Archiv des Autor: Franz-Karl

Reichsabtei Ochsenhausen

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In der Gegend soll schon im 9. Jahrhundert ein Nonnenkloster mit dem Namen Hohenhusen bestanden haben. Erst die Schlacht auf dem Lechfeld 995 beendete ja für Süddeutschland die Hunnengefahr. So sollen die Nonnen im 10. Jahrhundert vor den Ungarn ins Österreichische geflüchtet sein. Eine Truhe mit ihren Schätzen und Reliquien sollen sie vergraben haben. Einige Jahre später soll nun ein Ochse beim Pflügen auf die Holzkiste gestoßen sein. An der Fundstelle entstand das Kloster Ochsenhausen. Ohne Blick auf die Legende kann man sagen, dass die fränkisch-welfischen Ministerialen Konrad, Hawin und Adelbert von Wolfertsschwenden als Grundeigentümern zusammen mit ihren Schwestern ein Kloster gestiftet haben. Am 31. Dezember 1100 wurde die Stiftung in einer Urkunde ohne Ortsangabe niedergelegt. Eine Kirche, eine Mühle, eine Wirtschaft sowie ein Wald, alles in Ochsenhausen gelegen wurde der Abtei St. Blasien im Schwarzwald in Anwesenheit des Abtes Uto und des Advokaten der Abtei St. Blasien Adelgoz übergeben. St. Blasien zählte damals zu den führenden Reformklöstern Schwabens. Vor Ochsenhausen war von St. Blasien aus schon Muri 1082 gegründet und Göttweig 1094 von einem Chorherrenstift in ein Benediktinerkloster umgewandelt worden. Abt Uto I. schickte Mönche ins Rottumtal. Am 2. Januar bestätigte König Lothar1126 in Straßburg dem Kloster St.Blasien den Besitz von Kloster Ochsenhausen.  (WUB I Nr.288). Am 12. Januar 1152 fertigte König Konrad III. in Freiburg eine der Urkunde von König Lothar wortgleiche Bestätigung des Besitzes aus.1157 bestätigt Papst Hadrian IV. dem Abt Gunther (1141-1172) die Stiftung von Kloster Ochsenhausen und der Kirchen von Reinstetten,

Mittelbuch, Tannheim,Bergheim, Arlach und Goldbach.

Abt Uto hatte als ersten Prior Burkhard nach Ochsenhausen entsandt, der schnell für einen guten Ruf des neuen Klosters sorgte und so große Anziehung auf junge Leute ausübte. Berthold von Laubach trat in das Kloster ein

und Ochsenhausen bei seinem Klostereintritt seinen ganzen Besitz. Er wurde auch mit Genehmigung des Mutterklosters zum ersten Probst bestellt, als sich Burkhard aufgrund seines Alters den Aufgaben seines Amtes nicht mehr. gewachsen fühlte. Er verwaltete dieses Amt bis zu seinem Tod 1178.

Das Kloster wurde rasch mit vielen Schenkungen bedacht. Im Jahre 1343 hatte es Probleme mit den schellenbergischen Vögten, die als Herren von Kisslegg mehrfach Landvögte von Schwaben (Oberschwaben)waren und wendete sich deshalb an Kaiser Ludwig den Bayern. Dieser gab dem Konvent “ als Schirmer Ammann, Rat und Gemeinschaft der Bürger“ der Reichsstadt Ulm (Ludwig (R I VII) H 1-n. 360). Das Kloster war vor dem barocken Neubau eine bescheidene Anlage. 1391 löste sich Ochsenhausen vom Mutterkloster Sankt Blasien und wurde selbstständige Abtei.

Tiefere Ursache war das abendländische Schisma von 1378 und 1417, das erst durch das Konstanzer Konzil beendet wurde.1378 war in einer chaotischen Wahl Bartolomeo Prignano zum Papst gewählt. Er nannte sich Urban VI. Die Wahl wurde bald angefochten und in Fondi mit Robert von Genf ein Gegenpapst gewählt, der sich Clemens VII. nannte. Er konnte sich in Rom nicht durchsetzen und ging bald nach Avignon. Die Kirche hatte zwei Päpste und spaltet sich in Oboedienzien. Blasien hatte sich unter den Gegenpapst gestellt während Ochsenhausen beim regulären Papst Urban VI. verblieb. Die vom Mutterkloster St. Blasien eingesetzten Probst Heinrich von Södorf und Prior Heinrich Laurin versuchten die Ochsenhausener Mönche ebenfalls zur Anerkennung des Gegenpapstes zu bringen. Da die Zustände allmählich unhaltbar wurden, wandte sich der Konvent über den Bischof in Konstanz an Papst Urban. Dieser löste den Konvent von der Gehorsamspflicht gegen den von St. Blasien eingesetzten Prior und erlaubte ihm, einen Prior aus seinen eigenen Reihen zu wählen.1388 hatte der Konvent hatte den aus Biberach stammenden Nikolaus Faber  zum Propst und Prior gewählt. Der von St. Blasien eingesetzte Prior und Propst wurden nach St. Blasien zurückgewiesen. Natürlich wehrte sich der Abt von St. Blasien Heinrich IV. dagegen. Er einigte sich mit dem Konvent in Ochsenhausen die Angelegenheit Ulmer Theologen, die damals sehr angesehen waren, vorzulegen. Diese allerdings entschieden gegen St. Blasien. Die Wahl des Ochsenhausener Konvents wurde als rechtmäßig angesehen, da Ochsenhausen dem rechtmäßigen Papst anhänge, St. Blasien aber „dem schismatischen Papst Clemens“ anhänge. Was die Rücksendung der beiden Mönche aus St. Blasien anging wurde auch klar gesagt „der von St. Blasien aufgestellte Prior gehe als Schismatiker zu den Schismatikern nach St. Blasien. außerdem solle das Kloster so lange die Kirchenspaltung bestehe keinen Prior mehr für Ochsenhausen aufstellen. Als Papst Urban starb, reiste Prior Nikolaus Faber  1391 nach Rom, um eine Entscheidung des neuen Papstes Bonifazius IX. zu erwirken. Dieser erhob Ochsenhausen zur selbstständigen Abtei. Am 19. April 1392 wurde nun Nikolaus Faber zum ersten Abt gewählt und vom Konstanzer Bischof Burkhard von Höwen zum Abt geweiht und bestätigt.

Am 13. Oktober 1397 verlieh König Wenzel dem Abt und dem Konvent das Recht auf freie Vogtwahl und die Freiheit von fremden Gerichten. [RIplus] Regg. Wenzel [n. 3026] Die Reichsstadt Ulm wurde als selbstgewählter Schutzherr bestätigt. Seit 1422 wird das Kloster nun als Reichsstand in den Reichsmatrikeln geführt. Das Kloster hatte nun das Ulmer Bürgerrecht und unterstand dem Ulmer Stadtgericht.

Abt Nikolaus hatte schon als Probst durch Erwerb von Gütern für eines solide wirtschaftliche Basis des Stiftes gesorgt. Diese Politik behielt er auch als Abt bei. Außerdem wurde das Kloster weiterhin mit Stiftungen  bedacht.

Nach dreißigjähriger Regierungszeit als Abt trat er am 11. Juni 1422 zurück. Sein Todesdatum ist nicht bekannt. Zu seinem Nachfolger wurde sein Neffe Heinrich Faber gewählt, der vorher 5 Jahre Pfarrer in Winterrieden war.

In seiner Amtszeit wurden Weingärten in Markdorf gekauft. Er starb bi einer Reise nach Konstanz dort am 6. März 1434. Zu seinem Nachfolger wurde Michael Ryssel gewählt, der aus einer Ulmer Patrizierfamilie stammte.

Er stand seinem Kloster 34 Jahre vor. In seiner Amtszeit wurde ein großer Kirchturm erbaut, der den kleinen schon baufälligen ersetzte. Außerdem wurde er mit größeren Glocken versehen. Auch unter Abt Michael wurde der Grundbesitz des Klosters und durch eigene Zukäufe vergrößert. Auch um die Klosterbibliothek kümmerte er sich. Die ersten Druckschiften für das Kloster wurden angeschafft. Nach seiner Resignation am 8. Juni 1468 wurde Johannes Knuß zum Abt gewählt Er stammte aus einer Biberacher Bürgerfamilie. Er kam mit etwa 12 nach Ochsenhausen und genoß dort Unterricht. Er war sehr talentiert und wurde schon mit 16 in den Orden aufgenommen.

Er bekleidete mehrere Klosterämter, wie z. B. Kellermeister. Am Schluß war Klosterökonom. Dieses Amt versah er mit soviel Erfolg, dass er nach Resignation von Abt Michael als dessen geeigneter Nachfolger gesehen wurde und 1468 gewählt wurde er mit der großen Herausforderung seiner Regierungszeit konfrontiert. 1470 kam die Pest nach Oberschwaben. Ganze Weiler und Dörfer verloren sämtliche Einwohner. Abt Johannes ließ kostenlose Heilmittel aus der Klosterapotheke verteilen. Kranke und arbeitsunfähige wurden über die Klosterküche mitverpflegt.Für die Überlebenden sorgte er nach Kräften.Zwar wurde der Klosterbesitz weder durch Zukauf noch durch Spenden vergrößert. Aber er hatte seine Untertanen vor den Untergang gerettet, wie der Chronist des Klosters Georg Geisenhof schreibt. 1376 starb Abt Johannes. Auf ihn folgte Jodokus Bruder. Jodokus ist 1422 in Biberach geboren.Seine Ausbildung erhielt er in Kempten unter Ausicht seines Onkels.!457 kam er als Novize ins Kloster Ochsenhausen. Er war so begabt, dass ihn Abt Michael Ryssel schon 1468 zum Prior ernannte.Da war er gerade 26. 1476 wählte ihn der Konvent als Nachfolger des verstorbenen Abtes Johannes. Er selbst scheint an seiner Eignung zum Abt gezweifelt zu haben. Der Überlieferung nach begab er sich zu Nikolaus von der Flüe in der Schweiz, der schon zu Lebzeiten im Rufe der Heiligkeit stand. Er soll den Einsiedler gefragt haben, ob er als Abt auch selig werden könne. Die Antwort „wohl schwerlich“ habe ihn bewegt, nach seiner Rückkehr aus der Schweiz sein Amt niederzulegen.In seiner Regierungszeit wurden einige Grenzstreitigkeiten mit dem Kloster Buxkeim  und Tannheim beigelegt. Nach seiner Resignation lebte er noch 47 Jahre.

Auf ihn folgte Abt Simon Lengenberger. Auch er ist in Biberach geboren. Mit 15 wurde er Novize im Kloster Ochsenhausen und erhielt hier wohl auch seine wissenschaftliche Ausbildung. Mit 16 legte er seine Profess ab.1482 wählte ihn der Konvent zum Abt. Er scheint zu Kaiser und Papst gute Beziehungen gehabt zu haben.1488 wurde dem Kloster von  Kaiser Friedrich III. die Blutgerichtsbarkeit verliehen. Es durfte nun Stock und Galgen aufrichten. Die Urkunde wurde am 23. Dezember 1488 in Innsbruck ausgestellt.( Chmel n. 8361, in: Regesta Imperii Online) Am 19.4.1494 bestätigte König Maximilian Abt Simon und dem Konvent des Klosters zu Ochsenhausen ihre alten Privilegien.(Maximilian I. – RI XIV,1 n. 573) Am 14. Juli 1495 bestätigte König Maximilian die Privilegienurkunden  König Wenzels, vor allem das Recht, sich einen Vogt nach Belieben zu wählen. (s.o.)Nach Geisenhof, dem Klosterchronisten (Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben) erhielt das Kloster 1494 von König Maximilian die Regalien und 1495 den Titel einer freien Reichsabtei verliehen. Papst Alexander VI. verlieh auch 1495 Abt Simon die Pontifikalien- unaufgefordert wie Geisenhof betont „eine Auszeichnung, die selten „einem deutschen Abte ungesucht zu Theil wurde“. Zu dieser Steigerung weltlicher Macht und geistlichen Anerkennung passt, dass Abt Simon mit dem Neubau der Klosterkirche wurde  in gotischem Stil 1488 begann. Sie war -auch nach Geisenhof zwar nicht an Umfang aber durchaus an Majestät den Münstern in Freiburg und Straßburg zu vergleichen. Sie hatte 15 Altäre.Den Hochaltar  errichtete der Ulmer Bildhauer Jörg Syrlin d.J., der unter anderem auch in Blaubeuren tätig war. Die Kirche wurde 1495 geweiht.

Syrlin begann mit seinem Altar 1496 und beendete sein Werk 1499. Abt Simon erlebte die Vollendung nicht mehr, denn er starb 1498. Neben dem Kirchenneubau wurde auch sonst im Kloster gebaut. Ein großes Gastgebäude wurde errichtet, das die Schweden dann im 30-jährigen Krieg zerstörten. Auch der Klosterbesitz wurde erweitert vor allem in Richtung Illertal. Abt Simon kaufte teils von Kloster Rot, teils von Mererau das ganze Dorf Oberopfingen und den Weiler Bonlanden.

Nachfolger von Abt Simon wurde Hieronymus I. Biechelberger Er stammte aus Dinkelsbühl und trat schon unter Abt Jodokus ins Kloster ein. Er bekleidete mehrere Klosterämter, zuletzt das des Großkellers.

Er war vor allem mit dem Neubau des Klosters befasst. Nach Geisenhof war es vor allem dem Geschick des Großkellers zu verdanken, dass das Bauvorhaben in nur 7 Jahren bewältigt werden konnte

und was absolut bemerkenswert ist, bei Vollendung auch schon bezahlt war. Das leisteten vor allem die Leibeigenen des Klosters, die „gegen eine mäßige Rekognition an Brod und baarem Gelde“

(Geisenhof) zum Gelingen beigetragen hatten. Das hatte zu einer erheblichen Unruhe unter den Untertanen geführt. vom Abt wurde das zunächst nicht wahrgenommen, da es im Stillen gegärt

hatte. Aber 1501 kam es in sämtlichen 38 Ortschaften des Klosters zu Unruhen. Die Lehensbauern, angeführt von ihren Ortsvorstehern versammelten sich im Klosterhof und kündigten Dienst und Gehorsam auf.

Abt Hieronymus hörte sich die Beschwerden an, ließ die Beschwerden von Georg Sattler, einem Advokaten beider Rechte, aufnehmen und prüfen. Sein Kanzler Friedrich von Dankersweil und sein Großkeller Raymund Kantengiesser handelten eine Vereinbarung mit den Gemeindevorstehern eine Vereinbarung aus, die allerdings nur kurz für Ruhe sorgten. Als sich die Bauern wieder vor dem Kloster zusammenrotteten und nächtliche Einfälle ins Kloster vornahmen, wandte er sich an den Schwäbischen Bund. Der drohte mit Waffenanwendung. Fürstabt Johannes von Kempten, Vertreter der Städte Ulm und Memmingen und Freiherr Georg von Freiberg handelten nun einen Kompromiss aus, der sich weit auf die Vereinbarung, die die Kommission von Abt Hieronoymus erzielt hatte, stützte. Die Vereinbarung hatte Vertragscharakter, was auch daran zu sehen ist, dass die Urkunde in zweifacher Ausfertigung erfolgte, jede Urkunde gesiegelt wurde und jede Partei eine Ausfertigung erhielt. Kurz zusammengefasst regelte sie die dinglichen und personalen Rechte des Bauern gegenüber dem Kloster.

Er wurde allerdings 1525 nach der Niederlage der Bauern im Bauernkrieg wieder zurückgenommen, dürfte aber der Grund dafür sein, dass Ochsenhausen unbeschadet durch den Bauernkrieg gekommen ist. Geisenhof sagt in seiner „Kurzen Geschichte..“ „denn durch die Vorgänge des Jahres 1502 gewitzigt, hielten es die Unterthanen des Klosters nicht mit den Rebellen.“ (S. 76). Abt Hieronymus starb im Jahre 1508. Bei der erforderlichen Wahl waren auch die Äbte von Kloster Elchingen und Zwiefalten anwesend. Nachdem sich im ersten Wahlgang keine Mehrheit abzeichnete, schlugen die beiden Äbte den bisherigen Prior Andreas Kindscher vor.Er fand die einhellige Zustimmung und wurde gewählt. Er war der 6.Abt der aus Biberach stammte. Zu seinem Amtsantritt erließ er den Untertanen die vom Schwäbischen Bund auferlegte Geldbuße und die Übernahme sämtlicher Kosten für die Kommission wegen der Vorgänge von 1502.Das belief sich auf insgesamt 4.000 Gulden. Auch das hat das Klima zwischen Kloster und Untertanen stark verbessert und wirkte sich sicher 1525 aus.

Seine kluge Amtsführung wurde auch im gesamten Orden wahrgenommen. Er wurde 1515 in Mainz vom Provinzialkapitel des Ordens zum Schiedsrichter und Kommissär für alle in den Diözesen Konstanz und Chur befindlichen Benediktinerklöster gewählt. Die Reformation, die inzwischen auch in Oberschwaben angekommen war, zeigte noch wenig Auswirkungen auf die Regierung von Abt Andreas. Aber in seinem Konvent waren

einige Mönche, die sich in Predigten und mit Schriften kritisch mit der Reformation auseinandersetzten. Abt Andreas starb 1541 nach 33 Regierungsjahren. Zu seinem Nachfolger wurde der aus Tettnang stammende Georg Müller gewählt. Bis zu seiner Wahl war er bereits 26 Jahre Prior. Gleichzeitig bekleidete er das Amt des Syndikus und Prokurator des Benediktiner-Ordens. Beide Ämter übte er zur vollen Zufriedenheit aus und schien so der geeignete Kandidat für die neue Aufgabe. Er geriet aber voll in die unruhigen ersten Reformationsjahre oder wie Geisenhof das ausdrückt: „die Vorsehung schien ihn aber gerade auf die ungünstigste Aufgabe aufgespart zu haben, welche ein – mehr, als blos mittelmässiges- Regententalent heischte“ (S.79). Um der mangelhaften Ausbildung des Klerus entgegen zu wirken, das war einer der Kritikpunkte der Reformation, plante er zusammen mit den Äbten von Kempten, Weingarten, Ottobeuren, Elchingen, Zweifalten, Irsee, Wiblingen und Donauwörth in dem kemptischen Legau ein Studienhaus für den Ordensnachwuchs zu errichten. Das Projekt kam aber nie zustande. 1491 war Baltringen von ihren bisherigen Mutterkirchen Laupheim und Sulmingen getrennt worden und zur selbstständigen Kirche erhoben worden. In Laupheim hatte das Kloster Ochsenhausen seit 1413 das Patronatsrecht. 1542 entzog  der Magistrat der Reichsstadt Biberach inzwischen mehrheitlich evangelisch, dem Pfarrer Knecht in Baltringen die priesterlichen Funktionen. Das war ein klarer Eingriff in die Rechte des Kloster Ochsenhausen und natürlich wehrte sich Abt Georg dagegen und bat die Stadt Ulm in ihrer Eigenschaft als Schirmvogt um Hilfe. Diese war aber mittlerweile ebenfalls evangelisch und versuchte nun ihrerseits das Kloster zu reformieren. Angeblich zum Schutz des Klosters verlegte die Stadt zwei Kompanien Soldaten in das Kloster. Daraufhin dankte der klösterliche Kanzlist Johann von Thierberg 1546 ab. Sein Nachfolger wurde Georg Greck. Dieser berief für das Seelenheil der ulmischen Soldaten einen protestantischen Prediger und verfügte, dass der katholische Gottesdienst in der Stiftskirche aufhören sollte. Aber die schon erwähnten Mönche unter Abt

