Archiv des Autor: Franz-Karl

Kloster Schussenried

index6 Die Gegend um Schussenried war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. 1866 fand man an der Schussenquelle einen Lagerplatz von Jägern und Sammlern. Das war der erste altsteinzeitliche Fund in Europa. Auch der nahegelegene Federsee war eine ergiebige Fundstelle für Archäologen. Im Federseeried wurden jungsteinzeitliche Pfahlbauten und Moordorfsiedlungen entdeckt. Und im Olzreuter Ried wurden Räder entdeckt, die zu den Ältesten in ganz Mitteleuropa zählen. Dendrochronolgisch wurden sie auf etwa 2897 vor Christus datiert.

Die schriftlichen Belege sind naturgemäß wesentlich jünger. Um 700 nach Christus war “Suzzenried” ein Pfarrdorf. Die erste urkundliche Erwähnung Schussenrieds ist 1153. Um 1150 war Schussenried ein Herrensitz von Konrad und Beringer von Schussenried.  Da sie keine Erben hatten, übertrugen sie ihren Besitz dem Prämonstratenserorden. Das Jahr 1183 gilt als Gründungsjahr des Klosters durch das Prämonstratenserstift Rot. Es wurde von Kloster Weissenau, ebenfalls einer Roter Gründung, besiedelt. Zunächst kam ein Propst Friedrich mit zwölf weiteren Chorherren aus Weissenau. Die Stifter traten dem Konvent ebenfalls bei. Das Familienwappen wurde einfach als Wappen des Klosters übernommen.

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1185 wurde der Bau der Konventskirche begonnen. 1188 wurde der schon vorher verstorbene Propst Friedrich in der neuen Kirche bestattet, ebenso der inzwischen zum Priester geweihte Klosterstifter Beringer. Sein Bruder Konrad  von Schussenried wurde 1191 in der Konventskirche beigesetzt. Erste Probleme hatte der junge Konvent in den “Wartenbergischen Wirren” zu überstehen. Konrad von Wartenberg hatte Erbansprüche gestellt. Es kam zu Erbauseinandersetzungen. Der Konvent floh vorübergehend nach Weissenau. Der Nachfolger Friedrichs Propst Manegold bat  Papst Coelestin III. um Rechtsbeistand. Dieser bestätigte die Stiftung. Mit Hilfe des Konstanzer Bischofs Diethelm von Krenkingen, der in Personalunion Abt der Reichenau war, konnte 1205 ein Vergleich geschlossen werden. Die vertriebenen Chorherren konnten nach Schussenried zurückkehren.

Am Kloster wurde noch weitergebaut. 1211 erteilte Papst Innozenz III. dem Kloster ein Schutzprivileg. Unter Propst Konrad II.wurde  Kirche und Kloster geweiht. Das Kloster konnte weitere Güter rund um Schussenried erwerben. Im Jahre 1227 wurde dem Kloster Zollfreiheut gewährt und 1240 erhielt es die Vogteirechte. Um 1366 wurde der Schutzpatronin der Klosterkirche, der Mutter Gottes, der Allgäuheilige Sankt Mang beigefügt und so begeht heute noch Schussenried als eine von wenigen Pfarreien außerhalb des Allgäus das St.Mang-Fest. Die Kirche wurde nun als “Gozhus unser Frawen und Sanct Mang“ bezeichnet. Das Kloster wurde zur Abtei erhoben. Am 11. Januar 1440 wurde der bisherige Propst Konrad V. zum Abt geweiht. Seit 1452 stand das Kloster unter dem Schutz der Truchsessen von Waldburg und der Georgsritterschaft. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war das Kloster reichsunmittelbar. Seit 1487 war es von fremden Gerichten befreit. 1512 erreichte die Abtei in ihrem Herrschaftsgebiet die Hoch-und Blutgerichtsbarkeit und war damit Reichsabtei. Spätestens seit1497 durfte der

Abt an den Versammlungen des Reichstages teilnehmen und seit 1538 gehörte das kloster dem Schwäbischen Präalentkollegium an.Ab 1482 ließ Abt Heinrich Österreicher Kloster und Kirche gotisch umgestalten. Eine Bibliothek wurde errichtet und um 1493 der Kirchturm erhöht.

Zwischen 1517 und  1525 lehnten sich die Bauern gegen die Klosterherrschaft auf. Am 19. März 1525 wird das Kloster überfallen, geplündert und verwüstet. Der Abt Johann Wittmayer (1505-1544) war mit dem Tode bedroht worden und konnte sich gerade noch durch die Hintertür retten.

1596 wurde die Abtei infuliert.

Das Kloster blühte und war ein reichsunmittelbarer Kirchenstaat von  4100 Hektar Fläche. Der 30-jährige Krieg setzte der Blütezeit ein abruptes und gewaltsamens Ende. Zwischen 1632 und 1647 wurde es mal von österreichischen und bayrischen Truppen mal von schwedischen besetzt.

Alle wetteiferten in Raub, Plünderung und sonstigen Freveln. Am 19. Januar 1647 setzten abziehende schwedische Truppen das Kloster in Brand,  zerstörten das Langhaus der Kirche und verwüsteten das klösterliche Territorium. Dies geschah in der Amtszeit des Matthhäus Rohrer (1621-1653)

Kaum hatte sich das Kloster von den Kriegslasten erholt, war der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) heraufgezogen.Die Jahre 1701-1704 (Schlacht von Höchstädt) belasteten das Kloster und seine Untertanen mit 297.000 Gulden, das sind ungefähr 14,5 Mio €. Trotzdem  fasste der Abt Didacus Ströbele (1719-1733) den Entschluss,  die Wallfahrtskirche Steinhausen neu zu erbauen. Die kleine Marienkirche war dem Pilgerstrom zum Gnadenbild nicht mehr gewachsen. Der Konvent genehmigte 9000 Gulden für den Bau. Als Baumeister wurde Dominikus Zimmermann gewonnen. Und er erbaute die “schönste Dorfkirche der Welt.” Die Baukosten waren aber weit über das genehmigte Volumen gestiegen. Die noch unvollendete Kirche wurde am 24. November 1731 von Abt Ströbele benediziert.

Abt Ströbele war aber mittlerweile mit seinem Orden in Konflikt geraten und dankte ab. Aber auch das Kloster sollte barock umgestaltet werden. Man beauftragte 1748 Dominikus Zimmermann, eine neue Klosteranlage zu planen.

klostermodell Die Zeitgenossen bewunderten den Entwurf, der aber  nicht zur Ausführung kam. Der Konvent beschloss 1749 den Neubau – man spricht ja auch heute noch vom “Neuen Kloster”. Der ortsansässige Baumeister Jacob Emele kam zum Zug unter Abt Magnus Kleber zum Zug. Er realisierte den Neubau der Klosteranlage,  deren Herzstück der Bibliotheksaal ist.

index1 Aber auch damit hatten sich die Chorherren ein wenig verhoben. 1763, das Bauvorhaben war gerade mal zu einem Drittel realisiert, wurde das Projekt wegen Überschuldung eingestellt. Aus den französischen Revolutionskriegen ginng das Kloster auch nicht unbeschadet heraus, zumal in zwei Schlachten bei Biberach 1796 beim Rückzug Moreaus durch Oberschwaben und 1800 gekämpft wurde und Schussenried jedes Mal Aufmarschgebiet der gegenerischen Heere war.

Wie bei allen oberschwäbischen Klöstern beendete der Reichsdeputationshauptschluss 1803 ein über Jahrhunderte dauerndes blühendes,  klösterliches Leben. Das Kloster fiel als Ausgleich für die linksrheinische Gebietsverluste an die Grafen von Sternberg-Manderscheid ebenso wie das Kloster Weissenau. Die Sternbergs war eine fränkische Adelsfamilie böhmischer Abstammung und nach der ehelichen Verbindung mit dem Haus Manderscheid in der Eifel begütert. Im Zuge der Mediatisierung 1806 kam Schussenried unter die Staatshoheit des Königreiches Württemberg. Der letzte Abt des Klosters Siard Berchthold(1792-1803)  floh vor den herannahenden französischen Truppen nach Tirol. Er konnte auch noch einen Teil des Klosterschatzes mitnehmen. Eine Erbengemeinschaft der Grafen verkaufte das Kloster 1835 an das Königreich Württemberg. Dieses richtete 1875 in den Klostergebäuden eine Pflegeanstalt ein.

Der größte Teil der einst reichhaltigen Klosterbibliothek wurde verscherbelt und ist heute verschollen.

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24 Jan 2011

Prämonstratenserkloster Rot an der Rot

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Das Kloster wird vermutlich 1126 durch Hemma von Wildenberg zusammen mit ihrem Sohn Cuno von Wildenberg als Doppelkloster gestiftet. Hemma war die Erbtochter von Hatho von Wolfertsschwenden, einem Teilort von Bad Grönenbach im Allgäu. Ihre Brüder Hawin, Albrecht und Kuonrad hatten schon vorher (1093)das Benediktinerkloster Ochsenhausen(siehe Blog Ochsenhausen) gestiftet.Hemma war die Witwe Heinrichs von Wildenberg, Freiherr von Sagogn in Surselva in Rätien.Die Herren von Wildenberg sind ein edelfreies Adelsgeschlecht im vorderen Rheintal. Hemma traf angeblich 1126 auf Norbert von Xanten (um 1080-1134) und war tief von ihm beindruckt. So sollte die Stiftung auch von französischen Prämonstratenserchorherren besiedelt werden. Ob Norbert persönlich in Rot anwesend war, kann nicht nachgewiesen werden. Aber er sandte wohl den ersten Vorsteher der Niederlassung Propst Burkard zusammen mit zwölf Mönchen aus dem Mutterkloster Prémontre nach Rot. Das Kloster war vermutlich von Anfang an direkt dem Papst unterstellt und hatte keinen Vogt. Schon bald nach 1126 wurde wie bei den Prämonstratensern üblich dem Roter Konvent ein Frauenkloster angeschlossen. Es bestand bis etwa 1380. Propst Burkhard wirkte in Rot so erfolgreich, dass es nicht wundert, dass ihn Bischof Reginbert von Brixen nach Wilten rief, wo ein Konvent von Weltpriestern lebte. Er wandelte diesen in ein Prämonstratenserkloster 1138 um, das war das erste Tochterkloster Rots. Burkhard starb 1140. Sein Nachfolger wurde Odino Truchsess von Waldburg(1140-1182). Odino war mit der Stifterfamilie verschwägert und vorher Ministeriale unter Graf Rudolf von Bregenz. Er genoß  hohes persönliches Ansehen und stand bald im  Ruf  der Heiligkeit, was dem Kloster großen Zulauf verschaffte. In seiner Amtszeit gehörten wohl insgesamt 200 Chorherren und 40 Schwestern zum Konvent. Auch gehen von Kloster Rot, auch Mönchsrot genannt, mehrere Klosterneugründungen aus meist auf Bitten von Adligen, die in ihrem Umfeld ein Kloster gründen wollten, Weissenau 1145, Steingaden 1147 (Welf VI.), Kaiserslautern (auf Veranlassung Friedrich Barbarossas)1158, Marchtal (Hugo Pfalzgraf von Tübingen) 1171 und 1183 das Kloster Schussenried.  So wurde Rot  bald auch überregional einflussreich. Am 22. Januar 1179 bestätigte Kaiser Friedrich I. “dem Kloster Rot seine seit Gründung bestehende Freiheit von jeder Vogteigewalt und die Unterstellung unter kaiserlichen Schutz.”  (WUB Band II., Nr. 414, Seite 193-194) Erstes Unheil traf die junge Abtei im Todesjahr Odinos 1182.Das Kloster wurde von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht. Alle wichtigen Urkunden gingen verloren. Benachbarte Edle unterstützen das Kloster aber tatkräftig und so blühte es unter tatkräftigen Äbten z. B. Heinrich von Fellheim (1273-1305), Konrad von Au (1307-1342) und Eglof von Lautrach (1343-1369)auf und strahlte unvermindert weiter.Die ersten Vögte und auch Wohltäter des Klosters waren die Welfen, besonders Welf V. und Welf VI. Sie erwirkten auch die päpstliche Bestätigung der klösterlichen Rechte, die durch Papst Lucius  III.( um 1097-1185), die  1182 erfolgte und auch die verlorenen Dokumente ersetzte.Herzog Welf von Spoleto, Fürst von Sardinien und Kalabrien, bittet den Papst Lucius (III.) die durch das Feuer vernichteten päpstlichen Privilegien des Klosters Rot zu erneuern und dasselbe der Mildtätigkeit aller Christgläubigen zu empfehlen” . (WUB Band II., Nr. 430, Seite 219-220) Auf diese Bitte stellt Papst Lucius diese Urkunde aus Papst Lucius III. nimmt das Kloster Rot mit genannten Besitzungen in seinen unmittelbaren Schutz und verleiht demselben verschiedene weitere ausgedrückte Begünstigungen (WUB Band II., Nr. 434, Seite 224-226 ausgestellt am 22.11. 1182 in Velletri).Dies war die Konfirmation der bereits 1152 bestätigten Stiftung unter Innocenz II. (1116-1143)(WUB Band II., Nr. 342, Seite 69-71 ). Rot wurde nicht nur  in den besonderen Schutz des Apostolischen Stuhles genommen, auch die Geltung der Regel bestimmt, die Schenkungen bestätigt, die freie Wahl des Abtes zugestanden, sondern auch, ausdrücklich verboten, dass irgend jemand außer dem König die Rechte des Vogtes beansprucht.Odino verstarb kurz vor Ausstellung dieser Urkunde 1182.

Kaiser Otto IV.1209, König Friedrich (ab 1220  Kaiser) 1215, König Albrecht 1304 und Kaiser  Ludwig der Bayer bestätigen die klösterlichen Freiheiten jeweils. Am 9. Januar 1338  gewährte Ludwig “Abt und Konvent des Prämonstratenserklosters Rot in der Diözese Konstanz das Recht, daß sie in Sachen ihrer Güter, Urbare und Rechte, die sie von alters her unangefochten besitzen, vor keine Landschranne oder ein weltliches Gericht geladen oder gezogen werden dürfen. Alle Klagen sollen vielmehr an den zuständigen geistlichen Richter gebracht werden”.(RI VII H 1 N.281)

1348 war in Oberschwaben eine Pestepidemie. Das führte zu einer sozialen Veränderung des Konvents. Das bürgerliche Milieu und Bauernfamilien bekamen immer stärkeres Gewicht.

Ende des 14. Jahrhunderts brachten aber äußere Ursachen,  Brände,  Seuchen, Kriege,  Missernten und Teuerung das Kloster in schwere Zeit. Dazu kam unter den Äbten Konrad II  Fruwenbiß  (1380-1391) und Johannes Barner (1391-1397) eine sehr  schlechte Wirtschaftsführung. Als der Konvent dann mit Petrus I (1397-1402) einem etwas zwielichtigen Menschen aufgesessen war, der die letzten Reste des klösterlichen Besitzes veräußerte und verpfändete, war das Kloster am Rande des Ruins. Der Prämonstratenserorden griff selbst ein und setzte mit Gerung, dem Abt von Weissenau einen Verwalter ein. 1407 bestimmt König Rupprecht Hans Truchsess von Waldburg zum Schirmherrn des Klosters. Das Stift erholte sich sehr langsam.Unter Abt Heinrich Merk (1415-1420) setzt eine wirtschaftliche Gesundung des Klosters ein. 1421 wird Martin Hesser zum Abt gewählt. Er kommt aus Marchtal. Er ist sehr tatkräftig, sparsam und klug. Er stellt die Klosterzucht wieder her und beginnt mit dem Wiederaufbau der zerfallenen  Gebäude. Er hat das Amt des Abtes 37 Jahre inne und man nennt ihn auch den 2. Stifter Rots.  In der Mitte des 15. Jahrhunderts gab es schwere Auseinandersetzungen zwischen dem Abt und den armen Leuten des Klosters.Der Truchsess von Waldburg versuchte nun, die Klosteruntertanen mit einem für sie günstigen Rechtsspruch auf seine Seite zu ziehen. Den kassierte Kaiser Friedrich III. allerdings auf Ersuchen des Abtes. Aber auch Abt Martin kam mit der drastischen Erhöhung von Frevel-und Bußgeldern nicht so einfach durch. Sie kam vor ein Schiedsgericht von Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm. Dies traf aber keine Entscheidung sondern verwies an den Kaiser als obersten Vogt. Erst als dieser die Bestätigung gab, konnte der Abt die Erhöhungen durchsetzen. Die Unstimmigkeiten gingen aber weiter.Die Vogtei lag inzwischen bei Österreich. 1451 musste der Abt Österreich bitten, ihn und das Kloster unter den Schutz der Rittergesellschaft St. Jörgenschild zu stellen, da er seines Lebens nicht mehr sicher war.1456 beauftragte der Landvogt Albrecht von Österreich Berchthold vom Stain als Bevollmächtigen, einen Vergleich zwischen Abt und Untertanen zu erreichen. Alle Lehen wurden zu Erblehen erklärt, die innerhalb der Genossenschaft der Gotteshausleute frei vererbt werden konnten. Bei Verkauf an Ungenossen musste der Abt seine Zustimmung erteilen. Die leibherrlichen Abgaben im Todesfall wurden eingeschränkt. Die Erhöhung der Frevelgelder wurde zurückgenommen. Diese Einigung hatte bis 1612 Bestand. Da wurde dann wieder um die Interpretation des Vertrage von 1456 gestritten.

1425 schloss Abt Martin Hesser in Konstanz mit fast allen schwäbischen Äbten einen Bund zu Verteidigung ihrer Rechte. Dabei ging es um die Einmischung adeliger Klosterangehöriger.

1497 erklärt Kaiser Maximilian I. die Reichsunmittelbarkeit des Klosters. Erst im Östereichischen Erbfolgekrieg (1741-1748) erhält Rot die Blutgerichtsbarkeit, die ihm aber schon seit 1619 verpfändet ist.

1521 wird das Kloster in den Reichsmatrikeln von Worms geführt. Es musste 10 Soldaten und einen Reiter stellen. Außerdem zahlte es 60 Gulden an das Reichskammergericht. Auch zur Reichstürkenhilfe wurde es herangezogen. Rot ist Mitglied im Schwäbischen Reichsprälatenkollegium.

Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster geplündert,  Klosterdörfer wie Berkheim in Brand gesteckt. Die Brandschatzung  des Kloster konnte Abt Johannes (1520–1533) nur durch eine Zahlung von 300 Gulden abwenden.

Das sind rund 15.000 €.

1546 im Schmalkaldischen Krieg(1546-1547) wurde Rot ebenfalls geplündert. Einen wiederholten Niedergang verhinderte aber Abt Martin Ermann (1561-1589) mit seinen umsichtigen Reformen. Er war auch Visitator der Schwäbischen Zirkarie.

In seiner Amtszeit wurde 1585 wird  Abt durch Papst Sixtus V.infuliert. Seit dem 16. Jahrhundert ist die Abtei im Schwäbischen Reichsprälatenkolleg vertreten.

Im 30-jährigen Krieg hatte das Kloster schwer zu leiden und wurde über 200 Mal geplündert. Was der Krieg nicht zerstört hatte, wurde 1681 nach einem Großbrand durch Brandstiftung endgültig vernichtet. Ironischerweise hatte im selben Jahr das benachbarte Kloster Ochsenhausen eine Feuerspritze angeschafft. Die Klosteranlage wird von 1681 bis 1698 in barockem Stil neu errichtet. Die Pläne stammten von Abt Martin Ertle (1672–1711).Auch das kann man durchaus als Roter Besonderheit ansehen, denn anders als bei den anderen schwäbischen Barockklöstern waren hier keine großen Kirchenbaumeister tätig sondern die Äbte. Das ging über Mauritius Moritz  (1760–1782)mit dem Neubau von St. Verena bis zu Willebold Held (1782–1789) bis zur endgültigen Fertigstellung.

1730 richtet Abt Hermann Vogler (1711-1739) eine Kreuz und Marienwallfahrt ein.Ein angeblich wundertätiges Gnadenbild hatte einen großen Zustrom von Gläubigen ausgelöst. Abt Hermann schenkte der Kirche noch ein
Kreuzpartikel.Maria Steinbach zählt heute noch zu den bekanntesten schwäbischen Wallfahrten. Man kann den Wallfahrtsort in eine Reihe stellen mit Altötting, Kloster Ettal, Maria Einsiedeln und der Wieskirche. Der Stuck in Maria Steinbach und die Altäre stammen von dem Wessobrunner Stukkateur  Johann Georg Üblhör. Als dieser noch vor Vollendung des Hochaltars starb, führte Franz Xaver Feuchtmayr der Jüngere die Arbeiten zu Ende. Die Orgel wurde 1756 von dem Ochsenhausener Orgelbauer Josef Gabler erbaut und nach 1950 durch den Orgelbauer Gerhard Schmid restauriert. Auf der Vorderseite der Orgel befindet sich das Wappen des Abtes Ambros Guggenmoos  (1755–1758), der ja bei er Erbauung der Orgel regierte

thWallfahrtskirche Maria Steinbach

Die frühklassizistische Kirche St. Verena wurde von 1771- 1786 neu erbaut und ausgestattet. Abt Mauritius hatte gegen den Willen des Konvents die erst 1702 nach dem Klosterbrand fertiggestellte frühbarocke Kirche abreißen  und neu erbauen lassen.

Sie war ihm zu wenig modern. Abt Mauritius stammte aus Biberach und war mit den dortigen schwierigen konfessionellen Verhältnissen in der paritätischen Stadt vertraut. Als Christoph Martin Wieland seine Braut Christine Hogel, die von ihm schwanger war, heiraten wollte, war das alles andere als einfach. Christine stammte aus einer erzkatholischen Familie, Christoph Martins Vater war der höchste evangelische Geistliche der Stadt und Christoph Martin war Stadtschreiber  und verdankte sein Amt dem evangelischen Magistrat. Der katholische Magistrat wollte keine Verbindung katholischer Mädchen mit Männern anderer Konfession dulden. In einer Audienz bei Abt Mauritius überzeugte er den jungen Wieland, dass es das beste wäre, wenn dieser auf Christine verzichtete. (Siehe dazu auch Blog Christoph Martin Wieland). Abt Mauritius starb bevor St. Verena vollendet war. Er hatte seinem Kloster also nur Bauruinen und Schulden hinterlassen.

Unter Abt Willebold wurde St. Verena vollendet.

Die Innenausstattung stammt von den Malern Andreas Meinrad von Ow und Januarius Zick, der auch in der Stadtpfarrkirche Biberach gewirkt hat. Die Stuckarbeiten stammen von Franz Xaver Feuchtmayer.

Das Chorgestühl stammt wahrscheinlich von Matthias Etschmann, der mit seiner Werkstatt von Buxheim nach Rot gezogen war. Das Gestühl wurde noch für die Vorgängerkirche in der Zeit von 1691-1693 geschaffen und gilt als unmittelbarer Nachfolger des Buxheimer Chorgestühls.

Die Orgel wurde 1793 fertiggestellt und stammt von Johann Nepomuk Holzhey.

Die Klosterbibliothek hatte rund 7000 Werke.  1796 wurde ein Katalog angefordert und ab 1725 wurden jährlich große Summen für Bücher ausgegeben.

Der letzte Abt Nikolaus Betscher (1789–1803) übernahm1793 das Generalvikariat der deutschen Ordensprovinz der Prämonstratenser, nachdem das Mutterkloster in Premontre wegen der französischen Revolution aufgelöst worden war.Damit war auch die Funktion des prämonstratensischen Generalabtes verbunden.

Abt Nikolaus widmete sich auch vor allem der Kirchenmusik und hat viele werke hinterlassen.

Wie in allen schwäbischen Klöstern beendete die Säkularisation das klösterliche Leben. 1803 wurde Rot durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert. Das Kloster wurde zum Aussterbekloster erklärt und durfte keine Novizen mehr aufnehmen. Den Klosterbesitz, 13 Dörfer und Weiler, übernahm zunächst der Graf Wartenberg im Tausch für seine linksrheinischen Grafschaft in der Pfalz. Der Besitz ging aber bald an den Grafen Erbach-Erbach über.1806 wurde Rot württembergisch.

1947 kehrten sie Prämonstratenser nach Rot zurück. Das Kloster diente nun als Ausbildungsstätte für die jungen Mitbrüder aus Windberg (Bayern). Die Diözese Rottenburg sah allerdings keine Möglichkeit, den Prämonstratensern Seelsorgestellen im Umkreis um das Kloster Rot anzubieten. Deshalb kehrten einige nach Windberg zurück andere wirkten 1959 an der Neugründung des Klosters Hamborn in Duisburg mit. Das Bistum Rottenburg kaufte 1959 das Kloster und richtete darin das Jugend-und Bildungshaus St. Norbert ein.

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Abtsliste

PRAEPOSITI:

  • Burchardus 1126-1140

ABBATES:

  • Odino Truschseß v. Waldburg 1140-1182
  • Berthold I
  • Volmarus — 1217
  • Albertus 1217-1220
  • Heinricus I 1222
  • Werner
  • Reinhard
  • Berthold II. 1268-1273
  • Heinrich II 1273-1305
  • Konrad I de Au 1307-1343
  • Eglolf de Lutrach 1343-1369
  • Heinrich III de Krauchenwies 1369-1380
  • Konrad II Fruwenbiß 1380-1391
  • Johann I Barner 1391-1397
  • Petrus I 1397-1402
  • Lucius 1402-1403
  • Gerung abbas de Weißenau, administrator, 1403-1407
  • Petrus II Städelin 1406-1407
  • Friedrich I Biedermann 1407
  • Johann I Geldrich 1407-1411
  • Jodocus de Ursberg 1411-1414
  • Leonhard Truchseß 1414-1417
  • Heinrich IV Merck 1417-1420
  • Martin I Hesser 1421-1457
  • Georg Iggenauer 1457-1470
  • Johann III Moshaim 1470-1475
  • Heinrich V Hünlin 1475-1501
  • Konrad III Ermann 1501-1520
  • Johann IV Lauinger 1520-1533
  • Konrad IC Ermann 1533-1543
  • Konrad V Spleis 1543-1549
  • Vitus Weber (Textor) 1549-1556
  • Dominicus Freiburger 1556-1560
  • Martin II Ermann 1561-1589
  • Martin III Schlaich 1589-1591
  • Balthasar Held 1591-1611
  • Joachim Gieteler 1611-1630
  • Ludwig Locher 1630-1667
  • Friedrich II Rommel 1667-1672
  • Martin IV Ertle 1672-1711
  • Harrmann Vogler 1711-1744
  • Ignatius Vetter 1744-1755
  • Ambrosius Guggenmoos 1755-1758
  • Benedikt Stadelhover 1758-1760
  • Mauritius Moritz 1760-1782
  • Willibold Held 1782-1789
  • Nikolaus Betscher 1789-1803

21 Jan 2011

Kloster Ottobeuren

Bildergebnis für Kloster Ottobeuren

 

Ottobeuren wurde um 550 als Rodungssiedlung gegründet, der Sage nach von einem Uot und nach ihm Uotbeuren genannt. Im 8. Jahrhundert wurde der Ort zu einem fränkischen Reichshof und Sitz des wohl von Karlmann eingesetzten  Zehentgrafens Silach. Dieser fränkische Adlige hatte mehrere Söhne, unter ihnen Tagebert, Gauzibert, der Bischof in Vienne war und Toto der erste Abt und Selige von Ottobeuren. Er war verheiratet mit Erminswint. Diese Familie ist auf dem Ottobeurer Stiftungsbild, einem Fresko über der Marienorgel dargestellt. Sie stiftete 764 das Kloster, das den zwei Heiligen Alexander von Rom und Theodor von Sitten geweiht wurde.

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Zur Klostergründung wurden die Reliquien des Märtyrers Alexander erworben, eines der beiden Kirchenpatrone. Das Kloster wurde mit Mönchen aus den Klöstern St. Gallen und Reichenau besiedelt. Am 21. Mai 769 stellt Karl der Große eine Urkunde für Ottobeuren aus“nimmt auf bitte seiner gemahlin Hiltigard (vermählt ende 771 oder beginn 772) abt Toto mit dem kloster Ottobeuren in seinen schutz, verleiht freie wahl des abts, der zur unentgeldlichen investitur bei hof sich einzufinden hat” (RI I N. 135). Diese erste Königsurkunde ist wohl ebenso wie die von Otto dem Großen eine Fälschung. Der erste Abt Toto starb 815 und wurde später als Seliger verehrt (Gedenktag 19.November) Auch die übernächsten beide Äbte Neodegar (864–869) und Witgar (869–902) galten als heiligmäßig. Beide waren sie nach ihrer Abtswürde Bischof in Augsburg. Witgar war wohl Kanzler König Ludwigs, der ihn dann als Abt in Ottobeuren einsetzte. Sein Amt gab er auf, als er 867 Bischof in Augsburg wurde. Bischof Ulrich von Augsburg, der durch die Schlacht auf dem Lechfeld bekannt wurde, war von 972-973 auch Abt von Ottobeuren. Seinem Einfluss ist es wohl zu verdanken, dass Otto I.  das Kloster 971 zur Reichsabtei erhob.  RI 2 N.557 “verleiht dem kloster Ottobeuern auf bitte der bischöfe Oudalrich von Augsburg der zugleich abt des klosters ist, und Conrad von Konstanz, des Schwabenherzogs Purchard und der grossen Alemanniens sowie nach ausspruch der reichsfürsten befreiung von hof- und heerfahrt und von allem reichsdienst, freie abtwahl, schutz wie ihn schon Karl d. Gr. verliehen “

Abt Dangolf (1000-1012) belehnte Rupert von Ursin mit der Vogtei von Ottobeuren. Da das Kloster über zahlreiche Güter verfügte, gewannen die Herren von Ursin erheblichen Einfluss und eine Macht, die sie weit über die regionalen Freiherren hinaushob.

Das Amt wurde später an Ruperts Sohn Reginbert von Ursin übertragen. Dieser erwarb sich die Gunst des Kaisers und hatte beste Beziehungen zu den Herzogen von Schwaben und Bayern, den Welfen und dem Bischof von Augsburg und dem Abt von Kempten

Abt Eberhard (1050-1069)gleichzeitig auch Abt in Füssen wurde Abt in dem Regensburger Kloster St. Emmeran und Tegernsee. St.Emmeran wiederum war das Kloster Wilhelms von Hirsau (1069-1091), der im Kloster Reformen durchsetzte und es damit zum Reformkloster machte (Hirsauer Reform)

Unter Abt Adalhelm (1082–1094) begann ab 1086 der Neubau von Kloster und Kirche. Allerdings wurde Ottobeuren nun in die Auseinandersetzungen des Investiturstreits hineingezogen, was der Abtei schwer zu schaffen machte.

Abt Heinrich I. (1100–1102) scheint wenig durchsetzungsfähig gewesen zu sein. Ottobeuren war, wenn man der Überlieferung folgt, ein zerrissener Konvent. Das Kloster lag darnieder. Nach dem Tod Heinrichs I erbat der Klostervogt Rupert III. von Ursin vom

Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald den dortigen Prior Rupert als Abt für Ottobeuren. Rupert hatte wohl verwandtschaftliche Beziehungen zu den Herren von Ursin, worauf auch der Name Rupert deutet, denn bei der Familie von Ursin kommt Rupert als Leitname vor.

Rupert I. (1102-1145) war vor seiner Zeit als Prior in St. Georgen ebenso wie sein Abt Theoger zuvor Mönche in Hirsau unter dem dortigen Abt Wilhelm. Dieser hatte die von Cluny ausgehende Reformbewegung in seinem Kloster eingeführt. Hirsau wurde nun zum wichtigsten cluniazensischen Reformkloster in Deutschland.Theoger nahm die Hirsauer Reformbewegung nun für St. Georgen auf und strahlte auf weitere Klöster aus, indem 1. St. Georgener Mönchen als Äbte zu reformierender Klöster eingesetzt wurden,

2. St. Georgen an der Gründung von Klöstern mitwirkte, 3. diese Gründungen u.a. als Priorate unter die St. Georgener Mönchsgemeinschaft unterstellt wurden.

Ottobeuren seinerseits  beeinflusste Ellwangen und das neue Kloster Marienberg in Südtirol.

Nach seiner Wahl zum Abt ordnete Rupert Kloster und Klosterleben nach Hirsau-St. Georgener Grundsätzen. Die neue klösterliche Disziplin zog auch eine wirtschaftliche Gesundung des Klosters nach sich. Denn hauptsächlich adlige bedachten das Kloster wieder reich mit Schenkungen, so dass sie Mönchsgemeinschaft ihren Grundbesitz massiv ausweiten konnte. Grundbesitz und besondere Rechte, dazu gehörte auch freie Vogtswahl und freie Abtswahl machten im Mittelalter die wirtschaftliche Grundlage

eines Klosters aus. Abt Rupert füllte den Konvent mit Mönchen  aus anderen Reformklöstern auf. Neben die Vollmönche stellte er die Laienbrüder und er gründete in Ottobeuren eine Frauengemeinschaft. Die wirtschaftliche erweiterte Grundlage führte dazu, dass der unter Abt Adalhalm begonnene Neubau von Kloster und Kirche vollendet werden konnte. 1121 wurde die Kirchweihe durch die Bischöfe Ulrich I. von Konstanz (1110–1127) und Hermann von Augsburg (1096–1133) vorgenommen. Die Schreibschule wurde ausgebaut und die Buchproduktion  erreichte unter Ruperts Nachfolgern Nachfolgern Isingrim (reg. 1145-80) und Bernold (reg. 1180-94)  ihren Höhepunkt.

Das Zusammenspiel zwischen Abt und Vogt, wohl erleichtert durch verwandtschaftliche Beziehungen scheint funktioniert zu haben. Mit seinem pragmatischen Reformkurs war er im Kloster Ottobeuren erfolgreich. Er starb nach über 40 Jahren Regierungszeit in heiligmäßigem Ruf.

