Archiv des Autor: Franz-Karl

Kloster Zwiefalten

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Auf der Schwäbischen Alb fließen zwei Flüsschen zusammen, die Zwiefaltener Aach und die Kessel-Aach. Daher leitet sich der Name Zwiefalten, das 904 zum ersten Mal erwähnt wird, ab.

Im 11. Jahrhundert leben bei Reutlingen die Grafen von Achalm. Kuno von Wülfingen und Liutold, Söhne und Erben des Grafen Rudolf von Achalm und seiner Gemahlin Adelheid von  Wülfingen stiften 1089 das Kloster Zweifalten. Graf Rudolf war der Vollender der Achalm, deren Bau um 1040 begonnen worden war. Eigentlich sollte in Altenburg am Neckar nahe dem Stammsitz ein Kloster gegründet werden. Da dort nicht ausreichend Wasser war, wurde Zweifalten gewählt.

Papst Gregor VII., der entschiedene Gegner Heinrich IV., war vor kurzem gestorben (1085). Der Investiturstreit hatte seinen Höhepunkt überschritten. Die beiden Grafen waren Parteigänger Gregors. Ratgeber bei dem Klosterprojekt waren der ebenfalls papsttreue Bischof Adalbero von Würzburg (um 1010 bis 1090), der wegen seiner Papsttreue aus Würzburg vertrieben worden war und Abt Wilhelm von Hirsau (um 1030 bis 1091), während des Investiturstreites ebenfalls auf Seite des Papstes und Verfechter der cluniazentischen Reformbewegungen so wie Papst Gregor ja auch aus Cluny kam und dort vor seiner Wahl als Papst als Mönch Hildebrand gelebt hatte. Außerdem wurde der Bempflinger Vertrag abgeschlossen. Das war ein mündlicher Erbvergleich zwischen den Grafen Kuno und Liutold einerseits und Graf Werner IV. von Grüningen andrerseits. Da die beiden Grafen erbrechtlich kinderlos waren, –Kuno hatte drei illegitime Kinder-, war eine solche Absprache nötig, um spätere Ansprüche des Grafen Werners und seiner Erben  an das Kloster zu vermeiden. Werner war der Sohn von Willibirg von Achalm, der Schwester der beiden Grafen. Dieser Vertrag wird in der Zwiefaltener Chronik (1135-1138)der Mönche Ortlieb und Berthold erwähnt. Die Mönche wollten mit dieser schriftlichen Fixierung wohl auch Rechtssicherheit für das Kloster schaffen. Da die Klostergründung sehr rasch vor sich gehen sollte, mussten die Einwohner des Ortes auswandern, um den Ordensbrüdern Platz zu machen. Ihre Häuser wurden zu Zellen, die Pfarrkirche zu einer Klosterkirche umgewandelt. Aus dem Kloster Hirsau kamen 17 Mönche nach Zwiefalten. Abt Wilhelm gab ihnen Wezilo zum Propst. Nach zwei Jahren wurde der erst Abt gewählt und jetzt begann man auch mit dem Bau des Klosters. Gewählt wurde Noker (1091-1095)von Zwiefalten, der mit dem “Memento Mori” die erste deutsche Bußpredigt in Reimform geschrieben hatte, wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts verfasst und in einer Straßburger Handschrift überliefert. Die Grafen waren bis jetzt noch Eigentümer ihres gestifteten Gutes. Dieses wurde 1092 feierlich übergeben, der Sitte gemäß durch die Hand eines Dritten, hier des Grafen Mangold von Veringen. Graf Mangold stellte das Kloster im Folgejahr unter den Schutz Papst Urbans II. Der Graf erhielt die Bestätigung des Klosters 1093. Diese ist noch im Original vorhanden. Für diesen Schutz musste das Kloster jährlich die symbolische Entrichtung eines Goldstückes erbringen. Das war so üblich. So musste z. B. das Kloster Wiblingen ebenfalls jährlich einen “Byzantiner” entrichten. 1092 starb Graf Kuno und 1098 Liutold, der inzwischen ins Kloster eingetreten war. Das Kloster erbte den größten Teil des Besitzes. Außerdem folgten viele Mitglieder schwäbischer Adelsfamilien dem Beispiel Liutolds und traten ins Kloster ein, wie Adalbert von Oberstetten und Otto von Steußlingen. Dieser war unter Konrad III. in Polen und hat dort von der Mutter der Piastenfürsten, die mit Herzog Boleslaus verheiratet war. Reliquien für das Kloster Zwiefalten erhalten. Von dieser Reliquientranslation ist auch in der  in der Zwiefaltener Chronik des Ortliebs berichtet. Das Kloster fand neben Herzog Boleslaus und den Grafen von Veringen eine große Zahl von Wohltätern, die alle bei Ortlieb in der Chronik verzeichnet sind. Zwischen 1095 und 1139 entwickelte sich das Kloster zu einem kulturellen und religiösen Zentrum in Oberschwaben und erlebte seine erste Blüte. Parallel zum Männerkloster entstand auch ein Frauenkloster. 1101 war Gräfin Adelheid von Dillingen, die Witwe des Grafen Ulrich von Gamerdingen eingetreten und hatte das klösterliche Gelübde abgelegt. Allerdings fand man in Zwiefalten die zu große Nähe von Männer-und Frauenkloster bald als anstößig. Unter Adelheid wird in der Nähe ein neues Frauenkloster gebaut. Wann es genau zu bestehen aufgehört hat, weiß man nicht. Mitte des 13. Jahrhunderts besteht es nicht mehr.

Neben den Consuetudinis Hirsaugienses legte die Hirsauer Reform auch die freie Vogtswahl fest. Als Graf Kuno 1092 gestorben war, sein Bruder Liutold schon alt war und außerdem Mönch im Kloster, wollte er sich mit der Vogtei nicht mehr befassen. Auf Bitten Luitholds wählten dann die Fürsten, die wegen des Landfriedens gerade in Ulm versammelt waren, 1093 den Staufer Welf IV. als Schutzvogt des Klosters. Zum einen war er einer der mächtigsten Fürsten der päpstlichen Partei, zum andern besaßen die Welfen die feste Burg Wartstein in der Nähe des Klosters. 80 Jahre blieben die Welfen im Besitz der Vogtei. 1173 wurde sie ihnen jedoch abgenommen und dem Grafen Albert von Hohenberg übertragen.

Hildegard

Die Blüte der Abtei zeigt sich auch in einem sehr produktiven Skriptorium mit einer sehr großen Zahl von illuminierten Handschriften. Zwiefaltener Mönche waren auch in dem Kloster der Heiligen Hildegard von Bingen, auf dem Ruppertsberg tätig. Es gibt dreizehn erhaltene Briefe Hildegards. Die Äbtissin war auch zwischen 1170 und 1173 selbst zu Besuch in Zwiefalten. 1138 zählte das Kloster 70 Mönche, 130 Laienbrüder und 62 Klosterfrauen. Bis zur letzten Nennung des Frauenklosters in Urkunden 1358 weisen  die Nekrologien 550 Nonnen auf.

1303 übertrug die Abtei die Vogtei 1303 den Habsburgern. Diese überließen sie 1365 den Grafen von Württemberg. Die Württemberger legten ihre Vogteirechte ziemlich extensiv aus, so dass es immer wieder zu Reibereien kam. 1422 ist die Abtei in den Reichsmatrikeln geführt. Diese regelten, ob und wieviele Truppen die Reichsstände für das Reichsheer stellen mussten oder ob Geldbeträge festgelegt wurden.

1474 wurde Georg Fischer Abt (bis 1515). Er stellte sein Kloster wieder unter österreichischen Schutz

1491 wurde der Vertrag zu Nürnberg geschlossen. Die Schirm-und Kastenvogtei, sowie die hohe Gerichtsbarkeit wurde Württemberg für immer zuerkannt.  Das Kloster sollte dann aber nicht mehr als die alte Vogteiabgabe leisten.Das Kloster wurde nicht landsässig.

In Fischers Amtszeit wurde das Kloster wirtschaftlich saniert. Er ließ moderne Gemeinschaftsräume errichten, Dormitorium, Bibliothek und Krankenhaus. Außerdem sorgte er für die theologische Bildung der Konventualen durch Studien an der 1477 gegründeten Universität Tübingen. Seine Nachfolger Sebastian Müller (Molitor) und Nikolaus Buchner mit je zwei Amtszeiten (insgesamt von 1515 bis 1567) zeigten ebenfalls Reformeifer, alles anlehnend an die Statuten der Bursfelder Reform.

Im Bauernkrieg lagerten auf dem Teutschbuch in der Nähe von Zwiefalten 12000 Bauern. Sie überfielen und plünderten das Kloster. Viele Urkunden und die Fahnen der Stifter gingen verloren

Die Mönche waren so verängstigt, dass sie auf die Burg Gundelfingen flohen.

Politisches Ziel der Herzöge von Württemberg blieb es, die Abtei wieder Grafschaft einzugliedern und nach Einführung der Reformation in Württemberg 1534 auch die Abtei Zwiefalten aufzuheben wie die anderen 14 Männerklöster in Württemberg. Doch das Kloster konnte die Ausbreitung des neuen Glaubens auf sein Territorium verhindern.

Schwere Zeiten brachte der Dreißigjährige Krieg über die Abtei. Dreimal wurde sie ausgeplündert. Besonders hart ging es her, als der schwedische General Horn im Jahre 1633 bei Mochenthal von altringer geschlagen wurde und über Zwiefalten floh. Auch bei diesen drei Schwedeneinfällen gingen unschätzbare Schiften und Urkunden verloren. Im Jahr 1635 wütete dann noch die Pest in Oberschwaben.

Ab 1688 begann mit dem Neubau der Klosteranlage unter Abt Johann Martin Gleuz (1675-1692) In zwei weiteren Abschnitten entsandt bis 1700 unter Leitung des Baumeisters Franz Beer. Unter den Äbten  Augustin Stegmüller (1725-1744) und

1697127Benedikt Mauz (1744-1765) wurde das romanisch-gotische Münster durch Baumeister Johann Michael Fischer (1692-1766) komplett neu erbaut, ein Hauptwerk des Spätbarocks. Die Stukkaturen stammen vom dem Wessobrunner Stukkateur Johann Michael Feuchtmayr.

1750 konnte sich das Kloster von den Verpflichtungen gegen wie Württemberger freikaufen und erlangte die Reichsunmittelbarkeit. Ab jetzt waren die Zwiefaltener Äbte reichsfreie Landesherren. Allerdings währte die neue Freiheit nicht lange. Die Säkularisation von 1802 beendete das Klosterleben. Das Kloster wurde aufgehoben. Der letzte Abt Gregor Weinemer (1787-1803) ergielt seinen Sitz in Mochenwangen. Zwiefaltens Besitz ging 1806 an das neue Königreich Württemberg. Im ehemaligen Kloster wurde 1812 die “Landesirrenastalt” eingerichtet.

Die gesamte Anlage wurde von 1974-1984 umfassend saniert.

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28 Feb. 2011

Meersburg Neues Schloss

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In Konstanz führte Ambrosius Blarer 1525 die Reformation. Daraufhin siedelte im Jahr 1526 Bischof Hugo von Hohenlandenberg (Amtszeit 1496-1529 und nochmals kommissarisch von 1531 bis zu seinem Tod 1532 kommissarisch da sein Nachfolger Balthasar Merklin gestorben war) auf die Burg Meersburg über, die seit 1210 im Besitz der Bischöfe von Konstanz war.  Meersburg lag mitten im Territorium des Hochstifts Konstanz, wo die Fürstbischöfe auch Landesherren waren. Die Burg war im Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1646 schwer beschädigt worden. Nachdem man sich im Land von den verheerenden Kriegsfolgen erholt hatte wurde im ganzen Land überall mit Bauen begonnen. Klöster und Fürstbischöfe und der Adel errichteten neue Residenzen. Das Zeitalter des Barock hatte begonnen. die neuen Bauten waren auch ein bisschen Zeichen der Gegenreformation. Im Bistum Konstanz war am 21. Juli 1704  Johann Franz Schenk von Stauffenberg zum

Johann_Franz_StauffenbergBischof gewählt worden, eine auch fürs Reich wichtige Entscheidung, da der spanische Erbfolgekrieg im Land ausgetragen wurde (Schlacht von Höchstädt 1704) Bayern operierte mit Frankreich gegen Österreich und England.

1710 fasst der Bischof den Entschluss, neben dem alten Schloss einen neuen Bau zu errichten. Baumeister Christoph Gessinger (1670-1735) erbaute einen langestreckten, zweigeschossigen Einflügelbau. Dieser wird 1712 vollendet. Die fürstbischöflichen Kanzleien beziehen das Gebäude. Das Erdgeschoss war durch Vorratsräume belegt und für ein höfisches Leben ungeeignet. In den seitliche Pavillons stiegen die Treppen eng auf und eine Kapelle war nicht vorgesehen

1740 wird dann Damian Hugo Philipp von Schönborn zum Nachfolger von

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Stauffenbergs ernannt, nachdem er schon 1722 zum Koadjutor des Bistums Konstanz gewählt worden war unter Mithilfe seiner Brüder, die alle Fürstbischöfe waren, Lothar Franz in Bamberg, Franz Georg in Worms und Friedrich Karl in Würzburg. Damian Hugo war von 1719 bis 1740 Bischof von Speyer und verlegte nach heftigen Streitereien mit dem protestantischen Rat der Stadt seinen Sitz nach Bruchsal. Die Schönborns waren alle “vom Bauwurm” befallen. Ohne die Schönborns wäre Deutschland um prachtvolle barocke Bauten ärmer. In Würzburg und Bruchsal wurde von Balthasar Neumann die Residenz bzw. das Schloss errichtet; in Pommersfelden Schloss Weißenstein  von Johann Dientzenhofer und in Meersburg überarbeitete Balthasar Neumann den Entwurf Gessingers. Von ihm stammt das Treppenhaus und die Hofkapelle.

