Archiv des Autor: Franz-Karl

Kloster Peterhausen

 

Gebhard II. wurde am 7. August 949 in Bregenz als Sohn des Grafen Ulrich VI. geboren. Er stammt aus der Familie der Udalrichinger, die vor allem am Bodensee begütert war. Seine Mutter Dietpurg verstarb bei seiner Geburt. Er kam an die Domschule von Konstanz. Von seinem Onkel Konrad aus der Familie der Welfen, wurde er zum Priester geweiht. Als Konrads  Nachfolger Gaminolf 979 starb, wurde Gebhard von Otto II. (955-983) zum Bischof von Konstanz ernannt. Konstanz war damals die größte Diözese Deutschlands. Gebhard hatte ein reiches Erbe und  983 stiftete er das Kloster Petershausen und stattete es mit seinen Erbgütern aus. Zuvor hatte er ein Grundstück auf dem rechten Rheinufer Konstanz gegenüber mit der Abtei Reichenau getauscht. Dort ließ er sein Kloster errichten. Die Nähe zum Konstanzer Münster,

220px-Gebhard_Fugel_Grundsteinlegung_Petershausen               Bischof Gebhard bei der Grundsteinlegung des Klosters Petershausen

 

also zur Bischofskirche, unterstreicht die Bedeutung der Neugründung als bischöfliches Eigenkloster. Das Kloster wird mit Mönchen aus Einsiedeln besetzt, einer benediktinischen Reformgründung aus dem Jahr 934. Der erste Abt ist Periger-Bezelin. 983 werden die ersten Klosterbauten errichtet. Die Kirche wird dem Petersdom in Rom nachempfunden. Daher stammt auch der der lateinische Name Petri domus. 989 erhält Gebhard vom Papst selbst ausgesuchte Reliquien, darunter das Haupt Gregors des Großen. 992 wird die Kirche zu Ehren Papst Gregors des Großen geweiht. Nach dem Tod Gebhards am 27. August 995 (wahrscheinlicher 996) wird der verstorbene Bischof in der Klosterkirche beigesetzt.1134 wird er heilig gesprochen.

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Auf Bitten Ottos III. (980-1002) und des Konstanzer Bischof Lamberts (995-1018) nimmt Papst Gregor V. (Papst von 996-999) am 24. Mai 996 das Kloster Petershausen unter den päpstlichen Schutz, bestätigt alle erworbenen und geschenkten Besitzungen, besonders das Gut Dussnang und Oberwangen im Thurgau und verleiht das Recht der freien Abts-und Vogtswahl.

Im 11. Jahrhundert kam es in vielen Benediktinerabteien zu gewissen Verfallserscheinungen, die im Zeichen des Investiturstreits noch zunahmen. Einflussnahme von weltlichen Herren, territorialen Bischöfen, Simonie, Missachtung der Ordensregelung und spiritueller Verarmung waren die Phänomene. Eine Reformbewegung ausgehend vom Kloster Cluny in Burgund versuchte dem entgegen zu steuern. Im Bodenseeraum wirkte das Kloster Hirsau vermittelnd für die Reformideen. Petershausen war von diesen Verfallserscheinungen nicht verschont geblieben. Bischof Gebhard III. (1084-1110) war ein prominenter Gegner Kaiser Heinrichs IV. im Investiturstreit. Er kam aus der Familie der Zähringer. Unter Abt Wilhelm von Hirsau war er ins dortige Kloster eingetreten. Er holte 1086 Mönche aus Hirsau nach Petershausen. Abt Theoderich (1086-1116) konnte das Kloster reformieren und sogar Mönche an andere Klöster abgeben. Die Stärke der Abtei zeigte sich , dass sie nun Filialgründungen vornehmen konnte. Kloster Neresheim wurde 1095 mit Mönchen aus Petershausen und Zweifalten gegründet. Kloster Fischingen wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich gegründet und Petershausener Mönchen besiedelt. Theoderich reformierte auch das Kloster Wagenhausen. Allerdings wurde die Abtei nun auch in die Auseinandersetzungen zwischen König und Bischof verwickelt. Gegen den papsttreuen Gebhard wurde mit Arnold von Heiligenberg ein kaiserlich gesinnter Gegenbischof eingesetzt und Gebhard wurde für zwei Jahre von seinem Bischofsstuhl vertrieben. Auch Theoderich musste mit einem Teil seiner Mönche ins Kloster Kastl in der Oberpfalz ausweichen. Dieses Kloster war unter Mitwirkung von Bischof Gebhard durch seine Schwester, die Markgräfin Luitgard von Zähringen, gegründet worden. Theoderich war dann auch der erste Abt von Kastl, konnte aber wieder nach Petershausen zurückkehren, als Bischof Gebhard wieder in sein Amt eingesetzt wurde.

Auf Einladung Graf Ulrichs X. von Bregenz, aus dessen Familie ja auch der Petrshausener Klostergründer Bischof Gebhard stammt, schickte Abt Theoderich Mönche nach Andelsbuch in den Bregenzer Wald. Dort ließ er eine Petrus-Kircheund eine Klausur aus Holz bauen. Zu ihrem Vorsteher ernannte er Meinrad. Sie blieben zunächst dort und konnten auch neue Brüder gewinnen.Wegen der Abgelegenheit des Ortes, des langen Weges und der Schwierigkeit der Lebensmittelversorgung, überlegten sie aber, die Zelle nach Bregenz zu verlegen. Der Bau neben der Pfarrkirche von Begrenz und die Einkünfte der Kirche dafür zu verwenden, die zur Hälfte Graf Ulrich gehörten, scheiterte am Einspruch des Grafen Ludwig von Pfullendorf, dem die andere Hälfte des Kirchensatzes gehörte. Schließlich wurde am See ein geeigneter Platz gefunden und dort Kloster und Kirche St. Peter in der Au gebaut. Es gab dann zähe Verhandlungen um die Loslösung vom Mutterkloster beziehungsweise um die Übergabe als Hauskloster an die Grafenfamilie. Die Chronik des Kloster Petershausen, die um 1150 von einem anonymen Mönch verfasst worden ist, berichtet ausführlich von diesen Vorgängen.

1097 wird die Kirche geweiht.

Petershausen gehört zum Hirsauer Klosterverband, zu dem im Bodenseeraum Weingarten, Isny, Schaffhausen und Petershausen mit seiner Tochtergründung Mehrerau gehörten.

Ein Höhepunkt im Klosterleben war die Erhebung der Gebeine des Gründers Gebhards II. und ihre Beisetzung im Altar der Klosterkirche. Das kam einer Heiligsprechung gleich und das Patronat Gregors des Großen verblasste neben der Person des nun Heiligen Gebhards. 1159 brannte die Abtei ab und wurde von 1162-1180 neu erbaut und später mehrmals erweitert.

Am 14. Juni 1214 nimmt Friedrich II.(1212-1250) das Kloster Petershausen in seinen besonderen Schutz. Unter ihm wird die Abtei auch reichsfrei. Heinrich VII. bestätigt am 17. Oktober 1312 alle Privilegien, die Friedrich II. dem Kloster erteilt hat.

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Auch päpstliche Privilegien konnte sich das Kloster sichern. So gewährte  Innozenz IV. (1243-1254) auf Fürsprache der Äbte von Sankt Gallen und Reichenau dem Kloster das Privileg, auf päpstliche Provision hin keine Pfründe verleihen zu müssen. 1292-1321 war Diethelm von Kastel Abt in Petershausen. Ab 1306 verwaltete er das Amt in Doppelfunktion mit dem Abtssitz von Reichenau. Dort war er von 1306-1341 Abt.

Eine Hochzeit erlebte das Kloster in der Zeit des Konstanzer Konzils 1413-1418.

Konzil_Konstanz3Kaiser Sigismund, auf dessen Betreiben das Konzil einberufen worden war, weilte während des Konzils als Gast im Kloster. Dem Abt Johann III. Frei (1395-1425) verlieh Papst Johannes XXIII., der auf dem Konzil abgesetzt wurde, das Recht, die

Pontifikalien zu tragen. Auch das Provinzialkapitel der Ordenprovinz Mainz-Bamberg trat in Petershausen während des Konzils zusammen und zwar am 28. Februar 1417. Von der Versammlung der Äbte gingen wichtige Reformanstöße für das benediktinische Mönchstum aus. Die Benediktinerregel sollte wieder voll beachtet werden.

1489/90 regierte Abt Martin Brülin. Er brachte das Kloster allerdings an den Rand des Ruins. 1495 konnte ihn der Bischof von Konstanz und das Domkapitel dazu bewegen, sich für 15 Jahre auf die Petershausener Propstei Rötsee zurückzuziehen, wo Abt Theoderich zwischen 1111 und 1116 die Kapelle Rötsee mit allem Zubehör für 8 Mark Silber vom Konstanzer Bischof Ulrich erworben hatte.

Für das Kloster waren Administratoren eingesetzt worden, die sich um die Sanierung des Klosters kümmerten.

Auch die Stadt Konstanz  versuchte im 15. Jahrhundert vergeblich, die Herrschaft über das Kloster zu gewinnen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts versuchte vor allem der Bischof, sich die Abtei einzuverleiben, das durch die Reformation in eine geradezu desolate Finanzlage geraten war. Es gelang zwar das Augustinerchorherrenstift  und das Kloster Reichenau in das Bistum zu inkorpieren,

nicht aber das Kloster Petershausen.

Johannes Merk (1495-1425), der Nachfolger von Abt Martin Brülin konnte die Abtei wieder konsolidieren. 1525 wurde in Konstanz unter Johannes Zwick und Ambrosius Blarer die Reformation eingeführt. Der Rat ging ziemlich rigoros gegen die Altgläubigen vor. Von den Mönchen verlangte er einen Treueid, um ihnen Bürgerpflichten, also auch Steuern aufzuerlegen. Der Abt Gebhart Dornsperger suchte 1528 Schutz in Überlingen. Dorthin war auch das Klosterarchiv und der Kirchenschatz verlegt worden. 1530 kam es zum Bildersturm, bei dem die Reliquien vom Klostergründer Bischof Gebhard in den Rhein geworfen wurden. 1548 wurde Konstanz in Augsburg in die Acht getan. Ferdinand von Habsburg, der Bruder Kaiser Karl V. marschierte mit österreichischen Truppen in Konstanz ein, die Stadt wurde zur Rekatholisierung gezwungen. Das Kloster allerdings war von den österreichischen Truppen geplündert worden. Erst 1556 kehrten der Konvent und der Abt in das zerstörte Klostergebäude zurück.

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Der Augsburger Religionsfriede von 1555 ermöglichte ein rechtlich geregeltes Nebeneinander der Konfessionen. Bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges war ein juristisch-politischer Modus der konfessionellen Koexistenz gefunden.

Auch der zusammenhalt der Klöster hatte sich gefestigt. Eine gewisse katalysatorische Wirkung dazu hatte der Bauernkrieg von 1525 gehabt, unter dem ja fast alle schwäbischen Klöster zu leiden hatten. Dann waren die Prälaten ja auch Verbündete der Habsburger gegen die Ausbreitung der Reformation in Süddeutschland. Einige oberschwäbische Klöster fanden sich schon seit 1425 zu regelmäßigen Versammlungen zusammen. Daraus entwickelte sich das schwäbische Reichsprälatenkollegium. Die institutionelle Entwicklung war 1575 abgeschlossen, als in diesem Jahr erstmals ein Direktor für das Kollegium gewählt wurde. In diesem Jahr trat unter Abt Christoph Funk (1556-1580) auch die Abte dem Prälatenkollegium bei, nach dem die Auseinandersetzungen mit Bischof und Reichsstadt Konstanz um die Selbstständigkeit der Abtei abgeschlossen waren.

Die Prälaten hatten eine Stimme auf dem immerwährenden Reichstag. Zu interständischen Ausschüssen durften sie einen Gesandten schicken und mit dem jeweiligen Abt von Weingarten hatten sie einen festen Vertreter bei den Reichsdeputationstagen.

Abt Christoph Funk wurde durch en päpstlichen Nuntius in Süddeutschland, Feliciano Ninguarda, 1580 dazu gebracht, zu resignieren. Unter seinem Nachfolger Andreas II. Öxlin (1581-1705) erfolgte die Vereinigung mit der Abtei St. Georgen in Stein am Rhein  die 1525 durch ihren letzten Abt wegen der Reformation in Stein am Rheinsäkularisiert wurde. Die verbliebenen Mönche lebten unter ihrem Abt Martin Geiger auf Burg Steinegg im Thurgau. Auch die Propstei Klingenzell, die dem Kloster St. Georgen gehört hatte und die im Gegensatz zur Mutterabtei nicht aufgehoben worden war, wurde nun dem Kloster Petershausen inkorporiert.

1603 gründeten die Klöster Weingarten,  Petershausen, Ochsenhausen, Zwiefalten, Wiblingen, Mehrerau und Isny die Oberschwäbische Benediktinerkongregation, für die sie am 16. August 1603 die päpstliche Approbation erhielten. Zum ersten Präses wurde Abt Wegelin vom Kloster Weingarten  am 24. September 1604 gewählt. Zum Visitator von Weingarten wurde der Abt von Petershausen bestellt. Ziel war die Erneuerung der Ordensdisziplin und die Vereinheitlichung des mönchischen Lebens. Am 24 März 1782 ordnete Kaiser Josef II. den austritt der vorderösterreichischen Klöster an.

Mit der Säkularisation von 1803 endete die Kongregation.

Im Dreißigjährigen Krieg wird Konstanz 1633 von den Schweden unter General Horn 24 Tage belagert, aber nicht eingenommen. Die Stadt Konstanz forderte vom Kloster Steuern für die Festungsbauten, was dem Kloster natürlich auch zu schaffen machte.

Nach dem Krieg erlebte das Kloster nochmals einen Aufschwung, nicht zuletzt dank der Gegenreformation. Es wurden Verträge mit den Städten Konstanz und Überlingen und der Deutschordenskommende Mainau werden geschlossen.

Es gibt noch hochfliegende Pläne zu einem barocken Klosterneubau, aber die Säkularisation 1802 macht dem allem ein Ende. Das Kloster fällt an die Markgrafschaft Baden. Die Abteigebäude dienten den Söhnen des Markgrafen Karl Friedrich von Baden zunächst als Wohnsitz. Die Klosterbibliothek wurde von der universität Heidelberg gekauft und dorthin überführt.

Seit 1992 beherbergen  die Klosterbauten die Außenstelle des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg.

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14 Juni 2011

Kloster Steingaden

 

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Welf VI. wurde 1115 als Sohn des Herzogs Heinrich der Schwarze von Bayern und der Wulfhilde von Sachsen aus der Familie der Billunger geboren. Sein Bruder war Heinrich der Stolze. Als Oberhaupt der welfischen Adelsfamilie hatte er Welf mit Uta, der Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein Gottfried von Calw, verheiratet. Nach der Wahl des Staufers Konrad kam es zum offenen Konflikt zwischen Staufern und Welfen. Konrad entzog Heinrich die Herzogtümer Bayern und Sachsen und Welf, der mittlerweile Markgraf von  Tuszien war, die Markgrafschaft Tuszien.

1139 starb Heinrich. Welf wurde Vormund von Heinrich dem Löwen, dem Sohn seines Bruders Heinrich. Er vertrat nun die welfischen Ansprüche und konnte sie vor allem in Bayern behaupten. Das Verhältnis entspannte sich allmählich. 1146 nahmen sowohl Konrad als auch Welf das Kreuz. Er ordnete seine Verhältnisse und vor seiner Abreise gründete er das Kloster Steingaden 1147. Es sollte wohl in Absprache mit Heinrich dem Löwen die neue Grablege der Welfen werden.  Nach der Überlieferung der Prämonstratenser soll der Ordensgründer Norbert gesagt haben, als er sich auf einer Reise nach Rom befand und durch Steingaden kam, dass an diesem Ort einmal seine Mönche leben werden. “ In hoc loco habitabunt aliquando filii mei.”

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Mönche aus Rot besiedelten das Kloster. Als Propst wurde Anselm von Rot ernannt, der von 1147 bis  zu seinem Tod am 11. Februar 1162 Propst von Steingaden war. Wie damals üblich wurde Steingaden  als Doppelkloster gegründet.

Unter Anselm wurde das Kloster ein Hort strenger Lebensführung und hoher Gelehrsamkeit.

Schon 1156 wurde das Kloster  dem Papst unterstellt. Es gehörte zunächst zur Circaria Sueviae, aber ab dem 16. Jahrhundert zur Circaria Bavaricae. Es wurde der Diözese Augsburg zugeteilt, worüber lange gestritten wurde, weil es zu der Zeit eigentlich zu Freising gehört hätte.

Das romanische Münster, das sogenannte Welfenmünster, wurde 1176 unter dem 2. Propst Konrad (1162-90) geweiht. Der Sohn des Klostergründers, Welf VII. starb

WelfVIam 12. September 1167 in Siena an Malaria. Er wurde im Welfenmünster bestattet. Nachdem auch Welf VI. am 15. Dezember 1191 in Memmingen starb, wurde er neben seinem Sohn in Steingaden begraben.

In rascher Folge wurden dem Kloster die Pfarreien Peiting (1194) der Stammsitz der bayrischen Welfen, Wiedergeltingen und Prem (1197) Siebnach (1220) Wilmanshofen (1251), Ober und Unterirsingen (1284-1396) Epfach (1286), Holzhausen (1296) Trauchgau (1312) dann schließlich die Pfarrei Steingaden selbst inkorpiert. 1758 schließlich folgte noch Hohenfurch und Ingenried. In Südtirol und zwar in Algund (bei Meran) und Tschars hatte das Kloster seit 1218 ausgedehnte Weinberge. Es betreute auch die Wallfahrtskirchen von Ilgen, Kreuzberg und Wies.

Die Schwestern wurden bald unabhängig. Sie hatten aber unter dem Adel der Umgebung zu leiden. Deshalb flohen sie zusammen mit den Schwestern von Polling und Rottenbuch, auch eine Welfengründung 1284 nach Benediktbeuren, das damals noch ein Doppelkloster war.

Das Kloster Steingaden war seit der Gründung reichsunmittelbar. Der Konvent war bis zum 15. Jahrhundert ausschließlich dem Adel vorbehalten. Um 1400 verarmte der Konvent. Schlechte Klosterdisziplin und andere Bedrängnisse sorgten dafür, dass 1400 nur noch ein Kanoniker im Haus lebte. 1402 brannte es auch noch im Kloster.Zur selben Zeit machte auch das Mutterkloster Rot eine schwere Phase durch. Der dortige Abt Merk (1415-1420) schaffte eine allmähliche Konsolidierung der Roter Abtei und Abt Hessler (1421-1457), der auch der zweite Gründer Rots genannt wird, brachte das Kloster wieder zur Blüte. Er griff wohl auch in  Steingaden ein und forderte den Steingadener Propst Johann Sürg von Sürgenstein (1402-1431) zum Rücktritt auf. Außerdem wurde das Kloster unter den Schutz der Herzöge von Bayern gestellt. Langsam wendeten sich die Dinge wieder zum Besseren. 1434 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Der erste Abt war Johann Scheiterer (1431-1445). 1456 bis 1491 war Kaspar Suiter Abt. Er ließ das Kloster in spätgotischem Stil

_ka_ks-145_01erneuern. 1485 erhielt die Abtei die Pontifikalien.

Im April 1525 erhoben sich die Bauern im Allgäu und Mittelschwaben. Der Schwäbische Bund bat Herzog Ludwig von Baiern, nach Mindelheim Reiter zu legen.

Um den Lechübergang zu sichern, hatte er Kriegsvolk nach Landsberg gelegt. Am 20. April ließ er Buchloe plündern und legte es in Schutt und Asche. Die Antwort der Bauern blieb nicht aus. Der Allgäuer Haufe unter ihrem Führer Knopf von Leubas zündete die Burgen von Irmatshofen und Angelberg an und der Buchloer Haufe, mittlerweile über 3000 Aufständische stark unter ihrem Führer Sebastian Bader, zog nach Steingaden und brandschatzte und plünderte das Kloster. Dabei ging der größte Teil des Archivs verloren. Unter Abt Johann Dimpt (1527-1535) begann der Wiederaufbau im Renaissancestil. 1534 entstand das heutige Chorgestühl. Unter Abt Gallus Theiniger (1580-1606) kam 1600 ein Freskenzyklus hinzu, von dem in der Vorhalle die Welfengenealogie noch erhalten ist. Während viele Klöster im schwäbisch-bairischen Raum unter dem Schmalkaldischen Krieg und den Wirren der Reformationszeit zu leiden hatte, blieb Steingaden davon verschont und erlebte eine Blütezeit. Abt Theiniger machte sich auch um die Reform des Ordens verdient. Er rief Kanoniker aus Brabant. 1624 wurde ein Noviziat eingerichtet. Dann aber kam der Dreißigjährige Krieg. Abt August Bonenmayer (1645-1674) musste die erneute Zerstörung des Klosters erleben. 1646 brannten französische Truppen das Kloster nieder. Dabei wurde auch die Bibliothek zerstört. Aber er bewerkstelligte auch den Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen im aufkommenden Barockstil.

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Den Äbten gelang es schließlich alle Schäden zu beheben. Auch die Wirtschaftskraft

konnte wieder gestärkt werden. Ab 1616 übernahm Steingaden vom Kloster Oberzell die Rechte des Mutterklosters über das Stift Griffen in Kärnten. 1661 wurde das unter Ottheinrich 1557  im Zuge der Reformation aufgehobene und säkularisierte Kloster Speinshart, das 25 km südöstlich von Bayreuth und 30 km nordwestlich von Weiden liegt, von Steingaden aus wieder besiedelt .

Die jährlichen Einnahmen konnten wieder auf 34.000 Gulden gesteigert werden, wofür 904 Gulden Steuer zu entrichten waren. Es verfügte über 1619 Joch Waldbesitz also rund 950 Hektar. Auch die Zahl der Konventualen hatte sich durchaus positiv entwickelt. War 1404 nur noch ein Kanoniker im Kloster, so waren es 1623 schon 28, 1764 45 und 1803 bei der Aufhebung immerhin  noch 25. Das alles ließ sich nicht schlecht an. Abt Antonius Erath von Erathsburg (1708-1715) begann dann allerdings wieder mit verschwenderischer Amtsführung. Das Kloster war berüchtigt wegen seines luxuriösen Mönchslebens. Es hatte die schönsten Schimmelkutschpferde im weiten Umland.

Abt Hyazinth Gassner (1729-1745) wollte die im Prämonstratenserorden vielfach üblichen Fronleichsnamsprozession auch in Steingaden einführen. Dazu ließ er durch Pater Magnus Straub eine Figur zusammenzimmern die von dem Maler und Laienbruder Frater Lucas mit Ölfarben gefasst wurde. Von 1730-1732 wurde sie auch in der Prozession mitgeführt, dann aber wieder ausrangiert und beim Klosterwirt deponiert. Dieser schenkte sie 1738 der Wiesbäuerin Lori, die dort einen Einödhof führte. Kurz danach erzählte ihr Mann Martin Lori überall herum, seine Frau habe die Figur weinen sehen. Die Steingadener Mönche waren sehr skeptisch. Der Abt meinte, man solle dem Lori auf keinen Fall Glauben schenken. Schließlich sei er als Alkoholiker bekannt. Trotzdem machte die Erzählung schnell die Runde. Ein regelrechter Wallfahrtsboom brach aus. Bauer Lori verköstigte die Pilger und machte glänzende Geschäfte. Daran wollte auch der Konvent teilhaben. Eine Wallfahrtskirche

120px-Baviera._Iglesia_de_Wies_(Wieskirche)  sollte gebaut werden. 1744 gab es die ersten Baupläne. Baumeister ist Dominikus Zimmermann, im Prämonstratenserorden kein Unbekannter. Schließlich hat er auch die Wallfahrtskirche Steinhausen mit dem Gnadenbild Mariens ausgeführt und auch einen Bauplan für das Neue Kloster in Schussenried entworfen. Der allerdings nicht zur Ausführung kam.

1745 wurde noch ohne Baugenehmigung begonnen. Abt Hyazinth Glaser verstarb 1745. Er legte seinem Nachfolger Abt Marian Mayr (1745-1772) den Bau der Wies ans Herz. Der neue Abt stammte übrigens wie Dominikus Zimmermann aus Landsberg am Lech. Die Baukosten waren mit 30.000 Gulden veranschlagt. 1746 legte Probst Herkulan Karg aus Diessen den Grundstein. Aber die Baukosten stiegen, schließlich auf das achtfache des Voranschlags. Einmal waren die Transportkosten enorm hoch, dann fielen hohe Holzkosten  an für Dachstuhl und Gewölbe. Dazu kam noch sehr schwieriges Gelände,  der Lehm der Endmoräne.

Außerdem mussten 20.000 Gulden für den Wegebau aufgebracht werden, zunächst für den Transport, aber auch die Pilger mussten ja anreisen, damit sich das rechnete. Steingaden war pleite. Der Abt resignierte. Das Kloster erholte sich bis zur Säkularisation nicht mehr, obwohl mit dem letzten Abt Gilbert Michl (1786-1803,+ 1828) nochmals ein guter Wirtschafter an der Regierung war.

Bleibt noch anzumerken, dass auch der Bau von Steinhausen den damaligen Schussenrieder Abt Didacus Ströbele 1733 zur Abdankung gezwungen hatte. Dominikus Zimmermann verbrachte seinen Lebensabend in einem Haus neben der Wies. Die Familie Lori hatte den Sprung von der armen Einödbauernfamilie zur angesehenen Gastwirtsfamilie geschafft. Der als Kirchenbauer wenig erfolgreiche Sohn von Dominikus Zimmermann heiratete 1750 die mittlerweile verwitwete Entdeckerin des Tränenwunders

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Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Klostergebäude wurden von den Brüdern Mayer erworben und 1819 bis auf den Flügel mit dem romanischen Kreuzgang abgebrochen. Die Klosterkirche, das Welfenmünster ist jetzt Pfarrkirche von Steingaden. Angeblich hatte der bayrische Staat geplant, auch die Wieskirche abreißen zu lassen. Nur der Widerstand der Bauern aus der Umgebung habe dies verhindert. Belegen lässt sich das aber nicht.

Heute aber ist die Wieskirche  Weltkulturerbe und großer Touristenmagnet am Ende der Romantischen Straße.

