Archiv des Autor: Franz-Karl

Klöster der Heiligen Hildegard von Bingen

 

8687a14610c08564 Drei Klöster spielten im Leben der Heiligen Hildegard von Bingen eine Rolle. Das erste ist Kloster Disibodenberg (siehe Klöster in Rheinland-Pfalz), dann Kloster Rupertsberg, das sie gegründet hat und in das sie mit ihren Schwestern gezogen ist und dann Sankt Hildegard in Rüdesheim, das 1904 oberhalb von Eibingen als Wiederbelegung des von Hildegard in Eibingen gegründeten und 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehobenen Klosters bezogen wurde.

Zum Leben dieser Heiligen, die heute wieder total “in” ist, wie man neudeutsch so schön sagt. 2008 drehte Margarethe von Trotta den Film “Vision” mit Barbara Sukowa in der Hauptrolle und 1998 wurde im Mainzer Dommuseum die Jubiläumsausstellung zu ihrem 900. Geburtstag gezeigt.

Hildegardmedizin, Hildegardkochbücher usw. haben Konjunktur.

Hildegard wird 1098 geboren, der genaue Tag ist nicht bekannt. Sie stammt aus der Familie von Bermersheim. Als Geburtsort wird Bermersheim heute wieder in Frage gestellt. Ihre Eltern Hildeberd und Mechthild von Bermersheim stammten aus einem edelfreien Geschlecht und gehörten dem rheinfränkischen Hochadel an. Urkunden und Güterverzeichnisse belegen umfangreichen Grundbesitz der Familie in der Umgebung von Bermersheim. Man kann als sicher annehmen, dass Hildegard die ersten 8 Lebensjahre auf dem Herrenhof der Eltern verbracht hat. Sie ist das zehnte Kind. Von 9 sind 7 ihrer Geschwister aus Urkunden namentlich bekannt. Drutwin ist der älteste. Er übernimmt das elterliche Gut. Die Brüder Hugo und Rorich gehören dem geistlichen Stand an. Hugo hat in Mainz das Amt des Domkantors inne. Er ist einer der drei höchsten Würdenträger im Bistum. Als solcher fungiert er auch als Erzieher an der Domschule.

067dd98f0f8b7194Viele Schüler Hugos steigen zu bedeutenden Positionen im Reich auf. So wird  Radulf von Zähringen Erzbischof von Lüttich und hat engste Beziehungen zu Friedrich Barbarossa. Hildegard hat auch im Altar noch engen Kontakt mit ihrem Bruder Hugo. Nach 1175 übernimmt er zeitweilig die Seelsorge an ihrem Kloster.

Ihr Bruder Rorich tritt als Kanonikus in das Kloster Tholey an der Saar ein, dem frühesten Kloster auf deutschen Boden. Er ist in das älteste Totenbuch des Klosters Rupertsberg eingetragen.Von Hildegards Schwestern Irmengard, Odilia und Jutta, deren Namen in Schenkungsurkunden eingetragen sind, ist nichts weiter überliefert. Eine weitere Schwester, Clementia wird zu einem nicht bekannten Zeitpunkt Nonne in dem von Hildegard gegründeten Kloster auf dem Rupertsberg. Vier der zehn Kinder derer von Bechtersheim führen ein geistliches Leben, erhalten eine geistige Bildung. Die illustre Herkunft ist Voraussetzung für Hildegards Lebensgeschichte. Hildegard bleibt sich zeitlebens ihres hochadeligen Standes und ihrer Herkunft bewusst. Auffallend ist, dass zahlreiche Verwandte und Bekannte der Familie hohe geistliche und weltliche Ämter bekleiden. Hildegards Neffe Arnold ist von 1169-1184 Erzbischof in Trier, einer der höchsten Kirchenfürsten des Reiches. Arnolds Bruder Wezelin ist Propst von St. Andreas in Köln. Die Erhebung in derartige Führungspositionen bestätigt die Bedeutung der Familie. Auch Hildegard nutzt ihre verwandtschaftlichen Bindungen zu den Einflussreichen in Reich und Kirche.

Als Hildegard geboren wird ist Urban II. Papst (1088-1099) Er hatte zu den Kreuzzügen aufgerufen und 1099 wird Jerusalem eingenommen. Der Salier Heinrich IV. (1050-1106) war Kaiser. Er und der Papst liegen im Investiturstreit. Es geht um die Einsetzung von Bischöfen und Äbten und damit zugleich um die politische Macht im Abendland. 1098 gründet Robert von Molesme im burgundischen Citeaux den Orden der Zisterzienser. Eine neue Blütezeit der Frömmigkeit bricht an.

Schon zu Hildegards Lebzeiten wird ihre Lebensbeschreibung begonnen, in drei Bücher gegliedert in Form einer Heiligenlegende. Das erste Buch verfasst der Disibodenberger Mönch Gottfried. Dieser war von 1174-1176 Probst des Klosters Rupertsberg und Hildegards Sekretär. Nach Gottfrieds und Hildegards Tod erhält der Mönch Dietrich von Echternach den Auftrag, die Vita fertigzustellen. Gottfried schilderte Hildegards Lebensweg von ihrer Geburt bis zu ihrer Übersiedlung auf den Rupertsberg. Er würdigt ihre visionäre Begabung. Dietrich schildert unter Verwendung autobiographischer Aufzeichnungen Hildegards und den Materialen ihres Sekretärs Wibert von Gembloux die Visionen Hildegards, im dritten Buch die von ihr gewirkten Wunder. Beide Biographen, dass sie von Geburt an schwächlich war und ständig von Krankheiten geplagt.

1106, so die Vita, beschließen Hildebert und Mechthild ihr zehntes Kind – gleichsam als Zehnten- Gott zu weihen. Ein günstiger Umstand erleichtert ihnen diese Entscheidung. Jutta von Sponheim ist 1092 geboren. Sie ist die Tochter des begüterten Grafen Stephan und Sophias von Sponheim, einer hochadligen Familie mit Sitz auf der an der Nahe gelegen Burg Sponheim in der Nähe von Bad Kreuznach. Sie hat sich kurz zuvor entschlossen, ihr Leben in völliger Abgeschiedenheit zu verbringen. Sie will eine Frauenklause beziehen, die dem Mönchskloster Disibodenberg angebaut ist. Am 1. November 1106 ziehen Jutta, Hildegard und eine dritte Gefährtin in die Klause ein. Im Gegensatz zur Hildegard-Vita nennt die 1137 verfasste und 1192 veröffentlichte Jutta-Vita das Jahr 1112 für den Einzug. Das Datum ist etwas plausibler, da der Disibodenberg erst 1108 wieder besiedelt wird. Wo sich Jutta und Hildegard von 1106-1112 aufhalten ist auch durch neueste Forschungsergebnisse nicht zweifelsfrei zu klären. Bei der Tagesangabe stimmen die Quellen aber überein. An Allerheiligen hat der feierliche Einzug stattgefunden.

220px-Kloster_Disibodenberg_03Die Eltern entrichten eine angemessene Mitgift an das Benediktinerkloster . Im Jahr ihres Eintritts legen die drei Frauen die monastischen Gelübde ab.

Der Bamberger Bischof Otto (um 1060-1139), aus schwäbischem Adel stammend auch bekannt als “Apostel der Pommern” und 1189 heiliggesprochen, gibt ihnen den Ordensschleier.

Otto_der_HeiligeDas gemeinsame Einschließen in der Klause und die Profess erregen das Aufsehen und große Anteilnahme von Seiten des Konvents aber auch von der Bevölkerung des Umkreises.

Jutta ist für die geistige und religiöse Erziehung der jungen Hildegard verantwortlich. Spätestens mit dem Eintritt in die Klause wird sie nach der Regel des Heiligen Benedikts für das klösterliche Leben herangebildet. In ihrer Unterweisung in das vielschichtige benediktinische Bildungsgut wird Jutta von dem Disibodenberger Mönch Volmar unterstützt. Hildegard lernt lesen und schreiben.

Sie übt die Psalmen und den Gesang des täglichen Stundengebets in lateinischer Sprache ein. Wie in der Frauenbildung der damaligen zeit üblich erhält Hildegard aber keine formale Unterweisung in den “Sieben Freien Künsten”, also Grammatik, Dialektik und Rhetorik, dazu Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Sie bezeichnet sich selbst als “indocta” also ungelehrt, ihr eigenes literarisches Werk zeigt jedoch, dass sie umfassende Kenntnisse der Heiligen Schrift, der Texte der Kirchenväter und der weltlichen Wissenschaften hat. Aus den ersten beiden Jahrzehnten nach ihrer Profess gibt es keine nennenswerte Aufzeichnungen über ihr Leben. Die Vita berichtet nur über den tugendhaften Lebenswandel der jungen Nonne und auch, dass sie häufig schwer erkrankte.

Ora et labora! Ihr Tag verlief wie im benediktinischen Alltag üblich. Der Lebensrhythmus war geprägt durch den Wechsel von Gebet, Arbeit, Studium und geistliche Lesungen. Acht Stunden Schlaf, drei bis vier Stunden Gebet, acht Sunden manuelle Arbeit. Sieben Mal am Tag versammelten sich die Schwestern zum gemeinsamen Stundengebet. Der beengte Raum und die konzentrierte Lebensweise sorgen dafür, dass ihre außergewöhnlichen Wahrnehmungen ihren Mitschwestern nicht verborgen bleiben.

Am 22. Dezember 1136 stirbt Jutta von Sponheim. Für Hildegard ist das der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Ihre Mitschwestern wählen sie zur neuen Meisterin. Das mag einmal mit ihrer hohen sozialen Herkunft zusammenhängen, ist aber sicher auch ihrer spirituellen Reife und ihre wachsender Fähigkeit, zu führen zu verdanken. Der Ruf der neuen Meisterin dringt nach draußen. Immer mehr adlige Frauen ersuchen um Einlass in der Klause. Die Frauengemeinschaft am Disibodenberg wächst.

Das prägende und auch zukunftsbestimmende Ereignis im Leben der Heiligen Hildegard geschieht 1141. Nach ihren eigenen Aussagen erhält sie von Gott den Auftrag, ihre Visionen schriftlich festzuhalten. Sie zögert den Auftrag auszuführen. Angst vor der eigenen Unfähigkeit, aber auch Angst vor dem Gerede der Menschen lässt sie zaudern. Sie wird krank und bettlägerig. Nach wiederholten Aufforderungen beginnt sie die Herausforderung anzunehmen. Sie beginnt zu schreiben – und wird gesund.

82px-Hildegard Der Mönch Volmar ist von 1141 bis 1173, ihrem Tod, ihr Berater, Sekretär und “symmysta”, Mitwisser ihrer Geheimnisse. Er unterstützt sie beim Formulieren der lateinischen Texte und beim Übertragen der Schriften auf Pergament. Eine weitere Gehilfin und Sekretärin ist die gebildete Nonne Richardis von Stade, zu der sie ein besonders inniges Verhältnis hat. Diese ist 1125 als Tochter der Markgräfin Richardis geboren, die Hildegard bei ihrer Klostergründung auf dem Rupertsberg nach Kräften unterstützt. Allerdings wird sie 1151 das Kloster Rupertsberg verlassen, da der Bruder von Richardis Hartwig Erzbischof von Bremen geworden war und seine Schwester auf dem Äbtissinenstuhl von Bassum sehen. Gegen den Willen Hildegards nimmt Richardis das Angebot an. Hildegard wollte Richardis nicht ziehen lassen, selbst an den Papst wandte sie sich. Richardis stirbt aber plötzlich 1152. Zurück ins Jahr 1141. Von 1141-1151 verfasst Hildegard ihre erste theologisch-kosmologische Visionsschrift “Scivias” eine Abkürzung die für scivias domini steht, Wisse die Wege des Herrn. Es ist eine Glaubenslehre, die sich an der Dogmatik der Zeit orientiert. Sie befasst sich mit den drei Hauptpunkten der Heilsgeschichte – Schöpfung, Erlösung, Ende der Zeiten. Es ist ein Werk in drei Teile gegliedert, das in 26 Visionen das ganze Schöpfungs-und Erlösungswerk darstellt. Die Mönche müssen von der Abfassung gewusst haben, denn Volmars Unterstützung bei der Niederschrift setzt das Einverständnis des Klosterabts voraus. Hildegard ist bei der Abfassung immer noch von Zweifeln geplagt. In einem Brief wendet sie sich an Bernhard von Clairvaux (1091-1153) den einflussreichen Zisterzienserabt. Sie erhofft sich die Bestätigung ihrer Sehergabe und ihres

richardisvonstade_w220q95                                       Volmar, Hildegard und Richardis

prophetischen Auftrages. Das Antwortschreiben Bernhards ist respektvoll aber auch mahnend gehalten. Es löst noch nicht ihre Zweifel. Ein Jahr später findet in Trier eine Synode statt. Unter dem Vorsitz des Zisterzienserpapstes Eugen III. (1145-1153) versammeln sich Geistliche aus allen Teilen Europas. Auch Bernhard von Clairvaux nimmt teil. Der Mainzer Erzbischof Heinrich I. informiert auf Bitten des Disibodener Abtes Kuno die Anwesenden über die Visionen Hildegards. Eine Untersuchungskommission wird auf den Disibodenberg geschickt, um Hildegards Sehergabe zu prüfen. Sie kehrt mit positiven Ergebnissen Zurück. Hildegard ist päpstlich legitimiert. Sie ist von ihren Selbstzweifeln befreit, sieht sich bestärkt in der Fortsetzung ihres Werkes. Sie ist vor dem Vorwurf der Häresie geschützt.

Das Kloster, der Ort an dem Hildegard zur Seherin heranreifte, erhält 1148 eine päpstliche Schutzurkunde ausgestellt. Ein stetig wachsender Strom von Ratsuchenden pilgert zum Disibodenberg und sichert dem Kloster eine kontinuierliche Einnahmequelle. Und die Frauenklause erhält Zuwachs von begüterten Aspirantinnen aus dem Adel.

Hildegard aber will den Disibodenberg verlassen. Die stetig anwachsende Frauengemeinschaft braucht mehr Raum. Aber sicher war auch das Streben nach Unabhängigkeit ein wichtiger Beweggrund für Hildegard.  Nur, Abt Kuno, der Abt vom Disibodenberg, dessen Befehlsgewalt die Benediktinerinnen in der Klause unterstellt sind, will die Frau natürlich nicht ziehen lassen. Sie ist gerade vom Papst als Prophetin anerkannt worden. Kuno will weder auf den neugewonnen Ruhm Hildegards, noch auf die damit verbundenen  Spenden und Schenkungen der Pilger und Ratsuchenden verzichten, genauso wenig auf die Einkünfte aus der Mitgift der Nonnen. Aber auch viele Schwestern sind nicht begeistert und zögern. Der von Hildegard ins Auge gefasste Ort ist ein unbesiedelter Hügel an der Mündung der Nahe in den Rhein bei Bingen. Ein Wegzug von fruchtbaren Feldern und Weinbergen und einer lieblichen Gegend in ein wasserloses Gebiet, so Hildegards eigene Worte, wirkte nicht gerade ermutigend. Wie zeitlebens bei großen Entscheidungen und widrigen Umständen erkrankt Hildegard. Während Hildegard paralysiert im Bett liegt, verwendet sich die Markgräfin von Stade, die Mutter von Hildegards Mitschwester Richardis beim Mainzer Erzbischof Heinrich. Sie hat Erfolg. Der Erzbischof befürwortet die Neugründung und fördert sie durch Schenkungen.

Nun muss auch Abt Kuno Hildegard ziehen lassen. Sie wird von weltlichen Gönnern finanziell unterstützt und so kann sie das Gelände auf dem Rupertsberg kaufen.

Erste Rodungs-und Bauarbeiten beginnen.

