Franz von Sickingen

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Franz von Sickingen wurde am 2. März 1481 auf der Ebernburg bei Bad Münster am Stein als einziger Sohn des Schweickhard von Sickingen geboren. Seine Mutter Margarethe von Hohenburg stammte aus dem Unterelsass. Die Hohenburg liegt an der heutigen deutsch-französischen Grenze in unmittelbarer Nachbarschaft dreier Burgen, der Wegelnburg auf deutscher Seite und Löwenstein und der Burg Fleckenstein auf französischer Seite. Der Vater hinterließ ihm beträchtlichen Besitz,

die Ebernburg als Stammsitz und großen territorialen Streubesitz an der Nahe, im Unterelsass und im Kraichgau, aber auch ein beträchtliches Barvermögen sowie Beteiligungen im Silber-und Kupferbergbau und Schuldverschreibungen verschiedener Reichsfürsten. Die Familie der Sickingen stammt aus Sickingen, heute ein Teilort von Oberderdingen im Kraichgau und ist erstmals 1289 urkundlich erwähnt, kann aber möglicherweise bis auf das Jahr 936 zurückgeführt werden.

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Angehörige der Familie besetzten einflussreiche kirchliche und weltliche Ämter.

Reinhard von Sickingen war von 1445 bis 1482 Fürstbischof von Worms.

Der Urgroßvater von Franz von Sickingen, Schweicker, war  Oberhofmeister von Ruprecht von der Pfalz (1352-1410). Der Vater von Franz war kurpfälzischer Großmeister und Oberst. Er starb 1505 bei Landshut während des 1. bayrischen Erbfolgekriegs (1504/1505). Franz erwies sich als guter Verwalter und konsolidierte seine Besitzungen. Um 1500 heiratete er Hedwig von Flersheim. Die Familie von Flersheim stammte aus Rheinhessen, aus dem heutigen Flörsheim-Dahlsheim und war um Flörsheim, aber auch im Kraichgau begütert.  Mit Hedwig hatte Franz 6 Kinder. Hedwig starb am 9. Januar 1515 bei der Geburt des siebten Kindes.

Vor wir mit Franz weiterfahren, werfen wir erst einen Blick auf das gesellschaftliche und politische Umfeld.

Das frühe 16. Jahrhundert war durch eine Vielzahl sozialer Spannungen gekennzeichnet. In den letzten Jahren des Kaiser Maximilian (1459-1519) war es

220px-Albrecht_Dürer_084b zu einer Fülle von innerstädtischen Auseinandersetzungen gekommen. Um die Jahrhundertwende gab es immer wieder bäuerliche Aufstände und Unruhen (1476 Pfeifer von Niklashausen, 1491 Unruhen in der Abtei Kempten, 1492 Unruhen in Oberschwaben, 1502 im Bistum Speyer wird der Bundschuh aufgedeckt, 1514 ist der arme Konrad in Württemberg und 1525 der große Bauernkrieg). Auch die Ritterschaft war unruhig geworden. Die Fürsten intensivierten ihre Territorialisierungsbestrebungen. Die territorialen Verwaltungen wurden neuformiert. Bürgerliche Juristen  kamen in die Schaltstellen der Verwaltungen. Dazu kam natürlich auch der Wandel des Kriegswesen. Landsknechtshaufen bestimmten jetzt das Bild des Krieges.  Auch hatten die Ritter  sich der ständischen Reichsreform weitgehend versagt. Das sparte zwar die Reichssteuer. Aber sie waren auf den Kreis- und Reichstagen nicht vertreten und blieben deshalb von den politischen Entscheidungen weitgehend ausgeschlossen. Die Ritter mussten versuchen, eine Einbindung in das Verfassungsgefüge des Reiches anzustreben oder die sich verfestigenden territorialen Strukturen des Reiches aufzubrechen.