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Pröpste und Äbte von Steingaden

1. Pröbste

Anselm          1147-1162                         Eberhard      1293-1311

Konrad           1162-1190                        Ulrich             1311-1337

Gebizo            1190-1198                       Berthold          1337-1379

Walter             1198 –1208                     Berthold          1369-1379

Berthold          1208-1223                       Johann Brotschneider 1379-1385

Gebizo             1223-1239                      Konrad              1385-1392

Berthold           1239-1265                     Ulrich                 1392-1400

Mangold           1266-70,1276                Petrus               1400- 1402

Egino                1270 ?-1281                  Johann Sürg von Sürgenstein

Heinrich            1273                               1402-1431

Dietrich              1281-1293

                                           2. Äbte

Johann Scheiterer   1431-1445               Johann Dimpt  1527-1535

Johann Pfeiffer        1445-1450               Michael Moser 1535-1553

Konrad Fischer        1450-1456               Joachim Wiedemann (Salicetus)

Kaspar Suiter           1456-1491               1553-1580

Vitus Meier               1491-1500               Gallus Theininger 1580-1606

Ulrich Griespeitel      1501-1523               Georg Frühschütz 1606-1623

Norbert Marstaller    1623-1645              Magnus Pracht 1715-1729

August Bonenmayer 1645-1674              Hyacinth Gaßner  1729-1745

Gilbert Schmid von Wellnstein                  Marian Mayr 1745-1772

1674-1684                                               Gregor Fischer 1772-1774

Hieronymus Hail         1684-1687             Franz Weber 1774-1777

Augustin Bauer           1687-1699            Augustin Bauer 1777-1784

Marian Biechele          1699-1708             Gilbert Michl 1686-1803 + 1828

Antonius Erath v. Erathsburg 1708-1715

09 Juni 2011

Die Goldschmiedefamilie Dinglinger

 

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                       Familie und Ausbildung

Der Messerschmied Hans Dinglinger ist um 1560 in Tuttlingen geboren. Er erwirbt das Bürgerrecht in  Biberach und heiratet 1595 Barbara Zell. Sie haben einen Sohn, Melchior. Dieser ist 1604 in Biberach geboren. Er wird wie der Vater Messerschmied. 1626 heiratet er in Biberach Maria Wern. Ihr Sohn Conrad Dinglinger wird 1634 geboren. Auch er wird Messerschmied. 1662 heiratet er in Biberach Anna Margarethe, die Tochter des Goldschmieds Georg Friedrich Schopper. Sie bekommen 6 Kinder. Johann Melchior Dinglinger wird am 26. Dezember 1664 in Biberach an der Riss geboren. Dann folgt ein Jahr später Anna Barbara.Ein halbes Jahr später, am 17. März 1666 kommt Georg Friedrich auf die Welt. Dann wird Anna Maria geboren und  1668 Georg Christoph. Das letzte Kind der Familie ist Anna Catharina, die 1669 geboren wird. Johann Melchior erlernte in Ulm das Goldschmiedehandwerk. Von 1684-1691 war Dinglinger in Augsburg, der damaligen Hochburg des Goldschmiedehandwerks. 1692 kam er als Geselle nach Dresden und 1693 wurde er in die Goldschmiedeinnung aufgenommen. Er scheint nicht unvermögend gewesen zu sein. Über Dinglingers Jugend und künstlerischen Werdegang ist wenig bekannt. Man kann aber annehmen, dass ihm Ulm und vor allem  Augsburg einige Anregungen gegeben haben. Auf Reisen, besonders in Frankreich, vervollständigte er seine Bildung. Auf seinen Reisen machte er wohl auch die Bekanntschaft mit August dem Starken. 1698 wurde er zum Hofjuwelier August des Starken ernannt. In dritter Ehe war er mit Anna Elisabeth Eben, der Schwester des bedeutendsten Goldschmieds in Riga Johann Georg Eben verheiratet. In Riga ist dieser hauptsächlich für die Schwarzhäupter Gesellschaft tätig, einer Vereinigung von Kaufgesellen, wie es sie vergleichbar auch in anderen Hansestädten des Ostseeraums gegeben hat.  Eben stammte ebenfalls aus Biberach und war während der Augsburger Zeit Dinglingers mit ihm zusammen. Johann Melchiors dritte Ehefrau war übrigens die Cousine von Georg Friedrichs erster Ehefrau Catharina Barbara. 1721 heiratete Johann Melchior die zu dem Zeitpunkt 25-jährige  Sophie Anna Gutermann, Tochter des Goldschmieds Georg Friedrich Gutermann und Angehörigen des Inneren Rats aus Biberach. Mit ihr hatte er noch 5 Kinder, drei Buben und zwei Mädchen, die aber alle schon im Kleinkindesalter verstarben. Aus seinen vorhergehenden Ehen hatte Johann Melchior bereits 11 Kinder im Alter von einem bis 26 Jahren. Sie wird als blühendes Geschöpf mit blonden Haaren beschrieben und zu ihren Talenten soll eine nicht zu verachtende Kochkunst gezählt haben. Susanne starb nach nur 5 – jähriger Ehe im Alter von 31 Jahren am 10.12.1726 in Dresden. Sie starb wie alle Ehefrauen Dinglingers im Kindbett.

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Die beiden Brüder Georg Friedrich und Georg Christoph  folgten Johann Melchior 1693 nach Dresden. Georg Christoph war ebenfalls Goldschmied und Georg Friedrich war Emaillemaler. Über seine Ausbildung gibt es verschiedene Hinweise, einmal Ulm, wahrscheinlicher aber ist Augsburg. Im Biberacher Kirchenbuch wird er als Kunstmaler geführt. Die drei Brüder wohnten zusammen in Dresden in einem Haus am Neumarkt. Georg Friedrich behielt seinen Wohnsitz aber in Biberach. Dort heiratete er am 16.5. 1695  Catharina Barbara Gutermann, die Tochter des Ratsherrn und Zuckerbäckers Johann Jacob Gutermann. Mit ihr hatte er 15 Kinder, von denen aber 11 früh starben. Catharina Barbara starb 38-jährig bei der Geburt ihres 15. Kindes im Jahre 1713. Sie wurde zusammen mit ihrem totgeborenen Kind in Dresden beerdigt. Er heiratete am 6.7. 1716 nochmals und zwar Maria Felicitas Wieland, geboren am 23.9.1693, die Tochter des Geheimen Rats, Spital-Syndikus und Stadtpfleger Martin Wieland. Er war der Großonkel des Dichters Christoph Martin Wielands. Maria Felicitas brachte noch zwei gesunde Kinder zur Welt.

Von Georg Christoph ist wenig bekannt. Er war Goldschmied und folgte Johann Melchior 1693 nach Dresden. Der Jüngste hatte sich auf Juwelen spezialisiert.

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                                Die Häuser Dinglingers

Zunächst wohnten die drei Brüder ja am Neumarkt. Mit fortschreitendem künstlerischen Erfolg stellte sich natürlich auch der wirtschaftliche Erfolg ein. Um 1700 ließ Johann Melchior in der Frauenstraße 9 ein Wohnhaus errichten. Es galt schnell als Sehenswürdigkeit in Dresden. Es hatte ein Dachterasse mit Wasserspielen, einem Observatorium und eine Windmessanlage. Als der russische Zar Peter der Große in Dresden weilte, besuchte er Johann Melchior Dinglinger und wohnte dort.

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Im Sieben-Jährigen Krieg wurde Johann Melchiors Haus beschossen aber wieder hergestellt. Endgültig zerstört wurde es bei der Dresdner Bombennacht am 12. Februar 1945. Erhalten geblieben ist nur der Dinglinger Brunnen, der nach 1718

an der an der Schmalseite des Hofes errichtet war. Er wurde wieder zusammengesetzt und steht heute am Gewandhaus. Erhalten hat sich das Gartenhaus von Johann Melchior in Loschwitz in der Schevenenstraße.

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Ursprünglich war das ein ehemaliges Winzerhaus, das schon seit 1692 im Besitz Johann Melchiors war.   Er hatte dort auch seinen eigenen Weinberg. Den Sommer verbrachte er in seinem  Winzerhaus. Um 1710 baute er es um. Dem älteren Wohntrakt hatte er einen  barocken Flügel angehängt. Im Obergeschoss befand sich ein Festsaal, dem einzigen seiner Art, der in Sachsen noch erhalten ist. Neben dem Wohnhaus legte er einen barocken Garten an mit Wegen, Treppen und Ruheplätzen. Erhalten geblieben ist ein kleiner Brunnen in der Mitte des Platzes und ein kleiner Pavillon, der sich zu der wohl ältesten Kegelbahn Sachsens öffnet.

An der Decke des Festsaals war eine Windrose, auf der die Himmelsrichtungen exakt verzeichnet sind. Auf dem Dach befindet sich eine Wetterfahne, die mit einer  Wetteruhr im Saal verbunden ist. Dort konnte man genau ablesen, woher der Wind wehte, ein weiterer Beleg für Dinglingers Hobby, Astronomie und Wetterkunde.

Die Apparatur wurde von Dinglinger selbst entworfen und von Zar Peter dem Großen gebührend bewundert, der auch in Dinglingers Landhaus zu Gast war.

Wenn man in Dresden vom Dinglingerhaus sprach, war damit eigentlich das Haus

Georg Christophs gemeint. 1712 wurde es von Matthäus Pöppelmann, dem Architekten des Zwingers und des Taschenbergpalais errichtet. Es war am Jüdenhof und 1716 erwarb es Georg Christoph. Es war eines der wertvollsten

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barocken Dresdner Bürgerhäuser. Es war ein fünfachsiges Eckhaus mit drei Vollgeschossen. Die Fassade war reich geschmückt.

1711 konnte Catharina Barbara Dinglinger ein Haus in der Pirnaischen Gasse erwerben. 1718 kaufte Johann Melchior in der Frauengasse das neben seinem Haus stehende Gebäude. Er stellte es Johann Friedrich und dessen Familie zur Verfügung. In diesem Haus machte der Emaillemaler technische Versuche an immer großformatigen Emaillebildern.

Verbleibt noch an das Dinglingerhaus in Biberach zu erinnern. Wie man aus den Lebensläufen ersieht, hatten zu mindestens Johann Melchior und Georg Friedrich den Kontakt nach Biberach nie abreissen lassen. Beide Ehefrauen Georg Friedrichs, aber auch die dritte und vierte Ehefrau Johann Melchiors stammten aus Biberach. Es ist nicht klar, auf welchen der drei Brüder das Haus am Holzmarkt in Biberach zurückgeht, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich Johann Melchior in Biberach ein Absteigequartier bauen lassen hat. Heute befindet dich die Allmann’sche Apotheke in dem Haus.

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                Die Werke der Brüder Dinglinger

1701 entsteht eines der wenigen nachweisbaren frühen Großwerke Dinglingers

Dinglinger-blumenkorb  Der Blumenkorb, ein “von Gold mit schönen geschmelzten Blumen, Fliegen und mit vielen Diamanten gemachter künstlicher Korb”, wie ihn Johann Melchior beschreibt. Er war als Geschenk für August den Starken gedacht, um ihn für den Ankauf eines goldenen Kaffeezeugs gnädig zu stimmen. Johann Melchior schuf Werke öfters auf eigene Rechnung, die dem sächsischen Kurfürsten gezeigt wurden und die er dann kaufte. Prinz Ernst Heinrich von Sachsen hatte mit seinen beiden Söhne Gold und Silberschmiedearbeiten aus seinem Privatvermögen 1945 im Wald bei Moritzburg vor der heranrückenden Roten Armee vergraben. 1996 wurden bei einem Schatzfund Teile der Sammlung entdeckt. Das Prunkstück, eben der Blumenkorb, wurde 1999 bei Sothebys für 199.000 Pfund versteigert. Der Biberacher Mäzen Bruno Frey erwarb das Stück und stellte es dem Museum Biberach als Dauerleihgabe zur  Verfügung.

Die anderen Werke Dinglingers sind alle im Neuen Grünen Gewölbe im Dinglingersaal zu sehen

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Das Goldene Kaffezeug wurde 1701 vollendet. Die verwendeten Materialien sind Gold, Silber, Email und Elfenbein. Rund 5600 Diamanten sind verwendet worden.

Es ist der Inbegriff eines prunkvollen Kaffegeschirrs, so wertvoll, dass daraus wohl nie Kaffe getrunken worden ist. Es kostete 50.000 Taler, der Gegenwert eines Schlosses! Johann Melchior vermerkte dazu ”Nachdem Sr. Königl. Majt. obige spezifierte Stücke alle besehen und allergnädigst beliebten zu behalten, haben höchst gedacht Sr. Königl. Majt. selbige insgesamt auf das genaueste und bedungen und behandelt vor: 50.000 Thlr. corrent.”

Es sah aus wie feinstes chinesisches Porzellan, war über und über mit asiatischen Malereien bedeckt und huldigte außerdem dem “Türkentrank”. Johann Melchior hatte auf die richtige Karte gesetzt.

Für dieselbe Summe hätte man damals aber auch 17 Wohnhäuser in bester Innenstadtlage bekommen.

Um 1705 entsteht “Das Bad der Diana”, eine Zierschale aus Chalzedon in goldener Fassung, 38 cm hoch und reich mit Perlen, Diamanten und Emailbildern,silbernen und stählernen Ornamenten mit Geräten und Tieren besetzt. Der Schaft besteht aus einem emaillierten Hirschkopf, dessen goldenes Geweih unterstützt durch einen Baumstamm die Schale trägt, sowie zwei emaillierten Hunden, die Fleischstücke verschlingen. Das bezieht sich auf die Sage der Diana, die einen Jäger in einen Hirsch verwandelt und der von seinen eigenen Hunden zerrissen wird.

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Zwischen 1701 und 1708 entsteht das berühmteste Werk der Brüder Dinglinger Der Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng –Zeb. Es besteht aus 132 vergoldeten und emaillierten Figuren. Es ist verziert mit 5223 Diamanten, 189 Rubinen, 175 Smaragden, 53 Perlen und einem Saphir. Die drei Brüder arbeiteten mit 12 Gehilfen sieben Jahre an dem Werk. Auch das war keine Auftragsarbeit sondern die Dinglingers schufen das Werk erst mal auf eigenes Risiko und Rechnung. Der Hofstaat war ein Kabinettstück großer enzyklopädischer Gelehrsamkeit aus der Spätzeit des Kunstkammergedankens.800px-Hofstaat_zu_Delhi_am_Geburtstag_des_Großmoguls03 Es misst 142 x 114 cm und ist 58 cm hoch. Aureng –Zeb war ein Zeitgenosse August des Starken und lebte von 1658-1707. Er regierte das Reich der Großmoguln und beherrschte den ganzen indischen Subkontinent. Die Dinglingers schafften den Hofstaat aus Illustrationen von Reisebüchern aber auch mit chinesischen, ägyptischen und antiken Motiven. Im Februar 1709 liess Dinglinger in der Frauengasse anspannen. Ein Fuhrwerk mit extrem weicher Polsterung und bester Federung sollte die wenigen 100 Meter zur Residenz zurücklegen um das Geburtstagsgeschenk, das sich Kurfürst August selbst zu machen gedachte, heil an den Hof zu bringen. Die szenische Miniatur zeigt den luxuriösen Geburtstagsempfang des indischen Großmoguls in einem barocken Traum von

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Orient. Majestätisch unter einem Baldachin thronend beobachtet Aureng-Zeb wie im Vordergrund sein stattliches Körpergewicht mit Schätzen aufgewogen wird.

Das Kunstwerk kostete 58.485 Reichstaler. Das entspricht einem Jahressold von 1000 Beamten. Die Exponate des Grünen Gewölbes wurden 1942 auf die Festung Königstein ausgelagert und entgingen so der Zerstörung im Feuersturm 1945.

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Auf Schloss Friedenstein in Thüringen gibt es noch einen Elefanten von Dinglinger.

aus dem Jahre 1710. Er ist seit 1728 in der Gothaer Kunstkammer nachweisbar.

Er ist mit Smaragden besetzt aus gegossenem Silber, teilweise vergoldet. Er wurde in derselben Form gegossen wie die Elefanten aus dem Hofstaat zu Delhi. Im Gegensatz zu den Elefanten im Grünen Gewölbe ist der Gothaer Elefant nicht emailliert. So kommt aber die detailgetreue Modellierung des Tieres sowie die feine Ziselierung der Satteldecken bestens zur Geltung.

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Laut einer Anmerkung im Inventar schenkte Magadalena Augusta das kostbare Stück Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732) zum Geburtstag.

Aus der Spätzeit Johann Melchiors stammt der Mohr mit Smaragdstufe, nämlich 1724. Dinglinger schuf ihn zusammen mit dem in Salzburg ausgebildeten Bildhauer Balthasar Permoser (1651-1732). Er ist ca. 64 cm hoch, besteht aus lackiertem Birnbaumholz, das reich mit Smaragden, Rubinen, Saphiren, Topasen, Granaten, Almandinen und Schildpatt besetzt ist. Der Mohr stellt wohl einen Indianer da, was am indianischen Körperschmuck zu erkennen ist. Smaragdstufe bezeichnet die Erdplatte, in der die Smaragde noch fest stecken.

170px-Mohr_mit_Smaragdstufe_Grünes_Gewölbe_Dresden Zwei Söhne Johann Melchiors arbeiteten in seiner Werkstatt. Sie erreichten aber beide nicht die Bedeutung des Vaters.

Georg Friedrich starb schon mit 24.12. 1720 in Dresden. Aus seiner ersten Ehe ging Georg Friedrich hervor, der in Hannover Architekt und Festungsbaumeister war, sowie eine Enkelin Sophie Friederike, die 1791 in Dresden starb und Miniaturmalerin war. Aus der 2. Ehe stammte der 1720 geborene Sebastian Heinrich, der später Juwelier in London wurde.

Johann Melchior starb am 6.3. 1731 in Dresden und Georg Christoph schließlich starb 1748.

06 Juni 2011

Reichsabtei Fulda

290px-St_Boniface_-_Baptising-Martyrdom_-_Sacramentary_of_Fulda_-_11Century Die Abtei Fulda ist ohne Bonifatius nicht denkbar. Er hat sie zwar nicht selbst gegründet. Doch geschah das auf seine Weisung hin. Er hatte Sturmi, den späteren ersten Fuldaer Abt nach Fulda geschickt, um dort ein Kloster zu gründen. Deswegen erst ein kurzer Blick auf Bonifatius. Dieser wurde um 672/673 spätestens 675 in Crediton nahe Exeter als Winfried geboren. Er wird in den Benediktinerklöstern Exeter und Nursling erzogen. In Nursling wird er im Alter von etwa 30 zum Priester geweiht. Winfried war Lehrer für Grammatik und Dichtung. 716 machte er eine erste Missionsreise zu den Friesen. Diese scheitert jedoch am Widerstand Radbods, der als ein König der Friesen zwischen 679 und 719 in Friesland herrschte. Dieser versuchte gegenüber den Franken Frieslands Eigenständigkeit zu bewahren und leistete deshalb vehementen Widerstand gegen die Missionieruns-und Christianisierungsbestrebungen der Franken. Dies zeigt aber auch klar, dass Missionierung nicht nur bedeutet hatte, das Christentum auszubreiten, sondern dass es schlicht auch eine Machtfrage war und deshalb speziell von den fränkischen Hausmeiern unterstützt wurde. Auch die vielen neuen Klostergründungen waren nicht nur Missionierungsstandorte sondern eben auch Machtzentren und wurden deshalb großzügig gefördert, sowie in Prüm, Lorsch, Fulda und vielen anderen.

Winfried kehrte noch im Herbst 716 nach Nursling zurück. Im selben Jahr starb Abt Winbert. Winfried wurde von seinen Mitbrüdern zum Nachfolger gewählt. Er nahm das Amt aber nicht an, was von seinem Bischof Daniel von Winchester akzeptiert wurde. Daniel ernannte an seiner Stelle einen Mönch namens Stephan zum Abt. Winfried aber schickte er nach Rom. Dort erhielt er am 15. Mai 719 von Papst Gregor II. (Papst von 715- 731) den Auftrag, “den ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen.” (Briefe des Bonifatius). Er erhielt vom Papst den Namen “Bonifatius”, also Wohltäter und machte sich auf zu einer zweiten Missionsreise zu den Friesen. Radbod war inzwischen gestorben und so schienen die Voraussetzungen günstiger als  bei der ersten Reise. Er arbeitete zunächst mit Willibrord, dem Gründer des luxemburgischen Klosters Echternach, zusammen. Die beiden “konnten” aber nicht miteinander und so trennten sie sich wieder. Von Willibrord hatte Bonifatius  das Wirken unter dem Schutz der Herrschenden, in seinem Fall der fränkischen Hausmeier und die Einbindung gesellschaftlicher Eliten übernommen. 722 wurde Bonifatius zum Bischof geweiht und hatte auch so die päpstliche Legitimation für sich. Er war auch vom Papst mit einem Schutzbrief versehen worden. Bonifatius zerstörte nun heidnische Heiligtümer und gründete zahlreiche Kirchen und Klöster.

220px-Bonifatius_DonareicheAls besonderes Ereignis wird das Fällen der Donareiche in Geismar bei Fritzlar in der Vita sancti Bonifatii berichtet. Kein göttlicher Blitz ist vom Himmel gefahren, um den Frevler zu strafen. Die gespannt beobachtenden Heiden waren tief beindruckt und kamen zu der Überzeugung, dass der Christengott stärker sei. Die Legende erzählt, dass die Eiche im Fallen in vier Teile gebrochen sei und ein Kreuz gebildet habe. Aus dem Holz der Eiche ließ Bonifatius eine kleine Kapelle in Fritzlar bauen. Damit demonstrierte er nicht nur die Überlegenheit des christliche Glaubens über den alten Kult, er zeigte auch das Streben nach einer neuen Ordnung. In Ohrdurff in Thüringen errichte er 723 die Zelle St. Michael und begann damit mit der Mission in Thüringen. Um 800 gehörte die Zelle zum Kloster Hersfeld. Auf der Büraburg bei Fritzlar hatte Bonifatius seine erste Basis. In Fritzlar gründete er sein erstes Benediktinerkloster in Deutschland. Seinen Schüler Wigbert, der in dem englischen Kloster Glastinbury Mönch war, setzte er zum ersten Abt in Fritzlar ein. Wigbert war in Fritzlar und Ohrdruff auch Lehrer von Lullus, der Bischof von Mainz und von Megingaud, der Bischof von Würzburg werden sollte, so wie Sturmius, den wir als ersten Abt von Fulda kennenlernen werden.

Ab 738 ordnete er die kirchlichen Verhältnisse in Bayern, Mainfranken und Thüringen. Er teilte Bayern in 4 Diözesen ein, gründete im Jahr 739 Bistümer in Regensburg, Salzburg, Freising und Passau. Er weihte Gaibald, Johannes und Erembert zu Bischöfen der ersten drei Bistümer. Im Bistum Eichstätt, das um 740 gegründet wird, wird schließlich Willibald, ein Verwandter von Bonifatius zum Bischof geweiht. Bonifatius war inzwischen zum Erzbischof ernannt worden und erhält 746 Mainz als Sitz. Unter Lullus ist es Metropolitansitz. Am fruchtbarsten ist die Mission in Bayern. Zwischen 740 und 778 werden in Bayern fast 100 Klöster gegründet. Bonifatius verliert in Bayern aber Einfluss.

747 schickt Bonifatius Sturmius nach Monte Cassino um dort die Regeln des Heiligen Benedikts zu studieren. Sturmius ist um 700 als Spross einer bayrischen Grundherrenfamilie aus der Nähe von Freising geboren. Er wurde wohl früh als “puer oblatus” einem Kloster übergeben. Oblation war urkundlich festgehalten und rechtsverbindlich. Was man Gott einmal geschenkt hat, darf nicht mehr  rückgängig gemacht werden. Wahrscheinlich begegnete Sturmius Bonifatius 719 zum ersten Mal. Er schloss sich Bonifatius an. In Fritzlar wurde er unter Abt Wigbert ausgebildet. Zu einem unsicheren Zeitpunkt wurde er dort zum Priester geweiht. 742 errichtete er eine mönchische Einsiedelei in Hersfeld. Um 744 wird er von Bonifatius beauftragt, in einem Gebiet namens Eichloha ein Kloster zu gründen. Dann kam sein Aufenthalt bei Benedikt von Nursia.

Sturmius_von_FuldaUm 754 und schon über 80 Jahre alt bricht Bonifatius nochmals zur Missionierung der Friesen auf. Warum ist unbekannt. Manches spricht dafür, dass er den Märtyrertod sterben wollte. Am 5. Juni 754 oder 755 wird bei Dokkum in Westfriesland erschlagen. Der Ragyndrudis-Codex, den er sich angeblich schützend über den Kopf hielt, ist durch Hiebe beschädigt. Er wird heute noch in Fulda gezeigt.

Die Reichsabtei Fulda

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An einer Furt  der Fulda lag vermutlich ein verfallener Herrenhof aus merowingischer Zeit. Dort sollte nach dem Willen von Bonifatius das neue Kloster entstehen. Bonifatius hatte von dem fränkischen Hausmeier Karlmann (751- 771),

Sohn  von Pippin dem Jüngeren und Bruder Karls des Großen einen geschlossenen Grundbesitz von 4 Meilen um das Kloster geschenkt bekommen, die “”Karlmann-Schenkung” Existenzgrundlage des neuen Klosters und Grundlage dafür, dass im Jahre 1752 aus dem Hochstift Fulda das Bistum Fulda werden konnte. Der aus England stammende Lullus wurde 751 von Bonifatius nach Rom geschickt. Er sollte bei Papst Zacharius (Papst von 741- 752) einige Angelegenheiten klären. Das Kloster sollte direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt werden. Mit dem Zachariasprivileg wurde Exemtion erteilt, d.h. in dem Kloster durfte kein kirchlicher Amtsträger einschließlich dem zuständigen Diözesan eigenmächtig Weihe-oder Jurisdikitionsgewalt ausüben. Damit war Fulda das erste exemte Kloster in Deutschland und vor ihm waren es in Europa nur Bobbio in Italien und Luxeuil in Frankreich, beides Gründungen von Columban.

Nach dem Tod von Bonifatius wurde der Leichnam 754 nach Mainz überführt werden. Mainzer Geistliche wollten Bonifatius in Mainz bestatten. Um dies zu verhindern reiste Sturmius von Fulda nach Mainz. Er wies auf den Wunsch des Ermordeten hin, in seinem Eigenkloster bestattet zu werden. Dem konnte sich auch das mächtige Bistum nicht widersetzen. So wurde Bonifatius vor dem Kreuzaltar der Salvatorkirche bestattet.

4e3a04e48d7bb694Nachdem der Märtyrertod  des Bonifatius bekannt geworden war, entwickelte sich Fulda rasch zu einem Wallfahrtsort. Der Kult um den Märtyrer und sein Grab brachte dem Kloster schnell Schenkungen ein. Auch das Patrozinium wurde schnell gewechselt. Wurde das Kloster 751 noch als Monasterium sancti Salvatori erscheint es 761 schon als Monasterium sancti Bonifatii. Sturmius geriet aber nun zwischen die Fronten zwischen Bayern, den Karolingern und dem Mainzer Erzbischof Lullus. Dieser begann ab 754 seinen Bischofssprengel zu erweitern. Er gliederte die Bistümer Büraburg und Erfurt in sein Bistum ein. Er wollte auch das mit Papstprivileg versehene Kloster Fulda unter seine Oberhoheit eingliedern. Dabei stand ihm ironischerweise das Privileg, das er selbst ausgehandelt hatte im Wege. Doch gelang es ihm, den Fuldaer Abt bei Pippin in Misskredit zu bringen. 763 wurde er von Pippin nach Jumièges, bis zu den Religionskriegen eines der größten Klöster Frankreichs, ins Exil verbannt. Das Kloster wurde dem Bischof von Mainz unterstellt und es musste das Zachariasprivileg herausgeben. Aber schon zwei Jahre später wurde Sturmius rehabilitiert und konnte nach Fulda zurückkehren.

