Kloster Wiblingen

 

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Die Brüder Hartmann und Otto, Grafen von Kirchberg stifteten im Jahre 1093 das Kloster Sankt Martin in Wiblingen. Die Grafen nennen sich nach ihrem Stammsitz, der Burg in Kirchberg und treten im 11. Jahrhundert in die Geschichte ein. Sie waren wie viele Familien des schwäbischen Hochadels papsttreu und können zur Adelsopposition gegen die salischen Herrscher gerechnet werden. Das zeigte sich auch in zahlreichen Klostergründungen wie Ochsenhausen, Elchingen, Blaubeuren, Roggenburg oder eben Wiblingen. Die Klöster wurden immer schnell unter den Schutz des Papstes gestellt. Graf Hartmann nahm wahrscheinlich auch am ersten Kreuzzug teil. Er geriet in eine Fehde mit den Grafen Rudolf von Bregenz, bei der es unter um Vogteirechte  im Illertal des Kloster Einsiedeln ging. Bei Jedesheim kam es 1108 zu einer Ritterschlacht, bei der Graf Hartmann als Sieger hervorging.

Das 1093 gestiftete Kloster sollte zu Ehren des Heiligen Martin von Tours errichtete werden und nach den Regeln des Heiligen Benedikt von Nursia geführt werden. Otto, der Abt der Benediktinerabtei Sankt Blasien wurde um Gründung einer Filiation gebeten. So wurde innerhalb kurzer Zeit eine weitere Filiation in Oberschwaben (1090 Ochsenhausen) gegründet. Unter Führung von  Werner von Ellerbach wurden Mönche nach Wiblingen entsandt. Noch im selben Jahr weihte

wi43.157490.jpg.170311 Bischof Gebhard III. von Konstanz die zunächst wenigen Gebäude. Die Stifter vermachten dem Kloster Partikel des heiligen Kreuzes, natürlich eine sehr kostbare Reliquie, die zusammen mit weiteren Schenkungen und großzügig gewährten rechtlichen Freiheiten rasch für den dynamischen Aufstieg der Gründung  sorgten. Die Stifter erwirkten schnell eine Schutzbulle von Papst Urban II. (1098). Für den Schutz hatte das Kloster jährlich ein Goldstück, einen “Byzantier” nach Rom zu entrichten. Die Schutzbriefe wurden immer wieder neu ausgestellt, so durch Papst Honorius II. 1126, Eugen III.  1148, Cölestin 1194,

Johannes XXII. 1334, Gregor XI.1371, Bonifaz IX. 1392, Eugen IV. 1431 und schließlich 1671 durch Papst Gregor XV., der ausdrücklich befahl, dass niemand die Heilig Kreuz Reliquie entwenden solle.

Erster Abt war Werner von Ellerbach, der als Seliger verehrt wurde. An ihn erinnert ein Epitaph mit dem Kirchenmodell in der nördlichen Seitenkapelle.

Im Jahre 1271 wurde das Kloster durch Brand zerstört, was einen Neubau erforderlich machte. Der Brand leitete eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs ein, von dem sich das Kloster sehr langsam erholte. Auch die vormals vorbildliche Klosterzucht  erlitt unter schwachen Äbten einen Tiefpunkt. Um die Jahrhundertwende 13./14. Jahrhudert wurde Wiblingen in Personalunion mit dem Kloster Ochsenhausen verwaltet. Das Kloster konnte sich aber neu orientieren. Man übernahm die Melker Reform und das Kloster erlebte einen neuen Aufschwung. Man konnte den Besitz zwischen Rot und Iller wieder ausdehnen. In der Reichsstadt Ulm wurde 1386 ein Pfleghof erworben. Klosterschule und Schreibwerkstatt, das Skriptorium wurden mit der Übernahme der Melker Reform besonders gefördert. Aus diesen Anfängen, steten Ankäufen und eigener Herstellung entsteht die berühmte Klosterbibliothek, die 1757  15.000 Bände umfasst. Die Vogteirechte blieben bis ins 15. Jahrhundert bei der Stifterfamilie, sowie es auch Grablege der Familie von Kirchberg war.

Einer der bedeutendsten Äbte der neuen Blütezeit ist Ulrich Hablüzel (1432-1472)

Wiblingen ist nun eines der bedeutendsten süddeutschen Reformzentren, was sich auch in der Berufung von Wiblinger Mönchen zu Äbten zeigt, so in Elchingen, Lorch, Blaubeuren, St. Ulrich und St. Afra in Augsburg und Alpirsbach. Ausdruck des gestiegenen Ansehens ist auch die Verleihung der Pontifikalien 1488. Die Abtei hatte Beziehungen zu den humanistischen Kreisen in der benachbarten Stadt Ulm.

