Archiv des Autor: Franz-Karl

Kloster Weingarten

Weingarten Idealplan

Das Kloster Weingarten ist als Familiengrablege der Welfen und Hauskloster der Welfen bei ihrer Stammburg in Altdorf, dem heutigen Weingarten, gegründet worden. Die Welfen führen in ihrer Familienlegende ihren Stammbaum auf Edekon einen hunnischen oder skythischen Fürsten zur Zeit Attilas um 450 nach Christus und Vater des Odoakers zurück. Geschichtlich gesichert sind sie mit Welf I., der 819 als Graf erwähnt wird. Er verheiratet seine Töchter Judith mit Kaiser Ludwig dem Frommen (778-840) und Hemma mit Ludwig dem Deutschen (um 806-876). Damit sind sie mit dem höchsten Adel im fränkischen bzw. deutschen Reich verheiratet. Die älteren Welfen teilen sich in zwei Linien, die burgundische und die schwäbische. Die schwäbische nimmt ihren Stammsitz in Altdorf. Heinrich mit dem goldenen Wagen gründet um 935 das Kloster Altdorf als Frauenkloster. Heinrich ist Urgroßvater von Welf III. und Kunigunde. Welf III. stirbt um 1055 als Herzog von Kärnten ohne männliche Erben. Seine Schwester Kunigunde ist mit Azzo von Este verheiratet. Mit ihm hat sie einen Sohn, Welf IV. Dieser führt die Linie der Welfen fort.

220px-Stifterbüchlein_25v_Welf_IVWelf II., der Enkel Heinrichs erneuerte die  Stiftung eines Männerklosters in Altomünster. Vor 740 hatte dort der iro-schottische Mönch Alto ein Kloster gegründet. Das Frauenkloster in Altdorf brannte 1053 ab. Nun verlegte Herzog Welf IV. (um 1030/1040 –1101) das Männerkloster in Altomünster  in das welfische Anwesen auf dem Martinsberg, das Frauenkloster von Altdorf nach Altomünster. Das geschah im Jahre 1056. Damit beginnt die 1000-jährige Geschichte der Benediktinerabtei Weingarten. Die Hintergründe für die Verlegung sind unklar. Welf IV. könnte mit der Verlegung des Klosters seinem Hauskloster zu größerem Prestige und damit mehr Bedeutung und mehr Stabilität verhelfen wollen. Wichtigster Bewegung aber wohl das Testament seines Onkels Welf III. Dieser war ohne direkte Nachkommen verstorben und hatte das gesamte Hausgut dem Kloster vermacht. Seine Mutter protestierte dagegen und rief ihren Enkel Welf IV. aus Italien zurück. Dieser trat das Erbe an. Die Schenkung wurde so nie vollzogen. Der Tausch der Konvente könnte also auch dazu gedient haben, rechtlichen Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen.

Der erste Abt im Kloster Sancti Martini Altdorfiensis wird Heinrich I. (1040, 1055 Umzug nach Altdorf,+ ca. 1070). Das Kloster war dem fränkischen Reichsheiligen Martin geweiht. Auf ihn folgt Beringer, dann Adilheim von Luxemburg. Unter dem 4. Abt Walicho (1088- 1105) übernimmt das Kloster die Hirsauer Reform. Hirsau hatte sich der Reform Bewegung von Cluny angeschlossen. Das könnte auch den Namen Weingarten erklären. Ab dem 12. Jahrhundert nannte sich das Kloster Weingarten. Der Name ist erstmals um 1123 urkundlich belegt. Das könnte mit den örtlichen Rebpflanzungen zusammenhängen, würde also auf das Kloster im Weingarten hinweisen. Es könnte aber auch biblisch-allegorisch gedeutet werden. Die Mönche wären dann Arbeiter im Weinberg des Herrn (vergl. Matth 20,1-16) Das würde wieder gut zur monastischen Spiritualität  der Cluniazenser passen. Unter Abt Walicho erhält das Kloster seine wichtigste Reliquie, die Heiligblutreliquie. Eine Urkunde vom 12. März 1094 (WUB Bd. I Nr.245 ) berichtet von der Schenkung von namentlich genannten Gütern und viele aufgezählten Köstlichkeiten durch Herzog Welfhard und seine Gemahlin Iudita. Herzog Welfhard, das ist Welf IV. und seine Gemahlin Judith von Flandern. Judith hatte diese Reliquie von ihrem Stiefvater  Balduin von Flandern geerbt. aus dieser Stiftung heraus entwickelte sich der Blutritt, noch heute Europas größte Reiterprozession am „Blutfreitag“, dem Freitag nach Christi Himmelfahrt.

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Abt Berthold stiftete 1215 das kostbare Reliquiargefäß und ließ die Wunder-, Auffindungs- und Wallfahrtsgeschichte schriftlich niederlegen.

In der Urkunde vom 30. April 1098 (WUB Bd I Nr. 251) nimmt Papst Urban II. die Abtei in seinen Schutz, bestätigt ihren Besitz und ihre Rechte. Da taucht auch der Name Winegartensem  abbaciam auf.

Allerdings handelt es sich bei dieser Urkunde wohl um eine Fälschung. Welf IV. hatte ganz im Sinne der cluniazenischen Reform die Abtei dem Heiligen Stuhl überlassen und auf fast alle Herrschaftsbefugnisse verzichtet.

Aus dem welfischen Eigenkloster war ein „freies Kloster“ geworden, hatte größere Eigenständigkei und stand unter dem Schutz des Papstes. Auch wirtschaftlich erlebte die Abtei eine erste Blüte. Neben den großen Schenkungen durch das welfische Haus schenkten auch viele welfische Vasallen. Das Kloster hatte Besitz in Vorarlberg und bis nach Tirol.

Der Nachfolger Walichos ist Kuno Truchsess von Waldburg (ca. 1109-1132). Er ist der erste namentlich bekannte Vertreter der Familie von Waldburg, einem welfischen Ministerialengeschlecht. Kuno hatte sich vor allem um die Klosterbibliothek verdient gemacht. Auf Schloss Zeil wird der Codex des Kuno aufbewahrt mit Augustinuskommentaren zum Johannesevangelium.In seiner Regierungszeit wurden auch die Gebeine von Welf IV. aus Zypern in die welfische Grablege nach Weingarten überführt. Nach Plänen von Abt Kuno wurde zwischen 1124 und 1182 eine hochromanische dreischiffige Säulenbasilika erbaut. Sie löste die bisher bestehende Leutekirche ab.Unter Abt Werner von Markdorf (ca. 1181-1188) wurde sie 1182 von dem Konstanzer Bischof Berthold von Bußnang zu Ehren der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit, des heiligen Kreuzes, der seligen Gottesgebärerin Maria und aller himmlischen Tugenden, besonders aber zu Ehren des hl. Bischofs Martin geweiht.

1178 hatte Welf VI. sein Erbe nördlich der Alpen an Friedrich Barbarossa verkauft. Aber Abt Meingoz regierte nur kurz. Abt Berthold hat gute Beziehungen zu den Staufern. Mindestens zweimal war Friedrich II. in Weingarten.

Das erste Mal 1219 bittet ihn der Propst von Weissenau um Weideland für sein Kloster. Der König schenkt ihm daraufhin Land zu Honriet im Altdorfer Wald. Bei seinem zweiten Aufenthalt am 4. Januar 1220 stellt er darüber eine Urkunde aus. Am selben Tag bestätigt er auch in Weingarten ein Privileg von Kaiser Friedrich I. für das Kloster Ottobeuren vom 7. Mai 1171.

Unter Abt Meingoz (ca.1188-1200) und Abt Berthold ( 1200-1232) erlebte das Kloster eine kulturelle Blüte. Abt Meingoz wird auch im Heiligenkalender der katholischen Kirche geführt. Er war in Hirsau ins Kloster eingetreten.  1188 wurde er nach Weingarten als Abt berufen. In der neuen Kirche ließ er eine Krypta errichten und Buntglasfenster einsetzen. Sein Gedenktag ist der 22. April. Auch Berthold, der Nachfolger von Meingoz, zählt zu den Weingartener Heiligen. Sein Gedenktag ist der 19. September. Er folgte 1200 auf Meingoz.  Am 25. März 1215 brannte die Klosterkirche ab. Noch in seiner Regierungszeit schaffte er den glanzvollen Wiederaufbau. Wichtiges Finanzierungsinstrument dieser Zeit war der Ablassbrief. So gibt es eine Urkunde (Baden-Württembergisches Landesarchiv B515 U 66), die Papst Innozenz IV. am 7.5. 1248 in Lyon ausgestellt hat und in der er “ die Angehörigen der Kirchenprovinz Mainz auf Bitte des Bischofs von Konstanz, gegen einen Ablaß für das Kloster Weingarten zu spenden, das durch Brand geschädigt wurde „. Die Verehrung der Heiligen und die Feier des Gottesdienstes war ihm wichtig. So erließ er für das Kloster Weingarten eingehende Bestimmungen für die Marienverehrung. Neben dem Reliquiar für die Heilig Blutreliquie entstand 1217 das Berthold-Sakramentar, eine prachtvoll illuminierte Handschrift, die heute im Besitz der John Pierpont Morgan Library  ist, jetzt ein Museum und Forschungsbibliothek die  der amerikanische Unternehmer und Bankier 1867-1943) aus der Privatbibliothek seines Vaters geschaffen hat.

Aus dem Weingartner Skriptorium stammt auch die Weingartener Fassung der Welfengeschichte mit dem berühmten Bildnis von Kaiser Barbarossa inmitten seiner Söhne Heinrich und Friedrich. Unter Abt Berthold erlebte Weingarten die wohl größte Blütezeit im Mittelalter.

In der Regierungszeit von Abt Hermann von Biechtenweiler (1266-1299) wird die Abtei 1274 zur Reichsabtei erhoben. König Rudolf I. bestätigt am 12. April 1274 in Ulm „dass laut ihm vom abte des klosters Weingarten vorgelegter privilegien kein könig oder kaiser die vogtei über leute und güter des klosters bei der kirche Berg oder sonstwo an irgend jemand andern übertragen und so dem reich entfremden dürfe“ (RI VI I n. 144) Sein Nachfolger, Abt Friedrich Heller von Hellersberg (1300–1315) wurde von Papst Clemens V. zusammen mit dem Engelsberger Abt Rudolf von Hertleib sowie den Konstanzer Domherrn Lütold von Röteln mit der Untersuchung der Exkommunikation  von Schwyzer Bauern bei Auseinandersetzungen zwischen ihnen und dem Stift Einsiedeln. (siehe dazu Blog Einsiedeln)

 