Pippin starb 768. Ihm folgte sein Sohn Karl, der spätere Karl der Große nach. Sturmius hatte zu Karl sehr gute Kontakte. Er wurde mit Gesandschaften beauftragt. 773 bestätigte Karl die Rechte des Klosters. 774 stellte er unter Königsschutz und garantierte die freie Abtswahl. Fulda hatte damit den Status einer Reichsabtei.  Es erhielt ein Missionsgebiet an der Diemel und der Weser. Sturmius gründete das Stift Sankt Bonifatii in Hameln. 779 begleite Sturmius Karl auf einem Kriegszug gegen die Sachsen. Dabei erkrankte er und starb bald nach seiner Rückkehr nach Fulda, wo er begraben ist. Sein Nachfolger wurde Baugulf 779- 802. Baugulf stammte wie sein Bruder Erkanbert aus rheinfränkischem Adel und wohl im Gollachgau beheimatet. Die Gollach ist ein kleiner Nebenfluss der Tauber in der Nähe von Würzburg. Beide waren Mönche in Fulda. Baugulf wurde Abt in Fulda, sein Bruder erster Bischof von Minden (803-815). Im Juli 782 stattete Karl der Große dem Kloster in Fulda einen ersten Besuch ab. Im Jahr 784/785 erhielt Baugulf das Sendschreiben Karls “Epistula de litteris colendis”, das wahrscheinlich von Alkuin verfasst worden war. Es ermahnte zur Pflege von Wissenschaft und Bildung und warnte vor Einmischung in weltliche Rechtsgeschäfte. Es ist das früheste und eines der wichtigsten Zeugnisse für die Vorantreibung der karolingischen Bildungsreform. In Fulda setzte dies die Entwicklung einer weithin bekannten und renommierten Klosterschule in Gang. Begabte Fuldaer Klosterschüler wurden wiederum an die Hofschule Karls oder zu Alkuin nach Tours zur Weiterbildung geschickt. So wurde zum Beispiel Einhard, der Abt Baugulf aufgefallen war an die Hofschule, die Alkuin ab 782 leitete, geschickt, Hrabanus Maurus zu Alkuin nach Tours wo er seit 796 dem Martinskloster vorstand. Unter Baugulf wurde wohl mit dem Aufbau einer Klosterbibliothek begonnen, deren Bestände über den Bereich monastischen und biblischen Schrifttums hinausreichten. Unter Baugulf setzt auch die annalistische Geschichtsschreibung ein.

Das Kloster erhielt reiche Schenkungen des Adels und vor allem auch von Karl dem Großen und ließ den Grundbesitz des Kloster stark anwachsen. Das ermöglichte auch ein starkes Anwachsen der Mönchszahl. Waren es 781 noch 364 Mönche, so zählte man 825 schon 603 Mönche. Dazu kam noch die Gründung von Nebenklöstern wie Hünfeld (am 27. März 815 zum ersten Mal erwähnt) und Rasdorf (als Nebenkloster 815 erwähnt). 791 begann Baugulf mit Bauarbeiten im Kloster um der wachsenden Größe und Bedeutung des Konvents gerecht zu werden. Die Bauleitung lag bei Ratgar, Mönch im Kloster Fulda und ab 802 Nachfolger Baugulfs als Abt. Ratgar muss von einer regelrechten Bauwut besessen gewesen sein. Einhard war ja auch als Schüler an der Klosterschule Fulda und es ist sicher nicht zu viel spekuliert, wenn man annimmt, dass Einhard, der im Auftrag Karls ja viele Bauten errichte, von Ratgar einiges in Sachen Architektur erlernt hatte.

785 gab es eine Adelsverschwörung gegen Karl unter Führung des thüringischen Grafen Hardrad. Diese wurde Karl bekannt. Die Verschwörer flüchteten sich ins Kloster Fulda, wohl auch weil sie verwandtschaftliche Beziehungen zu Baugulf hatten Welche Rolle der Abt genau spielte, ist unklar. Aber die Verschwörer erhofften sich wohl Fürsprache von Baugulf bei Karl. Hardrad und die Hauptanführer wurden hingerichtet, alle Führer wurden mit der Einziehung ihrer Güter bestraft. Noch einen Konflikt hatte Baugulf auszufechten. Wie schon bei der Auseinandersetzung mit dem Bischof von Mainz ging es um das Zachariasprivileg.

Diesmal war das Bistum Würzburg und Bischof Bernwelf (Bischof von 769-794)  Gegenspieler Fuldas. Der Bischof hatte auf Fuldaer Gebiet oder sogar im Hauptkloster selbst eine Weihe vorgenomen, ohne   durch die im Privilieg vorgeschriebene Invitation des Abts oder Konvents legitimiert zu sein. Der Streit kam vor Karl. Dieser entschied zugunsten Baugulfs. Dieser Konflikt fällt wohl in das Jahr 794.Die Königsnähe brachte natürlich auch reichspolitische Anforderungen an die Abtei. Das führte auch zur Anschuldigung innerhalb des Konvents, Baugulf habe sich von den strengen Fuldaer Consuetudines dispensiert. Baugulf konnte den Konvent trotz prominenter Fürsprecher wie Alkuin nicht mehr hinter sich vereinigen. Er resignierte und legte im Juni 802 sein Amt nieder. Er zog sich in das Nebenkloster Wolfsmünster bei Hammelburg zurück, wo er am 8. Juli 815 starb. Baugulf wurde in Wolfsmünster beigesetzt. Nachfolger war Ratgar geworden, der von 802-817 regierte. Mit seinem Namen verbunden bleibt der Bau der Ratgarbasilika zwischen 791 und 819, einer doppelchörigen Anlage mit Westquerhaus. In dieser Zeit war es eine der größten Kirchen nördlich der Alpen. Außerdem fördert er begabte Mönche gezielt wie Rhabanus Maurus oder Hatto, beides später Äbte in Fulda und schickt sie zu den besten Lehrern ihrer Zeit, wie Alkuin oder Einhard. 806 sucht eine Epidemie das Kloster heim. Die Flucht junger Mönche hängt damit möglicherweise zusammen. Es werden aber auch Beschwerden laut, die sich möglicherweise gegen Ratger richten. Karl der Große lässt 809 eine Kommission unter Leitung des Mainzer Erzbischofs Richulf (787-813 Erzbischof von Mainz), untersuchen, was in Fulda eigentlich passiert. Richulf gehörte zu den führenden Repräsentanten des Reichsepiskopats und des Hofklerus. Richulf stiftet einen brüchigen Frieden. Der Schlichtungsrunde gehörte auch Bischof Wolfgar von Würzburg (809- ?831), Bischof Bernhard von Worms und Bischof Hanto von Augsburg an. Die Tatsache, dass der Würzburger Bischof der Komission angehörte, dürfte dazu beigetragen haben, das gespannte Verhältnis zwischen der Abtei Fulda und dem Bistum Würzburg zu entkrampfen. Im Vertrag von Retzbach vom 27. Mai 815 verglichen sich die beiden Parteien, dass die auf dem Gebiet des Bistum Würzburg liegenden Fuldaer Besitzungen ihren Zehnten nach Fulda zu entrichten hatten. Damit wurden aber auch alle weiteren Ansprüche Fuldas zurückgewiesen. Die 809 von der Schlichtungsrunde erreichte Pause hielt nicht lange an. Schon 812 und nochmals 816 kam es zur offenen Rebellion gegen Abt Ratgar. Das ehrgeizige Bauprogramm des Abtes hatte zur Herabsetzung der Versorgung der Mönche und der Aufwendung für die Armenpflege und Gastfreundschaft geführt. Die Studien wurden eingeschränkt und bei der Aufnahme neuer Brüder dominierten wirtschaftliche Kriterien. Das hatte den Konvent stark strapaziert. Dazu kam wohl die kompromisslose Härte und auch die mangelnde Kooperationsbereitschaft Abt Ratgars. An der Spitze der Protestierenden stand wohl Eigil, der spätere Nachfolger von Abt Ratgar. Eigil war Schüler und Neffe des Gründerabts Sturmius. Er zählte wohl auch zu den Verfassern des “Supplex Libellus” (Bittbüchlein), einen gegen Abt Ratgar gerichteter Beschwerdebrief, der 812 Karl dem Großen und in einer erweiterten Fassung 817 Ludwig dem Frommen vorgelegt wurde. Dieser Beschwerdebrief ist erhalten und stellt heute einen wichtigen Quellentext zur Geschichte der monastischen Reformbewegung des Benedikt von Aniane dar. 816 verlässt eine Gruppe von Mönchen das Kloster. Natürlich schaltet sich auch der Kaiser ein. Zwei Missi Ludwig des Frommen werden eingesetzt, die Möchen Aaron und Adalfrid aus dem Umfeld Benedikts von Aniane. Sie verwalten das Kloster für ein Jahr und führen die Klosterreform in Fulda durch. Ratgar wird 817 abgesetzt und verbannt. Eigil ist um 750 geboren und stammte aus bayrischem Adel. Er war wohl schon als Kind seinem Onkel Sturmius als puer oblatus übergeben worden. Nach langen und erbitterten Auseinandersetzungen wurde er 818 als Nachfolger Ratgars gewählt, dessen Hautgegner er ja gewesen war. Die Reform hatte er als neue Grundlage zu akzeptieren. Er folgte ihr später aber nicht in allen Dingen. Er hörte auf den Rat seiner Mitbrüder in allen wichtigen Fragen und er konnte die Einheit des zerstrittenen Konvents wieder herstellen. Seine Kompromissbereitschaft zeigte sich auch darin, dass er sich für die Begnadigung seines Vorgängers einsetzte und die Rückkehr in das Fuldaer Nebenkloster Frauenberg ermöglichte. Ihm gelang die Versöhnung der an dem Ideal eines asketischen Einsamkeitskloster festhaltenden Traditionalisten und der Mönche, die der karolingischen Renaissance in Bildung, Kunst und Kultur offen gegenüberstanden. Er verfasste die Biographie des Gründerabts, die “Vita sturmi primi abbatis et fundatoris Fuldensis coenobii”. Damit wurde er der Begründer der Fuldaer Vitenreihe, die die ersten 5 Fuldaer Äbte und die Fuldaer Heiligen Bonifatius und Lioba umfasst. Eigil hat wahrscheinlich den Leiter der Fuldaer Klosterschule zum Propst eingesetzt und damit zu seinem präsumptiven Nachfolger erkoren. Nach dem Vorbild Benedikts von Nursia soll er sein Grab mit seinen eigenen Händen geschaufelt haben. Er starb 822 hochbetagt. Seine Biographie wurde um 840 von dem Mönch Brun  Candidus von Fulda verfasst.

fef241b19df7e24a822 folgte ihm Rabanus Maurus als 5. Abt. Rabanus wurde um 780 als Sohn adeliger Eltern in Mainz geboren. Schon um 788 besuchte er die Klosterschule in Fulda, die aber ihren großen Ruhm  erst unter Rabanus selbst erlangte. Danach studierte bei Alkuin, dem Berater Karls des Großen. Alkuin gab Rabanus den Beinamen  Maurus wie Benedikt seinem Lieblingsschüler. Als Alkuin von Karl dem Großen nach St. Martin in Tours berufen wurde, folgte ihm Rabanus an die größte und berühmteste Klosterschule ihrer Zeit. 804 kam Rabanus nach Fulda zurück. Er wurde dort zum Diakon geweiht und Leiter der Klosterschule. Unter ihm wurde Fulda zum geistigen Zentrum des ostfränkischen Reiches. Er zog viele Schüler aus dem ganzen ostfränkischen Reich an, wie z. B. Walafrid Strabo, der 839 Abt des Kloster Reichenaus wurde. Er verfasste die Visio Wettini, mittelalterliche Jenseitsvisionen in lateinischen Hexametern, oder den “Hortulus” das bekannteste botanische Werk des Mittelalters. Dann war da Otfrid von Weisenburg, berühmtester Mönch aus dem elsässischen Kloster, der dort seine Evangelienharmonie schrieb, die er Ludwig dem Frommen widmete oder Ermenrich von Ellwangen, der später Bischof in Passau wurde, Gottschalk von Orbais

oder Lupus von Ferrière, der sich intensiv mit antiken Autoren beschäftigte. Er verfasste “Das Lob des Kreuzes”, oder die aus 22 Bänden bestehende Enzyklopädie “De universo”. 819 erschien sein dreibändiges Werk “De institutione clericorum”, was ihn eben auch als Lehrer ausweist. Mit seinem Namen verbunden ist auch der Pfingsthymnus “Veni creator spiritus”, der nicht wie früher angenommen  von ihm verfasst, aber doch überliefert worden ist. Rabanus war einer der großen abendländischen Gelehrten und man hat ihm den Ehrennamen “Praeceptor Germaniae verliehen. Am 15. Juni 822 wurde er zum Abt gewählt, ein Amt, das er 20 Jahre ausübte. Er vergrößerte die Klosterbibliothek und baute die Klosterschule aus. Die Klosterbibliothek umfasste unter Rabanus etwa 2000 Handschriften, darunter auch Abschriften mehrerer seltener antiker Werke, unter anderem Tacitus, Frontinus uns Ammianus Marcellinus.  Um 830 entsteht im Kloster Fulda die Abschrift des Hildebrandslieds, ein kostbares Zeugnis der althochdeutschen Literatur.

Er ließ etwa 30 Kirchen und Kapellen errichten und kümmerte sich auch um die seelsorgerliche Betreuung der Bauern.

34850-aDoch auch Rabanus wird in die politischen Querelen seiner Zeit verstrickt. Ludwig der Fromme war zweimal entmachtet worden. 837 zeichnete sich die Reichsteilung ab. Rabanus war ein Verfechter der Reichseinheit, die sich für ihn aus der Einheit des Menschengeschlechts ergab. Deshalb stellte er sich auf die Seite Ludwigs des Frommen. Als dieser 740 plötzlich verstarb trat er für Lothar als Reichserben ein. Nun zerbrach das Reich doch und der Ostteil fiel an Ludwig den Deutschen. Das erschütterte das Ansehen von Rabanus etwas. Noch vor dem Vertrag von Verdun 843 wählte das Kloster Fulda einen neuen Abt. Das der Mönchskonvent nicht leicht zu regieren war, zeigte sich ja schon bei den Vorgängern von Rabanus Baugulf und Ratgar, die ja auch beide zum Amtsverzicht gebracht worden waren. Und so ist auch nicht klar, ob Rabanus zum Amtsverzicht gezwungen wurde oder ob er freiwillig zurücktrat. In seiner Amtszeit hatte Rabanus den Antrag gestellt, dass dem Kloster Fulda Wahlfreiheit zugestanden wurde. Das heißt der Konvent kann seien Vorsteher unter sich aussuchen und wählen.Ludwig der Deutsche erteilte dieses Privileg am 5. Februar 834. Das erste Mal war das bei der Wahl   Hatto I. (842-856) der Fall. Der bisherige Klosterpropst wurde Nachfolger von Rabanus. dieser zog sich als Privatgelehrter auf den Petersberg bei Fulda zurück. Dort hatte Rabanus 836 ein Benediktinerkloster geweiht. Bereits 845 traf sich Rabanus in Rasdorf, seit 815 Fuldaer Nebenkloster, mit Ludwig dem Deutschen und versöhnte sich mit ihm. 847 erhob ihn Ludwig zum Erzbischof von Mainz, der damals größten Kirchenprovinz des ostfränkischen Reiches. Auch als Oberhirte war er sehr tatkräftig. In seiner Amtszeit fanden drei Synoden statt. Bei einer Hungersnot 850 erwarb er sich große Achtung. 856 starb er in Winkel. Dort steht das “Graue Haus” in dem Rabanus  300 Hungernde gespeist haben soll und das er bewohnt hatte. Es ist angeblich das älteste Steinhaus Deutschlands. Er ist im Stift St. Alban vor Mainz beigesetzt. Seine Bücher hatte er den Abteien St. Alban und Fulda vermacht.

Auf Abt Hatto folgte Thioto, der von 856-869 Fuldaer Abt war. Schon am Anfang seiner Amtszeit war er im Auftrag König Ludwigs in Rom, wo er Ludwigs Neffen, der als römischer Kaiser dort war und Papst Nikolaus I.  (Papst von 858- 867) aufsuchte, um seinen Einmarsch ins Westreich zu rechtfertigen. Wie die Annales fuldenses berichten, verlief die Gesandtschaft erfolgreich. 10 Jahre später wurde Thioto als Abt allerdings abgesetzt weil er Ludwig beleidigt hatte. Thioto starb 871.

Sein Nachfolger wurde Abt Sigihart (859-891). 871 wurde er von Ludwig zusammen mit Bischof Arno von Würzburg (855-892) unter Karlmann zum Kampf gegen die Mährer geschickt. Er hatte wie alle Fuldaer Äbte auch einen guten Draht nach Rom. Im Oktober 875 war er in Rom und sprach mit Papst Johannes VIII. (Papst von 872-882). Da Sigihart im Juni 875 Ludwig in Frankfurt traf und im Mai 876 in Ingelheim, kann man annehmen, dass dies im Auftrag Ludwigs geschah und er nach seiner Romreise in Ingelheim den König traf, um Bericht zu erstatten. Insgesamt war Sigihart mindestens 15 Mal beim König oder im Dienst des Königs unterwegs. Dreimal hatte das Kloster in seiner Amtszeit Königsbesuch. Dass Ludwig den Wert des Klosters wohl schätzte zeigt, dass er 9 Urkunden für Fulda in seiner Regierungszeit ausstellte. Ähnlich große Wertschätzung erfuhr Lorsch mit sieben Urkunden. 3 Monate vor seinem Tod entschied er noch einen Streit zwischen dem Bistum Mainz und Fulda, wo es um Zehntansprüche in Thüringen ging, zugunsten Fuldas. Arnulf von Kärnten, der dritte König nach Ludwig veranlasste Sigihart allerdings zu Rücktritt. Nachfolger Sigiharts wird Huoggi 891-915, der vorher Propst war. Er hatte dem Kloster Gebeine von Märtyrern erstanden, unter anderem der

heiligen Flora, und ihr zu Ehren auf dem Florenberg nahe Fulda eine Kirche errichtet.

897 war König Arnulf in Fulda. Bei diesem Anlass schenkte er dem Kloster das Cadmug-Evangeliar des heiligen Bonifatius, das war ein Taschenevangeliar für wandernde Missionare. Diese wurden im 8. Jahrhundert in großer Zahl hergestellt.

Der nächste “hohe” Besuch fand 912 statt. Konrad I. (König von 911-918) weilte in Fulda. Konrad war auf Arnulf gefolgt, stammte aus der Familie der seit Mitte des 9. Jahrhunderts nachweisbaren Konradiner, deren Kernlandschaft im Rhein-Lahn- Maingebiets lag. Da es ihm nicht gelang, eine neue Königsdynastie zu gründen, bildet seine Herrschaft den Übergang von den Karolingern zu den Ottonen. In einer Urkunde vom 12. April 912 bestätigt er dem Kloster Fulda die Immunität, den Zehntbezug von den eigenen Gütern und das Wahlrecht. Der Nachfolger von Huoggi Helmfried bringt es nur auf zwei Amtsjahre. Er ist 915/916 Abt. In seiner Regierungszeit wird die Klostermauer vollendet, was in der Zeit der Ungarneinfälle sicher von großer Bedeutung war. Schon Abt Huoggi hatte Kirchen in der Umgebung Fuldas befestigen lassen und trug so zur Abwehr bei. Helmfried läßt auch ein wertvolles Kreuz für die Klosterkirche herstellen.

Abt Haicho (917-923) erhält von Papst  Johannes X. (Papst von 914-928)  im  September 917 die Exemtion für das Kloster Fulda mit des Rechts der Altarkonsekration, das dem Diözesanbischof zusteht, er verbietet die Feier des Hochamtes ohne Erlaubnis des Abtes, bestätigt die Klosterbesitzungen und verpflichtet den Papst zum Bericht über die Klosterdisziplin nach Rom. Er verbietet die Verleihung von Klostergütern. Ein Jahr nach Amtsantritt Haichos stirbt König Konrad I.918 in  Weilburg. auf seinen Wunsch wird sein Leichnam nach Fulda gebracht und vor dem Kreuzaltar der alten Stiftskirche bestattet. Die Lage seines Grabes ist heute nicht mehr genau auszumachen. Nur eine Gedenktafel im hinteren Zwischenjoch des linken Seitenschiffs weist auf ihn hin.

Haichos Nachfolger wird der aus einem unbekannten fränkischen Geschlecht stammende Hiltibert. Er war Mönch in Fulda und wird 923 Abt. 927 wird er zum Erzbischof von Mainz erhoben. Als solcher nimmt er 936 die Salbung und Krönung Ottos I. vor. Auf Hiltibert folgt Hadamar (927-956) als Abt. Im Mai 936 verleiht Papst Leo VII. (936-939) dem Abt Hadamar  ein gleichlautendes Privileg, das Abt Haicho im Jahre 917 von Papst Johannes X. erhalten hat. 937 wurde das Kloster von einem Blitzschlag getroffen. Große Teile des Klosters und der Basilika werden Opfer der Flammen. Unter Abt Hadamar erfolgte der Wiederaufbau. Er ließ möglicherweise seitlich der Ostapsis zwei weitere Türme bauen. Ca. 970 entsteht ein großzügiges Ostatrium und über dem Osteingang eine doppelchörige Kapelle.

Im Jahr 940 bestätigt Otto dem Hadamar die Schenkungen des König Ludwigs dem Deutschen. Außerdem verbietet er es jedermann, auf dem Gebiet des Stiftes, Städte oder Befestigungen anzulegen, dort Zoll oder Münzbann zu errichten.

948 wird die wiederaufgebaute Kirche in Anwesenheit Ottos vom päpstlichen Legaten Marinus geweiht.

Ein Jahr vor seinem Tod wird Hadamar von Otto zu Papst 955 nach Rom zum Papst geschickt. Er bewirkte bei Agapet II. (Papst von 946-955) für Otto die Erlaubnis, Bistümer nach Belieben gründen zu dürfen. Hadamar starb 956. Sein Nachfolger

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wurde Hatto II. (956-968). Als 968 der Erzbischof von Mainz Wilhelm (Bischof von 954-968) verstarb, wurde Abt Hatto zum Nachfolger Wilhelms auf dem Bischofstuhl von Mainz. Obwohl der verstorbene Bischof ein Sohn Ottos war, er war aus einer Verbindung mit einer wendischen Vornehmen entsprungen, stand er doch Ottos Plänen für die Gründung des neuen Bistums Magdeburg ablehnend gegenüber. Mit seinem Tod konnte Otto seine Magdeburger Pläne weiter verfolgen. Vor der Investitur Hattos gab dieser die Zustimmung, dass die bisherigen Mainzer Diözesen Brandenburg und Havelberg dem neuen Erzbistum Magdeburg unterstellt wurden.

Nach einer Legende soll Hatto den Binger Mäuseturm erbauen lassen haben. Er soll bei einer Hungersnot den Armen gegenüber äußerst hartherzig gewesen sein. Die weiterbettelnden Hungernden sollen in eine Scheuer gesperrt worden sein. Die Schreie der Sterbenden soll er höhnisch mit den Worten “Hört ihr die Kornmäuslein pfeifen?” kommentiert haben In diesem Moment kamen  Tausende Mäuse aus allen Ecken gekrochen. Seine Bediensteten flohen entsetzt. Der Bischof setzte sich in ein Boot und fuhr rheinabwärts, wie er glaubte, in Sicherheit. Doch die Mäuse folgten ihm und fraßen ihn bei lebendigem Leib auf. Im 19. Jahrhundert wird die Sage zunehmend auf Hatto I. übertragen. Zurück von der Sage zu den historischen Fakten. Nachfolger Hattos auf dem Abtstuhl wurde Werinher (968-982 – gestorben auf einer Romreise). Er konnte seine Amtszeit gleich mit einem großen Erfolg beginnen. Am 8. November 969 verleiht Papst Johannes XIII. (Papst von 965-972) in Rom  Abt Werinher gemäß dem Zachariasprivileg von 751  die Exemtion seines Klosters, bestätigt die Besitzungen des Klosters und wie schon seinen Vorgängern verbietet er die Feier des Hochamtes ohne Erlaubnis des Abtes und das ist jetzt neu: auf Wunsch des Kaisers verleiht er dem Abt den Primat vor allen anderen Äbten Galliens und Germaniens. Abt Hatto III. wird  25 Jahre später noch eine kleine Steigerung erreichen.

Seit Karls erstem Besuch in Fulda 782 besuchten bis zur Stauferzeit praktisch alle  Könige Fulda. In einer königlichen Pfalz (heute die Umgebung von Bonifatiusplatz und Stadtschloss) hielten sie Hof-und Fürstentage ab. 973 wird die königliche Pfalz neu erbaut und die erste Marktkirche entsteht. 982 unternimmt Otto II. einen Feldzug nach Süditalien zum Kampf gegen die Sarazenen. 2100 Panzerreiter. 80 % des Kontingents wird von geistlichen Institutionen gestellt. Auch Abt Werinher ist im Gefolge Ottos. Am Kap Colonna kommt es am 15. Juli 982 zur Schlacht.  Zunächst sind die kaiserlichen Truppen erfolgreich. Als sie bei der Plünderung der Gefallenen ein, greifen die Sarazenen nochmals an und reiben die kaiserlichen Truppen auf. Otto kann sich mit Mühe nur schwimmend retten. Herzog Otto von Schwaben aber auch Abt Werinher werden verwundet und sterben kurz später wohl an den Verletzungsfolgen. Aber auch Otto stirbt nur ein Jahr später mit 28 nur Jahren. Otto ist der einzige deutsche Herrscher, der in Rom bestattet ist.

Werinhers Nachfolger wird Branthoh I. (982-991) Am 2. Juli 985 bestätigt ihm Kaiser Otto III. mit einer in Frankfurt ausgestellten Urkunde die neuerliche Verleihung der Immunität für das Klosters, wobei wohl eine nicht erhaltene Urkunde Karls des Großen als Vorlage gedient hat. Da Otto zu der Zeit noch nicht volljährig war, dürfte die Urkunde wohl im Auftrag der Kaisermutter Theophanu ausgestellt worden sein. In der Urkunde wird ja auch gesagt “aus Zuneigung zu seiner Mutter Theophanu und auf Intervention des Erzbischofs Wiiligis und des Bischofs Hildibald von Worms”.  Auf Branhoh I. folgt 991 Hatto III. (991-997). Hatto III. war wohl auch auf dem Reichstag in Solingen dabei, auf dem Otto 14 Jahre alt geworden war und somit nach Vorstellung der Zeit als volljährig galt und auf dem Reichstag auch für volljährig erklärt wurde. Der junge Regent beauftragte nun Hatto, Papst Johannes XV. die Reichstagsbeschlüsse zur Kenntnis zu bringen. Hatto fehlte bis dahin noch die kirchliche Weihe. Johannes XV. (Papst von 985-996)vollzog dies dann im Oktober 994 in Rom und bestätigte ihm wie schon Johannes XIII. 969 die Privilegien. Außerdem erhielt Hatto die Erlaubnis, beim Gottesdienst Kardinalsornat zu tragen. Somit war Hatto der erste Fuldaer Abt, der vom Papst geweiht worden war. Außerdem stand er von allen Äbten des römisch-deutschen Reiches an erster Stelle. Abt Hatto kehrte 996 nach Fulda zurück. Er starb aber schon 997. Sein Nachfolger wurde Erkanbald. Dieser stammte aus der Familie der Grafen von Ölsburg und wurde 997 Abt von Fulda. Er war Verwandter des Bernward von Hildesheim (Bischof von Hildesheim von 993-1022),

der in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt wird. Aus seiner Zeit stammt das Bernwardskreuz und die Tür des Hildesheimer Doms. 1011 wurde er zum Mainzer Erzbischof berufen und blieb das bis zu seinem Tod 1021. Er war kein großer Kirchenfürst, galt aber auch schon als Abt von Fulda als treuer Gefolgsmann von Heinrich II.

