Klöster in Bayern

Kloster Oberschönenfeld

Oberschönenfeld

 

Der Sage nach verirrte sich Graf Mangold von Wörth auf der Jagd im Wald. In der Wildnis traf er einen Einsiedler, der dort in einer Klause wohnte. Zu seiner Überraschung erfuhr er, dass dieser ein totgeglaubter Vorfahre

von ihm war, der in  der Einsamkeit Busse für seine Sünden tun wollte. Nach dessen Tod ließ der Graf dort statt der Klause eine Kapelle errichten. Später zogen zwei adlige Kammerfräulein ein und errichteten

das Kloster Oberschönenfeld.

Tatsächlich gab es Anfang des 13. Jahrhunderts eine geistliche Frauengemeinschaft in Oberhofen-heute Weiherhof bei Gessertshausen, die von einer Meisterin geleitet wurden. Die erste Überlieferung nennt die Namen Gräfin Würga von Dillingen von 1186-1192 , die der Familie des Heiligen Ulrichs angehörte.Sie war die Gattin des in  der Sage erwähnten Grafen Mangold, dann eine Hildegunde von Brennberg 1192-1211.Unter Willibirgis (1230-1251) trat die Beginengemeinschaft in den

Orden der Zisterzienser ein. Das Ministerialengeschlecht der Familie von Kemnat hatte den dortigen Beginen Grund und Boden geschenkt. Volkmar II. von Kemnat war bedeutendste Vertreter seines Geschlechts in dieser Zeit.

Er war Stadtvogt von Konstanz und  auch an der Erziehung des letzten Staufers Konradin beteiligt. Er stiftete wohl Kloster Oberschönenfeld. Als Gründungsdatum wird das Jahr 1211 genannt und damit wäre Oberschönenfeld die

älteste Zisterzienserinnenabtei in Deutschland. Das Gründungsmuster verlief ähnlich wie das der fünf oberschwäbischen Zisterzienserinnenkloster, die in den folgenden Jahren als Tochterklöster von Salem gegründet worden sind.

Es hat sich eine Beginengesellschaft gebildet. Ein adliger Stifter stattet sie mit Grund und Boden aus.  Ein im Umfeld befindliches Zisterzienserkloster  gliedert die Gemeinschaft in den Orden ein.

Bei Oberschönenfeld war das die Abtei Kaisheim. Kaisheimer Abt war in der Zeit Konrad II. (1210-1228) Augsburger Bischof war Siegfried III. von Rechberg (1208-1227)

1248 bestätigt Papst Innozenz IV. (1243-1254) am 28. August dem Kloster alle Privilegien, die der Zisterzienserorden vom Heiligen Stuhl erhalten hatte. Das ist gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung des Klosters.

Die Eingliederung in den Zisterzienserorden festigte die junge Gemeinschaft wirtschaftlich und politisch. Sie beschränkte aber auch die Freiheiten, die den Beginen eigen gewesen waren.

Sie war nun einem Vaterabt unterworfen. Zur Zeit des päpstlichen Privilegs war das Richard (1239-1251). Der Nachfolger von Innozenz IV, Alexander VI. (1254-1261) nimmt das Kloster 1255 in päpstlichen Schutz und gewährt Exemtion von

der lokalen Bischofsgewalt. Aber auch Bischof Hartmann von Augsburg (1248-1286) der ja aus der Stifterfamilie stammt, verbrieft dem Konvent die Lebensweise der Zisterziensierinnen und auch er nimmt den Konvent in seinen Schutz.

Nachfolgerin von Willibirgis wird Adelheid von Kemnat, wohl eine Tochter des Stifters Volkmar von Kemnat. Das Kloster erhielt viele Stiftungen und schon 1262 konnte unter Äbtissin Adelheid die Klosterkirche Maria Himmelfahrt eingeweiht werden.

Als Schenker waren aufgetreten Volkmar,der dem Kloster die Kirche von Dietkirch geschenkt hat. Heinrich Reichsmarschall von Pappenheim schenkte dem Kloster sein ganzes Besitztum in Mödishöfen, aber auch Konradin

war unter den Gebern. Er “schenkt dem nonnenkloster OberSchönfeld den hof Vetinchoven welchen Conrad Spannagil von ihm trug” (Conradin – RI V,1,2 n. 4797 ).

Zur Kirchenweihe erhielt die Äbtissin Ablässe von den Bischöfen von Augsburg, Freising, Eichstädt, Würzburg und Speyer. Auf Heidelheid folgte Hilda. Sie regierte von 1271 bis 1279. Auch sie konnte den klosterbesitz hauptsächlich

durch Schenkung aber auch durch Tausch und Kauf mehren.

Ein Tauschgeschäft zwischen der Abtei Ellwangen unter Abt Otto von Wülzburg (1255-1269) und Graf Ludwig von Öttingen machte dann eine größere Schenkung für Kloster Oberschönenfeld  möglich. Der Ort Munsterum, das heutige Altenmünster,

lag zu weit vom Kloster Ellwangen entfernt, um von dort verwaltet zu werden. Am 16. Juni 1262 tauschte das Kloster Ellwangen diesen Ort mit dem Grafen von Öttingen gegen verschiedene Güter im Ries. Noch im selben Monat schenkte

der Graf “als Seelgerät” die neuerworbenen Güter an das Kloster Oberschönenfeld unter Äbtissin Hilda. Unter der Äbtissin Adelheid II. von Kemnat erhielt das Kloster von Ritter Frass von Wolfsberg den Heszelinbach bei Munsterum.

Nun begann das Kloster alle Rechte über das Dorf an sich zu ziehen. Zum Ende des 15. Jahrhunderts hatte es die Vogtei und die Gerichtsbarkeit von Munsterum inne.Die Regierung der nächsten beiden Äbtissinnen Agnes und Hildegund

verlief ohne größere Ereignisse. Unter Äbtissin Elisabeth (1304-1316) konnte sich das Kloster die Pfarreien Munsterum und Messishofen völlig einverleiben. Allerdings musste die Abtei den Augsburger Bischöfen immer einen Säkularpriester präsentieren.

Die beiden übernächsten Nachfolgerinnen, nämlich Hildegund II. (1332-1342) und Agnes II. von Lutzingen begannen mit den Rodungsarbeiten im Munsterwald. Herzog Friedrich von Österreich hatte damals die Markgrafschaft Burgau inne.

Er musste die Rodeerlaubnis erteilen, was er 05.02. 1344 tat. (Sebastian Brunner, Ein Cisterzienserbuch, S.693). Vorher hatte schon Bischof Heinrich III. von Augsburg bestätigt, dass dem Kloster die zu erwartenden Einnahmen gehören werden.

Schon im Juni 1346 konnte die Äbtissin mit der Lehenverteilung beginnen. Laut Dorfbrief vom 15.6.1346 hat Äbtissin Agnes bestimmt, dass das neue Dorf Nivemunstrer heißen soll. Dann wurden vom Kloster 12 Lehen verteilt. Das Dorf bestand aus 12 Häusern mit je einem Ganzlehen von 51 Jauchert (1 Jauchert = 0,5ha) und einem Haus ohne Lehen, das dem Kloster gehörte. (Internetseite der Gemeinde Altenmünster) Beim Heszelinsbach entstand das Dorf Violau, das in dem erwähnten Dorfbrief erstmals genannt wird.

Bald nach der Ortsgründung ist hier wohl ein Zentrum der Marienverehrung entstanden. Eine Wallfahrt nach Violau ist seit 1466 verbürgt.

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Unter der Nachfolgerin der Äbtissin Agnes, Katharina von Villenbuch (bis 1373), wurde der Aufstieg der Abtei erstmal gebremst.

Zwei Entwicklungen hatten sich im Umfeld der Abtei entwickelt. Einmal zeichnete sich wegen der Entwicklung der schwäbischen Landvogteien ein Konflikt zwischen Habsburgern und Wittelsbachern ab.

Bei der Doppelwahl von 1314 von dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern (1314-1347) und dem Habsburger Friedrich dem Schönen (1314-1330) neigte Bischof Friedrich von Augsburg zu Friedrich, während die Stadt Augsburg

sich frühzeitig auf die Seite des Wittelsbacher stellte. Es gab nun immer wieder militärische Auseinandersetzungen. 1319 wurde dabei das Augsburger Umland stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Zeit nach Ludwig blieb kriegerisch.1376 war der Schwäbische Städtebund unter Führung Ulms gegründet worden. Entstanden war dies unter anderem als Abwehrreaktion von Verpfändungen von Reichsstädten, wie das Wenzel nach seiner Königswahl mit Donauwörth gemacht hatte. Er hatte die Stadt an die bayrischen Herzöge verpfändet. 1379 war die Stadt Augsburg dem Bündnis beigetreten. Dem Städtebund gegenüber standen die großen Rittergesellschaften wie der St. Georgenbund oder die Löwengesellschaft. 1381 erfolgte die Kriegserklärung des Städtebunds gegen die drei großen Rittergesellschaften.

Das Kloster konnte sich zwar irgendwie durch lavieren, war aber vor allem unter Äbtissin Katharina I.von Villenbach in schwere Not geraten. Der frühere Augsburger Bischof Marquard von Randeck (von 1348-1365) und spätere Patriarch von Aquileja verlieh Ablässe und linderte so die Not des Klosters ein wenig. Diese unruhigen Zeiten dauerten auch unter den drei folgenden Äbtissinnen Katharina II von Lutzingen (1373-1383), Anna II. von Schwenningen (1383-1390) und Katharina III. von Tettingen (1390-1398) an.

Die Zahl der Konventsmitglieder lässt Rückschlüsse auf die schweren Zeiten zu. 1309 waren 60 Nonnen, 3 Novizinnen, 9 Laienschwestern und 15 Laienbrüder im Kloster, 1353 waren es noch 37 Nonnen,8 Novizinnen, 8 Laienschwestern und 5 Laienbrüder.

(Zahlen nach Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter Das Skriptorium der Reiner Mönche,Bern 2005, darin Nigel F. Palmer S. 243)

Erst unter Äbtissin Gertrudis von Freyberg (1398-1449) konsolidierte sich die Lage. Am 19. April 1417 stellte Kaiser Sigmund in Konstanz am selben Tag zwei Urkunden aus, eine für St. Ottilien bei Straßburg “bestätigt dem Augustinerinnen-Kl. Sanct Ottilien zu Ober-Hohenburg (Strassburger Bistum) die Privilegien” und danach für Oberschönenfeld “desgl. dem Frauen-Kl. Ober-Schönfeld (Augsb. Diözese)” (Sigmund – RI XI,1 n. 2203 ). Der in Konstanz neugewählte Papst Martin V. hatte dem gesamten Zisterzienserorden

die gewährten Privilegien bestätigt. Das bezog sich natürlich auch auf Kloster Oberschönenfeld. Das wichtigste aber war, dass Äbtissin Gertrudis das Bürgerrecht von Augsburg erwarb. Da Augsburg  zu Anfang des 15. Jahrhunderts einen kräftigen Aufschwung erlebte,

hatte das sicher mehr praktischen Wert als alle Schirmbriefe von Kaiser oder Papst. Sie hatte das Bürgerrecht bis zur Ende ihrer Regierungszeit inne. Die Stadt stand der Äbtissin auch in Rechtsstreitigkeiten zur Seite und da gab es mehr als jede bisherige Äbtissin durchzustehen hatte.

Auch die Nachfolgerin Anna III. von Pappenheim (1449-1463) hatte das Augsburger Bürgerrecht für 10 Jahre erworben. Das kostete das Kloster jährlich 24 Gulden.

Auch Anna hatte eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten durchzufechten.Nach Ablauf der 10 Jahre stellte sie die Abtei wieder unter den Schutz des Augsburger Bischofs Peter (Bischof seit 1424, ab 1450 Kardinal bis 1469) Dieser Bischof hatte zwei Synoden abgehalten, bei denen er zahlreiche Vorschriften für Klerus und Klöster

erließ.

Auf Anna folgte  Äbtissin Dorothea von Laimberg (1463- 1492). Sie stellte sich am 12. Juni 1485 ebenfalls unter den Schutz des Augsburger Bischofs. Johann II. von Werdenberg war zu der Zeit Bischof (1469-1486). Die jährliche Schutzgebühr betrug 15 Gulden.

Auch unter der Regierung Dorotheas wurde der Besitz des Klosters und die Rechte wurden  von vielen Seiten angefochten. Am 25. März 1474 bestätigte aber Papst Sixtus IV. alle früher erhaltenen Immunitäten,

Besitzungen und Inkorporationen von Pfarreien, dabei wurde die Pfarrei Messishausen namentlich aufgeführt. (Archiv für die Pastoral-Conferenzen im Bisthume Augsburg 1853, Band 3 S. 335) Besonders kümmerte sie sich um die Kirche von Violau, die unter den kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre stark gelitten hatte. Sie sandte einen Bruder aus, der Almosen für die Kirche erbetteln sollte.

Das Kloster  galt unter ihrer Regierungszeit als sehr arm. Es musste bei der Erhebung der gewöhnlichen Ordenssteuer den kleinsten Beitrag zahlen, halb so viel wie das Kloster Niederschönenfeld. Die gewöhnliche Ordenssteuer betrug 460 Gulden. Auf Oberschönenfeld entfielen 5 Gulden.

Ihre Nachfolgerin war Barbara Vetter von Schwenningen. Sie regierte von 1492 bis 1508. Sie war die Erbauerein der Leonhardskapelle in Gessertshausen. Barbara Vetter stiftete eine Monstranz.  1504 ließ die Äbtissin ein prachtvoll illuminiertes Missale für die

gesungene Messliturgie herstellen.

Ihr folgte ihre Schwester Margarethe II. von  Schwenningen nach. (1508-1517). Die  Eltern  der beiden Äbtissinnen waren Georg Vetter und Margarethe von Schwenningen aus Donauwörth. Aus der Regierungszeit der beiden Äbtissinnen stammen zwei Szenen aus dem Marienleben, Krönung Mariens und Tod Mariens. Gemalt sind sie vom Meister des Oberschönenfelder Altars (1. Jahrzehnt  des 16. Jahrhunderts) Es ist ungeklärt, welche der beiden Schwestern den Altar gestiftet hat. Er befindet sich heute im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlung (Inv.-Nr.7692)

Barbara

 

Im Jahre 1492 übernahm König Maximilian die Markgrafschaft Burgau. Am 3. Februar 1492 bestätigte er den Prälaten, den Städten und Gerichten dieser Markgrafschaft ihre Rechte Freiheiten und Privilegien.

Äbtissin Barbara hatte in ihrer Amtszeit nur wenig Streitigkeiten  durchzustehen. Noch unter ihrer Regierungszeit hatte eine Viehseuche fast die gesamte Schafherderde des Klosters vernichtet.

Ihre Nachfolgerin Mathilde kaufte eine neue Herde und bat alle Grafen, Herren und Stände, die angekauften Schafe zollfrei passieren zu lassen.

Am 2. Mai 1510 bestätigte Kaiser Maximilian den Schutzbrief Kaiser Sigismunds vom 19. April 1417.

Äbtissin Ursula von Winzer regierte von 1517-1522. Sie erließ für Altenmünster eine Schmiedeordnung und sie ließ in der äußeren Kirche den Chor neu wölben. Außerdem ließ sie vier neue Altäre herstellen,

starb aber im Jahr 1522 vor deren Vollendung.

Ihre Nachfolgerin Ursula II. von Tanneck wurde im Beisein des Kaisheimer Abtes Konrad III. Reutter (1509-1540) und der Kaisheimer Konventualen Benedikt Wibel, Johann Bäumlin und Johann Saur gewählt.

Bei Amtsantritt waren 15 Nonnen im Konvent und die Vermögenslage des Klosters war gut. Unglücklicherweise fiel in ihre Zeit der große Bauernkrieg. Die Bauern der Dörfer Margershausen, Wollishausen, Anhausen,

Fischach,Grimoltsried, Walkertshofen und Gessersthausen überfielen das Kloster und vertrieben die Nonnen, die sich nach Augsburg in Sicherheit brachten. Dort hatte das Kloster ein Anwesen, den Schönefelder Hof,

den schon Bischof Hartmann dem Kloster als Zinslehen übertragen  hatte. Zu normalen Zeiten diente  er als Herberge für Äbtissin und Klosterfrauen, wenn sie in Augsburg ihren Amtsgeschäften nachgingen.

In Notzeiten war er Zufluchtsort und Verwahrstelle für Hab und Gut. Die Aufständischen misshandelten den Beichtvater und dessen Kaplan, vernichteten alles Glaswerk, Fenster und Öfen, raubten Getreide, Vieh,

Wein, Leinwand und alles Silbergeschirr und richteten im Kloster nach Angaben der Äbtissin einen Schaden von über 2000 Gulden an. Das übersteigt die Summe, die das Kloster an Barmitteln (688 Gulden) und

Außenständen (1242) zu Amtsantritt von Ursula II. gemäß der Erwählungsurkunde vorhanden war. 1532 erteilte sie ihrem Beamten Conrad Sailer die Vollmacht, mit dem Schwäbischen Bund über die Entschädigung

zu verhandeln.

Die konfessionelle und politische  Landschaft in Deutschland hatte sich seit dem Jahre 1517 grundlegend geändert. Martin Luther soll da die Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Das führte schließlich

zur Reformation. Die soziale und wirtschaftliche Situation hatte ja auch immer wieder zu Aufständen geführt, die dann im Großen Bauernkrieg von 1525 führten. Und auch dieser war ja durch religiöse Argumentation “unterfüttert”,

wie  auch die Memminger Artikel zeigen. Die religiöse Spaltung des Landes manifestierte sich auch in politischen Bündnissen. Am 27. Februar 1531 wurde der Schmalkaldische Bund gegründet. Landgraf Philipp I. von Hessen, Kurfürst Johann von Sachsen, Herzog , Herzog Philipp von Braunschweig-Gubenhagen, Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg, Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen, dem Graf von Erbach sowie drei nieder- und acht oberdeutschen Reichstädteunterzeichneten den Vertrag. Es war ein zunächst

defensiv ausgerichtetes Militärbündnis mit der Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe im Falle eines katholischen Angriffs.

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Kaiser Karl V. war in Kriege gegen Frankreich, Italien und gegen  die Osmanen in Ungarn verwickelt.Er war in Deutschland auf die Reichsstände angewiesen und so  immer wieder zu Kompromissen gezwungen und den Protestanten

religiös und politisch entgegenzukommen. Der Friede von Crépy  1544 beendete die Auseinandersetzungen mit Frankreich und auch mit der Türkei konnte ein Waffenstillstand geschlossen worden. Jetzt hatte er den Rücken frei,

sich aktiv um die Religionsfrage in Deutschland zu kümmern. Ein mögliches Konzil oder eine Reihe von Religionsgesprächen sollte die Glaubenseinheit wieder herstellen. Beide Seiten zeigten aber keine Neigung zu Kompromissen.

Der Kaiser hatte eine päpstliche Zusage, Truppen im Falle eines Krieges gegen die Protestanten gestellt zu bekommen. So sah er die Möglichkeit, den Schmalkaldischen Bund militärisch besiegen zu können. Den Führern auf protestantischer Seite,

Landgraf Philipp und Kurfürst Johann waren die Vorbereitungen des Kaisers nicht entgangen und so entschlossen sie sich zum Präventivkrieg, da der Kaiser wohl über größere finanzielle Mittel verfügte und  somit auch in der Lage war, ein

stärkeres Heer aufstellen zu können. Der Bund zog im Juli 1546 rasch ein Heer von 12.000 Mann  in Süddeutschland zusammen. An der Spitze stand Sebastian Schertlin von Burtenbach,ein bedeutender Landsknechtführer im 16.

Jahrhundert und 1532 der Oberkommandant des Fußvolkes des gesamten Reichsheeres. Im Kloster hatte man die neue Lage natürlich mit Sorge beobachtet. Bischof Otto Truchsess von Waldburg (1543-1573) hatte in einem Schreiben vom 30. Juni

1546 die Äbtissin und den Konvent zum Gebet aufgerufen, aber gleichzeitig geraten, die wertvollen Sachen in Sicherheit zu bringen. Denselben Rat hatte der Stadtgerichtsschreiber von Augsburg Caspar Tradel gegeben. Er meinte allerdings, die Nonnen könnten noch im Kloster bleiben. Diese zogen aber gleich nach Landsberg und kamen da bei der Witwe Albrechts von Freyberg unter. Landgraf Philipp und Kurfürst Johann beauftragten die Komissäre des Schmalkaldischen Bundes Christian Bruck,

Dr. Jakob Besserer, Georg Oestereicher und Martin Weikmann  die Klöster zu schätzen, welche Summe sie an den Bund abzugeben hatten. Die Besitzungen des Hochstifts Augsburg hatten sie schon vereinnahmt und den Rat der Stadt Augsburg

mit der Verwaltung beauftragt. Den Klöstern Ochsenhausen und Kempten wurden je 20.000 Gulden auferlegt, dem Kloster Oberschönenfeld “nur”  1000 Gulden. Aber das Kloster hatte ja rund 20 Jahre zuvor schon 2000 Gulden verloren.

die Komissäre hatten übrigens den Auftrag, falls sie nicht genug Barmittel vorfänden, Getreide zu nehmen oder Grund und Boden zu verkaufen oder zu verpfänden. Vor allem aber sollten sie “unchristlichen und abgoterischen Messen und anderen

babstlichen Missbrauch gänzlich abstellen”abstellen (Archiv für die Pastoral.. S.349) Auch sandte der Rat von Augsburg seine Diener und Prediger in die Klöster Edelstetten, Wettenhausen und Oberschönenfeld, um dort die Lehre Luthers einzuführen.

Der Augsburger Rat forderte die Äbtissin und den Konvent brieflich dringend auf, Landsberg zu verlassen und ins Kloster zurückzukehren. Der Rat der Stadt beanspruchte mittlerweile die Einnahmen des Klosters. Die Nonnen blieben

im Exil, verarmten aber.

Am 24. April 1547 siegte Kaiser Karl bei Mühlberg über den Schmaldkaldischen Bund. Der sächsische Kurfürst geriet in Gefangenschaft. Der Krieg war entschieden. Nun war auch für den Oberschönenfelder Konvent die Rückkehr wieder möglich.

Nach 38 Wochen im Exil kehrte Äbtissin Ursula kränklich und auch gebrochen in das geplünderte Kloster zurück.

Auch Bischof Otto Truchsess von Waldburg (1543-1573) konnte sein Bistum wieder in Besitz nehmen. Er hatte gegenüber der Stadt Augsburg 95.000 Gulden Schadenersatz gefordert und diese Summe am 19. Januar 1548 als Vergleichssumme quittiert.

Darin enthalten war auch die Entschädigung für das Kloster Oberschönenfeld. Am 26. November 1450 stellte der Bischof der Priorin als Verwalterin an die Seite. Außerdem befahl er,”frommer und ehrbarer Leute Kinder wenn gleich ohne Vermögen”

aufzunehmen. Die Äbtissin war mit beiden Regelungen einverstanden. Sie verstarb im Jahre 1552.

Erst 8 Monate nach der Wahl wird Agnes III.von  Burtenbach zur Äbtissin gewählt. Sie regierte von 1553 18 Jahre lang. Als sie ihren Dienst antrat, waren außer ihr gerade noch zwei Nonnen im Konvent. Unter ihrer Regierung wurden auch erstmals nichtadelige

Nonnen ins Kloster aufgenommen. Zum einen war das Klosterleben nicht mehr so attraktiv. Zum andern waren viele Augsburger Patrizier zum Protestantismus übergetreten. Das machte es für das  Kloster schwer aus dem Adel Nachwuchs zu gewinnen.

Bei ihrem Tod war der Konvent um zwölf Schwestern angewachsen, alle nicht von Adel. Das erleichterte das Abschaffen der sogenannten Leibgedinge. Bisher hatten die Nonnen ein gewisses Einkommen, ihre eigene Magd und ließen sich

ihre eigene Speise bereiten. Nun wurde das Leibgedinge Eigentum des Klosters und das kam nun dem gesamten Kloster zugute. Die Mägde aber wurden abgeschafft. Das war eine ganz praktische Reform für das Kloster.

Bisher hatte das Kloster die Wege auf eigene Kosten erhalten. Als König Ferdinand 1555 in Augsburg war, bat Äbtissin Agnes, einen Wegzoll erheben zu dürfen. Ferdinand genehmigte das für Gessertshausen am 15. Mai 1555. Das Kloster durfte

für jedes Wagenross, das passierte einen Heller erheben, musste sich aber im Gegenzug verpflichten die Wege und insbesondere den Übergang über die Schmutter in gutem Zustand zu erhalten. Ihren Untertanen in Gessertshausen erließ sie den Zoll.

Dafür verpflichteten diese sich, bei der Ausbesserung der Wege zu helfen. Ihren Überreiter (Verwaltungsbeamter) Georg Weinhart belehnte sie ab 1556 mit dem Zoll. Dafür musste er jährlich an das Kloster 28 Gulden entrichten.

Die Äbtissin erhielt von Kaiser Ferdinand am 4. Juli 1559 in Augsburg folgende Bewilligung ausgestellt: “ Kaiser Ferdinand (I.) bewilligt dem Kloster Oberschönefeld (Äbtissin Agnes), daß die Juden den Klosteruntertanen ohne Wissen

der Äbtissin nichts leihen und niemand wegen Schulden vor das kaiserliche Hofgericht Rottweil oder vor ein anderes Gericht fordern dürfen.” (Urk. 522-Regest OSchöUB 571) Kaiser Maximilian stellte eine gleichlautende Urkunde

am 27. Juli 1574 in Wien für Äbtissin Barbara aus  (Urk. 580 a -Regest OSchöUB 580 a) . Auch Kaiser Ferdinand II. bestätigte dies am 21. Januar 1621, sowie noch 7 weitere Kaiser bis zur letzten Bestätigung durch Kaiser Leopold II. (1790-1792)

Die Äbtissin ließ auch eine Wasserleitung  für das Kloster bauen, die das Kloster für alle Belange, also Küche und Backstube,Badstuben, aber auch Fischkästen und Viehtränken mit Frischwasser versorgte.

Die Vermögensverhältnisse, Getreidevorräte und Viehbestand waren nach den vorhergegangenen Bedrängnissen wieder zufriedenstellend.

1571 resignierte sie,da sie krank und gebrechlich war und sich der Belastung des Äbtissinenamtes nicht mehr gewachsen sah. Sie lebte aber nach ihrem Rücktritt von ihrem Konvent hochgeehrt noch 8 Jahre. Sie starb 1578.

Auf sie folgte Äbtissin Barbara II. Elchinger. Barbara war eine Gastwirtstochter aus Lauingen und ist dort am 19. Dezember 1535 geboren. Als Lauingen protestantisch wurde, verließen sie die Stadt und zogen nach Jettingen.

Barbara wurde ins Kloster Oberschönenfeld gegeben, wo sie am 1. Februar 1557 die Ordensgelübde ablegte. Sie wurde die erste bürgerliche Äbtissin des Klosters. Gewählt wurde sie im Beisein des Kaisheimer Abtes

Johannes IV. Sauer am Tag des Rücktritts von Äbtissin Agnes am7. Juli 1571.

Das Konzil von Trient (in vier Sitzungsperioden von 1545-1563) einberufen unter Papst Paul III. (1534-1549) hatte unter dem Eindruck der Reformation in Deutschland wichtige Beschlüsse für die katholische

Kirche gefasst. In der letzten Sitzungsperiode wurden zwei Dekrete festgelegt, die vor allem die Orden betrafen. Im Dekret über die Orden wurden Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt,

Bestimmungen über die Wiederherstellung des Gemeinschaftsleben, die Klausur der Nonnen aber auch die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen. Im Dekret über die Pflichten der Bischöfe wurden auch

Anweisungen für die Durchführung von Visitationen getroffen. Schon Äbtissin Agnes hatte mit der Durchführung der Reformen angefangen, die Barbara fortführte. Bischof Otto hatte Abt Johannes auch schon in der Regierungszeit von Agnes aufgefordert, eine Visitation in Oberschönenfeld vorzunehmen. Diese fand im Juli 1571 statt. Eine Folge war wohl die Resignation der altersschwachen Äbtissin. Kurz nach Amtsantritt der neuen Äbtissin verließen zwei unzufriedene Klosterfrauen

heimlich das Kloster. Die folgenden Visitationen verliefen nun zur Zufriedenheit der Ordensoberen. Papst Clemens VIII. (1592-1605)ordnete am  30. April 1593 an, für eine durchgreifende Reform des Zisterzienserorden Sorge

zu tragen. Der  Abt von Citeaux Edmund (1584-1604) visitierte nun zwischen 1593 und 1594 sämtliche oberdeutschen Zisterzienserklöster. In Oberschönenfeld war er am 14. Januar 1594. Ausgehen und reisen der Klosterfrauen wurden nun streng geregelt.

So verbot der Abt von Kaisheim Ulrich zum Beispiel, dass Äbtissin Barbara den Oberschönefelder selbst in Augenschein nehmen wollte, als dieser neu gebaut werden sollte, den Besuch dort. Erst um 1600 wurde diese Regelung wieder flexibler gehandhabt.

1600 waren die Klöster Oberschöenfeld und Holzen (bei Donauwörth) ein geistliches Bündnis eingegangen. In ihrer Regierungszeit wurden viele Baumaßnahmen angegangen, so der  Neubau des Oberschönenfelder Hofs in Augsburg ab 1589,

die Erweiterung der Kirche in Violau, vorher nur eine Kapelle. Im Kloster selbst ließ sie den neuen Abteibau errichten. Auch das Pfleghaus mit Gasthaus für Gäste die man im Kloster nicht aufnehmen wollte, wurde neu gebaut.

Dazu kam der Neubau von Bauhof mit Stallungen für Pferde und Ochsen. Auch die Leonhardskapelle in Gessertshausen wurde erneuert. Für die Klosterkirche wurden neue Ornate und Kirchengerät angeschafft. Sie ließ drei Choralbücher anfertigen,

alle mit Noten. Dabei legte sie auf ein großes, klares Schriftbild Wert, damit auch kurzsichtige Schwestern mitsingen konnten. Die wirtschaftlichen Verhältnisse hatte sie auch bestens geordnet. Sie konnte sogar andere Einrichtungen unterstützen.

als das Mutterkloster in Citeaux 1593 von einem Brand betroffen wurde, leistete Oberschönenfeld einen Beitrag von 100 Gulden.

Nach einer für das Kloster segensvollen Regierungszeit verstarb Äbtissin Barbara am 2. Mai 1601.

Auf sie folgte Äbtissin Walburga Schüssler, die aber nach nur zwei Jahren Regierungszeit 1603 verstarb. Aber trotz der nur zweijährigen Regierungszeit wurde bleibendes geschaffen. In Scheppach ließ sie eine lauretanische Kapelle erbauen.

In Altenmünster wurde der Pfarrhof neu gebaut und im Kloster selbst entstand neben dem Herrenhaus ein Gasthaus für den Abt von Kaisheim oder andere hohe Gäste.

Die neue Äbtissin Susanna Willemayr war schon unter ihren beiden Vorgängerinnen Priorin. Sie war eine Fischerstochter aus Donauwörth. Sie wurde am 30. November 1503 zur Äbtissin gewählt. Sie wurde 12 Jahre nach ihrem Amtsantritt

zusammen mit den Äbtissinnen aus Niederschönenfeld und Kirchheim im Ries, also den drei Kaisheimer Visitationsklöstern zur Äbtissin geweiht, was vorher nicht üblich war. Abt Johann VII. Beck (1608-1626), der diese Regelung eingeführt hatte, nahm auch die Weihe vor. Auch Susanna tat viel zum Wohlstand des Klosters. Auch eine rege Bautätigkeit war in ihrer Amtszeit zu verzeichnen.

Susanna führte Instrumentalmusik im Kloster ein. Sie ließ dafür vier Geigen in allen Stimmlagen einführen. Gegen alle Klausurvorschriften ließ sie sogar junge Klosterangehörige “draußen in der Welt” musikalisch fortbilden, was damals völlig unüblich

war. Das zisterziensische Leben scheint in Oberschönenfeld schon sehr streng beachtet worden zu sein. Als der Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) das Kloster über Pfingsten 1616 zu einer Visitation im Kloster war,

fand er das Ergebnis so gut, dass die Nonnen eine Gnade für das Kloster erbitten durften. Sie wünschten sich, dass sie einmal im Monat vor das Kloster spazieren geführt wurden (!).

Die persönlichen Wertsachen, auch Schmuck wurden dem Gelübde gemäß eingesammelt und dem Gelübde gemäß zu gemeinsamem Nutzen verwendet. Susanna finanzierte davon eine Orgel. Unter Susanna wurden zehntägige Exerzitien eingeführt,

von denen auch die Äbtissin gerne Gebrauch machte.

Schwierigkeiten gab es auch durch die Schirmvogtei des Augsburger Bischofs. 1609 war in  München die Katholische Liga gegründet worden. Sie sollte einen Gegenpart zur protestantischen Union bilden, die 1608 ins Leben gerufen worden war.

Ihnen gehörten neben Bayern alle Hochstifte in Bayern und Konstanz sowie die Reichsabteien Kempten und Ellwangen an. Später kamen fast alle katholischen Reichsstände im süddeutschen Raum dazu. Der Bund stellte eigene Truppen auf.

Die Finanzierungsbeiträge der Mitglieder orientierte sich an Reichsmatrikeln. Der Augsburger Bischof forderte nun auch von den Klöstern, die sich unter seinen Schutz begeben hatten, Steuern. Auch mussten sich die Untertanen des Klosters zu Musterungen

für die Musterungen der Mannschaft des Domkapitels einfinden. Da das Kloster auf den Schutz angewiesen war und der Bischof am längeren Hebel saß, musste die Äbtissin sehr oft notgedrungen auf die Forderungen eingehen.

Äbtissin Susanna verstarb am 13. Januar 1624. Sie wurde ihrem Wunsch gemäß nicht in einem bevorzugten grab bei den Äbtissinnen bestattet, sondern auf dem normalen Friedhof der Klosterfrauen.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Appollonia Wörl am22. Januar 1624 gewählt. Sie war eine Baderstochter aus Bruck bei Fürstenfeld. Bei ihrer Wahl lebten 28 Nonnen und 7 Laienschwestern im Kloster. Wirtschaftlich  hatte die verstorbene

Äbtissin das Kloster in bestem Zustand hinterlasse,

Zwar herrschte schon seit 1618 Krieg, aber Schwaben war davon bisher verschont geblieben. Die Äbtissin ließ die neue Kirche in Violau mit einem Turm versehen. In Altenmünster wurde die Pfarrkirche vergrößert.

In Dietkirch ließ sie einen neuen Pfarrstadel bauen. In Gessertshausen wurde für Taglöhner und Holzacker ein Ziegelhaus gebaut. Der Bach, der durchs Kloster lief wurde eingefasst und neu gedeckt.

1629 verlor das Kloster wegen einer Viehseuche die Hälfte ihrer Schafe und büsste auch viel Hornvieh ein. Aber nun kam der Krieg auch in Schwaben an.

