Kloster Lorsch

index3 Kloster Lorsch,  schnell eines der bedeutendsten Klöster der Karolingerzeit wurde 764 gestiftet. Die Stifter,  Graf Cancor und seine Mutter kamen aus der Familie der

Rupertinger, eine wichtige Adelsfamilie im Frankenreich. Die älteren Söhne hießen meist  Rutbert, Robert oder Ruprecht. Deswegen nennt man sie Rupertinger oder Robertiner. Sie stammten aus dem lothringischen Raum und waren als Beamte der fränkischen Könige  ins Land gekommen, der Familie, die 752 in einem

“Staatsstreich” die Merowinger vom Thron gejagt hatten und selbst das Königtum des fränkischen Reiches übernommen hatten, nämlich die Karolinger. Aus der Familie der Robertiner kommen z. B. Graf Robert von  Paris, der Stammvater der späteren französischen aus dem Hause der Capet, Valois und Bourbon oder Ruprecht von Salzburg, der zum Schutzpatron des bairisch-österreichischen Alpenraums wurde. Die Robertiner waren Gefolgsleute der Karolinger. Cancor gründete eine Kirche zum Heiligen Petrus, die Keimzelle zum späteren Kloster wurde. Das Patrozinium ist durchaus Programm, denn Petrus war der Hauptheilige der römischen Kirche und des neuen Karolingerreiches. Es war durchaus keine “normale” Gründung eines Eigenklosters. Der Lorscher Codex, der einerseits Klosterchronik andrerseits aber auch Urkundensammlung des Klosters war, ist zwischen 1160 und 1197 in der Reichsabtei angelegt worden. Über 3800 urkundliche Eintragungen sind hier verzeichnet. Er enthält die Ersterwähnung von vielen Gemeinden, über 1000 Orte sind in ihm verzeichnet und so ist er die älteste geschrieben Geschichtsquelle für Hunderte von Orten. Für die Klostergründung vermerkt der Codex ausdrücklich “Die Stifter unterstellten die Neugründung keinerlei Recht oder Herrschaft, weder einem Bistum noch einem Kloster. Sie übergaben es dem Metzer Erzbischof Chrodegang, damit er dort eine Schar Mönche ansiedle.” Es war also als Eigenkloster gegründet und zwar als Kloster des Chrodegang. Chrodegang oder Rutgang gehörte, wie der Name schon anzeigt, ebenfalls zur Familie der Rupertinger. Und dieser Bischof war ja im “who ‘s who” des jungen Karolingerreiches eine absolut erste Adresse. Er war als Nachfolger des Bischofs Arnulf von Metz die anerkannte kirchliche Autorität im Reich. Um 800 wurden die Nachfahren Arnulfs schon den Vorfahren Karls des Großen zugewiesen, er galt als so etwas wie der Stammvater der Karolinger. Das Kloster wird von den Stiftern gut ausgestattet, aus dem Erbe der Mutter eine Kirche, ein Gut in Mainz und das Dorf Hagenheim. Abt der Neugründung wird Gundeland, der Bruder Chrodegangs und besiedelt wird das Kloster mit Mönchen aus Gorze, beides Anzeichen dafür, welchen hohen Stellenwert das Kloster schon bei der Gründung hatte. Von Chrodegang erhält das Kloster auch die Reliquie des Märtyrerheiligen Nazarius. Der Besitz von Reliquien eines Heiligen war so etwas wie eine Garantie auf den schnellen ökonomischen Erfolg eines Klosters, mehrte es doch die Schenkungen, die dem Kloster zukamen. Schon wenige Jahrzehnte nach der Gründung des Klosters gehörte es zu den größten Grundbesitzern östlich des

klosterumrissdes Rheins. Das weckte natürlich auch Begehrlichkeiten. Der Sohn des Stifters Cancor, Heimerich beanspruchte das Kloster als Eigentum. Der königliche Hof, vor den die Sache gebracht worden war, entschied, dass Gundeland der rechtmäßige Besitzer war. Die Stifter hatten das Kloster mit einer Urkunde an Chrodegang übergeben. Und als dieser das Kloster auf seinen Bruder Gundeland übertrug, hatte niemand Einspruch erhoben, also sah der königliche Hof Gundeland im Recht.

Dieser wiederum schenkte das Kloster nun samt allen Grundbesitzes dem König, der nun im Jahre 772 neuer Eigentümer der Abtei wird. Im Gegenzug sicherte nun Karl die frei Abtswahl zu und die Reichsunmittelbarkeit der Abtei. Ein Kloster ist im Frühmittelalter auch immer ein Punkt der Durchdringung des Reiches mit Herrschaft. die Äbte sind hochangesehene Funktionäre in der engsten  Umgebung des Herrschers. Die Abtei war rasch zu beengt worden. Unweit des alten Klosters wird ein neues Kloster erbaut.