Dann allerdings folgen zwei Jahrhunderte der Stagnation und des Niedergangs. Der Streit zwischen Kaisern und Päpsten, die Pest von 1348 und 1449, sowie Brände und Unglücksfälle machten dem Kloster zu schaffen. Das Pestjahr von 1348 gilt als Geburtsjahr der Weingartner Narrenzunft Plätzler, weil damals angeblich die Bürger von Altdorf aus Freude über die überstandene Beulenpest vor dem Rathaus getanzt haben.1470 war wieder ein schlimmes Pestjahr in Oberschwaben. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. 1477 war das Kloster infolge eines Brandes hochverschuldet. Nach Elmar Kuhn Reformation in Oberschwaben S.8 verdankte es die Abtei nur der Unterstützung Zürichs, dass es der Papst nicht einem Kardinal verlieh. Es waren nur noch 15 Mönche im Kloster, 4 Kleriker und drei Brüder. Auch mit der Klosterzucht war es nicht mehr besonders.Sie mussten immer wieder zum Chorgebet ermahnt werden, Sie sollten nicht „schreien, singen, zutrinken, spielen und streiten“.(Elmar Kuhn ebda) Alle besaßen Privateigentum. Den Ordenshabit trugen sie nicht immer. Dafür liebten sie „Kurzweil, Spiel und Gesellschaft mit Laien und die Jagd“ (Elmar Kuhn).Zwar hatte  Abt  Johann Blarer ( 1418-1437) schon die Erneuerung versucht. Neue Gemeinschaftsräume wie Refektorium, Dormitorium und Bibliothek entstanden. Erst unter Abt Kaspar Schiegg (1477- 1497) erhielt das Klosterleben wieder neue Impulse. Unter seiner Regierungszeit wurde die Hosanna Glocke gegossen, noch heute die schwerste Glocke der Diözese Rottenburg.Durch den Bauernkrieg, der schon in die Abtszeit von Abt Gerwig Blarer (1520-1567) fiel, kam Weingarten im Gegensatz zu den anderen oberschwäbischen Klöstern unbeschadet.  Abt Gerwig Blarer war der wohl politischste Abt Weingartens. Er stammte aus der Familie des Konstanzer Ratsherren Augustin Blarer und dessen Frau Katharina, je nachdem welcher Quelle man folgt. Es gibt Quellen, die Hans Blarer als Gerwigs Vater angeben oder eben Augustin. Nimmt man Augustin als Vater an. Dann hatte Gerwig noch drei Geschwister und zwar Ambrosius, Thomas und Margarete. Alle drei spielten in der Reformation eine wichtige Rolle. Ambrosius ist 1492 geboren. Er besuchte die Lateinschule in Konstanz und immatrikulierte sich schon mit 12 an der Universität Tübingen. Er brach sein Studium zunächst wieder ab und trat 1502 in die Benediktinerabtei Alpirsbach ein. Dort wurde seine Sprachbegabung erkannt uns er wurde zum Studium an die Universität zurückgeschickt. Dort war er Studienkollege und Freund von Philipp Melanchthon. Die Freundschaft hielt das ganze Leben.1521 wurde er Prior in Alpirsbach und somit Stellvertreter des Abtes. Sein Bruder Thomas ist sieben Jahre jünger, 1499 geboren. Ab 1514 studierte er die Rechte in Freiburg. 1520 wechselte er nach Wittenberg und lernte dort Martin Luther und seine Schriften kennen. Er begleitete ihn 1521 auch auf den Reichstag nach Worms. 1523 kehrte er nach Konstanz zurück und machte auch seinen Bruder mit den Schriften Luthers bekannt. Die Auseinandersetzung mit Luther führte dazu, dass Ambrosius das Kloster verließ. Er wurde mit seinem Bruder  zum Anführer der Reformation in Konstanz und führte sie später  in Augsburg, Ulm, Isny, Lindau und Esslingen ein und im Auftrag Herzog Ulrichs in Württemberg. Die Schwester Margarte ist zwei Jahre jünger als Ambrosius, 1494 geboren. Sie hatte wie alle ihrer Geschwister eine hervorragende humanistische Ausbildung. Sie unterstütze ihre beiden Brüder bei der Durchführung der Reformation in Konstanz. Sie bewegte sich in den humanistisch gesinnten Kreisen von  Konstanz und hatte Kontakt zu dem Straßburger Reformator Martin Bucer, kannte auch Erasmus von Rotterdam. In Konstanz gründete sie einen Armenverein christlicher Frauen. Nach dem Tod ihrer Eltern führte sie das Geschäft weiter und unterstützte aus dem Ertrag auch den Armenverein. Sie unterrichte Kinder, unterstützte Witwen und pflegte Kranke. Während der Pest in Konstanz erkrankte sie selbst und starb 1541.Einen ähnlichen und doch ganz anderen Werdegang hatte Gerwig. Er ist 1495 geboren.1511 trat er ins Kloster Weingarten als Novize ein. 1520 wurde er Abt von Weingarten. Er hatte in Freiburg, Wien und Ferrara beide Rechte  studiert.  Zu seiner weiteren Karriere außerhalb des Ordens siehe Kloster Ochsenhausen. Schon 9 Jahre nach seinem Klostereintritt 1520 wurde er in Weingarten zum  Abt gewählt. Zur Lösung der Probleme, die die Reichsabtei Ochsenhausen mit seinen reichsstädtischen Nachbarn Biberach und Ulm hatte, die auch dem neuen Glauben anhingen, schien er Kaiser Karl V. der richtige Mann zu sein. So wurde er 1547 in Doppelfunktion auch Abt von Ochsenhausen. Er einigte so die mächtigsten Stifte Oberschwabens in der Abwehr von reformatorischen und evangelischem Gedankengut. Er war kaiserlicher Rat Kaiser Karls des V. (1500-1558) und päpstlicher Legat von Papst Julius III (1550-1555).

Im Schmalkaldischen Krieg 1546 wurde das Kloster allerdings in die Auseinandersetzungen gezogen und von den Schmalkaldischen Truppen geplündert.

Seit 1555 war der Weingartner Abt einer der festgeschriebenen Vertreter beim Reichsdeputationstag, dem für die Erledigung von Geschäften erwählte reichsständischen Ausschuss.

Die Nachfolger Blarers Johann Hablüzel (1567-1575) und  Johann Raitner (1575-1586) waren  wie schon Gerwig Blarer echte Vertreter der Renaissancekultur. Sie und ihre Konventualen waren dem weltlichen Treiben nach wie vor offener eingestellt als dem Streben nach klösterlicher Disziplin. Das oben bei Elmar Kuhn abgedruckte Urteil hatte nach wie vor Bestand. Auch Abt Johannes hatte mit Magdalena Wolfurtsberger eine Geliebte, der er 1568 sogar die neue Prälatur schenkte, Dieses Geschenk brannte allerdings schon zehn Jahre später ab.

Abt Georg Wegelin (1586-1627) gilt als zweiter Gründer Weingartens. Er legte den Grundstein für die neue Blüte Weingartens bis zur Aufhebung. Er hatte an der Universität Dillingen studiert, war jesuitisch geprägt und erzogen. Unter ihm hatte der Abt nicht mehr Stiftsvorstand sondern Seelenführer und guter Hirte zu sein. Der Mönch sollte wieder durch die Gelübde geprägt sein. Ein neues Ethos der Regeltreue und des Gemeinschaftslebens entstand. Auch Besitz und Verwaltung wurden neu gesehen.

Äbte und Mönche waren nicht mehr Herren des Besitzes sondern nur dessen treue Verwalter. Die Früchte dieser neuen Orientierung zeigten sich bald. Papst Clemens VIII.“lobt den Abt von Weingarten wegen der Abgabe der Stimme der Schwäbischen Reichsprälaten beim Reichstag von Regensburg und seiner Verdienste um die Disziplin in seinem Kloster. Er soll anderen Klöstern helfen, das Mönchtum in Deutschland wieder in die Höhe zu bringen.“ in einer am 8.10. 1594 ausgestellten Urkunde (Landesarchiv Baden-Württemberg B 515 U !55)

1603 trafen sich die Äbte von sieben Benediktinerklöstern in Weingarten. und beschlossen die Gründung einer Kongregation, die schon 1568 versucht worden war. Papst Clemens VII. hatte allerdings die Approbation nicht erteilt.Abt Georg hatte sich weiter um die Bildung der Kongregation bemüht. dieser erneute Anlauf war erfolgreich. Papst Clemens VIII. erteilte am 14.August 1603 die Approbation. Zum ersten Präses und Visitator der oberschwäbischen Benediktinerkongregation wurde der Weingartener Abt gewählt. Gründungsmitglieder waren die Klöster Weingarten, Ochsenhausen, Isny, Petershauens, Zwiefalten, Mehrerau und Wiblingen. Später kamen noch weitere Klöster dazu.

Unter Abt Georg begann das Kloster seine Mönche auf die 1622 gegründete Benediktineruniversität Salzburg zu schicken. Alfons Stadelmayer, der 1626 seine Ordensgelübde in Weingarten abgelegt hatte, wurde 1647 an die Universität berufen und wurde dort zum Doktor der Theologie berufen. Er war dort als Lehrer tätig und wurde 1652 der 4. Rektor der Universität. 1673 wurde er Abt in Weingarten

1253775636759lSchwer getroffen wurde das Stift vom Dreißigjährigen Krieg. 1632, 1646 und 1647 wurde es von den Schweden ausgeplündert. Zur militärischen Lage von Kloster Weingarten um 1635 siehe Blog Kloster BaindtWie in den anderen oberschwäbischen Klöstern waren die meisten Mönche in den Jahren 1632-1634 in sichereren Klöstern. Gabriel Bucelinus, wohl der gelehrteste Mönch, den Weingarten hervorbrachte, hielt sich zum Beispiel ab 1635 und nochmals 1647 im Kloster Admont auf. Abt Georg verstarb 1627. Er musste also die schlimmsten Kriegsjahre in Weingarten nicht mehr erleben. Auf ihn folgte für 10 Jahre Franz Dietrich. Unter Abt Franz kam es zu einem länger andauernden Streit mit Kloster Einsiedeln.1614 hatte Weingarten von den Herren von Sulz die Herrschaft Blumenegg in Vorarlberg erworben. Mitten in der Herrschaft Blumenegg lag die Herrschaft St.Gerold, die Kloster Einsiedeln gehörte. Die Vogtei über St. Gerold lag schon seit altersher beim Besitzer von Blumenegg, jetzt also dem Kloster Weingarten. Nachdem Einsiedeln in der Zeit mit Plazidus einen neuen Abt erhalten hatte, hatte Abt Franz diesen um die Belehnung mit der Vogtei gebeten, zunächst aber keine Antwort erhalten. Der Konflikt wurde langsam gravierender, als Abt Plazidus in St. Gerold die Huldigung seiner Untertanen entgegennehmen wollte. Als dann noch der Propst von St. Gerold auf Schloss Blumenegg einen formellen Protest gegen Weingarten vorbrachte, weil die Vögte die Gotteshausleute von Einsiedeln mit Frondiensten belastet und damit in die Gerichtsbarkeit der Propstei St. Gerold eingegriffen hätten. Die Lage verschärfte sich weiter, als sich Weingarten gezwungen sah, wegen der Kriegskosten, die es infolge des Dreißigjährigen Krieges diese auf seine Untertanten abzwälzen und auch die Gotteshausleute von Einsiedeln belasten wollte. Dagegen klagte Einsiedeln zunächst in Blumenegg, dann in Weingarten. Es ging dann schließlich weiter bis zum Kaiser. Wegen der nun ganz konkret gewordenen Kriegsgefahr legte Weingarten 1632 Truppen in das Gebiet von St. Gerold und forderte die Propstei auf, für den Truppenunterhalt zu zahlen. Der Propst weigerte sich. Im Gegenzug belegte Weigarten Propsteigüter mit Beschlag. Der Kaiser hatte mittlerweile den Bischof von Augsburg als Vermittler eingeschaltet, allerdings ohne Erfolg. Nun drohte der Bischof von Chur mit dem Kirchenbann und zitierte den Abt von Weingarten nach Chur. Dieser erwirkte allerdings vom Kaiserlichen Hof, dass er dort nicht erscheinen müsse. Der Vogt von Blumenegg wurde gebannt, der Kirchenbann an der Kirche von Feldkirch angebracht. Weingarten ließ ihn abreißen und eine Gegenerklärung anschlagen. Weingarten forderte wenig später eine erneute Kriegssteuer von 1000 Gulden. Wieder landete das beim Kaiser. Der, Ferdinand II. entschied nun, dass der Arrest über die Güter der Propstei aufgehoben wurden und nur ein kaiserlicher Kommissär die in Kriegszeiten nötigen Abgaben erheben könne. Damit kehrte für einige Zeit Ruhe ein. Abt Franz starb 1637.Sein Nachfolger war Dominikus Laymann. Als er die Leute von St. Gerold zur Huldigung aufforderte lebte der Streit wieder auf. Einsiedeln war aber stark mit Auseinandersetzungen mit Schwyz beschäftigt, so dass es dieses Problem zunächst zurücksetzte.  Dominikus wurde nochmals ganz nah mit dem Krieg direkt in seiner Umgebung konfrontiert. Er hatte sich 1645 in Ravensburg in Sicherheit gebracht wurde aber von dem Hohentwieler Festungskommandanten Conrad Widerholdt mit der Drohung, das Kloster Weingarten niederzubrennen dazu gebracht Ravensburg zu verlassen. Er wurde gefangen genommen und gegen einen wichtigen Mann widerrholts ausgetauscht und gegen ein Lösegeld von 400 Gulden freigelassen.Im letzten Kriegsjahr waren 63 Weiler und einzelne Höfe des Klosters auf einmal niedergebrannt worden. Einsiedeln hatte 1645 mit Schwyz Frieden geschlossen und konnte sich nun auf die Streitigkeiten mit Weingarten konzentrieren. Die beiden Abteien einigten sich auf einen Schiedsrichter,  Weingarten wurde durch Rudolf von der Halden vertreten, Einsiedeln von dem Überlinger Ratsherrn Nikolaus Thüring von Erkheim.1648 wurde der Konflikt mit einem Spruch beigelegt. Einsiedeln kaufte das bisherige grundherrliche Gebiet von St. Gerold und zwei benachbarte Berghalden mit allen Bewohnern, Gerichten und Grundherrlichkeiten für Gulden 30.500. Die Hohe Gerichtsbarkeit blieb bei Blumenegg, also bei Weingarten.Dominikus Laymann war Abt bis 1673. Auf ihn folgte der oben erwähnte Alfons Stadelmayer, der 1652 Rektor der Universität Salzburg. Dort hatte er 1655  die neue Universität mit dem akademischen Theater errichten lassen. Die Lage in Weingarten hatte sich soweit konsolidiert, dass vom Vorarlberger Baumeister Michael Thumb ein neues Noviziatsgebäude erbaut werden kann. Auch Pläne für einen Kirchenumbau sind nicht mehr utopisch. Konkrete Planungen erfolgen aber erst nach dem Tod von Abt Alfons 1683. Sein Nachfolger wurde Willibald Kobold (1683-1697). Sein Bruder Placidus war zwei Jahre vorher in Ochsenhausen zum Abt gewählt worden, übte dieses Amt allerdings nur 6 Jahre aus, da eine Geisteskrankheit auftrat und er abgewählt wurde (siehe Reichsabtei Ochsenhausen)

1684 kommt Bruder Caspar Moosbrugger aus Einsiedeln (siehe dort) nach Weingarten und beginnt mit Planungen. Wahrscheinlich stammt der Aufnahmeplan der romanischen Basilika von ihm. Pläne von ihm für den Umbau sind nicht bekannt. Die Bauvorhaben mussten gestoppt werden, da 1695 das Priorat Weingartens in Feldkirch aufgehoben wurde und nach Hofen in das heutige Friedrichshafen verlegt wurde.

