Kloster Zwiefalten

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Auf der Schwäbischen Alb fließen zwei Flüsschen zusammen, die Zwiefaltener Aach und die Kessel-Aach. Daher leitet sich der Name Zwiefalten, das 904 zum ersten Mal erwähnt wird, ab.

Im 11. Jahrhundert leben bei Reutlingen die Grafen von Achalm. Kuno von Wülfingen und Liutold, Söhne und Erben des Grafen Rudolf von Achalm und seiner Gemahlin Adelheid von  Wülfingen stiften 1089 das Kloster Zweifalten. Graf Rudolf war der Vollender der Achalm, deren Bau um 1040 begonnen worden war. Eigentlich sollte in Altenburg am Neckar nahe dem Stammsitz ein Kloster gegründet werden. Da dort nicht ausreichend Wasser war, wurde Zweifalten gewählt.

Papst Gregor VII., der entschiedene Gegner Heinrich IV., war vor kurzem gestorben (1085). Der Investiturstreit hatte seinen Höhepunkt überschritten. Die beiden Grafen waren Parteigänger Gregors. Ratgeber bei dem Klosterprojekt waren der ebenfalls papsttreue Bischof Adalbero von Würzburg (um 1010 bis 1090), der wegen seiner Papsttreue aus Würzburg vertrieben worden war und Abt Wilhelm von Hirsau (um 1030 bis 1091), während des Investiturstreites ebenfalls auf Seite des Papstes und Verfechter der cluniazentischen Reformbewegungen so wie Papst Gregor ja auch aus Cluny kam und dort vor seiner Wahl als Papst als Mönch Hildebrand gelebt hatte. Außerdem wurde der Bempflinger Vertrag abgeschlossen. Das war ein mündlicher Erbvergleich zwischen den Grafen Kuno und Liutold einerseits und Graf Werner IV. von Grüningen andrerseits. Da die beiden Grafen erbrechtlich kinderlos waren, –Kuno hatte drei illegitime Kinder-, war eine solche Absprache nötig, um spätere Ansprüche des Grafen Werners und seiner Erben  an das Kloster zu vermeiden. Werner war der Sohn von Willibirg von Achalm, der Schwester der beiden Grafen. Dieser Vertrag wird in der Zwiefaltener Chronik (1135-1138)der Mönche Ortlieb und Berthold erwähnt. Die Mönche wollten mit dieser schriftlichen Fixierung wohl auch Rechtssicherheit für das Kloster schaffen. Da die Klostergründung sehr rasch vor sich gehen sollte, mussten die Einwohner des Ortes auswandern, um den Ordensbrüdern Platz zu machen. Ihre Häuser wurden zu Zellen, die Pfarrkirche zu einer Klosterkirche umgewandelt. Aus dem Kloster Hirsau kamen 17 Mönche nach Zwiefalten. Abt Wilhelm gab ihnen Wezilo zum Propst. Nach zwei Jahren wurde der erst Abt gewählt und jetzt begann man auch mit dem Bau des Klosters. Gewählt wurde Noker (1091-1095)von Zwiefalten, der mit dem “Memento Mori” die erste deutsche Bußpredigt in Reimform geschrieben hatte, wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts verfasst und in einer Straßburger Handschrift überliefert. Die Grafen waren bis jetzt noch Eigentümer ihres gestifteten Gutes. Dieses wurde 1092 feierlich übergeben, der Sitte gemäß durch die Hand eines Dritten, hier des Grafen Mangold von Veringen. Graf Mangold stellte das Kloster im Folgejahr unter den Schutz Papst Urbans II. Der Graf erhielt die Bestätigung des Klosters 1093. Diese ist noch im Original vorhanden. Für diesen Schutz musste das Kloster jährlich die symbolische Entrichtung eines Goldstückes erbringen. Das war so üblich. So musste z. B. das Kloster Wiblingen ebenfalls jährlich einen “Byzantiner” entrichten. 1092 starb Graf Kuno und 1098 Liutold, der inzwischen ins Kloster eingetreten war. Das Kloster erbte den größten Teil des Besitzes. Außerdem folgten viele Mitglieder schwäbischer Adelsfamilien dem Beispiel Liutolds und traten ins Kloster ein, wie Adalbert von Oberstetten und Otto von Steußlingen. Dieser war unter Konrad III. in Polen und hat dort von der Mutter der Piastenfürsten, die mit Herzog Boleslaus verheiratet war. Reliquien für das Kloster Zwiefalten erhalten. Von dieser Reliquientranslation ist auch in der  in der Zwiefaltener Chronik des Ortliebs berichtet. Das Kloster fand neben Herzog Boleslaus und den Grafen von Veringen eine große Zahl von Wohltätern, die alle bei Ortlieb in der Chronik verzeichnet sind. Zwischen 1095 und 1139 entwickelte sich das Kloster zu einem kulturellen und religiösen Zentrum in Oberschwaben und erlebte seine erste Blüte. Parallel zum Männerkloster entstand auch ein Frauenkloster. 1101 war Gräfin Adelheid von Dillingen, die Witwe des Grafen Ulrich von Gamerdingen eingetreten und hatte das klösterliche Gelübde abgelegt. Allerdings fand man in Zwiefalten die zu große Nähe von Männer-und Frauenkloster bald als anstößig. Unter Adelheid wird in der Nähe ein neues Frauenkloster gebaut. Wann es genau zu bestehen aufgehört hat, weiß man nicht. Mitte des 13. Jahrhunderts besteht es nicht mehr.

