Abtei Hersfeld

 

 

Lullus_von_Mainz

Lullus wurde um 705 in Wessex in England geboren. Er kam wohl als puer oblatus ins Kloster Malmesbury am Avon. Bei einer Wallfahrt nach Rom lernte er 737 Bonifatius kennen. Mit ihm ging er nach Germanien, um dort bei der Verkündigung des Evangeliums mit zu arbeiten. Wahrscheinlich war er Schüler des Abtes Wigbert, der in Ohrdruff das 725 Benediktinerkloster leitete. 746 wurde Lullus Archidiakon und bald darauf Priester. Im Auftrag von Bonifatius reiste er 751 nach Rom, um dort bei Papst Zacharias (Papst von 741-752) die Exemtion für das 744 gegründete Kloster Fulda zu erreichen, also die direkte Unterstellung des Klosters unter den Papst. 752 setzte Bonifatius Lullus als Chorbischof in Mainz  und zu seinem Koadjutor ein. 753 wurde er auf einem Reichstag zum Nachfolger von Bonifatius in Mainz ernannt. 769 gründet Lullus in Hersfeld ein Kloster an der Stelle einer Einsiedelei, die der Gründungsabt  von Fulda Sturmius schon 736 angelegt hatte. Zwischen 763 und 765 hatte Lullus als Mainzer Bischof heftige Auseinandersetzungen mit dem Fuldaer Abt. Er wollte die Abtei, deren Exemtion er 751 maßgeblich ausgehandelt hatte, in sein Bistum eingliedern. Als dies nicht gelang, gründete er das Kloster Hersfeld. Er war Abt und Mainzer Bischof, ab 782 Erzbischof. Mit seiner Klostergründung entsprach er den Absichten von Karl dem Großen (römischer Kaiser von 800-814). Von Hersfeld aus sollte die Missionierung und Unterwerfung der Sachsen und Thüringer erfolgen. Das Hersfelder Kloster wurde zum Missionszentrum, das vom Kaiser viel Macht und Einfluss erhielt. Im Jahr 775 erhob Karl der Große auf Betreiben von Lullus das Kloster zur Reichsabtei. Der König

tn_01_farbigstattete das Kloster mit weitgehenden Privilegien aus, nahm es in seinen Schutz,

beschränkte die Rechte weltlicher und geistlicher Würdenträger und verlieh ihm das Recht der freien Abtwahl. Außerdem erhielt es eine Reihe von Gütern. Damit stand es in einer Reihe mit Fulda und Lorsch, den beiden älteren Reichsabteien. Nur die kirchliche Exemtion erhielt Hersfeld im Gegensatz zu Fulda nicht. Es blieb dem Diözesanbischof unterworfen. Da Bischof und Abt eine Person waren, dürfte Lullus das verschmerzt haben.

Schon 782 nämlich am 28. Juli besuchte Karl die Abtei Hersfeld

Der Lehrer von Lullus, Wigbert war 738 Als Abt in Fritzlar verstorben.780 ließ Lullus dessen Gebeine nach Hersfeld überführen. Daraus entwickelte sich schnell eine Wallfahrt. Der Pilgerstrom war so groß, dass die Erweiterung des Klosters und unter Abt Brun(vermutlich 820-840) zwischen 831 und 850 die Errichtung der Klosterkirche notwendig wurde.

782 lebten im Kloster bereits 150 Mönche. Am 16. Oktober 786 starb Lullus in Hersfeld. Er wurde neben Bischof Witta von Büraburg, dem Gefährten des Bonifatius in der Kirche von Hersfeld bestattet. Sein Nachfolger wurde Abt Richulf (786-813). Die Abtei erhielt weiterhin viele Schenkungen im ganzen Reichsgebiet. Vor allem in Thüringen bestanden große Besitzkomplexe. Nach einem Zehntverzeichnis um  810, dem Breviarium Lulli, besass die Abtei rund 60.000 Morgen Land, verteilt auf 193 Ortschaften , von den 3/4 in Thüringen lagen.

Am 8. Mai 820 bestätigte Ludwig der Fromme auf Bitten des Abts Brun die Privilegien Karls von 775. Er nahm es unter seinen Schutz und befahl, dass weder der Bischof von Mainz noch dessen Archidiakon eine Gewalt ausübe, außer der durch Kirchengesetze berechtigte. Außerdem bestätigte er die freie Abtwahl vorbehaltlich der kaiserlichen Zustimmung.

Unter Abt Brunwart (840-875) fand 852 die Weihe dieser karolingischen Kirche statt. Auch wurden die Gebeine von Lullus umgebettet. Unter Brunwart existierte seit 870 auch das erste Kloster-und Abtssiegel.