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Casimir Franz von Sickingen, Schönborns Nachfolger nahm keine Neubauten vor.

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Das machte dann Franz Konrad von Rodt, der von 1750-1775 regierte. Dieser verpflichtete den Deutsch-Ordens Baumeister Franz Anton Bagnato (1731-1810).Der versieht die Schlossfassaden mit geschwungenen Giebeln und reicher Ornamentierung und er verändert die Raumaufteilung. Die malerische Ausgestaltung des Treppenhauses und des Festsaales wird von dem kurmainzischen Hofmaler Giuseppe  Appiani vorgenommen. Die Stukkaturen stammen von Carlo Pozzi.

Mit der Säkularisation endete die Zeit der Fürstbischöfe in Meersburg. Das neue Schloss wurde im Oktober 1802 von badischen Truppen in Besitz genommen. Das neue Schloss dient in der Folge Amtsgefängnis, Fräuleininstitut und Oberschule.

Von 1945 bis 1955 waren hier französische Truppen untergebracht und seit 1955 ist es im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Bis zum Jahr 2012 bleibt es wegen notwendigen Sanierungsarbeiten geschlossen.

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25 Feb. 2011

Meersburg Altes Schloss

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Das alte Schloß

Auf der Burg haus‘ ich am Berge,
Unter mir der blaue See,
Höre nächtlich Koboldzwerge,
Täglich Adler aus der Höh‘,
Und die grauen Ahnenbilder
Sind mir Stubenkameraden,
Wappentruh‘ und Eisenschilder
Sofa mir und Kleiderladen.

Schreit‘ ich über die Terrasse
Wie ein Geist am Runenstein,
Sehe unter mir die blasse
Alte Stadt im Mondenschein,
Und am Walle pfeift es weidlich,
– Sind es Käuze oder Knaben? –
Ist mir selber oft nicht deutlich,
Ob ich lebend, ob begraben!

Mir genüber gähnt die Halle,
Grauen Tores, hohl und lang,
Drin mit wunderlichem Schalle
O Langsam dröhnt ein schwerer Gang;
Mir zur Seite Riegelzüge,
Ha, ich öffne, laß die Lampe
Scheinen auf der Wendelstiege
Lose modergrüne Rampe,

Die mich lockt wie ein Verhängnis,
Zu dem unbekannten Grund;
Ob ein Brunnen? ob Gefängnis?
Keinem Lebenden ist’s kund;
Denn zerfallen sind die Stufen,
Und der Steinwurf hat nicht Bahn,
Doch als ich hinab gerufen,
Donnert’s fort wie ein Orkan.

Ja, wird mir nicht baldigst fade
Dieses Schlosses Romantik,
In den Trümmern, ohne Gnade,
Brech‘ ich Glieder und Genick;
Denn, wie trotzig sich die Düne
Mag am flachen Strande heben,
Fühl‘ ich stark mich wie ein Hüne,
Von Zerfallendem umgeben.

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Anette von Droste-Hülshoff, die wohl berühmteste Bewohnerin der Meersburg

hat auf der Burg ihre letzten Lebensjahre von 1841-1848 verbracht.

Mit dem Dagobertsturm, dem markantesten Teil der Burg wird die Vermutung verknüpft, dass die Burg vom letzten Merowingerkönig Dagobert 630 erbaut wurde. Doch wird dieser in Südwestdeutschland ja mit mehreren Burgen in Verbindung gebracht sowie z.B. mit der Burg Landeck oberhalb von Klingenmünster. Tatsächlich war Dagobert um 630 im Bodenseeraum und befasste sich mit der Christianisierung der Alemannen. Von daher erscheint eine merowingischen Burg zur Sicherung der Fernstraße Konstanz-Meersburg-Ulm zumindestens nicht unwahrscheinlich. Gestützt wird diese Theorie durch die “Schweizerchronik” des Johannes Stumpf von 1548. Freiherr Joseph von Lassberg,

der Schwager Anettes von Droste-Hülshoff und Besitzer der Meersburg vertritt diese Theorie auch. Die Megalithquader im Fundament des Dagobertturms können architekturhistorisch betrachtet sowohl im 7. Jahrhundert als auch 12 oder 13. Jahrhundert vermutet werden. Nach der Quellenlage 1137(-ich habe drei Ersterwähnungsdaten gefunden, nämlich 1113,1137 und 1147, kann aber nicht genau verifizieren, welches zutrifft) wird die Meersburg als “Merdesburch” erstmals urkundlich erwähnt. Aber die Datierung scheint ja eh nicht ganz einfach zu sein. In Meersburg beging man 1988 eine große Tausendjahrfeier und bezog sich dabei auf eine Urkunde, die von Kaiser Otto III. ausgestellt wurde, aber wohl in Merseburg.

Die Meersburg war damals im Besitz der Grafen von Rohrdorf-Messkirch, einem seit 1050 erwähnten Hochadelsgeschlecht mit reichem Grundbesitz im Hegau und im Linzgau. Möglicherweise waren sie Erbauer der Meersburg. Das Grafengeschlecht starb mit Mangold III. 1210 aus. Die Meersburg war von 1210 bis 1803 in ununterbrochenem Besitz der Bischöfe von Konstanz. Nachgewiesen sind auf der Burg der Staufer Friedrich II., den sein Vater Heinrich VI. schon als Zweijährigen als Rex Romanorum wählen ließ. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1197 musste er sich seine Anerkennung in Deutschland erst erkämpfen und kam 1211 als “Kint von Pülle” in Konstanz an und begann seinen Zug durchs Oberrheintal. Auch Konradin, der letzte Staufer, soll vor seinem Aufbruch nach Italien auf der Meersburg

index1gewesen sein. Im Schutz der Konstanzer Bischöfe nahm die Stadt Meersburg großen Aufschwung. 1233 erhielt es das Recht einen Wochenmarkt abzuhalten. 1299 erhielt es das Stadtrecht. Aber eine bürgerliche Selbstverwaltung gab es unter den Bischöfen nicht. Wenn es Querelen um das Amt des Bischofs gab, war natürlich auch Meersburg darin verwickelt. 1334 gab es eine Doppelwahl und so kämpften zwei Kandidaten um das Bischofsamt. Nikolaus von Frauenfeld war von der päpstlich gesinnten Mehrheit des Domkapitels unterstützt worden und wurde natürlich vom Papst, zu der Zeit Johannes XXII. anerkannt. Der Gegenkandidat Albrecht von Hohenburg wurde vom Gegenspieler des Papstes dem deutschen Kaiser Ludwig dem Bayern unterstützt. Nikolaus von Frauenfeld verschanzte sich 14 Wochen lang in der Meersburg und wurde von den kaiserlichen Truppen belagert. Nach verschiedenen Quellen wurden bei dieser Belagerung zum ersten Mal auf deutschem Boden Feuergeschütze eingesetzt. Die kaiserlichen Truppen mussten abziehen. Der papsttreue Nikolaus von Frauenfeld wurde schließlich  vom Kaiser anerkannt. Diese Niederlage schwächte die Schwabenpolitik Ludwigs und stärkte die Position der Habsburger. Der Bischof ließ von 400 Bergleuten aus Todtnau, dem damaligen Zentrum für Silberbergbau den 37 m tiefen Burgbrunnen und den bis zu 14 m tiefen Burggraben anlegen. Auf dessen Grund steht heute noch eine im 17. Jahrhundert erbaute Mühle mit großem Wasserrad.

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Im Jahre 1414 weilte Kaiser Sigismund während des Konstanzer Konzils auf der Burg.

1458 wollten die Stadtbewohner mehr Rechte. Es kam zum Aufruhr, der aber niedergeschlagen wurde. Einen oppositionellen Bürgermeister ließ der Bischof 1461 im See ertränken.

Im Bauernkrieg von 1525 zog die aufständischen Bauern mit dem Seehaufen vor Meersburg. Sie wurden von Bürgern, die mit den Bauern sympathisierten, in die Stadt eingelassen. Die Burg sollte gestürmt werden. Man einigte sich aber gütlich auf dem Verhandlungsweg. Kilian von Reichlin, der bischöfliche Vogt in Meersburg übergab den Bauern mit ihrem Führer Hans Eitel 300 Gulden, ein Geschütz mit Munition und 6 Fuder Wein (ein badisches Fuder sind immerhin 15 Hektoliter!). Dann zogen sie wieder ab. Bei den Bauern war auch ein Pfarrer, Johann Heuglin. Diesem wurde im Jahr 1526 in Meersburg auf dem Marktplatz öffentlich der Prozess gemacht. Er wurde zum Tode verurteilt und verbrannt.

Schon ab 1520 zeigte sich der Konstanzer Stadtrat aufgeschlossen für die Lehren Luthers. Der Domprediger Wanner zählte zu den Anhängern Luthers. Der 1492 in Konstanz geborene Ambrosius Blarer führte dann 1525 in Konstanz die Reformation  ein. Er reformierte auch die schwäbischen Reichsstädte Ulm, Esslingen, Isny, Augsburg und Lindau. Im Auftrag von Herzog Ulrich reformierte er 1534 das Herzogtum Württemberg. Der Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg (1496-1532) verlegte seinen Sitz 1526 von Konstanz nach Meersburg. In geistlichen Herrschaften hatte die Einführung der Reformation meist für große Problem zwischen Obrigkeit und Stadt gesorgt, wie man z. B. auch an der Fürstabtei Kempten sehen kann. Die Meersburg war vorübergehend der Hauptsitz der Konstanzer Fürstbischöfe. Bereits 1548 zwangen die Habsburger Konstanz zur Rekatholisierung. Konstanz wurde seines Status als freie Reichsstadt enthoben und nach Vorderösterreich eingegliedert. Der Bischof konnte zurückkehren. Seine Residenz behielt er aber bis zum Ende des Bistums 1821 in Meersburg.

Im 30-Jährigen Krieg waren die Schweden zweimal vor Meersburg. 1633 belagerten die Schweden unter General Gustav Horn Konstanz und versuchten auch Meersburg einzunehmen. 1635/36 wütete die Pest in Meersburg. 1646 kamen die Schweden zurück. Sie zerstörten den Ort und die Burg Bodmann. In Meersburg schossen sie den Dachstuhl in Brand. Die Bevölkerung ist auf ein Sechstel geschrumpft. Meersburg erholt sich allmählich von den Kriegslasten. Handwerk und Gewerbe leben von der Versorgung der bischöflichen Hofhaltung, von Kornhandel und Weinbau.

Johann Franz Schenk von Staufenberg lässt ab 1710 das Neue Schloss östlich der alten Meersburg erbauen. Ab 1750 diente due Burg nur noch Verwaltungszwecken.

Mit der Säkularisation 1802 wird geht das Alte und das Neue Schloss in Meersburg an das Großherzogtum Baden über. 1814-1836 ist sie Sitz des badischen Hofgerichts für die Seeprovinz. Die Burg soll abgerissen werden. Dann erwirbt sie 1838 Joseph Freiherr von Lassberg. Er zieht mit seiner Frau Maria Anna Freiin zu Droste-Hülshoff ,genannt Jenny, auf der Meersburg ein. Auch die Schwägerin 220px-Burg_Meersburg_April_2010_1010924Anette Droste-Hülshoff zieht 1841 in der Burg ein. Sie wohnt in einem Flügel der Burg. Die Gebrüder Grimm, Ludwig Uhland, Justinus Kerner und Gustav Schwab sind Gast auf der Meersburg. Anette stirbt am 24. Mai 1848 auf der Burg. Nach dem Tode Lassbergs 1855 wird sie an die Zwillingstöchter Lassbergs , Hildegard und Hildegund, vererbt.

Diese können die Burg nicht halten und so wird sie 1877 von  Carl Meyer von  Mayerfels erworben. Die Burg ist bis heute im Privatbesitz und dient den Erben als Wohnsitz. In der Burg ist ein Museum untergebracht.