Andreas wirkten dem entgegen. Die Reformation konnte in Ochsenhausen nicht Fuß fassen. Abt Georg flüchtete 1457 nach Augsburg, wo sich Kaiser Karl V. aufhielt. Allerdings erhielt er von Karl keine Hilfe sondern die Empfehlung, zu resignieren und sein Amt Gerwig Blarer, der seit 1520 Abt von Weingarten war und zugleich die Würde eines kaiserlichen Rates, Hofkaplan und päpstlichen Legaten für Papst Julius II. bekleidete, abzugeben. Außerdem war er auch Vorsitzender des Kollegiums der schwäbischen Prälaten. Dem Reichsprälatenkollegium gehörte er als Weingartener Abt seit 1520 an. Dieses Kollegium vereinte alle Klöster und Stifte des Alten Reiches, die im Reichstag vertreten waren. Seit 1523 führte er den Vorsitz dieses Gremiums, ohne jemals formal gewählt worden zu sein. Als Direktor des Reichsprälatenkollegiums oblag ihm die Repräsentation und Verhandlungsführung nach außen. Er hatte die Prälatentage auszuschreiben. Er war verantwortlich für die Kasse, die Verwaltung des Archivs und die Kanzlei. Schon 1537 erhielt er von Papst Paul III.das Recht des Gebrauchs der Pontifikalien. Er wurde bald zum führenden Repräsentanten der Katholiken in Oberschwaben. Dieser Mann schien Kaiser Karl der richtige Mann in dieser Situation zu sein. Gerwig Blarer stellte sich in Ochsenhausen zur Wahl und wurde als 10. Abt. gewählt. Schon auf die Nachricht von der Resignation Abt Georgs hin waren die Ulmer Truppen aus Ochsenhausen abgezogen. (Zu Abt Gerwig siehe auch Kloster Weingarten). Er beendigte die Schutzherrschaft Ulms über das Kloster und unterstellte dieses direkt dem Schutz König Ferdinands und dem Hause Habsburg. Im 2. Band der Briefe und Akten von Gerwig Blarer wird dies in einem Brief vom 22.08. 1548 an Gerwig, Prior und den Konvent zu Ochsenhausen mitgeteilt: „Der König hat den Revers über den Schutz und Schirm übersandt und der Regierung befohlen, das Gotteshaus mit allen zugehörigen nunmehr im Namen des Hausen Österreich zu schirmen (Brief 1019, Gerwig Blarer Briefe und Akten herausgegeben von Heinrich Günter Stuttgart 1921) 1556 Karl V. gewährt auf Bitten seines Rats Gerwig [Blarer], Abt von Weingarten und Ochsenhausen, den genannten Klöstern ein Privileg gegen Juden. Diese dürfen keine Klostergüter erwerben. Auch wird ihnen verboten, gegen Untertanen der Klöster vor dem Hofgericht Rottweil, dem Landgericht Schwaben sowie anderen fremden Gerichten zu klagen.(Urkunde B 515 U37 vom 11.2.1556 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart) 1565 erwarb er von den Erben der Familie Mannlich Schloss und Dorf Ummendorf und die hohe Gerichtsbarkeit für 70.000.– Gulden. Dieser finanzielle Kraftakt sorgte dann allerdings dafür dass Gerwigs Nachfolger das Dorf Wain verkaufte. Nach 16 Jahren Regierungszeit nahm er sich mit Andreas Sonntag 1563 einen Koadjutor, zog sich aber noch nicht zurück. Abt Gerwig war Renaissancemensch durch und durch. Auf den Reichstagen erschien er mit seiner Konkubine und 1545 erließ die österreichische Regierung ein Mandat an ihn wegen des unsittlichen Lebenswandels seiner Mönche.“Aber zu solcher verachtung hat er nit wenig ursach mit seiner leuchtfertigkait geben, dann erzu Zeiten gewon war, sein concubin [oder balmesel mit uf die reichstäg en maniere deguisee,in form ains raisigen, mit sich zu nemen. Die rit mit, war ufwarten; undwar nur gar einhüpsche sach, die von den evangelisch als ain guts vorbilde eins gaistlichenvatters wol wardherfür gezogen und ußgericht. (in http://www.kirchengemeinde-molpertshaus.de/Elmar Kuhn – Reformation in Oberschwaben. pdf S. 9) 1567 verstarb er In Weingarten

Gerwig Blarer, Ölgemälde; Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Nach dem Tod Gerwigs wurde Andreas Sonntag zum 11. Abt von Ochsenhausen gewählt, das er ja schon 4 Jahre mitverwaltet hatte. Abt Andreas war im ersten Regierungsjahr Gerwigs in Ochsenhausen ins Kloster eingetreten.Nach dem Konzil von Trient hatten deutsche Benediktinerklöster begonnen Kongregationen zu gründen, um die klösterliche Disziplin zu festigen und das religiöse und geistliche Leben in den Klöstern nach den Reformbestimmungen des Konzils von Trient zu festigen. In Schwaben waren dies Zwiefalten, Weingarten , Ochsenhausen, Isny, Mehrerau, Wiblingen und Petershausen. Abt Andreas wurde 1580 zum Visitator der Schwäbischen Benediktinerkongregationen gewählt.Somit trat er auch in die Fußstapfen von Abt Gerwig und wirkte über sein Kloster hinaus.

Papst Gregor VIII. erteilte ihm die Vollmacht, die dem Kloster einverleibten Pfarreien zu visitieren und mit apostolischer Vollmacht nach Befund das Nötige zu veranlassen.

Das Kloster hatte wie oben angeführt mit dem Kauf von Schloss Ummendorf eine finanzielle Last zu stemmen und der Konvent beschloss, 1569 das Dorf Wain zu verkaufen. Die Stadt Ulm war interessiert, aber sie war evangelisch. Das Kloster machte zur Auflage, dass der neue Besitzer an den religiösen Verhältnissen keine Veränderungen vornehmen dürfe und dass das Kloster seine Patronatsrechte behalte. Abt Andreas und Magistrat der Stadt Ulm waren sich schon handelseinig, da  verweigerte der Bischof von Konstanz Kardinal Markus Sittikus von Hohenems seine Zustimmung. 1570 meldete sich aber ein neuer Interessent, Eustach von Landfried, Katholik und Sohn des Wittelsbacher Ernst von Bayern und Schwager des Ulmer Bürgermeisters Besserer. Der Kauf kam zustande. Es stellte sich aber heraus, dass der Käufer nur ein Strohmann für die Stadt Ulm war. Die eingesetzten Beamten der Stadt Ulm verboten sofort die Messe nach dem römischen Ritus. Der katholische Pfarrer wurde abgeschoben. Das Kloster verursuchte nun zwar das Dorf zurück zu kaufen, war aber nicht erfolgreich. Abt Andres resignierte 1595 und starb zwei Jahre später.

Zu seinem Nachfolger wurde Christophorus Spieß einstimmig gewählt. Er wurde 1558 in Altdorf geboren. Währen Gerwigs Regierungszeiten übergaben ihn seine Eltern zur Erziehung gegeben. Er trat ins Kloster ein und legte 1575 die Ordensgelübde ab. Danach durchlief er nahezu alle Klosterämter. Er führte diese mit „so seltener Gewandheit“ (Geisenhof S. 94). Das hatte den Konvent so überzeugt, dass er Christopherus ohne Gegenstimme zum

Abt wählte. Ein Hauptaugenmerk seiner Regierung lag auf dem Kampf gegen persönlichen Besitz. Er konnte die Zahl der Konventualen beträchtlich steigern.Nicht  nur um die Ausbildung des Ordensnachwuchses kümmerte er sich sehr stark. Für die Jugend des Klosterpfarrsprengel ließ er in der Schule und an den Sonntagen gründlichen Religionsunterricht erteilen. Diese Einrichtung wurde bis zur Aufhebung des Kloster beibehalten.

1603 ließ er von Adam Aichelin die Klosterkirche neu ausmalen und im hinteren Chor errichtete Daniel Schiene eine Orgel. Das wohl wichtigste Ergebnis, das er für Ochsenhausen erzielt hatte, war „Im Flecken Ochsenhausen einen Wochenmarkt aufzurichten und nun hinfüro ewiglich zu halten.“ was Rudolf II. so 1605 genehmigt hatte. Deshalb musste auch ein Lagerhaus errichtet werden, das allerdings erst der nächste Abt in Angriff nahm.

Abt Christoph resignierte 1605 und bezog dann eine große Wohnung, die er schon 1602 errichten lassen hatte. Er hatte auch ein sehr auskömmliches Leibgeding. Beides stand eigentlich seinen Prinzipien, die er in seiner Regierungszeit verfolgt hatte entgegen. Er starb 1610.

Sein Nachfolger wurde Urban Mayer, der wie Christophorus auch sehr jung, nämlich mit 13 ins Stift aufgenommen wurde. 1591 legte er die Ordensgelübde ab, 1599 feierte er seine erste Messe. Er war Kellerer, Subprior und zweimal  war er Prior. Auch er wurde einstimmig zum Abt gewählt. Am Marktplatz wurde unter seiner Bauleitung in nur einem halben Jahr ein Lagerhaus und Fruchtschranne gebaut, das heutige Rathaus. Das war nötig geworden, weil Ochsenhausen ja kurz vor Beginn seiner Regierungszeit das Marktrecht erhalten hatte. Auch im Klosterbereich selbst wurde ein Fruchtkasten errichtet, den 100 Jahre später Abt Hieronymus vergrößert an derselben Stelle neu errichten ließ. Für die musische Ausbildung der Konventualen ließ er ein Musikzimmer errichten. Er selbst war ein ausgezeichneter Musiker und auch Komponist. Auf die wissenschaftliche Ausbildung

seiner Klosterzöglinge legte er großen Wert. So sorgte er für gründlichen Unterricht im Kloster und wo es ging, wurden die Mönche auf die besten damaligen Hochschulen geschickt. Aber so aufgeschlossen er war, so unterzeichnete er doch auch Todesurteile alter Frauen, die für Hexen gehalten wurden. (Geisenhof S.100).

In Tannheim ließ er eine Mühle errichten.

1612 trat er in der Umgebung wieder die Pest auf, dieses Mal aber nicht so verheerend wie unter Abt Michael im Jahre 1470.

Im Orden hatte das Kloster Ochsenhausen einen so guten Ruf, dass Mönche in Benediktinerklöster nach Kärnten und in die Steiermark geschickt wurden, um die in den dortigen Klöstern erloschene Disziplin wieder einzuführen. Abt Urban starb nach nur siebenjähriger Regierungszeit im Alter von 38 Jahren an einem bösartigen Fieber.

Auf ihn folgte Johannes Lang, der 1583 in Stuben, einem Teilort von Altshausen geboren wurde. Im Alter von elf Jahren kam er ins Kloster Ochsenhausen. Er studierte von 1604-1607 an der Universität Dillingen. Nach seiner Priesterweihe 1607 bildete er in Ochsenhausen den Nachwuchs aus. Er unterrichtete zunächst Dicht-und Redekunst und erklärte ne jungen Konventualen die griechischen und römischen Klassiker. Im März 1613 schickte ihn die Schweizer und Schwäbische Benediktinerkongregation nach Venedig um dort den Druck des neuen Benediktinerbreviers zu leiten.Dort lernte er auch die italienische Palastarchitektur kennen.  Als er den Auftrag zur allseitigen Zufriedenheit erledigt hatte, kehrte er nach Ochsenhausen zurück, wo gerade Abt Urban verstorben war. Die Wahl seines Nachfolgers fiel auf Johannes. Er war der erste Abt, dem die Untertanen feierlich huldigten.

Gleich nach seinem Regierungsantritt nahm er junge, begabte Schüler in Kost und Unterricht auf, nicht wie bisher als besondere Begünstigung oder gleich als Novizen. Daraus entwickelte sich das Gymnasium, das bis zur Aufhebung des Klosters bestand. Schon im ersten Jahr seiner Regierungszeit erkrankte er schwer. Die besten Ärzte wurden gerufen, waren aber machtlos. Er genas dann aber ganz von selbst. Er hatte zwar ständig Schmerzen, konnte aber seine Berufung als Abt ohne Einschränkung wahrnehmen. Das Klostergebäude stand seit dem Stiftungsjahr unverändert und war für die gewachsenen Zahl der Konventualen mit mittlerweile 32 Patres zu klein und auch baufällig geworden. Auch das vom Abt geförderte Gymnasium mit Internat mußte untergebracht werden. Abt und Kapitel beschlossen nun einen Neubau. Planer der neuen Klosternanlage war der Jesuitenbruder Stephan Huber aus Ingolstadt. Er kam wie die meisten Jesuitenarchitekten aus dem Handwerk, hat sich aber auch in Rom weitergebildet. Bauherr und Planer kannten also die italienische Palastarchitektur.

Es entsteht eine  Vierflügelanlage mit einem Sockelgeschoss und drei Obergeschossen mit deutlich schlossartigem Charakter. Das neue Kloster orientiert sich auch am süddeutschen Schlossbau dieser Zeit. Der Grundstein wurde am 8. März 1615 gelegt. Bei eine weitere Grundsteinlegung nahm Abt Johannes vor und zwar im benachbarten Biberach. Dort bestand auf Grund der Wahlordnung Karls V. 1551 ein katholisch dominierter Rat bei überwiegend evangelischer Bevölkerung. Der Biberacher Adel und der Pfarrer von Biberach hatten die Errichtung eines Männerklosters gefördert. Zum Kapuzinerkloster in der Reichsstadt legte nun Abt Johannes am 17.September 1615 den Grundstein. Einer beiden Patres, die die Bauaufsicht führten war Pater Fidelis aus Sigmaringen. Die Kapuziner spielten in Biberach eine wichtige Rolle für die Rekatholisierung der Bevölkerung.

Abt Johannes initiierte auch die Errichtung einer Armenkasse, in die jährlich 500 Gulden eingezahlt wurden. Das Ochsenhausen in dieser Zeit einen hervorragenden Ruf genoss, zeigt sich auch daran, dass Ochsenhausener

Mönche im recht weit entfernten St.Paul und in Ossiach in Kärnten Äbte wurden.

Im Spätherbst 1618 bezogen die Mönche das neue Konventsgebäude. Kurz danach erkrankte der Abt nach Geisenhof an einem „Kopfübel“ und verstarb am 10. Dezember 1618 mit nur 35 Jahren.

Zum Nachfolger wurde Bartholomäus Ehinger als 16. Abt gewählt. Er ist 1569 in Lautrach geboren. Unter Abt Ernst legte er 1586 die Ordensgelübde ab. Als Abt bemühte er sich, die vom Konzil von Trient geforderten Erneuerung der benediktinischen Ordensdisziplin herbeizuführen. Sein Rat war auch gefragt, als um die Reformierung des Fürststifts Kempten ging. Er sandte zwei Mönche nach Kempten, die dort aber nur bis zum Tod von Fürstabt Eustach von Wolffurt blieben. 1627 wurde er gebeten, die Reformierung des Klosters Münster im Elsass zu unterstützen. Dorthin schickte er fünf Mönche. Nachdem der Ochsenhausener Mönch Gregor von Blarer, ein Verwandter des Abtes Gerwig in Münster zum Abt gewählt wurde, steigerte dieser wieder „zu einer Pflanzschule solider Wissenschaft und Tugend“ (Geisenhof S.112) 1623 konnte Ochsenhausen die Reliquien der Märtyrer Innozenz, Maximian und Emmerentiana erwerben, 1691 folgte die vierte Märtyrerin Justina. Sie galten als die neuen Kirchenpatrone. Abt Bartholomäus  setzte den Neubau des Ostflügels bis Ende 1630 fort.

1623 eröffnete Abt Bartholomäus in Schloss Ummendorf eine Hohe Schule.Dort wurde Philologie und Philosophie unterrichtet. Kandidaten der Theologie gingen dann an die Universität Freiburg weiter.

Abt Bartholomäus war auch Präses der Oberschwäbischen Benediktinerkongregation und in dieser Eigenschaft richtete er sein Augenmerk vor allem auf die Wiederherstellung der Benediktinerklöster, die im Zuge der Reformation geschlossen worden waren. Er schickte den Prior von Ochsenhausen Placidus Spies und Pater Maurus Baldung aus Weingarten mit schriftlichen Vorschlägen zu Papst Urban VIII. nach Rom und bat um Unterstützung. Er konnte in Alpirsbach wieder einen Prälaten einsetzen und im Kloster Reichenbach (heute Klosterreichenbach, Ortsteil Baiersbronn) einen Prälaten.

Zwar dauerte der 30-jährige Krieg schon seit 1618, aber Oberschwaben hatte er bisher verschont. 1628 brach in Fischbach die Pest aus, der 50 Menschen erlagen Auch in der Pfarrei Ochsenhausen trat sie auf. Zwar erkrankten viele, aber dank der Umsicht und Sorgfalt des Abtes starben nur wenige.

1632 erreichte der Krieg Oberschwaben.Nach der Schlacht bei Rain am Lech 1632 wurde Ulm Stützpunkt der schwedischen Truppen. Dem Kloster wurde eine Kontribution von 6000 Gulden auferlegt. Als die Schweden die Gegend bereits unsicher machten, ging Abt Bartholmäus auf die dringende Bitte seines Konvents, sich in Sicherheit zu bringen, nach Schloss Hersberg am Bodensee, das das Kloster schon 1621 als Zufluchtsort gekauft hatte. Zwölf Kleriker wurden in Klöster in der Schweiz und in die Steiermark geschickt. Die Studenten des Klosters in Dillingen sollten nach Salzburg gehen. Nur zwei Mönche blieben zurück.

Feldherr der kaiserlich-habsburgischen Armee Johann von Aldringen kam den bedrängten oberschwäbischen geistlichen Territorien zu Hilfe, zog sich aber bald wieder zurück. Am 22., 26. und 28. Juni 1632 plünderten die Schweden das Kloster. Selbst die Toten blieben nicht verschont. Gräber wurden geöffnet in der Hoffnung kupferne oder bleierne Särge zu findenAuch die Schlösser von Tannheim und Ummendorf wurden geplündert.Und jedes Mal, wenn eine neue Division nach Süddeutschland verlegt wurde, wiederholte sich das traurige Schauspiel.

Abt Bartholmäus war von Schloss weiter nach St. Gallen geflüchtet. Da dieses auch total von Flüchtenden überschwemmt war, nahm er eine Einladung eines Studienfreundes nach Konstanz an. Dort musste er ständig sehr üble Nachrichten aus seinem Kloster hören. Er hatte ohnehin eine labile Gesundheit. Er wurde krank und starb nach nur wenigen Tagen Krankenlager in Konstanz im alter von 63 Jahren am 2. Dezember 1632. Er wurde im Kloster Peterhausen bestattet. Die Wahl des neuen Abtes fand auch in Konstanz statt, in der Wohnung des Studienfreundes des verstorbenen Abtes. Gewählt wurde Wunibald Weibel, 1600 in Markdorf geboren. 1616 legte er seine Gelübde in Ochsenhausen ab. Schon vor seiner Priesterweihe im Juni 1624 war er Novizenmeister, ein Amt, das normalerweise nur Männern im reifen Alter und mit viel Erfahrung anvertraut wurde.

Die Mönche, die sich in der Schweiz und in Schwaben aufhielten, erschienen zur Wahl. Nach der Wahl wurde der neue Abt in Konstanz zum Abt geweiht. Dann gingen alle wieder an ihre derzeitigen Aufenthaltsorte.

Abt Wunibald, der zunächst zwischen Hersberg, Konstanz und Rheinau pendelte, kehrte inkognito im Januar 1633 nach Ochsenhausen zurück, das sich in „weit elenderem Zustand befand, als die eingegangen Berichte vermuthen ließen“ (Geisenhof S. 131). Bei seinem 2. Besuch in der Abtei hatte gerade General Horn Ochsenhausen mit 20.000 Mann überschwemmt und die Lage war noch schlimmer als er sie das erste Mal angetroffen hatte. In diesem Jahr verschenkte der schwedische Generalismus Oxenstirn die Abtei an einen Grafen von Hohenlohe. Erst die für die Schweden verlorene Schlacht bei Nördlingen 1634 entspannte die Lage für Süddeutschland. Aber Hunger und auch die Pest machte den Menschen nach wie vor zu schaffen. 1636 zog der schwedische General Horn ab und Abt Wunibald konnte in das verwüstete Kloster zurückkehren.

Auch der Abt rief seine Konventualen zurück, zunächst erst 15 und sie führten ein „armes aber sehr erbauliches Leben.“(Geisenhof S. 133). 1642 musste Abt Wunibald den „Grünen Hof“ in Ulm, der 1490 erbaut worden war

für 7200 Gulden an die Stadt Ulm verkaufen. Der Konvent war inzwischen wieder vollzählig in Ochsenhausen. Aber 1646 mussten sie das Kloster wieder verlassen.. Die Zerstörungen waren noch schlimmer als vor 14 Jahren. Erst der Westfälische Friede 1648 machte „dem unseligen Krieg“ ein Ende. (Geisenhof S. 136). Mit einem Darlehen des Klosters Alpirsbach besserte er die Schäden an Kirche und Kloster aus. Abt Wunibald war wie sein Vorgänger Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation und außerdem Direktor des Reichsprälatenkollegiums. Er starb am 11. Februar 1658 in Ochsenhausen.

