Götz von Berlichingen

453px-Berlichingen-Wappen

Im Lorscher Codex wird 800 zum ersten Mal der Ort Berlichingen erwähnt. Die Familienchronik derer von Berlichingen sieht sich zu der Annahme berechtigt, dass schon damals Vorfahren der Familie in Berlichingen lebten. In einer Chronik des Kloster Schöntal aus dem Jahre 1151 wird ein Engelhardt von Berlichingen erwähnt. Sicher nachzuweisen ist die Familie der Freiherren erstmals 1212. In einer Urkunde der Herren von Weinsberg für das Kloster Schöntal wird ein Engelhard von Berlichingen als Zeuge erwähnt. Zu den Besitztümern der Familie zählte Burg Hornberg in Neckarzimmern und Burg Jagsthausen, die “Götzenburg”. Dort wurde 1480 oder 1481 Gottlieb also Götz als Sohn von Kilian von Berlichingen und der Margaretha  von Thüngen geboren. Kilian war dreimal verheiratet, erst mit Barbara von Wolmershausen, dann mit Elisabeth von Steinau-Steinrück und schließlich mit Margaretha. Mit diesen drei Frauen hatte er 5 Töchter und 5 Söhne. Der jüngste Sohn aus 3. Ehe Götz wurde als der  legendäre Götz von Berlichingen berühmt durch zwei Dinge. Er war der “Ritter mit der Eisernen Hand” und dann natürlich das “Götz-Zitat” von Goethe.

Goetz-eiserne-hand Götz, Sproß eines reichsunmittelbaren Rittergeschlechts aus Franken, geboren in eine Zeit, die aus den Fugen geraten ist, passt auch hervorragen zum Titelhelden eines Sturm und Drang Dramas.

Das Zeitalter der Entdeckungen stand an seinem Anfang. Die Einheit der Religion ging mit Luthers Reformation verloren. Das bisher bestehende Standesverständnis wurde nicht mehr klaglos einfach hingenommen. Die Ritter kämpften um ihren Platz im Gesellschaftsgefüge. Die Bauern begehrten auf. Die Städte wurden immer mächtiger, wichtiger und bedeutender. Und eine ganz neue Großmacht trat auf den Plan: das Geld. Im kleineren Rahmen die Humpis in Ravensburg und in Augsburg die Welser und vor allem die Fugger wurden die eigentlich Mächtigen. Ihr Waffe war das Kapital.

goetz1.jpgSchon vom Großvater von Götz, Hans von Berlichingen wird 1430 von Fehden berichtet. Und Fehden zogen sich durchs ganze Leben des berühmten Ritters.

In seiner Kindheit weilte er ein Jahr bei einem Verwandten Kunz von Neuenstein. In Niedernhall am Kocher besuchte er die Schule. 1494 trat er als “Bube” in den

Dienst Konrads von Berlichingen, der Hofmeister und Rat des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach war. Mit ihm war oft unterwegs.1495 war er beim  Reichstag in Worms mit dabei, wo unter Maximilian über Reichsregiment, Landfriede und Kammergericht verhandelt wurde und der Grundstein zu einer umfassenden Reichsreform gelegt wurde.1496 war der Reichstag in Lindau. Da hier die wichtigsten Stände nicht anwesend waren, konnten keine weitreichenden Beschlüsse gefasst werden.  Konrad starb 1497. Götz trat in den Dienst des Markgrafen zu Ansbach. Schon mit 17 Jahren war auf seinem ersten Feldzug. Dieser Zug führte durch Burgund, Lothringen und Brabant. Am 29. Mai 1498 starb der Vater, Kilian von Berlichingen. Den Winter über blieb Götz dann in Jagsthausen. 1499 zog Markgraf Friedrich  in den Schwabenkrieg in die Schweiz und Götz zog natürlich mit.