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1630 hatten die Schweden in den Krieg eingegriffen. Im Frühjahr 1632 hatten die Schweden Nürnberg und dann Donauwörth eingenommen. Viel zu spät, und ohne ausreichende Vorbereitung machte sich der Konvent nun

in der Karwoche 1632 auf die Flucht. Nur die Klosterdokumente, das beste Silbergeschirr, Getreide und Wein, was in der Eile halt auf die Wagen gepackt werden konnte, wurde mitgenommen. Einige Kostbarkeiten waren

vorher eingemauert worden. Das ging aber später trotzdem verloren. Der Konvent floh über Füssen, Reutte, weiter nach Stams und kam dann schließlich weiter nach Hall.Der Bürgermeister von Hall, Balthasar Staudacher

vermittelte die Klosterfrauen weiter. In dem zum königlichen Frauenstift gehörenden Schloss Thurnfeld bei Hall kamen sie gut unter und wurden bestens aufgenommen. Von ihrem Heimatkloster bekamen sie aber nur schlechte

Nachrichten. Die zurückgelassen Dienstleute flohen, als die Schweden anrückten. Sigmund von Schlammersdorf war schon 1610 im Heer der Union. im Dreißigjährigen Krieg war er seit den ersten Kriegstagen dabei.

Ende 1830 trat er in schwedische Dienste. 1632 erhielt er von den Schweden Oberschönenfeld, das er ausplünderte. Die Beute ließ er nach Augsburg schaffen. Als er abzog, ließ er nur die nackten Mauern zurück.

Diese Nachrichten aus der Heimat waren zuviel für die Äbtissin. Sie fiel in eine gefährliche Krankheit und starb am 8. August 1633 in Thurnfeld. Schon vorher waren zwei Schwestern verstorben.

Auch Abt Johann von Kaisersheim befand sich im Exil. Er hatte Abt Paulus Gay (1631-1638)vom Kloster Stams zur Leitung der Äbtissinnenwahl beauftragt. Stams war ja ebenfalls ein Zisterzienserkloster.

Am 17. August 1633 wurde Maria Elisabeth Herold zur neuen Äbtissin gewählt. Sie war die Tochter des deutschmeisterischen Rat und Advokaten des Reichskammergerichts Johann Jakob Herold in Ellingen.

Schon mit elf Jahren war sie als sogenannte Schultochter ins Kloster Oberschönenfeld gekommen.

Die Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 ging für die für die Schweden und ihre protestantischen deutschen Verbündeten unter Bernhard von Sachsen Weimar und Graf Horn verloren. Die Schweden

zogen sich darauf komplett aus Süddeutschland zurück. Die Stadt Augsburg war ebenfalls wieder in die Hände der Kaiserlichen gekommen.

Daraufhin entschloss sich die Äbtissin nach Oberschönenfeld zurückzukehren. Sie lieh bei dem Augsburger Kaufherren Georg Fargeth, der sich ebenfalls im Exil in Hall befand 4300 Gulden und verschrieb ihm dafür aus den

Einkünften des Klosters Getreide und Holz. 1635 kehrte sie mit einigen Schwester über München nach Augsburg zurück. Dort blieben sie noch einige Tage im Kloster St. Ursula, um dann in ihr Heimatkloster zurückzukehren.

Das aber war nur noch ein wüster Steinhaufen. Unter größter Mühe richteten sie das zerstörte Kloster allmählich wieder her. Dort lebten sie in bitter Armut und konnten oft ihren Hunger nicht stillen. Einen Teil der verbliebenen

Schwestern schickte sie in weniger schwer getroffene Klöster oder zu Verwandten. 9 harte Jahre verbrachten die verbliebenen 4 Schwestern in Oberschönenfeld. Trotz dieser extremen äußeren Bedingungen begann sie mit der Sichtung

der Archivalien und begann die Klosterchronik zu schreiben. 480 handgeschriebene Seiten umfasste sie und die Arbeit zog sich bis mindestens 1643 hin. Zwischen 1644 und 1645 mussten sie mehrmals nach Augsburg flüchten

und ihr weniges Eigentum in Sicherheit bringen. 1646 bis 1648 kehrten schwedische und französische Truppen wieder nach Schwaben zurück. Auch Augsburg wurde wieder belagert. Äbtissin Maria Elisabeth wollte sich wieder unter den Schutz der Stadt Augsburg stellen, was der Rat der Stadt jedoch ablehnte. Da die Lage in und um Oberschönenfeld nicht mehr sicher war, ging die Äbtissin erneut ins Exil, zunächst in das kleine Kloster Thalbach bei Bregenz, danach kam sie im Kloster Muri unter.

Am 29. November 1649 kam die Äbtissin endgültig aus dem Exil zurück. Die finanziellen Verhältnisse des Konvents besserten sich ganz allmählich. Auch Visitationen fanden wieder statt. Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) visitierte 1654

das Kloster und befand den geistigen Zustand als vortrefflich.

Äbtissin Maria Elisabeth starb am 27. Mai 1657 nach einer harten und leidensvollen Regierungszeit.

Dann wurde Anna Maria Weinhart zur Nachfolgerin von Maria Elisabeth gewählt. Sie war die Tochter des Augsburger Juristen Dr. Leonhard Weinhart. Sie hatte als Novizin die Flucht nach Tirol miterlebt.Ihre Wahl fand am 8. Juni 1657 statt,

die Weihe und Amtseinsetzung zur Äbtissin wurde am 17. September von Abt Georg  IV. Müller (1637-1667) aus Kaisheim vollzogen. Bei ihrem Amtsantritt waren 16 Nonnen, 3 Novizinnen und 5 Laienschwestern im Kloster. Es befand sich zwar mittlerweile ein

wenig Barschaft, nämlich 28 Gulden im Kloster. Aber nach den schweren vorausgegangenen Kriegszeiten waren vor allem die Altlasten abzutragen. So musste wöchentlich eine Fuhre Holz und Getreide nach Augsburg gebracht werden,

um die Zinsen des Darlehens zu bedienen, das Maria Elisabeth noch in Tirol aufgenommen hatte. Viele im Krieg zerstörte Gebäude mussten wieder hergestellt werden, damit sie noch gerettet werden konnten. Der Hof in Scheppach wurde völlig neu

gebaut, die Kirche von Violau wurde mit Eisenstangen unterzogen, weil das Gemäuer sich als nicht dauerhaft erwiesen hatte. Der im Krieg zerstörte Turm wurde höher gebaut und mit Kreuz und Kuppel versehen. An der Pfisterei wurde gebaut und die Schmiede

wurde wieder neu hergestellt. Trotz dieser Lasten konnte das Kloster seinen Güterbesitz sogar noch mehren. Kaiser Leopold verlieh dem Kloster einen Bezirk in dem der zur Markgrafschaft Burgau gehörenden Hochforst und die Jagd darin

gegen eine jährliche Abgabe von 60 Gulden an das Amt Burgau. Es ging streng und arm zu im Kloster Oberschönenfeld. In den ersten Amtsjahren von Anna Maria konnte kein Wein gereicht werden. Erst als der Vater einer Konventualin,

Sebastian Pott, Kanzler in Morgenthal, dem Kloster zu seinen Lebzeiten jährlich zwei Fuder Wein schenkte (das Fuder in der Markgrafschaft Baden war 1500 Liter) und nach seinem Ableben über eine reichliche Erbschaft zehn Fuder vermachte,

konnten die Klosterfrauen noch 5 Jahre Wein trinken. Für Violau spendete eine Hauptmannsfrau, die sich einige Zeit im Kloster ausgehalten hatte, spendete das Geld zum Guss von drei Glocken für die Wallfahrtskirche Violau.

Die Äbtissin verstarb nach 28 Regierungsjahren  am 1. Mai 1685.

Die Abtei ließ die Verstorben in aller Stille beerdigen, damit der Todesfall nicht vorzeitig publik wurde, um zu vermeiden, dass der Fürstbischof von Augsburg für die Zeit der Erledigung der Abtei einen hochstiftischen Kastellan, also einen

Aufsichtsbeamten über die Abtei einsetzte, was nach den Schirmrechten möglich gewesen wäre. Der Kaisheimer Abt Elias Götz (1681-1696) wurde schnellstens zur Beerdigung von Anna Maria und zur Neuwahl einer Äbtissin herbeigerufen.

diese fand am 5. Mai 1885 am Tag nach der Beerdigung statt. Gewählt wurde die bisherige Subpriorin und Novizenmeisterin Maria Hildegardis Meixner. Der Generalabt von Citeaux Johann wünschte der neuen Äbtissin in einem Schreiben

Glück und Segen für ihr Amt, während der Augsburger Bischof Johann Christoph von Freyberg (1666-1690) sich ziemlich verschnupft zeigte und sich bitter beschwerte, dass die Wahl ohne sein Wissen stattgefunden hatte.

Sie war die Tochter  des Augsburger Weinzahlers und Aufschläger Hans Georg Meixner (Beamter, der Abgaben auf den Wein aufschlägt).

Nur 70 Jahre nach der Flucht nach Tirol wurde das Kloster wieder von Kriegsfolgen betroffen. Der spanische Erbfolgekrieg von 1701-1714 hatte auch Bayern stark betroffen. Der bayrische Kurfürst Max Emanuel war 1703 auf die Seite Frankreichs

übergetreten. In den Jahren 1703 und 1704 fanden die Kampfhandlungen vor allem in Bayrisch-Schwaben statt. Die entscheidende Schlacht gewann  das Heer mit kaiserlichen Truppen und Truppen des Reichsheers unter Führung des Duke of

Marlborugh John Churchill –ein Vorfahr von Winston Chruchill-, Herz Eugen von Savoyen und Markgraf Ludwig von Baden (“Türkenlouis”) gegen die vereinigten Truppen von Frankreich und Bayern unter Marschall Tallard und Max Emanuel.

Das war die 2. Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704. Die erste Schlacht bei Höchstädt ein knappes Jahr zuvor, nämlich am 20. September 1703 hatten die Franzosen gewonnen. Höchstädt ist von Oberschönenfeld  etwas mehr als 40 Kilometer

entfernt. In der ersten Schlacht kämpften rund 30.000 Soldaten gegeneinander. In der zweiten Schlacht  waren allein 50.000 Mann auf Seiten der kaiserlichen Truppen und denen des Reichsheeres.

Diese Kämpfe praktisch “vor der Haustür” zogen natürlich auch das Kloster in Mitleidenschaft. Im September lagerten 4000 Mann bayrischer Truppen bei Gessertshausen. Gefordert wurden zunächst eine unverzügliche Liefrung von Bier und Brot ins

Lager. Dies wurde schnell geliefert. Der Beichtvater des Klosters P. Columban Mayr begab sich sofort zum bayrischen Oberkommandierenden Graf von Arco. Nach Fürbitten blieb das Kloster zunächst unbelästigt. Im September 1703

nahmen Reichstruppen überraschend das neutrale Augsburg ein. Marodierende kaiserliche Truppen überfielen und zerstörten Scheppach und den Oberhof. In Scheppach wurde auch die Kapelle geplündert. Die Äbtissin und ihr Konvent waren

bisher im Kloster geblieben, zumal ihnen der Abt von Kaisheim ausdrücklich untersagt hatte, ohne seinen Willen und seine Erlaubnis das Kloster zu verlassen. Der bayrische Hofkriegsrat hatte sein Ouartier in Ulm genommen und belegte

nun das Kloster mit Lieferungen an Heu, Stroh und Holz, die es gar nicht aufbringen konnte. Die Äbtissin wurde mit Haft bedroht und ging nun auf Rat des bischöflichen Generalvikars und dem Konvent nach Augsburg. Dort kamen sie im Kloster

Maria Stern unter. Nur die bejahrte Priorin und älteren Schwestern blieben im Kloster zurück. Am 6. Dezember 1703 überfielen etwa 200 französische Soldaten das Kloster und völlig geplündert. Nu Kirche und Archiv blieben verschont.

Den Schwestern wurde alles genommen,was irgendwie von Wert war. Sie flohen nun nach Mindelheim. Inzwischen hatten bayrisch-französische Truppen Augsburg übergeben bekommen. Nun vereinigte sich der Konvent wieder in Augsburg.

Maria Stern litt nun aber auch an Mangel. Der Oberschönenfelder Hof hatte die Belagerung nicht unbeschadet überstanden. Nun befahl der Abt dem Konvent, sich zu verteilen.Einige waren in Mindelheim geblieben,

andere kamen bei ihren Verwandten unter. Nach der 2. Schlacht bei Höchstädt kehrte die Äbtissin in das geplünderte Kloster zurück. Am 18. Oktober 1704

war der gesamte Konvent dann wieder vereint. Sofort begann man im Kloster die Kriegsfolgen zu beheben. Eine gute Verwaltung ermöglichte die Neuherstellung des Bauhofs, der Ställe und des Bräuhauses. Die Wallfahhrtskirche

Violau hatte den Krieg zum allgemeinen Erstaunen völlig unbeschadet überstanden. Die Kirche bekam Reliquien des  Märtyrers Benediktus. Sie waren erst aus Rom nach Stams gebracht worden und dieses Kloster schenkte sie

weiter an Oberschönenfeld. Die Prälaten von Kloster Kaisheim und Kloster Fultenbach  setzten diese feierlich in die Wallfahrtskirche ein.

Äbtissin Hildegardis hatte den völligen Neubau des Klosters geplant, erlebte diesen aber nicht mehr. Sie starb nach 22 Regierungsjahren am 24. März 1722 im Alter von 73 Jahren.

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Franz Beer erhielt den Bauauftrag. Er war Mitglied der Vorarlberger Auer Zunft und von Kaiser Karl VI. geadelt worden. es gibt kaum eine Kirche in Süddeutschland, an der er nicht beteiligt war. Er baute auch Salem und Kaisheim.

Mitarbeiter waren wohl der Maurermeister Josef Dossenberger der Ältere und der Zimmerer Johann Georg Fertel. Die Weihe nahm der Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr am 25. Juli 1723 vor.

Äbtissin Mari Viktoria Farget wurde am 17. März 1722 zur neuen Äbtissin gewählt. Bei ihrer Amtseinführung waren 26 Schwestern und 10 Laienschwestern im Konvent. Unter ihr wurde der Kirchenbau vollendet. Aber auch in den zur Abtei

gehörenden Gemeinden wurden Pfarrhaus und Kirchenneubauten errichtet.

Auf Maria Viktoria folgte  Maria Cäcilia Wachter. Sie regierte von 1742-1767. In der Regierungszeit dieser Äbtissin kam auch ein Figur des Prager Jesuleins in die Abteikirche, die so ab 1754 diese zu einem vielbesuchten

Wallfahrtsort machte.

Äbtissin Maria Charitas Karrner ließ die Kirche mit Altären, Fresken und Stuck neu ausstatten. Joseph Magges aus Imst, der in Augsburg als Künstler wirkte, begann mit dem Deckengemälde in der Kirche. Nach seinem Tod übernahm

Johann Joseph Anton Huber, ebenfalls aus Augsburg sie Arbeit. Von ihm stammen  die Fresken Flucht nach Ägypten, seitlich hl. Bernhard im Speyrer Dom und mystische Umarmung Christi, Darstellung im Tempel, die Kirchenväter in den Zwickeln, Muttergottes und seitliche Zisterzienserbilder. Jakob Rauch aus Wessobrunn war für den Stuck verantwortlich.

Die Schuldenlast für die  Baukosten waren erst kurz vor der Säkularisation abgetragen. Charitas Karrner hatte ihr Amt nur sieben Jahre inne. Sie starb 1774.

Die letzte Äbtissin wurde Maria Irmengardis Stichauer. Sie wurde am 22. Februar 1774 gewählt. Sie starb am 25. Februar 1803. Sie hatte klug gewirtschaftet, die Schulden waren abgetragen. Im März 1803 wurde das Kloster aufgehoben.

Die Schwestern durften jedoch auf Lebenszeit im Kloster bleiben. Schon 1819 gab es Bestrebungen, das Kloster formell wieder herzustellen. 1836 rekonstituierten die noch 5 verbliebenen Konventmitglieder das Kloster. Am 5. Juli 1836.

genehmigte König Ludwig von Bayern die Wiederherstellung. Die Gebäude gingen allerdings erst 1899 in den Besitz des Klosters über. Allerdings fiel nun auch die Baulast dem Kloster zu.

1899 wurde das Kloster wieder in den Zisterzienserorden aufgenommen. 1918 wurde es zur Abtei erhoben.

Zum Zeitpunkt des Klosterjubiläums 1998 lebten 34 Schwestern, davon eine Novizin und 2 Kandidatinnen im Kloster. Es gehört heute zur Mehrerauer Kongregation einem Zusammenschluss selbstständiger Zisterzierzienser klöster unter Führung

der Abtei Wettingen-Mehrerau. Äbtissin ist Maria Gertrud Pesch.

Das Kloster hatte bis in die 70-ger Jahre eine 140 ha große Landwirtschaft sowie einen Hof mit großem Viehbestand. Mangel an Arbeitskräften, sinkende Agrarpreise und steigende Löhne zwangen die Abtei zur Veränderung.

Ackerland und Wiesen wurden verpachtet. Es war unklar, was aus den Wirtschaftsgebäuden werden sollte. Der Bezirk Schwaben mietet die ganze Anlage an und seit 1982 ist dort das Schwäbische Volkskundemuseum untergebracht.

Das Kloster betreibt eine Klosterbäckerei in der das “Oberschönenfelder Holzofenbrot” gebacken wird und im Brotladen des Klosters verkauft wird. Das Kloster betreibt auch eine Paramentenstickerei.

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03 Sep 2014

Kloster Andechs Der Heilige Berg

 

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Die Familie der Andechs-Meranier

 

Die Andechs-Meranier sind ein altes bayrisches Adelsgeschlecht, dessen Hauptbesitz zunächst im oberen Lech- und Isargebiet  und um Erding und Ebersberg herum lag.

Ihr Aufstieg begann im frühen 11. Jahrhundert. Zu ihrer Blütezeit waren sie mit dem höchsten deutschen Adel verwandt. Die Ursprünge der Familie liegen im Dunkeln und auch die Familienhistorie bewegt sich zunächst im legendären Bereich.

Sie sieht in Rasso ihren Gründer. Graf Rasso soll aus dem Frankenreich stammen , Herzog von Bayern, Franken,Schwaben und Burgund, Meranien und Kärnten gewesen sein, dazu Markgraf von Österreich, Pfalzgraf bei Rhein sowie Graf von Görz und Andechs. Angeblich hat er sich große Verdienste bei der Befreiung des Heiligen Landes aus den Händen der Ungläubigen erworben. Zum Dank dafür hatte er ein kaiserliches Schreiben erhalten. Mit dessen Hilfe konnte er einen großen Reliquienschatz in Konstantinopel, Rom und Mailand erwerben, die den Grundstock für den Heiligen Schatz in Andechs bildeten. Er kehrte in die Heimat zurück und soll 954 in Grafrath an der Amper ein Kloster gegründet haben.

1_Graf_Rasso_B_097_Andechs_Wallfahrtskirche_Seitenaltar_Detail_Foto_Schmid_a558eee36bEr soll dort seine letzten Tage verbracht haben und ist im Kloster bestattet. Nach Diessener und Andechser Quellen wurde das Kloster von Herzog Arnulf dem Bösen zerstört, der seinen Beinamen von mönchischen Chronisten hatte, weil er als bayrischer Herzog in den Jahren von 908-914 viele Kirchengüter einzog, so dass die Klöster Benediktbeuren, Niederaltaich, Isen, Mosburg, Schäftlarn, Tegernsee und Wessobrunn fast ihren gesamten Besitz verloren.

Die Gebeine Rassos wurden erhoben und 1468 in einem Hochgrab über dem Bodengrab beigesetzt. Es entwickelte sich bald eine lebhafte Wallfahrt, da seinen Gebeinen große Wunderkraft nachgesagt war. Aus den Aufzeichnungen der Wunder aus den Jahren 1444-1728 sind 12.131 Einträge erhalten.

Rasso_von_Andechs2Zwei weitere Mitglieder der Familie werden als Heilige verehrt. In Diessen war das Grab des seligen Rathard. Er gründete 815 mit Unterstützung seines Bruders,des Augsburger Bischofs Hanto (807-815) bei der St. Georgskirche in Diessen ein Augustiner-Chorherrenstift. Er selbst lebte dort als Priester und starb in dem Stift. Er wird als Seliger verehrt. Auch dieses Kloster soll durch Herzog Arnulf den Bösen  zerstört worden sein. Vom Besuch seines Grabes versprachen sich ebenfalls viele Kranke Genesung. Nach der Zerstörung des Stifts soll Gräfin Kunizza in Diessen wieder ein Kloster mit drei Priestern gegründet haben. In dessen Kirche fand sie ihre letzte Ruhestätte. Sie war angeblich eine Enkelin Ottos I. und war mit

Rocho, dem Bruder des heiligen Rassos verheiratet. Auch Rocho war wohl ein sehr frommer Mann, er soll auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben und dort begraben sein.

Sichere Belege für die Familie stammen erst aus dem 11. Jahrhundert. Dass sie von den Agilolfingern oder Luitpoldingern abstammen, lässt sich nicht beweisen.In Güteraufzeichnungen, sogenannten Traditionsbücher süddeutscher Domstifte und Klöster finden sich erste Belege. Einzelne Familienmitglieder werden in Königs-und Kaiserurkunden erwähnt. Auch in Nekrologen oder Totenbücher geistlicher Gemeinschaften, vor allem im Nekrolog des Klosters Diessen finden sich Hinweise auf frühe Andechser. Das älteste zweifelsfrei zur Familie der Grafen von Diessen und Andechs zählende Familie ist Graf Friedrich I. Er starb ca.1030 und ist in einer Urkunde König Heinrichs II. (1002-1024) als Graf von Haching genannt. In der am 30.06. 1003 ausgestellten Urkunde wird von Friedrich berichtet, dass er in Haching zu Gericht zu sitzen pflegte und dass zu seiner Grafschaft der Forst gehörte, der sich von Wolfratshausen zwischen Isar und Loisach zum Gebirge hin erstreckte.

1003_urkundeGraf Friedrich ist auch noch in anderen Quellen nachgewiesen. So beurkundete er eine Schenkung des Adeligen Ratpots an das Kloster Tegernsee. Er war auch zugegen als die Kaiserin Kunigunde kurz nach dem Tod ihres Gemahls Heinrich II. in Regensburg 1025 einen Teil ihres Besitzes an das Domstift Freising veräußerte.

Bei diesem Rechtsgeschäft begleitete ihn sein Sohn Berthold, der in dieser Urkunde als “Berthold, Sohn des Grafen Friedrich” bezeichnet wird. Dieser ist wohl identisch mit dem Grafen Bertold von Diessen, der in späteren Urkunden als Zeuge aufgeführt wird, so als Bischof Nitker von Freising (1039-1052) dem Kloster Schliersee seinen Zehnten im Dorf Vagen übereignete.

Berthold I. hatte noch einen Bruder, den Grafen Otto II., den Grafen von Thanning, der die Wolfratshausener Linie begründete. Zur Familie Friedrichs und seiner Söhne zählte noch ein Graf Rasso von Diessen, ohne dass die verwandtschaftlichen Beziehungen näher bekannt sind.

Bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts hatte die Andechser Familie ihren altbayerischen Besitz erfolgreich abgerundet und konsolidiert. Sie betrieb eine geschickte Heiratspolitik und konnte so sich so Besitz und Einfluss im östlichen und mittleren Alpenraum und in den  Gegenden des Obermains verschaffen.

Graf Otto besaß spätestens seit den 60-iger Jahren des 11. Jahrhunderts die Grafschaft Wolfratshausen. Den Hauptgerichtsort Haching verlegte er nach Thanning. Außerdem gelang es ihm, in Tirol Fuss zu fassen. Er verfügte bereits über Freisinger Lehen, die er von Bischof Meginwart (1078-1098) erhalten hatte. In dem Dorf Amras, das heute nach Innsbruck eingemeindet ist, hatte er Eigenbesitz. Dort errichte er eine Herrschaft, deren Verwaltungsmittelpunkt die Burg Amras bildete.

Dieser Besitz war vor allem auch dadurch bedeutend, weil von hieraus alle Wege Richtung Süden über den Brenner zum Unterinntal verliefen und überwacht werden konnten. Der Brixener Bischof Altwin 1049-1097), mit dem Otto eng zusammenarbeitete stand während des Investiturstreit ebenso wie der Andechser auf Seiten des Kaisers. Das war sicher der Grund, dass Otto die Grafschaft erhalten hatte. Den Gegnern des Kaisers, an der Spitze Herzog Welf IV.(um 1040-1101) gelang es, den Brixener Bischof aus seinem Bistum zu vertreiben. Auch Otto verlor Grafschaftsrechte im Gebirge. Trotzdem blieb er Parteigänger des Kaisers und erschien noch 1104 in Regensburg beim Reichstag an der Seite des Kaisers. An Rechtsgeschäften, die die Welfen und deren Anhänger betrafen, scheint er sich aber erst beteiligt zu haben, als die Auseinandersetzungen zwischen dem salischen Herrscher und seinem welfischen Gegner beigelegt waren. Im vorgerückten Alter verstarb Otto um 1120. Er war wohl der erste aus seiner Familie, der in nähere Beziehung zum salischen Kaiserhaus getreten war, worauf ihm ja der Schutz der wichtigen Verbindungsstraße über den Brenner zwischen Deutschland und Italien anvertraut worden war. Wahrscheinlich hatten auch die Verbindungen zum Kaiserhof eine Rolle gespielt, als seine Tochter Adelheid mit Berengar von Sulzbach verheiratet worden war.

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Die Grafen von Sulzbach lassen sich mit dem Grafen von Gebhard I. auf das Jahr 1030 zurückführen. Sie waren im Nordgau begütert. Das waren im 7. Jahrhundert das Gebiet nördlich der Donau zwischen  Neuburg an der Donau und Regensburg.

Um 1060 umfasste es auch die Obermaingegend und reichte bis ins Egerland. Nach der wittelsbachischen Zweiteilung des Jahres 1329 entstand der Name Oberpfalz. Die Sulzfelder hatten ihren Stammsitz auf Burg Rosenfeld im Areal des Altstadtkerns des heutigen Sulzbach-Rosenberg. In 150 Jahren erlebte das Geschlecht dank höchst einflussreicher Eheverbindungen einen rasanten Aufstieg, erlosch aber nach nur 150 Jahren wieder. Graf Berengar I. (vor 1080-1125), der Enkel des Grafen Gebhards I. war im engsten Umfeld der Salier zu finden. Er war Stifter von Berchtesgaden und Baumburg sowie Mitstifter des späteren Reformklosters Kastl, das er zusammen mit der Markgräfin Luitgard von Zähringen und dem Konstanzer Bischof Gebhard III., deren Bruder, gründete. Er war Anhänger und Teil einer adligen Führungsgruppe eines kirchlichen Reformkreises. Er war massgeblich am Sturz Kaiser Heinrichs IV. und der Einsetzung von dessen Sohn  als Kaiser Heinrich V. beteiligt. Er war dann wichtigster Berater des neuen Kaisers, der den Investiturstreit 1122 mit dem Wormser Konkordat beenden konnte. Die eheliche Verbindung mit dem einflussreichen Grafen Berengar wertete auch das Ansehen der Andechser Familie stark auf. Vier seiner sechs Kinder verheirate der Graf höchst vorteilhaft. Sein Sohn Gebhard III. war in 2. Ehe mit Mathilde, der Tochter des bayrischen Herzogs Heinrich IX., verheiratet. Die Tochter die aus der Verbindung mit Adelheid, der Tochter Diessener Grafen Otto mit Berengar hervorging, war Gertrud, die in den 30-iger Jahren Herzog Konrad von Schwaben heiratete, der 1138 als Konrad III. den deutschen Königsthron bestieg.

Eine weitere Tochter, Bertha wurde 1146 Gemahlin des griechischen Kaisers Manuel I. und war unter dem Namen Irene griechische Kaiserin. Dann war noch Luitgard. sie war mit Gottfried II dem Grafen von Löwen verheiratet. Sie war Herzogin von Niederlothringen. Berengars einziger Sohn Gebhard III. hatte ebenfalls nur einen Sohn, nämlich Berengar II. Dieser nahm am Italien Feldzugs Kaiser Friedrich Barbarossas teil und starb dort an der Pest. Als Graf Gebhard 1188 verstarb, war die Familie im Mannesstamm ausgestorben. Der Aufstieg der Diessener Grafen begann jetzt aber erst so richtig.

 

         Die Gründung des Hausklosters Diessen

Zwar trennten sich die beiden Familienzweige räumlich. Die Zusammengehörigkeit des Geschlechts ging aber nicht verloren.

 

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Wohl um die gleiche Zeit fassten beide Linien den Entschluss, am Ort ihres bisherigen Stammsitzes eine geistliche Gemeinschaft zu gründen. Das war im späten 11. Jahrhundert war das in vielen Adelsfamilien gängige Praxis, man denke nur an das Kloster Limburg der Salier, Kloster Lorch der Staufer oder Altdorf und Steingaden der Welfen. In solchen Stiftungen fanden  die Angehörigen der Gründerfamilien zumeist ihre letzte Ruhestätte, hier für das Seelenheil der Wohltäter gebetet. Oft war es auch  Ort, an dem man wichtige Urkunden aufbewahrte. Nicht selten geschah es, dass die Gründer noch die Vogtei über die Stiftung vorbehielten. So hatten sie auch am wirtschaftlichen Wohlergehen dieser Stiftungen Anteil. Auch in Diessen war das so.

Bei St. Georg wurde eine Geistliche Gemeinschaft ins Leben gerufen. Bald aber zeigte sich, dass der Platz für das Vorhaben wenig günstig war. Anfang der 20-er Jahre verlegte man die Gründung an einen höher gelegenen Platz bei St. Stephan.

Man stattete die Stiftung größtenteils mit Gütern aus dem Besitz der gräflichen Familie aus. Aber auch Ministeriale beider Linien konnten als Schenker auftreten, die teilweise Lehensgut mit Zustimmung der Herren aber teilweise auch Eigenbesitz übergaben. Die Mitglieder der Gemeinschaft sollten nach der Regel des Heiligen Augustinus leben, so wollten es die Stifter.

Dass die gräfliche Familie die Stiftung nicht einem Mönchsorden übertrug sondern den Augustinerchorherren, lässt vermuten, dass sie den Reformkreisen nahestand, die sich seit der Jahrhundertwende eine Erneuerung des religiösen Lebens zur Aufgabe gemacht hatten. Dafür spricht auch die Wahl des jungen Propstes aus dem Stift Rottenbuch. Rottenbuch war das Mutterstift der Augustinerchorherren in Altbayern und führend in der Kanonikerreform. Auch der erste Propst des Stifts Berchtesgaden und Baumburg, Eberwin kam aus Rottenbuch. Und sicher gab es über die Diessener Gräfin Adelheid auch Querverbindungen zu Rottenbuch. Schließlich war sie mir Berengar von Sulzbach verheiratet, der wie oben gesagt die beiden Klöster gestiftet hatte. Einer der bedeutendsten Vertreter dieser Reformrichtung war Erzbischof Konrad I . von Salzburg (um 1075-1147), der seine Diözese reformierte und vielen Klöstern die Regel der Augustiner-Chorherren durchsetzte. Darüberhinaus könnten auch Nützlichkeitserwägungen eine Rolle gespielt haben. Augustinerstifte wurden oft in Form von Doppelklöstern gegründet. Neben dem Männerkonvent bestand ein Frauenkloster. Damit hatten die Gründer Diessens die Möglichkeit, sowohl den männlichen als auch den weiblichen Familienangehörigen, die unverheiratet blieben, ein standesgemäßes Auskommen im Stift zu verschaffen.

Man findet eine Reihe von Mitgliedern des Hauses Andechs im Diessener Konvent, so z.B. Konrad, ein Onkel Graf Bertholds II. oder seine Tochter Mechthild, die schon als Kind den Chorfrauen zur Erziehung übergeben wurde. Sie blieb im Stift, wurde Leiterin der Kanonissen, bis sie auf Geheiß des Papstes als Äbtissin nach Edelstetten ging und dort als Reformerin tätig wurde.

Sie stand schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit. einer Überlieferung zufolge kehrte sie später nach Diessen zurück und starb dort 1160. Auch ihre Schwester Euphemia gehörte dem Diessener Konvent an und wurde als Selige verehrt. Sie starb 1180 laut Stiftsnekrolog als Äbtissin des Klosters Altomünster.

Erster Propst des Diessener Stifts war Hartwig. Er starb 1173. Papst Innozenz II. (1130-1142) stellte der Stiftung 1132 ein Schutzprivileg aus. In dieser Urkunde wurden Graf Berthold II. und Graf Otto III. sowie deren Gemahlin Sophie und Lauritta sowie deren Kinder als Stifter genannt. Er bestätigte die Transferierung sowie alle Besitzungen und Einkünfte, darunter die Wallfahrt zum Seligen Rasso in Grafrath,die bis 1803 Filiale des Stifts blieb.

Auf Initiative Hartwigs wird wohl das Frauenkloster bei St. Stephan vor 1120 gegründet. Allerdings geht dies während der Kriegswirren und Pestzeiten im 14. Jahrhundert schon wieder zugrunde.

 

     Die Wolfratshausener Linie

 

Der Bruder Ottos, eines der Stifter von Diessen war Heinrich I. von Wolfratshausen.

Er war Domkanoniker in Bamberg und in Regensburg. 1132 wurde er zum Nachfolger Bischof Konrads von Regensburg gewählt. Sicher hat sich der Domvogt von Regensburg Graf Friedrich von Bogen eingesetzt, der auch mit den Andechsern verwandt war.Das Domkapitel hat möglicherweise für Heinrich votiert, da seine Familie ja kirchlichen Reformkreisen nahestand. Auch der verstorbene Bischof Konrad hatte Verbindungen zu diesen Kreisen und schon als Siegburger Abt war er “als Säule des mönchischen Ideals” gewählt worden. Während seines Episkopats versuchte er, die Bildung des Klerus zu verbessern und förderte und unterstütze die Reformen in Klöstern seines Sprengels wie Mondsee oder Weltenburg.

Die Wahl und der Beginn der Regierung des neuen Regensburger Oberhirten war von divergierenden politischen Interessen überschattet. Der Bayernherzog Heinrich X. der Stolze stritt mit dem Bogener Grafen um die Regensburger Domvogtei. Außerdem wollte er als Welfe mit Sicherheit keinen Bischof aus einem Haus, das den Staufern nahestand, ja sogar verwandtschaftlich mit ihnen verbunden war. So wollte er die ohne sein mitwirken zustande gekommene Wahl nicht anerkennen und versuchte die Erhebung des Wolfratshausener zum Bischof zu vereiteln. Heinrich wandte sich nun an seinen Metropoliten, den Salzburger Erzbischof Bischof

Konrad. Dieser hatte schon vorher gezeigt, dass er auch nach dem Wormser Konkordat an den früheren Ansprüchen der Kirche in der Investiturfrage festhielt als er  1125 in Brixen Reinbert  unter klarer Verletzung des Konkordats zum Bischof weihte. Reinbert war um 1116 Abt von Sankt Peter in Salzburg und hatte sich als Verfechter der Hirsauer Reform die Gunst Konrads erworben. Der Salzburger Erzbischof weihte Heinrich zum Bischof, noch bevor dieser das “Zepterlehen”, also die weltliche Belehnung durch den König erhalten hatte, ein  Verstoss gegen das 1122 mühsam ausgehandelte Konkordat. Daraufhin rückte Heinrich X mit seinem Heer gegen Regensburg vor, eroberte die Burg Donaustauf und ließ die Umgebung der Bischofstadt verwüsten. Der Neffe des neuen Bischofs, Graf Otto V. von Wolfratshausen mischte sich auch ein. Als Herzog Heinrich am Jahresende Wolfratshausener Gebiet, durchzog wurde er von Otto überfallen. Dies nahm der Bayernherzog nicht ungesühnt hin. Ende Januar 1133 erschien er mit einem Heer im Inntal und brannte die Burg Amras nieder. Danach wurden die umliegenden Besitzungen des Grafen verwüstet. Dann zogen die Truppen des Herzog nach Wolfratshausen und begannen mit der Belagerung. Dann aber kam Bischof Heinrich mit einem Entsatzheer begleitet vom Markgrafen von Österreich, vom Grafen von Bogen und anderen Adligen. In letzter Minute vermittelte Pfalzgraf Otto von Wittelsbach einen Waffenstillstand zu vermitteln. Der Bogener verständigte sich mit Heinrich dem Stolzen und Otto von Wolfratshausen, der mit Justicia von Bayern, der Tochter Ottos von Wittelsbach verheiratet war, musste sich dem Herzog ergeben. Wenige Monate später belehnte Kaiser Lothar den Regensburger Bischof mit seinem Hochstift. Das öffnete auch den Weg zur Aussöhnung Bischof Heinrichs mit dem Bayernherzog. Umsonst war es nicht. Der Bischof musste die hochstiftische Grafschaft um Kitzbühl und Rattenberg dem Herzog Heinrich dem Stolzen zum Lehen geben. Auf Lothars 2. Italienzug war auch der Regensburger Bischof dabei. Im Jahr 1137 wurde Heinrich sogar vom Kaiser zum Erzkanzler für Italien ernannt.

