Archiv des Autor: Franz-Karl

Zisterzienserabtei Ebrach

                                                                                                                                  

Möglicherweise im Jahre 1119 hatten sich die fränkischen Brüder Berno und Richwin entschlossen, ein Kloster zu gründen. Es waren wohl Edelfreie und Lehensleute von Gozwin von Höchstädt. Dieser war auch Graf von Stahleck und von seinem Schwager,

dem Staufer Konrad III. (1138-1152) mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt worden. Enge Beziehungen hatten sie auch zu dem Würzburger Bischof Embricho (1127-1146). Sie waren in der Gesandtschaft Konrads III. mit Bischof Embricho dabei, wo es dank Embrichos geschickter Verhandlungsführung

zur Ehe mit Konrads Schwägerin Berta von Sulzbach kam (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 334) und sie waren  auch in seinem Gefolge, als dieser Berta von Sulzbach (+1158/60) die Schwester der Königin

Gertrud zu ihrer Hochzeit mit dem byzantinischen Kaiser Michael I. Komnenos (1143 bis 1180 ) nach Byzanz  begleitete. Sie waren auch Zeugen in der Urkunde vom 2. März 1147 für Waldsassen, in der König Konrad der Abtei den königlichen Schutz gewährte.(RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 442)

Falls 1119 die Vorverhandlungen geführt wurden, könnte der Würzburger Bischof Erlung (1105-1121) in den Gründungsvorgang involviert gewesen sein.

Im Einverständnis mit ihrem Lehensherrn Gozwin und dem Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg (1121-1127) wandten sie sich an das in Citeaux tagende Generalkapitel, um die Klostergründung in Gang zu bringen. Nachdem das Generalkapitel überprüft hatte,

ob der vorgesehene Platz die Voraussetzungen erfüllte, die die Zisterzienser an ihre Klosterorte stellten, wurde 1127 ein Gründungskonvent nach Ebrach entsandt. Dieser bestand gemäß den Statuen aus 12 Mönchen und einem Gründungsabt. Die Klöster sollten fern von menschlichen Siedlungen oder großen Straßen liegen. Nach Möglichkeit sollte es an einem Bach-oder Flusslauf liegen, da die Mönche am fließenden Wasser ihre Kleider waschen und ihr Geschirr abspülen mussten. Die Gegend sollte sich zur Landwirtschaft eignen, da die Ordensstatuten verlangten,dass die Mönche von ihrer Hände Arbeit lebten.(Josephus-Maria Canivez, Statuta capitulorum generalia ordinis Cisterciensis ab anno 1116 ad annum 1786, Bd. 1, Namur 1933,Statuta I,1134/V, S. 14)

Kloster Ebrach wurde nach Kamp (1123) und Lützel (1123) die dritte Zisterzienserabtei im deutschsprachigen Raum. Gründungsabt war Abt Adam. Adam trat wohl in Kloster Citeaux ein, vor er dann Mönch in Morimond war. Er stammte wahrscheinlich  aus dem Raum Köln wie auch der

erste Abt von Kloster Morimond, Arnold. Adam war auch in der Gruppe von Mönchen um Abt Arnold, die um1124 Kloster Morimond verließen, um ein neues Kloster im Heiligen Land zu gründen. Nach Arnolds Tod am 3. Jan. 1126 forderte Bernhard von Clairvaux Adam

brieflich auf, nach Morimond zurückzukehren. Das zeigte, dass Bernhard ein großes Vertrauen in Adam hatte und die Tatsache, dass er annahm, dass die Gefährten Adams mit ihm zurückkehrten, deutete auf eine Führungsbegabung Adams hin.

Der 2. Abt von Morimond Walter (1125-1137 oder 38)entsandte Adam als Gründungsabt nach Ebrach. Das sollte sich als Glücksfall für das neue Kloster erweisen.

Abt Adam war mit Bernhard von Clairvaux (1115-1153) befreundet, der ihn 1146/47 mit der Kreuzzugspredigt in Süddeutschland beauftragte. Seine Tätigkeit als Kreuzzugsprediger wird auch in einer Urkunde Konrads (1138-1152) dokumentiert. “ Konrad hält einen Hoftag ab, auf dem Abt Adam von Ebrach als Vertreter Bernhards von Clairvaux durch Verlesung von Briefen desselben und des Papstes und eine kurze Ermahnung fast alle Anwesenden, die wegen der herrschenden Erregung sich ohnedies dazu drängen, zur Kreuznahme bewegt” (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 437) Er unterhielt Kontakte zu Hildegard von Bingen (*1098-1179) und Gerhoh von Reichersberg (* 1092-1169).

Er hatte auch einen Draht zu den  Mächtigen. Zu König Konrad hatte er ein besonderes Vertrauensverhältnis. Konrads Gemahlin Gertrud (* um 1110-1146) ist in der Klosterkirche von Ebrach bestattet, ebenso wiederen Sohn, Friedrich IV. (Herzog von Schwaben 1152-1167)

Konrad bestätigte einige Schenkungen an Kloster Ebrach.

Adam ist auch vielfach in der Umgebung von Friedrich Barbarossa (1152-1190) bezeugt. 1152 wurde er von Friedrich als Mitglied einer Gesandtschaft zu Papst Eugen III. (1145-1153)benannt, die diesem Friedrichs Wahlanzeige überbrachte. Papst Eugen war übrigens der erste Papst aus dem Zisterzienserorden und vor seiner Wahl zum Papst als Bernhard von Pisa Gründerabt der  Zisterzienserabtei Tre Fontane bei Rom. (RI Friedrich I. – RI IV,2,1 n. 72)

Die beiden Gründer waren nicht reich und so war die Grundausstattung des neuen Klosters eher spärlich. Aber es gab schon sehr früh Geldschenkungen. So schenkte der Bamberger Domherr Konrad Kloster Ebrach 40 Talente, die er für eine Pilgerreise

zum Heiligen Grab gespart hatte. Sie sollten zum Klosterbau, zum Kirchenbau und zum Kauf für Ackerland verwendet werden. (Elke Goez Das Zisterzienserkloster Ebrach in seiner fränkischen Umwelt ,Sonderdruck aus dem 98. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 1996/99 ,

Anmerkung 12) Kaufkraftmäßig entspricht das heute etwa 36.000 €. Er kaufte Ackerland günstig ein. So erwarb  Kloster Ebrach 1140 vom Würzburger Kloster St. Burchhard 5 Mansen in Stockheim, die für dieses Kloster sehr ungünstig lagen für 24 Pfund. Das sind 125 Ar zu einem heutigen Preis von

etwa 7120 € . (Goez Anmerkung 14) Außerdem vergrößerte er den Ebracher Besitz durch geschickten Gütertausch. Es gelang ihm so, den Besitz  nicht nur räumlich zu vergrößern, sondern auch wirtschaftlich zu nutzen. Er schaute, dass die Liegenschaften an einem Tag erreichbar waren. Er mühte sich geschlossene Besitzkomplexe zu schaffen, da zusammen hängendes Land besser zu bearbeiten war. So tauschte er 1136 mit dem Abt von Fulda Grundbesitz in Alitzheim gegen Besitz in Schwanfeld und Brünnstadt. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1)

Schon 1134 konnte die erste Klosterkirche von Bischof Embricho geweiht werden. Aus diesem Anlass stiftete er dem Kloster mehrere Güter.

1142 nahm Papst Innozenz II. (1130-1143) Kloster Ebrach und seine Besitzungen in den Schutz der Römischen Kirche. Dabei wird ausdrücklich der Klosterhof in Würzburg erwähnt. Abt Adam richtete 1141 eine “Curia” in Würzburg ein.

Dieser Schritt stand eigentlich im Widerspruch zur Ordensregel. Denn diese untersagte den zisterziensischen Mönchen Besitz und Aufenthalt in Städten. Aber alle Zisterzienserklöster hatten dasselbe Problem. Sie bewirtschafteten ihren landwirtschaftlichen Besitz in Grangien.

Sie waren befähigte Verwalter und die Laienmönche, die Konversen, geschickte und oft spezialisierte Landwirte. Dazu kam neben Gehorsam, Keuschheit und Armut, zudem die Mönche verpflichtet waren, das Schweigegebot.

Keine Zeit sollte mit unnützem Geplauder vergeudet werden. Auch auf dem Feld sollte nur das unbedingt für den Fortgang der Arbeit Notwendige gesprochen werden. Es gibt sogar Hinweise auf eine spezielle Zeichensprache, die unter Konversen verwendet wurde. Selbst an bestimmten Feiertagen durften verschiedene Tätigkeiten nicht ruhen. Sie nutzten agrarische Innovationen und erwirtschaften praktisch zwangsläufig Überschüsse, die irgendwie vermarktet werden mussten. Die Grangien waren keine Erfindung der Zisterzienser. Sie wurden wohl in Hirsau erstmals eingerichtet. Neu war, dass die Wirtschaftshöfe Teil eines Verbundsystems aus ländlichen Produktionsstätten und städtischer Vermarktung (Stadthöfe) wurden.  Die Grangien waren oft auch auf Güter ausgerichtet, die am jeweiligen Standort besonders gut zu produzieren waren, z. B. Fische in Waldsassen, Wein in Eberbach.

Der Stadthof in Würzburg war der erste zisterziensische Stadthof auf deutschem Boden und wurde zu einem Vorbild für die anderen Konvente. Auch Ebrach richtete noch eine Reihe weiterer Stadthöfe ein.

Der Ebracher Hof in Würzburg wurde von Konrad III. schon 1146 von allen Abgaben befreit.(RI  Konrad III. – RI IV,1,2 n. *381)Auch Kaiser Friedrich erteilte dem Ebracher Hof in Würzburg eine Steuerbefreiung (RI Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 3284 ) Die Urkunde ist nicht genau datiert und wurde ausgestellt zwischen zwischen dem 9. März 1152 – Ende Mai 1189. Heinrich VI. (1169-1194) bestätigte in einer Urkunde, die zwischen 1185 und 1191 ausgestellt wurde, die Steuerbefreiung des Ebracher Hofs in Würzburg ebenfalls. (RI Heinrich VI. – RI IV,3 n. D633). König Philipp von Schwaben (1198-1208) bestätigte im Mai 1205 ( StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 30) diesen Sachverhalt nochmals. Er bezog sich dabei auf die drei Vorgänger. Zusätzlich ordnete er an, dass von den Weinen, die das Kloster selbst erzeugt, weder die Klosterbrüder noch Personen, die diese Weine verkaufen, irgendwelche Abgaben zu entrichten haben.

Der Pfleghof in Bamberg war der zweite Stadthof von Kloster Ebrach. Zunächst aber teilte sich das Kloster den Hof mit Kloster Langheim und Kloster Heilsbronn. Urkundlich erwähnt ist der gemeinschaftlich betriebene Hof  schon 1196. Der Bamberger Bischof Timo (1196 –1201) beurkundete eine Streitschlichtung zwischen den drei Klöstern auf der einen Seite und seinem Ministerialen Gundeloch auf der anderen Seite.  August 1196 (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 26)

Am 27. März 1301 verkaufte der Nürnberger Bürger Rüdiger Soreich  mehrere Häuser sowie einen Garten und einen Baumgarten in der Pfannenschmiedgasse in Nürnberg an Kloster Ebrach (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 331)

Das war die Keimzelle des Ebracher Hofs, der ständig erweitert wurde. Abt Johannes I. Kaufmann von Würzburg (1474–89) errichte 1480 an der südlichsten Ecke des Hofes die St. Michaelskapelle,

Der Pfleghof in Schweinfurt ist seit 1431 nachgewiesen. Unter Abt Hermann III. von Kottenheim (1430-1437) kaufte Kloster Ebrach am 17. Oktober 1431 einen Hof in der Stadt Schweinfurt zur “Lagerung von Gütern des Klosters in dem Haus sowie den Verkauf von Klostergütern in der Stadt” (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 874)

Neben den Stadthöfen betrieb das Kloster Amtshöfe. Dort wurden Erträge und Abgaben eingesammelt und die Grangien verwaltet. Aber sie dienten nicht der Vermarktung. Manche Amtshöfe wurden später schlossähnlich ausgebaut wie in Burgwindheim, Sulzheim, Oberschwappach und Mainstockheim.

Am 28. Januar 1148 nahm Papst Eugen III. Kloster Ebrach in den Schutz der Römischen Kirche. Hatte Papst Innozenz zusammen mit dem Hof in Würzburg 6 Besitzungen namentlich erwähnt, so waren es in dieser Urkunde schon 15. Bis zum Jahr 1300 erhielt Kloster Ebrach 59 Papstprivilegien. (Elke Goez,

Anmerkung 44). Aber auch die deutschen Herrscher stellten Schutzurkunden für das Kloster aus, erteilten Abgabenbefreiungen, bestätigten Nutzungsrechte oder Privilegien und bestätigten Besitz. So wird Schwabach mehrfach bestätigt. Elke Goez führt in ihrer Anmerkung 45 aus,

dass Ebrach bis zum Tod von Friedrich III. (+ 19. August 1493) 38 Kaiserurkunden vorweisen kann, die der Absicherung des Klosters dienten, worunter sich allerdings auch vidimierte und transumierte Urkunden befanden.

Die Zisterze wurde rasch von vermögenden Personen aus angesehenem Stand gefördert.

Im September 1151 urkundete Konrad III., dass er auf Bitten von Abt Adam seinen Sohn veranlasst hatte , dem Kloster den Steigerwald zu schenken. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 9)

Kurz nach der Stiftung von Gütern anlässlich der Kirchweihe übergab im Februar 1152  der Bamberger Bischof Eberhard II. von Otelingen (1146 –1170 ) Kloster Langheim im Weiler Lindenau (heute ein

Ortsteil von Heldburg im Kries Hildburghausen in Thüringen) zu gemeinsamen Nutzung mit Kloster Ebrach eine Salzquelle. Konrad III. bestätigte dies mit seiner Urkunde vom 2. Februar 1152. (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 787)

Der rasche Aufstieg der Abtei zeigt sich auch in den schnell folgenden Tochtergründungen. Nach den Statuten (Canivez, Statuta I , 1134/XII) waren zur Gründung eines Filialkloster 12 Mönche und ein Abt vorgeschrieben.

Die erste Tochtergründung wurde Kloster Rein in der Steiermark 1129, also nur zwölf Jahre, nachdem die Mönche aus Morimond in Ebrach eingetroffen waren. Der steirische Markgraf Leopold der Tapfere (1122-1129) hatte 1129 das Kloster

gegründet. Der erste Abt war Gerlach (1129- ca. 1164). Rein ist das weltälteste Zisterzienserkloster, wie es sich auf seiner homepage  selbst bezeichnet. Rein ist auch eine der frühesten Zisterzen, die sich auch um Seelsorge bemühte, was ursprünglich kein Anliegen des Ordens war.

Nur vier Jahre später wurden zwei Zisterzen in Franken gegründet, das Kloster Heilsbronn in Mittelfranken am 21.4.1133 und Langheim am 1.8.1133. Bischof Otto I. (1102 –1139 ) stiftete 1132 Kloster Heilsbronn. Es wurde schon 1139 als bischöflich-bambergisches Eigenkloster von Papst Innozenz II. bestätigt. Von 1297 bis 1625 war das Münster die Grablege der Fränkischen Hohenzollern. Der 1. Abt war Rapotho (1132–1157 ). Dann wurde er 2. Abt von Langheim und von 1166-1170 ist er als Nachfolger von Abt Adam in Ebrach nachgewiesen.

Kloster Langheim wurde 1132/1133 von drei Bambergern Ministerialen gegründet, hinter denen aber Bischof Otto von Bamberg stand. Der erste Abt war Adam (nicht identisch mit Abt Adam aus Ebrach) (1132–1180/81).

1145 wurde Kloster Nepomuk im Dorf Klášter gegründet.  Eine Mitwirkung des böhmischen Herzogs Vladislav II. (*um 1100-1174) gilt als wahrscheinlich. Der Gründungsabt ist nicht belegt. Für das Jahr 1177 ist ein Abt Konrad nachgewiesen.

Bischof Otto I. von Bamberg war auch in Aldersbach aktiv.  1120 war dort vom lokalen Adel ein Augustinerchorherrenstift gegründet worden. Bischof Otto unterstützte das Stift kräftig. Ottos Nachfolger in Bamberg, Bischof Egilbert (1139-1146) transferierte den Konvent 1146

nach Reichersberg und wandelte Aldersbach in ein Zisterzienserkloster um. Dahinter stand vielleicht die Überlegung, das Moorgebiet im Tal der Vils von Mönchen des im Landbau erfahrenen Zisterzienserordens kultivieren und wirtschaftlich erschließen zu lassen.  Erster Abt war

Siegfried (1146–1182) und Aldersbach die fünfte Tochter von Ebrach.

Das dritte Filialkloster in Franken wurde 1158 gegründet. Es wurde 1156 von Hermann von Stahleck gestiftet. Hermann war der Sohn von Goswin, dem Lehensherr der Gründer von Ebrach. Hermann wurde von seinem Schwager König Konrad III. 1142/43 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein  belehnt.

Kurz vor seinem Tod stiftete er Kloster Bildhausen, das erst 1158 mit Mönchen aus Ebrach besiedelt wurde. Der erste Abt war Heinrich,, der von 1158-1190 regierte. Herrmann wurde zunächst in Ebrach bestattet und nach der Fertigstellung der Kirche von Bildhausen fand er dort seine letzte

Ruhestätte.

1146 wurde in Wilhering im heutigen Oberösterreich an der Donau ein Zisterzienserkloster als Filiale von Kloster Rein besiedelt. Allerdings drohte nach knapp 40 Jahren schon das Ende des Klosters. Das in Citeaux tagende Generalkapitel beschloss, das Kloster von Ebrach aus neu zu besiedeln.

Das war in der Regierungszeit des 4. Abtes von Ebrach, Burkhard I. (1182-1187). Er schickte Heinrich mit einem Gründungskonvent nach Wilhering, der dort aber nur ein Jahr im Amt war. Wilhering wurde Ebrach als Filialkloster unterstellt. Die nächsten 4 Äbte hatten ihre Profess alle in Ebrach abgelegt.

Abt Otto von Niest regierte in Wilhering von 1193 bis 1201. Er resignierte 1201 und kehrte dann nach Ebrach zurück. Abt Eberhard (1208-1215) hatte seine Profess ebenfalls in Ebrach abgelegt. Er wurde 1215 als Abt nach Ebrach abberufen. Dort resignierte er 1219 und starb kurz danach

Im Jahr 1342 wurde das niederländische Kloster Eytheren (Ysselstein) ins Leben gerufen, allerdings gehörte das Kloster nur bis 1412 zur Ebracher Filiation, denn damals trat Ebrach die Zisterze an den Abt von Kloster Altenberg im Bergischen Land ab. Abt in Ebrach war bei der Gründung

des holländischen Klosters Albert von Anfeld (1328-1344). Die Übergabe an Kloster Altenberg geschah im Abbatiat von Heinrich Heppe  (1404 bis 1426), der gezwungen war einen rigiden Sparkurs zu fahren, der möglicherweise auch zur Übergabe von Eytheren an Altenberg geführt hatte.

Als letztes Kloster kam Kloster Bronnbach in die Filiation von Ebrach. Zwar war Bronnbach schon 1151 als Tochterkloster von Maulbronn gegründet worden. Als Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) in Württemberg 1534 die Reformation einführte und in der weiteren Folge die Württembergischen Klöster aufhob, verlegte der Maulbronner Abt Johannes IX. von Maulbronn (1521-1547) am 28. September 1537 die Abtei nach Pairis im Elsass. Kloster Bronnbach wurde der Abtei Ebrach unterstellt. (siehe dazu auch Mei Büchle, Kloster Maulbronn und Kloster Bronnbach)

Ebrach hatte auch die Aufsicht über die Zisterzienserinnen in den Klöstern Schönau (Gemünden am Main), Birkenfeld (Neustadt an der Aisch), Himmelspforten (Würzburg-Zellerau) und Maidbronn (Ortsteil von Rimpar in Bayern).

Der Klosterbesitz mehrte sich ständig. Nach der
Stiftung des Steigerwaldes schenkte Friedrich von Rothenburg dem Kloster auch das Dorf Schwabach und die dortige Pfarrkirche. Die Stiftungsurkunde ist zwar verloren. Sie wird aber in mehreren Kaiserurkunden bestätigt, erstmals von Heinrich VI. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 24)

Abt Adam hatte neun Jahre nach der Gründung den klösterlichen Grundbesitz in 4 Grangien organisiert und bewirtschaftet. Den vier Grangien Mainstockheim, Alitzheim, Kaltenhausen bei Volkach und Morsbach folgten zu Adams Lebzeiten noch drei weitere, nämlich

Mönchherrnsdorf bei Burgwindheim, Waldschwind und Sulzheim. Warum waren die Zisterzienser so erfolgreich? Bei den Zisterziensern war nicht nur die Kontemplation sondern der eigenen Hände Arbeit Ordensideal. (Canivez Statuta I 1134/, S. 14).

Sie hatten auch das Institut der Konversen optimiert und so die Frage der Arbeitskräfte zu mindestens in ihrer Anfangszeit bestens gelöst. Auf die Schaffung geschlossener Besitzkomplex wurde oben schon hingewiesen. In der täglichen  Arbeit griffen sie agrarische Innovationen auf.

Sie brachten neue Düngemethoden zum Einsatz. Z. B. diente eine Grangie in Kloster Eberbach,der Neuhof, wo Viehzucht betrieben wurde, nicht nur der Nahrungsversorgung des Klosters sondern vor allem zur Erzeugung von Dünger für die Weinberge. (siehe Mei Büchle Kloster Eberbach)

Sie waren Spezialisten in der Wasserwirtschaft, was man sowohl in Ebrach als auch in Waldsassen hervorragend sehen kann. Sie kümmerten sich um die Verbesserung des Getreideanbaus. Sie kümmerten sich um die Obstkulturen. So führten sie Waldsassen zum Beispiel die Sorte Reinette ein,

die sie aus Burgund mitgebracht hatte. Gleiches gilt für den Weinbau. In Eberbach wurde die Burgunderrebe angesiedelt. Die Silvanerrebe wurde in Franken von Abt Alberich Degen 1665 in Franken eingeführt. Nach Maulbronn wurde die Traminerrebe gebracht. Dort arbeiteten

die Zisterzienser mit Terassenweinbau und zum Weinbau im Elsass siehe Pfleger, Lucien: Die Zisterzienserabtei Neuburg im Heiligen Forst und der Weinbau im unteren Elsass. In: Bulletin de la Société d´Histoire et d´Archéologie de Haguenau, 1930-32. S. 101-110.

In fast allen Zisterzienserklöstern spielte die Schafzucht eine Rolle. Einmal waren die Schafe natürlich Nahrungsquelle. Aber auch die Wolle für die Kutten wurde gebraucht. Und die Schreibstuben der Klöster brauchten Pergament. Die Schafhaltung schlug sich auch in der Bepflanzung nieder.

Es wurden z. B. Pflanzen angebaut, die dem Schafsverbiß widerstehen.

Abt Adam starb an einem 23. November, frühestens 1167, spätestens 1169. Seine Gebeine ruhen seit 1697 im Mausoleum der Ebracher Abteikirche.

Auf Adam folgte Rapotho als 2. Ebracher Abt. Er stammte wohl aus dem Geschlecht der Grafen von Abenberg. Ihr Stammsitz ist Burg Abenberg in Abenberg im heutigen Landkreis Roth. Diese hatten im Auftrag von Bischof Otto I. Kloster Heilsbronn gegründet.

Dort war Rapotho von 1132-1157 der erste Abt. Dann wechselte er nach Kloster Langheim, wo er  zweiter Abt wurde. (diese Angaben aber  bei wikiwand und wikipedia. die Biographia Cisterciensis führt  einen Abt Rapoto von 1181-1207, was aber von den Lebensdaten nicht passt.

In Ebrach wir Rapotho von 1160-1170 geführt. Er erwarb mehrere Güter für Ebrach. Er resignierte 1170 und starb nach 1170.

Der dritte Abt wurde Konrad.I (1178-1180). Von ihm weiss man nur wenig. Arnold Truchsess von Rothenburg erhielt von den Staufern die Erlaubnis, zur Sicherung von seinem und seiner Familie Seelenheil einen den Staufern gehörenden Hof in Elgersheim dem Zisterzienserkloster Ebrach im Steigerwald zu stiften. Dies geschah 1178 in der Amtszeit von Abt Konrad I. Kloster Ebrach richtete später in Elgersheim einen Amtshof ein.

Sein Nachfolger wurde Burkard I. (1182-1187).Er wurde in drei Papsturkunden erwähnt.Papst Lucius III.(1181-1185) nahm  am 3. Mai 1182 Kloster Ebrach mit all seinen Besitzungen in den Schutz der Römischen Kirche. (RI Lucius III. – RI IV,4,4,1 n. 21)Am 22. November 1183 gewährte er Abt und Konvent 

die Befreiung von der Entrichtung des Zehnten an die Würzburger Archidiakone.(RI Lucius III. – RI IV,4,4,1 n. 860)

1185 geriet das Kloster Wilhering in Oberösterreich in Not. Das in Citeaux tagende Zentralkapitel beschloss, das Kloster von Ebrach aus neu zu besiedeln. Es wurde Kloster Ebrach unterstellt. Abt Burkhard schichte Abt Heinrich und einen neuen Gründungskonvent nach Wilhering (s.o.)

In einer Papsturkunde von Papst Gregor VII.(Okt.1187-Dez 1187) stellte am 30.10.1187 eine Urkunde aus, die an Burkard gerichtet war und in der er Kloster Ebrach von den Zehnten befreit. (RI Gregor VIII. – RI IV,4,4,3 n. 1308). Burkard starb wohl im Jahr 1187.

Auf ihn folgte Abt Herrmann I.(1194-1200). Am 2. Januar 1194 musste der Würzburger Bischof Heinrich von Berg (1191-1197) Kloster Ebrach Güter zurückerstatten, die er dem Kloster widerrechtlich entzogen hatte. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 22) Kaiser Heinrich VI. beurkundete diesen Vorgang auch am 2. Januar 1194. (RI Heinrich VI. – RI IV,3 n. 330) Heinrich VI. erstattete am 16. Juli 1195 die Pfarrei Schwabach dem Kloster Ebrach zurück, die Friedrich von Rothenburg Kloster Ebrach geschenkt hatte und die Friedrich I. dem Kloster entfremdet hatte. (RI Heinrich VI. – RI IV,3 n. 463).

König Philipp von Schwaben bestätigte diese Schenkung am 15. März 1200. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 25)

1200 wurde der Grundstein zur gotischen Stiftskirche und zur Michaelskapelle gelegt.

Abt Hermann starb an einem 20. Mai. Das Jahr liegt nicht fest. Er ist bis 1200 nachgewiesen. Sein Nachfolger Meingoth ist 1204 zum ersten Mal erwähnt.

Am 13. Oktober 1204 nahm Papst Innozenz III. Kloster Ebrach mit allen seinen Angehörigen und Besitzungen in den Schutz der Römischen Kirche.Die Besitzungen wurden aufgezählt und Papst Innozenz bestätigte auch die von seinen Vorgängern verliehenen Privilegien und Freiheiten.

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 28)

In Meingoths Regierungszeit fiel auch die Abgabenbefreiung des Ebracher Hofs in Würzburg an (s.o. Mai 1205).

Am 24. Februar 1209 bestätigte Kaiser Otto IV. (1209-1218)den Besitz der Pfarrei von Schwabach. (RI Otto IV. – RI V,1,1 n. 271)

Abt Meingoth resignierte 1212. Sein Sterbedatum 24. Mai 1219 ist gesichert.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard I. (1215-1219).  Er trat wohl schon früh in die Abtei Ebrach ein. Er wurde von Kloster Ebrach ins Stift Wilhering geschickt, um dort die Abtsstelle anzunehmen. Nach der Resignation von Meingoth wurde er

nach Ebrach zurückgerufen, nachdem dort der Abtsstuhl seit 1212 verwaist war. Am 14. April 1219 kaufte Abt Eberhard von dem Würzburger Diakon Konrad den Hof Sonderhofen in Würzburg für 61 Mark. Hier richtete dann Abt Winrich ein Studienhaus des Zisterzienserordens ein

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 45) Der Verkauf wurde von dem Würzburger Bischof Otto von Lobdeburg (1207-1223) beurkundet.

Abt Eberhard resignierte im Jahr 1219 und starb kurz darauf.

Zu seinem Nachfolger wurde 1220 Abt Engelbert (1220-1236) gewählt.

Die Grafen von Castell zählten im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts und Anfang des 13. Jahrhunderts mit zu den großzügigsten Stiftern von Kloster Ebrach. So befreite Graf Rupert II. (+ um 1234)alle Weingüter, die aus Casteller Besitz an Ebrach gelangt sind, von der Vogtei (Goez Anmerkung 50)

Außerdem wurden 1225 länger schwelende Streitigkeiten zwischen dem Grafen und Kloster Ebrach beendet. Es ging um einige Weinberge und Güter in Kaltenhausen , Ober- oder Untereisenheim , Fahr  und Elgersheim , die der Graf dem Kloster zu Unrecht entzogen hatte. Der Graf verzichtete auf

seine Ansprüche und gab die Güter dem Kloster zurück.(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 58)

Im Juni 1235 bestätigte Kaiser Friedrich II. (1212-1250) die von ihm am 24. Februar 1213 in Nürnberg ausgestellte Urkunde (RI Friedrich II. – RI V,1,1 n. 694) wegen  des Besitzes der Pfarrei Schwabach.(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 68)

Abt Engelbert resignierte im Jahr 1236 und starb später an einem unbekannten Ort.

Abt Alhard (1238-1244) taucht 1238 in einem Vergleich zwischen dem stiftischen Schultheißen in Fahr  Lenther sowie Abt Alhard und dem Konvent des Klosters Ebrach. Außerdem wird ein Gütertausch vorgenommen. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 74).

Im November 1240 nimmt Konrad IV.(1237-1250) auf Bitten von Abt Alhard Kloster Ebrach und seine Besitzungen in seinen und des Reiches Schutz. Besonders hervorgehoben wird das Gut Schwabach und die dazu gehörende Pfarrkirche. (RI Conrad IV. – RI V,1,2 n. 4433)

1243 beurkundet der Würzburger  Bischof Hermann I. von Lobdeburg (1225-1254)den Verkauf von Gütern in Brünnstadt für 300 Mark Silber, das sind nach heutigem Wert etwa 48.459,00 €, an Abt Alhard und den Konvent von Ebrach. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 79)

Abt Alhard resignierte 1244.

Auf ihn folgte Heinrich I. (1244-1252). Er taucht in 2 Schenkungsurkunden auf (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 91 und 92) und 1251 in der Übertragung des Zehnten in Großgressingen durch Bischof Hermann I. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 95)

Abt Heinrich resgnierte 1252 und starb im selben Jahr.

Auf ihn folgte Abt Berthold (1252-1262). Er wurde 1252 zum ersten  Mal erwähnt. Im 13. Jahrhundert erhielt das Kloster oft Güter geschenkt, für deren Übereignung sich die Ordensbrüder zu einem Jahrtag verpflichteten oder der Stifter machte die Zusicherung einer

Begräbnisstätte in Ebrach als Bedingung. So erhielt das Kloster am 24. November 1254 von Hermann von Lisberg und seiner Ehefrau, aus einer fränkischen Adelsfamilie stammend, die vor allem im Aurachgrund begütert war, “einen Hof, eine Mühle sowie Äcker, Wiesen und Weinberge in Mainbernheim (Bernheim). Dafür sollen die Mönche das Jahrgedächtnis von Hermanns Vater Eberhard von Lisberg sowie der Eheleute begehen. Sollte Hermann von Lisberg ein Begräbnis im Kloster wünschen, dann ist ihm ein solches zu gewähren” (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 99)

Am17. Februar 1260 bestätigte Papst Alexander IV.(1254-1261) Abt und Konvent von Ebrach den Besitz der Pfarrkirche in Schwabach. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 118)

1260 übertrug der Bamberger Bischof Berthold Graf  von Leiningen (1257-1285) Kloster Ebrach den Zehnten von Köttmannsdorf, heute Teil vom Markt Hirschaid in Oberfranken. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 120).

1262 löste Abt Berthold die Vogtei über das Dorf Kaltenhausen von den Grafen Heinrich (1253- um 1289) und Hermann (+ um 1289) von Castell aus.(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 125)

Abt Berthold resignierte im Jahr 1262.

Sein Nachfolger wurde Abt Nikolaus I. (1262-1271).

Am 26. März 1286  verkauften Hermann I. von Castell (s.o.) und seine Frau  Sophia zur Linderung ihrer Schuldenlast ihre Güter in dem Dorf  Schallfeld, heute Ortsteil der Gemeinde Lülsfeld. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 133).

Am 9. Juni 1268 bestätigte Papst Clemens IV. (1265-1268)Abt und Konvent von Kloster Ebrach alle Privilegien, Freiheiten und Immunitäten, die seine Vorgänger dem Kloster verliehen haben, sowie alle Befreiungen von weltlichen Abgaben, die der Abtei von Königen, Fürsten oder anderen Gläubigen gewährt wurden. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 134).

Am 23. Februar 1269 schenkte Eberhard von Thüngveld, aus einem fränkischen stifts-und ritterbürtigem Geschlecht Kloster Ebrach das Dorf Haag mit allen Zugehörungen sowie den Zehnt- und Vogteirechten. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 135)

Auch Bürger begannen dem Kloster Stiftungen zu übereignen. So schenkte der Würzburger Bürger Albert von Dinkelsbühl Kloster Ebrach seinen Hof in Würzburg. Dafür sollte sein Jahresgedächtnis begangen werden und er eine Begräbnisstätte in Ebrach erhalten.

Eine weitere interessante Bedingung enthielt die Stiftungsurkunde : “Sollte der Schenker unverschuldet in Not geraten, dann wird er vom Kloster bis zu seinem Lebensende mit allem Notwendigen versorgt.” Gesiegelt wurde die Urkunde vom Würzburger Dompfarrer und der Stadt Würzburg.

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 137) Daraus kann man ersehen, dass die Stadt durchaus daran interessiert war, dass ihr ihre Bürger, wenn sie bedürftig waren, nicht zur Last fielen

Abt Nikolaus resignierte 1271 und starb noch im selben Jahr.

In den letzten drei Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts erfolgten fast jährlich Käufe von Kloster Ebrach . Außerdem erhielt das Kloster verschiedene größere Schenkungen und Vermächtnisse und so konnte es in dieser Zeit seinen Besitz fast verdoppeln.

1272 wurde der Ort Siegendorf, heute Ortsteil des Marktes Oberschwarzach im Kreis Steinfurt, teils durch Kauf, teils durch Tausch aus der Hand mehrerer Besitzer erworben. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 142

Abt Berengar (1271-1276) wurde als 13.  Abt zum Nachfolger von Abt Nikolaus  gewählt. In einer Tauschurkunde vom 22. April 1371 ist Berengar als Prior  und Zeuge genannt. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 141)

Am 18. Mai 1274 bestätigte Papst Gregor X. (1271-1276) Abt und Konvent  von Ebrach alle ihnen von seinen Vorgängern verliehenen Privilegien, Freiheiten und Immunitäten sowie die dem Kloster von Königen, Fürsten und anderen Gläubigen gewährten Befreiungen von weltlichen Abgaben.

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 152)

Am 15. Dezember 1274 bestätigte König Rudolf von Habsburg dem Kloster die Schenkung des Gutes Schwabachs und der Pfarrkirche durch Herzog Friedrich von Rothenburg. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 154)

Eine größere Schenkung erhielt das Kloster am 31. Dezember 1274. Heinrich von Zavelstein, mit dem das Geschlecht 1298 ausstarb, schenkte Kloster Ebrach den Gangolfsberg in der Rhön mit allen dazugehörigen Wäldern, Gütern und einer Kirche, die dem heiligen Gangolf geweiht war. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 155)

Am 29. November 1275 kaufte Abt Berengar vom Würzburger Bischof Berthold von Sternberg (1274-1287) die Burg Spiesheim mit allen Zugehörungen und Rechten in den Dörfern Ober- und Unterspiesheim für 190 Mark Silber. (das entspricht etwa 30.691,00 €, kaufkraftmäßig aber

ungefähr 92.072,00 €.) (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 161)

Abt Berengar resignierte 1276. Er starb am 20. August 1276.

Sein Nachfolger wurde Abt Winrich (1276-1290) Er hatte seine Profess in Kloster Waldsassen abgelegt. Von 1262-1276 war er Abt im Zisterzienserkloster Žďár (deutsch Kloster Saar), das 1252 von Mönchen des Klosters Nepomuk in Böhmen besiedelt.

1262 war er dort von den Mönchen von Žďár zum Abt gestimmt worden. Eine seiner ersten Amtshandlungen, die überliefert sind, war der Besuch des Generalkapitels in Citeaux 1263. Im Jahr 1263 rissen die Mönche von Žďár ihre alten Behausungen im Tal ab

und zogen in ein neues Kloster, das auf dem Berg lag. Unter Abt Winrich vollendete man den neuen Kapitelsaal. Sein größtes Werk war aber die Fertigstellung der steinernen Kirche. Nach der Vollendung wurde der Chor ausgemalt. 1264 weihte man den Hochaltar und die Gebeine

von Boček von Jaroslavice und Zbraslav wurden in die neue Kirche umgebettet. Er hatte 1252 das Kloster gegründet. 1264-1276 wurde das Langhaus der Kirche gebaut.

Nachdem Abt Berengar resigniert hatte und kurz danach verstarb, wurde in Ebrach ein Nachfolger gebraucht. Gegen den Willen des Konvents von Žďár wurde Abt Winrich  nach Ebrach geschickt. Dort wurde seit 1200 an der neuen Kirche gebaut. Sie stand kurz vor der Fertigstellung.

In Žďár hatte Winrich seine Fähigkeiten ja bereits unter Beweis gestellt. 1285 wurde die Kirche von dem Würzburger Bischof Berthold II. von Sternberg (1274- 1287) geweiht.

Aber nicht nur um den Kirchenbau kümmerte sich Abt Winrich. Er sorgte auch tatkräftig für den Klosterbesitz.

Am 6. Oktober 1278 beurkundete Bischof Berthold II. , dass Ludwig von Windsheim ins Kloster Ebrach eintreten will und deshalb seine Burg Burgwindheim mit den Dörfern Burgwindheim und weiteren Dörfern Kloster Ebrach schenkte. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 175)

Am 2. November 1281 verzichtete Sibeck von Windsheim, der Onkel von Ludwig von Windsheim ebenfalls auf alle Rechte an Burg und Dorf Burgwindheim. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 191)1279 kaufte Abt Winrich von Heinrich von Stollberg eine Mühle in Beitbach (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 180) 1282 tätigte er mit Heinrich von Stollberg auch den Teilerwerb von Mittelsteinach. (Hildegard Weiss, Die Zisterzienserabtei Ebrach, Stuttgart 1962, S.12)

Am 20. August 1281 verkaufte er an König Rudolf von Habsburg das Gut Schwabach mit den zugehörigen Gütern, Rechten und Untertanen. Ausgenommen sind die Pfarrkirche mit ihren Ausstattungsgütern, die Zehnten und der Klosterhof mit seinen Zugehörungen. Der König bezahlt dafür dem Kloster 750 Pfund Heller in festgelegten Raten. Das entspricht kaufkraftmäßig etwa 331.030,00 €. Dafür stellte er mehrere Bürgen, unter anderem den Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg (1260-1297) (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 190).

Am 13. März 1283 verkaufte der Würzburger Bischof Berthold II “wegen drängender Schulden” die hochstiftischen Güter und Rechte in Herlheim sowie den Forst Hörnau  an Abt Winrich und den Konvent des Klosters Ebrach für 800 Pfund Heller(kaufkraftmäßig etwa 353.100 €.)(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 195)

Nicht nur durch Kirchenbau und Güterverwaltung war die Regierungszeit von Abt Winrich geprägt. 1242-1255 war Stephen von Lexinton Abt von Clairvaux. Vorher war er Abt im englischen Stanley Abbey in Wiltshire. Aufgrund seiner Erfahrungen in Irland und England war er überzeugt, dass die

Novizen des Zisterzienserordens besser geschult sein müssen. Er griff die Pläne seines Vorgängers Abt Evrard (1235–1238) auf, in Paris eine Schule des Zisterzienserordens einzurichten. Das Collège des Bernardins nahm 1250 seine Arbeit auf. Es stand unter der Aufsicht der Äbte von Clairvaux, die auch die Schulleiter ernannten. 1245 überzeugte er das Generalkapitel nach dem Vorbild des Dominikanerordens ein Ausbildungs- und Lehrkonzept für den Zisterzienserorden einzuführen. Nach dem Beschluss des Generalkapitels sollte jeder Abt nach Möglichkeit eine Schule für seine Mönche gründen.

Darauf aufbauend sollte jede Ordensprovinz ein spezialisiertes Theologiestudium anbieten , das für begabte Mönche offenstehen sollte.

Abt Winrich kam diesem Beschluss nach und richtete 1284 in Würzburg im Hof Suderhofen ein Collegium . Der Generalabt Jean II. de Ballon (1266– 1284  förderte dieses und räumte ihm die gleichen Rechte ein, wie es das Collège des Bernardins in Paris hatte.

1285 war die neue Kirche in Ebrach fertiggestellt und der Würzburger Bischof Berthold II. weihte sie am 9. September 1285 feierlich ein.

Die dreischiffige Gewölbebasilika mit Querhaus ist ein Meisterwerk der Frühgotik in Deutschland.Sie  hat einen gerade geschlossenen Chor mit Umgang und Kapellenkranz und verweist auf das Vorbild Cîteaux, wo 1193 diese Chorlösung entstand.

Am 14. Januar 1286 kaufte Abt Winrich in Nürnberg  ein Haus am Fischbach mit Zubehör für 130 Pfund Heller. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 216)

Als Bischof Berthold II. 1287 starb, wurde sein Herz in der Klosterkirche von Ebrach bestattet. Möglicherweise wurde auch schon das Herz von Bischof Siegfried (*1150) in Ebrach bestattet. Mit Bischof Berthold hatte sich dieser Brauch aber eingebürgert.

Erst mit dem Nachfolger von Julius Echter (1573-1617) Johann Gottfried (I.) von Aschhausen ( 1617-1622) endete diese Tradition. Die Herzen von mindestens 37 Würzburger Oberhirten wurden also in Ebrach beigesetzt, möglicherweise ein sichtbares Zeichen

für das Bemühen der Würzburger Bischöfe, die Hand nach Ebrach auszustrecken.

Eine der letzten Käufe Abt Winrichs waren die Güter des Konvents von Münsterschwarzach in Untersambach. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 243) Abt in Münsterschwarzach war Sifrid (1288–1316 ). Er musste die in Auseinandersetzungen kleinerer Adelsgeschlechter und den Fürstbischöfen von Würzburg zerstörten Baulichkeiten der Abtei wieder herstellen und Klosterschulden abtragen, wohl ein Grund für den Verkauf. Schon zwischen 1248 und 1271 (Datierung der Urkunde) war Kloster  Münsterschwarzach zu einem Güterverkauf wegen großer Schäden, die es erlitten hatte, gezwungen.

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 144)

Abt Winrich starb am 11. April 1290 . Er wurde im südlichen Querhaus der Klosterkirche bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Hermann II. (1290-1306). Von 1278-1290 war er Abt in Kloster Langheim.

Einen großen Kauf tätigte er im März 1296, als er von Abt Ekkehard von Schwabsberg (1278-1309) und dem Konvent von Ellwangen die Pfarrei Katzwang mit der Pfarrkirche und deren Patronatsrecht für 470 Pfund Heller kaufte. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 295). Das ist heute ein Stadtteil von Nürnberg

und wurde früher im Klosteramt Katzwang zusammengefasst.

Am 30. September 1297 verbriefte Bischof Manegold von Neuenburg (1287-1303) den fränkischen Zisterzienserklöstern das Recht, ihre Güter und Waren frei und ohne Abgaben in die Stadt Würzburg zu bringen, dort zu lagern und zu verkaufen. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 307)

Abt Hermann starb 5. Oktober 1306.

Auf ihn folgte Friedrich III. von Leuchtenberg (1306-1328) Er war der älteste Sohn des Landgrafen Friedrichs II. von Leuchtenberg (1244-1284). Die Familie war ein mittelalterliches  Adels-und Herrschergeschlecht in der Oberpfalz. Die Landgrafschaft Leuchtenberg, heute ein Markt im Landkreis

Neustadt an der Waldnaab, war damals das größte nicht-wittelsbachische und nicht geistliche Territorium in Bayern.

Friedrich trat in die Zisterzienserabtei Aldersbach ein. 1304-1306 war er Abt im Kloster Langheim. 1306 wurde er Abt in Ebrach.

Am 9. Juni 1308 vermachte Konrad Burggraf, genannt der Fromme (1220-1314) in seinem Testament Kloster Ebrach seine vier Güter in Clarsbach und seinen Hof in Büchenbach. Außerdem vermachte er dem Kloster 10 Pfund Heller für die Exequien. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 364)

Er hatte  sein Begräbnis in Kloster Ebrach gewählt.

1309 bekam das Kloster einen Hof mit Garten und mehreren Weinbergen geschenkt. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 367).

Insgesamt erhielt Kloster Ebrach viele Stiftungen und tätigte auch Käufe, so z.B. mit dem Stift St. Gangolf zu Theuerstadt, das ist das vierte Bamberger Stift. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 386)

1315 kaufte das Kloster eine Mühle bei Marktbreit. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 411-413).

Am 13. April 1328 setzte Papst Johannes XXII.(1316-1334), gegen den  es in Deutschland wegen des starken französischen Einfluss an der Kurie sowie seine Politik gegen gegenüber Ludwig IV. (Kaiser von 1328-1347) eine stark antipäpstliche Stimmung gab, Friedrich zum Bischof des Bistums Eichstätt

ein. Das geschah allerdings gegen das Wahlrecht des Domkapitels und gegen den Willen des Volkes und des Klerus. Zwar war Friedrich der 1. von zwei Bischöfen, die aus Ebrach kamen. Volk und Klerus verweigerten ihm den Einzug in der Stadt. So hielt er sich abwartend auf der Burg Holnstein

bei Berching auf. Er starb 1329 ohne die Bischofsweihe erhalten zu haben.

Nach der Berufung von Friedrich zum Bischof wurde Albert von Anfeld (1328-1344) zum 17. Abt von Kloster Ebrach gewählt.

Von der Deutschordenskommende in Würzburg kaufte Abt Albert Weinberge in Ochsenfurt. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 489)

Von Papst Johannes XXII. erhielt Kloster Ebrach die Genehmigung ein “subsidium karitavium” von deutschen Zisterzienserklöstern einzufordern. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 495-499)

Abt Albert kaufte mehrere Höfe in der Umgebung, sowie eine Reihe von Weinbergen am Main

Abt Albert verstarb am 13. August 1344.

Auf ihn folgte Abt Heinrich II. (1344-1349). Auch er mehrte den Klosterbesitz und kaufte eine Reihe von Gütern. Er starb nach fünfjähriger Regierungszeit am 6. Mai 1349.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto Jäger. Er stammte aus Deutsch-Matrei, heute Matrei am Brenner. Er trat unter Abt Konrad I. Walder von Füssen in die Zisterzienserabtei Stams ein. Dort studierte er Theologie und erreichte akademische Grade.

1349 wechselte er in die wesentlich größere Abtei Ebrach, die ihm mehr Entfaltungsmöglichkeiten bot. Im Jahr seines Wechsels wurde er zum Ebracher Abt gewählt.

Am 4. Mai 1352 bestätigte König Karl IV. (1346-1378- Kaiser war er ab 1355) Kloster Ebrach dass es nur dem Reich unterworfen ist und allein seinem Schutz untersteht, alle von seinen Vorgängern verliehen Freiheiten und Privilegien sowie seinen gesamten Besitz.

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 613). Besonders hob er dabei die Pfarrei Schwabach hervor. Die Pfarrei war  1212 durch den Eichstätter Bischof Hartwig von Grögling–Dollnstein (1196-1223) Kloster Ebrach inkorporiert worden. Die Einkünfte, die das Kloster aus der Pfarrei bezog,

scheinen später die Begehrlichkeit von dritten geweckt worden. 1299 gelangte Emich I. Graf von Nassau-Hadamar (+1334) in den Besitz von Schwabach. Seinen Söhne Johann (+1365) und Emich II.(+ 1359), beide wegen zahlreicher Fehden ständig in Geldnot, war es wohl gelungen,

sich gegen geltendes Recht in den Besitz der Rechte an der Pfarrei Schwabach zu bringen.  Am 19. August 1353 folgte eine weitere Urkunde von Karl IV. Darin befahl er den beiden Grafen, die Pfarrei Schwabach mit allen Zugehörungen und den zur Pfarrei gehörenden Zehnten an Ebrach zurückzugeben

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 620). Auf Bitten von Gräfin Anna von Nassau, der Mutter der beiden Grafen, genehmigte Abt Otto 1355 den Bürgern von Schwabach, eine Stiftung einzurichten, damit ein Priester täglich die Frühmesse liest.67 Die Bürgerdurften den Geistlichen bestimmen, dessen Einsetzung erfolgte jedoch durch das Kloster. Finanzielle Verpflichtungen übernahm Ebrach nicht, die Besoldung des Geistlichen muss demnach über die Stiftung der Bürgerschaft erfolgt sein. (Kirche in Schwabach im Mittelalter1- Wolfgang Dippert, Stadtarchiv, 2021, S.11)

Endgültig gelöst waren die Probleme damit noch nicht, wie eine Urkunde vom 6. Juli 1379 von Kardinal Pileus belegt. “Auf Bitten der Empfänger befiehlt der Aussteller den Pfarrvikaren an den dem Kloster inkorporierten Pfarreien Schwabach, Katzwang, Erlenbach und Burgebrach mit den ihnen zugeteilten Pfründen und Einkünften zufrieden zu sein und keinerlei weitergehende Forderungen an die Empfänger zu stellen. Kardinal Pileus war 1379 päpstlicher Legat in Deutschland
Aussteller: Kardinal Pileus” (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 695)

Papst Urban VI. (1378-1389) erlaubte am 11. Dezember 1379 Abt Otto und seinen Nachfolgern das Tragen von Mitra, Rind und anderen bischöflichen Insignien.(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 697)

Auch Otto mehrte den Klosterbesitz. Von den Päpsten Urban V. (am 23.5.1369) und Gregor XI.(am 4.2.1372) erhielt Abt Otto die Privilegien des Kloster bestätigt.

Abt Otto starb am 8. Juni 1385 .

Zum seinem Nachfolger wurde Peter I. (1385 bis 1404) gewählt. Seine Regierungszeit war aber überschattet vom Würzburger Städtekrieg. Es ging hier um Auseinandersetzungen zwischen dem Bürgertum und dem Bischof in Würzburg. Im 13. Jahrhundert wurde dieser Konflikt langjährig

und regelmäßig und blutig ausgetragen. 1296 hob der Bischof Manegold (1287-1303)den Rat der Stadt auf. Er versuchte auch die Klosterhöfe der Zisterzienser zu besteuern, was die Klöster unter anderem mit dem Hinweis auf die Bulle von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) Clericis laicos

vom 25. Februar 1296 zurückwiesen. Darin geht es um eine Steuererhebung für den Klerus. Darauf griffen die Bürger die Stadthöfe an. Bischof Manegold verhängte dann ein Interdikt. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts schien der Bischof gesiegt zu haben. Die bürgerlichen Eliten

verließen sukzessive die Stadt, was deren Wirtschaftskraft minderte. Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372-1400) versuchte das verschuldete Hochstift zu sanieren, was den fiskalischen Druck auf die Stadt verstärkte. Der Konflikt eskalierte erneut.

Auch auf Ebrach wirkte sich das konkret aus. König Wenzel (1376-1400) erließ am 08.0ktober 1397 folgende Urkunde: “Da der von Reichs wegen zum Schirmer des Klosters Ebrach ernannte Bischof Gerhard von Würzburg aufgrund seines Krieges mit den Städten seines Hochstifts zur Ausübung dieser Aufgabe nicht in der Lage ist, nimmt der Aussteller die Empfänger mit ihren Gütern und Untertanen in den besonderen Schutz des Reiches und gibt ihnen als Schirmer den königlichen Hauptmann in Bayern und Landvogt im Elsass Borziwoy von Swinar. Falls dieser aufgrund anderer Geschäfte diese Aufgabe nicht wahrnehmen kann, sollen die jeweiligen Reichsamtleute in Schweinfurt und Prichsenstadt, derzeit sind dies Weiprecht von Grumbach und Wilhelm von Thüngen, den Schutz des Klosters übernehmen.” (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 741)

Am 24. Juli 1396 schlossen Würzburg und 14 weitere Städte des Hochstifts mit Genehmigung von Bischof Gerhard zu einem Städtebund zusammen. Am 13. 0ktober  1397 nahm König Wenzel Würzburg und 10 weitere Bundesstädte in den Schutz des Reiches auf. RI Wenzel – [RIplus] Regg. Wenzel [n. 3037]

Ab 1399 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bischof Gebhard und einigen Bundesstädten. Diese zogen auch das Gebiet der Abtei in Mitleidenschaft. Schon 1394 musste Abt Peter das Würzburger Collegium schließen. Es wurde nach Erfurt verlegt.

Trotz dieser Belastungen konnte Abt Peter noch Erwerbungen tätigen. So konnte er 1503 die Hälfte aller Güter in Ober-und Unterspiesfeld kaufen, die Berthold von Heidingsfeld hinterlassen hatte. (Kloster Ebrach Urkunden 1403 Januar 2 / II)

Abt Peter starb am 24. Februar 1404.

Sein Nachfolger wurde Heinrich III. Heppe (1404 bis 1426). 1405 konnte er das Schloss und das Dorf Grüngresen(heute Kleingressingen, ein Ortsteil von Markt Ebrach) kaufen(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 765). Verkäufer war schon   Bischof Johann I. von Egloffstein (1400-1411), der Nachfolger von Bischof Gerhard. Dieser hatte von seinem Vorgänger eine Schuldenlast von 300.000 Gulden übernommen. Durch seine Fehden und Kriege wurden diese noch beträchtlich erhöht. Papst Innozenz VII. nannte am 18.05. eine Gesamtschuld von 2,5 Millionen Gulden. (Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg 2: Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455 (Germania Sacra N. F. 4), Berlin 1969, S .113 f.) Da das Bistum alle Ressourcen abgezogen hatte, hatte das auch auf Kloster Ebrach harte Auswirkungen. Es verarmte völlig. Abt Heinrich konnte den Unterhalt für seine Mönche nicht mehr aufbringen und musste deshalb 1411 33 Mönche in andere Klöster des Ordens schicken.

Das Tochterkloster Eyteren wurde dem Kloster Altenberg im Bergischen Land unterstellt.

Durch kluges Wirtschaften hatte sich das Kloster soweit erholt, dass er schon 1414 die Mönche wieder zurückrufen konnte.

Am 29. Januar 1414 bestätigte Kaiser Sigmund (1411-1437) die Privilegien von Kloster Ebrach. Am gleichen Tag stellte er dem Kloster eine Urkunde aus, mit der es von allen Bewirtungspflichten und anderen Lasten befreite, da “es sich in Not befand” (RI Sigmund – RI XI,1 n. 922 und 923)

Er besuchte mit  5 Mönchen das Konstanzer Konzil (1414-1418). Auf dem Konzil anwesend war auch  Bartholomäus Fröwein. Er hatte zwischen 1360 und 1370 seine Profess in Ebrach abgelegt. Er hielt Vorlesungen an der jungen Universität von Würzburg und wechselte dann Wien. Dort übernahm er die

Leitung des Zisterzienserkollegs St. Nikolaus. Als dessen Vertreter war er auch auf dem Konstanzer Konzil. Dort wurde er am 17. April 1415 Mitglied im neuen Ausschuss, der über den Prediger Jan Hus urteilen sollte. Zusammen mit den anderen Professoren des Ausschusses entschied er, den Böhmen als Ketzer zu verbrennen.

1418 erwarb Abt Heinrich das Dorf Scherb, heute der kleinste Ortsteil von Markt Ebrach.

1420 kaufte Abt Heinrich das Dorf Großbirkach sowie das schloss Winkel mit der Wüstung Oberwinkel von Heinrich von Thüngsfeld (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 837). Ebrach besaß jetzt ein von fremdherrschaftlichem Einfluss völlig freies Kerngebiet.

Abt Heinrich starb am 19. November 1426.

Sein Nachfolger wurde der oben erwähnte Bartholomäus Fröwein (1426 bis 1430 ). Er kehrte schon 1416 nach Wien zurück und ist dort bis 1424 als Dekan der Theologischen Fakultät nachgewiesen. 1426 wurde er zum Abt von Ebrach gewählt.

1429 war er auf der Tagung des Generalkapitels. Die Jahre davor hatte Bischof Johann II. von Brunn (1411-1440)immer wieder Geldforderungen an Kloster Ebrach gestellt, 1428 Beisteuer zum Hussitenfeldzug  und 1429, wo er 2600 Gulden erhielt (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 867).

Papst Martin V. (1417-1431) rief 1429 zum Konzil von Basel (1431-1449)auf. Abt Bartholomäus endsandte  dazu zwei Ebracher Konventualen, Albert Kirchenloher und den späteren Abt Hermann von Kottenheim.

Abt Bartolomäus verstarb am 25. Juli 1430.

Auf ihn folgte Hermann III. von Kottenheim (1430 bis 1437).Er stammte  aus Kottenheim, heute Teilort des Markt Nordheim in Mittelfranken. Er trat wohl früh ins Kloster Ebrach auf. Er stieg innerhalb der Klosterhierarchie auf und wurde schließlich Verwalter des Ebracher Hofs in Nürnberg.

1429 wurde er von Abt Bartolomäus zum Konzil von Basel geschickt. Auch war er öfters im Auftrag des Abtes in böhmischen Klöstern um diese zu visitieren aber auch, um den Austausch unter den Abteien zu fördern.

Nach dem Tod von Abt Bartolomäus wurde er zu seinem Nachfolger gewählt. Vom Generalkapitel wurde er von der Kurientaxe befreit. Das ist die Gebühr die zur Bestätigung der Wahl zu entrichten war. Auch das Basler Konzil räumte die Befreiung ein, “falls die wirtschaftliche Lage des Klosters eine Bezahlung nicht zulässt. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 896

Am 17. Oktober 1431 erteilte der Bürgermeister und der Rat der Stadt Schweinfurt dem Abt, Prior und Konvent des Klosters Ebrach die Zustimmung, in Schweinfurt ein Haus zu kaufen. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 874) Damit konnte der Ebracher Hof in Schweinfurt errichtet werden.

Am 10. Mai 1434 bestätigte Kaiser Sigmund alle Privilegien, die Kloster Ebrach von seinen Vorgängern erhalten hat. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 889).

Am 31. Juli 1434 erlaubte Sigmund Kloster Ebrach, die Klosterdörfer und -höfe mit Zäunen, Schranken, Planken und Gräben zu befestigen. Außerdem erlaubt er ihnen den Bau einer neuen Brücke über die Rednitz bei ihrem Dorf Katzwang sowie den Ausbau der Straße hinter dem Dorf.

(StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 892)

Abt Hermann resignierte 1437. Er lebte dann auf dem Ebracher Hof in Nürnberg. Kurz vor seinem Tod besuchte er Kloster Heilsbronn und verstarb dort 1447.

Der nächste Abt war Heinrich IV. Wild (1437-1447). Am 2. März 1440 gaben Bürgermeister und rat der Stadt Volkach ihre Zustimmung zum Kauf eine Hauses vom Kloster Münsterschwarzach. Dieses hatte in dieser Zeit schwer unter der Misswirtschaft seines Abtes

Nikolaus I. von Gleißenberg (1431-1444) zu leiden. Der Verkauf wurde möglicherweise dadurch mit verursacht. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 910).

Er kaufte auch Güter in Buchbrunn und Mainstockheim. Dort wurde 1500 ein Klosteramt von Ebrach gegründet. Gleichzeitig wurde die Mainfähre eingerichtet, die den direkten Weg nach Ebrach ermöglichte.

Er resignierte 1447. Da war er bereits taub. Er starb 1454.

Sein Nachfolger Heinrich V. Blumentrost stammte aus Burgwindheim. Über ihn ist wenig bekannt. Sein späterer Werdegang lässt aber vermuten, dass er ein Universitätsstudium absolviert hat. Er war Baccalaureus der Theologie. Er galt als sehr redegewandt

und hatte einen guten Ruf als Geistlicher. 1447 wurde er zum Abt gewählt.

Auch im Gesamtorden übernahm er Funktionen. so wurde er wohl als Visitator der Zisterzienserklöster in Ostfranken eingesetzt. Auch ernannte man ihn zum Aufseher über die bayrischen und ungarischen Klöster.

In Aldersbach leitete er nach dem Tod des dortigen Abtes Johannes II Pluetl (1442–1448) er die Wahl. Nachdem sich der Konvent nicht auf einen Kandidaten einigen konnte, setzte er den Ebracher Konventualen Johannes Plüer, der in Ebrach seine Profess abgelegt hatte,

als 20. Abt von Aldersbach ein. (Johann III. Pluer 1448–1463)

1451 leite er im Auftrag des Abtes von Morimond, Jean VII. de Graille (1449–1459 ) nach der Resignation des Abtes von Stift Heiligenkreuz Johann III. Altzheim (1447-1451 ) auch die Wahl des neuen Abtes. Gewählt wurde der Ebracher Konventuale Johannes Poley.

Er hatte Abt Heinrich V.nach Heiligenkreuz begleitet und wurde dem dortigen Konvent vom Ebracher Abt vorgeschlagen und zum Abt von Heiligenkreuz gewählt (Johannes IV Poley von 1451-1459).

Am 29. Mai 1452 nahm Johannes Soret der Generalprior des Karmelitenordens (1451-1471) Abt und Konvent von Kloster Ebrach in die Gebetsbruderschaft des Ordens auf. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 952).

Abt Heinrich starb am 16. Januar 1455 infolge eines Sturzes.

Auf ihn folgte Abt Burkard II. Scheel(1455-1474). Er hatte wohl ein Universitätsstudium absolviert. Laut Wikiwand war er für mehrere Äbte in Zisterzienserklöstern zuständig. Aber in Aldersbach und Heiligkreuz war sein Vorgänger Heinrich V. für die Wahl zuständig

und die Äbte Johannes Plüer und Johannes Poley (s.o.) wurden auf seinen Vorschlag gewählt. Der Abt Heinrich Scholl im ungarischen Kloster Szentgotthárd wurde wohl erst von seinem Nachfolger Johannes I. Kaufmann nach Ungarn geschickt (s.u.)

Abt Burkard begann sofort nach seinem Amtsantritt die Klosterkirche  neu auszustatten. Auch schaffte er mehrere Kleinodien und Monstranzen an.

Bei der Fronleichnamsprozession 1465 ereignete sich in Burgwindheim das “Hostienwunder”, was den fränkischen Ort zum Wallfahrtsort machte.

Auf einem Altar fiel „ohne fremdes Zutun und ohne Einwirkung des Windes“ die Monstranz um, die Hostie fiel zu Boden. Der Priester konnte sie mit aller Kraft nicht vom Boden lösen. Es wurde ein hölzerner Verschlag errichtet, um die Hostie zu schützen. Der Ebracher Konvent bereitete sich in einem achttägigen Gebet darauf vor, die Hostie wieder aufzuheben. Es gelang dann auch und der Abt von Ebrach Burkhard brachte sie wieder in die Pfarrkirche zurück. Das Ereignis wurde als Wunder betrachtet, und schon zwei Jahre später entstand eine Kapelle zum Heiligen Blut. Die Zahl der Wallfahrten nahm noch zu, als 1625 eine Quelle entsprang, die bald als wundertätig galt. Der Würzburger Bischof Rudolf II. von Scherenberg (1466-1495)gab am 11. Juni 1467 die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle und verlieh dieser einen Ablass. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1001) Weihbischof Johannes Hutter (1451-1478) weihte sie am 4. Oktober 1467 ein. am 3. Januar 1468 bestätigten 5 Adlige in einer Urkunde das Hostienwunder. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1005)

Abt Burkard starb am 13. Dezember 1474.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes I. Kaufmann. (1474- 1489). Er ist in Würzburg geboren. Über seine Familie und seine Ausbildung sagen die Quellen nichts aus. 1466 wurde er Leiter der theologischen Fakultät in Wien. Dieses Amt hatte er 18 Jahre inne. In dieser Zeit

war er auch Beichtvater und Erzieher des späteren Kaiser Maximilian(1493-1519). 1474 wurde er zum 27. Abt des Klosters Ebrach gewählt. Aus seiner Regierungszeit als Abt ist kaum etwas überliefert, nur dass er viel Geld für Bauten ausgab, aber auch viel Geld ansammelte, das er nach seinem Tod Kloster

Ebrach überließ. Er starb 5. März 1489  und wurde in der Klosterkirche von Ebrach bestattet.

Sein Nachfolger wurde Nikolaus II. Engel (1489-1495). Er studierte und wurde später als Professor und Magister der Philosophie tituliert. Auch bei ihm ist die Quellenlage dünn. Er resignierte 1495 und lebte dann noch 14 Jahre in der Krankenabteilung der Abtei. Er starb 20. November 1509.

Sein Nachfolger wurde Veit Vendt (1495- 1503) Er ist in Iphofen geboren und nach dem Iphofener Stadtheiligen Vitus benannt. Wahrscheinlich studierte er in Würzburg.

Nach seiner Wahl ließ er für 1000 Gulden eine Sakristei an die Klosterkirche anbauen. Da er erkrankt war, pilgerte er nach Bamberg um von seinem Leiden erlöst zu werden. Er starb 1503.

Im Auftrag des Abtes von Morimond Rémy de Brasey (1503–1517 )wurde der neue Ebracher Abt unter dem Vorsitz der Äbte Sebald Bamberger (1498-1518) Kloster Heilsbronn und Emmeran Teuchler (1494-1510) Kloster Langheim gewählt.

Der 30. Abt wurde der bisherige Bursar Johannes II. Leiterbach (1503-1531) (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1105) Er wurde auch von den beiden Äbten in sein Amt eingeführt. Abt Johannes ist in Burgwindheim geboren.

Quellenmäßig wird er erst wieder mit seiner Wahl greifbar.Seine Regierungszeit wurde von seiner Auseinandersetzung mit dem Würzburger Bischof Konrad II. von Thüngen (1519-1540)

(1519-1540) geprägt. Eine weitere wichtige Komponente war die Reformation, die Martin Luther mit seinem Thesenanschlag von Wittenberg 1517 auslöste. Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Bauernkrieg im Jahre 1525.

Um 1500 war der aus Volkach stammende Johannes Nibling Prior in Ebrach geworden, ein Amt, das er bis etwa 1524 bekleidete, also 24 Jahre. Er hatte in Heidelberg studiert, erwarb dort einen Abschluss in den Freien Künsten. Danach absolvierte er

sein Bakkalaureat in Theologie. Zusammen mit Propst Johannes Pandler von St. Gangolf wurde er 1510 zum Reichstag nach Augsburg geschickt, wo ihm von Kaiser Maximilian die Rechte Ebrachs bestätigt wurden.

Auf dem Reichstag zu Worms 1521 bestätigte Kaiser Karl V. (1519-1556) die kaiserlichen Privilegien. Beide Urkunden sind in” Inserierte Urkunden römisch-deutscher Herrscher des Mittelalters (bis einschließlich KarlV.) in den Reichsregistern Ferdinands I.und Maximilians II.des HHStA Wien”

aufgelistet. (Laufende Nummer 851 und 979)Die Urkunde Maximilians ist außerdem in einer Bestätigung vom 3. Mai 1510 erwähnt, in der 2 Urkunden von Bischof Peter von Augsburg (1424 – 1469) ausgestellte Urkunden den Zehnten von Mainstockheim und Buchbrunn betreffend, sowie

eine von Maximilians Vater Friedrich III.  am 20. Juli 1448 ausgestellte Urkunde (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 934), in der dieser die Rechte von Kloster Ebrach bestätigt. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1116 A)

1511 begleitete er Abt Johannes zu einer Visitation nach Bildhausen. Er stellte auch den Bildhausener Abt Kilian dem Würzburger Bischof Lorenz von Bibra (1495 –1519 ) vor.

Schon unter diesem Fürstbischof scheint es Probleme zwischen Kloster Ebrach und Fürstbischo gegeben zu haben, was eine Urkunde  nahelegt. “Abt und Bursar des Klosters Ebrach erheben Protest gegen die Beeinträchtigung der Rechte des Klosters durch den Bischof von Würzburg und seine Amtleute, insbesondere der Rechte, die das Kloster von Bischof Gerhard von Würzburg käuflich erworben hat. “ (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1140)

Zum Amtsantritt von Abt Johannes zählte der Konvent von Ebrach 95 Mönche. Die Reformation im Bistum Würzburg breitete sich nach Beobachtung des Ebracher Priors Johannes Nibling zuerst in den Städten im Nordosten des Bistums aus, dann aber sehr rasch in der Ritterschaft,

in den weltlichen Territorien, dann aber auch in Würzburg und den Hochstiftstädten. (Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg 3: Die Bischofsreihe von 1455 bis 1617 (Germania Sacra N. F. 13), Berlin/New York 1978. S 88 f.)

In Ebrach verließen nur 15 Patres den Konvent. Sie scharten sich um Andreas Figuli, einen Bekannten Martin Luthers. (Elke Goez, Das Zisterzienserkloster Ebrach in seiner fränkischen Umwelt,  Sonderdruck aus dem 98. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 1996/99 S. 20).

Er war Ebracher Professe und 1516 an der Universität Heidelberg immatrikuliert. (Gustav Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg (1. Teil) von 1386-1553, Seite 507)

Das waren weniger, als viele andere Klöster zu Beginn der Reformation zu verzeichnen hatte. Allerdings genoss Ebrach keinen guten Ruf mehr. Gerüchte über eine verlotterte Lebensweise der Mönche gingen um. Das Schweigegebot wurde praktisch nicht mehr eingehalten.

Fast jeder Mönch besaß Privateigentum und junge Mönche hatten eklatante Wissenslücken in Bezug auf die Ordensregeln.

Unabhängig davon ernannte der Generalabt von Citeaux Guillaume VI. Le Fauconnier ( 1521– 1540 )am 22. April 1524  Abt Johannes zum Visitator für die Klöster Ebrach, Langheim, Bildhausen, für das Priorat Heiligental, Schöntal , Bronnbach, Heilsbronn, Kaisheim, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Heggbach , Wald, Baindt, Feldbach, Kalchrain, Seldenau , Tänikon , Rathhausen , Fraubrunnen, Breisach, Wonnetal , Günterstal , Gnadental, Wurmsbach und Frauental. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1160)

Abt Johannes war 1521 auf dem Reichstag in Worms.

Den Ebracher Bauern ging es unmittelbar vor dem Bauernkrieg nicht schlechter als den Bauern in anderen Grundherrschaften. Aber es herrschte zwischen Maindreieck und der Regnitzfurche eine Mißstimmung, die dem lokalen Adel und den Bischöfen durchaus gelegen kam,

die auch teilweise bewusst geschürt wurde. Die Klöster waren Konkurrenten von Bauern und städtischen Händler und genossen darüber hinaus handfeste Vorteile wie Befreiung von Straßenzöllen, Stand- und Marktabgaben durch päpstliche, kaiserliche und bischöfliche Gnadenbriefe.

In Franken hatte der Bauernaufstand seinen Ausgang in Rothenburg genommen. Die Aufständischen von Geroldshofen und Hassfurth plünderten kurz vor Ostern die Klosterhöfe von Ebrach in Sulzheim und  Elgersheim. Sulzheim und Elgersheim waren total geplündert und in Elgersheim auch die Gebäude zerstört  und der Brunnen unbrauchbar gemacht. Völlig zerstört wurden auch die Amtshöfe in Mainstockheim. Völlig zerstört wurde auch der Hof in Waldschwind. Dort nahmen die Bauern auch Scheitholz mir und die Backsteine verwendeten sie zum Bau ihrer eigenen Häuser.

Vom Hof in Herresdorf wurde sämtliches Vieh und Getreide gestohlen, aber auch Geld, Hausrat und Kelche. Den Ebracher Hof in Schweinfurt nahmen Schweinfurter Bürger “in Verwahrung”.Der Prior und zwei nach Schweinfurt geflüchtete Patres durften den Hof nicht mehr verlassen.

Auch mussten sie nach Schweinfurt in Sicherheit gebrachte Ebracher Kirchenkleinodien herausgeben, die die Bürger verkauften, ebenso wie Wein und Getreide. Den Erlös teilten sie sich.

An Ostern 1525, das war der 16. April musste Abt Johannes nach Schwabach aufbrechen. Dort war im Frühjahr 1524 die Reformation eingeführt worden. Der letzte katholische Stadtpfarrer Johannes Linck musste im Juni 1524 sein Amt niederlegen.

Der Rat der Stadt Schwabach beanspruchte die Stelle des Leutpriesters in der Kirche von Schwabach zu besetzen, die Kloster Ebrach gehörte und über die es die Patronatsrechte hatte. Darüber sollte verhandelt werden. Eingesetzt wurden zwei neue evangelische Geistliche Hans Hofmann (1524/25) und Hans Feyelmeyer. Sie setzten die Reformation in Schwabach fort. Er reiste in Begleitung von zwei Mönchen und zwei Laien ab. Da die Gegend bereits voller Aufständischen war, tauschten sie unterwegs den Zisterzienserhabit gegen schwarze Kittel. Unterwegs wurde er erkannt und festgesetzt und musste zahllose Schmähungen erdulden. Er kam schließlich gegen Lösegeld frei und konnte sich in Begleitung von 15 Bauern zu seinem Kloster begeben. da aber war bereits besetzt und der Eintritt wurde ihm verwehrt. Als er schließlich in sein Kloster zurückkehrte, kam ein Bote des Würzburger Bischofs, der ihm befahl, das Kloster vor dem Eintreffen des großen Bauernhaufen zu verlassen. Er flüchtete dann erst nach Bamberg. Da er dort auch nicht sicher war, ging er schließlich weiter nach Nürnberg. Er war dort zwar in Sicherheit. Der Rat der Stadt Nürnberg genehmigte aber nur zwei weiter Konventuale aus Ebrach in Nürnberg. Die Lage wurde immer unhaltbarer. Deswegen gab er jedem seiner Mönche 100 Gulden in Gold, da “er es lieber sah, dass die patres und fratres die Gelder verzehrten, als dass sie schlechten Menschen in die Hände fielen” (Johannes Jaeger, Die Zisterzienserabtei zur Zeit der Reformation, Erlangen 1895 S. 10)

Im September 1525 waren die Aufstände niedergeschlagen und Abt Johannes konnte in sein Kloster zurückkehren. Die Abtei war niedergebrannt worden. Das Vieh war geschlachtet worden, alle Speise und Weinvorräte waren entwendet. Die Bücher der Bibliothek waren vernichtet oder geraubt worden,

die Kirche völlig ausgeplündert. Der gesamte Hausrat war gestohlen. Der Abt schätzte die Schäden auf  2.000 Gulden in der Bibliothek 500 Gulden verlorenen Bücher für den Kultus, 1.500 Gulden in der Kirche. Dann waren fast alle Amtshöfe betroffen. Der Schweinfurter Stadthof wurde oben erwähnt.

(alle Zahlen in Johannes Jaeger S. 11)

Nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes hielten die weltlichen Herren ein fürchterliches Blutgericht ab und vor allem  der Würzburger Bischof Konrad. Bischof Konrad musste sich wegen seiner Härte sogar an Rom wenden und dort um Absolution bitten. (Alfred Wendehorst, S. 86)

Kloster Ebrach und Abt Johannes verzichtete auf allzu grausame Rache. Möglicherweise trat er sogar als Vermittler und Fürsprecher auf. (Elke Goez Anmerkung 76)

Schon vor dem Bauernkrieg gab es vor allem unter den fränkischen Reichsrittern Überlegungen, ihre prekäre Finanzlage durch durch eine Säkularisierung der fränkischen Klostergüter wieder ins Lot zu bringen. Da sie im Bauernkrieg schwer geschädigt wurden, verstärkte sich diese Tendenz natürlich.