Mit seiner Urkunde vom 31.12.991 bestätigt Papst Silvester II. (Papst von 999-1003) alle bisherigen Rechte des Klosters Fulda, verleiht wieder den Primat in Deutschland, reserviert dem Papst das Gericht über den Abt und erlaubt dem Abt die Appellation nach Rom. Er verleiht Immunität, Exemtion und gewährt das Zehntrecht. Außerdem verpflichtet er zur Einholung der Abtweihe in Rom. Damit hatten die Fuldaer Äbte das Höchstmaß an Selbstständigkeit gegenüber allen weltlichen und kirchlichen Instanzen in Deutschland.

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Nachdem Erkanbald in Mainz zum Erzbischof erhoben wurde, wählte der Konvent den bisherigen Propst zum Abt, der als Abt Brantho II. nur bis1113 regierte. Am Anfang scheint er noch in gutem Einvernehmen mit König Heinrich II. (König ab 1002, römisch-deutscher Kaiser von 1014-1024). Möglicherweise Heinrich  auf Anweisung seines Vorgängers Otto II. an der Domschule in Hildesheim zum geistlichen Stand ausgebildet worden. Auf diese Weise wollte Otto den Sohn seines heftigsten Gegners Heinrich des Zänkers von jeglicher Teilhabe an der Reichsgewalt ausschließen. Im Laufe seiner Ausbildung wurde er von Adalbert von Magdeburg, Wolfgang, Bischof von Regensburg und Abt Ramwold von der Abtei St. Emmeran in Regensburg unterwiesen, alles ausgewiesene Befürworter der Klosterreform von Gorze. In Deutschland war seit 951 Lorsch zum Zentrum der Reform ausgebildet worden. Es wundert also nicht, dass Heinrich die Reform kräftig unterstützte. Am 29.  Dezember 1012 schenkt er auf Bitten Branthos dem Kloster noch den rund um das Kloster gelegenen Königsforst. Im Sommer 1013 setzt er den rechtmäßig gewählten Abt einfach ab, weil dieser die Reform nicht stützte und säkularisiert einige Fuldaer Besitzungen.  Dafür setzt er den Lorscher Abt Poppo (1013-1018) ein, der weiterhin in Lorsch Abt blieb.

Als Konsequenz aus dieser Aktion verließen viele Fuldaer Mönche das Kloster. Brantho wurde 1023 Bischof von Halberstadt und blieb das bis 1036. Die Aktion Heinrichs gegen Abt Brantho erfuhr zu mindestens keinen Widerstand durch Branthos Vorgänger Erkanbald, mittlerweile Mainzer Erzbischof.

Abt Poppo stirbt am 27. April 1018 Amorbach war 990 bis 1000 von Lorsch im Sinne Gorzes reformiert worden. Als Poppo starb, brachte Heinrich den Amorbacher Reformabt Richard, der dort seit 1012 Abt war, ins Spiel. Er wurde dann auch gewählt und war von 1018-1039 in Personalunion Abt von Amorbach und Fulda.

Am 1. Juli 1019 verleiht Kaiser Heinrich in Köln dem Kloster  Fulda  unter Abt Richard auf Intervention Königin Kunigundes Münz und Marktrecht in Fulda und dem zugehörigen Zoll sowie der Marktgerechtigkeit. Damit entwickelt sich die Siedlung um die Abtei zur Stadt. Als solche (civitas) wird sie 1114 erstmalig erwähnt. Im Mai 1020 weilt Papst Benedikt VIII. (1012-1024) in Deutschland und weiht am 6. Mai 1020 den Bamberger Dom. Aus diesem Anlass ist er am 1. Mai 1020 zusammen mit Heinrich II. in Fulda. Auf dem Neuenberg bei Fulda gründet Richard 1023 das Nebenkloster St. Andreas. Als Abt Richard 1039 stirbt, wird er in der Kirche von Neuenberg bestattet. Es ist das einzige noch erhaltene Abtsgrab in Fulda. Im 12 Jahrhundert setzte ein wirtschaftliche Niedergang des Klosters ein. Erst Abt Markward I. stoppte diesen Niedergang. Er war im Kloster St. Michael auf dem Berg erzogen worden und war dann seit etwa 1142 Abt der Benediktinerabtei Deggingen. Von 1150-1165 war er Abt in Fulda. Er restituierte verlorengegangene Rechtstitel des Klosters, er sicherte  die Bausubstanz des Klosters, z. B. errichtete er den 1120 eingestürzten Südturm der Ratgarbasilika er sorgte für eine funktionierende Wasserversorgung innerhalb des Klosters. Er umgab die Stadt Fulda mit “sehr starken Mauern”, Dämmen und Toren. Er sicherte das klostereigene Land mit Burgen. Er ging militärisch gegen das um sich greifende Raubrittertum vor.

Dies vermerkt er in den “Gesta Marcuardi”, seinem Rechenschaftsbericht. Allerdings griff er auch zur Urkundenfälschung, damals durchaus üblich. Der Fuldaer Mönch fasste Fuldaer Besitztum im “Codex Eberhardi “ zusammen und “frisierte” wohl viele Urkunden zugunsten der Abtei. Seinen größten Tag hatte Abt Markward  am 22. März 1157. Da fand in Fulda ein großer Reichstag Friedrich Barbarossas statt. Der wiederhergestellte Teil der Basilika wurde im Beisein des Kaisers neu geweiht. 1158 begleitet er den Kaiser auf seinem Italienfeldzug. Da er 1165 der papstfeindlichen Politik Barbarossas nicht mehr folgt, wird er seines Amtes enthoben und auf die Propstei St. Andreas am Neuenberg abgeschoben. Er stirbt am 23. Juli 1168 in Bischofsheim und wird in Fulda beerdigt. Kuno (1217-1221) ist der letzte Fuldaer Abt. Er war gleichzeitig Ellwanger Abt, das schon 1215 zur Fürstabtei erhoben wurde. Kuno spielte in der Reichspolitik eine Rolle. Er war an der Spitze einer Delegation beim Papst um die Kaiserkrönung Friedrichs II. vorzubereiten. Die Kaiserkrönung erfolgt 1220 und 1220 wird Fulda Fürstabtei. Der Fuldaer Abt wird Reichsfürst und hat die Landeshoheit. Man kann da wohl einen Zusammenhang mit der Tätigkeit Kunos und der  Erhebung in den Fürstenstand durch Friederich sehen. Auf Abt Kuno folgt mit Konrad von Malkos (1222-1249) der erste Fürstabt.

Am Weihnachtstag 1235 brennt in Fulda eine Mühle ab. In Abwesenheit der Eltern verbrennen dabei 5 Buben. Daraufhin werden zwei Juden beschuldigt. Wahrscheinlich unter Folter gestehen sie, dass sie das Blut unschuldiger Kinder für magische Zwecke gebraucht hätten. Das ist der erste Fall bei dem man von einer Ritualmordbeschuldigung sprechen kann. Kurz nach der Anklage fand in Fulda ein Pogrom statt, wobei über 30 jüdische Bürger erschlagen wurden. Die Kinderleichen wurden nach Hagenau gebracht, wo sich Kaiser Friedirch II. in der dortigen Pfalz aufhielt. Man erwartete eine Bestrafung der Juden im Reich für diese entsetzlichen Bräuche. Der Kaiser ließ die Juden aber nach der Zahlung großer Summen straflos nachdem er erst die anwesenden Fürsten befragt und dann Sachverständige, nämlich getaufte Juden, von benachbarten Königen angefordert hatte. “Es lasse sich nach Aussage der erfahrensten und gelehrtesten Männer nicht feststellen, dass die Juden zur Feier ihres Passahfestes Christenblut nötig hätten. Im Juli 1236 wurden in Augsburg die Juden Fuldas und des ganzen Reiches von den anwesenden Fürsten freigesprochen. Gleichzeitig nimmt sie Friedrich II. in seine Kammerknechtschaft auf. Einerseits genossen die Juden so einen besonderen Schutz, andrerseits konnte sie der Kaiser auch mit besonderen Steuern belegen.

Die Juden und Fulda, das wird auch 100 Jahre später ein Thema bleiben.

fulda-o-dom-7 Der zweite Fürstabt Fuldas, Heinrich von Erthal stammte aus dem alten fränkischen Geschlecht derer von Erthal mit dem Stammsitz Untererthal, heute ein Stadtteil von Hammelburg. Er war erst Stiftsdekan und wurde 1249 zum Fürstabt von Fulda gewählt. Von 1252-1254 und dann wieder von 1258-1261 verwaltete er die Abtei Hersfeld mit. Er kämpfte gegen das Raubrittertum und scheint auch sonst ziemlich streitbar gewesen zu sein. Mit dem Klostervogt, dem Grafen  Berthold von Ziegenhain stritt er um die Vorherrschaft. In seine Amtszeit fallen der Bau oder die Erneuerung der Burg Biberstein und außerdem die Stadtbefestigungen von Brückenau, Hammelburg und Herbstein. Wegen der Befestigung Hammelburgs war von seinem Vorgänger eine Fehde zwischen Fulda und Würzburg ausgetragen worden. 1259 verkaufte er die Stadt Hameln an Bischof Wittekind von Minden in der die Abtei ja seit dem ersten Abt begütert war und in der Fulda im 12. und 13. Jahrhundert die Stadthoheit hatte. Nach dem Tod Heinrichs wurde Bertho II. von Leibolz zum Abt gewählt. Er war zwar klein von Gestalt, weswegen er auch “Fingerhut” genannt wurde aber trotzdem sehr tatkräftig. Seine Abtszeit (1261-1271) fällt in die Zeit des Interregnums (1245-1273) In dieser Zeit herrschte das Fehdewesen. Auch versuchten untergebene Ritter und Dienstleute mehr Unabhängigkeit vom Stift zu erreichen. Er verbündete sich auch mit dem Landgrafen Heinrich von Thüringen gegen die Raubritter, die nicht einmal davor zurückgeschreckt waren, Jakobspilger zu überfallen und auszurauben. Er befestigte weitere Städte im Umland von Fulda wie Breitenbach bei Hersfeld, Geisa in der thüringischen Rhön und Lauterbach im Vogelsberg. Er eroberte und zerstörte 15 Burgen seiner Gegner zwischen Rhön und Vogelsberg. Am 18. März 1271 aber wurde Bertho während der Messfeier niedergeschlagen und getötet. Die Mörder

300px-Ermordung_abt_berthoII_fuldaüberlebten die Tat allerdings nicht lange. Sein Nachfolger Bertho III. von Mackenzell lässt die Mörder aufspüren. In der romanischen Wehrkirche von Kirchhasel werden sie erschlagen. Die beiden überlebenden Brüder Heinrich und Albert von Ebersberg werden auf Anordnung Rudolf von Habsburgs 1274 in Frankfurt öffentlich gerädert. Ansonsten war der Abt wohl schwach und untätig. Der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein übernimmt die Verwaltung der Abtei bis 1274. Nun wird Bertho IV. von Biembach (1274-1286) neuer Fürstabt. Vor seiner Wahl war er Stiftsdekan. Auch seine Amtszeit wird noch geprägt durch das Vorgehen gegen das Raubrittertum. Er zerstörte 5 Burgen im hessisch-thüringischen Raum 1282 lag das Stift dann in Fehde mit dem Bistum Würzburg. Es ging um das Grenzgebiet. Bei der Schlichtung einigte sich der Abt dann mit Bischof Berthold von Würzburg (1274-1287) die Burg der Herren von Eberstein abzubrechen und die in Brand bei Hilders liegende Burg neu zu befestigen. Um die Finanzen des Klosters scheint es aber nicht besonders gut bestellt gewesen zu sein, denn am 5. November 1282 übertrug aber Rudolf von Habsburg in Mainz “auf dringendes Ansuchen von Abt und Konvent, sowie der Edeln, Ministerialen,Burgmannen und Bürger von Fulda für sechs Jahre die weltliche Verwaltung des ganz zerrütteten und verarmten Kloster Fulda und trifft Bestimmungen über den Unterhalt des Abtes und der Brüder, über die Kompetenz des Grafen Eberhard, Verhütung der Verschleuderung des Klostergutes und Herstellung der Klosterzucht. Abt und Kloster gelobten vor dem König die Einhaltung dieser Bestimmungen. Als Zeugen traten auf Bischof Heinrich von Basel, die Grafen Gottfried von Sain, Johann von Sponheim, Burchard von Hohenberg und Heinrich von Weilnau. Graf Eberhard von Katzenellenbogen war seit 1275 im Dienste Rudolfs von Habsburg und eine wichtige Stütze der Reichspolitik am Rhein.

Er war Reichslandvogt am Rhein und in Oberschwaben. Er war erfolgreich bei der Reichsgutverwaltung und Wahrung und mit vielen königlichen Spezialmandaten ausgestattet, wie z. B. hier in Fulda.

Auf Bertho IV. von Biembach folgte Fürstabt Markward II. von Bickenbach (1286-1288), wie Bertho vor seiner Wahl Stiftsdekan. Am Tag nach seiner Abtsweihe brennt die Stiftskirche ab. Die Reliquien der Heiligen Bonifatius und Sturmius konnten aber gerettet werden. Die Familie von Bickenbach war ein mitteldeutsches Rittergeschlecht mit Besitzungen im Odenwald und Steigerwald. Er zerstört die Burg Steinau und erwirbt die Burgen Fischberg und Neidhartshausen. 1288 stirbt er, angeblich durch Gift.

Sein Nachfolger wurde Graf Heinrich V. von Weilnau. Seine Familie hatte sich aus der Familie von Diez abgespalten und war überwiegend in der Wetterau begütert.

Er verstand sein Amt eher politisch. Er war Berater der Könige Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I. von Österreichs sowie Heinrich VII: von Luxemburg. Er ließ die unter Markward abgebrannte Stiftskirche wieder erbauen. Zwischen 1294 und 1312 ließ er zwischen Stiftsgebiet und Stadt eine Abtsburg errichten und residierte außerhalb des Klosters. An der Stelle der alten Abtsburg steht heute das Stadtschloß. Er eroberte die Burgen Ebersberg, Ürzell bei Steinau an der Straße, Poppenhausen und Geisa. Auch war er in Fehden verwickelt mit den Herren von Buchenau und Riedesel und auch dem Landgrafen von Hessen mit dem Bertho II. noch im Kampf gegen die Raubritter verbündet war. 1293 beruft Heinrich ein Generalkapitel aller Benediktineräbte nach Fulda ein.

War die Zwangsverwaltung für Fulda schon ein deutlich sichtbares Zeichen des Niedergangs, so war es auch die Zahl der Mönche. 825 lebten 603 Mönche im Kloster, unter Fürstabt Heinrich waren es um 1300 gerade noch 58. Allerdings haben auch die Klöster Lorsch oder Reichenau eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen. Im 8. und 9. Jahrhundert sind es blühende Klöster mit großen kulturellen Leistungen, berühmten Namen und sie spielen im Reich eine gewichtige Rolle. Im 13. Jahrhundert kämpfen sie buchstäblich ums Überleben.

Nur drei Jahre regierte der vormalige kaiserliche Kaplan Fürstabt Eberhard von Rotenstein (1313-1315). Nach der Doppelwahl 1314 von Philipp des Schönen und Ludwig dem Bayern kam es zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten um den Königsthron, die erst durch die Schlacht bei Mühldorf 1322 beendet wurde. Der Fuldaer Abt stand auf Seiten Ludwigs.

Sein Nachfolger wurde Heinrich VI. von Hohenberg (1313-1315). Er war vorher Propst in Holzkirchen. Das Benediktinerkloster Holzkirchen ist nach 748 auf Anregung von Papst Zacharias, den wir schon aus dem Zachariasprivileg kennen, von fränkischen Adligen gegründet worden. Schon 775 tradierte Karl der Große das Kloster im Aalbachtal an die Reichsabtei Fulda. Was bei dem neuen Fürstabt ins Auge fällt, ist sein enormer Kapitalhunger. Von seinem übernächsten Nachfolger weiß man aber, wie kompliziert und vor allem teuer die Wahl zum Fuldaer Fürstabt war, so dass dies eigentlich nicht weiter verwunderlich ist. Vor 1320 lässt Abt Heinrich innerhalb der Stadt eine zweite Abtsburg errichten. Dagegen begehrten die Bürger auf. Johann von Ziegenhain, der Hochvogt (von 1304-1344) der Reichsabtei wollte die gute Gelegenheit nutzen, um seine Vogteirechte auszuweiten. Er verbündete sich mit den Bürgern. Beide Burgen wurden erstürmt, die neue samt Turm und Mauern zerstört. Der Abt flüchtete und erhob bei Kaiser Ludwig IV. Klage. Die Stadt Fulda und der Graf wurden mit der Reichacht belegt. Seine nun gestärkte Macht als Stadtherr nutzte Abt Heinrich VI. die Stadtsteuern kräftig zu erhöhen und zwar von 100 Pfund aus 800 Pfund Heller und das für sieben Jahre. Als er 1330 schon wieder an der Steuerschraube drehte, und noch dazu  reiche Bürger einkerkerte, die er nur gegen eine Kaution von 9500 Pfund Heller freilassen wollte, erhob sich die Stadt gegen ihn. Fuldaer Schöffen und Bürger schlossen einen Vertrag mit Graf Johann und öffneten ihm die Stadttore. Abtsburgen, das Kloster und die Propstei wurden erstürmt und geplündert. Aber die Ministerialen des Abtes konnten den Aufstand niederschlagen. Graf Johann entkam mit Mühe der Gefangenschaft. Erzbischof Balduin von Trier (um 1285-1354), der von 1326-1338 auch Administrator des Erzbistums Mainz war, vermittelte einen Frieden, der am 9. September 1331 in Kraft trat.

170px-Trier_Balduinbrunnen_Balduin_von_LuxemburgStadt und Graf wurden wieder mit der Reichsacht belegt. Die Bürger mussten den Turm und die Ringmauer wieder herstellen. Die Stadt erhielt einen Rat und Bürgermeister unter Aufsicht eines fürstlichen Schultheißen. Das älteste Stadtsiegel der  Stadt Fulda, ein segnender Abt, stammt aus dem Jahre 1331. Johann musste alle Beute zurückgeben und 1000 Pfund Heller Sühne zahlen. Kaiser Ludwig erhöhte  die Strafe auf 4000 Pfund, worauf sich Johann weigerte, die Strafe zu bezahlen. Abt Heinrich und der Landgraf Heinrich II. von Hessen, der zum Schirmherrn der Abtei bestimmt war, wandten sich an den Kaiser. Daraufhin wurden 2100 Pfund als Sühnezahlung festgesetzt, die in Raten abgetragen werden konnten. Der Fuldaer Abt quittierte am 22. Februar 1419 die letzte Zahlung. Zwar war die Abtei hoch verschuldet, doch kaufte sie am 5. Mai 1344 von Johann alle verbliebenen Rechte aus der Schirmvogtei für 7100 Pfund Heller ab. 1346 wurde der Erhalt der vollen Kaufsumme bestätigt. Nur das erbliche fuldische Marschallamt war Johann verblieben. Das beinhaltete die Disziplinargerichtsbarkeit über die fuldische Ritterschaft, den Vorsitz auf Landtagen und das Aufgebot des Lehnsadels und der Ministerialität. In den Folgejahren, nämlich 1348, 1350 und 1364 wütete die Pest in Fulda. Die erste Pestwelle von 1347-1353 forderte europaweit geschätzte 25 Millionen Todesopfer.

220px-Smallpox01Die Medizin war machtlos. Ein Sündenbock war mit den Juden schnell gefunden.

In Fulda versteckten sich die Juden in drei Häusern. Sie hatten den Abt vergeblich um Hilfe gebeten. Die Juden werden gefunden und fast alle umgebracht. Die Zahl der Opfer wird auf 180 geschätzt. Es war das erste Pogrom in Hessen.

Als Heinrich VI. 1353 stirbt, wird Heinrich VII. zum Abt gewählt. Er stammt aus niederem buchonischen Adel, wohl aus einem fuldischen Ministerialengeschlecht,

das 1197 erstmals bezeugt ist. Er ist 1303 in Bad Salzungen geboren und war Propst des Frauenklosters Allendorf an der Werra. Er war der erste Abt, von dem bekannt ist, dass das Wählergremium vor der Wahl eine Kapitulation aufstellte, deren Einhaltung der Gewählte für den Fall seiner Wahl beschwören musste. Nach seiner Wahl reiste der neue Abt an den päpstlichen Hof nach Avignon um sich dort von Papst Innozenz VI. (Papst in Avignon von 1352-1362). Wahrscheinlich hat er sich da schon um Dispens von seinen Wahlverpflichtungen bemüht. Kaiser Karl IV. (1316-1378) erteilt ihm 1354 in Trier die Investitur und bestätigt die Fuldaer Rechte und Besitzungen aus der Urkunde Heinrichs II. vom 16. Dezember 1012. und Heinrichs VII. Im Folgejahr hält er sich längere Zeit am Hofe Karls IV. in Nürnberg auf. In der Folgezeit kann er eine Reihe von Privilegien für sich und sein Kloster erlangen. das bedeutendste war am 1. Juni 1356 die Ernennung zum Erzkanzler der Kaiserin. Damit wird ein altes aber umstrittenes Recht und seit den salischen Kaisern nicht mehr ausgeübtes Privileg mit goldener Bulle in Prag bestätigt und neu verbrieft. Der Fuldaer Abt erhielt so das Recht, bei Hof und Reichstagen in Mainz unmittelbar zur Linken das Kaisers Platz nehmen zu dürfen. Außerdem hatte er das Recht, der Königin bzw. Kaiserin bei allen festlichen Gelegenheiten, bei der sie in vollem Ornat erschien, die Krone zu halten aufzusetzen und abzusetzen. Das bedeutete für die Folgejahre Königsnähe und immer wieder Gunstbeweise für das Kloster, so am 24. Juli 1360, in Nürnberg als dem “abt Heinrich von Fuld, sein und des reiches panier aufzuwerfen und darunter zu ziehen,wenn er räuber und andere schädliche leute verfolgt” erlaubt wird. Er war aber auch in zwei Fehden mit dem Landgrafen Heinrich II. und dessen Sohn Otto der Schütz verwickelt, in der es um territoriale Ansprüche ging und die er verlor. Auch soll er an dem frühen Ableben eben des Landgrafensohns Otto der Schütz, der 1366 früh in Spangenberg starb, nicht unbeteiligt gewesen sein. Auch soll er beim frühen Tod des Magdeburger Domherrs Otto von Hessen, der 1357 mit 16 starb, Sohn des Landgrafenbruders Ludwigs und der in Magdeburg als Nachfolger seines Onkels Otto, des dortigen Erzbischof werden sollte, seine Hände im Spiel gehabt haben.

Gravierender wurden die Auseinandersetzungen mit dem Fuldaer Konvent.  Denn Heinrich versuchte immer stärker die Verpflichtungen seiner Wahlkapitulation auszuhöhlen. Vordergründig ging es um die Schuldenwirtschaft des Abtes in Wirklichkeit aber um die Absetzung des Abtes. 1366 wurde der Streit beigelegt, aber Heinrich musste sich einer Kommission unterwerfen, die über die Nützlichkeit einer Unternehmung zu befinden hatte. Damit begann ein Prozess, in dessen Verlauf die Rechte des Fuldaer Abts gegenüber dem Konvent mehr und mehr beschnitten wurden. Stärkster Kontrahent war Konrad von Hanau, der seit 1353 Mönch und Priester im Kloster Fulda war und dann als Propst nach Holzkirchen ging. Heinrich VII. starb am 16. Februar 1372 und wurde in der Kirche des Klosters Frauenberg begraben.

Konrad IV. von Hanau ist zwischen1325 und 1330 geboren. Er war der 5. Sohn des Grafen Ulrich II. von Hanau und der Agnes von Hohenlohe. Da in der Grafenfamilie die Erbfolge durch Primogenitur bestimmt wurde, war Konrad von vorneherein zur geistlichen Laufbahn bestimmt. 1343 ist er Klosterschüler in Fulda. Vor 1353 war er Kanoniker in  der Johanneskirche vor den Mauern in Hildesheim. Diese Pfründe verlor er aber aufgrund von Exkommunikation am 16. Oktober 1353. Noch 1353 wurde er Mönch in Fulda und dann auch Priester. Er führte die Opposition gegen Abt Heinrich. Wohl nach der Beilegung des Streits wurde er Propst in Holzkirchen.

Konrad hatte am linken Auge eine Schädigung, was eine Wahl nach kanonischem Recht eigentlich nicht ermöglicht hätte. Es wurde ihm aber Dispens erteilt. Zwei Kandidaten bewarben sich und zwar Konrad und Wilhelm von Magenheim. Am Ende machte Konrad das Rennen, wobei wohl die größer Finanzkraft Konrads den Ausschlag gab. In diesem Zusammenhang liegen Schuldverschreibungen von 12.500 Gulden vor. Das sind nach heutiger Währung über 500.000 €, und das für eine fast bankrotte Abtei! Papst Gregor XI. (Papst von 1370-1378 – er beendete die “babylonische Gefangenschaft der Kirche”, indem er 1377 von Avignon nach Rom zurückkehrte) ernannte ihn am 7. Februar 1373 zum Fürstabt von Fulda. Da er sich schon für die Wahl hochverschuldet hatte, versuchte er dies aus dem Reichsstift zu refinanzieren. Schon 1374 musste er die Burg Otzberg, die Stadt Hering und Teile der Stadt Umstadt an seinen Bruder verpfänden. Trotzdem leisteter er sich zahlreiche Fehden mir Rittern der Umgebung. Gegen den Landgrafen führte er Krieg, den er verlor. Die fuldischen Landstände, zu denen die Städte Fulda, Vacha, Geisa und Hammelburg, die Ritter und das Domkapitel gehörten, opponierten gegen ihn. Das war insofern fatal, weil nur diese die Steuern bewilligen konnten. 1381 war die Lage so aussichtslos, dass er sich einer Zwangsverwaltung, die von den Landständen dominiert wurde, unterwerfen musste. 1383 wurde er ermordet. Nach denen einen Quellen wurde er erstochen, nach den anderen zwischen Tür und Türrahmen zerquetscht. Erst 10 Jahre nach seinem Tod waren die unter seiner Regierung eingegangenen Verpflichtungen abgelöst. Auf Konrad folgte Fürstabt Friedrich von Romrod (1383-1395). 1395 tritt Johann von Merlau sein Amt an. Er war vorher wie einige seiner Vorgänger Propst in Holzkirchen. Als erster Abt musste er die sogenannten “Alten Statuten” vom 1. September 1395 beschwören, eine Art Grundgesetz des Fürstentums. Ein Großbrand im Jahre 1398 nach einem Blitzschlag, bei dem die Ratgarbasilika teilweise zerstört wurde trieb den ohnehin schon hohen Schuldenstand weiter in die Höhe und zwar von 300 000 Gulden auf 380 000. Dazuhin hatte er weiter Auseinandersetzungen mit Mitgliedern des fuldischen Ritterstands und geistlichen und weltlichen benachbarten Herren, wie zum Beispiel Bischof Johann II. von Würzburg. Das führte dazu, dass er 1419 den vom Stiftskapitel und dem neuen Mainzer Erzbischof Konrad III. von Dhaun (1380-1434) Hermann II. von Buchenau als Koadjutor und Verweser akzeptieren. Er sollte die weltlichen Angelegenheiten des Stifts in die Hand nehmen. Abt Johann bestand weiter auf seinen Rechten. Dies führte innerhalb von kurzer Zeit zu schwerem Streit. 1420 wurde er auf Schloss Neustadt von Herrmann von Buchenau überfallen und in das Dorf Ottershausen verschleppt. Zwar rief Abt Johann die beiden geistlichen Oberhirten der Abtei, den Mainzer Erzbischof Konrad und den Würzburger Bischof Johann um Hilfe an. Aber diese halfen ihm nicht sondern setzten stattdessen Eberhard von Buchenau, einen Verwandten Hermanns, zum Oberamtmann des Hochstifts ein. 1425 vertrieb Hermann den Fürstabt ganz aus dem Fürstentum. Dieser verbündete sich nun mit dem hessischen Landgrafen Ludwig I. Das Erzbistum Mainz lag seit 2 Jahrhunderten im Streit mit den Landgrafen um die territoriale Vorherrschaft in Hessen. Die fuldischen Streitigkeiten und eine auf der Grafschaft Waldeck anstehende Pfandsumme nahm Erzbischof Konrad zum Anlass, dem Landgrafen Ludwig I. den Krieg zu erklären. Es kam 1427 zu zwei Schlachten, eine in der Nähe von Fritzlar, dem befestigten Hauptort des Erzbistums. Diese entschied der Landgraf für sich. Bei Fulda hatte Konrad ein zweites Aufgebot versammelt. Aber Stadt und Abtei Fulda weigerten sich, die Mainzer einzulassen, da sich der Erzbischof wiederholt in ihre inneren Angelegenheiten eingemischt habe. Landgraf Ludwig marschierte am 3. August in Fulda ein, verjagte den Koadjutor und dem mainzisch-würzburgischen Oberamtmann und setzte Abt Johann von Merlau wieder ein. Eine Woche später kam es auf dem Münstermaifeld westlich von Fulda noch einmal zur Schlacht. Auch hier behielt der Landgraf die Oberhand. Der Erzbischof konnte fliehen. 300 seiner Reiter gerieten in Gefangenschaft. Der Friede von Frankfurt, der am 8. Dezember 1427 in Frankfurt geschlossen wurde, besiegelte das Ende des Kampfes um die Vorherrschaft in Hessen. Johann von Merlau blieb nun bis 1440 Abt. Ihm folgte- Ironie der Geschichte- sein ehemaliger Gegenspieler Hermann von Buchenau, nun Abt bis 1449. Er reformierte das Finanzwesen indem auch Ministeriale zu Zahlungen herangezogen wurden.

