Parteien was für fast viere Jahre zu einer Spaltung führte.

1300 einigte man sich, dass beide Kandidaten freiwillig abdankten. Der Besuch Abt Wilhelms diente auch dazu, die Lage wieder zu beruhigen.

Um 1303 herrschte eine große Hungersnot ausgelöst durch eine extreme Dürre, die vor allem Burgund traf. Abt Wilhelm schickte Mönche in die Tochterklöster Morimonds in Spanien und Polen um von dort Lebensmittel zur Unterstützung

zu bekommen. In Morimond wurden 3000 Tiere geschlachtet, um die Hungersnot zu lindern. (Dubois S. 252)

1307 begab sich Wilhelm wieder nach Spanien um zu sehen, wie der Ritterorden seit seinem letzten Besuch stand. Es hatte sich so gut entwickelt, dass König Jakob II.  von Aragonien (1291-1327)nach der Auflösung des Templerordens einen

Orden im Kampf gegen die Mauten gründete Er wurde mit Gütern des Templerordens ausgestattet und erhielt Montesa als Sitz zugewiesen. 1317 nahm er die Ordensregeln der Zisterzienser an. 1319 wurde er dem Orden von Calatrava angeschlossen

und stand damit unter der geistlichen Aufsicht von Kloster Morimond.

In der Regierungszeit von Abt Renaud II. (1331–1354 ) suchte eine weitere Plage ab 1347 Europa heim. 1346 kam die Pest über die Handelswege , vor allem die Seidenstraße nach Europa. Für Deutschland wird geschätzt, dass zwischen 1346-1353 jeder zehnte Einwohner der Pandemie zum Opfer fiel, in Europa waren es wohl 25 Millionen, das war   ein Drittel der damals auf dem Kontinent lebenden Bevölkerung. Papst Clemens VI. (1342-1352), ein Benediktiner, hatte die Orden aufgerufen, sich der Seuche entgegenzustellen.

Am 4. Juli 1348 hatte er eine Bulle gegen die Verfolgung von Judenerlassen, weil diese  als Verursacher der Pest beschuldigt wurden, allerdings mit sehr geringem Erfolg. Es gab viele Pogrome und viele jüdische Gemeinden wurden zerstört.

Abt Renaud II. (1331–1354 ) schickte seine Mönche täglich in die Dörfer um Erkrankte zu versorgen, die Toten zu beerdigen. Viele der Erkrankten wurden auf den Hof von Vaudevillers gebracht, wo sie wie in einem Spital versorgt wurden.

Insgesamt errichtete Kloster Morimond in 3 seiner Höfe Spitäler, die allen offen standen. Von dort aus wurden auch täglich 4 Wagen mit Betten und Decken abgeschickt, die an Kranke und Sterbende verteilt wurden.

Am Ender Pest war der Konvent von 250 Mönchen auf 60 geschrumpft.

Abt Renaud hatte sich nicht nur im Kampf gegen die Pest bewährt. Er war auch schriftstellerisch tätig. Er befasste sich mit dem Leben der Heiligen Glossinde von Metz (+ 610), der Tochter des fränkischen Adligen Wintrio.

Sie hatte in Metz ein Asyl errichtet, aus dem später die Abtei Sainte Clossinde hervorging. Er hatte sehr viel Material gesammelt, das allerdings während des Krieges und der Zersstörungen im 16. Jahrhundert verloren ging.

Von Dezember 1334-1342 regierte Papst Benedikt XII. als Papst. Er war schon als Kind in das Zisterzienserkloster Boulbonne (Bolbona) in der Gemeinde Cintegabelle im Département Haute-Garonne gegeben worden.

Er war dann Mönch in Kloster Morimond. Er wurde dann Abt der südfranzösischen Zisterze Fointfroide südwestlich von Narbonne im Departement Aude. Als Papst erließ er 1335 er die Reformbulle für die Zisterzienser Fulgens sicut stella.

In der Bulle wurde der disziplinarische und wirtschaftliche Verfallserscheinungen wurden in der Bulle angesprochen. Es hatte eine drastische Verschuldung und Verarmung ganzer Konvente stattgefunden. Verkauf oder Verpachtung von Klostergut fand statt.

Auch gab es den von der Ordensregel verbotenen Privatbesitz von Mönchen oder Äbten. Bei den Generalkapiteln wurde oft die Aufhebung strenger Speisevorschriften oder die Aufhebung der Gemeinschaft im Dormitorium durch den  Einbau

von Zellen beklagt. Dazu kamen im Spätmittelalter Einflüsse von außen wie das päpstliche Schisma Ende des 14. Jahrhunderts, was erstmals zu einer Unterbrechung der Generalkapitel führte.

Die Konkurrenz der Bettelorden führte zu einem Rückgang der Konversen.  Arbeitskräfte fehlten und die Klostergüter konnten

nicht mehr so gut bewirtschaftet werden, was den Zwang zur Verpachtung steigerte.

Die Bulle Fulgens sicut stella stärkte das Mitspracherecht der Konvente um den Querelen der Äbte Einhalt zu gebieten. Ein eigenes Konventssiegel wurde eingeführt. Das hatte allerdings den Nebeneffekt, dass wir Konvente nach 1335

kaum mehr namentlich rekonstruieren können. Vor 1335 wurde bei einer Beurkundung meist der gesamte Konvent als Urkundenzeuge aufgeführt. Mit dem Konventssiegel entfiel diese Beurkundungspraxis meist.

Im September 1356 fand bei Potiers unter Führung des Schwarzen Prinzen Edward of Woodstock (1330-1376) eine große Schlacht statt, die für die Franzosen verheerend ausfiel. Der französische König

Johann II. (1350-1364) geriet in englische Gefangenschaft  und kam erst 1360 im Frieden von Bretigny wieder frei. Er musste aber  3 Millionen Goldstücke (Ecu d’Or) Lösegeld bezahlen.  1 Ecu wog damals 4,2 Gramm

Beim heutigen( 09.10.2023)Tagespreis für Gold wären das etwa 237.—€ wäre das Lösegeld also 711 Millionen  gewesen.

Nach der Schlacht fiel der Prince of Wales in die Champagne und Burgund ein. Der Adel der beiden Provinzen vereinigte sich zwar, unterlag aber. Nach dem Frieden von Bretigny suchten “Tard-Venus” Burgund und das Bassigny heim.

Das waren Kompanien der “Grandes  Compagnies” das waren Gruppen von Söldner, die während des Hundertjährigen Krieges in Friedenszeiten oder während Waffenstillständen, also nach ihrer Entlassung durch ihren Dienstherrn, Frankreich durchzogen, ausplünderten oder von Lösegeldzahlungen lebten. Abteien waren ihre bevorzugte Beute. Sie verjagten oder ermordeten die Mönche und plünderten die Klöster. Auch Morimond wurde eingenommen und geplündert.

König Johann hatte bei den Klöstern Kriegssteuern eingetrieben. Aber auch der lokale Adel versuchte die Verluste an seiner Habe bei Klöstern wieder zu ersetzen.

Kloster Morimond wurde die Zahlung von 100 Moutons auferlegt. Das war eine Goldmünze mit ca. 4,7 Gramm Gold.  Das entspricht am 10.10.2023 251 €.Eine solche Münze hatte damals einen enormen Wert. Entsprechend war die Belastung.

Abt von Morimond war zu der Zeit Thomas de Romain (1354–1380). Die Herren von Choiseul waren seit der Gründung von Kloster Morimond Vögte von Morimond. Im 14. Jahrhundert war die Vogtei aber in Bedrückung ausgeartet.

Der Schwiegervater von Guido von Choiseul (+1361) war in der oben geschilderten Kriegsphase des 100-jährigen Krieges in Gefangenschaft geraten. Um ihn auszulösen verkaufte Guido die Vogteirechte und die Gerichtsbarkeit von Kloster Morimond mit Erlaubnis des französischen Königs

für 2000 Goldgulden  an Kloster Morimond, das sind etwa 347.358,00 €. Der französische König Karl V. (1364-1380) bestätigte die mit zwei Urkunden ausgestellt im September 1364 in Troyes und Juni 1365 in Tolant. (Dubois S. 274)

Am 1. April 1368 gestattete Abt Thomas dem Kloster Altzella in Mitteldeutschland , beim Gottesdienst in ihrem Gebetsraum eine Orgel zu verwenden. Interessant dabei, er berief sich  auf das besondere Privileg, dass seinem Kloster als einem der vier Klöster der ersten Generation des Zisterzienserordens zustand. (Sächsisches Staatsarchiv, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 03891)

In Dijon besaß Kloster Morimond einen großen Stadthof und auch Weinberge und Ackerland.

Herzog Philipp der Kühne (1362-1404) von Burgund plante und stiftete ab 1377 das Kloster  Chartreuse de Champmol

in Dijon. Es sollte die Grablege für die Herzöge von Burgund werden. Kloster Morimond überließ dafür bereitwillig Grundstücke. Daher rühren die guten Beziehungen zur Karthause von  Dijon und dem Herzoghaus von Burgund und Kloster Morimond

Spätestens 1303 raucht ein ein Konrad „Abt von Morimund“ als von Urban VI. (1378-1389) ernannter Visitator und Vorsitzender von Generalkapiteln auf. In der Äbtereihe von Kloster Morimond ist er aber nicht unterzubringen.

Tatsächlich handelt es sich bei diesem Konrad um Magister Konrad von  Ebrach. Er war Profess von Kloster Ebrach und wurde zum Studium der Philosophie und Theologie an das St. Bernhardskolleg in Paris geschickt.

1370 wurde er in Bologna zum zum Magister der Theologie promoviert. Ab 1375 war er  Professor an der theologischen Fakultät der Universität Prag, wo er maßgeblich am Aufbau des neu gegründeten Zisterzienserkollegs mitarbeitete.

1385 kam er nach Wien an die erst ein Jahr zuvor eröffnete theologische Fakultät. Er war Mitbegründer und erster Magister regens des unter der Aufsicht des Abtes von Heiligenkreuz stehenden St. Nikolaus-Kollegs der Zisterzienser.

Mit der Wahl von Papst Urban VI. war eine Gruppe französischer Kardinäle nicht einverstanden, erklärte seine Wahl zum Papst für ungültig und wählte Kardinal Robert von Genf als Klemens VII. zum Gegenpapst. Dies war der Beginn des von 1378 bis 1419 währenden großen abendländischen

Schismas. Damit waren auch die meisten internationalen Orden in eine Obedienz von Rom und von Avignon gespalten. Die römischen Päpste mussten die ihnen anhängenden Zisterzienser, deren Ordenszentrale Cîteaux im Bereich des Papstes von Avignon lag, neu organisieren. Für die Äbte von Deutschland, Böhmen, Polen und Skandinavien wurden ab 1379 mehrere Generalkapitel einberufen. 1383 erhielt Konrad von  Ebrach von Papst Urban den  Titel eines Abtes von Morimond und wurde zum Visitator der deutschen, böhmischen und skandinavischen Zisterzienserklöster der römischen Obedienz ernannt. Er leitete die Generalkapitel der römischen Obedienz 1393 in Wien und 1394 in Heilsbronn. Trotz dieser Stellung behielt K. seine Professur in Wien bis zum Tod 1399 bei.

Das 1140 gestiftete gestiftete Nonnenkloster Belfays wurde im 100-jährigen Krieg geplündert und dem Erdboden gleichgemacht worden. Da in den Kriegszeiten keine Chance bestand, das Kloster wieder aufzubauen, entschied das Generalkapitel 1393

seine Aufhebung. Grund und Boden wurden dem Kloster Morimond übergeben, das dort seit 1393 eine Grangie betrieb.

König Karl V. sowie das Offizial von Langres bestätigten und billigten dies.

Im Ritterorden von Calatrava Gonzalo Núñez de Guzmán(1385-1404) zwar schon zwölf Jahre im Amt, aber nicht von allen anerkannt worden, da seine Wahl ohne Genehmigung des Abtes stattgefunden hatten. Die Ritter verständigten sich darauf,

Abt Johannes III. von Martigny (1393-1402), den Abt von Morimond nach Spanien einzuladen und als Schiedsrichter den Streit zu beenden.

Er war ein Profess von Kloster Morimond, Doktor der Theologie und hatte im Collège des Bernardins in Paris gelehrt.Von 1393 bis 1402 war er Abt von  Kloster Morimond. Dann wurde er zum Abt von Clairvaux berufen, was er bis 1405 war.

Dann wechselte er nach Citeaux, wo er bis 1428 den Abtstuhl innehatte und damit auch Generalabt der Zisterzienser war.

Von 1414-1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Aus Morimond war dort Abt Johannes IV. de Bretagne (1402-1424) und als Vertreter des Zisterzienserordens Johannes von Martigny.

Er gehörte der Kommission an, die sich vor allem mit Jan Hus und seiner Lehre beschäftigte. Abt Johannes hatte die Schriften von Jan Hus zu überprüfen und erklärte sie nach Dubois (S. 284) als erster für ketzerisch.

Die Verurteilung und Hinrichtung von  Jan Hus 1415 führte nach dem Konzil von Konstanz zu den Hussitenkriegen von 1417-1437. In Böhmen gab es mehr als 25 Töchter von Kloster Morimond. 1420 wurde das Kloster Königsaal in Zbraslav, einem Stadtteil von Prag, geplündert und niedergebrannt.

Es war die Grablege der böhmischen Herrscher. Die Gräber wurden aufgebrochen und beraubt, die Gebeine in der Kirche verstreut.

1420 wurde Kloster Hradiště niedergebrannt und nicht mehr aufgebaut. Ebenfalls gebrandschatzt wurde Kloster Nepomuk. Ebenfalls niedergebrannt wurde Kloster Svaté Pole (Heiligenfeld) in Ostböhmen.

1421 überfiel der Hussitenhauptmann Jan Žižka (+1424) das 1142 als erstes in Böhmen gegründete Zisterzienserkloster. Die Mönche wurden erschlagen, das Kloster niedergebrannt.

Das 1192 von Waldsassen aus gegründte Kloster Ossek in Nordböhmen wurde dreimal im Hussitenkrieg zerstört.

Das Kloster Velehrad wurde 1205 gegründet und ist das älteste Zisterzienserkloster in Mähren. Es wurde 1421 niedergebrannt.

1422 brannten die Hussiten Kloster Žďár (Saar) nieder.

1424 wurde Kloster Smilheim in Mähren zerstört

Zlatá Koruna (Goldenkron) im Bezirk Krumau fiel 1429 den Hussiten zum Opfer.

Als eines der jüngsten Klöster in Mähren, gegründet 1357 wurde Kloster Skalice 1421 zerstört.

In Schlesien wurde Kloster Kamenz zerstört, Kloster Grüsau zerstört und das dazu gehörige Stiftsland schwer verwüstet.

In Sachsen traf es die Klöster Neuzell und Grünhain.

Generalabt Johannes von Martigny kam auch mit ersten Reformbestrebungen in seinem Orden in Kontakt.

Bei den Benediktiner gab es eine erfolgreiche Reformbewegung, die von den  Klöstern Melk (Melker Reform), Kastl (Kastler Reform) und Bursfelde (Bursfelder Kongregation) ausging.

Auch bei den Zisterzienser gab es Reformbemühungen, die aber weniger von der Ordensleitung als von der Peripherie her ausgingen, Das passierte vor allem auf der Iberischen Halbinsel und in nordwesteuropäischen Klöstern.

In Westfalen gab es Anfang des 15. Jahrhunderts drei Abteien, die sich offen für Reformen zeigten. Von einer Reformbewegung des westfälischen Zisterziensertums kann man allerdings nicht sprechen.

Da ist einmal das Kloster Marienfeld in  einem Ortsteil von Harsewinkel. Es wurde 1185 vom Kloster Hardehausen aus gegründet. Dieses war eine Tochter von Kloster Kamp. Marienfeld gehörte also in die Filiation Morimond.

1410 wurde Abt Hermann von Warendorf von Bischof Otto von Hoya, Bischof in Münster von 1392-1424 in der St. Margarethenkapelle von Münster zum 21. Abt von Kloster Marienfeld geweiht.

Vor seinem Eintritt in den Zisterzienserorden war Hermann Baccalaureus in Erfurt. Dort war 1397 die Universität gegründet worden. Deren Professoren traten damals alle als Reformer der Kirche und des Otdenswesen ein.

Ein paar Jahre nach Hermann studierte Johann Dederoth. Er wurde 1430 Abt des Reformbenediktinerkloster Clus und drei Jahre später Abt von Kloster Bursfelde.

Man kann annehmen, dass Hermann von den Forderungen und Vorstellungen dieser Lehrkräfte in Erfurt beeindruckt und beeinflusst wurde. Ein ähnliches Klima wie in Erfurt

herrschte auch in Prag. Hermann war inzwischen in den Zisterzienserorden eingetreten. In Prag studierte er am Zisterzienserkolleg. Dort lehrte sein Ordenskollege Matthäus Steynhus, von der Abtei Königssaal abgeordneter Leiter des Zisterzienserkollegs.

Aus Furcht vor der Pest war Hermann ins Zisterzienserkloster Goldenkron geflohen.  Die böhmischen Zisterzienserklöster Königsaal und Goldenkron  hatten nämlich seit der Mitte des 14 . Jahrhundertseine Blüte ihres Ordenslebens erreicht. Sie waren durchaus mit
Raudnitz und KastI, den bekannten monastischen bzw. kanonikalen Reformzentren in Böhmen und der Oberpfalz zu vergleichen kann.

Hermann, nun Abt von Kloster Mariazell, entwickelte eine Reformtätigkeit, die das Chronikon Campi S. Mariae so beschreibt: , “das Verstreute zu sammeln, das Zerstörte wiederaufzubauen und Nützliches zu schaffen”. (Kaspar Elm in

Westfälisches Zisterziensertum und spätmittelalterliche Reformbewegung  Quelle: Westfälische Zeitschrift 128, 1978 / Internet-Portal „Westfälische Geschichte“ S. 15 ff)

Er versöhnte den unter seinen Vorgängern zerstrittenen Konvent. Er erneuerte die Mensa Communis, bezog ein gemeinsames Dormitorium. Er vervollständigte die Bibliothek und ließ Abteigebäude und Klosterhöfe restaurieren.