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Die Umsiedlung erfolgt zwischen 1147 und 1151. In Hildegards Vita wird berichtet, dass dieser Platz Hildegard in einer Schau gezeigt worden sei. Hier treffen die wichtigsten Wasser-und Landwege aufeinander, die die drei Bischofsstädte Köln, Mainz und Trier verbindet. Der Rupertsberg liegt auch ganz in der Nähe der Zentren der damaligen weltlichen macht, aus geographischen Gesichtspunkten also eine gute Wahl. Im frühen Mittelalter hatte an dieser Stelle der Heilige Rupertus gewohnt. Dort sind auch die Reliquien des Heiligen und seiner Mutter Berta aufbewahrt. Die Gründungszeit verläuft turbulent. Die ersten Jahre sind von Armut und Entbehrung geprägt. Konflikte und Auseinandersetzungen bleiben nicht aus.  Einige Nonnen verlassen den Konvent. Aber Hildegard kann ihren Scivias beenden. In diese Gründerjahre fällt auch die Trennung von Richardis.

Am 1. Mai 1152 weiht der Mainzer Erzbischof die neue Klosterkirche auf dem Rupertsberg.

Die Konflikte sind aber noch nicht zu Ende. Die Disibodenberger Mönche weigern sich auch nach der Übersiedlung auf den Rupertsberg die beim Eintritt der Nonnen in die Klause gemachten Schenkungen und die Erträge daraus an die Schwesterngemeinschaft auszuhändigen. Zudem soll auch noch Volmar, der Sekretär Hildegards und Propst der Nonnengemeinschaft dieser entzogen werden soll, reitet Hildegard auf den Disibodenberg. Dort kommt es zu einer harten Auseinandersetzung mit dem Abt und den Mönchen. Kurz danach, 1155, stirbt Abt Kuno. Mit Abt Kunos Nachfolger Helenger gibt es weitere Verhandlungen zur Klärung der güterrechtlichen und geistlichen Beziehungen. Aber Hildegard erkämpft die Herausgabe aller Güter und am Ende auch die vollkommene Unabhängigkeit ihres Klosters. Den Nonnen wird freie Äbtissinenwahl zugesichert und sie sind auch in der Wahl des Propstes frei, den der Disibodenberg stellen muss.. Hildegard vermeidet auch die Einsetzung eines weltlichen Vogtes erfolgreich.

Auf dem Rupertsberg zeigt sich auch Hildegards musikalische Produktivität. Der erste Beleg stammt aus dem Jahr 1148.

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Ab diesem Zeitpunkt bis zu ihrem Tod beschäftigt sie sich mit Gesängen auf der Basis hochmittelalterlicher Gregorianik. Sie schreibt auch ein Singspiel “Ordo virtutum” (Spiel der Kräfte), das den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse thematisiert. In der neuen Abtei auf dem Rupertsberg kommt das Werk zur Uraufführung. In den fünfziger Jahren arbeitet sie auch an der Abfassung ihrer natur- und heilkundlichen Schriften. Die “Physika”, das ist Hildegards Naturkunde gliedert sich in neun Bücher. Sie beschreibt darin die Schutz-und Heilkräfte von Pflanzen, Tieren, Metallen, Edelsteinen und Elementen. Dies wurzelt auf eigenen Beobachtungen der einheimischen Tier und Pflanzenwelt. Man kann keine bestimmten Quellen nachweisen aber Vergleichbares findet sich auch bei Plinius, Isidor von Sevilla, Galen und Soranus. Ihre Natur-und Heilkunde wurzelt in einem ganzheitlichen Weltbild. Sie stehen innerhalb ihrer visionären Kosmologie. Hildegard hat auch eine “unbekannte Sprache”, die lingua ignota” erfunden. Diese gibt heute noch Rätsel auf.

Nach den harten Anfangsjahren stabilisiert sich der Konvent. Schenkungen und Vermächtnisse gewährleisten einen stetig wachsenden Wohlstand. Es gibt positive, geradezu euphorische Schilderungen des Klosterlebens auf dem Rupertsberg wie der Bericht von Wibert von Gembloux aber auch durchaus kritische Stimmen wie die der Tengswich von Andernach, Meisterin eines Kanonissenstifts in Andernach, die in einem Schreiben an Hildegardkritisiert, dass am Rupertsberg nur Adlige aufgenommen werden oder auch “ dass eure Nonnen an Festtagen beim Psalmengesang mit herabwallendem Haar im Chor stehen und als Schmuck leuchtendweiße Kleider tragen…” Hildegard antwortet schroff, verteidigt das Adelsprivileg und begründet den Rupertsberger Brauch sich an Festtagen mit Seide und Gold zu schmücken mit der besonderen Stellung der geweihten Jungfrau.

Hildegard führt auch ausgedehnte Korrespondenz mit Klerikern und Laien, Adligen und Nichtadligen. Über 300 Briefe sind aus dem Zeitraum zwischen 1146 und 1179 überliefert. Ihre Korrespondenzpartner sind der Konstanzer Bischof Hermann von Arbon (1138-1165). Der Brief an Bernhard von Clairvaux ist oben erwähnt. Dann gab es einen Briefwechsel mit Friedrich Barbarossa mit 5 erhaltenen Briefen, 4 von Hildegard einen von Kaiser Friedrich. Die drei rheinischen Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier schätzten ihren Rat. Es gab auch Austausch mit Äbten, Pröpsten, Äbtissinnen. Zwischen dem Benediktinerkloster in Zwiefalten und Hildegard ist ein reger Briefwechsel dokumentiert und auf ihrer letzten Reise 1170/1171 besucht sie das oberschwäbische Kloster selbst.

Ihre dritte und letzte Visionsschrift, das “Liber divinorum Operum” entstand zwischen 1165 und 1174. Kurz vor Fertigstellung stirbt Volmar. Sein Tod erschüttert die Äbtissin sehr, wie sie schreibt “ da durchbohrte Traurigkeit mir Seele und Leib, weil ich dieses Mannes beraubt, eine Waise war auf dieser Welt”

Im letzten Lebensjahr hatte Hildegard einen erbitterten Konflikt mit der Mainzer Kirchenverwaltung. Die Äbtissin lässt einen  exkommunizierter, jedoch kurz vor dem Tod vom Kirchenbann befreiten Edelmann auf dem Klosterfriedhof beerdigen. Trotz Androhung des Interdikts, also das Verbot des Gottesdienstes und des Empfangs der Heiligen Sakramente verweigert Hildegard die Exhumierung. Sie wendet sich direkt an den Mainzer Erzbischof Christian von Buch . Nach eingehender Untersuchung des Sachverhalts wird das Interdikt aufgehoben, Hildegard aber zurechtgewiesen. Kurz nach dieser Auseinandersetzung stirbt Hildegard im Alter von 81 Jahren am 17. September 1179 in ihrem Kloster auf dem Rupertsberg. Ihr Leichnam wird im 13. Jahrhundert unterhalb des Altarraums der Abteikirche umgebettet. 1489 wird der Sarg geöffnet. Über den Zustand der sterblichen Überreste ist nichts bekannt. Im Dreißigjährigen Krieg gelangt ein Teil der Gebeine nach Köln. Die restlichen Reliquien verbleiben auf de Rupertsberg und überstehen die Zerstörung der klosteranlage 1632. Aufzeichnungen aus dem Jahre 1660 bezeugen die Überführung ins Eibinger Kloster. Das Kloster wird 1802 aufgehoben.Hildegards Reliquien werden zum Teil verschenkt gelangen aber meist nach der Neukonsekrierung der Eibinger Klosterkirche 1831 nach Eibingen zurück.

 

                                  Das Kloster Rupertsberg

220px-Kloster_RupertsbergAm 1. Mai 1152 weiht der Mainzer Erzbischof Heinrich die Rupertsberger Klosterkirche. Eine dreischiffige Kirche, 30 m lang mit zwei breiten Türmen. In der Kirche war eine gewölbeartige Gruft in der die Reliquien des Klosterheiligen Rupertus und seiner Mutter Berta aufbewahrt wurden. Eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs bezeugt die Weihe. In einer am 22. Mai 1158 ausgestellten Urkunde bestätigt der Mainzer Erzbischof Arnold von Seelenhofen (1153-1160) dem Konvent all seine Besitzungen.  Den Nonnen wird die freie Äbtissinnenwahl und die freie Wahl des Propstes zugesichert, den das Kloster Disibodenberg stellen muss.

Auf Bitten Hildegards nimmt Kaiser Friedrich am 18. Mai 1163 das Kloster in seinen Schutz und er bestätigt die Urkunde von Erzbischof Arnold. Er verbietet doe Einsetzung eines Vogtes und befreit es von allen Abgaben. Als zeugen fungieren die Erzbischöfe Konrad von Mainz, Wichmann von Magdeburg und Eberhard von Salzburg, weiter 5 Bischöfe und verschiedene weltliche Große.

Schon mit dem Tod der Gründerin verliert das Kloster einen Teil seine Bedeutung.

Die Nachbarschadt zwischen Bingen und dem Kloster war konfliktreich. Eine spirituelle Rolle hat das Kloster aber nicht mehr spielen können. Es war eine “Versorgungsanstalt für die Töchter des Adels mit benediktinischen Elementen. Anna Lerch von Dirmstein war die letzte Äbtissin Rupertsbergs.Sie musste 1642 ihr Amt niederlegen.

1632 wurde das Kloster Rupertsberg  von den Schweden in Brand gesetzt und zerstört. Es wurde nie mehr aufgebaut. 5 Arkadenbögen der Klosterkirche sind noch erhalten und heute Teil des Ausstellungshauses der Firma Würth.

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                                     Kloster Sankt Hildegard in Eibingen

 

1148 gründete die Adlige Marka von Rüdesheim ein Augustinerkloster. Aber schon 17 Jahre späte wurde es von den Truppen Friedrichs verwüstet. Hildegard lässt die Anlage wieder aufbauen. Geplant ist Raum für 30 Nonnen. Sie pendelt zwischen Rupertsberg und Eibingen und betreut beide Klöster bis zu ihrem Tod. In Eibingen werden auch Nichtadelige oder weniger begüterte Frauen aufgenommen. Am 22. April 1219 nimmt Papst Honorius III. (Papst von 1216-1227)das Kloster Eibingen in seinen Schutz.

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Das Aufsichtsrecht über Eibingen hatten die Rupertsberger Äbtissinnen, was in einer Urkunde vom28. November 1268 geregelt war. Im 14. und 15. Jahrhundert erlebte das Kloster eine Blütezeit. Die Eibinger Äbtissinnen nannten sich zunächst Meisterin. Am längsten in Amt und Würden war Benigma von Algesheim. Sie stand 44 Jahre dem Kloster vor, von 1373-1417 und damit länger als Hildegard. Politische Spannungen im Umfeld wie z.B. zwischen Kurmainz und Pfalz wirkten sich auch auf das Kloster aus. Unter Erzbischof Jakob von Liebenstein (1504-1508) erfolgte eine Klosterreform. Der Mainzer Erzbischof war in seinem Bistum nachdrücklich um eine Klosterreform bemüht. 1506 wurde er in die Bursfelder Kongregation aufgenommen. In Eibingen aber war die Entwicklung trotz Reform rückläufig.1575 lebten in Eibingen nur noch drei Schwestern. Auf Anweisung des Mainzer Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg (1555-1582) siedelten diese in das nahegelegene Zisterzienserinnenkloster Marienhausen über. Sie machten so Platz für die Augustinerinnen von St. Peter bei Kreuznach, die vor der Reformation flüchteten. Die Rupertsberger Nonnen erreichten aber dir urkundlich verbürgte Rückgabe des Kloster Eibingen und seiner Besitzungen. Dies hatte Äbtissin Cunigundis  Freiin von Dehrn nach langwierigen unterreden erreicht. Seit 1603  war der Titel Äbtissin von Rupertsberg und Eibingen üblich. Nach der Zerstörung von Kloster Rupertsberg durch die Schweden 1632 kamen die Rupertberger Nonnen 1636 über Köln nach Eibingen. Aber auch dort herrschten natürlich bedingt durch die Kriegswirren Not und Entbehrung. Die junge Äbtissin Magdalena Ursula von Sickingen schaffte wieder einen Neubeginn. Das monastisch Leben erblühte wieder und auch die wirtschaftliche Lage besserte sich so, dass auch größere Bauvorhaben wieder möglich wurden. Äbtissin Magdalen starb allerdings im Sommer 1666 im Alter von 52 an der Pest.

Von 1681-1683 wurden  Kirche und Westflügel der Abtei betreut von dem Architekten Giovanni Angelo Barello von Grund auf restauriert. 1737 wurde der Ostflügel abgebroch und nach Plänen des Mainzer Architekten Johann Valentin Thoman neu errichtet.. Zwischen 746 und 1752 entstanden der Südflügel und die Scheune. Von 1780 bis 1788 war Maria Hildegard von Rodenhausen Äbtissin. Der Einfluss der neuen Geisteströmung,  der Aufklärung verstärkte sich. Der Mainzer Erzbischof Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774-1802) wollte aus Kloster Eibingen ein weltliches Damenstift machen. Das löste bei den Nonnen heftigen Widerspruch aus. 1789 wurde das Klosterarchiv vorsorglich nach Alzey gebracht. Dort verblieb es bis 1798. Der Verlust der linksrheinischen Güter beeinträchtigte die Wirtschaftliche Lage des Klosters erheblich.

1802 wurde das Kloster mit der Säkularisation aufgehoben. Auf Beschluss der nassauischen Regierung wurde es 1814 geräumt. Der Ostflügel wurde zum Zeughaus, die Kirche zum Waffenlager. West-und Südflügel wurden abgerissen. 1837 kaufte die Gemeinde Eibingen das Anwesen. Die ehemalige Klosterkirche wurde nun zur Pfarrkirche, das Patrozinium der Dorfkirche Johannes der Täufer übernommen.

1857 konnte Pfarrer Ludwig Schneider die Echtheit der Hildegard-Reliquien  nachweisen.

Der Limburger Bischof  Peter Josef Blum (1842-1883) und während des Kulturkampfes von 1876-1833 seines Bischofsitzes enthoben, regte an, ein neue Kloster zu gründen, welches das alte in  Eibingen wiederbeleben  und zugleich auf das von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kloster Rupertsberg zurückgreifen sollte. Fürst Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, bei dem der vertriebene Bischof Zuflucht gefunden hatte, nahm den Gedanken begeistert auf.

Auf diese Weise konnte er das säkularisierte Kirchengut, das seiner Familie 1803 zugefallen war, zurückerstatten. Seine älteste Tochter Benedicta, die Nonne in der Abtei St. Cécile in Solesmes in Frankreich war, sollte die erste Äbtissin des wiederzugründenden Kloster werden. Sie starb allerdings unerwartet am 2. Juli 1896 im Alter von nur 36 Jahren. Trotz des Todes wurde der Plan weiterverfolgt. Am 2. Juli 1900 legte Erzabt Placidus Wolter aus Beuron den Grundstein. In vier Jahren war der Bau fertiggestellt. 12 Benediktinerinnen aus der Abtei St. Gabriel in Prag zogen ein. Das ist das erste Frauenkloster der Beuroner Kongregation. Am Einzugstag, 17. September 1904, wurde es zur vollgültigen Abtei erhoben und mit allen Rechten und Privilegien des ehemaligen Klosters der Heiligen Hildegard ausgestattet. Das Kloster ist exemt und wurde direkt dem Heiligen Stuhl in Rom unterstellt. Der Limburger Bischof Dominikus Willi weihte die Kirche, die von P.Paulus Krebs und seinen Schülern ausgestaltet wurde am 7. September 1908. Die bisherige Priorin Regintrudis Sauter (1908-1955) wurde zur Äbtissin und 36. Nachfolgerin der Heiligen Hildegard geweiht. Das Kloster wurde unter den besonderen Schutz der Heiligen Hildegard gestellt. Den ersten Weltkrieg und die Inflation überstand das Kloster relativ glimpflich. Unter den Nationalsozialisten vertrieb die Gestapo am 41. Jahrestag der Grundsteinlegung 115 Nonnen. Der Klosterbesitz wurde enteignet. Nachdem amerikanische Truppen im März 1945 einmarschiert waren, wurde der Klosterbesitz rückerstattet. In einem Teil des Klosters fanden durch die Bombardierung von Rüdesheim obdachlos geworden Bürger sowie Flüchtlinge aus den Ostgebieten für 10 Jahre Unterkunft.

