Kloster Schussenried

index6 Die Gegend um Schussenried war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. 1866 fand man an der Schussenquelle einen Lagerplatz von Jägern und Sammlern. Das war der erste altsteinzeitliche Fund in Europa. Auch der nahegelegene Federsee war eine ergiebige Fundstelle für Archäologen. Im Federseeried wurden jungsteinzeitliche Pfahlbauten und Moordorfsiedlungen entdeckt. Und im Olzreuter Ried wurden Räder entdeckt, die zu den Ältesten in ganz Mitteleuropa zählen. Dendrochronolgisch wurden sie auf etwa 2897 vor Christus datiert.

Die schriftlichen Belege sind naturgemäß wesentlich jünger. Um 700 nach Christus war “Suzzenried” ein Pfarrdorf. Die erste urkundliche Erwähnung Schussenrieds ist 1153. Um 1150 war Schussenried ein Herrensitz von Konrad und Beringer von Schussenried.  Da sie keine Erben hatten, übertrugen sie ihren Besitz dem Prämonstratenserorden. Das Jahr 1183 gilt als Gründungsjahr des Klosters durch das Prämonstratenserstift Rot. Es wurde von Kloster Weissenau, ebenfalls einer Roter Gründung, besiedelt. Zunächst kam ein Propst Friedrich mit zwölf weiteren Chorherren aus Weissenau. Die Stifter traten dem Konvent ebenfalls bei. Das Familienwappen wurde einfach als Wappen des Klosters übernommen.

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1185 wurde der Bau der Konventskirche begonnen. 1188 wurde der schon vorher verstorbene Propst Friedrich in der neuen Kirche bestattet, ebenso der inzwischen zum Priester geweihte Klosterstifter Beringer. Sein Bruder Konrad  von Schussenried wurde 1191 in der Konventskirche beigesetzt. Erste Probleme hatte der junge Konvent in den “Wartenbergischen Wirren” zu überstehen. Konrad von Wartenberg hatte Erbansprüche gestellt. Es kam zu Erbauseinandersetzungen. Der Konvent floh vorübergehend nach Weissenau. Der Nachfolger Friedrichs Propst Manegold bat  Papst Coelestin III. um Rechtsbeistand. Dieser bestätigte die Stiftung. Mit Hilfe des Konstanzer Bischofs Diethelm von Krenkingen, der in Personalunion Abt der Reichenau war, konnte 1205 ein Vergleich geschlossen werden. Die vertriebenen Chorherren konnten nach Schussenried zurückkehren.

Am Kloster wurde noch weitergebaut. 1211 erteilte Papst Innozenz III. dem Kloster ein Schutzprivileg. Unter Propst Konrad II.wurde  Kirche und Kloster geweiht. Das Kloster konnte weitere Güter rund um Schussenried erwerben. Im Jahre 1227 wurde dem Kloster Zollfreiheut gewährt und 1240 erhielt es die Vogteirechte. Um 1366 wurde der Schutzpatronin der Klosterkirche, der Mutter Gottes, der Allgäuheilige Sankt Mang beigefügt und so begeht heute noch Schussenried als eine von wenigen Pfarreien außerhalb des Allgäus das St.Mang-Fest. Die Kirche wurde nun als “Gozhus unser Frawen und Sanct Mang“ bezeichnet. Das Kloster wurde zur Abtei erhoben. Am 11. Januar 1440 wurde der bisherige Propst Konrad V. zum Abt geweiht. Seit 1452 stand das Kloster unter dem Schutz der Truchsessen von Waldburg und der Georgsritterschaft. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war das Kloster reichsunmittelbar. Seit 1487 war es von fremden Gerichten befreit. 1512 erreichte die Abtei in ihrem Herrschaftsgebiet die Hoch-und Blutgerichtsbarkeit und war damit Reichsabtei. Spätestens seit1497 durfte der

Abt an den Versammlungen des Reichstages teilnehmen und seit 1538 gehörte das kloster dem Schwäbischen Präalentkollegium an.Ab 1482 ließ Abt Heinrich Österreicher Kloster und Kirche gotisch umgestalten. Eine Bibliothek wurde errichtet und um 1493 der Kirchturm erhöht.