Ebenso wichtig, er sicherte Besitz, Rechte und Privilegien gegenüber dem Zugriff der benachbarten geistlichen und weltlichen Herren.

Die Reformbemühungen von Abt und Konvent wurde ausgedehnt auf die westfälischen Zisterzienserinnenklöster, wo die Mönche Beichtväter und Visitatoren waren.

Abt Hermann wollte mit der Reform dir Erneuerung  von Observanz und Liturgie erreichen. Auch die Mutterabtei Hardehausen und Bredelar wurden von den Reformbemühungen erfasst.

Generalabt Johannes von Martigny und das Generalkapitel anerkannten die Reformbemühungen der drei Klöster und unterstützen sie, auch wenn solche nicht immer mit den Ordensregeln zu vereinbaren waren.

1412 wurde Kloster Sibculo in den Niederlanden als Tochterkloster von Kamp gegründet. Es hatte nur eine kurze Geschichte, denn schon 1580 mussten die Mönche wegen der Reformation verlassen und noch vor 1600 machten die Truppen der Generalstaaten das

Kloster dem Erdboden gleich. Aber kurz nach seiner Gründung rühmte Generalabt Johannes das Kloster und seine Gründer. Er sah sie als kleine Herde und  lobte sie als Erneuerung der alten Überlieferungen und Einrichtungen ( traditiones et instituta) als Erneuerung der alten Überlieferungen und Einrichtungen ( traditiones et instituta) seines Orden.

Abt Johannes von Martigny starb 1428. Nach seinem Weggang nach Clairvaux 1402 und dann nach Citeaux folgte ihm in Morimond Johannes IV. von Bretagne (1402-1424) als 33. Abt von Morimond.

Auf Einladung von König Heinrich III. von Kastilien kam Abt Johannes IV. 1404, wo er Enrique de Villena (1404–1407) als Großmeister von Calatrava bestätigte.Nach Dubois spielte er auch beim Konzil von Konstanz eine Rolle (S. 268 )

Im 14. Jahrhundert war die Anziehungskraft des Zisterzienserorden geringer geworden. Die Klosterzucht ließ nachDas machte den Orden weniger attraktiv. Die Bettelorden wurden zu echten Konkurrenten.

Der Zustrom an Laienbrüdern ließ nach. Das bereitete bei der Bewirtschaftung zunehmend Probleme, da Arbeitskräfte zu fehlen begannen. Grangien (Hofgüter) mussten verpachtet werden.

Der Niedergang zeigte sich auch  auch in Neugründungen. Von Clairvaux erfolgten keine mehr. Die letzte Gründung Pontignys erfolgte 1239, die letzte von La Ferté 1246 (nach Dubois S. 281)

In Morimond gab es auch im 14. Jahrhundert Neugründungen. Die Filiation war in den Niederlanden tätig.

1342 wurde Kloster Eiteren in der Provinz Utrecht von Kloster Ebrach gegründet.  1382 besiedelte Kloster Kamp das Kloster Marienkroon bei Heusden.

Abt Guido II. war der Nachfolger von Abt Johannes IV. und regierte von 1424-1427. Er war wohl auch mit deutschen Klöstern befasst. Am 18.April 1422 stellt er eine Urkunde für Kloster Kamp aus. “Abt Guido vom Zisterzienserkloster Morimont („morimundi“), Diözese Langres („lingonensis diocesis“), gestattet dem nicht benannten Prior und Konvent des Zisterzienserklosters zu Kamp, Diözese Köln, unter Vorbehalt gewisser Rechte, die Befugnis, irgendeinen Abt des Ordens zur Wahl eines neuen Abtes zu berufen, falls in der Zeit bis zur nächsten Visitation des Klosters der Abt aus triftigen Gründen auf seine Würde resignieren” Das war aber eine Urkunde, die eigentlich noch gar nicht gebraucht wurde und sozusagen für den Bedarfsfall bereitgestellt wurde. (Archive in Nordrhein-Westfalen AA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 756)

Bei dieser Urkunde stimmt das Ausstellungsdatum  allerdings nicht mit der Biographia Cisterciensis überein. Das Ausstellungsdatum ist 1422.In der Biographia wird Guido von 1424-1427 als Abt geführt.

Ebenfalls nicht übereinstimmend ist eine Verkaufserlaubnis für das Kloster Amelungsborn, die am 16.05.1430 ausgestellt ist.

“Abt Guido von Morimond erteilt dem Kloster Amelungsborn den Konsens zum Verkauf des Klosterhofes Dranse im Lande Slavien. ((BLHA), 10A Hochstift Havelberg U )

1426 erstellt Abt Guido dem Kloster Buch im Ortsteil Klosterbuch in Leisnig im Landkreis Mittelsachsen.

“Guido, Abt zu Morimond, quittiert dem Kloster Buch eine Zahlung von 8 Gulden für drei rückständige Termine in den Jahren 1420 und 1421.”

(Sächsisches Staatsarchiv, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 06017)

Am 5. Juni 1427 kassierte Abt Guido in Waldsassen die vom Generalkapitel 1423 auferlegte Kontribution.(Staatsarchiv Amberg, Kloster Waldsassen Urkunden 621)

Abt Guido verstarb 1427.

Sein Nachfolger wurde Johannes  V. de Sabaudie  (1427-1431) Er verstarb im September 1431.

Auf ihn folgte Guido III.(1431–1441 ). Er besuchte Calatrava zwei mal. Er verstarb 1441. ER verstatb m September

Sein Nachfolger wurde Johannes  VI. von  Blasey (1441–1449 ) Er trat sein Amt nach September 1441 an und verstarb am 10. Mai 1449.

Am 7. Mai 1447 stellte er für Kloster Walkenried eine Urkunde aus, in der er dem Kloster die Erlaubnis des Generalkapitels mitteilte, umfangreichen Besitz an Herzog Heinrich von Braunschweig (+ 1473)

Auf ihn folgte Abt Johannes  VII. von Graille (1449–1459) Er. verstarb im September 1460.

Abt Johannes war in Süddeutschland unterwegs und kassierte die Kontributionen für die dortigen Zisterzienserklöster ein, so  am 13. Juli 1453 für Kloster Fürstenzell (BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 622)

Das waren 6 Rheinische Gulden, das entspricht etwa 1.088,00 €. Er war Generalvisitator des Ordens und kassierte am 31. Mai 1457 auch von Fürstenzell dieses Mal 12 Gulden, das entspricht etwa 2.176,00 €. für die

Jahre 1454-1457 ein (BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 636). Man kann annehmen, dass das immer in Verbindung mit einer Visitation des Kloster stattfand

1455 musste er als Generalvisitator in Kloster Fürstenzell eingreifen, da es Vorwürfe gegen den dortigen Abt Paul Herzmann (1451–1454 ) gab, dass   er die Güter des Klosters verschleuderte.

Johannes VII. de Graille musste der Anzeige nachgehen und beauftragte am 25.Juni 1455 die Äbte von Heilsbronn Ulrich Kötzler (1433–1462 ) und Kaisheim Nikolaus Kolb (1440–1458) die Angelegenheit zu untersuchen.

(siehe dazu Mei Büchle Zisterzienserkloster Fürstenfeld)

Die Wahl des neuen Fürtstenfelder Abtes Ulrich (1457-1467) fand unter dem Vorsitz von  Abt Johannes VII. statt.

Abt Philibert (1459–1460 ) folgte als 39. Abt und regierte nur ein Jahr.Dieser kommt bei Dubois nicht vor.

Sein Nachfolger wurde Abt Humbert de Losne (1460–1462). Er stammte aus dem kleinen Dorf St. Jean des Losne in der Franche Comté. Dubois beschreibt ihn als sehr gebildeten Mann, der bewandert war

in der Theologie, aber auch im Kirchenrecht und der Geschichte. Er hat mehrere Werke verfasst. (S. 292)

1460 schickte ihn Papst Pius II. (1458-1464, vor seiner Wahl tätig als Schriftsteller und Humanist Aenea Silvio Piccolomini ) nach Calatrava. Er visitierte auch den Ritterorden von Alcantara und den von Montesa.

In Portugal visitierte er den Christusorden und den Ritterorden von Avis.

Heinrich IV. König von Kastilien und Leon lud ihn an seinen Hof und verlieh ihm und seinen Nachfolgern den Titel eines Granden von Spanien 1. Klasse. Damit hatte er das Recht, am Hofe des Königs zu leben.

In Gegenwart des Königs durfte er sich setzen und bedeckt bleiben. In den Städten und Festungen wurde er mit allen Ehren und dem Zeremoniell der Prinzen von Geblüt empfangen.

Das war auch die Anerkennung für Kloster Morimond der Dienste, die das Kloster für Spanien geleistet hatte.

Aus Spanien zurück reiste Abt Humbert gleich weiter nach Polen, um die dortigen Zisterzienserklöster zu visitieren.

Als er aus Polen zurückkam wurde er Abt von Kloster Citeaux. Dieses Amt hatte er von 1462 bis 1476 inne. Er starb am am 7. oder 9. September 1476 in Rom.

1463, schon als Abt von Citeaux, schickte ihn die Ständeversammlung von Burgund zu Karl dem Kühnen (1467-1477), damals noch Graf von  Charolais, weil dieser sich gegen seinen Vater

Philipp III. der Gute (1396-1467) empört hatte. Abt Humbert schaffte es, dass Karl sich zu seinem Vater begab und diesen um Verzeihung bat. (Dubois, Anmerkung auf S. 291)

Als Generalabt hatte Humbert eingeführt, dass in den Zisterzienserklöstern nach der Komplet das Salve Regina gesungen wurde.

Als Humbert Abt von Citeaux wurde, folgte ihm in Morimond Thomas von Luxembourg (1462–1466) als 41. Abt.

Sein Nachfolger wurde Abt Wilhelm II. von Mège1466–1471  Er regierte ab 1466. Er starb im April 1471.

Von 1467-1490 regierte in Kloster Altenberg in Bergischen Land Abt Arnold von Monnickendam. Er stoppte den ökonomischen Niedergang der Abtei und sicherte so eine Basis für eine Reform in

seinem Kloster. Abt Wilhelm aus Morimond schickte ihm zwei Mönche aus Kamp, die ihn in seinen Reformbemühungen unterstützten, Heinrich von Kalkar, der in Alltenberg Prior wurde und Heinrich von Aldekerk.

Die Reform gelang so gut, dass Abt Arnold auch mit der Reform anderer Konvente beauftragt wurde, so Kloster Haina 1470 und die Frauenzisterze Kentrop bei Hamm.

1470 war er in Kloster Heiligkreuz zur Regularvisitation

Als 43. Abt folgte Anton von  Boisredon (1471–1484). Er war Prior von Serqueux un d ein Verwandter der Familien Choiseul, die lange die Vögte in Morimond gestellt hatte und Beaufremont.

Er war ein sehr talentierter Verwalter . Er wurde von dem französischen König Ludwig XI. zum Rat ernannt und war einer der wichtigsten  Ratgeber des Königs und er bediente sich seiner bei vielen wichtigen Verhandlungen.

Nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 in der Schlacht von Nancy visitierte Abt Anton den Ritterorden von Calatrava.

Abt Anton resignierte 1484.

Sein Nachfolger wurde Jakob I. von Livron (1484–1491) als 44. Abt. Er führte eine Visitation der süddeutschen Zisterzienserklöster und des Klosters Engelszell in Oberösterreich durch.

Bei dieser Gelegenheit stellte er auch Urkunden für das Kloster Fürstenzell aus.

“Jacob, Abt von Morimond und Generalabt der Zisterzienser in Deutschland, bestätigt die Rückzahlung eines Teils dem Kloster Fürstenzell geliehenen Geldes und die noch in den nächsten Jahren zu zahlenden Raten.”

BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 778. In dieser Urkunde wird er als Generalabt der Zisterzienser in Deutschland bezeichnet.

In der nächsten Urkunde BayHStA, Kloster Fürstenzell Urkunden 781 bestätigt er die Wahl des Bruders Pangratius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Vor seiner Wahl war er Prior von Kloster Fürstenzell.

Problem bei beiden Urkunden ist das Ausstellungsdatum. Beide sin 1496 ausgestellt aber sowohl nach Dubois als der Bibliographia Cisterziensis    endete die Amtszeit von Abt Jakob bereits 1491.

Dubois gibt das Todesdatum von Abt Jakob I. mit dem 15. Dezember 1491 (S.372) an.

Nach der Biographia Cisterciensis folgte Johannes VIII. von Vivien (1491–1495 ) als 45. Abt von Morimond.

Als der letzte Großmeister des Orden von Calatrava García López de Padilla (1482–1487) starb, vereinigte Papst Innozenz VIII. (1485-1492) den Orden mit der Krone von Spanien und übertrug die Großmeisterschaft König Ferdinand II. (1474-1504).

König Ferdinand teilte seine Ernennung pflichtgemäß Abt Joannes mit, der ja als Abt von Morimond geistiges Oberhaupt des Ordens war.

Abt Johannes VIII. verstarb am 10. Oktober 1495.

Sein Nachfolger wurde Jakob II. de Pontailler (1495–1503 ). Er war erst Provisor, also Leiter des Collège St. Bernard in Paris. Dann wurde er Abt in Kloster Bellevaux. Von 1495-1503 wurde er Abt in Morimond und ab 1501 wurde er auch Abt in Kloster Citeaux.

Dort und Generalabt war er bis 1516. Papst Julius II. (1503- 1513) gab in seinem 1.Regierungsjahr in einer Bulle die Jurisdiktion über die Ritterorden von Calatrave und Avis in Spanien und den Christusorden und den Orden von Montesa

in Portugal.

Als Abt Jakob II. Abt von Citeaux geworden war, wurde Abt Remigius von  Brasey (1503–1517 ) sein Nachfolger in Morimond. Nach einer Anmerkung bei Dubois war er als “Ordinis reformator generalis” (S. 306) 1504 in Deutschland, Böhmen und Polen unterwegs.

Er traf einige Anordnungen. In Himmerod befreite er den Abt Jakob von Hillesheim (1498–1510 ) von der Anwesenheit auf dem Generalkapitel. Als Abt Remigius Kloster Kentrop visitierte, nahm er den als Beichtvater anwesenden Abt von

Kloster Altenberg  Heinrich Rouffer von Brauweiler  (1496–1517) in die Fraternität von Kloster Morimond auf.

Bei einer Untersuchung in Kloster Sibculo setzte er mit einem Notariatsinstrument den erwählten Abt von Kamp Anthonius Bemell in sein Amt als Abt von Kamp ein (1504)ein. (Landesarchiv NRW Abteilung RheinlandAA 0345 / Kamp, Urkunden AA 0345, Nr. 92)

Abt Remigius starb im Jahr 1517.

Das ganze folgende Jahrhundert war für Kloster Morimond eine äußerst schwierige Zeit. 1340 hatte sich der englische König Edward III. (1327-1377) zum französischen König ernannt.

Er fiel in Frankreich ein. Es folgten die Schlachten von Crécy 1346 und Poitiers 1356 (s.o.). Auch Kloster Morimond war ja geplündert worden. Der Krieg brachte eine Zeit von Rechtsunsicherheit mit sich. Marodierende Söldner zogen durch das Land.

Die Mönchen mussten mehrmals fliehen, so nach der Schlacht von Poitier. Sie nahmen die Reliquien und die Heiligen Gefäße mit und begaben sich in die Gegend von Langres und der Saone. Die kriegerischen Auseinandersetzungen waren gefolgt von Hungersnöten und der Pest.

Die Reformation in Deutschland führte dazu, dass Morimond vor allem in Nordwestdeutschland etwa 70 Tochterklöster verlor, die im Zuge der Reformation aufgelöst wurden.

Die Religionskriege in Frankreich von 1562-1598 wirkten sich natürlich auch auf Kloster Morimond aus. Man sah in dieser Zeit die Notwendigkeit einen Zufluchtsort nährt beim Kloster als in Dijon zu haben.

Die Mönche verkauften ihr  Haus in Dijon und erwarben ein großes Haus in Langres, das sie Petit-Morimond nannten. Die Verkäufer in Dijon räumten dem Kloster ein möbliertes Zimmer mit zwei Betten und einem Stall für die Pferde unentgeltlich ein,

das der Abt und ein Begleiter nutzen konnte, wenn er in Dijon war.

Die Verhältnisse änderten sich erst wieder mit der Regierung von Abt Claude I. Masson.

Nach dem Tod von Abt Remigius musste sich der Konvent von Morimond nach Petit-Citeaux in Dijon wegen kriegerischen Ereignissen und Raubzügen im Bassigny zurückziehen.

Dort wurde der Nachfolger von Abt Remigius gewählt. Edmond Ornot de Pichange (1517–1551) wurde einstimmig zum 48. Abt von Morimond gewählt.

1529 dankte der letzte von Kloster Morimond eingesetzte Prior des Ritterordens von Calatrava ab. Abt Edmund schickte umgehend Peter Nivard als neuen Prior nach Spanien. Allerdings akzeptierte Kaiser Karl (als Carlos I. König von Kastien, Aragon und Leon 1516-1558)

diesen nicht. Abt Edmund sandte dann Nikolas d’Avenne als Prior nach Spanien und blieb dies bis zu seinem Tod 1552.

Abt Edmund verstarb am 27. September 1551.

Sein Nachfolger wurde Johannes IX. Coquey (1551–1576 ) als 49. Abt von Morimond.

Er war Doktor der Theologie und Provisor des Collège St. Bernard in Paris. Er hatte sich als dessen Leiter ausgezeichnet.