Am 2. Juli 1945 wurde das klösterliche Leben unter der mittlerweile 80-jährigen Äbtissin Regintrudis Sauter wieder aufgenommen. Mit 90 legte sie 1947, nach 47 Amtsjahren ihr Amt nieder. Ihr folgte Fortunata Fischer nach.

Das Kloster betreibt einen Klosterladen, ein Weingut und Kunstwerkstätten.

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31 Juli 2011

Reichsabtei Heggbach

 

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Heggbach gehört zu den 5 Zisterzienserinnenklöster in Oberschwaben die zwischen 1216 und 1237 kurz hintereinander gegründet worden waren. An den 5

zukünftigen Klosterstandorten hatten sich schon jeweils informelle Frauengemeinschaften gebildet, die von dem Salemer Zisterzienserabt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240) tatkräftig unterstützt und ermutigt wurden, eine Klostergemeinschaft zu gründen und sich dem Orden der Zisterzienser anzuschließen. In Maselheim hatten die beiden adeligen Fräulein von Rosenberg und von Laudenburg eine Beginenklause gegründet. Eine Familie Rosenberg ist in der Schweiz seit dem 10. Jahrhundert nachzuweisen, eine andere in Nordbaden und Nordwürttemberg seit 1270. Laudenburg gibt es nicht, es gibt nur Landenburg. Die von Landenburg waren bei Rottweil, Sulz, Oberndorf und Tuttlingen begütert.Diese Familien treten aber in den Urkunden nicht auf. Die Oberamtsbeschreibung nennt eine Frau von Landau. Deren Familie ist jedoch erst seit 1269 erwähnt. Die erste Erwähnung Heggbachs ist 1143. Das Kloster Weingarten hatte in Heggbach ein Gut “Predium at Hegebach, das auch 1155 erwähnt ist, beides im Württembergischen Urkundenbuch (WUB II 20 und 86). Als “Heggbacher Geburtsurkunde” gilt die am 16. April 1231 in Salem ausgefertigte Urkunde. Sie wurde von dem Konstanzer Bischof Konrad von Tegerfelden (1231-1233) ausgestellt. Darin gewährt der Bischof den Schwestern die Wahl des Priesters der Pfarrkirche und auch die Einkünfte der Kirche, damit das Kloster mit notwendigsten ausgestattet werden kann. In der Urkunde wird ausdrücklich erwähnt,dass das von Heinrich VII., dem ältesten Sohn des Kaiser Friedrichs II. an das Kloster Salem gelangt ist. Daraus kann man schließen, dass der Auftraggeber des Kirchenbaus ein Ritter oder Ministerialer der Staufer gewesen sein muss. Man kann aber nicht sagen ob es sich um Grafen wie die von Berg oder Grüningen gehandelt hat oder Baustetter, Maselheimer oder Freyberger Ortsherren handelt. Bereits 1233 oder 1234 wurde das Kloster dem Zisterienserorden inkorporiert. Um das im Aufbau befindliche Neukloster Heggbach zu unterstützen, gewährte Papst Gregor VII. (1227-1241) einen zwanzigtägigen Ablass und forderte die Gläubigen auf, Gaben zu spenden. Gleichzeitig dürften von Adligen aus der Nachbarschaft Gütereinkünfte und Grundstücke gestiftet worden sein. Am 12. April 1234 nahm Papst Gregor das Kloster und seine Besitzungen insbesondere den Klosterort in seinen persönlichen Schutz. Und er bestätigte das Patronatsrecht. 1243 stellte Papst Innozenz IV.(1243-1254) dem Zisterzienserorden das Privileg für Salem aus. Darin belegte er diejenigen mit Exkommunikation die vom Kloster den Zehnten verlangen. Abt Eberhard II. von Wollmatingen (1241-1271) gab dieses Privileg auch an die Frauenzisterzen weiter,die unter der Salemer Paternalität standen.

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1246 schenkte Graf Ulrich von Berg den Nonnen und dem Kloster die Maselheimer Mühle. Der Nachfolger Konrads von Tegerfelden auf dem Konstanzer Bischofsstuhl war Heinrich von Tanne (1233-1248) aus der Familie Waldburg. Er stärkte vor allem die Klöster in seinem Bischof. So wurde Heggbach, nachdem es das große Ordensprivileg erhalten hatte, auch vom Diözesanbischof Heinrich freigestellt. Abt Eberhard II. erhob Heggbach 1248 zur Abtei.

Der Name der ersten Äbtissin ist uns nicht bekannt, die 2. um1250 nur als G. Nach ihr regieren Williburgis, Irmengard, Getrud und Hailwig . Mit der jungen Abtei ging es langsam aufwärts. 1248 gehörte der Ort Heggbach wohl schon dem Kloster und wurde als Grangie betrieben, was ja die vorherrschende Gutsform der Zisterzienser war.

1273 bestellte Äbtissin Irmengard Heinrich von Freyberg zu ihrem Anwalt in der Streitsache gegen Ritter Siefried von Steinbach um einen Hof in Kadeltshofen. Daraus könnte man schließen, dass das Kloster keinen Vogt hatte.

Der klösterliche Grundbesitz vergrößerte sich. Es begann sich ein eigenes Herrschaftsgebiet abzuzeichnen. Der Besitz lag in den im nahen Umkreis gelegenen Dorfschaften des Klosters und zum Teil auch Pfarreien wie Maselheim, Sulmingen und Wennedach, einigen Höfen und Rechten in Baltringen und zwei Drittel von Baustetten. Im weiteren Umfeld, im Bodenseeraum hatte die Abtei noch Rebbesitz in Meersburg, Markdorf und Bermatingen. Bis 1504 verwaltete die Abtei ihre Rebgüter zusammen mit Gutenzell. Auch der Konvent wuchs, so dass ähnlich wie in den anderen 4 oberschwäbischen Frauenzisterzen ein neues Klausurgebäude errichtet werden musste. In Heggbach geschah dies im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts. Die Arbeiten zogen sich aber bis 1320 hin. Für 1288 sind schon eine Marienkirche und für 1294 ein Muttergottesaltar belegt.

Grabungen, die durchgeführt wurden, als nach 1973 Platz für die Behindertenwerkstatt geschaffen wurde, belegen, dass das Mauerwerk bis in die Spätromanik zurückreicht. 1347 wurde ein frühgotische Münster geweiht. Dabei wurde in der Predella des Muttergottesaltars ein Andachtsbild “Maria im Wochenbett” aufgestellt. Wahrscheinlich wurde es über Salem bei einem seeschwäbischen Bildhauer in Konstanz in Auftrag gegeben. Es ist eines der frühesten Andachtsbilder dieser Art. Seit dem Spätmittelalter war das Kloster reichsunmittelbar.

Am 21. April 1429 verlieh Kaiser Sigismund dem Kloster Heggbach die Gerichtsbarkeit über alle seine eigenen Leute sowie über alle Dinge, die auch von fremden Leuten auf seinem Gebiet geschehen mit Ausnahme der Hals- und Blutgerichtsbarkeit, die wie bisher das Kloster Salem ausübt und die 4 Fälle, die dem Landvogt vorbehalten sind.

Am  5. Juli 1481 nahm  Kaiser Friedrich III.(1440-1493) das reformierte Kloster Heggbach als oberster Vogt und Beschirmer in seinen Schutz und setzte den Bürgermeister und Rat der Stadt Biberach, in deren Schutz es seit alters (100Jahren) ist von neuem zu Vögten und Beschirmern an Kaisers statt ein. Das Kloster hatte das Recht, der Stadt Biberach die Vogtei aufzukündigen. Eine Strafe von 40 Mark Gold, in die sich die Stadt und das Kloster teilen, wird denen angedroht, die die Rechte und Freiheiten des Klosters antasten.

800px-Heggbach_Abbey_main_gate_01Die Reformäbtissin Elisabeth Kröhl (1454-1480) oder ihre Nachfolgerin Agnes Sauter (1480-1509) gab bei einem Ulmer Künstler des Multscher-oder Syrlin-Umkreises eine Mondsichelmadonna in Auftrag. Diese Madonna des “Heggbacher Meisters hat alle Stürme der Zeit überdauert und steht heute noch in der Heggbacher Kirche. Seit dem frühen 15. Jahrhundert hatte die Klausurstrenge allgemein nachgelassen,  so auch in Heggbach. Die aus Lindau stammende Äbtissin Elisabeth II. Kröhl hatte 1467 eine grundsätzliche Klosterreform durchgeführt. Ihre Nachfolgerin konnte in Ulm Memmingen und Biberach neue Flügelaltäre in Auftrag geben., die Klosterkirche umgestalten die herrschaftlichen Grabstätten verlegen –die Familien von Freyberg und Baustetten hatten im Kloster ihre Grablegen- , eine Kapitelskapelle errichten, den Kreuzgarten verschönern und höchstwahrscheinlich einen eigenen Äbtissinnenflügel anfügen lassen.

1496 erneuerte Kaiser Maximilian alle Privilegien und Freiheiten, die das Kloster früher erhalten hat und ermahnt alle, insbesondere den Landvogt von Schwaben, das Kloster in der Ausübung seiner Rechte nicht zu behindern.

1504 nahmen die Konvente und Äbtissin Waldpurg von Gutenzell und Äbtissin Agnes von Heggbach ihre im Laufe der letzten Jahrzehnte gemeinsam erworbenen Güter, meist Weinberge zu Markdorfmit Zustimmung des Abtes Johann von Salem in getrennte Verwaltung. Die Teilung erfolgt durch ein unparteiisches Los.

Am 14. Januar 1504 nahm Papst Julius II. (1503-1513) das Kloster in seinen besonderen Schutz und bekräftigte alle ihm von Päpsten, Königen und Fürsten erteilten Privilegien insbesondere das Patronat über die Pfarrkirche in Maselheim und Burgrieden.

1521 wurde das Kloster in der Reichsmatrikel geführt, sichtbares Zeichen der Reichsfreiheit. Wie Gutenzell hatte es keine Abgaben zu entrichten aber 5 Fußsoldaten zu stellen.

Im Frühjahr 1525 erschütterte der Bauernkrieg Süddeutschland. Heggbach lag an exponierter Stelle. Auf seinem Gebiet hatte sich der Baltringer Haufe gebildet. Der Anführer Ulrich Schmid war Klosteruntergebener, wahrscheinlich Leibeigener. Er war aber durchaus gemäßigt und wahrscheinlich ist es seinem Einfluss zu zu- schreiben, dass das Kloster Heggbach im Gegensatz zu anderen Klöstern relativ glimpflich davon gekommen ist. Zwar wurden auch hier die Vorräte weggeführt, aber es wurde nicht geplündert oder gebrandschatzt und vieles einfach zerstört, sowie es zum Beispiel den Klöstern Weissenau, Schussenried, Schönthal oder Steingaden ergangen ist. Das geschah in der Amtszeit von Barbara Ellenbog (1515-1526). Am 27. Oktober 1525 erschienen die Untertanen  aus Mietingen, Sulmingen, Maselheim, Wennedach und zum Stein vor der Gotteshaus des Klosters in Anwesenheit des Vertreter des Schwäbischen Bundes Wilhelm von Stotzingen zu Dischingen, gaben ihre Waffen ab und huldigten ihrer Obrigkeit (dem Kloster Heggbach).

Am 21. Oktober 1527 erteilte Kaiser Maximilian in Speyer dem Kloster Heggbach ein Privileg wider das Leihen und andere Kontrakte der Juden mit Untertanen. Ohne Erlaubnis des Konvents darf kein Jude den Untertanen “leihen oder fürstrecken” und kein Jude darf dagegen klagen.

Ihre Nachfolgerinnen Walburga Bitterler (1526-1532) und  Margarete Hauptmann (1532-1539) sahen sich den Stürmen der Reformation ausgesetzt. 1529 hatte sich in der Reichsstadt Biberach die Reformation durchgesetzt und die biberachischen Reformatoren setzten alles daran, die Nonnen zum Abfall zu bewegen. In Burgrieden sollte die Reformation eingeführt werden. Dort hatte die Stadt die Obrigkeit, das Kloster aber den Kirchensatz inne.

Im Schmalkaldischen Krieg(1546/1547) besetzte die Stadt Biberach 1546 das Kloster, so dass von August bis Dezember kein Gottesdienst möglich war. Nach der Zerschlagung des Bundes verzichtete die Stadt Biberach 1548 auf ihr Besetzungsrecht der Pfarrei Burgrieden.

Wie Gutenzell beteiligten sich die Äbtissinen von Heggbach von 1500 bis 1539 am Schwäbischen Reichsprälatenkolleg . Seit 1562 waren sie in der Kammer vertreten, ließen sich aber meist durch den Abt von Salem vertreten. Nur wenn ganz wichtige Entscheidungen anstanden so z. B. 1768 waren alle Klostervorsteherinnen von Gutenzell, Heggbach, Baindt und Rottenmünster persönlich anwesend als Abt Anselm II. Schwab, der Salemer Abt zum Kollegiumsdirektor gewählt wurde.

Am 27. März 1560 stellte Kaiser Ferdinand I. (Kaiser von 1558-1564) dem Kloster denselben Bestätigungsbrief aus wie schon 1496 Kaiser Maximilian. 1573 hatte Äbtissin Lucia Hildebrand (1559-1590) das Kloster in eine wirtschaftliche Schieflage geführt. So musste Abt Georg II. Kaisersberger (1558-1575) den Haushalt überprüfen und in Ordnung bringen aber nur ein Jahr später lobte der Visitator Nikolaus I. Boucherat von Citeaux die vorbildliche Ordenszucht Heggbachs. Trotz der Wirtschaftskrise konnte das Kloster 5 junge Zisterienserinnen in die unterbesetzten und veräußerlichten Schweizer Klöster Rathausen und Olsberg entsenden.

Veronika von Freyberg(1605-1610) konnte den Kreuzgang einwölben und mit frühbarocken Stuckelementen auszieren. Dann brach der Dreißigjährige Krieg mit seinen katastrophalen Folgen für das ganze Land aus.

Heggbach hatte schwer zu leiden. Mietingen und Äpfingen lagen an der großen Heerstraße Nord-Süd und Äpfingen war ständiges Quartier mal der Kaiserlichen, mal der Schweden. 1632 mussten sich Äbtissin und Konvent vor den heranrückenden Schweden in Sicherheit bringen. Sie weilten bei ihren Mitschwestern in Rohrschach, Magdenau, Feldbach, Kalchrain, Tänikon und Appenzell. Die Zurückgebliebenen wurden überfallen, geschlagen und vergewaltigt. Oft raffte sie der Schwarze Tod hinweg.

