Kloster Ursberg

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Der Name Ursberg wurde im Mittelalter wohl aus Ursus” Bär abgeleitet. Deshalb auch der Bär im Wappen. Heute deutet man es Berg des Ur oder Auerochsen. Urkundlich wird Ursberg 1104 erstmals im Zusammenhang mit einem Wernher von Ursberg erwähnt. In Ursberg auf dem Michelsberg stand ursprünglich die Ursberger Burg. Dort wohnten die Edelfreien von Schwabegg, Lützelburg, Hairenbuch und Waltenhausen. Die Stammburg der Herren von Schwabegg war die frühmittelaterliche Ungarnschutzburg Haldenburg in den Stauden auf der Wertachleite. Dort lebten die Schwabegger als staufische Dienstleute. Sie starben schon relativ früh aus. 1167 fiel der letzte Namensträger Adelgoz auf dem Kreuzzug des Barbarossa einer Seuche zum Opfer.

1119 errichtete der Edle Wernher III. von Schwabegg-Balzheim unterhalb seiner Burg in Ursberg ein Kloster . Auch das Augustinerchorfrauenstift Edelstetten wurde von der Familie von Schwabegg gegründet und zwar von Gisela von Schwabegg-Balzhausen, die in diesem Kloster auch erste Äbtissin war.

Nach der Überlieferung des Prämonstratenserordens lebten 1125 schon regulierte Chorherren in Ursberg. Diese traten anlässlich eines Aufenthalts von Norbert von Xanten seiner Gemeinschaft bei. Um 1127 sandte Norbert den Mönch Ulrich, der in seiner Gemeinschaft in Prémontre lebte mit Gefährten nach Ursberg. Er wurde der erste Propst und schuf die Voraussetzungen für ein blühendes Klosterleben. Er starb am 1. August 1136 in Ursberg. Sein Nachfolger war Grimo (um 1100-1173) Er wurde später selig gesprochen. In einer Augsburger Bischofsurkunde erscheinen die Ursberger Chorherren als Brüder nach der Regel des Heiligen Augustinus, also Prämonstratenser.

Graf Werner war der Vogt des Bistums Augsburg und wie der Augsburger Bischof

Hermann von Augsburg auf Seiten des Königs gegen den Papst. Die Exkommunikation des Bischofs von 1119-1123 brachten Klerus und Klöster der Diözese in einen Loyalitätskonflikt. Auch der Vogt ging auf Distanz zum Bischof. Ungeachtet der Querelen des immer noch andauernden Investiturstreits blühte das Kloster rasch auf. Schon 1128 besiedelte Ursberg das Stift Osterhofen bei Passau. 1130 folgte das in der Nähe gelegene Stift Roggenburg und 1135 das Stift Kaisheim

1130 bestätigt der Augsburger Bischof das Kloster  und stattet es mit dem Recht der freien Propstwahl aus.

1143 wird die Abtei mit Zustimmung der Stifterfamilie unter den Schutz Konrad III., des ersten Staufer auf dem Königsthron, gestellt. Er privilegiert das Stift als Reichskloster.

Der Adel der Umgebung bedachte das Kloster großzügig mit Stiftungen. Einige Adlige traten ins Kloster ein und widmeten beim Eintritt ihre Besitzungen dem Kloster, so Ritter Ulrich von Hasberg (Propst von 1182-1203) und Konrad von Lichtenau (Propst von 1226- 1240), der lange Zeit als alleiniger Verfasser der Ursberger Chronik galt.

Es kamen weiter Filialgründungen dazu. 1140 übernahmen die Chorherren aus Ursberg das Stift Schäftlarn im Isartal und 1142 holte Bischof Otto von Freising (um 1112-1158) die Ursberger Chorherren zur Gründung von Neustift bei Freising. Ursberg hatte noch im 18. Jahrhundert das Recht zur Visitation der Tochterklöster.

Um 1215 schreibt Propst Burchard die Ursberger Chronik. Erst seit 1764 gilt Burchard und nicht sein Amtsnachfolger Konrad von Lichtenau als Verfasser. Burchhard wurde um 1170 in Biberach an der Riss geboren. 1202 wird er durch den Konstanzer  Bischof Diethelm von Krenklingen zum Bischof geweiht. 1205 tritt er als Novize ins Prämonstratenserstift Schussenried ein. Schon 1209 wird er dort zum Propst gewählt. In Schussenried war er wohl nicht sehr lange. 1210 ist er in Rom. 1215 wird er in Ursberg zum Propst gewählt. in Ursberg schreibt er auch seine Chronik. Sein genaues Sterbedatum ist unbekannt. Es liegt um 1231. Die Chronik zählt zu den bedeutendsten, allerdings noch zu den letzten unübersetzten Werken der mittelalterlich-lateinischen Weltchronistik.

