Kloster Steingaden
Welf VI. wurde 1115 als Sohn des Herzogs Heinrich der Schwarze von Bayern und der Wulfhilde von Sachsen aus der Familie der Billunger geboren. Sein Bruder war Heinrich der Stolze. Als Oberhaupt der welfischen Adelsfamilie hatte er Welf mit Uta, der Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein Gottfried von Calw, verheiratet. Nach der Wahl des Staufers Konrad kam es zum offenen Konflikt zwischen Staufern und Welfen. Konrad entzog Heinrich die Herzogtümer Bayern und Sachsen und Welf, der mittlerweile Markgraf von Tuszien war, die Markgrafschaft Tuszien.
1139 starb Heinrich. Welf wurde Vormund von Heinrich dem Löwen, dem Sohn seines Bruders Heinrich. Er vertrat nun die welfischen Ansprüche und konnte sie vor allem in Bayern behaupten. Das Verhältnis entspannte sich allmählich. 1146 nahmen sowohl Konrad als auch Welf das Kreuz. Er ordnete seine Verhältnisse und vor seiner Abreise gründete er das Kloster Steingaden 1147. Es sollte wohl in Absprache mit Heinrich dem Löwen die neue Grablege der Welfen werden. Nach der Überlieferung der Prämonstratenser soll der Ordensgründer Norbert gesagt haben, als er sich auf einer Reise nach Rom befand und durch Steingaden kam, dass an diesem Ort einmal seine Mönche leben werden. “ In hoc loco habitabunt aliquando filii mei.”
Mönche aus Rot besiedelten das Kloster. Als Propst wurde Anselm von Rot ernannt, der von 1147 bis zu seinem Tod am 11. Februar 1162 Propst von Steingaden war. Wie damals üblich wurde Steingaden als Doppelkloster gegründet.
Unter Anselm wurde das Kloster ein Hort strenger Lebensführung und hoher Gelehrsamkeit.
Schon 1156 wurde das Kloster dem Papst unterstellt. Es gehörte zunächst zur Circaria Sueviae, aber ab dem 16. Jahrhundert zur Circaria Bavaricae. Es wurde der Diözese Augsburg zugeteilt, worüber lange gestritten wurde, weil es zu der Zeit eigentlich zu Freising gehört hätte.
Das romanische Münster, das sogenannte Welfenmünster, wurde 1176 unter dem 2. Propst Konrad (1162-90) geweiht. Der Sohn des Klostergründers, Welf VII. starb
am 12. September 1167 in Siena an Malaria. Er wurde im Welfenmünster bestattet. Nachdem auch Welf VI. am 15. Dezember 1191 in Memmingen starb, wurde er neben seinem Sohn in Steingaden begraben.
In rascher Folge wurden dem Kloster die Pfarreien Peiting (1194) der Stammsitz der bayrischen Welfen, Wiedergeltingen und Prem (1197) Siebnach (1220) Wilmanshofen (1251), Ober und Unterirsingen (1284-1396) Epfach (1286), Holzhausen (1296) Trauchgau (1312) dann schließlich die Pfarrei Steingaden selbst inkorpiert. 1758 schließlich folgte noch Hohenfurch und Ingenried. In Südtirol und zwar in Algund (bei Meran) und Tschars hatte das Kloster seit 1218 ausgedehnte Weinberge. Es betreute auch die Wallfahrtskirchen von Ilgen, Kreuzberg und Wies.
Die Schwestern wurden bald unabhängig. Sie hatten aber unter dem Adel der Umgebung zu leiden. Deshalb flohen sie zusammen mit den Schwestern von Polling und Rottenbuch, auch eine Welfengründung 1284 nach Benediktbeuren, das damals noch ein Doppelkloster war.
Das Kloster Steingaden war seit der Gründung reichsunmittelbar. Der Konvent war bis zum 15. Jahrhundert ausschließlich dem Adel vorbehalten. Um 1400 verarmte der Konvent. Schlechte Klosterdisziplin und andere Bedrängnisse sorgten dafür, dass 1400 nur noch ein Kanoniker im Haus lebte. 1402 brannte es auch noch im Kloster.Zur selben Zeit machte auch das Mutterkloster Rot eine schwere Phase durch. Der dortige Abt Merk (1415-1420) schaffte eine allmähliche Konsolidierung der Roter Abtei und Abt Hessler (1421-1457), der auch der zweite Gründer Rots genannt wird, brachte das Kloster wieder zur Blüte. Er griff wohl auch in Steingaden ein und forderte den Steingadener Propst Johann Sürg von Sürgenstein (1402-1431) zum Rücktritt auf. Außerdem wurde das Kloster unter den Schutz der Herzöge von Bayern gestellt. Langsam wendeten sich die Dinge wieder zum Besseren. 1434 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Der erste Abt war Johann Scheiterer (1431-1445). 1456 bis 1491 war Kaspar Suiter Abt. Er ließ das Kloster in spätgotischem Stil
erneuern. 1485 erhielt die Abtei die Pontifikalien.