Auf der Rückkehr von diesem Italienzug starb Kaiser Lothar am 3.12. 1137 in Breittenwang bei Reutte in Tirol. Er hatte seinem Schwiegersohn Heinrich die Markgrafschaft Tuszien und das Herzogtum Sachsen verliehen. Vor allem hatte er ihm die Reichsinsignien übertragen, was durchaus als Designation zum König verstanden werden konnte. Doch der Staufer Konrad wurde von einer Minderheit  welfenfeindlicher Fürsten am 7. März 1138 in Koblenz in der Basilika St. Kastor zum König ausgerufen. Konrad war ein Enkel Heinrichs IV. und betonte die Kontinuität der salischen Herrschaft in  seiner Person. Aber ein gewichtiger Grund war sicher auch, dass Konrad über eine wesentlich schwächere Machtbasis als der Welfe Heinrich und Fürstenschaft und Kirche glaubten, Konrad besser unter Kontrolle halten zu können. Bischof Heinrich stellte sich auf die Seite des neuen Königs, was bei den verwandschaftlichen Bindungen der Staufer und des Hauses Andechs ja nicht verwunderlich war. Wenn immer Konrad in Regensburg war, war Heinrich in seiner Nähe zu finden. 1147 hatte Adam, der erste Abt von Ebrach in Regensburg zum Kreuzzug aufgerufen. Adam war mit Bernhard von Clairvaux befreundet und von diesem mit der Kreuzzugspredigt in Ostfranken und Bayern beauftragt worden.

Auch Bischof Heinrich nahm das Kreuz und brach gemeinsam mit König Konrad zum Kreuzzug auf. Dieser endete allerdings in einer Katastrophe und Bischof Heinrich kehrte nur wenige Monate später aus Kleinasien zurück. Der Vorwurf der Treulosigkeit, ja auch des Verrats wurden gegen den Bischof erhoben. Er habe Konrad den Rat gegeben, den verhängnisvollen Weg durch die phrygische Wüste zu nehmen. Doch Konrad selbst nahm den Bischof gegen diese Verunglimpfungen in einem Brief an Papst Eugen III. in Schutz. Heinrich ging im Jahre 1150 nochmals als Wallfahrer ins Heilige Land um sein Kreuzzugsgelübde zu erfüllen. Im Juni 1151 kehrte er wieder aus Palästina zurück. Als Reichsfürst trat er nicht besonders in Erscheinung. Als geistlicher Leiter seines Bistums führte er die Reformen seines Vorgängers fort. Er unterstützte die Gründung von Klöster. Unter seiner Regierung entstanden unter anderem die Konvente von Rohr (1133), Reichenbach (1135 Kirchweihe durch Bischof Heinrich), Paring (1141) oder Biburg (1133). Auch mit dem Bau der Steinernen Brücke in Regensburg wurde während seiner Amtszeit begonnen.

RegensburgSteinerne-Bruecke-und-DomBischof Heinrich verstarb im Mai 1155 und wurde in St. Emmeran in Regensburg begraben.

Weniger gut ging es dem Neffen des Bischofs, dem Grafen Otto V. Ottos Burg in Wolfratshausen ging im Frühjahr in Flammen auf . Er selbst wurde gefangen genommen und in Ravensburg drei Jahre in Haft gehalten. Seine Frau Richenza ging zu ihrem Vater, dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach zurück. Erst 1136 vor dem 2. Italienzug Lothars kam es zur Versöhnung mit Herzog Heinrich dem Stolzen.

Er begleitet ihn in dessen Gefolge nach Italien. Es ist nicht sicher, ob das ein echter Friedensschluss war. Wahrscheinlich schien es Herzog Heinrich ratsamer den alten Gegner in Gnaden aufzunehmen und so in seiner Nähe zu haben als ihn in der Heimat zurück zu lassen, während er in Italien weilte. am 10. November 1136 wurde er von einem Speer tödlich am Kopf getroffen. Otto hinterließ keine Kinder. so fiel sein Erbe an seinen Bruder, den Grafen  Heinrich II. Er scheint weitgehend

der politischen Linie seines Onkels, des Regensburger Heinrichs gefolgt zu sein und wurde dadurch auch in dessen Auseinandersetzungen hineingezogen, so

bei der Belagerung der Burg Valley, bei der die Belagerer eine empfindliche Niederlage kassierten oder bei der Empörung gegen Herzog Heinrich Jasomirgott.

Auch in seinen Tegernseern Vogtsrechten wurde er in die Schranken gewiesen. Heinrich erkrankte schwer. Er machte fromme Stiftungen für sein Seelenheil

Er starb am 2. Mai 1157 kinderlos. Die Wolfratshausener Linie der Grafen von  Diessen war mit Heinrich erloschen. Ihr Besitz fiel an die Andechser Linie.

 

        Die Grafen von Andechs

Die Andechser Grafen hatten sich aus den kriegerischen Händel, die vor allem im Konkurrenzkampf zwischen Staufern und Welfen wurzelten herausgehalten.Ihr Stammbesitz lag natürlich um Diessen und die Burg Andechs. Aber auch in Franken waren sie begütert und die Anfänge einer zielstrebigen Territorialpolitik in Franken lassen sich ab etwa 1110 verfolgen.  Um Schweinfurt lebten die Grafen von Schweinfurt. Das waren mit die mächtigsten Territorialherren in Ostfranken.

220px-Andechs-Wappen

Um 955 wird Otto III. von Schweinfurt geboren. Er war von 1024-1031 Graf im Nordgau und loyaler Gefolgsmann des Saliers Heinrich III. Dieser ernannte 1047 zum Herzog von Schwaben. Er war mit Irmingard der Tochter des Markgrafen Ulrich Manfred von Turin aus der Familie der Arduine verheiratet. Er hatte mit Irmingard 5 Töchter. Die Älteste war mit dem Grafen Herrmann von Kastl verheiratet und nach dessen Tod um 1074 heiratete sie dessen Bruder Friedrich. Die jüngste Tochter Gisela war mit Arnold von Diessen verheiratet. Judith war in erster Ehe mit Herzog

Konrad I. von Bayern verheiratet. Eine Tochter, Eilika, ging ins Kloster und wurde Äbtissin von Niedermünster in Regensburg und Beatrix war mit Heinrich II. von Hildrizhausen  im Schönbuch verheiratet. Als Otto 1057 starb wurde das Erbe unter die vier verheirateten Töchter und die Witwe aufgeteilt. An Gisela fielen die Güter um Kulmbach und die Plassenburg. Gisela und Arnold hatten zwei Söhne, nämlich Gebhard und Berthold II. Die beiden Söhne teilten sich das väterliche Erbe auf. Gebhard erhielt den Besitz am Inn und die Hallgrafschaft, Berthold den altbayrischen und fränkischen Besitz.

In Oberfranken hatten die Bischöfe von Bamberg, vor allem Bischof I. (um 1060-1139)  im 12. Jahrhundert begonnen, ihr Hochstift mit einem Burgenkranz zu sichern. Vielleicht als Antwort auf diese Burgenpolitik hat auch Berthold begonnen, seine Besitzungen im Zweimaingebiet mit Burgen zu sichern. Spätestens zu Beginn der 30-er Jahre ist wohl die Plassenburg errichtet worden. Seit 1137 werden Berthold und seine Kinder immer wieder als Grafen von Plassenburg bezeichnet. Um dieselbe Zeit ist wohl Kulmbach zu Füssen der Plassenburg gegründet worden. Um 1174 taucht der Ort in den Quellen auf. Auch um Bayreuth hatte man um diese Zeit mit dem Landesausbau begonnen. Nicht nur um die fränkischen Besitzungen kümmerte sich Berthold. Er war auch häufig als Vogt von Benediktbeuren tätig und auch Dießen behielt er im  Auge. Gewicht scheint auch der Besitz in den östlichen Alpenländern gehabt zu haben. Eine enge Beziehung hatte Berthold zu dem 1074 wieder errichteten Kloster in der Steiermark, was nicht verwunderlich ist. Hatte doch Admont mit Abt Wolfhold (1115-1137) und Abt Gottfried (1138-1165), die beide als Mönche aus St. Georgen kamen und das Kloster Admont nach dem Vorbild von Hirsau-St. Georgen formte. Die “Admonter Reform” strahlte unter vielen anderen Klöstern auch auf Benediktbeuren aus. Graf Bertold übergab seine Tochter Kunigunde der geistlichen Gemeinschaft in Admont und beschenkte das Kloster. Auch Agnes, die Tochter Graf Ottos III. von Wolfratshausen erhielt in Admont ihre Erzziehung vor sie Äbtissin in Neuburg an der Donau wurde. Seit Beginn der 40-er Jahre hielt sich Berthold auffallend häufig am königlichen Hof Konrads auf. Er wird praktisch jedes Jahr als Zeuge in Königsurkunden genannt. Das mag damit zusammenhängen, dass seine Interessen nun mit den mit den weltlichen Interessen der Bischöfe von Bamberg kollidierten. Über verschlungene Erbwege waren weitere Teile aus der Hinterlassenschaft Ottos von Schweinfurt an die Grafen von Andechs gelangt. Ottos Witwe Irmingard hatte in 2. Ehe den Grafen Ekbert von Schweinfurt geheiratet. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor, der Markgraf Ekbert II. von Meissen. Dieser blieb kinderlos. Dessen Witwe  Oda übertrug diesen Besitz an ihre Schwester Kunigunde von Beichlingen.Diese stattete ihre Tochter Mechthild mit diesen Gütern aus. Noch zu Lebzeiten der Mutter hatte deren Tochter Adela die Burgen Giech und Lichtenfels. Adela heiratete

einen  Grafen Reginboto von Giech. Deren gemeinsame Tochter Kunizza wiederum heiratete  Grafen von Andechs-Plassenberg  Poppo I., den Sohn Bertholds II.Aus Bamberger Sicht stellte der erneute Gebietszuwachs der Andechser eine Bedrohung der weltlichen Herrschaft des Hochstifts dar, zumal die Andechser Besitzungen  sich nun die zwischen hochstiftischen Gütergruppen um Banz und Burg- bzw. Altenkunststadt schoben. außerdem konnte die wichtige Talstraße von Bamberg nach Kronach vom nun andechsischen Lichtenfels kontrolliert werden. Unter dem Bamberger Bischof Otto I. stellte dies noch kein Problem dar. Doch sein Nachfolger Bischof Egilbert (1139-1146) sah das anders. Wohl auf Betreiben des Bischofs wurde die Ehe zwischen Kunizza und Poppo wegen zu naher Verwandtschaft für ungültig erklärt. Kunizza übereignete ihre Erbschaft dem Hochstift und trat ins Kloster ein. Poppo nahm dies nicht so einfach hin, zumal aus der Ehe bereits ein Sohn, Heinrich, hervorgegangen war. Es kam zu einer längeren Fehde, die erst 1143 mit einem Schiedsvertrag beendet wurde. Zunächst schien es, dass der Vertrag ein Erfolg für das Hochstift war, doch bald zeigte sich, dass die Andechser die besseren Karten hatten. Dem Bischof waren die Befestigungen vor Burg Giech zugesprochen, dazu die Hälfte der Burg Lichtenfels sowie mehrere Güter im Maintal. Die übrigen Güter aus der Erbschaft sollten bei Poppo und dessen Sohn Heinrich sowie dem Bruder Poppos, Graf Berthold III. auf Lebenszeit verbleiben und nach deren Tod an das Hochstift Bamberg fallen. Für den Verzicht auf einen  Teil der Mitgift wurden die Andechser mit der Grafschaft im Radenzgau entschädigt. Der Radenzgau deckt sich im wesentlichen mit dem heutigen Regierungsbezirk Oberfranken ohne Bamberg. Aber Graf Poppo nahm ebenfalls das Kreuz. Vor seiner Abreise gab er seinen Sohn Heinrich ins Kloster Admont, damit er dort Mönch werde. Poppo starb nun 1148 bei Konstantinopel. Nun trat Graf Berthold III. das Erbe an. Von einem Verzicht war nicht mehr die Rede. Berthold verhandelte mit dem Nachfolger Bischof Egilberts, dem Bischof Eberhard II. von Otelingen (1146-1170) neu. In dem Giechburgvertrag von 1149 wurde festgelegt, dass der zukünftige Erstgeborene von Berthold in den Besitz des Giecher Erbes gelangen sollte.

300px-GiechburgMit dem Giechburgvertrag hatte Berthold noch zu Lebzeiten  seines Vaters bewiesen, dass er auch er durchaus in der Lage war, den Besitz des Hauses zusammen zu halten. Auch dass er die Vogteien über die Klöster Langheim (1132 als Tochterkloster von Kloster Ebrach gegründet) und St. Getreu in Bamberg (1124 von Bischof Otto gestiftet) gewinnen konnte, belegt die wachsende Stärke der Andechser.

Graf Berthold II. verstarb 1151. als 1157 die Wolfratshausener Linie ausstarb, war das Familiengut im westlichen Alpenvorland wieder in einer Hand vereint. Graf Berthold war in erster Ehe mit Sophie von Istrien, die als Mitgift Güter südöstlich der Alpen in das Haus Andechs eingebracht hatte, verheiratet. Nach dem Tod ihres Bruders, des Markgrafen Poppo III. von Istrien, 1141 konnte Berthold auch einen Großteil des Erbes in Krain, Kärnten und der Untersteiermark sichern.Als Sophie starb heiratete Berthold in 2. Ehe Kunigunde die Tochter des Grafen Ekbert II. von Formbach. Als die Familie von Formbach mit Kunigundes Bruder Ekbert III. ausstarb, erhob Berthold III. Ansprüche auf diesen Besitz. Die ostbayrischen Besitzungen der Formbacher bestanden zu einem großen Teil aus Reichslehen. Den Ausschlag zum Erwerb dieser Besitzungen dürfte die Nähe Bertholds zum Staufer Kaiser Friedrich I. gewesen sein. Er stand schon seit Jahren im Dienste Friedrichs. Nach dem Tod König Konrads hatte er an den Gesprächen teilgenommen, die die Bischöfe von Bamberg und Würzburg 1152 mit Friedrich von Schwaben, dem späteren Kaiser Friedrich wegen der Königswahl führte. Er scheint sich auch in den Jahren 1154-1158 ständig am Hofe Friedrichs aufgehalten zu haben. Auch sein Bruder Otto IV. dürfte zu den Mitarbeitern des Hofes gezählt haben. Otto war Kanoniker am Augsburger Dom und der Propstei St. Stephan in Bamberg. Daneben hatte er auch die Würde eines Propstes am Aachener Marienstift inne. Diese Würde war zumeist Mitgliedern der Hofgeistlichkeit vorbehalten. Otto wurde schließlich 1164 zum Nachfolger Bischofs Hartmann von Brixen (1140-1164) gewählt. Bischof Hartmann war von Konrad zunächst nach Salzburg berufen worden und dann auf Betreiben Konrads 1140 Bischof in Brixen. Er war schon in Salzburg als Leitfigur der gregorianischen Kirchen-und Klerusreform gesehen worden und hatte als eifriger Reformbischof in Brixen großes Ansehen genossen.

Otto verdankte seinen Aufstieg sicher vor allem dem Einfluss des Kaisers, der das an einer der wichtigsten Alpenstraßen gelegene Bistum in sicheren Händen wissen wollte. Zur Zeit der Wahl Ottos herrscht in der Kirche Schisma. Seit der Wahl von 1159 gab es zwei Päpste und zwar Alexander III. und Viktor IV. Viktor IV. unterstützte Friedrich. Nur ein auf Seiten Viktors stehender Oberhirte hätte Otto zum Bischof weihen können. Er verzichtete deshalb nach der Belehnung durch den Kaiser auf die Weihe. Deshalb benötigte er in Brixen einen Hilfsbischof, der die geistlichen Funktionen für ihn ausüben konnte. Die weltlichen Funktionen aber nahm er energisch wahr. Wahrscheinlich im Einverständnis mit dem Kaiser belehnte er seinen Bruder Berthold mit Grafschaftsrechten im Inn- und Pustertal. Außerdem übertrug er ihm die Vogteien über das Hochstift sowie über das von Hartmann 1140 gegründete Kloster Neustift bei Brixen. Graf Berthold hatte nun die Kontrolle über den Weg nach Süden über das Eisacktal und den Brenner. Dieser Machtzuwachs veranlasste viele Angehörige freier Familien als ministeriale in Andechser Dienste zu treten, wie zum Beispiel die Herren von Freundsburg und Rotenburg im Inntal, im Wipptal die Familien von Matrei und Stubai, südlich von Brixen die Herren von Säben, Villanders und Gufidaun.

Otto verzichtete 1170 aus uns unbekannten Gründen auf das Hochstift Brixen. Er wurde dann allerdings 1177 zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Hermann II. zum Bischof von Bamberg gewählt. Trotz des Rücktritts Ottos blieben die Rechte, die Graf Berthold durch seinen Bruder dazugewonnen hatte, bei seinem Haus. Er gründete in der Nähe von Amras, dem ursprünglichen Herrschaftszentrum der Andechser im Inntal einen Markt. Von den Prämonstratenser in Wilten erwarb er Grund zu seinem auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses gelegen Gebiet und ließ beide Plätze durch eine Brücke verbinden. Dieser Handelsplatz der nach der Innbrücke benannt wurde, erlangte bald  große Bedeutung.

2001

1040 war Istrien von Heinrich III. in eine Markgrafschaft des Heiligen Römischen Reiches umgewandelt. Zuletzt hatten sie die Spanheimer inne. Engelbert III. war mit Mathilde von Sulzbach, der Tochter Berengars von Sulzbach und Adelheids von Diessen verheiratet. Engelbert verstarb 1173 ohne Nachkommen. Daraufhin vergab Friedrich Barbarossa die Markgrafenschaft an Berthold III. Das bedeutete keinen Machtzuwachs für die Andechser, da sie in Istrien nicht begütert waren und es auch nicht wurden. Auch hatte Berthold markgräfliche Rechte dort nicht ausgeübt. Aber die Andecher waren nun im Kreis der Reichsfürsten angekommen. Der Reichfürstenstand hatte im 12. Jahrhundert als eine neue, sowohl gesellschaftlich als auch verfassungsrechtlich bedeutsame Gruppe herausgebildet. Friedrich Barbarossa hatte die territorialen Herrschaften neu zugeschnitten. An die Stelle der mächtigen Stammesherzogtümer traten kleinere territoriale Herrschaften, die durch das Reichslehnsrecht stärker vom König abhängig waren. Die Konsequenz war, dass die mächtigsten Fürsten herabgedrückt, die weniger mächtigen aufgewertet wurden. Wichtig war vor allem, dass dieser neue Reichsfürstenstand nach unten abgeschlossen war. Grafen zählten bis auf individuelle Ausnahmen nicht dazu. Nur wer vom König formell aufgenommen wurde, gehörte künftig zu diesem Kreis. Einen weiteren Beleg dafür, dass die Andechser im Hochadel angekommen waren lieferte die Erhebung von Bertholds Sohn, Berthold IV. zum Herzog Meranien von Ende 1180.

Das Herzogtum Meranien entstand  auch aus der Bildung einer kleineren Territorialherrschaft.  Konrad III. hatte den Welfen Heinrich den Stolzen entmachtete, ihn mit Acht und Bann belegt. Sein Nachfolger Friedrich suchte den Ausgleich mit den mit ihm verschwägerten Welfen. Heinrich der Löwe erhielt Teile des vormaligen Herzogtum Baierns als Lehen zurück. 1153 wurde dann ein Wittelsbacher, nämlich Konrad II. von Scheyern-Dachau zum Herzog von Meranien erhoben. Meranien, also am Meer gelegen, war ein kleiner Landstrich am Quarnero-Golf, den 1063 Ulrich von Weimar-Orlamünde Kroatien entrissen hatte. Ulrich war der Großvater von Sophie, die mit dem Grafen Berthold II. von Andechs verheiratet war.Konrad II. nannte sich aber meist Herzog von Dachau. so konnte dieser Titel des Herzogs von Meranien an den Markgrafen von Istrien neu vergeben werden. Anlas für diese Standeserhöhung war wohl die Vergabe des Herzogtum Bayerns an den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach. Es scheint, dass dies bei einem Teil des bayrischen Adels auf Widerspruch stieß, so stark dass Grafen und andere hohe Herren den Wittelsbacher nicht als ihren neuen Herrn anerkennen wollten. So war mit der Verleihung des Titels eines Herzogs von Meranien  an das Haus Andechs sichergestellt, dass dieses auch in Zukunft den gleichen Rang einnehmen würde wie das Wittelsbacher Geschlecht. Berthold IV. war seit der Standeserhöhung zwar höheren Ranges als sein Vater. doch vertrat dieser weiter die Belange des Hauses.  Berthold IV. scheint bereits zu Lebzeiten seines Vaters die Verwaltung der Andechser Besitzungen an Donau und Inn übertragen bekommen zu haben.  1186 begleitete er König Heinrich VI., den Sohn Barbarossas nach Italien. Er scheint sich auch oft bei seinem Onkel Otto in Bamberg aufgehalten zu haben. Nach seinem Verzicht auf das Brixener Hochstift 1170 wurde er 1174 Dompropst in Bamberg. Nach dem Tod Bischof Heinrichs II. 1177 wurde er zu dessen Nachfolger in Bamberg gewählt. Wohl Anfang 1178 war er von Friedrich I. mit dem Hochstift belehnt worden. Da Papst Alexander III. mittlerweile mit dem Kaiser Frieden geschlossen hatte, stand einer Weihe zum Bischof während des 3. Laterankonzils im März 1179 nichts mehr im Wege. Als geistlicher Fürst nahm er mindestens einmal im Jahr, oft auch häufiger an Beratungen am kaiserlichen Hof teil. Außerdem scheint er auch eine wichtige Rolle in den Beziehungen des Kaisers zu den italienischen Kommunen und insbesondere zur Kurie eine Rolle gespielt zu haben. Vielleicht nahm er auch deshalb an der Kaiserkrönung Heinrichs VI. 1191 in Rom teil. 1185 brannte der Georgsdom in Bamberg ab. Er wurde abgerissen und erst 1215 mit der Neuerrichtung durch Bischof Ekbert von Andechs 1215 neu errichtet.

Bischof Otto, der in den Bamberger Bischofslisten als Otto II. geführt wird trug aber auch Sorge für sein Bistum. Burgen seines Hochstifts wurden nicht als Lehen weitergegeben und seiner Kirche entfremdet. Große Verdienste erwarb er sich um die Kolonisation und Kultivierung des Frankenwaldes. Er wies den Klöstern Langheim (1132 von Bischof Otto I. gegründet), Prüfening (1119 von Bischof Otto I. gegründet) und Ensdorf (1121 durch Otto I. gegründet) Waldgebiete mit der Auflage zu, diese zu roden und dort Kirchen zu errichten. Außerdem erreichte er 1189 die Heiligsprechung seines Vorgängers und 1139 verstorbenen Bischof Otto I.  1190 wurde auf seinen Entschluss das Spital am Pyhrn gegründet und einer Laienbruderschaft übergeben. 1196 war Otto noch auf dem Reichstag in Würzburg dabei, als Heinrich VI.  die Reichsfürsten für seinen Plan, das römische Reich in eine erbliche Monarchie umzuwandeln zu gewinnen suchte. Otto gab seine Zustimmung.

Kurze Zeit nach dem Reichstag verstarb er  und wurde im wohl nur notdürftig hergestellten Dom begraben.

Herzog Berthold IV. war wie sein Vater und Onkel der staufischen Sache eng verbunden. Er trat im Heer Friedrich Barbarossas 1189 von Regensburg aus den Kreuzzug an, bei dem der Kaiser 1190 im Saleph ertrank. Die meisten Kreuzfahrer traten nun den Heimweg an. Nur ein kleiner Rest unter ihnen Herzog Berthold setzten den Zug fort. Er scheint bis 1191 im Heiligen Land geblieben zu sein und dann auf dem Seeweg nach Europa zurückgekehrt zu sein. Über die Jahre nach dem Kreuzzug sind wir nicht besonders gut unterrichtet. Er erschien aber häufig auf den Reichstagen. Als nach dem Tod Heinrichs VI. wieder zwei Könige Philipp von Schwaben, der Bruder des Verstorbenen und Otto IV. ,der Sohn Heinrich des Löwen, um die Macht in Deutschland kämpften findet man Berthold wieder auf der Seite der Staufer.

Das Ansehen des Hauses Andechs war nie größer als unter Bertold. Das zeigt sich auch in Heiratsperspektiven der Töchter. Früher wurden die Frauen der Andechser meistens mit deutschen Grafen verheiratet. Jetzt konnten die Töchter an ausländische Höfe verheiratet werden. Alle Töchter Bertholds IV. entstammten seiner zweiten Ehe mit Agnes von Rochlitz aus dem Hause Wettin. Die Wettiner hatten zu diesem Zeitpunkt schon die Markgrafenwürde in Meißen inne. Hedwig (1174-1243) wurde im Benediktinerinnenkloster in Kitzingen erzogen. Ihre Schwester Mechthild wurde dort späte Äbtissin. Mit 12 wurde sie mit dem schlesischen Piastenfürsten Heinrich verheiratet (um 1165- 1238). Heinrich war Herzog von Schlesien und wurde 1233 auch Herzog von Polen.Hedwig wurde Herzogin von Schlesien. Aus der ehe gingen sieben Kinder hervor. Die Geburtenfolge von Agnes und Hedwig ist nicht ganz sicher.  Agnes wurde entweder 1172 geboren, dann wäre sie die erste Tochter oder 1175, dann wäre sie nach Hedwig geboren. Agnes wurde 1196 mit König Philipp II. von Frankreich verheiratet. Dieser hatte sich  allerdings am 14. August 1193 mit Ingeborg, der Schwester König Knuds IV. von Dänemark verheiratet, nachdem seine erste Gemahlin,Isabella 1190 gestorben war.

Schon gleich nach der Krönung am nächsten Tag soll Philipp eine offene Abneigung gegen seine neue Gemahlin gezeigt haben. Kurz nach der Hochzeit verstieß er sie und betrieb ein Scheidungsverfahren. Im November hob Erzbischof Wilhelm von Reims den Ehebund mit fadenscheinigen Gründen auf. Ingeborg wurde in ein Kloster abgeschoben. Zwar hatte sich der König scheiden lassen, aber die Kurie hatte dem von französischen Prälaten ausgesprochenen Scheidungsurteil nicht zugestimmt. Die meisten Zeitgenossen beurteilten die neue Verbindung des Königs ziemlich negativ. Die Andechserin wurde als Ehebrecherin, Beischläferin abqualifiziert. 1198 bestieg Papst Innozenz III.den Stuhl Petri.Er zwang Philipp sogar 1200 sich von Agnes zu trennen, obwohl beide schon eine Tochter hatten. Er musste sich einem päpstlichen Tribunal für Eheangelegenheiten unterwerfen. Als das Gericht im Frühjahr 1201 zusammentrat. Als sich andeutete dass ein Urteil zugunsten von Ingeborg zu erwarten war, verließ Philipp kurzerhand die Versammlung , noch ehe die nach Frankreich entsandten Kardinallegaten verkündet hatten. Agnes verstarb 1201 nach der Geburt ihres Sohnes Philipps. Damit hatte die Auseinandersetzung Philipps mit der Kurie ein Ende. Aus der Beziehung waren zwei Kinder hervorgegangen, nämlich der erwähnte Philipp “Hurepel”(+ 1234), der nachmalige Graf von Boulogne und Namur sowie zuerst Maria (+ 1223), die zunächst Philipp, Markgraf von Namur und nach dessen Tod 1212 zwei Jahre später Herzog Heinrich I. von Brabant (+ 1235) heiratete. 1201 rückte die Kirche von ihrer harten Haltung ab. Der Papst fertigte eine Bulle aus in der die Kinder “speciali gratia” legitimierte. In der Bulle wird dem König zugestanden, dass er davon ausgegangen sei, dass zwischen ihm und Agnes ein rechtmässiges vinculum conjugale bestanden habe.   Der französische König ließ Agnes in Saint-Corentin bei Mantes honorifice, also in allen Ehren bestatten. Den dort bestehenden Damenkonvent baute er zu einer stattlichen Abtei aus. 1213 setzte er Ingeborg wieder pro forma in ihre Rechte als Königin ein.

Um 1185 wurde Gertrud geboren. Sie heiratete vor 1203 den Sohn des ungarischen Königs Bela III. (um 1148 bis 1196) Andreas (um 1177-1235). Sein Bruder Emmerich verdächtigte ihn, wohl nicht zu Unrecht die ungarische Königswürde zu usurpieren.220px-Andreas_Getrude_Ungarn

 

Schon 1197 hatte er sich  gegen seinen Bruder erhoben und ihm mit Waffengewalt die Abtretung Kroatiens, Dalmatiens und Slawoniens abgetrotzt. Diese Gebiete hatte Bela erst wieder für das Arpadenreich zurückgewonnen. 1203 setzte er Andreas in Gran fest.

Seinen Sohn Ladislaus, der sich noch im Kleinkindesalter befand, hatte er zum Mitkönig eingesetzt und damit seinem Bruder die Nachfolge versperrt. Die Gemahlin von Andreas, Gertrud entledigte er ihrer Güter und schickte sie nach Deutschland zurück.

Warum es zu dieser andechsisch-arpadischen Eheverbindung gekommen war, lässt sich nur vermuten. Sicher hatte der Vater Gertruds, Herzog Bertold IV., ein strategisches Interesse, familiäre Beziehungen zu Geschlechter zu gründen, deren Herrschaftsgebiete

im Umkreis des eigenen Reichslehen an der oberen Adria lagen. Aber sicher hatte auch Andreas seine Gründe, Rückhalt bei den Staufern im Thronstreit mit seinem Bruder zu suchen. Im deutschen Thronstreit, der nach dem überraschenden Tod Heinrichs VII. 1197

war Papst Innozenz III. als Schiedsrichter aufgetreten und hatte den Welfen Otto IV. , den Sohn Heinrichs des Löwen unterstützt, nachdem dieser im “Neußer Eid” am 8. Juni 1201 die päpstlichen Gebietsforderungen in Sizilien und Mittelitalien anerkannt hatte.

Auf Bitten des Papstes hatte Emmerich den Welfen mit einem Truppenkontingent unterstützt. Dieser Gegensatz könnte auch die harsche Behandlung Gertruds durch Emmerich erklären. Die Lage für  Andreas wendete sich allerdings schnell. Emmerich hatte seinen

Bruder aus der Haft entlassen und starb kurz danach 1204. Emmerichs Witwe floh kurz nach Emmerichs Tod mit i9hrem Sohn Ladislaus an den babenbergischen Hof in Österreich. Als der Thronfolger 1205 im Exil starb, war der Weg für Andreas endgültig frei. Seine

Gattin Gertrud hatte er bereits wieder aus Deutschland zurückgeholt. Gertrud hatte einen großen Einfluss im Königreich Ungarn. Sie begünstigte ihre Landsleute in Ungarn stark, was ihr die Feindschaft der ungarischen Adelsopposition einbrachte. Der

herausragende Protégé war ihr Bruder Berthold V. (um 1180-1251). Auf ihr Betreiben wurde Berthold zum Erzbischof von Kalocza erwählt. Auch sein Schwager begünstigte ihn weiter. Er wurde 1209 zum Banus von Dalmatien und Kroatien ernannt, was etwa einem

Markgrafen entsprach. 1212 wurde er Vojvode von Siebenbürgen, das entspricht etwa einem Herzog. Kurz danach erhielt er noch die Bács und Bodrog verliehen. Diese Bevorzugung scheint die Ungarn besonders verärgert zu haben. 1213 befand sich Andreas auf

einem Feldzug in Halitsch in Galizien. Die Adligen nutzten die Abwesenheit des Königs, überfielen das Gefolge Gertruds. Die meisten der fremden Adligen wurden erschlagen, die Königin regelrecht zerstückelt. Nach seiner Rückkehr nahm Andreas blutig Rache und

ließ zahlreiche Verschwörer ebenfalls zerstückeln. Bertold geriet in Gefangenschaft, konnte aber entfliehen. Sein Aufstieg war kurzzeitig unterbrochen. Papst Honorius III. (1216-1227) ernannte ihn 1218 zum Patriarchen von Aquileja. Bis zu seinem Tod 1251 war er

dort als erfolgreicher Kirchenfürst tätig. Er stärkte die landesherrliche Stellung des Patriarchats in Friaul erheblich. Andreas blieb nicht lange Witwer. Er heiratete 1215 Jolanthe von Courtenay. Aus der Ehe mit Gertrud waren 5 Kinder hervorgegangen, nämlich Maria

(1204-1237), die mit dem Zaren von Bulgarien Iwan Asen verheiratet war, dann Bela IV. 1206-1270, der 1235 König von Ungarn wurde, Elisabeth (1207-1237), die schon mit 4 Jahren dem Landgrafen von Thüringen versprochen wurde und an dessen Hof kam. 1221

heiratete sie den Landgrafen Ludwig, der aber schon 1227 auf dem 5. Kreuzzug an einer Seuche starb. Elisabeth wurde schon 1235 heilig gesprochen. Auf Elisabeth folgten noch zwei Söhne, nämlich Koloman (1208-1241), der Fürst von Halitsch wurde und Andreas,

der 1234 verstarb, Fürst von Halitsch-Prezmysl wurde und 1221 Maria von Nowgorod heiratete.  Die beiden Andechserinnen also zu mindestens kein glückliches Ende. Agnes starb in einem  Kloster an gebrochenem herzen und Gertrud wurde ermordet. Die vierte

der Schwestern Mechthild starb 1254 als Äbtissin von Kitzingen. Die männlichen Nachkommen Bertholds wurden zwei Geistliche, nämlich Berthold  V., der schließlich Patriarch von Aquileja wurde und Ekbert, der von 1203-1237 Bischof von Bamberg war.

Die beiden im weltlichen Stand verbliebenen Söhne teilten sich das Erbe Bertholds IV. Otto VII. (1204-1234) folgte seinem Vater in der Herzogswürde nach. Er erbte den ausgedehnten fränkischen Besitz sowie die Grafschaft Windberg aus dem Formbacher Erbe.

Heinrich IV.(um 1175-1228) übernahm den Markgrafentitel. Er erbte die altbayrische Hinterlassenschaft sowie die Familiengüter in den Alpen.