Sebastian von Rotenhan (+ 1534), Hofmeister des Würzburger Bischofs und 1525 Kommandant der Festung Marienberg, trat mit diesem Vorschlag an die Öffentlichkeit. Vor allem dem Verhandlungsgeschick von Abt Johannes war es zu verdanken, dass dieser Vorschlag nicht umgesetzt wurde und die fränkischen Konvente ihren Besitz behalten durfte. Das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen dem Würzburger Bischof und dem Ebracher Abt verschlechterte sich weiter und brachte Abt Johannes die persönliche Feindschaft des Würzburger Bischofs ein.

Schon mit dem Einritt der Reformation begann Bischof Konrad II. gegen Kloster Ebrach vorzugehen. Durch seine vielen Privilegien war es nicht mehr würzburgisch. Aber es war nicht reichsunmittelbar.

Auf dem Reichstag in Worms ließ sich Abt Johannes die kaiserlichen Privilegien durch Karl V. (1519-1556) bestätigen. (StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1157). Er konnte auch eine Beschwerde gegen Bischof Konrad vortragen. Eine Entscheidung wurde aber auf den nächsten Reichstag 1522 in Nürnberg vertagt. Bischof Konrad war auch nicht untätig gewesen. Er hatte sich seine Rechte gegenüber dem Kloster ebenfalls zusichern lassen. Die Pattsituation blieb so bestehen. Bischof Konrad wollte den aufrührerischen Abt absetzen lassen. Auf der Heimreise von Worms verfolgte er Abt Johannes. Dieser entkam zunächst über Kloster Bronnbach. Über den Klosterhof in Würzburg und Kloster Heiligenthal kam er schließlich in den Ebracher Hof in Schweinfurt. Er weigerte sich, von dort nach Ebrach zurückzukehren, da Bischof Konrad dort inzwischen mit Soldaten erschienen war. Konrad ließ dann das Klosteramt in Mönchherrendorf plündern. Johannes hatte sich nach Bayreuth geflüchtet und strengte von dort einen Prozess gegen Würzburg  an. 1523 wurde dieser durch einen Kompromiss beigelegt. Der Bischof musste Feindseligkeiten gegen das Kloster unterlassen.

Nach dem Bauernkrieg (s.o) versuchte auch Papst Clemens VII. (1523-1534) die klösterliche Ordnung wieder herzustellen. Er begann deshalb vermehrt Visitationen in den Abteien vornehmen zu lassen. 1525 beauftragte er Peter Faut (1519-1525), den Abt des Würzburger Benediktinerkloster Sankt Stephan mit der Visitation des Klosters Ebrach. Diese erste Visitation wurde als nicht effektiv erachtet. Deshalb wurde 1529 eine neue Visitation angesetzt. Der Würzburger Bischof Konrad wurde jetzt mit der Visitation betraut. Er hatte zwar die Berechtigung erhalten, alle Klöster jeden
Ordens in seiner Diözese zu visitieren. Aber in Ebrach war man natürlich nicht glücklich, dass ausgerechnet der Würzburger Bischof das Kloster visitieren sollte. Zum einen bestand ja eine regelrechte Feindschaft zwischen Abt Johannes und Bischof Konrad. Zum andern versuchte Bischof Konrad

praktisch seit seinem Amtsantritt die Bemühungen Kloster Ebrachs um Exemtion und Reichsunmittelbarkeit zu bekämpfen, wo immer es ging. Der Visitationsbericht von 1531 von Konrad fiel entsprechend aus. (abgedruckt in J. Jaeger Die Zisterzienserabtei zur Zeit der Reformation, Erlangen 1895 S. 30-100). Bischof Konrad setzte Abt Johannes am 20. Januar 1531 ab. Zwar legte Prior Johannes Wolf sofort Berufung dagegen ein. Auch der Abt hatte sich direkt an Kaiser Karl V. gewandt und darauf verwiesen, dass gemäss der Statuten der Zisterzienser ein Zisterzienserkloster nur vom Orden selbst geprüft werden kann. Es war alles vergebens.

Der Konvent bewilligte dem Abt aber eine Rente von 200 Gulden jährlich. Das entspricht etwa 30.136 € und 4 Fuder Wein. In Franken entspricht ein Fuder 900 Liter, also immerhin 3.600 Liter im Jahr! StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1168

Mit der Urkunde 1170 vom Jahre 1531 trat Abt Johannes von seinem Amt als Abt des Klosters Ebrach zurück und “gibt seine Abtwürde in die Hände des Bischofs von Würzburg als vom Papst bestellter Visitator des Klosters bzw. seiner Kommissare.”

Er starb am 3. August 1533.

Sein Nachfolger wurde Johannes III. Wolf, genannt Lupi. Er stammte aus Zeil am Main. Er war ins Kloster Ebrach eingetreten. Er hatte Philosophie und Theologie studiert. Er galt als guter Prediger. Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior.

Auch nach seiner Wahl zum Abt beschäftigte er sich weiter mit philosophischen Kommentaren. Er beschäftigte sich mit den Werken des mallorquinischen Philosophen, Logikers und Theologen Ramon Llull (um  1232 bis Anfang 1316) und den

Sentenzen des Petrus Lombardus (1095/1100 bis  Juli 1160), einem scholastischen Theologen und Leiter der Kathedralschule von Notre Dame in Paris. Johannes wird auch in “Teutscher Nation warhaffte Helden” dem Werk des Basler Arzt und Späthumanisten

Heinrich Pantaleon (1522-1595) erwähnt und zwar im Dritten Band auf Seite 215. Pantaleon erwähnt, dass Johannes “von jugent auff fleißig gestudieret/ und in der geschrifft einen ziemlichen verstand bekommen” hat. Er sagt auch, dass Johannes das Kloster nach dem Bauernkrieg

wieder erneuert und “der jugent ein lobliche schul auffgerichtet” hat.

Er ließ die verfallenen Gebäude wieder herrichten. 1539 gab er für seine Gerichtsstellen eine neue Gerichtsordnung heraus.

In seiner Regierungszeit lebten 35 Konventualen in Kloster Ebrach,davon einige, die im Zisterzienserorden Karriere machten, so die beiden späteren Ebracher Äbte Joannes Beck und Paulus Zeller. Philipp Heberlein(1552–1554) wurde 1552 Abt in Heilsbronn.

Abt Johannes  starb  am 25. September 1540.

Zu seinem Nachfolger wurde Konrad II. Hartmann (1540-1551) als 32. Abt von Ebrach gewählt.Die Wahl erfolgte unter Vorsitz des Langheimer Abtes Konrad I. Haas (1538–1556 ) und im Beisein des Bildhausener Abtes Philipp. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1196

Konrad stammte aus Schweinfurt. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Er trat um 1511 ins Kloster Ebrach ein. Er weilte während des Bauernkrieges in Ebrach.

Er hatte gute Beziehungen zu König Ferdinand I. (1531 römisch-deutscher  König von 1558-1564 deutscher Kaiser) Dieser bestätigte am 7.April 1543 den 1543 mit der Stadt Schweinfurt geschlossenen Vertrag (Urkunde 1203), nachdem die Stadt Schweinfurt entgegen dem 1543

geschlossenen Vertrag die Einfuhr, gelagerte Früchte und Weine mit einem Aufschlag belegte. 1544 ließ sich Abt auch alle Urkunden über die von Kaisern und Königen erteilten Privilegien vidimieren.

Nach dem Tod des Würzburger Bischofs Bischof Konrad von Thüngen  hatten sich die Beziehungen zwischen Bistum und Kloster etwas entspannt. Das änderte sich aber wieder als dessen übernächster Nachfolger Melchior Zobel von Giebelstadt (1544-1558) den Würzburger Bischofsstuhl bestieg.

Er ließ die Dörfer von Ebrach besetzen und erpresste von Kloster Ebrach innerhalb von zwei Jahren eine Summe von 21.000 Gulden, das sind nach heutiger Währung immerhin 3.159.802,00 €. (Wigant Weigand, Geschichte der frankischen Cistercienser Abtei Ebrach, Landshut 1834 S. 58)

Er hatte allerdings von seinem Vorgänger eine große Schuldenlast übernommen, die aber unter ihm noch anwuchs und deren Tilgung das Domkapitel noch jahrelang beschäftigen sollte. (Alfred Wendehorst S. 121).

Diese Geldforderungen störten natürlich den Wiederaufbau der Abtei. Abt Konrad beschwerte sich bei Kaiser Karl V. Dieser verwarnte den Würzburger Bischof. “Der Aussteller befiehlt dem Empfänger, das Kloster Ebrach weder persönlich noch durch seine Amtleute und Untergebenen zu bedrängen oder dessen hergebrachte Rechte und Freiheiten einzuschränken.” StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1216. Bischof Melchior hielt sich nicht daran und unterbrach die Bauarbeiten weiter. Daraufhin strengte Abt Konrad einen Prozess beim Reichskammergericht in Speyer an.

1548 leitete er als Vaterabt die Wahl des Heilsbronner Abtes Johannes Wirsing (1548-1552). Neben zwei weiteren Zisterzienseräbten waren 4 markgräfliche Räte anwesend. Abt Konrad hatte vom Hauptmann und den Räten des Markgrafen

Albrecht von Brandenburg einen Geleitbrief bekommen, damit er in  Heilsbronn die Wahl leiten konnte.

Die zerstörten Gebäude konnte Abt Konrad wieder errichten lassen. Er starb am 9. Januar 1551.

Sein Nachfolger Johannes IV. Beck (1551-1562) stammte aus Rothenfels bei Lohr. Über sein Studium wird in den Quellen nichts erwähnt. Die Reformation hatte dem Kloster zugesetzt. Nur noch wenige Mönche lebten im Kloster. Er hatte den Prozess seines Vorgängers Konrad beim Reichskammergericht weiter zu führen. Außerdem sah er sich weiteren Geldforderungen des Würzburger Bischofs Melchior ausgesetzt. Abt Johannes erklärte sich erst nach der Drohung, Kloster Ebrach Kloster Ebrach unter markgräflichen Schutz zu stellen und gegen das Versprechen Melchiors,

Kloster Ebrach niemals zu reformieren, bereit dem Bischof Geld zu leihen. (Wendehorst S. 126)

Abt Johannes versuchte, die zerstörten Klostergebäude durch Neubauten zu ersetzen.

Zwischen 1552 und 1554 fand der Markgrafenkrieg statt. nachdem Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522-1557) 1552 Nürnberg belagert und das Umland von Nürnberg verwüstet hatte, belagerte und besetzte er Forchheim. Von den Fürstbischöfen Melchior von Würzburg und

Weigand von Redwitz (1552-1556) erpresste er hohe Summen und zwang sie, erheblichen Landbesitz abzugeben. Kaiser Karl V. erkannte diese Verträge allerdings nicht an und verhängte die Reichsacht über Albrecht Alcibiades . Am 9. Juli 1553 verlor er die Schlacht von Sievershausen gegen ein bundesständisches Heer. Die Sieger fielen und in das Stammland des Markgrafen ein und verheerten die Region. 1554 wurde das nur behelfsmäßig wieder aufgebaute Kloster geplündert.

Bischof Melchior übernahm 1556 nicht mehr länger den Schutz des Konvents von Ebrach. Deshalb verließen die Mönche 1556 Kloster Ebrach und ließen sich erst im Klosterhof von Bamberg und später von Nürnberg nieder.

Im Februar kam Bischof Melchior mit 70 Reitern nach Ebrach und nahm den Klosterschlüssel an sich. Er wollte Abt Johannes zur Abdankung zwingen, was aber nicht gelang.

Der Augsburger Bischof und Kardinal Otto Truchseß v. Waldburg (1543 – 1573) erzielte einen Vergleich zwischen dem Bistum Würzburg und Kloster Ebrach. Der Vergleich umfasste eine Reihe von Punkten, die Ebrach berührten,

unter anderem Erbschutz und Schirm über Kloster Ebrach, die geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit der Würzburger Bischöfe über die Abtei Ebrach sowie Gerichtsrechte des Hochstifts Würzburg im Territorium des Klosters Ebrach, eine

Reihe weiterer Punkte und nicht zuletzt die Einstellung aller Prozesse, die von beiden Parteien gegeneinander geführt wurden. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1276

Allerdings hatte der Vergleich nicht lange Bestand. Der Würzburger Bischof Melchior fiel 1558 im Zuge einer Fehde mit Wilhelm von Grumbach (1503-1567) einem Attentat zum Opfer. Sein Nachfolger Friedrich von Wirsberg (1558 –1573 ) kündigte den

Vergleich ein Jahr nach Melchiors Tod schon wieder auf. Am 26. August 1561 wurde ein neuer Vertrag zwischen dem Fürstbistum und Kloster Ebrach geschlossen. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1299. Nun erst konnte Abt Johannes aus seinem Exil in  Nürnberg ins

Kloster Ebrach zurückkehren.

Die Streitigkeiten mit Würzburg hatten hohe Prozesskosten verursacht. Das Kloster hatten sich hoch verschulden müssen. Die Schulden konnten aber größtenteils schon in der Regierungszeit von Abt Johannes zurückgezahlt werden.

Abt Johannes starb am 7. Januar 1562 im Ebracher Hof in Mönchsherrnsdorf.

Im Auftrag des Generalabtes Louis I. de Baissey (1560-1564) fand die Wahl des Nachfolgers von Abt Johannes am 20. Januar 1562 unter Vorsitz des Langheimer Abtes Friedrich Marschalk (1556-1562) und im Beisein des Bildhausener Abtes Valentin II Reinhard (1560 ?-1574) statt.

Zum 34. Abt von Kloster Ebrach wurde Paulus I. Zeller (1562-1563) gewählt. Er stammte aus Heidingsfeld. Über seine Familie und seine Ausbildung ist nichts überliefert. Wahrscheinlich besuchte er die Lateinschule in Würzburg und studierte an der Würzburger Universität.

Er promovierte zum Professor. Im Kloster Ebrach war Paulus zunächst Amtmann on Oberschwappach, danach übernahm er das Amt Oberschwarzach. Dann leitete er den Ebracher Hof in Würzburg. Er kehrte ins Kloster zurück und wurde dort Prior. Sein Amt konnte er nur 17 Monate versehen, denn

er starb am 29. Juni 1563.

Die nötig gewordene Wahl leitete Abt Ludwig II. Fuchs (1562–1572 ) von Langheim im Beisein des Bildhausener Cellerars Nikolaus Amling. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1308.

Gewählt wurde Leonhard Rosen (1563-1591), der um 1532 im unterfränkischen Willanzheim, heute Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Iphofen, geboren wurde. Über seine Eltern, seine Ausbildung ist den quellen nichts zu entnehmen. Auch über  seinen Eintritt in Kloster Ebrach und seine klösterliche Laufbahn bis zu seiner Wahl zum Abt ist nichts bekannt. Als er sein Amt antrat, lebten nur noch 19 Mönche im Konvent. In seiner Amtszeit kamen wieder 32 neue Mitglieder dazu (Weigand S. 68) Er bestimmte Johann Koch zum Prior, der dieses Amt 29 Jahre versah.

Er schickte einige Mönche zum Studium nach Würzburg und er sorgte auch dafür, dass wer nicht nach Würzburg geschickt wurde, zur Seelsorge im Kloster ausgebildet wurde. Er sorgte auch dafür, dass die Pfarreien der Kuratie Theinheim wieder mit Seelsorgern aus Kloster Ebrach versorgt wurden.

Er ließ den abgebrannten Klosterhof in Schweinfurt wieder aufbauen und regelte in einem Vertrag mit dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt Schweinfurt die Rechtsstellung und Abgabenpflicht des Hofes. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1354

1573 bestimmte der Generalabt von Citeaux Nicolas I. Boucherat (1571-1573) den Abt von Ebrach als Vaterabt und Visitator von Kloster Bronnbach, da dessen Vaterabtei Maulbronn von Herzog Ulrich von Württemberg aufgehoben worden war und die Mönche 1537 in ihr Priorat in
Pairis übersiedelt waren. Auch sollte der Abt von Ebrach bei der Abtswahl in Bronnbach den Vorsitz führen, den gewählten Abt bestätigen und in sein Amt einführen.  StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1356

Er wurde auch zum Vaterabt sämtlicher fränkischer Zisterzienserkloster ernannt. Und er wurde  Visitator der Klöster beiderlei Geschlechts.

Wegen der Reichsunmittelbarkeit von Kloster Ebrach strengte Abt Leonhard nochmals einen Prozess beim Reichskammergericht in Speyer an, der aber nach 10 Jahren ohne Ergebnis endete.

1583 kam es zu einem großen Unglück. Das Dormitorium der Mönche und die Bibliothek brannten völlig ab und waren zum zweiten mal in kurzer Zeit völlig zerstört. Aber in nur 5 Jahren war der Wiederaufbau geschafft und auch neue Bücher waren wieder angeschafft worden.

Außerdem richtete Abt Leonhard eine Singschule ein. Das alles hatte sehr viel Kraft gekostet und Abt Leonhard wollte zweitweise resignieren. Er bekam aber vom Konvent einen Koadjutor mit dem Recht zur Nachfolge zur Seite gestellt.

Hieronymus Hölein hatte an der Jesuitenuniversität Ingolstadt Philosophie studiert.

Am 1. Februar 1591 hatte der Generalkommissar des Zisterzienserordens Claudius Germain, Prior von Citeaux im Auftrag des Generalabtes Edmond I. de la Croix (1584-1604) Kloster Ebrach visitiert und reformiert. Er erließ Vorschriften für den Kultus und das Zusammenleben. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1409

Abt Leonhard starb am 6. Oktober 1591.

Hieronymus Hölein (1591-1615) wurde nach Leonhards Tod zum 36. Abt von Ebrach gewählt. In seiner Regierungszeit traten 31 Mönche ins Kloster Ebrach ein, darunter seine beiden Nachfolger in Ebrach, Kaspar Brack (1615-1618) und Johannes Dressel (1618-1637).

Johann Feilzer wurde 1618 nach Bronnbach als Abt postuliert und versah dieses Amt bis 1638.

Besonders begabte Mönche wurden sogar nach Rom zum Studium geschickt, so Caspar Brack,  der in Rom zum Doktor der Theologie promovierte. Nach ihm kam Johann Gres nach Rom. Dieser starb allerdings gleich nach seiner Rückkehr nach Ebrach.

Nikolaus Hofmann promovierte in Ingolstadt zum Doktor der Theologie.

In Würzburg war Julius Echter (1573-1617) Bischof geworden. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Gegenreformation. Auf Klöster wollte er wieder starken Einfluss haben. Er ersuchte 1574 Papst Gregor VIII. (1572-1585) um ein päpstliches Mandat zur Visitation aller Klöster in seinem Bistum

(Wendehorst S. 210) Auf die Abtswahl von 1574 im Kloster Bildhausen versuchte er allerdings wohl ergebnislos durch seine Kommissare Einfluss zu nehmen. Kloster Ebrach warf er 1575 vor, es habe sich 1551 von einem Reformversuch von Bischof Melchior freigekauft.

Schwere Vorwürfe gegen Ebrach erhob er auch in seinem Limina-Bericht von 1590. Deutsche Bischöfe müssen alle 4 Jahre zu den Apostelgräbern in Rom “ad limina” fahren und dem Papst einen Bericht über den Zustand ihres Bistums vorlegen.

Der immer noch schwelende Streit um die Reichsunmittelbarkeit von Kloster Ebrach konnte am 19.Januar 1594 mit zwei Rezessen beigelegt werden. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1425 und 1426 .Diese sollten auch als Richtlinien für spätere Auseinandersetzungen gelten.

Darin  einigte man  sich über den Modus für die Bezahlung der Türken- und anderer Reichssteuern sowie der Landsteuern durch das Kloster Ebrach. Außerdem wurde festgelegt, dass das Kloster künftig gegen Urteile der würzburgischen Centgericht zunächst an das Brückengericht in Würzburg und danach erst an das Reichskammergericht appellieren soll.

Nachdem der Streit beigelegt war, konnte das Kloster neue Bautätigkeiten in Angriff nehmen. Die Klosterkirche wurde neu ausgestattet. Neue Altäre und neue Bilder wurden angeschafft. Auch in den Klosterdörfern wurde gebaut. Die Blutskapelle in Burgwindheim wurde errichtet.

Nach dem schweren Pestjahr von 1611 liess Abt Hieronymus die Rochuskapelle bei Ebrach errichten. Um 1600 ließ Abt Hieronymus in Rödelsee den Klosterhof der Abtei, der zu klein oder baufällig geworden war, neu errichten.

Nicolas II Boucherat (1604-1625) ernannte Abt Hieronymus am 13. Juni 1605 zum Generalvikar des Zisterzienserorden für Franken. Dieses Amt war seit dem Tod seines Vorgängers Leonhard erledigt. Damit erhielt er das Recht, alle neugewählten Äbte und Äbtissinnen einzusegnen und ihnen

den Ordenseid abzunehmen gegenüber dem Orden und den Ordensoberen abzunehmen.StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1467 und 1468. Die letzte überlieferte Benediktion ist die von Abt Michael Kirchberger (1612-1635) in Kloster Aldersbach.

Mit Bischof Johann Gottfried I. von Aschhausen,der von 1609 Bischof in Bamberg und ab 1617 als Nachfolger von Julius Echter in Personalunion Bischof von Würzburg bis zu seinem Tod 1622 war, verband ihn Freundschaft.

Abt Hieronymus starb am 25. November 1615 in Ebrach.

Kaspar Brack ist in Gerolzhofen im Landkreis Schweinfurt geboren. Er besuchte die Jesuitenschule in Bamberg. Er trat schon früh ins Kloster Ebrach ein. Abt Hieronymus schickte ihn ans Germanikum in Rom, wo er zum Doktor promovierte.

Er wurde Seelsorger in Burgebrach. Nach dem Tod von Abt Hieronymus wurde er zum Nachfolger gewählt. Er wurde von Fürstbischof Julius Echter am 2. Februar 1616 benediziert. Er starb schon nach knapp zweieinhalb Jahren Amtszeit am

2. Mai 1618 im Kloster in Ebrach.

Sein Nachfolger Johannes V. Dressel. Er ist in Hollfeld im heutigen Landkreis Bayreuth geboren. Über seine Familie und seine Ausbildung ist nichts bekannt.Er trat unter Abt Hieronymus ins Kloster Ebrach ein, wurde dort Subprior und stieg dann zum Prior auf.

Im Frühjahr 1618 wurde er unter Vorsitz des Salemer Abtes Thomas I. Wunn (1615-1647) zum 38. Ebracher Abt gewählt. Die Bestätigungsurkunde von Abt Thomas datier vom 27. Mai 1618. Darin bittet Abt Thomas gleichzeitig den Generalabt Nicolas II. um die Bestätigung der Wahl. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1526

Am 20. August 1618 ernannte Generalabt Nicolaus II. Johannes wie dessen Vorvorgänger Abt Hieronymus zum Generalvikar des Zisterzienserordens in Franken. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1527. Ebenfalls am 20. August bestätigte er die Wahl von Abt Johannes. Urkunde 1528.

In Mainstockheim erbaute er den Ebracher Hof als schlossartiges Gebäude neu auf. Als Bauzeit kommen die Jahre 1618-1630 in Frage. Ebenso erneuerte er den Amtshof in Rödelsee.

1627 erwarb Abt Johannes das Rittergut Koppenwind von den Herren von Rotenhan. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1578. In der Klosterkirche ließ er den Bernhardsaltar neu errichten.

Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) befand sich im Frühjahr 1629 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er hatte ganz Deutschland seiner Gewalt unterworfen. Er sah sich in der Lage, seine gegenformatorischen Ziele auf das ganze Reich zu übertragen.

Am 6. März 1629 erließ er das Restitutionsedikt. Ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände sollte der Status Quo des geistlichen Besitzstandes im Reich wieder auf das Jahr 1552, also drei Jahre vor dem Augsburger Religionsfrieden gebracht werden.

Wäre das Edikt befolgt worden, hätte das enorme Konsequenzen für das Reich gehabt. Enteignungen und Rückübertragungen wären die Folge gewesen. so hatte das Edikt wenig Aussichten auf Erfolg, fachte aber den Konflikt zwischen dem katholischen Kaiser und den evangelischen Fürsten erneut an und trug zur weiteren Eskalation des Krieges bei.

In Bayern ernannte er Abt Johannes V. und den Bamberger Bischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623-1633) zu Kommissaren für die Rückgewinnung der an die Lutheraner verloren gegangenen Güter. Mit der Karthause Grünau, die zwischen Schollbrunn und Hasloch am Main lag, war er erfolgreich. Diese konnte den Karthäusern zurückgegeben werden. Die anderen Projekte konnten nicht verwirklicht werden. Sie Lage hatte sich total geändert.

Im Juli 1630 landete der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) mit 13.000 Mann auf Usedom. Seine Streitmacht brachte er durch Anwerbungen schnell auf 40.000 Mann. In der Schlacht bei Breitenfeld nördlich von Leipzig wurden die Truppen der katholischen Liga unter Tilly, der von 1630-1632

ligistischer und kaiserlicher militärischer Oberbefehlshaber war, vernichtend geschlagen. Der Vormarsch der Schweden nach Süddeutschland konnte nicht mehr aufgehalten werden. Am 11.Oktober floh Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1631-1642) aus Würzburg.

Am 12. Oktober 1631 besetzten die Schweden Schweinfurt. Am 18. Oktober 1631 eroberten die Schweden Würzburg. Dann setzte König Adolf eine königliche Landesregierung ein. Die Hochstifte Würzburg und Bamberg wurden schwedische Erblehen und 1633 dem General im Schwedischen Heer Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar als Herzogtum Franken geschenkt. Allerdings eroberten die Kaiserlichen unter Ottavio Piccolomini (1599-1656) Würzburg 1634 zurück.

Abt Johannes hatte schon kurz vor die Schweden eintrafen, den Kirchenschatz und einige Kleinodien nach Würzburg geflüchtet. 30 Konventuale hatte er in andere Klöster geschickt, die meisten nach Ungarn, Österreich und Böhmen, wo sie als Seelsorger zur Aushilfe arbeiteten und sich so durchzubringen suchten. Abt Johannes und der Prior Christoph Kramer blieben in Ebrach. Der Abt unterwarf sich den Schweden, um Schäden am Kloster zu verhindern. Die Abtei wurde zunächst auch unter schwedischen Schutz gestellt. Im Winter 1631  quartierten sich drei Regimenter unter dem

Obristen Veit Ulrich Truchsess von Wetzhausen ein. Er war auch schwedischer königlicher Statthalter in Franken mit Sitz in Würzburg. Die Schweden forderten eine Kontribution von 30.000 Gulden. Da der Abt sich nicht in der Lage sah, diese zu bezahlen, begab er sich ins Hauptquartier der Schweden

nach Bamberg und versuchte die Summe herunter zu handeln. Als dies nicht gelang, begab er sich ins Kloster zurück, wurde aber unterwegs von schwedischen Reitern eingeholt und nach Schweinfurt zurückgebracht und dort festgesetzt. Es wurde sogar ein Verfahren wegen Hochverrats gegen ihn eingeleitet aber in Donauwörth wurde er vom schwedischen König freigesprochen (Weigand S. 73 f.) Als die Schweden mit dem Herren von Künsberg einen eigenen Verwalter für Kloster Ebrach einsetzten floh er ins Schwesterkloster Himmerod in der Eifel. Unterwegs wurde er in Mainz festgesetzt, weil man Klosterdokumente bei ihm vermutete. Von Himmerod reiste er weiter nach Koblenz. Nach der Schlacht von Nördlingen hielt er sich in Köln auf. Dort traf er auch den Würzburger Bischof Franz von Hatzfeld, der ihn finanziell unterstützen konnte.

Nach dem Frieden von Prag 1635 zogen sich die Schweden nach Norddeutschland zurück. Abt Johannes konnte 1636 in sein Kloster zurückkehren. Es war inzwischen völlig verarmt. Die meisten der wenigen in Ebrach zurückgebliebenen Konventualen waren ermordet worden.

Abt Johannes starb am 5. April 1637.

Unter Vorsitz des Abtes Georg Kihn (1618-1639) aus Bildhausen wurde von den wenigen verbliebenen Mönchen Johannes VI.Pfister (1637-1642) zu seinem Nachfolger gewählt. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1608. Die Wahl wurde vom Salemer Abt Thomas Wunn bestätigt.

Er ist in Würzburg geboren. Dort hat er wohl die Lateinschule besucht. Später studierte er an der Universität Würzburg und promovierte dort in Jura.

Seinen Nachfolger bekleidete er ins Exil in die Pfalz und ins Rheinland. Er kehrte mit ihm zusammen nach Ebrach zurück

Nach seiner Wahl wurde der neue Abt in Würzburg von Bischof Franz von Hatzfeld am 2. Februar 1638 benediziert.

Das Kloster hatte nach wie vor unter den Truppendurchzügen zu leiden. Er konnte sein Kloster erhalten und hatte nach Weigand “eine feine Art”  (S. 76) mit den durchziehenden Soldatenrotten umzugehen. Das kam natürlich auch dem Kloster zugute.

Er holte noch während des Krieges einige seiner Konventualen zurück und konnte sogar zwei Neuzugänge vermelden. Er starb schon nach vier Jahren Amtszeit am 20. September 1641 .

Unter Vorsitz von Abt Johann VIII. Gagel (1638-1649) wurde Heinrich VI.Pörtner zum Abt von Ebrach gewählt. Die Wahl wurde wieder von Abt Thomas Wunn bestätigt.  StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1615

Heinrich VI. stammte aus dem unterfränkischen Unterspiesheim, heute Teil der Gemeinde Kolitzheim. Über seine Familie geht aus den Quellen nichts hervor. Er besuchte wahrscheinlich eine Lateinschule, wahrscheinlich in Schweinfurt.

Er trat schon früh ins Kloster Ebrach ein. Als die Schweden Kloster Ebrach besetzten floh er ins Primarkloster Clairvaux. Er blieb dort vier Jahre und kehrte dann wieder nach Franken zurück. In der Klosterhierarchie stieg er schnell auf. Er wurde Subprior

und war Pfarrvikar im Klosterdorf Burgwindheim. Bei seiner Wahl war er Cellerar StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1613

In Clairvaux hatte er sich wohl eine sehr strenge Lebensart angewöhnt. Nach seiner Wahl zum Abt versuchte er die Klosterzucht wieder zu stärken. Diese hatte in den Kriegswirren doch sehr gelitten. Er führte einen Bußgürtel für Mönche ein. Er ließ auch

Nachtwachen aufstellen. Auch er erreichte wieder einen Zuwachs. 4 neue Mönche traten zu den  bisherigen 9 Konventualen ins Kloster ein.

Er wurde von einer Krankheit befallen und starb nach drei Wochen Krankenlage am 5. Oktober 1646.

Die wieder notwendig gewordene Wahl wurde am 21. Oktober 1646 ebenfalls von dem Langheimer Abt Johann VIII. Gagel geleitet.StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1634.

Gewählt wurde Peter II. Scherenberger (1646-1658) Bei seiner Wahl war er Bursar.  Er ist in Brückenau geboren. 1628 wurde er zum Studium nach Dillingen geschickt. Sein Studium musste er kriegsbedingt unterbrechen. Er floh nach Salem.

Als er nach Franken zurückkam, fand er sein Kloster noch immer öde vor. Er nahm deshalb eine Feldpredigerstelle im österreichischen Regiment des Grafen Melchior von Hatzfeld (1593-1658) an. Danach war er in einer Pfarrei in Böhmen. Um 1640 kam er nach Ebrach zurück.

Er versah erst die Pfarrei Burgebrach. Danach wurde er Bursar.Er wurde von dem Würzburger Bischof Johann Philipp von Schönborn (1642-1670)zusammen mit dem Abt Remigius Winckel (1646-1654) von Kloster Schwarzach benediziert.

1648 war endlich Friede eingekehrt. Zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober waren in Münster und Osnabrück eine reihe von Friedensverträgen geschlossen worden. Ein neues Reichsreligionsrecht war festgelegt worden. Die Rechte der Reichsstände gegenüber dem Kaiser in ihren eigenen Territorien wurden festgeschrieben. Auf kirchlicher Ebene wurde der Passauer Vertrag von 1552 und der Augsburger Religionsfrieden von 1555 bestätigt. Das Restitutionsedikt von 1629 wurde aufgehoben  und das Jahr 1624 wurde als Normaljahr festgelegt.

Der evangelische und katholische Besitzstandsollte  so bleiben oder wiederhergestellt werden, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war.

Das Normaljahr hatte für Kloster Ebrach zur Folge, dass es die an Schweinfurt verlorenen Gebiete wieder zurückbekam. Die zerstörten oder verfallenen Gebäude wurden instand gesetzt. Verödete Güter wurden wieder angebaut.

Abt Peter begann mit dem Bau des großen Kellers und des Speichers, der dann unter seinem Nachfolger vollendet wurde.

Am 14. Juli 1649 genehmigte der päpstliche Legat Fabius Chigi, Bischof von Nardo,(1644-1649) die Einrichtung einer Bruderschaft des Heiligen Blutes in Kloster Ebrach. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1646

Im Juni 1654 wurde Kloster Ebrach von Generalabt Claude Vassin(1645-1670) visitiert. Der Generalabt erließ auch Statuten für Kloster Ebrach. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1669

Abt Peter war auch im Orden aktiv. 1651 nahm er am Generalkapitel teil. 1653 besuchte er das Nationalkapitel in Donauwörth und 1654 in Rottweil. Dort schlichtete er Streitigkeiten zwischen dem Bronnbacher Abt Valentin Mammel (1647-1670) und dem Konvent und von Neuburg und Abt Bernhard.

Er weihte auch den Abt von Langheim Mauritius Knauer (1649-1664) und im Auftrag des Bischofs von Bamberg  Melchior Otto Voit von Salzburg (1642-1653) den Abt von Kloster Banz Michael Stürzel (1648–1664)Auch den Konvent vergrößerte er beachtlich. Bei seinem Amtsantritt waren

noch 6 Mönche im Kloster. Er verzeichnete 28 Neueintritte und berief aus anderen Klöstern, die für die Schulung der neuen Mönche eingesetzt wurden, so den früheren Prior in Fulda, Placidus Braun und den Subprior aus Bildhausen, Joseph Agricola. In Ebrach richtete er eine

philosophische und theologische Schule ein.

Trotz der Kriegsschäden und der Lasten aus dem Krieg schaffte er es, noch 8000 Gulden schulden abzutragen.

Abt Peter starb am 1. Juni 1658.

Am 6. Juni 1658 wurde unter Vorsitz von Abt Mauritius Knauer (1649–1664 ) aus Kloster Langheim wurde Alberich Degen(1658-1686) zum 42. Abt von Kloster Ebrach gewählt. Er stammte aus Zeil am Main und trat 1647 in das Kloster Ebrach ein. Er studierte Theologie und wurde 1649

zum Priester geweiht. 1654 wurde er zum Verwalter des Amtshofes in Würzburg bestimmt. Bei seiner Wahl war er außerem Beichtvater im Kloster Seligenpforten. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1679

Schon kurz nach seiner Wahl ernannte ihn Generalabt Claude Vassin zum Visitator und Generalvikar des Zisterzienserordens in Franken. Urkunde 1680. Nach dem Tod von Abt Thomas II. Schwab aus Salem, der auch Vorsteher der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation war, wurde Abt Alberich

1664 Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1725

1659 nahm er in Überlingen am Kapitel und 1670 in Salem teil. 1667 war er beim Generalkapitel in Citeaux dabei.

Er stattete die Klosterkirche großzügig mit Bildern, Leuchter Kelchen und anderen Kirchengerätschaften aus und gab dafür 17.000 Gulden aus.

Er erwarb den Zehnten in verschiedenen Dörfern, kaufte von Samuel von Thüngen das Schloss und das Dorf Oberschwappach. Er legte ein Kapital von 20.000 Gulden zur Unterstützung von Ebracher Untertanen an. Außerdem tilgte er 50.000 Gulden der Schulden von Kloster Ebrach und machte dieses somit schuldenfrei.

Er sorgte auch weiter für die Pflege der Wissenschaften. Am Kloster wurden Theologie und Philosophie gelehrt. Aber auch die Jurisprudenz wurde ausbaut. So konnten die Klosterämter immer mit gut ausgebildeten Verwaltern besetzt werden. Die Bibliothek wurde von Ludwig Ludwig, dem Nachfolger von Abt Alberich geleitet und mit Werken auch aus anderen Wissenschaften wie Geschichte, Mathematik, Geographie und anderen versehen.

Er wirkte über das Kloster hinaus. Für Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (1642-1673) war er ein persönlicher Berater. Die Mutter von Abt Alberich wurde angeblich nach einem Hexenprozess hingerichtet. Fürstbischof Johann Philipp ließ in allen drei Bistümern, in denen er (gleichzeitig) Bischof war, nämlich Würzburg. Mainz und Worms, nachhaltig von Friedrich von Spee beeinflusst, die Hexenprozesse abschaffen.

Abt Alberich soll auch 1655 die Silvanerrebe erstmals in Franken am Stein anbauen lassen haben. Dafür wurde ihm ein Denkmal errichtet,das heute im Keller des Brügerspitals in Würzburg zu besichtigen ist.

Abt Alberich starb am 24. November 1686.

Der Konvent meldete den Tod von Abt Alberich ordnungsgemäß an den Würzburger Bischof Johann Gottfried von Guttenberg (1684-1689). Dieser sandte sofort eine Kommission unter Weihbischof Stephan Weinberger (1667-1703) und dem Kanoniker des Stiftes Haug in Würzburg Andreas Hartmann

nach Kloster Ebrach. Diese verlangten entgegen dem Herkommen einen anderen Wahltermin, um an der Wahl teilzunehmen. Auch ließen sie Schlösser gewaltsam öffnen, um eine Inventur der Abtei, des Kellers und des Speichers vorzunehmen.

Der Konvent wählte aber unter Vorsitz des Langheimer Abtes Thomas Wagner (1677-1689) Ludwig Ludwig zum Nachfolger des verstorbenen Abtes und 43. Ebracher Abt Ludwig Ludwig (1686-1696).

Er ist am 5. September 1640 in Oberschwarzach in Unterfranken, heute Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen geboren. 1662 trat er in das Kloster Ebrach ein. Er hat wohl Theologie und Philosophie studiert.  1565 feierte er seine Primiz.

Unter seinem Vorgänger war er Bibliothekar, bei seiner Wahl zum Abt Prior. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1875

Kurz nach der Wahl kam eine bischöfliche Kommission und ließ ein Revers unterzeichnen, in dem der Bischof wegen der durch die Wahl gezeigte Widersetzlichkeit um Nachsicht gebeten wurde. Als der Abt dieses unterzeichnete, kehrte zunächst Ruhe ein.

Es gab auch Schwierigkeiten mit dem Nachbarbistum Bamberg. Als Vaterabt leitete Abt Ludwig in Kloster Langheim die Wahl von Gallus Knauer (1690-1728) zum Abt von Kloster Langheim. bei dieser Gelegenheit er einigen jungen geistlichen die Niederen Weihen.

Der Bamberger Bischof Marquard Sebastian Schenck von Stauffenberg (1683-1693) sah sich dadurch in seinen Rechten verletzt und wandte sich sogar an Rom und erwirkte dort die “suspensio ab officium”, als die Amtsablösung.  Abt Ludwig legte darauf

das päpstliche Privileg vor, solche Weihen auch in seinem Kloster abstammenden Filialklöstern auch in fremden Diözesen vorzunehmen. Daraufhin wurde der Streit beigelegt.

Wegen des Investiturrechts kam es zu einem Streit mit dem Bistum Würzburg, der zu einem Prozess vor dem Reichskammergericht führte und erst durch die Vermittlung des deutschen Orden und des Eichstätter Bischofs Johann Euchar Schenk von Castell (1685-1697)

wurde dieser beigelegt.

Im Kloster wurde Theologie, Philosophie, Geschichte und Geographie gelehrt. Er schickte seine Geistlichen auf Hochschulen und konnte auch andere Klöster mit Lehrern und Professoren versehen.

Nach seiner von ihm hinterlassenen Rechnung gab er 100.000 Gulden für Bauten und Kirchengeräte aus. 1688 begann er mit dem Konventsbau, den aber erst seine Nachfolger fertigstellten. Für den Konventsbau beauftragte er Johann Leonhard Dientzenhofer, der vorher in Kloster Waldsassen tätig war. Von Balthasar Neumann (*1687-1753) sind Rechnungen vorhanden. Er lieferte Entwürfe für Treppenhaus, Saaltrakt und Flügel um den Ehrenhof. Die Projekte sind verloren. Engagiert wurde dann  der aus Vorarlberg

stammende Baumeister Joseph Greissing (* 1664-1721) und spätere Würzburger Hofbaumeister, der durch  Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn gefördert worden war.

In Nürnberg erlitt er eine schwere Lungenentzündung, an der er dort am 24. Mai 1696 verstarb.

Unter Vorsitz von Abt Gallus Knauer  aus Kloster Langheim wurde sein Nachfolger Candidus Pfister (1696-1702) aus Sulzfeld am Main zum 44. Abt von Ebrach gewählt. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1912

Er war schon sehr früh in das Kloster Ebrach eingetreten und hatte verschiedene Klosterämter innegehabt. Er war Bursar, Cellerar. Bei seiner Wahl war er Kanzleidirektor. Er war Ratgeber und Gefährte seines Vorgängers Ludwig.

Als Mönch unternahm er im Auftrag der Abtei weite Reisen.

Schon am 12. August 1696 wurde er von Generalabt  Nicolas III. Larcher (1692-1712) zum Visitator und Generalvikar des Zisterzienserorden in Franken ernannt. (Urkunde 1914)

170 kaufte er von dem Dompropst Otto Philipp von Guttenberg den Klebheimer Hof. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1927

Mit dem Würzburger Bischof Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths (1699-1719)kam ein Kompromiss über die Stellung der Abtei zustande. Am 11. Juni 1701 wurde ein Vertrag “über verschiedene zwischen ihnen strittige Punkte” abgeschlossen.

StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 1928. Geklärt wurde allerdings nichts. Die Spannungen zwischen Bistum und Abtei blieben bis zum ende des Klosters bestehen.

Abt Candidus resignierte 1702. Er hatte mehrere Schlaganfälle, er war zeitweilig gelähmt und seine Sprache war schwer gestört. Nach seinem Amtsverzicht lebte er weiter in seiner Wohnung. Er starb am 26. Februar 1704.

Nach der Resignation von Abt Candidus wurde Paulus II. Baumann (1702-1714) zum 45. Abt von Ebrach gewählt. Generalabt Generalabt  Nicolas III. Larcher bestätigte die Wahl am 13. Januar 1703. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1933

Zwei Tage später ernannte er ihn zum Generalvikar und Visitator für die Fränkischen Zisterzienserklöster.Urkunde 1934

Abt Paulus II. ist am 4. September 1644 in Würzburg geboren. Er besuchte dort die Lateinschule und studierte an der Universität Würzburg. Er trat in das Kloster Ebrach ein. Am 20. August 1663 legte er sein ewiges Gelübde ab. Am 9. November 1670 feierte er

seine Primiz. Er stand zunächst dem Klosteramt in Sulzfeld vor. Dann wurde er Amtmann in Mönchherrnsdorf. Im Kloster Ebrach war er Bursarius und dann Kanzleidirektor.

Er begann die Klosterkirche neu auszustatten. In Würzburg wurde der Bau des Klosterhofes vollendet. Er entstand wohl unter Mitwirkung von Joseph Greissing in den Jahren 1710-1712. In Waldschwind wurde das Hofgut vollendet. Im 18. Jahrhundert trafen sich die Fürstbischöfe von Schönborn

mehrmals und veranstalteten zusammen mit den Ebracher Äbten Jagden. Den Hof in Gochsheim-Eyer baute er von Grund auf neu. Er dient heute als Pfarrhaus. Die Renovierung Ebracher Hofs in Rödelsee war schon unter Abt Hieronymus begonnen werden. Abt Paulus vollendete sie

und ließ 1712 dort sein Wappen anbringen.

Auch Abt Paulus hatte Gesundheitsprobleme. Er litt unter Nierenstein . Er bat 1714 beim Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation  Stephan I. Jung (1698–1725 ) um Resignation. diese wurde genehmigt. Er lebte dann weiter im Kloster.

Er starb am 1. April 1725.

Auf ausdrücklichen Wunsch des emeritierten Abtes Paulus wurde Wilhelm Sölner (1714-1741) zu seinem Nachfolger gewählt. Generalabt Edmond II. Perrot (1712-1727) bestätigte die Wahl am 8. Oktober 1714. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 1968

Einen Tag später ernannte er ihn zum Generalvikar und Visitaror für die Fränkischen Zisterzienserklöster. Urkunde 1969

Abt Wilhelm wurde am 30. Dezember 1671 in Gerolzhofen im heutigen Landkreis Schweinfurt geboren. Mit 5 wurde er schon auf die Zisterzienserschule in Würzburg geschickt um eine solide Ausbildung zu erhalten. Er schloss mit der Matura ab.

Dann studierte er an der Universität von Ingolstadt, die wie fast alle katholischen Universitäten von Jesuiten geleitet wurde. Er studierte Theologie. Er trat ins Kloster Ebrach ein und legte am 21. November 1691 seine Gelübde ab.

Dann ging er ins Kloster Waldsassen. Dort wurde er in Rhetorik geschult und schrieb mehrere Disputationen. Seine akademische Ausbildung schloss er an der Universität Prag ab. Dort hatte er Geschichte, Staatskunde und Rechtswissenschaften studiert.

Er promovierte und lehrte dort anschließend kirchliches Recht. Seine akademische Laufbahn musste er abbrechen, weil er ins Kloster zurückberufen wurde. Dort wurde er Kanzleidirektor. In seiner Amtszeit verfasste er eine kurze Streitschrift gegen das Bistum Würzburg,

das die Reichsunmittelbarkeit von Kloster Ebrach bezweifelte

Er wurde von dem Würzburger Fürstbischof Bischof Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths  am 2. Juni 1715 benediziert. Die Regierung dieses Fürstbischofs bedeutete eine kurze Entspannungsphase im Verhältnis von Bistum und Abtei.

Doch schon mit seinem Nachfolger Johann Philipp Franz von Schönborn (1719-1724) ging der Kampf um die Unabhängigkeit von Würzburg weiter und prägte auch die gesamte Regierungszeit von Abt Wilhelm.

Bei seinem Amtsantritt waren 50 Religiose und 6 Konversen im Kloster Ebrach. Während seiner Regierungszeit wurden 65 Religiose neu aufgenommen.

Sofort nach seiner Wahl beschloss er die Weiterführung der seit 1702 unterbrochenen arbeiten am “Neuen Bau”. Es ist nicht der barocke “Bauwurmb”, der ihn antreibt, wie das Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn von Speyer genannt hat.

Es ist die gebaute Legitimation der beanspruchten Reichsunmittelbarkeit als Triebfeder seiner Bautätigkeit, für die er 600.000 Gulden ausgeben wird (Der Gulden um 1750 wäre heute etwa 10.—€ wert) Also hat Abt Wilhelm etwa 6 Mio € für die

Bautätigkeit seines Kloster ausgegeben und das ohne Schulden zu machen! Es wurde nun aber nicht die von dem inzwischen verstorbenen Johann Leonhard Dientzenhofer zweigeschossige Klosteranlage weitergeführt  werden. Es sollte ein

Schloss-Stift gebaut werden ähnlich wie das nahe schloss Pommersfelden, das gerade fertig geworden ist.

1720 wurden die Arbeiten in Ebrach unterbrochen. Nun wurden die Amtshöfe in Burgwindheim (1720–1725), Sulzheim (bis 1729), Mainstockheim (1727–1734) und Oberschwappach (bis 1738) ebenso repräsentativ als Amtsschlösser umgebaut. Schon 1730 wurde in Ebrach weitergebaut.

Um das Kloster entstand ein Rokokopark.

Dann wurden die Ökonomiegebäude in der sogenannten Klostervorstadt gebaut. Auch ein Krankenhaus entstand, um den immer wieder auftretenden Seuchen in der Klosterumgebung entgegen zu wirken.

Er förderte die Wissenschaft im Kloster. Die Bibliothek erweiterte er. Im Ebracher Hof in Würzburg richtete er wieder ein Studienkolleg ein,in dem Studenten aus allen fränkischen Klöstern aufgenommen wurden.

Im Auftrag des Generalkapitels verfasste er die “Brevis Notitia” über das Kloster. Darin waren die Rechte und Privilegien, die in der langen Geschichte des Ebracher Klosters gesammelt worden waren, zusammengefasst.

Der Würzburger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim (1729-1746) bezeichnete das Schriftstück als  “Schandwerk” und ließ es in Würzburg öffentlich verbrennen. Als Antwort ließ Abt Wilhelm in Rom eine zweite Auflage drucken.

Abt Wilhelm plante eine zweite Schrift, die seine Absichten erläutern sollten. vor der Vollendung starb er aber 24. April 1741.

Am 16. Mai 1741 fand unter Vorsitz von Abt Cölestin I. Mermos (1739–1771 ) die Wahl von Wilhelms Nachfolger statt.StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 2040. Gewählt wurde Hieronymus II. Held (1741-1773) Noch im Mai wurde er

von Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727-1728) zum Visitator und Generalvikar des Zisterzienserordens in Franken ernannt. Urkunde 2042

Er stammte wie sein Vorgänger  ebenfalls aus Gerolzhofen und ist dort am 2. Februar 1694 geboren. Er trat in Kloster Ebrach ein. In seinen jüngeren Jahren war er dort als Professor der Philosophie tätig. Dann wurde er Amtmann im Ebracher Hof in

Würzburg und war dort auch Präses des dortigen Studienkollegs der Zisterzienser.

Im Auftrag  von Abt Wilhelm reiste er nach Rom, um bei der Congregatio super negotiis episcoporum et regularium, über seine “Brevis notitia” zu verhandeln. Diese Kongregation ist für Untersuchungen von Streitigkeiten der Bischöfe und Ordensgeistlichen zuständig.

Hieronymus Held erreichte, dass die Schrift in Rom anerkannt wurde und eine Neuauflage in Rom gedruckt wurde.

Als Abt war Hieronymus bemüht, das angespannte Verhältnis zum Hochstift Würzburg zu entkrampfen. Er stoppte den Nachdruck der “Brevis Notitia”, obwohl er ja die Druckgenehmigung bewirkt hatte. Aber auch Fürstbischof Friedrich Karl suchte die Streitigkeiten zu beenden.

Eine Reihe kleinerer Unstimmigkeiten wurden ausgeräumt, so zum Beispiel zwischen dem Würzburgischen Hofrat Röthlein und dem Klosteramtmann  in Burgwindheim StAWü, KlosterEbrach Urkunden 2068 oder ein Vergleich in Forstbezirken StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 2069.

Aber auch langwierige Streitigkeiten wie das Patronatsrecht auf die Pfarrei Burgebrach wurden 1752 mit einem Vergleich beigelegt. (Weigand S. 100 f.)

Nach dem Tod des bisherigen Generalvikars der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation, des Salemer Abtes Konstantin Miller (1725-1745) ernannte Generalabt Andoche Pernot am 6. März 1645 Abt Hieronymus zum Generalvikar.StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 2054

Es fanden aber wegen des Siebenjährigen Krieges 1756-1763 aber auch wegen interner Streitigkeiten im Zisterzienserorden (Weigand S. 101)

1760 wurden Abt Hieronymus und der Abt von St. Urban Augustin Müller (1751–1768) zu Kommissaren ernannt, die Streitigkeiten zwischen dem Salemer Konvent und dem Abt Anselm II. Schwab (1713-1778) untersuchen und entscheiden sollten.

Die Kommission suspendierte Abt Anselm und beauftragte den Prior und einige Geistliche mit der Verwaltung des Klosters. (Weigand S. 101) Abt Anselm hatte aber beste Beziehungen zum Wiener Hof. Von
Maria Theresia war er 1748 zum  «Kaiserlichen und Königlichen Wirklichen Geheimen Rat» ernannt worden. Er wehrte sich und konnte die Intrige, an der  auch der Konstanzer Bischof Kardinal Franz Conrad von Rodt (1750-1775)beteiligt war,

abwehren. Er erwirkte einen Königlichen Hofratsbeschluss, der die Kommissionsentscheidung aufhob, da sie nicht berücksichtigt habe, dass Abt Anselm ein Reichsstand sei. Nur mit Bewilligung der königlichen Majestät könnte eine solche Suspendierung vorgenommen

werden.  Auch dem Generalabt wurde vorgeworfen, dass dieses Verfahren rechtswidrig sei.

Der Siebenjährige Krieg machte dem Kloster zu schaffen. Es kam zu Einquartierungen sowohl von preussischen als auch österreichischen Truppen. Insgesamt musste das Kloster 300.000 Gulden an Kontributionen bezahlen, an der Kaufkraft gemessen als etwa 3 Millionen €.

Trotzdem konnte eine neue Orangerie und ein Hirschgarten errichtet werden. In Bamberg wurde 1768 der neue Ebracher Hof fertiggestellt und in Koppenwind wird der Amtshof neu erbaut. Er ließ die Hauptorgel und zwei vom Würzburger Hoforgelbauer Johann Philipp Seuffert (1693-1780)erstellen.

Die Wissenschaft blühte. Die Bibliothek unter Pater Äquilin wurde gepflegt und die Abtei konnte sich wirtschaftlicher Prosperität erfreuen.

In seiner Amtszeit traten insgesamt 58 Novizen in Kloster Ebrach ein.

Im letzten Jahr seiner Regierung erkrankte er an Gicht Er starb am 20. Oktober 1773.

Am 13. Dezember 1773 wurde Wilhelm II. Roßhirt (1773-1791) zum Nachfolger von Abt Hieronymus und vorletzten Abt von Kloster Ebrach gewählt. Die Wahl fand unter Vorsitz des Abtes Fortunat Hartmann(1755-1779) von Kloster Plass statt, der gleichzeitig Generalvikar von Böhmen war.

StAWü, KlosterEbrach Urkunden 2096 und Urkunde 2099 Der letzte Generalbt des Zisterzienserordens François Trouvé (1748-1797) ernannte Abt Wilhelm am 21. November 1774 zum zum Generalvikar des Ordens für Franken mit dem Recht zur Visitation und Beaufsichtigung der Männerklöster Bildhausen, Bronnbach und Langheim sowie des Frauenklosters Himmelspforten. StAWü, Kloster Ebrach Urkunden 2100.

Zur Wahl im Dezember gab es auch ein Glückwunschschreiben von Gräfin Johanna von Schönborn. StAWü, KlosterEbrach Urkunden 2098. Sie war die Gattin des Grafen Hugo Damian Erwein von Schönborn, der die Herrschaft Wiesentheid im Fränkischen Reichskreis innehatte.

Da es im Urkundenbestand des Staatsarchivs Würzburg zu Kloster Ebrach die einzige dieser Art ist, erwähne ich sie der Kuriosität halber.

Abt Wilhelm ist am 4. Februar 1714 in Neustadt an der Saale geboren. Er stammt aus einer Beamtenfamilie in Neustadt. Über seine schulische Ausbildung ist in den Quellen nichts zu erfahren. Er trat ins Kloster Ebrach ein und legte dort am 18. Juli 1734 sein Gelübde ab.

1738 wurde er zum Priester geweiht. In der Laufbahn der Klosterämter war er Kanzleirat, dann Subprior. 5 Jahre war er Prior. Danach wurde er nach Würzburg berufen, wo er den Ebracher Klosterhof leitetete. Bis 1773 war er dann Amtmann am Sulzheimer Hof.

Dann wurde er zum Abt gewählt. Eine seiner ersten Amtshandlungen war, die durch Ebrach verlaufende Landstraße zu erhöhen. Das bewirkt bis heute den Eindruck, dass die Kirche niedriger liegt.

Er schickte viele seiner Konventualen zum Studium nach Würzburg, neben Theologie auch juristische Fächer. So konnte er die Lehrstühle in Ebrach belegen, hatte aber auch für die Ämter fachlich ausgebildetes Personal.

In seiner Eigenschaft als Vaterabt musste er in Langheim eingreifen. Dort gab es Misshelligkeiten zwischen Konvent und Abt.Abt Johann Nepomuk Pitius (1774-1787)hatte dem Kloster durch Ankäufe und Neubauten hohe Kosten verursacht,

obwohl das Kloster noch an den Kontributionen aus dem Siebenjährigen Krieg zu tragen hatte. Abt Wilhelm hatte diese Ausgaben untersagt. Der Bamberger Bischof Franz Ludwig von Erthal (1779-1779 in Personalunion auch Bischof von Würzburg)befahl Abt Nepomuk Pitius am 3. April 1787 Gehorsam gegenüber dem Vaterabt. Am  22. Juli 1787 suspendierte er ihn wegen Verschwendung vom Amt.

Im Kloster ließ er die Kirche neu gestalten. sie war bereits reich barock ausgestattet. sie hatte 27 Altäre in Chor und Schiff und drei Altäre in der Michaelskapelle. Der Würzburger Hofstuckateur Materno Bossi (1739–1802) gestaltete den frühklassizistischen Umbau.

Er verfremdete den mittelalterlichen Raum, wahrte aber seine Tektonik. Er ersetzte die gotischen plastischen Werkstücke. nun stehen hier korinthische Säulen. Die Farblosigkeit puristischer gotischer Innenräume wird durch lichte Farbigkeit ersetzt. Es ist ein

echtes Meisterwerk, das hier zu bewundern ist. Für die Erneuerung der Kirche hat Abt Wilhelm 100.000 Gulden ausgegeben.

Wegen einer Schrift des Paters  Christian Baumann flammte der Streit mit dem Bischof von Würzburg wieder auf. Es handelte sich zwar um eine Schrift mit wirtschaftlichem Inhalt. Aber auf dessen Titel nannte sich der Verfasser “Mitglied der unmittelbaren Reichsabtei Ebrach”

Der Würzburger Bischof Franz Ludwig von Erthal  bezeichnete die Schrift  als „Arroganz“ der Mönche und ließ es öffentlich verrufen. Daraufhin strengte Roßhirt einen neuerlichen Prozess am Reichskammergericht an, den er schließlich auch gewann.

1788 konnte im Kloster ein letztes großes Fest gefeiert werden. Abt Wilhelm beging sein 60-jähriges Priesterjubiläum, was mit großen von seinem Nachfolger Eugen Montag geplanten viertägigen Festlichkeiten begangen wurde. Abt Wilhelm war wegen seiner Mildtätigkeit bekannt und geliebt.

Bei einer Überschwemmungskatastrophe in Bamberg hatte er mehrere Wagen mit Brot und Mehl nach Bamberg geschickt, um die Not zu lindern.

Nach einem Prunkfrühstück gab es den ganzen Tag Wein und Brot für die Bevölkerung. Der Abt speiste mit 340 Gästen. Es gab ein Konzert mit einer berühmten Sopranistin. Am nächsten Tag gab es ein Feuerwerk und die Aufführung eines Singspiels. Am Folgetag stand ein Komödientheater mit modischen Kostümen auf dem Programm. Am Folgetag wich die Gesellschaft auf den Ökonomiehof nach Waldschwind aus, weil an diesem Tag im Kloster kein Fleisch gegessen werden durfte und Abt Wilhelm seinen Gästen eine solche Enthaltsamkeit nicht zumuten wollten. Es war ein barockes Fest, wie man es sich vorstellt und die letzten unbeschwerten Tage in der Abtei. Dieses Fest wird bei Elke Goez auf Seite 24 ff ausführlich beschrieben.

Die Abtei hatte eine letzte große Phase. Sie erlebte eine Blüte ihres Bauwesens und der Klostermusik.

Auch Abt Wilhelm nahm eine Reihe von Novizen auf. Unter den letzten 4 Äbten waren noch fast 170 neue Mönche ins Kloster eingetreten.

Abt Wilhelm II. Roßhirt starb am 15. Januar 1791 sechsundsiebzigjährig.

Sein Nachfolger wurde Abt Eugen Montag. (1791-1803, +1811) Er ist am 5. März 1741 in Ebrach als Sohn des Rechtskonsulenten von Kloster Ebrach Georg Wilhelm Montag  geboren. Er ging in Würzburg zur Schule

Am 16.11.1760 legte er in Kloster Ebrach seine Profess ab. Dann studierte er in Würzburg Theologie, beide Rechte sowie Geschichte. 1765 wurde er zum Priester geweiht. Im Kloster stieg er über den Subprior, Kanzleirat und schließlich

Kanzleidirektor von Kloster Ebrach. Er war also der weltliche Regent im Abteiland. Auch für den Orden war er tätig. Er war jahrelang Sekretär der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation und hatte sich als solcher mit diffizilen  Rechtsangelegenheiten im Orden

zu befassen.

Unter Vorsitz von Abt Robert Schlecht (1778-1802) wurde er am 21.1791 zum 49. und letzten Abt von Kloster Ebrach gewählt. Einen Monat später wurde er von Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal benediziert.

Er war ein hochgerühmter Staatsrechtsfachmann seiner Zeit und schrieb mehrere Werke.

Disquisitio de ducatu et judicio provinciali episcopatus Wirzeburgensis, 1778;
Frage, ob d. Abtei Ebrach … d. Prädikat „reichsunmittelbar“ rechtmäßig gebühre, u. ob dieselbe als Herrschaft ihrer Untertanen d. Regel d. Reichsfreyheit gegen d. hochfürstl. Würzburg. Ansprüche e. vollkommenen Landeshoheit zu behaupten befugt seye, 1786;
De milite nobili et ingenuo saeculi XI. et XII. una cum vindiciis Marquardi de Grumbach dynaste, 1794;
Historiae diplomaticae Ebracensis Monasterii Saeculi primi Epocha prima ab anno 1126-1166 sive de rebus gestis sub Adamo Abbate I.

Die diplomatische Geschichte beschrieb die Geschichte von Kloster Ebrach seit seiner Gründung.

Noch nach seinem Tod erschien eine von F. A. Frey überarbeitete Auflage von Geschichte der deutschen  staatsbürgerlichen  Freyheit

Er vollendete die Ebracher Schulordnung, die sein Vorgänger begonnen hatte.

Noch vor seiner Wahl war am 14.Juli 1789 in Frankreich die Revolution ausgebrochen. Ordensgemeinschaften wurden aufgehoben, natürlich auch der Zisterzienserorden. Viele Patres gingen ins Exil.

Der letzte Abt  des Mutterklosters von Ebrach Morimond  Antoine Remy Chautan de Vercly (1778-1791) ging nach der Aufhebung seines Klosters nach Ebrach ins Exil.

Antikirchliche Stimmungen, die auch den Weg zur Säkularisation ebneten, breitete sich aus.

Unter den Koalitionskriegen hatte Kloster Ebrach nochmals schwer zu leiden. in Amtshöfen wurden Lazarette eingerichtet. Kontributionen mussten gezahlt werden. 1796 und 1800 besetzten und plünderten das Kloster. 1800 musste

der Abt fliehen.um nicht als Geisel genommen zu werden. Preussen nutzte die Lage zur Okkupation ebrachischer Besitzungen.

Zwar wurde im Reichskammergerichtskalender und 1802 im Reichsdeputationshauptschluß Kloster Ebrach als reichsunmittelbar bezeichnet.

Aber es war bereits überholt.

1801 wurde in Lunéville Frieden geschlossen. Darin bestätigte Kaiser Franz und das Reich Frankreich das Recht auf die Inbesitznahme  linksrheinischer Gebiete. Dafür sollten deutsche Staaten im Gegenzug mit rechtsrheinischem Kirchenbesitz entschädigt werden.

Abt Eugen verhandelte mit Bayern, um das Kloster als Kollegium einzurichten. Vergeblich. Er hatte auch auf die enorme Bedeutung von Kloster Ebrach für sein Umland hingewiesen.

Von den Jahreseinnahmen10 wurde mindestens die Hälfte für die Besoldung von Angestellten, Priestern und Pfarrern – in Katzwang, Schwabach und Leerstetten unterhielt die Abtei sogar evangelische Pfarrer- das Schulwesen, Künstlerhonorare, Kredite für die Landbevölkerung und Almosen ausgegeben. Doch das interessierte niemanden.

Am 11.12.1802 forderte der bayerische Kommissar Klinger den Treueid auf den Kurfürsten. Bald begann die Inventarisierung, und am 2.5.1803 verkündete der ehemalige Ebracher Syndikus Stupp die Auflösung der ältesten rechtsrheinischen  Zisterze. 

Nur einige  Konzessionen erreichte Abt Eugen: Die Klosterkirche durfte als Pfarrkirche stehen bleiben, die 47 Priestermönche, vier Diakone, zehn Laienbrüder, auch Abt Eugen  selbst erhielten höhere Pensionen als vorgesehen. Aber sämtlicher Besitz der Abtei verfiel dem Staat, wurde z. T. versteigert oder verkauft. Abt Eugen verzichtete auf eine Wohnung im Kloster und zog mit einem Hauskaplan und einigem Personal, mit einer Pension von 8000 Gulden und mit seiner privaten Gemäldesammlung, um die er prozessieren und für die er zahlen mußte, in den ehemaligen Amtshof Oberschwappach. Er beschäftigte sich dort dann  wieder mit rechtshistorischen Fragen.

Er starb am 5. März 1811, genau an dem Tag, an dem er das 70. Lebensjahr vollendet hatte.

  • Werke
  • 23 Aug. 2021

    Kloster Baumgarten

                                                                                                                                                                                                                        

    Die Geschichte von Kloster Baumgarten beginne ich mit dem Bischof von Straßburg Kuno von Michelbach. Er entstammte dem Ortsadel von Michelbach, heute ein Stadtteil von Gaggenau.

    Er war Stiftsherr in Straßburg und Speyer. Er bekleidete auch das Amt des Propstes von Goslar.Das dürfte auch die vorletzte Stufe in der Karriereleiter des Kuno gewesen sein.

    1100 setzte ihn Kaiser Heinrich IV. (1084-1105) zum Bischof von Straßburg ein. Die von 1049 bis 1194 nachweisbaren Pröpste in Goslar  wurden bis auf eine Ausnahme zu Bischöfen befördert.

    Heinrich IV. setzte Kuno mit Stab und Ring ein. Kuno empfing aber nie die Bischofsweihe durch den Papst. Er versuchte zwar, die Anerkennung als Bischof von Papst Paschalis II. (1099-1118)

    zu erhalten. Da dieser aber im Investiturstreit der Politik seines Vorgängers Gregor VII. (1073-1085) folgte, erneuerte er 1102 den Bann gegen Heinrich IV.Und so bekam Kuno natürlich die erhoffte

    Anerkennung nicht. Kuno agierte, als ob er ei legitimer Bischof wäre. Bis zum Investiturstreit war es ja durchaus die Regel, dass die Herrscher als Laien Bischöfe mit Ring, Stab und Zepter ernannten.

    Verbindlich geregelt wurde die Investitur erst mit dem Wormser Konkordat vom 23. November 1122.

    Kaiser Heinrich V. (1111-1125) akzeptierte die Investitur eines Bischofs mit Ring und Stab durch den Papst. Der Kaiser verlieh das Schwert als Symbol für die weltlichen Hoheitsrechte, die mit dem Bischofsamt verbunden waren.

    Bischof Kuno tritt erstmals in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich IV. am 15. Februar 1102 auf. Es geht um Güter “die er von Bischof Kuno von Straßburg und dessen Brüdern Eberhard und Werinhard erworben hat, um den benachbarten, von Kaiser Heinrich (III.) dem Domkapitel übertragenen Hof Rotenfels im Ufgau in der Grafschaft Forchheim des Grafen Hermann künftig vor deren Übergriffen zu schützen…” Heinrich IV. – RI III,2,3 n. 1472. Die Urkunde ist auch insofern interessant, weil es die erste urkundliche Erwähnung Michelbachs ist.

    1104 hatte Heinrich V. gegen seinen eigenen Vater rebelliert. Auf einer Fürstenversammlung im Dezember  1105 musste Heinrich IV. auf den Thron verzichten. Am 5. Januar 1106 wurde Heinrich V. in Mainz zum König gewählt.

    Kuno hatte auch für die Abdankung Heinrichs IV. gestimmt, obwohl er diesem seinen Bischofsstuhl in Straßburg verdankte. Er begleitete Heinrich V. ins Elsass. Heinrich wählte Rouffach als seine Residenz.

    Er war auch auf der Romreise Heinrichs V. dabei, wo dieser am 13. April 1111von Papst Paschalis II. zum Kaiser gekrönt wurde. Im September war Kaiser Heinrich auf einer Synode in Straßburg. Bischof Kuno erhielt dort mehrere Privilegien als Dank für die Reisebegleitung.

    In seinem Bistum gab es Gegner und Befürworter von Bischof Kuno. Auch der Gegensatz zwischen Papst und Kaiser war immer noch nicht ausgeräumt. Der größte Teil des Kapitels wie auch Bischof Kuno selbst stand auf Seiten des Kaisers, der Klerus stütze den Papst.

    Es gab auch einen Brief vom Klerus an den Papst, in dem dieser sich gegen die jahrelangem Unterdrückung durch die vom Kaiser eingesetzten Bischöfe  Otto (1082-1100), Balduin (23.08.1100-30.10.1100 +) und Kuno beschwerte. Über Kuno wurde in dem Brief gesagt, er erfülle

    seine bischöflichen Funktionen nicht. Außerdem führe er ein ärgerliches Leben und seinen Bischofsitz habe er durch Simonie bekommen. Er rief den Klerus auf, standhaft zu bleiben und im Guten gegen den Bischof zu verharren.

    Papst Paschalis II. starb Anfang 1118. Sein Nachfolger Gelasius II. (1118-1119) wurde am 24.Januar 1118 zum Papst gewählt. Der gebannte Kaiser Heinrich V. war in die Wahl nicht einbezogen worden. Er eilte nach Rom und ließ den Cluniazenser Maurice zum Papst  Gregor VIII. krönen.

    Da Gelasius II. schon 1119 starb wurde wieder eine Papstwahl fällig. Zum neuen Papst gewählt wurde am 2. Februar 1119 Calixt II.(1119-1124). Er berief im Oktober 1119 ein Konzil in Reims ein, um sich Unterstützung für die päpstliche Position zu verschaffen.

    Heinrich V. sollte sich vor dem Konzil mit Papst Calixt treffen. Er kehrte aber kurz vorher um. Am 30. Oktober 1119 bannte ihn de Papst. Bischof Kuno aber unterwarf sich Papst und Konzil. Er hatte wieder die Seiten gewechselt.

    Er war nun in einer recht ungemütlichen  Lage. Der Papst anerkannte ihn nicht, weil er ihm vorwarf, seinen Bischofsitz durch Simonie erkauft zu haben. Beim Kaiser hatte er sich die Sympathien durch seinen Treubruch verscherzt.

    Schließlich lehnte sich sein Kapitel gegen ihn auf, weil er Güter des Bistums veräußern wollte, um seine Schulden zu decken. Als Herzog Berthold III. (111-1122)von Zähringen  in der Nähe von Molsheim bei einer Fehde ums Leben kam, passte das ganz gut.

    Man beschuldigte ihn des Verbrechens oder zu mindestens der Mitwisserschaft. Kurz danach wurde er abgesetzt. Er floh in das bischöfliche Schloss von Epfig.  Dort starb er am 14. April 1128. Vor seinem Tod hatte er 1125 hatte er am Fuß des Ungersberg

    die Abtei Baumgarten gestiftet. Entgegen der Datumsangabe von wikipedia geben Pfarrer Jules Kirschner, Pfarrer in Bernardville in Baumgarten ehemalige Zisterzienserabtei und Wallfahrt zu den 14. Nothelfern, 1925 und Frère Albert Martigny

    Baumgarten, abbaye de 1125 à 1525, pèlerinage aux XIV Saints Auxiliaires, 1992 (paroisse de Bernardvillé/Reichsfeld)   beides online zugänglich über Cistopedia org Kloster Baumgarten und dort die Bibliographie an, dass Bischof Kuno kurz nach der

    Gründung von Kloster Baumgarten 1125 an der Pest, die damals im Elsass grassierte, gestorben ist. Der kleinere Aufsatz von Jules Kirschner ist in Deutsch und nahezu deckungsgleich mit dem Aufsatz von Albert Martigny in Französich.

    Die beiden Aufsätze sind meine Hauptquelle zu “Kloster Bamgarten”.

    Bischof Kuno wurde bei seiner Stiftung auch durch den Erzbischof von Mainz Adalbert von Saarbrücken (1111-1137) wie auch aus einer Urkunde hervorgeht: Adalbert ”gestattet und unterstützt die stiftung des kl. Baumgarten durch Bischof Cuno v. Strassburg. “

    Adalbert I. (1110-1137) – RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 1550]

    Der erste Abt hieß Friedrich. Bischof Kuno erklärte, dass Kloster Baumgarten von allen Abgaben frei sei.

    1133 war die Klosterkirche fertiggestellt und wurde am 14. November 1133 von dem Straßburger Bischof Gebhard von Urach (1131–1141) zu Ehren von Maria und Aller Heiligen geweiht. Bischof Gebhard  bestätigte alle dem Kloster erteilten Rechte. Dies geschah  im Beisein von Domprobst

    Adelgot und aller Stiftsherren sowie der  Äbte Konrad von Ebersmünster, Reinhard von Marmoutier,  Otto von Altorf  und des Abtes von St. Trudbert im Schwarzwald, Klerikern und Laien. Unter den Laien waren Graf Rudolf und sein Sohn Arnulf von Lenzburg,

    Folmer von Hüneburg, Albrecht Vogt von Straßburg und Otto, Bürgermeister von Straßburg und viele mehr.

    1148 sandte der Abt von Beaupré mehrere Mönche nach Baumgarten um dort die Reform des Bernhard von Clairvaux (um 1090- 1153) einzuführen.

    Auf Bitten von Abt Drogo weihte der Straßburger Bischof Burchard von Michelbach 1141-1162 Kloster und Kirche nochmals. Bischof Burchard war der Neffe von Bischof Kuno, dem Stifter des Klosters. Das Kloster erhielt viele Schenkungen und verfügte bald über einen ansehnlichen Besitz.

    1167 bekam es von der Äbtissin Haziga  (um 1159–1172)von Andlau den Sohlenberg geschenkt unter der Bedingung, dass der Abt oder Prior bei den Stiftsdamen Beichte hört und auch ihr Begräbnis halten muss.

    Am 23. Dezember 1182 nimmt Papst Lucius II. (1181-1185) Kloster Baumgarten, Abt Konstantin und die Brüder in päpstlichen Schutz, bestätigt den Besitz , die Urkunden der Bischöfe von Straßburg und Toul, sowie des Herzogs Matthäus von Lothringen, bestätigt die Schenkungen

    (in der Urkunde) genannter Personen und  befreit sie vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter. Lucius III. – RI IV,4,4,1 n. 412

    1195 bestätigt Papst Cölestin (1191-1198) die Güter von Baumgarten aufs Neue. Es waren bedeutend mehr als noch Papst Lucius bestätigen musste. Daraufhin nahm Albert II. Graf von Dagsburg (1175-1212) Kloster Baumgarten unter seinen Schutz.

    Die wichtigste Erwerbsquelle des Klosters war von Anfang an der Wein. In der Bestätigung von Papst Cölestin werden ausdrücklich die Weinberge von Dambach, von Blienschweiler, Nothalten und Zellweiler bestätigt. Im Verhältnis zu seinem Grundbesitz hatte Kloster Baumgarten

    viele Weinberge.

    Walfried von Bischofsheim, ein Adliger aus dem Elsass vermachte dem Kloster sein bedeutendes Vermögen an Grundstücken und Gebäuden und beendete sein Leben als Mönch im Kloster Baumgarten.

    Auch diese Schenkung umfasste einen großen Anteil an Weinbergen. In dieser Schenkung sind Weinberge in Bischofsheim und dem benachbarten Griesheim.In diesem Dorf, das wohl früher mehr Reben pflanzte als heute, schenkt Walfried 29 Rebgüter, ferner 10 andere bei dem der Abtei benachbarten Kloster Andlau.