Unter Abt Bun begann sich die Hersfelder Klosterschule zu entwickeln. Leiter der Klosterschule war damals Haimo, der in Fulda Schüler Alkuins und Mitschüler von Rhabanus Maurus war. Er wurde 840 von Ludwig dem Frommen zum Bischof von Halberstadt ernannt. In dieser Zeit dürfte der unbekannte Dichter des altsächsischen Heliand in Hersfeld seine theologische Ausbildung erfahren haben.

Unter  Abt Druogo (875-892) wurde 880 das erste noch bekannte Zehntverzeichnis der Abtei Hersfeld geschrieben.Unter Abt Harderat (892-901) folgte 899 ein weiteres Zehntverzeichnis. Auf Abt Harderat folgte Herzog Otto aus der Familie der Liudoflinger, ein im Eichsfeld beheimatetes thüringisches Adelsgeschlecht. Er war von 902-912 Laienabt in Hersfeld.

In der Amtszeit von Abt Diethart I. herrschte bereits die Ungarngefahr. 915 wurde der Marktplatz als Fliehburg angelegt und 925 rund um das Kloster Befestigungsanlagen gebaut.

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Abt Diethart II. war wohl Mönch in Hirsau bevor er 927 den Abtsstuhl in Hersfeld bestieg. Aber schon 928 machte ihn König Heinrich I. zum Bischof von Hildesheim,

was er bis zu seinem Tod am 13. September 954 blieb.

Die Abtei Hersfeld scheint ein guter Karrierestart gewesen zu sein, denn auch der nächste Hersfelder Abt Burchard, Sohn des Grafen Adalbert im Grabsfeld aus der Familie der Babenberger war von 928-932 Abt, eher 932 zum Bischof von Würzburg ernannt wurde, wo er als Burchard II. bis 941 regierte.

369px-BurchardusIIHennenbergbwDer nächste Abt Mengingoz (932-935) kümmerte sich um den Schutz des thüringischen Besitzes der Abtei. Bei Arnstadt ließ er um 930 die Wachsenburg  zur Sicherung der umfangreichen Hersfelder Besitzungen bei Arnstadt erbauen. Sie ist eine “Drei Gleichen”. Auch der Ortsname Mengshausen, heute ein Ortsteil von Niederaula erinnert an diesen Abt.

Wichtig wurde für das Kloster dann Abt Egilolf (963-970) Er war Freund und Ratgeber Kaiser Otto I. Dem Einfluss des Kaisers ist es wohl zuzuschreiben, dass die Abtei durch ein Papstdekret aus dem Jahre 968 direkt dem Papst unterstellt wurde. Während der Bischofssynode zum Jahreswechsel 967/68 ist auch Otto I. und sein Sohn anwesend. Abt Egilolf konnte die Bitte um eine Papsturkunde vorbringen. Am 2. Januar 968 nahm Papst Johannes XIII. (965-972) die Abtei in die alleinige Jurisdiktion der römischen Kirche, verlieh das Recht der freien Abtwahl, verbot die Ausübung priesterlicher Funktionen im Klostergebiet ohne Erlaubnis des Abtes und erließ für die Klosterbesitzungen Alienatsverbot, d.h., sie durften nicht veräußert werden. Damit war die Abtei vom Bistum Mainz nicht mehr abhängig.

Abt Gotzbert (970-985) gründete die Hersfelder Bibliothek und als sie Papst Niklolaus V. (1437-1455) von seinen Helfern durchsuchen ließ, fanden sie dort immerhin eine im 9.Jahrhundert erstellte Kopie  der “Germania” von Tacitus.

Bekannt wurde die Bibliothek auch durch das Wirken Lamperts von Hersfeld, der die Vita Lulli verfasst hatte und erster Abt des Klosters Hasungen war.

Nachfolger Gotzberts war Abt Bernhard (995-1005). Dieser gründete die erste Propstei Hersfelds, nämlich die Benediktinerprobstei auf dem Hersfelder Petersberg, die dem Heiligen Petrus geweiht wurde. Noch unter Bernhard verlieh Heinrich II. (1002-1024) dem Kloster Hersfeld den Wildbann über den Reichsforst Ehringswald in genau beschriebenen Grenzen. Bernhards Nachfolger war Godehard (1005-1012). Abt Gotzbert und Bernhard hatten die harten Benediktinerregeln nicht mehr so streng gehandhabt, weswegen Kaiser Heinrich II.(unter Missachtung der freien Abtswahl) im Juli 1005 Abt Godehard einsetzte. Dieser hatte seine Ausbildung in der Klosterschule von Niederaltaich erhalten und war noch in der Herzogszeit von Heinrich von diesem begünstigt 996 Abt von Niederaltaich geworden und 1001/1002 gleichzeitig auch Abt in Tegernsee.1005 wurde der überzeugte Anhänger der Reformbewegung von Cluny zum Abt von Hersfeld ernannt. In seinen Klöstern setzte er die Reform konsequent durch.1007-1013 war ihm auch die Abtei Kremsmünster unterstellt, die ihn in ihren Abtslisten führt.In Hersfeld stellte Godehard die Mönche vor die Wahl, die Regeln zu befolgen oder das Kloster zu verlassen. Daraufhin verließen 50 Mönche das Kloster.