In den Jahren 1692/1693 gibt es nochmals einen engen Kontakt  mit dem Kloster Einsiedeln, dieses Mal allerdings einen im besten Einvernehmen. Einsiedeln hatte 1650 von der Stadt Überlingen die Herrschaft Ittendorf (zwischen Markdorf und Meersburg) günstig erwerben, da sich die Stadt wegen der Kriegslasten zum Verkauf gezwungen sah. Für 30.000 Gulden wechselte die Herrschaft den Besitzer. Das Kloster wollte damit Schwierigkeiten mit der Getreideversorgung zuvorkommen, die sich im Dreißigjährigen Krieg mehrfach gezeigt hatten.1692 wurde in Einsiedeln mit Abt Raphael ein neuer Abt gewählt. Dieser sah sich bei Amtsantritt mit einer enormen Schuldenlast konfrontiert. Deshalb wurde an einen Verkauf von Ittendorf gedacht und man fand im Kloster Weingarten auch schnell einen potenten Kaufinteressenten. Es gab dann eine Reihe von Interessenten, z. B. den Bischof von Chur, der aber nur 70.000 Gulden anlegen wollte. Das Bistum Konstanz schlug einen Gütertausch gegen eine Besitzung des Fürstbistums im Thurgau vor. Das hätte aber die finanziellen Zwänge Einsiedelns nicht behoben. Die beiden Klöster einigten sich sehr schnell auf ein Kauf mit einer Kaufsumme von schließlich 136.000 Gulden. Nachdem noch einige Einsprüche von umliegenden Herrschaften abgelehnt worden waren, die irgendwelche Rechtsansprüche geltend machten wurde der Kauf 1693 abgewickelt. Die Finanzkraft, die Weingarten so kurz nach dem Krieg schon wieder gewonnen hatte, zeigt sich, dass Weingarten im Mai 1693 die erste Anzahlung leistet und zum Jahresende bereits die komplette Schuld getilgt warAbt Willibald beginnt mit einem Klosterneubau in Hofen mit dem Vorarlberger Baumeister Christian Thumb. Er ist Michaels Bruder, der das Noviziatsgebäude in Weingarten errichtet hatte. Sein Bauleiter ist Bruder Andreas Schreck (1659-1730) der 1693 ins Kloster eingetreten ist.Der Neubau in Hofen hat die Kraft der Abtei Weingarten absorbiert, so dass die Baupläne für Weingarten erst einmal auf Eis gelegt wurden. Zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde in Weingarten nur noch der Fruchtkasten gebaut. Den Klosterneubau in Höfen beendet erst sein Nachfolger Abt Sebastian Hyller (1697 bis 1730).  Er ist am 5.2. 1697 in Pfullendorf als Sohn eines Bäckers geboren. Nach seinem Eintritt ins Kloster Weingarten studierte er an der Benediktineruniversität Salzburg. .Dort wurde er Professor der Philosophie. 1697 wählte ihn der Weingartener Konvent zum Abt. Auch sein Vorvorgänger Abt Alfons hatte ja seine Karriere in Salzburg begonnen. Abt Sebastian wird auch Präses der Schwäbischen  Benediktinerkongregation, außerdem des  schwäbischen Reichsprälatenkollegiums und der Universität Salzburg. Er wird der große Bauabt in der Geschichte Weingartens. Gleich nach seiner Wahl baut er mit dem in Hofen tätigen Baumeister Christian Thumb und seinem Palier Bruder Andreas Schreck die dort begonnenen Neubauten bis 1701 zu Ende. Schon 1700 beginnt er mit den Planungen für den Klosterneubau. Er hat Kontakt mit Franz Beer II. Die Realisierung der Baupläne werden aber enorm erschwert. Die Pläne werden sofort von Vorderösterreich bekämpft, das die „Via Regia“ die Landstraße, die nach Altdorf durchs Klostergebiet führt, beeinträchtigt sieht. Altdorf ist seit 1486 in vorderösterreichischem Besitz. So wird erst 1709 die Pfarrkirche von Krumbach (heute ein Teilort von Obereisenbach zwischen Tettnang und Bodnegg) erbaut. Von 1712-1714 ließ er die Pfarrkirche St. Stephan von Thüringen bei Bludesch in der Grafschaft  Blumenegg neu erbauen, da der Vorgängerbau baufällig war. 1707 war Abt Sebastian bei der Einweihung der Kollegienkirche in Salzburg zugegen und hier entschied er sich wohl endgültig für den Bau der Stiftskirche. Wegen der Streitigkeiten mit Vorderösterreich beginnt er erst mit dem Kirchenbau, vor er an den Klosterneubau geht. Neben Franz Beer II zieht er auch noch Baumeister Johann Jakob Herkomer aus Füssen  bei, der ihm 1713 einen Riss für den Kirchenneubau liefert. Auf diesem Riss von Herkomer basiert die entscheidenden Planung von Beer. Beer ist ein ungemein lernfähiger Baumeister. Er hat sich 1705 ausführlich mit der Salzburger Kollegienkirche auseinandergesetzt, die Johann Bernhard Fischer von Erlach gebaut hat.

Das dürfte ganz im Sinne von Abt Sebastian gewesen sein, der die neue Kirche wohl auch seinen Baumeistern als Vorbild empfohlen hat. Im März 1715 beginnt der Abriss des romanischen Münsters.Am 22.08. 1715 erfolgt die Grundsteinlegung. Allerdings kommt es ein Jahr später zum Bruch mit Beer. Wegen einer Kautionszahlung kommt es zum Streit mit Beer und dieser erlässt die Baustelle. Herkommer ist krankheitshalber nicht mehr verfügbar.

So übernimmt der bereits 70-jährige Baumeister Christian Thumb unter «Oberaufsicht» von Br. Andreas Schreck die Baustelle. Der Bauherr kennt die beiden bereits aus Hofen.Für die weitere planerische Arbeit gewinnt Abt Sebastian den Ludwigsburger Baudirektor Donato Giuseppe Frisoni (1681–1735).So kann  Weingarten als Gemeinschaftswerk von mehreren kompetenten Baumeistern, aber auch eines sehr kompetenten Bauherren betrachtet werden. In knapp 19 Monaten ist das Bauwerk eingewölbt. Franz Schmuzer, der auch in Hofen gewirkt hat, kann mit der Stuckierung beginnen. Cosmas Damian Asam führt Deckenfresken aus. Es ist sein erster Grossauftrag.. Ein weiterer Künstler erhält für Weingarten ebenfalls seinen ersten Großauftrag. Der Bildhauer Josef Anton Feuchtmayer fertigt das Chorgestühl, das 1724 aufgestellt wird. Am 10.September 1724 wird die neue Stiftskirche eingeweiht. Nicht nur die Bauzeit ist bemerkenswert, auch die Finanzierung. Abt Sebastian kann die gesamten Kosten aus den laufenden Einnahmen bestreiten. 210.000 Gulden wurden insgesamt ausgegeben. Das Kloster ist bei der Einweihung schuldenfrei. Auch das zeigt die wiedergewonnene finanzielle Stärke des Klosters. Erst vor kurzer Zeit der Kauf der Herrschaft Ittendorf, dann zwei große Bauvorhaben, Hofen und die Stiftskirche. Dabei herrschte ja schon wieder Krieg. Der Spanische Erbfolgekrieg von 1701-1714 wurde 1704 ja auch mit Schwerpunkt in Süddeutschland ausgetragen .Mit Sicherheit fielen auch für Weingarten Kontributionen an. 1727 beginnt Abt Sebastian mit dem Klosterneubau, hat dabei aber nach wie vor Schwierigkeiten mit Vorderösterreich. Er stirbt 1730 mit 63 Jahren und erlebt nur noch die Rohbau des Ostflügels. Zu seinem Nachfolger wird Alfons II. Jobst (1730-1738) gewählt. Bei seiner Wahl ist er Ökonom. Vorher war er Kustos in Hofen, Dann Küchenmeister und Cellerar. Seine Klosterlaufbahn lässt einen eher wirtschaftlich denkenden Abt als einen Bauherren vermuten. Aber Alfons übernimmt die Bauvorhaben seines Vorgängers. Er kann den Bau des Ostflügels beenden. Wegen Grundstücksstreitigkeiten mit Österreich muss aber der gesamte Bau eingestellt werden.

Dafür wird in Wien ein enorm kostenträchtiger Prozess geführt. Unter der Vierungskuppel der Stiftskirche lässt den Heilig-Blut-Altar mit dem Chorgitter errichten. Die wichtigste Entscheidung seiner Regierungszeit ist den jungen Orgelbauer aus Ochsenhausen Josef Gabler nach Weingarten zu holen. In dem noch baufeuchten Neubau war 1722 eine Orgel errichtet worden, die schnell als „verfault und verderbt“ empfunden wurde. Josef Gabler repariert die Orgel und kann den Konvent von seinen Qualitäten überzeugen. er kam wohl auch auf Empfehlung des Abtes von Ochsenhausen  nach Weingarten. Im dortigen Kloster hatte er sein Erstlingswerk, die Hauptorgel mit 49 Registern erbaut. 1737 erhält Gabler die Hauptorgel zu bauen. Von 1737-1750 ist er mit dem Bau beschäftigt. Mit 63 Registern wird sie die größte Barockorgel Süddeutschlands. Die Synthese von Raumarchitektur und Orgel ist Gabler meisterhaft geglückt und obwohl erst Gablers zweites Instrument wird es sein Meisterwerk. Bis zur Säkularisation wurde die Orgel ausgiebig genutzt. Weingarten hatte, wie die oberschwäbischen Klöster eine

großartige  Musikkultur. Um 1800 lebten acht musizierende und komponierende Patres im Kloster.

Abt Alfons verstarb 1738. Sein Nachfolger wurde Placidus Renz (1738-1745). Er tritt ein sehr schwieriges Erbe an. Klosterneubau und vor allem die juristischen Auseinandersetzungen mit Österreich hatten die zuvor soliden Finanzen zerrüttet. Abt  Placidus konnte sich zwar mit dem Wiener Hof vergleichen und mit dem Wessobrunner Baumeister Josef Schmuzer den Weiterbau angehen.Der Schuldenberg Weingartens hatte aber 1744 300.000

Gulden erreicht, das war das dreifache des Jahreseinkommens des Klosters. Deshalb resignierte der Abt 1745 und zog sich nach Hofen zurück, wo er 1748 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Doemicus II. Schwarzer (1745-1784)

Unter Abt Domenicus Schnitzer (1746-1784) gab es nochmals viele Neueintritte. Doch der Schuldenberg wuchs bedingt durch Prozesskosten um den Erwerb und Ausbau der hohen Gerichtsbarkeit sowie Auseinandersetzungen mit der österreichischen Landvogtei und dann Reichskriegssteuern und ab 1795 Kontributionen.

Der letzte Abt war Anselm Rittler (1784-1804). Im Zuge der Säkularisation ging Weingarten am 15. September 1802 an den Fürsten Wilhelm von Oranien-Nassau-Dillenburg. Die 48 Mönche durften noch bis 1809 im Konventsgebäude bleiben. 1806 wurde Weingarten württembergisch. Das restliche Kirchensilber, Klosterarchiv und Klosterbibliothek wanderten nach Stuttgart.

Der Blutritt war nach der Aufhebung des Klosters bis 1849 kirchlicher-und staatlicherseits verboten. In der Nazizeit war es ein Bekenntnistag, der von den Machthabern nicht unterdrückt werden konnte.

tblBilder_KulturgutKulturbild100Das Kloster war 1825 Waisenhaus und 1868 Kaserne. Nach Abschaffung der Monarchie 1918 standen die Gebäude leer. Am 10. Mai 1922 siedelten aus England vertriebene Mönche  an. Sie nahmen zusammen mit Beuroner Mönchen das Klosterleben wieder auf. Abt Ansgar Höckelmann (1922-1943) wurde der 41. Abt.