    Die Zisterzienserregel gestattete, daß auf den Wirtschaftshöfen oder Grangien die Rebe „sorgfältig und mit Fleiß“ kultiviert wurde. Die Statuten Raynalds vom Jahre 1134 verbieten, den im Kloster erzeugten Wein nur maßweise, im Kruge, zu verkaufen, sie gestatten also den Verkauf in größerer Menge, was auf beträchtliche Produktion schließen läßt. Schon 1182 gestattete das Generalkapitel, dass außerhalb der Grangien oder Klöster ein eigenes Haus für den Weinausschank eingerichtet wurde. Mönchen und Konversen aber war der Zugang hier streng untersagt.

    Durch ihren rationellen Betrieb des Rebbaues wurden die Zisterzienser für manche Gegenden die eigentlichen Begründer der Rebenkultur. In Eberbach im Rheingau wurde mit dem “Steinberg” wohl einer der ersten heute noch bewirtschafteten Weinberge Deutschlands errichtet. Er wird schon 1211 im
    Eberbacher Güterverzeichnis “Oculus memoria” erwähnt.Der Steinberg wurde dem Neuhof zugeordnet, einer Grangie, auf der Vieh gehalten wurde. Der anfallende Viehmist wurde in die Weinberge als Dünger eingebracht. Der Steinberg wurde 1766 von einer 3 Kilometer langen Mauer umgeben, die heute noch besteht und unter Denkmalschutz steht. Eigentlich als Schutz gegen Traubendiebe errichtet schaffte die Mauer auch ein hervorragendes Mikroklima. Die Mönche brachten aus ihrer Heimat die Burgunderrebe mit. Der dort erzeugte Wein-noch heute ein Spitzenwein- der “Steinberger” wurde

    hauptsächlich an die Stadthöfe geliefert und dort verkauft. Für den Eberbacher Weinhandel am bedeutendsten war der Kölner Stadthof, der größte Eberbacher Stadthof. Das Kloster profitierte noch zusätzlich durch die Lieferung über den Rhein und die vielen Zollprivilegien, die das Kloster genoss.

    Auch die elsässischen Klöster hatten ihre Zollprivilegien auf dem Rhein und konnten somit ihren Wein zollfrei transportieren. Nehmen wir Kloster Maulbronn als nächstes Beispiel. Dort führten die Mönche den Traminer ein und den Terrassenanbau und erzeugten ebenfalls qualitativ hochstehende

    Weine. Kloster Bebenhausen hatte in Esslingen und Stuttgart viele Weinberge. Über ihren Stadthof in Ulm beherrschten die Bebenhausener Mönche den Ulmer Weinhandel.

    Noch bedeutender als Kloster Baumgarten war im Elsass Kloster Neubourg. Mitte des 14. Jahrhunderts betrieb Kloster Neubourg einen schwunghaften Weinhandel den ganzen Rhein hinunter, was sich anhand vieler Zollbefreiungen deutscher Kaiser und anderer geistlicher und weltlicher Fürsten

    erschließen lässt. Letztes Beispiel ist Kloster Pairis. Die dortige Domäne “Zem Kefersberg” in Ammerschwihr wurde unter Abt Heinrich (1306-1338) erworben und die dortige Weinlage Kaefferkopf, die darauf zurückgeht, ist heute eine Alsace-Grand-Cru-Lage.

    (zu allen erwähnten Klöstern sie die entsprechenden Blogs in “Mei Büchle”)

    Kaiser Heinrich VII. (1308-1313) schenkte dem Kloster 1312 den Eichelberg

    Nach 1320 wurde Kloster Baumgarten von Beaupré getrennt und Kloster Neubourg im Heiligen Forst unterstellt.

    Im 14. und 15. Jahrhundert ist urkundlich wenig über Kloster Baumgarten zu erfahren. Trotz der Protektion von Päpsten, Kaisern und Bischöfen hatte der Abstieg von Kloster Baumgarten begonnen.

    Einen großen Schlusspunkt setzte Abt Nicolaus Wydenbosch oder Weydenbosch (1482–vor 1490 ) oder der Mode der Zeit entsprechend latinisert Nicolaus Salicetus.

    Er war Doktor der Freien Künste und der Medizin. Er ist Mitte des 15. Jahrhunderts in Bern geboren. Seinen Doktor hat er 1461 in Paris gemacht. Danach ist er zu einem unbekannten Zeitpunkt entweder in das Zisterzienserkloster Frienisberg oder St. Urban eingetreten.

    Er hatte eine Pfründe in St. Vinzenz in Bern,das ist das Münster in Bern. 1478 erhielt er von  Burkard Stoer, Ablasshändler und Propst in Amsoldingen, das ist eine Gemeinde im heutigen  Verwaltungskreis Thun im Kanton Bern, eine Urkunde und eine Dispens, Medizin frei praktizieren zu können.

    Generalabt Jean X. de Cirey (1476– 1501) schätzte die Qualitäten des Berner Zisterzienser, aber ihm mißfiel die Art, wie der Gelehrte lebte. Er erinnerte ihn an die strenge Ordensregel und ernannte ihn am 14. November 1482 zum Abt von Baumgarten.

    Vom Orden erhielt er den Auftrag, Konvente in Ungarn, Polen, Schweden und Norwegen zu besuchen.

    Für die Mutterabtei sollte er  liturgische Bücher ansehen und sie zum Kauf vorschlagen. Das Kapitel beauftragte ihn, verschiedene Statuten des Ordens zusammen zuführen und zu vereinheitlichen, nicht nur das liturgische Leben betreffend sondern auch das mönchische,

    um eine gewisse Einheit in den verschiedenen Abteien des Ordens zu schaffen.

    Als Gelehrter hatte er ein großes Ansehen im Orden. 1487 beauftragte ihn das Generalkapitel mit dem Druck von liturgischen Büchern für den gesamten Orden. Das belegt, dass es schon 1487 Buchdruck im Kloster Baumgarten gegeben hat.

    Er brachte die Finanzen von Baumgarten wieder in Ordnung. Ihren früheren Glanz konnte er zwar nicht mehr schaffen, aber immerhin hat er ihren Absturz verzögert. 1490 wurde er für wichtigere Aufträge freigestellt.

    Sein früher Tod setzte seiner Aktivität ein Ende.

    Von ihm stammen Werke wie “Antidotarius animae cum vita et passione Sanctae Birgittae”,” Liber meditationum : confessionum. ac orationum deuotarum”

    Salicetus hat dem kleinen Konvent einen dauerhaften Glanz verliehen. Ohne ihn würde man kaum über die Abtei sprechen.

    Salicetus starb 1493.

    Um 1493 hatte es schon erste Bauernunruhen gegeben im Gefolge des Bundschuh. Aufständische aus Epfig und Dambach la ville haben sich zeitweise am Ungersberg versammelt, um einen Aufstand zu organisieren.

    Diese ersten Bauernerhebungen wurden aber im Keim erstickt.

    Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren viele Mönche gestorben und Kloster Baumgarten fast ausgestorben. Der Abt von Lucelle Thiébaut Hillweg (1495–1532 ) schickte 1515 neue Mönche nach Baumgarten.

    Im Bauernkrieg 1525 versammelten sich die Aufständischen  von Epfig und Dambach wieder. Gegen Pfingsten  plünderten sie bischöfliche Domänen und Gotteshäuser. Sie zogen gegen Baumgarten und verwandelten es in einen Trümmerhaufen.

    Das Kloster hatte aufgehört, zu existieren. Mit den Trümmern wurde Benfeld befestigt. Die Einkünfte wurden dem Bischofsstuhl Straßburg eingegliedert, der sie bis zur Französischen Revolution behielt.

    Möglicherweise bestand schon vor der Zerstörung von Kloster Baumgarten eine Wallfahrt zu den 14 Nothelfern. 1801 wurde eine kleine Wallfahrtskirche errichtet, in der auch Messen und Taufen stattfanden.

    Der Straßburger Bischof  Jean Pierre Saurine (1803-1813) gab 1805 die Erlaubnis, dass dort außer sonntags täglich eine Messe gefeiert wurde. 1897 wurde die Kapelle renoviert. 1898 wurde sie geweiht.

    1895 wurde die Abtei Notre Dame von Altbronn als Zisterzienserinnen gegründet. Da die Räumlichkeiten dort zu eng wurden, übersiedelte der Konvent 2009 in das ehemalige Zisterzienserkloster Baumgarten. Der Konvent umfasst

    heute 17 Schwestern, die ihren Lebensunterhalt mit liturgischen Gewändern und getrockneten Früchten verdienen. Außerdem betreiben sie eine Pilgerherberge am Jakobsweg mit 12 Zimmern.

                                                                                                                                    cisbaumagarten fiche

    26 Mai 2021

    Zisterzienserabtei Waldsassen

                                                                  

    Der Markgraf des Nordgau Diepold III. von Vohburg (* 1075; † 8. April 1146)gründete um 1133 Das Zisterzienserkloster Waldsassen. Es wurde besiedelt aus Kloster Volkenroda, dem ersten Zisterzienserkloster in Thüringen und gehörte über Kloster

    Kamp zur Filiation von Morimond. Diepold III. war der älteste Sohn  von Diepold II. Markgraf auf dem Nordgau und von Giengen. Im Gefolge von Lothar von Supplinburg(1125-1137) traf er 1131 in Lüttich mit Papst Innozenz (1130-1143) zusammen. Hier begegnete er auch

    Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153). Er war Mitbegründer des Kloster Kastls in der Oberpfalz. 1118 gründete er das Benediktinerkloster Reichenbach am Regen und schließlich 1133 das Zisterzienserkloster Waldsassen.

    Diepold war auch Schwiegervater von Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190). Seine Tochter Adela aus 1. Ehe mit Adelajda von Polen (* 1090/91, † 1127)heiratete 1147 in Eger Friedrich. Die Ehe wurde allerdings 1153 wieder geschieden, da sie bis dahin kinderlos geblieben war.

    Markgraf Diepold förderte den gezielten Landesausbau in seiner Markgrafschaft. Die Gründung von Klöstern war ein Baustein dazu. Kloster Waldsassen sollte bei der Kultivierung der Regio egere aktiv werden. Zu dieser Aufgabe eignete sich der Orden der Zisterzienser besonders.

    Einmal war körperliche Arbeit ein wichtiger Bestandteil der Ordensregel. Das Kloster sollte sich aus eigener Arbeit ernähren können. Zur Ansiedlung war eine kaum erschlossene Flusslandschaft vorgesehen wie es die Ordensregeln vorschreiben.

    Allerdings kann man Waldsassen zur Zeit seiner Gründung nicht als entlegenen Ort bezeichnen, was die Zisterzienser ja bevorzugten. Es hatte schon im Mittelalter eine außerordentlich gute Verkehrslage. Es liegt am Egerer Weg. Dieser stellte die Hauptverkehrsader von Regensburg nach Böhmen dar.

    Kloster Volkenroda bestimmte die Leiter für die Vorbereitungsarbeiten. Das war zunächst Heinrich (1133), dann Ulrich (1134) und schließlich Adeodat (1135). Diese drei Äbte dankten jeweils nach einem Jahr ab. Sonst ist über sie nichts bekannt. Aber

    Brenner, Johann B. Geschichte des Klosters und Stiftes Waldsassen, Nürnberg 1837, schließt aus dieser Tatsache “dass sie eine glückliche Regierung geführt, ihren Pflichten obgelegen seien, und für die meisten Äbte ein würdiges Vorbild hätten sein können” (S. 16)

    Auf diese drei Äbte folgte Gerlach, der als der eigentliche erste Abt von Waldsassen gilt.

    Es gab keine Gründungsurkunde von Waldsassen, aber eine Beurkundung der Schenkung durch Bischof Heinrich von Regensburg vom 20.08.1132 “Bischof Heinrich von Regensburg beurkundet, dass Markgraf Diebaldus auf seinem eigenen Grund in Waldsassen („in loco qui Waltsassen dicitur“) für sein, seiner Gattin sowie ihrer Kinder und Vorfahren Seelenheil eine Zelle für Mönche aus dem Orden der Zisterzienser gegründet und ihr sowie dem hl. Petrus und der Regensburger Kirche von seinen Gütern und Rechten geschenkt hat den Ort Waldsassen selbst und die Dörfer Brunne [Brunn, Stadt Tirschenreuth], Vro{v}wenruth [Frauenreuth, Markt Mähring] und Sloppan [Schloppach, Stadt Waldsassen, alle drei Lkr. Tirschenreuth] mit allen Zugehörungen unter der Bedingung, dass weder der Markgraf noch einer seiner Nachfolger die dortige Vogtei oder ein anderes Recht innehaben sollen. Der Bischof gibt daraufhin auf Bitte des Abtes und der Brüder und mit Zustimmung seines Klerus das Dorf Frauenreuth an den Markgrafen zurück und empfängt dafür im Tausch 5 an die Zelle grenzende Dörfer, nämlich die zwei Dörfer („duas uillas“) Berhtoldisruth [Pechtnersreuth, Stadt Waldsassen], Netsdal [Netzstahl, Stadt Waldsassen] und die zwei Dörfer („duas uillas“) Paphenruth [Pfaffenreuth, Gde. Leonberg, alle drei Lkr. Tirschenreuth], mit allen Zugehörungen.” (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 1)

    Nur 9 Jahre nach seiner eigenen Gründung folgte schon das erste Tochterkloster und zwar in Sedlec in Mittelböhmen einem Stadtteil von Kutna Hora (Kuttenberg). Das geschah mit Zustimmung des Herzogs Vladislav II (um 1110-1174), der 1158 König von Böhmen wurde und des Bischofs von Prag

    (1140-1148) Otto sowie des Bischofs von Olmütz Heinrich Zdik (1126-1150).

    Am 2. März 1147 nahm König Konrad (1138-1152) in Tauberbischofsheim Kloster Waldsassen in seinen Schutz, bestätigte die Ausstattung der Gründung durch den Markgrafen Diepold und bestimmte, “daß nur die Mönche das Recht besitzen, sich einen Vogt zu wählen”.  RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 442

    Das Kloster war nun reichsunmittelbar.

    1143 wurde das um 1140 von Burggraf Otto I. von Riedenburg (*1142) aus dem Haus der Babonen als Augustinerchorherrenstift gegründete Kloster Walterbach am Regen in ein Zisterzienserkloster umgewandelt und mit Mönchen aus Waldsassen besiedelt.

    1146 starb der Klostergründer Diepold. Er wurde in Kloster Reichenbach am Regen bestattet.

    1157 schickte der Maulbronner Abt Dieter unter Wahrung der Maulbronner Rechte den Waldsassener Konventualen Reinhard von Frauenberg nach Bronnbach, der dort mit Waldsassener Mönchen das Kloster gründete. Abt Reinhold dankte in Bronnbach ab, nachdem er in den Streit von Papst Alexander

    und dem von Friedrich Barbarossa ernannten Gegenpapst Victor hineingezogen worden war. Maulbronn schickte nach der Abdankung einen neuen Abt nach Bronnbach.

    1165 verstarb Abt Gerlach. Sein Nachfolger wurde Daniel (1165–1194). Vor er Abt wurde, war er wissenschaftlich tätig. Er schrieb ein Wörterbuch über das Wort Papst oder Papsttum, in Zeiten des Schisma wohl ein aktuelles Buch. Die Schrift wurde in der Waldsassener Chronik 1507 erwähnt und war zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden. Abt Daniel war auch kaiserlicher Rat von Friedrich Barbarossa und war mit ihm in der Lombardei, in Apulien und Sizilien unterwegs. Von dort brachte er Kleinode und Reliquien nach Waldsassen zurück.

    1179 weihte der Regensburger Bischof Konrad II. von Raitenbuch (1167 –1185 ) die dreischiffige romanische Basilika ein. Auch Kaiser Friedrich Barbarossa war anwesend und wie aus der Urkunde vom 12. Juni 1179 (RI Friedrich I. – RI IV,2,3 n. 2495)

    hervorgeht “fast der gesamte kaiserliche Hof”

    Am 11. März 1185 nahm Papst Lucius III. (1181-1185) Kloster Waldsassen unter den Schutz der römischen Kurie (RI Lucius III. – RI IV,4,4,2 n. 1522), bestätigte die Freiheit vom Zehnten für Neubrüche bei Eigenbau und für Tierfutter und bestätigte den Besitz des Klosters, der 1185

    schon beachtlich war. Dem Kloster gehörte Münchenreuth, Pechtnersreuth, Hundsbach, Schloppach, Mammersreuth, Groppenheim, Pfaffenreuth, Mähring, Schönthann, Konnersreuth, Poppenreuth, Redenbach und Hofteich.

    Am 29. Januar 1194 nahm Kaiser Heinrich VI. (König von 1169, ab 1191-1194 Kaiser) in seinen Schutz nach dem Vorbild König Konrads (s.o.) RI Heinrich VI. – RI IV,3 n. 332

    1194 wurde Kloster Osek am Fuße des Erzgebirges  in Nordböhmen gegründet.

    Abt Daniel starb 1194. Sein Nachfolger wurde Erkenbert (1194/1196–1212). Er unterstütze das noch junge Kloster in Sedlec.

    In seiner Regierungszeit erhielt das Kloster Schenkungen von König Philipp. (1198-1208). Auch erteilte dieser Steuerbefreiungen. Das Steinerne Haus in Eger am 21. Februar 1203. RI Philipp – RI V,1,1 n. 74, das ab 1242 in Urkunden Steinernes Haus genannt wurde.

    Dort betrieb Kloster Waldsassen seinen Handel. Es war der einzige Stadthof, den das Kloster hatte. In Eger hatte das Kloster eine Fleischbank, die es zusammen mit Kloster Speinshart führte und dort seine Metzgereiprodukte verkaufte.

    Fleischgenuss war den Zisterziensermönchen ja nur als Ausnahme im Krankheitsfall erlaubt.

    Eine weitere Steuerbefreiung erteilte Philipp für ihren Hof in Heidingsfeld, heute ein Stadtteil von Würzburg. RI Philipp – RI V,1,1 n. 84.In Heidingsfeld hatte Waldsassen eine Grangie. Von Heidingsfeld aus wurde auch der Weinbesitz von Kloster Waldsassen verwaltet.

    Dort war um 1300 Marquard von Heidingsfeld Grangarius. Er hatte wie auch andere Waldsassener Mönche in Paris studiert, wohl zusammen mit dem späteren Papst Benedikt XII. (1334-1342). In Heidingsfeld war Marquard nicht nur mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt.

    Er verfasste auch Bücher z. B. De dignitate sacerdotali und De vita contemplativa. Diese Werke gelten allerding als verschollen.Das Gut in Heidingsfeld war 1199 durch eine Schenkung von Herold (1188–1199), dem Abt von Kloster St.Peter und St. Stephan in Besitz von

    Waldsassen gekommen.

    Ottokar I. Přemysl (+ 1230) schenkte dem Kloster 1209 6 Höfe in Pilsen sowie das Patronatsrechte der Kirche in Königsberg in Westböhmen. König Wenzel(1230-1253) von Böhmen erneuerte diese Schenkung am 20.2.1238. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 36)

    Abt Erkenbert starb 1212. Sein Nachfolger wurde  Abt Hermann (1212-1220)

    Hermann war auch schriftstellerisch tätig. Er verfasste eine Abhandlung über die Engel.

    Im Juni 1214 erteilte Friedrich II. (1212-1250) Kloster Waldsassen ein Privileg und in einer Urkunde, die am 3. Januar 1215 ausgestellt wurde, verweist er darauf. Aus dieser Urkunde kann auch erschlossen werden,was er in Eger gewährt hatte.

    Friedrich “schreibt dem H. richter und den übrigen dienstmannen von Eger dass er wolle, dass dem kloster Waldsassen sein zu Eger (am 10 iuni 1214) gegebenes privileg unverbrüchlich eingehalten werde; dass wie er seinen beamten verboten in den dörfern des klosters das gewohnte gericht zu halten, er ihnen gleiches bezüglich ihrer vogteien befehle; dass er dem kloster die freiheit seines von seinem oheim könig Philipp geschenkten hauses zu Eger und die von ihnen oder ihren eltern geschenkten lehenstücke bestätige “ RI Friedrich II. – RI V,1,1 n. 775.

    1223 nahm Friedrich II. Kloster Waldsassen mit all seinen Besitzungen in seinen und des Reiches Schutz. RI Friedrich II. – RI V,1,1 n. 1436

    1217 erwarb Abt Hermann Tirschenreuth samt dem Oberen Teich. Schon die ersten slawischen Siedler  8./9.Jahrhundert lebten  in erster Linie wohl von der Fischerei in Flüssen und Bächen. Dann begannen Adelsgeschlechter wie die Ortenberger mit der Anlage von Teichen.

    Der Erwerb des Oberen Teichs war der Einstieg der Zisterzienser in die Teichwirtschaft. Aber schon mit der Klostergründung begannen die Zisterzienser mit gezielter Wasserwirtschaft. Es wurden Mühlen gebaut. Für deren Betrieb wurden Teiche angelegt.Ein Kanalsystem

    und Brunnen wurden angelegt. Teiche wurden auch zum Hochwasserschutz gebaut. Die Teichwirtschaft wurde natürlich auch forciert durch das Fastengebot der Zisterzienser. Ihnen war der Verzehr von Fleisch mit Ausnahme von Fisch untersagt.

    Ausgeprägte Fischzucht deckte sich also mit ihrem Konzept der Eigenversorgung. Im Oberen Stadtweiher in Tirschenreuth wurde auf einer Insel der Fischhof gebaut. Das wurde eine Grangie mit dem Schwerpunkt Fischzucht und von hier aus wurde die klösterliche Fischwirtschaft gesteuert.

    Im Fischhof arbeitete kein Verwalter sondern ein „magister piscium“, also ein Fischmeister, der die Stadtteiche sachkundig bewirtschaften sollte. Waldsassen wurde das Zisterzienserkloster mit der umfangreichsten Fischzucht. Weinbau war aus klimatischen Gründen nicht möglich.

    Für den Klosterwein sorgten die Weinberge um Heidingsfeld.

    Abt Hermann war 1220 bei einem Ordenskapitel in Citeaux. Dort starb er und wurde in der Kirche von Citeaux bestattet.

    Sein Nachfolger wurde Eberhard (1220–1246). Er ließ in Waldsassen viele Werkstätten errichten. Auch ließ er ein Verzeichnis erstellen, wie die Klostergüter an das Kloster gekommen sind.

    König Heinrich VII.(1212-1242) stellte eine Reihe von Urkunden für Kloster Waldsassen aus. Am 10. November 1223 beurkundete er in Eger, dass in der Nähe des Klosters oder auf seinen Gütern zu ihrem Nachteil keine Burg errichtet werden dürfe. RI Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3912.

    Am 28. September schenkte Heinrich dem Kloster 5 Jauchert (ein Jauchert entspricht 25 Ar) Weinberge in Bachleit bei Heidingsfeld. RI Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4119

    Am 26. November 1230 “verleiht dem Kloster Waldsassen alle adern oder gruben von gold silber oder anderm metall welche sich in dessen besitzungen finden”  RI Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4170.

    1244 schloss Eberhard mit Bischof Heinrich I. von Bilversheim (1242-1257) einen Vergleich nach dem die Weinwagen des Klosters durch Bamberg ohne die Abgabe von Zoll passieren konnten.

    Abt Eberhard resignierte 1246, starb aber bald darauf und wurde im Kapitelhaus in Waldsassen beigesetzt.

    Auf ihn folgte Abt Johannes I.(1246–1266). In seiner Regierungszeit begann mit dem Tod Friedrichs II. das Interregnum. Auch in Böhmen gab es Probleme. Als König Wenzel I. 1253 starb, übernahm Ottokar die Krone in Böhmen.

    Sein erklärtes Ziel war es die deutsche Kaiserwürde zu erhalten. 1266 besetzte er das reichsunmittelbare Egerland. Die Güter des Klosters Waldsassen, die in Böhmen lagen, erlitten durch diese Kriegsunruhen großen Schaden.

    Abt Johannes resignierte im Jahr 1266. Er starb 1273 hochbetagt.

    Auf ihn folgte Abt Giselbert 1267–1270. Giselbert war erst Mönch in Waldsassen und wurde dann als Abt nach Ossek berufen. Dort war er von 1265-1267 Abt. Dann wurde er nach Waldsassen berufen. Aber auch das war nur eine

    Zwischenstation für ihn. Seine letzte Station war das Kloster Kamp, das erste Zisterzienserkloster im damaligen deutschsprachigen Raum. In der Äbteliste der Biographia Cisterciensis ist er dort als Abt von 1274 bis 1298 geführt.

    Am 5. 3. 1269 stellte Ottokar dem Kloster folgende Urkunde aus: “Ottokar, König von Böhmen, nimmt das Kloster Waldsassen mit allen Gütern und Personen in seinen besonderen Schutz und verbietet allen seinen Vasallen, Ministerialen, Richtern, Amtleuten usw., sich auf irgendwelchem Besitz des Klosters das Vogteirecht anzumaßen oder eine richterliche Gewalt auszuüben. Er gestattet dagegen dem Kloster, sich gegebenenfalls selbst einen Schirmvogt zu wählen, gibt seine Zustimmung zu allen bisherigen Schenkungen an das Kloster und bestätigt alle dessen Privilegien.”

    (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 64)

    Statt des Hochaltars hatte Giselbert einen Reliquienkasten anfertigen lassen, der aber 1504 samt den Reliquien verbrannte. Auch in Eger hatte sich 1269 eine Brandkatastrophe ereignet, bei der 150 Menschen ums Leben kamen. (Brenner S. 40) Abt Giselbert half hier tatkräftig.

    Nachdem Abt Giselbert nach Kamp gewechselt war, wurde Lambert (1270 bis 1274)  sein Nachfolger. Er war Cellerar vor er zum Abt gewählt wurde. Er starb nach 4 Jahren Amtszeit.

    Auf ihn folgte Johannes II. (1274–1286). In seiner Amtszeit erhielt das Kloster viele Schenkungen, so von den Landgrafen FriedrichII. (1244–1284) und Gebhardt VI. (1279–1293) von Leuchtenberg und zwei Meierhöfe in Pischofstorf (heute Pischeldorf Gemeinde Pirk) am 5.5. 1279.

    (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 80) Im November 1279 bekam das Kloster ebenfalls in Pischofstorf zwei Höfe (Urkunde 81).

    1279 bekam Waldsassen von den beiden Landgrafen von Leuchtenberg das Gut in Kolbitz geschenkt. das aus 4 Höfen und einer Mühle bestand. Diese hatte bisher Ulrich II. von Pfreimd (+1283 nach Brenner) zu Lehen. Auf seinen  Vorschlag wurde das Gut verschenkt. Er selbst

    schenkte noch drei Höfe in Kurbenthan und bekam dafür für sich, seine Gemahlin und seine zwei Töchter einen Begräbnisort in Waldsassen (Brenner S. 50)

    König Rudolf von Habsburg  nahm Kloster Waldsassen in seinen Schutz und bestätigte ihm alle von seinen Vorgängern ausgestellten Privilegien Diese Urkunde wurde am 16. April 1280 ausgestellt. RI Rudolf – RI VI,1 n. 1191a Eine weitere Inschutznahme folgte am

    15. Juli 1283. In dieser Urkunde verbot es Rudolf außerdem das Kloster im Besitz seiner Güter zu belästigen, besonders im Besitz der Dörfer Wondreb und Beidl. RI Rudolf – RI VI,1 n. 1795

    In der Regierungszeit von Abt Johannes gab es eine Hungersnot in der Gegend von Waldsassen und die Pest grassierte. Als er 1286 starb, wurde seine Freigiebigkeit in diesen Notzeiten gerühmt. (Brenner S. 50)

    Zu seinem Nachfolger wurde Abt Theoderich (1286–1302) gewählt. Von 1221-1234 steht er auch in der Äbteliste vom Tochterkloster Ossek.

    Theoderich war einer der Ratgeber von König Wenzel II. (1297-1305). Theoderich war auf Taufpate von König Wenzel.

    Am 23. Februar 1291 verpfändete Burggraf Friedrich III. von Nürnberg (von etwa 1260/1261 bis 1297)Burg Falkenberg an das Kloster Waldsassen. Diese war ihm von Landgraf Gebhard von Leuchtenberg verpfändet worden. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 118)

    Auch Konrad von Paulsdorf (um 1280 nachgewiesen) hatte wohl Rechte an der Burg Falkenburg, auf die er gegen eine Geldsumme verzichtete. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 126) Um 1309 waren Burg und Umgebung dann voll im Besitz von Kloster Waldsassen.

    Die Kurfürsten Erzbischof Gerhard von Mainz, König Wenzel von Böhmen, Markgraf Otto (mit dem Pfeile) von Brandenburg und Herzog Albrecht von Sachsen gaben in einem Willebrief die Zustimmung zu einer Schenkung der Dörfer Hohenthan, Griesbach und Bärnau , die

    König Adolf (1292-1298)plante. RI Adolf – RI VI,2 n. 840. König Albrecht (1298-1308) bestätigte diese Schenkung 1304.

    Von Sedlec aus wurde Kloster Königsaal 1292 besiedelt. König Wenzel II. hatte es gegründet. Nach einer Verschwörung gegen seinen Stiefvater Zawisch von Falkenstein starb dieser 1290 nach zweijähriger Kerkerhaft durch das Schwert. Die Klostergründung soll als Sühne für

    seine Mitverantwortung erfolgt sein. Abt Theoderich schickte 70 Mönche aus Sedlec nach Königsaal.

    1298 verkaufte Diettrich von Parsberg, Richter in Waldeck (um 1300)(Brenner S. 61) die Burg Liebenstein an Kloster Waldsassen. Pfalzgraf bei Rhein Rudolf (1294-1317) stimmte diesem Verkauf zu unter der Bedingung, “dass der Verkäufer die Burg vor der Übertragung von Grund auf zerstört und sich verpflichtet, die Burg nicht wieder aufzubauen” (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 139)

    Theoderich resignierte 1302 und starb kurz danach.

    Sein Nachfolger Otto (1302–1304) regierte nur zwei Jahre. Vor seiner Wahl war er Cellerar und Prior. Landgraf Ulrich von Leuchtenberg (+1334) verzichtete am 2.7. 1302 alle Ansprüche, Eigentums- und Lehenrechte an den Burgen  Falkenberg, Neuhaus und Schwarzenschwal

    und übertrug sie gegen eine Geldsumme dem Kloster Waldsassen (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 159). Abt Otto starb 1304.

    Zu seinem Nachfolger wurde Heinrich Heidenreich aus Sedlec berufen. Er war dort seit 1281 Abt. In Sedlec stand er beim Volk in höchsten Ansehen. Außerdem wurden seinen Verdiensten der Fund und die Ausbeutung der Silberminen von Kutna Horam zugeschrieben, die den

    Wohlstand der Bergmannsiedlung ausmachte und man befürchtete, dass die Bergwerke nicht weiter florieren würden, wenn er von Sedlec wegging. Er gab dem inständigen Bitten des Konvents von Sedlec, der Vornehmen von Kutna Hora und des Volkes nach und gab sein

    Amt in Waldsassen zurück und kam wieder nach Sedlec, wo er noch bis 1320 Abt war.

    Auf ihn folgte Abt Udalrich (1304-1310) Er war Novizenmeister der Laienbrüder in Kloster Königsaal, vor er als Abt nach Waldsassen berufen wurde. Außerdem war er Magister.

    Er war erfolgreich bemüht, dem Kloster neue Besitzungen zu erwerben. Am 7.11. 1304 kaufte er von Ulrich von Herteneck sechs Höfe in Seysen , zwei Höfe in Lorenzreuth, eine dortige Mühle, die Fischerei, drei Höfe in Bukban  und Sokolova und die Hälfte der Lehen des ganzen Dorfes in Watzkenreut .

    Den Verkauf tätigte er zusammen mit seiner Frau aus deren Mitgift Teile von Burg Liebenstein stammten. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 168).

    1306 verlieh er dem Klosterort Tirschenreuth das Marktrecht

    Am 7. Juli 1309 nahm König Heinrich VII. (1308-1313) Kloster Waldsassen in seinen und des Reiches Schutz, nachdem er nur 4 Tage vorher nach dem Vorbild König Adolfs die Privilegien, die Friedrich II. erteilt hatte, bestätigt und erneuert hatte. RI Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 214# und. n 205 #

    1310 resignierte Abt Udalrich und kehrte nach Königsaal zurück, wo er Cellerar wurde.

    Sein Nachfolger wurde Abt Johannes III. von Elbogen (1310–1323). Er war der erste Egerländer Abt von Kloster Waldsassen. Er stammte aus der Familie der Ellenbogner zu Künsberg (Brenner S. 69), die im Egerer und Ellbogener Kreis begütert waren und seit dem Jahr 1163 bekannt ist.

    Abt Johannes war Chronist des Klosters Waldsassen und er schrieb auch “Taten und Beispiele berühmter Waldsassener Mönche”. Er war befreundet mit dem Abt aus Königsaal Peter von Zittau. (1316-1339). Er hat wohl auch den Luxemburger Johann von Böhmen (1311-1346) bei

    dessen Thronbesteigung des Königsthron von Böhmen unterstützt.

    Zwei mal war sein Kloster in eine Fehde verwickelt. Zu Beginn seiner Amtszeit hatten Klosteruntertane den Bärnauer Amtsrichter Konrad von Haslau getötet. Ein Schiedsspruch vom 31.10.1311 beendete die Fehde.

    (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 188) 1317 wurde Heinrich Rorer von erbuntertänigen Bauern des Klosters getötet. Die Familie Rorer ist 1272 in einer Waldsassener Urkunde erstmals erwähnt. Der Streit wurde am 22.April 1317 durch einen Vergleich geklärt.

    (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 210)

    Der Nürnberger Burggraf Friedrich IV.(1300-132)hatte Kloster Waldsassen verwüstet. Abt Johannes klagte dagegen bei Kaiser Ludwig IV. (1314-1347). Zum Ausgleich übertrug ihm dieser das Patronatsrecht der Kirche in Berngau im Bistum Eichstätt. RI Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 9 n. 4

    Außerdem wurde Friedrich wegen“den Privilegien des Klosters Waldsassen angetanen Unrechts” am 3.1.1315 exkommuniziert (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 200)

    Am 4. April 1318 bestätigte Kaiser Ludwig Kloster Waldsassen alle Rechte, Freiheiten und zugestandene Gnaden. RI Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 9 n. 108

    Am 9. Januar 1319 erhielt Abt Johannes von Kaiser Ludwig dem Bayern die Erlaubnis,  das Dorf Schönbach (heute Luby im Kreis Cheb) zur Stadt zu erheben und dort einen Wochenmarkt abzuhalten. RI Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 9 n. 124

    1323 resignierte Abt Johannes und zog sich nach Hardeck zurück, wo er 1329 starb.

    Sein Nachfolger wurde Abt Johannes IV. Grübel  (1323–1337). Er war von seinem Vorgänger nach Paris geschickt worden, wo er an der Sorbonne seinen Doktor machte. Nach seiner Rückkehr wurde er sofort nach Ossek delegiert, wo er von 1319an die vakante Abtstelle einnahm.

    Von dort wurde er 1323 auf den Abtsstuhl in Waldsassen berufen. Er übernahm das Kloster in gutem Zustand, doch nach Brenner begann mit ihm der Wohlstand des Kloster zu sinken “weil er der Großthuerei und der daraus erfolgenden Verschwendung ergeben war” (S.82).

    Er stand in der Gunst der Königin Elisabeth von Böhmen (1311-1330). Sie machte dem Kloster kostbare Geschenke. In seiner Regierungszeit wurde das Steinhaus in Eger, das bisher vorwiegend als Handelshaus diente, zum Ordenshaus umgebaut und erhielt Turm, Glocken und eine Kapelle.

    Im Kloster errichte er vom Bräuhaus bis zum Krankenhaus eine Mauer mit einem festen Turm und neben dem Krankenzimmer eine feste Wohnung. In Tirschenreuth begann er mit dem Burgenbau und das Dorf ließ er mit einer Mauer mit einem niederen Turm umgeben.

    Unter Abt Johannes begannen die finanziellen Schwierigkeiten des Klosters. Es wurden nun hauptsächlich entfernter liegende Besitzungen verkauft.

    Er resignierte schwer krank 1397 im Jahre 1340.

    Sein Nachfolger wurde Franz Kübel (1337–1349). Er stammte aus Eger und studierte wie sein Vorgänger ebenfalls an der Sorbonne in Paris und kehrte mit einem Doktortitel nach Waldsassen zurück. Er kommt bei Brenner noch schlechter weg als sein Vorgänger.

    Für die böhmischen Könige Johann und Karl war er oft in Rom. Da das immer mit Pomp verbunden war, kostete das außer Zeit auch viel Geld. Er begann mit der Verschuldung des Klosters vor allem bei jüdischen Geldgebern.

    Als die Verschuldung immer gravierender wurde kam ein Visitator aus Morimond und Franz wurde 1349 wegen Verschwendung seines Amtes enthoben. Er lebte dann noch 20 Jahre und starb 1370.

    Auf ihn folgte Heinrich I. Rulb (1349–1357). Kurz vor der Amtsenthebung von Abt Franz hatten unzufriedene Mönche Nikolaus Henkel zum Abt gewählt. Der Visitator aus Morimond setzte beide ab und berief Heinrich I. zum Abt. Er wurde

    aus Kloster Sedlec berufen. Die Mönche wurden auf andere Klöster verteilt. Die im Kloster verbliebenen mussten in Genügsamkeit und Sparsamkeit leben.

    Am 28. November 1355 stellte Kaiser Karl IV. (1346-1378) folgende Urkunde aus “befreit das kloster Waldsassen von allen schuldverpflichtungen gegen die Juden, welche durch gottes verhängniss zu Nürnberg, Eger und anderswo erschlagen und verderbt worden sind.”

    RI Karl IV. – RI VIII n. 2287. Es gelang Abt Heinrich zwar die Schuldenlast zu mildern. Aber es war sicher keine einfache Aufgabe. Der Konvent hatte ihn beim Generalkapitel verklagt. Dort wurde er aber losgesprochen. Zwei Jahre später resignierte Abt Heinrich 1357.

    Zu seinem Nachfolger wurde Abt Nikolaus I. Steinkelner (1357–1360)gewählt. Er stammte aus Eger und wurde nach Sedlec geschickt, um dort böhmisch zu lernen. Ein Waldsassener Mönch musste neben deutsch und lateinisch auch böhmisch beherrschen.

    Er war ein sorgfältiger und sparsamer Haushälter. Er verkaufte zwar einige Güter. Aber andere löste er wieder ein, so z.B. Falkenberg weil es dem Kloster näher und nützlicher war. Er besserte die finanzielle Situation des Klosters weiter, starb aber nach nur zwei Jahren an einer Krankheit.

    Sein Nachfolger wurde Nikolaus II.  1360–1362. Auch er regierte nur zwei Jahre. Er stammte aus Tachau und starb auf eine Reise nach Prag. Er baute den vorderen Teil des Steinhauses in Eger wieder auf, da dieser baufällig war.

    Der nächste Abt war Johannes V. von Wirsberg (1362- 1371) Er ist der einzige bekannte adlige Abt von Kloster Waldsassen. Die Familie von Wirsberg waren eine Ministerialenfamilie der Andechs –Meranier. Sie waren im heutigen Oberfranken verbreitet.

    1364 wurden die Stadtrechte an Tirschenreuth verliehen. Die Freiheitsbriefe des Klosters waren verpfändet und Abt Johannes konnte sie nicht einlösen, weil er nach wie vor von Gläubigern bedrängt wurde. Dies gelang erst seinem Nachfolger im Jahre 1384.

    Abt Johann starb 1371 nach fast neunjähriger Regierung.

    Auf ihn folgte Konrad I. Heidenreich (1371- 1393). Vor seiner Wahl hatte er schon einige Klosterämter inne. Er konnte einige Schulden abzahlen. Er kümmerte sich vor allem um die Teichwirtschaft und gab dafür auch viel Geld aus.

    Am 4.8.1382 unterstellte König Wenzel von Böhmen (1363-1419 König von Böhmen, von 1376-1400 römisch-deutscher König) Kloster Waldsassen dem Schutz seines Pflegers Hintzik Pflug zum Rabenstein(+1401) auf Burg Störnstein

    (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 492) 1386 kaufte Abt Konrad von Hintzik Pflug zum Rabenstein das befestigte Domizil Freienstein bei Beidl, heute ein Ortsteil von Plößberg

    Am 05.09.1396 befreite König Wenzel Kloster Waldsassen von  aller Bede, das sind landesherrliche Abgaben und Steuern. RI Wenzel – [RIplus] Regg. Wenzel [n. 2715]

    Abt Konrad starb 1393 nach 23-jähriger Regierungszeit.

    Sein Nachfolger wurde Abt Konrad II. (1393–1417) Vor seiner Wahl war er Cellerar. Er hatte zwar keine großartige Schulbildung, war aber bei Fürsten und beim König sehr beliebt und als Ratgeber gefragt. Bei einem Nachhauseritt wurde er

    am Bein vom Bltiz getroffen, worauf ihm das Bein abgenommen werden musste. Er war mit großem Gefolge beim Konzil von Konstanz (1414-1418) anwesend. Brenner spricht von einem Gefolge von 300 Adeligen, alle Vasallen des Klosters. (S. 99)

    Die Mönche von Waldsassen waren mit der häufigen Abwesenheit ihres Abtes nicht einverstanden und beschwerten sich beim Mutterabt. 1411 untersuchte er die Angelegenheit in Absprache mit dem Abt von Langheim Nikolaus II. Heidenreich (1405–1433)

    und dem Abt von Walkenried. Natürlich sollte Abt Konrad auch angehört werden. Dieser wich der Untersuchung aber aus. Er wurde für abgesetzt erklärt und Bartholomäus Ermesreither eingesetzt. Abt Konrad wehrte sich dagegen und suchte Unterstützung bei Pfalzgraf Johann(1410-1443)

    Bartholomäus Ermesreither suchte Unterstützung beim Burggrafen von Nürnberg Johannes III. (1397-1420). Abt Johannes wohnte auf Burg Falkenberg, Bartholomäus Ermesreither in Tirschenreuth. Burggraf Johann hatte Soldaten nach Tirschenreuth gelegt, die der Pfalzgraf vertrieb und die Stadt einnahm.

    Er tauschte es später gegen die Stadt Schwandorf aus. Das Generalkapitel versuchte, die Ordnung wieder herzustellen und setzte einen Visitator aus Morimond ein. Dieser erklärte die beiden Äbte für abgesetzt und setzte als neuen Abt Johannes Gold aus Langheim ein. Da keiner der Beteiligten nachgab, hatte Waldsassen jetzt drei Äbte. Der Streit war in Rom und Citeaux anhängig und kostete eine Menge Geld, das das Kloster nicht hatte. Erst auf dem Konstanzer Konzil wurde am 7. Februar 1415 eine Lösung gefunden. Der Generalabt Jean VII. de Martigny (1405–1428 ) war ohnehin auf dem Konzil.

    Unter seiner Leitung kam man zu folgender Lösung. Konrad blieb Abt. Ihm wurde aber als Koadjutor Bartholomäus zur Seite gestellt. Abt Johannes Gold wurde abgefunden.

    Abt Johann erhielt 1416 ein Freiheitsbrief von Kaiser Sigismund (1411-1437) einen Freiheitsbrief. (Brenner S. 103) Abt Johannes starb im Juni 1417 und hinterließ dem Kloster eine große Schuldenlast und das wenige Geld, das noch vorhanden war, wurde von seinen

    Dienern gestohlen. (Brenner ebda).

    Sein Nachfolger wurde Abt Nikolaus III. Eppenreither (1417-1433). Abt Nikolaus hatte ein total darniederliegendes Kloster übernommen. Es waren nur drei oder vier Mönche im Kloster und die konnte es kaum ernähren. Aber er konnte die wirtschaftliche Situation verbessern. Er konnte sogar wieder Käufe tätigen. Mit Hilfe von Kaiser Sigismund konnte er 1422 wieder einige Lehen zurückgewinnen, die Pnoth von Eylburk zu Elbogen im Besitz hatte. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 603)

    Aus Furcht vor den Hussiten erbaute er den Turm in Tirschenreuth und auch in Falkenberg. Auch verfallene Gebäude im Kloster und an anderen Orten stellte er wieder her.

    Novizen schickte er auf Schulen und Lehranstalten

    Nachdem Johannes Hus am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen während des Konstanzer Konzils verbrannt wurde, kam es in der Folge zu den Hussitenkriegen (1419-1436)

    In dieser Zeit war Nikolaus Abt. Er war in ständigem Kontakt mit dem Rat der Stadt Eger, um sich über die Pläne der Hussiten auszutauschen und im Falle einer Bedrohung sich gegenseitig beizustehen.

    1430 wurde das Kloster überfallen und zwar von Hynek Krušina von Schwanberg und seinen Anhängern im Zuge einer Fehde. Er plünderte das Kloster, raubte Inventar und Nutzvieh. Die Orte in der Umgebung wurden niedergebrannt.In dieser Zeit hatte sich auch der Rat von Elbogen

    über den Ritter beschwert, der die Rechtlosigkeit in der Zeit der Hussitenkriege für seine Zwecke nutzte. Abt Nikolaus brachte das dem Kloster widerfahrene Unrecht auf dem Reichstag von Nürnberg zur Sprache. Die anwesenden Fürsten rieten ihm aber nur,

    sich für künftige Sicherheit von den Räubern frei zu kaufen. Er lebte dann auf der Falkenburg. Im Jahre 1433 verstarb er.

    Auf ihn folgte Abt Johannes VI. Wendel (1433– 1461). Er stammte aus Weiden und war vorher Priester in Redwitz. Gleich im ersten Jahr seiner Regierungszeit kam es zum schon lange befürchteten Übergriff der Hussiten. Jakoubek von Vřesovice einer der Hussitenhauptmänner

    plünderte Kloster Waldsassen, nach dem er noch 1432 als Vertreter der Hussiten mit Vertretern des Basler Konzils in Eger verhandelt hatte. Personen kamen bei dem Überfall nicht zu schaden. Auch das Kloster erholte sich rasch wieder nicht zuletzt dank seiner Förderer.

    Kaiser Sigismund bestätigte am 13.3.1434 Kloster Waldsassen alle Privilegien, Rechte, Freiheiten und Immunitäten. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 635) Von Egerer Bürger bekam das Kloster 400 Goldstücke.

    1437 erlaubte Kaisers Sigismund auf Widerruf die Erlaubnis, den böhmischen Wald zu versperren. da das Kloster aus dem Wald heraus oft mit Ausfällen belästigt worden war. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 658)

    Papst Felix V. (1439-1449) erteilte Abt Johannes und seinen Nachfolgern das Recht, Mitra, Stab und Ring zu tragen.

    Am 8.12,1449 stellte sein Nachfolger Nikolaus  V. (1447-1455) dem Kloster folgende Urkunde aus:  “Papst Nikolaus [V.] nimmt Leute und Besitz des Klosters Waldsassen in seinen Schutz und bestätigt dem Kloster alle von Päpsten, Königen, Fürsten und Gläubigen gestifteten Vorrechte und Gnaden”.

    (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 691)

    1442 brachte er die Propstei Hohenstein für 1800 Gulden  in Besitz von Waldsassen. Sie war zwar im Hussitenkrieg stark zerstört worden. Abt Johann liess sich den Kauf von Friedrich dem III. (13440-1493) am 17.09. 1444 und die gekaufte Propstei ausdrücklich als freies Eigen bezeichnet wurde.

    RI Friedrich III. – Chmel n. 1748 Er resignierte nach 28 Jahren Amtszeit 1461. Zwei Jahre später starb er.

    Auf ihn folgte Nikolaus IV.Peisser 1461-1479. Er stammte aus Eger. Vor seiner Wahl zum Abt war er Pfarrer in Tirschenreuth. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wurde er mit einem schweren Problemkonfrontiert. Der böhmische Adlige Burian von Guttenstein (1418—1462) wollte Schutzherr von

    Kloster Waldsassen werden. Die Herren von Guttenstein gehörten zur böhmischen Kriegsaristokratie, die die Zeiten der inneren Umstürze und die Hussitenkriege zur Machtexpansion und nachfolgendem Besitzzuwachs ausnutzten. Abt und Konvent lehnten das Schutzansinnen Burians ab, was dieser mit Krieg beantwortete.  Er schickte Soldaten in die Gegend von Waldsassen. Diese überfielen die Dörfer, plünderten, brandschatzten und verschleppten Bewohner.Außerdem nahmen sie Stadt und Schloss Bärnau in Besitz. Der Abt suchte Hilfe bei Pfalzgraf Otto (1448-1461) und Ludwig IX.von Bayern (1450-1479). Diese griffen die böhmischen Soldaten an

    und Pfalzgraf Otto legte auf Kosten des Klosters eine Besatzung nach Tirschenreuth. Diese übten Vergeltung und zündeten 24 Dörfer an und hausten so barbarisch, dass 16 Ortschaften verlassen wurden (Brenner S. 112) Es kam schließlich zu einem Friedensschluss.

    Einen Schadenersatz erhielt das Kloster nicht, obwohl es wohl um eine Forderung von 120.000 Gulden ging.

    Am 4.12.1463 bestätigte Papst Pius II. (1458-1464) alle von seinen Vorgängern und von Königen, Fürsten und Gläubigen gewährten Freiheiten und Vorrechte. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 739)  Zwei Jahre später bestätigte Papst Paul II. (1464-1471) Dies ebenfalls. Außerdem

    nahm er das Kloster in seinen Schutz (Urkunde 745)

    Am 7.2.1470 fällte Herzog Ludwig von Bayern  einen Spruch in der Sache Bärnau und Waldsassen. Die Güter mussten an Pfalzgraf Otto zurückgegeben werden, der sie besaß vor Burian  sie erobert hatte  und Burian verzichtete auf die beanspruchte Schutzherrschaft über Kloster Waldsassen. (Urkunde 772)

    Abt Nikolaus war wie sein Vorgänger Franz immer wieder in diplomatischen Missionen unterwegs. Allerdings anders als bei Franz litten seine Amtsplichten als Abt nicht darunter. Er trug zur territorialen Abrundung des Klosterbesitzes bei und bildete so das Stiftsland aus.

    Um Jakobi, das ist der 25. Juli, 1475 brannte Tirschenreuth zur Hälfte ab.

    1479 wurde er vom Vogt von Plauen Heinrich III. (+1519) zu einer Hochzeitszeremonie in Königswart im Kreis Eger bestellt. Dort starb er.

    Sein Nachfolger wurde Abt Udalrich II. Birker (1479–1486). Als Abt Udalrich sein Amt antrat, hatte es schon mehrere unfruchtbare Jahre gegeben, denen weitere folgten. Das führte zu einer Teuerung. Der Abt verkaufte die Getreidevorräte günstiger als es an anderen Orten geschah.

    Das führte dazu, dass er schnell als Wohltäter gepriesen wurde. Als aber die unfruchtbaren Jahre anhielten und das Kloster selbst in Not geriet, schlug die öffentliche Stimmung um und er wurde als Tor beschimpft. Er hatte aber für das Kloster wertvolle Paramente gekauft. Er verbesserte das

    Bräuhaus, wölbte Keller und ließ alles Baufällige wiederherstellen. 1481 veränderte der die Zins- und Zehntzahlung in Tirschenreuth. Außerdem erlaubte er den Bürgern, ihre Güter teilen und verkaufen zu können.

    Am 15.3. 1487 bestätigte König Vladislav II. (1471-1516) von Böhmen Vladislav II. dem Abt Erhard und dem Konvent des Klosters Waldsassen die von den Königen von Böhmen gewährten Privilegien. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 859)

    Nach sieben Amtsjahren resignierte Abt Udalrich 1486. Er nahm sich Falkenberg zu seinem Sitz und lebte dort noch 18 Jahre.

    Auf ihn folgte Erhard I. Jakobi (1486–1493). Er stammte aus Weiden, hatte in Leipzig Theologie studiert und mit dem Bacchalaureus abgeschlossen. Er war Prior in Sedlec und dann Abt vor er nach Waldsassen zum Abt berufen wurde.

    Er war sehr streng, so dass er bald den ganzen Konvent gegen sich hatte. Als er merkte, dass er nichts mehr ausrichten konnte, resignierte  er. Er zog sich ins Steinhaus nach Eger zurück. Nach dem Tod seines Nachfolgers wollte er den neugewählten Abt

    Georg I. Engel nicht anerkennen. Daraufhin wurde ihm sein Gehalt entzogen. Er wirkte als Beichtvater in Brünn, war drei Tage Abt des Klosters Skalitz und kehrte 1503 nach Waldsassen zurück.

    Sein Nachfolger wurde Erhard II. Spede (1493–1494). Er stammte aus Eger. Vor seinem Amtsantritt war er 20 Jahre Cellerar in Waldsassen. Als er zum Abt gewählt wurde, war er schon alt. Er starb nach nur einem Dreivierteljahr Regierungszeit.

    Der nächste Abt wurde Georg I. Engel (1494–1512). Georg I. war Sohn eines Zinngießers aus Tachov in der Pilsner Region. Er war Professor in Leipzig, erfahren in Arithmetik und Astronomie. Er sprach deutsch und tschechisch.

    Sein Augenmerk lag nach Amtsantritt erst mal auf der Schuldentilgung. Er kümmerte sich um die Verwaltung, sah dass die Einkünfte kaum zum Unterhalt der Mönche und zur Zinsbedienung reichten. Er wirtschaftete also äußerst sparsam und konnte den schuldenstand des Klosters von 9000

    auf 4000 Gulden senken. Im Mai gaben Abt  und Konvent dem Dorf Mitterteich das Marktrecht. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 980).

    Abt Georg war nicht baulustig. Er baute nur, wenn es notwendig war. 1499 wurde die Kirche vom Blitz getroffen und richtete einigen Schaden an. Vor allem Fenster wurden zertrümmert.

    1504 brach der Landshuter Erbfolgekrieg aus, in den Kloster Waldsassen verwickelt wurde. Da Herzog Georg der Reiche (1479-1503) keine männlichen Nachkommen hatte, setzte er in seinem Testament 1496 seine Tochter Elisabeth und ihren zukünftigen Gemahl Rupprecht von der Pfalz (+1504)

    als Erben für sein Herzogtum Bayern-Landshut ein. Das widersprach allerdings dem Wittelsbacher Hausvertrag. Dieser sah vor, dass beim Aussterben einer männlichen Linie deren Besitzungen an die jeweils andere Linie fallen sollte. Herzog Albrecht IV. von Bayern (1467-1508) machte natürlich seinen

    Anspruch geltend. Als Georg der Reiche dann 1503 starb, fand 1503 ein Landtag statt, den Georg noch einberufen hatte. Ruprecht hatte schon Schloss Landshut übernommen. Die niederbayrischen Landstände bildeten einen Regentschaftsrat . Sie wandten sich ans Reichskammergericht.

    Nun kam König Maximilian (1486-1519) ins Spiel. Er lud beide Parteien für den 5. Februar 1504 ins Augsburger Rathaus. Für seine Vermittlungsbemühungen machte er Gebietsansprüche bei beiden Seiten geltend. Herzog Albrecht ging darauf ein und erklärte sich bereit, Kufstein, Kitzbühel

    und Rattenstein abzutreten. Dafür sagte Maximilian 10.000 Mann Hilfstruppen und Geldunterstützung zu. Ruprecht stand  plötzlich ziemlich alleine einer großen Übermacht gegenüber. Es kam tatsächlich zum Krieg.Ruprecht kämpfte im Raum Kufstein. Er nahm es ein und später auch noch

    Braunau.. Er starb am 20. August 1504 an der Ruhr. Die pfälzischen Räte führten im Namen der unmündigen Söhne Ruprechts den Krieg aber weiter. Sie hatten böhmische Söldner angeworben, die durch die Oberpfalz zogen. Sie lagerten bei Tirschenreuth und schwärmten auch  in der Umgebung

    umher und fügten den Klosteruntertanen mehr Schaden zu als die Feinde. Nachdem sie 3 Wochen in Kloster Waldsassen zugebracht hatte, zogen sie weiter. Am 11. September 1504 bei Enzenbach eine große Schlacht statt, bei der die böhmischen Truppen vernichtend geschlagen wurden.

    Über 1600 fielen und  600 wurden gefangen genommen.

    In der Oberpfalz kämpften die Truppen von Markgraf Friedrich V. von Brandenburg (1486-1515) auf Seiten von Herzog Albrecht IV. Der Markgraf gab seinem Statthalter Konrad von Wirsberg (1493-1504) und dem Wunsiedler Amtmann Alexander von Lüchau (+ vor 1530) den Auftrag,

    Raubzüge  in der dem Kurfürsten gehörenden “Obere Pfalz” zu unternehmen. Amtmann von Lüchau hatte das einzige lohnende Ziel für einen Überfall ausgesucht: Kloster Waldsassen. Die Wertsachen des Klosters waren schon nach Eger in Sicherheit gebracht worden, als

    sich der Konflikt abzeichnete.  Am 5. August 1504 griffen 3000 Mann unter Führung von Balthasar Pybriczs, einem berüchtigten Räuber, Kloster Waldsassen an. Sie raubten alles Essbare, luden Getreide auf Wagen und plünderten das Schloss des Abtes. Bei dem Sturm

    geriet das Kloster in Brand und wurde völlig zerstört.

    Balthasar Pybriczs kam 4 Tage später bei der Schlacht von Ebnath ums Leben. Der Abt war nach Tirschenreuth geflohen. Er kehrte kurz de Zeit später zum Wiederaufbau der Klostergemeinschaft  zurück. Die Zeiten wurden ruhiger. 12 Mönche und 3 Laienbrüder waren noch in Waldsassen

    und begannen sofort mit dem Wiederaufbau. Sie erhielten die Reliquien des Klosters von Leuten, die sie an sich genommen hatten, zurückerstattet.

    Der Krieg endete am 30. Juli 1505 mit dem Kölner Schiedsspruch durch König Maximilian. Abt Georg hatte das Kloster wieder aufgebaut und hinterließ bei seinem Tod 1512 24.000 Goldgulden und reiche Getreidevorräte.

    Der Nachfolger von Abt Georg wurde Andreas Metzl (1512-1524) Abt Andreas stammte aus Heidingsfeld. Er setzte die angefangenen Bauten fort und vollendete sie. auch. Im Kreuzgang ließ er einen Brunnen errichten. Er erbaute eine Bibliothek, ein bescheidener Vorläufer

    der späteren Stiftsbibliothek.

    Die Kirche war wieder hergestellt und konnte 1517 von dem Regensburger Weihbischof Peter Krafft (1501-1530) geweiht werden.

    Am 30. November 1513 bestätigte Maximilian (ab 1508 römisch-deutscher Kaiser) Abt Andreas und dem Konvent von Waldsassen die von Kaiser Sigismund und Kaiser Friedrich erteilten Privilegien.(Porta Fontium Kloster Waldsassen Urkunde 1073)).Diesen Freiheitsbrief ließ

    sich Abt Andreas auf dem Reichstag in Worms 1521 von Kaiser Karl V. (1530-1556) bestätigen. (Urkunde 1164)  Kurfürst Friedrich II.(1544-1556) und sein Bruder Pfalzgraf Ludwig V.(1508-1544) hatten 1518 an Kaiser Maximilian geschrieben, dass einige Äbte sich unrechtmäßig dem Schutz der Pfalzgrafen entziehen wollten. Kaiser Maximilian antwortete ihnen am 13. September 1518, dass “die Klöster in der Pfalzgrafen Land und Schutze auch unter dem Schutz derselben bleiben sollten, und dass die Pfalzgrafen und Klöster genau beobachten sollten, was von alters her herkömmlich wäre.” (Brenner S. 139). Kurfürst Friedrich ließ dieses Schreiben von Kaiser Karl am 4. November 1520 bestätigen. Friedrich schickte daraufhin Kommissäre zu Abt Andreas, er solle sich diesem Schreiben unterwerfen. Abt Andreas weigerte sich und verwies auch auf die Bestätigungsschreiben anderer Kaiser und besonders auf das von Kaiser Maximilian. Auf dem Reichstag in Worms klärte Abt Andreas den Sachverhalt und erhielt von Kaiser Karl recht. Die Briefe, die Maximilian und er bestätigt hätten, seien erschlichen und deshalb nichtig.  Die Pfalzgrafen gaben aber nicht klein bei, sondern schickten Kommissäre zu Abt

    Pfalzgraf Friedrich schickte Kommissäre zu Abt Andreas und verlangte die Herausgabe des “Konradschen Schutzbriefes” , der die kurfürstliche Position stützte, notfalls mit Gewalt. Abt Andreas widerstand auch der Gewaltdrohung und die Kommisssäre gingen wieder, nachdem sie der Abt von der Unbilligkeit ihrer Forderung überzeugt hatte.

    Abt Andreas war schon krank. Die Fürsten beschlossen einfach abzuwarten, Nach Pfingsten 1524 verstarb er. Da die kurpfälzischen Fürsten Kloster Waldsassen beobachten ließen, ließ der Pfalzgraf das Kloster besetzen, schnitt für drei Wochen die Lebensmittelzufuhr ab und riß die

    Verwaltung des Klosters an sich. Erst nachdem der Konvent eine Vereinbarung unterschrieben hatte, dass sie die pfälzische Schutzherrschaft anerkannten, sich keinen anderen Schutzherren suchen würden und alle auch zukünftige Äbte unterschreiben müssen, sich nur vor pfalzgräflichen

    Gerichten zu verantworten . Außerdem durfte das Kloster keine Gnade beim Kaiser suchen und eine angebotene Gnade, auch nicht vom Papst anzunehmen. Die Kloster beamten mussten den Treueid den pfälzischen Kurfürsten leisten. (Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 1189).

    Nikolaus V. Seber (1524-1526) folgte auf Abt Andreas. Er war vorher Abt in Volkenroda. Nachdem er die Erklärung, die ja der Konvent unterschrieben hatte, seinerseits unterzeichnete wurde er von Pfalzgraf Friedrich akzeptiert

    Pfalzgraf Friedrich und Kurfürst Ludwig hatten sich die mit dem Konvent erzwungene Einigung von Kaiser Karl bestätigen lassen. Der neue Abt wurde schon 1525 aufgefordert, alle Kleinode des Stiftes, der Kirche und des Konvents

    und alle Kostbarkeiten, Gold und Silber bei der Münze in Regensburg einzuliefern, Privilegien, Briefe und Dokumente nach Amberg zu bringen und Getreide, Lebensmittel, Bier und Wein bis auf einen Monatsbedarf in die Pfalz zu verfrachten, das alles

    unter dem Vorwand, dass Bauern am Rhein aufrührerisch waren. Die Pfleger von Bernau und Waldhof und andere Kommissäre wurden dazu aufgefordert, die Klosteruntertanen von ihrem Lehenseid zu entbinden. Der Abt wertete das wohl nicht zu Unrecht als Versuch,

    das Stift selbst einzuziehen. Mit Einverständnis des Konvents floh der Abt am 11. Mai 1525 nach Eger. Das Silbergeschirr hatte er vorher dem Bürgermeister von Tirschenreuth übergeben. Urkunden und Pretiosen nahm er mit nach Eger und suchte Zuflucht im Steinhaus.

    Die Flucht des Abtes war das Signal zum offenen Empörung. 2000 Bauern nahmen am 20. Mai das Kloster ein. Genau darauf hatte Pfalzgraf Friedrich gewartet. Er ließ das Stift militärisch besetzen. Er setze Christoph von Gleissenthal (+1535), den Pfleger von Bärnau als Landvogt ein

    und verlangte die Huldigung der Bauern. Der Abt protestierte dagegen und entband die Untertanen nicht von ihrem Eid. Trotzdem nahm Friedrich die Huldigung der Stadt Tirschenreuth persönlich entgegen. Den Bauern machte er Zugeständnisse. Allerdings wurde der Kleine Zehnt

    weiter erhoben. Daraufhin rotteten sich die Bauern wieder zusammen. Da er eine Vereinigung der Aufständischen mit den benachbarten markgräflichen Bauern befürchtete, gab er nach und gewährte die Befreiung vom Großen Zehnten.

    In die Klosterverwaltung hatte er massiv eingegriffen. Abt und Prior erklärte er für abgesetzt. Die Verwaltung wurde ausschließlich weltlichen Beamten Friedrichs übertragen. Die Zahl der Mönche wurde auf zwölf beschränkt. Prior Urban Geier und Kantor Maier von Peidl ließ er nach Amberg

    ins Gefängnis bringen. Drei Mönchen war es gelungen, mit dem Klostersiegel zum Abt nach Eger zu fliehen. Der Abt wandte sich ans Reichsregiment. Dieses verlangte von Kurfürst Friedrich eine Stellungnahme, worauf Friedrich antwortete, er habe nur zum Besten des Klosters gehandelt.

    Die Verhandlungen zogen sich. Am 15. März 1526 befahl das Regiment unter Androhung  einer Strafe von “100 Mark lotiges Gold” binnen drei Wochen die Wiedereinsetzung von Abt und Konvent. Der Kurfürst kümmerte sich nicht darum. Da sich nun auch der Konvent über die Behandlung des Priors beschwerte , erfolgte am eine Vorladung Friedrichs vor das Kaiserliche Gericht in Esslingen. Am 9. September 1526 traf ein Schiedsgericht mit dem Markgrafen Philipp von Baden (1515-1533), dem Herzog Erich von Braunschweig und Lüneburg (1495-1540) und Abt Gerwig (1520-1567) aus Weingarten folgenden Beschluss “ Abt Niclas resigniert freiwillig und erhält vom Kloster eine jährliche Rente. Die vom Pfalzgrafen in Eidespflicht genommenen Amtleute des Klosters werden wieder daraus entlassen. Abt Niclas soll alle Urkunden, Kleinodien und Silbergeschmeide des Klosters, die er beim Verlassen des Klosters mitgenommen hat, zurückgeben und u.U. darüber Rechnung ablegen. Der in Amberg gefangengehaltene Prior wird nach Urfehde entlassen und wieder zum Konvent zugelassen. Pfalzgraf Friedrich wird über die ihm vom Kloster unter Abt Niclas geliehenen Gelder mit dem Kloster einen Vergleich schließen.”(Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 1214). Abt Nikolaus wurde eine Jahrespension von 225 Gulden und eine freie Wohnung im Klosterhof in Eger zugestanden.

    Am 23. Oktober wurde in Anwesenheit der Äbte von Volkenroda und  Walderbach ein neuer Abt gewählt. Entgegen der Bestimmungen des Schiedsspruchs behielt sich Friedrich eine Art Oberaufsicht über das Kloster und die Stiftsuntertanen vor. Nikolaus ging erst nach Volkenroda und dann nach

    Erfurt. Dort legte er das Ordenskleid ab und heiratete.

    Zum neuen Abt wurde der von Friedrich empfohlene ehemalige Küchenmeister Valentin Fischer 1526–1529gewählt. Mit der Rückgabe des Stiftes ließ sich Friedrich Zeit. Auch beließ er entgegen der Bestimmungen des Schiedsspruchs  Truppen in den stiftischen Pflegämtern Neuhaus und Falkenberg.

    Der erste Streitpunkt mit Abt Valentin war die Türkensteuer. Zu der Türkensteuer sollte auch das Kloster und dessen Untertanen beitragen. Dagegen verwahrte sich Abt Valentin, da das Kloster solche Abgaben nur dem Reich schuldig wäre, nicht ab dem Landtag, der die Steuer umlegen wollte.

    Er bot eine Abfindung  von 850 Gulden an. Nach Verhandlungen mit Kurfürst Friedrich einigte man sich schließlich am 5. Juli 1529, dass das Kloster der Regierung in Amberg innerhalb von 5 Jahren 2500 Gulden als “Anlage und Steuer “zahlt. (Dr. J.B. Götz, Die religiöse Bewegung in der Oberpfalz von 1520-1560, Freiburg  1914, S. 65) Der Prior unter Abt Valentin, Georg Schmucker wollte wohl selbst gerne Abt werden . Er war nach “der Prälatur lüstern” (Brenner S. 151). Nach Götz hatte er den Abt seit 1528 schon mehrfach beim Pfalzgrafen verklagt. Im Herbst 1529 erhielt er vom Pfalzgrafen die Erlaubnis, gegen den Abt vorzugehen. Am 20. September 1529 drang er in die Abtei ein. Er nahm  den Abt und den Cellerar Sebastian Maier gefangen. Die Klosterverwaltung übernahm wieder Christoph von Gleissenthal . Die Regierung in Amberg befürchtete ein Einschreiten von böhmischer Seite.

    Abt Valentin war zur Resignation bereit. Am 16. Oktober 1529 resignierte er. Er bekam eine kleine Pension und eine Wohnung im Steinhaus in Eger. Dort lebte er nach Brenner (S.151) noch 44 Jahre.

    Sein Nachfolger wurde erwartungsgemäß Georg II. Schmucker (1529–1531). Abt und Konvent leisteten die selben Unterschriften wie schon Abt Valentin. Von Abt Georg wird berichtet, dass er einen schwelgerischen Lebenswandel führte. Er starb nach kurzer Regierungszeit im März 1531.

    Als neuer Abt wurde Georg III. Agmann (1531–1537). Es war der letzte gewählte Abt vor der ersten Aufhebung des Klosters. Er hatte An der Universität  Leipzig studiert die Magisterwürde erworben.

    1537 weigerte er sich, Stiftsbeamte auf den Pfalzgrafen vereidigen zu lassen. Auch hatte er insgeheim mit dem böhmischen Kanzler (1533-1537) Johannes Pflug Verhandlungen geführt, weil er den böhmischen König als Schutzherren anerkennen wollte. Das wurde Friedrich bekannt.

    Er ließ ihn gefangen nehmen und setzte ihn im Mai 1537 ab. Im November entließ er ihn aus dem Gefängnis und man erlaubte ihm, Zuflucht im Kloster Walderbach zu nehmen. Dort wurde er Abt. Er starb 1547 an der Pest.

    König Ferdinand (ab 1531 König 1556-1564 Kaiser) hatte  Johannes von Weeze (+ 1548) als Administrator des Stiftlandes eingesetzt und übernahm auch Kloster Waldsassen.(Porta Fontium, Kloster Waldsassen Urkunde 1297). Er war der bedeutendste Diplomat des Kaisers seiner Zeit, war auch Bischof von Lund und Fürstbischof von Konstanz. Pfalzgraf versuchte weiter, seinen Einfluss gegenüber  Kloster Waldsassen auszubauen. Er war als eine vom König eingesetzte Person weitgehend geschützt und konnte Friedrichs Forderungen umgehen.So nahm er nicht wie von Friedrich gefordert an den Landtagen in Amberg teil. Auch verweigerte er die Zahlung von pfälzischen Steuern. Er ließ sich auch gleich von Kaiser Karl V. am 25.11.1538 “ alle Regalien, Lehen und Mannschaften, geistliche und weltliche Herrlichkeiten, Lehenschaften, hohe und niedere Gerichte, Zehnten, Zinsen usw”  bestätigen. Kaiser Karl V. nahm das Kloster in seinen Schutz (Urkunde 1300) .Johannes von Weeze war allerdings bedingt durch seine zahleichen Ämter selten in Waldsassen. Trotzdem mühte er sich, die Ordensdisziplin wieder zu erneuern. Auch schaffte er es,das Eindringen der Lehre Luthers vom Stiftland und vom Kloster fern zu halten. In Tirschenreuth begann er die Burg von Grund auf neu zubauen. Dazu zahlte er aus eigener Tasche 3287 Gulden (Brenner S.162) 1545 wurde der Enkel seiner Schwester Heinrich Rudolf von Weeze als Koadjutor bestellt. Heinrich Rudolf war Doktor beider Rechte, galt als gelehrt und stand

    mit dem Humanisten Joachim Camerarius dem Älteren in regem Briefwechsel.

    Johannes von Weeze starb unerwartet mit 59 Jahren auf dem Reichstag in Augsburg am 14. Juni 1548. Er wurde in Mittelzell auf der Reichenau bestattet.

    Friedrich hatte nachdem sein Bruder Ludwig, Kurfürst von der Pfalz, 1544 gestorben war, am 16. März 1544 dessen Nachfolge als Kurfürst angetreten. Er war jetzt Pfalzgraf bei Rhein und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

    1546 führte er die Reformation in der Pfalz ein. Als Johannes von Weeze gestorben war folgte ihm sein Neffe als Waldsassener Abt nach. Friedrich ließ sofort Kloster Waldsassen besetzen . Heinrich Rudolf sollte Kurfürst Friedrich von der Pfalz als seinen Landesherrn anerkennen,

    jedem anderen weltlichen Schutz zu entsagen und alle Lasten, steuern und Abgaben an die Pfalz entrichten. Er hatte zwar eine Klageschrift wegen des Unrechts und der Gewalt verfasst, aber umgeben von Soldaten und mit Drohungen blieb ihm nichts anderes, als zu unterschreiben.

    Er versuchte so gut es ging, das Kloster zu verwalten. Er ließ die Bäckerei, das Bräuhaus und eine Malz-und Schneidemühle in Waldsassen errichten. 1550 wurde eine neue Kanzlei errichtet. Das alles kostete 10.000 Gulden.

    Kurfürst Friedrich starb am 26. Februar 1556. Nachfolger wurde sein Neffe Ottheinrich (1556-1559). Dieser ließ 1556 den Klosterbesitz inventarisieren. Heinrich Rudolf und andere wichtige Personen wurden nach Amberg gebracht und dort festgehalten. Im Stiftland gab es einen Bildersturm.

    Heinrich Rudolf resignierte zugunsten  von Pfalzgraf Reichard von Simmern (1569-1598), dem jüngeren Bruder von Kurfürst Friedrich III.  Als Heinrich Rudolf resignierte, waren noch 13 Mönche im Kloster. Pfalzgraf Reichard trat 1561 zur lutherischen Lehre über. Von den Mönchen nahmen 6

    die Lehre Luthers an. 1569 wurde Kloster Waldassen lutherisch. Reichard hatte es geschafft, bis 1571 77.606 Gulden Schulden zu machen. Er trat 1571 Kloster Waldsassen an seinen Bruder Friedrich ab. Dieser übernahm die aufgelaufenen Schulden.

    Durch die Nachlässigkeit eines Schaffners brannte 1576 das Kloster mit Ausnahme des Schlosses und der Kanzlei ab.

    Das Stiftland wurde Teil der Oberpfalz, Waldsassen ein kurpfälzisches Pflegamt.

    1628 wurde die Oberpfalz wieder dem bayrischen Staatsverband angegliedert. Kurfürst Maximilian I. (1623-1653) wurde neuer Landesherr in der Oberpfalz. Er begann mit der Rekatholisierung, deren Träger die Jesuiten waren.

    1661 begann die Wiederbesiedlung des Klosters Waldsassen durch das Zisterzienserkloster Fürstenfeld.

    Martin Dallmayr (in Waldsassen 1669-1690)war 1640 Abt des nicht zuletzt dank des Dreißigjährigen Krieges völlig verschuldeten und ruinierten Klosters Fürstenfeld geworden. Auf seine Initiative ging die Wiederbesiedlung von Kloster Waldsassen zurück. 1669 wurde er dort als Administrator installiert.

    Am 1. August 1669 wurde Kloster Waldsassen mit päpstlicher Zustimmung an den Zisterzienserorden zurückgegeben. Abt Martin starb am 22. April 1690. In Fürstenfeld wurde Abt Balduin Helm (1690–1705) zu seinem Nachfolger gewählt. Dieser hielt es für das Beste, wenn auch Waldsassen wieder einen eigenen Abt erhielt. Er reiste deshalb nach München zu Kurfürst Max Emanuel (1669-1726) und bat um Genehmigung der Wahl ein es Abtes für Waldsassen, was dieser gewährte.

    Gewählt wurde Albert Hausner (1690–1710 ). Er war mit 18 ins Zisterzienserkloster Fürstenfeld eingetreten und hatte dort 1665 seine Profess abgelegt und den Klosternamen Albert angenommen. Abt Martin ermöglichte ihm

    ein vierjähriges Studium der Theologie in Ingolstadt. Im Oktober 1668 verlängert er es um ein Jahr für das Studium der Philosophie und Mathematik . 1674 wird er zum Priester geweiht. Von 1676-1790  war er Pfarrvikar in Waldsassen und Volksprediger in Amberg, Eger, Weiden und Neumarkt.

    Am 20. Juni 1690 wurde er zum Abt von Waldsassen gewählt und durch Schlüsselübergabe installiert. Am 6. Februar 1691 wurde er in Kloster Kaisheim benediziert.