 

 

800px-Ochsenhausen_Abbey. Das Kapitel wählte Alphons Kleinhans zum Nachfolger von Abt Wunibald. Er ist am 10. Dezember 1606 in Reute bei Feldkirch geboren. Er legte am 8. September 1622 die Ordensgelübde ab. Da war er noch gar nicht

16, das von der Kirche festgelegte Mindestalter. Als der Irrtum zwei Jahre später bemerkt wurde, musste er die Gelübde nochmals ablegen. Er lehrte damals schon Philosophie an der Schule in Ummendorf. Dann wurde er an die Universität nach Dillingen geschickt und musste als die Schweden in Süddeutschland einfielen mit den anderen Studenten aus Ochsenhausen ins sichere Salzburg ausweichen. In Salzburg wurde er 1632 zum Priester geweiht. Dann beorderte der Abt ihn  nach Ochsenhausen zurück, wo er in der Seelsorge aushelfen musste.1638 wurde er in Petershausen mit knapp 32 Jahren zum Abt von Alpirsbach gewählt. Er trat dort sein Amt an. Das

Kloster befand sich auch in sehr misslicher Lage. Abt Alphons war zehn Jahre Abt in Alpirsbach, konnte dort die Schulden reduzieren und konnte wie oben erwähnt seinem Mutterkloster sogar mit einem Darlehen aushelfen.

Der Westfälische Friede bedeutete aber das endgültige Ende für Alpirsbach. Der kleine Konvent wurde zusammen mit seinem Abt nach Ummendorf  vertrieben. 1653 wurde er zum Abt von Münster gewählt, nachdem dort der

auch aus Ochsenhausen stammende Abt verstorben war. Er konnte dort aber dieses Amt nicht antreten, da der französische König das Patronatsrecht über die Abtei hatte und den Abtstuhl bereist vergeben hatte. Er kehrte nach Ummendorf zurück. 1658 fasste er den Entschluss,ins Kloster Buxheim zu gehen. Am Wahltag kehrte er nochmals nach Ochsenhausen zurück, um dem Neugewählten Glück zu wünschen. Aber die Wahl war auf ihn gefallen. Den dringenden Bitten seiner Mitbrüder gab er schließlich nach und nahm das Amt an. Das Kloster war aufgrund des Krieges mit 115896 Gulden verschuldet. Diese Verbindlichkeiten führte er in seiner Regierungszeit auf Null zurück. Auch an den Gebäuden waren die Kriegsfolgen zu sehen. Mehrere Gebäude waren vom Einsturz bedroht. Er ließ die Ringmauer des Klosters erneuern. Die heutige Sakristei wurde errichtet. Am Nordflügel wurde mit dem Kapitelsaal weitergebaut.Die Räume werden 1660-1663 von dem Wessobrunner Matthäus II Schmuzer stuckiert. Der Barock hielt Einzug im Kloster. Ab 1660 begann die Barockisierung der spätgotischen Kirche. Der neue Hochaltar entsteht 1667 unter Mitwirkung des aus Biberach stammenden Malers Johann Heinrich Schönfeld, kleine Anmerkung Schönfeld war evangelisch. Unter Abt Alphons erholte sich das Kloster auch personell vom Krieg.In seiner Regierungszeit waren 16 Neueintritte zu verzeichnen und der Konvent umfasste wieder 30 Patres. Abt  Alphons starb am 14. Mai 1671 mit 65 in Ochsenhausen.

Zum Nachfolger wurde  Balthasar Puolamer  gewählt. Er ist am 23. April 1615 in Bachhaupten geboren. Seine Ordensgelübde legte er am 6. Januar 1632 ab. Seine Primiz feierte er 1639 in St. Paul in Kärnten. In der Zeit des Exils hatte er sich so Geisenhof (S. 147) „als einen sehr brauchbaren Mann“ erwiesen. zurück in Ochsenhausen war er Novizenmeister, Prior und Großkeller. Als Abt vollendete er das Schloss Hersberg.

1672 ließ er die Kirche Mariä Himmelfahrt in Steinhausen an der Rottum neu bauen In diesem Jahr hatten die Jesuiten  Rottweil verlassen, wo sie ab 1652 gelehrt hatten wegen mangelnder Unterstützung gaben sie aber den Standort auf. Der Rat der Stadt wandte sich an den Benediktiner Abt Christoph in Zwiefalten, der in dieser Zeit Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation war. Dieser bat nun die Klöster der Kongregation um personelle und finanzielle Unterstützung. Das sagten die Äbte unter der Bedingung zu, dass die Stadt Rottweil zusicherte, die Beträge zu erstatten, falls die Anstalt  eingehen oder an einen anderen Orden übergeben würde.

Ochsenhausen beteiligte sich mit 2000 Gulden und schickte einen seiner gelehrtesten Mönche Franziskus Clesin als Philosophie-Lehrer nach Rottweil. 1675 musste Ochsenhausen Einquartierungen von kaiserlichem Militär erdulden und dieses sich mit dem was man ihm schuldig war, nicht begnügen wollte sondern mit Gewalt mehr abpresste (nach Geisenhof S.149) Graf Piccolomini ertrotze unter irgenseinem Vorwand 1000 Taler und überließ dafür dem Stift Bilder von Kaiser Leopold und seiner Gemahlin, die noch fast bis zur Auflösung des Stifts im Kloster aufgestellt waren und „an den hohen Preis erinnerten, um welchen sie das Stift an sich brachte“ (Geisenhof ebd.) Kaiser Leopold hatte Abt Balthasar über den Fürstabt von Kempten persönlich kennengelernt und sich eine so hohe Meinung über den Ochsenhausener Abt gebildet, dass er ihn als kaiserlichen Kommissär bestimmte

und ihn in einer Schuldsache der Barone von Reichenberg mit unbegrenzter Vollmacht tätig zu werden.

1676 beschloss das Kapitel in Ochsenhausen eine Bibliothek mit 24 Abteilungen einzurichten. Pater Wunibald Magg wurde zum „Bibliopaegus“ bestellt.168 begann man mit der Herstellung eines Bücherkatalogs, die 1701 noch nicht abgeschlossen war.

1678 ließ er an der Stelle, wo jetzt die Mariensäule steht, ein holzgeschnitztes Marienbild auf einer Holzsäule errichten.

1681 ließ er von einem Memminger Handwerker eine Feuerspritze fertigen. Am 6. Mai wurde das benachbarte Kloster Roth ein Raub der Flammen. Der ohnehin angegriffene Gesundheitszustand des Abtes- er wollte deswegen eigentlich resignieren- verschlechterte sich durch dies Schreckensnachricht so, dass er bettlägerig wurde und sich nicht mehr erholte. Er starb am 14. Mai 1681.

Die Wahl des Nachfolgers wurde auf den 22. Mai 1681 festgesetzt. Zum 20. Abt wurde Plazidus Kobolt gewählt. Er ist am 4. Oktober 1642 in Lindau geboren. Die Ordensgelübde legte er am 23. Januar 1660 ab. Zum Priester wurde er am 24. September 1667 geweiht. Er war zwei Jahre Prior und 8 Jahre Pfleger in Ummendorf. In seinen ersten 6 Regierungsjahren „ließ er kaum etwas zu wünschen übrig“. (Geisenhofen S. 156) 1684 kaufte er vom Benediktinerstift St. Afra in Augsburg eine vollständige Theaterdekoration. In Ochsenhausen ließ er das Bauhaus, die Pfisterei und die Mühle erstellen.In der Kirche wurde das morsche Chorgestühl durch ein Neues ersetzt. Dann aber zeigte sich eine zunehmende Geisteszerrüttung, glaubte Giftmischer seien tätig, die ihn wenn nicht gar töten, so doch zu mindestens regierungsunfähig machen wollten. Er reiste sehr viel und kam dabei oft vom Wege ab. Da gab er Hexen die Schuld. Schließlich wurde er tätlich. Er traf auch recht unsinnige Entscheidungen. So berief er einen Laienbruder zum Prior, machte einen 18-jährigen zum Klosterökonomen. Er verschwendet enorme Geldsummen.Zwei zugezogene Ärzte diagnostizerten eine schwer zu heilende Manie. Schließlich sah der Konvent keinen anderen Weg mehr, als beim bischöflichen Ordinariat Klage zu führen. Mehrere Äbte, darunter der derzeitige Präses der Kongregation, Abt Maurus aus Wiblingen, kamen nach Ochsenhausen, um sich vom Geisteszustand von Plazidus ein Bild zu machen. Es war nicht zu erwarten, dass er freiwillig resignierte. Deshalb wurde er abgesetzt. 30 Jahre überlebte er seine Absetzung und kostete das Kloster in der Zeit 60.000 Gulden. Am 30. März 1719 fiel er in Tannheim, seinem letzten Aufenthaltsort vom Stuhl und starb.

An seine Stelle trat nun Franziskus Klesin. Er wurde am 23. November 1643 in Feldkirch geboren.1660 legte er die Ordensgelübde ab. Am 14. Mai 1689 wurde Franziskus zum 21. Abt von Ochsenhausen gewählt. Er konnte aber erst am 23. April 1690 in sein Amt eingeführt werden, da sein abgesetzter Vorgänger und dessen Bruder Willibald Kobolt, der Abt in Weingarten war, gegen die Wahl Widerspruch eingelegt hatten. Der Prior in Ochsenhausen Aman Demmelmayer konnte den Streit beilegen und Abt Franziskus konnte sein Amt antreten. 1691 erwarb das Kloster mit  der heiligen Justina von Padua die vierte Reliquie für die Stiftskirche. Er ließ drei neue Altäre in der Stiftskirche setzen. In Tannheim ließ er 1696 den Ochsenhausener Pfleghof von Baumeister Franz Beer von Au errichten. Er diente als Sommerresidenz von Ochsenhausen und da Tannheim doch recht weit von Ochsenhausen entfernt war, als eigene Hoch-und Malefizgericht. In Tannheim verbrachte der abgesetzte Abt Plazidus sein letztes Lebensjahr. 1702 errichte ebenfalls Franz Beer die Pfarrkirche St. Martin. Dafür erhielt der Baumeister 2.500 Gulden. 1698 ließ Abt Franziskus den Trum der Stiftskirche erhöhen und sie erhielt ihr heutiges Aussehen. Auf dem Klostergelände ließ er parallel zum Bräuhaus einen weiteren Bau errichten, in dem Werkstätten und das Gefängnis waren. In Immenstaad am Bodensee kaufte er 1693 ein Weingut. 1701 herrschte wieder Krieg, in dem auch Oberschwaben stark betroffen war. Der Spanische Erbfolgekrieg dauerte von 1701 bis 1713. Das Kloster wurde mit Einquartierungen und Kriegskontributionen belegt. Abt Franziskus floh nach Schloss Horn.  Ein Großteil der Mönche brachte sich in Klöstern in der Steiermark, Tirol oder auch im Bodenseeraum in der Schweiz in Sicherheit. Mehrere Klosterangehörige wurden als Geiseln verschleppt und gegen hohe Geldsummen freigepresst.

Abt Franziskus erlitt im Mai 1708 einen Schlaganfall, an dem er einen Monat später verstarb. Trotz der Kriegslasten verzeichnete die Hauptkasse beim Tod des Abtes einen Positivsaldo von  23.000 Gulden.

Auf ihn folgte Abt Hieronymus II. Lindau. Er ist am 11. November 1657 in Rottweil geboren. Die Ordensgelübde legte er 1680 ab. Er absolvierte philosophische Vorstudien in Ummendorf und studierte dann Theologie in Salzburg. Dort wurde er zum Priester geweiht und kehrte nach Ochsenhausen zurück. Dort oblag ihm die Aufgabe, die jungen Mönche in Philosophie und Theologie auf das Studium an der Universität vorzubereiten. Am 21. Juni 1708 wurde zum 22. Abt gewählt. Die Herzen seiner Untertanen gewann er, als er ihnen zu seinem Amtsantritt Zahlungsrückstände aus der zeit des Sukzessionskrieg in Höhe von 18.349 Gulden erlies.

Die wissenschaftliche Bildung seines Ordensnachwuchses lag ihm sehr am Herzen, was sich auch darin zeigte, dass er „die Bibliothek ansehnlich vermehrte“ (Geisenhof S. 171) Für seine eigene Person „kein Freund der Pracht“ (Geisenhof ebd.)zeigte er sich geradezu verschwenderisch, wenn es um „Glanz und Würde“ für den öffentlichen Gottesdienst ging. So ließ er zwei Ornate anschaffen, den Roten für die Hochfeste, Kostenpunkt 2.500 Gulden und den Weißen für Marienfeste zu 1.239 Gulden. Ein Prachtstück war eine goldene Monstranz, mit Smaragden und Rubinen besetzt, die 15 Pfund wog und mit 17.115 Gulden bezahlt wurde. In den Kriegszeiten 1800 musste sie für 8.000 Gulden veräußert werden.

In Schöneburg und Ummendorf errichte er die Kirchen neu. Die Ummendorfer Kirche brannte allerdings 1804 wieder ab. Im Klosterbereich ließ er die hölzerne Mariensäule, die Abt Balthasar 1678 errichten lassen hatte, aus Stein errichten, mit einer vergoldeten Marienfigur aus Kupfer. Die Gesamtkosten dafür betrugen 3.291 Gulden. Den Gästebau ließ er aufstocken und den Fruchtkasten, den Abt Urban erbaut hatte, ließ er in seiner heutigen Gestalt neu bauen.

Im Alter von 62 verstarb er am 8. Dezember 1719.

Am 18. Dezember wurde Beda Werner zum Abt gewählt. Er ist am 24. Januar 1673 in Hechingen geboren. die Ordensgelübde legte er am 23. Oktober 1695 ab. 1699 wurde er zum Priester geweiht. Danach studierte er in Salzburg Jura und Theologie. zurück im Kloster war er als Lehrer und Novizenmeister tätig. Er war ein guter Prediger und „trefflicher Sänger“ (Geisenhof). Vor seiner Abtswahl war nie zur Verwaltung der Ökomie verwendet worden, so dass die Wahl zum Abt auch für ihn sehr überraschend kam. die notwendigen Kenntnisse eignete er sich aber rasch an. Er war so Geisenhof (S. 176) ein ausgezeichneter Freund der Wissenschaften, der Musik, insbesondere des Gesangs.“ Er förderte dies in seiner Regierungszeit auch nach Kräften. Er ließ die Pfarrkirchen in Ringschnait, Bellamont und Oberopfingen von Grund auf neu bauen Schloss Obersulmetingen ließ er eine bequemere Einrichtung und ein gefälliges Äußeres geben. Er regierte nur kurz, erkrankte an Epilepsie und verstarb am 9. März 1725 in Ochsenhausen.

Am 17. Mai 1725 wurde Cölestin Frener zum neuen Abt gewählt. Er erhob Einwände gegen seine Wahl, da er schon 62 war und gab dem Konvent zu bedenken, welche hohe Kosten eine Abtswahl verursache und dass es vernünftiger sei, einen jungen Nachfolger zu wählen, dessen körperliche Konstitution und Alter keine rasche Veränderung befürchten ließ. Aber der Konvent blieb bei seinem Votum. Cölestin hatte bis zu seiner Wahl praktisch alle Klosterämter ausgeübt. Er ist am 27. März 1664 in Konstanz geboren und in Konstanz aufgewachsen. Am 14. Juni 1682 legte er seine Ordensgelübde ab. 1689 wurde er zum Priester geweiht.

Er ließ Schloss Obersulmetingen von Grund auf neu bauen. Dann ließ er die Stiftskirche barockisieren. die Deckenfreskos besorgte Johann Georg Berckmüller. Den 1700 in Ochsenhausen geborenen Josef Gabler beauftragte er mit dem Bau der großen Orgel auf der Westempore. Gabler hatte seine Laufbahn als Schreiner im Kloster Ochsenhausen begonnen. Nach seinen Wanderjahren kam er nach Mainz und fand dort eine Anstellung bei einem Mainzer Orgelbauer. Bei welchem Baumeister er genau gelernt hat, ist nicht belegbar. Nach 1768 kam er wieder nach Ochsenhausen zurück und baute die Orgeln nach dem Vorbild seiner in Weingarten geschaffenen Orgel um.

Unter Abt Cölestin erhielt die Bibliothek “ einen ansehnlichen Zuwachs an trefflichen Werken“ (Geisenhof S.180)

Er kaufte Schloss und Dorf Untersulmetingen für 170.000 Gulden von den Grafen Fugger zu Kirchberg und  Weißenhorn. Im Kloster ließ er eine Apotheke einrichten, die dem Stift und der Umgebung zugute kam. er bestellte auch einen Arzt für das Stiftsgebiet, so dass ärztliche Hilfe jetzt vor Ort zur Verfügung stand.

Abt Cölestin litt seit Jahren an offenen Wunden. 1737 ging er zur Kur ins Jordanbad. Die Wunde heilte. Aber kurz danach erlitt er einen Schlaganfall. an dem er am 10. September 1737 verstarb.

 

Am 25. September 1737 wählte der Konvent seinen neuen Abt. Benedikt Denzel ist am 26. September 1692 in Westerstetten geboren. Die Ordensgelübde legte er am 15. Januar 1712 ab. Am 9. Oktober 1718 wurde er zum Priester geweiht. Im Kloster war er zunächst als Novizenmeister tätig. In Obersulmetingen und Tannheim war er Pfarrer und Pfleger der dortigen Amtssitze des Klosters.

Als Abt legte er größten Wert auf die Erhaltung der klösterlichen Disziplin. Gleich nach seinem Regierungsantritt ließ er im Refektorium mehrere Holzsäulen entferne und gab dem Saal eine freundlichere Gestalt.

Auch die Fassade des Klosters erhielt unter Abt Benedikt ihr heutiges Aussehen. Die vier Heiligen Leiber in der Stiftskirche ließ er durch die Klosterfrauen in Ennetach „unheimlich schön und reich fassen“ (Geisenhof S. 185)

Die Kirchen in Reinstetten, Winterrieden und Rottum ließ er in barockem Stil neu bauen. Das Pfarrhaus in Reinstetten erneuerte er.

1748 erwarb er das Schloss Horn bei Fischbach (siehe Blog Schloss Horn) vom Fürstbischof von Konstanz Johann Franz von Staufenberg.Das Schloss ließ er instandsetzen. Daneben ließ er ein Wirtschaftsgebäude bauen.

Als der Bischof in Meersburg ein Kleriker-Seminar einrichtete, beteiligte sich Kloster Ochsenhausen mit 8.000 Gulden. Bei Unglücksfällen, Hagelschlag oder Seuchen, aber auch Brandfällen unterstützte er die Geschädigten großzügig, selbst wenn sie nicht in seinem Herrschaftsbereich lebten. So stiftete er den Bürgern von Ehingen, bei dem „Großen Stadtbrand 1749“ 300 Gulden, dieselbe Summe, die auch die Reichsstädte Biberach und Ulm nach Ehingen gaben.

Die Kontributionen für den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) kosteten das Kloster 100.000 Gulden.

Großen Wert legte er auf die wissenschaftliche Bildung der Ochsenhausener Mönche. Es gab damals zwei Benediktinerklöster, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einen besonderen Ruf genossen. Das war St.Blasien mit seiner „Gelehrten-Akademie“, die sich stark mit historischen Studien befasste. Ein weiterer Zweig waren alte Sprachen. So hatte der dort tätige Pater Linder eine hebräische Grammatik bearbeitet, die 1755 in Ulm erschien. Kloster Irsee hatte sich auf Mathematik konzentriert. Vorbild für die naturwissenschaftlichen Ambitionen Ochsenhausens unter den letzten beiden Äbten war dann auch Irsee. Also ließ Abt Benedikt Ochsenhausener Konventualen nach St. Blasien um sie in orientalischen Sprachen noch besser auszubilden, andere nach Irsee zur noch gründlicheren Ausbildung in Mathematik. In Irsee studierte Pater Dominikus Beck und Pater Nikolaus Avancia. Pater Beck war der einzige Ochsenhausener, der es später in Salzburg zum Professor brachte. Die Bibliothek wurde kontinuierlich mit Zukäufen ausgebaut. So wurde zum Beispiel die Pariser Ausgabe der Schriften der Heiligen Väter gekauft. (Geisenhof S.185) Abt Benedikt begann  Ende der fünfziger Jahre mit dem Aufbacu einer physikalischen Instrumentensammlung, dem Armarium In den Jahren von 1757 bi 1795 wurden jährliche Ausgaben verbucht, die zusammengerechnet oft die allgemeinen Bibliotheksausgaben übertrafen.

