Kloster Peterhausen

 

Gebhard II. wurde am 7. August 949 in Bregenz als Sohn des Grafen Ulrich VI. geboren. Er stammt aus der Familie der Udalrichinger, die vor allem am Bodensee begütert war. Seine Mutter Dietpurg verstarb bei seiner Geburt. Er kam an die Domschule von Konstanz. Von seinem Onkel Konrad aus der Familie der Welfen, wurde er zum Priester geweiht. Als Konrads  Nachfolger Gaminolf 979 starb, wurde Gebhard von Otto II. (955-983) zum Bischof von Konstanz ernannt. Konstanz war damals die größte Diözese Deutschlands. Gebhard hatte ein reiches Erbe und  983 stiftete er das Kloster Petershausen und stattete es mit seinen Erbgütern aus. Zuvor hatte er ein Grundstück auf dem rechten Rheinufer Konstanz gegenüber mit der Abtei Reichenau getauscht. Dort ließ er sein Kloster errichten. Die Nähe zum Konstanzer Münster,

220px-Gebhard_Fugel_Grundsteinlegung_Petershausen               Bischof Gebhard bei der Grundsteinlegung des Klosters Petershausen

 

also zur Bischofskirche, unterstreicht die Bedeutung der Neugründung als bischöfliches Eigenkloster. Das Kloster wird mit Mönchen aus Einsiedeln besetzt, einer benediktinischen Reformgründung aus dem Jahr 934. Der erste Abt ist Periger-Bezelin. 983 werden die ersten Klosterbauten errichtet. Die Kirche wird dem Petersdom in Rom nachempfunden. Daher stammt auch der der lateinische Name Petri domus. 989 erhält Gebhard vom Papst selbst ausgesuchte Reliquien, darunter das Haupt Gregors des Großen. 992 wird die Kirche zu Ehren Papst Gregors des Großen geweiht. Nach dem Tod Gebhards am 27. August 995 (wahrscheinlicher 996) wird der verstorbene Bischof in der Klosterkirche beigesetzt.1134 wird er heilig gesprochen.

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Auf Bitten Ottos III. (980-1002) und des Konstanzer Bischof Lamberts (995-1018) nimmt Papst Gregor V. (Papst von 996-999) am 24. Mai 996 das Kloster Petershausen unter den päpstlichen Schutz, bestätigt alle erworbenen und geschenkten Besitzungen, besonders das Gut Dussnang und Oberwangen im Thurgau und verleiht das Recht der freien Abts-und Vogtswahl.

Im 11. Jahrhundert kam es in vielen Benediktinerabteien zu gewissen Verfallserscheinungen, die im Zeichen des Investiturstreits noch zunahmen. Einflussnahme von weltlichen Herren, territorialen Bischöfen, Simonie, Missachtung der Ordensregelung und spiritueller Verarmung waren die Phänomene. Eine Reformbewegung ausgehend vom Kloster Cluny in Burgund versuchte dem entgegen zu steuern. Im Bodenseeraum wirkte das Kloster Hirsau vermittelnd für die Reformideen. Petershausen war von diesen Verfallserscheinungen nicht verschont geblieben. Bischof Gebhard III. (1084-1110) war ein prominenter Gegner Kaiser Heinrichs IV. im Investiturstreit. Er kam aus der Familie der Zähringer. Unter Abt Wilhelm von Hirsau war er ins dortige Kloster eingetreten. Er holte 1086 Mönche aus Hirsau nach Petershausen. Abt Theoderich (1086-1116) konnte das Kloster reformieren und sogar Mönche an andere Klöster abgeben. Die Stärke der Abtei zeigte sich , dass sie nun Filialgründungen vornehmen konnte. Kloster Neresheim wurde 1095 mit Mönchen aus Petershausen und Zweifalten gegründet. Kloster Fischingen wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich gegründet und Petershausener Mönchen besiedelt. Theoderich reformierte auch das Kloster Wagenhausen. Allerdings wurde die Abtei nun auch in die Auseinandersetzungen zwischen König und Bischof verwickelt. Gegen den papsttreuen Gebhard wurde mit Arnold von Heiligenberg ein kaiserlich gesinnter Gegenbischof eingesetzt und Gebhard wurde für zwei Jahre von seinem Bischofsstuhl vertrieben. Auch Theoderich musste mit einem Teil seiner Mönche ins Kloster Kastl in der Oberpfalz ausweichen. Dieses Kloster war unter Mitwirkung von Bischof Gebhard durch seine Schwester, die Markgräfin Luitgard von Zähringen, gegründet worden. Theoderich war dann auch der erste Abt von Kastl, konnte aber wieder nach Petershausen zurückkehren, als Bischof Gebhard wieder in sein Amt eingesetzt wurde.