Sein Nachfolger wurde Abt Isingrim (1145–1180). Er war mit dem Geschichtsschreiber und Bischof Otto von Freising (1138–1158) befreundet. Er begann die Ottobeurer Chronik zu verfassen. In seiner Regierungszeit entstanden auch kostbare liturgische Handschriften wie das Isingrim Missale, das Kollektar des Mönches Reinfrid und das Ottobeurer Graduale. Unter Isingrim muss auch die verloren gegangene Vita seines Vorgängers geschrieben worden sein. Er begleitete 1152 Bischof Konrad von Augsburg nach Rom. Dort bestätigte ihm Papst Eugen III. alle Privilegien und Besitzungen des Klosters. Während seines Romaufenthalts brannte das Kloster und die Kirche nieder. Er ließ den Neubau bald beginnen.  1171 bestätigte Kaiser Friedrich I. die Privilegien des Klosters.  Zwei Jahre vor seinem Tod fiel Abt Isingrim in geistige Umnachtung. Prior Gernod übernahm die Amtsgeschäfte.1180 starb Isingrim. 1204 wurden unter Abt Konrad (1194 – 1229) die wieder errichteten Klostergebäude von Bischof Otto von Freising eingeweiht.Abt Konrad erhielt 1205 auch das Recht, die Inful zu tragen. Das erst 1204 wieder geweihte Kloster brannte schon 1217 wieder ab. Das Feuer griff auch auf den Markt Ottobeuren über. Im Kloster wurden viele Kostbarkeiten und Handschriften vernichtet. Das Kloster wurde umgehend wieder aufgebaut. Das Frauenkloster scheint auch vernichtete worden zu sein. Es wird nun nicht mehr erwähnt. Trotz zweier Brände blühte das künstlerische Leben im Kloster. Um 1220 entstand das Gnadenkreuz. 1212 war die Familie von Ursin-Ronsberg im Mannesstamm ausgestorben. Die Vogtei kam dann an Gottfried von Marstetten und 1217 an die Staufer. Auf Konrad folgte Berthold I. (1227–1246) Seine Weihe fand in Geislingen statt.Er erlangte 1238 die Pontifikalien. Aus gesundheitlichen Gründen resignierte er.

Konrad II. (1296–1312) wurde von König Albrecht 1299 als Fürst bezeichnet. Allerding verloren die Äbte den Fürstenrang im 15. Jahrhundert wieder. Bei Pater Magnus Bernhard wird Abt Konrad in seiner kleinen Schrift “Beschreibung des Klosters und

der Kirche zu Ottobeuren” Ottobeuren 1883 nicht besonders gut bewertet. Unter ihm “kam die Klosterzucht in Verfall” (S.9). Die Vogtei war mittlerweile (1356) als Pfand an den Bischof von Augsburg gelangt. Da die Fürstbischöfe eine Ausdehnung ihres Einflusses im

Ottobeurer Gebiet anstrebten, beanspruchten sie die weltliche und geistliche Obrigkeit. für das Kloster bedeutete dies eine zeitweilige Verkümmerung seiner eigenen Territorialhoheit. Und es kam immer wieder zu Eingriffen in innerklösterliche Angelegenheiten.

das führte schließlich zu jahrhundertelangen Rechtsstreitigkeiten. Auch wirtschaftlich hatte das Kloster zu kämpfen. die Nachfolger Konrad, vor allem Abt Johann II. von Hocherer (1378–1390) versuchten die Lage durch Verkauf und Verpfändung namhafter Ortschaften und Besitzungen zu verbessern. So wurde zum Beispiel das Dorf Günz, mehrere Güter in Egg verkauft. Abt Eggo Schwab (1404–1416), der letzte adlige Abt, schaffte dauerhaftere Erleichterung. Er erreichte auch mit dem Bischof Eberhard von Augsburg und dem Augsburger Domkapitel einen Vergleich, der 1411 geschlossen wurde. Er nahm am Konstanzer Konzil (1414-1418) teil. Er verteidigte die Rechte des Stiftes, was ihm den erbitterten Hass des umliegenden Adels zu zog, so sehr, dass ein erfolgreiches Mordkomplott gegen ihn durchgeführt wurde. Seinen Einsatz für sein Stift zahlte er 1416 mit seinem Leben. Sein Nachfolger Johann Schedler (1416 –1443) nahm am Abschluss des Konzils teil. Er konnte den Konsolidierungskurs des Kloster fortsetzen und einige

Dörfer wie Wolfertsschwenden und Ollarzried für das Kloster erwerben.Der nächste Abt JodokNiederh0f starb nach 10-jähriger Regierungszeit an einem Schlaganfall. Auf ihn folgte Abt Johann VI. Kraus (1453–1460).Er unterließ nichts “was man je von einem emsigen

Abte zu erwarten befugt war” wie der Ottobeurener  Chronist Maurus Feyerabend in “Des ehemaligen reichsstiftes Ottenbeuren Benediktiner ordens in Schwaben Jahrbücher” im 2. Band erschienen in Ottobeuren 1814 auf Seite 671 schreibt. Dann wurde er Opfer einer üblen Verleumdung, als Verschwender von Klostergütern bezeichnet, gefangen genommen und seines Amtes enthoben. Er lebte nach seiner Absetzung noch 15 Jahre in Kempten. Auch das Klosterarchiv wurde gewaltsam nach Dillingen verlagert. Für die Rechte des Stifts wichtige Urkunden wurden diesem so entzogen.Obwohl Ottobeuren auf dem Recht auf freier Abtswahl  bestand, setzte Kardinal Peter aus Augsburg Propst Wilhelm von  Lustenau aus Roth bei Dinkelsbühl als Abt ein. Roth war eine Propstei des Klosters Hirsau. Er verfügte über eine große Beredsamkeit, war ein guter Geschäftsmann und galt als guter Vermittler und Schlichter in Streitsachen und wurde oft besucht, um sich in schwierigen Angelegenheiten Rat einzuholen. Er war aber, wie ihn Feyerabend beschreibt  “mehr ein gefälliger Welt-als ein guter Ordensmann” (S.679 ebda) Schon kurz nach beginn seiner Amtszeit in Ottobeuren häufte er dort Schulden auf. Die Ordensdisziplin ließ schnell nach, da er mit schlechtem Beispiel voranging. Außerdem ließ er eine Reihe unnötiger und zweckloser Gebäude errichten. Um das zu finanzieren verkaufte er grundeigene Höfe,  Waldungen, Wiesen und andere Besitzungen. Das für das Kloster gefährlichste war, dass er sich seinem Gönner Kardinal Peter immer  erkenntlich zeigte, nicht auf die Einhaltung der Rechte des Stiftes pochte und widerrechtliche Eingriffe einfach hinnahm. Dies gefährdete die weltliche Unabhängigkeit des Stiftes enorm. Die Vergabe bedeutender Rechte an den Augsburger Kardinal, es ging um die Erhebung einer Kriegssteuer, wurde nur durch das standhafte Benehmen des Ottobeurer Vogtes Konrad von Werwang, des Fleckenammanns Jos Hildebrand und der übrigen Hauptleute der  untergebenen Dorfschaften verhindert. 1465 kam im nahegelegenen Eldern eine Wallfahrt auf, weil dort ein Gnadenbild gefunden worden war. Ein Bauer ließ dort eine hölzerne Kapelle errichten, die Abt Wilhelm mit einer kleinen Kirche überbauen ließ. Sein Nachfolger Abt Nikolaus Röslin  ließ diese dann 1487 zu einer geräumigen Kirche ausbauen. Eldern entwickelte sich dann zum meistbesuchten Wallfahrtsort im Bistum Augsburg.

1467 entsagte Abt Wilhelm für sechs Jahre auf alle Regierungsgeschäft und legte alle zeitlichen Verwaltung in die Hände des Kardinals. Darüber fertigte er eine Urkunde aus, in der er den Augsburger Bischof ausdrücklich als in allen geistlichen und weltlichen Sachen ausdrücklich als “obergnädigsten Herrn “ bezeichnete. (Feyerabend S. 692)

Kardinal Peter von Augsburg verstarb 1469. Sein Nachfolger Johann von Werdenberg verfolgte in Ottobeuren aber die gleiche Politik weiter. Schon nach dem Amtsverzicht war der Prior weg versetzt worden. Viele Mönche wurden aus anderen Klöstern nach Ottobeuren gebracht. Diese kannten die rechte des Stiftes natürlich nicht. Der Klostergemeinde beließ man nur “die Ehre und das Verdienst des Gehorsams” (Feyerabend S. 693)Die Unruhe im Kloster war dem neuen Augsburger Bischof auch nicht verborgen geblieben. Im Herbst kam er selbst nach Ottobeuren. Er setzte Abt Wilhelm, der ja nur auf sechs Jahre seine Regierungsgeschäfte abgelegt hatte, nun ab und ging nach Augsburg zurück. Seinen Schreiber Johann Kurwang hatte er mit der Verwaltung beauftragt.

Die Ordensgeistlichen sahen für die künftige Verwaltung des Stiftes Schlimmes  voraus und stellten ihre Sicht in einem Schreiben an den Fürstbischof dar. Als sie erfuhren, dass der Bischof mit starker Begleitung anreiste, packten die noch vorhanden Schriftstücke, Kirchengerät, Inful und Abtsstab und flohen zum Landvogt von Schwaben Johann Truchsess von Waldburg und stellten sich unter dessen Schutz. Auf Befehl des Bischofs wurden nun sechs Mönche aus St. Afra und sechs aus Elchingen in das verwaiste Kloster entsandt. Nun griffen auch die benachbarten geistlichen und weltlichen Stände ein, um die verworrene Lage zu entspannen. Die Klostergemeinde wandte sich nun direkt an Rom.Von dort wurden der Abt von St.Gallen und von Salem beauftragt, die Angelegenheit zu untersuchen.  Abt Wilhelm war schon vorher wieder eingesetzt, weigerte sich aber, den abgereisten Mönchen, ihre Kosten zu ersetzen, wie es die Schiedskommission entschieden hatte. Auch ein Kirchenbann von der Kommission über den Abt verhängt, änderte nichts. die Lage war noch verworrener. Abt Wilhelm hatte sich beim Augsburger Bischof beschwert. Dieser unterstütze ihn und nun wandten sie sich beide an Rom. Eine neue weitere Untersuchung wurde eingeleitet. In der Sache passierte zwei Jahre nichts.

Schließlich sicherte der Augsburger Bischof eine gute Aufnahme der ausgewanderten Mönche zu und auch Papst Sixtus IV. hatte die Rückkehr ausdrücklich angeordnet. Die Mönche kehrt also zurück. Abt Wilhelm, wieder in Amt und Würden, zeigte sich weniger als

Vater, sondern rachsüchtig und kleinlich. Es gab eine neue Beschwerde in Rom. Die Äbte von St. Gallen und Salem wurden nochmals tätig und belegten Abt Wilhelm nun öffentlich mit dem Kirchenbann. Der gab immer noch nicht klein bei. Schließlich schickte der Papst den Dompropst von Brixen als seinen Legaten nach Ottobeuren. Alle Klostergeistlichen wurden auf andere Klöster verteilt.Abt Wilhelm verstarb 1479. Die verbliebene Ordensgemeinde, die nur aus auswärtigen Mönchen bestand,überließ die Benennung

eines Nachfolgers dem Fürstbischof von Augsburg und den Äbten von Elchingen und Wiblingen. Diese ernannten den bisherigen Prior von Elchingen Nikolaus Rösslin zum Nachfolger von Abt Wilhelm. Als die auf diese Klöster verteilten Mönche von Ottobeuren davon erfuhren, versammelten sie sich in Isny und wählten dort Wilhelm Steudlin zum Abt. Nun hatte Ottobeuren plötzlich zwei Äbte. Abt Nikolaus (1479-1472) aber setzte sich schließlich durch. 1488 erhielt er für Ottobeuren das Recht zwei Jahrmärkte im Jahr und zwar zu St. Urban und zu  Michael abzuhalten. Auf ihn folgte Abt Matthäus Ackermann (1492 –1508). In seiner Regierungszeit besuchte Kaiser Maximilian das Stift im Jahre 1497 und 1507.1498 erlaubte Maximilian neben den beiden Jahrmärkten noch einen Wochenmarkt jeweils am Donnerstag, auch heute noch markttag in Ottobeuren.

Der am 18.3. 1481 in Biberach geborene Nikolaus Ellenbogen trat nach seinen Universitätsstudien in Heidelberg (1497), Krakau (1501), Montpellier (1502/3) 1504 in das Kloster Ottobeuren ein. Er verwaltete hier verschiedene Ämter wie Prior, Ökonom und Novizenmeister. Er war Humanist. Die Reformation lehnte er entschieden ab,

ohne die Reformbedürftigkeit der Kirche zu verkennen. Er stand mit vielen Gelehrten seiner Zeit wie Erasmus, Reuchlin, Peutinger, Eck, Jakobus Locher Philomusus, Johann Altenstaig in schriftlichem Gedankenaustausch.  Im Kloster leitete er die 1509 errichtete Klosterdruckerei. Er sorgte für die Bereicherung der Klosterbibliothek. Die in Ottobeuren gegründete, wenn auch kurzlebige Universität der schwäbischen Benediktinerabteien begrüßte er begeistert.

Nach Pater Magnus Bernhard ( s.o. S.10) war Abt Matthäus Ackermann  ein “übler Haushälter”. Er resignierte 1508.

 

 

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Sein Nachfolger wurde Leonhard Wiedemann (1508 –1546).Vom zufällig in Ulm anwesenden Kaiser Maximilian ließ er sich die hergebrachten Stiftsrechte und vor allem den Blutbann über den Marktort bestätigen.

1509 errichte er in Ottobeuren eine eigene Buchdruckerei. Bis auf einen Mönch aus Füssen arbeiteten nur Mönche aus Ottobeuren in der Druckerei. Das erste Buch, das gedruckt wurde, war ein Werk Alkuins, des Leiters der Hofkapelle in Aachen,

über die Heiligste Dreieinigkeit und der Menschwerdung Jesu Christi. Es war die erste Buchdruckerei in Schwaben. Wie oben erwähnt war Nikolaus Ellenbogen  der Leiter der Buchdruckerei. Erst der Bauernkrieg im Jahre 1525 unterbrach die Tätigkeit,

da die Formen zerstört worden waren.

1517 schlug Martin Luther seine Thesen in Wittenberg an der Schlosskirche an. Was zunächst eher ein Schulstreit war,weitete sich zur Reformation und Kirchenspaltung aus. Obwohl nahe an der Reichstadt Memmingen gelegen, die wie die meisten Reichstädte evangelisch wurden, blieb von der Reformation praktisch unberührt.

Im Bauernkrieg 1525 wird die romanische Klosterkirche schwer beschädigt. Das Kloster wurde geplündert, die Druckstöcke der Druckerei zerstört. Der Vater von Nikolaus Ellenbogen, Ulrich Ellenbogen, soll eine reichhaltige Bibliothek gehabt haben, die Nikolaus nach Ottobeuren mitnahm. Sie wurde im Bauernkrieg ebenfalls zerstört. Der Abt hatte sich in Ulm in Sicherheit gebracht, die meisten Mönche entweder in die Schweiz oder nach Bayern in die Klöstern Scheyarn, Thierhaupten und Tegernsee. Truchsess

Georg von Waldburg, der Bauernjörg, besiegte die Bauern in mehreren Schlachten, zuletzt in Leubas. Dem Kloster Ottobeuren war ein Schaden von 20.000 Gulden entstanden.

Aber unter dem  30-jährigen Krieg leidet das Kloster. Es wird beschädigt und geplündert. Von seinen Untertanen verlangte Abt Leonhard keine Entschädigung.

1534 kaufte Abt Leonhard Rebgüter zu Immenstaad und Sipplingen am Bodensee. Für die aus Memmingen vertriebenen Klosterfrauen ließ er 1537 in Eldern eine Wohnung bauen.

1541 wurde in Ottobeuren eine Lehranstalt für morgenländische Sprachen in Zusammenarbeit der schwäbischen Benediktinerklöster errichtet.Das sollte der Grundstock zur Benediktineruniversität werden. 1543 wurde sie feierlich eröffnet, aber schon 1544 nach

Elchingen verlegt.

1546 brach der Schmalkaldische Krieg aus. Das Kloster verlor einen Teil seiner wertvollsten Handschriften, beste Habseligkeiten und Gerätschaften sowie 100 Malter Getreide,  die nach Füssen geflüchtet waren, aber dort den Schmalkaldischen Truppen in die Hände fielen. Außerdem musste der Markt und das Kloster 7000 Gulden Brandschatzung zahlen. Abt Leonhard zog sich nach Sipplingen zurück, wo das Kloster ja Weinberge und auch eine “anständige Behausung” (Feyerabend, III S. 158)erbaut hatte. Dort  starb 1546 nach 39-jähriger Regierungszeit. In Ottobeuren vertrat in sein Amtsgehilfe Kaspar Kindermann. Er ist in Stegen im Kanton Zürich geboren. In St. Gallen besuchte er die Klosterschule, ging aber wegen der sehr unsicheren Lage zu Beginn der Reformation nach Ottobeuren, wo er eine gute Aufnahme erfuhr. Seine weitere Ausbildung erfolgte unter Nikolaus Ellenbogen . 1536 wurde er zum Priester geweiht. Er wurde später Ökonom. In der neuerrichteten Schule wurde er Präfekt und Direktor. 1547 wurde er zum Abt (1547–1584) gewählt.

Schon ihm erstem Regierungsjahr erfolgte die Belehnung mit dem Blutbann für Ottobeuren durch Karl V. Er begann auch gleich mit dem Neubau der im Bauernkrieg zerstörten Stiftskirche. Sie hatte eine Orgel,die Jörg Ebert mit 5 Gesellen erbaut hat. Ebert war ein sehr bekannter Orgelbauer seiner Zeit und hat unter anderem die Orgel der Innsbrucker Hofkirche erbaut, die im Prager Dom fertig gestellt. Die nun im Renaissance-Stil errichtete Kirche wurde wurde 1558 vom Augsburger Fürstbischof Otto Truchsess von Waldburg geweiht. Sie hatte 20.000 Gulden gekostet.

Der Sieg Karls V. bei Mühlberg im Schmalkaldischen Krieg hatte nur eine Atempause gewährt. Im Fürstenaufstand von 1551 verschwor sich Moritz von Sachsen mit anderen Fürsten gegen Kaiser Karl. Als diese sich mit dem französischen König Heinrich II. verbündeten, musste Karl V. fliehen. Für Schwaben und Ottobeuren hatte das zur Folge, dass wieder ein sächsisches Heer im Anmarsch war. Im Mai 1552 ritten sächsische Reiter in Ottobeuren ein und forderten sofort 8000 Gulden und drohten, alles zu zerstören und zu verbrennen. Abt Konrad musste fliehen. Chorgesang wurde verboten, Messen abgeschafft. Der Bürgermeister von Memmingen ließ einen Leiterwagen voll Lutherbibeln auf den Marktplatz von Ottobeuren fahren. Durch den Kirchenbau war das Stift ohnehin klamm. Abt Konrad konnte sich das Geld beschaffen und so die Soldaten zum Abzug bewegen. Anfang Juli konnte der Abt nach Ottobeuren zurückkehren. Er ließ die Lutherbibeln einsammeln und im Klosterhof verbrennen. Der Passauer Vertrag vom 2. August 1552

brachte die formale Anerkennung des Protestantismus. Erst der 30-jährige Krieg ab 1618 brachte wieder einen Religionskrieg über das Land. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 schrieb die formale Anerkennung des Protestantismus dann auch reichsrechtlich fest.

Außer der Stiftskirche baute Abt Konrad die St. Sebastianskapelle auf dem Gottesacker. Auch profane Gebäude ließ er errichten so die untere und obere Mühle in Ottobeuren sowie die Riedmühle bei Beningen.

Kaiser Karl V. starb am 21. September 1558 . Ferdinand nahm schon ab 1532 die Stellvertretung für Karl V. Auch der Passauer Vertrag und der Augsburger Religionsfrieden wurden von ihm ausgehandelt. nach dem Tod Karls V. wurde Ferdinand 1558 in Frankfurt zum Kaiser gewählt.Am 5. Januar 1559 ließ sich Kaiser Ferdinand in Augsburg huldigen. Auch Abt Konrad war zugegen und nutzte die Gelegenheit, um die Bestätigung der gesamten Stiftsrechte zu erbitten. Diese erfolgte einige Monate später.

1563 erteilte Kaiser Ferdinand dem Kloster das Recht auf alle Schenkweine die 13. Maß als Umgeld fordern zu dürfen. (das Umgeld war eine Art Umsatzsteuer) 1565 konnte Abt Konrad die Dörfer Rumoltshausen und Altusried wieder in Besitz des Stiftes bringen.

Im Dezember 1565 brannte der Abteistock nieder. Dabei verbrannte ein altes auf Pergament geschriebenes Buch und ein in Silber gefasster Arm des heiligen Abts Gall.

1578 entsandte Papst Gregor VIII. Felizian Ninguarda als päpstlichen Nuntius nach Süddeutschland. In Ottobeuren setzte dieser 1579 eine Rosenkranzbruderschaft ein. Schon im dritten Jahr nach der Einsetzung zählte sie 1540 Mitglieder.

In Frechenrieden drohte der Kirchturm einzustürzen. 1558 ließ Abt Konrad in neu erbauen. Im Folgejahr kaufte er einen einträglichen Hof in Wolfertschwenden und einen anderen in Altusried. In diesem Jahr wurde auch der Gregorianische Kalender eingeführt,

was in katholischen Gegenden problemlos war, in protestantischen aber nicht ohne widerstände vonstatten ging. 1584 wollte Abt Konrad abdanken. Er verstarb aber bereits am 5. Januar 1584.

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Der Stiftsprior Peter Schmid hatte versäumt, dem Fürstbischof in Augsburg Marquard vom Berg eine Todesanzeige zukommen zu lassen, wie es seit einiger Zeit üblich war. Das hatte Folgen. Kurz nach der Beerdigung des Verstorbenen erschien der fürstbischöfliche Hofrat in Ottobeuren, verlas einen schriftlichen Auftrag vor dem Konvent und verlangte die Abreise zweier Abgeordneter nach Dillingen. Eigenmächtig ernannte der Fürstbischof die für das Wahlgeschäft assistierenden Prälaten, nämlich Abt Gall aus Elchingen, Abt Christoph von Donauwörth uns Abt Thomas von Irsee. Am Wahltag erschien der Fürstbischof selbst. Der Weibischof eröffnete die Wahl mit dem Hinweis, dass der Fürstbischof dem Konvent gnädigst das Recht und die Befugnis  gewähre, einen Abt zu wählen, obgleich es in der Macht des Herrn Ordinarius stünde,einen anderen beliebigen, ja sogar aus einem anderen Kloster kommenden dem Konvent zum Abte geben könne. Das widersprach dem Recht des Stiftes auf freie Abtswahl, den mit dem Augsburger Fürstbischof Peter von Schaumburg (1424 –1469) und sogar der Ordensregel. Pater David Aicheler, der auch in Dillingen war, erhob Einspruch im Namen des Konvents.

Gewählt wurde schließlich Abt Gallus Memminger (1584–1599). Er ist 1535 in Ochsenhausen geboren und legte in Ottobeuren die Ordensgelübde  1556 ab. Er war einige Zeit für den Fruchtkasten in Ottobeuren und die Ökonomie zuständig.

Adam von Stein holte die Bestätigung der Regalien und die Bestätigung der stiftsrechte bei Kaiser Rudolf II. in Prag ein. Dies wurde am 1.09. 1584 in Prag beurkundet. Abt Gallus nahm als erstes die Wiedererbauung der St. Nikolauskapelle in Angriff, die Abt Kaspar noch zu bauen vorhatte. 1594 kaufte er das Dorf Ungerhausen und die Schlosskapelle von Konrad Vöhlin, dem ehemaligen Augsburger Bürgermeister für 65.000 Gulden verteilt auf drei Jahresraten. Um das zu finanzieren musste er die ergiebigsten Nutzungen und Renten des Stifts auf mehrere Jahre verpfänden. Er  baute auch das Rat-und Kornhaus am Markt.Er war nicht sehr firm in Rechtssachen, was zum Beispiel die Fürstbischöfe sehr wohl nutzten. Auch war er ein sehr schlechter Wirtschafter, was schließlich dazu führte, dass er 1599 abdanken musste.Er war kein Verschwender, aber einfach ökonomisch unfähig. Nach seiner Resignation lebte er noch sechs Jahre in der alten Abtei. Er hatte eine Pension von 200 Gulden jährlich, die er noch zum Großteil unter seinen bedürftigen Verwandten verteilte.

Als Nachfolger von Abt Gallus wurde am 25. Januar 1600 Abt  Alexander Sauter (1600 – 1612) gewählt. Er war bis 1596 Hausökonom in Ottobeuren. Dann wurde er Abt in Kloster Andechs, wo er dem verstorbenen Abt David Aicheler nachfolgte. Abt David  war von den Herzögen von Baiern 1588 aus Ottobeuren angefordert worden und war da bis zu seinem Tode 1596 Abt. Die Baiernherzöge waren mit diesem Abt so zufrieden, dass der Nachfolger ebenfalls aus Ottobeuren kommen sollte. So wurde David Sauter angefordert und in Andechs zum Abt gewählt. 1600 sollte er also auf den Abtsstuhl nach Ottobeuren wechseln. Seine Amtszeit war geprägt durch eine ständige Auseinandersetzung mit dem Fürstbischof von Augsburg und die Verteidigung der Stiftsrechte. Als erstes erbat er bei Kaiser Rudolf II.  die Bestätigung der alten Stiftsrechte für die alten Besitzungen aber auch das neu angekaufte Ungerhausen. Gleich zu beginn seiner Regierung entbrannte ein heftiger Rechtsstreit. Ein mindelheimer Untertan erlitt tödliche Verletzungen. Wegen der unmittelbaren Landesherrlichkeit-die Oberherrlichkeit lag damals bei der Landvogtei Schwaben- klagte Abt Alexander beim kaiserlichen Reichskammergericht in Speyer. Dagegen ging der Mindelheimer Prätendent  vor mit der Argumentation, Ottobeuren wäre als ein mittelbares Stift dem jeweiligen Bischof von Augsburg unterworfen, dürfe also gar nicht vor dem Reichskammergericht klagen sondern in Augsburg.

1603 schrieb Rudolf II. eine Türkensteuer aus. Da Augsburg ja die Schutzvogtei für Ottobeuren ohne Rechtsgrundlage für sich beansprucht hatte, hätte es jetzt das Stift bei dessen uralten Freiheiten eigentlich gegen jegliche derartige Reichsabgabe verteidigen müssen. Aber zwei bischöfliche Beamte erschienen in Ottobeuren und forderten diese Steuer nicht als einen wie bisher freiwilligen Beitrag, sondern als Pflichtabgabe.Abt Alexander lehnte das rundweg ab. In Sachen  Fugger vs. Ottobeuren rieten die Augsburger Beamten zu einem Kompromiss, um einen Prozess in Speyer auszuweichen. In Sachen Reichsunmittelbarkeit würde Augsburg diese aber nicht aus den Händen geben. 1610 zog Kaiser Rudolf das Schutzvogteirecht  für Ottobeuren wieder an sich, das ja nur lehensweise an Augsburg gekommen sei und entzog es dem Fürstbischof. Aber die Sache war noch nicht zu Ende. Am 11. Januar ließ der Fürstbischof Heinrich von Knöringen Abt Alexander im Otterwald überfallen und gefangen nehmen. er wurde nach Dillingen gebracht und blieb dort immerhin 8 Wochen inhaftiert. Nach einigen Zugeständnissen wurde er schließlich entlassen “wornach man ihn zu Hause als einen unerschütterlichen Vertheidiger der theuersten Stiftsrechte mir aller Ehrfurcht und Freude empfing”.

(Pater Magnus Bernhard ,a.O. S.12) Abt Alexander konnte die jahrelangen Rechtsstreitigkeiten nur durchsteh, weil er in seinem Prior Gallus Sandholzer einen treuen Gefährten zur Seite hatte, der ihm in der Abtei den Rücken frei hielt. Das Stift genoss einen ausgezeichneten Ruf . So schrieb nach Feyerabend Fürstbischof Konrad von Eichstädt an Abt Alexander “in Hinsicht auf die Klosterzucht, auf ökonomische gute Verwaltung,Fleiß und Emsigkeit seiner Bewohner” ( III, S. 304) und erbat sich einen Mönch aus Kloster Ottobeuren für den Abtstuhl von Blankstetten. Abt Alexander von den vielen Leiden und Mühen zermürbt und gesundheitlich angeschlagen legte am 29. März 1612 sein Amt nieder. Er lebte noch bis 1631.

In seiner Regierungszeit hatte den Hof Lerchenberg gekauft. In Immenstadt ließ er einen neuen Keller errichten, in Sipplingen eine Gartenmauer. Die Stiftskirche erhielt eine große Monstranz und in der Wallfahrtskirche von Eldern zwei Altäre.

Noch eine Nachwirkung der Gefangennahme. Ottobeuren zeigte sich als großer Verfechter und Unterstützer der Benediktiner-Universität in Salzburg. Mönche aus Ottobeuren wurden nur noch wenige an die Universität in Dillingen geschickt. Schließlich saß dort Abt Alexander im Gefängnis.

Der Konvent wählte Gregor Reubi  (1612 bis 1628) zu seinem Nachfolger . Er ist im Jahr 1572 in Sonthofen geboren. 1592 legte er die Ordensgelübde in Ottobeuren ab. Dort war er zunächst als Ökonom tätig. Er  folgte dann Prior Gallus Sandholzer nach, der vom Bischof nach St. Mang in Füssen als Prior geschickt worden war.

Abt Gregor erbat und erhielt die Bestätigung der Rechte des Stiftes Ottobeuren von Kaiser Matthias (1612-1619). In Erkheim konnte er den vierten Teil eines adligen Guts für  12.000 Gulden kaufen. Da es sich sowohl  bei dem Gut als Erkheim um kemptisches Lehen handelte, verglich er sich mit Kempten, um spätere Mißhelligkeiten zu vermeiden. Darüber wurde auch ein Schriftstück angefertigt.

Das Konzil von Trient hatte gefordert, dass Priesterseminare, bzw. Bildungsanstalten  für den Klerus eingerichtet werden. In Salzburg konnte Fürsterzbischof Markus Sittikus den Benediktinerorden für das Projekt, eine Landesuniversität zu errichten, gewinnen.

Vor allem bei Abt Joachim von St. Peter in Salzburg fand er ein offenes Ohr. Am 20. September 1617 wurde von Abt und Fürstbischof das “1. Fundationsinstrument” unterzeichnet. Abt Joachim reiste dann nach Schwaben, erfuhr aber von dortigen Benediktinerabteien kaum Unterstützung. Aber Abt Gregor von Ottobeuren war der Meinung, dass man diese Chance, die für den ganzen Orden wichtig sei, auf jeden Fall nutzen soll. Er sagte zu, Lehrer aus Ottobeuren nach Salzburg zu schicken und er wollte auch andere Äbte zur Zusammenarbeit ermuntern. Im November 1517 nahm die Lehranstalt ihren Betrieb auf. Ottobeuren hatte fünf Mönche als Lehrer nach Salzburg entsandt, Irsee einen. Den weg zur Volluniversität schaffte man ab 1619. 33 vor allem süddeutsche Benediktinerklöster hatten sich u einer Benediktinerkonkregation zusammen geschlossen und sie sollte das Universitätsprojekt mittragen. Das 2. Fundationsinstrument gab den rechtlichen Rahmen. Als dann Fürsterzbischof Paris Reichsgraf von Lodron (1621 – 1653)

zusagte, das erhebliche Stiftungskapital aufzubringen und er außerdem versprach, die erforderlichen kaiserlichen und päpstlichen Privilegien einzuholen, stand der Universitätsgründung nichts mehr im Wege. Kaiser Ferdinand II. erhob das bisherige benediktinische Gymnasium am 05.10 1622 zur Universität. Die Privilegien beeinhalteten das Recht der Verleihung von akademischen Graden bis zum Magisterium aber nur  in den „freien Künsten und philosophischen Studien“. Der 1. Rektor der neuen Universität

wurde Albert Keuslin aus Ottobeuren. Er war einer der 5 von Abt Gregor nach Salzburg entsandten 5 Ottobeurer Mönche. Von  1626–1657 war er Abt von St. Peter in Salzburg.

Abt Gregor wurde für die Bemühungen um die Ausbildung seines Ordensnachwuchses von Papst  Paul V. in einem apostolischen Breve ausdrücklich gelobt und erhielt die “Kassinensischen Privilegien”

1617 machte Gallus Sandholzer, der nach zwei Jahren als Prior in St. Mang wieder nach Ottobeuren zurückgekehrt war, eine wichtige Entdeckung. Die Augsburger Erzbischöfe hatten ihre Ansprüche gegen die Reichsunmittelbarkeit und Steuerfreiheit Ottobeurens bisher immer mit einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrich V. begründet. 1116 soll dieser das Stift Ottobeuren an den Bischof von Augsburg geschenkt haben. Nun entdeckte Gallus Sandholzer, dass sich diese Schenkung nicht auf Ottobeuren, sondern auf Benediktbeuren bezog. Augsburg hatte also 150 Jahre die falsche Urkunde gegen Ottobeuren als Argument vorgebracht. “Daß der Abt von dieser Entdeckung den entscheidenden Gebrauch gemacht habe, versteht sich von selbst” sagt Feyerabend  (III,S.339) dazu.

1624 wurde dem Stift vom Reichskammergericht die Reichsunmittelbarkeit und Steuerfreiheit zugesprochen. Augsburg wurde nur die Schutzvogtei überlassen. Mit all seinen Ansprüchen wurde es zurückgewwiesen und musste außerdem die aufgelaufenen Gerichtskosten bezahlen.

1618 brach mit dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg aus.In den ersten 5 Kriegsjahren wurde der Krieg hauptsächlich in Böhmen und der Kurpfalz ausgetragen. (Böhmisch-Pfälzischer Krieg 1618-1623). Dann wurde im im Dänisch-Niedersächsischen Krieg

(1623-1629) vor allem Niedersachsen zum Kriegsschauplatz. Die Niederlage der Dänen bei Lutter führte dazu, dass sie ihre deutschen verbündeten verloren. In der Folge schieden sie aus dem Krieg aus. Die protestantische Sache schien verloren und Kaiser Ferdinand konnte 1629 das Restitutionsedikt erlassen, das die Rückerstattung aller seit 1555 von protestantischen Fürsten eingezogenen geistlichen Besitztümer vorsah. Aber 1630 griff Schweden in den Krieg ein und nun erreichte er auch Süddeutschland.

1628 trat Abt Gregor zurück. Er konnte ein gut aufgestelltes Haus hinterlassen. Obwohl er viele kostspielige Rechtsstreite führen musste, konnte er 97.188 Gulden an Schulden tilgen. Er baute die Schule, die Walk, die Bräustatt, den Hof zu Schachen samt Fischteich,

einen Salzstadel in Ottobeuren und das Klostertor mit Zugbrücke. In Sipplingen und Schachen errichtete er je eine Torkel. Für Kirchenparamente und die Verzierung der Altäre gab er viel Geld aus. Von den Ottobeurer Äbten war er der erste, der vom Kaiser zum kaiserlichen Rat ernannt wurde. Nach Niederlegung der Abtswürde lebte er noch 9 Jahre. Er starb 1637.