                                  Der Königsmord von Bamberg

Höhepunkt der Andechser Familiengeschichte sollte die Ehe zwischen Otto VII. Beatrix von Burgund werden. Sie war die Tochter des vierten Sohns von Barbarossa Pfalzgraf Otto (1170-1200)und Nichte Philipps von Schwaben. Eine langjährige treue Gefolgschaft

sollte nun mit einer Eheverbindung der Staufer und Andechser abgeschlossen werden. Aber auch die ungeregelten Machtverhältnisse in der Grafschaft Burgund sollten neu geregelt werden. Philipp beabsichtigte, die Grafenrechte und den staufischen Besitz in

Burgund an Otto zu übertragen und diesen Besitz durch die Vermählung familienpolitisch und erbrechtlich abzusichern. Am 21. Juli 1208 nun versammelte sich der staufertreue Adel in der Residenz des Bischofs von Bamberg, Ottos Bruder um zusammen mit dem

König zu feiern. Da ermordete Pfalzgraf Otto von Wittelsbach den König, wohl eine Privatrache. Philipp soll1203 seine 5 – jährige Tochter Beatrix mit Otto verlobt haben. 1208 aber dachte Philipp gar nicht daran, dem Wittelsbacher eine seiner Töchter zur Frau zu

geben. Das Verlöbnis wurde annulliert. Otto fühlte sich persönlich gekränkt und ermordete Philipp in Bamberg.  Ekbert und Heinrich gerieten in den Verdacht der Mitwisserschaft und wurden ebenso wie der Mörder in Acht und Bann getan.

Reichsmarschall Heinrich von Kalden stellte den Vogelfreien bei Kelheim und tötete ihn.

Der Vetter des Mörders Ludwig I. von Baiern (1183-1231) wechselte ohne Bedenken die Seiten und stellte sich auf die Seite des Welfen Gegenkönigs Otto IV. So rettete er den wittelsbachischen Familienbesitz und außerdem brachte er auch die Lehen und  den

Andechser Familienbesitz in Oberbayern an sich. Es ist durchaus denkbar, dass er bei der Verhängung der Acht über die Andechser seine Hände im Spiel hatte.

Otto geriet nie in den Verdacht der Mitwisserschaft und durfte auf seinen Gebieten verbleiben. Ekbert und Heinrich aber verloren ihren ganzen Besitz, alle Rechte und Einkünfte. Sie waren recht und friedlos

Die politische Großwetterlage änderte sich wieder.  Die Stauferpartei wollte Friedrich mit Unterstützung Papsts Innozenz gegen Otto IV.  zum König machen. Dafür brauchte der Papst Unterstützung. So konnte Ekbert 1211 auf den Bischofstuhl in Bamberg

zurückkehren. Mit Heinrich gelang schließlich auch ein Ausgleich mit dem Baiernherzog. Er kostete zwar Bamberger Güter, aber der Markgrafentitel sowie Besitz um Wolfratshausen, Diessen und Starnberg, sowie die Vogteien über die Klöster Benediktbeuren und

Tegernsee gingen an die Andechser zurück.

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Heinrich wurde 1228 rehabilitiert. Er verstarb  aber im selben Jahr kinderlos. Seine Güter fielen an seinen Bruder Otto VII. Herzog Otto VII. hatte aus seiner Ehe mit Beatrix einen Sohn Otto VIII. und 5 Töchter,

nämlich Agnes, Beatrix, Margarethe, Alice und Elisabeth. Der Sohn ist 21226 bezeugt. 1234 erbt er das Herzogtum Meranien und die Pfalzgrafschaft Burgund. Im selben Jahr heiratete er Elisabeth von Tirol, die Tochter des Grafen Adelbert III. von Tirol.

Zu Beginn seiner Herrschaft stand er unter der Vormundschaft seines Onkels des Bischofs Ekbert von Bamberg. Der 1237 verstarb. Aber auch Otto verstarb 1248 kinderlos, so dass das Haus Andechs-Meranien ausgestorben war. Das Erbe wurde unter die 5 Schwestern

Ottos VII. aufgeteilt.

 

                  Die Heiligen des Hauses Andechs

 

Neben den eher sagenhaften Heiligen aus der Frühgeschichte der Andechser hat die Familie auch zwei historisch belegte, kanonisierte Heilige, nämlich die heilige Hedwig und die heilige Elisabeth.

Wie wir oben gesehen haben, lebte Hedwig in der Glanzzeit der Andechser Familie. Sie wurde wahrscheinlich 1174 geboren. Zunächst wurde sie ins Benediktinerinnenkloster in Kitzingen zur Erziehung gegeben, wo ihre Schwester später Äbtissin wurde.

Hedwig_von_Schlesien

Schon mit zwölf wurde sie1186 an den Piastenfürsten Heinrich verheiratet. Der Ehe entstammten 7 Kinder, nur drei ihrer Kinder erreichten das Erwachsenalter. Bolko von Schlesien, ist zwischen 1190 und 1194 geboren. Konrad von Schlesien ist 1191 geboren und kam

bei einem Jagdunfall ums Leben. Heinrich II. kam 1196 auf die Welt und fiel 1241 in der Mongolenschlacht bei Liegnitz. Sophia ist zwischen 1188 und 1190 geboren und Agnes um 1190. Gertrud war mit dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach verlobt, dem wir schon

beim Bamberger Königsmord begegnet sind. Nach Ottos Tod wird Gertrud später Äbtissin von Trebnitz.

1201 verstarb Boleslaw der Lange (1127-1201) , der Vater Heinrichs. Hedwigs Gatte trat nun die Nachfolge an. Aber auch die Ehefrau trat sofort in Erscheinung. Sie nahm mit Eifer an den Regierungsgeschäften teil. Das erste Werk des jungen Herzogpaars war die

Gründung des Frauenklosters Trebnitz. Schon 1202 stellte der Papst die Schutzurkunde aus. Natürlich unterzeichnete Heinrich dem damaligen Recht entsprechend die Urkunden, aber nicht nur die Legende besagt, dass Hedwig die eigentliche Gründerin des Klosters

war. Hedwig soll ihren Brautschatz zur Gründung des Klosters gestiftet haben. Das Kloster wurde den Zisterienserinnen übertragen. Als Äbtissin berief Hedwig Petrissa, ihre ehemalige Lehrerin aus Kitzingen. Auch bei der Besiedelung des Klosters wurden familiäre

Bindungen wirksam. Die Zisterzienserinnen kamen vom Karmeliterkloster St. Theodor in Bamberg, wo Hedwigs Bruder Ekbert Bischof, und Hedwigs Onkel Poppo Dompropst waren. Im Kloster wurden sowohl adlige als auch nichtadlige Frauen aufgenommen, in

damaliger Zeit keineswegs selbstverständlich. Deutsche wurden ebenso wie Slawinnen aufgenommen. Die Nonnen waren als Lehrerinnen zahlloser Klostertöchter tätig und mussten auch die Bevölkerung ärztlich betreuen. Trebnitz war das erste Frauenkloster im

östlichen Raum und von hier aus erfolgten zahlreiche weitere erfolgreiche Klostergründungen. Das Herzogspaar stiftete nun viele weiter Kirchen und Klöster. Unter Boleslaw war die Ansiedlung von Deutschen noch eher sporadisch erfolgt. Unter Heinrich und

Hedwig wurde sie durchdacht und in geordnete Bahnen gelenkt. Hedwig war eine fürsorgliche Landesmutter für alle, für neuangesiedelte Deutsche, für die ansässigen Slawen und die polnischen Hofleute ihres Mannes. Der schlesische Hof galt bald als beispielhaft

in Sitte und Frömmigkeit. Prunk und Überfluss am Hof wurden vermieden. Hedwig war bei ihren Untertanen beliebt wie selten eine Herrscherin. Sie galt als Mutter der Armen. 1209 legte sie zusammen mit ihrem Mann das Gelöbnis der ehelichen Enthaltsamkeit ab.

Ihr gesamtes Leben erschien nun als Wende zur Geistigkeit. Sie verschenkte ihre kostbaren Gewänder, verzichtet auf Schmuck. Die Legende berichtet, dass sie sich wie eine Arme kleidete und auch im strengen Winter keine Schuhe trug. Sie fastete und kasteite sich.

Sie verbrachte viele Stunden im Gebet. Sie lebte noch mehr für die Armen und Kranken. Sie hatte schwere Schicksalsschläge zu ertragen. Sie hatte zwei Kinder verloren, ein Neugeborenes dessen Taufe noch mit großem Pomp in Glogau gefeiert worden war. Dann

starb ein erwachsener Sohn bei einem Jagdunfall und wie das Chronicon silesiacum berichtet nach einem Streit mit dem Bruder. Schwer getroffen haben sie sicher die Vorgänge in Bamberg. Der Verlobte ihrer Tochter war zum Königsmörder geworden und selbst

getötet worden und schlimmer war für sie sicher, dass ihre Brüder der Mitwisserschaft geziehen und geächtet wurden. Kurz danach ist ja wohl auch die Burg ihrer Eltern zerstört worden. Sicher hatte aber auch die Ideen  der Franziskaner, das neue Armutsideal einen

starken Einfluss. Hedwigs Beichtvater Herbord war Franziskaner. 1238 schließlich starb Heinrich. 1241 bedrohten die Mongolen Europa. Hedwigs Sohn stellte sich ihnen in Wahlstatt bei Liegnitz und fiel in der Schlacht. Hedwig und ihr Konvent entkamen, weil sie sich

in Krossen an der Oder in Sicherheit bringen konnten. Hedwig starb am 15. Oktober 1243 in Trebnitz. Schon 1267 wurde sie von Papst Klemens IV. heiliggesprochen. sie ist die Patronin Schlesiens und Polens.

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Die heilige Elisabeth von Thüringen war die Tochter Gertruds von Andechs und Andreas von Ungarn.Sie wurde am 7. Juli 1207 wahrscheinlich in Sáraspotak in Ungarn geboren. Als Kleinkind ist Elisabeth wohl bald nach ihrer Geburt  an eine Amme gegeben  worden,

wie das damals an  Fürstenhöfen üblich war. Schon mit 4 Jahren wurde sie verlobt. Eine thüringisch-ungarische Eheverbindung wurde angestrebt. Natürlich verbanden sich damit politische Interessen. So hofften die staufisch gesinnten Reichsfürsten den

leben_sarospatak ungarischen König als Bundesgenossen gegen den welfischen Kaiser Otto IV. zu gewinnen. Zu diesen staufischen Parteigängern zählte der Mainzer Erzbischof Siegfried, König Ottokar I. von Böhmen, Herzog Leopold VI. von Österreich

und Landgraf Hermann I. von Thüringen. In dieser Zeit hielten  Bischof Ekbert von Bamberg und Herzog Heinrich IV. von Istrien wegen des Bamberger  als Königmords am ungarischen Hof als Flüchtlinge auf. Sie könnten am Zustandekommen des Heiratsvertrags

beteiligt gewesen sein. Belege gibt es dafür jedoch nicht. Profitiert hätten sie aber auf jeden Fall. Als Mitgift erhielt die ungarische Königstochter 1000 Mark Silber. Das ist ein ansehnlicher Betrag, aber durchaus nicht unüblich. Elisabeth wird von einem Grafen

Berthold und seiner Frau an den thüringischen Hof gebracht. Die beiden blieben über ein Jahr in Thüringen, bis sich das Kind in seine Umgebung eingewöhnt hatte. Elisabeth wurde in Thüringen zusammen mit den kindern des Landgrafen erzogen. Die Erziehung war

der Landgräfin Sophie, einer Tochter des Herzog Otto I. von Baiern, anvertraut. Sie galt als fromm. Der Hof des Landgrafen stand damals in hoher kultureller Blüte. Dichter und Sänger fanden dort gastliche Aufnahme. Die Wartburg wurde unter Hermann der Hauptsitz

der Ludowinger. Dort soll 1206 auch der Sängerkrieg stattgefunden haben, an dem Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach teilnahmen. Hermann war am französischen Hof erzogen worden und mit zeitgenössischer französischer Literatur vertraut.

Er förderte deren deutsche Neubearbeitung. so sollen am, Landgrafenhof der Eneasroman von Heinrich von Veldeke, Wolframs Willehalm vielleicht auch Teile von Parzival, sowie Herborts von Fritzlars Liet von Troye.

Nach fränkischem Recht war Elisabeth mit 14 heiratsfähig. Sie wurde mit dem Landgrafen Ludwig vermählt. Ludwigs Bruder Hermann, mit dem die Heirat geplant war verstarb aber schon 1216 noch vor seinem Vater dem Landgrafen Herrmann I. Dieser starb 1217 und

nun trat Ludwig seine Nachfolge an. Eigentlich sollte Elisabeth nach Ungarn zurückgeschickt werden. Ludwig aber verliebte sich in Elisabeth und heiratete sie 1221, nachdem sie volljährig geworden war.Kurz nach der Eheschließung übernahm der junge Landgraf auch

die Vormundschaft über seinen Wettiner Neffen Heinrich den Erlauchten ( um 1215-1288), dem Sohn seiner Schwester Jutta. Ludwig und Elisabeth bekamen in rascher Folge 3 Kinder. Hermann benannt nach seinem Großvater väterlicherseits kam 1222

wie schon sein Vater Ludwig auf der Creuzburg an der Werra auf die Welt. Er heiratete 1239 Helene von Braunschweig. Er starb noch jünger als sein Vater, nämlich schon mit 19 kinderlos. Bei einem so frühen Tod gab es auch Vergiftungsgerüchte, die aber

nie bewiesen wurden. 1224 kam Sophie zur Welt. Sie heiratete später im Jahre 1239 Heinrich den II. von Brabant, nachdem dessen erste Frau Maria von Schwaben verstorben war. Heinrichs Tochter aus 1. Ehe Beatrix war übrigens die Gemahlin von Heinrich Raspe,

dem Onkel seiner 2. Frau Sophie. Mit ihr bekam Heinrich noch zwei Kinder,1243 Elisabeth  (+ 1261), die 1243 Herzog Albrecht I. von Braunschweig-Lüneburg heiratete und1244 den späteren Landgrafen Heinrich I. von Essen genannt das Kind. So wurde sie zur

Stammutter der späteren Landgrafen von Hessen. Ludwig war schon tot, als die dritte Tochter Gertrud geboren wurde. Sie kam in das Prämonstratenserstift Altenberg bei Wetzlar. Dort wurde sie 1248 Äbtissin, was sie bis zu ihrem Tod 1297 blieb.

Landgraf Ludwig begann seine Regentschaft gleich mit einem Feldzug gegen die Verbündeten des Erzbischof Siegfried von Mainz. Mainz und Thüringen waren die beiden konkurrierenden Territorialmächte in Thüringen und Hessen. Im Verlauf des Kriegszugs wurde

er von Siegfried mit dem Kirchenbann belegt. Zwar vermittelten die Äbte Kuno von Fulda und Ludwig  Hersfeld 1219 einen Frieden, doch der Konflikt brach im folgenden Jahr schon wieder aus. Der Markgraf kam dann wohl zu der Einsicht, dass der Mainzer Erzbischof

mit seinen territorialpolitischen Vorstellungen  einer Ausdehnung der thüringischen Herrschaft im Westen  im Wege stehen würde. Also vermied Ludwig künftig Auseinandersetzungen mit dem Erzbistum. Dieser Entschluss dürfte ihm auch durch die Übertragung

der Vormundschaft für seinen Neffen Heinrich erleichtert worden sein. Nun suchte Heinrich seine politischen  Ziele vorwiegend im mitteldeutschen Raum zu verwirklichen. Als treuer Anhänger Friedrichs II. scheint er sogar ausersehen gewesen zu sein, zusammen

mit dem Deutschen Orden das heidnische Preußen zu erobern.

Wie damals üblich wurde bei der Heirat die Witwenversorgung der Frau geregelt. Zu ihrer Mitgift in Höhe von 1000 Mark Silber erhielt sie vom Landgrafen einen Betrag in gleicher Höhe. Diese Summe durfte nicht veräußert werden, sozusagen “mündelsicher”

angelegt werden mussten, wurden ihr  anlässlich der Hochzeit Liegenschaften überschrieben, die ihr im Falle einer Witwenschaft ein standesgemäßes Leben ermöglicht hätte. Die Ehe scheint glücklich gewesen zu sein. Elisabeths Leben unterschied sich von dem

anderer Landesherrinnen durch ihre Frömmigkeit. Sie betete viel, erlegte sich körperliche Bussen auf, fastete und geißelte sich. Das lag durchaus im Zeitgeist. Außergewöhnlich aber war ihre karitative Tätigkeit. Sie zeigte eine beispiellose Fürsorge für Arme und

Kranke. pflegte Kranke und Elende und scheute sich auch nicht vor ekelerregenden Krankheiten. Als im Jahr 1226 eine große Hungersnot ausbrach, wurde sie zur Erretterin der Verhungernden, wie ihr Beichtvater Konrad von Marburg später an Papst Gregor IX.

schrieb. Sie ließ die gräflichen Kornspeicher öffnen und die Vorräte an die Hungernden verteilen. Auch Schmuck und Kleidung gab sie zum Ankauf von Lebensmitteln weg. Am Fuß der Wartburg ließ sie in Eisenach ein Hospital errichten, das sie zweimal täglich

besuchte. Nicht nur Erwachsene fanden dort Aufnahme, elternlose Kinder kamen dort unter. Dies scheint durchaus im Einvernehmen mit ihrem Gatten geschehen zu sein. Ganz wichtig in ihrem Leben war Konrad von Marburg.

Konrad ist zwischen 1180 und 1190 geboren. Er hatte an einer Universität kirchliches und weltliches Recht studiert, wie sein Titel Magister zeigt. 1214 erweckte er erstmals öffentliches Aufsehen durch seine Predigten. 1215 war er von Papst Innozenz III. beauftragt

worden, Kreuzzugspredigten zu halten. 1227 berief Papst Gregor IX. (1227-1241) erstmals päpstliche Sonderbeauftragte, sogenannte Inquisitoren, die in Deutschland nach Ketzern fahnden sollten. Eigentlich war das Aufgabe der Bischöfe. Sie kamen aber ihrer  nach

Meinung des Papstes ihrer Aufgabe nur mangelhaft nach. Die Kirche konnte zwar die Inquisitionsverfahren durchführen, war aber bei der Urteilsvollstreckung auf den “weltlichen” Arm der Gerichtsbarkeit angewiesen. Konrad wurde von Gregor für Deutschland

beauftragt. Konrad nahm seine Auftrag mit großem Eifer nach. Die Ketzerverfolgung nahm in Deutschland an Umfang und Schärfe zu. Da er auch vor hohen Adelskreisen und Bischöfen nicht zurückschreckte, machte er sich rasch viele Feinde.   Als er schließlich 1233

den Grafen Heinrich III. von Sayn, einen der mächtigeren Herren im Rheinland und selbst Kreuzzugsteilnehmer als Ketzerhelfer anklagen wollte, erreichte dieser dass der Fall der Inquisitionsgerichtsbarkeit entzogen und einem Reichsgericht im Dom zu Mainz

überstellt wurde, an dem auch Kaiser Heinrich VII. teilnahm. Nach dieser unerwarteten Niederlage machte sich Konrad in Begleitung zweier Mönche auf den Heimweg nach Marburg. Kurz vor erreichen seines Ziels lauerten ihm 6 Berittene auf, vermutlich

Gefolgsleute des Grafen zu Sayn unter ihnen als Hauptbeteiligte Mitglieder der Ritterfamilie von Dernbach, die ihren Hauptsitz in der Nähe von Herborn hatten und erschlugen Konrad und seine Begleiter.

Zurück zu Ludwig und Elisabeth. 1224 nahm Ludwig das Kreuz. Von Kaiser Friedrich erhielt er für sich und seine Begleiter einen Kostenzuschuss von 5000 Mark. Überhaupt unterhielt er freundschaftliche Beziehungen zum Kaiser. 1225 war Ludwig auf einem Feldzug

im Osten. 1226 wurde er zum Marschall von Friedrich ernannt, also einem der höchsten militärischen Dienstgrad. Außerdem erhielt er die Eventualbelehnung der Markgrafschaft  von Meißen. Im Frühjahr war er mit dem Kaiser auf einem Feldzug in Italien unterwegs

und im im Juni  1227 brach er zum  Kreuzzug auf. Er überquerte die Alpen und wollte sich in Süditalien einschiffen. Vorher hatte er seien Bruder Heinrich Raspe zu seinem Stellvertreter für die Zeit des Kreuzzugs eingesetzt.

 

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Noch vor das Heer sich einschiffte, brach eine Seuche aus. Tausende erkrankten,auch Ludwig. Trotz seiner Erkrankung, ging Ludwig in Brindisi an Bord, starb aber in Otranto mit nur 27 Jahren. Die junge Witwe war trieftraurig. “Mit ihm ist mir die Welt gestorben”.

Zum Schmerz über den frühen Tod ihres Mannes kam auch bald die Auseinandersetzung mit den Geschwistern des verstorbenen Landgrafen. Wahrscheinlich hatten sie sich mit dem Gedanken getragen, ihre Schwägerin nach Ablauf der Trauerzeit wieder zu 

verheiraten. Die  wären in der gräflichen Familie verblieben , da ja Heinrich Raspe die Vormundschaft innehatte. Wenn sie im Witwenstand blieb, hätten die beiden Brüder die Güter, die ihr bei der Hochzeit von Ludwig als Witwengut überschrieben worden

waren, übergeben müssen. Außerdem hätte  man ihr ihre Mitgift von 1000 Mark Silber aushändigen müssen. Doch weder Heinrich Raspe noch sein Bruder Konrad waren bereit, die Güter, auf die sie Anspruch hatte, auszuhändigen. Sie waren nur willens,

für Elisabeths Unterhalt in einem gemeinsamen Haushalt zu sorgen. Schnell kam es zum Streit mit ihr und dem neuen Landgrafen, in dessen Verlauf sie die Wartburg verlassen musste. Elisabeth ging nach Eisenach, wo sie bei einem Schankwirt übernachten musste,

in einem Abstellraum, wo auch die Schweine untergebracht waren. Ihre Andechser Verwandten, zu denen sie wohl in den vergangenen Jahren in freundschaftlicher Beziehung stand, kümmerten sich um sie. Elisabeths Tante Mechthild, die Kitzinger Äbtissin holte

sie nach Bamberg an den Hof ihres Onkels, des Bischoffs Ekbert. Auch er versuchte sie, mit dem Gedanken sie mit dem Gedanken an eine Wiederverheiratung vertraut zu machen, sah aber bald ein, dass seine Nichte fest entschlossen war, ihr Leben der

Frömmigkeit, der Askese und dem Dienst am Nächsten zu widmen. So wies er ihr die Burg Pottenstein als vorläufigen Wohnsitz zu. Im Frühjahr 1228 kehrte Konrad aus Rom zurück. Er konnte sie davon abhalten, auf ihre Witwengüter zu verzichten. Konrad schrieb

später, er habe dies getan um die ihr zustehenden Einkünfte den Armen und Kranken  zukommen zu lassen sowie zum Seelenheil ihres verstorbenen  Mannes durch Messen und andere frommen Werke beizutragen. Ähnlich nüchtern dachte auch ihr Onkel Ekbert

und setzte sich bei den landgräflichen Verwandten für Elisabeth ein. Schließlich wurde wahrscheinlich unter Beteiligung Konrads folgende  Vereinbarung getroffen. Der landgräfliche Hof zahlte 2000 Mark Silber an Elisabeth und stellt ihr in Marburg ein Grundstück

zur Erbauung eines Hospitals Verfügung. Elisabeth konnte nun ihr Hospital in Marburg  gründen sowie es wohl schon zu Lebzeiten ihres Mannes geplant war. Konrad war Anfang 1229 wieder in Rom wohl um vom Papst ähnliche Vergünstigungen zu erlangen, wie sie

schon das von Ludwig 1221 gestiftete Hospital in Gotha. Ludwig hatte dann vom Papst die Erlaubnis erhalten, eine Kirche und einen Friedhof beim Spital zu errichten und einen Kaplan anzustellen. Mit ihrem Witwengut hätte Elisabeth das Hospital reichlich mit

Einkünften ausstatten können  und so für eine solide wirtschaftliche Basis sorgen können.  Elisabeth ging aber nicht sachgemäß mit dem Geld um. Sie holte alle Bettler aus der Stadt und Umgebung und verteilte an einem Tag 500 Mark Silber unter sie. Elisabeth hätte

diese Summe gar nicht weggeben dürfen. Sie durfte das Geld nicht nach eigenem Gutdünken verschenken sondern es war ihr nur treuhänderisch übergeben worden zum Nutzen des Spitals und würde nach ihrem Tod wieder an ihre Kinder und Verwandte

zurückfallen. Konrad hielt Elisabeth in eiserner Zucht. Wenn sie ihrem Mitleid wieder einmal freien Lauf gelassen hatte und Almosen über das ihr zugestandene Maß ausgeteilt hatte, wurden ihr Bussübungen auferlegt und es setzte wohl auch Hiebe.  Das harte

und entbehrungsreiche Leben ertrug sie nicht lange. Sie starb nach kurzer Krankheit im November 1231 im Alter von nur 24 Jahren. Schon bald nach ihrem Tod überlegten sich ihre früheren Vertrauten, einen Heiligsprechungsprozess anzustreben. Zunächst aber

musste der weltliche Streit um das Hospital ausgetragen werden. Elisabeth hatte das Hospital für den Fall ihres Todes dem Johanniter-Orden vermacht. Zu einer solchen Übertragung war sie aber nicht berechtigt, da sie nur ein Nutzungsrecht , nicht aber das

Eigentum  besass, wie die Landgrafen betonten. Der Papst an den sich die Johanniter gewandt hatten,  bestimmte drei Speyrer Geistliche als Richter. Der Prozess wurde 1232 entschieden. Um eine Weiterführung an eine höher Instanz zu vermeiden, wurde Konrad

von beiden Parteien als Schiedsrichter.  Der erkannte im August 1232 dem Johanniterorden jegliches Recht an dem Spital ab. Das Heilgsprechungsverfahren kam rasch in Gang, geriet jedoch durch den Tod Konrads ins Stocken. Elisabeths Schwager Konrad hatte

mittlerweile den weltlichen Stand verlassen und war dem Deutschen  Orden beigetreten. Er sollte den Orden nach dem Tod von Hermann von Salza leiten. Der Orden erhielt das von Elisabeth gegründete Spital. Papst Gregor und Kaiser Friedrich II. bestätigten die

Schenkung. Konrad war nun die treibende Kraft im Heilgsprechungsprozess. Schon 1235, also gut 30 Jahre vor ihrer Tante Hedwig wurde Elisabeth in Perugia heiliggesprochen.

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Der Andechser Heiltumschatz

 

Das Kloster Andechs verfügt über einen reichen Reliquienschatz dessen Anfänge auf den legendären Gründer der Familie Andechs, Graf Rasso zurückgehen. Er soll von einer Pilgerfahrt ins heilige Land die “Herrenreliquien” mitgebracht haben. Sie bilden den

Grundstock des Heiltums. Es waren ein Zweig aus der Dornenkrone Christi, ein Teil des Spottzepters, ein Stück vom Kreuz und auch ein Teil des Schweißtuches. Dazu kamen immer wieder weitere kostbare Stücke, auch Textilreliquien, so die Stola des Heiligen

Johannes Evangelist und der “Gürtel” der Magdalena. Auch Stücke, die wie Reliquie verehrt wurden zählen dazu, so die Goldene Rose, die von den Päpsten als Auszeichnung an hochrangige Adlige verliehen wurde. Die Andechser Rose wurde von einem Florentiner

Goldschmied geschaffen und wohl von Papst Nikolaus V. dem bayrischen Herzog Albrecht III. zum Dank für die Gründung des Kloster Andechs geschenkt. Auch das Siegeskreuz wird verehrt. Es ist ein Bronzekreuz, das im 12. Jahrhundert wohl von einem

schwäbischen Künstler geschaffen worden ist. Das Andechser Missale erzählt, dass ein Engel Kaiser Karl das Kreuz überreicht habe. Natürlich sind auch die Heiligen der Familie Andechs-Meranien bei den Reliquien den Andechser Reliquien vertreten. So werden  in

Andechs das sogenannte Elisabethkreuz, das Kreuz, das Papst Gregor IX.Elisabeth überreicht haben soll, als sie thüringische Landgräfin war und Teile des Brautkleids der Heiligen Elisabeth verwahrt. Noch 1929 kamen Reliquien dazu. So schenkte Kardinal Bertram

von Breslau (1859-1949) dem Kloster einen Splitter aus dem Haupt der Heiligen Hedwig. Kernstück des Heiltums bilden die Drei Heiligen Hostien Zwei der Hostien sollen von Papst Gregor dem Großen herstammen,  die dritte mit dem Monogramm Jesu auf Papst

Leo IX. 1392 wurden die Hostien vom Papst Bonifatius IX.  beglaubigt, was aber vielleicht auch im Zusammenhang mit dem Schisma gesehen werden. Bonifatius wurde in Deutschland als rechtmässig angesehen, als in Avignon sein Gegespieler Clemens VII. amtierte.

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In Erling, dem Dorf unterhalb der im 13. Jahrhundert geschleiften Burg Andechs gab es zwei Pfarrkirchen. Die Wittelsbacher hatten nach dem Erlöschen der Familie Andechs die Rechte übernommen. Ohne Bedenken übertrugen sie dies Rechte, fast so, als wolle man

die Erinnerung an ein Haus, dem man doch übel mitgespielt hatte, vergessen machen. Die Rechte auf die  St. Martinskirche gingen zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt an die Chorherren in Polling. Ludwig der Bayer schenkte die St. Vituskirche 1317 an das

Kloster Ebersberg.  Zur Vituskirche gehörte auch eine kleine Kapelle auf dem Gebiet der geschleiften Burg. Es ist nicht ganz sicher, ob diese als geweihter Ort der Zerstörung entging oder nachträglich als Sühnekapelle errichtet wurde. Der Patron war der von den

Andechsern verehrte Nikolaus von Myra. Nun waren die Ebersberger Benediktiner Patronatsherren einer der beiden Erlinger Pfarreien und gleichzeitig Besitzer des Kirchleins auf dem Andechser Berg. An einem Sonntag im  Mai 1388 soll  während des

Gottesdienstes, den der Wallfahrtskaplan Jakobus Dachauer zelebrierte eine Maus in der Nikolauskirche über den Boden gehuscht sein und  einen Zettel im Maul getragen und auf einer Altarstufe liegen lassen. Der Zettel war ein Teil des Heiltumsverzeichnisses.

Der Kaplan meldete den Fund sofort an den herzoglichen Hof nach München. Dort erfasste man die Bedeutung des Zettels sofort. Am 26. Mai 1388 kamen die beiden Herzöge Stephan von Bayern-Ingolstadt und Friedrich von Bayern-Landshut in die kleine Kapelle.

In ihrem Beisein begannen die Grabungen. Zutage gefördert wurde eine eisenbeschlagene Kiste, die die Andechser Reliquien enthielten. Es war ein ungeheurer Schatz, der zu sehen war. Nur Rom oder Konstantinopel hatten zu derzeit so kostbare Reliquien in noch

größerer Zahl. Natürlich weckte dieser Fund Begehrlichkeiten und warf auch Fragen auf. Wie konnte es sein, das so bedeutende Reliquien überhaupt in Vergessenheit geraten waren? Oder dass sie so lange Zeit in einer kleinen Kapelle verborgen blieben. So

wurden bald Zweifel an der Echtheit der Reliquien laut. So brauchte man ein en unverdächtigen Zeugen, der das Alter und die Echtheit des Fundes beweisen konnte. Diese Rolle sollte dem “Andechser Missale” zufallen. Das Messbuch war zu Beginn des 10.

Jahrhunderts an einem unbekannten Ort geschrieben worden. Teile waren verloren gegangen. Blätter warn herausgetrennt worden, um den Pergamentbedarf zu decken, wohl auch, weil man die altertümliche Notenschrift nicht mehr  lesen konnte.

Im Mittelalter enthielten Messbücher nicht  nur für den Gottesdienst. Oft wurden auch Inventarlisten von kirchlichen Gegenständen, Verzeichnisse von Reliquien, manchmal  historische Notizen, ja sogar Abschriften wichtiger Urkunden in so ein Messbuch

eingetragen. Das Andechser Missale, lange eine wertlose Handschrift schien schon wegen seines hohen Alters bestens geeignet, nun Texte aufzunehmen, die über das Schicksal der Reliquien in früherer Zeit Auskunft geben konnten. Um 1388 fertigten drei

Schreiber eindrucksvolle, manchmal auch phantastische Geschichten. Der erste Schreiber verfasste einen Brief, der angeblich 1102 von Bischof Otto dem Heiligen von Bamberg an seien Vater den Grafen Berthold von Andechs und seinen Bruder den Markgrafen

Berthold von Istrien geschrieben hatte. Darin wird von einem von Papst Leo berichtet, der einst ein von Papst Gregor geweihtes Altarsakrament geschickt habe, das überall dort, wo es hingebracht wurde, Not und Elend vertrieben habe. Es werde nun den Andechser

Verwandten übergeben zum Nutzen ihres Landes und ihrer Leute. Auch wird von einem Bischof Hermann von Augsburg berichtet, der angeblich im Jahr 1128 die Gläubigen der umliegenden Dekanate verpflichtet habe, jeweils am Dienstag nach dem Pfingstfest auf

den Andechser Berg zu den Reliquien zu wallfahren und eine Abgabe zu entrichten. Ein zweiter Schreiber berichtet nur wenig später über die Herkunft der Andechser Reliquien, erzählt von der Gründung des Klosters Grafrath und dem Grafen Rasso und dass die

Mönche mit den Reliquien  auf den Andechser Berg geflüchtet seien, als Herzog Arnulf der Böse die geistliche Stiftung zerstört habe. Das Missale selbst sei am Ende des 13. Jahrhunderts durch Bruder Konrad von Hornstein, einen Mönch des Klosters auf dem

Petersberg bei Rosenheim nach Andechs gebracht worden. Das Missale enthält auch eine Gründungsgeschichte des Diessener Stifts. Ein dritter Schreiber  trägt schließlich einen Schutzbrief Herzog Ludwig des Strengen sowie eine Bestätigungsurkunde Kaiser Ludwig

des Bayern ein. Die Einträge ins Missale seien auf kaiserliche Anordnung  gemacht worden. Die Einträge waren über das ganze Missale verstreut und erweckten so den Eindruck, als seien sie über einen langen Zeitraum von verschiedenen Personen gemacht worden.

Wenn auch über das ganze Buch verstreut, gaben die Berichte zusammen genommen  eine geschlossene Geschichte der Reliquien. Wenn man den Aufzeichnungen Glauben schenkte, musste man annehmen, dass es sich bei dem –heute würde man sagen –

spektakulären Fund  nicht um einen verdächtigen Zufallsfund handelte, sondern dass man einen Schatz gehoben habe, der zwar seit langem verschollen  und in Vergessenheit geraten war.  Die wichtigste Folgerung aber war, dass der vergrabene Schatz Kaiser

Ludwig noch bekannt war, als er die Kapelle an das Kloster Ebersberg schenkte. Und wenn das zutraf, konnten die wittelsbachischen Herzöge natürlich keine Ansprüche auf den Schatz erheben. Auch konnten sie nicht behaupten, ihr Vorfahre hätte die Kapelle auf

dem Andechser Berg nicht weggegeben, wenn er von dem Schatz unter dem Altar gewusst hätte. Ein Teil der Quellen, die den Schreibern im Missale dienten, ist bekannt. Die Schreiber scheinen Urkunden aus der Kaiserzeit Ludwigs gekannt zu haben. Auch

eine Lebensbeschreibung der Heiligen Elisabeth könnte ihnen zugänglich gewesen sein. Zur frühen Geschichte der Andechser halfen ihnen die Diessener Chorherren. Die Schreiber erhielten wohl Einblick in das Diessener Totenverzeichnis vom Beginn des 13.

