Archiv des Autor: Franz-Karl

Julius Schmid

Julius Schmid wurde am 8.Juni 1901 in Biberach an der Riss geboren. Schon sein Großvater Jakob Schmid (1832-1855) betätigte sich künstlerisch. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Metallmaler in der Biberacher Spielwarenfabrik Rock & Graner. Er nahm Malunterricht bei Johann Baptist Pflug und schuf Landschaftsbilder. Vor allem aber malte er reizvolle Vogelbilder. Sein Sohn Julius (1871-1926) nahm Unterricht bei Prof. Christian Glöckler. Er lebte von einem Malergeschäft, das er in Biberach gegründet hatte. Er wandte sich der Freilandmalerei zu und schuf beachtliche Landschaftsbilder. Der malerischen Begabung seines Sohnes Julius ließ er alle erdenklich Förderung zukommen. Dieser wurde dann Schüler von Christian Weiß und Robert Haag. Er studierte bei Prof. Jordan in der Kunstgewerbeschule. Allerdings drängte er aber auch auf eine traditionelle Malerlehrer. Da Julius Schmid sen. früh starb musste der Sohn mit 25 Jahren schon das väterliche Malergeschäft übernehmen. Dieses und sein Wohnhaus befanden sich in der Ulmertorstraße 9/2, hinter dem Gasthaus Taube.Julius Schmid arbeitete von 1931-1939 als Fachlehrer für Zeichnen an der gewerblichen Berufsschule in Biberach. Ab 1935 war er Berater der Farbkommission in Biberach. Am 12. April 1945 wurde das Wohnhaus und die Malerwerkstatt beim Luftangriff auf Biberach zerstört.

Ebenfalls schwer beschädigt wurde auch das Vordergebäude in der Ulmertorstraße, so dass Frau Bernhardine Gnant, die aus Bechtenrot, Gemeinde Erolzheim stammte, in ihr Heimatdorf zurückkehrte, bis ihr Mann Josef aus der Kriegsgefangenschaft heimkam. Da Wohnung und Geschäft von Julius Schmid nicht mehr benutzbar und bewohnbar waren, war auch er oft auf dem Hof in Bechtenrot. In dieser Zeit entstanden viele Bilder aus dem Rottal.

Nach dem Krieg arbeitet Julius Schmid auch in öffentlichen Aufgaben. Er war mitglied des Kunst-und Altertumsverein, ab 1956 Mitglied des Ausschusses der Städtischen Sammlungen. Ab 1959 war er ehrenamtliches Mitglied des Leitergremiums. Als solcher trieb er die Inventarisierung des Museums voran.

Er war auch wieder in der Farbkommission der Stadt. Für die Schützendirektion war er bis 1951 tätig, er gestaltete den Schützenfestzug und schuf auch Bühnenbilder für das Schützentheater.

In der Ulmertorstraße gestaltete er am Haus der Metzgerei Baumgärtner ein Sgraffito, das an die Zerstörung beim Luftangriff erinnerte.

Julius Schmid stellte seit 1921 aus. Er malte überwiegend Landschaftsbilder, aber auch Blumenstücke.

21 Dez. 2010

Der Bussen

Der Bussen, der “heilige Berg Oberschwabens” liegt in der Nähe Riedlingens.  Er ist 767 m über dem Meeresspiegel und bietet vor allem bei Föhn eine wunderbare Aussicht. Die Alpenkette von Füssen bis zum Säntis ist zu sehen, aber auch die Waldburg oder das Ulmer Münster. Gekrönt wird der Berg von einer Wallfahrtskirche220px-Bussen-Wallfahrtskirche02, die schon zur Zeit

Karls des Großen erwähnt wird. Auch ist seit  dieser Zeit eine Wallfahrt bekannt. Aber schon in keltischer Zeit war es eine Kultstätte, auf der man  schon Fruchtbarkeitsopfer darbrachte. Auch in modernerer Zeit wurde auf dem Bussen um “Bussenkindle gebetet.

Die älteste Urkunde, die den Bussen  betrifft, stammt aus dem Jahre 805. In dieser Urkunde wird die Kirche auf das Kloster Sankt Gallen übertragen

und schon jetzt ist diese Kirche Wallfahrtstätte, durchaus möglich in ungebrochener Tradition  bis auf auf die Kelten zurückgehend.