Die Stadt Biberach beauftragte in den Jahren 1633/64 den Advokaten Dr. Isaak Andler beim Tübinger Hofgericht mit der Wahrnehmung ihrer Interessen. Dr. Andler war der Schwager des Biberacher Amtsbürgermeisters Joachim Schaupp. Dabei sollten Gebiete der Klöster Gutenzell, Heggbach und Schussenried dem Biberacher Spital übereignet werden. 1633 nahmen aber die Kaiserlichen Biberach wieder ein. Erst bei der neuerlichen Besetzung am 26. März 1634 durch die Schweden konnten die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Zwar bestätigt Gustav Adolf eine Schenkung an Biberach, aber der schwedische Kanzler Oxenstierna hatte am 22. April das von Biberach beanspruchte Schussenried dem schwedischen Obersten Christoph Martin von Degenfeld geschenkt. Die Bemühungen Biberachs, die Schenkung rückgängig zu machen, blieben erfolglos. Auch mit Gutenzell und Heggbach kam man in Biberach nicht voran. Die Schlacht bei Nördlingen am 8. September 1634 ging für die Schweden verloren und für 12 Jahre behielten die Kaiserlichen wieder die Oberhand in Süddeutschland.

Nach Kriegsende kamen die Nonnen zurück. Die Gebäude waren zwar verwahrlost, aber in der Substanz erhalten. Als erstes wurde dann die Abteikirche, die unter dem Kriegsvolk schwer gelitten hatte, wieder instand gesetzt und mit einem frühbarocken Hochaltar unbekannter Herkunft ausgestattet. Unter Äbtissin Maria Scholastika Eberhardt (1636-1663) wurde an Christi Himmelfahrt 1656  die Kirche durch den Konstanzer Bischofsvikar Georg Sigismund Müller wieder geweiht. Auch die übrige Konventsanlage wurde wieder ausgesegnet. Äbtissin Maria Cäcilia I. Vöhlerin (1675-1683) ließ in den achtziger Jahren die Klausurbäckerei und die Klostermühle von Grund auf erneuern, ein eigenes Sägewerk einrichten und den Schlafsaal der Chorfrauen mit Einzelzellen versehen.

Was die Gerichtsbarkeit anging, so gab es allerdings Schwierigkeiten. 1606 übertrug Erzherzog Maximilian III. (1558-1618), Sohn Kaiser Maximilians II.  die hohe und malefizische Gerichtsbarkeit über das gesamte Heggbacher Klostergebiet dem Kloster Salem. Ausführendes Organ war die salemische Pflege in Schemmerberg. Über die Abgrenzung von niederer und hoher Gerichtsbarkeit konnte sich Heggbach und Vaterkloster nicht einigen und hatte damit dasselbe Problem wie das benachbarte Gutenzell. Gemeinsam gingen die beiden Klöster gegen ihr Vaterkloster juristisch vor. Nach jahrzehntelangem Rechtsstreit zunächst vor dem vorderösterreichischen Lehenshof und dann vor dem Reichskammergericht einigte man sich schließlich auf einen Kompromiss. Salem blieb für Totschlag, Notzucht, Brandstiftung und schweren Diebstahl zuständig. Heggbach durfte keine Todesurteile verhängen. Gutenzell unterstellte sich im Einvernehmen mit Generalabt Trouvé dem Kloster Kaisheim, nachdem Abt Anselm Schwab die Paternalität aufgekündigt hatte. Heggbach verblieb beim Vaterkloster Salem.

Heggb-nah-02grZurück zur Erholung nach dem Dreißigjährigen Krieg. Äbtissin Maria Barbara IV. Hager ( 1687-1700) barockisierte die Kirche weiter und versah sie mit einem zwiebelgekrönten Nordturm. Außerdem bekam sie ein neues Orgelwerk. Äbtissin Maria Magdalena Sohler erlebte Licht und Schatten in ihrer Amtzeit 1700-1712. Sie ließ Sankt Pankratius hochbarock ausgestalten, legte einen Abteigarten an und ließ den Pferde-und Mastviehstall umbauen. Wegen des Spanischen Erbfolgekriegs 1700-1714 war der Kirchenschatz mit kostbaren Ornatstücken nach Tirol verbracht worden. Dort fiel er am 23. Mai 1703 der verheerenden Reutter Feuersbrunst zum Opfer. Nicht genug damit. In Heggbach schlug am 8. Juni 1714 der Blitz ein und die meisten Wirtschaftsgebäude brannten nieder. Der Wiederaufbau kostete mehr als 8000 Gulden, die bereits für andere Vorhaben eingeplant waren. Die aus Cham stammende Äbtissin Maria Cäcilia II. Constantina (712-1742) hatte mit dreißig Jahren die längste Amtszeit aller heggbacher Äbtissinnen. Unter ihr hatte das Kloster seine letzte Glanzzeit. Sie setzte, wie die Inschrift unter ihrem Porträt besagt, “daß Gotts-Hauß in einen gueten Stand”. Im Frühjahr 1716 erhielt die Klosterkirche drei neue Barockaltäre mit figürlichem Schmuck des Bildhauers Johann Baptist Hops aus Mietingen. Dieser hatte in Mietingen 1708 seine Werkstatt gegründet. Vorher war er Geselle in der Werkstatt des Ignaz Waibl in Heimertingen bei Memmingen. Zwei Kleinaltäre “Heiland an der Geiselsäule”, zwei Kreuze ohne Signatur, eine heilige Nonne mit Buch und eine heilige Nonne mit Äbtissinenstab, beide in der Klausur aufgestellt, sind in Heggbach noch erhalten. Von dem Sohn des Meisters Johann Adam stammt eine sitzende, händeringende Schmerzensmutter die Johann Adam 22-jährig 1730 schnitzte.

1727 wurde in Biberach das Heggbacher Festgeläute gegossen. Zwei Jahre vorher war der Grundstein zu einem neuen Gästehaus gelegt worden. Mit Maria Aleydis Zech 1742-1773) endete die jahrzehntelange Bautätigkeit mit dem spätbarocken Torhaus von 1753, auf dem noch ihr Wappen prangt. Sie war Oberin über rund 40 Zisterzienserinnen, verwickelte ihre Abtei aber immer wieder in kostspielige Rechtshändel. 1755 gab es nochmals ein großes barockes Fest, als ein Prager Jesuskind, ein Wiesheiland und ein Ruhechristus vom vorderen Klosterhof wurden mit großer Prachtentfaltung in die Kirche übertragen. Auf einem heute verschollenen Kupferstich, der wohl noch lange nach der Säkularisation auf der Chorempore hing und wohl von einem Augsburger Künstler stammte, war der Festzug dargestellt. Unter der vorletzten Äbtissin Maria Juliana Kurz (1773-1792) ließ nur noch eine neue Schmiede erstellen, das Brunnenwerk modernisieren, die Schwesternempore mit klassizistischen Altären versehen und die Barockorgel überholen. Zur Jahrhundertwende mehrten sich die Hiobsbotschaften. Angeblich sollten nach österreichischem Vorbild auch in Süddeutschland zahlreiche Klöster aufgehoben werden. Bald nach dem Amtsantritt der letzten Äbtissin Maria Anna Vogel (1792-1803, + 1835) trafen vertriebene Trappisten in Heggbach ein. Andere Flüchtlinge folgten, so zwei Benediktiner aus Disentis, 5 Thurgauer Zisterienserinnen. 1796 überführte man die wertvollsten Habseligkeiten in die Schweiz. Ständig gab es Truppendurchzüge, Einquartierungen und Requisitionen. 1803 erfolgte die Säkularisation. Der Konvent wurde enteignet. Das klösterliche Herrschaftsgebiet ging wie Buxheim an den Grafen von Waldbott-Bassenheim und Plettenberg über. Das letzte Kapitel überschreibt Ludwig Haas in seinem Buch “750 Jahre Kloster Heggbach” mit “Aufgehoben – ausgeplündert- abgerissen”

Der Konvent war zum Absterben verurteilt. Die 40 Nonnen erhielten ein bescheidenes Kostgeld, das bei jedem Todesfall weiter gekürzt wurde. Was in den Ökonomiegebäuden nicht niet-und nagelfest war, wurde versteigert. Das Biberacher Haus, die Birkendorfer Mühle, das Daisendorfer Rebgut und die landwirtschaftlichen Anwesen gelangten in andere Hände. Der Klosterhof, das Bräuhaus, die Taverne und der Ziegelstadel wurden von Pächtern übernommen.

Gegen 1820 ließ Graf Friedrich Karl von Waldbott-Bassenheim die Bibliothek nach Buxheim schaffen, sein Sohn Hugo Philipp 1836 das Archiv und zehn Jahre später Kostbarkeiten aus Abtei und Kirche: Gemälde, Skulpturen, Musikinstrumente Liturgiegeräte und Paramente. Im Herbst 1834 wurde die hochmittelaterliche Pankratiuskirche abgebrochen und auch der Rest fiel nach und nach der Spitzhacke zum Opfer. Der Maselheimer Pfarrer Vinzenz Henkel versuchte, die aus der Schweiz ausgewiesenen Zisterienserinnen von Tänikon anzusiedeln. Auch sein Plan, die Redemporisten anzusiedeln. Der Konkurs der Stadnesherrschaft verhinderte das Heggbach völlig abgerissen und als Baumaterial verwendet wurde. Es stand einige Zeit unter Gerichtshoheit. Der Maselheimer Pfarrer Johann Georg Mühling erreichte bei Fürst Franz von Waldburg-Wolfegg-Waldsee, dass dieser das ehemalige Klosterterritorium für 1 1/4 Million Gulden ersteigerte und es den Franziskanerinnen von Reute übereignete. Am 1. April 1887 wurde im Einvernehmen mit König Wilhelm II. von Württemberg die vom Stifter gewünschte Pflegeanstalt für geistig und körperliche Behinderte eingerichtet. Am 21. März 1893 brannte das wiederbelebte Kloster aber bis auf die Umfassungsmauern nieder.

Während des Nationalsozialismus wurden 193 Patienten  aus Heggbach und 70 Kinder aus dem Kinderasyl Ingerkingen vergast.

Als Praktikant in Heggbach habe ich noch die Erzählungen von Behinderten gehört, die die Selektionen mitgemacht und überstanden haben.

Heute ist Heggbach eine große und moderne Anstalt für Behinderte, die in einem großen Teil Oberschwabens arbeitet.

auf dem Stock Mittagspause

Peterle Mittagessen

Heggbach anders rumdas Kloster

16 Juli 2011

Reichsabtei Gutenzell

 

499px-Gutenzell_Schutzbrief_1238

Zwischen 1216 und 1240 entstanden in Oberschwaben in rascher Folge Frauenzisterzen, nämlich Wald 1216, Rottenmünster 1220,  Heggbach und Heiligkreuztal 1231, Baindt 1236 und schließlich 1237 Gutenzell. Die Prämonstratenser in Rot und Schussenried hatten mit ihrem Kapitelbeschluss von 1198 festgelegt, keine Schwesterngemeinschaften mehr zu betreuen. Offener zeigten sich dagegen die Zisterzienser mit dem Salemer Abt Eberhard von Rohrdorf (1191-1240). Er war der 5. Abt des Klosters und verwandt mit dem damaligen Konstanzer Bischof Diethelm von  Krenkingen (Bischof von 1189-1206). Er wurde mit gerade mal 30 Jahren zum Abt gewählt und spielte in staufischer Zeit eine gewichtige Rolle und hatte auch einen sehr guten Draht zum damaligen Papst Innozenz III. (1198-1216). Von ihm wurde er immer wieder zu Vermittleraufgaben herangezogen. Abt Eberhard unterstützte im oberschwäbischen Raum informelle Schwesternsammlungen und führte sie dem Zisterzienserorden zu. Die Klosterchronik nennt zwei Schwestern aus dem Geschlecht derer zu Schlüsselberg, die um 1230 das Kloster gegründet haben. Die Beschreibung des Oberamts aus dem Jahr 1837 berichtet von zwei Schlössern in der Nähe von Gutenzell, eines auf dem sogenannten Schloßberg bei Gutenzell. Allerdings ist ein Adelsgeschlecht von Schlüsselberg urkundlich nicht belegt. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Stifter aus der Familie der Edelfreien von Aichheim kamen, entweder aus der Hauptlinie von Illereichen oder dem nach Burgrieden benannten Zweig. Die Herren von Aichheim lassen sich auch als Förderer von Gutenzell nachweisen und sie errichteten dort auch ihre Grablege.

Wie Ausgrabungen zeigen, bestand im 12. Jahrhundert im Bereich der Klosterkirche auch schon eine Kirche und auch Klostergebäude waren wohl schon vorhanden. Ein benachbarter Zisterzienserabt musste um Aufnahme in den Orden gebeten werden. Die Schwesterngemeinschaft richtete ihren Klosterbau und ihre Lebensweise nach den zisterzienzischen Vorschriften ein. Der Abt hatte das zu begutachten und wenn er es verantworten konnte, stellte er beim nächsten Generalkapitel den Antrag auf Inkorporation. Das Gutenzeller Patrozinium mit Kosmas und Damian ist bei den Zisterziensern eher unüblich und deutet auch darauf hin, dass schon vor der Aufnahme in den Orden eine Kirche bestand. Die Paternität im Zisterzienserorden bedeutete die Aufsicht über Frauenklöster, seelsorgerliche Betreuung sowie Beratung in wirtschaftlichen Dingen und rechtlichen Fragen. So waren zum Beispiel die Klöster Heggbach und Gutenzell zur Rechnungslegung in Salem verpflichtet.

Im Gegensatz zu Heggbach, das auch für Frauen bürgerlicher Herkunft offenstand, nahm Gutenzell nur Adlige auf.

Abt Eberhard setzte Mechthildis von Aichheim zur Äbtissin ein, die als 1. Äbtissin in der Abtsliste geführt wird. 1238 bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) die Inkorporierung Gutenzells in den Zisterzienserorden. Gleichzeitig nahm er das Kloster in seinen Schutz. 1259 trat der erstmals belegte Name Bona Cella deutsch Guotencelle an die Stelle von Cella Dei.

Schon Konrad III., der erste Staufer auf dem Königsthron, hatte das Kloster Salem zum Reichskloster erhoben. Unter Abt Eberhard waren die Beziehungen zu den Herrschern ebenfalls bestens und Friedrich II. stellte dem Kloster eine Reihe Schutzurkunden aus. Davon profitierten natürlich auch die von Abt Eberhard geförderten Frauenklöster im oberschwäbischen Raum und wie Salem konnte Gutenzell auch nach dem Ende der Staufer seine Position behaupten.

Im liber decimationis, das ist das Zehntbuch des Bistums Konstanz, ein Amtsbuch, das zum Zweck des Einzugs des Kreuzzugszehnten angelegt wurde, ist Gutenzell und Heggbach steuerfrei gestellt.

Am 7.1. 1283 stellte Rudolf von Habsburg (König von 1273-1291) in Ulm eine Urkunde aus, die es dem Nonnenkloster Gutenzell erlaubte, reichslehnbare und andere Güter bis zum Wert von 100 Mark zu erwerben.

1336 gab der Würzburger Baumeister Bernolt dem Chorraum ein frühgotisches Gepräge.

Am Palmsonntag 1369 schlug der Blitz ein und legte das ganze Kloster in Schutt und Asche. Die meisten Urkunden gingen verloren. Aber unter Äbtissin Becht war das Kloster 1390 schon wieder aufgebaut. Die Herren von Aichheim spendeten so reichlich, dass man sie fast als zweite Gründer des Klosters ansehen kann.

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Am 10. September 1418 stellte Kaiser Sigmund in Ulm eine Urkunde mit der er das Frauenkloster Gutenzell von allen Steuern, Diensten usw. befreite. Am 1. August 1437 erteilte Kaiser Sigmund in Eger dem Kloster Gutenzell unter Äbtissin Agnes “die Erlaubnis, für sein Gebiet ein besonderes Gericht über Unzucht, Schuld, Geldschuld und Frevel zu errichten”. Bisher hatte die Landvogtei Schwaben jegliche Gerichtsbarkeit im Gutenzeller Territorium ausgeübt. Die Blutgerichtsbarkeit verblieb bei der Landvogtei.Seine Nachfolger Friedrich III. und Maximilian bestätigen die Privilegien  1444 und 1496.