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Die Übertragung der Mark Heppenheim durch Karl hatte dann aber zu Auseinandersetzungen mit dem Bistum Worms geführt, die 795 in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung mit der Abgrenzung der Mark Heppenheim beigelegt wurde. Unter König Ludwig, dem Enkel Karls des Großen wird Lorsch Grablege des ersten “deutschen” Königs und seiner Dynastie. Von 895- 956 wurde die freie Abtwahl zeitweise außer Kraft gesetzt, da die Abtei einfach einen zu hohen Stellenwert für den Herrscher hatte. Aber unter den „sogenannten Kommendataräbten, das waren die vom Herrscher eingesetzten Äbte waren hervorragende Persönlichkeiten

wie der Abtsbischof Adalbero von Augsburg, dann vor allem Erzbischof Brun von Köln, der Bruder von Otto dem Großen. Unter ihm wurde in Lorsch der Ordo Gorziensis eingeführt und Lorsch wurde eines der Zentren der Reform.  Von hier aus wurden Fulda, Corvey, St. Gallen, Amorbach und St. Martin in Köln wurden von hier aus reformiert.

An dieser Stelle kann auch ein Blick auf die kulturelle Leistung Lorschs geworfen werden. Klöster spielten in der “Kulturpolitik” Karls eine wichtige Rolle. Das Lorscher Skriptorium hatte eine wichtige Rolle für die Bücherproduktion und damit auch für die Bildungsreform im fränkischen Reich. Dem Skriptorium war eine Schreibschule angeschlossen und aus dem Skriptorium, das der vierte Abt Lorschs

Richbod aufbaute, entwickelte sich die weithin bekannte Klosterbibliothek des Hochmittelalters. Es verwundert nicht, dass Ottheinrich von der Pfalz später versuchte, diese Bücherschätze für sich zu erwerben. Das Lorscher Arzneibuch ist ein Schlüsseltext der karolingischen Renaissance, das Lorscher Evangeliar wird

280px-Lukas_aus_Lorscher_Evangeliar wird auf 810 datiert und zählt zu den bedeutendsten Texten des abendländischen Frühmittelalters Richbod wurde auch eine große Vorliebe für Vergil nachgesagt und so ist es nicht verwunderlich, dass das Kloster mehrere Vergilhandschriften besaß. Die älteste stammt aus dem ausgehenden 5. oder ganz frühen sechsten Jahrhundert. Der Palatinus Latinus zählt heute zu den sorgfältig gehütetsten Schätzen der Vatikanischen Bibliothek. Ein wichtiges zeitgenössisches Zeugnis für die Krönung Karls sind auch die Lorscher Annalen. Die Lorscher Bibliothek enthält aber auch Sprachdenkmäler in althochdeutsch wie den Lorscher Bienensegen.

Noch ein Aspekt soll angeführt werden. Nicht ganz sicher belegt ist, dass Tassilo III., der letzte Bayernherzog, in Lorsch gestorben ist.

Tassilo wurde 787 von  Karl zum Lehnsmann degradiert. 788 wird er in der Ingelheimer Pfalz zum Tode verurteilt, begnadigt und dann in die Abtei Jumièges verbannt. 794 wird er vor eine Reichssynode in Frankfurt zitiert. Dort musste er für sich und seine Nachkommen den Verzicht auf Bayern beurkunden. Möglich ist, dass er dann nach  Lorsch verbannt wurde und dort starb. Verglichen mit dem “Blutgericht zu Cannstatt” 764 oder dem langjährigen Kampf des Sachsenherzogs Widukind gegen Karl ging es ihm da immer noch gut.

1067 bestätigt Heinrich IV. in einer Urkunde, die alten Rechte und Privilegien  der Abtei und beendet damit zugleich eine Phase der Rechtsunsicherheit. Er hatte nämlich zunächst vor, die Abtei dem mächtigen Erzbischof von Bremen-Hamburg zu übereignen. Der Abt Udalrich hatte sich dagegen zur Wehr gesetzt. Allerdings war der immunitätsstatus des Abtes angegriffen worden. 1229 verliert die Abtei die Immunität. Papst Gregor iX. unterstellt sie dem Erzstift Mainz.. 1232 stimmt Kiaser Friedrich II. gegen heftigen Widerstand der Mönche zu. Von 1232 bis 1248 sind die Zisterzienser  im Kloster werden aber 1248 durch Prämonstratenser aus Allerheiligen ersetzt. 1461 wird das Kloster an die Kurpfalz verpfändet in deren Verfügung Lorsch auch 1566 noch war. Ottheinrich, Kurfürst von der Pfalz führt in seinem Bereich die Reformation ein und hebt die Klöster auf. 1623 kommt das Kloster an wieder zurück an das Erzstift Mainz. 1621 verwüsten spanische Truppen die Klosteranlage. Nur die Königshalle bleibt stehen. Das Kloster wird als Steinbruch genutzt. 1991 wird das Kloster in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

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