    Abt Martin hatte 1681 schon mit einem Bau begonnen und drei neue Klosterflügel schon fertig. Der Prager Baumeister Abraham Leuthner erhielt 1681 den Auftrag für die Stiftsbauten in Waldsassen. Er bildete eine Baumannschaft, in denen 5 Brüder aus der Familie Dientzenhofer unter Führung von Georg

    Dientzenhofer  sind. Georg wurde 1686 gleichberechtigter Partner von Abraham Leuthner , seinem Schwager. Er entwarf die Pläne für die Stiftskirche.1689 starb er völlig überraschend. Die Bauten wurden aber nach seinen Plänen von seinen Brüdern fertiggestellt. Die Fundamente wurden 1690 gelegt und die Kirche 1704  von Franz von  von Rumel, damals Bischof von Knin geweiht.

    In Kappl bestand seit dem Mittelalter eine Wallfahrt zur Verehrung der Heiligen Dreifaltigkeit. In der Friedenszeitnach dem Dreissigjährigen Krieg nahm die Wallfahrt stark zu.  Also wurde ein Neubau erstellt. 1685 wurde er begonnen und 1689 wurde die
    Kirche fertiggestellt. 1710 erfolgte die Weihe durch den Regensburger Weihbischof Albert Ernst von Wartenberg (1662-1715).

    Während des Spanischen Erbfolgekriegs 1701-1714  waren Truppen des kaiserlichen Generalfeldmarschalls, des  Grafen Hermann Otto von Limburg-Styrum, im Stiftland unterwegs und verursachten dem Kloster hohe Kosten.

    1707 und 1709 versuchte Abt Albert in Wien die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen, aber vergebens. Zwei mal wollte er auch zurücktreten, aber seine Konventualen hielten ihn davon ab. Schon 1708 erlitt er in Wien einen
    Schlaganfall. Am 30. Oktober 1710 starb er mit 63 Jahren in Waldsassen. Er wurde 1710 als erster Abt in der Gruft der neuen Stiftskirche bestattet.

    Sein Nachfolger Anselm Schnaus (1710 bis 1724) wurde im Beisein der Äbte von Fürstenfeld Casimir Cast (1705-1714), Walderbach und Reichenbach am Regen Bonaventura Oberhuber (1698-1735) am 19. November 1710 zum neuen Abt gewählt.

    Er ist in Amberg geboren und kam aus Fürstenfeld.

    Der Aldersbacher Abt Theobald I. Grad (1705-1734) benedizierte ihn. Er brachte die Pfarreien Tirschenreuth, Wondreb und Leonberg, die vor der Aufhebung dem Kloster inkorporiert waren, in den Kriegszeiten aber verloren gingen wieder an das Kloster zurück. Das erforderte kostspielige Prozesse gegen den Bischof und das Domkapitel von Regensburg. Er schickte seine Mönche zum Studium teils nach Prag teils nach Rom. Papst Clemens XI. (1700 bis 1721) erteilte Abt Anselm die Erlaubnis, dass ein Religiose aus Waldsassen in Rom am Deutschen Seminar kostenlos Philosophie und Theologie studieren

    durfte. Auch die Schulen in Waldsassen, die Abt Albert errichtet hatte, verbesserte er und gab ihnen gelehrte Professoren.

    In dem immer noch in Wien anhängenden Verfahren wegen der Reichsunmittelbarkeit suchte Abt Anselm einen Vergleich. Er reichte eine Bittschrift an Kaiser Joseph I. ( 1705 – 1711) ein. Sein Nachfolger Karl VI. (1711 –1740) war mit dem Prozessgegner dem Kurpfälzischen Haus befreundet,

    was die Erfolgsaussichten natürlich praktisch auf Null brachten.  Der Kampf um die Reichsunmittelbarkeit endete 1714 mit der Wiedereinsetzung des bayrischen Kurfürsten in die alten Rechte endgültig und ohne Gerichtsentscheid zu Gunsten von Bayern

    Kurfürst Max Emanuel hatte nach der Niederlage von Höchstädt  1704 im Erbfolgekrieg Bayern verlassen müssen und erhielt sein Land erst mit dem Frieden von Rastatt wieder zurück. Abt Anselm überreichte ihm ein freiwilliges Willkommensgeschenk der Abtei von 80.000 Gulden.

    Das zeigt, dass die Finanzlage des Klosters am Ende der Regierungszeit von Albert nicht so desolat sein konnte, wie sie immer wieder dargestellt wir.

    Abt Anselm hatte verschieden Baumassnahmen beendet und auch für einen Zuwachs an Novizen gesorgt. Er starb am 2. Januar 1724 und wurde auch in der Gruft unter der Stiftskirche bestattet.

    Eugen Schmid (1724 – 1744) wurde der nächste Waldsassener Abt. Er ist in Fürstenfeld geboren. 1707 schloss er das Jesuitengymnasium in München ab. 1709 trat er in Waldsassen ins Kloster ein. 1714 wurde er zum Priester geweiht.

    Er war erst Pfarrer in Münchenreuth und dann Prediger in Tirschenreuth. am 14. Februar 1724 wurde er einstimmig zum Abt gewählt. Gleich nach seiner Wahl ließ er die Bibliothek, die schon 1688 durch Georg Dienztenhofer nach der Planung von Abraham Leuthner gebaut wurde,

    ausstatten. Fresken und Stuck im Bibliotheksraum werden schon 1724 vollendet. Die zweigeschossigen Regale wurden zusammen mit einem Schreiner von dem Holz-und Steinbildhauer Karl Stilp  (1668–1735/36) aus Eger gebaut.

    Noch zur Regierungszeit von Abt Eugen erreicht die Bibliothek einen Bestand von 12.000 Bänden.

    1734 wurde er vom Generalkapitel in Citeaux zum Generalvikar und Visitator der Provinz Bayern ernannt. 1738 nahm er am Generalkapitel in Citeaux teil.

    In Waldsassen wurde bisher Philosophie und Theologie gelehrt. Er richtete auch ein Lehrstuhl für Recht ein.

    Abt Eugen trat war auch als Bauherr tätig. In Beidl wurde die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt gebaut. Die Dreifaltigkeitskirche in Kappl stattete er mit einer Orgel aus.

    1741 brach der Österreichische Erbfolgekrieg aus. Der deutsche Kaiser Karl VI. hatte bereits 1713 die Pragmatische Sanktion erlassen. Sie sollte die Erbfolge regeln, die aber nur für die habsburgischen Erbländer galt.

    Beim Fehlen eines männlichen Nachkommens ließ sie die weibliche Erbfolge zu. Der bayrische Kurfürst Karl Albrecht (1726-1745) heiratete am  5. Oktober 1722 die Habsburgerin Amalia Maria Josepha Anna, der Tochter von Karls Bruder und Vorgänger Joseph I.

    Bayern hatte zwar auf auf Thronansprüche gegenüber Habsburg durch diese Heirat offiziell  verzichtet. Als aber Karl VI. kinderlos starb, machte er trotzdem Erbansprüche geltend. Bayern hatte schon 1714 einen Geheimvertrag mit Frankreich für den Fall künftiger Erbauseinandersetzungen

    abgeschlossen. Diesen Vertrag erneuerte Karl Albrecht 1727.Im Mai 1741 schloss er sich der antiösterreichischen Koalition an. Im Juli 1741 kam es zum Krieg. Vor allem Niederbayern litt unter dieser Auseinandersetzung.

    Auch Kloster Waldsassen wurde stark betroffen. In den letzten beiden Regierungsjahren von Abt Eugen mussten Kloster und Untertanen ständig Zahlungen leisten, Lebensmittellieferungen erbringen, Brandschatzungen zahlen und Plünderungen erleiden.

    Es herrschte Lebensmittelknappheit. Verschlimmert wurde das durch eine Seuche, die um Waldsassen kursierte. Eugen starb am 8. Januar 1744.

    Sein Nachfolger wurde Abt Alexander Vogel (1744 –1756) Er ist am 22. Mai 1698 in Sagan in Niederschlesien geboren. 1717 trat er in das Kloster Waldsassen ein. 1722 wurde er zum Priester geweiht. Er studierte zunächst im Kloster Theologie und wurde dann drei Jahre

    nach Salzburg und Ingolstadt geschickt, wo er Jura studierte. Dann war er zwei Jahre Lektor für Kirchenrecht im Kloster. Danach wurde er Abtsekretär und kümmerte sich um das Archiv.Sein letztes Klosteramt war das eines Bursarius. Dann war er Pfarrvikar in Wondreb . Am 14. April 1744

    wurde er zum Abt gewählt. Der Ebracher Abt Hieronymus II. Held  (1741–1773) infulierte ihn.

    Er ließ von  Baumeister Philipp Muttone  zwischen 1748 und 1750 die Fischhofbrücke in Tirschenreuth erbauen. Sie hat zehn Joche, ist 92 Meter lang und der Steinernen Brücke von Regensburg nachempfunden.

    Die Stiftsbasilika stattete er mit vier weiteren Katakombenheiligen aus.

    1750 wurde eine falsche und haltlose Vaterschaftsklage gegen Abt Alexander angestrengt. Er ließ sein Amt ruhen. 1754 wurde er völlig rehabilitiert. Er war aber gesundheitlich angeschlagen und begab sich zur Kur nach Wondreb. Dort starb er am 19. September 1756.

    Sein Nachfolger wurde Wigand Deltsch (1756 – 1792) Er ist 15. April 1708 in Neuhaus im Naabtal geboren.Sein Bruder war der kurfürstliche Rat und Oberhauptmann von Waldsassen Stephan Franz von Deltsch.

    Wigand besuchte das Jesuitengymnasium in Amberg. Er trat 1725 in Waldsassen ein. 1732 wurde er zum Priester geweiht. Im Kloster war er Philosophie- und Theologieprofessor. Er behielt dieses Amt auch noch sechs Jahre nach seiner Abtswahl inne.

    Im Siebenjährigen Krieg 1756-1763 wurde Kloster Waldsassen auch tangiert. Zwei Winter hatte die bayrische Armee unter Graf Franz Ludwig von Holnstein (+ 1780), dem Oberkommandierenden des bayrischen Reichskontingent, ihr Quartier in Waldsassen.

    Da musste die Verpflegung der Offiziere gestellt werden. Als die preussische Armee 1761 Eger beschoss, kam auch ein preussischer Offizier Offizier mit vielen Reitern nach Waldsassen und verlangte Brandschatzung. Abt Wigand trat dem Offizier unerschrocken entgegen und verhandelte

    mit ihm. Der Offizier zog mit seinem Trupp unverrichteter Dinge wieder ab.

    Die Jahre 1770-1772 waren gekennzeichnet durch Extremwetterlagen. Das Jahr 1771 blieb den Zeitgenossen als „zweite Sintflut“ in Erinnerung. Die Winter waren sehr kalt und sehr lang. Die Folge waren Missernten, große Teuerung und eine Hungersnot,

    die Europa von Frankreich bis in die Ukraine heimsuchte. Dank der klugen Verteilungspolitik der Vorräte durch Abt Wigand kam das Kloster und das Stiftsland relativ unbeschadet durch die Hungerkrise. Er verkaufte die Klostervorräte auch nach Bayern ohne Aufschläge,

    wobei oft der fünffache Preis verlangt und gezahlt wurde. Er rettete so laut Brenner (S. 228) viele Hunderte vor dem Hungertod.

    Abt Wigand war auch als Bauherr tätig. Nach Plänen von Philipp Muttone ließ er zwischen 1776 und 1778 den Wurzer Pfarrhof errichten. Er sollte als Sommerresidenz der Waldsassener Äbte dienen. Diese Funktion konnte er allerdings nur knapp 25 Jahre ausüben, denn dann

    beendete die Säkularisation das Klosterleben.Weiter Pfarrhöfe baute er in Windischeschenbach, Konnersreuth, Leonberg und in Wernersreuth. In Stein ließ er ebenfalls nach einem Entwurf von Muttone eine Kirche bauen. In Waldsassen erbaute er im Jahr 1765 ein Schulhaus.

    Im Orden war er ebenfalls tätig.  1765 nahm er am Generalkapitel in Citeaux teil. Danach wurde er als Visitator für Oberdeutschland aufgestellt.

    Während seine Regierungszeit erhielt Waldsassen immer wieder Besuch. Verschiedene Fürstbischöfe waren zu Gast aber auch weltliche Herrscher wie Friedrich Christian Markgraf von Bayreuth.

    In den Zeiten der Aufklärung standen die Klöster nicht mehr in besonders gutem Ruf und schon vor der Säkularisation wurden immer wieder Gesetze erlassen, die den Klöstern Schwierigkeiten bereiteten.

    1773 wurden die Jesuiten aufgehoben. 1781 mussten die Klöster an ihren Schulen gestellte Professoren einstellen und für deren Unterhalt aufkommen. 1790 wurden sie per Gesetz verpflichtet, die Kosten für die Kommissäre

    beim der nächsten Kaiserwahl zu übernehmen. Im gleichen Jahr mussten  die Klöster den Bieraufschlag, von dem sie bisher befreit waren, bezahlen. Kloster Waldsassen  hatte jährlich 3000 Eimer (ein Eimer = 10-15 Liter) nach Brenner (S. 253)

    also durchaus eine beachtliche Größenordnung.

    Ein weiteres Gesetz verbot jegliche Verbindung mit der Ordensleitung von Citeaux. Jegliche Visitation wurde verboten. Novizen durften ihre Profess nicht mehr vor dem 21. Lebensjahr ablegen. Unzufrieden Religiose durften gegen ihre Oberen vor weltlichen Gerichten klagen.

    Der Druck des Staates auf die Klöster nahm beständig zu.

    Abt Wigand, geschwächt durch Alter und Krankheit bekam am 1786 zu Unterstützung in der Amtsführung drei Mönche zur Seite gestellt. Er starb am 23. September 1792.

    Sein Nachfolger Athanasius Hettenkofer (1793–1803 ) wurde mit Verzögerung am 23. März 1793 unter Vorsitz von Abt  Otto Doringer (1779–1797) von Kloster Aldersbach zum letzten Waldsassener Abt gewählt und am 26. Mai 1793 benediziert.

    Die Wahlverzögerung  war entstanden, weil  eine kurfürstlich-bayerische Kommission die Wahl blockierte  und viele Originale und Manuskripte wegschaffte und erst nach Zahlung von 22.000 Gulden an den Kommissar Pettschard die landesherrliche Erlaubnis zur Abtwahl gab.

    Allerdings wurde Pettschard noch im selben Jahr in einen Prozess verwickelt. Der Kurrfüst sah den Betrug und die Strafbarkeit des Kommissars ein und Kloster Waldsassen erhielt 1794 die Hälfte zurückerstattet, die andere Hälfte behielt allerdings die Regierung in Amberg ein.

    Abt Athanasius hatte seine Profess am 23. Dezember 1760  in Waldsassen abgelegt und hatte 27. Dezember 1767 seine Primiz gefeiert.

    In Bayern hatte Kurfürst Maximilian Joseph I. (1799-1825) die Regierung angetreten. Einen Tag nach seinem Eintreffen in München ernannte er Maximilian Montgelas, mit dem er zusammen arbeitete, seit er 1795 das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken von seinem Bruder geerbt hatte

    zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und des Landesherrlichen Hauses.

    Im Gefolge der Französischen Revolution 1789 kam es 1792 zu den Koalitionskriegen. Am 20. April 1792 hatte Frankreich gegenüber Kaiser Franz II. und dem Reich die Kriegserklärung ausgesprochen. 1796 hatte sich das auch in Bayern und der Oberpfalz ausgewirkt. Das betraf noch Kurfürst

    Karl Theodor (1777-1799) 1796 war das französische Revolutionsheer in die Oberpfalz und bis an die Isar vorgestoßen. Karl Theodor hatte sich und seinen Hofstaat in Lockwitz in Sachsen in Sicherheit gebracht. Vom Kloster Waldsassen wurden Kontributionen und Getreidelieferungen

    gefordert. Die Franzosen unter Revolutionsgeneral François-Joseph Lefebvre ( +1820) hatten Amberg besetzt und den Liefertermin für die Getreidelieferung schon festgesetzt.  Da kamen Truppen des Erzherzogs Karl von Österreich-Teschen (+ 1847) mittlerweile Reichsfeldmarschall und Oberbefehlshaber über sämtliche Reichstruppen an der Rheinfront aus Eger heran und er  verbot die Lieferung unter schwerer Strafe. Er eroberte Amberg zurück und vertrieb die französischen Truppen aus der Oberpfalz. Beim Rückzug aus Amberg schleppten die Franzosen allerdings Geiseln mit und verlangten eine hohe Lösegeldsumme. Dazu sollte Kloster Waldsassen 25.000 Gulden beitragen. Karl verbot auch das und versprach die Geiselbefreiung, was ihm gelang.

    1799 wurde eine zweite Koalition gegen Frankreich geschlossen, der sich Kurfürst Maximilian Joseph I. lieber versagt hätte, was aber nicht möglich war. An der Seite von Österreich verlor Bayern am 3. Dezember 1800 die Schlacht von Hohenlinden.

    Im Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801 musste Maximilian Joseph I. auf seine linksrheinischen Besitzungen verzichten. Er bekam aber einen Ausgleich über  Gebiete aus einer Mediatisierung und Säkularisation zugesprochen.

    Als erstes wurden 1801 in Bayern die Klöster der Bettelorden aufgehoben. Alle anderen Klöster wurden aufgesucht. Sie mussten Güterverzeichnisse anlegen. Am 29. Dezember 1802 erließ der Kurfürst den Befehl, Kloster Waldsassen aufzuheben.

    Am 10. Januar 1803 erschien der kurfürstliche Kommissär und überbrachte den Aufhebungsbefehl.

    Abt Athansius bekam eine Pension von 4000 Gulden jährlich zugebilligt, konnte sie aber kaum genießen. Er starb am 12. Juni 1803.

    Der Grundbesitz des Stiftlands umfasste 715 km². Es zählte 20.000 Einwohner. Die Klostergebäude gingen in bayrischen Staatsbesitz über. Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche von Waldsassen.

    1828 wurde von dem Egerer Kaufmann Wilhelm Rother eine Kattunfabrik eingerichtet, die dort aus Filz und Tuch Fußbekleidung herstellte und so eine Beschäftigungsgrundlage bot in einer Gegend, die bisher ausschließlich vom Arbeitgeber Kloster abhängig war.

    Die Marktgemeinde Waldsassen und das Bistum Regensburg setzten sich in dieser Zeit für eine Wiederbesiedlung des Klosters durch Ordensangehörige ein.

    Am 18. Dezember 1863 wurde das Kloster als Priorat der Zisterzienserinnen von Bischof Ignatius von Senestrey (1858-1906)Regensburg neugegründet. Die 1835 wiedergegründete Abtei Seligenthal in Landshut ebnete den weiteren Weg. Die dortige Priorin Cäcilia Schmid

    führte die Kaufverhandlungen mit dem Fabrikanten Rohrer. Man einigte sich auf einen Kaufpreis von 37.000 Gulden.Der Kaufvertrag wurde m Januar 1864 notariell beurkundet. Eine wichtige Rolle spielte dabei Pfarrer Michael Lorenz (1828-1901).

    1860 war er als Provisor an der Stadtpfarrei St. Nikola in Landshut und auch Beichtvater in Kloster Seligenthal. Er ging dann mit nach Waldsassen, um das aufgehobene Kloster Waldsassen wieder zu beleben. Das Klostergebäude und mehrere Anwesen  wurden auf den Namen von Pfarrer Lorenz gekauft, wobei dieser hohe Schulden aufnahm. Er gründete dann auch noch einen genossenschaftlichen christlichen Bauernverein und eine Marianische Kongregation.

    Am 17. Mai 1864 entsandte sie die ersten vier Schwestern nach Waldsassen und übernahm im Juni 1865 selbst die Leitung der Niederlassung. Diesen stand eine harte Arbeit bevor. Die russgeschwärzten Fabrikräume mussten wieder in wohnliche Klosterräume umgestaltet werden.

    Auch das Erziehungshaus musste in einen ´Zustand versetzt werden, dass es seine Aufgabe, ein brauchbares Schulgebäude zu sein, erfüllen konnte. Pfarrer Lorenz war Beichtvater, geistlicher Leiter, Leiter der zu gründenden Schulen und Erziehungsinstitute, sowie als Administrator (bis 1884, dann 1891 bis 1901) des 1865 mit 15 Schwestern besiedelten Klosters (einschließlich Noviziat). Am 1. Oktober 1865 wurde die Klausur geschlossen, am folgenden Tag die Unterrichtstätigkeit aufgenommen. Mit der Eröffnung eines eigenen Noviziats am 17. Februar 1867 war  der Aufbau des Klosters abgeschlossen.

    Am 27. September 1868 konnte  Bischof Senestrey die erste Profess abnehmen.

    Um die Neugründung in der Zisterziensertradition zu verwurzeln, kaufte Priorin Cäcilia Schmid  Chorbücher aus der belgischen Trappisten-Abtei Westmalle. Auch ließ  mehrmals Patres aus der Abtei Mehrerau zur Schulung der Schwestern im Zisterzienserrituale und Ordenszeremonielle kommen.

    Die Zisterzienserinnen konnten einige in der Säkularisation verloren gegangene klösterliche Besitzungen  wieder zurückkaufen,so 1880 zwei Mühlengrundstücke- Papiermühle und Adlermühle  und 1888 das sogenannte Beichtvaterhaus. 1874 ließ Priorin Cäcilia Schmid auf Kosten

    des Klosters ein neues Schulhaus für Jungen bauen, das heutige Rathaus. Der Ostflügel des Konvents wurde gebraucht, denn dieser umfasste 1893 schon 54 Mitglieder, 59 Chorfrauen und 35 Laienschwestern.

    1894 wurde Waldsassen zum selbstständigen Priorat erhoben.

    Priorin Cäcilia verstarb am 2. Oktober 1895.

    Als Pfarrer Lorenz am 30. Oktober 1901 starb, lebten schon über 100 Nonnen in Waldsassen.

    Richmunda Herrnreither wurde am 9. Dezember 1868 in Magersdorf bei Vilsbiburg geboren. Sie kam 1881 als Schülerin nach Waldassen,um sich auf den Lehrerberuf vorzubereiten. Von 1886 an war sie Lehrerin.

    1893 trat sie in das Kloster ein und legte am 16. September 1894 ihre Profess ab. In diesem Jahr wurde Waldassen zum selbstständigen Priorat erhoben.

    Im Juli 1911 wurde sie zur regierenden Priorin gewählt.

    Im ersten Weltkrieg wurde sie 1916 für “Heimatverdienste während der Kriegszeit” mit dem König Ludwigs Kreuz ausgezeichnet. Der Orden war für Personen gestiftet, die während des Krieges durch freiwillige Tätigkeit in der Heimat besondere Verdienste um die bayerische Armee oder um die Wohlfahrt des Landes erworben haben.

    1925 erhob der Regensburger Bischof Anton von Henle (1906-1927)die beiden Klöster Seligenthal und Waldsassen zu Abteien. Am 26. Januar 1925 zur ersten Äbtissin gewählt.

    Im Auftrag der österreichischen Zisterzienseräbte Alois Wiesinger(1917-1955) Kloster Schlierbach, Gabriel Fazeny (1915-1938) Kloster Wilhering und Justinus Wöhrer (gründete 1929 das Zisterziensernnenkloster Apolo in Bolivien, wo er 1943 starb)

    reiste Äbtissin Richmunda zusammen mit Zisterzienserinnen aus dem Kloster Thyrnau nach Apolo.Sie entsandte auch Waldsasser Schwestern in die neue Gründung.

    In der Regierungszeit von Äbtissin Richmunda hatte Kloster Waldsassen einen Personalstand von 125 Schwestern und war damit die größte Zisterzienserinnenabtei weltweit.

    Am 15. Juli 1933 zerstörte ein Brand die Klostermühle.

    Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung mussten 1938 die klösterlichen Lehrkräfte abgezogen werden.Die  klösterliche Mädchenmittelschule wurde  1941 geschlossen.

    Nach dem Krieg wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. 1950 zählte der Konvent noch 70 Ordensschwestern.

    Äbtissin Richmunda legte im Oktober 1951 ihr Amt als Äbtissin nieder. Sie starb am 12. Mai 1959.

    Ihre Nachfolgerin Raphaela Beck ist am 9. November 1901 in Würzburg-Heidingsfeld geboren. Ihre Ausbildung machte sie bei den Ursulinen in Würzburg.

    Im Kloster Waldsassen war sie Fachlehrerin, Präfektin und Novizenmeisterin. 1951 wurde sie Äbtissin in Waldsassen. Bei ihrer Benediktion war Generalabt Matthäus Quatember (1950-1953) anwesend.

    In ihrer Regierungszeit war Äbtissin Raphaela mit zwei Problem konfrontiert.Das war einmal die wirtschaftliche Lage der Abtei. Sie konnte zwar verschiedene Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen am Kloster umsetzen. Aber die wirtschaftliche Situation erforderte die Einstellung der Klosterbrauerei und der Klostermühle.

    Das zweite Problem war der Nachwuchsmangel. Die Mädchenvolkschule konnte nicht mehr mit einer Ordensfrau besetzt werden.

    Im Zeichen des 2. Vatikanischen Konzils (11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965 ) wurden Reformen eingeleitet.

    Äbtissin Raphaela wurde mit dem Bayrischen Verdienstorden ausgezeichnet.

    Sie starb am 17. August 1974 und ist auf dem Klosterfriedhof bestattet.

    Ihre Nachfolgerin Immaculata Baumann (1974 -1992) wurde am 16. Mai 1907 in Bruchsal geboren. Dort besuchte sie das humanistische Schönborn-Gymnasium. Danach studierte sie Philosophie und Pädagogik und trat 1932

    in das Kloster Waldsassen ein. Während der NS-Zeit konnte sie nicht mehr Lehrerin sein. Sie war dann Verwalterin der Klostermühle, Präfektin des Internats, Priorin und Cellerarin. Am 24. August 1974 wurde sie zur dritten Äbtissin gewählt.

    Der Regensburger Bischof Rudolf Graber (1962-1981)weihte sie im Beisein von Generalabt Sighard Kleiner (1953-1985)

    Sie ließ verschiedene Renovierungsarbeiten vornehmen, darunter am Bibliothekssaal. Ihre Bemühungen um den Erhalt des Klosters wurden mit vielen Auszeichnungen gewürdigt.

    So erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Medaille “für vorbildliche Heimatpflege” und den Bayrischen Verdienstorden. Außerdem wurde ihr das Ehrenbürgerrecht von Waldsassen verliehen.

    Am 8. März 1987 wurde die bis dahin unter bischöflicher Jurisdiktion stehende Abtei durch Aufnahme in die Mehrerauer Kongregation dem Zisterzienserorden inkorporiert.

    Äbtissin Immaculata starb 23. Oktober 1992.

    Von 1992 bis 1995 blieb der Äbtissinnenstuhl in Waldsassen unbesetzt.

    Von 1992-1994 war Columba Baumgartner als Adminstratorin tätig. Sie war von 1958-1987 Äbtissin in Seligenthal und hatte nach ihrer Resignation diese Aufgabe übernommen.

    Von 1994-1995 war Benedikta Schedl aus Marienkron Administratorin.

    Laetitia Fech (seit 1995) wurde am 21. Mai 1957 in München geboren. 1979 trat sie in die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal ein. Am 25. März 1980 legte sie dort ihre Profess ab. In Lichtenthal war sie Meisterin in der Paramentenstickerei.

    Seit 1994 lebt sie in Waldsassen. Dort wurde sie am 26. August 1995 zur Äbtissin gewählt. Der damalige Regensburger Bischof Manfred Müller (1982-2002) benedizierte sie am 3. Oktober 1995 im Beisein von Generalabt Maurus Esteva Alsina (195-2010)

    Ihr Wahlspruch lautet „Die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft.“ (Jesaja 40,31). Und in großem Gottvertrauen meistert sie ihre Aufgabe, was Presse und Fernsehen entsprechend würdigen. Sie schaffte es, eine Finanzierung für eine umfassende Sanierung

    des Klosters auf die Beine zu stellen. Der Konvent hat wieder junge Schwestern gewonnen. Er verdient ein Zubrot durch Aufnahme und Versorgung von Gästen im Gästehaus. Kunsthandwerk wie Paramentik wird angefertigt und verkauft.

    Eigene Erzeugnisse werden im Klosterladen verkauft. Auch Lätitia Fech hat bereits eine Reihe von Auszeichnungen bekommen, mit denen der Erhalt der Gebäudesubstanz des Klosters und die Leistungen im Denkmalschutz gewürdigt werden.

                                                                                                                                                                                                   Die Stiftsbasilika, das Wahrzeichen von Waldsassen

    20 Mai 2021

    Kloster Rottenmünster

    Kloster Rottenmünster

     

                                                                                                                                

     

    Kurz nach 1200 lässt sich ein der Muttergottes geweihtes Kloster in Hochmauren belegen, das ist in der Altstadt von Rottweil gelegen. Dort lebte eine Schwesterngemeinschaft unter ihrer Meisterin Williburgis.

    Davon spaltete sich eine kleine Frauengruppe ab, die hoffte, in den Zisterzienserorden aufgenommen zu werden. 1211 konnten sie ein kleines Gut südlich von Rottweil erwerben.

    “Heinrich und Berthold, Herren von Lupfen, lassen die Vogtei über das Gut Holbeinesbach, welche sie von dem Bischof von Konstanz, und Dieterich von Bodenwag von ihnen zu Lehen getragen, nachdem dieser ihnen gegen eine von den Schwestern in Rottweil erhaltene Abfindungssumme das Lehen aufgesagt, ihrerseits an den Bischof auf.”  WUB Band III., Nr. 650, Seite 126-127 und die nächste Urkunde 

    Bischof Konrad von Konstanz überträgt das ihm zuständige Vogtrecht über das Gut Holbeinesbach, womit früher die Herrn von Lupfen belehnt gewesen, dem die Erbauung eines Klosters (Rottenmünster) auf demselben beabsichtigenden Abt von Salem.”

    WUB  Band III., Nr. 651, Seite 127 gibt praktisch die Erwerbsgeschichte für den Grund von Kloster Rottenmünster wieder. Das Gut hatte ursprünglich den Chorherren von Konstanz gehört. Die Schwestern gaben das Gut nun an den Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) weiter.

    Dieser hatte neben der Gründung der beiden Tochterklöster Tennenbach (seit 1180/90) und Wettingen (1220/27) sich vor allem für Frauenkloster stark gemacht. Um 1200 waren eine Reihe von Frauenklöstern irregulär gegründet worden. Er machte sich um die Anerkennung der Zisterzienserinnen

    verdient. Der Orden tat sich mit der Anerkennung von Frauenklöstern zunächst schwer. Eberhard musste einigen Widerstand überwinden, schaffte dann aber in kurzer Zeit die Aufnahme in den Zisterzienserorden von Kloster Wald (1217), Rottenmünster (1221), Heiligkreuzthal, 1227, Baindt (gegründet 1227, aufgenommen 1240), Heggbach (um 1233) und Gutenzell (1238). Die Klöster wurden nicht dem Generalkapitel direkt unterstellt sondern blieben unter der Aufsicht der Äbte von Salem.

    Seinen Sinn für Gleichberechtigung stellte er auch damit unter Beweis, dass er Mathilde von Adelsreute, die Tochter und letzte Nachfahrin des Stifters Guntram von Adelsreute 1192 in der Klosterkirche von Salem bestatten ließ. Für Laien oder Frauen war das gemäß der Ordensregel nicht zulässig.

    Für die nicht genehmigte Bestattung wurde Abt Eberhard dann auch  vom Generalkapitel mit sechstägigem Fasten bestraft.

    Papst Honorius (1216- 1227) nahm Kloster Rottenmünster am 9. Mai 1224 in seinen Schutz. “  Papst Honorius III. nimmt das Zisterzienser-Nonnenkloster Rottenmünster mit dessen Besitz in seinen Schutz und verleiht ihm näher angegebener Begünstigungen.” WUB Band III., Nr. 676, Seite 152-154

    Bei den Begünstigungen wurde aufgeführt, dass die Äbtissin sollte stets unter der Leitung des Abts von Salem oder seines Stellvertreters gewählt, bestätigt und benediziert, wie auch jeder Klosterbeamte nur mit Wissen und Willen desselben angestellt und beeidigt werden, das Kloster sollte frei

    von Zehnten  sein, das Recht haben, neue Mitglieder aufzunehmen, Exemtion von  geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit, von eventuellen Exkommunikationen und Interdikten in der Nachbarschaft genießen, Ablässe auf bestimmte kirchliche Zeiten und für außerordentliche Besuche der Klosterkirche, für Schenkungen und Wohltaten verleihen dürfen. Diese Rechte wurden dem Kloster von den päpstlichen Nachfolgern noch wiederholt, meistens in ganz gleichlautender Form bestätigt, so z. B. von Papst Sixtus IV. (1471-1484) im Jahre 1482 und Julius II. (1503-1513) im Jahre 1506.

    Die erste Äbtissin war Williburgis (nach leo bw- Wikipedia nennt eine Äbtissin Ida). Der erste Vaterabt war Abt Eberhard von Salem.

    Im Juli 1237 nahm Kaiser Friedrich II. (1220-1250) Kloster Rottenmünster in seinen Schutz. Er beauftragte, die nahe gelegene Reichsstadt Rottweil, diesen Schutz in seinem Namen auszuüben. WUB Band III., Nr. 897, Seite 400-401.

    Adlige Gönner wie die Herren von Lupfen oder die Grafen von Sulz sorgten für einen guten wirtschaftlichen Start der Abtei.

    Als Konradin (1254-1268) in Rottweil war, bestätigte er am 2. August 1262 genehmigte und bestätigte er der Äbtissin und Kloster Rottenmünster alle von seinen Vorfahren erhaltene Rechte. RI Conradin – RI V,1,2 n. 4779

    König Rudolf (1273-1291) von Habsburg stellte am 7. Mai 1274 folgende Urkunde für Kloster Rottenmünster aus: “nimmt das Cistercienser-nonnenkloster Rotenmünster mit allen besitzungen in seinen schutz, verspricht die vogtei über dasselbe stets beim reiche zu behalten und befiehlt den amtleuten (ministris) in Rotweil das kloster gegen alle angriffe zu schützen und demselben bei vorfallenden beschwerden..” RI  Rudolf – RI VI,1 n. 157

    Nur eine Woche später befahl Rudolf dem Amann und den Bürgern von Rottweil Kloster Rottenmünster, das er in seinen Schutz genommen hat, zu wahren und zu verteidigen und wen einer zum Schutz des Klosters aufgefordert wird, solle er das “unverweilt” tun.

    RI Rudolf – RI VI,1 n. 165

    Von Heinrich VII. (1308-1313) bekam Kloster Rottenmünster zwei Bestätigungen. Eine wurde am 2. Juni 1309 in Konstanz ausgestellt. Sie bestätigte das Recht der Pürsch und vor allem “und die Freiheit von Steuern und Ab­ga­ben auf Personen, Güter oder ihnen zugehörige Sachen, wie sie jene bisher genossen ha­ben. ) RI  Heinrich VII. – RI VI,4,1 n. 169. Mit der am  6. November in Colmar ausgestellten Urkunde nahm Heinrich VII. das Kloster in seinen besonderen Schutz RI Heinrich VII. – RI VI,4,2 n. 327 er bestätigte die Güter des Klosters und “ und verbietet allen Reichsgetreuen und besonders Schultheiß, Ratsherren und Bürgern von Rottweil, das Kloster irgendwie zu belästigen”. Laut Kommentar zu der Urkunde ist daraus eine Ermahnung an Rottweil zu sehen, der darauf hindeute, dass schon 1309 der von der Stadt Rottweil ausgeübte Schutz sich in sein Gegenteil verkehrte.

    Am 31. März 1330 bestätigte Ludwig der Bayer (1328-1347) dem Kloster die Diplome Kaiser Friedrichs II. und Heinrichs VII. RI  Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 78

    Am 14. März 1408 stellte König Ruprecht von der Pfalz (1400-1410)Kloster Rottenmünster in Konstanz folgende Urkunde aus : “Nimmt das frauenkloster Rotenmünster in seinen und des reiches schirm und bestätigt dessen privilegien (rechte, friheite und herkomen, privilegia, hantfesten und briefe von römischen kaisern und königen und anderen fürsten und herrn)”. RI Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 5207 Mit der ebenfalls am 14.03. auch in Konstanz ausgestellten Urkunde (n. 5208) bestätigt Ruprecht die von Friedrich II.  1237 ausgestellte Urkunde.

    Am 21. Januar 1415 bestätigte König Sigmund (1411-1433, ab 1433-1447 Kaiser) die Privilegien von Kloster Rottenmünster. RI Sigmund – RI XI,1 n. 1395 Am 12. März 1418 übertrug er den Schutz des Reiches für Kloster Rottenmünster auf die Stadt Rottweil. RI Sigmund – RI XI,1 n. 3046.

    Die letzte Urkunde, die Sigmund für Kloster Rottenmünster ausstellte, stammt vom 13. April 1434 in Basel. Sigmund “ bestätigt dem Frauenkloster Rottenmünster (Konstanzer Diöz.) alle Privilegien u. s. w., besonders den Spruch d. Mkgr. Friedrich v. Brandenburg zwischen dem
    Kl.und der St. Rottweil” RI Sigmund – RI XI,2 n. 10258. Am 15. Mai 1417 entschied Markgraf Friedrich von Brandenburg (1415-1440), dass Kloster Rottenmünster an Rottweil im Allgemeinen keine Steuern, desgleichen für eigene, sowie für Zins- und Gültfrüchte keinen Zoll zu bezahlen, auch die Bußen und Besserungen in dem Kloster allein zu beziehen habe, sowie daß die Frohndienste der Klosterleute in der Stadt aufgehoben sein sollen.

    Am 26.11. 1442 in Konstanz und am 22.11. 1473 in Trier erteilte Kaiser Friedrich III.(1440-1473) Kloster Rottenmünster eine Privilegienbestätigung. Am 21.03. 1483 befahl er in Wien der Stadt Rottweil das Kloster zu schützen.Noch eine Reihe von Kaisern stellte Schutzerklärungen für Kloster Rottenmünster aus. Die letzte erfolgte 1794 durch Kaiser Franz II. (1792-1806).

    Nun zur chronologischen Geschichte von Kloster Rottenmünster.

    Die Meisterin Williburgis scheint die treibende Kraft bei der Entstehung des Klosters gewesen zu sein. Der Bau des Klosters und der Kirche dürfte von 1221-1224 gedauert haben. Die nächste uns bekannte Äbtissin ist Ida, die schon in der kaiserlichen Bestätigung von 1237 genannt ist.

    Das Kloster hatte auch bedeutende Schenkungen und Mitgiften eingetretener Nonnen aus dem niederen Adel erhalten. Seit dem 14. Jahrhundert kamen Schenkungen des gehobenen Bürgertums der Reichsstadt Rottweil dazu.

    Seit 1359 regierte Äbtissin Anna Boller. Sie stammte aus einer angesehenen Rottweiler Familie. In ihrer Regierungszeit wurde ein personeller Höchststand mit über 100 Schwestern erreicht.

    Mit Clemens V. (1305-1314 siedelte der Papst 1309 nach Avignon über. Der Zeitraum von 1309-1376/7 wurde dann auch “babylonische Gefangenschaft der Kirche” genannt.  Gregor XI,  (1370-1378) wurde 1370 zum Papst gewählt. 1376 kehrte der Papst auch unter dem Einfluss der Heiligen Katharina von Siena (1347-1380) wieder nach Rom zurück. Allerdings kam es 1378 zum “Abendländischen Schisma” von 1378-1417 mit konkurrierenden Papstansprüchen In Avignon und Rom.

    Bis um 1430 hatte Kloster Rottenmünster einen sehr guten Ruf in Schwaben, wie K.J. Glatz in Das ehemalige Reichstift Rotenmünster in Schwaben, Freiburger Diözesanarchiv, Bd. 6, Freiburg 1871, S. 38, anmerkt. Aber seit dem Exil der Päpste in Avignon hatte die klösterliche Disziplin nachgelassen.  

    Auch in Rottenmünster gab es eine Spaltung des Konvents. Etwa 20 Schwestern stellten sich gegen die Äbtissin. Auch der Stadt Rottweil kam die Zwietracht im Kloster nicht ungelegen, im Gegenteil, sie mischte munter mit (Glatz S. 39)

    1475 schlichtete Graf Johann von Sulz( 1431–1483 ) zwischen Kloster und Stadt Rottenburg. Die innerklösterliche Auseinandersetzung ging aber weiter. Die Schwestern kündigten der Äbtissin  Beatrix von Enzberg  (bis 1475) den Gehorsam auf. Diese wendete sich an den Vaterabt von Salem

    Johannes I. Stantenat (1471–1494 ) und verlangte eine Untersuchung  der Klosterhändel und Bestrafung der ungehorsamen Schwestern. Das erreichte sie zwar, trat aber im selben Jahr trotzdem zurück.  Ihren Nachfolgerin Agnes von Wehingen bewilligte der resignierten Äbtissin alle einer Äbtissin gebührend Rechte, Wohnung im Kloster und Pension. Unter ihren Nachfolgerinnen Clara und Engla scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Die Streitigkeiten zwischen der Stadt Rottweil und Kloster Rottenmünster brachen bald wieder aus. 1498 traf die vorderösterreichische Regierung einen Entscheid, dem sich die 1498 regierende Äbtissin Adelheid von Rotenstein(bis 1502) unterwarf, nicht aber die Stadt Rottweil. Diese machte zur Bedingung, dass die Äbtissin sich in das Bürgerrecht von Rottweil aufnehmen ließ. Auch diesem stimmte Adelheid zu, obwohl es ihr keine realen Vorteile brachte,

    aber ihrer Unabhängigkeit schaden könnte. Nach dem Tod von Äbtissin Adelheid wurde Anna von Rotenstein unter Vorsitz von Abt Johann von Fridingen (1493–1534 ) von Bebenhausen gewählt. Er leitete die Wahl im Auftrag des Salemer Abtes Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ).

    Auf den Thesenanschlag Luthers in Wittenberg am 31. Oktober 1517 folgte in Deutschland die Reformation. In der Stadt Rottweil fand diese kaum Widerhall. Der Reformationseifer der Rottweiler wurde vielleicht auch etwas gedämpft durch die Drohung Kaiser Karls V. (1519-1556)

    das Reichskammergericht aus Rottweil zu verlegen, falls sich an den religiösen Verhältnissen der Stadt etwas ändere. Da Rottweil katholisch blieb, kam auch Kloster Rottenmünster unbeschadet durch die Reformation.

    1521 erschien Kloster Rottenmünster in den Reichsmatrikeln. Es war mit neun Fußsoldaten und einem Betrag von 20-30 Gulden veranschlagt. Für das Reichskammergericht musste das Kloster 30-50 Reichstaler bezahlen.

    Als Mitglied des Schwäbischen  Kreises nahm es die 50. Stelle ein.

    Als Herzog Ulrich von Württemberg im Zuge des Bauernkrieges versuchte, sein Land wieder zu erobern, übernachtete er am 14. März 1525 im Kloster. Er musste aber in der Nacht noch fliehe, da Schweizer Soldaten, die in Rottweil lagen, ihn in Gewahrsam zu nehmen.

    Unter Äbtissin Dorothea Schnezer musste das Kloster 12 Jauchert (das entspricht 12 Ar) Felder an die Stadt Rottweil verkaufen, da das Kloster in Not geraten war.
    Die Äbtissin Barbara Volmar aus Rottweil regierte von 1565-1595. Sie war fromm, klug und eine energische Haushälterin. Sie hob die geistige Ausrichtung des Klosters. Sie erneuerte die Kirche und versah sie mit neuen
    Altären. Der Konstanzer Weihbischof Balthasar Wurer (1574-1606) weihte 1590 den Altar für die heilige Ottilie,Katharina und  Barbara.

    Auf Äbtissin Barbara folgte 1595 Anna Hettinger. Sie war eine würdige Nachfolgerin und war 16 Jahre im Amt. Auf sie folgte Kunegunde Fehr aus Luzern, auch sie eine umsichtige Äbtissin und gute Wirtschafterin.  Aber sie hatte bald die Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges

    zu ertragen.

    Da es Anfang des 17. Jahrhunderts immer wieder Schwierigkeiten mit der Reichsstadt Rottweil gab, legte Äbtissin Kunigunde bei Kaiser Matthias II.(1612-1619) Beschwerde ein. Dieser erklärte am 12. Februar 1619, dass Kloster Rottenmünster unter seinem und des Reiches Schutz stehe

    und ernannte Erzherzog Leopold (+1632 )Regent von Tirol und Vorderösterreich zum Konservator und Exekutor von Kloster Rottenmünster. Als Kaiser Matthias kurz danach verstarb, unternahm die Stadt einen groben Vorstoß ins Kloster unter dem Vorwand, da ihr die Gerichtsbarkeit

    zustehe, müsse sie unter den  Armen, an die gerade Almosen verteilt wurden, einige Verdächtige festnehmen. Die Klausur wurde verletzt und auch Klosterknechte niedergeschlagen. Das Kloster verwahrte sich beim Bischof von Konstanz Jakob Fugger (1604- 1626)

    und bei Kaiser Ferdinand II. (1619-1637). Der Bischof exkommunizierte die Stadt Rottweil. Die Stadt anerkannte die Entscheidungsbefugnis von Kaiser Ferdinand nicht an. Dieser entzog der Stadt daraufhin das Recht auf freie Pirsch. Dem Kloster erteilte er am 5. August 1623 die hohe Gerichtsbarkeit.

    1624 tauchten erstmals Truppen in der Nähe des Klosters auf. Der Generalfeldzeugmeister und kaiserlicher Feldmarschall (+ 1634) Hannibal von Schauenburg war in die nahegelegene Herrschaft Hohenberg eingerückt, zog aber bald weiter. Die Äbtissin benachrichtigte sofort den Prior des

    Benediktinerinnenklosters Amtenhausen Georg Gaisser, der von 1627-1655 Abt in Villingen war. Er besuchte Kloster Rottenmünster am 11. Juni 1625 und gab den Nonnen Verhaltensregeln. Anfangs der 30-iger Jahre verlagerte sich das Kriegsgeschehen mehr und mehr nach Süddeutschland.

    In Rottweil besaß das Kloster ein Gebäude, die Schaffnerei. Dorthin zog sich die Äbtissin mit dem Konvent zurück. Am 12. Oktober 1632 wurde Kloster Rottenmünster von württembergischen Truppen völlig ausgeplündert. Äbtissin Kunegunde starb 1633. Auf sie folgte die aus Rottweil stammende

    Anna Spreter. Sie verstarb aber schon ein Vierteljahr später. Ihr Nachfolgerin wurde Margaretha Mayl, ebenfalls aus Rottweil. Als die Gegend wieder von Soldaten frei war, kehrten die Schwestern wieder ins Kloster zurück. Die Lebensmittel mussten aus Rottweil bezogen werden.

    Die Schlacht von Nördlingen am 27. August 1634 hatte zwar einen Sieg über die Schweden gebracht. Die Lage von Rottweil und damit auch von Rottenmünster aber hatte sich nicht gebessert. Rottweil war von Truppen und Fremden so überfüllt, dass wer als Flüchtling dort unterkommen wollte, ungeheures Schutzgeld bezahlen musste. Im Januar 1638 trafen sich  die Äbte von Salem Thomas Wunn (1615–1647) und Alpirsbach  Alphons Kleinhans (1638-1648 aufgrund des Restitutionsedikt)  in Kloster Rottenmünster, um sich von dem kläglichen
    Zustand des Klosters zu überzeugen und den Schwestern einen Rat zu erteilen. Sie verfügten eine vorläufige Auflösung des Konvents. Diese Verfügung teilten sie auch Georg Gaisser in Villingen mit. Ein großer Teil der Schwestern wurde entlassen, bis der Friede wieder hergestellt sei.Viele gingen in die Schweiz. Auch der Beichtvater des Klosters, der Konventuale Scheideck aus Salem ging wieder zurück nach Salem. Die Verbliebenen und die Äbtissin mussten wieder in Rottweil unterkommen.

    1643 belagerte der Schwedische General Rosen die Stadt Rottweil. Kaum war er abgezogen, rückte der französische Marschall Jean Baptiste Budes von Guébriant ebenfalls auf Rottweil vor, um es einzunehmen, da Kardinal Mazarin die Devise ausgegeben hatte:„Rottweil ist das Tor zu Schwaben“.

    Guébriant hatte sein Hauptquartier im Kloster Rottenmünster. Im Juli belagerte er Rottweil zunächst erfolglos. Bei der 2. Belagerung zerschmetterte ihm eine Kugel den Ellenbogen. Er ließ sich von Rottenmünster aus ins Dominikanerkloster Rottweil bringen, wo er an Wundbrand starb.

    Da die Bayern, die Rottweil übergeben hatten, wieder nachrückten, zogen die Franzosen wieder ab. Damit die
    Bayern im Kloster Rottenmünster keinen sicheren Aufenthalt finden konnten, zündeten die Franzosen beim Abzug das Kloster an allen vier Ecken ab und machten es zum Schutthaufen. Das war das 2. Mal seit der Gründung des Klosters, dass Rottenmünster brannte.

    Äbtissin Margaretha machte einen bescheidenen Neubau und beschränkte sich auf  die notwendigsten Gebäude.

    Das Klosterleben von Rottenmünster hatte während des Dreißijährigen Krieges sehr gelitten. Nach K.J. Glatz, Pfarrer und Historiker von Kloster Rottenmünster, ist dafür vor allem Äbtissin Margaretha verantwortlich. Sie kommt in seiner Beurteilung sehr schlecht weg. Sie war “eine herrische, hochfahrende eigensinnige Frau” (S. 47). Auch unterhielt sie “anstößigen Umgang” (S. 48) mit dem Junker von Graneck, den ihr der Abt von Salem zwar untersagt hatte. Aber sie kehrte sich nicht daran.  Sie dankte freiwillig ab, wurde aber 11. Januar 1650 “ex delicta infamiae”, also Ehrlosigkeit abgesetzt, wie aus dem Salemer Äbtissinnenverzeichnis hervorgeht ( S. 48 Anmerkung 2).

    Sie hatte aber immer noch eine starke Anhängerschaft im Konvent, was dazu führte, dass ihre Nachfolgerin Bernharda Kuen aus Rottweil bald resignierte. Auf sie folgte Susanna von Pflummern. Sie war die Tochter des Biberacher Bürgermeisters Heinrich von Pflummern (1542-1622).

    Sie regierte auch nicht allzu lange und gab ihr Amt 1658 schon wieder ab. Ihre Nachfolgerin war Ursula Scherler, Tochter des Hofgerichtsassessors Dr. Scherler aus Rottweil. Sie hatte nach Glatz “unerschütterliches Gottvertrauen und bewunderswerthe Ausdauer” (S. 49)

    Nach dem Brand von 1643 stellte sie  das Kloster wieder her. In drei Jahren wurde die Kirche wieder aufgebaut. Am 27. Juli 1664 weihte sie der Konstanzer Bischof Franz Johann Vogt von Altensumerau und Prasberg (1645-1689).

    Die Kirche wurde von den Vorarlberger  Baumeistern Michael Beer, Michael Thumb und Peter Willi erbaut.

    Am 13. April 1665 wurde der Grundstein zum neuen Kloster gelegt und konnte am 20. Januar 1669 nach vierjähriger Bauzeit bezogen werden. Sie sorgte aber auch für eine solide ökonomische Grundlage. Der klösterliche Geist, die Disziplin und die Frömmigkeit kehrte ebenfalls wieder zurück.

    Äbtissin Ursula starb am 14. April 1687.

    Am 23. April 1687 wurde Maria Williburg einstimmig zu ihrer Nachfolgerin gewählt. 1671 war Liselotte von der Pfalz, die Tochter des Kurfürsten  Karl I. Ludwig von der Pfalz (der Sohn des „Winterkönigs”)mit Philipp von Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV. verheiratet worden. Den Erbanspruchs

    Liselottes, der im Heiratsvertrag nur unzureichend umschrieben war,nahm Ludwig XIV. zum Anlass in die linksrheinischen Gebiete und die Pfalz einzumarschieren. Es gehörte zur Taktik, süddeutschen Reichsständen übermäßig hohe Kontributionsforderungen zu und  bei Zahlungsverweigerung mit Einmarsch, Brandschatzung und Geiselnahme zu drohen. Ab dem 23. Oktober 1688 stießen französische Truppen ins Gebiet von Villingen und Rottweil vor. In Rottweil hatten sie Kontributionen erhoben und marschierten dann ab. In der Nacht vom 26. November 1688 kehrten sie nochmals für eine Nacht zurück und nahmen ihr Nachtquartier in Rottweil und Rottenmünster. 1688 hatte sich der Konvent wegen der Kriegsgefahr nach Rottweil begeben.Dann blieb das Kloster bis zum Spanischen Erbfolgekrieg von 1701-1714 verschont. Da traf es Süddeutschland ab 1702 wieder. 1704, 1707 und 1713

    mussten die Nonnen wieder ihr Kloster verlassen. Der Friede von Rastatt 1714 bannte dann die Kriegsgefahr bis zu den Revolutionskriegen, die ab 1792 einsetzten.

    1722 wurde der Kapitelsaal mit einer Decke aus Föhrenholz gebaut.

    Unter Äbtissin Maria 18 Konventfrauen und vier Schwestern im Kloster. Sie starb im Jahr 1725.

    1771 schloss Äbtissin Magdalena mit der Stadt Rottweil einen Vertrag,der den über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgetreten Schwierigkeiten ein Ende machte und bis zur aufhebung des klosters Ruhe brachte.

    1796 wurden Rottweil und Kloster Rottenmünster Kriegsschauplatz. Der französische Generalmajor Vandamme (1770-1830) schlug am 18. Oktober 1796 die Österreicher in der Nähe des Klosters. Im Frühjahr 1799 waren die Franzosen wieder da, dieses Mal mit ihren Generalen Soult und St. Cyr.

    3 Monate später wurden sie wieder von den Österreichern verdrängt. Im Sommer 1800 wurde zwischen dem französischen General Moreau und dem österreichischen Feldzeugmeister Kray ein Waffenstillstand geschlossen. Der Schwäbische Kreis musste eine

    Kriegskontribution von 6 Millionen Livres (= Pfund, das war eine französische Einheit der Silberwährung. 24 Livres entsprachen einem Louis d’Or und dieser wurde  zur Zeit des Rheinbundes mit 9 Gulden bewertet. )Auf Kloster Rottenmünster entfielen 3.000 Gulden (um 1700 hatte ein Gulden eine Kaufkraft, die etwa 50 € entsprach, das wären also etwa 1,5 Millionen € gewesen).

    Der Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der seit 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französischen Staatsgebiet.Den Fürstentümern des Heiligen römischen Reiches wurde Entschädigung zugesagt. Diese erfolgte durch die Säkularisation

    geistlicher Herrschaften. Das wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 umgesetzt. Für Rottenmünster bedeutete das, dass das Kloster Ende November 1802 aufgehoben wurde. Am 23. November 1802 nahmen 50 württembergische Soldaten das Kloster in Besitz.

    Zwei Drittel des Inventars wurden weggenommen. Silber für mehr als 6.000 Gulden, meist liturgische Geräte kamen in die staatliche Münze nach Ludwigsburg.  Bei der Auflösung bestand  der Konvent aus 25 Chorfrauen, vier Novizinnen und 14 Laienschwestern. sie erhielten die Erlaubnis, das

    Kloster zu verlassen und ihre Heimat zurückzukehren. Aber bis auf eine Chorfrau blieben alle zusammen. Sie bemühten sich vor Ort Klausur und ihr klösterliches Leben aufrecht zu erhalten. Die letzte Äbtissin Juliana Mayer, die am 16. September 1796 zur Äbtissin gewählt worden war, starb

    1826. Die letzte noch lebende Schwester verließ das Kloster 1850.

    Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal erwarben 1895 vom württembergischen Staat das ehemalige säkularisierte Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster. Sie bauten es um und ergänzten es durch Neubauten.

    Heute hat das Haus mehr als 1200 Mitarbeiter und betreibt mit 476 Betten eine Einrichtung für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Abhängigkeitserkrankungen, Gerontopsychiatrie und Neurologie

     

     

     

    Liste der Äbtissinnen

    • 1237 Ida
    • 1290 Adelheid von Grieningen
    • 1328 Katharina von Triberg
    • 1343 Adelheid Diepolt
    • 1351 Anna Boller
    • 1388 Katharina Gieringer
    • 1419 Brigitta Kopp

    seit 1442 Reichsäbtissinen

    • 1436 Elisabeth (Bletz) von Rothenstein
    • bis 1475 Beatrix von Enzberg
    • 1650–1658 Susanna von Pflummern
    • 1658–1687 Ursula Scherlin
    • 1687–1725 Maria Williburg Frey
    • 1725–1733 Magdalena Schneider
    • 1733–1748 Barbara von Pflummern
    • 1748–1762 Thesselina Eberle
    • 1762–1777 Magdalena Mayr
    • 1777–1796 Maria Barbara Barxel
    • 1796–1802 Maria Juliana Maier

    24 Apr. 2021

    Reichsstift Kaisheim

     

                                                                                                                                                                                      

    Graf Heinrich II. von Lechsgmünd, dessen Abstammung nicht mit Sicherheit zu klären ist, stiftete 1135 das Zisterzienserkloster Kaisheim. Er war wohl ein Sohn von Otto von Lechsgemünd.

    Verheiratet war er mit Liutgard, die ebenso wie sein Sohn Volkrad in der Kaisheimer Stiftungsurkunde von 1135 genannt sind. Der Augsburger Bischof Walther I.(1133 – 1152) gab seine Einwilligung zur

    Klostergründung und empfahl sich an das Zisterzienserkloster Lützel im Bistum Basel zu wenden. Abt Christian (1131 ? – 1175 )schickte 1134 mit Ulrich den Gründungsabt nach Kaisheim, wie bei den Zisterziensern üblich begleitet von 12 Mönchen. Lützel war

    über sein Mutterkloster Bellevaux in der Filiation von Morimond, das das Mutterkloster von Bellevaux war.Kaisheim war die dritte Gründung von Kloster Lützel. Bischof Walther bestätigte die Klosterstiftung in seiner Urkunde vom 20. September 1135.

    Er schenkte dem Kloster auch eine Inful des heiligen Ulrichs.

    Der Klostergründer verstarb am 11. März 1142 und wurde in der noch nicht ganz fertiggestellten Klosterkirche beigesetzt. Gründerabt Ulrich starb im Mai 1155. Zum zweiten Abt wurde einstimmig Konrad I. (1155–1165) gewählt.

    Im Juni 1156 nahm Kaiser Friedrich I. (1152-1190) das von “Bischof Walter von Augsburg, Graf Heinrich von Lechsgemünd, seiner Gemahlin, der Gräfin Luicardis, und seinem Sohn Volchrad gegründete Zisterzienserkloster Kaisheim unter Abt Ulrich in seinen Schutz und bestätigt ihm die Besitzungen”.

    RI IV,2,1 n. 405 Bei den Besitzungen wurden namentlich genannt Kaisheim, Bergstetten, Wolfsbrunnen, Beuerfeld, Leitheim , Ronheim, Anhausen, Weilheim, Birkach , Wineden, Aichen mit den Kirchen und allem Zubehör. Kaisheim hatte in den knapp 20 Jahren seines Bestehens schon Besitz in 14 Orten.

    Es setzte Konversen zum Bauen ein. Wer handwerklich nicht ausreichende Fähigkeiten hatte, wurde in der Landwirtschaft eingesetzt. Abt Konrad starb nach 10 Jahren Regierungszeit. Sein Nachfolger wurde Diethelm (1165–1174 ). Er konnte den Klosterbesitz

    weiter mehren. Auf ihn folgte Konrad II.  der urkundlich 1185 auftritt. In seiner Amtszeit wurde das Schlafhaus fertiggestellt und die Kirche kam unter Dach. Da der Gottesdienst nun in der Kirche gefeiert werden konnte, ließ Abt Konrad die Kirche von

    dem Augsburger Bischof Hartwig (I.) v. Lierheim (1167-1184) 1183 weihen. Da das Kloster an der Grenze der beiden Bistümer Augsburg und Eichstätt lag, war auch der Eichstätter Bischof Otto (1182 –1196) bei der Weihe anwesend.

    Am 4. März 1185 nahm Papst Lucius III. (1181-1185) Kloster Kaisheim, Abt Konrad und den Konvent in den päpstlichen Schutz, befreite  sie vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter, bestätigte wie Innocenz (II.), Eugen (III.) und Alexander (III.), daß niemand sie zu Synoden und vor Gerichte zwingen

    darf. Das heisst, dass schon die drei Vorgängerpäpste Schutzurkunden für Kaisheim ausgestellt haben müssen. Außerdem bestätigte Lucius den Klosterbesitz. Lucius III. – RI IV,4,4,2 n. 1513. Papst Lucius erwähnt Klosterbesitz an 19 Orten, auch in Krimml in Tirol. Das sind immerhin rund 300 Kilometer

    Entfernung, für mittelalterliche Verhältnisse also eine enorme Distanz.

    Unter Abt Konrad II. wurde das Schlafhaus vollendet, das Refektorium gebaut. Die Bibliothek wurde aufgeführt und eingeweiht. Einen Wärmeofen gab es schon. Ein Gewölbe zur Aufbewahrung von Butter und Käse wurde errichtet und eine Krankenküche wurde gebaut.

    Der 5. Abt war Ebbo (1198–1210). In seiner Amszeit wurde öfters Geld gespendet, mit der Auflage ein bestimmtes Gut zu kaufen, so z. B. als Ritter  Gebhardus dem Kloster 24 Mark schenkte, um ein Gut in Neuweiler und eines in Biberbach zu kaufen. 24 Mark sind etwa 3.820 € und nach Kaufkraft

    etwa 11.462 €. 1204 wurde ein Haus in Giengen für 90 Pfund Heller gekauft. Das entspricht etwa 14.327 € oder nach heutiger Kaufkraft 42.981 €.

    Abt Ebbo starb 1210.  Martin Schaidler   führt in seiner Chronik des ehemaligen Reichsstift Kaiserheim(Kaisheim), Nördlingen 1867,

    als nächsten Abt Conradus auf, die Biographia Cisterciensis dagegen als 6. Abt Albert (urkundlich 1214 und 1216). In seiner Anmerkung auf Seite 12 erwähnt er allerdings

    auch Abt Albert. 1211 gründete Adalbert III. Graf von Dillingen das Frauenkloster Oberschönenfeld. Dieses wurde dem Abt in Kaisheim unterstellt. (siehe dazu Mei Büchle Kloster Oberschönenfeld)

    Am 20. August 1214 nahm Kaiser Friedrich II. (1212 –1220 deutscher König danach bis 1250 Kaiser ) Kloster Kaisheim in seinen Schutz und genehmigte alle Zuwendungen, die seine Ministerialen sowie Leute anderer Botmäßigkeit dem Kloster machen wollen. Friedrich II. – RI V,1,1 n. 719.

    1217 hatte Kaiser  Friedrich das Kloster selbst besucht und im Kloster (in cenobio Kaisheim) eine Urkunde ausgestellt, mit der er seinen Beamten verbot, von den Häusern des Klosters in Werd, das ist das heutige Donauwörth Abgaben zu erheben.

    Friedrich II. – RI V,1,1 n. 903 In einer Folgeurkunde vom Mai/Juni 1217 hatte er die Abgabe “gnadenhalber” erlassen. Friedrich II. – RIplus URH 2 n. 87

    1216 starb Abt Albert. Auf ihn folgte  Abt Konrad III. (1217–1237 ), der es auf eine Amtszeit von 20 Jahren brachte. Heinrich errichtete Wohnungen für die Beamten, damit diese nicht mehr hin und herlaufen mussten. Er konnte den Besitz  des Kloster spürbar mehren.

    1231 hatte es die Patronatsrechte der Kirche von Ostheim  an der Wörnitz von dem Augsburger Bischof Siboto von Seefeld (1227 –1247 ) zugesprochen bekommen.  Auch 1231 hatte Markgraf Heinich zu Burgau (wahrscheinlich + 1242) dem Kloster das Patronatsrecht über die Kirche von Wittislingen

    sowie einige Güter dort geschenkt.  1236 hatte Bischof Siboto zwei seiner Lehensmänner erlaubt, die Mühle in Druisheim , die ein Lehen von ihm war, zu verkaufen.

    Am 7. Oktober 1239 verstarb Abt Konrad. Zu seinem Nachfolger wurde einstimmig Abt Richard (1240–1252 ) gewählt. Richard mutete seine Mönchen eine sehr strenge Lebensweise zu und insbesondere in der Fastenzeit bekamen sie nur das Notwendigste.

    Deshalb schenkte Friedrich Minister zu Nördlingen in Uhlenberg eine Wiese, aus deren Erträgen Abt und Konvent jährlich 4000 Heringe gegeben werden sollten.

    1241 stiftete Graf Berchthold III. von Lechsgemünd/Graisbach (1193–1253) das Frauenkloster Niederschönenfeld in der Diözese Augsburg. Er unterstellte es dem Abt von Kaisheim. Der Augsburger Bischof bestätigte die Gründung am 9. Januar 1241.

    1246 inkorporierte Bischof Siboto  die Kirche von Volkmarstetten dem Kloster.

    1252 starb Abt Richard. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Volkwich (1252–1262) gewählt. 1255 resignierte  Bischof Siboto von Augsburg. Er ging ins Kloster Kaisheim, wo sein Bruder Heinrich Mönch war. Siboto starb1262.

    Als Konradin nach Italien zog, schenkte Heinrich, Ritter von Hunsperch dem Kloster einen Hof.  Reichssachen (Deutsche 1198-1272) – RI V,2,4 n. 12035 Konradin selbst schenkte dem Kloster sein Erbgut Pirchach. Conradin – RI V,1,2 n. 4824.

    Abt Volkwich starb am 10. Dezember 1262.  Sein Nachfolger wurde Heinrich II. (von Hohenstädten) (1263–1267) Er stammte möglicherweise aus Hohenstadt heute im Ostalbkreis. Er resignierte in Kaisheim 1267. In Stams in Tirol

    gründete  der Landesherr Graf Meinhard II. von Tirol (1258-1295) und seine Frau Elisabeth von Bayern, die Witwe des Staufers Korad IV. (deutscher König von 1235-1254) ein Zisterzienserkloster. Kaisheim wurde das Mutterkloster.

    Das Kloster Stams sollte auch die Grablege der Tiroler Landesfürsten werden. Von 1347-1350 wurden die Reichsinsignien in Kloster Stams aufbewahrt. Die Stifter von Klosters Stams hatten nach Martin Schaidler “eine besondere Affektation für

    den heiligen Cisterzienserorden” (S 30 f.)Kloster Kaisheim hatte auch wegen “strenger Observanz der Regul und Ordenszucht” (ebda) einen Ruf der sogar bis in Tirol bekannt war. Deshalb wandten sich die Stifter an Kloster Kaisheim. Stams musste

    übrigens jährlich zwei Fässern”weissen und dunkeln Wein” nach Kaisheim schicken, obwohl es im Zisterzienserorden ja keine finanziellen Verpflichtungen zwischen Mutter-und Töchterklöstern gab.

    Als resignierter Abt wurde Heinrich II. vor der Übersiedlung ins neue Kloster von seinen 12 Mitbrüdern, die für die Übersiedlung ausgewählt worden waren, in kanonischer Wahl zum Gründerabt bestimmt. In Stams war er dann Abt bis 1279.

    Nach der Resignation von Heinrich II. wurde Abt Trutwin (1267–1287) zum Nachfolger gewählt.

    1268 verlieh Graf Ulrich von Helfenstein (1241-1294) Kloster Kaisheim Zollfreiheit in seinem ganzen Gebiet. In einer am 17. März 1294 in Ulm ausgestellten Urkunde urkundete er auch für Kloster Kaisheim. Adolf – RI VI,2 n. 383

    1268 bestätigte Papst Clemens IV. (1265-1268) die Inkorporation der Kirche von Stein.

    1275 und 1277 kaufte das Kloster die Weinberge  des Esslinger Bürger Heinrich Holzhuser. 1293 stiftete der Esslinger Arzt Trutwin den Kaisheimer Pfleghof in Esslingen. Esslingen wurde so zum Zentrum des Kaisheimer Weinbaus.

    Neben dem Pfleghof wurde eine große Kelter erstellt. In dieser Kelter wurde 1826 die Sektkellerei G.C. Kessler und Compagnie gegründet. 1509 lagerten in den Kellern der Esslinger Kelter 70.000 Liter Neckarwein.

    “Abt und Konvent von Kaisheim übernehmen die Versehung der Kapelle, die Meister Trutwin der Arzt in Esslingen neben dem ihnen im Jahr 1293 geschenkten Haus erbaut hat, und bekennen, dass im Fall ihrer Nachlässigkeit der Abt von Salem das Recht haben soll, einen tauglichen Priester dafür anzustellen.  (WUB Band XI., Nr. 5133, Seite 143-144)”

    Zwischen 1250 und 1287 erhielt die Zisterze Kaisheim allein 122 Schenkungen und nahm selbst 69 Güterankäufe vor. Kaisheim fasste so in 90 weiteren Orten Fuß

    Mitte des 13. Jahrhunderts hatte Kloster Kaisheim 17 Grangien, die es mit Konversen bewirtschaftete und die unter Leitung eines Verwalter standen. Die erste  Grangie war der Neuhof in der Gemeinde Bergstetten, heute ein Ortsteil von Kaisheim. Abt Ulrich kaufte das Hofgut Bergstetten

    einigen Ministerialen von St. Willibald in Eichstätt ab. Bischof Gebhard II. Graf von Grögling (1125- 1149)  gab zu diesem Kauf 1137 seine Einwilligung. Im Neuhof hatte das Kloster eine große Schafzucht. Nach der Säkularisation übernahm das bayrische Königshaus 1816 das Gut und führte es als Hofgestüt.

    Die Grangie Leitheim  findert sich erstmals als Litun in einer päpstlichen Urkunde aus dem Jahre 1147 (Papst Eugen III., 1145-1153), in der die Grangie als zu dem 1133/1135 gegründeten Zisterzienserkloster in Kaisheim gehörig bestätigt wurde. Leitheim hatte schon im Mittelalter den Schwerpunkt seines

    Wirtschaften als klösterliches  Weingut. Abt Leonard Weinmayr hatte das Potential Leitheims erkannt und ließ dort 1427 ausgedehnte Weinberge anlegen, die in guten Jahren 50 000 Liter Wein hervorbrachten. 1542 wurde dort das sogenannte Weingärtnerhaus im Renaissancestil erbaut. Unter Abt

    Abt Cölestin I. Mermos (reg. 1739-1771)  baute um 1690 in Leitheim ein Schloss als Sommerresidenz der Kaisheimer Äbte.

    Selbst in Tirol betrieb das Kloster 4 Schwaigen, also auf Viehzucht ausgerichtete Wirtschaftsbetriebe, die aber wegen der großen Entfernung aufgegeben wurden.

    Kloster Kaisheim war  stark im Weinbau engagiert. Das hatte Tradition im Zisterzienserorden, denn schon Kloster Citeaux erzielte die meisten Einnahmen aus dem Weinbau. Im Elsass waren es die Klöster Neubourg und Pairis, die einen Schwerpunkt im Weinbau hatten.

    In Deutschland waren es Eberbach, das mit dem Steinberg einen der ältesten Weinberge Deutschlands betrieb. Dort wurde ein Kleinklima erzeugt, das heute noch vorbildlich ist. Der Steinberg ist noch heute „einer der wertvollsten Lagen der Welt“ so die Webseite des Weinguts(Hessische Staatsweingüter). In Maulbronn wurde in der Grangie Elfingen mit dem Elfinger nicht nur ein hervorragender und noch heute sehr beliebter Wein erzeugt. Auch mit dem Terassenbau waren die Maulbronner Mönche vorbildlich.

    Kloster Bebenhausen hatte mit seinem Pfleghof in Ulm geradezu eine Monolpolstellung im Weinhandel Ulms. Kaisheim hatte das Zentrum seines Weinbaus neben der Grangie Leitheim in unmittelbarer Nähe des Klosters vor allem in Esslingen  und Heilbronn s.u.

    Ein wichtiges Element zisterziensischen Wirtschaftens ist die Fischzucht. Fische waren ein wichtiges Nahrungsmittel der Mönche. So haben praktisch alle Klöster eine umfangreiche Teichwirtschaft. Die Gegend um Waldassen und Tirschenreuth ist heute noch ein wichtiges Zentrum der oberfränkischen Fischzucht.  Maulbronn hat ein Teichsystem von rund 20 Teichen angelegt. Auch Schöntal und Bronnbach können auf eine umfangreiche Teichwirtschaft verweisen. Ein interessantes Detail dazu auch der Fischkalender, der um 1493 im Kloster Himmerod entstanden ist und jetzt

    in der Schatzkammer der Stadtbücherei Trier zu sehen ist.

    Kaisheim hatte bis 1400 13 Stadthöfe hier Liste in der Reihenfolge des Erwerbs: Donauwörth, Höchstädt, Augsburg, Ingolstadt, Ulm, Geislingen an der Steige, Esslingen, Giengen an der Brenz, Lauingen, Nördlingen, Ehringen, Heilbronn, Eichstätt.

    Donauwörth war das erste Stadthaus der Abtei und aus der oben erwähnten Urkunde von Friedrich II. von 1217 geht hervor, dass Kaisheim in Donauwörth schon mehrere Häuser hatte.

    1238 schenkte Ulrich, ein Diener des Abtes Konrad von Au Kloster Kaisheim ein Haus in Höchstädt. (Schaidler S. 17)

    Unter  der Augsburger Bischof Hartmann von Dillingen (1248 –1286) gab das Augsburger Domkapitel 1283 zur Erweiterung des Kaisheimer Kastenhauses ein daran stehendes Haus mit Garten. (Schaidler S. 87) Ein Kastenhaus war ein Haus in dem das Getreide aufbewahrt wurde, das pflichtgemäß abgeliefert worden war.

    1278 kaufte Kloster Kaisheim ein Haus in Nördlingen von Ritter Friedrich genannt Schonarius. (Schaidler S. 34)

    1293 erhielt der Abt und Konvent von Kloster Kaisheim das Bürgerrecht in Giengen. Außerdem erhielt das Kloster die Befreiung von allem Zoll und Abgaben. Dafür sollte jährlich ein Pfund Haller gezahlt werden, das sind etwa 360,00 €. Außerdem sollte in dem Kaisheimer Haus jeder aufgenommen werden. Für Giengener Bürger bedurfte es jedoch der Erlaubnis des Rats (Schaidler S. 46)

    Dazu auch die Urkunde der Stadt Giengen vom 27. Januar 1293 :”Die Stadt Giengen nimmt das Kloster Kaisheim in ihr Bürgerrecht auf.” (WUB Band X., Nr. 4329, Seite 107-108) der lateinische Text der Urkunde entspricht der Zusammenfassung bei Schaidler

    1296 verspricht die Stadt Nördlingen “ aus besonderem Wohlwollen” dass Kloster Kaisheim für das Haus und den Garten (In Nördlingen) keine andere Last als die allgemeine Steuer zu tragen habe. (Schaidler S. 48)

    1360 scheint es in Nördlingen Probleme mit dem Bürgerrecht gegeben zu haben, denn Kaiser Karl IV. (1346 deutscher König ab 1355-1378 deutscher Kaiser) gebot der Stadt Nördlingen, es beim Bürgerrecht für Abt und Konvent des Klosters Kaisheim zu lassen. RI Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 4640]

    Bereits seit 1307 besaß Kloster Kaisheim nördlich des Lauinger Schlosses ein Haus und eine Hofreite. 1498 wurde dieses Haus verlegt. 1610 wurde dann der heutige Kaisheimer Kasten, ein dreigeschossiges Haus errichtet. Von den Nebengebäuden ist nichts mehr erhalten.

    Die Herzöge Rudolf und Ludwig von Bayern schenkten 1309 Kloster Kaisheim ihr Haus in Ingolstadt und schenkten ihm vollkommene Steuerfreiheit. 1309 wurde es um Stadel und Hofstatt erweitert.

