Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

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