Auf Einladung Graf Ulrichs X. von Bregenz, aus dessen Familie ja auch der Petrshausener Klostergründer Bischof Gebhard stammt, schickte Abt Theoderich Mönche nach Andelsbuch in den Bregenzer Wald. Dort ließ er eine Petrus-Kircheund eine Klausur aus Holz bauen. Zu ihrem Vorsteher ernannte er Meinrad. Sie blieben zunächst dort und konnten auch neue Brüder gewinnen.Wegen der Abgelegenheit des Ortes, des langen Weges und der Schwierigkeit der Lebensmittelversorgung, überlegten sie aber, die Zelle nach Bregenz zu verlegen. Der Bau neben der Pfarrkirche von Begrenz und die Einkünfte der Kirche dafür zu verwenden, die zur Hälfte Graf Ulrich gehörten, scheiterte am Einspruch des Grafen Ludwig von Pfullendorf, dem die andere Hälfte des Kirchensatzes gehörte. Schließlich wurde am See ein geeigneter Platz gefunden und dort Kloster und Kirche St. Peter in der Au gebaut. Es gab dann zähe Verhandlungen um die Loslösung vom Mutterkloster beziehungsweise um die Übergabe als Hauskloster an die Grafenfamilie. Die Chronik des Kloster Petershausen, die um 1150 von einem anonymen Mönch verfasst worden ist, berichtet ausführlich von diesen Vorgängen.

1097 wird die Kirche geweiht.

Petershausen gehört zum Hirsauer Klosterverband, zu dem im Bodenseeraum Weingarten, Isny, Schaffhausen und Petershausen mit seiner Tochtergründung Mehrerau gehörten.

Ein Höhepunkt im Klosterleben war die Erhebung der Gebeine des Gründers Gebhards II. und ihre Beisetzung im Altar der Klosterkirche. Das kam einer Heiligsprechung gleich und das Patronat Gregors des Großen verblasste neben der Person des nun Heiligen Gebhards. 1159 brannte die Abtei ab und wurde von 1162-1180 neu erbaut und später mehrmals erweitert.

Am 14. Juni 1214 nimmt Friedrich II.(1212-1250) das Kloster Petershausen in seinen besonderen Schutz. Unter ihm wird die Abtei auch reichsfrei. Heinrich VII. bestätigt am 17. Oktober 1312 alle Privilegien, die Friedrich II. dem Kloster erteilt hat.

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Auch päpstliche Privilegien konnte sich das Kloster sichern. So gewährte  Innozenz IV. (1243-1254) auf Fürsprache der Äbte von Sankt Gallen und Reichenau dem Kloster das Privileg, auf päpstliche Provision hin keine Pfründe verleihen zu müssen. 1292-1321 war Diethelm von Kastel Abt in Petershausen. Ab 1306 verwaltete er das Amt in Doppelfunktion mit dem Abtssitz von Reichenau. Dort war er von 1306-1341 Abt.

Eine Hochzeit erlebte das Kloster in der Zeit des Konstanzer Konzils 1413-1418.

Konzil_Konstanz3Kaiser Sigismund, auf dessen Betreiben das Konzil einberufen worden war, weilte während des Konzils als Gast im Kloster. Dem Abt Johann III. Frei (1395-1425) verlieh Papst Johannes XXIII., der auf dem Konzil abgesetzt wurde, das Recht, die

Pontifikalien zu tragen. Auch das Provinzialkapitel der Ordenprovinz Mainz-Bamberg trat in Petershausen während des Konzils zusammen und zwar am 28. Februar 1417. Von der Versammlung der Äbte gingen wichtige Reformanstöße für das benediktinische Mönchstum aus. Die Benediktinerregel sollte wieder voll beachtet werden.

1489/90 regierte Abt Martin Brülin. Er brachte das Kloster allerdings an den Rand des Ruins. 1495 konnte ihn der Bischof von Konstanz und das Domkapitel dazu bewegen, sich für 15 Jahre auf die Petershausener Propstei Rötsee zurückzuziehen, wo Abt Theoderich zwischen 1111 und 1116 die Kapelle Rötsee mit allem Zubehör für 8 Mark Silber vom Konstanzer Bischof Ulrich erworben hatte.

Für das Kloster waren Administratoren eingesetzt worden, die sich um die Sanierung des Klosters kümmerten.

Auch die Stadt Konstanz  versuchte im 15. Jahrhundert vergeblich, die Herrschaft über das Kloster zu gewinnen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts versuchte vor allem der Bischof, sich die Abtei einzuverleiben, das durch die Reformation in eine geradezu desolate Finanzlage geraten war. Es gelang zwar das Augustinerchorherrenstift  und das Kloster Reichenau in das Bistum zu inkorpieren,

nicht aber das Kloster Petershausen.