Der Nachfolger Karls V., Philipp . von Spanien (!556-1558) wollte das Kloster Morimond keinen Prior mehr für den Orden von Caltrava ernennen konnte. Abt Johannes

lehnte den Verzicht auf dieses Vorrecht aber ab. Philipp wandte sich deshalb an Papst Pius V. (1566-1572) Er bestätigte aber diesen seit undenklicher Zeit bestehenden Brauch,

ordnete aber an, dass einmalig davon Abstand genommen wurde. Abt Johannes unterwarf sich zwar der päpstlichen Entscheidung, verzichtete aber nicht auf das Recht Morimonds.

So wurde ein Prior ohne Zutun Morimonds bestimmt. Da das Kloster weiter auf seinem Recht bestand, hatte die Ritterschaft von jetzt ab mehr keinen geistlichen Hirten.

Im 4. Hugenottenkrieg 1572-1573 eroberten die Hugenotten Schloss Choiseul. Die Mönche zogen sich nach Langres zurück und nahmen alles  mit, was ihnen kostbar und teuer war.

Als das Schloss geschleift worden war, kehrten sie wieder in das Kloster zurück. 4 Jahre später mussten sie nochmals flüchten. Als das Kloster verlassen war,drangen Hugenotten in das verlassene Kloster ein.

Sie raubten alles, was ihnen in die Hände fiel und brannten alles nieder. Kostbare Handschriften und Kunstgegenstände gingen verloren.

Der Konvent  verlor auch das Recht, den Abt selbst zu wählen. Er geriet “in die Hände eines Mietlings, wie Dubois dies beschreibt (S.318)

In seiner Regierungszeit hatte Johannes alle Klöster seines Ordens in Frankreich, Flandern, Savoyen und Lothringen besucht.

1572 war er Generalvikar des Zisterzienserordens geworden.Er har auch einige Bücher verfasst.

Abt Johannes IX. verstarb am 16. November 1576.

Auf ihn folgte Abt Gabriel de Saint-Belin (1576–1590). Er war der Bruder seines Vorgängers.  Er war ein Profess von Cluny, Doktor beider Rechte.

Er war Gouverneur des Schloss von Lourdon, das immer eine wichtige Zuflucht der Mönche von Cluny war. Auch dieses Mal hatten die Mönche von Cluny ihre Kostbarkeiten auf das Schloss gebracht. Durch Verrat

gelangten die Hugenotten in das Schloss. Der Gouverneur konnte nicht verhindern, dass alle Klosterschätze geraubt wurden. Das Kloster erlitt einen Schlag, von dem es sich nicht mehr erholte.

Gabriel de Saint-Belin zog sich daraufhin zu seinem Bruder Abt Johannes zurück.

König Heinrich III. von Frankreich (1574-1589) und Papst Gregor XIII. (1572-1585) verliehen Gabriel de Saint-Belin Kloster Morimond als Kommende.

Diese im Prinzip widerrechtliche Einsetzung wurde später durch eine Wahl des Konvents in eine rechtliche Form umgewandelt.

Er wurde als Abgeordneter der Geistlichkeit des Bassigny zu einer Versammlung nach La Mothe geschickt, wo die Rechtsgebräuche der Landschaft festgestellt und revidiert wurden.

Das Gesetzbuch stammt hauptsächlich von Abt  Gabriel.

Er starb am  14. September 1590 im Alter von 44 Jahren in Paris, ohne jemals in seiner Abtei gewohnt zu haben.

Sein Nachfolger François I. de Sérocour (1590–1591) regierte als 51. Abt nur ein Jahr. Er war Profess von Beaupré und Abt von Kloster Saint-Benoît-en-Woëvre, einer Tochter von Morimond.Francois war dort Abt von

1584-1590. Er dankte aber nach wenigen Monaten ab.

Auf ihn folgte als 52. Abt Claude I. Masson (1591–1620). Er hatte mehrere Jahre an der Universität von Paris studiert  und wurde dort zum Doktor der Theologie promoviert.

Im Juni 1591 wurde er in Reims von Generalabt  Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) zum Abt von Morimond geweiht. Er festigte die klösterliche Zucht wieder. Von geistlichen Herren

konnte er Klosterbesitz zurückholen, dessen sich diese bemächtigt hatten. Lange konnte sich Morimond nicht des Friedens erfreuen. Herzog René II von Lothringen (1473-1508) fiel auf seinem ‘Zug in die Champagne ins Bassigny ein und griff

die Festungen Coiffy und Montigny an. Kloster Morimond geriet so zwischen die Fronten. Die von allen Seiten eingeschlossenen Mönche verließen ihren Posten nicht. Das Volk hatte sich auf die Klosterhöfe und ins Kloster geflüchtet.

Alle blieben aber unversehrt.

Auch die Protestanten von La Marche und Neufchateau schickten  ihre Emissäre immer wieder in die Gegend und ließen auch in den Kirchen predigen. Der Bischof von Langres Charles de Perusse des Cars (1569–1614)

schrieb an Abt Claude und verlängerte den Auftrag, den schon Kardinal Claude de Longwy de Givry (1530–1561) seinen Abtsvorgängern erteilt hatte, nämlich den katholischen Glauben in der Landschaft zu verteidigen.

Abt Claude war Wissenschaftler und als solcher Ansicht, dass man Ketzer am besten über ihre Schiften widerlegt würden Deshalb bat er Papst Clemens VIII. (1592-1605) die Schriften der Ketzer in seiner Abtei zu lesen oder sie lesen zu lassen,

um die darin enthaltenen Irrtümer aufzudecken und zu wiederlegen. Seine Bitte wurde ihm durch den Großinquisitor der römischen Inquisition Giulio Antonio Santorio (1586-1602) 1597 gewährt.

1601 berief Generalabt Edmind I. in Absprache mit den 4 Äbten der Primarabteien Claude I. von Morimond, Yves Sauvageot (1600-1655) von La Ferté, Denis Largentier (1596-1624) von Clairvaux und Claude Boucherat (1588-1613 ) von Pontigny.

Eine große Zahl von Äbten und Prioren aus allen Teilen Europas war anwesend. Abt Claude glänzte auf diesem Kapitale als Redner und mit seinem fundierten Wissen so wie mit seiner Geschicklichkeit in der Behandlung aller Fragen.

Die Geistlichkeit von Langres ordnete ihn 1605 zur Generalversammlung ab.

König Heinrich IV.(1589-1610) von Frankreich schätze ihn sehr, ernannte ihn  zu seinem Rat  und  und Almosenier, das ist die Bezeichnung eines weltlichen oder kirchlichen Amtsträgers, ursprünglich eines Armenpflegers, der mit der Verteilung von Almosen an die Armen und mit der Verwaltung der dafür vorgesehenen Güter und Gelder betraut ist. Er wurde am 19. Juni 1622 von Generalabt Nicolas Boucherat  benediziert.

Der Orden ernannte ihn zum Generalvikar von Citeaux, zum Visitatator und Reformator. In dieser Eigenschaft bereiste er große Teile am Vorabend des 30-jährigen Krieges.

In Deutschland visitierte er Kloster Marienstatt und erließ dort Reformstatuten. Er war in Harthausen und Ridagshauens. In Harthausen bestätigte er den Verkauf eines Hofes für 10.000 Goldgulden, das sind etwa 1.822.957,00 €.

am 16. November 1603. (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Ostwestfalen-Lippe, L 4 W, 20)

Seine Tätigkeit brachte ihn mit den höchsten Würdenträger der Kirche Frankreichs zusammen, mit denen ihn ein freundschaftliches Verhältnis pflegte.

Kardinal de la Rochefoucauld (1607-1645) ernannte ihn am 21.April 1618 zum Nachfolger des verstorben Priors von Cluny Guy de Moulin.

Abt Claude I. verstarb im Mai 1620.Abt Claude war gebrechlich und kränklich geworden. Er nahm sich als Coadjutor seinen Neffen Claude II.

Auf ihn  folgte Claude II. Briffault (1620–1662) als 53. Abt.

Er stammte aus einer angesehenen Familie des Bassigny. Er war der Sohn der Schwester von Abt Claude I. Er trat ins Kloster Morimond ein, studierte Theologie und war dann

Professor der Theologie. 1614 wurde er Prior von Kloster Droiteval, einem Zisterzienserkloster etwa 25 Kilometer von Kloster Morimond entfernt und war das bis 1621.

Er wurde am 19. Juni 1622 von Generalabt Nicolas Boucherat (1604-1625) benediziert. Er regierte von 1620 bis 1662.

Er regierte zwar über 40 Jahre. Seine Amtszeit war aber überschattet, durch die vielen Schicksalschläge, die Kloster Morimond erdulden musste.

Abt Claude II. folgte seinem Onkel bald als königlicher Rat und Almosenier. König Ludwig XIII. (1610-1643 ernannte ihn am 20. August 1621 dazu.

Er wurde von König Ludwig oft zu wichtigen Geschäften hinzugezogen.

Ein Ziel seiner Regierungszeit war die Wiedergewinnung des Priorats von Calatrava für Kloster Morimond.

Um dem Jurisdiktionsstreit mit der spanischen Krone ein Ende zu machen, verzichtete er auf die Ernennung eines französischen Priors und schlug den Kastilier Chrysostomus Henriquez (1594-1632). Et war Historiograph des Zisterzienserordens.

Er starb aber schon mit 36 Jahren.

Nach dessen Tod 1632 den Theologieprofessor Angelus Manrique(1537-1649) vor, der das Amt aber aus politischen Gründen nicht annahm. König Philipp legte die Entscheidung über einen Prior von Calatrava einem Gremium von Richtern vor.

In den aufkommenden Kriegszeiten sollt aber keine Entscheidung getroffen werden und die Sache wurde auf Eis gelegt.

Während des Dreißigjährigen Krieges geriet Morimond zwischen die Fronten der Kriegsparteien und wurde von den Truppen verschiedener Herren heimgesucht. 1636 wurde die Abtei von den Soldaten des lothringischen Baron Clinchamp geplündert und verwüstet, mehrere Mönche kamen um.

Er hatte sich gegen den französische König empört und an die Spitze der Lothringer gestellt.Er machte sich auf den Weg nach Langres. Unterwegs äscherte er alle Ortschaften  ein.

Am 29. September 1638 war zu Wien der Generalvikar der österreichischen Zisterzienser, Abt Ignatius Krafft von Lilienfeld (1622-1638) gestorben. Der plötzliche Tod dieses um den Orden hochverdienten Mannes brachte die Zisterzienser Österreichs

in eine schwierige Lage. Es handelte sich um die Bestellung eines neuen Generalvikars, die nach den Beschlüssen des
Generalkapitels von 1628 dem Generalkapitel oder dem Generalabte zustand.Die Abhaltung eines Kapitels war in nächster Zeit wegen des Krieges nicht möglich gewesen.

Denn der Orden hatte auch keinen rechtmäßigen Generalabt. Zwar der französische Kardinal Richelieuu 1635(-1642) zum Abt von Citeaux gewählt worden. Er wurde aber weder  vom Großteil des Orden noch vom Papst anerkannt.

Kloster Heiligenkreuz hatte innerhalb der österreichischen Zisterzienserklöster eine besondere Stellung. Es war unmittelbare Tochter von Kloster Morimond. Alle Klöster waren aber in der Filiatur von Morimond.

Der Abt von Kloster Heiligkreuz Michael Schnabel (1637-1658 ) wandte sich den Vaterabt von Morimond Claude II. und bat ihn um die sofortige Ernennung eines Generalvikars für Österreich und schlug sich dafür vor.

Gleichzeitig schrieb er an die Äbte von Lützel und Salem und bat sie, ihn zu unterstützen. Es gab zwar auch eine innerösterreische Opposition. Aber schließlich wurde Abt Schnabel Generalvikat von Österreich

Als Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) gewählt wurde, wurde das Provisorium definitiv geregelt.

Der Krieg ging weiter.Bald danach folgten die Truppen des kaiserlichen Generals Matthias Gallas (1588-1647) mit 80.000 Mann. Ein Großteil des Klosters und der umliegenden Wirtschaftsgebäude wurden niedergebrannt. Die Mönche retteten sich zunächst nach Langres, wo sie mehrere Jahre blieben, ein Teil auch in andere Klöster des Ordens. Auch Abt Briffault hielt sich in Langres auf, wie aus einem Brief an den Ordenshistoriker Gaspar Jongelincx vom 11. April 1639 hervorgeht. Erst 1642/43 kehrten die Mönche aus allen Winkeln Frankreichs zu den Ruinen ihres Klosters zurück, wurden aber noch einige Jahre mit Einquartierungen belastet. Erst nachdem der Friede wieder eingekehrt war, konnte man mit Unterstützung der Könige von Frankreich und Polen mit dem Wiederaufbau beginnen.

Abt Claude II. verstarb 1662.

Das Kloster wurde dann mehrere Jahre bis 1665 durch den Abt von Vaux La Douze Pierre II. Viard (1650–1669 ) verwaltet.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt François II. de Machault (1667–1678? ) gewählt. Er gehörte zum strengen Ordenszweig der Feillanten.

Jean de la Barrière war 1573 als Zisterzienser ins  Kloster Eaunes eingetreten. Er strebte dann eine Ordensreform an.In wörtlicher Auslegung der Benediktsregel strebteer  ein asketisches Modell der Heiligkeit des Mönches an.

Das brachte ihn in Gegensatz zu Generalabt Nicolas I. Boucherat (1571-1583) Dieser exkommunzierte ihn. Dagegen wehrte er sich. Er fand aber auch Fürsprecher. Mit Unterstützung von König Heinrich III. (1551-1589) von Frankreich gründete er in

Faubourg Saint-Honoré das Kloster Saint-Bernard. Papst Sixtus V. (1585-1590) billigte 1586 die „Kongregation Unserer Lieben Frau von Feuillant“  und erlaubte ab 1587 Klostergründungen in Rom.

Papst Sixtus befahl Jean de la Barriere zu einem außerordentlichen Generalkapitel nach Turin. Dort wurden weitreichende Beschlüsse über seinen Kopf hinweg gefällt. Er reiste nach Rom weiter. Dort wurde ihm seine Entmachtung bewusst.

Er wurde für unwürdig erklärt, jegliches geistliche Oberen-Amt zu übernehmen. Er durfte Rom nicht verlassen. Er lebte als einfacher Mönch heiligmäßig im Kloster Santa Pudenziana.

1599 wurde er rehabilitiert. Er starb 1600.

Abt Francois hatte im Krieg völlig zerstörtes Kloster übernommen.

Er versuchte, die Klosterdisziplin  wieder zur Geltung zu bringen. Von Herzog Karl IV. (1625-1675) erwirkte er 1669 bedeutende Steuererleichterungen für die in Lothringen gelegenen Besitzungen des Klosters.

Den Ritterorden von Calatrava versuchte er wieder unter die Jurisdiktion von Morimond zu bringen. Er griff den Vorschlag  der spanischen Regentin (1649-1665) Maria Anna von Österreich auf, Juan Velasco zum Prior des Ordens zu ernennen.

Er konnte aber sein Amt nicht antreten.

Der französische Kardinal Jules Mazarin führte von 1642 bis 1661 als Minister die Regierungsgeschäfte in Frankreich. Bei seinem Tod erklärte König Ludwig XIV. (1643-1715)dass er keinen Minister mehr ernennen werde, sondern die

Regierungsgeschäfte in eigener Regie führen werde. Füt Frankreich bedeutete das  aber wieder Krieg. 1672-1678 führte er Krieg gegen die Niederlande, der erst durch den Frieden on Nimwegen beendet wurde.

Die Champagne aber auch die Franche-Comté war Kriegsschauplatz geworden. Die Mönche mussten wieder ihr Kloster verlassen. Die einen zogen mit den Kostbarkeiten des Klosters nach Langres, die anderen, unter ihnen

der Abt ins Collège St.Bernard.

Das Kloster wurde von spanischen Guerillas geplündert. Die Mönche konnten erst 1678 nach dem Frieden von Nimwegen wieder in ihr Kloster zurückkehren.

Nach Dubois verstarb Abt Francois  1680. (S. 372)

Als 55. Abt führt die Biographia Cisterciensis Nicolas II. de Chevigny (1681–1683 )

Auf ihn folgte Benoît-Henri Duchesne (1683–1703 ) Er verstarb 1703

Ludwig XIV. hatte innenpolitisch begonnen, die Kontrolle über die französische Staatskirche auszubauen. Er ging davon aus, dass die Einheit der Nation zu stärken, die durch die Reformation verursachte Spaltung des Christentums überwinden

werden musste.

Nach dem Tod von Abt  Benoît-Henri Duchesne ließ König Ludwig den Mönchen von Morimond mitteilen, dass er ihnen die Erlaubnis erteile, sich zur Wahl eines Abtes zu versammeln.

Als seinen Kommissar ernannte er den Intendanten von Champagne.

Nach erfolgter Wahl wurde der neue Abt feierlich bekannt gegeben und jeder einzelne Mönch musste dem Abt Gehorsam bis in den Tod hinein versprechen.

Abt Nicolas III. Aubertot de Mauveignan (1703-1729) wurde am 9. Juli 1703 von König Ludwig XIV. und am 26. November  von Papst Clemens XI.(1700-1721) bestätigt. Er wurde am 2. Februar 1705 benediziert.  

Die Kosten für eine Abtswahl waren nicht unbedeutend. Alle Staatsbeamten, die an der Installation eines Abtes  beteiligt waren, ließen sich teuer bezahlen.

Dazu kamen die Kosten  bei der römischen Kurie. Nach Dubois betrugen sie bei Abt Nicolas für Bullen und Vollmachten 1400 Florentiner, das sind etwa 302.357,00 €. (S.340)

Er war Beichtvater des Bischofs von Langres François-Louis de Clermont-Tonnerre (1696-1724) und er war wohl auch mit ihm befreundet.

Der Bischof übertrug dem Abt immer wieder bischöfliche Amtsausübungen wie Visitationen von Pfarreien oder die Weihe von Kirchen.

In Morimond begann er mit dem kompletten Neubau des während der Kriege im vorigen Jahrhundert völlig zerstörten Klosters. Trotz der immensen Schulden, die auf dem Kloster lasteten,

ließ er die Klosterkirche wiederherstellen, ebenso die Konventgebäude, die Prälatur, ein Gästehaus, die Kreuzgänge, das Pfortenhaus so wie  die Klausur.

