Reichskartause Buxheim

 

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Das Dörflein Buxheim ist eine alemannische Gründung aus dem  7. Jahrhundert benannt nach dem Flüsschen mit dem keltischen Namen Bux, das in die Iller fließt.

Im 10. Jahrhundert schenkte Luitgard, vermutlich die Schwester von Bischof Ulrich von Augsburg und Tochter des alemannischen Gaugrafens Hupald von Dillingen, das Dorf Buxheim der Augsburger Domkirche verbunden mit der Auflage, dort ein Kollegiatsstift für Priester zu gründen. Das Stift ist seit 1217 nachweisbar und dem Augsburger Domkapitel inkorporiert. Der letzte Probst des Stifts war Heinrich von Ellerbach aus dem schwäbischen Ministerialengeschlecht der Herren von Ellerbach.

Sein Onkel Burkhard war Bischof in Augsburg.Heinrich erwarb  1399 von Heinrich von Eisenburg die Vogtei über das Stift und die niedere Gerichtsbarkeit samt der  zugehörigen Leute und Güter. 1402 veranlasst er das Domkapitel von Augsburg zum Verzicht auf seine Rechte und seinen Verwandten, den Augsburger Bischof Burkhard von Ellerbach zur Herausgabe der Vermögensmasse Buxheims an den Kartäuserorden. Die neue Kartause wurde in die provincia Alemanniae inferioris

des Ordens eingegliedert. Mönche aus Christgarten bei Nördlingen besiedelten das

index1neue Kloster. Es erhielt mehrere Zustiftungen, die letzte 1516 und hatte dann 24 Zellen, nachdem mit 6 begonnen worden war. 1403 übernahm die Stadt Memmingen die Schutzherrschaft. Die Kartause erhielt 1406 von der Grande Chartreuse, der Ordensleitung, den Namen Maria Saal. Die Gemeinschaft hatte tüchtige Prioren und entwickelte sich günstig. Der Humanist  Gregor Reisch (1501-1502) und der frühere Rektor der Universität Basel, Jakob Louber (1502-1507) standen ihr vor. Dann aber machten die unruhigen Zeiten nicht vor der Klosterpforte halt. Im Bauernkrieg wurde die Kartause geplündert und viele Bücher zerstört. Die Mönche verließen ihre Kartause fluchtartig. 1543 lebten nur noch zwei Mönche und zwei Laienbrüder im Kloster. Große Auswirkungen hatte auch die Reformation. Der Prediger Schappeler predigte seit 1521 für die Reformation in Memmingen. 1530 hatte sich die Reformation in der Reichsstadt durchgesetzt. Die Stadt trat dem Schmalkaldischen Bund bei. Man ging an den Sturz der Memminger Klöster. Im Zuge des Schmalkaldischen Krieges wurde Buxheim 1547 von Memmingen besetzt. Messfeier, Chorgebet und Tragen von Ordenskleidung wurden untersagt. Der vom Orden eingesetzte Prior Theodoricus Loher konnte die Versuche zur Säkularisierung abwehren. Unter dem Schirm des Hauses Habsburg wurde wurde die Kartause 1548 reichsunmittelbar, als einzige von 54 deutschen Kartausen. Sie hatte aber keinen Sitz und keine Stimme beim Schwäbischen Reichskreis. Die Übersiedlung aus anderen Ordensniederlassungen, zum Beispiel mehrerer aus Hildesheim vertriebener Kartäuser ermöglichten das Überleben und eine Reform der Gemeinschaft. Die Leidenszeit für den Konvent war noch nicht zu Ende. Der Dreißig-jährige Krieg brachte weitere Prüfungen. Die Nähe zur mehrfach belagerten Reichsstadt Memmingen brachten mehrfach Plünderungen und Verwüstungen über den Konvent. Während des Kriegs fand der schwedische General Wrangel im Buxheimer Bruderchor seine letzte Ruhestätte. 1760 erwarb das Kloster für den Ort Buxheim und den Weiler Westerwart die Hochgerichtsbarkeit von der Landvogtei Schwaben. Damit hatte es im engeren Sinne landeshoheitliche Rechte.