Nach dem Tod Bernwards 1022 wurde Godehard von Heinrich II zum Bischof von Hildesheim berufen. Auf Godehard folgte 1012 Abt Arnold. Er kam auch  aus Niederaltaich und war ebenfalls Reformanhänger. 1015 schenkte Kaiser Heinrich II. das von Otto II. und seiner Gemahlin nach 973 gegründete Kloster Memleben Hersfeld das verarmte Kloster mit all seinem Zubehör zu freiem Verfügungsrecht und zum Nutzen des Klosters, nach dem er Anfang Februar den Abt von Memleben abgesetzt hatte, worauf Mönche das Kloster verließen. Ab 1015 unter Abt Arnold (1012-1031) war Memleben Hersfelder Propstei.

Am 17.5. erteilte Heinrich II. dem Kloster den Wildbann in der Gegend von Breitungen. Die Wertschätzung für ein Kloster durch den Herrscher zeigt sich auch an der Zahl der ausgestellten Urkunden. Heinrich hat Hersfeld 10 Urkunden ausgestellt, was sicher auch mit der Person Godehards zusammenhängt. Denn auch die anderen Klöster, in denen er Abt war, erhielten Schenkungen. Und schließlich ist Godehard ja von Heinrich als Abt eingesetzt worden und 1022 schließlich zum Bischof von Hildesheim berufen worden. Er gehört ja auch zu den bedeutenden

170px-Hildesheim_St_Godehard_StatueHeiligen des Mittelalters. Er ist 1131 durch Papst Innozenz II. (Papst von 1130-1143) als erster Niederbayer heiliggesprochen worden.

Arnold gründete eine weiter Benediktinerpropstei auf dem Johannesberg, die von 1012 bis 1024 erbaut wurde. Sie wurde dem Apostel und Evangelisten Johannes geweiht. Der Nachfolger Arnolds Bardo hatte seine  geistliche Ausbildung im Kloster Fulda erhalten. Von Konrad II. (1024-1039) dem ersten Salier auf dem Kaiserthron,

wurde er unter Umgehung des Rechts auf freie Abtswahl zum Abt von Werden, heute Essen-Werder, ernannt und auf Vermittlung von Kaiserin Gisela wurde er 1031 Abt von Hersfeld. Als der mainzer Erzbischof Aribo 1031 verstarb, wurde er von seinem Gönner Konrad auf den freigewordenen Mainzer Erzbischofsstuhl berufen. Bardo war damit nicht einmal ein Jahr Abt in Hersfeld. Ihm folgte Rudolf nach. Er stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Werl, ein äußerst einflussreiches Grafengeschlecht im norddeutschen Raum. Er war möglicherweise ein Enkel der burgundischen Königstochter Gerberga. Er war zunächst Mönch und dann Propst im Reformkloster Stablo nahe bei Lüttich. 1031 kam er auf den Hersfelder Abtsstuhl, den er bis 1036 innehatte. Dann wurde er zum Bischof von Paderborn berufen. Dem nächsten Abt, Meginher, war eine länger Amtszeit vergönnt, nämlich 1036-1059. Doch schon kurz nach seinem Amtsantritt zerstörte ein Brand die Stiftskirche. 1038 ließ er die heute älteste datierte Glocke Deutschlands, die Lullusglocke, gießen.

lullus_glocke

Er ließ die abgebrannt Stiftskirche   gleich wieder aufbauen und schon 1040 wurden Chor und Krypta dem heiligen Wigbert geweiht. 1039 bestätige Konrad dem Kloster Hersfeld die Immunität. Meginher schenkte Heinrich III. die Hersfelder Hauptreliqien der Apostel Simon der Zelot und Judas Thaddäus für die Gründung einer Stiftskirche in Goslar, sicherlich ein sehr beziehungsreiches Geschenk, den die neue Kirche in Goslar sollte Simon und Judas geweiht werden, das waren die Geburtstagsheiligen des Kaisers und wohl auch den sogenannten Krodo-Altar, einen Reliquienschrein. Dafür schenkte Heinrich III. dem Kloster  am 31. Juli 1051 von Nürnberg aus einen in seinen Grenzen genau beschriebenen Weinberg in Ober-Ingelheim. Lampert von Hersfeld schreibt, dass er durch den beispielhaften Lebenswandel Abt Meginhers bekehrt worden sei. 1058 trat er ins Kloster Hersfeld ein. Unter den Nachfolgern Meginhers war er wohl Leiter der Hersfelder Klosterschule.