Die Grangien Grignoncourt und Génichaux wurden wieder instand gesetzt. Die Außenanlagen wurden umgestaltet. Mit der Bibliothek begann er. Deren Fertigstellung erlebte er aber nicht mehr.

Der bekannte Benediktiner Edmond Martène, Historiker und Liturgiker, besuchte und durchforschte  die Bibliotheken vieler Klöster und Kirchen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, um Dokumente für die Gallia christiana, an deren Ausgabe die Mauriner arbeiteten, ausfindig zu machen.

Zur Kongregation der Mauriner gehörte auch Kloster St-Rémy in Reims, die Mutterabtei von Edmond Martène. Er hatte also einen guten Überblick über Klöster und schrieb über Kloster Morimond:

“ Seit 30 Jahren hatte die Abtei nichts von äußerem Glanze, aber der Herr Abt hat einen prächtigen Bau begonnen der keinem Hause des Ordens nachstehen wird.“ Aubertot, Nicolas in Biographia Cisterciensis.

Abt Nicolas verstatb nach der biographia Cisterciensi 1729, nach Dubois 1720 (S. 372)

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Lazare Languet (1729–1736 ) einstimmig gewählt.  Et stammte aus einer alteingesessenen Familie in Burgund. Sein Vater war Generalprokurator am Parlement in Dijon, seine Mutter Marie Robelin eine Tochter des Parlementpräsidenten Lazare Roblin.

Sein Bruder Jean-Joseph Languet de Gergy war Erzbischof in Sens (1730-1753)

Abt Lazare wehrte sich zwar mit aller Kraft gegen seine Wahl, weil er sich nicht

für würdig befand. Seine Amtsführung zeigte aber, dass dieses völlig unbegründet war.

Vor seiner Wahl war er Doktor der Theologie der Sorbonne und Prior der Abtei La Ferté.

1710 wurde er Abt von Saint Sulpice im Bugey.

Nach seiner Wahl forderte er den Generalabt Andoche Pernot des Crots ( 1727–1748) wieder ein Generalkapitel abzuhalten. Er hielt diese Versammlungen für die Einheit des Ordens und di9e Erneuerung der Zucht für wichtig.

Dazu kam es aber während seiner Amtszeit nicht mehr. Das Generalkapitel fand erst 1737 im Jahr nach seinem Tod statt.

Abt Lazare sorgte dafür, dass die Handwerker im Kloster, die Arbeiter in den Klosterwerkstätten und die Taglöhner auf den Höfen, zusammen waren das etwa 200 Menschen, eine Kirche für ihren Gottesdienst erhielten.

Mit Erlaubnis des Bischofs von Langres Pierre de Pardaillan de Gondrin d’Antin (1724–1733 ) wies er ihnen die St. Ursula-Kapelle naher der Klosterpforte als Pfarrkirche an. Dort sollten sie den Gottesdienst besuchen und die Sakramente empfangen.

Versorgt wurde die Pfarrei von den Ordenspriestern.

Er ließ  die Gebäude der Grangie Les Gouttes-Hautes wieder instandsetzen, dass die Schweden im 30-jährigen Krieg niedergebrannt hatten. Dort betrieb das Kloster Weinberge von etwa 50 Hektar, belegt seit Mitte des 13. Jahrhunderts.

Normalerweise war es bewohnt von einem Laienbruder, der die Winzer und Ackerbauern des Klosters überwachte.

Für den Orden war er von 1729-1734 Generalprokurator in Rom.

Er litt an einer Abzehrungserkrankung, der während einer Visitationsreise in der Franche-Comté und Lothringen erlag.

Er starbim Alter von 60 Jahren  am 20. Januar 1736 im Kloster Rosières im Departement Jura der Region Bourgogne-Franche-Comté.

Am 15. Mai 1736 wurde Nicolas Philibert Guyot als 59. Abt zu seinem Nachfolger gewählt. Er war erst 29 Nicolas noch Jahre alt. Er war der jüngste Abt den Morimond je hatte.

Er war war Bakkalaureus der Theologie.

Die Wahl erfolgte einstimmig. Königlicher Kommissar bei der Wahl war M Lepeletier de Beaupré, Intendant der Champagne.

Trotz seiner Jugend wurde er von den Bischöfen und seinen Mitäbte geachtet.

Im April 1738 erhielt er seine Ernennungsurkunde aus Rom. Dann wurde er vom Bischof von Dijon Jean Bouhier (1731–1743) im Beisein des Bischofs von Langres und mehrerer Zisterzienseräbten

der Privatkapelle von Bischof Bouvier zum Abt geweiht.

Im Protokoll der Benedikation wurde Abt Nikolas noch als General-Superiot des Ritterordens von Calatrava geführt.

Der Friede von Wien 1738 wurde zwischen Österreich und Frankreich unterzeichnet. Er beendete Polnischen Thronfolgekrieg. Kurfürst August von Sachsen (1733-1763) wurde als polnischer König bestätigt.

Frankreichs Kandidat Stanislaus I. Leszczyński behielt den königlichen Titel und bekam die Herzogtümer Lothringen und Bar auf Lebenszeit zugesprochen, beide allerdings unter französischer Verwaltung. Nach seinem Tod sollten sie auch offiziell an Frankreich fallen.

Seine Tochter Maria Leszczyńska (1703-1768) war mit dem französischen König Ludwig XV. (1715-1774) verheiratet und erbte diese Herzogtümer mit dem Tod ihres Vaters 1766.

Damit fielen sie vertragsgemäß an Frankreich. Da sie mit dem Frieden von Wien schon unter französischer Verwaltung waren, konnte 1737 wieder ein Gentalkapitel in Frankreich abgehalten werden.Es fand unter großer Beteiligung von Äbten aus 14

Nationen statt.

Er begann eine Gemäldegalerie anzulegen. Die vorhandenen Gemälde ergänzte er  mit Bildern, die er aus Rom und Paris kommen ließ.

Er beschäftigte sich viel  mit den zeitlichen Angelegenheiten seines Klosters,, nach Geschmack von Abbé Dubois zu viel. (S. 345).

Er besuchte die Höfe, die Meiereien und selbst die abgelegensten Besitzungen.

Einmal auf der Rückfahrt nach Les Gouttes scheuten die Pferde. Sein Wagen stürzte um und er wurde schwer verletzt.

In das Haus in dem er untergebracht war, schlug der Blitz ein.

Er verstarb nach der Biographia cisterciensis am  29. März 1753.

Zum 60. Abt wurde Pierre III. Thirion (1753–1778 ) am 19. März 1753 gewählt. Wahrscheinlich lebte da sein Vorgänger noch.

Abt Pierre  führte die Neubauten seines Vorgängers fort. Er ließ die alte Kirche abreißen. Die Kirche erhielt eine monumentale neue Orgel, einen majestätischen Hochaltar und ein neues Chorgestühl.

Eine neue prachtvolle Bibliothek wurde erbaut. Sein Erdgeschoss mit sechs Flügeltüren sollte als Vorhalle der Kirche dienen.

Abt Pierre begann mit dem Bau des letzten Flügels des neuen Abteigebäudes. Er starb 8. Juli 1778 Biographia Cisterciensis.

Am 9. Oktober 1778 wurde Antoine Remy Chautan de Vercly (1778-1790, † 16. Jan. 1823)als 61. und letzter Abt von Kloster Morimond gewählt.

Er war ein Cousin seines Vorgängers. Bei seiner Wahl war er Cellerar in Morimond.

Er setzte den von seinen Vorgängern begonnenen Wiederaufbau  des Klosters fort.

1786 eröffnete das Kloster eine weiterführende Schule für die Jugend der umliegenden Dörfer.

Am 14. Juli 1789 hatte mit dem Sturm auf die Bastille die französische Revolution begonnen.

1700 musste der französische Klerus einen Eid auf die neue Verfassung ablegen. Papst Pius VI. (1775-1799) hatte bereits die Erklärung der Menschenrechte als gottlos bezeichnet. Er belegte den

Eid mit der Strafe der Exkommunikation. 1790 wurden dann alle Klöster von der Revolutionsregierung aufgelöst. Die Mönche blieben zunächst im Kloster, wurden aber am Palmsonntag 1791von dort mit

Polizeigewalt vertrieben.

Abt Antoine begab sich ins Exil nach Deutschland. Von Dezember 1792-August 1793 war er im Kloster Marienfeld im Bistum Münster.

Dann war er bis mindestens 1799, unterbrochen nur durch Reisen, im Kloster Reifenstein im Landkreis Eichsfeld in Thüringen.

Nach acht Jahren Exil kehrte er nach Frankreich zurück. Er lebte dann in Borny, einem kleinen Ort bei Metz.Dort lebten einige seiner Verwandten.

Von Borny aus versuchte er Kontakt zu seinen ehemaligen Konventualen zu unterhalten.

Er besuchte mit dem ehemaligen Novizenmeister von Morimond Bernard de Girmont 1814 die Überreste ihres ehemaligen Kloster Morimond und Dom Louis-Etienne Guérin († 17. Jan. 1822), der als Einsiedler in Morimond lebte.

Bernard war nach der Aufhebung von Morimond erst zu seiner Familie gegangen, dann nach Deutschland.

In Darfeld-Rosenthal hatte der Trappistenmönch Eugène de Laprade mit Unterstützung des Erbdrosten zu Vischering ein Kloster gegründet.Dort trat Bernard 1798. Als Laprade in Driburg eine Filiale gründete,

übertrug er dies Bernard und setzte ihn dort als Prior ein. Dort lebten etwa 60 Religiosen. Er machte sich aus Almosenreise mit gutem Erfolg.

1811 hob Napoleon die Trappistenklöster auf. Bernard ging nach Frankreich zurück. Er erscheint wieder 1814 bei einer Audienz von König Ludwig XVIII. am 20. Augist 1814.

Er und Laprade erhielten die Erlaubnis für eine Rückkehr der Zisterzienser nach Frankreich.

1815 gründete im eine Gruppe Darfelder Mönche in Port-du-Salut in Entrammes das erste Zisterzienserkloster nach der französischen Revolution,

Der ehemalige Abt Antoine spielte öffentlich keine Rolle mehr nach der Schließung von Kloster Morimond.

Er war Ehrendomherr der Kathedrale von Metz und assistierte und predigte Chautan dort häufig bei Pontifikalämtern, oft vertrat er auch den Gemeindepfarrer in Borny und Colombey. Er starb am 16. Januar 1823 in Borny

und ist dort begraben.

Seinen Nachlass, bestehend u.a. aus seiner Bibliothek, Gegenständen aus der ehemaligen Abteikirche Morimond und Reliquien des. hl. Bernhard von Clairvaux, die er vom letzten Abt von Clairvaux Louis-Marie Rocourt († 6. April 1824)

erhalten hatte, vermachte er testamentarisch der neuen Zisterzienserabtei Port-du-Salut.

Kloster Morimond hatte 675 Jahte bestanden, bis zu seiner Auflösung 61 Äbte gehabt. Es hat etwa 300 Männerklöster als Töchter und 5 geistliche Ritterorden.

Eine Auflistung findet sich bei Dubois S. 375-379

29 Okt 2023

Friedrich V. von der Pfalz ( der “Winterkönig”)und seine Familie

 

 

Friedrich V. wurde am 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang als erster Sohn des pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. (1574-1610) und Luise Juliane von Nassau Oranien (1576-1644) geboren.

Sein Vater stammte aus der Linie von Pfalz-Simmern. Unter Friedrich IV. wurde in Auhausen (heute im Landkreis Donau-Ries und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen in Bayern)die Protestantische Union (auch Union von Auhausen) gegründet. Das war ein Zusammenschluss von acht protestantischen Fürsten und  17 protestantischen Städten im Heiligen Römischen Reich. Bevollmächtigter von Friedrich IV.  war  Christian von Anhalt.

Die pfalzgräfliche Abkunft väterlicherseits und seine Verwandtschaftsbeziehungen mütterlicherseits bis in den französischen Hochadel hinein boten Friedrich V.  eine verheißungsvolle Ausgangsposition.

Da zu dieser Zeit die Pest in Heidelberg grassierte, verbrachte Friedrich V. die ersten beiden Jahre seiner Kindheit in der Oberpfalz. Er wurde zur Erziehung an den Hof des Fürsten von Sedan, Heinrich von Bouillon, gegeben.

Neben einer standesgemäßen höfischen Erziehung  erhielt er auf ausdrücklichen Wunsch seiner Eltern eine gründliche theologische Ausbildung durch Daniel Tilenus, der in  Sedan seit 1599 Studiendirektor war. Er galt

galt als Vertreter eines gemäßigten, königstreuen Kalvinismus. Er war durch die Religionskriege in Frankreich massgeblich geprägt. Deshalb forderte er eine grenzübergreifende Solidarität unter den Reformierten. Den Fürsten machte er es geradezu zur Christenpflicht, auch in anderen Ländern einzugreifen, wenn Glaubensbrüder von der Obrigkeit verfolgt oder bedrängt wurden. Neben seiner theologischen Ausbildung sollte er mit der französischen Hofkultur vertraut gemacht werden.

Natürlich erlernte er die französischen Sprache. Das sollte ihn zur Erfüllung diplomatische Aufgaben, aber auch zur  Verheiratung mit einer ausländischen Fürstentochter vorbereiten.

Am 19. September 1610 starb Friedrich IV.  mit nur 36 Jahren an den Folgen seines unmäßigen Lebenswandels. Er hatte schon 1602 entgegen allen Reichsgesetzen die kalvinistischen Pfalz-Grafen von Zweibrücken als Vormünder und Kuradministratoren bestimmt.

Gemäß der Goldenen Bulle von 1356 wären die nächsten männlichen Verwandten, in diesem  Fall die Pfalzgrafen von Neuburg dazu berechtigt waren.  Natürlich kam es zu einem heftigen Streit zwischen den pfälzischen Linien Zweibrücken und Neuburg.

Johann II. von Pfalz-Zweibrücken wurde der Vormund von Friedrich V. und war auch Kuradministrator. Der Streit zwischen den beiden pfälzischen Linien endete erst mit der Volljährigkeit Friedrichs. Kanzler war, wie schon unter seinem Vater Christian von Anhalt,

der auch seine Vertrauensperson war. Er hatte auch die Weichen für den jungen Kurfürsten gestellt. Ein großer Coup gelang ihm mit der Vermählung Friedrichs mit Elisabeth Stuart, Tochter König Jakobs I. Sowohl der Heidelberger Oberrat und die Fürsten der Protestantischen Union begrüßten diese dynastische Verbindung nicht unbedingt  vorbehaltlos. In Deutschland befürchtete man eine stärkere ausländische Einflussnahme auf die Innenpolitik der protestantischen Reichsstände. Auch am Londoner Hof stieß die Pfälzer Werbung zunächst auf Skepsis. Zum einen  konnten sich die Engländer unter dem Titel eines „Pfalzgrafen“ nichts vorstellen. Schon mehrere Eheangebote waren in London entweder wegen der Religion oder als “nicht standesgemäß” abgelehnt worden.

Die Mutter Elisabeths Anna von Dänemark war stark gegen diese Eheschließung und auch die Madrider Diplomaten hätten die englische Königstochter lieber mit dem spanischen König vermählt. Sie streuten das Gerücht, Friedrich sei körperlich verunstaltet.

So wurde Hans Meinrad von Schönberg zum Jahreswechsel 1611/12 nach England geschickt, um die Vorteile einer ehelichen Verbindung von Friedrich und Elisabeth herauszustreichen. Meinhard war seit 1611 im Dienste von Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg. Auch für die protestantische Union erfüllte er viele zum Teil brisante Aufträge und diplomatische Aufgaben wie z.B. diese Brautwerbung. Seit dem 1.11. 1611 war er Hofmeister am kurpfälzischen Hof in Heidelberg. Seine Werbung war ja auch von Erfolg gekrönt. Als er zur Ratifikation des Ehevertrages nach London reiste, lernte er Anna Sutton-Dudley, die Tochter des 5. Baron Dudley, kennen. Sein persönliches Erfolgserlebnis. Er heiratete Anna am 22. März 1615 in London.

Als Friedrich V. 1612 selbst nach England reiste machte sich seine sorgfältige Erziehung bezahlt. Sein angenehmes Äußeres und seine vollendeten Umgangsformen beeindruckten. Er gewann auch schnell Elisabeths Herz und aus dieser aus rein politischen Gründen angebahnten Adelsverbindung war eine richtige Liebesheirat geworden.

Elisabeth wurde am 19. August 1596 als älteste Tochter Jakobs VI. von Schottland und Anna von Dänemark geboren. Sie war die Enkelin von Maria Stuart, die 1587 hingerichtet worden war. Sie hatte mehrere Geschwister, die als Kleinkinder starben. Nur zwei Brüder überlebten das Kleinkindalter. Der Ältere, Henry Frederick, der Thronanwärter starb mit 18. Der jünger Bruder Karl wurde 1625 als Charles I. König von England. Sie wurde wie für englische Königstöchter üblich von loyal zum Königshaus stehenden Adligen erzogen.

Ihre letzte Erziehungsstation war die Familie von Lord John Harington und seiner Frau Anne. Lord John war ein Patensohn von Elisabeth I. Die Familie war streng protestantisch. Sie lebte auf deren Gut Combe Abbey, einer ehemaligen Zisterzienserabtei, die

Lord John zu einem Herrenhaus umgebaut hatte.Dort lernte sie schreiben, reiten und die Fremdsprachen italienisch und französisch. 1608 zog sie an den englischen Königshof, wo sie eine enge Bindung zu ihrem Bruder Henry Frederick hatte.

Am 14. Februar 1613 wurde in der Kapelle des Whitehall Palace die Ehe zwischen dem Kurfürsten Friedrich V. und Elisabeth Stuart geschlossen. Anlässlich der Hochzeit gab es aufwändig inszenierte Feierlichkeiten in London und in England. Dies erschien auch

als ein deutliches Signal gegen die katholisch-habsburgische Vormachtstellung in Europa. Von der protestantischen Bevölkerung wurde das euphorisch wahrgenommen, was eine Fülle von Flugblättern, Pamphleten und Traktaten unterstreicht.