Natürlich gab es in so exponierter Lage auch eine Burg. Mitte des 13. Jahrhunderts war es eine staufische Reichsburg, und kam über die Veringer an die Habsburger, die sie 1387 an das Haus Waldburg verpfändeten.324px-Adel_im_Wandel246

Im 30- jährigen Krieg wurde die Burg durch schwedische Truppen zerstört. Burg und Berg hatten ihre militärische Bedeutung und damit ihre politische Rolle eingebüßt. Das Haus Waldburg verkaufte 1786 Burg und Berg an den Reichsfürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis und im Zuge der politischen Neuordnung durch Napoleon fiel der Bussen 1806 an das Königreich Württemberg. Die heutige Wallfahrtskirche St. Johann Baptist stammt aus dem Jahre 1516 und wurde in den Jahren 1960-1963 restauriert.

Belegt sind auf dem Bussen seit 1521 Wallfahrten zur Schmerzhaften Muttergottes. Heute finden immer an Pfingsten Männerwallfahrten statt. 1958 wurde auf dem Bussen ein Heimkehrermahnmal errichtet und seither findet immer am 31. August eine Wallfahrt der Treu statt. Auf dem Bussen steht auch eine Gedenktafel für die Gefallenen der Weltkriege. Besonders gedacht wird der oberschwäbischen Gefallenen aus Rommels Afrikakorps.

17 Dez. 2010

Der Schwarze Veri

schwarzveri1 Xaver Hohenleiter, im Volksmund der Schwarze Veri genannt, wurde

als Sohn armer  Hirten 1788 in Rommelsried bei Augsburg, heute Ortsteil von Kutzenhausen geboren. Er selbst wurde mit 8 Jahren Hirt,  konnte nur einen Winter eine Schule besuchen. Gedrucktes konnte nur mit Mühe lesen und seinen Namen schreiben. Bis zu seinem 13. Lebensjahr arbeitet er bei Bauern.1813 ließ er sich in das bayerische Chevaulegers-Regiment “König” anwerben, desertierte aber nach 8 Tagen schon wieder und zwar nach Österreich, weil von dort Deserteure nicht ausgeliefert wurden. Dann trieb er sich in Österreich, Bayern, der Schweiz, Baden, Sigmaringen und Württemberg teils allein, teils mit anderen “fechtend” also bettelnd herum. Schließlich sammelte er eine Bande um sich und trieb sich in den Wäldern von Ostrach, im Pfrungener Ried und der Gegend von Altshausen und im Altdorfer Forst herum. Bevorzugtes Ziel waren einsam gelegene Bauernhöfe. 8 Männer und sieben Frauen gehörten zu seiner Bande. Das Vorgehen war fast immer gleich. Die Frauen lenkten die Bauern ab, die Männer brachen meist durch die Hintertür ein. Die große Räuberbande machte eher die Umwelt aus ihnen. Eigentlich war es eher Kleinkriminelle, meist getrieben durch die blanke Not. Das ganze Land litt. Missernten, Schlechtwetterperioden sorgten für Hungersnot im ganzen Land.220px-Pflug_-_Schwarzer_Veri

Die Bandes Schwarzen Veri gemalt von Johann Baptist Pflug

Das Cannstätter Volksfest ist nicht zuletzt ein Erntedankfest und ein landwirtschaftliches Fest. Man denke auch an die Bilder der ersten

geschmückten Erntewagen im Jahre 1817.

Einerseits galten die Räuber als sowas wie moderne Robin Hoods, doch war dieses Bild nie stimmend und der Veri zeigte durchaus, dass er auch vor brachialer Gewalt nicht zurückschreckte. Andrerseits sagte der Volksmund aber auch, das die Bande ein liederliches, arbeitsscheues Gesindel sei.

