Meersburg Altes Schloss

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Das alte Schloß

Auf der Burg haus‘ ich am Berge,
Unter mir der blaue See,
Höre nächtlich Koboldzwerge,
Täglich Adler aus der Höh‘,
Und die grauen Ahnenbilder
Sind mir Stubenkameraden,
Wappentruh‘ und Eisenschilder
Sofa mir und Kleiderladen.

Schreit‘ ich über die Terrasse
Wie ein Geist am Runenstein,
Sehe unter mir die blasse
Alte Stadt im Mondenschein,
Und am Walle pfeift es weidlich,
– Sind es Käuze oder Knaben? –
Ist mir selber oft nicht deutlich,
Ob ich lebend, ob begraben!

Mir genüber gähnt die Halle,
Grauen Tores, hohl und lang,
Drin mit wunderlichem Schalle
O Langsam dröhnt ein schwerer Gang;
Mir zur Seite Riegelzüge,
Ha, ich öffne, laß die Lampe
Scheinen auf der Wendelstiege
Lose modergrüne Rampe,

Die mich lockt wie ein Verhängnis,
Zu dem unbekannten Grund;
Ob ein Brunnen? ob Gefängnis?
Keinem Lebenden ist’s kund;
Denn zerfallen sind die Stufen,
Und der Steinwurf hat nicht Bahn,
Doch als ich hinab gerufen,
Donnert’s fort wie ein Orkan.

Ja, wird mir nicht baldigst fade
Dieses Schlosses Romantik,
In den Trümmern, ohne Gnade,
Brech‘ ich Glieder und Genick;
Denn, wie trotzig sich die Düne
Mag am flachen Strande heben,
Fühl‘ ich stark mich wie ein Hüne,
Von Zerfallendem umgeben.

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Anette von Droste-Hülshoff, die wohl berühmteste Bewohnerin der Meersburg

hat auf der Burg ihre letzten Lebensjahre von 1841-1848 verbracht.

Mit dem Dagobertsturm, dem markantesten Teil der Burg wird die Vermutung verknüpft, dass die Burg vom letzten Merowingerkönig Dagobert 630 erbaut wurde. Doch wird dieser in Südwestdeutschland ja mit mehreren Burgen in Verbindung gebracht sowie z.B. mit der Burg Landeck oberhalb von Klingenmünster. Tatsächlich war Dagobert um 630 im Bodenseeraum und befasste sich mit der Christianisierung der Alemannen. Von daher erscheint eine merowingischen Burg zur Sicherung der Fernstraße Konstanz-Meersburg-Ulm zumindestens nicht unwahrscheinlich. Gestützt wird diese Theorie durch die “Schweizerchronik” des Johannes Stumpf von 1548. Freiherr Joseph von Lassberg,

der Schwager Anettes von Droste-Hülshoff und Besitzer der Meersburg vertritt diese Theorie auch. Die Megalithquader im Fundament des Dagobertturms können architekturhistorisch betrachtet sowohl im 7. Jahrhundert als auch 12 oder 13. Jahrhundert vermutet werden. Nach der Quellenlage 1137(-ich habe drei Ersterwähnungsdaten gefunden, nämlich 1113,1137 und 1147, kann aber nicht genau verifizieren, welches zutrifft) wird die Meersburg als “Merdesburch” erstmals urkundlich erwähnt. Aber die Datierung scheint ja eh nicht ganz einfach zu sein. In Meersburg beging man 1988 eine große Tausendjahrfeier und bezog sich dabei auf eine Urkunde, die von Kaiser Otto III. ausgestellt wurde, aber wohl in Merseburg.

Die Meersburg war damals im Besitz der Grafen von Rohrdorf-Messkirch, einem seit 1050 erwähnten Hochadelsgeschlecht mit reichem Grundbesitz im Hegau und im Linzgau. Möglicherweise waren sie Erbauer der Meersburg. Das Grafengeschlecht starb mit Mangold III. 1210 aus. Die Meersburg war von 1210 bis 1803 in ununterbrochenem Besitz der Bischöfe von Konstanz. Nachgewiesen sind auf der Burg der Staufer Friedrich II., den sein Vater Heinrich VI. schon als Zweijährigen als Rex Romanorum wählen ließ. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1197 musste er sich seine Anerkennung in Deutschland erst erkämpfen und kam 1211 als “Kint von Pülle” in Konstanz an und begann seinen Zug durchs Oberrheintal. Auch Konradin, der letzte Staufer, soll vor seinem Aufbruch nach Italien auf der Meersburg

index1gewesen sein. Im Schutz der Konstanzer Bischöfe nahm die Stadt Meersburg großen Aufschwung. 1233 erhielt es das Recht einen Wochenmarkt abzuhalten. 1299 erhielt es das Stadtrecht. Aber eine bürgerliche Selbstverwaltung gab es unter den Bischöfen nicht. Wenn es Querelen um das Amt des Bischofs gab, war natürlich auch Meersburg darin verwickelt. 1334 gab es eine Doppelwahl und so kämpften zwei Kandidaten um das Bischofsamt. Nikolaus von Frauenfeld war von der päpstlich gesinnten Mehrheit des Domkapitels unterstützt worden und wurde natürlich vom Papst, zu der Zeit Johannes XXII. anerkannt. Der Gegenkandidat Albrecht von Hohenburg wurde vom Gegenspieler des Papstes dem deutschen Kaiser Ludwig dem Bayern unterstützt. Nikolaus von Frauenfeld verschanzte sich 14 Wochen lang in der Meersburg und wurde von den kaiserlichen Truppen belagert. Nach verschiedenen Quellen wurden bei dieser Belagerung zum ersten Mal auf deutschem Boden Feuergeschütze eingesetzt. Die kaiserlichen Truppen mussten abziehen. Der papsttreue Nikolaus von Frauenfeld wurde schließlich  vom Kaiser anerkannt. Diese Niederlage schwächte die Schwabenpolitik Ludwigs und stärkte die Position der Habsburger. Der Bischof ließ von 400 Bergleuten aus Todtnau, dem damaligen Zentrum für Silberbergbau den 37 m tiefen Burgbrunnen und den bis zu 14 m tiefen Burggraben anlegen. Auf dessen Grund steht heute noch eine im 17. Jahrhundert erbaute Mühle mit großem Wasserrad.