In London wurde die Hochzeit mit einem großen Feuerwerk auf der Themse gefeiert. Über Vlissingen/Zeeland reisten sie nach Den Haag weiter, wo sie von Maurits von Nassau, dem Onkel des Kurfürsten und Statthalter der Niederlande begrüßt wurden.

Rheinaufwärts fuhr man dann auf drei Schiffen bis Oppenheim. Die Feierlichkeiten in Heidelberg dauerten mehrere Tage. Die prunkvollen Feierlichkeiten verschlangen Unsummen.

Nach der Hochzeit baute das junge Paar seien Hauptstadt Heidelberg  zielstrebig zu einer barocken Musterresidenz aus. In der Heidelberger Residenz wurde der “Englische Bau” errichtet und mit dem 1615 erbauten Elisabethentor erhielt die englische Königstochter einen separaten Eingang in die Residenz. Dann begann man mit dem weithin berühmten Hortus Palatinus, einem Hofgarten. Baumeister war der normannische Gartenarchitekt Salomon de Caus.

Am 1. Januar 1614 gebar Elisabeth  einen Sohn, das auf den Namen Friedrich Heinrich getaufte   erste Kind, dem zwölf weitere Folgen sollten.

Der Hochzeitsvertrag hatte der Königstochter Elisabeth eine Sonderstellung zugesichert. Das führte immer wieder zu Reibereien mit ihrer Schwiegermutter  Luise Juliane. Die Wogen glättete dann immer sein Hofrat. Zusammen mit seiner englischen Frau spielte er die Rolle von Ersatzeltern für das junge Kurfürstenpaar. Im privaten Umfeld schottete Hans Meinhard von Schönberg den Kurfürsten ab, im politischen Bereich stellte Christian von Anhalt die Weichen. Als Meinhard am 3. August 1616 plötzlich starb,war das ein schwerer Verlust für den Kurfürsten. Seine Frau war schon kurz nach der Geburt des einzigen Kindes Friedrich von Schönberg, des späteren Feldherrn und Marschall von Frankreich, gestorben.

Mit seinem 18. Geburtstag übernahm Friedrich die Regierung. Die Regierungsgeschäfte führte aber der Oberrat, ein Gremium aus drei adligen und drei gelehrten bürgerlichen Räten, außerdem der Hofmeister, der Marschall und der Kanzler. Unter den Räten war

Dr. Ludwig Camerarius der wichtigste Mann. Er war schon Friedrich IV. 1598 in den Oberrat berufen worden. Zunächst war er überwiegend mit rechtskundlichen Aufgaben betraut. 1603 wurde er in die pfälzische Reichsgesandtschaft aufgenommen. Er wurde zum wichtigsten Diplomaten der Kurpfalz für die Äußere Politik innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches.

Ein verstörendes Erlebnis hatte Friedrich V. kurz nach seiner Regierungsübernahme. Er weilte auf einer Sitzung der Union in Heilbronn, als er von einem heftigen Sumpffieber ergriffen wurde. Er erholte sich zwar rasch, doch erlitt er einen Rückfall, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Diese Krankheit veränderte auch seine Persönlichkeit. Er Wirkte nun äußerlich schon kraftlos, schläfrig und kränklich. Seiner Umgebung fiel sein melancholischer, ja fast depressiver Charakter auf.

Am 22. Dezember 1617 wurde Karl Ludwig, der zweite Sohn, in Heidelberg geboren. (+ 22.8.1680)

Ein Jahr später kam das dritte Kind, Elisabeth am  26. Dezember 1618 in Heidelberg zur Welt. (+ 8.2. 1680)

Die politische Großwetterlage verdüsterte sich zunehmend. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wurde immer brüchiger. Die Lage wurde noch komplizierter durch die Ausbreitung des Calvinismus, der im Religionsfrieden “verfassungsrechtlich” gar nicht berücksichtigt war. Ottheinrich (regiert von 1556-1559) führte die lutherische Konfession in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich III. von Pfalz-Simmern (reg. 1559-1576) führte den Calvinismus in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich IV., der Vater von Friedrich V., führte einen erneuten Bekenntniswechsel zurück zum Luthertum durch. Sein früher Tod hatte zur Vormundschaft von Johann II. von Pfalz-Zweibrücken geführt. (s.o.) Dieser hatte das calvinistische Bekenntnis seines Vaters Friedrichs III. beibehalten.

Er benutzte die Vormundschaft, um das reformierte Bekenntnis erneut in der Kurpfalz einzuführen.

In den katholisch gebliebenen Territorien setzte verstärkt die Gegenreformation ein. Die zunehmende Verhärtung zeigte sich auch in der illegalen Besetzung der lutherischen Reichsstadt Donauwörth durch Truppen des katholischen Herzogs Maximilian von Bayern 1607 . Das wiederum führte zur Gründung der protestantischen Union durch Friedrich IV. (s.o.) Der von 1609 bis 1614 schwelende jülisch-klevische Erbstreit hätte das Reich beinahe in einen Krieg gestürzt. Bei diesem Streit mischten auch die kurpfälzischen Berater kräftig mit. Christian von Anhalt, seit 1595 in den Diensten von Friedrich IV. einigte sich im Winter von 1609 auf 1610 mit Heinrich IV. auf ein gemeinsames militärisches Vorgehen mit Frankreich im jülisch-klevische Erbstreit. Hans Meinhard von Schönberg nahm an der Belagerung von Jülich als „Obrister über die Artillerie, Fortification und ein Regiment Fußvolk“ teil und trug entscheidend zum Gelingen bei.  Der Streit endete 1614 mit einem Kompromiss. Der nächste Konflikt stand schon bevor.

In den böhmischen Kronlanden der Habsburger sah sich das Haus Habsburg als Schutzmacht des Katholizismus. Böhmen war aber überwiegend protestantisch. Matthias von Habsburg wurde am 23.Mai 1611 zum König von Böhmen gekrönt. Matthias, seit 1612 Kaiser, hatte keine Erben.1618 schlug er seinen Cousin Erzherzog Ferdinand zum böhmischen König vor. Er wurde auch von den böhmischen Ständevertretern gewählt, obwohl bekannt war, dass Erzherzog Ferdinand in seinen österreichischen Ländern die Gegenreformation betrieben hatte. Nach der Wahl wurde der Einfluss der Protestanten massiv beschnitten. Sie forderten nun gemäß den 1609 gewährten „Majestätsbriefes“ für sich die freie Religionsausübung, Königswahl und Landtagseinberufung. Diese Forderung wurde in Wien ignoriert. Nun brach der böhmische Ständeaufstand aus, symbolträchtiger Höhepunkt, der zweite Prager Fenstersturz. Am 20. März 1619 starb Kaiser Matthias in Wien. Nun verweigerten die böhmischen Stände Ferdinand den Anspruch auf die Wenzelskrone und erklärten ihn für abgesetzt. Der Prager Landtag verabschiedete eine neue Ständeverfassung für Böhmen,wichtigster Punkt die Wahl eine neuen Königs. Nun kam auch der Pfälzer Kurfürst ins Spiel. Christian von Anhalt hatte von seinem Amtssitz in Amberg aus  schon seit 1618  geheime Beziehungen nach Prag gepflegt. Er hatte für die böhmischen Stände Militärhilfe organisiert. Er verhandelte mit den Ständen auch über die Krönung eines neuen Monarchen. Mitte 1619 empfing Friedrich und Christian in Amberg eine Prager Delegation, die Friedrich die böhmische Krone antrug. Eine Annahme dieses Gesuchs würde natürlich eine Provokation des Kaiserhauses bedeuten. Auch der Heidelberger Oberrat fand in seinem Gutachten mehr Risiken als Chancen gegen in einer böhmischen Kür. Sein Schwiegervater Jakob sagte Friedrich klar, dass er von England keine Hilfe erwarten dürfe. Die übrigen Fürsten der Protestantischen Union reagierten ablehnend auf das Vorhaben. Sein katholischer Verwandter aus der bayrischen Linie der Wittelsbacher, Herzog Maximilian von Bayern (1598–1651), warnte ihn brieflich klar und deutlich vor der Annahme der böhmischen Krone und erklärte “dass ich der Erste bin, der gegen die Böhmen undt Ihren unrechtmässigen König zu Veldte zieht” Sein Kanzler Christian und  seine Frau Elisabeth bestärkten Friedrich in seinem Vorhaben, wobei nicht klar ist, wie stark die Rolle seiner Frau bei dieser Entscheidung war. Als Friedrich zustimmte, wählten ihn die die böhmischen Stände am 27. August 1619 zu ihrem  König, genau einen Tag vor der Kaiserwahl Ferdinands II. in Frankfurt. 

Mit seiner schwangeren Frau und einem Gefolge von über 500 Leuten zog Friedrich in Prag ein und wurde begeistert empfangen. Der Jubel währte aber nicht lange. Die böhmischen Stände wollten ihre Macht nicht mit einem Monarchen teilen. Das Volk fühlte sich getäuscht, weil Friedrich sein Versprechen, die Religionsfreiheit zu achten, brach. Die calvinistischen Ideen wurden mit Gewalt verbreitet.Der Bildersturm im Prager Veitsdom Ende 1619 bildete einen traurigen Höhepunkt.

Auch außenpolitisch war Friedrich schnell isoliert. Die Unionsfürsten waren schon im Vorfeld der böhmischen Kür gegen eine solche und lehnten eine militärische Hilfe ab. Sein Schwiegervater hatte ihm im Vorfeld ja auch erklärt, dass er keine Hilfe erwarten könne. Kaiserliche Truppen mit spanischer Verstärkung rückten in Böhmen ein. Der sächsische Kurfürst Johann Georgs I. (1611–1656), dem die böhmische Krone von den gemäßigten protestantischen böhmischen Ständen ebenfalls angetragen worden  war, die er aber abgelehnt hatte, überrannte die Lausitz und Schlesien.

Friedrich verfügte nur über eine schlecht ausgerüstete Armee. Vor allem fehlte ihm Geld, so dass er den Sold nicht zahlen konnte. Einige verkauften ihre Waffen an den Feind. Andere desertierten. Durch einen Spion erfuhr Friedrich, dass die Kaiserlichen direkt auf Prag vorrücken wollten. Er ließ daher sein Heer unter Führung Christian von Anhalt auf dem Weissen Berg, einer Anhöhe vor Prag Stellung beziehen. Diese bot zwar einen strategischen Anhalt. Doch das Zahlenverhältnis sprach gegen ihn. 21.000 seiner Soldaten standen 28 000 Mann der Kaiserlichen gegenüber und wurden auch schnell überrannt. Die Schlacht war verloren und Friedrich floh noch in der Nacht mit seiner Familie aus Prag.

Zunächst floh er mit seiner Familie nach Brandenburg und Wolfenbüttel.   Als er in Küstrin in Brandenburg angekommen war, quittierte sein Kanzler Christian von Anhalt seinen Dienst.

Am 29. Januar 1621 wurde die Reichsacht über Friedrich  verhängt. Das war ein Verfassungsbruch des Kaisers. Die protestantischen Fürsten protestierten zwar dagegen. Der Protest wurde aber von Ferdinand zurückgewiesen und gleichzeitig die Abrüstung  der

protestantischen Truppen verlangt. Im März floh er schließlich ins Exil nach Holland.   Seine Gastgeber atmeten auf, denn wer  einen Geächteten unterstützten,war mit Sanktionen bedroht.Im April 1621 löste sich die Union auf. Im Sommer trat Johann II. von Pfalz Zweibrücken, der nach dem Tod von Friedrichs Vater die Vormundschaft für Friedrich übernommen hatte, als Statthalter der Kurpfalz in Heidelberg zurück. Die räumliche Distanz Friedrichs verhinderte  ein direktes Eingreifen Friedrichs. Weil die Lage aber für seine
Erblande immer bedrohlicher geworden war, ging er in der Nacht vom 2. auf den 3. April 1622 heimlich, mit nur zwei Begleitern aus seinem Exil über Calais nach Paris. Von dort reiste er weiter in die Südpfalz. Dort traf er auf die Truppen seines Heerführers General Ernst von Mansfeld. Diesen gab er sich zu erkennen. Er richtete  von dort aus auch gleich mehrere Schreiben an die evangelischen Fürsten. Er wollte die aufgelöste evangelische Union wiederbeleben. Graf von Mansfeld war seit 1610 immer für Gegenspieler des Hauses Habsburg tätig. Er hatte auch in Böhmen gekämpft. An der Schlacht am Weissen Berg hatte er aber nicht  persönlich teilgenommen, was ihm mit 100.000 Gulden aus der gegnerischen Kasse vergütet wurde. Seit dem Frühjahr 1621 diente er dem geächteten Friedrich. Am 27. April 1622 schlug er bei Mingolsheim den bayerisch-ligistischen Generalleutnant Tilly. Dieser Sieg und die persönliche Anwesenheit Friedrichs gaben der  pfälzischen Sache nochmals großen Auftrieb. Aber schon am  6. Mai 1622 erlitt  Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach bei Wimpfen eine vernichtende Niederlage. In dieser Schlacht waren für Friedrich nur die von Georg Friedrich aufgestellten und angeworbenen Truppen beteiligt. Von Manfelds Armee konnte nicht eingreifen. Einen weiteren Monat später konnte Tilly die Vereinigung der Armeen von Mansfeld und Christians von Braunschweig –Wolfenbüttel verhindern und schlug auch die Armee Christians. Diese beiden Niederlagen sowie ein dramatischer Mangel an Lebensmitteln wendeten das Blatt zu Ungunsten von Friedrich. Im Mai Juni überfiel von Mansfeld Darmstadt im Namen des Winterkönigs und nahm den Landgrafen als Geisel. Damit brachte Friedrich die lutherischen Staaten Europas gegen sich auf. Sein Schwiegervater Jakob  war empört und forderte Friedrich ultimativ auf, den Landgrafen sofort frei zu geben. Von Mansfeld überzeugte Friedrich schließlich,dass die pfälzischen Erblande nicht mehr zu halten waren. Er kehrte am 18. Juni 1622 nochmals nach Heidelberg zurück und ließ die 1619 verbliebenen Wertgegenstände und Akten nach Den Haag transportieren. Nach der Eroberung Heidelbergs im September 1622 fanden die Eroberer nur noch ein leeres Schloss vor. Den Sommer 1622 verbrachte Friedrich in Sedan, wo er ja seine Ausbildung erfahren hatte. Sehr ungern ging er im Oktober zurück in die Niederlande. Zum Jahreswechsel 1622/23 bildete Friedrich in Den Haag eine Exilregierung gebildet, zu deren Chef er Ludwig  Camerarius (s.o) ernannte. In Den Haag war Friedrich völlig auf die finanzielle Unterstützung seiner niederländischen und englischen Verwandtschaft angewiesen. Und dort befand er sich im Spannungsfeld widerstrebender Forderungen. Seine niederländischen Gastgeber waren für eine Fortsetzung des Krieges. Sein Schwiegervater wollte, dass Friedrich sich mit seinen Gegnern friedlich verglich. England und Spanien hatten im Mai 1623 einen Waffenstillstand für die Pfalz ausgehandelt. Friedrich weigerte sich zunächst von den Niederländern bestärkt, diesen zu ratifizieren. Erst als Jakob VI. mit ernsthaften Konsequenzen aus London drohte, musste Friedrich im November 1623 unterschreiben.

Schon im Februar 1623 hatte Kaiser Ferdinand II.die Pfälzer Kurwürde auf den Bayernherzog Maximilian übertragen. Um die politischen Tagesgeschäfte kümmerte sich Friedrich kaum, worüber sich Camerarius bitter beklagte. Einen regelrechten Geiz entwickelte er, wenn es um finanzielle Zuwendungen für seine Administration ging. Seine Hofhaltung verschlang aber Unsummen, für die von den Niederländern und London bewilligten Zahlungen meist nicht reichten. Ende 1620 baute er sich noch eine eigene Residenz in Rhenen

Das hatte für ihn den Vorteil, fernab des politischen Geschehens und der kritischen Blicke seiner Gastgeber zu sein.  Den größten Teil seiner Seit verbrachte er beim Jagen, auf langen Spaziergängen oder beim Schwimmen.

Der härteste Schicksalsschlag traf ihn am 17. Januar 1629, von dem er sich körperlich erst nach 15 Monaten erholte, seelisch aber nicht mehr. Vor Zaandam kam sein erstgeborener Sohn Friedrich Heinrich bei einem Schiffsunglück ums Leben.

Friedrich Heinrich, Pfalz, Pfalzgraf Auf Friedrich Heinrich hatte nicht nur sein Vater sondern der gesamte pfälzische Exilhof große Hoffnungen gesetzt. In den Plänen zahlreicher Diplomaten spielte er eine wichtige  Rolle.

Er war früh durch seine außergewöhnliche Intelligenz aufgefallen, die zu den besten Aussichten für seine Zukunft als Herrscher berechtigten. Jakob VI. wollte den Konflikt in der Pfalz durch die Heirat seines Enkels mit einer Infantin des Madrider Hofs friedlich lösen.

Bis dahin waren auch alle Bemühungen Friedrichs um die Rückgabe seiner Gebiete in der Pfalz gescheitert. Als Gustav Adolf in den Krieg eingriff, konnte er nochmals Hoffnung schöpfen. Als die Schweden im Dezember 1631 Oppenheim eroberten, kehrte Friedrich wieder nach Deutschland zurück.

Im Februar 1632 traf Friedrich mit Gustav Adolf in Frankfurt zusammen, da er aber keine Unterstützung aus London und Den Haag erhalten hatte, konnte er dem Schwedenkönig nichts anbieten. Friedrich sollte dem schwedischen König huldigen und die Pfalz quasi als Lehen von dem schwedischen König

nehmen. Das aber lehnte Friedrich ab und verzichtete auf Restitution. Er begab sich in das schwedisch besetzte Mainz. Am 16. November 1632 starb Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen.  Jetzt erst hatte sich England entschlossen, eine kleine Streitmacht und finanzielle Unterstützung zu stellen.

