Kloster Sankt Mang in Füssen

Magnus-Gallus

Füssen liegt an der bedeutenden Handelsstraße der “Via Claudia Augusta” von Norditalien nach Augsburg.Die Lage am Austritt des Lechs aus den Alpen machte den Ort auch für die Ausbreitung des Glaubens interessant.

Maginold, ein seinem Namen nach alemannischer Mönch, und  sein Gefährte Theodo hatten den irischen Mönch Gallus 613 in die von ihm gewählte Einsamkeit begleitet. Sie hatten sich noch lange nach dem Tode von Gallus an der Steinach aufgehalten. In im inzwischen wohl klösterlich geordneten Sankt Gallen gab es aber noch einen Mönch romanischer Geburt mit Namen Magnus. Da vermischen sich nun die beiden Personen zu einer, dem Allgäuheiligen St. Mang. In der Mitte des 8. Jahrhunderts erhielt das Kloster St. Gallen in der Zeit des Abtes Otmar eine Einladung des ersten geschichtlich feststehenden Augsburger Bischofs Wichbert (738-772), die Lechgegend zu christianisieren. Dieser Bitte folgte unser Magnus zusammen mit seinem Gefährten Theodor. Theodor blieb in Kempten, Magnus wirkte am oberen Lech. Der Legende nach vertrieb er hier die gefürchteten Lechgeister. Zunächst baute er in Waltenhofen ein Bethaus. Zwischen 725 und 748 baute er eine Zelle  und hoch auf einem Felsen über dem Lech eine Kapelle, die dem göttlichen Erlöser (Salvator Mundi) geweiht war. König Pippin  beschenkte die Zelle St. Mangs mit Gütern aus dem Kaltensteiner Gau(altschwäbisches Herzogsgut). Auf Initiative des Augsburger Bischofs Simpert (um 778 bis 807) entwickelte sich aus der Einsiedlerzelle des St. Mang das Benediktinerkloster in Füssen als Eigenkloster der Augsburger Bischöfe. Noch unter Bischof Nitker (816-830) begann man mit dem Bau einer Marienkirche. Der Bau kam unter Bischof Lanto (833-860) zum Abschluss.  Zusammen  mit dem Kirchenbau wurde nach dem Sankt Gallener Klosterplan (zwischen 819 und 826 entstanden) eine quadratische Klosteranlage errichtet. Etwa gleichzeitig mit dem Benediktinerstift entstand ein karolingischer Königshof. Aus Königshof und Kloster entstand die mittelalterliche Stadt Füssen als Stapel-und Umschlagplatz für den Italienhandel. Kurz nach Fertigstellung des Kirche ließ Bischof Lanto (833-860) mit Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Otgars den Leib des heiligen Magnus, der angeblich unversehrt war, was seine Heiligkeit bewies, erheben und in einer neuen Grabstätte beisetzen. Bisher war er in der Mitte der alten Kirche bestattet. Magnus hatte nun den Rang eines Heiligen und wurde in der Folgezeit als Apostel des Allgäus verehrt. In der Mitte des 9. Jahrhunderts erlangte die Abtei ihre Unabhängigkeit von St. Gallen. Die Reliquien wurden zwischen 896 und 898 nach Lorch und St. Gallen übertragen.

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Das Kloster stand bis zum 12. Jahrhundert unter dem Schutz der Augsburger Bischöfe. Die Vogteirechte lagen zunächst bei den Welfen und ab 1191 bei den Staufern. Nach dem Tod Konradins, des letzten Staufers 1268 fiel das Herzogtum Schwaben an das Reich zurück. Die Vogteirechte gingen   an den Bayernherzog Ludwig den Strengen über. Zwischen 1274 und 1286 wurden Füssen die Stadtrechte verliehen. Der erste urkundliche Nachweis des Füssener Stadtrechts ist 1295 bezeugt. Ab 1313 unterstanden Kloster und Stadt den Augsburger Bischöfen. Die karolingischen Bauten St. Mangs wurden mit Ausnahme der Marienkapelle  Mitte des 13. Jahrhunderts beseitigt. Unter Abt Ulrich Denkinger wurde 1339 der zunächst flachgedeckte Kirchenchor eingewölbt. Unter Abt Johannes Hess (1458- 1480) erhielt die Kirche eine umfangreiche Neuausstattung,

kostbare Reliquiare und ein Chorgestühl. Erhalten haben sich davon die Mutter Gottes Statue vom damals neu errichteten Hochaltar. Der Bauernkrieg und die Reformation scheint Füssen nicht strak betroffen zu haben.

imagesUm 1600 beauftragt das Kloster St. Mang den Maler Jacob Hiebeler, den  Füssener Totentanz zu malen. Im letzten Bild fordert der Tod, den Maler auf: “Jacob Hiebeler laß das mahlen stohn, Wirff bensel hin, du muest darvon!” Der Totentanz wurde 1602 beendet. Der maler folgte dem Tod wohl nicht sogleich, denn er ist noch bis 1618 archivalisch belegt. Der Füssener Totentanz hatte eine große Ausstrahlung ins Lechtal, ins Tannheimer Tal und bis nach Sonthofen.  Auch im Dreißigjährigen Krieg scheint Füssen und damit auch das Kloster glimpflich davon gekommen zu sein. Zwar war es 1632 zweimal von schwedischen Truppen besetzt und musste auch Brandschatzung bezahlen. Aber es ist unzerstört davon gekommen. Gewütet hat in den Jahren 1632-1635 allerdings die Pest. Die Kommunikantenzahl lag 1658 um rund 45 % unter dem Stand von 1626. Ähnlich war auch der Rückgang der Haushalte. Nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges erholte sich das ganze Land allmählich. Im Kloster St. Mang sollten auch gegenreformatorische Zeichen gesetzt werden. Unter Abt Gerhard Oberleitner (1696-1714) wurde 1701 nach Plänen des Architekten Johann Jakob Herkomer (1652-1717) der barocke Baukomplex errichtet. Mit seinem Werk in St. Mang begründete er seinen Einfluss auf die ostschwäbische und tirolische Architektur der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts insbesondere auf die Kirchenbauten des Dominikus Zimmermann.

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Die Bibliothek wurde als Beleg von Gelehrsamkeit und Weisheit repräsentativ ausgelegt.Der Bibliotheksbau von St. Mang gilt als der originellste von Bayrisch Schwaben.

Natürlich machte die Säkularisation auch nicht vor St. Mang halt. Die Stadt Füssen kam 1802 an das Kurfürstentum Bayern, das Kloster an die Fürsten zu Oettingen-Wallerstein. Am 15. Januar 1803 wies Fürstin Wilhelmine den letzten Abt Aemilian Hafner (1778-1803,+ 19. Mai 1823) an, den Konvent aufzulösen und den das Kloster zu räumen. Fürst Friedrich von Oettingen-Wallerstein schenkte die Kirche 1837 der Stadt Füssen. 1839 verkaufte er die Klostergebäude an den Reichsrat Christoph Friedrich von Ponickau. Das Kloster ist seit 1909 im Besitz der Stadt Füssen. Die Biblithek des Fürstenhauses Oettingen-Wallerstein ging zusammen mit dem Bestand der Klosterbibliothek von St. Mang für 40 Millionen DM an den Freistatt Bayern über. In den Nordflügel der Abtei zog das Rathaus ein. Der Südflügel mit den Prunkräumen der Abtei wurde über Jahre restauriert und steht nun zur Besichtigung offen, aber auch für repräsentative Zwecke zum Beispiel der Bayrischen Landesausstellung 2010 “Bayern-Italien”.

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