1628 wurde der neue Abt Andreas Vogt (1628 – 1633) gewählt. Er ist in Markdorf geboren. 1610 legte er in Ottobeuren seine Ordensgelübde ab. er war 1617 bei den ersten Lehrern aus Ottobeuren in Salzburg dabei und 1622 promovierte er dort als erster Doktor der Theologie. Einen zweiten Doktortitel erwarb er dort 1627 als Doktor beider Rechte. Ab 1627 war er auch Professor in Salzburg für kanonisches Recht. Mit dieser Professur  erhielt er auch das Amt des Prokanzlers der Universität Salzburg.

Nach der Wahl von Abt Andreas lebten gleichzeitig 4 Äbte in Ottobeuren, der neugewählte, dazu die beiden resignierten Alexander und Gregor. Außerdem war der resignierte Abt aus Plankstetten Matthias Millmayr, 1603–1607, den Vorgänger des aus Ottobeuren postulierten Abtes Jakob Petri nach Ottobeuren gegangen.

Abt Andreas hatte sich gleich nach seiner Wahl mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass der Krieg nun auch in Ottobeuren angekommen war. Oberschwaben war nun teils durchzugsgebiet, teils Standquartier der kaiserlichen Truppen. Nun wurden Lieferungen

von den umliegenden Klöstern und den in der Umgebung ansässigen Adligen angefordert. Obwohl Ottobeuren ja aufgrund der Befreiung durch Kaiser Otto (s.o.) zu keinen Kriegslieferungen verpflichtet war, erhob man wegen der allgemeinen Notlage keinen Einspruch. Allerdings war Ottobeuren auf der angeforderten Lieferliste dem Kloster Ochsenhausen gleichgestellt, was als unverhältnismäßig empfunden wurde. 1631 erhielt Ottobeuren eine und eine dreiviertel Kompanie zur Verpflegung angewiesen. Abt Andreas

bot dem Generalstab wöchentlich 500 Gulden sowie 165 Gulden für die Kompanie an. Als Gegenleistung forderte er Schutz für das Stift und seine Untertanen. Das wurde akzeptiert. Trotzdem musste Ottobeuren darüber hinaus noch 8 Pferde nach Lindau liefern, 200 Malter (= Hohlmass, etwas mehr als 1 Hektoliter) Getreide nach Biberach und noch Nachzügler der italienischen Armee verpflegen.

Nach der verlorenen Schlacht bei Breitenfeld 17.September 1631 war der Weg für die Schweden nach Süddeutschland frei. Nach der Schlacht bei Rain am Lech konnten die Schweden den Lech überqueren. Im April 1632 rückten die Schweden in Memmingen ein. Gustav Adolf war am 25. Mai für einen tag in Memmingen. Der schwedische General Ruthwin,Kommandant in den Städten Ulm und Memmingen, hatte dem Stift Ottobeuren und der Umgebung seinen Schutz angeboten. Dafür mussten Lieferungen aller Art gestellt werden. Als kurz danach kaiserliche Truppen unter Wallenstein bis Erkheim vorrückten, halfen diese ebenfalls die Vorräte mit zu verzehren, wie Feyerabend schreibt. (III S. 399)

An Weihnachten eroberten die kaiserlichen Truppen Memmingen. Der schwedische  General Horn war noch in der Gegend. Er schickte eine kleine Schutztruppe nach Ottobeuren. Diese wurde aber von den Kaiserlichen von Memmingen her angegriffen und gefangen genommen. General Horn witterte Verrat und verlangte vom Abt, den  Verdacht des Verrats auszuräumen und die schwedische Abteilung zurück zu bringen. Das lag natürlich nicht in der Macht des Abtes. Da Kempten zu der Zeit auch schon von den kaiserlichen erobert war, flüchtete er nach Kempten und erledigte dort seine Regierungsgeschäfte. Allerdings war Kempten wieder bedroht. Deshalb floh er nach Lindau weiter. dort aber wurde er von einem Fieber befallen, an dem er am 5. März 1633 starb.

Sein Leichnam wurde nach Mehrerau überführt und dort bestattet.

Die Wahl des neuen Abtes erwies sich als nicht ganz unproblematisch. einmal musste ein sicherer Wahlort bestimmt werden. Die wahlberechtigten Stiftsangehörigen waren wegen der unsicheren Lage weit verstreut. Einige waren in Salzburg, andere  in der Steiermark, einige in Kärnten oder sonst wo in Österreich und noch an anderen Orten. In Ottobeuren hielten sich nur noch sechs Mönche auf. Man traf sich dann am 10. und 11. April in Füssen als einem einigermaßen sicheren Ort. Gewählt wurde der damalige Prior Maurus Faber (1633 – 1655). Wegen der Zeitumstände wurde auf eine feierliche Einsegnung verzichtet. Maurus Faber ist 1581 in Gmünd in Schwaben geboren. Die Ordensgelübde legte er 1602 in Ottobeuren ab. Dort durchlief er verschiedene Klosterämter und war zuletzt Prior. Feyerabend sagt von ihm, er sein ein “standhafter und unerschrockener Karakter, mit Klugheit und Einsicht verbunden” (III S.406), genau der richtige Mann also für die schweren Zeiten. Er empfing die Regalien und Reichslehen von Kaiser Ferdinand. Er bemühte sich aber auch gleich um ein gutes Verhältnis zum Memminger Kaiserlichen Stadtkommandanten Franz von Mercy.

Bisher war Ottobeuren relativ glimpflich davon gekommen. Nur die beiden Weiler  Langenberg und Halbersberg auf Stiftsgebiet waren geplündert worden. Der resignierte Abt Gregor war auf einer Reise nach Babenhausen von Schweden gefangen genommen worden und mußte gegen 100 Gulden ausgelöst werden. Auch zur Befestigung der gefährdeten Stadt Memmingen wurde das Stift zur Kasse gebeten. im Frühjahr 1634 eroberten die Schweden Kempten und Biberach. Ende März standen sie vor Memmingen,

belagerten die Stadt und nahmen sie am 4. April 1634 ein. Abt Maurus hatte sich nach Memmingen geflüchtet und erlebte Belagerung und Einnahme vor Ort. Die Schweden sahen all eroberten Gebiete als ihr Eigentum an  und verkaufte oder verschenkte sie nach Belieben. So wurde Ottobeuren an den schwedischen Oberst Melchior Würmbrand verschenkt. Damit war es nicht allein. Schon 1632 hatte Karl Gustav das Kloster Obermarchtal seinem General, dem Grafen von Hohenlohe, der es säkularisierte. Nach der Schlacht von Nördlingen musste er dann wieder weichen (sieh Blog Obermarchtal). Oberst Würmbrand nahm seine Beute sofort in Besitz und versah das Kloster mit Beamten. Abt Maurus, der in Memmingen in seinem eigenen memminger Haus unter Bewachung stand,konnte für sein Kloster nichts tun. Er bat bei den beiden Stadtkommandanten in Memmingen und Kempten um Reisepässe. Diese wurden ihm bewilligt. Dann machte er sich mit zwölf Personen, darunter sieben Klostergeistlichen aus Ottobeuren auf den Weg über Füssen nach Salzburg, wo der ehemalige Ottobeurer Mönch Albert Keuslin  in St. Peter Abt war. Nur Pater Jeremias Mayr ging von Füssen aus nicht mit nach Salzburg sondern zurück nach Ottobeuren, wo er sich in der Umgebung des Stifts versteckt hielt. Er hielt in verschiedenen Pfarrkirchen Messen. Die Priester waren zum Teil ermordet worden, zum Teil waren sie geflohen. Nacheinander wurde Niederdorf, Ungerhausen und dann Suntheim wurden geplündert, danach Grönenbach, Wolfartschwenden und dann Böhen.

Pferde wurden von den Weiden gestohlen. Bauernjungen und Knechte wurden zum Kriegsdienst gezwungen, Felder nicht mehr bestellt. Das unter schwedischer Verwaltung stehende Stift musste monatliche Barzahlungen an Memmingen und Kempten leisten, daneben verlangte der memminger Kommandant Lieferungen von 2-300 Malter Weizen, sowie 56 Malter Roggen. Falls das Stift nicht liefere, drohte er mit dem Verbrennen von Dörfern zu beginnen und damit so lange fortzufahren, bis die ganze Herrschaft Ottobeuren verbrannt ist. Am 25. August und 5. September 1634 kam es zur Schlacht von Nördlingen. Die Schlacht führte zu einer vernichtenden Niederlage der Schweden. Dies führte zum territorialen Verlust von Süddeutschland und Franken und im weiteren Verlauf zum Frieden von Prag am 30. Mai 1635. Allerdings beendete dieser Frieden den Krieg nicht, da nun Frankreich auf Seiten der Schweden in den Krieg eintrat und der Krieg ging noch blutiger weiter. Die Schlacht von Nördlingen brachte in Oberschwaben noch keine Erleichterung. Da die Kaiserlichen und Bayern sich nach Augsburg zurückgezogen hatten.Der Chronist dieser Tage, Jeremias Mayr,berichtet in seinen Schreiben an Abt Maurus in Salzburg schreckliche Einzelheiten. Die meisten Mühlen im Ottobeurer Gebiet waren zerstört. Überall herrschte Hungersnot. Die Sterblichkeit stieg stark an. In Memmingen starben in diesem Jahr dreitausend Menschen. Wer konnte wanderte aus. Nach Jeremias Mayr war das schon die Hälfte der Bewohner (bei Feyerabend III. S. 425) Erst der Prager Friede brachte nun auch für Oberschwaben bessere Tage, da die Schweden nun abzogen. Noch vor dem Abzug hattten die Schweden an allen Klostergebäuden, der Niklaskapelle und den Türmen der Stiftskirche alles Kupfer geraubt und die Orgelpfeifen der beiden Orgeln mitgenommen. 1636 kehrte Abt Maurus aus Salzburg zurück. Eine Zählung ergab, dass es im gesamten Klosterbereich  noch 133 Pferde “der schlechtesten Gattung” gab, 181 stück Hornvieh und 66 Geißen. Abt Albert von St. Peter lieferte Pferde und für einen sehr billigen Preis Saatgut nach Ottobeuren. Abt Maurus rief nun alle seine Mönche nach Ottobeuren zurück. Das ging aber nicht so schnell. Zum einen waren sie zum Teil sehr weit entfernt zum Teil an ihrem jetzigen Platz so eingebunden, dass sie nicht sofort loskommen konnten. Andere kränkelten sehr, so dass zunächst nur zwei Mönche zurückkamen. Erst 1640 war das Stift komplett wieder vereint. In diesem Jahr fand auch erst die feierliche Einsegnung von Abt Maurus statt, obwohl er schon 1633 gewählt worden war.  Am 2. Sonntag nach Ostern wurde er zusammen mit Fürstabt von Kempten Roman Giel von Gielsberg in Ottobeuren zum Abt geweiht. Die Stiftskirche in Kempten lag noch in Trümmern. In Oberschwaben mussten immer noch Lieferungen erbracht werden und Gelderpressungen waren die Regel. Es waren sehr viele Menschen in die Schweiz ausgewandert und kehrten sehr zögerlich zurück, da sie den Zeitumständen nicht trauten. Es herrschte Menschenmangel und viele Felder lagen brach.

Ab 1643 fanden Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster statt. Sie gingen aber nur sehr langsam voran. Der Abt von Ottobeuren wurde von dem Vizekanzler des Fürstbischofs von Konstanz Georg Köberlin vertreten. Aber die Lage verdüsterte sich für Oberschwaben nochmals. Der schwedische General Wrangel und der französische Marschall Turenne waren mit ihren Heeren in Bayern eingefallen. In der Folge flohen in Ottobeuren fast alle, sowohl die Mönche und ihr Abt als auch die Einwohner von Ottobeuren. Abt Maurus flüchtete mit seinem Prior Jakob Molitor, dem Großkeller Roman Troilus nach Rorschach, einige Mönche nach Memmingen oder Füssen oder noch weiter. Nur Jeremias Mayr harrte wie schon bei der ersten schwedischen Besetzung aus. Die Kaiserlichen quartierten sich in der Gegend von Ottobeuren ein und forderten natürlich wieder Lebensmittellieferungen. In Buxheim lag General Wrangel mit 20.000 Mann.  Da die Truppen so dicht beieinander lagen, wurden Forderungen von beiden Seiten gestellt und mit Brandschatzungen gedroht, falls die Lieferungen nicht erfolgen sollten. Endlich wurden zwischen dem 15. Mai 1648 und dem 24. Oktober 1648 die Friedensverträge in Münster und Osnabrück geschlossen.

Noch 1649 aber musste Ottobeuren sein Kirchensilber einschmelzen, um Kontributionsgelder an die Schwedischen Truppen, die noch immer im Raum Ottobeuren lagerten, bezahlen zu können. Erst 1650 war auch in Oberschwaben wirklich frieden eingekehrt. Abt Maurus konnte wieder Ordensneulinge in seinem Kloster aufnehmen und verstorbene Konventsmitglieder ersetzen. Er brachte die alte Klosterschule wieder in Ordnung, die im Laufe des Krieges für mehrere Jahre ganz geschlossen war. 1653 ließ Abt Maurus in Memmingen das Ottobeurer Haus wieder errichten, das 1647 von den Schweden abgerissen worden war. Am 2. Dezember 1655 verstarb Abt Maurus nach 22 Regierungszeit.

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Sein Nachfolger wurde der bisherige Stiftsökonom Peter Kimmicher (1656 – 1672). Abt Peter ist 1609 in Landsberg geboren. 1626 legte er die Ordensgelübde ab. 1637 wurde er zum Priester geweiht. Von Kaiser Ferdinand III. erhielt er die Regalien und die Bestätigung des Blutbannes, danach vom Kurfürsten von Bayern als damaligen Reichsvikar und 1660 von Kaiser Leopold I. Er konnte die Ordensgemeinschaft wieder vermehren durch die Aufnahme geeigneter Ordensneulinge. Auch in der Klosterschule nahm er viele neue Zöglinge auf, von den die meisten unentgeltlich verpflegt wurde. Schon in seinem ersten Regierungsjahr ließ er eine genaue Beschreibung aller Waldungen, der Fischteiche Flüsse und Bäche und des gesamten Forst-und Jagdbezirkes erstellen, was für die Zukunft zahlreiche Rechtsstreitigkeiten ersparte. Ebenso ließ er alle auffindbaren Urkunden und Rechte des Stiftes in einem Buch sammeln. Außer Gebrauch gekommene Sprachwendungen ließ er erläutern Im Jahre 1657 verstarb in Salzburg Abt Albert Keuslin, der in den Kriegsjahren ein treuer Helfer des Stifts war. Das Beninger Ried ließ er kultivieren und landwirtschaftlich nutzbar machen. Mit den Nachbarherrschaften wie dem Erbmarschall von Pappenheim schloss er wegen eines Weilers einen Vergleich, dem Grafen Fugger

von Kirchberg und Weissenhorn kaufte er seinen Anteil am Zehnten und allen damit verbundenen Gefällen und Zubehörden ab und beendete so bisher bestehende Mißhelligkeiten. Mit Memmingen verglich er sich wegen im Krieg aufgelaufenen und nicht entrichteten Zoll-und Wegebebühren mit einer einmaligen Barzahlung von 1000 Gulden. Für die Zukunft vereinbarte er eine immerwährende Zollfreiheit für das gesamte Stadtgebiet. Als Kaiser Leopold 1662 von den Reichsständen eine Türkensteuer  verlangte,konnte Ottobeuren seine alte Exemtionsrechte so überzeugend belegen, dass das Stift nicht nur keine Kriegssteuer bezahlen musste, sondern dass empfohlen wurde, dies in der Kanzlei ausdrücklich zu vermerken, damit dies Befreiung auch in Zukunft beachtet würde.

Obwohl Abt Peter 1670  39.000 Gulden Kriegsschulden bezahlen musste, wendete er neben der Erbauung des Memminger Hauses noch 1.700 Gulden für Kunst und wissenschaftliche Zwecke auf.

Am 15. März 1672 verstarb er an einer heftigen Halsentzündung.

Sein Nachfolger war der damalige Novizenmeister Benedikt Hornstein (1672 – 1688). Er stammte aus Wasserburg. Er wurde vom Augsburger Fürstbischof Christoph von Freiburg zum Abt geweiht. Die Regalien erhielt er von Kaiser Leopold I. Im ersten Jahr seiner Regierungszeit hatten sich die Jesuiten aus Rottweil zurückgezogen. Dort hatten sie ein Lyzeum unterhalten.Die Stadt Rottweil fragte nun bei der oberschwäbischen Benediktinerkongregation an, ob diese bereit wäre, die Schule weiter zu führen. Die versammelten Äbte der Kongregation unter Vorsitz des Zwiefaltener Abts Christoph Raßler stellten einen ausreichenden Fonds zur Verfügung unter der Bedingung, dass die Stadt Rottweil diesen zurückerstatte, falls die Schule in Rottweil nicht zustande käme oder aufgelöst würde. Abt Benedikt sagte als erster 3000 Gulden zu. Die oberschwäbischen Benediktinerklöster stellten auch das Lehrpersonal. Aus Ottobeuren kam Kolumban Lother als Lehrer für Grammatik. 1673 konnte die Schule ihren Betrieb aufnehmen.

1676 starb Jakob Molitor. Er war 169 in den Benediktinerordne eingetreten. An der Universität Salzburg lehrte er 8 Jahre. Er verfasste viele Schriften. Für Ottobeuren verwaltete er das Amt des Konventspriors 43 Jahre lang. Daneben war er auch als Gehilfe des Augsburger Weibischofs und Generalvisitator tätig. 1681 entstand das Frauenkloster Wald in der Nähe von Ottobeuren, das schon 1152 von Papst Eugen als Besitz von Kloster Ottobeuren bestätigt worden war.

1686 ging die Pfarrwohnung in Ottobeuren in Flammen auf. Dabei verbrannten fast alle Pfarrbücher und Urkunden.

Unstimmigkeiten zwischen Konvent und Abt zwangen Abt Benedikt zum Resignieren. Er starb aber erst im Jahre 1711, also 23 Jahre nach seinem Rücktritt .

Zu seinem Nachfolger wurde Gordian Scherrich (1688 –1710) gewählt. Er wurde 1635 in Wangen als Sohn einer wohlhabenden Patrizierfamilie geboren. In Ottobeuren verwaltete er unter anderem das Amt des Klosterökonomen. Nach seiner Wahl 1688 wurde er vom Augsburger Fürstbischof Eustach Egolf von Westerheim zum Abt geweiht. Kaiser Leopold I. bestätigte ihm 1689 die hergebrachten Stiftsrechte und erteilte ihm die Regalien und dessen Nachfolger Joseph I. nochmals 1706. Im Jahre seiner Wahl begann der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688-1697)Kurz darauf folgte der Spanische Erbfolgekrieg (1702-1713) Für Abt Gordian bedeutete das, dass er sich während seiner gesamten  Regierungszeit immer mit Kriegslasten, also Einquartierungen, Forderungen des Kaisers und Schwäbischen Kreises zur Deckung der Kriegslasten auseinanderzusetzen hatte. Ottobeuren musste in der Zeit insgesamt 44000 Gulden aufbringen. 1702 wurde Memmingen belagert und eingenommen. Auch Dörfer und Weiler des Stifts wurden geplündert, in der Stadt Memmingen selbst das Ottobeurer Haus stark beschädigt.

Die 1673 in Rottweil in Betrieb genommene Schule lief nicht ganz nach den Vorstellungen von Abt Gordian. Die Stadt Rottweil “lieferte die versprochenen Geld-und Naturalienbeiträge nicht immer getreu”  (Feyerabend III S.556). Die anderen Beteiligten stellten nicht wie verabredet die geeigneten Lehrkräfte. Die vorhandenen Lehrer wurden zusätzlich mit Beichthören, Predigen und Krankenbesuchen belastet. Fast alles musste nun Ottobeuren erbringen. Deshalb stellte Abt Gordian die Mitarbeit und die finanzielle Beteiligung an der Rottweiler Schule ein. Er hielt es für sinnvoller Geld und Kräfte auf die eigene Klosterschule zu verwenden. In diesen unruhigen kriegerischen Zeiten war es sicher ratsamer Geld und taugliche Männer vor Ort zu halten als an entfernte Schulorte zu senden. So endete Ottobeurens Mitarbeit an diesem Projekt  nach 17 Jahren.

Trotz der hohen Kriegslasten kaufte Abt Gordian von der Stadt Feldkirch das Johanniterhaus, in dem  vorher das Kloster Weingarten ein Priorat hatte und dieses dann an sie Stadt Feldkirch verkaufte. 22000 Gulden brachte Ottobeuren für diese Erwerbung auf.

In Erkheim kaufte Abt Gordian für 22300 Gulden Güter.

1702 ließ der Abt zunächst den Chor der Wallfahrtskirche Eldern abtragen. Da sich aber alles als ziemlich baufällig erwies, wurde die gesamt Kirche neu erbaut.

1703 wurde dort der Ottobeurer Mönch Heinrich Reichhardt, der dort als Prediger tätig war, von französischen Truppen nach Ulm entführt und erst gegen 16000 Gulden Lösegeld wieder freigegeben. Auch vorher waren der Prior und der Kanzler des Klosters öfters gefangen genommen worden und Lösegeld erpresst worden. Auf Grund dieser Vorkommnisse und weil die Zeiten immer gefährlicher wurden, ging ein Großteil der Mönche an sichere Orte wie Admont, Chur und in andere Klöster. Abt Gordian ging nach Feldkirch.

Gegen Ende des Jahres 1704 war der Konvent dann wieder komplett in Ottobeuren.

Die Ruhe währte nur 3 Jahre. 1707 fielen Franzosenwieder in Schwaben ein, erpressten und brandschatzten. So wurden die Klöster Wiblingen und Elchingen in Brand gesteckt, nach dem diese die geforderten Summen von 50000 bzw. 90000 Gulden nicht aufbringen konnten. Abt Gordian flüchtete sich mit Klosterkostbarkeiten wieder nach Feldkirch. Im August 1707 konnte er wieder zurückkehren. Die Franzosen hatten sich zwar in die Niederlande zurückgezogen und in Schwaben konnte man durchatmen, was aber nicht hieß, dass man von Einquartierungen und Truppendurchmärschen verschont blieb. Am 1. Januar 1710 konnte Abt Gordian feierlich sein 50-jähriges Priesterjubiläum feiern. Aber nur zwei Monate später am 8. März stürzte der Abt so unglücklich, dass er dabei zu Tode kam.

Abt Gordian wurde 75 Jahre alt und regierte 22 Jahre.

Sein Nachfolger Rupert Neß ist am24. November 1670 in Wangen geboren. Er besuchte die Klosterschule in Ottobeuren. Die Ordensgelübde legte er am 11. Juli 1688 ab. Er studierte an der Benediktiner-Universität in Salzburg. 1695 wurde er zum Priester geweiht. Dann wird er Seelsorger  in Tisis in Vorarlberg. 1703 holte ihn Abt Gordian zurück nach Ottobeuren und betraute ihn  mit dem Amt des Stiftsökonomen und Grosskellers. An der Klosterschule unterrichtete er Theologie, Philosophie und Kirchenrecht. Am 8. Mai 1710 wurde  er als Nachfolger des Abtes Gordian als Rupert II. zum 52. Abt der Reichsabtei gewählt. Er war der wohl bedeutendste Abt von Ottobeuren und  Feyerabend bezeichnet ihn als zweiten Gründer Ottobeurens. Am 30. Mai 1710 erhielt er von Kaiser Joseph I. die Regalien verliehen und die Bestätigung aller Stiftsrechte. Abt Rupert war der erste Abt Ottobeurens ein vollständiges Tagebuch wie Feyerabend rühmend bemerkt, in dem er alles was bemerkenswert ist, festhält und das am Ende 14 “ziemlich starke Folienbände”

(Feyerabend III S.627) umfaßte. Band II-XIV befinden sich heute im Klosterarchiv. Bd. I ist verschwunden. Bd. XV ist im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München liegt. Jeder Jahrgang zerfällt in die Teile: I. „Regularia, Ecclesiastica, Scholas-tica“; II. „Ordinaria, Politica, Civilia“ und III. „Oeconomica

OttobeurenNess

Abt Gordian scheint seinem Nachfolger das Stift in bester Finanzlage hinterlassen zu haben. Er begann seine Regierungszeit sofort mit der für seine Zeit und für seine gesamte Regierung charakteristische Tätigkeit, die Baulust. Bei Sontheim baute er eine steinerne Brücke über die Günz.Bei Ottobeuren errichtete er eine Ziegelhütte die mit einem Brand 24000 Ziegelsteine lieferte. Auf dem Klosterhof Wolferts entstand eine Sennerei. In Erkheim kaufte er mehrere Güter und gegen Verschreibungen konnte bedeutende Geldsummen verleihen. In der Verwaltung setzte er eine neue Forst-und Holzordnung auf (Feyerabend. III S.623). Die größte und wichtigste Investition in  diesem Jahr tätigte er kurz nach seinem Amtsantritt. Er löste die Abtei für eine Summe von 30 000 Gulden aus der Schutzvogtei der Augsburger Bischöfe. Er nutzte die Gunst der Stunde, denn Fürstbischof Alexander Sigismund konnte wegen einer schweren Gemütskrankheit die Geschäfte nicht führen. Das machte nun das Domkapitel und eine bevollmächtigte Stelle. Vorausschauend ließ er die geschlossenen Verträge vom Kaiser bestätigen. Ottobeuren war nun völlig unabhängig. Trotzdem blieb die Abtei in Dauerkonflikt mit dem Augsburger Fürstbischof.Zum Kaiser hatte er ein gutes Verhältnis.Dazu verhalf sicher auch die die finanziellen Unterstützung des unter steter Finanznot leidenden habsburgischen Kaiserhauses. Auch auf kulturellem Gebiete handelte er wie ein typischer Barockregent.  Er schickte die zwei jungen Ordenspriester Honorat Reich und Benedikt Schmier in der Absicht nach Stuttgart, während der Herbstferien, bei dem damals berühmten Kapellmeister Herrn Böcken neben der weitern Vervollkommnung auf der Violine die Regeln der Tonsetzungskunst zu erlernen (Feyerabend, ebda)

Neben seiner vielfältigen Tätigkeit daheim fand Rupert II. oft Zeit zu Höflichkeitsbesuchen bei in der Nähe weilenden weltlichen Herrschern oder Nachbarn. Wenn nicht sofort

greifbare politische oder finanzielle Vorteile, erzielte er dabei mindestens gutes Einvernehmen und Nachbarschaft, die seinem Lande zunutze kamen.

Der wichtigste Besuch war 1711 der Besuch beim neugewählten Kaiser Karl V. in Füssen gewesen. Der Kaiser war aus Spanien gekommen, um sich zur Krönung zu begeben. Abt Rupert

hatte sich sofort eingestellt und den günstigen Erfolg davongetragen. 1712 verlieh Kaiser Karl VI. dem Abt und seinen Nachfolgern den Titel eines wirklichen kaiserlichen Rates und Erbhofkaplans.

1713 besuchte er Marlborough in Mindelheim. 1714 machte er Prinz Eugen, der vom Friedensschluß zu Rastatt 1714zurückkehrte, in Memmingen und im Gebietsort Sontheim als Landesherr seine Aufwartung.

Trotz der Ausgaben von 40.000 Gulden im Jahr 1710 begann er 1711  mit dem völligen Neubau der Klosteranlage in barockem Stil. Schon von seinem Amtsantritt an, befasste er sich zusammen mit Pater Christoph Vogt «Architectus praeclarus» und“Hausarchitekt” von

Kloster Ottobeuren mit dem Klosterneubau.Von fünf Entwürfen kam seiner zum Zuge.

Pater Christoph Vogt wurde am 25. März 1648 in Dietenheim an der Iller geboren. In Ottobeuren besuchte er die Klosterschule und trat dort auch ins Kloster ein. Mit 21 legte er dort die Profess ab. Er studierte an der Benediktineruniversität Salzburg. Primiz feierte er 1674. Nach seiner Rückkehr nach Ottobeuren wurde er Beichtvater in den Benediktinerinnenklöstern Holzen und Wald. Dann wird er Prior in Fultenbach, das wegen Überschulung zunächst von Kloster Neresheim und dann von Ottobeuren verwaltet wurde. In Ottobeuren war er Ottobeuren Stiftsökonom, Prior und Subprior. Pater Christoph war ein barocker Universalmensch, studierter Theologe aber auch erfahren in allen Fächern der angewandten Mathematik. Er galt schon zu Lebzeiten als hervorragender, berühmter Architekt. Schon in Salzburg lernte er die dortigen neuen Bauten kennen. Er plante Kloster- und Kirchenneubauten detailliert, vergab die Ausführung aber an  ihm bekannte Baumeister. Er war so einer der ersten Architekten im modernen Sinn. Als Architekt tauchte Pater Christoph erstmals 1695 auf. 1696 vergab das Kloster Holzen in Allmannshofen den Klosterneubau an Franz Beer. Die Pläne stammten von Pater Christoph. Dieser erläuterte sie 1695 beim Augsburger Bischof Alexander Sigmund und ließ sie genehmigen. Der Neubautyp , eine Vierflügelanlage mit vorgestellter Kirche, ist ihm nicht nur aus der Literatur sondern auch von Kempten und Obermarchtal bekannt. Er wendet diesen Typ nachher auf alle seine Klosterbauten an, auch auf Ottobeuren. Das neue Kirchenschiff  der Wallfahrtskirche Eldern entstand 1702–1706, auch sie ein werk von Pater Christoph. die Bauausführung besorgte der Vorarlberger Klosterbaumeister Jodok Zünd. Pater Christophs  Ruf als planender Architekt führte zu weiteren Planungsaufträgen von anderen Abteien der Bayrischen Kongregation und in befreundeten oder unterstellten Frauenklöstern. In Benediktbeuern war es der grosse Ökonomiehof. Für das Adelige Damenstift Edelstetten plante er die Stiftskirche.

VogtEldern

Für die benachbarte Benediktinerabtei Ochsenhausen baute er die Neubauten der Pfarrkirchen von Ummendorf und Opferopfingen. Ausführender Baumeister ist Franz Beer I.

Der größte Teil seiner Bautätigkeit entfällt aber auf sein Heimatkloster Ottobeuren. Neben der Wallfahrtskirche Eldern errichtet er auch den Neubau des Benediktinerinnenklosters Kloster-Wald. Auf dem Burschel bei Ottobeuren, das ist eine alte Burgstelle,  baute er den Zentralbau der Michaelskapelle. Für Niederdorf und Lachen baute er neue Kirchen. Sein Hauptwerk war die Planung und Durchführung der neuen  Klosteranlage. Abt Rupert hatte ihm diese gleich nach seiner Wahl übertragen. Grundsteinlegung war 1711.

Für die Klosteranlage gab es heute nicht mehr vorhandene Konkurrenzentwürfe von Vorarlbergern und von Johann Jakob Herkomer. Von ihnen übernahm Pater Christoph sicher einiges. Aus einer Summe von Vorschlägen erstellte er die entscheidende Planung und setzte diese auch durch. Schon 1715 konnte ein Teilbezug der neuen Klosteranlage erfolgen. Pater Christoph starb 1725 mit 77 Jahren in Ottobeuren. Er erlebte noch die weitgehende Fertigstellung des Klosterneubaus.

Nicht nur als Architekt war Pater Christoph tätig. Er war auch ein guter Musiker und Orgelbauer und hat auch auf dem Gebiet des Orgelbaus bedeutende Werke hinterlassen. Neue Orgeln baute er in

Ottobeuren, im Oberhospital Memmingen, in Holzen und Eldern. In anderen Klöstern wie Weissenau, Kühbach und Zwiefalten reparierte er die Orgelwerke.

Das Kloster Ottobeuren hatte schon immer großes Gewicht auf die Ausbildung seiner Mönche gelegt und sich an Bildungseinrichtungen wie der Universität Salzburg beteiligt. An der Klosterschule von Ottobeuren lernten zur Zeit Abt Ruperts 240 Schüler.

Das erfordert natürlich einen entsprechenden Lehrkörper. Aber die Abtei stellte zusätzlich Professoren an der Benediktiner-Universität in Salzburg. Mit Franz Schmier war von 1713 – 1728 wieder ein aus Ottobeuren stammender Mönch Rektor der Salzburger Universität. 1714 kamen erstmals Lehrkräfte aus Ottobeuren ans Freisinger Lyzeum. Auch an die Akademie in Fulda wurden Lehrkräfte abgegeben. Das Engagement  im Bildungsbereich wurde wahrgenommen und gewürdigt.

1718 wurde Abt Rupert II. aufgrund der Verdienste der Reichsabtei für die Förderung der Wissenschaften Präses der Salzburger Universitäts-Konföderation.

Der Konventneubau war voll und ganz aus Eigenmitteln bestritten worden. Gleichzeitig baute er neue Pfarrkirchen in Theinselberg, Hawangen, Benningen und Ungerhausen, errichteet die Buschelkapelle als barocken Zentralbau, baute in Attenhausen und Benningen einen neuen Pfarrhof und konnte trotzdem noch Erwerbungen tätigen. Ottobeuren verkraftet diese riesigen Aufwendungen dank einer hervorragenden Ökonomie unter der Leitung von Abt Rupert II. problemlos. Schon früh plante er den Kirchenneubau.

Beeindruckt war er von der Kollegienkirche in Salzburg und der Stiftskirche in Weingarten. Aber er ließ von von mehreren Baumeistern Entwürfe ausarbeiten. Aus allen zog er etwas und wählte das nach seiner Meinung beste daraus, wie er in seinem Tagebuch schrieb. Die Ausführungsplanung übertrug er dem Klosterbaumeister Simpert Kramer. Dieser war durch Pater Christoph in den Dienst Ottobeurens gekommen. Er hatte das Adelige Damenstift Edelstetten die Stiftskirche nach dem von Pater Christoph entworfenen Plan ausgeführt.1731 gab der Konvent aber kein grünes Licht zum sofortigen Baubeginn der Kirche zumal auch die Stiftswaldungen durch den Klosterbau stark belastet worden waren. Für zusätzliche Unsicherheit sorgte auch der Polnische Thronfolgekrieg (1733-1738) Man beschränkte sich nun bei Bauarbeiten auf das Notwendigste und entließ ausländische Steinmetze und Gipsarbeiter. 1736 genehmigte der Konvent die Neubaupläne. Am 27. 9. 1737 nahm Abt Rupert die feierliche Grundsteinlegung vor.