Der nächste Abt war Ruthard (1059-1072) Dieser schickte Lampert auf eine Informationsreise in die Benediktinerklöster Saalfeld und Siegburg, um die Consuetudines  zu studieren, die der Kölner Erzbischof Anno (1056-1075) in den von ihm gegründeten Klöstern eingeführt hatte. Er hatte zwar Sympathie für die Reformbestrebungen Annos, fand aber die altbewährten Grundsätze benediktinischen Lebens ausreichend, wenn sie nur eingehalten würden.

Von 1072-1090 regierte Abt Hartwig. Er war von Heinrich IV. eingesetzt worden. 1073 nahm er an einer Synode in Erfurt teil und unterstützte Heinrich. Zwischen 1073 und 1074 zog Heinrich bei Bebra-Breitenbach  ein Heer zusammen, um einen Aufstand der Sachsen und Thüringer niederzuschlagen niederzuschlagen. Am 12. Februar 1074 wurde Heinrichs 2. Sohn Konrad geboren. Sein älterer Bruder Heinrich war im August 1071 geboren und gestorben. Konrad war bereits im Alter von zwei Jahren zum Nachfolger seines Vaters anerkannt worden. 1087 erhielt er in Aachen die Königsweihe, lebte er aber in Italien. Nachdem er 1093 ins päpstliche Lager gewechselt war, also zu den Gegnern seines Vaters, erklärte ihn dieser 1098 auf einer Reichsversammlung in Mainz für abgesetzt und bestimmte gleichzeitig seinen jüngeren Sohn Heinrich zu seinem Nachfolger.

Zurück zu Hersfeld und Abt Hartwig. 1085 marschierte Heinrich den Beschlüssen der Mainzer Kirchenversammlung folgend mit einem Heer nach Sachsen. Er protegierte Hartwig als Erzbischof und dieser wurde in Magdeburg von Klerus und Volk als Gegenerzbischof von Hartwig Graf von Spanheim, einem überzeugten Anhänger von Papst Gregor VII. gewählt. Der Hersfelder Abt konnte sich in Magdeburg nicht halten und war gezwungen nach Hersfeld zurückzukehren.Die Auseinandersetzungen zwischen dem Salierkaiser und den Thüringern erschütterte auch die Stellung Hersfelds in Thüringen. Um diese wieder zu festigen hielt sich er Hersfelder Abt Friedrich (1080-1110) vorwiegend auf der Wachsenburg auf. Dort ist er 1110 auch gestorben. Die Burg war von den Zwistigkeiten schwer mitgenommen worden. Abt Friedrich ließ die Burg wieder herstellen.

Im Januar 1126 bestätigte  Lothar von Supplinburg (1125-1137) einen Gütertausch zwischen dem Stift Sankt Servatius in Maastricht und dem Kloster Hersfeld. Die Kanoniker in Maastricht tauschten Güter in Monsheim gegen eine Kirche in Güls, südwestlich von Koblenz gelegen, weil das jeweilige Tauschobjekt für beide Seiten zu weit entfernt war. Abt Adelmann (1114-1127) unter dem der Tausch erfolgte, ließ auch den Katharinenturm in Hersfeld erbauen, einen kleinen Glockenturm am Eingang zum Stiftsbezirk. In ihm ist auch die Lullusglocke bezeugt.

1127 wurde Hermann von Bingarten Abt in Hersfeld. Mit dem ersten Staufer auf dem deutschen Königsthron Konrad III. (1137-1152) hatte er ein gutes Verhältnis. Konrad war öfters in Hersfeld, so im August 1139 wo er auch  2 Urkunden  für andere Empfänger ausstellte. Im Juli hatte er bei Hersfeld das Heer versammelt, das gegen den Welfen Heinrich den Stolzen, den Herzog von Sachsen zog. 1144 wurde die neue romanische Stiftskirche in Hersfeld von Erzbischof Heinrich von Mainz (1142-1153) vorgenommen, der auch zeitweilig Reichverweser für Konrad war.