1499 wurde Ulrich von Hutten (1488-1523)von seinem Vater ins Kloster Fulda verfügt, weil er sich aufgrund seiner körperlichen Konstitution nicht zum Ritter zu eignen schien. Deshalb sollte er Mönch werden. Er verlässt die Schule 1505 und studiert zunächst auf Stiftskosten an der Universität Erfurt, wo er sich dem dortigen Humanistenkreis anschloss.

p206515-Fulda-Dom Von 1513-1529 ist Hartmann II. Burggraf von Kirchberg Fürstabt. Er war seit 1507 Koadjutor seines Vorgängers und vorher Kanoniker in  Mainz. Und er war Assessor beim Reichskammergericht, das bis 1527 seinen Sitz in Frankfurt hatte. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit erreichte er die Vereinigung der Abteien Hersfeld und Fulda. Mir liegen zwar die Akten  nicht vor. Aber man kann ein bisschen spekulieren. Die finanzielle Situation der Abtei Hersfeld war ebenfalls ziemlich desolat. Verschlimmert wurde die Situation durch einen Prozess, den die Abtei gegen die Stadt Hersfeld kurz vor 1513 verlor, was die Schulden der Abtei noch vergrößerte. Wenn man nun weiß, dass Abt Hartmann vor seiner Regierungszeit Assessor am Reichskammergericht war, kann man unterstellen, dass er durchaus auch Beziehungen zur Abtei Hersfeld hatte. Der Hersfelder Abt Volpert Riedesel zu Bellersheim (1493-1513) resignierte zugunsten des Fuldaer Abtes. Im Gegenzug übernahm der Hersfelder Abt die fuldische Propstei Andreasberg. Am 10.September1513 verkündete Abt Hartmann auf Schloss Eichenau die Vereinigung.Allerdings widersetzte sich dem der spätere Hersfelder Abt Karto. Auch die Stadt Hersfeld, unterstützt von der hessischen Landgräfin Anna von Mecklenburg,deren Sohn Schirmvogt der Abtei war, verweigerte Abt Hartmann den Gehorsam. 1515 wählte der Hersfelder Konvent unter Vorsitz des hessischen Kanzlers Johann Feige den bisherigen auf Druck der Landgräfin gewählten Verwalter der Abtei Ludwig von Hanstein zum Gegenabt. Die Situation war für Fulda nicht lange tragbar und schon 1516 verzichtete Abt Hermann auf Hersfeld.

Von 1521 bis 1529 ist Johann III. Graf von Henneberg-Schleusingen regierender Koadjutor und von 1529-1541 Fürstabt  In seine Regierungszeit fällt der Bauernkrieg 1525, der Fulda schwer getroffen hat. Die Situation der Bauern um Fulda war durch die hohen Abgaben und Frondienste recht erbärmlich. Hans Dolhobt , ein Uhrmacher, sammelte 10 000 Bauern um sich. Sie nahmen die Stadt Fulda ein. Die Klöster auf dem Petersberg und Frauenberg gingen in Flammen auf. Das Reichstift und die Nebenklöster wurden geplündert. Am 3. Mai rückte Landgraf Philipp mit einem starken Heer an. Die Stadt wurde gebrandschatzt und musste die Kriegskosten bezahlen.

Philipp Schenk zu Schweinsberg (1541-1550 war Fürstabt während des Schmalkaldischen Krieges (1546-1547). Da  der Krieg aber auf zwei Hauptschauplätzen, nämlich im Donaufeldzug, der zwischen Juni und November 1546 und sächsischen Feldzug November 1546-bis April 1547 stattfand,ausgetragen wurde,  kam Fulda abgesehen von Truppendurchzügen glimpflich davon.

Der 2. Markgrafenkrieg entwickelte sich aus dem Fürstenaufstand von 1552 heraus weiter Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg –Kulmbach bemühte sich um die Vorherrschaft in Franken. Er bekämpfte den Katholizismus und ging dabei vor allem gegen die Hochstifte vor. Plünderung und Brandschatzung machten das für ihn auch lukrativ. Im Rahmen dieser Aktionen wurde auch Fulda 1552 von einem Heer unter Herzog Christian von Oldenburg geplündert. Der Kirchenschatz war nach Schweinfurt verbracht worden. Im Mai 1552 konnte Albrecht Alcibiades die Reichsstadt Schweinfurt besetzen und bis zum Ende des Krieges als wichtigen Stützpunkt halten. Bei der Besetzung fiel ihm der Fuldaer Kirchenschatz in die Hände. Er überspannte allerdings den Bogen und seine Nachbarn schlossen sich im Fränkischen Bund zusammen. 1553 standen Truppen aus Braunschweig und Sachsen vor Schweinfurt. Ein bundesständisches Heer besiegte Albrecht Alcibiades in der Schlacht bei Sievershausen.

1558-1567 regierte Fürstabt Wolfgang II. Schutzbar genannt Milchling. Die Schutzbars sind ein altes hessisches Adelsgeschlecht, die seit 1532 der althessischen Ritterschaft angehörten. Ihr Stammsitz ist das Schloss Burgmilchling bei Treis an der Lumde. Es gab mehrere Linien. Die sogenannte Friedrich’sche Linie entwickelte sich in Hessen und Westfranken weiter. Sie stellte mehrere Domkapitulare in Würzburg und eben den Fürstabt Wolfgang von Fulda. Bedeutend war vor allem der gleichnamige Wolfgang Schutzbar, der bis 1543 Landkomtur des Deutschen Ordens für die Ballei Hessen in Marburg war. Dort hatte er vor allem mit dem protestantischen Landesherren Landgraf Philipp zu tun, wurde aus Hessen vertrieben aber ab 1543 zum Hochmeister des Deutschen Ordens in Mergentheim gewählt. Das war er bis 1566. 1544 wurde er von Kaiser Karl V. mit Preußen belehnt.

Dernbach_Ba_2001Balthasar von Dernbach genannt Graul wurde 1548 in Wiesenfeld geboren und evangelisch-lutherisch getauft. Sein Vater war strenger Lutheraner und treuer Gefolgsmann des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen. Er kämpfte auch im Schmalkaldischen Krieg mit. Sein Vater starb 1560, da war Balthasar knapp 12. Seine Mutter gab den Jungen zur weiteren Ausbildung und Erziehung an ihren Bruder, den Abt Wilhelm Hartmann Klauer von und zu Wohra ins Stiftkapitel nach Fulda. Er ist also von der Mutter getrennt und wird nun streng katholisch erzogen.

Mit 18, am 9. März 1566 wird er in Würzburg zum Priester geweiht. Bereits 1570, also mit 22 wird er zum Nachfolger seines Onkels zum Fürstabt gewählt. Bestätigt wird die Wahl von Papst Pius V. (1504-1572). Er beginnt sofort mit der Gegenreformation. 1571 berief er die Jesuiten nach Fulda. Ein Gymnasium (1572) und ein päpstliches Kolleg (1584) wurden eingerichtet. Er ging rigoros gegen Andersgläubige vor. Wer nicht zum alten Glauben zurückkehren wollte, musste das Gebiet des Reichstifts verlassen. Sein schroffes Vorgehen gegen den evangelischen Glauben führt zu erbittertem Widerstand des Stiftskapitels, des Magistrats und der Ritterschaft. Am 23.6.1576 war er in Hammelburg, wo bisher die Wiederherstellung des katholischen Glaubens nicht geglückt war. Er wurde von der stark gerüsteten Ritterschaft und dem Kapitel überrumpelt. Auf Druck der Rhöner Ritterschaft, des Bischofs von Würzburg und des Kapitels musste er abdanken. Er floh zum Bischof nach Mainz. Sobald er außer Landes war, widerrief er. Der Erzbischof von Würzburg Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) wurde zum Administrator des Stifts gewählt mit der Vereinbarung, den Ritterständen Religionsfreiheit zu gewähren.Von Mainz aus rief Balthasar Papst und Kaiser um Hilfe. Papst Gregor XIII. (Papst von 1572-1585) drohte mit dem Kirchenbann, falls Würzburg Fulda nicht wieder herausgegeben würde und Kaiser Maximilian II. hatte das Geschehene schon für null und nichtig erklärt. Da verstarb er, vor eine Entscheidung gefallen war. Sein Nachfolger Rudolf II. ließ aber den angefangene Prozess beim Reichshofrat anlaufen. Aber er erteilte 1577 Bischof Julius Echter den Befehl, die Stellung in Fulda aufzugeben. Er legte das Stift unter Sequester, d.h. es war unter Zwangsverwaltung solange der Rechtsstreit anhängig war und das dauerte knapp 26 Jahre! Im Jahre 1579 aber wurde ihm Schloss und Herrschaft Bieberstein eingeräumt und er erhielt vom Stift ein angemessenes Jahresgehalt. Bis 1581 wurde Heinrich von Bobenhausen, gleichzeitig Hochmeister des deutschen Ordens,  vom Kaiser zum Administrator bestellt. 1581 folgte ihm Erzherzog Maximilian von Österreich, der Bruder Kaiser Rudolf II. Er war seit 1585 Koadjutor des Deutschen Ordens und ab 1590 (bis 1618) dessen Hochmeisters. Abt Balthasar konnte von Bieberstein aus durchaus Einfluss auf die Regierung des Stiftes nehmen und da beide Administratoren auch überzeugte Anhänger der Gegenreformation waren, liefen die Dinge im Stift durchaus im Sinne Balthasars. Am 7. August 1602 erging schließlich das Schlussurteil am kaiserlichen Hof. Der Fürstabt wurde ohne jeglichen Vorbehalt wieder in seine Rechte eingesetzt. Der Würzburger Bischof, die stiftsfuldische Ritterschaft und die Stadt Fulda erhielten in der Sache Unrecht. Sie wurden zu beträchtlichen Geldstrafen beziehungsweise Entschädigungen verurteilt. Fürstabt Balthasar ließ sich am 23. Dezember 1602 neu huldigen. Diese Vorgänge um Abt Baltasar sind auch als “Fuldaischer Handel” in die Geschichte eingegangen. Allzu lange konnte sich der rehabilitierte Abt nicht über seinen Sieg freuen. Schon am 15. März 1606 verstarb er in Fulda. In den letzten drei Jahren seiner Amtszeit hatte er eine harte Rekatholisierungspolitik betrieben.

Außerdem erlebte die Hexenverfolgung einen traurigen Höhepunkt. Ihr fielen rund 300 Frauen und auch Männer zum Opfer. Unter Abt Balthasar war Balthasar Nuss von 1602 ab Zentgraf und “Malefizmeister” der Stadt Fulda. Er war ein enger Vertrauter des Abtes.  Nuss war in der ersten Amtsperiode des Abtes von diesem zum Oberholzförster ernannt worden. Bei der Absetzung des Abtes in Hammelburg war er wohl zugegen. Aber verhalf Balthasar dann zur Flucht ins Mainzische.Danach teilte er drei Jahre sein Schicksal als Flüchtling. Als dem vertriebenen Fürstabt dann Schloss Bieberstein als Wohnung und zur Nutzung zur Verfügung gestellt worden war, bestellt er Nuss zum Oberförster der umgebenden Wälder. 1591 konnte er für ihn die Anstellung zum Zentgrafen von hofbieber erreichen. Nach seiner Restitution ersetzte  er aus heute nicht mehr ersichtlichen gründen sehr schnell den katholischen Zentgrafen und peinlichen Richter Konrad Landau in Fulda durch Balthasar Nuss. Im Kreise des Fürstabts kam diese Berufung nicht gut an, da Nuss einen sehr schlechten Ruf hatte. Der Nachfolger Fürstabt Balthasars Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622) setzte den Hexenprozessen ein Ende und ließ Balthasar Nass wegen Beschwerden aus der Bevölkerung verhaften, nicht wegen der Hexenprozesse. Der Vorwurf waren Bestechlichkeit, Unterschlagung und offenkundige unrechtmäßige Bereicherung. Am Ende des Prozesses stand fast immer die Hinrichtung, Beschlagnahmung des Vermögens. Die Angehörigen hatten die Prozesskosten zu tragen. Nass war 16 Jahre inhaftiert und wurde aufgrund eines Gutachtens der Juristischen Fakultät der Universität Ingolstadt im Dezember 1618 hingerichtet.

Fürstabt Johann Friedrich konnte auch auf einem anderen Gebiet Erfolge vorweisen. Die Streitigkeiten mit dem fuldischen Adel gingen ja auch nach Der Wiedereinsetzung des Abtes Balthasar weiter.  Johann Friedrich erzielte 1607 einen Vergleich mit dem fuldischen Adel. Er schrieb die rechtliche Stellung als fuldischen Landstands fest, gestand ihnen aber in ihren Gebieten das “jus reformandi”, also das Reformationsrecht und alle damit verbunden Rechte zu.

Von 1607 bis 1612 wurde auch das Abtschloss im Renaissancestil umgebaut. In die letzten Amtsjahre Johann Friedrichs fällt bereits der 30-jährige Krieg.Nachdem es in den ersten 4 Kriegsjahren um Fulda herum ruhig geblieben war, zog Herzog Christian von Braunschweig, auch der tolle Christian oder Halberstädter genannt, mit seinem Heer durch den Vogelsberg. Innerhalb kürzester Zeit waren er und seine Soldateska gefürchtet. Plünderung, niedergebrannte Dörfer, ausgeraubte Städte bezeichneten seinen Weg. Oft legte er Städten und Stiften auch Kontributionen auf, damit diese der Plünderung entgingen, so in Fulda wo er 160.000 Taler forderte und die Umgebung plünderte.Dann hatte Fulda wieder eine Atempause. Für den verstorbenen Abt rückte nun Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg nach (1622-1632), der aus einem alten hessichen Adelsgeschlecht stammt.

1630 griff König Gustav von Adolf in den Krieg ein. Er landete am 4. Juli 1930 auf Usedom und in der Schlacht bei Breitenfeld und am 17. September 1630 schlug er die kaiserlichen Truppen unter Tilly vernichtend. Der Weg nach Süddeutschland war nun frei für ihn.Der Fuldaer Kirchenschatz und das Stiftsarchiv werden nach Köln gebracht.1631 dringen hessische Truppen unter Oberst Albert von Uslar in die Stadt ein und beschlagnahmten alles “was nicht niet-und nagelfest “ war. Unter anderem wurde die Stiftskirche ausgeräumt. Aber auch Religionsfreiheit wurde zugesichert. Gustav Adolf übergibt die Stifte Hersfeld, Paderborn und Fulda als verbriefte Schenkung dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel. Als Fürst von Buchen Übte er bis 1635 seine Herrschaft in Fulda aus. Die Mönche flohen und Abt Johann Bernhard schloss sich mit seiner Truppe dem kaiserlichen Heer an. Er kam dann 1632 bei der Schlacht bei Lützen ums Leben.Nach der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 erobern die kaiserlichen Truppen auch Fulda zurück. Der Abt Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), der sich bisher in Köln aufgehalten hat, kann nach Fulda zurückkehren

Am 30. Mai 1635 wurde zwischen dem Kaiser und der katholischen Liga auf der einen Seite und Kursachsen auf der anderen Seite in Prag Frieden geschlossen. Damit war der Krieg zwischen dem Kaiser und den Reichsständen beendet. Wichtig war das Stichdatum 12. November 1627. Alle weltlichen Güter wurden nach diesem Jahr restituiert.

1635-1644 ist Hermann Georg von Neuhoff genannt Ley Fürstabt. Er stirbt 1644

auf Schloss Neuhof, das ja eng mit den Fuldaer Äbten verbunden ist, da zu der Zeit Fulda nochmals von hessischen Truppen besetzt ist.Am Tag nach dem Tod des Abts wird in Schloss Neuhof Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671) Als Nachfolger gewählt. Er war vorher Propst in holzkirchen und Petersberg. In seiner Amtszeit endet der 30-jährige Krieg. Er lässt die zahllosen Kriegsschäden beheben. Die 1647 errichtete Mariensäule wird 1651 als Friedens-und Pestsäule zum Frauenberg versetzt. Er baute das Kloster um, das heutige Priesterseminar. 1657 berief er Franziskaner auf den Volkersberg bei Bad Brückenau. Er schenkte ihnen ein Kreuzpartikel. Die Wallfahrt auf dem Volkersberg begann wieder zu florieren.

439px-Bernhard_Gustav_von_Baden-Durlach

Auf Fürstabt Joachim folgte Kardinal Bernhard Gustav von Baden (1671- 1677). Am 24. Dezember 1631 als Gustav Adolph als einziger Sohn aus der zweiten Ehe des Markgrafen Friedrich V. von Baden und der Eleonore von Solms-Laubach geboren. Er wurde evangelisch erzogen und wurde rasch Soldat. Er kämpfte mit den Venetianern gegen die Türken und 1655 mit den Schweden gegen Polen. 1656 war er Oberst der schwedischen Leibgarde und 1659 Befehlshaber der Reiterei. 1664 ernannte ihn der Reichstag zum Generalwachtmeister. Er kämpfte gegen die Osmanen, wurde schwer verwundet und beendete seine Kriegerlaufbahn. Er konvertierte 1660 und bekannte sich 1663 in Rom öffentlich zur katholischen Kirche. 1665 trat er in das Benediktinerkloster Rheinau ein und nannte sich nun Bernhard Gustav. 1667 ging er nach Fulda. Sein Aufstieg ging jetzt rasch vonstatten. Er wurde Kanoniker in Köln, Straßburg, Lüttich und Passau. Fürstabt Joachim ernannte ihn am 16. März 1668 auf Empfehlung des Kaisers zu seinem Koadjutor. Mit seinem Stiefbruder Friedrich schloss er nun einen Erbvertrag ab und behielt sich die Erbfolge nur für den Fall des Aussterbens beider badischer Linien vor. Am 22. Juni 1669 wurde er auch für das Reichsstift Kempten zum Koadjutor bestimmt. Dort sanierte er den völlig zerrütteten Haus halt des Kemptner Stifts. Dann wurde er Propst in Holzkirchen. 1671 besteigt er den Fuldaer Abtsstuhl. Er befahl den Juden im Gebiet der Fürstabtei innerhalb eines Vierteljahres das Land zu verlassen. Papst Klemens X. ernannte ihn 1671 zum Kardinal.1672 gab er gegen eine Geldzahlung seinen Anspruch auf alle badischen Gebiete auf. 1672 wurde er auch zum Administrator der Abtei Siegburg bestimmt. Als Fürstabt Roman 1673 in Kempten starb, wurde er auch dort Fürstabt, war aber die meiste Zeit in Fulda. 1776 nahm er am Konklave in Rom teil, bei dem Innozenz XI. (Papst von 1676-1689). Auf der Rückreise von Rom starb er am 26. Dezember 1677 in Hammelburg. Er ist in Fulda bestattet.

Nach dem Tode Fürstabts Bernhard Gustav wurde Placidus von Droste zu seinem Nachfolger gewählt. Er stammt aus dem westfälischen Uradelsgeschlecht derer von Droste zu Erwitte. 1671 war er Propst in Zella im heutigen Wartburgkreis. Dort ließ er das Propsteigebäude wieder aufbauen. Vor seiner Wahl zum Fuldaer Abt war er Propst in Holzkirchen, eine Stufe auf der Karriereleiter vieler Fuldaer Äbte. Kaiser Leopold (1658-1705) bestätigte dem neuen Abt die Regalien und Privilegien des Stiftes Fulda. Anders als sein Vorgänger hatte er “nur” das Amt des Fürstabts zu Fulda. Darauf konnte er sich konzentrieren und dieses hatte er, wie es scheint, gewissenhaft getan. Er baute die Schuldenlast Fuldas ab, konnte zahllose verpfändete Gebiete wieder einlösen. Er sanierte die Finanzen des Stifts, und beschränkte die Ausgaben der Hofhaltung und Landesverwaltung. Seinem

Fürstabt_Placidus_von_Droste_1688Nachfolger Adalbert I. von Schleufras (1700-1714) hinterließ er ca. 600.000 Gulden. Damit konnte dieser Fulda zur Barockstadt umbauen lassen. Er ernannte Johann Dientzenhofer (1663-1705) zum Stiftsbaumeister Für Fulda erbaute er den Dom, das Fuldaer Stadtschloss, das Schloss Bieberstein, das Schloss in Geisa, für den Fürstbischof von Bamberg das Schloss Weißenstein bei Pommersfelden und Reichmannsdorf, in Holzkirchen das Klostergebäude und Kloster Banz und viele andere. Adalbert war 1700 zum neuen Abt gewählt worden. Vorher war er Propst in Blankenau und Neuenberg. Kaiser Leopold bestätigte ihm 1702 die Regalien und Privilegien des Stiftes Fulda. Ihm folgte Abt Konstantin von Buttlar (1714- 1726.) 1716 kaufte er dem Mainzer Kurfürstbischof Lothar Franz von Schönborn das Schloss Johannisberg im Rheingau ab, heute noch eine illustre Adresse, wenn es um Wein geht, lässt das Gebäude abreisen und dort ein dreiflügeliges Schlossgebäude mit großem Kellergebäude als Sommerresidenz errichten. In seiner Regierungszeit wurde auch die Orangerie am Rande des Schlossgartens erbaut.

Adalberts Nachfolger wurde Adolf von Dalberg (1726-1737). Was Fürstabt Adalbert für das barocke Fulda war, wurde Adolf nun auf dem Bildungssektor. Adolf von Dalberg stammt aus der Herrnsheimer Linie derer von  Dalberg, einem alten mittelrheinischen Adelsgeschlecht, das als Kämmerer der Bischöfe von Worms Bedeutung gewann. Sie stellte Bischöfe in Mainz und Regensburg und eben den Fuldaer Fürstabt. 1734 gründete er die Fuldaer Universität, die “Alma Mater Adolphiana” Sie hatte vier Fakultäten, nämlich katholische Theologie, Philosophie Medizin und Rechtswissenschaften. 1733 hatte er schon die Maria Ward Schwestern, also das Institut der Englischen Fräulein nach Fulda berufen und so einen wichtigen Beitrag für die Mädchen-und Frauenbildung geleistet. Kaiser Karl VI bestätige die Stiftung der Universität und verleiht ihr Privilegien. Auch Papst Clemens XII. sicherte der Universität in seiner Bulle vom 1.7. 1732 Privilegien zu.

Abt Adolf ließ sich mit dem Schloss Fasanerie-Adolphseck eine Sommerresidenz erbauen, die sein Nachfolger weiter ausbaute. Auch im sozialen Bereich wirkte Adolf. Er begründete das Heiliggeisthospital von 1729-1733 neu. Auf Adolf folgt Amand von Buseck. Abt von 1737 bis 1752, dann Fürtsbischof bis 1756)

1700 ist er Page des Abts Adalbert von Schleufras 1704 tritt er in das Stift Fulda ein. 1708/9 wird er in Erfurt zum Priester geweiht. 1724 wird er zum Dekan des Stifts Fulda und damit auch zum Propst von Neuenberg gewählt. Papst Benedikt XII. ernennt ihn 1728 zum Titularbischof von Themiscyra und Weibischof von Fulda.

1736 wird er Rector Magnificus der Universität Fulda und 1737 wird er zum Fürstabt gewählt. Am 5. Oktober 1752 erhebt Benedikt XIV. die Abtei in den Rang eines Bistums. Dem ersten Fürstbischof folgten noch drei weitere, nämlich Adalbert von Walderdorff, Heinrich von Bibra und Adalbert III. von Harstall.

Heinrich von Bibra (1759-1786) übernahm sein Amt in den Wirren des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) Er musste Fulda oft verlassen. Die Stadt hatte unter den truppendurchzügen zu leiden. Unter Adalbert von Harstall (1789-1814, Fürstbischof bis 1802) schließlich erklang der Schlussakkord. 1802 wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst. Die fuldischen Besitzungen gingen an Friedrich-Wilhelm von Oranien-Nassau. 1806 annektierte Napoleon die Provinz Fulda.

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18 Mai 2011

Lazarus von Schwendi

220px-Siebmacher115-Schwendi Die Herren von Schwendi werden in einer Urkunde des Klosters Ochsenhausen 1128 zum ersten Mal erwähnt. Es war eine niederadlige Familie, die aufgrund ihrer Besitzungen dem Ritterkanton Donau angehörte. Schwendi war damals vorderösterreichisch. 1228 wird ein Heinrich von Schwendi als Teilnehmer am Kreuzzug Friedrichs II. genannt. In Schwendi wird 1406 eine Burg erwähnt, die nach 1406 zerstört wurde. Die Reste wurden um 1561 in der Kirche verbaut.

1406 verkaufte Wilhelm von Schwendi drei Viertel der Herrschaft an das Ulmer Spital. 1475 kauften die Herren von Schwendi die Herrschaft wieder zurück.