Irgendwie fasziniert von der Bande scheint auch Johann Baptist Pflug gewesen zu sein. Immerhin hat er die Bande auf zehn Gemälden verewigt. Außerdem schrieb er über ihn auch in seinen Memoiren “ Aus der Räuber-und Franzosenzeit Schwabens”

Und als Veri gefangen war, versuchte er, ihn unbedingt auch im Kerker zu sehen, was ihm mit Hilfe des Gefängnisarztes auch gelang. Obwohl Veri nur ein knappes Jahr sein Unwesen trieb, ist er doch nachhaltig im kollektiven Gedächtnis Oberschwabens lebendig geblieben, was vielleicht auch mit seinem Ende, nämlich vom Blitz im Ehingertor erschlagen zu werden, zusammenhängt.ehingertt_bild1Die Mühle von Laubbach war im Frühjahr schon 6 mal vom Schwarzen Veri und seiner Bande überfallen worden. Deswegen richteten die Behörden ein besonderes Augenmerk auf die Mühle zwischen Spöck und Ostrach. Am 16. April 1819 waren die Räuber mal wieder in der Mühle. Der Forstpraktikant Langen aus Königseggwald,

ritt, nachdem er von einem als Wache aufgestellten Müllerburschen benachrichtigt

worden war, schnell zur Mühle, die Wachmannschaft folgte nach. Als die Gauner bemerkten, dass diese zurückkehrten, flüchteten sie in den nahegelegenen Wald, verfolgt von dem Forstamtspraktikanten. Nach einem heftigen Handgemenge kam schließlich die Wachmannschaft nach und Xaver Hohenleiter wurde 31-jährig festgenommen. zunächst wurde er nach Saulgau gebracht, dort verhört und dann schließlich in Biberach in den Siechenturm,  das spätere Ehingertor,  gesperrt.

Am 20. Juli zog ein Gewitter über Biberach auf. Der Blitz schlug ins Ehingertor ein.

Xaver Hohenleiter, angekettet, wurde vom Blitz erschlagen  und schon einen Tag später auf dem Friedhof des Armenhauses, der als Friedhof für Fremde diente,

beerdigt. Das Kirchenbuch vermerkt dazu “ Die Leiche wurde nachmittags 2 Uhr ohne Klang und Gesang im Beyseyn des Geistlichen und Mesners den 21. July im Garten Ecke beygesetzt.” So endete sang-undklanglos, das Leben des Räuberhauptmanns, um den sich schnell die Legenden bildeten.

17 Dez. 2010

Gasthaus Taube

Geschichte des Hauses

Das Gasthaus Taube wird in der Preiserschen Bauchronik als

Badhaus Ende des 18. Jahrhunderts geführt.  Dann war es ein Gerberhaus,

was in der Architektur noch ganz deutlich zu sehen war. Über dem sehr hohen

Gastraum war ein kleiner Zwischenstock von knapp 1,5 m Höhe, in dem die Gerberfelle getrocknet wurden. Dieser Zwischenstock war über eine kleine Tür an der Hinterfront des Hauses zu begehen. In den letzten Tagen des 2.Weltkrieges,nämlich am 12.04.1945, erfolgte ein Luftangriff auf die Stadt

bei dem vor allem die Ulmertorstraße betroffen war. Dabei wurde auch die Ulmertorstraße 9,  die Taube und das Hintergebäude schwer beschädigt. Zunächst wurde es notdürftig repariert. Verloren gegangen war unter

anderem das Wirtshausschild (auf dem Photo gut zu sehen), nämlich ein Taubenpärchen.die Taube

In den frühen 50-igern wurde das Vordergebäude umfassend renoviert,

vor allem eine neue Hinterwand eingezogen und ein Zimmer mit Balkon versehen.

Das Gasthaus

Kurz nach der Jahrhundertwende wurde das Haus als “Gasthaus zur Taube” von Andreas Gnant ( geboren am 30.11. 1873 in Muttensweiler) und Pauline Gnant (geboren am30.05.1885 in Birkenhard) geführt. Ausgeschenkt wurde das Bier der Brauerei Warthausen. Andreas Gnant hatte noch Wirtsrecht in der Rose (auch in der Ulmertorstraße,

in der dann die Bäckerei Leichtle “Rosenbäck” war) und im Schwarzen Adler

(bei der Schranne, in dem Haus in dem später das Haushaltswarengeschäft Graf war).Damit das Wirtsrecht nicht verloren ging,musste das Gasthaus wenigstens einmal im Jahr geöffnet werden, was unter Andreas Gnant noch regelmässig geschah.in der Taube

Das Bild zeigt eine Blick in die Gaststube, ganz hinten Andreas Gnant, der Taubenwirt, links davor Josef Gnant,der die Wirschaft nach dem Krieg übernahm. Vor ihm Andreas Gnant, der 1945 in den letzten Kriegstagen gefallen ist.