Aber das kam jetzt alles zu spät. Friedrich starb am 29. November in Mainz an der Pest. Die Eingeweide Friedrichs wurden entnommen und im Westchor der Katharinenkirche von Oppenheim beigesetzt. Den Leichnam nahm Friedrichs Bruder Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern auf der Flucht vor den anrückenden Spaniern ins sichere Sedan mit.  Wo Friedrich dort dann beigesetzt wurde, ist bis heute unbekannt.

Der zweite Sohn Karl Ludwig wuchs im holländischen Exil in den Haag zusammen mit seinen Geschwistern auf. Dort war der Heidelberger Kurpfälzer Geheime und Oberrat Vollrad von Plessen, der Kurfürst Friedrich ins Exil begleitet hatte, sein Lehrmeister und Tutor.

Nach dem Tode seines Vaters 1632 wurde sein Onkel Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern, der jüngere Bruder Friedrichs zum Vormund von Karl Ludwig. 1633 wurde er als Ritter in den englischen Hosenbandorden aufgenommen.

   

Die Schweden hatten die Pfalz 1632 wieder erobert und rückten im Mai 1633 wieder in Heidelberg ein. Ludwig Philipp hatte im April 1633 mit dem schwedischen Kanzler Oxenstierna einen Vertrag geschlossen, nach dem die Pfalz bis auf wichtige Plätze, an denen schwedische Garnisonen

verblieben, wieder den Erben Friedrichs V. zurückgegeben wurden. Aber schon nach der Schlacht von Nördlingen am 6. November 1634 zogen sich die Schweden auf linksrheinisches Gebiet zurück. Karl Ludwig flüchtete zusammen mit seinem Onkel über Saarbrücken nach Metz. Auf Rat seiner Mutter ging Karl Ludwig nach England, wo sein jüngerer Bruder Ruprecht am Hofe ihres Onkels Karl I. lebte. Dort war es  1648 zu einem 2. Bürgerkrieg gekommen, in dem Karl I. von Cromwell verhaftet wurde und nach einem Prozess zum Tode verurteilt und  am 30. Januar 1649 enthauptet wurde.

Karl Ludwig ging aufs Festland zurück zuerst zu seiner Mutter dann nach Kassel. Dort verlobte er sich mit Charlotte, der Tochter des hessischen  Landgrafen Wilhelm V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen. Die Heirat erfolgte am 12./22. Februar 1650 in Kassel. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor und zwar Karl II.(1651–1685), der spätere Kurfürst von der Pfalz.Dann folgte Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz (1652–1722), die1671 Herzog Philipp I. von Orléans, den Bruder von Ludwig XIV. heiratete und als Lieselotte von der Pfalz in die Geschichte einging.Das dritte Kind Friedrich wurde 1653 geboren und starb schon ein Jahr nach der Geburt. Die Ehe war nicht glücklich. Nach dem Tod des dritten Kindes verwies Charlotte ihren Mann  aus dem Schlafzimmer. Er wollte die Scheidung, doch Charlotte willigte nicht ein. Schließlich verstieß sie Karl Ludwig offiziell und proklamierte dies öffentlich.

Im September 1652 kam Louise Freifrau von Degenfeld als Kammerfräulein der Kurfürstin nach Heidelberg, die er nach der Scheidung von Charlotte in morganatischer Ehe heiratete.

Nach dem Westfälischen Frieden   erhielt   Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz in verkleinerter Form wieder zurück. In der Religionsfrage wurde der Passauer Vertrag von 1552 sowie der Augsburger Religionsfriede von 1555 bestätigt.Die Kurpfalz war eines der vom Krieg am schwersten betroffenen Gebiete. Sie hatte fast die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren. Er erhielt auch die Kurwürde zurück, allerdings nicht die bisherige. Diese war  mit dem Amt   des Reichsvikars und des Erztruchsessenamts verbunden gewesen   und die verblieb bei Bayern. In der Causa Palatina (IV. Artikel des    Osnabrücker  Friedensvertrag) wurde der 300 Jahre schwelende Konflikt zwischen der pfälzischen und bayrischen Wittelsbacher gelöst, in dem es darum ging, welche Linie als Kurfürsten an der Wahl des Königs teilnehmen sollte.   Im westfälischen Frieden wurde eine achte Kurwürde geschaffen. Es gab auch ein neues Amt dazu, das Erzschatzamt. Am 2. August 1652 wurde er Erzschatzmeister. Das war rangmäßig ein Abstieg. Die Pfalzgrafen rutschten in der Rangfolge der der weltlichen Kurämter vom ersten auf den letzten Platz. Noch schwerer wog auch der Verlust der Oberpfalz an Bayern, denn die war vor dem Krieg wirtschaftlich prosperierend und hatte vor allem, im Bergbau erhebliche Überschüsse erzielt.  Ein Erfolg war aber,  dass auch die calvinistische Konfession im Westfälischen Frieden als prinzipiell gleichberechtigt neben den Lutheranern und Katholiken anerkannt wurde. Karl Ludwig bestätigt am 10. Dezember 1650 den Lutheranern das Recht, ihre Religion auszuüben. Er mühte sich, den Neuaufbau der Kurpfalz nach den Zerstörungen des Krieges voranzubringen.

Am 1. November 1652 eröffnete Karl Ludwig die Heidelberger Universität wieder und übernahm das erste Rektorat. Er berief namhafte Professoren an die Universität wie Friedrich Spanheim den Jüngeren, Theologe und Kirchenhistoriker,Johann Heinrich Hottinger, Professor für das Alte Testament und Hebräisch, Johann Ludwig Fabricius, Professor für Systematische Theologie, Samuel von Pufendorf, für den Karl Ludwig einen Lehrstuhl für Natur und Völkerrecht einrichtete. Jacob Israel war Stadtphysikus in Heidelberg und lehrte an der Universität Physiologie, Anatomie und Chirurgie. Den einstigen weltruf konnte die universität aber trotz dieser Koryphäen nicht zurückgewinnen. Die Bibliothek musste neu aufgebaut werden nachdem Herzog Maximilian I.1622  nach München überführen wollte, nachdem Tilly Heidelberg erobert hatte. Er musste sie aber Papst Gregor XV. auf dessen ausdrücklichen Wunsch überlassen. Die wirtschaftliche Grundlage musste gewährleistet werden, neue Professoren berufen und Studenten angeworben worden. Das erste gedruckte Personal-und Vorlesungsverzeichnis wurde 1655 herausgegeben. Man bemühte sich vor allem um adlige Studenten, die das Recht auf freie Wohnungswahl und auch das Jagdrecht in den umliegenden Wäldern erhielten. 1653 ließen sich 127 Studenten einschreiben. Die Zahl ging aber ständig zurück, da es nicht gelungen war, die Universität auf eine gesündere wirtschaftliche Grundlage zu stellen.

Nach dem Tode des Kaisers Ferdinand III. 1657 übernahm Karl Ludwig das Amt des Reichsvikars, was allerdings auf heftigen Widerspruch seines Vetters Ferdinand Maria in München stieß, was beinahe in einem Waffengang endete.Die übrigen Kurfürsten vermittelten und verhinderten dies. Der Streit wurde dann erst 1724 endgültig beigelegt. Das Vikariat feierte Karl Ludwig mit Vikariatsprägungen.

1657 ließ sich Karl Ludwig auch von Charlotte scheiden, die diese Scheidung aber nie anerkannte. In diesem Jahr heiratetet er auch Louise von Degenfeld in Frankenthal. Aus dieser Ehe gingen dreizehn Kinder hervor, die aber nicht erbberechtigt waren, da Louise schon 1667 für sich und ihre Kinder auf alle Erbansprüche auf die Pfalz verzichtet hatte. Karl Ludwig gab ihr und den Kindern den Titel Raugrafen und stattete sie mit Lehen der erloschenen Raugrafschaft aus

Am 18. April 1659 wurde der Grundstein zur Providenzkirche gelegt. Sie entstand auf Initiative von Karl Ludwig und seiner Frau Louise. Sie wurde nach Plänen von Theodor Reber errichtet und erhielt den Namen Providenzkirche, nach dem Leitspruch Karl Ludwigs “Dominus providebit” (Der Herr wird sorgen) Sie wurde allerdings schon 1693 beim großen Stadtbrand im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört, dann aber von 1715-1721 wieder neu aufgebaut.

Wichtigstes Bauprojekt wurde die Planung einer neuen Residenz, nachdem das Heidelberger Schloss im 30-jährigen Krieg zerstört worden war. Eine neue zeitgemäße Residenz sollte in Mannheim entstehen. Mit der Ausarbeitung der Pläne wurde der französische Architekt Jean Marot beauftragt.

Es wurde so zwar nie ausgeführt. Aber die Bedeutung Mannheims wuchs schlagartig, so sehr dass Karl Ludwig durchaus als zweiter Gründer Mannheims betrachtet werden kann. Mannheim profitierte auch von seiner konsequenten Ansiedlungspolitik. Mit vielen Privilegien und Anreizen wurden Siedler in die Kurpfalz gelockt. Die Konfession spielte kaum eine Rolle. Es kamen holländische, französische, englische und Schweizer Immigranten auch Mennoniten und zahlreiche Juden.

Die Verwaltung wurde reorganisiert. Die Kammergüter wurden rationell ausgenutzt. Für Sicherheit und Ordnung wurde gesorgt. Der Weinbau wurde wieder hergestellt. Tabak-und Kartoffelanbau wurden eingeführt. Eine Akzise wurde wieder erhoben, also eine Verbrauchersteuer. Karl Ludwig errichtete Manufakturen, wie z.B. in Frankenthal, wo über 20 Manufakturen entstanden z.B. eine Tuchmanufaktur und eine Porzellanmanufaktur.

Der Wiederaufbau der zerstörten und darniederliegenden Kurpfalz gelang relativ schnell. Es gelang ihm allerdings nicht trotz eiserner, fast an Geiz grenzender Sparsamkeit sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich die leeren Staatskassen wieder zu füllen zumal er auch ein stehendes Heer aufbaute.

1671 heiratete seine 19-jährige Tochter Elisabeth Charlotte von der Pfalz den Bruder des französischen Königs Ludwig XIV., Philipp von Orléans. Als Liselottes Bruder Karl II. 1685 kinderlos verstarb, machte Ludwig XIV. für seine Schwägerin Erbansprüche gelten, was zum Pfälzischen Erbfolgekrieges von 1688 bis 1697 führte und in dessen Verlauf die Kurpfalz verwüstet  und Schloss Heidelberg zerstört wurde.

Am 18. März 1677 verstarb Karl Ludwigs Frau Louise Freifrau von Degenfeld mit 42 Jahren. Karl Ludwig heiratete ebenfalls in morganatischer Ehe Elisabeth Holländer von
Berau, Tochter des Tobias Holländer, der Säckelmeister und Bürgermeister von Schaffhausen. Mit ihr hatte er einen Sohn.

Außer zu seiner jüngsten Schwester Sophie von Hannover hatte er zu seinen Geschwistern kein besonders gutes Verhältnis. Seinem Bruder Rupert hatte er 1657 das Betreten des Heidelberger Schlosses ausdrücklich verboten.

Karl Ludwig starb am 28. August 1680 bei Edingen.

Elisabeth wurde am 26. Dezember 1618 in Heidelberg geboren. Sie wurde zunächst von ihrer Großmutter Kurfürstin Luise Juliane von Oranien in Heidelberg erzogen. Nach der Schlacht am Weissen Berg brachte sie Elisabeth zu ihren nach Berlin geflohenen Eltern.

Die Eltern zogen weiter ins Exil nach Den Haag. Elisabeth blieb 1627 am kurfürstlichen Hof in Brandenburg, wo ihre Tante Elisabeth Charlotte (1597-1660) mit dem brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm lebte, den sie 1616 in Heidelberg geheiratet hatte. Elisabeth lebte 8 Jahre

In Berlin und Kossen. Für ihre Erziehung war ihre Großmutter und ihre Tante Katharina Sophie zuständig, die von calvinistischer Frömmigkeit geprägt war. 1627 kam sie zu den Eltern zurück in den Exilhof von Den Haag. Die durchweg begabten Kinder des Winterkönigs und seiner Frau

erhielten im Prinzenhof in Leiden eine vorzügliche Erziehung. Neben Gouvernanten und Erziehern kümmerte sich auch Lehrkräfte der Universität von Leiden um die umfassende Bildung der Kinder. Der Heidelberger Katechismus stand genauso auf dem Stundenplan wie Lektionen in Geschichte, Mathematik und Recht. Fremdsprachen auf dem Programm aber auch Reiten und Ballett und Gesang für die Mädchen. Erbprinz Friedrich Heinrich und die Prinzessin Elisabethstachen  durch besondere Geistesgaben hervor.  Friedrich Heinrich kam ja 1629 bei einem Schiffsunglück ums Leben.

Nach dem Tod Friedrichs 1632 kamen alle Kinder an den Hof der Mutter nach Den Haag zurück. Die Söhne verließen nach und nach das Haus der Mutter. Die Prinzessinnen beherrschten verschiedene Sprachen, wie Lateinisch, Italienisch, Spanisch, Holländisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

Als Elisabeth kaum fünfzehn Jahre alt war, warb König Ladislaus IV. von Polen um ihre Hand. Sie gab ihm nicht das Jawort, auch weil das für sie bedeutet hätte, katholisch zu werden, worauf die polnische Geistlichkeit und der Reichstag bestanden.

Elisabeth war die Gelehrteste. Sie wandte sich  der Philosophie zu, stand in Briefwechsel mit Anna Maria von Schurmann, einer der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit. 1619 begann sie die Schriften von Descartes zu lesen. 1640 wurde Descartes an Elisabeths Hof in Den Haag eingeführt.

Der Wegbereiter der Aufklärung nahm seinen Wohnsitz ganz in der Nähe der kurpfälzischen Prinzessin. 1644 widmete ihr Descartes sein Hauptwerk über die „Prinzipien der Philosophie“.  Die beiden blieben in jahrelangem Briefwechsel verbunden. Die Verbindung blieb bestehen bis zum Tod von

Descartes im Jahr 1650. Descartes übernahm ihre Korrekturen und Vorschläge oft als gute Verbesserungen in seine Arbeiten. 1645 trat ihr Bruder Prinz Eduard von Pfalz zum Katholizismus über, was sie als überzeugte Kalvinistin stark betroffen gemacht hat.

1646 ermordete ihr Bruder Prinz Philipp von der Pfalz (1627 bis 1650) in Den Haag auf offener Straße den Marquis de l’Epinay, einen Günstling seiner Mutter , die angeblich ein Liebesverhältnis zum dem Franzosen unterhalten hatte. Das führte zum Bruch mit ihrer Mutter und sie ging zusammen mit ihrer Schwester Henriette Marie von der Pfalz (1626-1651) von 1646 bis 1647 und 1648 an den Hof ihres Vetters, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, wieder nach Berlin .

Schwer zu schaffen machte ihr auch das Schicksal ihres Onkels König Karl I. in England. König seit 1625 wurde er 1649 zum Tode verurteilt und am 30. Januar hingerichtet.

Nachdem ihr Bruder Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz wieder zurückerhalten hatte, konnte auch Elisabeth 1650 wieder nach Heidelberg zurückkehren. Schnell nahm sie Kontakt zu den Professoren an der wieder eröffneten Universität auf. Sie soll sogar Studenten um sich gesammelt haben und mit

ihnen über die Lehren von Descartes zu sprechen.

In diesem Jahr wurde auch ihre Schwester Louise Hollandine (1622-1709) als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr das Amt als Küsterin übertragen ihre Wahl zur Koadjutorin wurde aber von der regierenden Äbtissin, ihrer Cousine  Elisabeth Luise Juliane von Pfalz-Zweibrücken, verhindert.

Häusliche Zwietracht in Heidelberg, die unglückliche Ehe ihres Bruders und die anschließende Heirat mit Louise Freifrau von Degenfeld veranlassten Elisabeth, aus Heidelberg weg zu gehen. Wieder in Brandenburg betrieb sie von dort aus energisch ihre Aufnahme in das Stift Herford, unterstützt

vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Sie sollte dort Koadjutorin werden. Aber wie schon bei Louise Hollandine  versuchte die Äbtissin dies  wohl die Konkurrenz Prinzessin Elisabeths fürchtend  zu verhindern. Aber schließlich konnte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Wahl durchsetzen und Elisabeth wurde am 01.05.1661  zur Koadjutorin der Fürstabtei Herford gewählt. Aufenthalte der Koadjutorin sind für die Jahre 1661, 1662, 1664, 1665 und 1666 in Herford nachweisbar.

Sie pendelte zwischen ihren Verwandten, der hessischen Landgräfin Hedwig Sophie, Tochter des brandenburgischen Kurfürstenpaars,  dem brandenburgischen Hof in Berlin und ihrer Schwester Sophie in Iburg.

Am 28.03.1667 starb Äbtissin Elisabeth Luise . Einen Monat später, am 30.04. 1667 wurde Prinzessin Elisabeth von der Pfalz feierlich als neue Fürstäbtissin des Reichsstiftes Herford inthronisiert.

Zwischen 1657 und 1669 hatte sich unter Jean de Labadie die Glaubensgemeinschaft der Labadisten gebildet. Sie wichen kaum von der Lehre der reformierten Kirche ab, strebten aber einem katholisch-klösterlichen Lebensideal nach und lebten in Gütergemeinschaft von Händearbeit.

Dieser Sekte hatte sich inzwischen Anna Maria von Schurmann angeschlossen, ihre Briefpartnerin aus Leiden. Nach der Ausweisung aus Amsterdam machte sie Labadie und seine Glaubensgenossen auf die Fürstäbtissin in Herford aufmerksam.