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Im Jahre 1414 weilte Kaiser Sigismund während des Konstanzer Konzils auf der Burg.

1458 wollten die Stadtbewohner mehr Rechte. Es kam zum Aufruhr, der aber niedergeschlagen wurde. Einen oppositionellen Bürgermeister ließ der Bischof 1461 im See ertränken.

Im Bauernkrieg von 1525 zog die aufständischen Bauern mit dem Seehaufen vor Meersburg. Sie wurden von Bürgern, die mit den Bauern sympathisierten, in die Stadt eingelassen. Die Burg sollte gestürmt werden. Man einigte sich aber gütlich auf dem Verhandlungsweg. Kilian von Reichlin, der bischöfliche Vogt in Meersburg übergab den Bauern mit ihrem Führer Hans Eitel 300 Gulden, ein Geschütz mit Munition und 6 Fuder Wein (ein badisches Fuder sind immerhin 15 Hektoliter!). Dann zogen sie wieder ab. Bei den Bauern war auch ein Pfarrer, Johann Heuglin. Diesem wurde im Jahr 1526 in Meersburg auf dem Marktplatz öffentlich der Prozess gemacht. Er wurde zum Tode verurteilt und verbrannt.

Schon ab 1520 zeigte sich der Konstanzer Stadtrat aufgeschlossen für die Lehren Luthers. Der Domprediger Wanner zählte zu den Anhängern Luthers. Der 1492 in Konstanz geborene Ambrosius Blarer führte dann 1525 in Konstanz die Reformation  ein. Er reformierte auch die schwäbischen Reichsstädte Ulm, Esslingen, Isny, Augsburg und Lindau. Im Auftrag von Herzog Ulrich reformierte er 1534 das Herzogtum Württemberg. Der Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg (1496-1532) verlegte seinen Sitz 1526 von Konstanz nach Meersburg. In geistlichen Herrschaften hatte die Einführung der Reformation meist für große Problem zwischen Obrigkeit und Stadt gesorgt, wie man z. B. auch an der Fürstabtei Kempten sehen kann. Die Meersburg war vorübergehend der Hauptsitz der Konstanzer Fürstbischöfe. Bereits 1548 zwangen die Habsburger Konstanz zur Rekatholisierung. Konstanz wurde seines Status als freie Reichsstadt enthoben und nach Vorderösterreich eingegliedert. Der Bischof konnte zurückkehren. Seine Residenz behielt er aber bis zum Ende des Bistums 1821 in Meersburg.

Im 30-Jährigen Krieg waren die Schweden zweimal vor Meersburg. 1633 belagerten die Schweden unter General Gustav Horn Konstanz und versuchten auch Meersburg einzunehmen. 1635/36 wütete die Pest in Meersburg. 1646 kamen die Schweden zurück. Sie zerstörten den Ort und die Burg Bodmann. In Meersburg schossen sie den Dachstuhl in Brand. Die Bevölkerung ist auf ein Sechstel geschrumpft. Meersburg erholt sich allmählich von den Kriegslasten. Handwerk und Gewerbe leben von der Versorgung der bischöflichen Hofhaltung, von Kornhandel und Weinbau.

Johann Franz Schenk von Staufenberg lässt ab 1710 das Neue Schloss östlich der alten Meersburg erbauen. Ab 1750 diente due Burg nur noch Verwaltungszwecken.

Mit der Säkularisation 1802 wird geht das Alte und das Neue Schloss in Meersburg an das Großherzogtum Baden über. 1814-1836 ist sie Sitz des badischen Hofgerichts für die Seeprovinz. Die Burg soll abgerissen werden. Dann erwirbt sie 1838 Joseph Freiherr von Lassberg. Er zieht mit seiner Frau Maria Anna Freiin zu Droste-Hülshoff ,genannt Jenny, auf der Meersburg ein. Auch die Schwägerin 220px-Burg_Meersburg_April_2010_1010924Anette Droste-Hülshoff zieht 1841 in der Burg ein. Sie wohnt in einem Flügel der Burg. Die Gebrüder Grimm, Ludwig Uhland, Justinus Kerner und Gustav Schwab sind Gast auf der Meersburg. Anette stirbt am 24. Mai 1848 auf der Burg. Nach dem Tode Lassbergs 1855 wird sie an die Zwillingstöchter Lassbergs , Hildegard und Hildegund, vererbt.

Diese können die Burg nicht halten und so wird sie 1877 von  Carl Meyer von  Mayerfels erworben. Die Burg ist bis heute im Privatbesitz und dient den Erben als Wohnsitz. In der Burg ist ein Museum untergebracht.

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