Mitglieder der Familie von Schwendi nahmen 1523 am sogenannten fränkischen Krieg teil. Das ist die Strafaktion des Schwäbischen Bundes im Juni und Juli 1523 gegen fränkische Burgen. Die Stadt Nürnberg hatte den Schwäbischen Bund um Hilfe gerufen, da ihre Kaufleute immer wieder Ziel fränkischer Raubritter, vor allem des Hans Thomas von Absberg, waren. Man kann aber durchaus auch einen Zusammenhang zu dem Reichsritteraufstands des Franz von Sickingen 1522 sehen. Dieser war nach der Trierer Fehde auf seiner Burg Nanstein bei Landstuhl belagert worden. Am 7. Mai 1523 starb er an den Folgen einer Verletzung, die er bei der Beschießung erlitten hatte. An den Beteiligten des Aufstands wurde eine Exempel statuiert. Zahlreiche ritterschaftliche Familien gingen ihrer Besitzungen verlustig oder mussten zu  mindestens Einbußen an ihrer Selbstverwaltung hinnehmen.

Bei der “Abconterfeyung 1523” des Kriegsberichterstatters Hans Wandereisen zum fränkischen Krieg wird ein Marquart von Schwendi, ein Philips von Schwendi und ein N. Schwendi erwähnt.

Bekanntester Vertreter derer von Schwendi, der den Namen Schwendi weit über Oberschwaben hinaustrug, war Lazarus von Schwendi. Er wurde 1522 in Mittelbiberach geboren. Sein Vater Rutland von Schwendi war der jüngere von zwei Brüdern. Die Magd seines Vaters,  Apollonia Wencken war seine Mutter. Kaiser Karl V. legitimierte Lazarus 1524.Schon im selben Jahr starb der Vater. Testamentarisch hatte er den Bürgermeister und den Rat der Stadt Memmingen zu den Vormündern seines Kindes und zum Verwalter seines nicht unbeträchtlichen Vermögens bestimmt. Allzu viel Freude hatten die Stadtväter nicht mit ihrem adligen Pflegesohn. Der Rat schickte ihn mit 13 Jahren an die Universität von Basel. Dort lehrte Oeokolampadius, der mit Erasmus von Rotterdam das Neue Testament edierte. Außerdem war zu der Zeit Simon Grynäus an der Basler Universität.  Man darf unterstellen, dass diese hochgerühmten Humanisten und späteren Reformatoren nicht ohne Einfluss auf die geistige Entwicklung des jungen Lazarus waren. Grynäus war in Pforzheim Mitschüler von Philipp Melanchthon und reformierte später im Auftrag Herzog Ulrichs von Württemberg zusammen mit Ambrosius Blarer die Universität Tübingen. Oekolampadius führte die Gespräche gegen Luthers Gegner Johannes Eck und nahm später an der Seite Zwinglis an den Marburger Religionsgesprächen teil.

In Basel studierte der junge Lazarus 1536/37 an der Artistenfakultät. Das war normalerweise das Vorstudium. Das Curriculum bestand aus den sieben freien Künsten. Erst danach entschied sich der Student, ob er Jura, Theologie oder Medizin studierte. In Basel hatte Lazarus eine gründliche humanistische Bildung erhalten. 1538 ging er an die Universität von Straßburg, auch das eine Hochburg von Humanismus und Reformation. Dort studierte er Jura. Außerdem unternahm er Reisen nach Frankreich und lernte so Französisch. Im Alter von 28 Jahren kehrte er

220px-Custos_Lazarus_von_Schwendinach Memmingen zurück, um sich für mündig erklären zu lassen. Aus den Ratsannalen geht hervor, dass der junge Lazarus weder so fleißig, noch so  sparsam oder sittenstreng gewesen war, wie es der Rat gerne gehabt hätte. Er gab sich übermütig und leichtfertig und provozierte die gestrengen  Ratsherren mit einem beabsichtigen Fehltritt. Sie warfen ihn für einige Tage ins Gefängnis. Er erbat sich, nicht wie ein gemeiner Handwerker behandelt zu werden und auch könne er später der Stadt bei Fürsten-und Herrendiensten nützlich sein. Er zog die Stadt bald wegen unregelmäßiger Vermögensverwaltung zur Verantwortung und auch später zeigte er ihr keine Dankbarkeit. 1546 finden wir Lazarus in den Diensten Karls V. Er tritt auf dem Regensburger Reichstag auf, der kurz vor dem Schmalkaldischen Krieg (1546/1547) stattfindet. Im Auftrag des Kaiser soll Lazarus versuchen, die Städte Augsburg, Ulm und Nürnberg dem Schmalkaldischen Bund abtrünnig zu machen, was ihm aber nicht gelingt. Er verhandelt dann weiter in München. Bayern bleibt nach außen neutral, verpflichtet sich aber, Sammelplätze, Verpflegung und Munition für das kaiserliche Heer bereit zu stellen. Als der Krieg dann ausbricht, ist Lazarus an den Schlachten an der Donau und in Sachsen dabei. Nach der Kapitulation von Wittenberg am19. Mai 1547 überwacht er als kaiserlicher Kapitän die Schleifung von Gotha und Grimmenstein.

300px-Gotha1572Dabei bewährt er sich bestens. Karl V., nun auf dem  Höhepunkt seiner Macht, will den Sieg ausnützen. Er will die Reichsverfassung in monarchischem Sinne reformieren und auf dem “Geharnischten Reichstag” 1548 diktiert er das “Augsburger Interim”. Dabei setzt er auch die Todesstrafe durch für die Aufnahme von Diensten bei anderen Machthabern, was damals ja gang und gäbe war. Er lässt in Weissenburg Sebastian Vogelsberg (um 1505 bis 1548), einen bekannten und populären Heerführer aufgreifen und am 7. Februar 1548 in Augsburg hinrichten. Vom Blutgerüst herab beschuldigt Vogelsberg Lazarus “als Erzbösewicht”, der ihn auf die Fleischbank geliefert habe. Zwar verteidigt ihn Karl persönlich und Lazarus wehrt sich mit einer Flugschrift, doch der Vorwurf, er habe hinterlistig und unritterlich gehandelt, bleibt lange an ihm hängen. 1548 war er für Karl in Norddeutschland unterwegs. Niedersachsen konnte er ruhig halten. Magdeburg galt als Zufluchtsstätte aller Interimsgegner. Magdeburg war schon lange mit der Acht belegt und Lazarus hielt es für das Geratenste, die Stadt mit Gewalt zu nehmen. Dazu war Karl aber nicht in der Lage. Das zeigte sich auch, als Markgraf Alcibiades von Brandenburg, dem Lazarus im Auftrag Karls seine offen betriebene Kriegsrüstungen untersagen sollte, einfach keine Audienz erteilte. Auch erschien er nicht auf dem neuen Reichstag. Magdeburg leistet bis 1551 Widerstand. Lazarus überwacht 1552 in kaiserlichem Auftrag die von Moritz von Sachsen durchgeführte Exekution. Da ahnte er allerdings nicht, dass Moritz an der Spitze der Fürstenopposition gegen Karl vorgehen wollte. Bei Innsbruck erlitt er gegen Moritz eine entscheidende Niederlage. Der Passauer Frieden vom 2. August 1552 wurde bereits zwischen Karls Bruder Ferdinand und Moritz von Sachsen verhandelt. Das war die formale Anerkennung des Protestantismus. Reichsrechtlich festgeschrieben wurde diese mit dem Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1525. (Cuius regio, eius religio)

Von 1552 bis 1556 versuchte Karl erfolglos, die Bistümer Metz, Toul und Verdun, die formal zum Kirchenprovinz Trier gehörten, zurück zu erobern. Der französische König Heinrich II. hatte sie nach dem Vertrag von Chambord (15. Januar 1552) besetzt. Der Vertrag war ein zwischen der Fürstenopposition um Moritz von Sachsen und Heinrich II. von Frankreich geschlossenes Abkommen, das sich gegen Karl V. richtete.

Lazarus nahm an den Kämpfen Karls in Frankreich teil.

1553 wird Lazarus vor Metz von Karl zum Ritter geschlagen und in den erblichen Ritterstand erhoben. Im selben Jahr heiratet er Anna Böcklin von Böcklinsau. Ihre Familie stammte aus einem alten elsässischen Adelsgeschlecht, das ursprünglich zum Patriziat der Stadt Straßburg gehörte. Aus dieser Ehe geht der Sohn Hans Wilhelm hervor. Anna verachtet ihren Mann allerdings wegen seiner unehelichen Geburt. 1561 erfolgt die Trennung. 1573 heiratet Lazarus die 1554 geborene Eleonara von Zimmern, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebt. In zweiter Ehe verheiratet sie sich nach dem Tod ihres ersten Mannes mit Johann von Limburg.

1556 dankte Karl zugunsten seines Bruders Ferdinand I. ab, der seit 1531 deutscher König war. Schon im Oktober 1555 hatte Karl die Niederlande und Burgund an seinen Sohn Philipp II. von Spanien übergeben. Am 16. Januar 1556

347px-Tizian_066Kastilien, Aragon, Sizilien und die amerikanischen Kolonien. Karl zog sich in das Kloster San Jerónimo de Juste in Extremadura zurück. Dort starb er am 21. September 1558 an Malaria.

Als Karl 1556 abdankte,  trat Lazarus in die Dienste Philipps. Er kämpfte im niederländischen Herr gegen Frankreich. Er war der erste Festungskommandeur der neu erbauten Festung Philippeville im heutigen Belgien in der Provinz Namur.

Dann nahm er an der Schlacht von St. Quentin teil, die am 10. August 1557 stattfand. Hier besiegte das spanische Heer unter Herzog Emanuel Philibert von Savoyen das französische Heer unter Connétable Anne de Montmerency. Die französische Niederlage war einer der schwersten Verluste für Frankreich. Die Schlacht war das letzte bedeutende Gefecht innerhalb der Auseinandersetzung zwischen Habsburg und Frankreich. In der Schlacht von Graveline am 13. Juli 1558 war Lazarus unter Graf Egmond dabei. Diese Schlacht beendete schließlich den Kampf um die Vorherrschaft in Europa zwischen Frankreich und Philipp. Lazarus stieg in der Gunst Philipps und Margarethes von Parma, eine uneheliche Tochter Karls V., die 1559 von Philipp als Statthalterin der habsburgischen Niederlande eingesetzt worden war, was sie bis 1567 war. Eine vertrauensvolle Beziehung baute Lazarus auch zu Wilhelm von Oranien auf, den er auf mehreren Reisen nach Deutschland begleitete. Er lernte aber auch Kardinal Granvelle und den Herzog Alba kennen, der Margarethe 1567 als Statthalter nachfolgt. Dieser errichtete  ein Schreckensregiment in den spanischen Niederlanden, da seine Vorgängerin der immer stärker werdenden Rebellion nicht mehr Herr geworden war.

Die Einstellung von Lazarus änderte sich allmählich. War er unter Karl noch ein Verfechter der harten Linie gegen den Protestantismus. So sah er das wohl allmählich mit anderen Augen. 1562 nahm er Urlaub und trat 1564 in die Dienste

180px-Lazarus_von_Schwendi_Bartholdi_Colmar_n1 der deutschen Habsburger beziehungsweise des Reiches. Ferdinand I. war inzwischen (1558) von den Kurfürsten auf dem Frankfurter Kurfürstentag zum deutschen Kaiser proklamiert worden. Seinen Neffen Philipp II. hatten die Kurfürsten als hochmütigen und bigotten Spanier abgelehnt. Im Auftrag Kaiser Ferdinands inspizierteLazarus  1565/63 die ungarische Grenze. Inzwischen kam Maximilian II. nach dem Tod seines Vaters am 25. Juli 1564 auf den deutschen Kaiserthron. Lazarus wird zum Generalkapitän der deutschen Truppen in  Ungarn

220px-Nicolas_Neufchâtel_002ernannt. Er kämpfte erfolgreich gegen die osmanische Armee und vor allem gegen Johann Sigismund Zapolya, der schon kurz nach seiner Geburt 1540 zum König von Ungarn gewählt worden war und dies auch als Johann II. bis 1570 blieb. Ab 1570 war er als Johann I. der erste Fürst von Siebenbürgen. 1565 kämpfte Lazarus im nördlichen Ungarn gegen Zapolya. Obwohl numerisch unterlegen,  holte er  verlorene Plätze zurück und eroberte nach längere Belagerung Tokay und die Gegend des heutigen Satu Mare (heute Rumänien. Seine Beute in Tokay waren 4000 Fässchen Tokayer. 1567 eroberte er Mukatschewe, das heute in der Ukraine liegt.

Seine Siege und sein Organisationstalent, das er in der Grenzsicherung zeigte, erregten in Europa Aufsehen,  verschafften ihm hohes Ansehen und begründeten seinen Ruf als Feldherr. In dieser Zeit ist er auch auf die Ruländer Rebe gestoßen, vermutete, dass sie die Grundlages des Tokajer sei und brachte sie nach Baden und ins Elsass. Dort ist sie als Pinot gris bekannt. 1567 bat Lazarus um seine Rückberufung aus Ungarn. Wegen seiner Verdienste wurde er 1568  zum Reichsfreiherren von Hohenlandsberg ernannt. Die Burg Hohenlandsberg ist in der Nähe von Colmar. Er hatte Burg und Herrschaft 1563 von den Erben der Grafen von Lupfen gekauft.Die Herrschaft umfasste die Ortschaften Kientzheim, Ammerschwihr, Niedermorschwihr, Türckheim, Sigolsheim und Wintzenheim. Schon 1560 hatte er die Pfandschaft über Stadt, Schloss und Herrschaft Burkheim am Kaiserstuhl bekommen. Dort errichtete er das Schloss Burkheim, das 1673 von französischen Truppen zerstört wurde. Es ist heute die einzige Ruine eines Renaissanceschlosses in Südbaden.

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1568 suchte Lazarus aus unbekannten Gründen um seine Demission nach. Doch von Maximilian II. schickte ihn als Generalkapitän zu einer neuerlichen Inspektionsreise an die ungarische Grenze. Aus dem Dienstverhältnis mit Philipp II, indem er ja immer noch stand – er war ja nur beurlaubt und hatte seine Bezüge weiter erhalten, was die Wertschätzung unterstreicht, die er auch am spanischen Hof genossen hatte. Am 28. Juni 1568 ließ Herzog Alba den Grafen Egmont in den Niederlanden hinrichten, Wilhelm von Oranien, der ja in Dillenburg geboren war, hatte sich nach Deutschland retten können. Mit beiden war er ja seit seiner Dienstzeit unter Philipp in den Niederlanden befreundet. Das harte Vorgehen Philipps in den Niederlanden, aber auch die Hugenottenkriege, die seit 1562 in Frankreich geführt wurden,  beunruhigten ihn. Er hatte Sorge, dass die religiösen Auseinandersetzungen auch auf Deutschland übergreifen könnten, zumal die blutigen Auseinandersetzungen auch in Deutschland erst kurze Zeit zurück lagen.

Auch war er enttäuscht von den Ergebnissen des Konzils von Trient (zwischen 1545 und 1563 in vier Sitzungsperioden) Beim Frankfurter Deputationstag 1569 wurde Lazarus zum Generalleutnant ernannt. Das war die Krönung seiner  militärischen  Laufbahn. Er war damit militärischer Stellvertreter des Kaisers. Er war einer der einflussreichsten Berater Maximilians. Sein Anliegen war die gegenseitige Tolerierung der Konfessionsparteien. Er sprach sich gegen die Erweiterung des Landsberger Bundes unter Einbeziehung Herzog Albas aus, eines auf Veranlassung des bayrischen Herzog Albrechts V. gegründeten Zusammenschlusses katholischer Länder und Städte als Gegengewicht zu den protestantischen Reichständen. Er sah in einer auf den Reichskreisen basierende Wehrverfassung geeignetes Mittel zur Sicherung des Friedens im Reich. Damit gab er sich als Verfechter der Reichseinheit zu erkennen. Ihm schwebte eine zentral gelenkte Monarchie vor. Dafür setzte er sich auch auf den Reichstagen von 1566 und 1576 ein, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Die Reichsstände wollten von ihren erreichten Positionen nichts preisgeben und der Kaiser wollte keine weitere Eskalierung der ohnehin schon bestehenden Spannungen.

In seinem Herrschaftsbereich sorgte er für eine vorbildliche Ordnung.

Lazarus starb am 28. Mai 1854 auf seinem Schloss in Kirchofen. In Kientzheim wurde er nach katholischem Ritus bestattet. Dort erinnert auch ein Epitaph an ihn.

1986 wurde der Lazarus-von-Schwendi- Städtebund gegründet um seine humanistische Gesinnung, seine Toleranz und Klarheit weiter zu geben und zu fördern. Gemeindevertreter treffen sich jährlich abwechselnd an einem der Mitgliedsorte.

Die Orte sind in Belgien Philippeville, in Frankreich alle im Oberelsass Kientzheim, Ingersheim, Logelheim, Sigolsheim, Wintzheim, Turckheim, Munster, Ammerschwihr und Niermorschwihr und in Deutschland Kirchofen, Burkheim, Triberg, Mittelbiberach und Schwendi.

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22 Apr. 2011

Kloster Reichenau

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Der heilige Pirminius gilt als der Glaubensbote des südwestdeutschen Raumes und des Elsasses schlechthin. Er ist auch Patron der Pfalz, des Elsasses und der Insel Reichenau. Pirmin wurde um 690 vielleicht in Narbonne geboren. Im Kloster Glanfeuil, dem Kloster des heiligen Maurus, dem Schüler Benedikts von Nursia und dessen Nachfolger als Abt von Subiaco soll er die Bildung zum Priester erhalten haben. Wegen seiner guten Kenntnisse und seiner guten Frömmigkeit wurde er zum Priester und Wanderbischof ernannt. Bald genoss er einen großen Ruf und erwirkte zahllose Bekehrungen. Am Bodensee soll er einen alemannischen Adligen namens Sintlaz kennengelernt haben, der auf Schloss Sandegg in Salenstein im Kanton Thurgau gewohnt haben soll und auch auf der Reichenau begütert war. Mit ihm soll Pirmin nach Rom gewandert sein und von Papst Gregor II. (Papst von 715-731) als apostolischer Missionar ins Herzogtum Alemannien gesandt worden sein. Unterstützt wurde diese Mission von den fränkischen Hausmeiern, insbesondere Karl Martell (ca.689-741). 724 gründet Pirmin das Kloster auf der

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Reichenau, gerät dadurch allerdings rasch in Widerspruch zum alemannischen Herzog Theudebald (vor 709-746). Theudebald war der Sohn des 709 verstorbenen Alemannenherzogs Gotfrid und Bruder des Herzogs Lantfrid (+730)Dieser musste ein Kloster in seinem Machtbereich unterstützt von dem fränkischen Hausmeier Karl Martell als Provokation empfinden. So vertrieb er Pirmin 727 aus “Hass gegen Karl”, wie Hermann der Lahme in seiner Chronik schreibt, und auch dessen Nachfolger Heddo (727-734). Es war nur folgerichtig, dass Pirmin allen Klöstern, die er gründete, die benediktinische Ordensregel gab. Pirmin gilt als Vorläufer des Reformabtes Benedikt von Aniane (vor 750-821). Dieser hatte 782 in Aniane ein Kloster gegründet und war von Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen, an die Kaiserpfalz in Aachen mitgenommen worden. Er gliederte die Mönche im Reich Karls des Großen nach der einheitlichen Regel des Heiligen Benedikts in die Reichskirche ein. Die Synode von Aachen (zwischen 816 und 819)schrieb die von Benedikt verfasste Consuetudo als allein verbindliche Mönchsregel fest. Außerdem entschied die Aachener Synode auch eine deutliche Trennung von Mönch und Kanoniker.

Zurück zur Reichenau. Nach verschiedenen Kämpfen zunächst gegen Karl Martell später dann gegen Pippin und Karlmann wird Theudebald schließlich 744 als Herzog abgesetzt. 727 stiftete Graf Eberhard, Bruder des elsässischen Herzogs Liutfried, in Murbach im Elsass am Fuß des Grand Balllon ein Kloster. Er betraute Pirmin mit dem Aufbau einer Klostergemeinschaft. So wurde Murbach praktisch das erste Tochterkloster der Reichenau.

731 wird in Pfäfers im Kanton St. Gallen ein weiteres Reichenauer Tochterkloster errichtet, wie Hermann der Lahme in seiner Chronik berichtet. Das Kloster wird 761 erstmals urkundlich erwähnt.

Die Äbte Arnefrid (in Konstanz Bischof von736-746), Sidonius (in Konstanz Bischof von 746 bis 760) und Johannes( in Konstanz Bischof von 760-782), das waren der 4. bis 7. Reichenauer Abt,  waren gleichzeitig auch Bischöfe von Konstanz.Johannes war außerdem noch Abt von Sankt Gallen.

Unter Abt Arnefrid wurde 741 das vom Bayernherzog gegründete Niederaltaich an der Donau mit Reichenauer Mönchen besiedelte Kloster gegründet. Das war das 3. Reichenauer Tochterkloster.

742 hatte Pirmin in Hornbach in der Pfalz sein letztes Kloster gegründet, wo er 753 starb.

Das Kloster auf der Bodenseeinsel erlebt nun eine erste Blütezeit. Abt Waldo (786-806) war 782 in St. Gallen Abt geworden.Dort richtetete er eine Bibliothek ein. 786 wurde er Abt der Reichenau. Er war der Gründer der Reichenauer Gelehrtenschule. Und wie in St. Gallen richtete er eine Bibliothek ein und eine Klosterschule. Waldo wurde 791 von Karl dem Großen zum Bischof von Basel und Pavia erhoben. In Pavia war er für die Erziehung des Sohnes von Karl dem Großen,  Pippin,  zuständig. 805 wurde Waldo Reichsabt. Waldos Tätigkeit als Erzieher und Berater Pippins zeigt die Verbundenheit der Klosterinsel mit dem fränkischen Herrscherhaus. Abt Waldo erlaubte Egino von Verona, der wohl von 780-799 Bischof von Verona war, die Gründung der Cella St. Peter und Paul an der Westspitze der Insel. Egino war ein enger Vertrauter Karls des Großen und möglicherweise Verwandter von Karls 2. Frau Hildegard.

220px-Stiftskirche_St_Peter_und_Paul_Reichenau_ApsisWaldo wurde 806 als Hausbischof der Abtei  St. Denis in Paris berufen. Sein Nachfolger war Abt Haito (806-823) Haito war auch Bischof von Basel von 805-823. Schon als Fünfjähriger war er um 767 von seinen Eltern aufs Inselkloster Reichenau geschickt worden. Als Basler Bischof war er Bauherr des Gründungsbau des Basler Münsters. Als Abt der Reichenau war er der erste Bauherr des Reichenauer Münsters, einer dreischiffigen Kreuzbasilika mit Zwillingsapsiden. Das Münster wurde 816 geweiht. Unter Haito war Reginbert Leiter der Reichenauer Bibliothek, einer damals größten Bibliotheken des Abendlandes. Er hatte die Mönche Tatto und Grimald in das Kloster Inden, das spätere Kornelimünster geschickt. Von Reginbert bekamen die beiden Mönche den Auftrag, die Regel zu kopieren. Das machten sie penibel genau und ergänzten sie noch mit einem Zusatz,der Ergänzungen, Korrekturen alter Schreibfehler und Deutungshilfen enthielt. So hatte auch das Kloster Reichenau eine Kopie der Regula Benedicti. Haito war auch bei der Aachener Synode als Teilnehmer dabei.

Aber auch in diplomatischer Mission war Haito für Karl unterwegs. 811 wurde er nach Konstantinopel geschickt. Gegenstand der Mission war vermutlich die Anerkennung des Kaisertitels durch Kaiser Nikephoros I. 803 war schon eine Gesandtschaft nach Konstantinopel gescheitert. Dass nun Haito mit der erneuten Mission betraut wurde, zeigt, welches Ansehen er bei Karl genoss.Um 819 haben Reginbert und Haito den St. Gallener Klosterplan herstellen lassen und wahrscheinlich an Abt Gozbert von St. Gallen als Hilfe und Anweisung gesandt.

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823 legte Haito seine Ämter als Abt und Bischof nieder, möglicherweise wegen einer schweren Erkrankung. In den Reichsannalen wird von einer großen Seuche berichtet, die auch das Kloster heimsuchte. Auf Haito folgte Erlebad (823-838). In seine Regierungszeit fallen die Anfänge des Reichenauer Verbrüderungsbuches. Es ist heute eine wichtige Quelle zur Namensforschung zu einer Vielzahl von Klöstern in Süddeutschland und Nordfrankreich. Mehr als 38.000 Personennamen auf 164 Seiten sind verzeichnet. Es enthält auch Namenslisten der Stifter und Wohltäter des Klosters sowie Personen, die in enger geistiger Bindung zum Kloster standen, so dass ihrer im mönchischen Gebet gedacht wurde.

250px-Reichenauer_Verbrüderungsbuch Den ersten Höhepunkt erlebte die Reichenau unter Walafrid Strabo (842-849). Walafrid ist um 808 in Schwaben in ärmlichen Verhältnissen geboren. Er ist früh an die Reichenauer Klosterschule übergeben worden. Er wird von dem späteren St. Gallener Abt Grimald (841) ausgebildet. Seine Ausbildung setzt er im Kloster Fulda unter Rabanus Maurus (bis 822 Leiter der Klosterschule, von 822-842 Abt in Fulda) fort. Zu seinen Fuldaer Mitschülern zählte auch Otfrid von Weissenburg.

In den Jahren 829 und 838 war er als Prinzenerzieher am Hofe Ludwig des Frommen. Ludwig hatte aus 1. Ehe drei Söhne, nämlich Lothar (795-855), der Kaiser wurde und Pippin (803-838), König von Aquitanien und Ludwig (805- 876), als Ludwig der Deutsche König des ostfränkischen Reiches. 839 wurde Walafrid Strabo von Ludwig zum Abt des Klosters Reichenau erhoben. Walafrid gilt auch bedeutender Dichter der karolingischen Renaissance. Abt Heito hatte die Visionen seines früheren Schülers am Krankenbett aufgezeichnet. Walafrid fasste diese Sterbevisionen, die „Visio Wettini“  in lateinische Hexameter. Das ist die früheste dichterische Umsetzung mittelalterlicher Jenseitsvisionen. 827 schrieb Walafrid den “Hortulus” eines der bedeutendsten botanischen Werke des Mittelalters. In diesem Werk sind 23 Heilpflanzen aufgeführt. Ihm zu Ehren wurden in ehemaligen Klöstern Klostergärten angelegt, so in Seligenstadt und in Mittelzell.

kraeutergartenZur Zeit Walafrids gab es ca. 20 Kirchen und Kapellen auf der Klosterinsel. Die Klosterbibliothek umfasste mehr als 400 Bände.

Am  18. August 849 ertrank Walafrid in der Loire. Damit endete zunächst eine Epoche der Reichenau als ein wichtiges Zentrum der abendländischen Religion.

In der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts hatte der Klosterbesitz der Reichenau eine gewaltige Ausdehnung zumal Karl der Dicke (ostfränkischer König von 876-887) reiche Schenkungen an das Kloster machte. Karl wurde 888 im Münster bestattet.

