Archiv des Autor: Franz-Karl

Zisterzienserabtei Bebenhausen

 

Erste Spuren des kleinen Dorfes Bebenhausen gehen ins frühe Mittelalter zurück. Archäologische Spuren verweisen auf einen Friedhof und auch eine Pfarrkirche existierte schon in vorklösterlicher Zeit. Schon in römischer Zeit

trafen hier zwei römische Straßen zusammen, die von Norden und Westen kamen. Die nördliche Straße verlief als Via Rheni von Speyer über Ulm nach Augsburg. Seit dem Frühmittelalter hatte sie als wichtig Verbindung auch in den

oberschwäbischen Raum hinein eine große Bedeutung gehabt. Die Lage des zukünftigen Klosters entspricht durchaus den Ordensgewohnheiten der Zisterzienser, auch wenn Bebenhausen wie zur Zeit der Gründung durchaus nicht

abgelegen und einsam war. Das aber hängt wohl mit der Vorgeschichte zusammen, denn der Stifter hatte hier ursprünglich Prämonstratenser angesiedelt, die erst nach einigen Jahren von den Zisterziensern abgelöst wurden.

In dieser Zeit gehörte Bebenhausen der Bischofskirche von Speyer , das diese wohl 1046 oder 1057 durch königliche Schenkung erhalten hatte. Im Februar oder März 1188 tauschte Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (ca. 1160-1219) Bebenhausen gegen seine Güter

mit Bischof Ulrich von Speyer. “Bischof Ulrich von Speyer beurkundet, dass Pfalzgraf Rudolf von Tübingen seiner Kirche gegen die Abtretung bischöflicher Güter zum Bau des Klosters in Bebenhausen genannte Besitzungen in Meimsheim, Weitingen und Sickingen feierlich übergeben habe.”

(WUB Band II., Nr. 454, Seite 252-253) Pfalzgraf Rudolf sicherte das noch ab, indem er die feierliche Einwilligung seines Bruders zu den zu diesem Zweck unternommenen Güterveräußerungen einholte. (WUB Band II., Nr. 456, Seite 255). Das Kloster wurde möglicherweise 1183 gegründet.

Es wurde zunächst von Prämonstratensern besiedelt. Rudolfs Vater Pfalzgraf Hugo II. (um 1130-1182) hatte 1171 ein in Marchtal bestehendes Kanonikerstift den Prämonstratensern übertragen und damit Kloster Marchtal begründet. (siehe Mei Büchle Prämonstratenserabtei Obermarchtal)

Die Mönche für das neue Kloster kamen wahrscheinlich aus Marchtal. Die erste urkundliche Erwähnung ist der 1. Juni 1187. (WUB Band II., Nr. 449, Seite 248-249) Da verleiht Herzog Friedrich V. dem Kloster Bebenhausen Holznutzungsrechte im Schönbuch. Herzog Friedrich ist der älteste Sohn von Friedrich Barbarossa. Die Prämonstratenser bleiben aber nicht lange in Bebenhausen. Die Gründe für ihren Rückzug sind nicht auszumachen. Möglich ist aber, dass Kloster Marchtal 1189 und im folgenden Jahrzehnt mit inneren und äußeren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und sich deshalb gezwungen sah,

seine Gründungskolonie zurückzuziehen. Pfalzgraf Rudolf richtete eine Anfrage an das Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux. Dieses beschloss 1189 die Frage einer Klostergründung in Bebenhausen einer Kommission von mehreren Äbten zu übertragen. Den endgültigen Beschluss

das Kloster zu übernehmen und den Abt von Schönau als Vaterabt zu benennen fasste das Generalkapitel im September 1190. Als Einzugsdatum der Schönauer Gründungskolonie gilt allgemein der 29. Oktober 1189. Pfalzgraf Rudolf stellte am 30. Juni1191 das erste Privileg für Bebenhausen aus.

(WUB Band II., Nr. 466, Seite 270-272) “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen gewährt dem von dem Prämonstratenser- an den Zisterzienserorden übergegangenen Kloster Bebenhausen die den Vorschriften dieses Ordens entsprechende Befreiung von vogteilichen Lasten und sichert demselben verschiedene andere Begünstigungen, namentlich die näher bezeichnete Benützung des Schönbuchwaldes.” In dieser Urkunde befreite Rudolf das Kloster von der Vogtei, das war eine zentrale Forderung der Zisterzienser. Sie beschrieb den Bereich der Holznutzungsrechte, die tatsächlich so bis 1820 bestehen blieben.

Die Filiation von Bebenhausen war über Schönau, Eberbach zur Primarabtei Clairvaux. 

Die Stiftung des Klosters durch Pfalzgraf bestätigte Kaiser Heinrich VI. (1191-1194) am 29. Juni 1193. Kaiser Heinrich VI. bestätigt die Stiftung des Klosters Bebenhausen durch Pfalzgraf Rudolf von Tübingen und verleiht dem Kloster weitere Begünstigungen.”( WUB Band II., Nr. 482, Seite 296-297)

Der Gründerabt Diepold (oder Theobald) ist um 1165 ins Kloster Schönau eingetreten. Während der “Stiefelrevolte” in Schönau unter Abt Gottfried I. (1184–1196) war er in Schönau Subcellerarius. 1184 ist er als Prior in Schönau nachgewiesen. Er wurde 1189 als Gründerabt nach Bebenhausen geschickt.

In Bebenhausen ist er urkundlich einmal belegt, nämlich in obengenannter Urkunde von Pfalzgraf Rudolf. Abt Diepold kehrte 1196 nach Schönau zurück und trat dort die Nachfolge des verstorbenen Abtes Gottfried I. an. Dort war er bis 1198 Abt, wurde dann aber nach Eberbach berufen, wo er von 1206 bis zu seinem Tod 1221 Abt war. Er starb im Ruf der Heiligkeit und wird als Seliger des Zisterzienserordens verehrt.

In der Gründungskolonie aus Schönau war Berthold dabei. Er schrieb die Biographie der Heiligen Hildegund von Schönau, mit der er zusammen Novize war. (Siehe Mei Büchle Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald)

Zwischen  1196 und 1211 regierten die drei Äbte Enzmann , Erkinbert  und Walther, wobei die genauen  Lebens-und Regierungszeiten nicht zu ermitteln sind.

Am 18. Mai 1204  nahm Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Bebenhausen in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. “ Papst Innozenz III. nimmt das Kloster Bebenhausen in seinen Schutz, bestätigt ihm den Besitz seiner Güter am Klosterort selbst sowie zu Eck (Egge, OA Tübingen), Aglishardt (Adellungshart), Weil im Schönbuch (Wile), Altdorf (Aledorf), Zuffenhausen (nicht Offenhausen), Ittingshausen (Uttingshusen), Vesperweiler (Vesperwile), Hochdorf und Walddorf (Waltorf) und erteilt demselben verschiedene Privilegien.” (A 474 U 7, Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv Stuttgart). Mit dieser Urkunde wurde Kloster Bebenhausen wie alle Zisterzienserklöster dem Papst unterstellt und ist damit exemt.

Die Güteraufstellung zeigt, welch raschen wirtschaftlichen Aufstieg das Kloster in den Jahren nach seiner Gründung nahm. Die Grundlagen für den Klosterbesitz wurden sicher schon in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts und im 13. Jahrhundert gelegt.

Das schaffte auch die wirtschaftliche Potenz  für  den weiteren Ausbau der Kirche und der Klostergebäude,  die unter diesen Äbten stattfand.

Der Besitz kam durch Schenkungen zusammen und durch Käufe, wobei der Anteil der Käufe höher war als der der Schenkungen. Das lässt darauf schließen, dass dem Kloster erhebliche Geldmengen zur Verfügung standen, die aus dem Verkauf der Überschüsse der landwirtschaftlichen Produktion

einschließlich Weinbau stammten. Dies wurde überwiegend in den Stadthöfen abgesetzt. s.u. z. B. Stadthof Ulm. Dort beherrschte das Kloster den Weinhandel, zusätzlich begünstigt durch Steuerprivilegien. Auch wurden die Geldmittel gezielt eingesetzt. Besitz wurde abgerundet.

Besitzschwerpunkte wurden gebildet. Unrentabler Streubesitz wurde abgestoßen.

Die Wirtschaftskraft Bebenhausens wird illustriert durch die Tatsache, dass Bebenhausen 1275 mit 4 Mark Silber die höchste procuratio, das ist der Kreuzugszehnte, die an Erzbischof Johann von Embrun (1275-1286) an den Collector von allen Benediktinern-und Zisterzienser Klöstern des  Bistums Konstanz

zu zahlen hatte, so der Eintrag im Liber decimationis S. 172.

Der Konstanzer Bischof Konrad II. von Tegerfelden (1209 –1233) schenkte dem Kloster die Kapelle von Vesperweiler in der heutigen Gemeinde Waldachtal. Damit wird Abt Ulrich (um 1211)urkundlich nachweisbar. Die Urkunde ist am 12. Oktober 1211 ausgestellt.

(A 474 U 2191 Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv )

Auch Ulrichs Nachfolger Abt Bruno  wird urkundlich erwähnt. Er erwirbt vom Konvent von Kloster  Reichenbach eine Mühle in Vesperweiler. In Vesperweiler hatte das Kloster schon Besitz. 1204 bestand dort bereits eine Grangie. Kurz zuvor hat das Kloster vom Konstanzer Bischof die Kapelle in Vesperweiler geschenkt bekommen. In einer von Pfalzgraf Rudolf für das Stift Marchtal ausgestellten Urkunde vom 12 April 1216  ist Abt “Bruno de Bebinhusen “ als Zeuge aufgeführt. (WUB Band III., Nr. 588, Seite 41-43)

Am 12. März 1229 nimmt Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz. (A 474 U 11  Findbuch A 474 Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Auch der Klosterbesitz, der wieder aufgeführt wird, hat gegenüber der Urkunde von Papst Innozenz III. deutlich zugenommen. Allerdings werden in dieser Urkunde gegenüber der von 1204 nur noch 7, statt 9 Grangien aufgezählt. Es wird auch deutlich unterschieden zwischen grangia und “possessiones” .Grangien waren mit Konversen eigenbewirtschaftete Güter, während possessiones mit einem Leihevertrag an Laien ausgegeben wurden, Damit setzt in Bebenhausen die Pacht früher und vor allem mit stärkerem Gewicht ein, wozu praktisch alle Zisterzienserklöster durch den Rückgang der Konversen bedingt durch das Aufkommen der Bettelorden erst verstärkt ab dem beginnenden 14. Jahrhundert gezwungen waren.

Erwähnt ist auch Esslingen, wo Bebenhausen bald viel Besitz hat und dort einen Stadthof betrieb.

Kaiser Friedrich II. (1212-1250) befreite das Kloster im April 1232 in Esslingen für alle seine Güter, die ihm jetzt und in Zukunft gehören, von allen Abgaben. (WUB Band III., Nr. 811, Seite 306)

In der Webergasse in Esslingen wurde ein Steinhaus errichtet, das 1257 erstmals notiert wurde. Der Esslinger Pfleghof war zunächst mal Absteigeplatz und Ruheort für Bebenhäuser Mönche und Äbte, die sich zu Verhandlungen mit Fürsten in der Reichsstadt trafen.

Dann hatte er wie alle Pfleghöfe des Kloster wichtige wirtschaftliche Funktionen.Er wurde als  Lagerplatz und Handelsplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse, vor allem Wein und Getreide, genutzt. Im Pfleghof wurden außerdem die Steuerabgaben gesammelt, meist in Naturalien, die dem Kloster Steuerpflichtige dort abzugeben hatten. Einen weiteren Stadthof betrieb das Kloster in Weil der Stadt. Am 2. Januar 1291 gestatteten der Schultheiss und der Rat der Stadt Weil der Stadt Kloster Bebenhaus eine Hofstatt zu erwerben und freiten diese. Er befand sich in der Pfarrgasse 9,

brannte aber beim Großen Stadtbrand von 1648 ab. In Tübingen hatte Kloster Bebenhausen um 1320 sogar 4 Pfleghöfe, was sich natürlich auch durch die unmittelbare Nachbarschaft erklärt. Um 1294 verkaufte Graf Eberhard I., genannt der Schärer(+1304)kurz hintereinander eine Reihe seiner Besitzungen an das Kloster Bebenhausen. Er scheint in einer ziemlich prekären Finanzlage gewesen zu sein. Am 13. Januar 1294 verkauft er das Patronatsrecht  der Tübinger Kirche, seinen Fronhof, Weinberge mit Kelter. als Verkaufsgrund wird in der Urkunde ausdrücklich wegen Schulden angegeben.  (  A 474 U 2044

Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Am Schluss hatte es zwischen 1301/02 zeitweilig die Herrschaft über die ganze Stadt, die Burg und das Amt inne. Der 1294 erworbene Fronhof befand sich an der Stelle der heutigen Münzgasse 22. Als Graf Eberhard im Bart (1457-1496) 1477

die Universität Tübingen gründete, wandte er sich wegen des dadurch eingetreten Platzbedarfs an den Abt und Konvent von Bebenhausen mit „ernstlich bitt und begehre“ wegen kostenfreier Abgabe dieses Hofes. Da das Kloster in Tübingen weitere Höfe besaß willigte Abt

Bernhard Rockenb(a)uch (1471–1493 ) und der Konvent in die Bitte ein. Der Pfleghof in seiner heutigen Gestalt wurde von 1492-1501 anstelle des wohl schon 1342 entstandenen Baus neu errichtet.  Noch vor der Reformation diente der Pfleghof der Bitte Graf Eberhards entsprechend

als Studentenwohnheim, was er heute immer noch ist.

In Reutlingen hatte Kloster Bebenhausen ebenfalls einen Pfleghof. 1247 hatte das Kloster das für die Errichtung notwendige Areal erworben. Am 5. März 1267 befreite die Stadt Reutlingen gegen eine jährliche Abgabe von zwei Pfund Heller von jeglicher Steuer und Leistung für alle seine Güter in der Stadt, verbot aber eine Vermehrung von  Grundbesitz in Reutlingen. (H 14 Nr. 24, Heft 23, S. 32 Findbuch 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Nach der Reformation wurde der Pfleghof 1535 verkauft und 1594 abgerissen.

Am 28. August 1292 kaufte Kloster Bebenhausen einen Hof in Ulm (Band X., Nr. 4277, Seite 62). Am 19. Dezember 1292 schenkte Heinrich II. Markgraf von Burgau (1242-1293) Kloster Bebenhausen eine Hof hinter der St. Georgskapelle. (WUB Band X., Nr. 4303, Seite 86-87)

Dort errichteten die Mönche ihren Pfleghof und betrieben dort und von dort aus ihren Weinhandel. Sie beherrschten den Weinhandel in Ulm zumal sie dank Steuerprivilegien ihren Wein steuerfrei verkaufen konnten. Ihre Weinberge waren um Tübingen und Esslingen herum.

Am 10. Dezember 1296 stellte der deutsche König Adolf von Nassau (1292-1298) Kloster Bebenhausen folgende Urkunde aus: “nimmt abt und konvent des (zisterzienser)klosters Bebenhausen zu bürgern der reichsstadt Ulm an und erlaubt ihnen aus besonderer gnade, daß sie von beweglichen gütern, die sie nach Ulm brächten, keine abgaben zu entrichten hätten, daß ihnen dort vielmehr die gleiche freie befugnis zustehen…” (RI VI,2 n. 7888) Auf den Vorteil der Abgabenfreiheit wurde schon hingewiesen. Ulm hatte als Pfleghof noch einen weiteren Vorteil. Es lag am Wasserweg der Donau.

Der alte Klosterhof in Ulm wurde 1377 im Zusammenhang mit dem Bau des Ulmer Münsters aufgegeben, weil der Platz, wo der Stadthof stand benötigt wurde.

In Stuttgart hatte Kloster Bebenhausen seit 1299 Besitz. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Besitz erweitert. Am 15. August 1286 freite Graf Eberhard von Württemberg (1279-1325 )die Güter des Klosters in Stuttgart. Außerdem gab er die Erlaubnis zum Bau einer Kelter. (WUB Band IX., Nr. 3564, Seite 97-98). 1457 erwarb das Kloster den späteren Bebenhäuser Hof. Dieser Pflege unterstanden bis zur Reformation die Unterpflegen Weil der Stadt und Esslingen.

In Leonberg kaufte das Kloster am 12. April 1440  das Steinhaus von den Grafen Ulrich (1433-1441 Graf von Württemberg, danach bis 1480 von Württemberg-Stuttgart) und Ludwig II. von Württemberg (1450-1457). Es war bis 1512 in Klosterbesitz. Von diesem Wirtschaftshof wurden die Abgaben verwaltet,

die dem Kloster in Leonberg und Umgebung zustanden. Das Steinhaus ist das nachweislich älteste Gebäude der Stadt Leonberg.

Der Pfleghof in Herrenberg ist nach einer Inschrift vom Kloster 1484 erbaut worden. Auch hier wurden die Abgaben gesammelt und klösterliche Produkte verkauft.

Das Kloster baute viel Getreide an und verfügte über 16 Mühlen. Aber die Viehwirtschaft spielte ebenfalls eine große Rolle. Das Urbar von 1356 belegt, das ein hoher Anteil des Bodens in den Grangien in Wiesen  bestand, was auf das Gewicht der Viehwirtschaft deutet.

Die Pferdezucht spielte ebenfalls eine beachtliche Rolle. im 15. Jahrhundert wurde die Schafzucht wichtig. Das entspricht auch der eigentlichen Entwicklung in Württemberg. Um 1500 hatte das Kloster 2000 Schafe, deren Milch in Bebenhausen zu Käse verarbeitet wurde.

Auf die Rolle des Weinbaus wurde schon hingewiesen. Um Tübingen und Esslingen besaß das Kloster Weinberge. Insgesamt betrieb es rund 20 Keltern.

Kloster Bebenhausen ist mitten im Schönbuch gelegen. So spielte natürlich die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. Seine Rechte hat sich das Kloster deshalb immer wieder von den Pfalzgrafen von Tübingen und ihren Rechtsnachfolgern den Herzögen von Württemberg bestätigen lassen.

Eine weitere wichtige Einnahmequelle waren die Zehnten. Überall wo die Pfarreien dem Kloster inkorporiert waren, stand ihm der große Fruchtzehnt oder auch Weinzehnt zu.

Abt Berthold II. 1245-1262 bekam am 25.März 1255 von König Wilhelm  (1254-1256) alle von den römischen Kaisern und Königen und namentlich die von Friedrich II. verliehenen Rechte, Privilegien und Freiheiten, sowie den
Besitz in Esslingen und anderswärts bestätigt. {H 51 U 84} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Sein Nachfolger Abt Eberhard von Reutlingen (1262-1281) erhielt von König Rudolf von Habsburg (1273-1291) die von Friedrich II. verliehene Steuerfreiheit für die Güter Bebenhausens in Esslingen bestätigt. {H 51 U 90} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Friedrich war von 1281-1299 war  in Bebenhausen, wurde dann als Abt nach Schönau postuliert. Die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch heftige Fehden, bei denen auf der einen Seite die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von Hohenberg, die Rudolf von Habsburg unterstützten und auf der anderen Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) standen.

Zwar hat Bebenhausen sicherlich nicht in die Fehden eingegriffen. Aber die Auseinandersetzungen waren gefährlich für das Kloster, auch weil es einen großen Besitz in und um Stuttgart hatte. Rudolf von Habsburg hatte 1286 Stuttgart belagert, seine Mauern geschleift und 1287 fast

alle festen Plätze um Stuttgart genommen und zerstört. Die Folgen spiegeln sich auch in den Papsturkunden für das Kloster wider.

 

WUB Band IV., Nr. 1086, Seite 149-150., ausgestellt am 28. Januar 1247. In dieser Urkunde geht es um die Inkorporation der Kirche in Geisnang durch den päpstlichen Legaten Philipp  Fontana, Bischof von Ferrara (1239-1250)Aber Philipp erwähnt in dieser Urkunde auch die Schädigungen in

diesen Kriegszeiten. In der Urkunde {H 14 Nr. 16, S. 23} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart, ausgestellt am 15. Mai 1291 durch Papst Nikolaus IV. (1288-1292) beauftragt dieser den Dekan des Dreifaltigkeitsstifts in Speyer dem Kloster Bebenhausen entfremdete Güter

wieder zurückzubringen. Konkreter Anlass dürfte gewesen  sein,  dass Graf Gottfried von Böblingen-Tübingen (+1316) am 5. August 1280 die Sakristei des Klosters geplündert hatte, aber auch die Kämpfe aus dem Jahr 1286/87.

Abt Friedrich bekam auch kurz hintereinander päpstliche Bestätigungen der verliehenen Freiheiten und Immunitäten . Am 13. April 1295 (A 474 U 15) und am 26. März 1297 A 474 U 15, beide von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303)

In Friedrichs Amtszeit fällt auch die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Ulm durch Adolf von Nassau (s.o.) Adolf war möglicherweise auch der Grund, dass Friedrich als Abt nach Schönau berufen wurde. Er war möglicherweise Anhänger von Adolf. Die Tübinger Pfalzgrafen hatten

sich aber dem Habsburger Albrecht angeschlossen. So wurde Friedrich aus der Schusslinie genommen. Er kehrte allerdings nach 1 1/2 Jahren auf den Bebenhausener Abtsstuhl zurück. In seiner Amtszeit erreichte Bebenhausen mit 60 Mönchen und 130 Konversen den bisherigen Personalhöchststand.

Abt Friedrich hatte zwei Amtszeiten und zwar 1281-1289 und mit kurzer Unterbrechung wieder von 1300 bis Januar 1303. Erst mal urkundlich als Abt belegt wird er am 8. Dezember 1281, in einer Urkunde, in der Graf Eberhard den Verkauf von Gütern und Rechten durch Reinhard von Berg an das Kloster Bebenhausen bestätigt. (WUB Band VIII., Nr. 3094, Seite 313-314) Abt Friedrich hatte in seiner gesamten Amtszeit eine umfangreiche und geplante Politik des Besitzerwerbes. In den Grangien Aglishardt und Geisnang konnte er den letzten Fremdbesitz übernehmen. Sie waren jetzt völlig im Besitz von Bebenhausen. Im Neckartal, im Strohgäu sowie am Rande des Schönbuchs und im Ammertal weitete er den Besitz gezielt aus. Er wandte sich aber auch  den Städten zu. Das wurden einmal Sammelpunke für die Produkte aus den dortigen Klosterbesitzungen aber eben auch Marktorte für Absatz und Handel mit Klosterprodukten.In Stuttgart erwarb er Steuerfreiheit und Kelterrecht, in Weil der Stadt, Heimsheim und Brackenheim Besitz.

In seine Amtszeit fallen zwei päpstlich Inschutznahmen und Bestätigung der Privilegien des Kloster. Am 8. März 1299 nahm Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. A 474 U 11 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) stellte am 13.April 1295 ebenfalls eine Schutzurkunde für Bebenhausen aus und bestätigte alle vom päpstlichen Stuhl, Königen und Fürsten verliehenen Freiheiten und Immunitäten. A 474 U 15 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Als Abt Friedrich nach Schönau postuliert wurde, wurde Lupold Abt (1299-1300). Er stammte aus Esslingen und war der Bruder von Ulrich, der nach Friedrichs Resignation als Nachfolger gewählt. Beide gehörten der Esslinger Oberschicht an. Lupold starb aber schon bald nach seiner Wahl.

Abt Friedrich resignierte 1303. Auf ihn folgte Ulrich (1303- 1320). Seine Amtszeit war noch stärker durch die Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Württemberg und dem Reich geprägt (s.o.) Der Konvent wurde zweimal vertrieben, das erste Mal wohl 1306, das zweite Mal

nach 1310. Der Klosterbesitz wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der Mönche sank von 80 auf die Hälfte. Bei den Konversen sank die Zahl auf einen geringen Rest. Neuer Besitz konnte in dieser Zeit nicht mehr erworben werden. Das Kloster war sogar zu Notverkäufen

gezwungen.

1310  trat Graf Gottfried von Tübingen als Feldhauptmann in den Dienst der Reichsstadt Esslingen. Er war überschuldet und schon zwischen 1304 und 1306 war abzusehen, dass er seine Schulden beim Kloster in absehbarer Zeit nicht mehr abtragen konnte. Wie ausgeführt stammte Abt Ulrich aus der Esslinger Führerschicht. Das erleichterte es, dass die Stadt Esslingen die Schulden des Grafen beim Kloster übernahm. Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 474 U 707

Abt Ulrich baute die Abtresidenz südlich der Infirmarie. Er starb am 6. Februar 1320 und wurde neben seinem Bruder bestattet.

Sein Nachfolger wurde Konrad von Lustnau (1320-1353). Die Familie von Lustnau war eine Ministerialenfamilie der Pfalzgrafen von Tübingen.

Abt Konrads Amtszeit war geprägt durch eine reiche Bautätigkeit. Gebaut wurde1335  das große Refektorium, das spätere Sommerrefektorium, das große gotische Fenster im Chor der Kirche, weitere Abteigebäude neben der Krankenkapelle, ein Glockenturm für die Kirche sowie eine Kapelle

am Mönchsfriedhof, die auch Grabkapelle des Abts war. Die reiche Bautätigkeit führte aber dazu, dass auch verkauft werden musste, so 1323 Stockach, heute ein Ortsteil von Gomaringen. Es wurde mit allen Rechten für 200 Pfund Heller an Friedrich von Gomaringen verkauft. A 474 U 1950

Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Das Kloster musste auch Geld aufnehmen, auch beim Bischof von Konstanz. Das war zu derzeit Rudolf III. von Montfort ( 1322-1334).

Am 19. Oktober 1335 bestätigte Papst Benedikt XII. (1334—1342) “dem Kloster Bebenhausen alle ihm vom päpstlichen Stuhl, Königen, Fürsten sowie sonstigen Gläubigen verliehenen Freiheiten, Indulgenzen, Immunitäten, Exemtionen.” (A 474 U 23)

Die Pfalzgrafen von Tübingen hatten Stadt und Burg an Kloster Bebenhausen verpfändet. Am 5. Dezember 1342 verkauften die Brüder Gottfried (+1369)und Wilhelm(+1357) Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen Ulrich von Württemberg (1325-1344) und dessen Söhne Eberhard der Greiner (1344-1392)

und Ulrich IV. (1344-1362) Burg und Stadt Tübingen für 20.000 Pfund Heller. Sie behielten sich nur die Hundslege im Kloster Bebenhausen vor und die Jagdrechte im Schönbuch. {A 409 Bü 4, Bl. 51} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Den Übergang an Württemberg konnte Abt Konrad nicht verhindern. Das hätte wohl auch die Finanzmittel des Klosters überschritten. Am 14. März 1343 nahmen die neuen Tübinger Herren Kloster Bebenhausen in ihren Schutz und bewilligten die Fortdauer seiner Vorrechte.

Darüber gibt es im Staatsarchiv drei Urkunden alle mit demselben Datum nur einer anderen Endnummer. A 474 U 2075 (also 75,76 und 77). Kurz danach erhielt das Kloster von den Tübinger Pfalzgrafen eine Restschuld von 2.534 Pfund Heller erstattet.

(das entspricht etwa 53.000 € heutige Währung)

1344 konnte das Kloster die Hundslege für die Klostergüter erwerben, nicht aber für das Kloster selbst. Hundslege bedeutete die Verpflichtung, die herrschaftlichen Jagdhunde zu halten, was durchaus kostspielig war.

Kaiser Karl IV. (1355-1378) bestätigte “alle von seinen Vorfahren am Reich dem Kloster Bebenhausen verliehenen Gnaden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe, insbesondere auch hinsichtlich des Klosters Rechte und Güter zu Esslingen, Reutlingen und Tübingen, desgleichen des Waldes Schönbuch (Schaynbuch) und der bei der Burg Harteneck (Horting, Hartneck) gelegenen Mühle.” (H 51 U 502 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

Abt Konrad konnte eine Reihe von Kirchen inkorporieren, was meist mit der durch den Städtekrieg verursachte Notlage des Klosters begründet wurde. So wurden 1325 Pfarreien Tübingen, Oberkirch und Altingen inkorporiert, 1327 Lustnau und Entringen und schließlich

1347 Echterdingen, Plieningen und Weil im Schönbuch.  Weil im Schönbuch und Plieningen wurden durch Papst Clemens VI. (1342-1352) inkorporiert (Urkunde A 474 U 2291 vom  12. September 1347)

Abt Konrad starb am 8. Dezember 1353. Er wurde in der Marienkapelle am Friedhof beigesetzt, die er errichtet hatte.

Heinrich aus Rottenburg (1353 bis ca. 1356) wurde zwar als Konrads Nachfolger gewählt. Wegen schlechten Lebenswandel und hoher Verschuldung wurde er aber mit seinen Anhängern vertrieben. In der offiziellen Äbteliste wird er nicht gezählt.

Der 18. Abt ist demnach Werner von Gomaringen  (ca. 1356-1393. Er stammte aus der niederadligen Familie der Herren von Gomaringen, an die sein Vorgänger Konrad das Dorf Stockach verkauft hatte. (s.o.)

In seiner Amtszeit verlor Kloster Bebenhausen zwar 1377 seinen wichtigen Besitz in Ulm wegen des dortigen Münsterbaus (s.o.). Er begann aber mit der planmäßigen Konzentration des Klosterbesitzes in der näheren Umgebung des Klosters. Das wurde auch möglich durch

seine Familienbeziehungen. Das Kloster übernahm die Schulden seiner Vettern Burkhard und Eberhard  und übernahm dafür einen großen Teil von deren Besitz im Steinlachtal.

Am 17. Dezember 1362 bestätigte Papst Urban V. (1362-1370) die von dem Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357-1383) vorgenommene Inkorporation der Kirche von Bondorf.( A 474 U 359)Abt Werner starb am 30. September 1393. Er wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

Auf ihn folgte sein jüngerer Bruder  Peter von Gomaringen (1393- 1412). Er betrieb dieselbe Erwerbspolitik wie sein Bruder. Er stieß ungünstig gelegene Besitzungen ab. Dafür erwarb er Besitzungen in der Nähe seines Klosters oder dessen Grangien.

Der wichtigste Erwerb in seiner Regierungszeit war Schloss Roseck mit der Vogtei und allem Zubehör in Unterjesingen. Das war eine ursprünglich pfalzgräfische Burg, die nach 1350 in den Besitz des Burkhard von Hölstein gelangte. Dieser verkaufte sie zusammen mit dem

Dorf Unterjesingen  am 28. Oktober 1410 für 2500 Gulden an das Kloster Bebenhausen. A 474 U 1879 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Die Pflege Roseck wurde danach zu einem der bedeutendsten Stützpunkte der Klosterherrschaft ausgebaut.

Abt Peter  verfolgte Inkorporationen planmäßig. Die erste Kirche wurde am 25. März 1395 in korporiert. Laut Urkundentext der

Inkorporation hatte Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) Kloster Bebenhausen die Kirche geschenkt  als Entschuldigung  für die Beschädigungen, die das Kloster in den letzten Kriegen durch ihn selbst und anderes Kriegsvolk erlitten hatte. (A 474 U 1355)

Es folgten die Kirchen zu Altdorf, Kirchentellinsfurt und Kornwestheim 1401 sowie der Bernhardskapelle im Reutlinger Klosterhof und der Kirche in Pflugfelden im gleichen Jahr. (A 474 U 180 und A 474 U 1658)

Von 1407 bis 1409 ließ Abt Peter über der Vierung der Klosterkirche durch den Laienbruder Peter aus Salem einen reichverzierten Glockenturm schaffen.

Das schaffte zwar Probleme, die bis ins Generalkapitel hineinreichten. Denn die Zisterzienser hatten bei ihren Kirchen nur (hölzerne) Dachreiter erlaubt.

Abt Peter starb am 14. Januar 1412 und wurde im Kapitelsaal beigesetzt.

Nachfolger wurde Heinrich von Hailfingen 1412- 1432. Er hielt die Linie seiner Vorgänger bei. Er verkaufte ebenfalls entfernten Streubesitz und tätigte Käufe in Klosternähe oder in der Nähe der Grangien. Auch kaufte er oft Besitz von adligen Verwandten.

Sein wichtigster Erwerb war Ofterdingen. Er kaufte das Dorf 1417 von Jakob von Dusslingen.

Abt Heinrich scheint  auch im Orden selbst großer Wertschätzung genossen zu haben. 1413 gewährt ihm das Generalkapitel das Recht, einen Beichtvater, der ihn von allen Sünden und Sentenzen los  sprechen könne, zu wählen, und zugleich die Vollmacht, in gleicher Weise seine Untergebenen zu absolvieren. Vom Generalkapitel wurde er mehrfach beauftragt, Güterverkäufe bei mehreren Klöstern des Ordens zu überprüfen. In Arnsburg sollte er 1422 innerklösterliche Zustände überprüfen. Im selben Jahr war er als Schlichter bei Streitigkeiten zwischen Kloster Schönau und dem Nonnenkloster

Billigheim tätig. Er führte 1427 die Reform in Kloster Eußerthal und 1430 in Kloster Lichtental durch.

Abt Heinrich war auch auf dem Konzil von Konstanz anwesend. (Joseph RIEGEL, Die Teilnehmerlisten des Konstanzer Konzils. Phil. Diss. Freiburg 1916, s. 71)

König Sigismund (1411-  Kaiser ab 1433-1437) war natürlich auf dem Konzil von Konstanz, das ja auf seine Initiative zu Stande gekommen war. Am 25. Januar 1415 stellte er Kloster Bebenhausen eine Urkunde aus, in der er dem Kloster alle von seinen Vorfahren

“verliehenen Guarden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe” bestätigte. {H 51 U 1209}. Ebenfalls am 25. Januar stellte er eine weitere Urkunde an die Bürger von Esslingen aus. Hierin bestätigte er die dem Kloster für Esslingen verliehenen Rechte und gebot,

dass das Kloster nicht mit neuen Satzungen, Steuern und Geboten beschwert werden solle. H 51 U 1210

In den Reichsmatrikeln von 1422 war Kloster Bebenhausen verzeichnet und hatte drei Mann zu stellen. Die Reichsbindung und relative Reichsunmittelbarkeit war also gegeben. Die erste Anforderung zur Stellung von Bewaffneten für das Reichsheer erfolgte

dann auch für die Hussitenkriege, die nach dem Konstanzer Konzil und der am 06.Juli 1415 erfolgten Verbrennung des Jan Hus ab 1419 bis 1436 ausgehend von Böhmen vor allem in Bayern und anderen Grenzregionen zu Böhmen immer wieder für Raubzüge und Heerfahrten sorgten.

So forderten die 6 Kurfürsten am 1. September 1422 Abt Heinrich auf, “drei Mann mit Gleven” gegen die Hussiten in Böhmen für ein Jahr auszurüsten.( A 474 Bü 11)(Gleve war im Spätmittelalter die kleinste Einheit der Kavallerie und die Reichsmatrikel gaben an, wie viele Gleven

zu stellen waren). Eine weitere Truppenanforderung stellte Sigismund am 10. Juni 1426. {H 51 U 1281}

Abt Heinrich scheint  auch beim Konstanzer Bischof Otto III. von Hachberg (1410-1434) in großem Ansehen gestanden zu sein. Bischof Otto scheint in einem Dauerkonflikt mit seinem Domkapitel gestanden zu sein. Das Bistum war hochverschuldet. 1431 verlegte der Bischof seinen Verwaltungssitz

kurzzeitig nach Schaffhausen. Im Mai 1431 ernannte Bischof Otto den Bebenhausener Abt zum Pfleger des Bistums Konstanz, wozu ihm Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm gratulieren.

(Regesta episcoporum Constantiensium : Regesten zur geschichte der bischofe von Constanz von Bubulcus bis Thomas Berlower 517-14966, Ladewig Paul 1913. Reg 9372) Am 5. August 1431 will der Bischof “das Bistum dem Abt von Bebenhausen als einem Vikar übergeben”. Das Domkapitel

aber weigert sich. Abt und Bischof zitieren das Kapitel vor den Hof zu Mainz. Das Kapitel appelliert an Rom. (ebda Regest 9382) Am 20./21 Januar 1432 traf Kardinallegat Julian, der als Schiedsrichter zwischen Bischof und Domkapitel fungierte ,den Abt von Bebenhausen betreffend folgende

Entscheidung: “4) Die dem abt von Bebenhaasen übertragene Vollmacht , welche anlaß zu diesen meinungsverschiedenheiten gab, soll widerrufen werden und der abt sich in nichts mehr einmischen; und damit in zukunft über die auslegung eines passus in dem oben angeführten vergleiche keine zweifel mehr bestehen, verfügt der kardinallegat daß der bischof keinen bistumsadministrator unter dem titel eines Ökonom zum einzug aller einkünfte oder der geschäftsführung bestellen dürfe und zwar so, daß dieser über die einkünfte keine rechenschaft ablegen, sondern nach aus-
zahlung einer bestimmten summe an den bischof den rest selbst behalten dürfe; wohl aber soll es dem bischof gestattet sein, ein oder zwei amovible Sachwalter (procuratores) zu bestellen, welche rechenschaft abzulegen und den rest zu erstatten haben. “ (ebda Reg. 9409)

Der Abt verstarb kurz nach dieser Entscheidung am 31. Juli 1432 und wurde im Kapitelsaal von Bebenhausen bestattet.

Der nächste Abt Reinhard von Höfingen (1432-1456)  wurde am 6. August 1432 unter Vorsitz des Abtes Konrad IV. (1423-1438)von Schönau und im Beisein von Abt Petrus I. Ochsner (1417–1441) und Abt Heinrich (1425-1449) von Herrenalb gewählt.

Der Konvent zählte 38 Professen, 1 Novize und 16 Konversen. Der Klosterbesitz blieb nahezu unverändert. Bei der Infirmarie ließ er eine Wärmestube bauen.

Am 15. November 1434 gestattete Kardinallegat Julian dem Bebenhausener Abt die Nutzung eines Tragaltars (Altare portatile) in seinen Grangien (ebda Reg.9618)Bis ins Spätmittelalter war dies nur Bischöfen oder hohen Geistlichen gestattet.

Wie seinem Vorgänger gewährte das Generalkapitel auch Abt Reinhard  die freie Wahl eines Beichtvaters und zwar im Jahr 1439. Er starb nach vorheriger Resignation am 23. August 1456 .

Sein Nachfolger wurde Johannes aus Deckenpfronn (1456-1460). Am 23. 1439 ist er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Das genaue Datum seiner Abtswahl ist nicht bekannt, aber er ist der erste Abt, der als Nichtadliger in Bebenhausen gewählt wurde.

Er hat nur knapp 4 Jahre regiert. In Stuttgart erwarb er den Gültlinger Hof, der dann zum Pfleghof in Stuttgart ausgebaut wurde.

Abt Johann starb am 27. Dezember 1460 . Sein Nachfolger wurde Werner Glüttenhart aus Tübingen  (1460-1471). Er wurde unter Leitung des Schönauer Vaterabtes Peter III. (1461–1464) gewählt und im gleichen Jahr vom Generalkapitel bestätigt.

Größere Besitzerwerbungen tätigte er nicht. Aber am 13. März 1464 konnte Abt Werner mit einer Zahlung von 5000 Gulden erreichen, dass Graf Eberhard von Württemberg (1457-1495) auf das Recht der Gastung und hundslege verzichtete.

In seiner Regierungszeit gab es eine beachtliche Bautätigkeit. In Tübingen in der Münzgasse ließ er ein Steinhaus errichten, den Tübinger Hof, der dann an die Universität in Tübingen abgetreten wurde, als diese gegründet wurde.

Im Kloster wurde in das Querschiff der Klosterkirche ein Gewölbe eingezogen. Auch wurde der Südflügel des Kreuzgangs gebaut.

Am 6. Juni 1471 resignierte Abt Werner vor einer von Generalabt Humbert-Martin de Losne (1462-1476) geführten Visitationskommission und dem Prior der Kartause Güterstein Konrad von Münchingen (1445-1478) wegen Altersgebrechlichkeit.

Er durfte eine Wohnung im Hause seines Nachfolgers behalten und erhielt eine Rente von 100 Rheinischen Gulden. Er starb am 10. Juli 1473.

Sein Nachfolger wurde Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt (1471-1493). Er wurde am 6. Juni 1471 unter Vorsitz der Visitationskommission gewählt. Er stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie aus Magstadt.

Bernhard war der Abt, den das Generalkapitel so oft zu Schlichtungen oder Untersuchungen in anderen Zisterzienserklöstern herangezogen hat wie sonst keinen Abt aus Bebenhausen. Er war 1472 in Herrenalb, 1481 in Eberbach.,

1489 in Baumgarten, Otterbach und Maulbronn und 1491 in Schönau tätig. Außerdem wirkte er 1481 bei der Reform der Frauenklöster Altmünster und St. Agnes in Mainz mit und dann 1489 in Günterstal und danach Rottenmünster.

Aber natürlich war er auch für seine eigene Abtei im Einsatz. Er sicherte den klösterlichen Besitz. Er hat wohl ein großes Gewicht auf den Erwerb von Renten und Zehnten gelegt. Auch als Bauherr war er tätig. Unter ihm wurde der Neubau des Kreuzgangs des Südflügels abgeschlossen.

Zwischen 1471 und 1496 wurden die übrigen teile des Kreuzgangs gebaut und ab 1471 wurde mir dem Einbau des Winterrefektoriums begonnen, der dann 1513 abgeschlossen war. Aber auch in Tübingen, dort wurde nach der Abtretung des bisherigen Pfleghofs in der Münzgasse

an die Universität mit dem Bau des neuen Pfleghofs am Österberg begonnen. Auf den übrigen Pfleghöfen und in inkorporierten Kirchen wurde gebaut.

Dann war Abt Bernhard an den Überlegungen zur Gründung der Universität Tübingen beteiligt. Dafür wurde das Chorherrenstift aus Sindelfingen nach Tübingen transferiert und erhielt seinen Sitz an der Tübinger Kirche, die ja dem Kloster inkorporiert war.

Der Bebenhausener Abt führte die Liste der Zeugen an in der päpstlichen Bulle vom 13.November 1476 von Papst Sixtus IV. (1471-1484), die die Errichtung der Universität Tübingen betraf. (Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen aus den Jahren 1476 bis 1550 S. 11)

Auch politisch war er tätig. Er hat erstmals an den Landtagen und Prälatentagen der Grafschaft Württemberg teilgenommen.

Abt Bernhard starb am 11. Mai 1493.

Sein Nachfolger wurde Johannes von Friedingen (1493-1534) aus dem niederadligen Geschlecht der Herren von Friedingen. Sein Vater gehörte der württembergischen Ministerialität an. Er lässt sich 1451 und 1463 als württembergischer Rat nachweisen.

Johannes absolvierte gefördert von Abt Bernhard ein Studium an der Universität Heidelberg, wo er am 27. April 1478 immatrikuliert wurde. Er stand in Kontakt mit dem Bebenhausener Mönch Michael Textoris aus Sindelfingen, der ab 1471 in Heidelberg studierte, wohl auch gefördert

von Abt Bernhard und vor der Jahreswende 1482/83 Prior in Bebenhausen und bleibt dies bis 1488 und wird dann nochmals von 1493- 1500 als Prior in Bebenhausen genannt. Johannes studierte wohl zwischenzeitlich auch in Tübingen.

Als akademischer Grad wurde ihm “liberalium artium determinator” zugesprochen. Er war wohl zeitweilig auch als Lehrer in Heidelberg eingesetzt.

Am 05. Juni 1493 wurde er unter Vorsitz des Schönauer Vaterabtes Nikolaus I. von Neidenstein (1491–1501) und im Beisein der Äbte Johannes I. Stantenat (1471–1494) von Salem, Johannes VI. Burrus (1491-1503) von Maulbronn und Bartholomäus (1485-1509) von Herrenalb zum

Bebenhausener Abt gewählt. Die Abtsweihe am 25. August 1493 war ebenfalls ein großes Ereignis. Sie wurde dem neuen Abt vom Konstanzer Weihbischof Daniel Zehender (1473-1500) erteilt. Anwesend waren auch die Äbte Georg II. Fischer (1474-1515) von Zwiefalten und

Blasius Scheltrup  (1484–1503) Hirsau. Ebenfalls anwesend war Graf Eberhard im Bart mit  Ulrich dem Sohn seines Cousins Heinrichs von Württemberg, dessen Vormund er war. Ulrich hieß da noch Ytal Heinrich und war am Hofe Eberhards erzogen worden.

Bei der Abtsweihe wurde der junge Graf auf den Namen Ulrich getauft, der spätere Herzog Ulrich von Württemberg. Außerdem wurde ihm die Firmung gespendet. Die Äbte von Bebenhausen und von Hirsau waren die Firmpaten.

Am 14. September 1493 betätigte das Generalkapitel die Wahl. Am 25. April 1494 wurde Kloster Bebenhausen visitiert. Das Kloster zählte 56 Chormönche, 6 Chornovizen und 4 Laienbrüder.

Am 13. Januar  1494 verlieh Papst Alexander VI. (1492-1503) Abt Johannes das Recht, Inful Ring und andere Pontifikalkleidung zu tragen so wie niedere Weihen zu erteilen. (A 474 U 34)

Im Orden war Friedrich gleich nach seiner Wahl immer wieder zu Visitationen, Schlichtungen und Untersuchungen herangezogen worden.

1495 wurde Graf Eberhard zum Herzog von Württemberg erhoben. Abt Johannes schenkte ihm aus diesem Anlass  einen goldenen Becher mit dem Wappen von Bebenhausen und Friedingen.

Graf Eberhard im Bart hatte schon früh versucht, seinen jüngeren gleichnamigen Vetter entgegen der Versprechungen des Münsinger Vertrags von 1482 und Esslinger Vertrag 1492

auf eine zukünftige Herrschaft in ganz Württemberg auf das Nachfolgerecht in seiner Herrschaft auf den alten Stuttgarter Landesteil zu begrenzen. Dazu wurde ein Regierungsrat der gesamtwürttembergischen Landstände (1489 und Esslinger Vertrag 1492)

eingerichtet. In dieses “Regiment” für seinen Vetter und späteren Nachfolger Herzog Eberhard II. (1496-1498) hatte  Eberhard im Bart Abt Johannes berufen. Die Arbeit des Abtes im Regiment scheint durchaus gewürdigt worden zu sein. So schenkte ihm die Stadt

Schwäbisch Hall 1496 ein Kruzifix für das der Goldschmied 8 Gulden 5 Schilling erhalten hatte. Das sind etwa 1.151 €,  die Kaufkraft in dieser Zeit dürfte allerdings bei etwa 3450 € gelegen sein, ein durchaus wertvolles Geschenk also (Walther BUDER, Beiträge zur Baugeschichte des Chors der Michaelskirche in Hall (WürttVjhhLdG NF 31. 1922-1924 S. 195). Abt Johannes hat eine beachtliche Rolle in der Landespolitik gespielt. Er war im Regiment auch bei der Absetzung von Herzog Eberhard II. 1498 tätig. Von 1498 bis 1503 führte der Regimentsrat die Regierung für den minderjährigen Herzog Ulrich. Er setzte sich aus 4 Prälaten, 4 Edelleuten und 4 Städtevertretern zusammen. Er übte sein Amt zusammen mit dem Zwiefaltener Abt Georg Fischer aus. Es war wohl ziemlich zeitaufwendig gewesen zu sein, denn einer von beiden Äbten musste ständig in Stuttgart sein.

So hatte Abt Johannes 1499 um Dispens zum Besuch des Generalkapitels gebeten und diese auch erhalten.

Kaiser Maximilian (1496-1519) übernachtete am 30. Mai 1498 in Kloster Bebenhausen. Das war sicher ein Höhepunkt in der Regierungszeit von Abt Johannes. Der Kaiser befand sich auf der Reise von Ulm zum Reichstag nach Freiburg. Er kam von Reutlingen. Dort hatte er

den unfähigen württembergischen Herzog Eberhard II. abgesetzt. Er kam zweifellos gezielt zu einem politischen  Gespräch mit Abt Johannes nach Bebenhausen. Die Rolle von Abt Johannes war auch am Kaiserhof bekannt.

Als herzog Ulrich 1503 die Regierungsgeschäfte übernahm, zog sich Abt Johannes mehr und mehr zurück. Eine gewisse Distanz zeigt sich schon in der Tatsache, dass Abt Georg aus Zwiefalten und er 1503 zu verhindern suchten, dass die Landschaft Herzog Ulrich bei der

Regierungsübernahme 6000 Gulden verehrte. Ein Konflikt zeigte sich auch bei der strittigen Abtswahl 1504 in Maulbronn. Dort wurde Johanes V. Riescher zwar am 4. September gewählt. Aber Ulrich erkannte ihn nicht an, so dass Johannes am 21. Oktober resignierte.

Mit Michael Scholl wurde dann am 21. Oktober 1504 in Maulbronn ein neuer Abt gewählt.

Abt Johannes trat dann nur noch bei zeremoniellen Anlässen in der Umgebung von Herzog Ulrich auf, so bei der Trauerfeier für Herzog Albrecht IV. von Bayern, den Vater von Sabine, die Ulrich 1511 heiratete. Bei der Hochzeit am 2. März 1511 in Stuttgart war der Abt

ebenfalls anwesend. Als Herzog Ulrich 1519 aus Württemberg vertrieben wurde, erschien Abt Johannes sofort wieder in den Quellen. Er siegelte den Landtagsabschied vom 11. März 1520 für die Prälaten, wo der Tübinger Vertrag in wesentlichen Grundzügen bestätigt wurde.

Der Schwäbische Bund hatte Württemberg zur Finanzierung der Kriegskosten an Habsburg verkauft. Karl V. (1519-1556) trat Württemberg an seinen Bruder Erzherzog Ferdinand (ab 1521 Erzherzog von Österreich und Herrscher in den Erblanden). Dieser zog am am 23. Mai 1522

feierlich in Stuttgart ein und natürlich war Abt Johannes in vollem Ornat dabei. So lange Österreich württembergisch war, also bis zur Wiedereroberung des Landes, hatten die Landstände eine starke Stellung im Land. Die Prälaten und damit Abt Johannes spielten eine wichtige

Rolle im Landtag. Die Mitwirkung der Prälaten im Landtag ist bis 1534 immer wieder belegt. Er war auch auf den Landtagen des Jahres 1525 dabei. Das war das Jahr des Bauernkrieges, bei dem Kloster Bebenhausen großen Schaden erlitt.

Am 24. April überfielen aufständische Bauern aus dem Gäu unter Führung von Leonhard Schwarz aus Dagersheim, heute ein Ortsteil von Böblingen, verstärkt durch den Schwarzwälder Haufen Kloster Hirsau und plünderten es. Das Kloster bezifferte den Schaden auf  1600 Gulden,

das sind knapp 230.000 €. Sie zogen weiter nach Calw und forderten die Stadt auf, sich ihnen anzuschließen, wurden aber abgewiesen. Dann fielen sie in Bebenhausen ein und kamen dort am 1. Mai an. Die Zimmersche Chronik sagt, dass sie dort acht Tage lang “mit Fressen und Saufen” hausten.

Abt Johannes berichtet, dass Leonhard aus Dagersheim mit einem Fähnlein von 50 Mann zurückgeblieben ist. und zieht das Fazit “Das Volk hat viel Schaden getan“ . Im Kloster waren vor allem in der Bibliothek große Schäden angerichtet worden.

Schäden waren auch in den Klosterdörfern und an einzelnen Klosterhöfen, ganz besonders in Stuttgart entstanden

Im März 1526  weilte Erzherzog Ferdinand zu Bußübungen im Kloster Bebenhausen. Noch heute erinnert eine Inschrift im Studierzimmer der Klosterbibliothek, auch Ferdinandzimmer genannt, daran. Auch Kaiser Karl V. übernachtete eine Nacht im Kloster Bebenhausen.

Am 27./28. November 1530 machte er  zusammen mit seinem Bruder  auf dem Weg vom Reichstag in Augsburg zur Königswahl Ferdinands nach Köln in Bebenhausen Station.

Abt Johannes war nicht nur ein engagierter Politiker. Er war auch der letzte große Bauherr seines Klosters. in seiner Amtszeit wurden der Kreuzgang und das Winterrefektorium fertiggestellt, das Dorment und das Laienrefektorium wurden umgebaut und der„Neue Bau“ für Gäste errichtet.

Abt Johannes war ein erklärter Gegner der Reformation. Er hielt den Konvent zusammen. Bis 1534 trat nur ein Mönch zum neuen glauben über und heiratete.Abt Johannes starb am 21. Dez. 1534 an einem Schlaganfall. Bei seinem Tode wurde mehr als die Hälfte des Konvents als katholisch bezeichnet und diese Mönche gingen 1535 ins Exil.

Herzog Ulrich hatte sich schon ab etwa 1523 der Reformation zugewandt. 1527 kam er beim protestantischen hessischen Landgrafen Philipp I.(1518-1567) in Marburg unter. 1531 war Philipp  Mitbegründer des Schmalkaldischen Bundes, einem Verteidigungsbündnis der protestantischen Fürsten

unter Führung von Kursachsen und Hessen. Im April 1534 zogen Philipp und Ulrich mit einem hessischen Heer nach Württemberg, um gegen Österreich zu kämpfen,unter dessen Statthalterschaft Württemberg ja seit der Vertreibung Ulrichs stand. In Lauffen am Neckar kam es am

13. Mai 1534 zur Schlacht, die mit der Niederlage der Österreicher endete. Die Niederlage leitete das Ende der österreichischen Statthalterschaft und die Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs in Württemberg ein. Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde Herzog Ulrich

die Herrschaft in Württemberg wieder zugestanden. Herzog Ulrich begann sofort mit der Einführung der Reformation in Württemberg.

Abt Johannes erkannte die Gefahr und ging, damals schon 76 Jahre alt,  sofort mit der Barschaft, den Pretiosen, dem Kirchengerät und den Archivalien anscheinend unmittelbar danach zunächst außer Landes, wohl ins nahe österreichische Rottenburg. Aber Herzog Ulrich bewog ihn,

zurückzukehren.  Herzogliche Kommissare ordneten die sofortige Inventarisierung des Klostergutes an. Diese führte dann bald zur Ablieferung der Kirchengüter und in späteren Jahren zur Säkularisierung der Klöster. Dagegen protestierte er zusammen mit dem Konvent am

17. Dezember 1534. Aber nur 4 Tage später, am 21.12. 1534 starb er an einem Schlaganfall.

Ab dem 25. Dezember 1534 sollten auf alle Klosterpfarreien evangelische Pfarrer und Prediger berufen werden, auch in den inkorporierten Pfarreien von Bebenhausen. Die Mönche machten noch den Versuch, einen neuen Abt zu wählen. Aber Ulrich lehnte dies ab.

Er wollte einen Adligen an die Klosterspitze setzen.mit Hans Schmeltz, der in Tübingen und Wittenberg studiert hatte setzte er eine Lesemeister ein.

Am 13. Juni 1535 unterschrieben 15 Mönche den damals üblichen Revers und quittierten über ein jährliches Leibgeding von 40 Gulden. 5 Konventuale wurden an der Universität Tübingen immatrikuliert, unter ihnen Johannes Mendlin. Er wurde später Professor für

Logik und Dialektik. Er war mehrfach auch Dekan der Artistenfakultät sowie 1565 Rektor. Die beim alten Glauben gebliebenen Mönche blieben zunächst im Kloster. Herzog Ulrich hat sich bei einem Besuch wohl um sie bemüht.

Der Reformator Ambrosius Blarer hat wohl auch mit ihnen verhandelt . Der Plan der Regierung war, die Bebenhäuser Mönche zusammen mit anderen katholisch gebliebenen Mönchen aus dem Lande in ein Sammelkloster mit reformatorischen Predigern und Lesemeistern zu versetzen.

Dagegen wehrte sie sich erfolgreich. Die Mehrheit ging dann nach Salem. Abt war dort Johannes III. Fischer (1534–1543), der gleichzeitig Ordenskommissar für Oberdeutschland  war.

Ein Teil der Mönche wurden dann in andere Klöster geschickt, in den Personalmangel herrschte. In Kloster Stams wurde der Reformversuch wichtig, den Bebenhausener Mönche dort auf Veranlassung des Regiments von
Innsbruck  unternommen hatten, unter ihnen Prior Leonhard Joß , der spätere Abt von Tennenbach  Sebastian Lutz, später Abt in Bebenhausen.

Im Herbst 1547 fand in Augsburg der Reichstag statt, der dann als “ Genarnischter Reichstag” in die Geschichte einging. 1548 wurde das “Interim” im Juni 1548 mit reichsabschied als Gesetz erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse ordnen, bis

ein allgemeines Konzil über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche entschieden hätte. § 10 des Abschieds legte fest, dass den  Reichsständen, die bis dato in der Religion keine Veränderung vorgenommen hätten, anbefohlen wird, dies auch künftig zu unterlassen; diejenigen hingegen, die bereits Veränderungen in der Religion vorgenommen hätten, haben nunmehr entweder gänzlich zu den alten Gebräuchen zurückzukehren oder aber das Interim umzusetzen. Mit dem Vertrag von Kaaden hatte Ulrich Württemberg nur als habsburgisches Afterlehen inne. Natürlich wurde

ein Gutachten erstellt, das die Schriftmäßigkeit ablehnte und Ulrich und bat um Verschonung vom Interim. Dem politischen und militärischen Druck hatte er aber wenig entgegenzusetzen.
In der Praxis bedeutete dies, dass 300-400 Pfarrer ihrer Stellung verlustig wurden und dass die Klöster restituiert wurden.

So wählten am 17. November 1547  6 ehemalige Bebenhausener Konventualen Sebastian Lutz zum Abt von Bebenhausen. Damit war er aber noch lange nicht Abt. Erst musste er die Ansprüche des Konstanzer Domprobsts Johann Joachim Schad von Mittelbiberach, der eine päpstliche Exspektanz auf die Abtei erwirkt hatte, abwehren.  Er reiste dann wohl nach Augsburg, wo er sehr schwierige Verhandlungen mit dem Kardinallegaten Girolamo Verallo (Legat von 1445-47), der auf Seite des  Konstanzer Dompropsst Johann Joachim Schad(t) von Mittelbiberach stand, zu führen hatte. Dieser war vom Papst auf Bebenhausen providiert. Allerdings unterstütze Karl V. den gewählten Abt. Dieser forderte am 23. Dezember 1547 auch alle Untertanen des Klosters Bebenhausen auf, alle rückständigen und laufenden Abgaben, Gülten Zinsen usw. an den  “der alten Ordnung gemäß gewählten “ Abt Sebastian Lutz zu zahlen. A 474 U 39.

Ein weiteres Problem gab es im Orden, denn Abt Sebastian konnte die schuldigen Konfirmationsgebühren nicht bezahlen. Deshalb verweigerte Generalabt  Jean XI. Loysier (1540-1559) ihm ebenso wie dem neuen Maulbronner Abt die Konfirmation. Erst nachdem die vorderösterreichische

Regierung in Ensisheim sich einschaltete wurde die Wahl am 15. März 1548 . Damit Abt Sebastian aber nach Bebenhausen zurückkehren konnte, musste sowohl mit Kaiser Karl V. als auch mit König Ferdinand I. vor allem aber mit Herzog Ulrich verhandelt werden. Erst

nach harten Verhandlungen mit diesem konnte Abt Sebastian mit seinem kleinen Konvent wieder in Bebenhausen einziehen.

Dort war die Kirche teilweise abgebrochen. Um die Kirche herum standen Pferdeställe. Die Räume der Abtei dienten nun dem Herzog. Auch da musste wieder verhandelt werden, dass der Abt dort einziehen konnte. Ebenso musste um die Einkünfte des Klosters gerungen werden.

Bei der Ausübung der Patronatsrechte und Pfarrbesetzungsrechte blieb der Herzog hart, denn er wollte die Einführung der Reformation nicht gefährden. Die Klosterordnung von Herzog Christoph (1550-1568), der seinem Vater Ulrich nach dessen Tod nachgefolgt war,

war ein entscheidender Einschnitt für alle restituierten Klöster. Im Passauer Vertrag von 1552 hatte er schon eine Aufhebung des Interims erreichen können. Er erließ eine Reihe umfangreicher “Ordnungen” und organisierte die gesamte Staats- und Kirchenverwaltung neu.

Die 1547 rekatholisierten Klöster wurden der landesherrlichen Verwaltung unterstellt. Das klösterliche Leben wurde auf die Grundlage des evangelischen Bekenntnisses gestellt. In den Klöstern wurden 13 Klosterschulen mit humanistischen Bildungsidealen eingerichtet.

sie sollten der Ausbildung theologischen Nachwuchses dienen. In das Kloster Bebenhausen zogen nun 32 evangelische Klosterschüler und zwei Präzeptoren ein.

Nach alldem scheint Abt Sebastian amtsmüde geworden zu sein. Am 11. Januar 1560 resignierte er. Er behielt Recht und Pflicht der Würde eines Abtes, auch den Sitz in der Landschaft. Er erhielt 500 Gulden jährliche Pension so wie einige Naturalleistungen außerdem

den Wohnsitz im Tübinger Pfleghof. Er starb am 15. November 1560 und wurde in der Stiftskirche in Tübingen beigesetzt.

Der größte Teil des katholisch gebliebenen Konvents ging ins Zisterzienserkloster Pairis im Elsass.

Auf Abt Sebastian  folgte Eberhard Bidenbach als erster evangelischer Abt. Es folgten insgesamt 20 evangelische Äbte bis 1810 (siehe Abtsliste am Ende)

Die katholische Geschichte des Klosters ist noch nicht ganz zu Ende.

Im Dreißigjährigen Krieg stand Kaiser Ferdinand (1619-37) nach den Siegen der kaiserlichen und katholischen Truppen zwischen 1618 und 1628 auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Er erließ am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. Damit sollten alle geistlichen Güter, die von Protestanten nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 eingezogen worden waren,

wieder den Katholischen zugeführt werden. Das hätte bedeutet, dass um die 500 Klöster und ein dutzend Fürstbistümer an die katholische Kirche zurückgegeben hätten werden müssen.

Einige Bistümer und Klöster wurden zwar zurückgegeben. Aber die Gefahr eines mächtigeren und stärker zentralisierten Reiches provozierten die Gegenspieler der Habsburger zur Invasion, sowohl das protestantische Schweden (1531) als auch das katholische Frankreich (1534).

Im Herzogtum Württemberg wurden 50 Klöster restitutiert. Schon 1630 musste Kaiser Ferdinand der Überprüfung des Edikts zustimmen und 1635 nach dem Prager Frieden wurde das Edikt für 40 Jahre außer Kraft gesetzt.

Das Kloster Salem übernahm in Ausführung des Restitutionsedikt die Wiederbesiedlung von Kloster Bebenhausen. Der Prior des Klosters Salem Dr. theol. Joachim Müller führte die kleine Kolonie Salemer Mönche an, die am 8./ 18. September 1630 mit seinen Mitbrüdern unter militärischem

Schutz  das Kloster wieder bezogen. Er wollte die evangelischen Pfarrer in den inkorporierten Kirchen des Klosters vertreiben, scheiterte damit aber am widerstand der Bevölkerung und vor allem der württembergischen Behörden. Schwierig war es auch, die Einkünfte des Klosters wieder zu sichern.

Er konnte hier allerdings eine günstige Rechtslage ausnützen. Am 5. September 1631 fand in Frankfurt der “Kompositionstag” statt. Das waren Verhandlungen zwischen den protestierenden und den katholischen Reichsständen wegen des kaiserlichen Restitutionsedikts und der Wiederherstellung des Friedens im deutschen Reich. Die Protestanten verlangten, dass das Restitutionsedikt wieder aufgehoben wurde und das Jahr 1620 zur Norm des rechtmäßigen Besitzes angenommen werden soll. Katholischerseits beharrte man fest auf dem Restitutionsedikt. Da keine Seite nachgab, wurden die Verhandlungen abgebrochen und die Delegationen reisten ab. Im Spätherbst 1631 brach die kaiserliche Macht zusammen. Abt Joachim floh nach Salem. Nach dem Sieg in der Schlacht von Nördlingen am 5.September 1634 reiste Abt Joachim wohl gleich nach Rottenburg. Der Salemer Abt

Thomas I. Wunn (1615–1647 ) rief Johannes aber wieder nach Salem zurück. Erst am 16. O

ktober 1634 kehrte Abt Johannes nach Bebenhausen zurück. Kaiser Ferdinand III.(1637-1657) setzte ihn am 22. November 1634 in Bebenhausen als Abt ein.

Er nahm mehrfach an Reichstagen teil. ab 1641 verschlechterte sich sein Zustand. Er war überwiegend im Pfleghof in Tübingen. Als sich 1648 das Ende von Kloster Bebenhausen abzeichnete, zog er mit seinem Konvent in den Tübinger Pfleghof.

Als sich 1649 herausstellte, dass eine Rückkehr nach Bebenhausen nicht mehr möglich war, erhielt er das Klostergut Kirchberg, die Sommerresidenz der Salemer Äbte zugewiesen. Schließlich konnte er die Hofmeisterie nicht mehr versorgen.

Der Salemer Abt setzte ihm 1658 eine jährliche Pension aus. Er starb am 21. Mai 1663.

Die evangelische Klosterschule bestand bis 1807 und wurde dann mit der Klosterschule Maulbronn vereinigt. Das Kloster wurde säkularisiert. Es war dann Jagdschloss der Württembergischen Landesherren.

Als König Wilhelm II. von Württemberg 1918 abdankte, zogen er und seine Frau Charlotte sich zunächst  von den Unruhen in Stuttgart nach Bebenhausen zurück. Nach Wilhelms Tod im Oktober 1921 zog Charlotte nach Schloss Bebenhausen, wo sie lebenslanges

Wohnrecht hatte. Sie starb am 16. Juli 1946.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Bebenhausen Landtag und Landesverfassung des Landes Württemberg-Hohenzollern begründet. Für den Landtag von Württemberg-Hohenzollern wurden Teile der Abtei als Archiv und Depot genutzt.

Die Kloster-und Schlossanlage wird heute von „Schlösser und Gärten“ im Finanzministerium verwaltet. sie ist für Besucher geöffnet. Im ehemaligen Abtshaus ist die Landesforstdirektion untergebracht. Die Kirche wird von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt.

 

 

Liste der Äbte des Klosters Bebenhausen

1. Diepold 1190–1196

2. Enzmann

3. Erkinbert

4. Walther -1211

5. Ludwig 1211

6. Bruno 1216

7. Berthold I. –1223

8. Konrad 1225, 1228

9. Hermann ca.1230

10. Petrus ca.1240/43

11. Rudolf 1243–

12. Berthold II. 1245, 1262

13. Eberhard aus Reutlingen 1266, 1279

14. Friedrich 1281, -1299

15. Lupold aus Esslingen 1299–1300

16. Friedrich (2. Mal) 1300–1303

17. Ulrich aus Esslingen 1303–1320

18. Konrad von Lustnau 1320–1353

19. Heinrich aus Rottenburg am Neckar 1353–ca.1356

20. Werner von Gomaringen ca.1356–1393

21. Peter von Gomaringen 1393–1412

22. Heinrich von Hailfingen 1412–1432

23. Reinhard von Höfingen 1432–1456

24. Johannes aus Deckenpfronn 1456–1460

25. Werner Glüttenhart aus Tübingen 1461–1471

26. Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt 1471–1493

27. Johann von Fridingen1493–1534

Reformation & Augsburger Interim

28. Sebastian Lutz genannt Hebenstreit, aus Tübingen 1547–1561

Dreißigjähriger Krieg

29. Joachim Müller, aus Pfullendorf 1630–1649

(nach

Evangelische Äbte der Klosterschule

Eberhard Bidenbach 1560–1597

Johannes Stecher 1597–1611

Andreas Grammer 1611–1612

Georg Schropp 1612

Lucas Osiander der Jüngere 1612–1616

Jakob Hailbronner 1616–1618)

Johannes Magirus 1619–1626

Daniel Hitzler 1626–1630

Heinrich Wieland 1633–1634

Johann Valentin Andreae 1650–1654

Johann Jakob Hainlin 1654–1660

Johann Konrad Zeller 1660–1683

Josef Kappell 1683–1689

Johann Andreas Hochstetter 1689–1720

Christian Hochstetter 1720–1732)

Christoph Friedrich Stockmaier 1733–1748

Christoph Friedrich Stockmaier (Sohn) 1748–1782

Johann Christian Volz  1783

Georg Gottfried Dapp 1783–180)

August Friedrich Bök 1807–1810

(nach wikipedia)


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22 März 2021

Kloster Schöntal

                                                                                                                                                                         Die Hauptgebäude des Klosters

Wolfram von Bebenburg stammte aus der Familie der Ritter von Bebenburg, deren Stammburg die Bebenburg in Bemberg, heute ein Ortsteil von Rot am See. Wolfram nahm am zweiten Kreuzzug

von 1147 bis 1149 teil. Für den Fall seiner glücklichen Wiederkehr hatte er gelobt, ein Kloster zu stiften. Wolfram von Bebenburgs Frau stammte aus der Familie der von Berlichingen.

Aus ihrem Besitz stammte das Land im Jagsttal, das zum Grundstock der Stiftung für das Kloster wurde. Das Kloster wurde 1153 als Filialkloster von Kloster Maulbronn in Neusass gegründet.

Der Maulbronner Vaterabt Diether schickte zwölf Mönche und einen Abt nach Schöntal.Wolfram hatte Land und drei Höfe gestiftet. Die Schenkung scheint aber innerhalb der Familie nicht unumstritten gewesen zu sein.

Er hatte 4 erwachsene Söhne und eine Tochter, die alle gegen die Schenkung waren. Auch seine Frau scheint nicht einverstanden gewesen zu sein. (Ottmar Friedrich Heinrich Schönhuth, Chronik des Klosters Schönthal aus urkundlichen
Quellen, Mergentheim 1850, S. 8). Er trat ins neue Kloster als Laienbruder ein und starb1163.
Er wurde im Kloster Schöntal bestattet.

Der 1. Abt war Herwick (1157–1172 ) Als Prior kam Heinrich und Großkeller war Bernhard. Wie im Mutterkloster Maulbronn zogen die Mönche kurz nach der Gründung  von Neusass um, weil sich das Gelände als ungünstig erwiesen hatte. Nur wenige Hundert Meter entstand

die neue Siedlung als Kloster Schöntal im Tal der Jagst.

Die erste Bestätigung für Kloster Schöntal kommt vom Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg (2. Amtsperiode 1150-1159) im Jahr 1157  Urkunde ohne Monat und Tag B 503 I U 1  Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg.

Hier wird einfach bestätigt,dass Wolfram von Bebenburg das Kloster “Klosters Neusaß (Nvesaze)” gestiftet hat. Im selben Jahr bestätigte Kaiser Friedrich I. (1155-1190)die Gründung und nahm sie in seinen Schutz. (RI IV,2,1 n. 438) In der Urkunde ist allerdings noch vom Kloster Neusaß die Rede. Zeuge der Urkunde ist Bischof Gebhard von Würzburg, in dessen Bistum das neue Kloster ja lag und der mit obiger Urkunde die Stiftung bestätigt hatte.

Bischof Heinrich von Würzburg (1159 –1165) bestätigte die Stiftung 1163 und seine Besitzungen. Es wurde auch gesagt, dass das frühere Kloster Neusaß jetzt Schöntal geheißen wird.

Das ist die erste urkundliche Erwähnung des Namens “Schöntal” (WUB Band II., Nr. 381, Seite 145-146)

Zwei Jahre hintereinander werden von Papst Alexander III.(1159-1181) päpstliche Schutzurkunden ausgestellt.

Die erste stellte Papst Alexander III. am 8. November 1176 in Anagni aus. (WUB Band II., Nr. 406, Seite 179-180) und Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg  B 503 I U 3 (mit Bild der Urkunde)

Der Besitz Schöntals wird aufgelistet und unter den Schutz mit aufgenommen. 1176 sind das schon 8 Grangien.

Schon früher verliehene Begünstigungen werden erweitert.

Nur ein Jahr später im Dezember 1177 stellt Papst Alexander III. wieder eine Schutzurkunde aus wobei die vorher verliehenen Begünstigungen erweitert werden. (WUB Band II., Nr. 409, Seite 185-186) und B 503 I U 4 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Beide Urkunden sprechen dagegen, dass Abt Herwick schon 1172 starb, wie z.B. wikipedia, wikiwand oder die Biopraphia Cisterciensis alle angeben. Beide bezeichnen Herwick ausdrücklich als Abt von Kloster Schöntal “Dilectis filiis Hardwico abbati monasterii. Die Urkunde wurde aber am 8. November 1176 ausgestellt, die andere im Dezember  1177 Demnach müsste Herwick 1177 noch gelebt haben.

Sein Nachfolger wurde Heinrich I., der als Prior zusammen mit Herwick aus Kloster Maulbronn nach Schöntal. Er starb im März 1186. auch sein Nachfolger kam noch aus dem Maulbronner Gründungskonvent. Siboto war einer der Laienbrüder, die

aus Maulbronn gekommen waren. In seiner Regierungszeit bestätigte Bischof Heinrich III. von Berg (1191 –1197) im Jahr 1194 die Schenkung eines Hofes mit allem Zubehör in Gommersdorf, heute ein Ortsteil von Krautheim durch Konrad von Aschhausen.(WUB Band II., Nr. 486, Seite 299-300)

Bischof Otto I von Lobdeburg (1207-1223) bestätigte diese Schenkung noch einmal (WUB Band III., Nr. 560, Seite 9).

Abt Siboto starb im April 1200.

Sein Nachfolger war Albert I. (1200–1216 ), der erste Abt, der nicht aus Maulbronn war. Die Vermögenslage von Kloster Schöntal muss sich schon unter Abt Albert gebessert haben, denn aus dem September 1214 gibt es eine Kaufurkunde über Teile eines Waldes.

Also muss das Kloster jetzt in der Lage gewesen sein, Käufe zu tätigen.(WUB Band III., Nr. 561, Seite 10. In dieser Urkunde wird Richalm als Prior genannt) Wann genau Abt Albert starb, ist nicht in der Chronik überliefert. Aber 1218 tritt Abt Richalm (1216-1219) in Urkunden auf. 

WUB Band III., Nr. 622, Seite 89-90. In dieser Urkunde des Würzburger Bischofs Otto wird Richalm als Abt von Schöntal erwähnt. Er stammte aus einer Ministerialenfamilie des Bischofs von Würzburg.

Ihm zugeordnet wird das “Buch der OffenbarungenBeati Richalmi Abbatis Speciosae Vallis in Franconia Ord. Cister. Revelationes de insidiis & versutiis Daemonum (Buch der Offenbarungen über die Nachstellungen und Tücken des Teufels).

Es stammt von einem Vertrauten Richalms, der die Auditionen und Visionen des Abtes wörtlich aufzeichnete. Diese Aufzeichnungen wurden von Richalm autorisiert. Der Autor hat wohl nach Richalms Tod einige Ergänzungen hinzugefügt. Es wurde von dem Melker Benediktinermönch

Bernhard Pez 1721 herausgegeben und stellt heute eine der wichtigsten Quellen zum Dämonen- und Teufelsglauben des christlichen Mittelalters dar.

Nach der urkundlichen Erwähnung Richalms verliert sich seine Spur. Es ist unklar, ob er zurückgetreten oder gestorben ist.

Sein Nachfolger wurde Gottfried (1219–1222 ). In seiner Regierungszeit erhielt das Kloster viele Schenkungen. So schenkte der Reichsküchenmeister Heinrich von Rothenburg und seine Frau 4 Jauchert Weingärten in Eselberg und zwei in Berlichingen. Heinrich war der 1. Reichküchenmeister,

ein Amt das wahrscheinlich 1202 von Philipp von Schwaben eingerichtet worden ist. Es war der erste Verwaltungsbeamte der Hofhaltung.

Dann tätigte das Kloster zwei Käufe, die Burg Bieringen betreffend. Von den Freiherrn Friedrich von Krautheim kaufte das Kloster für 170 Mark Silber 1222 den halben Teil der Burg Bieringen (WUB Band III., Nr. 661, Seite 137-138)

Am 1. Februar 1222 bestätigt Papst Honorius III. (1216-1227) dem Kloster Schöntal den Besitz der ihm von Bischof Otto von Würzburg überlassenen Kirche von Bieringen. (WUB  Band III., Nr. 653, Seite 129)

Abt und Konvent scheinen in dieser Zeit einige Bedrückungen erfahren zu haben. Papst Honorius gebot deshalb dem Mainzer Erzbischof das Kloster vor Gewalt zu schützen.

“Papst Honorius III. gebietet dem Erzbischof von Mainz und seinen Suffraganen, das Kloster Schöntal vor Gewalttätigkeiten gegen dessen Angehörige, Güter und Rechte durch Verhängung von Kirchenstrafen zu schützen”.( WUB Band III., Nr. 654, Seite 129-130)

Den Kauf des Gutes Bieringen, den Kloster Schöntal am 10. Juni 1222 tätigte (WUB Band III., Nr. 659, Seite 135)  bestätigte König Heinrich VII. “ König Heinrich VII. bestätigt dem Kloster Schöntal den Kauf des Gutes Bieringen von dem edeln Mann Heinrich von Langenburg und seiner Gemahlin Sophie. 28. April 1225”( WUB Band III., Nr. 690, Seite 169-170)

Abt Gottfried trat 1220 wahrscheinlich altershalber zurück Auf ihn folgte Johannes I. (1222–1226 )

Im Mai 1225 erhielt Kloster Schöntal eine kaiserliche Inschutznahme durch Friedrich II.(1194-1250) “Kaiser Friedrich II. nimmt das Kloster Schöntal und dessen Güter, insbesondere die von Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim dahin verkaufte Besitzung in Bieringen, in seinen und des Reiches Schutz. “(WUB Band III., Nr. 659, Seite 135) Foggia, 1225. Mai.

Auch vom Papst erfolgte dies.(WUB Band III., Nr. 692, Seite 172)”Papst Honorius III. nimmt das Kloster Schöntal samt dessen Besitzungen in seinen Schutz und bestätigt demselben insbesondere die von den edeln Männern Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim und deren Kindern dahin übergebenen Güter.”Tivoli, 1225. Mai 18.

Eine Befreiung von Dienstpflichten stellte König Heinrich VII. (1222-1235 von Friedrich II. abgesetzt) aus. (WUB Band III., Nr. 716, Seite 198-199) “König Heinrich VII. befreit das Kloster Schöntal von allen ihm und seinen Beamten schuldigen Diensten und Abgaben mit Ausnahme der Verpflichtung, seine durchreisenden Boten zu beherbergen.”Würzburg, 1226. September 7.

Von 1226-1230 regierte Abt Siegfried. Auf ihn folgte Arnold (1230–1236 ). Auch er konnte den Besitz des Klosters mehren.

Außerdem erhielt er eine päpstliche Bestätigung von Papst Gregor IX. (1227-1241) (WUB Band III., Nr. 803, Seite 299) “Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen jährlichen Früchtebezug in Bieringen.”Rieti, 1231. Oktober 3.

Am 5. Januar 1235 erteilte Heinrich VII. Kloster Schöntal eine Abgabenbefreiung für alle ihm zu entrichtenden Abgaben. (WUB Band III., Nr. 861, Seite 359) die Urkunde wurde in Wimpfen ausgestellt.

Der nächste Abt war Rupert (1236–1238 ) Er erhielt wieder eine päpstliche Besitzbestätigung von Papst Gregor.