    1314 kann Kloster Kaisheim in Esslingen seinen Besitz stark erweitern, weil die Stadt wegen Unstimmigkeiten mit dem Grafen von Württemberg in Schwierigkeiten geraten war. Bürgermeister Rudger Ruprecht sowie der Rat der Stadt verkaufen 5 1/2 Morgen Weinberge bei der Burg gelegen

    an das Kloster. Das passt, denn das ist in der Nähe, wo das Kloster schon seinen Pfleghof und die Kelter besaß. Außerdem war der gekaufte Weinberg von aller Steuer befreit unter der Bedingung, dass das Kloster ohne Genehmigung der Stadt dort keine Befestigung errichtet.

    (Schaidler S. 56)

    Interessant für die Esslinger Besitzungen war auch die Zollfreiheit, die Graf Ulrich der Jüngere von Helfenstein beim Durchfahren seiner Herrschaft gewährte. Das war die Gegend von Geislingen. Weintransporte konnten so weitgehend unbelastet von Esslingen auf Kaisheimer Gebiet

    durchgeführt werden Die Genehmigung wurde 1359 erteilt und ist mit der Nummer 551/52 im Ulmischen Urkundenbuch 2/2 veröffentlicht.

    1324 verkaufte Abt Heinrich von Kloster Hirsau 60 Jauchert Weingarten, Behausung, Keller, Kelter und Hofstatt in Heilbronn. Ein Jauchert entsprach in Württemberg 33,09 Ar. Der Kaufpreis betrug 800 Pfund Haller (Schaidler S. 62)

    Dazu auch die Kaufurkunde im Staatsarchiv Ludwigsburg “Bruder Heinrich, Abt, und der Konvent in Maulbronn, die vom Abt und Konvent in Hirsau, deren Hof in Heilbronn bei der Mauer mit allen Zugehörden um 2500 Pfund Heller erworben haben, verkaufen davon wieder an Abt und Konvent von Kaisheim (Cesarea) 60 Morgen Weingarten auf Heilbronner Markung nebst Behausung um 800 Pfund Heller.” B 189 III U 211 Maulbronn, 1324 März 25 Findbuch B 189 III  Heilbronn, Reichsstadt: Klöster und Klosterhöfe

    Am 19. November 1338 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer (1328-1347) Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Kaisheim, Diözese Augsburg, den Besitz ihrer bisherigen und jetzigen Güter in und um seine Stadt Heilbronn, besonders der Häuser und Gebäude, die ehemals zum Hof von Abt und Konvent des Benediktinerklosters Hirsau gehörten. Aufgeführt sind noch weiteres Zubehör, wie Kellerei, Kelter und alle Weinberge in Heilbronn.  RI Ludwig – [RI VII] H. 5 n. 238

    1363 wird das gekaufte Haus von Bürgermeister und Rat der Stadt Heilbronn gefreit. Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 III U 215.

    Der Hof besaß allerdings keinen geeigneten Keller. Des wegen verkaufte Kloster Kaisheim diesen Hof und erwarb 1462 in der Schulgasse einen neuen.

    “Bürgermeister und Rat der Stadt Heilbronn beurkunden, dass sie dem Abt und Konvent des Klosters Kaisheim den Erkauf eines Hauses in Heilbronn bewilligt und daran wegen Verkaufs und Ausschanks des Klosterweins gewisse Bedingungen geknüpft haben.”

    Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 III Bü 39. Der Hof wurde mehrfach zerstört, sowohl im Bauernkrieg als auch durch eine französische Plünderung im Jahre 1688.

    1370 kaufte Kloster Kaisheim in Ulm ein Haus samt Garten, Stadel und Hofraite.  Abt Johann II.  handelte mit Bürgermeister und Rat der Stadt aus, dass dafür 5 Pfund Heller jährliche Steuer zu zahlen sind. (Urkunde Nr. 827 im Ulmisches Urkundenbuch / 2,2: Die Reichsstadt : 1356 bis 1378)

    In der Folgeurkunde wird das nochmals etwas ausgeführt.

    1357 nahm der Eichstätter Bischof Berthold von Zollern (1351 –1365) Kloster Kaisheim in seinen Schutz und genehmigten den Kauf eines Hofes in Eichstätt.

      Wichtige Güter, die Kloster Kaisheim verhandelte, waren Getreide und hier besonders Hafer, Salz, Schafwolle und Esslinger Wollwaren, Neckarwein und Vieh.

    Nicht nur in den Stadthöfen betrieb Kloster Kaisheim Handel. Auch auf den Wochenmärkten von Donauwörth,  Ulm und Augsburg war Kloster Kaisheim präsent. Auch die Jahrmärkte in diesen Städten und die Pfingstmesse in Nördlingen wurden beschickt.

    Nach diesem Exkurs in die wirtschaftliche Seite des Kloster wieder weiter im chronologischen Verlauf.

    1282 konnte Kloster Schöntal an der Jagd und sein Abt Thomas (1270-1284) seine Schuldenlast nicht mehr schultern. Da auch das Mutterkloster Maulbronn, das ebenfalls von Finanzproblemen geplagt war, wandte sich der Maulbronner Abt Siegfried II. (1281-1285)  deshalb

    an seinen Amtskollegen den Kaisheimer Abt Trutwin (1267-1287). Dieser konnte einspringen und übernahm die Schöntaler Schulden. Dafür musste Maulbronn seine Paternalität abgeben. Diese ging an Kloster Kaisheim über.

    “Abt Johann von Citeaux und die Diffinitoren und Äbte des Generalkapitels des Zisterzienserordens bestätigen den Übergang der Vaterrechte an Kloster Schöntal von Maulbronn an Kaisheim.” WUB Band VIII., Nr. 3172, Seite 362-363.

    Der Generalbt von Citeaux Jean II. de Ballon (1266– 1284) bestätigte dies mit seiner Urkunde vom 13-15. September 1282. Es spricht für die Wirtschaftskraft von Kloster Kaisheim, dass die Schulden schon nach einem Jahr getilgt waren.

    Der Schöntaler Abt starb zwei Jahre nach dem Wechsel der Paternität.

    Am 8. Juli 1286 schlug der Blitz in die Klosterkirche ein. Der Turm und der Chor brannten ab. Der übrige Teil konnte nur mit großer Mühe gerettet werden.

    1287 war Abt Trutwin  auf dem Weg nach Kloster Morimond. Er starb in Morimond und ist dort am Eingang der Kirche bestattet. Zu seinem Nachfolger wurde Heinrich III. (1288–1303 ) gewählt. Er stammte aus der Familie der Pappenheimer und war vor seiner Wahl Prior.

    Die Biographia Cisterciensis führt Abt HeinrichIII auch als Bischof von Chalecedon und Augsburger Weihbischof. Bei Schaidler ist das Abt Heinrich II..Als mögliches Todesdatum gibt Schaidler 1315 an. Der Weihbischof könnte also auch Abt Heinrich III. sein, dessen Todesdatum Schaidler mit

    1302 angibt. Vordringlichste Aufgabe von Abt Heinrich III. war auf jeden Fall das durch den Blitzschlag geschädigte Kloster wieder in Ordnung zu bringen. 1292 wurde der abgebrannte Turm und beschädigte Chor repariert. Zwei neue Glocken wurden auf dem Turm angebracht.

    Am 20. Mai 1302 starb Abt Heinrich. Sein Nachfolger wurde Johann I. Konold (1304–1321). Abt Johann musste sich zunächst gegen Ansprüche wehren, die an das Kloster gemacht wurden besonders von Graf Berthold II. von Graisbach (+ 1308). Es ging um einen Hof in Wailheim und 6 Huben, die das Kloster gekauft hatte. Gegen eine Zahlung von 60 Pfund Heller wurde das geklärt. 1306 bestätigte Papst Clemens V. (1305-1314) alle Privilegien des Klosters. Außerdem wurden zwei Conservatoren über das Gotteshaus erwählt und zwar der Dompropst in Augsburg und der Propst in Rebdorf, das ist ein Augustiner Chorherrenstift in der Diözese Eichstätt. (Schaidler S. 51).

    1309 befreiten Bürgermeister und Rat der Stadt Ingolstadt den dortigen Klosterhof und den Stadel von allen Zöllen, allerdings mit dem Vorbehalt, dass dort kein Wein ausgeschenkt werden durfte. Auch von bürgerlichen Pflichten wie Wachdienst wurde das Kloster befreit. Es gab deshalb zur Verbesserung der Stadtmauer 15 Pfund Haller.

    Die Grafen Konrad von Öttingen (+ 1313) und sein Onkel Graf Eberhard von Württemberg (1279 –1325) empörten sich gegen König Heinrich VII. (1308-1313). Graf Konrad wurde 1310 mit der Reichsacht belegt. Er fand aber Aufnahme im Kloster Kaisheim. Im Kloster wurde ihm ein Zimmer eingerichtet,

    das dann als Grafengemach bezeichnet wurde. Er erhielt einen Diener, der ihn mit Speise und Trank versorgte. Zum Dank schenkte der Graf dem Kloster später verschiedene Güter.

    In der kleinen Siedlung Weihengäu östlich  von Lauingen schloss sich Ende des 13. Jahrhunderts eine Beginengemeinchaft zusammen. Aus Sicherheitsgründen übersiedelten sie in die Stadt Lauingen. Von dem Lauinger Bürger Cunrat Münster und dessen Bruder Heinrich erwarben sie ein Anwesen ,

    gründete das Kloster St. Agnes in Lauingen, nahmen die Zisterzienserregel an und wurden dem Abt von Kaisheim unterstellt.

    Abt Johann I. starb am 24. November 1321. Sein Nachfolger wurde Ulrich II. Zoller (1321–1340 ). Auch Abt Ulrich hatte gleich zu seiner Regierungszeit Schwierigkeiten zu überstehen. So hatte er Ansprüche des Grafen Heinrich von Wertenberg abzuwehren. Es ging um eine Schenkung,

    die Graf Heinrich von Burgau, sein Vorfahr, dem Kloster gemacht hatte. Der Abt konnte allerdings mit Brief und Siegel beweisen, dass seine Ansprüche rechtens waren. Auch die Grafen von Graisbach belästigten das Kloster wieder. Ludwig der Bayer erreichte am 29. Mai 1329 in Ingolstadt einen Vergleich zwischen den Parteien. RI Ludwig der Bayer – RIplus URH 5 n. 47

    Am 20. September 1323 rief Kaiser Ludwig Abt Ulrich nach München, nahm das Kloster in seinen und des Reiches Schutz und ernannte Abt Ulrich zu seinem Hofkaplan. RI Ludwig – [RI VII] H. 5 n. 51.

    Graf Bertold VII. von Graisbach genannt von Neuffen (+ 1342) einer der wichtigsten Räte Kaiser Ludwigs schenkte dem Kloster 1329 dem Kloster das Patronatsrecht in Weissenhorn. Kurz danach kaufte das Kloster in Weissenhorn mit Wissen und Billigung des Grafen eine Hostatt oder Grund

    um dort ein Haus zu bauen. Am 24.  September 1330 bestellte Kaiser Ludwig den Grafen “zum Pfleger des [Zisterzienser]klosters Kaisheim, seiner Leute, Güter und allen Zubehörs, um es in allen Angelegenheiten und gegen jedermann zu schützen und zu vertreten, weil Berthold und seine Vorfahren die Stifter des Klosters sind, (2) bestimmt, daß das Kloster weder für ihn noch für Berthold pfandbar ist.” RI Ludwig – [RI VII] H. 5 n. 114.

    1335 gab es zwei Inkorporationen für das Kloster. Bischof Ulrich (II.) v. Schönegg (1331 – 1337) von Augsburg inkorporierte die Pfarrkirche in Berg dem Kloster unwiderruflich. Bischof Philipp von Eichstätt inkorporierte die Kirche von Berkheim (nach Schaidler S. 67 nach Wikipedia ist Heinrich V. Schenk

    von Reicheneck von 1329-1344 Bischof in Eichstätt. Als Bischof Philippwird dort nur Philipp von Ratsamhausen 1306-1322 geführt).

    Am 4.September 1339 starb Abt Ulrich. Zu seinem Nachfolger wurde Ulrich III. Niblung (1340–1361 ) gewählt.

    1346 hielt Kaiser Ludwig seinen Reichstag in Augsburg ab. Abt Ulrich III. bat um Bestätigung des Stiftungsbriefes und der Privilegien, die er  am 12. Mai erhielt. RI Ludwig – [RI VII] H. 5 n. 328

    Im Frühjahr 1349 grassierte in Deutschland die Pest. In der Zeit vom April bis Mai starben in Kaisheim 14 Patres zwei Novizen und sechs Konversen.

    Das Kloster hatte bis 1352 genügend finanzielle Reserven gesammelt, so dass Abt und Konvent beschlossen,die alte und baufällige und vom Feuer geschädigte Kirche abzubrechen und diese von Grund auf neu zu erbauen.

    1352 legte Abt Ulrich den Grundstein zur neuen Kirche. Glücklicherweise waren gerade zu dieser Zeit Meister, Handwerker und Steinmetze ins Kloster eingetreten waren, so dass es nicht an Bauarbeitern fehlte. Auch erhielt

    das Kloster viele Almosen.

    1353 weilte Kaiser Karl IV. (1355-1378) in Prag, was Abt und Konvent nutzten, um um Bestätigung ihrer Privilegien zu bitten. Am 10. Mai 1353 stellte Karl in Prag eine Bestätigungsurkunde aus. Er bestätigte darin auch ausdrücklich den

    Heilbronner Besitz des Klosters.

    “König Karl (IV.) nimmt Abt und Konvent des Klosters zu Kaisheim in seinen Schutz und bestätigt demselben alle Briefe, Rechte, und Besitzungen, insbesondere ihre Güter und Weingärten in Heilbronn und auf der Markung diese Stadt, nämlich 2 Häuser, 2 Keller und 60 Morgen Weingarten.”

    RI B 189 III Bü 38

    Am 25. Juli 1355 befahl er den Städten des Landfriedens in Schwaben Augsburg, Ulm, Esslingen, Heilbronn und Nördlingen Kloster Kaisheim zu schützen. RI Karl IV. – RI VIII n. 2196.

    Abt Ulrich war altersschwach und krank geworden und resignierte deshalb im Jahre 1360. Sein Nachfolger wurde Johann II. Zaer/Zauer (1361–1379)

    Abt Johann setzte gleich den Kirchenbau fort.

    1364 inkorporierte der Augsburger Bischof Markward v. Randegg (1348 – 1365) dem Kloster die Kirche von Blindheim.

    1364 hatten sich die Einwohner des Dorfes Haffengeraith gegen den Abt aufgelehnt. Sie hatten auch

    ihre Güter schlecht bestellt. Sie wurden vor das Landgericht Monheim geladen. Ihre Güter wurden für dem Kloster verfallen erklärt.

    Auf das Versprechen einer besseren Ausführung erteilte sie der Abt 1365 erneut zu Lehen.

    Am 18. Februar 1370 bestätigte Kaiser Karl Abt und Konvent von Kaisheim in Prag noch einmal die Privilegien und Handfesten, das war eine zur Sicherung eines Rechts ausgefertigte Urkunde des Klosters. RI  Karl IV-RI VIII n. 4819

    Abt Johann starb am 3. März 1379. Sein Nachfolger wurde Johann III. Molitor (Müller) (1380–1400/01) In Der Amtszeit von Abt Johann III: war der Konvent sehr groß. Er bemühte sich deshalb besonders um die Ordenszucht.

    Auch der Kirchbau beschäftigte ihn weiterhin.

    Am Tag nach Allerseelen 1387 konnte die neue Klosterkirche eingeweiht werden. Die Weihe nahm Bischof Burkhard v. Ellerbach (Erbach) (1373 – 1404) aus Augsburg vor. Außerdem nahmen der Augsburger Weihbischof sowie mehrere Äbte an der Feier teil.Am 10.05. 1397 bestätigte Kaiser Karls Nachfolger Wenzel (1376-1400) die Privilegien, die Karl IV. 1370 Kloster Kaisheim bestätigt hatte. RI Wenzel – [RIplus] Regg. Wenzel (n. 3015) Ein knappes halbes Jahr später, nämlich am 13.10. nahm  Wenzel Kaisheim in seinen Schutz und versprach, es nicht zu verpfänden. RI Wenzel – [RIplus] Regg. Wenzel [n. 3038]

    1395 wurde der Kreuzgang gewölbt und im Kreuzgang ein Weinkeller errichtet und gewölbt. Außerdem wurde die Pfisterei und das Gasthaus gebaut. Um das Kloster herum wurde ein gedeckter Gang gebaut.

    Abt Johannes starb am 24. Juni 1401. Sein Nachfolger wurde Johann IV. Scherb (Scharb) (1401–1423 ). Er hatte eine schwierige Amtszeit. Bairischer Herrscher war Ludwig VII, der Bärtige, der von 1413-1447 regierte. Es entwickelte sich ein veritabler Familienstreit zwischen den bayrischen Vettern in München und Landshut, der bis zum Mordanschlag auf Ludwig führte, den Heinrich XVI. der Reiche von Bayern-Landshut auf Ludwig verüben ließ. Nach seinem Regierungsantritt  geriet er mit einer Reihe von bayrischen Klöstern in Streit um Steuern und Abgaben aller Art. Er wurde in eine Reihe von

    Prozessen verwickelt. Diese wurden vor der Kurie in Rom, den Konzilen von Konstanz und Basel und vor dem Kaiser geführt. Kaisheim klagte in Konstanz. Auf Antrag des Klosters gebot das Konzil von Konstanz Ludwig und seinem gleichnamigen Sohn, Ludwig dem Höckrigen (reg. 1443-1445), am 26. März 1417 unter Androhung der Exkommunikation, von allen Einquartierungen und aller Wegnahme von Feldfrüchten und Einkünften des Klosters abzulassen. Das Konzil exkommunizierte Ludwig und seinen Sohn auf Antrag des Klosters. Ermuntert durch den Erfolg von Kaisheim klagten auch

    die Klöster  Fürstenfeldbruck, Indersdorf, Geisenfeld, Hohenwart, Münchsmünster, Scheyern und Ettal.

    Vor diesen prozessualen Auseinandersetzungen hatte Kloster Kaisheim 70 Mönche und 40 Laienbrüder. Jetzt konnte es kaum noch 7 Mönche unterhalten (Schaidler S. 97).

    Am 7. Juni 1415 bestätigte König Sigismund (1411-1437) alle Rechte und Privilegien. RI Sigmund – RI XI,1 n. 1740. Eine noch weiter gehende Bestätigung erteilte Sigismund am 5. Oktober 1418.

    “bestätigt auf Bitten seines Kaplans des Abtes Johann dem Benedictinerkloster [sic!] Kaisheim alle vom Konstanzer Konzil gegen die Feinde u. Bedränger des Klosters erlassenen Sentenzen” RI Sigmund – RI XI,1 n. 3620.

    An dieser Urkunde ist mehreres interessant. Zum einen wird Kaisheim als Benediktinerkloster bezeichnet. Dann wird auf die Urteile des Konzils  die im Streit gegen Ludwig VII. ergangen sind verwiesen. außerdem wird in der Urkunde

    Abt Johannes als Kaplan von Sigismund bezeichnet. Kaiser Sigismund hatte 1418 den Markgrafen Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach zum Schutzherrn von Kloster Kaisheim eingesetzt.

    1423 wurde das neue Refektorium fertiggestellt.

    Abt Johannes verstarb am 23. September 1423. Sein Nachfolger wurde Kraft von Hochstadt (Krafto von Höchstädt) (1423–1427 abgesetzt). Vor seiner Wahl war er Bursarius in Kaisheim. Außerdem war er bevollmächtigter Anwalt von Abt Johannes

    in den Auseinandersetzungen mit Ludwig gewesen. 1425 ernannte Abt Kraft  Leonhard Weinmayr/Weinman zum Bursarius. Nach Schaidler war er damit aber nicht zufrieden, da er selbst Abt werden wollte (S. 109). Er verleumdete ihn beim Konvent

    und Abt Kraft wurde 1427 tatsächlich abgesetzt. Zum Nachfolger wurde Abt Leonhard Weinmayr/Weinman (1427–1440 abgesetzt ) gewählt. Er kümmerte sich vor allem um die zeitlichen Angelegenheiten der Abtei. Er ließ an vielen Orten bauen. Er wölbte

    das Kapitel und das Schlafhaus ein. In der Grangie Leitheim legte er Weinberge an und ließ in Leitheim eine Kapelle errichten.

    Am 4. Februar 1430 starb der abgesetzte Abt Kraft und wurde auf dem Klosterfriedhof bestattet.

    In diesem Jahr ließ Abt Leonhard eine Orgel bauen und in den Kirchenchor einsetzen.

    1434 wurde Abt Leonhard zum Konzil nach Basel geladen und erhielt dort das Recht, die Inful zu tragen. Am 21. September 143 bestätigte Kaiser Sigismund die Privilegien des Klosters. RI Sigmund – RI XI,2 n. 10819

    1435 wurde Kloster Kaisheim mit der Verwaltung des Zisterzienserinnenklosters Pielenhofen betraut.

    1440 geriet Abt Leonhard auch beim Schirmherrn, dem Markgrafen von Ansbach in Verruf. Dieser brachte seine Vorbehalte beim Abt Ulrich Kötzler (1433–1462) von Heilsbronn vor. Er war der Ordenskommissar der fränkischen Provinz.

    Abt und Markgraf kamen überein, einen Heilsbronner Mönch als Kaisheimer Abt zu installieren. Der Markgraf kam nach Kaisheim ins Kloster. Leonhard wurde verhört und danach gebunden aus dem Kloster geführt. Was aus ihm geworden ist, ist unbekannt.

    (Schaidler S. 112) Als neuer Abt wurde Nikolaus Kolb (1440–1458 ) Doktor der Theologie aus Heilsbronn installiert.

    Das Kloster geriet in die Auseinandersetzungen der bayrischen Herzöge in den auch Kaiser Friedrich III. (1440-1493) Partei ergriffen hatte. Die Einwohner von Lauingen, die auf der Seite von Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt standen, verlangten vom

    Abt, dass dieser die Güter des Klosters von denen des Grafen Johann von Oettingen (+1449) trennen solle, da er sonst viel Unheil zu erwarten habe. (Schaidler S. 113). In der Tat ging es Kloster Kaisheim so schlecht, dass die Zisterzienseräbte von Schwaben und Franken,

    die in Frankfurt einen Konvent abhielten, eine Abordnung ans Generalkapitel schickten, um von dort Hilfe für Kloster Kaisheim zu erlangen (Schaidler ebda).

    Als Abt Michael I. Pistorius (1454–1457) aus Kloster Fürstenfeld starb, bat der dortige Konvent über Herzog Albrecht III. von Bayern-München (1438–1460) den Bursarius von Kaisheim Ulrich ins Kloster Fürstenfeld zu schicken. Kloster Kaisheim kam dieser Bitte nach.

    Er wohnte in der Pfisterei und hatte ja auch Zugriff auf die Klosterfinanzen. Als er Kaisheim verließ, hatte er eine schwere Kiste mit sich. Er wurde Abt in Fürstenfeld und konnte dort sofort Schulden abtragen. Fürstenfeld erholte sich, während Kaisheim noch mehr

    verarmte. Das wurde noch schlimmer, da auch der neue Bursarius Geld für sich sammelte und auch er mit dem aus Heilsbronn aufgezwungenen Abt nicht klar kam. (Schaidler ebda).

    Abt und Konvent wandten sich 1449 an Kaiser Friedrich, weil sie durch das bisherige Schenkraum im Kreuzgang empfindlich gestört worden waren.

    Daraufhin erließ er diese Anordnung: ”Kg. F. gestattet dem Abt des Klosters Kaisheim, sein Schenkhaus an einen beliebigen Ort vor das Klostertor zu verlegen, da in dem jetzigen Schenkhaus, das im Kloster nahe dem Kreuzgang gelegen ist, mancherlei unfur geschray, Aufläufe und andere Unzucht vorgekommen ist, was für geistliche Personen unziemlich ist und den Gottesdienst behindert. Der Kg. gebietet allen Untertanen bei einer Pön von 6 Mark Gold, halb in die Kammer und halb dem Abt, Konvent und Kloster zu zahlen und befiehlt, in dem Schenkhaus keinerlei Unzucht und Frevel zu treiben”

    RI Friedrich III. – [RI XIII] H. 2 n. 32

    1458 wurde mit Abt Georg I. Schmidlin (1458–1479 ) der 23. Kaisheimer Abt eingesetzt.

    Als Graisbach an Herzog Heinrich XVI. der Reiche von Bayern-Landshut (1393–1450) gefallen war, wurden die Klosteruntertanen von den bayrischen Gerichten in Graisbach, Monheim, Reichertshofen und Neuburg wieder bedrängt, weshalb sich das Kloster wieder an Friedrich III. wandte.

    Dieser beauftragte den Markgrafen Albrecht von Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg “an seiner Statt  Abt und Konvent des Klosters Kaisheim sowie deren Leute und Besitzungen zu beschirmen, beschützen und handhaben.” RI Friedrich III. – [RI XIII] H. 2 n. 29

    Außerdem befahl er dem bayrischen Herzog Heinrich XVI. direkt, seine Amtsleute anzuhalten, die Beschwernisse gegen die Klosteruntertanen einzustellen. RI Friedrich III. – [RI XIII] H. 2 n. 31

    Zwar war 1450 ein allgemeiner Friede verkündet worden. Aber es herrschte praktisch Kriegszustand im Land, bei dem das Kloster schweren Schaden erlitt und zwar sowohl von Fürsten als auch von Städten. Schaidler führt auf den Seiten 116 ff

    eine “Specifikation unterschiedlicher dem Gotteshaus zugefügter Schäden” auf.

    1463 wurde ein Vergleich in Landshut erzielt. Herzog Ludwig IX. der Reiche (1450–1479)von Bayern-Landshut und sein Sohn Georg der Reiche (1479–1503) wurden auf Lebenszeit als Schutzherren des Klosters anerkannt. Beschlagnahmte Güter wurden wieder herausgegeben.

    Die von den bayrischen Herzögen gegebenen Privilegien wurden vom Reichskammergericht in Rottweil bestätigt.

    1473 berief Kaiser Friedrich den Kaisheimer Abt wie einen Reichsstand auf den Reichstag nach Augsburg. (Schaidler S. 124)

    1477 wurde die neue Bibliothek gebaut. Auch mehrere Krankenzimmer wurden eingerichtet. In der Kirche wurden an 6 Pfeilern Altäre errichtet. 1479 wurde neben der Abtei ein neuer Turm von Meister Knebel errichtet, dessen Sohn Mönch im Kloster war.

    Am 8. Dezember 1479 starb Abt Georg. Auf ihn folgte Abt Johann V. Visches (1480–1490 ), den Schaidler als 23. Abt, die Biograhia Cisterciensis als 24. Abt zählt. Er stammte aus Kempten und war bei seinem Amtsantritt schon bejahrt. Er hatte gleich die

    Ernährung seiner Konventualen verbessert, die bis dahin nicht als üppig bezeichnet werden konnte. Diese Anordnung hat er 1480 in Rom bestätigen lassen und dabei für sich und seine Nachfolger das Recht die Inful zu tragen beantragt. Dies wurde genehmigt.

    1481 wurde das Kloster von einem großen Hochwasser heimgesucht. In diesem Jahr ließ er die Bräuküche errichten, in der Gäste, das gemeine Volk, Handwerker und Taglöhner verköstigt wurden. Er ließ den Füllstadel und den Siechturm errichten.

    Er schaffte einen silbernen Abtstab, eine Inful und silbernes Geschirr an.

    In Ingolstadt erbaute er einen Kornstadel, in Heilbronn erneuerte er das dortige Haus, die Kelter und den Keller. In Nördlingen erbaute er ebenfalls einen
    Kornstadel.

    Bis 1486 erbaute er ein neues Gästehaus im Kloster. In Weissenhorn vollendete er das dortige Haus und kaufte noch ein weiteres dazu.

    1488 wurde die Bibliothek vollendet. Der Kreuzgang wurde ebenfalls verschönt. Das Haus in Augsburg wurde von Grund auf erneuert.

    Am St. Blasiustag, am 3. Februar hatte Abt Georg den Abt von Lützel Ludwig Jäger (1471–1495 )in Leitheim zu Gast. Als die beiden zurückkehrten, brannte wegen einer Unvorsichtigkeit des Schreiners das Haus dort und die Kirche völlig ab.

    1490 wurde in dem Benediktinerkloster Thierhaupten am Lech auf ersuchen des herzoglichen Rentmeisters Johannes Hofmann der Kaisheimer Supprior und Kustos Johannes Secherlein zum Abt in Thierhaupten eingesetzt. Dazu musste er mit päpstlicher Dispens erst Benediktiner werden.

    Gesundheitlich stark angeschlagen begab sich Abt Johann nach Augsburg, um dort seine geschwächte Gesundheit wieder herzustellen. Er verstarb allerdings in Augsburg.

    Sein Nachfolger wurde der bisherige Prior Georg II. Kastner (1490–1509).

    1491 ließ der Abt im Kloster einen Wärmeofen bauen. 1493 wurde die Bibliothek vollends eingerichtet und mit eichenen Sitzen und Fußschemeln versehen. Eine große Anzahl neuer Bücher wurde angeschafft.

    Der Bücherbestand der Bibliothek stammte natürlich schon aus den Anfängen des Klosters. Die frühen Generalkapitelstatuten hatten die zisterziensische Grundausstattung einer Klosterbibliothek festgelegt. Jedes Kloster musste über das Missale, das Epistolar,Evangeliar, Kollektar, Graduale,

    Antiphonar, die Regel, das Hymnar, das Psalterium, das Lektionar und das Kalendarium verfügen und laut Statuten mussten diese übereinstimmen. Die Einheitlichkeit der Texte und damit die Lebensform  garantierten die Konvente der Mutterabteien. nicht nur die liturgischen Bücher waren vorhanden,

    sondern Bibelkommentare und Literatur der Kirchenväter. Allerdings überholte die Dominikaner und Franziskaner, sowie die Schriften der Universitätsgelehrten die Zisterzienser bald, die schon  im frühen 13. Jahrhundert als ungelehrt verspottet wurden. Ab Anfang des 13. Jahrhunderts versuchte man gegenzusteuern.  In Paris wurde ein Generalstudium mit Bezug zur Universität aufgebaut. Auch sollten die Klöster angehalten werde, Mönche fürs Studium abzustellen. Im 15. Jahrhundert ist eine Zuwendung zur humanistischen Literatur festzustellen. Dem beginnenden Buchdruck wenden sich manche Klöster sehr früh zu, allerdings weniger als Produzenten. Sie waren überwiegend Käufer.

    In Kaisheim sind erste Handschriften schon um 1170-1180 nachweisbar. Dazu brauchte man Pergament, d.h. genügend geeignete Tiere mussten zur Verfügung stehen und die Mönche mussten auch das Rohmaterial verarbeiten können. Außerdem mussten sie sich mit der Herstellung von Tinte auskennen.

    Auch war eine Lese-und Schreibfähigkeit unabdingbar. Die Gründung von Tochterkloster Stams und die Übernahme von Schöntal, sowie die Betreung der Frauenzisterzen von Oberschönenfeld, Niederschönenfeld, Kirchhdeim am Ries, Pielenhofen, Seligenthal  und Zimmern am Ries machten eine

    Erhöhung der Buchproduktion notwendig. Während des Baus der gotischen Klosterkirche und ein vorübergehender  wirtschaftlicher Einbruch bremsten die Buchproduktion ab.

    1493 starb Kaiser Friedrich III. und natürlich wurde auch in Kaisheim ein großer Gedenkgottesdienst gefeiert zumal Friedrich ein Freund des Klosters war.

    1494 kaufte Abt Georg in Lauingen ein Haus mit Stadel und Garten für 675 Gulden. 1498 wurde es gefreit.

    1496 ließ der Abt Bilder von allen Äbten malen mit Angabe der Wahl und des Todesdatums.

    Am 14. Juli 1498 bestätigte Kaiser Maximilian Georg und dem Konvent auf ihre Bitte eine Reihe von Privilegien von Bischof Walter von Augsburg, den Pfalzgrafen bei Rhein, die von Karl IV. gemachten sowie die Bestätigungen von Sigismund. RI Maximilian I. – RI XIV,2 n. 6408.

    Als Kaiser Maximilian 1501 mit seiner Gattin Maria von Burgund in Donauwörth war, besuchte die Kaiserin auch Kaisheim.

    1502 ließ der Abt Georg in Augsburg einen Altar malen, an dem auch Holbein und Dürer mitgemalt hatten. Der Abt ließ auch eine große Orgel erbauen und schickte den Konventbruder Leonhard Frank zu einem berühmten Organisten Johannes Jubilate zur weiteren Ausbildung nach Heilsbronn.

    1503 setzte Papst Julius II. (1503-1513) die Bischöfe von  Augsburg Friedrich (II.) Graf v. Zollern (1486 – 1505)und Gabriel von Eyb (1496 –1535) sowie den Rektor der Universität Ingolstadt Hieronymus von Croaria (1460/63–1527 ) als Konservatoren und Handhaber der Freiheiten des Klosters ein.

    Am 1. Dezember 1503 starb Georg der Reiche Bayern-Landshut. Da Herzog Georg keinen männlichen erben hinterlassen hatte, erlosch auch das Schutzverhältnis von Bayern-Landshut über das Kloster. Am 25. November 1503 hatte Kaiser Maximilian erklärt, dass Kloster Kaisheim frei sei und

    keinen anderen Schutzherren habe als den Kaiser und das Reich (Schaidler S. 189).

    Nach dem Tod Georgs wurde ein Streit um die Erbfolge ausgelöst, die in den Landshuter Erbfolgekrieg 1504-1505 mündete. In diese Auseinandersetzung wurde auch Kloster Kaisheim verwickelt. 1504 ermordeten Buchdorfer (heute Verwaltunsgemeinschaft Mondorf) Bauern einen kaiserlichen Boten,worauf Maximilian das Dorf, in dem Kloster Kaisheim ein beutender Grundherr war, niederbrennen ließ. Obwohl das Kloster damit nichts zu tun hatte, war es immer wieder Ziel von Racheakten. So wurde zum Beispiel die Grangie Neuhof beschädigt und geplündert.

    Abt Georg starb nach 19 Jahren Regierungszeit 1509. Sein Nachfolger wurde Konrad III. Reuter (1509–1540). Ein Mächtiger am kaiserlichen Hof hatte seine Ambitionen auf den Abtsstuhl in Kaisheim geäußert. Der Ordensregel gemäß wurde zwar der Abt von Lützel Theobald (Thiébaut) Hillweg
    (1495–1532) benachrichtigt. Da aber sozusagen Gefahr im Verzug war, wurden die Äbte von Salem Johannes II. Scharpfer (Schürpfer) (1494–1510), Heilsbronn Berthold Stromair (1386–1413) und Abt Emeran Thiem von Kloster Königsbronn (1507-1513) eingeladen. Unter ihrer Leitung wurde

    der bisherige Prior Konrad III. Reuter ( 1509–1540 ) zum 26. (Biograhia cisterciensis) Abt von Kaisheim gewählt. Die Bestätigung aus Citeaux traf bald ein, so dass der Augsburger Weihbischof Heinrich Negelin(1506-1520) Konrad III. zum Abt weihte.

    Konrad stammte aus Nördlingen und war Sohn eines Metzgers. Er ist um 1460 geboren und studierte in Heidelberg. Dort studierte auch Wolfgang Marius, der von 1514- 1544 Abt am Zisterzienserkloster Aldersbach war und Ulrich Molzner, der von 1503-1506 Abt am Zisterzienserkloster
    Raitenhaslach war. In der Zeit lehrten Konrad Celtis und Antonius  de Clapis,  Rudolph Agricola und Johannes Reuchlin an der Heidelberger Universität. Konrad Celtis wurde später an die Universität Ingolstadt berufen, die ja schon in räumlicher Nähe zu Kaisheim war. Natürlich hatte Abt Johannes auch Kontakt zu den Humanisten Pirckheimer und Peutinger. Ebenso hatte er Kontakt zu dem Heilsbronner Abt Sebald Bamberger (1498–1518). Mit dem Lutherkontrahenten  Johannes Eck stand er in Briefkontakt. Er hatte schon in Heidelberg einen Codex von Vergil mit Texten aus der Aeneis, der Bucolica und der Georgica zusammengestellt. Abt Johannes war auch von Geschichtsbewusstsein geprägt. In seiner Amtszeit wurde die Klosterchronik von Johann Knebel ausgearbeitet. Abt Johann ließ auch die Archive neu ordnen und in seiner Zeit wurden umfangreiche Kopialbücher aller Urkunden angelegt.

    Abt Johann war auch ein Vertrauter von Kaiser Maximilian.

    Als Reichsstand wurde Abt Johann zu den Reichstagen in Augsburg 1510 und  Trier 1512  eingeladen.

    1511 wurden angefangene Gebäude im Kloster fertiggestellt, unter anderem die Abtei, das Gemach des Bursarius, die Bibliothek des Abtes mit seiner Wohnung darunter und Vorratsräume.

    Herzog Ulrich von Württemberg hatte 1517 seinen Stallmeister Hans von Hutten ermordet. Darauf begann dessen Vater Ulrich eine Fehde gegen den württembergischen Herzog und legte mit Erlaubnis des bayrischen Herzogs Wilhelm IV. (1508-1550) 1500 Reiter nach Wemding.

    Dabei kam das Kloster auch zu Schaden.

    1519 starb Kaiser Maximilian. Sein Nachfolger Karl V. (1520-1556) bestätigte 1521 die Rechte des Klosters. (Schaidler S. 146). Kaisheim wurde auch in den Reichsmatrikeln von 1521 geführt und wurde mit 4 Reitern und 67 Mann zu Fuß angesetzt.

    1522 baute der Abt die Häuser des Klosters in Donauwörth, Ulm und Augsburg neu, danach die Häuser in Esslingen und Heilbron. Im Kollegium St. Jacob in Heidelberg, das war die Unterkunft der süddeutschen Zisterzienserklöster  baute er ein Zimmer und eine Kammer für die Kaisheimer

    Mönche an der Universität Heidelberg.

    1525 brach der Bauernkrieg aus. Abt Johann führte die Abtei sicher durch den Bauernkrieg. Was er nicht verhindern konnte, war die Zerstörung des Kaisheimer Hofs in Heilbronn durch aufständische Bauern unter
    Führung von Jäcklein Rohrbach.

    1532 wurde Abt Johannes von Kaiser Karl V. zum kaiserlichen Kaplan ernannt.

    Abt Johann starb 1540. Sein Nachfolger wurde Johann VI. Sauer (1540–1575). Er stammte aus Donauwörth und hatte ebenfalls in Heidelberg studiert.

    1542 umgab Abt Johannes den Wei9nberg in Leitheim mit einer Mauer. Außerdem wurde das Weingärtnerhaus erbaut, von dem aus man eine herrliches Aussicht auf Augsburg hat. Das kostete 4000 Dukaten, das entspricht etwa 343.000 Euro.

    1542 war Ottheinrich von der Pfalz (1552-1559) zum Luthertum übergetreten. In der Folge wurden dann die Frauenklöster in Neuburg, Monheim und Bergen und danach Lauingen und Mödlingen aufgehoben. Auch Waldsassen, Pielenhofen und Gnadenburg erlitten dasselbe Schicksal.

    Waldsassen war von 1571-1669 ein kurpfälzisches Pflegamt. Kaisheim blieb zwar katholisch, aber zwischen 1544 und 1562 war der Konvent mehrmals gezwungen, das Kloster zu verlassen.

    1544 trat Ottheinrich dem Schmalkaldischen Bund bei. Kaiser Karl V. befahl Abt Johannes und dem Konvent die alte Religion beizubehalten.

    1546 unterwarfen sich Prior Matthias Nachbauer dem Fürsten von Neuburg mit dem Vorbehalt des Lebensunterhalts. Kaiser Karl V. führte das Reichsheer gegen Neuburg. Er erklärte die Reichsacht über Ottheinrich. Dieser flüchtete in die Pfalz.

    Abt und Konvent befahl der Kaiser, wieder ins Kloster zurückzukehren.

    1548 nahm Abt Johannes am Reichstag in Augsburg teil.

    1550 ließ der Abt kostbare Paramenten anfertigen.

    1551 verlieh Kaiser Karl V. dem Kloster die Halsgerichtsbarkeit.

    Nach dem Passauer Vertrag vom 15. August 1552 befahl Kaiser Karl V. Abt Johann, das Kloster wieder zu beziehen und den alten Gottesdienst aufzunehmen.

    1556 wurden die Klosterhöfe in Giengen und Donauwörth renoviert.

    1556 trat Kaiser Karl V. von allen Herrscherämtern zurück. in Deutschland übernahm sein Bruder Ferdinand I. (1568-1564) die Regierung. 1559 nahm er Kloster Kaisheim in den Schutz des Reiches.

    Auf Ferdinand I. folgte Maximilian II. (1564-1576). Er bestätigte 1566 den Reichsschutz für Kloster Kaisheim.

    1568 ließ der Abt außerhalb der Sakristei ein neues Uhrwerk errichten.

    1572 war Abt Johannes sehr alt und wünschte einen Coadjutor. Der Konvent wählte am 19. März 1572 einstimmig den Unterbursner Ulrich Köllin aus Wiesensteig mit dem Recht der Nachfolge.

    1573 nahm Maximilian II. Kloster Kaisheim in seinen Schutz und da es weder dem bayrischen noch dem schwäbischen Kreis zugewiesen war, ernannte er den Bischof von Augsburg Johann Eglof von Knöringen (1573 –1575) und

    Herzog Albrecht V. (1550-1579) von Bayern als Konservatores des Kloster.

    Am 19. Juli 1573 visitierte der Generalabt Nicolas I. Boucherat (1571– 1583) aus Citeaux Kloster Kaisheim.

    Am 28. November 1575 starb Abt Johannes  VI. sauer nach 35 –jähriger Regierungszeit. Sein Nachfolger wurde der bereits 1572 zum Koadjutor bestellte Ulrich IV. Köllin (1575–1586 )

    Abt Ulrich wurde am 8. Januar 1576 von dem Augsburger Weihbischof Ulrich Geislinger (1474 1493 ) geweiht und im Beisein der Äbte von St. Ulrich in Augsburg, Fürstenfeld, Neresheim, Thierhaupten Heilig Kreuz in Donauwörth und Mönchsdeggingen

    in sein Amt eingeführt.

    Kaiser Rudolf II. (1576-1612) bestätigte 1577 die Privilegien von Kloster Kaisheim.

    1577 verlangte das Kloster Aldersbach in der Diözese den bisherigen Oberbursner Andreas Heydecker, der dort Abt wurde.

    1580 bestellte Kaiser Rudolf den Augsburger Bischof Marquard II. vom Berg (1576-1591) und Herzog Wilhelm V. (1579-1597) von Bayern zu Konservatoren von Kloster Kaisheim.

    Abt Ulrich renovierte die Abtei innen und außen. Er ließ viele Bilder und Figuren anbringen. Außerdem wurden auch viele Sonnenuhren angebracht.

    1582 wurde der gregorianische Kalender eingeführt.

    Abt Ulrich starb am 14. August 1586. Sein Nachfolger wurde Georg III. Futterknecht (1586–1589) Er stammte aus Dillingen und war bisher Oberbursner.

    1588 erbaute er die Kanzlei mit Registratur. nach nur drei Jahren Regierungszeit starb er am 11. Februar 1589 in Nördlingen.

    Auch der nächste Abt Dominikus Steichele (1589–1594 ) war nur relativ kurz im Amt. Er war Professor. Neben der Kanzlei ließ er ein weiteres Gebäude erbauen, in dem unten Stallungen für die Hofpferde waren.

    Oben war ein Ratszimmer eingerichtet. Daneben wurde später von Abt Molitor ein weiteres Zimmer eingebaut. Er nannte es die “kleine Abtei”, denn er nutzte es, wenn die Herzöge von Neuburg mit Damen zu Besuch kamen,

    denen er dann immer ehrenhalber die Abtei räumte. Nach längerer Krankheit starb Abt Dominikus am 6. Januar 1594. Bei seinem Tod war zufälligerweise  Generalabt Nicolas I. Boucherat zur Visitation in Kaisheim.

    Er leitete dann am 8.Januar 1594 die Wahl des neuen Abtes Sebastian Faber (1594–1608) und benedizierte diesen auch.

    Am 14. September 1595 wurde in Fürstenfeld ein Provinzialkapitel abgehalten. Durch die Reformation im Deutschen Reich war die Filiationskette als das verbindende Element der Klöster des Ordens  dadurch in vielen Fällen unterbrochen.

    Generalabt Edmond de la Croix (1584–1604) strebte ein die einzelnen  Territorien übergreifendes Generalvikariat für den oberdeutschen Raum zu schaffen. Außerdem sollten so auch die Reformen, die das tridentinische Konzil verlangt hatte, gesichert werden.

    Die 17 Äbte, die zu diesem Provinzkapitel zusammen gekommen waren, beschlossen die Fürstenfelder Statuten. Zum Generalvikar wurde Abt Petrus Müller (1593–1615) von Salem ernannt. 1619 wurde die Oberdeutsche Kongregation dann endgültig gegründet und am

    22. Januar 1619  vom Abt von Cîteaux bestätigt.  1624 wurde die Kongregation auch vom Papst bestätigt.

    1598 ließ Abt Sebastian die alten Chorstühle renovieren. 1600 ließ er die von Johann Knebel verfasste Klosterchronik von Pater Martin Held ins Lateinische übertragen.

    1600 gab Kaiser Rudolf dem Kloster auch einen Doppeladler mit dem Wappen des Kaisers, der als Schutzschild am Klostertor befestigt wurde.

    1602 belästigte Herzog Philipp Ludwig von Neuburg (1569-1614) Kloster Kaisheim, was ihm große Nachteile verschaffte. 1607 reiste Abt Sebastian deshalb an den Hof von Kaiser Matthias (1612-1619) nach Prag auch um dem Kloster und seinen Angehörigen

    Frieden zu verschaffen. Er wurde ehrenvoll aufgenommen und seine Reise war von Erfolg gekrönt. Er reiste dann weiter zum Reichstag nach Regensburg. Die Reise war wohl sehr anstrengend. Erschöpft wurde er krank und starb mit nur 43 Jahren am  15. April 1608

    in Regensburg, wo er auch beerdigt ist. Sein Nachfolger wurde Abt Johann VII. Beck (1608–1626 ). Er wurde am 17. April gewählt und kurz danach inthronisiert. Abt Sebastian hatte den Ausgang des Streits mit Herzog Philipp Ludwig von Neuburg  nicht mehr erlebt.

    Abt Johann gab eine Druckschrift heraus, in der er darlegte, dass Kloster Kaisheim nie der Pfalzgrafschaft unterworfen war und diese deshalb auch kein erbliches Schutzrecht beanspruchen könne und
    Kaisheim sich seinen Protektor frei wählen könne. Der Neuburger Herzog verfasste eine Gegenschrift, nach der Kaisheim der Grafschaft Graisbach unterworfen sei und damit Pfalz-Neuburg.

    1610 ließ Abt Johann die Pfistererei umbauen. 1611 wurde sie vollendet. Sie hatte zwei Backöfen, eine Mühle sowie Gewölbe zur Aufbewahrung des Brotes. Über der Bäckerei waren Wohnungen und Gesindestuben für Bäcker und Müller. Darüber

    waren große Getreidekästen.

    1612 griff Herzog Philipp Ludwig Kloster Kaisheim an, entfernte den Doppeladler über dem Tor und ließ diesen nach Neuburg bringen, dies allerdings unter großen Ehrbezeugungen und mit entblößtem Haupt.

    Nach dem Tod von Herzog Philipp Ludwig von Neuburg  1614 hatte sein Sohn Wolfgang Wilhelm 15. Mai 1614 feierlich seine Konversion zum Katholizismus bekannt gegeben.

    Am 30. September 1615 visitierte Generalabt Nicolas II. Boucherat  (1604–1625 ) Kloster Kaisheim. 1619 übertrug er alle hohe Generalsgewalt dem Präsidenten der oberdeutschen Ordensprovinz.

    Er erhielt auch vom Papst die Vollmacht, alle Prälaten seines Ordenszu ermächtigen neue Äbte und Äbtissinnen zu weihen.

    Der Abt ließ 1620 die Krankenkapelle restaurieren und bestimmte sie zu seinem Begräbnisplatz.

    1621 bestätigte Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) die Privilegien des Klosters.

    1626 bat Abt Johann den Abt von Salem Thomas I. Wunn (1615–1647) nach Kaisheim zu kommen. Altersbedingt und erschöpft legte er am 17. Januar 1626 sein Amt nieder. Er starb am  16. Februar 1627.

    Unter Abt Thomas wurde am Tag des Rücktritts von Abt Johann der neue Abt gewählt.Sein Nachfolger als 33. Abt wurde Jakob Mosbach (1626–1637). Er wurde von Abt Thomas Wunn 8 Tage später benediziert.

    1627 kaufte Abt Jakob von der Freifrau Anna von Fugger aus Kirchberg in Ingolstadt für 4300 Gulden ein von allen Lasten befreites Haus, heute das Kaisheimer Haus und ließ es für Studierende einrichten.

    In Kaisheim ließ er mehrere Gebäude fertigstellen, die von seinen Vorgängern begonnen worden waren.

    In diesem Jahr wurde er auch vom Generalabt zum Generalvisitator aller in Sachsen gelegenen Zisterzienserklöster ernannt. Er begab sich deshalb mit einigen Mönchen nach Sachsen. Dort übernahm er das Kloster Walkenrode

    und setzte Pater Christoph Kölich als Abt ein.

    Kaiser Ferdinand II. ernannte Abt Jakob zum Kaiserlichen Rat und Kaplan (Schaidler S.176)

    Zwar herrschte schon seit 1618 Krieg im Deutschen Reich Aber Kloster Kaisheim war bisher verschont geblieben. Das änderte sich, als Gustav Adolf (1611-1632) 1631 in Franken einfiel. An Palmsonntag 1632 besetzte er Kloster Kaisheim.

    Der Konvent konnte sich mit Mühe nach Ingolstadt retten.  Nur zwei Mönche blieben zurück, Georg Molitor (latinisert Müller), der spätere Abt und Franziskus Glepser. Der König und sein Heer verpflegten sich im Kloster und auch als sie nach Donauwörth

    weiterzogen, bezogen sie ihre Nahrungsmittel aus dem Kloster. Dank einer Schutzerklärung des schwedischen Königs blieb das Kloster zwar von Brand und Zerstörung bewahrt, aber das Kloster verarmte. Der Konvent blieb zwei Jahre in Ingolstadt.

    Der Abt verbrachte diese Zeit in Clairvaux und Venedig. Er kehrte 1637 aus seinem Exil nach Kaisheim zurück. Da die Versorgungslage des Klosters sehr prekär war, schickte er die Mönche in österreichische Klöster, wo sie unterkamen.

    Abt Jakob war krank und starb am 4. November 1637. Der Salemer Abt Thomas I. war benachrichtigt worden. Er war bei der Wahl anwesend, bei der Georg IV. Müller (1637–1667) als 34. Abt gewählt wurde.

    Der Krieg kehrte nochmals zurück. Abt Georg flüchtete nach St. Gallen, die Konventualen wurden auf verschiedene Klöster verteilt, nur drei blieben in Kaisheim zurück.

    1640 war ein Reichstag in Regensburg. Auch Abt Georg nahm daran teil und erhielt eine Audienz von Kaiser Ferdinand III. (1637-1657).

    1645 kehrte Abt Georg aus dem Exil zurück,hielt sich aber im Kloster Oberschönenfeld auf. Am 25. März 1648 besetzte Carl Gu8staf Wrangel Kloster Kaisheim, blieb dort 5 Tage und plünderte es aus.

    1649 visitierte Abt Georg das Kloster Stams. Er kehrte nach Kaisheim zurück. Nur zwei Konventsmitglieder waren noch im Kloster. Er holte die überall verstreuten Mönche zurück und nahm auch wieder Novizen  auf, da einige Mönche verstorben waren.

    1653 schickte Abt Georg drei Mönche zum Studium nach Ingolstadt.Nach Kaisheim verpflichtete er den Professor der Philosophie Malachius Niederhofer,Prior in Kloster Aldersbach und später dort  Abt (1669–1683). Er lehrte zwei Jahre Philosophie in Kaisheim und hielt auch Disputationen

    über Physik und Logik.

    An Pfingsten 1654 visitierte Generalabt Claude Vaussin ( 1643–1670 ) das Kloster und erteilte die niederen Weihen.

    Abt Georg versuchte die Kriegsfolgen für das Kloster und seine Besitzungen zu beheben. Abgebrannte Dörfer und Maierhöfe wurden wieder aufgebaut und bevölkert. Auch um Klosternachwuchs bemühte er sich.

    Das Kloster erholte sich wirtschaftlich und personell sehr schnell, was sich auch in umfangreichem Gütererwerb zeigte. So kaufte es 1655 das in der Reformation aufgehobene Kloster Pielenhofen und besiedelte es als Priorat von Kaisheim wieder.

    1656 erreichte Abt Georg einen Vergleich mit Herzog Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1653-1690) in dem jahrelang schwelenden Streit. Der Pfalzgraf verzichtete auf Rechte. Damit war die Reichsunmittelbarkeit von Kloster Kaisheim endgültig gesichert.

     

    Kaisheim1720W

    1659 ernannte Kaiser Leopold (1658-1705) Abt Georg zum Kaiserlichen Rat und Kaplan.

    1669 bekam das Kloster eine neue Orgel.

    Abt Georg starb am 11. Februar 1667. Er hatte eine sehr erfolgreiche Regierungszeit hinter sich gebracht. Im Krieg zum Abt gewählt konnte das Kloster am Kriegsende gerade noch 5 oder 6 Mönche ernähren.

    Bei seinem Tod waren 34 Patres, 13 Fratres Clerici, 7 Konversen,3 Oblaten und 8 Novizen im Kloster, zusammen also 65. Wirtschaftlich hatte sich das Kloster ebenfalls bestens erholt.

    Unter Vorsitz von Abt Martin Dallmayr ( 1640–1690) aus Fürstenfeld und in Anwesenheit des Priors von Lützel wurde Benedikt Hein (1667–1674) zum 35. Kaisheimer Abt gewählt.

    1667 ernannte Kaiser Leopold Abt Benedikt zum Kaiserlichen Rat und Kaplan.

    1672 weilte Pater Benedikt Sanner als Gast im Kloster. Er kam aus Rom und brachte einige Reliquien mit. Er versprach auch einen heiligen Leib aus Rom beizubringen, falls Kaisheim die

    Kosten übernehme. Er brachte dann tatsächlich den Leib des Heiligen Candidus, eines Märtyrers mit. dieser wurde dann feierlich in die Kirche von Kaisheim überführt.

    1673 brannten in Augsburg die Gebäude des Klosters Kaisheim ab. Sie wurden aber schöner wieder aufgebaut.

    1674 ließ Abt Benedikt die Kirche renovieren. Die gotische Einrichtung musste weichen.

    Er starb am 20. August 1674 unerwartet.

    Unter Vorsitz von Abt Edmont Quiquerez (1673–1677 ) wurde Hieronymus Winter (1674–1681) zum 36. Abt gewählt. Er stammte aus Höchstädt. Bei seiner Wahl war er 38 Jahre alt.

    Im Holländischen Krieg, der von 1672-1678 dauerte, war auch das Deutsche Reich involviert. Kaisheim musste als Reichskloster 1675 monatlich 300 Gulden, das sind etwa 22.000 € an Kriegskosten aufbringen.

    Als Vorsichtsmaßnahme ließ der Abt wertvolle Gegenstände und wichtige Dokumente nach Augsburg und Ingolstadt bringen. Trotz dieser widrigen Zeitumstände konnte Abt Hieronymus einige Zukäufe für das Kloster machen.

    1676 wurden in Bergstetten abgerannte Häuser und ein Stadel wieder errichtet. Auch der Weinberg in Leitheim wurde wiederhergestellt. Der Abt ließ ein neues Brauhaus bauen.

    1678 wurde das Uhrwerk auf dem Turm eingebaut.

    Als Kaiser Leopold 1676 Eleonore Magdalene Therese von Pfalz-Neuburg heiratete, gingen Abt und Prior nach Neuburg, gratulierten und brachten ein silbernes Mutter Gottes Bild als Geschenk. Im Gegenzug erhielt

    der Abt eine silberne Uhr und der Prior einen silbernen Becher.

    1677 wurde dem Abt von Kaiser Leopold der Titel eines Kaiserlichen Rats verliehen und er wurde zum Kaplan ernannt.

    Am 22. September 1680 wurde das Kloster von dem Mutterabt Petrus Tanner (1677–1702 ) aus Lützel visitiert.

    Am 28. Mai 1681 war Abt Hieronymus zur Abnahme einer Profess in Oberschönenfeld, erkrankte dort und verstarb noch am selben Nachmittag. Seine Eingeweide wurden in Oberschönenfeld bestattet,

    sein Körper in der neuen Gruft in Kloster Kaisheim.

    Am 26. Juni 1681 wurde Elias Götz (1681–1696) einstimmig zum neuen Abt gewählt. Er stammte aus Schwanheim bei Frankfurt. 1661 trat er in das Kloster Kaisheim ein. Er studierte in Ingolstadt zu seinen Kommilitonen zählte der spätere

    Abt von Fürstenfeld Balduin Helm (1690–1705). Abt Elias wurde 1669 Priester und 1670 Sekretär des Abtes Benedikt Hein. Er wurde Kellermeister, dann Prior und war Spiritual und Beichtvater im Kloster Oberschönenfeld. Bei der Wahl seines Vorgängers Hieronymus

    stand er ebenfalls zur Wahl und es gab Stimmengleichheit. Nur weil eine Stimme zurückgezogen wurde, wurde dann Hieronymus Abt.

    Am 8. 1681 wurde er von Abt Martin Dallmayr von der Abtei Fürstenfeld benediziert. Es assistierten die Äbte Franziskus Kraft (1675–1683 ) aus Schöntal und Andreas Hausmann OSB (1669–1688)von Kloster Heilig Kreuz aus Donauwörth.

    Er straffte die Klosterverwaltung und setzte neue Offizialen ein. Er konsolidierte die Klosterfinanzen und hatte so 100.000 Gulden für neue Investitionen übrig.Er legte Streitigkeiten mit der Stadt Heilbronn bei.

    Noch im Jahr seiner Inthronisation ernannte ihn  Kaiser Leopold I. zum kaiserlichen Rat und Kaplan  und bestätigte die Privilegien des Klosters.

    1682 übertrug Kaiser Leopold die Schutzpflicht für das Kloster auf den Kurfürsten von Bayern, das war zu der Zeit Maximlian Emanuel (1679-1726) und den Bischof von Augsburg, das war Johann Christoph von Freyberg (1666- 1690).

    Am 26. Januar 1690 wurde Joseph I., der älteste Sohn Kaiser Leopolds in Augsburg zum König gekrönt. Abt Elias sprach bei Tisch den Segen. Dazu hatte sich allerdings der Abt von St. Ulrich Roman Daniel (1674–1694) krank gemeldet, um ihm den Vorrang zu lassen.

    1692 wurde in Sulzdorf, heute Teilgemeinde von Kaisheim das Präfektenhaus gebaut, das nach der Säkularisation zum Pfarrhof wurde. Der Pfleger überwachte Einnahmen und Ausgaben und übte im Auftrage des Abtes die niedrige Gerichtsbarkeit aus.

    1702 lieh das Kloster dem bayrischen Kurfürsten Maximlian Emanuel 50.000 Gulden gegen Verpfändung der Einnahmen von Donauwörth. Da Donauwörth aber sehr verschuldet war, waren die Aussichten auf Zinsen sehr schlecht und ob das Kloster die

    geliehene summe je wieder zurückerhalten würde, war auch mehr als fraglich.

    In Esslingen kaufte Kloster Kaisheim ein Gut, den Oberhof außerhalb von Ettlingen für 10.000 Gulden, das vorher dem St. Katherina Spital gehört hatte. Da aber der Konsens des Herzogs von Württemberg Eberhard Ludwig (1677–1733) als Landesherr nicht

    eingeholt worden war, beschlagnahmte dieser den Hof und verlangte dass ihm die Summe und zwar in französischen Talern oder Dukaten zu 4 Gulden bezahlt wurde. An die Herzogin mussten 3200 Gulden bezahlt werden. Dazu kamen noch weitere 600 Gulden dazu.

    Da das Gut aber für den Kaisheimer Hof in Esslingen von großem Vorteil war, kaufte das Kloster trotzdem. Allerdings kam ihm der Kauf auf 15.523 Gulden zu stehen. Aber das Kloster erweiterte seinen Besitz noch, denn es konnte in Esslingen vortreffliche Weinberge

    für weitere 3.500 Gulden erwerben.

    1696 ließ Abt Elias in Leitheim eine Kapelle und die Hofanlage, die während des Dreißigjährigen Krieges zerstört worden war, zur  Sommerresidenz des Klosters Kaisheim ausbauen. Es sollte auch einen Zufluchtsort bilden, falls Kaisheim von einer Krankheit heimgesucht wurde.

    Außerdem wurde dort fürstlicher Besuch empfangen und untergebracht. Das störte dann den klösterlichen Alltag nicht.

    Beim Kurfürsten stand Abt Elias in höchstem Ansehen. Er äußerte sich einmal über ihn, wenn er an einem fürstlichen oder kaiserlichen Hof einen  tüchtigen Agenten brauche, würde er sein Vertrauen auf Abt Elias richten. (Schaidler S. 208)

    Abt Elias war ein ausgezeichneter Redner und Dichter.

    Im Juni 1696 ritt er von Leitheim zurück, stürzte dabei vom Pferd und brach sich den Fuß. Er wurde zwar geheilt. Es gab aber Komplikationen, an denen er am 4. Juni 1696 verstarb.

    Sein Nachfolger wurde Judas Thaddäus Mayr (1696–1698 ) als 38. Kaisheimer Abt. Er wurde am 25. November 1648 als Sohn armer Eltern geboren und schon als Jugendlicher ins Kloster Kaisheim aufgenommen, zunächst als Messdiener und dann als Küchenhilfe.

    Da ihm der Dienst nicht gefiel, floh er aus dem Kloster und ging nach Eichstätt und begann ein Studium. Er wandte sich nun an Abt Georg Molitor, der ihn unterstützte. 1666 wurde er als Novize aufgenommen. Er studierte in Ingolstadt Philosophie. 1675 wurde er zum Priester geweiht.

    Er war Vikar in Leitheim. 1678 wurde er Professor der Kasuistik, 1679 Professor der Philosophie und 1681 Direktor in Ingolstadt. 1686 wurde er Oberbursner. In diesem Amt ließ er alle Güter der Untertanen beschreiben.

    Zweimal wurde er nach Citeaux geschickt. Der Generalabt Nicolas III. Larcher (1692– 1712 )bewunderte die große Gelehrsamkeit und soll gesagt haben, wie es möglich sei, dass in einem solch kleinen Körper so große
    Gelehrsamkeit sei. (Schaidler S. 209) Auch bei den Professoren in Ingolstadt und Dillingen stand er in höchstem Ansehen. 1698 war er bei einer Professablegung in Niederschönenfeld. Dabei platzte ihm die Blase. An dem dadurch hervorgerufenen Brand starb er.

    Als 39. Abt wurde Roger I. Röls (1698–1723) gewählt. Er war ein Bruder ein Bruder des Augsburger Weihbischofs Kasimir Röls (1708- 1715) und des Benediktinerabtes Amandus Röls (1691–1748) von Heiligkreuz in Donauwörth. Ein weiterer Bruder, Georg (1652–1719), wurde Bürgermeister

    von Schwandorf, dem Geburtsort von Abt Roger. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Dillingen. 1679 trat er in das Kloster Kaisheim ein. Bis 1681 studierte er bei dem späteren Abt Judas Thaddäus Mayr Philosophie und dann drei Jahre Theologie. 1685 wurde er zum Priester geweiht. Im selben Jahr wurde er Unterbursar. Schon ein Jahr vorher war er zum Inspektor der Novizen und Repetitor der Philosophie ernannt worden. 1689 ging er als Kaplan in die Zisterzienserinnenabtei Kircheim am Ries. 1691 wurde er dort Beichtvater. Dann wurde er nach Kaisheim zurückberufen und dort
    Oberbursier. Nach dem frühen Tod von Abt Judas Thaddäus wurde er am 15. April 1698 unter Vorsitz von Abt Candidus Wenzl (1688–1700) aus Raitenhaslach einstimmig zum Abt gewählt. Bei seiner Benediktion waren auch seine beiden Brüder anwesend.

    Wie sein Bruder Amandus ging er seine neue Aufgabe sofort zielbewusst und unbeirrt an. Vor seiner Wahl war er Bursarius, also Hauptkassier der Domänenverwaltung. Er hatte den notwendigen wirtschaftlichen Sachverstand. Wie sein Bruder in Donauwörth, der das dortige Kloster in kurzer Zeit entschuldet hatte, tilgte er sofort die hohen Schulden in Kaisheim. Als das geschafft war, ließ er die Kirche mit Altären, Skulpturen und Bilder ausstatten. Auch ein prächtiges neues Chorgestühl kam in die Kirche. Außerdem  schaffte er kostbare Ornate an. Besonders zu erwähnen  ist  eine vier Fuß hohe und 32 Mark schwere und mit Edelsteinen und Perlen besetzte goldene Monstranz im Wert von über 100.000 Gulden, das ist wohl eher symbolisch zu sehen (das entspräche 7.353.568 €!), die er von dem Goldschmiedemeister Hermann Schmez in Augsburg anfertigen ließ.

    1701 brach der Spanische Erbfolgekrieg aus, ein Kabinettskrieg , der erst 1714 mit dem Frieden von Rastatt endete. 1702 wurde auch Süddeutschland in den Krieg einbezogen. Am 9. September 1702 überfiel er bayrische Kurfürst Maximilian II. Emanuel die Stadt Ulm.

    Die kaiserliche Armee versuchte eine Vereinigung der Franzosen unter Marschall Villars mit den Bayern zu verhindern. Auf kaiserlicher Seite kämpfte der Markgraf von Baden Ludwig Wilhelm, das war der “Türkenlouis”.

    Bei  Höchstädt gab es  zwei Schlachten. Das ist praktisch vor der Haustüre von Kaisheim im September 1703 und im August 1704. Kaisheim traf der Spanische Erbfolgekrieg hart. Vor allem die entlegeren Klosterbesitzungen waren betroffen. Durch Plünderungen, Einquartierungen und Kriegslasten

    erlitt das Kloster in der Zeit von 1702-1704 einen Schaden von rund 580.000. Gulden. In Tapfheim belief sich der Schaden allein auf 120.000 Gulden. Der Krieg kostete das Kloster also rund 700.000 Gulden. Dazu kam, dass der Abt im November 1703 fliehen musste und die meiste Zeit dann in

    Ingolstadt im Haus der Zisterzienserinnen verbringen. Von 1703- bis 1708 war er nach Schaidel nicht in Kloster Kaisheim. Auch die Konventualen waren auf Zisterzienserklöster außerhalb des Kriegsgebietes verteilt worden. Trotz der Kriegswirren und Lasten schaffte es der Abt, noch während des Krieges

    22.000 Gulden Schulden zu tilgen.

    Die Abtei erholte sich aber wirtschaftlich so rasch, dass Abt Roger 1716 mit dem barocken Klosterneubau beginnen konnte. Er beauftragte dazu den Vorarlberger Baumeister Franz Beer (1660-1726) von Blaichten, dessen Werke er aus Salem kannte. Für den Salemer Abt Stephan Jung I. (1698–1725 ) war Franz Beer fast so etwas wie der Hausarchitekt. Er hatte gerade die Zisterzienserkirche in St. Urban 1711-1715 beendet. Den dortigen Abt Abt Malachias Glutz  kannte Abt Roger. Zuletzt trafen sie sich 1715 beim Kapitel der oberdeutschen Zisterzienserkongregation in Salem.

    Abt Roger schloss 1716 mit Franz Beer in Salem einen Akkord ab über 32.500 Gulden. Nach fünf Jahren Bauzeit konnten 1721 die Bauarbeiten und der Innenausbau mit Ausnahme der Bibliothek und des Grossen Saals abgeschlossen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Bau ohne die klostereigenen Leistungen 110 638 Gulden gekostet.  Die Baukosten waren schon enorm und führten dazu, dass der Salemer Abt Stephan im Auftrag des Generalabts Edmond II. Perrot ( 1712– 1727 ) eine Visitation und Untersuchung in Kaisheim durchführte, denn Abt Roger war der Verschwendung angeklagt worden.

    Der Salemer Abt kam aber zu dem Schluss, dass Abt Roger  nur zum Nutzen des Stiftes gehandelt  haben und sprach ihn von allen Vorwürfen frei.

    Am 22.Dezember 1711, also lange vor Baubeginn, wurde Kaiser Karl VI. 1711-1740) in Frankfurt zum Kaiser gekrönt. Auf dem Weg zur Krönung begrüßten ihn Abt und Konvent in Neuhof.

    1718 besuchte Kurfürst Karl III. Philipp von der Pfalz (1716 bis 1742) das Kloster.

    Außerdem ließ er ebenfalls von Franz Beer in Pielenhofen zur gleichen Zeit die neue Klosterkirche bauen. Sie wurde ausgestattet von den Brüdern Appiani und dem Maler Jacob Carl Stauder ausstatten. Dazu kam der Neubau von Pfarrhöfen und Kastenhäuser in der Klosterherrschaft und den benachbarten Städten.

    Abt Roger starb am 3. Mai 1723.

    Sein Nachfolger wurde als 40. Abt. Roger II. Friesl (1723–1739) Er stammte wie sein Vorgänger ebenfalls aus Schwandorf. Er hatte in Amberg die Humaniora studiert, das war in der Renaissance die Gesamtheit des humanistischen
    Bildungsprogramms und in Ingolstadt Theologie. 1713 wurde er zum Priester geweiht. Nachdem er die Klosterämter des Supriors, Subbursarius und Priors erfolgreich durchlaufen hatte, wurde er 15. Juni 1723 zum Abt gewählt und am 2.
    August 1723 benedediziert.

    Er achtete auf genaue Einhaltung der Ordensregel. Er schaffte neue Ornate an und liess die Kirche prachtvoll ausstatten. Er ließ den “von Gold strotzenden” (Schaidler S.222) Altar des Heiligen Johann von  Nepomuk errichten. Aus Rom beschaffte

    er die heiligen Leiber von Claudius und Julianus und ließ diese in Niederschönenfeld prächtig fassen.

    Genauso wie er sich um die prachtvolle Ausstattung der Kirche bemühte, sorgte er für die Bildung seiner Konventualen. Er sandte viel zum Studium der Theologie und des kanonischen Rechts nach Ingolstadt. Er sorgte auch dafür, dass in Kaisheim Philosophie

    unterrichtet wurde. In dieser Zeit waren auch Mönche aus anderen Klöstern zum Studium in Kaisheim, so aus Augsburg, Donauwörth und Waldsee, aber auch aus den Zisterzienserklöstern Lützel und Stams.

    1724 besuchte Abt Roger Schönthal, Esslingen, Heilbronn, Ulm Lauingen, Stotzingen und Ober-und Niederschönenfeld.

    1725 visitierte Abt Konstantin Miller (1725–1745) von Salem  das Kloster.

    1730 ließ Abt Roger in Tapfheim ein neues Schloss erbauen. 1692 hatte das Kloster Kaisheim die Hofmark Tapfheim von Graf Johann Jakob von Hamilton, deinem schottischen Staatsmann in österreichischen Diensten, für 80.000 Gulden gekauft.

    1738 ließ er das Schloss Bertenbreit, heute ein Teil von Kaisheim, erbauen, dieses aber mehr als Liebhaberei denn zu praktischem Nutzen.

    In Flotzheim und Villenbach baute er Pfarrhäuser, in Wörnitzstein und brachstatt einen Zehntstadel und in Bertenbreit ein Hirtenhaus und einen Ziegelstadel.

    1733 wurde in Kaisheim ein Nationalkonvetn abgehalten, bei dem 14 Äbte anwesend waren. Da der Abt aus Salem erkrankt war, leitete Abt Roger den Konvent.

    1734 erlitt Abt Roger einen Schlaganfall, wurde aber wieder hergestellt.

    Im Zisterzienserinnenkloster St. Agnes in Lauingen bewog er die Äbtissin Luitgard Langin am 17. Juni 1738 zur Resignation. Ihre Nachfolgerin Adelheid Themplerin wurde in Kaisheim benediziert.

    Am Freitag vor Palmsonntag brannte das Küferhaus ab. Küfer Geselle und Lehrjunge konnten sich zwar ins Frei retten. Sie starben aber ein paar Tage später an den schweren Verbrennungen, die sie erlitten hatte.

    Da Wassermangel herrschte, war nicht nur das Bräuhaus und die Pfisterei, die in der Nähe waren, in großer Gefahr. Das ganze Kloster war gefährdet. Aber glücklicherweise blieb es bei dem Brand von dem einen Haus.

    Für den Abt aber, der ohnehin eine angegriffene Gesundheit hatte, war die Aufregung wohl zu viel. Er starb kurz danach.

    Sein Nachfolger wurde Cölestin I. Mermos (1739–1771). Er stammte aus Donauwörth. Sein Vater war erst Pfleger von Heilig Kreuz in Donauwörth. Später wurde er Kaisheimischer Pfleger in Nördlingen und Ulm.

    Cölestin hatte 1722 die Gelübde in Kaisheim abgelegt. Er studierte Theologie in Ingolstadt und in Kaisheim. 1725 wurde er zum Priester geweiht. Danach lehrte er selbst Theologie in Kaisheim. Zunächst war er

    Vikar in Leitheim. Als dort das halbe Dorf abbrannte, sammelte er Brot, da die Armut überhand nahm. Nach Leitheim wurde er Vikar in Violau. Dann kam er nach Esslingen als Prediger, wo er sich auch die Achtung der Protestanten erwarb.

    1737 wurde er Novizenmeister in Kaisheim.  Am 9. Juli 1739 wurde er unter Leitung von Abt Angelus Münch (1732–1761) einstimmig zum Abt von Kaisheim gewählt. Am 23. August 1739 wurde er von Abt Konstantin Miller (1725–1745) benediziert.

    Im ersten Jahr seiner Regierung vernichtete Schnee und Eis die gesamte Weinernte des Klosters. Auch die Weinstöcke gingen zugrunde, was dem Kloster einen großen Schaden verursachte.

    Nach dem Tod von Kaiser Karl VI. 1740 und damit dem Aussterben des Hauses Habsburg im Mannesstamm brach in Österreich der Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748) aus. 1741 brachte man deshalb die goldene Monstranz und 300.000

    Gulden zunächst in Salem und dann in der Schweiz in Sicherheit. 1742 war eine französische Besatzung von 600 Soldaten und 50 Offizieren in Kloster Kaisheim.

    1743 musste Abt Cölestin auf Anordnung des Generalabtes Andoche Pernot des Crots  (1727– 1748 ) und dort Streitigkeiten schlichten.

    1750 ließ er die Kalvarienbergkapelle in Wörnitzstein errichten. Baumeister war Johann Georg Hitzelberger, der ab 1769 Hofbaumeister in Wallerstein war.

    1751 ließ Abt Cölestin Schloss Leitheim um ein weiteres Geschoss aufstocken und dort einen Festsaal im bayerischen Rokoko-Stil  ausschmücken. Der aus Mähren stammende Gottfried Bernhard Göz, zu dessen bekanntesten Werken die Freskierung

    der Wallfahrtskirche Birnau zählt, übernahm auch die Freskierung in Leitheim. Er schuf dort ein einheitliches ikonographisches Konzept bildet: die fünf Sinne, die vier Elemente, die vier Temperamente und die periodischen Zeitzyklen der vier Lebensalter, die vier Jahreszeiten und der Wechsel von Tag und Nacht und Nacht und Tag. Einer der ersten Gäste war der bayrisch-pfälzische Kurfürst Karl Theodor (1742-1799) noch in seiner Mannheimer Zeit.

    Um 1752 ließ er die Gebäude bei der Kirche von Bergstetten, heute Teilgemeinde von Kaisheim nach einem Blitzschlag, der 1668 großen Schaden angerichtet hatte, renovieren und umgestalten.

    1756 bestätigte Kaiser Franz I. (1745-1765) die Privilegien des Klosters.

    1756 ließ Abt Cölestin die Pfarrkirche in Sulzdorf, heute Ortsteil von Kaisheim, erbauen.