Bei dieser Weihe war auch Konrad anwesend. Dabei gab er den dem Kloster “lange entfremdeten Zehnt vom Tafelgut von Ingelheim zurück und bestätigte allen dem Kloster geschenkten Besitz. Zeugen der am 17. Oktober 1144 ausgestellten Urkunden waren unter anderem die Äbte von Fulda und Stablo. Am 14. April 1146 starb Konrads Gemahlin Gertrud von Sulzbach in Hersfeld. Sie wurde in der Kirche des Zisterzienserklosters Erbach beigesetzt. Um 1150 wurden noch neue Klausurgebäude im Kreuzganghof erbaut. Damit ist der Bau 112 Jahre nach dem Brand abgeschlossen. 1148 wurde Heinrich von Bingarten auch Abt von Fulda. Das Abtsamt in Hersfeld behielt er bei. Auf Drängen des Mainzer Erzbischofs gab er das

Fuldaer Amt aber schon ein Jahr später wieder ab.

250px-StiftsruineIhm folgte Abt Willibold von 1155-1162. Sein Nachfolger  Hermann I. verblieb nur drei Jahre auf dem Hersfelder Stuhl, nämlich von 1162-1165. Dann wurde er von Friedrich Barbarossa als Abt in Fulda eingesetzt, weil der dortige Abt Marquard mit der kaiserlichen antipäpstlichen Politik nicht mehr einverstanden war und auf die Propstei St. Andreas am Neuenberg bei  Fulda abgeschoben wurde. Auch den nächsten Abt, Burchard von Nürings (1165-1168) setzte Friedrich in Fulda ein, diesmal gegen den Willen der Mönche und ohne päpstliche Bestätigung. Ihm folgte nach Willibold II. und Adolf 1180 Abt Siegfried (1180-1200). Er hatte am Hofe seines Friedrichs I. und dessen Sohn Heinrich VI. (ab 1169 deutscher König und 1191-1194 Kaiser) großes Ansehen. Mit ihm hatte die Abtei die größte reichspolitische Bedeutung. Er begleitete Barbarossa nach Italien und führte in seinem Auftrag Verhandlungen mit dem Papst. So konnte er auch die Streitigkeiten mit Landgraf Ludwig III. von  Thüringen (1172-1190) zugunsten der Abtei entscheiden.

Am 26. April 1220 gab Friedrich II. den Erlass “cum principibus ecclesiastis” heraus. Damit wurde der Hersfelder Abt zusammen mit 28 anderen Äbten und 16 Äbtissinnen in den Reichsfürstenstand erhoben und war damit Fürstabt. Abt Ludwig ( 1217-1239) hatte nun landeshoheitliche Rechte. Hersfeld war geistiges Fürstentum.

Mit dem Ende der Staufer begann auch der Abstieg des Klosters. Seine Königsnähe in den Zeiten der Salier und Staufer hatte ihm machtpolitischen Rückhalt verliehen. Dazu kam, dass der Landadel und das aufstrebende Bürgertum ihre Macht und Stellung in der spätmittelalterlichen Gesellschaft ausbauen konnte. Die folgenden Jahrhunderte waren auch dadurch geprägt, dass die Abtei, ständig versuchen musste, ihre Besitz und Herrschaftsrechte zu erhalten, eine Entwicklung, von der nicht nur das Kloster Hersfeld betroffen war.

Abt Ludwig I. (1217-1239) stiftete 1239 das Hospital am Johannestor für Arme, Kranke und Alte. Auch das lag im Trend. (vermutlich im selben Jahr gegründet Spital zum Heiligen Geist in Biberach an der Riss, um 1240 in Ulm, in Rothenburg um 1280, in Augsburg schon 1150 bezeugt)

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entsteht in Hersfeld ein zweites Kloster, ein Franziskanerkloster, das 1269 erstmals urkundlich erwähnt wird.

Mit Abt Heinrich von Erthal wurde Hersfeld zum zweiten Mal mit einem Abt besetzt, der gleichzeitig Abt in Fulda war. Von 1252-1254 verwaltete er Hersfeld mit und von 1258-1261 wurde er nochmals auf der Hersfelder Abtsliste geführt. Als Fuldaer Abt ging er vor allem gegen das Raubrittertum vor. In seine Amtszeit fällt auch die Zeit von König Wilhelm von Holland, der von 1248-1254 Gegenkönig von Friedrich II. war und nach dem Tod von Konrad IV. 1254 als deutscher König anerkannt wurde. Er starb 1256.  1252 hatte Wilhelm die Stadt Hersfeld als Reichsstadt anerkannt.

Auf Abt Heinrich folgten zwei Äbte aus der niederhessischen Familie der Boyneburger. Hermann III. regierte von 1261-1278 und Hermann IV. von 1273-1300.