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24 Feb. 2011

Schneider von Ulm

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hots flige brobiert

no hot en dr Deifel

en Donau neigfierd

oder wer den Schaden hat… könnte man die Geschichte überschreiben, die sich am 31. Mai 1811 in Ulm zugetragen hat. Aber zurück zu den Anfängen. Am 24. Juni 1770 wird in Ulm Albrecht Ludwig Berblinger als siebtes Kind in bescheidene Verhältnisse geboren. Sein Vater ist Amtsknecht im städtischen Zeughaus. Es ist keine gute Zeit. Die Ernte fällt in diesem Jahr nur dürftig aus und auch im nächsten Jahr vernichtet sie der Regen. Die Getreidepreise steigen ins Unermessliche. Ulms Reichsstadtherrlichkeit hat ihren Glanz verloren. Die Stadt ist hoch verschuldet und steht vor dem Bankrott. 1773 ordnet der Kaiser einen Schuldentilgungsplan an, der die Stadt zum Verkauf von Rechten, Gütern und Gebietsteilen zwingt, freilich ohne großen Erfolg. Einige wenige Patrizierfamilien regieren Ulm und das mehr schlecht als recht. Das Wirtschaftsleben erstarrt mehr und mehr. Trotzdem hält man  an den Zunftordnungen und tradierten Vorrechten fest. Kompetenzgerangel und Konkurrenzstreitigkeiten ersticken jeden Reformansatz. Der Niedergang von Handel und Gewerbe beschleunigt sich. Die Stadt Ulm hat 17 Zünfte, die nach Vermögen und Einfluss einer strengen Hierarchie unterliegen. Einige Handwerker

220px-Gleiter_von_Ulmkönnen noch ein auskömmliches Leben führen. Die meisten aber leiden unter Arbeitsmangel oder Arbeitslosigkeit. Besonders schlecht geht es den Schustern und Schneidern., gelten die Schneider ja eh als arm. Man denke nur an die Zeichnung der Schneider in Grimms Märchen.

Albrechts Vater stirbt, als der Junge 13 ist. Die Mutter muss die drei jüngsten Kinder, unter ihnen Albrecht, ins Waisenhaus geben. Mit 14 wird er wieder entlassen. Auf Anordnung seines Waisenvaters muss er eine Schneiderlehre absolvieren. Dieses macht er klaglos und wohl nicht ohne Erfolg. Er wird vier Jahre früher als üblich Schneidermeister. 1792 heiratet er Anna Scheiffelin, die aus einer alten Donauschifferfamilie stammt. Sie bekommen 6 Kinder. Der junge Schneidermeister geht trotz der großen Konkurrenz erfolgreich seinem Handwerk nach und beschäftigt zeitweilig bis zu vier Gesellen. Im Fischerviertel kann er schon zwei Jahre nach seiner Hochzeit ein Häuschen erwerben.

Die Unzufriedenheit der Ulmer mit ihrem Ratsregiment wächst. Die Ideen der französischen Revolution finden in Rom begeisterte Anhänger. Der Unmut der Bürger entlädt sich am 9. August 1784 im sogenannten Kanonenarrest. Aufgebrachte Bürger, unter ihnen Berblinger, verhindern den Abtransport städtischer Kanonen an den Rhein, wo die kaiserliche Armee gegen die Truppen des neuen Frankreich kämpft. 1796 kommen in Ulm Revolutionspläne für eine Schwäbische Republik nach französischem Vorbild auf. Ein Verfassungsentwurf wird geschrieben, der eine moderne demokratische Gesellschaftsordnung mit Gewaltenteilung und Volkssouveränität vorwegnimmt. Aber 1802 endet die Reichsstadtzeit. Ulm wird bayrisch. Der Traum von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verfliegt.

Berblinger ist nach seiner Teilnahme am Kanonenarrest einbestellt worden und verhört worden. Möglicherweise hat ihn das eingeschüchtert. Eine gewisse Unruhe scheint ihn erfasst zu haben. 1796 verkauft er sein Haus im Fischerviertel und wohnt zur Miete am Münsterplatz. Dann erwirbt er ein Haus in der Herrenkellergasse, das er 1804 wieder verkauft. Er beschäftigt sich nun mit der Mechanik, die ihn schon als Kind beeindruckt hatte. Bei seinem Vater im Zeughaus konnte er die umfangreiche Waffen-und Modellsammlung sehen, die ihn sicher angeregt hat. Mit seinen Brüdern, einem Nagelschmied und einem Binder baut er “gut konditionierte Kinderchaisen” für die er im Ulmer Intelligenzblatt wirbt. Dann beschäftigt er sich mit dem Bau von Prothesen, die unter Ulmer Ärzten Aufsehen erregen. Dadurch ermutigt bittet er an höchster Stelle um Erlaubnis, für seine Erfindung öffentlich werben zu dürfen. Er darf zwar herstellen und verkaufen, öffentlich werben darf er aber nicht. Er wendet sich nun einer neuen Herausforderung zu, dem alten Menschheitstraum, dem Fliegen.

In Wien unternimmt der im schweizerischen Liedertswil geborene Jakob Degen seine Flugversuche. Auch Albrecht Berblinger kennt diese. Vor den Augen von Kaiser Franz I. unternimmt er einen Flug. Vier Stunden dauert er. Mit Hilfe von Schwingen kann er kleine Richtungsänderungen vornehmen. Das Grundprinzip ist völlig entgegengesetzt. Degen versucht es mit dem Schwingenflug, Berblinger erkennt die Zukunft im Gleitflug. Am Ulmer Michelsberg unternimmt er erfolgreiche Flugversuche. Es sind die ersten Gleitflüge der Luftfahrtgeschichte. Nun geht er an die Öffentlichkeit. Er gibt im schwäbischen Merkur am 24. April 1811bekannt, dass s ihm gelungen sei, eine Flugmaschine zu konstruieren. Ulm ist seit 1810 württembergisch und so soll König Friedrich ein besonderes Spektakel geboten werden. Auf der Adlerbastei wird ein 7 Meter hohes Holzgerüst errichtet, damit Berblinger die nötige Absprunghöhe hat. Am 31. Mai soll der Flug vorgeführt werden. Berblinger läuft an, erhebt sich für einen Moment in die Luft und stürzt 21001364nkopfüber in die Donau. Hohn und Spott ergießen sich über den Schneider. Berblinger ist zunächst mal abgetaucht. 1812 erhält er eine Stelle als Regimentsschneider. Seine Spur verliert sich. 1816 ist er wieder in Ulm. Sein Hang zu Trunk und Spiel ist amtlich. Er verliert sein Bürgerrecht. 1820 stirbt seine Frau an “Auszehrung” mit 54 Jahren. Berblinger heiratet 1822 nochmals und hält isch mühsam mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser.

Am 28. Januar 1829 stirbt Berblinger in einem Ulmer Spital und wird in einem Armengrab beerdigt.

Heute weiß man, dass sein Fluggerät grundsätzlich flugfähig war.  Und man weiß, dass ein Gleitflug durch die an Flüssen herrschenden Fallwinde sehr erschwert wird.

21 Feb. 2011

Georg von Frundsberg

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Ulrich von Frundsberg stammt aus einem Tiroler Adelsgeschlecht, das bei Schwaz Silberbergwerke besaß. Er war Rat des Tiroler Erzherzogs  Sigismund. Er war zusammen mit seinem Bruder Johann unter den Stiftern des Rittergesellschaft St. Georgenschild und als solcher auch Hauptmann der Gesellschaft. Auf Veranlassung Kaiser Friedrichs III. wurde am 14. Februar 1488 auf dem Reichstag zu Esslingen der Schwäbische Bund als Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände gegründet. Der Schwäbische Bund baute auf der Organisationsstruktur des St. Georgenschilds auf. So war von Frundsberg auch mehrmals Bundeshauptmann des Schwäbischen Bundes. Ulrich heiratete Barbara von Rechberg. Da ihr Bruder Bero von Rechberg in Reichsacht gerät, verkauft er am 31. August 1467 Herrschaft und Burg Mindelheim an seinen Schwager Ulrich von Frundsberg und dessen Bruder Johann. Johann stirbt kinderlos und so wird Ulrich alleiniger Herr von Mindelheim. Mit seiner Frau Barbara hat Ulrich 14 Kinder, nämlich Johann, 1482 vermählt mit Helena von Rechberg aus einer anderen Rechberger Linie, Ulrich, der Bischof in Trient  ist, Thomas vermählt mit Ursula Truchsessin , Kaspar, Wolfgang,Sigmund,Christoph, die alle jung versterben, Adam der auch Hauptmann des Schwäbischen Bundes wird und 1518 unvermählt stirbt, Eva, vermählt mit Degenhart Fuchs von Fuchsberg auf Jaufenberg, Barbara vermählt mit Frisch Hans von Bodmann, Madlen vermählt mit Hieronymus zu Rosenberg, Agnes vermählt mit  Albrecht von Wildenstein zu Braitenegg, Siguna, jung gestorben und schließlich  Georg der spätere kaiserliche Feldhauptmann der 1500 Katharina von Schrofenstein heiratet und sich nach deren Tod 1518 mit Gräfin von Lodron zur Frau nimmt. Der Vater Ulrich stirbt 1501.

Georg ist am 14. September 1473 geboren. Georg wurde von seinem Vater wohl noch nach ritterlichen Brauch ausgebildet. Von wem er seine militärische Erziehung erhielt ist nicht überliefert. Aber feststeht, dass er 1492 an der Seite seines Vaters im Heer des Reichshauptmannes Markgraf Friedrich II. von Brandenburg- Ansbach

ins Feld zog, um die Acht an Albrecht V. von Bayern zu vollziehen. Dieser lenkte allerdings ein und so kam es nicht zum Kampf. Nach sieben Friedensjahren kämpfte der Schwäbische Bund im Schwaben- oder Schweizerkrieg gegen die Eidgenossen.

220px-Schlacht_bei_DorneckDie Kämpfe liefen nicht zum Vorteil für den Schwäbischen Bund und ließen diesen das Vertrauen in die militärischen Fähigkeiten Maximilians  verlieren. Die Siege der Schweizer zeigten Georg, dass die Zeit der gepanzerten Ritter zu Ende war und er erkannte den Wert der Infanterie, die Kampfkraft gut ausgebildeten Fußvolkes. Maximilian ernannte ihn zum Tiroler Feldhauptmann.

landsknechte-Pikeniere Er stellte eine schlagkräftige Truppe aus Pikenieren auf, weswegen man ihn später auch Vater der Landsknechte nannte. Er perfektionierte die Taktik der Gewalt oder Gevierthaufen, in denen die Pikeniere einen schützenden Rahmen um die anderen Nahkämpfer mit ihren Hellebarden und anderen Waffen legten. Er verfasste mehrere Werke über Kriegstaktiken. “Der treue Rat” erschien zwar anonym, ist aber sicher von ihm geschrieben.

Landsknechte waren Söldner, eine Truppe mit frühdemokratischen Organisationsformen. Sie wählten ihre Vertrauensleute und hatten eine eigene Gerichtsbarkeit. Es waren keine gescheiterten Existenzen, die sich um die Banner scharten. Sie mussten Bekleidung und Ausrüstung selber stellen und durften deshalb nicht arm sein. Oft waren es junge Adelssöhne, die von der Erbfolge ausgeschlossen waren oder Lehrlinge und Gesellen, die wegen der strengen Zunftgesetze keine Aussicht auf eine Meisterstelle hatten. Auch lockte der vergleichsweise immense Lohn. Allerdings war die Besoldung der Schwachpunkt der damaligen Armeen. Oft hatten die Kriegsherren nicht das nötige Geld, so dass sich die Landsknechte ihren Lebensunterhalt mit Gewalt sichern mussten. Das war der Moral der Heerhaufen nicht gerade zuträglich. Georg von Frundsberg gab seinen Männern eine feste Ordnung. In “Artikelbriefen” legte er Rechte und Pflichten für Mannschaften und Führer fest. Er regelte das Gerichts- Proviant-und Soldwesen. Er ordnete Musterung, militärische Ämter und Befehlshierarchien. Er exerzierte nun mit seinem Landsknechtshaufen, übte Marschordnungen und lehrte, wie man Schwachpunkte des Feindes erkennt. So schuf er eine erfolgreiche Truppe, mit der er in der Folge zahlenmäßig weit überlegene Gegner vernichtete.

Die Habsburger waren nicht nur in Auseinandersetzungen mit den Eidgenossen verwickelt sondern auf europäischer Ebene auch mit Frankreich. In Italien entzündeten sich Kriege zunächst um einen dynastischen Machtkonflikt um das Königreich Neapel und weiteten sich dann in eine Auseinandersetzung zwischen dem französischen Königshaus Valois und den Habsburgern aus.

Karl VIII. von Frankreich (30.06.1470-07.04.1498) kämpfte  1494-1495 in Italien um die Ansprüche Ludovico Sforza, der ab 1481 in Mailand regierte auf den Königsthron in Neapel durchzusetzen. Karl marschierte sehr schnell durch Italien und brach mit großer Härte den Widerstand der italienischen Städte. Florenz kapitulierte im Oktober. Am 31. Dezember 1494 nahm Karl Rom ein und am 22. Februar 1495 eroberte er Neapel. Sforza erkannte, dass Karl sich wohl nicht mit Neapel zufrieden geben würde und wandte sich an Papst Alexander VI. um Hilfe. Der  brachte die “Heilige Liga” zustande, vorgeblich um Widerstand gegen das Osmanische Reich zu leisten, tatsächlich ging es aber um die Vertreibung Karls VIII. aus Italien. Gegner der französischen Hegemonie waren der Papst selbst, Ferdinand II. von Aragon, Maximilian I. , das Herzogtum Mailand und die Republik Venedig. Die Liga brachte ein Landsknechtsheer zusammen. Es kam am 6. Juli 1495 zur Schlacht bei Fornovo. Dort erlitt Karl so schwere Verluste, dass er nach Frankreich zurückkehrte, wo er 1498 an den Folgen eines banalen Alltags- Unfalls verstarb. Er hatte den Kopf an eine Steintür gestoßen und starb Stunden später an den Folgen einer Hirnblutung. 1499 machte der neue französische König Ludwig XII. Ansprüche auf Mailand geltend und entsandte ebenfalls ein Heer nach Italien. Maximilian schickte nun Herzog Ludovico Sforza eine Heer des Heiligen Römischen Reiches gegen die Franzosen zu Hilfe.   In den Reihen dieses Heeres war Georg von Frundsberg. Die nächste Herausforderung, aber auch wieder Möglichkeit, sich in den Blickpunkt der Mächtigen zu stellen, war der bayrische Erbfolgekrieg. Herzog Georg der Reiche von Bayern Landshut hatte mit seiner Gemahlin Jadwiga von Polen keine männlichen Erben. Dieses Paares wird noch heute in der Landshuter Fürstenhochzeit gedacht. Im Widerspruch zum Wittelsbacher Hausvertrag setzte Georg in seinem Testament vom 19. September 1496 seine Tochter Elisabeth zum Erben ein. Beim Aussterben  einer männlichen Linie sollten die Besitztümer der Linie an die jeweils andere fallen. Herzog Albrecht IV. von Bayern-München akzeptierte diesen Vertragsbruch nicht.