    Nachdem Kaisheim sich immer wieder wechselnd mal dem schwäbischen, mal dem Bayrischen Kreis angeschlossen hatte, schloss es sich 1757 definitiv dem Schwäbischen Kreis an. Der Bayrische Kreis protestierte erfolglos dagegen.

    Kaisheim erhielt Sitz und Stimme beim schwäbischen Kreis zwischen Roggenburg und Ursberg. Auf dem Reichstag saß es auf der Rheinischen Prälatenbank und zwar an erster Stelle.

    Abt Cölestin resignierte am 25. Juni 1771 im Alter von 70 Jahren. Er starb am 21. März 1773.

    Cölestin II. Angelsbrugger (Angelsbrucker) (1771–1783 ) Er  wurde am 2. November 1726 in Augsburg geboren, wo sein Vater als Wachszieher und Lebzelter tätig war.

    Abt Cölestin legte 1745 in Kaisheim seine Profess ab. Am 21. November 1749 feierte er seine Primiz. Er begann als Vikar in Leitheim. Er bekleidete verschiedene Klosterämter, 1764 wurde er Präfekt in Heilbronn

    Im Mai 1765 wurde er Direktor des Kaisersheimer Studienhauses in Ingolstadt . Am 26. Juni 1771 wurde er zum Abt gewählt.

    In seinem ersten Regierungsjahr unternahm er eine Prachtreise nach Frankreich und wurde dort vom letzten Generalabt François Trouvé (1748– 1797) zu Ludwig XIV. nach Frontainbleau  geschickt und konnte durch seine Klugheit, Beredsamkeit und gewandtes Auftreten Vorteile für seinen Orden erwirken“  wie Luitpold Reindl  in seiner Geschichte des Klosters Kaisheim 1913, schreibt.

    1774 wurde er von Karl Theodor  zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt und in die Kurpfälzisch-Physikalisch-Oekonomische Gesellschaft berufen. Im Sinne der Aufklärung die wissenschaftliche Bildung der Mönche. Er schaffte Bücher und naturwissenschaftliche Sammlungen an.

    Er ließ das Sommerrefektorium und ein Gewächshaus bauen.

    1778 nahm ihn die kurpfälzische Akademie der Wissenschaften in Mannheim als Ehrenmitglied auf. Am Mannheimer Hof lernte Abt Cölestin viele bedeutende Gelehrte und Künstler kennen, z.B. 1778 Wolfgang Amadeus Mozart, der elf Tage in Kaisheim zu Besuch blieb und Angelsbrugger in einem Brief vom 18. Dezember 1778 als „recht liebenswürdigen“ Mann charakterisierte.

    1779 wurde er als erster Kaisheimer Abt Generalvikar der oberdeutschen Zisterzienserprovinz ernannt. Als solcher hatte er das Visitationsrecht über alle Zisterzienserklöster der Provinz und führte auf den Nationalkapiteln den Vorsitz.

    Allerdings führte seine Kunst-und Prachtliebe, seine fürstlichen Geschenke und seine Freigebigkeit gegen jedermann auch dazu, dass er bei seinem Tod dem Kloster eine Schuldenlast von fast 600.000 Gulden hinterließ.

    Er starb am 26. September 1783 im Alter von 57 Jahren, als er von einem Spaziergang zurückkam und dabei einen Schlaganfall erlitt.

    43. und letzte Abt von Kaisheim wurde Franz Xaver Müller (1783–1802) Er stammte aus Westhausen bei Ellwangen. Er legte am 28.Oktober 1746 seine Profess ab. Ab April 1770 war er Unterbursar und ein Jahr später ernannte ihn Abt Cölestin II. zum Oberbursar.

    Am 23. Oktober 1783 wurde er zum Abt gewählt und fünf Tage später benediziert. Schon 1784 wurde er zum  Visitator der Zisterzen in Schwaben und Tirol bestellt.

    Er hatte nicht umsonst über Jahre in der Wirtschaftsverwaltung des Klosters gearbeitet. Er schaffte es, die Schulden seines Vorgängers zu tilgen. In der Landwirtschaft führte er gezielte Maßnahmen zur Ertragsverbesserung ein.

    Die Revolutionskriege kosteten die Abtei viel Geld. Es mussten „Requisitionen ohne Maß und Zahl und vierfache Contributionen, Reichs- und Kreis-Prästanden, Kriegsbeyträge und gezwungene Anlehen“ zu erbracht werden.

    1793 mussten große Teile des Kirchensilbers nach Günzburg abgeliefert werden. Die Franzosen nahmen aus der Bibliothek ein wertvolles, auf mehrere tausend Gulden geschätztes Brevier mit.

    Der Friede von Lunéville und der Reichsdeputationshauptschluss 1803 brachten dem Kloster Kaisheim das Ende.  Abt Xaver konnte die Säkularisation auch durch eine Eingabe an den bayrischen Kurfürsten nicht mehr abwenden.

    Am 1. September 1802 ließ der bayrische Kurfürst das Kloster okkupieren. Am 29.0ktober 1802 wurde eine provisorische Administration eingesetzt.

    Das Klostergebäude wurde zunächst Aussterbekloster für Franziskaner. 1816 wurde ein Strafarbeitshaus. Heute ist in Kaisheim eine JVA untergebracht. Auch der Name Kaisersheim wurde auf Kaisheim abgeändert.

    Abt Xaver erhielt eine staatliche Pension. Als Wohnsitz wurde ihm Schloß Leitheim zugewiesen.

    Abt Xaver verstarb 1817. Nach seinem Tod durfte er nicht wie seine Vorgänger in der Klosterkirche bestattet werden. Er fand seine Ruhestätte auf dem allgemeinen Friedhof. Aber acht seiner ehemaligen Konventualen

    legten wieder den Zisterzienserhabit samt Kukulle an und trugen ihn auf den eigenen Schultern zu Grabe.

     

    17 Apr. 2021

    Zisterzienserkloster Pairis/Elsass

                                                                                                                                                                                                                                         ehemaliges Kloster Pairis

     

    Kloster Pairis wurde 1138 von Graf Ulrich, dem Enkel von Gerhard von Lothringen und letztem Graf von Egisheim gegründet. Es wurde als Tochter von Kloster Lützel besiedelt. Zwölf Mönche unter Abt Degenhard kamen nach Pairis.

    Der Graf stattete seine neue Gründung mit umfangreichen Gütern, die zwischen dem Lac Blanc und dem Lac Noir lagen, aus. Die Mönche betätigten sich von Beginn an sehr stark landwirtschaftlich.

    Ebenso bedeutend war das Skriptorium. Dem Nekrolog kann man entnehmen, dass es in Pairis schon im 13. Jahrhundert eine Schule der Kalligraphie gab. Das belegen auch noch vorhandene handschriftliche Pergamentcodices.

    Eine dieser Handschriften aus Pairis enthält  einen Kommentar über das Hohelied,  über das Buch von den Hierarchien der Engel des Pseudo-Dionysius Areopagita, der  aus dem Ende des 12. Jahrhunderts oder Beginn des 13. Jahrhunderts stammt,

    Dann gibt es eine Abschrift des Martyrologium Usuardi, ein Evangeliar aus dem 12. Jahrhundert und und ein Missale ordinis sancti Benedicti aus dem 13. Jahrhundert. In der Stadtbibliothek von Colmar befinden sich  ein Psalter aus dem 12. Jahrhunderts mit Neumen,

    ein Antiphonar aus dem 13. Jahrhundert mit einer Signatur des Buchmalers Ruccinus und ein Graduale um 1230.

    1160 stellte Papst Alexander III. (1159-1181) Kloster Pairis eine Urkunde aus, in der er das Kloster unter seinen Schutz nahm. Die Urkunde befindet sich heute in den Archiven des Departments Haut Rhin in Colmar.

    Auch von Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190) liegt eine Urkunde vor, die die Gründung bestätigt und sie von weltlicher Obrigkeit befreit. Die Schutzvogtei behält der Kaiser. “  Friedrich bestätigt die Gründung des von seinem Vetter, Graf Ulrich von Egisheim, gestifteten Klosters Pairis, nimmt es in seinen Schutz, befreit es von aller weltlichen Obrigkeit und behält die Vogtei sich und dem Reiche vor.” RI IV,2,2 n. 1537a.  Einige Forscher sehen diese Urkunde allerdings als ein Fälschung von Abt Bernardin Buchinger an.

    Papst Lucius (1181-1185)stellte  am 12. März 1185  eine Schutzurkunde aus. Er nahm das Kloster unter Abt Weselon in päpstlichen Schutz, bestätigte seinen Besitz und befreite es vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter. RI IV,4,4,2 n. 1525.

    Es verfügte jetzt  an 17 Orten im Oberelsass über Besitz und Einkommen. Es hatte schon einen Wohlstand erreicht, der den alten Abteien Munster (gegründet um 670) und Murbach (von Pirmin 725 gegründet) gleichkam.

    Seit 1168 hatte es die Grangie Buxhof in Mittelwihrvon Ulrich von Eschenbach erhalten, die von Konversen betrieben wurde und wo man sich auf Weinbau spezialisiert hatte.

    Der Weiler Chincandal in Katzenthal wurde dem Kloster 1185 von den Grafen von Egisheim geschenkt.

    Papst Innozenz III. (1198-1216) rief kurz nach seinem Regierungsantritt zum 4. Kreuzzug auf. Er beauftragte den Abt von Pairis Martin Litz (1200-1207) als Kreuzzugsprediger im Elsass. Er scheint das durchaus mit Erfolg gemacht zu haben. Kreuzzugsteilnehmer waren unter anderem Egenolf von Rappoltstein

    (1193-1221) und der Basler Bischof Lütold von Arburg (1191-1213) Abt Martin nahm ebenso am Kreuzzug teil wie einige Mönche aus Pairis, unter ihnen Gunther von Pairis ( + um 1220). Dieser  verfasste die “Historia Constantinopolitana” nach dem Bericht des Abtes Martin

    der am Zug teilgenommen hatte. Im Mittelpunkt stehen demgemäß die Erlebnisse des Berichterstatters und die von ihm in Konstantinopel erworbenen Reliquien. Das Werk hat damit eher den Charakter eines Reiseberichts. Es ist eine der Geschichtsquellen des Mittelalters.

    Zwar war Jerusalem das offizielle Ziel des Kreuzzuges. Nachdem die Kreuzfahre die dalmatinische Stadt  Zara erobert hatten, um ihre Schulden bei Venedig zu zahlen, das 200 Schiffe zur Überfahrt  bereitgestellt hatte, wendeten sich die Kreuzfahrer nach Konstantinopel,

    das 1203 Belagert und 1204 erobert wurde. Es begann eine  dreitätige Plünderungswelle. Jahrhundertealte Kunstschätze wurden geraubt, wertvolle Ikonen und Mosaike zerstört sowie dutzende Reliquien aller Art entwendet und infolgedessen über ganz Europa verstreut.

    Viele Einwohner wurden misshandelt, vergewaltigt oder getötet. Das brutale Vorgehen der Kreuzfahrer hat das Verhältnis zwischen orthodoxen und katholischen Christen nachhaltig zerrüttet.

    Auch Abt Martin hatte viele Reliquien an sich gebracht, darunter eine Spur vom Blut Christi, ein Stück des Wahren Kreuzes, einen bedeutenden Teil der Gebeine des Hl. Johannes, einen Arm des Hl. Jakobus, einen Fuß des Hl. Kosmas, einen Zahn des Hl. Laurentius sowie Reliquien von weiteren 28 männlichen und 8 weiblichen Heiligen. Er war am 28. Mai von Venedig abgereist und kam nach einem gefahrvollen Weg über Oberitalien am 24. Juni 1204 im Kloster Pairis an. Unterwegs gab es viele bewaffnete Banden, die nur darauf aus waren, die Reisenden zu berauben.

    Als Abt Martin so lange abwesend war, hatten die Mönche mit Werner einen anderen Abt gewählt, vielleicht weil sie so lange nichts von Martin gehört hatten oder vermutet hatten, dass er tot sei.

    Am 8. Februar 1205 nahm König Philipp von Schwaben (1198-1208) Abt Werner und das Kloster Pairis unter seinen besonderen Schutz. RI V,1,1 n. 98

    Die vielen von Martin mitgebrachten Reliquien steigerten natürlich den Ruf und das Prestige der Abtei.

      König Otto IV. (1208-1211 deutscher König, dann bis 1218 Kaiser) nahm 1208 Abt und Kloster Pairis auch in seinen Schutz.RI V,1,1 n. 250. Abt war jetzt Hezelon (1207-1222)

    1214 nahm Kaiser Friedrich(1212-1220 König, dann bis 1250 Kaiser)   Kloster Pairis in seinen Schutz und bestätigte ihm den Besitz, den es von Colmarer Bürger gekauft hatte, unter anderem eine Mühle. RI V,1,1 n. 767

    In Breisach hatte Kloster Pairis ein Stadthaus

    Am 29. November 1214 gestattete Kaiser Friedrich II. Kloster Pairis einmal jährlich  mit einem Schiff den Rhein zollfrei hinab und hinauf zu fahren. RI V,1,1 n. 768

    Pairis betrieb ja sehr viel Weinbau und eine kostenfreie Transportmöglichkeit war da natürlich von enormem Vorteil.

    Von 1301- 1306 war Philipp von Ratsamhausen Abt von Pairis . Er stammte aus einem elsässischen Geschlecht, das sich nach der Burg Ratsamshausen bei Schlettstadt nannte. Er ist zwischen 1240 und 1245 geboren.

    Er trat in den Zisterzienserorden ein. Das genaue Datum ist unbekannt. Der Orden schickte ihn dann nach Paris zum Studium. Dort unterhielten die Zisterzienser ein eigenes Studienhaus, das Collegium S. Bernardi.

    Er promovierte in Pairs zum Magister der Theologie. Das genaue Datum ist unbekannt, ebenso wann er wieder nach Pairis zurückkehrte. 1301 wurde er dort zum Abt gewählt. Während seiner Regierungszeit wurde in Pairis

    eine Chorkapelle an die Klosterkirche angebaut und in Colmar eine Antoniuskapelle errichtet. Philipp war schon zu seinen Zeiten als Abt ein einflussreicher Berater von König Albrecht I. (1298-1308). In seinem Auftrag reiste er

    zusammen mit Bischof Bischof Johann I.  in diplomatischer Mission zu Papst Clemens V. (1305-1319) nach Lyon. Bischof Johann I. war der Kanzler von Albrecht und von 1305-1306 Fürstbischof von Eichstätt und 1306 bis 1328 Bischof von Straßburg.

    Papst Clemens V. providierte am 18.02.1306 Abt Philipp ohne Mitwirkung des Domkapitels als Bischof nach Eichstätt und ließ ihm die Bischofsweihe erteilen. Philipp war nicht nur Abt und Bischof. Er war auch ein geistlicher Schriftsteller.

    Schon in seiner Studienzeit hatte er einen Kommentar zum Magnificat verfaßt. In seiner Eichstätter Zeit stellte Philipp für  die Viten der Eichstätter Bistumsheiligen Willibald und Walburgis sämtliche Quellen zusammen mit dem Ziel, die Verehrung beider Patrone neu zu beleben. Die Walburgis-Vita widmete er der verwitweten Köngin Agnes von Ungarn (1280–1364), der Tochter König Albrechts. Außerdem verfasste er eine eine Homilie über Lukas 10.38-42 (Jesus mit Martha u. Maria v. Bethanien), ein Kommentar zum 4. Psalm, ein aus zwölf Homilien bestehender Gebetstraktat sowie eine Vaterunser-Auslegung. Vollständig erhalten sind diese Schriften nur in der Bibliothek des Zisterzienserklosters Heilsbronn (heute: Univ.-Bibl. Erlangen).

    Nach dem Abt Philipp Bischof in Eichstätt wurde wurde in Pairis Heinrich (1306-1338 zu seinem Nachfolger gewählt.

    In seiner Amtszeit wurde die Weinbaudomäne  “Zem Kefersberg” in Ammerschwihr erworben, die noch heute  unter dem Namen “Kafferkopf” bekannt ist. Die erste schriftliche Erwähnung ist in einem Urbar des Kloster Pairis von Mittelwihr aus dem Jahr 1328.

    Von 1339-1331 war Johannes von Hattstatt Abt in Pairis.  Er war auch Berater von Kaiser Karl IV. (1355-1378) Am 17. Mai 1354 erhob der Kaiser Abt Johannes zu seinem Kaplan (siehe untere Urkunde).

    “Karl IV. erhebt Johann, Abt des Klosters Pairis in der Diözese Basel, zu seinem Rat, Kaplan u.a.m” (  Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2609] )

    Das erklärt auch, dass Kaiser Karl relativ viele Urkunden für Pairis ausstellte, so zwei Privilegienbestätigungen vom 6. Mai 1354 Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2580] und vom 18. Februar 1370 Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 9124]

    Am 5. August 1354 stellte er in Nürnberg eine Urkunde aus , in der er den Bischöfen von Straßburg, das war Johann II. von Lichtenberg (1353-1365), und von Basel, das war Johann II. Senn von Münsingen (1335-1365) sowie dem Vogt von Kaysersberg und dem Rat von Colmar

    befahl, das Kloster Pairis zu schützen. (Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2690] )

    Noch unter Abt Johannes wurde das Kloster 1356 im Hundertjährigen Krieg von den Engländer geplündert. Schlimmer war es aber im Jahr 1444, als die Armagnaken das Elsass durchstreiften. Das war eine Söldnertruppe der Herzöge von Orleans.

    Dabei wurde Kloster Pairis unter Abt Nicolas von Schweighausen zerstört. Das Mutterkloster Lützel konnte nicht helfend eingreifen, da es selbst in Schwierigkeiten war. Es verzichtete deshalb zugunsten von Kloster Maulbronn auf sein Prioratsrecht.

    Generalabt Jean IX. Vion de Gevrey (1440-1458) und das Generalkapitel bestätigten diesen Verzicht am 12. September 1452 unter der Bedingung, dass die Abtei zu einem Priorat umgewandelt wurde. Papst Pius II. (1458-1462) bestätigte die Umwandlung sowie die Einverleibung in

    Kloster Maulbronn.Diese sollte in weltlicher und geistiger Beziehung Hilfe leisten. Der Maulbronnern Abt Berthold III. (1445-1462) schickte einige Maulbronner Mönche nach Pairis, setzte dort einen Prior ein. Erließ die Gebäude wieder herstellen und übernahm die Schulden von Pairis.

    Kloster Maulbronn wandte für die Gesundung von Pairis etwa 20.000 Gulden auf( nach Karl Klunzinger Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn Stuttgart  1854, S.131), das entspricht knapp 1,5 Millionen €. Kaufkraftmäßig wären es aber knapp drei Millionen.

    Wenn man aber die weitere Geschichte der württembergischen Klöster betrachtet, war das eine sehr gute Investition, denn nach der Reformation in Württemberg, die Herzog Ulrich nach 1534 einführte, wurde Kloster Maulbronn nach Pairis verlegt. Nach dem Versuch die württembergischen

    Klöster gemäß dem Restitutionsedikt von 1629 wieder einzurichten, kamen nach dem Westfälischen Frieden die letzten Mönche von Bebenhausen in Kloster Pairis unter.

    1525 war das Jahr des Bauernkrieges. Im Elsass kam mit 30.000 Bauern die größte Zahl der Aufständischen zusammen. Ihr Führer war Erasmus Gerber aus Molsheim. Am 23. April 1525 sammelte sich ein Bauernhaufen bei Beblenheim. Man beschloss, die Grangie Buxhof in Mittelwihr ,

    im Besitz der Abtei Pairis,einzunehmen. Man hatte verabredet, sich in  Saint-Die-des-Vosges wieder zu treffen. Auf dem Weg zum Col du bonhomme kamen sie am Kloster Pairis vorbei, überfielen es und plünderten es.

    Das Kloster erholte sich nur sehr mühsam von den Folgen.

    Kloster Pairis war ab 1570 eine Kommende. Kardinal Andreas von Österreich (Kardinal von 1576-1600) Markgraf von Burgau, und katholischer “Multifunktionär” hatte von Papst Pius V. (1566-1572)Kloster Maulbronn übertragen bekommen. Er baute gegen Ende des 16. Jahrhunderts das im Bauernkrieg

    zerstörte Kloster Pairis wieder auf.

    Im Dreissigjährigen Krieg hatte im Herbst 1632 General Horn das Elsass besetzt. Dieser vergab Kloster Pairis als Lehen an  die Familie des schwedischen Obristen Georg Wetzel von Marsilien. Diese verjagte die Geistlichen. Als die Schweden abzogen, hinterließen sie die Abtei als Ruine.

    Dann fiel das Recht das Gut zu verleihen an den französischen König Ludwig XIII. (1610-1643) zurück. Dieser gab es dem Zisterzienserorden wieder. Der Maulbronner Abt Bernardin Buchinger, der nach der Restitution des Klosters 1629 1642 in Maulbronn Abt wurde, kehrte nach dem Westfälischen Frieden 1648 in das Priorat Pairis zurück. Der Wiederaufbau der Abtei hatte schon ab 1646 begonnen. 1654 wurde Pairis wieder zur Abtei erhoben. 

    Zu  Bernardin Buchinger siehe auch ausführlich in” Mei Büchle Zisterzienserabtei Lützel”. Er wurde   am 16. November 1654 unter dem Vorsitz des Abtes von St. Urban Edmund Schnyder ( 1640–1677) zum Abt des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten und verlassenen Klosters Lützel gewählt und war nun Abt dreier Abteien. Eine davon, Maulbronn, bestand nur noch auf dem Papier, die zweite war Pairis. Abt Bernardin begann mit dem Wiederaufbau von Pairis. Mit dem Westfälischen Frieden war das Elsass an Frankreich gekommen. König Ludwig XIV.(1643-1715) griff als absolutistischer Herrscher durchaus auch in kirchliche Belange ein. So setzte er am 4. Januar 1656 Olivier de Foulongne in Pairis (1656–1691 ) als Abt ein.Olivier stammte aus der Normandie und war vorher der Sekretär und Kapitelnotar des Generalabts der Zisterzienser   Claude Vaussin (1643–1670 ). Da es noch keinen Kapitelsaal gab, wurde Abt Olivier in der Abteikirche kanonisch gewählt.Abt Bernardin vor vollendete Tatsachen gestellt legte sein Amt in Pairis nieder und beschränkte sich auf Lützel. Als Abt Olivier sein Amt antrat, waren die Zeitumstände günstig. Ex begann die Zeit der “Pax gallica”, ein Begriff angelehnt an die Pax romana. Das ist eine Zeit des Inneren Friedens.

    Es herrschte Stabilität, Sicherheit und es begann eine Zeit des Wohlstandes. Die Abtei erholte sich von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und erholte sich auch wirtschaftlich.  Abt Olivier war so  in der Lage, die Gebäude und die Abteikirche renovieren  zu lassen. Er konnte auch

    Grundbesitz und Herrschaften einkaufen. Von der Stadt Colmar erwarb er 1688 das Herrschaftsrecht  über den Ort Lapoutroie. Das war verbunden mit dem Patronatsrecht der Pfarreien Lapoutroie, Corbey und Bon-Homme.

    Da er schon sehr betagt war, bekam er 1686 mit dem ebenfalls aus der Normandie stammenden Claude de Beauquemare einen Koadjutor. Abt Olivier resignierte 1691 und starb im Folgejahr.

    Claude de Beauquemare (1692–1726 ) war vor er Koadjutor wurde Prior der Primarabtei La Ferté und Doktor der Theologie an der Sorbonne.  Nach der Demission seines Vorgängers und dessen Tod am 17. April 1692 wurde er Abt von Pairis.

    In seiner Zeit begann die Blütezeit nach dem 30-Jährigen Krieg. Die Abtei verfügte wieder über großen Grundbesitz, hatte allerdings auch hohe Personallasten zu tragen. Am 3. November 1700 kaufte er dem Abt von Murbach

    Philipp Eberhard von Löwenstein-Wertheim-Rochefort 1686–1720 die Stelle eines Kirchenrats im Conseil souverain des Elsasses in Colmar ab. Der Kauf wurde am 15. Januar 1701 bestätigt und blieb von da an mit dem Abtstuhl von Pairis verbunden.

    Abt Claude starb am 25. März 1726.

    Zu seinem Nachfolger wurde Jacques Triboulet (1726–1736 ) am 24. April 1726 gewählt. Wie sein Vorgänger war auch er Doktor der Theologie an der Sorbonne. Vor er zum Abt in Pairis gewählt wurde, war er Prior Abtei Beaupré bei Lunéville in Lothringen.

    1729 wurde er Visitator und Vikar der Ordensprovinz Burgund. Er ließ die die Abteigebäude neu errichten. Im Jahr 1735 wurde der Neubau der Abteikirche beschlossen. In diesem Jahr wurde Pairis von Abt Lazare Languet (1729–1736) von Kloster Morimond, der auch

    Generalprokurator war, visitiert. Er bestätigte den  guten Zustand von Kloster und Konvent in seinem Visitationsrezess. Den Neubau der Kirche erlebte Abt Jacques nicht mehr. Er starb am 27. April 1736. Zu seinem Nachfolger wurde Mathieu Tribout (1736–1759) gewählt.

    Er stammte aus St.Louis bei Breisach. Er war Bakkalaureus der Theologie der Universität Toulouse. Benediziert wurde er am 2. Dezember 1736 von Abt Jacques Gacier d’Auvilliers (1715-1759) aus Neubourg. Neubourg war das Mutterkloster von Maulbronn und damit auch von Pairis.

    Er besorgte den Neubau der Abteikirche von Pairis sowie deren Innenausstattung. Sie wurde 1741 fertiggestellt, brannte 12 Jahre später beim großen Brand von Pairis vom 30. Januar 1753 völlig ab. Auch Teile der Konventsgebäude wurden zerstörte. Sie wurden mit der Kirche sofort

    wieder aufgebaut. Dafür mussten aber hohe Kredite aufgenommen werden. Dank der guten Wirtschaftslage-und Führung von Pairis war dies aber ohne Probleme möglich. Die Kredite konnten bald wieder getilgt werden.

    Als Abt Matthieu am 16. Januar 1759 starb, zählte der Konvent 13 Religiose. Davon stammten 8 aus Colmar.

    Zu seinem  Nachfolger wurde François Xavier Bourste (1759–1788) gewählt.  Seine Familie gehörte dem elsässischen Landadel an. Sein Vater François Joseph Bourste war Advokat beim Souveränen Rat des Elsass, Bailli von Heiteren und Wihr-au-Val. Sein Bruder François Joseph

    wurde ebenfalls Advokat beim Souveränen Rat des Elsass. Er hatte 1747 seine Profess in Pairis abgelegt.Seine erste Amtszeit war noch stark geprägt von den wirtschaftlichen Folgen des Brandes. Er war nicht einmal imstande, die Wahltaxen zu bezahlen.

    Aber zusammen mit mit dem Prokurator Jean Jacques Richart konnte er die wirtschaftliche Lage der Abtei bald konsolidieren. Am 15. Juni 1760 konnte der Basler Bischof Josef Wilhelm Rinck von Baldenstein (1744 –1762) die wiederaufgebaute Kirche wieder .

    weihen. 1775 kaufte Kloster Pairis von Jean-Jacques Reiss, Vogt von Ensisheim und von Sainte-Croix-en-Plaine, sein Eigentum ab, das Hôtel de Pairis. Der Verwalter des Klosters Braconnot   ließ von

    1778 bis 1782 das Gebäude  durch Ritter de Guebwiller in neo-klassizistischem Stil rekonstruieren. In der französischen Revolution wurde es beschlagnahmt, war dann zunächst Sitz der Verwaltung des Departements, dann von 1810 bis 1866 Sitz der Präfektur, bis es von der Stadt Colmar zurückgekauft wurde, um es als Rathaus zu nutzen.

    1787 wurde Abt François Xavier  als Abgeordneter des Klerus in die  Notabelnversammlung gewählt. Nach schwerer Erkrankung verstarb er am 19. November 1788 in Colmar.

    Die Abtei hatte hohe Pensionslasten zu tragen und man erwog deshalb nach dem Tod von Abt  François Xavier  keinen Abt mehr zu wählen und die Abtei in das Kapitel von Colmar zu inkorporieren.  Am 17. Februar 1789 wurde Paul Jules Antoine Delort einstimmig zum Abt gewählt.

    Vor seiner Wahl war er Cellerar. Kurz nach seiner Wahl reiste er nach Paris, um eine Senkung der enormen Steuerlast zu erreichen, allerdings erfolglos.

    Nach der französischen Revolution von 1789 wurde die Abtei und ihre Güter 1791 als Nationalgut verstaatlicht und das Mobiliar verkauft. Die Gebäude wurden 1804 auf Abbruch verkauft. Die letzten zehn Mönche mussten das
    Kloster verlassen. Antoine erhielt 1792 einen Reisepass für die Schweiz. Von dort ging er nach nach Worms und Mannheim. 1802 kehrte er nach Frankreich zurück, legte den Treueid auf die Verfassung ab und wurde bischöflicher Kommissar und Ehrendomherr in Straßburg, wo er am 6. August 1805 starb.

    1849 kaufte das Krankenhaus von Orbey die verbliebenen  Gebäude und wandelte sie in ein ländliches Hospital um.

      Liste bekannter Äbte nach Wikipedia fr

    • Tegenhard (Degenhardus) 1138-1183
    • Wezelon 1175-1187
    • Werner 1187
    • Martin (Litz) 1200-1207
    • Hezelon 1207-1222
    • Konrad 1232-1239
    • Johannes 1240
    • Arnold 1252-1260
    • Johannes II 1262-1275
    • Berthold (de Rapolzwihr) 1279-1280
    • Ulrich von Turckheim 1280-1283
    • Dietrich 1288-1294
    • Philippe von Rathsamhausen 1301-1306 (wurde Erzbischof von Eichstätt von 1306-1322)
    • Heinrich 1306-1330
    • Hartman 1331
    • Ludwig 1332-1333
    • Johannes von Hattstatt 1339-1361
    • Johannes Uszholtz 1362
    • Ludwig II 1368-1374

                   Konrad II 1376-1379

    • Tielman 1381-1388
    • Berthold Halder 1389-1411
    • Nicolas d’Ingwiller 1411-1430
    • Nicolas von  Schweighausen 1430-1447
    • Bernardin Buchinger 1649–1656 (wurde Abt von Lützel 1654–1673)
    • Olivier von Foulongne 1656–1691
    • Claude von Beauquemare 1692-1726
    • Jacques Triboulet 1726-1736
    • Mathieu Tribout 1736-1759
    • François Xavier Bourste 1759-1788
    • Antoine Delort 1789–1791

    27 März 2021

    Zisterzienserabtei Bebenhausen

     

    Erste Spuren des kleinen Dorfes Bebenhausen gehen ins frühe Mittelalter zurück. Archäologische Spuren verweisen auf einen Friedhof und auch eine Pfarrkirche existierte schon in vorklösterlicher Zeit. Schon in römischer Zeit

    trafen hier zwei römische Straßen zusammen, die von Norden und Westen kamen. Die nördliche Straße verlief als Via Rheni von Speyer über Ulm nach Augsburg. Seit dem Frühmittelalter hatte sie als wichtig Verbindung auch in den

    oberschwäbischen Raum hinein eine große Bedeutung gehabt. Die Lage des zukünftigen Klosters entspricht durchaus den Ordensgewohnheiten der Zisterzienser, auch wenn Bebenhausen wie zur Zeit der Gründung durchaus nicht

    abgelegen und einsam war. Das aber hängt wohl mit der Vorgeschichte zusammen, denn der Stifter hatte hier ursprünglich Prämonstratenser angesiedelt, die erst nach einigen Jahren von den Zisterziensern abgelöst wurden.

    In dieser Zeit gehörte Bebenhausen der Bischofskirche von Speyer , das diese wohl 1046 oder 1057 durch königliche Schenkung erhalten hatte. Im Februar oder März 1188 tauschte Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (ca. 1160-1219) Bebenhausen gegen seine Güter

    mit Bischof Ulrich von Speyer. “Bischof Ulrich von Speyer beurkundet, dass Pfalzgraf Rudolf von Tübingen seiner Kirche gegen die Abtretung bischöflicher Güter zum Bau des Klosters in Bebenhausen genannte Besitzungen in Meimsheim, Weitingen und Sickingen feierlich übergeben habe.”

    (WUB Band II., Nr. 454, Seite 252-253) Pfalzgraf Rudolf sicherte das noch ab, indem er die feierliche Einwilligung seines Bruders zu den zu diesem Zweck unternommenen Güterveräußerungen einholte. (WUB Band II., Nr. 456, Seite 255). Das Kloster wurde möglicherweise 1183 gegründet.

    Es wurde zunächst von Prämonstratensern besiedelt. Rudolfs Vater Pfalzgraf Hugo II. (um 1130-1182) hatte 1171 ein in Marchtal bestehendes Kanonikerstift den Prämonstratensern übertragen und damit Kloster Marchtal begründet. (siehe Mei Büchle Prämonstratenserabtei Obermarchtal)

    Die Mönche für das neue Kloster kamen wahrscheinlich aus Marchtal. Die erste urkundliche Erwähnung ist der 1. Juni 1187. (WUB Band II., Nr. 449, Seite 248-249) Da verleiht Herzog Friedrich V. dem Kloster Bebenhausen Holznutzungsrechte im Schönbuch. Herzog Friedrich ist der älteste Sohn von Friedrich Barbarossa. Die Prämonstratenser bleiben aber nicht lange in Bebenhausen. Die Gründe für ihren Rückzug sind nicht auszumachen. Möglich ist aber, dass Kloster Marchtal 1189 und im folgenden Jahrzehnt mit inneren und äußeren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und sich deshalb gezwungen sah,

    seine Gründungskolonie zurückzuziehen. Pfalzgraf Rudolf richtete eine Anfrage an das Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux. Dieses beschloss 1189 die Frage einer Klostergründung in Bebenhausen einer Kommission von mehreren Äbten zu übertragen. Den endgültigen Beschluss

    das Kloster zu übernehmen und den Abt von Schönau als Vaterabt zu benennen fasste das Generalkapitel im September 1190. Als Einzugsdatum der Schönauer Gründungskolonie gilt allgemein der 29. Oktober 1189. Pfalzgraf Rudolf stellte am 30. Juni1191 das erste Privileg für Bebenhausen aus.

    (WUB Band II., Nr. 466, Seite 270-272) “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen gewährt dem von dem Prämonstratenser- an den Zisterzienserorden übergegangenen Kloster Bebenhausen die den Vorschriften dieses Ordens entsprechende Befreiung von vogteilichen Lasten und sichert demselben verschiedene andere Begünstigungen, namentlich die näher bezeichnete Benützung des Schönbuchwaldes.” In dieser Urkunde befreite Rudolf das Kloster von der Vogtei, das war eine zentrale Forderung der Zisterzienser. Sie beschrieb den Bereich der Holznutzungsrechte, die tatsächlich so bis 1820 bestehen blieben.

    Die Filiation von Bebenhausen war über Schönau, Eberbach zur Primarabtei Clairvaux. 

    Die Stiftung des Klosters durch Pfalzgraf bestätigte Kaiser Heinrich VI. (1191-1194) am 29. Juni 1193. Kaiser Heinrich VI. bestätigt die Stiftung des Klosters Bebenhausen durch Pfalzgraf Rudolf von Tübingen und verleiht dem Kloster weitere Begünstigungen.”( WUB Band II., Nr. 482, Seite 296-297)

    Der Gründerabt Diepold (oder Theobald) ist um 1165 ins Kloster Schönau eingetreten. Während der “Stiefelrevolte” in Schönau unter Abt Gottfried I. (1184–1196) war er in Schönau Subcellerarius. 1184 ist er als Prior in Schönau nachgewiesen. Er wurde 1189 als Gründerabt nach Bebenhausen geschickt.

    In Bebenhausen ist er urkundlich einmal belegt, nämlich in obengenannter Urkunde von Pfalzgraf Rudolf. Abt Diepold kehrte 1196 nach Schönau zurück und trat dort die Nachfolge des verstorbenen Abtes Gottfried I. an. Dort war er bis 1198 Abt, wurde dann aber nach Eberbach berufen, wo er von 1206 bis zu seinem Tod 1221 Abt war. Er starb im Ruf der Heiligkeit und wird als Seliger des Zisterzienserordens verehrt.

    In der Gründungskolonie aus Schönau war Berthold dabei. Er schrieb die Biographie der Heiligen Hildegund von Schönau, mit der er zusammen Novize war. (Siehe Mei Büchle Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald)

    Zwischen  1196 und 1211 regierten die drei Äbte Enzmann , Erkinbert  und Walther, wobei die genauen  Lebens-und Regierungszeiten nicht zu ermitteln sind.

    Am 18. Mai 1204  nahm Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Bebenhausen in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. “ Papst Innozenz III. nimmt das Kloster Bebenhausen in seinen Schutz, bestätigt ihm den Besitz seiner Güter am Klosterort selbst sowie zu Eck (Egge, OA Tübingen), Aglishardt (Adellungshart), Weil im Schönbuch (Wile), Altdorf (Aledorf), Zuffenhausen (nicht Offenhausen), Ittingshausen (Uttingshusen), Vesperweiler (Vesperwile), Hochdorf und Walddorf (Waltorf) und erteilt demselben verschiedene Privilegien.” (A 474 U 7, Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv Stuttgart). Mit dieser Urkunde wurde Kloster Bebenhausen wie alle Zisterzienserklöster dem Papst unterstellt und ist damit exemt.

    Die Güteraufstellung zeigt, welch raschen wirtschaftlichen Aufstieg das Kloster in den Jahren nach seiner Gründung nahm. Die Grundlagen für den Klosterbesitz wurden sicher schon in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts und im 13. Jahrhundert gelegt.

    Das schaffte auch die wirtschaftliche Potenz  für  den weiteren Ausbau der Kirche und der Klostergebäude,  die unter diesen Äbten stattfand.

    Der Besitz kam durch Schenkungen zusammen und durch Käufe, wobei der Anteil der Käufe höher war als der der Schenkungen. Das lässt darauf schließen, dass dem Kloster erhebliche Geldmengen zur Verfügung standen, die aus dem Verkauf der Überschüsse der landwirtschaftlichen Produktion

    einschließlich Weinbau stammten. Dies wurde überwiegend in den Stadthöfen abgesetzt. s.u. z. B. Stadthof Ulm. Dort beherrschte das Kloster den Weinhandel, zusätzlich begünstigt durch Steuerprivilegien. Auch wurden die Geldmittel gezielt eingesetzt. Besitz wurde abgerundet.

    Besitzschwerpunkte wurden gebildet. Unrentabler Streubesitz wurde abgestoßen.

    Die Wirtschaftskraft Bebenhausens wird illustriert durch die Tatsache, dass Bebenhausen 1275 mit 4 Mark Silber die höchste procuratio, das ist der Kreuzugszehnte, die an Erzbischof Johann von Embrun (1275-1286) an den Collector von allen Benediktinern-und Zisterzienser Klöstern des  Bistums Konstanz

    zu zahlen hatte, so der Eintrag im Liber decimationis S. 172.

    Der Konstanzer Bischof Konrad II. von Tegerfelden (1209 –1233) schenkte dem Kloster die Kapelle von Vesperweiler in der heutigen Gemeinde Waldachtal. Damit wird Abt Ulrich (um 1211)urkundlich nachweisbar. Die Urkunde ist am 12. Oktober 1211 ausgestellt.

    (A 474 U 2191 Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv )

    Auch Ulrichs Nachfolger Abt Bruno  wird urkundlich erwähnt. Er erwirbt vom Konvent von Kloster  Reichenbach eine Mühle in Vesperweiler. In Vesperweiler hatte das Kloster schon Besitz. 1204 bestand dort bereits eine Grangie. Kurz zuvor hat das Kloster vom Konstanzer Bischof die Kapelle in Vesperweiler geschenkt bekommen. In einer von Pfalzgraf Rudolf für das Stift Marchtal ausgestellten Urkunde vom 12 April 1216  ist Abt “Bruno de Bebinhusen “ als Zeuge aufgeführt. (WUB Band III., Nr. 588, Seite 41-43)

    Am 12. März 1229 nimmt Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz. (A 474 U 11  Findbuch A 474 Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Auch der Klosterbesitz, der wieder aufgeführt wird, hat gegenüber der Urkunde von Papst Innozenz III. deutlich zugenommen. Allerdings werden in dieser Urkunde gegenüber der von 1204 nur noch 7, statt 9 Grangien aufgezählt. Es wird auch deutlich unterschieden zwischen grangia und “possessiones” .Grangien waren mit Konversen eigenbewirtschaftete Güter, während possessiones mit einem Leihevertrag an Laien ausgegeben wurden, Damit setzt in Bebenhausen die Pacht früher und vor allem mit stärkerem Gewicht ein, wozu praktisch alle Zisterzienserklöster durch den Rückgang der Konversen bedingt durch das Aufkommen der Bettelorden erst verstärkt ab dem beginnenden 14. Jahrhundert gezwungen waren.

    Erwähnt ist auch Esslingen, wo Bebenhausen bald viel Besitz hat und dort einen Stadthof betrieb.

    Kaiser Friedrich II. (1212-1250) befreite das Kloster im April 1232 in Esslingen für alle seine Güter, die ihm jetzt und in Zukunft gehören, von allen Abgaben. (WUB Band III., Nr. 811, Seite 306)

    In der Webergasse in Esslingen wurde ein Steinhaus errichtet, das 1257 erstmals notiert wurde. Der Esslinger Pfleghof war zunächst mal Absteigeplatz und Ruheort für Bebenhäuser Mönche und Äbte, die sich zu Verhandlungen mit Fürsten in der Reichsstadt trafen.

    Dann hatte er wie alle Pfleghöfe des Kloster wichtige wirtschaftliche Funktionen.Er wurde als  Lagerplatz und Handelsplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse, vor allem Wein und Getreide, genutzt. Im Pfleghof wurden außerdem die Steuerabgaben gesammelt, meist in Naturalien, die dem Kloster Steuerpflichtige dort abzugeben hatten. Einen weiteren Stadthof betrieb das Kloster in Weil der Stadt. Am 2. Januar 1291 gestatteten der Schultheiss und der Rat der Stadt Weil der Stadt Kloster Bebenhaus eine Hofstatt zu erwerben und freiten diese. Er befand sich in der Pfarrgasse 9,

    brannte aber beim Großen Stadtbrand von 1648 ab. In Tübingen hatte Kloster Bebenhausen um 1320 sogar 4 Pfleghöfe, was sich natürlich auch durch die unmittelbare Nachbarschaft erklärt. Um 1294 verkaufte Graf Eberhard I., genannt der Schärer(+1304)kurz hintereinander eine Reihe seiner Besitzungen an das Kloster Bebenhausen. Er scheint in einer ziemlich prekären Finanzlage gewesen zu sein. Am 13. Januar 1294 verkauft er das Patronatsrecht  der Tübinger Kirche, seinen Fronhof, Weinberge mit Kelter. als Verkaufsgrund wird in der Urkunde ausdrücklich wegen Schulden angegeben.  (  A 474 U 2044

    Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Am Schluss hatte es zwischen 1301/02 zeitweilig die Herrschaft über die ganze Stadt, die Burg und das Amt inne. Der 1294 erworbene Fronhof befand sich an der Stelle der heutigen Münzgasse 22. Als Graf Eberhard im Bart (1457-1496) 1477

    die Universität Tübingen gründete, wandte er sich wegen des dadurch eingetreten Platzbedarfs an den Abt und Konvent von Bebenhausen mit „ernstlich bitt und begehre“ wegen kostenfreier Abgabe dieses Hofes. Da das Kloster in Tübingen weitere Höfe besaß willigte Abt

    Bernhard Rockenb(a)uch (1471–1493 ) und der Konvent in die Bitte ein. Der Pfleghof in seiner heutigen Gestalt wurde von 1492-1501 anstelle des wohl schon 1342 entstandenen Baus neu errichtet.  Noch vor der Reformation diente der Pfleghof der Bitte Graf Eberhards entsprechend

    als Studentenwohnheim, was er heute immer noch ist.

    In Reutlingen hatte Kloster Bebenhausen ebenfalls einen Pfleghof. 1247 hatte das Kloster das für die Errichtung notwendige Areal erworben. Am 5. März 1267 befreite die Stadt Reutlingen gegen eine jährliche Abgabe von zwei Pfund Heller von jeglicher Steuer und Leistung für alle seine Güter in der Stadt, verbot aber eine Vermehrung von  Grundbesitz in Reutlingen. (H 14 Nr. 24, Heft 23, S. 32 Findbuch 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Nach der Reformation wurde der Pfleghof 1535 verkauft und 1594 abgerissen.

    Am 28. August 1292 kaufte Kloster Bebenhausen einen Hof in Ulm (Band X., Nr. 4277, Seite 62). Am 19. Dezember 1292 schenkte Heinrich II. Markgraf von Burgau (1242-1293) Kloster Bebenhausen eine Hof hinter der St. Georgskapelle. (WUB Band X., Nr. 4303, Seite 86-87)

    Dort errichteten die Mönche ihren Pfleghof und betrieben dort und von dort aus ihren Weinhandel. Sie beherrschten den Weinhandel in Ulm zumal sie dank Steuerprivilegien ihren Wein steuerfrei verkaufen konnten. Ihre Weinberge waren um Tübingen und Esslingen herum.

    Am 10. Dezember 1296 stellte der deutsche König Adolf von Nassau (1292-1298) Kloster Bebenhausen folgende Urkunde aus: “nimmt abt und konvent des (zisterzienser)klosters Bebenhausen zu bürgern der reichsstadt Ulm an und erlaubt ihnen aus besonderer gnade, daß sie von beweglichen gütern, die sie nach Ulm brächten, keine abgaben zu entrichten hätten, daß ihnen dort vielmehr die gleiche freie befugnis zustehen…” (RI VI,2 n. 7888) Auf den Vorteil der Abgabenfreiheit wurde schon hingewiesen. Ulm hatte als Pfleghof noch einen weiteren Vorteil. Es lag am Wasserweg der Donau.

    Der alte Klosterhof in Ulm wurde 1377 im Zusammenhang mit dem Bau des Ulmer Münsters aufgegeben, weil der Platz, wo der Stadthof stand benötigt wurde.

    In Stuttgart hatte Kloster Bebenhausen seit 1299 Besitz. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Besitz erweitert. Am 15. August 1286 freite Graf Eberhard von Württemberg (1279-1325 )die Güter des Klosters in Stuttgart. Außerdem gab er die Erlaubnis zum Bau einer Kelter. (WUB Band IX., Nr. 3564, Seite 97-98). 1457 erwarb das Kloster den späteren Bebenhäuser Hof. Dieser Pflege unterstanden bis zur Reformation die Unterpflegen Weil der Stadt und Esslingen.

    In Leonberg kaufte das Kloster am 12. April 1440  das Steinhaus von den Grafen Ulrich (1433-1441 Graf von Württemberg, danach bis 1480 von Württemberg-Stuttgart) und Ludwig II. von Württemberg (1450-1457). Es war bis 1512 in Klosterbesitz. Von diesem Wirtschaftshof wurden die Abgaben verwaltet,

    die dem Kloster in Leonberg und Umgebung zustanden. Das Steinhaus ist das nachweislich älteste Gebäude der Stadt Leonberg.

    Der Pfleghof in Herrenberg ist nach einer Inschrift vom Kloster 1484 erbaut worden. Auch hier wurden die Abgaben gesammelt und klösterliche Produkte verkauft.

    Das Kloster baute viel Getreide an und verfügte über 16 Mühlen. Aber die Viehwirtschaft spielte ebenfalls eine große Rolle. Das Urbar von 1356 belegt, das ein hoher Anteil des Bodens in den Grangien in Wiesen  bestand, was auf das Gewicht der Viehwirtschaft deutet.

    Die Pferdezucht spielte ebenfalls eine beachtliche Rolle. im 15. Jahrhundert wurde die Schafzucht wichtig. Das entspricht auch der eigentlichen Entwicklung in Württemberg. Um 1500 hatte das Kloster 2000 Schafe, deren Milch in Bebenhausen zu Käse verarbeitet wurde.

    Auf die Rolle des Weinbaus wurde schon hingewiesen. Um Tübingen und Esslingen besaß das Kloster Weinberge. Insgesamt betrieb es rund 20 Keltern.

    Kloster Bebenhausen ist mitten im Schönbuch gelegen. So spielte natürlich die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. Seine Rechte hat sich das Kloster deshalb immer wieder von den Pfalzgrafen von Tübingen und ihren Rechtsnachfolgern den Herzögen von Württemberg bestätigen lassen.

    Eine weitere wichtige Einnahmequelle waren die Zehnten. Überall wo die Pfarreien dem Kloster inkorporiert waren, stand ihm der große Fruchtzehnt oder auch Weinzehnt zu.

    Abt Berthold II. 1245-1262 bekam am 25.März 1255 von König Wilhelm  (1254-1256) alle von den römischen Kaisern und Königen und namentlich die von Friedrich II. verliehenen Rechte, Privilegien und Freiheiten, sowie den
    Besitz in Esslingen und anderswärts bestätigt. {H 51 U 84} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

    Sein Nachfolger Abt Eberhard von Reutlingen (1262-1281) erhielt von König Rudolf von Habsburg (1273-1291) die von Friedrich II. verliehene Steuerfreiheit für die Güter Bebenhausens in Esslingen bestätigt. {H 51 U 90} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

    Friedrich war von 1281-1299 war  in Bebenhausen, wurde dann als Abt nach Schönau postuliert. Die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch heftige Fehden, bei denen auf der einen Seite die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von Hohenberg, die Rudolf von Habsburg unterstützten und auf der anderen Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) standen.

    Zwar hat Bebenhausen sicherlich nicht in die Fehden eingegriffen. Aber die Auseinandersetzungen waren gefährlich für das Kloster, auch weil es einen großen Besitz in und um Stuttgart hatte. Rudolf von Habsburg hatte 1286 Stuttgart belagert, seine Mauern geschleift und 1287 fast

    alle festen Plätze um Stuttgart genommen und zerstört. Die Folgen spiegeln sich auch in den Papsturkunden für das Kloster wider.

     

    WUB Band IV., Nr. 1086, Seite 149-150., ausgestellt am 28. Januar 1247. In dieser Urkunde geht es um die Inkorporation der Kirche in Geisnang durch den päpstlichen Legaten Philipp  Fontana, Bischof von Ferrara (1239-1250)Aber Philipp erwähnt in dieser Urkunde auch die Schädigungen in

    diesen Kriegszeiten. In der Urkunde {H 14 Nr. 16, S. 23} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart, ausgestellt am 15. Mai 1291 durch Papst Nikolaus IV. (1288-1292) beauftragt dieser den Dekan des Dreifaltigkeitsstifts in Speyer dem Kloster Bebenhausen entfremdete Güter

    wieder zurückzubringen. Konkreter Anlass dürfte gewesen  sein,  dass Graf Gottfried von Böblingen-Tübingen (+1316) am 5. August 1280 die Sakristei des Klosters geplündert hatte, aber auch die Kämpfe aus dem Jahr 1286/87.

    Abt Friedrich bekam auch kurz hintereinander päpstliche Bestätigungen der verliehenen Freiheiten und Immunitäten . Am 13. April 1295 (A 474 U 15) und am 26. März 1297 A 474 U 15, beide von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303)

    In Friedrichs Amtszeit fällt auch die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Ulm durch Adolf von Nassau (s.o.) Adolf war möglicherweise auch der Grund, dass Friedrich als Abt nach Schönau berufen wurde. Er war möglicherweise Anhänger von Adolf. Die Tübinger Pfalzgrafen hatten

    sich aber dem Habsburger Albrecht angeschlossen. So wurde Friedrich aus der Schusslinie genommen. Er kehrte allerdings nach 1 1/2 Jahren auf den Bebenhausener Abtsstuhl zurück. In seiner Amtszeit erreichte Bebenhausen mit 60 Mönchen und 130 Konversen den bisherigen Personalhöchststand.

    Abt Friedrich hatte zwei Amtszeiten und zwar 1281-1289 und mit kurzer Unterbrechung wieder von 1300 bis Januar 1303. Erst mal urkundlich als Abt belegt wird er am 8. Dezember 1281, in einer Urkunde, in der Graf Eberhard den Verkauf von Gütern und Rechten durch Reinhard von Berg an das Kloster Bebenhausen bestätigt. (WUB Band VIII., Nr. 3094, Seite 313-314) Abt Friedrich hatte in seiner gesamten Amtszeit eine umfangreiche und geplante Politik des Besitzerwerbes. In den Grangien Aglishardt und Geisnang konnte er den letzten Fremdbesitz übernehmen. Sie waren jetzt völlig im Besitz von Bebenhausen. Im Neckartal, im Strohgäu sowie am Rande des Schönbuchs und im Ammertal weitete er den Besitz gezielt aus. Er wandte sich aber auch  den Städten zu. Das wurden einmal Sammelpunke für die Produkte aus den dortigen Klosterbesitzungen aber eben auch Marktorte für Absatz und Handel mit Klosterprodukten.In Stuttgart erwarb er Steuerfreiheit und Kelterrecht, in Weil der Stadt, Heimsheim und Brackenheim Besitz.

    In seine Amtszeit fallen zwei päpstlich Inschutznahmen und Bestätigung der Privilegien des Kloster. Am 8. März 1299 nahm Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. A 474 U 11 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart

    Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) stellte am 13.April 1295 ebenfalls eine Schutzurkunde für Bebenhausen aus und bestätigte alle vom päpstlichen Stuhl, Königen und Fürsten verliehenen Freiheiten und Immunitäten. A 474 U 15 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

    Als Abt Friedrich nach Schönau postuliert wurde, wurde Lupold Abt (1299-1300). Er stammte aus Esslingen und war der Bruder von Ulrich, der nach Friedrichs Resignation als Nachfolger gewählt. Beide gehörten der Esslinger Oberschicht an. Lupold starb aber schon bald nach seiner Wahl.

    Abt Friedrich resignierte 1303. Auf ihn folgte Ulrich (1303- 1320). Seine Amtszeit war noch stärker durch die Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Württemberg und dem Reich geprägt (s.o.) Der Konvent wurde zweimal vertrieben, das erste Mal wohl 1306, das zweite Mal

    nach 1310. Der Klosterbesitz wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der Mönche sank von 80 auf die Hälfte. Bei den Konversen sank die Zahl auf einen geringen Rest. Neuer Besitz konnte in dieser Zeit nicht mehr erworben werden. Das Kloster war sogar zu Notverkäufen

    gezwungen.

    1310  trat Graf Gottfried von Tübingen als Feldhauptmann in den Dienst der Reichsstadt Esslingen. Er war überschuldet und schon zwischen 1304 und 1306 war abzusehen, dass er seine Schulden beim Kloster in absehbarer Zeit nicht mehr abtragen konnte. Wie ausgeführt stammte Abt Ulrich aus der Esslinger Führerschicht. Das erleichterte es, dass die Stadt Esslingen die Schulden des Grafen beim Kloster übernahm. Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 474 U 707

    Abt Ulrich baute die Abtresidenz südlich der Infirmarie. Er starb am 6. Februar 1320 und wurde neben seinem Bruder bestattet.

    Sein Nachfolger wurde Konrad von Lustnau (1320-1353). Die Familie von Lustnau war eine Ministerialenfamilie der Pfalzgrafen von Tübingen.

    Abt Konrads Amtszeit war geprägt durch eine reiche Bautätigkeit. Gebaut wurde1335  das große Refektorium, das spätere Sommerrefektorium, das große gotische Fenster im Chor der Kirche, weitere Abteigebäude neben der Krankenkapelle, ein Glockenturm für die Kirche sowie eine Kapelle

    am Mönchsfriedhof, die auch Grabkapelle des Abts war. Die reiche Bautätigkeit führte aber dazu, dass auch verkauft werden musste, so 1323 Stockach, heute ein Ortsteil von Gomaringen. Es wurde mit allen Rechten für 200 Pfund Heller an Friedrich von Gomaringen verkauft. A 474 U 1950

    Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Das Kloster musste auch Geld aufnehmen, auch beim Bischof von Konstanz. Das war zu derzeit Rudolf III. von Montfort ( 1322-1334).

    Am 19. Oktober 1335 bestätigte Papst Benedikt XII. (1334—1342) “dem Kloster Bebenhausen alle ihm vom päpstlichen Stuhl, Königen, Fürsten sowie sonstigen Gläubigen verliehenen Freiheiten, Indulgenzen, Immunitäten, Exemtionen.” (A 474 U 23)

    Die Pfalzgrafen von Tübingen hatten Stadt und Burg an Kloster Bebenhausen verpfändet. Am 5. Dezember 1342 verkauften die Brüder Gottfried (+1369)und Wilhelm(+1357) Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen Ulrich von Württemberg (1325-1344) und dessen Söhne Eberhard der Greiner (1344-1392)

    und Ulrich IV. (1344-1362) Burg und Stadt Tübingen für 20.000 Pfund Heller. Sie behielten sich nur die Hundslege im Kloster Bebenhausen vor und die Jagdrechte im Schönbuch. {A 409 Bü 4, Bl. 51} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

    Den Übergang an Württemberg konnte Abt Konrad nicht verhindern. Das hätte wohl auch die Finanzmittel des Klosters überschritten. Am 14. März 1343 nahmen die neuen Tübinger Herren Kloster Bebenhausen in ihren Schutz und bewilligten die Fortdauer seiner Vorrechte.

    Darüber gibt es im Staatsarchiv drei Urkunden alle mit demselben Datum nur einer anderen Endnummer. A 474 U 2075 (also 75,76 und 77). Kurz danach erhielt das Kloster von den Tübinger Pfalzgrafen eine Restschuld von 2.534 Pfund Heller erstattet.

    (das entspricht etwa 53.000 € heutige Währung)

    1344 konnte das Kloster die Hundslege für die Klostergüter erwerben, nicht aber für das Kloster selbst. Hundslege bedeutete die Verpflichtung, die herrschaftlichen Jagdhunde zu halten, was durchaus kostspielig war.

    Kaiser Karl IV. (1355-1378) bestätigte “alle von seinen Vorfahren am Reich dem Kloster Bebenhausen verliehenen Gnaden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe, insbesondere auch hinsichtlich des Klosters Rechte und Güter zu Esslingen, Reutlingen und Tübingen, desgleichen des Waldes Schönbuch (Schaynbuch) und der bei der Burg Harteneck (Horting, Hartneck) gelegenen Mühle.” (H 51 U 502 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

    Abt Konrad konnte eine Reihe von Kirchen inkorporieren, was meist mit der durch den Städtekrieg verursachte Notlage des Klosters begründet wurde. So wurden 1325 Pfarreien Tübingen, Oberkirch und Altingen inkorporiert, 1327 Lustnau und Entringen und schließlich

    1347 Echterdingen, Plieningen und Weil im Schönbuch.  Weil im Schönbuch und Plieningen wurden durch Papst Clemens VI. (1342-1352) inkorporiert (Urkunde A 474 U 2291 vom  12. September 1347)

    Abt Konrad starb am 8. Dezember 1353. Er wurde in der Marienkapelle am Friedhof beigesetzt, die er errichtet hatte.

    Heinrich aus Rottenburg (1353 bis ca. 1356) wurde zwar als Konrads Nachfolger gewählt. Wegen schlechten Lebenswandel und hoher Verschuldung wurde er aber mit seinen Anhängern vertrieben. In der offiziellen Äbteliste wird er nicht gezählt.

    Der 18. Abt ist demnach Werner von Gomaringen  (ca. 1356-1393. Er stammte aus der niederadligen Familie der Herren von Gomaringen, an die sein Vorgänger Konrad das Dorf Stockach verkauft hatte. (s.o.)

    In seiner Amtszeit verlor Kloster Bebenhausen zwar 1377 seinen wichtigen Besitz in Ulm wegen des dortigen Münsterbaus (s.o.). Er begann aber mit der planmäßigen Konzentration des Klosterbesitzes in der näheren Umgebung des Klosters. Das wurde auch möglich durch

    seine Familienbeziehungen. Das Kloster übernahm die Schulden seiner Vettern Burkhard und Eberhard  und übernahm dafür einen großen Teil von deren Besitz im Steinlachtal.

    Am 17. Dezember 1362 bestätigte Papst Urban V. (1362-1370) die von dem Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357-1383) vorgenommene Inkorporation der Kirche von Bondorf.( A 474 U 359)Abt Werner starb am 30. September 1393. Er wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

    Auf ihn folgte sein jüngerer Bruder  Peter von Gomaringen (1393- 1412). Er betrieb dieselbe Erwerbspolitik wie sein Bruder. Er stieß ungünstig gelegene Besitzungen ab. Dafür erwarb er Besitzungen in der Nähe seines Klosters oder dessen Grangien.

    Der wichtigste Erwerb in seiner Regierungszeit war Schloss Roseck mit der Vogtei und allem Zubehör in Unterjesingen. Das war eine ursprünglich pfalzgräfische Burg, die nach 1350 in den Besitz des Burkhard von Hölstein gelangte. Dieser verkaufte sie zusammen mit dem

    Dorf Unterjesingen  am 28. Oktober 1410 für 2500 Gulden an das Kloster Bebenhausen. A 474 U 1879 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

    Die Pflege Roseck wurde danach zu einem der bedeutendsten Stützpunkte der Klosterherrschaft ausgebaut.

    Abt Peter  verfolgte Inkorporationen planmäßig. Die erste Kirche wurde am 25. März 1395 in korporiert. Laut Urkundentext der

    Inkorporation hatte Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) Kloster Bebenhausen die Kirche geschenkt  als Entschuldigung  für die Beschädigungen, die das Kloster in den letzten Kriegen durch ihn selbst und anderes Kriegsvolk erlitten hatte. (A 474 U 1355)

    Es folgten die Kirchen zu Altdorf, Kirchentellinsfurt und Kornwestheim 1401 sowie der Bernhardskapelle im Reutlinger Klosterhof und der Kirche in Pflugfelden im gleichen Jahr. (A 474 U 180 und A 474 U 1658)

    Von 1407 bis 1409 ließ Abt Peter über der Vierung der Klosterkirche durch den Laienbruder Peter aus Salem einen reichverzierten Glockenturm schaffen.

    Das schaffte zwar Probleme, die bis ins Generalkapitel hineinreichten. Denn die Zisterzienser hatten bei ihren Kirchen nur (hölzerne) Dachreiter erlaubt.

    Abt Peter starb am 14. Januar 1412 und wurde im Kapitelsaal beigesetzt.

    Nachfolger wurde Heinrich von Hailfingen 1412- 1432. Er hielt die Linie seiner Vorgänger bei. Er verkaufte ebenfalls entfernten Streubesitz und tätigte Käufe in Klosternähe oder in der Nähe der Grangien. Auch kaufte er oft Besitz von adligen Verwandten.

    Sein wichtigster Erwerb war Ofterdingen. Er kaufte das Dorf 1417 von Jakob von Dusslingen.

    Abt Heinrich scheint  auch im Orden selbst großer Wertschätzung genossen zu haben. 1413 gewährt ihm das Generalkapitel das Recht, einen Beichtvater, der ihn von allen Sünden und Sentenzen los  sprechen könne, zu wählen, und zugleich die Vollmacht, in gleicher Weise seine Untergebenen zu absolvieren. Vom Generalkapitel wurde er mehrfach beauftragt, Güterverkäufe bei mehreren Klöstern des Ordens zu überprüfen. In Arnsburg sollte er 1422 innerklösterliche Zustände überprüfen. Im selben Jahr war er als Schlichter bei Streitigkeiten zwischen Kloster Schönau und dem Nonnenkloster

    Billigheim tätig. Er führte 1427 die Reform in Kloster Eußerthal und 1430 in Kloster Lichtental durch.

    Abt Heinrich war auch auf dem Konzil von Konstanz anwesend. (Joseph RIEGEL, Die Teilnehmerlisten des Konstanzer Konzils. Phil. Diss. Freiburg 1916, s. 71)

    König Sigismund (1411-  Kaiser ab 1433-1437) war natürlich auf dem Konzil von Konstanz, das ja auf seine Initiative zu Stande gekommen war. Am 25. Januar 1415 stellte er Kloster Bebenhausen eine Urkunde aus, in der er dem Kloster alle von seinen Vorfahren

    “verliehenen Guarden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe” bestätigte. {H 51 U 1209}. Ebenfalls am 25. Januar stellte er eine weitere Urkunde an die Bürger von Esslingen aus. Hierin bestätigte er die dem Kloster für Esslingen verliehenen Rechte und gebot,

    dass das Kloster nicht mit neuen Satzungen, Steuern und Geboten beschwert werden solle. H 51 U 1210

    In den Reichsmatrikeln von 1422 war Kloster Bebenhausen verzeichnet und hatte drei Mann zu stellen. Die Reichsbindung und relative Reichsunmittelbarkeit war also gegeben. Die erste Anforderung zur Stellung von Bewaffneten für das Reichsheer erfolgte

    dann auch für die Hussitenkriege, die nach dem Konstanzer Konzil und der am 06.Juli 1415 erfolgten Verbrennung des Jan Hus ab 1419 bis 1436 ausgehend von Böhmen vor allem in Bayern und anderen Grenzregionen zu Böhmen immer wieder für Raubzüge und Heerfahrten sorgten.

    So forderten die 6 Kurfürsten am 1. September 1422 Abt Heinrich auf, “drei Mann mit Gleven” gegen die Hussiten in Böhmen für ein Jahr auszurüsten.( A 474 Bü 11)(Gleve war im Spätmittelalter die kleinste Einheit der Kavallerie und die Reichsmatrikel gaben an, wie viele Gleven

    zu stellen waren). Eine weitere Truppenanforderung stellte Sigismund am 10. Juni 1426. {H 51 U 1281}

    Abt Heinrich scheint  auch beim Konstanzer Bischof Otto III. von Hachberg (1410-1434) in großem Ansehen gestanden zu sein. Bischof Otto scheint in einem Dauerkonflikt mit seinem Domkapitel gestanden zu sein. Das Bistum war hochverschuldet. 1431 verlegte der Bischof seinen Verwaltungssitz

    kurzzeitig nach Schaffhausen. Im Mai 1431 ernannte Bischof Otto den Bebenhausener Abt zum Pfleger des Bistums Konstanz, wozu ihm Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm gratulieren.

    (Regesta episcoporum Constantiensium : Regesten zur geschichte der bischofe von Constanz von Bubulcus bis Thomas Berlower 517-14966, Ladewig Paul 1913. Reg 9372) Am 5. August 1431 will der Bischof “das Bistum dem Abt von Bebenhausen als einem Vikar übergeben”. Das Domkapitel

    aber weigert sich. Abt und Bischof zitieren das Kapitel vor den Hof zu Mainz. Das Kapitel appelliert an Rom. (ebda Regest 9382) Am 20./21 Januar 1432 traf Kardinallegat Julian, der als Schiedsrichter zwischen Bischof und Domkapitel fungierte ,den Abt von Bebenhausen betreffend folgende

    Entscheidung: “4) Die dem abt von Bebenhaasen übertragene Vollmacht , welche anlaß zu diesen meinungsverschiedenheiten gab, soll widerrufen werden und der abt sich in nichts mehr einmischen; und damit in zukunft über die auslegung eines passus in dem oben angeführten vergleiche keine zweifel mehr bestehen, verfügt der kardinallegat daß der bischof keinen bistumsadministrator unter dem titel eines Ökonom zum einzug aller einkünfte oder der geschäftsführung bestellen dürfe und zwar so, daß dieser über die einkünfte keine rechenschaft ablegen, sondern nach aus-
    zahlung einer bestimmten summe an den bischof den rest selbst behalten dürfe; wohl aber soll es dem bischof gestattet sein, ein oder zwei amovible Sachwalter (procuratores) zu bestellen, welche rechenschaft abzulegen und den rest zu erstatten haben. “ (ebda Reg. 9409)

    Der Abt verstarb kurz nach dieser Entscheidung am 31. Juli 1432 und wurde im Kapitelsaal von Bebenhausen bestattet.

    Der nächste Abt Reinhard von Höfingen (1432-1456)  wurde am 6. August 1432 unter Vorsitz des Abtes Konrad IV. (1423-1438)von Schönau und im Beisein von Abt Petrus I. Ochsner (1417–1441) und Abt Heinrich (1425-1449) von Herrenalb gewählt.

    Der Konvent zählte 38 Professen, 1 Novize und 16 Konversen. Der Klosterbesitz blieb nahezu unverändert. Bei der Infirmarie ließ er eine Wärmestube bauen.

    Am 15. November 1434 gestattete Kardinallegat Julian dem Bebenhausener Abt die Nutzung eines Tragaltars (Altare portatile) in seinen Grangien (ebda Reg.9618)Bis ins Spätmittelalter war dies nur Bischöfen oder hohen Geistlichen gestattet.

    Wie seinem Vorgänger gewährte das Generalkapitel auch Abt Reinhard  die freie Wahl eines Beichtvaters und zwar im Jahr 1439. Er starb nach vorheriger Resignation am 23. August 1456 .

    Sein Nachfolger wurde Johannes aus Deckenpfronn (1456-1460). Am 23. 1439 ist er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Das genaue Datum seiner Abtswahl ist nicht bekannt, aber er ist der erste Abt, der als Nichtadliger in Bebenhausen gewählt wurde.

    Er hat nur knapp 4 Jahre regiert. In Stuttgart erwarb er den Gültlinger Hof, der dann zum Pfleghof in Stuttgart ausgebaut wurde.

    Abt Johann starb am 27. Dezember 1460 . Sein Nachfolger wurde Werner Glüttenhart aus Tübingen  (1460-1471). Er wurde unter Leitung des Schönauer Vaterabtes Peter III. (1461–1464) gewählt und im gleichen Jahr vom Generalkapitel bestätigt.

    Größere Besitzerwerbungen tätigte er nicht. Aber am 13. März 1464 konnte Abt Werner mit einer Zahlung von 5000 Gulden erreichen, dass Graf Eberhard von Württemberg (1457-1495) auf das Recht der Gastung und hundslege verzichtete.

    In seiner Regierungszeit gab es eine beachtliche Bautätigkeit. In Tübingen in der Münzgasse ließ er ein Steinhaus errichten, den Tübinger Hof, der dann an die Universität in Tübingen abgetreten wurde, als diese gegründet wurde.

    Im Kloster wurde in das Querschiff der Klosterkirche ein Gewölbe eingezogen. Auch wurde der Südflügel des Kreuzgangs gebaut.

    Am 6. Juni 1471 resignierte Abt Werner vor einer von Generalabt Humbert-Martin de Losne (1462-1476) geführten Visitationskommission und dem Prior der Kartause Güterstein Konrad von Münchingen (1445-1478) wegen Altersgebrechlichkeit.

    Er durfte eine Wohnung im Hause seines Nachfolgers behalten und erhielt eine Rente von 100 Rheinischen Gulden. Er starb am 10. Juli 1473.

    Sein Nachfolger wurde Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt (1471-1493). Er wurde am 6. Juni 1471 unter Vorsitz der Visitationskommission gewählt. Er stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie aus Magstadt.

    Bernhard war der Abt, den das Generalkapitel so oft zu Schlichtungen oder Untersuchungen in anderen Zisterzienserklöstern herangezogen hat wie sonst keinen Abt aus Bebenhausen. Er war 1472 in Herrenalb, 1481 in Eberbach.,

    1489 in Baumgarten, Otterbach und Maulbronn und 1491 in Schönau tätig. Außerdem wirkte er 1481 bei der Reform der Frauenklöster Altmünster und St. Agnes in Mainz mit und dann 1489 in Günterstal und danach Rottenmünster.

    Aber natürlich war er auch für seine eigene Abtei im Einsatz. Er sicherte den klösterlichen Besitz. Er hat wohl ein großes Gewicht auf den Erwerb von Renten und Zehnten gelegt. Auch als Bauherr war er tätig. Unter ihm wurde der Neubau des Kreuzgangs des Südflügels abgeschlossen.

    Zwischen 1471 und 1496 wurden die übrigen teile des Kreuzgangs gebaut und ab 1471 wurde mir dem Einbau des Winterrefektoriums begonnen, der dann 1513 abgeschlossen war. Aber auch in Tübingen, dort wurde nach der Abtretung des bisherigen Pfleghofs in der Münzgasse

    an die Universität mit dem Bau des neuen Pfleghofs am Österberg begonnen. Auf den übrigen Pfleghöfen und in inkorporierten Kirchen wurde gebaut.

    Dann war Abt Bernhard an den Überlegungen zur Gründung der Universität Tübingen beteiligt. Dafür wurde das Chorherrenstift aus Sindelfingen nach Tübingen transferiert und erhielt seinen Sitz an der Tübinger Kirche, die ja dem Kloster inkorporiert war.

    Der Bebenhausener Abt führte die Liste der Zeugen an in der päpstlichen Bulle vom 13.November 1476 von Papst Sixtus IV. (1471-1484), die die Errichtung der Universität Tübingen betraf. (Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen aus den Jahren 1476 bis 1550 S. 11)

    Auch politisch war er tätig. Er hat erstmals an den Landtagen und Prälatentagen der Grafschaft Württemberg teilgenommen.

    Abt Bernhard starb am 11. Mai 1493.

    Sein Nachfolger wurde Johannes von Friedingen (1493-1534) aus dem niederadligen Geschlecht der Herren von Friedingen. Sein Vater gehörte der württembergischen Ministerialität an. Er lässt sich 1451 und 1463 als württembergischer Rat nachweisen.

    Johannes absolvierte gefördert von Abt Bernhard ein Studium an der Universität Heidelberg, wo er am 27. April 1478 immatrikuliert wurde. Er stand in Kontakt mit dem Bebenhausener Mönch Michael Textoris aus Sindelfingen, der ab 1471 in Heidelberg studierte, wohl auch gefördert

    von Abt Bernhard und vor der Jahreswende 1482/83 Prior in Bebenhausen und bleibt dies bis 1488 und wird dann nochmals von 1493- 1500 als Prior in Bebenhausen genannt. Johannes studierte wohl zwischenzeitlich auch in Tübingen.

    Als akademischer Grad wurde ihm “liberalium artium determinator” zugesprochen. Er war wohl zeitweilig auch als Lehrer in Heidelberg eingesetzt.

    Am 05. Juni 1493 wurde er unter Vorsitz des Schönauer Vaterabtes Nikolaus I. von Neidenstein (1491–1501) und im Beisein der Äbte Johannes I. Stantenat (1471–1494) von Salem, Johannes VI. Burrus (1491-1503) von Maulbronn und Bartholomäus (1485-1509) von Herrenalb zum

    Bebenhausener Abt gewählt. Die Abtsweihe am 25. August 1493 war ebenfalls ein großes Ereignis. Sie wurde dem neuen Abt vom Konstanzer Weihbischof Daniel Zehender (1473-1500) erteilt. Anwesend waren auch die Äbte Georg II. Fischer (1474-1515) von Zwiefalten und

    Blasius Scheltrup  (1484–1503) Hirsau. Ebenfalls anwesend war Graf Eberhard im Bart mit  Ulrich dem Sohn seines Cousins Heinrichs von Württemberg, dessen Vormund er war. Ulrich hieß da noch Ytal Heinrich und war am Hofe Eberhards erzogen worden.

    Bei der Abtsweihe wurde der junge Graf auf den Namen Ulrich getauft, der spätere Herzog Ulrich von Württemberg. Außerdem wurde ihm die Firmung gespendet. Die Äbte von Bebenhausen und von Hirsau waren die Firmpaten.

    Am 14. September 1493 betätigte das Generalkapitel die Wahl. Am 25. April 1494 wurde Kloster Bebenhausen visitiert. Das Kloster zählte 56 Chormönche, 6 Chornovizen und 4 Laienbrüder.

    Am 13. Januar  1494 verlieh Papst Alexander VI. (1492-1503) Abt Johannes das Recht, Inful Ring und andere Pontifikalkleidung zu tragen so wie niedere Weihen zu erteilen. (A 474 U 34)

    Im Orden war Friedrich gleich nach seiner Wahl immer wieder zu Visitationen, Schlichtungen und Untersuchungen herangezogen worden.

    1495 wurde Graf Eberhard zum Herzog von Württemberg erhoben. Abt Johannes schenkte ihm aus diesem Anlass  einen goldenen Becher mit dem Wappen von Bebenhausen und Friedingen.