Zwei Jahre später wurde mit dem Bau des Gebäudes für die weltlichen Beamten begonnen.  Am 20. Oktober 1740 starb Abt Rupert im 70.Lebensjahr.

Nachfolger von Abt Rupert wurde Anselm Erb, geboren am 29.1.1688 in Ravensburg. Er trat 1706 in das Kloster Ottobeuren ein. Am 15. August 1706 legte er das Ordensgelübde ab. 1712 wurde er zum Priester geweiht. Den größten Teiles der Amtszeit seines Vorgängers verbrachte er außerhalb von Ottobeuren. Ab 1720 lehrte er an der Universität Salzburg. 1723  erwarb er den Grad eines „Magister philosophiae“ und  lehrte dann von 1723-25 als Professor für Philosophie in Salzburg. 1725 wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert. Ab 1727 lehrte er Kirchenrecht am fürstbischöflichen Lyzeum Freising und war dort  Regens sieben Jahre Rektor. Dann wechselte er an Akademie zu Fulda. Von dort wurde er nach Ottobeuren zurückgerufen, wo er am 23. November 1740 zum  Abt gewählt worden war. Natürlich hatte ihm Abt Rupert ein gewaltiges und verpflichtendes Erbe hinterlassen. Am 25.11. 1741 konnte das Beamtengebäude bezogen werden. Nun stand die kostspielige Vollendung des Kirchenrohbaus und der Außenteile der Kirche an.

1748 berief Abt Anselm den in Zwiefalten tätigen 56-jährigen Johann Michael Fischer zur Kirchenneuplanung. Simpert Kramer ersuchte um Entlassung und ging zurück nach Edelstetten. Der Bau war schon deutlich über die Fundamente gewachsen und so mußte Fischer Grundriss und Basilika-Konzept Kramers übernehmen. Wesentliche Merkmale seiner Umplanung sind die Vergrösserung der Vierung und der definitive Verzicht auf die hochbarocke Tambourkuppel, den schon Abt Rupert kurz vor seinem Tod erwogen  hatte.

Die Stuckarbeiten und die Bildhauerarbeiten vergab  Abt Anselm an den Wessobrunner Stuckplastiker und Stuckateur Johann Michael Feichtmayr (1696–1772). Er erstellte den Hochaltar und die meisten Altäre. Die Figuren schuf der Riedlinger Bildhauer Johann Joseph Christian (1706–1777). Von Johann Jakob Zeiller (1708–1783) aus Reutte stammen die Kuppelfresken. Die Orgeln bestellte Abt Anselm bei dem aus Eldern stammenden und in Dijon lebenden Karl Joseph Riepp (1710–1775)

Am 28. September 1766  konnte schließlich die neue Kirche eingeweiht werden. Gleichzeitig wurde damit auch das 1000-jährige Bestehen der Abtei, das eigentlich schon zwei Jahre früher fällig war, feierlich begangen. Für die achttägigen Feierlichkeiten, ein richtiges barockes Fest wurden  22 000 Gulden ausgegeben. Einer der Festredner war Pater Sebastian Sailer aus dem nahen Prämonstratenserkloster Obermarchtal (siehe dort). Er galt als begnadeter Redner. Am Nachmittag las er einiges aus seiner “Schwäbischen Schöpfung”.  In der Regierungszeit Abt Anselms gab es natürlich nicht nur den Kirchenneubau.

Ein Krieg belasteten die Amtszeit von Abt Anselm. Das war der österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748. Das bedeutete Kriegsabgaben an den Schwäbischen Kreis. 1742 waren das 9000 Gulden, 1743 6000 Gulden, 1545 6000 Gulden, wechselnde Einquartierungen.

Der Krieg hatte auch die Pläne „einer zwischen allen (deutschen) benediktinischen Abteien gemeinschäftIichen großen literarischen Anstalt“ mit dem Hauptsitze in der Fürstabtei Kempten zunichte gemacht. Unabhängig davon schickte Abt Anselm junge Ordensmitglieder der Tradition Ottobeurens entsprechend zur Ausbildung nach Salzburg und anderen benediktinischen Bildungseinrichtungen. Auch Erwerbungen konnten getätigt werden die Herrschaft Stein und Ronsberg für 127,402 Gulden und das Bruggersche

Rebgut in Immenstaad.

Im Jahr der Kirchweihe feierte Abt Anselm auch sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Am 12. Mai 1767 resignierte Abt Anselm nach 26 Jahren Regierungszeit. Noch im selben Monat verstarb er.

Zu seinem Nachfolger wurde Honorat Göhl gewählt. Er ist am 6.1.1733 in Immenstadt geboren. Er hatte die Klosterschule in  Ottobeuren und danach die Schule in Salzburg besucht. Ann trat er in Ottobeuren ins Kloster ein. Am 13. 12. 1751 legte Profeß ab.  1757 wurde er zum Priester geweiht. Er lehrte dann an der Klosterschule zunächst Syntax, dann Philosophie. Später wurde er er Novizenmeister, Director Clericorum und Cooperator im Priorat zu St. Johann in Feldkirch. Drei Schwerpunkte prägten seine Regierungszeit. Besonders am Herzen lag ihm die Beachtung der Klosterzucht, die in seinen Augen auch bedingt durch die Unruhe, die die lange Bauzeit im Kloster verursacht hatte, und natürlich die Anwesenheit vieler nicht Klosterangehöriger, Künstler, Handwerker,Tagelöhner, gelitten hatte. Auf die Förderung und den Ausbau der Klosterschule legte er großen Wert. Zu den sechs Klassen (Principia, Rudimenta, Grammatica minor und major, Poesis, Rhetorica)fügte er 1789 zwei philosophische Kurse zu .

Der dritte Punkt war  die künstlerische Vervollkommnung der Musikpflege des Hauses , nicht nur für den kirchlichen Gebrauch sondern auch zur Unterstützung des Theaters, das in Ottobeuren in der gesamten Barockzeit besonders gepflegt wurde. Wichtige Stütze war ihm auf diesem Gebiet Pater Franz Xaver Schnitzer, in Wurzach geboren. Als Chorknabe erhielt er in Ottobeuren seine Ausbildung. Abt 1766 war er Organist im Stift und bis zu seinem Tod 1785 als Chorregent und Musikinstruktor tätig. Er komponierte mehrere Messen, ein Requiem, Magnifikate und Vespern aber auch Singspiele. Die Blüte der Vokalmusik hatte bis zur Säkularisation ihren Höhepunkt erreicht. Die Pflege des Theaters hatte für Kloster Ottobeuren kurz vor seiner Auflösung einen ganz praktischen Nutzen.

Als General Vandamme, General unter Napoleon,  am 14. Mai 1800 nach Ottobeuren kam, wurde er mit allen Ehren empfangen und er wohnte einem Theaterstück bei, dass ihn so begeisterte, dass er sich als Beschützer Ottobeurens empfahl. Das Kloster kam dann tatsächlich unbeschadet durch die Napoleonischen Kriege.

Abt Honorat konnte neben seinen Erfolgen bei der Klosterzucht, der schulischen und kulturellen Leistung auch ganz praktische Erfolge vorweisen.  In Feldkirch erbaute er in dem Priorat der Abtei für 30.000 Gulden das Johanniterhaus. In Olarzried wurde eine neue Kirche erbaut. Er baute Mühlen, gab eine Mühlenordnung heraus, förderte den Klee-und Flachsanbau. Er begann mit der Verteilung der Gemeindegründe, was nach anfänglichen widerständen ein voller Erfolg wurde und den Wohlstand spürbar steigerte.

Die Bibliothek wurde gezielt ausgebaut.

Öffentliche Straßen und Wege wurden für 30.000 Gulden ausgebessert oder neu angelegt.

Pater Ulrich Schiegg (Profess am 29. September 1771) lehrte von 1791 bis 1800 lehrte er Mathematik, Astronomie, Physik und Landwirtschaft an der Universität Salzburg. Am 22. Januar 1784 führte er in Ottobeuren den ersten unbemannten Ballonstart Deutschlands durch, angeregt durch die Versuche  der Gebrüder Montgolfier mit Heißluftballons. Nach der Auflösung des Klosters war Schiegg Hofastronom in München.

1801 feierte Abt Honorat sein goldenes Priesterjubiläum. Am 17. Juli 1802 verstarb er.

Noch vor dem Ableben Abt Honorats wurde am 9. Februar 1801 in Lunéville ein Friedensvertrag zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich unter Kaiser Franz II. unterzeichnet. Er regelte die rechtliche Eingliederung der von Frankreich seit 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet. Den Fürstentümern des Reiches wurde gleichzeitig eine Entschädigung durch Säkularisation geistlicher Territorien und Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien und Reichsstädte

zugesagt. Umgesetzt wurde das dann im Reichsdeputationshauptschluss von 1803.  Die Kurfürstentümer Köln und Trier, das Fürsterzbistum Salzburg und alle Fürstbistümer und alle anderen geistliche Fürstentümer wie Reichsabteien un d Reichsstifte wurden aufgelöst und enteignet.

 

 

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Nur 5 Tage nach dem Tod des letzten Abtes wurde der Nachfolger gewählt. Gewählt wurde Paulus Alt, geboren am 15. März 1760 in Wangen. 1780 legte er seine Gelübde ab. 1784 wurde er zum Priester geweiht. Er war zunächst Novizenmeister und dann lehrte

er Theologie in Freising.Dann kam er wieder nach Ottobeuren. Bis zu seiner Wahl war er dort Prior. Die Wahl fand am 23.Juli 1802 statt, die kaiserlichen Belehnungsinstrumente folgten 4 Monate später. Aber schon  29. August erschien der kurbayrische Kommissär

Freiherr v. Hertling im Kloster und eröffnete dem Abt, dass Kurbayern die ihm in Schwaben zugesicherten Distrikte militärisch besetze. Am 1. Dezember 1802  erhielt das Kloster das Besitznahme-Dekret. Das Stift Ottobeuren erlosch damit nach 1038 Jahren Bestehen.  Der Konvent wird allerdings nicht aufgelöst. 18 der ursprünglich 48 Mönche konnten im Kloster verbleiben. Neuaufnahmen waren jedoch nicht mehr möglich. Teile des Klosters wurden für das Amtsgericht, Kasernen und Wohnungen verwendet. Unter König Ludwig I. wurde das Kloster als Priorat der Abtei St. Stephan neu gegründet. 1918 wurde es wieder selbstständige Abtei. Heute leben noch etwa 20 Mönche im Kloster. Ottobeuren hat als einziges der schwäbischen Barockklöster eine ununterbrochene klösterliche Tradition.

1964 wurde die Klosteranlage umfassend renoviert.

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Äbte des Klosters Ottobeuren

  • Toto (764–814)
  • Milo (814–864)
  • Neodegar (864–869)
  • Witgar (869–902)
  • Birtilo (902–941)
  • Adalbero (941–972)
  • Ulrich von Augsburg (972–973)
  • Rudung (973–1000)
  • Dangolf (1000–1012)
  • Sigibert (1012–1028)
  • Embricho (1028–1050)
  • Eberhard (1050–1069)
  • Razelin (1069–1082)
  • Adalhelm (1082–1094)
  • Gebhard (1094–1100)
  • Heinrich I. (1100–1102)
  • Rupert I. von St. Georgen (1102–1145)
  • Isingrim (1145–1180)
  • Bernold (1180–1194)
  • Konrad I. (1194–1227)
  • Berthold I. (1227–1246)
  • Walther (1246–1252)
  • Heinrich II. (1252–1258)
  • Siegfried (1258–1266)
  • Heinrich III. von Bregenz (1266–1296)
  • Konrad II. (1296–1312)
  • Heinrich IV. (1312–1322)
  • Heinrich V. von Nordholz (1322–1353)
  • Johann I. von Altmannshofen (1353–1371)
  • Ulrich von Knöringen (1371–1378)
  • Johann II. von Hocherer (1378–1390)
  • Heinrich VI. (1390–1399)
  • Johann III. von Affstetten (1399–1400)
  • Johann IV. Russinger (1400–1404)
  • Eggo Schwab (1404–1416)
  • Johann V. Schedler (1416–1443)
  • Jodok Niederhof (1443–1453)
  • Johann VI. Kraus (1453–1460)
  • Wilhelm von Lustenau (1460–1473)
  • Nikolaus Röslin (1473–1492)
  • Matthäus Ackermann (1492–1508)
  • Leonhard Wiedemann (1508–1546)
  • Kaspar Kindelmann (1547–1584)
  • Gallus Memminger (1584–1599)
  • Alexander Sauter (1600–1612)
  • Gregor Reubi (1612–1628)
  • Andreas Vogt (1628–1633)
  • Maurus Schmid (1633–1655)
  • Petrus Kimmicher (1656–1672)
  • Benedikt Hornstein (1672–1688)
  • Gordian Scherrich (1688–1710)
  • Rupert Neß (Rupert II.; 1710–1740)
  • Anselm Erb (1740–1767)
  • Honorat Göhl (1767–1802)
  • Paulus Alt (1802–1807)
  • Prior Barnabas Huber (1834–1851)
  • Prior Theodor Gangauf (1851–1859)
  • Prior Raphael Mertl (1859–1889)
  • Prior Eugen Gebele (1889–1903)
  • Prior Theobald Labhardt (1903–1915)
  • Prior (ab 1918 Abt) Placidus Glogger (1915–1920)
  • Joseph Maria Einsiedler (1920–1947)
  • Vitalis Maier (1948–1986)
  • Vitalis Altthaler (1986–2002)
  • Paulus Maria Weigele (2002–2013)
  • Johannes Schaber (seit 2013)

21 Jan 2011

Tettnang, Neues Schloss

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Tettinanc so lautet die urkundliche erste Erwähnung Tettnangs in einer 882 in Wasserburg ausgestellten Urkunde. Es geht um einen Vertrag zwischen einem Großbauern und dem Kloster Sankt Gallen. Zwischen 1112 und 1154 wird eine erste Burg in Tettnang erbaut. Sie bildete das Zentrum einer neuen Grafschaft. In einer Urkunde Friedrich Barbarossa wird ein Graf Kuno erwähnt. Über die Grafschaft Bregenz kommt Tettnang dann an Hugo I., den ersten Grafen von Montfort. Der Enkel Hugo III. erhält bei der Teilung der Grafschaft die Gebiete um Tettnang und wird so der Begründer der so genannten Tettnanger Linie. Ende des 12. Jahrhunderts initiiert er die Anlegung eines Marktes. Die Lage an der Fernstraße Ulm-Ravensburg-Lindau erschien dafür günstig. 1297 wurde durch König Adolf von Nassau das Stadtrecht verliehen. Hugo IV. studierte in Bologna italienisches Stadtrecht und konnte so einen wichtigen Beitrag erbringen. Die Habsburger besiegten Adolf von Nassau in der Schlacht von Göllheim, in der Adolf getötet wurde. war er für abgesetzt erklärt worden und der Habsburger Albrecht zum König gewählt worden. Dieser bestätigte das Stadtprivileg Tettnangs. In den Streitigkeiten zwischen Habsburg und Ludwig dem Bayer wurde Tettnang 1322 von dem Habsburger Herzog Leopold belagert und völlig zerstört. 1379 setzte Heinrich IV. von Montfort eine städtische Verfassung für Tettnang fest, die den Bürgern mehr Priviligien einräumte. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörte Tettnang dem Schwäbischen Städtebund an.Außerdem gehörte es zum Bund der Bodenseestädte. Nach dem Tode Wilhelms V. wurde Montfort in drei Komplexe geteilt. Tettnang war Hauptstadt der Grafschaft geworden. Ulrich V. und sein Sohn Ulrich VII. stabilisierten die städtische Selbstverwaltung mit der Festigung der Rolle eines Bürgerrats, des Bürgermeisters und eines Ammans. Sie interessierten sich für Kunst und waren beim Adel hoch geachtet. Nach dem Tode Ulrichs VII. hatte seine Gemahlin Magdalena von Öttingen die Position einer Stadtregentin inne.430px-Magdalena_von_Öttingen Nach ihrem Tod wurde ihr Neffe Hugo XVI. durch Kaiser Karl V. mit Tettnang belehnt.

Im Bauernkrieg kann Hugo XVI. zwischen dem aufständischen Seehaufen und dem Schwäbischen Bund unter Truchsess Georg von Waldburg, dem “Bauernjörg” vermitteln. Er wirkt am “Weingartner Frieden” mit. 1526 übernimmt er die Tettnanger Gebiete.

Im 30-jährigen Krieg wurde die Burgen von  Tettnang und Argen zerstört. Das Tettnanger Gebiet wird mehrfach von Hungersnöten, Pest und Verwüstung heimgesucht.1667 errichtete Graf Johann VIII. von Montfort einen schlichten Neubau, das heutig Alte Schloss. Durch Erbteilung sank die politische Macht des Grafen. Ein repräsentativer Neubau sollte neuen Glanz bringen. Christoph Gessinger, der Baumeister des Neuen Schlosses in Meersburg wurde mit der Planung beauftragt. Ab 1713 wurde mit dem Bau begonnen. Auch die Inneneinrichtung wurde von bekanntesten Künstlern der Zeit wie den Freskanten Johann Michael Rottmay und Johann Rudolf Byss sowie dem Stuckateur Dominikus Zimmermann ausgeführt. Das alles überstieg die Finanzkraft des Grafen erheblich. Nach fünfjähriger Bauzeit, der Bau war noch nicht vollendet,

bacchusließ Graf Anton die Bauarbeiten einstellen. Der Sohn  Ernst konnte 1731 noch die Schlosskapelle vollenden. Zu allem Unglück brannte das Schloss 1753 bis auf das Erdgeschossgewölbe aus. Nur die Fassaden und wenige Reste der Innendekoration blieben erhalten. Doch Graf Franz Xaver von Montfort machte weiter, allerdings mit finanzkräftiger Unterstützung Österreichs, das damit natürlich seine machtpolitischen Ziele weiter verfolgte. 1770 hatten wiederum die bekanntesten Künstler ihrer Zeit den Wiederaufbau beendet. Allerdings war auch der Graf am Ende, zumal Habsburg den Verkauf von Langenargen   blockierte. 1780 kapitulierte Graf Montfort und trat seine verschuldeten Besitztümer an Österreich ab. Dafür erhielt er Schuldenerlass und eine jährliche Rente von 6000 Gulden.

Tettnang wurde als Oberamt Tettnang in Vorderösterreich eingegliedert und verblieb dort bis zum Frieden von Pressburg. 1805 fiel es so an Bayern, das Tettnang 1810 an Württemberg weitergab.

Bis 1973 war Tettnang Kreisstadt. Mit der Kreisreform, die am 1.1.1973 in Kraft trat, ging Tettnang im Bodenseekreis auf.

21 Jan 2011

Schloss Erolzheim

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Der Name Erolzheim kommt angeblich von einem Ritter zur Zeit Ottos des Großen, der ein Rad von Marstetten nach Erolzheim rollte. “Er rollts heim” Nach der Aktenlage wird Erolzheim erstmals am 4. Februar 1040 in ein Urkunde erwähnt. Kaiser Heinrich III. bestätigt auf einer auf der Reichenau ausgestellten Urkunde dem Kloster Einsiedeln seine Besitzungen und Rechte unter anderem in Erolzheim. Da heisst es: „In comitatu Ilregeuue Erolfesheim“ (WUB I,265 Nr.223) Vom 12.bis zum 16. Jahrhundert sind die Herren von Erolzheim im Besitz des Ortes. 1517 verleiht ihnen Kaiser Maximilian die Hochgerichtsbarkeit über Erolzheim und Kirchdorf an der Iller. Hans von Erolzheim verkauft seinen Stammsitz an die Gebrüder von Welden. 1594 erwirbt Konrad der Ältere von Bemmelsberg die Herrschaft Erolzheim. Die von Bemmelsberg sind ein altes hessisches Adelsgeschlecht aus der Nähe von Eschwege genannt nach ihrem Stammsitz Boyneburg oder Bemmelsberg.

1806 fällt Erolzheim an Bayern und kommt dann 1810 an Württemberg. 1826 stirbt Sebastian von Bemmelsberg. Damit erlischt das Geschlecht derer von Bemmelsberg. Über mehrere Stationen kommt das Schloss 1915 an den Ulmer Geheimrat Albert Konstantin von Kienlin.  Am 26. April 1945 wird Erolzheim von amerikanischen Truppen eingenommen. Gegen Kriegsende wurden vom Stuttgarter Stadttheater die Kostüm und Waffenausstattung des Theaters wegen des Bombenkriegs ins Erolzheimer Schloss gebracht. Im Juli wurden dann die Besatzungszonen geregelt und die Franzosen lösten die Amerikaner ab, die über die Iller in die nun amerikanische Zone gingen. Am 13. September 1945 kam es dann noch zu einem Großbrand im Schloss.

1987 wird das Schloss von der Familie von Kienlin verkauft. Heute beherbergt es rund 30 Wohnanlagen,  Büros sowie ein Restaurant und ein Hotel.

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20 Jan 2011

Reichsabtei Ochsenhausen

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In der Gegend soll schon im 9. Jahrhundert ein Nonnenkloster mit dem Namen Hohenhusen bestanden haben. Erst die Schlacht auf dem Lechfeld 995 beendete ja für Süddeutschland die Hunnengefahr. So sollen die Nonnen im 10. Jahrhundert vor den Ungarn ins Österreichische geflüchtet sein. Eine Truhe mit ihren Schätzen und Reliquien sollen sie vergraben haben. Einige Jahre später soll nun ein Ochse beim Pflügen auf die Holzkiste gestoßen sein. An der Fundstelle entstand das Kloster Ochsenhausen. Ohne Blick auf die Legende kann man sagen, dass die fränkisch-welfischen Ministerialen Konrad, Hawin und Adelbert von Wolfertsschwenden als Grundeigentümern zusammen mit ihren Schwestern ein Kloster gestiftet haben. Am 31. Dezember 1100 wurde die Stiftung in einer Urkunde ohne Ortsangabe niedergelegt. Eine Kirche, eine Mühle, eine Wirtschaft sowie ein Wald, alles in Ochsenhausen gelegen wurde der Abtei St. Blasien im Schwarzwald in Anwesenheit des Abtes Uto und des Advokaten der Abtei St. Blasien Adelgoz übergeben. St. Blasien zählte damals zu den führenden Reformklöstern Schwabens. Vor Ochsenhausen war von St. Blasien aus schon Muri 1082 gegründet und Göttweig 1094 von einem Chorherrenstift in ein Benediktinerkloster umgewandelt worden. Abt Uto I. schickte Mönche ins Rottumtal. Am 2. Januar bestätigte König Lothar1126 in Straßburg dem Kloster St.Blasien den Besitz von Kloster Ochsenhausen.  (WUB I Nr.288). Am 12. Januar 1152 fertigte König Konrad III. in Freiburg eine der Urkunde von König Lothar wortgleiche Bestätigung des Besitzes aus.1157 bestätigt Papst Hadrian IV. dem Abt Gunther (1141-1172) die Stiftung von Kloster Ochsenhausen und der Kirchen von Reinstetten,

Mittelbuch, Tannheim,Bergheim, Arlach und Goldbach.

Abt Uto hatte als ersten Prior Burkhard nach Ochsenhausen entsandt, der schnell für einen guten Ruf des neuen Klosters sorgte und so große Anziehung auf junge Leute ausübte. Berthold von Laubach trat in das Kloster ein

und Ochsenhausen bei seinem Klostereintritt seinen ganzen Besitz. Er wurde auch mit Genehmigung des Mutterklosters zum ersten Probst bestellt, als sich Burkhard aufgrund seines Alters den Aufgaben seines Amtes nicht mehr. gewachsen fühlte. Er verwaltete dieses Amt bis zu seinem Tod 1178.

Das Kloster wurde rasch mit vielen Schenkungen bedacht. Im Jahre 1343 hatte es Probleme mit den schellenbergischen Vögten, die als Herren von Kisslegg mehrfach Landvögte von Schwaben (Oberschwaben)waren und wendete sich deshalb an Kaiser Ludwig den Bayern. Dieser gab dem Konvent “ als Schirmer Ammann, Rat und Gemeinschaft der Bürger“ der Reichsstadt Ulm (Ludwig (R I VII) H 1-n. 360). Das Kloster war vor dem barocken Neubau eine bescheidene Anlage. 1391 löste sich Ochsenhausen vom Mutterkloster Sankt Blasien und wurde selbstständige Abtei.

Tiefere Ursache war das abendländische Schisma von 1378 und 1417, das erst durch das Konstanzer Konzil beendet wurde.1378 war in einer chaotischen Wahl Bartolomeo Prignano zum Papst gewählt. Er nannte sich Urban VI. Die Wahl wurde bald angefochten und in Fondi mit Robert von Genf ein Gegenpapst gewählt, der sich Clemens VII. nannte. Er konnte sich in Rom nicht durchsetzen und ging bald nach Avignon. Die Kirche hatte zwei Päpste und spaltet sich in Oboedienzien. Blasien hatte sich unter den Gegenpapst gestellt während Ochsenhausen beim regulären Papst Urban VI. verblieb. Die vom Mutterkloster St. Blasien eingesetzten Probst Heinrich von Södorf und Prior Heinrich Laurin versuchten die Ochsenhausener Mönche ebenfalls zur Anerkennung des Gegenpapstes zu bringen. Da die Zustände allmählich unhaltbar wurden, wandte sich der Konvent über den Bischof in Konstanz an Papst Urban. Dieser löste den Konvent von der Gehorsamspflicht gegen den von St. Blasien eingesetzten Prior und erlaubte ihm, einen Prior aus seinen eigenen Reihen zu wählen.1388 hatte der Konvent hatte den aus Biberach stammenden Nikolaus Faber  zum Propst und Prior gewählt. Der von St. Blasien eingesetzte Prior und Propst wurden nach St. Blasien zurückgewiesen. Natürlich wehrte sich der Abt von St. Blasien Heinrich IV. dagegen. Er einigte sich mit dem Konvent in Ochsenhausen die Angelegenheit Ulmer Theologen, die damals sehr angesehen waren, vorzulegen. Diese allerdings entschieden gegen St. Blasien. Die Wahl des Ochsenhausener Konvents wurde als rechtmäßig angesehen, da Ochsenhausen dem rechtmäßigen Papst anhänge, St. Blasien aber „dem schismatischen Papst Clemens“ anhänge. Was die Rücksendung der beiden Mönche aus St. Blasien anging wurde auch klar gesagt „der von St. Blasien aufgestellte Prior gehe als Schismatiker zu den Schismatikern nach St. Blasien. außerdem solle das Kloster so lange die Kirchenspaltung bestehe keinen Prior mehr für Ochsenhausen aufstellen. Als Papst Urban starb, reiste Prior Nikolaus Faber  1391 nach Rom, um eine Entscheidung des neuen Papstes Bonifazius IX. zu erwirken. Dieser erhob Ochsenhausen zur selbstständigen Abtei. Am 19. April 1392 wurde nun Nikolaus Faber zum ersten Abt gewählt und vom Konstanzer Bischof Burkhard von Höwen zum Abt geweiht und bestätigt.

Am 13. Oktober 1397 verlieh König Wenzel dem Abt und dem Konvent das Recht auf freie Vogtwahl und die Freiheit von fremden Gerichten. [RIplus] Regg. Wenzel [n. 3026] Die Reichsstadt Ulm wurde als selbstgewählter Schutzherr bestätigt. Seit 1422 wird das Kloster nun als Reichsstand in den Reichsmatrikeln geführt. Das Kloster hatte nun das Ulmer Bürgerrecht und unterstand dem Ulmer Stadtgericht.

Abt Nikolaus hatte schon als Probst durch Erwerb von Gütern für eines solide wirtschaftliche Basis des Stiftes gesorgt. Diese Politik behielt er auch als Abt bei. Außerdem wurde das Kloster weiterhin mit Stiftungen  bedacht.

Nach dreißigjähriger Regierungszeit als Abt trat er am 11. Juni 1422 zurück. Sein Todesdatum ist nicht bekannt. Zu seinem Nachfolger wurde sein Neffe Heinrich Faber gewählt, der vorher 5 Jahre Pfarrer in Winterrieden war.

In seiner Amtszeit wurden Weingärten in Markdorf gekauft. Er starb bi einer Reise nach Konstanz dort am 6. März 1434. Zu seinem Nachfolger wurde Michael Ryssel gewählt, der aus einer Ulmer Patrizierfamilie stammte.

Er stand seinem Kloster 34 Jahre vor. In seiner Amtszeit wurde ein großer Kirchturm erbaut, der den kleinen schon baufälligen ersetzte. Außerdem wurde er mit größeren Glocken versehen. Auch unter Abt Michael wurde der Grundbesitz des Klosters und durch eigene Zukäufe vergrößert. Auch um die Klosterbibliothek kümmerte er sich. Die ersten Druckschiften für das Kloster wurden angeschafft. Nach seiner Resignation am 8. Juni 1468 wurde Johannes Knuß zum Abt gewählt Er stammte aus einer Biberacher Bürgerfamilie. Er kam mit etwa 12 nach Ochsenhausen und genoß dort Unterricht. Er war sehr talentiert und wurde schon mit 16 in den Orden aufgenommen.

Er bekleidete mehrere Klosterämter, wie z. B. Kellermeister. Am Schluß war Klosterökonom. Dieses Amt versah er mit soviel Erfolg, dass er nach Resignation von Abt Michael als dessen geeigneter Nachfolger gesehen wurde und 1468 gewählt wurde er mit der großen Herausforderung seiner Regierungszeit konfrontiert. 1470 kam die Pest nach Oberschwaben. Ganze Weiler und Dörfer verloren sämtliche Einwohner. Abt Johannes ließ kostenlose Heilmittel aus der Klosterapotheke verteilen. Kranke und arbeitsunfähige wurden über die Klosterküche mitverpflegt.Für die Überlebenden sorgte er nach Kräften.Zwar wurde der Klosterbesitz weder durch Zukauf noch durch Spenden vergrößert. Aber er hatte seine Untertanen vor den Untergang gerettet, wie der Chronist des Klosters Georg Geisenhof schreibt. 1376 starb Abt Johannes. Auf ihn folgte Jodokus Bruder. Jodokus ist 1422 in Biberach geboren.Seine Ausbildung erhielt er in Kempten unter Ausicht seines Onkels.!457 kam er als Novize ins Kloster Ochsenhausen. Er war so begabt, dass ihn Abt Michael Ryssel schon 1468 zum Prior ernannte.Da war er gerade 26. 1476 wählte ihn der Konvent als Nachfolger des verstorbenen Abtes Johannes. Er selbst scheint an seiner Eignung zum Abt gezweifelt zu haben. Der Überlieferung nach begab er sich zu Nikolaus von der Flüe in der Schweiz, der schon zu Lebzeiten im Rufe der Heiligkeit stand. Er soll den Einsiedler gefragt haben, ob er als Abt auch selig werden könne. Die Antwort „wohl schwerlich“ habe ihn bewegt, nach seiner Rückkehr aus der Schweiz sein Amt niederzulegen.In seiner Regierungszeit wurden einige Grenzstreitigkeiten mit dem Kloster Buxkeim  und Tannheim beigelegt. Nach seiner Resignation lebte er noch 47 Jahre.

Auf ihn folgte Abt Simon Lengenberger. Auch er ist in Biberach geboren. Mit 15 wurde er Novize im Kloster Ochsenhausen und erhielt hier wohl auch seine wissenschaftliche Ausbildung. Mit 16 legte er seine Profess ab.1482 wählte ihn der Konvent zum Abt. Er scheint zu Kaiser und Papst gute Beziehungen gehabt zu haben.1488 wurde dem Kloster von  Kaiser Friedrich III. die Blutgerichtsbarkeit verliehen. Es durfte nun Stock und Galgen aufrichten. Die Urkunde wurde am 23. Dezember 1488 in Innsbruck ausgestellt.( Chmel n. 8361, in: Regesta Imperii Online) Am 19.4.1494 bestätigte König Maximilian Abt Simon und dem Konvent des Klosters zu Ochsenhausen ihre alten Privilegien.(Maximilian I. – RI XIV,1 n. 573) Am 14. Juli 1495 bestätigte König Maximilian die Privilegienurkunden  König Wenzels, vor allem das Recht, sich einen Vogt nach Belieben zu wählen. (s.o.)Nach Geisenhof, dem Klosterchronisten (Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben) erhielt das Kloster 1494 von König Maximilian die Regalien und 1495 den Titel einer freien Reichsabtei verliehen. Papst Alexander VI. verlieh auch 1495 Abt Simon die Pontifikalien- unaufgefordert wie Geisenhof betont „eine Auszeichnung, die selten „einem deutschen Abte ungesucht zu Theil wurde“. Zu dieser Steigerung weltlicher Macht und geistlichen Anerkennung passt, dass Abt Simon mit dem Neubau der Klosterkirche wurde  in gotischem Stil 1488 begann. Sie war -auch nach Geisenhof zwar nicht an Umfang aber durchaus an Majestät den Münstern in Freiburg und Straßburg zu vergleichen. Sie hatte 15 Altäre.Den Hochaltar  errichtete der Ulmer Bildhauer Jörg Syrlin d.J., der unter anderem auch in Blaubeuren tätig war. Die Kirche wurde 1495 geweiht.

Syrlin begann mit seinem Altar 1496 und beendete sein Werk 1499. Abt Simon erlebte die Vollendung nicht mehr, denn er starb 1498. Neben dem Kirchenneubau wurde auch sonst im Kloster gebaut. Ein großes Gastgebäude wurde errichtet, das die Schweden dann im 30-jährigen Krieg zerstörten. Auch der Klosterbesitz wurde erweitert vor allem in Richtung Illertal. Abt Simon kaufte teils von Kloster Rot, teils von Mererau das ganze Dorf Oberopfingen und den Weiler Bonlanden.

Nachfolger von Abt Simon wurde Hieronymus I. Biechelberger Er stammte aus Dinkelsbühl und trat schon unter Abt Jodokus ins Kloster ein. Er bekleidete mehrere Klosterämter, zuletzt das des Großkellers.