(WUB Band III., Nr. 892, Seite 392-395)”Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen Besitz und dessen sämtliche, schon vorher zuerkannten Begünstigungen”.Viterbo, 1237. Mai 21

In dieser Urkunde werden 8 Grangien aufgezählt, eine Mühle, Fischteiche und eine Saline in Niedernhall. Auch ein Stadthof in Würzburg wird erwähnt. Das Kloster hat jetzt zwei Besitzschwerpunkte. Einen in der näheren Umgebung des Klosters,

einen weiteren im Raum Heilbronn, wo es schon seit 1177 begütert ist. In Heilbronn wird 1311 ebenfalls ein Stadthof dazu kommen, wie später auch in Hall und Mergentheim. Der Hof in Mergentheim wurde 1291 erworben. B 503 I U 598 Staatsarchiv Ludwigsburg

In (Schwäbisch)Hall wird1296 eine Marienkapelle im Schöntaler Hof anlässlich eines Ablasses erstmals urkundlich erwähnt. B 503 I U 446 Staatsarchiv. Ludwigsburg.1362 wurde sie mit reichen Stiftungen begabt von den Senft und Bachenstein, zwei Familien aus Hall.

(in Die Kunst- und Altertums-Denkmale der Stadt und des Oberamtes Schwäbisch-Hall, Esslingen 1907, S.57)

In den Grangien wurden Vieh-und Fischzucht betrieben. Auch Wald-und Weinwirtschaft wurden schon seit der Frühzeit des Klosters betrieben. Mühlenwirtschaft spielte auch eine Rolle. Das Kloster hatte umfangreichen Mühlenbesitz und erwarb wohl auch zielstrebig neue Mühlen.

Dazu kamen Zehntrechte und Gerichtsrechte. Um 1250 waren bereits die Kirchen in Bieringen, Sindringen, Oedheim, Helmbund und Sulzbach inkorporiert. Die Pfründe waren eine stetige Einnahmequelle von Klöstern

Abt Rupert regierte nur 2 Jahre. Dann folgte Albert II. (1238–1240) Unter ihm konnte der Klosterbesitz in Bieringen weiter abgerundet werden. (WUB Band III., Nr. 910, Seite 412-413)

Die nächsten beiden Äbte waren Heinrich II. (1240–1248) und Hildebrand (1248–1269) Abt Hildebrand erhielt am 29. April 1268 eine Bestätigung all seiner Privilegien durch Papst Clemens IV.(1265-1268)

(WUB Band XI., Nr. N5663, Seite 522) Papst Clemens IV. bestätigt dem Kloster Schöntal alle seine Privilegien. Viterbo, 1268. April 29.

Abt Thomas (1270-1284) war der 14. Abt von Schöntal. Er erhielt zwei wichtige Bestätigungen, eine von Papst Gregor X. (1271-1276) am 3. Mai 1274 in Lyon ausgestellt.

(WUB Band VII., Nr. 2420, Seite 308 )Papst Gregor X, bestätigt dem Abt und Konvent von Schöntal alle ihrem Kloster von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.

König Rudolf von Habsburg (1273-1291) erst ein Jahr im Amt, vidimierte, also beglaubigte die von König Heinrich VII. zugestanden Befreiungen und bestätigte sie.

(WUB Band VII., Nr. 2458, Seite 337) König Rudolf vidimiert und bestätigt dem Kloster Schöntal das Privilegium König Heinrichs (VII.) vom 7. September 1226 hinsichtlich der Befreiung von Diensten und Abgaben unter ausdrücklicher Einschränkung auf vom Kloster erworbene bereits freie Güter. Nürnberg, 1274. November 29.

Wahrscheinlich schon zu Beginn des Amtsantritts von Abt Thomas hatte sich eine große Schuldenlast entwickelt, die 1282 nicht mehr zu schultern war. Auch die Vaterabtei Maulbronn konnte nicht helfend eingreifen, da sie in dieser Zeit ebenfalls

von Finanzproblemen geplagt war. Abt in Maulbronn war in dieser Zeit Siegfried II. (1281-1285). Die Schöntaler Mönche wurden auf andere Klöster verteilt, ein Mittel der Krisenbewältigung, dass die Zisterzienser in solchen Fällen einsetzten, wie z. B. 1274 in

Kloster Bronnbach. Als diese Massnahme nicht fruchtete, wandte sich der Maulbronner Mutterabt an das Kloster Kaisheim. Der dort regierende Abt Trutwin (1266-1287) sprang ein und übernahm die Schöntaler Schulden, die er schon in einem Jahr tilgen konnte.

Im Gegenzug verzichtete Maulbronn auf seine Paternitätsrechte. Diese gingen an Kaisheim über. Der Generalabt Johannes II. (1266–)1284 bestätigten den Übergang der Vaterrechte

(WUB Band VIII., Nr. 3172, Seite 362-363) Abt Johann von Citeaux und die Diffinitoren und Äbte des Generalkapitels des Zisterzienserordens bestätigen den Übergang der Vaterrechte an Kloster Schöntal von Maulbronn an Kaisheim.

Die Urkunde wurde im September 128a in Citeaux erstellt. Diffinitoren sind Vorsteher einer Ordensprovinz. In dieser Urkunde wird gesagt, dass dies im Einverständnis mit Morimond geschieht. Kaisheim mit dem Mutterkloster Lützel war ebenfalls in der Filiation von Morimond wie Maulbronn über das Mutterkloster Neubourg.

Kurz nach dem Übergang der Vaterrechte an Kaisheim ist Abt Thomas verstorben.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. 1284-1294. die finanzielle Hilfe Kaisheims sowie strenge Visitationen halfen zu einer raschen Gesundung des Klosters.

Im März 1293 war König Adolf von Nassau (1292-1298) zu Besuch in Kloster Schöntal. Er wurde natürlich aufs beste bewirtet.Das Kloster erhielt die Erneuerung der Abgabenfreiheit, die Heinrich VII. 1225 erteilt hatte (s.o.) um einen Zusatz erweitert:

“mit dem zusatze, daß nur güter, die von abgaben frei gewesen seien bevor sie das kloster bekommen habe, auch fernerhin steuerfreiheit zu genießen hätten, daß das kloster aber die schon mit steuern belasteten güter nur mit allen ihren lasten übernehmen dürfe.”

(Adolf RI VI, 2 n 206)

Der 16. Abt von Schöntal wurde Walchimus von Crailsheim (1295–1304 ). Er stammte aus der Familie der Edlen von Crailsheim und war Keller in Schöntal.

1296 erhält er und der Kovent von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) alle von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Freiheiten und Privilegien. B 503 I U 20 Staatsarchiv Ludwigsburg

Es gab noch weitere päpstliche Hilfe. Ob das aber mit der vorigen Schieflage zusammenhängt, geht aus der Papsturkunde nicht hervor.”Papst Bonifatius VIII

beauftragt den Dekan von Öhringen (Orengeu), das Kloster Schöntal gegen seine Schädiger zu schützen.”(WUB Band XI., Nr. 4963, Seite 17) Rom, 1297. Januar 31.

Sicherlich hilfreich war die Erneuerung Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg durch den Würzburger Bischof Manegold von Neuenburg (1287-1303), wobei auch diese sicher nicht mit der Schöntaler Situation zusammenhing, denn sie wurde ja für alle

fränkischen Zisterzienserabteien erstellt.

“Bischof Mangold von Würzburg erneuert den Zisterzienserklöstern Ebrach, Heilsbronn, Bronnbach, Langheim, Bildhausen, Schöntal ,Himmelspforten und andern desselben Ordens die hergebrachte Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg”

(WUB Band XI., Nr. 5051, Seite 80-81)Würzburg, 1297. Oktober 8.

Die finanzielle Notlage von Schöntal hatte sich aber sicher gebessert, denn es konnten schon wieder Käufe getätigt werden wie zum Beispiel eine Mühle in Schweigern

(WUB Band XI., Nr. 5056, Seite 86) Der Edle Konrad von Boxberg (Bokkesberg) verkauft dem Kloster Schöntal (Scho{e}ntal) seine Mühle in Schweigern (molendinum nostrum situm in Sweigern quod nobis titulo proprietatis attinebat cum omnibus iuribus et attinentiis suis quesitis et inquirendis) um 100 Pfund Heller, verspricht Gewährschaft und leistet die üblichen Verzichte. Mergentheim, 1297. Oktober 30.

Der Verkauf von Weinbergen dürfte an Kloster Zimmern ist wohl eher als Konsolidierung zu sehen.

(WUB Band XI., Nr. 5117, Seite 130-131) Abt Walchun und Konvent von Schöntal verkaufen an Kloster Zimmern ihre Weinberge in Ingelfingen und Criesbach. Kaisheim, 1298. April 16.

Auf Abt Walchimus  folgte Abt Friedrich von Schöntal, der nur von 1304 bis 1305 regierte.

Walther von Öhringen war von 1305-1317 Abt in Schöntal. Am Anfang seiner Regierungszeit bekam das Kloster  von dem Heilbronner Bürger Konrad Kubel Teile eines Hofs in Heilbronn geschenkt. Das Kloster Oberstenfeld bekam die anderen Teile. 1311 verkauften die Nonnen von Oberstenfeld ihr Anteile an Schöntal, so dass sich der Hof in Heilbronn nun ganz in Schöntaler Besitz befand. Daraus wurde der Schöntaler Pfleghof in der Reichsstadt. 1399 kaufte sich das Kloster für 600 Gulden von allen Steuer- und Dienstpflichten gegenüber der Stadt Heilbronn frei.

1309 bestätigte König Heinrich VII.(1308-1313, ab 1313 Kaiser) die Urkunde, die der Stauferkönig Heinrich VII. 1226 ausgestellt und die Kaiser Rudolf 1274 auch bestätigt hatte. RI VI,4,1 n. 204

Zwischen 1315 und 1317 herrschte in ganz Europa eine große Teuerung und Hungersnot. Sintflutartige Regen hatten die Ernten vernichtet. Lange Winter und Überschwemmungen verschärften die Lage. In Europa starben mehrere Millionen Menschen. Erst 1317 normalisierte

sich die Lage allmählich wieder.

Abt Walter legte 1318 sein Amt nieder. Auf ihn folgte Abt Konrad I. Nach Heinrich Schönhuth S.66 stammte er aus der Heilbronner Familie Kübel, die den Hof in Heilbronn gestiftet hatte. 1318 schenkte Graf Boppo von Eberstein dem Kloster eine Mühle in Winzenhofen,

heute ein Ortsteil der Gemeinde Schöntal. Dort hatte das Kloster seit 1237 schon den Heßlingshof, damals unter dem Namen “Hestelingen” eine Schöntaler Grangie. Im Jahr 1319 erwarb Konrad vom Kloster Comburg, das von Schuldenlast zum Verkauf gezwungen war, einen Bauernhof in Westernhausen, heute auch ein Ortsteil von Schöntal. B 503 I U 911  vom 23. Februar 1319 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Abt Konrad resignierte bereits nach einem Jahr wieder zum Jahresende 1319, starb aber erst im Jahr 1321. Sein Nachfolger Albert III. (1320-1321) blieb ebenfalls nur ein Jahr im Amt und resignierte dann. Er konnte den Klosterbesitz um eine weiter Mühle mehren.

Ludwig von Heineberg schenkte dem Kloster eine Mühle in Merchingen. B 503 I U 582 vom 11. Oktober 1321 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Abt Reinold (1321–1365 ) wurde der Abt mit der bis dahin längsten Regierungszeit in Schöntal. Er konnte zunächst weitere Güter erwerben. Allerdings scheinen sich dann die Verhältnisse wieder etwas ungünstiger entwickelt zu haben.

“Aus dringender Not” verkaufen Abt und Konvent ihre Güter in Niederhall und die Salzrechte für 300 Pfund an den Erzbischof von Mainz Matthias von Buchegg (1321-1328). Der Vaterabt Ulrich II. (1320-1339)aus Kaisheim war bei dem Verkauf zugegen und erteilte seine Zustimmung.

B 503 I U 666 30. Juni 1326 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Dann kamen einige harte Jahre auf das Kloster zu. Am 19. Oktober 1314 war Friedrich von Österreich in Sachsenhausen zum König erhoben und  einen Tag später wurde Ludwig in Frankfurt gewählt worden. Beide Königskrönungen fanden am 25. November statt.

Der Thronstreit wurde nicht friedlich gelöst. Auch der Papst wurde in die Auseinandersetzung hineingezogen. Johannes XXII. (1316-1334) exkommunizierte Ludwig am 23. März 1324.

Parteigänger des Königs, schädigten, beraubten Güter des Klosters und setzten sie in Brand. Das Ausmaß muss doch so erheblich gewesen sein, dass Papst Johannes sich mit einer Bulle an den Würzburger Bischof  Wolfram  Wolfskeel von Grumbach (1322-1333)

wandte. nicht nur dass Kloster Schöntal in seiner Diözese lag. er war auch einer der wenigen Reichsfürsten, die auf der Seiten des Papstes gegen Ludwig den Bayern standen.

“1328 Juli 18 (XV. kal. Augusti) – Avignon
Papst Johannes [XXII.] an den Bischof von Würzburg: Da das Kloster Schöntal (Schonental) an seinen Gütern durch Besetzungen, Verwüstungen, Raub und Brand, die auf einige Aufrührer gegen die Römische Kirche zurückgehen, schweren Schaden erlitten hat, beauftragt er ihn, die Pfarrkirche in Sindringen (Synderingen) im Bistum Würzburg, deren Patronatsrecht Abt und Konvent von Schöntal besitzen, diesem Kloster zu inkorporieren.” B 503 I U 24 Staatsarchiv Ludwigsburg

Am 22. April 1336 nimmt Papst Benedikt XII (1334–1342) Kloster Schöntal in seinen Schutz.

“Papst Benedikt [XII.] nimmt Abt und Konvent des Klosters Schöntal und ihr Kloster samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz. Insbesondere bestätigt er ihnen ihre Zehnten, Ländereien, Häuser, Weinberge, Gärten und anderen Besitzungen, bei den gen. Zehnten allerdings unter Wahrung der auf dem allgemeinen Konzil getroffenen Regelung.”  B 503 I U 25 Staatsarchiv Ludwigsburg.
Am 9. November 1356 bewilligte der Würzburger Bischof Albrecht II. von Hohenlohe (1345-1372) dem Kloster in seinem Pfleghof in Heilbronn eine Kapelle zu errichten und den Gottesdienst dort durch eigene Priester abhalten zu lassen. B 503 I U 468 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Ein Jahr später wurde sie von Weihbischof Berthold von Würzburg geweiht. Im Sommer  1357 verlieh er der Allerheiligen Kapelle im Heilbronner Pfleghof einen Ablass.

Am 8. August 1358 bestätigt Kaiser Karl IV. ebenfalls die Steuerbefreiung Heinrichs  VII. die schon Rudolf und König Heinrich VII. (aus dem Hause Luxemburg) bestätigt hatten RI VIII n. 2821

1365 resignierte Abt Reinold. Sein Nachfolger wurde Conrad II.(1365-1371)

Am 21. Januar 1371 weihte Weihbischof Walter aus Würzburg im Schöntaler Hof in Mergentheim eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Maria Magdalena und Agnes ein. B 503 I U 602 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Conrads Nachfolger wurde Abt Werner (1371-1373) der weitere Zukäufe für das Kloster tätigen konnte. Auf ihn folgte Abt Marquard (1374-1377)

Im Mai 1377 starb Ritter Berenger von Berlichingen. Er wurde im Kreuzgang von Kloster Schöntal bestattet und war einer der ersten des Geschlechts der Berlichingen, die im Kloster Schöntal ihre Grabstätte hatten.

Abt Marquard starb nach nur 3 Regierungsjahren. Auf ihn folgte Abt Raban, der nach der Äbteliste von wikiwand von 1377-1390 regierte.

König Wenzel (1378-1400) erneuerte 1380 alle Freiheiten und Privilegien die Kloster Schöntal von seinen Vorfahren zugestanden bekommen hatte. (Heinrich Schönhuth, S.95)

“Dann folgt  Abt Burckard von Sindringen (1390-1400), der in den Folgejahren in vielen Kaufurkunden erscheint.

Er wird abgelöst durch Abt Heinrich IV. Hirsch (1400-1407). Sein Nachfolger ist Heinrich V. Rosenkaym (1407-2425)

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Im Februar 1418 bestätigte  König Sigmund (1411-1419, danach Kaiser bis 1433) die Privilegien von Kloster Schöntal. Vor allem aber verlieh er dem Kloster die Reichsunmittelbarkeit. RI XI,1n.2895

Das war vor allem dem Reichserbkämmerer Konrad IX. von Weinsberg ( + 1448) zu verdanken. Der Pate von Konrad von Weinsberg war Abt Heinrich.  (Schönhuth S. 132) Die Herren von Weinsberg förderten das Kloster schon seit 1200. Im November 1417 war Martin V. zum Papst gewählt worden und damit  das Schisma beendet. Am 4. April 1418 nahm er Kloster Schöntal samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz und bestätigte ihm alle “von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.”  B 503 I U 29 Staatsarchiv Ludwigsburg

Am 18. März 1434 beauftragte das Basler Konzil die Dompröpste  von Würzburg,  Bamberg  und Speyer “Abt und Konvent des Klosters Schöntal gegen jene in Schutz zu nehmen, die das Kloster schädigen, und diesem den erlittenen Schaden wieder gutzumachen”.

B 503 I U 30 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Konrad  von Weinsberg sorgte als Protektor des Konzils von Basel auch dafür, dass der Schöntaler Abt 1439 die Pontifikalien verliehen bekam. Das war Heinrich VI. Höfflin (1425-1445)

“Das Basler Konzil (sacrosancta generalis synodus Basiliensis) gestattet auf Fürsprache des Edlen Herrn Konrad Herr von Weinsberg (baro de Weynsperg), Reichs[erb]kämmerer und von König Albrecht [II.] bevollmächtigter Protektor des Konzils, Abt Heinrich [VI.] von Schöntal und seinen Nachfolgern, innerhalb des Klosterbezirks feierliche Gottesdienste unter Inful und Mitra zu halten, bei öffentlichen feierlichen Prozessionen und Sitzungen Mitra, Stab, Ring und andere bischöfliche Insignien zu gebrauchen, nach der Messe dem Volk den feierlichen Segen zu erteilen, falls nicht ein Bischof oder ein Legat des Hl. Stuhls zugegen ist, Altartücher, liturgische Geräte (vasa), Kelche und Paramente zu konsekrieren, die im Kloster und in den diesem unterstellten Kirchen gebraucht werden, sowie den Mönchen seines Klosters die niederen Weihen zu erteilen.” B 503 I U 31 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Am 4. August 1442 nahm Kaiser Friedrich III. (von 1440-1452 deutscher König, dann bis zu seinem Tod 1493 deutscher Kaiser) Abt Heinrich VI. zu seinem Hofkaplan und nahm aus diesem Anlass auch das Kloster, seine beweglichen und unbeweglichen Güter und seine Leute in seinen und des Reiches Schutz. B 503 I U 57  Staatsarchiv Ludwigsburg. Mit der Urkunde B 503 I U 58 vom 8. August 1442 bestätigte er Kloster Schöntal alle ihm durch seine Vorgänger verliehenen Rechte und Privilegien.

Am 18. Mai 1445 verstarb Abt Heinrich nach 20-jähriger Regierungszeit.

Sein Nachfolger wurde Abt  Simon Marbach (1445–1465). In seiner Amtszeit hatte die Gegend von Schöntal einen Hussiteneinfall zu verzeichnen. 130 wurden gefangen gesetzt. Nachdem sie aber ihrem Glauben abgeschoren hatten, wurde sie wieder freigelassen.

Sein Nachfolger Johannes II. Hübner regierte nur drei Jahre, von 1465-1468. Er stammte aus Heilbronn. Ab seiner Regierungszeit lässt sich ein abnehmendes Spendenaufkommen verzeichnen. Abt Johannes II. resignierte nach nur drei Jahren. Sein Nachfolger Bernhard (1468–1486)

war 18 Jahre im Amt. Seine Regierungszeit verlief aber ohne besondere Begebenheiten. Er resignierte am 10. Mai 1468.

Auf ihn folgte Johannes III. Hoffmann (1486–1492). Von ihm berichtet Schönhuth (S.136 f.), dass sich Abt Johannes von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) die Erlaubnis erbeten habe, das Riemwerk seiner Pferde mit goldenen Spangen  zieren und selbst goldene Stiefel tragen zu dürfen.

Daraus schließt er, dass der Abt viel Wert auf Äußeres legte und dass es dem Kloster recht gut gegangen sein muss, wenn Ross und Reiter mit Gold geziert werden konnten. Der Abt erhielt vom Papst auch die Erlaubnis, dass die Äbte in ihrem Siegel sitzend abgebildet werden durften.

Kaiser Friedrich III. verlieh dem  Kloster am 18. Januar 1491 das Recht, ein größeres Wappen führen zu dürfen. B 503 I U 61. Staatsarchiv Ludwigsburg –so viel zum Thema renommieren.

Aber nicht nur um die Verherrlichung der Abtswürde erwarb sich Johannes Verdienste. Im Kloster Schöntal ließ er einen Gebäude und einen großen Saal errichten. Der Schöntaler Hof in Heilbronn erhielt einen Keller. Ob die Ordensleitung mit Abt Johannes so glücklich war, ist nicht zu sagen. aber sie bewog ihn, nach 6 Jahren Regierungszeit 1492 zu resignieren. Er starb 1514.

Als Abt folgte ihm Georg Hertlin (1492–1511 ). Vor seiner Wahl zum Abt war er Bursarius in Schöntal. Er scheint über das Kloster hinaus in gutem Ruf gestanden zu sein. 1493 rief ihn Pfalzgraf Philipp der Aufrichtige (1476-1508) nach Heidelberg, um dort für den verstorbenen Kaiser

Friedrich III. die Exequien zu halten. Nach Heidelberg pflegte er die guten Beziehungen vor allem zur Universität Heidelberg, die seit Abt Heinrich IV. bestanden. Er schickte mehrere seiner Konventualen zum Studium nach Heidelberg.

1495 führte Kaiser Maximilian die Reichsreform durch, die auf dem Reichstag in Worms besprochen wurde. Eine regelmäßig zu erhebende Reichssteuer wurde eingeführt und die Reichstände mussten Truppenkontingente stellen. Im Gegenzug musste der Kaiser auf die

Forderung nach dem Reichsregiment eingehen als Gegengewicht zum Herrschaftsanspruch des Kaisers. Maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für die Reichsreform beteiligt war der Mainzer Erzbischof und Reichskanzler Berthold von Henneberg (1484-1504).

Für Kloster Schöntal hatte das Jahr 1495 erhebliche Auswirkungen. 1418 hatte Schöntal die Reichsunmittelbarkeit verliehen bekommen. Es verfügte aber nicht über die Reichsstandschaft. 1495 wurde nun der kaiserliche Schutz an Kurmainz übertragen.

Daraus entwickelte sich ein Jahrhunderte langer Streit um den Status des Klosters, in den auch Würzburg verwickelt wurde. Mainz musste auf die unmittelbare territoriale Herrschaft verzichten. Die geistliche Oberaufsicht als Bistumsherr verblieb bei Würzburg.

Ab jetzt war bei Abtswahlen der Amtmann des an Schöntal angrenzenden kurmainzischen Amtes Krautheim immer anwesend. Eine Urkunde der Übertragung der Schutzvogtei des Reichs an den Mainzer Kurfürsten scheint nicht überliefert zu sein. Das genaue Datum der Übertragung ist

unbekannt.

Nach 19 Jahren Regierungszeit resignierte Abt Georg am 24. Juli 1511. Er starb zwei Jahre später.

Sein Nachfolger Erhard (Eberhard)  Oeser (1511–1535) aus Möckmühl hatte mit 24 Jahren wieder eine sehr lange  Amtszeit. Diese begann gut und verheißungsvoll. Er tätigte viele und für das Kloster wichtige Erwerbungen z. B. einen Hof und eine Mühle in Sindringen

für jeweils 600 Gulden. (Schönhuth S. 139) Er legte einen Weinberg von 10 Morgen an. Er baute eine neue Jagstbrücke, nachdem die Alte bei einem Eisgang weggerissen worden war.

Dann kam allerdings ein Ereignis von außen, das die positive Entwicklung abrupt beendete. Der Bauernkrieg brach 1525 aus. Schon 1524 hatte es erste Aufstände gegeben. Im Februar brachten Bauern in Memmingen ihre Forderungen vor.

Kloster Schöntal war auch sehr bald betroffen, zunächst erst in seinen Klosterorten. Am 26. März erhoben sich Bürger von Mergentheim in der Stadt. Dabei wurde der Schöntaler Hof geplündert, die Weinvorräte ausgetrunken und die reichen Lebensmittelvorräte geraubt.In Hüngheim erhoben sich Schöntaler Untertanen

am 26. März. Dabei verbrannten sie in Hüngheim,in Oberkessach (heute ein Ortsteil von Schöntal) und in Weltersberg (Schöntal9)dem Kloster gehörende Einrichtungen. Am 4. April brach der Bauernhaufen aus dem Schüpfgrund, des Baulands und dem Odenwald

überSchweigern, Assamstadt, Krautheim nach Schöntal auf. Ab 6. April  lagerten rund um Schöntal etwa 10.000 Bauern. Der Neckar-Odenwald- Haufen setzte sich zusammen aus Schöntaler Untertanen. Eine zweite Gruppe bildeten Bauern unter Georg Metzler aus dem Schüpf-und Taubergrund Odenwald und Bauland.  Sie wurden geführt von Georg Metzler, einem Wirt aus Ballenberg und Florian Geyer, dem fränkischen Reichsritter aus Giebelstadt. Dazu stießen Bauern aus dem Unterländer Raum um Heilbronn unter Jäcklein Rohrbach. Dann stießen noch Bauern aus der Hohenlohe um Öhringen

dazu. Am 8. April erschien Götz von Berlichingen zum ersten Mal beim Hellen Haufen in Schöntal. Da ging es aber nicht um eine Funktion bei den Bauern, sondern Götz war von seinem Bruder Hans gebeten worden, nach Berlichingen zu kommen, um mit seinen aufrührerischen Untertanen zu verhandeln.

Da blieb er zwar ohne Erfolg, bekam aber freies Geleit zurück nach Jagsthausen zugesichert. Er war erst gezwungen einen Vertrag mit den Bauern zu schließen, als der Odenwälder Haufen unter Führung von Georg Metzler nach Gundelsheim und da in die Nähe seiner Burg Hornberg kam.

Am 24. April 1525 wurde er gezwungen, die Führung des Odenwälder Haufens zu übernehmen.

Schon als die Unruhen begannen, hatte man in Schöntal das Archiv und kostbare Gegenstände nach Frankfurt in Sicherheit gebracht. Als der Bauernhaufen bei Schöntal lagerten, wurden Abt und Konvent aus dem Kloster gejagt. Nur Pater Laurentius Dollinger durfte im Kloster bleiben, musste

den Bauern aber als Knecht zur Verfügung stehen. Der Abt wurde auf seiner Flucht aufgegriffen und nur gegen Lösegeld frei gegeben. Er durfte aber dann nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Dieser diente dem Bauernparlament unter Wendelin Hipler am 12. Mai 1525 als Tagungsort.

Am 10. April 1525 zog der Bauernhaufen von Schöntal ab.

Der Schaden, den Schöntal erlitten hatte, war beträchtlich. Das Dorf Oberkessach war bis auf wenige Höfe abgebrannt, in der Kirche sämtliche Glasfenster zerstört. In Schöntal war die Orgel aus der Kirche gerissen worden und die Orgelpfeifen unter die Bauern verteilt und wie in Mergentheim

die Weinfässer geleert, die Vorräte geplündert. Der Schaden wurde auf 20.000 Gulden geschätzt.

Abt und Konvent kehrten nach den Unruhen ins Kloster zurück. Abt Erhard regierte nach dem Bauernkrieg noch 10 Jahre.Käufe sind aus  dieser Zeit urkundlich nicht Vermerkt. Abt Erhard starb am 19. Juni 1535.

Auch die Reformation hatte dem Kloster zu schaffen gemacht. Die südlich angrenzende Grafschaft Hohenlohe,die westliche Kurpfalz, das Herzogtum Württemberg aber auch die Reichsstädte Hall und Heilbronn waren zum neuen Glauben übergegangen. Schöntal verlor

drei Pfarreien. Die  dem Abt von Schöntal unterstellten Zisterzienserinnenklöster Gnadental bei Hall, Lichtenstern, Seligental und Billigheim wurden aufgehoben, die zwei letzteren allerdings durch den Erzbischof von Mainz zur Arrondierung seines Besitzes. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts

setzte sich in Schöntal die Gegenreformation durch. Dies geschah nicht zuletzt auf Druck der Fürstbischöfe aus Würzburg.

Sein Nachfolger wurde Elias Wurst (1535–1537). Er war vorher Bursarius in Schöntal und war auch mit Abt Erhard im Bauernkrieg zusammen auf der Flucht. Er starb nach nur zwei Jahren Amtszeit am 19. Juli 1537. Nach seinem Tod

konnten sich die Konventualen nicht einigen, einen aus ihrer Mitte zum Nachfolger wählen. Daraufhin schlug der Vaterabt Konrad III. Reutter (Reuter) (1509–1540) vor, Bruder Sebastian Stadtmüller vor, der dann als Abt Sebastian I. (1537-1557) 20 Jahre regierte.

Auf Bitten von Abt Sebastian bestätigte König Ferdinand I. ( 1531 zum deutschen König gewählt,deutscher Kaiser von 1558-1564) anstatt seines Bruders Karl, dem Kaiser, am 14. Juli 1540 Kloster Schöntal ein Privileg von Kaiser Maximilian vom 20. Januar 1491 sowie alle

anderen durch seine Vorgänger verliehenen Privilegien (B 503 I U 65 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund weilte Kaiser Karl V. (1519-1556) vier Wochen in Heilbronn. In dieser Zeit war er im Schöntaler Hof untergebracht. Im Heilbronner Lapidarium wird ein Gedenkstein aufbewahrt, der an diesen Aufenthalt erinnert.

Abt Sebastian I. starb am 17. Februar 1557.

Zu seinem Nachfolger wurde Sebastian II. Am 30. Mai 1559 bestätigte Kaiser Ferdinand I jetzt als Kaiser das Privileg, das er im Juli 1540 bestätigt hatte, noch erweitert um die Bestätigung eines Privilegs von König Wenzel vom 16. März 1379. (s.o.) (B 503 I U 66 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Er versah den Kreuzgang und das Kapitelhaus mit Fenstern. Der Brunnen im Kreuzgang wurde zu einem Springbrunnen umgestaltet.

Götz von Berlichingen starb am 23. Juli 1562 auf seiner Burg Hornberg und wurde im Kreuzgang des Klosters Schöntal beigesetzt, obwohl er sich schon Jahrzehnte vorher für das lutherische Bekenntnis entschieden hat.

Das entsprach seinem Willen. Protestant im katholischen Kloster bestattet- Rückversicherung ?

1573 wurde zum vierten Mal bei Eisgang die  hölzerne Jagstbrücke mitgerissen. Zum Bau einer steinernen Brücke konnte man sich erst 1609 entschließen.

Abt Sebastian II. starb am 21. Dezember 1583 nach 27 Jahren Regierungszeit.

Sein Nachfolger war Johannes IV. Lurtz (1584–1607 ). Er war sehr baufreudig. 1584 erbaute er die Pistorei (Bäckerei) und die neue Abtei. Die Kirche ließ er reparieren.

In Gommersdorf, heute ein Teilort von Krautheim ließ er 1592 die Kirche neu erbauen, heute Kath. Pfarrkirche St. Johann. sie wurde 1598 geweiht.

Abt Johannes starb am 6. Mai 1606 nach 23 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Abt Theobald I. Koch  (1607–1611 ) Er regierte zwar nur 4 Jahre aber in einer Regierungszeit wurde die hölzerne Jagdbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt.

Dazu brauchte es allerdings zwei Anläufe. Ein Baumeister aus Hall errichte sie 1607 mit 5 Bögen. Nachdem aber das Bogengestell heraus genommen worden war, fiel das größte Joch zusammen. (Schönhuth S. 149)

Sie wurde dann von Michael Kern 1609 fertiggestellt. Auch sein Vater Michael war bereits Baumeister.Er ist der Vater des Bildhauers Michael Kern, der zwischen 1630 und 1644 die Alabasteraltäre in der Schöntaler Kirche gebaut hat.

Abt Theobald I. starb am 22. Januar 1611, als er sich gerade im Klosterhof in Heilbronn aufhielt.

Sein Nachfolger wurde Abt Theobald II. Fuchs (1611–1626 )aus Walldürn. Er war auch ein wichtiger Bauherr in der Abtei. Er ließ sich am 13. Oktober 1613 die von Wenzel und Maximilian erteilten Privilegien (s.o.) von Kaiser Matthias (1612-161)

bestätigen. (B 503 I U 69 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Im Kloster baute er die Alte Abtei (1617/18) den Alten Offiziantenbau mit dem Torturm (1617, 1621), sowie den nordwestlichen Eckturm, den «Dicken Turm» (1622). Auch das Klosterwappen aus dem Jahr 1621 am Torturm  stammt

von der Bildhauerfamilie Kern. Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkonkregation (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Bronnbach) Mit der Durchführung der Reformen des Tridentinischen Konzils

wurden regionale Zusammenschlüsse wie Generalvikariate oder Ordensprovinzen eingerichtet. Das Generalkapitel der Zisterzienser ernannte Generalvikare, die diesen vorstanden. Zudem waren mit der Reformation die Filiationskette, das verbindende Element

der Klöster des Ordens unterbrochen. Generalabt Edmond de la Croix (1584–1604) wollte nun ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat für den oberdeutschen Raum schaffen.Auf Einladung des Generalabtes versammelten sich

vom 14. bis 20. September 1595 hin 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum.  Er ernannte den Salemer Abt Petrus II.  Müller (1593–1614) zum Generalvikar der Ordensprovinz Oberdeutschland. Das Projekt hatte allerdings noch einige Hürden zu überwinden.

Es gab Vorbehalte der Ordensleitung aber auch von einzelnen Klöstern. Generalabtes Nikolaus II. Boucherat (1604–1625) unternahm 1615 eine Visitation in Deutschland Böhmen und Österreich. Das Projekt nahm wieder Fahrt auf, von deutscher Seite unterstützt von

von dem Nachfolger von Abt Peter Abt  Thomas Wunn (1615–1647) aus Salem. 1617 wurden erste Statuten entworfen. Bei einem Äbtetreffen wurden sie im Dezember 1618 nochmals revidiert im Januar 1619 dann vom Generalabt bestätigt. Es war zunächst eine sehr kleine Kongregation

von nur 6. Klöstern, die die am 10. Juli 1624 auch vom Papst bestätigt wurde. sie war von vorneherein auf deine Vergrößerung angelegt, was schon bei einer weiteren Äbteversammlung am 2. und 3. September 1624 in Salem geschah. Es war die Geburtsstunde der Oberdeutschen

Zisterzienserkongregation. Unter Abt Theobald II. trat Schöntal der Kongregation bei. Das war auch als Zeichen zur von Mainz und Würzburg bedrohten Selbständigkeit zu sehen.

Abt Theobald starb am 6. Mai 1626.

Auf ihn folgte Sigmund Fichtel (1626–1633 )Er stammte aus Karlstadt am Main. Er war ein kunstbeflissener Bauherr. Für die Klosterkirche ließ er von dem Bildhauer Michael Kern (s.o.)den Dreifaltigkeitsaltar (1628) und den Johannesaltar (1630) anfertigen.

1631 kaufte er von Phillip Heinrich und Hans Gottfried von Aschhausen das Rittergut und das Wasserschloss. (B 503 I U 293 und B 503 I U 295) Dann kam der Krieg der Dreißigjährige Krieg auch in Schöntal  an.

Gustav Adolf (1611-1632) war 1631 bis nach Würzburg vorgedrungen, hatte Mergentheim besetzt. Am 15 Oktober 1531 streiften 40 schwedische Reiter durchs Jagsttal und kamen auch nach Kloster Schöntal. Sie raubten und plünderten. Im Dezember 1531

kam Oberst Sperreuter von Mergentheim aus  mit einer Reiterschar vor das Kloster und legte ihm  2000 Taler Brandschatzung auf. Der Bursar wurde so lange festgehalten, bis die Summe entrichtet war.

Daraufhin flüchtete  Abt Sigmund flüchtete mit einiger seiner Konventualen über Kaisheim nach Kloster Stams in Tirol. Zunächst blieb nur Bruder Michael Diemner zurück(alles nach Schönhut s. 150 ff). Die Zurückgebliebenen kehrten nach diesem Vorfall

wieder ins Kloster zurück. Am2. Januar 1632 besetzte der schwedische General Horn (1592-1657) die Stadt Heilbronn. Die Schweden hielten Heilbronn bis nach der Schlacht bei Nördlingen im September 1634 besetzt. Die Schweden belehnten in Heilbronn

den Grafen Kraft  von Hohenlohe-Neuenstein mit dem Schöntaler Hof. Kurz danach machte Gustav Adolf  dem Grafen Kloster Schöntal zum Geschenk. am 13. April 1632 nahm er das Kloster in seinen Besitz. Nach der Schlacht von Nördlingen wurde das Kloster restituiert.

Abt Sigmund war schon am  19. März 1633 in seinem Exil in Stams gestorben. Zu seinem Nachfolger wurde Johannes Leonhard Meinhart (1635–1636 )unter Vorsitz des vertriebenen und letzten Walkenrieder Abtes Christoph Kölich (1629–1631)

von acht nach den Kriegswirren wieder im Kloster weilenden Mönchen gewählt. Abt Leonhard konnte wegen der widrigen Umstände nicht einmal zum Abt geweiht werden. Abt Leonhard hatte den Magistergrad in Würzburg erreicht

und wurde erst Subprior in Schöntal und dann Propst in Gommersdorf. Abt Leonhard starb nach nicht einmal zwei Jahren Amtszeit.

Sein Nachfolger wurde Christoph Haan (1636–1675)Er war schon vor Abt Leonhard  zum Schöntaler Abt gewählt worden. Da war er in Wettingen im Exil. Da aber bei der Wahl nur ein Teil der Mönche anwesend war, wurde er von den abwesenden Mönchen nicht anerkannt.

Zu Beginn seiner Amtszeit gab es eine große Teuerungswelle. 1 Scheffel Korn kostete 24 Gulden (1 Scheffel entsprach in Württemberg 177,18 Liter, 1 Gulden wären heute etwa 2400 €). Am Klostertor wurden täglich zwischen 300 und 400 Bedürftige gespeist.

1638 schloss der Rat von Schwäbisch Hall die dem Kloster gehörende Kapelle in der Stadt. Als man sie wieder öffnete, wurde der Priester mit Gewalt weg geführt und eingesperrt. 1640 hatte Schöntal eine Einquartierung auszuhalten Fünfeinhalb Monate nahmen Kaiserliche ihr

Winterquartier in Kloster Schöntal. Aber auch das normale Klosterleben lief weiter. 1640 wurde in Schöntal ein großes Kapitel abgehalten. Außerdem wurde Abt Christoph beauftragt, die Klöster in der Schweiz zu visitieren.

1642 zogen abwechselnd bayrische, französische und weimarische Truppen durch das hohenlohische und hällische Gebiet. Im Januar 1643 besetzten weimarische Truppen die Ämter Boxberg und Krautheim. Nachdem die Zustände wieder unhaltbar geworden waren, flohen Abt und

Konventuale nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Die Truppen plünderten nun  Kloster Schöntal. Früchte und der Wein wurden mitgenommen. Das Vieh wurde wegetrieben und die Fischweiher zerstört. Im Februar zogen die Feinde wieder ab, worauf der Abt und Konvent wieder nach Schöntal

zurückkehrten. Das Kloster war so verarmt, dass die Mönche auf andere Klöster verteilt wurden, wo sie wenigstens wieder Nahrung hatten. Da mangelernährt zog sich der zurückgebliebene Konvent eine Kolik zu, die Gicht oder Epilepsie und im schlimmsten Fall den

Tod zur Folge hatte. Ein dreitägiges  Gebet beendete die Plage. Von nun spendet der Schöntaler Konvent jährlich eine Summe nach Walldürn.

Trotz der düstern Zeiten wurde 1644 der Bernhardsaltar, der  auch von Michael Kern geschaffen ist,  eingesetzt. Er steht am ersten Langhauspfeiler Süd.

Das Kloster hatte sich noch nicht richtig erholt, wurde es vom Kriegsgeschehen wieder eingeholt. Im Februar 1645 überfiel General Reinhold von Rosa das Kloster. Abt Christoph entkam durch die Wälder und flüchtete nach Würzburg. Die Feinde verheerten alles innerhalb und außerhalb des Klosters.

Sie setzten es nicht in Brand wie ursprünglich geplant. Auf Fürbitten Reinhards von Berlichingen ließen sie davon ab, brannten dafür aber das Wohnhaus der Konventualen im zum
Kloster gehörenden Wimmental, heute ein Teilort von Weinsberg , nieder. Im August 1646 suchte der schwedische Feldmarschall Carl Gustav Wrangel (1613–1676), der in diesem Zeitraum Franken beherrschte, das Kloster heim  und nahm alle Lebensmittelvorräte mit. Da nichts Essbares mehr im Kloster war, zerstreuten  sich die Mönche  in die Umgebung und fristeten ihr Leben. Das dauerte bis im Februar des Folgejahrs. Dann konnten sie wieder ins Kloster zurück. Kaum hatten sie sich erholt, mussten sie schon wieder fliehen. Hans Christoph von Königsmarck, auch ein schwedischer General

plünderte es erneut. Das Kloster musste weitere Plünderungen von französischen Reitern erdulden. Auch bayrische und kaiserliche Truppen fielen ein und unterschieden sich in nichts von den Franzosen und Schweden.

1648 kehrte endlich Frieden ein. Das Kloster hatte noch einen Prozess gegen die Stadt Hall zu führen. Es hatte der Stadt 32.000 Gulden geliehen, aber die Stadt leugnete, das Geld erhalten zu haben. Die Prozesskosten betrugen für beide Seiten dann 15.000 Gulden.

Am 15. März 1648 wurde im Kloster Eberbach Johannes VIII. zum Abt gewählt. Er resignierte bereits vor Erlangung der bischöflichen Konfirmation am 23. August. Der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn ( 1647-1673) ernannte daraufhin den Schöntaler Abt Christoph zum Abt in Eberbach.

nach jure devolutionis, also dem recht ein Amt zu übertragen. Der Eberbacher Mutterabt Claude Largentier (1624-1653) “anulliert die Wahl des Pater Johannes Hoffmann zum Abt von Eberbach [im Rheingau] (B. Mariae de Eberbaco) im Erzbistum Mainz, weil dieser nicht fristgemäß um Bestätigung nachgesucht hatte, billigt und bestätigt die Wahl des Christoph Haan (Hahn), Abt von Schöntal, zum Abt von Eberbach, erteilt ihm die Vollmacht zur Leitung dieses Klosters und befiehlt allen Mönchen Gehorsam.” (B 503 I U 114 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Das hatte allerdings noch Folgen in Schöntal. Denn als der Schöntaler Vaterabt Georg IV. Müller (1637–1667) aus Kaisheim Schöntal im Oktober 1648 visitierte, wollten einige Patres, das Abt Christoph abdanken sollte. Es gab aber keinen triftigen Grund. Die Unzufriedenheit rührte einfach daher,

dass Abt Christoph auch in Eberbach sein musste, weil er dort ja ebenfalls die Verwaltung führte. Als am 28. März 1651 mit Balthasar Bund wieder ein Abt in Eberbach gewählt wurde, kehrte Christoph nach Schöntal zurück und war nur noch für sein Heimatkloster zuständig.

Obwohl Kloster Schöntal im Krieg durch wiederholte Plünderungen und Brandschatzungen stark geschädigt worden war, erholte es sich schneller als erhofft. Die Zahl der Novizen hatte sich so erhöht, dass wieder ein Lehrer für Theologie eingestellt werden konnte.

1657 wurde das 500-jährige Bestehen von Schöntal groß gefeiert.

Am 12. März 1661 starb Prior Bartholomäus Kremer aus Amorbach. Er war 72 Jahre alt geworden, hatte unter 6 Äbten gedient und alle wichtigen Klosterämter durchlaufen. Er hat eine zweibändige Klosterchronik  geschrieben, die auch Schönhut als wichtigste Quelle zu

seiner Chronik diente.

1667 wurde die Wallfahrtskirche von Neusäß ausgebaut und das Vesperbild, dass im Krieg in Berlichingen verwahrt worden war, zurückgebracht.

1671 kaufte Abt Christoph von  dem Würzburger Mainzer Erzbischof und Reichskanzler (so die Titulierung in der Kaufurkunde) Johann Philipp von Schönborn das freiadlige gut in Aschhausen Wildbannsgerechtigkeit, Fischwassern, Schäferei, Kelterhaus, dem Fischwasser zu Winzenhofen.

für 31.000 Gulden (B 503 I U 182 Landesarchiv Ludwigsburg) Das Schloss wurde zur Sommerresidenz der Äbte ausgebaut.

Der Holländische Krieg hatte auch Auswirkungen auf Franken. Der französische Marschall Turenne hatte mit 13.000 Mann sein Hauptquartier in Mergentheim genommen. Wohl sollte auch Schöntal geplündert werden. Aber  als der kaiserliche Feldherr Graf von Montecuccolo im Anmarsch war,

zog Turenne ab und so entkam Schöntal dieses Mal einer möglichen Plünderung.

Abt Christoph starb am 20. November 1675. Er hinterließ ein Verzeichnis aller Schöntaler Äbte sowie ein kurzgefasstes lateinisches Tagebuch. Sein Tod wurde nicht umgehend nach Mainz gemeldet, damit der Mainzer Erzbischof möglicherweise keinen Einfluss auf die notwendig

gewordene Abtwahl nehmen konnte.

Als Nachfolger wurde Franziskus Kraft (1675-1683) im Beisein von Mutterabt Hieronymus  Winter (1674–1681) aus Kaisheim gewählt.Vor seiner Wahl war er Probst in Mergentheim Seine Amtszeit war dadurch geprägt, dass er wegen der kriegerischen Zeiten

immer wieder Zahlungen an den Kaiser und den Erzbischof von Mainz leisten musste. Die Kosten an den Kaiser beliefen sich auf knapp 10.000 Gulden und der Erzbischof von Mainz verlangte monatlich 100 Gulden Reitersold (alle Zahlen nach Schönhut).

Trotzdem schaffte er es, das von den Franzosen niedergebrannte Pfarrhaus in Wimmental wieder aufzubauen. Von dem flämischen Barockmaler Oswald Onghers, der in Würzburg lebte, ließ er ein Altarbild schaffen.

Am 27. März 1680 bekam Abt Franziskus von Kaiser Leopold I.  (1658-1705)  das Privileg Kaiser Karls IV. vom 8. Aug. 1358 (Rottenburg) bestätigt. (B 503 I U 74 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Er ließ die erste Klosterapotheke und eine Schneidmühle erbauen. Er ist auch Verfasser Schönthalenses annales ecclesiastico-politico-ascetico-oeconomici de a 1150 – 1675 in fünf Quartbänden, sowie eines großen geistlichen Traktats. Die Quellen weisen ausdrücklich

auf seine musikalische Begabung hin.

KnittelSchoental

Zu seinem Nachfolger wurde Benedikt Knittel (1683–1732) gewählt. Er ist in Lauda geboren und Sohn des Weinbauern und auch als Ratsherrn fungierenden Weinbauern Johannes Knittel. Er hat noch einen älteren Bruder, der später als Konverse ins Kloster

Schöntal eintrat, wo er 1712 starb. Über seinen Werdegang bis zu seinem Klostereintritt ist nichts bekannt. Er studierte in Würzburg Philosophie. Nach abgeschlossenem Studium trat er 1670 in Kloster Schöntal ein. Im Oktober 1671

legte er seine Profess ab und erhielt den Klosternamen Benedikt. 1672 wurde er zum Subdiakon, 1675 zum Priester geweiht. Er durchlief rasch die Klosterämter. 1676 wurde er Cantor. Dieser ist für den Gottesdienst und die musikalische Ausgestaltung zuständig.

Wenn man weiß, dass sein Abt Franziskus sehr musikbegabt war, ist das sicher nicht ganz unwichtig. 1677 wurde er Subprior, also Vertreter des Priors, neben dem Abt das wichtigste Klosteramt. 1680 wurde er zum Servitor ernannt, das ist der Diener des Abtes.

1681 wird er Pistrinarius. dieser verwaltet die Mühle und die Bäckerei und Prior. 1682 übernimmt er das Amt des Novizenmeisters.

Ich stelle Abt Benedikt bewusst ausführlich dar. 1. er der wohl bedeutendste Abt von Kloster Schöntal und 2. lässt sich an ihm geradezu exemplarisch die Klosterlaufbahn vom Klostereintritt bis zum Abt darstellen.

Abt Franziskus starb schon nach acht Regierungsjahren.

Schon bei seiner Wahl wurde Mainz und Würzburg nicht unmittelbar verständigt. Noch konsequenter war der Konvent  bei Abt Franziskus. Er war schwer erkrankt und sein Tod war absehbar. Der Kaisheimer Abt Elias Götz (1681–1696 )

wurde schon Ende Juni in den Schöntaler Hof nach Heilbronn beordert. So konnte er gleich nach dem Ableben von Franziskus ins nun nahe Schöntal reisen und am Tag nach dem Tod des von Franziskus die Wahl vornehmen lassen.

Auch der Generalabt von Citeaux  Jean XII. Petit (1670– 1692) wurde sofort verständigt. Die Vertreter von Kurmainz und Würzburg konnten so nur so kurzfristig eingeladen werden, dass sie der Einladung nicht Folge leisten konnten.

Das hatte zwar eine Protestnote und Klage zur Folge. Das beeindruckte den neuen Abt aber nicht. Auch in seiner weiteren Amtsführung ging er immer selbst nach Mainz oder Würzburg um die Streitigkeiten persönlich vor Ort auszumachen.

Auch seine Amtseinführung zeigte, dass er gewillt war, die zunehmende Einmischung der beiden kirchlichen Territorialmächte in klosterinterne Angelegenheiten nicht mehr zu tolerieren. Seine Weihe wurde vom Kaisheimer Mutterabt vorgenommen

unter Assistenz der Äbte der Benediktinerabteien von Neresheim Abt Simpert Nagel (1682-1706) und Donauwörth Andreas Hausmann( 1669–1688).

Er pochte immer auf die Reichsunmittelbarkeit seines Klosters. Allerdings hatte Kaiser Maximilian ja 1495 die Schutzherrschaft übertragen (s.o) Aber der Mainzer Kurfürst hatte es nie geschafft, die Territorialhoheit zu gewinnen, obwohl es ständig versucht wurde.

Seine ersten schritte als Abt entsprachen durchaus seiner Herrschaftsdevise: «Pugnando, tolerando, sperando itur ad astra» (Durch Kampf, Geduld und Hoffnung gelangt man zum Sternenhimmel).

Seine Amtsführung ergibt ein richtig rundes Bild. Er plante seine ganzen Bauvorhaben wohl schon früh und das vollendete Bauwerk kann durchaus als gebaute Demonstration der wirtschaftlichen Potenz des Klosters gesehen werden, die auf einem soliden Fundament ruhte.

Seine beiden Vorgänger haben ihm eine beruhigende finanzielle Basis hinterlassen, die er aber auch klug mehrte und stärkte. Sein ganzes wirtschaftliches Handeln zielte darauf ab, mit Ankäufen von landwirtschaftlichen Grundstücken, mit Rodungen, dem Anlegen von Fischteichen und Weinbergen

sollte die wirtschaftliche Autarkie des Klosters gesichert werden.  Der Bau von Ökonomiegebäuden wie Mühlen und Scheunen sollte Überschüsse erwirtschaften, die die schon früh begonnenen Bauvorhaben schuldenfrei durchführen ließen. Demselben Ziel diente der .Kauf der württembergischen Herrschaft Ebersberg. Er stieß auch Gebäude ab, wenn es notwendig schien. So verkaufte er mit Genehmigung des Kaisheimer Vaterabts Roger Röls (1698–1723) den Schöntaler Hof in Hall laut Urkunde “ihre baufällige Kellerei gen. der Schöntaler Hof” 

(B 503 I U 454 Staatsarchiv Ludwigsburg Urkunde vom  25. November 1718). Er erlöste dafür immerhin 5900 Rheinische Gulden. Damit finanzierte er die  nach 1718 durchgeführten Bauten.

Er begann mit dem Bau der großen Orgel 1684. Sein erstes Klosteramt war ja das des Cantors. Laut Schönhuth kostete das 1500 Gulden (S. 167).

1686 ließ er den Fischteich nahe beim Kloster graben. 1689 wurde der Hochaltar gefasst und im Jahr darauf die beiden Nebenaltäre neben dem Eingang von dem Klosterbruder Bernhard und dem Kapuzinerbruder Humdli aus Comburg errichtet.

1694 ließ er von einem Wertheimer Brunnenbaumeister den Springbrunnen im Abteihof herstellen.

1697 begann er mit dem Archivturm, einem Turm mit 4 steinernen Kammern.Hier wurde zur größeren Sicherheit das Klosterarchiv untergebracht. Er wurde gegenüber der Klosterkirche an die Äbtewohnung für resignierte Äbte angebaut. In dieser Wohnung

konnten die resignierten Äbte gemäß der Bulle von Papst Eugen IV. (1431-1447) ihr Leibgeding verzehren.

Als er den Archivturm bauen ließ, plante er wohl schon den weitgehenden Neubau der Klosteranlage. Der Bau eines Archivgebäudes und die damit verbundene Neuordnung des Archivs zeugen von seinem Selbstverständnis. Das Archiv sollte

ihm bei seinem Kampf um die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit und Exemtion helfen. Dazu passt auch, dass er bei Kaiser Karl VI. (1711-1740) um Bestätigung der Privilegien, die Kaiser Leopold am 27. März 1680 Abt Franziskus bestätigt hatte.

(B 503 I U 76  Staatsarchiv Ludwigsburg)Benedikts Nachfolger  Angelus ließ sich dies am 23. April 1742 (Urkunde 78) ebenfalls bestätigen.

Auch sonst ist er sehr realistisch in seiner Politik. Mit kluger Diplomatie baute er ein spannungsfreies Verhältnis zu seinen Nachbarn auf. Den Kaiser unterstütze er im spanischen Erbfolgekrieg gezielt finanziell. Er konnte so die Unabhängigkeit seines Klosters wahren auch wenn sie nicht formell ist.

Außerdem wurde er von Kaiser Karl am 1. Februar 1718 zu “seinem wirklichen Hofkaplan” ernannt. (B 503 I U 77 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Mit den Planungen  für seinen Klosterbau beauftragte er Leonhard Dientzenhofer. Vielleicht war ihm dieser schon den Klosterneubauten in Ebrach und Langheim bekannt. Den Klosterneubau in Ebrach baute Dientzenhofer von 1687 bis 1698

und in Langheim baute er von 1691 bis 1704  den Abteiflügel. Dientzenhofer wurde 1690  hochfürstlich bambergischer Hofbaumeister. 1693 wurde Lothar Franz von Schönborn Bischof von Bamberg (bis 1729) und ab 1695 auch Erzbischof von Mainz.

Damit unterstand ihm dann ja Kloster Schöntal. Von Schönborn war ein großer Förderer von Dientzenhofer. Möglicherweise hatte er sogar den Kontakt nach Schöntal hergestellt. Abt Benedikt musste 1698 wegen Schlichtung von Streitigkeiten

zum Mainzer Erzbischof nach Bamberg und traf dort vielleicht den Baumeister.

Nach der Planung von Dientzenhofer begann man mit dem Offiziantenbau für Klosterbeamte mit dem großen Weinkeller. In dem Weinkeller lagerten 45 Weinfässer, denen der Abt die Namen seiner Konventualen gab und jedem seiner Konventualen einen Vers widmete. Auch das spricht für seinen Humor, der ja auch in vielen seiner Knittelverse aufblitzt. 1701 wurde parallel zum Offiziantenbau das Waschhaus errichtet, heute das Gasthaus “Zur Post”.

Am 15. September 1701 wurde der Grundstein für den Ostflügel gelegt. Als Palier verpflichtete Dientzenhofer den Maurermeister Jakob Ströhlein. Er war wohl entfernt mit Dientzenhofer verwandt und stammte, wie seinem Grabstein zu entnehmen ist, aus Kempten.

Bis 1706 ist das alles fertiggestellt und die Zellen konnten bezogen werden. An den Stukkaturen wurde 1707 noch gearbeitet.

Im März 1707 schloss Abte Benedikt einen neuen Vertrag Leonhard Dientzenhofer für den Bau des Refektoriums-Verbindungstraktes und des Westflügels mit der Prälatur.  Abt Benedikt wollte Konvent und Kirche gleichzeitig bauen. Das wurde allerdings durch zwei Ereignisse ausgebremst.

1701-171 fand der Spanische Erbfolgekrieg statt. Das war ein Kabinettskrieg, bei dem es um das Erbe des letzten spanischen Habsburger Karl II. (1655-1700) ging. Karl starb 1700 kinderlos, was den Ausbruch des Erbfolgekriegs 1701 auslöste. 1701 war in Den Haag die Haager Allianz geschlossen worden.

Das war ein Bündnis um den deutschen Kaiser Leopold I. (1658-1705) Niederlande und England gegen den französischen König Ludwig XIV. (1643-1715).

1707 überschritt der französische Marschall Claude-Louis-Hector de Villars  völlig überraschen den Rhein ging über die Stollhofener Linie bei Bühl und Stollhofen. Das Reichsheer unter Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth zog sich daraufhin unnötig weit bis Aalen und Ellwangen zurück. Dadurch wurde die Front weit geöffnet und französischen Truppen wurde der Einmarsch nach Schwaben und Plünderzüge bis weit nach Franken ermöglicht. Villars Kavallerie nützte das zu Plünderungen und Kontributionserhebungen. Am 22. Juli kamen französische Truppen  unter Generalmajor Sezanne nach Mergentheim und kassierten dort 88.000 Gulden Brandschatzung. Am 25. Juli waren sie auf ihrem Rückzug nach  Kloster Schöntal gelangt. Insgesamt hatten  sie sich  fast   Wochen einquartiert und dem Kloster “großen Schaden “ zugefügt, denn es mussten natürlich hohe Kontributionen an beide Seiten entrichtet werden.

Am 26. November 1707 starb Leonhard Dientzenhofer überraschend im Alter von nur 47 Jahren. Die Dientzenhofer-Pläne konnten bei der Witwe beschafft werden. Abt Benedikt schloss einen neuen Vertrag mit dem bisher als Palier arbeitenden Jakob Ströhlein. Er konnte mit dem Bau

des Kirchenlanghauses beginnen. Schon 1709 sind die Fassaden bis zum Kranzgesims in 28 Meter Höhe gemauert. Der Abt konnte nun mit Joseph Greissing (1664–1721) den Vertrag für den Langhausdachstuhl und die beiden Turmkuppeln abschließen. 1712 ist das Langhaus unter Dach.

Joseph Greissing war Würzburger Hofbaumeister. Er baute die Freipfeilerkirche der Grosscomburg bei Hall. Einige Autoren sehen in ihr das Vorbild für die Schöntaler Kirche.

Ein neuer Baumeisterwechsel wurde nötig, denn am 5. März 1711 starb Baumeister Ströhlein. Sein Nachfolger wurde Bernhard Schiesser. Er übernahm Ströhleins Vertrag. Bernhard Schiesser war Palier bei Georg Dientzenhofer, dem älteren Bruder von Leonhard Dientzenhofer .

Georg Dientzenhofer baute die Stiftsbauten in Waldsassen und erstellte die Pläne zur dortigen Stiftskirche. Er baute die Stiftskirche von 1711-1724.Schiesser baute auch 1716 die Heilggrabkapelle, die schon 1715 von Abt Benedikt beschlossen wurde als Dank, Votivgabe und Mahnmal für den Frieden.

Anlass war wahrscheinlich der erste Jahrestag des Friedens von Rastatt. Ihr liegt wohl ein Entwurf von Joseph Greissing zugrunde.

1717 wurde der Hochaltar von 1690 ins Langhaus versetzt und dieses 1717 eingeweiht. 1718 wurde die Verlängerung von Querhaus und Chor begonnen. 1722 wurden Querhaus und Chor abgebrochen, was ursprünglich nicht geplant war.

Der Klosterzimmermann Caspar Bayerschmidt aus Berlichingen errichtete den Kuppeldachstuhl über der Vierung. Die anschließend von Schiesser ausgeführte Vierungskuppel musste aber wegen Einsturzgefahr wieder abgetragen werden,

was zur Entlassung von Schiesser führte. Dieser kehrte 73-jährig nach Waldsassen zurück. Im gleichen Jahr wurde die Kuppel von zwei Tiroler Baumeistern wieder aufgemauert.

Am 25. Juli 1727 wurde der Chor der jetzt fertiggestellten Kirche geweiht.

Abt Benedikt war nicht nur in Schöntal selbst als Bauherr tätig. 1706 wurde die Wallfahrtskirche von Neusass umgebaut und das Langhaus verlängert. Von 1713-1732 wurde Schloss Aschhausen umgebaut und erweitert. Es diente als Sommersitz der Äbte und der letzte

Schöntaler Abt Maurus Schreiner bekam es nach der Säkularisation als Altersruhbesitz zugewiesen, wo er 1811 blind und taub starb.

Von 1720-1724 ließ er Schloss Ebersberg in Auenwald, heute im Rems-Murr  Kreis nach einem Brand neu erbauen. In Bierungen ließ er 1723/24 die Pfarrkirche St. Kilian neu erbauen und 1724 in Winzenhofen die Pfarrkirche umbauen.

Nicht nur als Bauherr war Abt Benedikt tätig. Er war auch Schriftsteller. Er schrieb mehrere Werke, die sich mit der Klostergeschichte befassen. Am bekanntesten sind die Knittelverse, wobei diese nicht auf ihn zurückgehen sondern auf das Versmaß und heißt übersetzt Reimvers.

Viele seiner Verse sind noch heute über Türen, an Wänden oder unter Fresken zu sehen.

Abt Benedikt starb am 21.August 1732 kurz vor seinem Goldenen Abtsjubiläum im  49.  Regierungsjahr an Krankheit, Altersschwäche und Arbeit erschöpft, mit 82 Jahren. Sein Epitaph hatte er schon 10 Jahre vor seinem Tod in Auftrag gegeben.

In seiner Regierungszeit lebten etwa 40 Mönche im Kloster und 30 Konversen, die außerhalb des Klosters lebten.

Sein Nachfolger wurde Angelus Münch (1732–1761) Abt Angelus setzte die Bautätigkeit seines Vorgängers fort. 1737 ließ er das mittelalterliche Refektoriumsgebäude abbrechen. Der Verbindungstrakt und Westflügel wurde jetzt gebaut..

Abt Angelus hatte damit den in Berlichingen wohnhaften Baumeister Christian Fluhr beauftragt. Bis 1740 ist das Refektorium, der Treppenhausrisalit und der nördliche Teil der “Neuen Abtei” gedeckt. 1743 starb der Baumeister.

Das  neue Treppenhaus wurde von 1743-46 in Klosterregie gebaut. Mit dem Deutschordensbaumeister Georg Philipp Wenger (1701–1763) schloss Abt Angelus einen neuen Vertrag für die Fertigstellung des Südteils, die bis zum Ende seiner Regierungszeit 1761 dauerte.

Die Malereien stammen von Franz Erasmus Asam, dem Sohn von Cosmas Damian Asam. In seinen letzten 12 Jahren war er mittellos und gelähmt, konnte aber im Kloster Schöntal bleiben.

Abt Angelus stattete das Kloster auch für mehrere Tausend Gulden mit Paramenten,Pontifikalien und Kirchengeräte, darunter eine kostbare Monstranz aus.

In seiner Regierungszeit setzte schon eine gewisse Disziplinlosigkeit des Konvents ein, die dann bei seinem Nachfolger offen zu Tage trat.

Abt Angelus resignierte am 12.Mai 1761 und starb schon im Frühjahr 1762.

Sein Nachfolger Augustin Brunnquell (1761–1784) stammte aus Lauda und hatte seine Profess am 8. Dezember 1749 in Kloster Schöntal abgelegt. Er war Pfarrer in Bieringen.

Unter Vorsitz des Kaisheimer Vaterabts Cölestin Mermos (1739–1771)wurde er nach drei Wahlgängen in einer Minderheitswahl mit Drittelmehrheit gewählt. Da diese nicht kanonisch war, ließ  er sich nicht nur von Generalabt  Francois Trouvé (1748-1797)

sondern auch von Rom bestätigen. Am 2. August 1761 erhielt er die Benediktion von Abt Cölestin in Kaisheim. War schon seine Wahl sehr schwierig, so brachte er den Konvent durch seine Strenge weiter auf. Der Konvent beschwerte sich beim Würzburger Bischof,

der sich auch einschaltete. In seiner Regierungszeit wurde sein Kloster dreimal visitiert, einmal von Abt Cölestin, einmal von dem Bronnbacher Abt Ambrosius Balbus (1752–1783) als Delegat des Generalabtes und einmal durch den neuen Kaisheimer Abt

Cölestin II. Angelsbrugger (1771–1783 ). Der Konvent führte Prozesse gegen Abt Augustin und lag am Schluss in regelrechtem Kriegszustand mit ihm. Das führte dazu, dass im Dezember 1784 resignieren musste.

Zu seinem Nachfolger wurde Maurus Schreiner (1784–1802 ) gewählt. Er hatte 1762 seine Profess in Schöntal abgelegt. Er trat ein sehr schweres Erbe an und war erst mal gezwungen, 1786 das Gut Eberberg zu verkaufen,um die Prozesskosten, die die Streitigkeiten seines

Vorgängers verursacht hatte, bei Kaiser, Papst und Bischof zu bezahlen.

Zweimal drohte seinem Kloster die Aufhebung. Einmal durch Kaiser Joseph II. 1765-1795) und die josephinische Reform, mit der alle Orden,  die im volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren, also keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben,

aufgehoben wurden.  1798 plante der Kurstaat Mainz, Schöntal zu seinen Gunsten zu säkularisieren. Das geschah dann aber 1802 mit dem Reichsdeputationshauptschluss.

Am 16. Oktober wurde Kloster Schöntal durch eine Kompanie württembergische Jäger besetzt. Am nächsten Tag wurde das Besitzergreifungspatent verlesen und die Untertanen von ihrem Eid entbunden.

Abt Maurus war darauf schon vorbereitet gewesen. Er hatte den Pächtern die Pacht ermäßigt, das Jägerhaus und die Fischweiher an die Verwalter verschenkt oder billig verkauft und das Geld an die Konventualen verteilt.

Diese Massnahmen führten noch zu einer langwierigen Untersuchung gegen ihn. Abt und Konvent durften zunächst im Kloster bleiben. Abt Maurus erhielt später Schloss Aschhausen als Ruhesitz, wo er am 17. August 1811 verstarb.

1807 wurde die Klosterkirche zur katholischen Pfarrkirche erklärt. 1811 wurde im Kloster ein evangelisches Seminar errichtet. Dieses bestand bis 1975.

Heute werden die Gebäude von der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Tagungshaus genutzt. Kloster Schöntal zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreut.

04 März 2021

Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald

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Bischof Burchard (1115-1149), auch Buggo genannt, wurde 115 von Kaiser Heinrich V. (1111-1125) wurde 1115 in Worms auf den verwaisten  Bischofsstuhl gesetzt und war vorher Hofkaplan des Kaisers.

1142 wurde auf seine Initiative das Zisterzienserkloster in Schönau im Odenwald gegründet. Er hatte deshalb beim Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux um die Errichtung einer Abtei in dem zu seiner Diözese gehörenden Steinachtal gebeten.

Dieses beauftragte das 1136 von Citeaux aus gegründete Kloster Eberbach im Rheingau mit dieser Aufgabe. Am 21. März 1145 zogen 12 Eberbacher Mönche und ein Abt ins Steinachtal. Damit wurde Schönau die erste Tochtergründung von Eberbach unter Abt Ruthard (1136-1157),

der rasch weitere folgten. Burchhard gab dem Kloster die Talsohle des Steinachtals.Bischof Burchard starb 1149 und wurde auf eigenen Wunsch im Kloster Schönau beerdigt. Sein Nachfolger Konrad I. von Steinach (1150-1171) war ebenfalls ein großer Förderer der Gründung und erweiterte die Stiftung seines Vorgängers beträchtlich. Konrad war schon in der Stiftungsurkunde als Zeuge aufgetreten.

Im September 1169 nahm Kaiser Friedrich I. (1155-1190) Kloster Schönau mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz. (RI IV,2,3 n. D1848.) Das passte auch zu Konrad I. dem Würzburger Bischof, der nicht nur ein bedeutender Förderer des Klosters war sondern auch ein

überzeugter Parteigänger der Staufer. Er war auf dem ersten und zweiten Italienzug des Kaisers dabei und Friedrich Barbarossa war auch öfters in Worms bei Konrad. Der Zisterzienserschutz war Bestandteil der staufischen Hausmachtspolitik. An die Stelle der kaiserlichen Schutzherrschaft trat dann die Schirmherrschaft der Pfalzgrafe bei Rhein, deren Hauskloster Kloster Schönau und die Grablege der Pfalzgrafen wurde. Aber auch die Pfalzgrafen bei Rhein gehörten in dieser Zeit zu den Staufern. So hatte Friedrich Barbarossa seinen Halbbruder Konrad von Staufen 1156 zum Pfalzgrafen (1156-1159)gemacht. Konrad war auch Vogt von Kloster Schönau. 1182 verlegte er seine Hofhaltung von der Burg Stahleck bei Bacharach nach Heidelberg, das auch Sitz seiner Vogtei über Schonau wurde. Konrad starb 1195. Er wurde in Schönau bestattet.

Auch seine Gemahlin Irmingard, die 1197 starb, fand ihre letzte Ruhestätte in Schönau.

Eine erste “Berühmtheit” von Kloster Schönau war Hildegund von Schönau. Sie war die Tochter von Harper von Helpenstein, eines Ministerialen des Erzbischofs von Köln. Sie machte 1183 eine Wallfahrt mit ihrem Vater nach Jerusalem. Dieser starb aber auf der Überfahrt von Brindisi nach Tyrus.

Die Heimreise unternahm sie in Männerkleidern um unterwegs nicht belästigt zu werden und nannte sich Josef. Sie besuchte dann eine Verwandte in Speyer und trat als Novize in Kloster Schönau ein. Mit nur 18 starb sie dort und erst bei der Leichenwäsche wurde entdeckt, dass sie eine Frau war.

Sie wurde im Chor der Klosterkirche von Schönau bestattet und stand bald im Ruf der Heiligkeit.

1180 geschah, was später als “Stiefelrevolte” bezeichnet wurde. Die Konversen spielten eine ganz wichtige Rolle im Funktionieren eines zisterziensischen Klosters. Denn mit ihrer Arbeitskraft wurden die Grangien betrieben. Wie wesentlich sie waren, zeigte sich, als im 13. und 14. Jahrhundert immer

weniger Konversen ins Kloster eintraten, was alle Klöster zwang, die Eigenwirtschaft einzuschränken, auf Verpachtung umzustellen oder neue Geschäftsfelder zu suchen, zum Beispiel Finanzdienstleistungen anzubieten, Patronatsrechte zu erlangen. (siehe Mei Büchle Kloster Eberbach)

Nach der Ordensregel galten Konversen und Mönche als gleichwertig.Die Praxis war aber doch von der Theorie sehr verschieden. Das zeigte sich ja schon in der Baulichkeit. Es gab das Herrenrefektorium und das Laienrefektorium (Beispiel Maulbronn) Mönchschor und Laienchor waren durch die Chorschranke getrennt. Konversen konnten in der Regeln nicht lesen und schreiben. Sie sollten keine Bücher haben. Konversen hatten weniger Feiertage als Mönche. Oft kamen zwei Konversen auf einen Mönch.

Bei der Stiefelrevolte, wie das Herbert Derwein (Das Zisterzienserkloster Schönau mit den Zeichnungen des 16. Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg , Frankfurt  1931 S. 35 ff) nennt, geht es darum, dass die Konversen Stiefel  eigentlich tragen sollen, bis sie abgelaufen sind.

In Schönau gab es aber jährlich neue, unabhängig vom Sohlenzustand. Abt Gottfried wollte nun aber, wie es die Ordensregel vorsah, die Stiefel erst ersetzen, wenn es nötig war. Dagegen gab es massiven Widerstand. Die Konversen wollten ihre Stiefel einfach zerschneiden.

Plötzlich starb der Anführer. Damit endete der Aufstand, bevor er richtig losging. Der Funke sprang aber über aufs Mutterkloster. Eberbach hatte mehrfach enorme Probleme mit seinen Konversen. 1241 wurde Abt Rimund verstümmelt und 1261 wurde Abt Werner von einem Laienbruder sogar erschlagen. Auch andere Klöster hatten ähnliche Probleme. In Heilsbronn konnte ein Abt seinen Dienst auch nicht mehr ausführen. (siehe dazu ebenfalls Kloster Eberbach in Mei Büchle)

Abt in Schönau war zur Zeit der Stiefelrevolte Gottfried. Er ist von 1182-1191 belegt. Sein Todestag ist der 5. September. Er gilt auch als Ordensheiliger. Allerdings ist seine Verehrung nicht nachweisbar. Deshalb wird er von den Bollandisten auch übergangen. (Die Gesellschaft der Bollandisten ist eine Arbeitsgruppe, die die Lebensgeschichte der Heiligen der katholischen Kirche in kritischen Ausgaben auf handschriftlicher Grundlage zusammenstellt.

Unter Abt Gerhard fand noch die Gründung von Kloster Bebenhausen statt.

Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen hatte 1183 beim Dorf Bebenhausen ein Kloster gestiftet, das zunächst von Prämonstratenser besiedelt wurde. Diese verließen das Kloster aber schon vor 1189/1190 wieder. Eine Anfrage des Pfalzgrafen in Citeaux wurde durch eine Kommission, die die Örtlichkeit

untersuchte, positiv beschieden und das Kloster Schönau mit der Gründung beauftragt. Schönau war wirtschaftlich und personell in der Lage zur Gründung in der Lage. 1190 wurde der Gründungsabt Diepold  mit 12 Mönchen nach Bebenhausen geschickt.

Bebenhausen war die einziger Schönauer Tochter. Aber die Zisterzienserinnenklöster Ramsau, Lobenfeld und Neuburg unterstanden zeitweilig dem Schönauer Abt.

Nachfolger von Abt Gottfried war Abt Diepold 1196- 1198, danach Abt in Eberbach und dort gestorben 1221. Allerdings gibt es zu Biographia Cisterciensis, die dieser Liste zu Grunde liegt eine Differenz zur Überlieferung von Kloster Eberbach. In  R. Hermann Bärs Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach, Wiesbaden 1855, S.141) wird ein Abt Theobald genannt, der aber 1206 nach Eberbach als Abt berufen wird und dort 15 Jahre Abt bleibt und dort 1221 stirbt. Dann wäre dieser Theobald identisch mit Abt Diebold aus der Biographia Cisterciensis.

Abt Berthold würde dann entfallen. Im Kopialbuch der Abtei Schönau sind für diesen Zeitraum keine Urkunden vermerkt und im Landesarchiv Karlsruhe finde ich auch keine Urkunden mit einem Abt Berthold.

Um 1200 wurden die bisher provisorischen Holzbauten des Klosters durch massive Bauten ersetzt und auch durch eine Ringmauer umgeben.

Am 18. Mai 1204 bestätigte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Schönau die Privilegien und Besitzungen des Klosters. Die Privilegien waren weitreichend. Es sollte von allen Zehntabgaben befreit bleiben. Abgaben waren weder von unbebautem noch kultivierten Land zu entrichten.

Auch Fischwasser und Viehbestand blieben davon unberührt. Zwar war das Kloster nicht exemt. Aber es hatte kirchenrechtlich doch eine Sonderstellung. Die Äbte aus Schönau waren von der Teilnahme am von Bischof einberufenen Synoden befreit. Es gab keine Kontrolle durch Diözesanvisitationen.

Auch die Wahlen des Abtes fand ohne Einfluss des Wormser Bischofs statt. dieser nahm nur die Weihe der Novizen vor. (E Nr. 6, Verweisung Generallandesarchiv Karlsruhe)

9 Jahre später hat Papst innozenz eine weitere Bulle erlassen. dieses Mal wird der Erzbischof von Mainz gebeten, Schönau zu schützen. Es hat wohl diesbezüglich Vorfälle gegeben, denn der Papst wurde nur aktiv, wenn etwas passiert ist, bzw. wenn er darum gebeten wurde.

“Papst Innocenz III. befiehlt dem Erzbischof von Mainz, das Kloster Schönau im Besitz seiner Privilegien und Güter zu schützen und ihm die abhandengekommenen Einkünfte durch Androhung eventueller Anwendung von Kirchenstrafen wieder zu beschaffen.” {E Nr. 13, Verweisung}

Generallandesarchiv Karlsruhe. Die Urkunde wurde am 20.Juli 1213 ausgestellt. Erzbischof war zu der Zeit Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

Der er Mißstand scheint allerdings rund 30 Jahre später noch nicht beseitigt gewesen zu sein. Denn sein späterer Nachfolger Innozenz IV. (1243-1254)stellte  am 31. März 1244 eine weitere Urkunde aus. Dieses Mal richtete sie sich an den Erzbischof von Mainz und seine Suffragane. Das sind

die dem Erzbischof unterstellte Diözesanbischöfe. {E Nr. 73, Verweisung} Generallandesarchiv Karlsruhe. Erzbischof war Siegfried III. von Eppstein (1230-1249)der Nachfolger des Empfängers der ersten Urkunde.

Abt Daniel regierte von 1208-1218. Er war erst Domherr in Köln. dann trat er ins Kloster Himmerod ein. Dort wurde er zum Prior gewählt und kam dann nach Schönau, wo er Abt wurde. Er konnte den klosterbesitz vermehren.

er starb 1218 im Ruf der Heiligkeit. Sein Gedenktag ist der 27. Juni (katholisch)

Am 20. Juli 1255 erteilte Papst Alexander (1254-1261) Kloster Schönau das Privileg “in geistlichen Angelegenheiten, welche die zum Kloster gehörigen Orte betreffen, eigenständig Entscheidungen zu treffen”. (Kopialbuch Nr. 18)

Ein weiteres Recht räumte Papst Alexander dem Kloster am 10. Januar 1266 ein, nämlich nach eigenem Ermessen auf seinem Friedhof Bestattungen durchzuführen. (Kopialbuch Nr. 20)

Es waren bereits und wurden eine Reihe nicht Klosterangehörige bestattet. Leute die auf dem Klosterfriedhof beerdigt werden sollten, gaben dem Kloster in der Regel reichlich Spenden dafür.

So wurden die Bischöfe Burchard II. von Worms ( +1149), der Klosterstifter in Schönau beerdigt. Konrad II. von Riesenberg Bischof von Hildesheim von 1221-1246, + 18. Dezember 1249. Er stammte wahrscheinlich aus der Familie der Schenken von Erbach, die eine enge Beziehung zu Kloster Schönau hatten.