Als Georg der Reiche am 1. Dezember 1503 starb, mündete der Konflikt in den Landshuter Erbfolgekrieg. Der Regentschaftsrat, den die niederbayrischen Landstände bildeten, wandte sich an das Reichskammergericht. Darauf beschied Maximilian die Parteien ins Augsburger Rathaus. Als Gegenleistung für seine Vermittlungsbemühungen stellte er seinerseits Gebietsforderungen. Albrecht erklärte sich bereit, die Gerichte Kufstein, Kitzbühl und Rattenberg an Maximilian abzutreten. Daraufhin sagte er Albrecht 10.000 Mann Hilfstruppen und finanzielle Unterstützung zu. Am 23. April belehnte er die Münchner Herzöge mit Georgs Ländern. Rupprecht, den Gemahl von Elisabeth der Tochter des verstorbenen

index1Georg des Reichen erklärte er in die Reichsacht. Da der Pfalzgraf Philipp der Aufrichtige sich auf die Seite seines Sohnes Rupprechts gestellt hatte, wurden die meisten Kämpfe in der Kurpfalz ausgetragen. Zur größten Schlacht kam es aber in der Nähe von Regensburg am 12. September 1504 in Wenzenbach. An dieser Schlacht nahm auch Georg von Frundsberg teil. Mit seinem Landsknechtsregiment aus Memmingen schlug er sich so tapfer, dass er von Maximilian zum Ritter geschlagen wurde. Von nun an war er ständig im kaiserlichen Heer. In den Folgejahren nahm er am Kriegszug gegen den Herzog von Geldern in den Niederlanden teil. Nach Kämpfen der Liga gegen Venedig kehrte Maximilian nach Deutschland zurück. Markgraf Albrecht von Brandenburg, der 1511 der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens wurde blieb in Verona  zurück, ebenso wie Georg von Frundsberg als Obrist eines Landsknechtsregiments. Bei der Verteidigung Veronas gegen venetianische Truppen spielte der Obrist eine maßgebliche Rolle, ebenso wie bei der Eroberung mehrerer venetianischer Städte.

Am 22. Mai 1511 kam es zur Schlacht bei Bologna. Hier wurde das päpstlich-ventianische Heer  vollständig geschlagen. Einen wesentlichen Anteil hierbei hatte

Georg. Es kam zu weiteren Scharmützeln im Brentatal. In der mächtigen Festung Beitelstein zwang Frundsberg mit 1800 Landsknechten die 9000 Mann Besatzung zur Aufgabe und Übergabe. Nach zehntägiger Belagerung von Treviso kehrte Frundsberg nach Deutschland zurück. Dort hatten die Herren von Friedingen vom Hohenkrähen aus das Land mit Raubzügen und Plünderungen beunruhigt. Der

300px-Hohenkraehen-1900 entsandte Schwäbische Bund ein Heer, um die Raubzüge zu beenden. Als Bundeshauptmann befehligte von Frundsberg das Heer. Am 12. November nahm das Heer nach kurzer Belagerung die Burg ein. Mit Georg von Lichtenstein und Hans von Landau kehrte er mit 6000 Mann nach Italien zurück. Es gab eine Reihe kleinerer Gefechte, dann erfolgte die Beschießung von Venedig. Ein Ersatzheer der Venetianer unter Alviana rückte heran und drohte den Kämpfern der Liga den Rückzug abzuscheiden. Zahlenmäßig 4 fach überlegen verzagten die Ligatruppen. Nur von Frundsberg gab die Hoffnung auf Rettung nicht auf. Sein Wahlspruch nun “Viel Feind, viel Ehr” Er wurde Oberbefehlshaber der Ligatruppen. Er stellte die Landsknechte in einem großen  Viereck auf, die Reiterei in einen Schlachthaufen und rückte bei Vicenza am 7. Oktober 1513 den Truppen Alvianos entgegen. Bei Creazzo erfolgte das Zusammentreffens. Der wuchtvolle Stoß der Landsknechte brach die Schlachtordnung der Venetianer. Sie wandten sich zur Flucht. 24 Geschütze und alle Fahnen wurden erobert. Die Fahnen ließ er in der Kirche von Mindelheim aufhängen. Durch die geschützte Lage Venedigs konnte man gegen die Stadt nicht direkt etwas unternehmen. Im Folgejahr behauptete von Frundsberg die gewonnene Landschaft.

Im Jahr 1520 hatte Herzog Ulrich mit seinem Angriff auf Reutlingen den Reichsfrieden gebrochen. Der Schwäbische Bund bot ein Heer unter Herzog Wilhelm von Baiern gegen ihn auf. Georg von Frundsberg war oberster Feldhauptmann der Fußtruppen des Bundesheeres. Ulrich zog sich nach Mömpelgard zurück. Württemberg wurde rasch erobert. Daraufhin wurde  das Heer entlassen. Kaum war das geschehen,  fiel Herzog Ulrich mit 8000 Mann wieder in Württemberg ein. Das Bundesheer wurde wieder aufgeboten und Ulrich verlor sein Land zum zweiten Mal. Vertragsgemäß wurde es nun Karl V. überlassen.

1521 berief Karl den Reichstag nach Worms ein. Es ging hauptsächlich um die “Causa Lutheri” in der Martin Luther seine Thesen verteidigen sollte. In Worms lernte von Frundberg Martin Luther und als der Reformator zum Verhör schritt, soll Frundsberg gesagt haben “Mönchlein, Mönchlein, Du gehest einen Gang, dergleichen ich und mancher Obrister auch in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben; bist Du auf rechter Meinung und Deiner Sache gewiss, so fahre in Gottes Namen fort, Gott wird Dich nicht verlassen.”

220px-Luther-in-Worms-auf-RtTheologische Spitzfindigkeiten waren nicht von Frundsbergs Sache. Aber er schloss sich der neuen Glaubenslehre an, allerdings erst, als er mit den hinter den Kulissen gegen den Kaiser gerichteten päpstlichen Politik unzufrieden war.

Frundsberg wird auf dem Reichstag von 1521 als oberster Hauptmann in der Grafschaft Tirol bestätigt. Er erhält den kaiserlichen Ratstitel und damit verbunden ein Jahresgehalt. Und er übernimmt die Burghut auf  Runkelstein in Südtirol in der Nähe Bozens.

Als selbstständiger Heerführer befehligt er 1521 in der Picardie. Anfangs erfolgreich kann er nach Anmarsch der französischen Übermacht nach rechtzeitigem Rückzug nur noch die ihm anvertrauten kaiserlichen Truppen retten. Das muss sehr schwierig gewesen sein, denn von Frundsberg bezeichnet diesen Rückzug als seine beste Kriegstat. Im Februar 1522 ist Georg wieder in Italien. Franz von Sforza, der jüngere Sohn von Ludovico Sforza sollte wieder in seine Rechte in Mailand eingesetzt werden. Am 27. April 1522 kam es bei La Bicocca zur entscheidenden Schlacht. Georg stand mit seinem Heer den Truppen des französischen Marschalls Lautrec und Schweizer Söldner, die man auch “Reisläufer”

180px-Niklaus_Manuel_1553nannte, gegenüber. Wieder landete von Frundsberg einen großen Sieg. Vor Beginn der Kampfhandlungen liefert sich Georg ein Duell mit dem Anführer der Schweizer Truppen, Arnold von Winkelried, den er mit der Hellebarde erschlug. Danach  zertrümmerte er die gegnerischen Linien so gründlich, dass sich Schweizer und Franzosen fluchtartig aus Italien zurückzogen. Pizzighettone und Cremona ergaben sich, Lodi und Genua wurden erstürmt. Sforza zog wieder in Mailand ein.

Georg konnte nach Deutschland zurückkehren. Sforza allerdings trat 1526 der Liga von Cognac bei, die gegen Karl V. gerichtet war. Sforza war aufgrund seiner Steuererhebungen in Mailand unpopulär. Mit seinem Tod am 24. Oktober 1535 stirbt die männliche Linie der Sforza aus. Das Herzogtum Mailand geht an den Kaiser über.

Zurück zum Jahre 1522. 1524 musste Georg wieder nach Italien. Die Franzosen unter Karl I. standen wieder in Italien, diesmal in erdrückender Überlegenheit. 80000 Franzosen standen gegen 18000 Kaiserliche, darunter 12000 deutsche Landsknechte und mit 9000 Mann noch die Besatzung von Pavia. Kommandant der Garnison war Antonio de Leyva, aus Navarra stammend. Dieser, von Gicht gequält und unfähig allein ein Pferd zu besteigen, richtete die Belagerten auf.

In Pavia stand auch Caspar, Georgs Sohn. Die Habsburger hatten nun allerdings auch mit ihrer Geldnot zu kämpfen. Die Verbündeten versuchten Geld aufzutreiben und auch Georg warb Landsknechte und bezahlte aus eigener Tasche. Es gelang auch Geld in die belagerte Stadt zu schmuggeln. Die Kriegsleute konnten bezahlt werden. Auch konnten die Heerhaufen wieder mit Lebensmittel versehen werden, die ihnen die eingeschüchterten Einheimischen überließen.   Das französische Belagerungsheer war immer stärker geworden. Deswegen schickte Franz einen Teil seiner Streitmacht gegen Neapel, weil er hoffte, dass der Vizekönig seine Truppen ebenfalls aus der Lombardei abziehen würde, um Neapel zu unterstützen und damit der Fall Pavias wahrscheinlicher würde. Im Januar erreichte Georg Lodi. Er übernahm den Oberbefehl über die 12000 deutschen Landsknechte. Er teilte das deutsche Heer nicht, sondern behielt seine Steitmacht vor Pavia. Aber ausstehender Sold ließ es nicht sicher erscheinen, dass die deutschen und spanischen Söldner ausrückten. Doch Frundsberg konnte mit einer Ansprache die Söldner hinhalten. Am 24. Januar überschritten sie dann die Adda, um den Eingeschlossenen in Pavia zu Hilfe zu kommen. Die Franzosen dachten zunächst, dass sich das Heer nach Mailand wenden würde. Als dann am 29. Januar die Festung St. Angelo erstürmt und geplündert wurde, war klar, dass Pavia das

220px-GeorgundCasparvonFrundsbergMarschziel war. In Erwartung des Angriffs hatte Franz sein Hauptquartier am Westende Pavias verlassen. Die Feldherren der Franzosen  wussten um den Geldmangel des kaiserlichen Heeres und schlugen Franz vor, die Belagerung Pavias aufzuheben und um Binasco oder Certosa eine zur Abwehr günstigen von Kanälen und Feldgräben durchschnittenen Ebene zurück zu ziehen. Die französischen Führer nahmen an, dass die kaiserlichen Söldner aus Geldmangel entweder davon laufen würden oder meutern. Franz aber hörte nicht auf die alten erfahrenen Generäle sondern auf sein Günstling Bonvivant und dessen unerfahrenen, draufgängerischen Altersgenossen. Frundsbergs Entsatztruppen waren nun herangerückt und die beiden Here staden sich in unmittelbarer Nähe gegenüber.