Er war vor allem mit dem Neubau des Klosters befasst. Nach Geisenhof war es vor allem dem Geschick des Großkellers zu verdanken, dass das Bauvorhaben in nur 7 Jahren bewältigt werden konnte

und was absolut bemerkenswert ist, bei Vollendung auch schon bezahlt war. Das leisteten vor allem die Leibeigenen des Klosters, die „gegen eine mäßige Rekognition an Brod und baarem Gelde“

(Geisenhof) zum Gelingen beigetragen hatten. Das hatte zu einer erheblichen Unruhe unter den Untertanen geführt. vom Abt wurde das zunächst nicht wahrgenommen, da es im Stillen gegärt

hatte. Aber 1501 kam es in sämtlichen 38 Ortschaften des Klosters zu Unruhen. Die Lehensbauern, angeführt von ihren Ortsvorstehern versammelten sich im Klosterhof und kündigten Dienst und Gehorsam auf.

Abt Hieronymus hörte sich die Beschwerden an, ließ die Beschwerden von Georg Sattler, einem Advokaten beider Rechte, aufnehmen und prüfen. Sein Kanzler Friedrich von Dankersweil und sein Großkeller Raymund Kantengiesser handelten eine Vereinbarung mit den Gemeindevorstehern eine Vereinbarung aus, die allerdings nur kurz für Ruhe sorgten. Als sich die Bauern wieder vor dem Kloster zusammenrotteten und nächtliche Einfälle ins Kloster vornahmen, wandte er sich an den Schwäbischen Bund. Der drohte mit Waffenanwendung. Fürstabt Johannes von Kempten, Vertreter der Städte Ulm und Memmingen und Freiherr Georg von Freiberg handelten nun einen Kompromiss aus, der sich weit auf die Vereinbarung, die die Kommission von Abt Hieronoymus erzielt hatte, stützte. Die Vereinbarung hatte Vertragscharakter, was auch daran zu sehen ist, dass die Urkunde in zweifacher Ausfertigung erfolgte, jede Urkunde gesiegelt wurde und jede Partei eine Ausfertigung erhielt. Kurz zusammengefasst regelte sie die dinglichen und personalen Rechte des Bauern gegenüber dem Kloster.

Er wurde allerdings 1525 nach der Niederlage der Bauern im Bauernkrieg wieder zurückgenommen, dürfte aber der Grund dafür sein, dass Ochsenhausen unbeschadet durch den Bauernkrieg gekommen ist. Geisenhof sagt in seiner „Kurzen Geschichte..“ „denn durch die Vorgänge des Jahres 1502 gewitzigt, hielten es die Unterthanen des Klosters nicht mit den Rebellen.“ (S. 76). Abt Hieronymus starb im Jahre 1508. Bei der erforderlichen Wahl waren auch die Äbte von Kloster Elchingen und Zwiefalten anwesend. Nachdem sich im ersten Wahlgang keine Mehrheit abzeichnete, schlugen die beiden Äbte den bisherigen Prior Andreas Kindscher vor.Er fand die einhellige Zustimmung und wurde gewählt. Er war der 6.Abt der aus Biberach stammte. Zu seinem Amtsantritt erließ er den Untertanen die vom Schwäbischen Bund auferlegte Geldbuße und die Übernahme sämtlicher Kosten für die Kommission wegen der Vorgänge von 1502.Das belief sich auf insgesamt 4.000 Gulden. Auch das hat das Klima zwischen Kloster und Untertanen stark verbessert und wirkte sich sicher 1525 aus.

Seine kluge Amtsführung wurde auch im gesamten Orden wahrgenommen. Er wurde 1515 in Mainz vom Provinzialkapitel des Ordens zum Schiedsrichter und Kommissär für alle in den Diözesen Konstanz und Chur befindlichen Benediktinerklöster gewählt. Die Reformation, die inzwischen auch in Oberschwaben angekommen war, zeigte noch wenig Auswirkungen auf die Regierung von Abt Andreas. Aber in seinem Konvent waren

einige Mönche, die sich in Predigten und mit Schriften kritisch mit der Reformation auseinandersetzten. Abt Andreas starb 1541 nach 33 Regierungsjahren. Zu seinem Nachfolger wurde der aus Tettnang stammende Georg Müller gewählt. Bis zu seiner Wahl war er bereits 26 Jahre Prior. Gleichzeitig bekleidete er das Amt des Syndikus und Prokurator des Benediktiner-Ordens. Beide Ämter übte er zur vollen Zufriedenheit aus und schien so der geeignete Kandidat für die neue Aufgabe. Er geriet aber voll in die unruhigen ersten Reformationsjahre oder wie Geisenhof das ausdrückt: „die Vorsehung schien ihn aber gerade auf die ungünstigste Aufgabe aufgespart zu haben, welche ein – mehr, als blos mittelmässiges- Regententalent heischte“ (S.79). Um der mangelhaften Ausbildung des Klerus entgegen zu wirken, das war einer der Kritikpunkte der Reformation, plante er zusammen mit den Äbten von Kempten, Weingarten, Ottobeuren, Elchingen, Zweifalten, Irsee, Wiblingen und Donauwörth in dem kemptischen Legau ein Studienhaus für den Ordensnachwuchs zu errichten. Das Projekt kam aber nie zustande. 1491 war Baltringen von ihren bisherigen Mutterkirchen Laupheim und Sulmingen getrennt worden und zur selbstständigen Kirche erhoben worden. In Laupheim hatte das Kloster Ochsenhausen seit 1413 das Patronatsrecht. 1542 entzog  der Magistrat der Reichsstadt Biberach inzwischen mehrheitlich evangelisch, dem Pfarrer Knecht in Baltringen die priesterlichen Funktionen. Das war ein klarer Eingriff in die Rechte des Kloster Ochsenhausen und natürlich wehrte sich Abt Georg dagegen und bat die Stadt Ulm in ihrer Eigenschaft als Schirmvogt um Hilfe. Diese war aber mittlerweile ebenfalls evangelisch und versuchte nun ihrerseits das Kloster zu reformieren. Angeblich zum Schutz des Klosters verlegte die Stadt zwei Kompanien Soldaten in das Kloster. Daraufhin dankte der klösterliche Kanzlist Johann von Thierberg 1546 ab. Sein Nachfolger wurde Georg Greck. Dieser berief für das Seelenheil der ulmischen Soldaten einen protestantischen Prediger und verfügte, dass der katholische Gottesdienst in der Stiftskirche aufhören sollte. Aber die schon erwähnten Mönche unter Abt

Andreas wirkten dem entgegen. Die Reformation konnte in Ochsenhausen nicht Fuß fassen. Abt Georg flüchtete 1457 nach Augsburg, wo sich Kaiser Karl V. aufhielt. Allerdings erhielt er von Karl keine Hilfe sondern die Empfehlung, zu resignieren und sein Amt Gerwig Blarer, der seit 1520 Abt von Weingarten war und zugleich die Würde eines kaiserlichen Rates, Hofkaplan und päpstlichen Legaten für Papst Julius II. bekleidete, abzugeben. Außerdem war er auch Vorsitzender des Kollegiums der schwäbischen Prälaten. Dem Reichsprälatenkollegium gehörte er als Weingartener Abt seit 1520 an. Dieses Kollegium vereinte alle Klöster und Stifte des Alten Reiches, die im Reichstag vertreten waren. Seit 1523 führte er den Vorsitz dieses Gremiums, ohne jemals formal gewählt worden zu sein. Als Direktor des Reichsprälatenkollegiums oblag ihm die Repräsentation und Verhandlungsführung nach außen. Er hatte die Prälatentage auszuschreiben. Er war verantwortlich für die Kasse, die Verwaltung des Archivs und die Kanzlei. Schon 1537 erhielt er von Papst Paul III.das Recht des Gebrauchs der Pontifikalien. Er wurde bald zum führenden Repräsentanten der Katholiken in Oberschwaben. Dieser Mann schien Kaiser Karl der richtige Mann in dieser Situation zu sein. Gerwig Blarer stellte sich in Ochsenhausen zur Wahl und wurde als 10. Abt. gewählt. Schon auf die Nachricht von der Resignation Abt Georgs hin waren die Ulmer Truppen aus Ochsenhausen abgezogen. (Zu Abt Gerwig siehe auch Kloster Weingarten). Er beendigte die Schutzherrschaft Ulms über das Kloster und unterstellte dieses direkt dem Schutz König Ferdinands und dem Hause Habsburg. Im 2. Band der Briefe und Akten von Gerwig Blarer wird dies in einem Brief vom 22.08. 1548 an Gerwig, Prior und den Konvent zu Ochsenhausen mitgeteilt: „Der König hat den Revers über den Schutz und Schirm übersandt und der Regierung befohlen, das Gotteshaus mit allen zugehörigen nunmehr im Namen des Hausen Österreich zu schirmen (Brief 1019, Gerwig Blarer Briefe und Akten herausgegeben von Heinrich Günter Stuttgart 1921) 1556 Karl V. gewährt auf Bitten seines Rats Gerwig [Blarer], Abt von Weingarten und Ochsenhausen, den genannten Klöstern ein Privileg gegen Juden. Diese dürfen keine Klostergüter erwerben. Auch wird ihnen verboten, gegen Untertanen der Klöster vor dem Hofgericht Rottweil, dem Landgericht Schwaben sowie anderen fremden Gerichten zu klagen.(Urkunde B 515 U37 vom 11.2.1556 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart) 1565 erwarb er von den Erben der Familie Mannlich Schloss und Dorf Ummendorf und die hohe Gerichtsbarkeit für 70.000.– Gulden. Dieser finanzielle Kraftakt sorgte dann allerdings dafür dass Gerwigs Nachfolger das Dorf Wain verkaufte. Nach 16 Jahren Regierungszeit nahm er sich mit Andreas Sonntag 1563 einen Koadjutor, zog sich aber noch nicht zurück. Abt Gerwig war Renaissancemensch durch und durch. Auf den Reichstagen erschien er mit seiner Konkubine und 1545 erließ die österreichische Regierung ein Mandat an ihn wegen des unsittlichen Lebenswandels seiner Mönche.“Aber zu solcher verachtung hat er nit wenig ursach mit seiner leuchtfertigkait geben, dann erzu Zeiten gewon war, sein concubin [oder balmesel mit uf die reichstäg en maniere deguisee,in form ains raisigen, mit sich zu nemen. Die rit mit, war ufwarten; undwar nur gar einhüpsche sach, die von den evangelisch als ain guts vorbilde eins gaistlichenvatters wol wardherfür gezogen und ußgericht. (in http://www.kirchengemeinde-molpertshaus.de/Elmar Kuhn – Reformation in Oberschwaben. pdf S. 9) 1567 verstarb er In Weingarten

Gerwig Blarer, Ölgemälde; Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Nach dem Tod Gerwigs wurde Andreas Sonntag zum 11. Abt von Ochsenhausen gewählt, das er ja schon 4 Jahre mitverwaltet hatte. Abt Andreas war im ersten Regierungsjahr Gerwigs in Ochsenhausen ins Kloster eingetreten.Nach dem Konzil von Trient hatten deutsche Benediktinerklöster begonnen Kongregationen zu gründen, um die klösterliche Disziplin zu festigen und das religiöse und geistliche Leben in den Klöstern nach den Reformbestimmungen des Konzils von Trient zu festigen. In Schwaben waren dies Zwiefalten, Weingarten , Ochsenhausen, Isny, Mehrerau, Wiblingen und Petershausen. Abt Andreas wurde 1580 zum Visitator der Schwäbischen Benediktinerkongregationen gewählt.Somit trat er auch in die Fußstapfen von Abt Gerwig und wirkte über sein Kloster hinaus.

Papst Gregor VIII. erteilte ihm die Vollmacht, die dem Kloster einverleibten Pfarreien zu visitieren und mit apostolischer Vollmacht nach Befund das Nötige zu veranlassen.

Das Kloster hatte wie oben angeführt mit dem Kauf von Schloss Ummendorf eine finanzielle Last zu stemmen und der Konvent beschloss, 1569 das Dorf Wain zu verkaufen. Die Stadt Ulm war interessiert, aber sie war evangelisch. Das Kloster machte zur Auflage, dass der neue Besitzer an den religiösen Verhältnissen keine Veränderungen vornehmen dürfe und dass das Kloster seine Patronatsrechte behalte. Abt Andreas und Magistrat der Stadt Ulm waren sich schon handelseinig, da  verweigerte der Bischof von Konstanz Kardinal Markus Sittikus von Hohenems seine Zustimmung. 1570 meldete sich aber ein neuer Interessent, Eustach von Landfried, Katholik und Sohn des Wittelsbacher Ernst von Bayern und Schwager des Ulmer Bürgermeisters Besserer. Der Kauf kam zustande. Es stellte sich aber heraus, dass der Käufer nur ein Strohmann für die Stadt Ulm war. Die eingesetzten Beamten der Stadt Ulm verboten sofort die Messe nach dem römischen Ritus. Der katholische Pfarrer wurde abgeschoben. Das Kloster verursuchte nun zwar das Dorf zurück zu kaufen, war aber nicht erfolgreich. Abt Andres resignierte 1595 und starb zwei Jahre später.

Zu seinem Nachfolger wurde Christophorus Spieß einstimmig gewählt. Er wurde 1558 in Altdorf geboren. Währen Gerwigs Regierungszeiten übergaben ihn seine Eltern zur Erziehung gegeben. Er trat ins Kloster ein und legte 1575 die Ordensgelübde ab. Danach durchlief er nahezu alle Klosterämter. Er führte diese mit „so seltener Gewandheit“ (Geisenhof S. 94). Das hatte den Konvent so überzeugt, dass er Christopherus ohne Gegenstimme zum

Abt wählte. Ein Hauptaugenmerk seiner Regierung lag auf dem Kampf gegen persönlichen Besitz. Er konnte die Zahl der Konventualen beträchtlich steigern.Nicht  nur um die Ausbildung des Ordensnachwuchses kümmerte er sich sehr stark. Für die Jugend des Klosterpfarrsprengel ließ er in der Schule und an den Sonntagen gründlichen Religionsunterricht erteilen. Diese Einrichtung wurde bis zur Aufhebung des Kloster beibehalten.

1603 ließ er von Adam Aichelin die Klosterkirche neu ausmalen und im hinteren Chor errichtete Daniel Schiene eine Orgel. Das wohl wichtigste Ergebnis, das er für Ochsenhausen erzielt hatte, war „Im Flecken Ochsenhausen einen Wochenmarkt aufzurichten und nun hinfüro ewiglich zu halten.“ was Rudolf II. so 1605 genehmigt hatte. Deshalb musste auch ein Lagerhaus errichtet werden, das allerdings erst der nächste Abt in Angriff nahm.

Abt Christoph resignierte 1605 und bezog dann eine große Wohnung, die er schon 1602 errichten lassen hatte. Er hatte auch ein sehr auskömmliches Leibgeding. Beides stand eigentlich seinen Prinzipien, die er in seiner Regierungszeit verfolgt hatte entgegen. Er starb 1610.

Sein Nachfolger wurde Urban Mayer, der wie Christophorus auch sehr jung, nämlich mit 13 ins Stift aufgenommen wurde. 1591 legte er die Ordensgelübde ab, 1599 feierte er seine erste Messe. Er war Kellerer, Subprior und zweimal  war er Prior. Auch er wurde einstimmig zum Abt gewählt. Am Marktplatz wurde unter seiner Bauleitung in nur einem halben Jahr ein Lagerhaus und Fruchtschranne gebaut, das heutige Rathaus. Das war nötig geworden, weil Ochsenhausen ja kurz vor Beginn seiner Regierungszeit das Marktrecht erhalten hatte. Auch im Klosterbereich selbst wurde ein Fruchtkasten errichtet, den 100 Jahre später Abt Hieronymus vergrößert an derselben Stelle neu errichten ließ. Für die musische Ausbildung der Konventualen ließ er ein Musikzimmer errichten. Er selbst war ein ausgezeichneter Musiker und auch Komponist. Auf die wissenschaftliche Ausbildung

seiner Klosterzöglinge legte er großen Wert. So sorgte er für gründlichen Unterricht im Kloster und wo es ging, wurden die Mönche auf die besten damaligen Hochschulen geschickt. Aber so aufgeschlossen er war, so unterzeichnete er doch auch Todesurteile alter Frauen, die für Hexen gehalten wurden. (Geisenhof S.100).

In Tannheim ließ er eine Mühle errichten.

1612 trat er in der Umgebung wieder die Pest auf, dieses Mal aber nicht so verheerend wie unter Abt Michael im Jahre 1470.

Im Orden hatte das Kloster Ochsenhausen einen so guten Ruf, dass Mönche in Benediktinerklöster nach Kärnten und in die Steiermark geschickt wurden, um die in den dortigen Klöstern erloschene Disziplin wieder einzuführen. Abt Urban starb nach nur siebenjähriger Regierungszeit im Alter von 38 Jahren an einem bösartigen Fieber.

Auf ihn folgte Johannes Lang, der 1583 in Stuben, einem Teilort von Altshausen geboren wurde. Im Alter von elf Jahren kam er ins Kloster Ochsenhausen. Er studierte von 1604-1607 an der Universität Dillingen. Nach seiner Priesterweihe 1607 bildete er in Ochsenhausen den Nachwuchs aus. Er unterrichtete zunächst Dicht-und Redekunst und erklärte ne jungen Konventualen die griechischen und römischen Klassiker. Im März 1613 schickte ihn die Schweizer und Schwäbische Benediktinerkongregation nach Venedig um dort den Druck des neuen Benediktinerbreviers zu leiten.Dort lernte er auch die italienische Palastarchitektur kennen.  Als er den Auftrag zur allseitigen Zufriedenheit erledigt hatte, kehrte er nach Ochsenhausen zurück, wo gerade Abt Urban verstorben war. Die Wahl seines Nachfolgers fiel auf Johannes. Er war der erste Abt, dem die Untertanen feierlich huldigten.

Gleich nach seinem Regierungsantritt nahm er junge, begabte Schüler in Kost und Unterricht auf, nicht wie bisher als besondere Begünstigung oder gleich als Novizen. Daraus entwickelte sich das Gymnasium, das bis zur Aufhebung des Klosters bestand. Schon im ersten Jahr seiner Regierungszeit erkrankte er schwer. Die besten Ärzte wurden gerufen, waren aber machtlos. Er genas dann aber ganz von selbst. Er hatte zwar ständig Schmerzen, konnte aber seine Berufung als Abt ohne Einschränkung wahrnehmen. Das Klostergebäude stand seit dem Stiftungsjahr unverändert und war für die gewachsenen Zahl der Konventualen mit mittlerweile 32 Patres zu klein und auch baufällig geworden. Auch das vom Abt geförderte Gymnasium mit Internat mußte untergebracht werden. Abt und Kapitel beschlossen nun einen Neubau. Planer der neuen Klosternanlage war der Jesuitenbruder Stephan Huber aus Ingolstadt. Er kam wie die meisten Jesuitenarchitekten aus dem Handwerk, hat sich aber auch in Rom weitergebildet. Bauherr und Planer kannten also die italienische Palastarchitektur.

Es entsteht eine  Vierflügelanlage mit einem Sockelgeschoss und drei Obergeschossen mit deutlich schlossartigem Charakter. Das neue Kloster orientiert sich auch am süddeutschen Schlossbau dieser Zeit. Der Grundstein wurde am 8. März 1615 gelegt. Bei eine weitere Grundsteinlegung nahm Abt Johannes vor und zwar im benachbarten Biberach. Dort bestand auf Grund der Wahlordnung Karls V. 1551 ein katholisch dominierter Rat bei überwiegend evangelischer Bevölkerung. Der Biberacher Adel und der Pfarrer von Biberach hatten die Errichtung eines Männerklosters gefördert. Zum Kapuzinerkloster in der Reichsstadt legte nun Abt Johannes am 17.September 1615 den Grundstein. Einer beiden Patres, die die Bauaufsicht führten war Pater Fidelis aus Sigmaringen. Die Kapuziner spielten in Biberach eine wichtige Rolle für die Rekatholisierung der Bevölkerung.

Abt Johannes initiierte auch die Errichtung einer Armenkasse, in die jährlich 500 Gulden eingezahlt wurden. Das Ochsenhausen in dieser Zeit einen hervorragenden Ruf genoss, zeigt sich auch daran, dass Ochsenhausener

Mönche im recht weit entfernten St.Paul und in Ossiach in Kärnten Äbte wurden.

Im Spätherbst 1618 bezogen die Mönche das neue Konventsgebäude. Kurz danach erkrankte der Abt nach Geisenhof an einem „Kopfübel“ und verstarb am 10. Dezember 1618 mit nur 35 Jahren.

Zum Nachfolger wurde Bartholomäus Ehinger als 16. Abt gewählt. Er ist 1569 in Lautrach geboren. Unter Abt Ernst legte er 1586 die Ordensgelübde ab. Als Abt bemühte er sich, die vom Konzil von Trient geforderten Erneuerung der benediktinischen Ordensdisziplin herbeizuführen. Sein Rat war auch gefragt, als um die Reformierung des Fürststifts Kempten ging. Er sandte zwei Mönche nach Kempten, die dort aber nur bis zum Tod von Fürstabt Eustach von Wolffurt blieben. 1627 wurde er gebeten, die Reformierung des Klosters Münster im Elsass zu unterstützen. Dorthin schickte er fünf Mönche. Nachdem der Ochsenhausener Mönch Gregor von Blarer, ein Verwandter des Abtes Gerwig in Münster zum Abt gewählt wurde, steigerte dieser wieder „zu einer Pflanzschule solider Wissenschaft und Tugend“ (Geisenhof S.112) 1623 konnte Ochsenhausen die Reliquien der Märtyrer Innozenz, Maximian und Emmerentiana erwerben, 1691 folgte die vierte Märtyrerin Justina. Sie galten als die neuen Kirchenpatrone. Abt Bartholomäus  setzte den Neubau des Ostflügels bis Ende 1630 fort.

1623 eröffnete Abt Bartholomäus in Schloss Ummendorf eine Hohe Schule.Dort wurde Philologie und Philosophie unterrichtet. Kandidaten der Theologie gingen dann an die Universität Freiburg weiter.

Abt Bartholomäus war auch Präses der Oberschwäbischen Benediktinerkongregation und in dieser Eigenschaft richtete er sein Augenmerk vor allem auf die Wiederherstellung der Benediktinerklöster, die im Zuge der Reformation geschlossen worden waren. Er schickte den Prior von Ochsenhausen Placidus Spies und Pater Maurus Baldung aus Weingarten mit schriftlichen Vorschlägen zu Papst Urban VIII. nach Rom und bat um Unterstützung. Er konnte in Alpirsbach wieder einen Prälaten einsetzen und im Kloster Reichenbach (heute Klosterreichenbach, Ortsteil Baiersbronn) einen Prälaten.

Zwar dauerte der 30-jährige Krieg schon seit 1618, aber Oberschwaben hatte er bisher verschont. 1628 brach in Fischbach die Pest aus, der 50 Menschen erlagen Auch in der Pfarrei Ochsenhausen trat sie auf. Zwar erkrankten viele, aber dank der Umsicht und Sorgfalt des Abtes starben nur wenige.

1632 erreichte der Krieg Oberschwaben.Nach der Schlacht bei Rain am Lech 1632 wurde Ulm Stützpunkt der schwedischen Truppen. Dem Kloster wurde eine Kontribution von 6000 Gulden auferlegt. Als die Schweden die Gegend bereits unsicher machten, ging Abt Bartholmäus auf die dringende Bitte seines Konvents, sich in Sicherheit zu bringen, nach Schloss Hersberg am Bodensee, das das Kloster schon 1621 als Zufluchtsort gekauft hatte. Zwölf Kleriker wurden in Klöster in der Schweiz und in die Steiermark geschickt. Die Studenten des Klosters in Dillingen sollten nach Salzburg gehen. Nur zwei Mönche blieben zurück.

Feldherr der kaiserlich-habsburgischen Armee Johann von Aldringen kam den bedrängten oberschwäbischen geistlichen Territorien zu Hilfe, zog sich aber bald wieder zurück. Am 22., 26. und 28. Juni 1632 plünderten die Schweden das Kloster. Selbst die Toten blieben nicht verschont. Gräber wurden geöffnet in der Hoffnung kupferne oder bleierne Särge zu findenAuch die Schlösser von Tannheim und Ummendorf wurden geplündert.Und jedes Mal, wenn eine neue Division nach Süddeutschland verlegt wurde, wiederholte sich das traurige Schauspiel.

Abt Bartholmäus war von Schloss weiter nach St. Gallen geflüchtet. Da dieses auch total von Flüchtenden überschwemmt war, nahm er eine Einladung eines Studienfreundes nach Konstanz an. Dort musste er ständig sehr üble Nachrichten aus seinem Kloster hören. Er hatte ohnehin eine labile Gesundheit. Er wurde krank und starb nach nur wenigen Tagen Krankenlager in Konstanz im alter von 63 Jahren am 2. Dezember 1632. Er wurde im Kloster Peterhausen bestattet. Die Wahl des neuen Abtes fand auch in Konstanz statt, in der Wohnung des Studienfreundes des verstorbenen Abtes. Gewählt wurde Wunibald Weibel, 1600 in Markdorf geboren. 1616 legte er seine Gelübde in Ochsenhausen ab. Schon vor seiner Priesterweihe im Juni 1624 war er Novizenmeister, ein Amt, das normalerweise nur Männern im reifen Alter und mit viel Erfahrung anvertraut wurde.

Die Mönche, die sich in der Schweiz und in Schwaben aufhielten, erschienen zur Wahl. Nach der Wahl wurde der neue Abt in Konstanz zum Abt geweiht. Dann gingen alle wieder an ihre derzeitigen Aufenthaltsorte.

Abt Wunibald, der zunächst zwischen Hersberg, Konstanz und Rheinau pendelte, kehrte inkognito im Januar 1633 nach Ochsenhausen zurück, das sich in „weit elenderem Zustand befand, als die eingegangen Berichte vermuthen ließen“ (Geisenhof S. 131). Bei seinem 2. Besuch in der Abtei hatte gerade General Horn Ochsenhausen mit 20.000 Mann überschwemmt und die Lage war noch schlimmer als er sie das erste Mal angetroffen hatte. In diesem Jahr verschenkte der schwedische Generalismus Oxenstirn die Abtei an einen Grafen von Hohenlohe. Erst die für die Schweden verlorene Schlacht bei Nördlingen 1634 entspannte die Lage für Süddeutschland. Aber Hunger und auch die Pest machte den Menschen nach wie vor zu schaffen. 1636 zog der schwedische General Horn ab und Abt Wunibald konnte in das verwüstete Kloster zurückkehren.

Auch der Abt rief seine Konventualen zurück, zunächst erst 15 und sie führten ein „armes aber sehr erbauliches Leben.“(Geisenhof S. 133). 1642 musste Abt Wunibald den „Grünen Hof“ in Ulm, der 1490 erbaut worden war

für 7200 Gulden an die Stadt Ulm verkaufen. Der Konvent war inzwischen wieder vollzählig in Ochsenhausen. Aber 1646 mussten sie das Kloster wieder verlassen.. Die Zerstörungen waren noch schlimmer als vor 14 Jahren. Erst der Westfälische Friede 1648 machte „dem unseligen Krieg“ ein Ende. (Geisenhof S. 136). Mit einem Darlehen des Klosters Alpirsbach besserte er die Schäden an Kirche und Kloster aus. Abt Wunibald war wie sein Vorgänger Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation und außerdem Direktor des Reichsprälatenkollegiums. Er starb am 11. Februar 1658 in Ochsenhausen.

 

 

800px-Ochsenhausen_Abbey. Das Kapitel wählte Alphons Kleinhans zum Nachfolger von Abt Wunibald. Er ist am 10. Dezember 1606 in Reute bei Feldkirch geboren. Er legte am 8. September 1622 die Ordensgelübde ab. Da war er noch gar nicht

16, das von der Kirche festgelegte Mindestalter. Als der Irrtum zwei Jahre später bemerkt wurde, musste er die Gelübde nochmals ablegen. Er lehrte damals schon Philosophie an der Schule in Ummendorf. Dann wurde er an die Universität nach Dillingen geschickt und musste als die Schweden in Süddeutschland einfielen mit den anderen Studenten aus Ochsenhausen ins sichere Salzburg ausweichen. In Salzburg wurde er 1632 zum Priester geweiht. Dann beorderte der Abt ihn  nach Ochsenhausen zurück, wo er in der Seelsorge aushelfen musste.1638 wurde er in Petershausen mit knapp 32 Jahren zum Abt von Alpirsbach gewählt. Er trat dort sein Amt an. Das

Kloster befand sich auch in sehr misslicher Lage. Abt Alphons war zehn Jahre Abt in Alpirsbach, konnte dort die Schulden reduzieren und konnte wie oben erwähnt seinem Mutterkloster sogar mit einem Darlehen aushelfen.

Der Westfälische Friede bedeutete aber das endgültige Ende für Alpirsbach. Der kleine Konvent wurde zusammen mit seinem Abt nach Ummendorf  vertrieben. 1653 wurde er zum Abt von Münster gewählt, nachdem dort der

auch aus Ochsenhausen stammende Abt verstorben war. Er konnte dort aber dieses Amt nicht antreten, da der französische König das Patronatsrecht über die Abtei hatte und den Abtstuhl bereist vergeben hatte. Er kehrte nach Ummendorf zurück. 1658 fasste er den Entschluss,ins Kloster Buxheim zu gehen. Am Wahltag kehrte er nochmals nach Ochsenhausen zurück, um dem Neugewählten Glück zu wünschen. Aber die Wahl war auf ihn gefallen. Den dringenden Bitten seiner Mitbrüder gab er schließlich nach und nahm das Amt an. Das Kloster war aufgrund des Krieges mit 115896 Gulden verschuldet. Diese Verbindlichkeiten führte er in seiner Regierungszeit auf Null zurück. Auch an den Gebäuden waren die Kriegsfolgen zu sehen. Mehrere Gebäude waren vom Einsturz bedroht. Er ließ die Ringmauer des Klosters erneuern. Die heutige Sakristei wurde errichtet. Am Nordflügel wurde mit dem Kapitelsaal weitergebaut.Die Räume werden 1660-1663 von dem Wessobrunner Matthäus II Schmuzer stuckiert. Der Barock hielt Einzug im Kloster. Ab 1660 begann die Barockisierung der spätgotischen Kirche. Der neue Hochaltar entsteht 1667 unter Mitwirkung des aus Biberach stammenden Malers Johann Heinrich Schönfeld, kleine Anmerkung Schönfeld war evangelisch. Unter Abt Alphons erholte sich das Kloster auch personell vom Krieg.In seiner Regierungszeit waren 16 Neueintritte zu verzeichnen und der Konvent umfasste wieder 30 Patres. Abt  Alphons starb am 14. Mai 1671 mit 65 in Ochsenhausen.

Zum Nachfolger wurde  Balthasar Puolamer  gewählt. Er ist am 23. April 1615 in Bachhaupten geboren. Seine Ordensgelübde legte er am 6. Januar 1632 ab. Seine Primiz feierte er 1639 in St. Paul in Kärnten. In der Zeit des Exils hatte er sich so Geisenhof (S. 147) „als einen sehr brauchbaren Mann“ erwiesen. zurück in Ochsenhausen war er Novizenmeister, Prior und Großkeller. Als Abt vollendete er das Schloss Hersberg.

1672 ließ er die Kirche Mariä Himmelfahrt in Steinhausen an der Rottum neu bauen In diesem Jahr hatten die Jesuiten  Rottweil verlassen, wo sie ab 1652 gelehrt hatten wegen mangelnder Unterstützung gaben sie aber den Standort auf. Der Rat der Stadt wandte sich an den Benediktiner Abt Christoph in Zwiefalten, der in dieser Zeit Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation war. Dieser bat nun die Klöster der Kongregation um personelle und finanzielle Unterstützung. Das sagten die Äbte unter der Bedingung zu, dass die Stadt Rottweil zusicherte, die Beträge zu erstatten, falls die Anstalt  eingehen oder an einen anderen Orden übergeben würde.

Ochsenhausen beteiligte sich mit 2000 Gulden und schickte einen seiner gelehrtesten Mönche Franziskus Clesin als Philosophie-Lehrer nach Rottweil. 1675 musste Ochsenhausen Einquartierungen von kaiserlichem Militär erdulden und dieses sich mit dem was man ihm schuldig war, nicht begnügen wollte sondern mit Gewalt mehr abpresste (nach Geisenhof S.149) Graf Piccolomini ertrotze unter irgenseinem Vorwand 1000 Taler und überließ dafür dem Stift Bilder von Kaiser Leopold und seiner Gemahlin, die noch fast bis zur Auflösung des Stifts im Kloster aufgestellt waren und „an den hohen Preis erinnerten, um welchen sie das Stift an sich brachte“ (Geisenhof ebd.) Kaiser Leopold hatte Abt Balthasar über den Fürstabt von Kempten persönlich kennengelernt und sich eine so hohe Meinung über den Ochsenhausener Abt gebildet, dass er ihn als kaiserlichen Kommissär bestimmte

und ihn in einer Schuldsache der Barone von Reichenberg mit unbegrenzter Vollmacht tätig zu werden.

1676 beschloss das Kapitel in Ochsenhausen eine Bibliothek mit 24 Abteilungen einzurichten. Pater Wunibald Magg wurde zum „Bibliopaegus“ bestellt.168 begann man mit der Herstellung eines Bücherkatalogs, die 1701 noch nicht abgeschlossen war.

1678 ließ er an der Stelle, wo jetzt die Mariensäule steht, ein holzgeschnitztes Marienbild auf einer Holzsäule errichten.

1681 ließ er von einem Memminger Handwerker eine Feuerspritze fertigen. Am 6. Mai wurde das benachbarte Kloster Roth ein Raub der Flammen. Der ohnehin angegriffene Gesundheitszustand des Abtes- er wollte deswegen eigentlich resignieren- verschlechterte sich durch dies Schreckensnachricht so, dass er bettlägerig wurde und sich nicht mehr erholte. Er starb am 14. Mai 1681.