Der Schwabenkrieg oder Schweizer Krieg (je nach Blickwinkel) ging für Habsburg und den Schwäbischen Bund nicht gut aus. Die Schweizer hatten die Selbständigkeit der Eidgenossenschaft gegenüber dem Reich erfolgreich verteidigt. Rechtlich blieb die Eidgenossenschaft noch bis zum Westfälischen Frieden von 1648 Teil des Reiches.

Am Hofe des Markgrafen hatte Götz immer wieder Schwierigkeiten, da er öfters in Prügeleien verwickelt war

1500 befand sich Götz nun in recht übler Gesellschaft. Zusammen mit seinem Bruder Philipp traf er auf Thalacker von Massenbach, der seinen Lebensunterhalt mit Wegelagerei, Plünderungen und Geiselnahme bestritt. Bei ihm lernte er das Fehdehandwerk, das Nachrichtensammeln in Herbergen, das Auflauern im Gehölz und in Hohlwegen, Nachtritte mit Gefangenen  durch feindliches Gebiet, das Unterbringen von Geiseln in abgelegenen Burgen befreundeter Raubritter und die Verhandlungen mit Hehlern, bei denen man Diebesgut aus Kaufmannswägen versilberte. Im Winter 1501 wäre er beinahe von Truppen des Schwäbischen Bundes gefangen worden. In letzter Sekunde konnte er sich auf die Burg Sodenburg retten, die einem Verwandten gehörte. Der Boden in Schwaben war

index3für Götz ziemlich heiß geworden. 1502 findet man ihn wieder beim Markgrafen von Ansbach. Dieser war in Streitigkeiten mit Nürnberg verwickelt. Im Streit um den Kirchweihschutz von Affalterbach griff Götz wohl mit schlachtentscheidend ein. Die Nürnberger verloren alle ihre Fahnen. Diese wurden in der Kirche von Schwabach ausgestellt. 1504 wird für Götz ein entscheidendes Jahr. In der Landshuter Fehde

kämpfte der Ansbacher Markgraf auf der Seite des Bayernherzogs Albrecht IV. Am 13. Juli 1504 kam es auf den Wiesen bei Altdorf in der Nähe von Landau an der Isar zu einem großen Gefecht. Eine Feldschlange zerschmetterte die rechte Hand von Götz. Sie musste amputiert werden. Bis Februar lag er auf dem Krankenlager. Dann ließ er sich von einem Nürnberger Kunstschmied eine eiserne Prothese anfertigen. Bis dahin gab es nur schlichte Metallhaken zum Greifen von Gegenständen. Diese Prothese gilt als technische Meisterleistung. Sie wurde durch ein ausgeklügeltes System von Federn und Zahnrädern bewegt. Götzens militärische Karriere war nicht beendet, sondern ging eigentlich erst richtig los. Er tauchte wieder bei Händeln und Streitigkeiten auf. Ja, man könnte ihn fast als Fehdeunternehmer bezeichnen. Er war kein versprengter letzter Ritter sondern ein kühl kalkulierender, das antiquierte Faustrecht nutzender kapitalistischer Raubunternehmer. Er erklärte seinen Gegnern aus  belanglosem Anlass die Fehde, überfiel deren Untertanen, meist reiche Kaufleute, machte Beute und erpresste Lösegeld. Das geschah zwar alles am Rande der Legalität, aber Götz wurde reich damit. Allein aus der “Mainzer Fehde” erzielte er 10.000 Gulden Reingewinn, nach heutigen Geldwert ein Millionenvermögen. In sieben Jahren focht er in eigener Sache 15 Fehden aus und leistete bei “Freunden und guten Gesellen” Hilfe. Zwar wurde er 1512 von Kaiser Maximilian wegen “Rauf-undRaubhandel” geächtet. Von dieser Acht konnte er sich loskaufen, wurde aber kurz danach wieder geächtet. Mit der Reichsstadt Nürnberg konnte er sich vertraglich einigen und 1517 konnte er sich von seinem angehäuften Reichtum