Im Alter von 75 Jahren, als er volle 30 Jahre regiert hatte, erlitt er einen Schlaganfall und war rechtsseitig gelähmt. Er verstarb am 11. Oktober 1767.

Am 22. Oktober 1767 wurde Romuald Weltin im 2. Wahlgang zum Nachfolger des verstorbenen Abtes gewählt. Er ist am 26. Januar 1723 in Oberzell auf der Reichenau geboren. Der Sohn eines Fischers legte am 14. Mai 1743 seine Ordensgelübde im Kloster Ochsenhausen ab. Am 20. Oktober 1747 feierte er seine Primiz. Er war fünf Jahre als Lehrer für Philosophie tätig, dann vier Jahre für Theologie. Dann wurde er Subrior und gleichzeitig Pfarrer in Ochsenhausen. Neun Jahre hatte er die Klosterökonomie verwaltet. in den letzten beiden Jahren wurde ihm die Aufsicht übertragen. Vier Jahre nach seiner Wahl zum Abt wurde er am 11. Juni 1771 zum Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation gewählt.1772 wurde er Assistent der Universität Salzburg. Am 20. April 1784 erfolgte die Wahl zum Direktor des Reichsprälaten-Kollegiums.

In den Jahren 1766 bis 1769 herrschte in Italien großer Getreidemangel. Das Kloster konnte seine Überschüsse gewinnbringend ausführen. Der ungemein strenge und schneereiche Winter 1769/1770 hatte zwei Drittel der Winterfrucht vernichtet. Das führte zu einer enormen Teuerung. Doch Abt Romuald hatte vorgesorgt und genügend Vorrat, so dass seine untergebenen die Not kaum spürten.

Andere Klöster unterstütze er tatkräftig nach dem Klosterbrand in St. Blasien am 23. Juli 1768 steuerte er 3.000 Gulden zum Wiederaufbau bei. Das Kloster Elchingen, dessen Kirche 1773 vom Blitz getroffen wurde, wurde mit 1.000 Gulden bedacht. Das verarmte und fast baufällig gewordene Kloster Mehrerau erhielt 1779 1.200 Gulden. Auch Einzelpersonen konnten auf ihn rechnen. Im Zuge der Revolution in Frankreich emigrierten viele Geistliche aus Frankreich. Die meisten blieben nur ein paar Tage in Ochsenhausen, wurden neu eingekleidet oder mit Reisegeld versehen. Einige blieben länger, so der Prior der Abtei Kluniak, Johann Baptist Collet, zwei Benediktiner vom Kloster S.Vedasti in Attrebat, am längsten Carolus Hivert, Generalvikar des Bistums Langres in der Champagne. dieser war von 1794 bis 1801 in Ochsenhausen. Als der Konvent 17987 aus St. Gallen vertrieben wurde (siehe Blog St. Gallen) fanden zwei Kapitularen von dort Zuflucht in Ochsenhausen.P. Bonaventura verstarb hier und ist im Kloster begraben.

Im Erdgeschoss des Nordflügels ließ Abt Romuald 1783 den Kapitalsaal und das Armarium  von dem Bergmüller-Schüler Joseph Anton Huber aus Augsburg für die Deckengemälde und dem Stukkateur Thomas Schaidhauf (1735–1807)einrichten. Beide nahmen auch den Neubau der darüber liegenden Bibliothek von 1785-1789 vor. Im südlichen Turm des Osttraktes wurde eine Sternwarte eingerichtet, die der auf dem Sehberg in Gotha in keiner Weise nachstand, wie Geisenhof sagt (S. 194 f).Pater Basilius Berger betrieb die Sternwarte. 1778 weilte er zum wissenschaftlichen Austausch in Kremsmünster um sich dort in Mathematik und orientalischen Sprachen, deren ausgezeichneter Kenner er war, fort zu bilden. Die Bibliothek wurde von Abt Romuald fürsorglich gepflegt. Pro Jahr gab das Kloster 200 Gulden für den Neuankauf von Büchern aus. Aber auch bei Gelegenheiten wurde zu gegriffen. Als der Fürstbischofs  Sigmund Christoph von Zeil und  Trauchburg verstarb erwarb das Kloster die 9.000 Bände umfassende Sammlung für 5.000 Gulden

Ochsenhausen war wirtschaftlich wieder stark und  erzielte gute Erträge. Mit einem Jahresüberschuss von 120.000 Gulden nahm es hinter Weingarten die zweite Stelle ein.

 

. 1796 kamen französische Revolutionstruppen auf das Territorium und beschlagnahmten alle Geld- Frucht-  und Weinvorräte.

Die napoleonische Herrschaft beendete schließlich das klösterliche Leben in Ochsenhausen. Im Zuge der Säkularisation wurde Ochsenhausen 1803 als Aussterbekloster bestimmt und aufgelöst. Die Güter wurden dem Reichsgrafen Franz Georg Karl von Metternich als Entschädigung für seine linksrheinischen Besitzungen gegeben. 1806 fiel Ochsenhausen an das Königreich Württemberg. 1825 verkaufte Fürst von Metternich seine Besitzungen an Württemberg. Das Kloster stand leer und wurde dem Verfall preisgegeben.

Von 1964 bis 1992 erfolgte die Sanierung des Klosters durch das Land Baden-Württemberg für 28.000.000 DM. Heute ist es die Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg.

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20 Jan. 2011

Kloster Eberbach

Der Mainzer Erzbischof Adelbert I. siedelte zwischen 1116 und 1131 Augustinerchorherren und Benediktiner an. Allerdings kam es rasch zu einem Zerwürfnis und er vertrieb diese “wegen Zuchtlosigkeit”.  Auf Adalberts Bitte gründete Bernhard von Clairvaux an dieser Stelle das Zisterzienserkloster. Nach Hermann Bär (Bär, Hermann: Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau. Bearb. u. hrsg. v. Karl Rossel,Wiesbaden 1855, S.4) hat Bernhard den Ort besichtigt und für gut gefunden, als er in Mainz war. Eberbach war neben Himmerod (siehe Blog Kloster Himmerod)das einzige Zisterzienserkloster, das von der Primarabtei Clairvaux aus gegründet worden ist. Alle anderen deutschen Zisterzen  sind Gründungen der  Primarabtei Morimond in Burgund. Die Zisterzienser waren im 12.und 13. Jahrhundert ein sehr dynamisch wachsender Orden. Er hatte auch einen enormen wirtschaftlichen Erfolg. Dieser kam der raschen Ausbreitung des Ordens natürlich entgegen. Im Gegensatz zu den Kluniazensern wurde großes Gewicht auf das “labora” in der Benediktregel gelegt. Die Handarbeit wurde aber größtenteils von den Konversen oder Laienbrüdern erledigt. Das führte dann später zu Problemen. (s.u.)Die Konversen bewirtschafteten die Grangien des Klosters, die Wirtschaftshöfe. Diese wurden zielstrebig zu einer wirtschaftlich arbeitenden Größe aufgebaut. Ausgangspunkt waren meist Schenkungen einiger verstreuter Hufen. Nun wurde planmäßig erweitert und arrondiert, bis genügend Fläche für die Errichtung eines Hofes vorhanden war. Die Höfe wurden auf verschiedene Produkte spezialisiert. Auch das war neu. So konnte der Einsatz der Mittel straff organisiert werden. Aber nicht nur die Produktion, auch die Verwaltung war durchorganisiert. Die Besitzungen waren in Syndikate eingeteilt. Diese Syndikate waren zugleich Stadthöfe, wo auch die Erzeugnisse des Klosters bzw. der Grangien verkauft wurden Sie standen unter Leitung eines Syndikus. Die Erträge der einzelnen Besitzungen wurden an ihn  abgeführt und er leitete sie an die Abtei weiter. Die Grangien wurden  systematisch verwaltet und kontrolliert. Rechnungslegung und Buchführung zeigen bereits Anklänge an die moderne Rechnungslegung und Haushaltsführung. Die Grangienmeister mussten jährliche Berichte abgeben, in denen sie auch Aussagen über die wirtschaftliche Lage und den Vergleich zum Vorjahr treffen mussten. Mit diesem Vorgehen wurden die Zisterzienser im Hochmittelalter zum Vorbild für die Haushaltsführung der Städte und Territorialfürsten. Geistliche und weltliche Fürsten versuchten oft, sich mit Erlaubnis des Generalkapitels qualifizierte Zisterzienser aus den Klöstern „auszuleihen“. Für die Versorgung des Klosters mit Nahrung und allem Notwendigen war der Cellerar zuständig. Kloster Eberbach hatte seit 1262 das Amt des Bursars der für die Finanzverwaltung zuständig war. Damit war Eberbach dem Gesamtorden weit voraus, denn dort war dieses Amt erst seit 1335 vorgeschrieben.

Ein weiterer Aspekt war das Stifterwesen.Papst Alexander IV.  gestattete 1256 dem Konvent, Verstorbene im Kloster zu beerdigen, auch wenn diese nicht zur “familia” gehörten, also keine Mitglieder der Ordensgemeinschaft waren. Das hatte für die, die sich das Kloster als Grablege wählten, und den Konvent gegenseitige Vorteile. Für das Seelenheil der Verstorbenen beteten die Mönche täglich. Die Familien der Verstorbenen stifteten dem Kloster im Gegenzug große Geldmengen oder Güter. So sind in Eberbach drei Mainzer Erzbischöfe bestattet.Die Familie von Katzenelnbogen macht Eberbach zu ihrem Hauskloster und ab 1311 zu ihrer Grablege.

Weitere Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg  sind einmal wesentliche Unterschiede im Ordenssystem im Vergleich zu Cluny. Gründungen Clunys waren in der Regel Priorate. Der Prior war dem Mutterabt in Cluny unterstellt und das Kloster hatte Abgaben an das Mutterkloster zu entrichten. Im Filiationssystem der Zisterzienser stand immer ein Abt an der Spitze des Klosters. Dieses wurde zwar von der Mutterabtei regelmäßig visitiert, konnte aber weitgehend eigenständig wirtschaften und mußte keine Abgaben an das Mutterkloster entrichten. Dazu kam die Gewährung der Zehntfreiheit für den ganzen Orden durch Papst Honorius III. am 11. März 1222 (WUB Band XII., Nr. 5769) und die entsprechende Bestätigung durch Papst Alexander IV. im Jahr 1255.

 

 

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Bernhard  endsandte Abt  Ruthard und 12 Mönche aus Clairvaux in das schon bestehende Klostergebäude. Diese trafen am 13. Februar 1136 in Eberbach ein.Gemäß der Regel der Zisterzienser sollten die Mönche von der eigenen
Arbeit leben und so begann Ruthart sofort mit  der Anlage von selbstbewirtschafteten Höfen. Der erste war der Draiser Hof, entstanden auf einem von dem Mainzer Erzbischof Markolf 1141 geschenkten Sumpfgelände. Nachdem dieses trocken gelegt war, entstand dort der Wirtschaftshof und ein Weinlagerplatz. Bald folgte der Hof Reichartshausen mit der dazugehörenden Weinlage Pfaffenberg. Seit 1152 war dieser Hof Weinhof und größter Stapelplatz und Umschlageplatz für das Kloster. Dort befand sich auch der Hafen und von dort wurde der Wein mit klostereigenen Schiffen zum Kölner Stadthof verschifft. Der Eberbacher Hof in Köln wurde schon bald nach der Gründung Eberbachs in Köln eingerichtet und ist 1163 erstmals urkundlich erwähnt, als ihn Papst Alexander III. unter seinen Schutz stellte. Zwischen 1163 und 1178 erhielt das Kloster Stiftungen im heutigen Hallgarten. Daraus wurde der Neuhof eingerichtet und war die dem Kloster nächst gelegene Grangie. Sie diente überwiegend der Viehzucht, zum einen für  Nahrungsmittelversorgung des Klosters, vor allen aber  um dort Dünger für die Weinberge zu erzeugen, hauptsächlich  für den angrenzenden Weinberg Steinberg, der ab 1170 durch Kauf und Tausch zu einem großen Weinberg verbunden wurde und schließlich rund 34 Hektar umfasste und nach Angaben des heutigen Besitzers der Hessischen Staatsweingüter “eine der wertvollsten Lagen der Welt” ist. Der Weinberg ist seit 1767 von eine Bruchsteinmauer umgeben. Sie war zum Schutz gegen Diebe gedacht, sorgt aber auch für ein günstiges Kleinklima. Der Steinberg ist aber auch der bisher früheste Erzeugernachweis für Verjus oder Agrest wie er im Mittelalter geheißen hat. Er wurde als Würz-und Heilmittel benützt. Über einen Zukauf wurde 1255 eine Kaufurkunde ausgefertigt. (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden 22,U87 ). Diese Urkunde ist auch  deshalb recht interessant, da sie so nebenbei einen Einblick in das Sozialgefüge des Klosters gewährt. In einem später angefügten Zusatz bestätigte Abt Erkenbert  (1222 bis 1227) die Selbstverpflichtung des Konvents, jährlich ein Fuder Wein (etwa 900 Liter) für die Armen bereitzustellen Außerdem sollen in diesem Weinberg noch vor der Weinlese auch die frühreifen Trauben für die Kranken des Hospitals gelesen werden. Daraus kann man folgern, dass im Kloster unreife Trauben geerntet werden. Nach dem Vorbild der alten griechischen Ärzte wurde der Saft dieser Trauben zum Beispiel für die Wundbehandlung oder als fiebersenkendes Mittel verwendet. Daneben diente er in der Küche als Würzmittel. Die Urkunde zeigt dass sich die namentlich genannten Brüder Heinrich und Herweg, wie auch die beiden Konversen  Gisselbert und Adolf durchgesetzt hatten, obwohl Laienbrüder wenig Rechte und kaum Einfluss auf die Entscheidungen des Konvents hatten. In diesem Fall ging es um Wein, der ja schließlich die Haupteinnahmequelle des Klosters war. Eine weitere Grangie hatte das Kloster in Heidesheim am Rhein, heute im Landkreis Mainz-Bingen (Rheinland/Pfalz). Den Grundstock zum “Sandhof” legten zahlreiche Schenkungen, die Berta von Imsweiler mit ihrem Gemahl Gottfried nach 1145 dem Kloster für ihr Seelenheil zukommen ließ. Im Laufe der Zeit wurde der Sandhof zu den reichsten Höfen des Klosters. Er ist auch ein gutes Beispiel für die Spezialisierung  der Wirtschaftshöfe. Auf dem Sandhof wurden hauptsächlich Schafe gehalten. Hier und auf dem Birkerhof bei Esserheim wurde Wolle produziert, die in Frankfurt im dortigen Stadthof des Klosters  verkauft wurde. Frankfurt war der wichtigste Umschlagplatz für Eberbacher Wolle. Auf dem Sandhof wurde auch Schafskäse produziert, der bis nach Köln verschifft wurde. 1163 hatte Kloster Eberbach bereits 12 Grangien, die Papst Alexander in diese Jahr bestätigte. Urkunde HHStAW Bestand 22 Nr. U 12. Bestätigt wurde in dieser Urkunde auch der Eberbacher Hof in Köln “Keller und Hof in Köln (cellerarium et domum Colonie), alle mit ihrem jeweiligen Zubehör”. Das Kloster hatte insgesamt 11 Stadthöfe, neben den genannten Köln und Frankfurt auch in Mainz, Boppard, Limburg, Geisenheim und Oppenheim.

Die Stadthöfe waren praktisch die organisatorische Verlängerung der Grangien. Dort wurden die Überschüsse, die die Grangien erwirtschafteten, verkauft. Das verschaffte dem Kloster die finanziellen Mittel zum Erwerb fehlender Produkte aber auch zum Erwerb weiteren landwirtschaftlichen Besitzes. Wie oben gezeigt wurden die Grangien gezielt erweitert und arrondiert, damit sie möglichst wirtschaftlich zu betreiben waren. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatten die Stadthöfe zu einem beträchtlichen Teil die Versorgung der aufblühenden Städte mit Lebensmittel übernommen. Außerdem waren die Stadthöfe meist von einer eigenen Mauer umschlossen. Im Schutze der Stadtmauern also doppelt geschützt eigneten sie sich besonders gut zum Stapeln und Lagern der Waren. Von de Stadthöfen aus wurde auch oft der umfangreiche Grundbesitz des Klosters verwaltet, zum Teil andere Höfe, zum Teil Häuser, die an Bürger verpachtet waren. Die Stadthöfe wurden in der Regel von Konversen geleitet. Erst als deren Zahl gegen Ende des 13. Jahrhunderts zurückging, übernahmen Mönche die Leitung der Stadthöfe.

Wein war die Hauptertragsquelle des Klosters und bis ins  16. Jahrhundert hatte es sich zum größten Weingut Deutschlands entwickelt. Auf dem Rhein wurde der Wein vom Umschlagplatz Reichartshausen nach Köln in den dortigen Stadthof verschifft. 1185 wurde das Kloster vom königlichen Rheinzoll in Koblenz befreit, den Kaiser Heinrich II. 1018 der erzbischöflichen Kirche von Trier unter Erzbischof Poppo geschenkt hatte. (RI II,4 n. 1938)   Am 1. Mai 1213 gestattete Friedrich II. “dem Zisterzienserkloster Eberbach, dem Wohlwollen seines Vaters dem Kloster gegenüber folgend, mit eigenen Schiffen und eigenen Waren abgabenfrei an allen Reichsstädten stromauf- und stromabwärts vorbeifahren zu dürfen.” (Die Urkunden Friedrichs II- 203 S.72). Die Kölnfahrt war immer das wichtigste Ereignis im Eberbacher Wirtschaftsjahr und der Kölner Stadthof war natürlich der bedeutendste aller Eberbacher Stadthöfe. Köln war um 1300 mit rund 40.000 Einwohnern neben Prag die größte Stadt im Reich und Köln war Hansestadt. Kölner Großhändler nahmen den Eberbacher Wein ab und exportierten ihn in den gesamten nordeuropäischen Raum. Aufgrund seiner hohen Qualität verkaufte er sich gut und erzielte in der Regel überdurchschnittliche Preise. Neben Wein wurden Getreide, Holz und Handwerksprodukte der Klosterwerkstätten oder wie oben erwähnt Schafskäse verkauft. Das Kloster wiederum konnte seinen Bedarf an Waren decken, die es selbst nicht herstellte oder hatte. Das waren vor allem Salz, Seefische, Metallwaren und Gewürze aber auch ausgefalleneres wie die Hausenblasen, das sind die Schwimmblasen des Störs, die zur Weinklärung verwendet wurden.

Kloster Eberbach ist nur etwa 40 Kilometer vom Rupertsberg entfernt, wo die Heilige Hildegard von Bingen Äbtissin war. Hildegard stand nicht nur mit Bernhard von Clairvaux in Kontakt, der ja aktiv an der Gründung von Eberbach beteiligt war. Auch die ersten beiden Äbte Ruthard und Eberhard hatten schriftlichen, vielleicht sogar persönlichen Kontakt mit Hildegard.

Um 1145 wurde  mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. 1186 weihte sie Erzbischof Konrad von Mainz, im Beisein des münsteraner Bischofs Hermann II von Katzenelnbogen. Das Kloster wuchs rasch und war schnell  eines der bedeutendsten und größten Klöster Deutschlands. Bald gingen auch Neugründungen von Eberbach aus. Nach den Ordensbestimmungen müssen mindestens 60 Mönche im Kloster leben, damit eine Tochtergründung erfolgen kann. 1142 wurde Schönau bei Heidelberg gegründet, 1144 Otterberg in der Pfalz, 1155 Gottesthal bei Lüttich, alle drei noch in der Regierungszeit Rutharts, und 1174 Arnsburg in der Wetterau.