Da die Brandkatastophen die Urkunden vernichtet hatten, gibt erst ein 1469 angelegtes Urbar einen Überblick über die Besitzverhältnisse des Klosters. Außer Gutenzell hatte das Kloster Besitz in acht Weilern. Ein Drittel von Achstetten und Kirchberg sowie halb Oberholzheim gehörten dem Kloster.

Im Bodenseeraum hatte das Kloster Weingärten mit Schwerpunkt Markdorf und Kippenhausen. Zunächst war das gemeinsamer Besitz von Heggbach und Gutenzell bis 1504 eine Teilung erfolgte.

1521 wird Gutenzell in der Reichsmatrikel aufgeführt, das war ein Verzeichnis der Reichsstände, in dem auch festgelegt war, wieviele Truppen der jeweilige Stand für das Reichsheer zu stellen hatte. Gutenzell musste ebenso wie Heggbach und Baindt je 5 Fußsoldaten stellen. Der Eintrag in die Matrikel wurde immer auch als Indiz für die Reichsunmittelbarkeit angesehen.

Nachdem die Kirche 1390 nach dem Blitzschlag wieder aufgebaut worden war, wurde sie auch mit pfarrlichen Rechten versehen. Ein Kaplan war auch angestellt worden. 1471 machte  Kaplan Ströhlin  eine Stiftung von 900 Gulden mit der Bedingung, dass außerhalb der Kirche ein Haus für einen Laienpriester und Kaplan gebaut wurde.

1522 kam bei einem Brand das Konventsgebäude zu Schaden. Um den Wiederaufbau zu finanzieren musste das Kloster das Dorf Steinberg wieder verkaufen, das es erst 1503 von der Ulmer Familie Rembold gekauft hatte.

Nachdem die Truppen des Schwäbischen Bundes ihren Kriegszug gegen Herzog Ulrich im März 1525 beendet hatten, trafen die ersten Reiter in Oberschwaben ein. Es gab Überfälle auf Dörfer, über die sich der Baltringer Haufe am 25. März mit einem Schreiben beschwerte. Die Lage eskalierte. Am 26. März stürmten die Bauern das Schloss des Salemer Abtes in Schemmerberg. In den folgenden Tagen wurde das Schloss Laupheim geplündert. Die Klöster Wiblingen, Ochsenhausen, Marchtal, Heggbach und Gutenzell wurden zum Anschluss an den Haufen  genötigt. Gutenzell wurde auch geplündert. Dass es in Ochsenhausen und Heggbach keine Plünderungen gab, ist in Ochsenhausen wohl der 1502 zwischen Abt und Bauern nach Bauernunruhen im Klosterterritorium geschlossenen Vereinbarung und in Heggbach der besonnenen Haltung des Klosteruntertanen von Heggbach und Führer des Baltringer Haufens Ulrich Schmid von Sulmingen zu verdanken.

Ab 1521 drang in die Reichsstadt Biberach die Reformation ein. 1529 hatte sie sich praktisch durchgesetzt. Die Mehrheit des katholischen Rates wurde verdrängt und Biberach war eine protestantische Stadt. An Mariä Himmelfahrt 1525 wollten Biberacher Bürger in Gutenzell die Reformation einführen, dies allerdings ohne Erfolg.

Zwischen 1500 und 1539 beteiligte sich die Abtei ebenso wie Baindt und Heggbach

an der Reichsprälatenkammer.1562 trat sie ihr bei, war aber meist durch den Salemer Abt vertreten. Sitz und Stimme im Schwäbischen Reichskreis und in der Reichspälatenkammer gaben der Abtei Zugang zu Informationen und Netzwerken. Sie sah sich immer in sehr enger Beziehung zu Kaiser und Reich.

Die schwerste Zeit erlebte die Abtei im Dreißigjährigen Krieg. Schon 1621 setzte der Krieg dem Kloster so zu,  dass nur noch 10 Klosterfrauen im Kloster lebten. Während des Krieges wurde das Kloster mehrmals geplündert so 1631 und 1637.

1632 flüchtete der Konvent vor den herannahenden Schweden in die Steiermark. Diese verwüsteten das Kloster und setzten es in Brand.

1647 besetzten die Schweden das Kloster nochmals und zündeten bei ihrem Abzug die Kirche an. Brände und Plünderungen zerstörten Teile des Klosterarchivs. Am Ende des Krieges lebten noch drei Nonnen.

Das Kloster musste sich in Schulden stürzen und der Aufbau dauerte Jahrzehnte. Um den Wiederaufbau machte sich die Äbtissin Barbara Thum von Neuburg (1630-1663) verdient.

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Im Unterschied zu Heggbach stammten die Äbtissinnen aus dem Adel, zum Beispiel aus den Familien von Aichheim, Griesingen, Freyberg, Landenberg, Stotzingen, Donnersberg, Brunegg und von Gall.

Der oberste Verwaltungsbeamte des Klosters führte den Titel eines Hofmeisters. Ab 1521 nahm er im Auftrag der Äbtissin an den Sitzungen des Schwäbischen Kreises teil.

Von 1685 erhielt die Abtei von Österreich den Blutbann als Lehen bis 1717. 1742 übertrug Österreich die Blutgerichtsbarkeit an das Kloster Salem. Als ausführendes Organ für das Territorium der Abtei fungierte die Salemer Pflege Schemmerberg. Es gab nun allerdings Abstimmungsschwierigkeiten über hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Auch die Abtei Heggbach hatte das Problem. Beide prozessierten vor dem Reichskammergericht.  1752 kündigte Abt Anselm Schwab die Paternaliät Salems auf. 1753 unterstellte sich Gutenzell im Einvernehmen mit dem Generalabt Trouvé der Abtei Kaisheim und verblieb in deren Paternaliät bis zur Säkularisation.

Die Gutenzeller Zisterzienserinnen übten kunsthandwerkliche Tätigkeiten aus, vor allem Paramentenstickerei. Beredtes Zeugnis dafür ist die Gutenzeller Barockkrippe

220px-Krippe_Gutenzellaber auch die Bekleidung und der Schmuck der Reliquien der Katakombeheiligen Justina und Christina in der Gutenzeller Kirche. 1698 gab es Gebetsbrüderschaften mit den Augustinern von Memmingen und 1701 mit den Benedikinern von Ochsenhausen. Wirtschaftlich hatte sich das Kloster soweit erholt, dass es zwischen 1755 und 1756 die Kirche nach Plänen von Dominikus Zimmermann barock umgestalten konnte. Äbtissin war Maria Alexandra Zimmermann (1759-1776), die Tochter von Dominikus Zimmermann. Die Umgestaltung der Klosterkirche war Bestandteil ihrer Aussteuer. Die Stuckaturen schuf Franz Xaver Feuchtmayer, auch das ein Bezug zur neuen Mutterabtei Kaisheim.

Ihre Nachfolgerin war Maria Justina von Erolzheim (1756-1803). Sie war die letzte Äbtissin von Gutenzell. Nach der Säkularisation von 1803 ging das Kloster an den Reichsgrafen Joseph August von Toerring. Das Kloster wurde als sogenanntes Aussterbekloster geführt, das heißt es durften keine Novizinnen mehr aufgenommen werden. Die ehemalige Äbtissin verstarb 1809, die letzte Nonne 1851. Der neue Eigentümer war nicht sehr glücklich mit seiner neuen Besitzung. Bauliche Tätigkeit, juristische Prozesse und die Folge der napoleonischen Kriege, Kontributionen und Einquartierungen hatten eine  verschuldeten Konvent hinterlassen. Dazu kamen noch die Nonnenpensionen, die noch weiterhin Kosten verursachten. 1806 kam das Gebiet an Württemberg. 1864 wurde das Konventsgebäude bis auf den Ostflügel abgerissen, der noch heute als Pfarrhaus und Forstamt dient. Erhalten geblieben ist auch die ehemalige Torwache.

Das Kloster war ein wichtiger Arbeit und- Auftraggeber für die Handwerker. Mit der Aufhebung des Klosters fiel er weg. Gutenzell verfiel zunächst mal in bittere Armut,

ein Problem, das eine ganze einstmals blühende Klosterlandschaft betraf.

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08 Juli 2011

Kloster Amorbach

 

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Im Otterbachtal bei Amorbach entsprang eine Quelle, der schon in römischer Zeit Heilkraft nachgesagt wurde. Schon die Römer sollen hier einen Altar zu Ehren der dort wohnenden Quellnymphe errichtet haben. Es zählte durchaus zur “Strategie der iro-schottischen Mönche, die kurz nach 700 in den Südwesten des damaligen Germaniens zur Mission gekommen sind, heidnische Kultstätten um zu widmen. So soll der fränkische Gaugraf Ruthard 714 Pirmin und seine Gefährten gerufen haben, um den Odenwald zu christianisieren. Sie sollen auch ins Otterbachtal gekommen sein und sich an der Quelle niedergelassen haben und dort eine hölzerne Kirche gebaut haben. 734 wurde dann das Kloster Marienmünster gebaut und die Kirche angeblich von Bonifatius geweiht. Der erste Abt soll Amor gewesen sein und über 20 Jahre dort  regiert haben. Daher leitet sich auch der Name Amorbach ab. Andere leiten den Namen aber auch von “amarbach” her, was auf den Wasserreichtum der Gegend hinweist aber auch vom lateinischen amara=Sumpf abgeleitet sein könnte.

Aber weder Pirmin noch Amor sind für die Gründung Amorbachs historisch belegt und Pirmin war wohl in der fraglichen Zeit an anderen Orten. Auf jeden Fall hatte das Kloster eine interessante Lage an der Kreuzung eines alten Fernwegs gelegen, der vom Mainknie bei Miltenberg an den Necker nach Wimpfen führte und der Straße von Worms durch den Odenwald nach Würzburg. Es passte sicher in den Ausbauplan  der Karolinger, aber dass die vier um den Odenwald liegenden Klöster Fulda, Lorsch, Mosbach und Amorbach von der Zentralgewalt praktisch den Auftrag hatten, das unbesiedelte Waldgebiet zu erschließen lässt sich aus den Urkunden nicht erschließen. Für Lorsch (772) und Fulda (774) ist die Erhebung zur Reichsabtei urkundlich belegt, für Amorbach und Mosbach nicht. Auch erhalten Lorsch und Fulda

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großzügige Schenkungen von den Karolingern und viele Privilegien. Für die beiden kleineren Abteien ist nichts derartiges belegt.  Aus der Zeit der Karolinger gibt es nur zwei Urkunden die Amorbach betreffen, die eine ist eine Urkunde von 788, in der Karl der Große der Kirche von Würzburg Schenkungen seines Vaters für die Kirche Würzburg bestätigt. Das aber ist genau die Urkunde, mit denen das Bistum gegenüber Otto III. seine Ansprüche auf Amorbach “dokumentiert”. Die andere ist eine Schenkung Ludwig des Deutschen aus dem Jahr 849. Doch auch diese wird nicht als echt angesehen. Amorbach soll auch wegen seiner Rolle als Reichskloster stark in die Sachsenmission einbezogen gewesen sein. So stellte es die ersten 6 Bischöfe des um 800 gegründeten Bistums Verden an der Aller. Allerdings ist erst Haruch bis 808 Abt in Amorbach “echt” nachgewiesen. Der erste Verdener Bischof war Suitbert, ein Angelsachse und von 767-775 Abt in Amorbach. Er soll 786 von Karl dem Großen als Bischof nach Ostfalen entsandt worden sein. Die angeblich von Karl dem Großen am 29. Juni 786 ausgestellte Urkunde ist aber, wie man weiß, eine Fälschung aus dem 12. Jahrhundert, um mit der Konstruktion einer falsche Frühgeschichte des Bistums Verden von Hermann von Verden, um Ansprüche des Erzbistums Bremen abzuwehren.

Zwischen 915 und bis zur Schlacht auf dem Lechfeld 955 und dem Sieg Ottos des Großen über die Ungarn fallen diese immer wieder sengend und mordend im südlichen Teil des Reiches ein. Auch Amorbach wird zwei Mal geplündert und niedergebrannt. Viele Mönche werden ermordet. Der Maler Oswald Onghers hat “Die Ermordung der Mönche des Klosters Amorbachs durch die Hunnen” 1662 gemalt. Die Urkunden gehen verloren, vielleicht ein Grund, für die urkundenlose Zeit Amorbachs unter den Karolingern.

Die erste Urkunde für Amorbach ist 996 ausgestellt. Mit dieser Urkunde verleiht Otto dem Kloster die Immunität. Am 4. April 999 stellt Otto III. für das Bischof Würzburg auf Bitten des verstorbenen Bischofs Bernward (990-995) eine Urkunde aus, mit der er die Abteien Neustadt am Main, Schwarzach, Amorbach, Murrhardt und Schlüchtern dem Bistum Würzburg unterstellt, weil sie diesem ungerecht entzogen worden seien. Allerdings ist da Otto einer Fälschung aufgesessen.

Unter Erzbischof Brun von Köln (925-965) wurde 951 im Kloster Lorsch der ordo Gorziensis eingeführt.  Die Klöster von Fulda, Corvey, St. Gallen, St. Martin in Köln und Amorbach sind von dort aus reformiert worden. Die Gorzer Reformbewung unterschied sich stark von der von Cluny. Gorze plädierte für ein Reichsmönchtum unter weltlicher Herrschaft. Amorbach wird bis 1000 im Sinne Gorzes reformiert. Heinrich II.(1002-1024) war ein Schüler des Reformanhängers Erzbischof Adalbert von Magdeburg (910-981). Er förderte auch die Reformbewegung in den Klöstern des deutschen Reiches. 1013 setzte er in Fulda den Abt Brantho II., obwohl rechtmäßig gewählt kurzerhand ab und ersetzte ihn durch den Lorscher Reformabt, der dann in Fulda und Lorsch in Personalunion Abt war. Als dieser 1018 starb brachte er den Amorbacher Reformabt Richard ins Spiel, der dann auch gewählt wurde und von 1018-1039 ebenfalls in Personalunion Abt von Fulda und Amorbach war.

Schenkungen vom Kloster Lorsch um 1000 hängen wohl mit der Reformierung Amorbachs zusammen.

1015 gründete Heinrich II. das Kloster Michelsberg in Bamberg. Die ersten Mönche kamen aus Amorbach und Fulda.

Am 15. April 1016 verleiht Heinrich II. in Bamberg dem “ in der Wildnis des Odenwalds gelegenen  Abtei Amorbach” auf Bitten des Bischofs Heinrich von Würzburg die Immunität, das ist die Befreiung kirchlicher Personen oder Gütern von weltlichen Diensten oder Abgaben, aber auch die Zugriffsbeschränkung weltlichen Rechts auf kirchliche Besitztümer oder Orte.

Im Oktober 1016 verleiht er dem Kloster Prüm unter Abt Urold Immunität und Königsschutz. Das geschieht auf Bitten mehrerer Bischöfe und Auch Abt Richards von Amorbach.

Aus dieser Zeit stammt der Watterbacher Tragaltar, eine Goldschmiedearbeit aus dem frühen 11. Jahrhundert. Sie wurde möglicherweise für das Kloster Amorbach

401px-Watterbacher_Tragaltar_c1020geschaffen und ist heute im Bayrischen Nationalmuseum zu bewundern.