Eberhard von Strahlenberg wurde 1291 als Bischof gewählt starb aber schon zwei Jahre später bei einem Romaufenthalt. Auf seinen Wunsch wurde er in Schönau bestatte. Seine Familie war schon vorher als Gönner des Klosters in Erscheinung getreten. So hatten 1250 seine Mutter und seine Brüder

die Weinberge des Klosters von Abgaben befreit.Schönau war vor allem die Grablege der Pfalzgrafen (s.o). Die Schirmherrschaft der Staufer ging ja im 12. Jahrhundert auf die Pfalzgrafen über. Neben Pfalzgraf Konrad von Staufen ist auch Pfalzgraf Heinrich IV. (+1214),

Pfalzgraf Adolf (+ 1327) und Kurfürst Rupprecht II (+ 1398) in Schönau bestattet.

Der Klosterbau war in der Mitte des 13. Jahrhunderts weitegehend beendet. Die Kirche stand an der Nordseite der Klausur und war etwa so groß wie die Kirche in Eberbach und größer als die Kirche in Maulbronn. Von der Klosterkirche, die um 1230 fertig war,

sind nur noch an einer Ausgrabungsstätte die halbrunden Nischen der Seitenkapellen im nördlichen Querschiff der Klosterkirche sowie die freigelegten Fundamente des Westportals der Klosterkirche zu sehen. Ebenfalls erhalten ist das Klostertor.

Das ehemalige Herrenrefektorium wird heut als evangelische Stadtkirche benutzt. Das Brunnenhaus wurde in die katholische Pfarrkirche integriert. die Brunnenschale steht heute auf dem Marktplatz.

Die Hühnerfautei stand außerhalb der Klausur. Sie wurde 1250/1251 errichtet und gilt heute als Deutschlands ältestes Profangebäude. Hier wurden die Steuerleistungen in Geld oder Naturalien entrichtet. Östlich von der Hühnerfautei stand der Wirtschaftshof des

Klosters, ein spätgotischer Speicherbau. In der Staatsgalerie Stuttgart gibt es dazu ein Aquarell aus dem kurpfälzischen Skizzenbuch. Auch die Klosterschmiede existiert noch. Es ist das von den Wallonen aufgestockte “Wallonenhaus”. Zisterzienserklöster waren immer Eigenbetriebe,

wo alles hergestellt wurde, was ein Kloster brauchte. 

Weiter im chronologischen Verlauf.

1256 gestattet Papst Alexander dem Kloster, bewegliche und liegende Güter (Lehen ausgenommen) von Personen, die in das Kloster eintreten, anzunehmen. (Kopialbuch Nr. 21)

1267 erklärte der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein (1259-1284 ) dass das Kloster Schönau von dem auf die Futtermittel für ihre Tiere in Viernheim zu zahlenden Zehnten befreit ist (Kopialbuch Nr. 8 24. August 1267, Laach)

Am 6. März 1262 kaufte Schönau einen Hof in Worms. Außerdem hatte Schönau Stadthöfe in Speyer und Frankfurt.  Kloster Schönau wurde 1224 von Bischof Beringer von Entringen (1224-1232) von allen Zahlungen befreit und

seine Besitzungen in der Stadt genossen dieselben Rechte, die alle anderen Bürger besitzen. (Kopialbuch 266) Der Schwerpunkt der städtischen Besitzungen lag aber in Heidelberg. Hier besaß das Kloster 40 Häuser, betrieb eine Mühle.

Die Neckarfähre befand sich ebenfalls im Besitz des Klosters. 1218 hatte sich das Kloster das Fährrecht in Heidelberg von Lutfrid von Waibstadt erworben (Kopialbuch 59). Es gab dann noch einige Klagen, aber 1245 waren alle zurückgezogen (Kopialbuch S63)

Auf dem sogenannten Mönchhof in Heidelberg wurden die Überschüsse des Klosters vermarktet. Er wurde zum ökonomischen und administrativen Zentrum des Klosters ausgebaut.

Schon 1225 befreite Pfalzgraf bei Rhein Ludwig I. (1214-1231) Kloster Schönau von Abgaben bei Ein-und Ausfuhr von Gütern nach Heidelberg (Kopialbuch Nr. 47)

Am 21. Dezember 1387 bewilligte Papst Urban VI. (1378-1389) die Einrichtung des Hauses zu St. Jakob für studierende Zisterzienser, Papst Bonifaz IX. (1389-1404) 1390 vollzieht und das Haus St. Jakob unter die Aufsicht des Schönauer Abtes stellte.

Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung hatte Kloster Schönau etwa 300 Mönche und etwa 300 Konversen (laut kloester-bw.de/klostertexte) das waren mehr als das Mutterkloster Eberbach vorweist, das nach Schätzungen bei etwa 150 Mönchen lag.

Um 1400 gab es in Deutschland etwa 2.800 Städte mit weniger als 1000 Einwohnern.

Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts ging das Kloster mit seiner Landwirtschaft zunehmend zunehmend von Eigenwirtschaft auf Verpachtung über. Eine Tendenz, die in allen Zisterzienserklöstern zu beobachten ist.

Das hängt vor allem mit dem Rückgang der Konversen zusammen. Die Konkurrenz der Bettelorden, die im 13. Jahrhundert aufkamen, sorgte dafür, dass junge nichtadelige Männer sich vor allem den Franziskanern und den Dominikanern anschlossen.

In der Erwerbspolitik der Klöster führte das dazu, das zunehmend versucht wurde, einträgliche Patronatsrechte und Zehntrechte zu erwerben. (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Eberbach, Kloster Otterberg)

Kloster Schönau hatte im Gegensatz zu vielen Zisterzienserklöstern nie unter feindliche Zerstörung zu leiden,, was daran lag, dass die pfalzgräflich/kurfürstlichen Schirmherren über Jahrhunderte einen wirkungsvollen Schutz boten.

Im Gegenzug dazu griff der Schutzherr der Abtei im Bedarfsfall aber auch auf die finanziellen Ressourcen des Klosters zurück. So musste es in Kriegszeiten “Reiswagen” stellen, das waren Pack-und Frachtwagen für Feldzüge einschließlich der Zugtiere und

Knechte. Das Kloster war auch zur finanziellen Unterstützung der Heidelberger  Universität verpflichtet.

Schönau geriet vor der Reformation in eine Wirtschaftskrise. Die Abtei war zum Verkauf von Klosterbesitz gezwungen. Nach Schaab (Die Zisterzienserabtei Schönau im Odenwald. Heidelberg (2. unveränderte Aufl. ) 1990. ) war diese Krise eher Folge solch externer Beanspruchung als

wirtschaftlicher Zerrüttung. Philipp (1476-1508) war am Landsberger Erbfolgekrieg beteiligt. Sein Nachfolger Ludwig V. (1508-1544) hatte noch mit den folgen dieses Krieges zu kämpfen. Er hatte heftige Kämpfe mit seinen Nachbarn zu führen. (siehe dazu Mei Büchle Kloster Otterberg)

Den Bauernkrieg beendete er mit der Schlacht bei Pfedersheim.

Kurfürst Ottheinrich (1556-1559) führte 1557 die Reformation nach lutherischer Ausrichtung ein. 1558 hob er das Kloster Schönau auf. Die Verwaltung der Liegenschaften und die grundherrlichen Rechte wurden von der bis heute bestehenden Pflege übernommen.

Der letzte Abt Wolfgang Kartheuser 1554–58) ging nach Worms und starb dort am 24. August 1563. Er ist in der Andreaskirche in Worms bestattet.

1562 wurden calvinistische Glaubensflüchtlinge aus Wallonien  in Schönau angesiedelt. Sie waren zwar zum Erhalt der Klosteranlage verpflichtet, nahmen aber zahlreiche Umbauten vor, so dass sich von der ursprünglichen Klosteranlage kaum mehr etwas erhalten hat.

 

Äbte Kloster Schönau nach Biographia Cisterciensis

1. Konrad I. 1152-1153

2. Gottfried I. 1184–1196

3. Diepold 1196–1198  gest. 1221, später Abt von Eberbach

4. Berthold I. 1200

5. Walther 1206–1208

6. Daniel 1208–1218

7. Christian 1218–1222

8. Konrad II. 1222–1223

9. Berthold II. 1223–1232

10. Konrad III. 1233–1240

11. Ulrich 1240–1245

12. Rudolph 1245–1249

13. Heinrich 1249–1258

14. Ebelin 1259–1263

15. Otto 1263–1279

16. Friedrich I. 1279–1281

17. Wernher 1282–1287

18. Johann I. 1287–1299

19. Friedrich II. 1299–1304

20. Peter I. Kleman 1304–1307

21. Hugo 1307–1312

22. Jakob I. 1312–1321

23. Engelbert 1323–1327

24.
Ludold
1341–1343

25.
Trutwin
1350

26.
Johann II.
1356–1360

27. Heilmann 1360–1363

28. Peter II. 1375–1392 gest. 1395 in Eberbach

29. Gottfried II. 1392–1400 aus Schriesheim

30. Eberhard I. 1400–1405

31. Marquard 1405–1406

32. Konrad IV. 1423–1438

33. Johann III. Marstaller 1440

34. Gerhard 1450–1459 Professor der Theologie

35. Peter III. 1461–1464

36. Johann IV. von Lindenfels 1465–1475 gest. als Abt von Eberbach

37. Eberhard II. 1479–1491

38. Nikolaus I. von Neidenstein 1491–1501

39. Jakob II. 1503–1520

40. Markus 1520–1523

41. Nikolaus II. Senger 1523–1526 aus Heidelberg

42. Lorenz Ortt 1527–1529

43. Sebastian Pfungstein 1529–1554 aus Heidelberg; auf dem Grabstein als 50. Abt bezeichnet

44. Wolfgang Kartheuser 1554–1563 aus Worms; ging nach der Aufhebung des Klosters nach Worms, dort gest. 24. Aug. 1563 und in der Andreaskirche begraben

23 Feb. 2021

Zisterzienserkloster Otterberg

                                                                                                Abteikirche Otterberg

Das Zisterzienserkloster Otterberg wurde 1143 als zweites Tochterkloster des Kloster Eberbach, einer Tochter der Primarabtei Clairvaux gegründet.

Nach Franz-Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern, Neustadt 1836,S. 216, hatte ein Graf Siegfried, Sohn des Babo von Kesselberg

1143 dem Kloster Eberbach die Alte Otterburg gestiftet. Nach den Forschungen von Gerhard Kallers ist nur mit seinem Vornamen Siegfried benannte Stifter mit Graf Siegfried (IV.) von Boyneburg-Northeim (reg. 1107–†1144) identisch. Er war wohl auf dem Erbweg in den Besitz der Otterburg und des umliegenden Territoriums gelangt. 1143 überließ der Mainzer Erzbischof Heinrich I. von Wartburg in Gegenwart zahlreicher Zeugen dem Abt Ruthard des 1135 gegründeten Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau die Kirche in der alten Burg Otterburg (eccl[es]iam in antiquo castro oterburc sita[m]) zur Gründung eines [Tochter-]Klosters.

Zum Zeitpunkt der Stiftung regierte in Eberbach noch der erste Abt Ruthard (1136-1157) Er schickte daraufhin Abt Stephan mit 12 Mönchen als Gründungskonvent nach Otterberg, wie das Zisterzienserklöster bei der Gründung von Tochterklöstern immer handhabten.

Otterberg war nach Kloster Schönau im Odenwald (1142) die 2. Tochtergründung von Kloster Eberbach. Da bestand das Mutterkloster auch erst 10 Jahre

Der 1. Abt war Stephan. Die Alte Burg war für eine Klosteransiedlung nicht besonders gut geeignet.Die Schwierigkeiten scheinen aber so groß gewesen zu sein, dass der neue Konvent schon daran gewesen ist, aufzugeben und nach Eberbach zurückzukehren.

Die heilige Hildegard von Bingen, die mit ihrem Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen nicht allzu weit weg vom Mutterkloster Eberbach lebte und wohl auch in gutem Kontakt zum dortigen Abt Ruthard stand, soll von Ruthard wohl auf die Schwierigkeiten in Otterberg

hingewiesen, den Mönchen dort Mut gemacht und sie zum Bleiben ermuntert haben.

Die Klosteranlage wurde nun ab 1168 am Otterbach gebaut und auch mit dem Bau der Klosterkirche begonnen

Das neue Kloster erhielt rasch viele Schenkungen vom umliegenden Adel. Aber auch Äbte von Klöstern in der näheren Umgebung bedachten Otterberg mit Schenkungen.

So schenkte um 1149 Abt Eggehard (1133-1158) von dem Benediktinerkloster auf dem Michaelsberg bei Sinzheim den Blutzoll auf dem Hanauer Hof bei Dielkirchen. Das ist relativ nah bei Otterberg. Der Blutzehnt ist eine Abgabe, die in Fleisch-oder Tierprodukten besteht.

Abt Sieghard von Lambrecht (1153-1166) übergibt um 1155 Abt Stephan einen Acker auf dem Michaelsberg bei Dürkheim. Abt Heinrich von St. Alban in Mainz überließ dem Kloster um 1180 einige Leibeigene. (alle Urkunden in Urkundenbuch des Klosters Otterberg in der Rheinpfalz

herausgegeben von Michael Frey und Franz-Xaver Remling , Mainz 1845, Seite 1 ff)

Abt Stephan starb 1173. Auf ihn folgte Albero, der aber bald nach seinem Regierungsantritt resignierte, aber noch bis 1209 im Kloster lebte.

Auch sein Nachfolger Wilhelm regierte nicht allzu lange.Franz-Xaver Remling nennt allerdings keinen Wilhelm sondern Gerwin als Nachfolger von Albero. Nach Remling resignierte dieser ebenfalls bald.

Sein Nachfolger Abt Philipp war unter Gerwin Prior. Vor seinem Eintritt in den Zisterzienserorden war er Kanoniker in Köln. Er hatte in Paris studiert.

Im November 1195 war Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) in Kaiserslautern. Aus diesem Anlass nahm er Kloster Otterbach in seinen Schutz und bestätigt seine Besitzungen.

“nimmt wegen der Ergebenheit und Frömmigkeit der Brüder das Kloster und die Brüder zu Otterberg (monasterium et fratres de Otterburg) mit allem Besitz in seinen Schutz und bestätigt ihnen die Besitzungen zu Ungenbach (Ungenbach), Horterhof (Honwarten), Messersbacherhof (Mazoldersbach), Hanauerhof (Hagenauwen), Heubergerhof (Heydeberg), Bischheim (Byschovesheim), Hessloch (Heseloch), Eich (Eichen), Börrstadt (Byirscheit), Hochspeier (Hospiren), Stüterhof (Hulsberg), Schwanden (Swanden), Weiler (Wilre), Erlenbach (Erlebach), Rode (Rode), Messerschwanderhof (Metzelswanden), Kaiserslautern (curiam Lutree) und Worms (curiam Wormatie).” (RI IV,3 n. 485) Die Urkunde wurde am 28. November 1895 in Kaiserslautern ausgestellt.

Bei den Besitzungen von Erlenbach und Metzelschwanden gab es später Probleme wegen vogtlicher Rechte in Erlenbach und Metzelschwanden,  weil Merbodo von Saulheim und dessen Bruder dort vogteiliche Rechte geltend machen wollten. Erst Kaiser Otto IV. (1208-1212)

beendet im Frühjahr 1209 den Streit (RI V,1,1 n.274)und nimmt nach Remling das Kloster und seinen Besitz in seinen Schutz (S. 219)

1208 rügt Papst Innozenz III.(1198-1216) die Nichtachtung der päpstlichen Freiheiten in einer am 27. Februar 1208 im Lateran ausgestellten Urkunde. (Urkundenbuch S. 6)

Friedrich II. (1220-1250) bestätigte dem Kloster am 29. Mai 1215 die Schenkung des Patronatsrechts von Santbach, das einst Domprobst Ulrich zu Worms dem Kloster verliehen hatte. Dessen Bruder Werner hatte sich aber derselben gewaltsam bemächtigt, sie danach aber “reumütig” dem Kloster zurückgegeben. Mit der Urkunde RI V,1,1 n. 800 bestätigte der Kaiser nun die Schenkung.

Es gab auch zwei weitere Papsturkunden für das Kloster, eine von Papst Innozenz III. um 1215, in der dieser dem Kloster verschiedene Freiheiten und Rechte erteilt (Urkundenbuch des Klosters Otterbach S. 11 ff) und eine von seinem Nachfolger

Papst Honorius (1216-1225) ausgestellt im Lateran am 13. Januar 1218. Mit dieser Urkunde bestätigt der Papst die Freiheiten die Zehnten des Kloster Otterbach. (Urkundenbuch S. 21) Alle drei Papsturkunden fallen in die Regierungszeit von Abt Philipp.

Eine weitere Bestätigung erteilt Papst Honorius am 24. April 1220. In dieser Urkunde bestätigt er den Besitz des Klosters. (Urkundenbuch S. 28).

Am 10. Mai 1254  wurde die Klosterkirche durch Weihbischof Arnold von Semgallen geweiht. Arnold gehörte ebenfalls dem Zisterzienserorden an und hatte schon als Mitkonsekrator an der Weihe von der Kirche in Morimond 1253 mitgewirkt.

Die Otterberger Kirche ist 79,5 m lang und 20,5 m breit. Sie ist nach dem Speyrer Dom die zweitgrößte Kirche der Pfalz und die größte und besterhaltene Klosterkirche der Pfalz.

Unter Abt Philipp hatte der wirtschaftliche Aufstieg des Klosters begonnen. 2015 besaß Kloster besaß schon 20 Höfe. Der Schwerpunkt des Besitzes lag um Otterberg. Aber auch am Rhein gab es Besitzungen wie bei Worms und Bockenheim.

1925 wurde der Kapitelsaal des Klosters wiederentdeckt und dabei bei Grabungen auch das Grabmal von Abt Philipp. Er wurde dann in die Apsis der Klosterkirche umgebettet.

Der Abt starb 1225.

Auf ihn folgte Abt Johannes, der wohl auch nur kurz regierte. Auch sein Nachfolger Herwig war nur ein Jahr im Amt.

Dieser erhielt von König Heinrich VII. (1220-1235 vom Vater Friedrich II. 1235 abgesetzt)  unter Abt Herwig die Beholzigungs-und Weiderechte des Klosters bestätigt. RI V,1,2 n.3968 .

Auf Herwig folgte Abt Gerhard, der von 1230-1236 regierte. König Heinrich VII. nahm am 25. April 1227 Kloster Otterberg in seinen besonderen Schutz  RI V,1,2 n. 4057 . Nach Remling befreite er die Abtei auch

vom Zoll in Lautern und Boppard (S. 221)

1239 gebot Papst Gregor IX. (1227- 1241) den Prälaten der Mainzer Provinz das Kloster Otterbach in seinen Rechten zu schützen. Die Urkunde wurde am 18. Mai 1239 im Lateran ausgestellt. (Urkundenbuch S. 52)

Dieselbe Urkunde gab Papst Innozenz IV. (1243- 1254) am 27. Februar 1254 an das Kloster.

Am 5. August inkorporierte der Mainzer  Erzbischof Christian II. von Bolanden (1249-1252) Kloster Otterbach die Pfarrei Santbach. Der Inkorporation stimmten kurz danach das Mainzer Domkapitel zu (Urkundenbuch S. 65) und auch

Papst Innozenz IV. bestätigte die Einverleibung am 30. September 1249 (ebda S. 67).

Walthelm stand dem Kloster von 1247-1259 vor. Er hatte eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten durchzufechten.

1252 verzichtete ein Emmerich genannt Mulbaum auf seine Rechte an der Mühle in Santbach und schenkte sie dem Kloster. 1253 wird sie als Eigentum des Klosters genannt.

1255 erhielt er von Papst Alexander IV. (1254-1261) eine neue Schutzbulle.

1259 beauftragte der Mainzer Erzbischof Gerhard I. von Daun (1251-1259) Kloster Otterbach das Benediktinerkloster Disibodenberg mit seinen Mönchen  zu besiedeln. Es war wegen einer Fehde

zwischen  Gerhards Vorgänger Siegfried und dem Wildgrafen Konrad von Kyrburg und dadurch bedingten Kriegsausgaben hoch verschuldet. Das um sich greifende Raubrittertum verschlechterte die Lage des Klosters noch mehr. Die meisten

Mönche hatten es schon verlassen. Die hohe Zucht der Zisterziensermönche und die vorzügliche Verwaltung sorgten dafür, dass die Schulden bald gedeckt waren und das Kloster wieder blühte.

Nach Remling nahm der deutsche König Richard von Cornwall (1257- 1272) 1260 Kloster Otterbach in seinen Schutz und berechtigte es außerdem jährlich 30 Fuder (ein Fuder waren im Mittelalter am Rhein 1200, an der Mosel 1000 Liter)

eigenen Wein rheinabwärts zollfrei zu verschiffen. (S. 224).

Abt Walthams Nachfolger wurde Friedrich (1263-1264). Auch er erhielt in seiner kurzen Amtszeit einige Stiftungen.

Papst Alexander IV. gestattete dem Kloster am  7. Juli 1260 Erbschaften entgegenzunehmen. Urkundenbuch S. 102.

Sein Nachfolger Johannes (1267-1271) war zusammen mit dem Schönauer Abt Otto (1263–1279 ) im Auftrag des Generalkapitels unterwegs, um zu überprüfen, ob das Kloster Patershausen (heute in der Gemarkung Heusenstamm)

als  Zisterzienserinnenkloster in den Orden aufgenommen werden kann. Ihr Entscheid fiel positiv aus, Das Kloster wurde 1267 durch Papst Clemens IV. (1265-1268) als Zisterzienserinnenkloster bestätigt.

Auf Johannes folgte Abt Gottfried (1272-1276)

Abt Gottfried erhielt am 8. Februar 1273 von Papst Gregor X. (1271-1276) die Freiheiten und Ablässe für Kloster Otterberg bestätigt. (Urkundenbuch S. 134)

Am 10. September 1274 stellte König  Rudolf von Habsburg (1273- 1291) in Lautern eine Schutzurkunde aus, nachdem er gerade ein knappes Jahr im Amt war.

“bestätigt dem kloster Otterberg (ord. Cist. bei Kaiserslautern) alle privilegien und alle mit seinen nachbarn besonders betreffs der wälder Waldmarken und Brand geschlossenen vertrage, befiehlt dem schultheissen von Lautern das kloster allenthalten zu schützen und gewährt demselben allgemeine zollfreiheit, besonders aber in Lautern und Boppard “ (Rudolf – RI VI,1 n. 213) Darin werden auch die Waldmarken erwähnt, die immer wieder Anlass zu Streitigkeiten mit den Nachbarn gegeben haben. Außerdem werden dem Kloster mit dieser Urkunde

Zollfreiheiten in Kaiserslautern und Boppard eingeräumt. In einer weiteren Urkunde(Rudolf – RI VI,1 n. 216) , die am nächsten Tag ausgestellt wurde, befahl König Rudolf dem Grafen von Leiningen Emich IV (* um 1215 + vor 1279) einen Streit zwischen dem Kloster Otterberg und den Kolben von Wartenberg wegen der vom Kloster beanspruchten Waldrechte zu entscheiden und die nötigen Grenzsteine zu setzen. In derselben Angelegenheit stellte Rudolf im Januar 1275 nochmals eine Urkunde aus. (Rudolf – RI VI,1 n. 320) Dieses Mal beauftragte er Friedrich (1237- 1287) von Leiningen

Kloster Otterberg in seinen Waldrechten zu schützen. Graf Friedrich ist der Bruder von Graf Emich.

Die Wirtschaft Otterbergs basierte praktisch auf drei Säulen

Schon mit der Klostergründung wurde das Land um Otterbach urbar gemacht und landwirtschaftlich genutzt um die Versorgung der Mönche zu gewährleisten.

Was im Pflälzer Wald natürlich nahe liegt, ist der Waldbau. Das Kloster hatte rund um Otterberg  Waldbaurecht, die sogenannte Waldmark. Wie wichtig das für das Kloster war, zeigen die vielen Urkunden dazu und auch, dass immer wieder

Adlige beauftragt waren, diese Rechte durchzusetzen.

Der 3. Zweig war ausgedehnter Weinbau in der Vorderpfalz um Dürkheim und im Rheingau bis nach Boppard. Für das Kloster auch interessant die Befreiung von Zöllen (s.o.) So konnte z. B. Wein ohne Zoll auf dem Rhein verschifft werden.

Die Verwaltung der Weinberge wurde von Versorgungshöfen aus getätigt.

In Kallstadt besaß Kloster Otterberg einen großen Versorgungshof.  1279 freiten die Grafen Ludwig und Philipp den Hof in Kallstadt. Ein Jahr später erklärte die Gemeinde Kallstadt, dass der  Hof von Lasten gefreit ist.

In Deidesheim ist der Otterberger Hof um 1300 erstmals erwähnt. Das Kloster verwaltete von dort aus seinen Weinbesitz um Deidesheim.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts, das war seine Blütezeit, besaß das Kloster 78 Höfe und hatte Besitztümer in 170 Städten und Dörfern.In Speyer hatte Otterberg einen Stadthof und ebenfalls in Worms.

Den ersten Besitz in Worms erhielt das Kloster durch eine Schenkung des Ritters Rudewin von Flomberg, die König Heinrich am 16. März 1222 bestätigte (Urkundenbuch S. 32 und Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3870).

Viele weitere Schenkungen folgten in den Folgejahren bis 1273, so dass das Kloster n Worms über einen umfassenden Besitz verfügte.

Abt Gerhard II. regierte von 1292-1301. Er erhielt am 11. September 1293 von König Adolf von Nassau (1292-1298) eine Schutzurkunde ausgestellt, in der er Abt und Konvent des Klosters mit all seinen Besitzungen in Schutz

nimmt, und alle Freiheiten und Rechtstitel bestätigt. Besonders erwähnt ist das Holzungs-und Weiderecht. (Adolf – RI VI,2 n. 306) 1295 erneuerte Kurfürst Rudolf I. (1294-1317)die Rechte, die sein Vater Ludwig der Strenge früher erteilt hatte.

Unter Gerhards Nachfolger Johannes II. (1303-1324) wurde dem Kloster die Pfarrei Alsenz von Erzbischof Gerhard II. von Eppstein (1288- 1305 ) inkorporiert als ausdrückliche Anerkennung der Zucht, Ordnung und Frömmigkeit, die die

Otterberger Mönche an den Tag legten wie Remling in seiner Urkundlichen Geschichte vermerkt. (S 227)

Um 1380 begann der Abstieg von Kloster Otterberg, der sich allerdings fortsetzte, bis die Reformation das Endes des Klosters bedeutete.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts hatten fast alle Zisterzienserklöster Schwierigkeiten bekommen. Eine wesentliche Ursache dafür war die stark rückläufige Zahl von Konversen. Das führte dazu, dass die Klöster zunehmend von der Eigenwirtschaft auf Verpachtung übergingen, ein Trend,

der  sehr schön an der Mutterabtei Eberbach zu ersehen ist. Dort wurde 1242 erstmals ein Weinberg verpachtet. Ab 1290 wurden zeitliche Verpachtungen immer häufiger, also in der Regel auf 12 Jahre Laufzeit. Damit sollte vermieden werden, dass die Weinberge allmählich in das Eigentum des

Pächters übergingen. Ein weiteres Standbein wurden allmählich Finanzdienstleistungen. Gegen Übertragung von Ländereien oder Geld wurde eine Rente auf Lebenszeit versprochen. Es wurden auch Kredite auf Saatgut oder landwirtschaftliche Geräte erteilt. Pächter oder zinspflichtige Bauern mussten dieses Kredite dann abbauen. Auch ins Depositengeschäft stieg man ein. Die Stadthöfe hatten Lagerräume. Dort konnte man Wein und Getreide, aber auch Wertsachen oder Geld gegen Gebühr aufbewahren. Da die Stadthöfe ja immer in den Städten waren, also gesichert, konnte man die Haftung

überblicken- in der Regel ein gutes und sicheres Geschäft für die Klöster. Das setzte aber natürlich eine gesunde Vermögensbasis voraus. Ein weiteres Geschäft waren die Inkorporationen von Kirchen, denn die Einnahmen der Kirchen kamen immer dem Eigentümer der Kirche zugute, in diesem Fall

dem Kloster zu Gute.

In Otterberg sah man sich aber seit dem Ende des 14. Jahrhunderts immer mehr zu Verkäufen gezwungen. Unter Abt Konrad (1405-1444), der wahrscheinlich vorher in Maulbronn  Mönch war, musste einiges verkauft werden. So wurde 1426 der Hilsberger Hof samt Gütern und Äckern und 80 Pferden mit Genehmigung der Äbte Albrecht (1402-1428) von Maulbronn, Konrad IV. (1423–1438) von Schönau und Abt Johann (1394-1426) von Eußerthal für 1100 Gulden an den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz (1436-1449) verkauft.( Remling, Urkundliche Geschichte.. S.230). Der Hilsberger Hof war schon sehr früh im Klosterbesitz und auch auf der Schutzurkunde von Heinrich VI. (s.o.) bestätigt. Die Otterberger Mönche betrieben dort ein Pferdegestüt.

Unter Konrads Nachfolger Peter II. (1451-1467) schien sich die Lage etwas zu stabilisieren. Vor allem das geistliche Leben nahm wieder Fahrt auf. Kurfürst Philipp von der Pfalz honorierte dies und  bestätigte dem Kloster alle Freiheiten und Gnadenbriefe, die seine Vorfahren ausgestellt hatten.

Kaller führt in seiner Äbteliste nach Abt Johann noch einen Abt  Matthäus, währen bei Remling gleich Abt Pirmin folgt, wobei er sagt, dass nicht klar ist, ob Johann 1500 noch regierte.

1504/1505 fand der Landshuter Erbfolgekrieg statt, in den auch die Kurpfalz verwickelt wurde. Es ging um die Erbfolge in Bayern-Landshut. Georg der Reiche von Bayern-Landshut hatte keine männlichen Erben und setzte in seinem Testament seine Tochter Elisabeth und deren zukünftigen Gemahl

Rupprecht von der Pfalz als Erben ein. Ruprecht war der Sohn von Pfalzgraf Philipp dem Gutmütigen, dem Schutzvogt von Kloster Otterberg. Georg starb 1503. Das Testament widersprach aber dem Hausvertrag der Wittelsbacher, gemäß dem bei Aussterben einer männlichen Linie die Besitzungen an die jeweils andere Linie fallen sollten. Der Münchner Herzog Albrecht erkannte das Testament nicht an. Ruprecht hatte aber bereits Schloss Landshut übernommen. Mit seinen pfälzischen Truppen besetzte er Landshut und Burghausen. Rupprechts Vater Philipp hatte sich auf die Seite seines Sohnes gestellt.

Daraus hatte sich der Landshuter Erbfolgekrieg entwickelt.Kaiser Maximilian erklärte am 5. Mai 1504 die Reichsacht über Philipp. Daraufhin griffen ihn fast alle Nachbarn an mit Ermunterung von Maximilian an. Das war Graf Alexander von Pfalz-Zweibrücken (1489-1514), Emich IX. (+ 1535)

Graf von Leiningen und Landgraf Wilhelm II. (1493-1509)von Hessen. Sie hinterließen in der Kurpfalz und an der Bergstraße eine Spur der Verwüstung. Kloster Limburg wurde von Emich komplett eingeäschert. Kloster Otterberg wurde nicht direkt betroffen. Aber seine Felder, die Wälder und auch die Herden wurden schwer geschädigt. Die drei Grafen legten aber Otterberg schwere Brandschatzungen auf, weil Kurfürst Philipp ja der Schirmherr von Otterberg war. Kurfürst Philipp und sein Bruder erneuerten zwar 1508 die Freiheiten der Abtei. Aber das minderte den Schaden nicht mehr.

Auf Abt Pirmin folgte Abt Wiegand (1519-1547). 1525 brach der Bauernkrieg aus. Auch das Elsass und die Pfalz waren davon betroffen. Der Kolbenhaufen, ein Bauernhaufen im Elsass, plünderte zunächst das Zisterzienserkloster Stürzelbronn bei Bitsch und dann die Burg Gräfenstein des Leininger Grafen

Emich VIII. und Lindelbrunn. Darauf erhoben sich aufständische Bauern um Kaiserslautern, Landstuhl und Fischbach. Sie leerten die Fischteiche der Abtei und plünderten Keller und Speicher. Was sie nicht fort tragen konnten, zerstörten sie. Im Juni 1525 kam es bei Pfedersheim zur Schlacht zwischen den Bauern und dem Heer  von Kurfürst Ludwig. Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. Dabei wurden auch die Anführer der Otterberger Plünderungen gefangen genommen und hingerichtet. Wie schon kurz vorher blieb auch hier das Kloster auf seinen massiven Schäden sitzen. Zwar stellte Karl V.  (1519-1556)dem Kloster einen Schutzbrief aus (Remling S. 232), aber das ersetzte den Schaden natürlich auch nicht. Abt Wiegand starb 1556. (hier wieder Differenz  Remling-Kaller. Bei Kaller endet die Regierungszeit von Abt Wiegand 1547 und danach ist kein unmittelbarer Nachfolger genannt. Abt Wendelin folgt erst 6 Jahre später. Bei Remling ist Abt Wiegand bis zu seinem Tod im Amt und Abt Wendelin Merbot folgt unmittelbar auf ihn.

Der Thesenanschlag von Martin Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg, ob er nun tatsächlich stattgefunden hat oder ob es eher eine akademische Diskussion vor allem zum Ablasshandel war, er wird meist als Beginn der Reformation gesehen. Die drei reformatorischen Hauptschriften folgten 1520.

Dann wurde Luther gebannt und 1521 fand in Worms der Reichstag statt, bei dem Luther von Karl V. verhört wurde. Nach dem Reichstag wurde er auf der Rückreise zum Schein überfallen und auf die Wartburg verbracht. Als Junker Jörg übersetzte er dort die Bibel. Der reformatorische Prozess kam in Gang. Das Resultat des Reichtages von Speyer war, dass es den Landesfürsten überlassen blieb, wie sie es mit der Religion hielten. Auf einem weiteren Reichstag in Speyer protestierten sechs Fürsten und 14 Reichsstädte gegen die Verhängung der Reichsacht gegen Luther sowie die Ächtung seiner Schriften und Lehre. Außerdem forderten sie eine ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens.  Die Glaubensspaltung war jetzt nicht mehr aufzuhalten.

In der Pfalz wurde Friedrich II. 1544 Kurfürst. Seine Untertanen hatten sich 1545 zum neuen Glauben bekannt. 1546 führte Friedrich die Reformation in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger war Ottheinrich, der 1559 starb. Auf ihn folgte Friedrich III. (1559-1576). Er verlangte nun von Abt Wendelin,

seinen Glauben zu verlassen und seiner bisherigen Lebensweise zu entsagen. Außerdem sollte er seine Abtei  den Predigern der neuen Lehre räumen. Das war die Bedingung, falls der Abt und seine Konventualen in der Abtei bleiben wollten und dort Wohnung und Ernährung hätten.

Abt und Konventuale wollten aber  ihrer Religion treu bleiben und die Ordensgelübde nicht brechen. Sie mussten das Kloster verlassen und gingen zunächst nach Worms in die Klosterbesitzungen, wo Abt Wendelin im Oktober 1561 starb. Die Abtei wurde einem weltlichen Pfleger unterstellt.

und die Kirche mit protestantischen Predigern besetzt.

Wallonische Glaubensflüchtlinge wurden angesiedelt. Otterberg gehörte mittlerweile zum Herzogtum Pfalz-Lautern, dass Ludwig VI. ,der Sohn von Friedrich III., für seinen Sohn Johann Casimir eingerichtet hatte. Dieser erhob Otterberg 1591 zur Stadt.

Die Geschichte der Zisterzienserabtei hatte 1559 geendet.

Die Äbte des Klosters Otterberg (nach Gerhard  Kaller, Otterberg, eine Stadtgeschichte, 1976)

1. Abt Stephan (1145-1173)

2. Abt Albero (1185)

3. Abt Wilhelm (-)

4. Abt Philipp (1195-1225)

5. Abt Johannes (-)

6. Abt Herwig (1229)

7. Abt Gerhard (1230-1236)

8. Abt Folkart (1240)

9. Abt Gerhard (1242)

10. Abt Ulrich (1245)

11. Abt Walthelm (1247-1259)

12. Abt Friedrich (1263-1264)

13. Abt Johannes (1267-1271)

14. Abt Gottfried (1272-1276)

15. Abt Gerhard (1275-1277)

16. Abt Heinrich (1278-1284)

17. Abt Gerhard (1292-1301)

18. Abt Johann (1303-1324)

19. Abt Heinrich (1325-1332)

20. Abt Peter (1336-1343)

21. Abt Philipp (1350-)

22. Abt Johannes (1353-1355)

23. Abt Nikolaus (1366-1370)

24. Abt Friedrich (1392-1395)

25. Abt Konrad (1405-1444)

26. Abt Peter (1451-1467)

27. Abt Johann (1469-1486)

28. Abt Matthäus (1486-1502)

29. Abt Pirmin (1503-1519)

30. Abt Wiegand (1519-1547)

31. Abt Wendelin Merbot (1553-1561)

21 Feb. 2021

Zisterzienserabtei Bellevaux

                                                                                                                                                                           Zisterzienserabtei Bellevaux

 

 

                                                                                                                                                                                                                                       

Im Jahre 1119 wurde Kloster Bellevaux als erstes Tochterkloster von Morimond gegründet, eine der 4 Primarabteien des Zisterziersienrordens.  Es war das erste Zisterzienserkloster in der Freigrafschaft Burgund. In diesem Jahr hatte Papst Calixt II. (1119-1124)

die “Carta Caritatis” angenommen und bestätigt. Das ist das Verfassungsdokument des Zisterzienserordens und regelt die Beziehungen der Zisterzienserklöster. Sie legt fest, dass die Tochterklöster keine finanziellen Abgaben ans das Mutterkloster zu leisten hatten,

im Gegensatz zu den Klöstern der Cluniazenser, wo hohe Abgaben geleistet werden mussten. Sie regelte die Neugründungen, die Visitation, sowie die verbindliche Auslegung der Benediktinerregel durch Kloster Citeaux. Sie legte für den Orden einheitliche Riten und liturgische Bücher fest.

Die Stabilitas Loci, das ist dauerhafte Bindung eines Mönches oder einer Nonne an ein bestimmtes Kloster gehört wie bei allen benediktinisch geprägten Orden ebenfalls zum Regelwerk. Die Carta Caritatis wurde wohl von Stephen Harding, dem dritten Abt von Citeaux verfasst.

Papst Calixt II. hatte nicht nur die Carta Caritasbestätigt, sondern auch den neuen Orden unter seinen Schutz genommen. Er stammte aus Burgund, war der Sohn von Graf Wilhelm von Burgund. Sein Bruder Hugo war ab 1086 Erzbischof von Besancon. Diese Diözese spielte eine wichtige Rolle in der

Entwicklung des Zisterzienserordens.

Gegründet wurde Bellevaux auf Initiative von Pontius aus der Familie La Roche-sur- l’Orgnon. Er wurde auch der erste Abt von Kloster Bellevaux. Er rief Mönche aus Morimond in ein Sumpfgebiet zwischen dem heutigen Chambornay-lès Bellevaux und Cirey um dort mit Zustimmung Erzbischofs von

Besancon Anseric von Montréal (1117-1134) ein Zisterzienserkloster zu gründen. Erzbischof Anseric war ein großer Freund und Förderer der Zisterzienser. In seiner Regierungszeit wurden 9 Zisterzienserklöster in seiner Diözese gegründet.

Er und sein Nachfolger Humbert (1134–1162)erteilten viele Bestätigungen. Auf Bitten der Zisterzienserabteien sorgte er für Bestätigungen alter Güter und  dafür, dass kirchliche Rechtsprechung den Schutz kirchlicher Güter sicherte.

Pontius leitete die Abtei fast  40 Jahre. Er lenkte den Aufschwung und das Aufblühen der Abtei. Er führte sie zu großem Wohlstand. Der Legende nach haben zu seinen Lebzeiten bis zu 500 Mönche in der Abtei gelebt. (nach René Locatelli: L’implantation cistercienne dans le comté de Bourgogne jusqu’au milieu du XIIe siècle Seite 87- auch online verfügbar)

Die Herren von La Roche-sur-l’Ognon waren zwar die ersten Stifter. Aber bald eiferten ihnen viele nach. Der umliegende Adel unterstütze die Gründung schnell auch sehr tatkräftig. Zu den ersten Stiftern zählte auch Richard von Montfaucon.

1124 konnte Bellevaux schon seine erste Tochtergründung vornehmen. Abt Stefan wurde mit seinen Mönchen nach Lützel in der Diözese Basel geschickt. Dort hatten die drei Grafenbrüder Hugues, Amadée und Richard von Montfaucon das Kloster Lützel gestiftet. Es ist genau an der romanisch-germanischen Sprachgrenze gelegen. Die Gründung dieses Klosters bedeutete einen Meilenstein in der Entwicklung der Zisterzienser im deutschsprachigen Raum, was sich an seiner blühenden Filiation zeigt. In nur 7 Jahren erfolgten 7 Tochtergründungen von 1137-1138. die 8. und letzte erfolgte dann 1194.

1131 war Bernhard von Clairvaux in Besancon, wo er einer feierlichen Bestätigung der Güter von Bellevaux und einer Schenkung von Richard von Montfaucon beiwohnte.

1139 bestätigte Papst Innozenz II. (1130-1143) den Besitz der Abtei.

Im September 1143 weihte Erzbischof Humbert die Klosterkirche ein.

Im Jahre 1156 erfolgte die erste kaiserliche Bestätigung Friedrich I. Barbarossa (1155-1190) Urkunde – RI IV,2,1 n. 4022 ausgestellt im Juni in Würzburg 1156.

Die Urkunde wurde für alle burgundischen Zisterzienserklöster ausgestellt und in der Urkunde auf seinen Schwiegervater Rainald III., von Burgund, der 1148 gestorben war und seine Tochter Beatrix verwiesen, mit der Friedrich I. von 1156-1184 verheiratet war.

Beatrix wurde 1178 in Vienne zur burgundischen Königin gekrönt. Sie wie auch ihr Sohn Otto I  († 1200) stifteten für Kloster Bellevaux.

“ Friedrich nimmt die Zisterzienserklöster Bellevaux, La Charité und La Grâce-Dieu , die besonders vom verstorbenen Vater seiner Gemahlin, Kaiserin Beatrix, Graf Rainald (Reginardus) von Burgund, gefördert worden sind, auf Bitten ihrer Äbte Poncius, Petrus und Robert (Ponci Belleuallis, Petre Caritatis, Roberte Rupis Floride) in seinen Schutz und bestätigt ihnen die genannten Besitzungen sowie den Neubruchzehent. Z.: die Erzbischöfe Hillin von Trier, Humbert von Besançon, die Bischöfe Otto von Freising (Frisiensis), Ortlieb (Ordiebus) von Basel, die Herzoge Heinrich von Sachsen, Matthäus von Lothringen, die Grafen Stephan von Burgund (Mâcon) und Theoderich von Mömpelgard (Montbéliard/Montisbeligardi). – Reginaldus canc. vice Arnoldi Mogontini archiep. et aechicanc.

Abt Pons starb im Jahre 1156. 

Der 2. Abt von Bellevaux wurde Burchardus. Er kam aus dem Kloster Balerne, einer Benediktinergründung aus dem Jahr 1107, die sich 1136 als Tochter von Clairvaux dem Zisterzienserorden angeschlossen hatte. Dort war er der erste Zisterzienserabt. Burchardus galt als literarisch begabt, wenngleich sich nicht allzu viel von ihm erhalten hat.

Es ist ein Briefwechsel  mit Bernhard von Clairvaux belegt  “Epistola ad Bernardum Claraevalensum”. Dann hat er wohl das Schlusskapitel zur erhaltenen Vita Prima des Bernhard von Clairvaux verfasst. 1158/9 wechselte Burchardus an das nahe gelegene Kloster Bellevaux über, wo er Abt wurde. Dort verfasste er auch die “Apologia de Barbis”. In den Bibliothekskatalogen von Balerne sind noch 4 Werke von Burchardus registriert. Burchardus starb 1164.

Sein Nachfolger war Bernardus. Er wird 1165 anlässlich einer Schenkung erstmals urkundlich erwähnt. 1174 kam Peter von Tarantaise ein Zisterzienserabt und Erzbischof von Tarantaise im Kloster Bellevaux schwer erkrankt an und starb dort. Er wurde in der Klosterkirche von Bellevaux

bestattet.

Am 9. Dezember nahm Papst Lucius III. (1181-1185) auf Bitten von Abt Bernhard  Kloster Bellevaux in seinen Schutz. Es folgte eine ausführliche Bestätigung des klösterlichen Besitzes, auch gewährte Zinsnachlässe, die alle bestätigt wurden. (RI IV,4,4,1 n. 883)

Am selben Tag stellte Papst Lucius III. eine Urkunde an die Äbte Peter von Cîteaux und Peter von Clairvaux ausgestellt. Darin wird berichtet, dass er durch die Äbte (Bernhard) von Bellevaux und (Gaufrid) von Hautecombe (Bellevallis et Altecumbe abbates) von der Bitte des Ordens erfahren, Erzbischof Peter von Tarantaise zu kanonsieren und weiter, dass er der Bitte gerne nachgekommen wäre “wenn nicht Ungelegenheit von Zeit und Sache es verhindert hätte” (RI IV,4,4,1 n. 880)

Die Heiligsprechung erfolgte dann durch Papst Cölestin III. (1191-1198) am 10. Mai 1191 mit der Urkunde RI IV,4,4,5 n. 32. In der Urkunde wird auf die Urkunde von Papst Lucius Bezug genommen. Seine Gebeine wurden am 11. September 1191 erhoben und Papst Cölestin gewährte

Klosterkirche von Bellevaux das Recht, dass der Heilige in dieser Kirche ruht und er befahl die feierliche Verehrung. Sein Festtag war der 10. Mai, der immer unter einem großen Zulauf von Pilgern gefeiert wurde. Bellevaux war zu einem bedeutenden Wallfahrtsort geworden.

Peter von Tarantaise galt schon zu seinen Lebzeiten als Heiliger. Nach seiner Kanonisation setzte ein regelrechter Kult um seine Reliquien ein und Reliquien waren immer ein gutes Geschäft für Klöster. Es gab Wallfahrten und damit viele Gläubige, die dann durchaus ein Wirtschaftsfaktor waren.

Auch die Stiftungen und Vergabungen mehrten sich und trugen auch zum Wohlstand des Klosters bei.

Eine weitere Schutzurkunde stellt Kaiser Friedrich I. zwischen 1179-1186 aus  und zwar  RI IV,2,4 n. 3046

“Friedrich gibt allen seinen Getreuen bekannt, dass sich die Zisterzienseräbte Peter von Clairvaux und Bernhard von Bellevaux bereit erklärt haben, nach seinem Tod in allen Klöstern des Ordens für ihn das volle Officium wie für einen Abt zu halten, nimmt alle Niederlassungen und Besitzungen des Ordens in seinen Schutz und droht an, gegen jegliche Unterdrückung des Ordens wie gegen eine seiner (des Kaisers) Brüder und Freunde vorzugehen. – “

Die nächsten beiden Äbte Conrad und Guido sind nur einmal Conrad 1186 und Guido zwei mal 1188und 1189 urkundlich nachzuweisen. Abt Wilhelm wird 1190 erwähnt

1189 verlieh Pfalzgraf Otto von Burgund, der Sohn Friedrichs I. Kloster Bellevaux ein weitgehendes Schutzprivileg.

Kloster Bellevaux hatte mehrere Grangien. Zwei davon werden in der Urkunde von Papst Lucius genannt. Eines ist Champoux (de Champors) in der Nähe von Besancon und das andere ist Gut Marloz bei Cirey gelegen, das ganz nahe bei Kloster Bellevaux ist.

Die Grangien waren die Bewirtschaftungsgrundlage eines Zisterzienserklosters. Das waren Gutshöfe, die nicht weiter als eine Tagesreise (zu Fuss) vom Kloster entfernt sein sollten . Die durchschnittliche Größe einer Grangie lag zwischen 500-700 Morgen Land

(Der Morgen entspricht heute etwa 2.500 m²) Die Grangien wurden von Konversen, das sind Laienmönche, bewirtschaftet. Die Stellung der Konversen ist im Codex von Trient festgehalten. (Capitula 20 – 22). Das Verhältnis Konversen zu Mönchen war etwa 3:2

(Kloster Clairvaux- manchmal sogar mehr. Im belgischen Kloster Le Dunes waren es praktisch doppelt so viele Konversen wir Mönche. Die Aufsicht hatte der Grangienmeister, der auch Zellerar war inne. Er bestimmte in der
Regel einen der Konversen als Stellvertreter, der dann die selben Aufgaben wahr nahm wie der Grangienmeister. Deutsche Klöster hatten je nach Kloster zwischen 10 und 20 Grangien.

Maulbronn hatte  20 Grangien, Kaisheim 17 und Eberbach 16.

Jedes Zisterzienserkloster war ein Eigenbetrieb. Aufgrund ihrer Lage waren die Zisterzienserklöster meist von der Außenwelt abgeschieden. Die notwendigen Güter musste jedes Kloster selbst herstellen. So hatten praktisch alle Klöster Mühlen, einen Fruchtspeicher und eine Schmiede.

Das Kloster Bellevaux hatte mehrere Mühlen am Ognon und eine Schmiede in Cirey.

Was die Zisterzienser ebenfalls bestens beherrschten, war die Wasserwirtschaft. In Bellevaux wurde ein bestehender Bach kanalisiert und diente zur Abwasserversorgung. Es wurden aber auch oberirdische Kanäle zur Bewässerung abgezweigt.

Wasser wurde in allen Klöstern zunächst als Trinkwasser und zur Bewässerung genutzt, aber auch zum Betreiben von Mühlen. In Maulbronn steht eine Mühle im Klosterareal, betrieben von einem Bach, der durch das Kloster fließt. Fischzucht spielte eine große Rolle.

Auch da spielen die deutschen Klöster, die alle über Bellevaux in der Filiation verknüpft sind, eine große Rolle. In Schöntal, Bronnbach  und vor allem Maulbronn, das ja ein regelrechtes Teichsystem angelegt hatte, stellte die
Fischzucht nicht nur einen wesentlichen der Ernährung des Klosters sicher. Sie war auch eine gute Erwerbsquelle für das Kloster. Die Zisterzienserklöster brachten für alle Regionen, in denen sie ansässig waren für die landwirtschaftliche Entwicklung einen deutlichen Entwicklungsschub.

Bei den deutschen Klöstern Eberbach, Maulbronn und Bronnbach ist da vor allem der Wein zu nennen. Nicht nur, dass Reben dort eingeführt wurden wie die Burgunderrebe in Eberbach, der Traminer in Maulbronn, auch die Weinbautechnik wurde von den Klöstern vorangetrieben.

Einer der ältesten deutschen Weinberge wurde vom Kloster Eberbach angepflanzt, der Steinberg, auf dem heute noch Wein angebaut wird. In Maulbronn wurde der Terassenweinbau eingeführt. Kloster Bellevaux kann für sich die Einführung des normannischen Cidre-Apfels in der

Freigrafschaft in Anspruch nehmen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurden die Grangien verpachtet. Bellevaux hatte wohl mit demselben Problem wie alle Zisterzienserklöster zu kämpfen. Die Zahl der Konversen ging zurück und es wurde immer schwieriger, das Land in Eigenregie zu bebauen.

Kloster Bellevaux investierte in die Salinen von Lons-le-Saunier und Salins-les-Bains. In >Besancon wurde laut Wikiwand ein Stadthaus errichtet. Ob das mit dem

Hospiz mit Keller in der Rue Battant in Besançon, das Wikipedia  erwähnt, konnte ich nicht genauer eruieren. Ein Hospiz zu betreiben war nicht unbedingt die Regel in Zisterzienserklöstern.

Das 14. Jahrhundert brachte für die ganze Region Schwierigkeiten, Seuchen, Naturkatastrophen und Kriege. Die Pest hatte Mitte des 14. Jahrhunderts Europa erreicht. Der Seuche fielen in Europa etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer.

Auch die Zahl der Mönche in Bellevaux fiel drastisch. 1352 beim Besuch des Mutterabtes von Morimond lebten noch 18 Mönche im Kloster. Die Situation verschlechterte sich aber weiter. Etwas mehr als 140 Jahre später waren es gerade noch 6 Mönche

und man musste die Reliquien von Peter von Tarantaise ausstellen, um Almosen für die Reparatur der Kirche zu sammeln.-

Die Freigrafschaft Burgund war inzwischen an das Haus Habsburg gefallen. Die Heirat Maximilians mit Maria von Burgund, der Tochter von dem burgundischen Herzog Karl dem Kühnen am 19. August 1477 legte den Grundstein dafür. Sie wurde die Großmutter von Karl V.

Dieser schloss am 26. Juni 1548 in Augsburg den Burgundischen Vertrag.Dieser entzog den Burgundischen Kreis, einer der 10 Reichskreise weitgehend der Oberherrschaft des Reiches. Karl V. und sein Sohn Philipp II. waren nun Herrscher von Burgund. In dieser Zeit erholte sich Kloster Bellevaux

auch wieder. Die Äbte wurden zunehmend Kommendaräbte, das heisst, sie wurden nicht mehr vom Konvent gewählt sondern vom König bzw. Herrscher eingesetzt.

Die Kriege zwischen Spanien und Frankreich waren für das Kloster existenzbedrohend.1603 waren nur noch 5 Mönche im Kloster

Jean-Baptiste de Cusance war Kanoniker in Besancon und wurde 1621 Abt von Bellevaux. Er hatte noch mehrere Kirchenämter. So war er Erzdiakon von Besancon, Kämmerer von Papst von Papst Urban VIII. (1623-1644)

1660 wurde Humbert de Precipiano von Philipp IV. von Spanien als Kommendarabt eingesetzt. Er war der letzte von einem spanischen König eingesetzte Abt von Bellevaux. Er hatte in Konstanz Philosophie studiert. Am Jesuitenkolleg in Leuwen das Lizentiat für Recht und den Doktor der Theologie erworben. Er war Erzdiakon und Dekan des Kapitels der Erzdiözese Besancon.

Mit dem Westfälischen Frieden trat das Haus Habsburg die Landgrafschaften Ober-und Unterelsass an Frankreich ab.Frankreich hatte auch die Erzbistümer Metz, Toul und Verdun zugesprochen, die die de facto schon seit 1552 besaß.

Unter Ludwig XVI. weitete seine Herrschaft teils durch Verträge, teils durch Aggression aus.  Im Frieden von Nimwegen musste Spanien 1678 die Freigrafschaft an Frankreich abtreten.

Bellevaux wurde nun französisch. Seine ruhige Spätzeit begann.

Das Kloster war jetzt Kommende.Der Abt lebte oft außerhalb des Klosters , erhielt aus den Einnahmen des Klosters beträchtliche Zahlungen, hatte aber mit dem täglichen Betrieb oder der geistlichen Disziplin der Mönche nichts mehr zu tun. Die Zahl der Mönche belief sich im 18. Jahrhundert auf

vier bis fünf Mönche einschließlich Prior. Sie wurden von Angestellten versorgt

Louis-Albert de Lezay-Marnésia wurde 1731 zum letzten Abt von Bellevaux ernannt. Er ist am 3. Februar 1708 geboren. 1738 wurde er am Kapitel von St. Jean in Lyon Kanoniker. 1759 wurde er Bischof von Evreux. Im Kloster Bellevaux entwickelte er eine umfassende Bautätigkeit und alle noch heute bestehenden Gebäude gehen auf ihn zurück. Er ließ ein Haupt- bzw. Konventsgebäude errichten. Im Wirtschaftsgebäude waren Remisen, Stallungen und eine Fruchtschütte. Es gab ein Waschhaus und einen Weinkeller. Die Bauten sind auf 1762 datiert. 1777 wurden die letzten Bautätigkeiten durchgeführt.

Wegen Krankheit resignierte Abt Louis-Albert de Lezay-Marnésia am 14. Januar 1774.

1789 brach in Frankreich die Revolution aus. Abt Louis-Albert zog sich auf seinen Geburtsort zurück, wo er am 4. Juni 1790 starb.

Im Zuge der Revolution wurde das Kloster aufgehoben. Mobiliar und Gebäude wurden 1791 versteigert. 1795 erwarb es der französische Revolutionsgeneral Jean-Charles Pichegru und bewohnte es.

1817 kaufte Dom Eugène Huvelin (1742–1828)    ein ehemaliger Mönch aus dem Trappistenkloster Sept-Fonts, die ebenfalls wegen der Revolution 1791 aufgelöst worden war. Zusammen mit zwei ehemaligen  Konversen

gründete er dort ein Zisterzienserkloster der strengen Obervanz (Trappisten). Bald kamen drei Postulanten dazu. Er schaffte es auch, die Reliquien des Heiligen Peter von Tarantaise für Kloster Bellevaux zurückzugewinnen.

Nach seinem Tod 1828 hatte die Gemeinschaft 10 oder elf Novizen und neun Religiosen aber keinen Priester mehr. Bellevaux war kurz vor der Julirevolution von 1830 von der wiederbegründeten Abtei Gard/Sept-Fons übernommen, 1837 aber aus Geldnot verkauft. Die Gemeinschaft zog über Val-Sainte-Marie bei Besançon nach Grâce-Dieu und schließlich nach Tamié in Savoyen weiter. Die Abtei existiert heute noch und auch noch die rege Verherung des Heiligen Peter.

Kloster Bellveaux gelangte 1837 in den Besitz derFamilie der Grafen von Ganay. Seit 1957 wurden die Gebäude als Ferienkolonien verwendet und seit 1994 ist es wieder im

Privatbesitz.

Kloster Bellevaux war Mutterabtei von Lucelle (1124), Montheron in der Schweiz (1130) Rosières (1132) und Daphni in Athen (1211)

Kloster Bellevaux hatte 8 Grangien nämlich

Cirey,  Magny, Trevey, Argirey, Valleroy  und Baslières in relativer Nähe zur Abtei und Champoux und Braillans im benachbarten Departement Doubs gelegen

                                                                                                                                                       

 

Die Äbte der Abtei Bellevaux. In Denis de Sainte-Marthe (Hrsg.): Gallia Christiana. In provincias ecclesiasticas distributa, in qua series et historiaJean-Baptiste de Cusance archiepiscoporum, episcoporum et abbatum Franciæ vicinarumque ditionum ab origine ecclesiarum ad nostra tempora deducitur, & probatur ex authenticis instrumentis ad calcem appositis. Band 15: Jean-Barthélemy Hauréau: Provincia Vesuntionensi. Editio altera. Palmé, Paris 1860–1868, Sp. 239–247 [mehrheitlich Abtliste]. online ist die Äbteliste dabei. Außerdem eine kurze Zusammenfassung wann und weshalb die Äbte urkundlich erwähnt sind.

Der Text ist allerdings lateinisch.

Die Liste unten ist in  Wikiwand Abbaye de Notre Dame de Bellevaux. sie weicht allerdings stark von der lateinischen ab, wobei mir die lateinische präziser und besser belegt zu sein scheint. Z. B. wird Jean Rollin (1455-) gar nicht geführt und in anderen mir im Netz zugänglichen Quellen

finde ich keine Erwähnung von Jean Rollin als Abt von Bellevaux.

  • 1119-1156 : Pons de La Roche (Sohn von Pons I de La Roche, Gründer Abtei)

  • 1156-1163 : Burchardus (renommierter Schriftsteller)

  • Bernardus

  • Conradus

  • Guido I

  • Guillelmus I

  • Wecilo

  • Herbertus

  • Odo

  • Simon

  • Humbertus I

  • Stephanus I

  • Petrus I

  • Theodoricus

  • Jordanus

  • Nicolaus

  • Pierre II de Gy

  • Jean de Nant[19]

  • Guido II

  • Johannes II

  • Antonius I

  • Stephanus II

  • Guillaume II de Moûtier

  • 1455-? : Jean Rolin

  • Jacques de Theulley de Pontailler

  • Antonius II de Nant

  • 1530-1546 : Marc Cussenet

  • Jean II de Tartre

  • 1551-? : Pierre III d’Andelot

  • Pierre IV d’Andelot

  • Louis I de Tartre

  • Pierre V d’Albamey

  • 1607-1621 : Philippe Boitouzet

  • 1621-1633 : Jean-Baptiste de Cusance

  • 1633-1660 : Louis II Delatour

  • 1660-1682 : Humbert II de Precipiano

  • 1682-1731 : César de Marnais de la Bastie

  • 1731-1790 : Louis-Albert de Lezay-Marnésia

03 Feb. 2021

Kloster Bronnbach

                                                                                                                                                                                                                                                                                           Kloster Bronnbach

 

Im Jahre 1151 stifteten 4 Edelfreie aus Franken und dem Taubergebiet das castrum Brunnebach oberhalb des heutigen Klosters wohl nach einer Predigt Bernhard von Clairvaux in Würzburg. Die Adligen waren Billung von Lindenfels,

Sigebot von Zimmern, Erlebold von Krenzheim und Beringer von Gamburg. Die vier waren miteinander verwandt, wobei nicht klar ist wie sie verwandt oder verschwägert waren. Billung von Lindenfels stammte aus der Familie von Lindenfels, die sich nach der frühest erwähnten Burg

im inneren Odenwald benannte. Er war Hauptvasall von Pfalzgraf Konrad von Staufen (um 1134-1195), dem Halbbruder von Friedrich Barbarossa. Billung ist auch im Schutzbrief Friedrichs I. für Bronnbach als Zeuge aufgeführt, allerdings als Letzter in einer langen
Zeugenreihe,  obwohl er der Hauptgründer war. Über Sigebot und Erlebod gibt es in den mir zugänglichen Quellen keine Informationen. Beringer von Gamburg war Lehensmann von  Arnold von Seelenhofen (1153 bis 1160), dem Erzbischof von Mainz. Er erhielt das castrum Camburg als

Lehen von Erzbischof Arnold und überließ diesem im Tausch dafür die “villula Brunnenbach”, das ist der heutige Schafhof bei Bronnbach. Diesen vermachte Erzbischof Arnold den Zisterziensern. Dort entstand dann das Kloster Bronnbach, das zur Ansiedlung eines Klosters besser geeignet war

als die von den Gründern gestiftete Burganlage von Bronnbach. Es sollte eigentlich als Tochterkloster von Maulbronn gegründet werden. Das hatte aber auch wenige Jahre vorher eine räumliche Verlagerung vorgenommen und sah sich nicht in der Lage, die zwölf Mönche, die als Gründungskonvent notwendig waren, nach Bronnbach zu entsenden.

Nur zwei Jahre nach der Gründung nahm Papst Eugen III. (1145 bis 1153) das Kloster in seinen Schutz

R-US 1153 Januar 11 in 1153-1447  “Papst Eugen III. nimmt das Kloster Bronnbach (Brunnebach) und alle seine Besitzungen und Einkünfte in seinen Schutz. “ (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US)

Die Schenkung des Weilers Brunnenbach an Erzbischof Arnold ermöglichte die Verlegung des Klosters ins Tal der Tauber. Dort sollte nach dem Willen Arnolds auch seine Grablege sein. Er wurde aber am 14. Juni 1160 nach langen Konflikten mit Ministerialen der Stadt Mainz

in der Klosterkirche von St. Jakob ermordet. Erzbischof Arnold wurde nicht in Bronnbach sondern in Mainz bestattet.

Die Umsiedlung wurde 1157 vollzogen. Der Grundstein für die Bronnbacher Kirche wurde gelegt.

Unter Wahrung der Maulbronner Rechte schickte Abt Dieter von Maulbronn den Waldsassener Professen Reinhard von Frauenberg, der sich laut Karl Klunzinger (Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart 1854, S. 129) zu dieser Zeit in Maulbronn aufhielt, mit 12 Mönchen nach Bronnbach. Imselben Jahr wurde auch mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. Nach dem Waldsassener Vorbild wurde die Kirche mit einem Staffelchor errichtet. Der Chor wird hierbei von kleiner werdenden Nebenchören flankiert. Die Kirche ist im spätromanischen und frühgotischen Stil erbaut.

Reibungen zwischen den Bistümern Mainz und Würzburg, in deren Grenzgebiet das neue Kloster lag, vor allem aber der Streit zwischen Papst Alexander und dem von Friedrich I. eingesetzten Gegenpapst Victor und der kaiserlichen Partei, in die auch Abt Reinhard hineingezogen wurde, sorgten dafür, dass Abt Reinhard den vom Maulbronner Mutterabt vorgeschlagenen Ausweg der Abdankung annahm.

Abt Dieter schickte nun eine zweite Gruppe unter Wigand Belleri nach Bronnbach.

Am 14. Juni 1165 nimmt FriedrichI.  Kloster Bronnbach in seinen Schutz, bestätigt seine Besitzungen, die aufgeführt werden und gewährt ihm Steuerfreiheit.

In Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US die Urkunde R-US 1165 Juni 14 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US)

Von Anfang an wurde Bronnbach vom niederen Adel, vor allem aber von den Grafen von Wertheim unterstützt. Es konnte seinen Klosterbesitz arrondieren.

Seinen ersten Stadthof im Bereich Karmelitenstraße/Bronnbacher Gasse  hatte Kloster Bronnbach schon 170 in Würzburg.

Kaiser Heinrich VI. (von 1169 ab römisch-deutscher König, Kaiser von 1191-1197)nahm 1193 nicht nur das Kloster in seinen Schutz. Er befreite den Bronnbacher Hof

in Würzburg auch davon, kaiserliche Beamte dort beherbergen zu müssen.

1297 erteilte Bischof Mangold von Würzburg (1287 –1303) den Zisterzienserklöstern Ebrach, Heilsbronn, Bronnbach, Langheim und Bildhausen das Privileg, ihre Waren in die Stadt Würzburg frei einführen und damit handeln zu dürfen.

Urkunde R-US 1297 Oktober 8 im Findbuch R-US des Staatsarchiv Wertheim.

Urkunde R-US 1193 Mai 25  Gelnhausen, 1193 Mai 25 „Datum apud Geilenhusen VIII. Kalendas Junii

Kaiser Heinrich VI. nimmt das Kloster Bronnbach (Burnebach) in seinen Schutz und befreit des Klosters Hof zu Würzburg (Wirceburc) von der Verpflichtung, kaiserliche Beamte zu beherbergen.”

Eine weitere kaiserliche Schutzurkunde wurde schon ein halbes Jahr später ausgestellt

R-US 1194 Februar 18 Münnerstadt, 1194 Februar 18 

“Kaiser Heinrich VI. nimmt das Kloster Bronnbach, dessen Insassen und Besitzungen, gegenwärtige und zukünftige, in seinen unmittelbaren Schutz. “

Stadthöfe hatte Bronnbach auch in Miltenberg ( vor 1237), Aschaffenburg (um 1237 ?),Frankfurt (1237) und  Wertheim (1244). Der Stadthof von Aschaffenburg wurde aber schon Mitte des 14. Jahrhunderts

wieder aufgegeben. Um die Wende des 15. Jahrhunderts folgten Miltenberg und Frankfurt. Nur Würzburg und Wertheim blieben bis zuletzt erhalten.

Innerhalb des Zisterzienserordens hatte Kloster Bronnbach eine besondere Beziehung mit dem Papsttum. Das zeigt sich auch an den vielen Schutzurkunden, die Päpste

für das Kloster Bronnbach ausstellten, deutlich mehr als z. B. für das Mutterkloster Maulbronn. Bronnbacher Äbte waren auch immer wieder in päpstlichem Auftrag tätig.

Einige Urkunden dazu wieder aus dem Findbuch R-US des Staatsarchivs Wertheim

R-US 1197 Januar 6  Lateran zu Rom, 1197 Januar 6 

“Papst Cölestin III. nimmt das Kloster Bronnbach in des heil. Petrus und des apostolischen Stuhles besondere Schutz und Schirm (Privilegium maius). “ (Privilegium maius war die feierliche päpstliche Urkunde, später

als Bulle bezeichnet. Es waren wichtige Urkunden, die Rechtsakte des Papstes beurkunden)

R-US 1197 Januar 13 Lateran zu Rom, 1197 Januar 13 

“Papst Cölestin III. nimmt das Kloster Bronnbach in des heil. Petrus und des apostolischen Stuhles Schutz und gewährt ihm besonders auf Gütertausch bezügliche Freiheiten (Privileqium minus)”

(Privilegium minus, das spätere Breve, also eine Beweisurkunde) Mit diesen beiden Urkunden kann Kloster Bronnbach als exemt angesehen werden.

1222 wurde die Kirche geweiht. Neben Maria, er im Zisterzienserorden üblichen Patronin, wurde der Tagesheilige am Tag der Kirchweihe als Patron verehrt. Der Kirchweihtag ist der 28. April und der Tagesheilige ist der

heilige Vitalis. Der Würzburger Weihbischof Wilhelm von Havelsberg (1239-1244), der von 1240-1244 auch Bischof von Havelsberg war, weihte die Kirche.

1233 befreite König Heinrich VII. (1235 von seinem Vater Friedrich II. abgesetzt) Kloster Bronnbach von allen Zollabgaben “bei Verführung ihrer eigen Sachen auf Rhein und Main” (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US R-US 1233 Januar 9)

1237 vermittelte Abt Sigfried von Maulbronn in einer Streitsache zwischen den Grafen von Wertheim und Kloster Bronnbach.

“S(igfried), Abt von Maulbronn, vermittelt in einem zwischen der Abtei Bronnbach einer- und den Grafen von Wertheim und den Bauern von Reicholzheim andererseits schwebenden Streite in Betreff der Waldung „Balkenstein“, „Sumerliten“ und „Riethelden“ und errichtet eine Waldordnung für dieselben” ( R-US 1237 Findbuch R-US Staatsarchiv Wertheim. Dass der Maulbronner Abt in einer Streitsache des Klosters Bronnbach vermittelt, zeigt dass das Mutterkloster sich um seine Tochtergründung kümmerte.

Zwei Jahre später gewährte der Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230- 1249 ) Kloster Bronnbach Zollfreiheit.(Findbuch R-US, Staatsarchiv Wertheim R-US 1237 Juli 2 in 1414 Mai 28).

Eine weitreichende Schutzerklärung erteilt Papst Innozenz IV. (1243 bis 1254) in einer am 27. Juni 1245 in Lyon ausgestellten Urkunde. Findbuch R-US Staatsarchiv Wertheim R-US 1245 Juni 27. Neben der Bestätigung des Besitzes werden auch die Privilegien wie Zehntfreiheit und freie Abtswahl

bestätigt und die Stellung der Abtei zum Diözesanbischof geklärt. Das war zum Zeitpunkt der Urkunde Heinrich III. von Vinneburg (1328-1343)

Um 1339 war Kloster Bronnbach in finanziellen Schwierigkeiten. Der Bronnbacher Abt Siegfried Duß klagte beim Maulbronner Abt Konrad III. von Talheim (1330-1353) über den Notstand seines Klosters.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten sind aber schon Mitte des 13. Jahrhunderts aufgetreten. Um 1274 war der Bronnbacher Konvent aufgeteilt und auf andere Konvente aufgeteilt worden. Ein durchaus übliches Krisenbewältigungsmittel im Zisterzienserorden.

Der Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau (1346-1371) war an Pfingsten 1360 in Külsheim und Bischofsheim und konnte veranlasst werden, Kloster Bronnbach zu besuchen. Danach veranlasste er ein Treffen der Äbte Johann von Maulbronn (1360–1376) und Abt Reinhold von Schöntal (1321–1365)

in Aschaffenburg, der Zweitresidenz der Mainzer Erzbischöfe. Auch der resignierte Maulbronner Abt Berthold, der von 1358 bis 1359 Abt in Maulbronn war und sich in seiner knapp zweijährigen Regierungszeit in der Verwaltung bewährt hatte, war anwesend. Auf Drängen erklärte er sich bereit,

sich um das darniederliegende Tochterkloster zu kümmern, wenn ihn Maulbronn finanziell und mit Mitarbeitern unterstütze.Der Bitte wurde stattgegeben. Er erhielt 2000 Gulden und bekam drei Maulbronner Mönche zur Seite gestellt. Er ist urkundlich zuerst am 28. März 1363 in Bronnbach belegt.

Er schaffte es, Bronnbach innerhalb von 13 Jahren wieder herzustellen. In Bronnbach resignierte er im Juni 1373. Er kehrte mit zwei der Maulbronner Mönche nach Maulbronn zurück und starb dort im April 1374.

Erzbischof Gerlach unterstützte Kloster Bronnbach auch z.B. durch die Gewährung von Zollfreiheit auf dem Main am 6. November 1361 (Urkunde R-US 1361 November 6)

Die Krise war durch mehrere Gründe verursacht worden. Zum einen war auch Kloster Bronnbach wie im gesamten Zisterzienserorden  der Niedergang der klösterlichen Eigenwirtschaft spürbar geworden, der wohl mit der abnehmenden Zahl der Konversen zusammenhängt.

Das hatte schon zur Auflösung der zwei Grangien in Dörlesberg 1238 und 1251 in Reicholzheim geführt. Zum andern wurde Kloster Bronnbach  in die Auseinandersetzung Kaiser Ludwigs des Baiern (1314-47) mit Papst Benedikt XII. (1334-42) hin eingezogen. Auch Naturkatastrophen haben eine Rolle gespielt.1339 wurde die Klosterbrücke bei Bronnbach zerstört, was sich auch in  Ablassbriefen belegen lässt.

R-US 1339 August 22 in 1339 Juni 14

Würzburg, 1339 August 22 („Datum Herbipoli anno domini millesimo CCøXXXIXø XIø kalendas Septembris, pontificatus nostri anno sexto.“) 

“Otto, Bischof von Würzburg, erteilt zur Gewährung eines Ablasses von 40 Tagen für die zum Bau der Tauberbrücke in Bronnbach Beisteuernden durch 9 Erzbischöfe und Bischöfe, StAWt-R US 1339 Mai 21, Avignon, seine Zustimmung.”

Noch verheerender war das “Magdalenenhochwasser von 1342, was z. B. in Würzburg zum Einsturz der Mainbrücke führte. Auch die Auswirkungen des Erbebens von 1356 machten sich möglicherweise bemerkbar.

In einer Urkunde vom 1.Mai 1354, die von Erzbischof Gerlach aus Mainz ausgestellt ist,geht es zwar um einen Rechtsstreit in einer Pfandsache. Interessant an dieser Urkunde ist aber, dass Graf Eberhard von Wertheim dem Abt von Bronnbach die Zustimmung erteilt haben, 3000 Mark Silber an den

Mainzer Erzbischof zu übergeben. In dieser Urkunde wird erstmals ein Wertheimer Graf als “Schirmer” des Klosters Bronnbach genannt. Urkunde R-US 1354 Mai 1 (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US) Graf Eberhard wird in dieser Urkunde als Schirmer, nicht als Vogt

bezeichnet, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Kloster Bronnbach die Freiheit von Vögten zugestanden worden war, wie auch in untenstehender Urkunde belegt ist. Graf Eberhard regierte schon in den letzten Lebensjahren seines Vaters mit. Nach seinem Tod 1355 regierte er allein bis zu seinem Tod 1373.  Der Aufstieg der Wertheimer Grafen war immer  mit einem besonderen Verhältnis zur jeweiligen Herrschaftsfamilie verbunden. Graf Eberhard nahm Stadt und Schloss Wertheim als Lehen von Kaiser Karl IV. Er wurde Mitte des 14. Jahrhunderts  von Kaiser Karl IV.mit dem Schutz von Kloster Bronnbach betraut. Kloster Bronnbach war die Grablege der Wertheimer Grafenfamilie. sowohl Eberhards Vater Rudolf als auch Eberhard sind in Bronnbach bestattet.

Mit der Urkunde R-US 1367 Januar 21 bestätigte Kaiser Karl IV.(1346-1378) “Karl IV., römischer Kaiser, bestätigt dem Abt und Konvent zu Bronnbach die Privilegien seiner Vorfahren und trifft Bestimmungen über Gerichtsbarkeit, Freiheit von Vögten sowie von Abgaben vom eigenem Wachstum an kaiserliche Zollstätten.”

Abt war in dieser Zeit Abt Berthold, der in seiner Regierungszeit die Grundlage für eine neue Blütezeit des Klosters legte.

1378 inkorporierte Papst Urban VI. (1378-1389) dem Kloster die Pfarrkirche in Wertheim, die Graf Johann und seine  Gemahlin Margarethe am 21. Januar 1379 dem Kloster zusammen mit dem Kirchensatz übergaben. Urkunden R-US 1378 November 19 und R-US 1379 Januar 21

beide im Findbuch R-US im Staatsarchiv Wertheim. Der Kirchensatz räumte dem Kirchherrn, in dem Falle dem Grafen von Wertheim die Pfründe der Kirche sowie das Mitwirkungsrecht bei der Besetzung der Pfarrstelle ein.

Die wirtschaftliche Genesung des Klosters zeigte sich im Bau der steinernen  Tauberbrücke von 1408 sowie der spätgotischen Umgestaltung der Klosteranlage. Das Brunnenhaus wurde erbaut und 1411 die Bibliothek. Brücke, Brunnenhaus und Bibliothek wurden unter Johann III. Hildebrand (1404-1416) errichtet. Die Spannweiten ihrer beiden weitgewölbten Bögen (21,70 m bzw. 22,60 m) weisen nach der Karlsbrücke in Prag die größte

Spannweite gotischer Brücken in Mitteleuropa auf. Ihr Bau kostete angeblich 40.000 Gulden. Auf der Brücke war die Zollstation des Klosters. Sie hat als einzige Brücke des mittleren und unteren Taubertals allen bisherigen Hochwassern standgehalten.

1415 stellte  Kaiser Sigismund (1411-1437) eine Schutzurkunde für Kloster Bronnbach aus.”Kaiser Sigismund nimmt das Kloster Bronnbach (Brunpach) in seinen und des Reiches Schutz, befreit es von Vögten und fremden Gerichten und gewährt ihm Abgabenfreiheit von eigenem Erwachs an den kaiserlichen Zollstätten.” ( R-US 1415 März 22 Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US )

Auch der auf dem Konstanzer Konzil  1417 gewählte Papst Martin V. nahm das Kloster unter seinen Schutz und bestätigte seine Freiheiten. (R-US 1418 Februar 23 Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US )

Im 15. Jahrhundert öffnete sich der Zisterzienserorden für Studium und Wissenschaften. so befahl zum Beispiel der Generalabt von Citeaux  Jacques III. Theuley de Pontailler-sur-Saône (1501– 1516)am 24. Mai 1503 den Äbten von Schönthal und Maulbronn 30 Mönche nach Heidelberg zum Studium

zu schicken (siehe “Mei Büchle, Kloster Maulbronn) Der Bronnbacher Abt Johann Altzheim (1452-1459) ist ein gutes Beispiel für diese Entwicklung. Er hatte von 1415 bis 1433 in Heidelberg studiert und gelehrt. 1434 schrieb er sich an der Wiener Universität ein. Dort lehrte er als Doktor der Theologie.