1940 beschlagnahmten die Nazis das Gebäude. Ein Großteil der Mönche wurde eingezogen. Ein kleiner Teil durfte mit Abt Konrad Winter (1934-1953) im Hofgut Rössler verbleiben.

2010 endete die Klostergeschichte. Es lebten nur noch 4 Mönche im Kloster, der älteste war 98!

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23 März 2011

Bärenfalle

BärenfalleEine etwas größere Unternehmung war ein Aufenthalt auf der Skihütte der Ski-Abteilung der TG Biberach. Sie steht auch anderen Abteilungen zur Verfügung. Im frühen Frühjahr machten sie die Fechter im Jahre 1983 auf, ein gemeinsames Wochenende auf der Bärenfalle zu verbringen. Die Hütte liegt im schönen Allgäu oberhalb von Ratholz und ganz in der Nähe von Bühl am Alpsee. Mit PKWs fuhr man an und schon die Anfahrt ist lohnend. Man fährt auf die Kette der Allgäuer Alpen zu. Am Anfang ist man sich noch nicht sicher, sind das jetzt Wolken oder schon die Berge. Aber je näher man kommt, desto offensichtlicher wird es, es sind die Berge. Rasch kam man dem Alpsee näher. Man kann natürlich auch zu Fuß hoch gehen, da uns aber nur das Wochenende zur Verfügung stand, fuhren wir mit dem Sessellift hoch.

Jungvolk Thomas war auch dabei

Auf der Hütte wurden dann erst mal die Quartiere in Beschlag genommen. Das Wetter war schön, aber im frühen Frühjahr lag noch Schnee. Vor der Hütte war ein Drahtseil, auf dem die Jüngsten ihre Balancierkünste übten.

Nicole, die SeiltänzerinSascha wartet aufs Balancieren Sascha auf dem Seil

Ein großer Renner war auch Frisbee und aus allen Lagen wurde geworfen!

Bernhard holt zum Wurf aus sportliche Betätigung

Wurfübungen Freizeitbeschäftigung

Aber Fechter sind ja vielseitig und Multikulti. So wurde nicht nur die Frisbeescheibe aus allen Lagen geschleudert. Gabriel hatte einen  Bumerang dabei und natürlich betätigte man sich auch mit diesem Wurfgerät.

sportlich auf der Bärenfalle Sascha der Fänger

Sascha wirft

Gelegenheit, sich auszutoben, gab es also genug. Gelegentlich musste natürlich verschnauft werden.

Auf der BärenfalleUnd alles wurde aufs Bild gebannt. Schön, denn so müssen wir auch dreißig Jahre später die tollen  Bilder nicht nur aus unserer Erinnerung abrufen!Photo vorbereitenNatürlich genoss man auch die schöne Landschaft und freute sich an der tollen Aussicht.

Alpseeblick Blick auf den Alpsee

Auf der Bärenfalle war ja Selbstversorgung angesagt. Die gewichtigeren Vorräte wie z. B. das wichtige Bier wurden mit der Seilbahn hochgefahren und auch versorgt.

Materialtransport Getränkenachschub

Man guckte mal, wie die einzelnen untergebracht waren.

FensterguckerLangsam brach der Abend an.

Abend auf der BärenfalleAbendhimmel Blick von der Bärenfalle

Letzte Schwätzle im Freien, bevor man sich dann in die Hütte zurückzog. Dort war natürlich Hüttenabend angesagt, bevor man auf das Matratzenlager niedersank.

Bärenfalle 041 Bärenfalle 042

Bärenfalle 044Wenn Fechter reisen, lacht natürlich der Himmel. So spielte das Wetter auch am Sonntag mit. Die einen tobten weiter, die anderen nützten es zu einer kleinen Wanderung.

Sascha und Nicole im hohlen Baum

Zwar lag noch überall Schnee

HansAber trotzdem zeigten sich schon die ersten Krokusse, was natürlich zum Pflücken von Frühlingssträußle genutzt wurde.

Bärenfalle 043 frühe Blütenpracht

Der Schnee taute bereits und so war es natürlich auch entsprechend feucht.

feucht wars Kleidertrocknen

Unterhalb von der Hütte der Skiabteilung liegt das Gasthaus Bärenfalle. Es war zwar noch geschlossen. Die Schaukeln und das Klettergerüst aber waren da.

Klettergerüst schaukeln

Während die einen ihr Pfeiflein genossen, widmeten sich die anderen ausgiebig der Handarbeit.

ein Pfeiflein in Ehren Raucherecke

Häkeln kann man überallMan plauderte angeregt, ließ sich sein Bierchen schmecken, oderBärenfalle 045 Bergvagabunden

zog je nach Veranlagung, ein bisschen eine Schau ab.

Ev auf der Bärenfalle Bärenfalle 040

Man kümmerte sich um Kinder oder genoss eine wohlverdiente Pause.

angespanntes Beobachten wohlverdiente Pause

Oder man war einfach vor der Hütte und genoss das Dasein.

Familie Rautenstrauch vor der Hütte

Es war ein schönes Wochenende und einmal mehr kann man sagen, Fechten,

mit allem was dazugehört “isch oifach schee”.

Bärenfalle 039

23 März 2011

Schlössle Horn

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Wenn man mit dem Auto von Fischbach nach Füramoos fährt, sieht man ein kleines Schlösschen am Wegrand, etwa eine Viertelstunde zu Fuß von Fischbach entfernt. Von dort bietet sich ein schöner Blick ins Risstal. Das Schlössle kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon vor 1399 war es in Besitz der Herren von Essendorf gekommen, einer oberschwäbischen Adelsfamilie, von der Familienmitglieder z. B. 1239 das Spital in Biberach gestiftet hatten.  Die Herren von Essendorf teilten sich in drei Nebenlinien, die Linie Essendorf zu Horn saß auf Schlössle Horn. 1569 erlosch mit Heinrich gen. Unruh die Familie im Mannesstamm.

Die Verwandten der weiblichen Linie wollten 1572 10.000 Gulden für die Einsetzung in den Lehensbesitz zahlen an Erzherzog Ferdinand bezahlen. Dieser Bitte aber wurde nicht stattgegeben. Dafür wurde das Lehen  1578 dem Lothar Philipp zu Staufenberg käuflich überlassen. 1748 regelte die Familie zu Staufenberg den Fideikommiss, das ist eine auf rechtsgeschäftlicher Stiftung  beruhender Bindung des Familiengutes, zwischen Lothar Philipp, Franz Joseph und Christoph Wilhelm Schenk zu Stauffenberg neu. Möglicherweise auf Grund dieser Neuregelung verkauften Joseph und Lothar Philipp Schloss und Herrschaft für 160.000 Gulden an das Kloster Ochsenhausen. Das Kloster wurde nun auf die Dauer des staufenbergischen Mannesstammes belehnt. Das Kloster baute große Ökonomiegebäude auf Horn und betrieb eine beachtliche Landwirtschaft. Im Zuge der Säkularisation 1803 kam Ochsenhausen an den Fürsten von Metternich. 1825 verkaufte Fürst von Metternich seine Ochsenhausener Besitzungen und damit auch Schloss Horn an Württemberg. Karl Eberhard von Waechter-Spittler, Spross einer alten und angesehen württembergischen Beamtenfamilie, kaufte 1844 Schloss Horn. Als Besitzer des zum württembergischen Donaukreis gehörigen Rittergutes wurde er nun in den erblichen Freiherrenstand erhoben.Von 1849-1850 war er Chef des württembergischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten. Freiherr von Waechter-Spittler starb 1874 in Stuttgart.

Schloss Horn ist noch heute in Privatbesitz.

21 März 2011

Ummendorfer Schloss

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Schon aus der Römerzeit lassen sich Siedlungsspuren in Ummendorf belegen.

Im Kiesgrubengelände wurden Reste eines Ziegelbrennofen gefunden und im Gewann Kirlohäcker weisen Befunde auf einen römischen Gutshof hin. 1128 erscheinen die Herren von Ummendorf. 1129 wird ein Marquard von Ummendorf als Zeuge einer Stiftung an das Kloster Ochsenhausen genannt. 1221 macht ein Ritter Heinrich dem Kloster Weissenau eine Schenkung. Von den Herren von Ummendorf

kommt das Dorf über die Edlen von Essendorf an die Herren von Freyberg-Steißlingen. 1360 verkaufen es diese an die von Schellenberg.  Die Familie von Schellenberg stammt aus Liechtenstein. Um 1300 heiraten sie in die Familie der Herren von Kisslegg ein. Die Schellenbergs sind auch mehrmals Landvögte von Schwaben. Unter Rudolf von Habsburg wird das Kloster Weissenau unter den Schutz der Brüder Schellenberg gestellt. 1373 schenkt  Heinrich von Schellenberg seine Besitzungen in Ummendorf an das Kloster Weissenau. Dieses kauft sich dort immer stärker   ein und um 1440 ist praktisch ganz Ummendorf im Besitz von Weissenau. 1554 verkauft das Kloster seine Ummendorfer Besitzungen  für 42.500 Gulden, das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 2 Millionen € an den Augsburger Patrizier Matthias Manlich. Bei dem Verkauf,  der vom Weissenauer Abt Andreas Rietmann (1549-1557) getätigt wird, wird auch das „Urbar-Register über Umbendorf Anno 1554“ erstellt. Es enthält auch eine Aufzählung aller Ummendorfer Leibeigenen. Die Urkunde wird 1554 ausgefertigt.

Die Vorfahren der Manlichs leben um 1440 als Safranhändler in Oberehnheim, dem heutigen Obernai

index2im Elsass. Sie siedeln sich dann in Augsburg an. Dort spielen sie im europäischen

Metallhandel eine gewichtige Rolle. Die drei Enkel des aus dem Elsass zugezogenen Matthias Manlichs gründen alle Handelsunternehmungen. Matthias

dringt mit einer Unterbeteiligung Hans Paumgartners und seines Vetters Christoph in die Domäne der Fugger ein. Mit einem Monopolvertrag mit König Ferdinand bringt er die gesamte ungarische Kupferproduktion in seine Hände. Wie die meisten Augsburger Patrizier baut er außerhalb Augsburgs ein Schloss, nämlich das Ummendorfer Schloss. Damit will er auch seinem Ziel, in den Adelstand erhoben werden, näher kommen. Nach seinem Kauf erwirbt er im Folgejahr vom Spital in Biberach noch zwölf Höfe dazu. Matthias war nun in Ungarn, in Schwaz und im Mansfelder Montanrevier tätig. Matthias stirbt 1559 und erlebt den Konkurs der Unternehmen seines Cousins nicht mehr. In dieser Zeit gingen 70 Augsburger Patrizierfamilien in Konkurs. Die Augsburger Handelshäuser hatten alle sehr viel Geld an Spanien und Frankreich verliehen. Die Staatsbankrotte dieser beiden Länder brachten alle Augsburger Handelsfirmen in große Schwierigkeiten.

Die Erben von Matthias Manlich verkauften 1565 das Dorf Ummendorf mit aller Zugehörung für 70000 Gulden an das Kloster Ochsenhausen. Erzherzog Ferdinand bestätigte 1566 den Kauf und überließ dem Kloster die hohe Gerichtsbarkeit und den Blutbann . Dafür zahlte das Kloster 10 Gulden Rekognitionsgeld jährlich.

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Abt Bartholomäus Ehinger (1569-1632) der sechzehnte Abt der Reichsabtei Ochsenhausen, lässt das Ummendorfer Schloss 1623 bedeutend erweitern. Von 1613- 1632 war im Schloss ein Priesterseminar eingerichtet. Drei Konventuale waren als Lehrer in Ummendorf.  Im 30 Jährigen Krieg zogen die Schweden unter General Horn brennend und raubend durch Oberschwaben. Die Reichsabtei in Ochsenhausen und die Schule in Ummendorf wurden geplündert und erheblich beschädigt. Abt Bartholomäus flüchtete zunächst nach St. Gallen. Er kam dann bei seinem Studienfreund Johann Anton Tritt von Wilderen, der Weihbischof in Konstanz war, unter. 1632 starb er in Konstanz. Nach den Wirren des Krieges zogen die Ochsenhausener Äbte und Prälaten zur Sommerfrische nach Ummendorf, wo sie sich im nahen Jordanbad erholten. Die Deckenbilder des Musikpavillons, der um 1750 entstand, erzählen von ihren Vergnügungen, Tafelfreuden, Kartenspiel und Jagd. Bei der Säkularisation ging das Schloss 1803 in den Besitz des Fürsten von Metternich über. Die Familie verkaufte es 1825 an Württemberg.