1471 übertrug Kaiser Friedrich III. der Stadt Ulm den Schutz des Klosters. Ein knappes halbes Jahrhundert später setzten dann die gesellschaftlichen Umbrüche ein, die über Reformation, Bauernkrieg bis zu dem großen Krieg des nächsten Jahrhunderts, dem 30-jährigen Krieg fortdauern sollte. Es scheint, dass Wiblingen, anders wie die benachbarten Klöster Elchingen oder Roggenburg, nicht unmittelbar vom Bauernkrieg betroffen war. Hinweise auf Plünderungen oder Brandschatzungen konnte ich nicht finden. Die Bauernunruhen richteten sich aber den Adel und die Klöster. Diese wurden als Zehntherren ja als sehr bedrückend empfunden. So hatten diese sozialen Unruhen sicher auch ihre Auswirkungen auf das Kloster in Wiblingen. Da die Ulmer aber  die Reformation annahmen, versuchten sie diese auch im Kloster einzuführen. Das schlug allerdings fehl. Eine Besetzung im Schmalkaldischen Krieg 1546 konnten die Mönche durch hohe Kontributionszahlungen abwenden.

Die Stifterfamilie war um 1500 ausgestorben. Das Kloster kam 1504 mit allen zugehörigen Ortschaften an das Haus Österreich, bei dem es bis zum Ende des Reiches 1806 bleiben sollte. Maximilian I. übertrug 1507 die Schutzherrschaft an die Familie der Fugger. Nach einem langwierigen und teuren Prozess konnte es sich erst 1701 davon loskaufen.

Nach einer Visitation von 1572 wurde der Abt abgesetzt. Eine neue Blütezeit brach an. Unter tatkräftiger finanzieller Mithilfe des neuen Klostervogts der Fugger, wurde mit Ausnahme der Kirche der gesamte Baukomplex neu gebaut. Der 30-jährige Krieg unterbrach diese Entwicklung. Zwangseinquartierungen,Raub und Plünderungen machten dem Kloster schwer zu schaffen. Dazu kam noch der Ausbruch der Pest in Wiblingen, die viele Mönche und auch den Abt hinwegraffte. Das Kloster fiel 1633 an den schwedischen General  Joachim Wiclaff, der es aufhob. Zwar wurde die Abtei schon nach der Schlacht von Nördlingen 1634 restitutiert, aber der Konvent war zerstreut. Die Abtwahl musste in Petershausen bei Konstanz abgehalten werden. Der 1635 neugewählte Abt Benedikt Rauh (1635-1663) musste auch noch im bayrischen Heer als Feldprobst dienen. Dennoch brachte er die Abtei noch durch die Wirren des Kriegs durch. Das Kloster überstand den Krieg einigermassen glimpflich und der Aufschwung setzte rasch ein. Die folgenden Äbte Ernest Fabri, Maurus Falkner und Modest I. brachten die Abtei weiter. 1701 hatte sich das Kloster endgültig vom Vogt lösen können und wurde österreichisches Mediatkloster. Es hatte seit dem 22.06 1701 Sitz und Stimme auf der vorderösterreichischen landständischen Versammlung in Ehingen. 1714 wurde mit dem Bau der barocken Klosteranlage begonnen. Die Baumassnahmen dauerten index6 fast 70 Jahre. Trotz der kriegerischen Ereignisse im Umfeld des Klosters blühte das geistige Leben. 28 Schüler besuchten am Schluss die Klosterschule. Das Kloster hatte nach der Aufhebung des Klosters Zwiefalten auch das von diesem getragene Gymnsaium in Ehingen übernommen.

Ein badischer Komissär wollte am 20.11.1805 das Kloster übernehmen, wurde aber zwei Tage später von bayrischen Abgesandten vertrieben. Dann rückte am 31.12. württembergisches Militär an, das aber am 03.01. 1806 der bayrischen Übermacht weichen musste. Infolge des Pressburger Friedens von 1805 hob Bayern dann das Kloster am 27. März 1806 auf. Württemberg übernahm es dann am 10. September 1806. In die Klosteranlage zog dann Herzog Heinrich von Württemberg ein.

Nach 1945 wurden die Räume als Altenheim, Krankenhaus, Universitätsbibliothek und Schule für medizinische Berufe genutzt.

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