Von 1437-1439 war er Dekan der Theologischen Fakultät. Das Stift Heiligkreuz im Wienerwald unterhielt ein Studienhaus in Wien, das Nikolauskolleg. Neben seiner Lehrtätigkeit Johann Altzheim dort als Provisor tätig. Bischof Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II. (1458–1464) bezeichnete  ihn als” theologus perspicax” (scharfsinniger Theologe) Johann Altzheim  wurde 1447 Abt in Heiligkreuz und bekleidete dieses Amt bis 1451. Dann kehrte er zu seiner Mutterabtei nach Bronnbach zurück und war dort von 1451-1459 Abt. Johann Altzheim sich bei der Bekämpfung der hussitischen Lehre einen Namen gemacht.Er starb 1459 und ist im Kapitelsaal von Bronnbach bestattet.

Die 1411 errichtete Bibliothek belegt ebenfalls das Gewicht, das die Bildung der Mönche jetzt hatte. In einem Schreiben von 1510 an seinen Stiefbruder Johannes Butzbach hebt der Novize und später Mönch Philipp Trunck die Bronnbacher Bibliothek hervor.

„Unser Kloster liegt am Ufer der Tauber in anmutiger Einsamkeit, von schönen Gärten umgeben. Wir haben viele und schöne Gebäude für den Abt, für die Brüder und die Gäste, außerdem schöne Werkstätten für allerlei Künste und Gewerbe. Wir besitzen eine große Kirche mit 16 Altären, außerdem haben wir noch fünf Kapellen mit wohlverzierten Altären. Wir besitzen zwei Bibliotheken mit Werken vieler Schriftsteller. Sechs gelehrte Mönche weilen hier, die den Magistergrad erlangt haben. Wir besitzen zwei Orgeln, auf diesen spielt ein Bruder mit höchster Kunstfertigkeit. Mehrere Quellen fließen durch das Kloster, eine in der Kirche, eine zweite in der Wohnung des Abtes und eine dritte im Refektorium.“
online Kultur im Kloster Bronnbach 2013 www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/kloester/zisterz/bronnb/index.htm Johannes Butzbach war von 1509-1516 Prior im Benediktinerkloster Laach, der heutigen Abtei Maria Laach. Er ist ein bedeutender Vertreter des rheinischen Klosterhumanismus

und Nachfolger seines Vorbildes Johannes Trithemius.

Der oben zitierte Brief ist noch länger. Das Original befindet sich auf der Universitätsbibliothek in Bonn (Cod. S. 220. V. c. fol. 139-144)

Die Bronnbacher  Bibliothek wurde allerdings 1631 weitgehend vernichtet. Zur Bibliothek sagt Trunck, dass nur die Professbrüder diese benützen dürfen, die Novizen noch nicht. Bei der Verfassung des Briefes waren es zwei Novizen. Neben den 6 Mönchen mit Magistergrad befand sich ein weiterer im Gymnasium zum heiligen Geist in Heidelberg. auch der Abt Johann VI.  und der Novizenmeister hatten den Magistergrad.

Der Konvent hatte 1510 40 Mitglieder, davon 24 Choralen, das sind die Mönche, die zum Chorgebet verpflichtet sind. 6 waren zu der Zeit in auswärtigen Geschäften unterwegs. 8 Konversen lebten und arbeiteten im kloster. Dazu kamen 2 >Novizen.

1416 wurde Johann IV. Siegemann zum 31. Bronnbacher Abt gewählt. Anlässlich seiner Wahl wurde veranlasst vom Maulbronner Mutterabt Albrecht IV. (1402-1428) eine Aufstellung der Klostereinkünfte erstellt.Der Konvent bestand aus 26 Mönchen und 4 Konversen. Das Klostereinkommen belief sich e 1097 Pfund und 42 1/2 Gulden beständigen und 12 Gulden an beweglichen Zinsen.

Von 1426-1428 wurde das stark schadensanfällige Kirchendach radikal umgebaut. Diesem Umbau fielen die Apsiden des Staffelchors zum Opfer. Der Umbau wurde von einem Meister Berthold, einem Laienbruder aus dem Mutterkloster Maulbronn vorgenommen, der dort für das spätgotische Kreuzrippengewölbe in der Klosterkirche verantwortlich zeichnete.

Nachdem das Kloster in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wirtschaftlich wieder gesundet war, zahllose Bauvorhaben durchführen konnte und auch kulturell ausstrahlte, kam ab dem 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges eine Periode ständigen Niedergangs, die das Kloster an den Rand des Ruins brachte.

Im landwirtschaftlichen Bereich hatte das Kloster drei wichtige Einnahmequellen. Das war einmal die Fischzucht, die in Bronnbach ebenso konsequent und erfolgreich betrieben wurde wie im Mutterkloster Maulbronn. Mit vielen Teichanlagen auch in den Seitentälern der Tauber hatte das Kloster

ein Monopol auf den Fischverkauf. Bei einem Fleischverbot von 1/3 des Jahres war ein entsprechender Bedarf vorhanden.

Natürlich wurde die Wasserkraft genutzt. Das Kloster besaß viel Mühlen oder es besaß einen Mahlgang in der Mühle einer anderen Herrschaft. In den Mühlen herrschte Mahlzwang, das heisst die Bauern durften ihr Getreide nur in der Mühle ihrer Herrschaft mahlen lassen.

Dann war der Weinbau, den die Mönche ins Taubertal gebracht hatten. Die Klosterweinberge wurden von Häckern der Umgebung in Lohnarbeit bearbeitet. Bäuerliche Pächter und Weinbauern waren verdrängt worden. Der Wein konnte zollfrei über den Main verschifft werden. Dazu kam das Recht, in Wertheim Wein steuerfrei ausschenken zu dürfen. Die Überschüsse des Klosters wurden in den Stadthöfen des Klosters (s.o) verkauft.

Im 14./15. Jahrhundert  wurde die Klosterwirtschaft immer mehr auf Einkünfte, auf Zinsen und Gülten umgestellt, eine Reaktion auf den zunehmenden Konversenmangel, der der dem gesamten Orden zu schaffen machte.

Die Besitzverhältnisse und Wirtschaftsweisen, Steuerfreiheiten, Zehnten und Rechte führten immer wieder zu zahlreichen Konflikten mit den jeweiligen Ortsherrschaften, mit der Dorf- und Stadtbevölkerung, den Häckern und Bauern.

Der Konflikt entzündete sich, was sich im Bauernkrieg zeigte. Klöster und Herrschaften waren Ziel der bäuerlichen Angriffe. Bei Klöstern waren die jeweiligen Fischteiche Zielpunkt. Das bäuerliche Ausfischen oder das Wasserablassen der Fischteiche beendete real-symbolisch das Klostermonopol.

Abt war in der Zeit des Bauernkrieges Johann VI. Edler von Boffsheim (Balzheim)(1501-1526) Kurz vor Ostern versammelten sich die Bauern der Klosterdörfer um einen Bund zu schwören. Kloster Bronnbach wurde geplündert, wahrscheinlich die Seitenkapellen und die Vorhalle der Klosterkirche zerstört .

Die zwei Orgeln wurden ebenso zerstört wie zwei Bibliotheken. Abt und Konvent wurden von den Bauern ebenfalls vertrieben. Als Abt Johann VI. am 13. November 1526 verstarb, wurde Konrad Neiff am 24. November als neuer Abt gewählt. Dieser trat aber schon am nächsten Tag wieder zurück.

Die desolate Bausubstanz hatten ihn  wohl ebenso wie die desolaten Klosterfinanzen zu diesem Schritt veranlasst. Auf ihn folgte als 38. Abt Markus Hauck aus Lohr (1526–1548).1530 bestätigte Kaiser Karl V. (1520-1556)

alle Rechte und Freiheiten, die seine Vorfahren Kloster Bronnbach verliehen hatten. Urkunde R-US 1530 Juli 20 Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US .

1530 fielen im Kloster Bronnbach acht Konventualen einer Seuche zum Opfer, das war etwa ein Drittel des Konvents. Im Mutterkloster Maulbronn war Abt Johannes IX. 1534 in den Stadthof von Kloster Maulbronn nach Speyer geflohen, nachdem Herzog Ulrich von Württemberg mit der Säkularisierung

der Klöster in seinem Herrschaftsbereich begonnen hatte. 1535 waren die ersten evangelischen Prediger in Maulbronn tätig.1537 verlegte Abt Johannes die Abtei nach Pairis. 1537 wurde Kloster Bronnbach der fränkischen Zisterzienserabtei Ebrach unterstellt.

Abt Markus war der erste Bronnbacher Abt, der bischöfliche Insignien trug. Die Pontifikalrechte, sowie das Recht, Mitra, Ring und Stab zu führen, wurden ihm am 17. November 1538 von Kardinal Hieronymus Aleander, Erzbischof von Brindisi.(Urkunde R-US 1538 November 17a Staatsarchiv Wertheim Findbuch R-US) gewährt.

Abt Markus starb am 15. November 1548. Am 26. November 1548 wurde Clemens Leusser wohl unter dem Einfluss des Grafen Michael III.von Wertheim zum neuen Abt von Bronnbach gewählt. Am 18. Oktober 1533 war er ins Kloster Bronnbach eingetreten. Am 10. Februar 1535  legte er seine Profess ab.

Er versah einige Klosterämter vor seiner Wahl zum Abt. Der Generalabt von Citeaux Jean XI. Loysier (30. März 1540–26. Dezember 1559 ) bestätigte die Wahl von Abt Clemens am 5. Februar 1549. Er wurde am 28 April 1549 Würzburger Weihbischof Georg Flach OSB (1544- 1564 )

benediziert.  In den ersten beiden Jahren seiner Regierungszeit erwies er sich noch als treuer Anhänger und Verfechter des alten Glaubens. Dann wandte er sich zunehmend der Reformation zu. Ende 1552 meldete er deren Vollzug an den Grafen Michael III.

Die weichen zur Reformation in der Grafschaft Wertheim stellte schon Michaels Vorgänger Graf Georg II. von Wertheim (1509-1539). Er war den Gedanken Luthers gegenüber aufgeschlossen . Schon 1524 forderte er Abt Johann VI. zu einer Stellungnahme zu den strittigen Religionsfragen auf.

Dieser antwortete nur sehr ausweichend. Papst Clemens VII.(1523-1534) beauftragte das Hochstift Würzburg mit der Visitation der Klöster in seinem Bistum. Das Hochstift beobachtete die Vorgänge im Kloster genau. Das Kloster wiederum sah mit der angedrohten Visitation seine Rechte bedroht.

Es wandte sich an den Grafen von Wertheim, der das Kloster als kaiserliches Lehen für sich beanspruchte.Nun zeigte sich, dass das Ganze eben auch eine Machtfrage war. Für Graf Georg ging es hauptsächlich darum, mit Hilfe der Reformation das Kloster unter seine Herrschaft zu bringen.

Die Verhandlungen zwischen Würzburg und Wertheim scheiterten. Das Kloster konnte mit einem Appell an das Reichskammergericht im Januar 1528 die angedrohte Visitation gerade noch abwenden. Dann starb Graf Georg II. 1530 ganz plötzlich. Für die Reformationsbestrebungen bedeutete das einen Aufschub.

1552 ließ Abt Clemens in seinem Kloster in lutherischem Sinn predigen. 1553 wurde erstmals im Kloster Bronnbach und Bronnbacher Pfarreien das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Im Kloster hatte er 24 junge unbemittelte Leute aufgenommen, um sie zu Lehrern oder Predigern der neuen Lehre auszubilden.  Parallel zu den Reformationsereignissen liefen die Ereignisse des 2. Markgrafenkrieges. Zwischen 1552 und 1555 hatte Markgraf von Brandenburg-Kulmbach und Bayreuth Albrecht Alcibiades Raubzüge gegen seine fränkischen Nachbarn unternommen die Hochstifte Würzburg und Bamberg

zwang er, hohe Zahlungen zu leisten oder Landbesitz an ihn abzutreten.Kloster Maulbronn musste Kriegssteuern zahlen oder Naturallieferungen an die Kriegsparteien leisten. 1554 musste der Konvent vorübergehend sein Kloster verlassen.

Der Würzburger Bischof Melchior Zobel (1544 –1558) ging gegen Abt Clemens  vor. 1554 sollte er vom Hochstift Mainz verhaftet werden. Er leugnete seine Identität und konnte sich so der Verhaftung entziehen. Im Kloster fühlte er sich aber nicht mehr sicher. Er nahm das Klosterarchiv und Teile des Klosterschatzes mit und zog nach Wertheim in den Klosterhof um. Er heiratete am 1. Juni 1557. Im Streit um die Abtswürde seine Einkünfte wurde er von Grafen Ludwig von Stolberg, Schwiegervater und Nachfolger Michaels III. von Wertheim, und dem Herzog Christoph von Württemberg unterstützt.

Der neue Würzburger Bischof Friedrich von Wirsberg (1558 –1573) ernannte im August 1558 den früheren Konventualen Johann Pleitner, der jetzt Pfarrer in Königshofen war zum Bronnbacher Abt, da eine vorschriftsmäßige Wahl nicht möglich war. Johann Pleitner war einer der letzten drei katholisch gebliebenen  Mönche nach Einführung der Reformation durch Abt Clemens.

Er benedizierte ihn  am 15. August, 1558 und installierte ihn mit Gewalt in Bronnbach. Abt Clemens hatte am 25. Oktober 1558 zum zweiten Mal geheiratet, nachdem seine erste Frau gestorben war. Aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor.

Er arbeitet als Revisor in gräflich Stolbergischen Diensten und starb am 6. Oktober 1572 in Wertheim.

Abt Johann war ein Abt ohne Konvent. Die beiden verbliebenen anderen Konventualen befanden sich auswärts auf anderen Stellen. Pater Johann Knoll war Pfarrer in Rosenberg und Pater Martin Schäfer starb am 22. August 1560.

Viel bewirken konnte er natürlich nicht. 1560 fanden die Ablösung der Ansprüche des gewesenen Abtes Clemens statt. 1562 wird von einer Rücknahme von Kloster Bronnbach durch den Würzburger Fürstbischof berichtet.

Abt Johann starb 23. März 1563.

Am 22. August 1563  führte Fürstbischof Friedrich von Wirsberg den letzten verbliebenen Bronnbacher Konventualen Johann Knoll  ebenfalls mit Waffengewalt in sein Amt als Bronnbacher Abt ein, denn die Abtei hatte Graf

Ludwig von Wertheim-Löwenstein-Stolberg in Besitz.Von seiner Vorgeschichte ist nicht viel bekannt. Sicher ist nur, dass er  1549 in die Abtei Bronnbach eingetreten ist, also nachdem Abt Clemens dort die Reformation eingeführt hatte.

Es ist nicht sicher, ob er immer dem katholischen Glauben treu geblieben ist oder ebenfalls lutherisch geworden ist und später zum katholischen Glauben zurückgekehrt ist. Er hatte zwei Töchter, wobei er möglicherweise vor seinem Eintritt ins Kloster

verheiratet war. Der Fürstbischof kannte seine Vorgeschichte, ernannte ihn aber trotzdem zum Abt, was möglicherweise damit zu begründen ist, dass er der einzige überlebende Konventuale war.

Der Generalabt  Nicolas I. Boucherat (1571-1583) und der Abt von Kloster Ebrach Leonhard Rosen (1563–1591) forderten Abt Johannes auf, Bronnbach wieder für den Zisterzienserorden zu gewinnen. Um wieder zu einem Konvent zu kommen, erbat sich Johannes

Konventualen aus den umliegenden Klöstern.Da diese auch Mangel an Konventualen hatten, erfolgte das nur widerwillig und erst nach Aufforderung des Fürstbischofs. Aus Kloster Schöntal wurde P. Petrus Hasenbein nach Bronnbach gesandt und er wurde dort Prior.

In der Klosterkirche predigte bis 1572 der lutherische Pfarrer von Reicholzheim. Aber 1572 wurde trotz einer beim Reichskammergericht eingereichten Klage Wertheims Kirche, Kapellen und Altäre der Kirche wieder geweiht. Die lutherische Schule, die Graf Michael von Wertheim und Abt Clemens

1558 im Kloster eingerichtet hatten, wurde in eine katholische Schule mit einem jesuitischen Präzeptor umgewandelt. Auch das geschah nur gegen den Widerstand des Grafen von Stolberg.

Am 1. Februar 1572 bestätigte und erneuerte  Kaiser Maximilian II. (1563-1576) die Privilegien des Klosters. Inseriert sind eine Reihe von Privilegien früherer Könige und Kaiser. R-US 1572 Februar 1Fundbuch R-US Staatsarchiv Wertheim.

Am 29. Juli 1573 unterstellte Generalabt Boucherat Bronnbach definitiv Ebrach. Er übertrug dem Ebracher Abt, das war immer noch Leonhard Rosen, die Rechte und Funktionen eines Vaterabtes.Dieser hatte am Vortag Johann Knoll als Abt bestätigt.

Mit der klösterlichen Disziplin gab es einige Schwierigkeiten. Der Prior P. Petrus Hasenbein und der Großkellner Oswald Klockhardt wurden nach Würzburg gebracht und dort inhaftiert. Nach ihrer Freilassung wechselten sie die Konfession und der Wertheimer Graf Ludwig von Stolberg

setzte sie als  lutherische Pfarrer nach Dörlesberg und Nassig. Die Zahlung eines Jahresgehalt durch Kloster Bronnbach wurde aber durch ein kaiserliches Mandat verhindert.

In Würzburg war Julius Echter (1573-1617) Fürstbischof. Auch er unterstützte Kloster Bronnbach sehr und beide Fürstbischöfe hatten einen wesentlichen Anteil an erfolgreichen Wiederherstellung des Klosters Bronnbach.

Am 24. September 1578 legte Abt Johann sein Amt aus Altersgründen nieder. Noch am selben Tag wurde sein Nachfolger Wigand Mayer gewählt. In seiner Regierungszeit erholte sich das Kloster allmählich von den Folgen der Reformation.

Allerdings hatte er einige Schwierigkeiten zu meistern. Da war einmal der Wertheimer Graf Ludwig und gegen den er sein Recht bei Reichskammergericht durchsetzen musste. Am 14. November 1589 nutzte Graf Ludwig die Abwesenheit des Abtes und ließ Kloster Bronnbach militärisch besetzen.

Den Bursar und den Büttner ließ er nach Wertheim bringen. Bischof Echter griff umgehend militärisch ein. Daraufhin klagte Graf Ludwig gegen den Würzburger Fürstbischof. Es entstand die Würzburger Fehde, die allerdings noch weitreichender Gründe hatte. Sie dauerte etwa zwanzig Jahre.

Die vier ehemals wertheimischen Ämter (Karlstadt-)Laudenbach, Remlingen, Freudenberg und Schweinberg wurden  am Ende würzburgisch.

Abt Wigand hatte auch gegen innerklösterliche Opposition zu kämpfen. Konventsmitglieder klagten gegen ihn bei Bischof Julius Echter und warfen ihm vor, Klostergut verschleudert zu haben. Er wurde vorgeladen, konnte sich aber rechtfertigen. Abt Wigand sollte die Wirtschaftsverwaltung nach den Vorgaben des Hochstiftes Würzburg modernisieren. Dass ihm das gut gelang, zeigt eine Quittung aus dem Jahr 1587:

“Bischof Julius zu Würzburg bekennt, dass das Kloster Bronnbach (Brumbach) zu Seminar und Universität zu Würzburg (Wirtzburgk) 2000 Gulden beigesteuert hat.” (R-US 1587 Februar 22 Findbuch R-US Staatsarchiv Wertheim). Wenn das Goldgulden waren,entspricht das immerhin

einem Wert von ca. 75 Euro/Gulden. In seiner Amtszeit wurden über dem romanischen Unterbau des Konversengebäudes im Westflügel zwei Stockwerke aufgeführt und als Abtswohnung eingerichtet. In Allersheim und Hochhausen wurden die Pfarrhäuser wieder hergestellt

und Schafstall auf dem Schafhof neu erstellt. Das Kloster erhielt in seiner Regierungszeit auch wieder Zulauf. Von 1581-1601 erhielten 26 Mönche die Weihen.

Zur Gesundung des Klosters trugen auch die Reformbemühungen des Zisterzienserordens bei, die der Orden nach dem Konzil von Trient in Angriff nahm. 1594 wurden die Äbte von Ebrach als Generalvikare für die fränkischen Klöster, zu denen Bronnbach zählte, bestellt.

1595 beschlossen 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum im Kloster Fürstenfeld die “Fürstenfelder Statuten”. Aus den vier Provinzen Schweiz-Schwaben-Elsaß, Franken, Baiern sowie den Kaisheim unterstehenden Klöster sowie Tiro wurde das oberdeutsches Generalvikariat gebildet.

Zum Generalvikar wurde der Salemer Abt Petrus Müller (1593–1615) ernannt. Nach einer Visitationsreise von Generalabt Nikolaus II. Boucherat im Jahr 1615 wurde 1624 die Oberdeutsche Kongregation gegründet. Darin wurden die oberdeutschen Zisterzienserklöster in einer eigenständigen Verwaltungseinheit zusammengefasst. Bronnbach gehörte der Kongregation von Beginn an an.

Abt Wigand starb am 23. November 1602.

Unter dem Vorsitz von Vaterabt Hieronoymus I. Hölein (1591–1615) wurde der neue Abt Sebastian Ulrich gewählt. Er weigerte sich zunächst, dem Würzburger Bischof den Eid zu leisten, da in die Eidesformel verschiedene Neuerungen aufgenommen worden waren. Gutes Zureden half nichts.

Erst nachdem er dazu genötigt wurde, legte er den Eid ab. 1605 reiste er zum Generalkapitel nach Citeaux.Auf dem Weg traf er sich  in Schweinfurt  mit den Äbten von Ebrach und Bildhausen wegen der Türkensteuer. 1612 weilte Kaiser Matthias (1612-1619) mit seiner Gemahlin Anna in Würzburg.

Abt Sebastian nahm an der Huldigung der Prälaten in Würzburg teil. In der Folge wurden alle kaiserlichen Privilegien Bronnbachs nach der Formel Rudolfs II. bestätigt.

1613 machte der Kurfürst von Trier Lothar von Metternich ( 1599 bis 1623 ) in Bronnbach mit 250 Personen Station und musste verpflegt werden. Das kostete und der Konvent musste sich einschränken, was natürlich Anlass zur  Schon die Reisekosten nach Citeaux hatte Abt Ulrich kaum bestreiten können.

Abt Ulrich wurde für die missliche wirtschaftliche Lage verantwortlich gemacht und es Unfähigkeit und Verschwendungssucht vorgeworfen. Er wurde nach Würzburg vorgeladen und der Verwaltung in Bronnbach enthoben. Fürstbischof Echter setzte den Bursar Jacob Höfer als Administrator ein.

Nachdem der Generalabt Nicolas Boucherat (1604-1625) kurz danach wieder in Franken war, wurde der Abt nochmals nach Würzburg vorgeladen und dankte dann im Beisein von Generalabt Boucherat und dem Ebracher Abt Hieronymus ab.

Am 11. Juli 1618 wurde nach dreijähriger Verwaltung durch Jacob Höfer mit dem Ebracher Bursar Johannes Feilzer ein neuer Abt gewählt. Die Wahl fand unter Leitung des Salemer Abtes Thomas Wunn (1615–1647 ) als Vertreter des Generalabt Nicolas Boucherat  und in

Anwesenheit des Ebracher Vaterabts Johannes Dressel (1618–1637) statt. Der Konvent war total zerstritten und man hatte sich nur sehr schwer auf einen Kandidaten einigen können, der möglicherweise der Neutralität halber aus dem Mutterkloster
Ebrach genommen worden war. Nach der  Bestätigung durch den Generalabt wurde Abt Johannes am Januar 1619 in Ebrach zusammen mit Abt Johannes Dressel in dessen Heimatkloster von dem Würzburger Fürstbischof

Johann Gottfried von Aschhausen (1617-1622) benediziert assistiert von dem Langheimer Abt Peter II. Schönfelder (1608–1620 ).

Der neue Abt setzte nun sein ganzes Augenmerk sowohl auf den geistlichen als auch auf den wirtschaftlichen Wohlstand der wirtschaftlichen Wohlstand der Abtei. Der geistliche Wohlstand lässt sich in
Zahlennatürlich nicht ermessen. Aber wirtschaftlich war Abt Johannes sehr erfolgreich- bis der Dreißigjährige Krieg auch Franken erreichte. In den ersten Jahren seiner Amtsführung hatte er 17.000 Gulden an Schulden abgetragen.

1623 hatte er die Veitsmühle in Bütthardt erworben, 1627 da sogenannte Schneckenhaus in Hochhausen und noch ein weiteres Haus an diesem Ort.

Am 18. Juli 1625 bestätigte Kaiser Ferdinand II. dem Kloster alle Rechte und Privilegien. Auch sicherte er kaiserlichen Schutz zu. Dies nützte Abt Johannes um 1628 mit Hilfe kaiserlicher Reiter die Ortschaften

Reicholzheim, Dörlesberg, Nassig, Ebenheid , die in fremde Hände geraten waren, wieder in den Besitz des Kloster zu bekommen. Er hatte den Neubau des Gästehauses vollendet und große Summen zur

Anschaffung von Kirchenparamenten und Geräten ausgegeben, unter anderem einen neuen Abtstab ausgeben. Dann kam der Krieg in Franken an. Am 15. Oktober 1631 kapitulierte Würzburg und wurde von Gustav Adolf (1611-1632)

Schon am 12. Oktober waren Würzburger Jesuiten und hohe Geistliche auf der Flucht auch in Kloster Bronnbach vorbeigekommen und empfahlen Abt Johannes, das Kloster zu verlassen. Er ließ Kirchenornat und Klosterschatz verpacken

und flüchtete in Begleitung seines Cellerars Johannes Tierlauf zunächst nach Miltenberg, dann über Worms in die Benediktinerabtei Tholey im Saarland. Aber Tholey wurde bald von den nachrückenden Schweden überfallen und geplündert.

Diese brachten den Abt als Gefangenen nach Worms.

Am 15. Oktober 1631 brachten sich die Mönche in Sicherheit. Einige flohen nach Schönthal, andere nach Wettingen, einer ins Zisterzienserkloster Bottenbroich bei Kerpen und einer sogar bis ins Kloster Heiligenkreuz in der Nähe von Wien.

Gustav Adolf hatte das verlassene Kloster dem Grafen Friedrich Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg geschenkt. Er hatte den gesamten Viehbestand des Klosters, nach Aussagen des Chronisten “vor Vieltausend Reichsthaler Werth”

Ebenso raubte er Wein  und Früchte. Die Altäre schändete er und zerstörte sie. Bilder wurden verbrannt, Statuen zerstört. Die reichhaltige Bibliothek wurde zerstört, die Bücher verstreut, die noch verbliebenen Mönche wurden übel behandelt.

Das Archiv dagegen blieb weitgehend erhalten. möglicherweise wurde es rechtzeitig in Sicherheit gebracht.

Die Klosterchronik endet Ende September. Sie setzt erst 1635 wieder ein.

Abt Johannes kam von Worms irgendwie nach Metz und von dort schließlich nach Köln, wo sich auch der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1631 –1642) und der Würzburger Weihbischof Jodokus Wagenhauer sowie der

Abt von Bildhausen Georg Kihn (1618 ?-1639) befanden. Ins Kölner Zisterzienserinnenkloster war auch der Klosterschatz in Sicherheit gebracht worden.

Die Schlacht bei Nördlingen am 5. und 6. September 1634 bescherte den Schweden eine vernichtende Niederlage. Der Schwäbische, fränkische und Bayrische Reichskreis sowie Oberschwaben kam wieder unter kaiserliche Kontrolle.

In der Folge konnten auch die Bronnbacher Mönche wieder in ihr verwüstetes Kloster zurückkehren und mit dem Wiederaufbau beginnen. Abt Johannes starb kurze Zeit nach der Rückkehr aus seinem Kölner Exil in Würzburg am 3. September 1637.

Er wurde am 5. September in der Bronnbacher Kirche beerdigt.

Sein Nachfolger wurde Johannes Tierlauf, der mit dem verstorbenen Abt zusammen im Exil war. 1635 war er auch mit ihm nach Bronnbach zurückgekehrt. Laut der Urkunde R-US 1637 September 10 wird Johannes Tierlauf am 10. September 1637 zum

neuen Abt von Bronnbach gewählt. Die Wahl fand unter Vorsitz des Bildhausener Abtes Georg Kihn und im Beisein des Visitator und Ebracher Abtes Johannes VI. Pfister (1637–1641) statt. Neun Konventuale konnten an der Wahl teilnehmen. Der Rest war noch verstreut.

Der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld bestätigte die Wahl schon am 25. September. Die Benediktion konnte aber erst am 2. Februar 1638 in der Domkirche in Würzburg stattfinden. Gleichzeitig mit Johanes Tierlauf weihte der Würzburger Fürstbischof die neuen Äbte von Ebrach

Johannes Pfister und den Langheimer Abt Johann Gagel (1638.1649) Der neue Bronnbacher Abt hatte hauptsächlich zwei Aufgaben. Zum einen musste er seinen weitverstreuten Konvent wieder zusammenbringen. So forderte er den Bronnbacher Konventualen Friedrich Groß, wieder nach Bronnbach zurück zu kommen. Er war in Heiligkreuz untergekommen. Der dortige Abt Christoph Schäfer (1615-1637) ermöglichte ihm ein Studium an der Universität Wien. Er hatte dort 1635 den Doktorgrad in Philosophie erworben und 1638 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert.

In seiner Wiener Zeit schloß er Freundschaft mit Juan Caramel Y Lokowitz, einemscholastischen Universalgelehrten und spanischen Zisterzienser. Er war in das Kloster
Santa Maria de la Santa Espina in der Provinz Valladolid eingetretn. Er schuf mit der “ Theologia regularis” ein umfangreiches Kommentarwerk zur Regula Benedicti, das 607 Seiten umfasste. Die zweite Auflage erschien 1646 in Frankfurt und er widmete einen Teil dieser

Auflage Friedrich Groß. Er machte in Wien auch Bekanntschaft mit Mauritius  Knauer  (1649–1664) dem späteren Abt des Zisterzienserklosters Langheim sowie Gaspar Jongelinx, ab 1640 des nach dem Restitutionsedikt von 1629 wiederhergestellten Klosters Disibodenberg in der Pfalz.

Friedrich Groß kehrte 1639 nach Bronnbach zurück und wurde 1641 nach dem Tod von Abt Johannes Tierlauf neuer Abt in Bronnbach.

Der zweite Schwerpunkt von Abt Johannes Tierlauf war die desolate wirtschaftliche Lage des schwergeschädigten Klosters zu verbessern. Aber es herrschte immer noch Krieg. Man konnte sich im Land kaum bewegen, denn man stieß immer wieder auf umherstreifende Soldaten.

Trotzdem schaffte es das Kloster am 10. März 1638 die Lindenmühle an der Erffmit allen Rechten  samt Zubehör für 300 Reichstaler zu kaufen.  (Findbuch R-S , Staatsarchiv Wertheim: R-US 1638 März 10).

Auch gewährte der Mainzer Erzbischof Anselm Casimir Wamboldt von Umstadt (1629- 1647 )dem Kloster Zollfreiheit für Getreide und Wein, die 1639 nach Frankfurt und Köln verschifft wurden. Der Abt erwirkte auch,  dass die kurfürstlichen Beamten in Bischofsheim, Prozelten und Külsheim angewiesen wurden, ausständige Zehnten und Zinsen des Klosters für dasselbe einzutreiben.

Aber es gab immer wieder Truppendurchzüge, für das Kloster oft eine kostspielige Angelegenheit.General Hans Christoph von Königsmarck  war in die Dienste von König Gustav Adolf getreten. 1639 war er schwedischer Befehlshaber in Westfalen. Von dort aus unternahm er mit einem mobilen Reiterverband Plünderzüge bis in den Süden Deutschlands.1639 musste das Kloster Brandschatzungsgeld an die schwedischen Truppen  zahlen.

Abt Johannes Tierlauf starb am 21. April 1641. Er wurde neben seinem Vorgänger bestattet.

Bei der Wahl des neuen Abtes waren 7 stimmberechtigt Mitglieder anwesend. Sie fand unter Vorsitz des Visitators Johannes Pfister statt. Gewählt wurde Friedrich Groß als Jüngster der anwesenden Mönche, wegen seiner Gelehrsamkeit.

Er wurde am 20. August, am Fest des Heiligen Bernhard, im Auftrag des Fürstbischofs von Würzburg von Abt Valentin Hendinger (1639–1675 ) von Kloster Maria Bildhausen  benediziert.

Das größte Augenmerk legt der Abt nun auf die Gewinnung neuer Konventualen und eine gründliche Ausbildung der neuen Konventsmitglieder. Das war Voraussetzung die inkorporierten Pfarreien der Abtei seelsorgerlich betreuen zu können.

1645 zählte der Konvent schon wieder 16 Mitglieder. Drei davon studierten in Würzburg Philosophie. Gleich bei Amtsantritt ließ er den verwüsteten Chorraum der Kirche wieder herstellen und einen neuen Altar errichten.

1641 wies  Girolamo Farnese(1639-1643), der päpstliche Nuntius in Luzern an, dass alle auswärtigen Konventualen in ihre Professklöster zurückkehren sollten. Daraufhin kamen auch die Bronnbacher Konventualen  zurück,

unter ihnen wohl auch Valentin Mammel, der über Schönthal und Salem, wo er jedes Mal vor den Schweden fliehen musste sich dann in Wettingen aufhielt, wo er zusammen mit Nikolaus Hoffmann war, dem späteren Abt von Neuzelle.

Für den Bronnbacher Hof in Würzburg ordnete Abt Friedrich an, dass dort ein Kapitular aus dem Kloster die Verwaltung führen sollte. Das geschah aus ökonomischen Gründen. Gleichzeitig war ein Ansprechpartner für die in Würzburg studierenden

Mönche auch zur Leitung und Überwachung vor Ort. Aber auch die fürstbischöfliche Kanzlei mischte sich ein. Am 21. November 1645 musste Abt Friedrich einen Revers unterzeichnen und damit die fürstbischöfliche Überwachung seiner Massnahmen anerkennen.

Zwar gab es seit 1643 erste Verhandlungen zwischen dem Reich, Frankreich und Schweden in Münster und Osnabrück über einen möglichen Frieden. Die Kämpfe dauerten aber noch 5 Jahre an, zumal  alle Parteien versuchten, Vorteile zu gewinnen.

Bronnbach war von Kampfhandlungen betroffen. Am 20. Juni 1646 versuchten kaiserliche Reiter ins Kloster einzudringen. Da aber viele Untertanen  aus Reicholzheim und Dörlesberg gerade im Kloster waren, weil sie ihre Habe dort in Sicherheit hatten,

konnte der Angriff abgewehrt werden. Der Abt musste aber noch dreimal nach Würzburg flüchten.

Am 12. November 1647  trat Abt Friedrich von seinem Amt zurück. Er kam damit einer drohenden Ablösung durch die Ordensleitung zuvor. Wenn man der Bronnbacher Überlieferung folgt, waren daran die Zeitumstände aber auch die mangelnde Erfahrung  in wirtschaftlichen Angelegenheiten an

seinem Scheitern schuld. Aber in der Korrespondenz zwischen Thomas Wunn, dem Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation und Bernhard Gemelich, dem Abt von Stams und Vizepräses der Kongregration geht es auch um den Lebenswandel des Abtes und Schwierigkeiten zwischen ihm und dem Konvent. Die Wahl fand unter Vorsitz des Vaterabts von Ebrach Peter II. Scherenberger (1646-1658) statt. Gewählt wurde Valentin Mammel. Da ihm Friedrich das Treuegelöbnis nicht ablegen wollte und da er von der “Stabilitas”, der Ortbeständigkeit entbunden war, verließ er die Abtei und ging zuerst nach Stams und von dort nach Maulbronn. Dort war Bernardin Buchinger Abt. Dieser forderte die alten Rechte der Mutterabtei wieder ein,  wie er später sagte von Friedrich Groß falsch informiert. Von Abt Bernardin nicht als Profess in Maulbronn aufgenommen, kehrte er nach Franken zurück.

Dort übernahm er die Pfarrei Bischofsheim. Diese legte  1654  nieder.  Dort war es auch zu Auseinandersetzungen gekommen. Er ging 1654 ins Kloster Bronnbach zurück. Er starb am 26. März 1656  und ist in Bronnbach neben der Kanzel bestattet.

Abt Valentin Mammel wurde  am 13. November 1647 zum Nachfolger von Abt Friedrich gewählt. Am 10. Oktober 1649 musste Abt Valentin die Klosterdörfer Reicholzheim, Dörlesberg und Nassig den Grafen von Wertheim übergeben, da diese im Normaljahr 1624 in deren Besitz gewesen waren.

Er Reiste zweimal zum Reichskammergericht nach Speyer, um die Rechte des Klosters zu wahren. Er nahm auch die Hilfe seines Abtkollegen Christoph Haan (1636-1675)vom Kloster Schöntal in Anspruch, damit der die Sache Bronnbachs bei den Grafen Löwenstein-Wertheim vertrete. Die Streitigkeiten

dauerten bis 1672. Deren Ende erlebte er nicht mehr. Während des Krieges waren dem Kloster viele Besitzungen abhanden gekommen oder wurden jetzt streitig gemacht. Abt Valentin musste sich um den mühevollen Wiedererwerb kümmern. Damit entschuldigte er auch sein Nichterscheinen

beim Generalkapitel 1651.

Er bemühte sich, die im Krieg gelockerte Klosterdisziplin wieder herzustellen. Die Bildung seiner jüngeren Konventualen lag ihm sehr am Herzen. Auf Wusch des Generalkapitels wurde 1652 in Würzburg im Ebracher Hof eine Studienstätte für die fränkische Ordensprovinz eröffnet. Dorthin schickte er

zeitweise einen Bronnbacher  Religiosen . Besonders begabte schickte er nach Bamberg, wo sie unter Leitung des Abtes von St. Michael studierten.

1653 nahm Abt Valentin an der Erhebung der Gebeine des seligen Adams von Ebrach teil.

1657 ließ er in der Klosterkirche den großen Kreuzaltar aufstellen, der sein Wappen trägt.

Im Juni 1654 visitierte Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) die fränkischen Klöster und damit auch Bronnbach.

Abt Valentin hatte die Abtei wieder auf eine solide Grundlage gestellt und damit die neue Blütezeit der Abtei eingeleitet.

Mit zunehmenden Alter nahmen seine Kräfte ab. Er resignierte deshalb nach 24-jähriger Regierungszeit am 27. April 1670. Er lebte noch zwei Jahre und starb am 18. Februar 1672. Er wurde am Eingang des Chors der Klosterkirche bestattet.

Sein Nachfolger Franziskus Wundert wurde als Sohn wohlhabenden Ratsherrn Georg Wunder in Grünsfeld geboren. Aus der Stadt Grünsfeld stammen auch die nächsten beiden Bronnbacher Äbte. Seine Eltern bedachten Kloster Bronnbach

mit reichen Spenden und können als große Wohltäter des Klosters angesehen werden. Abt Franziskus studierte in Würzburg. Wann er ins Kloster eingetreten ist, ist nicht bekannt.

In Bronnbach war er Novizenmeister, Lektor der Philosophie und Theologie und fünf Jahre Prior. Er wurde als  am 28. April 1670 einstimmig zum Abt gewählt. Er scheint schon einen guten Ruf gehabt zu haben, denn seine Wahl wurde sowohl vom Würzburger

Bischof Johann Philipp von Schönborn (1642-1673) sowie dem Generalabt Jean XII. Petit (170-1692) sofort bestätigt. Er wurde vom Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger am 28. September 1670 benediziert.

Der Rechtsstreit um die Dörfer Reicholzheim, Dörlesberg und Nassig  vor dem Reichskammergericht endete  am 30. September 1730 mit einem Teilsieg für das Kloster. die Dörfer Reichholzheim und Dörlesberg wurden dem Kloster zugesprochen

und rekatholisiert. Den Einwohnern wurde Glaubensfreiheit zugesichert. Die meisten kehrten bald zur katholischen Kirche zurück.

Im September 1763 erlebte das Kloster Bronnbach und die näher Umgebung nochmals einen Schrecken. Der letzte Krieg lag gerade mal 20 Jahre zurück.

1672 erklärten Frankreich und England den Niederlanden den Krieg, nachdem es die Diplomaten von Ludwig XIV. geschafft hatten, die Niederlande politisch zu isolieren. Einer der Hauptschauplätze des Niederländischen Krieges war das Elsass.

Der französische Marschall Henri de Turenne war im August 1673 von der Gegend von Frankfurt und Aschaffenburg aus in Franken eingefallen und hatte  sich auf dem linken Mainufer festgesetzt um dort das kaiserliche Heer zu erwarten, welches sich unter

dem österreichischen Generalleutnant Raimondo Fürst von Montecuccoli, welches von Nürnberg her im Anmarsch war. Die Franzosen wurden abgedrängt und zogen sich in Richtung Philippsburg zurück. Auf seinem Rückzug überließ er aber das Land um Würzburg den Plünderungen und der Gewalt seines Heeres. In Bronnbach wurden die Kornvorräte des Klosters geplündert und das Vieh geraubt. Abt Franziskus war nach Würzburg geflohen.

Dann aber konnte Abt Franziskus mit der barocken Umgestaltung des Klosters beginnen. Wegen seiner Bautätigkeit nannte ihn der letzte Abt von Bronnbach Heinrich Göbhardt den zweiten Gründer von Kloster Bronnbach. Beim Ostflügel des Konventbaus wurde 1674/75 das Obergeschoss abgerissen und neu errichtet.

Den Bau finanzierte der Abt zum Teil aus seinem ererbten Privatvermögen.

Die im dreißigjährigen Krieg zerstörte Bibliothek baute er wieder auf.

Den Bronnbacher Hof in Würzburg ließ er restaurieren. die dortige Kapelle wurde niedergerissen und durch eine neue ersetzt. Der Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger weihte sie am 28. September 1692.

Für die Abteikirche schaffte er Paramente und Geräte an, z. B. eine Monstranz, mehrere Kelche und einen Abtsstab. Auch die Ende des Jahrhunderts vom Orden neu herausgegebenen Chorbücher wurden angeschafft.

Die klösterliche Disziplin handhabte er sehr streng. Das schaffte ihm durchaus auch Feinde. Manche Konventuale wollten dem entkommen und versuchten in die Abtei Schöntal im Jagsttal auszuweichen, wie der dortige Abt

Benedikt Knittel in seiner Chronik erwähnt.

Abt Franziskus starb am am 10. September 1699  in Neubrunn in Unterfranken. Er wurde in der Abteikirche beigesetzt.

Josef Hartmann wurde sein Nachfolger. Auch er war aus Grünsfeld und auch seine Familie hatte dort Ratsmitglieder gestellt. 1679 trat er in das Kloster Bronnbach ein. 1684 wurde er zum Priester geweiht.

Ab 1696 war er bis zu seiner Wahl Prior in Bronnbach. Er wurde am 19. September 1699 zum Abt gewählt. Er wurde vom Würzburger Fürstbischof  Johann Philipp II. von Greiffenclau (1699-1719) bestätigt.

Auch Generalabt  Nicolas III. Larcher (1692– 1712 ) bestätigte die Wahl umgehend.

Abt Josef wurde am 23. Mai 1700 vom Würzburger Fürstbischof unter Assistenz des Prälaten von Oberzell und  Abt Benedikt Knittel (1683-1732) benediziert. Wie Abt Benedikt berichtet, hatte der Würzburger Fürstbischof 250 Personen in seinem Gefolge mitgebracht.

Das dürfte dem Kloster ziemliche Ausgaben verursacht haben. Aber die Finanzlage der Abtei hatte sich ja seit Abt Valentin wieder konsolidiert. Die Klosterkasse war so gut gefüllt, dass auch er wie sein Vorgänger ein umfangreiches Bauprogramm realisieren konnte.

Begonnen wurde mit der Renovierung der Inneneinrichtung der Klosterkirche. Die steinernen Chorschranken wurden von 1700-1703 durch ein schmiedeeisernes Gitter ersetzt. Im Langhaus wurden neue Seitenaltäre errichtet, die Abt Josef am 22. April 1703 weihte.

Vor dem Klausurgitter wurden vier Altäre zwischen 1704 und 1706 errichtet. Balthasar Esterbauer zeichnete dafür verantwortlich. Von ihm stammt auch die Kanzel und vier Figuren am Hauptaltar. Der neue Hauptaltar von 1712 trug auch eine Statue des Heiligen Josefs, die auf

den Bauherrn verwies. Der Altar war das Werk des Bronnbahcer Laienbruders Benedikt Gamuth. 1705 wurde der Bau des Infirmariums, also des Krankenhauses mit Kapelle  begonnen. für die Kapelle wurde 1707 ein Altar beschafft. Der Saal im Untergeschoß wurde möglicherweise auch als Kapitelsaal benutz, der im Obergeschoß als Bibliothek. Von 1703 bis 1705 wurde der Schreinereibau mit darunter liegendem Weinkeller errichtet. 1714/1715 wurde ein neues Gasthaus bei der äußeren nördlichen Pforte erbaut. Die Umgestaltung des Refektoriums wurde ab 1722 begonnen

aber erst 1725 unter seinem Nachfolger abgeschlossen. Auch außerhalb des Klosters ließ er bauen. In Reicholzheim (1713) und in Dörlesberg (1721/22) wurde die Kirche neu gebaut.

Die Baulust des Abtes verschlang viel Geld und fand nicht die ungeteilte Zustimmung des Konvents.

Auch wirtschaftliche Belange standen in seinem Blickpunkt. Am 1. März 1716 kaufte er die Ebenmühle in Dörlesberg (R-US 1716 März 1)

Er förderte in seinem Konvent  auch die Wissenschaften. Die Begabteren konnten  studieren. Drei Bronnbacher Mönche promovierten an der Universität Würzburg, darunter sein Nachfolger Engelbert Schäffner.

Die Rechte des Klosters versuchte er zu wahren, was einige Rechtsstreitigkeiten belegen, die er führte.

Mit der Fürstenfamilie Löwenstein pflegte er freundschaftliche Beziehungen.

Als Kaiser Karl VI. (1711-1740) im Dezember 1711 nach Frankfurt reiste, wo er am 22.12 zum Kaiser gekrönt wurde, begrüßte Abt Josef den neuen Kaiser am Hofgut Breitenau im Eftal. Daran erinnert heute noch ein Denkmal mit

der Inschrift: „Carolus VI ist passirt von Barcellona als er marchirt nach Francfurt durch dies Thal, gecrönt zum Keyser nach der Wahl!“

1711 visitierte Abt Stephan Jung (1698-1725) aus Salem im Auftrag von Generalabt Nicolas Kloster Bronnbach wie alle Klöster der Oberdeutschen Kongregation.

1720 zählte Bronnbach 31 Priester und sieben Fratres, darunter einen Oblaten. Laienbrüder waren zu der Zeit nicht im Kloster.

Abt Joseph starb am 19. Dezember 1724 infolge einer Kopfverletzung, die er sich Sturz bei der Besichtigung der Ausgestaltung des Josefsaals durch einen Fall vom Gerüst zugezogen hatte.

Engelbert Schäffner wurde am 28. Dezember 1724 zum Abt gewählt. Er war der letzte der drei Äbten, die aus Grünsfeld stammten.

1705 trat er in die Abtei Bronnbach ein. Am 16. Januar 1707legte er die Profess ab. Am 12. März 1712 wurde er  in Würzburg zum Priester geweiht. Danach wurde er an der Universität Würzburg

er zum Doktor der Theologie promoviert.

Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (1724-1729) bestätigte ihn am 30. Januar 1725 in seinem Amt und benedizierte ihn am 13. Mai. Der letzte Abt Heinrich Göbhardt bezeichnete ihn in seiner

“Historica domestica” als ”SS. Theologiae Doctor et insignis Orator, qui in promovendis scientiis multam adhibuit operam “ also als  Doktor der Theologie und ausgezeichneten Redner, der sehr viel

Mühe darauf verwendete, in den Wissenschaften Fortschritte zu machen.

Er schickte mehrere seiner Konventualen nach Würzburg zum Studium.

Den barocken Sommersaal, der nach seinem Vorgänger Josefsaal genannt wurde, ließ er vollenden. Er ließ das innere Tor mit einem Bildnis des heiligen Bernhards von Clairvaux errichten.

Auch mehrere Wirtschaftsgebäude wurden in seiner Zeit erbaut. Das 1742/43 gebaute Bursariat diente als Verwaltungsgebäude und Amtssitz des Klosterverwalters (Bursarius)Am Bursariat ist

das Wappen von Abt Engelbert angebracht. Er ließ einen neuen garten anlegen und mit Skulpturen schmücken. Die umfangreiche Bautätigkeit sorgte allerings zu Unordnung im klösterlichen Leben.

Vor allem aber führte sie zu großer Unzufriedenheit im Konvent. Dem Abt wurde vorgeworfen, dass er große Summen für überflüssige und luxuriöse Bauten ausgebe, vor allem aber, dass er die

Arbeiten unkundigen Baumeistern übertragen habe und dadurch nicht nur schlecht sondern teuer baue. Er scheint tatsächlich vom Bauwesen nicht allzu viel verstanden zu haben. zudem war er wohl zu vertrauensselig

und wurde deshalb oft betrogen.

Auch mit dem Umgang mit dem Hochstift war man unzufrieden.  Die Konventualen bemängelten zu viel Nachgiebigkeit gegenüber dem bischöflichen Ordinariat. Die Auseinandersetzungen wegen der Klosterpfarreien Reicholzheim und Dörlesberg

landeten schließlich sogar vor der Rota in Rom.

Mit Abt Engelbert Klöpfel (1731–1754 ) von Bildhausen nahm er am Generalkapitel 1738 in Clairvaux teil.

1751 beging die Abtei Bronnbach ihr 600-jähriges Jubiläum. Abt  Engelbert ließ dieses mit großem Aufwand feiern.

Am 21. August 1752 nach langer Krankheit.

Sein Nachfolger Ambrosius Balbus stammte aus Volkach. Seine Familie war eine der wohlhabendsten Familien in Volkach. Er besuchte dort die Lateinschule. 1721 begann er an

der Universität Würzburg ein Philosophiestudium. Am 22. April 1725 legte er in Bronnbach die Profess ab. Am 17. April 1729 wurde er zum Priester geweiht.

Er studierte nochmals und schloss als Baccalaureus der Theologie und beider Rechte ab. Er lehrte 1736/1737 Theologie an der Hauslehranstalt. Er hatte verschiedene Klosterämter inne.

Von 1737-1740 war er Prior, von 1741 bis 1748 Granarius, das war der Verwalter des Kornkastens, 1746 bis 1748 Kanzleidirektor und dann noch ein Jahr Bursar.

Danach übernahm er die Verwaltung des Klosterdorfs Dürrhof bei Freudenberg am Main.

Er wurde am 29. August 1752 zum Abt gewählt. Der Fürstbischof von Würzburg Karl Philipp von Greiffenclau zu Vollrads (1749 –1754 ) benedizierte ihn am 9. November 1752.

In seiner Regierungszeit erhielt die Klosterkirche eine barocke Innenausstattung und 1778 ein neues Chorgestühl. Es wurde von Laienbruder Daniel Aschauer fertiggestellt. Er war unter Abt Ambrosius ins Kloster eingetreten und leitete

die Klosterschreinerei. Auch die Konventsgebäude wurden barockisiert und erhielten neue Stukkaturen. In den Jahren 1773 bis 1775 wurde die Orangerie für frostempfindliche Pflanzen errichtet. Auf ihrer Sonnenseite weist ein barockes Fresko auf.

Es wurde zur 50-jährigen Profess von Abt Ambrosius angefertigt und ist das vermutlich das größte Fresko im Freien nördlich der Alpen. Es verherrlicht das Kloster als paradiesischen Kosmos und zeigt in allegorischen Darstellungen die Vier Jahreszeiten,

ein Hinweis auf die Landwirtschaft, die die tragende Säule des zisterziensischen Klosterlebens war.

1765 tätigte die Abtei ihre letzten beiden Gütererwerbungen. So wurde der Weiler Rütschdorf erworben, das ist ganz in der Nähe des Breitenauer Hofes und gehört heute zurselben Gemeinde, nämlich Hardheim im Odenwald.

Am 27. März 1765 kaufte das Kloster von Freiherr Franz Philipp von Bettendorf den Messhof für 21.000 Gulden. (R-US 1765 März 27, Findbuch R-US, Staatsarchiv Wertheim).

Am 26. November 1765 bestätigte Kaiser Joseph II. (1765-1790) die Privilegien des Klosters Bronnbach (R-US 1765 November 26). Eine solche Bestätigung, wohl die letzte vor der Säkularisation, erteilte Kaiser Franz II. (1792-1806) am

5. Dezember 1794 (R-US 1794 Dezember 5).

Abt Ambrosius förderte auch die Musik im Kloster.

Am 27. Juli 1783 resignierte er wahrscheinlich aus Alters-und Gesundheitsgründen. Aber er lebte dann noch elf Jahre. Er starb am am 11. Juni 1794.

Sein Nachfolger und letzter Abt von Bronnbach wurde Heinrich Göbhardt.

                                                                                                                                                             

Er ist in Bamberg geboren und studierte dort Philosophie . Ab November 1763 studierte er Rechtswissenschaft  in Würzburg. Im Frühjahr 1764 trat er ins Kloster Bronnbach ein.

Am 9. Juni 1765 legte er seine Profess in Bronnbach ab. 1768 empfing er die Priesterweihe. Er studierte dann noch Theologie an der Universität Würzburg und schloss 1771 als Lizentiat ab.

Dann folgte nochmals eine juristische Ausbildung. 1773 kehrte er an sein Professkloster zurück, übernahm aber keine Funktion. Nach dem Amtsverzicht von Abt Ambrosius wurde er 5. August 1783

mit 35:44 Stimmen zum Nachfolger gewählt, obwohl er ja kein Amt ausübte.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit waren im Kloster wirtschaftliche Schwierigkeiten spürbar geworden. Er meisterte sie aber bald. Das erreichte er auch dadurch, dass er die Klosterverwaltung sachgerecht organisierte.

Er ließ die Einkünfte des Klosters und den Klosterbesitz erfassen. Dieser wurde sorgfältig vermessen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Amtstätigkeit war die Erforschung der Geschichte der Abtei Bronnbach.

Er schrieb die von ihm 1795 abgeschlossene “Historia domestica liberae abbatiae Bronnbacensis”. Sie stellt die Geschichte der Abtei bis 1783 dar.

Nach der Französischen Revolution begannen 1792 die Koalitionskriege. Dass waren die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen, Österreich und kleineren deutschen Staaten gegen das revolutionäre Frankreich.

In der Endphase des 1. Koalitionskrieges (1792-1797) war auch Mainfranken zum Kriegsschauplatz geworden. Im September 1796 fand die Schlacht von Würzburg statt. Zu Beginn der Schlacht standen sich

45.000 Österreicher und etwa 41.000 Franzosen gegenüber. die umliegenden Orte waren von Brandschatzung und Plünderungen betroffen. Der Krieg war gefährlich nahe an Kloster Bronnbach herangerückt.

1800 besetzten französische Truppen die Abtei.

Die gravierende Folge der Koalitionskriege aber war, dass das revolutionäre Frankreich seine Grenze bis an den Rhein vorgeschoben hatte. Kaiser Franz II. verzichtete in mehreren
Friedensverträge auf linksrheinisches Reichsland. dadurch verloren viele Fürsten, die dort Herrschaften besaßen, ihren Besitz. Diese solltendie Möglichkeit erhalten, sich Land, Vermögen und Rechte der katholischen Kirche, der freien Reichsstädte und kleinerer Reichsfürsten

anzueignen und so für ihren Verlust entschädigt werden. Die gesetzliche Grundlage sollte der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 bilden.

Das fürstlich Haus Löwenstein-Wertheim war am Erwerb von Kloster Bronnbach interessiert. Es verhandelte mit eigenen Gesandten ab Februar 1801 in Paris über eine Entschädigung.

Bei den Beratungen zu  der Reichshauptdeputation stand im August 1802 fest, dass Bronnbach an das Haus Haus Löwenstein-Wertheim  fallen sollte.

Am 26. November 1802 wurde Bronnbach für Fürst Dominik Constantin von Löwenstein-Wertheim-Rochefort in Besitz genommen. Nach dem der Hauptschluss verkündet worden war,

verfügte der Fürst am 24. Februar 1803, dass Kloster Bronnbach zum 16. März 1803 aufgelöst wurde. Wie der Reichsdeputationshauptschluss das vorsah, wurden Abt und Mönche mit Pensionszahlungen abgefunden.

Es stand ihnen frei, im Kloster zu bleiben oder weg zu ziehen. Abt Heinrich zog zurück in seine Heimatstadt Bamberg. Dort starb er am 25. Juli 1816 im 74. Lebensjahr. Er ist in der ehemaligen Benediktinerpropstei

Sankt Getreu in Bamberg bestattet.

Die meisten jüngeren Konventualen verließen Bronnbach. Die verbliebenen Mönche wurden in einer Kommunität zusammengefasst. Die Kommunität löste sich nach Übernahme von Seelsorgestellen und auch nach Todesfällen

1831 auf. Der letzte noch in Bronnbach lebende Klosterangehörige verstarb 1832, der letzte ehemalige Konventuale von Bronnbach verstarb 1850.

1855 zog in das nun als Schloss und Residenz ausbebaute ehemalige Abtsgebäude der portugiesischen Exkönigs Miguel I. (König 1828-1834) Er starb 1866 in Bronnbach

Seine Familie Bragança nützte Bronnbach noch bis 1921.

Von der ehemaligen Oberdeutschen Kongregation des Zisterzienserordens nur wenige Klöster, vor allem in der Schweiz übrig geblieben. 1854 übersiedelte die Abtei nach Mehrerau in Bregenz

und nannte sich jetzt Zisterzienserkloster Wettingen-Mehrerau. 1888 entstand die Mehrerauer Kongregation. Die Kongregation fragte 1894 an, ob man bereit sei, die Zisterzienserabtei Bronnbach wieder zu begründen.

Das wurde aber abgelehnt. Dann gründete man 1898 Sittich in Slowenien. Nach dem Zusammenbruch des Habsburger Reiches 1918, verließen die Zisterzienser unter dem deutschen Abt Bernhard Widmann (+ 1934) Sittlich

und gingen 1921 erst an die Birnau und übersiedelten von dort 1922 nach Bronnbach und begründeten dort wieder die Zisterzienserabtei Bronnbach. Allerdings war das Projekt nicht zukunftsfähig. Deshalb baute

Abt Bernhard 1930 im früheren Zisterzienserinnenkloster Seligenporten bei Nürnberg das zukünftige Kloster auf. Die Bronnbacher Mönche zogen 1931 dort ein.

Kapuzinerpatres hielten die Bronnbacher Klostertradition noch bis 1958 aufrecht.

1986 erwarb dann der Main-Tauber-Kreis das ehemalige Kloster, sanierte es und führte es einer angemessenen Nutzung zu.

26 Jan. 2021

Kloster Neubourg

                                                                                                                                                         

                                                                                                                                                 Gemeinde Dauendorf Departement Bas-Rhin

 

 

                                                                                                                                                                                                            Abbaye de Neubourg.JPG

Das Gründungsdatum von Kloster Neubourg im Elsass ist nicht ganz gesichert.In der Regel werden zwei Zahlen genannt. 1128 (so z.B. Karl Klunzinger in seiner Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart 1854,

S. 129) oder 1133 wenn man der Klostertradition folgt. (sie dazu Dr. Lucien Pfleger in seinem Aufsatz “Über das Gründungsjahr der ehemaligen Cistercienserabtei Neuburg im Heiligen Forst in Cisterzienser-Chronik Nr. 201 17. Jahrgang S. 320 ff)

Die beiden Gründer waren der Graf Renaud de Lutzelbourg (1126 bis nach 1150) und Herzog Friedrich II. der Einäugige von Schwaben (1090-1147). Sie gründeten Kloster Neubourg als Tochter der Zisterzienserabtei Lützel und es wurde auch von Lützel besiedelt in der Filiation

von Morimond. Neubourg erhielt viele Schenkungen und blühte bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Es war Mutterkloster des elsässischen Klosters Baumgarten (1148 von Kloster Beupré, in Lothringen besiedelt aber dann Neubourg unterstellt), und der deutschen Klöster

Maulbronn (1138) und Herrenalb (1148).

Der erste Abt war Ulrich, Graf von Neuchatel in Burgund. Er kam wie bei den Zisterziensern üblich mit zwölf Mönchen nach Neubourg, wo er 1130 das neue Kloster besiedelte. Am 21. Dezember 1146 war Abt Ulrich in Straßburg, wo Bernhard

von Clairvaux eine Kreuzzugspredigt hielt. Bernhard befand sich in Begleitung von Ortlieb von Frohburg (1137-1169 und dem 1. Abt von Kloster Salem Frowin (1138-1165), der Bernhard als Dolmetscher diente. Abt Ulrich starb 1147. Papst Eugen III. (1145-1153) bestätigte die Gründung Neubourg schon

1141, also nur 8 Jahre nach  der Besiedelung und noch in der Regierungsdzeit des 1. Abtes.

Auf ihn folgte Berthodus (1147-1156). 1148 schickte er 12 Mönche nach Herrenalb als Gründungskonvent des Klosters Herrenalb, das Graf Bertold III. von Eberstein gestiftet hatte.

Am 1. Januar 1150 wurde am rechten Eingang des Altarraums der erste Gründer von Kloster Neubourg Graf Renaud bestattet. Berthodus starb am 6. März 1156.

Der 3. Abt war Neudung (1156-1178).In einer Urkunde vom Februar 1156 nahm Kaiser Friedrich I. Kloster Neuburg in seinen Schutz, bestätigte ihm seinen namentlich aufgeführten Besitz und die Weide-und Holzrechte im Heiligen Forst, den Zehnten und den Neubruchzehnten. Die Urkundenzeugen waren bis auf den Herzog von Schwaben dieselben, die auch bei der Einweihung der Klosterkirche anwesend waren. ( RI IV,2,1 n. 3888)

Dieses Recht bestätigten alle Nachfolger bis hin zu König Heinrich VII.(1308-1313), Urkunde ausgestellt in Speyer am 1. März 1309 (RI VI,4,1 n. 64)

1158 wurde die Klosterkirche von Neubourg durch den Bischof von Troyes Hugo I. (bis 1075) geweiht. Das muss eine sehr große Veranstaltung gewesen sein, denn auch die Bischöfe von Mainz Arnold von

Selenhofen (1153-1160), Worms Konrad von Steinach (1150-1171), Straßburg Burchard von Michelbach (1141-1162)und der Basler Bischof Ortlieb waren zugegen. Vom Adel war en Herzog Matthias von Lothringen (1141-1176), Friedrich IV. Herzog von Schwaben

(1152-1167), Heinrich III. Herzog von Sachsen (1142-1180) und Graf Hugo X von Dagsburg (1137-1178) und viele andere anwesend.

Abt Neudung starb am 6. Mai 1178.

Auf ihn folgte Abt Hugo (1178-1190). In seiner Regierungszeit wurden der Abtei viele Schenkungen gemacht. Er starb am 26. Mai 1190.

Der 5. Abt in Neubourg wurde Erenbart (1190-1193). Bis zu seiner Wahl in Neubourg war er Abt in Maulbronn.In Maulbronn wird allerdings ein Abt Eggehard als Maulbronner und späterer Abt von Neubourg angeführt und zwar von 1257 bis Februar 1268.Dem Kloster Maulbronn waren viele Schenkungen gemacht worden, wobei oft die Gottesverehrung von Abt Eggehard als Schenkungsgrund angeben worden ist.

Abt Erenbart starb am 30. Juni 1193.

Der 6. Abt von Neubourg war Godefridus (1193-1196). In seiner Regierungszeit wurde die Schenkung der Kapelle von Pfaffenbrunn bestätigt. Godefridus starb am 4. August 1196.

Sein Nachfolger war Abt Peter (1196-1214). Nach der Neuburger Klostertradition war Peter  zunächst Kanoniker am Cassius-Stift in Bonn. Der Bonner Historiker Aloys Schulte vermutet in ihm den Trierer Dekan und kaiserlichen Pronotar Petrus,von dem die Gesta sanctorum Villariensium berichten, dass er mit mehreren andern 1188  in das Kloster Himmerod eintrat. Wenn er dieser kaiserliche Pronotar war, dann erklärt sich auch die gut staufische Stellung, die Abt Peter im Konflikt zwischen Philipp von Schwaben und Papst Innozenz eingenommen hat. Das würde auch die Tatsache erklären, dass alle Kaiserurkunden dieser Zeit für das Kloster Neubourg  im Kloster selbst ausgefertigt worden sind. Die kaiserliche Kanzlei untersiegelte nur noch. Abt Peter musste bei seiner Wahl als Abt von Neubourg wohl über Kloster Himmerod hinaus  bekannt gewesen sein. Weshalb sonst sollte ihn ein fremder Konvent, der von Himmerod doch relativ weit entfernt war und in keinerlei Filiationsverhältnis zu Neubourg stand, nach dem Tod von Abt Godefridus  er zum Abt von Neubourg gewählt haben . In einer am 8. Juli 1196 in Besancon ausgestellten Urkunde nimmt  Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) Kloster

Neubourg in seinen Schutz, gewährt mit Ausnahme der Schafweide die Weiderechte des Klosters sowie Holzrechte im Heiligen Forst. Außerdem bestätigt er den Besitz des Klosters. Die Inschutznahme geschah auf Bitten von Abt Peter. Diese Urkunde für Neubourg ist die erste urkundliche Erwähnung von Peter als Abt.RI IV,3 n. 530

Als Heinrich VI. 1197 starb, kam es zur Doppelwahl. die staufischen Parteigänger wählten Heinrichs Bruder Philipp von Schwaben, die Welfen den Sohn von Heinrich dem Löwen Otto IV. zum König. Abt Peter positionierte sich klar auf der Seite der Staufer.

Das zahlte sich schnell und mehrfach aus. Am 3. April wurden Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde von Papst Innozenz heilig gesprochen. 1201 wurden die Gebeine der beiden feierlich im Bamberger Dom bestattet. Auch Abt Peter war bei dieser Erhebung dabei. Bei diesem Anlass

wurden dem Abt und damit Kloster Neubourg ein Großteil der Reliquie geschenkt, eine große Vergünstigung für ein Zisterzienserkloster.

Am 3. Juni 1201 bestätigt Philipp von Schwaben in Hagenau die Besitzungen und Güter der Abtei Neuburg. Außerdem gestattet er ihr Weide und Holzung im Heiligen Wald. RI V,1,1 n. 55

Nicht nur der Königsthron war doppelt besetzt. Auch in Mainz bahnte sich nach nur 35 Jahren ein zweites Schisma an. Bei der Wahl des Mainzer Erzbischofs 1200 wählte eine Mehrheit den staufertreuen Wormser Bischof Leopold II. von Schönfeld (1200-1208) zum Mainzer Erzbischof. Eine welfische Minderheit wählte den Mainzer Propst an St.Peter Siegfried II. von Eppstein. Philipp von Schwaben belehnte sofort nach der Wahl Leopold II. von Schönfeld  mit den Regalien. Der Papst unterstützte den welfischen Kandidaten und Mainz hatte zwei Erzbischöfe. Innozenz III. hatte schon bei der Königswahl zugunsten Ottos Partei ergriffen, der ihm im Gegenzug Schutz versprach. Im Reich konnte sich Philipp ab 1203 zunehmend militärisch durchsetzen. Der Papst nahm deshalb mit Philipp Verhandlungen auf. Auch an einem Schisma in Mainz konnte ihm nicht gelegen sein. 1203 schickte er

Abt Peter zusammen mit dem Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) zu Philipp von Schwaben. Eberhard war ebenfalls ein treuer Gefolgsmann des Schwabenherzogs. Sie sollten auf ihn einwirken, damit dieser den mittlerweile vom Papst abgesetzten und gebannten Mainzer Erzbischof

Leopold nicht weiter unterstütze. Das wäre auch ein Schritt zur Versöhnung zwischen Papst und Philipp gewesen. Dieser lenkte aber nicht ein. Auch eine zweite Mission der beiden Äbte in dieser Sache im Juni 1205 blieb erfolglos. Dass er trotz der beiden Fehlschläge mit weiteren päpstlichen Missionen betraut wurde, zeigt das Ansehen, das er beim Papst genoss.

1208 bestätigte Papst Innozenz Kloster Neubourg seine Privilegien.

Seine letzte Mission hatte er zusammen mit dem Abt von Pairis   Hezelon (1207–1222) am 11. April 1213.

1213  erhält Peter zusammen mit dem Salemer Abt Eberhard  von Papst Innozenz III. den Auftrag, in Mainz  als päpstlicher Legat für den Kreuzzug zu predigen soll.

Eine der ersten Urkunden, die Friedrich II. für ein deutsches Kloster ausstellte, war eine Schenkung und Bestätigung des Allodialguts Harthausen. (Urkunde 186 in Koch, Walter: Die Urkunden Friedrichs II., Bd.: 2, 1212 – 1217, Hannover, 2007, S.34)

Abt Peter hatte in seiner Regierungszeit den Besitzstand der Abtei gesteigert. die Bestätigungsbulle von Innozenz zählt 19 Grangien auf. Selbst eine Burg ließ Abt Peter erbauen und zwar Neuwindstein in der Nähe von Niederbonn les Bains.

Abt Peter war wohl der bedeutendste Abt in der Geschichte von Kloster Neubourg. Kurz vor seinem Tod resignierte er. Er starb am 7. Oktober 1214.

Der 8. Abt von Neubourg war Albero (1214-1242). 1219 betätigte Kaiser Friedrich II. die Privilegien und Freiheiten für Kloster Neubourg. Auch zwei päpstliche Schutzurkunden gibt es für das Kloster, beide durch Papst Gregor IX. (1227-1247). Darin stellt er den Konvent, die Güter und die Lehensleute

des Klosters unter den Schutz des Heiligen Stuhls. Albero starb am 23. Dezember 1242.

Auf ihn folgte Abt Godefridus II. Er war Abt von 1242-1248. 1245 wurde das Zisterzienserinnenkloster Lichtenthal gegründet. Es wurde 1248 unter die Paternität von Kloster Neubourg gestellt. (Siehe dazu Mei Büchle, Kloster Lichtenthal).

Abt Godefridus II. starb am 26. Januar 1248.

Der 10. Abt war Hugo II. von 1248 bis1252. In seiner Regierung stellt Konrad IV. dem Kloster im April 1251 bei Hagenau eine Urkunde aus. (RI V,1,2)

“befreit wegen des seelenheiles seines verstorbenen vaters des römischen kaiser Friedrich das kloster zu Neuenburg Cistercienserordens von einem iährlichen zins, welchen dasselbe für äcker, belegen zwischen seiner burg Suvelnheim und dem walde und zwischen den gewässern Brumbach und Eberbach, seiner curie zu zahlen hatte, und verbietet seinen schultheissen zu Hagenau das kloster am ruhigen und freien besitze iener äcker zu belästigen. “

Abt Hugo starb am 12. Februar 1252.

Auf ihn folgte Abt Godefridus III, der von 1252 bis 1280 regierte. Er brachte es also auf die bisher längste Regierungszeit. Für ihn gibt Louis Voutrey in” L’Abbaye de Neubourg en Alsace” in Revue d’Alsace 1, 1860 S. 42-48 und 65-80 an, dass Konrad IV. 1262 die Privilegien von Neuburg bestätigt.

Allerdings verstarb dieser bereits 1254 verstorben. Die obige Urkunden ist in den Regesta imperii abgedruckt. Er berichtet weiter von einer großen Synode mit dem Straßburger Bischof Heinrich von Geroldseck nach dem Sankt Martins Fest von 1263, das wäre also nach dem 11. November 1263.

Über die online verfügbaren Quellen kann ich das nicht überprüfen. Laut Voutrey hat im Jahr 1279 im Elsass eine schreckliche Hungersnot stattgefunden.

Abt Godefridus starb am 17. Mai 1280.

Ortlieb wurde nach dem Tod von Godefridus einstimmig zum neuen Abt von Neuburg gewählt. Aus seiner Regierungszeit liegen in den Regesta imperii 3 Urkunden vor

“Die äbte von Neuburg (nordwestl. Hagenau), {Maulbronn} und Herrenalb schreiben an königin Anna über die bedrängnisse, welche sie durch die fehde zwischen dem markgrafen Hermann d. j. von Baden und dem grafen Simon von Zweibrücken zu erdulden haben, senden einen boten und bitten sie, von könig Rudolf die absendung von schreiben und befehlen zum schutze ihrer klöster zu erwirken.” (Dazu die Bemerkung in RI Die fehde zwischen Baden und Zweibrücken muss zu ende 1280 und in den ersten monaten von 1281 gewütet haben, denn am 25. mai 1281 wurde sie beigelegt (Fester Reg. der Markgr. v. Baden n. 529, 530). Vorliegendes schreiben fallt vor den 16. febr. 1281, den todestag der königin, oder höchstens die allernächste zeit darnach, bevor man den tod derselben am Rhein erfahren hatte.)(RI VI,1 n. 1260)

Es hat dann doch 8 Jahre gedauert bis der neue Herrscher Rudolf von Habsburg (1273-1293) eine Schutzurkunde für Kloster Neuburg ausstellte.
Am 22. November 1281 wurde sie ausgefertigt.“nimmt das Zisterzienserkloster Neuburg in seinen besonderen Schutz, bestätigt ihm das Weide- und Beholzungsrecht im Heiligen Forst und genannte Besitzungen.” (RI VI,1 n. 1417B)

Am 9. April 1291 stellte Rudolf eine weitere Urkunde für Neuburg aus, in der er verbietet, dass man sich das Vogteirecht anmasse, besonders nicht über alte Güter, die  dann aufgezählt werden. (RI VI,1 n. 2438)

Abt Ortlieb starb am 21. April 1292. Sein Nachfolger wurde Rudolf (1292-1309)

1298 erhielt er vom Straßburger Dompropst Friedrich von Lichtenberg und vom Straßburger Bischof Konrad von Lichtenberg die Einkünfte und die Patronage von Oberndorff. Konrad hatte in seiner Zeit als Bischof mit Synoden und Visitation für Reform in den Klöstern seiner Diözese gesorgt.

Auch um die wirtschaftliche Lage von Kirchen und Klöstern hat er sic gekümmert. Nach dem Tod seines Bruders folgte ihm Friedrich im Amt des Straßburger Bischofs nach. Er befreite das Kloster von jeglicher Schikane, die ihm auferlegt werden könnte.

Abt Rudolf starb am 6 Juni 1309.

Der nächste Abt wurde Konrad (1309-1316). Abt Konrad, noch kurz im Amt erhielt von dem König aus dem Haus der Luxemburger Heinrich VII. (1308-1313), der auch grade zwei Monate im Amt war- er wurde nach seiner Wahl am 27.11.1308 6. Januar 1309 in Aachen zum deutschen König

gekrönt- am 1. März 1309 in Speyer folgende Urkunde ausgestellt:

“König Heinrich nimmt nach dem Vorbild seiner verewigten Vorgänger, der Kaiser (divorum augu­sto­rum) Heinrich [VI.], Otto [IV.] und Friedrich [II.] und der Könige Heinrich [(VII.)], Rudolf [I.] und Albrecht [I.], auf Bitten von Abt Konrad und Konvent das von Graf Rein­hold von Lützelburg und Herzog Friedrich [II.] von Schwaben gegründete (quod a quon­dam Ry­nol­do comite de Lvtzelmburg et Friderico duce Sweuorum fundatum dicitur) Zister­zien­ser­klo­ster Neuburg (monasterium de Niwemburg Cysterciensis ordinis) mit allen beweg­lichen und unbe­weg­lichen Gütern, die es jetzt rechtmäßig besitzt oder in Zukunft erwerben wird, in sei­nen und des Reiches besonderen Schutz. Er erlaubt allen seinen Mini­ste­rialen oder mit seinen Eigen­gü­tern belehnten Lehensleuten, sich oder ihre Güter in Ge­sundheit oder auf dem Kran­ken­bett (sanus aut in lecto egritudinis decubans) ohne ge­son­derte herr­scherliche Erlaubnis der Zisterze zu tradieren. Darüber hinaus erlaubt er ihr, ihr Vieh mit Ausnahme der Schafe im Heiligen Forst (in Sacra Silva) zu weiden. Außerdem gesteht er dem Kloster das benötigte Brenn­holz zu; für die Beschaffung von Bauholz ist die Zu­stim­mung des be­tref­fenden könig­lichen Amtsträgers notwendig. Ferner bestätigt er die päpst­lichen Gnadenerweise an den Zister­zien­serorden nun auch speziell diesem Kloster. Die derzeitigen Besitzungen der Zisterze werden na­ment­lich ge­nannt: die Höfe Geboldsheim (Geboldishusen), Laubach (Lon­bach), Vel­ba­cher Hof (Willenbach), Pfaffenbronn (Phaffenbrunne), Hohenscheit (Hoen­scheit), Souff­len­heim (Suvelnheim), Hegeney (Hekenheim), Harthausen (Harthusen), Gereuth (Ge­rvte), Bergbieten (Butenheim), Münchshof (Adel­mans­wilre), Roth­bach, Dauendorf (Dochin­dorf), Hüttendorf (Hittendorf), Don­nenheim (Dum­minheim), Lach (Lachen) und Krautwiller (Katz­wilre), alle formelhaft mit ihren Pertinenzen. “(RI VI,4,1 n. 64) Neben der Inschutznahme und der Bestätigung der Privilegien wurden der derzeitige Besitz des Klosters genannt.

Im Jahr 1315 wütetet in Europa eine große Hungersnot von der unteranderem Deutschland, Frankreich und die Niederlande betroffen war. An vielen Orten mussten die Friedhöfe erweitert werden. Ganze Dörfer starben aus und wurden zur Wüstungen. Der Hungersnot fielen mehrere Millionen

Menschen zum Opfer.

Abt Konrad starb am 7. Juli 1316.

Sein Nachfolger wurde Friedrich (1316-1328). 1316 erhielt Neubourg die Einkünfte und die Patronage der Kirche von Rottbach und 1327 die Einkünfte und Patronage der Kirche von Ettendorff.

Abt Friedrich starb am 2. September 1328. Auf ihn folgte als 16. Abt Otto (1328-1331). Am 31. Juli 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer (Kaiser von 1328-1347) 4 Urkunden seiner Vorgänger zwei von Heinrich VII., eine in der um die Präzisierung des Weiderechtes im Heiligen Forst ging

und eine mit der Inschutznahme (s.o), eine von König Rudolf über das Vogteirecht (s.o), sowie eine von Albrecht I. vom 12. Februar 1299, in der er Zollfreiheit auf dem Rhein gewährt.

Die Urkunden sind in den Regesta imperii [RI VII] H. 4 n. 51 bis N 54 Abt Otto starb am 7. November 1331.

Sein Nachfolger Abt Berthold regierte nur zwei Jahre. Er kam bei einer Gewalttat in der Nachbarschaft des Konvents ums Leben. Bauern aus zwei Nachbardörfern töteten ihn. Die Mörder wurden mit dem Tode bestraft. Die Dörfer mussten Sühnegelder bezahlen. Die Komplizen mussten nach Rom wallfahren und ohne Erlaubnis des Abtes durften sie nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren. Die übrigen männlichen Dorfbewohner über 20 mussten barfüßig und barhäuptig mit einer Kerze in der Hand nach Straßburg gehen und vor den Portalen der Kathedrale Abbitte leisten.