Die Gemeinde Ummendorf hat das Schloss angemietet. Sie nützt es für Konzerte, Ausstellungen, Vorträge und andere kulturelle Veranstaltungen. auch von der Fachhochschule Biberach wird es genutzt.

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12 März 2011

Kloster Ursberg

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Der Name Ursberg wurde im Mittelalter wohl aus Ursus” Bär abgeleitet. Deshalb auch der Bär im Wappen. Heute deutet man es Berg des Ur oder Auerochsen. Urkundlich wird Ursberg 1104 erstmals im Zusammenhang mit einem Wernher von Ursberg erwähnt. In Ursberg auf dem Michelsberg stand ursprünglich die Ursberger Burg. Dort wohnten die Edelfreien von Schwabegg, Lützelburg, Hairenbuch und Waltenhausen. Die Stammburg der Herren von Schwabegg war die frühmittelaterliche Ungarnschutzburg Haldenburg in den Stauden auf der Wertachleite. Dort lebten die Schwabegger als staufische Dienstleute. Sie starben schon relativ früh aus. 1167 fiel der letzte Namensträger Adelgoz auf dem Kreuzzug des Barbarossa einer Seuche zum Opfer.

1119 errichtete der Edle Wernher III. von Schwabegg-Balzheim unterhalb seiner Burg in Ursberg ein Kloster . Auch das Augustinerchorfrauenstift Edelstetten wurde von der Familie von Schwabegg gegründet und zwar von Gisela von Schwabegg-Balzhausen, die in diesem Kloster auch erste Äbtissin war.

Nach der Überlieferung des Prämonstratenserordens lebten 1125 schon regulierte Chorherren in Ursberg. Diese traten anlässlich eines Aufenthalts von Norbert von Xanten seiner Gemeinschaft bei. Um 1127 sandte Norbert den Mönch Ulrich, der in seiner Gemeinschaft in Prémontre lebte mit Gefährten nach Ursberg. Er wurde der erste Propst und schuf die Voraussetzungen für ein blühendes Klosterleben. Er starb am 1. August 1136 in Ursberg. Sein Nachfolger war Grimo (um 1100-1173) Er wurde später selig gesprochen. In einer Augsburger Bischofsurkunde erscheinen die Ursberger Chorherren als Brüder nach der Regel des Heiligen Augustinus, also Prämonstratenser.

Graf Werner war der Vogt des Bistums Augsburg und wie der Augsburger Bischof

Hermann von Augsburg auf Seiten des Königs gegen den Papst. Die Exkommunikation des Bischofs von 1119-1123 brachten Klerus und Klöster der Diözese in einen Loyalitätskonflikt. Auch der Vogt ging auf Distanz zum Bischof. Ungeachtet der Querelen des immer noch andauernden Investiturstreits blühte das Kloster rasch auf. Schon 1128 besiedelte Ursberg das Stift Osterhofen bei Passau. 1130 folgte das in der Nähe gelegene Stift Roggenburg und 1135 das Stift Kaisheim

1130 bestätigt der Augsburger Bischof das Kloster  und stattet es mit dem Recht der freien Propstwahl aus.

1143 wird die Abtei mit Zustimmung der Stifterfamilie unter den Schutz Konrad III., des ersten Staufer auf dem Königsthron, gestellt. Er privilegiert das Stift als Reichskloster.

Der Adel der Umgebung bedachte das Kloster großzügig mit Stiftungen. Einige Adlige traten ins Kloster ein und widmeten beim Eintritt ihre Besitzungen dem Kloster, so Ritter Ulrich von Hasberg (Propst von 1182-1203) und Konrad von Lichtenau (Propst von 1226- 1240), der lange Zeit als alleiniger Verfasser der Ursberger Chronik galt.

Es kamen weiter Filialgründungen dazu. 1140 übernahmen die Chorherren aus Ursberg das Stift Schäftlarn im Isartal und 1142 holte Bischof Otto von Freising (um 1112-1158) die Ursberger Chorherren zur Gründung von Neustift bei Freising. Ursberg hatte noch im 18. Jahrhundert das Recht zur Visitation der Tochterklöster.

Um 1215 schreibt Propst Burchard die Ursberger Chronik. Erst seit 1764 gilt Burchard und nicht sein Amtsnachfolger Konrad von Lichtenau als Verfasser. Burchhard wurde um 1170 in Biberach an der Riss geboren. 1202 wird er durch den Konstanzer  Bischof Diethelm von Krenklingen zum Bischof geweiht. 1205 tritt er als Novize ins Prämonstratenserstift Schussenried ein. Schon 1209 wird er dort zum Propst gewählt. In Schussenried war er wohl nicht sehr lange. 1210 ist er in Rom. 1215 wird er in Ursberg zum Propst gewählt. in Ursberg schreibt er auch seine Chronik. Sein genaues Sterbedatum ist unbekannt. Es liegt um 1231. Die Chronik zählt zu den bedeutendsten, allerdings noch zu den letzten unübersetzten Werken der mittelalterlich-lateinischen Weltchronistik.

Zu  den bedeutendsten noch erhaltenen Kunstwerken aus Ursberg zählt das romanische Kreuz mit den Assistenzfiguren der Gottesmutter und des Evangelisten Johannes.

KreuzursbergWie bei den frühen Prämonstratenserklöster üblich war Ursberg ein Doppelkloster. Der Frauenkonvent bestand noch 1320.

Nachdem 1167 das letzte männliche Mitglied der Familie von Schwabegg verstorben war, zog Kaiser Friedrich Barbarossa die Vogteirechte an sich. Das heißt der jeweilige Propst oder später Abt war im Territorium des Klosters Landesherr.

Die Vogtei kam im 13. Jahrhundert an das Reich. Von da hatten die Vogtei gewöhnlich die Inhaber des Reichslehens von Neuburg an der Kammel inne, die Geschlechter von Hohenberg (1273), von Ellerbach (1349), von Rechberg, von Montfort, die Reichsstadt Ulm (1523) und ab 1548 Österreich.

Um 1350 erhält das Kloster wichtige Herrschaftsrechte, als Karl IV. Burkhart von Ellerbach die Vogteirechte übertrug. Spätestens 1365 wird Ursberg zur Abtei erhoben. 1418 erhalten die Ursberger Äbte die Pontifikalien.

abt sartor grab

Abt Wilhelm Sartor (1407-1448) ist der erste infulierte Abt von Ursberg. Das 15. Jahrhundert gilt aber als Zeit ständiger Konflikte zwischen den Äbten und dem Konvent.

Seit 1488 gehört die Abtei dem Schwäbischen Bund an, dem 1488 auf dem Reichstag von Esslingen auf Veranlassung von Friedrich III. gegründeten Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände.

Im Bauernkrieg 1525 wird das Kloster ausgeplündert und verwüstet. Die Konventsgebäude fielen der Brandstiftung einer Bäuerin zum Opfer. Das Kloster soll acht Tage lang gebrannt haben. Die Truppen des Schwäbischen Bundes hielten dann aber ein blutiges Strafgericht über die Klosteruntertanen.

Knapp 100 Jahre später, nämlich 1632 zogen die Schwedischen Truppen durch Schwaben. Das Stift und die Kirche wurde wieder ein Raub der Flammen. Auch das Archiv ging dabei großenteils verloren. Wie im übrigen Schwaben wütete die Pest und Hunger Not suchten auch Ursberg heim. Das nicht weit entferne Roggenburg hatte nach 1200 Einwohnern im Jahr 1632 am Kriegsende gerade noch 16. Der Ursberger  Konvent lebte weit verstreut und  bezog erst 1644 auf dem Michelsberg eine Notunterkunft. Zwischen 1666 und 1674 wurde der Wiederaufbau der zerstörten Kirche und des Stifts in Angriff genommen. Im Gegensatz zu anderen Konventen in Schwaben wurde Ursberg kein eigentliches Barockkloster. Erst 1766 entschloss man sich zu einer Renovierung im Stil des späten Rokokos. Neben der regen Bautätigkeit wurde 1777 auch eine umfassende “Policey-Ordnung” erlassen, die die Sonn-und Feiertagsordnung regelte, den Wirtshausbesuch bis hin zum Glücksspiel der Stiftsuntertanen. Ende des 18. Jahrhunderts war wie in allen schwäbischen Klöstern Experimentierfreude und Wissensdurst am Werk. In Schussenried lebte der “fliegende Mönch” und in Ottobeuren und Ursberg ließ man einen Heißluftballon im Klosterhof starten, allerdings mit wenig Erfolg.

Erst 1775 wurde die Abtei reichsunmittelbar.

1793 wurde in Ursberg die Lateinschule gebaut und 1795-1796 die Bibliothek.

Das Jahr 1802 bedeutete wie für praktisch alle Klöster das Ende der Prämonstratenserabtei Ursberg. Die Säkularisation beendete überall bis zu 1000 Jahren Klosterleben. Zwar galt Ursberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts als eines der ärmsten Prälatenklöster. Doch hatte es kräftig in Eigenbetrieben investiert

249bund verfügte bei seiner Auflösung über beachtliche Aktiva. Kloster Ursberg fiel an das bayrische Kurfürstentum, durfte aber noch drei Jahre das Klosterleben weiterführen.

1884 kaufte der schwäbische Pfarrer Dominikus Ringeisen den leerstehenden Gebäudekomplex vom bayrischen Staat und begann mit der Errichtung seiner “Kretinen, Blinden, Taubstummen und Epileten-Versorgungsanstalt”. Er gründete die Schwesternkonkregation St. Josef, die nach den Regeln des heiligen Franziskus lebte. Beim Tode Ringeisens 1904 galt sein Werk mit Filialen in ganz Bayern als größte karitative Einrichtung der katholischen Kirche in Deutschland. Die nationalsozialistische Ideologie machte natürlich auch nicht vor Ursberg halt. 227 Patienten, überwiegend Männer, wurden zwangssterilisiert. Im Zuge der Euthanasie wurden 199 Menschen ermordet. Weitere 180 starben an Hunger und bewusster Vernachlässigung.

Das Dominikus-Ringeisen-Werk ist heute eine Stiftung öffentlichen Rechts. In Ursberg ist nach wie vor eine Heil-und Pflegenanstalt mit zahlreichen Werkstätten, eine Fachschule für Heilerziehungspflege, eine Förderschule, ein Gymnasium und ein Klostergasthaus mit eigener Brauerei.

index1Pröpste und Äbte Ursbergs

PRAEPOSITI:

  • Ulrich I 1125-1136
  • Grimo 1136-1172
  • Walchun 1172-1178
  • Dietrich I 1178-1182
  • Ulrich II v. Hasberg 1182-1203
  • Friedrich I 1208-1215
  • Burchard 1215-1226 res + 1230
  • Konrad I von Liechtenau 1226-1240
  • Berthold I 1240-1245
  • Konrad II v. Winzern 1245-1248
  • Friedrich II 1248-1257
  • Heinrich I von Knöringen 1258-1262
  • Hermann 1a 1262-1268, depos.
  • Dietrich II 1268-1275
  • Hermann 2a 1275-1283
  • Ludwig I 1283-1295
  • Heinrich II v. Knöringen 1295-1300
  • Albert I von Eßlingen 1300
  • Berthold II v. Marchtal 1300-1301
  • Ludwig II 1301-1318
  • Heinrich III von Kirchheim 1318-1323
  • Konrad III Pileolus 1323-1324, res.
  • Heinrich IV Ziechenbogen 1324-1333
  • Albert II 1333-1340
  • Heinrich V. Keller 1340-1348, res.
  • Berthold III 1348-1355

ABBATES:

  • Heinrich VI v. Rain 1355-1374
  • Albert III 1374-1398
  • Heinrich VII v. Pfeffenhausen 1398-1407
  • Wilhelm I Sartor 1407-1448, res.
  • Balthasar v. Seebach 1448-1449
  • Jodocus Seiz 1449-1458
  • Ulrich IV Säckler 1458-1469, depos.
  • Johannes Gerngroß 1469-1479
  • Johannes II Ribler 1479-1500, res.
  • Wilhelm II Henselmann 1500-1523
  • Thomas Mang 1523-1569
  • Georg I. Lechler 1569-1575
  • Georg II Lock 1575-1589, res.
  • Michael Ammann 1589-1592
  • Jacobus Müller 1592-1595
  • Johannes III Sausenthaler 1595-1617
  • Vitus Schönhainz 1617-1628, res.
  • Matthaeus Hechenrieder 1628-1672
  • Maximilian Endgruber 1672-1681
  • Joseph I Dürr 1681-1708, res.
  • Joseph II Held 1708-1729
  • Johannes Evang. Haller 1729-1746, res.
  • Joseph III Seitz 1746-1771
  • Wilhelm III Schöllhorn 1771-1790
  • Aloysius Högg 1790-1803

08 März 2011

Götz von Berlichingen

453px-Berlichingen-Wappen

Im Lorscher Codex wird 800 zum ersten Mal der Ort Berlichingen erwähnt. Die Familienchronik derer von Berlichingen sieht sich zu der Annahme berechtigt, dass schon damals Vorfahren der Familie in Berlichingen lebten. In einer Chronik des Kloster Schöntal aus dem Jahre 1151 wird ein Engelhardt von Berlichingen erwähnt. Sicher nachzuweisen ist die Familie der Freiherren erstmals 1212. In einer Urkunde der Herren von Weinsberg für das Kloster Schöntal wird ein Engelhard von Berlichingen als Zeuge erwähnt. Zu den Besitztümern der Familie zählte Burg Hornberg in Neckarzimmern und Burg Jagsthausen, die “Götzenburg”. Dort wurde 1480 oder 1481 Gottlieb also Götz als Sohn von Kilian von Berlichingen und der Margaretha  von Thüngen geboren. Kilian war dreimal verheiratet, erst mit Barbara von Wolmershausen, dann mit Elisabeth von Steinau-Steinrück und schließlich mit Margaretha. Mit diesen drei Frauen hatte er 5 Töchter und 5 Söhne. Der jüngste Sohn aus 3. Ehe Götz wurde als der  legendäre Götz von Berlichingen berühmt durch zwei Dinge. Er war der “Ritter mit der Eisernen Hand” und dann natürlich das “Götz-Zitat” von Goethe.