Das französische Heer lagerte im Park von Mirabello, ein durch Mauern geschütztes Gelände, das zum Entspannen und Vergnügen der Mailänder Herzöge bestimmt. war. den Kaiserlichen gelang es, unbemerkt Öffnungen in die Mauern zu schlagen. So konnten sie dann später eindringen. Zunächst Mal wurde durch ständige kleiner Gefechte der Gegner in Unruhe gehalten. Bei einem dieser Scharmützel wurde Giovanni da Medici verwundet. Auf Grund der Schwere der Verletzung wurde er nach Venedig gebracht. auch seine Kompanie verließ das Schlachtfeld. Am 24. Februar 1525 kam es dann zur Entscheidungsschlacht. Die kaiserlichen Truppen warn unbemerkt in den Park eingedrungen. Die Franzosen, zu spät aufgeschreckt, schossen zwar aus allen Kanonen und im Morgengrauen setzte Franz seine schwere Kavallerie ein. Gegen die kaiserliche Infanterie kam der Vorstoß schnell ins Stocken. Franz war zu weit von seiner Infanterie entfernt und in seiner Rüstung erkannt. Beim Versuch den König zu retten, kamen viele hochrangige französiche Heerführer ums Leben, unter ihnen der Herzog von Tremouille und der Maréchal de Foix. Das Pferd Franz I. wurde verletzt und er musste zu Fuß weiter kämpfen. Er geriet in Gefangenschaft und musste 1526 den Frieden von Madrid schließen.

image_largeEr gestand Karl V. den Besitz Mailands, Genuas, des Herzogtums Burgunds und Neapels zu. Als er freigekommen war, widerrief er den Frieden als erzwungen aber sofort. Der Kampf um die Vorherrschaft in Europa sollte noch bis 1559 dauern. Der Sieg in der Schlacht bei Pavia gilt als Frundsbergs spektakulärster Erfolg. Georg von Frundsberg kehrte nun nach Deutschland zurück. Dort bahnte sich der Bauernkrieg an. Auch die Bauern um Mindelheim hatten sich erhoben. sie wollten wohl auch die Mindelburg stürmen und dort seine Gemahlin gefangen setzen. Aber die Burg war von Kriegsleuten von Frundsbergs besetzt. Auch hatten die Bauern wohl zu sehr Respekt vor Frundsbergs Ruf, so dass die Mindelburg unbeschadet durch den Bauernkrieg kam. Er zog mit dreitausend Mann in die Nähe von Kempten. Dorthin war auch Georg III. mit seinem Heer von Würzburg über Memmingen gezogen. Der Allgäuer Haufe war der letzte noch verbliebene im Bauernkrieg. Georg von Frundsberg vereinigte seine Truppe mit der des Bauernjörgs bei Leubas. Nach der “Kanonade von Leubas” war der Bauernkrieg blutig niedergeschlagen. Georg von Frundsberg wurde noch nach Salzburg geschickt. Auch dort hatten sich die Bauern erhoben. Diesen Aufstand konnte er durch Vergleich beenden, zumal einige der aufständischen Buaern schon als Führer unter Frundsberg gedient hatten.

Nachdem Franz I. von Frankreich aus Madrid frei gekommen war, widerrief er seine Zugeständnisse aus dem Friedensvertrag von Madrid und erklärte erneut den Krieg. Die Habsburger litten nach wie vor unter Geldnot, so verpfändete Georg sein Familiensilber und warb 12000 Söldner an. Unter ihm befehligten sein Sohn Melchior, sein Schwager Londron und Sebastian Schertlin, der schon bei Pavia mitgekämpft hatte. Bei Brescia kann er am Jahresende die päpstlichen Truppen schlagen. Die Lage aber bleibt angespannt. Er kann kaum den Sold bezahlen und nur die Aussicht auf Beute hält die Männer zusammen. Von Karl V. erhält er trotz eindringliche bitten keine finanzielle Unterstützung mehr. Im März machen Gerüchte um einen bevorstehenden Friedensschluss mit dem Papst die Runde. Am 16. März 1527 bricht im Feldlager von Bologna eine Revolte aus. Vor von Frundsbergs Zelt rotten sich die Landsknechte zusammen. Er tritt zwar unerschrocken vor sie, doch sie brüllen weiter nur “Sold”. schließlich richten sie ihre Spieße auch gegen ihn. Das ist zu viel für ihn. Vom Schlag getroffen sinkt er auf eine Trommel. Dieses Unglück bringt die Landsknechte wieder zur Vernunft. Sie schultern ihre Spieße und gehen auseinander. Georg wird nach Ferrara gebracht, wo er so weit wieder hergestellt wird, dass er im Folgejahr in einer Sänfte nach Deutschland gebracht werden kann. 8 Tage nach seiner Rückkehr stirbt er verarmt und verbittert am 20. August 1528 auf seiner Stammburg in Mindelheim.

Sein bitteres Resümée: “Drei Dinge sollten jedermann vom Krieg abschrecken: die Verderbung und Unterdrückung der armen, unschuldigen Leute, das unordentliche und sträfliche Leben der Kriegsknechte und die Undankbarkeit der Fürsten.

Frundsbergs Truppen nehmen unter Konrad von Boyneburg an der Eroberung Roms teil, wo es am 6. Mai 1527 zum “Sacco di Roma” kam, dieser berüchtigten Plünderung Roms. Als Spätfolge dieser Plünderung konnte sich Karl V., der als letzter deutscher König in Italien zum Kaiser gekrönt wurde, 1530 nicht in Rom krönen lassen. Aus Sicherheitsgründen fand die Krönung in Bologna statt.

Caspar war ebenfalls Feldherr im Dienste Habsburgs. Aus den Pfründeentschädigungen kann er  die hochverschuldeten Güter seines Vaters zumindestens teilweise sanieren. 1529 heiratet Kaspar Margarete von Firmian. Aus dieser Ehe geht die Tochter Katharina, geboren 1530 hervor. Er hat auch noch einen Sohn namens Georg. Ob dieser der leibliche Sohn Margaretes war, ist nicht sicher. Mit Georgs Tod 1586 erlischt das Haus Frundsberg. Mindelheim geht an Bayern über.

Zu Ehren Frundsbergs steht seine Büste in der Walhalla und in Mindelheim gibt es ein Frundsbergdenkmal. Auch findet dort alle drei Jahre das Frundsbergfest statt.

Es ist auch nicht verwunderlich, dass sich die SS des Namens Frundsberg bedient hat. Sie stellte die Panzerdivision “Frundsberg” auf.

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21 Feb. 2011

Kloster Sankt Mang in Füssen

Magnus-Gallus

Füssen liegt an der bedeutenden Handelsstraße der “Via Claudia Augusta” von Norditalien nach Augsburg.Die Lage am Austritt des Lechs aus den Alpen machte den Ort auch für die Ausbreitung des Glaubens interessant.

Maginold, ein seinem Namen nach alemannischer Mönch, und  sein Gefährte Theodo hatten den irischen Mönch Gallus 613 in die von ihm gewählte Einsamkeit begleitet. Sie hatten sich noch lange nach dem Tode von Gallus an der Steinach aufgehalten. In im inzwischen wohl klösterlich geordneten Sankt Gallen gab es aber noch einen Mönch romanischer Geburt mit Namen Magnus. Da vermischen sich nun die beiden Personen zu einer, dem Allgäuheiligen St. Mang. In der Mitte des 8. Jahrhunderts erhielt das Kloster St. Gallen in der Zeit des Abtes Otmar eine Einladung des ersten geschichtlich feststehenden Augsburger Bischofs Wichbert (738-772), die Lechgegend zu christianisieren. Dieser Bitte folgte unser Magnus zusammen mit seinem Gefährten Theodor. Theodor blieb in Kempten, Magnus wirkte am oberen Lech. Der Legende nach vertrieb er hier die gefürchteten Lechgeister. Zunächst baute er in Waltenhofen ein Bethaus. Zwischen 725 und 748 baute er eine Zelle  und hoch auf einem Felsen über dem Lech eine Kapelle, die dem göttlichen Erlöser (Salvator Mundi) geweiht war. König Pippin  beschenkte die Zelle St. Mangs mit Gütern aus dem Kaltensteiner Gau(altschwäbisches Herzogsgut). Auf Initiative des Augsburger Bischofs Simpert (um 778 bis 807) entwickelte sich aus der Einsiedlerzelle des St. Mang das Benediktinerkloster in Füssen als Eigenkloster der Augsburger Bischöfe. Noch unter Bischof Nitker (816-830) begann man mit dem Bau einer Marienkirche. Der Bau kam unter Bischof Lanto (833-860) zum Abschluss.  Zusammen  mit dem Kirchenbau wurde nach dem Sankt Gallener Klosterplan (zwischen 819 und 826 entstanden) eine quadratische Klosteranlage errichtet. Etwa gleichzeitig mit dem Benediktinerstift entstand ein karolingischer Königshof. Aus Königshof und Kloster entstand die mittelalterliche Stadt Füssen als Stapel-und Umschlagplatz für den Italienhandel. Kurz nach Fertigstellung des Kirche ließ Bischof Lanto (833-860) mit Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Otgars den Leib des heiligen Magnus, der angeblich unversehrt war, was seine Heiligkeit bewies, erheben und in einer neuen Grabstätte beisetzen. Bisher war er in der Mitte der alten Kirche bestattet. Magnus hatte nun den Rang eines Heiligen und wurde in der Folgezeit als Apostel des Allgäus verehrt. In der Mitte des 9. Jahrhunderts erlangte die Abtei ihre Unabhängigkeit von St. Gallen. Die Reliquien wurden zwischen 896 und 898 nach Lorch und St. Gallen übertragen.

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Das Kloster stand bis zum 12. Jahrhundert unter dem Schutz der Augsburger Bischöfe. Die Vogteirechte lagen zunächst bei den Welfen und ab 1191 bei den Staufern. Nach dem Tod Konradins, des letzten Staufers 1268 fiel das Herzogtum Schwaben an das Reich zurück. Die Vogteirechte gingen   an den Bayernherzog Ludwig den Strengen über. Zwischen 1274 und 1286 wurden Füssen die Stadtrechte verliehen. Der erste urkundliche Nachweis des Füssener Stadtrechts ist 1295 bezeugt. Ab 1313 unterstanden Kloster und Stadt den Augsburger Bischöfen. Die karolingischen Bauten St. Mangs wurden mit Ausnahme der Marienkapelle  Mitte des 13. Jahrhunderts beseitigt. Unter Abt Ulrich Denkinger wurde 1339 der zunächst flachgedeckte Kirchenchor eingewölbt. Unter Abt Johannes Hess (1458- 1480) erhielt die Kirche eine umfangreiche Neuausstattung,

kostbare Reliquiare und ein Chorgestühl. Erhalten haben sich davon die Mutter Gottes Statue vom damals neu errichteten Hochaltar. Der Bauernkrieg und die Reformation scheint Füssen nicht strak betroffen zu haben.

imagesUm 1600 beauftragt das Kloster St. Mang den Maler Jacob Hiebeler, den  Füssener Totentanz zu malen. Im letzten Bild fordert der Tod, den Maler auf: “Jacob Hiebeler laß das mahlen stohn, Wirff bensel hin, du muest darvon!” Der Totentanz wurde 1602 beendet. Der maler folgte dem Tod wohl nicht sogleich, denn er ist noch bis 1618 archivalisch belegt. Der Füssener Totentanz hatte eine große Ausstrahlung ins Lechtal, ins Tannheimer Tal und bis nach Sonthofen.  Auch im Dreißigjährigen Krieg scheint Füssen und damit auch das Kloster glimpflich davon gekommen zu sein. Zwar war es 1632 zweimal von schwedischen Truppen besetzt und musste auch Brandschatzung bezahlen. Aber es ist unzerstört davon gekommen. Gewütet hat in den Jahren 1632-1635 allerdings die Pest. Die Kommunikantenzahl lag 1658 um rund 45 % unter dem Stand von 1626. Ähnlich war auch der Rückgang der Haushalte. Nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges erholte sich das ganze Land allmählich. Im Kloster St. Mang sollten auch gegenreformatorische Zeichen gesetzt werden. Unter Abt Gerhard Oberleitner (1696-1714) wurde 1701 nach Plänen des Architekten Johann Jakob Herkomer (1652-1717) der barocke Baukomplex errichtet. Mit seinem Werk in St. Mang begründete er seinen Einfluss auf die ostschwäbische und tirolische Architektur der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts insbesondere auf die Kirchenbauten des Dominikus Zimmermann.

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Die Bibliothek wurde als Beleg von Gelehrsamkeit und Weisheit repräsentativ ausgelegt.Der Bibliotheksbau von St. Mang gilt als der originellste von Bayrisch Schwaben.

Natürlich machte die Säkularisation auch nicht vor St. Mang halt. Die Stadt Füssen kam 1802 an das Kurfürstentum Bayern, das Kloster an die Fürsten zu Oettingen-Wallerstein. Am 15. Januar 1803 wies Fürstin Wilhelmine den letzten Abt Aemilian Hafner (1778-1803,+ 19. Mai 1823) an, den Konvent aufzulösen und den das Kloster zu räumen. Fürst Friedrich von Oettingen-Wallerstein schenkte die Kirche 1837 der Stadt Füssen. 1839 verkaufte er die Klostergebäude an den Reichsrat Christoph Friedrich von Ponickau. Das Kloster ist seit 1909 im Besitz der Stadt Füssen. Die Biblithek des Fürstenhauses Oettingen-Wallerstein ging zusammen mit dem Bestand der Klosterbibliothek von St. Mang für 40 Millionen DM an den Freistatt Bayern über. In den Nordflügel der Abtei zog das Rathaus ein. Der Südflügel mit den Prunkräumen der Abtei wurde über Jahre restauriert und steht nun zur Besichtigung offen, aber auch für repräsentative Zwecke zum Beispiel der Bayrischen Landesausstellung 2010 “Bayern-Italien”.

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13 Feb. 2011

Bauernjörg

index3 Georg III. von Waldburg-Zeil, der wegen seiner Rolle im Großen Bauernkrieg von 1525 schnell den Beinamen “Bauernjörg” erhielt, stammt aus dem Haus Waldburg, einem hochadeligen, schwäbischen Adelsgeschlecht. Stammburg der welfisch-staufischen Ministerialen ist die Waldburg in Oberschwaben. Das Geschlecht ist urkundlich seit 1170 belegt. Als Stammvater gilt Heinrich von Tanne, der um 1190 geboren ist. Er ist 1248 gestorben.