Der Mord geschah am 3. Januar 1333.

Der 18. Abt wird Werner (1333-1348). 1336 bestätigt ihm Papst Benedikt XII. (1334-1342)- vor seiner Wahl zum Papst, Abt des Zisterzienserklosters Fontfroide bei Narbonne- die Privilegien von Kloster Neubourg.

1337 schenkte  Heinrich von Haldingen, Vogt von Hagenau dem Kloster das Dorf Uhlwiller mit Nieder-Altdorf. Das Dorf Uhlwiller war der Schauplatz des Mordes an Abt Berthold.

Pfalzgraf Ruprecht I. (1329-1390) Kurfürst von der Pfalz und der Mainzer Erzbischof Heinrich III. von Virneburg (1328-1353) verleihen der Abtei 1339  Zollfreiheit auf dem Rhein.

Abt Werner starb am 30. Dezember 1348.

Auf ihn folgte Abt Dietrich von Kindsweiler (1348-1357). 1353 bestätigte ihm Papst Innozenz VI. (1352-1362) die Privilegien von Kloster Neubourg.

Der Abt starb am 28. April 1357. Der 20. Abt war Johannes (1357-1362) Am Sonntag vor dem Fest des Heiligen Matthias (24.Februar) im Jahr 1362 legten die Einwohner der Dörfer Uhlwiller, Nieder-Altdorf und Daugendorf Abt Johann einen Eid ab.

Er starb am 19. Juni 1362. Auf ihn folgte Abt Godefridus IV.. Er war zwar ein guter Ökonom und konnte der Abtei noch Güter erwerben. Seine Regierungszeit war aber bereits von den Auswirkungen des 100-jährigen Kriegs betroffen. 1365 fielen die Engländer unter König Eduard III. im Elsass ein.

40.000 schlugen ihr Lager in der Nähe von Neubourg auf. Die Mönche wurden mit Gewalt vertrieben. Die Abtei wurde in Brand gesteckt und völlig zerstört. Die Grangien und Domänen des Klosters erlitten dasselbe Schicksal. (Vautrey, Louis: L´abbaye de Neubourg en Alsace. In: Revue d´Alsace, 1 S 65 ff. )

Nah dem Krieg kam der Hunger, der sechs Jahre lang alle Provinzen heimsuchte.

Abt Godefrid starb am 29. September 1375. Auch sein Nachfolger Drutmann war von den Folgen des Krieges betroffen. 1378 wurde sein Kloster geplündert. 1378 war der Mutterabt aus Kloster Lützel Johannes (1362 – 1379 ) zu Besuch in Neubourg. Er genehmigte den Verkauf der

Grangie an Kloster St. Walburga, das ebenfalls von Herzog Friedrich II. von Schwaben gegründet worden ist und dem er und seine Ehefrau Judith von Bayern, die Eltern Friedrich Barbarossas bestattet sind. Auch Ulrich von Vinstingen, Landvogt im Unterelsass, und Volmar von Wickersheim,

Vogt von Hagenau stimmten dem Verkauf zu. Abt Godefrid starb am 18. August 1402.

Auf ihn folgte Abt Albert (1402-1421 Nach Louis Voutrey in” L’Abbaye de Neubourg en Alsace” S. 71 bekam die Abtei  1405 vom Abt von Baumgarten als kaiserlicher Kommissar die Einkünfte der Beguinen von Esbach. Kaiser Sigismund bestätigte auf Bitten  von Abt Albert die Privilegien

von Neubourg.  Abt Albert verstarb am 18. Oktober 1421.

Sein Nachfolger Abt Bernhard (1421-1427) konnte die Vermögenslage des Klosters wieder etwas stabilisieren. Der 23. Abt war Johann Ganser (1427-1442). Er erwarb mehrere Besitztümer für den Konvent. Papst Martin V. hatte für 1431 ein Konzil in Basel einberufen, starb aber kurz vor dessen

Eröffnung. Sein Nachfolger Papst Eugen IV. hatte das Konzil, da es nicht in seinem Machtbereich stattfand, mit der Bulle Quoniam alto wieder aufgelöst und alternativ eine Versammlung nach Bologna einberufen. Die in Basel anwesenden Kirchenvertreter tagten aber weiter. Papst Eugen IV erkannte dann aber am 15.Dezember1433 die Rechtmäßigkeit des Konzils an, vor es 1437 nach Ferrara verlegt wurde. Abt Johann nahm an dem Basler Konzil teil.

Am 8. April 1434 bestätigte Kaiser Siegmund dem Kloster Neubourg alle Privilegien und Besitzungen. RI XI,2 n. 102333

Abt Johann starb am 30. November 1442. Auf ihn folgte Rudolf Kühlin (1442-1465).Seine Regierung war überschattet von Krieg und Unglück. Nach dem Ende des 100-jährigen Krieges marschierten französische Truppen unter dem Thronfolger Ludwig, dem Sohn Heinrichs VII. nach Lothringen und ins Elsass.

Sie bezogen hier ihr Winterquartier und forderten die Unterwerfung von Metz und Straßburg. Sie stießen bis auf Basel vor. Auf ihrem Zug verwüstetet sie das Elsass. Kaum waren die Zerstörungen beseitigt, traf ein Blitzschlag das Kloster und legte es in Schutt und Asche. Giovanni Kardinal Castiglione

(1453–1460), päpstlicher Legat im Elsass, gewährte einen Ablass von 100 Tagen für Spenden für das heimgesuchte Kloster. Abt Rudolf starb am 30. März 1465.

Der 27. Neuburger Abt war Kaspar (1465-1478). Er verschleuderte die Güter der Abtei. Als Ludwig von Lichtenberg starb,ließ sein Bruder Jakob eine eindrucksvolle Beerdigungsfeier zelebrieren.Die Lichtenberg waren eine Adelsfamilie, die im ausgehenden Mittelalter die Vorherrschaft im Elsass um Straßburg und Hagenau hatte. 8 Äbte aus Klöstern, die dem Hause liochtenberg verbunden waren, zelebrierten die Totenmesse, unter ihnen auch Abt Kaspar.

Auf ihn folgte Abt Theobald (1478-1492) Unter seiner Regierung wurde das Kloster 1487 erneut von einem Blitzschlag betroffen. Die Kirche, der Glockenturm, das Kloster, die Schlafsäle, das Refektorium fielen dem Unglück zum Opfer. Der Straßburger Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478 bis 1506)

gestattete Abt Theobald nach dem Weggang oder Tod des Priors von Daugendorf diese Pfarrei mit einem Priester seiner Wahl zu besetzen und die Einkünfte der Pfarrei zu verwalten. Abt Theobald starb am 18. September 1492.

Zu seinem Nachfolger wurde der der Cellerar Etienne gewählt. Er war Abt bis 1502. Sein Nachfolger Rudolf Metsch hatte wieder eine ganze Serie von Unglücksfällen zu ertragen. Er wurde 1502 als Prior zum Abt gewählt. das Jahr 1503 war zunächst von
Wetterkapriolen gezeichnet. Einem äußerst strengen Winter folgte ein sehr heißer Sommer. Der Hunger war deutlich spürbar. Dann kam die Pest. 1507 war ein vernichtender Hagelschlag zu verzeichnen.

1525 brach der Bauernkrieg aus. Er hatte auch das Elsass voll erfasst. Dort war es Erasmus Gerber aus Molsheim gelungen alle elsässischen Bauernhaufen unter einer Führung zu vereinigen und unter seiner Führung zu gemeinsamen Vorgehen zwischen Altdorf, Maursmünster, Molsheim  zu versammeln.

Eine halbe Wegstunde vom Kloster Neubourg lagerte etwa 30.000 aufständische Bauern. Sie teilten sich in drei Abteilungen. Eine errichtete am 14. April 1525 ihr Hauptquartier im Kloster. Die Mönche wurden verjagt, die Kirche gestürmt, die Hostien auf dem Boden verstreut, die Bilder zerstört oder verbrannt, die Altäre besudelt und dann umgestürzt. Die Bibliothek mit vielen wertvollen Handschriften ging ebenso in flammen auf wie das Archiv.Das Kloster wurde erst geplündert und dann zerstört. Die Klosterkirche wurde erst 12 Jahre später nämlich am 24. Mai 1537 wieder geweiht und das Kloster war wieder hergestellt.

1529 beunruhigte eine ansteckende Krankheit die Gegend, die man “sudor anglicus” (das englische Schwitzen) nannte. In Straßburg war die Reformation angekommen. Ein Bildersturm hatte stattgefunden und 1529 hatte der Magistrat die katholische Messe in Straßburg untersagt. Die Städte Straßburg, Konstanz, Lindau und Memmingen hatten sich zur ”Confessio tetrapolitana”, zum Vierstädtebekenntnis zusammengeschlossen.

Abt Rudolf starb am 13. Januar 1533 unter schweren Schmerzen.

Johannes Ulin (1533-1543) war der 31. Abt von Kloster Neubourg. Zu Beginn seiner Regierungszeit wurde die Klosterkirche nach den Zerstörungen im Bauernkrieg wieder geweiht. Erbaute auch zwei Mühlen wieder auf, die ebenfalls zerstört worden waren.

Die Wahl von Abt Theobald Vogelmann (1543-1550) fand unter Vorsitz des Abtes von Lützel, Nicolas Rosenberg (1542-1566) statt. Er kümmerte sich wohl auch um die bereits aufgehobenen Tochterklöster Maulbronn und Herrenalb, wo bei beiden während des Interims versucht worden war, die beiden

Klöster wieder mit Zisteriensern zu besiedeln. Er führte den
Vorsitz bei der Wahl des letzten Abtes in Maulbronn Johannes 1547.  Abt Theobald besuchte auch das gleichfalls restituierte Kloster Herrenalb. Er starb am 27. Februar 1550. Die Wahl seines Nachfolgers erfolgte ebenfalls im Beisein von Abt Nicolas. Der zum Nachfolger gewählte Abt

Ludwig verstarb aber nachdem er nur 32 Wochen im Amt war.

Abt Peter Druttmann war Keller des Klosters Neubourg, als er auch unter Vorsitz des Lützeler Abtes Nicolas zum Abt des Klosters Neubourg gewählt wurde. Er wurde in Straßburg benediziert und starb am 7. August 1552 in Hagenau

Abt Hans Pellio war Abt in Neubourg von 1552-1565. Zum Jahreswechsel 1554/1555 gab es einen extrem strengen Winter. Nah dem Tauwetter gab es ein großes Hochwasser an Rhein und Donau und verwüstete dort die Orte. Ein Jahr später grassierte die Pest in Straßburg und den umliegenden Orten.

1557 vertrieb Herzog Christoph von Württemberg (1550-1568) nach dem Tod von Abt Heinrich die Mönche von Maulbronn aus dem dortigen Konvent. Einige von ihnen kamen in Neubourg unter.

Erasmus Schenk von Limpurg war von 1541 bis 1568 Bischof von Straßburg. Er war auch Erbauer des Palais Rohan in Ettenheim. Er veranstalte Diözesansynoden 1549 und 1560 in Saverne. An der Synode von 1560 war auch Abt Hans zugegen. Sie enthielt ein umfangreiches Reformprogramm, das wie der Versuch einer Gegenreformation erschien.  Abt Hans starb am 22. März 1565.

Sein Nachfolger war Abt Hans Werlin (1565-1592). Er galt als großer Redner. Für den Konvent erwarb er mehrere Besitzungen. Auch  ließ er mehrere Bauten errichten. im Konvent achtete er auf die Disziplin seiner Mönche.

1565 waren mit Jacques Andrés ein lutherischer Prediger und 1566 mit Theodor Béze ein calvinistischer Prediger in Hagenau, die viele Anhänger gewannen.

Im selben Jahr musste er sich energisch gegen den Grafen von Wessenburg zur Wehr setzen, der ungerechtfertiger Weise Güter der Abtei zurückhielt.

Auch die Ansprüche des Straßburger Bischofs Erasmus Schenk von Limpurg musste er abweisen, der den Konvent visitieren wollte.

1570 wurde er vom Generalkapitel beauftragt, das Kloster Königsbruck zu visitieren.

1590 war er vom Mutterabt Beat Bapst (1583 – 1597 ) beauftragt worden, sich nach Stürzelbronn zu begeben, um den dortigen Abt zur freiwilligen Resignation zu bringen.

Abt Hans Werlin starb am 9. April 1592.

Der 37. Abt Hans Faber regierte von 1592 bis 1597. 1593 visitierte Generalabt Edmond I. de la Croix (1584-1604) Kloster Neubourg. Nachdem er in seiner ganzen Regierungszeit den Konvent

sehr schlecht verwaltet hatte, resignierte er im Jahr 1597.

Auf ihn folgte Abt Alexander Metzger. 1598 schickte Abt Petrus II. Miller (1593–1614 )aus Salem, der auch Generalvikar des Ordens für Deutschland war, drei Konventuale aus Salem nach Neubourg.

Luc Keller wurde Prior, Joachim List stellvertretender Prior und Sebastian Pfeiffer Novizenmeister.

1607 kam auf Bitten von Abt Alexander der Vaterabt aus Lützel Johannes Hanser (1605 – 1625 ) nach Neubourg, um eine große Meinungsverschiedenheit im Konvent zu bereinigen.

1618 wurde die oberdeutsche Zisterzienskongregation verabredet und erste Statuten beschlossen. Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) trieb das Vorhaben voran. In Deutschland war Abt Thomas I. Wunn (1615–1647) von Salem

Motor der Kongregation und auch deren 1. Generalvikar. 1624 wurde die Kongregation endgültig gegründet und sowohl vom Generalabt als auch vom Papst Urban VIII. (1623-1644) anerkannt.

Abt Alexander resignierte 1621.

Die Neuwahl des Abtes von Neubourg sorgte allerdings für Misshelligkeiten. Denn der Salemer Abt Thomas Wunn saß der Wahl vor. Der Abt von Lützel Johannes Hauser war allerdings der Meinung,

dass der Salemer Abt ein Recht usurpiert habe, das Kloster Lützel zustehe. Der Generalabt beorderte daraufhin den neugewählten Abt von Neubourg Adolf Braun und den Salemer Abt Thomas nach Lützel,

um die Differenzen auszuräumen. Abt Adolf (1621-1636) hatte wie viele seiner Vorgänger wieder eine sehr schmerzhafte Zeit zu überstehen. 1618 war der Dreißigjährige Krieg ausgebrochen.

Ab 1621 war auch das Elsass vom Krieg betroffen. Graf Erich von Mansfeld war 1621 mit 30.000 Mann ins Elsass eingedrungen und brachte den Krieg dorthin. Er verwüstete bevorzugt Klöster und Kirchen.

1624 plünderte und zerstörte er Hagenau und Neubourg. 1628 wurde die Kirche und der Friedhof wieder geweiht. Nach dem Abzug von Manfelds kamen die Schweden.

1628 befanden sich Ferdinand II.(1619-1637) und die Habsburger auf dem Höhepunkt ihrer Macht während des 30-jährigen Krieges. Ferdinand II. konnte es sich sogar leisten, am 6. März 1629 ohne Einverständnis der

evangelischen Reichsstände das Restitutionsedikt zu erlassen. Dadurch sollte der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden. Das Generalkapitel drängte nun den Abt

von Neubourg, sich an der Wiederherstellung der Konvente von Baumgarten und Herrenalb zu beteiligen. Das hätte allerdings die Kräfte der Abtei sehr stark beansprucht. Der Abt von Salem versuchte Kloster Herrenalb wieder zu beleben. Allerdings ohne Erfolg.

1629 besuchte der Abt von Lützel Laurent Lorillard  (1625-1648) das Kloster Neubourg.

Am 2. Februar 1632 verwüsteten die Schweden das Kloster. Auf ihrem Abzug verschleppten sie 3 Mönche. Auf die Schweden folgten die Franzosen.

Am 5. Januar 1633 vertrieben die Kaiserlichen die Schweden aus Hagenau. 1635 plünderten die Kaiserlichen das Kloster.

Mit dem Krieg war die Pest gekommen. Dann kam eine große Hungersnot, die schlimmste, die das Elsass bisher erlebt hatte. Um das Unglück voll zu machen, bemächtigte sich der Landvogt von Hagenau der Güter des Klosters, die diesem

noch verblieben waren. Auch verkaufte er Lebensmittel an die Mönche, das allerdings nach Zeugnis von Abt Adolf  zu solch überhöhten Preisen, dass im Konvent oft das Brot fehlte. Um zu überleben waren die Mönche auf Almosen der Gläubigen angewiesen.

Abt Adolf brach unter der Last solcher Prüfungen zusammen. Er starb am 9. Juli 1636.

Auf ihn folgte Abt Peter Volvius (1636-1642). Er war kein strenger Abt. Er wollte lieber geliebt als gefürchtet werden. Nach 6 Regierungsjahren resignierte er 1642. Er starb am 23. März 1650.

Der 41. Abt war Bernard Kleibeinsen (1642-1652). Er war leider ein sehr schlechter Ökonom, was natürlich in diesen vor allem auch wirtschaftlich desolaten Zeiten für die Abtei nicht vorteilhaft war. Er resignierte 1652.

Das Ende des  Dreißigjährigen Kriegs brachte nicht nur Frieden in die vom Krieg heimgesuchte Gegend. Die Hälfte der elsässischen Bevölkerung kam ums Leben. Viele Gebiete waren regelrecht entvölkert.

Im Westfälischen Frieden 1648 trat Habsburg seine elsässischen Rechte und Besitzungen komplett ab. Auch im Namen des Reiches trat Habsburg  alle Rechte des Reiches im Elsass ab.

Schon 1633 hatte Frankreich Protektionsverträge mit einigen elsässischen Territorien abgeschlossen und diese dann militärisch besetzt. 1638 hatte Bernhard von Weimar weite Teile des Elsasses erobert. Er wollte diese

als eigene Herrschaft innerhalb des Reiches. Nach seinem Tod 1639 übernahm Frankreich jedoch seine Truppen und die von ihm besetzten Gebiete. Zwischen 1633 und 1679 übernahm das Königreich Frankreich

entweder durch Verträge oder im Zuge der Reunionspolitik mit Gewalt.

Für die beiden verbliebenen elsässischen Zisterzienserklöster Lützel und Neubourg bedeutete das, dass sie jetzt unter französischer Herrschaft kamen. Ihre Tochtergründungen waren aber überwiegend im Deutschen Reich.

Das gab bald Probleme mit der Visitation und der Paternalität. So ließen die badischen Markgrafen zum Beispiel das zentral in ihrem Machtbereich gelegene Kloster Lichtenthal nicht mehr vom Neubourger Abt visitieren.

Zurück zur Klostergeschichte von Neubourg.

Der Nachfolger von Abt Bernard Kleibeinsen, Michael Stromeyer ein regelrechter Glücksfall für die Abtei. Er kam von Kloster Salem und war einfacher Mönch. Er verfügte über ein profundes wirtschaftliches Wissen und war sehr tatkräftig.

Der Konvent lebte von dem, was die Bauern erwirtschafteten. Er schaffte es, Stück für Stück die Güter der Abtei wieder zu erhalten. Obwohl der Konvent noch arm war, achtete er auf  vorschriftsmäßige  monastische Disziplin.

Der Konvent konnte wieder atmen und fand allmählich aus dem elenden Zustand heraus. Die Ruinen verschwanden und der Konvent fand allmählich zu altem Glanz zurück.

1656 leitete  er zusammen mit Abt Hugo Buchstetter (1651-1664 )aus Tennenbach die Wahl der Äbtissin Beatrice in Andlau.

Er starb an Altersschwäche am 11.August 1669

Auf ihn folgte als 43. Abt Bernard Tuperch (1669-1685). Er war schon Kojadjutor von Abt Michael. In dieser Eigenschaft nahm er auch am Kapitel der Äbte der elsässisch-schweizerischen Provinz der Oberdeutschen Zisterzienserkonkregation teil, die

am 15. Februar 1667 stattfand. Er starb am 27. Januar 1685.

Der nächste Abt kam aus dem lothringischen Kloster Stürzelbronn im Bitscher Land. Abt Charles Berenger (1685-1692) war dort Prior. Er wurde durch Abt Edmont Quiquerez (1673 – 1677 ) aus Kloster Lützel in sein Amt eingeführt.

Seine Wahl wurde am 27. Juli 1685 durch den Generalabt Jean Petit (1670-1692) bestätigt.

Abt Charles starb am 14. August 1692.

Der 45. Abt Jean Vireau (1692-1715) kam aus Paris. Die Profess hatte er in Citeaux abgelegt. Er war Abt von Villers-Bettnach in  Lothringen. Das ist etwa 22 Kilometer von Metz entfernt.

Abt Jean wurde aus  zwei Kandidaten ausgewählt und vom französischen König Ludwig XIV. (1643-1715) zum Abt von Neubourg bestimmt. Der König setzte auch in anderen Klöster Äbte ein und die Ordensoberen konnten die Wahl nur

noch bestätigen. Der Lützeler Vaterabt Peter Tanner (1677-1702) bestätigte diese Nominierung also.

In seiner Regierungszeit wurde Charles Perrin, der seine Profess in Neubourg abgelegt hatte und dort Großkeller war, zum Abt von Eußertal gewählt. Er starb dort 1724 und wurde in
Neubourg vor dem Chorgestühl beerdigt.

Abt Jean regierte 21 Jahre in Neubourg in sehr schwierigen Zeiten. Die Menschenlebt in ständiger Kriegsbedrohung. Der pfälzisch Erbfolgekrieg, der spanische und der österreichische Erbfolgekrieg folgten unmittelbar aufeinander

und es bestand immer die Gefahr mit betroffen zu sein. Dazu kamen immer wieder Naturkatastrophen, Hungersnöte und Überbevölkerung, die ähnlich wie die Pfälzer viele Elsässer immer wieder zur Auswanderung zwangen.

Zwischen 1671 und 1711 flohen viele Wiedertäufer aus der Schweiz ins Elsass. Straßburg wurde zum Zentrum der Wiedertäuferbewegung.

Abt Jean Virau starb am 21. Oktober 1715 im Alter von 64 Jahren.

Sein Nachfolger Jacques Gacier d’Auvilliers wurde wieder am 23. Dezember 1715 vom Konvent gewählt. Die Wahl erfolgte unter Vorsitz des Abtes von Lützel  Nicolas Delfis (1708-1751). Sie war einstimig und wurde von Generalabt

Edmond II. Perrot (1712-1727) bestätigt. Abt Jacques hatte an der Sorbonne studiert und mit dem Doktor abgeschlossen. Er war Priester im Kloster Neubourg. Er hatte eine sehr gute Beziehung zu König Stanislaus I. Leszczyński, der ihn oft in Neubourg besuchte.

Seine Tochter Maria, die im August 1725 den französischen König Ludwig XV. heiratete, unterhielt einen Briefwechsel mit Abt Jacques. Sie schenkte reiche Schmuckstücke für die Klosterkirche von Neubourg. Auch der Straßburger Bischof François Armand Auguste von Rohan-Soubise (1747-1756)

zählte den Abt zu seinen Freunden. Er hatte gute Beziehungen zum Adel, der sein Wissen und seine Tugend schätzte.

Im Konvent legte er großen Wert auf Disziplin. Am Kloster blühte die Wissenschaft. Er schickte mehrere Mönche nach Paris, die dort den Doktortitel erwarben. Er kümmerte sich auch stark um die wirtschaftlichen Belange des Klosters.

Die Kirche wurde komplett renoviert, der Konvent neu aufgebaut. Mühlen wurden wieder errichtet. Er gilt als zweiter Gründer des Klosters. Er bereicherte die Bibliothek mit kostbaren und raren Büchern.

Er kaufte in Straßburg ein Haus. Im Orden war er Generalvikar für Lothringen.

Auch Abt Jacques blieb von Turbulenzen nicht verschont. 1744 verwüsteten die Österreicher das Elsass. Beteiligt war auch das Pandurenkorps des Oberst Franz von der Trenck. Als er eintraf, wurde Kloster Neubourg verpflichtet, ihm 100 Livres und seinen Offizieren 25 Livres

zu zahlen. Der Gesamtschaden, den das Kloster  erlitt, belief sich auf 140.000 Livres und verschlang die Einnahmen des Kloster für drei Jahre.

Abt Jacques starb am 19. November 1759 im Alter von 81 Jahren. Er wurde in der Mitte des Altarraumes der Klosterkirche von Neubourg bestattet.

Sein Nachfolger als 47. und letzter Abt von Neubourg wurde Joseph Specht. Er wurde am 11. Februar 1760 in Anwesenheit des Mutterabtes Grégoire Girardin (1751-1790) des vorletzten Abtes von Lützel gewählt

Im Mai 1760 wurde er im Beisein der Äbte von Pairis  Xavier Burst und Sankt Urban Augustin Müller eingesegnet.

Abt Joseph war seinen Konventualen ein echter Vater und er wurde von ihnen  verehrt und geliebt wegen seiner Güte und Milde.

Am 14. Juli 1789 brach in Frankreich die Revolution aus. Ziel war auch die Abschaffung von Standesprivilegien. Es ging auch um die Abschaffung des Zehnten. Als erste kirchliche Institution gerieten die Orden ins Visier. Am 29. Oktober 1789 wurde per Dekret das Ablegen von Ordensgelübden

verboten und am 13. Februar 1790 schaffte die Nationalversammlung die Ordensgeistlichkeit ab. Nur noch Frauenklöster, die in der Krankenpflege und im Schulwesen tätig waren, durften bestehen bleiben,Das bedeutet natürlich auch das Aus für den Zisterzierzienserorden in Frankreich.

Viel Mönche gingen ins Ausland und kamen dort bei den Klöstern ihres Ordens unter.

In Neubourg wurden die Mönche vertrieben, die Gebäude zerstört. Nur noch eine kleine spitzbogige Kapelle im Kirchhof blieb übrig.

Damit endete eine Abtei, die im Mittelalter zu einer der reichsten im Elsass zählte.

21 Jan. 2021

Kloster Maulbronn

                                                                                                                                                                                                

Um 1138 stiftete der Edelfreie Walter von Lomersheim, das ist heute ein Stadtteil von Mühlacker sein Erbgut Eckenweiher zur Gründung eines Zisterzienserklosters, in das er dann selbst als Laienbruder eintrat. Namentlich bekannt sind auch zwei Geschwister von Walter,

nämlich Konrad und Ita von Lomersheim. Es wurde eine Filialgründung des elsässischen Kloster Neubourg. Der Neuburger Abt Ulrichentsandte Abt Dieter von Morimont wie bei Gründungen der Zisterzienser üblich mit 12 Mönchen in die neue Gründung.

Allerdings scheint der Ort für ein neues Kloster nicht allzu günstig gewesen zu sein. Es war wohl nicht ausreichend Wasser vorhanden. Zur Weihnachtszeit 1146 predigte Bernhard von Clairvaux in Speyer. Sicher hat ihn dort auch der Speyrer Bischof gehört.Bischof Günther von Henneberg (1146-1161) nahm sich persönlich der Sache des Klosters an. Er war gerade Bischof in Speyer geworden.

Er erklärte den vorgesehenen Ort  Eckenweiher für untauglich und schenkte dem Kloster das Bischofslehen zu Mulenbrunnen, wohin das Kloster 1147 verlegt wurde. Hier war eine ehemalige Siedlungsstelle, die bis vor kurzem noch bewirtschaftet worden war.Die Zisterzienser begannen sofort ein System der Wassernutzung und Wasserwirtschaft einzurichten. Darin gelten sie als vorbildlich und meisterhaft. Es gab zwei Bäche, die die Mönche als Kanal fassten. Die Abwasserversorgung war geklärt und sie konnten den Wasserbedarf so steuern, dass damit eine Mühle angetrieben werden konnte,

die sich im Klosterbereich befand. Sie installierten ein Netz von etwa zwanzig Seen und Teichen, die durch ein System von Gräben und Kanälen. Die angelegten Stauseen dienten als Wasserreservoir und wurden auch zur Fischzucht genutzt. Den Zisterziensern war der Fleischgenuss verboten. Aber Fische galten als „Flussgemüse“ und durften verzehrt werden und spielten somit natürlich bei der Ernährung eine wichtige Rolle. Aber nicht nur der Bedarf des Klosters wurde gedeckt. Es wurde auch ein einträglicher Handel getrieben. Karpfen und Hechte wurden gezüchtet, aber auch Barsche, Schleien, Rotaugen und Karauschen. Der fettreiche Aal war im
Mittelalter einer der beliebtesten Fische. Da er aber nicht in Binnengewässern laichen kann, fanden im 15. Jahrhundert Fischtransporte zwischen Maulbronn und Speyer statt. Karpfen wurden in Kisten nach Speyer transportiert und von dort kamen ebenfalls in Kisten Aale, die dann in den Aalkistensee gebracht wurden und dort weiter gezüchtet. Die Karpfenzucht wurde in Maulbronn perfektioniert. Den Mönchen gelang es, Spiegelkarpfen zu züchten, die im Vergleich zu den Wildkarpfen wesentlich weniger Schuppen aufweisen, ein wichtiger Vorteil in Zeiten, in denen  die Zahngesundheit noch sehr mangelhaft war.

Bischof Gunter von Speyer schenkt dem in Eckenweiher gegründeten Zisterzienserkloster den Grund und Boden in Maulbronn und verlegt das Kloster an den dortigen Ort unter Beibehaltung der bischöflichen Vogteirechte und Gewährung des Neubruchzehnten für das Kloster.”

(WUB Band XII., Nr. N1

Ein Jahr später wird die Verlegung des Klosters urkundlich festgehalten. Der Klosterbau war inzwischen auch soweit fortgeschritten, dass die Mönche übersiedeln konnten.

“Bischof Günther von Speyer verpflanzt die von Walter von Lomersheim begonnene Stiftung des Klosters in Eckenweiher nach Maulbronn unter Aufzählung und Bestätigung der dahin abgetretenen Güter und Rechte.” (WUB Band II., Nr. 327, Seite 43-45)

Der Besitz des Kloster wurde rasch vermehrt. Walthers Schwester Ita schenkte dem Kloster 3 1/2 Hufen,  Bertha von Grüningen (dem heutigen Markgröningen) schenkte zusammen mit ihren Söhnen 2 Hufen, Werner von Rosswag schenkte eine Hufe. Die ersten Schenker waren alle überzeugte

Gefolgsleute der Staufer ebenso wie der Bischof Günther zusammen mit seinem Bruder, dem Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg zu den Verbündeten Friedrich Barbarossas zählte.
Das Kloster wird sehr schnell in päpstlichen Schutz genommen, was Papst Eugen III. (1145 bis 1153) am 29. März 1148 beurkundete. Papst Eugen war der 1. Zisterzienserpapst, was die rasche Inschutznahme, schon zwei Jahre nach der Gründung verständlich macht.

“Papst Eugen III. nimmt das Kloster Maulbronn mit dessen Besitzungen in seinen Schutz und bewilligt demselben die innen bezeichnete Zehentfreiheit.” (WUB Band II., Nr. 329, Seite 48-49)

1152 schenkte Bischof Gunter dem Kloster einen Hof in Tiefenbach und 1153 sorgte er dafür, dass der Elfinger Hof in Besitz des Klosters kam. Graf Ludwig von Württemberg betrieb das bisher als Afterlehen und überließ es auf Bitten Gunters Kloster Maulbronn.

Kaiser Friedrich hatte der Umwandlung in Eigentum zugestimmt, nachdem er sein bisher freies Gut Brache dem Kaiser zu Lehen überließ. “König Friedrich (I.) genehmigt, dass das Eigengut Brache an Stelle von Elfingen reichslehenbar, und dieses samt der Kirche des Orts Eigentum der Kirche in Maulbronn werde.(WUB Band II., Nr. 344, Seite 74-75) Der Elfingerberg  war eine der ersten Grangien Maulbronns und gehörte zusammen mit dem Weinberg zu den wichtigsten wirtschaftlichen Klostergütern.

Die Mönche legten übereinander liegende Terrassen an. Verkehrswege lassen sich so für die Bearbeitung günstig anlegen. Die Fläche im Weinberg ist weniger geneigt und somit leichter zu bearbeiten. Zudem wurde die Südlage optimal genutzt. Außerdem pflanzten sie Traminerreben an und erzeugten so qualitätvolle Weine, obwohl die Lage nicht unbedingt günstig war.

Gunter  hatte dem Kloster schon früh Zehntfreiheit gewährt, was Papst Eugen in seiner Schutzurkunde bestätigte. Nicht nur mit Schenkungen und Vermittlungen von Schenkungen wirkte Gunter für das Kloster. Er sorgte auch mit klugen Verordnungen dafür, dass die Gründung rasch aufblühte.

In Fülmenbach, das sich in Kirchenbesitz befand und 1152 in Maulbronner Besitz überging, wurde auf seine Initiative hin Schafzucht eingeführt.Schafe waren ein wichtiger Teil des klösterlichen Besitzes. Sie lieferten Wolle, Käse und Milch, aber auch Pergament. Käse und milch waren ein wichtiger Eiweißbaustein in der Ernährung, zumal Fleischgenuss den Zisterziensern verboten war. Auch der Weinbau in Fülmenbach geht auf ihn zurück. Auch regte er eisenbeschlagene Pflüge an.

Kaiser Friedrich I. nahm am 08.01. 1056 das Kloster Maulbronn unter seinen Schutz und er bestätigte den von Papst Eugen II. verliehenen Neubruchzehnt. Auch wurde der Klosterbesitz aufgelistet.(RI IV,2,1 n. 383 ) 1156 wurden schon 11 Grangien gezählt, darunter Eckenweiher,Fülmenbach und Elfingen.

1177 waren es schon 17 Grangien. Friedrich unterstellte Maulbronn ausschließlich der königlichen Vogtei. Die Schutzurkunde erwirkte wohl Gunter. Wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass Kloster Neubourg

wegen der Gründung Maulbronns angegangen worden ist, denn Neubourg geht auf Friedrich Barbarossas Vater zurück. Friedrich der Einäugige war an der Gründung von Kloster Neubourg beteiligt. Friedrich Barbarossas  Onkel war Otto von Freising. Dieser war 1132 in den Zisterzienserorden im Kloster Morimond eingetreten. 1138 wurde er zu dessen Abt gewählt. Am Tag darauf wurde er aber von König Konrad III. zum Erzbischof von Freising ernannt . Kloster Neubourg ist in der Filiation von Kloster Morimond über Bellevaux,  Lützel. Lützel ist das Mutterkloster von Neubourg.

Maulbronn war in ein Netzwerk von Stauferanhängern eingebunden.Die Schutzurkunde Fridrichs I. kann als Endpunkt der Integration in das staufische Herrschaftssystem angesehen werden.

Maulbronn verzeichnete einen raschen Aufschwung. Schon 1153 wurde von Maulbronn aus Kloster Schöntal im Jagsttal gegründet.Der erste Abt Herwig kam wohl aus Maulbronn. 1163 wurde Maulbronn Mutterkloster des 1153 von Waldsassen aus besiedelten Klosters Bronnbach im Taubertal. Maulbronn schickte den Mönch Wigand als neun Abt nach Bronnbach.

1159 schenkte Bischof Gunter dem Kloster einen Hof in Speyer, aus dem der Maulbronner Hof an der Johannesstraße in Speyer hervorging. Der Stadthof in Speyer war der wichtigste Handelsplatz des Klosters. Seit 1277 gab es auch einen Maulbronner Hof in Heilbronn. Das Kloster gab diesen später als Lehen an die Stadt Heilbronn. In Heidelberg und Stuttgart besaß das Kloster Stadthäuser. Die aufstrebenden Städte wurden zum bedeutenden Handelsplatz. Hier setzten die Mönche ihre über den eigenen Bedarf hinaus erwirtschafteten Waren ab.

Die wichtigsten gehandelten Produkte waren Wein, Getreide, Wolle, Filzschuhe und verarbeitetes Leder. Im Gegenzug erwarben die Zisterzienser andere lebensnotwendige Produkte wie Salz oder Aale und Fischsetzlinge für die Fischteiche.

Die wirtschaftliche Situation erlaubte es nun auch, mit dem Bau der Kirche zu beginnen. Bischof Gunter erlebte die Fertigstellung allerdings nicht mehr. Für den Januar 1160 hatte Kaiser Friedrich I. eine Kirchenversammlung nach Pavia einberufen. Es ging um die Beseitigung des Schismas. Alexander III. war seit 1159 Papst.Der von Friedrich I. gestützte Gegenkandidat Victor IV. ließ sich etwa einen Monat später zum Papst ausrufen und erhielt unter dem Schutz des Kaisers die päpstlichen Weihen. Damit gab es wieder ein Schisma in der Kirche. Victor konnte sich aber außerhalb von Barbarossas Machtbereich keine Anerkennung verschaffen und sich nicht durchsetzen. Mitte Juni 1161 fand in Lodi eine weitere Synode statt, mit der Barbarossa die Anerkennung Victors erreichen wollte. Anlässlich dieser kirchenpolitischen Auseinandersetzungen weilte auch Bischof Gunter in Italien.

Am 16. August 1161 starb er in Italien. Er wurde in der Klosterkirche von Maulbronn beigesetzt. Dort fand auch der  Stifter von Maulbronn, Walter von Lomersheim seine letzte Ruhestätte. Nachfolger von Bischof Gunter wurde Ulrich I. von Dürrmenz von 1159-1163 auch Reichskanzler von Friedrich Barbarossa. Auch er hatte wie sein Vorgänger ein gutes Verhältnis zum Kloster Maulbronn. Er befreite 1162 die Neubrüche vom Zehnten. Ulrich ist ebenfalls in Maulbronn bestattet.

Abt Dieter starb nach 1168. Ob er noch die Einweihung der Kirche erlebt hat, ist zweifelhaft.

1171 nahm Papst Alexander III. das Kloster in seinen Schutz und erklärte, dass die Zehntfreiheit sich nicht auf Neubrüche beschränken dürften und gewährte weitere Vergünstigungen. Die Urkunde wurde am 21. Dezember 1177 in Anagni ausgestellt. (WUB Band II., Nr. 408, Seite 183-184)

1178 war die Klosterkirche fertig und sie wurde von Erzbischof Arnold von Trier (1169, † 25. Mai 1183)geweiht.

Die Klosterkirche ist ungewöhnlich lang, da sie zwei Kirchen in einem Längsschiff vereinigt, die Laienkirche und die Mönchskirche. Ein romanischer Lettner trennt den sogenannten Bruderchor vom sogenannten Herrenchor.

Auf Abt Dieter folgt ein Abt, von dem nur der 1. Buchstabe bekannt ist und es ist nicht sicher, ob es ein B. oder D. ist. (Die Äbteliste ist bei Karl Klunzinger Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, 1854 auf Seite 113 ff, ebenso auch in Beschreibung des Oberamts Maulbronn, H. Lindemann 1870, S.187 abgedruckt). B. oder D. werden bis 1192 geführt. Von 1192 bis 1196 folgt ein Abt. E. oder F. 1196 bis um 1216 folgt Abt Conrad I. In seine Amtszeit fällt um 1201 der Bau der Klosterfront ( der Keller und das Laienrefektorium)Das Laienrefektoriumist nach der Kirche der umfangreichste überwölbte Raum im Kloster. Conrad hatte einen Gegenabt, Johannes von Neipperg. Er stammte aus der Familie der Herren von Neipperg  Er war für vogelfrei erklärt worden und wurde 1212 von seinen Untertanen in Weissach getötet. Es wurde ein Sühnekreuz errichtet. Die Gemeinde Weissach wurde zum Erhalt des Kreuzes verpflichtet.  Das Kloster Maulbronn zahlte über seine Pflege Wiernsheim an die Gemeinde jährlich einen Gulden. Daraus könnte man folgern, dass die Mörder entweder Maulbronner Mönche waren oder wenigstens vom Kloster angestiftet worden sind.

Um 1210 der Bau der Vorhalle (Paradies). Der Meister des Maulbronner Paradies ist ein in der Frühgotik Nordfrankreichs wohl um 1160/70 geschulter Meister  und kam über Burgund, dort hattendie Zisterzienser ihren Ursprung, nach Maulbronn. Typisch für seine Arbeit ist die Summierung der röhrenförmigen, verschieden hohen Dienste und die „Lochform“ der Fenster (Vorformen des Maßwerkes der Hochgotik). Alle Rippen des Gewölbes folgen dem Halbkreis. Der Meister des Maulbronner Paradies wirkte auch in Magdeburg und Halberstadt. Bemerkenswert sind die Portale, die vom Paradies zum Kirchenschiff führen.Die Türblätter stammen aus dem 12. Jahrhundert und sind original erhalten und sogar die Lederbezüge sind noch erhalten. Um 1215 wird die Südhalle des Kreuzgangs gebaut und um 1225 das Herrenrefektorium und der Kapitelsaal. In dieser Zeit (1219-1232) regiert ein Abt mit der Initiale M.

1203 setzte sich wieder ein Speyrer Bischof für Maulbronn ein. Konrad III. von Scharfenberg war 1200 Bischof in Speyer geworden. Ab 1208 war er Reichskanzler und bekam 1212 auch noch das Bistum Metz übertragen. 1203 veranlasste er Walter von Bromberg auf das Patronatsrecht in Knittlingen zu verzichten. Zu diesem Vorgang sind im WUB 3 Urkunden verzeichnet. In der ersten Urkunde  WUB Band II., Nr. 521, Seite 342 wird die Schlichtung durch Bischof Konrad im Streit um das Patronatsrecht an der Kirche in Knittlingen dokumentiert. Das Patronats recht besaß wohl zunächst Walter von Bromberg

aus dem edelfreien Geschlecht der Herren von Bromberg. In der nächsten Urkunde wird der Besitz Pfarrei bestätigt.WUB Band II., Nr. 522, Seite 343-344 und schließlich bestätigt sogar Papst Innozenz III. den Besitz der Einkünfte und Güter an der Pfarrei Knittlingen WUB Band II., Nr. 523, Seite 345.

Auch der Nachfolger von Konrad III. Beringer von Entringen (1224-1232)blieb dem Kloster gewogen. Im August 1224 gestattete er dem Abt und den Brüdern von Maulbronn, die Kirche in Wiernsheim, deren Patronat ihnen zustand, zu inkorpieren. (WUB Band III., Nr. 678, Seite 155-156) Die Inkorporation einer Kirche bedeutete für ein Kloster eine beständige Einnahmequelle, da das Pfründenvermögen dem Inkorporationsbegünstigte zufiel. In einer im August 1227 ausgestellten Urkunde (Band III., Nr. 673, Seite 149-150) nahm Papst Honorius III. (1216 bis 1227) das Kloster Maulbronn in seinen Schutz und bestätigte außerdem den vom Bischof von Speyer überlassenen Besitz der Kirche in Wiernsheim sowie seiner übrigen Güter. 1232 schenkte er seinem Kapitel in Speyer und dem Kloster Maulbronn einen Hof in Öwisheim (WUBBand III., Nr. 808, Seite 303)

Nachdem Papst Honorius III. mit einer am 9. Februar 1222 ausgestellten Urkunde ( WUB Band XII., Nr. 5767) den gesamten Zisterzienserorden betreffend verbot, dass irgendjemand auf Neuäckern von den Zisterziensern Zehnten “abfordert oder erpresst”, stellte er am 27.April 1224 eine Schutzurkunde für das Kloster Maulbronn aus und bestätigte den Besitz der vom Speyrer Bischof überlassenen Kirche von Wiernsheim sowie seine übrigen Güter. (WUB Band III., Nr. 673, Seite 149-150 “Papst Honorius III. nimmt das Kloster Maulbronn in seinen Schutz und bestätigt ihm den vom Bischof von Speyer überlassenen Besitz der Kirche in Wiernsheim sowie seiner übrigen Güter.”)

1215 wurde der Bau der Südhalle des Kreuzgangs begonnen und 1251 mit dem Bau des Herrenrefektoriums und des  Kapitelsaals. Diese drei Bauvorhaben wurden zu Wegbereitern der frühgotischen Architektur im deutschsprachigen Raum. Zu beachten sind im Südflügel des Kreuzgangs im Paradies und im Herrenrefektorium die die hervorragend gearbeiteten Blattkapitelle. Im Kapitelsaal versammelten sich die Mönche jeden Tag um eine Lesung aus den Kapiteln der Ordensregeln zu hören, daher der Name.

Papst Gregor IX. (19. März 1227-22.August 1241) erteilte dem Bischof von Straßburg ,das war zu der Zeit Wilhelm I.(1028/1029 bis 7. November 1047 ) am 20. Januar 1229 den Auftra,g “das Kloster Maulbronn gegen gewalttätige Eingriffe in dessen Rechte zu schützen.” (WUB Band III., Nr. 735, Seite 220-221)

Von 1232 bis 1234 regierte Abt Goswin. Er kaufte im Februar 1232 die Kirche, die Vogtei und Güter mit Zubehör in Wimsheim. (WUB Band III., Nr. 810, Seite 305). Am 2. Oktober 1232 bestätigte König Heinrich VII. (1228-1235 von seinem Vater Friedrich II. abgesetzt) diesen Kauf (WUB Band III., Nr. 819, Seite 315) “König Heinrich (VII.) bestätigt den Ankauf des Ortes Wimsheim durch das Kloster Maulbronn von dem Grafen Gottfried von Vaihingen und verspricht die Reichsvogtei über diesen Ort niemals irgendwie zu veräußern.”Das war ja auch die Bestätigung der Reichsvogtei, die Friedrich I. in seiner Urkunde von 1151 verliehen hatte. In der Sekundärliteratur wird dann meist geschrieben, dass der Konvent von Maulbronn den Speyrer Bischof als Schutzvogt gewählt habe. Einen urkundlichen Beleg dazu habe ich nicht gefunden. Es scheint aber so, dass die Bischöfe von Speyer selbstständig Schirmfunktionen für Kloster Maulbronn wahrgenommen haben, zumal sie enge Beziehungen zum Kloster hatten. Das Kloster war von einem Speyrer Bischof auf Speyrer Besitz gegründet worden und die Speyrer Bischöfe standen ebenfalls unter kaiserlicher Schirmvogtei. Es erwies sich aber als zweckmäßig,  dass ein zuverlässiger Schutzherr in unmittelbarer Nähe ansprechbar war. Die Speyrer Bischöfe setzten deshalb wohl im Einvernehmen mit den Maulbronner Mönchen eine Art Untervogt ein. Das wurde sein Ministerialer Heinrich von Enzberg. In einer 1236 tritt er erstmals urkundlich in Erscheinung. Er siegelt eine Urkunde mit, die Abt Sigfrid ausstellt und in der es um eine Übereinkunft mit den Bauern von Ötisheim geht und zwar “sigillo advocati de Encenberch” also mit dem Siegel des Vogts von Enzberg. (WUB Band III., Nr. 872, Seite 369-370)

Das stärkte Heinrichs Ansehen natürlich beträchtlich. Zugleich brachte es ihn auch in eine Konfliktsituation. Den er selbst war ja in aufstrebender Herrschaftsfunktion und stand damit sowohl in Konkurrenz zum Kloster als auch zum Bistum. Man hat die Gefahr wohl durchaus gesehen, dass Heinrich seine

Befugnisse missbrauchen würde oder die Enzberger erbliche Ansprüche auf die lukrativen Vogteirechte erheben könnten. Wohl auf Druck des Speyrer Bischofs verzichtete Heinrich auf sein Amt als Vogt.”Heinrich der Ältere von Enzberg verzichtet unter Bestätigung des Empfangs des Pfandschillings auf alle ihm verpfändet gewesenen Vogteirechte über das Kloster Maulbronn.(WUB Band IV., Nr. 1231, Seite 300) Er wurde aber 4 Monate später vom Bischof wieder als Beschützer Maulbronns eingesetzt,

allerdings nicht als Vogt (advocatus) sondern nur als Schirmherr (tutor) und das ausdrücklich nur in persönlicher und widerruflicher Eigenschaft. (WUB Band IV., Nr. 1237, Seite 305-306). Bischof in Speyer war in dieser Zeit Heinrich II. (1245-1272). Heinrich von Enzberg starb um 1268.

“Papst Innozenz IV. gebietet dem Erzbischof von Mainz und allen Kirchenobern seines Sprengels, das Kloster Maulbronn gegen Übergriffe durch Verhängung von Kirchenstrafen gegen dessen Bedränger zu schützen.” (WUB Band IV., Nr. 1026, Seite 77-78)Lateran 8. April 1244. Eine ähnliche Urkunde

hatte Papst Gregor IX. ja 1299 ausgestellt, den Auftrag allerdings an den Bischof von Straßburg gegeben

Abt Sigfrid I. regierte von 1244-1251. Am Anfang seiner Regierungszeit erhielt er eine Schutzurkunde, die Papst Innozenz IV. (1243-1254)am 27. Juni 1245 in Lyon ausstellte (WUB Band XI., Nr. N5586, Seite 475-476). Darin bestätigte er den Besitz des Klosters und alle seine Privilegien.

In seiner Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn Karl Klunzinger (Stuttgart 1854) erwähnt dieser auf Seite 16 noch zwei Papsturkunden auf Seite 16, eine von Papst Innozenz IV. und eine von
Alexander IV., in denen das Kloster Maulbronn das Recht erhält, dass kein Bischof dort Gericht halten dürfe sowie den Burgfrieden.

Auch königliche Schutzurkunden gibt es für das Kloster wieder. König Wilhelm von Holland ( 1256/57) stellte am 2. Februar 1255 diese Urkunde für Maulbronn aus.

“Der römische König Wilhelm nimmt das Kloster Maulbronn mit allen dessen Gütern in seinen und des Reichs Schutz, verbietet dasselbe irgendwie zu schädigen und verspricht sämtliche dem Reich zuständige Vogteien über Güter des Klosters ohne dessen Bitte nicht zu veräußern.”

WUB (Band V., Nr. 1325, Seite 92)

Am 16. Februar 1255 verspricht er, alle bisher  erteilten Rechtsbegünstigungen aufrecht zu erhalten. Zuwiderhandelnden droht er mit großer Ungnade. (WUB Band V., Nr. 1326, Seite 93)

Am 4. Juli 1256 wird Abt Eggehard (1257-1268) von Papst Alexander beauftragt, “die durch den päpstlichen Kardinallegaten Peter geschehene Einverleibung der Kirchen Gebsattel und Tüngental in das Kloster Comburg zu bestätigen. (WUB Band V., Nr. 1401, Seite 165). Abt Eggehard wurde wegen seiner Rechtschaffenheit gerühmt. 1268 wurde er Abt im Mutterkloster Neubourg. Bischof Heinrich II. (1245-1272) schenkte Kloster Maulbronn Zoll und-Umgeldsfreiheit, weil sich Eggehard auf seinem Maulbronner Abtsstuhl so bewährt hatte.

Um 1268 folgte Heinrich von Enzberg, der gleichnamige Sohn des Maulbronner Schirmherrn in derselben Eigenschaft und demselben Rechtsverhältnis nämlich Schirmherr, widerruflich und nicht erblich. Er aber forderte mit Waffengewalt Vogteirechte und wurde deshalb mit Kirchenbann belegt.

Er starb kurz nachdem er auf seine Ansprüche verzichtet hatte. Seine Söhne Heinrich III., Konrad, Gerhard und Albrecht sowie sein Bruder Konrad führten die bewaffneten Auseinandersetzungen aber weiter. Sie gingen plündernd und sengend gegen das Kloster vor. Nun griff der Bischof ein.

Der Machtantritt Rudolfs und seine Revindikationspolitik, das ist die Rückführung der zur Stauferzeit entfremdeten Reichsgüter,  erleichterten den Maulbronner Mönchen die Durchsetzung ihrer Ansprüche wegen der Vogtei.

Die Brüder mussten am 1. August definitiv auf alle Ansprüchean die Vogtei über Ölbronn, Diefenbach, Elfingen und Füllmenbach verzichten. (WUB Band IX., Nr. 3462, Seite 34-35)

Am 1. Oktober 1273  wurde Rudolf von Habsburg zum neuen Herrscher des Deutschen Reiches gewählt. Damit endete das Interregnum oder wie Schiller in seiner Ballade” Der Graf von Habsburg” sagte “die kaiserlose, die schreckliche Zeit”. Es war aber gar keine kaiserlose Zeit, sondern es herrschte ein Überangebot an Herrschern, von denen sich aber letztendlich keiner durchsetzen konnte. Für Maulbronn wichtig, dass der neue Herrscher dem Kloster schon bald nach seinem Machtantritt eine Schutzurkunde ausstellte. “ König Rudolf nimmt das Kloster Maulbronn in seinen Schutz.”

WUB Band VII., Nr. 2374, Seite 267.

Unter Abt Sigfrid II.(1281-1285) geriet die Tochterabtei Schönthal unter seinem Abt Thomas (1270-1284) in Finanznöte. Kloster Maulbronn konnte zu diesem Zeitpunkt auch nicht einspringen. Das Generalkapitel unterstellte deshalb das in Not geratene Kloster dem wirtschaftlich starken Kaisheim. In der Urkunde liest es sich allerdings wie eine Bitte von Abt Sifrid. “Abt Sifried von Maulbronn bittet den Abt von Kaisheim, die Vaterschaft über das zerfallende Kloster Schöntal zu übernehmen” (WUB Band VIII., Nr. 3119, Seite 331

Abt Trutwin (1266-1287) von Kaisheim kann 1283 schon alle Schulden von Schönthal ablösen. Mit dem Kloster geht es wieder aufwärts. Es verbleibt aber unter dem Patronat von Kaisheim

1299 verlieh König Albrecht (1298-1308) Zollfreiheit für einen jährlichen Schiffstransport auf dem Rhein. “König Albrecht erlaubt dem Kloster Maulbronn alljährlich einmal auf dem Rhein ein mit Wein oder Getreide beladenes Schiff zollfrei tal- und bergwärts führen zu dürfen.” (WUB Band XI., Nr. 5354, Seite 320-321)

Um 1300 wurde die Westhalle des Kreuzgangs begonnen.

Um 1350 wurde mit dem Bau der Nordhalle des Kreuzgangs mit Brunnenkapelle, der Osthalle mit Kapitelsaal und Johanneskapelle begonnen. Die Ordensregel schreibt den Waschraum für die Mönche im Kreuzgang vor. Dort wurde auch die Tonsur vorgenommen. Um 1340 wurden hier fünf Maßwerkfenster errichtet. Die unterste Brunnenschale stammt noch aus dem Mittelalter.

Im frühen 13. Jahrhundert begann die Umfriedung des Klosters. Johann von Rottweil war von 1361 bis 1367 Abt in Maulbronn. Er baute die Umfriedung festungsartig aus. Sie umfasste eine Ringmauer, Wehrgang und Wehrtürme sowie einen mit Wasser füllbaren Zwingergraben.Vor der Befestigung des Klosterareals gab es eine äußere Umfriedung, die aus einer Mauer und zwei Türmen bestand. Diese ist wohl spätestens zur Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Pfalz und Württemberg errichtet worden, also in der 2,Hälfte des 15. Jahrhunderts bis zur Jahrhundertwende.

Als das Kloster befestigt wurde, wurden auch die Pfleg-und Kirchhöfe im “maulbronnischen” Territorium mit Verschanzungen, Wehrtürmen und Mauern befestigt, so z. B. in Knittlingen und Öwisheim.

Maulbronn hatte schon sehr früh einen relativ gering zersplitterten Besitz. Zudem mühten sich die Äbte bis zur Reformationszeit einen nur ihnen unterstehenden Herrschaftsbereich zu gewinnen. Das ermöglichte effizientes Organisieren und

Wirtschaften. Das Gebiet um Rastatt wurde Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts an das 1149 gegründete Zisterzienserkloster Herrenalb veräußert oder gegen günstiger gelegene Gebiete getauscht.

Zwei Schenkungen in  Unteröwisheim (WUB Bd. III Nr. 584 Seite 37 und WUB Band III., Nr. 808, Seite 303) geben den Anlass dort einen kleinen und kompakten Besitzkomplex aufzubauen. Er hatte den Vorteil, dass er jeweils eine Tagesreise vom Kloster und zur Bischofsstadt Speyer entfernt war und war so möglicherweise Zwischenstation zwischen Kloster und dem wichtigen Stadthof in Speyer. Abgerundet wurde das durch einen Kauf am 24.April 1346. der Hälfte von Unteröwisheim samt Kirchensatz vom Markgrafen Hermann IX. von Baden (1333-1353). Am 14. August 1411 wurde Unteröwisheim dem Kloster ganz zugesprochen.

Der Maulbronner Besitz verteilte sich jetzt schwerpunktmäßig auf drei Räume. Das war einmal der Besitz im unmittelbaren Umfeld des Klosters. Der wichtigste und einträglichste Besitzkomplex  war im Umfeld von Speyer auf beiden Seiten des Rheins. Dazu kam der relativ neu erworbene

Besitzkomplex  Unteröwisheim, in dem im heutigen Schloss Unteröwisheim ein Pfleghof errichtet wurde, der 1347 in einem Kaufvertrag mit dem Markgrafen von Baden /(s.o.) erstmals erwähnt wird.

Abt Johann kaufte erstmals eine bedeutende Menge von Gütern vom umliegenden Adel. Das mag zum einen mit der Arrondierung des Maulbronner Territoriums zusammenhängen, deutet aber auch auf eine Änderung der klösterlichen Wirtschaftspolitik. Von der Bewirtschaftung von Eigengütern durch Konversen ging man vermehrt auf Rentengrundherrschaft und den Handel mit Gütern über. Der gesamte Orden stellte sich um. 1244 gestattete die Ordensregel erstmals die Geldwirtschaft als Einkommenszweig der Zisterzienserklöster. (siehe dazu auch Kloster Eberbach in Mei Büchle) In Maulbronn zeigte sich das z. B. in Diefenbach, wo neu umgebrochenes Land gegen einen Zins an Bauern zur Bewirtschaftung abgegeben wurde. Ab dem 13. Jahrhundert trat das Kloster nun als Erwerber  von Zehntrechten auf fremde Güter auf. Das erklärt auch die zeitweise Verschuldung des Klosters. Der Erwerb solcher Rechte hängt damit wohl genauso zusammen wie die Arrondierungsbemühungen des Klosters.

In die Zeit von Abt Johannes fällt auch die Übertragung der Untervogtei an die Pfalzgrafen bei Rhein. Am1. Juni 1372 übertrug Kaiser Karl IV. (1346-1378) die Schutzvogtei von Kloster Maulbronn auf Ruprecht I. (1353-1390) Pfalzgraf bei Rhein. Dadurch wurde es allerdings in den Gegensatz zwischen der Pfalz und Württemberg verstrickt. Dies endete erst mit dem Übergang Maulbronns an Württemberg 1504.

Heinrich II. war Abt von 1384 bis 1402. Er setzte den Güterkauf, den Johann von Rottweil begonnen hatte in großem Maße fort. Dazu kamen noch Schenkungen und Privilegien.Er ließ das Haus des Abtes und des Verwalters erbauen. Herzog Ludwig I. von Württemberg (1568 bis 1593) ließ 1588 darauf

sein Jagdschloss errichten.

1401 erteilte König Ruprecht dem Kloster einen Schutzbrief. König Ruprecht nimmt das Kloster Maulbronn in seinen und des Reichs Schirm und verspricht, die Schirmvogtei nicht zu veräußern; bestätigt auch dessen Privilegien. (Stiftsarchiv St. Paul im Lavanttal, St. Blasien U 319)

Sein Nachfolger war Abt Albrecht IV. von Ötisheim. Er war von 1402-1408 Abt in Maulbronn. Die Einkaufspolitik seines Vorgängers setzte er fort. Auch in Rechtsstreitigkeiten war er erfolgreich. Er ließ die Kirchhöfe seiner Orte befestigen. Die Beschwerden des badischen Markgrafen von Baden gegen die Erlaubnis wies König Rupprecht zurück.

1407 taufte er Jakob von Baden (1407-1453), den Sohn des Markgrafen Bernhard I. von Baden.

1408 erhielt die Kirche einen neuen Altar, den Ludwig von Abolo, Suffragan des Bischofs Raban von Speyer (1388-1430) weihte.

1414 war der Abt auf dem Konzil in Konstanz.Er gewährte dann dem Dominikaner Johannes Mulberg Asyl in Maulbronn.Dieser war in Basel als Ketzer und Schismatiker verurteilt und der Stadt verwiesen worden. In seinem leidenschaftlichen Reformeifer hatte er die Geistlichkeit in Basel schonungslos angegriffen und ihr ein strenges Strafgericht prophezeit. Er hielt an Papst Gregor XII. fest, während in Basel Johannes XXIII. anerkannt war. Er starb am 04.12.1414 in Maulbronn  und ist dort auch begraben. Ein weiteres positives Ergebnis seines Konstanzaufenthalts war die Bestätigung des Schutzbriefes von König Ruprecht durch König Sigismund am 25. März 1415. Darin wurde auch die Vollmacht erteilt, die Befestigung der Kirchhöfe fortzusetzen.

Am 14. März 1418 nahm der neugewählte Papst Martin V. (1417-1431) das Kloster in seinen Schutz. Am 26. Februar 1420 beauftragte er den Maulbronner Abt und den Abt von Neubourg, die Klöster und Stifte im Pfälzer Gebiet zu untersuchen und zu reformieren.

Laut Bruschius (Chronologia Monasteriorum Germaniae Praecipuorum , S.331) erlangte er in Prag die Magisterwürde. Dort soll er auch seinen Kunstsinn gebildet haben. 1424 erfolgte der gotische Umbau der Kirche. Sein Baumeister war der Laienbruder Berthold, als Maler war Ulrich tätig.

Mit Abt Albrecht setzte die Blüte der Abtei ein. Er starb am 30. Mai 1428.

Sein Nachfolger Gerung von Wildberg regierte nur zwei Jahre. In seine Regierungszeit fällt der Bau des Pfründhauses 1430.  Pfründner waren Träger öffentlicher Ämter, die sich ins Kloster einkauften und dafür eine Altersversorgung erhielten.

Auf ihn folgte Johannes II. von Gelnhausen. Er war zuerst Karthäuser Mönch (Bruschius S.331) bevor er zu den Zisterziensern übertrat. Er wurde Prior im Kloster Stams. Von 1430 –1439 war er Abt in Maulbronn.

Gleich zu beginn seiner Regierungszeit ließ er das Krankenhaus erbauen. 1431 erhielt er  vom  Basler Konzil zum einen wegen seiner Beredsamkeit und seiner Gewandtheit zum andern aber auch seiner Vertrautheit mit den örtlichen Gegebenheiten den Auftrag, die Hussitenfrage zu lösen

oder wie es in älteren Darstellungen (Karl Klunzinger, Eduard Paulus) heißt, “die Böhmen in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen”. Er reiste mir Dominikanerprior Johannes Nider aus Basel nach Nürnberg und setzte sich von dort aus brieflich mit den Hussiten in Verbindung.

Dann reiste er mit mehreren Abgeordneten nach Eger. Von da aus wandte er sich zusammen mit dem Abt Hermann von Ebrach (1430–1437) an den Vorstand des Konzils, den Legaten Giuliano Cesarini und bat um freies Geleit für die Hussiten, die nach Basel kommen wollten. Dabei wurden

30. November 1433 die Basler Kompakten ausgehandelt.Das gestattete, dass das Abendmahl jedem der es wollte in beiden Gestalten, also Brot und Wein gereicht wurde-. Daher nannte sich eine Partei der Hussiten “Kalixtiner” nachdem lateinischen Kalix=Kelch oder Ultraquisten vom Lateinischen communio sub utraque species, also das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Die freie Verkündigung Gottes Wortes auch in der Landessprache wurde zugelassen. Diese kirchliche Anerkennung einer abweichenden Gruppierung führt letztlich zur Beendigung der Hussitenkriege.

Einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Verhandlungen hatte der Maulbronner Abt, was große Anerkennung fand. König Sigmund nahm Maulbronn in die Reichsmatrikel auf, das heißt der Abt war Reichsfürst und somit reichsunmittelbar. Das sicherte ihm fast unbeschränkte Landeshoheit.am 31. Juli 1434 bestätigt Sigmund die Privilegien des Cistercienser-Klosters Maulbronn ( RIXI,2 n.10646)

Papst Eugen  (1431-1447) erteilte ihm am 29. Mai 1438 die bischöflichen Insignien und die Vollmacht die 4 niederen Weihen zu erteilen.

Schon vorher war er als Vermittler in einem Streit berufen worden. Dort ging es um die Ratsverfassung der Stadt Mainz und der Beteiligung des Klerus an den städtischen Aufgaben. 1433 hatte sich die gesamte Geistlichkeit, nachdem ihre Steuer- und Abgabenfreiheit beeinträchtigt worden war, aus der Stadt zurückgezogen. Die Seelsorge brach zusammen. Der Klerus kehrte  erst nach 1435 zurück, nach der “Pfaffenrachtung” in Mainz.

Abt Johannes legte 1439 sein Amt nieder und starb 1443 in Maulbronn.

Sein Nachfolger war Johannes III. von Worms. Auch er erweiterte den Grundbesitz des Klosters durch Kauf. 1440 ließ er die große Glocke gießen 1441 ließ er den nördlichen Eckturm und das Gebäude daneben bauen.

1441 befestigte Pfalzgraf Ludwig IV. als Schutzvogt das Kloster mit Mauern, Türmen und Zinnen, wobei das auch so zu verstehen war, dass Maulbronn als Eckpfeiler des kurpfälzischen Territoriums gegen Südosten gesehen wurde.

Am 24. April 1444 erneuerte Friedrich III. den Schutzbrief Sigmunds. Gleichzeitig gab er Maulbronn die Gerichtsbarkeit über das Dorf Mühlhausen an der Enz.

“König Friedrich III. bestätigt dem Kloster Maulbronn alle hiervor ausgebrachten Privilegien und erlaubt demselben, die Obrigkeit zu Mühlhausen wie in anderen Flecken zu gebrauchen. (RI XI,2 n. 10646)

Der Maulbronner Cellerar Gottfried von Otterstätt wurde 1446 Abt von Stift Neukloster in Wiener Neustadt.

Berthold III. von war von 1445 bis 1462 Abt. Das Kloster Pairis in der Nähe von Kaysersberg geriet im Laufe des 15. Jahrhunderts durch Nachlässigkeit seiner Äbte und einige Mönche – von Dekadenz war die Rede- in eine Krise.

Verschärft wurde diese durch äußere Umstände wie Plünderung durch die Engländer im  Hundertjährigen Krieg und die Zerstörung des Klosters beim Einfall der Armagnaken im Jahre 1444. Das Mutterkloster Lützel konnte in dieser Zeit auch nicht einspringen.

Deshalb verzichtete Lützel auf sein Superiotätsrecht auf Pairis zugunsten von Maulbronn. Das Generalkapitel von Citeaux unter Vorsitz von Jean IX. Vion de Gevrey (1440– November 1458 ) bestätigte dies unter der Bedingung, dass Pairis zum Prioriat verwandelt wurde und dass Kloster Maulbronn

dem notleidenden Kloster in geistlicher und weltlicher Hinsicht beistehe. Weltliche Hinsicht bedeutete vor allem, dass Maulbronn die Schulden von Pairis bezahlte. Papst Pius II., mit bürgerlichem Namen Enea Silvio Piccolomini, also der bedeutende Humanist (Papst von 1458 bis 1464) bestätigte beide Massnahmen sofort. Abt Berthold nahm die Angelegenheit tatkräftig in Angriff. Er endsandte einen Prior und einige Mönche nach Pairis. Er und seine Nachfolger zahlten rund 20.000 Gulden für die Sanierung von Pairis. Wenn man aber den weiteren Verlauf der Geschichte betrachtet, war das eine gute Investition, denn die Abtei Maulbronn wurde ja 1536/37 nach Pairis verlegt, also Herzog Ulrich von Württemberg 1534 die Reformation einführte und Kloster Maulbronn säkularisierte (s.u.).

Die letzten Lebensjahre Abt Bertholds wurden getrübt durch den Einfall Ludwigs V. von Württemberg ( der Vielgeliebte) im Badisch-Pfälzischen Krieg (1459-1463). Dabei wurde auch Kloster Maulbronn sowie sein Territorium schwer geschädigt. Kaiser Friedrich III. schaltete sich auch ein

mit seiner Urkunde vom 26. April 1462 Graz.

“K.F. befiehlt den Mgff. Albrecht von Brandenburg und Karl (I.) von Baden sowie den gevettern Gf. Ulrich (V.) und Gf. Eberhard (V.) von Württemberg gemeinschaftlich und einzeln, das im Bistum Speyer gelegene Zisterzienserkloster (des ordens von Cittel) Maulbronn zu unser und des reichs hannden und gewaltsam zu nehmen und bis auf weiteren ksl. Befehl nach bestem Vermögen zu schützen. Damit sollen sie den Feinden, welche etliche eigene Rechte villeicht daselbs vermeinen zu haben, zuvorkommen und die Schädigungen unterbinden, die Kaiser und Reich sowie sie selbst und andere ksl. Hauptleute samt den ihnen Gehorsamen auß dem Kloster und Gotteshaus fortgesetzt erfahren. “ (RI XIII] H. 23 n. 335)

Der Abt  versuchte in mehreren Schreiben sowohl an Kurfürst Friedrich, an den Markgrafen von Baden Karl als auch an Herzog Ludwig von Württemberg den Schaden ersetzt zu bekommen.

Berthold hatte 100 Mönche unter sich.

Berthold verstarb am 6. Mai 1462.

Auf ihn folgte Johann IV. von Wimsheim. Er regierte von 1462-1467. Er war Licentiat der Theologie, also mit der akademischen Lehrbefugnis. Am 5. Oktober 1462 erhielt er zusammen mit Abt Bernhard von Hirsau (1460–1482) von Papst Paul II. (1464-1471) den Auftrag,

das Barfüßerkloster und das Klarkloster in Heilbronn zu reformieren. Seinen Auftrag erfüllte er laut Karl Klunzinger gut (Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn S. 121).

In seiner Regierungszeit lebten 135 Mönche in Maulbronn. Er starb am 15. Juli 1467.

Nicolaus von Bretten war von 1467 bis 1472 Abt in Maulbronn. Er legte sein Amt wegen seiner Gichterkrankung nieder. Er starb am 4. Juli 1474.

Auf ihn folgte Abt Albrecht V. Er war Abt von Maulbronn und zugleich von Pairis. 1473 wurde das große steinerne Kruzifix vor der Chorschranke gesetzt. Es ist auf der Rückseite mit CVS signiert und wird als Conrad von Sinsheim gedeutet. Es zählt zu den bedeutendsten spätgotischen Kunstwerken in

Maulbronn. Anfang des 15. Jahrhunderts erhielt Klosterstifter Walter von Lomersheim in dem Bereich, wo sich jetzt das Kreuz befindet, eine neue Grabstätte. Als Laie lag er vorher auf dem Konversenfriedhof südlich der Kirche.

Am 4. Juli 1474 nahm er in Urach an der Hochzeit von Graf Eberhard im Barte mit Barbara Gonzaga, geb. von Mantua teil.

Abt Nicolaus starb am 26. Mai 1475.

Sein Nachfolger Johannes V. Riescher von Laudenburg war zweimal Abt in Maulbronn. Das erste Mal regiert er von 1475-1488. Er ordnet das Verhältnis zu Württemberg und schließt zwei Verträge mit Graf Eberhard V.  Am 30. Juni 1477 Es ging um Weiderechte und Zoll.

Am 14. November 1485 schlossen Abt Johannes und Graf Eberhard einen weiteren Vertrag. Dieses Mal ging es um Leibeigene, die Jagd und ebenfalls um Zoll.

Auch päpstliche Gunsterweise durfte er erfahren. Am 26. August 1479 inkorporierte Papst Sixtus IV. (1471-1484) Kloster Maulbronn wegen erlittener Kriegsschäden und wegen der für Pairis aufgewendeten Kosten die Kirchen von Illingen und Zaisenhausen und am

20 Dezember 1479 erteilte er dem Kloster einige Privilegien, die diese Kirchen betrafen.

Der Generalabt der Zisterzienser Jean X. de Cirey   (1476–November 1501 ) beauftragte  am 14. September 1486  Abt Eberhard II. (1479–1491 ) von Schönau, Abt Johann V. von Eußerthal und den Maulbronner Abt die Rückgabe des Frauen Kloster Ramsen in der Pfalz zu

bewerkstelligen. Ramsen war schon 1146 an das Kloster St. Georgen geschenkt worden. wegen der räumlichen Distanz wurde es 1174 an den Bischof von Worms übergeben. Seit 1267 war es ein Frauenkloster der Zisterzienser und dem Abt von Schönau unterstellt.

1418 wurde es wegen wirtschaftlicher Probleme aufgelöst und von 1477-148 5 nochmals als Männerkloster weitergeführt. Dieses hatte aber nur bis 1485 Bestand.

Auch als Bauherr war Abt Johannes tätig. 1479 wurde die Vorhalle des Klosters gebaut. An der Stelle des Remisengebäudes war ein spätmittelalterlicher Kapellenbau, den Abt Johannes erneuern ließ, wie eine dort vorgefundene Inschrift belegt.

Abt Johannes resignierte vor Dezember 1488. 1497 lebte er in Herrenalb.

Stephan Öttinger war von 1488 bis 1491 Abt. Er resignierte vor Februar 1491. Möglicherweise wurde er zur Resignation gezwungen.

Der nächste Abt war wie sein Vor-Vorgänger zweimal Abt in Maulbronn. Johannes VI. Burrus von Bretten war zum ersten Mal von 1491 bis 1503 auf dem Maulbronner Abtsstuhl. Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit leitete er eine Abtswahl in Bronnbach bei der Michael Keller

(1491-1501) zum 35. Abt von Bronnbach gewählt wurde. Im nächsten Jahr schlichtete er einen Rechtsstreit zwischen Kloster Bronnbach und dem Hochstift Mainz wegen des Wagendienstes, Renten und Gülten.1493 wurde das Parlatorium gebaut. Das ist das Zimmer, in dem Mönche Besuche

empfangen durften. Im Parlatorium befindet sich ein Wendeltreppenturm, den Laienbruder Conrad von Schmie erbaut hatte, wie aus der Bauinschrift am Turm hervorgeht. Von ihm stammt auch der Verbindungsgang am Ostflügel des Kreuzgangs. Die Inschrift ist eine hervorragend

gestaltete Kapitalis nach römischen Vorbild und ein Novum im deutschen Sprachbereich für diese Zeit. Von solcher Ausprägung erscheint sie normalerweise erst Jahrzehnte später. Die sprachliche Form dürfte von Conrad Leontorius stammen.  Dieser klassisch gebildete Humanist

war zu derzeit Mönch in Maulbronn.Von 1489 bis 1495 war er Generalsekretär des Ordens und in dieser Eigenschaft häufig im Auftrag des Generalabts auf Reisen gewesen (Frankreich, Italien). Er wirkte auch an großen Druckvorhaben des Basler Buchdruckers, Verlegers und Gelehrten

Johannes Amerbach mit. Er hatte Umgang mit Jakob Wimpfeling , Johannes Trithemius und Johannes Reuchlin. Mit Abt Johannes stand er auf vertrautem fuße, zumal sich ihre wissenschaftlichen Interessen deckten.

Am 14 Juni 1494 “nimmt  (Kaiser Maximilian)Abt und Konvent des Klosters Maulbronn mit all ihren Leuten, Dörfern, Rechten etc. in den besonderen Schutz des Reiches, erneuert und bestätigt ihnen alle ihre Privilegien, Immunitäten und Freiheiten; insbesondere das Recht, in ihrem Dorf Mühlhausen durch ihre weltl. Beamten die Gerichtsbarkeit ausüben zu lassen wie in ihren anderen Dörfern. “  RI XIV, 1n. 787)

1499 lebten 95 Mönche und Konversen in Maulbronn.

1500 will Württemberg das Kloster Maulbronn aus den Reichsmatrikeln, in denen es mit 60 Gulden angelegt war, ziehen. Das war ein erster Versuch die, die Reichsunmittelbarkeit des Klosters zu beenden

1501 ließ er eine Schleuse am See in Marbach bauen.

Abt Johannes war sehr gottesfürchtig. Er verlangte gottesfürchtiges Leben auch von seinen Mönchen. Diese hielten ihn für zu streng und zwangen ihn deshalb zum Rücktritt.  Am 26. Januar 1503 vollzog er diesen.

Auf ihn folgte Johannes VII. von Umbstat. Er regierte nur zwei Jahre und kam. Am 24. Mai 1503 befahl  Generalabt  Jacques III. Theuley de Pontailler-sur-Saône (1501– 1516) den Äbten Eberhard I. 1400–1405 von Schönau und dem Maulbronner Abt

zwei Mönche aus Maulbronn nach Heidelberg in das Kollegium St. Jakob zu schicken und auch dafür zu sorgen, dass von den anderen Zisterzienserklöster 38 Mönche ebenfalls nach Heidelberg geschickt wurden.

Herzog Ulrich von Württemberg wurde von Kaiser Maximilian 1503 vorzeitig für volljährig erklärt und beteiligte sich 1504 als Heerführer im Landshuter Erbfolgekrieg. Im Zuge dieses Krieges besetzte er Maulbronn und einige pfälzische Ämter.

Als Herzog Ulrich auf Maulbronn anrückte, floh Abt Johannes VII. mit seinen Mönchen nach Speyer. Er starb dort. Herzog Ulrich beschoss das Kloster. Die Besatzung ergab sich gegen freien Abzug. Die verbliebenen Mönche und Laienbrüder wurden ins

Augustinerkloster nach Tübingen verwiesen.

Mit einer Urkunde, die Kaiser Maximilian am 1. August 1504 ausstellte “überträgt (Kaiser Maximilian)Hg Ulrich von Würtemberg die Schirmvogtei und weltl. Obrigkeit über das Gotteshaus Maulbronn samt etlichen zugehörigen Dörfern und befiehlt, dem Hg alles das zu leisten, was bisher Pfgf Philipp (bei Rhein) und dessen Vorfahren geleistet wurde.” (RI XIV,4,1 n. 19013). Der Herzog befahl nun dem Abt und den Mönchen nach Maulbronn zurückzukehren. Da der Abt in Speyer verstorben war, war eine Neuwahl erforderlich. Gewählt wurde Johannes VI., der von 1475-1488 schon einmal Abt in Maulbronn war.Ulrich erkannte die Wahl nicht an, obwohl sie rechtmäßig war und obwohl der Konvent und obwohl sich der Konvent beim Kaiser sich gegen diese Einmischung verwahrte. Die Mönche wollten Ulrich auch nicht als Schirmherrn anerkennen.

Um den Streit zu beenden resignierte Johannes. Auf Anraten des Mutterabtes von Neubourg und um größeres Übel abzuwenden, anerkannten die Mönche Ulrich als erblichen Schutz-und Schirmherrn an. Auf Vorschlag Ulrichs wählten sie nun Michael Scholl, der bisher Abt in Herrenalb war.

