Kloster Roggenburg

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Im Jahre 1126 stiftete Graf Bertold von Biberegg zusammen mit seiner Gemahlin sowie seinen Brüdern Konrad, der Bischof von Chur(1123-1145) war und Siegfried, dem Domherrn im Bistum Augsburg, das Kloster Roggenburg. Die ersten Prämonstratenserchorherren kamen aus dem Kloster Ursberg. Ursberg war die erste Prämonstratenserniederlassung in Süddeutschland. Mit der Stiftung des Klosters Roggenburg geben sich die drei Brüder als Anhänger der antikaiserlichen süddeutschen Adelsopposition zu erkennen. Vor dem Hintergrund des Investiturstreites stifteten deren papsttreue hochadlige Mitglieder zahlreiche Klöster im süddeutschen Raum, z.B. Wiblingen, Elchingen Ochsenhausen und Blaubeuren. Die Biberegger hatten Verbindung zu den mächtigen Grafen von Kirchberg, die ja als Gründer des Klosters Wiblingen auftreten. Außerdem hatten sie verwandschaftliche, wohl auf Heirat gegründete Beziehungen zu der mächtigen Familie Sulmetingen-Neuffen. Diese war wieder mit den vornehmsten Kreisen Schwabens versippt. Als Vögte des Klosters sind  bis 1294 die Eberstaller,das waren schwäbische Edelfreie die vermutlich nur dem deutschen König (respektive Kaiser) zu Treue und Gefolgschaft verpflichtet waren,  ab 1331 die Ritter von Ellerbach, die in der Gegend von Krumbach begütert waren, ab 1406 kurze Zeit die Habsburger und ab 1412 die Reichsstadt Ulm nachweisbar.

1444 wird der Konvent zur Abtei erhoben. Ende des 15. Jahrhunderts war Roggenburg Objekt der Auseinandersetzungen zwischen Wittelsbacher, Habsburger und Ulmer Interessen. Nach einer prämonstratensischen Neuorganisation und 1491 die Übernahme der Schirmrechte in seiner Eigenschaft als Markgraf von Burgau durch Kaiser Maximilian änderte sich dies. Seit 1498 beschickte Roggenburg die Reichstage. Karl V. bestätigte 1544 im Zuge der kaiserlichen Politik gegen die Reformation die Reichsunmittelbarkeit der Abtei. Gleichwohl übte die Markgrafschaft Burgau die Landeshoheit aus. Dies führte bis zum Ende des alten Reiches zu laufenden Auseinandersetzungen um Hoheitsrechte.

Im Bauernkrieg hatten sich am 1. April 1525 die Babenhausener aufständischen Bauern mit dem Leipheimer Haufen vereint. Sie verhandelte mit der Stadt Weißenhorn und wollten diese am Abend einnehmen. Als dies nicht gelang, zogen sie weiter zum Kloster Roggenburg und überfielen es. “Sie fraßen es rein aus” Sie  zerrissen Chortücher,  ruinierten die Bücherei und zerbrachen den Tabernakel. Was nicht niet- und nagelfest war, nahmen sie mit. Sie raubten das Vieh, Wagen und Pflüge. Als die besoffene Bande abzog, kam der Illertissener Haufe. Als diese die mit Beute Überladenen abziehen sah, schlugen sie in ihrer Wut alles zusammen und versuchten das Kloster anzuzünden.

Auch im 30-jährigen Krieg hatte die Abtei schwer zu leiden. 1633 zogen die Schweden von der Donau kommend durch Schwaben die Abtei wurde ausgeplündert. 1634 und 1635 wütete die Pest im Klostergebiet. 1632 zählten Kloster und Ortschaft Roggenburg noch 1200 Einwohner. Am Ende des Krieges waren es gerade noch 16 Untertanen.