Jahrhunderts an. auch über die Kunstschätze erhielten sie Auskünfte. Andere Quellen, zum Beispiel die Chronik des Mönches  Ekkehard von Aura gehörte nachweislich zum Bestand der Ebersberger Bibliothek. Man kann als sicher annehmen, dass die Ebersberger

Mönche Verfasser und Auftraggeber der Einträge im Andechser Missale waren. Die Fälsche hatte gute Arbeit geleistet, nur mit der Begehrlichkeit der Obrigkeit hatte er nicht gerechnet. Der Ebersberger Abt Philipp ließ die Schätze in sein Kloster bringen.

Der Wittelsbacher Hof gaben dies aber nicht zu. Er zwang den Abt, diese wieder an seinen Fundort zurück zu bringen. Da die kleine Kapelle auf dem Andechser Berg aber angeblich nicht sicher und würdig war, ließen die Herzöge den Schatz  nach München bringen.

Dort wurde er zunächst in  de Sankt Lorenzkirche aufbewahrt. Wahrscheinlich am 31. Juli 1390 wurden die Reliquien erstmals öffentlich gezeigt und zogen eine große Menschenmenge an. Verbunden mit einem Ablassbrief könnte sich die Anziehung noch erheblich

steigern lassen. So reiste Herzog Stephan III. nach Rom um an den Feierlichkeiten des Jubeljahres teil zu nehmen, das Papst Urban VI. ausgeschrieben hatte  und sein Nachfolger Bonifaz IX. jetzt abhielt. Dem Stand nichts im Wege, zumal der Papst den französischen

König als Freund und Verbündeten gewinnen wollte. Und Stephan war Schwiegervater des Umworbenen. Zusätzlich war Stephan mit einem Gutachten des Theologieprofessor  Johannes Dominici aus Gubbio, falls sich die Kurie über Herkunft des Fundes und die

Umstände seiner Entdeckung unterrichten wollte. Auf Ebersberger Ansprüche wurde hier freilich nicht hingewiesen. Im erteilten Ablassbrief war ein ungewöhnlicher Zusatz, nämlich dass der Gnadenerweis so lange gültig sein soll, als nicht von dritter Seite ein

Ablassbrief in gleicher Angelegenheit vorgewiesen sei, der früheren Datums sein oder das Datum der vorliegenden Urkunde trage. Das zeigt, dass nach Meinung der Kurie das Recht der Herzöge nicht unbestritten war. Das aber konnten nur die Mönche in Ebersberg

sein. Es scheint, dass diese der Wegnahme des Schatzes durch die Wittelsbacher nicht tatenlos zugesehen hatten. Es scheint, das sie sich an den Papst um Hilfe gewandt hatten und möglicherweise auf Herausgabe der Reliquien geklagt hatten. Die Kurie hatte eine

Lösung gefunden,die einander ausschließenden Interessen der beiden Bittsteller in Einklang zu bringen. Die Wittelsbacher erhielten ihren Ablassbrief. Dieser wurde aber vom Stillhaltend der Ebersberger abhängig gemacht. 1391 gewährte nun der herzogliche

Viztum für Oberbayern Otto von Pienzenau ein Darlehen von 800 Gulden. Dafür waren ihm und seien erben ein “Ewiggeld”, das sind jährliche Einkünfte in Höhe von 50 Gulden zugesagt worden. Das Kloster musste diesen Betrag aber nicht ausbezahlen. Es sollten

davon 12 Gulden an  den Abt und 18 Gulden an die Mönchsgemeinschaft fließen. Die Mönche ließen nun die Wittelsbacher für zwei Jahre gewähren.  Das Spektakel aber wurde ein immer größerer Erfolg biss zu 60000 Pilger waren in manchen Wochen in der Stadt.

Nachdem Jahr 1393 zeigten die Wittelsbacher den Schatz für lange Zeit nicht mehr. Die Eberberger hatten wohl ihre Ansprüche in Rom wieder geltend gemacht. Das Urteil stand nur dem Papst zu und der bestätigte dem Kloster Ebersberg das Recht an dem Fund.

Nun hätten die Wittelsbacher den Fund eigentlich herausgeben müssen, taten sie aber nicht. Für die Kurie war der Streit wohl zu unbedeutend und auch der Einfluss der Herzöge zu groß, als dass dem päpstlichen Urteil mit geistlichen Strafen Geltung geschafft

wurde. Das Nachsehen hatten die Ebersberger Mönche. Das Kloster gab nach, zumal man am kürzeren Hebel saß. Um 1400 traten Abt und Konvent in Verhandlungen mit dem Münchner Hof. Man einigte sich und bat die Kurie, die Verfügungen zugunsten der

Ebersberger Mönche  aus den 90-Jahren zurückzunehmen., was Papst Bonifaz 1402 tat. Nach der Entscheidung des Papstes wurde ein Teil der Reliquien auf den Andechser Berg zurückgebracht. Im Rahmen des Ausgleichs zwischen Kloster Ebersberg und dem

wittelsbachischen Hof waren Teile aus dem Andechser Reliquienschatz ans Kloster Ebersberg gelangt. Nach dem Ausgleich der Herzöge mit dem Kloster Ebersberg  ließ Herzog Ernst, der das Wort vom Heiligen Berg prägte, zwischen  1416 und 1423 die heute noch

bestehende dreischiffige gotische Hallenkirche errichten. Die Betreuung der Andechser Wallfahrt in die Hände eines Kollegiatsstifts  mit sechs Kanonikern und einem Propst. Bepfründete Chorherren brachten für die Wallfahrtsseelsorge nicht den gewünschten

Erfolg. Der Sohn und Nachfolger Herzog Ernsts, Albrecht III. (1401-1460) beriet sich mit dem päpstlichen Kardinallegaten Nikolaus von Kues. Mit Nikolaus hatte der Wittelsbacher einen kompetenten Gesprächspartner. Er war im  Dezember 1450 von Papst Nikolaus V.

zum päpstlichen Legaten für Deutschland Legaten ernannt worden und mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen-und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden ausgestattet worden. Nachdem er in anderen Fällen von Hostienwundern

sehr scharf vorgegangen war, hatte er 1453 die Andechser Reliquien diplomatisch approbiert. Als er 1452 als Legat auf dem Weg nach Böhmen war, kam er auch für drei Tage ins Kloster Tegernsee. Er war von der Spiritualität und der Frömmigkeit der Mönche

beindruckt und vom monastischen und geistigen Leben im Kloster so angetan, dass er sich sogar eine Zelle für seine alten Tage reservieren ließ. Das Kloster war erst im Jahre 1426 “auf Kurs” gekommen. Der erst 24 –jährige Kaspar Ayndorffer war zum Abt bestimmt

worden, was er bis 1461 blieb. Er führte sofort die Melker Reform ein und Tegernsee wurde zu dem wichtigsten bayrischen Reformkloster. 1455 wurde Andechs mit Mönchen aus dem Reformkloster Tegernsee besiedelt

 

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                                                                           Das Kloster Heiligenberg

Am 23. 1455 bezogen sieben Mönche aus Tegernsee das von Albrecht gestiftete Kloster. Es waren dies Johannes Hausmann aus Landsberg, Johann Senior aus Landshut, Eberhard Stöcklin aus Wolfratshausen, Matthias Praitenwieser aus Dorfen, Leonhard Egerer

aus München, Fridrich Diakonus aus Landshut und Oswald Rott aus Tittmonning. Als Prior oder Administrator in Spiritualibus wählten sie Johann Senior. Es war sicher kein Zufall, dass der Tegernseer Abt seine profiliertesten Schreiber nach Andechs geschickt hatte.

Entsprechend der Melker Reform, der wichtigster Vertreter Tegernsee ja war,sah man in der Schaffung einer guten Bibliothek als wichtige Voraussetzung für ein observantes Klosterleben. Nach einer dreijährigen Konsolidierungszeit wählten die Mönche Eberhard

Stöcklin als ihren ersten Abt. Bei seiner Weihe 1458 erhielt er das Recht der Pontifikalien. In diesem Jahr schrieb Herzog Albrecht auch die Grundausstattung des Klosters fest. Die geistlichen Aufgaben der Mönche waren Gottesdienst, Pflege und Verwahrung des

Heiltums, Gebetsgedächtnis und ewiger Jahrtag für die Stifter und die kirchliche Verwendung der Wallfahrtsgaben. Außerdem bestimmte er Andechs zu seiner Grablege. Er starb am 29. Februar 1460 und wurde  in Andechs bestattet.  Heute ist dort ein kleiner

abgeschlossener Friedhof, der nur gelegentlich für die Öffentlichkeit zugänglich ist, wie zum Beispiel am Tag des Offenen Denkmals. 10 Familienmitglieder der Wittelsbacher, fast alle aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts haben dort ihre letzte Ruhestätte

gefunden.

Abt Eberhard Stöcklin starb am 17. April 1462. Auf ihn folgte  Johannes Hausmann, der schon 1455 mit aus Tegernsee kam. Er hatte in Benediktbeuren seine Profess abgelegt und war dann nach Tegernsee gegangen . In seiner Andechser  Amtszeit erhielt das Kloster

erhebliche Stiftungen und konnte seine wirtschaftliche Grundlage beachtlich erweitern. Zwar nicht ganz so wichtig, aber für Andechs sicher erwähnenswert, Abt Johannes ließ 1463 ein neues Wirtshaus in Andechs erbauen und bemalen.

Abt Johannes starb am 18. Oktober 1475. Auf ihn folgte Andreas Örtl aus Tölz(1475-1492), der 1455 in Tegernsee seine Profess abgelegt hatte. Unter Abt Andreas hatten einige Mönche ihre Profess abgelegt, so zum Beispiel der aus Isny stammende Johannes

Kiesinger, der 1846 Abt in Wessobrunn wurde und wohl auch Johann II. von Schrattenbach, der in Kaufbeuren geboren ist und 1492 der erste aus dem Kloster stammende Andechser Abt. geworden ist. 1488 vidimierte er eine Urkunde aus dem Jahr 1411, in der es

um eine Messtiftung ging. In Widdersberg, das heute zur Gemeinde Herrsching gehört war Andechs durch Herzog Ernst zu Besitz gekommen. Den dortigen Besitz rundete Abt Andreas durch den Erwerb kleinerer Güter um 1475 ab.

Im Oktober 1492 wurde Johann II. von Schrattenbach zum Nachfolger von Abt Andreas gewählt. Bei dieser Wahl war auch der Wessobrunner Abt anwesend. 1494 liess er den Heiltumsaltar schaffen, von dem heute nur noch zwei Flügel erhalten sind, die aber

vermuten lassen, dass dieser Andechser Altar einer der größten spätgotischen Altäre in Bayern gewesen sein muss.Die beiden Flügel werden heute in der oberen Kapelle aufbewahrt. Das Aussehen des Altar ist auch auf einem zweiteiligen Holzschnitt überliefert,

den Abt Johann 1496 herstellen ließ und der dazu bestimmt war, Bedeutung und Ruhm der Gnadenstätte Andechs weithin bekannt zu machen zumal es ja gerade in dieser Zeit eine richtige Wettbewerbssituation von Wallfahrtsorten gab. Flankiert wurde diese

Werbemaßnahme durch die von Herzog Sigismund von Bayern 1497 in Auftrag gegebene Blutenburger Heiltumstafel, die in der Hofkapelle der Blutenburg in München aufgehängt war und so ein namhafter Werbeträger für die Andechser Wallfahrt war.

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Unter Abt Johann kam Andechs auch 1494 in den Besitz eines Stadthauses in München. Es handelte sich dabei um die ehemalige Synagoge in der Judengasse. Als Herzog Ernst 1442 die Juden aus München vertreiben ließ,  wurde an das ehemalige Grufthaus eine

Kirche angebaut. Das Haus war mittlerweile durch Herzog Albrecht und seine Gemahlin Anna von Braunschweig, die Nachfolgerin der Agnes Bernauer an Dr. Hans Hartlieb geschenkt worden, der ein berühmter Lehrer der Arzneikunde und Leibarzt des herzoglichen

Paares war. 1750 wurde das Gebäude gründlich renoviert, wobei Pfeiler, die noch aus der Zei der Synagoge stammten, entfernt wurden. Die Kirche wurde on Andechser Mönchen bis zur Säkularisation versorgt.

Am 14. Februar 1518 geht Andechs mit dem Stift Sankt Peter in Salzburg eine Konföderation ein. Abt in Salzburg war zu der Zeit Ulrich Plankenfelser (1415-1420). Die Konföderation ist Ausdruck gemeinsamer Reformgesinnung. Man versichert sich gegenseitige

Gastfreundschaft und gemeinsames Totengedenken. Abt Johann starb 1521.

Als Martin Luther am 31.10.1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche angeschlagen hat, konnte er sich nicht träumen lassen, was dies auslöste. Die Einheit der Kirche ging verloren. Was eigentlich nur als Ankündigung eines wissenschaftlichen Dialogs

gedacht war, löste schließlich sogar blutige Religionskriege aus. Die Reformation löste bei vielen Andechs vergleichbaren Klöstern einen disziplinären wie wirtschaftlichen Niedergang aus. Besonders hart traf es natürlich Klöster wie Andechs, deren Kraft –

wirtschaftlich wie geistig- stark auf der Betreuung von Reliquien beruhten. Reliquien waren suspekt geworden, das Mönchtum hatte rapide an Ansehen verloren. Nur noch wenige gingen ins Kloster, Spenden versiegten. Der Personalstand im Kloster war für die

Prälatenwürdigkeit zu gering. Die Vorsteher waren keine Äbte mehr, nur noch Administratoren. Christoph Riedter, Edler von von Bocksberg (1521-1529) musste erleben wie Mönche aus seinem Konvent aus seinem Kloster austraten und sich der Reformation

zuwandten wie z.B. Ambrosius Rank aus Weilheim 1525. Zwar predigten reformatorisch gesinnte Pfarrer gegen die Wallfahrt sowie zum Beispiel der Pfarrer Wolfgang Hackenschmit aus Sielenbach. Aber er wurde seines Amtes enthoben .

Den Niedergang des Klosters in den nächsten 50 Jahren konnten auch 5 Äbte und 4 Administratoren nicht aufhalten. Das änderte sich erst mit David Aichler. Dieser wurde 1545 in Mindelheim geboren und trat in das Benediktinerkloster in Ottobeuren ein, wo er am

14.Mai 1564 die Profess ablegte. In Ottobeuren legte er einen Bibliothekskatalog an. Von 1571-1576 war er Administrator des Klosters St. Mang in Füssen. 1588 wurde er zum Abt von Andechs postuliert. Er war administrativ erfahren und gelehrt. Auf der Grundlage

des Visitationsprotokolls von 1588 führte er wieder ein gewissenhaftes klösterliches Leben  ein. Der Verbesserung der klösterlichen Disziplin folgte der wirtschaftliche Aufschwung, der durch zahllose herzogliche Dotationen verstärkt wurde. Er vergrößerte den

Bestand der Andechser Bibliothek. 1598 übertrug Wilhelm V. die Liegenschaften und Gebäude der ehemaligen Augustinerpropstei Paring dem Kloster Andechs. Dieses führte es als kleinen Gutsbetrieb mit seelsorgerlicher Betreuung.

Abt David verfasste auch mehrere geschichtliche Werke, darunter eine Geschichte Füssens und das Chronicon Andecense (München 1595). Für die Kirche waren neue Ausstattungsgegenstände erworben worden. Die neue Vöhlinkapelle entstand von 1591-1594.

1593 wurde der südliche Kirchvorplatz als Versammlungsort für Pilger angelegt.Wenn vom Erker der Vöhlinkapelle die Herrenreliquien gezeigt wurden.Von daher hat der Platz auch seinen Namen Frohnhof, also Herrenhof.

Abt David war eine wichtige Person der bayrischen Gegenreformation und sein Wirken in Andechs war so erfolgreich, dass er auch mit der Visitation anderer Klöster betraut wurde. Er verstarb am 25. Februar 1596 in Andechs.

Auf ihn folgte Alexander Sauter. Er verkaufte klösterlichen Streubesitz und erwarb dafür die Hofmarksgüter Kerschlach und Vorderfischen. Aber schon 1600 wurde er zum Reichsabt von Ottobeuren berufen, was er bis 1612 war. Nachfolger Abt Alexanders wurde

Johann V. Chrysostomus Huttler, der aus Mindelheim stammt. Mit ihm begann ein weiterer Aufschwung.Von 1601 bis 1602 erbaute er eine neue Bibliothek. Er kaufte kontinuierlich neue Bücher und förderte das Hochschulstudium seiner Novizen als Grundlage einer

kirchlichen und klösterlichen Erneuerung. 1607 wurde die Wallfahrtskirche im Renaisssancestil umgebaut.Herzog Maximilian I. stiftet eine Orgel, die 1608 aufgestellt wird und 1610 wird von Hans Degler aus Weilheim der neue Gnadenaltar mit der heutigen

Madonna errichtet.  Abt Johann stirbt schon im Alter von 35 Jahren an der Pest.

Unbenannt

1580 wird Michael Einslin in Kempten geboren. 1596 tritt er ins Kloster Andechs ein.1599 bis 1603 studierte er in Ingolstadt und wurde 1604 Priester. 1610 wird er der 15. Abt von Andechs. Pater Willibald Mathäser, der von 1954 Cellerar von Andechs  und von 1968

als Archivar von St. Bonifaz tätig war, bezeichnete Michael Einslin als bedeutendsten Abt von Andechs. Er setzte sich sehr für die Klosterdisziplin und die Wallfahrt ein. Er gründete die “Bruderschaft von den hl. drei Hostien”. Er setzte sich auch früh für die Förderung

der Studien ein.  1623 gründete er zusammen mit dem Erzbischof Paris Graf von Lodron, der auch in Ingolstadt studiert hatte, den Äbten Gregor von Ottobeuren, Heinrich von Niederaltaich, Joachim von St. Peter in Salzburg und Stephan von Scheyern.  Am 1.

September wurde der Vertrag geschlossen. Darin wird unter anderem der Lehrplanumfang, die Entsendung und der Unterhalt der Professoren, die Organisation der Universität und der Neubau der Universität an der Salzach geregelt. 1623 und 1637 war Abt

Michael Mitglied des Salzburger Universitätspräsidiums. Viele gelehrte Patres aus Andechs wurden in der Folgezeit an die Augsburger Universität geschickt, was den Stellenwert der gelehrten Bildung in Andechs  zeigte. So stand die Andechser Bibliothek auch

immer in der Fürsorge des Abtes. 1630 kaufte er für 800 Gulden eine ganze Bibliothek von dem Füssener Edelmann Ilsung. Nachdem  nach der Schlacht am Weißen Berg (8.11.1620) bayrische truppen teile der Oberpfalz besetzt hattenund 1628 das Fürstentum der

Oberen Pfalz wieder an den wittelsbachisch-bayrischen Staatsverband gekommen war, war Abt Michael einer der eifrigsten, wenn auch erfolglosen Befürworter der Rückgabe bzw. Neubesiedlung der dortigen Benediktinerklöster. Er trug auch einen Großteil des

Missionswerks der Benediktiner zur Rekatholisierung der Oberpfälzer Gebiete. Er trieb auch das Zustandekommen einer bayrischen Benediktinerkongregation voran.Dies sowie die Unterordnung unter das Staatskirchenregimes de bayrischen Kurfürsten brachte

ihn allerdings in Konflikt mit seinem Diözesanbischof Heinrich von Knöringen (1599-1646), einen machtbewussten Kirchenbischof von unnachgiebiger Strenge. Ein von seinem Nachfolger in der Dillinger Universitätskirche rühmt in als “murus immobilis pro religione

et domo dei”. Er wurde sogar inhaftiert und von seinem Amt suspendiert. Nur durch kurfürstliche  Unterstützung entkam er der Haft und zurück auf sein Amt.  Die Pläne vom Zusammenschluss des Ordens unter Führung von Bursfelde hatten sich allerdings

zerschlagen und erst 1682 gelang der Zusammenschluss der bayrischen Benediktiner. Trotz oder vielleicht auch wegen des Dreßigjährigen Krieges  nahm die Wallfahrt einen erheblichen Aufschwung. Zwischen 1622 und 1626 wurden eine halbe Million Pilger gezählt.

Die Kriegswirren und die Leiden, die das Klöster und die umliegenden Dörfer zu ertragen hatten, wurden immer schlimmer, wie der Pfarrer von Erling und Nachfolger von Abt Michael Maurus Friesenegger in seiner Chronik eindringlich erzählt. 1628 brach in Erling

die Pest aus. Man hatte den Wallfahrern verboten, in den Dörfern zu übernachten. Dorfwachen waren ausgestellt und die Wallfahrer mussten unter Eid aussagen, dass sie nicht aus angesteckten Dörfern kämen. Trotz Verbot hatte man Wallfahrer übernachten lassen

und wie Maurus schreibt, die Pest gleich mit. Innerhalb kurzer Zeit fielen der Seuche 21 Dorfbewohner zum Opfer. Niemand wollte solche Verstorbene begraben und so mussten die Angehörigen “nächtlicherweise ohne alle Ceremonie zu Grabe bringen”.

Im Juli 1630 brach in Bayern und Schwaben eine “fürchterliche Viehseuche” aus, die viele Kühe und noch mehr Pferde tötete. Aber auch das Wild in den Wäldern war betroffen. Da der Krieg immer schrecklicher wurde und vor allem immer näher rückte, wurde für

die Diözese ein 40-stündiges Gebet verordnet, das auf die Sonn-und Feiertage verteilt wurde. 1631 schlugen die Schweden die kaiserliche und bayrische Armee in Sachsen und zerstreuten sie. Am 15. Oktober wurde der Abt nach München bestellt. Da der Abt nicht

anwesend war, ging der Prior und fand ganz München “in größter Bestürzung und Verwirrung”. Der Kurfürst teilte dem Prior mit, dass “der ketzerische Teil von Augsburg den Schwedenkönig um Hilfstruppen angerufen und der König dieseleben auch zugesagt habe”

und also ein Einfall in Bayern zu befürchten sei. Der Schatz und alle anderen Kostbarkeiten sollten deshalb nach Ingolstadt, Wasserburg, Braunau, Burghauen oder an einen anderen befestigten Ort in Sicherheit gebracht werden und außerdem sofort 6000 Gulden

“Anlehen zur Unterhaltung des Militärs ohne Weigerung einzuschicken”. Im Februar sollten die Reliquien wieder ausgepackt werden und an ihren Ort gestellt werden “um dem Volk die überflüssige Furcht zu benehmen” Doch am 5. April rückten die Schweden auf

Donauwörth zu. Der Kurfürst befahl dem Abt schriftlich, den Schatz in Sicherheit zu bringen. Der Prior brachte den Schatz nach Burghausen, während der Abt die Heiligen Hostien auf der Brust nach München brachte. Überall vergrub man sein Hab und Gut, packte

ein und flüchtete. Am 15. Mai ergab sich München gegen 300 000 Taler und andre Bedingungen, war aber dann unter dem Schwedenkönig “sicherer als in der kurfürstlichen Garnison”. Anders ging es aber auf dem Land zu,das wie man sagte, der König seinen

Soldaten zur Beute überlassen hatte. “Da wurde kein Gutes, keiner Ehre auch des Leben nicht verschont”. Am 18. Mai rückten schwedische Reiter auf Kloster Heiligenberg vor. Am Abend vor Himmelfahrt wurde das von Abt Johannes Hausmann errichtete  Wirtshaus

niedergebrannt. Die Schweden zogen nach drei Wochen wieder aus dem Kloster ab, da der bayrische Kurfürst auf Nürnberg zugezogen war und so den Schwedenkönig gezwungen hatte, ihm nachzuziehen. Der Chronist berichtetet Schlimmes von den drei Wochen.

“Das Gotteshaus war voll Gestank und Pferdemist, auf den Altären Überbleibsel von Futter, die Opferstöcke alle zerbrochen, und die Grabstätte des Stifters geöffnet.” Wunderbares erzählte der Chronist von dem Muttergottes Bild, das auf dem unteren

Hochaltar stand. Es war von keiner Gewalt herabzuwerfen und zu bewegen gewesen. Auch sei es nicht gelungen, das Kloster anzuzünden, obwohl an mehreren Stellen Feuer gelegt worden sei. Die “Ketzer von  Augsburg, Ulm und Nürnberg verlangten der Wallfahrt

zum Trotz das Kloster zu verheeren.” Aber es sei nicht gelungen. Das Kloster wurde allerdings verwüstet und restlos ausgeraubt. Vieh und Geflügel wurden geraubt, die Schwaig Rottfeld niedergebrannt. Das Dorf Elling wurde eingeäschert. 43 Häuser brannten ab.

Die Bewohner durften nichts retten.Im Dorf waren bis auf 4 Pferde und 3 Stück Hornvieh alle Tiere verloren. Der Chronist zeigt sich verwundert über die Grausamkeit gegen “die Alten, einfältigen und Presthaften”. Ins Kloster wurde zwar eine Schutztruppe gelegt.

Das Kloster musste die Truppe unterhalten und zusätzlich noch 220 Gulden Bargeld abgeben. Zwar gab es eine gute Ernte. Wegen des Mangels an Zugtieren war sie aber schwer einzubringen. Im Frühjahr sollten die Felder bestellt werden, aber die meisten Pferde

waren ja verloren. Man tat sich zusammen, wer nicht auf dem Feld arbeitete, bewachte die Arbeitenden. Ständig zog Kriegsvolk durch. Aber das war nicht das einzig Schlimme. Zuerst gab es einen kalten Mai mit Schnee und Eis. Dann folgte

Michael Einslin

große Trockenheit.Lebensmittel wurden rar und sehr teuer. “Viele Leute lebten schon von Kräutern und bei noch mehrern war Nachmehl und Kleiebrod die beste Speise”. Waren konnten nur noch sehr unsicher weitertransportiert werden, weil Räuber

und Gesindel unterwegs war.Dann brach auch noch eine Viehseuche aus, die im Kloster und Umland großen Schaden verursachte. Die Ernte war in diesem Jahr noch schwerer einzubringen. Auf die wenigen Pferde, die man noch hatte, musste unheimlich aufgepasst

werden. Sobald man einen Schuss hörte, floh man mit ihnen ins Kiental,um sie in  Sicherheit zu bringen. Immer wieder verlangten umherziehende Truppen horrende Kontributionen und drohten bei Nichtzahlung mit den schlimmsten Konsequenzen.

Am 23. Oktober war der Abt wieder im Kloster. aus München hatte er den sächsischen Kurfürsten mitgebracht, der dort gefangen war. Immer wieder marschierten Heere durch. Besatzer oder Beschützer, das machte bald keinen unterschied mehr. Alle hausten

gleich schrecklich. Ende Dezember warn 1500 Spanier in Erling. Im Kloster nahmen zwei Grafen Quartier. Im Dorf lagen die Mannschaften und das ganze Dorf schien in Feuer zu stehen. Die Soldaten hatten aus den Häusern das Mobiliar geholt und “füllten alle Gassen

mit fürchterlichen Wachfeuern”. Die Besatzung blieb über den Jahreswechsel, weil es kein Winterquartier gab. 1500 Mann mussten verpflegt werden. Die Lebensmittellieferungen klappten nicht mehr. Alles hungerte, selbst die Offiziere, die zwar genug

Geld hatten, aber  auch für teures Geld gab es nicht mehr zu kaufen. Düstere Aussichten auch für das kommende Jahr. Man hatte das Saatgetreide in der Dorfkirche untergebracht, aber es wurde von dort geraubt. Als die Truppen schließlich abzogen, nicht ohne das

Vieh das noch da war,mit zu nehmen, hinterließen sie ein unbeschreibliches Bild der Verwüstung. Die Häuser waren alle beschädigt, hatten keine Dächer mehr, Mittelwände und Balken waren herausgerissen. Zäune, Obstbäume, Hausrat, Fuhrwerke “und was

immer von Holz war, ging in den Flammen auf.” In den beiden Kirchen sah es nicht besser aus. Alles war voller Unrat, alles was aus Holz war, war den Flammen zum Opfer gefallen. Zwar waren die Soldaten jetzt weg. Zurückgeblieben waren Kranke und Entkräftete,

die in großer Zahl starben und niemand beerdigte sie mehr. Die Ernte fiel in diesem Jahr besser aus, wenngleich es nach wie vor unheimlich beschwerlich war, sie einzubringen. Die Menschen waren “vom Hunger abgemergelt”. Dazu fehlte es an Pferden,

Fuhrwerken und anderen zur Ernte notwendigen Instrumente. Es kam weiteres Elend auf die Überlebenden zu. “Die Menschen haben noch nicht recht angefangen, neu zu leben, stellte sich wieder ein anderes Übel ein”. Im Juli brach die Pest aus. Oft konnten die

Toten nicht mehr beerdigt werden. Die Lebenden waren zu geschwächt, diese traurige Pflicht zu leisten. Die Toten blieben so oft in den Häusern liegen. So musste man manchmal einfach das Haus samt den Toten verbrennen. “Vorhin, in den besseren Zeiten zählte

dieses Dorf (Erling) noch 500 Seelen, zu Ende dieses Jahres waren noch 190 übrig.” Weil es an allem mangelte, Pferden, Samen und auch kaum mehr einer in der Lage war, zu dreschen, konnte man sich leicht ausmalen, dass auch die nächsten Jahre Hungerjahre sein

würden. Im November flaute die Pest wieder ab und da an den Dörfern Strohkreuze aufgerichtet waren zu Zeichen, dass Dorf von der Pest befallen war, kamen wenigstens weniger Plünderer. Da man im Vorjahr einige Siege erreicht hatte und darüber hinaus das

“die Erschöpfung an allen Lebensmitteln” ließen für das Jahr 1635 etwas mehr Ruhe erhoffen. Im Januar aber herrschte bitter Kälte und die ohnehin schon Entkräfteten drohten in ihren Häusern zu erfrieren. In der Diözese Augsburg waren 400 Pfarreien ohne Hirten,

weil die Seelsorger teils gestorben, teils wegen des Hungers weggezogen waren. Die großen Dorfschaften, in denen vor dem Krieg bis zu 1000 Seelen wohnten, hatten oft nur noch 20-30 Bewohner. Von Augsburg erzählte man sich Schreckliches. In München waren

die Lebensmittel rationiert und es gab nur noch kümmerliche Rationen. Im Juli reiste Kurfürst Maximilian von Bayern nach Wien um Prinzessin Maria Anna, die Tochter Ferdinands II. zu heiraten. Auch der 1635 zwischen dem Kaiser und der katholischen Liga

einerseits und Kursachsen andrerseits beendete den Krieg zwischen den Reichsständen und machte en Menschen wieder ein bisschen Hoffnung.  Kurfürst Maximilian den Andechser Schatz von  Salzburg auf den Heiligen Berg zurückbringen, nachdem die

Kriegsgefahr geringer geworden war. Im Frühjahr war nur wenig ausgesät worden. Dazu kam noch eine schlechte Ernte. Das wenige, was dann noch wuchs fraßen die Mäuse. Im Kloster reichten die Erntevorräte nur bis Martini. Danach musste alles für teures Geld in

München zugekauft werden. Im August aber kam der Schatz nach Andechs zurück und die Mönche fanden “alles ohne die geringste Verletzung”. Im Herbst grassierte wieder die Pest, in Schwaben noch stärker als in Bayern. Diesmal betraf es vor allem die

Reichstädte. Maurus Friesenegger gibt für Augsburg die Zahl von 80.000 Einwohnern an. Das ist sicher viel zu hoch gegriffen. Augsburg hatte vor dem Krieg etwa 48 000 Einwohner. Aber die Verluste waren auf jeden Fall enorm. Eine Zählung von 1635 ergab

16432 Einwohner, davon 731 Fremde. Krieg, Hunger und Seuchen hatten die Stadt aber schon etwa zwei Drittel ihrer Bevölkerung gekostet. Ähnlich sah es in den anderen Reichsstädten wie z. B. Ulm aus. Das Himmelfahrtsfest wurde 1636 sehr festlich begangen.

Der Kurfürst hatte seine Trompeter geschickt um das Fest “mehr zu solennisieren”. Auch wurden Zelte für die Wallfahrer bereit gestellt, da die Unterkünfte in Erling immer noch in äußerst desolatem Zustand waren. 1637 starb Kaiser Friedrich am 15. Februar. Aber

das Jahr 1637 verschonte Erling und Heiligenberg in vor schlimmen Erlebnissen. Nur aus Schwaben drangen schlimme Nachrichten. Aber nach 18 Jahren war man einfach nur dankbar, dass es diesmal nicht so schlimm gekommen ist. “ Gott sey in Allem gepriesen!

und ihm sei tausend Dank, dass uns dieses Jahr nur die bittere Geisel des Krieges nicht getroffen!” Das Jahr 1638 begann in Erling und Heiligenberg stürmisch. Kaum ein Dach, das nicht ab gedeckt wurde. Im Kloster wurde die Kirche so stark beschädigt, dass der

Einsturz drohte. Der Kurfürst schickte seinen Baumeister nach Heiligenberg “um die Gefahr zu untersuchen und dem Ruin des Klosters zuvorzukommen. Der Sturm hatte einen Schaden von 1000 Gulden am Kloster verursacht. Im Juli reparierte der kurfürstliche

Baumeister Michael Haigel den Kirchturm. Außerdem stellte er zusammen mit dem Wessobrunner Maurermeister Georg Schmutzer  das von den Schweden abgebrannte Wirtshaus wieder her.

Am 23. August besuchte Herzog Albert der Leuchtenberger, der Bruder des Kurfürsten Maximilian zusammen mit seinem Sohn  Sigmund Albert das Kloster Heiligenberg. Da erlitt Abt Michael auf den Tag genau dreißig Jahre nachdem er Abt geworden war einen

Schlaganfall, an dem er noch am selben Tag verstarb. Am 28. September wurde der neue Abt Maurus Frieseneger gewählt und einen Tag später geweiht. Er war 1590 als Sohn eines Bäckermeisters geboren worden, besuchte bis 1612 das Jesuitengymnasium in

München. 1614 legte er im Kloster Heiligenberg  die Profess ab. Dann war er Novizenmeister. Von 1627-1638 war er Pfarrvikar von St. Vitus in Erling und zugleich Subprior der Abtei. In seiner Erlinger Zeit begann er mit der Chronik von Erling und Heiligenberg. Sie

schildert die Begebenheiten In Erling und dem Kloster während des Krieges von 1627-1648. Es ist eines der bedeutendsten autobiographischen Zeugnisse seiner Zeit. In seiner Amtszeit als Abt setzte er sich wie sein Vorgänger für die Gegenreformation in   der

Oberpfalz ein und förderte die Benediktineruniversität in Salzburg, mit der das Kloster Heiligenberg in enger Verbindung stand.