Zu  den bedeutendsten noch erhaltenen Kunstwerken aus Ursberg zählt das romanische Kreuz mit den Assistenzfiguren der Gottesmutter und des Evangelisten Johannes.

KreuzursbergWie bei den frühen Prämonstratenserklöster üblich war Ursberg ein Doppelkloster. Der Frauenkonvent bestand noch 1320.

Nachdem 1167 das letzte männliche Mitglied der Familie von Schwabegg verstorben war, zog Kaiser Friedrich Barbarossa die Vogteirechte an sich. Das heißt der jeweilige Propst oder später Abt war im Territorium des Klosters Landesherr.

Die Vogtei kam im 13. Jahrhundert an das Reich. Von da hatten die Vogtei gewöhnlich die Inhaber des Reichslehens von Neuburg an der Kammel inne, die Geschlechter von Hohenberg (1273), von Ellerbach (1349), von Rechberg, von Montfort, die Reichsstadt Ulm (1523) und ab 1548 Österreich.

Um 1350 erhält das Kloster wichtige Herrschaftsrechte, als Karl IV. Burkhart von Ellerbach die Vogteirechte übertrug. Spätestens 1365 wird Ursberg zur Abtei erhoben. 1418 erhalten die Ursberger Äbte die Pontifikalien.

abt sartor grab

Abt Wilhelm Sartor (1407-1448) ist der erste infulierte Abt von Ursberg. Das 15. Jahrhundert gilt aber als Zeit ständiger Konflikte zwischen den Äbten und dem Konvent.

Seit 1488 gehört die Abtei dem Schwäbischen Bund an, dem 1488 auf dem Reichstag von Esslingen auf Veranlassung von Friedrich III. gegründeten Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände.

Im Bauernkrieg 1525 wird das Kloster ausgeplündert und verwüstet. Die Konventsgebäude fielen der Brandstiftung einer Bäuerin zum Opfer. Das Kloster soll acht Tage lang gebrannt haben. Die Truppen des Schwäbischen Bundes hielten dann aber ein blutiges Strafgericht über die Klosteruntertanen.

Knapp 100 Jahre später, nämlich 1632 zogen die Schwedischen Truppen durch Schwaben. Das Stift und die Kirche wurde wieder ein Raub der Flammen. Auch das Archiv ging dabei großenteils verloren. Wie im übrigen Schwaben wütete die Pest und Hunger Not suchten auch Ursberg heim. Das nicht weit entferne Roggenburg hatte nach 1200 Einwohnern im Jahr 1632 am Kriegsende gerade noch 16. Der Ursberger  Konvent lebte weit verstreut und  bezog erst 1644 auf dem Michelsberg eine Notunterkunft. Zwischen 1666 und 1674 wurde der Wiederaufbau der zerstörten Kirche und des Stifts in Angriff genommen. Im Gegensatz zu anderen Konventen in Schwaben wurde Ursberg kein eigentliches Barockkloster. Erst 1766 entschloss man sich zu einer Renovierung im Stil des späten Rokokos. Neben der regen Bautätigkeit wurde 1777 auch eine umfassende “Policey-Ordnung” erlassen, die die Sonn-und Feiertagsordnung regelte, den Wirtshausbesuch bis hin zum Glücksspiel der Stiftsuntertanen. Ende des 18. Jahrhunderts war wie in allen schwäbischen Klöstern Experimentierfreude und Wissensdurst am Werk. In Schussenried lebte der “fliegende Mönch” und in Ottobeuren und Ursberg ließ man einen Heißluftballon im Klosterhof starten, allerdings mit wenig Erfolg.

Erst 1775 wurde die Abtei reichsunmittelbar.

1793 wurde in Ursberg die Lateinschule gebaut und 1795-1796 die Bibliothek.

Das Jahr 1802 bedeutete wie für praktisch alle Klöster das Ende der Prämonstratenserabtei Ursberg. Die Säkularisation beendete überall bis zu 1000 Jahren Klosterleben. Zwar galt Ursberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts als eines der ärmsten Prälatenklöster. Doch hatte es kräftig in Eigenbetrieben investiert

249bund verfügte bei seiner Auflösung über beachtliche Aktiva. Kloster Ursberg fiel an das bayrische Kurfürstentum, durfte aber noch drei Jahre das Klosterleben weiterführen.