Die Familie hatte 5 Söhne und eine Tochter. Andreas Gnant war ziemlich früh sehr krank und starb schon am 22.06. 1936. Seine Frau Pauline führte dann die Wirtschaft allein und brachte sie auch über den Krieg. Allerdings fielen drei ihrer Söhne, darunter auch der, der eigentlich als zukünftiger Taubenwirt vorgesehen war.  Georg, der jüngste hatte die Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Josef, der älteste hatte bei der Firma Engelmayer eine Lehre als Textilkaufmann absolviert und so musste er nach dem Krieg die Wirtschaft übernehmen.

Biberach war ja eine ländlich geprägte Stadt. Die Biberacher Lokale hatten alle eine feste Stammkundschaft aus den umliegenden Dörfern. Jedes Gasthaus hatte “seine” Dörfer. In der Taube waren das Bergerhausen, Maselheim und Laupertshausen. So war z.B. die Musikkapelle Bergerhausen immer am Schützenfest und um Weihnachten rum zu Gast in der Taube.

Das Angebot war bodenständig. Pauline, die Taubenwirtin, war bekannt für ihr “Saures Leberle”. Noch heute existiert ein handgeschriebenes Kochbuch von Pauline in der Familie.

Josef Gnant heiratete am 06. Februar Bernhardine, die aus Bechtenrot stammte.das Brautpaar

Josef übernahm nach dem Krieg eher ungern die Taube. Eigentlich war er mit Leib und Seele Kaufmann. Der Wirtsverein Biberach machte sich das zunutze und so war er langjähriger Kassier des Vereins. Die Kundschaft waren unter der Woche Leute, die in der näheren Umgebung arbeiteten und immer werktags in der Taube ihr Mittagessen einnahmen. Im Lokal hießen sie “Kostgänger”. Die Taube hatte 4 Fremdenzimmer, wobei eines an Dauergäste vermietet war, meistens Meisterschüler, die “Schlafgänger” genannt wurden. Dann gab es noch Leute, die regelmäßig zum Übernachten kamen, wie z.B. der “Endschuma”. Der verkaufte auf den Biberacher Jahrmärkten “Endschuhe”, so eine Art Hausschuhe und ein in den Nachkriegsjahren durchaus gesuchtes Produkt.

Taubengäste

Der Taubenwirt mit seinen Kindern

und ”Kostgängern”

Am Mittwoch war Markttag und damit immer Hochbetrieb. Bis Mitte der 50-iger kamen die Bauern noch mit ihren Fuhrwerken und im Hintergebäude befand sich der “Gaststall” betreut vom Hausknecht. Am Mittwoch arbeiteten immer die Schwägerin mit und Minna, die dann immer in der Küche war.

Nach dem Krieg war neben dem Bier der Most das wichtigste Getränk, das in der Taube ausgeschenkt wurde. Im Römerweg oberhalb der Ulmerstraße hatte man einen großen Mostkeller, in dem der Most vergoren und gelagert wurde. Zunächst wurden aber immer die Äpfel beim “Baschold” , das war ein Geschäft, in der Zwingergasse, in dem Obst  ausgepresst wurde. verarbeitet. Wein gab ’s von Rilling und von der Kapelle aus Kressbronn. Die beiden Weinvertreter Herr Sabisch für Rilling und Herr Repetz für die Kapelle waren regelmäßig in der Taube.

Alle 14 Tage war Hausschlachtung, was immer der Metzger Robert Schöllhorn vornahm. Als dieser das aus Altersgründen nicht mehr konnte, übernahm das dann Herr Fesseler aus Ellmannsweiler, das auch zu den “Taubendörfern” gehörte.