Spätestens seit 813, möglicherweise schon vor 783 hatte Karl der Große dem Kloster den reichen Fiskalbesitz, also den Besitz, der dem Reich gehörte, um Ulm herum überlassen. 815 , das war schon drei Jahre vor Sankt Gallen, verbriefte Ludwig der Fromme dem Kloster Reichenau Immunität und freie Abtswahl. 888 wurde Hatto Reichenauer Abt. Er war der mächtigste der Reichenauer Äbte. Er war Erzbischof von Mainz, Kanzler Kaiser Arnulfs und gleichzeitig Abt von Ellwangen (bis 905), Lorsch und Weißenburg. Nach den Verheerungen des Klostergutes bei den Ungarneinfällen begann das Kloster wieder zu blühen. Unter Abt Alawich (934-958) festigte sich die staatliche Gewalt unter Otto dem Großen, dem Sieger auf dem Lechfeld. Unter seiner Leitung öffnete sich das Bodenseekloster für die Reform von Gorze (ab 943),  die für ein Reichsmönchtum unter weltlicher Herrschaft plädierte. Die Reichenau zeigte sich aber auch gleichzeitig offen für das Gedankengut von Cluny. Diese betonte eine Loslösung der Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der Bischöfe. Die Klöster wurden direkt dem Schutz des Papstes unterstellt. Die Reformpartei wurde unter Abt Ekkehard (958-972)zurückgedrängt, erstarkte aber unter Ruodmann (972-985) wieder. Abt Ruodmann erhielt große Schenkungen der letzten Nachkommen der beiden mächtigsten schwäbischen Geschlechter, der Alaholfinger und der Burkhardinger und konnte so den Klosterbesitz außerordentlich vermehren. Das solide wirtschaftliche Fundament bildete die Ausgangsbasis für eine zweite künstlerische Blüte der Reichenau. Abt Witigowo (985-997) fasste die verschiedenen Klosterbauten zu einer baulichen Einheit zusammen. Unter Witigowo erreichte die Reichenauer Malschule ihre höchste Blüte. Herausragende Maler sind Keralt und Heribert. Illuminierte Codices sind beispielgebend für die

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Kunst in ganz Europa. Das Perikopenbuch Heinrichs II. Das Buch entstand vermutlich im Auftrag Heinrichs II. (1002-1024) im Kloster Reichenau für den Bamberger Dom anlässlich dessen Weihe und zählt zu den Hauptwerken der ottonischen Buchmalerei.

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Künstlerisches Vermächtnis sind auch die romanischen Kirchenbauten, vor allem St. Georg mit seinen Wandmalereien. Allerdings kommt Kritik an seinen Aufwendungen für Hofreisen und Bauten auf und so wird er 997 zur Abdankung gezwungen. Für seinen Nachfolger Alawich II. (997-1000) erwirkt Otto III. bei Papst Gregor V. (996-999, der erste deutsche auf dem Papstthron, aus dem Geschlecht der Salier stammend) das Recht zum Gebrauch der Pontifikalien. Außerdem erhält Alawich die privilegierte Stellung eines römischen Abtes. Dessen Weihe steht allein dem Papst zu. Daraus entwickelte sich eine völlige Exemtion der Abtei vom Diözesanbischof. Außerdem wurde bestimmt, dass die Äbte an ihrem Weihetag statt des Zinses einen Codex sacramentorum, einen Codex epistolarum und einen Codex evangeliorum sowie zwei Schimmel zum Geschenk machen sollten. Man kann da wohl auch die Wertschätzung der Reichenauer Malschule herauslesen. 1031 bestätigte Papst Johannes XIX. dieses Privileg und bestimmte, dass der Abt aus dem Konvent genommen werden müsse. Das stieß allerdings auf heftigen Widerstand des Konstanzer Bischofs Warmann. Dieser wandte sich an Konrad II. (1024-1039). Abt Berno musste das Privileg ausliefern. Es wurde 1032 öffentlich verbrannt.

Heinrich II. (1002-1024), Sohn Heinrich des Zänkers, war an der Domschule von Hildesheim zunächst für den geistliche Stand ausgebildet werden. Seine Ausbildung beendete er in Regensburg unter Bischof Wolfgang. Beeinflusst wurde er in dieser Zeit auch von Abt Ramwold von St. Emmeran. Beide waren Befürworter der Reform von Gorze. Heinrich betrieb die Reform der Reichsklöster. So setzte er auch für Reichenau unter Umgehung des Wahlrechts des Konvents 1006 den aus Gorze stammenden Immo als Abt ein. Wegen seiner Reformstrenge konnte sich dieser aber nicht gegen den adligen Konvent durchsetzen. Der Konvent erzwang von Heinrich die Absetzung Immos. Der wurde durch den aus Prüm stammenden Berno, der im französischen Reformkloster Fleury ausgebildet war, abgelöst. Der neue Abt konnte die Spannungen im Konvent ausgleichen. Dem Reformgeist Clunys und Gorzes entsprechend hielt sich Berno in militärischen und diplomatischen Aufgaben das Reich betreffend zurück. Aber er nahm lebhaften Anteil an den Geschehnissen seiner Zeit, wie man seiner Korrespondenz entnehmen kann.

In den Auseinandersetzungen zwischen Konrad II. und seinem Stiefsohn Herzog Ernst von Schwaben stellte sich die Abtei auf die Seite des Königs.

Unter Abt Berno erlebte das Kloster nochmals eine große Blütezeit. Berno machte sich als Wissenschaftler und Musiker einen Namen. Von ihm sind einige musiktheoretische Schriften erhalten. Sein liturgisches Hauptwerk ist “De officio missae”. Darin zeigt sich auch das Hauptanliegen Bernos, die Hebung des Gottesdienstes und die Förderung der Marienverehrung. Der bedeutendste Schüler

ae1c6161d910a598 in der neu erblühenden Schule war Hermann der Lahme (1013-1054). Er stammte aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht von Altshausen-Veringen und wurde als Sohn des Grafen Wolfrat und dessen Frau Hiltrud geboren. Er war von Geburt an spastisch gelähmt und kam schon mit sieben Jahren in die Klosterschule Reichenau. Er galt nach Arno Borst als der große Universalgelehrte des 11. Jahrhunderts. Seine Chronik, die von Christi Geburt bis zum Jahr 1054 reicht, ist eine der wichtigsten Quellen des 11. Jahrhunderts. Wichtig war er auch für die Mathematik und Astronomie. Möglicherweise geht die Einteilung der Stunde in Minuten, vermutlich für astronomische Beobachtungen, auf ihn zurück. Auf dem Gebiet der Musik ist das noch heute gesungene “Salve regina” von ihm geblieben.

Auch wirtschaftlich war die Abtei unter Abt Berno sehr erfolgreich. Unter Berno  wurde der Markuschor und das Turmwerk erbaut. In Anwesenheit Heinrichs III., zu dem Berno ein enges Verhältnis hatte, wurde das Reichenauer Münster 1048 geweiht.

e2b3849409b20bc6 Der Investiturstreit unter Heinrich IV. (ab 1056 deutscher König, von 1084-1105 deutscher Kaiser) und Papst Gregor VII., der vor seiner Wahl zum Papst im Kloster Cluny Mönch war, betraf natürlich auch eine so wichtige Abtei wie Reichenau. Er markiert auch in der Geschichte der Reichenau eine Wende. Die Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kunst wurden geringer. Die Bibliothek wurde vernachlässigt. Die Malschule verlor ihre führende Stellung.

Ekkehard von Nellenburg wurde 1071 Abt der Reichenau. Sein Vater Graf Eberhard von Nellenburg war mit dem salischen Kaiserhaus und Papst Leo IX., der 1049 als Bruno Graf von Egisheim und Dagsburg Papst wurde, verwandt. Die Familie war antikaiserlich eingestellt.Ekkehard hatte sich auch voll auf die Seite des Gegenkönig Rudolfs gestellt, der in Forchheim 1077 von den oppositionellen süddeutschen Herzögen und den drei Erzbischöfen von Mainz, Magdeburg und Salzburg zum Gegenkönig Heinrichs gewählt worden war, weil er 1076 von Papst Gregor VII. 1076 für abgesetzt erklärt und exkommuniziert worden war.  In St. Gallen setzte Rudolf Lutold als Abt ein.Die Mönche scheinen aber auf Seiten Heinrichs IV. gestanden zu sein.Aus Empörung über Rudolf und Lutold zerbrachen sie Lutolds Abtstab. Als Heinrich wieder erstarke setzte er Ulrich von Eppenstein als Abt ein.Obwohl dieser nicht aus dem Konvent kam und auch nicht durch eine Wahl ins Amt kam, wurde dieser von den St. Gallener mönchen freudig bnegrüßt. Lutold konnte sich in St. Gallen nicht mehr halten und suchte Zuflucht auf der Reichenau. Er tat alles, um seinen St. Gallener mitbrer wieder ins Amt zu bringen. Im Auftrag Rudolfs unternahm Ekkehard 1077 eine Reise nach Rom, während der er von König  Heinrich gefangengesetzt wurde. Erst 1079 kam er aus der Gefangenschaft frei. Der Sankt Gallener Abt war 1079 als Gegenabt Ekkehards eingesetzt. Die offene Feindschaft, die zwischen den benachbarten Abteien Sankt Gallen und Reichenau mittlerweile herrschte, wurde in vier Feldzügen ausgetragen, bei denen sich Abt Ekkehard gegen Ulrich III. schließlich durchsetzen konnte. In Konstanz wurde 1084 Gebhard III., Sohn des Zähringerherzogs Bertolds I. zum Bischof ernannt. Gebhard war ein prominenter Vertreter der päpstlichen Partei. Er stellte sich schließlich auch auf die Seite der Söhne Heinrichs IV. Er spielte eine nicht unwesentliche Rolle bei der Abdankung Heinrichs IV. und der Wahl seines Sohnes Heinrichs V. Die Wahl eines Reformbischofs minderte die Spannungen in der Nachbarschaft der Reichenau.

Als Abt Ekkehard 1088 stirbt, wird Ulrich II. von Dapfen (1088-1123) Reichenauer Abt. Er war Kustos, Lehrer und Archivar. Er gilt als der größte Urkundenkenner seiner Zeit, Historiker sprechen auch vom “Topspezialisten in Urkundenfälschung”.

Zu seiner Zeit als Abt war die Reichenau die “berühmteste Fälscherwerkstatt des 12. Jahrhunderts“. Ein schönes Beispiel Reichenauer Fälscherkunst ist die “Reichenauer Schenkung” in Ulm. Dort gibt es eine aufs Jahr 813 datierte Urkunde. Mit dieser Urkunde wurde der königliche Ort Ulm aus dem Besitz des Reiches dem Kloster Reichenau übertragen. Ulrich hatte die Originalurkunde Ludwigs des Deutschen verwendet. Sein Siegel und Rekognitionszeichen verblieben auf der Urkunde. Nur der Text war abgeändert. Ursprünglich war wohl nur die Ulmer Pfarrkirche und deren Grundbesitz übertragen worden. Nun war es aber gesamte Grundbesitz Ulms. Hauptsächlich aber hatten die Fälschungen drei Ziele, die Übermacht der Vögte sollte zurückgedrängt werden, Heerespflicht, Besuch der Hoftage und die Pflicht zum Servitium für den reisenden Kaiser sollte eingeschränkt werden, was die wirtschaftlich angespannte Situation der Abtei etwas gelindert hätte. Schließlich wollte man auch die Stellung gegenüber dem Bischof in Konstanz stärken. Die Bestätigung der Exemtion und der Verzicht auf die Weihegewalt sollte die kirchenrechtliche Stellung der Reichenau verbessern. Ulrich konnte schließlich auch aufgrund eines Privilegs Heinrichs IV. den Markt Radolfzell gründen, was schon Abt Ekkehart versucht hatte.

1169 wurde Diethelm von Krenkingen als Abt eingesetzt. Er war Reichenauer Abt, bis er 1206 auf alle Ämter verzichtet hatte und als einfacher Mönch ins Kloster Salem eingetreten war. Diethelm war treuer Gefolgsmann des Kaisers, eine politische Persönlichkeit, die durch ihr Eintreten für die Sache des Kaisers die alte

Einheit von Kirche und Reich verkörperte.

229px-Diethelm_von_Krenkingen1189 wurde Diethelm Bischof von Konstanz. Damit war seit langer Zeit wieder Bistum und Abtei in einer Hand vereint. 1196 übertrag ihm Philipp von Schwaben  (1177-1208) die Verwaltung des Herzogtum Schwaben. 1197 gab er den Ausschlag bei der Entscheidung,  Philipp zum König zu wählen. In den Folgejahren war er nun meist in der Umgebung Philipps zu finden. Um seine Verpflichtungen im  Reichsdienst zu erfüllen, musste er ein Gut der Oberzeller St. Georgskirche verkaufen. Das zeigt, wie angespannt die finanzielle Lage der Reichenau bereits war. 1183 wurde auf dem Michaelsberg bei Ulm ein Hospital errichtet. Damit unterstrich er die reichenauischen Rechte in Ulm. Seine besondere Förderung galt aber der Zisterziensergründung in Salem. Er gestatte ihr den Erwerb vieler reichenauer Güter. Die Lehenshoheit der Abtei gegenüber Vasallen und Dienstleuten des Klosters konnte er nochmals durchsetzen. Mit dem Eintritt Diethelms als einfacher Mönch ins Kloster Salem hatte die Reichenau ihre aktive Rolle in der Reichspolitik verloren.

Konrad von Zimmern wurde der 44. Abt der Reichenau. Unter Konrad erlebte die Abtei eine schwere Zeit. Gleich zu Beginn seiner Zeit brannte das Kloster mit Ausnahme des Münsters nieder. Es gab Konflikte zwischen Papst und Kaiser, infolge derer Abt Konrad 1244 gebannt wurde. Es gab wieder einen Konflikt mit dem Bischof, der den Abt vor seiner Haustür der bischöflichen Gerichtsbarkeit unterstellt sehen wollte und schließlich gab es auch Konflikte innerhalb des Klosters, da die Fronten in der Mönchsgemeinschaft zwischen Kaiser und Papst-Parteien verliefen. Konrad starb 1255. Die Zimmersche Chronik nennt das Datum 1253. Abt Burkhard von Hewen (1253-1259) verwaltete die Abtei sehr schlecht. So traf die allgemeine Wirtschaftskrise der Benediktinerklöster in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Abtei besonders hart. Die Mehrheit der Mönche warfen dem Abt Verschleuderung der Klostergüter, Simonie und Zerstörung des Ordenslebens vor. Sie baten Papst Alexander IV. (Papst von 1254-1261) um ein Eingreifen. Dieser beauftragte 1256 die Äbte von Ottobeuren, Einsiedeln und Neuweiler (Elsass) mit einer Reform der Reichenau. Der St. Gallener Abt Berchtold von Falkenstein wurde 1258-1259 als Koadjutor eingesetzt. Der Konstanzer Bischof Eberhard II. (1248-1274) wollte die Abtei erwerben, blieb aber erfolglos. Nun wurde Albrecht von Ramstein Abt der Reichenau (1260-1294.) Auch er musste Klosterbesitz weiter verpfänden oder veräußern. Allerdings konnte er das Klostergut konzentrieren und zusammenziehen. Entfernter Besitz wurde weggeben, um die Insel und ihre nächste Umgebung von fremden Einflüssen freizuhalten.

Zwischen 1253 und 1259 wurde am Bodensee eine Deutschordenskommende gegründet. Ihr musste zugestanden werden, Reichenauer Lehen als Zinseigen zu erwerben. Zwischen 1296 und 1306 war der Konstanzer Bischof Heinrich von Klingenberg Gubernator der Reichenau ,also Verwalter. Außerdem war Heinrich auch Kanzler des Reiches. 1306 wurde Diethelm von Kastel, der von 1292 bis 1321 Abt von Petershausen war, Reichenauer Abt. Mit ihm wurde erstmals ein Abt an die Spitze berufen, der nicht Angehöriger des Hochadels war. Er ließ das Dormitorium und Refektorium wieder aufbauen. Er mühte sich, die Beschränkung des Nachwuchses auf den Hochadel aufzuheben, blieb aber damit erfolglos. Da diese Adelskreise in der Abtei eine Versorgungsanstalt für jüngere Söhne sah, widersetzten sie sich diesem Bestreben. So blieb Diethelm damit erfolglos. Mehr Erfolg hatte er mit seinen Bemühungen um die wirtschaftliche Sanierung der Abtei. Er inkorporierte die Pfarrkirche in Ulm, die Pfründe der Kirche gingen also an das Kloster. Die Einkünfte des Klosters in dieser Zeit betrugen etwa 400 Mark Silber, Ulm erbrachte 61 Mark Silber, ein wichtiger Posten also. (Eine Mark Silber entspricht etwa der Kaufkraft von 15.000 €) Beim Tod Diethelms verfügte die Abtei erstmals wieder über Barvermögen. Aber schon die Regierung der beiden Äbte Eberhard von Brandis (1343-1379) und Mangold von Brandis (1383-1385). machte die Erfolge Diethelms wieder zunichte. 1367 verkaufte Eberhard von Brandis alle Güter und Rechte des Klosters an seine Familie. Als Abt Werner von Rosenberg (1385-1402) 1402 starb, waren gerade noch zwei Konventsherren im Kloster, Graf  Hans von Fürstenberg und Friedrich von Zollern. Bei der Wahl wählte der Neffe den Onkel zum Abt.Abt Friedrich von Zollern wurde 1427 abgesetzt. Ihm
eb41b0ac52512d28folgte Heinrich von Hornberg nach, der aus St. Peter im Schwarzwald kam und  nach nur hunderttägiger Amtszeit starb. Mit ihm endet die Periode hochadliger Exklusivität auf der Reichenau.

Papst Martin V. (1417-1431, auf dem Konstanzer Konzil zum Papst gewählt) bestimmte Friedrich von Wartenberg-Wildenstein (1427-1453) zum Abt. Erstmals wurde so der Angehörige eines Ministerialengeschlechts Reichenauer Abt. Er hatte zuvor die Propstei Klingnau in der Schweiz geleitet. Klingnau war Propstei des Reformklosters St. Blasien. Friedrich hob die Beschränkung des Konvents auf den Hochadel auf. Die beiden letzten Mönche verließen aus Protest das Kloster. Innerhalb von 2 Jahren waren wieder 13 Konventuale im Kloster. Abt Friedrich gab dem Konvent ein Reformstatut. Er schickte drei Mönche zum Studium nach Wien. Um ein geordnetes Klosterleben zu ermöglichen, umgab er den Klosterbezirk mit einer Mauer. Er ließ Dormitorium und Refektorium neu erbauen. Besondere Sorge widmete er der vernachlässigten Bibliothek und ergänzte sie durch beachtliche Zukäufe. 1446 verkaufte er das schon lange strittige Patronatsrecht über die Stadtkirche in Ulm für 25000 Gulden. Damit verfügte er über die finanziellen Mittel um die Besitzungen der Reichenau am Untersee auszulösen. Bei seinem Tod stand die Abtei wieder auf einer wirtschaftlich soliden Basis. Der übernächste Abt, Johann Pfuser von Nordstetten (1464-1492), der unter Abt Friedrich Cellerar war, zerstörte mit seiner Misswirtschaft den Neuansatz. Erzherzog Sigismund von Österreich (1427-1496) und die Stadt Zürich nötigten Abt und Konvent für 10 Jahre zum Verzicht auf die Verwaltung ihrer Güter. Die Abtei geriet nun vollends in das Spannungsfeld zwischen Habsburger Interessen und denen des Bischofs von Konstanz.Habsburg wollte seit den Schweizer Kriegen, die Abtei in den österreichischen Herrschaftsverband einzugliedern, die Konstanzer Bischöfe wollten das Kloster idem Bistum inkorporieren, um die zerrütteten  bischöflichen Finanzen aufzubessern und schließlich war noch ein dritter Mitspieler dabei, der Deutschorden, der die Abtei für die Kommende Mainau erwerben wollte. Die Äbte legten es nur noch darauf an, für sich eine möglichst hohe Abfindung herauszuhandeln. Beim Tod des Abtes Martin von Weißenburg (1492 bis 1508) bestand die Abtei wieder nur noch aus zwei Mönchen. Der Konstanzer Bischof  Hugo von Hohenlandenberg (1496-1531) erlangte von Papst Julius II. (1443-1513) eine Bulle, mit der er die Abtei dem Bistum inkorporierte. Dem widersetzte sich jedoch Habsburg und konnte 1508 die Wahl des Markus von Knöringen (1508-1516) durchsetzen. Die weltliche Verwaltung blieb ihm aber vorenthalten. Eine 1510 zwischen dem Bistum und Habsburg getroffene Vereinbarung, in der Konstanz Österreich  als ewigen Schirmherr der Reichenau anerkannte, der Kaiser aber dem Bischof die Abtei auf zehn Jahre einräumte, konnte wegen des Widerspruchs der Stadt Konstanz nicht wirksam werden. Nach zähen, wechselvollen Verhandlungen und Geldzahlungen an den Konstanzer Bischof und den Abt Markus von Knöringen konnte nochmals eine neue Lösung gefunden werden. Georg Fischer (1516-1519), der ehemalige Zwiefaltener Abt, wurde zum Reichenauer Abt erhoben. Die Reichenau hatte wieder einen fähigen Abt. Er verbesserte die wirtschaftliche Situation des Klosters erheblich. Auch die klösterliche Disziplin stärkte er wieder. Nach nur drei Jahren starb er aber. Der Konvent wählte den bisherigen Subprior Gallus Kalb zum Abt. Markus von Knöringen bestritt aber den Konventualen ein passives Wahlrecht. So wurde 1523 Markus von Knöringen wieder Abt. Das Bistum Konstanz verfolgte seine Inkorporationspläne weiterhin, zumal es aufgrund der Reformation zahllose Pfarreien verloren hatte. Bischof Johann von Lupfen erhielt von Papst Paul III. 1535 die Erlaubnis zur Inkorporation. Abt Markus von Knöringen verzichtete gegen eine jährliche Abfindung von 1400 Gulden, das entspricht einem heutigen Geldwert von etwa 63000 € + Naturalien. Kaiser Karl V. (Kaiser von 1519-1556) gab dazu 1541 sein Einverständnis.

An die Stelle der Abtei trat ein Priorat mit 12 Mönchen, das dem Bischof von Konstanz untergeordnet war. Der Reichenauer Konvent  strebte in den Folgejahren nach der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit der Abtei. 1757 wurde schließlich nach Prior Meinrad Meichelbeck durch päpstlichen Erlass ganz aufgehoben. Die Mönche wurden von der Insel vertrieben. Statt des Konvents wurde eine Reichenauer Mission mit 12 Patres aus verschieden Konventen eingerichtet. 1803 wurde das Bistum Konstanz aufgehoben und damit auch die Reichenauer Mission.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühten sich die Benediktiner aus Beuron, die Reichenau dem Orden zurückzugewinnen. Doch gelang es ihnen nicht, benediktinische Tradition an einem Ort wieder zu beleben, wo es einmal größte Bedeutung im südwestdeutschen Raum gehabt hat.

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19 Apr. 2011

Reichsabtei Elchingen

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Um 1075 wird Graf Adalbert von Elchingen (Ravenstein-Irrenberg) als Sohn des Hochfreien Adalbert des Älteren von Stubersheim geboren. 1102 oder 1103 heiratet er Bertha von Boll (Gräfin von Elchingen). Diese ist die Tochter Friedrichs I. von Schwaben und der Agnes, der Tochter von Kaiser Heinrichs IV. Diese beiden haben eine Tochter, Luitgard, die mit Konrad dem Großen von Wettin vermählt ist.

Graf Adalbert gründete vor 1120 zusammen mit seiner Gemahlin Bertha ein Kloster in den Ulmer Donauauen. Es entstand als Reformkloster, Klöster die zwischen 1080 und 1020 in rascher Folge gegründet wurden, sowie Neresheim, Wiblingen, Blaubeuren, Zwiefalten und Lorch. Die Erneuerungsbewegung des benediktinischen Mönchtums ging von Cluny in Burgund aus und wurde in Deutschland hauptsächlich von Hirsau getragen.

Der erst Abt in Elchingen war Andreas von Aichheim. Er regierte von 1128-1139. Die ersten Mönche kamen aus Lorch und aus Hirsau. Sie brachte auch außer den Reformideen die neue romanische Bauweise im streng gebundenen System mit, das sogenannte Hirsauer Bauschema. Hierbei werden die Querarme, der Chorarm und die beiden Langhausjoche mit ihren Seitenschiffen aus den Maßen der Vierung der Kirche entwickelt. In dieser Weise wurde die erste Klosterkirche in Elchingen zwischen 1150 und 1160 errichtet und der Mutter Gottes und den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Markgraf Konrad von Meißen, der Schwiegersohn des Stifterpaares, verlegte das Kloster auf seine Burg über dem Dorf Elchingen.

300px-Dresden_Fuerstenzug_Konrad_der_GrossePapst Innozenz II. (1130-1143) nahm das Kloster in den Schutz des Apostolischen Stuhles. Das Kloster erhielt reiche Schenkungen und hatte schon bald großen Grundbesitz und Wohlstand. Es wurde aber auch von großen Bränden heimgesucht, so im Jahre 1395, 1430 durch Blitzschlag und 1469. Viele Urkunden gingen so verloren. Abt Friedrich Zwirner (1431-1461)aus Bernstadt gilt als wichtiger Bauherr.

In seiner Regierungszeit war das Kloster abgebrannt. Auch sein Nachfolger

Paul Kast aus Ulm ist als großer Bauherr überliefert. Dieser wurde noch zu Lebzeiten Friedrichs Zwirner, der 1465 starb, zum Abt gewählt. Kast starb 1498.

Noch in seiner Amtszeit wurde das Kloster von König Maximilian 1486-1519)  zur freien Reichsabtei erhoben. Der Abt war als Reichsprälat im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches vertreten. Doch die Reichsstadt Ulm hatte ein Aufsichtsrecht über das Kloster. Fast ein Jahrhundert lag der Konvent im Streit mit der Stadt Ulm.

Die Lage an den bedeutendsten Heerstraßen der damaligen  Zeit, nämlich Ulm-Nürnberg und Ulm Augsburg brachte dem Kloster  nicht nur Segen. Mehrmals wurde es restlos ausgeplündert.

Im 15. galten die Elchinger Mönche und ihr Klosterleben als vorbildlich. Sie stellten öfters auch Äbte für Klöster in Schwaben und verbreiteten so die vom Kloster Melk ausgehende Reformbewegung des Benediktinerordens in Schwaben.

Unter Abt Hieronymus Herzog, der 1519 Abt wurde und 1541 starb wurde das Kloster im Bauernkrieg 1525 kurz vor der Schlacht von Leipheim von 4000 Langenauern und 5000 Leipheimern geplündert.

1520-1522 wird in Ulm die Reformation eingeführt. Die Reichstadt Ulm unterband den katholischen Gottesdienst. Abt und Mönche wurden gezwungen, das Kloster zu verlassen. Unter Abt Andreas Thierlin (1541-1547) besetzten 1546 spanische Truppen das Kloster. Im Donaufeldzug des Schmalkaldischen Krieges wurde das Kloster  dann in Brand gesetzt. 1547 setzte Kaiser Karl V. (1520-1556) die Mönche aber wieder ein. Noch während des klosterneubaus starb Abt Andreas 1547. Sein Nachfolger Thomas Klaus aus Weisenhorn starb nur 16 Tage nach seiner Wahl an der Pest. Der Abtei blieben nur wenige Jahre der Erholung und Entspannung.