Das genaue Todesjahr von Abt Ruthart liegt nicht fest. P. Hermann Bär nimmt in “ Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau Bände 1-2, Wiesbaden 1855” 1156 oder 115 an (S.223) Auf ihn folgte Abt Eberhard, nach Bär aus Deutschland stammend aber Mönch in Clairvaux. Laut Bär war er unter den Reisegefährten, die Bernhard bei seinen Kreuzzugspredigten in Deutschland begleiteten. Gemäß zisterziensischer Tradition kommen die ersten drei Äbte in Filialklöstern immer aus dem Mutterkloster. So wurde auch Eberhard als Nachfolger Rutharts nach Eberbach geschickt.Er und sein Kloster gerieten auch bald in die Auseinandersetzungen zwischen Papst und Staufern. Diese verlangsamten auch den Aufstieg von Kloster Eberbach.Am 07.09. 1159 wurde Alexander III. Papst.

Aber nur einen Monat später wurde mit Viktor IV. ein Gegenpapst erhoben. Darauf berief Friedrich I.eine Kirchenversammlung  in Pavia ein, auf der Alexander aber nicht erschien, weil so die Devise ein Papst sich von niemandem richten läßt. Hadrian aber erschien. Nun wurde über Alexander die Reichsacht und der Kirchenbann verhängt. Außerdem exkommunizierte Viktor den mehrheitlich gewählten Alexander. Im Gegenzug exkommunizierte nun Alexander den Gegenpapst und den deutschen Kaiser. Der Zisterzienserorden und damit auch das Kloster Eberbach unterstützten Alexande. Als Friedrich in seinem Italienzug sehr erfolgreich war, mussten die Unterstützer Alexanders zunächst mal in die Defensive. Erzbischof Konrad von Mainz ging nach Frankreich, wo sich auch Papst Alexander aufhielt, nachdem er sich in Italien nicht mehr halten konnte. Abt Eberhard ging nach Rom ins Exil. Seine Stelle in  Eberbach vertrat Prior Mefrid. Nach 1168 kam Abt Eberhard in sein Kloster zurück. Er starb 1170 oder 1171. Auf ihn folgte Gerhard, ebenfalls von Clairvaux nach Eberbach delegiert. Bär hält es für Wahrscheinlich, dass auch er zu den Reisebegleitern Bernhards bei seinen Kreuzzugsreden in Deutschland zählt. Gerhard räumte einen Streit mit dem Zisterzienserkloster Bronnbach aus. In Eberbach errichte er eine Wasserleitung. In seine Regierungszeit fiel auch die Gründung der Filiale Arnsburg in der Wetterau. Abt Gerhard starb spätestens 1177. Auf ihn folgte Abt Arnold.Er war der erste Abt der aus Kloster Eberbach selbst hervorging und nicht wie die ersten drei Äbte aus Clairvaux abgeordnet wurde. In seiner Regierungszeit fand auch die Weihe der Klosterkirche statt (s.o. 1186) und wirtschaftlich wichtig die Befreiung vom Rheinzoll. Nach Bär übernahm Wichard, kurtrierischer Zolleinnehmer den Zoll Eberbachs auf seine Rechnung.(Bär S. 354)und entsprechende Urkunde des Simeonsstift in Trier (HHStAW Bestand 22 Nr. in U 138).

Nachfolger von Abt Arnold wurde Mefrid 1191. Ich folge hier Bär, der für Abt Gerhard als Sterbetag den 5. Januar 1177 annimmt (S. 312) Demnach kann er nach Abt Arnold keine 2. Amtszeit angetreten haben. Bär weist auch daraufhin, dass Abt Mefrid nicht mit dem Prior Mefrid aus der Regierungszeit Eberhards identisch ist. (s.O). Er konnte einige Rechtsstreitigkeiten erfolgreich beenden. 1197 wechselte er auf den Abtsstuhl des Tochterklosters Arnsburg. Bär sieht dafür zwei Gründe, zum einen um in Eberbach den Platz für Albero, seinen Nachfolger frei zu machen, zum anderen, da die Tochtergründung sich noch in schwieriger Phase befand und dort der “verdienstvolle, aber von Alter gebeugte Abt Mengot(1197)” (S. 398) regierte. Albero war der Bruder des Rheingrafen Embricho II. und laut Bär hoffte Abt Mefrid, dem Kloster  “gegen die Zudringlichkeiten des Adels” (S.396), die ihm in seiner gesamten Regierungszeit sehr zu schaffen gemacht hatte, wegen der starken Verwandtschaft des Abtes Albero einen besseren Schutz verschaffen könnte. Er hatte dem Kloster eine Ruhephase verschafft.  Von Papst Innozenz III. erhielt er am 30. Mai eine Bestätigung aller Privilegien seines Ordens und seines Klosters. Er nahm das Kloster und alle seine Güter in seinen Schutz. Alle Grangien und Klosterhöfe werden namentlich genannt.(HHStAW, 22, U 26 ). In die Regierungszeit Alberos fällt wohl ein Konversenaufstand, zunächst im Tochterkloster Schönau, dann in Eberbach. In Schönau entzündete er sich daran,dass die Konversen die abgetragenen Schuhe der Mönche bekamen. Diese erhielten in jedem Jahr ein neues Paar. Nach dem Wortlaut der Ordensregel galten Konversen und Mönche als gleichwertig. Das öffnete den Orden auch für die Söhne von Bauern und Bürgern. Die Konversen mussten nach einer halbjährigen Probezeit, ihrer Einkleidung und einem anschließenden einjährigen Noviziat wie die Mönche Armut, Keuschheit und Gehorsam geloben, um im Kloster zu bleiben. Sie konnten nicht lesen und schreiben, sie sollten keine Bücher haben. Die Zahl ihrer Feiertage war geringer als die der Mönche. In der Praxis machte man aber sehr wohl  sehr wohl einen Unterschied zwischen Mönchen und Laienbrüdern, hielt sie auf Distanz

und ließ sie den Abstand spüren. In Schönau verhinderte der plötzliche Tod eines Rädelsführers ein weiteres Aufschaukeln. Der Funke war aber schon nach Eberbach übergesprungen. Ob in Eberbach durch Maßnahmen von außen oder durch ordensmäßigen Zwang wieder Ruhe einkehrte, läßt sich nicht sagen. Beide Ereignisse werden sowohl von Cäsar von Haisterbach in seinem Dialogus Miraculorum als auch von Konrad von Eberbach in„Exordium Magnum Cisterciense sive Narratio de initio Cisterciensis Ordinis“ berichtet. Abt Albero starb im Jahr 1206. Aus dem Tochterkloster Schönau wird Theobald als Abt nach Eberbach berufen. Von 1196-1198 war  war er Abt in Schönau und lebte  insgesamt 40 Jahre in dem Tochterkloster Eberbachs. Dafür wechselte der bisherige Prior in Eberbach Walther als Abt nach Schönau. Unter Theobald war der Konversenaufstand in Schönau. Wichtigstes Werk Theobalds in Eberbach war das “Oculus Memoria”. Es war ein Güterverzeichnis der Abtei beginnend mit der Klostergründung. Alle Stiftungs- und Bestätigungsbriefe waren gesammelt. Der Inhalt wurde in einem Handbuch festgehalten. Abt Theobald starb nach 15 Jahren Regierungszeit 1221.

 

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Ihm folgte Abt Konrad nach. Er war von etwa 1168 bis 1193 Mönch in Clairvaux und dort noch ein Schüler Bernhards. Nach seinen eigenen Angaben lebte er von ca.1200 bis 1210 in Eberbach.Abt Garnier von Rochefort (1186–1193) ermunterte ihn, eine Chronik von Citeaux zu schreiben. Er verfasste darauf das sechsbändiges Exordium magnum Cisterciense. Die ersten 4 Bände entstanden in der Regierungszeit von Abt Garnier, die beiden letzten entstanden wohl in Eberbach. Es ist ein gutes Beispiel für die vor allem bei den Zisterziensern gepflegte gepflegten Exempel-, Mirakel- und Visionsliteratur. Eigenes Erleben oder unmittelbare Berichte der Senioren von Clairvaux, die Bernhard noch kannten sind die Quellen und vermitteln so ein getreues Bild von den Anfängen des Zisterzienserordens. Konrad wurde im Mai 1261 zum Eberbacher Abt gewählt, starb aber nach nur fünf Monaten Amtszeit. Gebeno war von 1215-1521 Prior in Eberbach. Um 1220 verfasste er  die Schrift “Pentachronon sive speculum futurorum temporum”, eine Zusammenfassung der Aussagen aus Hildegards Büchern, die wesentlich zu Hildegards Bekanntheit und Nachwirkung beitrug. Das Pentachron gehört zu den umfang- und folgenreichen Geschichtsdeutungen des deutschen 13. Jahrhunderts, die durch heilgeschichtliche Exegese die Situation ihrer Gegenwart klären wollten und verändern halfen.

Nachfolger Abt Konrads wurde Erckenbert. Er stammte aus Worms und trat wahrscheinlich unter Abt Arnold (1178–1191) ins Kloster ein. Unter Abt Mefrid war er als Klosterschreiber tätig. Unter Albero wurde er als Zeuge in mehreren Urkunden aufgeführt. Abt Theobald ernannte ihn bald nach seiner Wahl zum Prior. Dieses Amt bekleidete  er bis 1215. In seinem Priorat war er bei allen wichtigen Verhandlungen dabei. Auf eigenen Wunsch nahm er eine Auszeit, wurde aber 1219 als Abt nach Arnsburg berufen. Nach dem Tod Abt Konrads wurde er nach Eberbach zurückberufen und wurde dort zum Abt gewählt. 1228 resignierte er. Nachdem der Rücktritt angenommen worden war,  lebte er  noch bis 1231.

Sein Nachfolger wurde Rimund, der in Köln geboren ist. Er kommt nach Bär bis 1228 nur einmal in Eberbacher Urkunden vor und deshalb vermutet er, dass Rimund bis zu seiner Wahl den Eberbacher Hof in Köln verwaltete. Dieser wurde wegen seiner Wichtigkeit von einem Mönch verwaltet. Für diesen Posten sprach auch Rimunds Kölner Herkunft und seine Lokalkenntnisse. Gleich nach seinem Amtsantritt beteiligte er sich an den Kosten der Oppenheimer Stadtbefestigung, das vor kurzem Reichsstadt geworden war. im Gegenzug erhielt das Kloster für alle seine Besitzungen und den Eberbacher Hof den  Schutz der Stadt und des Königs. Außerdem erlaubte die Stadt dem Kloster freien Handel und sprachen es von Zoll und Abgaben frei.

1231 mussten sich die Zisterzienseräbte von Maulbronn, Schönau, Bronnbach und Eberbach  mit dem Benediktinerkloster Lorsch auseinandersetzen, denn es war in Schieflage geraten. Am 06.08 1231 überließ Papst Gregor IX. (1227-1241)Erzbischof Siegfried II. von Mainz. RI V,2,3 n.6864 das Kloster Lorsch “überlässt dem erzbischof von Mainz das sehr herabgekommene kloster Lorsch, besonders auch deshalb, damit eine zugehörige sehr feste burg (Starkenburg) nicht in die hände weltlicher grossen falle, zur verwaltung, wie solche schon dem vorgänger des erzbischofs aus gleicher ursache übertragen war “ . König Heinrich, der Sohn Friedrichs II. bestätigte am 27. April 1232 dem Erzbischof die Überlassung von Lorsch. Das Kloster sollte nach dem Willen Siegfrieds nicht aufgehoben werden und als Zisterzienserkloster fortgeführt werden. Die bisherigen Benediktinermönche von Lorsch sollten auf andere Klöster verteilt werden. Da es nun nicht mehr den Anschein hatte, dass die Zisterzienser einfach ein Benediktinerkloster übernahmen, wurde nun ein Zisterzienserabt und Konvent nach Lorsch geschickt. Doch die Benediktiner gaben nicht klein bei und kamen zwei mal mit Gewalt nach Lorsch zurück. Zwar wurden sie jedes Mal von Truppen des Mainzer Erzbischofs vertrieben. Die Zisterzienser Mönche wurden  körperlich misshandelt und mit dem Tode bedroht, falls sie Lorsch nochmals besiedeln sollten. Sie weigerten sich dann auch, nochmals nach Lorsch zu gehen. Das Kloster wurde nun den Prämonstratensern übergeben. Aus der Zeit der Zisterzienser wurden 35 karolingische Handschriften nach Eberbach verbracht. Zwar hatte die Besiedelung Lorschs mit Zisterziensern nicht geklappt. Doch Abt Rimund war ins Blickfeld des Papstes gerückt und er erhielt den nächsten päpstlichen Auftrag. Die heilige Elisabeth von Thüringen (* 1207) war am 17. November 1231 im Alter von nur 24 Jahren gestorben und stand im Ruf der Heiligmäßigkeit. Ihr Beichtvater und Seelenführer Konrad von Marburg kämpfte sofort für ihre Heiligsprechung. Er hatte in der Kirche bereits Karriere gemacht, war nach dem frühen Tod ihres Gemahls, dem Landgrafen Ludwig, von Papst Gregor IX. zum Vormund Elisabeths bestimmt worden. Schon vorher war er als Kreuzzugsprediger bekannt geworden. Am 11.10.1231 ermächtigte ihn der Papst in Deutschland gegen Ketzer vorzugehen. Konrad wurde nun auch beauftragt, den Wandel Elisabeths und die ihr nachgesagten Wunder zu überprüfen. Mit beauftragt wurden Erzbischof Siegfried von Mainz und Abt Rimund. Die Untersuchung wurde allerdings unterbrochen, denn Konrad war am 30.7. 1233 erschlagen worden. Nun trat Konrad II., Erzbischof von Hildesheim, an die Stelle von Siegfried. Konrad von Marburg wurde durch Abt Hermann des Zisterzienserklosters Georgenthal ersetzt. Abt Rimund behielt seinen Sitz in der Untersuchungskommission.

Die Untersuchung endete mit der Heiligsprechung Elisabeths am 27. Mai 1235. Zusammen mit Abt Hermann erreichte er,dass im Zisterzienserorden ein jährlicher Gedenktag für Elisabeth abgehalten wurde.

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1242 unterstellte sich das Prämonstratenserinnenkloster Tiefenthal bei Eltville-Martinsthal der Paternität von Kloster Eberbach, nachdem der Konvent 1237 geschlossen die Regeln der Zisterzienser angenommen hatten. Ein Jahr später inkorporierte Erzbischof Siegfried das bisherige Benediktinerinnenkloster Altmünster in Mainz gegen den Widerstand der Klosterfrauen in den Zisterzienserorden und unterstellte es der Paternität von Kloster Eberbach. Am Ende unterstanden 16 Zisterzienserinnenklöster der Eberbacher Paternität. Das waren die Klöster Marienhausen bei Aulhausen seit 1189 Eberbach unterstellt,Kloster Rosenthal 1241 gegründet, Kloster Tiefenthal,1242 unterstellt, Kloster Altmünster 1243 inkorporiert, Kloster Maria Münster in Worms 1244 inkorporiert,  Kloster Dalheim in Mainz, 1251 entschieden sich die Nonnen für den Zisterzienserorden,Kloster St. Agnes in Mainz, 1259 zisteriensische Regel angenommen, Kloster Mariacron Oppenheim, 1265 zisterziensische Reform, Kloster St. Joannes in Alzey um 1290 als Tochterkloster des Kloster zum Heiligen Geist (erstmals erwähnt 1262) in Alzey entstanden, beide Klöster ineinander aufgegangen, Kloster Sion bei Mauchenheim in der Nähe von Alzey, seit 1265 von Eberbach visitiert, Kloster Weidas bei Dautenheim, Alzey 1251 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Daimbach bei Mörsfeld, 1298 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Kumbd 118 gegründet, von Marienhausener Nonnen aufgefüllt, in der Reformation aufgelöst, Kloster Sankt Katharinen bei Bad Kreuznach, Anfang des 13. Jahrhunderts von Nonnen des Klosters Kumbd besiedelt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Engelthal, Ingelheim 1290 erstmals erwähnt. Kloster  Gnadenthal, Hünfeld seit dem 14. Jahrhundert durch Eberbach visitiert, Kloster Himmelgarten Alzey,1281 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben.

Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war das Verhältnis der Zisterziensernonnen zu ihrem Orden noch nicht genau geregelt. Sie waren noch an kein bestimmtes Kloster gebunden. Sie wählten selbst einen Abt, der für die Ordensdisziplin und Einhaltung der Ordensvorschriften zuständig war. Nach Bär hatten sie einen Zisteriensermönch im Kloster und auch Laienbrüder, die für sie die ökonomischen Angelegenheiten erledigten (Bär II, S.153, dort Anmerkung 5)

1241 gab es wieder einen Vorfall mit Konversen. Dabei wurde Abt Rimund verstümmelt “enormiter multilavit” wie es  bei Cannivez in Statuta Capitulorom generalium ordinis Cisterciensis ab anno 1116 ad annum 1786 heißt. (Cannivez 2. S.233 Nr. 19.) Vermerkt wird, dass der Täter dauerhaft in Haft blieb.

Die Konversenunruhen wurden Anfang  des 13. Jahrhunderts ein Problem für viele Zisterzienserabteien. So hatte es die zisterziensische Jurisdiktion zwischen 1190 bis 1295 mit rund 100 Fällen von “conspirationes” zu tun, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen genannt wurde. Sie dazu Thomas Füser, Mönche im Konflikt:zum Spannungsfeld von Norm, Devianz und Sanktion bei den Cisterciensern und Cluniazensern, Münster 2000, vor allem das 4. Kapitel. Es handelte sich dabei nicht um Einzeltäter. Es waren immer Gruppen oder Teile von Konventen, die sich ungehorsam und oft gewaltsam gegen ihren Abt oder den Vaterabt stellten. Abt Rimund war kein Einzelschicksal. Mehrere Äbte wurden zum Teil schwer verletzt, der Abt von Heilsbronn so schwer, dass er von der Ordensführung als “inutile” für das Amt des Abtes bezeichnet wurde. Außerdem kam ein Mönch ums Leben, der sich schützend vor den Abt geworfen hatte. (Canivez 2, S. 307 Nr. 31) Die Konversen haben im 12. Jahrhundert wesentlich zum ökonomischen Erfolg des Ordens beigetragen. Am Anfang des 13. Jahrhunderts standen in Eberbach 200 Konversen 100 Mönchen gegenüber. Das brachte auch schwere Aufsichts-und Führungsprobleme mit sich, denen die Eberbacher Klosterleitung unter schwachen Äbten wohl nicht gewachsen war, wie Werner Rösener in seinem Aufsatz die Agrarwirtschaft der Zisterzienser in dem Sammelband “Norm und Realität: Kontinuität und Wandel der Zisterzienser im Mittelalter” herausgegeben von Franz J. Felten, Werner Rösener auf Seite 87 ausführt. Sehr viel vorsichtiger aber letztlich mit derselben Aussage drückt sich Bär in seiner Wertung über Abt Albero aus, in dessen Regierung nach Bär die erste Konversenunruhe in Eberbach fällt, wobei er nur von einer einzigen berichtet. Der wachsende Reichtum Kloster Eberbachs wurde praktisch von den Konversen erarbeitet. Das verstärkte die sozialem Spannungen, die latent vorhanden waren. Die Laienbrüder  hatten aber kaum Mitspracherecht. Das herrische Auftreten mancher Äbte und Mönche gegenüber den ungebildeten aber lebenserfahrenen Laienbrüder (siehe das Schuhproblem in Schönau) verschärfte die Gegensätze und Spannungen. In Eberbach führte es sogar soweit,dass Abt Werner bei einem Angriff eines Laienbruders 1261 erschlagen wurde. Interessanterweise erwähnt Bär die Todesursache Werners nicht sondern gibt nur das Todesdatum über das Totenbuch an.Die Konversenprobleme scheinen erst mit der neueren Forschung ins Blickfeld zu geraten. So gibt es auch in Geschichtsdarstellungen zu Heilsbronn keinen Hinweis auf die Verstümmelung eines Abtes. Oder die Große Zisterzienserausstallung in Bonn 2018 sparte dieses Thema auch völlig aus.Das Generalkapitel aber reagierte mit sofortiger Einkerkerung des Täters und mit Aufnahmestopp für Konversen. Auch Abt Werner war kein Einzelfall. Thomas Füser  führt insgesamt 9 Äbte an, die in ihrem Amt ermordet wurden.