Johannes Merk (1495-1425), der Nachfolger von Abt Martin Brülin konnte die Abtei wieder konsolidieren. 1525 wurde in Konstanz unter Johannes Zwick und Ambrosius Blarer die Reformation eingeführt. Der Rat ging ziemlich rigoros gegen die Altgläubigen vor. Von den Mönchen verlangte er einen Treueid, um ihnen Bürgerpflichten, also auch Steuern aufzuerlegen. Der Abt Gebhart Dornsperger suchte 1528 Schutz in Überlingen. Dorthin war auch das Klosterarchiv und der Kirchenschatz verlegt worden. 1530 kam es zum Bildersturm, bei dem die Reliquien vom Klostergründer Bischof Gebhard in den Rhein geworfen wurden. 1548 wurde Konstanz in Augsburg in die Acht getan. Ferdinand von Habsburg, der Bruder Kaiser Karl V. marschierte mit österreichischen Truppen in Konstanz ein, die Stadt wurde zur Rekatholisierung gezwungen. Das Kloster allerdings war von den österreichischen Truppen geplündert worden. Erst 1556 kehrten der Konvent und der Abt in das zerstörte Klostergebäude zurück.

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Der Augsburger Religionsfriede von 1555 ermöglichte ein rechtlich geregeltes Nebeneinander der Konfessionen. Bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges war ein juristisch-politischer Modus der konfessionellen Koexistenz gefunden.

Auch der zusammenhalt der Klöster hatte sich gefestigt. Eine gewisse katalysatorische Wirkung dazu hatte der Bauernkrieg von 1525 gehabt, unter dem ja fast alle schwäbischen Klöster zu leiden hatten. Dann waren die Prälaten ja auch Verbündete der Habsburger gegen die Ausbreitung der Reformation in Süddeutschland. Einige oberschwäbische Klöster fanden sich schon seit 1425 zu regelmäßigen Versammlungen zusammen. Daraus entwickelte sich das schwäbische Reichsprälatenkollegium. Die institutionelle Entwicklung war 1575 abgeschlossen, als in diesem Jahr erstmals ein Direktor für das Kollegium gewählt wurde. In diesem Jahr trat unter Abt Christoph Funk (1556-1580) auch die Abte dem Prälatenkollegium bei, nach dem die Auseinandersetzungen mit Bischof und Reichsstadt Konstanz um die Selbstständigkeit der Abtei abgeschlossen waren.

Die Prälaten hatten eine Stimme auf dem immerwährenden Reichstag. Zu interständischen Ausschüssen durften sie einen Gesandten schicken und mit dem jeweiligen Abt von Weingarten hatten sie einen festen Vertreter bei den Reichsdeputationstagen.

Abt Christoph Funk wurde durch en päpstlichen Nuntius in Süddeutschland, Feliciano Ninguarda, 1580 dazu gebracht, zu resignieren. Unter seinem Nachfolger Andreas II. Öxlin (1581-1705) erfolgte die Vereinigung mit der Abtei St. Georgen in Stein am Rhein  die 1525 durch ihren letzten Abt wegen der Reformation in Stein am Rheinsäkularisiert wurde. Die verbliebenen Mönche lebten unter ihrem Abt Martin Geiger auf Burg Steinegg im Thurgau. Auch die Propstei Klingenzell, die dem Kloster St. Georgen gehört hatte und die im Gegensatz zur Mutterabtei nicht aufgehoben worden war, wurde nun dem Kloster Petershausen inkorporiert.

1603 gründeten die Klöster Weingarten,  Petershausen, Ochsenhausen, Zwiefalten, Wiblingen, Mehrerau und Isny die Oberschwäbische Benediktinerkongregation, für die sie am 16. August 1603 die päpstliche Approbation erhielten. Zum ersten Präses wurde Abt Wegelin vom Kloster Weingarten  am 24. September 1604 gewählt. Zum Visitator von Weingarten wurde der Abt von Petershausen bestellt. Ziel war die Erneuerung der Ordensdisziplin und die Vereinheitlichung des mönchischen Lebens. Am 24 März 1782 ordnete Kaiser Josef II. den austritt der vorderösterreichischen Klöster an.

Mit der Säkularisation von 1803 endete die Kongregation.

Im Dreißigjährigen Krieg wird Konstanz 1633 von den Schweden unter General Horn 24 Tage belagert, aber nicht eingenommen. Die Stadt Konstanz forderte vom Kloster Steuern für die Festungsbauten, was dem Kloster natürlich auch zu schaffen machte.

Nach dem Krieg erlebte das Kloster nochmals einen Aufschwung, nicht zuletzt dank der Gegenreformation. Es wurden Verträge mit den Städten Konstanz und Überlingen und der Deutschordenskommende Mainau werden geschlossen.

Es gibt noch hochfliegende Pläne zu einem barocken Klosterneubau, aber die Säkularisation 1802 macht dem allem ein Ende. Das Kloster fällt an die Markgrafschaft Baden. Die Abteigebäude dienten den Söhnen des Markgrafen Karl Friedrich von Baden zunächst als Wohnsitz. Die Klosterbibliothek wurde von der universität Heidelberg gekauft und dorthin überführt.

Seit 1992 beherbergen  die Klosterbauten die Außenstelle des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg.

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