Unter den Äbten Johannes II. Speigelin (1620-1638) und Johannes III. Treu aus Günzburg 1638-1657 tobte der Dreißigjährige Krieg. Die Abtei hatte wieder Plünderung und Zerstörung zu erleiden und musste immense Abgaben leisten.

Abt Johannes Treu gründete zum Dank für die Rettung aus Kriegsnöten die Siebenschmerzensbruderschaft. Die seit alter Zeit bestehende Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter Gottes von Elchingen nahm großen Aufschwung.

170px-Wolframs-Eschenbach_Liebfrauenmünster_Marienkapelle_Gnadenbild_detail Abt Anselm Bauser (1657-1685) erneuerte die Kirche in “italienischem Stil”

Das Kloster gelangte nochmals zu großer Blüte. Unter Abt Robert Kolb (1766-1793)

wurde die Klosterkirche noch einmal durch Blitzschlag zerstört. Sie wurde aufwändig frühklassizistisch erneuert. Der Wettenhausener Stiftsbaumeister Joseph Dossenberger (1720-1785), ein Schüler von Dominikus Zimmermann, entwarf den Bau. Die Ausstattung des Langhauses sowie die Deckenfresken übernahm Januarius Zick (1730-1797), der ja auch in Wiblingen und Rot an der Rot

gewirkt hatte.

Robert II. von Elchingen wurde 1801 zum Abt gewählt. Aber 1802 wurde das Kloster säkularisiert. Der letzte Abt starb 1810 in Elchingen.

Die Besitzungen des Stiftes fielen an Bayern. Die Gebäude wurden versteigert. Dei Bibliothek kam nach Dillingen.

1840 waren fast alle Klostergebäude abgerissen.

Berühmt wurde Elchingen auch in den Napoleonischen Kriegen. Am 14. Oktober 1805 schlug der französische Marschall Ney österreichische Truppen, die sich auf dem Klosterberg verschanzt hatten. Von seinem Kaiser erhielt der siegreiche Feldherr den Titel eines Herzogs von Elchingen.

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12 Apr. 2011

Der Pfeifer von Niklashausen

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Weit beachtet wurde im Frühjahr 1476 ein junger Schweinehirt und Musikant, der in Niklashausen, einem kleinen Dorf im Taubertal, das noch heute 600 Jahre später gerade mal 460 Einwohner zählt, wirkte.  Er zog innerhalb kurzer Zeit Scharen von Menschen an. Nach zeitgenössischen Berichten lauschten bis zu 40.000 Menschen seinen Predigten. Keine 20 Jahre später war er schon in der Schedelschen Weltchronik mit Holzschnitten abgebildet. Die protestantische Historiographie sieht in Hans Böhm einen vorreformatorischen Reformator. Die sozialistische Geschichtsschreibung sieht in ihm einen ersten Höhepunkt der frühbürgerlichen Revolution und der DDR galt 1476 als Epochenjahr für den Beginn der Neuzeit.

Werfen wir erst mal einen Blick auf das 15. Jahrhundert. Das Konzil in Konstanz 1414-1418 war zu Ende gegangen. Es beendete die Zeit von Papst und Gegenpapst, die über Jahrzehnte die Christenheit in Europa in Atem gehalten und gespalten hatte. Im kirchlichen Bereich hatte das einen erheblichen Autoritätsverlust nach sich gezogen. 1415 war Johannes Hus als Ketzer in Konstanz verbrannt worden. Man hatte zwar seine Person vernichten können, nicht aber seine Ideen. Gerade in Bayern hatten diese durchaus noch Wirkung.

Zu der Unzufriedenheit mit den bestehenden kirchlichen Verhältnissen kam eine enorme Unzufriedenheit mit den sozialen und politischen Verhältnissen.

Die “Reformation Sigismundi” wurde 1439 von einem unbekannten Verfasser geschrieben, 1476 erstmals gedruckt, erlebte bis 1522 sieben Auflagen und wurde rasch zur verbreitesten Reformschrift ihrer Zeit.

In den Städten  mehrten  sich die Auseinandersetzungen. Oft war es eine Auseinandersetzung der Zünfte mit den Patriziern um die Herrschaft in der Stadt, sowie z. B. 1430 in Bamberg

In der Schweiz, in der Gegend um Salzburg, in Worms gibt es erste Erhebungen  der Bauern (1431/1432).

Die Fürsten versuchten ihre Herrschaft auszubauen. Der Umbau vom mittelalterlichen Domänenstaat auf den frühmodernen Finanzstatt wird forciert.

Das heißt die Landesherren führen Steuern ein und schaffen damit neben den

Domäneneinkommen ein neues Standbein für die Staatsfinanzierung.

Bußprediger haben Konjunktur. In Würzburg predigt Capistran (1386-1456)mit großem Erfolg. Vieles was er in Würzburg predigte, taucht auch bei Hans Böhm auf.

Das Niveau vor allem des niedrigen Klerus ist kaum zu unterbieten. Und Papst und Bischöfe standen ja auch stark in der Kritik. So predigte ein Straßburger Bußprediger über die Bischöfe:” mit viel Pferden reiten, gross Ehr einnehmen, den Säckel füllen, gute Hühnlein essen und den Huren nachlaufen”.

Nun wird im Mai 1476 Der Bischof von Würzburg Rudolf von Scherenberg (ca. 1401- 1495) vom Grafen Johann III. von Wertheim informiert, dass immer größer werdende Menschenmengen nach Niklashausen pilgerten, weil dort ein junger Hirte

220px-ScherenbergMarienerscheinungen gehabt habe und Predigten abhalte. Hans Böhm war um 1450 in Helmstadt, nahe Würzburg geboren. Der Würzburger Bischof hatte die geistige Herrschaft über Helmstadt inne, der Wertheimer Graf die weltliche. Noch ein dritter Akteur war mit der Angelegenheit befasst, nämlich der mainzer Erzbischof Diether von Isenburg (1412-1482), der für Niklashausen zuständige Diözesanbischof.

Man weiß wenig über Hans Böhm. Er ist in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, war wahrscheinlich Waisenknabe und musste schon als Kind seinen Lebensunterhalt bestreiten.Auf Grund seines Namens wird oft angenommen, dass seine Eltern aus Böhmen stammen. Der Name Böhm war aber in der Grafschaft Wertheim durchaus verbreitet. In seinen Predigten erzählt Hans Böhm von seinen Marienerscheinungen. Das ist nicht verwunderlich gilt der Taubergrund doch heute noch als Madonnenländchen und Marienfeste wurden in der Grafschaft Wertheim als besondere Feiertage gehalten. Nach  Lätare, dem 4. Fastensonntag trat Hans Böhm öffentlich auf, verbrannte seine Pauke und hielt seine erste Predigt. Er forderte zur Marienwallfahrt nach Niklashausen auf. Wenn man in Demut und Verehrung zum Gnadenbild nach Niklashausen wallfahre, erhalte man ebenso vollkommenen Ablass, wie wenn man zum Papst nach Rom pilgere.

357px-Niklashausen_liedDie Zuhörer wurden  aufgefordert, Schmuck, seidene Schnüre, spitze Schuhe und Brusttücher als Zeichen der Sühne zu opfern.

Die Marienkirche von Niklashausen war 1344 geweiht worden und seit 1353 im Besitz eines in Avignon ausgestellten Ablassbriefes.

Hans Böhm prangerte die Habgier des Adels an, forderte auf,  seinen Lebensunterhalt mit eigener  Hände Arbeit zu verdienen und mit Bedürftigen zu teilen. Standesunterschiede, Abgaben und Frondienste sollten abgeschafft werden.

Privater und hoheitlicher Besitz an Feldern, Wiesen, Wäldern und Gewässern seien

in die Allmende zu überführen. Die Wallfahrt erhielt bald einen ungeheuren Zulauf.

Aus der näheren Umgebung aber auch aus dem Rheingebiet, aus den Alpengegenden, dem Elsass, Thüringen, aus dem Harz ja bis aus Sachsen und Meißen strömten die Menschen herbei. Seine politischen und sozialen Forderungen verbunden mit seinen religiösen Ideen bargen ungemeinen Sprengstoff. Die Obrigkeit schritt ein. Zunächst waren bibelfeste Glaubensbrüder entsandt worden, die den Pfeifer als Scharlatan entlarven sollten. Obwohl ungebildet war der Pfeifer den gesandten Geistlichen rhetorisch und argumentativ überlegen. Mit Hohn und Spott vom Publikum bedacht zogen sie ab, um in Würzburg Bericht zu erstatten.

Ende Juni 1476 beschlossen die Mainzer und Würzburger bischöflichen Räte, die

Niklashausener Wallfahrt zu verbieten. Mit gezielten Falschmeldungen versuchte man, die bayrischen und schwäbischen Landesherren zu mobilisieren. Am 13. Juli wurde Hans Böhm von würzburgischen Reitern gefangen genommen, mit ihm zusammen ein Mönch, der wie Hans Böhm im Verhör sagte, ihn zum Predigen bekehrt habe. Als die Wallfahrer von der Verhaftung erfuhren, herrschte zunächst Verwirrung unter den Wallfahrern. Am 14. Juli zogen rund 16.000 Wallfahrer mit

Kerzen und Fahnen nach Würzburg und sangen christliche Lieder. Dort war man bei der Ankunft dieser Massen natürlich beunruhigt. Konrad von Hutten als Abgesandter konnte die Menge zunächst beruhigen. Die Masse zerstreute sich und zog ab. Als Konrad von Hutten aber ins bischöfliche Schloss zurückgekehrt war, wurde von den Wällen des Schlosses mit Kanonen in die Menge geschossen. Die Menge flüchtet in Panik, viele werden verwundet, einige getötet. Dem Pfeifer aber wurde der Prozess gemacht. Schon am  19. Juli wird das Urteil über ihn gesprochen. Er wird zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Zwei Bauern werden enthauptet.

Einige Adlige waren vorher Hans Böhm zur Seite gestanden. Die Herren von Thüngfeld und die Herren von Stetten. Kunz und Michael von Thüngfeld mussten dem Würzburger Bischof Urfehde schwören. Die zwei Bauern wurden enthauptet und

Hans Böhm auf den Scheiterhaufen gebracht, wo er laut Marienlieder sang, bis seine Stimme brach.

Das Singen der Lieder Böhms, die Verbreitung seiner Botschaft wir verboten und unter Strafe gestellt. Hans Böhm wird als leichtlebiger Musiker, als Sackpfeifenspieler und als Narr dargestellt.

Die drei Herren teilten sich die Opfergaben, die an Niklashausen entrichtet worden waren auf. Über die Kirche wurde ein Interdikt gesprochen. 1477 sollte sie abgerissen werden. Auf Bitten der Gemeinde und ihrer Fürsprecher wurde davon abgesehen. 1618 wurde für die baufällig gewordene Kirche ein Neubau errichtet.

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10 Apr. 2011

Franz von Sickingen

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Franz von Sickingen wurde am 2. März 1481 auf der Ebernburg bei Bad Münster am Stein als einziger Sohn des Schweickhard von Sickingen geboren. Seine Mutter Margarethe von Hohenburg stammte aus dem Unterelsass. Die Hohenburg liegt an der heutigen deutsch-französischen Grenze in unmittelbarer Nachbarschaft dreier Burgen, der Wegelnburg auf deutscher Seite und Löwenstein und der Burg Fleckenstein auf französischer Seite. Der Vater hinterließ ihm beträchtlichen Besitz,

die Ebernburg als Stammsitz und großen territorialen Streubesitz an der Nahe, im Unterelsass und im Kraichgau, aber auch ein beträchtliches Barvermögen sowie Beteiligungen im Silber-und Kupferbergbau und Schuldverschreibungen verschiedener Reichsfürsten. Die Familie der Sickingen stammt aus Sickingen, heute ein Teilort von Oberderdingen im Kraichgau und ist erstmals 1289 urkundlich erwähnt, kann aber möglicherweise bis auf das Jahr 936 zurückgeführt werden.

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Angehörige der Familie besetzten einflussreiche kirchliche und weltliche Ämter.

Reinhard von Sickingen war von 1445 bis 1482 Fürstbischof von Worms.

Der Urgroßvater von Franz von Sickingen, Schweicker, war  Oberhofmeister von Ruprecht von der Pfalz (1352-1410). Der Vater von Franz war kurpfälzischer Großmeister und Oberst. Er starb 1505 bei Landshut während des 1. bayrischen Erbfolgekriegs (1504/1505). Franz erwies sich als guter Verwalter und konsolidierte seine Besitzungen. Um 1500 heiratete er Hedwig von Flersheim. Die Familie von Flersheim stammte aus Rheinhessen, aus dem heutigen Flörsheim-Dahlsheim und war um Flörsheim, aber auch im Kraichgau begütert.  Mit Hedwig hatte Franz 6 Kinder. Hedwig starb am 9. Januar 1515 bei der Geburt des siebten Kindes.

Vor wir mit Franz weiterfahren, werfen wir erst einen Blick auf das gesellschaftliche und politische Umfeld.

Das frühe 16. Jahrhundert war durch eine Vielzahl sozialer Spannungen gekennzeichnet. In den letzten Jahren des Kaiser Maximilian (1459-1519) war es

220px-Albrecht_Dürer_084b zu einer Fülle von innerstädtischen Auseinandersetzungen gekommen. Um die Jahrhundertwende gab es immer wieder bäuerliche Aufstände und Unruhen (1476 Pfeifer von Niklashausen, 1491 Unruhen in der Abtei Kempten, 1492 Unruhen in Oberschwaben, 1502 im Bistum Speyer wird der Bundschuh aufgedeckt, 1514 ist der arme Konrad in Württemberg und 1525 der große Bauernkrieg). Auch die Ritterschaft war unruhig geworden. Die Fürsten intensivierten ihre Territorialisierungsbestrebungen. Die territorialen Verwaltungen wurden neuformiert. Bürgerliche Juristen  kamen in die Schaltstellen der Verwaltungen. Dazu kam natürlich auch der Wandel des Kriegswesen. Landsknechtshaufen bestimmten jetzt das Bild des Krieges.  Auch hatten die Ritter  sich der ständischen Reichsreform weitgehend versagt. Das sparte zwar die Reichssteuer. Aber sie waren auf den Kreis- und Reichstagen nicht vertreten und blieben deshalb von den politischen Entscheidungen weitgehend ausgeschlossen. Die Ritter mussten versuchen, eine Einbindung in das Verfassungsgefüge des Reiches anzustreben oder die sich verfestigenden territorialen Strukturen des Reiches aufzubrechen.

Franz war nun “Fehdeunternehmer” und als solcher sehr erfolgreich. Reichsweite Berühmtheit brachte ihm die Wormser Fehde im Jahr 1515. Dem bischöfliche Notar Balthasar Schlör war im Zuge von innerstädtischen Unruhen sein Vermögen eingezogen worden. Er hatte sich an Franz von Sickingen  gewandt. Das in Worms sitzende Reichskammergericht verwies Franz auf den Rechtsweg um den er sich nicht kümmerte. Er überfiel Wormser Kaufleute, was ihm reiches Lösegeld, aber auch die Reichsacht einbrachte, da der Kaiser dies als Bruch des Landfriedens sah.

images2 Urkunde über Verhängung der Reichsacht

Aber keiner der Reichsstände war bereit, die Reichsacht zu vollziehen. Um sein Überleben zu sichern trat er allerdings in die Dienste von Franz I. von Frankreich (1494-1557). In dessen Auftrag eroberte er die damals deutsche Reichsstadt Metz. Für 20.000 Gulden in Gold und einem Monatssold für seine Landsknechte kaufte sich Metz von der Plünderung frei. Maximilian zog Franz von Sickingen wieder auf seine Seite und er war 1519 maßgeblich an der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg  (1487-1550) beteiligt. 1519 lernt Franz von Sickingen Ulrich von Hutten (1488-1523) kennen. Hutten machte ihn mit den Ideen des Humanismus und der Reformation bekannt. Die Ebernburg als “Herberge der Gerechtigkeit” bot

b2f451e8b0verfolgten Anhängern der Reformation Schutz. Martin Bucer, Kaspar Aquila, Johannes Oekolampadius und Johann Schwebel suchten und fanden hier Zuflucht. Auch in den Dunkelmännerstreit, dem Streit zwischen den Kölner Dominikanern und dem Pforzheimer Humanisten Johannes Reuchlin griff er ein. Er drohte den Kölner Dominikanern mit einer Fehde.

1520 war Franz von Sickingen Führer der Streitmacht,  die die Kaiserwahl beschützen sollte.  Nicht Franz I. von Frankreich sondern Carlos, der als Karl V. gewählt wurde, wurde der deutsche König. Karl ernannte Franz zum kaiserlichen Rat. 1521 warb Franz Söldner aus eigener Tasche für einen Feldzug gegen Frankreich an, der allerdings fehlschlug.

Die Ritter organisierten sich nun verstärkt in territorialen Ritterbünden. 1522 versammelten sich 600 Ritter in Landau. Dort wählte im August 1522 “Die brüderliche Vereinigung”  der oberrheinischen Ritterschaft  Franz zu ihrem Hauptmann. Diese stand ihrerseits mit fränkischen Rittern in Verbindung. Franz wollte den Aufstieg zu einer eigenen territorialen Herrschaft, damit wahrscheinlich verbunden den Aufstieg zu fürstengleicher Herrschaft der gesamten Ritterschaft. Erreicht werden sollte dieses Ziel auf Kosten der geistlichen Fürsten. Das wiederum deckte sich mit der Ansicht der Reformation, die in der weltlichen Herrschaft von Bischöfen und Äbten ohnehin eine schlimme Vermischung von geistlicher und weltlicher Obrigkeit  sah.

Burg 1618 Burg

Nun begann Franz eine großangelegte Fehde gegen den Kurfürsten und Erzbischof von Trier, Richard von Greiffenklau ( 1467-1531) Es schien der Beginn einer großen Erhebung der Ritterschaft. Franz  erfuhr kaum Unterstützung von seinen Standesgenossen. Auf der Gegenseite aber griffen Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen (1504-1567) und der Kurfürst Ludwig der Friedfertige (1478-1544) ein.

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Franz von Sickingen belagerte 1522 Trier, musste die Belagerung aber bald aufgeben. Franz wurde erneut die Acht erklärt. Über den Winter musste er seine Landsknechte entlassen. Die Fürstenmacht ging nun auf Landstuhl zu. Dort war Franz auf seiner Burg Nanstein. Nach zweitägigem heftigen Beschuss musste Franz kapitulieren. Er selbst war am 1. Mai bei der Beschießung verwundet worden und starb am 7. Mai 1523  an seinen Verwundungen. Im Sommer 1523 zog ein Heer des Schwäbischen Bundes gegen die schwäbischen und fränkischen Ritter. 30 Burgen gingen in kurzer Zeit in Flammen auf. Die Burgen von Sickingens wurden von der Fürstenkoalition übernommen. Burg Drachenfels, eine Ganerbenburg bei Busenberg in der Südpfalz, wurde zerstört, obwohl der Burgvogt die Burg bereits kampflos übergeben hatte. 19 Jahre nach dem Tod von Franz wurden seine Söhne wieder in ihre alten Rechte eingesetzt. Sie mussten aber die Lehenshoheit der Kurpfalz anerkennen.

Der Ritteraufstand war gescheitert. Der Adel  konnte sich im Lauf der folgenden Jahrzehnte als reichsunmittelbare Ritterschaft im Süden und Westen des Reiches aber konsolidieren.

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01 Apr. 2011

Kloster Steinbach

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Kloster Steinbach ist eng mit Einhard, dem Biographen Karls des Großen und Baumeister, der die Errichtung zahlreicher karolingischer Bauten geleitet hat, verbunden. Zu seiner Person mehr unter Kloster Seligenstadt.

Der um 770 geborene Adlige aus ostfränkischer Familie bekam 815 von Ludwig dem Frommen, dessen Berater er war,  zusammen mit seiner Gemahlin Imma den größeren Ort “Michilstat” samt zugehöriger Mark als Geschenk, und die Villa Mülheim im Maingau, das ist Ober-und Untermühlheim, das spätere Seligenstadt. In der Schenkungsurkunde (RI, 1 heißt es „schenkt seinem getreuen Einhard, der überall die ganze kraft seinem dienst gewidmet, und dessen gemahlin Imma in Deutschland den ort Michelstadt im Odenwald, in dessen mitte eine hölzerne kirche steht, mit land 2 meilen d. i. eine rast im umkreis, und die villa Mühlheim im Maingau am Main, die einst im besitz des grafen Drogo gewesen, mit einer steinernen kirche und 4 mansen in Untermühlheim zu freiem eigen. “ Einhard und Imma Michelstadt übertragen die cella Michelstadt dem Kloster Lorsch. Die Fuldaer Annalen vermerken für das Jahr 821

die Weihe einer Kirche in Michelstadt. Die Schenkungsurkunde von 815 berichtet,

dass dort bereits eine hölzerne Kirche stand.  Es scheint allerdings, dass der Eintrag in den Fuldaer Annalen nicht das Michelstadt im Odenwald meint, sondern dass sich dieser Eintrag auf die Michaelskirche in Fulda bezieht. Als Baubeginn für Steinbach wird 824 angenommen, als Vollendungsdatum 827. Die Steinbacher Basilika  war wohl als Grablege für Einhard und Imma gedacht. Außerdem sollte eine Wallfahrtskirche etabliert werden. Einhard ließ sich in Rom Reliquien der Katakombenheiligen Marcellinus und Petrus besorgen. Dazu schickte er seinen Schreiber Ratleik nach Rom. Die Reliquien gelangten auf nicht legalem, aber damals üblichen Weg nach Michelstadt. Dort blieben sie aber nicht lange, sie wurden bald nach Seligenstadt überführt. In Seligenstadt wurde dann auch ausgeführt, was ursprünglich für

einhard5Steinbach geplant war. Dort wurde das Kloster gegründet und auch Einhard und Imma sollten ihre Ruhestädte in Seligenstadt finden.  In seinem 819 verfassten Testament verfügte Einhard, dass Steinbach an das Kloster Lorsch fallen sollte. So geschah es auch nach seinem Tod 840. In den folgenden zweieinhalb Jahrhunderten gibt es keine Erwähnung der Basilika. Es sind auch keine Urkunden aus der Zeit bekannt. Grabungsfunde belegen, dass im 9. Jahrhundert ein Friedhof angelegt worden war, auf dem Frauen, Männer und Kinder bestattet sind. Um 1050 wird dieser Friedhof aufgegeben.

1073 richtet das Kloster Lorsch unter Abt Udalrich (1056-1075) eine Propstei in Steinbach ein. Mönche aus Lorsch bauten eine Umfassungsmauer und ein hölzernes Haus, das wenig später wieder abgetragen wurde und durch ein größeres Steinhaus ersetzt. Diese diente wohl als Mönchswohnung. Die Gemeinschaft wächst in den Folgejahren und erhält Zuweisungen. Namentlich bekannte Pröpste sind Libelin (gestorben 1119), Rehewin (erwähnt 1135), Hildebert, dieser wurde 1149 zum Abt des Mutterklosters Lorsch gewählt, Ludewic (erwähnt 1173), Alexius (erwähnt 1195) und Adelhelm von Steinbach (zwischen 1222 und 1224 mehrfach erwähnt.) Im Mutterkloster wird Benno, ein Mönch aus Weissenburg Abt und Nachfolger des abgedankten Abts Ermenold. Dies stand am Ende des Versuchs, die Hirsauer Reform auch in Lorsch einzuführen. Daran war schon Abt Gebhard (1105-1106) gescheitert. Der Lorscher Konvent hatte sich zweimal erfolgreich durchgesetzt. Abt Benno war durch Simonie und kaiserliche Protektion in sein Amt gelangt. Seine verschwenderische Amtsführung und seine schlechte Haushaltung brachten auch schnell  den Klostervogt gegen ihn auf. Er wurde aus der Abtei vertrieben und musste sich zu Kaiser Heinrich V. (1086-

1125) nach Italien flüchten. Außerdem wurde Burg Windeck in  Weinheim zerstört. Diese war zum Schutz des umfangreichen Lorscher Besitzes, aber auf Grund und Boden  der Propstei Steinbach gebaut. Daraus hatte sich wohl ein massiver Grundstückstreit zwischen Propst Libelin und Abt Benno entwickelt. Unter dem Einfluss Kaiser Heinrichs kann Benno die Abtei weiterführen. Der Kaiser bestätigt auf Bitten Abt Bennos von Lorsch den Mönchen der Zelle Michelstadt die in der Urkunde genannten Besitzungen und gewährt ihnen für diese Immunität und freies Verfügungsrecht  im Jahre 1113. Abt Benno will wohl Kloster Steinbach veräußern.

Auf dem Weg von Lorsch nach Steinbach befällt ihn allerdings Unwohlsein. Er wird in Propstei gebracht, wo er am 20. Februar 1119 verstirbt. Sein Grabstein und auch der seines Gegenspielers Libelin, der ebenfalls 1119 stirbt, ist erhalten. Beide  befinden sich jetzt im Schloss Erbach.

1149 wird der Steinbacher Propst Hildebert zum Abt des Mutterkloster Lorschs gewählt, stirbt aber nur 6 Monate nach seiner Wahl.

1232 überträgt Kaiser Friedrich II. (1194-1250) das Kloster Lorsch mitsamt seinen Besitzungen, zu denen auch die Propstei Steinbach gehört, dem Erzbistum Mainz.

220px-Steinbach-einhard1Das Kloster wird als Benediktinerkloster aufgehoben und als Prämonstratenserpropstei weitergeführt. Als Folge der Umwandlungen in Lorsch wird auch die Propstei Steinbach aufgehoben. Sie wird zu einem Benediktinerfrauenkloster umgewandelt. In der Nachbarschaft des Kloster Steinbachs entstand als Wasserburg das heutige kurmainzische Schloss Fürstenau.

Die Quellenlage zum Benediktinerinnenkloster ist sehr dürftig. Am 27. Mai 1232 stellt Papst Gregor IX. (1227-1241) einen Schutzbrief für den Konvent für gegenwärtige und zukünftige Besitzungen. Das ist das erste Dokument, in dem Steinbach als Nonnenkloster erwähnt wird. Für den Zeitraum von rund 300 Jahren sind nur die Namen von 7 Nonnen bekannt, davon 5 als Äbtissinnen oder Meisterinnen. die letzte ist Meisterin Katharina Weiler 1525.

1532 werden die Schenken von Erbach in den Reichsgrafenstand erhoben. Etwa zeitgleich wird die Reformation in Erbach eingeführt. 1535 wird das Kloster Steinbach aufgehoben. 1539 wird es in einer Urkunde erstmals als Spital erwähnt.

Graf Eberhard XIII., der auch als Berater Ottheinrichs von der Pfalz bei der Einführung der Reformation für die Kurpfalz zuständig war, hatte das Kloster in ein Spital umgewandelt. Die Nonnen nahmen die Reformation an und durften als Krankenpflegerinnen im Spital verbleiben. Im 13. und 14. Jahrhundert hatte die Basilika als Grablege der Schenken von Erbach gedient und deswegen ließ das Grafenhaus die Gebäude nie völlig verfallen.

Im Jahr 1873 erkannte der Darmstädter Kunstprofessor, dass die Einhardsbasilika karolingisch war.

1970 kaufte das Land die Basilika, weitere Gebäude und Reste des Klosters. Bis 1972 wurden die fehlenden Seitenschiffe wieder aufgemauert, Puzflächen und Malereireste wurden gesichert und bis 2010 wurde das Gebälk und Dachziegel restauriert.

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30 März 2011