Nachfolger Abt Richards wird Abt Ezzelin. Er konnte durch Kauf des “Mudauer Odenwalds den Amorbacher Grundbesitz vergrößern. Gekauft hat er ihn um 1050 wohl von den Herren von Lohrbach. Die Benediktiner von Amorbach legten hier Rodungssiedlungen an, aus denen die Ortschaften um Mudau herum ihren Ursprung fanden. 1271 gelangten die Herrschaftsrechte durch Kauf von den Herren von Dürn an das Erzstift Mainz. Mudau bildete den Mittelpunkt der “Mudauer Zehnt”.Nach 1100 fand auch die Hirsauer Reformbewegung Anhänger im Kloster Amorbach, was noch heute die Westtürme der Abtei bezeugen. Die doppeltürmige Westfassade war Merkmal des Hirsauer Baustils.

1168 bestätigt Friedrich I. dem Bischof Herold von Würzburg die hohe Gerichtsbarkeit und untersagt gleichzeitig den Wiederaufbau der Burg Frankenberg,weil von da aus der Frieden in der gesamten Provinz ins besondere der Abtei Amorbach zerstört worden sei. Man kann annehmen, dass damit auch ein Vogteiwechsel für die Abtei erfolgt ist. Die Herren von Dürn werden zwar expressis verbis 1246 in dieser Funktion bezeugt. Es ist aber wahrscheinlich, dass sie schon zu Barbarossas Zeiten Vogteirechte über die Abtei ausübten. Rupert von Dürn war ein treuer Gefolgsmann Friedrichs I. und nahm an sechs Italienzügen des Kaisers teil. Er war bei der Krönung Barabarossas als König des Arelats sowie Heinrichs zum König  von Sizilien teil Außerdem fungierte bei ungefähr 140 Herrscherurkunden als Zeuge. Die Staufer hatten Interesse an diesem Raum und übten über Edelfreie wie die Herren von Dürn indirekte Herrschaft aus. Ihren Verwaltungssitz hatten sie in Walldürn. 1253 erhob Konrad von Dürn den Klosterort Amorbach zur Stadt. Die Familie der Dürn erlebte unter Konrad den Höhepunkt ihrer Macht, aber es setzte auch schon der Niedergang ein. Konradstarb 1253 danach wurde die Herrschaft unter die drei Söhne geteilt. Der Wildenberger Zweig unter Ulrich verkaufte 1271 Wildenberg samt umliegenden Dörfern an das Erzstift Mainz, 1272 die Stadt Amorbach den Zehnt und die Vogteirechte über das Kloster. Damit nahm das Stift im Odenwald den Platz der Dürn ein. Das Erzstift war der weltliche Herr geworden. Die kirchliche Herrschaft verblieb beim Bistum Würzburg.

Von 1373 bis 1397 war Friedrich Feyser Amorbacher Abt. Er ließ 1395 das Amorbacher Urbar anlegen, ein Güter-und Rechtsverzeichnis der Abtei.Wie viele andere Klöster hatte Amorbach um 1400 mit dem Rückgang der Klosterdisziplin zu kämpfen. Abt Dietrich von Kunnich (1406-1428) öffnete das Kloster auch für Nichtadelige, ein Rezept das auch in Rot, Steingaden und Reichenau gewirkt hatte.

Der Neffe Dietrichs, Heinrich von Kunnich (1428-1456) erreichte wie wirtschaftliche Gesundung der Abtei. 1448 wurde die Klostermühle und das Backhaus neu gebaut.

Das Kloster war nun in 19 Dörfern Vogteiherr und bezog Einkünfte aus 100 Ortschaften.

Dann kam allerdings das Jahr 1525 mit dem großen Bauernkrieg. Die Klöster waren als Zehntherren der Bauern natürlich besonders im Visier der Bauern.

kolwitzbauer22Der Odenwälder Haufe kam im April in die Nähe von Burg Hornberg. Der Bauernführer Wendelin Hipler nahmen Götz von Berlichingen als Hauptmann für 4 Wochen auf. Der Helle Haufe zog auf seinem Zug von Buchen vors Kloster Amorbach. Die Bauern forderten nun von Abt und Konvent Kleinodien, goldene und silberne Kirchengefäße und Bargeld. Dann wurde das Kloster geplündert. Es sollte auch gebrandschatzt werden. Dagegen wandte sich der Rat von Amorbach, weil das Kloster zu nah an den Häusern liege. Das Kloster wurde daraufhin nicht in Brand gesteckt sondern zerstört. Nur die Zinsbücher des Klosters gingen in Flammen auf. Götz von Berlichingen wird sich auf dem Reichstag von Speyer persönlich gegenüber Georg Truchsess von Waldburg rechtfertigen und erklären, das Niederbrennen von Wildenberg, die Plünderung Amorbachs und die Verwüstung von Miltenberg sei alles gegen seien Willen geschehen. Er habe sich dem Bauernhaufen nur angeschlossen, um schlimmeres zu verhindern. Das Kloster erholte sich relativ bald von Raub und Plünderung.

Die Reformation konnte sich in Amorbach nicht durchsetzen

1547 musste Amorbach  unter dem  dem Markgrafenkrieg leiden. Sehr viel schlimmer traf es aber Kloster und Umgebung im Dreißigjährigen Krieg. 1631 nahm Gustav Adolf Amorbach ein. Er setzte einen von Gemmingen als Präfekten ein. Das Kloster aber schenkte er mit allen Gütern dem Grafen von Erbach. Das Kloster wurde aufgehoben. Nach der verlorenen Schlacht von Nördlingen 1634. Die Schweden und der Graf von Erbach wurden von den Kaiserlichen vertrieben. Kaiser Ferdinand restituierte das Kloster wieder. Der Krieg war noch lange nicht zu Ende. 1643 zogen hessische Soldaten durch. Im April 1645 kamen die Schweden nochmals zurück. Im Juni 1645 nahm die bayrische Armee ihr Hauptquartier in Amorbach. 1648 rückten Franzosen ein. Die Pest und der Krieg hatten den Odenwald fast entvölkert. Die wirtschaftlichen Grundlagen waren weggebrochen.

Es lebten  nur noch 11 Mönche im Kloster.

Zwar war 1648 der Westfälische Friede geschlossen worden.  Aber 1674 überschritten französische Truppen den Rhein unter Marschall Turenne, eroberten die Pfalz und verwüsteten sie. Amorbach entging wieder einmal nur knapp einer Brandschatzung. Erst nach diesen Kriegswirren erholte sich die Abtei wieder.

1656 war Amorbach im Zuge von Gebietsbereinigungen weltlich und auch kirchlich an Mainz gekommen. Der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn (1605-1673) schränkte die Rechte Amorbachs zugunsten der fürstbischöflichen Gewalt ein. Er war übrigens einer der ersten Reichsfürsten, von Friedrich von Spee nachhaltig beeinflusst, der die Abhaltung Hexenprozessen auf seinem Territorium verbieten ließ.

330px-Kloster_Amorbach_17351660 wurde ein Gebäudetrakt mit Abtswohnung, Kellerei und Gästehaus gebaut.

Unter Abt Cölestin Mann, der von 1674-1713 regierte, lebten wieder 41 Mönche im Kloster. Unter Abt Engelbert Kirnbacher, der von 1728-1753 regierte wurde 1734 groß die Tausendjahrfeier begangen. Die Abteikirche wurde von 1742-1747 barock umgestaltet. 1778-1803 regierte mit Benedikt Külsheimer der letzte Abt des Klosters. Noch in seiner Amtszeit bekam Amorbach 1782 die seinerzeit größte Orgel der Welt, erbaut von den Gebrüdern Stumm aus dem Hunsrück.1783.1786 entstand noch ein neuer Konventsbau im amorbacher Zopfstil. Eine neue Bibliothek und ein Festsaal (Grüner Saal)wurden gebaut

Mit der Säkularisation 1803 endeten über 1000 Jahre Abteigeschichte. 24
Mönche mussten das Kloster verlassen.

Das Kloster fiel an die Fürsten von Leiningen. Der ehemalige Klostergarten wurde von Friedrich Ludwig Sckell zu einem Landschaftsgarten im englischen Stil umgestaltet, dem sogenannten Seegarten. Von ihm stammen auch die Englischen Gärten in Eulbach und München.

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01 Juli 2011

Hans Multscher

 

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Die Familie Multscher ist erstmals 1304 in Reichenhofen nachgewiesen. Sie gehörte zu den Königsfreien auf der Leutkircher Heide, d.h. sie waren nur dem König steuerpflichtig und ansonsten keinem Herrn untertan. Von 1405-1437 ist die Familie als Inhaber der Waibelhub bei Reichenhofen nachgewiesen. Hans Multscher ist um 1400 in Reichenhofen geboren. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Wahrscheinlich hat er im Allgäu eine Lehre gemacht. Danach begab er sich auf Gesellenfahrt in die Niederlande, Nordfrankreich und Burgund. Dabei hat er die aktuellsten Strömungen der französischen und niederländischen Bildhauerkunst kennengelernt. Möglicherweise hatte er dort auch bei Claus Sluter, einem Mitbegründer der burgundischen Kunstschule in Dijon gearbeitet. Eine Zeitlang hielt er sich auch in Paris auf. Nach seinen Meisterzeichen zu schließen hat er die Meisterwürde in Aachen erworben. Um 1424/25 kam er nach Ulm. Nach einer Wartezeit hat er 1427 in Ulm das Bürgerrecht erhalten. In diesem Jahr heiratete er auch die Ulmer Bürgerstochter Adelheid Kitzin. Die Werkstatt und Familie Kitzin ist in Ulm seit 1370 nachweisbar. Bei seiner Eheschließung besaß er in Ulm bereits ein Haus und dazu noch verschiedene Grundstücke.

8195f87e09c06132Der Ulmer Rat war an einer Ausweitung der Produktion und an der Steigerung des Fernhandels interessiert. Er stellte Hans Multscher vom Zunftzwang frei und da er die Freirechte der Leutkircher Heide besaß, musste er in Ulm zeitlebens keine städtischen Steuern bezahlen. Die Stadt bestellte ihn zum amtlich vereidigten Sachverständigen, zum “geschworenen Werckmann” Bald erhielt er vom Rat und Patriziat der Stadt anspruchsvolle Aufträge, was einen geregelten Werkstattbetrieb voraussetzte. Bald nach Erlangung des Bürgerrechts waren in Multschers Werkstatt mehrere Gesellen aus artverwandten Berufen beschäftigt. Auch sein Bruder Heinrich war wohl in der Werkstatt tätig. 1427-1430 gestaltete er ein Prunkfenster für das Ulmer Rathaus, dessen Figuren deutlich an Sluters König David in Dijon oder an den Propheten des Andre Beauneveu in der Ste. Chapelle in Bourges erinnern. Sein Schmerzensmann am Ulmer Münster zeigt, wie gut er den Realismus der Monumentalskulptur in Burgund studiert hat.

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1430 liefert er den Bozzetto in München, eine skizzenhafte Plastik für einen von dem Herzog Ludwig dem Gebarteten von Bayern-Ingolstadt in Auftrag gegebenes Hochgrab, das jedoch nicht ausgeführt wurde. Der Herzog bestand auf einer Ausführung in Rotmarmor. Der Künstler jedoch dachte eher an einen Bronzeguß, nicht zuletzt wegen der feinen Modellierung ähnlich der für Georg Truchsess von Waldburg ausgeführten Grabplatte. Bis 1433 erfolgte die Planung und der Einbau eines Retabels in die Stirnwand des südlichen Seitenschiffs des Ulmer Münsters. Bestellt hatte den Altar Konrad Karg, einer der einflußreichsten und dem reichsten Ulmer Patrizier seiner Zeit. Es hat allerdings den Bildersturm in Ulm von 1531 nur schwer beschädigt überstanden. Karg war unter anderem Finanzier des Bayernherzogs Ludwig dem Gebarteteten. Multscher hatte das Retabel wohl selbst entworfen und ausgeführt. Er griff dabei auf Anregungen zurück, die er in den Niederlanden und Frankreich erhalten hatte, z.B. das Motiv der Halbfiguren, die in den “Kapellenschrein” hineinsehen.

In seinem Wurzacher Altar von 1437 in Berlin zeigt sich sein Realismus in betonter Hässlichkeit. Er trat dabei als Meister an der Spitze seiner Werkstatt auf, der einen

wahrscheinlich vertraglich festgelegten Teil der Skulpturen und Malarbeiten selbst ausführte. Die erhaltene lebensgroße Hauptfigur der Mutter Gottes ist heute in der Pfarrkirche von Landsberg am Lech. Die Flügel wurden in acht Einzeltafeln zersägt und sind heute in Berlin.

b761ae2a5302ee34Multschers Ruf hatte sich mittlerweile weit in Deutschland verbreitet. Von 1456-1459 schuf er die Sterzinger Retabel in dem kleinen Südtiroler Städtchen, das  reich wurde durch Silberbergbau, der um 1400 in den Tälern um Sterzing begann. Es war ein wichtiger Knotenpunkt für den Nord-Südhandel und man konnte sich renommierte Künstler leisten. An der Sterzinger Retabel waren bis zu 16 Gesellen beschäftigt. Zu sehen sind die Altartafeln heute im Sterzinger Multscher-Museum.

Multscher führte den Werkstattbetrieb zu einem Großunternehmen durch, was dann auch die Syrlins, Hans Schüchlin, Friedrich Herlin, Jörg Töber und Nikolaus Weckmann machten. Er ist der bedeutendste Bildhauer in Deutschland in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Er wurde Wegbereiter für Jörg Syrlin, Gregor und Michel Erhart, Veit Stoss, Adam Krafft und Tilmann Riemenschneider.

Weiter Werke  von ihm sind die Stehende Mutter Gottes mit Kind um 1430, die Thronende Mutter Gottes 1435-1437 beide im Bayrischen Nationalmuseum in München, Die Heilige Barbara und Katharina 1435-1440 im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart, die Heilige Barbara und Magdalena 1450-1455 aus Heiligkreuztal, heute im Dominikanermuseum in Rottweil

erhmagdamDie Grabmalsfigur der Gräfin Mechthild von Württemberg-Urach 1450-55 heute in der Stiftskirche in Tübingen, Der Heilige Johannes der Täufer 1456-1458 im Bayerischen Nationalmuseum in München, Die Bihlafinger Madonna um 1460 im Städtischen Museum in Ulm, Christus als Schmerzensmann um 1460 im Hessischen Landesmuseum in Kassel und Die Heilige Magdalena um 1456-1457 im Liebighaus in Frankfurt.

Hans Multscher starb 1467 in Ulm. An erinnert ein Sgraffitto an einem Haus beim Friedhof in Reichenhofen, der Name des Leutkircher Gymnasiums, eine Hans Multscher Schule in Ulm sowie Straßennamen in verschieden Orten Baden-Württembergs.