1242  verpachtete Abt Rimund einen Weinberg bei Wörrstadt. In der dazu gehörenden Urkunde heißt es: “Abt Rimund und der Konvent von Kloster Eberbach machen bekannt, daß sie dem Heinrich von Wörrstadt (de Werstad) auf Lebenszeit siebeneinhalb Joch näher beschriebene Weinberge bei Wörrstadt auf Lebenszeit verliehen haben. Davon sollen an Allerheiligen (01. November) ein Talent Mainzer Münze jährlich dem Kloster gezahlt werden. Bei Vernachlässigung der Weinberge kann das Kloster diese wieder einziehen. Die Bestimmungen gelten auch für die überlebende Frau. Nach deren Tod kann das Kloster über die Weinberge beliebig verfügen.” (HHStAW Bestand 22 Nr. in 436). Das ist der erste urkundliche Beleg für eine Verpachtung. Bisher verfuhr das Kloster ja nach der Zisterzienserregel, nach der die Mönche von ihrer eigenen Hände Arbeit leben sollten und keine Früchte von fremden Schweiße genießen sollten. (Vet.Institut.Cisterc. Kap V) Das war die erstmalige Abkehr  von einem bisherigen Kurs. Viele Schenkungen waren zu weit entfernt und die Güter zu klein, um wirtschaftlich mit eigenen Kräften betrieben zu werden. Man war auch nicht mehr gewillt, die Zahl der Konversen ohne Not zu vervielfältigen. Abt Rimund verstarb 1247. Auf ihn folgte Abt Walter (1248-1258) Er resignierte nach zehn Regierungsjahren. Auf ihn folgte Werner, der schon vorher als sein Nachfolger bezeichnet wurde. Er war von 1248 bis 1258 Abt in Arnsburg und wurde von dort zum Abt in Eberbach berufen. 1259 besiedelte Erzbischof Gerhard von Mainz  das Benediktinerkloster Disibodenberg, das infolge einer Fehde hochverschuldet war und schon von den meisten seiner Mönche verlassen war mit Zisterziensermönchen aus dem Eberbacher Tochterkloster Otterberg. Sie brachten das Kloster wieder zur Blüte, die bis 1500 anhielt. Abt Werner starb1261. Wie oben erwähnt wurde er von einem Laienbruder ermordet. Sein Nachfolger Heinrich I. regierte nur ein Jahr nämlich von 1262-1263. Vorher war er Grangiarius, das ist der allgemeine Aufseher über die Klosterhöfe. In seiner kurzen Regierungszeit rundete er vor allem den Besitz von Klosterhöfen ab. So wurde auch der Gräfenberg bei Kiedrich volles Eigentum. Mit dem Steinberg und dem Gräfenberg hatte das Kloster Weinberge, auf denen noch heute Prädikatsweine geerntet werden. Der Gräfenberg ist heute im Besitz des Weinguts Weil in Kiedrich. Abt Heinrich resignierte bereits im Jahr 1263. Ob der Amtsverzicht von zwei Äbten in so kurzer Zeit auch mit dem Konversenproblem zu tun hatte?

Nach dem Rücktritt von Abt Heinrich wurde Ebelin aus dem Tochterkloster Schönau nach Eberbach berufen. Er hatte in Schönau seine Profess abgelegt und war dort von 1259–1263 Abt. In Eberbach bekleidete er dieses Amt von 1263-1271.1266 zeigte sich, dass das Kloster Finanzprobleme hatte. In Oppenheim konnte das Kloster für ein Haus, das eigentlich genau in das Anforderungsprofil gepasst hätte, nicht bar bezahlen und ein Kredit schien es auch nicht zu bekommen. Man entschloss sich dann zum Verkauf von Weinbergen und einen Hof in Lonsheim. Es fanden sich dann aber Gönner, die die Weinberge kauften und dem Kloster umgehend wieder überließen. Nach 1271 trat Ebelin nicht mehr in Urkunden auf. Ob er ebenfalls zurücktrat oder verstarb lässt sich nicht sagen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts konnte Eberbach seinen Besitz an Weinbergen deutlich ausweiten und verfügte schließlich mit über  300 Hektar Anbaufläche über die größte Weinbergfläche in Deutschland. Hauptsächlich war dafür der zunehmende Fernhandel verantwortlich. Weinbezug wurde nun über den Markt möglich. Für entferntere Klöster und Grundherren verloren die Weinberge ihre Bedeutung.und sie alle hatten als weiteren Konkurrenzvorteil nicht die umfassenden Rheinzollprivilegien wie Kloster Eberbach. So verkauften sie ihre Weinberge an das Kloster Eberbach. Ein weiterer Wandel hatte schon ab dem Ende des 13. Jahrhunderts eingesetzt. Die Weinberge wurden immer weniger in Eigenregie also weitgehend mit Konversen oder Frondienstlern bewirtschaftet. Man ging verstärkt auf Verpachtung über. Auf den ersten Pachtvertrag des Klosters wurde hingewiesen. Abt Siegfried (1290–1298)war der erste Abt, der Temporalverpachtungen einführte. Er verpachtete Klostergüter in Wiesbaden zeitlich befristet auf zwölf Jahre. Danach fiel das Gut wieder an das Kloster zurück. Damit sollte vermieden werden, dass die verpachteten Güter allmählich in das volle Eigentum des Pächters übergingen.

Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden die Bettelorden – 1209/1210 die Franziskaner, 1216 wurden die Dominikaner bestätigt, die Augustiner Eremiten entstanden zwischen 1244 und 1256. Die Karmeliten breiteten sich im 14. Jahrhundert in ganz Europa aus.

Die Attraktivität der neuen Orden minderte die Attraktivität der Zisterzienser vor allem für Laienbrüder, die ohnehin ihre Probleme mit den  Mönchen im Orden hatten. Außerdem sorgten die Problem mit den Konversen dafür, dass die Äbte bemüht waren, mit weniger Konversen auszukommen. Für die Verpachtung wurde in der Regel ein Pachtzins in Höhe von einem Drittel bis zur Hälfte des Ertrages ausgehandelt. Dazu kam noch der Zehnte, für den der Pächter aufkommen musste.

Im 14. Jahrhundert baute Kloster Eberbach ein Netz von Finanzdienstleistungen auf. Wie bei den Stadthöfen gezeigt , waren dort ja auch finanzielle Überschüsse erzielt worden, die in Grundbesitz angelegt wurden. Die Klöster gingen auch dazu über, gegen die Übertragung von Ländereien oder Geld eine Rente auf Lebenszeit zu versprechen. Die Klöster waren reich und ihre Reputation so gut, und so konnten Wohltäter, die dem Kloster Grundbesitz um ihres Seelenheiles willen aber zusätzlich abgesichert durch Rentenbezug überließen, auch darauf verlassen, die Auszahlung zu erhalten. Da Einnahmen aus den Verkäufen oft nicht sofort ausgegeben werden konnten, bot es sich an, dieses Geld gewinnbringend anzulegen. Sie vergaben also Kredite zum Beispiel für Saatgut oder landwirtschaftlichen Geräten. Pächter und zinspflichtige Bauern mussten diese Kredite abbauen. Kredite wurden oft gegen Ländereien als Sicherheit vergeben, natürlich überwiegend an Adlige, da diese ja die Mehrzahl der Grundbesitzer stellten. So wurde aus dem Kredit oft ein Landkauf, da viele Kredite nicht zurückgezahlt werden konnten.

Auch das Depositengeschäft entwickelte sich allmählich. In den Stadthöfen, aber auch in den Klöstern hatten diese Lagerräume, in den sie Wein  und Getreide oder Geld und Wertsachen gegen Gebühr aufbewahren konnten. Wenn die Haftung ausgeschlossen oder eingeschränkt werden konnte, war das ein gutes Geschäft für das Kloster.Der Einstieg in die Geldgeschäfte wurde zunächst erschwert durch das mittelalterliche Zinsverbot. Das kanonische Recht verurteilte Zinsen als Wucher. Man umging das, indem man Geld gegen Sicherheiten in Form von Pfändern vergab und diese dann nutzte als Nutzungsrechte an Ländereien oder Zugtieren.

Abt Jacobus von Eltville wurde um 1325 in Eltville geboren. Er wurde im Kloster ausgebildet. Eberbach hatte im Gegensatz zu vielen Zisterzienserklöstern eine Klosterschule. Dann kam er an das St. Bernhards-Kolleg in Paris, wo er die Freien Künste und Theologie  studierte. Dort las er während des akademischen Jahres 1369/1370 die Sentenzen. 1372 wurde er in Eberbach zum Abt gewählt und bereits als Abt promovierte er in Theologie. Auch Äbte studierten am St. Bernhards-Kolleg . Für die entsendende Abtei war das übrigens ziemlich teuer, denn für studierende Mönche und Äbte war ein hoher Beitrag zu entrichten. Jacobus verfasste Kommentare zum Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus. Jacobus starb 1392.

1312 inkorporierte Erzbischof Peter von Mainz die mit dem Zehnten begabte Pfarrkirche von Wallertheim (heute Waldertheim) und deren Patronatsrechte dem Kloster (Urkunde HHStAW Bestand 22 Nr. in 436), was Bär so kommentierte:” Die mit dem Zehnten begabte Pfarrei zu Waldertheim hatte bei Eberbach einen Geschmack an solchen minder beschwerlichen Einkünften  und dadurch den Appetit an dergleichen Besitzungen erzeuget”. (Bär II S 337 f.) Nach der Inkorporation konnten Abt und Konvent über das Vermögen und die Einkünfte der Pfarrei verfügen. Es folgten dann auch relativ schnell weitere Inkorporationen, so 1324 Langendiebach, 1476 Mosbach.

Stadtpfarrkirche

1339 übertrug Kaiser Ludwig dem Abt und Konvent des Zisterzienserkloster Eberbach das Patronatsrecht der Kirche in der Stadt Biberach. [RI VII] H. 1 n. 300 1339 März 20, Frankfurt “Ks. Ludwig überträgt Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Eberbach in der Diözese Mainz auf Bitte des Erzbischofs Heinrich von Mainz, seines Fürsten, das Patronatsrecht der Kirche in der Stadt Biberach in der Diözese Konstanz, das bisher ihm und dem Reich zustand, mit allen Ehrungen, Einkünften, Rechten und Zubehör.” Bereits 10 Jahre später inkorporierte Papst Clemens VI. die Kirche dem Kloster Eberbach. “Papst Clemens VI. inkorporiert dem Kloster Eberbach wegen seiner Schulden die Pfarrkirche der Stadt Biberach, deren Einkünfte auf 30 Mark geschätzt werden und deren Patronatsrecht das Kloster schon besitzt. Der einzusetzende Vikar soll vom Bischof von Konstanz investiert und mit genügendem Einkommen versehen werden.” (HHStAW Bestand 22 Nr. in 437) Anrechte Dritter mussten vor dem Zugriff auf das Vermögen mussten vor dem Zugriff auf das Vermögen abgelöst werden.Dies geschah, wie eine Reihe von Urkunden belegt.  Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 163 U 70 bis U 73.Das Kloster mußte auch einen Weltgeistlichen als ständigen Vikar unterhalten. Runde 100 Jahre später, nämlich 1447 erteilte Papst Eugen IV. dem Kloster einen weiteren Rechtstitel,  wonach das Kloster die ihm zustehende Pfarrkirche zu Biberach nach eigenem Ermessen mit Welt- oder Klostergeistlichen besetzen kann. Dies wurde auch von den Nachfolgern Eugens immer wieder bestätigt. Zwar konnte der Bischof den Vikar weiterhin einsetzen. Das Kloster konnte aber den Priester ohne bischöfliche Mitwirkung abziehen 1378 löste das Kloster mit einer Einmalzahlung die städtische Steuer ab. “Bürgermeister, Rat und die gesamte Bürgerschaft der Stadt Biberach bekunden, von Abt Jacob, ‚Lehrer in göttlicher Kunst‘, und dem Konvent von Kloster Eberbach 150 Pfund Heller als Wiederkaufsgeld für die jährlich zu zahlenden 15 Pfund Heller an Stadtsteuern empfangen zu haben.” (HHStAW Bestand 22 Nr. U 1155)und war damit abgabenfrei. Das Kloster stellte nun ein Mitglied des Konvents als Pfleger für die Verwaltung der Eberbacher Güter und nutzbaren Rechte nach Biberach ab. Er residierte im Eberbacher Pfleghaus. Bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts war das Verhältnis Biberacher Magistrat und Kloster noch weitgehend konfliktfrei. Das Kloster hatte auch nicht versucht, seine erweiterten Befugnisse auszureizen. Aber allmählich zeichnete sich ein Interessenkonflikt ab. Dem Biberacher Magistrat war es gelungen, weite Bereiche des städtischen Kirchenwesens unter seine Kontrolle zu bringen. Nur die Pfarrei,also die Institution, die das kirchliche Leben in der Stadt maßgeblich  bestimmte, blieb kommunalen Einfluß weitgehend entzogen. Das Kloster aber wollte seine Rechte stärker zur Geltung bringen und so auch den Ertrag, den die die Pfarrei abwarf, steigern. Man stritt sich nun über Art und Umfang der beiderseitigen Kompetenzen bei der Besetzung des Vikarpostens. Das Kloster bestand auf seinem alleinigen Recht zur Nomination.Der Rat wollte ein informelles Mitbestimmungsrecht, also ein Vetorecht, ein Konsensrecht und ein Designationsrecht. Weitere Reibungsfläche war die unzureichende Personalausstattung der Pfarrei. Man sah ein Mißverhältnis zwischen Ertrag und Leistung. Nach dem Tod des Pfarrvikars Johannes Riß im Herbst 1480 forderte der Biberacher Rat das Kloster mehrfach auf, den städtischen Prediger Heinrich Jäck als Vikar einzusetzen und machte gleichzeig klar, dass man einen Ortsfremden nicht wolle. Aber Abt und Konvent nominierten den Koblenzer Priester Christmann Lusser. Dagegen legte der Biberacher Rat an der bischöflichen Kurie Einspruch ein. Die Stadt argumentierte mit der mangelnden Eignung des Eberbacher Kandidaten und begründete das mit dem rheinischen Dialekt Lussers. Das Konstanzer Gericht entschied gegen Lusser. Bischof Otto IV. setzte Br. iur. Konrad Winterberg in Biberach ein, womit der Rat offensichtlich einverstanden war. Allerdings klagte Eberbach vor den päpstlichen Gerichten und setzte sich letztlich durch. Aber Biberach hatte auch gewonnen, wenn auch nicht auf Dauer. Im Juli 1484 gewährte Papst Sixtus IV. der Stadt Biberach die Vergünstigung, in Zukunft den Pfarrvikar präsentieren zu dürfen. Allerdings bestätigte Papst Innozenz VIII. am 4. Mai 1489 den von Papst Eugen gewährten Rechtstitel (HHStAW, 22 in Nachweis). Das Kloster versuchte seine nun wieder gestärkte Position auszunutzen und wollte einen Mönch auf die Pfarrstelle setzen. Nach der scharfen Reaktion des Biberacher Rats lenkten Abt und Konvent aber wieder ein. Aber die Beziehungen blieben gespannt. Eine weitere Auseinandersetzung folgte 1519/20. Die Pfarrerstelle war durch den Tod des Stelleninhabers wieder frei geworden und der Rat hatte sich mit einem Forderungskatalog an das Kloster gewandt. Ein Weltgeistlicher “unnser artt unnd lannds”(Rüth Bernhard in http://www.gfh-biberach.de/Hefte/BC-Heimatkundliche-Bl%C3%A4tter-f%C3%BCr-den-Kreis-Biberach/J6H1S03.pdf, S. 7) sollte eingesetzt werden, der Vikar künftig angemessen besoldet und ein dritter Helfer sollte eingestellt werden. Aber das Kloster bestellte den Konventualen Johannes Kött zum Pfarrvikar. Der Konflikt eskalierte. Eberbach handelte mit Rückendeckung seines Landesherrn, des Mainzer Kurfürsten Albrecht von Brandenburg. Eine mainzisch-eberbacher Delegation erschien auf dem Biberacher Rathaus. Der Rat argumentierte, er habe einen geeigneten Kandidaten vorgeschlagen und kritisierte die gewinnorientierte Haltung des Klosters mit den Worten, dass die Abtei „gern v ienig tätt und doch gern vii innäme“ (Heimatkundliche Blätter S. 7) Der Mainzer Abgeordnete verwies auf die Privilegien Eberbachs. Der biberacher Rat befand sich in einer sehr schwachen Position und musste nachgeben. Auch eine Appellation an den Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg blieb erfolglos. Das Kloster hatte sich nun  voll durchgesetzt, aber Biberach hatte sich der Reformation angeschlossen. Über die gesamte Reformationszeit hinweg war die Pfarrei mit Eberbacher Mönchen besetzt.Allerdings musste Kött auf bischöfliche Weisung nach Rissegg umsiedeln, weil sie die nach Biberach pfärrigen Untertanen des dem alten Glauben trau gebliebenen Dr. Hans Schad von Mittelbiberach zu Warthausen in dessen Gebiet kirchlich zu betreuen hatten. 1548 wurde das Augsburger Interim per Reichsgesetz erlassen und in den süddeutschen protestantischen Gebieten mit staatlichem Zwang durchgesetzt. Der Biberacher Magistrat ersuchte nun, den derzeitigen Vikar Martin Bauer, die Pfarrei fortan wieder zu versehen, dem Interim gemäß.  Er nahm seinen Sitz wieder in der Stadt im Pfarrhof und ab 1548 wurde in Biberach wieder die Messe gelesen. 1555 wurde die Bikonfessionalität reichsrechtlich garantiert. Eberbach hatte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Niedergang erlebt. Man dachte deshalb daran, den weitab gelegenen Außenposten abzugeben und machte der Stadt ein Angebot. Für 70.000 Gulden sollte die Stadt die klösterlichen rechte und Besitzungen übernehmen. Die Offerte wurde grundsätzlich positiv aufgenommen und nachdem man sich auf den realistischen Kaufpreis von 31.000 Gulden geeinigt hatte, wurde am 1. September 1568 der Kaufvertrag geschlossen. Die Übergabe erfolgte nach einer Anzahlung von 11.000 Gulden aber schon 1564. “Daniel Abt und der ganze Konvent von Kloster Eberbach verkaufen der Reichstadt Biberach wegen der großen Entfernung und der großen Schuldenlast des Klosters das Patronat der Pfarrkirche mit allem Zubehör für 31.000 Gulden unter Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Daniel.” heißt es in der entsprechenden Urkunde vom 1. September 1566.(HHStAWBestand 22 Nr. U 2068 a). Es dauerte dann allerdings 121 Jahre bis im September 1685 die letzte Rate bezahlt wurde.

Nach diesem Exkurs zu dem Patronatsrecht in Biberach wieder zurück zur Klostergeschichte.

Am 14.01. 1401 stellte Papst Bonifatius Abt Nikolaus II.(1392–1407) folgende Urkunde aus: “Papst Bonifatius IX. gestattet dem Abt des Klosters Eberbach, Mitra, Ring und sonstige pontifikalische Insignien zu tragen, Weihehandlungen in den ihm unterstellten Kirchen und Klöstern vorzunehmen und in bestimmten Fällen Ablässe zu erteilen.” HHStAW Bestand 22 Nr. U 1318). Die Eberbacher Äbte hatten damit einen bischofsgleichen Rang.

Im 15. Jahrhundert begann der langsame wirtschaftliche Niedergang, nicht nur von Kloster Eberbach sondern vom gesamten Orden der Zisterzienser. Da spielte einiges mit. Es stand immer weniger unbebautes Land zur Verfügung. Das hatte zur Folge, das weniger Grundbesitz verschenkt wurde. Feste Renten in Form von Naturalien wurden immer mehr verschenkt.Die Bedeutung der Städte nahm zu. Dort entstanden neue Arbeitsplätze, die auch für die Bauern interessant waren. Das bedeutete einen Rückgang der Konversen

verstärkt durch die wachsende Bedeutung der Bettelorden, die ebenfalls  einen Rückgang der Konversen bewirkte. Das anhaltende Bevölkerungswachstum  sorgte auch dafür, dass zunehmend kleiner Pachtgüter vergeben wurden. Die Pachtraten sanken. In Eberbach lagen sie zu Beginn des Jahrhunderts noch bei 48 % des Ernteertrags. Um 1500 konnten nur noch 32 % durchgesetzt werden. Auch der Zustand der Wingerte verschlechterte sich. Meist war die Ursache unzureichende Düngung mit Pferdemist. Das wiederum war die Folge der exzessiven Ausdehnung der Anbauflächen im Rheingau und im Mittelrheintal. Die lokale Viehhaltung könnte nicht in dem Maße gesteigert werden, das für den Bedarf an Pferdemist nötig gewesen wäre. Das bedeutete, dass die Form der Pachtzahlung sich zunehmend zur Geldzahlung verschob. Hinzu kam, dass durch die grassierenden Pestepidemien auch die Konvente kleiner wurden und dann auch weniger Männer für den Eintritt als Konversen zur Verfügung standen.