Das Angebot war bodenständig, Hausmannskost eben.Speisekarte 1Speisekarte 2

Im Herbst gab es immer Metzelsuppe und außerdem ein Kaffekränzchen.Beides waren sowas wie Festtage.

Josefs Gesundheitszustand verschlechterte sich anfang der 60-iger Jahre ziemlich, so dass er sich gezwungen sah, die Taube aufzugeben. Es wurde dann ein Laden daraus gemacht, vermietet an das Lebensmittelgeschäft Gaissmaier.

15 Dez. 2010

Burg Landeck

Nicht bewiesen ist die Annahme, dass die Landeck als Nachfolgeburg der oberhalb der zerstörten Turmburg Schlössel gebaut wurde. Auch dass sie als Schutzburg des Klosters Klingenmünster  errichtet wurde, ist nicht gesichert. Sie ist aber auf jeden Fall in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1237. Sie ist dann im Besitz der Grafen von Leiningen und der von Zweibrücken. Als die Seitenlinie Leiningen-Landeck ausstirbt, vergibt sie

Rudolf von Habsburg an seinen Neffen, den elsässischen Landvogt Otto von Ochsenstein. Im Bauernkrieg wird sie 1525 zerstört, aber wohl wieder aufgebaut.

Die Herren von Ochsenstein und die von Zweibrücken-Bitsch sterben aus. Die pfälzischen Kurfürsten, die Anteileigner an diesem Dreierbund waren, haben seit 1709 die Burg in ihrem alleinigen Besitz. und halten sie bis zur französischen Revolution.

Allerdings wurde sie wahrscheinlich schon 1680 im Pfälzischen Erbfolgekrieg völlig zerstört. 1815 fiel sie an Bayern und ist jetzt im Besitz von Rheinland-Pfalz300px-BurgLandeck2

14 Dez. 2010

Michael von Jung

Michael von Jung wurde am 29. September 1781 geboren. Er wurde

katholischer Pfarrer. Ab 1811 war er Seelsorger in Kirchdorf an der Iller.

Bei einer großen Thypusepidemie tat er sich auch als Krankenpfleger hervor. Für seine Verdienste wurde er zum Ritter des königlich-württembergischen Zivildienst-Ordens ernannt, eine Auszeichnung, auf die er stolz war.220px-Michael_von_Jung

Bekannt wurde er vor allem durch seine Grablieder, die er selbst mit Gitarre bei der Beerdigung des Verblichenen vortrug. In seinen Liedern kam auch sein Bemühen um das Seelenheil seiner Schützlinge zum Ausdruck. Mit aufklärerischem Eifer machte er oft Unfallursachen und Todesursachen deutlich und ermahnte in seinen Liedern oft auch zu besserer Hygiene oder große Vorsicht, um Unfälle zu vermeiden. Das verleiht seinen Liedern oft eine unfreiwillige Komik, die diese Dichtungen auch heute noch mit großem Spaß lesen lassen.

Die Obrigkeit sah diese Tätigkeit des Pfarrers nicht gerne. Deshalb geriet er immer wieder mit ihr in Konflikt. Schließlich wurde er nach Tettnang versetzt, wo er am 28. Juli 1858 verstarb.

Der Kemptner Heimatpfleger Alfred Weitnauer hat  daraus ein Theaterstück gemacht “Sing nicht,Vogel “ das vom SWR mit Willy Reichert verfilmt wurde und im Fernsehen gezeigt wurde. Seine Gemeinde brachte seine Werke (Melpomene und Der heilige Willebold heraus. Auch gab es in Kirchdorf eine Ausstellung über Michael von Jung zu sehen.

14 Dez. 2010

Der fliegende Mönch

Caspar Mohr wurde 1575 in Busenberg, das ist heute Hochdorf, geboren.

Nach der Dorfschule in Hochdorf wechselte er an die Klosterschule nach

Schussenried, wo sein Onkel Michael Mohr Prior war. Dieser erkannte das Talent

seines Neffen und förderte ihn. er schickte ihn an die Universität Freiburg.

In Konstanz wurde er zum Priester geweiht. Nach seiner Rückkehr ins Kloster,

war er Organist und für den Chordienst zuständig. Er konstruierte ein Uhrwerk

und galt bald als Universalgenie. 1610 wurde er von Abt Martin als Prior als

dessen Stellvertreter gewählt. Er wurde zu einem Studium in Rom ausgewählt.