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25 Juni 2011

Abtei Hersfeld

 

 

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Lullus wurde um 705 in Wessex in England geboren. Er kam wohl als puer oblatus ins Kloster Malmesbury am Avon. Bei einer Wallfahrt nach Rom lernte er 737 Bonifatius kennen. Mit ihm ging er nach Germanien, um dort bei der Verkündigung des Evangeliums mit zu arbeiten. Wahrscheinlich war er Schüler des Abtes Wigbert, der in Ohrdruff das 725 Benediktinerkloster leitete. 746 wurde Lullus Archidiakon und bald darauf Priester. Im Auftrag von Bonifatius reiste er 751 nach Rom, um dort bei Papst Zacharias (Papst von 741-752) die Exemtion für das 744 gegründete Kloster Fulda zu erreichen, also die direkte Unterstellung des Klosters unter den Papst. 752 setzte Bonifatius Lullus als Chorbischof in Mainz  und zu seinem Koadjutor ein. 753 wurde er auf einem Reichstag zum Nachfolger von Bonifatius in Mainz ernannt. 769 gründet Lullus in Hersfeld ein Kloster an der Stelle einer Einsiedelei, die der Gründungsabt  von Fulda Sturmius schon 736 angelegt hatte. Zwischen 763 und 765 hatte Lullus als Mainzer Bischof heftige Auseinandersetzungen mit dem Fuldaer Abt. Er wollte die Abtei, deren Exemtion er 751 maßgeblich ausgehandelt hatte, in sein Bistum eingliedern. Als dies nicht gelang, gründete er das Kloster Hersfeld. Er war Abt und Mainzer Bischof, ab 782 Erzbischof. Mit seiner Klostergründung entsprach er den Absichten von Karl dem Großen (römischer Kaiser von 800-814). Von Hersfeld aus sollte die Missionierung und Unterwerfung der Sachsen und Thüringer erfolgen. Das Hersfelder Kloster wurde zum Missionszentrum, das vom Kaiser viel Macht und Einfluss erhielt. Im Jahr 775 erhob Karl der Große auf Betreiben von Lullus das Kloster zur Reichsabtei. Der König

tn_01_farbigstattete das Kloster mit weitgehenden Privilegien aus, nahm es in seinen Schutz,

beschränkte die Rechte weltlicher und geistlicher Würdenträger und verlieh ihm das Recht der freien Abtwahl. Außerdem erhielt es eine Reihe von Gütern. Damit stand es in einer Reihe mit Fulda und Lorsch, den beiden älteren Reichsabteien. Nur die kirchliche Exemtion erhielt Hersfeld im Gegensatz zu Fulda nicht. Es blieb dem Diözesanbischof unterworfen. Da Bischof und Abt eine Person waren, dürfte Lullus das verschmerzt haben.

Schon 782 nämlich am 28. Juli besuchte Karl die Abtei Hersfeld

Der Lehrer von Lullus, Wigbert war 738 Als Abt in Fritzlar verstorben.780 ließ Lullus dessen Gebeine nach Hersfeld überführen. Daraus entwickelte sich schnell eine Wallfahrt. Der Pilgerstrom war so groß, dass die Erweiterung des Klosters und unter Abt Brun(vermutlich 820-840) zwischen 831 und 850 die Errichtung der Klosterkirche notwendig wurde.

782 lebten im Kloster bereits 150 Mönche. Am 16. Oktober 786 starb Lullus in Hersfeld. Er wurde neben Bischof Witta von Büraburg, dem Gefährten des Bonifatius in der Kirche von Hersfeld bestattet. Sein Nachfolger wurde Abt Richulf (786-813). Die Abtei erhielt weiterhin viele Schenkungen im ganzen Reichsgebiet. Vor allem in Thüringen bestanden große Besitzkomplexe. Nach einem Zehntverzeichnis um  810, dem Breviarium Lulli, besass die Abtei rund 60.000 Morgen Land, verteilt auf 193 Ortschaften , von den 3/4 in Thüringen lagen.

Am 8. Mai 820 bestätigte Ludwig der Fromme auf Bitten des Abts Brun die Privilegien Karls von 775. Er nahm es unter seinen Schutz und befahl, dass weder der Bischof von Mainz noch dessen Archidiakon eine Gewalt ausübe, außer der durch Kirchengesetze berechtigte. Außerdem bestätigte er die freie Abtwahl vorbehaltlich der kaiserlichen Zustimmung.

Unter Abt Brunwart (840-875) fand 852 die Weihe dieser karolingischen Kirche statt. Auch wurden die Gebeine von Lullus umgebettet. Unter Brunwart existierte seit 870 auch das erste Kloster-und Abtssiegel.

Unter Abt Bun begann sich die Hersfelder Klosterschule zu entwickeln. Leiter der Klosterschule war damals Haimo, der in Fulda Schüler Alkuins und Mitschüler von Rhabanus Maurus war. Er wurde 840 von Ludwig dem Frommen zum Bischof von Halberstadt ernannt. In dieser Zeit dürfte der unbekannte Dichter des altsächsischen Heliand in Hersfeld seine theologische Ausbildung erfahren haben.

Unter  Abt Druogo (875-892) wurde 880 das erste noch bekannte Zehntverzeichnis der Abtei Hersfeld geschrieben.Unter Abt Harderat (892-901) folgte 899 ein weiteres Zehntverzeichnis. Auf Abt Harderat folgte Herzog Otto aus der Familie der Liudoflinger, ein im Eichsfeld beheimatetes thüringisches Adelsgeschlecht. Er war von 902-912 Laienabt in Hersfeld.

In der Amtszeit von Abt Diethart I. herrschte bereits die Ungarngefahr. 915 wurde der Marktplatz als Fliehburg angelegt und 925 rund um das Kloster Befestigungsanlagen gebaut.

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Abt Diethart II. war wohl Mönch in Hirsau bevor er 927 den Abtsstuhl in Hersfeld bestieg. Aber schon 928 machte ihn König Heinrich I. zum Bischof von Hildesheim,

was er bis zu seinem Tod am 13. September 954 blieb.

Die Abtei Hersfeld scheint ein guter Karrierestart gewesen zu sein, denn auch der nächste Hersfelder Abt Burchard, Sohn des Grafen Adalbert im Grabsfeld aus der Familie der Babenberger war von 928-932 Abt, eher 932 zum Bischof von Würzburg ernannt wurde, wo er als Burchard II. bis 941 regierte.

369px-BurchardusIIHennenbergbwDer nächste Abt Mengingoz (932-935) kümmerte sich um den Schutz des thüringischen Besitzes der Abtei. Bei Arnstadt ließ er um 930 die Wachsenburg  zur Sicherung der umfangreichen Hersfelder Besitzungen bei Arnstadt erbauen. Sie ist eine “Drei Gleichen”. Auch der Ortsname Mengshausen, heute ein Ortsteil von Niederaula erinnert an diesen Abt.

Wichtig wurde für das Kloster dann Abt Egilolf (963-970) Er war Freund und Ratgeber Kaiser Otto I. Dem Einfluss des Kaisers ist es wohl zuzuschreiben, dass die Abtei durch ein Papstdekret aus dem Jahre 968 direkt dem Papst unterstellt wurde. Während der Bischofssynode zum Jahreswechsel 967/68 ist auch Otto I. und sein Sohn anwesend. Abt Egilolf konnte die Bitte um eine Papsturkunde vorbringen. Am 2. Januar 968 nahm Papst Johannes XIII. (965-972) die Abtei in die alleinige Jurisdiktion der römischen Kirche, verlieh das Recht der freien Abtwahl, verbot die Ausübung priesterlicher Funktionen im Klostergebiet ohne Erlaubnis des Abtes und erließ für die Klosterbesitzungen Alienatsverbot, d.h., sie durften nicht veräußert werden. Damit war die Abtei vom Bistum Mainz nicht mehr abhängig.

Abt Gotzbert (970-985) gründete die Hersfelder Bibliothek und als sie Papst Niklolaus V. (1437-1455) von seinen Helfern durchsuchen ließ, fanden sie dort immerhin eine im 9.Jahrhundert erstellte Kopie  der “Germania” von Tacitus.

Bekannt wurde die Bibliothek auch durch das Wirken Lamperts von Hersfeld, der die Vita Lulli verfasst hatte und erster Abt des Klosters Hasungen war.

Nachfolger Gotzberts war Abt Bernhard (995-1005). Dieser gründete die erste Propstei Hersfelds, nämlich die Benediktinerprobstei auf dem Hersfelder Petersberg, die dem Heiligen Petrus geweiht wurde. Noch unter Bernhard verlieh Heinrich II. (1002-1024) dem Kloster Hersfeld den Wildbann über den Reichsforst Ehringswald in genau beschriebenen Grenzen. Bernhards Nachfolger war Godehard (1005-1012). Abt Gotzbert und Bernhard hatten die harten Benediktinerregeln nicht mehr so streng gehandhabt, weswegen Kaiser Heinrich II.(unter Missachtung der freien Abtswahl) im Juli 1005 Abt Godehard einsetzte. Dieser hatte seine Ausbildung in der Klosterschule von Niederaltaich erhalten und war noch in der Herzogszeit von Heinrich von diesem begünstigt 996 Abt von Niederaltaich geworden und 1001/1002 gleichzeitig auch Abt in Tegernsee.1005 wurde der überzeugte Anhänger der Reformbewegung von Cluny zum Abt von Hersfeld ernannt. In seinen Klöstern setzte er die Reform konsequent durch.1007-1013 war ihm auch die Abtei Kremsmünster unterstellt, die ihn in ihren Abtslisten führt.In Hersfeld stellte Godehard die Mönche vor die Wahl, die Regeln zu befolgen oder das Kloster zu verlassen. Daraufhin verließen 50 Mönche das Kloster.

Nach dem Tod Bernwards 1022 wurde Godehard von Heinrich II zum Bischof von Hildesheim berufen. Auf Godehard folgte 1012 Abt Arnold. Er kam auch  aus Niederaltaich und war ebenfalls Reformanhänger. 1015 schenkte Kaiser Heinrich II. das von Otto II. und seiner Gemahlin nach 973 gegründete Kloster Memleben Hersfeld das verarmte Kloster mit all seinem Zubehör zu freiem Verfügungsrecht und zum Nutzen des Klosters, nach dem er Anfang Februar den Abt von Memleben abgesetzt hatte, worauf Mönche das Kloster verließen. Ab 1015 unter Abt Arnold (1012-1031) war Memleben Hersfelder Propstei.

Am 17.5. erteilte Heinrich II. dem Kloster den Wildbann in der Gegend von Breitungen. Die Wertschätzung für ein Kloster durch den Herrscher zeigt sich auch an der Zahl der ausgestellten Urkunden. Heinrich hat Hersfeld 10 Urkunden ausgestellt, was sicher auch mit der Person Godehards zusammenhängt. Denn auch die anderen Klöster, in denen er Abt war, erhielten Schenkungen. Und schließlich ist Godehard ja von Heinrich als Abt eingesetzt worden und 1022 schließlich zum Bischof von Hildesheim berufen worden. Er gehört ja auch zu den bedeutenden

170px-Hildesheim_St_Godehard_StatueHeiligen des Mittelalters. Er ist 1131 durch Papst Innozenz II. (Papst von 1130-1143) als erster Niederbayer heiliggesprochen worden.

Arnold gründete eine weiter Benediktinerpropstei auf dem Johannesberg, die von 1012 bis 1024 erbaut wurde. Sie wurde dem Apostel und Evangelisten Johannes geweiht. Der Nachfolger Arnolds Bardo hatte seine  geistliche Ausbildung im Kloster Fulda erhalten. Von Konrad II. (1024-1039) dem ersten Salier auf dem Kaiserthron,

wurde er unter Umgehung des Rechts auf freie Abtswahl zum Abt von Werden, heute Essen-Werder, ernannt und auf Vermittlung von Kaiserin Gisela wurde er 1031 Abt von Hersfeld. Als der mainzer Erzbischof Aribo 1031 verstarb, wurde er von seinem Gönner Konrad auf den freigewordenen Mainzer Erzbischofsstuhl berufen. Bardo war damit nicht einmal ein Jahr Abt in Hersfeld. Ihm folgte Rudolf nach. Er stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Werl, ein äußerst einflussreiches Grafengeschlecht im norddeutschen Raum. Er war möglicherweise ein Enkel der burgundischen Königstochter Gerberga. Er war zunächst Mönch und dann Propst im Reformkloster Stablo nahe bei Lüttich. 1031 kam er auf den Hersfelder Abtsstuhl, den er bis 1036 innehatte. Dann wurde er zum Bischof von Paderborn berufen. Dem nächsten Abt, Meginher, war eine länger Amtszeit vergönnt, nämlich 1036-1059. Doch schon kurz nach seinem Amtsantritt zerstörte ein Brand die Stiftskirche. 1038 ließ er die heute älteste datierte Glocke Deutschlands, die Lullusglocke, gießen.

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Er ließ die abgebrannt Stiftskirche   gleich wieder aufbauen und schon 1040 wurden Chor und Krypta dem heiligen Wigbert geweiht. 1039 bestätige Konrad dem Kloster Hersfeld die Immunität. Meginher schenkte Heinrich III. die Hersfelder Hauptreliqien der Apostel Simon der Zelot und Judas Thaddäus für die Gründung einer Stiftskirche in Goslar, sicherlich ein sehr beziehungsreiches Geschenk, den die neue Kirche in Goslar sollte Simon und Judas geweiht werden, das waren die Geburtstagsheiligen des Kaisers und wohl auch den sogenannten Krodo-Altar, einen Reliquienschrein. Dafür schenkte Heinrich III. dem Kloster  am 31. Juli 1051 von Nürnberg aus einen in seinen Grenzen genau beschriebenen Weinberg in Ober-Ingelheim. Lampert von Hersfeld schreibt, dass er durch den beispielhaften Lebenswandel Abt Meginhers bekehrt worden sei. 1058 trat er ins Kloster Hersfeld ein. Unter den Nachfolgern Meginhers war er wohl Leiter der Hersfelder Klosterschule.

Der nächste Abt war Ruthard (1059-1072) Dieser schickte Lampert auf eine Informationsreise in die Benediktinerklöster Saalfeld und Siegburg, um die Consuetudines  zu studieren, die der Kölner Erzbischof Anno (1056-1075) in den von ihm gegründeten Klöstern eingeführt hatte. Er hatte zwar Sympathie für die Reformbestrebungen Annos, fand aber die altbewährten Grundsätze benediktinischen Lebens ausreichend, wenn sie nur eingehalten würden.

Von 1072-1090 regierte Abt Hartwig. Er war von Heinrich IV. eingesetzt worden. 1073 nahm er an einer Synode in Erfurt teil und unterstützte Heinrich. Zwischen 1073 und 1074 zog Heinrich bei Bebra-Breitenbach  ein Heer zusammen, um einen Aufstand der Sachsen und Thüringer niederzuschlagen niederzuschlagen. Am 12. Februar 1074 wurde Heinrichs 2. Sohn Konrad geboren. Sein älterer Bruder Heinrich war im August 1071 geboren und gestorben. Konrad war bereits im Alter von zwei Jahren zum Nachfolger seines Vaters anerkannt worden. 1087 erhielt er in Aachen die Königsweihe, lebte er aber in Italien. Nachdem er 1093 ins päpstliche Lager gewechselt war, also zu den Gegnern seines Vaters, erklärte ihn dieser 1098 auf einer Reichsversammlung in Mainz für abgesetzt und bestimmte gleichzeitig seinen jüngeren Sohn Heinrich zu seinem Nachfolger.

Zurück zu Hersfeld und Abt Hartwig. 1085 marschierte Heinrich den Beschlüssen der Mainzer Kirchenversammlung folgend mit einem Heer nach Sachsen. Er protegierte Hartwig als Erzbischof und dieser wurde in Magdeburg von Klerus und Volk als Gegenerzbischof von Hartwig Graf von Spanheim, einem überzeugten Anhänger von Papst Gregor VII. gewählt. Der Hersfelder Abt konnte sich in Magdeburg nicht halten und war gezwungen nach Hersfeld zurückzukehren.Die Auseinandersetzungen zwischen dem Salierkaiser und den Thüringern erschütterte auch die Stellung Hersfelds in Thüringen. Um diese wieder zu festigen hielt sich er Hersfelder Abt Friedrich (1080-1110) vorwiegend auf der Wachsenburg auf. Dort ist er 1110 auch gestorben. Die Burg war von den Zwistigkeiten schwer mitgenommen worden. Abt Friedrich ließ die Burg wieder herstellen.

Im Januar 1126 bestätigte  Lothar von Supplinburg (1125-1137) einen Gütertausch zwischen dem Stift Sankt Servatius in Maastricht und dem Kloster Hersfeld. Die Kanoniker in Maastricht tauschten Güter in Monsheim gegen eine Kirche in Güls, südwestlich von Koblenz gelegen, weil das jeweilige Tauschobjekt für beide Seiten zu weit entfernt war. Abt Adelmann (1114-1127) unter dem der Tausch erfolgte, ließ auch den Katharinenturm in Hersfeld erbauen, einen kleinen Glockenturm am Eingang zum Stiftsbezirk. In ihm ist auch die Lullusglocke bezeugt.