220px-Kupferstich_eichhof_1655Abt Ludwig II. von Mansbach (1324-1343)begann mit dem Bau des Wasserschlosses  zu den Eichen in den Fuldaauen. Der hatte 1232 die größere Hälfte Arnstadts, das im Besitz der Abtei Hersfeld war an die Schwarzburger Grafen verkauft.Die Schwarzburger waren ein uraltes thüringisches Adelsgeschlecht, das in der Nähe von Saalfeld, aber ab 1306 auch auf der Wachsenburg saß. Sein Nachfolger Johann II. von Elben (1343-1367) hatte schwer mit den von seinen Vorgängern geerbten Finanzproblemen zu kämpfen. Er musste Hersfelder Besitz verpfänden oder gar veräußern. Den Bau des Schlosses zu den Eichen stellte er ein. Er mischte sich auch in die Auseinandersetzungen der Handwerker ein. 1343 erteilte er den Leinewebern die Erlaubnis, weißes Tuch, Distelsaat (vermutlich mehrfarbiges Gewebe) und Beiderwand, das war grobes Zeug aus Leinen und Wolle her zu stellen, der für ihn wichtigeren, weil reicheren Zunft, den Wollwebern wies er die wesentlich einträglichere Färberei zu. 1347 verzichtet Karl IV. auf sein kaiserliches Judenrecht. Das Judenregal unterstellte die Juden gegen Zahlung von Schutzgeldern direkt dem Kaiser. Seit Karl wurde dieses Recht oft abgetreten oder beliehen. Es war eine Finanzquelle, für den der das Recht nutzen konnte, in diesem Fall für Abt Johann.

1356 wütete die Pest in Hersfeld. Rund 3000 Bürger sollen gestorben sein.

Abt Berthold II. von  Völkershausen (1367-1387) vollendete 1372 den Bau des Schlosses zu den Eichen.

In den beiden benachbarten Landgrafschaften Thüringen und Hessen erwuchs dem kleinen Reichsfürstentum Hersfeld immer stärker werdende Konkurrenz. Nachdem das alte Thüringer Herrschergeschlecht der Ludowinger  1247 mit dem Tod des kinderlosen Heinrich Raspes 1247 ausgestorben war, kamen im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) in Thüringen mit Heinrich dem Erlauchten (1215-1288) an die Macht. Die letzte Überlebende des Geschlechts der Ludowinger, Sophie von Brabant (1224-1275), Nichte von Heinrich Raspe konnte in der kriegerischen Auseinandersetzung zwar nicht das gesamte Erbe des thüringischen Landgrafens für Ihren Sohn Heinrich von Hessen gewinnen, aber immerhin die hessischen Besitzungen für ihn sichern. Daraus entwickelte sich die Landgrafschaft Hessen.  Beide Grafschaften versuchten ihren Besitz auszubauen und ihre Positionen zu festigen. Die Abtei bekam das zu spüren zum Beispiel im Bündnis des Landgrafen von Hessen und der Stadt Hersfeld. Auch mindermächtige Adlige waren von den Expansionsbestrebungen des Landgrafen betroffen und gründeten um 1370 die Rittergesellschaft vom Sterne, um ihre Interessen gegen den Landgrafen zu wahren. 1373 hatte die Stadt Hersfeld mit dem hessischen Landgrafen (1244-1308) ein Bündnis geschlossen. Mit Hilfe der Sterner wollte Abt Berthold die Vorherrschaft in der Stadt wiederherstellen. In der Vitalisnacht  vom 27.auf 28. April 1378 sollte die Stadt eingenommen werden. Der Ritter Simon von Haune schickte der Stadt allerdings einen Fehdebrief. Diese war so gewarnt und das Vorhaben ging schief. 20 Hersfelder Bürger kamen ums Leben, die steinerne Brücke über die Fulda und das Dorf Oberrode und Mühlen außerhalb der Stadt wurden zerstört, Felder, Wiesen und Weinberge und Wälder verwüstet. Die Stadt klagte darauf hin beim Reichshofrat und gab den Schaden mit 40.000 Gulden an.

Der Abt musste 10.000 Mark, jeder der beteiligten 18 Ritter 400 Silbermark bezahlen. Die Hersfelder hatten zwar gewonnen, verloren hatten aber im Grunde beide. Das Verhältnis zwischen Abtei und Stadt war auf Generationen beschädigt.

Die Auseinandersetzungen mit der Landgrafschaft Hessen gingen weiter. Landgraf Ludwig (1402-1458) ließ Schloss Ludwigseck auf Hersfelder Gebiet bauen und erhöhte damit den Druck auf Hersfeld. Abt Hermann II. von Altenburg konnte das nur resigniert hinnehmen. Man stellte sich nun auf die Seite von Kurmainz, das erbittert mit dem Landgrafen von Hessen um die Vorherrschaft in Hessen kämpfte.