Die Wahl des Nachfolgers wurde auf den 22. Mai 1681 festgesetzt. Zum 20. Abt wurde Plazidus Kobolt gewählt. Er ist am 4. Oktober 1642 in Lindau geboren. Die Ordensgelübde legte er am 23. Januar 1660 ab. Zum Priester wurde er am 24. September 1667 geweiht. Er war zwei Jahre Prior und 8 Jahre Pfleger in Ummendorf. In seinen ersten 6 Regierungsjahren „ließ er kaum etwas zu wünschen übrig“. (Geisenhofen S. 156) 1684 kaufte er vom Benediktinerstift St. Afra in Augsburg eine vollständige Theaterdekoration. In Ochsenhausen ließ er das Bauhaus, die Pfisterei und die Mühle erstellen.In der Kirche wurde das morsche Chorgestühl durch ein Neues ersetzt. Dann aber zeigte sich eine zunehmende Geisteszerrüttung, glaubte Giftmischer seien tätig, die ihn wenn nicht gar töten, so doch zu mindestens regierungsunfähig machen wollten. Er reiste sehr viel und kam dabei oft vom Wege ab. Da gab er Hexen die Schuld. Schließlich wurde er tätlich. Er traf auch recht unsinnige Entscheidungen. So berief er einen Laienbruder zum Prior, machte einen 18-jährigen zum Klosterökonomen. Er verschwendet enorme Geldsummen.Zwei zugezogene Ärzte diagnostizerten eine schwer zu heilende Manie. Schließlich sah der Konvent keinen anderen Weg mehr, als beim bischöflichen Ordinariat Klage zu führen. Mehrere Äbte, darunter der derzeitige Präses der Kongregation, Abt Maurus aus Wiblingen, kamen nach Ochsenhausen, um sich vom Geisteszustand von Plazidus ein Bild zu machen. Es war nicht zu erwarten, dass er freiwillig resignierte. Deshalb wurde er abgesetzt. 30 Jahre überlebte er seine Absetzung und kostete das Kloster in der Zeit 60.000 Gulden. Am 30. März 1719 fiel er in Tannheim, seinem letzten Aufenthaltsort vom Stuhl und starb.

An seine Stelle trat nun Franziskus Klesin. Er wurde am 23. November 1643 in Feldkirch geboren.1660 legte er die Ordensgelübde ab. Am 14. Mai 1689 wurde Franziskus zum 21. Abt von Ochsenhausen gewählt. Er konnte aber erst am 23. April 1690 in sein Amt eingeführt werden, da sein abgesetzter Vorgänger und dessen Bruder Willibald Kobolt, der Abt in Weingarten war, gegen die Wahl Widerspruch eingelegt hatten. Der Prior in Ochsenhausen Aman Demmelmayer konnte den Streit beilegen und Abt Franziskus konnte sein Amt antreten. 1691 erwarb das Kloster mit  der heiligen Justina von Padua die vierte Reliquie für die Stiftskirche. Er ließ drei neue Altäre in der Stiftskirche setzen. In Tannheim ließ er 1696 den Ochsenhausener Pfleghof von Baumeister Franz Beer von Au errichten. Er diente als Sommerresidenz von Ochsenhausen und da Tannheim doch recht weit von Ochsenhausen entfernt war, als eigene Hoch-und Malefizgericht. In Tannheim verbrachte der abgesetzte Abt Plazidus sein letztes Lebensjahr. 1702 errichte ebenfalls Franz Beer die Pfarrkirche St. Martin. Dafür erhielt der Baumeister 2.500 Gulden. 1698 ließ Abt Franziskus den Trum der Stiftskirche erhöhen und sie erhielt ihr heutiges Aussehen. Auf dem Klostergelände ließ er parallel zum Bräuhaus einen weiteren Bau errichten, in dem Werkstätten und das Gefängnis waren. In Immenstaad am Bodensee kaufte er 1693 ein Weingut. 1701 herrschte wieder Krieg, in dem auch Oberschwaben stark betroffen war. Der Spanische Erbfolgekrieg dauerte von 1701 bis 1713. Das Kloster wurde mit Einquartierungen und Kriegskontributionen belegt. Abt Franziskus floh nach Schloss Horn.  Ein Großteil der Mönche brachte sich in Klöstern in der Steiermark, Tirol oder auch im Bodenseeraum in der Schweiz in Sicherheit. Mehrere Klosterangehörige wurden als Geiseln verschleppt und gegen hohe Geldsummen freigepresst.

Abt Franziskus erlitt im Mai 1708 einen Schlaganfall, an dem er einen Monat später verstarb. Trotz der Kriegslasten verzeichnete die Hauptkasse beim Tod des Abtes einen Positivsaldo von  23.000 Gulden.

Auf ihn folgte Abt Hieronymus II. Lindau. Er ist am 11. November 1657 in Rottweil geboren. Die Ordensgelübde legte er 1680 ab. Er absolvierte philosophische Vorstudien in Ummendorf und studierte dann Theologie in Salzburg. Dort wurde er zum Priester geweiht und kehrte nach Ochsenhausen zurück. Dort oblag ihm die Aufgabe, die jungen Mönche in Philosophie und Theologie auf das Studium an der Universität vorzubereiten. Am 21. Juni 1708 wurde zum 22. Abt gewählt. Die Herzen seiner Untertanen gewann er, als er ihnen zu seinem Amtsantritt Zahlungsrückstände aus der zeit des Sukzessionskrieg in Höhe von 18.349 Gulden erlies.

Die wissenschaftliche Bildung seines Ordensnachwuchses lag ihm sehr am Herzen, was sich auch darin zeigte, dass er „die Bibliothek ansehnlich vermehrte“ (Geisenhof S. 171) Für seine eigene Person „kein Freund der Pracht“ (Geisenhof ebd.)zeigte er sich geradezu verschwenderisch, wenn es um „Glanz und Würde“ für den öffentlichen Gottesdienst ging. So ließ er zwei Ornate anschaffen, den Roten für die Hochfeste, Kostenpunkt 2.500 Gulden und den Weißen für Marienfeste zu 1.239 Gulden. Ein Prachtstück war eine goldene Monstranz, mit Smaragden und Rubinen besetzt, die 15 Pfund wog und mit 17.115 Gulden bezahlt wurde. In den Kriegszeiten 1800 musste sie für 8.000 Gulden veräußert werden.

In Schöneburg und Ummendorf errichte er die Kirchen neu. Die Ummendorfer Kirche brannte allerdings 1804 wieder ab. Im Klosterbereich ließ er die hölzerne Mariensäule, die Abt Balthasar 1678 errichten lassen hatte, aus Stein errichten, mit einer vergoldeten Marienfigur aus Kupfer. Die Gesamtkosten dafür betrugen 3.291 Gulden. Den Gästebau ließ er aufstocken und den Fruchtkasten, den Abt Urban erbaut hatte, ließ er in seiner heutigen Gestalt neu bauen.

Im Alter von 62 verstarb er am 8. Dezember 1719.

Am 18. Dezember wurde Beda Werner zum Abt gewählt. Er ist am 24. Januar 1673 in Hechingen geboren. die Ordensgelübde legte er am 23. Oktober 1695 ab. 1699 wurde er zum Priester geweiht. Danach studierte er in Salzburg Jura und Theologie. zurück im Kloster war er als Lehrer und Novizenmeister tätig. Er war ein guter Prediger und „trefflicher Sänger“ (Geisenhof). Vor seiner Abtswahl war nie zur Verwaltung der Ökomie verwendet worden, so dass die Wahl zum Abt auch für ihn sehr überraschend kam. die notwendigen Kenntnisse eignete er sich aber rasch an. Er war so Geisenhof (S. 176) ein ausgezeichneter Freund der Wissenschaften, der Musik, insbesondere des Gesangs.“ Er förderte dies in seiner Regierungszeit auch nach Kräften. Er ließ die Pfarrkirchen in Ringschnait, Bellamont und Oberopfingen von Grund auf neu bauen Schloss Obersulmetingen ließ er eine bequemere Einrichtung und ein gefälliges Äußeres geben. Er regierte nur kurz, erkrankte an Epilepsie und verstarb am 9. März 1725 in Ochsenhausen.

Am 17. Mai 1725 wurde Cölestin Frener zum neuen Abt gewählt. Er erhob Einwände gegen seine Wahl, da er schon 62 war und gab dem Konvent zu bedenken, welche hohe Kosten eine Abtswahl verursache und dass es vernünftiger sei, einen jungen Nachfolger zu wählen, dessen körperliche Konstitution und Alter keine rasche Veränderung befürchten ließ. Aber der Konvent blieb bei seinem Votum. Cölestin hatte bis zu seiner Wahl praktisch alle Klosterämter ausgeübt. Er ist am 27. März 1664 in Konstanz geboren und in Konstanz aufgewachsen. Am 14. Juni 1682 legte er seine Ordensgelübde ab. 1689 wurde er zum Priester geweiht.

Er ließ Schloss Obersulmetingen von Grund auf neu bauen. Dann ließ er die Stiftskirche barockisieren. die Deckenfreskos besorgte Johann Georg Berckmüller. Den 1700 in Ochsenhausen geborenen Josef Gabler beauftragte er mit dem Bau der großen Orgel auf der Westempore. Gabler hatte seine Laufbahn als Schreiner im Kloster Ochsenhausen begonnen. Nach seinen Wanderjahren kam er nach Mainz und fand dort eine Anstellung bei einem Mainzer Orgelbauer. Bei welchem Baumeister er genau gelernt hat, ist nicht belegbar. Nach 1768 kam er wieder nach Ochsenhausen zurück und baute die Orgeln nach dem Vorbild seiner in Weingarten geschaffenen Orgel um.

Unter Abt Cölestin erhielt die Bibliothek “ einen ansehnlichen Zuwachs an trefflichen Werken“ (Geisenhof S.180)

Er kaufte Schloss und Dorf Untersulmetingen für 170.000 Gulden von den Grafen Fugger zu Kirchberg und  Weißenhorn. Im Kloster ließ er eine Apotheke einrichten, die dem Stift und der Umgebung zugute kam. er bestellte auch einen Arzt für das Stiftsgebiet, so dass ärztliche Hilfe jetzt vor Ort zur Verfügung stand.

Abt Cölestin litt seit Jahren an offenen Wunden. 1737 ging er zur Kur ins Jordanbad. Die Wunde heilte. Aber kurz danach erlitt er einen Schlaganfall. an dem er am 10. September 1737 verstarb.

 

Am 25. September 1737 wählte der Konvent seinen neuen Abt. Benedikt Denzel ist am 26. September 1692 in Westerstetten geboren. Die Ordensgelübde legte er am 15. Januar 1712 ab. Am 9. Oktober 1718 wurde er zum Priester geweiht. Im Kloster war er zunächst als Novizenmeister tätig. In Obersulmetingen und Tannheim war er Pfarrer und Pfleger der dortigen Amtssitze des Klosters.

Als Abt legte er größten Wert auf die Erhaltung der klösterlichen Disziplin. Gleich nach seinem Regierungsantritt ließ er im Refektorium mehrere Holzsäulen entferne und gab dem Saal eine freundlichere Gestalt.

Auch die Fassade des Klosters erhielt unter Abt Benedikt ihr heutiges Aussehen. Die vier Heiligen Leiber in der Stiftskirche ließ er durch die Klosterfrauen in Ennetach „unheimlich schön und reich fassen“ (Geisenhof S. 185)

Die Kirchen in Reinstetten, Winterrieden und Rottum ließ er in barockem Stil neu bauen. Das Pfarrhaus in Reinstetten erneuerte er.

1748 erwarb er das Schloss Horn bei Fischbach (siehe Blog Schloss Horn) vom Fürstbischof von Konstanz Johann Franz von Staufenberg.Das Schloss ließ er instandsetzen. Daneben ließ er ein Wirtschaftsgebäude bauen.

Als der Bischof in Meersburg ein Kleriker-Seminar einrichtete, beteiligte sich Kloster Ochsenhausen mit 8.000 Gulden. Bei Unglücksfällen, Hagelschlag oder Seuchen, aber auch Brandfällen unterstützte er die Geschädigten großzügig, selbst wenn sie nicht in seinem Herrschaftsbereich lebten. So stiftete er den Bürgern von Ehingen, bei dem „Großen Stadtbrand 1749“ 300 Gulden, dieselbe Summe, die auch die Reichsstädte Biberach und Ulm nach Ehingen gaben.

Die Kontributionen für den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) kosteten das Kloster 100.000 Gulden.

Großen Wert legte er auf die wissenschaftliche Bildung der Ochsenhausener Mönche. Es gab damals zwei Benediktinerklöster, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einen besonderen Ruf genossen. Das war St.Blasien mit seiner „Gelehrten-Akademie“, die sich stark mit historischen Studien befasste. Ein weiterer Zweig waren alte Sprachen. So hatte der dort tätige Pater Linder eine hebräische Grammatik bearbeitet, die 1755 in Ulm erschien. Kloster Irsee hatte sich auf Mathematik konzentriert. Vorbild für die naturwissenschaftlichen Ambitionen Ochsenhausens unter den letzten beiden Äbten war dann auch Irsee. Also ließ Abt Benedikt Ochsenhausener Konventualen nach St. Blasien um sie in orientalischen Sprachen noch besser auszubilden, andere nach Irsee zur noch gründlicheren Ausbildung in Mathematik. In Irsee studierte Pater Dominikus Beck und Pater Nikolaus Avancia. Pater Beck war der einzige Ochsenhausener, der es später in Salzburg zum Professor brachte. Die Bibliothek wurde kontinuierlich mit Zukäufen ausgebaut. So wurde zum Beispiel die Pariser Ausgabe der Schriften der Heiligen Väter gekauft. (Geisenhof S.185) Abt Benedikt begann  Ende der fünfziger Jahre mit dem Aufbacu einer physikalischen Instrumentensammlung, dem Armarium In den Jahren von 1757 bi 1795 wurden jährliche Ausgaben verbucht, die zusammengerechnet oft die allgemeinen Bibliotheksausgaben übertrafen.

Im Alter von 75 Jahren, als er volle 30 Jahre regiert hatte, erlitt er einen Schlaganfall und war rechtsseitig gelähmt. Er verstarb am 11. Oktober 1767.

Am 22. Oktober 1767 wurde Romuald Weltin im 2. Wahlgang zum Nachfolger des verstorbenen Abtes gewählt. Er ist am 26. Januar 1723 in Oberzell auf der Reichenau geboren. Der Sohn eines Fischers legte am 14. Mai 1743 seine Ordensgelübde im Kloster Ochsenhausen ab. Am 20. Oktober 1747 feierte er seine Primiz. Er war fünf Jahre als Lehrer für Philosophie tätig, dann vier Jahre für Theologie. Dann wurde er Subrior und gleichzeitig Pfarrer in Ochsenhausen. Neun Jahre hatte er die Klosterökonomie verwaltet. in den letzten beiden Jahren wurde ihm die Aufsicht übertragen. Vier Jahre nach seiner Wahl zum Abt wurde er am 11. Juni 1771 zum Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation gewählt.1772 wurde er Assistent der Universität Salzburg. Am 20. April 1784 erfolgte die Wahl zum Direktor des Reichsprälaten-Kollegiums.

In den Jahren 1766 bis 1769 herrschte in Italien großer Getreidemangel. Das Kloster konnte seine Überschüsse gewinnbringend ausführen. Der ungemein strenge und schneereiche Winter 1769/1770 hatte zwei Drittel der Winterfrucht vernichtet. Das führte zu einer enormen Teuerung. Doch Abt Romuald hatte vorgesorgt und genügend Vorrat, so dass seine untergebenen die Not kaum spürten.

Andere Klöster unterstütze er tatkräftig nach dem Klosterbrand in St. Blasien am 23. Juli 1768 steuerte er 3.000 Gulden zum Wiederaufbau bei. Das Kloster Elchingen, dessen Kirche 1773 vom Blitz getroffen wurde, wurde mit 1.000 Gulden bedacht. Das verarmte und fast baufällig gewordene Kloster Mehrerau erhielt 1779 1.200 Gulden. Auch Einzelpersonen konnten auf ihn rechnen. Im Zuge der Revolution in Frankreich emigrierten viele Geistliche aus Frankreich. Die meisten blieben nur ein paar Tage in Ochsenhausen, wurden neu eingekleidet oder mit Reisegeld versehen. Einige blieben länger, so der Prior der Abtei Kluniak, Johann Baptist Collet, zwei Benediktiner vom Kloster S.Vedasti in Attrebat, am längsten Carolus Hivert, Generalvikar des Bistums Langres in der Champagne. dieser war von 1794 bis 1801 in Ochsenhausen. Als der Konvent 17987 aus St. Gallen vertrieben wurde (siehe Blog St. Gallen) fanden zwei Kapitularen von dort Zuflucht in Ochsenhausen.P. Bonaventura verstarb hier und ist im Kloster begraben.

Im Erdgeschoss des Nordflügels ließ Abt Romuald 1783 den Kapitalsaal und das Armarium  von dem Bergmüller-Schüler Joseph Anton Huber aus Augsburg für die Deckengemälde und dem Stukkateur Thomas Schaidhauf (1735–1807)einrichten. Beide nahmen auch den Neubau der darüber liegenden Bibliothek von 1785-1789 vor. Im südlichen Turm des Osttraktes wurde eine Sternwarte eingerichtet, die der auf dem Sehberg in Gotha in keiner Weise nachstand, wie Geisenhof sagt (S. 194 f).Pater Basilius Berger betrieb die Sternwarte. 1778 weilte er zum wissenschaftlichen Austausch in Kremsmünster um sich dort in Mathematik und orientalischen Sprachen, deren ausgezeichneter Kenner er war, fort zu bilden. Die Bibliothek wurde von Abt Romuald fürsorglich gepflegt. Pro Jahr gab das Kloster 200 Gulden für den Neuankauf von Büchern aus. Aber auch bei Gelegenheiten wurde zu gegriffen. Als der Fürstbischofs  Sigmund Christoph von Zeil und  Trauchburg verstarb erwarb das Kloster die 9.000 Bände umfassende Sammlung für 5.000 Gulden

Ochsenhausen war wirtschaftlich wieder stark und  erzielte gute Erträge. Mit einem Jahresüberschuss von 120.000 Gulden nahm es hinter Weingarten die zweite Stelle ein.

 

. 1796 kamen französische Revolutionstruppen auf das Territorium und beschlagnahmten alle Geld- Frucht-  und Weinvorräte.

Die napoleonische Herrschaft beendete schließlich das klösterliche Leben in Ochsenhausen. Im Zuge der Säkularisation wurde Ochsenhausen 1803 als Aussterbekloster bestimmt und aufgelöst. Die Güter wurden dem Reichsgrafen Franz Georg Karl von Metternich als Entschädigung für seine linksrheinischen Besitzungen gegeben. 1806 fiel Ochsenhausen an das Königreich Württemberg. 1825 verkaufte Fürst von Metternich seine Besitzungen an Württemberg. Das Kloster stand leer und wurde dem Verfall preisgegeben.

Von 1964 bis 1992 erfolgte die Sanierung des Klosters durch das Land Baden-Württemberg für 28.000.000 DM. Heute ist es die Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg.

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20 Jan 2011

Kloster Eberbach

Der Mainzer Erzbischof Adelbert I. siedelte zwischen 1116 und 1131 Augustinerchorherren und Benediktiner an. Allerdings kam es rasch zu einem Zerwürfnis und er vertrieb diese “wegen Zuchtlosigkeit”.  Auf Adalberts Bitte gründete Bernhard von Clairvaux an dieser Stelle das Zisterzienserkloster. Nach Hermann Bär (Bär, Hermann: Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau. Bearb. u. hrsg. v. Karl Rossel,Wiesbaden 1855, S.4) hat Bernhard den Ort besichtigt und für gut gefunden, als er in Mainz war. Eberbach war neben Himmerod (siehe Blog Kloster Himmerod)das einzige Zisterzienserkloster, das von der Primarabtei Clairvaux aus gegründet worden ist. Alle anderen deutschen Zisterzen  sind Gründungen der  Primarabtei Morimond in Burgund. Die Zisterzienser waren im 12.und 13. Jahrhundert ein sehr dynamisch wachsender Orden. Er hatte auch einen enormen wirtschaftlichen Erfolg. Dieser kam der raschen Ausbreitung des Ordens natürlich entgegen. Im Gegensatz zu den Kluniazensern wurde großes Gewicht auf das “labora” in der Benediktregel gelegt. Die Handarbeit wurde aber größtenteils von den Konversen oder Laienbrüdern erledigt. Das führte dann später zu Problemen. (s.u.)Die Konversen bewirtschafteten die Grangien des Klosters, die Wirtschaftshöfe. Diese wurden zielstrebig zu einer wirtschaftlich arbeitenden Größe aufgebaut. Ausgangspunkt waren meist Schenkungen einiger verstreuter Hufen. Nun wurde planmäßig erweitert und arrondiert, bis genügend Fläche für die Errichtung eines Hofes vorhanden war. Die Höfe wurden auf verschiedene Produkte spezialisiert. Auch das war neu. So konnte der Einsatz der Mittel straff organisiert werden. Aber nicht nur die Produktion, auch die Verwaltung war durchorganisiert. Die Besitzungen waren in Syndikate eingeteilt. Diese Syndikate waren zugleich Stadthöfe, wo auch die Erzeugnisse des Klosters bzw. der Grangien verkauft wurden Sie standen unter Leitung eines Syndikus. Die Erträge der einzelnen Besitzungen wurden an ihn  abgeführt und er leitete sie an die Abtei weiter. Die Grangien wurden  systematisch verwaltet und kontrolliert. Rechnungslegung und Buchführung zeigen bereits Anklänge an die moderne Rechnungslegung und Haushaltsführung. Die Grangienmeister mussten jährliche Berichte abgeben, in denen sie auch Aussagen über die wirtschaftliche Lage und den Vergleich zum Vorjahr treffen mussten. Mit diesem Vorgehen wurden die Zisterzienser im Hochmittelalter zum Vorbild für die Haushaltsführung der Städte und Territorialfürsten. Geistliche und weltliche Fürsten versuchten oft, sich mit Erlaubnis des Generalkapitels qualifizierte Zisterzienser aus den Klöstern „auszuleihen“. Für die Versorgung des Klosters mit Nahrung und allem Notwendigen war der Cellerar zuständig. Kloster Eberbach hatte seit 1262 das Amt des Bursars der für die Finanzverwaltung zuständig war. Damit war Eberbach dem Gesamtorden weit voraus, denn dort war dieses Amt erst seit 1335 vorgeschrieben.

Ein weiterer Aspekt war das Stifterwesen.Papst Alexander IV.  gestattete 1256 dem Konvent, Verstorbene im Kloster zu beerdigen, auch wenn diese nicht zur “familia” gehörten, also keine Mitglieder der Ordensgemeinschaft waren. Das hatte für die, die sich das Kloster als Grablege wählten, und den Konvent gegenseitige Vorteile. Für das Seelenheil der Verstorbenen beteten die Mönche täglich. Die Familien der Verstorbenen stifteten dem Kloster im Gegenzug große Geldmengen oder Güter. So sind in Eberbach drei Mainzer Erzbischöfe bestattet.Die Familie von Katzenelnbogen macht Eberbach zu ihrem Hauskloster und ab 1311 zu ihrer Grablege.

Weitere Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg  sind einmal wesentliche Unterschiede im Ordenssystem im Vergleich zu Cluny. Gründungen Clunys waren in der Regel Priorate. Der Prior war dem Mutterabt in Cluny unterstellt und das Kloster hatte Abgaben an das Mutterkloster zu entrichten. Im Filiationssystem der Zisterzienser stand immer ein Abt an der Spitze des Klosters. Dieses wurde zwar von der Mutterabtei regelmäßig visitiert, konnte aber weitgehend eigenständig wirtschaften und mußte keine Abgaben an das Mutterkloster entrichten. Dazu kam die Gewährung der Zehntfreiheit für den ganzen Orden durch Papst Honorius III. am 11. März 1222 (WUB Band XII., Nr. 5769) und die entsprechende Bestätigung durch Papst Alexander IV. im Jahr 1255.

 

 

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Bernhard  endsandte Abt  Ruthard und 12 Mönche aus Clairvaux in das schon bestehende Klostergebäude. Diese trafen am 13. Februar 1136 in Eberbach ein.Gemäß der Regel der Zisterzienser sollten die Mönche von der eigenen
Arbeit leben und so begann Ruthart sofort mit  der Anlage von selbstbewirtschafteten Höfen. Der erste war der Draiser Hof, entstanden auf einem von dem Mainzer Erzbischof Markolf 1141 geschenkten Sumpfgelände. Nachdem dieses trocken gelegt war, entstand dort der Wirtschaftshof und ein Weinlagerplatz. Bald folgte der Hof Reichartshausen mit der dazugehörenden Weinlage Pfaffenberg. Seit 1152 war dieser Hof Weinhof und größter Stapelplatz und Umschlageplatz für das Kloster. Dort befand sich auch der Hafen und von dort wurde der Wein mit klostereigenen Schiffen zum Kölner Stadthof verschifft. Der Eberbacher Hof in Köln wurde schon bald nach der Gründung Eberbachs in Köln eingerichtet und ist 1163 erstmals urkundlich erwähnt, als ihn Papst Alexander III. unter seinen Schutz stellte. Zwischen 1163 und 1178 erhielt das Kloster Stiftungen im heutigen Hallgarten. Daraus wurde der Neuhof eingerichtet und war die dem Kloster nächst gelegene Grangie. Sie diente überwiegend der Viehzucht, zum einen für  Nahrungsmittelversorgung des Klosters, vor allen aber  um dort Dünger für die Weinberge zu erzeugen, hauptsächlich  für den angrenzenden Weinberg Steinberg, der ab 1170 durch Kauf und Tausch zu einem großen Weinberg verbunden wurde und schließlich rund 34 Hektar umfasste und nach Angaben des heutigen Besitzers der Hessischen Staatsweingüter “eine der wertvollsten Lagen der Welt” ist. Der Weinberg ist seit 1767 von eine Bruchsteinmauer umgeben. Sie war zum Schutz gegen Diebe gedacht, sorgt aber auch für ein günstiges Kleinklima. Der Steinberg ist aber auch der bisher früheste Erzeugernachweis für Verjus oder Agrest wie er im Mittelalter geheißen hat. Er wurde als Würz-und Heilmittel benützt. Über einen Zukauf wurde 1255 eine Kaufurkunde ausgefertigt. (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden 22,U87 ). Diese Urkunde ist auch  deshalb recht interessant, da sie so nebenbei einen Einblick in das Sozialgefüge des Klosters gewährt. In einem später angefügten Zusatz bestätigte Abt Erkenbert  (1222 bis 1227) die Selbstverpflichtung des Konvents, jährlich ein Fuder Wein (etwa 900 Liter) für die Armen bereitzustellen Außerdem sollen in diesem Weinberg noch vor der Weinlese auch die frühreifen Trauben für die Kranken des Hospitals gelesen werden. Daraus kann man folgern, dass im Kloster unreife Trauben geerntet werden. Nach dem Vorbild der alten griechischen Ärzte wurde der Saft dieser Trauben zum Beispiel für die Wundbehandlung oder als fiebersenkendes Mittel verwendet. Daneben diente er in der Küche als Würzmittel. Die Urkunde zeigt dass sich die namentlich genannten Brüder Heinrich und Herweg, wie auch die beiden Konversen  Gisselbert und Adolf durchgesetzt hatten, obwohl Laienbrüder wenig Rechte und kaum Einfluss auf die Entscheidungen des Konvents hatten. In diesem Fall ging es um Wein, der ja schließlich die Haupteinnahmequelle des Klosters war. Eine weitere Grangie hatte das Kloster in Heidesheim am Rhein, heute im Landkreis Mainz-Bingen (Rheinland/Pfalz). Den Grundstock zum “Sandhof” legten zahlreiche Schenkungen, die Berta von Imsweiler mit ihrem Gemahl Gottfried nach 1145 dem Kloster für ihr Seelenheil zukommen ließ. Im Laufe der Zeit wurde der Sandhof zu den reichsten Höfen des Klosters. Er ist auch ein gutes Beispiel für die Spezialisierung  der Wirtschaftshöfe. Auf dem Sandhof wurden hauptsächlich Schafe gehalten. Hier und auf dem Birkerhof bei Esserheim wurde Wolle produziert, die in Frankfurt im dortigen Stadthof des Klosters  verkauft wurde. Frankfurt war der wichtigste Umschlagplatz für Eberbacher Wolle. Auf dem Sandhof wurde auch Schafskäse produziert, der bis nach Köln verschifft wurde. 1163 hatte Kloster Eberbach bereits 12 Grangien, die Papst Alexander in diese Jahr bestätigte. Urkunde HHStAW Bestand 22 Nr. U 12. Bestätigt wurde in dieser Urkunde auch der Eberbacher Hof in Köln “Keller und Hof in Köln (cellerarium et domum Colonie), alle mit ihrem jeweiligen Zubehör”. Das Kloster hatte insgesamt 11 Stadthöfe, neben den genannten Köln und Frankfurt auch in Mainz, Boppard, Limburg, Geisenheim und Oppenheim.

Die Stadthöfe waren praktisch die organisatorische Verlängerung der Grangien. Dort wurden die Überschüsse, die die Grangien erwirtschafteten, verkauft. Das verschaffte dem Kloster die finanziellen Mittel zum Erwerb fehlender Produkte aber auch zum Erwerb weiteren landwirtschaftlichen Besitzes. Wie oben gezeigt wurden die Grangien gezielt erweitert und arrondiert, damit sie möglichst wirtschaftlich zu betreiben waren. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatten die Stadthöfe zu einem beträchtlichen Teil die Versorgung der aufblühenden Städte mit Lebensmittel übernommen. Außerdem waren die Stadthöfe meist von einer eigenen Mauer umschlossen. Im Schutze der Stadtmauern also doppelt geschützt eigneten sie sich besonders gut zum Stapeln und Lagern der Waren. Von de Stadthöfen aus wurde auch oft der umfangreiche Grundbesitz des Klosters verwaltet, zum Teil andere Höfe, zum Teil Häuser, die an Bürger verpachtet waren. Die Stadthöfe wurden in der Regel von Konversen geleitet. Erst als deren Zahl gegen Ende des 13. Jahrhunderts zurückging, übernahmen Mönche die Leitung der Stadthöfe.

Wein war die Hauptertragsquelle des Klosters und bis ins  16. Jahrhundert hatte es sich zum größten Weingut Deutschlands entwickelt. Auf dem Rhein wurde der Wein vom Umschlagplatz Reichartshausen nach Köln in den dortigen Stadthof verschifft. 1185 wurde das Kloster vom königlichen Rheinzoll in Koblenz befreit, den Kaiser Heinrich II. 1018 der erzbischöflichen Kirche von Trier unter Erzbischof Poppo geschenkt hatte. (RI II,4 n. 1938)   Am 1. Mai 1213 gestattete Friedrich II. “dem Zisterzienserkloster Eberbach, dem Wohlwollen seines Vaters dem Kloster gegenüber folgend, mit eigenen Schiffen und eigenen Waren abgabenfrei an allen Reichsstädten stromauf- und stromabwärts vorbeifahren zu dürfen.” (Die Urkunden Friedrichs II- 203 S.72). Die Kölnfahrt war immer das wichtigste Ereignis im Eberbacher Wirtschaftsjahr und der Kölner Stadthof war natürlich der bedeutendste aller Eberbacher Stadthöfe. Köln war um 1300 mit rund 40.000 Einwohnern neben Prag die größte Stadt im Reich und Köln war Hansestadt. Kölner Großhändler nahmen den Eberbacher Wein ab und exportierten ihn in den gesamten nordeuropäischen Raum. Aufgrund seiner hohen Qualität verkaufte er sich gut und erzielte in der Regel überdurchschnittliche Preise. Neben Wein wurden Getreide, Holz und Handwerksprodukte der Klosterwerkstätten oder wie oben erwähnt Schafskäse verkauft. Das Kloster wiederum konnte seinen Bedarf an Waren decken, die es selbst nicht herstellte oder hatte. Das waren vor allem Salz, Seefische, Metallwaren und Gewürze aber auch ausgefalleneres wie die Hausenblasen, das sind die Schwimmblasen des Störs, die zur Weinklärung verwendet wurden.

Kloster Eberbach ist nur etwa 40 Kilometer vom Rupertsberg entfernt, wo die Heilige Hildegard von Bingen Äbtissin war. Hildegard stand nicht nur mit Bernhard von Clairvaux in Kontakt, der ja aktiv an der Gründung von Eberbach beteiligt war. Auch die ersten beiden Äbte Ruthard und Eberhard hatten schriftlichen, vielleicht sogar persönlichen Kontakt mit Hildegard.

Um 1145 wurde  mit dem Bau der Klosterkirche begonnen. 1186 weihte sie Erzbischof Konrad von Mainz, im Beisein des münsteraner Bischofs Hermann II von Katzenelnbogen. Das Kloster wuchs rasch und war schnell  eines der bedeutendsten und größten Klöster Deutschlands. Bald gingen auch Neugründungen von Eberbach aus. Nach den Ordensbestimmungen müssen mindestens 60 Mönche im Kloster leben, damit eine Tochtergründung erfolgen kann. 1142 wurde Schönau bei Heidelberg gegründet, 1144 Otterberg in der Pfalz, 1155 Gottesthal bei Lüttich, alle drei noch in der Regierungszeit Rutharts, und 1174 Arnsburg in der Wetterau.

Das genaue Todesjahr von Abt Ruthart liegt nicht fest. P. Hermann Bär nimmt in “ Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau Bände 1-2, Wiesbaden 1855” 1156 oder 115 an (S.223) Auf ihn folgte Abt Eberhard, nach Bär aus Deutschland stammend aber Mönch in Clairvaux. Laut Bär war er unter den Reisegefährten, die Bernhard bei seinen Kreuzzugspredigten in Deutschland begleiteten. Gemäß zisterziensischer Tradition kommen die ersten drei Äbte in Filialklöstern immer aus dem Mutterkloster. So wurde auch Eberhard als Nachfolger Rutharts nach Eberbach geschickt.Er und sein Kloster gerieten auch bald in die Auseinandersetzungen zwischen Papst und Staufern. Diese verlangsamten auch den Aufstieg von Kloster Eberbach.Am 07.09. 1159 wurde Alexander III. Papst.