Der Eberbacher Konvent hatte 1498 102 Mitglieder Konversen und Mönche zusammengerechnet. Bei einer Epidemie von 1500-1502 starben 15 Mönche.

Kloster Eberbach hatte auch damit zu kämpfen, dass die Fürsten verstärkt versuchten, die gewährten Zollprivilegien zurückzuziehen. Die Bedeutung der Kölnfahrt ging zurück. Das Kloster ging verstärkt dazu über, die Weine direkt am Erzeugungsort an meist Kölner Großhändler zu verkaufen. Produktion und Vertrieb in einer Hand aber war einer der Gründe für den wirtschaftlichen Erfolg der Zisterzienser.

Im Rheingau begann der Bauernkrieg am 23. April 1525. In Eltville hatten sich gut 200 Personen versammelt. Dem Rat wurden Beschwerdeartikel übergeben. Der Vertreter des Erzbischofs, Heinrich Brömser verhandelte mit ihnen. Am 29.04. wurden ihm in Winkel 29 Artikel übergeben. Eine der ersten Forderungen war die Wahl eines Predigers. Dann ging es um eine gerechtere Lastenverteilung.Die Güter des Adels und der Geistlichkeit sollten die bürgerlichen Lasten wie Steuern und Dienste mittragen. Die Klöster sollten aussterben. Sie Einwohner des Rheingaus sollten nur an ihrem Wohnort gerichtlich belangt werden können. Wasser, Weide und Wildfang sollten frei sein. Am 2.5. versammelte sich die Landschaft auf dem “Wacholder”, das war die traditionelle Gerichtsstätte der Rheingauer. Dort wurde Friedrich Greifenclau von Volrads zum Hauptmann der Rheingauer Landschaft gewählt.Er nahm eine ähnliche Rolle ein, wie Götz von Berlichingen. Das Kloster Eberbach, das ganz in der Nachbarschaft lag, hatte die versammelte Landschaft

ohne Entschädigung zu verpflegen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das berühmte Fass von Eberbach zu 2/3 geleert. Das Fass war zum heiligen Jahr 1500 erstmals gefüllt worden und fasste ungefähr 72000 Liter. Zwischen dem 28. und 31. Mai mussten die Klöster Eberbach, Gottesthal, Johannisberg, Marienthal, Aulhausen und Eibingen urkundliche Ver­pflichtungen eingehen, die sie zum Untergang verdammten. Das Kloster Tiefenthal sollte gleich aufgehoben werden. Die Lage hatte sich aber für die Bauern grundlegend geändert. Schon vor der Aufstand im Rheingau ausbrach, hatten die Bauern am 4. April 1525 bei Leipheim eine Schlacht verloren. Es folgten Niederlagen bei Freiburg. Am 15. Mai fand bei Frankenhausen eine der bedeutendsten Schlachten des Bauernkriegs statt. Am 4. Juni verloren die Bauern bei Würzburg. Am 24.und 25.6. 1525 wurden die Rheingauer bei Pfeddersheim besiegt. Am 27.Juni wurde der Unterwerfungsvertrag geschlossen. Sie mussten 15000 Gulden Kriegskosten zahlen und wurden völlig entwaffnet. Mit den Verpflegungskosten bei der Versammlung vom 02.05. und dem fast geleerten Weinfass kam Eberbach aber relativ glimpflich davon. Allerdings musste es an den Erzbischof von Mainz 3282 Gulden für die Niederschlagung des Bauernaufstandes bezahlen. Der Fürst von Hessen-Kassel verlangte 1216 Gulden und später nochmals 673. Außerdem nahm er ein Drittel der gesamten Früchte des Klosters mit.

Die Reformation hatte ebenfalls relativ geringe unmittelbare Auswirkungen auf Kloster Eberbach. Nur wenige Mönche verließen das Kloster. Allerdings ging die Zahl der Novizen deutlich zurück. Härter traf es bis auf Arnsburg die Eberbacher Tochterklöster.

Schönau wurde 1558 von Ottheinrich aufgehoben. Die Schönauer Tochter Bebenhausen wurde 1534 reformiert und nach einer kurzen Unterbrechung durch das Augsburger Interim hatte es 1560 mit Eberhard Bidembach den ersten evangelischen Abt. In Kloster Otterberg sollten die Mönche 1559 zum neuen Glauben übertreten und nachdem sich dies weigerten, wurde das Kloster 1564 aufgelöst.Dessen Tochterkloster Disibodenberg wurde 1559 säkularisiert. Schwieriger waren die indirekten Folgen der Reformation für die Rheingauer Abtei. Die wichtigsten  Fürsten in der näheren Umgebung Eberbachs, also Hessen, Nassau und Kurpfalz wurden reformiert. Neue Stiftungen blieben so aus. Außerdem waren die reformierten Landesherren bestrebt, das Kirchenwesen in ihren Ländern vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Dadurch verlor Eberbach Patronatsrechte in seinen Pfarreien und damit Einkünfte. Auch die Kriege im Gefolge der Reformation wie der Schmalkaldische Krieg 1546/47 und der Fürstenkrieg 1552 belasteten die Abtei.

Als Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach im Sommer 1552 in den Rheingau einfiel ließ er die Eberbacher Höfe und das Kloster plündern. Der Schaden schlug im Kloster und auf dem Steinheimer und Draiser Hof mit 1400 Gulden zu Buche.

Auch die Türkenkriege schlugen auf das Kloster durch. Diese wurden durch die Türkensteuer finanziert. Der Erzbischof von Mainz forderte vom Kloster im Jahre 1556 1500 Gulden für diese Steuer ein. (Alle Zahlen bei Dr.J.Söhm Geschichte des wirtschaftlichen Leben der Abtei Eberbach im Rheingau, Wiesbaden 1914, S 25 f.) Mainz war von dem Zug des Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach  wesentlich härter betroffen als Eberbach und musste die völlig zerrütteten Finanzen des Hochstifts sanieren. Ein Weg dazu war die Umwandlung von Klöstern in Domänen und diese dann dem Mainzer Hochstift zu inkorporieren. Aber Kloster Eberbach konnte seine Unabhängigkeit wahren. Aber der Niedergang war nicht zu übersehen. 1553 lebten noch 26 Mönche und 14 Konversen in der Abtei.Auch an den Urkunden im Hessischen Hauptstaatsarchiv lässt sich das gut nachvollziehen. Ab 1529 werden immer öfter Verkäufe beurkundet, zunächst von Zinsen, dann von Liegenschaften, zum Beispiel Wälder und schließlich ganze Hofgüter wie 1555 das Hofgut von Braubach (HHStAW, 22, U 2033 a), 1556 das Hofgut in Dexheim (HHStAW, 22, U 2034), 1561 das Hofgut auf de Gau zu Selzen (HHStAW, 22, U 2047 a), 1564 Haus und Hof zu Braubach (HHStAW, 22, U 2058) und 1566 einen Hof in Dexheim (HHStAW, 22, U 2065 a)

In diese Liste passt auch der oben genauer beschriebene Verkauf des Patronats der Pfarrkirche von Biberach “Daniel Abt und der ganze Konvent von Kloster Eberbach verkaufen der Reichstadt Biberach wegen der großen Entfernung und der großen Schuldenlast des Klosters das Patronat der Pfarrkirche mit allem Zubehör für 31.000 Gulden unter Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Daniel.” (HHStAW, 22, U 2068 a)Die Bewilligung zu diesem Verkauf erteilte Kaiser Maximilian II. (HHStAW, 22, U 2067 a)

Eine noch  schwerere Zeit für das Kloster wurde  dann der 30-jährige Krieg. Abt Leonhard II. regierte von 1618-1632. Schon 1620 besetzten Truppen der katholischen Liga und spanische Truppen unter dem Feldherrn Don Ambrosio Spinola die Kurpfalz. Das Kloster hatte Kontributionen zu entrichten. Schwierig war die Lage vor allem in der Pfalz. Die dortigen Klosterhöfe hatten schwer zu leiden. So lösten zum Beispiel 1621 plündernde spanische Soldaten in Oppenheim eine Brandkatastrophe aus. Erst ein Schreiben Spinolas verschaffte den Besitzungen Eberbachs in der Pfalz Ruhe und eine gewisse Sicherheit.Sogar einige nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) verloren gegangene Güter konnten zurückerstattet werden, so zum Beispiel der Wormser Hof von Kloster Otterberg

und die Pfarrei von Schönau in der Pfalz. Weiteren Auftrieb erhielten die Hoffnungen durch das Restitutionsedikt von 1629, das Kaiser Ferdinand II. am  6. März 1629 erlassen hatte. Damit sollte der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Der Kaiser befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht im dreißigjährigen Krieg. Hätte es durchgesetzt werden können, hätte das enorme Enteignungen und Rückübertragungen ehemals katholischen Besitzes zur Folge gehabt. Das Edikt stieß auf erbitterten Widerstand auf protestantischer Seite und vor allem rief es einen weiteren Kriegsteilnehmer auf den Plan. Gustav Adolf von Schweden landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und zwang Pommern, Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen zu einem Bündnisvertrag.Nachdem er er bei Breitenfeld nördlich von Leipzig Tilly, den obersten Heerführer der katholischen Liga und auch der kaiserlichen Armee vernichtend geschlagen hatte, war der weg für die Schweden nach Süddeutschland frei. Am 27. November 1631 marschierte Gustav Adolf in Frankfurt ein. Seinen Heerführer Bernhard von Sachsen-Weimar sandte er in den Rheingau. Am 30. November stand dieser vor Walluf. Die Rheingauer verließen sich auf das “Gebück”, die Grenzbefestigung, die sie als unüberwindlich ansahen. Sie wurden aber überrumpelt und der Rheingau eingenommen. Die Schweden forderten 10000 Reichstaler Brandschatzung. Zwar nahm Kurfürst Anselm Kasimir von Mainz  das Kloster entgegen der Forderung der Schultheissen davon aus. Aber Abt Leonhard war mit seinem gesamten Konvent am 29. November per Schiff nach Köln geflüchtet. Nur einer war zurückgeblieben, der wegen Krankheit nicht mitkonnte.Allerdings geschah die Flucht Hals über Kopf ohne die geringste Kleinigkeit in Sicherheit zu bringen. So fiel der Kirchenschatz, die Reliquien,die Kleinodien und Messgewänder  in die Hände der Schweden. Dazu kamen die gesamten Vorräte, wenigsten 400 Fuder Wein (ein Fuder entsprach in Frankfurt knapp 860 Liter) 5000 Malter Getreide (ein Malter in Frankfurt etwa 3 hl). Auf die Schweden unter Bernhard von Sachsen-Weimar folgten hessische Truppen unter General Hohendorf. Was die Schweden übrig gelassen hatten, nahmen die Hessen mit. Der hessische Verwalter Murus (de Mur) suchte vor allem die kostbare Bibliothek Eberbachs aus und schickte 14 Fässer voller Bücher nach Kassel. Im Katalog von 1502 waren 754  Bände aufgeführt. Davon befindet sich heute noch ein knappes Fünftel in Oxford, London und Wiesbaden. Erhalten geblieben ist das Exordium magnum Cisterciense Verloren sind dagegen die  „Yconomica“ von Konrad von Megenberg und ein unbekanntes Werk von Meister Eckhart. Nur das Archiv des Klosters nahm keinen Schaden.1632 bekam der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna   das Kloster Eberbach zu seinem persönlichen Gebrauch überschrieben. Im Februar 1635 eroberten kaiserliche Truppen den Rheingau zurück. Die schwedischen Truppen mussten sich zurückziehen. Der Rheingau blieb nun bis 1644 von kriegerischen Handlungen weitgehend verschont. Erst 1644 besetzten französische Truppen Mainz und den Rheingau was für die Rheingauer die Folge hatte, dass sie nicht nur an kaiserliche Truppen Kontributionen leisten mussten sondern auch an die Franzosen.

Der Eberbacher Konvent kehrte 1635 in sein Kloster zurück. Allerdings war Abt Leonhard II. schon 1632 in Köln gestorben. Im April 1633 wurde dann der bisherige Bursar Nikolaus V. Weinbach (1633–1642) zum Abt gewählt. Er ließ die zerstörten Gebäude einigermaßen wieder herstellen, und die Felder wieder bestellen. Er nahm Gelder auf und verkaufte Güter und Höfe. Trotz der schweren Zeiten gab es Wohltäter, die weiter Stiftungen für das Kloster tätigten. Die wirtschaftliche Konsolidierung des Klosters hatte begonnen und konnte auch nach dem Krieg weiter fortgesetzt werden. Aber der vorherige wirtschaftliche Erfolg der Abtei wurde nie wieder erreicht. Abt Nikolaus dankte 1642 ab. Er war bei einem Teil seines Konvents auf Widerstand gestoßen und wurde von seinen Gegnern sogar beim Kurfürsten von Mainz verklagt, weil er zu viel Aufwand gemacht habe und sogar inhaftiert. Erst auf Fürsprache der Äbte von Arnsburg und Himmerode wurde er wieder  frei gelassen. Sein Nachfolger wurde Johann(es) VII. Rumpel (1642–1648). Neben den Verlusten in Eberbach selbst, wobei am schwersten wohl die Bibliothek wog, weil viele ihrer einzigartigen Handschriften unwiederbringlich verloren waren, waren die Klosterhöfe in katastrophalem Zustand.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg zählte Kloster Eberbach wieder zwischen 30 und 40 Mönchen und 10 Konversen und etwa 80 Klosterbediensteten. Die Klosterwirtschaft erzielte immer wieder Überschüsse, die am Frankfurter Kapitalmarkt angelegt werden konnten. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697) erschienen im Oktober 1688  französische Truppen vor Mainz auf. Vor der Übermacht von 20.000 Mann unter Führung von Louis-François de Boufflers kapitulierte der Mainzer Kurfürst Anselm. Zum zweiten Mal wurde Mainz französisch besetzt. Natürlich konnte sich das in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Kloster Eberbach den Folgen nicht entziehen. Kontributionen waren wieder fällig und natürlich bemühte sich das Erzstift wieder, das Kloster zu säkularisieren und die Klostergüter zu inkorporieren. Da Eberbach nur ein Drittel seiner Güter auf kurmainzischem Gebiet hatte, die anderen Drittel lagen linksrheinisch in der Kurpfalz und in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, war das nicht so einfach und Eberbach konnte die Bemühungen abwehren. Das Zisterzienerinnenkloster Altmünster in Mainz, über das Eberbach das Patronat hatte, aber 1781 durch Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal aufgehoben.

Michael Schnock (1702–1727) wurde 17202 zum 54. Abt von Kloster Eberbach gewählt. Er entfaltete in seiner Regierungszeit eine rege Bautätigkeit. In der Abteikirche wurde eine barocke Orgel gebaut.Ab 1707 ließ Abt Michael das Kloster barock umgestalten.

Kloster Eberbach Abthaus Abtwappen Michael Schnock.JPG

In der Kirche ließ er die Westempore mit einem Verbindungsgang zum Konversenhaus erbauen. Dieses wurde um einen Stock erhöht und zu einer repräsentativen Abtswohnung ausgebaut. Die Bibliothek wurde barockisiert und ihre Bestände wieder vergrößert.

Das Mönchsdormitorium wurde renoviert. 1722 wurde ein Fachwerkgartenhaus errichtet. In Geisenheim wurde der Eberbacher Hof durch einen Neubau ersetzt. In seinem Heimatort Kiedrich stiftete er für die Pfarrkirche einen Marienaltar

Abt Adolph II. Werner (1750–1795) aus Salmünster war der vorletzte Abt Eberbachs.1767 ließ er  den Steinberg mit einer 3 Kilometer langen Mauer als Schutz gegen Traubendiebe und Wildfraß  errichten.  Er verkaufte 1787 den Eberbacher Hof in Köln, der in der Neuzeit keine Bedeutung mehr für das Kloster hatte. Nur von 1630 bis 1635 war er Zufluchtsort für Abt und Konvent (s.o.)

Die Französische Revolution von 1789 hatte rasch Auswirkungen auf den Rheingau und Mainz. Im September 1792  nahm eine französische Revolutionsarmee Speyer und schon vier Tage später Worms ein. Am 18. Oktober 1792 schloss sie Mainz ein und belagerte es.Als die Franzosen Worms erreicht hatten war Panik unter den Mainzer Einwohner ausgebrochen und fast ein Drittel hatte die Stadt verlassen. Graf Gymnich beschloss am 20. Oktober die Stadt zu übergeben. Am 21. Oktober wurde eine der größten Festungen des Reiches kampflos eingenommen. Am 23. Oktober 1792 wurde mit der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ der erste Jakobinerclub Deutschlands gegründet. In der Umgebung von Mainz hatten die Franzosen mehrere Klosterhöfe Eberbachs beschlagnahmt und darin Lazarette eingerichtet. Der französische General Adam-Philippe de Custine forderte vom Kloster hohe Abgaben und drohte mit der Besetzung des Kloster. Nur mit der Aufnahme erheblicher Kredite konnte es die Zahlungen aufbringen.Nach einer erneuten Schatzung der französischen Armee veranlasste die Mönche am 19. Juli 1796 das Kloster zu verlassen. Anschließend plünderten die Franzosen das Kloster. Innerhalb eines Jahres kehrten die Mönche zurück. Eine weitere Schatzung erfolgte im Jahre 1797. Als Druckmittel wurden angesehene Bürger und Beamte nach Frankreich verschleppt und dort zum Teil mehrere Jahre gefangen gehalten. Dreizehn Werke der Klosterbibliothek wurden beschlagnahmt und nach Paris gebracht. Eine Marienstatue von 1420 wurde ebenfalls geraubt. Sie steht heute im Louvre. Seit 1799 bezog das Kloster keine Einnahmen mehr aus dem linksrheinischen Besitz.  Am 9. Februar 1801 wurde der Friede von Lunéville geschlossen. Die seit 1794 besetzten Gebiete

wurden ins französische Staatsgebiet eingegliedert. Deutschen Fürsten, die so ihre Güter verloren hatten, wurde Entschädigung über Säkularisation geistlicher Territorien und zum Teil auch durch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wird das Kloster an Fürst Friedrich-August von Nassau-Usingen übereignet. Dieser löst die Abtei am 18. September 1803 auf. Der letzte Abt, Leonhard II. und seine Mitbrüder werden zum Verlassen des Klosters gezwungen.

Nach der Säkularisation ist das Kloster bis 1866 als Weinbaudomäne in Besitz von Nassau-Usingen. Aus einzelnen Klosterteilen ging das “Irrenhaus Eberbach” hervor, die spätere Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg.

1866 fiel Eberbach an Preussen bis 1945. Dann folgte das Land Hessen als Eigentümer. 1998 wurde die Anlage in die Stiftung Gemeinnützigen Rechts Kloster Eberbach überführt. Der Weinbau wird als Landesbetrieb weitergeführt.

Kloster Eberbach wurde auch als Kulisse für den Film “Der Namen der Rose genutzt.

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19 Jan. 2011

Kisslegg Altes und neues Schloss

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Die Gegend um Kisslegg war schon in der Römerzeit besiedelt, worauf ein reicher Münzfund in Oberhorgen hinweist. 824 wird erstmals ein Ratpotiscella urkundlich erwähnt. Der Leutkircher Priester Ratpot hatte im 8. Jahrhundert eine Kirche und Wohnung am Zeller See errichtet, was sich dann bis Anfang 9. Jahrhudert als Ortschaft entwickelte. Um 850 kam der Ort in den Besitz des Klosters Sankt Gallen, das zwischen Zellersee und Obersee einen Meierhof errichtete. Zu diesem Hof, der auch Kellhof genannt wurde, gehörten über 100 Bauerngüter in der Umgebung.