220px-Waldburg_Scheibler43psDas Haus Waldburg teilte sich in mehrere Linien auf hat und großen Einfluss auf die Geschichte Oberschwabens.  Seine Burgen und Schlösser prägen noch heute die Landschaft des württembergischen Allgäus.

Georg III. wurde am 25. Januar 1488 als Sohn des Truchsessen Johannes des Jüngeren von Waldburg und der Helene, geborene Gräfin von Zollern geboren. Mit 10 Jahren kam er an den Hof des Bischofs Friedrich von Augsburg, dem Bruder seiner Mutter.

Dort erhielt er seine Erziehung. Einer seiner Lehrer war  Meister Paulus,  Chorherr am Augustinerstift St. Moritz in Augsburg. Im Schwabenkrieg, dem kriegerischen Konflikt zwischen der Eidgenossenschaft, dem Haus Habsburg und dessen Hauptverbündeten, dem Schwäbischen Bund (Januar-September 1499) entlief er, weil er Kriegsdienst leisten wollte. Er wurde aber rasch wieder zurückgebracht. Am bairischen Erbfolgekrieg von 1504 nahm er bereits teil. 1508 trat er in die Dienste Herzog Ulrichs von Württemberg. 1509 heiratete er Apollonia, die Tochter des Grafen Johannes von Sonnenberg. Diese starb jedoch schon 1512. Darauf ehelichte er 1513 Maria, die Tochter des Grafen Joachim von Oettingen. Im Jahre 1511 feierte Herzog Ulrich von Württemberg eine aufwändige Hochzeit mit der Nichte Maximilians I.  Dieser große Pomp, der luxuriöse, höfische Lebenstsstil Ulrichs und teure Kriegszüge ruinierten die Staatskasse Württembergs. Trotzdem plante er einen Feldzug gegen Burgund. Mit großem Erfindungsreichtum zwang er der Bevölkerung neue Steuern auf. Was vor allem empörte, war die Art der Erhebung. So wurde die Steuer nicht auf die Ware geschlagen, sondern die Maßgewichte verringert. Das führte zu Bauernunruhen und schließlich zum Aufstand des “Armen Konrads” vor allem im Remstal. Der “Gaispeter” aus Beutelsbach führte ein Gottesurteil vor, ähnlich wie bei Hexenprozessen. Er warf die neuen Gewichte ins Wasser. Schwimmen sie oben, ist der Herzog im Recht, gehen sie unter, sind die Bauern im Recht. Die Obrigkeit verlangte die  Rückgabe der Steine. Gaispeter konnte oder wollte sie nicht beibringen. Die Situation eskalierte. Die Ehrbarkeit von Stuttgart und Tübingen ließ die Steuern in Verbrauchssteuern umwandeln. Im Tübinger Vertrag vom 8. Juli von 1514 musste Herzog Ulrich Zugeständnisse machen. Ohne die Zustimmung der Landstände durfte kein  württembergischer Landesherr Krieg führen oder Steuern erheben. So wurden die Landstände die wichtige Gegenpartei der Landesherren. Ulrich erhielt nun die nötigen Mittel und konnte den Aufstand niederschlagen, an seiner Seite Georg Truchsess von Waldburg. Zunächst war dieser vermittelnd zwischen dem “Armen Konrad” und dem Herzog tätig, dann, als der Aufstand mit Gewalt niedergeschlagen wurde, als Hauptmann, der sich auszeichnete. Und wie im Großen Bauernkrieg dasselbe Verhaltensmuster. Die Bauern werden hingehalten, man versucht sie ruhig zu halten. Wenn dann die militärischen Mittel ausreichend vorhanden scheinen, wird mit unverhüllter Gewalt zugeschlagen. Herzogliche Truppen besetzen das Remstal, schleppen die Anführer, derer sie habhaft werden können nach Schorndorf. Dort werden diese anfang August enthauptet.

index4 1515 scheidet Georg aus den württembergischen Diensten aus. Doch die gemeinsame Geschichte Jörgs und Ulrich ist noch nicht zu Ende. Georg wird Rat und Landeshauptmann des Herzogs Wilhelm von Baiern. Er reist mit seinem neuen Herrn in die Niederlande und visitiert und reformiert in dessen Auftrag die bairischen Gerichte und gibt ihnen neue Ordnungen und Satzungen. 1519 greift nun Herzog Ulrich die Stadt Reutlingen an. Diese ist Mitglied des Schwäbischen Bundes, einer Vereinigung der schwäbischen Reichsstände, die 1488 auf Veranlassung Kaiser Friedrichs III. gegründet worden war. Der Angriff auf Reutlingen war für den Bund der Kriegsfall. Oberster Feldherr des Bundes wird Herzog Wilhelm von Baiern. Truchsess Georg wird oberster Feldlieutenant. In nur zwei Monaten war wieder ganz Württemberg in der Hand des Bundes, nicht zuletzt

ein Verdienst von Truchsess Georg. Zwischen Herzog und Truchseß kommt es allerdings zu einem Zerwürfnis. Es ging um Entschädigungsansprüche, also ums Geld. Am 24. Juni 1520 wurde Georg auf dem Bundestag in Augsburg österreichischer Rat und Diener. Am selben Tag wurde sein Schwiegervater Joachim von Oettingen  von Ritter Hans Thomas von Absberg angegriffen und tödlich verwundet. Georg nimmt sich dieser Sache an, bringt  sie vor den Bund und klagt auf Hilfe für die Grafen von Öttingen. Diese wird zugesagt, erfolgt aber nicht sofort. Aber Reisige werden bewilligt und Georg zu deren Hauptmann ernannt. 1523 unternimmt nun der Schwäbische Bund einen großen Feldzug gegen die fränkischen Raubritter. Er wird von Georg als Feldhauptmann geführt. In kurzer Zeit bricht er 23 Burgen der fränkischen Ritter und damit ihre Macht. Aber die nächste Herausforderung steht in dieser stürmischen Zeit schon an. Im Sommer 1524 empören sich die Bauern in Stühlingen und im Hegau. Diese Gegend gehörte nun zum Teil zu Österreich, zum Teil stand sie unter Österreichs Schutz. So gibt Erzherzog Friedrich den Befehl zur Gegenwehr und Unterdrückung. Zunächst aber soll es auf gütlichem Weg versucht werden. Nun war auch Herzog Ulrich, der 1519 vertriebene württembergische Herzog im Land und versucht  seine Herrschaft zurück zu erobern. Wenn man nun einen Blick auf die politische “Großwetterlage” wirft,

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so war die Lage für den Schwäbischen Bund nicht gerade rosig. Zwischen 1494 und 1559 wurden die “Italienkriege” ausgetragen. Die Kämpfe fanden praktisch alle in Italien statt und es ging um die große Auseinandersetzung zwischen Habsburg und Frankreich. Das band eine Vielzahl von Söldnern und Kapital. Denn nur wer zahlen konnte, konnte sich auch die Söldner leisten. Im Reich waren soziale Unruhen, von Bauernunruhen war schon die Rede. Der Reichsritteraufstand erschütterte das Reich. Ging es hier doch auch darum, die Landesherrschaften zu territorialisieren. Das alles wurde durch den geistigen Katalysator, die Reformation,

angefacht. Bauern, Ritter und Städte beriefen sich auf sie. Dem Feldhauptmann des Bundes standen zu wenig Truppen zur Verfügung, um den Einfall Ulrichs zu verhindern. Nur mit den württembergischen Truppen konnte er modern gesagt nur eine Art Guerillataktik verfolgen. Herzog Ulrich nahm sehr schnell Balingen, Herrenberg, Sindelfingen und Leonberg ein. Als die Truppen des Schwäbischen Bundes eintrafen vereinigte Georg  sie unterhalb von Rottenburg mit dem württembergischen Aufgebot. Er zog schnell nach Stuttgart. Die vom Herzog geworbenen Schweizer verließen diesen undÚlrich musste sein Heil in der Flucht suchen. Georg konnte die Städte rasch zurückerobern. Nun wandte er sich den Bauern zu. Es hatte sich ein bedrohliches Szenario entwickelt. Die Bauern hatten sich gegen ihre Herren empört und drei Haufen gebildet. Den Baltringer Haufen, den Allgäuer Haufen und den Seehaufen. Auch hier kam die Taktik wie schon beim “Armen Konrad” zum Einsatz. Hinhalten, verhandeln und wenn man stark genug ist, losschlagen.  Die drei Großen Haufen, der Allgäuer, der Baltringer Haufe und der Seehaufe hatten sich in Memmingen am 7. März 1525 zur “Christlichen Vereinigung” zusammengeschlossen. Die 12 Artikel gelten als erste Menschenrechtserklärung der Welt. Maßgeblich auf der Seite der Bauern war Ulrich Schmid von Sulmingen. Der Baltringer Haufe hatte sich zunächst in Tälern der Alb festgesetzt. Dort verfolgte Georg von Waldburg sie nicht. Er schlug sein Lager bei Wiblingen auf.  Er hatte 1500 Reisige und 7000 Fußknechte dabei. Er zog gegen Leipheim und Günzburg. In der Schlacht von Leipheim wurden Tausend erstochen, viele in die Donau gejagt, wo sie ertranken. Der Leipheimer Haufe, das waren rund 5000 Bauern und der Baltringer Haufe unterlagen.  Der Führer des Leipheimer Haufens, der unter anderem das Kloster Elchingen geplündert hatte, Jakob Wehe, wurde hingerichtet.  Ulrich Schmid von Sulmingen, der Kürschnergeselle Sebastian Lotzer, der Schriftführer des Baltringer Haufens und der Memminger Reformprediger Christoph Schappeler, der wohl wesentlichen Anteil an den Memminger Artikeln hatte, konnten in die Schweiz entkommen. Teile der aufständischen Baltringer Bauern unterwarfen sich. Andere zogen in Richtung der Herrschaft des Truchsessen, ins  Allgäu.Dieser  schlug aber die Aufständischen am 13. April bei Essendorf und am 14. April bei Wurzach. Den Seehaufen drängte er von Gaisbeuren gegen Weingarten. Es standen immer noch rund 18000 Mann gegen ihn und er war sich seiner Truppen auch nicht so sicher. Immerhin hatten dies unter den Aufständischen auch Verwandte. So versuchte er nach kurzen Artilleriegefechten und Drohungen sein Ziel der Unterwerfung durch Verhandlungen zu erreichen. Graf Hugo XVI. von Montfort vermittelt zwischen dem Truchsessen und dem Seehaufen. Am 17. April 1525 kommt der Vertrag von Weingarten zustande. Der Bauernhaufe wurde aufgelöst und erhielt freien Abzug. 1537 erhält Graf Hugo von Montfort das Schloss Wasserburg vom Abt von St. Gallen als Geschenk für seinen Einsatz und seine Vermittlung im Bauernkrieg. Ein Scheitern bei Weingarten wäre eine Katastrophe für den Schwäbischen Bund gewesen. Möglicherweise wären dann die Städte offen zur Revolution übergegangen. Im Bauernkrieg war der Vertrag aber der Wendepunkt. Georg hatte nun freie Hand. Zunächst rückte er gegen die Hegauer und Klettgauer Bauern vor. Er zog nsch Böblingen weiter. Dort schlug er am 12. Mai fast 20.000 Mann von der württembergischen Landschaft,  den Schwarzwäldern, Hegauern und Weinsberger Bauern. Über 6000 kamen ums Leben. Der Bauernaufstand in Württemberg hatte seinen Todesstoß erhalten. Dann zog Georg weiter nach Würzburg. Dort hatten sich noch 40.000 Bauern versammelt. Auf dem Zug nach Würzburg, verbrannte er Weinsberg. Weinsberg hatte ja bei den Herrschenden Fanalwirkung und Angst und Schrecken bei ihnen ausgelöst. Am 16. April waren die Bauern unter Führung des Jäcklein Rohrbach nach Weinsberg gezogen und hatten den Grafen von Helfenstein durch die Spieße gejagt. Dies veranlasste Luther zu seiner Parteinahme gegen die Bauern mit seiner Schrift “ Wider die mörderischen Rotten der Bauern”. Die Rache Georgs war blutig. Weinsburg wurde zerstört, musste zahlreiche Bussen  und Strfaen bezahlen und ging seiner Stadtrechte verlustig, obwohl die Stadt für die Taten der Bauern nicht verantwortlich war. Jäcklein Rohrbach wurde gefasst und am 20. oder 21. Mai bei Heilbronn bei lebendigem Leib verbrannt.Georg  nahm dann

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Neckarsulm, Löwenstein und Öhringen. Am 28. Mai vereinigte er sich mit den Kurfürsten von Trier und Pfalz, mit  Ottheinrich und dem Bischof von Würzburg. Sein Heer war  nun immer  stärker angewachsen. Am 2. Juni schlug er die Odenwälder und Neckartaler Bauern. Das kostete über 5000 Bauern das Leben. Es ging weiter nach Würzburg, wo er erfolgreich die Veste Marienberg entsetzte. Vorher hatte sich Götz von Berlichingen von den Bauern abgewendet und war auf seine Burg zurückgekehrt. Am 4. Juni kam es in Würzburg zur entscheidenden Schlacht. Die Würzburger Bürger hatten sich mit den Bauern gegen ihren Bischof verbündet. Da sie aber ohne militärisch erfahrenen Führer waren, hatten die Bürger und Bauern gegen die kampferprobten Truppen des Truchsess und des Bischofs keine Chance.