Bei den Labadisten wohnten Männer und Frauen in einem Haus, was den Verdacht der Vielweiberei erweckte. Dazu kam, daß die Labadisten die Gütergemeinschaft eingeführt hatten.

Die Äbitissin hatte der Gemeinde ein Haus zugewiesen, allerdings ohne den Rat und die Geistlichkeit der Stadt Herford von der Übersiedlung der Labadisten zu benachrichtigen. Sie sah sich dazu nicht verpflichtet, da sie ja Souverän ihres kleinen Territoriums war, das allerdings innerhalb der Stadtmauern lag.  Angesichts des schlechten Rufes, den die Labadisten hatten, verlangte die Bürgerschaft die sofortige Ausweisung und brachte die Angelegenheit vor das kaiserliche Reichskammergericht zu Speyer. Dieses entschied so schnell wie selten,dass die Äbtissin  bei Androhung der Reichsacht und einer Strafe von 30 Mark Gold die sofortige Ausweisung Labadies zu verfügen habe. Sie behielt die Labadisten zwar weiterhin unter ihrem Schutz aber nicht mehr in Herford sondern auf ihrem Landgut außerhalb der Stadt. Nachdem die Labadisten im Juni 1672 nach Altona weiterzogen, versöhnten sich die Äbtissin und die Stadt.

Die tolerante Haltung Elisabeths war auch den Quäkern nicht verborgen geblieben, einer anderen Religionsgemeinschaft, die in dieser Zeit in England ihren Ursprung nahm. Sie waren ebenfalls verfolgt und unterdrückt. Ihr Gründer William Penn reiste auch nach Herford, wo er die Äbtissin besuchte und drei Tage lang blieb. Der Briefwechsel dauerte bis zum Lebensende von William Penn.

Auch in in ihren letzten Lebensjahren stand sie mit zwei der bedeutendsten Philosophen in Verbindung.Mit dem Franzosen Malebranche und dem Deutschen Leibniz pflegte sie einen Briefwechsel.

Ihr wissenschaftliches Interesse schlug sich auch im weiteren Ausbau der Herforder Bibliothek nieder, die aber bei der Säkularisation zugrunde ging.

1679 wurde Elisabeth bettlägerig. Sie litt an Wassersucht und seit ihrer Jugend an Rheumatismus.Kurz vor ihrem Tode versöhnte sich aber mit ihrem Bruder Karl Ludwig.

Im Februar 1680 verstarb sie.m Im Münster von Herford wurde sie bestattet.

Ruprecht von der Pfalz wurde am 27. Dezember 1619 in Prag geboren. Ein Jahr später ging die Schlacht am Weißen Berg verloren. Friedrich V. wurde von den kaiserlichen Truppen unter General Tilly vernichtend geschlagen. Die königliche Familie machte sich auf die Flucht.

Es herrschte wohl ein heilloses Durcheinander. Man vergas sogar, den elf Monate alten Säugling Ruprecht mitzunehmen. Ein Kammerherr fand den schlafenden Prinzen und packte ihn auf den letzten Fluchtwagen. Nach der Flucht über Brandenburg und Wolfenbüttel lebte er bei seiner Mutter im holländischen Exil am Hofe seines Großonkels Friedrich Heinrich von Oranien. Er studierte in Leiden und erhielt natürlich die selbe vorzügliche Ausbildung wie seine Geschwister. Er interessierte sich vor allem für militärische Angelegenheiten. Schon im Alter von 13 Jahren schloss er sich 1633 der holländischen Armee an. In den Kämpfen gegen Spanien  war er bei der Belagerung von Rheinberg dabei. Er war Soldat in der Leibwache des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, seines Großonkels. Er kämpfte bei der Belagerung von Tienen (Tirlemont ) mit, das 1635 fast völlig zerstört wurde. Auch an der Belagerung von Löwen (Louvain) nahm er teil.

1635 begleitete er seinen Bruder Karl Ludwig zu ihrem Onkel Karl I. nach England. Als Neffen des Königs erhielten sie hohe Gnadenbeweise. So wurde Ruprecht von der Universität Oxford zum Magister Artium promoviert. Der Erzbischof von Canterbury und Berater des englischen Königs William Laud

wollte ihm ein Bistum anbieten und Thomas Howard, der 21. Earl of Arundel, der auf der Hochzeitsreise seiner Eltern 1613 von London nach Heidelberg dabei war, wollte ihm eine Expedition nach Madagaskar unterstellen.

1637 kehrten die beiden aus England zurück.Ruprecht kämpfte wieder ihm holländischen Heer und nahm an der Belagerung und Rückeroberung von Breda teil.

Karl Ludwig hatte mittlerweile ein kleines Heer aufgestellt. Zu diesem begab sich Ruprecht nach der Einnahme von Breda. Von Karl Ludwig erhielt Ruprecht den Befehl über ein Kavallerieregiment. Militärisch war das Unternehmen allerdings nicht erfolgreich.

Seine Herrschaft in Meppen, die Karl Ludwig mit englischem Geld gekauft hatte, verlor er an die Kaiserlichen. Am 7./17.10. 1338 wurde er bei Vlotho an der Weser von Melchior Graf Hatzfeldt vernichtend geschlagen. Er entkam konnte über Hamburg . Ruprecht aber geriet in Gefangenschaft.

Für drei Jahre war er habsburgischer Staatsgefangener in Linz an der Donau. Die Haftbedingungen waren erträglich.Immerhin hatte er Zeit, sich mit Zeichnen und Malen zu beschäftigen. Er erfand  ein Gerät, welches perspektivisches Zeichnen einfacher machte.  Er war technisch nicht unbegabt und hat einige Erfindungen gemacht, über die noch zu reden sein wird. Sein Onkel Karl erreichte über diplomatische Kanäle die Freilassung bei Kaiser Ferdinand III. Er musste sein Ehrenwort geben, nie wieder gegen Habsburg zu Felde zu ziehen. Daran hielt er sich.

Ruprecht kehrte nach England zurück. 1642 wurde er von Karl I. als Ritter in den Hosenbandorden aufgenommen. 1642 brach in England ein blutiger Bürgerkrieg aus zwischen den Königstreuen, den „Kavalieren“, einerseits und auf der anderen Seite den Anhängern des Parlaments, den Republikanern oder Puritanern unter Oliver Cromwell. Er kämpfte für seinen Onkel. In den ersten Gefechten errang er wichtige Erfolge für den englischen König. Ruprecht hatte taktisches Talent und war tollkühn. 1643 eroberte er Bristol. Sein jüngerer Bruder Moritz war jetzt immer dabei und focht in allen Schlachten mit.

Im Januar 1644 ernannte ihn Karl I. zum Herzog von Cumberland. Er nahm Lancashire ein. Am 2. Juli 1644 fand in der Nähe von York die Schlacht von Marston Moore statt. Das war eine der entscheidenden Schlachten des englischen Bürgerkriegs.Die verlor Ruprecht. Ganz Nordengland ging für die Royalisten verloren. Ruprecht hatte am englischen Hof einige Gegner und das war natürlich Wasser auf deren Mühle. 1645 kann er zwar Leicester einnehmen, erlitt aber nur einen Monat später bei Naseby eine schwere Niederlage. Die militärische Lage in Bristol wurde aussichtslos und er übergab deshalb die Stadt im September 1645 an Lord Fairfax, dem kommandierenden General des Parlamentsheeres. Sein Onkel tobte und entzog ihm das Kommando. Das empfand Ruprecht als Schmach und wollte vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Er wurde zwar freigesprochen, hatte aber die Gunst des Königs verloren. Er bekam ein Angebot der Republik Venedig, die ihn als General haben wollte.Das englische Parlament stellte aber keinen Pass aus. Oxford seit der Vertreibung Karls aus London 1642 Regierungssitz des Königs fiel 1646. Das Parlament verwies nun Ruprecht und seinen Bruder Moritz des Landes. Die beiden gingen nach Frankreich. Er kämpfte dann in der französischen Armee und machte dort den niederländischen Feldzug mit. Bei der Belagerung von La Bassée durch Marschall de Gassion 1647 wurde er verwundet. Er wurde dann von Karl II., dem Prinzen von Wales zum Admiral der königlichen Flotte ernannt. In Irland errichtete er einen Stützpunkt in Kinsale. Von dort aus versorgte er eine kleine royalistische Garnison unter John Grenville auf den Scilly Inseln. Von dort aus führte er auch einen Kaperkrieg gegen englische Schiffe zwischen Kinsale und Lissabon und Toulon und den Kapverdischen Inseln. Ihr Seekrieg gegen das Parlament wurde allmählich zur Plage. Aber der Kommandeur der englischen Flotte Admiral Blake brachte ihm eine Niederlage bei. Er zog sich dann nach Westindien zurück. Von dort aus führte er seinen Kaperkrieg fort. Im Spätherbst 1652 sank das Schiff seines Bruders Moritz in einer Sturmnacht bei den westindischen Inseln. Moritz blieb verschollen. Auch auf seinen Kaperfahrten war er immer an Natur und Naturwissenschaft interessiert. Er beobachtet fliegende Fische, Delfine und Haie, staunte über riesige Bäume auf den Inseln und machte wissenschaftliche Beobachtungen – seine diesbezüglichen Interessen erwiesen den Prinzen auch als Naturforscher. Geld haben seine Kaperfahrten aber unterm Strich nicht eingebracht. Er brachte nur noch ein Schiff nach Europa zurück und das musste versteigert werden, um Schulden zu bezahlen.

Ruprecht gab 1653 seine Kaperfahrten auf und kehrte nach Europa zurück. Über Paris, wo er ostentativ gefeiert wurde, ging er nach Deutschland. Er ließ sich in Mainz nieder . Dort widmete er sich naturwissenschaftlichen Forschungen und der Kunst.

Er entwickelte verschiedene Arten von Schießpulver. Auch eine spezielle Legierung für den Kanonenguss stammte von ihm. Sie wurde unter dem Namen Prinzmetall bekannt. Auch die in England als Prince Ruperts Drops bekannten Bologneser Tränen werden mit ihm in Verbindung gebracht.

Er soll sie 1660 nach England gebracht haben. Das sind kleine Glastropfen, deren Kopf eine hohe mechanische Belastbarkeit aufweist. In der Kunst hatte sich Ruprecht die Technik der Schabkunst (Mezzotinto) angeeignet. Er erfand oder perfektionierte auch den “rocker”.  Damit wird eine zu bearbeitende Metallplatte aufgerauht.Anschließend wird die Farbe auf die gesamte Metallplatte aufgetragen und die Platte sauber gewischt. Die kleinen Vertiefungen, die beim Aufrauhen erreicht werden, behalten jedoch die Farbe und ermöglichen die Erzeugung von Halbtönen, wenn sie durch eine Druckmaschine mit Papier in Kontakt gebracht werden. Mit dieser Methode kann ein hohes Maß an Qualität und Reichtum erreicht werden.  Das ist eine Schlüsseltechnik im Mezzotinto. Wallerant Vaillant erlernte diese Technik bei Ruprecht, popularisierte sie und wandte sie geschäftsmäßig an.

Ruprecht nahm auch wieder Kontakt zu seinem Bruder Karl Ludwig auf. Er wollte von ihm, dass dieser ihm und seiner Mutter einen Besitz in der Kurpfalz zuweist von dem beide leben können. Er lebte ein Jahr auf dem Heidelberger Schloss, beging allerdings den Fehler, mit Luise von Degenfeld anzubändeln. Eine mäßige Rente, die ihm Karl Ludwig anbot,schlug er aus. Die Auseinandersetzungen im Hause Wittelsbach eskalierten. Von Testamentfälschung ist die Rede. Schließlich durfte Ruprecht ohne Erlaubnis des Kurfürsten nicht mehr aufs Heidelberger Schloss. Der Zwist wurde erst 1670 beigelegt aber nach Heidelberg kam Ruprecht nie mehr.

Ruprecht trat nun in den Dienst der Habsburger  und kämpfte als Feldmarschalleutnant mit eigenen Truppen im polnisch-schwedischen  Krieg gegen König Gustav von Schweden.König Gustav war übrigens der älteste Sohn des Pfalzgrafen von Zweibrücken, Johann Casimir und der Schwester Gustav Adolfs. Katharina. Sein Vater ein Freund und Verwandter von Friedrich V.

1660 änderten sich die politischen Verhältnisse in England. Dort kam Karl II., der Sohn des hingerichteten Karl I. wieder auf den Thron. Die Monarchie war wieder hergestellt. Ruprecht kehrte nun wieder nach England zurück. Der neue englische König war ein Vetter Ruprechts. In der Thronfolge stand Ruprecht an zweiter Stelle. Die beiden verstanden sich sehr gut. Er wurde Privatsekretär des Königs. Er übernahm noch einmal ein Flottenkommando. Er war „General-at-Sea“ im Rang eines Admirals. In Seeschlachten gegen die Holländer zeichnete er sich aus.

ER war der erste Gouverneur der 1670 gegründeten Hudsons’Bay Company, die so erfolgreich wurde, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada haben sollte. Das rund 3,9 Millionen km²umfassende Territorium trug ihm zu Ehren den Namen Ruperts Land.

Er war nie verheiratet, hatte aber mit seiner Geliebten Frances Bard (1646–1708) einen Sohn Dudley Rupert Bard (auch Robert Dudley genannt, der 1686 bei der Belagerung von Ofen fiel. Um 1670 hatte er eine neue Geliebte die Schauspielerin Margaret Hughes (1630–1719). Mit ihr hatte er

eine Tochter Ruperta, die 1695 den englischen General und Botschafter in Hannover Emanuel Scrope Howe heiratete.

Ruprecht starb am 29. November 1682 in London und wurde in der Westminsterabtei neben seiner Mutter beerdigt.

Moritz von der Pfalz wurde am 6. Januar 1621 in Küstrin geboren. Die Familie befand sich auf der Flucht aus Prag nach Brandenburg. Alle mir verfügbaren online-Quellen zu Moritz setzen im englische Bürgerkrieg ein. Ruprecht hat das Kommando über die königliche Reiterei.

Moritz begleitete seinen Bruder treu ergeben auf all seinen Feldzügen und er erhielt von ihm immer ein Truppenkommando. Ihm wird ein „unbezähmbarer Raubtierblick“ nachgesagt. Er war in Edgehill (23. Oktober 1642)  und Marston Moor (2. Juli 1644) dabei. in Edgehill wurde er verwundet.

Zusammen mit Ruprecht wurde er 1648 des Landes verwiesen. Er kämpfte dann ebenfalls in der französischen und Habsburger Armee. Natürlich beteiligte er sich auch an den Kaperfahrten, die sein Bruder unternahm, erst in Europa und ab 1651 von der Karibik aus. Im Spätherbst geriet Moritz mit seinem Schiff in einen Hurrikan Er ging wohl mit Mann und Maus unter und blieb verschollen. Es gibt aber auch eine Legende über ihn, er sei mit riesigen Schätzen aus Peru und Mexiko in Richtung eines französischen Hafens unterwegs gewesen, kurz vorher aber in die Hände von Seeräubern gefallen, nach Algier verschleppt und im Inneren Afrikas verschwunden.

Er war mit Rose Poltenay verheiratet, mit der er eine Tochter Elisabeth Maria Fielding hatte.

 

Luise Hollandine wurde am 16. April 1622 als siebtes Kind von Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war das erste Kind der Familie, dass im holländischen Exil geboren wurde und da die Generalstaaten die Patenschaft übernahmen, wurde sie Hollandine genannt.

Sie wuchs in Leiden auf und erhielt wie alle Kinder des Winterkönigs eine vorzügliche Ausbildung. Auch Malen stand auf dem Bildungsplan.Gerrit van Honthorst, der niederländische Maler unterrichtete die Königskinder und fand in Luise eine sehr begabte Schülerin, deren Talent eigentlich erst in den 80-iger Jahren gebührende Aufmerksamkeit fand. Natürlich war sie jetzt auch auf dem Hochzeitsmarkt. Einer ihrer Bewerber war der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm.

1650 wurde sie als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr bereits das Amt als Küsterin übertragen. Ihre Wahl zur Koadjutorin wurde allerdings von der regierenden Äbtissin Elisabeth Luise von der Pfalz-Zweibrücken, ihrer Verwandten,

verhindert. Da hatte sie wegen ihres Maltalents bereits einen gewissen Ruf erlangt. Sie kehrte dann aber nach Den Haag zu ihrer Mutter zurück. Sie war das einzige Kind von Elisabeth Stuart, das noch bei seiner Mutter lebte. Am 19.Dezember 1657 verließ sie ihre Mutter fluchtartig und ging über Antwerpen nach Paris, wo ihre Tante Henriette Marie, die Gattin des hingerichteten englischen König Karl I. im Exil lebte. Sie trat zum katholischen Glauben über, ähnlich wie ihr Bruder Eduard, der diesen Schritt schon 1645 vollzogen hatte. Trotz der Konversion erhielt sie von den Generalstaaten

ein Gnadengehalt auf Lebenszeit. In Antwerpen war sie zuerst bei den Unbeschuhten Karmelitinnen. Dort wurde sie auch von ihrem Vetter König Karl II und dessen Schwester besucht und musste einige Vorwürfe wegen ihres Konfessionswechsels und die unschickliche Art, wie sie ihre Mutter verlassen hatte, über sich ergehen lassen. Ihr Bruder Eduard holte sie zunächst nach Rouen. Von dort ging sie dann weiter ins Kloster Chaillot, zu dem ihre Tante Henriette Marie eine besondere Beziehung hatte. Sie hatte in diesem Kloster eine Kapelle errichten lassen. In Chaillot war Mère Angelique Äbtissin, vor ihrem Eintritt ins Kloster Mademoiselle de la Fayette, Vertraute des französischen Königs Ludwig XIII.. Also neudeutsch “Connections” waren durchaus vorhanden. In Portroyal des Champs, einem zisterziensischen Frauenkloster trat sie im Beisein ihrer Tante am 25. März 1658 in die katholische Kirche ein.