Franz war nun “Fehdeunternehmer” und als solcher sehr erfolgreich. Reichsweite Berühmtheit brachte ihm die Wormser Fehde im Jahr 1515. Dem bischöfliche Notar Balthasar Schlör war im Zuge von innerstädtischen Unruhen sein Vermögen eingezogen worden. Er hatte sich an Franz von Sickingen  gewandt. Das in Worms sitzende Reichskammergericht verwies Franz auf den Rechtsweg um den er sich nicht kümmerte. Er überfiel Wormser Kaufleute, was ihm reiches Lösegeld, aber auch die Reichsacht einbrachte, da der Kaiser dies als Bruch des Landfriedens sah.

images2 Urkunde über Verhängung der Reichsacht

Aber keiner der Reichsstände war bereit, die Reichsacht zu vollziehen. Um sein Überleben zu sichern trat er allerdings in die Dienste von Franz I. von Frankreich (1494-1557). In dessen Auftrag eroberte er die damals deutsche Reichsstadt Metz. Für 20.000 Gulden in Gold und einem Monatssold für seine Landsknechte kaufte sich Metz von der Plünderung frei. Maximilian zog Franz von Sickingen wieder auf seine Seite und er war 1519 maßgeblich an der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg  (1487-1550) beteiligt. 1519 lernt Franz von Sickingen Ulrich von Hutten (1488-1523) kennen. Hutten machte ihn mit den Ideen des Humanismus und der Reformation bekannt. Die Ebernburg als “Herberge der Gerechtigkeit” bot

b2f451e8b0verfolgten Anhängern der Reformation Schutz. Martin Bucer, Kaspar Aquila, Johannes Oekolampadius und Johann Schwebel suchten und fanden hier Zuflucht. Auch in den Dunkelmännerstreit, dem Streit zwischen den Kölner Dominikanern und dem Pforzheimer Humanisten Johannes Reuchlin griff er ein. Er drohte den Kölner Dominikanern mit einer Fehde.

1520 war Franz von Sickingen Führer der Streitmacht,  die die Kaiserwahl beschützen sollte.  Nicht Franz I. von Frankreich sondern Carlos, der als Karl V. gewählt wurde, wurde der deutsche König. Karl ernannte Franz zum kaiserlichen Rat. 1521 warb Franz Söldner aus eigener Tasche für einen Feldzug gegen Frankreich an, der allerdings fehlschlug.

Die Ritter organisierten sich nun verstärkt in territorialen Ritterbünden. 1522 versammelten sich 600 Ritter in Landau. Dort wählte im August 1522 “Die brüderliche Vereinigung”  der oberrheinischen Ritterschaft  Franz zu ihrem Hauptmann. Diese stand ihrerseits mit fränkischen Rittern in Verbindung. Franz wollte den Aufstieg zu einer eigenen territorialen Herrschaft, damit wahrscheinlich verbunden den Aufstieg zu fürstengleicher Herrschaft der gesamten Ritterschaft. Erreicht werden sollte dieses Ziel auf Kosten der geistlichen Fürsten. Das wiederum deckte sich mit der Ansicht der Reformation, die in der weltlichen Herrschaft von Bischöfen und Äbten ohnehin eine schlimme Vermischung von geistlicher und weltlicher Obrigkeit  sah.

Burg 1618 Burg

Nun begann Franz eine großangelegte Fehde gegen den Kurfürsten und Erzbischof von Trier, Richard von Greiffenklau ( 1467-1531) Es schien der Beginn einer großen Erhebung der Ritterschaft. Franz  erfuhr kaum Unterstützung von seinen Standesgenossen. Auf der Gegenseite aber griffen Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen (1504-1567) und der Kurfürst Ludwig der Friedfertige (1478-1544) ein.

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Franz von Sickingen belagerte 1522 Trier, musste die Belagerung aber bald aufgeben. Franz wurde erneut die Acht erklärt. Über den Winter musste er seine Landsknechte entlassen. Die Fürstenmacht ging nun auf Landstuhl zu. Dort war Franz auf seiner Burg Nanstein. Nach zweitägigem heftigen Beschuss musste Franz kapitulieren. Er selbst war am 1. Mai bei der Beschießung verwundet worden und starb am 7. Mai 1523  an seinen Verwundungen. Im Sommer 1523 zog ein Heer des Schwäbischen Bundes gegen die schwäbischen und fränkischen Ritter. 30 Burgen gingen in kurzer Zeit in Flammen auf. Die Burgen von Sickingens wurden von der Fürstenkoalition übernommen. Burg Drachenfels, eine Ganerbenburg bei Busenberg in der Südpfalz, wurde zerstört, obwohl der Burgvogt die Burg bereits kampflos übergeben hatte. 19 Jahre nach dem Tod von Franz wurden seine Söhne wieder in ihre alten Rechte eingesetzt. Sie mussten aber die Lehenshoheit der Kurpfalz anerkennen.

Der Ritteraufstand war gescheitert. Der Adel  konnte sich im Lauf der folgenden Jahrzehnte als reichsunmittelbare Ritterschaft im Süden und Westen des Reiches aber konsolidieren.

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