Abt und Konvent mussten beim Amtsantritt des neuen Abtes ein Revers ausstellen, nachdem sie den Herzog als ihren erblichen Schutz und Schirmherrn unwiderruflich anerkannten. Er behielt sich die weltliche Obrigkeit vor, Wildbann, hohe und niedere Gerichtsbarkeit vor. Dem Kloster behielt er nur das Recht vor, sich in seinen Ortschaften huldigen zu lassen sowie die bisherigen Renten, Gülten und Zinsen. Nach Vidimierung dieses Revers reihte er den
Abt unter die Prälaten ein, die Klosterdörfer aber unter die Städte und Ämter der Landschaft ein. Unter Maximilian wurde ihm das Kloster 1507 vollkommen zugesprochen und übergeben. Die Streichung aus den Reichsmatrikeln setzte er auf den Reichstagen von 1510 und 1512 durch.

Die bisherigen Schirmherren Kurfürst Ludwig V.(1508-1544) und sein Bruder Pfalzgraf Friedrich II.(1482–1556)  verzichteten am 13. November 1513 förmlich auf ihre Rechte an dem Kloster.

Abt Michael setzte den Bau der Kapelle im Kreuzgang fort. 1506 ließ er die mittlere Glocke gießen.

Er legte sein Amt 1512 nieder und kehrte nach Herrenalb zurück.

Auf ihn folgte der bisherige Bursarius Johannes VIII. Entenfuß. Er entwickelte eine rege Bautätigkeit. Er ließ das Fürstengemach, das Herrenbad, den Winterspeisesaal bauen sowie einen Erker und die Wendeltreppe zwischen Herrenhaus und Oratorium . Außerdem vollendete er

die Brunnenkapelle im Maulbronner Kreuzgang. Das kostete alles viel Geld und brachte das Kloster in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Der Alchimist Dr. Faust soll von Abt Johannes zum Goldmachen nach Maulbronn berufen worden sein. Auf jeden fall musste er am 8. Mai 1518 wegen Misswirtschaft abdanken.

Auf ihn folgte nochmals Abt Johannes VI. Burrus. Er ließ die Bibliothek erbauen.

Nach Maximilians Tod 1519 wurde Herzog Ulrich von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil aus Württemberg vertrieben und gebannt. Pfalzgraf Wilhelm zeigte sich geneigt, wieder Schirmherr von Kloster Maulbronn zu werden. Der schwäbische Bund lehnte dies aber ab. Maulbronn

solle nicht dem Fürstentum Württemberg entzogen werden. Franz von Sickingen hatte für die Vermittlung mit dem Pfalzgrafen eine erhebliche Summe vom Kloster erhalten. Am 10. Mai 1519 brandschatzte er den Maulbronner Hof in Heilbronn

Herzog Ulrich fiel im sommer 1519 nochmals in sein Land ein. Das Kloster huldigte ihm wieder am 9. August 2019. Dann wurde er wieder vertrieben, bis ihm 1534 die Rückkehr gelang.

Vom Generalabt erhielt er am 11. April 1520 den Auftrag, das Kloster Kirchbach zu reformieren. Diesem Auftrag konnte er nicht entsprechen. Er resignierte am 25. April 1521 und verstarb am 21. November 1521.

Sein Nachfolger wurde Johann IX. von Lienzingen am 25. April 1521. Er war Baccalaureus der Theologie, den er in Heidelberg gemacht hatte. Er war Prior in Lützel und Pairis, vor er Abt in Maulbronn wurde.

1521 wurde die Pfisterei, also die Klosterbäckerei errichtet.

1522 lehnte er den Auftrag ab, das Kloster Kirchbach zu visitieren, bzw. zu reformieren.

Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster in Mitleidenschaft gezogen, kam aber relativ glimpflich davon. Vom 18.-21.April fiel ein Teil des Stocksberger Haufen ins Kloster ein, aber ohne die Gebäude wesentlich zu beschädigen.

1525 verkaufte das Kloster den Maulbronner Hof in Heilbronn und seine Güter, die es sonst noch dort hatte für 2000 Gulden an den Rat von Heilbronn.

Am 27. Juni 1531 kaufte Abt Johannes von der Familie Schwarzerd in Bretten den Stegersee in der Nähe von Bretten für 590 Gulden.Die Kaufurkunde heute beim Staatsarchiv Stuttgart Urkunde A 502 U 961

Nachdem Landgraf Philipp zusammen mit Herzog Ulrich am 13. Mai 1534 bei Lauffen österreichische Truppen besiegt hatte, wurde die österreichische Statthalterschaft über Württemberg beendet. Ulrich konnte wieder in sein Land zurückkehren.

Schon etwa 10 Jahre vorher war er Anhänger der Reformation und hatte 1519 in der ihm verbliebenen Grafschaft Mömpelgard, dem heutigen Montbeliard, den evangelischen Glauben eingeführt.

Er führte umgehend die Reformation in Württemberg ein. Es  kann natürlich nicht gesagt werden, ob religiöse oder wirtschaftliche Gründe das stärkere Motiv waren. Aber schon Landgraf Philipp hatte vorgemacht, dass das Vermögen der Klöster durchaus zu anderen

Zwecken genutzt werden konnte. Er hatte 1526 Klöster in Hessen aufgehoben. Das eingezogene Klostervermögen floss nicht nur in Armen-und Krankenfürsorge. 1527 wurde die Universität Marburg gegründet, die zweitälteste protestantische Universität nach Liegnitz in Schlesien. Gleichzeitig

wurde das Gymnasium Philippinum in Marburg eingerichtet, das erste humanistische Gymnasium in Oberhessen. Schon vorher als Österreich die Statthalterschaft in Württemberg hatte von 1519-1534, hatte Erzherzog Ferdinand,der Bruder Karls V. und Verwalter Württembergs,

den Besitz der Klöster aufzeichnen und ihr Einkommen veranschlagen. Aufgrund dieser Maßnahme setzte die österreichische Regierung  dann die  Summe fest,die jedes Kloster zu bezahlen hatte und sich an der Schuldentilgung des Landes beteiligen musste.

Herzog Ulrich musste finanzielle Verpflichtungen gegenüber Landgraf Philipp von Hessen für die militärische Unterstützung bei der Wiedereroberung seines Landes bedienen.Er  zögerte deshalb1534nicht,die Klöster dazu heranzuziehen. Der Herzog von Württembergbesaß

zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Landeshoheit über rund 40 Klöster. Darunter waren 15 Männerklöster, alle mit großem Grundbesitz und die meisten mit guten Einnahmen. Er forderte von den Prälaten die Hälfte der jährlichen Einkünfte. Außerdem erließ er noch im November 1534 den Befehl,die Besitzungen,Einkünfte und Wertgegenstände der Klöster zu inventarisieren, damit von ihnen künftig nichts mehr unbemerkt veräußert oder sonst wie beiseite geschafft werden konnte. Zur raschen Durchführung schickte er Kommissionen in die einzelnen Klöster,die in der Regel aus herzoglichen Beamten und dem Vogt des jeweiligen Amtes, in dem das betreffende Kloster lag, bestanden.

Zur Durchführung der Reformation berief er die beiden Geistlichen Erhard Schnepf und Ambrosius Blarer.

Abt Johannes IX. flüchtete am 21. Juli mit Kostbarkeiten, Dokumenten und allem was fortzubringen war nach Speyer. Der Herzog befahl ihm, am24. Juli nach Maulbronn zurückzukehren, was dieser aber nicht tat. Im November ließ Ulrich Kloster Maulbronn inventarisieren. Alles was noch an Wertvollem vorhanden war, ließ er in Gewölbe bringen und dieses mit dem Siegel des Herzogs und des Konvents versiegeln. Herzogliche beamte und der Konvent bekam je einen Schlüssel. so lief das in allen Klöstern (siehe auch Mei Büchle Kloster Herrenalb).

Abt Johannes reichte Klage beim Kammergericht ein, was den Herzog aber nicht daran hinderte, den Abt in seinem Speyrer Exil überfallen zu lassen. Im November 1534 veranlasste er den Konvent einen der Reformation wohl gesinnten Abt zu wählen, womit er aber keinen Erfolg hatte.

Am 4. Juni 1535 erließ herzog Ulrich eine Klosterordnung für Württemberg. Diese schaffte Messen und Beichte ab, ebenso auch das bisher geltende strenge Schweigegebot. Der Austritt aus dem Konvent wurde erlaubt, ja nahe gelegt. Wer austrat erhielt ein Leibgeding von 40 Gulden.

Aufnahme von Novizen war den Klöstern untersagt. Maulbronn wurde eine Einrichtung für Mönche, die nicht aus den Konventen austreten wollten. Sie sollten mit Betten und Büchern ins Kloster Maulbronn gehen und dort zu einem gemeinsamen Haushalt zusammengefasst werden.

Der Generalabt gestattete 1537 Abt Johannes mit seinem verbliebenen Konvent nach Pairis umzusiedeln. Er starb am 20. Juli 17547 in Kloster Einsiedeln in der Schweiz.

Herzog Ulrich war 1536 dem Schmalkaldischen Bund beigetreten und beteiligte sich auch am Schmalkaldischen Krieg 1546. Nach dem Sieg Karls V. bei Mühlberg über die evangelischen Fürsten legte er am15. Mai 1548  das Augsburger Interim zur Abstimmung vor. Für Württemberg bedeutete das, dass die Klöster restituiert wurden.

Die Zisterzienser konnten Kloster Maulbronn wieder in ihren Besitz nehmen. Abt Heinrich III. Reuter von Nördlingen war 1549 wieder in Maulbronn. Er war vorher Prior in Pairis.

Am 6. November 155o starb Herzog Ulrich in Tübingen. Die finanziellen Rücklagen bei seinem Ableben beliefen sich immerhin auf 350.000Gulden. Starke Festungen waren gebaut worden wie Urach, Tübingen,Hohenneuffen und Hohenasperg, Arbeiten am Hohentwiel vorgenommen worden.

So viel nochmals zum wirtschaftlichen Aspekt der Reformation in Württemberg.

Abt Heinrich  ließ 1550 das Gesindehaus in Maulbronn erbauen. Am  Konzil von Trient (zwischen 1545 und 1563) nahm er nicht teil, erklärte sich aber mit allem einverstanden, was dort beschlossen werden würde. 1555 wurde er Generalvikar der Zisterzienser in Deutschland. in dieser Eigenschaft setzte er

einen neuen Abt in Herrenalb ein. Er starb am 16. Juli 1557.

Am 29. Juli 1557 wurde Johannes X. als Abt eingeführt.Er war gleichzeitig Abt in Königsbronn. Er starb noch in demselben Jahr

Christoph von Württemberg (1550-1558), der Sohn Herzog Ulrichs ließ den Äbten und Prälaten zwar  sofort alle Urkunden und Akten aushändigen, die sein Vater zurückgehalten hatte. Nachdem der Passauer Vertrag vom 2. August 1552 das Augsburger Interim aufgehoben hatte,

ging Christoph sofort zielstrebig  an die endgültige Umsetzung der Reformation in Württemberg. Die Aufnahme von Novizen wurde wieder verboten. Bei Neuwahlen verstand er es, Personen zu installieren, die der neuen Lehre anhingen und so seine Absichten unterstützten.

Nach dem Augsburger Religionsfrieden vom 8. August 1555 wandelte er die Klöster in evangelische Klosterschulen um. Von den Prälaten erfuhr er keinen nennenswerten Widerstand mehr.

Abt Valentin Vannius (1495-1567)wurde der erste evangelische Abt von Kloster Maulbronn. Er hat kurze zeit an der Universität Heidelberg studiert und trat dann ins Kloster Maulbronn ein. Nach dem Bauernkrieg verließ er das Kloster.

Zusammen mit württembergischen Reformator Johannes Brenz sollte er im Auftrag von Herzog Christoph auf dem Konzil von Trient die württembergische Konfession öffentlich verteidigen. Wegen der raschen Auflösung des Konzils wurden die beiden nicht mehr gehört.

1558 wurde er Abt in Maulbronn. Er gab die Kanzel in der Klosterkirche in Auftrag, die noch sein Wappen trägt.

1580 wurde der Fruchtkasten für die Naturalienabgaben errichtet. 1588 wurde das herzogliche Jagdschloss auf den mittelalterlichen Grundmauern des Abtshauses gebaut.1600 wurde der Marstall gebaut. Das Ensemble ist in seiner Vollstädndigkeit einmalig in Baden-Württemberg und

Zeugnis für seine Nutzung als saisonaler Herrschaftssitz. Das Klostergut wurde in Klosteramt umgewandelt.

1836 wurde die Gemeinde Maulbronn gegründet. 1886 erhielt diese das Stadtrecht verliehen.

Die 1558 ins Leben gerufene Maulbronner Klosterschule hat einige berühmte Namen aufzuweisen.Der Mathematiker und Astronom Johannes Kepler (1571–1630) besuchte die schule in Maulbronn von 1586 an für drei Jahre, nachdem er von 1484-1586 die Klosterschule in Adelberg absolviert hatte. Dann begann erein Theologiestudium an der Universität Tübingen, studierte dann aber bei dem Mathematiker und Astronomen Michael Mästlin, der ihn mit dem heliozentrischen System des Nikolaus Kopernikus bekannt machte.

Karl Friedrich Reinhard besuchte von 1774 bis 1778 die Evangelischen Klosterschulen in Denkendorf und Maulbronn. Danach studierte er in Tübingen Theologie und Philosophie. Ab 1795 arbeitete er als Diplomat in Frankreichs Diensten und war an vielen Orten Gesandter.

Friedrich Hölderlin (1770-1843) besuchte von 1784-1788 die Evangelischen Klosterschulen in Denkendorf und Maulbronn. Von 1793-1788 studierte er Theologie in Tübingen. Seine ersten Gedichte veröffentlichte er 1792 in Gotthold Stäudlins „Musenalmanach“

Georg Herwegh (1817–1875)  war von 1831 bis 1835 am Maulbronner Seminar und begann danach ein Studium der Theologie und der Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen. Nach nur einem Jahr wurde er wegen Verstoß gegen die Stiftsordnung aus dem Stift entlassen.

Er ging nach seiner Desertion aus dem württembergischen Militärdienst in die Schweiz ins Exil, wo ihm 1841 der literarische Durchbruch gelang. 1848 beteiligte er sich am badischen Aufstand.

Hermann Hesse (1877-1962) hatte 1891 das württembergische Landesexamen in Stuttgart bestanden. Da er Theologe werden sollte, besuchte er darauf das evangelische Seminar in Maulbronn, entwich daraus allerdings schon im März 1892, weil er „entweder ein Dichter oder gar nichts“ werden wollte.

Von 1895-1898 machte er in der Buchhandlung Heckenhauer in Tübingen eine Lehre und arbeitete noch ein Jahr als Sortimentsgehilfe. Sein erster Roman Peter Camenzind erschien 1904. Sein Spätwerk, das Glasperlenspiel wurde 1943 in der Schweiz gedruckt. 1946 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Wie praktisch in allen württembergischen Klöstern gab es während des Dreißigjährigen Krieges nochmals ein Nachspiel von knapp 20 Jahren.

die Protestanten erlitten kurz vor 1630 verheerende Niederlagen in Norddeutschland. Kaiser Ferdinand II. (von 1619- 1637) erließ am 06.03. 1629 das Restitutionsedikt. Dieses besagte, dass säkularisierter protestantischer Besitz der katholischen Kirche zurückerstattet werden sollte.

Daraufhin unternahm auch das Generalkapitel von Citeaux Maßnahmen, um Maulbronn zu restituieren. Der Abt von Kaisheim wurde angewiesen, die Ansprüche auf Maulbronn geltend zu machen. 1629 sprach Kaiser Ferdinand Maulbronn dem Abt von Lützel zu. Am 7. Januar 1630

schreibt die kaiserliche Kommissarien an den Herzog von Württemberg Ludwig-Friedrich von Württemberg-Mömpelgard, der als Vormund von Herzog Eberhard III. Württemberg regierte, er soll innerhalb von 6 Wochen Maulbronn gutwillig abtreten. Da dies offensichtlich nicht geschah,

bemächtigten sich die kaiserliche Kommissarien  am 4. September 1630 des Klosters Maulbronn. Am 14. September 1630 zieht Christoph Schaller aus Sennheim mit einigen Mönchen  aus Lützel in Maulbronn ein. Er war vorher Mönch in Lützel und dann Prior inEeußerthal Er wird Abt von Maulbronn und Lützel. Allerdings ändert sich die politische Lage sehr schnell.

Der schwedische König Gustav Adolf war im Juli 1630 in Usedom gelandet. Schweden griff in den Krieg ein. Im Dezember 1631 waren Lothringer ins Amt Maulbronn eingedrungen und richteten großen Schaden an. Am 7. Januar 1632 wurde Abt Christoph von den Schweden aus Maulbronn vertrieben.

Am 6. September 16334 konnte er nach Maulbronn zurückkehren. Er war auch als Schriftsteller tätig. Er trat vor dem 22. Juli 1942 außer Dienst, nahm diesen aber am 21. August 1642 wieder auf. Vor dem 30. September resignierte er endgültig und starb am 1. Oktober 1642.

Sein Nachfolger war Bernardin Buchinger aus Kiensheim im Elsass. Er war als 9-jähriger in die Klosterschule von Pairis gekommen. Am 25. März 1623 trat er in die Zisterzienserabtei Lützel ein. 1624 legte er die Profess ab. 1630 wurde er zum Priester geweiht. Er war Archivar, Küchenmeister und Großkellner

und Sekretär des Abtes Lorillard. Auch die Klostergemeinschaft von Lützel musste dem Krieg ausweichen. Er ging zunächst nach St. Urban im Kanton Luzern und dann nach Kleinlützel. 1642 hatte er die Wahl zum Abt von Riddagshausen ausgeschlagen. Die Wahl zum Abt von Maulbronn akzeptierte er und trat sein Amt am 30.September 1642 an. 16.46 reiste er an den französischen Hof um das Kloster Pairis zu retten. In Deutschland brachte er die Klöster Lauingen und Bielenhofen an Kaisheim zurück.

Nach dem Friedensschluss vom Oktober 1648 fiel Maulbronn wieder an Württemberg zurück. Er verließ Maulbronn am 25. November 1648 für immer.

Damit endet auch die Klostergeschichte von Maulbronn.

Abt Bernardin hatte unter anderem ein Kochbuch verfasst. 1654 wurde er Abt des verlassenen Pairis. 1656 ernannte dort König Ludwig XIV. den Sekretär des Generalabtes Olivier de Foulongne zum Abt von Pairis. Bernardin ging nach Lützel und baute es rasch und planmäßig wieder auf.Er gilt als 2. Gründer von Lützel.

Maulbronn wurde 1933 in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen.

19 Dez. 2020

Kloster Lichtental

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Markgräfin Irmengard von Baden (um 1200–1260) gründete 1245 das Kloster Lichtenthal im Tal der Oos bei Baden-Baden. Es ist eines der ganz wenigen Klöster in Deutschland, das nie aufgehoben wurde und

eine ununterbrochene Geschichte vorweisen kann.

Irmengard von Baden wurde um 1200  als Tochter von Heinrich I. (um 1173-1227) Herzog von Sachsen und Pfalzgraf bei Rhein und Agnes geboren. Heinrich entstammte dem Geschlecht der Welfen. Agnes war die Tochter

Konrads, Pfalzgraf bei Rhein. Konrad war Staufer. So war sie also mit den beiden wichtigsten Geschlechtern ihrer Zeit verwandt. Sie heiratete um 1220 Heinrich V. Markgraf von Baden. Er war ein treuer Gefolgsmann

von Kaiser Friedrich Barbarossa. Wichtige württembergische Städte waren in seinem Herrschaftsbereich wie Stuttgart, Backnang und Besigheim. Besigheim und Backnang wurden während seiner Regierungszeit zur Stadt ausgebaut,

Stuttgart zur Stadt erhoben und 1229 in einer Urkunde Gregors IX. genannt. Die Stiftskirche in Backnang wurde zur Grablege der Markgrafen von Baden. 1241 folgte er König Wenzel von Böhmen, der Herzog Heinrich von Schlesien im Kampf gegen die Mongolen zu Hilfe eilte. In der Schlacht von Liegnitz wurde er verwundet und starb. Er wurde zunächst in Backnang beigesetzt.

Nach dem Tod ihres Mannes begann Irmengard ihren Plan, ein Kloster zu gründen, umzusetzen. Sie war eine Anhängerin Bernhards von Clairveaux. Sein Orden, der Zisterzienserorden wuchs in dieser Zeit am schnellsten.

Bernhard war als Kreuzugsprediger mehrere Male in Deutschland und bei dieser Gelegenheit soll er der Legende nach auf seinem Weg von Speyer nach Konstanz auch durch das Oostal gekommen sein und verkündet haben

„In diesem lichten Tale will ich meinem Orden ein Kloster bauen.“ Irmengard scheint sehr tatkräftig gewesen zu sein. Allen Widerständen zum Trotz verwirklichte sie ihr Vorhaben. Der Orden weigerte sich lange, Frauenklöster in den Klosterverband aufzunehmen. So gab es 1228 einen Beschluss des Generalkapitels von Citeaux, keine Frauenklöster mehr in den Zisterzienserorden aufzunehmen. Es hat durchaus ein Nebeneinander von von Inkorporationsverboten und integrativen Maßnahmen gegeben. Die Zisterzienser bekamen bald päpstliche Privilegien. Sie konnten  sich oft aus dem Aufsichtsrecht der Bischöfe lösen, in deren Diözesen die Zisterzen waren. Oft  hatten Bischöfe nicht unbedingt Interesse, ein Zisterzienserkloster in ihrer Diözese zu bekommen. So wollte der Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck (1245-1260)kein Frauenkloster in seinem Bistumsbereich gestatten.Sein Speyrer Amtskollege Sigibodo (1038 bis 1051) scheint da offener gewesen zu sein. In Lichtenthal  wurde angeblich die Oos, die die Grenze zwischen den Bistümern Straßburg und Speyer bildete, einfach verlegt, so dass das Kloster auf speyrischem Gebiet lag.

Irmengards Söhne Herrmann VI. (um 1222-4.10.1250) und Rudolf I.( -19.11.1288),die nach dem Tod des Vaters gemeinsam die Regierung übernommen hatten, unterstützten das Vorhaben der Mutter. Sie sicherten die Finanzierung des Baus und sorgten auch für den Klosterbetrieb mit zahlreichen Schenkungen. Ein erster Grundstock waren die Dörfer Winden und Beuern, zwei Höfe in Oos, einer in Haueneberstein und ein Anteil am Zehnt zu Iffezheim.

Die beiden Söhne bestätigten mit einer Urkunde (Generallandesarchiv Karlsruhe GLA 35/34) im März 1245 die Stiftung ihrer Mutter und statteten sie mit diesen Gütern besser aus.

Eine Frauengemeinschaft bestand dort wohl seit 1243. Aber diese Bestätigung bedeutete die endgültige Klostergründung Lichtenthals. Eine nachgereichte Gründerurkunde wurde am 3. November 1248 von der Markgräfin Irmingard ausgestellt. Darin übergab sie die Schenkung ihrer Söhne als ewiges Besitztum an die Abtei Lichtenthal.(GLA 35/36). Die Urkunde ist mit dem eigenen Damensiegel der Markgräfin gesiegelt. Neben befreundetet Herrschern wirkten als Zeugen auch die Äbte von Kloster Selz, Schwarzach, Neubourg, Herrenalb und Bronnbach mit sowie der Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck.

Irmengard hatte damit mit ihrer Schwester Agnes gleichgezogen. Diese war an der Gründung der Zisterzienserinnenabtei Seligenthal in Landshut beteiligt. Auch ihr Vater Vater Heinrich I. hatte Verbindungen zu den Zisterziensern. Er war 1227 bei der Stiftung des Zisterzienserinnenklosters Wienhausen in Niedersachsen dabei.

Die Markgräfin führte die Stiftung dem Zisterzienserorden zu. Die ersten Nonnen wurden aus dem ebenfalls noch sehr jungen Kloster Wald bei Messkirch berufen. Zum einen, weil diese wohl im Ruf besonderer Frömmigkeit standen, zum andern auch weil die Markgrafen noch im 13. Jahrhundert Stammgüter am Bodensee und in Oberschwaben besaßen.(B. Bauer. Das Frauenkloster Lichtenthal, Baden-Baden 1896,Anmerkung Seite 16) Kloster Wald wurde 1212 von dem Reichsministerialen Burkhard von Weckenstein unter tatkräftiger Mithilfe des Abtes von Salem Eberhard von  Rohrdorf (1191- 1240)gegründet. Es war die erste von 6 Gründungen von Zisterzienserinnen in Oberschwaben, die alle in seiner Regierungszeit gegründet wurden. (Sie dazu auch Mei Büchle Kloster Heggbach, Kloster Gutenzell, Kloster Baindt). Trudlindis von Liebenstein (1247-49) aus Kloster Wald wurde zur Äbtissin der Abtei nahe Hohenbaden, der Stammburg der Markgräfin, berufen. Diese nannte ihre Gründung “Lucida vallis” wohl im Anklang an Clara Vallis, also Clairvaux.

Zusammen mit der Markgräfin Irmengard und ihren Söhnen bat Trudlindis 1247 das das Generalkapitel von  Citeaux schriftlich um die Aufnahme in den Orden. Nach einer Inspektion durch Abt Heinrich I.(letztmals erwähnt 1252) von Kloster Eußerthal und Abt 

Rudolf I. (1226–1256) von Kloster Tennenbach wurde das Kloster in den Orden aufgenommen und der Paternität von Kloster Neubourg unterstellt.

Die erste päpstliche Bestätigung erfolgte sehr schnell. Schon am 4. Juli 1245 stellte Papst Innozenz IV. (1243-1254 dem Kloster eine Schutzurkunde aus. “Papst Innozenz IV. befiehlt den Erzbischöfen, Bischöfen, Äbten etc., das Kloster Lichtenthal gegen dessen Bedränger in Schutz zu nehmen. (GLA E Nr.77)noch im selben Monat  am 24. Juli bestätigte Papst Innozenz IV. den Besitz des Klosters (GLA E Nr.78). Die Aufnahme Lichtenthals in den Zisterzienserorden erfolgte 1248.  Am 3. November 1248 nahm der Straßburger Bischof Heinrich unter Assistenz des Abtes von Neubourg die Weihe der Klosterkirche vor. Sie wurde zu Ehren „Assumptio Mariae“ geweiht (Feiertag 15.August “Mariä Himmelfahrt). Der Leichnam Heinrichs V. wurde von der Stiftskirche in Backnang nach

Lichtenthal überführt und dort vor dem Hochaltar beigesetzt. Das geschah sicher auch unter dem Eindruck der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem deutschen König Heinrich (VII.) und seinem Vater Kaiser Friedrich II. , in die Backnang geraten war und 1235 zerstört worden war. Lichtenthal wurde nun zur Grablege der Markgrafen von Baden.

Mit seiner am 31. Oktober 1256 in Anagni ausgestellten Urkunde bestätigte Papst Alexander IV. (1254-1261) den Besitz der Pfarrkirche in Baden(-Baden).(GLA E Nr.224) Am 7. März 1260 bestätigte er auch eine Entscheidung des Papstes Innozenz die Kirche in Ettlingen betreffend.

“Papst Alexander IV. bestätigt dem Kloster Lichtenthal das Mandat Papst Innozenz IV. von 1251 bezüglich der Kirche zu Ettlingen. Iustis petentium desideriis” (GLA E Nr. 251)

Die Markgräfin lebte nun im Kloster und als sie am 24. Juni 1260 starb, wurde sie an der Seite ihres Mannes vor dem Hochaltar bestattet. Ihr Sohn Rudolf I. stiftete 1288 die Fürstenkapelle, wo auch er und seine Gemahlin Kunigunde von Eberstein und seine Nachkommen bestattet sind.

Die erste Äbtissin Trudlindis legte schon 1249 wegen schwerer Krankheit ihr Amt nieder und starb kurz darauf. Auf sie folgte Mechtild von Liebenstein 1249-1252. Sie war unter ihrer Vorgängerin Priorin. Sie resignierte aber nach drei Jahren. In ihrer Regierungszeit wurde der Klosterneubau vollendet.

Die Weihe des Klosterneubaus nahm der Deutschordenspriester und Bischof Heinrich von Streitberg vor. Wegen unhaltbarer politischer Zustände im Ermland hatte er 1250 resigniert. Während seiner Resignationszeit wirkte er als Weihbischof in Würzburg. Aus dieser Diözese stammte auch die dritte Lichtenthaler Äbtissin Adelheid von Krautheim. Sie war die Tochter von Wolfrad von Krautheim, dessen Burg im Jagsttal lag. Sie war Zisterziensernonne im Kloster Himmelpforten bei Würzburg. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Häusern Krautheim und Baden erklären, dass Adelheid von Würzburg nach Lichtenthal kam. Dort wurde sie 1252 zur Äbtissin gewählt. Sie dürfte auch Bischof Heinrich von Streitberg um die Weihe des Kloster gebeten haben.  Bischof Heinrich gewährte mit Zustimmung des Speyrer Bischofs einen jährlich zu gewinnenden Kirchweihablass. Er legte das Kirchweihfest in Lichtenthal auf den Sonntag vor Mariä Geburt fest.Sie wurde bis 1470 an diesem Tag gefeiert. In ihrer Regierungszeit gewährte Markgraf Rudolf I. 1256 die Teilhabe an der Nutzung der Allmenden der Stadt Baden. Papst Alexander IV. (1254-1261) legte am 13. Mai 1256 für das Kloster Lichtenthal eine Höchstzahl von Nonnen fest. “ Papst Alexander IV. stellt fest, dass die Zahl der Nonnen im Kloster Lichtenthal wegen der mäßigen Einkünfte der neuen Stiftung vierzig nicht überschreiten soll, und verbietet unter Androhung des Anathems, dass ohne besondere päpstliche Erlaubnis über diese Zahl hinausgegangen wird. Ne alicuius pretextu /” (GLA E Nr. 194). Der Posten der Äbtissin scheint sehr kräftezehrend gewesen zu sein, denn auch Adelheid sieht sich nach 5 Jahren Regierungszeit den Anforderungen gesundheitlich nicht mehr gewachsen und bat 1257 um Amtsenthebung. Auf sie folgte Mechtild von Wildenstein (1257-1258). Sie wurde 1257 zur Äbtissin gewählt und war vorher Priorin. Sie war eine der Religiosen, die aus Kloster Wald berufen worden war. Metza von Lichtenberg (1258-1263) hatte wohl wieder sehr enge verwandtschaftliche Beziehungen zum Hause Baden. Denn sie soll eine Schwester von Ludwig II. von Lichtenberg gewesen sein, der mit Elisabeth, der Stifterin Irmengards Tochter, vermählt war. In ihrer Regierungszeit wurden wieder mehrere päpstliche Schutzurkunden ausgestellt. Die bisher längste Regierungszeit erreichte Äbtissin Adelheid von Baden 1263-1295. Sie war eine Enkelin der Klosterstifterin und die Tochter des Markgrafen Rudolf I. Ihre Mutter entstammte dem Geschlecht der Grafen von Eberstein. Der Adel und das wohlhabenden Bürgertum aus dem Umfeld von Kloster Lichtenthal statteten ihre Töchter, die ins Kloster eintraten, durch Schenkungen an das Kloster gut aus. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts kam das Kloster so großem Streubesitz. 1281 inkorporierte der Speyrer Bischof Friedrich von Bolanden (1272 –1302)die Pfarrkirche zu Baden-Baden.(Willi,Dominicus in: Brunner, Sebastian, ein Zisterzienserbuch Geschichte und Beschreibung der bestehenden und Anführung der aufgehobenen Cistercienserstifte in Östereich, Ungarn, Deutschland und der Schweiz, Würzburg 1881, S. 654)

1288 schenkte Markgraf das Dorf Geroldsau im Grobbachtal samt allen darauf liegenden Rechten. (GLA  35 Nr.84). In diesem Jahr trat er auch den Zehnten und den Kehlhof in Steinbach ab.

1288 stiftete er die Fürstenkapelle als Begräbnisstätte für sich und seine Nachkommen. Nur wenige Tage nach der Stiftung der Kapelle verstarb Markgraf Rudolf. Seine Gemahlin Kunigunde überlebte ihn um drei Jahre. Wie schon Markgräfin Irmengard

verbrachte Kunigunde ihr Leben nach dem Tode ihres Mannes im Kloster Lichtenthal. Dort verstarb sie am 22. April 1290 und wurde an der Seite ihres Gatten in der Fürstenkapelle bestattet. Ihre Tochter, die Äbtissin Adelheid starb am 16. August 1295.

Die meisten Äbtissinnenverzeichnisse führen Kunigundis Gräfin von Zollern (1295–1310) als 7. Äbtissin von Kloster Lichtenthal. Maria Agnes Wolters schreibt in ihrem “Äbtissinennverzeichnis der Zisterzienserabtei Lichtenthal in den ersten zwei Jahrhunderten seit der Klostergründung” in Freiburger Diözesanarchiv 77,1957 S. 286-302 dass diese Nennung auf eine Verwechslung von Mutter und Tochter zurückzuführen sei. Sie führt als Nachfolgerin von Äbtissin Adelheid Adelheid von Lichtenberg, die auch 1312 urkundlich bezeugt ist. Adelheid stammte aus der Familie Lichtenberg. Die Herren von Lichtenberg waren im 13.und 14. Jahrhundert im unteren Elsass und im Raum Straßburg begütert. Ein Enkel des Stammvaters Ludwig I. der Vogt in Straßburg war, Ludwig II. war mit Elisabeth

Markgräfin von Baden verheiratet. Für sie war es die 2. Ehe. Sie war die Tochter von Markgrafen Hermann V. und der Klostergründerin Irmengard. Diese eheliche Verbindung spiegelt sich auch  bei der Besetzung des Lichtenthaler Äbtissinnenstuhls wider,denn immerhin zwei (oder drei, wenn man Maria Agnes Wolters folgt) Äbtissinnen kommen aus der Familie Lichtenberg Auf Adelheid von Lichtenberg folgt Adelheid von Elisabeth von Lichtenberg (1310–1320). In ihrer Regierungszeit stiftete die Witwe des Markgrafen von Baden Rudolf II. Adelheid von Ochsenstein den Gülthof in Sandweier. 1312 weihte der Speyrer Weihbischof die Fürstenkapelle mit fünf Altären.

Elisabeths Nachfolgerin war ihre leibliche Schwester Agnes von Lichtenberg (1320–1336). 1322 stellte Bischof Emicho von Speyer  (1314- 1328)

dem Kloster ein ganz wichtiges Dokument aus. Darin bestätigte er alle Papsturkunden, die Kloster Lichtenthal seit seiner Gründung erhalten hatte. Am Anfang dieser Bestätigung versicherte der Bischof, alle Urkunden, gesehen, gelesen zu haben und die Echtheit der Bullen überprüft zu haben. (GLA 35/2 und 35/6) Damit wurde Kloster Lichtenthal vom Diözesanbischof als dem Zisterzienserorden zugehörig dokumentarisch anerkannt.Bisher war es de facto als solches nur geduldet.In ihrer Regierungszeit schenkte Markgraf Rudolf III. dem Kloster den Hof in Balg, heute ein Ortsteil von Baden-Baden. In dieser Zeit wurden dem Kloster auch eine Reihe von Zollbefreiungen eingeräumt. Ludwig der Bayer gewährte einmal im Jahr für ein mit Wein oder anderen Gütern beladenes Schiff für das Kloster Lichtenthal auf dem Rhein völlige Zollfreiheit. (RI VII H. 2 n. 173 vom 18. Dezember 1332). Pfalzgraf Ruprecht der Ältere befreite das Kloster Lichtenthal und seine Tante, die Äbtissin Agnes Markgräfin von Baden für  50 Fuder Wein im Jahr von Rheinzöllen. (Ein Fuder entsprach im Großherzogtum Baden 1.500 Liter)(Zollprivileg vom 10. April 1355). Graf Johann von Katzenellenbogen, ebenfalls ein Verwandter von Äbtissin Agnes ,befreite Kloster ebenfalls für 50 Fuder Wein von Rheinzöllen. (11.August 1355)(Alle Zahlenangaben bei B. Bauer das Frauenkloster Lichtentthal, Baden-Baden 1896, S. 51)

Auf Agnes von Lichtenberg folgte Adelheid von Beuchlingen (1336-1338). Sie war die Witwe von Markgraf Friedrich von Baden( + 1333). Sie trat nach dem Tod ihres Mannes zusammen mit ihren Töchtern Agnes,Irmingard und Maria ins Kloster Lichtenthal ein.

1338 wurde Agnes Markgräfin zu Baden Äbtissin. Sie übte das Amt von 1338 bis 1361. In ihrer Regierungszeit blühte der Konvent. Er zählte 80 Mitglieder. Das Kloster wurde auch reich mit Schenkungen bedacht. 1340 schenkte der Edelknecht Wigand zu Berghausen und seine Frau Anna das Patronatsrecht der Kirche in Malsch. Am 3. Oktober zeigte er beim Bischof von Speyer die Schenkung an und bat “um Bestätigung derselben und die Einverleibung der Kirche in das Kloster, damit dieses in den Genuß der Einkünfte jener kommen könne” (J. Dambacher, Urkundenarchiv des Klosters Lichtental (in:Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 7 1856 S. 472)1341 übergab Markgraf Hermann IX. (1333-1353) den Kirchensatz und die Kollatur (das Recht, eine geistliche Stelle zu besetzen)der Kirche von Steinbach. 1342 wurde die Kirche inkorporiert.( Beleg der Daten bei Bauer S. 49, Anmerkungen) 1344 schenkte Markgraf Rudolf IV. († 1361) dem Kloster das Patronatsrecht von Pforzheim. Das Kloster richtete im Gegenzug einen
Jahrtag für den 1332 verstorbenen Rudolf III. ein. Rudolf IV. war in erster Ehe mit Luitgard von Bolanden (gestorben 1324 oder 25)verheiratet. Ihre Schwester Anna lebte als Zisterzienserin im Kloster Kirschgarten in Worms. Anna besaß einen berühmten Deutsch-Lateinischen Psalter, heute als Codex Lichtenthal 37 in der Badischen Landesbibliothek. Dieser kam an Maria von Öttingen, die zweite Gattin von Annas Schwager Rudolf. Nach dessen Tod trat Maria von Öttingen in dass Kloster Lichtenthal ein. So gelangte der Codex in den Besitz des Klosters. Die Pfarrkirche von Pforzheim wurde am 5. Juni 1344 durch Bischof Gerhard von Speyer(1336 –1363 ) in Kloster Lichtenthal inkorporiert.Im Urkundentext wird darauf hingewiesen, dass sich Kloster Lichtenthal in großer Not befand.

“Bischof Gerhard von Speyer inkorporirt dem in großer Noth befindlichen Kloster Lichtenthal bei Beuren die Pfarrkirche in Pforzheim auf Bitten und mit Genehmigung des Patrons dieser Kirche des Markgrafen Rudolfs IV. von Baden, und mit Zustimmung des Domkapitels in Speyer, sammt ihrem ganzen Einkommen, aus welchem jedoch dem von der Äbtissin zu präsentirenden Pfarrverwesers, der ein tauglicher Weltgeistlicher sein muß, seine Congrua gereicht werden soll.” (J. Dambacher S. 490) 1348 schenkten die Markgrafen Friedrich III. (1348-1352) und Rudolf V.(1348-1361) dem Kloster das Patronatsrecht in Haueneberstein. B.Bauer S. 50/51)

Äbtissin Agnes verstarb 1361. Auf sie folgte Adelheid von Tübingen (1361-1367). Maria Agnes Wolters  führt das Äbtissinnenverzeichnis wieder etwas anders weiter. Sie lässt auf Adelheid von Tübingen nicht Adelheid Gräfin von Herrenberg folgen. Sie sagt Adelheid von Tübingen und Adelheid von Herrenberg seien ein und dieselbe Person. Bei ihr folgt Kunigunde von Zollern, 1367-81 (s.o.) Bei der Inkorporationsurkunde der Pfarrkirche von Pforzheim wurde auf die Not des Klosters hingewiesen. Zwar hatte das Kloster einen großen Besitz und gute Einkünfte. Aber es war gezwungen damit haushälterisch um zu gehen. Eine Urkunde illustriert das. “Am 8. Juli 1366 bestimmen Äbtissin Adelheid und der Konvent zu Lichtenthal mit Beratung und Genehmigung ihres Visitators Abts Gottfried von Neuburg, die Anzahl der Personen im Kloster auf 60 nämlich 51 Frauen, die den Schleier haben, und 9 dienende Schwestern, um das Kloster vor Noth und Schulden zu bewahren, da eine grössere Anzahl zu erhalten, dasselbe nicht vermöge. Nur bei Prinzessinnen der fürstlichen Familie solle Ausnahme stattfinden dürfen” (J. Dambacher S. 344).

Der Personalstand unter Äbtissin Adelheid sank dann auch auf 52 Nonnen.

Karl IV. gab Kloster Lichtenthal am 16. April 1361 ein Zollprivileg, in dem ebenfalls auf die Armut des Klosters hingewiesen wird. “Karl IV. tut der Äbtissin und dem Konvent zu Lichtenthal grauen Ordens Speyrer Bistums wegen seiner Armut die Gnade, jährlich 50 Fuder Weins Zollfrei auf dem Rhein zu führen, wofür sie ihm und seinen Vorfahren und Nachkommen am Reich jährlich am St. Wenzelstag eine Singmesse halten sollen.” (RIplus Regg. Karl IV. (Diplome) n. 5313)

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts und noch mehr Anfang des 14. Jahrhunderts gingen die Schenkungen spürbar zurück. Ein Niedergang des geistlichen Lebens und der Ordensdisziplin waren ebenfalls zu verzeichnen. Auch dass der Äbtissinnenstuhl über mehrere Jahre nicht besetzt war, deutet auf Schwierigkeiten hin. Nach dem Tod von Adelheid Gräfin von Lichtenberg (1407-1413) trat eine zehnjährige Sedisvakanz ein.Mit Adelheid von Helfenstein (1423-1447)wurde eine neue Äbtissin gewählt. Solche Probleme trafen nicht nur Lichtenthal. Not und Armut vieler Klöster machte diese abhängiger von Wohltaten der Landesherren, dem übrigen Adel und dem wohlhabenden Bürgertum. Dies wieder verpflichtete die Klöster zur vermehrten Aufnahme der nachgeborenen Töchter. Dadurch kamen viele Frauen nicht aus monastischer Berufung sondern aus Versorgungsgründen ins Kloster. Auch führten solche Nonnen mit dem ihnen von ihren Familien zugewiesenen Vermögen ein freies Leben und unterwarfen sich nicht den klösterlichen Leben, was natürlich innerhalb der Konvente zu Spannungen und Zerwürfnissen und dem Zerfall überkommener Ordensgewohnheiten führte.
Dazu kamen die politischen Umstände, Spannungen im Reich und das Schisma der Päpste. Das Generalkapitel in Citeaux beschloss am 14.September 1426  eine Reform von Kloster Lichtenthal. In der Urkunde heißt es: “Wir, Bruder Johannes,Abt von Cisterz, und die übrigen Definitoren des Generalkapitels des Cistercienserordens, tun kund, daß im Jahre 1426, am 14. September, auf genanntem Generalkapitel, das zu Cisterz tagte, folgende Anordnung getroffen worden ist: Das Kapitel überträgt den Äbten von Lützel, Maulbronn und Herrenalb, und im Fall, daß alle drei zugleich in gegenwärtiger Sache nicht frei wären, zweien von diesen mit aller möglichen Pietät des Kapitels und seinen besten und vernünftigen Klauseln die Reformation des Klosters Lichtenthal, wo, wie es dem Generalkapitel zu Ohren gekommen ist, die reguläre Observanz fast gänzlich daniederliegen soll zum Gespött des Volkes, zum Nachteil des Ordens, zum Ärgernis vieler — und zwar die Reformation an Haupt und Gliedern nach vorausgegangener Untersuchung über Unordnungen in Leben, Sitten und Umgang der Nonnen des genannten Klosters Lichtenthal. Und je nachdem, was sie vorgefunden und ihnen nützlich erscheint,werden sie alle Nonnen des genannten Frauenklosters kraft der Autorität des Kapitels in andere Frauenklöster vorerwähnten Ordens schicken, mitsamt ihren beweglichen Gütern, und statt ihrer genanntes Kloster mit Mönchen besetzen, um in Zukunft dort das göttliche Offizium zu verrichten.Gegeben zu Cisterz unter dem Siegel der Definitoren, Jahr und Tag wie oben. (Der Abt) von Clairefontaine.“ (Urkunde Uk. v. 1426, Sept 14; Can. IV, 304; 1426/32; Orig. LKA Nr. 26.) Die Äbte von Kloster Lützel Abt Konrad Holziker (1409-1443), Maulbronn Abt Albrecht von Ötisheim (1402-1428)und Herrenalb Abt Heinrich von Magstadt (urkundete erstmals 1427 letztmals 1452)waren vom Generalkapitel also ganz formell beauftragt worden 1422 hatte Kloster Maulbronn schon die Reform von Kloster Königsbrück im Heiligen Forst bei Haguenau im Elsass übernommen. Jegliches Privateigentum wurde abgeschafft. Der ganze Konvent sollte wieder aus den gemeinsamen Einkünften leben. Auch die Klausur sollte wieder eingehalten werden und das Chorgebet regelmäßig verrichtet werden. Abt Holziker war  der  offizielle Konzilsabgeordnete für das Konstanzer Konzil des Generalkapitels der Zisterzienser. Er hatte sich nachdrücklich für eine Ordensreform und die Wiederherstellung der Ordensdisziplin ausgesprochen. Er hatte auch einen lateinischen
Traktat über die Missbräuche in Klöstern geschrieben und darin regelwidriges Verhalten scharf verurteilt. Abt Albrecht  hatte im März 1407 den Kurfürstensohn getauft.

Nonnen aus dem Kloster Königsbrück halfen bei der inneren Erneuerung. Auch Markgraf Bernhard I. (1364- 1431) unterstützte die Forderungen der Reform nachdrücklich. Er machte auch während der Ordensreform in Lichtenthal seinen Einfluss geltend.

1430 beaufragte das Generalkapitel Abt Johann von Neuburg, den Vaterabt von Lichtenthal mit der weiteren Reform im Kloster Lichtenthal und zwar wie in der Urkunde vermerkt wird, ad requestam domini marchionisBadensis“ (Ca. IV, 350; 1430/44)

Noch 1430 wurden die Äbte von Neuburg, Maulbronn und Bebenhausen als gemeinsame Visitatoren und Reformatoren von Kloster Lichtenthal eingesetzt. Auch das geschah auf ausdrückliche bitte des Markgrafen. (Can. IV, 355; 1430/69)

Markgraf Bernhard I verstarb am 3. Mai 1431. Auf ihn folgte sein Sohn Markgraf Jakob (1431 bis 1453) Auch er unterstützte die Reform von Kloster Lichtenthal weiter. Unter seiner Schutzherrschaft führten die Äbte von Neuburg Johann Ganser (1427 bis 1442)

Bebenhausen Abt Heinrich, Edler von Hailfingen (1412 bis 1432) und Maulbronn Abt Johann von Gelnhausen (1430-1439)die Reform des Kloster Lichtenthals weiter. Abt Johann Ganser vermittelte 1434 auch die Erneuerung des Zollprivilegs für Lichtenthal durch Kaiser Sigmund (GLA 35/3). Abt Johann von Gelnhausen war ursprünglich Karthäuser.Er trat zu den Zisterziensern über, war zunächst Prior in Kloster Stams und wurde 1430 Abt in Maulbronn. Das Konzil von Basel beauftragte ihn 1431 mit den Friedensverhandlungen mit den Hussiten. Er unterrichtete Kaiser Sigmund vom guten Ausgang seiner Verhandlungen, wie dieser an einen Brief wohl am 29. Juni 1434 an den Führer der Taboriten schreibt. (RI XI, 2 N. 9191).

Der neue Markgraf kümmerte sich vor allem um die Sanierung der  wirtschaftlichen Verhältnisse von Kloster Lichtenthal

Um 1440 wurde Elisabeth Wiest von Königsbrück nach Lichtenthal berufen.

Elisabeth wurde 1447 zur Äbtissin (1447-1460) gewählt. Sie war die erste Reformäbtissin aus Königsbrück und die erste bürgerliche Äbtissin. Auch das Augenmerk der neuen Lichtenthaler Äbtissin konzentrierte sich zunächst auf die Bereinigung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Sie kaufte 1467 das Schaffnereihaus mit Scheuer und Hofraite in Pforzheim. Innerhalb des Konventes baute man das Eigentumsdenken allmählich wieder ab und versorgte die Nonnen aus dem gemeinsamen Besitz der Abtei. Auch Markgraf Johann achtete darauf, dass Klosterfrauen zustehende Erbgüter von den Verwandten an die Abtei gegeben wurden.  In ihrer Regierungszeit entstand erstmals eine eigene Schreibstube in Lichtenthal. Mehrere Nonnen beteiligten sich in diesem Skriptorium an der Buchproduktion. Nun konnten Handschriften vor Ort abgeschrieben werden und das Kloster war nicht mehr auf die Lieferung auf die Lieferung von benachbarten Klöstern angewiesen. Das Skriptorium erledigte nun auch Verwaltungsarbeiten. Eine Schreiberin des Klosters ist namentlich bekannt. Sie hieß Margaretha und hatte den Beinamen “Regula”, vielleicht eine Anspielung auf ihre Strenge und ihren Beruf als Schreib-und Lesemeisterin. Möglicherweise kam sie 1440 mit Elisabeth Wiest aus Königsbrück. Regula war nicht nur mit dem Abschreiben von Manuskripten beschäftigt. Sie bearbeitet diese auch, wovon viele ihrer Randnotizen Zeugnis ablegen. Sie überlegte auch, welche Literatur für ein Frauenkloster passen könnte. In ihren Aufgabenbereich fiel auch die Zusammenstellung und die Übersetzung  vom Lateinischen ins Deutsche der täglichen Lesetexte.Handschriften der Schwester Regula befinden sich außer im Lichtenthaler Archiv auch im Generallandesarchiv Karlsruhe und in der Bibliothèke nationale et universitaire in Straßburg. Der vermutlich älteste Codes von Regulas Hand ist eine Sammelhandschrift um 1450 verfasst und war, wie sich aus den Randnotizen erschließen lässt, bis ins 17. Jahrhundert im Kloster Lichtenthal im Gebrauch. Der Codex ist mit 40 meist quadratischen Federzeichnungen ausgeschmückt. Die Ausschmückungen wurden sicherlich in einer elsässischen Werkstatt angefertigt.  (Karlsruhe Badische Landesbibliothek, Cod.Lichtenthal 70). Das Buch von den heiligen Mägden und Frauen (Karlsruhe Badische Landesbibliothek, Cod.Lichtenthal 69) stammt ebenfalls von Regulas Hand. In dieser Sammelhandschrift ist auch das Traktat “Von wahrer Armut” enthalten (Bl. 265 r,266 r).

Die Lichtenthaler Klosterreform hatte als zentrale Forderung auch die stärkere Einhaltung des Armutsgelübdes und so zeigt Regulas Schreibtätigkeit auch  das Bemühen um Neustrukturierung des Gemeinschaftslebens im Sinne der Klosterreform.

Die Reformphase zeigt sich auch am Bestand der nachweisbaren Handschriften im Kloster Lichtenthal. Zunächst ist der Einfluss von Kloster Neubourg innerhalb der liturgischen Handschriften noch sehr stark. Aber zunehmend gewinnen die Konvente von Maulbronn und Herrenalb mehr Gewicht. So finden sich zahlreiche Handschriften des Herrenalber Mönchs Johannes Zürn aus Neibsheim in Lichtenthal (siehe Mei Büchle Kloster Herrenalb).

Der Markgraf sah sich nicht nur als “Schirmer” der Abtei sondern als deren Kastenvogt, wie er in seinem Testament vom 11. April 1453 schrieb. Ein Kastenvogt hatte nicht nur die Schutzaufsicht über ein Kloster inne und dessen Gerichtsbarkeit und die Vertretung vor Gericht, sondern auch bestimmte Aufgaben in der klösterlichen Wirtschaftsführung. Auch verfügte er, dass markgräfliche Töchter, falls sie ins Kloster kommen, diese nur an reformierte Konvente gegeben würde.

Auf Markgraf Johann  folgte Markgraf Karl I. (1453-1475).Er war mit Katharina von Österreich verheiratet, der Schwester des späteren Kaisers Friedrich III. 1456 setzte Karl Grenzen des Klostergebiets fest. (GLA 35/4). In dieser Urkunde bestimmte er auch, dass die Leibeigenen des Klosters bei den Jagden des Markgrafen in den Klosterwaldungen behilflich sein mussten. im Gegenzug befreite er das Kloster von beträchtlichen Abgaben.

In Karls Regierungszeit wird erstmals eine Äbtissin Anna genannt. Sie stammte aus der Familie Strauler. Ihr Wappen deutet auf elsässischen Ursprung. Sie kam wohl auch aus dem Reformkloster Königsbrück.

Die Erneuerung des Kloster zeigte sich auch in der Errichtung des Frauenchors, der am 11. Juni 1470 vom Speyrer Weihbischof Johannes  geweiht.

Am 24. Februar 1475 starb Markgraf Karl ganz unerwartet. Auf ihn folgte Markgraf Christoph I. von Baden (1475-1515). Er hatte im Jahre 1468 zusammen mit  Eberhard im Bart Herzog von  Württemberg-Urach eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen, wo er zusammen mit seinen 24 Begleitern zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen wurde. Die engen Beziehungen der Abtei zum Haus Baden zeigten sich auch darin, dass unter Christoph nacheinander zwei Markgräfinnen von Baden Äbtissinnen von Kloster Lichtenthal wurden. Christoph hatte wohl bald nach seinem Amtsantritt mit Äbtissin Anna wegen deren Resignation verhandelt. Anna trat zurück und machte so den Weg frei für Christophs Schwester Margaretha von Baden. Sie urkundete 1476 erstmals als Äbtissin von Lichtenthal. Christoph griff in wirtschaftlichen Angelegenheiten der Abtei immer ordnend ein, wenn es rechtliche Unklarheiten gab.

1473 war eine Gesandtschaft des Generalkapitels bei Papst Sixtus IV (1471-1484). Da Freiheiten und Privilegien durch weltliche und geistliche Gewalten oft missachtet werden, sollte die Delegation beim Papst Abhilfe schaffen. In seiner Bulle vom 13. Dezember 1475 bestätigte er die Rechte  Privilegien des Zisterzienserordens. Er sicherte dem Orden auch seinen Schutz gegen Eingriffe von außen zu. Für alle Angehörigen des Zisterzienserordens gewährte er einen vollkommenen Ablass in der Sterbestunde. In einem nicht an die Klöster weitergegebenen Teil der Bulle erhielt der Generalabt von Papst Sixtus das Recht, in Ausnahmefällen Fleischgenuss zu erlauben. Für Frauenklöster konnte der Vaterabt oder der ihn vertretende Visitator diese Erlaubnis erteilen. In Lichtenthal war 1486 schon Fleischgenuss erlaubt. Die Erlaubnis hatte wohl ein Maulbronner Abt gegeben. In Maulbronn war gelegentlicher Fleischgenuss schon vor dem päpstlichen Erlass geduldet

 

Als Kaiser Friedrich III. im September 1485 für ein paar Tage in Baden weilte, bestätigte er dem Konvent von Lichtenthal und der Äbtissin Margaretha, seiner Nichte, alle Freiheiten und Privilegien der Abtei, wobei die alte Zollfreiheit auf dem Rhein besonders erwähnt wurde. Äbtissin Margaretha starb 1495 in Lichtenthal. Auf sie folgte Christophs Schwester Maria. Sie war von 1496–1519 Äbtissin im Kloster.

Die Bestätigung aller Rechte, die seine Vorfahren der Abtei verliehen hatten, nahm Christoph am 25. Juni 1509 auch vor. (GLA 35/6)

1515 musste Christoph körperlich und geistig geschwächt die Regentschaft an seine Söhne Bernhard, Philipp und Ernst abtreten. 1516 wurde er unter Vormundschaft seiner Söhne gestellt. Er starb 1527 in geistiger Umnachtung.

1508 führte sein Sohn Philipp I. als Statthalter die Regierungsgeschäfte. Als Christoph 1515 entmündigt wurde, kam es zur Landesteilung, die Christoph eigentlich vermeiden wollte. Philipp erhielt die Markgrafschaft Baden und die Orte Altensteig, Beinheim, Neuenburg und Weingarten und die halbe Grafschaft Eberstein und die Herrschaften Lahr und Mahlberg, sein jüngerer Bruder Ernst Hachberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler, der ältere Bernhard die linksrheinischen Besitzungen. 1515 trat Philipp die Herrschaft in seinem Landesteil  an. Wie sein Vater und sein Großvater schloss er sich eng an Habsburg an.

Mit dem Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche in Wittenberg wurde die Reformation eingeleitet
Am 9. Januar 1519 starb Maria Markgräfin von Baden. Rosula Röder wurde zu Nachfolgerin gewählt. Sie regierte bis 1544. Sie war eine Tochter des badischen Ministerialen Anton Röder von Hohenrodeck. Rosula war zusammen mit ihrer Schwester Eva 1490 ins Kloster Lichtenthal eingetreten. Ihre Regierungszeit war geprägt von der geistigen Auseinandersetzung mit der von Wittenberg ausgehenden neuen Lehre.

Natürlich war es jetzt zu Beginn der Reformation für das Kloster wichtig, welche Position der Landesherr in Religionsfragen einnahm. Margraf Philipp nahm eine völlig eigenständige Position ein. Er sah sich als Verantwortlichen für die kirchlichen Verhältnisse in seinem Territorium. Sein wichtigster Ratgeber für Religionsfragen war der Rechtsgelehrte und Humanist Dr. Hieronymus Vehus. Dieser hatte mit Unterstützung von Markgraf Christoph in Freiburg studiert und dort das weltliche und kirchliche Recht studiert.1510 hatte er in Freiburg promoviert. Bis 1514 hatte er eine Professur an der Universität Freiburg inne. Dann trat er in den markgräflich-badischen Dienst . Als Kanzler bestimmte er nun die badische Politik. 1521 begleitete er Philipp zum Reichstag nach Worms und versuchte dort im Auftrag des Kaisers und der Reichsstände zusammen mit dem Augsburger Humanisten Dr. Konrad Peutinger eine Verständigung mit Martin Luther herbeizuführen. Auch auf dem Nürnberger Reichstag von 1524 war er anwesend und verhandelte dort mit dem päpstlichen Legaten Campeggio. Für den Augsburger Reichstag von 1530 legte er das Augsburger Libell vor, in dem er für eine vorerst  politische Lösung plädierte, bis ein vom Papst einzuberufendes Konzil eine endgültige Entscheidung treffe.

Zum Kloster Lichtenthal hatte Vehus eine besondere Beziehung. Seine Schwester Elisabeth war Nonne in Lichtenthal. Sie starb dort im November 1545 (GLA 64/47) und seine Tochter Barbara war von 1551–1597 Äbtissin in Lichtenthal. Hieronymus Vehus war die absolute Vertrauensperson Philipps, was sich einmal in der langjährigen Dauer seiner Tätigkeit zeigte und auch in den Handlungsspielräumen, die der Markgraf seinem Kanzler einräumte. In der Markgrafschaft konnte Vehus seine religionspolitischen Vorstellungen wie Priesterehe oder die Darreichung des Laienkelches durchsetzen. Er gilt als der Verfasser der Religionsmandate. Darin werden “disputierliche Punkte” zur Sache der Gelehrten erklärt, mit denen Prediger das Volk nicht beunruhigen sollen. Markgraf und Kanzler blieben zeitlebens ihrem alten Glauben treu. Aber auch der Markgraf verhielt sich pragmatisch. Franz Irinikus hatte in Heidelberg studiert. Als Luther in Heidelberg war, wurde er überzeugter Lutheraner. Seit 1519 war er Stiftsherr und Pfarrer in Baden-Baden. Philipp machte ihn zu seinem Hof-und Reiseprediger. Als das Religionsmandat von Philipp die Priesterehe erlaubte, heiratete Irenikus. Er hatte auch gute Beziehungen zu Oekolampadius, dem Basler Reformator. Erließ zu, dass in Baden reformatorische Schriften gedruckt wurden. 1529 veranlasste er selbst in Durlach den Druck eines Teiles der Lutherbibel.

Ende 1524 wurden vor allem in Süddeutschland die Bauern immer unruhiger bis dann Anfang 1525 der offene Aufstand ausbrach. Am 24. Januar 1525 konnte der Antrag der Bauern des Kloster Lichtenthals, einen Weg durch die Rothäcker zum Brunnen noch mit Schiedsspruch gelöst werden. Im April 1525 plünderten die aufständischen Bauern die Klöster Herrenalb, Frauenalb und Gottesaue und Schwarzach. Auch in die Städte Ettlingen und Baden fielen die Bauern ein. Kloster Lichtenthal kam unbeschadet durch den Bauernkrieg, was man im Kloster der Fürbitte und dem vertrauensvollen Gebet vor der Marienstatue der Fürstenkapelle zuschrieb.Schlimmer erging es vielen anderen Klöstern. Nicht nur die benachbarten Abteien kamen zu Schaden. Das Mutterkloster Neuburg (s.u.)wurde genauso geplündert wie dessen Mutterkloster Lützel (siehe Mei Büchle). Aber auch die Zisterzienserinnenklöster Marienau vor Breisach, Wonnenthal bei Kenzingen und Kloster Tennenbach wurden gebrandschatzt. Tennenbach war sogar auf Jahre unbewohnbar.Markgraf Philipp befahl zur Abschreckung die Brandschatzung des Dorfes Berghausen. Doch dadurch kam es erst recht zum Aufruhr und Philipp erkannte dass nur Verhandlungen die Lage beruhigen konnten. Er erließ ein zweites Religionsmandat. Darin kam er den Bauern bezüglich der Geistlichen entgegen. Auch griff er jetzt in die Rechte der Kirche ein und erlaubte Priestern die Ehe. An Karfreitag 1525 hatten Elsässer Bauern das Kloster Neubourg , die Mutterabtei von Kloster Lichtenthal, überfallen und geplündert. Der Aufstand drohte über den Rhein zu schwappen. Dort plünderten aufständische Bauern die Abtei Schwarzach und lagen vor Oberkirch, die Stadt die den Bischöfen von Straßburg gehörten. In Achern trafen sich nun Beauftragte  der Stadt Straßburg, Markgraf von Baden, Bistum Straßburg, Hanau-Lichtenberg, Landvogtei und Ritterschaft regelt in 12 Artikeln die strittigen Punkte mit den Bauern: Aufhebung der Leibeigenschaft, Abschaffung des kleinen Zehnten (der vom Holz, Obst, Rüben und Vieh zu entrichten war), Umwandlung des Hanf- und Heuzehnten in einen Zwanzigsten, zugunsten der Bauern Neuregelung des Jagdrechts und der Waldnutzung. Nun durften Bauern außer schädlichen Tiere auch Wildschweine jagen. Beschränkung der Frondienste auf 4 Tage im Jahr, Aufhebung des Todfalls, Mitwirkung der Gemeinden bei der Besetzung der Pfarreien. Für den Markgrafen verhandelte der badische Kanzler Vehus, für Straßburg der Ritter Bernhard Wormser  und dann noch Kaspar Rommel.

auf der Seite der Aufständischen verhandelte der Willstätter Wirt Wolf Schütterlin . Zwei Tage später traf man sich nochmals in Renchen und schloss am 25.04. 2525 einen Vertrag. Damit konnte Philipp die Lage soweit entschärfen, dass ein Eingreifen des Schwäbischen Bundes vermieden werden konnte. (Der Vertrag beim Generallandesarchiv Karlsruhe unter GLA 74/4321, f)Den Vertrag bestätigten Markgraf Phlipp, der Straßburger Bischof Wilhelm III. von Hohnstein, die Grafen von Hanau-Lichtenberg und Fürstenberg, die Ortenauer Ritterschaft und den für die übrigen Gemeindevorsteher urkundenden Schultheißen von Oberkirch, Stollhofen, Steinbach, Lichtenau, Bühl, Achern, Bischofsheim, Willstätt, Oppenau und Staufenberg. Das Domkapitel von Speyer war mit dem Vertrag von Renchen allerdings nicht einverstanden wegen der Verfügungen Philipps bezüglich des Klerus. Man sah das als Eingriff in die diözesanen Rechte Speyers und klagte dagegen beim beim Statthalter des Erzstiftes Mainz.

Durch den Reichstagsabschied vom Reichstag in Augsburg 1526 sah sich Markgraf Philipp in seiner Haltung bestätigt. In § 4 des Abschieds versprechen die Reichsstände bis zur Einberufung eines Nationalkonzils “für sich also zu leben, zu regieren und zu halten, wie ein jeder solches gegen Gott, und Käyserl. Majestät hoffet und vertraut zu verantworten”. Das bedeutete, dass das  Entscheidungsrecht im Glaubensfragen faktisch auf die einzelnen Reichsstände verlagert wurde. Gegenüber dem Kloster Lichtenthal achtete Philipp auf die Wahrung der Ordensexemtion gegenüber der geistlichen Gewalt,dem jeweiligen Fürstbischof von Speyer. Er ließ einerseits die geistliche und disziplinäre Betreuung Lichtenthals durch den Zisterzienserorden zu. Andrerseits brachte er das Kloster in seine Abhängigkeit, die das Ordensrecht verletzte. So hatte er nach dem Bauernkrieg die Aufnahme neuer Novizinnen und auch die Ablegung der Profess unter seine Kontrolle gestellt. Auch wollte er im Oktober 1525 das Amt des Beichtvaters nicht mehr durch einen Ordensangehörigen, sondern durch einen von ihm bestellten Weltpriester versehen lassen. Erst nach einem schriftlichen Gesuch an Philipp wurde der Herrenalber Mönch Sebastian Metzger, der sich zeitgemäß oft auch in der latinisierten Form seines Familiennamens “Lanius” nannte.Er stammte aus Calw, hatte in Heidelberg studiert (G. Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg I, Heidelberg 1884, 514 . Im Matrikelverzeichnis wird er als Sebastian Metzger, ex Monasterio Alba dominorum  geführt)In Herrenalb hatte er das Amt des Pförtners versehen, wie dem Protestschreiben des Herrenalber Konvents an Herzog Ulrich zu entnehmen ist, das er mitunterzeichnet hatte und in dem der Konvent wegen der Verwüstungen im Bauernkrieg an den Landesherren gerichtet hatte. Auch wegen der Professen musste Äbtissin Rosula bei Philipp vorstellig werden. Es ging hierbei um die Tochter des Landvogtes von Hagenau

Markgraf Philipp I. von Baden starb am 17. September 1533. Er wurde in der Stiftskirche in Baden-Baden beigesetzt. Da ihn nur seine Tochter Jakobäa überlebt hatte, fiel das Erbe an Philipps Brüder Brüder, Ernst und Bernhard III. Diese teilten das Land in die Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach. Die Teilung sollte bis 1771 bestehen bleiben.

Die letzten Regierungs-und Lebensjahre von Äbtissin Rosula waren geprägt von den Auswirkungen der Reformation. Während sich Markgraf Philipp der neuen Lehre gegenüber eher abwartend verhalten hatte und vom Grundsatz aber dem alten Glauben treu blieb,

förderte Bernhard III. die Reformation in seiner nur kurzen Regierungszeit. So führte er den evangelischen Gottesdienst ein. Nur im Kloster Lichtenthal, der Kirche des Franziskanerklosters Fremersberg und der Stiftskirche in Baden-Baden gab es noch regelmäßig katholische Gottesdienste. Eine weitere Schwierigkeit trat ein. Die nahe gelegenen württembergischen Zisterzienserklöster Herrenalb und Maulbronn wurden 1535 durch Herzog Ulrich von Württemberg aufgehoben (siehe Mei Büchle Kloster Maulbronn und Herrenalb).Für Lichtenthal bedeutete es, dass es seine geistliche Betreuung verlor. Denn sowohl Kloster Maulbronn als auch Kloster Herrenalb, beides Tochtergründungen von Kloster Neubourg, schon allein wegen der räumlichen Distanz wurde die Rolle des “pater immediatus” immer wieder vom eigentlichen Mutterkloster Neubourg übertragen. Das verschärfte sich später auch wegen der zunehmenden Spannungen zwischen Frankreich und den Nachbarn im Osten. Schon 1243 hatte sich der Abt von Maulbronn in einer Urkunde von 1243 gegenüber dem Markgrafen von Baden, also noch vor der eigentlichen Gründung des Frauenkonvents in Lichtental “über die geistlichen Frauen zu Lichtenthal väterlich zu wachen” (zitiert in Lucida vallis, Das Kloster Lichtenthal als Zentrum kultureller Überlieferung, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe 2018 S.92) Gegen Ende des 15. Jahrhunderts scheint diese Rolle zunehmend der Abt von Herrenalb übernommen zu haben. Zwischen Herrenalb und Lichtenthal gab es außerdem geradezu verwandtschaftliche Beziehungen. Es lassen sich mehrere Geschwisterpaare nachweisen, die zeitgleich in den beiden Klöstern waren. (ebda S. 93).

Für Äbtissin Rosula war es nun wichtig, einen Visitator für das Kloster zu erhalten, denn ohne Visitator wäre der Anschluss an den Orden gefährdet gewesen. Abt Lukas von Herrenalb konnte dieses Amt nicht mehr wahrnehmen, den er war von Herzog Ulrich

auf dem Hohenasperg gefangengesetzt worden unter der Anschuldigung, beschlagnahmtes Klostergut unterschlagen zu haben. Er starb  am 11. September 1546 im Gefängnis. Rosula bat die badische Regierung, Abt Johann Ylin (1533-1543) vom Kloster Neubourg

mit der Visitation Lichtenthals zu beauftragen. Dieser Bitte kam er nach. Einen Beichtvater für Lichtenthal konnte er nicht stellen. Denn das Kloster war ja im Bauernkrieg zerstört worden, wobei auch die kostbare Bibliothek verbrannt war. Man hatte in Neubourg

sicher ganz andere Sorgen. Man musste den Wiederaufbau der zerstörten Abtei bewältigen. P. Sebastian Metzger war 1535 von Äbtissin Rosula in Lichtenthal eingepfründet worden. Dort hatte er seit 1525 als Beichtvater gewirkt.Aus seiner Zeit stammen mehrere Frühdrucke in der Lichtenthaler Bibliothek.

Aus dem aufgehobenen Kloster Bebenhausen waren zwar die dem alten Glauben treu gebliebenen Mönche in Tennenbach geblieben. Da dieses aber ebenfalls im Bauernkrieg zerstört worden war, konnte auch von dort kein Beichtvater abgegeben werden.

Kloster Maulbronn, dessen Konvent nach der Aufhebung des Klosters vom Abt von Citeaux nach Pairis im Elsass verlegt worden war, konnte ebenfalls keinen Priestermönch abstellen, so dass Äbtissin Rosula erstmals einen Weltpriester als Beichtvater anstellen musste. Magister Wolfgang Sparbrot aus Niederschopfheim übernahm dieses Amt bis zum 18. März 1551 . Seine Schwester Barbara war Klosterfrau in Lichtenthal.

Am 30. August 1544 starb Äbtissin Rosula Röder. Aus ihrem Besitz stammt ein lateinischer Psalter mit französischem Anhang. Im Kloster existiert ein kleiner Hausaltar aus der Zeit um 1520.  Der  Flügelaltar zeigt in geschlossenem zustand die beiden für den Zisterzienserorden wichtigsten Heiligen  Benedikt von Nursia und Bernhard von Clairvaux. Die Innenseite zeigen zwei weibliche heilige und zwar die Euphrosyne (rechts) und die heilige Rosula (links). Diese ungewöhnliche Auswahl legt die Vermutung nahe, dass der Altar für Äbtissin Rosula angefertigt worden ist.

Markgraf Bernhard III. von Baden starb am 29. Juni 1536. Aus seiner Ehe zwei Jahre vor seinem Tod mit Franziska von Luxemburg stammten zwei Söhne, Philibert und Christoph. Er hatte noch zahlreiche andere Nachkommen, von denen sechs Söhne bekannt sind.

Für Philibert und Christoph wurde eine Vormundschaftsregierung mit Herzog Wilhelm IV. von Bayern, der Pfalzgraf Johann II. von Simmern und Graf Wilhelm von Eberstein. eingesetzt. Alle drei blieben beim alten Glauben. Nun sollte die katholische Religion in

Baden wieder eingeführt werden.

Nach dem Tod von Äbtissin Rosula war eine schnelle Nachfolgeregelung ebenfalls wichtig. Der Konvent von Lichtenthal bat die Vormundschaftsregierung, den Abt von Eußerthal nach Lichtenthal  kommenzu lassen, um der Wahl einer neuen Äbtissin zu präsidieren.

Abt Weygandt von Eusserthal (1521-1551) wollte nicht in einer fremden Herrschaft tätig werden ohne die Einwilligung seiner eigenen Herrschaft oder deren Amtsleute. Als Georg von Fleckenstein für das Rätekollegium die notwendige Regelung traf, konnte am

8. September 1544 die Wahl stattfinden, aus der Anna von Moersberg (1544–1551) als Äbtissin hervorging. Sie war die letzte adlige Äbtissin von Kloster Lichtenthal und stammte aus der Familie der Freiherren von Moersberg und Belfort. Nach ihr gab es nur noch bürgerliche Äbtissinnen. Sie regierte knapp sieben Jahre und verfasste eine “Schaffnerordnung”. Sie reichte diese dem badischen Kanzler Ulrich Langenmantel, der als bayrischer Vertreter im Vormundschaftsrat für Philibert saß, zur Genehmigung ein. Die Schaffnerordnung regelte die Tätigkeit des Klosterschaffners und hatte zum Ziel, dessen eigenmächtiges Handeln vorzubeugen und ihn zu kluger Aufsicht über das Gesinde anzuhalten. Interessant ist, dass sie den Schaffner verpflichtete, auf die kirchliche Haltung von Handwerkern, Knechten und Mägden des Klosters bei ihrer Anstellung zu verpflichten.

Vom Juli 1546 bis April 1547 fand der Schmalkaldische Krieg statt. Das war die militärische Auseinandersetzung, die zwischen Kaiser Karl V. dem Bündnis der protestantischen Landesfürsten und Städte geführt wurde. Karl siegte erst im Donauraum. Dann wendete er sich gegen Herzog Ulrich von Württemberg und Kurfürst Friedreich von der Pfalz. Beide mussten sich der Übermacht beugen und verpflichteten sich vertraglich zur Neutralität. Am 24. April 1457 siegte Kaiser Karl  gegen den Führer der Protestanten, den sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich. Dieser geriet in Gefangenschaft. Auf dem folgenden “geharnischten Reichstag” 1547 konnte Karl das “Augsburger Interim” verkünden. Dieses machte in einer Reihe von Städten in Süddeutschland die von protestantischer Seite durchgeführten Reformen rückgängig. Kaiser Karl befahl auch dem württembergischen Herzog, den Prälaten von Maulbronn und seinen Konvent wieder in sein Kloster zurückkehren lassen. Abt Heinrich III. Reuter, der in Pairis von seinem aus Maulbronn verlegten Konvent 1547 zum Abt von Maulbronn gewählt wurde, kehrte 1549 nach Maulbronn zurück. Auch Herrenalb hatte seit dem 15. November 1548 mit Georg Tripelmann (1548-1555) wieder einen zisterziensischen Abt. In Bebenhausen wurde Sebastian Lutz, der eine Profess in Bebenhausen abgelegt hatte und seit 1542 Abt in Tennenbach war,1547 zum Abt von Bebenhausen gewählt. Alle drei Äbte versuchten das monastische Leben in ihren Klöstern wieder einzuführen.

Nach dem Tod von Äbtissin Anna setzte sich der Herrenalber Abt Georg Tripelmann entschieden für die zisterziensischen Rechte bei der Wahl einer Äbtissin für Kloster Lichtenthal ein. Er benachrichtigte das badische Rätekollegium vom Tod von Äbtissin Anna und teilte ihm gleichzeitig den geplanten Wahltermin mit. Das Kollegium antwortete, dass es Sache der Regierung sei, diesen nach schriftlicher Eingabe des Visitators festzulegen. Auch der Konvent wandte sich an das Kollegium und legte den Auszug aus dem aus Privilegium commune Cisterciense von Papst Innozenz IV. aus dem Jahre 1245 bei. Auch verwiesen die Klosterfrauen darauf,dass nach den Statuten des Ordens keine weltliche Person ungeachtet deren Standes bei der Wahl anwesend sein dürfe.

Die Wahl fand am ersten Fastensonntag 1551 statt, ohne dass ein Vertreter der Regierung anwesend war. Gewählt wurde Barbara Vehus (1551–1597). Sie war die Tochter des badischen Kanzlers Dr. Hieronymus Vehus. (s.o)Der jetzige Kanzler Johann Varnbühler und seinen Räten anerkannten die Wahl zunächst nicht an, weil sie eben ohne die Anwesenheit eines Regierungsvertreters stattgefunden hatte.

Auf reichspolitischer Ebene hatten sich auch wieder Änderungen ergeben. Nach dem “Geharnischten Reichstag” und dem Augsburger Interim, hatte Kaiser Karl gehofft, die Glaubensspaltung überwinden zu können. Die Stadt Magdeburg aber hatte die Zustimmung zum Interim verweigert. Der sächsische Kurfürst Moritz hatte nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes dem Kaiser gehuldigt und belagerte nun auf dessen Kosten die Stadt Magdeburg. Durch geheime Zusagen an die Stadt erreichte er deren Kapitulation. Dann aber wandte er sich gegen den Kaiser und verbündete sich mit dessen Feinden. Der französische König Heinrich II. versprach ihm Geld und militärischen Beistand gegen Karl V. Im Gegenzug sollte er die Grenzstädte Metz, Toul, Verdun und Cambrai sowie deren Bistümer bekommen, obwohl Moritz darüber gar nicht verfügen konnte. Im März 1552 begannen Heinrich und Moritz, nun an der Spitze der Fürstenopposition mit dem “Fürstenaufstand”. Die Fürsten eroberten schnell die kaisertreuen Städte im Süden. Heinrich stieß in Richtung Rhein vor und nahm die ihm versprochenen Städte ein.Der überraschte Kaiser floh nach Villach. Nun kündigte Moritz sein Bündnis mit dem französischen König und verhandelte mit dem Bruder des Kaisers Ferdinand. Ergebnis war der Vertrag von Passau von 1552, dem Kaiser Karl widerwillig zustimmte. Es war die formale Anerkennung des Protestantismus, der 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden reichsrechtlich festgeschrieben wurde. Das Augsburger Interim wurde stillschweigen preisgegeben. Für Württemberg und die dortigen Klöster bedeutete das, die dortige monastische Restauration gescheitert war. Herzog Christoph von Württemberg, der am 6. November 1550 seinem Vater in der Regierung gefolgt war,hob die Klöster Herrenalb, Bebenhausen und Maulbronn auf und wandelte sie in Ausbildungsstätten für Prädikanten um.

1556 teilten die beiden Söhne Bernhards ihr väterliches Erbe auf. Philibert übernahm Baden-Baden, Christoph  erhielt den luxemburgischen Erbteil seines Vaters und gründete die Nebenlinie Baden-Rodemachern.