Im April 1525 erhoben sich die Bauern im Allgäu und Mittelschwaben. Der Schwäbische Bund bat Herzog Ludwig von Baiern, nach Mindelheim Reiter zu legen.
Um den Lechübergang zu sichern, hatte er Kriegsvolk nach Landsberg gelegt. Am 20. April ließ er Buchloe plündern und legte es in Schutt und Asche. Die Antwort der Bauern blieb nicht aus. Der Allgäuer Haufe unter ihrem Führer Knopf von Leubas zündete die Burgen von Irmatshofen und Angelberg an und der Buchloer Haufe, mittlerweile über 3000 Aufständische stark unter ihrem Führer Sebastian Bader, zog nach Steingaden und brandschatzte und plünderte das Kloster. Dabei ging der größte Teil des Archivs verloren. Unter Abt Johann Dimpt (1527-1535) begann der Wiederaufbau im Renaissancestil. 1534 entstand das heutige Chorgestühl. Unter Abt Gallus Theiniger (1580-1606) kam 1600 ein Freskenzyklus hinzu, von dem in der Vorhalle die Welfengenealogie noch erhalten ist. Während viele Klöster im schwäbisch-bairischen Raum unter dem Schmalkaldischen Krieg und den Wirren der Reformationszeit zu leiden hatte, blieb Steingaden davon verschont und erlebte eine Blütezeit. Abt Theiniger machte sich auch um die Reform des Ordens verdient. Er rief Kanoniker aus Brabant. 1624 wurde ein Noviziat eingerichtet. Dann aber kam der Dreißigjährige Krieg. Abt August Bonenmayer (1645-1674) musste die erneute Zerstörung des Klosters erleben. 1646 brannten französische Truppen das Kloster nieder. Dabei wurde auch die Bibliothek zerstört. Aber er bewerkstelligte auch den Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen im aufkommenden Barockstil.
Den Äbten gelang es schließlich alle Schäden zu beheben. Auch die Wirtschaftskraft
konnte wieder gestärkt werden. Ab 1616 übernahm Steingaden vom Kloster Oberzell die Rechte des Mutterklosters über das Stift Griffen in Kärnten. 1661 wurde das unter Ottheinrich 1557 im Zuge der Reformation aufgehobene und säkularisierte Kloster Speinshart, das 25 km südöstlich von Bayreuth und 30 km nordwestlich von Weiden liegt, von Steingaden aus wieder besiedelt .
Die jährlichen Einnahmen konnten wieder auf 34.000 Gulden gesteigert werden, wofür 904 Gulden Steuer zu entrichten waren. Es verfügte über 1619 Joch Waldbesitz also rund 950 Hektar. Auch die Zahl der Konventualen hatte sich durchaus positiv entwickelt. War 1404 nur noch ein Kanoniker im Kloster, so waren es 1623 schon 28, 1764 45 und 1803 bei der Aufhebung immerhin noch 25. Das alles ließ sich nicht schlecht an. Abt Antonius Erath von Erathsburg (1708-1715) begann dann allerdings wieder mit verschwenderischer Amtsführung. Das Kloster war berüchtigt wegen seines luxuriösen Mönchslebens. Es hatte die schönsten Schimmelkutschpferde im weiten Umland.
Abt Hyazinth Gassner (1729-1745) wollte die im Prämonstratenserorden vielfach üblichen Fronleichsnamsprozession auch in Steingaden einführen. Dazu ließ er durch Pater Magnus Straub eine Figur zusammenzimmern die von dem Maler und Laienbruder Frater Lucas mit Ölfarben gefasst wurde. Von 1730-1732 wurde sie auch in der Prozession mitgeführt, dann aber wieder ausrangiert und beim Klosterwirt deponiert. Dieser schenkte sie 1738 der Wiesbäuerin Lori, die dort einen Einödhof führte. Kurz danach erzählte ihr Mann Martin Lori überall herum, seine Frau habe die Figur weinen sehen. Die Steingadener Mönche waren sehr skeptisch. Der Abt meinte, man solle dem Lori auf keinen Fall Glauben schenken. Schließlich sei er als Alkoholiker bekannt. Trotzdem machte die Erzählung schnell die Runde. Ein regelrechter Wallfahrtsboom brach aus. Bauer Lori verköstigte die Pilger und machte glänzende Geschäfte. Daran wollte auch der Konvent teilhaben. Eine Wallfahrtskirche
sollte gebaut werden. 1744 gab es die ersten Baupläne. Baumeister ist Dominikus Zimmermann, im Prämonstratenserorden kein Unbekannter. Schließlich hat er auch die Wallfahrtskirche Steinhausen mit dem Gnadenbild Mariens ausgeführt und auch einen Bauplan für das Neue Kloster in Schussenried entworfen. Der allerdings nicht zur Ausführung kam.