Zwischen 1517 und  1525 lehnten sich die Bauern gegen die Klosterherrschaft auf. Am 19. März 1525 wird das Kloster überfallen, geplündert und verwüstet. Der Abt Johann Wittmayer (1505-1544) war mit dem Tode bedroht worden und konnte sich gerade noch durch die Hintertür retten.

1596 wurde die Abtei infuliert.

Das Kloster blühte und war ein reichsunmittelbarer Kirchenstaat von  4100 Hektar Fläche. Der 30-jährige Krieg setzte der Blütezeit ein abruptes und gewaltsamens Ende. Zwischen 1632 und 1647 wurde es mal von österreichischen und bayrischen Truppen mal von schwedischen besetzt.

Alle wetteiferten in Raub, Plünderung und sonstigen Freveln. Am 19. Januar 1647 setzten abziehende schwedische Truppen das Kloster in Brand,  zerstörten das Langhaus der Kirche und verwüsteten das klösterliche Territorium. Dies geschah in der Amtszeit des Matthhäus Rohrer (1621-1653)

Kaum hatte sich das Kloster von den Kriegslasten erholt, war der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) heraufgezogen.Die Jahre 1701-1704 (Schlacht von Höchstädt) belasteten das Kloster und seine Untertanen mit 297.000 Gulden, das sind ungefähr 14,5 Mio €. Trotzdem  fasste der Abt Didacus Ströbele (1719-1733) den Entschluss,  die Wallfahrtskirche Steinhausen neu zu erbauen. Die kleine Marienkirche war dem Pilgerstrom zum Gnadenbild nicht mehr gewachsen. Der Konvent genehmigte 9000 Gulden für den Bau. Als Baumeister wurde Dominikus Zimmermann gewonnen. Und er erbaute die “schönste Dorfkirche der Welt.” Die Baukosten waren aber weit über das genehmigte Volumen gestiegen. Die noch unvollendete Kirche wurde am 24. November 1731 von Abt Ströbele benediziert.

Abt Ströbele war aber mittlerweile mit seinem Orden in Konflikt geraten und dankte ab. Aber auch das Kloster sollte barock umgestaltet werden. Man beauftragte 1748 Dominikus Zimmermann, eine neue Klosteranlage zu planen.

klostermodell Die Zeitgenossen bewunderten den Entwurf, der aber  nicht zur Ausführung kam. Der Konvent beschloss 1749 den Neubau – man spricht ja auch heute noch vom “Neuen Kloster”. Der ortsansässige Baumeister Jacob Emele kam zum Zug unter Abt Magnus Kleber zum Zug. Er realisierte den Neubau der Klosteranlage,  deren Herzstück der Bibliotheksaal ist.

index1 Aber auch damit hatten sich die Chorherren ein wenig verhoben. 1763, das Bauvorhaben war gerade mal zu einem Drittel realisiert, wurde das Projekt wegen Überschuldung eingestellt. Aus den französischen Revolutionskriegen ginng das Kloster auch nicht unbeschadet heraus, zumal in zwei Schlachten bei Biberach 1796 beim Rückzug Moreaus durch Oberschwaben und 1800 gekämpft wurde und Schussenried jedes Mal Aufmarschgebiet der gegenerischen Heere war.

Wie bei allen oberschwäbischen Klöstern beendete der Reichsdeputationshauptschluss 1803 ein über Jahrhunderte dauerndes blühendes,  klösterliches Leben. Das Kloster fiel als Ausgleich für die linksrheinische Gebietsverluste an die Grafen von Sternberg-Manderscheid ebenso wie das Kloster Weissenau. Die Sternbergs war eine fränkische Adelsfamilie böhmischer Abstammung und nach der ehelichen Verbindung mit dem Haus Manderscheid in der Eifel begütert. Im Zuge der Mediatisierung 1806 kam Schussenried unter die Staatshoheit des Königreiches Württemberg. Der letzte Abt des Klosters Siard Berchthold(1792-1803)  floh vor den herannahenden französischen Truppen nach Tirol. Er konnte auch noch einen Teil des Klosterschatzes mitnehmen. Eine Erbengemeinschaft der Grafen verkaufte das Kloster 1835 an das Königreich Württemberg. Dieses richtete 1875 in den Klostergebäuden eine Pflegeanstalt ein.

Der größte Teil der einst reichhaltigen Klosterbibliothek wurde verscherbelt und ist heute verschollen.

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