Philibert war von seinem Vormund Wilhelm IV. von Bayern in München katholisch erzogen worden. Als er 1556 mit 20 die Regierung übernahm, legte er sich öffentlich auf keine
Religion fest. Er hatte 1555 am Reichstag in Augsburg teilgenommen, bei dem der sogenannte Augsburger Religionsfrieden geschlossen wurde. Das Kernprinzip “Cuius regio, eius religio” setzte er nicht um. Er erlaubte seinen Untertanen, selbst über ihre Religion zu bestimmen. Er duldete in seinem Herrschaftsbereich die evangelische Predigt. Mit seiner katholischen Gemahlin Mechthild von Bayern, der Tochter seines Vormunds Wilhelm IV.  nahm er am katholischen Gottesdienst in der Stiftskirche von Baden-Baden teil.

Am 26. Januar 1558 bestätigte Philibert der Abtei Lichtenthal alle Rechte und Freiheiten, die ihr  seine Vorfahren gegeben hatten. Auch in Sachen Beichtvater für Lichtenthal war der neue Landesherr erfolgreich. Der Salemer Abt Johannes V. Michel (1553–1558 )

stellte auf Bitten Philiberts einen Priestermönch namens Nikolaus für ein Jahr nach Lichtenthal. 1558 bat sie den Ordenskommissar in Salem um Erlaubnis,den Prälaten der Benediktinerabtei Schwarzach, Martin Schimpfer (1548-1569), zur Einkleidung und Profeß ihrer Novizinnen kommen zu lassen, da Lichtenthal nach wie vor keinen Visitator aus dem Zisterzienserorden bekommen hatte. Die endgültige Aufhebung der in der Nähe liegenden Zisterzienserklöster in Württemberg machte das
Bemühen noch schwieriger. Der Tennenbacher Abt  Friedrich Abstetter (1566–1568) machte den Ordenskommissar in Salem auch darauf aufmerksam, dass es für Lichtenthal sehr wichtig sei, einen Visitator zu haben, denn im
Falle des Todes der Äbtissin müsse ein Visitator die rechtmäßige Wahl einer Nachfolgerin anfordern können. Ganz wichtig sei dies “: „Wann sie dan khein Visitatoren hetten der ordenlicher weis elegieren fiese, mechte vielleicht dem gottshaus ein eingriff beschehen, dan das neuwe Evangelium hat vif dugenden sich um geringe ursachen in frembdes gutt einzutringen .“ (zitiert bei Pia Schindele Die Abtei Lichtenthal in Freiburger Diözesanarchiv 105 1985 S.95). Abt Friedrich schrieb diesen Brief, nachdem er Kloster Lichtenthal besucht hatte und dort zwei Professen abgenommen hatte. Er bescheinigte dem Kloster das vorschriftsmäßige Einhalten der Klausur, das regelmäßige Abhalten der Gottesdienste und die Beachtung der Regel und Ordensbräuche. Er verwies auch auf die Notwendigkeit, dem Kloster einen Seelsorger zu stellen, da sonst die Gefahr bestünde, dass der Gottesdienst nicht mehr abgehalten werden könne und “das neue Evangelium täglich einwurzelt” (ebda)

Aus einem Brief  vom 14. September 1569 an den Salemer Abt geht hervor,dass mittlerweile der Tennenbacher Abt Johannes Schirer (1568–1575)als Visitator von Kloster Lichtenthal eingesetzt war.

Am 2. November 1565 starb Philiberts Gemahlin Mechthild von Bayern. Er selbst starb 4 Jahre später auf einem Feldzug gegen die Hugenotten 1569 in einer Schlacht bei Montcoutour in der Grafschaft Poitou. Er hinterließ 4 Kinder, den 10-jährigem Philipp, den späteren Markgrafen Philipp II., sowie die Schwestern Jakobe, Anna Maria und Maria Salome. Er wurde von seinem Onkel und Vormund Herzog Albrecht V. von Bayern in München erzogen. In der Markgrafschaft Baden-Baden wurde in den Jahren 1570/71 wieder der katholische Ritus eingeführt. Kaiser Maximilian II. erklärte Philipp am 29. August 1571 für mündig.

1570 hatte Graf Heinrich von Fürstenberg bei der Vormundschaftsregierung für Philipp den Antrag gestellt, das von seiner Familie 1123 gestiftete Benediktinerinnenkloster Friedenweiler bei Neustadt mit Lichtenthaler Nonnen neu zu besiedeln.

Zwischen 1123 und 1139 war in Friedenweiler eine “Frauenzelle” entstanden, die mit Benediktinerinnen aus Amtenhausen in der Nähe von Geisingen besiedelt und von einer Meisterin geleitet wurde. Das Dorf Friedenweiler war 1123 durch einen Gütertausch mit Reichenau an Kloster St. Georgen gekommen war. Der eigentliche Herr des Klosters war auch der Abt von St. Georgen. Im Mittelalter war das Kloster eine gut ausgestattete Abtei. Aber im 15. Jahrhundert begann der Niedergang. Um 1560 lebten noch zwei Nonnen in Friedenweiler. Die letzte Meisterin starb 1561. Dann ergriff Graf Heinrich von Fürstenberg  die Initiative zu einer Neugründung. Am 20. Mai 1570 stellten Jakobäa, zusammen mit Herzog Albrecht und dem Grafen Karl von Hohenzollern für die Wiederbesiedelung  die offizielle Genehmigung aus. Daraufhin entsandte Äbtissin Barbara Vehus sechs Schwestern aus Lichtenthal nach Friedenweiler. Die bisherige dortige Priorin  Lucia Bauer wurde zur Äbtissin bestimmt. Durch den Abt von Tennenbach Joseph Weißhaar (1576–1585) wurde der Konvent „uf das kloster Fridenweiler bestättigt“.  Graf Heinrich von Fürstenberg teilte dies am 15. September 1570 dem Salemer Abt Georg II. Kaisersberger (1558–1575) mit, worauf dieser seinen tennenbacher Amtskollegen heftig kritisierte, vor allem auch weil er fälschlicherweise annahm, Friedenweiler sei den Predigern inkorporiert. Aber auch das Kloster St. Georgen musste offiziell auf Friedenweiler verzichten, damit dieses in den Zisterzienserorden inkorporiert werden konnte. Am 4. April 1578 verzichtete der Abt von Sankt Georgen Nikodemus Luitpold(1566–1585)  im Namen des Benediktinerordens auf Friedenweiler. Am 15. April 1578 übergab dann Graf Heinrich Friedenweiler offiziell dem Zisterzienserorden. Als Papst Gregor XIII. (1572-1585) am 1. Juli 1584 das Recht zur Inkorporation gewährte, stand einer rechtlichen Aufnahme Kloster Friedenweiler und mittlerweile auch Neidingen nichts mehr im Wege. Während   der Regierungszeit des Generalabtes Boucherat geschah das auch. Friedenweiler wurde Tennenbach und Neidingen Salem unterstellt. Der Chor von Friedenweiler wurde wieder so hergerichtet, dass er den Ordensvorschriften entsprach und auch die Gebäude wurden so instand gesetzt, dass die Klausur eingehalten werden konnte. Der Konvent beteiligte sich trotz kärglicher Mahlzeiten und geduldig ertragener Mühsal selbst an den notwendigen Arbeiten wie die Chronistin Sr. Maria Ursula Mänerin nach 1790 schreibt.

Die Wiederbesiedlung von Friedenweiler war aus Sicht von Graf Heinrich so gut verlaufen, dass er für das Kloster Maria Hof in Neudingen bei Äbtissin Barbara ebenfalls um Aussendung von Lichtenthaler Nonnen bat. Es war das Hauskloster der Fürstenberger und auch die Grablege des Geschlechts. Graf Heinrich hatte das Kloster 1561 Zisteriensernonnen aus dem Kloster St. Agnes in Lauingen überlassen. Der dortige Herrscher Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1532-1569) hatte sich der Reformation angeschlossen und die Nonnen aus Lauingen vertrieben. Nach eingehender Beratung mit dem badischen Statthalter Otto-Heinrich von Schwarzenberg sagte sie unter der Bedingung zu, dass Maria Hof baulich instand gesetzt wurde und der Chor wie in Friedenweiler so hergerichtet würde, dass ein Gottesdienst nach zisterziensischem Brauch abgehalten werden könne. Außerdem sollte die strenge Klausur eingeführt und den Schwestern das Klostervermögen zurückerstattet werden. 1573 sandte sie die Schwestern Sara Baierin und Agnes Heflerin nach Maria Hof in Neudingen. Der Salemer Abt Georg investierte die Schwester aber nicht in Neudingen, mit der Begründung, dass Maria Hof dem Orden nicht inkorporiert sei, verwies aber auf den Generalabt Boucherat ,der gerade zu einer Visitationsreise durch die Schweiz, Oberdeutschland, Bayern und Tirol unterwegs sei. Dieser kam dann auch am 5. Oktober 1573 und verfasste für Kloster Maria Hof eine Visitationscharta. Er wies den Konvent auf die Einhaltung der Trienter Dekrete und der Ordensgesetze hin. Auch bestimmte er, daß die Lichtenthaler Nonnen in Neudingen bleiben sollten. Auch sollte das restaurierte Kloster Friedenweiler von der päpstlichen Kurie als Zisterzienserinnenkloster bestätigt werden. Dies geschah am 1. Juli 1584.

Die beiden Klöster wurden dem Orden eingegliedert und Friedenweiler dem Abt von Tennebach und Neudingen dem Abt von Salem unterstellt.

Die Friedenweiler Nonnen wirkten auch in anderen Klöstern. Die erste Äbtissin in Neudingen wurde Amalia Rennerin aus Friedenweiler, die aus Lichtenthal nach Friedenweiler gekommen war. Sie war auch mit der Durchführung der monastischen Reform in Neudingen beauftragt worden. Auch das Kloster Wonnenthal bei Kenzingen im Breisgau hatte mit  Frau Ursula Spolhaupt und 1590 in Frau Maria Brünn jeweils eine Friedenweiler Nonne zur Äbtissin erhalten. Diese beiden waren ebenfalls 1570 aus Lichtenthal gekommen. Auch in Kloster Olsberg bei Augst, das damals vorderösterreichisch war unterstützten Lichtenthaler Nonnen die Reformbestrebungen.

Die letzten Regierungsjahre der Äbtissin Barbara Veus waren belastet von zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten der Abtei. Es gab immer wieder schlechte Erntejahre, was dazu führte, dass das Kloster in solchen Jahren den Zehnten von seinen Untertanen nicht erhielt. Markgraf Karl II. von Baden-Durlach hatte in seinem Landesteil 1556 die Reformation eingeführt. In den dort gelegenen Zehntorten des Klosters zeigte sich eine zunehmende Abneigung, den Zehnten an kirchliche Institutionen zu liefern.

Aber es gab auch Schwierigkeiten mit dem Landesherren. Dieser hatte nämlich seit 1564 begonnen, in der Gemarkung von Pforzheim, den allein ihm zustehenden Novalzehnt, das ist der Zehnt, der auf neugewonnenes, durch Rodung für den Ackerbau nutzbar gemachtes Land entrichtet werden musste, auch von Gütern einzuziehen, deren Zehntertrag dem Kloster Lichtenthal zustanden, die dann mehrere Jahre brach lagen und erst ab 1534 wiedergenutzt wurden. Karl veranlasste eine Neuaufstellung sämtlicher sämtlicher Bann-, Etter- und Novalgüter in der Gemarkung Pforzheim. Nach dieser Aufstellung mußte die Äbtissin von Lichtenthal anerkennen, dass  die umstrittenen Güter zum Neubruch zu rechnen seien. Karl forderte darauf hin eine Rückerstattung sämtlicher Zehnten bis 1534. Man einigte sich dann auf 500 Gulden.

Der neue Herr in Baden-Baden Markgraf Philipp II.  hatte zwar 1572 die Rechte des Kloster bestätigt. Er nahm 1577 in Baden Residenz. Er verhandelte nun ebenfalls mit dem Kloster wegen bisheriger Steuerprivilegien. Er erkannte die Privilegien zwar im Grundsatz an, aber für neu erworbene Gebiete, für die bisher Steuer bezahlt werden musste, wurde dieses auch weiterhin fällig. 1578 verlangte er vom Kloster 900 Gulden Türkensteuer. 1584 forderte er eine außerordentliche Steuer für den Bau und Unterhalt der Festung zu Stollhofen. Das Kloster war in Geldnot und konnte seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Nur eine An leihe vom Markgrafen half weiter. Nach einer Aufstellung der Schulden erhielt das Kloster 3018 Gulden, die jährlich mit 200 Gulden zurück zu zahlen waren.

Ganz plötzlich verstarb Philipp II. 1588. Er war noch unvermählt das Erbe fiel daraufhin an  Eduard Fortunatus, den ältesten der fünf Söhne Christophs von Baden-Rodemachern und der schwedischen Prinzessin Cäcilia Wasa. Nach einer kurzen bayrischen Vormundschaftsregierung nahm er 1589 die Huldigung in Baden entgegen. Seine Brüder fand er ab und verhinderte so eine weitere Teilung der Markgrafschaft. Das belastete das ohnehin verschuldete Land. Dazu kam der verschwenderische Lebensstil. 1591

heiratete er die bürgerliche Maria von Eicken. Die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgingen, erkannte sein Vetter Ernst Friedrich von Baden-Durlach nie an.Da nach den badischen Teilungsverträgen eine Linie spätestens im Erbfall für die Schulden der anderen aufkommen musste,  besetzte der protestantische Ernst Friedrich 1594 die Markgrafschaft Baden-Baden. Das verschärfte die konfessionellen Gegensätze am Oberrhein weiter. Eduard Fortunat floh auf die Yburg und starb 1600 nachdem er angeblich betrunken von einer Treppe gestürzt war. Die katholischen Reichsfürsten versuchten den Kindern Eduard Fortunats zu ihrem Erbe zu verhelfen,  damit die katholische Markgrafschaft Baden-Baden nicht an die lutherische Markgrafschaft Baden-Durlach fiele. Aber Ernst Friedrich beharrte auf seinem Rechtsstandpunkt, dass Eduard Fortunat und Maria von Eicken nie eine rechtsgültige Ehe geschlossen hatten, folglich die Kinder auch nicht erbberechtigt waren. Erst nach der Niederlage in der Schlacht von Wimpfen 1622 Georg Friedrichs dem Bruder und Nachfolger des 1604 verstorbenen Ernst Friedrich sprach Kaiser Ferdinand II. die Markgrafschaft Baden-Baden dem Sohn Eduard Fortunats Wilhelm zu. Die protestantische Regierung von Baden-Durlach versuchte Kloster Lichtenthal völlig unter ihre Aufsicht zu bringen. Schon 1596 forderte er die Türkenkontribution ein und berief sich dabei auf den Reichsabschied von 1594, wo ein erneuter Beschluss zur Reichstürkenhilfe gefasst wurde.”Einer Jeden obrigkeit zugelaßen, Ihre Underthannen, Geystlich unndt Weltlich Sie seye Exempt, oder nicht Exempt, gefreyt, oder nicht gefreyet, Niemandt auß genommen, mit Steyr zu belegen“ (in GLA 92/199 vom 11. August 1596). Das war im letzten Regierungsjahr von Äbtissin Barbara, die zu diesem Zeitpunkt schon an schwerer Wassersucht litt und mit Zustimmung  des Markgrafen im Juni 1597 resignierte. Am 7. August 1597 verstarb sie. Die Neuwahl hatte am 25. Juni unter Vorsitz des Abtes von Neuburg, Johann Faber aus Kreuznach (1592-1599) stattgefunden.

Gewählt wurde Margarete Stülzer aus Ettlingen. Sie war die Tochter des Glasers Philipp Stülzer. Ihre Urgroßmutter Walburga war eine natürliche Tochter Trierer Erzbischofs Jakob von Baden, des ältesten Sohn von Markgraf Christoph I. von Baden. Sie wurde 1562 oder 1563 in Ettlingen geboren. Nach dem Tod ihres Vaters wurde sie zur Erziehung und Ausbildung ins Kloster Lichtenthal gegeben. Mit 16 verließ sie das Kloster, kehrte aber kurz danach als Novizin zurück. Mit einer Mitschwester wurde sie ins Kloster Gottesgarten im Aargau geschickt, das von 1535-1558 verwaist war. Margarete sollte an der Reform des Klosters unter der auf Betreiben Erzherzog. Ferdinands berufene Äbtissin Katharina von Hersberg (1558-86) mithelfen. Als die Reform aber scheiterte, auch weil Äbtissin Katharina die Vorschriften des Konzils bezüglich Verzicht sauf persönliches Eigentum und Klausur nicht umsetzte, kehrte Margarete 1594 wieder nach Lichtenthal zurück. Ihr Verwandtschaft zum Hause Baden hat bei ihrer Wahl zur Äbtissin 1597 wohl durchaus eine Rolle gespielt. Denn es mussten ja währen der Oberbadischen Okkupation Verhandlungen mit mit dem calvinistisch gesinnten Landesherrn Ernst Friedrich und dann mit seinem evangelischen Nachfolger Georg Friedrich geführt werden. Da konnten familiäre Verbindungen bestimmt nicht schaden.

Markgraf Ernst Friedrich hatte zwar dem Kaiser die Zusage gegeben, nicht in die konfessionellen Verhältnisse der von ihm besetzten Gebiete einzugreifen. Aber natürlich war ihm nicht an einer langfristigen Sicherung Kloster Lichtenthals gelegen.Das zeigte schon sein erstes Schreibenin  an die neu gewählte Äbtissin. Er tadelte  ihre Vorgängerin Barbara wegen ihrer gegenüber  dem Landesherrn unabhängige Regierungsweise und machte klar, dass er das in Zukunft nicht mehr dulden werde.

Ohne sein Vorwissen  und seine Bewilligung dürfe sie keinen Beichtvater oder Visitator bestellen und auch keine weitere Novizinnen ins Kloster aufnehmen. Auch durfte sie keinen Pfarrherrn in den dem Kloster gehörenden Pfarreien einsetzen. Die Äbtissin und der  Konvent mussten ständig befürchten, dass ihr Kloster aufgelöst würde. Das änderte sich auch nach dem Tode des Markgrafen nicht, denn sein Bruder  Georg Friedrich behielt das baden-badische Territorium weiterhin besetzt. 1605 wurde er sogar mit der gesamten Markgrafschaft Baden von Kaiser Rudolf II. (1576–1612) belehnt. Er musste sich allerdings verpflichten, keine Religionsveränderung vorzunehmen.Außerdem sollte er die Schulden der Markgrafschaft Baden-Baden zu bezahlen. Davon wollte Georg Friedrich drei Teile übernehmen. auf die beiden Markgrafschaften entfielen aber 200.000 Gulden, die zu verzinsen und abzuzahlen waren. Davon musste die Abtei Lichtenthal 4.000 Gulden aufnehmen und die Zinsen dafür 5 Jahre lang bezahlen. Die Äbtissin empfand die Lage der Abtei nach wie vor als kritisch und beklagte sich in einem Schreiben an den Salemer Abt, Petrus II. Müller, daß man ihrem Gotteshaus Lichtenthal seine Freiheiten nehme. Dieser trug das dem Generalkapitel vor. Dieses appellierte dann an Kaiser Matthias (1612-1619). Äbtissin Margarete verzichtete 1616 auf Anraten des Salemer Priors Dr. Johannes Muotelsee auf die Bestätigung der althergebrachten klösterlichen Privilegien und das Präsentationsrecht in den Lichtenthal unterstehenden Pfarreien.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus. Georg Friedrich war seit 1608 Mitglied der protestantischen Union und bestallter General des Unionsheeres. 1622 griff er in Böhmisch-Pfälzischen Krieg ein. Am 6. Mai 1622 fand die Schlacht von Wimpfen statt. Georg Friedrich wurde verwundet und besiegt. Er konnte sich nach Stuttgart retten, legte aber die Herrschaft zu Gunsten seines Sohnes Markgraf Friedrich (1622–1659) nieder. Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) sprach die Markgrafschaft Baden-Baden am 26. August 1622  Markgraf Wilhelm von Baden  zu.  Wilhelm war der Sohn von Eduard Fortunat von Baden-Rodemachern zu. Das geschah, um die Markgrafschaft der katholischen Partei zu sichern. Er betrieb auch sofort eine rigorose Rekatholisierungspolitik. Die protestantischen Pfarrer wurden alle entlassen. Dabei nahm er in Kauf, dass Pfarreien eine Zeit lang nur durch Wanderpriester betreut wurden. Nachdem die Schweden erfolgreich vordrangen  übernahm General Horn die Markgrafschaft Baden-Baden. Wilhelm konnte nach dem Sieg bei Nördlingen 1634 zurückkehren. Definitiv wurde ihm das Land erst im Westfälischen Frieden von 1648 zugesprochen.

Im Orden waren die Reformen weitgehend vorangetrieben worden, wobei hier Lichtenthal wegen der schwierigen Verhältnisse weitgehend außen vor blieb. 1618 wurden die Statuten für  die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation festgelegt. 1624

wurde die Kongregation gegründet. Den Vorsitz führte Abt Thomas I Wunn von Kloster Salem. Der Krieg bremste den Reformerfolg zunächst. Der Zusammenhalt der Klöster war für Lichtenthal in seiner schwierigen Zeit eine sehr wichtige Stütze.

Trotz der ständigen Bedrohung und der finanziellen Engpässe fand unter Äbtissin Margarete eine enorme Bautätigkeit statt. Der Marienbrunnen entstand sowie die Kirchenkanzel mit dem Relief des Heiligen Bernhard. Einige von ihr angeschaffte liturgische Geräte sind heute noch vorhanden. Margaret konnte trotz der enormen Belastung den Besitz des Klosters mehren. Sie regierte 28 Jahre und starb am 22. August 1625 in Lichtenthal. Im Kloster waren 50 Nonnen

Ihre Nachfolgerin wurde Margaretha Göll (1625-1640). Ihre Regierungszeit war von den Kriegswirren überschattet.Die ersten 12 Kriegsjahre verliefen für die süddeutschen Klöster relativ unbelastet. Nur Kontributionen zeigten dass Krieg herrschte. Markgraf Wilhelm von Baden unterstützte Kaiser Ferdinand II. stärker als bisher mit Geldmitteln im Kampf gegen die protestantischen Fürsten. Diese versuchte er über die Landstände wieder einzutreiben. Das schlug natürlich auch auf die Klöster durch. So teilte Äbtissin Margaretha 1629 dem Salemer Abt vertraulich mit, dass ihr Kloster unter Schatzungen und Kontributionen schwer zu leiden habe. 1629 war Kaiser Ferdinand auf der Höhe seiner Macht. Er konnte sogar das Restitutionsedikt erlassen. Säkularisationen durch Protestanten nach dem Passauer Vertrag 1552 mussten rückgängig gemacht werden. Nicht nur die Protestanten wehrten sich erbittert dagegen. Auch die katholischen Fürsten, vor allem die Kurfürsten hatten große Bedenken, da es die Machtposition des Kaisers erheblich verstärkte. Besonders betraf es die Reichsstädte, die Markgrafschaft Baden-Durlach und das Herzogtum Württemberg, in dem 50 Klöster restituiert wurden und der Herzog dadurch fast die Hälfte seines Territoriums verlor. Die Lage änderte sich aber rasch und grundlegend durch die Invasion des Schwedenkönigs Gustav Adolf, der 1630 den Kampf gegen den Kaiser und die Liga aufnahm. Unterstützt wurde er durch die öffentliche Meinung der Protestanten und nach anfänglichem Zögern konkret durch die evangelischen Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. 1632 mussten die Nonnen in die Wälder fliehen. Das Kloster wurde mehrere Male geplündert. Misswuchs und die Pest vergrößerten das Elend.

Die Errettung des Klosters vor den Schweden wird der Sage nach auch dem Schutz der Schlüsselmuttergottes zugeschrieben.

1636 herrschte eine große Hungersnot aus einem handschriftlichen Eintrag in einer Bibel hervorgeht, die 1584 in Köln bei Dietenberger gedruckt wurde. (Bibliothek Lichtenthal S.Scr. 2, Vorblatt)

Margarethe Göll starb am 28. Dezember 1640. am 5. Januar 1641 wurde Rosina Herzog zu ihrer Nachfolgerin gewählt.

Das 1568 von Herzog Christoph aufgehobene Kloster Rechenhofen sowie das Kloster Kirchbach sollten im Zuge der Gegenreformation, die Kaiser Ferdinand II. mit seinem Restitutionsedikt vom 6. März 1629 angestossen hatte, sollten durch Kloster Lichtenthal wiederbelebt werden.

Die Restauration hatte sich aber als undurchführbar erwiesen, da die materiellen Voraussetzungen ungenügend waren und die durch die Kriegsnot rasch aufeinander folgenden Todesfälle auch geeignetes Personal fehlte.

Am 1. Dezember 1642 starb Äbtissin Rosina nach nur zweijähriger Regierungszeit.Die Wahl wurde durch Abt Bernhardin Buchinger geleitet, der am  22.Juli 1642 zum Abt der wieder hergestellten Abtei gewählt worden war. Gewählt wurde Eva Regina Springauf. Sie war die Tochter des Klosterschaffners Matthäus Springauf. Sie war ehemalige Vorsteherin von Rechenhofen und vorher Priorin von Lichtenthal. In den letzten Kriegsjahren musste sie und der Konvent flüchten. Sie fanden Unterschlupf in den Klöstern von Straßburg und Rathausen im Kanton Luzern

während  das Kloster von weimarischen Soldaten geplündert wurde. Das berichtete sie an Abt Wunn in Salem und auch, dass sie sich mit 20 Personen in Ettlingen aufhalte, da es im Kloster zu gefährlich sei. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich durch die Plünderungen ungemein.Nach der Plünderung Anfang 1643 wurde das Kloster im August 1644 erneut Opfer einer Plünderung. Die Mobilien, sowie Wein und Früchte waren geraubt worden. Die Gebäude waren beschädigt worden und an den Zehntorten waren alle Einkünfte de Klosters durch die Truppen verzehrt worden. Deshalb bat sie den Markgrafen Wilhelm, ihr bei seinen Reisen nach Bayern und Österreich bei den Prälaten des Zisterzienserordens eine Anleihe von 500 Reichstalern zu beschaffen, um den Zerfall des Klosters zu verhindern. Für eine Anleihe oder die Wiederherstellung des Klosters

war die politische Situation aber noch zu ungünstig.

Der Westfälische Friede, das war eigentlich eine Reihe von Friedensverträgen, die zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück abgeschlossen wurden, beendeten den Dreissigjährigen Krieg. Für den Zisterienserorden bedeutete er allerdings die endgültige Aufhebung, der mit der Einführung der Reformation in Württemberg aufgehobenen Klöster und damit das Ende der mühsamen Restitutionsversuche. Schwierigkeiten erwuchsen auch aus der Tatsache, dass Kloster Lützel seit dem Westfälischen Frieden zu Frankreich gehörte und die Markgrafen von Baden die Prälaten von Lützel nicht mehr ohne Bedenken für eine Visitation  zulassen wollten. Das wurde erst behoben, als das Kongregationskapitel 1668 die Paterneität an den Abt von Tennenbach übergab, was den Wünschen der badischen Markgrafen entgegenkam. Es war aber auch im Sinne von Äbtissin Margarethe,

denn sie war mit der Amtsführung des Lützeler Abtes unzufrieden.

Das Kloster kam nach den Kriegsjahren wieder zur Ruhe, die Äbtissin Eva Maria zur Wiederherstellung der klösterlichen Ordnung nutzte. Auch Neueintritte waren wieder zu verzeichnen.

1656 kam die Abtei in den Besitz des Münzhauses zu Baden und der Pfarrgründe von Iffezheim

Äbtissin  Eva Regina Springauf verstarb am 28. August 1658. Auf sie folgte Margaretha Loys. Sie war Priorin des Klosters Olsberg im Aargau. Am 8. September 1658 wurde sie unter Vorsitz von Abt Bernardin Buchinger aus Lützel zur Äbtissin von Kloster Lichtenau gewählt.

Die neue Äbtissin hatte eine Reihe von Prozessen zu führen, vor allem gegen das Hochstift Speyer um die Exemtion des Klosters. Aber auch gegenüber ihrem Landesherren gab es Klärungsbedarf. Als Äbtissin Margarethe ihr Amt übernahm, regierte Markgraf Wilhelm von Baden.

In den letzten Jahren seiner Regierungszeit unterstützte ihn sein Sohn Hermann bei den Regierungsgeschäften. Am 24. Mai 1674 war in Regensburg ein Reichskrieg wegen der Machtansprüche des französischen König Ludwig XIV. beschlossen worden, was natürlich die Markgrafschaft als

Grenzgebiet wieder gefährdete.Hermann, Feldmarschall und Hofkriegsratpräsident in kaiserlichen Diensten , befahl dem Lichtenthaler Oberschaffner Andreas Widemann zum Schutz gegen Plünderung und Verwüstung die Klosteruntertanen im “Fort Beuren” unterzubringen und dieses auch selbst nicht zu verlassen. Als sein Vater am 22. Mai 1677  starb, stand er auch dem neuen Landesherren, dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dem späteren “Türkenlouis” zur Seite. Beide standen im Dienst Kaiser Leopolds, der das Reich im Südosten gegen die Türken und im Westen gegen Frankreich  verteidigen musste. In dieser Situation handelten die beiden Markgrafen natürlich kriegsorientiert und nahmen wenig Rücksicht auf althergebrachte Rechte. Sie ordneten  im ganzen Land eine Bestandsaufnahme der Vorräte in Kellern und Scheunen an und nahmen Klöster davon nicht aus.

Äbtissin Margaretha  verwahrte sich für Kloster Lichtenthal dagegen und berief sich auf die  cisterciensische Immunität. Markgraf Hermann verlangte nun von der Äbtissin einen Beweis eines „Privilegium Sacri ordinis de non visitando cellam”. Die Äbtissin fragte den Salemer Abt um Rat.

Dieser leitete das an den Generalvikar der oberdeutschen Kongregation  nach Wettingen weiter. Der Generalvikar riet zu einem Vergleich mit der badischen Regierung, da diese eben auch die Kriegsumstände berücksichtigen musste und auch andere Klöster diese Untersuchung über sich ergehen lassen

mussten. Es kam dann zu  einer Konferenz in der markgräflichen Kanzlei in Baden-Baden. Als Vertreter des Klosters war Abt Robert Handtmann von Tennenbach anwesend. Dieser beharrte bei den Ansprüchen der Regierung bezüglich der Erlaubnis zur Novizenaufnahme, Profeßablegung, Wahl und Resignation der Äbtissin, Bestellung des Beichtvaters und des Visitators nachdrücklich auf den Rechten des Ordens. Markgraf Ludwig  wollte weitere Verhandlungen führen allerdings unter Umgehung des Tennenbacher Abtes mit Salem. Beide Markgrafen waren aber zunehmend von der Reichspolitik und da von den Türkenkriegen in Anspruch genommen. Lichtenthal spielte da nicht mehr die wichtige Rolle.

Äbtissin Margaretha hatte in ihrer Regierungszeit viele Kriegsabgaben zu leisten. An vielen Kirchen und Pfarrhäusern waren Reparaturen fällig. So wurde 1660 Kirche und Pfarrhaus in Rastatt auf Kosten des Klosters restauriert. 1675 wurde in Pforzheim auf Ersuchen des Markgrafen die Kirche neu gebaut.

1669 erwarb das Kloster den Quettighof in Baden-Baden. Die beiden badischen Markgräfinnen Magdalena von Oettingen und Franziska von Fürstenberg stifteten 1679 die Einsiedlerkapelle im Klostergarten. Diese wurde 1686 geweiht und dient den Nonnen als Friedhofskapelle.

Äbtissin Margaretha starb nach 28 Regierungsjahren am 25. März 1686 im 76. Lebensjahr . Am 30 März wurde Maria Thekla Schütz aus Baden-Baden als Äbtissin gewählt. Bei der Wahl wollten Vertreter der badischen Regierung dabei sein. Außerdem forderten sie die Übergabe der Schlüssel. Beides wurde vom Tennenbacher Abt zurückgewiesen. Sie war die Tochter des markgräflichen Amtmanns Franz Schütz. Das Juramentum Abbatissa, das Äbtissin Maria Thekla ablegen musste enthielt einen Zusatz, der sie besonders auf die Einhaltung der ordensrechtlichen Vorgaben des Konzils von Trient (Klausur) und die Ordenssatzungen verpflichtete. Sie war kränklich und hatte nur eine Regierungszeit von 20 Monaten. Sie starb am 13. Dez. 1687 . Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 18. Dezember 1687 Euphrosina Lorenz aus Baden-Baden gewählt. Sie war die Tochter des Schmiedemeisters Adam Lorenz.  Ihre Amtszeit war geprägt, durch zwei Kriege, die auch ihren Konvent und das Kloster in Mitleidenschaft zogen.

Der Friede von Nimwegen, das war eine Reihe von Friedensverträgen, die 1678/1679 geschlossen wurden, beendete den französisch-niederländischen Krieg. Für das heutige Baden bedeutete er, dass die Städte Freiburg und Kehl an Frankreich fielen. Die speyrische Festung Philippsburg kehrte, nachdem sie 32 Jahre französisch war, wieder an das Reich zurück.

Schon 1688 herrschte wieder Krieg. Am 24. September 1688 marschierten die Truppen des Sonnenkönigs über den Rhein. Die Pfalz wurde schnell besetzt. Die Festungen Philippsburg, Mannheim und Frankenthal wurden in den ersten Kriegswochen erobert. Heidelberg und Mainz ergaben sich.

Französische Truppen griffen bis nach Ulm und Mergentheim aus, um das Land auszuplündern und Kontributionen einzutreiben. Der Wormser Dom brannte aus, der Speyrer Dom wurde stark beschädigt. Es kam zu keiner einzigen Feldschlacht. Ziel Ludwig XIV. war es, durch gezielte Zerstörungen

die Gegenseite so unter Druck zu setzten, dass sie die Bedingungen des französischen Königs akzeptierte. Die Rechnung ging aber nicht auf. Der Reichskrieg wurde erklärt.  Am Rhein wurden Truppen konzentriert. Das zeigte, dass Ludwig nicht mit einer kurzen Kriegsdauer rechnen konnte. Er zog seine Truppen zurück, hielt nur wenige Stützpunkte.

Die Äbtissin beschloss,  ihre Schwestern in Sicherheit zu bringen. Es war gar nicht so einfach, die Nonnen auf andere Klöster vor allem in der Schweiz zu verteilen, da diese schon mit Nonnen überfüllt waren, die ebenfalls geflüchtet waren.

Die Lichtenthaler Nonnen kamen vor allem in Zisterzienserklöstern unter, in der Schweiz in Magdenau, Lilienthal und Feldbach und Wurmsbach, in Frankreich in Lützel und in Deutschland in Lilienthal und Gnadenthal und bei den Benediktinnerinnen in  Holzen und Rothmünster.

Auf dem Rückzug der Truppen Ludwigs XIV ließ er die Pfalz, Kurtrier und die Markgrafschaft Baden systematisch zerstören. Am 15. August 1689 wurde Durlach in Brand gesteckt. Dort blieb lediglich ein halbes Dutzend Häuser stehen. Einen Tag später wurde Ettlingen in Schutt und Asche gelegt. Am 24. August 1689 brandschatzten französische Truppen  unter Führung des Marschalls Duras Baden-Baden. Dabei wurde das markgräfliche Schloss, die Stiftskirche, das Jesuitenkolleg und das und eben zum Einzug fertige Kloster der Chor- und Lehrfrauen vom Heiligen Grab“ und natürlich zahllose Häuserzerstört.Die außerhalb der Stadt liegende Abtei Lichtenthal blieb verschont . Die Ernährungslage in der gesamten Markgrafschaft wurde zunehmend schwieriger. Äbtissin Euphrosina  wollte ihren Konvent schon 1692 wieder nach Lichtenthal zurückberufen. Abt Petrus Tanner von Lützel (1677-1702) riet ihr davon wegen der Kriegsoperationen am Rhein dringend ab. Sie verschob die Rückkehr dann auf Ostern 1693.  Im April kehrte Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden in sein Land zurück. Er hatte vom Kaiser den Oberbefehl im Westen übertragen bekommen. Allerdings war die Armee erschöpft.Es mangelte an Ausrüstung und die Ernährung war ebenfalls sehr schlecht. Angesichts der Übermacht der Franzosen beschränkte sich der Markgraf auf die Defensive. Er ließ auch die Eppinger Linien errichten. Durch die Verschanzung konnte er ein weiteres Vordringen der Franzosen verhindern. Nicht verhindern konnte er aber das Vordringen der Franzosen nach Württemberg und das Land ebenso verwüsteten wie zu Kriegsbeginn die Pfalz.

Für das Kloster war es nicht nur schwierig, die Ernährung des Konvents sicher zu stellen. Auch seinen finanziellen Verpflichtungen konnte es kaum mehr nachkommen,zumal die Zehnteingänge oft ausblieben.

1697 beendete der Friede von Rijswijk war ein Vertragswerk von 4 Verträgen zwischen den ehemaligen kriegsführenden Parteien. Am 30.Oktober 1697 wurde er zwischen Frankreich und Kaiser Leopold I.und dem Heiligen Römischen Reich geschlossen. Frankreich gab alle Reunionen und Eroberungen mit Ausnahme des Elsas zurück.

Markgraf Ludwig nutzte die Zeit nach dem Friedensschluss zum Wiederaufbau und zur Sicherung der Markgrafschaft. Für das Kloster bedeutete das, dass Klosteruntertanen zu Fronarbeiten bei der Wiederherstellung des Baden-Badener Schlosses abgestellt werden mussten. Auch Sachlieferungen wie zwei Wagen voll Eichenholz, das zur Verarbeitung von Fensterrahmen für das Baden-Badener Schloss genutzt werden sollten, mussten dorthin geliefert werden.

Die Friedenszeit dauerte nicht sehr lange. Schon im September 1701 begann der Spanische Erbfolgekrieg. Dieses Mal stand das Reich im Bündnis von Holland und England gegen Ludwig XIV. Dieser hatte die Kurfürsten von Bayern und Köln als Verbündete. Der badische Markgraf kämpfte wieder für Kaiser Leopold. Er eroberte 1702 die Festung Landau. Den wichtigsten Sieg errang er zusammen mit dem englischen Marschall Marlborough, einem Vorfahren von Winston Churchill. Die Franzosen wurden zum Rückzug gezwungen. Nur 14 Tage vorher hatten sie das bayrische Heer bei der Schlacht am Schellenberg besiegt. Markgraf Ludwig erlitt dabei aber eine schwere Verwundung. Diese und 30 Jahre Kriegsdienst mit vielen Schlachten zeigten ihre Folgen. Körperliche Erschöpfung und die schwere Verwundung zwangen ihn im Oktober 1706 sein Amt als Reichsfeldmarschall niederzulegen.

Er starb am 4. Januar 1707 und wurde in der Stiftskirche in Baden-Baden  beigesetz. Sein Herz aber bestattete man in einer silbernen Kapsel vor dem Choraltar der Lichtenthaler Fürstenkapelle. Die letzten Kriegsjahre verliefen für die Markgrafschaft verhältnismäßig ruhig. Ab November 1713 verhandelten Prinz Eugen für das Reich und Marschall Villars für Frankreich im neuen Rastatter Schloss. Am 6. März 1714 wurde der Friede geschlossen.

Die Abtei erholte sich wirtschaftlich langsam. Die Klostergemeinschaft aber wuchs stetig.

Äbtissin Euphrosina starb am 2. März 1720 im 83. Lebensjahr. Auf sie folgte Agnes Polentari . Sie wurde am 8. Merz 1720 zur Äbtissin gewählt. war eine Tochter des Freiburger Ratsherrn, Spital- und Zunftmeisters Johann Wilhelm Polentari. Im Juni 1720 führte der Vaterabt Anton Merz (1719-1725) von Tennenbach im Kloster Lichtenthal die strenge Klausur wieder ein. Er teilte der Markgräfin Sibylla Augusta mit, dass es nur ihr weiterhin erlaubt sei,das Innere des Klosters zu betreten. Daraus ergab sich eine umfangreiche Korrespondenz mit der markgräflichen Kanzlei in Rastatt,Sybila Augusta befand, dass das Sache des Ordens sein und für “den Fürstl. Fundatori “ keinerlei Nachteil entstünde.

1722 wies der Visitator auf den äußerst baufälligen Zustand der Klostergebäude hin. Äbtissin Agnes ließ dann 1723/24 die Kirche unter Leitung des Bezauer Baumeisters Peter Thumb instandsetzen. Sie erhielt einen neuen Dachreiter. Der Frauenchor wurde erhöht und überwölbt. Ein neuer Altar und eine Orgel wurden eingebaut. Ein neuer Fußboden wurde gelegt. Dabei wurden allerdings viele Grabplatten entfernt und die Gräber damit unkenntlich gemacht.

1724 wurde zusammen mit dem Speyrer Domkapitel ein neues Pfarrhaus in Rastatt gebaut. Das Iffezheimer Pfarrhaus baute das Kloster 1725 allein. Auch wurde dort sowie in Pforzheim der Pfarrhof renoviert. Die Schaffnerei in Ettlingen erhielt einen neuen Speicher.

Äbtissin Agnes verstarb am 26. Dezember 1726. Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 3. Januar 1727 die bisherige Priorin Maria Euphrosina Wunsch gewählt.

 

Euphrosina ist am 10. April 1678 in Baden-Baden geboren. Über ihre Familie ist nichts bekannt, da die städtischen Akten beim Stadtbrand von 1669 verloren gingen.

In die Regierungszeit von Maria Euphrosina fiel der Polnische Thronfolgekrieg (1733–1738), wobei es neben Thronfolge in Polen in erster Linie ein Machtkampf zwischen Frankreich und Habsburg war. Die Rheingrenze war wieder Kriegsschauplatz.

Französische Truppen überschwemmten wieder das Land.Markgraf Georg Ludwig war mit dem ganzen Hof auf die böhmischen Besitzungen der Markgrafen geflüchtet. Das Kloster hatte während des Krieges mehrere Beschiessungen zu erdulden, musste aber vor allem  immer wieder hohe Kontributionen

zahlen. Außerdem wurden die Ernten durch die durchziehenden Heere vernichtet.

Trotz der Kriegslasten war die Regierungszeit der Äbtissin durch eine rege Bautätigkeit gekennzeichnet. Das Klostergebäude war noch auf Holz und worauf der Visitator schon 1722 hingewiesen hatte, baufällig. 1728 wurde es abgetragen und durch einen steinernen Neubau ersetzt.

Baumeisters Peter Thumb führte den Bau wieder aus nachdem er vier Jahre vorher schon die Kirche renoviert hatte. Das machte er, während er gleichzeitig den Neubau des Klosters in Tennenbach durchführte. 1731 war der Konventsbau fertiggestellt. Am 4. März 1734 konnte auch die Äbtissin ihre neue Wohnung beziehen. Am 27. Dezember diesen Jahres brannten die Ökonomiegebäude ab. Sie wurden im Folgejahr aus Stein errichtet.

Den Friedensschluss am  18. November 1738 in Wien erlebte die Äbtissin nicht mehr. Sie starb wenige Monate vorher am 11. Juni 1738.

Auf  Maria Euphrosina folgte Benedikta Grasmaier aus Ellwangen . Bei ihrer Wahl war sie 50. Die Wahl fand unter Vorsitz des Tennenbacher Abtes Leopold Münzer (1724-1754) statt. 1739 kaufte sie ein großes Schaffnereihaus in Steinbach. Kurz nach ihrem Amtsantritt ließ sie das Garten-und Wächterhaus

im Garten außerhalb des Tores erbauen. 1740 musste die Fürstenkapelle restauriert, das Dachwerk neu erstellt und ein Türmchen aufgesetzt werden. In der Kirche ließ sie neue Altäre errichten. Sie schaffte wertvolle neue Geräte an und die Kirche erhielt eine neue Orgel.

1743 erbaute sie ein neues Krankenhaus. Ein Jahr später ließ sie in Malsch ein neues Pfarrhaus samt Scheuer erstellen.

1745 feierte die Abtei ihr 500-jähriges Bestehen. Das Fest wurde in Anwesenheit des Markgrafen Georg Ludwig begangen.

1752 verkaufte sie ein Gut in Essingen in der Pfalz an das bischöfliche Seminar in Bruchsal . Dafür kaufte sie das Hofgut Tiefenau bei Sinzheim und ließ darauf ein kleines Schlösschen erbauen, das 1906 abgerissen wurde.

In ihre Regierungszeit fielen auch langwierige Auseinandersetzungen mit den Bischöfen von Speyer in denen es um Exemtion des Klosters und die Aufsichtsbefugnisse des Bischofs ging. Es gab viel Schriftwechsel zwischen Markgraf, den fürstbischöflichen Kanzleien. Selbst Rom war immer wieder eingeschaltet.

Am 2. September 1769 bewilligte die Ritenkongregation in Rom die Seligsprechung des Markgraf Bernhard von Baden. Diese wurde vor allem vom Markgrafen August Georg von Baden betrieben auch weil er keine männlichen Nachkommen hatte und damit die katholische Linie Baden-Baden an die evangelische Linie Baden-Durlach fallen würde. Die Religionsfreiheit der Baden-Badener Untertanen sollte gesichert bleiben. Der Markgraf verstarb am 21.Oktober 1771. sein Leichnam wurde in der Stiftskirche von Baden-Baden beigesetz, sein Herz aber in der Fürstenkapelle im Kloster Lichtenthal.

Äbtissin Maria Benedicta verstarb am 23.Oktober 1775. Zu ihrer Nachfolgerin wurde Thekla Trück gewählt. Sie wurde am 8. November 1739 als Tochter  des Schullehrers Valentin Trück in Kuppenheim geboren. 1758 legte sie unter Äbtissin Benedicta ihre Profess ab. Die Wahl leitete Abt Maurus Berier (1765-1782).Der Speyrer Bischof Damian August von Limburg-Styrum beanstandete am 28.Oktober, dass man ihm nach dem Tod von Äbtissin Benedicta die Sedisvakanz in Lichtenthal noch nicht mitgeteilt hatte und verlangte unter Androhung kirchlicher Strafen die sofortige schriftliche Mitteilung des Wahltermins, damit er seinen Delegierten zur Leitung der Wahl schicken könne. Als das Schreiben in Lichtenthal eintraf, war Äbtissin am Morgen dieses Tages bereits gewählt worden und durch den Kommissar des Markgrafen Karl Friedrich in die weltlichen Rechte des Klosters eingesetzt worden.

Die Fristsetzung des Bischofs war am 30.10. in Lichtenthal eingegangen. Die neugewählte Äbtissin leitetete da bischöfliche Schreiben umgehend nach Tennenbach weiter. Abt Maurus antwortete dem Speyrer Bischof, die Äbtissin sei vor Eintreffen seines Schreibens dass bisher noch jede Lichtenthaler Äbtissin unter dem Vorsitz eines vom Orden bestimmten „Visitatoris Ordinarii“ und in Anwesenheit eines landesfürstlichen Beauftragten gewählt worden.Er bat den Bischof, es auch dabei zu belassen. Bischof von Styrum schrieb aber dem Abt,Er werde der Widersetzlichkeit des Konvents gegenüber seiner bischöflichen Jurisdiktion mit geeigneten Mitteln entgegentreten und dass er die Wahl nicht genehmige und die ernannte Äbtissin nicht anerkenne. An dem Tag, als der Bischof das schrieb, hatte aber Abt Gregorius Girardin von Lützel, der Generalvikar der oberdeutschen Kongregation die kirchliche Weihe vollzogen. Ihre Konfirmation als Äbtissin von Lichtenthal hatte der Generalabt des Ordens, Frafflis Trouve, am 13. November 1775 ausgestellt. Abt Maurus Berier teilte dies dem Speyrer Oberhirten und wies ihn nochmals darauf hin, dass die Wahl nach bisher von Rom anerkannten Recht stattgefunden habe.Bischof von Styrum wandte sich nun in einem Protestschreiben an Markgraf Karl Friedrich. Der Markgraf ließ ein Gutachten ausarbeiten, aus dem hervorging, dass die Wahl nach einem seit über 200 Jahren üblichen Herkommen erfolgt war. Zunächst gab der Bischof nach.

In Österreich regierte  Maria Theresia seit 1745 de facto, nachdem ihr Mann Franz Stephan von Lothringen zum  Kaiser des römischen Reiches gewählt worden war. Noch während des österreichischen Erbfolgekriegs hatte sie mit ihrer Reformpolitik begonnen, die als „Theresianische Staatsreform“ bezeichnet wurde. Ein zentralistischer, absolutistisch regierte Staat wurde angestrebt. Ihr Sohn Joseph II. von 1765-1780 Mitregent der Mutter, vom Tode der Mutter 1780 übte er die Herrschaft in den Ländern der Habsburgmonarchie als Erzherzog von Österreich alleine aus. Er setzte die Reformpolitik fort. Vor allem in der Religionspolitik wirkte er nachhaltig. Das betraf besonders die Orden. In der Donaumonarchie wurden alle Orden, die nicht in volkswirtschaftlichem sinne produktiv waren, aufgehoben. Nur Orden, die Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben, behielten ihr Daseinsrecht. In Österreich und Ungarn wurden viele Zisterienserklöster aufgehoben. Auch war er ein Gegner der Exemtion, da er sie als eine der Auswirkungen päpstlicher macht sah. Von Seiten der Ordensleitung fürchtete er die Einwirkung ausländischer Ideen. Deutschen Bischöfen kamen solche Gedanken entgegen und sie wurden begreiflicher weise gerne aufgegriffen. In der Emser Punkuation betonten die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Salzburg die Unabhängigkeit der bischöflichen Gewalt gegenüber der päpstlichen. Auch dürfe der Papst die bischöfliche Dispositionsgewalt durch Exemtionen nicht einschränken. Darauf hin meldete der Speyrer Fürstbischof seine Ansprüche beim Markgrafen wieder an. Seine Räte rieten aber ab, die Ordensrechte preiszugeben, da das Kloster möglicherweise in seiner Anhänglichkeit an die Landes-und Schutzherrschaft wankend werden könne.

Bald aber waren andere Ereignisse drängender geworden. Am 14. Juli 1789 war in Frankreich die Revolution ausgebrochen mit enormen Auswirkungen sowohl auf die Diözese Speyer als auch auf die Zisterzienserklöster. Der jenseits der Queich liegende Teil der Diözese Speyer stand unter französischem Hoheitsrecht. Dort wurden geistliche verfolgt und kirchliche Güter eingezogen, was Bischof von Styrum nicht verhindern konnte. Ab 1792 befanden sich Österreich und Frankreich im Kriegszustand. Der Speyrer Bischof hatte daraufhin seine Residenz in Bruchsal verlassen und begab sich nach Freising ins Exil.

!790 wurden im Zuge der französischen Revolution Klöster aufgehoben und säkularisiert. Von den Zisteriensern traf es erst das Mutterkloster Citeaux. Dann wurde La Ferté und Kloster Neuburg, das Mutterkloster von Lichtenthal aufgehoben. 1791 wurde die Primarabtei der meisten deutschen Zisterienserklöster , Morimond, zum Nationaleigentum erklärt und die Mönche vertrieben. 1792 folgten  Lützel, Pontigny und Clairvaux. Die meisten Zisterzienserklöster in Frankreich folgten. Ein Teil des Konvents von Kloster Königsbrück im Haguenauer Forst kam im Kloster Lichtenthal unter.

In den ersten Jahren ihrer Regierungszeit liess die Äbtissin Neubauten im Klosterhof errichten und Reparaturarbeiten sowie die Neuerrichtung der Klostermauer durchführen.1781 erhielt sie aus Rom die Gebeine der Heiligen Pius und Benedictus.

Die Koalitionskriege gefährdeten natürlich auch das Kloster. Der Konvent drängte Äbtissin Thekla sich in Sicherheit zu bringen. Schon vorher hatte sie zwei Koffer mit Gold, Silberwaren und wichtigen Dokumenten ins Kloster Friedenweiler bringen lassen.Sie ging dann erst nach Forbach und logierte dort in der Krone. Von dort floh sie dann nach Ansbach. Die Äbtissin hatte dem Konvent Verbleib im Kloster oder Flucht frei gestellt. die meisten entschlossen sich zur Flucht. Erst als Markgraf Karl Friedrich im August einen Sonderfrieden mit Frankreich geschlossen hatte, konnten die Schwestern zurückkehren.

Den nächsten gravierenden Einschnitt in die Klostergeschichte bedeutete die Säkularisation,die ab  1802 begann. 1801 war der Frieden von Lunéville geschlossen worden, der die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet regelte. Die Fürstentümer des Heiligen Römischen Reiches sollten aber durch Säkularisation geistlicher Territorien und durch Mediatisierung kleiner weltlicher Herrschaften und der Reichsstädte entschädigt werden.Dies wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 umgesetzt. Baden wurde zum Großherzogtum erhoben und erhielt große Entschädigungen, weit mehr als es verloren hatte. Dem Kloster Lichtenthal sicherte er weiteren Bestand zu, auch weil es immer als Grablege des badischen Fürstenhaus gedient hatte Er sicherte den Nonnen den notwendigen Unterhalt und das Wohnrecht im säkularisierten Kloster zu.Ein “Sustentationsvertrag” sprach den Nonnen  das sogenannt Taschengeld zu. Im Vertrag setzte das Kloster durch, dass dieses nur kollektiv ausgezahlt und nach Weisung der Äbtissin für die Kommunität verwendet wurde. Damit war immerhin das wichtige Element klösterlichen Lebens, der Verzicht auf Eigentum erhalten geblieben. Ansonsten griffen die Bestimmungen des Vertrags so stark in das klösterliche Leben ein, dass cisterciensische Lebensweise kaum mehr möglich war. Auch waren die Verbindungen zum Orden gekappt. Die badischen Zisterzienserklöster Salem und Tennenbach waren aufgehoben. Zu “ausländischen Klöstern” war aber jeglicher Kontakt untersagt. Die kirchliche Aufsicht zunächst beim Bischof von Speyer und dem Vikariat in Bruchsal. Es gab ein Verbot der Novizinnenaufnahme. Der Konvent wurde auf zwölf Chorfrauen und drei Laienschwestern beschränkt. die aus Königsbrück geflüchteten Chorfrauen mussten den Konvent verlassen.

Am 11. Januar 1808 verstarb Äbtissin Thekla. Ihre Nachfolgerin wurde Cäcilia Lauf. Sie ist 1760 in Schuttertal geboren, trat ins Kloster Lichtenthal ein und legte dort am 10. Mai 1783 ihre Profess ab. Sie war später Novizenmeisterin. Sie wurde am am 24. Februar 1808 nach zisteriensischem Ritus aber unter dem Vorsitz bischöflicher und landesherrlicher Kommissare zur Äbtissin gewählt. Gemäß der bei der Neuordnung des Klosters getroffenen Bestimmungen hätte eigentlich nur noch eine Priorin gewählt werden dürfen. Aber Großherzog Karl Friedrich (1806-1811) hatte großmütig die Wahl einer Äbtissin gestattet.

1811 erklärten sich Äbtissin Cäcilia und der Konvent bereit, staatsdienliche und gemeinnützige Dienste zu übernehmen, so lange damit er monastische Status der Abtei gestört werde.

Am 10. Juni 1811 verstarb Großherzog Karl Friedrich. Auf ihn folgte sein Enkel Karl Ludwig Friedrich. Seit 1806 war dieser mit Stephanie Beauharnais, der Adoptivtochter Napoleons, verheiratet. Sie brachte der Abtei ein besonderes Wohlwollen entgegen und war immer wieder Anlaufstelle für das Kloster.

Mit ihrem Einsatz trug sie in der schweren Zeit der staatskirchlichen Umordnung der Klöster dazu bei, dass die monastische Struktur Lichtenthals gewahrt blieb.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 sowie die Gründung des Rheinbundes hatten zu einer Umorganisation der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse geführt. Bistums-und Landesgrenzen passten nicht mehr zusammen. Mehrere protestantische Fürsten hatten deshalb mit

Rom Verhandlungen geführt, damit das angepasst wurde. Am 16. August 1821 genehmigte Papst Pius VII. (1800-1823) in seiner Bulle  eine Neueinteilung der betreffenden Diözesangebiete. 1827 wurde das Erzbistum Freiburg gegründet. Es wurde Metropolitansitz und ihm zugeordnet wurde die Suffraganbistümer Rottenburg, Mainz, Fulda und Limburg . Der erste Erzbischof wurde Bernhard Boll, der bis zur Säkularisation Professor für Philosophie in Salem und Tennenbach war. Nun hatte der Erzbischof von Freiburg die geistliche Aufsicht über Kloster Lichtenthal

1811 wurde Beuern zur Pfarrei erhoben und das Fraumünster, die bisherige Klosterkirche zur Pfarrkirche bestimmt. 1815 übernahmen die Klosterfrauen auf Wunsch der Regierung die neu errichtete Mädchenschule in Beuren und den Unterricht dort.

Der neue Freiburger Erzbischof versprach in einem persönlichen Schreiben der Äbtissin, sich immer für das Wohl des Klosters zu verwenden. Nur zehn Tage später schrieb er eigenhändig eine Tagesordnung für den Chordienst in Lichtenthal.

Am 30. März 1830 trat Großherzog Leopold  die Regierung in Baden an. In seinem Auftrag gestaltete Pfarrer Franz-Josef Herr , Halbbruder des Großherzogs und illegitimer Sohn von Karl Friedrich von Baden  aus der “Totenkapelle” eine standesgemäße Gedenkstätte für das Haus Baden, die Fürstenkapelle.

Am  27. Oktober 1832 fand die feierliche Einweihung im Beisein der badischen Herzogsfamilie statt. Pfarrer Herr vertrat den Freiburger Erzbischof, der aus diesem Anlass einen Kelch gestiftet hatte, den er zu seiner Inthronisation erhalten hatte. Dieser Kelch sollte fortan bei den Anniversarien der großherzoglichen Familie verwendet werden. Auch erwarb er 1834 für die Markgräfin Sibylla Augusta nach Rastatt gebrachte Reliquie des seligen Markgrafen Bernhards II. von Baden, die jetzt in Lichtenthal verwahrt wurde.

Äbtissin Cäcilia starb am 18. Mai 1834 an einer „Lungenlähmung“.

Zu ihrer Nachfolgerin wird Friederika Amalia Trenkle aus Ettenheim-Münchweier. Sie hatte am 19. Februar 1816 erstmals ihre Profess abgelegt. Da abgelegten Gelübde von der badischen Regierung nur für drei Jahre gültig erachtet wurden mussten diese all drei Jahre erneuert werden.

Die Wahl  hatte der Freiburger Weihbischof Hermann von Vicari (in Vertretung des Erzbischofs Bernhard Boll) geleitet. Er nahm auch die Benediktion vor.  Amalia war  zunächst Lehrerin an der Klosterschule, später Schaffnerin (Cellerarin) gewesen.

Auf Vorschlag von Äbtissin Amalia wurde das Amt des Pfarrers und Klostergeistlichen in Personalunion besetzt.Vorher hatte es wegen der organisatorischen Trennung von Pfarrei und Kloster immer wieder Schwierigkeiten gegeben.

Am 1. Mai 1845 wurde das 600-jährige Bestehen von Kloster Lichtenthal mit einem feierlichen Hochamt begangen. Aus diesem Anlass schenkte verwitwete Großherzogin Stephanie  der Abtei  ein Pluviale, das sie aus ihrem Brautkleid hatte anfertigen lassen.

Die Unruhen während der Revolution von 1848/49 überstand das Kloster unbeschadet. Es musste nur einmal einen Freischärlertrupp mit Erfrischungen versorgen.

Äbtissin  Amalia starb am 15. November 1852 nach kurzer Krankheit .

Sophia Schell wurde am 21. Januar 1858 zur Äbtissin gewählt. Ihre erste Profess hatte sie am 21. Oktober 1822 . Seit Mai 1857 war sie Priorin.

Die Brüder Maurus und Placidus Wolter waren am 13.Oktober 1860 zu einer Besprechung mit der Fürstin Katharina von Hohenzollern im Kloster Lichtenthal. Sie waren von Papst Pius IX., mit der Neubegründung des monastischen Lebens in Deutschland beauftragt worden. Maurus Wolter

war Gründer und 1. Erzabt von Beuron. Er weilte im September 1865 für mehrere Wochen zur Erholung. Er regte eine zeitgemäße Neufassung der Klosterstatuten an. Diese wurden  1866 von dem Beichtvater Paul Koch, Äbtissin Sophia und einigen Schwestern erarbeitet  (Statuten des ehrwürdigen Gotteshauses Unserer lieben Frau zu Lichtenthal des hl. Cistercienserordens) 

Maurus Wolter überprüfte die Statuten. Der Zisterzienserabt  Leopold Höchle aus Mehrerau konnte sie wegen des Krieges von 1866 nicht überprüfen.Sie wurden von Erzbischof Vicari, dem Nachfolger von Ignaz Anton Demeter  ,

1867 genehmigt.

Zur besseren Versorgung der Wirtschaft nahm Äbtissin Sophia auch Laienschwestern und Oblatenschwestern ins Kloster auf. Oblatenschwestern, das sind Laienschwestern, die in einem kirchlichen Ritus ein Versprechen abgelegt haben, in einem bestimmten Kloster ein christliches Leben

im Geist des Ordensgründers zuführen.

1863 hatten die Einwohner von Beuern beschlossen, sich fortan Lichtental zu nennen. 1869 die katholische Pfarrkirche St. Bonifatius vollendet. Damit wurde die Klosterkirche wieder frei und erhielt wieder ihre ursprüngliche Bestimmung. Die Äbtissin ließ drei neugotische Altäre in der Kirche aufstellen.

Die 1678 errichte Einsiedlerkapelle, die den Nonnen als Friedhofskapelle dient, wurde renoviert.

Sophia starb am 29. Dezember 1875.

Ihre Nachfolgerin wurde Aloysia Schreiber. Sie hatte am 2. Juli 1857  in Lichtenthal ihre Profess abgelegt. Am 8. Februar 1876 wurde sie mit absoluter Stimmenmehrheit zur Äbtissin gewählt. Der Freiburger Weihbischof Lothar von Kübel  benedizierte sie  am 9. Mai 1876.

Äbtissin Aloysia führte ein Tagebuch, das über ihre kurze Regierungszeit in Lichtenthal genauso Auskunft gibt wie über den klösterlichen Alltag.

Schon unter ihrer Vorgängerin hatte der Kulturkampf begonnen. 1842 wurde Hermann von Vicari Erzbischof von Freiburg, nachdem er schon nach dem Tod von Bernhard Boll zwar vom Domkapitel einstimmig gewählt aber an den Einsprüchen der römischen Kurie als auch der badischen Regierung gescheitert war. 1851 hatte er zusammen mit den Bischöfen der oberrheinischen Kirchenprovinz verfasst. Es ging um Freiheit der Kirche von staatlicher Bevormundung im Verkehr mit Rom. Geistliche sollten in Zukunft nicht mehr auf den Universitäten, sondern in eigenen kirchlichen Anstalten

ausgebildet werden . Auch die Verwaltung von Kirchenvermögen sollte frei sein von staatlicher Aufsicht. Der Erzbischof wollte diese Forderungen durch ein Ultimatum, aber auch mit kirchlichen Mitteln zu erreichen. Er belegte hohe Beamte mit Kirchenbann und ließ dies von den Kanzeln verlesen.

Erzbischof von Vicari wurde daraufhin unter Hausarrest gestellt. Um eine weiter Eskalation zu vermeiden suchte Großherzog Friedrich I. bei Papst Pius IX. nach einer Klärung. Es kam dann zwischen der Kurie und dem Großherzogtum zu einem Interim. Mit weiteren erheblichen Zugeständnissen an die Kirche wurde 1859 ein Konkordat abgeschlossen. Dagegen protestierten die Liberalen massiv, weil sie der Meinung waren, dass die Stände bei den Verhandlungen zum Konkordat hätten mitwirken müssen.Daraufhin berief Friedrich I. die konservativ-gouvernementalen Minister ab und  ließ in seiner Osterproklamation von 1860 das Konkordat fallen. Der Erzbischof hielt an den Bedingungen des Konkordats fest. So kam es zum offenen Kulturkampf mit sechs vom Landtag verabschiedeten Gesetzen. Sie bezweckten eine Zurückdrängung des kirchlichen Einflusses in der Öffentlichkeit.

1870 wurde die Zivilehe obligatorisch gemacht. Die  kirchliche Schulaufsicht wurde aufgehoben. 1876 wurde  die Simultanschule eingeführt. Ein Staatsexamen für die Theologen wurde eingeführt. 1879 einigte man sich darauf, dass das Staatskirchentum aufgegeben wurde.

Theologenausbildung und weitgehend die Pfarreibesetzungen wurden Sache des Erzbischofs, die Schule und die Wohltätigkeitsfonds blieben dem Staat bzw. den politischen Gemeinden.

Äbtissin Aloysia willigte ein, die Lichtenthaler Mädchenschule in eine gemischte Volksschule umzuwandeln. So sicherte sie den Weiterbestand des Klosters.

Sie am 5. April 1880 .Magdalena Kollefrath wurde am 24. Mai 1880 zur Äbtissin gewählt. Sie ist 20. Dez. 1841 in Hügelsheim geboren. Ihre Profess legte sie am 26. August 1861 in Lichtenthal ab. Neunzehn Jahre war sie Lehrerin an der Klosterschule bis zu ihrer Wahl.

Der Kulturkampf in Deutschland war ja nicht beendet und eine Aufhebung Kloster Lichtenthals war immer noch im Bereich des möglichen. Schon Äbtissin Sophia hatte erwogen, eine Niederlassung im Ausland zu gründen.

Der Lichtenthaler Seelsorger Pfarrer Gutgesell reiste nach Wien, um dort nach einem geeigneten Objekt Umschau zu halten. Er wurde auf einen zum Verkauf stehenden Gutshof im Etschtal hingewiesen. In St. Pauls-Eppan  stand der “Bloshof”. Diesen hatten aus Münster in Westfalen vertriebene Salesianerinnen erworben und zu einem Pensionat ausbauen wollen, konnten das Anwesen aber aus finanziellen Gründen nicht halten. Nachdem Pfarrer Gutgesell Fotos und näher Informationen erhalten hatte, beschloss Äbtissin Magdalena in Verhandlungen einzutreten. Sie war mit der Generaloberin der Kreuzschwestern in Ingenbohl in der Schweiz, Mutter Maria Theresia Scherer, befreundet. Das Vorhaben sollte natürlich nicht vorzeitig bekannt werden. Auf ihre Bitte inspizierte die Generaloberin nun den Bloshof, begleitet von der Lichtenthaler Laienschwester Aloisia Lang.

Erst am Tag vor der Abreise wurde Freiburger Erzbischof Johann Baptist Orbin (1882-1886)in das Vorhaben der Äbtissin eingeweiht. Er zeigte sich überrascht, hatte aber angesichts der schwierigen Zeiten Verständnis und billigte es im Nachhinein. Auch erhoffte er sich von diesem Schritt guten Ordensnachwuchs für die Diözese Freiburg. Am 17. April 1883 reiste Äbtissin Magdalena nach Bozen, wo am 21. April 1831 der endgültige Kaufvertrag unterzeichnet wurde. Noch vor ihrer Abreise den badischen Landeskommissar über die geplante Gründung einer Niederlassung unterrichtet, sich aber ausbedungen, den Großherzog in einer persönlichen Audienz selbst davon zu informieren. Es waren noch einige Hürden zu nehmen. Lichtenthaler Klosterfrauen mussten nach Österreich geschickt werden, um sich österreichische Lehrmethode  vertraut zu machen. Am 8. September 1887 wurde dort in einem Nebengebäude mit provisorischer Genehmigung des k. k. Unterrichtsministeriums das Pensionat eröffnet.Aloisia Lang wurde von Äbtissin Magdalena zur Präfektin des Pensionats bestimmt.Frau Xaveria Vivell hatte das Amt der Priorin inne. Sie hatte den Gutshof weisungsgemäß als Kloster umbauen lassen. Pensionat und Kloster erhielten den Namen Mariengarten.

Die ganze Unternehmung hatte in Kloster Lichtenthal aber zu einem finanziellen Engpass geführt. Deshalb verkaufte sie einen Teil der verbliebenen Handschriften, wozu ihr Professor Fridegar Mone,  der Sohn des Archivdirektor Franz Joseph Mone, riet. Als der landsherrliche Kommissar von dieser Veräußerung Kenntnis erhielt, verlangte er den Rückkauf der Handschriften, was dem kloster aber in seiner finanziellen Zwangslage nicht ohne weiteres möglich war. Nun sprang Großherzog Friedrich I. ein, ließ die kosten von der Hofkasse übernehmen und reihte die Handschriften in den Bestand der badischen Hof- und Landesbibliothek ein.

1894 leitete Äbtissin Verhandlungen wegen der Verselbstständigung der Lichtenthaler Gründung Mariengarten beim Abt von Mehrerau und beim Ordinariat von Trient ein. Der Fürstbischof von Trient sah die Notwendigkeit,dass Mariengarten kanonisch als Kloster errichtet wurde. Das machte  die Ver-schreibung einer genügenden Sustentationssumme notwendig. Das hätte die endgültige Überlassung der bereits in Mariengarten investierten Summe bedeutet. Das Erzbistum Freiburg warnte eindringlich davor auf das in Österreich eingebrachte Vermögen einen unwiderrufbaren Verzicht zu leisten.

Die Reaktion von seiten der großherzoglichen Regierung sei einfach unabsehbar. Das Bistum empfahl, die Gründung im bisherigen Status zu belassen, bis eine wirtschaftliche Konsolidierung erreicht sei.

Das Dekret zur kanonischen Errichtung des selbständigen Priorats Mariengarten wurde dort am 11. Februar 1898 ausgefertigt und das neue Kloster der Jurisdiktion des Fürstbischofs von Trient unterstellt. Die beiden Ordinariate schlossen einen Vergleich ab. Der Konvent von Mariengarten verpflichtete sich, den Lichtenthaler Anteil in jährlichen Raten zurück zu bezahlen. Außerdem erklärte er sich bereit, dem Lichtenthaler Konvent bei einer etwaigen Ausweisung durch den badischen Staat in Mariengarten ein Refugium zu gewähren. Das neue Kloster entwickelte sich sehr gut und konnte schon

am 26. Januar 1904 eine eigene Kirche weihen lassen.

Ein großer Wunsch war in Lichtenthal immer lebendig geblieben, nämlich die Bestätigung der einstigen Eingliederung in den Zisterzienserorden. Allerdings stand Lichtenthal seit der Säkularisation de facto unter der geistlichen Gewalt des Diözesanbischofs stand.

Einem durch den Freiburger Erzbischof Thomas Nörber in Rom eingereichten  Gesuch gab Papst Leo XIII. am am 2. April 1900 statt. Erzbischof Nörber hatte mit Rom verhandelt. Vor seiner Berufung zum Freiburger Oberhirten war er Co0nfesionarius in Lichtenthal und war so bestens in die Materie eingearbeitet. In Rom war nun wieder als Zisterienserinnenkloster bestätigt, allerdings in jurisdirektioneller Hinsicht vom Orden getrennt.Das bedeutete, dass die Exemtion aufgehoben war und damit die Eingliederung in den Orden erschwert. Das päpstliche Schreiben schloss für die zeitliche Gültigkeit

mit „durantibus adjunctis“  also so lange wie die vom Erzbischof geschilderten Zeitumstände andauerten. Auf diese Klausel hoffte man nun in Lichtenthal.

Im ganz normalen klösterlichen Alltag wirkte Äbtissin Magdalena natürlich auch. So ließ sie über dem eigentlichen Frauenchor einen beheizbaren Winterchor bauen und sie ließ die Klosterkirche renovieren.

Sie starb starb am 18. Januar 1909. Ihre Nachfolgerin wurde Gertrudis Molz. Sie wurde wurde am 9. Februar 1909 gewählt.

Gleich zu Beginn ihrer Regierungszeit wurde eine Privatschule in Lichtenthal errichtet. man wollte einfach gewappnet sein für einen eventuellen Entzug der Volksschule. Das Schulgebäude wurde 1913 fertiggestellt. Dann begann man mit der Außenrenovierung der Klosterkirche.

Am 28. Juni 1914 erklärt Österreich-Ungarns  Serbien den Krieg. Am 3. August folgt Deutschland mit der Kriegserklärung an Frankreich.

Das neue Schulhaus konnte nur teilweise mit Schülerinnen belegt werden Waisenkinder waren auch in dem Schulgebäude untergebracht. Das Waisenhaus war zum Lazarett bestimmt worden. Trotz der Kriegszeiten wuchs der Konvent. Sie brachte nicht nur einen wachsenden Konvent gut durch den Krieg, sie war auch sehr freigiebig gegenüber Soldaten. Von der Bevölkerung wurde sie deshalb die “Soldatenmutter” genannt. Die monastische Disziplin wurde im Orden sehr anerkannt.

Am 9. November 1918 hatte  der Kaiser abgedankt und Philipp Scheidemann in Berlin die Republik ausgerufen. Am 11. August 1919 war die Weimarer Verfassung rechtsgültig geworden. Das änderte natürlich auch die Rechtsbeziehungen zwischen
Kirche und Staat. so hob das badische Ministerium des Kultus und Unterrichts am 7. November 1921 das 1811 erlassene Regulativ für die katholischen weiblichen Lehr- und Erziehungsinstitute des Grossherzogtums“ auf.

Die badischen Frauenklöster wurden nun als „Korporationen des öffentlichen Rechts“ geführt.

Auch mit den Lichtenthaler Statuten war man vorangekommen. Am 19. Januar 1922 war der von Erzbischof Karl Fritz beauftragte  Domkapitular Huber  in Mehrerau beim dortigen Erzabt zu Verhandlungen über die Lichtenthaler Statuten. Im 1.Kapitel der Statuten wurde auf die besonderen Verhältnisse
Lichtenthals und die daraus folgende weitgehende finanzielle Abhängigkeit des Klosters vom badischen Staat “ hingewiesen. Auch mit dem langjährigen Gewohnheitsrecht des Freiburger Erzbistums wurde bestätigt, dass das Kloster weiterhin der Jurisdiktion des Erzbischofs unterliegt. Er leitete weiterhin die Wahl der Äbtissin, bestätigte sie und weihte sie. Auch die Bestellung des Beichtvaters blieb ihm vorbehalten. Aber das zweite Kapitel der Statuten sah vor, dass die Visitation des Klosters an den Abt von Mehrerau delegiert wurde, um „eine lebendige Verbindung zwischen dem Kloster und dem Cistercienserorden herzustellen und um das klösterliche Leben im Geiste des Ordens zu regeln“ (Statuten von 1922; LKA 45/1c) Vom 22. bis 25. Juni 1925 visitierte Generalabt Kassian Haid das Kloster Lichtenthal. Er hob das Streben des Konvents,an der alten Ordensgrundlage festzuhalten hervor und

befürworte beim Generlakapitel des Zisterzienserordens  die Angliederung des Klosters Lichtenthal an den Orden.
Am 26. Oktober 1925 stellte Generalabt Kassian Haid in Mehrerau die Urkunde zur Angliederung aus, die Erzbischof Karl Fritz in Freiburg am 6. November 1925 bestätigte.

Am 11. November 1928 verstarb Äbtissin Gertrudis Molz. Ihre Nachfolgerin wurde die bisherige Priorin Bernarda Geiler. Sie ist 1879 in Karlsruhe geboren und war Künstlerin. Sie wurde am 3. Dezember 1928 von Erzbischof Karl Fritz benediziert. Mit Abt Kassian Haid (1917 – 1949) von Kloster Mehrerau und Abt Bernhard Widmann vom Kloster Bronnbach nahmen erstmals wieder Vertreter des Ordens an einer Amtseinsetzung in Lichtenthal teil. Schon vor ihrer Wahl zur Äbtissin hatte Bernarda viel Vorarbeit geleistet zum Wiederanschluss von Kloster Lichtenthal an den Orden und Korrespondenz

geleistet. Die Jahresexerzitien wurden jegtzt wieder durch einen Cistercienser gehalten.

Als Künstlerin lag ihr natürlich auch die Erhaltung der Kunstwerke im Kloster am Herzen.

Der Schlüsselmuttergottes in der Fürstenkapelle fügte Äbtissin Bernarda zu den beiden Schlüsseln den Schlüssel des Klostertors hinzu, in einer Zeit als das Kloster von der Aufhebung des Klosters durch das Naziregime bedroht war.

Am 19. März 1940 schlossen die Nazis die Privatschule. Ab Juli 1940 musste der Konvent Kriegsgefangene verköstigen. Ab 1941 wurden Vertriebene aus der Bukowina im Schulgebäude einquartiert.

Auch der gesamte Orden war betroffen. 1941 wurden die Mönche aus Kloster Mehrerau und Vorarlberg vertrieben.Der  Prior, P.Laurentius Göppel, kam am 13. Oktober 1941 nach Lichtenthal und blieb dort bis zur Freigabe seines Klosters im Mai 1945.

Abt Kassian Haid hatte im schweizerischen Cistercienserinnenkloster Magdenau sein Asyl gefunden.

Am 29. September 1947 starb Äbtissin Bernarda. Zu ihrer Nachfolgerin wurde Adelgundis Lohrmann gewählt. Sie ist 1893 in Krefeld geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Lehrerin und trat direkt nach ihrer Ausbildung 1913 ins Kloster Lichtenthal ein.

1928 wurde sie zur Priorin ernannt. Nach dem Tod von Äbtissin Bernarda wurde sie unter Vorsitz von Vaterabt Kassian Heid von Mehrerau zur Äbtissin gewählt. Unter ihrer Regierung wurde die Landwirtschaft in Kloster Lichtenthal schrittweise eingestellt.

Dafür wurden die Kunstwerkstätten für Graphik, Paramentik und Weberei weiter ausgebaut. Eine Goldschmiedewerkstatt für sakrale Kunst kam dazu. Am 27. Juli 1974 starb sie an den Folgen eines Schlaganfalles.

Auf sie folgte Lucia Reiss, 5. Juni 1913 Furtwangen geboren. 1933 trat sie als Postulantin in das Kloster Lihtenthal ein. 1934 wurde sie als Novizin eingekleidet und legte am 6. Januar 1938 ihre Profess ab.

Sie studierte Germanistik, Geschichte und Englisch in Freiburg, Münster und Straßburg . Bei dem Mediävisten Professor Hermann Heimpel wurde sie 1944 mit der„Studie zur Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte des Zisterzienserinnen-Klosters Lichtenthal (1245–1803)“ zum Doktor der Philosophie promoviert.   Die neugewählte Äbtissin  Adelgundis Lohrmann ernannte sie 1947 zur Priorin. Sie war technisch interessiert und offen für Neuerungen. Sie ließ die Klosterbuchhaltung auf EDV umstellen. Ende 1970 ließ sie die leerstehenden Ökonomiegebäude umbauen.

Dort entstanden nun neue Werkstätten für die Paramentenstickerei, die Weberei, die Goldschmiede und die Grafikabteilung. Eine umfangreiche Buch- und Kunsthandlung  wurde eröffnet.  Tagungs- und Seminarräume sowie mehrere Gästezimmer wurden eingerichtet.

1979/80 wurde das Oratorium und eine Hauskapelle für die Gäste gebaut.. 1980 wurde die Mädchen-Grund- und Hauptschule zur koedukativen Grundschule umgewandelt .

Äbtissin Lucia starb am 14. August 1989 an akutem Herzversagen.