1414 wurde das Bündnis zwischen der Stadt Hersfeld und dem hessischen Landgrafen erneuert. Der Nachfolger Abt Hermanns Albrecht von Buchenau (1418-1438) hatte heftigen Streit mit der Stadt. Nachdem 1427 Landgraf Ludwig in zwei Schlachten gegen Mainz siegreich geblieben war, war die Abtei ohne Verbündete gegen die Landgrafschaft Hessen. Abt Albrecht zog die politische Konsequenz daraus und schloss 1432 einen Erbschutzvertrag mit dem Landgrafen der 1458 und 1490 erneuert wird. Das Hersfelder Gebiet huldigte nun Ludwig mit all seinen Schlössern, Ämtern und Städten. Die Abtei Hersfeld galt nun als ein zu Hessen gehöriges Land.

In der Hersfelder Affäre versuchte man, die Abteien Fulda und Hersfeld zusammen zu legen. Die Hersfelder Finanzproblem waren ohnehin gravierend. Verschlimmert wurde die Situation durch einen  vor dem Reichskammergericht verlorenen  Prozess. Abt Volpert Riedesel zu Bellersheim (1493-1513) resignierte zugunsten von Abt Hartmann von Fulda. Dieser übernahm neben dem Fuldaaer Abtstuhl auch den Stuhl von Hersfeld. Abt Volpert von Riedesel ging in die fuldische  Propstei Andreasberg. Dem widersetzte sich aber Kraft Myle, der spätere Abt Krato (1516-1556). Auch die Stadt Hersfeld unterstützt von Landgräfin Anna von Mecklenburg verweigerte Abt Hartmann den Gehorsam. Ludwig von Hanstein, der Abt des Klosters Helmarshausen wurde zum Verwalter des Klosters gewählt. In dieser Situation verzichtete Abt Hermann auf den Hersfelder Stuhl. 1516 wurde Krato zum Hersfelder Abt gewählt. Er ist der erste Bürgerliche auf dem Abtsstuhl in Hersfeld.1517 erneuerte er den Erbschutzvertrag mit Landgraf Philipp von Hessen (1504-1567). Darin wird der Abtei untersagt, sich mit einer anderen Abtei zusammen zu schließen und künftige Äbte brauchen die Zustimmung des Hauses Hessen.

1520 begann die Reformation in Hersfeld.  Der Weltgeistliche Heinrich Fuchs und sein Kaplan Melchior Fuchs predigten in der Hersfelder Stadtkirche. 1521 wurde Martin Luther auf seinem Rückweg vom Reichstag von Worms von Abt Krato empfangen. Auf Einladung von Abt Krato predigte Martin Luther trotz Verbots in  der Stadtkirche.

Pfarrer Heinrich Fuchs heiratete und wurde daraufhin zusammen mit seinem Kaplan Ringk von Abt Krato der Stadt verwiesen. Fuchs und Ringk predigten über die sittenlosen Zustände im Stift (Unzucht, Trunkenheit, Gotteslästerung und Zusammenleben von Stiftsherren mit Konkubinen in wilder Ehe).Daraufhin kam es zu Plünderungen im Stift. Auf Befehl des Landgrafen wurden Fuchs und Ringk zwar festgesetzt. Hersfelder Bürger halfen ihnen aber aus dem Gefängnis und über die hessische Grenze. Nur die Plünderer wurden bestraft, nicht aber die aufsässigen Bürger. Der Magister Adam Krafft hatte in seiner Heimatsstadt Fulda unter großem Zulauf der Bevölkerung gepredigt, war dort aber von der hohen Geistlichkeit vertrieben worden. In Hersfeld fand er wohl mit Einwilligung von Abt Krato freundliche Aufnahme. Er wurde zum eigentlichen Reformator Hersfelds. Er wurde später Hofprediger von Landgraf Philipp.

1525 gingen beim Bauernkrieg  die Hersfelder Bürger unter Anführung ihres Bürgermeisters Ottensaß zu den Aufständischen über. Der Abt zog sich auf sein Schloss Zu den Eichen zurück. Die aufständischen Bauern stürmten das Stift, plünderten und vernichteten  vieles. Landgraf Philipp warf den Aufstand rasch nieder und ließ sich das, wie auch in Fulda teuer bezahlen.

Unter Abt Michael (1556-1571) kommt das Stift völlig unter den Einfluss Hessens.