1745 wurde noch ohne Baugenehmigung begonnen. Abt Hyazinth Glaser verstarb 1745. Er legte seinem Nachfolger Abt Marian Mayr (1745-1772) den Bau der Wies ans Herz. Der neue Abt stammte übrigens wie Dominikus Zimmermann aus Landsberg am Lech. Die Baukosten waren mit 30.000 Gulden veranschlagt. 1746 legte Probst Herkulan Karg aus Diessen den Grundstein. Aber die Baukosten stiegen, schließlich auf das achtfache des Voranschlags. Einmal waren die Transportkosten enorm hoch, dann fielen hohe Holzkosten an für Dachstuhl und Gewölbe. Dazu kam noch sehr schwieriges Gelände, der Lehm der Endmoräne.
Außerdem mussten 20.000 Gulden für den Wegebau aufgebracht werden, zunächst für den Transport, aber auch die Pilger mussten ja anreisen, damit sich das rechnete. Steingaden war pleite. Der Abt resignierte. Das Kloster erholte sich bis zur Säkularisation nicht mehr, obwohl mit dem letzten Abt Gilbert Michl (1786-1803,+ 1828) nochmals ein guter Wirtschafter an der Regierung war.
Bleibt noch anzumerken, dass auch der Bau von Steinhausen den damaligen Schussenrieder Abt Didacus Ströbele 1733 zur Abdankung gezwungen hatte. Dominikus Zimmermann verbrachte seinen Lebensabend in einem Haus neben der Wies. Die Familie Lori hatte den Sprung von der armen Einödbauernfamilie zur angesehenen Gastwirtsfamilie geschafft. Der als Kirchenbauer wenig erfolgreiche Sohn von Dominikus Zimmermann heiratete 1750 die mittlerweile verwitwete Entdeckerin des Tränenwunders
Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Klostergebäude wurden von den Brüdern Mayer erworben und 1819 bis auf den Flügel mit dem romanischen Kreuzgang abgebrochen. Die Klosterkirche, das Welfenmünster ist jetzt Pfarrkirche von Steingaden. Angeblich hatte der bayrische Staat geplant, auch die Wieskirche abreißen zu lassen. Nur der Widerstand der Bauern aus der Umgebung habe dies verhindert. Belegen lässt sich das aber nicht.
Heute aber ist die Wieskirche Weltkulturerbe und großer Touristenmagnet am Ende der Romantischen Straße.
Pröpste und Äbte von Steingaden
1. Pröbste
Anselm 1147-1162 Eberhard 1293-1311
Konrad 1162-1190 Ulrich 1311-1337
Gebizo 1190-1198 Berthold 1337-1379
Walter 1198 –1208 Berthold 1369-1379
Berthold 1208-1223 Johann Brotschneider 1379-1385
Gebizo 1223-1239 Konrad 1385-1392
Berthold 1239-1265 Ulrich 1392-1400
Mangold 1266-70,1276 Petrus 1400- 1402
Egino 1270 ?-1281 Johann Sürg von Sürgenstein
Heinrich 1273 1402-1431
Dietrich 1281-1293
2. Äbte
Johann Scheiterer 1431-1445 Johann Dimpt 1527-1535
Johann Pfeiffer 1445-1450 Michael Moser 1535-1553
Konrad Fischer 1450-1456 Joachim Wiedemann (Salicetus)
Kaspar Suiter 1456-1491 1553-1580
Vitus Meier 1491-1500 Gallus Theininger 1580-1606
Ulrich Griespeitel 1501-1523 Georg Frühschütz 1606-1623
Norbert Marstaller 1623-1645 Magnus Pracht 1715-1729
August Bonenmayer 1645-1674 Hyacinth Gaßner 1729-1745
Gilbert Schmid von Wellnstein Marian Mayr 1745-1772
1674-1684 Gregor Fischer 1772-1774
Hieronymus Hail 1684-1687 Franz Weber 1774-1777
Augustin Bauer 1687-1699 Augustin Bauer 1777-1784
Marian Biechele 1699-1708 Gilbert Michl 1686-1803 + 1828
Antonius Erath v. Erathsburg 1708-1715
Endlich nach langer Sucherei ein qualifizierter Text
zur Geschichte des Welfenmünsters .
Vielen Dank