Goetz-eiserne-hand Götz, Sproß eines reichsunmittelbaren Rittergeschlechts aus Franken, geboren in eine Zeit, die aus den Fugen geraten ist, passt auch hervorragen zum Titelhelden eines Sturm und Drang Dramas.

Das Zeitalter der Entdeckungen stand an seinem Anfang. Die Einheit der Religion ging mit Luthers Reformation verloren. Das bisher bestehende Standesverständnis wurde nicht mehr klaglos einfach hingenommen. Die Ritter kämpften um ihren Platz im Gesellschaftsgefüge. Die Bauern begehrten auf. Die Städte wurden immer mächtiger, wichtiger und bedeutender. Und eine ganz neue Großmacht trat auf den Plan: das Geld. Im kleineren Rahmen die Humpis in Ravensburg und in Augsburg die Welser und vor allem die Fugger wurden die eigentlich Mächtigen. Ihr Waffe war das Kapital.

goetz1.jpgSchon vom Großvater von Götz, Hans von Berlichingen wird 1430 von Fehden berichtet. Und Fehden zogen sich durchs ganze Leben des berühmten Ritters.

In seiner Kindheit weilte er ein Jahr bei einem Verwandten Kunz von Neuenstein. In Niedernhall am Kocher besuchte er die Schule. 1494 trat er als “Bube” in den

Dienst Konrads von Berlichingen, der Hofmeister und Rat des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach war. Mit ihm war oft unterwegs.1495 war er beim  Reichstag in Worms mit dabei, wo unter Maximilian über Reichsregiment, Landfriede und Kammergericht verhandelt wurde und der Grundstein zu einer umfassenden Reichsreform gelegt wurde.1496 war der Reichstag in Lindau. Da hier die wichtigsten Stände nicht anwesend waren, konnten keine weitreichenden Beschlüsse gefasst werden.  Konrad starb 1497. Götz trat in den Dienst des Markgrafen zu Ansbach. Schon mit 17 Jahren war auf seinem ersten Feldzug. Dieser Zug führte durch Burgund, Lothringen und Brabant. Am 29. Mai 1498 starb der Vater, Kilian von Berlichingen. Den Winter über blieb Götz dann in Jagsthausen. 1499 zog Markgraf Friedrich  in den Schwabenkrieg in die Schweiz und Götz zog natürlich mit.

Der Schwabenkrieg oder Schweizer Krieg (je nach Blickwinkel) ging für Habsburg und den Schwäbischen Bund nicht gut aus. Die Schweizer hatten die Selbständigkeit der Eidgenossenschaft gegenüber dem Reich erfolgreich verteidigt. Rechtlich blieb die Eidgenossenschaft noch bis zum Westfälischen Frieden von 1648 Teil des Reiches.

Am Hofe des Markgrafen hatte Götz immer wieder Schwierigkeiten, da er öfters in Prügeleien verwickelt war

1500 befand sich Götz nun in recht übler Gesellschaft. Zusammen mit seinem Bruder Philipp traf er auf Thalacker von Massenbach, der seinen Lebensunterhalt mit Wegelagerei, Plünderungen und Geiselnahme bestritt. Bei ihm lernte er das Fehdehandwerk, das Nachrichtensammeln in Herbergen, das Auflauern im Gehölz und in Hohlwegen, Nachtritte mit Gefangenen  durch feindliches Gebiet, das Unterbringen von Geiseln in abgelegenen Burgen befreundeter Raubritter und die Verhandlungen mit Hehlern, bei denen man Diebesgut aus Kaufmannswägen versilberte. Im Winter 1501 wäre er beinahe von Truppen des Schwäbischen Bundes gefangen worden. In letzter Sekunde konnte er sich auf die Burg Sodenburg retten, die einem Verwandten gehörte. Der Boden in Schwaben war

index3für Götz ziemlich heiß geworden. 1502 findet man ihn wieder beim Markgrafen von Ansbach. Dieser war in Streitigkeiten mit Nürnberg verwickelt. Im Streit um den Kirchweihschutz von Affalterbach griff Götz wohl mit schlachtentscheidend ein. Die Nürnberger verloren alle ihre Fahnen. Diese wurden in der Kirche von Schwabach ausgestellt. 1504 wird für Götz ein entscheidendes Jahr. In der Landshuter Fehde

kämpfte der Ansbacher Markgraf auf der Seite des Bayernherzogs Albrecht IV. Am 13. Juli 1504 kam es auf den Wiesen bei Altdorf in der Nähe von Landau an der Isar zu einem großen Gefecht. Eine Feldschlange zerschmetterte die rechte Hand von Götz. Sie musste amputiert werden. Bis Februar lag er auf dem Krankenlager. Dann ließ er sich von einem Nürnberger Kunstschmied eine eiserne Prothese anfertigen. Bis dahin gab es nur schlichte Metallhaken zum Greifen von Gegenständen. Diese Prothese gilt als technische Meisterleistung. Sie wurde durch ein ausgeklügeltes System von Federn und Zahnrädern bewegt. Götzens militärische Karriere war nicht beendet, sondern ging eigentlich erst richtig los. Er tauchte wieder bei Händeln und Streitigkeiten auf. Ja, man könnte ihn fast als Fehdeunternehmer bezeichnen. Er war kein versprengter letzter Ritter sondern ein kühl kalkulierender, das antiquierte Faustrecht nutzender kapitalistischer Raubunternehmer. Er erklärte seinen Gegnern aus  belanglosem Anlass die Fehde, überfiel deren Untertanen, meist reiche Kaufleute, machte Beute und erpresste Lösegeld. Das geschah zwar alles am Rande der Legalität, aber Götz wurde reich damit. Allein aus der “Mainzer Fehde” erzielte er 10.000 Gulden Reingewinn, nach heutigen Geldwert ein Millionenvermögen. In sieben Jahren focht er in eigener Sache 15 Fehden aus und leistete bei “Freunden und guten Gesellen” Hilfe. Zwar wurde er 1512 von Kaiser Maximilian wegen “Rauf-undRaubhandel” geächtet. Von dieser Acht konnte er sich loskaufen, wurde aber kurz danach wieder geächtet. Mit der Reichsstadt Nürnberg konnte er sich vertraglich einigen und 1517 konnte er sich von seinem angehäuften Reichtum

Kaufbrief_Burg_Hornberg_von_Gotz_von_BerlichingenBurg und Herrschaft Hornberg mit den Dörfern Zimmern und Steinbach kaufen. Er wird württembergischer Amtsherr in Möckmühl und heiratet 1517 Elisabeth von  Gailing, eine Nachfahrin des legendären Raubritters Eppele von Gailingen, der 1381 qualvoll hingerichtet worden war. Sein Treiben setzte er munter fort. 1519 aber überwältigte ihn  eine Truppe der Stadt Heilbronn und setzen ihn dort fest. Er wurde dort in den Diebsturm verbracht. Georg von Frundsberg und Franz von Sickingen setzten sich für ihn ein, so dass er den Diebsturm mit “ritterlicher Haft”in  “Wagemanns Wirtshaus” am Marktplatz vertauschen konnte. Dort war er dann mit Frau und Kindern 3 1/2 Jahre in Heilbronn festgesetzt und erst nachdem er Urfehde geschworen hatte, das heißt er verzichtete unter Eid auf jedwede Fehde, durfte er wieder nach Hornberg zurück. Er kam also erst 1522 wieder frei, was ihn vielleicht davor bewahrte in die Sickingsche Katastrophe hineingezogen zu werden. Dieser hatte 1522 den Reichsritteraufstand ausgelöst und kam im Jahre 1523 bei der Belagerung der Feste Landstuhl ums Leben. Götz wusste wohl über die Pläne Franz von Sickingens recht gut Bescheid. Im Frühjahr 1525 brach dann

images4Bauernkrieg aus. Am 24. April 1525 kam der Odenwälder Haufe in die Nähe seiner Burg Hornberg. Wendelin Hipler und Georg Metzler, die Führer des Odenwälder Haufens nahmen ihnzunächst mal für vier Wochen  als Hauptmann auf.  Später wird er aussagen, das sei alles nur auf Zwang geschehen und um Schlimmeres zu verhindern. Aber ungelegen dürfte ihm das Abenteuer nicht gekommen sein, nachdem er nach seinem Urfehdeschwur zur Untätigkeit verdammt auf Hornberg saß. Die Plünderung des Kloster Amorbach, das Niederbrennen der Burg Wildenberg, die Verwüstung von Miltenberg sei alles gegen seinen Willen geschehen. Götz -vier 4 Wochen Hauptmann- verließ nach Ablauf der zugesagten Frist das Bauernheer und stellte sich dem Schwäbischen Bund. Götz rechtfertigte sich persönlich vor Truchsess Georg von Waldburg, dem Bauernjörg und 1526 vor dem Reichstag in Speyer. Er kam glimpflich davon. 1528 wird er aber in Blaufelden festgenommen und nach Augsburg verbracht. Dort wird er inhaftiert und 3 Jahre gefangen gehalten. Er muss nochmals Urfehde schwören und wird in Hornberg in Hausarrest gehalten. Er hält sich peinlich genau an die Vorschriften.

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1540 wird er vom Kaiser begnadigt, da der Türkenkrieg erfahrene Kämpfer fordert.

Mit Kaiser Karl V. zog er als 60-jähriger gegen die Türken. Zwei Jahre später ist er nochmals im Heerbann gegen Frankreich dabei. Bei St. Dizier erleidet er einen Ruhranfall. Nach dem  dem Frieden von Crespy kehrt er nach Hornberg zurück. Nachdem Tod seiner Ehefrau hat er noch mit zwei Mägden Kinder

1550 macht er sein Testament. Ab 1559 diktiert er, fast erblindet, seinem Pfarrer Georg Gottfried aus Neckarzimmern seine Memoiren. Am 23. Juli 1562 stirbt er “uber etlich und achtzig Jahre alt”. Obwohl längst protestantisch geworden wird er im Kreuzgang des Klosters Schöntals beigesetzt.

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07 März 2011

Fechter in der Pfalz

1976 hat es uns in die Pfalz verschlagen. Da wir ab 1977 ein Haus angemietet

blühender Garten hatten, war Platz genug da, um die Fechter ein zu laden. Und da zwischen Biberach und der Pfalz nicht gerade Welten liegen, wurde das im Frühjahr realisiert. Da ist Spargelzeit und damit lohnt sich ein Pfalztrip. Rautenstrauchs komplett, Dreys komplett, Monika und Gabriel und Bernhard folgten der Einladung.

Von Freitag bis Sonntag  war Pfalz angesagt.

schön, die Moussaka weil sie so schön war,nochmal

Freitag nachmittag traf die Kolonne aus Biberach ein. Abends gab es Moussaka.

Nach der langen Anfahrt war der entsprechende Appetit vorhanden. Das SprichwortMoussaka gibts

viele Köche verderben den Brei stimmte hier

nicht. Nach kurzem Anstehen bekam jeder seine Portion und es schmeckte ausgesprochen lecker. Man ass sich durch.

Frisch gestärkt konnte man den kommenden beiden Tagen getrost ins Auge sehen.

immer schön anstellen

Beate und Franz-Karl mussten am Samstag früh los. Der Spargel sollte ja gekauft worden. In Scheibenhard kann man ab 7.00 morgens Spargel kaufen, den die Bauern in der Früh stechen und dann an die Sammelstelle bringen. Zwischen Stechen und Verkauf liegen dann gerade mal zwei Stunden! Bei der Gelegenheit erinnerten wir uns schmunzelnd an einen Marktbesuch in Münster. Dort fragten wir an einem Stand, von wo denn der Spargel komme. Antwort na von hier – aus Schwetzingen! Sowas nennt man Eingemeindung.