220px-Hersfeld_schlosseichhof_wappenUnter Abt Ludwig V. (1571-1558) kam es in Hersfeld nochmals zu einer Baublüte. Der Stiftsbezirk, die Abtsresidenz und das Schloss zu den Eichen wurden im Renaissancestil umgebaut. Der vorletzte Abt Kraft Weidenbach (1588-1592) wurde vom Papst nicht mehr anerkannt. Der letzte Abt Joachim 1592-1606 war vom Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel in sein Amt eingesetzt worden. Er machte den ältesten Sohn  von Landgraf Moritz Otto von Hessen  1604 zum Koadjutor des Stifts. Als Abt 1606 starb, wurde der 12 jährige Otto von Hessen der erste weltliche Herrscher des Fürstentums Hersfeld. Unter Abt Joachim  wurde das Kloster aufgegeben. Die Stiftskirche war seit dem Bauernkrieg nur noch als evangelische Kirche genutzt worden.

Im Dreißigjährigen Krieg hat Hersfeld heftig zu leiden. Unter Feldherrn Tilly zogen kurzfristig nochmals Mönche ins Kloster. Es kam aber nicht mehr zu einem geregelten Klosterbetrieb.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) setzen 1761 abziehende Franzosen die als Kornspeicher genützte Stiftskirche in Brand. Es bleibt die “Stiftsruine Hersfeld”

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Kommentare (5)

  1. G.F. Chmielus

    Kraft Weiffenbach wurde 1526 in Niederaula als Sohn von Johannes Weiffenbach und dessen Frau Anna Molitor geboren. Mit 18 Jahren trat er 1544 als Novize in die Abtei Hersfeld ein. 1556 wurde er Propst von Kloster Göllingen, das ein Priorat der Hersfelder Reichsabtei war.
    (Ein Beitrag zu Kraft Weiffenbach ist im Heft des Landesamtes für Denkmalpflege zu „Kloster Göllingen“ T2 veröffentlicht.

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  2. Beate Weifenbach

    Der Artikel ist kompakt und inhaltlich sehr gut. Der vorletzte Abt hieß nicht gem. Autokorrektur „Weidenbach“, sondern “ Weiffenbach“. Ich bin
    Mediävistin und hatte während meiner Zeit an der WWU diesen Namen schon früher gefunden mit dem Hinweis, dass die Ausbildungsstätte dieses irgendwie im hohen Norden nachgewiesenen „Intellektuellen“ Hersfeld war. Ich habe meine Unterlagen bei einer Spedition eingestellt seit Jahren und kann aus dem Kopf nix Konkretes melden. Hersfeld war auf alle Fälle ein sehr gutes Ausbildungszentrum. Man muss bedenken, dass jede Handschrift abgeschrieben werden musste aus einer anderen, die mit größtem Aufwand per „Fernleihe“ geholt werden musste, oft in einem anderen Dialekt. VG, bw

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  3. G. Röser

    Welcher Quelle haben Sie nachstehende Aussage entnommen:
    „Der nächste Abt Mengingoz (932-935) kümmerte sich um den Schutz des thüringischen Besitzes der Abtei. Bei Arnstadt ließ er um 930 die Wachsenburg zur Sicherung der umfangreichen Hersfelder Besitzungen bei Arnstadt erbauen … “
    Es grüßt Sie G. Röser

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  4. röser, günter

    Hallo Herr Franz-Karl,
    unter obigen Text zur „Abtei hersfeld“ steht:
    „Der nächste Abt Mengingoz (932-935) kümmerte sich um den Schutz des thüringischen Besitzes der Abtei. Bei Arnstadt ließ er um 930 die Wachsenburg zur Sicherung der umfangreichen Hersfelder Besitzungen bei Arnstadt erbauen. Sie ist eine “Drei Gleichen”. Auch der Ortsname Mengshausen, heute ein Ortsteil von Niederaula erinnert an diesen Abt.“
    uns, die IG stadtgeschichte Arnstadt, interessiert, woraus Sie diesen Hinweis zu Arnstadt entnommen haben und war es die „Wachsenburg“ od. zu dieser zeit ein Kloster?
    In Erwartung Ihrer Antwort verbleibt Ihnen
    freundlichst Günter Röser

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  5. Anonymous

    Hallo Herr Franz-Karl,
    unter obigen Text zur „Abtei hersfeld“ steht:
    Der nächste Abt Mengingoz (932-935) kümmerte sich um den Schutz des thüringischen Besitzes der Abtei. Bei Arnstadt ließ er um 930 die Wachsenburg zur Sicherung der umfangreichen Hersfelder Besitzungen bei Arnstadt erbauen. Sie ist eine “Drei Gleichen”. Auch der Ortsname Mengshausen, heute ein Ortsteil von Niederaula erinnert an diesen Abt.

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