1884 kaufte der schwäbische Pfarrer Dominikus Ringeisen den leerstehenden Gebäudekomplex vom bayrischen Staat und begann mit der Errichtung seiner “Kretinen, Blinden, Taubstummen und Epileten-Versorgungsanstalt”. Er gründete die Schwesternkonkregation St. Josef, die nach den Regeln des heiligen Franziskus lebte. Beim Tode Ringeisens 1904 galt sein Werk mit Filialen in ganz Bayern als größte karitative Einrichtung der katholischen Kirche in Deutschland. Die nationalsozialistische Ideologie machte natürlich auch nicht vor Ursberg halt. 227 Patienten, überwiegend Männer, wurden zwangssterilisiert. Im Zuge der Euthanasie wurden 199 Menschen ermordet. Weitere 180 starben an Hunger und bewusster Vernachlässigung.

Das Dominikus-Ringeisen-Werk ist heute eine Stiftung öffentlichen Rechts. In Ursberg ist nach wie vor eine Heil-und Pflegenanstalt mit zahlreichen Werkstätten, eine Fachschule für Heilerziehungspflege, eine Förderschule, ein Gymnasium und ein Klostergasthaus mit eigener Brauerei.

index1Pröpste und Äbte Ursbergs

PRAEPOSITI:

  • Ulrich I 1125-1136
  • Grimo 1136-1172
  • Walchun 1172-1178
  • Dietrich I 1178-1182
  • Ulrich II v. Hasberg 1182-1203
  • Friedrich I 1208-1215
  • Burchard 1215-1226 res + 1230
  • Konrad I von Liechtenau 1226-1240
  • Berthold I 1240-1245
  • Konrad II v. Winzern 1245-1248
  • Friedrich II 1248-1257
  • Heinrich I von Knöringen 1258-1262
  • Hermann 1a 1262-1268, depos.
  • Dietrich II 1268-1275
  • Hermann 2a 1275-1283
  • Ludwig I 1283-1295
  • Heinrich II v. Knöringen 1295-1300
  • Albert I von Eßlingen 1300
  • Berthold II v. Marchtal 1300-1301
  • Ludwig II 1301-1318
  • Heinrich III von Kirchheim 1318-1323
  • Konrad III Pileolus 1323-1324, res.
  • Heinrich IV Ziechenbogen 1324-1333
  • Albert II 1333-1340
  • Heinrich V. Keller 1340-1348, res.
  • Berthold III 1348-1355

ABBATES:

  • Heinrich VI v. Rain 1355-1374
  • Albert III 1374-1398
  • Heinrich VII v. Pfeffenhausen 1398-1407
  • Wilhelm I Sartor 1407-1448, res.
  • Balthasar v. Seebach 1448-1449
  • Jodocus Seiz 1449-1458
  • Ulrich IV Säckler 1458-1469, depos.
  • Johannes Gerngroß 1469-1479
  • Johannes II Ribler 1479-1500, res.
  • Wilhelm II Henselmann 1500-1523
  • Thomas Mang 1523-1569
  • Georg I. Lechler 1569-1575
  • Georg II Lock 1575-1589, res.
  • Michael Ammann 1589-1592
  • Jacobus Müller 1592-1595
  • Johannes III Sausenthaler 1595-1617
  • Vitus Schönhainz 1617-1628, res.
  • Matthaeus Hechenrieder 1628-1672
  • Maximilian Endgruber 1672-1681
  • Joseph I Dürr 1681-1708, res.
  • Joseph II Held 1708-1729
  • Johannes Evang. Haller 1729-1746, res.
  • Joseph III Seitz 1746-1771
  • Wilhelm III Schöllhorn 1771-1790
  • Aloysius Högg 1790-1803

Kommentar (1)

  1. Klaus Wrackmeyer

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    da Sie das Kreuz erwähnen, ich habe gestern auf meiner Urlaubsreise Ihrem Gotteshaus einen Besuch abgestattet und fand, daß das Kreuz nachträglich dort aufgehängt wurde. Ich bin evangelischer Christ und mit den speziellen, katholischen Details nicht so vertraut und finde deshalb, daß das Kreuz an diesem Platz nicht hängen sollte. Der hervorragende Gesamteindruck Ihres Gotteshauses wird dadurch beeinträchtigt, weil der Blick in die Abziß, besonders in den letzten Reihen, fast unmöglich ist.
    Vielleicht gibt es aber Gründe, weshalb das Kunstwerk dort hängen sollte.

    Herzlich Grüße

    Klaus Wrackmeyer

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