Wie ihr Bruder Eduard Karl Ludwig berichtete, sei Luise Hollandine nie “zufriedener gewesen als jetzt. Auch der Kontakt zu ihren Schwestern wurde wieder enger. Luise wollte ins Kloster eintreten, das stand fest. Aber das kostete Geld. Von ihrer Mutter konnte sie genauso wenig erwarten wie von ihrem Bruder, dem Kurfürsten. Ihre Tante steuerte schließlich Geld bei und als Karl Ludwig sich bereit erklärte, eine monatliche kleine Pension zu bezahlen, war auch das finanzielle
Hindernis für einen Klostereintritt von Luise Hollandine beseitigt. Nach Fürsprache des französischen Königs und ihrer Tante wurde sie schließlich in das Zisterziensierinnenkloster Maubuisson in der Gemeinde Saint-Ouen-l’Aumône aufgenommen. Dazu vermerkt ihr Bruder Eduard etwas spöttisch:

„man hat uns eine andere Abtei, welche noch mehr wert ist, versprochen. Die Äbtissin ist nur 84 Jahre alt.“ (in Anna Wendland Pfalzgraf Eduard und Prinzessin Louise Hollandine, zwei Konvertiten des Kurhauses Pfalz-Simmern, Heidelberger Jahrbücher 1910, Seite 49-86, hier Seite 65)

Am 25.3.1659 nahm sie in Maubuisson den Schleier und legte am 19.9.1660 ihre Gelübde ab. Ludwig XIV. zahlte ihr dann auch eine jährliche Pension von 6000 Livres. Schließlich traf auch ein Versöhnungsschreiben ihrer Mutter bei Luise Hollandine ein, was für sie sehr wichtig war, denn sie litt darunter, dass sie das Gebot, Du sollst Vater und Mutter ehren mit ihrer Flucht aus Den Haag  grob verletzt hatte. Allerdings verlangte ihre Mutter dafür ein von Luise Hollandines gemaltes Bild der drei Töchter Prinz Eduards, wie dieser an seinen Bruder schreibt. Auch im Kloster durfte sie weiter malen.

Im April 1664 wurde sie zur Äbtissin gewählt. Sie zeichnete sich durch persönliche Bescheidenheit aus. Als Äbtissin war sie um  die Klosterzucht und die Einhaltung der Regeln sehr bemüht. Sie aß nie Fleisch, schlief auf einer harten Matratze und hatte nur einen Strohstuhl in ihrer Zelle. Von ihren Nonnen wurde sie verehrt und geliebt. Sie bewährte sich als kluge Verwalterin.

Ein sehr enges Verhältnis hatte sie zu ihrer Familie. Ihre Schwester Sophie von Hannover besuchte sie 1679 in Maubuisson , als diese in Frankreich war, um ihre Tochter Sophie Charlotte dort zu präsentieren und möglicherweise zu verheiraten. Beide nahmen auch regen Anteil an den kirchlichen Reunionsbestrebungen. 1680 versuchte Luise Hollandine die einflussreichen Kleriker und gelehrten  Jaques Benigne Bossuet, Bischof von Meaux, Christobal Rojas y Spinola, Bischof von Wiener Neustadt, Gerhard Wolter Molanus,evangelischer Abt von Loccum, Gottfried Wilhelm Leibniz, Hofrat und Bibliothekar in Verbindung zu bringen, wobei Luise Verbindungen zu Bossuet hatte und Sophie zu Molanus und Leibniz. Aber immerhin entwickelte sich daraus eine sich über Jahre hinziehende Korrespondenz.

Einen sehr herzlichen Kontakt hatte sie zu ihrer Nichte Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans. Diese besuchte sie oft im Kloster und blieb ihr brieflich bis an ihr Lebensende verbunden. Sie erzählt, dass ihre Tante, die Frau Äbtissin noch alle Zähne, “wenn auch verschlissen” habe, noch ohne Brille lesen könne und die Last der Jahre spüre man nur an ihrem gebeugten Gang. (ebda S. 80) 1705 erlitt Luise Hollandine einen Schlaganfall und ist die letzten Jahre ihre Lebens teilweise gelähmt. Sie starb am 11. Februar 1709.

Eduard von der Pfalz wurde am 05.0ktober 1625 in den Haag geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in den Haag, um dann wie alle seine Geschwister in Leiden seine Erziehung zu  erhalten. Im Gegensatz zu seinen Schwestern war seine Neigung zu den Wissenschaften nicht sehr lebhaft.

Er folgte seinen Brüdern früh nach England. Dort entwickelten sich die politischen Verhältnisse aber bald zum Bürgerkrieg, was Eduard überhaupt nicht behagte. Er stand eher auf Lebenslust. Er verließ England sehr bald wieder. Die ständige Geldnot machte ihn aber zu einem ständigen Gast der Amsterdamer Geldverleiher, was ihn zum Sorgenkind seiner Mutter machte. Heimlich floh er 1645 nach Frankreich. Dort lernte er Prinzessin Anna, die Tochter des Herzogs von Mantua-Gonzaga und Nevers kennen. Er ging eine heimliche Ehe mit ihr ein. Nun war er zwar seiner Geldsorgen ledig,

musste aber zum katholischen Glauben konvertieren, den sonst hätte es wohl doch Schwierigkeiten mit dem französischen Hof gegeben. Gar nicht gut kam sein Schritt natürlich am pfälzischen Hof an, zumal der Konfessionswechsel einen Gesichtsverlust für den pfälzischen calvinistischen Kurfürsten

Karl Ludwig bedeutete, was sicher nicht dadurch gemildert wurde, dass Eduard seine Erb-und Rechtsansprüche durch den Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn vertreten wissen wollte. Die Entfremdung zu seinen Geschwistern nach diesem Schritt war nicht von allzu langer Dauer.

Man nahm wieder Fühlung auf. Selbst die Mutter vergab ihm nach einiger Zeit. 1649 war er trotz seiner Religion in den englischen Hosenbandorden aufgenommen worden. Dank seiner vermögenden Gemahlin konnte er sich sogar “eine königliche Haushaltung” gestatten (Anna Wendland  S. 49)

So war es auch nicht schwierig , mit seinem Bruder Karl Ludwig 1653 einen Abfindungsvertrag zu schließen. Die Höhe der sehr bescheidenen Einkünfte aus der Pfalz sind darin geregelt worden und für den unwahrscheinlichen Fall seiner Rückkehr in die Pfalz sind ihm Häuser in Speyer oder Worms

angewiesen worden. Er selbst hatte sich nur das erbrecht für sich und seine Familie vorbehalten.

Er verwaltete die Güter seiner Frau. Er hatte drei Töchter, die er zärtlich liebte und die er auch von seiner Schwester Luise Hollandine  porträtieren liess (s.o). Die Portraits der kleinen Mädchen schickte er auch an seinen Bruder. Er hatte auch noch einen Sohn, der allerdings im ersten Lebensjahr starb.

Luise Marie (1647–1679) heiratete 1671 den Fürsten Karl Theodor zu Salm, kaiserlicher Feldmarschall und Oberhofmeister, der Erzieher  Josef I. wurde und später in dessen Diensten als erster Geheimer Rat tätig war.

Anna Heinriette Julia (1648–1723) heiratete 1633 Henri III.Jules de Bourbon, Großmeister von Frankreich. Das ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten am französischen Hof. Er leitete alle Dienste des Königshauses. Er ernannte die neuen Offiziere, die vor ihm den Eid auf den König ablegen mussten Und schließlich verwaltete er das Budget des Königs.

Benedicta Henriette Philippine (1652–1730), die 1688 Herzog Johann Friedrich zu Braunschweig, der Schloss Herrenhausen zu seiner Sommerresidenz ausbaute. Er holte auch den Philosophen Leibniz und den Mediziner und Naturforscher Niels Stensen an seinen Hof nach Hannover.

In der Ehe Eduard s hatte seine Frau das Übergewicht. Sie mischte sich in politische Angelegenheiten ein und spielte in der Fronde eine wichtige Rolle. Sie agierte sogar gegen Kardinal Mazarin und soll einen Aufstand angezettelt haben, der Mazarin zwang, den Anführer der Fronde Louis II. de Bourbon,

freizulassen.

Auch ihr Schwager Karl Ludwig bediente sich ihrer Vermittlung. Auf sie soll der Freundschaftsvertrag zurückgehen, der 1657 zwischen Frankreich und der Pfalz geschlossen wurde. Auch  die Heirat Elisabeth Charlottes mit  Prinz Philipp I. von Orleans dem Bruder von Ludwig XIV. soll von ihr angebahnt worden sein.

Das war eine Beziehung mit späteren Folgen. 1688 nahm der französische König diese Ehe zum Anlass für den Pfälzischen Erbfolgekrieg, in dem die Pfalz sehr zum Kummer von Liselotte mehrmals verwüstet wurde. Das Heidelberger Schloss wurde von den Franzosen unter General Mélac in Brand

gesetzt und 1691 von französischen Pionieren gesprengt.

Eduard erkrankte schon früh an Gicht und erlitt immer wieder heftige Anfälle. Am 13. März 1663 starb er im Alter von 37 Jahren in Paris.

 

Henriette Marie  von der Pfalz wurde am 17. Juli 1626 in den Haag geboren. Sie wird als vielseitig begabt beschrieben. Sie wuchs zuerst in Leiden und dann am Hof ihrer Mutter in Den Haag auf. Später wurde sie zu i9hrer Tante Elisabeth Charlotte von Brandenburg gegeben, die in Kössen als Witwe lebte.

1651 wurde sie mit dem Prinzen Sigismund Rákóczi verheiratet, Graf von Munkács (in der heutigen Westukraine), Sohn des Fürsten Georg I.Rákóczi  von Siebenbürgen. Die Familie war ein ungarisches, kalvinistisches Adelsgeschlecht und nach Aussage der Tante unter evangelischen
Fürsten die beste Partie, die zu machen sei. Auf jeden Fall war er sehr reich, verfügte über zahlreiche Festungen und nach Aussage der Tante ass das ganze Haus aus Silbergeschirr. Henriette Marie  wehrte sich heftig gegen diese Ehe. Sie flehte ihren Bruder Karl Ludwig an, ihr zu helfen. auch bezweifelte sie den Sinn dieses Eheprojekts. aber es half nichts. Sie reiste über Schlesien, Polen und Ungarn nach Siebenbürgen. Kaum dort angekommen verstarb sie nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit. In Weissenburg wurde sie in der Marienkirche bestattet.

Philipp von der Pfalz wurde am 16.September 1627 in Den Haag geboren. Zeitweise wurde er am französischen Hof erzogen. auf Wunsch von Karl Ludwig kam er aber wieder an den Hof seiner Mutter in Den Haag zurück. Er war im Auftrag des englischen Parlaments unterwegs

um in Venedig Truppen auszuheben und diese nach England zu überführen. Den Auftrag hatte ihm Karl Ludwig verschafft. Am 21. Juni 1646 wurde er in Den Haag  eine Auseinandersetzung mit dem Marquis von Epinay verwickelt. Es ist nicht sicher, ob dieser Marquis ein Liebhaber seiner Mutter oder seiner Schwester Luise Hollandine war. Auf jeden Fall war er ein Günstling seiner Mutter. Bei dieser Auseinandersetzung  starb der Marquis. Philipp musste aus den Generalstaaten fliehen. Elisabeth erkannte ihn nicht mehr als ihren Sohn an und sprach nie mehr ein Wort mit Philipp.

Er war dann in lothringischen Reiterdiensten tätig und fiel als Reiteroberst  in den Kriegen der Fronde in der Schlacht bei Rethel (am 15. Dezember 1650) Er starb am 16. Dezember 1650. Seine sterblichen Überreste wurden nach Sedan gebracht.

 

Sophie von der Pfalz, Porträt aus dem Jahr 1650

Sophie wurde am 14. Oktober 1630 als zwölftes Kind von  Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihr Vater verstarb.Bis zu ihrem 10.Lebensjahr wuchs sie in Leiden auf, wo sie streng calvinistisch erzogen worden war. Dann holte die Mutter sie nach Den Haag.

Karl I. von England war ja am 30. Januar 1649  hingerichtet worden. Die englischen Subventionen blieben aus. Sophie siedelte zu ihrem Bruder nach Heidelberg über. Die Eheprobleme zwischen Karl Ludwig und Charlotte von Hessen-Kassel  erschwerten zwar den Aufenthalt Sophies am Heidelberger Hof. Sie kümmerte sich um die Kinder der beiden, Elisabeth Charlotte, der späteren Lieselott von der Pfalz und Karl, die unter den ständigen Streitereien ihrer Eltern litten. Bis an Sophies Lebensende schrieb Lieselotte zwei mal wöchentlich zwei mal 20-bis dreißig Seiten  lange Brief an “ma tante”.
Auch zu den Kindern ihres Bruders und Marie Luise  Freifrau v. Degenfeld, Raugräfin zu Pfalz hatte sie ein enges Verhältnis, was sich auch in einem jahrelangen Briefwechsel zeigte. Sie selbst verfolgte spätestens seit 1648 zielstrebig das Ziel einer standesgemäßen Verehelichung. Schon das erste Eheprojekt zwischen ihr und ihrem Cousin Karl II. von England war gescheitert. Der regierende Pfalzgraf Adolf Johann von Zweibrücken, der Bruder des schwedischen Königs Karl X. Gustav hielt um ihre
Hand an.Nächster Bewerber war der regierende hannoversche Herzog.Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, der von seinem Antrag allerdings zurücktrat und als Tausch seinen jüngsten Bruder Ernst August anbot. Im Gegenzug verpflichtete sich Georg Wilhelm zu lebenslanger Ehelosigkeit und zum Verzicht auf sein Erbrecht im Fürstentum Calenberg, was er allerdings nicht einhielt. Am 30. September 1658: heirateten Sophie und Ernst August   in der Schloßkapelle in Heidelberg. 1662 wurde Ernst August Fürstbischof von Osnabrück. Das Paar zog nach Iburg. Da diese nicht den Ansprüchen an eine barocke Resident genügte, wurde zwischen 1667–73 im Zentrum von Osnabrück ein repräsentatives Schloß mit großer Gartenanlage errichtet.  Für den Garten war Martin Charbonnier zuständig, ein großer aus Frankreich stammender Gartenkünstler des Barock. Den Osnabrücker Garten betreute er später

von Herrenhausen aus.
  Die ersten beiden Söhne wurden  noch in Hannover geboren. Georg Ludwig(1660–1727) wurde als Georg I. 1714 König von Großbritannien.

Friedrich August (1661–1690) fiel im Krieg gegen die Türken.

1666 wurde Maximilian Wilhelm geboren(1666–1726). Er befehligte ein kaiserliches Kürassierregiment unter den Truppen des Markgrafen Ludwig Wilelms von Baden, dem “Türkenlouis”.

Sophie Charlotte (1668–1705) heiratete  1684 den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, der ab 1688 Friedrich III. als Kurfürst regierte und sich 1701 zum König krönte. Ihr Sohn war Friedrich Wilhelm, der später Soldatenkönig und ihr Enkel Friedrich II., der als Friedrich der Große in die Geschichte eingegangen ist. Das Schloss Charlottenburg wurde 1699 als Sophie Charlottes Sommerresidenz eingeweiht.

Karl Philipp (1669–1690) folgte 1669. Er fiel 1690 im Krieg gegen die Türken.

Auch Christian Heinrich (1671–1703)kam bei einem Feldzug ums Leben. Er ertrank 1703 beim Feldzug gegen die Franzosen 1703 in der Donau.

Der letzte Sohn Ernst August (1674–1728) war von 1716 bis 1728 regierender Fürstbischof von Osnabrück. 1716 wurde zum Ritter des Hosenbandordens erhoben und dann zum Herzog von York und Albany und außerdem zum
Earl von Ulster.Er starb unverheiratet am 17. August 1728.

1679 siedelte die Familie im August 1679 in die hannoversche Residenz in Herrenhausen um.  Hier kümmerte Sophie sich besonders um den Schlossgarten. Dieser orientierte sich an den niederländischen Barockgärten, die Sophie ja aus ihrer
Jugend kannte. Aber auch ihre französischen und italienischen Reiseeindrücke flossen ein

1683 führte Ernst August  führte er für seinen Herrschaftsbereich gegen den Widerstand seiner jüngeren Söhne die Primogenitur ein. Zum einen wollte er damit die Herrschaft in einer Hand erhalten, da ja alle Besitzungen an den erstgeborenen Sohn fallen sollten.

Zum andern war die Primogenitur auch Voraussetzung für die von ihm angestrebte Kurfürstenwürde, die ihm Kaiser Leopold I. (1658-1705) 1692 dann auch verlieh.in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf. In der Folge wurde sie mit Hausarrest bestraft und ihr Sohn war jetzt Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (“Kurhannover”) Die fünf jüngeren Söhne wehrten sich gegen die Enterbung,

was 1691 in der „Prinzenverschwörung“ ihren Höhepunkt fand. Sophie ergriff Partei für ihre jüngeren Söhne. Diese wollten ihre Erbansprüche mittels Interventionen ausländischer Mächte durchsetzen. Sophie baute in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf.

Sophie wurde mit Hausarrest belegt. Ihr Sohn Maximilian sogar kurzzeitig inhaftiert. Nach dem Tod Ernst Augusts 1698 gewann Sophie ihre politische Stellung wieder zurück. Sie residierte vorwiegend in Herrenhausen.

1701 erließ das britische Parlament das “Act of settlement”. Dieses regelte die protestantische Thronfolge im Königreich England und legte das Recht auf Thronfolge im Hause Stuart unter Umgehung der bis dahin gültigen Erbfolgelinie auf Sophie von der Pfalz fest. sie war Cousine 1. Grades der regierenden Königin Anne Stuart. Die Bestimmungen zur Nachfolge waren direkt an die Person von Sophie geknüpft. Sophie starb allerdings kurz vor Anne Stuart. So bestieg nicht sie, sondern ihr Sohn Georg Ludwig als Georg I.von England den englischen Thron. Dieser blieb dann bis zur Thronbesteigung Königin Viktorias in Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover.

13 Sep 2020

Einleitung

18 Dez 2019