Doch das Kloster überstand den Bauernkrieg, die Reformationswirren und die Nöte des 30-jährigen Krieges. Im 18. Jahrhundert erblühte die Abtei wieder. Unter den Äbten Dominikus Schwaninger, Kaspar Geisler und Georg Lienhard, einem der führenden Prämonstratenser seiner Zeit im Süddeutschen Raum wird die Klosteranlage ab 1752 umfassend erneuert und barock umgestaltet. 1758 wurde die Kirche nach Plänen von Simpert Kraemer fertiggestellt.

index6Da einer der Stifter Bischof von Chur war, hatte das Kloster schon von Beginn an gute Beziehungen in die Schweiz. Zur Gründung des Klosters St. Luzi in Chur hatte Konrad Prämonstratenser aus Roggenburg gerufen. Churwalden, Katzis  wurde ebenfalls von Roggenburg gegründet. St Luzi hatte in der Reformationszeit große Schwierigkeiten hatte und es gab massive Übergriffe auf den Konvent. Deshalb  lebte der Konvent von 1538 bis 1630 in seiner Pfarrei Bendern in Liechtenstein. Mitte des 12. Jahrhunderts war auch schon das Kloster Adelberg bei Göppingen gegründet worden.

Nach der kurzen Blütezeit gab es wieder Kriegswirren, Flüchtlingselend französischer Emigranten, Plünderungen und gewaltige Kontributionsleistungen.Der Frieden von Lunéville brachte auch für Roggenburg das vorläufige Ende der Abtei. Im Zuge der Säkularisation besetzte am 4. September 1802 bayrisches Militär das Reichsstift. Der letzte Abt Thaddäus Aigler wurde am 29. November seines Amtes enthoben. Der Konvent mit 36 Chorherren wurde aufgelöst.

In der Folgezeit beherbergte das Kloster ein Landgericht, ein Gefängnis, eine Haushaltungsschule, einen Schwesternkonvent der Dillinger Franziskanerinnen.

1982, 180 Jahre nach der Säkularisation kehrten die Prämonstratenser nach Roggenburg zurück. Die Abtei Windberg in  Niederbayern hat die Pfarrei Roggenburg übernommen. 1986 wurde das Kloster offiziell wiedereröffnet. Seit 1992 ist es abhängiges Priorat der Abtei Windberg. Heute betreibt es einen Klosterladen, einen Klostergasthof und ein Bildungszentrum.

130px-Reichsabtei_Roggenburg_coat_of_armsPröpste und Äbte

PRAEPOSITI:

  • Gerung 1126-1170
  • Berthold I 1170-1208\
  • Menfried 1208-1218
  • Marquard 1218–
  • Ludwig I 1248
  • Ulrich I Winkelhofer 1265-1280
  • Ludwig II 1280–
  • Rudolph 1294
  • Theodorich I 1331
  • Konrad der Werder 1329-1336
  • Berthold II von Gunzegg –1348
  • Theodorich II 1362
  • Heinrich Schyrlin 1378
  • Johannes I Keller 1397
  • Ulrich II Hörner 1398-1406
  • Johannes II Ellrang 1434
  • Ulrich III Schwarz –1440

ABBATES:

  • Johannes III Dryringer 1440-1474
  • Ulrich VI Pöller 1474-1484
  • Georg I Mahler 1484-1505
  • Johannes IV Mahler 1484-1505
  • Jodok Dreher 1507-1528
  • Johannes V. Mayer 1528-1543
  • Georg II Ehrmann 1543-1554
  • Johannes VI Mayer 1555-1566
  • Georg III Hieber 1566-1572
  • Johannes VII Schifelin 1572-1580
  • Johannes VIII Mayer 1580-1581
  • Vitus Breg 1581-1589
  • Jakob Werkmann 1589-1610
  • Michael Probat 1610-1639
  • Friedrich Rommel 1639-1656
  • Bonaventura Schalk 1656-1661
  • Franciscus Doser 1661-1677
  • Adalbert Rauscher 1677-1694 (cf. Chur St. Luzi)
  • Hugo Lindner 1694-1713
  • Dominicus Schwaninger 1713-1735
  • Kaspar Geisler 1735-1753
  • Georg IV Lienhardt 1753-1783
  • Gilbert Scheierle 1783-1789
  • Thaddaeus Aigler 1789-1803

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