Kurz nach 1700 kam die Kartause nochmals zur Blüte. Dominikus Zimmermann übernahm zwischen 1709 und 1711 die Barockisierung der Kirche St. Maria. Da er zwischen 1738 und 1741 noch die St. Anna Kapelle, auch die “kleine“Wies”

220px-St_Anna_5 genannt, durchführte, hat Buxheim noch eine weitere Besonderheit, nämlich mit der Kirche St. Maria das Frühwerk Zimmermanns und mit der St. Anna Kapelle sein letztes Werk in einer einzigen Anlage vereinigt. Ein weiterer Schatz ist das barocke Chorgestühl, das Ignaz Waibl, ein bekannter Tiroler Holzbildhauer, von 1687 bis 1691 schuf.

7 Geradezu abenteuerlich ist auch der Rückkauf des Chorgestühls. Nach der Säkularisation kam es über den Grafen von Ostheim an den Grafen Waldbott von  Bassenheim. Da dieser in finanzielle Schieflage geraten war, wurde sein Gesamtbesitz gepfändet. Um eine Zwangsversteigerung zu verhindern, versteigerte der Graf fast alle verkäuflichen klösterlichen Besitztümer. Das Chorgestühl gelangte nach England. Dort ersteigerte es Edward Howley Palmer, der Direktor der Bank of England. Er schenkte es den Schwestern des St. Saviour Hospitals in London. Diese ließen es mit schwarzem Lack überstreichen und von 31 Stühlen 18 in der Kapelle ihres Hospitals aufstellen. Dort verblieb es 75 Jahre. Da wegen einer Straßenregulierung das Hospital abgebrochen werden musste, verlegten die Schwestern ihren Standort nach Hyte in der Grafschaft Kent. Als der Konvent sich 1979 zur Aufgabe von Hospital und Kapelle entschlossen hatte, sollte das Gestühl erneut versteigert werden. Die damalige Priorin  Slady Cathleen Bush

hatte zwischenzeitlich Verbindung mit Buxheim aufgenommen und die beste Lösung wäre gewesen, wenn das Chorgestühl an seinen ursprünglichen Standort zurückkehrt. Der Leiter der Restaurierungswerkstätten des Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege Dr. Karl-Ludwig Dasser erhielt davon Kenntnis und machte sich für den Rückkauf stark. Er erhielt dann die Genehmigung  für Rückführungsverhandlungen. Trotz ungeklärter finanzieller Risiken sagte der Präsident des Regierungsbezirks Schwaben Georg Simnacher telefonisch zu,dass der Regierungsbezirk Schwaben als Käufer auftreten werde. Nur dem absolut unbürokratischen und auch mutigen Verhaltens zweier Beamter ist es zu verdanken, dass das Gestühl wieder zurückkehrte.

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 kam die Kartause an den Grafen von Ostein. Das Buxheimer Territorium wurde zur Reichsgrafschaft erhoben,

1806 aber mediatisiert und kam an das Königreich Bayern. Der letzte Graf von Ostein starb 1812. 1809 fiel der Besitz durch Erbschaft an den Grafen Waldbott von Bassenheim. Mit dem Tod des letzte Grafen wurde auch der Konvent aufgehoben. Der letzte Vorsteher war Romualdus Geiger aus Ottobeuren.

1860 starb der letzte Buxheimer Mönch als Pfarrer von Gannertshofen.

Die Klostergebäude wurden 1916 vom Staat übernommen. 1926 übernahmen die Salesianer die Gebäude. Während des zweiten Weltkriegs war ein Teil des Klosters  vom Stab des Reichsleiters der NSDAP Alfred Rosenberg untergebracht. Auch Beutekunst wurde dort gelagert.

1947 eröffneten die Salesianer ein Internat, das seit 1964 ein vollwertiges Gymnasium ist, seit 1980 auch von externen Schülern und seit 1983 auch von Mädchen besucht wird.

Außerdem ist ein Museum in der ehemaligen Kartause, das einen ausgezeichneten Überblick über die Geschichte der Kartause, des Kartäsuerordens und der Buxheimer Kunstschätze gibt.buxheim1a

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