Ihre Nachfolgerin wurde die aus Düsseldorf stammende Adelgundis Selle. sie trat 1948 in das Kloster Lichtenthal ein. An der Lehrerinnenakademie in Gengenbach hatte sie ihre Ausbildung zur Volksschullehrerin gemacht. Ab 1952 unterrichtete sie

an der Klosterschule. Von 1959 bis 1978 war sie Konrektorin und von 1978 bis 1984 Rektorin der koedukativen Grundschule Lichtenthal. 1974 wurde sie Priorin.Von 1985 bis 2000 war sie Novizenmeisterin. 1989 folgte sie

Lucia als Äbtissin nach. In ihrer Amtszeit wurde der Umbau der alten Ökonomiegebäude zum Gästehaus beendet. die Klosterkirche wurde 1991 renoviert und eine neue Orgel eingebaut.

1993 wurde Kloster Lichtenthal wieder mit allen Rechten in den Orden aufgenommen. 1995 konnte das 750-jährige Bestehen gefeiert werden.

Äbtissin Adelgundis stürzte 1997 schwer. Da ihre Kräfte nachließen, legte sie ihr Amt zum 1. Mai 2001 nieder.

Auf sie folgte die in Koblenz geborene Bernardette Hein. Sie war am 11. Februar 1979 ins Kloster eingetreten und legte ihr Profess am25. März 1980 ab. Am 1. Mai 2001 wurde sie zur 46. Äbtissin von Lichtenthal gewählt.

20 Nov. 2020

Friedrich V. von der Pfalz ( der “Winterkönig”)und seine Familie

 

 

Friedrich V. wurde am 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang als erster Sohn des pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. (1574-1610) und Luise Juliane von Nassau Oranien (1576-1644) geboren.

Sein Vater stammte aus der Linie von Pfalz-Simmern. Unter Friedrich IV. wurde in Auhausen (heute im Landkreis Donau-Ries und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen in Bayern)die Protestantische Union (auch Union von Auhausen) gegründet. Das war ein Zusammenschluss von acht protestantischen Fürsten und  17 protestantischen Städten im Heiligen Römischen Reich. Bevollmächtigter von Friedrich IV.  war  Christian von Anhalt.

Die pfalzgräfliche Abkunft väterlicherseits und seine Verwandtschaftsbeziehungen mütterlicherseits bis in den französischen Hochadel hinein boten Friedrich V.  eine verheißungsvolle Ausgangsposition.

Da zu dieser Zeit die Pest in Heidelberg grassierte, verbrachte Friedrich V. die ersten beiden Jahre seiner Kindheit in der Oberpfalz. Er wurde zur Erziehung an den Hof des Fürsten von Sedan, Heinrich von Bouillon, gegeben.

Neben einer standesgemäßen höfischen Erziehung  erhielt er auf ausdrücklichen Wunsch seiner Eltern eine gründliche theologische Ausbildung durch Daniel Tilenus, der in  Sedan seit 1599 Studiendirektor war. Er galt

galt als Vertreter eines gemäßigten, königstreuen Kalvinismus. Er war durch die Religionskriege in Frankreich massgeblich geprägt. Deshalb forderte er eine grenzübergreifende Solidarität unter den Reformierten. Den Fürsten machte er es geradezu zur Christenpflicht, auch in anderen Ländern einzugreifen, wenn Glaubensbrüder von der Obrigkeit verfolgt oder bedrängt wurden. Neben seiner theologischen Ausbildung sollte er mit der französischen Hofkultur vertraut gemacht werden.

Natürlich erlernte er die französischen Sprache. Das sollte ihn zur Erfüllung diplomatische Aufgaben, aber auch zur  Verheiratung mit einer ausländischen Fürstentochter vorbereiten.

Am 19. September 1610 starb Friedrich IV.  mit nur 36 Jahren an den Folgen seines unmäßigen Lebenswandels. Er hatte schon 1602 entgegen allen Reichsgesetzen die kalvinistischen Pfalz-Grafen von Zweibrücken als Vormünder und Kuradministratoren bestimmt.

Gemäß der Goldenen Bulle von 1356 wären die nächsten männlichen Verwandten, in diesem  Fall die Pfalzgrafen von Neuburg dazu berechtigt waren.  Natürlich kam es zu einem heftigen Streit zwischen den pfälzischen Linien Zweibrücken und Neuburg.

Johann II. von Pfalz-Zweibrücken wurde der Vormund von Friedrich V. und war auch Kuradministrator. Der Streit zwischen den beiden pfälzischen Linien endete erst mit der Volljährigkeit Friedrichs. Kanzler war, wie schon unter seinem Vater Christian von Anhalt,

der auch seine Vertrauensperson war. Er hatte auch die Weichen für den jungen Kurfürsten gestellt. Ein großer Coup gelang ihm mit der Vermählung Friedrichs mit Elisabeth Stuart, Tochter König Jakobs I. Sowohl der Heidelberger Oberrat und die Fürsten der Protestantischen Union begrüßten diese dynastische Verbindung nicht unbedingt  vorbehaltlos. In Deutschland befürchtete man eine stärkere ausländische Einflussnahme auf die Innenpolitik der protestantischen Reichsstände. Auch am Londoner Hof stieß die Pfälzer Werbung zunächst auf Skepsis. Zum einen  konnten sich die Engländer unter dem Titel eines „Pfalzgrafen“ nichts vorstellen. Schon mehrere Eheangebote waren in London entweder wegen der Religion oder als “nicht standesgemäß” abgelehnt worden.

Die Mutter Elisabeths Anna von Dänemark war stark gegen diese Eheschließung und auch die Madrider Diplomaten hätten die englische Königstochter lieber mit dem spanischen König vermählt. Sie streuten das Gerücht, Friedrich sei körperlich verunstaltet.

So wurde Hans Meinrad von Schönberg zum Jahreswechsel 1611/12 nach England geschickt, um die Vorteile einer ehelichen Verbindung von Friedrich und Elisabeth herauszustreichen. Meinhard war seit 1611 im Dienste von Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg. Auch für die protestantische Union erfüllte er viele zum Teil brisante Aufträge und diplomatische Aufgaben wie z.B. diese Brautwerbung. Seit dem 1.11. 1611 war er Hofmeister am kurpfälzischen Hof in Heidelberg. Seine Werbung war ja auch von Erfolg gekrönt. Als er zur Ratifikation des Ehevertrages nach London reiste, lernte er Anna Sutton-Dudley, die Tochter des 5. Baron Dudley, kennen. Sein persönliches Erfolgserlebnis. Er heiratete Anna am 22. März 1615 in London.

Als Friedrich V. 1612 selbst nach England reiste machte sich seine sorgfältige Erziehung bezahlt. Sein angenehmes Äußeres und seine vollendeten Umgangsformen beeindruckten. Er gewann auch schnell Elisabeths Herz und aus dieser aus rein politischen Gründen angebahnten Adelsverbindung war eine richtige Liebesheirat geworden.

Elisabeth wurde am 19. August 1596 als älteste Tochter Jakobs VI. von Schottland und Anna von Dänemark geboren. Sie war die Enkelin von Maria Stuart, die 1587 hingerichtet worden war. Sie hatte mehrere Geschwister, die als Kleinkinder starben. Nur zwei Brüder überlebten das Kleinkindalter. Der Ältere, Henry Frederick, der Thronanwärter starb mit 18. Der jünger Bruder Karl wurde 1625 als Charles I. König von England. Sie wurde wie für englische Königstöchter üblich von loyal zum Königshaus stehenden Adligen erzogen.

Ihre letzte Erziehungsstation war die Familie von Lord John Harington und seiner Frau Anne. Lord John war ein Patensohn von Elisabeth I. Die Familie war streng protestantisch. Sie lebte auf deren Gut Combe Abbey, einer ehemaligen Zisterzienserabtei, die

Lord John zu einem Herrenhaus umgebaut hatte.Dort lernte sie schreiben, reiten und die Fremdsprachen italienisch und französisch. 1608 zog sie an den englischen Königshof, wo sie eine enge Bindung zu ihrem Bruder Henry Frederick hatte.

Am 14. Februar 1613 wurde in der Kapelle des Whitehall Palace die Ehe zwischen dem Kurfürsten Friedrich V. und Elisabeth Stuart geschlossen. Anlässlich der Hochzeit gab es aufwändig inszenierte Feierlichkeiten in London und in England. Dies erschien auch

als ein deutliches Signal gegen die katholisch-habsburgische Vormachtstellung in Europa. Von der protestantischen Bevölkerung wurde das euphorisch wahrgenommen, was eine Fülle von Flugblättern, Pamphleten und Traktaten unterstreicht.

In London wurde die Hochzeit mit einem großen Feuerwerk auf der Themse gefeiert. Über Vlissingen/Zeeland reisten sie nach Den Haag weiter, wo sie von Maurits von Nassau, dem Onkel des Kurfürsten und Statthalter der Niederlande begrüßt wurden.

Rheinaufwärts fuhr man dann auf drei Schiffen bis Oppenheim. Die Feierlichkeiten in Heidelberg dauerten mehrere Tage. Die prunkvollen Feierlichkeiten verschlangen Unsummen.

Nach der Hochzeit baute das junge Paar seien Hauptstadt Heidelberg  zielstrebig zu einer barocken Musterresidenz aus. In der Heidelberger Residenz wurde der “Englische Bau” errichtet und mit dem 1615 erbauten Elisabethentor erhielt die englische Königstochter einen separaten Eingang in die Residenz. Dann begann man mit dem weithin berühmten Hortus Palatinus, einem Hofgarten. Baumeister war der normannische Gartenarchitekt Salomon de Caus.

Am 1. Januar 1614 gebar Elisabeth  einen Sohn, das auf den Namen Friedrich Heinrich getaufte   erste Kind, dem zwölf weitere Folgen sollten.

Der Hochzeitsvertrag hatte der Königstochter Elisabeth eine Sonderstellung zugesichert. Das führte immer wieder zu Reibereien mit ihrer Schwiegermutter  Luise Juliane. Die Wogen glättete dann immer sein Hofrat. Zusammen mit seiner englischen Frau spielte er die Rolle von Ersatzeltern für das junge Kurfürstenpaar. Im privaten Umfeld schottete Hans Meinhard von Schönberg den Kurfürsten ab, im politischen Bereich stellte Christian von Anhalt die Weichen. Als Meinhard am 3. August 1616 plötzlich starb,war das ein schwerer Verlust für den Kurfürsten. Seine Frau war schon kurz nach der Geburt des einzigen Kindes Friedrich von Schönberg, des späteren Feldherrn und Marschall von Frankreich, gestorben.

Mit seinem 18. Geburtstag übernahm Friedrich die Regierung. Die Regierungsgeschäfte führte aber der Oberrat, ein Gremium aus drei adligen und drei gelehrten bürgerlichen Räten, außerdem der Hofmeister, der Marschall und der Kanzler. Unter den Räten war

Dr. Ludwig Camerarius der wichtigste Mann. Er war schon Friedrich IV. 1598 in den Oberrat berufen worden. Zunächst war er überwiegend mit rechtskundlichen Aufgaben betraut. 1603 wurde er in die pfälzische Reichsgesandtschaft aufgenommen. Er wurde zum wichtigsten Diplomaten der Kurpfalz für die Äußere Politik innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches.

Ein verstörendes Erlebnis hatte Friedrich V. kurz nach seiner Regierungsübernahme. Er weilte auf einer Sitzung der Union in Heilbronn, als er von einem heftigen Sumpffieber ergriffen wurde. Er erholte sich zwar rasch, doch erlitt er einen Rückfall, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Diese Krankheit veränderte auch seine Persönlichkeit. Er Wirkte nun äußerlich schon kraftlos, schläfrig und kränklich. Seiner Umgebung fiel sein melancholischer, ja fast depressiver Charakter auf.

Am 22. Dezember 1617 wurde Karl Ludwig, der zweite Sohn, in Heidelberg geboren. (+ 22.8.1680)

Ein Jahr später kam das dritte Kind, Elisabeth am  26. Dezember 1618 in Heidelberg zur Welt. (+ 8.2. 1680)

Die politische Großwetterlage verdüsterte sich zunehmend. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wurde immer brüchiger. Die Lage wurde noch komplizierter durch die Ausbreitung des Calvinismus, der im Religionsfrieden “verfassungsrechtlich” gar nicht berücksichtigt war. Ottheinrich (regiert von 1556-1559) führte die lutherische Konfession in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich III. von Pfalz-Simmern (reg. 1559-1576) führte den Calvinismus in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich IV., der Vater von Friedrich V., führte einen erneuten Bekenntniswechsel zurück zum Luthertum durch. Sein früher Tod hatte zur Vormundschaft von Johann II. von Pfalz-Zweibrücken geführt. (s.o.) Dieser hatte das calvinistische Bekenntnis seines Vaters Friedrichs III. beibehalten.

Er benutzte die Vormundschaft, um das reformierte Bekenntnis erneut in der Kurpfalz einzuführen.

In den katholisch gebliebenen Territorien setzte verstärkt die Gegenreformation ein. Die zunehmende Verhärtung zeigte sich auch in der illegalen Besetzung der lutherischen Reichsstadt Donauwörth durch Truppen des katholischen Herzogs Maximilian von Bayern 1607 . Das wiederum führte zur Gründung der protestantischen Union durch Friedrich IV. (s.o.) Der von 1609 bis 1614 schwelende jülisch-klevische Erbstreit hätte das Reich beinahe in einen Krieg gestürzt. Bei diesem Streit mischten auch die kurpfälzischen Berater kräftig mit. Christian von Anhalt, seit 1595 in den Diensten von Friedrich IV. einigte sich im Winter von 1609 auf 1610 mit Heinrich IV. auf ein gemeinsames militärisches Vorgehen mit Frankreich im jülisch-klevische Erbstreit. Hans Meinhard von Schönberg nahm an der Belagerung von Jülich als „Obrister über die Artillerie, Fortification und ein Regiment Fußvolk“ teil und trug entscheidend zum Gelingen bei.  Der Streit endete 1614 mit einem Kompromiss. Der nächste Konflikt stand schon bevor.

In den böhmischen Kronlanden der Habsburger sah sich das Haus Habsburg als Schutzmacht des Katholizismus. Böhmen war aber überwiegend protestantisch. Matthias von Habsburg wurde am 23.Mai 1611 zum König von Böhmen gekrönt. Matthias, seit 1612 Kaiser, hatte keine Erben.1618 schlug er seinen Cousin Erzherzog Ferdinand zum böhmischen König vor. Er wurde auch von den böhmischen Ständevertretern gewählt, obwohl bekannt war, dass Erzherzog Ferdinand in seinen österreichischen Ländern die Gegenreformation betrieben hatte. Nach der Wahl wurde der Einfluss der Protestanten massiv beschnitten. Sie forderten nun gemäß den 1609 gewährten „Majestätsbriefes“ für sich die freie Religionsausübung, Königswahl und Landtagseinberufung. Diese Forderung wurde in Wien ignoriert. Nun brach der böhmische Ständeaufstand aus, symbolträchtiger Höhepunkt, der zweite Prager Fenstersturz. Am 20. März 1619 starb Kaiser Matthias in Wien. Nun verweigerten die böhmischen Stände Ferdinand den Anspruch auf die Wenzelskrone und erklärten ihn für abgesetzt. Der Prager Landtag verabschiedete eine neue Ständeverfassung für Böhmen,wichtigster Punkt die Wahl eine neuen Königs. Nun kam auch der Pfälzer Kurfürst ins Spiel. Christian von Anhalt hatte von seinem Amtssitz in Amberg aus  schon seit 1618  geheime Beziehungen nach Prag gepflegt. Er hatte für die böhmischen Stände Militärhilfe organisiert. Er verhandelte mit den Ständen auch über die Krönung eines neuen Monarchen. Mitte 1619 empfing Friedrich und Christian in Amberg eine Prager Delegation, die Friedrich die böhmische Krone antrug. Eine Annahme dieses Gesuchs würde natürlich eine Provokation des Kaiserhauses bedeuten. Auch der Heidelberger Oberrat fand in seinem Gutachten mehr Risiken als Chancen gegen in einer böhmischen Kür. Sein Schwiegervater Jakob sagte Friedrich klar, dass er von England keine Hilfe erwarten dürfe. Die übrigen Fürsten der Protestantischen Union reagierten ablehnend auf das Vorhaben. Sein katholischer Verwandter aus der bayrischen Linie der Wittelsbacher, Herzog Maximilian von Bayern (1598–1651), warnte ihn brieflich klar und deutlich vor der Annahme der böhmischen Krone und erklärte “dass ich der Erste bin, der gegen die Böhmen undt Ihren unrechtmässigen König zu Veldte zieht” Sein Kanzler Christian und  seine Frau Elisabeth bestärkten Friedrich in seinem Vorhaben, wobei nicht klar ist, wie stark die Rolle seiner Frau bei dieser Entscheidung war. Als Friedrich zustimmte, wählten ihn die die böhmischen Stände am 27. August 1619 zu ihrem  König, genau einen Tag vor der Kaiserwahl Ferdinands II. in Frankfurt. 

Mit seiner schwangeren Frau und einem Gefolge von über 500 Leuten zog Friedrich in Prag ein und wurde begeistert empfangen. Der Jubel währte aber nicht lange. Die böhmischen Stände wollten ihre Macht nicht mit einem Monarchen teilen. Das Volk fühlte sich getäuscht, weil Friedrich sein Versprechen, die Religionsfreiheit zu achten, brach. Die calvinistischen Ideen wurden mit Gewalt verbreitet.Der Bildersturm im Prager Veitsdom Ende 1619 bildete einen traurigen Höhepunkt.

Auch außenpolitisch war Friedrich schnell isoliert. Die Unionsfürsten waren schon im Vorfeld der böhmischen Kür gegen eine solche und lehnten eine militärische Hilfe ab. Sein Schwiegervater hatte ihm im Vorfeld ja auch erklärt, dass er keine Hilfe erwarten könne. Kaiserliche Truppen mit spanischer Verstärkung rückten in Böhmen ein. Der sächsische Kurfürst Johann Georgs I. (1611–1656), dem die böhmische Krone von den gemäßigten protestantischen böhmischen Ständen ebenfalls angetragen worden  war, die er aber abgelehnt hatte, überrannte die Lausitz und Schlesien.

Friedrich verfügte nur über eine schlecht ausgerüstete Armee. Vor allem fehlte ihm Geld, so dass er den Sold nicht zahlen konnte. Einige verkauften ihre Waffen an den Feind. Andere desertierten. Durch einen Spion erfuhr Friedrich, dass die Kaiserlichen direkt auf Prag vorrücken wollten. Er ließ daher sein Heer unter Führung Christian von Anhalt auf dem Weissen Berg, einer Anhöhe vor Prag Stellung beziehen. Diese bot zwar einen strategischen Anhalt. Doch das Zahlenverhältnis sprach gegen ihn. 21.000 seiner Soldaten standen 28 000 Mann der Kaiserlichen gegenüber und wurden auch schnell überrannt. Die Schlacht war verloren und Friedrich floh noch in der Nacht mit seiner Familie aus Prag.

Zunächst floh er mit seiner Familie nach Brandenburg und Wolfenbüttel.   Als er in Küstrin in Brandenburg angekommen war, quittierte sein Kanzler Christian von Anhalt seinen Dienst.

Am 29. Januar 1621 wurde die Reichsacht über Friedrich  verhängt. Das war ein Verfassungsbruch des Kaisers. Die protestantischen Fürsten protestierten zwar dagegen. Der Protest wurde aber von Ferdinand zurückgewiesen und gleichzeitig die Abrüstung  der

protestantischen Truppen verlangt. Im März floh er schließlich ins Exil nach Holland.   Seine Gastgeber atmeten auf, denn wer  einen Geächteten unterstützten,war mit Sanktionen bedroht.Im April 1621 löste sich die Union auf. Im Sommer trat Johann II. von Pfalz Zweibrücken, der nach dem Tod von Friedrichs Vater die Vormundschaft für Friedrich übernommen hatte, als Statthalter der Kurpfalz in Heidelberg zurück. Die räumliche Distanz Friedrichs verhinderte  ein direktes Eingreifen Friedrichs. Weil die Lage aber für seine
Erblande immer bedrohlicher geworden war, ging er in der Nacht vom 2. auf den 3. April 1622 heimlich, mit nur zwei Begleitern aus seinem Exil über Calais nach Paris. Von dort reiste er weiter in die Südpfalz. Dort traf er auf die Truppen seines Heerführers General Ernst von Mansfeld. Diesen gab er sich zu erkennen. Er richtete  von dort aus auch gleich mehrere Schreiben an die evangelischen Fürsten. Er wollte die aufgelöste evangelische Union wiederbeleben. Graf von Mansfeld war seit 1610 immer für Gegenspieler des Hauses Habsburg tätig. Er hatte auch in Böhmen gekämpft. An der Schlacht am Weissen Berg hatte er aber nicht  persönlich teilgenommen, was ihm mit 100.000 Gulden aus der gegnerischen Kasse vergütet wurde. Seit dem Frühjahr 1621 diente er dem geächteten Friedrich. Am 27. April 1622 schlug er bei Mingolsheim den bayerisch-ligistischen Generalleutnant Tilly. Dieser Sieg und die persönliche Anwesenheit Friedrichs gaben der  pfälzischen Sache nochmals großen Auftrieb. Aber schon am  6. Mai 1622 erlitt  Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach bei Wimpfen eine vernichtende Niederlage. In dieser Schlacht waren für Friedrich nur die von Georg Friedrich aufgestellten und angeworbenen Truppen beteiligt. Von Manfelds Armee konnte nicht eingreifen. Einen weiteren Monat später konnte Tilly die Vereinigung der Armeen von Mansfeld und Christians von Braunschweig –Wolfenbüttel verhindern und schlug auch die Armee Christians. Diese beiden Niederlagen sowie ein dramatischer Mangel an Lebensmitteln wendeten das Blatt zu Ungunsten von Friedrich. Im Mai Juni überfiel von Mansfeld Darmstadt im Namen des Winterkönigs und nahm den Landgrafen als Geisel. Damit brachte Friedrich die lutherischen Staaten Europas gegen sich auf. Sein Schwiegervater Jakob  war empört und forderte Friedrich ultimativ auf, den Landgrafen sofort frei zu geben. Von Mansfeld überzeugte Friedrich schließlich,dass die pfälzischen Erblande nicht mehr zu halten waren. Er kehrte am 18. Juni 1622 nochmals nach Heidelberg zurück und ließ die 1619 verbliebenen Wertgegenstände und Akten nach Den Haag transportieren. Nach der Eroberung Heidelbergs im September 1622 fanden die Eroberer nur noch ein leeres Schloss vor. Den Sommer 1622 verbrachte Friedrich in Sedan, wo er ja seine Ausbildung erfahren hatte. Sehr ungern ging er im Oktober zurück in die Niederlande. Zum Jahreswechsel 1622/23 bildete Friedrich in Den Haag eine Exilregierung gebildet, zu deren Chef er Ludwig  Camerarius (s.o) ernannte. In Den Haag war Friedrich völlig auf die finanzielle Unterstützung seiner niederländischen und englischen Verwandtschaft angewiesen. Und dort befand er sich im Spannungsfeld widerstrebender Forderungen. Seine niederländischen Gastgeber waren für eine Fortsetzung des Krieges. Sein Schwiegervater wollte, dass Friedrich sich mit seinen Gegnern friedlich verglich. England und Spanien hatten im Mai 1623 einen Waffenstillstand für die Pfalz ausgehandelt. Friedrich weigerte sich zunächst von den Niederländern bestärkt, diesen zu ratifizieren. Erst als Jakob VI. mit ernsthaften Konsequenzen aus London drohte, musste Friedrich im November 1623 unterschreiben.

Schon im Februar 1623 hatte Kaiser Ferdinand II.die Pfälzer Kurwürde auf den Bayernherzog Maximilian übertragen. Um die politischen Tagesgeschäfte kümmerte sich Friedrich kaum, worüber sich Camerarius bitter beklagte. Einen regelrechten Geiz entwickelte er, wenn es um finanzielle Zuwendungen für seine Administration ging. Seine Hofhaltung verschlang aber Unsummen, für die von den Niederländern und London bewilligten Zahlungen meist nicht reichten. Ende 1620 baute er sich noch eine eigene Residenz in Rhenen

Das hatte für ihn den Vorteil, fernab des politischen Geschehens und der kritischen Blicke seiner Gastgeber zu sein.  Den größten Teil seiner Seit verbrachte er beim Jagen, auf langen Spaziergängen oder beim Schwimmen.

Der härteste Schicksalsschlag traf ihn am 17. Januar 1629, von dem er sich körperlich erst nach 15 Monaten erholte, seelisch aber nicht mehr. Vor Zaandam kam sein erstgeborener Sohn Friedrich Heinrich bei einem Schiffsunglück ums Leben.

Friedrich Heinrich, Pfalz, Pfalzgraf Auf Friedrich Heinrich hatte nicht nur sein Vater sondern der gesamte pfälzische Exilhof große Hoffnungen gesetzt. In den Plänen zahlreicher Diplomaten spielte er eine wichtige  Rolle.

Er war früh durch seine außergewöhnliche Intelligenz aufgefallen, die zu den besten Aussichten für seine Zukunft als Herrscher berechtigten. Jakob VI. wollte den Konflikt in der Pfalz durch die Heirat seines Enkels mit einer Infantin des Madrider Hofs friedlich lösen.

Bis dahin waren auch alle Bemühungen Friedrichs um die Rückgabe seiner Gebiete in der Pfalz gescheitert. Als Gustav Adolf in den Krieg eingriff, konnte er nochmals Hoffnung schöpfen. Als die Schweden im Dezember 1631 Oppenheim eroberten, kehrte Friedrich wieder nach Deutschland zurück.

Im Februar 1632 traf Friedrich mit Gustav Adolf in Frankfurt zusammen, da er aber keine Unterstützung aus London und Den Haag erhalten hatte, konnte er dem Schwedenkönig nichts anbieten. Friedrich sollte dem schwedischen König huldigen und die Pfalz quasi als Lehen von dem schwedischen König

nehmen. Das aber lehnte Friedrich ab und verzichtete auf Restitution. Er begab sich in das schwedisch besetzte Mainz. Am 16. November 1632 starb Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen.  Jetzt erst hatte sich England entschlossen, eine kleine Streitmacht und finanzielle Unterstützung zu stellen.

Aber das kam jetzt alles zu spät. Friedrich starb am 29. November in Mainz an der Pest. Die Eingeweide Friedrichs wurden entnommen und im Westchor der Katharinenkirche von Oppenheim beigesetzt. Den Leichnam nahm Friedrichs Bruder Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern auf der Flucht vor den anrückenden Spaniern ins sichere Sedan mit.  Wo Friedrich dort dann beigesetzt wurde, ist bis heute unbekannt.

Der zweite Sohn Karl Ludwig wuchs im holländischen Exil in den Haag zusammen mit seinen Geschwistern auf. Dort war der Heidelberger Kurpfälzer Geheime und Oberrat Vollrad von Plessen, der Kurfürst Friedrich ins Exil begleitet hatte, sein Lehrmeister und Tutor.

Nach dem Tode seines Vaters 1632 wurde sein Onkel Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern, der jüngere Bruder Friedrichs zum Vormund von Karl Ludwig. 1633 wurde er als Ritter in den englischen Hosenbandorden aufgenommen.

   

Die Schweden hatten die Pfalz 1632 wieder erobert und rückten im Mai 1633 wieder in Heidelberg ein. Ludwig Philipp hatte im April 1633 mit dem schwedischen Kanzler Oxenstierna einen Vertrag geschlossen, nach dem die Pfalz bis auf wichtige Plätze, an denen schwedische Garnisonen

verblieben, wieder den Erben Friedrichs V. zurückgegeben wurden. Aber schon nach der Schlacht von Nördlingen am 6. November 1634 zogen sich die Schweden auf linksrheinisches Gebiet zurück. Karl Ludwig flüchtete zusammen mit seinem Onkel über Saarbrücken nach Metz. Auf Rat seiner Mutter ging Karl Ludwig nach England, wo sein jüngerer Bruder Ruprecht am Hofe ihres Onkels Karl I. lebte. Dort war es  1648 zu einem 2. Bürgerkrieg gekommen, in dem Karl I. von Cromwell verhaftet wurde und nach einem Prozess zum Tode verurteilt und  am 30. Januar 1649 enthauptet wurde.

Karl Ludwig ging aufs Festland zurück zuerst zu seiner Mutter dann nach Kassel. Dort verlobte er sich mit Charlotte, der Tochter des hessischen  Landgrafen Wilhelm V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen. Die Heirat erfolgte am 12./22. Februar 1650 in Kassel. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor und zwar Karl II.(1651–1685), der spätere Kurfürst von der Pfalz.Dann folgte Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz (1652–1722), die1671 Herzog Philipp I. von Orléans, den Bruder von Ludwig XIV. heiratete und als Lieselotte von der Pfalz in die Geschichte einging.Das dritte Kind Friedrich wurde 1653 geboren und starb schon ein Jahr nach der Geburt. Die Ehe war nicht glücklich. Nach dem Tod des dritten Kindes verwies Charlotte ihren Mann  aus dem Schlafzimmer. Er wollte die Scheidung, doch Charlotte willigte nicht ein. Schließlich verstieß sie Karl Ludwig offiziell und proklamierte dies öffentlich.

Im September 1652 kam Louise Freifrau von Degenfeld als Kammerfräulein der Kurfürstin nach Heidelberg, die er nach der Scheidung von Charlotte in morganatischer Ehe heiratete.

Nach dem Westfälischen Frieden   erhielt   Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz in verkleinerter Form wieder zurück. In der Religionsfrage wurde der Passauer Vertrag von 1552 sowie der Augsburger Religionsfriede von 1555 bestätigt.Die Kurpfalz war eines der vom Krieg am schwersten betroffenen Gebiete. Sie hatte fast die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren. Er erhielt auch die Kurwürde zurück, allerdings nicht die bisherige. Diese war  mit dem Amt   des Reichsvikars und des Erztruchsessenamts verbunden gewesen   und die verblieb bei Bayern. In der Causa Palatina (IV. Artikel des    Osnabrücker  Friedensvertrag) wurde der 300 Jahre schwelende Konflikt zwischen der pfälzischen und bayrischen Wittelsbacher gelöst, in dem es darum ging, welche Linie als Kurfürsten an der Wahl des Königs teilnehmen sollte.   Im westfälischen Frieden wurde eine achte Kurwürde geschaffen. Es gab auch ein neues Amt dazu, das Erzschatzamt. Am 2. August 1652 wurde er Erzschatzmeister. Das war rangmäßig ein Abstieg. Die Pfalzgrafen rutschten in der Rangfolge der der weltlichen Kurämter vom ersten auf den letzten Platz. Noch schwerer wog auch der Verlust der Oberpfalz an Bayern, denn die war vor dem Krieg wirtschaftlich prosperierend und hatte vor allem, im Bergbau erhebliche Überschüsse erzielt.  Ein Erfolg war aber,  dass auch die calvinistische Konfession im Westfälischen Frieden als prinzipiell gleichberechtigt neben den Lutheranern und Katholiken anerkannt wurde. Karl Ludwig bestätigt am 10. Dezember 1650 den Lutheranern das Recht, ihre Religion auszuüben. Er mühte sich, den Neuaufbau der Kurpfalz nach den Zerstörungen des Krieges voranzubringen.

Am 1. November 1652 eröffnete Karl Ludwig die Heidelberger Universität wieder und übernahm das erste Rektorat. Er berief namhafte Professoren an die Universität wie Friedrich Spanheim den Jüngeren, Theologe und Kirchenhistoriker,Johann Heinrich Hottinger, Professor für das Alte Testament und Hebräisch, Johann Ludwig Fabricius, Professor für Systematische Theologie, Samuel von Pufendorf, für den Karl Ludwig einen Lehrstuhl für Natur und Völkerrecht einrichtete. Jacob Israel war Stadtphysikus in Heidelberg und lehrte an der Universität Physiologie, Anatomie und Chirurgie. Den einstigen weltruf konnte die universität aber trotz dieser Koryphäen nicht zurückgewinnen. Die Bibliothek musste neu aufgebaut werden nachdem Herzog Maximilian I.1622  nach München überführen wollte, nachdem Tilly Heidelberg erobert hatte. Er musste sie aber Papst Gregor XV. auf dessen ausdrücklichen Wunsch überlassen. Die wirtschaftliche Grundlage musste gewährleistet werden, neue Professoren berufen und Studenten angeworben worden. Das erste gedruckte Personal-und Vorlesungsverzeichnis wurde 1655 herausgegeben. Man bemühte sich vor allem um adlige Studenten, die das Recht auf freie Wohnungswahl und auch das Jagdrecht in den umliegenden Wäldern erhielten. 1653 ließen sich 127 Studenten einschreiben. Die Zahl ging aber ständig zurück, da es nicht gelungen war, die Universität auf eine gesündere wirtschaftliche Grundlage zu stellen.

Nach dem Tode des Kaisers Ferdinand III. 1657 übernahm Karl Ludwig das Amt des Reichsvikars, was allerdings auf heftigen Widerspruch seines Vetters Ferdinand Maria in München stieß, was beinahe in einem Waffengang endete.Die übrigen Kurfürsten vermittelten und verhinderten dies. Der Streit wurde dann erst 1724 endgültig beigelegt. Das Vikariat feierte Karl Ludwig mit Vikariatsprägungen.

1657 ließ sich Karl Ludwig auch von Charlotte scheiden, die diese Scheidung aber nie anerkannte. In diesem Jahr heiratetet er auch Louise von Degenfeld in Frankenthal. Aus dieser Ehe gingen dreizehn Kinder hervor, die aber nicht erbberechtigt waren, da Louise schon 1667 für sich und ihre Kinder auf alle Erbansprüche auf die Pfalz verzichtet hatte. Karl Ludwig gab ihr und den Kindern den Titel Raugrafen und stattete sie mit Lehen der erloschenen Raugrafschaft aus

Am 18. April 1659 wurde der Grundstein zur Providenzkirche gelegt. Sie entstand auf Initiative von Karl Ludwig und seiner Frau Louise. Sie wurde nach Plänen von Theodor Reber errichtet und erhielt den Namen Providenzkirche, nach dem Leitspruch Karl Ludwigs “Dominus providebit” (Der Herr wird sorgen) Sie wurde allerdings schon 1693 beim großen Stadtbrand im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört, dann aber von 1715-1721 wieder neu aufgebaut.

Wichtigstes Bauprojekt wurde die Planung einer neuen Residenz, nachdem das Heidelberger Schloss im 30-jährigen Krieg zerstört worden war. Eine neue zeitgemäße Residenz sollte in Mannheim entstehen. Mit der Ausarbeitung der Pläne wurde der französische Architekt Jean Marot beauftragt.

Es wurde so zwar nie ausgeführt. Aber die Bedeutung Mannheims wuchs schlagartig, so sehr dass Karl Ludwig durchaus als zweiter Gründer Mannheims betrachtet werden kann. Mannheim profitierte auch von seiner konsequenten Ansiedlungspolitik. Mit vielen Privilegien und Anreizen wurden Siedler in die Kurpfalz gelockt. Die Konfession spielte kaum eine Rolle. Es kamen holländische, französische, englische und Schweizer Immigranten auch Mennoniten und zahlreiche Juden.

Die Verwaltung wurde reorganisiert. Die Kammergüter wurden rationell ausgenutzt. Für Sicherheit und Ordnung wurde gesorgt. Der Weinbau wurde wieder hergestellt. Tabak-und Kartoffelanbau wurden eingeführt. Eine Akzise wurde wieder erhoben, also eine Verbrauchersteuer. Karl Ludwig errichtete Manufakturen, wie z.B. in Frankenthal, wo über 20 Manufakturen entstanden z.B. eine Tuchmanufaktur und eine Porzellanmanufaktur.

Der Wiederaufbau der zerstörten und darniederliegenden Kurpfalz gelang relativ schnell. Es gelang ihm allerdings nicht trotz eiserner, fast an Geiz grenzender Sparsamkeit sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich die leeren Staatskassen wieder zu füllen zumal er auch ein stehendes Heer aufbaute.

1671 heiratete seine 19-jährige Tochter Elisabeth Charlotte von der Pfalz den Bruder des französischen Königs Ludwig XIV., Philipp von Orléans. Als Liselottes Bruder Karl II. 1685 kinderlos verstarb, machte Ludwig XIV. für seine Schwägerin Erbansprüche gelten, was zum Pfälzischen Erbfolgekrieges von 1688 bis 1697 führte und in dessen Verlauf die Kurpfalz verwüstet  und Schloss Heidelberg zerstört wurde.

Am 18. März 1677 verstarb Karl Ludwigs Frau Louise Freifrau von Degenfeld mit 42 Jahren. Karl Ludwig heiratete ebenfalls in morganatischer Ehe Elisabeth Holländer von
Berau, Tochter des Tobias Holländer, der Säckelmeister und Bürgermeister von Schaffhausen. Mit ihr hatte er einen Sohn.

Außer zu seiner jüngsten Schwester Sophie von Hannover hatte er zu seinen Geschwistern kein besonders gutes Verhältnis. Seinem Bruder Rupert hatte er 1657 das Betreten des Heidelberger Schlosses ausdrücklich verboten.

Karl Ludwig starb am 28. August 1680 bei Edingen.

Elisabeth wurde am 26. Dezember 1618 in Heidelberg geboren. Sie wurde zunächst von ihrer Großmutter Kurfürstin Luise Juliane von Oranien in Heidelberg erzogen. Nach der Schlacht am Weissen Berg brachte sie Elisabeth zu ihren nach Berlin geflohenen Eltern.

Die Eltern zogen weiter ins Exil nach Den Haag. Elisabeth blieb 1627 am kurfürstlichen Hof in Brandenburg, wo ihre Tante Elisabeth Charlotte (1597-1660) mit dem brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm lebte, den sie 1616 in Heidelberg geheiratet hatte. Elisabeth lebte 8 Jahre

In Berlin und Kossen. Für ihre Erziehung war ihre Großmutter und ihre Tante Katharina Sophie zuständig, die von calvinistischer Frömmigkeit geprägt war. 1627 kam sie zu den Eltern zurück in den Exilhof von Den Haag. Die durchweg begabten Kinder des Winterkönigs und seiner Frau

erhielten im Prinzenhof in Leiden eine vorzügliche Erziehung. Neben Gouvernanten und Erziehern kümmerte sich auch Lehrkräfte der Universität von Leiden um die umfassende Bildung der Kinder. Der Heidelberger Katechismus stand genauso auf dem Stundenplan wie Lektionen in Geschichte, Mathematik und Recht. Fremdsprachen auf dem Programm aber auch Reiten und Ballett und Gesang für die Mädchen. Erbprinz Friedrich Heinrich und die Prinzessin Elisabethstachen  durch besondere Geistesgaben hervor.  Friedrich Heinrich kam ja 1629 bei einem Schiffsunglück ums Leben.

Nach dem Tod Friedrichs 1632 kamen alle Kinder an den Hof der Mutter nach Den Haag zurück. Die Söhne verließen nach und nach das Haus der Mutter. Die Prinzessinnen beherrschten verschiedene Sprachen, wie Lateinisch, Italienisch, Spanisch, Holländisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

Als Elisabeth kaum fünfzehn Jahre alt war, warb König Ladislaus IV. von Polen um ihre Hand. Sie gab ihm nicht das Jawort, auch weil das für sie bedeutet hätte, katholisch zu werden, worauf die polnische Geistlichkeit und der Reichstag bestanden.

Elisabeth war die Gelehrteste. Sie wandte sich  der Philosophie zu, stand in Briefwechsel mit Anna Maria von Schurmann, einer der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit. 1619 begann sie die Schriften von Descartes zu lesen. 1640 wurde Descartes an Elisabeths Hof in Den Haag eingeführt.

Der Wegbereiter der Aufklärung nahm seinen Wohnsitz ganz in der Nähe der kurpfälzischen Prinzessin. 1644 widmete ihr Descartes sein Hauptwerk über die „Prinzipien der Philosophie“.  Die beiden blieben in jahrelangem Briefwechsel verbunden. Die Verbindung blieb bestehen bis zum Tod von

Descartes im Jahr 1650. Descartes übernahm ihre Korrekturen und Vorschläge oft als gute Verbesserungen in seine Arbeiten. 1645 trat ihr Bruder Prinz Eduard von Pfalz zum Katholizismus über, was sie als überzeugte Kalvinistin stark betroffen gemacht hat.

1646 ermordete ihr Bruder Prinz Philipp von der Pfalz (1627 bis 1650) in Den Haag auf offener Straße den Marquis de l’Epinay, einen Günstling seiner Mutter , die angeblich ein Liebesverhältnis zum dem Franzosen unterhalten hatte. Das führte zum Bruch mit ihrer Mutter und sie ging zusammen mit ihrer Schwester Henriette Marie von der Pfalz (1626-1651) von 1646 bis 1647 und 1648 an den Hof ihres Vetters, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, wieder nach Berlin .

Schwer zu schaffen machte ihr auch das Schicksal ihres Onkels König Karl I. in England. König seit 1625 wurde er 1649 zum Tode verurteilt und am 30. Januar hingerichtet.

Nachdem ihr Bruder Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz wieder zurückerhalten hatte, konnte auch Elisabeth 1650 wieder nach Heidelberg zurückkehren. Schnell nahm sie Kontakt zu den Professoren an der wieder eröffneten Universität auf. Sie soll sogar Studenten um sich gesammelt haben und mit

ihnen über die Lehren von Descartes zu sprechen.

In diesem Jahr wurde auch ihre Schwester Louise Hollandine (1622-1709) als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr das Amt als Küsterin übertragen ihre Wahl zur Koadjutorin wurde aber von der regierenden Äbtissin, ihrer Cousine  Elisabeth Luise Juliane von Pfalz-Zweibrücken, verhindert.

Häusliche Zwietracht in Heidelberg, die unglückliche Ehe ihres Bruders und die anschließende Heirat mit Louise Freifrau von Degenfeld veranlassten Elisabeth, aus Heidelberg weg zu gehen. Wieder in Brandenburg betrieb sie von dort aus energisch ihre Aufnahme in das Stift Herford, unterstützt

vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Sie sollte dort Koadjutorin werden. Aber wie schon bei Louise Hollandine  versuchte die Äbtissin dies  wohl die Konkurrenz Prinzessin Elisabeths fürchtend  zu verhindern. Aber schließlich konnte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Wahl durchsetzen und Elisabeth wurde am 01.05.1661  zur Koadjutorin der Fürstabtei Herford gewählt. Aufenthalte der Koadjutorin sind für die Jahre 1661, 1662, 1664, 1665 und 1666 in Herford nachweisbar.

Sie pendelte zwischen ihren Verwandten, der hessischen Landgräfin Hedwig Sophie, Tochter des brandenburgischen Kurfürstenpaars,  dem brandenburgischen Hof in Berlin und ihrer Schwester Sophie in Iburg.

Am 28.03.1667 starb Äbtissin Elisabeth Luise . Einen Monat später, am 30.04. 1667 wurde Prinzessin Elisabeth von der Pfalz feierlich als neue Fürstäbtissin des Reichsstiftes Herford inthronisiert.

Zwischen 1657 und 1669 hatte sich unter Jean de Labadie die Glaubensgemeinschaft der Labadisten gebildet. Sie wichen kaum von der Lehre der reformierten Kirche ab, strebten aber einem katholisch-klösterlichen Lebensideal nach und lebten in Gütergemeinschaft von Händearbeit.

Dieser Sekte hatte sich inzwischen Anna Maria von Schurmann angeschlossen, ihre Briefpartnerin aus Leiden. Nach der Ausweisung aus Amsterdam machte sie Labadie und seine Glaubensgenossen auf die Fürstäbtissin in Herford aufmerksam.

Bei den Labadisten wohnten Männer und Frauen in einem Haus, was den Verdacht der Vielweiberei erweckte. Dazu kam, daß die Labadisten die Gütergemeinschaft eingeführt hatten.

Die Äbitissin hatte der Gemeinde ein Haus zugewiesen, allerdings ohne den Rat und die Geistlichkeit der Stadt Herford von der Übersiedlung der Labadisten zu benachrichtigen. Sie sah sich dazu nicht verpflichtet, da sie ja Souverän ihres kleinen Territoriums war, das allerdings innerhalb der Stadtmauern lag.  Angesichts des schlechten Rufes, den die Labadisten hatten, verlangte die Bürgerschaft die sofortige Ausweisung und brachte die Angelegenheit vor das kaiserliche Reichskammergericht zu Speyer. Dieses entschied so schnell wie selten,dass die Äbtissin  bei Androhung der Reichsacht und einer Strafe von 30 Mark Gold die sofortige Ausweisung Labadies zu verfügen habe. Sie behielt die Labadisten zwar weiterhin unter ihrem Schutz aber nicht mehr in Herford sondern auf ihrem Landgut außerhalb der Stadt. Nachdem die Labadisten im Juni 1672 nach Altona weiterzogen, versöhnten sich die Äbtissin und die Stadt.

Die tolerante Haltung Elisabeths war auch den Quäkern nicht verborgen geblieben, einer anderen Religionsgemeinschaft, die in dieser Zeit in England ihren Ursprung nahm. Sie waren ebenfalls verfolgt und unterdrückt. Ihr Gründer William Penn reiste auch nach Herford, wo er die Äbtissin besuchte und drei Tage lang blieb. Der Briefwechsel dauerte bis zum Lebensende von William Penn.

Auch in in ihren letzten Lebensjahren stand sie mit zwei der bedeutendsten Philosophen in Verbindung.Mit dem Franzosen Malebranche und dem Deutschen Leibniz pflegte sie einen Briefwechsel.

Ihr wissenschaftliches Interesse schlug sich auch im weiteren Ausbau der Herforder Bibliothek nieder, die aber bei der Säkularisation zugrunde ging.

1679 wurde Elisabeth bettlägerig. Sie litt an Wassersucht und seit ihrer Jugend an Rheumatismus.Kurz vor ihrem Tode versöhnte sich aber mit ihrem Bruder Karl Ludwig.

Im Februar 1680 verstarb sie.m Im Münster von Herford wurde sie bestattet.

Ruprecht von der Pfalz wurde am 27. Dezember 1619 in Prag geboren. Ein Jahr später ging die Schlacht am Weißen Berg verloren. Friedrich V. wurde von den kaiserlichen Truppen unter General Tilly vernichtend geschlagen. Die königliche Familie machte sich auf die Flucht.

Es herrschte wohl ein heilloses Durcheinander. Man vergas sogar, den elf Monate alten Säugling Ruprecht mitzunehmen. Ein Kammerherr fand den schlafenden Prinzen und packte ihn auf den letzten Fluchtwagen. Nach der Flucht über Brandenburg und Wolfenbüttel lebte er bei seiner Mutter im holländischen Exil am Hofe seines Großonkels Friedrich Heinrich von Oranien. Er studierte in Leiden und erhielt natürlich die selbe vorzügliche Ausbildung wie seine Geschwister. Er interessierte sich vor allem für militärische Angelegenheiten. Schon im Alter von 13 Jahren schloss er sich 1633 der holländischen Armee an. In den Kämpfen gegen Spanien  war er bei der Belagerung von Rheinberg dabei. Er war Soldat in der Leibwache des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, seines Großonkels. Er kämpfte bei der Belagerung von Tienen (Tirlemont ) mit, das 1635 fast völlig zerstört wurde. Auch an der Belagerung von Löwen (Louvain) nahm er teil.

1635 begleitete er seinen Bruder Karl Ludwig zu ihrem Onkel Karl I. nach England. Als Neffen des Königs erhielten sie hohe Gnadenbeweise. So wurde Ruprecht von der Universität Oxford zum Magister Artium promoviert. Der Erzbischof von Canterbury und Berater des englischen Königs William Laud

wollte ihm ein Bistum anbieten und Thomas Howard, der 21. Earl of Arundel, der auf der Hochzeitsreise seiner Eltern 1613 von London nach Heidelberg dabei war, wollte ihm eine Expedition nach Madagaskar unterstellen.

1637 kehrten die beiden aus England zurück.Ruprecht kämpfte wieder ihm holländischen Heer und nahm an der Belagerung und Rückeroberung von Breda teil.

Karl Ludwig hatte mittlerweile ein kleines Heer aufgestellt. Zu diesem begab sich Ruprecht nach der Einnahme von Breda. Von Karl Ludwig erhielt Ruprecht den Befehl über ein Kavallerieregiment. Militärisch war das Unternehmen allerdings nicht erfolgreich.

Seine Herrschaft in Meppen, die Karl Ludwig mit englischem Geld gekauft hatte, verlor er an die Kaiserlichen. Am 7./17.10. 1338 wurde er bei Vlotho an der Weser von Melchior Graf Hatzfeldt vernichtend geschlagen. Er entkam konnte über Hamburg . Ruprecht aber geriet in Gefangenschaft.

Für drei Jahre war er habsburgischer Staatsgefangener in Linz an der Donau. Die Haftbedingungen waren erträglich.Immerhin hatte er Zeit, sich mit Zeichnen und Malen zu beschäftigen. Er erfand  ein Gerät, welches perspektivisches Zeichnen einfacher machte.  Er war technisch nicht unbegabt und hat einige Erfindungen gemacht, über die noch zu reden sein wird. Sein Onkel Karl erreichte über diplomatische Kanäle die Freilassung bei Kaiser Ferdinand III. Er musste sein Ehrenwort geben, nie wieder gegen Habsburg zu Felde zu ziehen. Daran hielt er sich.

Ruprecht kehrte nach England zurück. 1642 wurde er von Karl I. als Ritter in den Hosenbandorden aufgenommen. 1642 brach in England ein blutiger Bürgerkrieg aus zwischen den Königstreuen, den „Kavalieren“, einerseits und auf der anderen Seite den Anhängern des Parlaments, den Republikanern oder Puritanern unter Oliver Cromwell. Er kämpfte für seinen Onkel. In den ersten Gefechten errang er wichtige Erfolge für den englischen König. Ruprecht hatte taktisches Talent und war tollkühn. 1643 eroberte er Bristol. Sein jüngerer Bruder Moritz war jetzt immer dabei und focht in allen Schlachten mit.

Im Januar 1644 ernannte ihn Karl I. zum Herzog von Cumberland. Er nahm Lancashire ein. Am 2. Juli 1644 fand in der Nähe von York die Schlacht von Marston Moore statt. Das war eine der entscheidenden Schlachten des englischen Bürgerkriegs.Die verlor Ruprecht. Ganz Nordengland ging für die Royalisten verloren. Ruprecht hatte am englischen Hof einige Gegner und das war natürlich Wasser auf deren Mühle. 1645 kann er zwar Leicester einnehmen, erlitt aber nur einen Monat später bei Naseby eine schwere Niederlage. Die militärische Lage in Bristol wurde aussichtslos und er übergab deshalb die Stadt im September 1645 an Lord Fairfax, dem kommandierenden General des Parlamentsheeres. Sein Onkel tobte und entzog ihm das Kommando. Das empfand Ruprecht als Schmach und wollte vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Er wurde zwar freigesprochen, hatte aber die Gunst des Königs verloren. Er bekam ein Angebot der Republik Venedig, die ihn als General haben wollte.Das englische Parlament stellte aber keinen Pass aus. Oxford seit der Vertreibung Karls aus London 1642 Regierungssitz des Königs fiel 1646. Das Parlament verwies nun Ruprecht und seinen Bruder Moritz des Landes. Die beiden gingen nach Frankreich. Er kämpfte dann in der französischen Armee und machte dort den niederländischen Feldzug mit. Bei der Belagerung von La Bassée durch Marschall de Gassion 1647 wurde er verwundet. Er wurde dann von Karl II., dem Prinzen von Wales zum Admiral der königlichen Flotte ernannt. In Irland errichtete er einen Stützpunkt in Kinsale. Von dort aus versorgte er eine kleine royalistische Garnison unter John Grenville auf den Scilly Inseln. Von dort aus führte er auch einen Kaperkrieg gegen englische Schiffe zwischen Kinsale und Lissabon und Toulon und den Kapverdischen Inseln. Ihr Seekrieg gegen das Parlament wurde allmählich zur Plage. Aber der Kommandeur der englischen Flotte Admiral Blake brachte ihm eine Niederlage bei. Er zog sich dann nach Westindien zurück. Von dort aus führte er seinen Kaperkrieg fort. Im Spätherbst 1652 sank das Schiff seines Bruders Moritz in einer Sturmnacht bei den westindischen Inseln. Moritz blieb verschollen. Auch auf seinen Kaperfahrten war er immer an Natur und Naturwissenschaft interessiert. Er beobachtet fliegende Fische, Delfine und Haie, staunte über riesige Bäume auf den Inseln und machte wissenschaftliche Beobachtungen – seine diesbezüglichen Interessen erwiesen den Prinzen auch als Naturforscher. Geld haben seine Kaperfahrten aber unterm Strich nicht eingebracht. Er brachte nur noch ein Schiff nach Europa zurück und das musste versteigert werden, um Schulden zu bezahlen.

Ruprecht gab 1653 seine Kaperfahrten auf und kehrte nach Europa zurück. Über Paris, wo er ostentativ gefeiert wurde, ging er nach Deutschland. Er ließ sich in Mainz nieder . Dort widmete er sich naturwissenschaftlichen Forschungen und der Kunst.

Er entwickelte verschiedene Arten von Schießpulver. Auch eine spezielle Legierung für den Kanonenguss stammte von ihm. Sie wurde unter dem Namen Prinzmetall bekannt. Auch die in England als Prince Ruperts Drops bekannten Bologneser Tränen werden mit ihm in Verbindung gebracht.

Er soll sie 1660 nach England gebracht haben. Das sind kleine Glastropfen, deren Kopf eine hohe mechanische Belastbarkeit aufweist. In der Kunst hatte sich Ruprecht die Technik der Schabkunst (Mezzotinto) angeeignet. Er erfand oder perfektionierte auch den “rocker”.  Damit wird eine zu bearbeitende Metallplatte aufgerauht.Anschließend wird die Farbe auf die gesamte Metallplatte aufgetragen und die Platte sauber gewischt. Die kleinen Vertiefungen, die beim Aufrauhen erreicht werden, behalten jedoch die Farbe und ermöglichen die Erzeugung von Halbtönen, wenn sie durch eine Druckmaschine mit Papier in Kontakt gebracht werden. Mit dieser Methode kann ein hohes Maß an Qualität und Reichtum erreicht werden.  Das ist eine Schlüsseltechnik im Mezzotinto. Wallerant Vaillant erlernte diese Technik bei Ruprecht, popularisierte sie und wandte sie geschäftsmäßig an.

Ruprecht nahm auch wieder Kontakt zu seinem Bruder Karl Ludwig auf. Er wollte von ihm, dass dieser ihm und seiner Mutter einen Besitz in der Kurpfalz zuweist von dem beide leben können. Er lebte ein Jahr auf dem Heidelberger Schloss, beging allerdings den Fehler, mit Luise von Degenfeld anzubändeln. Eine mäßige Rente, die ihm Karl Ludwig anbot,schlug er aus. Die Auseinandersetzungen im Hause Wittelsbach eskalierten. Von Testamentfälschung ist die Rede. Schließlich durfte Ruprecht ohne Erlaubnis des Kurfürsten nicht mehr aufs Heidelberger Schloss. Der Zwist wurde erst 1670 beigelegt aber nach Heidelberg kam Ruprecht nie mehr.

Ruprecht trat nun in den Dienst der Habsburger  und kämpfte als Feldmarschalleutnant mit eigenen Truppen im polnisch-schwedischen  Krieg gegen König Gustav von Schweden.König Gustav war übrigens der älteste Sohn des Pfalzgrafen von Zweibrücken, Johann Casimir und der Schwester Gustav Adolfs. Katharina. Sein Vater ein Freund und Verwandter von Friedrich V.

1660 änderten sich die politischen Verhältnisse in England. Dort kam Karl II., der Sohn des hingerichteten Karl I. wieder auf den Thron. Die Monarchie war wieder hergestellt. Ruprecht kehrte nun wieder nach England zurück. Der neue englische König war ein Vetter Ruprechts. In der Thronfolge stand Ruprecht an zweiter Stelle. Die beiden verstanden sich sehr gut. Er wurde Privatsekretär des Königs. Er übernahm noch einmal ein Flottenkommando. Er war „General-at-Sea“ im Rang eines Admirals. In Seeschlachten gegen die Holländer zeichnete er sich aus.

ER war der erste Gouverneur der 1670 gegründeten Hudsons’Bay Company, die so erfolgreich wurde, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada haben sollte. Das rund 3,9 Millionen km²umfassende Territorium trug ihm zu Ehren den Namen Ruperts Land.

Er war nie verheiratet, hatte aber mit seiner Geliebten Frances Bard (1646–1708) einen Sohn Dudley Rupert Bard (auch Robert Dudley genannt, der 1686 bei der Belagerung von Ofen fiel. Um 1670 hatte er eine neue Geliebte die Schauspielerin Margaret Hughes (1630–1719). Mit ihr hatte er

eine Tochter Ruperta, die 1695 den englischen General und Botschafter in Hannover Emanuel Scrope Howe heiratete.

Ruprecht starb am 29. November 1682 in London und wurde in der Westminsterabtei neben seiner Mutter beerdigt.

Moritz von der Pfalz wurde am 6. Januar 1621 in Küstrin geboren. Die Familie befand sich auf der Flucht aus Prag nach Brandenburg. Alle mir verfügbaren online-Quellen zu Moritz setzen im englische Bürgerkrieg ein. Ruprecht hat das Kommando über die königliche Reiterei.

Moritz begleitete seinen Bruder treu ergeben auf all seinen Feldzügen und er erhielt von ihm immer ein Truppenkommando. Ihm wird ein „unbezähmbarer Raubtierblick“ nachgesagt. Er war in Edgehill (23. Oktober 1642)  und Marston Moor (2. Juli 1644) dabei. in Edgehill wurde er verwundet.

Zusammen mit Ruprecht wurde er 1648 des Landes verwiesen. Er kämpfte dann ebenfalls in der französischen und Habsburger Armee. Natürlich beteiligte er sich auch an den Kaperfahrten, die sein Bruder unternahm, erst in Europa und ab 1651 von der Karibik aus. Im Spätherbst geriet Moritz mit seinem Schiff in einen Hurrikan Er ging wohl mit Mann und Maus unter und blieb verschollen. Es gibt aber auch eine Legende über ihn, er sei mit riesigen Schätzen aus Peru und Mexiko in Richtung eines französischen Hafens unterwegs gewesen, kurz vorher aber in die Hände von Seeräubern gefallen, nach Algier verschleppt und im Inneren Afrikas verschwunden.

Er war mit Rose Poltenay verheiratet, mit der er eine Tochter Elisabeth Maria Fielding hatte.

 

Luise Hollandine wurde am 16. April 1622 als siebtes Kind von Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war das erste Kind der Familie, dass im holländischen Exil geboren wurde und da die Generalstaaten die Patenschaft übernahmen, wurde sie Hollandine genannt.

Sie wuchs in Leiden auf und erhielt wie alle Kinder des Winterkönigs eine vorzügliche Ausbildung. Auch Malen stand auf dem Bildungsplan.Gerrit van Honthorst, der niederländische Maler unterrichtete die Königskinder und fand in Luise eine sehr begabte Schülerin, deren Talent eigentlich erst in den 80-iger Jahren gebührende Aufmerksamkeit fand. Natürlich war sie jetzt auch auf dem Hochzeitsmarkt. Einer ihrer Bewerber war der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm.

1650 wurde sie als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr bereits das Amt als Küsterin übertragen. Ihre Wahl zur Koadjutorin wurde allerdings von der regierenden Äbtissin Elisabeth Luise von der Pfalz-Zweibrücken, ihrer Verwandten,

verhindert. Da hatte sie wegen ihres Maltalents bereits einen gewissen Ruf erlangt. Sie kehrte dann aber nach Den Haag zu ihrer Mutter zurück. Sie war das einzige Kind von Elisabeth Stuart, das noch bei seiner Mutter lebte. Am 19.Dezember 1657 verließ sie ihre Mutter fluchtartig und ging über Antwerpen nach Paris, wo ihre Tante Henriette Marie, die Gattin des hingerichteten englischen König Karl I. im Exil lebte. Sie trat zum katholischen Glauben über, ähnlich wie ihr Bruder Eduard, der diesen Schritt schon 1645 vollzogen hatte. Trotz der Konversion erhielt sie von den Generalstaaten

ein Gnadengehalt auf Lebenszeit. In Antwerpen war sie zuerst bei den Unbeschuhten Karmelitinnen. Dort wurde sie auch von ihrem Vetter König Karl II und dessen Schwester besucht und musste einige Vorwürfe wegen ihres Konfessionswechsels und die unschickliche Art, wie sie ihre Mutter verlassen hatte, über sich ergehen lassen. Ihr Bruder Eduard holte sie zunächst nach Rouen. Von dort ging sie dann weiter ins Kloster Chaillot, zu dem ihre Tante Henriette Marie eine besondere Beziehung hatte. Sie hatte in diesem Kloster eine Kapelle errichten lassen. In Chaillot war Mère Angelique Äbtissin, vor ihrem Eintritt ins Kloster Mademoiselle de la Fayette, Vertraute des französischen Königs Ludwig XIII.. Also neudeutsch “Connections” waren durchaus vorhanden. In Portroyal des Champs, einem zisterziensischen Frauenkloster trat sie im Beisein ihrer Tante am 25. März 1658 in die katholische Kirche ein.

Wie ihr Bruder Eduard Karl Ludwig berichtete, sei Luise Hollandine nie “zufriedener gewesen als jetzt. Auch der Kontakt zu ihren Schwestern wurde wieder enger. Luise wollte ins Kloster eintreten, das stand fest. Aber das kostete Geld. Von ihrer Mutter konnte sie genauso wenig erwarten wie von ihrem Bruder, dem Kurfürsten. Ihre Tante steuerte schließlich Geld bei und als Karl Ludwig sich bereit erklärte, eine monatliche kleine Pension zu bezahlen, war auch das finanzielle
Hindernis für einen Klostereintritt von Luise Hollandine beseitigt. Nach Fürsprache des französischen Königs und ihrer Tante wurde sie schließlich in das Zisterziensierinnenkloster Maubuisson in der Gemeinde Saint-Ouen-l’Aumône aufgenommen. Dazu vermerkt ihr Bruder Eduard etwas spöttisch:

„man hat uns eine andere Abtei, welche noch mehr wert ist, versprochen. Die Äbtissin ist nur 84 Jahre alt.“ (in Anna Wendland Pfalzgraf Eduard und Prinzessin Louise Hollandine, zwei Konvertiten des Kurhauses Pfalz-Simmern, Heidelberger Jahrbücher 1910, Seite 49-86, hier Seite 65)

Am 25.3.1659 nahm sie in Maubuisson den Schleier und legte am 19.9.1660 ihre Gelübde ab. Ludwig XIV. zahlte ihr dann auch eine jährliche Pension von 6000 Livres. Schließlich traf auch ein Versöhnungsschreiben ihrer Mutter bei Luise Hollandine ein, was für sie sehr wichtig war, denn sie litt darunter, dass sie das Gebot, Du sollst Vater und Mutter ehren mit ihrer Flucht aus Den Haag  grob verletzt hatte. Allerdings verlangte ihre Mutter dafür ein von Luise Hollandines gemaltes Bild der drei Töchter Prinz Eduards, wie dieser an seinen Bruder schreibt. Auch im Kloster durfte sie weiter malen.

Im April 1664 wurde sie zur Äbtissin gewählt. Sie zeichnete sich durch persönliche Bescheidenheit aus. Als Äbtissin war sie um  die Klosterzucht und die Einhaltung der Regeln sehr bemüht. Sie aß nie Fleisch, schlief auf einer harten Matratze und hatte nur einen Strohstuhl in ihrer Zelle. Von ihren Nonnen wurde sie verehrt und geliebt. Sie bewährte sich als kluge Verwalterin.

Ein sehr enges Verhältnis hatte sie zu ihrer Familie. Ihre Schwester Sophie von Hannover besuchte sie 1679 in Maubuisson , als diese in Frankreich war, um ihre Tochter Sophie Charlotte dort zu präsentieren und möglicherweise zu verheiraten. Beide nahmen auch regen Anteil an den kirchlichen Reunionsbestrebungen. 1680 versuchte Luise Hollandine die einflussreichen Kleriker und gelehrten  Jaques Benigne Bossuet, Bischof von Meaux, Christobal Rojas y Spinola, Bischof von Wiener Neustadt, Gerhard Wolter Molanus,evangelischer Abt von Loccum, Gottfried Wilhelm Leibniz, Hofrat und Bibliothekar in Verbindung zu bringen, wobei Luise Verbindungen zu Bossuet hatte und Sophie zu Molanus und Leibniz. Aber immerhin entwickelte sich daraus eine sich über Jahre hinziehende Korrespondenz.

Einen sehr herzlichen Kontakt hatte sie zu ihrer Nichte Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans. Diese besuchte sie oft im Kloster und blieb ihr brieflich bis an ihr Lebensende verbunden. Sie erzählt, dass ihre Tante, die Frau Äbtissin noch alle Zähne, “wenn auch verschlissen” habe, noch ohne Brille lesen könne und die Last der Jahre spüre man nur an ihrem gebeugten Gang. (ebda S. 80) 1705 erlitt Luise Hollandine einen Schlaganfall und ist die letzten Jahre ihre Lebens teilweise gelähmt. Sie starb am 11. Februar 1709.

Eduard von der Pfalz wurde am 05.0ktober 1625 in den Haag geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in den Haag, um dann wie alle seine Geschwister in Leiden seine Erziehung zu  erhalten. Im Gegensatz zu seinen Schwestern war seine Neigung zu den Wissenschaften nicht sehr lebhaft.

Er folgte seinen Brüdern früh nach England. Dort entwickelten sich die politischen Verhältnisse aber bald zum Bürgerkrieg, was Eduard überhaupt nicht behagte. Er stand eher auf Lebenslust. Er verließ England sehr bald wieder. Die ständige Geldnot machte ihn aber zu einem ständigen Gast der Amsterdamer Geldverleiher, was ihn zum Sorgenkind seiner Mutter machte. Heimlich floh er 1645 nach Frankreich. Dort lernte er Prinzessin Anna, die Tochter des Herzogs von Mantua-Gonzaga und Nevers kennen. Er ging eine heimliche Ehe mit ihr ein. Nun war er zwar seiner Geldsorgen ledig,

musste aber zum katholischen Glauben konvertieren, den sonst hätte es wohl doch Schwierigkeiten mit dem französischen Hof gegeben. Gar nicht gut kam sein Schritt natürlich am pfälzischen Hof an, zumal der Konfessionswechsel einen Gesichtsverlust für den pfälzischen calvinistischen Kurfürsten

Karl Ludwig bedeutete, was sicher nicht dadurch gemildert wurde, dass Eduard seine Erb-und Rechtsansprüche durch den Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn vertreten wissen wollte. Die Entfremdung zu seinen Geschwistern nach diesem Schritt war nicht von allzu langer Dauer.

Man nahm wieder Fühlung auf. Selbst die Mutter vergab ihm nach einiger Zeit. 1649 war er trotz seiner Religion in den englischen Hosenbandorden aufgenommen worden. Dank seiner vermögenden Gemahlin konnte er sich sogar “eine königliche Haushaltung” gestatten (Anna Wendland  S. 49)

So war es auch nicht schwierig , mit seinem Bruder Karl Ludwig 1653 einen Abfindungsvertrag zu schließen. Die Höhe der sehr bescheidenen Einkünfte aus der Pfalz sind darin geregelt worden und für den unwahrscheinlichen Fall seiner Rückkehr in die Pfalz sind ihm Häuser in Speyer oder Worms

angewiesen worden. Er selbst hatte sich nur das erbrecht für sich und seine Familie vorbehalten.

Er verwaltete die Güter seiner Frau. Er hatte drei Töchter, die er zärtlich liebte und die er auch von seiner Schwester Luise Hollandine  porträtieren liess (s.o). Die Portraits der kleinen Mädchen schickte er auch an seinen Bruder. Er hatte auch noch einen Sohn, der allerdings im ersten Lebensjahr starb.

Luise Marie (1647–1679) heiratete 1671 den Fürsten Karl Theodor zu Salm, kaiserlicher Feldmarschall und Oberhofmeister, der Erzieher  Josef I. wurde und später in dessen Diensten als erster Geheimer Rat tätig war.

Anna Heinriette Julia (1648–1723) heiratete 1633 Henri III.Jules de Bourbon, Großmeister von Frankreich. Das ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten am französischen Hof. Er leitete alle Dienste des Königshauses. Er ernannte die neuen Offiziere, die vor ihm den Eid auf den König ablegen mussten Und schließlich verwaltete er das Budget des Königs.

Benedicta Henriette Philippine (1652–1730), die 1688 Herzog Johann Friedrich zu Braunschweig, der Schloss Herrenhausen zu seiner Sommerresidenz ausbaute. Er holte auch den Philosophen Leibniz und den Mediziner und Naturforscher Niels Stensen an seinen Hof nach Hannover.

In der Ehe Eduard s hatte seine Frau das Übergewicht. Sie mischte sich in politische Angelegenheiten ein und spielte in der Fronde eine wichtige Rolle. Sie agierte sogar gegen Kardinal Mazarin und soll einen Aufstand angezettelt haben, der Mazarin zwang, den Anführer der Fronde Louis II. de Bourbon,

freizulassen.

Auch ihr Schwager Karl Ludwig bediente sich ihrer Vermittlung. Auf sie soll der Freundschaftsvertrag zurückgehen, der 1657 zwischen Frankreich und der Pfalz geschlossen wurde. Auch  die Heirat Elisabeth Charlottes mit  Prinz Philipp I. von Orleans dem Bruder von Ludwig XIV. soll von ihr angebahnt worden sein.

Das war eine Beziehung mit späteren Folgen. 1688 nahm der französische König diese Ehe zum Anlass für den Pfälzischen Erbfolgekrieg, in dem die Pfalz sehr zum Kummer von Liselotte mehrmals verwüstet wurde. Das Heidelberger Schloss wurde von den Franzosen unter General Mélac in Brand

gesetzt und 1691 von französischen Pionieren gesprengt.

Eduard erkrankte schon früh an Gicht und erlitt immer wieder heftige Anfälle. Am 13. März 1663 starb er im Alter von 37 Jahren in Paris.

 

Henriette Marie  von der Pfalz wurde am 17. Juli 1626 in den Haag geboren. Sie wird als vielseitig begabt beschrieben. Sie wuchs zuerst in Leiden und dann am Hof ihrer Mutter in Den Haag auf. Später wurde sie zu i9hrer Tante Elisabeth Charlotte von Brandenburg gegeben, die in Kössen als Witwe lebte.

1651 wurde sie mit dem Prinzen Sigismund Rákóczi verheiratet, Graf von Munkács (in der heutigen Westukraine), Sohn des Fürsten Georg I.Rákóczi  von Siebenbürgen. Die Familie war ein ungarisches, kalvinistisches Adelsgeschlecht und nach Aussage der Tante unter evangelischen
Fürsten die beste Partie, die zu machen sei. Auf jeden Fall war er sehr reich, verfügte über zahlreiche Festungen und nach Aussage der Tante ass das ganze Haus aus Silbergeschirr. Henriette Marie  wehrte sich heftig gegen diese Ehe. Sie flehte ihren Bruder Karl Ludwig an, ihr zu helfen. auch bezweifelte sie den Sinn dieses Eheprojekts. aber es half nichts. Sie reiste über Schlesien, Polen und Ungarn nach Siebenbürgen. Kaum dort angekommen verstarb sie nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit. In Weissenburg wurde sie in der Marienkirche bestattet.

Philipp von der Pfalz wurde am 16.September 1627 in Den Haag geboren. Zeitweise wurde er am französischen Hof erzogen. auf Wunsch von Karl Ludwig kam er aber wieder an den Hof seiner Mutter in Den Haag zurück. Er war im Auftrag des englischen Parlaments unterwegs

um in Venedig Truppen auszuheben und diese nach England zu überführen. Den Auftrag hatte ihm Karl Ludwig verschafft. Am 21. Juni 1646 wurde er in Den Haag  eine Auseinandersetzung mit dem Marquis von Epinay verwickelt. Es ist nicht sicher, ob dieser Marquis ein Liebhaber seiner Mutter oder seiner Schwester Luise Hollandine war. Auf jeden Fall war er ein Günstling seiner Mutter. Bei dieser Auseinandersetzung  starb der Marquis. Philipp musste aus den Generalstaaten fliehen. Elisabeth erkannte ihn nicht mehr als ihren Sohn an und sprach nie mehr ein Wort mit Philipp.

Er war dann in lothringischen Reiterdiensten tätig und fiel als Reiteroberst  in den Kriegen der Fronde in der Schlacht bei Rethel (am 15. Dezember 1650) Er starb am 16. Dezember 1650. Seine sterblichen Überreste wurden nach Sedan gebracht.

 

Sophie von der Pfalz, Porträt aus dem Jahr 1650

Sophie wurde am 14. Oktober 1630 als zwölftes Kind von  Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihr Vater verstarb.Bis zu ihrem 10.Lebensjahr wuchs sie in Leiden auf, wo sie streng calvinistisch erzogen worden war. Dann holte die Mutter sie nach Den Haag.

Karl I. von England war ja am 30. Januar 1649  hingerichtet worden. Die englischen Subventionen blieben aus. Sophie siedelte zu ihrem Bruder nach Heidelberg über. Die Eheprobleme zwischen Karl Ludwig und Charlotte von Hessen-Kassel  erschwerten zwar den Aufenthalt Sophies am Heidelberger Hof. Sie kümmerte sich um die Kinder der beiden, Elisabeth Charlotte, der späteren Lieselott von der Pfalz und Karl, die unter den ständigen Streitereien ihrer Eltern litten. Bis an Sophies Lebensende schrieb Lieselotte zwei mal wöchentlich zwei mal 20-bis dreißig Seiten  lange Brief an “ma tante”.
Auch zu den Kindern ihres Bruders und Marie Luise  Freifrau v. Degenfeld, Raugräfin zu Pfalz hatte sie ein enges Verhältnis, was sich auch in einem jahrelangen Briefwechsel zeigte. Sie selbst verfolgte spätestens seit 1648 zielstrebig das Ziel einer standesgemäßen Verehelichung. Schon das erste Eheprojekt zwischen ihr und ihrem Cousin Karl II. von England war gescheitert. Der regierende Pfalzgraf Adolf Johann von Zweibrücken, der Bruder des schwedischen Königs Karl X. Gustav hielt um ihre
Hand an.Nächster Bewerber war der regierende hannoversche Herzog.Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, der von seinem Antrag allerdings zurücktrat und als Tausch seinen jüngsten Bruder Ernst August anbot. Im Gegenzug verpflichtete sich Georg Wilhelm zu lebenslanger Ehelosigkeit und zum Verzicht auf sein Erbrecht im Fürstentum Calenberg, was er allerdings nicht einhielt. Am 30. September 1658: heirateten Sophie und Ernst August   in der Schloßkapelle in Heidelberg. 1662 wurde Ernst August Fürstbischof von Osnabrück. Das Paar zog nach Iburg. Da diese nicht den Ansprüchen an eine barocke Resident genügte, wurde zwischen 1667–73 im Zentrum von Osnabrück ein repräsentatives Schloß mit großer Gartenanlage errichtet.  Für den Garten war Martin Charbonnier zuständig, ein großer aus Frankreich stammender Gartenkünstler des Barock. Den Osnabrücker Garten betreute er später

von Herrenhausen aus.
  Die ersten beiden Söhne wurden  noch in Hannover geboren. Georg Ludwig(1660–1727) wurde als Georg I. 1714 König von Großbritannien.

Friedrich August (1661–1690) fiel im Krieg gegen die Türken.

1666 wurde Maximilian Wilhelm geboren(1666–1726). Er befehligte ein kaiserliches Kürassierregiment unter den Truppen des Markgrafen Ludwig Wilelms von Baden, dem “Türkenlouis”.

Sophie Charlotte (1668–1705) heiratete  1684 den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, der ab 1688 Friedrich III. als Kurfürst regierte und sich 1701 zum König krönte. Ihr Sohn war Friedrich Wilhelm, der später Soldatenkönig und ihr Enkel Friedrich II., der als Friedrich der Große in die Geschichte eingegangen ist. Das Schloss Charlottenburg wurde 1699 als Sophie Charlottes Sommerresidenz eingeweiht.

Karl Philipp (1669–1690) folgte 1669. Er fiel 1690 im Krieg gegen die Türken.

Auch Christian Heinrich (1671–1703)kam bei einem Feldzug ums Leben. Er ertrank 1703 beim Feldzug gegen die Franzosen 1703 in der Donau.

Der letzte Sohn Ernst August (1674–1728) war von 1716 bis 1728 regierender Fürstbischof von Osnabrück. 1716 wurde zum Ritter des Hosenbandordens erhoben und dann zum Herzog von York und Albany und außerdem zum
Earl von Ulster.Er starb unverheiratet am 17. August 1728.

1679 siedelte die Familie im August 1679 in die hannoversche Residenz in Herrenhausen um.  Hier kümmerte Sophie sich besonders um den Schlossgarten. Dieser orientierte sich an den niederländischen Barockgärten, die Sophie ja aus ihrer
Jugend kannte. Aber auch ihre französischen und italienischen Reiseeindrücke flossen ein

1683 führte Ernst August  führte er für seinen Herrschaftsbereich gegen den Widerstand seiner jüngeren Söhne die Primogenitur ein. Zum einen wollte er damit die Herrschaft in einer Hand erhalten, da ja alle Besitzungen an den erstgeborenen Sohn fallen sollten.

Zum andern war die Primogenitur auch Voraussetzung für die von ihm angestrebte Kurfürstenwürde, die ihm Kaiser Leopold I. (1658-1705) 1692 dann auch verlieh.in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf. In der Folge wurde sie mit Hausarrest bestraft und ihr Sohn war jetzt Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (“Kurhannover”) Die fünf jüngeren Söhne wehrten sich gegen die Enterbung,

was 1691 in der „Prinzenverschwörung“ ihren Höhepunkt fand. Sophie ergriff Partei für ihre jüngeren Söhne. Diese wollten ihre Erbansprüche mittels Interventionen ausländischer Mächte durchsetzen. Sophie baute in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf.

Sophie wurde mit Hausarrest belegt. Ihr Sohn Maximilian sogar kurzzeitig inhaftiert. Nach dem Tod Ernst Augusts 1698 gewann Sophie ihre politische Stellung wieder zurück. Sie residierte vorwiegend in Herrenhausen.

1701 erließ das britische Parlament das “Act of settlement”. Dieses regelte die protestantische Thronfolge im Königreich England und legte das Recht auf Thronfolge im Hause Stuart unter Umgehung der bis dahin gültigen Erbfolgelinie auf Sophie von der Pfalz fest. sie war Cousine 1. Grades der regierenden Königin Anne Stuart. Die Bestimmungen zur Nachfolge waren direkt an die Person von Sophie geknüpft. Sophie starb allerdings kurz vor Anne Stuart. So bestieg nicht sie, sondern ihr Sohn Georg Ludwig als Georg I.von England den englischen Thron. Dieser blieb dann bis zur Thronbesteigung Königin Viktorias in Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover.

13 Sep. 2020