    Graf Eberhard im Bart hatte schon früh versucht, seinen jüngeren gleichnamigen Vetter entgegen der Versprechungen des Münsinger Vertrags von 1482 und Esslinger Vertrag 1492

    auf eine zukünftige Herrschaft in ganz Württemberg auf das Nachfolgerecht in seiner Herrschaft auf den alten Stuttgarter Landesteil zu begrenzen. Dazu wurde ein Regierungsrat der gesamtwürttembergischen Landstände (1489 und Esslinger Vertrag 1492)

    eingerichtet. In dieses “Regiment” für seinen Vetter und späteren Nachfolger Herzog Eberhard II. (1496-1498) hatte  Eberhard im Bart Abt Johannes berufen. Die Arbeit des Abtes im Regiment scheint durchaus gewürdigt worden zu sein. So schenkte ihm die Stadt

    Schwäbisch Hall 1496 ein Kruzifix für das der Goldschmied 8 Gulden 5 Schilling erhalten hatte. Das sind etwa 1.151 €,  die Kaufkraft in dieser Zeit dürfte allerdings bei etwa 3450 € gelegen sein, ein durchaus wertvolles Geschenk also (Walther BUDER, Beiträge zur Baugeschichte des Chors der Michaelskirche in Hall (WürttVjhhLdG NF 31. 1922-1924 S. 195). Abt Johannes hat eine beachtliche Rolle in der Landespolitik gespielt. Er war im Regiment auch bei der Absetzung von Herzog Eberhard II. 1498 tätig. Von 1498 bis 1503 führte der Regimentsrat die Regierung für den minderjährigen Herzog Ulrich. Er setzte sich aus 4 Prälaten, 4 Edelleuten und 4 Städtevertretern zusammen. Er übte sein Amt zusammen mit dem Zwiefaltener Abt Georg Fischer aus. Es war wohl ziemlich zeitaufwendig gewesen zu sein, denn einer von beiden Äbten musste ständig in Stuttgart sein.

    So hatte Abt Johannes 1499 um Dispens zum Besuch des Generalkapitels gebeten und diese auch erhalten.

    Kaiser Maximilian (1496-1519) übernachtete am 30. Mai 1498 in Kloster Bebenhausen. Das war sicher ein Höhepunkt in der Regierungszeit von Abt Johannes. Der Kaiser befand sich auf der Reise von Ulm zum Reichstag nach Freiburg. Er kam von Reutlingen. Dort hatte er

    den unfähigen württembergischen Herzog Eberhard II. abgesetzt. Er kam zweifellos gezielt zu einem politischen  Gespräch mit Abt Johannes nach Bebenhausen. Die Rolle von Abt Johannes war auch am Kaiserhof bekannt.

    Als herzog Ulrich 1503 die Regierungsgeschäfte übernahm, zog sich Abt Johannes mehr und mehr zurück. Eine gewisse Distanz zeigt sich schon in der Tatsache, dass Abt Georg aus Zwiefalten und er 1503 zu verhindern suchten, dass die Landschaft Herzog Ulrich bei der

    Regierungsübernahme 6000 Gulden verehrte. Ein Konflikt zeigte sich auch bei der strittigen Abtswahl 1504 in Maulbronn. Dort wurde Johanes V. Riescher zwar am 4. September gewählt. Aber Ulrich erkannte ihn nicht an, so dass Johannes am 21. Oktober resignierte.

    Mit Michael Scholl wurde dann am 21. Oktober 1504 in Maulbronn ein neuer Abt gewählt.

    Abt Johannes trat dann nur noch bei zeremoniellen Anlässen in der Umgebung von Herzog Ulrich auf, so bei der Trauerfeier für Herzog Albrecht IV. von Bayern, den Vater von Sabine, die Ulrich 1511 heiratete. Bei der Hochzeit am 2. März 1511 in Stuttgart war der Abt

    ebenfalls anwesend. Als Herzog Ulrich 1519 aus Württemberg vertrieben wurde, erschien Abt Johannes sofort wieder in den Quellen. Er siegelte den Landtagsabschied vom 11. März 1520 für die Prälaten, wo der Tübinger Vertrag in wesentlichen Grundzügen bestätigt wurde.

    Der Schwäbische Bund hatte Württemberg zur Finanzierung der Kriegskosten an Habsburg verkauft. Karl V. (1519-1556) trat Württemberg an seinen Bruder Erzherzog Ferdinand (ab 1521 Erzherzog von Österreich und Herrscher in den Erblanden). Dieser zog am am 23. Mai 1522

    feierlich in Stuttgart ein und natürlich war Abt Johannes in vollem Ornat dabei. So lange Österreich württembergisch war, also bis zur Wiedereroberung des Landes, hatten die Landstände eine starke Stellung im Land. Die Prälaten und damit Abt Johannes spielten eine wichtige

    Rolle im Landtag. Die Mitwirkung der Prälaten im Landtag ist bis 1534 immer wieder belegt. Er war auch auf den Landtagen des Jahres 1525 dabei. Das war das Jahr des Bauernkrieges, bei dem Kloster Bebenhausen großen Schaden erlitt.

    Am 24. April überfielen aufständische Bauern aus dem Gäu unter Führung von Leonhard Schwarz aus Dagersheim, heute ein Ortsteil von Böblingen, verstärkt durch den Schwarzwälder Haufen Kloster Hirsau und plünderten es. Das Kloster bezifferte den Schaden auf  1600 Gulden,

    das sind knapp 230.000 €. Sie zogen weiter nach Calw und forderten die Stadt auf, sich ihnen anzuschließen, wurden aber abgewiesen. Dann fielen sie in Bebenhausen ein und kamen dort am 1. Mai an. Die Zimmersche Chronik sagt, dass sie dort acht Tage lang “mit Fressen und Saufen” hausten.

    Abt Johannes berichtet, dass Leonhard aus Dagersheim mit einem Fähnlein von 50 Mann zurückgeblieben ist. und zieht das Fazit “Das Volk hat viel Schaden getan“ . Im Kloster waren vor allem in der Bibliothek große Schäden angerichtet worden.

    Schäden waren auch in den Klosterdörfern und an einzelnen Klosterhöfen, ganz besonders in Stuttgart entstanden

    Im März 1526  weilte Erzherzog Ferdinand zu Bußübungen im Kloster Bebenhausen. Noch heute erinnert eine Inschrift im Studierzimmer der Klosterbibliothek, auch Ferdinandzimmer genannt, daran. Auch Kaiser Karl V. übernachtete eine Nacht im Kloster Bebenhausen.

    Am 27./28. November 1530 machte er  zusammen mit seinem Bruder  auf dem Weg vom Reichstag in Augsburg zur Königswahl Ferdinands nach Köln in Bebenhausen Station.

    Abt Johannes war nicht nur ein engagierter Politiker. Er war auch der letzte große Bauherr seines Klosters. in seiner Amtszeit wurden der Kreuzgang und das Winterrefektorium fertiggestellt, das Dorment und das Laienrefektorium wurden umgebaut und der„Neue Bau“ für Gäste errichtet.

    Abt Johannes war ein erklärter Gegner der Reformation. Er hielt den Konvent zusammen. Bis 1534 trat nur ein Mönch zum neuen glauben über und heiratete.Abt Johannes starb am 21. Dez. 1534 an einem Schlaganfall. Bei seinem Tode wurde mehr als die Hälfte des Konvents als katholisch bezeichnet und diese Mönche gingen 1535 ins Exil.

    Herzog Ulrich hatte sich schon ab etwa 1523 der Reformation zugewandt. 1527 kam er beim protestantischen hessischen Landgrafen Philipp I.(1518-1567) in Marburg unter. 1531 war Philipp  Mitbegründer des Schmalkaldischen Bundes, einem Verteidigungsbündnis der protestantischen Fürsten

    unter Führung von Kursachsen und Hessen. Im April 1534 zogen Philipp und Ulrich mit einem hessischen Heer nach Württemberg, um gegen Österreich zu kämpfen,unter dessen Statthalterschaft Württemberg ja seit der Vertreibung Ulrichs stand. In Lauffen am Neckar kam es am

    13. Mai 1534 zur Schlacht, die mit der Niederlage der Österreicher endete. Die Niederlage leitete das Ende der österreichischen Statthalterschaft und die Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs in Württemberg ein. Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde Herzog Ulrich

    die Herrschaft in Württemberg wieder zugestanden. Herzog Ulrich begann sofort mit der Einführung der Reformation in Württemberg.

    Abt Johannes erkannte die Gefahr und ging, damals schon 76 Jahre alt,  sofort mit der Barschaft, den Pretiosen, dem Kirchengerät und den Archivalien anscheinend unmittelbar danach zunächst außer Landes, wohl ins nahe österreichische Rottenburg. Aber Herzog Ulrich bewog ihn,

    zurückzukehren.  Herzogliche Kommissare ordneten die sofortige Inventarisierung des Klostergutes an. Diese führte dann bald zur Ablieferung der Kirchengüter und in späteren Jahren zur Säkularisierung der Klöster. Dagegen protestierte er zusammen mit dem Konvent am

    17. Dezember 1534. Aber nur 4 Tage später, am 21.12. 1534 starb er an einem Schlaganfall.

    Ab dem 25. Dezember 1534 sollten auf alle Klosterpfarreien evangelische Pfarrer und Prediger berufen werden, auch in den inkorporierten Pfarreien von Bebenhausen. Die Mönche machten noch den Versuch, einen neuen Abt zu wählen. Aber Ulrich lehnte dies ab.

    Er wollte einen Adligen an die Klosterspitze setzen.mit Hans Schmeltz, der in Tübingen und Wittenberg studiert hatte setzte er eine Lesemeister ein.

    Am 13. Juni 1535 unterschrieben 15 Mönche den damals üblichen Revers und quittierten über ein jährliches Leibgeding von 40 Gulden. 5 Konventuale wurden an der Universität Tübingen immatrikuliert, unter ihnen Johannes Mendlin. Er wurde später Professor für

    Logik und Dialektik. Er war mehrfach auch Dekan der Artistenfakultät sowie 1565 Rektor. Die beim alten Glauben gebliebenen Mönche blieben zunächst im Kloster. Herzog Ulrich hat sich bei einem Besuch wohl um sie bemüht.

    Der Reformator Ambrosius Blarer hat wohl auch mit ihnen verhandelt . Der Plan der Regierung war, die Bebenhäuser Mönche zusammen mit anderen katholisch gebliebenen Mönchen aus dem Lande in ein Sammelkloster mit reformatorischen Predigern und Lesemeistern zu versetzen.

    Dagegen wehrte sie sich erfolgreich. Die Mehrheit ging dann nach Salem. Abt war dort Johannes III. Fischer (1534–1543), der gleichzeitig Ordenskommissar für Oberdeutschland  war.

    Ein Teil der Mönche wurden dann in andere Klöster geschickt, in den Personalmangel herrschte. In Kloster Stams wurde der Reformversuch wichtig, den Bebenhausener Mönche dort auf Veranlassung des Regiments von
    Innsbruck  unternommen hatten, unter ihnen Prior Leonhard Joß , der spätere Abt von Tennenbach  Sebastian Lutz, später Abt in Bebenhausen.

    Im Herbst 1547 fand in Augsburg der Reichstag statt, der dann als “ Genarnischter Reichstag” in die Geschichte einging. 1548 wurde das “Interim” im Juni 1548 mit reichsabschied als Gesetz erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse ordnen, bis

    ein allgemeines Konzil über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche entschieden hätte. § 10 des Abschieds legte fest, dass den  Reichsständen, die bis dato in der Religion keine Veränderung vorgenommen hätten, anbefohlen wird, dies auch künftig zu unterlassen; diejenigen hingegen, die bereits Veränderungen in der Religion vorgenommen hätten, haben nunmehr entweder gänzlich zu den alten Gebräuchen zurückzukehren oder aber das Interim umzusetzen. Mit dem Vertrag von Kaaden hatte Ulrich Württemberg nur als habsburgisches Afterlehen inne. Natürlich wurde

    ein Gutachten erstellt, das die Schriftmäßigkeit ablehnte und Ulrich und bat um Verschonung vom Interim. Dem politischen und militärischen Druck hatte er aber wenig entgegenzusetzen.
    In der Praxis bedeutete dies, dass 300-400 Pfarrer ihrer Stellung verlustig wurden und dass die Klöster restituiert wurden.

    So wählten am 17. November 1547  6 ehemalige Bebenhausener Konventualen Sebastian Lutz zum Abt von Bebenhausen. Damit war er aber noch lange nicht Abt. Erst musste er die Ansprüche des Konstanzer Domprobsts Johann Joachim Schad von Mittelbiberach, der eine päpstliche Exspektanz auf die Abtei erwirkt hatte, abwehren.  Er reiste dann wohl nach Augsburg, wo er sehr schwierige Verhandlungen mit dem Kardinallegaten Girolamo Verallo (Legat von 1445-47), der auf Seite des  Konstanzer Dompropsst Johann Joachim Schad(t) von Mittelbiberach stand, zu führen hatte. Dieser war vom Papst auf Bebenhausen providiert. Allerdings unterstütze Karl V. den gewählten Abt. Dieser forderte am 23. Dezember 1547 auch alle Untertanen des Klosters Bebenhausen auf, alle rückständigen und laufenden Abgaben, Gülten Zinsen usw. an den  “der alten Ordnung gemäß gewählten “ Abt Sebastian Lutz zu zahlen. A 474 U 39.

    Ein weiteres Problem gab es im Orden, denn Abt Sebastian konnte die schuldigen Konfirmationsgebühren nicht bezahlen. Deshalb verweigerte Generalabt  Jean XI. Loysier (1540-1559) ihm ebenso wie dem neuen Maulbronner Abt die Konfirmation. Erst nachdem die vorderösterreichische

    Regierung in Ensisheim sich einschaltete wurde die Wahl am 15. März 1548 . Damit Abt Sebastian aber nach Bebenhausen zurückkehren konnte, musste sowohl mit Kaiser Karl V. als auch mit König Ferdinand I. vor allem aber mit Herzog Ulrich verhandelt werden. Erst

    nach harten Verhandlungen mit diesem konnte Abt Sebastian mit seinem kleinen Konvent wieder in Bebenhausen einziehen.

    Dort war die Kirche teilweise abgebrochen. Um die Kirche herum standen Pferdeställe. Die Räume der Abtei dienten nun dem Herzog. Auch da musste wieder verhandelt werden, dass der Abt dort einziehen konnte. Ebenso musste um die Einkünfte des Klosters gerungen werden.

    Bei der Ausübung der Patronatsrechte und Pfarrbesetzungsrechte blieb der Herzog hart, denn er wollte die Einführung der Reformation nicht gefährden. Die Klosterordnung von Herzog Christoph (1550-1568), der seinem Vater Ulrich nach dessen Tod nachgefolgt war,

    war ein entscheidender Einschnitt für alle restituierten Klöster. Im Passauer Vertrag von 1552 hatte er schon eine Aufhebung des Interims erreichen können. Er erließ eine Reihe umfangreicher “Ordnungen” und organisierte die gesamte Staats- und Kirchenverwaltung neu.

    Die 1547 rekatholisierten Klöster wurden der landesherrlichen Verwaltung unterstellt. Das klösterliche Leben wurde auf die Grundlage des evangelischen Bekenntnisses gestellt. In den Klöstern wurden 13 Klosterschulen mit humanistischen Bildungsidealen eingerichtet.

    sie sollten der Ausbildung theologischen Nachwuchses dienen. In das Kloster Bebenhausen zogen nun 32 evangelische Klosterschüler und zwei Präzeptoren ein.

    Nach alldem scheint Abt Sebastian amtsmüde geworden zu sein. Am 11. Januar 1560 resignierte er. Er behielt Recht und Pflicht der Würde eines Abtes, auch den Sitz in der Landschaft. Er erhielt 500 Gulden jährliche Pension so wie einige Naturalleistungen außerdem

    den Wohnsitz im Tübinger Pfleghof. Er starb am 15. November 1560 und wurde in der Stiftskirche in Tübingen beigesetzt.

    Der größte Teil des katholisch gebliebenen Konvents ging ins Zisterzienserkloster Pairis im Elsass.

    Auf Abt Sebastian  folgte Eberhard Bidenbach als erster evangelischer Abt. Es folgten insgesamt 20 evangelische Äbte bis 1810 (siehe Abtsliste am Ende)

    Die katholische Geschichte des Klosters ist noch nicht ganz zu Ende.

    Im Dreißigjährigen Krieg stand Kaiser Ferdinand (1619-37) nach den Siegen der kaiserlichen und katholischen Truppen zwischen 1618 und 1628 auf dem Höhepunkt seiner Macht.

    Er erließ am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. Damit sollten alle geistlichen Güter, die von Protestanten nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 eingezogen worden waren,

    wieder den Katholischen zugeführt werden. Das hätte bedeutet, dass um die 500 Klöster und ein dutzend Fürstbistümer an die katholische Kirche zurückgegeben hätten werden müssen.

    Einige Bistümer und Klöster wurden zwar zurückgegeben. Aber die Gefahr eines mächtigeren und stärker zentralisierten Reiches provozierten die Gegenspieler der Habsburger zur Invasion, sowohl das protestantische Schweden (1531) als auch das katholische Frankreich (1534).

    Im Herzogtum Württemberg wurden 50 Klöster restitutiert. Schon 1630 musste Kaiser Ferdinand der Überprüfung des Edikts zustimmen und 1635 nach dem Prager Frieden wurde das Edikt für 40 Jahre außer Kraft gesetzt.

    Das Kloster Salem übernahm in Ausführung des Restitutionsedikt die Wiederbesiedlung von Kloster Bebenhausen. Der Prior des Klosters Salem Dr. theol. Joachim Müller führte die kleine Kolonie Salemer Mönche an, die am 8./ 18. September 1630 mit seinen Mitbrüdern unter militärischem

    Schutz  das Kloster wieder bezogen. Er wollte die evangelischen Pfarrer in den inkorporierten Kirchen des Klosters vertreiben, scheiterte damit aber am widerstand der Bevölkerung und vor allem der württembergischen Behörden. Schwierig war es auch, die Einkünfte des Klosters wieder zu sichern.

    Er konnte hier allerdings eine günstige Rechtslage ausnützen. Am 5. September 1631 fand in Frankfurt der “Kompositionstag” statt. Das waren Verhandlungen zwischen den protestierenden und den katholischen Reichsständen wegen des kaiserlichen Restitutionsedikts und der Wiederherstellung des Friedens im deutschen Reich. Die Protestanten verlangten, dass das Restitutionsedikt wieder aufgehoben wurde und das Jahr 1620 zur Norm des rechtmäßigen Besitzes angenommen werden soll. Katholischerseits beharrte man fest auf dem Restitutionsedikt. Da keine Seite nachgab, wurden die Verhandlungen abgebrochen und die Delegationen reisten ab. Im Spätherbst 1631 brach die kaiserliche Macht zusammen. Abt Joachim floh nach Salem. Nach dem Sieg in der Schlacht von Nördlingen am 5.September 1634 reiste Abt Joachim wohl gleich nach Rottenburg. Der Salemer Abt

    Thomas I. Wunn (1615–1647 ) rief Johannes aber wieder nach Salem zurück. Erst am 16. O

    ktober 1634 kehrte Abt Johannes nach Bebenhausen zurück. Kaiser Ferdinand III.(1637-1657) setzte ihn am 22. November 1634 in Bebenhausen als Abt ein.

    Er nahm mehrfach an Reichstagen teil. ab 1641 verschlechterte sich sein Zustand. Er war überwiegend im Pfleghof in Tübingen. Als sich 1648 das Ende von Kloster Bebenhausen abzeichnete, zog er mit seinem Konvent in den Tübinger Pfleghof.

    Als sich 1649 herausstellte, dass eine Rückkehr nach Bebenhausen nicht mehr möglich war, erhielt er das Klostergut Kirchberg, die Sommerresidenz der Salemer Äbte zugewiesen. Schließlich konnte er die Hofmeisterie nicht mehr versorgen.

    Der Salemer Abt setzte ihm 1658 eine jährliche Pension aus. Er starb am 21. Mai 1663.

    Die evangelische Klosterschule bestand bis 1807 und wurde dann mit der Klosterschule Maulbronn vereinigt. Das Kloster wurde säkularisiert. Es war dann Jagdschloss der Württembergischen Landesherren.

    Als König Wilhelm II. von Württemberg 1918 abdankte, zogen er und seine Frau Charlotte sich zunächst  von den Unruhen in Stuttgart nach Bebenhausen zurück. Nach Wilhelms Tod im Oktober 1921 zog Charlotte nach Schloss Bebenhausen, wo sie lebenslanges

    Wohnrecht hatte. Sie starb am 16. Juli 1946.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Bebenhausen Landtag und Landesverfassung des Landes Württemberg-Hohenzollern begründet. Für den Landtag von Württemberg-Hohenzollern wurden Teile der Abtei als Archiv und Depot genutzt.

    Die Kloster-und Schlossanlage wird heute von „Schlösser und Gärten“ im Finanzministerium verwaltet. sie ist für Besucher geöffnet. Im ehemaligen Abtshaus ist die Landesforstdirektion untergebracht. Die Kirche wird von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt.

     

     

    Liste der Äbte des Klosters Bebenhausen

    1. Diepold 1190–1196

    2. Enzmann

    3. Erkinbert

    4. Walther -1211

    5. Ludwig 1211

    6. Bruno 1216

    7. Berthold I. –1223

    8. Konrad 1225, 1228

    9. Hermann ca.1230

    10. Petrus ca.1240/43

    11. Rudolf 1243–

    12. Berthold II. 1245, 1262

    13. Eberhard aus Reutlingen 1266, 1279

    14. Friedrich 1281, -1299

    15. Lupold aus Esslingen 1299–1300

    16. Friedrich (2. Mal) 1300–1303

    17. Ulrich aus Esslingen 1303–1320

    18. Konrad von Lustnau 1320–1353

    19. Heinrich aus Rottenburg am Neckar 1353–ca.1356

    20. Werner von Gomaringen ca.1356–1393

    21. Peter von Gomaringen 1393–1412

    22. Heinrich von Hailfingen 1412–1432

    23. Reinhard von Höfingen 1432–1456

    24. Johannes aus Deckenpfronn 1456–1460

    25. Werner Glüttenhart aus Tübingen 1461–1471

    26. Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt 1471–1493

    27. Johann von Fridingen1493–1534

    Reformation & Augsburger Interim

    28. Sebastian Lutz genannt Hebenstreit, aus Tübingen 1547–1561

    Dreißigjähriger Krieg

    29. Joachim Müller, aus Pfullendorf 1630–1649

    (nach

    Evangelische Äbte der Klosterschule

    Eberhard Bidenbach 1560–1597

    Johannes Stecher 1597–1611

    Andreas Grammer 1611–1612

    Georg Schropp 1612

    Lucas Osiander der Jüngere 1612–1616

    Jakob Hailbronner 1616–1618)

    Johannes Magirus 1619–1626

    Daniel Hitzler 1626–1630

    Heinrich Wieland 1633–1634

    Johann Valentin Andreae 1650–1654

    Johann Jakob Hainlin 1654–1660

    Johann Konrad Zeller 1660–1683

    Josef Kappell 1683–1689

    Johann Andreas Hochstetter 1689–1720

    Christian Hochstetter 1720–1732)

    Christoph Friedrich Stockmaier 1733–1748

    Christoph Friedrich Stockmaier (Sohn) 1748–1782

    Johann Christian Volz  1783

    Georg Gottfried Dapp 1783–180)

    August Friedrich Bök 1807–1810

    (nach wikipedia)


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    22 März 2021

    Kloster Schöntal

                                                                                                                                                                             Die Hauptgebäude des Klosters

    Wolfram von Bebenburg stammte aus der Familie der Ritter von Bebenburg, deren Stammburg die Bebenburg in Bemberg, heute ein Ortsteil von Rot am See. Wolfram nahm am zweiten Kreuzzug

    von 1147 bis 1149 teil. Für den Fall seiner glücklichen Wiederkehr hatte er gelobt, ein Kloster zu stiften. Wolfram von Bebenburgs Frau stammte aus der Familie der von Berlichingen.

    Aus ihrem Besitz stammte das Land im Jagsttal, das zum Grundstock der Stiftung für das Kloster wurde. Das Kloster wurde 1153 als Filialkloster von Kloster Maulbronn in Neusass gegründet.

    Der Maulbronner Vaterabt Diether schickte zwölf Mönche und einen Abt nach Schöntal.Wolfram hatte Land und drei Höfe gestiftet. Die Schenkung scheint aber innerhalb der Familie nicht unumstritten gewesen zu sein.

    Er hatte 4 erwachsene Söhne und eine Tochter, die alle gegen die Schenkung waren. Auch seine Frau scheint nicht einverstanden gewesen zu sein. (Ottmar Friedrich Heinrich Schönhuth, Chronik des Klosters Schönthal aus urkundlichen
    Quellen, Mergentheim 1850, S. 8). Er trat ins neue Kloster als Laienbruder ein und starb1163.
    Er wurde im Kloster Schöntal bestattet.

    Der 1. Abt war Herwick (1157–1172 ) Als Prior kam Heinrich und Großkeller war Bernhard. Wie im Mutterkloster Maulbronn zogen die Mönche kurz nach der Gründung  von Neusass um, weil sich das Gelände als ungünstig erwiesen hatte. Nur wenige Hundert Meter entstand

    die neue Siedlung als Kloster Schöntal im Tal der Jagst.

    Die erste Bestätigung für Kloster Schöntal kommt vom Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg (2. Amtsperiode 1150-1159) im Jahr 1157  Urkunde ohne Monat und Tag B 503 I U 1  Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Hier wird einfach bestätigt,dass Wolfram von Bebenburg das Kloster “Klosters Neusaß (Nvesaze)” gestiftet hat. Im selben Jahr bestätigte Kaiser Friedrich I. (1155-1190)die Gründung und nahm sie in seinen Schutz. (RI IV,2,1 n. 438) In der Urkunde ist allerdings noch vom Kloster Neusaß die Rede. Zeuge der Urkunde ist Bischof Gebhard von Würzburg, in dessen Bistum das neue Kloster ja lag und der mit obiger Urkunde die Stiftung bestätigt hatte.

    Bischof Heinrich von Würzburg (1159 –1165) bestätigte die Stiftung 1163 und seine Besitzungen. Es wurde auch gesagt, dass das frühere Kloster Neusaß jetzt Schöntal geheißen wird.

    Das ist die erste urkundliche Erwähnung des Namens “Schöntal” (WUB Band II., Nr. 381, Seite 145-146)

    Zwei Jahre hintereinander werden von Papst Alexander III.(1159-1181) päpstliche Schutzurkunden ausgestellt.

    Die erste stellte Papst Alexander III. am 8. November 1176 in Anagni aus. (WUB Band II., Nr. 406, Seite 179-180) und Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg  B 503 I U 3 (mit Bild der Urkunde)

    Der Besitz Schöntals wird aufgelistet und unter den Schutz mit aufgenommen. 1176 sind das schon 8 Grangien.

    Schon früher verliehene Begünstigungen werden erweitert.

    Nur ein Jahr später im Dezember 1177 stellt Papst Alexander III. wieder eine Schutzurkunde aus wobei die vorher verliehenen Begünstigungen erweitert werden. (WUB Band II., Nr. 409, Seite 185-186) und B 503 I U 4 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Beide Urkunden sprechen dagegen, dass Abt Herwick schon 1172 starb, wie z.B. wikipedia, wikiwand oder die Biopraphia Cisterciensis alle angeben. Beide bezeichnen Herwick ausdrücklich als Abt von Kloster Schöntal “Dilectis filiis Hardwico abbati monasterii. Die Urkunde wurde aber am 8. November 1176 ausgestellt, die andere im Dezember  1177 Demnach müsste Herwick 1177 noch gelebt haben.

    Sein Nachfolger wurde Heinrich I., der als Prior zusammen mit Herwick aus Kloster Maulbronn nach Schöntal. Er starb im März 1186. auch sein Nachfolger kam noch aus dem Maulbronner Gründungskonvent. Siboto war einer der Laienbrüder, die

    aus Maulbronn gekommen waren. In seiner Regierungszeit bestätigte Bischof Heinrich III. von Berg (1191 –1197) im Jahr 1194 die Schenkung eines Hofes mit allem Zubehör in Gommersdorf, heute ein Ortsteil von Krautheim durch Konrad von Aschhausen.(WUB Band II., Nr. 486, Seite 299-300)

    Bischof Otto I von Lobdeburg (1207-1223) bestätigte diese Schenkung noch einmal (WUB Band III., Nr. 560, Seite 9).

    Abt Siboto starb im April 1200.

    Sein Nachfolger war Albert I. (1200–1216 ), der erste Abt, der nicht aus Maulbronn war. Die Vermögenslage von Kloster Schöntal muss sich schon unter Abt Albert gebessert haben, denn aus dem September 1214 gibt es eine Kaufurkunde über Teile eines Waldes.

    Also muss das Kloster jetzt in der Lage gewesen sein, Käufe zu tätigen.(WUB Band III., Nr. 561, Seite 10. In dieser Urkunde wird Richalm als Prior genannt) Wann genau Abt Albert starb, ist nicht in der Chronik überliefert. Aber 1218 tritt Abt Richalm (1216-1219) in Urkunden auf. 

    WUB Band III., Nr. 622, Seite 89-90. In dieser Urkunde des Würzburger Bischofs Otto wird Richalm als Abt von Schöntal erwähnt. Er stammte aus einer Ministerialenfamilie des Bischofs von Würzburg.

    Ihm zugeordnet wird das “Buch der OffenbarungenBeati Richalmi Abbatis Speciosae Vallis in Franconia Ord. Cister. Revelationes de insidiis & versutiis Daemonum (Buch der Offenbarungen über die Nachstellungen und Tücken des Teufels).

    Es stammt von einem Vertrauten Richalms, der die Auditionen und Visionen des Abtes wörtlich aufzeichnete. Diese Aufzeichnungen wurden von Richalm autorisiert. Der Autor hat wohl nach Richalms Tod einige Ergänzungen hinzugefügt. Es wurde von dem Melker Benediktinermönch

    Bernhard Pez 1721 herausgegeben und stellt heute eine der wichtigsten Quellen zum Dämonen- und Teufelsglauben des christlichen Mittelalters dar.

    Nach der urkundlichen Erwähnung Richalms verliert sich seine Spur. Es ist unklar, ob er zurückgetreten oder gestorben ist.

    Sein Nachfolger wurde Gottfried (1219–1222 ). In seiner Regierungszeit erhielt das Kloster viele Schenkungen. So schenkte der Reichsküchenmeister Heinrich von Rothenburg und seine Frau 4 Jauchert Weingärten in Eselberg und zwei in Berlichingen. Heinrich war der 1. Reichküchenmeister,

    ein Amt das wahrscheinlich 1202 von Philipp von Schwaben eingerichtet worden ist. Es war der erste Verwaltungsbeamte der Hofhaltung.

    Dann tätigte das Kloster zwei Käufe, die Burg Bieringen betreffend. Von den Freiherrn Friedrich von Krautheim kaufte das Kloster für 170 Mark Silber 1222 den halben Teil der Burg Bieringen (WUB Band III., Nr. 661, Seite 137-138)

    Am 1. Februar 1222 bestätigt Papst Honorius III. (1216-1227) dem Kloster Schöntal den Besitz der ihm von Bischof Otto von Würzburg überlassenen Kirche von Bieringen. (WUB  Band III., Nr. 653, Seite 129)

    Abt und Konvent scheinen in dieser Zeit einige Bedrückungen erfahren zu haben. Papst Honorius gebot deshalb dem Mainzer Erzbischof das Kloster vor Gewalt zu schützen.

    “Papst Honorius III. gebietet dem Erzbischof von Mainz und seinen Suffraganen, das Kloster Schöntal vor Gewalttätigkeiten gegen dessen Angehörige, Güter und Rechte durch Verhängung von Kirchenstrafen zu schützen”.( WUB Band III., Nr. 654, Seite 129-130)

    Den Kauf des Gutes Bieringen, den Kloster Schöntal am 10. Juni 1222 tätigte (WUB Band III., Nr. 659, Seite 135)  bestätigte König Heinrich VII. “ König Heinrich VII. bestätigt dem Kloster Schöntal den Kauf des Gutes Bieringen von dem edeln Mann Heinrich von Langenburg und seiner Gemahlin Sophie. 28. April 1225”( WUB Band III., Nr. 690, Seite 169-170)

    Abt Gottfried trat 1220 wahrscheinlich altershalber zurück Auf ihn folgte Johannes I. (1222–1226 )

    Im Mai 1225 erhielt Kloster Schöntal eine kaiserliche Inschutznahme durch Friedrich II.(1194-1250) “Kaiser Friedrich II. nimmt das Kloster Schöntal und dessen Güter, insbesondere die von Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim dahin verkaufte Besitzung in Bieringen, in seinen und des Reiches Schutz. “(WUB Band III., Nr. 659, Seite 135) Foggia, 1225. Mai.

    Auch vom Papst erfolgte dies.(WUB Band III., Nr. 692, Seite 172)”Papst Honorius III. nimmt das Kloster Schöntal samt dessen Besitzungen in seinen Schutz und bestätigt demselben insbesondere die von den edeln Männern Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim und deren Kindern dahin übergebenen Güter.”Tivoli, 1225. Mai 18.

    Eine Befreiung von Dienstpflichten stellte König Heinrich VII. (1222-1235 von Friedrich II. abgesetzt) aus. (WUB Band III., Nr. 716, Seite 198-199) “König Heinrich VII. befreit das Kloster Schöntal von allen ihm und seinen Beamten schuldigen Diensten und Abgaben mit Ausnahme der Verpflichtung, seine durchreisenden Boten zu beherbergen.”Würzburg, 1226. September 7.

    Von 1226-1230 regierte Abt Siegfried. Auf ihn folgte Arnold (1230–1236 ). Auch er konnte den Besitz des Klosters mehren.

    Außerdem erhielt er eine päpstliche Bestätigung von Papst Gregor IX. (1227-1241) (WUB Band III., Nr. 803, Seite 299) “Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen jährlichen Früchtebezug in Bieringen.”Rieti, 1231. Oktober 3.

    Am 5. Januar 1235 erteilte Heinrich VII. Kloster Schöntal eine Abgabenbefreiung für alle ihm zu entrichtenden Abgaben. (WUB Band III., Nr. 861, Seite 359) die Urkunde wurde in Wimpfen ausgestellt.

    Der nächste Abt war Rupert (1236–1238 ) Er erhielt wieder eine päpstliche Besitzbestätigung von Papst Gregor.

    (WUB Band III., Nr. 892, Seite 392-395)”Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen Besitz und dessen sämtliche, schon vorher zuerkannten Begünstigungen”.Viterbo, 1237. Mai 21

    In dieser Urkunde werden 8 Grangien aufgezählt, eine Mühle, Fischteiche und eine Saline in Niedernhall. Auch ein Stadthof in Würzburg wird erwähnt. Das Kloster hat jetzt zwei Besitzschwerpunkte. Einen in der näheren Umgebung des Klosters,

    einen weiteren im Raum Heilbronn, wo es schon seit 1177 begütert ist. In Heilbronn wird 1311 ebenfalls ein Stadthof dazu kommen, wie später auch in Hall und Mergentheim. Der Hof in Mergentheim wurde 1291 erworben. B 503 I U 598 Staatsarchiv Ludwigsburg

    In (Schwäbisch)Hall wird1296 eine Marienkapelle im Schöntaler Hof anlässlich eines Ablasses erstmals urkundlich erwähnt. B 503 I U 446 Staatsarchiv. Ludwigsburg.1362 wurde sie mit reichen Stiftungen begabt von den Senft und Bachenstein, zwei Familien aus Hall.

    (in Die Kunst- und Altertums-Denkmale der Stadt und des Oberamtes Schwäbisch-Hall, Esslingen 1907, S.57)

    In den Grangien wurden Vieh-und Fischzucht betrieben. Auch Wald-und Weinwirtschaft wurden schon seit der Frühzeit des Klosters betrieben. Mühlenwirtschaft spielte auch eine Rolle. Das Kloster hatte umfangreichen Mühlenbesitz und erwarb wohl auch zielstrebig neue Mühlen.

    Dazu kamen Zehntrechte und Gerichtsrechte. Um 1250 waren bereits die Kirchen in Bieringen, Sindringen, Oedheim, Helmbund und Sulzbach inkorporiert. Die Pfründe waren eine stetige Einnahmequelle von Klöstern

    Abt Rupert regierte nur 2 Jahre. Dann folgte Albert II. (1238–1240) Unter ihm konnte der Klosterbesitz in Bieringen weiter abgerundet werden. (WUB Band III., Nr. 910, Seite 412-413)

    Die nächsten beiden Äbte waren Heinrich II. (1240–1248) und Hildebrand (1248–1269) Abt Hildebrand erhielt am 29. April 1268 eine Bestätigung all seiner Privilegien durch Papst Clemens IV.(1265-1268)

    (WUB Band XI., Nr. N5663, Seite 522) Papst Clemens IV. bestätigt dem Kloster Schöntal alle seine Privilegien. Viterbo, 1268. April 29.

    Abt Thomas (1270-1284) war der 14. Abt von Schöntal. Er erhielt zwei wichtige Bestätigungen, eine von Papst Gregor X. (1271-1276) am 3. Mai 1274 in Lyon ausgestellt.

    (WUB Band VII., Nr. 2420, Seite 308 )Papst Gregor X, bestätigt dem Abt und Konvent von Schöntal alle ihrem Kloster von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.

    König Rudolf von Habsburg (1273-1291) erst ein Jahr im Amt, vidimierte, also beglaubigte die von König Heinrich VII. zugestanden Befreiungen und bestätigte sie.

    (WUB Band VII., Nr. 2458, Seite 337) König Rudolf vidimiert und bestätigt dem Kloster Schöntal das Privilegium König Heinrichs (VII.) vom 7. September 1226 hinsichtlich der Befreiung von Diensten und Abgaben unter ausdrücklicher Einschränkung auf vom Kloster erworbene bereits freie Güter. Nürnberg, 1274. November 29.

    Wahrscheinlich schon zu Beginn des Amtsantritts von Abt Thomas hatte sich eine große Schuldenlast entwickelt, die 1282 nicht mehr zu schultern war. Auch die Vaterabtei Maulbronn konnte nicht helfend eingreifen, da sie in dieser Zeit ebenfalls

    von Finanzproblemen geplagt war. Abt in Maulbronn war in dieser Zeit Siegfried II. (1281-1285). Die Schöntaler Mönche wurden auf andere Klöster verteilt, ein Mittel der Krisenbewältigung, dass die Zisterzienser in solchen Fällen einsetzten, wie z. B. 1274 in

    Kloster Bronnbach. Als diese Massnahme nicht fruchtete, wandte sich der Maulbronner Mutterabt an das Kloster Kaisheim. Der dort regierende Abt Trutwin (1266-1287) sprang ein und übernahm die Schöntaler Schulden, die er schon in einem Jahr tilgen konnte.

    Im Gegenzug verzichtete Maulbronn auf seine Paternitätsrechte. Diese gingen an Kaisheim über. Der Generalabt Johannes II. (1266–)1284 bestätigten den Übergang der Vaterrechte

    (WUB Band VIII., Nr. 3172, Seite 362-363) Abt Johann von Citeaux und die Diffinitoren und Äbte des Generalkapitels des Zisterzienserordens bestätigen den Übergang der Vaterrechte an Kloster Schöntal von Maulbronn an Kaisheim.

    Die Urkunde wurde im September 128a in Citeaux erstellt. Diffinitoren sind Vorsteher einer Ordensprovinz. In dieser Urkunde wird gesagt, dass dies im Einverständnis mit Morimond geschieht. Kaisheim mit dem Mutterkloster Lützel war ebenfalls in der Filiation von Morimond wie Maulbronn über das Mutterkloster Neubourg.

    Kurz nach dem Übergang der Vaterrechte an Kaisheim ist Abt Thomas verstorben.

    Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. 1284-1294. die finanzielle Hilfe Kaisheims sowie strenge Visitationen halfen zu einer raschen Gesundung des Klosters.

    Im März 1293 war König Adolf von Nassau (1292-1298) zu Besuch in Kloster Schöntal. Er wurde natürlich aufs beste bewirtet.Das Kloster erhielt die Erneuerung der Abgabenfreiheit, die Heinrich VII. 1225 erteilt hatte (s.o.) um einen Zusatz erweitert:

    “mit dem zusatze, daß nur güter, die von abgaben frei gewesen seien bevor sie das kloster bekommen habe, auch fernerhin steuerfreiheit zu genießen hätten, daß das kloster aber die schon mit steuern belasteten güter nur mit allen ihren lasten übernehmen dürfe.”

    (Adolf RI VI, 2 n 206)

    Der 16. Abt von Schöntal wurde Walchimus von Crailsheim (1295–1304 ). Er stammte aus der Familie der Edlen von Crailsheim und war Keller in Schöntal.

    1296 erhält er und der Kovent von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) alle von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Freiheiten und Privilegien. B 503 I U 20 Staatsarchiv Ludwigsburg

    Es gab noch weitere päpstliche Hilfe. Ob das aber mit der vorigen Schieflage zusammenhängt, geht aus der Papsturkunde nicht hervor.”Papst Bonifatius VIII

    beauftragt den Dekan von Öhringen (Orengeu), das Kloster Schöntal gegen seine Schädiger zu schützen.”(WUB Band XI., Nr. 4963, Seite 17) Rom, 1297. Januar 31.

    Sicherlich hilfreich war die Erneuerung Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg durch den Würzburger Bischof Manegold von Neuenburg (1287-1303), wobei auch diese sicher nicht mit der Schöntaler Situation zusammenhing, denn sie wurde ja für alle

    fränkischen Zisterzienserabteien erstellt.

    “Bischof Mangold von Würzburg erneuert den Zisterzienserklöstern Ebrach, Heilsbronn, Bronnbach, Langheim, Bildhausen, Schöntal ,Himmelspforten und andern desselben Ordens die hergebrachte Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg”

    (WUB Band XI., Nr. 5051, Seite 80-81)Würzburg, 1297. Oktober 8.

    Die finanzielle Notlage von Schöntal hatte sich aber sicher gebessert, denn es konnten schon wieder Käufe getätigt werden wie zum Beispiel eine Mühle in Schweigern

    (WUB Band XI., Nr. 5056, Seite 86) Der Edle Konrad von Boxberg (Bokkesberg) verkauft dem Kloster Schöntal (Scho{e}ntal) seine Mühle in Schweigern (molendinum nostrum situm in Sweigern quod nobis titulo proprietatis attinebat cum omnibus iuribus et attinentiis suis quesitis et inquirendis) um 100 Pfund Heller, verspricht Gewährschaft und leistet die üblichen Verzichte. Mergentheim, 1297. Oktober 30.

    Der Verkauf von Weinbergen dürfte an Kloster Zimmern ist wohl eher als Konsolidierung zu sehen.

    (WUB Band XI., Nr. 5117, Seite 130-131) Abt Walchun und Konvent von Schöntal verkaufen an Kloster Zimmern ihre Weinberge in Ingelfingen und Criesbach. Kaisheim, 1298. April 16.

    Auf Abt Walchimus  folgte Abt Friedrich von Schöntal, der nur von 1304 bis 1305 regierte.

    Walther von Öhringen war von 1305-1317 Abt in Schöntal. Am Anfang seiner Regierungszeit bekam das Kloster  von dem Heilbronner Bürger Konrad Kubel Teile eines Hofs in Heilbronn geschenkt. Das Kloster Oberstenfeld bekam die anderen Teile. 1311 verkauften die Nonnen von Oberstenfeld ihr Anteile an Schöntal, so dass sich der Hof in Heilbronn nun ganz in Schöntaler Besitz befand. Daraus wurde der Schöntaler Pfleghof in der Reichsstadt. 1399 kaufte sich das Kloster für 600 Gulden von allen Steuer- und Dienstpflichten gegenüber der Stadt Heilbronn frei.

    1309 bestätigte König Heinrich VII.(1308-1313, ab 1313 Kaiser) die Urkunde, die der Stauferkönig Heinrich VII. 1226 ausgestellt und die Kaiser Rudolf 1274 auch bestätigt hatte. RI VI,4,1 n. 204

    Zwischen 1315 und 1317 herrschte in ganz Europa eine große Teuerung und Hungersnot. Sintflutartige Regen hatten die Ernten vernichtet. Lange Winter und Überschwemmungen verschärften die Lage. In Europa starben mehrere Millionen Menschen. Erst 1317 normalisierte

    sich die Lage allmählich wieder.

    Abt Walter legte 1318 sein Amt nieder. Auf ihn folgte Abt Konrad I. Nach Heinrich Schönhuth S.66 stammte er aus der Heilbronner Familie Kübel, die den Hof in Heilbronn gestiftet hatte. 1318 schenkte Graf Boppo von Eberstein dem Kloster eine Mühle in Winzenhofen,

    heute ein Ortsteil der Gemeinde Schöntal. Dort hatte das Kloster seit 1237 schon den Heßlingshof, damals unter dem Namen “Hestelingen” eine Schöntaler Grangie. Im Jahr 1319 erwarb Konrad vom Kloster Comburg, das von Schuldenlast zum Verkauf gezwungen war, einen Bauernhof in Westernhausen, heute auch ein Ortsteil von Schöntal. B 503 I U 911  vom 23. Februar 1319 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Abt Konrad resignierte bereits nach einem Jahr wieder zum Jahresende 1319, starb aber erst im Jahr 1321. Sein Nachfolger Albert III. (1320-1321) blieb ebenfalls nur ein Jahr im Amt und resignierte dann. Er konnte den Klosterbesitz um eine weiter Mühle mehren.

    Ludwig von Heineberg schenkte dem Kloster eine Mühle in Merchingen. B 503 I U 582 vom 11. Oktober 1321 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Abt Reinold (1321–1365 ) wurde der Abt mit der bis dahin längsten Regierungszeit in Schöntal. Er konnte zunächst weitere Güter erwerben. Allerdings scheinen sich dann die Verhältnisse wieder etwas ungünstiger entwickelt zu haben.

    “Aus dringender Not” verkaufen Abt und Konvent ihre Güter in Niederhall und die Salzrechte für 300 Pfund an den Erzbischof von Mainz Matthias von Buchegg (1321-1328). Der Vaterabt Ulrich II. (1320-1339)aus Kaisheim war bei dem Verkauf zugegen und erteilte seine Zustimmung.

    B 503 I U 666 30. Juni 1326 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Dann kamen einige harte Jahre auf das Kloster zu. Am 19. Oktober 1314 war Friedrich von Österreich in Sachsenhausen zum König erhoben und  einen Tag später wurde Ludwig in Frankfurt gewählt worden. Beide Königskrönungen fanden am 25. November statt.

    Der Thronstreit wurde nicht friedlich gelöst. Auch der Papst wurde in die Auseinandersetzung hineingezogen. Johannes XXII. (1316-1334) exkommunizierte Ludwig am 23. März 1324.

    Parteigänger des Königs, schädigten, beraubten Güter des Klosters und setzten sie in Brand. Das Ausmaß muss doch so erheblich gewesen sein, dass Papst Johannes sich mit einer Bulle an den Würzburger Bischof  Wolfram  Wolfskeel von Grumbach (1322-1333)

    wandte. nicht nur dass Kloster Schöntal in seiner Diözese lag. er war auch einer der wenigen Reichsfürsten, die auf der Seiten des Papstes gegen Ludwig den Bayern standen.

    “1328 Juli 18 (XV. kal. Augusti) – Avignon
    Papst Johannes [XXII.] an den Bischof von Würzburg: Da das Kloster Schöntal (Schonental) an seinen Gütern durch Besetzungen, Verwüstungen, Raub und Brand, die auf einige Aufrührer gegen die Römische Kirche zurückgehen, schweren Schaden erlitten hat, beauftragt er ihn, die Pfarrkirche in Sindringen (Synderingen) im Bistum Würzburg, deren Patronatsrecht Abt und Konvent von Schöntal besitzen, diesem Kloster zu inkorporieren.” B 503 I U 24 Staatsarchiv Ludwigsburg

    Am 22. April 1336 nimmt Papst Benedikt XII (1334–1342) Kloster Schöntal in seinen Schutz.

    “Papst Benedikt [XII.] nimmt Abt und Konvent des Klosters Schöntal und ihr Kloster samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz. Insbesondere bestätigt er ihnen ihre Zehnten, Ländereien, Häuser, Weinberge, Gärten und anderen Besitzungen, bei den gen. Zehnten allerdings unter Wahrung der auf dem allgemeinen Konzil getroffenen Regelung.”  B 503 I U 25 Staatsarchiv Ludwigsburg.
    Am 9. November 1356 bewilligte der Würzburger Bischof Albrecht II. von Hohenlohe (1345-1372) dem Kloster in seinem Pfleghof in Heilbronn eine Kapelle zu errichten und den Gottesdienst dort durch eigene Priester abhalten zu lassen. B 503 I U 468 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Ein Jahr später wurde sie von Weihbischof Berthold von Würzburg geweiht. Im Sommer  1357 verlieh er der Allerheiligen Kapelle im Heilbronner Pfleghof einen Ablass.

    Am 8. August 1358 bestätigt Kaiser Karl IV. ebenfalls die Steuerbefreiung Heinrichs  VII. die schon Rudolf und König Heinrich VII. (aus dem Hause Luxemburg) bestätigt hatten RI VIII n. 2821

    1365 resignierte Abt Reinold. Sein Nachfolger wurde Conrad II.(1365-1371)

    Am 21. Januar 1371 weihte Weihbischof Walter aus Würzburg im Schöntaler Hof in Mergentheim eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Maria Magdalena und Agnes ein. B 503 I U 602 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Conrads Nachfolger wurde Abt Werner (1371-1373) der weitere Zukäufe für das Kloster tätigen konnte. Auf ihn folgte Abt Marquard (1374-1377)

    Im Mai 1377 starb Ritter Berenger von Berlichingen. Er wurde im Kreuzgang von Kloster Schöntal bestattet und war einer der ersten des Geschlechts der Berlichingen, die im Kloster Schöntal ihre Grabstätte hatten.

    Abt Marquard starb nach nur 3 Regierungsjahren. Auf ihn folgte Abt Raban, der nach der Äbteliste von wikiwand von 1377-1390 regierte.

    König Wenzel (1378-1400) erneuerte 1380 alle Freiheiten und Privilegien die Kloster Schöntal von seinen Vorfahren zugestanden bekommen hatte. (Heinrich Schönhuth, S.95)

    “Dann folgt  Abt Burckard von Sindringen (1390-1400), der in den Folgejahren in vielen Kaufurkunden erscheint.

    Er wird abgelöst durch Abt Heinrich IV. Hirsch (1400-1407). Sein Nachfolger ist Heinrich V. Rosenkaym (1407-2425)

    Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Im Februar 1418 bestätigte  König Sigmund (1411-1419, danach Kaiser bis 1433) die Privilegien von Kloster Schöntal. Vor allem aber verlieh er dem Kloster die Reichsunmittelbarkeit. RI XI,1n.2895

    Das war vor allem dem Reichserbkämmerer Konrad IX. von Weinsberg ( + 1448) zu verdanken. Der Pate von Konrad von Weinsberg war Abt Heinrich.  (Schönhuth S. 132) Die Herren von Weinsberg förderten das Kloster schon seit 1200. Im November 1417 war Martin V. zum Papst gewählt worden und damit  das Schisma beendet. Am 4. April 1418 nahm er Kloster Schöntal samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz und bestätigte ihm alle “von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.”  B 503 I U 29 Staatsarchiv Ludwigsburg

    Am 18. März 1434 beauftragte das Basler Konzil die Dompröpste  von Würzburg,  Bamberg  und Speyer “Abt und Konvent des Klosters Schöntal gegen jene in Schutz zu nehmen, die das Kloster schädigen, und diesem den erlittenen Schaden wieder gutzumachen”.

    B 503 I U 30 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Konrad  von Weinsberg sorgte als Protektor des Konzils von Basel auch dafür, dass der Schöntaler Abt 1439 die Pontifikalien verliehen bekam. Das war Heinrich VI. Höfflin (1425-1445)

    “Das Basler Konzil (sacrosancta generalis synodus Basiliensis) gestattet auf Fürsprache des Edlen Herrn Konrad Herr von Weinsberg (baro de Weynsperg), Reichs[erb]kämmerer und von König Albrecht [II.] bevollmächtigter Protektor des Konzils, Abt Heinrich [VI.] von Schöntal und seinen Nachfolgern, innerhalb des Klosterbezirks feierliche Gottesdienste unter Inful und Mitra zu halten, bei öffentlichen feierlichen Prozessionen und Sitzungen Mitra, Stab, Ring und andere bischöfliche Insignien zu gebrauchen, nach der Messe dem Volk den feierlichen Segen zu erteilen, falls nicht ein Bischof oder ein Legat des Hl. Stuhls zugegen ist, Altartücher, liturgische Geräte (vasa), Kelche und Paramente zu konsekrieren, die im Kloster und in den diesem unterstellten Kirchen gebraucht werden, sowie den Mönchen seines Klosters die niederen Weihen zu erteilen.” B 503 I U 31 Staatsarchiv Ludwigsburg.

    Am 4. August 1442 nahm Kaiser Friedrich III. (von 1440-1452 deutscher König, dann bis zu seinem Tod 1493 deutscher Kaiser) Abt Heinrich VI. zu seinem Hofkaplan und nahm aus diesem Anlass auch das Kloster, seine beweglichen und unbeweglichen Güter und seine Leute in seinen und des Reiches Schutz. B 503 I U 57  Staatsarchiv Ludwigsburg. Mit der Urkunde B 503 I U 58 vom 8. August 1442 bestätigte er Kloster Schöntal alle ihm durch seine Vorgänger verliehenen Rechte und Privilegien.

    Am 18. Mai 1445 verstarb Abt Heinrich nach 20-jähriger Regierungszeit.

    Sein Nachfolger wurde Abt  Simon Marbach (1445–1465). In seiner Amtszeit hatte die Gegend von Schöntal einen Hussiteneinfall zu verzeichnen. 130 wurden gefangen gesetzt. Nachdem sie aber ihrem Glauben abgeschoren hatten, wurde sie wieder freigelassen.

    Sein Nachfolger Johannes II. Hübner regierte nur drei Jahre, von 1465-1468. Er stammte aus Heilbronn. Ab seiner Regierungszeit lässt sich ein abnehmendes Spendenaufkommen verzeichnen. Abt Johannes II. resignierte nach nur drei Jahren. Sein Nachfolger Bernhard (1468–1486)

    war 18 Jahre im Amt. Seine Regierungszeit verlief aber ohne besondere Begebenheiten. Er resignierte am 10. Mai 1468.

    Auf ihn folgte Johannes III. Hoffmann (1486–1492). Von ihm berichtet Schönhuth (S.136 f.), dass sich Abt Johannes von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) die Erlaubnis erbeten habe, das Riemwerk seiner Pferde mit goldenen Spangen  zieren und selbst goldene Stiefel tragen zu dürfen.

    Daraus schließt er, dass der Abt viel Wert auf Äußeres legte und dass es dem Kloster recht gut gegangen sein muss, wenn Ross und Reiter mit Gold geziert werden konnten. Der Abt erhielt vom Papst auch die Erlaubnis, dass die Äbte in ihrem Siegel sitzend abgebildet werden durften.

    Kaiser Friedrich III. verlieh dem  Kloster am 18. Januar 1491 das Recht, ein größeres Wappen führen zu dürfen. B 503 I U 61. Staatsarchiv Ludwigsburg –so viel zum Thema renommieren.

    Aber nicht nur um die Verherrlichung der Abtswürde erwarb sich Johannes Verdienste. Im Kloster Schöntal ließ er einen Gebäude und einen großen Saal errichten. Der Schöntaler Hof in Heilbronn erhielt einen Keller. Ob die Ordensleitung mit Abt Johannes so glücklich war, ist nicht zu sagen. aber sie bewog ihn, nach 6 Jahren Regierungszeit 1492 zu resignieren. Er starb 1514.

    Als Abt folgte ihm Georg Hertlin (1492–1511 ). Vor seiner Wahl zum Abt war er Bursarius in Schöntal. Er scheint über das Kloster hinaus in gutem Ruf gestanden zu sein. 1493 rief ihn Pfalzgraf Philipp der Aufrichtige (1476-1508) nach Heidelberg, um dort für den verstorbenen Kaiser

    Friedrich III. die Exequien zu halten. Nach Heidelberg pflegte er die guten Beziehungen vor allem zur Universität Heidelberg, die seit Abt Heinrich IV. bestanden. Er schickte mehrere seiner Konventualen zum Studium nach Heidelberg.

    1495 führte Kaiser Maximilian die Reichsreform durch, die auf dem Reichstag in Worms besprochen wurde. Eine regelmäßig zu erhebende Reichssteuer wurde eingeführt und die Reichstände mussten Truppenkontingente stellen. Im Gegenzug musste der Kaiser auf die

    Forderung nach dem Reichsregiment eingehen als Gegengewicht zum Herrschaftsanspruch des Kaisers. Maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für die Reichsreform beteiligt war der Mainzer Erzbischof und Reichskanzler Berthold von Henneberg (1484-1504).

    Für Kloster Schöntal hatte das Jahr 1495 erhebliche Auswirkungen. 1418 hatte Schöntal die Reichsunmittelbarkeit verliehen bekommen. Es verfügte aber nicht über die Reichsstandschaft. 1495 wurde nun der kaiserliche Schutz an Kurmainz übertragen.

    Daraus entwickelte sich ein Jahrhunderte langer Streit um den Status des Klosters, in den auch Würzburg verwickelt wurde. Mainz musste auf die unmittelbare territoriale Herrschaft verzichten. Die geistliche Oberaufsicht als Bistumsherr verblieb bei Würzburg.

    Ab jetzt war bei Abtswahlen der Amtmann des an Schöntal angrenzenden kurmainzischen Amtes Krautheim immer anwesend. Eine Urkunde der Übertragung der Schutzvogtei des Reichs an den Mainzer Kurfürsten scheint nicht überliefert zu sein. Das genaue Datum der Übertragung ist

    unbekannt.

    Nach 19 Jahren Regierungszeit resignierte Abt Georg am 24. Juli 1511. Er starb zwei Jahre später.

    Sein Nachfolger Erhard (Eberhard)  Oeser (1511–1535) aus Möckmühl hatte mit 24 Jahren wieder eine sehr lange  Amtszeit. Diese begann gut und verheißungsvoll. Er tätigte viele und für das Kloster wichtige Erwerbungen z. B. einen Hof und eine Mühle in Sindringen

    für jeweils 600 Gulden. (Schönhuth S. 139) Er legte einen Weinberg von 10 Morgen an. Er baute eine neue Jagstbrücke, nachdem die Alte bei einem Eisgang weggerissen worden war.

    Dann kam allerdings ein Ereignis von außen, das die positive Entwicklung abrupt beendete. Der Bauernkrieg brach 1525 aus. Schon 1524 hatte es erste Aufstände gegeben. Im Februar brachten Bauern in Memmingen ihre Forderungen vor.

    Kloster Schöntal war auch sehr bald betroffen, zunächst erst in seinen Klosterorten. Am 26. März erhoben sich Bürger von Mergentheim in der Stadt. Dabei wurde der Schöntaler Hof geplündert, die Weinvorräte ausgetrunken und die reichen Lebensmittelvorräte geraubt.In Hüngheim erhoben sich Schöntaler Untertanen

    am 26. März. Dabei verbrannten sie in Hüngheim,in Oberkessach (heute ein Ortsteil von Schöntal) und in Weltersberg (Schöntal9)dem Kloster gehörende Einrichtungen. Am 4. April brach der Bauernhaufen aus dem Schüpfgrund, des Baulands und dem Odenwald

    überSchweigern, Assamstadt, Krautheim nach Schöntal auf. Ab 6. April  lagerten rund um Schöntal etwa 10.000 Bauern. Der Neckar-Odenwald- Haufen setzte sich zusammen aus Schöntaler Untertanen. Eine zweite Gruppe bildeten Bauern unter Georg Metzler aus dem Schüpf-und Taubergrund Odenwald und Bauland.  Sie wurden geführt von Georg Metzler, einem Wirt aus Ballenberg und Florian Geyer, dem fränkischen Reichsritter aus Giebelstadt. Dazu stießen Bauern aus dem Unterländer Raum um Heilbronn unter Jäcklein Rohrbach. Dann stießen noch Bauern aus der Hohenlohe um Öhringen

    dazu. Am 8. April erschien Götz von Berlichingen zum ersten Mal beim Hellen Haufen in Schöntal. Da ging es aber nicht um eine Funktion bei den Bauern, sondern Götz war von seinem Bruder Hans gebeten worden, nach Berlichingen zu kommen, um mit seinen aufrührerischen Untertanen zu verhandeln.

    Da blieb er zwar ohne Erfolg, bekam aber freies Geleit zurück nach Jagsthausen zugesichert. Er war erst gezwungen einen Vertrag mit den Bauern zu schließen, als der Odenwälder Haufen unter Führung von Georg Metzler nach Gundelsheim und da in die Nähe seiner Burg Hornberg kam.

    Am 24. April 1525 wurde er gezwungen, die Führung des Odenwälder Haufens zu übernehmen.

    Schon als die Unruhen begannen, hatte man in Schöntal das Archiv und kostbare Gegenstände nach Frankfurt in Sicherheit gebracht. Als der Bauernhaufen bei Schöntal lagerten, wurden Abt und Konvent aus dem Kloster gejagt. Nur Pater Laurentius Dollinger durfte im Kloster bleiben, musste

    den Bauern aber als Knecht zur Verfügung stehen. Der Abt wurde auf seiner Flucht aufgegriffen und nur gegen Lösegeld frei gegeben. Er durfte aber dann nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Dieser diente dem Bauernparlament unter Wendelin Hipler am 12. Mai 1525 als Tagungsort.

    Am 10. April 1525 zog der Bauernhaufen von Schöntal ab.

    Der Schaden, den Schöntal erlitten hatte, war beträchtlich. Das Dorf Oberkessach war bis auf wenige Höfe abgebrannt, in der Kirche sämtliche Glasfenster zerstört. In Schöntal war die Orgel aus der Kirche gerissen worden und die Orgelpfeifen unter die Bauern verteilt und wie in Mergentheim

    die Weinfässer geleert, die Vorräte geplündert. Der Schaden wurde auf 20.000 Gulden geschätzt.

    Abt und Konvent kehrten nach den Unruhen ins Kloster zurück. Abt Erhard regierte nach dem Bauernkrieg noch 10 Jahre.Käufe sind aus  dieser Zeit urkundlich nicht Vermerkt. Abt Erhard starb am 19. Juni 1535.

    Auch die Reformation hatte dem Kloster zu schaffen gemacht. Die südlich angrenzende Grafschaft Hohenlohe,die westliche Kurpfalz, das Herzogtum Württemberg aber auch die Reichsstädte Hall und Heilbronn waren zum neuen Glauben übergegangen. Schöntal verlor

    drei Pfarreien. Die  dem Abt von Schöntal unterstellten Zisterzienserinnenklöster Gnadental bei Hall, Lichtenstern, Seligental und Billigheim wurden aufgehoben, die zwei letzteren allerdings durch den Erzbischof von Mainz zur Arrondierung seines Besitzes. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts

    setzte sich in Schöntal die Gegenreformation durch. Dies geschah nicht zuletzt auf Druck der Fürstbischöfe aus Würzburg.

    Sein Nachfolger wurde Elias Wurst (1535–1537). Er war vorher Bursarius in Schöntal und war auch mit Abt Erhard im Bauernkrieg zusammen auf der Flucht. Er starb nach nur zwei Jahren Amtszeit am 19. Juli 1537. Nach seinem Tod

    konnten sich die Konventualen nicht einigen, einen aus ihrer Mitte zum Nachfolger wählen. Daraufhin schlug der Vaterabt Konrad III. Reutter (Reuter) (1509–1540) vor, Bruder Sebastian Stadtmüller vor, der dann als Abt Sebastian I. (1537-1557) 20 Jahre regierte.

    Auf Bitten von Abt Sebastian bestätigte König Ferdinand I. ( 1531 zum deutschen König gewählt,deutscher Kaiser von 1558-1564) anstatt seines Bruders Karl, dem Kaiser, am 14. Juli 1540 Kloster Schöntal ein Privileg von Kaiser Maximilian vom 20. Januar 1491 sowie alle

    anderen durch seine Vorgänger verliehenen Privilegien (B 503 I U 65 Staatsarchiv Ludwigsburg)

    Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund weilte Kaiser Karl V. (1519-1556) vier Wochen in Heilbronn. In dieser Zeit war er im Schöntaler Hof untergebracht. Im Heilbronner Lapidarium wird ein Gedenkstein aufbewahrt, der an diesen Aufenthalt erinnert.

    Abt Sebastian I. starb am 17. Februar 1557.

    Zu seinem Nachfolger wurde Sebastian II. Am 30. Mai 1559 bestätigte Kaiser Ferdinand I jetzt als Kaiser das Privileg, das er im Juli 1540 bestätigt hatte, noch erweitert um die Bestätigung eines Privilegs von König Wenzel vom 16. März 1379. (s.o.) (B 503 I U 66 Staatsarchiv Ludwigsburg)

    Er versah den Kreuzgang und das Kapitelhaus mit Fenstern. Der Brunnen im Kreuzgang wurde zu einem Springbrunnen umgestaltet.

    Götz von Berlichingen starb am 23. Juli 1562 auf seiner Burg Hornberg und wurde im Kreuzgang des Klosters Schöntal beigesetzt, obwohl er sich schon Jahrzehnte vorher für das lutherische Bekenntnis entschieden hat.

    Das entsprach seinem Willen. Protestant im katholischen Kloster bestattet- Rückversicherung ?

    1573 wurde zum vierten Mal bei Eisgang die  hölzerne Jagstbrücke mitgerissen. Zum Bau einer steinernen Brücke konnte man sich erst 1609 entschließen.

    Abt Sebastian II. starb am 21. Dezember 1583 nach 27 Jahren Regierungszeit.

    Sein Nachfolger war Johannes IV. Lurtz (1584–1607 ). Er war sehr baufreudig. 1584 erbaute er die Pistorei (Bäckerei) und die neue Abtei. Die Kirche ließ er reparieren.

    In Gommersdorf, heute ein Teilort von Krautheim ließ er 1592 die Kirche neu erbauen, heute Kath. Pfarrkirche St. Johann. sie wurde 1598 geweiht.

    Abt Johannes starb am 6. Mai 1606 nach 23 Regierungsjahren.

    Auf ihn folgte Abt Theobald I. Koch  (1607–1611 ) Er regierte zwar nur 4 Jahre aber in einer Regierungszeit wurde die hölzerne Jagdbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt.

    Dazu brauchte es allerdings zwei Anläufe. Ein Baumeister aus Hall errichte sie 1607 mit 5 Bögen. Nachdem aber das Bogengestell heraus genommen worden war, fiel das größte Joch zusammen. (Schönhuth S. 149)

    Sie wurde dann von Michael Kern 1609 fertiggestellt. Auch sein Vater Michael war bereits Baumeister.Er ist der Vater des Bildhauers Michael Kern, der zwischen 1630 und 1644 die Alabasteraltäre in der Schöntaler Kirche gebaut hat.

    Abt Theobald I. starb am 22. Januar 1611, als er sich gerade im Klosterhof in Heilbronn aufhielt.

    Sein Nachfolger wurde Abt Theobald II. Fuchs (1611–1626 )aus Walldürn. Er war auch ein wichtiger Bauherr in der Abtei. Er ließ sich am 13. Oktober 1613 die von Wenzel und Maximilian erteilten Privilegien (s.o.) von Kaiser Matthias (1612-161)

    bestätigen. (B 503 I U 69 Staatsarchiv Ludwigsburg)

    Im Kloster baute er die Alte Abtei (1617/18) den Alten Offiziantenbau mit dem Torturm (1617, 1621), sowie den nordwestlichen Eckturm, den «Dicken Turm» (1622). Auch das Klosterwappen aus dem Jahr 1621 am Torturm  stammt

    von der Bildhauerfamilie Kern. Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkonkregation (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Bronnbach) Mit der Durchführung der Reformen des Tridentinischen Konzils

    wurden regionale Zusammenschlüsse wie Generalvikariate oder Ordensprovinzen eingerichtet. Das Generalkapitel der Zisterzienser ernannte Generalvikare, die diesen vorstanden. Zudem waren mit der Reformation die Filiationskette, das verbindende Element

    der Klöster des Ordens unterbrochen. Generalabt Edmond de la Croix (1584–1604) wollte nun ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat für den oberdeutschen Raum schaffen.Auf Einladung des Generalabtes versammelten sich

    vom 14. bis 20. September 1595 hin 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum.  Er ernannte den Salemer Abt Petrus II.  Müller (1593–1614) zum Generalvikar der Ordensprovinz Oberdeutschland. Das Projekt hatte allerdings noch einige Hürden zu überwinden.

    Es gab Vorbehalte der Ordensleitung aber auch von einzelnen Klöstern. Generalabtes Nikolaus II. Boucherat (1604–1625) unternahm 1615 eine Visitation in Deutschland Böhmen und Österreich. Das Projekt nahm wieder Fahrt auf, von deutscher Seite unterstützt von

    von dem Nachfolger von Abt Peter Abt  Thomas Wunn (1615–1647) aus Salem. 1617 wurden erste Statuten entworfen. Bei einem Äbtetreffen wurden sie im Dezember 1618 nochmals revidiert im Januar 1619 dann vom Generalabt bestätigt. Es war zunächst eine sehr kleine Kongregation

    von nur 6. Klöstern, die die am 10. Juli 1624 auch vom Papst bestätigt wurde. sie war von vorneherein auf deine Vergrößerung angelegt, was schon bei einer weiteren Äbteversammlung am 2. und 3. September 1624 in Salem geschah. Es war die Geburtsstunde der Oberdeutschen

    Zisterzienserkongregation. Unter Abt Theobald II. trat Schöntal der Kongregation bei. Das war auch als Zeichen zur von Mainz und Würzburg bedrohten Selbständigkeit zu sehen.

    Abt Theobald starb am 6. Mai 1626.

    Auf ihn folgte Sigmund Fichtel (1626–1633 )Er stammte aus Karlstadt am Main. Er war ein kunstbeflissener Bauherr. Für die Klosterkirche ließ er von dem Bildhauer Michael Kern (s.o.)den Dreifaltigkeitsaltar (1628) und den Johannesaltar (1630) anfertigen.

    1631 kaufte er von Phillip Heinrich und Hans Gottfried von Aschhausen das Rittergut und das Wasserschloss. (B 503 I U 293 und B 503 I U 295) Dann kam der Krieg der Dreißigjährige Krieg auch in Schöntal  an.

    Gustav Adolf (1611-1632) war 1631 bis nach Würzburg vorgedrungen, hatte Mergentheim besetzt. Am 15 Oktober 1531 streiften 40 schwedische Reiter durchs Jagsttal und kamen auch nach Kloster Schöntal. Sie raubten und plünderten. Im Dezember 1531

    kam Oberst Sperreuter von Mergentheim aus  mit einer Reiterschar vor das Kloster und legte ihm  2000 Taler Brandschatzung auf. Der Bursar wurde so lange festgehalten, bis die Summe entrichtet war.

    Daraufhin flüchtete  Abt Sigmund flüchtete mit einiger seiner Konventualen über Kaisheim nach Kloster Stams in Tirol. Zunächst blieb nur Bruder Michael Diemner zurück(alles nach Schönhut s. 150 ff). Die Zurückgebliebenen kehrten nach diesem Vorfall

    wieder ins Kloster zurück. Am2. Januar 1632 besetzte der schwedische General Horn (1592-1657) die Stadt Heilbronn. Die Schweden hielten Heilbronn bis nach der Schlacht bei Nördlingen im September 1634 besetzt. Die Schweden belehnten in Heilbronn

    den Grafen Kraft  von Hohenlohe-Neuenstein mit dem Schöntaler Hof. Kurz danach machte Gustav Adolf  dem Grafen Kloster Schöntal zum Geschenk. am 13. April 1632 nahm er das Kloster in seinen Besitz. Nach der Schlacht von Nördlingen wurde das Kloster restituiert.

    Abt Sigmund war schon am  19. März 1633 in seinem Exil in Stams gestorben. Zu seinem Nachfolger wurde Johannes Leonhard Meinhart (1635–1636 )unter Vorsitz des vertriebenen und letzten Walkenrieder Abtes Christoph Kölich (1629–1631)

    von acht nach den Kriegswirren wieder im Kloster weilenden Mönchen gewählt. Abt Leonhard konnte wegen der widrigen Umstände nicht einmal zum Abt geweiht werden. Abt Leonhard hatte den Magistergrad in Würzburg erreicht

    und wurde erst Subprior in Schöntal und dann Propst in Gommersdorf. Abt Leonhard starb nach nicht einmal zwei Jahren Amtszeit.

    Sein Nachfolger wurde Christoph Haan (1636–1675)Er war schon vor Abt Leonhard  zum Schöntaler Abt gewählt worden. Da war er in Wettingen im Exil. Da aber bei der Wahl nur ein Teil der Mönche anwesend war, wurde er von den abwesenden Mönchen nicht anerkannt.

    Zu Beginn seiner Amtszeit gab es eine große Teuerungswelle. 1 Scheffel Korn kostete 24 Gulden (1 Scheffel entsprach in Württemberg 177,18 Liter, 1 Gulden wären heute etwa 2400 €). Am Klostertor wurden täglich zwischen 300 und 400 Bedürftige gespeist.

    1638 schloss der Rat von Schwäbisch Hall die dem Kloster gehörende Kapelle in der Stadt. Als man sie wieder öffnete, wurde der Priester mit Gewalt weg geführt und eingesperrt. 1640 hatte Schöntal eine Einquartierung auszuhalten Fünfeinhalb Monate nahmen Kaiserliche ihr

    Winterquartier in Kloster Schöntal. Aber auch das normale Klosterleben lief weiter. 1640 wurde in Schöntal ein großes Kapitel abgehalten. Außerdem wurde Abt Christoph beauftragt, die Klöster in der Schweiz zu visitieren.

    1642 zogen abwechselnd bayrische, französische und weimarische Truppen durch das hohenlohische und hällische Gebiet. Im Januar 1643 besetzten weimarische Truppen die Ämter Boxberg und Krautheim. Nachdem die Zustände wieder unhaltbar geworden waren, flohen Abt und

    Konventuale nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Die Truppen plünderten nun  Kloster Schöntal. Früchte und der Wein wurden mitgenommen. Das Vieh wurde wegetrieben und die Fischweiher zerstört. Im Februar zogen die Feinde wieder ab, worauf der Abt und Konvent wieder nach Schöntal

    zurückkehrten. Das Kloster war so verarmt, dass die Mönche auf andere Klöster verteilt wurden, wo sie wenigstens wieder Nahrung hatten. Da mangelernährt zog sich der zurückgebliebene Konvent eine Kolik zu, die Gicht oder Epilepsie und im schlimmsten Fall den

    Tod zur Folge hatte. Ein dreitägiges  Gebet beendete die Plage. Von nun spendet der Schöntaler Konvent jährlich eine Summe nach Walldürn.

    Trotz der düstern Zeiten wurde 1644 der Bernhardsaltar, der  auch von Michael Kern geschaffen ist,  eingesetzt. Er steht am ersten Langhauspfeiler Süd.

    Das Kloster hatte sich noch nicht richtig erholt, wurde es vom Kriegsgeschehen wieder eingeholt. Im Februar 1645 überfiel General Reinhold von Rosa das Kloster. Abt Christoph entkam durch die Wälder und flüchtete nach Würzburg. Die Feinde verheerten alles innerhalb und außerhalb des Klosters.

    Sie setzten es nicht in Brand wie ursprünglich geplant. Auf Fürbitten Reinhards von Berlichingen ließen sie davon ab, brannten dafür aber das Wohnhaus der Konventualen im zum
    Kloster gehörenden Wimmental, heute ein Teilort von Weinsberg , nieder. Im August 1646 suchte der schwedische Feldmarschall Carl Gustav Wrangel (1613–1676), der in diesem Zeitraum Franken beherrschte, das Kloster heim  und nahm alle Lebensmittelvorräte mit. Da nichts Essbares mehr im Kloster war, zerstreuten  sich die Mönche  in die Umgebung und fristeten ihr Leben. Das dauerte bis im Februar des Folgejahrs. Dann konnten sie wieder ins Kloster zurück. Kaum hatten sie sich erholt, mussten sie schon wieder fliehen. Hans Christoph von Königsmarck, auch ein schwedischer General

    plünderte es erneut. Das Kloster musste weitere Plünderungen von französischen Reitern erdulden. Auch bayrische und kaiserliche Truppen fielen ein und unterschieden sich in nichts von den Franzosen und Schweden.