Aber nur einen Monat später wurde mit Viktor IV. ein Gegenpapst erhoben. Darauf berief Friedrich I.eine Kirchenversammlung  in Pavia ein, auf der Alexander aber nicht erschien, weil so die Devise ein Papst sich von niemandem richten läßt. Hadrian aber erschien. Nun wurde über Alexander die Reichsacht und der Kirchenbann verhängt. Außerdem exkommunizierte Viktor den mehrheitlich gewählten Alexander. Im Gegenzug exkommunizierte nun Alexander den Gegenpapst und den deutschen Kaiser. Der Zisterzienserorden und damit auch das Kloster Eberbach unterstützten Alexande. Als Friedrich in seinem Italienzug sehr erfolgreich war, mussten die Unterstützer Alexanders zunächst mal in die Defensive. Erzbischof Konrad von Mainz ging nach Frankreich, wo sich auch Papst Alexander aufhielt, nachdem er sich in Italien nicht mehr halten konnte. Abt Eberhard ging nach Rom ins Exil. Seine Stelle in  Eberbach vertrat Prior Mefrid. Nach 1168 kam Abt Eberhard in sein Kloster zurück. Er starb 1170 oder 1171. Auf ihn folgte Gerhard, ebenfalls von Clairvaux nach Eberbach delegiert. Bär hält es für Wahrscheinlich, dass auch er zu den Reisebegleitern Bernhards bei seinen Kreuzzugsreden in Deutschland zählt. Gerhard räumte einen Streit mit dem Zisterzienserkloster Bronnbach aus. In Eberbach errichte er eine Wasserleitung. In seine Regierungszeit fiel auch die Gründung der Filiale Arnsburg in der Wetterau. Abt Gerhard starb spätestens 1177. Auf ihn folgte Abt Arnold.Er war der erste Abt der aus Kloster Eberbach selbst hervorging und nicht wie die ersten drei Äbte aus Clairvaux abgeordnet wurde. In seiner Regierungszeit fand auch die Weihe der Klosterkirche statt (s.o. 1186) und wirtschaftlich wichtig die Befreiung vom Rheinzoll. Nach Bär übernahm Wichard, kurtrierischer Zolleinnehmer den Zoll Eberbachs auf seine Rechnung.(Bär S. 354)und entsprechende Urkunde des Simeonsstift in Trier (HHStAW Bestand 22 Nr. in U 138).

Nachfolger von Abt Arnold wurde Mefrid 1191. Ich folge hier Bär, der für Abt Gerhard als Sterbetag den 5. Januar 1177 annimmt (S. 312) Demnach kann er nach Abt Arnold keine 2. Amtszeit angetreten haben. Bär weist auch daraufhin, dass Abt Mefrid nicht mit dem Prior Mefrid aus der Regierungszeit Eberhards identisch ist. (s.O). Er konnte einige Rechtsstreitigkeiten erfolgreich beenden. 1197 wechselte er auf den Abtsstuhl des Tochterklosters Arnsburg. Bär sieht dafür zwei Gründe, zum einen um in Eberbach den Platz für Albero, seinen Nachfolger frei zu machen, zum anderen, da die Tochtergründung sich noch in schwieriger Phase befand und dort der “verdienstvolle, aber von Alter gebeugte Abt Mengot(1197)” (S. 398) regierte. Albero war der Bruder des Rheingrafen Embricho II. und laut Bär hoffte Abt Mefrid, dem Kloster  “gegen die Zudringlichkeiten des Adels” (S.396), die ihm in seiner gesamten Regierungszeit sehr zu schaffen gemacht hatte, wegen der starken Verwandtschaft des Abtes Albero einen besseren Schutz verschaffen könnte. Er hatte dem Kloster eine Ruhephase verschafft.  Von Papst Innozenz III. erhielt er am 30. Mai eine Bestätigung aller Privilegien seines Ordens und seines Klosters. Er nahm das Kloster und alle seine Güter in seinen Schutz. Alle Grangien und Klosterhöfe werden namentlich genannt.(HHStAW, 22, U 26 ). In die Regierungszeit Alberos fällt wohl ein Konversenaufstand, zunächst im Tochterkloster Schönau, dann in Eberbach. In Schönau entzündete er sich daran,dass die Konversen die abgetragenen Schuhe der Mönche bekamen. Diese erhielten in jedem Jahr ein neues Paar. Nach dem Wortlaut der Ordensregel galten Konversen und Mönche als gleichwertig. Das öffnete den Orden auch für die Söhne von Bauern und Bürgern. Die Konversen mussten nach einer halbjährigen Probezeit, ihrer Einkleidung und einem anschließenden einjährigen Noviziat wie die Mönche Armut, Keuschheit und Gehorsam geloben, um im Kloster zu bleiben. Sie konnten nicht lesen und schreiben, sie sollten keine Bücher haben. Die Zahl ihrer Feiertage war geringer als die der Mönche. In der Praxis machte man aber sehr wohl  sehr wohl einen Unterschied zwischen Mönchen und Laienbrüdern, hielt sie auf Distanz

und ließ sie den Abstand spüren. In Schönau verhinderte der plötzliche Tod eines Rädelsführers ein weiteres Aufschaukeln. Der Funke war aber schon nach Eberbach übergesprungen. Ob in Eberbach durch Maßnahmen von außen oder durch ordensmäßigen Zwang wieder Ruhe einkehrte, läßt sich nicht sagen. Beide Ereignisse werden sowohl von Cäsar von Haisterbach in seinem Dialogus Miraculorum als auch von Konrad von Eberbach in„Exordium Magnum Cisterciense sive Narratio de initio Cisterciensis Ordinis“ berichtet. Abt Albero starb im Jahr 1206. Aus dem Tochterkloster Schönau wird Theobald als Abt nach Eberbach berufen. Von 1196-1198 war  war er Abt in Schönau und lebte  insgesamt 40 Jahre in dem Tochterkloster Eberbachs. Dafür wechselte der bisherige Prior in Eberbach Walther als Abt nach Schönau. Unter Theobald war der Konversenaufstand in Schönau. Wichtigstes Werk Theobalds in Eberbach war das “Oculus Memoria”. Es war ein Güterverzeichnis der Abtei beginnend mit der Klostergründung. Alle Stiftungs- und Bestätigungsbriefe waren gesammelt. Der Inhalt wurde in einem Handbuch festgehalten. Abt Theobald starb nach 15 Jahren Regierungszeit 1221.

 

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Ihm folgte Abt Konrad nach. Er war von etwa 1168 bis 1193 Mönch in Clairvaux und dort noch ein Schüler Bernhards. Nach seinen eigenen Angaben lebte er von ca.1200 bis 1210 in Eberbach.Abt Garnier von Rochefort (1186–1193) ermunterte ihn, eine Chronik von Citeaux zu schreiben. Er verfasste darauf das sechsbändiges Exordium magnum Cisterciense. Die ersten 4 Bände entstanden in der Regierungszeit von Abt Garnier, die beiden letzten entstanden wohl in Eberbach. Es ist ein gutes Beispiel für die vor allem bei den Zisterziensern gepflegte gepflegten Exempel-, Mirakel- und Visionsliteratur. Eigenes Erleben oder unmittelbare Berichte der Senioren von Clairvaux, die Bernhard noch kannten sind die Quellen und vermitteln so ein getreues Bild von den Anfängen des Zisterzienserordens. Konrad wurde im Mai 1261 zum Eberbacher Abt gewählt, starb aber nach nur fünf Monaten Amtszeit. Gebeno war von 1215-1521 Prior in Eberbach. Um 1220 verfasste er  die Schrift “Pentachronon sive speculum futurorum temporum”, eine Zusammenfassung der Aussagen aus Hildegards Büchern, die wesentlich zu Hildegards Bekanntheit und Nachwirkung beitrug. Das Pentachron gehört zu den umfang- und folgenreichen Geschichtsdeutungen des deutschen 13. Jahrhunderts, die durch heilgeschichtliche Exegese die Situation ihrer Gegenwart klären wollten und verändern halfen.

Nachfolger Abt Konrads wurde Erckenbert. Er stammte aus Worms und trat wahrscheinlich unter Abt Arnold (1178–1191) ins Kloster ein. Unter Abt Mefrid war er als Klosterschreiber tätig. Unter Albero wurde er als Zeuge in mehreren Urkunden aufgeführt. Abt Theobald ernannte ihn bald nach seiner Wahl zum Prior. Dieses Amt bekleidete  er bis 1215. In seinem Priorat war er bei allen wichtigen Verhandlungen dabei. Auf eigenen Wunsch nahm er eine Auszeit, wurde aber 1219 als Abt nach Arnsburg berufen. Nach dem Tod Abt Konrads wurde er nach Eberbach zurückberufen und wurde dort zum Abt gewählt. 1228 resignierte er. Nachdem der Rücktritt angenommen worden war,  lebte er  noch bis 1231.

Sein Nachfolger wurde Rimund, der in Köln geboren ist. Er kommt nach Bär bis 1228 nur einmal in Eberbacher Urkunden vor und deshalb vermutet er, dass Rimund bis zu seiner Wahl den Eberbacher Hof in Köln verwaltete. Dieser wurde wegen seiner Wichtigkeit von einem Mönch verwaltet. Für diesen Posten sprach auch Rimunds Kölner Herkunft und seine Lokalkenntnisse. Gleich nach seinem Amtsantritt beteiligte er sich an den Kosten der Oppenheimer Stadtbefestigung, das vor kurzem Reichsstadt geworden war. im Gegenzug erhielt das Kloster für alle seine Besitzungen und den Eberbacher Hof den  Schutz der Stadt und des Königs. Außerdem erlaubte die Stadt dem Kloster freien Handel und sprachen es von Zoll und Abgaben frei.

1231 mussten sich die Zisterzienseräbte von Maulbronn, Schönau, Bronnbach und Eberbach  mit dem Benediktinerkloster Lorsch auseinandersetzen, denn es war in Schieflage geraten. Am 06.08 1231 überließ Papst Gregor IX. (1227-1241)Erzbischof Siegfried II. von Mainz. RI V,2,3 n.6864 das Kloster Lorsch “überlässt dem erzbischof von Mainz das sehr herabgekommene kloster Lorsch, besonders auch deshalb, damit eine zugehörige sehr feste burg (Starkenburg) nicht in die hände weltlicher grossen falle, zur verwaltung, wie solche schon dem vorgänger des erzbischofs aus gleicher ursache übertragen war “ . König Heinrich, der Sohn Friedrichs II. bestätigte am 27. April 1232 dem Erzbischof die Überlassung von Lorsch. Das Kloster sollte nach dem Willen Siegfrieds nicht aufgehoben werden und als Zisterzienserkloster fortgeführt werden. Die bisherigen Benediktinermönche von Lorsch sollten auf andere Klöster verteilt werden. Da es nun nicht mehr den Anschein hatte, dass die Zisterzienser einfach ein Benediktinerkloster übernahmen, wurde nun ein Zisterzienserabt und Konvent nach Lorsch geschickt. Doch die Benediktiner gaben nicht klein bei und kamen zwei mal mit Gewalt nach Lorsch zurück. Zwar wurden sie jedes Mal von Truppen des Mainzer Erzbischofs vertrieben. Die Zisterzienser Mönche wurden  körperlich misshandelt und mit dem Tode bedroht, falls sie Lorsch nochmals besiedeln sollten. Sie weigerten sich dann auch, nochmals nach Lorsch zu gehen. Das Kloster wurde nun den Prämonstratensern übergeben. Aus der Zeit der Zisterzienser wurden 35 karolingische Handschriften nach Eberbach verbracht. Zwar hatte die Besiedelung Lorschs mit Zisterziensern nicht geklappt. Doch Abt Rimund war ins Blickfeld des Papstes gerückt und er erhielt den nächsten päpstlichen Auftrag. Die heilige Elisabeth von Thüringen (* 1207) war am 17. November 1231 im Alter von nur 24 Jahren gestorben und stand im Ruf der Heiligmäßigkeit. Ihr Beichtvater und Seelenführer Konrad von Marburg kämpfte sofort für ihre Heiligsprechung. Er hatte in der Kirche bereits Karriere gemacht, war nach dem frühen Tod ihres Gemahls, dem Landgrafen Ludwig, von Papst Gregor IX. zum Vormund Elisabeths bestimmt worden. Schon vorher war er als Kreuzzugsprediger bekannt geworden. Am 11.10.1231 ermächtigte ihn der Papst in Deutschland gegen Ketzer vorzugehen. Konrad wurde nun auch beauftragt, den Wandel Elisabeths und die ihr nachgesagten Wunder zu überprüfen. Mit beauftragt wurden Erzbischof Siegfried von Mainz und Abt Rimund. Die Untersuchung wurde allerdings unterbrochen, denn Konrad war am 30.7. 1233 erschlagen worden. Nun trat Konrad II., Erzbischof von Hildesheim, an die Stelle von Siegfried. Konrad von Marburg wurde durch Abt Hermann des Zisterzienserklosters Georgenthal ersetzt. Abt Rimund behielt seinen Sitz in der Untersuchungskommission.

Die Untersuchung endete mit der Heiligsprechung Elisabeths am 27. Mai 1235. Zusammen mit Abt Hermann erreichte er,dass im Zisterzienserorden ein jährlicher Gedenktag für Elisabeth abgehalten wurde.

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1242 unterstellte sich das Prämonstratenserinnenkloster Tiefenthal bei Eltville-Martinsthal der Paternität von Kloster Eberbach, nachdem der Konvent 1237 geschlossen die Regeln der Zisterzienser angenommen hatten. Ein Jahr später inkorporierte Erzbischof Siegfried das bisherige Benediktinerinnenkloster Altmünster in Mainz gegen den Widerstand der Klosterfrauen in den Zisterzienserorden und unterstellte es der Paternität von Kloster Eberbach. Am Ende unterstanden 16 Zisterzienserinnenklöster der Eberbacher Paternität. Das waren die Klöster Marienhausen bei Aulhausen seit 1189 Eberbach unterstellt,Kloster Rosenthal 1241 gegründet, Kloster Tiefenthal,1242 unterstellt, Kloster Altmünster 1243 inkorporiert, Kloster Maria Münster in Worms 1244 inkorporiert,  Kloster Dalheim in Mainz, 1251 entschieden sich die Nonnen für den Zisterzienserorden,Kloster St. Agnes in Mainz, 1259 zisteriensische Regel angenommen, Kloster Mariacron Oppenheim, 1265 zisterziensische Reform, Kloster St. Joannes in Alzey um 1290 als Tochterkloster des Kloster zum Heiligen Geist (erstmals erwähnt 1262) in Alzey entstanden, beide Klöster ineinander aufgegangen, Kloster Sion bei Mauchenheim in der Nähe von Alzey, seit 1265 von Eberbach visitiert, Kloster Weidas bei Dautenheim, Alzey 1251 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Daimbach bei Mörsfeld, 1298 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Kumbd 118 gegründet, von Marienhausener Nonnen aufgefüllt, in der Reformation aufgelöst, Kloster Sankt Katharinen bei Bad Kreuznach, Anfang des 13. Jahrhunderts von Nonnen des Klosters Kumbd besiedelt, in der Reformation aufgehoben, Kloster Engelthal, Ingelheim 1290 erstmals erwähnt. Kloster  Gnadenthal, Hünfeld seit dem 14. Jahrhundert durch Eberbach visitiert, Kloster Himmelgarten Alzey,1281 erstmals erwähnt, in der Reformation aufgehoben.

Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war das Verhältnis der Zisterziensernonnen zu ihrem Orden noch nicht genau geregelt. Sie waren noch an kein bestimmtes Kloster gebunden. Sie wählten selbst einen Abt, der für die Ordensdisziplin und Einhaltung der Ordensvorschriften zuständig war. Nach Bär hatten sie einen Zisteriensermönch im Kloster und auch Laienbrüder, die für sie die ökonomischen Angelegenheiten erledigten (Bär II, S.153, dort Anmerkung 5)

1241 gab es wieder einen Vorfall mit Konversen. Dabei wurde Abt Rimund verstümmelt “enormiter multilavit” wie es  bei Cannivez in Statuta Capitulorom generalium ordinis Cisterciensis ab anno 1116 ad annum 1786 heißt. (Cannivez 2. S.233 Nr. 19.) Vermerkt wird, dass der Täter dauerhaft in Haft blieb.

Die Konversenunruhen wurden Anfang  des 13. Jahrhunderts ein Problem für viele Zisterzienserabteien. So hatte es die zisterziensische Jurisdiktion zwischen 1190 bis 1295 mit rund 100 Fällen von “conspirationes” zu tun, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen genannt wurde. Sie dazu Thomas Füser, Mönche im Konflikt:zum Spannungsfeld von Norm, Devianz und Sanktion bei den Cisterciensern und Cluniazensern, Münster 2000, vor allem das 4. Kapitel. Es handelte sich dabei nicht um Einzeltäter. Es waren immer Gruppen oder Teile von Konventen, die sich ungehorsam und oft gewaltsam gegen ihren Abt oder den Vaterabt stellten. Abt Rimund war kein Einzelschicksal. Mehrere Äbte wurden zum Teil schwer verletzt, der Abt von Heilsbronn so schwer, dass er von der Ordensführung als “inutile” für das Amt des Abtes bezeichnet wurde. Außerdem kam ein Mönch ums Leben, der sich schützend vor den Abt geworfen hatte. (Canivez 2, S. 307 Nr. 31) Die Konversen haben im 12. Jahrhundert wesentlich zum ökonomischen Erfolg des Ordens beigetragen. Am Anfang des 13. Jahrhunderts standen in Eberbach 200 Konversen 100 Mönchen gegenüber. Das brachte auch schwere Aufsichts-und Führungsprobleme mit sich, denen die Eberbacher Klosterleitung unter schwachen Äbten wohl nicht gewachsen war, wie Werner Rösener in seinem Aufsatz die Agrarwirtschaft der Zisterzienser in dem Sammelband “Norm und Realität: Kontinuität und Wandel der Zisterzienser im Mittelalter” herausgegeben von Franz J. Felten, Werner Rösener auf Seite 87 ausführt. Sehr viel vorsichtiger aber letztlich mit derselben Aussage drückt sich Bär in seiner Wertung über Abt Albero aus, in dessen Regierung nach Bär die erste Konversenunruhe in Eberbach fällt, wobei er nur von einer einzigen berichtet. Der wachsende Reichtum Kloster Eberbachs wurde praktisch von den Konversen erarbeitet. Das verstärkte die sozialem Spannungen, die latent vorhanden waren. Die Laienbrüder  hatten aber kaum Mitspracherecht. Das herrische Auftreten mancher Äbte und Mönche gegenüber den ungebildeten aber lebenserfahrenen Laienbrüder (siehe das Schuhproblem in Schönau) verschärfte die Gegensätze und Spannungen. In Eberbach führte es sogar soweit,dass Abt Werner bei einem Angriff eines Laienbruders 1261 erschlagen wurde. Interessanterweise erwähnt Bär die Todesursache Werners nicht sondern gibt nur das Todesdatum über das Totenbuch an.Die Konversenprobleme scheinen erst mit der neueren Forschung ins Blickfeld zu geraten. So gibt es auch in Geschichtsdarstellungen zu Heilsbronn keinen Hinweis auf die Verstümmelung eines Abtes. Oder die Große Zisterzienserausstallung in Bonn 2018 sparte dieses Thema auch völlig aus.Das Generalkapitel aber reagierte mit sofortiger Einkerkerung des Täters und mit Aufnahmestopp für Konversen. Auch Abt Werner war kein Einzelfall. Thomas Füser  führt insgesamt 9 Äbte an, die in ihrem Amt ermordet wurden.

1242  verpachtete Abt Rimund einen Weinberg bei Wörrstadt. In der dazu gehörenden Urkunde heißt es: “Abt Rimund und der Konvent von Kloster Eberbach machen bekannt, daß sie dem Heinrich von Wörrstadt (de Werstad) auf Lebenszeit siebeneinhalb Joch näher beschriebene Weinberge bei Wörrstadt auf Lebenszeit verliehen haben. Davon sollen an Allerheiligen (01. November) ein Talent Mainzer Münze jährlich dem Kloster gezahlt werden. Bei Vernachlässigung der Weinberge kann das Kloster diese wieder einziehen. Die Bestimmungen gelten auch für die überlebende Frau. Nach deren Tod kann das Kloster über die Weinberge beliebig verfügen.” (HHStAW Bestand 22 Nr. in 436). Das ist der erste urkundliche Beleg für eine Verpachtung. Bisher verfuhr das Kloster ja nach der Zisterzienserregel, nach der die Mönche von ihrer eigenen Hände Arbeit leben sollten und keine Früchte von fremden Schweiße genießen sollten. (Vet.Institut.Cisterc. Kap V) Das war die erstmalige Abkehr  von einem bisherigen Kurs. Viele Schenkungen waren zu weit entfernt und die Güter zu klein, um wirtschaftlich mit eigenen Kräften betrieben zu werden. Man war auch nicht mehr gewillt, die Zahl der Konversen ohne Not zu vervielfältigen. Abt Rimund verstarb 1247. Auf ihn folgte Abt Walter (1248-1258) Er resignierte nach zehn Regierungsjahren. Auf ihn folgte Werner, der schon vorher als sein Nachfolger bezeichnet wurde. Er war von 1248 bis 1258 Abt in Arnsburg und wurde von dort zum Abt in Eberbach berufen. 1259 besiedelte Erzbischof Gerhard von Mainz  das Benediktinerkloster Disibodenberg, das infolge einer Fehde hochverschuldet war und schon von den meisten seiner Mönche verlassen war mit Zisterziensermönchen aus dem Eberbacher Tochterkloster Otterberg. Sie brachten das Kloster wieder zur Blüte, die bis 1500 anhielt. Abt Werner starb1261. Wie oben erwähnt wurde er von einem Laienbruder ermordet. Sein Nachfolger Heinrich I. regierte nur ein Jahr nämlich von 1262-1263. Vorher war er Grangiarius, das ist der allgemeine Aufseher über die Klosterhöfe. In seiner kurzen Regierungszeit rundete er vor allem den Besitz von Klosterhöfen ab. So wurde auch der Gräfenberg bei Kiedrich volles Eigentum. Mit dem Steinberg und dem Gräfenberg hatte das Kloster Weinberge, auf denen noch heute Prädikatsweine geerntet werden. Der Gräfenberg ist heute im Besitz des Weinguts Weil in Kiedrich. Abt Heinrich resignierte bereits im Jahr 1263. Ob der Amtsverzicht von zwei Äbten in so kurzer Zeit auch mit dem Konversenproblem zu tun hatte?

Nach dem Rücktritt von Abt Heinrich wurde Ebelin aus dem Tochterkloster Schönau nach Eberbach berufen. Er hatte in Schönau seine Profess abgelegt und war dort von 1259–1263 Abt. In Eberbach bekleidete er dieses Amt von 1263-1271.1266 zeigte sich, dass das Kloster Finanzprobleme hatte. In Oppenheim konnte das Kloster für ein Haus, das eigentlich genau in das Anforderungsprofil gepasst hätte, nicht bar bezahlen und ein Kredit schien es auch nicht zu bekommen. Man entschloss sich dann zum Verkauf von Weinbergen und einen Hof in Lonsheim. Es fanden sich dann aber Gönner, die die Weinberge kauften und dem Kloster umgehend wieder überließen. Nach 1271 trat Ebelin nicht mehr in Urkunden auf. Ob er ebenfalls zurücktrat oder verstarb lässt sich nicht sagen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts konnte Eberbach seinen Besitz an Weinbergen deutlich ausweiten und verfügte schließlich mit über  300 Hektar Anbaufläche über die größte Weinbergfläche in Deutschland. Hauptsächlich war dafür der zunehmende Fernhandel verantwortlich. Weinbezug wurde nun über den Markt möglich. Für entferntere Klöster und Grundherren verloren die Weinberge ihre Bedeutung.und sie alle hatten als weiteren Konkurrenzvorteil nicht die umfassenden Rheinzollprivilegien wie Kloster Eberbach. So verkauften sie ihre Weinberge an das Kloster Eberbach. Ein weiterer Wandel hatte schon ab dem Ende des 13. Jahrhunderts eingesetzt. Die Weinberge wurden immer weniger in Eigenregie also weitgehend mit Konversen oder Frondienstlern bewirtschaftet. Man ging verstärkt auf Verpachtung über. Auf den ersten Pachtvertrag des Klosters wurde hingewiesen. Abt Siegfried (1290–1298)war der erste Abt, der Temporalverpachtungen einführte. Er verpachtete Klostergüter in Wiesbaden zeitlich befristet auf zwölf Jahre. Danach fiel das Gut wieder an das Kloster zurück. Damit sollte vermieden werden, dass die verpachteten Güter allmählich in das volle Eigentum des Pächters übergingen.

Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden die Bettelorden – 1209/1210 die Franziskaner, 1216 wurden die Dominikaner bestätigt, die Augustiner Eremiten entstanden zwischen 1244 und 1256. Die Karmeliten breiteten sich im 14. Jahrhundert in ganz Europa aus.

Die Attraktivität der neuen Orden minderte die Attraktivität der Zisterzienser vor allem für Laienbrüder, die ohnehin ihre Probleme mit den  Mönchen im Orden hatten. Außerdem sorgten die Problem mit den Konversen dafür, dass die Äbte bemüht waren, mit weniger Konversen auszukommen. Für die Verpachtung wurde in der Regel ein Pachtzins in Höhe von einem Drittel bis zur Hälfte des Ertrages ausgehandelt. Dazu kam noch der Zehnte, für den der Pächter aufkommen musste.

Im 14. Jahrhundert baute Kloster Eberbach ein Netz von Finanzdienstleistungen auf. Wie bei den Stadthöfen gezeigt , waren dort ja auch finanzielle Überschüsse erzielt worden, die in Grundbesitz angelegt wurden. Die Klöster gingen auch dazu über, gegen die Übertragung von Ländereien oder Geld eine Rente auf Lebenszeit zu versprechen. Die Klöster waren reich und ihre Reputation so gut, und so konnten Wohltäter, die dem Kloster Grundbesitz um ihres Seelenheiles willen aber zusätzlich abgesichert durch Rentenbezug überließen, auch darauf verlassen, die Auszahlung zu erhalten. Da Einnahmen aus den Verkäufen oft nicht sofort ausgegeben werden konnten, bot es sich an, dieses Geld gewinnbringend anzulegen. Sie vergaben also Kredite zum Beispiel für Saatgut oder landwirtschaftlichen Geräten. Pächter und zinspflichtige Bauern mussten diese Kredite abbauen. Kredite wurden oft gegen Ländereien als Sicherheit vergeben, natürlich überwiegend an Adlige, da diese ja die Mehrzahl der Grundbesitzer stellten. So wurde aus dem Kredit oft ein Landkauf, da viele Kredite nicht zurückgezahlt werden konnten.

Auch das Depositengeschäft entwickelte sich allmählich. In den Stadthöfen, aber auch in den Klöstern hatten diese Lagerräume, in den sie Wein  und Getreide oder Geld und Wertsachen gegen Gebühr aufbewahren konnten. Wenn die Haftung ausgeschlossen oder eingeschränkt werden konnte, war das ein gutes Geschäft für das Kloster.Der Einstieg in die Geldgeschäfte wurde zunächst erschwert durch das mittelalterliche Zinsverbot. Das kanonische Recht verurteilte Zinsen als Wucher. Man umging das, indem man Geld gegen Sicherheiten in Form von Pfändern vergab und diese dann nutzte als Nutzungsrechte an Ländereien oder Zugtieren.

Abt Jacobus von Eltville wurde um 1325 in Eltville geboren. Er wurde im Kloster ausgebildet. Eberbach hatte im Gegensatz zu vielen Zisterzienserklöstern eine Klosterschule. Dann kam er an das St. Bernhards-Kolleg in Paris, wo er die Freien Künste und Theologie  studierte. Dort las er während des akademischen Jahres 1369/1370 die Sentenzen. 1372 wurde er in Eberbach zum Abt gewählt und bereits als Abt promovierte er in Theologie. Auch Äbte studierten am St. Bernhards-Kolleg . Für die entsendende Abtei war das übrigens ziemlich teuer, denn für studierende Mönche und Äbte war ein hoher Beitrag zu entrichten. Jacobus verfasste Kommentare zum Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus. Jacobus starb 1392.

1312 inkorporierte Erzbischof Peter von Mainz die mit dem Zehnten begabte Pfarrkirche von Wallertheim (heute Waldertheim) und deren Patronatsrechte dem Kloster (Urkunde HHStAW Bestand 22 Nr. in 436), was Bär so kommentierte:” Die mit dem Zehnten begabte Pfarrei zu Waldertheim hatte bei Eberbach einen Geschmack an solchen minder beschwerlichen Einkünften  und dadurch den Appetit an dergleichen Besitzungen erzeuget”. (Bär II S 337 f.) Nach der Inkorporation konnten Abt und Konvent über das Vermögen und die Einkünfte der Pfarrei verfügen. Es folgten dann auch relativ schnell weitere Inkorporationen, so 1324 Langendiebach, 1476 Mosbach.

Stadtpfarrkirche

1339 übertrug Kaiser Ludwig dem Abt und Konvent des Zisterzienserkloster Eberbach das Patronatsrecht der Kirche in der Stadt Biberach. [RI VII] H. 1 n. 300 1339 März 20, Frankfurt “Ks. Ludwig überträgt Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Eberbach in der Diözese Mainz auf Bitte des Erzbischofs Heinrich von Mainz, seines Fürsten, das Patronatsrecht der Kirche in der Stadt Biberach in der Diözese Konstanz, das bisher ihm und dem Reich zustand, mit allen Ehrungen, Einkünften, Rechten und Zubehör.” Bereits 10 Jahre später inkorporierte Papst Clemens VI. die Kirche dem Kloster Eberbach. “Papst Clemens VI. inkorporiert dem Kloster Eberbach wegen seiner Schulden die Pfarrkirche der Stadt Biberach, deren Einkünfte auf 30 Mark geschätzt werden und deren Patronatsrecht das Kloster schon besitzt. Der einzusetzende Vikar soll vom Bischof von Konstanz investiert und mit genügendem Einkommen versehen werden.” (HHStAW Bestand 22 Nr. in 437) Anrechte Dritter mussten vor dem Zugriff auf das Vermögen mussten vor dem Zugriff auf das Vermögen abgelöst werden.Dies geschah, wie eine Reihe von Urkunden belegt.  Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 163 U 70 bis U 73.Das Kloster mußte auch einen Weltgeistlichen als ständigen Vikar unterhalten. Runde 100 Jahre später, nämlich 1447 erteilte Papst Eugen IV. dem Kloster einen weiteren Rechtstitel,  wonach das Kloster die ihm zustehende Pfarrkirche zu Biberach nach eigenem Ermessen mit Welt- oder Klostergeistlichen besetzen kann. Dies wurde auch von den Nachfolgern Eugens immer wieder bestätigt. Zwar konnte der Bischof den Vikar weiterhin einsetzen. Das Kloster konnte aber den Priester ohne bischöfliche Mitwirkung abziehen 1378 löste das Kloster mit einer Einmalzahlung die städtische Steuer ab. “Bürgermeister, Rat und die gesamte Bürgerschaft der Stadt Biberach bekunden, von Abt Jacob, ‚Lehrer in göttlicher Kunst‘, und dem Konvent von Kloster Eberbach 150 Pfund Heller als Wiederkaufsgeld für die jährlich zu zahlenden 15 Pfund Heller an Stadtsteuern empfangen zu haben.” (HHStAW Bestand 22 Nr. U 1155)und war damit abgabenfrei. Das Kloster stellte nun ein Mitglied des Konvents als Pfleger für die Verwaltung der Eberbacher Güter und nutzbaren Rechte nach Biberach ab. Er residierte im Eberbacher Pfleghaus. Bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts war das Verhältnis Biberacher Magistrat und Kloster noch weitgehend konfliktfrei. Das Kloster hatte auch nicht versucht, seine erweiterten Befugnisse auszureizen. Aber allmählich zeichnete sich ein Interessenkonflikt ab. Dem Biberacher Magistrat war es gelungen, weite Bereiche des städtischen Kirchenwesens unter seine Kontrolle zu bringen. Nur die Pfarrei,also die Institution, die das kirchliche Leben in der Stadt maßgeblich  bestimmte, blieb kommunalen Einfluß weitgehend entzogen. Das Kloster aber wollte seine Rechte stärker zur Geltung bringen und so auch den Ertrag, den die die Pfarrei abwarf, steigern. Man stritt sich nun über Art und Umfang der beiderseitigen Kompetenzen bei der Besetzung des Vikarpostens. Das Kloster bestand auf seinem alleinigen Recht zur Nomination.Der Rat wollte ein informelles Mitbestimmungsrecht, also ein Vetorecht, ein Konsensrecht und ein Designationsrecht. Weitere Reibungsfläche war die unzureichende Personalausstattung der Pfarrei. Man sah ein Mißverhältnis zwischen Ertrag und Leistung. Nach dem Tod des Pfarrvikars Johannes Riß im Herbst 1480 forderte der Biberacher Rat das Kloster mehrfach auf, den städtischen Prediger Heinrich Jäck als Vikar einzusetzen und machte gleichzeig klar, dass man einen Ortsfremden nicht wolle. Aber Abt und Konvent nominierten den Koblenzer Priester Christmann Lusser. Dagegen legte der Biberacher Rat an der bischöflichen Kurie Einspruch ein. Die Stadt argumentierte mit der mangelnden Eignung des Eberbacher Kandidaten und begründete das mit dem rheinischen Dialekt Lussers. Das Konstanzer Gericht entschied gegen Lusser. Bischof Otto IV. setzte Br. iur. Konrad Winterberg in Biberach ein, womit der Rat offensichtlich einverstanden war. Allerdings klagte Eberbach vor den päpstlichen Gerichten und setzte sich letztlich durch. Aber Biberach hatte auch gewonnen, wenn auch nicht auf Dauer. Im Juli 1484 gewährte Papst Sixtus IV. der Stadt Biberach die Vergünstigung, in Zukunft den Pfarrvikar präsentieren zu dürfen. Allerdings bestätigte Papst Innozenz VIII. am 4. Mai 1489 den von Papst Eugen gewährten Rechtstitel (HHStAW, 22 in Nachweis). Das Kloster versuchte seine nun wieder gestärkte Position auszunutzen und wollte einen Mönch auf die Pfarrstelle setzen. Nach der scharfen Reaktion des Biberacher Rats lenkten Abt und Konvent aber wieder ein. Aber die Beziehungen blieben gespannt. Eine weitere Auseinandersetzung folgte 1519/20. Die Pfarrerstelle war durch den Tod des Stelleninhabers wieder frei geworden und der Rat hatte sich mit einem Forderungskatalog an das Kloster gewandt. Ein Weltgeistlicher “unnser artt unnd lannds”(Rüth Bernhard in http://www.gfh-biberach.de/Hefte/BC-Heimatkundliche-Bl%C3%A4tter-f%C3%BCr-den-Kreis-Biberach/J6H1S03.pdf, S. 7) sollte eingesetzt werden, der Vikar künftig angemessen besoldet und ein dritter Helfer sollte eingestellt werden. Aber das Kloster bestellte den Konventualen Johannes Kött zum Pfarrvikar. Der Konflikt eskalierte. Eberbach handelte mit Rückendeckung seines Landesherrn, des Mainzer Kurfürsten Albrecht von Brandenburg. Eine mainzisch-eberbacher Delegation erschien auf dem Biberacher Rathaus. Der Rat argumentierte, er habe einen geeigneten Kandidaten vorgeschlagen und kritisierte die gewinnorientierte Haltung des Klosters mit den Worten, dass die Abtei „gern v ienig tätt und doch gern vii innäme“ (Heimatkundliche Blätter S. 7) Der Mainzer Abgeordnete verwies auf die Privilegien Eberbachs. Der biberacher Rat befand sich in einer sehr schwachen Position und musste nachgeben. Auch eine Appellation an den Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg blieb erfolglos. Das Kloster hatte sich nun  voll durchgesetzt, aber Biberach hatte sich der Reformation angeschlossen. Über die gesamte Reformationszeit hinweg war die Pfarrei mit Eberbacher Mönchen besetzt.Allerdings musste Kött auf bischöfliche Weisung nach Rissegg umsiedeln, weil sie die nach Biberach pfärrigen Untertanen des dem alten Glauben trau gebliebenen Dr. Hans Schad von Mittelbiberach zu Warthausen in dessen Gebiet kirchlich zu betreuen hatten. 1548 wurde das Augsburger Interim per Reichsgesetz erlassen und in den süddeutschen protestantischen Gebieten mit staatlichem Zwang durchgesetzt. Der Biberacher Magistrat ersuchte nun, den derzeitigen Vikar Martin Bauer, die Pfarrei fortan wieder zu versehen, dem Interim gemäß.  Er nahm seinen Sitz wieder in der Stadt im Pfarrhof und ab 1548 wurde in Biberach wieder die Messe gelesen. 1555 wurde die Bikonfessionalität reichsrechtlich garantiert. Eberbach hatte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Niedergang erlebt. Man dachte deshalb daran, den weitab gelegenen Außenposten abzugeben und machte der Stadt ein Angebot. Für 70.000 Gulden sollte die Stadt die klösterlichen rechte und Besitzungen übernehmen. Die Offerte wurde grundsätzlich positiv aufgenommen und nachdem man sich auf den realistischen Kaufpreis von 31.000 Gulden geeinigt hatte, wurde am 1. September 1568 der Kaufvertrag geschlossen. Die Übergabe erfolgte nach einer Anzahlung von 11.000 Gulden aber schon 1564. “Daniel Abt und der ganze Konvent von Kloster Eberbach verkaufen der Reichstadt Biberach wegen der großen Entfernung und der großen Schuldenlast des Klosters das Patronat der Pfarrkirche mit allem Zubehör für 31.000 Gulden unter Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Daniel.” heißt es in der entsprechenden Urkunde vom 1. September 1566.(HHStAWBestand 22 Nr. U 2068 a). Es dauerte dann allerdings 121 Jahre bis im September 1685 die letzte Rate bezahlt wurde.