Neben den Consuetudinis Hirsaugienses legte die Hirsauer Reform auch die freie Vogtswahl fest. Als Graf Kuno 1092 gestorben war, sein Bruder Liutold schon alt war und außerdem Mönch im Kloster, wollte er sich mit der Vogtei nicht mehr befassen. Auf Bitten Luitholds wählten dann die Fürsten, die wegen des Landfriedens gerade in Ulm versammelt waren, 1093 den Staufer Welf IV. als Schutzvogt des Klosters. Zum einen war er einer der mächtigsten Fürsten der päpstlichen Partei, zum andern besaßen die Welfen die feste Burg Wartstein in der Nähe des Klosters. 80 Jahre blieben die Welfen im Besitz der Vogtei. 1173 wurde sie ihnen jedoch abgenommen und dem Grafen Albert von Hohenberg übertragen.

Hildegard

Die Blüte der Abtei zeigt sich auch in einem sehr produktiven Skriptorium mit einer sehr großen Zahl von illuminierten Handschriften. Zwiefaltener Mönche waren auch in dem Kloster der Heiligen Hildegard von Bingen, auf dem Ruppertsberg tätig. Es gibt dreizehn erhaltene Briefe Hildegards. Die Äbtissin war auch zwischen 1170 und 1173 selbst zu Besuch in Zwiefalten. 1138 zählte das Kloster 70 Mönche, 130 Laienbrüder und 62 Klosterfrauen. Bis zur letzten Nennung des Frauenklosters in Urkunden 1358 weisen  die Nekrologien 550 Nonnen auf.

1303 übertrug die Abtei die Vogtei 1303 den Habsburgern. Diese überließen sie 1365 den Grafen von Württemberg. Die Württemberger legten ihre Vogteirechte ziemlich extensiv aus, so dass es immer wieder zu Reibereien kam. 1422 ist die Abtei in den Reichsmatrikeln geführt. Diese regelten, ob und wieviele Truppen die Reichsstände für das Reichsheer stellen mussten oder ob Geldbeträge festgelegt wurden.

1474 wurde Georg Fischer Abt (bis 1515). Er stellte sein Kloster wieder unter österreichischen Schutz

1491 wurde der Vertrag zu Nürnberg geschlossen. Die Schirm-und Kastenvogtei, sowie die hohe Gerichtsbarkeit wurde Württemberg für immer zuerkannt.  Das Kloster sollte dann aber nicht mehr als die alte Vogteiabgabe leisten.Das Kloster wurde nicht landsässig.

In Fischers Amtszeit wurde das Kloster wirtschaftlich saniert. Er ließ moderne Gemeinschaftsräume errichten, Dormitorium, Bibliothek und Krankenhaus. Außerdem sorgte er für die theologische Bildung der Konventualen durch Studien an der 1477 gegründeten Universität Tübingen. Seine Nachfolger Sebastian Müller (Molitor) und Nikolaus Buchner mit je zwei Amtszeiten (insgesamt von 1515 bis 1567) zeigten ebenfalls Reformeifer, alles anlehnend an die Statuten der Bursfelder Reform.

Im Bauernkrieg lagerten auf dem Teutschbuch in der Nähe von Zwiefalten 12000 Bauern. Sie überfielen und plünderten das Kloster. Viele Urkunden und die Fahnen der Stifter gingen verloren

Die Mönche waren so verängstigt, dass sie auf die Burg Gundelfingen flohen.

Politisches Ziel der Herzöge von Württemberg blieb es, die Abtei wieder Grafschaft einzugliedern und nach Einführung der Reformation in Württemberg 1534 auch die Abtei Zwiefalten aufzuheben wie die anderen 14 Männerklöster in Württemberg. Doch das Kloster konnte die Ausbreitung des neuen Glaubens auf sein Territorium verhindern.

Schwere Zeiten brachte der Dreißigjährige Krieg über die Abtei. Dreimal wurde sie ausgeplündert. Besonders hart ging es her, als der schwedische General Horn im Jahre 1633 bei Mochenthal von altringer geschlagen wurde und über Zwiefalten floh. Auch bei diesen drei Schwedeneinfällen gingen unschätzbare Schiften und Urkunden verloren. Im Jahr 1635 wütete dann noch die Pest in Oberschwaben.

Ab 1688 begann mit dem Neubau der Klosteranlage unter Abt Johann Martin Gleuz (1675-1692) In zwei weiteren Abschnitten entsandt bis 1700 unter Leitung des Baumeisters Franz Beer. Unter den Äbten  Augustin Stegmüller (1725-1744) und

1697127Benedikt Mauz (1744-1765) wurde das romanisch-gotische Münster durch Baumeister Johann Michael Fischer (1692-1766) komplett neu erbaut, ein Hauptwerk des Spätbarocks. Die Stukkaturen stammen vom dem Wessobrunner Stukkateur Johann Michael Feuchtmayr.

1750 konnte sich das Kloster von den Verpflichtungen gegen wie Württemberger freikaufen und erlangte die Reichsunmittelbarkeit. Ab jetzt waren die Zwiefaltener Äbte reichsfreie Landesherren. Allerdings währte die neue Freiheit nicht lange. Die Säkularisation von 1802 beendete das Klosterleben. Das Kloster wurde aufgehoben. Der letzte Abt Gregor Weinemer (1787-1803) ergielt seinen Sitz in Mochenwangen. Zwiefaltens Besitz ging 1806 an das neue Königreich Württemberg. Im ehemaligen Kloster wurde 1812 die “Landesirrenastalt” eingerichtet.

Die gesamte Anlage wurde von 1974-1984 umfassend saniert.

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