1614 erwarb er den Doktortitel der Universität Perugia. Er hatte in Rom auch verhandelt und für sein Kloster einige wichtige Privilegien erreicht.

Er  baute ein Fluginstrument, ging als fliegender Mönch in die Geschichte ein und

ist mit seinem Fluggerät  in einem Deckengemälde im Kloster Schussenried verewigt.bsch25g.259217.jpg.259221

Der Abt Mathäus Roher kommentierte seine Flugversuche so:

“Er wollte sich erheben supra  naturamvel proprietatem loco indem er selbsten flügell präpariert von gänsfeder, mit Treibschnieren zueßamen gebunden, zue dem fliegen; hat in gehaimb die sach so weit gebracht, dass er sich von dem oberen schlaffhauß des alten gebews, so abgebrochen worden, in den Conventsgarten herab zue schwingen, so ihm aber per obedientiam widerlegt,undt die flügell gantz und gar abgeschafft worden.”

Caspar Mohr starb 1625

14 Dez. 2010

Sebastian Sailer

Sebastian Sailer ist ein wortgewaltiger Prediger. Am 12. Februar1714 ist er in Weißenhorn geboren. Er tritt schon als Schüler ins Prämonstratenserkloster in Obermarchtal ein. 1732 nimmt er den Ordensnamen Sebastian an. 1738

wird er zum Priester geweiht220px-Sebastian_Sailer An der Klosterschule

in Obermarchtal ist er als Lehrer für Kirchenrecht

tätig. Als Priester ist er in den Dörfern Seekirch

am Federsee und Reutlingendorf heute zu

Obermarchtal gehörend. Bald beginnt er auch zu schreiben. Seine schwäbische Dialektdichtung,

die schwäbische Schöpfung wird 1843 in Schussenried

uraufgeführt. Er dichtet dann auch noch den Fall

Luzifers, aber auch die Sieben Schwaben und er ist ein gefragter Prediger. So predigt er z. B. als Marie Antoinette auf ihrer Reise von Wien nach Paris 1770 in Obermarchtal

Station machte. Dort wird auch ein Stück Sebastian Sailers aufgeführt.

Er wurde aber auch nach Salem, nach Würzburg und sogar nach Wien zum Predigen eingeladen. Oft war er auch am Hofe des Grafen von Stadion in Warthausen wo er auch mit Christoph Martin Wieland und Sophie La Roche in Kontakt kam.

1773 erlitt er einen Schlaganfall und starb 1777. In Obermarchtal ist er beigesetzt.

Hier noch ein kurzer Auszug aus der Schwäbischen Schöpfung

Arie

Auhne Hammer,auhne Schlegel,

auhne Breatter,auhne Negel,

auhne Schaufel, auhne Kella,

auhne Buaba, auhne G’sella,

auhne Schiefer, auhne Stoi’,

i sealbar alloi.

Auhne Ziagel, auhne Blatta,

auhne Sparra, auhne Latta,

auhne Kalch und auhne Möatel

freyli mit ganz bsondere Vöatel,;

auhne Hobel, auhne Säaga

hau-n-i älles brôcht z’weaga.

Auhne Feile,auhne Zanga,

auhne Raitel, auhne Schtanga,

auhne Zirkel, auhne Schnüera,

auhne Riß ond auh’Probiera,

auhne Richtscheit und Lingier

ischt’s g’rôthe glei mir.

Auhne Foara,auhne Danna,

aune Diegel, auhne Pfanna,

auhne klammer auhne Winda,

auhne Nepper hau-n-i’skinda.

auhne Menscha, auhne Goischter

bin i seall dr Zimmermoischter.