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Die nächsten beiden Jahre verliefen einigermaßen ruhig.1544 hatte Abst Maurus schon einige Häuser im Dorf wieder aufgebaut und verkaufte sie weiter “aber alle sehr wohlfeil und unter der Hälfte verkauft, als was sie gekostet, weil noch niemand gerne Häuser

und Güterübernehmen wollte, die wegen dem ungewissen Ausgang des Kriegs noch nicht sicher zu behaupten waren.” Im August 1642 schlug der Blitz in den Turm der Klosterkirche, allerdings ohne weiteren Schaden zu verursachen, was aber in wenigen Jahren

schon siebenmal passiert war. Der Chronist vermerkt das nicht ohne Sorge, dass der Turm doch einmal Feuer fangen wird. Nicht unberechtigt, wie die Zukunft zeigt. Die letzten Kriegsjahre verbrachte der Abt öfters in Tegernsee. Und im letzten Jahr des

mörderischen Krieges war der Abt in Salzburg an der Universität. Am 6. November machte sich der Abt auf nach Heiligenberg und er fand es besser an, als er befürchtet hatte, wenngleich der Getreidekasten ganz leer war. Wie er  in seiner Chronik geschildert hatte,

Abst Maurus schon in den letzten Kriegsjahren mit dem Wiederaufbau begonnen. Das Kloster erholte sich vergleichsweise schnell. Mit einem gewissen Stolz vermerkt Abt Maurus, dass Pater Mathias aus dem Kloster 1652 Prior in Nieder-Altaich und 1653 Abt von

Asbach wird.Er ist damit das zweite Andechser Konventsmitglied, das in einem anderen Kloster Abt wird. Abt Maurus stirbt am 11. Mai 1655 wo er vor dem Liebfrauenaltar bestattet wird. Auf ihn folgt der aus Landsberg stammende Cölestin Probst. Er lehrte auch an

der Universität Salzburg. Er dankt 1665 ab und wird noch bis 1666 an der Universität Salzburg geführt. Sein Nachfolger ist der aus Weilheim stammende Abt Maurus von Rambeck. Seine Profess hatte am 12.6.1650 abgelegt.Am14 1. 1666 wurde er zum Abt gewählt.

Studiert hatte er in Andechs,  Salzburg und Wien. Er bekam schnell Gelegenheit, seine Tatkraft unter Beweis zu stellen. Am 3. Mai 1669 schlug, man ist versucht zu sagen, wieder Mal der Blitz ins Kloster ein. Nur wurde diesmal das gesamte Kloster mit Ausnahme der

heiligen Kapelle und des Reliquienschatzes ein Raub der Flammen. Grade mal zwanzig Jahre nach dem verheerenden großen Krieg eine erneute Katastrophe. Doch Abt Maurus begann unverzüglich mit dem Neubau. Das Kloster erhielt im Wesentlichen seine

Gestalt, die es heute noch hat. Er setzte sofort alle Hebel in Bewegung, um Bauhilfen für Kloster und Kirche zu erhalten. Die Oberösterreichische Hofkammer bewilligte aus dem Ehrenbergischen Gehölz 30-40 Lärchenstämme, bei der bayrischen Landesherrschaft

bemühte er sich ebenfalls um Bauholz und Futtergetreide für die Zugpferde, die für den Holztransport benötigt wurden. Der Kurfürst genehmigte 600 Stämme Bauholz und 30 Scheffel (ein Scheffel entspricht ungefähr 50 Liter) Hafer. Außerdem schickte er seinen

Prior zu anderen Klöstern und Stiften, um Gelbeihilfen zu bekommen. Viel war  freilich nicht zu bekommen. Der Krieg lag noch viel zu kurz zurück. Ottobeuren und Tegernsee schenkten jeweils 150 Gulden nicht ohne umständliche Entschuldigungen, nicht mehr

geben zu können. Auch um Darlehen ging der Abt Klöster an. Rott bewilligte 500 Gulden zinslos, Ettal 300 und Benediktbeuren schenkte 150 Gulden. Kapital, das das Kloster beim Bundeszahlamt und die bei der gemeinen Landschaften stehenden Kapitalien von

5000 Gulden kündigte er. Den Kurfürsten bat er um eine Anleihe aus der Konvertitenkasse. Dazu wurden Risse über das Aussehen des alten und die Planung des neuen Klosters verlangt, dazu einen Kostenvoranschlag für die Baukosten. Das besorgte der Münchner

Hofbaumeister Marx Schinnagl (von 1654-1681 Hofbaumeister) Sein Kostenvoranschlag vom Februar 1670 belief sich auf 27230 Gulden. Die Bischöfe von Freising, Salzburg, Augsburg, Regensburg und Passau bat er um den Konsens für eine Kirchenumlage.Sämtliche

Kirchen in Bayern sollten mit einer Abgabe belegt werden und zwar je Gulden Vermögen zwei Kreuzer, weniger vermögende ein Kreuzer. So sollten die geschätzten Kosten in vier Jahren zusammen kommen. Als  der Abt gehört hatte, dass die Pfarrkirche St.

Peter ein neues Uhrwerk bekommen sollte, bat er Bürgermeister und Rat, ihm das alte für seine Kirche zu überlassen, was dann tatsächlich geschah. Noch 1669 konnte die Kirche neue eingedeckt werden. 1671 wurde das Kloster wieder bezogen. 5 neue Glocken

wurden aufgezogen. Ein neues Chorgestühl folgte. 1679 entstand  der obere Hochaltar.  Doch trotz dieser finanziellen Lasten blieb das Kloster wirtschaftlich handlungsfähig. Es kam sogar weiterer Grundbesitz hinzu. War Wein als Tischgetränk im Kloster erst

1524 erlaubt, so wurden 1674 zwei Weingüter in Moritzing bei Bozen gekauft. 1687 wurde eine erste  Wasserleitung gebaut, was die Wasserversorgung auf dem Heiligenberg wesentlich verbesserte.

Ein weiteres wichtiges Ereignis für die Benediktinerklöster in Bayern war des Breve “Circumspecta”  von Papst Innozenz XI. (1676-1689). Damit wurde die bayrische Benediktiner Kongregation 1684 gegründet. An dem vom Tridentinum schon 1563 geforderten

Zusammenschluss von Klöstern in einer Kongregation arbeiteten die bayrischen Benediktinerklöster ja schon 1627, als die Äbte von  Andechs, Tegernsee und Scheyern beim bayrischen Kurfürsten einen Vorstoß zu einem Zusammenschluß der Klöster machte. Dies

scheiterte ja am Widerstand der Bischöfe, allen voran der Augsburger Bischof Heinrich von Knöringen, da sie einen Verlust an Einflußnahme  befürchteten. Der Augsburger Bischof verbot weitere Initiativen in dieser Frage. Als 1681 der bayrische Kurfürst die

Benediktiner unterstützte, kam wieder Bewegung in die Angelegenheit. Die bayrischen Prälaten trafen sich am 16. Juni 1684 in München  mit dem bayrischen Gesandten Abbate Scarlatti in Rom. Mit dem Breve wurde die bayrische Kongregation am 26. August 1684

als Institution zur Stärkung der monastischen Disziplin, der Wissenschaft und des Glaubens gegründet. Im November 1684 fand unter dem Abt Cölestin Vogel von St. Emmeran als Präses das erste Generalkapitel statt. Die Bischöfe von Regensburg und Passau hatten

den Klöstern ihrer Diözese die Teilnahme verboten. Und auch der Augsburger Bischof hatte sich wegen der in seinen Augen rechtswidrigen Exemtion der Mitgliedsklöster an den Kurfürsten gewandt. Der Kurfürst wies dies aber zurück und erreichte eine “amicabilis

compositio “ mit den Bischöfen. Darin wurde festgehalten, dass  die bayrischen Benediktinerklöster zum Gehorsam ihrem Diözesanbischof verpflichtet waren. 19 der 26 bayrischen Klöster traten der Kongregation bei. Die bayrische Kongregation war nach dem

Vorbild der Helvetischen gegründet worden. Deshalb wurde die Jurisdiktion dem päpstlichen Nuntius in Luzern übertragen. Im Auftrag des Präses reisten nun die Äbte Plazidus von Benediktbeuren und Bernhard Wenzl von Tegernsee nach Luzern zu Federico

Baldeschi. Mit ihm erörterten sie die Kongregationsprobleme und erstatten nach ihrer Rückkehr am 9. Juni in München dem Kurfürsten Bericht. Das Generalkapitel versammelte sich ab dem 2. Generalkapitel, das am 1686 in Scheyern abgehalten wurde im

Dreijahresrhythmus. Ein wichtiges Instrument der Kongregationstätigkeit waren Visitationen, die zunächst jährlich und seit 1687 alle drei Jahre stattfinden sollten. 1788 wurde in Wessobrunn die Gründung einer wissenschaftlichen Gesellschaft beschlossen, die in

Verbindung mit der Kurfürstlichen Akademie in München stand. Die Kongregation bestand bis zur Säkularisation 1803 und wurde 1858 durch Papst Pius IX. in den wiederhergestellten Klöstern in Bayern wieder gegründet.

Abt Maurus II. stirbt 1686.  Ihm folgt Quirin Wessenauer aus Salzburg nach. Er übernahm 1690 den Besitz des Hochschlosses Pfähl. Das Kloster war allerdings nicht am Schloss sondern nur am Grundbesitz interessiert. Schon im 30.-jährigen Krieg stark beschädigt

verfiel es weiter.Abt Quirins letzte Lebensjahre waren von neuen Kriegswirren überschattet. Er starb 1704 in München.

Der letzte spanische Habsburger Karl II. hatte keinen Erben und so wurde ab 1697 an allen europäischen Höfen über die spanische Thronfolge nachgedacht. Sowohl der französische König Ludwig XIV. als auch der deutsche Kaiser, der Habsburger Leopold I. waren

mit Töchtern von Philipp IV. von Spanien verheiratet. Beide machten Erbansprüche auf den Bourbonenthron geltend. Die Machtkonstellation würde erheblich erschüttert, sollte sich Frankreich oder Kaiser Leopold Spanien ganz einverleiben.  Nun handelte Ludwig

XIV. mit Wilhelm III. von England, der daran interessiert war, Frankreich nicht zu stark werden zu lassen, einen Teilungsvertrag aus. Der bayrische Prinz Joseph-Ferdinand (1692-1699), der Sohn des bayrischen Kurfürsten Max Emanuel  sollte Spanien bekommen. Die

restlichen europäischen Besitzungen Spaniens sollten zwischen Ludwig und Leopold geteilt werden. Der Plan aber wurde hinfällig. Denn der bayrische Prinz starb im Alter von 6 Jahren. Kurz vor seinem Tod änderte Karl II. sein Testament den Enkel Ludwigs XIV.

Philipp von Anjou zum Erben ein. Am 1. November 1700 starb Karl. Der französische König nahm das Testament nur zögerlich an. Er erlaubte Philipp als Philipp V. den spanischen Thron zu besteigen. Am 1. Februar 1700 zog Philipp in Madrid ein . Leopold legte

zunächst nur Protest ein. Gleichzeitig hatte sich aber auf Betreiben Englands die Große Haager Allianz gebildet.Der bayrische Kurfürst hatte sich gegen Zahlung von Subsidien zum Unterhalt einer 15000 Mann starken Armee dafür zu sorgen, dass das vom

schwäbischen und fränkischen Reichskreis gebildete Bündnis auch im Kriegsfall neutral blieb. Das reichte allerdings noch nicht um Max Emanuels Träume von einer Gebietserweiterung oder einer souveränen Krone zu erfüllen. 1702 schlug er deshalb dem

französischen König vor, das bereits bestehende Defensivbündnis in ein Offensivbündnis umzuwandeln. Der Kaiser erklärte am 1702 Frankreich den Krieg. Offen zeigte sich der Konflikt, als Max Emanuel die schwäbische Reichsstadt Ulm überfiel. Er hatte damit

Landfriedensbruch begangen. Bald hatte Max Emanuel auch Memmingen und Dillingen in seiner Hand und bedrohte Augsburg und Neuburg an der Donau, schließlich sogar Regensburg, die Stadt des Immerwährenden Reichstages. Ein Vorstoß nach Tirol glückte

wegen eines Aufstandes der dortigen Bevölkerung nicht. In der 2. Schlacht von Höchststädt wurde das bayrisch-französische Heer von  dem englisch-österreichischen Heer unter dem Duke of Marlborogh, einem Vorfahren von Winston Churchill und Prinz Eugen von

Savoyen geschlagen. Max Emanuel ging mit seinem Bruder Joseph Clemens von Bayern, dem Kurfürsten von Köln ins Exil. Er wurde in die Reichsacht getan. Bayern war von österreichischen Truppen besetzt und kam unter kaiserliche Verwaltung.Im Frieden von

Rastatt 1714 wurden Max Emanuel sowie sein Bruder Joseph Clemens wieder restituiert und der Vorkriegszustand weitgehend wieder hergestellt.

Der in München als Sohn des Bäckermeisters Georg und seiner Frau Barbara geborene Maurus hatte mehrere Brüder. Zwei Heinrich und Marin waren Patres in Andechs und Schäftlarn. Gregor war Prior in Weihenstephan und Benno hatte in Wessobrunn 1698 seine

Profess abgelegt und war bis zu seinem Tod Pfarrer in Wessobrunn. Maurus schließlich wurde 1705 zum Nachfolger von Abt Qurin gewählt. Trotz der schwierigen Zeitläufte führte er das Kloster sowohl durch den spanischen als durch den österreichischen

Erbfolgekrieg (1740-1748), was seiner Gewandtheit zu zuschreiben war. Das Kloster ging einer Zeit hoher Blüte entgegen. 1721 war im Gut Kerschlach ein Neubau errichtet worden. Obwohl das Kloster über eine große Anzahl eigener Pferde verfügte, sei der Abt

eigens nach Keferloh gereist, um für das Gestüt einen Zuchthengst und zwei Stuten zu kaufen. Er hatte während seiner Amtszeit die Kirche mit einer neuen großen Orgel versehen, da die alte wohl beim großen Kirchenbrand verloren

gegangen war. Er starb 1746.

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Als sein Nachfolger wurde Bernhard Schütz aus Wessobrunn gewählt. Das große Ereignis in der Amtszeit von Abt Bernhard war das anstehende 300-jährige  Jubiläum der Abtei 1751 hatte sich das Kapitel für die leichte bauliche Veränderung und Ausgestaltung im Stil

des Rokoko entschieden. Schon 1721 waren die Fenster der gotischen Wallfahrtskirche verändert worden. Die wandfeste Ausstattung übernahm Johann Baptist Zimmermann (1680-1758), älterer Bruder des Dominikus, des Erbauers von Steinhausen und der Wies.

An beiden  hatte auch Johann Baptist mitgearbeitet. Er war seit 1729 Hofstuckateur mit Hofschutz (Das umfasst Steuerbefreiung, Befreiung vom Zunftzwang und weiteren Vorrechten). Nachdem er mit der Stuckierung des Treppenhauses von Schleißheim seinen

ersten Auftrag  erhalten hatte, avancierte er allmählich zum bevorzugten Stuckateur des bayrischen Adels. Das Bildprogramm von Zimmermann stellt Andechs nicht nur als Ort des Heiles sondern auch Ort der Heilung dar. 26 Bilder auf der Emporenbrüstung erzählen

die Geschichte des heiligen Schatz, aber auch den vergeblichen Versuch der Schweden, die Marienstatue zu stürzen, aber auch die Feuersbrunst von 1669. Im Andechser Heiligenhimmel werden sind Menschen um die Dreihostienmonstranz versammelt. Es sind

Heilige, die angeblich mit diesen drei Hostien in Zusammenhang standen. Dann sind auch Heilige und Selige des Andechser Grafengeschlechts abgebildet sowie Heilige von den Reliquien in Andechs aufbewahrt sind. In Gewölben wird auf Stifter und Wohltäter der

Kirche hingewiesen. Der Weilheimer Maler Franz Xaver Schmädl arbeitete für die bewegliche Ausstattung. Auch der Münchner Bildhauer Johann Baptist Straub arbeitete an den Altären. Im Refektorium arbeitete der Wessobrunner Stuckateur Franz-Xaver Schmuzer

(1713-1775). Dort  ist auch ein blauer von fünf Löwen getragener Kachelofen mit dem Abtswappen von Bernhard Schütz. Aber auch das Jubiläum selbst wurde zum großen Fest. Es wurde in der Woche vor dem Michaelstag begangen. Der Andechser Pater, Gregor

Schreyer,der 1740 sein Ordensgelöbnis in Andechs abgelegt hatte, hatte für jeden Tag der 8 Festtage eine Messe komponiert, die mit eigens aus München gekommen Musikern aufgeführt wurde. Er wurde von seinen Zeitgenossen als versierter Geiger und Organist

geschätzt. Er hatte Einfluss auf die Musikentwicklung im Orden der Benediktiner in Bayern. Natürlich wurden auch Festpredigten gehallten. Es gab aber auch große theologische Disputation. Auch die Wallfahrt hatte Konjunktur. Über 80 000 Menschen seien in dieser

Woche nach Andechs gepilgert und –so wird überliefert- über 30 Priester zugleich  hätten Kommunion austeilen müssen. Viele Andechser Patres  lehrten an der Universtität Salzburg. Wie das Beispiel Gregor Schreyer zeigt, hatte auch die Pflege der Musik ihren

Stellenwert.

1759 verstarb Abt Bernhard Schütz. Sein Nachfolger wurde Meinrad Mosmüller aus Issing, heute Gemeinde Vilgershofen. Er war wie sein Vorgänger Novizenmeister im gemeinschaftlichen Noviziat der bayrischen Benediktinerkongregation. Er lässt zwischen 1763

und 1767 die zweigeschossige Klosterapotheke errichten. Er starb 1767. Ihm folgten mit Josef Hörl aus Hamfeld (1767-1775). Zur Zeit seines Amtsantritts herrschte eine große Hungersnot. Trotzdem konnte er den wirtschaftlichen Zustand der Abtei erfolgreich

verbessern. Johann Baptist Bergmann aus Regensburg  wurde am 8. September 1776 gewählt. Ihm lag die Förderung wissenschaftlichen Strebens am Herzen. So kümmerte sich um Vermehrung des Archivs und der Bibliothek. Aus seiner zeit stammt das physikalische

und Naturalienkabinett. Er starb am 30. November 1790. Mit Gregor Rauch  wurde am 3. Januar 1791  der letzte Abt in Heiligenberg bis zur Säkularisation 1803 gewählt  . Gregor war Sohn des Lehrers Johann Michael und der Maria Elisabeth Rauch. Er hatte noch 5

Geschwister, die alle ebenfalls Benediktiner waren. Er starb am 12. März 1812 bei seinem Bruder P. Placidus, der Pfarrer in Epfach war.

1803 wurden alle Klöster nach dem Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst. In Andechs wurde alles verkauft. nur die alte Apotheke und die Wallfahrtskirche blieb in Staatsbesitz. 1812 wurde die Apotheke aufgelöst. Ihr Inventar ging an das Allgemeine

Krankenhaus nach München. Die Konventualen durften zwar noch im Kloster wohnen bleiben. Aber jedes monastische Leben war ihr untersagt, so dass die ehemalige klösterliche Gemeinschaft rasch auseinanderfiel. Vor allem die jüngeren Mönche suchten neue

Aufgaben in der Seelsorge oder Lehre.

Die Versuche mit der Einrichtung einer regionalen Industrie gingen schief. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel ging das ehemalige Klostergut an den Freiherren von Jordan, der es erfolgreich bewirtschaftete. Er verkaufte es 1846 für 65000 Gulden an König Ludwig I.

von Bayern, der es aus seiner Privatschatulle erwarb. König Ludwig hatte schon die Klöster Metten (1830), Scheyern ( 1837)Weltenburg (1842) und in München sollte die Abtei St. Bonifaz neu gegründet werden. Zur wirtschaftlichen Versorgung wurde das Kloster

Andechs als Priorat der Stadtniederlassung gegründet.

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Paul Birker wurde am 19. Oktober 1814 als Sohn des Zimmermanns Josef Birker und der Agnes Abt in Sonthofen geboren. Nach dem Besuch des St. Anna Gymnasiums in Augsburg studierte er Theologie in München. Danach trat er in die neugegründete

Benediktinerabtei St. Stephan in Augsburg ein. Dort legte er 1838 die Profess ab und empfing ein Jahr später die Priesterweihe. Er wurde Novizenmeister und Prior des 1835 als Priorat von St. Stephan wiedergegründeten Kloster Ottobeuren. 1847 bestellte ihn

König Ludwig zum 1. Abt von St. Bonifaz in München. die Weihe erfolgte am 5. Mai 1851. Mit seinen strengen Vorstellungen von mönchischer Askese und Klosterleben konnte er sich im Konvent allerdings nicht durchsetzen. 1854 trat er deshalb zurück.

Er ging schließlich in die Schweiz, war hoch angesehen als Gelehrter, Schulmann und Prediger und bekam das Kloster Disentis übertragen.Allerdings resignierte er 1877 auch dort und zog sich nach St. Bonifaz zurück, wo er 1888 starb.

Auf ihn folgte Daniel Bonifaz von Haneberg. Er wurde am 16. Juni 1816 als dritter von vier Söhnen des Bauern Thomas Haneberg  auf einem Einödhof bei Kempten geboren. Da seine Sprachbegabung früh erkannt wurde, wurde er nach Kempten aufs Gymnasium

geschickt. Nach der dritten Gymnasialklasse wechselte er nach München. An der Universität München  studierte er Philosophie, Theologie und orientalische Sprachen. Neben Hebräisch, seinem Studienfach sprach er Arabisch, Koptisch, Armenisch, Farsi, Sanskrit und

Chinesisch. Natürlich beherrschte er Englisch, Französisch und Portugiesisch. Neugriechisch sprach er wie seine Muttersprache. Verständigen konnte er sich aber auch in Russisch und Türkisch. Zu seinen Universitätslehrern zählten Ignaz Dollinger und Johann Adam

Möhler, der römisch-katholischen Theologen, der die jüngere Tübinger Schule prägte. Ab 1840 war Haneberg außerordentlicher Professor, ab 1844 ordentliche Professor an der Uni München. Ab 1846 war ordentliches Mitglied der  Deutschen Morgenländischen

Gesellschaft. 1850 trat er als Novize in St. Bonifaz ein. Während seines Noviziats unterbrach er seine Vorlesetätigkeit für ein Jahr. 1854 wurde er zum Nachfolger für den zurückgetretenen Abt Paul Birker gewählt und am 16. März 1855 geweiht. Neben seiner

Bestimmung als Ökonomie erhielt Andechs die Aufgabe, ein Rettungs- und Erziehungshaus für  verwahrloste und gefährdete Jugendliche einzurichten. Dies geschah 1856 unter Abt Daniel Bonifaz. Das Haus arbeitete mit unterschiedlichem Erfolg und teilweise

auch gegen den Widerstand staatlicher Kulturpolitiker.

Papst Pius IX. wollte Daniel Bonifaz an die vatikanische Bibliothek berufen. Doch dagegen intervenierte Maximilian II. Dreimal war Daniel Bonifaz schon für einen Bischofsstuhl vorgeschlagen worden. Den 4. konnte er auch auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Pius

IX. nicht mehr ausschlagen. So wurde er 1872 auf den Bischofstuhl von Speyer erhoben. Dort wirkte noch bis zu seinem Tod als richtiger Seelsorgebischof. Er ist im Speyrer Dom begraben.

Das 400-jährige Jubiläum der Klostergründung wurde 1858 begangen. Die Zeitläufte waren andere geworden. Die Wallfahrt war zum Erliegen gekommen. Bitt-und Wallfahrtszüge waren verpönt.Großartige Kirchenfestlichkeiten fanden nicht mehr statt. “ nur mehr

die lebenslustige Welt bestieg den heiligen Berg um Naturschönheiten zu genießen oder irdische Interessen zu verfolgen” wie Pater Magnus Sattler in seinem “Büchlein vom Heiligen Berg” fast wehmütig vermerkt. Das Jubiläum wurde aber von einer großen

Menschenmenge begangen. Man war dankbar, dass Andechs “in den religiösen zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts bewahrt worden und wieder eine Trost-und Zufluchststätte für Hilfsbedürftige jeder Art”  geöffnet war.

In St. Bonifaz folgte Benedikt Zenetti auf Abt Daniel Bonifaz. Benedikt Zenetti wurde am 13. Mai als Sohn des bayrischen Regierungsbeamten Johann Baptist von Zenetti und seiner Ehefrau Josepha von Mieg geboren. Er war auf den Namen Wilhelm getauft worden.

Sein Vater wurde später Regierungspräsident der Pfalz. Wilhelm Zenetti begann 1839 an der Universität München mit dem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften. 1844 wechselte er zur Theologie und wurde am 1. August 1847 zum Priester geweiht. Er

trat zur gleichen Zeit wie sein Vorgänger in das neugegründete Kloster Sankt Bonifaz ein und nahm den Ordensnamen Benedikt an. König Ludwig berief ihn 1866 als ersten Prior in das wiedergegründete Kloster Schäftlarn. 1872 folgte er Abt Daniel Bonifaz nach.

Er war bis zu seinem Tod 1904 Abt in St. Bonifaz

Eine wichtige Person war für das Kloster Andechs der Prior Magnus Sattler (1827-1901) Er war ab 1858 Oberer und von 1873 an bis kurz vor seinem Tod Prior in Andechs. Mit Wagemut und Tatkraft legte er die Grundlage für das nachhaltige Wirtschaftswachstum

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der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe im 20. Jahrhundert. Die klostereigene Landwirtschaft stellte die Hauptlebensgrundlage dar. Die Brauerei war nur ein Nebenbetrieb, der Rohstoffe verarbeitete. Dessen Abfälle wiederum standen der Landwirtschaft als

Futtermittel zur Verfügung. 1871 ließ Pater Magnus die Brauerei auf Dampfbetrieb umstellen. 1893 wurden Fasstadel und Lagerhalle und 1894 das Sudhaus erneuert.1890 war der Klosterladen errichtet worden. Viele  andere Wirtschaftsgebäude wurden saniert,

neue Ställe gebaut. Der Viehbestand wurde verdoppelt, der Grundbesitz erweitert. Unter seinem Nachfolger als Prior Augustin Engel wird 1907 die siebenstöckige Mälzerei im neubarocken Stil erbaut. sie soll auch den abrutschenden Osthang sichern. Schließlich

entstehen 1925 und 1958 neue Füllereianlagen.

Auch als Buchautor hatte sich Magnus Sattler einen Namen gemacht mit seiner Chronik von Andechs “Das Büchlein vom Heiligen Berg.

Abt Georg Danner hatte 1905 die Schwaige Rothenfeld erworben. Hier wurde nun eine Fürsorgeanstalt gebaut. Seit 1879 waren auch straffällig geworden Jugendliche in Andechs aufgenommen worden. Da immer weniger Brudermönche in Andechs tätig waren,

die Kosten aber davonliefen und die wirtschaftliche Lage in den 20-iger Jahren immer schwieriger wurde, musste Abt Bonifaz Wöhrmüller (1919-1951) 1925 die Sankt Nikolausanstalt und 1933 die Gregoriusanstalt aufgeben. Die Gebäude wurden an die

Redemptoristen verkauft.

Im 2. Weltkrieg werden 25000 der wertvollsten Bände der Stiftsbibliothek von St. Bonifaz, die 130000 Bände umfasst, nach Andechs ausgelagert. Der in München verbleibende Bestand geht in der Nacht vom 9. März (auf Aschermittwoch) 1943 in flammen auf.

Durch eine glückliche Fügung wird das Kloster in den letzten Kriegstagen nicht bombardiert. Die Stadtabtei war aber völlig zerstört worden. Hinsichtlich der Ernährung wurde sie aber vom Landpriorat über Wasser gehalten. Abt Hugo Lang wurde 1951 als Nachfolger

von Abt Bonifaz Wöhrmüller gewählt. Er ist in Rottenburg an der Laaber am 3. Dezember 1892 geboren. In München hatte er Philosophie und katholische Theologie studiert. 1911 trat er in St. Bonifaz ein, 1918 wurde er zum Priester geweiht und 1925 promovierte er

in Tübingen. Seit 1946 war er Honorarprofessor an der Universität München. Einen Namen machte er sich als Rundfunkprediger mit seinen Sonntagspredigten, die der Bayrische Rundfunk von 1946-1952 ausstrahlte. 1951 wurde erschließlich Abt von St Bonifaz.

Seine wirtschaftlichen Kompetenzen wurden allerdings nicht so hoch eingeschätzt.

1968 trat mit Bruder Oswald Eser der letzte Andechser Brauer aus dem Konvent in den Ruhestand.

Nachfolger von Abt Hugo Lang wurde Odilo Lechner, der 1931 in München geboren wurde. Er studierte in München, Innsbruck und Würzburg Philosophie und Theologie. 1952 trat er in die

Benediktinerabtei St. Bonifaz ein. 1956 wurde er zum Priester geweiht. 1961 studierte er weiter und promovierte 1963 bei Professor Rudolf Berlinger  zum Doktor der Philosophie. 1964 wurde er Abt von St. Bonifaz und zweimal (1972-1978 und 1984-1993) und

1972-1982 1. Vorsitzender der Salzburger Abtskonferenz. 2003 löste ihn der jetzige Abt Johannes Eckert ab. Die letzte Wahl ging nicht ohne großes öffentliches Aufsehen ein. Von vielen war der bisherige Andechser Prior und Cellerar Anselm Bilgri

als neuer Abt erwartet worden. Nach Differenzen mit dem neuen Abt nahm Anselm Bilgri ein Sabbatjahr und erklärte dem Abt ein Jahr später, dass er nicht in die klösterliche Gemeinschaft zurückkehren werde.

Seit 1992 dem 10. Todestag von Carl Orff finden in Andechs die Carl Orff Festspiele in Andechs statt, seit 2011 in Trägerschaft des Klosters selbst. Carl Orff ist in der Schmerzhaften Kapelle” des Klosters  Andechs begraben

Zu 550 Jahrfeier, das wieder größer und festlich begangen wurden, pilgerten wieder Tausende auf den Heiligen Berg.

20 Mönche leben derzeit in den beiden Häusern der Abtei St. Bonifaz und Andechs, davon drei mit zeitlicher Profess und ein Novize.

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01 Mrz 2012

Kloster Amorbach

 

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Im Otterbachtal bei Amorbach entsprang eine Quelle, der schon in römischer Zeit Heilkraft nachgesagt wurde. Schon die Römer sollen hier einen Altar zu Ehren der dort wohnenden Quellnymphe errichtet haben. Es zählte durchaus zur “Strategie der iro-schottischen Mönche, die kurz nach 700 in den Südwesten des damaligen Germaniens zur Mission gekommen sind, heidnische Kultstätten um zu widmen. So soll der fränkische Gaugraf Ruthard 714 Pirmin und seine Gefährten gerufen haben, um den Odenwald zu christianisieren. Sie sollen auch ins Otterbachtal gekommen sein und sich an der Quelle niedergelassen haben und dort eine hölzerne Kirche gebaut haben. 734 wurde dann das Kloster Marienmünster gebaut und die Kirche angeblich von Bonifatius geweiht. Der erste Abt soll Amor gewesen sein und über 20 Jahre dort  regiert haben. Daher leitet sich auch der Name Amorbach ab. Andere leiten den Namen aber auch von “amarbach” her, was auf den Wasserreichtum der Gegend hinweist aber auch vom lateinischen amara=Sumpf abgeleitet sein könnte.

Aber weder Pirmin noch Amor sind für die Gründung Amorbachs historisch belegt und Pirmin war wohl in der fraglichen Zeit an anderen Orten. Auf jeden Fall hatte das Kloster eine interessante Lage an der Kreuzung eines alten Fernwegs gelegen, der vom Mainknie bei Miltenberg an den Necker nach Wimpfen führte und der Straße von Worms durch den Odenwald nach Würzburg. Es passte sicher in den Ausbauplan  der Karolinger, aber dass die vier um den Odenwald liegenden Klöster Fulda, Lorsch, Mosbach und Amorbach von der Zentralgewalt praktisch den Auftrag hatten, das unbesiedelte Waldgebiet zu erschließen lässt sich aus den Urkunden nicht erschließen. Für Lorsch (772) und Fulda (774) ist die Erhebung zur Reichsabtei urkundlich belegt, für Amorbach und Mosbach nicht. Auch erhalten Lorsch und Fulda

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großzügige Schenkungen von den Karolingern und viele Privilegien. Für die beiden kleineren Abteien ist nichts derartiges belegt.  Aus der Zeit der Karolinger gibt es nur zwei Urkunden die Amorbach betreffen, die eine ist eine Urkunde von 788, in der Karl der Große der Kirche von Würzburg Schenkungen seines Vaters für die Kirche Würzburg bestätigt. Das aber ist genau die Urkunde, mit denen das Bistum gegenüber Otto III. seine Ansprüche auf Amorbach “dokumentiert”. Die andere ist eine Schenkung Ludwig des Deutschen aus dem Jahr 849. Doch auch diese wird nicht als echt angesehen. Amorbach soll auch wegen seiner Rolle als Reichskloster stark in die Sachsenmission einbezogen gewesen sein. So stellte es die ersten 6 Bischöfe des um 800 gegründeten Bistums Verden an der Aller. Allerdings ist erst Haruch bis 808 Abt in Amorbach “echt” nachgewiesen. Der erste Verdener Bischof war Suitbert, ein Angelsachse und von 767-775 Abt in Amorbach. Er soll 786 von Karl dem Großen als Bischof nach Ostfalen entsandt worden sein. Die angeblich von Karl dem Großen am 29. Juni 786 ausgestellte Urkunde ist aber, wie man weiß, eine Fälschung aus dem 12. Jahrhundert, um mit der Konstruktion einer falsche Frühgeschichte des Bistums Verden von Hermann von Verden, um Ansprüche des Erzbistums Bremen abzuwehren.

Zwischen 915 und bis zur Schlacht auf dem Lechfeld 955 und dem Sieg Ottos des Großen über die Ungarn fallen diese immer wieder sengend und mordend im südlichen Teil des Reiches ein. Auch Amorbach wird zwei Mal geplündert und niedergebrannt. Viele Mönche werden ermordet. Der Maler Oswald Onghers hat “Die Ermordung der Mönche des Klosters Amorbachs durch die Hunnen” 1662 gemalt. Die Urkunden gehen verloren, vielleicht ein Grund, für die urkundenlose Zeit Amorbachs unter den Karolingern.

Die erste Urkunde für Amorbach ist 996 ausgestellt. Mit dieser Urkunde verleiht Otto dem Kloster die Immunität. Am 4. April 999 stellt Otto III. für das Bischof Würzburg auf Bitten des verstorbenen Bischofs Bernward (990-995) eine Urkunde aus, mit der er die Abteien Neustadt am Main, Schwarzach, Amorbach, Murrhardt und Schlüchtern dem Bistum Würzburg unterstellt, weil sie diesem ungerecht entzogen worden seien. Allerdings ist da Otto einer Fälschung aufgesessen.

Unter Erzbischof Brun von Köln (925-965) wurde 951 im Kloster Lorsch der ordo Gorziensis eingeführt.  Die Klöster von Fulda, Corvey, St. Gallen, St. Martin in Köln und Amorbach sind von dort aus reformiert worden. Die Gorzer Reformbewung unterschied sich stark von der von Cluny. Gorze plädierte für ein Reichsmönchtum unter weltlicher Herrschaft. Amorbach wird bis 1000 im Sinne Gorzes reformiert. Heinrich II.(1002-1024) war ein Schüler des Reformanhängers Erzbischof Adalbert von Magdeburg (910-981). Er förderte auch die Reformbewegung in den Klöstern des deutschen Reiches. 1013 setzte er in Fulda den Abt Brantho II., obwohl rechtmäßig gewählt kurzerhand ab und ersetzte ihn durch den Lorscher Reformabt, der dann in Fulda und Lorsch in Personalunion Abt war. Als dieser 1018 starb brachte er den Amorbacher Reformabt Richard ins Spiel, der dann auch gewählt wurde und von 1018-1039 ebenfalls in Personalunion Abt von Fulda und Amorbach war.

Schenkungen vom Kloster Lorsch um 1000 hängen wohl mit der Reformierung Amorbachs zusammen.

1015 gründete Heinrich II. das Kloster Michelsberg in Bamberg. Die ersten Mönche kamen aus Amorbach und Fulda.