Nach diesem Exkurs zu dem Patronatsrecht in Biberach wieder zurück zur Klostergeschichte.

Am 14.01. 1401 stellte Papst Bonifatius Abt Nikolaus II.(1392–1407) folgende Urkunde aus: “Papst Bonifatius IX. gestattet dem Abt des Klosters Eberbach, Mitra, Ring und sonstige pontifikalische Insignien zu tragen, Weihehandlungen in den ihm unterstellten Kirchen und Klöstern vorzunehmen und in bestimmten Fällen Ablässe zu erteilen.” HHStAW Bestand 22 Nr. U 1318). Die Eberbacher Äbte hatten damit einen bischofsgleichen Rang.

Im 15. Jahrhundert begann der langsame wirtschaftliche Niedergang, nicht nur von Kloster Eberbach sondern vom gesamten Orden der Zisterzienser. Da spielte einiges mit. Es stand immer weniger unbebautes Land zur Verfügung. Das hatte zur Folge, das weniger Grundbesitz verschenkt wurde. Feste Renten in Form von Naturalien wurden immer mehr verschenkt.Die Bedeutung der Städte nahm zu. Dort entstanden neue Arbeitsplätze, die auch für die Bauern interessant waren. Das bedeutete einen Rückgang der Konversen

verstärkt durch die wachsende Bedeutung der Bettelorden, die ebenfalls  einen Rückgang der Konversen bewirkte. Das anhaltende Bevölkerungswachstum  sorgte auch dafür, dass zunehmend kleiner Pachtgüter vergeben wurden. Die Pachtraten sanken. In Eberbach lagen sie zu Beginn des Jahrhunderts noch bei 48 % des Ernteertrags. Um 1500 konnten nur noch 32 % durchgesetzt werden. Auch der Zustand der Wingerte verschlechterte sich. Meist war die Ursache unzureichende Düngung mit Pferdemist. Das wiederum war die Folge der exzessiven Ausdehnung der Anbauflächen im Rheingau und im Mittelrheintal. Die lokale Viehhaltung könnte nicht in dem Maße gesteigert werden, das für den Bedarf an Pferdemist nötig gewesen wäre. Das bedeutete, dass die Form der Pachtzahlung sich zunehmend zur Geldzahlung verschob. Hinzu kam, dass durch die grassierenden Pestepidemien auch die Konvente kleiner wurden und dann auch weniger Männer für den Eintritt als Konversen zur Verfügung standen.

Der Eberbacher Konvent hatte 1498 102 Mitglieder Konversen und Mönche zusammengerechnet. Bei einer Epidemie von 1500-1502 starben 15 Mönche.

Kloster Eberbach hatte auch damit zu kämpfen, dass die Fürsten verstärkt versuchten, die gewährten Zollprivilegien zurückzuziehen. Die Bedeutung der Kölnfahrt ging zurück. Das Kloster ging verstärkt dazu über, die Weine direkt am Erzeugungsort an meist Kölner Großhändler zu verkaufen. Produktion und Vertrieb in einer Hand aber war einer der Gründe für den wirtschaftlichen Erfolg der Zisterzienser.

Im Rheingau begann der Bauernkrieg am 23. April 1525. In Eltville hatten sich gut 200 Personen versammelt. Dem Rat wurden Beschwerdeartikel übergeben. Der Vertreter des Erzbischofs, Heinrich Brömser verhandelte mit ihnen. Am 29.04. wurden ihm in Winkel 29 Artikel übergeben. Eine der ersten Forderungen war die Wahl eines Predigers. Dann ging es um eine gerechtere Lastenverteilung.Die Güter des Adels und der Geistlichkeit sollten die bürgerlichen Lasten wie Steuern und Dienste mittragen. Die Klöster sollten aussterben. Sie Einwohner des Rheingaus sollten nur an ihrem Wohnort gerichtlich belangt werden können. Wasser, Weide und Wildfang sollten frei sein. Am 2.5. versammelte sich die Landschaft auf dem “Wacholder”, das war die traditionelle Gerichtsstätte der Rheingauer. Dort wurde Friedrich Greifenclau von Volrads zum Hauptmann der Rheingauer Landschaft gewählt.Er nahm eine ähnliche Rolle ein, wie Götz von Berlichingen. Das Kloster Eberbach, das ganz in der Nachbarschaft lag, hatte die versammelte Landschaft

ohne Entschädigung zu verpflegen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das berühmte Fass von Eberbach zu 2/3 geleert. Das Fass war zum heiligen Jahr 1500 erstmals gefüllt worden und fasste ungefähr 72000 Liter. Zwischen dem 28. und 31. Mai mussten die Klöster Eberbach, Gottesthal, Johannisberg, Marienthal, Aulhausen und Eibingen urkundliche Ver­pflichtungen eingehen, die sie zum Untergang verdammten. Das Kloster Tiefenthal sollte gleich aufgehoben werden. Die Lage hatte sich aber für die Bauern grundlegend geändert. Schon vor der Aufstand im Rheingau ausbrach, hatten die Bauern am 4. April 1525 bei Leipheim eine Schlacht verloren. Es folgten Niederlagen bei Freiburg. Am 15. Mai fand bei Frankenhausen eine der bedeutendsten Schlachten des Bauernkriegs statt. Am 4. Juni verloren die Bauern bei Würzburg. Am 24.und 25.6. 1525 wurden die Rheingauer bei Pfeddersheim besiegt. Am 27.Juni wurde der Unterwerfungsvertrag geschlossen. Sie mussten 15000 Gulden Kriegskosten zahlen und wurden völlig entwaffnet. Mit den Verpflegungskosten bei der Versammlung vom 02.05. und dem fast geleerten Weinfass kam Eberbach aber relativ glimpflich davon. Allerdings musste es an den Erzbischof von Mainz 3282 Gulden für die Niederschlagung des Bauernaufstandes bezahlen. Der Fürst von Hessen-Kassel verlangte 1216 Gulden und später nochmals 673. Außerdem nahm er ein Drittel der gesamten Früchte des Klosters mit.

Die Reformation hatte ebenfalls relativ geringe unmittelbare Auswirkungen auf Kloster Eberbach. Nur wenige Mönche verließen das Kloster. Allerdings ging die Zahl der Novizen deutlich zurück. Härter traf es bis auf Arnsburg die Eberbacher Tochterklöster.

Schönau wurde 1558 von Ottheinrich aufgehoben. Die Schönauer Tochter Bebenhausen wurde 1534 reformiert und nach einer kurzen Unterbrechung durch das Augsburger Interim hatte es 1560 mit Eberhard Bidembach den ersten evangelischen Abt. In Kloster Otterberg sollten die Mönche 1559 zum neuen Glauben übertreten und nachdem sich dies weigerten, wurde das Kloster 1564 aufgelöst.Dessen Tochterkloster Disibodenberg wurde 1559 säkularisiert. Schwieriger waren die indirekten Folgen der Reformation für die Rheingauer Abtei. Die wichtigsten  Fürsten in der näheren Umgebung Eberbachs, also Hessen, Nassau und Kurpfalz wurden reformiert. Neue Stiftungen blieben so aus. Außerdem waren die reformierten Landesherren bestrebt, das Kirchenwesen in ihren Ländern vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Dadurch verlor Eberbach Patronatsrechte in seinen Pfarreien und damit Einkünfte. Auch die Kriege im Gefolge der Reformation wie der Schmalkaldische Krieg 1546/47 und der Fürstenkrieg 1552 belasteten die Abtei.

Als Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach im Sommer 1552 in den Rheingau einfiel ließ er die Eberbacher Höfe und das Kloster plündern. Der Schaden schlug im Kloster und auf dem Steinheimer und Draiser Hof mit 1400 Gulden zu Buche.

Auch die Türkenkriege schlugen auf das Kloster durch. Diese wurden durch die Türkensteuer finanziert. Der Erzbischof von Mainz forderte vom Kloster im Jahre 1556 1500 Gulden für diese Steuer ein. (Alle Zahlen bei Dr.J.Söhm Geschichte des wirtschaftlichen Leben der Abtei Eberbach im Rheingau, Wiesbaden 1914, S 25 f.) Mainz war von dem Zug des Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach  wesentlich härter betroffen als Eberbach und musste die völlig zerrütteten Finanzen des Hochstifts sanieren. Ein Weg dazu war die Umwandlung von Klöstern in Domänen und diese dann dem Mainzer Hochstift zu inkorporieren. Aber Kloster Eberbach konnte seine Unabhängigkeit wahren. Aber der Niedergang war nicht zu übersehen. 1553 lebten noch 26 Mönche und 14 Konversen in der Abtei.Auch an den Urkunden im Hessischen Hauptstaatsarchiv lässt sich das gut nachvollziehen. Ab 1529 werden immer öfter Verkäufe beurkundet, zunächst von Zinsen, dann von Liegenschaften, zum Beispiel Wälder und schließlich ganze Hofgüter wie 1555 das Hofgut von Braubach (HHStAW, 22, U 2033 a), 1556 das Hofgut in Dexheim (HHStAW, 22, U 2034), 1561 das Hofgut auf de Gau zu Selzen (HHStAW, 22, U 2047 a), 1564 Haus und Hof zu Braubach (HHStAW, 22, U 2058) und 1566 einen Hof in Dexheim (HHStAW, 22, U 2065 a)

In diese Liste passt auch der oben genauer beschriebene Verkauf des Patronats der Pfarrkirche von Biberach “Daniel Abt und der ganze Konvent von Kloster Eberbach verkaufen der Reichstadt Biberach wegen der großen Entfernung und der großen Schuldenlast des Klosters das Patronat der Pfarrkirche mit allem Zubehör für 31.000 Gulden unter Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Daniel.” (HHStAW, 22, U 2068 a)Die Bewilligung zu diesem Verkauf erteilte Kaiser Maximilian II. (HHStAW, 22, U 2067 a)

Eine noch  schwerere Zeit für das Kloster wurde  dann der 30-jährige Krieg. Abt Leonhard II. regierte von 1618-1632. Schon 1620 besetzten Truppen der katholischen Liga und spanische Truppen unter dem Feldherrn Don Ambrosio Spinola die Kurpfalz. Das Kloster hatte Kontributionen zu entrichten. Schwierig war die Lage vor allem in der Pfalz. Die dortigen Klosterhöfe hatten schwer zu leiden. So lösten zum Beispiel 1621 plündernde spanische Soldaten in Oppenheim eine Brandkatastrophe aus. Erst ein Schreiben Spinolas verschaffte den Besitzungen Eberbachs in der Pfalz Ruhe und eine gewisse Sicherheit.Sogar einige nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) verloren gegangene Güter konnten zurückerstattet werden, so zum Beispiel der Wormser Hof von Kloster Otterberg

und die Pfarrei von Schönau in der Pfalz. Weiteren Auftrieb erhielten die Hoffnungen durch das Restitutionsedikt von 1629, das Kaiser Ferdinand II. am  6. März 1629 erlassen hatte. Damit sollte der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Der Kaiser befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht im dreißigjährigen Krieg. Hätte es durchgesetzt werden können, hätte das enorme Enteignungen und Rückübertragungen ehemals katholischen Besitzes zur Folge gehabt. Das Edikt stieß auf erbitterten Widerstand auf protestantischer Seite und vor allem rief es einen weiteren Kriegsteilnehmer auf den Plan. Gustav Adolf von Schweden landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und zwang Pommern, Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen zu einem Bündnisvertrag.Nachdem er er bei Breitenfeld nördlich von Leipzig Tilly, den obersten Heerführer der katholischen Liga und auch der kaiserlichen Armee vernichtend geschlagen hatte, war der weg für die Schweden nach Süddeutschland frei. Am 27. November 1631 marschierte Gustav Adolf in Frankfurt ein. Seinen Heerführer Bernhard von Sachsen-Weimar sandte er in den Rheingau. Am 30. November stand dieser vor Walluf. Die Rheingauer verließen sich auf das “Gebück”, die Grenzbefestigung, die sie als unüberwindlich ansahen. Sie wurden aber überrumpelt und der Rheingau eingenommen. Die Schweden forderten 10000 Reichstaler Brandschatzung. Zwar nahm Kurfürst Anselm Kasimir von Mainz  das Kloster entgegen der Forderung der Schultheissen davon aus. Aber Abt Leonhard war mit seinem gesamten Konvent am 29. November per Schiff nach Köln geflüchtet. Nur einer war zurückgeblieben, der wegen Krankheit nicht mitkonnte.Allerdings geschah die Flucht Hals über Kopf ohne die geringste Kleinigkeit in Sicherheit zu bringen. So fiel der Kirchenschatz, die Reliquien,die Kleinodien und Messgewänder  in die Hände der Schweden. Dazu kamen die gesamten Vorräte, wenigsten 400 Fuder Wein (ein Fuder entsprach in Frankfurt knapp 860 Liter) 5000 Malter Getreide (ein Malter in Frankfurt etwa 3 hl). Auf die Schweden unter Bernhard von Sachsen-Weimar folgten hessische Truppen unter General Hohendorf. Was die Schweden übrig gelassen hatten, nahmen die Hessen mit. Der hessische Verwalter Murus (de Mur) suchte vor allem die kostbare Bibliothek Eberbachs aus und schickte 14 Fässer voller Bücher nach Kassel. Im Katalog von 1502 waren 754  Bände aufgeführt. Davon befindet sich heute noch ein knappes Fünftel in Oxford, London und Wiesbaden. Erhalten geblieben ist das Exordium magnum Cisterciense Verloren sind dagegen die  „Yconomica“ von Konrad von Megenberg und ein unbekanntes Werk von Meister Eckhart. Nur das Archiv des Klosters nahm keinen Schaden.1632 bekam der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna   das Kloster Eberbach zu seinem persönlichen Gebrauch überschrieben. Im Februar 1635 eroberten kaiserliche Truppen den Rheingau zurück. Die schwedischen Truppen mussten sich zurückziehen. Der Rheingau blieb nun bis 1644 von kriegerischen Handlungen weitgehend verschont. Erst 1644 besetzten französische Truppen Mainz und den Rheingau was für die Rheingauer die Folge hatte, dass sie nicht nur an kaiserliche Truppen Kontributionen leisten mussten sondern auch an die Franzosen.

Der Eberbacher Konvent kehrte 1635 in sein Kloster zurück. Allerdings war Abt Leonhard II. schon 1632 in Köln gestorben. Im April 1633 wurde dann der bisherige Bursar Nikolaus V. Weinbach (1633–1642) zum Abt gewählt. Er ließ die zerstörten Gebäude einigermaßen wieder herstellen, und die Felder wieder bestellen. Er nahm Gelder auf und verkaufte Güter und Höfe. Trotz der schweren Zeiten gab es Wohltäter, die weiter Stiftungen für das Kloster tätigten. Die wirtschaftliche Konsolidierung des Klosters hatte begonnen und konnte auch nach dem Krieg weiter fortgesetzt werden. Aber der vorherige wirtschaftliche Erfolg der Abtei wurde nie wieder erreicht. Abt Nikolaus dankte 1642 ab. Er war bei einem Teil seines Konvents auf Widerstand gestoßen und wurde von seinen Gegnern sogar beim Kurfürsten von Mainz verklagt, weil er zu viel Aufwand gemacht habe und sogar inhaftiert. Erst auf Fürsprache der Äbte von Arnsburg und Himmerode wurde er wieder  frei gelassen. Sein Nachfolger wurde Johann(es) VII. Rumpel (1642–1648). Neben den Verlusten in Eberbach selbst, wobei am schwersten wohl die Bibliothek wog, weil viele ihrer einzigartigen Handschriften unwiederbringlich verloren waren, waren die Klosterhöfe in katastrophalem Zustand.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg zählte Kloster Eberbach wieder zwischen 30 und 40 Mönchen und 10 Konversen und etwa 80 Klosterbediensteten. Die Klosterwirtschaft erzielte immer wieder Überschüsse, die am Frankfurter Kapitalmarkt angelegt werden konnten. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697) erschienen im Oktober 1688  französische Truppen vor Mainz auf. Vor der Übermacht von 20.000 Mann unter Führung von Louis-François de Boufflers kapitulierte der Mainzer Kurfürst Anselm. Zum zweiten Mal wurde Mainz französisch besetzt. Natürlich konnte sich das in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Kloster Eberbach den Folgen nicht entziehen. Kontributionen waren wieder fällig und natürlich bemühte sich das Erzstift wieder, das Kloster zu säkularisieren und die Klostergüter zu inkorporieren. Da Eberbach nur ein Drittel seiner Güter auf kurmainzischem Gebiet hatte, die anderen Drittel lagen linksrheinisch in der Kurpfalz und in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, war das nicht so einfach und Eberbach konnte die Bemühungen abwehren. Das Zisterzienerinnenkloster Altmünster in Mainz, über das Eberbach das Patronat hatte, aber 1781 durch Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal aufgehoben.

Michael Schnock (1702–1727) wurde 17202 zum 54. Abt von Kloster Eberbach gewählt. Er entfaltete in seiner Regierungszeit eine rege Bautätigkeit. In der Abteikirche wurde eine barocke Orgel gebaut.Ab 1707 ließ Abt Michael das Kloster barock umgestalten.

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In der Kirche ließ er die Westempore mit einem Verbindungsgang zum Konversenhaus erbauen. Dieses wurde um einen Stock erhöht und zu einer repräsentativen Abtswohnung ausgebaut. Die Bibliothek wurde barockisiert und ihre Bestände wieder vergrößert.

Das Mönchsdormitorium wurde renoviert. 1722 wurde ein Fachwerkgartenhaus errichtet. In Geisenheim wurde der Eberbacher Hof durch einen Neubau ersetzt. In seinem Heimatort Kiedrich stiftete er für die Pfarrkirche einen Marienaltar

Abt Adolph II. Werner (1750–1795) aus Salmünster war der vorletzte Abt Eberbachs.1767 ließ er  den Steinberg mit einer 3 Kilometer langen Mauer als Schutz gegen Traubendiebe und Wildfraß  errichten.  Er verkaufte 1787 den Eberbacher Hof in Köln, der in der Neuzeit keine Bedeutung mehr für das Kloster hatte. Nur von 1630 bis 1635 war er Zufluchtsort für Abt und Konvent (s.o.)

Die Französische Revolution von 1789 hatte rasch Auswirkungen auf den Rheingau und Mainz. Im September 1792  nahm eine französische Revolutionsarmee Speyer und schon vier Tage später Worms ein. Am 18. Oktober 1792 schloss sie Mainz ein und belagerte es.Als die Franzosen Worms erreicht hatten war Panik unter den Mainzer Einwohner ausgebrochen und fast ein Drittel hatte die Stadt verlassen. Graf Gymnich beschloss am 20. Oktober die Stadt zu übergeben. Am 21. Oktober wurde eine der größten Festungen des Reiches kampflos eingenommen. Am 23. Oktober 1792 wurde mit der „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ der erste Jakobinerclub Deutschlands gegründet. In der Umgebung von Mainz hatten die Franzosen mehrere Klosterhöfe Eberbachs beschlagnahmt und darin Lazarette eingerichtet. Der französische General Adam-Philippe de Custine forderte vom Kloster hohe Abgaben und drohte mit der Besetzung des Kloster. Nur mit der Aufnahme erheblicher Kredite konnte es die Zahlungen aufbringen.Nach einer erneuten Schatzung der französischen Armee veranlasste die Mönche am 19. Juli 1796 das Kloster zu verlassen. Anschließend plünderten die Franzosen das Kloster. Innerhalb eines Jahres kehrten die Mönche zurück. Eine weitere Schatzung erfolgte im Jahre 1797. Als Druckmittel wurden angesehene Bürger und Beamte nach Frankreich verschleppt und dort zum Teil mehrere Jahre gefangen gehalten. Dreizehn Werke der Klosterbibliothek wurden beschlagnahmt und nach Paris gebracht. Eine Marienstatue von 1420 wurde ebenfalls geraubt. Sie steht heute im Louvre. Seit 1799 bezog das Kloster keine Einnahmen mehr aus dem linksrheinischen Besitz.  Am 9. Februar 1801 wurde der Friede von Lunéville geschlossen. Die seit 1794 besetzten Gebiete

wurden ins französische Staatsgebiet eingegliedert. Deutschen Fürsten, die so ihre Güter verloren hatten, wurde Entschädigung über Säkularisation geistlicher Territorien und zum Teil auch durch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wird das Kloster an Fürst Friedrich-August von Nassau-Usingen übereignet. Dieser löst die Abtei am 18. September 1803 auf. Der letzte Abt, Leonhard II. und seine Mitbrüder werden zum Verlassen des Klosters gezwungen.

Nach der Säkularisation ist das Kloster bis 1866 als Weinbaudomäne in Besitz von Nassau-Usingen. Aus einzelnen Klosterteilen ging das “Irrenhaus Eberbach” hervor, die spätere Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg.

1866 fiel Eberbach an Preussen bis 1945. Dann folgte das Land Hessen als Eigentümer. 1998 wurde die Anlage in die Stiftung Gemeinnützigen Rechts Kloster Eberbach überführt. Der Weinbau wird als Landesbetrieb weitergeführt.

Kloster Eberbach wurde auch als Kulisse für den Film “Der Namen der Rose genutzt.

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19 Jan 2011

Kisslegg Altes und neues Schloss

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Die Gegend um Kisslegg war schon in der Römerzeit besiedelt, worauf ein reicher Münzfund in Oberhorgen hinweist. 824 wird erstmals ein Ratpotiscella urkundlich erwähnt. Der Leutkircher Priester Ratpot hatte im 8. Jahrhundert eine Kirche und Wohnung am Zeller See errichtet, was sich dann bis Anfang 9. Jahrhudert als Ortschaft entwickelte. Um 850 kam der Ort in den Besitz des Klosters Sankt Gallen, das zwischen Zellersee und Obersee einen Meierhof errichtete. Zu diesem Hof, der auch Kellhof genannt wurde, gehörten über 100 Bauerngüter in der Umgebung.

Seit dem 9. Jahrhundert war eine adlige Familie ansässig, die eigene Besitzungen aber auch die Güter des Sankt Gallener Meierhofs verwaltete. Ein Familienmitglied soll den Namen Kisololt, Kisilhar oder Kisalfrid geheißen haben, woraus sich der Name Kisslegg entwickelte. Im 11. oder 12. Jahrhundert errichte die Familie eine Burg. Ab 1237 nannte sie sich “Herren von Kisilegge”. Dieser Name verdrängte allmählich Zell oder Kissleggzell. Seit dem 15. Jahrhundert  ist der Ort jetzt nur noch als Kisslegg bekannt. Der letzte der Herren von Kisslegg verheiratete um 1300 seine Tochter an Marquard von Schellenberg. Diese Familie wurde nun neuer Besitzer von Kisslegg. 1381 wurde die Herrschaft innerhalb der Familie Schellenberg geteilt. Der Schellenbergische Teil ging 1708 an die Linie Waldburg- Wolfegg und Waldsee, der paumgartische Teil ging nach mehreren Besitzerwechseln 1625 an Friedrich von Waldburg-Scheer-Trauchburg und nach dem Erlöschen der Linie schließlich an das Haus Waldburg-Zeil-Wurzach.

Während des Bauernkrieges 1525 lag Kissleg in einem der Zentren des Aufstandes.

1548 brannte Kisslegg bis auf das Schellenbergische Schloss fast völlig nieder.

Um 1560 wurde das Alte Schloss von Hans Ulrich von Schellenberg in Kisslegg erbaut Durch Heirat kam es dann an Waldburg-Wolfegg. Im Jahre 1704 und 1756 wurde Kisslegg nochmals von einer Brandkatastrophe heimgesucht. Graf Ferdinand Ludwig von Waldburg-Wolfegg ließ das Schloss von dem Füssener Baumeister Johann Georg Fischer barock umgestalten. Das Schloss befindet sich noch heute im Besitz der Familie Waldburg-Wolfegg

Johann Georg Fischer lieferte auch den Entwurf für den Bau des Neuen Schlosses in Kisslegg  von 1721-1727. Auftraggeber war Graf Johann Ernst von Waldburg zu Trauchburg. Im Treppenhaus des Schlosses befinden sich acht Sybillenskulturen von Joseph Anton Feuchtmayer. Sibyllen-Innen-Schloss_b

Fürst Eberhard von Waldburg-Wurzach ließ dann den Schlosspark in englischem Stil anlegen.schloss-kisslegg 1806 kommt Kisslegg an das Königreich Württemberg und wird dem Oberamt Wangen zugeordnet.

Das Neue Schloss ist bis 1941 Sitz der Familie Waldburg zu Zeil und Wurzach. Von 1945 bis 1958 ist es Kreiskrankenhaus. Die Marktgemeinde Kisslegg erwirbt das Schloss 1960. Bis 1978 dient es als Schlossrealschule. Von 1978 bis 1984 ist es Schule für Lernbehinderte. Danach wird es bis 1992 als Schulungsstätte und Instrumentenmuseum des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg.

2005 wird das Museum Rudolf Wachter eröffnet. Es präsentiert die Skulpturensammlung des Holzbildhauers Wachters und zeigt Wechselausstellungen.

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19 Jan 2011

Schloss Warthausen

 

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Die Herren von Warthausen lassen sich schon  1108 urkundlich nachweisen. Ein Adelbert von Warthausen taucht in den Annalen des Klosters Zwiefalten und 1129 als Zeuge in einer Schenkungsurkunde für das Kloster Ochsenhausen auf. 1168 wird die Herrschaft an Friedrich Barbarossa verkauft. Der Enkel Friedrichs verleiht die Herrschaft seinem Truchsessen Eberhard von Waldburg. Es bildet sich eine Linie Waldburg-Warthausen. Seine Söhne Ulrich und Heinrich erscheinen erstmals 1234 als Truchsessen von Warthausen. Anfang des 14. Jahrhunderts stirbt die Linie Warthausen aus. Warthausen kommt an die Herren von Waldsee, die aber schon 1331 die Herrschaft an die Herzöge Albrecht und Otto von Österreich verkaufen. 1380 bestätigt Herzog Albrecht von Österreich als Herr von Warthausen ein Franziskanerinnen-Kloster in Warthausen. Wie viele der österreichischen Herrschaften ist auch Warthausen vielfach verpfändet. Von 1446 ist es in pfandschaftlichem Besitz der Stadt Biberach. 1529 wird Warthausen dem kaiserlichen Rat Dr. Hans von Schad von Mittelbiberach die Herrschaft Warthausen zunächst pfandweise, aber schon ab 1532 als Mannlehen überlassen und verbleibt bis Ende des 17. Jahrhunderts im Besitz der Familie Schad. Am 15. Dezember 1692 stirbt der letzte Schad, nämlich Leopold von Schad ohne Nachkommenschaft. Die Herrschaft fällt wieder an Österreich. Dieses verleiht sie dem Grafen Johann Philipp Josef von Stadion am 18. Januar 1696 als Lehen.

Das Schloss mit seinem renaissanceartigen Charakter ist um 1620 entstanden.schlossw Als sich Friedrich von Stadion 1761 vom fürstbischöflichen Hof in Mainz wegen Querelen zurückziehen muss, beginnt die große Zeit Warthausens. Graf Stadion versammelte zusammen  mit seinem vorehelichen Sohn Georg Michael Frank genannt La Roche und dessen  Frau Sophie , Arzttochter aus Kaufbeuren, am Warthausener Musenhof  seine Gäste. Seine Tochter Maximiliana, letzte Äbtissin des Damenstifts Buchau, 20101130151000!Maria-Maximiliana-von-Stadion der Maler Johann

Heinrich Tischbein der Ältere, der Dichter und Übersetzer Christoph Martin Wieland, der in Biberach als Senator und Kanzleiverwalter arbeitete, der Prämonstratenser Pater und angesehene Prediger Sebastian Sailer aus Obermarchtal, der Ortspfarrer Valentin Ignaz Heggelin, der mit den Ideen der Aufklärung vertraut war und die Reichsäbte aus den Klöstern der Umgebung nahmen an dem Kreis teil. Wieland ermutigte und förderte seine frühere Verlobte Sophie bei ihren schriftstellerischen Arbeiten und veröffentlichte die “Geschichte des Fräuleins Sternheim” zunächst anonym unter seinem Namen als Herausgeber.

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Sophie La Roche      Christoph Martin Wieland.

Als Marschall Ney, ein General Napoleons, der im Krieg gegen Österreich Erzherzog Ferdinand 1805 bei Günzburg bezwang, hat  seinen Sitz von Mai bis Oktober 1806 in Schloss Warthausen.

Der Sohn Friedrichs von Stadion Johann Philipp von Stadion war österreichischer Staatskanzler und Finanzminister und als solcher ein eingefleischter Gegner Napoleons. Als Württemberg 1806 Königreich wird, lebt Johann Philipp im Dauerkonflikt mit König Wilhelm. Das führt dazu, dass er Schloss Warthausen  am 16. Januar 1825 an den württembergischen Staat. Dieser verkauft Schloss, Nebengebäude und Schlossgut samt Patronatsrechten, Jagdrechten und Fischerei in der Riss an die Freiherren Wilhelm Friedrich und Carl Friedrich von König. Richard von König, der Sohn Carl Friedrichs erhielt von der Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde für seine ornithologischen Arbeiten verliehen. Dessen Sohn Friedrich Karl machte sich als Weltflieger einen Namen.

Seit 1985 ist Franz Freiherr von Ulm-Erbach Besitzer von Schloss Warthausen.

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18 Jan 2011

Klingenmünster

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Die erste urkundliche Erwähnung Klingenmünsters geht auf das Jahr 849 zurück. In einer Urkunde bestätigt Ludwig der Deutsche dem Kloster pauschal alle Rechte und Besitztümer. 840 waren in einer Brandkatastrophe alle Urkunden, darunter auch die Gründungsurkunde vernichtet worden. Die Gründung muss aber weiter zurückliegen. Als Stifter wird der Merowingerkönig Dagobert I. (622-639) angesehen. Im 18. Jahrhundert wurde bei Umbauarbeiten an der Kirche ein Fundamentstein mit der eingravierten Jahreszahl 626 gefunden. Deshalb nimmt man heute das Jahr 626 als Gründungsjahr der Abtei an. Als “Clinga monasterium”

könnte das Kloster das älteste der Urklöster Deutschlands sein. Das Kloster ist wohl von iro-schottischen Mönchen gegründet worden. In der “Fleidoliste” des Klosters Reichenau und im Verbrüderungsbuch des Klosters Sankt Gallen wird es erwähnt. Diese Schriftstücke können in die Jahre zwischen 780 und 820 eingeordnet werden.

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Zunächst lebte man nach den Regeln des heiligen Kolumbans, bis diese im 8. Jahrhundert durch die Regeln Benedikts abgelöst wurden.

Die Blütezeit des Klosters fällt in die Salier und Stauferzeit zwischen 850 und 1300.

Das Kloster stellt nun zahlreiche Bischöfe, Erzbischöfe und Berater des Königs. Dies deutet auf ein hohes Ansehen der Abtei hin. Unter Abt Stephan I. erreicht es den Höhepunkt seiner Entwicklung mit einem hohen Stand an Bildung und Kultur um 1100.  1223 wird das Kloster unter den besonderen Schutz des Heiligen Stuhls durch Papst Honorius gestellt.

Zum Schutz des Klosters werden im Mittelalter drei Burgen errichtet, Heidenschuh, Schlössel und die Landeck.

Papst Innozenz VIII. wandelt das Kloster 1490 in ein weltliches Chorherrenstift um. Damit beginnt der wirtschaftliche Niedergang.

Im Bauernkrieg 1525 wird das Stift geplündert.

Mit der Einführung der Reformation wird das Stift 1563 durch Friedrich III. von der Pfalz aufgehoben und alle
Besitztümer des Stifts der “Allgemeinen Kirchengefällsverwaltung” zugeführt.

Im Zuge der Gegenreformation wird das Stift rekatholisiert, umgebaut, teilweise abgerissen und wieder säkularisiert.

17 Jan 2011