Dann gings natürlich noch zum “Nagelbäcker” in Kandel. Da gabs den besten Rahmkuchen der Südpfalz. Leider ist der Nagelbäcker jetzt auch schon Geschichte.

Wenn wir nach dem Pfalztreff nach Biberach fuhren, mussten wir immer  Rahmkuchen mitbringen. Das war gar nicht so einfach, denn im Auto entfaltete so ein  Rahmkuchen einen gefährlich verführerischen Duft. Einmal blieben wir bei Ulm auf der A 8 im Stau hängen. Das hat der Rahmkuchen nicht überlebt.

ätsch,wir wissen was es gibt In der Pfalz, gleich gibts was zu essen

Und dann war noch in Minfeld so eine kleine Konditorei. Dort konnte man Zugaben abgeben, z.B. Erdbeeren, Zucker, Milch usw. und die haben dann Eis draus gemacht, das man dann fertig wieder abholen konnte. Nach dem Einkauf kriegte dann jeder Fechter ein knappes Kilo Spargel in die Hand gedrückt. Das durfte er

Monika in der Pfalz zwei Köchinnen

schälen und mittags wurde dann Spargel gekocht. Dann gabs Spargel satt für alle. Zum Nachtisch Minfelder Erdbeereis und zum Kaffee Rahmkuchen. Am nächsten Tag stand noch eine Pfalzrundfahrt auf dem Programm. Es ging durchs Felsland nach Dahn. Sascha betätigte sich zum Amüsement von allen als Fremdenführer und er erläuterte die Pfälzer Sehenswürdigkeiten z. B. den “Fräuleinsprung” in Dahn.

Danach war noch ein bisschen Dösen, Plaudern und Zeitunglesen angesagt.in der Pfalz nach dem essen sollst Du ruhn

Wie man sieht, haben die Fechter bei den Getränken auf Selbstversorgung gesetzt.

Dabei gibts in der Pfalz doch Wein en masse!

wer einen Platz will,findet Zeitunglesen

Nach einem genussvollen und erlebnisreichen Wochenende machten die Fechter sich wieder auf den Heimweg, nicht ohne noch im Eyachtal eine Pause eingelegt zu haben.

Auf dem Weg in die Pfalz Rast

07 März 2011

Kloster Seligenstadt

Einhard

Seligenstadt ist  schon in römischer Zeit entstanden. In der Regierungszeit Trajans  wurde um 100 nach Christus ein Kohortenkastell gebaut, denn am Main verlief ein Limesabschnitt. Um 260 mit dem Alamanneneinfall wurde das Kastell aufgegeben.

Um 770 wurde im Maingau, das ist das Siedlungsgebiet im Mainknie östlich von Frankfurt und im nördlichen Odenwald sowie rechts des Mains um Aschaffenburg im Herzogtum Franken, Einhard als Sohn einer adligen ostfränkischen Familie geboren. Er wurde im Kloster Fulda erzogen und ist dort zwischen 788 und 791 als Urkundenschreiber belegt. Vom Fuldaer Abt Baugulf wurde er zur Vervollkommnung seiner Bildung an die Aachener Hofschule entsandt. Dort wurde er Schüler von Alkuin und zählte bald zum engsten Kreis Karls des Großen. Er leitete die Errichtung vieler Bauten Karls, so die Pfalzen in Ingelheim und Aachen und die Brücke in Mainz. In der Hofschule gab man ihm wegen seines technischens Talents den Beinamen Beseleel, der der  Erbauer der Stiftshütte unter Moses war. Aber auch mit politischen Missionen wurde er von Karl beauftragt. So war er 806 in Rom, um die Zustimmung des Papstes zur vom Kaiser beschlossenen Reichsteilung einzuholen. Er genoss aber auch das vollste Vertrauen von Karls Sohn und Nachfolger Ludwig dem Frommen. Dieser vertraute ihm die Erziehung seines Sohnes Lothar I. an. Einhard war mit Imma, einer Schwester Bischof Bernhard von Worms verheiratet. Ludwig schenkte ihm Güter in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Dort gründete er ein kleines Kloster von dem noch die Einhardsbasilika, 827 fertiggestellt, steht. Für seine Kirche ließ er durch seinen Geheimschreiber Ratleik in Rom Reliquien “besorgen”. Da schon Gregor der Große die Entfernung von Reliquien mit der Todesstrafe belegt hatte, ging das natürlich nur mit juristisch nicht einwandfreien Methoden. Von Diebstahl, Lug und Trug ist die Rede. Aber wenn es um Reliquienerwerb ging, war das völlig normal. Einhard beließ die Reliquien allerdings nicht lange in Steinbach. 834 gründete in Seligenstadt, das als Obermühlheim 815 erstmals urkundlich erwähnt ist, ein Kloster. Dorthin wurden die Reliquien von Petrus und Marcellinus, zweier Märtyrer aus der Zeit der der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian 304 verbracht. Der Name wandelte sich von Obermühlheim zu Seligenstadt, weil in christlicher Tradition die Verehrung von Reliquien eine beseligende, Trost und Heil stiftende Wirkung hat. So wurde aus beseligende Stätte schließlich Seligenstadt.

800px-Seligenstadt_De_Merian_HassiaeEinhards Gemahlin Imma verstarb  836. Von Ludwig dem Frommen wurde Einhard als Laienabt und erster Abt von Seligenstadt eingesetzt. Das war damals ebenfalls nicht außergewöhnlich. Außerdem verwaltete er auch die Klöster St. Peter und St. Bavo in Gent, St. Servatius in Maastricht und St. Cloud  bei  Paris. auch das war damals durchaus üblich. Bekannt wurde Einhard vor allem auch durch seine Karlbiographie, die Vita Caroli Magni. Einhard starb am 14. März 840 in Seligenstadt. Dort ist er auch beerdigt. Die Grabinschrift verfasste der Fuldaer Abt Hrabanus Maurus. Nachfolger. Einhards wurde Ratleik. Um 1000 amtierte Abt Beringer. Er führte den Weinbau in Seligenstadt ein. Diese Tradition wird heute noch durch den Staatlichen Hofkeller in Würzburg gepflegt.

Abtswind_1_2_1_1_1Die Abtei war bevorzugter Ort für Herrscherbesuche und Hoftage.

1045 Kaiser Heinrich III. die Eigenberichtsbarkeit des Klosters und verlieh das Markt-und Zollrecht. 1063 wurde das Kloster dem Erzbistum Mainz unterstellt. Kaiser Heinrich IV. bestätigte dem Erzbischof von Mainz die Rechtmäßigkeit des Besitzes der Abtei.

1188 hielt Kaiser Friedrich I. einen Hoftag in Seligenstadt ab. Während der Regierungszeit Barbarossas erhielt Seligenstadt die Stadtrechte. Ein Königshof (Palatium) am Main wurde erbaut. Es gab immer wieder Rivalitäten zwischen Stadt und Abtei, die sich anfangs des 13. Jahrhunderts gewalttätig entluden. So rissen Unzufriedene die Klostermauern ein. 1346 gründete Seligenstadt als eine von neun Städten des Oberstifts Mainz den Neunstädtebund. Man emanzipierte sich vom Erzbischof und dem Mainzer Domkapitel. Seligenstadt hatte unter anderem das Recht, eigenständig Steuern zu erheben und zu bewilligen. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Weinkeller und Fruchtspeicher der Abtei geplündert. Der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545) bestrafte die Stadt, indem er ihr die bisher geduldete Selbstständigkeit nahm.

1625 wütete die Pest in Seligenstadt. Ihr fielen auch Abt Martin Kays und kurz vor ihm Johann Jakob Walz, sein Koadjutor, d.i. der Stellvertreter des Abts mit dem Recht auf die Nachfolge zum Opfer.  Nun wurde Leonhard Colchon, der aus Lüttich stammte, zum Abt gewählt. In der Bursfelder Kongregation war er bereits eine wichtige Persönlichkeit. 1626 war er zum Visitator der Bursfelder Kongregation der Klöster St. Jakob in Köln und St. Pantaleon in Erfurt ernannt worden. In dieser Zeit wurde Seligenstadt der Bursfelder Kongregation eingegliedert. Es wurden nur noch Bauern- und Bürgersöhne in den Konvent aufgenommen. Mit dieser

Beschränkung konnte weiteren Misständen in der Spätfeudalzeit erfolgreich entgegengewirkt werden. Der Dreißigjährige Krieg war in vollem Gange und brachte auch für Seligenstadt weiter schwere Zeiten. Um 1631 verwaltete ein Kommissar im Auftrag Gustav Adolfs die Abtei. Die Seligstädter Bürger leisteten Kontributionszahlungen, um das Niederbrennen der Häuser zu verhindern.Als der König mit seinem Heer weiterzog, plünderten die zurückgebliebenen Soldaten trotzdem Stadt und die Abtei und verwüsteten das Innere der Basilika. 1637 bis 1641 waren die Schweden nochmals in der Stadt, das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche interniert. 1641 verstarb der Präsident der Bursfelder Kongregation Heinrich Spichernagel. 1642 wurde der Seligenstädter Abt von 17 Äbten einstimmig zum Präsidenten der Kongregation gewählt. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tode 1653 aus. Unter seinen Nachfolgern Franciscus I. und Franciscus II. wurde die Abtei barockisiert. 1699 wurde die Prälatur errichtet, in der die Abtswohnung, Gästeunterkünfte und eine Bibliothek Platz fanden. Der gichtkranke Abt Peter IV. richtete um 1720 eine Apotheke ein. 1725 wurde das Sommerrefektorium errichtet, ein besonders schönes Beispiel der barocken Erneuerung.

kreuzgangSchon 1743 war die Maingegend wieder Kriegsschauplatz. Während der Schlacht bei Dettingen im österreichischen Erbfolgekriegs war die Abtei Hauptquartier der französischen Truppen und nach deren Niederlage ein Lazarett. Nach der Säkularisation 1803 kam Seligenstadt an den Großherzog Ludwig I. von Hessen. Er ließ die Abtei schließen. Der letzte Abt Marcellinus II. Molitor durfte im kloster verbleiben und täglich in der Abteikirche zelebrieren.

Seit 1948 untersteht die Abteianlage der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten des Bundeslandes Hessen.

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03 März 2011

Kloster Zwiefalten

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Auf der Schwäbischen Alb fließen zwei Flüsschen zusammen, die Zwiefaltener Aach und die Kessel-Aach. Daher leitet sich der Name Zwiefalten, das 904 zum ersten Mal erwähnt wird, ab.

Im 11. Jahrhundert leben bei Reutlingen die Grafen von Achalm. Kuno von Wülfingen und Liutold, Söhne und Erben des Grafen Rudolf von Achalm und seiner Gemahlin Adelheid von  Wülfingen stiften 1089 das Kloster Zweifalten. Graf Rudolf war der Vollender der Achalm, deren Bau um 1040 begonnen worden war. Eigentlich sollte in Altenburg am Neckar nahe dem Stammsitz ein Kloster gegründet werden. Da dort nicht ausreichend Wasser war, wurde Zweifalten gewählt.