Seit dem 9. Jahrhundert war eine adlige Familie ansässig, die eigene Besitzungen aber auch die Güter des Sankt Gallener Meierhofs verwaltete. Ein Familienmitglied soll den Namen Kisololt, Kisilhar oder Kisalfrid geheißen haben, woraus sich der Name Kisslegg entwickelte. Im 11. oder 12. Jahrhundert errichte die Familie eine Burg. Ab 1237 nannte sie sich “Herren von Kisilegge”. Dieser Name verdrängte allmählich Zell oder Kissleggzell. Seit dem 15. Jahrhundert  ist der Ort jetzt nur noch als Kisslegg bekannt. Der letzte der Herren von Kisslegg verheiratete um 1300 seine Tochter an Marquard von Schellenberg. Diese Familie wurde nun neuer Besitzer von Kisslegg. 1381 wurde die Herrschaft innerhalb der Familie Schellenberg geteilt. Der Schellenbergische Teil ging 1708 an die Linie Waldburg- Wolfegg und Waldsee, der paumgartische Teil ging nach mehreren Besitzerwechseln 1625 an Friedrich von Waldburg-Scheer-Trauchburg und nach dem Erlöschen der Linie schließlich an das Haus Waldburg-Zeil-Wurzach.

Während des Bauernkrieges 1525 lag Kissleg in einem der Zentren des Aufstandes.

1548 brannte Kisslegg bis auf das Schellenbergische Schloss fast völlig nieder.

Um 1560 wurde das Alte Schloss von Hans Ulrich von Schellenberg in Kisslegg erbaut Durch Heirat kam es dann an Waldburg-Wolfegg. Im Jahre 1704 und 1756 wurde Kisslegg nochmals von einer Brandkatastrophe heimgesucht. Graf Ferdinand Ludwig von Waldburg-Wolfegg ließ das Schloss von dem Füssener Baumeister Johann Georg Fischer barock umgestalten. Das Schloss befindet sich noch heute im Besitz der Familie Waldburg-Wolfegg

Johann Georg Fischer lieferte auch den Entwurf für den Bau des Neuen Schlosses in Kisslegg  von 1721-1727. Auftraggeber war Graf Johann Ernst von Waldburg zu Trauchburg. Im Treppenhaus des Schlosses befinden sich acht Sybillenskulturen von Joseph Anton Feuchtmayer. Sibyllen-Innen-Schloss_b

Fürst Eberhard von Waldburg-Wurzach ließ dann den Schlosspark in englischem Stil anlegen.schloss-kisslegg 1806 kommt Kisslegg an das Königreich Württemberg und wird dem Oberamt Wangen zugeordnet.

Das Neue Schloss ist bis 1941 Sitz der Familie Waldburg zu Zeil und Wurzach. Von 1945 bis 1958 ist es Kreiskrankenhaus. Die Marktgemeinde Kisslegg erwirbt das Schloss 1960. Bis 1978 dient es als Schlossrealschule. Von 1978 bis 1984 ist es Schule für Lernbehinderte. Danach wird es bis 1992 als Schulungsstätte und Instrumentenmuseum des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg.

2005 wird das Museum Rudolf Wachter eröffnet. Es präsentiert die Skulpturensammlung des Holzbildhauers Wachters und zeigt Wechselausstellungen.

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19 Jan. 2011

Schloss Warthausen

 

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Die Herren von Warthausen lassen sich schon  1108 urkundlich nachweisen. Ein Adelbert von Warthausen taucht in den Annalen des Klosters Zwiefalten und 1129 als Zeuge in einer Schenkungsurkunde für das Kloster Ochsenhausen auf. 1168 wird die Herrschaft an Friedrich Barbarossa verkauft. Der Enkel Friedrichs verleiht die Herrschaft seinem Truchsessen Eberhard von Waldburg. Es bildet sich eine Linie Waldburg-Warthausen. Seine Söhne Ulrich und Heinrich erscheinen erstmals 1234 als Truchsessen von Warthausen. Anfang des 14. Jahrhunderts stirbt die Linie Warthausen aus. Warthausen kommt an die Herren von Waldsee, die aber schon 1331 die Herrschaft an die Herzöge Albrecht und Otto von Österreich verkaufen. 1380 bestätigt Herzog Albrecht von Österreich als Herr von Warthausen ein Franziskanerinnen-Kloster in Warthausen. Wie viele der österreichischen Herrschaften ist auch Warthausen vielfach verpfändet. Von 1446 ist es in pfandschaftlichem Besitz der Stadt Biberach. 1529 wird Warthausen dem kaiserlichen Rat Dr. Hans von Schad von Mittelbiberach die Herrschaft Warthausen zunächst pfandweise, aber schon ab 1532 als Mannlehen überlassen und verbleibt bis Ende des 17. Jahrhunderts im Besitz der Familie Schad. Am 15. Dezember 1692 stirbt der letzte Schad, nämlich Leopold von Schad ohne Nachkommenschaft. Die Herrschaft fällt wieder an Österreich. Dieses verleiht sie dem Grafen Johann Philipp Josef von Stadion am 18. Januar 1696 als Lehen.

Das Schloss mit seinem renaissanceartigen Charakter ist um 1620 entstanden.schlossw Als sich Friedrich von Stadion 1761 vom fürstbischöflichen Hof in Mainz wegen Querelen zurückziehen muss, beginnt die große Zeit Warthausens. Graf Stadion versammelte zusammen  mit seinem vorehelichen Sohn Georg Michael Frank genannt La Roche und dessen  Frau Sophie , Arzttochter aus Kaufbeuren, am Warthausener Musenhof  seine Gäste. Seine Tochter Maximiliana, letzte Äbtissin des Damenstifts Buchau, 20101130151000!Maria-Maximiliana-von-Stadion der Maler Johann

Heinrich Tischbein der Ältere, der Dichter und Übersetzer Christoph Martin Wieland, der in Biberach als Senator und Kanzleiverwalter arbeitete, der Prämonstratenser Pater und angesehene Prediger Sebastian Sailer aus Obermarchtal, der Ortspfarrer Valentin Ignaz Heggelin, der mit den Ideen der Aufklärung vertraut war und die Reichsäbte aus den Klöstern der Umgebung nahmen an dem Kreis teil. Wieland ermutigte und förderte seine frühere Verlobte Sophie bei ihren schriftstellerischen Arbeiten und veröffentlichte die “Geschichte des Fräuleins Sternheim” zunächst anonym unter seinem Namen als Herausgeber.

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Sophie La Roche      Christoph Martin Wieland.

Als Marschall Ney, ein General Napoleons, der im Krieg gegen Österreich Erzherzog Ferdinand 1805 bei Günzburg bezwang, hat  seinen Sitz von Mai bis Oktober 1806 in Schloss Warthausen.

Der Sohn Friedrichs von Stadion Johann Philipp von Stadion war österreichischer Staatskanzler und Finanzminister und als solcher ein eingefleischter Gegner Napoleons. Als Württemberg 1806 Königreich wird, lebt Johann Philipp im Dauerkonflikt mit König Wilhelm. Das führt dazu, dass er Schloss Warthausen  am 16. Januar 1825 an den württembergischen Staat. Dieser verkauft Schloss, Nebengebäude und Schlossgut samt Patronatsrechten, Jagdrechten und Fischerei in der Riss an die Freiherren Wilhelm Friedrich und Carl Friedrich von König. Richard von König, der Sohn Carl Friedrichs erhielt von der Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde für seine ornithologischen Arbeiten verliehen. Dessen Sohn Friedrich Karl machte sich als Weltflieger einen Namen.

Seit 1985 ist Franz Freiherr von Ulm-Erbach Besitzer von Schloss Warthausen.

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18 Jan. 2011

Klingenmünster

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Die erste urkundliche Erwähnung Klingenmünsters geht auf das Jahr 849 zurück. In einer Urkunde bestätigt Ludwig der Deutsche dem Kloster pauschal alle Rechte und Besitztümer. 840 waren in einer Brandkatastrophe alle Urkunden, darunter auch die Gründungsurkunde vernichtet worden. Die Gründung muss aber weiter zurückliegen. Als Stifter wird der Merowingerkönig Dagobert I. (622-639) angesehen. Im 18. Jahrhundert wurde bei Umbauarbeiten an der Kirche ein Fundamentstein mit der eingravierten Jahreszahl 626 gefunden. Deshalb nimmt man heute das Jahr 626 als Gründungsjahr der Abtei an. Als “Clinga monasterium”

könnte das Kloster das älteste der Urklöster Deutschlands sein. Das Kloster ist wohl von iro-schottischen Mönchen gegründet worden. In der “Fleidoliste” des Klosters Reichenau und im Verbrüderungsbuch des Klosters Sankt Gallen wird es erwähnt. Diese Schriftstücke können in die Jahre zwischen 780 und 820 eingeordnet werden.

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Zunächst lebte man nach den Regeln des heiligen Kolumbans, bis diese im 8. Jahrhundert durch die Regeln Benedikts abgelöst wurden.

Die Blütezeit des Klosters fällt in die Salier und Stauferzeit zwischen 850 und 1300.

Das Kloster stellt nun zahlreiche Bischöfe, Erzbischöfe und Berater des Königs. Dies deutet auf ein hohes Ansehen der Abtei hin. Unter Abt Stephan I. erreicht es den Höhepunkt seiner Entwicklung mit einem hohen Stand an Bildung und Kultur um 1100.  1223 wird das Kloster unter den besonderen Schutz des Heiligen Stuhls durch Papst Honorius gestellt.

Zum Schutz des Klosters werden im Mittelalter drei Burgen errichtet, Heidenschuh, Schlössel und die Landeck.

Papst Innozenz VIII. wandelt das Kloster 1490 in ein weltliches Chorherrenstift um. Damit beginnt der wirtschaftliche Niedergang.

Im Bauernkrieg 1525 wird das Stift geplündert.

Mit der Einführung der Reformation wird das Stift 1563 durch Friedrich III. von der Pfalz aufgehoben und alle
Besitztümer des Stifts der “Allgemeinen Kirchengefällsverwaltung” zugeführt.

Im Zuge der Gegenreformation wird das Stift rekatholisiert, umgebaut, teilweise abgerissen und wieder säkularisiert.

17 Jan. 2011

Kloster Heilsbruck

 

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1262 wurde das Kloster Heilsbruck von Zisterzienserinnen gegründet.

Der Zisterzienserorden erlebte in dieser zeit einen rasanten Aufstieg und in knapp 200 Jahren waren über 700 Zisterzienserklöster in ganz Europa entstanden.

Das Kloster Heilsbruck geht wohl auf eine Stiftung des in Speyer geborenen Würzburger Kanonikus Salomon und des Speyrer Bürgers Elbewin Schwarz zurück. 1232 wurde mit dem Bau eines Klosters begonnen und zwar in der Nähe des Dorfes Hardhausen, etwa eine Stunde von Speyer entfernt. Allerdings waren Lage, Versorgung und Ertrag des Klosters so ungenügend, dass es 1262 an den Standort “am Gebirge” im Weiler Edenkoben umgesiedelt wurde. Es wurde großzügig mit Äckern, Wiesen und Weinbergen ausgestattet. Es erhielt auch die Gerichtsbarkeit über die Weiler Edenkoben und Wazzenhofen. Nur der Blutbann verblieb beim Bischof von Speyer. Das Kloster entwickelte sich rasch erfolg-und ertragsreich. 1281 stellte es Rudolf von Habsburg unter den Schutz des römischen Reiches. Kaiser Ludwig der Bayer erneuerte 1339 die Rechte und Freiheiten des Klosters. Um 1500 war das Kloster in 46 Ortschaften begütert. Der Bauernkrieg brachte dann den Niedergang des Klosters. In der Osterwoche 1525 wurde das Kloster geplündert und verwüstet. Von der Verschuldung erholte sich das Kloster nicht mehr. Außerdem führte Friedrich III. die Reformation in der Kurpfalz ein. 1560 ließ der das Kloster auflösen. Güter und Erträge wurden der kurfürstlichen Verwaltung zugeschlagen. Im 30-jährigen Krieg gab es den Versuch einer Wiederbesetzung des Klosters durch die Äbtissin Margaretha Cordula. Der westfälische Friede von 1648 sprach das Kloster dann aber wieder der Kurpfalz zu. Die Erträge des Klosters fielen nun der kurpfälzischen Herrschaft zu. Ab 1802 wurden die pfälzischen Territorien zusammen mit Rheinhessen als integrierter Bestandteil des französischen Staates im Department Donnersberg verwaltet.

1805 wurde das Gut Heilsbruck von Landauer Bürgern ersteigert und wechselte noch mehrmals Pächter und Besitzer.

Im heutigen Gut zeugt noch das Refektorium, die Remise und der Klosterhof von der klösterlichen Vergangenheit.

17 Jan. 2011

Kloster Seebach

 

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Seebach ist heute ein Ortsteil von Bad Dürkheim. Ein Ritter Siegfried von Seebach gründet angeblich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts das Benediktinerinnen-Kloster Seebach. 1136 wird es erstmals urkundlich erwähnt.

Die klösterliche Ordnung erhält es vom Bischof zu Speyer. Um 1200 entsteht die Klosterkirche, eine flachgedeckte, romanische Pfeilerbasilika. Sie ist dem Märtyrer Laurentius geweiht. 1210 wird das Kloster zur Abtei erhoben.

Bei der Belagerung der Stadt Dürkheim durch Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz erleidet das Langhaus der Kirche schwere Schäden. Er hatte nämlich sein Lager im Kloster aufgeschlagen. Von 1482 bis 1488 wird das Langhaus in spätgotischem Stil renoviert. Unter der Äbtissin Richmunde kommt das Kloster um 1500 nochmals zur Blüte. Um 1560 wird die Reformation eingeführt. Die Grafschaft Leiningen und die Kurpfalz werden evangelisch. Die Zahl der Nonnen nimmt ab. 1595 übersiedelt die Äbtissin nach Speyer. Das Kloster wird 1591 aufgehoben. Das Gesinde aber bleibt sesshaft. So entsteht das Dorf Seebach. Von der Klosterkirche ist nur noch der Chor, die Vierung und der sechseckige Vierungsturm erhalten.

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17 Jan. 2011

Benediktinerstift St. Lambrecht

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Herzog Otto von Worms, der Sohn des Saliers Konrad des Roten und damit Enkel von Kaiser Otto I. stiftete dem Ort Grevenhausen das Benediktinerkloster Lambrecht. Das ist die erste urkundliche Erwähnung Lambrechts. Um  1000 wurde die erste Kirche gebaut. Deren romanische Fundamente wurden 1979 freigelegt. 1065 gab Heinrich IV. das Kloster an Speyer. Es verfiel bald, erlebte

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aber ab 1287 ein zweite Blüte durch die Dominikanerinnen. 1316 wurde der Kirchenneubau St. Lambertus begonnen. Die restaurierten Wandbilder lohnen ein Besuch.

Nach der Einführung der Reformation wurde das Kloster 1553 aufgehoben. Kurfürst Friedrich III. zog die Klostergebäude zugunsten der Universität Heidelberg ein. 1558 siedelten er und später sein Nachfolger Johann Casimir wallonische Tuchmacher an. Klostergebäude, Kirche und Äcker wurden den heimatvertriebenen Wallonen als Asyl angeboten. Dieses Gewerbe begründete den einstigen Wohlstand Lambrechts.

Eine alte Tradition ist noch, dass der jüngste Lambrechter Bürger, seit 1934 das jüngste Brautpaar einen Bock nach Deidesheim zur Abgeltung von Weiderechten aus dem Jahr 1404. Die Geißbockversteigerung wird 1534 erstmals erwähnt.

17 Jan. 2011

Kloster Hornbach

 

Der irische Wandermönch Pirmin gründete nach Mittelzell auf der Reichenau im Bodensee zahllose Klöster im Schwarzwald, den Vogesen  bis hin ins Württembergische, nämlich M170px-Pirmin_Reichenauurrhardt. Seine letzte

Gründung war Hornbach, heute eine rheinland-pfälzische Stadt im Landkreis Südwestpfalz nahe der Rosenstadt Zweibrücken. In Hornbach starb Pirmin um 740. Er ist im Kloster begraben und wird dort als Heiliger verehrt. Die neue Klosterkirche wurde von Abt Wyrund im 9. Jahrhudert erbaut. Das Heiligengrab war in der Ostapsis. Pirmin wird seit 827 neben Petrus als Schutzheiliger des Klosters genannt. Das Kloster gehörte zum Bistum Metz. 1087 wurde es von Heinrich IV. dem Bistum Speyer geschenkt. Kaiser Heinrich V. verlieh dem Kloster  das Münzrecht, das dieses bis 1230 ausübte. Im Mittelalter war das Kloster vor allem für die Entwicklung Oberlothringens wichtig. Zahlreiche Dorf-und Hofgründungen gehen auf Hornbach zurück. Das Kloster geriet immer mehr unter den Einfluss der Grafen von Zweibrücken, was den Niedergang des Klosters einleitete.

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Kaiser Karl IV. erhob die Zweibrücken und Hornbach zu Städten nach Hagnauer Recht. 1548 lebten nur noch 3 Mönche im Kloster und im Zuge der Reformation wurde es 1557 endgültig aufgehoben. Das Klostervermögen und die laufenden Einkünfte wurden zur Errichtung einer fürstlichen Landesschule benutzt, die für die Ausbildung von Pfarrernachwuchs und höheren Beamten zuständig war.

Pirmins Reliquien wurden mit der Aufhebung des Klosters nach 1557 Speyer und 1558 nach Innsbruck überführt. Als 1953 das Grab wiederentdeckt wurde, wurden Teile der Reliquien nach Hornbach zurückgegeben. Sie werden heute in Hornbach, Speyer und Pirmasens aufbewahrt.

Seit 1992 wurde mir Restaurierungsarbeiten begonnen. Heute ist im Kloster eine Hotel und ein Museum “Historama Kloster Hornbach” in dem man eine Zeitreise durch Tausend Jahre Geschichte unternehmen kann, untergebracht.

Hornbach ist Endpunkt des pfälzischen Jakobsweg, der von Speyer über zwei Routen zum ehemaligen Kloster führt.

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16 Jan. 2011

Kloster Eußerthal

 

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  Eußerthal war eine im Mittelalter bedeutende Zisterzienserabtei mit relativ kurzer Geschichte. Es wurde 1148 durch Ritter Stephan von Mörlheim gegründet und von Kloster Villers-Bettnach in Lothringen mit Mönchen besetzt. Das lothringische Kloster war eine Filiation von Morimond eine der vier Primarabteien der Zisterienser, gegründet von Stephan Harding, dem 3. Abt von Citeaux, der der Klostergemeinschaft mit der “Carta Caritatis” ihre Verfassung gegeben hat. Wie alle Zisterzienserklöster machte Eußerthal zunächst mal die umliegende Umgebung urbar. 1186 wurde das Kloster durch Friedrich I. Barbarossa unter Reichsschutz gestellt. Das Kloster erhielt zahlreiche Schenkungen, vor allem viele Weinlagen.

Die Mönche waren die Burgkapläne auf der Burg Trifels und als solche auch für die Bewachung der Reichskleinodien, die auf dem Trifels im 12.und 13. Jahrhundert verwahrt wurden, zuständig.  Nach dem 13. Jahrhundert nahm die Bedeutung des Klosters stark ab.

Im 15. Jahrhundert wurde das Kloster mehrfach geplündert. Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster ebenfalls geplündert und in Brand gesteckt. Zwar ließ Abt Martin II. das Kloster 1552 wieder aufbauen. Aber schon 1561 ließ Kurfürst Friedrich II., im Zuge der Reformation das Kloster aufheben. Das Dorf, das sich im 12. und 13. Jahrhundert um das Kloster herum rasch entwickelt hatte, wurde nun kurpfälzisch.

Die im 17.und 18. Jahrhundert unternommene Versuche, das Kloster wieder aufleben zu lassen, scheiterten.

Erhalten ist noch der Chor der Klosterkirche, deren Bau   vermutlich um 1220 begonnen worden ist und die 1260 geweiht worden ist. Der Grundriss der Kirche ist noch romanisch, das Kreuzgewölbe aber schon frühgotisch. Die Kirche zeigt Ähnlichkeit mit der früher datierten Abteikirche von Otterberg.

Heute finden noch Sommerkonzerte in der Klosterkirche statt.

1961 wurde die Kirche umfassend restauriert und der romanische Charakter des Baus wieder zur Geltung gebracht.

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16 Jan. 2011