220px-Tilman_riemenschneiderInnerhalb von zwei Stunden wurden 8000 Bauern getötet.  Der Aufstand der Bürger endete in ihrer totalen Niederlage und Unterwerfung. Die Anführer des Aufstands, unter ihnen alle Ratsherren wurden  in den Verliesen der Veste Marienbergs eingekerkert. Tilmann Riemenschneider war damals Würzburger Ratsherr und hatte für die Bauern Stellung bezogen. Und so wurde er natürlich auch eingekerkert. Die Hände wurden ihm nicht gebrochen, wie man heute weiß, ein großer Teil seines Vermögens aber eingezogen und er bekam praktisch keine Aufträge mehr. Er starb 1531. Sein Werk war aber zunächst in Vergessenheit geraten. Georg wandte sich nun nach Schweinfurt und zog von dort zwischen Nürnberg und Nördlingen durchs Ries auf Memmingen zu. Memmingen war von Bauern belagert, die wichen, als Georg heranzog. Er folgte ihnen weiter über nach Kempten. Es gab ein zwei Tage dauerndes Artilleriegefecht. Zwar hatte Georg durch Georg von Frundsberg mittlerweile Verstärkungen erhalten, war aber dem Bauernheer zahlenmäßig immer noch unterlegen. An der Leubas  standen 12000 Bauern gegen 7500 Mann der Bundestruppen. Die Bauern verließen  ihre Stellungen, aber warum ist bis heute ungeklärt. Nach einer dreitägigen Kanonade war der Kampf zu Ende. Die Anführer der Bauern wurden gefasst, unter ihnen Jörg Schmid „der Knopf“ und Jörg Töuber und hingerichtet. 200 Höfe wurden gebrandschatzt. Die Sache der Bauern aber war endgültig verloren.

1525 wird Georg  zum Statthalter Württembergs bestellt.  Am 25. 1526 wird er zum Erbtruchsess ernannt. Er kassierte Lösegelder und erhielt eine Großteil der Gebiete, in denen der Aufstand niedergeschlagen wurde. Noch heute ist die Familie von Waldburg-Zeil noch eine der größten Grundbesitzer in Deutschland. Nach den Quellen kostete der Baunerkrieg zwischen 70.000 und 130.000 Aufständischen das Leben. Alle Bauernführer, derer man habhaft wurde, wurden grausam zu Tode gebracht.

Georg III. Truchsess von Waldburg-Zeil starb am25. Mai 1531 in Waldsee.

10 Feb. 2011

Kloster Lorsch

index3 Kloster Lorsch,  schnell eines der bedeutendsten Klöster der Karolingerzeit wurde 764 gestiftet. Die Stifter,  Graf Cancor und seine Mutter kamen aus der Familie der

Rupertinger, eine wichtige Adelsfamilie im Frankenreich. Die älteren Söhne hießen meist  Rutbert, Robert oder Ruprecht. Deswegen nennt man sie Rupertinger oder Robertiner. Sie stammten aus dem lothringischen Raum und waren als Beamte der fränkischen Könige  ins Land gekommen, der Familie, die 752 in einem

“Staatsstreich” die Merowinger vom Thron gejagt hatten und selbst das Königtum des fränkischen Reiches übernommen hatten, nämlich die Karolinger. Aus der Familie der Robertiner kommen z. B. Graf Robert von  Paris, der Stammvater der späteren französischen aus dem Hause der Capet, Valois und Bourbon oder Ruprecht von Salzburg, der zum Schutzpatron des bairisch-österreichischen Alpenraums wurde. Die Robertiner waren Gefolgsleute der Karolinger. Cancor gründete eine Kirche zum Heiligen Petrus, die Keimzelle zum späteren Kloster wurde. Das Patrozinium ist durchaus Programm, denn Petrus war der Hauptheilige der römischen Kirche und des neuen Karolingerreiches. Es war durchaus keine “normale” Gründung eines Eigenklosters. Der Lorscher Codex, der einerseits Klosterchronik andrerseits aber auch Urkundensammlung des Klosters war, ist zwischen 1160 und 1197 in der Reichsabtei angelegt worden. Über 3800 urkundliche Eintragungen sind hier verzeichnet. Er enthält die Ersterwähnung von vielen Gemeinden, über 1000 Orte sind in ihm verzeichnet und so ist er die älteste geschrieben Geschichtsquelle für Hunderte von Orten. Für die Klostergründung vermerkt der Codex ausdrücklich “Die Stifter unterstellten die Neugründung keinerlei Recht oder Herrschaft, weder einem Bistum noch einem Kloster. Sie übergaben es dem Metzer Erzbischof Chrodegang, damit er dort eine Schar Mönche ansiedle.” Es war also als Eigenkloster gegründet und zwar als Kloster des Chrodegang. Chrodegang oder Rutgang gehörte, wie der Name schon anzeigt, ebenfalls zur Familie der Rupertinger. Und dieser Bischof war ja im “who ‘s who” des jungen Karolingerreiches eine absolut erste Adresse. Er war als Nachfolger des Bischofs Arnulf von Metz die anerkannte kirchliche Autorität im Reich. Um 800 wurden die Nachfahren Arnulfs schon den Vorfahren Karls des Großen zugewiesen, er galt als so etwas wie der Stammvater der Karolinger. Das Kloster wird von den Stiftern gut ausgestattet, aus dem Erbe der Mutter eine Kirche, ein Gut in Mainz und das Dorf Hagenheim. Abt der Neugründung wird Gundeland, der Bruder Chrodegangs und besiedelt wird das Kloster mit Mönchen aus Gorze, beides Anzeichen dafür, welchen hohen Stellenwert das Kloster schon bei der Gründung hatte. Von Chrodegang erhält das Kloster auch die Reliquie des Märtyrerheiligen Nazarius. Der Besitz von Reliquien eines Heiligen war so etwas wie eine Garantie auf den schnellen ökonomischen Erfolg eines Klosters, mehrte es doch die Schenkungen, die dem Kloster zukamen. Schon wenige Jahrzehnte nach der Gründung des Klosters gehörte es zu den größten Grundbesitzern östlich des

klosterumrissdes Rheins. Das weckte natürlich auch Begehrlichkeiten. Der Sohn des Stifters Cancor, Heimerich beanspruchte das Kloster als Eigentum. Der königliche Hof, vor den die Sache gebracht worden war, entschied, dass Gundeland der rechtmäßige Besitzer war. Die Stifter hatten das Kloster mit einer Urkunde an Chrodegang übergeben. Und als dieser das Kloster auf seinen Bruder Gundeland übertrug, hatte niemand Einspruch erhoben, also sah der königliche Hof Gundeland im Recht.

Dieser wiederum schenkte das Kloster nun samt allen Grundbesitzes dem König, der nun im Jahre 772 neuer Eigentümer der Abtei wird. Im Gegenzug sicherte nun Karl die frei Abtswahl zu und die Reichsunmittelbarkeit der Abtei. Ein Kloster ist im Frühmittelalter auch immer ein Punkt der Durchdringung des Reiches mit Herrschaft. die Äbte sind hochangesehene Funktionäre in der engsten  Umgebung des Herrschers. Die Abtei war rasch zu beengt worden. Unweit des alten Klosters wird ein neues Kloster erbaut.

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Die Übertragung der Mark Heppenheim durch Karl hatte dann aber zu Auseinandersetzungen mit dem Bistum Worms geführt, die 795 in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung mit der Abgrenzung der Mark Heppenheim beigelegt wurde. Unter König Ludwig, dem Enkel Karls des Großen wird Lorsch Grablege des ersten “deutschen” Königs und seiner Dynastie. Von 895- 956 wurde die freie Abtwahl zeitweise außer Kraft gesetzt, da die Abtei einfach einen zu hohen Stellenwert für den Herrscher hatte. Aber unter den „sogenannten Kommendataräbten, das waren die vom Herrscher eingesetzten Äbte waren hervorragende Persönlichkeiten

wie der Abtsbischof Adalbero von Augsburg, dann vor allem Erzbischof Brun von Köln, der Bruder von Otto dem Großen. Unter ihm wurde in Lorsch der Ordo Gorziensis eingeführt und Lorsch wurde eines der Zentren der Reform.  Von hier aus wurden Fulda, Corvey, St. Gallen, Amorbach und St. Martin in Köln wurden von hier aus reformiert.

An dieser Stelle kann auch ein Blick auf die kulturelle Leistung Lorschs geworfen werden. Klöster spielten in der “Kulturpolitik” Karls eine wichtige Rolle. Das Lorscher Skriptorium hatte eine wichtige Rolle für die Bücherproduktion und damit auch für die Bildungsreform im fränkischen Reich. Dem Skriptorium war eine Schreibschule angeschlossen und aus dem Skriptorium, das der vierte Abt Lorschs

Richbod aufbaute, entwickelte sich die weithin bekannte Klosterbibliothek des Hochmittelalters. Es verwundert nicht, dass Ottheinrich von der Pfalz später versuchte, diese Bücherschätze für sich zu erwerben. Das Lorscher Arzneibuch ist ein Schlüsseltext der karolingischen Renaissance, das Lorscher Evangeliar wird

280px-Lukas_aus_Lorscher_Evangeliar wird auf 810 datiert und zählt zu den bedeutendsten Texten des abendländischen Frühmittelalters Richbod wurde auch eine große Vorliebe für Vergil nachgesagt und so ist es nicht verwunderlich, dass das Kloster mehrere Vergilhandschriften besaß. Die älteste stammt aus dem ausgehenden 5. oder ganz frühen sechsten Jahrhundert. Der Palatinus Latinus zählt heute zu den sorgfältig gehütetsten Schätzen der Vatikanischen Bibliothek. Ein wichtiges zeitgenössisches Zeugnis für die Krönung Karls sind auch die Lorscher Annalen. Die Lorscher Bibliothek enthält aber auch Sprachdenkmäler in althochdeutsch wie den Lorscher Bienensegen.

Noch ein Aspekt soll angeführt werden. Nicht ganz sicher belegt ist, dass Tassilo III., der letzte Bayernherzog, in Lorsch gestorben ist.

Tassilo wurde 787 von  Karl zum Lehnsmann degradiert. 788 wird er in der Ingelheimer Pfalz zum Tode verurteilt, begnadigt und dann in die Abtei Jumièges verbannt. 794 wird er vor eine Reichssynode in Frankfurt zitiert. Dort musste er für sich und seine Nachkommen den Verzicht auf Bayern beurkunden. Möglich ist, dass er dann nach  Lorsch verbannt wurde und dort starb. Verglichen mit dem “Blutgericht zu Cannstatt” 764 oder dem langjährigen Kampf des Sachsenherzogs Widukind gegen Karl ging es ihm da immer noch gut.

1067 bestätigt Heinrich IV. in einer Urkunde, die alten Rechte und Privilegien  der Abtei und beendet damit zugleich eine Phase der Rechtsunsicherheit. Er hatte nämlich zunächst vor, die Abtei dem mächtigen Erzbischof von Bremen-Hamburg zu übereignen. Der Abt Udalrich hatte sich dagegen zur Wehr gesetzt. Allerdings war der immunitätsstatus des Abtes angegriffen worden. 1229 verliert die Abtei die Immunität. Papst Gregor iX. unterstellt sie dem Erzstift Mainz.. 1232 stimmt Kiaser Friedrich II. gegen heftigen Widerstand der Mönche zu. Von 1232 bis 1248 sind die Zisterzienser  im Kloster werden aber 1248 durch Prämonstratenser aus Allerheiligen ersetzt. 1461 wird das Kloster an die Kurpfalz verpfändet in deren Verfügung Lorsch auch 1566 noch war. Ottheinrich, Kurfürst von der Pfalz führt in seinem Bereich die Reformation ein und hebt die Klöster auf. 1623 kommt das Kloster an wieder zurück an das Erzstift Mainz. 1621 verwüsten spanische Truppen die Klosteranlage. Nur die Königshalle bleibt stehen. Das Kloster wird als Steinbruch genutzt. 1991 wird das Kloster in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

09 Feb. 2011

Schmid von Sulmingen

 

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Die genauen Lebensdaten von Ulrich (oder Huldrich) Schmid aus Sulmingen sind nicht bekannt. Sicher ist, dass er 1496/1497 wohl als Leibeigener des Klosters Heggbach von seinem Vater die Schmiede in Sulmingen übernahm. Er war in eine stürmische Zeit geboren worden. Unter den Bauern gärte es. Die spürbaren Belastungen des Feudalsystems noch verstärkt durch Missernten, die für die Jahre vor 1525 nachgewiesen sind,  führten zu zahlreichen Klagen der Bauern. 1524 konnten die Bauern einen “Untertanenvertrag” mit ihrer Herrschaft, dem Kloster Heggbach, aushandeln. Alle “Fall-Lehen”, dort konnte im Todesfall der Hof nicht vererbt werden, sondern fiel an den Grundherren zurück, wurden in Erb-Lehen umgewandelt. Im Wirtshaus saßen die Baltringer Bauern zusammen und berieten,

“wie sie ire Sachen wellent anfahen” Die Bauern fordern den Sulminger Schmid auf, ihr Anführer zu werden, denn  er galt als fromm gutherzig und auch redekundig.