    1648 kehrte endlich Frieden ein. Das Kloster hatte noch einen Prozess gegen die Stadt Hall zu führen. Es hatte der Stadt 32.000 Gulden geliehen, aber die Stadt leugnete, das Geld erhalten zu haben. Die Prozesskosten betrugen für beide Seiten dann 15.000 Gulden.

    Am 15. März 1648 wurde im Kloster Eberbach Johannes VIII. zum Abt gewählt. Er resignierte bereits vor Erlangung der bischöflichen Konfirmation am 23. August. Der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn ( 1647-1673) ernannte daraufhin den Schöntaler Abt Christoph zum Abt in Eberbach.

    nach jure devolutionis, also dem recht ein Amt zu übertragen. Der Eberbacher Mutterabt Claude Largentier (1624-1653) “anulliert die Wahl des Pater Johannes Hoffmann zum Abt von Eberbach [im Rheingau] (B. Mariae de Eberbaco) im Erzbistum Mainz, weil dieser nicht fristgemäß um Bestätigung nachgesucht hatte, billigt und bestätigt die Wahl des Christoph Haan (Hahn), Abt von Schöntal, zum Abt von Eberbach, erteilt ihm die Vollmacht zur Leitung dieses Klosters und befiehlt allen Mönchen Gehorsam.” (B 503 I U 114 Staatsarchiv Ludwigsburg)

    Das hatte allerdings noch Folgen in Schöntal. Denn als der Schöntaler Vaterabt Georg IV. Müller (1637–1667) aus Kaisheim Schöntal im Oktober 1648 visitierte, wollten einige Patres, das Abt Christoph abdanken sollte. Es gab aber keinen triftigen Grund. Die Unzufriedenheit rührte einfach daher,

    dass Abt Christoph auch in Eberbach sein musste, weil er dort ja ebenfalls die Verwaltung führte. Als am 28. März 1651 mit Balthasar Bund wieder ein Abt in Eberbach gewählt wurde, kehrte Christoph nach Schöntal zurück und war nur noch für sein Heimatkloster zuständig.

    Obwohl Kloster Schöntal im Krieg durch wiederholte Plünderungen und Brandschatzungen stark geschädigt worden war, erholte es sich schneller als erhofft. Die Zahl der Novizen hatte sich so erhöht, dass wieder ein Lehrer für Theologie eingestellt werden konnte.

    1657 wurde das 500-jährige Bestehen von Schöntal groß gefeiert.

    Am 12. März 1661 starb Prior Bartholomäus Kremer aus Amorbach. Er war 72 Jahre alt geworden, hatte unter 6 Äbten gedient und alle wichtigen Klosterämter durchlaufen. Er hat eine zweibändige Klosterchronik  geschrieben, die auch Schönhut als wichtigste Quelle zu

    seiner Chronik diente.

    1667 wurde die Wallfahrtskirche von Neusäß ausgebaut und das Vesperbild, dass im Krieg in Berlichingen verwahrt worden war, zurückgebracht.

    1671 kaufte Abt Christoph von  dem Würzburger Mainzer Erzbischof und Reichskanzler (so die Titulierung in der Kaufurkunde) Johann Philipp von Schönborn das freiadlige gut in Aschhausen Wildbannsgerechtigkeit, Fischwassern, Schäferei, Kelterhaus, dem Fischwasser zu Winzenhofen.

    für 31.000 Gulden (B 503 I U 182 Landesarchiv Ludwigsburg) Das Schloss wurde zur Sommerresidenz der Äbte ausgebaut.

    Der Holländische Krieg hatte auch Auswirkungen auf Franken. Der französische Marschall Turenne hatte mit 13.000 Mann sein Hauptquartier in Mergentheim genommen. Wohl sollte auch Schöntal geplündert werden. Aber  als der kaiserliche Feldherr Graf von Montecuccolo im Anmarsch war,

    zog Turenne ab und so entkam Schöntal dieses Mal einer möglichen Plünderung.

    Abt Christoph starb am 20. November 1675. Er hinterließ ein Verzeichnis aller Schöntaler Äbte sowie ein kurzgefasstes lateinisches Tagebuch. Sein Tod wurde nicht umgehend nach Mainz gemeldet, damit der Mainzer Erzbischof möglicherweise keinen Einfluss auf die notwendig

    gewordene Abtwahl nehmen konnte.

    Als Nachfolger wurde Franziskus Kraft (1675-1683) im Beisein von Mutterabt Hieronymus  Winter (1674–1681) aus Kaisheim gewählt.Vor seiner Wahl war er Probst in Mergentheim Seine Amtszeit war dadurch geprägt, dass er wegen der kriegerischen Zeiten

    immer wieder Zahlungen an den Kaiser und den Erzbischof von Mainz leisten musste. Die Kosten an den Kaiser beliefen sich auf knapp 10.000 Gulden und der Erzbischof von Mainz verlangte monatlich 100 Gulden Reitersold (alle Zahlen nach Schönhut).

    Trotzdem schaffte er es, das von den Franzosen niedergebrannte Pfarrhaus in Wimmental wieder aufzubauen. Von dem flämischen Barockmaler Oswald Onghers, der in Würzburg lebte, ließ er ein Altarbild schaffen.

    Am 27. März 1680 bekam Abt Franziskus von Kaiser Leopold I.  (1658-1705)  das Privileg Kaiser Karls IV. vom 8. Aug. 1358 (Rottenburg) bestätigt. (B 503 I U 74 Staatsarchiv Ludwigsburg)

    Er ließ die erste Klosterapotheke und eine Schneidmühle erbauen. Er ist auch Verfasser Schönthalenses annales ecclesiastico-politico-ascetico-oeconomici de a 1150 – 1675 in fünf Quartbänden, sowie eines großen geistlichen Traktats. Die Quellen weisen ausdrücklich

    auf seine musikalische Begabung hin.

    KnittelSchoental

    Zu seinem Nachfolger wurde Benedikt Knittel (1683–1732) gewählt. Er ist in Lauda geboren und Sohn des Weinbauern und auch als Ratsherrn fungierenden Weinbauern Johannes Knittel. Er hat noch einen älteren Bruder, der später als Konverse ins Kloster

    Schöntal eintrat, wo er 1712 starb. Über seinen Werdegang bis zu seinem Klostereintritt ist nichts bekannt. Er studierte in Würzburg Philosophie. Nach abgeschlossenem Studium trat er 1670 in Kloster Schöntal ein. Im Oktober 1671

    legte er seine Profess ab und erhielt den Klosternamen Benedikt. 1672 wurde er zum Subdiakon, 1675 zum Priester geweiht. Er durchlief rasch die Klosterämter. 1676 wurde er Cantor. Dieser ist für den Gottesdienst und die musikalische Ausgestaltung zuständig.

    Wenn man weiß, dass sein Abt Franziskus sehr musikbegabt war, ist das sicher nicht ganz unwichtig. 1677 wurde er Subprior, also Vertreter des Priors, neben dem Abt das wichtigste Klosteramt. 1680 wurde er zum Servitor ernannt, das ist der Diener des Abtes.

    1681 wird er Pistrinarius. dieser verwaltet die Mühle und die Bäckerei und Prior. 1682 übernimmt er das Amt des Novizenmeisters.

    Ich stelle Abt Benedikt bewusst ausführlich dar. 1. er der wohl bedeutendste Abt von Kloster Schöntal und 2. lässt sich an ihm geradezu exemplarisch die Klosterlaufbahn vom Klostereintritt bis zum Abt darstellen.

    Abt Franziskus starb schon nach acht Regierungsjahren.

    Schon bei seiner Wahl wurde Mainz und Würzburg nicht unmittelbar verständigt. Noch konsequenter war der Konvent  bei Abt Franziskus. Er war schwer erkrankt und sein Tod war absehbar. Der Kaisheimer Abt Elias Götz (1681–1696 )

    wurde schon Ende Juni in den Schöntaler Hof nach Heilbronn beordert. So konnte er gleich nach dem Ableben von Franziskus ins nun nahe Schöntal reisen und am Tag nach dem Tod des von Franziskus die Wahl vornehmen lassen.

    Auch der Generalabt von Citeaux  Jean XII. Petit (1670– 1692) wurde sofort verständigt. Die Vertreter von Kurmainz und Würzburg konnten so nur so kurzfristig eingeladen werden, dass sie der Einladung nicht Folge leisten konnten.

    Das hatte zwar eine Protestnote und Klage zur Folge. Das beeindruckte den neuen Abt aber nicht. Auch in seiner weiteren Amtsführung ging er immer selbst nach Mainz oder Würzburg um die Streitigkeiten persönlich vor Ort auszumachen.

    Auch seine Amtseinführung zeigte, dass er gewillt war, die zunehmende Einmischung der beiden kirchlichen Territorialmächte in klosterinterne Angelegenheiten nicht mehr zu tolerieren. Seine Weihe wurde vom Kaisheimer Mutterabt vorgenommen

    unter Assistenz der Äbte der Benediktinerabteien von Neresheim Abt Simpert Nagel (1682-1706) und Donauwörth Andreas Hausmann( 1669–1688).

    Er pochte immer auf die Reichsunmittelbarkeit seines Klosters. Allerdings hatte Kaiser Maximilian ja 1495 die Schutzherrschaft übertragen (s.o) Aber der Mainzer Kurfürst hatte es nie geschafft, die Territorialhoheit zu gewinnen, obwohl es ständig versucht wurde.

    Seine ersten schritte als Abt entsprachen durchaus seiner Herrschaftsdevise: «Pugnando, tolerando, sperando itur ad astra» (Durch Kampf, Geduld und Hoffnung gelangt man zum Sternenhimmel).

    Seine Amtsführung ergibt ein richtig rundes Bild. Er plante seine ganzen Bauvorhaben wohl schon früh und das vollendete Bauwerk kann durchaus als gebaute Demonstration der wirtschaftlichen Potenz des Klosters gesehen werden, die auf einem soliden Fundament ruhte.

    Seine beiden Vorgänger haben ihm eine beruhigende finanzielle Basis hinterlassen, die er aber auch klug mehrte und stärkte. Sein ganzes wirtschaftliches Handeln zielte darauf ab, mit Ankäufen von landwirtschaftlichen Grundstücken, mit Rodungen, dem Anlegen von Fischteichen und Weinbergen

    sollte die wirtschaftliche Autarkie des Klosters gesichert werden.  Der Bau von Ökonomiegebäuden wie Mühlen und Scheunen sollte Überschüsse erwirtschaften, die die schon früh begonnenen Bauvorhaben schuldenfrei durchführen ließen. Demselben Ziel diente der .Kauf der württembergischen Herrschaft Ebersberg. Er stieß auch Gebäude ab, wenn es notwendig schien. So verkaufte er mit Genehmigung des Kaisheimer Vaterabts Roger Röls (1698–1723) den Schöntaler Hof in Hall laut Urkunde “ihre baufällige Kellerei gen. der Schöntaler Hof” 

    (B 503 I U 454 Staatsarchiv Ludwigsburg Urkunde vom  25. November 1718). Er erlöste dafür immerhin 5900 Rheinische Gulden. Damit finanzierte er die  nach 1718 durchgeführten Bauten.

    Er begann mit dem Bau der großen Orgel 1684. Sein erstes Klosteramt war ja das des Cantors. Laut Schönhuth kostete das 1500 Gulden (S. 167).

    1686 ließ er den Fischteich nahe beim Kloster graben. 1689 wurde der Hochaltar gefasst und im Jahr darauf die beiden Nebenaltäre neben dem Eingang von dem Klosterbruder Bernhard und dem Kapuzinerbruder Humdli aus Comburg errichtet.

    1694 ließ er von einem Wertheimer Brunnenbaumeister den Springbrunnen im Abteihof herstellen.

    1697 begann er mit dem Archivturm, einem Turm mit 4 steinernen Kammern.Hier wurde zur größeren Sicherheit das Klosterarchiv untergebracht. Er wurde gegenüber der Klosterkirche an die Äbtewohnung für resignierte Äbte angebaut. In dieser Wohnung

    konnten die resignierten Äbte gemäß der Bulle von Papst Eugen IV. (1431-1447) ihr Leibgeding verzehren.

    Als er den Archivturm bauen ließ, plante er wohl schon den weitgehenden Neubau der Klosteranlage. Der Bau eines Archivgebäudes und die damit verbundene Neuordnung des Archivs zeugen von seinem Selbstverständnis. Das Archiv sollte

    ihm bei seinem Kampf um die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit und Exemtion helfen. Dazu passt auch, dass er bei Kaiser Karl VI. (1711-1740) um Bestätigung der Privilegien, die Kaiser Leopold am 27. März 1680 Abt Franziskus bestätigt hatte.

    (B 503 I U 76  Staatsarchiv Ludwigsburg)Benedikts Nachfolger  Angelus ließ sich dies am 23. April 1742 (Urkunde 78) ebenfalls bestätigen.

    Auch sonst ist er sehr realistisch in seiner Politik. Mit kluger Diplomatie baute er ein spannungsfreies Verhältnis zu seinen Nachbarn auf. Den Kaiser unterstütze er im spanischen Erbfolgekrieg gezielt finanziell. Er konnte so die Unabhängigkeit seines Klosters wahren auch wenn sie nicht formell ist.

    Außerdem wurde er von Kaiser Karl am 1. Februar 1718 zu “seinem wirklichen Hofkaplan” ernannt. (B 503 I U 77 Staatsarchiv Ludwigsburg)

    Mit den Planungen  für seinen Klosterbau beauftragte er Leonhard Dientzenhofer. Vielleicht war ihm dieser schon den Klosterneubauten in Ebrach und Langheim bekannt. Den Klosterneubau in Ebrach baute Dientzenhofer von 1687 bis 1698

    und in Langheim baute er von 1691 bis 1704  den Abteiflügel. Dientzenhofer wurde 1690  hochfürstlich bambergischer Hofbaumeister. 1693 wurde Lothar Franz von Schönborn Bischof von Bamberg (bis 1729) und ab 1695 auch Erzbischof von Mainz.

    Damit unterstand ihm dann ja Kloster Schöntal. Von Schönborn war ein großer Förderer von Dientzenhofer. Möglicherweise hatte er sogar den Kontakt nach Schöntal hergestellt. Abt Benedikt musste 1698 wegen Schlichtung von Streitigkeiten

    zum Mainzer Erzbischof nach Bamberg und traf dort vielleicht den Baumeister.

    Nach der Planung von Dientzenhofer begann man mit dem Offiziantenbau für Klosterbeamte mit dem großen Weinkeller. In dem Weinkeller lagerten 45 Weinfässer, denen der Abt die Namen seiner Konventualen gab und jedem seiner Konventualen einen Vers widmete. Auch das spricht für seinen Humor, der ja auch in vielen seiner Knittelverse aufblitzt. 1701 wurde parallel zum Offiziantenbau das Waschhaus errichtet, heute das Gasthaus “Zur Post”.

    Am 15. September 1701 wurde der Grundstein für den Ostflügel gelegt. Als Palier verpflichtete Dientzenhofer den Maurermeister Jakob Ströhlein. Er war wohl entfernt mit Dientzenhofer verwandt und stammte, wie seinem Grabstein zu entnehmen ist, aus Kempten.

    Bis 1706 ist das alles fertiggestellt und die Zellen konnten bezogen werden. An den Stukkaturen wurde 1707 noch gearbeitet.

    Im März 1707 schloss Abte Benedikt einen neuen Vertrag Leonhard Dientzenhofer für den Bau des Refektoriums-Verbindungstraktes und des Westflügels mit der Prälatur.  Abt Benedikt wollte Konvent und Kirche gleichzeitig bauen. Das wurde allerdings durch zwei Ereignisse ausgebremst.

    1701-171 fand der Spanische Erbfolgekrieg statt. Das war ein Kabinettskrieg, bei dem es um das Erbe des letzten spanischen Habsburger Karl II. (1655-1700) ging. Karl starb 1700 kinderlos, was den Ausbruch des Erbfolgekriegs 1701 auslöste. 1701 war in Den Haag die Haager Allianz geschlossen worden.

    Das war ein Bündnis um den deutschen Kaiser Leopold I. (1658-1705) Niederlande und England gegen den französischen König Ludwig XIV. (1643-1715).

    1707 überschritt der französische Marschall Claude-Louis-Hector de Villars  völlig überraschen den Rhein ging über die Stollhofener Linie bei Bühl und Stollhofen. Das Reichsheer unter Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth zog sich daraufhin unnötig weit bis Aalen und Ellwangen zurück. Dadurch wurde die Front weit geöffnet und französischen Truppen wurde der Einmarsch nach Schwaben und Plünderzüge bis weit nach Franken ermöglicht. Villars Kavallerie nützte das zu Plünderungen und Kontributionserhebungen. Am 22. Juli kamen französische Truppen  unter Generalmajor Sezanne nach Mergentheim und kassierten dort 88.000 Gulden Brandschatzung. Am 25. Juli waren sie auf ihrem Rückzug nach  Kloster Schöntal gelangt. Insgesamt hatten  sie sich  fast   Wochen einquartiert und dem Kloster “großen Schaden “ zugefügt, denn es mussten natürlich hohe Kontributionen an beide Seiten entrichtet werden.

    Am 26. November 1707 starb Leonhard Dientzenhofer überraschend im Alter von nur 47 Jahren. Die Dientzenhofer-Pläne konnten bei der Witwe beschafft werden. Abt Benedikt schloss einen neuen Vertrag mit dem bisher als Palier arbeitenden Jakob Ströhlein. Er konnte mit dem Bau

    des Kirchenlanghauses beginnen. Schon 1709 sind die Fassaden bis zum Kranzgesims in 28 Meter Höhe gemauert. Der Abt konnte nun mit Joseph Greissing (1664–1721) den Vertrag für den Langhausdachstuhl und die beiden Turmkuppeln abschließen. 1712 ist das Langhaus unter Dach.

    Joseph Greissing war Würzburger Hofbaumeister. Er baute die Freipfeilerkirche der Grosscomburg bei Hall. Einige Autoren sehen in ihr das Vorbild für die Schöntaler Kirche.

    Ein neuer Baumeisterwechsel wurde nötig, denn am 5. März 1711 starb Baumeister Ströhlein. Sein Nachfolger wurde Bernhard Schiesser. Er übernahm Ströhleins Vertrag. Bernhard Schiesser war Palier bei Georg Dientzenhofer, dem älteren Bruder von Leonhard Dientzenhofer .

    Georg Dientzenhofer baute die Stiftsbauten in Waldsassen und erstellte die Pläne zur dortigen Stiftskirche. Er baute die Stiftskirche von 1711-1724.Schiesser baute auch 1716 die Heilggrabkapelle, die schon 1715 von Abt Benedikt beschlossen wurde als Dank, Votivgabe und Mahnmal für den Frieden.

    Anlass war wahrscheinlich der erste Jahrestag des Friedens von Rastatt. Ihr liegt wohl ein Entwurf von Joseph Greissing zugrunde.

    1717 wurde der Hochaltar von 1690 ins Langhaus versetzt und dieses 1717 eingeweiht. 1718 wurde die Verlängerung von Querhaus und Chor begonnen. 1722 wurden Querhaus und Chor abgebrochen, was ursprünglich nicht geplant war.

    Der Klosterzimmermann Caspar Bayerschmidt aus Berlichingen errichtete den Kuppeldachstuhl über der Vierung. Die anschließend von Schiesser ausgeführte Vierungskuppel musste aber wegen Einsturzgefahr wieder abgetragen werden,

    was zur Entlassung von Schiesser führte. Dieser kehrte 73-jährig nach Waldsassen zurück. Im gleichen Jahr wurde die Kuppel von zwei Tiroler Baumeistern wieder aufgemauert.

    Am 25. Juli 1727 wurde der Chor der jetzt fertiggestellten Kirche geweiht.

    Abt Benedikt war nicht nur in Schöntal selbst als Bauherr tätig. 1706 wurde die Wallfahrtskirche von Neusass umgebaut und das Langhaus verlängert. Von 1713-1732 wurde Schloss Aschhausen umgebaut und erweitert. Es diente als Sommersitz der Äbte und der letzte

    Schöntaler Abt Maurus Schreiner bekam es nach der Säkularisation als Altersruhbesitz zugewiesen, wo er 1811 blind und taub starb.

    Von 1720-1724 ließ er Schloss Ebersberg in Auenwald, heute im Rems-Murr  Kreis nach einem Brand neu erbauen. In Bierungen ließ er 1723/24 die Pfarrkirche St. Kilian neu erbauen und 1724 in Winzenhofen die Pfarrkirche umbauen.

    Nicht nur als Bauherr war Abt Benedikt tätig. Er war auch Schriftsteller. Er schrieb mehrere Werke, die sich mit der Klostergeschichte befassen. Am bekanntesten sind die Knittelverse, wobei diese nicht auf ihn zurückgehen sondern auf das Versmaß und heißt übersetzt Reimvers.

    Viele seiner Verse sind noch heute über Türen, an Wänden oder unter Fresken zu sehen.

    Abt Benedikt starb am 21.August 1732 kurz vor seinem Goldenen Abtsjubiläum im  49.  Regierungsjahr an Krankheit, Altersschwäche und Arbeit erschöpft, mit 82 Jahren. Sein Epitaph hatte er schon 10 Jahre vor seinem Tod in Auftrag gegeben.

    In seiner Regierungszeit lebten etwa 40 Mönche im Kloster und 30 Konversen, die außerhalb des Klosters lebten.

    Sein Nachfolger wurde Angelus Münch (1732–1761) Abt Angelus setzte die Bautätigkeit seines Vorgängers fort. 1737 ließ er das mittelalterliche Refektoriumsgebäude abbrechen. Der Verbindungstrakt und Westflügel wurde jetzt gebaut..

    Abt Angelus hatte damit den in Berlichingen wohnhaften Baumeister Christian Fluhr beauftragt. Bis 1740 ist das Refektorium, der Treppenhausrisalit und der nördliche Teil der “Neuen Abtei” gedeckt. 1743 starb der Baumeister.

    Das  neue Treppenhaus wurde von 1743-46 in Klosterregie gebaut. Mit dem Deutschordensbaumeister Georg Philipp Wenger (1701–1763) schloss Abt Angelus einen neuen Vertrag für die Fertigstellung des Südteils, die bis zum Ende seiner Regierungszeit 1761 dauerte.

    Die Malereien stammen von Franz Erasmus Asam, dem Sohn von Cosmas Damian Asam. In seinen letzten 12 Jahren war er mittellos und gelähmt, konnte aber im Kloster Schöntal bleiben.

    Abt Angelus stattete das Kloster auch für mehrere Tausend Gulden mit Paramenten,Pontifikalien und Kirchengeräte, darunter eine kostbare Monstranz aus.

    In seiner Regierungszeit setzte schon eine gewisse Disziplinlosigkeit des Konvents ein, die dann bei seinem Nachfolger offen zu Tage trat.

    Abt Angelus resignierte am 12.Mai 1761 und starb schon im Frühjahr 1762.

    Sein Nachfolger Augustin Brunnquell (1761–1784) stammte aus Lauda und hatte seine Profess am 8. Dezember 1749 in Kloster Schöntal abgelegt. Er war Pfarrer in Bieringen.

    Unter Vorsitz des Kaisheimer Vaterabts Cölestin Mermos (1739–1771)wurde er nach drei Wahlgängen in einer Minderheitswahl mit Drittelmehrheit gewählt. Da diese nicht kanonisch war, ließ  er sich nicht nur von Generalabt  Francois Trouvé (1748-1797)

    sondern auch von Rom bestätigen. Am 2. August 1761 erhielt er die Benediktion von Abt Cölestin in Kaisheim. War schon seine Wahl sehr schwierig, so brachte er den Konvent durch seine Strenge weiter auf. Der Konvent beschwerte sich beim Würzburger Bischof,

    der sich auch einschaltete. In seiner Regierungszeit wurde sein Kloster dreimal visitiert, einmal von Abt Cölestin, einmal von dem Bronnbacher Abt Ambrosius Balbus (1752–1783) als Delegat des Generalabtes und einmal durch den neuen Kaisheimer Abt

    Cölestin II. Angelsbrugger (1771–1783 ). Der Konvent führte Prozesse gegen Abt Augustin und lag am Schluss in regelrechtem Kriegszustand mit ihm. Das führte dazu, dass im Dezember 1784 resignieren musste.

    Zu seinem Nachfolger wurde Maurus Schreiner (1784–1802 ) gewählt. Er hatte 1762 seine Profess in Schöntal abgelegt. Er trat ein sehr schweres Erbe an und war erst mal gezwungen, 1786 das Gut Eberberg zu verkaufen,um die Prozesskosten, die die Streitigkeiten seines

    Vorgängers verursacht hatte, bei Kaiser, Papst und Bischof zu bezahlen.

    Zweimal drohte seinem Kloster die Aufhebung. Einmal durch Kaiser Joseph II. 1765-1795) und die josephinische Reform, mit der alle Orden,  die im volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren, also keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben,

    aufgehoben wurden.  1798 plante der Kurstaat Mainz, Schöntal zu seinen Gunsten zu säkularisieren. Das geschah dann aber 1802 mit dem Reichsdeputationshauptschluss.

    Am 16. Oktober wurde Kloster Schöntal durch eine Kompanie württembergische Jäger besetzt. Am nächsten Tag wurde das Besitzergreifungspatent verlesen und die Untertanen von ihrem Eid entbunden.

    Abt Maurus war darauf schon vorbereitet gewesen. Er hatte den Pächtern die Pacht ermäßigt, das Jägerhaus und die Fischweiher an die Verwalter verschenkt oder billig verkauft und das Geld an die Konventualen verteilt.

    Diese Massnahmen führten noch zu einer langwierigen Untersuchung gegen ihn. Abt und Konvent durften zunächst im Kloster bleiben. Abt Maurus erhielt später Schloss Aschhausen als Ruhesitz, wo er am 17. August 1811 verstarb.

    1807 wurde die Klosterkirche zur katholischen Pfarrkirche erklärt. 1811 wurde im Kloster ein evangelisches Seminar errichtet. Dieses bestand bis 1975.

    Heute werden die Gebäude von der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Tagungshaus genutzt. Kloster Schöntal zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreut.

    04 März 2021

    Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald

                                                                                  Schönau - Zisterzienserkloster Schönau 1142-1560 2016-04-10 16-56-23.JPG

    Bischof Burchard (1115-1149), auch Buggo genannt, wurde 115 von Kaiser Heinrich V. (1111-1125) wurde 1115 in Worms auf den verwaisten  Bischofsstuhl gesetzt und war vorher Hofkaplan des Kaisers.

    1142 wurde auf seine Initiative das Zisterzienserkloster in Schönau im Odenwald gegründet. Er hatte deshalb beim Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux um die Errichtung einer Abtei in dem zu seiner Diözese gehörenden Steinachtal gebeten.

    Dieses beauftragte das 1136 von Citeaux aus gegründete Kloster Eberbach im Rheingau mit dieser Aufgabe. Am 21. März 1145 zogen 12 Eberbacher Mönche und ein Abt ins Steinachtal. Damit wurde Schönau die erste Tochtergründung von Eberbach unter Abt Ruthard (1136-1157),

    der rasch weitere folgten. Burchhard gab dem Kloster die Talsohle des Steinachtals.Bischof Burchard starb 1149 und wurde auf eigenen Wunsch im Kloster Schönau beerdigt. Sein Nachfolger Konrad I. von Steinach (1150-1171) war ebenfalls ein großer Förderer der Gründung und erweiterte die Stiftung seines Vorgängers beträchtlich. Konrad war schon in der Stiftungsurkunde als Zeuge aufgetreten.

    Im September 1169 nahm Kaiser Friedrich I. (1155-1190) Kloster Schönau mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz. (RI IV,2,3 n. D1848.) Das passte auch zu Konrad I. dem Würzburger Bischof, der nicht nur ein bedeutender Förderer des Klosters war sondern auch ein

    überzeugter Parteigänger der Staufer. Er war auf dem ersten und zweiten Italienzug des Kaisers dabei und Friedrich Barbarossa war auch öfters in Worms bei Konrad. Der Zisterzienserschutz war Bestandteil der staufischen Hausmachtspolitik. An die Stelle der kaiserlichen Schutzherrschaft trat dann die Schirmherrschaft der Pfalzgrafe bei Rhein, deren Hauskloster Kloster Schönau und die Grablege der Pfalzgrafen wurde. Aber auch die Pfalzgrafen bei Rhein gehörten in dieser Zeit zu den Staufern. So hatte Friedrich Barbarossa seinen Halbbruder Konrad von Staufen 1156 zum Pfalzgrafen (1156-1159)gemacht. Konrad war auch Vogt von Kloster Schönau. 1182 verlegte er seine Hofhaltung von der Burg Stahleck bei Bacharach nach Heidelberg, das auch Sitz seiner Vogtei über Schonau wurde. Konrad starb 1195. Er wurde in Schönau bestattet.

    Auch seine Gemahlin Irmingard, die 1197 starb, fand ihre letzte Ruhestätte in Schönau.

    Eine erste “Berühmtheit” von Kloster Schönau war Hildegund von Schönau. Sie war die Tochter von Harper von Helpenstein, eines Ministerialen des Erzbischofs von Köln. Sie machte 1183 eine Wallfahrt mit ihrem Vater nach Jerusalem. Dieser starb aber auf der Überfahrt von Brindisi nach Tyrus.

    Die Heimreise unternahm sie in Männerkleidern um unterwegs nicht belästigt zu werden und nannte sich Josef. Sie besuchte dann eine Verwandte in Speyer und trat als Novize in Kloster Schönau ein. Mit nur 18 starb sie dort und erst bei der Leichenwäsche wurde entdeckt, dass sie eine Frau war.

    Sie wurde im Chor der Klosterkirche von Schönau bestattet und stand bald im Ruf der Heiligkeit.

    1180 geschah, was später als “Stiefelrevolte” bezeichnet wurde. Die Konversen spielten eine ganz wichtige Rolle im Funktionieren eines zisterziensischen Klosters. Denn mit ihrer Arbeitskraft wurden die Grangien betrieben. Wie wesentlich sie waren, zeigte sich, als im 13. und 14. Jahrhundert immer

    weniger Konversen ins Kloster eintraten, was alle Klöster zwang, die Eigenwirtschaft einzuschränken, auf Verpachtung umzustellen oder neue Geschäftsfelder zu suchen, zum Beispiel Finanzdienstleistungen anzubieten, Patronatsrechte zu erlangen. (siehe Mei Büchle Kloster Eberbach)

    Nach der Ordensregel galten Konversen und Mönche als gleichwertig.Die Praxis war aber doch von der Theorie sehr verschieden. Das zeigte sich ja schon in der Baulichkeit. Es gab das Herrenrefektorium und das Laienrefektorium (Beispiel Maulbronn) Mönchschor und Laienchor waren durch die Chorschranke getrennt. Konversen konnten in der Regeln nicht lesen und schreiben. Sie sollten keine Bücher haben. Konversen hatten weniger Feiertage als Mönche. Oft kamen zwei Konversen auf einen Mönch.

    Bei der Stiefelrevolte, wie das Herbert Derwein (Das Zisterzienserkloster Schönau mit den Zeichnungen des 16. Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg , Frankfurt  1931 S. 35 ff) nennt, geht es darum, dass die Konversen Stiefel  eigentlich tragen sollen, bis sie abgelaufen sind.

    In Schönau gab es aber jährlich neue, unabhängig vom Sohlenzustand. Abt Gottfried wollte nun aber, wie es die Ordensregel vorsah, die Stiefel erst ersetzen, wenn es nötig war. Dagegen gab es massiven Widerstand. Die Konversen wollten ihre Stiefel einfach zerschneiden.

    Plötzlich starb der Anführer. Damit endete der Aufstand, bevor er richtig losging. Der Funke sprang aber über aufs Mutterkloster. Eberbach hatte mehrfach enorme Probleme mit seinen Konversen. 1241 wurde Abt Rimund verstümmelt und 1261 wurde Abt Werner von einem Laienbruder sogar erschlagen. Auch andere Klöster hatten ähnliche Probleme. In Heilsbronn konnte ein Abt seinen Dienst auch nicht mehr ausführen. (siehe dazu ebenfalls Kloster Eberbach in Mei Büchle)

    Abt in Schönau war zur Zeit der Stiefelrevolte Gottfried. Er ist von 1182-1191 belegt. Sein Todestag ist der 5. September. Er gilt auch als Ordensheiliger. Allerdings ist seine Verehrung nicht nachweisbar. Deshalb wird er von den Bollandisten auch übergangen. (Die Gesellschaft der Bollandisten ist eine Arbeitsgruppe, die die Lebensgeschichte der Heiligen der katholischen Kirche in kritischen Ausgaben auf handschriftlicher Grundlage zusammenstellt.

    Unter Abt Gerhard fand noch die Gründung von Kloster Bebenhausen statt.

    Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen hatte 1183 beim Dorf Bebenhausen ein Kloster gestiftet, das zunächst von Prämonstratenser besiedelt wurde. Diese verließen das Kloster aber schon vor 1189/1190 wieder. Eine Anfrage des Pfalzgrafen in Citeaux wurde durch eine Kommission, die die Örtlichkeit

    untersuchte, positiv beschieden und das Kloster Schönau mit der Gründung beauftragt. Schönau war wirtschaftlich und personell in der Lage zur Gründung in der Lage. 1190 wurde der Gründungsabt Diepold  mit 12 Mönchen nach Bebenhausen geschickt.

    Bebenhausen war die einziger Schönauer Tochter. Aber die Zisterzienserinnenklöster Ramsau, Lobenfeld und Neuburg unterstanden zeitweilig dem Schönauer Abt.

    Nachfolger von Abt Gottfried war Abt Diepold 1196- 1198, danach Abt in Eberbach und dort gestorben 1221. Allerdings gibt es zu Biographia Cisterciensis, die dieser Liste zu Grunde liegt eine Differenz zur Überlieferung von Kloster Eberbach. In  R. Hermann Bärs Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach, Wiesbaden 1855, S.141) wird ein Abt Theobald genannt, der aber 1206 nach Eberbach als Abt berufen wird und dort 15 Jahre Abt bleibt und dort 1221 stirbt. Dann wäre dieser Theobald identisch mit Abt Diebold aus der Biographia Cisterciensis.

    Abt Berthold würde dann entfallen. Im Kopialbuch der Abtei Schönau sind für diesen Zeitraum keine Urkunden vermerkt und im Landesarchiv Karlsruhe finde ich auch keine Urkunden mit einem Abt Berthold.

    Um 1200 wurden die bisher provisorischen Holzbauten des Klosters durch massive Bauten ersetzt und auch durch eine Ringmauer umgeben.

    Am 18. Mai 1204 bestätigte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Schönau die Privilegien und Besitzungen des Klosters. Die Privilegien waren weitreichend. Es sollte von allen Zehntabgaben befreit bleiben. Abgaben waren weder von unbebautem noch kultivierten Land zu entrichten.

    Auch Fischwasser und Viehbestand blieben davon unberührt. Zwar war das Kloster nicht exemt. Aber es hatte kirchenrechtlich doch eine Sonderstellung. Die Äbte aus Schönau waren von der Teilnahme am von Bischof einberufenen Synoden befreit. Es gab keine Kontrolle durch Diözesanvisitationen.

    Auch die Wahlen des Abtes fand ohne Einfluss des Wormser Bischofs statt. dieser nahm nur die Weihe der Novizen vor. (E Nr. 6, Verweisung Generallandesarchiv Karlsruhe)

    9 Jahre später hat Papst innozenz eine weitere Bulle erlassen. dieses Mal wird der Erzbischof von Mainz gebeten, Schönau zu schützen. Es hat wohl diesbezüglich Vorfälle gegeben, denn der Papst wurde nur aktiv, wenn etwas passiert ist, bzw. wenn er darum gebeten wurde.

    “Papst Innocenz III. befiehlt dem Erzbischof von Mainz, das Kloster Schönau im Besitz seiner Privilegien und Güter zu schützen und ihm die abhandengekommenen Einkünfte durch Androhung eventueller Anwendung von Kirchenstrafen wieder zu beschaffen.” {E Nr. 13, Verweisung}

    Generallandesarchiv Karlsruhe. Die Urkunde wurde am 20.Juli 1213 ausgestellt. Erzbischof war zu der Zeit Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

    Der er Mißstand scheint allerdings rund 30 Jahre später noch nicht beseitigt gewesen zu sein. Denn sein späterer Nachfolger Innozenz IV. (1243-1254)stellte  am 31. März 1244 eine weitere Urkunde aus. Dieses Mal richtete sie sich an den Erzbischof von Mainz und seine Suffragane. Das sind

    die dem Erzbischof unterstellte Diözesanbischöfe. {E Nr. 73, Verweisung} Generallandesarchiv Karlsruhe. Erzbischof war Siegfried III. von Eppstein (1230-1249)der Nachfolger des Empfängers der ersten Urkunde.

    Abt Daniel regierte von 1208-1218. Er war erst Domherr in Köln. dann trat er ins Kloster Himmerod ein. Dort wurde er zum Prior gewählt und kam dann nach Schönau, wo er Abt wurde. Er konnte den klosterbesitz vermehren.

    er starb 1218 im Ruf der Heiligkeit. Sein Gedenktag ist der 27. Juni (katholisch)

    Am 20. Juli 1255 erteilte Papst Alexander (1254-1261) Kloster Schönau das Privileg “in geistlichen Angelegenheiten, welche die zum Kloster gehörigen Orte betreffen, eigenständig Entscheidungen zu treffen”. (Kopialbuch Nr. 18)

    Ein weiteres Recht räumte Papst Alexander dem Kloster am 10. Januar 1266 ein, nämlich nach eigenem Ermessen auf seinem Friedhof Bestattungen durchzuführen. (Kopialbuch Nr. 20)

    Es waren bereits und wurden eine Reihe nicht Klosterangehörige bestattet. Leute die auf dem Klosterfriedhof beerdigt werden sollten, gaben dem Kloster in der Regel reichlich Spenden dafür.

    So wurden die Bischöfe Burchard II. von Worms ( +1149), der Klosterstifter in Schönau beerdigt. Konrad II. von Riesenberg Bischof von Hildesheim von 1221-1246, + 18. Dezember 1249. Er stammte wahrscheinlich aus der Familie der Schenken von Erbach, die eine enge Beziehung zu Kloster Schönau hatten.

    Eberhard von Strahlenberg wurde 1291 als Bischof gewählt starb aber schon zwei Jahre später bei einem Romaufenthalt. Auf seinen Wunsch wurde er in Schönau bestatte. Seine Familie war schon vorher als Gönner des Klosters in Erscheinung getreten. So hatten 1250 seine Mutter und seine Brüder

    die Weinberge des Klosters von Abgaben befreit.Schönau war vor allem die Grablege der Pfalzgrafen (s.o). Die Schirmherrschaft der Staufer ging ja im 12. Jahrhundert auf die Pfalzgrafen über. Neben Pfalzgraf Konrad von Staufen ist auch Pfalzgraf Heinrich IV. (+1214),

    Pfalzgraf Adolf (+ 1327) und Kurfürst Rupprecht II (+ 1398) in Schönau bestattet.

    Der Klosterbau war in der Mitte des 13. Jahrhunderts weitegehend beendet. Die Kirche stand an der Nordseite der Klausur und war etwa so groß wie die Kirche in Eberbach und größer als die Kirche in Maulbronn. Von der Klosterkirche, die um 1230 fertig war,

    sind nur noch an einer Ausgrabungsstätte die halbrunden Nischen der Seitenkapellen im nördlichen Querschiff der Klosterkirche sowie die freigelegten Fundamente des Westportals der Klosterkirche zu sehen. Ebenfalls erhalten ist das Klostertor.

    Das ehemalige Herrenrefektorium wird heut als evangelische Stadtkirche benutzt. Das Brunnenhaus wurde in die katholische Pfarrkirche integriert. die Brunnenschale steht heute auf dem Marktplatz.

    Die Hühnerfautei stand außerhalb der Klausur. Sie wurde 1250/1251 errichtet und gilt heute als Deutschlands ältestes Profangebäude. Hier wurden die Steuerleistungen in Geld oder Naturalien entrichtet. Östlich von der Hühnerfautei stand der Wirtschaftshof des

    Klosters, ein spätgotischer Speicherbau. In der Staatsgalerie Stuttgart gibt es dazu ein Aquarell aus dem kurpfälzischen Skizzenbuch. Auch die Klosterschmiede existiert noch. Es ist das von den Wallonen aufgestockte “Wallonenhaus”. Zisterzienserklöster waren immer Eigenbetriebe,

    wo alles hergestellt wurde, was ein Kloster brauchte. 

    Weiter im chronologischen Verlauf.

    1256 gestattet Papst Alexander dem Kloster, bewegliche und liegende Güter (Lehen ausgenommen) von Personen, die in das Kloster eintreten, anzunehmen. (Kopialbuch Nr. 21)

    1267 erklärte der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein (1259-1284 ) dass das Kloster Schönau von dem auf die Futtermittel für ihre Tiere in Viernheim zu zahlenden Zehnten befreit ist (Kopialbuch Nr. 8 24. August 1267, Laach)

    Am 6. März 1262 kaufte Schönau einen Hof in Worms. Außerdem hatte Schönau Stadthöfe in Speyer und Frankfurt.  Kloster Schönau wurde 1224 von Bischof Beringer von Entringen (1224-1232) von allen Zahlungen befreit und

    seine Besitzungen in der Stadt genossen dieselben Rechte, die alle anderen Bürger besitzen. (Kopialbuch 266) Der Schwerpunkt der städtischen Besitzungen lag aber in Heidelberg. Hier besaß das Kloster 40 Häuser, betrieb eine Mühle.

    Die Neckarfähre befand sich ebenfalls im Besitz des Klosters. 1218 hatte sich das Kloster das Fährrecht in Heidelberg von Lutfrid von Waibstadt erworben (Kopialbuch 59). Es gab dann noch einige Klagen, aber 1245 waren alle zurückgezogen (Kopialbuch S63)

    Auf dem sogenannten Mönchhof in Heidelberg wurden die Überschüsse des Klosters vermarktet. Er wurde zum ökonomischen und administrativen Zentrum des Klosters ausgebaut.

    Schon 1225 befreite Pfalzgraf bei Rhein Ludwig I. (1214-1231) Kloster Schönau von Abgaben bei Ein-und Ausfuhr von Gütern nach Heidelberg (Kopialbuch Nr. 47)

    Am 21. Dezember 1387 bewilligte Papst Urban VI. (1378-1389) die Einrichtung des Hauses zu St. Jakob für studierende Zisterzienser, Papst Bonifaz IX. (1389-1404) 1390 vollzieht und das Haus St. Jakob unter die Aufsicht des Schönauer Abtes stellte.

    Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung hatte Kloster Schönau etwa 300 Mönche und etwa 300 Konversen (laut kloester-bw.de/klostertexte) das waren mehr als das Mutterkloster Eberbach vorweist, das nach Schätzungen bei etwa 150 Mönchen lag.

    Um 1400 gab es in Deutschland etwa 2.800 Städte mit weniger als 1000 Einwohnern.

    Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts ging das Kloster mit seiner Landwirtschaft zunehmend zunehmend von Eigenwirtschaft auf Verpachtung über. Eine Tendenz, die in allen Zisterzienserklöstern zu beobachten ist.

    Das hängt vor allem mit dem Rückgang der Konversen zusammen. Die Konkurrenz der Bettelorden, die im 13. Jahrhundert aufkamen, sorgte dafür, dass junge nichtadelige Männer sich vor allem den Franziskanern und den Dominikanern anschlossen.

    In der Erwerbspolitik der Klöster führte das dazu, das zunehmend versucht wurde, einträgliche Patronatsrechte und Zehntrechte zu erwerben. (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Eberbach, Kloster Otterberg)

    Kloster Schönau hatte im Gegensatz zu vielen Zisterzienserklöstern nie unter feindliche Zerstörung zu leiden,, was daran lag, dass die pfalzgräflich/kurfürstlichen Schirmherren über Jahrhunderte einen wirkungsvollen Schutz boten.

    Im Gegenzug dazu griff der Schutzherr der Abtei im Bedarfsfall aber auch auf die finanziellen Ressourcen des Klosters zurück. So musste es in Kriegszeiten “Reiswagen” stellen, das waren Pack-und Frachtwagen für Feldzüge einschließlich der Zugtiere und

    Knechte. Das Kloster war auch zur finanziellen Unterstützung der Heidelberger  Universität verpflichtet.

    Schönau geriet vor der Reformation in eine Wirtschaftskrise. Die Abtei war zum Verkauf von Klosterbesitz gezwungen. Nach Schaab (Die Zisterzienserabtei Schönau im Odenwald. Heidelberg (2. unveränderte Aufl. ) 1990. ) war diese Krise eher Folge solch externer Beanspruchung als

    wirtschaftlicher Zerrüttung. Philipp (1476-1508) war am Landsberger Erbfolgekrieg beteiligt. Sein Nachfolger Ludwig V. (1508-1544) hatte noch mit den folgen dieses Krieges zu kämpfen. Er hatte heftige Kämpfe mit seinen Nachbarn zu führen. (siehe dazu Mei Büchle Kloster Otterberg)

    Den Bauernkrieg beendete er mit der Schlacht bei Pfedersheim.

    Kurfürst Ottheinrich (1556-1559) führte 1557 die Reformation nach lutherischer Ausrichtung ein. 1558 hob er das Kloster Schönau auf. Die Verwaltung der Liegenschaften und die grundherrlichen Rechte wurden von der bis heute bestehenden Pflege übernommen.

    Der letzte Abt Wolfgang Kartheuser 1554–58) ging nach Worms und starb dort am 24. August 1563. Er ist in der Andreaskirche in Worms bestattet.

    1562 wurden calvinistische Glaubensflüchtlinge aus Wallonien  in Schönau angesiedelt. Sie waren zwar zum Erhalt der Klosteranlage verpflichtet, nahmen aber zahlreiche Umbauten vor, so dass sich von der ursprünglichen Klosteranlage kaum mehr etwas erhalten hat.

     

    Äbte Kloster Schönau nach Biographia Cisterciensis

    1. Konrad I. 1152-1153

    2. Gottfried I. 1184–1196

    3. Diepold 1196–1198  gest. 1221, später Abt von Eberbach

    4. Berthold I. 1200

    5. Walther 1206–1208

    6. Daniel 1208–1218

    7. Christian 1218–1222

    8. Konrad II. 1222–1223

    9. Berthold II. 1223–1232

    10. Konrad III. 1233–1240

    11. Ulrich 1240–1245

    12. Rudolph 1245–1249

    13. Heinrich 1249–1258

    14. Ebelin 1259–1263

    15. Otto 1263–1279

    16. Friedrich I. 1279–1281

    17. Wernher 1282–1287

    18. Johann I. 1287–1299

    19. Friedrich II. 1299–1304

    20. Peter I. Kleman 1304–1307

    21. Hugo 1307–1312

    22. Jakob I. 1312–1321

    23. Engelbert 1323–1327

    24.
    Ludold
    1341–1343

    25.
    Trutwin
    1350

    26.
    Johann II.
    1356–1360

    27. Heilmann 1360–1363

    28. Peter II. 1375–1392 gest. 1395 in Eberbach

    29. Gottfried II. 1392–1400 aus Schriesheim

    30. Eberhard I. 1400–1405

    31. Marquard 1405–1406

    32. Konrad IV. 1423–1438

    33. Johann III. Marstaller 1440

    34. Gerhard 1450–1459 Professor der Theologie

    35. Peter III. 1461–1464

    36. Johann IV. von Lindenfels 1465–1475 gest. als Abt von Eberbach

    37. Eberhard II. 1479–1491

    38. Nikolaus I. von Neidenstein 1491–1501

    39. Jakob II. 1503–1520

    40. Markus 1520–1523

    41. Nikolaus II. Senger 1523–1526 aus Heidelberg

    42. Lorenz Ortt 1527–1529

    43. Sebastian Pfungstein 1529–1554 aus Heidelberg; auf dem Grabstein als 50. Abt bezeichnet

    44. Wolfgang Kartheuser 1554–1563 aus Worms; ging nach der Aufhebung des Klosters nach Worms, dort gest. 24. Aug. 1563 und in der Andreaskirche begraben

    23 Feb. 2021

    Zisterzienserkloster Otterberg

                                                                                                    Abteikirche Otterberg

    Das Zisterzienserkloster Otterberg wurde 1143 als zweites Tochterkloster des Kloster Eberbach, einer Tochter der Primarabtei Clairvaux gegründet.

    Nach Franz-Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern, Neustadt 1836,S. 216, hatte ein Graf Siegfried, Sohn des Babo von Kesselberg

    1143 dem Kloster Eberbach die Alte Otterburg gestiftet. Nach den Forschungen von Gerhard Kallers ist nur mit seinem Vornamen Siegfried benannte Stifter mit Graf Siegfried (IV.) von Boyneburg-Northeim (reg. 1107–†1144) identisch. Er war wohl auf dem Erbweg in den Besitz der Otterburg und des umliegenden Territoriums gelangt. 1143 überließ der Mainzer Erzbischof Heinrich I. von Wartburg in Gegenwart zahlreicher Zeugen dem Abt Ruthard des 1135 gegründeten Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau die Kirche in der alten Burg Otterburg (eccl[es]iam in antiquo castro oterburc sita[m]) zur Gründung eines [Tochter-]Klosters.

    Zum Zeitpunkt der Stiftung regierte in Eberbach noch der erste Abt Ruthard (1136-1157) Er schickte daraufhin Abt Stephan mit 12 Mönchen als Gründungskonvent nach Otterberg, wie das Zisterzienserklöster bei der Gründung von Tochterklöstern immer handhabten.

    Otterberg war nach Kloster Schönau im Odenwald (1142) die 2. Tochtergründung von Kloster Eberbach. Da bestand das Mutterkloster auch erst 10 Jahre

    Der 1. Abt war Stephan. Die Alte Burg war für eine Klosteransiedlung nicht besonders gut geeignet.Die Schwierigkeiten scheinen aber so groß gewesen zu sein, dass der neue Konvent schon daran gewesen ist, aufzugeben und nach Eberbach zurückzukehren.

    Die heilige Hildegard von Bingen, die mit ihrem Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen nicht allzu weit weg vom Mutterkloster Eberbach lebte und wohl auch in gutem Kontakt zum dortigen Abt Ruthard stand, soll von Ruthard wohl auf die Schwierigkeiten in Otterberg

    hingewiesen, den Mönchen dort Mut gemacht und sie zum Bleiben ermuntert haben.

    Die Klosteranlage wurde nun ab 1168 am Otterbach gebaut und auch mit dem Bau der Klosterkirche begonnen

    Das neue Kloster erhielt rasch viele Schenkungen vom umliegenden Adel. Aber auch Äbte von Klöstern in der näheren Umgebung bedachten Otterberg mit Schenkungen.

    So schenkte um 1149 Abt Eggehard (1133-1158) von dem Benediktinerkloster auf dem Michaelsberg bei Sinzheim den Blutzoll auf dem Hanauer Hof bei Dielkirchen. Das ist relativ nah bei Otterberg. Der Blutzehnt ist eine Abgabe, die in Fleisch-oder Tierprodukten besteht.

    Abt Sieghard von Lambrecht (1153-1166) übergibt um 1155 Abt Stephan einen Acker auf dem Michaelsberg bei Dürkheim. Abt Heinrich von St. Alban in Mainz überließ dem Kloster um 1180 einige Leibeigene. (alle Urkunden in Urkundenbuch des Klosters Otterberg in der Rheinpfalz

    herausgegeben von Michael Frey und Franz-Xaver Remling , Mainz 1845, Seite 1 ff)

    Abt Stephan starb 1173. Auf ihn folgte Albero, der aber bald nach seinem Regierungsantritt resignierte, aber noch bis 1209 im Kloster lebte.

    Auch sein Nachfolger Wilhelm regierte nicht allzu lange.Franz-Xaver Remling nennt allerdings keinen Wilhelm sondern Gerwin als Nachfolger von Albero. Nach Remling resignierte dieser ebenfalls bald.

    Sein Nachfolger Abt Philipp war unter Gerwin Prior. Vor seinem Eintritt in den Zisterzienserorden war er Kanoniker in Köln. Er hatte in Paris studiert.

    Im November 1195 war Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) in Kaiserslautern. Aus diesem Anlass nahm er Kloster Otterbach in seinen Schutz und bestätigt seine Besitzungen.

    “nimmt wegen der Ergebenheit und Frömmigkeit der Brüder das Kloster und die Brüder zu Otterberg (monasterium et fratres de Otterburg) mit allem Besitz in seinen Schutz und bestätigt ihnen die Besitzungen zu Ungenbach (Ungenbach), Horterhof (Honwarten), Messersbacherhof (Mazoldersbach), Hanauerhof (Hagenauwen), Heubergerhof (Heydeberg), Bischheim (Byschovesheim), Hessloch (Heseloch), Eich (Eichen), Börrstadt (Byirscheit), Hochspeier (Hospiren), Stüterhof (Hulsberg), Schwanden (Swanden), Weiler (Wilre), Erlenbach (Erlebach), Rode (Rode), Messerschwanderhof (Metzelswanden), Kaiserslautern (curiam Lutree) und Worms (curiam Wormatie).” (RI IV,3 n. 485) Die Urkunde wurde am 28. November 1895 in Kaiserslautern ausgestellt.

    Bei den Besitzungen von Erlenbach und Metzelschwanden gab es später Probleme wegen vogtlicher Rechte in Erlenbach und Metzelschwanden,  weil Merbodo von Saulheim und dessen Bruder dort vogteiliche Rechte geltend machen wollten. Erst Kaiser Otto IV. (1208-1212)

    beendet im Frühjahr 1209 den Streit (RI V,1,1 n.274)und nimmt nach Remling das Kloster und seinen Besitz in seinen Schutz (S. 219)

    1208 rügt Papst Innozenz III.(1198-1216) die Nichtachtung der päpstlichen Freiheiten in einer am 27. Februar 1208 im Lateran ausgestellten Urkunde. (Urkundenbuch S. 6)

    Friedrich II. (1220-1250) bestätigte dem Kloster am 29. Mai 1215 die Schenkung des Patronatsrechts von Santbach, das einst Domprobst Ulrich zu Worms dem Kloster verliehen hatte. Dessen Bruder Werner hatte sich aber derselben gewaltsam bemächtigt, sie danach aber “reumütig” dem Kloster zurückgegeben. Mit der Urkunde RI V,1,1 n. 800 bestätigte der Kaiser nun die Schenkung.

    Es gab auch zwei weitere Papsturkunden für das Kloster, eine von Papst Innozenz III. um 1215, in der dieser dem Kloster verschiedene Freiheiten und Rechte erteilt (Urkundenbuch des Klosters Otterbach S. 11 ff) und eine von seinem Nachfolger

    Papst Honorius (1216-1225) ausgestellt im Lateran am 13. Januar 1218. Mit dieser Urkunde bestätigt der Papst die Freiheiten die Zehnten des Kloster Otterbach. (Urkundenbuch S. 21) Alle drei Papsturkunden fallen in die Regierungszeit von Abt Philipp.

    Eine weitere Bestätigung erteilt Papst Honorius am 24. April 1220. In dieser Urkunde bestätigt er den Besitz des Klosters. (Urkundenbuch S. 28).

    Am 10. Mai 1254  wurde die Klosterkirche durch Weihbischof Arnold von Semgallen geweiht. Arnold gehörte ebenfalls dem Zisterzienserorden an und hatte schon als Mitkonsekrator an der Weihe von der Kirche in Morimond 1253 mitgewirkt.

    Die Otterberger Kirche ist 79,5 m lang und 20,5 m breit. Sie ist nach dem Speyrer Dom die zweitgrößte Kirche der Pfalz und die größte und besterhaltene Klosterkirche der Pfalz.

    Unter Abt Philipp hatte der wirtschaftliche Aufstieg des Klosters begonnen. 2015 besaß Kloster besaß schon 20 Höfe. Der Schwerpunkt des Besitzes lag um Otterberg. Aber auch am Rhein gab es Besitzungen wie bei Worms und Bockenheim.

    1925 wurde der Kapitelsaal des Klosters wiederentdeckt und dabei bei Grabungen auch das Grabmal von Abt Philipp. Er wurde dann in die Apsis der Klosterkirche umgebettet.

    Der Abt starb 1225.

    Auf ihn folgte Abt Johannes, der wohl auch nur kurz regierte. Auch sein Nachfolger Herwig war nur ein Jahr im Amt.

    Dieser erhielt von König Heinrich VII. (1220-1235 vom Vater Friedrich II. 1235 abgesetzt)  unter Abt Herwig die Beholzigungs-und Weiderechte des Klosters bestätigt. RI V,1,2 n.3968 .

    Auf Herwig folgte Abt Gerhard, der von 1230-1236 regierte. König Heinrich VII. nahm am 25. April 1227 Kloster Otterberg in seinen besonderen Schutz  RI V,1,2 n. 4057 . Nach Remling befreite er die Abtei auch

    vom Zoll in Lautern und Boppard (S. 221)

    1239 gebot Papst Gregor IX. (1227- 1241) den Prälaten der Mainzer Provinz das Kloster Otterbach in seinen Rechten zu schützen. Die Urkunde wurde am 18. Mai 1239 im Lateran ausgestellt. (Urkundenbuch S. 52)

    Dieselbe Urkunde gab Papst Innozenz IV. (1243- 1254) am 27. Februar 1254 an das Kloster.

    Am 5. August inkorporierte der Mainzer  Erzbischof Christian II. von Bolanden (1249-1252) Kloster Otterbach die Pfarrei Santbach. Der Inkorporation stimmten kurz danach das Mainzer Domkapitel zu (Urkundenbuch S. 65) und auch

    Papst Innozenz IV. bestätigte die Einverleibung am 30. September 1249 (ebda S. 67).

    Walthelm stand dem Kloster von 1247-1259 vor. Er hatte eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten durchzufechten.

    1252 verzichtete ein Emmerich genannt Mulbaum auf seine Rechte an der Mühle in Santbach und schenkte sie dem Kloster. 1253 wird sie als Eigentum des Klosters genannt.

    1255 erhielt er von Papst Alexander IV. (1254-1261) eine neue Schutzbulle.

    1259 beauftragte der Mainzer Erzbischof Gerhard I. von Daun (1251-1259) Kloster Otterbach das Benediktinerkloster Disibodenberg mit seinen Mönchen  zu besiedeln. Es war wegen einer Fehde

    zwischen  Gerhards Vorgänger Siegfried und dem Wildgrafen Konrad von Kyrburg und dadurch bedingten Kriegsausgaben hoch verschuldet. Das um sich greifende Raubrittertum verschlechterte die Lage des Klosters noch mehr. Die meisten

    Mönche hatten es schon verlassen. Die hohe Zucht der Zisterziensermönche und die vorzügliche Verwaltung sorgten dafür, dass die Schulden bald gedeckt waren und das Kloster wieder blühte.

    Nach Remling nahm der deutsche König Richard von Cornwall (1257- 1272) 1260 Kloster Otterbach in seinen Schutz und berechtigte es außerdem jährlich 30 Fuder (ein Fuder waren im Mittelalter am Rhein 1200, an der Mosel 1000 Liter)

    eigenen Wein rheinabwärts zollfrei zu verschiffen. (S. 224).

    Abt Walthams Nachfolger wurde Friedrich (1263-1264). Auch er erhielt in seiner kurzen Amtszeit einige Stiftungen.

    Papst Alexander IV. gestattete dem Kloster am  7. Juli 1260 Erbschaften entgegenzunehmen. Urkundenbuch S. 102.

    Sein Nachfolger Johannes (1267-1271) war zusammen mit dem Schönauer Abt Otto (1263–1279 ) im Auftrag des Generalkapitels unterwegs, um zu überprüfen, ob das Kloster Patershausen (heute in der Gemarkung Heusenstamm)

    als  Zisterzienserinnenkloster in den Orden aufgenommen werden kann. Ihr Entscheid fiel positiv aus, Das Kloster wurde 1267 durch Papst Clemens IV. (1265-1268) als Zisterzienserinnenkloster bestätigt.

    Auf Johannes folgte Abt Gottfried (1272-1276)

    Abt Gottfried erhielt am 8. Februar 1273 von Papst Gregor X. (1271-1276) die Freiheiten und Ablässe für Kloster Otterberg bestätigt. (Urkundenbuch S. 134)

    Am 10. September 1274 stellte König  Rudolf von Habsburg (1273- 1291) in Lautern eine Schutzurkunde aus, nachdem er gerade ein knappes Jahr im Amt war.

    “bestätigt dem kloster Otterberg (ord. Cist. bei Kaiserslautern) alle privilegien und alle mit seinen nachbarn besonders betreffs der wälder Waldmarken und Brand geschlossenen vertrage, befiehlt dem schultheissen von Lautern das kloster allenthalten zu schützen und gewährt demselben allgemeine zollfreiheit, besonders aber in Lautern und Boppard “ (Rudolf – RI VI,1 n. 213) Darin werden auch die Waldmarken erwähnt, die immer wieder Anlass zu Streitigkeiten mit den Nachbarn gegeben haben. Außerdem werden dem Kloster mit dieser Urkunde

    Zollfreiheiten in Kaiserslautern und Boppard eingeräumt. In einer weiteren Urkunde(Rudolf – RI VI,1 n. 216) , die am nächsten Tag ausgestellt wurde, befahl König Rudolf dem Grafen von Leiningen Emich IV (* um 1215 + vor 1279) einen Streit zwischen dem Kloster Otterberg und den Kolben von Wartenberg wegen der vom Kloster beanspruchten Waldrechte zu entscheiden und die nötigen Grenzsteine zu setzen. In derselben Angelegenheit stellte Rudolf im Januar 1275 nochmals eine Urkunde aus. (Rudolf – RI VI,1 n. 320) Dieses Mal beauftragte er Friedrich (1237- 1287) von Leiningen

    Kloster Otterberg in seinen Waldrechten zu schützen. Graf Friedrich ist der Bruder von Graf Emich.

    Die Wirtschaft Otterbergs basierte praktisch auf drei Säulen

    Schon mit der Klostergründung wurde das Land um Otterbach urbar gemacht und landwirtschaftlich genutzt um die Versorgung der Mönche zu gewährleisten.

    Was im Pflälzer Wald natürlich nahe liegt, ist der Waldbau. Das Kloster hatte rund um Otterberg  Waldbaurecht, die sogenannte Waldmark. Wie wichtig das für das Kloster war, zeigen die vielen Urkunden dazu und auch, dass immer wieder

    Adlige beauftragt waren, diese Rechte durchzusetzen.

    Der 3. Zweig war ausgedehnter Weinbau in der Vorderpfalz um Dürkheim und im Rheingau bis nach Boppard. Für das Kloster auch interessant die Befreiung von Zöllen (s.o.) So konnte z. B. Wein ohne Zoll auf dem Rhein verschifft werden.

    Die Verwaltung der Weinberge wurde von Versorgungshöfen aus getätigt.

    In Kallstadt besaß Kloster Otterberg einen großen Versorgungshof.  1279 freiten die Grafen Ludwig und Philipp den Hof in Kallstadt. Ein Jahr später erklärte die Gemeinde Kallstadt, dass der  Hof von Lasten gefreit ist.

    In Deidesheim ist der Otterberger Hof um 1300 erstmals erwähnt. Das Kloster verwaltete von dort aus seinen Weinbesitz um Deidesheim.

    In der Mitte des 13. Jahrhunderts, das war seine Blütezeit, besaß das Kloster 78 Höfe und hatte Besitztümer in 170 Städten und Dörfern.In Speyer hatte Otterberg einen Stadthof und ebenfalls in Worms.

    Den ersten Besitz in Worms erhielt das Kloster durch eine Schenkung des Ritters Rudewin von Flomberg, die König Heinrich am 16. März 1222 bestätigte (Urkundenbuch S. 32 und Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3870).

    Viele weitere Schenkungen folgten in den Folgejahren bis 1273, so dass das Kloster n Worms über einen umfassenden Besitz verfügte.

    Abt Gerhard II. regierte von 1292-1301. Er erhielt am 11. September 1293 von König Adolf von Nassau (1292-1298) eine Schutzurkunde ausgestellt, in der er Abt und Konvent des Klosters mit all seinen Besitzungen in Schutz

    nimmt, und alle Freiheiten und Rechtstitel bestätigt. Besonders erwähnt ist das Holzungs-und Weiderecht. (Adolf – RI VI,2 n. 306) 1295 erneuerte Kurfürst Rudolf I. (1294-1317)die Rechte, die sein Vater Ludwig der Strenge früher erteilt hatte.

    Unter Gerhards Nachfolger Johannes II. (1303-1324) wurde dem Kloster die Pfarrei Alsenz von Erzbischof Gerhard II. von Eppstein (1288- 1305 ) inkorporiert als ausdrückliche Anerkennung der Zucht, Ordnung und Frömmigkeit, die die

    Otterberger Mönche an den Tag legten wie Remling in seiner Urkundlichen Geschichte vermerkt. (S 227)

    Um 1380 begann der Abstieg von Kloster Otterberg, der sich allerdings fortsetzte, bis die Reformation das Endes des Klosters bedeutete.

    Gegen Ende des 14. Jahrhunderts hatten fast alle Zisterzienserklöster Schwierigkeiten bekommen. Eine wesentliche Ursache dafür war die stark rückläufige Zahl von Konversen. Das führte dazu, dass die Klöster zunehmend von der Eigenwirtschaft auf Verpachtung übergingen, ein Trend,

    der  sehr schön an der Mutterabtei Eberbach zu ersehen ist. Dort wurde 1242 erstmals ein Weinberg verpachtet. Ab 1290 wurden zeitliche Verpachtungen immer häufiger, also in der Regel auf 12 Jahre Laufzeit. Damit sollte vermieden werden, dass die Weinberge allmählich in das Eigentum des

    Pächters übergingen. Ein weiteres Standbein wurden allmählich Finanzdienstleistungen. Gegen Übertragung von Ländereien oder Geld wurde eine Rente auf Lebenszeit versprochen. Es wurden auch Kredite auf Saatgut oder landwirtschaftliche Geräte erteilt. Pächter oder zinspflichtige Bauern mussten dieses Kredite dann abbauen. Auch ins Depositengeschäft stieg man ein. Die Stadthöfe hatten Lagerräume. Dort konnte man Wein und Getreide, aber auch Wertsachen oder Geld gegen Gebühr aufbewahren. Da die Stadthöfe ja immer in den Städten waren, also gesichert, konnte man die Haftung

    überblicken- in der Regel ein gutes und sicheres Geschäft für die Klöster. Das setzte aber natürlich eine gesunde Vermögensbasis voraus. Ein weiteres Geschäft waren die Inkorporationen von Kirchen, denn die Einnahmen der Kirchen kamen immer dem Eigentümer der Kirche zugute, in diesem Fall

    dem Kloster zu Gute.

    In Otterberg sah man sich aber seit dem Ende des 14. Jahrhunderts immer mehr zu Verkäufen gezwungen. Unter Abt Konrad (1405-1444), der wahrscheinlich vorher in Maulbronn  Mönch war, musste einiges verkauft werden. So wurde 1426 der Hilsberger Hof samt Gütern und Äckern und 80 Pferden mit Genehmigung der Äbte Albrecht (1402-1428) von Maulbronn, Konrad IV. (1423–1438) von Schönau und Abt Johann (1394-1426) von Eußerthal für 1100 Gulden an den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz (1436-1449) verkauft.( Remling, Urkundliche Geschichte.. S.230). Der Hilsberger Hof war schon sehr früh im Klosterbesitz und auch auf der Schutzurkunde von Heinrich VI. (s.o.) bestätigt. Die Otterberger Mönche betrieben dort ein Pferdegestüt.

    Unter Konrads Nachfolger Peter II. (1451-1467) schien sich die Lage etwas zu stabilisieren. Vor allem das geistliche Leben nahm wieder Fahrt auf. Kurfürst Philipp von der Pfalz honorierte dies und  bestätigte dem Kloster alle Freiheiten und Gnadenbriefe, die seine Vorfahren ausgestellt hatten.

    Kaller führt in seiner Äbteliste nach Abt Johann noch einen Abt  Matthäus, währen bei Remling gleich Abt Pirmin folgt, wobei er sagt, dass nicht klar ist, ob Johann 1500 noch regierte.

    1504/1505 fand der Landshuter Erbfolgekrieg statt, in den auch die Kurpfalz verwickelt wurde. Es ging um die Erbfolge in Bayern-Landshut. Georg der Reiche von Bayern-Landshut hatte keine männlichen Erben und setzte in seinem Testament seine Tochter Elisabeth und deren zukünftigen Gemahl

    Rupprecht von der Pfalz als Erben ein. Ruprecht war der Sohn von Pfalzgraf Philipp dem Gutmütigen, dem Schutzvogt von Kloster Otterberg. Georg starb 1503. Das Testament widersprach aber dem Hausvertrag der Wittelsbacher, gemäß dem bei Aussterben einer männlichen Linie die Besitzungen an die jeweils andere Linie fallen sollten. Der Münchner Herzog Albrecht erkannte das Testament nicht an. Ruprecht hatte aber bereits Schloss Landshut übernommen. Mit seinen pfälzischen Truppen besetzte er Landshut und Burghausen. Rupprechts Vater Philipp hatte sich auf die Seite seines Sohnes gestellt.

    Daraus hatte sich der Landshuter Erbfolgekrieg entwickelt.Kaiser Maximilian erklärte am 5. Mai 1504 die Reichsacht über Philipp. Daraufhin griffen ihn fast alle Nachbarn an mit Ermunterung von Maximilian an. Das war Graf Alexander von Pfalz-Zweibrücken (1489-1514), Emich IX. (+ 1535)

    Graf von Leiningen und Landgraf Wilhelm II. (1493-1509)von Hessen. Sie hinterließen in der Kurpfalz und an der Bergstraße eine Spur der Verwüstung. Kloster Limburg wurde von Emich komplett eingeäschert. Kloster Otterberg wurde nicht direkt betroffen. Aber seine Felder, die Wälder und auch die Herden wurden schwer geschädigt. Die drei Grafen legten aber Otterberg schwere Brandschatzungen auf, weil Kurfürst Philipp ja der Schirmherr von Otterberg war. Kurfürst Philipp und sein Bruder erneuerten zwar 1508 die Freiheiten der Abtei. Aber das minderte den Schaden nicht mehr.

    Auf Abt Pirmin folgte Abt Wiegand (1519-1547). 1525 brach der Bauernkrieg aus. Auch das Elsass und die Pfalz waren davon betroffen. Der Kolbenhaufen, ein Bauernhaufen im Elsass, plünderte zunächst das Zisterzienserkloster Stürzelbronn bei Bitsch und dann die Burg Gräfenstein des Leininger Grafen

    Emich VIII. und Lindelbrunn. Darauf erhoben sich aufständische Bauern um Kaiserslautern, Landstuhl und Fischbach. Sie leerten die Fischteiche der Abtei und plünderten Keller und Speicher. Was sie nicht fort tragen konnten, zerstörten sie. Im Juni 1525 kam es bei Pfedersheim zur Schlacht zwischen den Bauern und dem Heer  von Kurfürst Ludwig. Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. Dabei wurden auch die Anführer der Otterberger Plünderungen gefangen genommen und hingerichtet. Wie schon kurz vorher blieb auch hier das Kloster auf seinen massiven Schäden sitzen. Zwar stellte Karl V.  (1519-1556)dem Kloster einen Schutzbrief aus (Remling S. 232), aber das ersetzte den Schaden natürlich auch nicht. Abt Wiegand starb 1556. (hier wieder Differenz  Remling-Kaller. Bei Kaller endet die Regierungszeit von Abt Wiegand 1547 und danach ist kein unmittelbarer Nachfolger genannt. Abt Wendelin folgt erst 6 Jahre später. Bei Remling ist Abt Wiegand bis zu seinem Tod im Amt und Abt Wendelin Merbot folgt unmittelbar auf ihn.

    Der Thesenanschlag von Martin Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg, ob er nun tatsächlich stattgefunden hat oder ob es eher eine akademische Diskussion vor allem zum Ablasshandel war, er wird meist als Beginn der Reformation gesehen. Die drei reformatorischen Hauptschriften folgten 1520.

    Dann wurde Luther gebannt und 1521 fand in Worms der Reichstag statt, bei dem Luther von Karl V. verhört wurde. Nach dem Reichstag wurde er auf der Rückreise zum Schein überfallen und auf die Wartburg verbracht. Als Junker Jörg übersetzte er dort die Bibel. Der reformatorische Prozess kam in Gang. Das Resultat des Reichtages von Speyer war, dass es den Landesfürsten überlassen blieb, wie sie es mit der Religion hielten. Auf einem weiteren Reichstag in Speyer protestierten sechs Fürsten und 14 Reichsstädte gegen die Verhängung der Reichsacht gegen Luther sowie die Ächtung seiner Schriften und Lehre. Außerdem forderten sie eine ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens.  Die Glaubensspaltung war jetzt nicht mehr aufzuhalten.

    In der Pfalz wurde Friedrich II. 1544 Kurfürst. Seine Untertanen hatten sich 1545 zum neuen Glauben bekannt. 1546 führte Friedrich die Reformation in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger war Ottheinrich, der 1559 starb. Auf ihn folgte Friedrich III. (1559-1576). Er verlangte nun von Abt Wendelin,

    seinen Glauben zu verlassen und seiner bisherigen Lebensweise zu entsagen. Außerdem sollte er seine Abtei  den Predigern der neuen Lehre räumen. Das war die Bedingung, falls der Abt und seine Konventualen in der Abtei bleiben wollten und dort Wohnung und Ernährung hätten.

    Abt und Konventuale wollten aber  ihrer Religion treu bleiben und die Ordensgelübde nicht brechen. Sie mussten das Kloster verlassen und gingen zunächst nach Worms in die Klosterbesitzungen, wo Abt Wendelin im Oktober 1561 starb. Die Abtei wurde einem weltlichen Pfleger unterstellt.

    und die Kirche mit protestantischen Predigern besetzt.

    Wallonische Glaubensflüchtlinge wurden angesiedelt. Otterberg gehörte mittlerweile zum Herzogtum Pfalz-Lautern, dass Ludwig VI. ,der Sohn von Friedrich III., für seinen Sohn Johann Casimir eingerichtet hatte. Dieser erhob Otterberg 1591 zur Stadt.

    Die Geschichte der Zisterzienserabtei hatte 1559 geendet.

    Die Äbte des Klosters Otterberg (nach Gerhard  Kaller, Otterberg, eine Stadtgeschichte, 1976)

    1. Abt Stephan (1145-1173)

    2. Abt Albero (1185)

    3. Abt Wilhelm (-)

    4. Abt Philipp (1195-1225)

    5. Abt Johannes (-)

    6. Abt Herwig (1229)

    7. Abt Gerhard (1230-1236)

    8. Abt Folkart (1240)

    9. Abt Gerhard (1242)

    10. Abt Ulrich (1245)

    11. Abt Walthelm (1247-1259)

    12. Abt Friedrich (1263-1264)

    13. Abt Johannes (1267-1271)

    14. Abt Gottfried (1272-1276)

    15. Abt Gerhard (1275-1277)

    16. Abt Heinrich (1278-1284)

    17. Abt Gerhard (1292-1301)

    18. Abt Johann (1303-1324)

    19. Abt Heinrich (1325-1332)

    20. Abt Peter (1336-1343)

    21. Abt Philipp (1350-)

    22. Abt Johannes (1353-1355)

    23. Abt Nikolaus (1366-1370)

    24. Abt Friedrich (1392-1395)

    25. Abt Konrad (1405-1444)

    26. Abt Peter (1451-1467)

    27. Abt Johann (1469-1486)

    28. Abt Matthäus (1486-1502)

    29. Abt Pirmin (1503-1519)

    30. Abt Wiegand (1519-1547)

    31. Abt Wendelin Merbot (1553-1561)

    21 Feb. 2021