13 Dez. 2010

Madenburg

Die Madenburg wurde wohl im 11. Jahrhundert als “Maidenburg” erbaut, möglicherweise ist sie auch die “Parthenopolis” Wenn das so wäre, hätte dort

index1078 eine Fürstenversammlung, die über die Absetzung Heinrichs IV. beraten sollte, stattgefunden. Die Madenburg war wie der Trifels Reichsburg. Ab 1184 waren die Staufer die Burgherren. Danach waren die Leininger die Herren. Im Bauernkrieg 1525 wurde sie von aufständischen Bauern erobert und zerstört. Dann kam sie in den Besitz der Fürstbischöfe von Speyer, die sie wieder aufbauten. 1610 war sie ein befestigstes Schloss im Renaissancestil. Auch im 30-jährigen Krieg hatte sie ein wechselvolles Schicksal. Endgültig zerstört wurde sie, wie so viele Burgen, auch Kirchen im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697). Später wurde sie als Steinbruch verkauft und seit 1871 kümmert sich der Madenburgverein um die Restaurierung. Ein imposantes Baudenkmal mit wunderschönem Blick über die Rheinebene. Am Fuß der Madenburg liegt das Dörfle Eschbach. Die Eschbacher tragen den Spitznamen Eschbacher Esel und tragen das mit Humor. Das ganze Dorf ist mit Eseln geschmückt.

012-regent

13 Dez. 2010

Pfälzer Burgen

Der Burgbau in der Pfalz erlebte unter den Saliern und Staufern seinen Höhepunkt.1024 wurde Konrad II. König. Konrad II. Auf dem Bild sieht man

ihn mit einem Medaillon seines Sohnes und NachfolgersHeinrich III. Darunter ist dessen Sohn Heinrich IV. und darunter dessen Kinder Heinrich V. und Konrad.

Damit hat man praktisch die ganze Dynastie der Salier auf einer Darstellung vereinigt.

Wie es das Herrschaftsverständnis der Zeit erforderte, brauchte man ein Hauskloster und eine Grablege für die Familie. Das Hauskloster sollte Limburg bei

Bad Dürkheim werden und die Grablege der Dom zu Speyer. Der Legende nach legte Konrad zusammen mit seiner Gemahlin Gisela von Schwaben, die er 1016 geheiratet hatte, den Grundstein zur Basilika in Limburg und am selben Tag den Grundstein des Domes zu Speyer. Dort sind ja auch alle Salier begraben. Die Ehe mit Gisela war für Konrad sehr vorteilhaft, denn Gisela brachte großen Eigenbesitz mit und sie war eine glanzvolle Partie, Enkelin des burgundischen Königs Konrad von Burgund. Und väterlicherseits konnte sie ihre Ahnenreihe bis auf Karl den Großen zurückführen.170px-Limburg_Blick_auf_Turm

Ruine der Basilika von Limburg

Der Enkel Konrads, Heinrich IV. verstrickte sich immer stärker in den Machtkampf mit der Kirche und seinem Gegenspieler Papst Gregor VII. einem Reformpapst aus dem Kloster Cluny, von dem ja die große Reformbewegung der Cluniazenser ausging. Sie wandten sich vor allem gegen die Simonie, in der sie das Grundübel der Zeit sahen, also die Vergabe geistlicher Insignien und Ämter gegen Geld. Der Kaiser sah es dagegen als sein Recht an,  Bischöfe einzusetzen. Dagegen wandte sich Gregor VII. mit aller Vehemenz und setzte schließlich seine stärkste Waffe ein, den Kirchenbann. Im legendären Gang nach Canossa musste Heinrich IV. im Winter über die Alpen ziehen und in der Burg von Canossa dreimal barfüßig vor dem Papst erscheinen. Sein treuer Gefolgsmann war damals Friedrich von Schwaben

aus dem Geschlecht der Staufer. Diese treue Gefolgschaft band in eng an den Kaiser und er wurde auf den Italienzügen  Heinrichs Reichsverweser. Außerdem

errichtete er zahllose BurgenFriedrich von Schwaben im Elsass und in

der Pfalz.  In den Chroniken heißt es von ihm, es war als zöge er im Schweif seines Pferdes eine Burg hinter sich her. Damit baute er nicht nur die salische Machtposition sondern auch seine eigene,

also die staufische aus. Verbunden mit geschickter Eheschließung brachte er so den Aufstieg der Staufer voran, der mit der Wahl seines Sohnes Friedrichs zum deutschen König seinen Höhepunkt fand.

13 Dez. 2010