Die Baltringer trafen sich regelmäßig zu Zusammenkünften im Baltringer Ried. Diese Zusammenkünfte haben sich schnell bei der Obrigkeit herumgesprochen.

Der Schwäbische Bund, der Zusammenschluss von weltlichen und geistlichen Fürsten, Adeligen und Reichsstädten nahm Kontakt mit dem Baltringer Haufen auf.

Verhandlungspartner war der Ulmer Bürgermeister Neidhart. Er forderte die Bauern auf, ihre Beschwerden nieder zu schreiben. Mitte Februar 1525 übergaben die Bauern mehr als 300 Beschwerdeschriften. Beschwerden über die Leibeigenschaft standen an erster Stelle, dann sollte Zins und Gült gemindert werden und die Abgaben bei der Hofübergabe sollten abgeschafft werden. Außerdem wollten sie weniger Belastung bei Frondiensten. Der Baltringer Haufe hatte mittlerweile einen Schreiber und zwar den Kürschnergesellen Sebastian Lotzer aus Memmingen. Nicht umsonst hatte sich Schmid nach Memmingen orientiert. Die Stadt stellte sich früh auf die Seite der Bauern. Dort wirkte auch der Prediger Christoph Schappeler, der der Reformation beim Rat und der Bürgerschaft zum Durchbruch verhalf. Er war Anhänger von Zwingli. In Memmingen trafen sich in den Kramerzunftstuben 50 Vertreter von drei Bauernhaufen, dem Allgäuer Haufen, dem Baltringer Haufen und dem Seehaufen. Die Allgäuer wollten “dapfer mit dem Schwert” durchdringen. Die Baltringer hofften immer noch auf einen friedlichen Ausgleich mit den Herren. Nach komplizierten Verhandlungen einigte man sich schließlich auf die Verabschiedung von zwei Papieren. Das erste kam unter dem schlagwörtlichen Titel “Zwölf Artikel” rasch in Umlauf wurde in 20 Auflagen gedruckt und als Flugschriften massenhaft verbreitet. Im Schlussartikel wurden alle Einzelforderungen dem Urteil der Heiligen Schrift unterworfen. So war dies zugleich ein Reformprogramm und der Versuch,  dies in die  reformatorische Bewegung zu integrieren. Die Idee der Orientierung am Göttlichen Recht stammt von Zwingli. Als die Vertreter vom Schwäbischen Bund dann  Schmid dann fragten, wie er sich das vorstelle, da Gott wohl kaum vom Himmel herabsteige, antwortete er, dass gelehrte Männer aus ihrer Bibelkenntnis heraus entscheiden sollten, was Göttliches Recht sei. Dann wurde auch die “Christliche Vereinigung“ gegründet, der Zusammenschluss der Bauernhaufen. Dies wurde dem Schwäbischen Bund mit einem höflichen Schreiben mitgeteilt und nochmals ausdrücklich versichert, keine Gewalt anzuwenden.Diesem mäßigenden Einfluss Schmids wird es auch zugeschrieben, dass das Kloster Heggbach nicht zerstört wurde. Die Adelsvertreter im Schwäbischen Bund hatten sich aber bereits für die Gewalt entschieden, allen voran Georg Truchsess von Waldburg, der “Bauernjörg” . Herzog Ulrich von Württemberg lag im Kampf mit dem Bund. Er wollte sein Herzogtum zurückgewinnen verlor aber die militärische Auseinandersetzung gegen gegen das Bundesheer unter Führung des Truchsessen. So besserte sich die Lage für den Bund ständig. Nacheinander wurden die Bauern in blutigen Schlachten niedergemetzelt. Bei der Schlacht von Leipheim kamen mindestens 1000 Bauern vom Baltringer Haufen ums Leben. Bauernführer, deren man habhaft werden konnte, wurden hingerichtet. Ulrich Schmid, Sebastian Lotzer und Christoph Schappeler konnten mit ihren Familien in die Schweiz fliehen und so ihr Leben retten. Schmid kehrte nicht mehr unter die Heggbacher Herrschaft zurück.Sein weiterer Verbleib ist unbekannt. Er ist vermutlich vor 1541 gestorben. Lotzers Spuren verlieren sich in Sankt Gallen.

Die Memminger Artikel gelten als erste Niederschrift von Menschen und Freiheitsrechten in Europa.

Das Andenken Ulrich Schmids wird heute noch gewahrt zum Beispiel in dem heimatgeschichtlichen Verein “Baltringer Haufen”, der beim Sulminger Dorffest, beim Biberacher Schützenfest oder beim Laupheimer Heimatfest auftritt.

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07 Feb. 2011

Kloster Wiblingen

 

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Die Brüder Hartmann und Otto, Grafen von Kirchberg stifteten im Jahre 1093 das Kloster Sankt Martin in Wiblingen. Die Grafen nennen sich nach ihrem Stammsitz, der Burg in Kirchberg und treten im 11. Jahrhundert in die Geschichte ein. Sie waren wie viele Familien des schwäbischen Hochadels papsttreu und können zur Adelsopposition gegen die salischen Herrscher gerechnet werden. Das zeigte sich auch in zahlreichen Klostergründungen wie Ochsenhausen, Elchingen, Blaubeuren, Roggenburg oder eben Wiblingen. Die Klöster wurden immer schnell unter den Schutz des Papstes gestellt. Graf Hartmann nahm wahrscheinlich auch am ersten Kreuzzug teil. Er geriet in eine Fehde mit den Grafen Rudolf von Bregenz, bei der es unter um Vogteirechte  im Illertal des Kloster Einsiedeln ging. Bei Jedesheim kam es 1108 zu einer Ritterschlacht, bei der Graf Hartmann als Sieger hervorging.

Das 1093 gestiftete Kloster sollte zu Ehren des Heiligen Martin von Tours errichtete werden und nach den Regeln des Heiligen Benedikt von Nursia geführt werden. Otto, der Abt der Benediktinerabtei Sankt Blasien wurde um Gründung einer Filiation gebeten. So wurde innerhalb kurzer Zeit eine weitere Filiation in Oberschwaben (1090 Ochsenhausen) gegründet. Unter Führung von  Werner von Ellerbach wurden Mönche nach Wiblingen entsandt. Noch im selben Jahr weihte

wi43.157490.jpg.170311 Bischof Gebhard III. von Konstanz die zunächst wenigen Gebäude. Die Stifter vermachten dem Kloster Partikel des heiligen Kreuzes, natürlich eine sehr kostbare Reliquie, die zusammen mit weiteren Schenkungen und großzügig gewährten rechtlichen Freiheiten rasch für den dynamischen Aufstieg der Gründung  sorgten. Die Stifter erwirkten schnell eine Schutzbulle von Papst Urban II. (1098). Für den Schutz hatte das Kloster jährlich ein Goldstück, einen “Byzantier” nach Rom zu entrichten. Die Schutzbriefe wurden immer wieder neu ausgestellt, so durch Papst Honorius II. 1126, Eugen III.  1148, Cölestin 1194,

Johannes XXII. 1334, Gregor XI.1371, Bonifaz IX. 1392, Eugen IV. 1431 und schließlich 1671 durch Papst Gregor XV., der ausdrücklich befahl, dass niemand die Heilig Kreuz Reliquie entwenden solle.

Erster Abt war Werner von Ellerbach, der als Seliger verehrt wurde. An ihn erinnert ein Epitaph mit dem Kirchenmodell in der nördlichen Seitenkapelle.

Im Jahre 1271 wurde das Kloster durch Brand zerstört, was einen Neubau erforderlich machte. Der Brand leitete eine Phase des wirtschaftlichen Niedergangs ein, von dem sich das Kloster sehr langsam erholte. Auch die vormals vorbildliche Klosterzucht  erlitt unter schwachen Äbten einen Tiefpunkt. Um die Jahrhundertwende 13./14. Jahrhudert wurde Wiblingen in Personalunion mit dem Kloster Ochsenhausen verwaltet. Das Kloster konnte sich aber neu orientieren. Man übernahm die Melker Reform und das Kloster erlebte einen neuen Aufschwung. Man konnte den Besitz zwischen Rot und Iller wieder ausdehnen. In der Reichsstadt Ulm wurde 1386 ein Pfleghof erworben. Klosterschule und Schreibwerkstatt, das Skriptorium wurden mit der Übernahme der Melker Reform besonders gefördert. Aus diesen Anfängen, steten Ankäufen und eigener Herstellung entsteht die berühmte Klosterbibliothek, die 1757  15.000 Bände umfasst. Die Vogteirechte blieben bis ins 15. Jahrhundert bei der Stifterfamilie, sowie es auch Grablege der Familie von Kirchberg war.

Einer der bedeutendsten Äbte der neuen Blütezeit ist Ulrich Hablüzel (1432-1472)

Wiblingen ist nun eines der bedeutendsten süddeutschen Reformzentren, was sich auch in der Berufung von Wiblinger Mönchen zu Äbten zeigt, so in Elchingen, Lorch, Blaubeuren, St. Ulrich und St. Afra in Augsburg und Alpirsbach. Ausdruck des gestiegenen Ansehens ist auch die Verleihung der Pontifikalien 1488. Die Abtei hatte Beziehungen zu den humanistischen Kreisen in der benachbarten Stadt Ulm.

1471 übertrug Kaiser Friedrich III. der Stadt Ulm den Schutz des Klosters. Ein knappes halbes Jahrhundert später setzten dann die gesellschaftlichen Umbrüche ein, die über Reformation, Bauernkrieg bis zu dem großen Krieg des nächsten Jahrhunderts, dem 30-jährigen Krieg fortdauern sollte. Es scheint, dass Wiblingen, anders wie die benachbarten Klöster Elchingen oder Roggenburg, nicht unmittelbar vom Bauernkrieg betroffen war. Hinweise auf Plünderungen oder Brandschatzungen konnte ich nicht finden. Die Bauernunruhen richteten sich aber den Adel und die Klöster. Diese wurden als Zehntherren ja als sehr bedrückend empfunden. So hatten diese sozialen Unruhen sicher auch ihre Auswirkungen auf das Kloster in Wiblingen. Da die Ulmer aber  die Reformation annahmen, versuchten sie diese auch im Kloster einzuführen. Das schlug allerdings fehl. Eine Besetzung im Schmalkaldischen Krieg 1546 konnten die Mönche durch hohe Kontributionszahlungen abwenden.

Die Stifterfamilie war um 1500 ausgestorben. Das Kloster kam 1504 mit allen zugehörigen Ortschaften an das Haus Österreich, bei dem es bis zum Ende des Reiches 1806 bleiben sollte. Maximilian I. übertrug 1507 die Schutzherrschaft an die Familie der Fugger. Nach einem langwierigen und teuren Prozess konnte es sich erst 1701 davon loskaufen.

Nach einer Visitation von 1572 wurde der Abt abgesetzt. Eine neue Blütezeit brach an. Unter tatkräftiger finanzieller Mithilfe des neuen Klostervogts der Fugger, wurde mit Ausnahme der Kirche der gesamte Baukomplex neu gebaut. Der 30-jährige Krieg unterbrach diese Entwicklung. Zwangseinquartierungen,Raub und Plünderungen machten dem Kloster schwer zu schaffen. Dazu kam noch der Ausbruch der Pest in Wiblingen, die viele Mönche und auch den Abt hinwegraffte. Das Kloster fiel 1633 an den schwedischen General  Joachim Wiclaff, der es aufhob. Zwar wurde die Abtei schon nach der Schlacht von Nördlingen 1634 restitutiert, aber der Konvent war zerstreut. Die Abtwahl musste in Petershausen bei Konstanz abgehalten werden. Der 1635 neugewählte Abt Benedikt Rauh (1635-1663) musste auch noch im bayrischen Heer als Feldprobst dienen. Dennoch brachte er die Abtei noch durch die Wirren des Kriegs durch. Das Kloster überstand den Krieg einigermassen glimpflich und der Aufschwung setzte rasch ein. Die folgenden Äbte Ernest Fabri, Maurus Falkner und Modest I. brachten die Abtei weiter. 1701 hatte sich das Kloster endgültig vom Vogt lösen können und wurde österreichisches Mediatkloster. Es hatte seit dem 22.06 1701 Sitz und Stimme auf der vorderösterreichischen landständischen Versammlung in Ehingen. 1714 wurde mit dem Bau der barocken Klosteranlage begonnen. Die Baumassnahmen dauerten index6 fast 70 Jahre. Trotz der kriegerischen Ereignisse im Umfeld des Klosters blühte das geistige Leben. 28 Schüler besuchten am Schluss die Klosterschule. Das Kloster hatte nach der Aufhebung des Klosters Zwiefalten auch das von diesem getragene Gymnsaium in Ehingen übernommen.

Ein badischer Komissär wollte am 20.11.1805 das Kloster übernehmen, wurde aber zwei Tage später von bayrischen Abgesandten vertrieben. Dann rückte am 31.12. württembergisches Militär an, das aber am 03.01. 1806 der bayrischen Übermacht weichen musste. Infolge des Pressburger Friedens von 1805 hob Bayern dann das Kloster am 27. März 1806 auf. Württemberg übernahm es dann am 10. September 1806. In die Klosteranlage zog dann Herzog Heinrich von Württemberg ein.

Nach 1945 wurden die Räume als Altenheim, Krankenhaus, Universitätsbibliothek und Schule für medizinische Berufe genutzt.

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07 Feb. 2011