Papst Gregor VII., der entschiedene Gegner Heinrich IV., war vor kurzem gestorben (1085). Der Investiturstreit hatte seinen Höhepunkt überschritten. Die beiden Grafen waren Parteigänger Gregors. Ratgeber bei dem Klosterprojekt waren der ebenfalls papsttreue Bischof Adalbero von Würzburg (um 1010 bis 1090), der wegen seiner Papsttreue aus Würzburg vertrieben worden war und Abt Wilhelm von Hirsau (um 1030 bis 1091), während des Investiturstreites ebenfalls auf Seite des Papstes und Verfechter der cluniazentischen Reformbewegungen so wie Papst Gregor ja auch aus Cluny kam und dort vor seiner Wahl als Papst als Mönch Hildebrand gelebt hatte. Außerdem wurde der Bempflinger Vertrag abgeschlossen. Das war ein mündlicher Erbvergleich zwischen den Grafen Kuno und Liutold einerseits und Graf Werner IV. von Grüningen andrerseits. Da die beiden Grafen erbrechtlich kinderlos waren, –Kuno hatte drei illegitime Kinder-, war eine solche Absprache nötig, um spätere Ansprüche des Grafen Werners und seiner Erben  an das Kloster zu vermeiden. Werner war der Sohn von Willibirg von Achalm, der Schwester der beiden Grafen. Dieser Vertrag wird in der Zwiefaltener Chronik (1135-1138)der Mönche Ortlieb und Berthold erwähnt. Die Mönche wollten mit dieser schriftlichen Fixierung wohl auch Rechtssicherheit für das Kloster schaffen. Da die Klostergründung sehr rasch vor sich gehen sollte, mussten die Einwohner des Ortes auswandern, um den Ordensbrüdern Platz zu machen. Ihre Häuser wurden zu Zellen, die Pfarrkirche zu einer Klosterkirche umgewandelt. Aus dem Kloster Hirsau kamen 17 Mönche nach Zwiefalten. Abt Wilhelm gab ihnen Wezilo zum Propst. Nach zwei Jahren wurde der erst Abt gewählt und jetzt begann man auch mit dem Bau des Klosters. Gewählt wurde Noker (1091-1095)von Zwiefalten, der mit dem “Memento Mori” die erste deutsche Bußpredigt in Reimform geschrieben hatte, wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts verfasst und in einer Straßburger Handschrift überliefert. Die Grafen waren bis jetzt noch Eigentümer ihres gestifteten Gutes. Dieses wurde 1092 feierlich übergeben, der Sitte gemäß durch die Hand eines Dritten, hier des Grafen Mangold von Veringen. Graf Mangold stellte das Kloster im Folgejahr unter den Schutz Papst Urbans II. Der Graf erhielt die Bestätigung des Klosters 1093. Diese ist noch im Original vorhanden. Für diesen Schutz musste das Kloster jährlich die symbolische Entrichtung eines Goldstückes erbringen. Das war so üblich. So musste z. B. das Kloster Wiblingen ebenfalls jährlich einen “Byzantiner” entrichten. 1092 starb Graf Kuno und 1098 Liutold, der inzwischen ins Kloster eingetreten war. Das Kloster erbte den größten Teil des Besitzes. Außerdem folgten viele Mitglieder schwäbischer Adelsfamilien dem Beispiel Liutolds und traten ins Kloster ein, wie Adalbert von Oberstetten und Otto von Steußlingen. Dieser war unter Konrad III. in Polen und hat dort von der Mutter der Piastenfürsten, die mit Herzog Boleslaus verheiratet war. Reliquien für das Kloster Zwiefalten erhalten. Von dieser Reliquientranslation ist auch in der  in der Zwiefaltener Chronik des Ortliebs berichtet. Das Kloster fand neben Herzog Boleslaus und den Grafen von Veringen eine große Zahl von Wohltätern, die alle bei Ortlieb in der Chronik verzeichnet sind. Zwischen 1095 und 1139 entwickelte sich das Kloster zu einem kulturellen und religiösen Zentrum in Oberschwaben und erlebte seine erste Blüte. Parallel zum Männerkloster entstand auch ein Frauenkloster. 1101 war Gräfin Adelheid von Dillingen, die Witwe des Grafen Ulrich von Gamerdingen eingetreten und hatte das klösterliche Gelübde abgelegt. Allerdings fand man in Zwiefalten die zu große Nähe von Männer-und Frauenkloster bald als anstößig. Unter Adelheid wird in der Nähe ein neues Frauenkloster gebaut. Wann es genau zu bestehen aufgehört hat, weiß man nicht. Mitte des 13. Jahrhunderts besteht es nicht mehr.

Neben den Consuetudinis Hirsaugienses legte die Hirsauer Reform auch die freie Vogtswahl fest. Als Graf Kuno 1092 gestorben war, sein Bruder Liutold schon alt war und außerdem Mönch im Kloster, wollte er sich mit der Vogtei nicht mehr befassen. Auf Bitten Luitholds wählten dann die Fürsten, die wegen des Landfriedens gerade in Ulm versammelt waren, 1093 den Staufer Welf IV. als Schutzvogt des Klosters. Zum einen war er einer der mächtigsten Fürsten der päpstlichen Partei, zum andern besaßen die Welfen die feste Burg Wartstein in der Nähe des Klosters. 80 Jahre blieben die Welfen im Besitz der Vogtei. 1173 wurde sie ihnen jedoch abgenommen und dem Grafen Albert von Hohenberg übertragen.

Hildegard

Die Blüte der Abtei zeigt sich auch in einem sehr produktiven Skriptorium mit einer sehr großen Zahl von illuminierten Handschriften. Zwiefaltener Mönche waren auch in dem Kloster der Heiligen Hildegard von Bingen, auf dem Ruppertsberg tätig. Es gibt dreizehn erhaltene Briefe Hildegards. Die Äbtissin war auch zwischen 1170 und 1173 selbst zu Besuch in Zwiefalten. 1138 zählte das Kloster 70 Mönche, 130 Laienbrüder und 62 Klosterfrauen. Bis zur letzten Nennung des Frauenklosters in Urkunden 1358 weisen  die Nekrologien 550 Nonnen auf.

1303 übertrug die Abtei die Vogtei 1303 den Habsburgern. Diese überließen sie 1365 den Grafen von Württemberg. Die Württemberger legten ihre Vogteirechte ziemlich extensiv aus, so dass es immer wieder zu Reibereien kam. 1422 ist die Abtei in den Reichsmatrikeln geführt. Diese regelten, ob und wieviele Truppen die Reichsstände für das Reichsheer stellen mussten oder ob Geldbeträge festgelegt wurden.

1474 wurde Georg Fischer Abt (bis 1515). Er stellte sein Kloster wieder unter österreichischen Schutz

1491 wurde der Vertrag zu Nürnberg geschlossen. Die Schirm-und Kastenvogtei, sowie die hohe Gerichtsbarkeit wurde Württemberg für immer zuerkannt.  Das Kloster sollte dann aber nicht mehr als die alte Vogteiabgabe leisten.Das Kloster wurde nicht landsässig.

In Fischers Amtszeit wurde das Kloster wirtschaftlich saniert. Er ließ moderne Gemeinschaftsräume errichten, Dormitorium, Bibliothek und Krankenhaus. Außerdem sorgte er für die theologische Bildung der Konventualen durch Studien an der 1477 gegründeten Universität Tübingen. Seine Nachfolger Sebastian Müller (Molitor) und Nikolaus Buchner mit je zwei Amtszeiten (insgesamt von 1515 bis 1567) zeigten ebenfalls Reformeifer, alles anlehnend an die Statuten der Bursfelder Reform.

Im Bauernkrieg lagerten auf dem Teutschbuch in der Nähe von Zwiefalten 12000 Bauern. Sie überfielen und plünderten das Kloster. Viele Urkunden und die Fahnen der Stifter gingen verloren

Die Mönche waren so verängstigt, dass sie auf die Burg Gundelfingen flohen.

Politisches Ziel der Herzöge von Württemberg blieb es, die Abtei wieder Grafschaft einzugliedern und nach Einführung der Reformation in Württemberg 1534 auch die Abtei Zwiefalten aufzuheben wie die anderen 14 Männerklöster in Württemberg. Doch das Kloster konnte die Ausbreitung des neuen Glaubens auf sein Territorium verhindern.

Schwere Zeiten brachte der Dreißigjährige Krieg über die Abtei. Dreimal wurde sie ausgeplündert. Besonders hart ging es her, als der schwedische General Horn im Jahre 1633 bei Mochenthal von altringer geschlagen wurde und über Zwiefalten floh. Auch bei diesen drei Schwedeneinfällen gingen unschätzbare Schiften und Urkunden verloren. Im Jahr 1635 wütete dann noch die Pest in Oberschwaben.

Ab 1688 begann mit dem Neubau der Klosteranlage unter Abt Johann Martin Gleuz (1675-1692) In zwei weiteren Abschnitten entsandt bis 1700 unter Leitung des Baumeisters Franz Beer. Unter den Äbten  Augustin Stegmüller (1725-1744) und

1697127Benedikt Mauz (1744-1765) wurde das romanisch-gotische Münster durch Baumeister Johann Michael Fischer (1692-1766) komplett neu erbaut, ein Hauptwerk des Spätbarocks. Die Stukkaturen stammen vom dem Wessobrunner Stukkateur Johann Michael Feuchtmayr.

1750 konnte sich das Kloster von den Verpflichtungen gegen wie Württemberger freikaufen und erlangte die Reichsunmittelbarkeit. Ab jetzt waren die Zwiefaltener Äbte reichsfreie Landesherren. Allerdings währte die neue Freiheit nicht lange. Die Säkularisation von 1802 beendete das Klosterleben. Das Kloster wurde aufgehoben. Der letzte Abt Gregor Weinemer (1787-1803) ergielt seinen Sitz in Mochenwangen. Zwiefaltens Besitz ging 1806 an das neue Königreich Württemberg. Im ehemaligen Kloster wurde 1812 die “Landesirrenastalt” eingerichtet.

Die gesamte Anlage wurde von 1974-1984 umfassend saniert.

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28 Feb. 2011

Meersburg Neues Schloss

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In Konstanz führte Ambrosius Blarer 1525 die Reformation. Daraufhin siedelte im Jahr 1526 Bischof Hugo von Hohenlandenberg (Amtszeit 1496-1529 und nochmals kommissarisch von 1531 bis zu seinem Tod 1532 kommissarisch da sein Nachfolger Balthasar Merklin gestorben war) auf die Burg Meersburg über, die seit 1210 im Besitz der Bischöfe von Konstanz war.  Meersburg lag mitten im Territorium des Hochstifts Konstanz, wo die Fürstbischöfe auch Landesherren waren. Die Burg war im Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1646 schwer beschädigt worden. Nachdem man sich im Land von den verheerenden Kriegsfolgen erholt hatte wurde im ganzen Land überall mit Bauen begonnen. Klöster und Fürstbischöfe und der Adel errichteten neue Residenzen. Das Zeitalter des Barock hatte begonnen. die neuen Bauten waren auch ein bisschen Zeichen der Gegenreformation. Im Bistum Konstanz war am 21. Juli 1704  Johann Franz Schenk von Stauffenberg zum

Johann_Franz_StauffenbergBischof gewählt worden, eine auch fürs Reich wichtige Entscheidung, da der spanische Erbfolgekrieg im Land ausgetragen wurde (Schlacht von Höchstädt 1704) Bayern operierte mit Frankreich gegen Österreich und England.

1710 fasst der Bischof den Entschluss, neben dem alten Schloss einen neuen Bau zu errichten. Baumeister Christoph Gessinger (1670-1735) erbaute einen langestreckten, zweigeschossigen Einflügelbau. Dieser wird 1712 vollendet. Die fürstbischöflichen Kanzleien beziehen das Gebäude. Das Erdgeschoss war durch Vorratsräume belegt und für ein höfisches Leben ungeeignet. In den seitliche Pavillons stiegen die Treppen eng auf und eine Kapelle war nicht vorgesehen

1740 wird dann Damian Hugo Philipp von Schönborn zum Nachfolger von

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Stauffenbergs ernannt, nachdem er schon 1722 zum Koadjutor des Bistums Konstanz gewählt worden war unter Mithilfe seiner Brüder, die alle Fürstbischöfe waren, Lothar Franz in Bamberg, Franz Georg in Worms und Friedrich Karl in Würzburg. Damian Hugo war von 1719 bis 1740 Bischof von Speyer und verlegte nach heftigen Streitereien mit dem protestantischen Rat der Stadt seinen Sitz nach Bruchsal. Die Schönborns waren alle “vom Bauwurm” befallen. Ohne die Schönborns wäre Deutschland um prachtvolle barocke Bauten ärmer. In Würzburg und Bruchsal wurde von Balthasar Neumann die Residenz bzw. das Schloss errichtet; in Pommersfelden Schloss Weißenstein  von Johann Dientzenhofer und in Meersburg überarbeitete Balthasar Neumann den Entwurf Gessingers. Von ihm stammt das Treppenhaus und die Hofkapelle.

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Casimir Franz von Sickingen, Schönborns Nachfolger nahm keine Neubauten vor.

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Das machte dann Franz Konrad von Rodt, der von 1750-1775 regierte. Dieser verpflichtete den Deutsch-Ordens Baumeister Franz Anton Bagnato (1731-1810).Der versieht die Schlossfassaden mit geschwungenen Giebeln und reicher Ornamentierung und er verändert die Raumaufteilung. Die malerische Ausgestaltung des Treppenhauses und des Festsaales wird von dem kurmainzischen Hofmaler Giuseppe  Appiani vorgenommen. Die Stukkaturen stammen von Carlo Pozzi.

Mit der Säkularisation endete die Zeit der Fürstbischöfe in Meersburg. Das neue Schloss wurde im Oktober 1802 von badischen Truppen in Besitz genommen. Das neue Schloss dient in der Folge Amtsgefängnis, Fräuleininstitut und Oberschule.

Von 1945 bis 1955 waren hier französische Truppen untergebracht und seit 1955 ist es im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Bis zum Jahr 2012 bleibt es wegen notwendigen Sanierungsarbeiten geschlossen.

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25 Feb. 2011