Am 15. April 1016 verleiht Heinrich II. in Bamberg dem “ in der Wildnis des Odenwalds gelegenen  Abtei Amorbach” auf Bitten des Bischofs Heinrich von Würzburg die Immunität, das ist die Befreiung kirchlicher Personen oder Gütern von weltlichen Diensten oder Abgaben, aber auch die Zugriffsbeschränkung weltlichen Rechts auf kirchliche Besitztümer oder Orte.

Im Oktober 1016 verleiht er dem Kloster Prüm unter Abt Urold Immunität und Königsschutz. Das geschieht auf Bitten mehrerer Bischöfe und Auch Abt Richards von Amorbach.

Aus dieser Zeit stammt der Watterbacher Tragaltar, eine Goldschmiedearbeit aus dem frühen 11. Jahrhundert. Sie wurde möglicherweise für das Kloster Amorbach

401px-Watterbacher_Tragaltar_c1020geschaffen und ist heute im Bayrischen Nationalmuseum zu bewundern.

Nachfolger Abt Richards wird Abt Ezzelin. Er konnte durch Kauf des “Mudauer Odenwalds den Amorbacher Grundbesitz vergrößern. Gekauft hat er ihn um 1050 wohl von den Herren von Lohrbach. Die Benediktiner von Amorbach legten hier Rodungssiedlungen an, aus denen die Ortschaften um Mudau herum ihren Ursprung fanden. 1271 gelangten die Herrschaftsrechte durch Kauf von den Herren von Dürn an das Erzstift Mainz. Mudau bildete den Mittelpunkt der “Mudauer Zehnt”.Nach 1100 fand auch die Hirsauer Reformbewegung Anhänger im Kloster Amorbach, was noch heute die Westtürme der Abtei bezeugen. Die doppeltürmige Westfassade war Merkmal des Hirsauer Baustils.

1168 bestätigt Friedrich I. dem Bischof Herold von Würzburg die hohe Gerichtsbarkeit und untersagt gleichzeitig den Wiederaufbau der Burg Frankenberg,weil von da aus der Frieden in der gesamten Provinz ins besondere der Abtei Amorbach zerstört worden sei. Man kann annehmen, dass damit auch ein Vogteiwechsel für die Abtei erfolgt ist. Die Herren von Dürn werden zwar expressis verbis 1246 in dieser Funktion bezeugt. Es ist aber wahrscheinlich, dass sie schon zu Barbarossas Zeiten Vogteirechte über die Abtei ausübten. Rupert von Dürn war ein treuer Gefolgsmann Friedrichs I. und nahm an sechs Italienzügen des Kaisers teil. Er war bei der Krönung Barabarossas als König des Arelats sowie Heinrichs zum König  von Sizilien teil Außerdem fungierte bei ungefähr 140 Herrscherurkunden als Zeuge. Die Staufer hatten Interesse an diesem Raum und übten über Edelfreie wie die Herren von Dürn indirekte Herrschaft aus. Ihren Verwaltungssitz hatten sie in Walldürn. 1253 erhob Konrad von Dürn den Klosterort Amorbach zur Stadt. Die Familie der Dürn erlebte unter Konrad den Höhepunkt ihrer Macht, aber es setzte auch schon der Niedergang ein. Konradstarb 1253 danach wurde die Herrschaft unter die drei Söhne geteilt. Der Wildenberger Zweig unter Ulrich verkaufte 1271 Wildenberg samt umliegenden Dörfern an das Erzstift Mainz, 1272 die Stadt Amorbach den Zehnt und die Vogteirechte über das Kloster. Damit nahm das Stift im Odenwald den Platz der Dürn ein. Das Erzstift war der weltliche Herr geworden. Die kirchliche Herrschaft verblieb beim Bistum Würzburg.

Von 1373 bis 1397 war Friedrich Feyser Amorbacher Abt. Er ließ 1395 das Amorbacher Urbar anlegen, ein Güter-und Rechtsverzeichnis der Abtei.Wie viele andere Klöster hatte Amorbach um 1400 mit dem Rückgang der Klosterdisziplin zu kämpfen. Abt Dietrich von Kunnich (1406-1428) öffnete das Kloster auch für Nichtadelige, ein Rezept das auch in Rot, Steingaden und Reichenau gewirkt hatte.

Der Neffe Dietrichs, Heinrich von Kunnich (1428-1456) erreichte wie wirtschaftliche Gesundung der Abtei. 1448 wurde die Klostermühle und das Backhaus neu gebaut.

Das Kloster war nun in 19 Dörfern Vogteiherr und bezog Einkünfte aus 100 Ortschaften.

Dann kam allerdings das Jahr 1525 mit dem großen Bauernkrieg. Die Klöster waren als Zehntherren der Bauern natürlich besonders im Visier der Bauern.

kolwitzbauer22Der Odenwälder Haufe kam im April in die Nähe von Burg Hornberg. Der Bauernführer Wendelin Hipler nahmen Götz von Berlichingen als Hauptmann für 4 Wochen auf. Der Helle Haufe zog auf seinem Zug von Buchen vors Kloster Amorbach. Die Bauern forderten nun von Abt und Konvent Kleinodien, goldene und silberne Kirchengefäße und Bargeld. Dann wurde das Kloster geplündert. Es sollte auch gebrandschatzt werden. Dagegen wandte sich der Rat von Amorbach, weil das Kloster zu nah an den Häusern liege. Das Kloster wurde daraufhin nicht in Brand gesteckt sondern zerstört. Nur die Zinsbücher des Klosters gingen in Flammen auf. Götz von Berlichingen wird sich auf dem Reichstag von Speyer persönlich gegenüber Georg Truchsess von Waldburg rechtfertigen und erklären, das Niederbrennen von Wildenberg, die Plünderung Amorbachs und die Verwüstung von Miltenberg sei alles gegen seien Willen geschehen. Er habe sich dem Bauernhaufen nur angeschlossen, um schlimmeres zu verhindern. Das Kloster erholte sich relativ bald von Raub und Plünderung.

Die Reformation konnte sich in Amorbach nicht durchsetzen

1547 musste Amorbach  unter dem  dem Markgrafenkrieg leiden. Sehr viel schlimmer traf es aber Kloster und Umgebung im Dreißigjährigen Krieg. 1631 nahm Gustav Adolf Amorbach ein. Er setzte einen von Gemmingen als Präfekten ein. Das Kloster aber schenkte er mit allen Gütern dem Grafen von Erbach. Das Kloster wurde aufgehoben. Nach der verlorenen Schlacht von Nördlingen 1634. Die Schweden und der Graf von Erbach wurden von den Kaiserlichen vertrieben. Kaiser Ferdinand restituierte das Kloster wieder. Der Krieg war noch lange nicht zu Ende. 1643 zogen hessische Soldaten durch. Im April 1645 kamen die Schweden nochmals zurück. Im Juni 1645 nahm die bayrische Armee ihr Hauptquartier in Amorbach. 1648 rückten Franzosen ein. Die Pest und der Krieg hatten den Odenwald fast entvölkert. Die wirtschaftlichen Grundlagen waren weggebrochen.

Es lebten  nur noch 11 Mönche im Kloster.

Zwar war 1648 der Westfälische Friede geschlossen worden.  Aber 1674 überschritten französische Truppen den Rhein unter Marschall Turenne, eroberten die Pfalz und verwüsteten sie. Amorbach entging wieder einmal nur knapp einer Brandschatzung. Erst nach diesen Kriegswirren erholte sich die Abtei wieder.

1656 war Amorbach im Zuge von Gebietsbereinigungen weltlich und auch kirchlich an Mainz gekommen. Der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn (1605-1673) schränkte die Rechte Amorbachs zugunsten der fürstbischöflichen Gewalt ein. Er war übrigens einer der ersten Reichsfürsten, von Friedrich von Spee nachhaltig beeinflusst, der die Abhaltung Hexenprozessen auf seinem Territorium verbieten ließ.

330px-Kloster_Amorbach_17351660 wurde ein Gebäudetrakt mit Abtswohnung, Kellerei und Gästehaus gebaut.

Unter Abt Cölestin Mann, der von 1674-1713 regierte, lebten wieder 41 Mönche im Kloster. Unter Abt Engelbert Kirnbacher, der von 1728-1753 regierte wurde 1734 groß die Tausendjahrfeier begangen. Die Abteikirche wurde von 1742-1747 barock umgestaltet. 1778-1803 regierte mit Benedikt Külsheimer der letzte Abt des Klosters. Noch in seiner Amtszeit bekam Amorbach 1782 die seinerzeit größte Orgel der Welt, erbaut von den Gebrüdern Stumm aus dem Hunsrück.1783.1786 entstand noch ein neuer Konventsbau im amorbacher Zopfstil. Eine neue Bibliothek und ein Festsaal (Grüner Saal)wurden gebaut

Mit der Säkularisation 1803 endeten über 1000 Jahre Abteigeschichte. 24
Mönche mussten das Kloster verlassen.

Das Kloster fiel an die Fürsten von Leiningen. Der ehemalige Klostergarten wurde von Friedrich Ludwig Sckell zu einem Landschaftsgarten im englischen Stil umgestaltet, dem sogenannten Seegarten. Von ihm stammen auch die Englischen Gärten in Eulbach und München.

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01 Jul 2011

Kloster Steingaden

 

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Welf VI. wurde 1115 als Sohn des Herzogs Heinrich der Schwarze von Bayern und der Wulfhilde von Sachsen aus der Familie der Billunger geboren. Sein Bruder war Heinrich der Stolze. Als Oberhaupt der welfischen Adelsfamilie hatte er Welf mit Uta, der Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein Gottfried von Calw, verheiratet. Nach der Wahl des Staufers Konrad kam es zum offenen Konflikt zwischen Staufern und Welfen. Konrad entzog Heinrich die Herzogtümer Bayern und Sachsen und Welf, der mittlerweile Markgraf von  Tuszien war, die Markgrafschaft Tuszien.

1139 starb Heinrich. Welf wurde Vormund von Heinrich dem Löwen, dem Sohn seines Bruders Heinrich. Er vertrat nun die welfischen Ansprüche und konnte sie vor allem in Bayern behaupten. Das Verhältnis entspannte sich allmählich. 1146 nahmen sowohl Konrad als auch Welf das Kreuz. Er ordnete seine Verhältnisse und vor seiner Abreise gründete er das Kloster Steingaden 1147. Es sollte wohl in Absprache mit Heinrich dem Löwen die neue Grablege der Welfen werden.  Nach der Überlieferung der Prämonstratenser soll der Ordensgründer Norbert gesagt haben, als er sich auf einer Reise nach Rom befand und durch Steingaden kam, dass an diesem Ort einmal seine Mönche leben werden. “ In hoc loco habitabunt aliquando filii mei.”

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Mönche aus Rot besiedelten das Kloster. Als Propst wurde Anselm von Rot ernannt, der von 1147 bis  zu seinem Tod am 11. Februar 1162 Propst von Steingaden war. Wie damals üblich wurde Steingaden  als Doppelkloster gegründet.

Unter Anselm wurde das Kloster ein Hort strenger Lebensführung und hoher Gelehrsamkeit.

Schon 1156 wurde das Kloster  dem Papst unterstellt. Es gehörte zunächst zur Circaria Sueviae, aber ab dem 16. Jahrhundert zur Circaria Bavaricae. Es wurde der Diözese Augsburg zugeteilt, worüber lange gestritten wurde, weil es zu der Zeit eigentlich zu Freising gehört hätte.

Das romanische Münster, das sogenannte Welfenmünster, wurde 1176 unter dem 2. Propst Konrad (1162-90) geweiht. Der Sohn des Klostergründers, Welf VII. starb

WelfVIam 12. September 1167 in Siena an Malaria. Er wurde im Welfenmünster bestattet. Nachdem auch Welf VI. am 15. Dezember 1191 in Memmingen starb, wurde er neben seinem Sohn in Steingaden begraben.

In rascher Folge wurden dem Kloster die Pfarreien Peiting (1194) der Stammsitz der bayrischen Welfen, Wiedergeltingen und Prem (1197) Siebnach (1220) Wilmanshofen (1251), Ober und Unterirsingen (1284-1396) Epfach (1286), Holzhausen (1296) Trauchgau (1312) dann schließlich die Pfarrei Steingaden selbst inkorpiert. 1758 schließlich folgte noch Hohenfurch und Ingenried. In Südtirol und zwar in Algund (bei Meran) und Tschars hatte das Kloster seit 1218 ausgedehnte Weinberge. Es betreute auch die Wallfahrtskirchen von Ilgen, Kreuzberg und Wies.

Die Schwestern wurden bald unabhängig. Sie hatten aber unter dem Adel der Umgebung zu leiden. Deshalb flohen sie zusammen mit den Schwestern von Polling und Rottenbuch, auch eine Welfengründung 1284 nach Benediktbeuren, das damals noch ein Doppelkloster war.

Das Kloster Steingaden war seit der Gründung reichsunmittelbar. Der Konvent war bis zum 15. Jahrhundert ausschließlich dem Adel vorbehalten. Um 1400 verarmte der Konvent. Schlechte Klosterdisziplin und andere Bedrängnisse sorgten dafür, dass 1400 nur noch ein Kanoniker im Haus lebte. 1402 brannte es auch noch im Kloster.Zur selben Zeit machte auch das Mutterkloster Rot eine schwere Phase durch. Der dortige Abt Merk (1415-1420) schaffte eine allmähliche Konsolidierung der Roter Abtei und Abt Hessler (1421-1457), der auch der zweite Gründer Rots genannt wird, brachte das Kloster wieder zur Blüte. Er griff wohl auch in  Steingaden ein und forderte den Steingadener Propst Johann Sürg von Sürgenstein (1402-1431) zum Rücktritt auf. Außerdem wurde das Kloster unter den Schutz der Herzöge von Bayern gestellt. Langsam wendeten sich die Dinge wieder zum Besseren. 1434 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Der erste Abt war Johann Scheiterer (1431-1445). 1456 bis 1491 war Kaspar Suiter Abt. Er ließ das Kloster in spätgotischem Stil

_ka_ks-145_01erneuern. 1485 erhielt die Abtei die Pontifikalien.

Im April 1525 erhoben sich die Bauern im Allgäu und Mittelschwaben. Der Schwäbische Bund bat Herzog Ludwig von Baiern, nach Mindelheim Reiter zu legen.

Um den Lechübergang zu sichern, hatte er Kriegsvolk nach Landsberg gelegt. Am 20. April ließ er Buchloe plündern und legte es in Schutt und Asche. Die Antwort der Bauern blieb nicht aus. Der Allgäuer Haufe unter ihrem Führer Knopf von Leubas zündete die Burgen von Irmatshofen und Angelberg an und der Buchloer Haufe, mittlerweile über 3000 Aufständische stark unter ihrem Führer Sebastian Bader, zog nach Steingaden und brandschatzte und plünderte das Kloster. Dabei ging der größte Teil des Archivs verloren. Unter Abt Johann Dimpt (1527-1535) begann der Wiederaufbau im Renaissancestil. 1534 entstand das heutige Chorgestühl. Unter Abt Gallus Theiniger (1580-1606) kam 1600 ein Freskenzyklus hinzu, von dem in der Vorhalle die Welfengenealogie noch erhalten ist. Während viele Klöster im schwäbisch-bairischen Raum unter dem Schmalkaldischen Krieg und den Wirren der Reformationszeit zu leiden hatte, blieb Steingaden davon verschont und erlebte eine Blütezeit. Abt Theiniger machte sich auch um die Reform des Ordens verdient. Er rief Kanoniker aus Brabant. 1624 wurde ein Noviziat eingerichtet. Dann aber kam der Dreißigjährige Krieg. Abt August Bonenmayer (1645-1674) musste die erneute Zerstörung des Klosters erleben. 1646 brannten französische Truppen das Kloster nieder. Dabei wurde auch die Bibliothek zerstört. Aber er bewerkstelligte auch den Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen im aufkommenden Barockstil.

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Den Äbten gelang es schließlich alle Schäden zu beheben. Auch die Wirtschaftskraft

konnte wieder gestärkt werden. Ab 1616 übernahm Steingaden vom Kloster Oberzell die Rechte des Mutterklosters über das Stift Griffen in Kärnten. 1661 wurde das unter Ottheinrich 1557  im Zuge der Reformation aufgehobene und säkularisierte Kloster Speinshart, das 25 km südöstlich von Bayreuth und 30 km nordwestlich von Weiden liegt, von Steingaden aus wieder besiedelt .

Die jährlichen Einnahmen konnten wieder auf 34.000 Gulden gesteigert werden, wofür 904 Gulden Steuer zu entrichten waren. Es verfügte über 1619 Joch Waldbesitz also rund 950 Hektar. Auch die Zahl der Konventualen hatte sich durchaus positiv entwickelt. War 1404 nur noch ein Kanoniker im Kloster, so waren es 1623 schon 28, 1764 45 und 1803 bei der Aufhebung immerhin  noch 25. Das alles ließ sich nicht schlecht an. Abt Antonius Erath von Erathsburg (1708-1715) begann dann allerdings wieder mit verschwenderischer Amtsführung. Das Kloster war berüchtigt wegen seines luxuriösen Mönchslebens. Es hatte die schönsten Schimmelkutschpferde im weiten Umland.

Abt Hyazinth Gassner (1729-1745) wollte die im Prämonstratenserorden vielfach üblichen Fronleichsnamsprozession auch in Steingaden einführen. Dazu ließ er durch Pater Magnus Straub eine Figur zusammenzimmern die von dem Maler und Laienbruder Frater Lucas mit Ölfarben gefasst wurde. Von 1730-1732 wurde sie auch in der Prozession mitgeführt, dann aber wieder ausrangiert und beim Klosterwirt deponiert. Dieser schenkte sie 1738 der Wiesbäuerin Lori, die dort einen Einödhof führte. Kurz danach erzählte ihr Mann Martin Lori überall herum, seine Frau habe die Figur weinen sehen. Die Steingadener Mönche waren sehr skeptisch. Der Abt meinte, man solle dem Lori auf keinen Fall Glauben schenken. Schließlich sei er als Alkoholiker bekannt. Trotzdem machte die Erzählung schnell die Runde. Ein regelrechter Wallfahrtsboom brach aus. Bauer Lori verköstigte die Pilger und machte glänzende Geschäfte. Daran wollte auch der Konvent teilhaben. Eine Wallfahrtskirche

120px-Baviera._Iglesia_de_Wies_(Wieskirche)  sollte gebaut werden. 1744 gab es die ersten Baupläne. Baumeister ist Dominikus Zimmermann, im Prämonstratenserorden kein Unbekannter. Schließlich hat er auch die Wallfahrtskirche Steinhausen mit dem Gnadenbild Mariens ausgeführt und auch einen Bauplan für das Neue Kloster in Schussenried entworfen. Der allerdings nicht zur Ausführung kam.

1745 wurde noch ohne Baugenehmigung begonnen. Abt Hyazinth Glaser verstarb 1745. Er legte seinem Nachfolger Abt Marian Mayr (1745-1772) den Bau der Wies ans Herz. Der neue Abt stammte übrigens wie Dominikus Zimmermann aus Landsberg am Lech. Die Baukosten waren mit 30.000 Gulden veranschlagt. 1746 legte Probst Herkulan Karg aus Diessen den Grundstein. Aber die Baukosten stiegen, schließlich auf das achtfache des Voranschlags. Einmal waren die Transportkosten enorm hoch, dann fielen hohe Holzkosten  an für Dachstuhl und Gewölbe. Dazu kam noch sehr schwieriges Gelände,  der Lehm der Endmoräne.

Außerdem mussten 20.000 Gulden für den Wegebau aufgebracht werden, zunächst für den Transport, aber auch die Pilger mussten ja anreisen, damit sich das rechnete. Steingaden war pleite. Der Abt resignierte. Das Kloster erholte sich bis zur Säkularisation nicht mehr, obwohl mit dem letzten Abt Gilbert Michl (1786-1803,+ 1828) nochmals ein guter Wirtschafter an der Regierung war.

Bleibt noch anzumerken, dass auch der Bau von Steinhausen den damaligen Schussenrieder Abt Didacus Ströbele 1733 zur Abdankung gezwungen hatte. Dominikus Zimmermann verbrachte seinen Lebensabend in einem Haus neben der Wies. Die Familie Lori hatte den Sprung von der armen Einödbauernfamilie zur angesehenen Gastwirtsfamilie geschafft. Der als Kirchenbauer wenig erfolgreiche Sohn von Dominikus Zimmermann heiratete 1750 die mittlerweile verwitwete Entdeckerin des Tränenwunders

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Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Klostergebäude wurden von den Brüdern Mayer erworben und 1819 bis auf den Flügel mit dem romanischen Kreuzgang abgebrochen. Die Klosterkirche, das Welfenmünster ist jetzt Pfarrkirche von Steingaden. Angeblich hatte der bayrische Staat geplant, auch die Wieskirche abreißen zu lassen. Nur der Widerstand der Bauern aus der Umgebung habe dies verhindert. Belegen lässt sich das aber nicht.

Heute aber ist die Wieskirche  Weltkulturerbe und großer Touristenmagnet am Ende der Romantischen Straße.

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Pröpste und Äbte von Steingaden

1. Pröbste

Anselm          1147-1162                         Eberhard      1293-1311

Konrad           1162-1190                        Ulrich             1311-1337

Gebizo            1190-1198                       Berthold          1337-1379

Walter             1198 –1208                     Berthold          1369-1379

Berthold          1208-1223                       Johann Brotschneider 1379-1385

Gebizo             1223-1239                      Konrad              1385-1392

Berthold           1239-1265                     Ulrich                 1392-1400

Mangold           1266-70,1276                Petrus               1400- 1402

Egino                1270 ?-1281                  Johann Sürg von Sürgenstein

Heinrich            1273                               1402-1431

Dietrich              1281-1293

                                           2. Äbte

Johann Scheiterer   1431-1445               Johann Dimpt  1527-1535

Johann Pfeiffer        1445-1450               Michael Moser 1535-1553

Konrad Fischer        1450-1456               Joachim Wiedemann (Salicetus)

Kaspar Suiter           1456-1491               1553-1580

Vitus Meier               1491-1500               Gallus Theininger 1580-1606

Ulrich Griespeitel      1501-1523               Georg Frühschütz 1606-1623

Norbert Marstaller    1623-1645              Magnus Pracht 1715-1729

August Bonenmayer 1645-1674              Hyacinth Gaßner  1729-1745

Gilbert Schmid von Wellnstein                  Marian Mayr 1745-1772

1674-1684                                               Gregor Fischer 1772-1774

Hieronymus Hail         1684-1687             Franz Weber 1774-1777

Augustin Bauer           1687-1699            Augustin Bauer 1777-1784

Marian Biechele          1699-1708             Gilbert Michl 1686-1803 + 1828

Antonius Erath v. Erathsburg 1708-1715

09 Jun 2011

Reichsabtei Elchingen

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Um 1075 wird Graf Adalbert von Elchingen (Ravenstein-Irrenberg) als Sohn des Hochfreien Adalbert des Älteren von Stubersheim geboren. 1102 oder 1103 heiratet er Bertha von Boll (Gräfin von Elchingen). Diese ist die Tochter Friedrichs I. von Schwaben und der Agnes, der Tochter von Kaiser Heinrichs IV. Diese beiden haben eine Tochter, Luitgard, die mit Konrad dem Großen von Wettin vermählt ist.

Graf Adalbert gründete vor 1120 zusammen mit seiner Gemahlin Bertha ein Kloster in den Ulmer Donauauen. Es entstand als Reformkloster, Klöster die zwischen 1080 und 1020 in rascher Folge gegründet wurden, sowie Neresheim, Wiblingen, Blaubeuren, Zwiefalten und Lorch. Die Erneuerungsbewegung des benediktinischen Mönchtums ging von Cluny in Burgund aus und wurde in Deutschland hauptsächlich von Hirsau getragen.

Der erst Abt in Elchingen war Andreas von Aichheim. Er regierte von 1128-1139. Die ersten Mönche kamen aus Lorch und aus Hirsau. Sie brachte auch außer den Reformideen die neue romanische Bauweise im streng gebundenen System mit, das sogenannte Hirsauer Bauschema. Hierbei werden die Querarme, der Chorarm und die beiden Langhausjoche mit ihren Seitenschiffen aus den Maßen der Vierung der Kirche entwickelt. In dieser Weise wurde die erste Klosterkirche in Elchingen zwischen 1150 und 1160 errichtet und der Mutter Gottes und den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Markgraf Konrad von Meißen, der Schwiegersohn des Stifterpaares, verlegte das Kloster auf seine Burg über dem Dorf Elchingen.

300px-Dresden_Fuerstenzug_Konrad_der_GrossePapst Innozenz II. (1130-1143) nahm das Kloster in den Schutz des Apostolischen Stuhles. Das Kloster erhielt reiche Schenkungen und hatte schon bald großen Grundbesitz und Wohlstand. Es wurde aber auch von großen Bränden heimgesucht, so im Jahre 1395, 1430 durch Blitzschlag und 1469. Viele Urkunden gingen so verloren. Abt Friedrich Zwirner (1431-1461)aus Bernstadt gilt als wichtiger Bauherr.

In seiner Regierungszeit war das Kloster abgebrannt. Auch sein Nachfolger

Paul Kast aus Ulm ist als großer Bauherr überliefert. Dieser wurde noch zu Lebzeiten Friedrichs Zwirner, der 1465 starb, zum Abt gewählt. Kast starb 1498.

Noch in seiner Amtszeit wurde das Kloster von König Maximilian 1486-1519)  zur freien Reichsabtei erhoben. Der Abt war als Reichsprälat im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches vertreten. Doch die Reichsstadt Ulm hatte ein Aufsichtsrecht über das Kloster. Fast ein Jahrhundert lag der Konvent im Streit mit der Stadt Ulm.

Die Lage an den bedeutendsten Heerstraßen der damaligen  Zeit, nämlich Ulm-Nürnberg und Ulm Augsburg brachte dem Kloster  nicht nur Segen. Mehrmals wurde es restlos ausgeplündert.

Im 15. galten die Elchinger Mönche und ihr Klosterleben als vorbildlich. Sie stellten öfters auch Äbte für Klöster in Schwaben und verbreiteten so die vom Kloster Melk ausgehende Reformbewegung des Benediktinerordens in Schwaben.

Unter Abt Hieronymus Herzog, der 1519 Abt wurde und 1541 starb wurde das Kloster im Bauernkrieg 1525 kurz vor der Schlacht von Leipheim von 4000 Langenauern und 5000 Leipheimern geplündert.

1520-1522 wird in Ulm die Reformation eingeführt. Die Reichstadt Ulm unterband den katholischen Gottesdienst. Abt und Mönche wurden gezwungen, das Kloster zu verlassen. Unter Abt Andreas Thierlin (1541-1547) besetzten 1546 spanische Truppen das Kloster. Im Donaufeldzug des Schmalkaldischen Krieges wurde das Kloster  dann in Brand gesetzt. 1547 setzte Kaiser Karl V. (1520-1556) die Mönche aber wieder ein. Noch während des klosterneubaus starb Abt Andreas 1547. Sein Nachfolger Thomas Klaus aus Weisenhorn starb nur 16 Tage nach seiner Wahl an der Pest. Der Abtei blieben nur wenige Jahre der Erholung und Entspannung.

Unter den Äbten Johannes II. Speigelin (1620-1638) und Johannes III. Treu aus Günzburg 1638-1657 tobte der Dreißigjährige Krieg. Die Abtei hatte wieder Plünderung und Zerstörung zu erleiden und musste immense Abgaben leisten.

Abt Johannes Treu gründete zum Dank für die Rettung aus Kriegsnöten die Siebenschmerzensbruderschaft. Die seit alter Zeit bestehende Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter Gottes von Elchingen nahm großen Aufschwung.

170px-Wolframs-Eschenbach_Liebfrauenmünster_Marienkapelle_Gnadenbild_detail Abt Anselm Bauser (1657-1685) erneuerte die Kirche in “italienischem Stil”

Das Kloster gelangte nochmals zu großer Blüte. Unter Abt Robert Kolb (1766-1793)

wurde die Klosterkirche noch einmal durch Blitzschlag zerstört. Sie wurde aufwändig frühklassizistisch erneuert. Der Wettenhausener Stiftsbaumeister Joseph Dossenberger (1720-1785), ein Schüler von Dominikus Zimmermann, entwarf den Bau. Die Ausstattung des Langhauses sowie die Deckenfresken übernahm Januarius Zick (1730-1797), der ja auch in Wiblingen und Rot an der Rot

gewirkt hatte.

Robert II. von Elchingen wurde 1801 zum Abt gewählt. Aber 1802 wurde das Kloster säkularisiert. Der letzte Abt starb 1810 in Elchingen.

Die Besitzungen des Stiftes fielen an Bayern. Die Gebäude wurden versteigert. Dei Bibliothek kam nach Dillingen.

1840 waren fast alle Klostergebäude abgerissen.

Berühmt wurde Elchingen auch in den Napoleonischen Kriegen. Am 14. Oktober 1805 schlug der französische Marschall Ney österreichische Truppen, die sich auf dem Klosterberg verschanzt hatten. Von seinem Kaiser erhielt der siegreiche Feldherr den Titel eines Herzogs von Elchingen.

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12 Apr 2011

Kloster Ursberg

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Der Name Ursberg wurde im Mittelalter wohl aus Ursus” Bär abgeleitet. Deshalb auch der Bär im Wappen. Heute deutet man es Berg des Ur oder Auerochsen. Urkundlich wird Ursberg 1104 erstmals im Zusammenhang mit einem Wernher von Ursberg erwähnt. In Ursberg auf dem Michelsberg stand ursprünglich die Ursberger Burg. Dort wohnten die Edelfreien von Schwabegg, Lützelburg, Hairenbuch und Waltenhausen. Die Stammburg der Herren von Schwabegg war die frühmittelaterliche Ungarnschutzburg Haldenburg in den Stauden auf der Wertachleite. Dort lebten die Schwabegger als staufische Dienstleute. Sie starben schon relativ früh aus. 1167 fiel der letzte Namensträger Adelgoz auf dem Kreuzzug des Barbarossa einer Seuche zum Opfer.

1119 errichtete der Edle Wernher III. von Schwabegg-Balzheim unterhalb seiner Burg in Ursberg ein Kloster . Auch das Augustinerchorfrauenstift Edelstetten wurde von der Familie von Schwabegg gegründet und zwar von Gisela von Schwabegg-Balzhausen, die in diesem Kloster auch erste Äbtissin war.

Nach der Überlieferung des Prämonstratenserordens lebten 1125 schon regulierte Chorherren in Ursberg. Diese traten anlässlich eines Aufenthalts von Norbert von Xanten seiner Gemeinschaft bei. Um 1127 sandte Norbert den Mönch Ulrich, der in seiner Gemeinschaft in Prémontre lebte mit Gefährten nach Ursberg. Er wurde der erste Propst und schuf die Voraussetzungen für ein blühendes Klosterleben. Er starb am 1. August 1136 in Ursberg. Sein Nachfolger war Grimo (um 1100-1173) Er wurde später selig gesprochen. In einer Augsburger Bischofsurkunde erscheinen die Ursberger Chorherren als Brüder nach der Regel des Heiligen Augustinus, also Prämonstratenser.

Graf Werner war der Vogt des Bistums Augsburg und wie der Augsburger Bischof

Hermann von Augsburg auf Seiten des Königs gegen den Papst. Die Exkommunikation des Bischofs von 1119-1123 brachten Klerus und Klöster der Diözese in einen Loyalitätskonflikt. Auch der Vogt ging auf Distanz zum Bischof. Ungeachtet der Querelen des immer noch andauernden Investiturstreits blühte das Kloster rasch auf. Schon 1128 besiedelte Ursberg das Stift Osterhofen bei Passau. 1130 folgte das in der Nähe gelegene Stift Roggenburg und 1135 das Stift Kaisheim

1130 bestätigt der Augsburger Bischof das Kloster  und stattet es mit dem Recht der freien Propstwahl aus.

1143 wird die Abtei mit Zustimmung der Stifterfamilie unter den Schutz Konrad III., des ersten Staufer auf dem Königsthron, gestellt. Er privilegiert das Stift als Reichskloster.

Der Adel der Umgebung bedachte das Kloster großzügig mit Stiftungen. Einige Adlige traten ins Kloster ein und widmeten beim Eintritt ihre Besitzungen dem Kloster, so Ritter Ulrich von Hasberg (Propst von 1182-1203) und Konrad von Lichtenau (Propst von 1226- 1240), der lange Zeit als alleiniger Verfasser der Ursberger Chronik galt.

Es kamen weiter Filialgründungen dazu. 1140 übernahmen die Chorherren aus Ursberg das Stift Schäftlarn im Isartal und 1142 holte Bischof Otto von Freising (um 1112-1158) die Ursberger Chorherren zur Gründung von Neustift bei Freising. Ursberg hatte noch im 18. Jahrhundert das Recht zur Visitation der Tochterklöster.

Um 1215 schreibt Propst Burchard die Ursberger Chronik. Erst seit 1764 gilt Burchard und nicht sein Amtsnachfolger Konrad von Lichtenau als Verfasser. Burchhard wurde um 1170 in Biberach an der Riss geboren. 1202 wird er durch den Konstanzer  Bischof Diethelm von Krenklingen zum Bischof geweiht. 1205 tritt er als Novize ins Prämonstratenserstift Schussenried ein. Schon 1209 wird er dort zum Propst gewählt. In Schussenried war er wohl nicht sehr lange. 1210 ist er in Rom. 1215 wird er in Ursberg zum Propst gewählt. in Ursberg schreibt er auch seine Chronik. Sein genaues Sterbedatum ist unbekannt. Es liegt um 1231. Die Chronik zählt zu den bedeutendsten, allerdings noch zu den letzten unübersetzten Werken der mittelalterlich-lateinischen Weltchronistik.

Zu  den bedeutendsten noch erhaltenen Kunstwerken aus Ursberg zählt das romanische Kreuz mit den Assistenzfiguren der Gottesmutter und des Evangelisten Johannes.

KreuzursbergWie bei den frühen Prämonstratenserklöster üblich war Ursberg ein Doppelkloster. Der Frauenkonvent bestand noch 1320.

Nachdem 1167 das letzte männliche Mitglied der Familie von Schwabegg verstorben war, zog Kaiser Friedrich Barbarossa die Vogteirechte an sich. Das heißt der jeweilige Propst oder später Abt war im Territorium des Klosters Landesherr.

Die Vogtei kam im 13. Jahrhundert an das Reich. Von da hatten die Vogtei gewöhnlich die Inhaber des Reichslehens von Neuburg an der Kammel inne, die Geschlechter von Hohenberg (1273), von Ellerbach (1349), von Rechberg, von Montfort, die Reichsstadt Ulm (1523) und ab 1548 Österreich.

Um 1350 erhält das Kloster wichtige Herrschaftsrechte, als Karl IV. Burkhart von Ellerbach die Vogteirechte übertrug. Spätestens 1365 wird Ursberg zur Abtei erhoben. 1418 erhalten die Ursberger Äbte die Pontifikalien.

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Abt Wilhelm Sartor (1407-1448) ist der erste infulierte Abt von Ursberg. Das 15. Jahrhundert gilt aber als Zeit ständiger Konflikte zwischen den Äbten und dem Konvent.

Seit 1488 gehört die Abtei dem Schwäbischen Bund an, dem 1488 auf dem Reichstag von Esslingen auf Veranlassung von Friedrich III. gegründeten Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände.