Kaufbrief_Burg_Hornberg_von_Gotz_von_BerlichingenBurg und Herrschaft Hornberg mit den Dörfern Zimmern und Steinbach kaufen. Er wird württembergischer Amtsherr in Möckmühl und heiratet 1517 Elisabeth von  Gailing, eine Nachfahrin des legendären Raubritters Eppele von Gailingen, der 1381 qualvoll hingerichtet worden war. Sein Treiben setzte er munter fort. 1519 aber überwältigte ihn  eine Truppe der Stadt Heilbronn und setzen ihn dort fest. Er wurde dort in den Diebsturm verbracht. Georg von Frundsberg und Franz von Sickingen setzten sich für ihn ein, so dass er den Diebsturm mit “ritterlicher Haft”in  “Wagemanns Wirtshaus” am Marktplatz vertauschen konnte. Dort war er dann mit Frau und Kindern 3 1/2 Jahre in Heilbronn festgesetzt und erst nachdem er Urfehde geschworen hatte, das heißt er verzichtete unter Eid auf jedwede Fehde, durfte er wieder nach Hornberg zurück. Er kam also erst 1522 wieder frei, was ihn vielleicht davor bewahrte in die Sickingsche Katastrophe hineingezogen zu werden. Dieser hatte 1522 den Reichsritteraufstand ausgelöst und kam im Jahre 1523 bei der Belagerung der Feste Landstuhl ums Leben. Götz wusste wohl über die Pläne Franz von Sickingens recht gut Bescheid. Im Frühjahr 1525 brach dann

images4Bauernkrieg aus. Am 24. April 1525 kam der Odenwälder Haufe in die Nähe seiner Burg Hornberg. Wendelin Hipler und Georg Metzler, die Führer des Odenwälder Haufens nahmen ihnzunächst mal für vier Wochen  als Hauptmann auf.  Später wird er aussagen, das sei alles nur auf Zwang geschehen und um Schlimmeres zu verhindern. Aber ungelegen dürfte ihm das Abenteuer nicht gekommen sein, nachdem er nach seinem Urfehdeschwur zur Untätigkeit verdammt auf Hornberg saß. Die Plünderung des Kloster Amorbach, das Niederbrennen der Burg Wildenberg, die Verwüstung von Miltenberg sei alles gegen seinen Willen geschehen. Götz -vier 4 Wochen Hauptmann- verließ nach Ablauf der zugesagten Frist das Bauernheer und stellte sich dem Schwäbischen Bund. Götz rechtfertigte sich persönlich vor Truchsess Georg von Waldburg, dem Bauernjörg und 1526 vor dem Reichstag in Speyer. Er kam glimpflich davon. 1528 wird er aber in Blaufelden festgenommen und nach Augsburg verbracht. Dort wird er inhaftiert und 3 Jahre gefangen gehalten. Er muss nochmals Urfehde schwören und wird in Hornberg in Hausarrest gehalten. Er hält sich peinlich genau an die Vorschriften.

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1540 wird er vom Kaiser begnadigt, da der Türkenkrieg erfahrene Kämpfer fordert.

Mit Kaiser Karl V. zog er als 60-jähriger gegen die Türken. Zwei Jahre später ist er nochmals im Heerbann gegen Frankreich dabei. Bei St. Dizier erleidet er einen Ruhranfall. Nach dem  dem Frieden von Crespy kehrt er nach Hornberg zurück. Nachdem Tod seiner Ehefrau hat er noch mit zwei Mägden Kinder

1550 macht er sein Testament. Ab 1559 diktiert er, fast erblindet, seinem Pfarrer Georg Gottfried aus Neckarzimmern seine Memoiren. Am 23. Juli 1562 stirbt er “uber etlich und achtzig Jahre alt”. Obwohl längst protestantisch geworden wird er im Kreuzgang des Klosters Schöntals beigesetzt.

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