Im Bauernkrieg 1525 wird das Kloster ausgeplündert und verwüstet. Die Konventsgebäude fielen der Brandstiftung einer Bäuerin zum Opfer. Das Kloster soll acht Tage lang gebrannt haben. Die Truppen des Schwäbischen Bundes hielten dann aber ein blutiges Strafgericht über die Klosteruntertanen.

Knapp 100 Jahre später, nämlich 1632 zogen die Schwedischen Truppen durch Schwaben. Das Stift und die Kirche wurde wieder ein Raub der Flammen. Auch das Archiv ging dabei großenteils verloren. Wie im übrigen Schwaben wütete die Pest und Hunger Not suchten auch Ursberg heim. Das nicht weit entferne Roggenburg hatte nach 1200 Einwohnern im Jahr 1632 am Kriegsende gerade noch 16. Der Ursberger  Konvent lebte weit verstreut und  bezog erst 1644 auf dem Michelsberg eine Notunterkunft. Zwischen 1666 und 1674 wurde der Wiederaufbau der zerstörten Kirche und des Stifts in Angriff genommen. Im Gegensatz zu anderen Konventen in Schwaben wurde Ursberg kein eigentliches Barockkloster. Erst 1766 entschloss man sich zu einer Renovierung im Stil des späten Rokokos. Neben der regen Bautätigkeit wurde 1777 auch eine umfassende “Policey-Ordnung” erlassen, die die Sonn-und Feiertagsordnung regelte, den Wirtshausbesuch bis hin zum Glücksspiel der Stiftsuntertanen. Ende des 18. Jahrhunderts war wie in allen schwäbischen Klöstern Experimentierfreude und Wissensdurst am Werk. In Schussenried lebte der “fliegende Mönch” und in Ottobeuren und Ursberg ließ man einen Heißluftballon im Klosterhof starten, allerdings mit wenig Erfolg.

Erst 1775 wurde die Abtei reichsunmittelbar.

1793 wurde in Ursberg die Lateinschule gebaut und 1795-1796 die Bibliothek.

Das Jahr 1802 bedeutete wie für praktisch alle Klöster das Ende der Prämonstratenserabtei Ursberg. Die Säkularisation beendete überall bis zu 1000 Jahren Klosterleben. Zwar galt Ursberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts als eines der ärmsten Prälatenklöster. Doch hatte es kräftig in Eigenbetrieben investiert

249bund verfügte bei seiner Auflösung über beachtliche Aktiva. Kloster Ursberg fiel an das bayrische Kurfürstentum, durfte aber noch drei Jahre das Klosterleben weiterführen.

1884 kaufte der schwäbische Pfarrer Dominikus Ringeisen den leerstehenden Gebäudekomplex vom bayrischen Staat und begann mit der Errichtung seiner “Kretinen, Blinden, Taubstummen und Epileten-Versorgungsanstalt”. Er gründete die Schwesternkonkregation St. Josef, die nach den Regeln des heiligen Franziskus lebte. Beim Tode Ringeisens 1904 galt sein Werk mit Filialen in ganz Bayern als größte karitative Einrichtung der katholischen Kirche in Deutschland. Die nationalsozialistische Ideologie machte natürlich auch nicht vor Ursberg halt. 227 Patienten, überwiegend Männer, wurden zwangssterilisiert. Im Zuge der Euthanasie wurden 199 Menschen ermordet. Weitere 180 starben an Hunger und bewusster Vernachlässigung.

Das Dominikus-Ringeisen-Werk ist heute eine Stiftung öffentlichen Rechts. In Ursberg ist nach wie vor eine Heil-und Pflegenanstalt mit zahlreichen Werkstätten, eine Fachschule für Heilerziehungspflege, eine Förderschule, ein Gymnasium und ein Klostergasthaus mit eigener Brauerei.

index1Pröpste und Äbte Ursbergs

PRAEPOSITI:

  • Ulrich I 1125-1136
  • Grimo 1136-1172
  • Walchun 1172-1178
  • Dietrich I 1178-1182
  • Ulrich II v. Hasberg 1182-1203
  • Friedrich I 1208-1215
  • Burchard 1215-1226 res + 1230
  • Konrad I von Liechtenau 1226-1240
  • Berthold I 1240-1245
  • Konrad II v. Winzern 1245-1248
  • Friedrich II 1248-1257
  • Heinrich I von Knöringen 1258-1262
  • Hermann 1a 1262-1268, depos.
  • Dietrich II 1268-1275
  • Hermann 2a 1275-1283
  • Ludwig I 1283-1295
  • Heinrich II v. Knöringen 1295-1300
  • Albert I von Eßlingen 1300
  • Berthold II v. Marchtal 1300-1301
  • Ludwig II 1301-1318
  • Heinrich III von Kirchheim 1318-1323
  • Konrad III Pileolus 1323-1324, res.
  • Heinrich IV Ziechenbogen 1324-1333
  • Albert II 1333-1340
  • Heinrich V. Keller 1340-1348, res.
  • Berthold III 1348-1355

ABBATES:

  • Heinrich VI v. Rain 1355-1374
  • Albert III 1374-1398
  • Heinrich VII v. Pfeffenhausen 1398-1407
  • Wilhelm I Sartor 1407-1448, res.
  • Balthasar v. Seebach 1448-1449
  • Jodocus Seiz 1449-1458
  • Ulrich IV Säckler 1458-1469, depos.
  • Johannes Gerngroß 1469-1479
  • Johannes II Ribler 1479-1500, res.
  • Wilhelm II Henselmann 1500-1523
  • Thomas Mang 1523-1569
  • Georg I. Lechler 1569-1575
  • Georg II Lock 1575-1589, res.
  • Michael Ammann 1589-1592
  • Jacobus Müller 1592-1595
  • Johannes III Sausenthaler 1595-1617
  • Vitus Schönhainz 1617-1628, res.
  • Matthaeus Hechenrieder 1628-1672
  • Maximilian Endgruber 1672-1681
  • Joseph I Dürr 1681-1708, res.
  • Joseph II Held 1708-1729
  • Johannes Evang. Haller 1729-1746, res.
  • Joseph III Seitz 1746-1771
  • Wilhelm III Schöllhorn 1771-1790
  • Aloysius Högg 1790-1803

08 Mrz 2011

Kloster Sankt Mang in Füssen

Magnus-Gallus

Füssen liegt an der bedeutenden Handelsstraße der “Via Claudia Augusta” von Norditalien nach Augsburg.Die Lage am Austritt des Lechs aus den Alpen machte den Ort auch für die Ausbreitung des Glaubens interessant.

Maginold, ein seinem Namen nach alemannischer Mönch, und  sein Gefährte Theodo hatten den irischen Mönch Gallus 613 in die von ihm gewählte Einsamkeit begleitet. Sie hatten sich noch lange nach dem Tode von Gallus an der Steinach aufgehalten. In im inzwischen wohl klösterlich geordneten Sankt Gallen gab es aber noch einen Mönch romanischer Geburt mit Namen Magnus. Da vermischen sich nun die beiden Personen zu einer, dem Allgäuheiligen St. Mang. In der Mitte des 8. Jahrhunderts erhielt das Kloster St. Gallen in der Zeit des Abtes Otmar eine Einladung des ersten geschichtlich feststehenden Augsburger Bischofs Wichbert (738-772), die Lechgegend zu christianisieren. Dieser Bitte folgte unser Magnus zusammen mit seinem Gefährten Theodor. Theodor blieb in Kempten, Magnus wirkte am oberen Lech. Der Legende nach vertrieb er hier die gefürchteten Lechgeister. Zunächst baute er in Waltenhofen ein Bethaus. Zwischen 725 und 748 baute er eine Zelle  und hoch auf einem Felsen über dem Lech eine Kapelle, die dem göttlichen Erlöser (Salvator Mundi) geweiht war. König Pippin  beschenkte die Zelle St. Mangs mit Gütern aus dem Kaltensteiner Gau(altschwäbisches Herzogsgut). Auf Initiative des Augsburger Bischofs Simpert (um 778 bis 807) entwickelte sich aus der Einsiedlerzelle des St. Mang das Benediktinerkloster in Füssen als Eigenkloster der Augsburger Bischöfe. Noch unter Bischof Nitker (816-830) begann man mit dem Bau einer Marienkirche. Der Bau kam unter Bischof Lanto (833-860) zum Abschluss.  Zusammen  mit dem Kirchenbau wurde nach dem Sankt Gallener Klosterplan (zwischen 819 und 826 entstanden) eine quadratische Klosteranlage errichtet. Etwa gleichzeitig mit dem Benediktinerstift entstand ein karolingischer Königshof. Aus Königshof und Kloster entstand die mittelalterliche Stadt Füssen als Stapel-und Umschlagplatz für den Italienhandel. Kurz nach Fertigstellung des Kirche ließ Bischof Lanto (833-860) mit Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Otgars den Leib des heiligen Magnus, der angeblich unversehrt war, was seine Heiligkeit bewies, erheben und in einer neuen Grabstätte beisetzen. Bisher war er in der Mitte der alten Kirche bestattet. Magnus hatte nun den Rang eines Heiligen und wurde in der Folgezeit als Apostel des Allgäus verehrt. In der Mitte des 9. Jahrhunderts erlangte die Abtei ihre Unabhängigkeit von St. Gallen. Die Reliquien wurden zwischen 896 und 898 nach Lorch und St. Gallen übertragen.

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Das Kloster stand bis zum 12. Jahrhundert unter dem Schutz der Augsburger Bischöfe. Die Vogteirechte lagen zunächst bei den Welfen und ab 1191 bei den Staufern. Nach dem Tod Konradins, des letzten Staufers 1268 fiel das Herzogtum Schwaben an das Reich zurück. Die Vogteirechte gingen   an den Bayernherzog Ludwig den Strengen über. Zwischen 1274 und 1286 wurden Füssen die Stadtrechte verliehen. Der erste urkundliche Nachweis des Füssener Stadtrechts ist 1295 bezeugt. Ab 1313 unterstanden Kloster und Stadt den Augsburger Bischöfen. Die karolingischen Bauten St. Mangs wurden mit Ausnahme der Marienkapelle  Mitte des 13. Jahrhunderts beseitigt. Unter Abt Ulrich Denkinger wurde 1339 der zunächst flachgedeckte Kirchenchor eingewölbt. Unter Abt Johannes Hess (1458- 1480) erhielt die Kirche eine umfangreiche Neuausstattung,

kostbare Reliquiare und ein Chorgestühl. Erhalten haben sich davon die Mutter Gottes Statue vom damals neu errichteten Hochaltar. Der Bauernkrieg und die Reformation scheint Füssen nicht strak betroffen zu haben.

imagesUm 1600 beauftragt das Kloster St. Mang den Maler Jacob Hiebeler, den  Füssener Totentanz zu malen. Im letzten Bild fordert der Tod, den Maler auf: “Jacob Hiebeler laß das mahlen stohn, Wirff bensel hin, du muest darvon!” Der Totentanz wurde 1602 beendet. Der maler folgte dem Tod wohl nicht sogleich, denn er ist noch bis 1618 archivalisch belegt. Der Füssener Totentanz hatte eine große Ausstrahlung ins Lechtal, ins Tannheimer Tal und bis nach Sonthofen.  Auch im Dreißigjährigen Krieg scheint Füssen und damit auch das Kloster glimpflich davon gekommen zu sein. Zwar war es 1632 zweimal von schwedischen Truppen besetzt und musste auch Brandschatzung bezahlen. Aber es ist unzerstört davon gekommen. Gewütet hat in den Jahren 1632-1635 allerdings die Pest. Die Kommunikantenzahl lag 1658 um rund 45 % unter dem Stand von 1626. Ähnlich war auch der Rückgang der Haushalte. Nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges erholte sich das ganze Land allmählich. Im Kloster St. Mang sollten auch gegenreformatorische Zeichen gesetzt werden. Unter Abt Gerhard Oberleitner (1696-1714) wurde 1701 nach Plänen des Architekten Johann Jakob Herkomer (1652-1717) der barocke Baukomplex errichtet. Mit seinem Werk in St. Mang begründete er seinen Einfluss auf die ostschwäbische und tirolische Architektur der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts insbesondere auf die Kirchenbauten des Dominikus Zimmermann.

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Die Bibliothek wurde als Beleg von Gelehrsamkeit und Weisheit repräsentativ ausgelegt.Der Bibliotheksbau von St. Mang gilt als der originellste von Bayrisch Schwaben.

Natürlich machte die Säkularisation auch nicht vor St. Mang halt. Die Stadt Füssen kam 1802 an das Kurfürstentum Bayern, das Kloster an die Fürsten zu Oettingen-Wallerstein. Am 15. Januar 1803 wies Fürstin Wilhelmine den letzten Abt Aemilian Hafner (1778-1803,+ 19. Mai 1823) an, den Konvent aufzulösen und den das Kloster zu räumen. Fürst Friedrich von Oettingen-Wallerstein schenkte die Kirche 1837 der Stadt Füssen. 1839 verkaufte er die Klostergebäude an den Reichsrat Christoph Friedrich von Ponickau. Das Kloster ist seit 1909 im Besitz der Stadt Füssen. Die Biblithek des Fürstenhauses Oettingen-Wallerstein ging zusammen mit dem Bestand der Klosterbibliothek von St. Mang für 40 Millionen DM an den Freistatt Bayern über. In den Nordflügel der Abtei zog das Rathaus ein. Der Südflügel mit den Prunkräumen der Abtei wurde über Jahre restauriert und steht nun zur Besichtigung offen, aber auch für repräsentative Zwecke zum Beispiel der Bayrischen Landesausstellung 2010 “Bayern-Italien”.

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13 Feb 2011

Reichskartause Buxheim

 

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Das Dörflein Buxheim ist eine alemannische Gründung aus dem  7. Jahrhundert benannt nach dem Flüsschen mit dem keltischen Namen Bux, das in die Iller fließt.

Im 10. Jahrhundert schenkte Luitgard, vermutlich die Schwester von Bischof Ulrich von Augsburg und Tochter des alemannischen Gaugrafens Hupald von Dillingen, das Dorf Buxheim der Augsburger Domkirche verbunden mit der Auflage, dort ein Kollegiatsstift für Priester zu gründen. Das Stift ist seit 1217 nachweisbar und dem Augsburger Domkapitel inkorporiert. Der letzte Probst des Stifts war Heinrich von Ellerbach aus dem schwäbischen Ministerialengeschlecht der Herren von Ellerbach.

Sein Onkel Burkhard war Bischof in Augsburg.Heinrich erwarb  1399 von Heinrich von Eisenburg die Vogtei über das Stift und die niedere Gerichtsbarkeit samt der  zugehörigen Leute und Güter. 1402 veranlasst er das Domkapitel von Augsburg zum Verzicht auf seine Rechte und seinen Verwandten, den Augsburger Bischof Burkhard von Ellerbach zur Herausgabe der Vermögensmasse Buxheims an den Kartäuserorden. Die neue Kartause wurde in die provincia Alemanniae inferioris

des Ordens eingegliedert. Mönche aus Christgarten bei Nördlingen besiedelten das

index1neue Kloster. Es erhielt mehrere Zustiftungen, die letzte 1516 und hatte dann 24 Zellen, nachdem mit 6 begonnen worden war. 1403 übernahm die Stadt Memmingen die Schutzherrschaft. Die Kartause erhielt 1406 von der Grande Chartreuse, der Ordensleitung, den Namen Maria Saal. Die Gemeinschaft hatte tüchtige Prioren und entwickelte sich günstig. Der Humanist  Gregor Reisch (1501-1502) und der frühere Rektor der Universität Basel, Jakob Louber (1502-1507) standen ihr vor. Dann aber machten die unruhigen Zeiten nicht vor der Klosterpforte halt. Im Bauernkrieg wurde die Kartause geplündert und viele Bücher zerstört. Die Mönche verließen ihre Kartause fluchtartig. 1543 lebten nur noch zwei Mönche und zwei Laienbrüder im Kloster. Große Auswirkungen hatte auch die Reformation. Der Prediger Schappeler predigte seit 1521 für die Reformation in Memmingen. 1530 hatte sich die Reformation in der Reichsstadt durchgesetzt. Die Stadt trat dem Schmalkaldischen Bund bei. Man ging an den Sturz der Memminger Klöster. Im Zuge des Schmalkaldischen Krieges wurde Buxheim 1547 von Memmingen besetzt. Messfeier, Chorgebet und Tragen von Ordenskleidung wurden untersagt. Der vom Orden eingesetzte Prior Theodoricus Loher konnte die Versuche zur Säkularisierung abwehren. Unter dem Schirm des Hauses Habsburg wurde wurde die Kartause 1548 reichsunmittelbar, als einzige von 54 deutschen Kartausen. Sie hatte aber keinen Sitz und keine Stimme beim Schwäbischen Reichskreis. Die Übersiedlung aus anderen Ordensniederlassungen, zum Beispiel mehrerer aus Hildesheim vertriebener Kartäuser ermöglichten das Überleben und eine Reform der Gemeinschaft. Die Leidenszeit für den Konvent war noch nicht zu Ende. Der Dreißig-jährige Krieg brachte weitere Prüfungen. Die Nähe zur mehrfach belagerten Reichsstadt Memmingen brachten mehrfach Plünderungen und Verwüstungen über den Konvent. Während des Kriegs fand der schwedische General Wrangel im Buxheimer Bruderchor seine letzte Ruhestätte. 1760 erwarb das Kloster für den Ort Buxheim und den Weiler Westerwart die Hochgerichtsbarkeit von der Landvogtei Schwaben. Damit hatte es im engeren Sinne landeshoheitliche Rechte.

Kurz nach 1700 kam die Kartause nochmals zur Blüte. Dominikus Zimmermann übernahm zwischen 1709 und 1711 die Barockisierung der Kirche St. Maria. Da er zwischen 1738 und 1741 noch die St. Anna Kapelle, auch die “kleine“Wies”

220px-St_Anna_5 genannt, durchführte, hat Buxheim noch eine weitere Besonderheit, nämlich mit der Kirche St. Maria das Frühwerk Zimmermanns und mit der St. Anna Kapelle sein letztes Werk in einer einzigen Anlage vereinigt. Ein weiterer Schatz ist das barocke Chorgestühl, das Ignaz Waibl, ein bekannter Tiroler Holzbildhauer, von 1687 bis 1691 schuf.

7 Geradezu abenteuerlich ist auch der Rückkauf des Chorgestühls. Nach der Säkularisation kam es über den Grafen von Ostheim an den Grafen Waldbott von  Bassenheim. Da dieser in finanzielle Schieflage geraten war, wurde sein Gesamtbesitz gepfändet. Um eine Zwangsversteigerung zu verhindern, versteigerte der Graf fast alle verkäuflichen klösterlichen Besitztümer. Das Chorgestühl gelangte nach England. Dort ersteigerte es Edward Howley Palmer, der Direktor der Bank of England. Er schenkte es den Schwestern des St. Saviour Hospitals in London. Diese ließen es mit schwarzem Lack überstreichen und von 31 Stühlen 18 in der Kapelle ihres Hospitals aufstellen. Dort verblieb es 75 Jahre. Da wegen einer Straßenregulierung das Hospital abgebrochen werden musste, verlegten die Schwestern ihren Standort nach Hyte in der Grafschaft Kent. Als der Konvent sich 1979 zur Aufgabe von Hospital und Kapelle entschlossen hatte, sollte das Gestühl erneut versteigert werden. Die damalige Priorin  Slady Cathleen Bush

hatte zwischenzeitlich Verbindung mit Buxheim aufgenommen und die beste Lösung wäre gewesen, wenn das Chorgestühl an seinen ursprünglichen Standort zurückkehrt. Der Leiter der Restaurierungswerkstätten des Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege Dr. Karl-Ludwig Dasser erhielt davon Kenntnis und machte sich für den Rückkauf stark. Er erhielt dann die Genehmigung  für Rückführungsverhandlungen. Trotz ungeklärter finanzieller Risiken sagte der Präsident des Regierungsbezirks Schwaben Georg Simnacher telefonisch zu,dass der Regierungsbezirk Schwaben als Käufer auftreten werde. Nur dem absolut unbürokratischen und auch mutigen Verhaltens zweier Beamter ist es zu verdanken, dass das Gestühl wieder zurückkehrte.

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 kam die Kartause an den Grafen von Ostein. Das Buxheimer Territorium wurde zur Reichsgrafschaft erhoben,

1806 aber mediatisiert und kam an das Königreich Bayern. Der letzte Graf von Ostein starb 1812. 1809 fiel der Besitz durch Erbschaft an den Grafen Waldbott von Bassenheim. Mit dem Tod des letzte Grafen wurde auch der Konvent aufgehoben. Der letzte Vorsteher war Romualdus Geiger aus Ottobeuren.

1860 starb der letzte Buxheimer Mönch als Pfarrer von Gannertshofen.

Die Klostergebäude wurden 1916 vom Staat übernommen. 1926 übernahmen die Salesianer die Gebäude. Während des zweiten Weltkriegs war ein Teil des Klosters  vom Stab des Reichsleiters der NSDAP Alfred Rosenberg untergebracht. Auch Beutekunst wurde dort gelagert.

1947 eröffneten die Salesianer ein Internat, das seit 1964 ein vollwertiges Gymnasium ist, seit 1980 auch von externen Schülern und seit 1983 auch von Mädchen besucht wird.

Außerdem ist ein Museum in der ehemaligen Kartause, das einen ausgezeichneten Überblick über die Geschichte der Kartause, des Kartäsuerordens und der Buxheimer Kunstschätze gibt.buxheim1a

01 Feb 2011

Fürststift Kempten

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752 gab es eine Missionszelle, die von St. Gallener Mönchen besetzt war. Daraus entstand bis 770 das königliche Eigenkloster Kempten. Es wurde durch Karl den Großen und seine Gemahlin Hildegard aus deren mütterlichem Erbgut reich beschenkt und blühte rasch auf. Es erlangte sehr früh Immunität, Besteuerungsrecht und Zwing und Bann über die Hintersassen. Es erhielt Befreiung aus öffentlichen Diensten und 834 aus der Heeresfolge. 853 gab es Streitigkeiten um Rodungsrechte. Deshalb wurde in königlichem Auftrag die marca Campidonesis genau abgegrenzt. Diese Grenzsetzung hatte bis zur Säkularisation 1803 Bestand. 839 erhielt das Kloster das Privileg der freien Abtwahl. Doch wurde dies nicht immer beachtet. 941 übertrug König Otto die reformbedürftige Abtei Bischof Ulrich von Augsburg. Dieser baute das von den Ungarn zerstörte Kloster wieder auf. Seine früheren Freiheiten und Rechte wurden von Otto II. (983) und Otto III. (983) bestätigt. 1062 bestätigte Heinrich IV. die Reichsunmittelbarkeit der Abtei, nachdem sie immer wieder gefährdet schien. Mehrfach wurde die Abtei an Bischöfe und weltliche Größen vergeben. Die Vogtei wurde von  vom König eingesetzten Untervögten wahrgenommen. Allerdings konnten sie die Welfen in den Wirren des Investiturstreits dauerhaft an sich bringen. Beim Tode Welf VI. ging die Vogtei an die Staufer über. Die Markgrafen von Ronsberg übten im Auftrag der Welfen und dann der Staufer die Vogteirechte über Teile des Klosterbesitzes aus. Die Ronsberger starben 1212 aus. Kaiser Friedrich II. verlieh Abt Heinrich die Grafschaftsrechte innerhalb der Grenzmarken von 853 als Reichslehen. Dafür erhielt der die Vogteirechte. Aber schon 1218 verzichtete er und 1224 sein Sohn Heinrich VI. auf die Stiftsvogtei. Unter Konrad IV. waren die Vogteirechte wieder in der Hand des Königs. Konradin verpfändete sie dann wieder 1262 an das Stift. Rudolf I. und Karl IV. versuchten die Rechte wieder einzuziehen, aber sie wurden jedes Mal wieder an das Stift selbst verpfändet. Allerdings waren spätestens seit Rudolf die Vogtei über die Stadt Kempten und die Stiftsvogtei getrennt. Die Äbte waren seit 1197 infuliert und trugen ab 1348 den Titel Fürstabt.

Die Exemtion, also die Unabhängigkeit von jeglicher bischöflichen Gewalt wurde vom Heiligen Stuhl 1419 und 1483 nochmals bestätigt. Die Stadt Kempten war 1289 reichsfrei geworden und es gab ständige Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Stift. Diese verschärften sich, als sich die Stadt 1527 völlig vom Stift frei gekauft hatte und protestantisch geworden war. Große Probleme hatte das Stift auch 1525 im Bauernkrieg. Abt war Sebastian Breitenstein, der ziemlich starrsinnig war, sein bäuerlicher Gegenspieler Jörg Schmid von Leubas,  der sich mit anderen

2Bauern in Marktoberdorf zum Allgäuer Bund zusammengeschlossen hatte. Versöhnungsversuche des Fürstbischofs von Stadion scheiterten. Das Kloster von Kempten wurde geplündert und teilweise zerstört.  12000 Bauern hatten sich an der Leubas verschanzt. Diesem Haufen standen 1500 Reiter und 6000 Fussknechte unter dem Truchsess von Waldburg, dem Bauernjörg, gegenüber. Georg von Frundsberg schloss sich dem Heer des Truchsessen an. Die “Kanonade an der Leubas“ dauerte drei Tage. Die Bauern wurden zusammengeschossen. Die Rädelsführer, unter ihnen Jörg Schmid, wurden hingerichtet.

Noch schlimmer erging es dem Stift im Dreißigjährigen Krieg. 1632 verwandelten die Bürger der protestantischen Reichsstadt Kempten zusammen  mit den Schweden das Stift in einen Trümmerhaufen. 1639 wurde der reformfreudige und tatkräftige aber auch eigenwillige  Roman Giel von Gielsberg Fürstabt. Er berief den Vorarlberger Baumeister Michael Beer und ließ ab 1651 die Residenz und Stiftskirche St. Lorenz neu errichten. Er baute damit die erste große Klosteranlage nach dem  Dreißigjährigen Krieg nach Vorbildern des italienische Frühbarocks in Deutschland. Er war jedoch weiterhin in Zwistigkeiten sowohl mit dem Konvent als auch mit den Untertanen verstrickt. Erst sein Koadjutor und späterer Nachfolger Bernhard Gustav von Baden-Durlach  (1669-1677), der zugleich Fürstabt von Fulda und Kardinal war, konnte die Zustände stabilisieren.

Im Reichstift Kempten fand im jahre 1775 auch der letzte Hexenprozess auf deutschem Boden statt. Angeklagt war Anna Maria Schwegelin, eine Magd aus Lachen, das als eine Enklave zum Territorium der Fürstabtei gehörte. Den Prozess führte der Landrichter Johann Franz Wilhelm Treuchtlinger, der schon vorher Todesurteile erwirkte, die noch 1739 und 1755 vollstreckt wurden. Auch die Angeklagte Schwegelin wurde am 7. April 1775 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde allerdings nicht mehr vollstreckt. Sie wurde zwar begnadigt, aber im Gefängnis behalten und starb dort am 07.02.1781. Dass der letzte Hexenprozess auf deutschem Boden in Kempten statfand, hängt weniger mir der Rückständigkeit der Fürstabtei als mit der Person des Landrichters Treuchtlinger zusammen. Es war aber schon so, dass die Hexenverfolgung gerade in kirchlichen Territorien oft stärker war. Man denke nur an Ellwangen oder Würzburg.

Als im Zuge der Säkularisation das Fürststift Bayern einverleibt wurde, war es mit Schulden in Höhe von 2,25 Millionen Gulden belastet. Das Stift wurde aufgelöst. 94 Bilder aus der fürstlichen Sammlung gingen nach München. Das Archiv wurde ins Allgemeine Reichsarchiv übernommen.

Teile der Bibliothek gingen nach Augsburg. Der Rest verkam.

Die Prunkräume der Residenz können besichtigt werden. Die Räume der Residenz werden als Amts-und Landgericht und von der Staatsanwaltschaft genutzt.

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30 Jan 2011

Kloster Roggenburg

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Im Jahre 1126 stiftete Graf Bertold von Biberegg zusammen mit seiner Gemahlin sowie seinen Brüdern Konrad, der Bischof von Chur(1123-1145) war und Siegfried, dem Domherrn im Bistum Augsburg, das Kloster Roggenburg. Die ersten Prämonstratenserchorherren kamen aus dem Kloster Ursberg. Ursberg war die erste Prämonstratenserniederlassung in Süddeutschland. Mit der Stiftung des Klosters Roggenburg geben sich die drei Brüder als Anhänger der antikaiserlichen süddeutschen Adelsopposition zu erkennen. Vor dem Hintergrund des Investiturstreites stifteten deren papsttreue hochadlige Mitglieder zahlreiche Klöster im süddeutschen Raum, z.B. Wiblingen, Elchingen Ochsenhausen und Blaubeuren. Die Biberegger hatten Verbindung zu den mächtigen Grafen von Kirchberg, die ja als Gründer des Klosters Wiblingen auftreten. Außerdem hatten sie verwandschaftliche, wohl auf Heirat gegründete Beziehungen zu der mächtigen Familie Sulmetingen-Neuffen. Diese war wieder mit den vornehmsten Kreisen Schwabens versippt. Als Vögte des Klosters sind  bis 1294 die Eberstaller,das waren schwäbische Edelfreie die vermutlich nur dem deutschen König (respektive Kaiser) zu Treue und Gefolgschaft verpflichtet waren,  ab 1331 die Ritter von Ellerbach, die in der Gegend von Krumbach begütert waren, ab 1406 kurze Zeit die Habsburger und ab 1412 die Reichsstadt Ulm nachweisbar.

1444 wird der Konvent zur Abtei erhoben. Ende des 15. Jahrhunderts war Roggenburg Objekt der Auseinandersetzungen zwischen Wittelsbacher, Habsburger und Ulmer Interessen. Nach einer prämonstratensischen Neuorganisation und 1491 die Übernahme der Schirmrechte in seiner Eigenschaft als Markgraf von Burgau durch Kaiser Maximilian änderte sich dies. Seit 1498 beschickte Roggenburg die Reichstage. Karl V. bestätigte 1544 im Zuge der kaiserlichen Politik gegen die Reformation die Reichsunmittelbarkeit der Abtei. Gleichwohl übte die Markgrafschaft Burgau die Landeshoheit aus. Dies führte bis zum Ende des alten Reiches zu laufenden Auseinandersetzungen um Hoheitsrechte.

Im Bauernkrieg hatten sich am 1. April 1525 die Babenhausener aufständischen Bauern mit dem Leipheimer Haufen vereint. Sie verhandelte mit der Stadt Weißenhorn und wollten diese am Abend einnehmen. Als dies nicht gelang, zogen sie weiter zum Kloster Roggenburg und überfielen es. “Sie fraßen es rein aus” Sie  zerrissen Chortücher,  ruinierten die Bücherei und zerbrachen den Tabernakel. Was nicht niet- und nagelfest war, nahmen sie mit. Sie raubten das Vieh, Wagen und Pflüge. Als die besoffene Bande abzog, kam der Illertissener Haufe. Als diese die mit Beute Überladenen abziehen sah, schlugen sie in ihrer Wut alles zusammen und versuchten das Kloster anzuzünden.

Auch im 30-jährigen Krieg hatte die Abtei schwer zu leiden. 1633 zogen die Schweden von der Donau kommend durch Schwaben die Abtei wurde ausgeplündert. 1634 und 1635 wütete die Pest im Klostergebiet. 1632 zählten Kloster und Ortschaft Roggenburg noch 1200 Einwohner. Am Ende des Krieges waren es gerade noch 16 Untertanen.

Doch das Kloster überstand den Bauernkrieg, die Reformationswirren und die Nöte des 30-jährigen Krieges. Im 18. Jahrhundert erblühte die Abtei wieder. Unter den Äbten Dominikus Schwaninger, Kaspar Geisler und Georg Lienhard, einem der führenden Prämonstratenser seiner Zeit im Süddeutschen Raum wird die Klosteranlage ab 1752 umfassend erneuert und barock umgestaltet. 1758 wurde die Kirche nach Plänen von Simpert Kraemer fertiggestellt.

index6Da einer der Stifter Bischof von Chur war, hatte das Kloster schon von Beginn an gute Beziehungen in die Schweiz. Zur Gründung des Klosters St. Luzi in Chur hatte Konrad Prämonstratenser aus Roggenburg gerufen. Churwalden, Katzis  wurde ebenfalls von Roggenburg gegründet. St Luzi hatte in der Reformationszeit große Schwierigkeiten hatte und es gab massive Übergriffe auf den Konvent. Deshalb  lebte der Konvent von 1538 bis 1630 in seiner Pfarrei Bendern in Liechtenstein. Mitte des 12. Jahrhunderts war auch schon das Kloster Adelberg bei Göppingen gegründet worden.

Nach der kurzen Blütezeit gab es wieder Kriegswirren, Flüchtlingselend französischer Emigranten, Plünderungen und gewaltige Kontributionsleistungen.Der Frieden von Lunéville brachte auch für Roggenburg das vorläufige Ende der Abtei. Im Zuge der Säkularisation besetzte am 4. September 1802 bayrisches Militär das Reichsstift. Der letzte Abt Thaddäus Aigler wurde am 29. November seines Amtes enthoben. Der Konvent mit 36 Chorherren wurde aufgelöst.

In der Folgezeit beherbergte das Kloster ein Landgericht, ein Gefängnis, eine Haushaltungsschule, einen Schwesternkonvent der Dillinger Franziskanerinnen.

1982, 180 Jahre nach der Säkularisation kehrten die Prämonstratenser nach Roggenburg zurück. Die Abtei Windberg in  Niederbayern hat die Pfarrei Roggenburg übernommen. 1986 wurde das Kloster offiziell wiedereröffnet. Seit 1992 ist es abhängiges Priorat der Abtei Windberg. Heute betreibt es einen Klosterladen, einen Klostergasthof und ein Bildungszentrum.

130px-Reichsabtei_Roggenburg_coat_of_armsPröpste und Äbte

PRAEPOSITI:

  • Gerung 1126-1170
  • Berthold I 1170-1208\
  • Menfried 1208-1218
  • Marquard 1218–
  • Ludwig I 1248
  • Ulrich I Winkelhofer 1265-1280
  • Ludwig II 1280–
  • Rudolph 1294
  • Theodorich I 1331
  • Konrad der Werder 1329-1336
  • Berthold II von Gunzegg –1348
  • Theodorich II 1362
  • Heinrich Schyrlin 1378
  • Johannes I Keller 1397
  • Ulrich II Hörner 1398-1406
  • Johannes II Ellrang 1434
  • Ulrich III Schwarz –1440

ABBATES:

  • Johannes III Dryringer 1440-1474
  • Ulrich VI Pöller 1474-1484
  • Georg I Mahler 1484-1505
  • Johannes IV Mahler 1484-1505
  • Jodok Dreher 1507-1528
  • Johannes V. Mayer 1528-1543
  • Georg II Ehrmann 1543-1554
  • Johannes VI Mayer 1555-1566
  • Georg III Hieber 1566-1572
  • Johannes VII Schifelin 1572-1580
  • Johannes VIII Mayer 1580-1581
  • Vitus Breg 1581-1589
  • Jakob Werkmann 1589-1610
  • Michael Probat 1610-1639
  • Friedrich Rommel 1639-1656
  • Bonaventura Schalk 1656-1661
  • Franciscus Doser 1661-1677
  • Adalbert Rauscher 1677-1694 (cf. Chur St. Luzi)
  • Hugo Lindner 1694-1713
  • Dominicus Schwaninger 1713-1735
  • Kaspar Geisler 1735-1753
  • Georg IV Lienhardt 1753-1783
  • Gilbert Scheierle 1783-1789
  • Thaddaeus Aigler 1789-1803

26 Jan 2011