1127 wurde Hermann von Bingarten Abt in Hersfeld. Mit dem ersten Staufer auf dem deutschen Königsthron Konrad III. (1137-1152) hatte er ein gutes Verhältnis. Konrad war öfters in Hersfeld, so im August 1139 wo er auch  2 Urkunden  für andere Empfänger ausstellte. Im Juli hatte er bei Hersfeld das Heer versammelt, das gegen den Welfen Heinrich den Stolzen, den Herzog von Sachsen zog. 1144 wurde die neue romanische Stiftskirche in Hersfeld von Erzbischof Heinrich von Mainz (1142-1153) vorgenommen, der auch zeitweilig Reichverweser für Konrad war.

Bei dieser Weihe war auch Konrad anwesend. Dabei gab er den dem Kloster “lange entfremdeten Zehnt vom Tafelgut von Ingelheim zurück und bestätigte allen dem Kloster geschenkten Besitz. Zeugen der am 17. Oktober 1144 ausgestellten Urkunden waren unter anderem die Äbte von Fulda und Stablo. Am 14. April 1146 starb Konrads Gemahlin Gertrud von Sulzbach in Hersfeld. Sie wurde in der Kirche des Zisterzienserklosters Erbach beigesetzt. Um 1150 wurden noch neue Klausurgebäude im Kreuzganghof erbaut. Damit ist der Bau 112 Jahre nach dem Brand abgeschlossen. 1148 wurde Heinrich von Bingarten auch Abt von Fulda. Das Abtsamt in Hersfeld behielt er bei. Auf Drängen des Mainzer Erzbischofs gab er das

Fuldaer Amt aber schon ein Jahr später wieder ab.

250px-StiftsruineIhm folgte Abt Willibold von 1155-1162. Sein Nachfolger  Hermann I. verblieb nur drei Jahre auf dem Hersfelder Stuhl, nämlich von 1162-1165. Dann wurde er von Friedrich Barbarossa als Abt in Fulda eingesetzt, weil der dortige Abt Marquard mit der kaiserlichen antipäpstlichen Politik nicht mehr einverstanden war und auf die Propstei St. Andreas am Neuenberg bei  Fulda abgeschoben wurde. Auch den nächsten Abt, Burchard von Nürings (1165-1168) setzte Friedrich in Fulda ein, diesmal gegen den Willen der Mönche und ohne päpstliche Bestätigung. Ihm folgte nach Willibold II. und Adolf 1180 Abt Siegfried (1180-1200). Er hatte am Hofe seines Friedrichs I. und dessen Sohn Heinrich VI. (ab 1169 deutscher König und 1191-1194 Kaiser) großes Ansehen. Mit ihm hatte die Abtei die größte reichspolitische Bedeutung. Er begleitete Barbarossa nach Italien und führte in seinem Auftrag Verhandlungen mit dem Papst. So konnte er auch die Streitigkeiten mit Landgraf Ludwig III. von  Thüringen (1172-1190) zugunsten der Abtei entscheiden.

Am 26. April 1220 gab Friedrich II. den Erlass “cum principibus ecclesiastis” heraus. Damit wurde der Hersfelder Abt zusammen mit 28 anderen Äbten und 16 Äbtissinnen in den Reichsfürstenstand erhoben und war damit Fürstabt. Abt Ludwig ( 1217-1239) hatte nun landeshoheitliche Rechte. Hersfeld war geistiges Fürstentum.

Mit dem Ende der Staufer begann auch der Abstieg des Klosters. Seine Königsnähe in den Zeiten der Salier und Staufer hatte ihm machtpolitischen Rückhalt verliehen. Dazu kam, dass der Landadel und das aufstrebende Bürgertum ihre Macht und Stellung in der spätmittelalterlichen Gesellschaft ausbauen konnte. Die folgenden Jahrhunderte waren auch dadurch geprägt, dass die Abtei, ständig versuchen musste, ihre Besitz und Herrschaftsrechte zu erhalten, eine Entwicklung, von der nicht nur das Kloster Hersfeld betroffen war.

Abt Ludwig I. (1217-1239) stiftete 1239 das Hospital am Johannestor für Arme, Kranke und Alte. Auch das lag im Trend. (vermutlich im selben Jahr gegründet Spital zum Heiligen Geist in Biberach an der Riss, um 1240 in Ulm, in Rothenburg um 1280, in Augsburg schon 1150 bezeugt)

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entsteht in Hersfeld ein zweites Kloster, ein Franziskanerkloster, das 1269 erstmals urkundlich erwähnt wird.

Mit Abt Heinrich von Erthal wurde Hersfeld zum zweiten Mal mit einem Abt besetzt, der gleichzeitig Abt in Fulda war. Von 1252-1254 verwaltete er Hersfeld mit und von 1258-1261 wurde er nochmals auf der Hersfelder Abtsliste geführt. Als Fuldaer Abt ging er vor allem gegen das Raubrittertum vor. In seine Amtszeit fällt auch die Zeit von König Wilhelm von Holland, der von 1248-1254 Gegenkönig von Friedrich II. war und nach dem Tod von Konrad IV. 1254 als deutscher König anerkannt wurde. Er starb 1256.  1252 hatte Wilhelm die Stadt Hersfeld als Reichsstadt anerkannt.

Auf Abt Heinrich folgten zwei Äbte aus der niederhessischen Familie der Boyneburger. Hermann III. regierte von 1261-1278 und Hermann IV. von 1273-1300.

220px-Kupferstich_eichhof_1655Abt Ludwig II. von Mansbach (1324-1343)begann mit dem Bau des Wasserschlosses  zu den Eichen in den Fuldaauen. Der hatte 1232 die größere Hälfte Arnstadts, das im Besitz der Abtei Hersfeld war an die Schwarzburger Grafen verkauft.Die Schwarzburger waren ein uraltes thüringisches Adelsgeschlecht, das in der Nähe von Saalfeld, aber ab 1306 auch auf der Wachsenburg saß. Sein Nachfolger Johann II. von Elben (1343-1367) hatte schwer mit den von seinen Vorgängern geerbten Finanzproblemen zu kämpfen. Er musste Hersfelder Besitz verpfänden oder gar veräußern. Den Bau des Schlosses zu den Eichen stellte er ein. Er mischte sich auch in die Auseinandersetzungen der Handwerker ein. 1343 erteilte er den Leinewebern die Erlaubnis, weißes Tuch, Distelsaat (vermutlich mehrfarbiges Gewebe) und Beiderwand, das war grobes Zeug aus Leinen und Wolle her zu stellen, der für ihn wichtigeren, weil reicheren Zunft, den Wollwebern wies er die wesentlich einträglichere Färberei zu. 1347 verzichtet Karl IV. auf sein kaiserliches Judenrecht. Das Judenregal unterstellte die Juden gegen Zahlung von Schutzgeldern direkt dem Kaiser. Seit Karl wurde dieses Recht oft abgetreten oder beliehen. Es war eine Finanzquelle, für den der das Recht nutzen konnte, in diesem Fall für Abt Johann.

1356 wütete die Pest in Hersfeld. Rund 3000 Bürger sollen gestorben sein.

Abt Berthold II. von  Völkershausen (1367-1387) vollendete 1372 den Bau des Schlosses zu den Eichen.

In den beiden benachbarten Landgrafschaften Thüringen und Hessen erwuchs dem kleinen Reichsfürstentum Hersfeld immer stärker werdende Konkurrenz. Nachdem das alte Thüringer Herrschergeschlecht der Ludowinger  1247 mit dem Tod des kinderlosen Heinrich Raspes 1247 ausgestorben war, kamen im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) in Thüringen mit Heinrich dem Erlauchten (1215-1288) an die Macht. Die letzte Überlebende des Geschlechts der Ludowinger, Sophie von Brabant (1224-1275), Nichte von Heinrich Raspe konnte in der kriegerischen Auseinandersetzung zwar nicht das gesamte Erbe des thüringischen Landgrafens für Ihren Sohn Heinrich von Hessen gewinnen, aber immerhin die hessischen Besitzungen für ihn sichern. Daraus entwickelte sich die Landgrafschaft Hessen.  Beide Grafschaften versuchten ihren Besitz auszubauen und ihre Positionen zu festigen. Die Abtei bekam das zu spüren zum Beispiel im Bündnis des Landgrafen von Hessen und der Stadt Hersfeld. Auch mindermächtige Adlige waren von den Expansionsbestrebungen des Landgrafen betroffen und gründeten um 1370 die Rittergesellschaft vom Sterne, um ihre Interessen gegen den Landgrafen zu wahren. 1373 hatte die Stadt Hersfeld mit dem hessischen Landgrafen (1244-1308) ein Bündnis geschlossen. Mit Hilfe der Sterner wollte Abt Berthold die Vorherrschaft in der Stadt wiederherstellen. In der Vitalisnacht  vom 27.auf 28. April 1378 sollte die Stadt eingenommen werden. Der Ritter Simon von Haune schickte der Stadt allerdings einen Fehdebrief. Diese war so gewarnt und das Vorhaben ging schief. 20 Hersfelder Bürger kamen ums Leben, die steinerne Brücke über die Fulda und das Dorf Oberrode und Mühlen außerhalb der Stadt wurden zerstört, Felder, Wiesen und Weinberge und Wälder verwüstet. Die Stadt klagte darauf hin beim Reichshofrat und gab den Schaden mit 40.000 Gulden an.

Der Abt musste 10.000 Mark, jeder der beteiligten 18 Ritter 400 Silbermark bezahlen. Die Hersfelder hatten zwar gewonnen, verloren hatten aber im Grunde beide. Das Verhältnis zwischen Abtei und Stadt war auf Generationen beschädigt.

Die Auseinandersetzungen mit der Landgrafschaft Hessen gingen weiter. Landgraf Ludwig (1402-1458) ließ Schloss Ludwigseck auf Hersfelder Gebiet bauen und erhöhte damit den Druck auf Hersfeld. Abt Hermann II. von Altenburg konnte das nur resigniert hinnehmen. Man stellte sich nun auf die Seite von Kurmainz, das erbittert mit dem Landgrafen von Hessen um die Vorherrschaft in Hessen kämpfte.

1414 wurde das Bündnis zwischen der Stadt Hersfeld und dem hessischen Landgrafen erneuert. Der Nachfolger Abt Hermanns Albrecht von Buchenau (1418-1438) hatte heftigen Streit mit der Stadt. Nachdem 1427 Landgraf Ludwig in zwei Schlachten gegen Mainz siegreich geblieben war, war die Abtei ohne Verbündete gegen die Landgrafschaft Hessen. Abt Albrecht zog die politische Konsequenz daraus und schloss 1432 einen Erbschutzvertrag mit dem Landgrafen der 1458 und 1490 erneuert wird. Das Hersfelder Gebiet huldigte nun Ludwig mit all seinen Schlössern, Ämtern und Städten. Die Abtei Hersfeld galt nun als ein zu Hessen gehöriges Land.

In der Hersfelder Affäre versuchte man, die Abteien Fulda und Hersfeld zusammen zu legen. Die Hersfelder Finanzproblem waren ohnehin gravierend. Verschlimmert wurde die Situation durch einen  vor dem Reichskammergericht verlorenen  Prozess. Abt Volpert Riedesel zu Bellersheim (1493-1513) resignierte zugunsten von Abt Hartmann von Fulda. Dieser übernahm neben dem Fuldaaer Abtstuhl auch den Stuhl von Hersfeld. Abt Volpert von Riedesel ging in die fuldische  Propstei Andreasberg. Dem widersetzte sich aber Kraft Myle, der spätere Abt Krato (1516-1556). Auch die Stadt Hersfeld unterstützt von Landgräfin Anna von Mecklenburg verweigerte Abt Hartmann den Gehorsam. Ludwig von Hanstein, der Abt des Klosters Helmarshausen wurde zum Verwalter des Klosters gewählt. In dieser Situation verzichtete Abt Hermann auf den Hersfelder Stuhl. 1516 wurde Krato zum Hersfelder Abt gewählt. Er ist der erste Bürgerliche auf dem Abtsstuhl in Hersfeld.1517 erneuerte er den Erbschutzvertrag mit Landgraf Philipp von Hessen (1504-1567). Darin wird der Abtei untersagt, sich mit einer anderen Abtei zusammen zu schließen und künftige Äbte brauchen die Zustimmung des Hauses Hessen.

1520 begann die Reformation in Hersfeld.  Der Weltgeistliche Heinrich Fuchs und sein Kaplan Melchior Fuchs predigten in der Hersfelder Stadtkirche. 1521 wurde Martin Luther auf seinem Rückweg vom Reichstag von Worms von Abt Krato empfangen. Auf Einladung von Abt Krato predigte Martin Luther trotz Verbots in  der Stadtkirche.

Pfarrer Heinrich Fuchs heiratete und wurde daraufhin zusammen mit seinem Kaplan Ringk von Abt Krato der Stadt verwiesen. Fuchs und Ringk predigten über die sittenlosen Zustände im Stift (Unzucht, Trunkenheit, Gotteslästerung und Zusammenleben von Stiftsherren mit Konkubinen in wilder Ehe).Daraufhin kam es zu Plünderungen im Stift. Auf Befehl des Landgrafen wurden Fuchs und Ringk zwar festgesetzt. Hersfelder Bürger halfen ihnen aber aus dem Gefängnis und über die hessische Grenze. Nur die Plünderer wurden bestraft, nicht aber die aufsässigen Bürger. Der Magister Adam Krafft hatte in seiner Heimatsstadt Fulda unter großem Zulauf der Bevölkerung gepredigt, war dort aber von der hohen Geistlichkeit vertrieben worden. In Hersfeld fand er wohl mit Einwilligung von Abt Krato freundliche Aufnahme. Er wurde zum eigentlichen Reformator Hersfelds. Er wurde später Hofprediger von Landgraf Philipp.

1525 gingen beim Bauernkrieg  die Hersfelder Bürger unter Anführung ihres Bürgermeisters Ottensaß zu den Aufständischen über. Der Abt zog sich auf sein Schloss Zu den Eichen zurück. Die aufständischen Bauern stürmten das Stift, plünderten und vernichteten  vieles. Landgraf Philipp warf den Aufstand rasch nieder und ließ sich das, wie auch in Fulda teuer bezahlen.

Unter Abt Michael (1556-1571) kommt das Stift völlig unter den Einfluss Hessens.

220px-Hersfeld_schlosseichhof_wappenUnter Abt Ludwig V. (1571-1558) kam es in Hersfeld nochmals zu einer Baublüte. Der Stiftsbezirk, die Abtsresidenz und das Schloss zu den Eichen wurden im Renaissancestil umgebaut. Der vorletzte Abt Kraft Weidenbach (1588-1592) wurde vom Papst nicht mehr anerkannt. Der letzte Abt Joachim 1592-1606 war vom Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel in sein Amt eingesetzt worden. Er machte den ältesten Sohn  von Landgraf Moritz Otto von Hessen  1604 zum Koadjutor des Stifts. Als Abt 1606 starb, wurde der 12 jährige Otto von Hessen der erste weltliche Herrscher des Fürstentums Hersfeld. Unter Abt Joachim  wurde das Kloster aufgegeben. Die Stiftskirche war seit dem Bauernkrieg nur noch als evangelische Kirche genutzt worden.

Im Dreißigjährigen Krieg hat Hersfeld heftig zu leiden. Unter Feldherrn Tilly zogen kurzfristig nochmals Mönche ins Kloster. Es kam aber nicht mehr zu einem geregelten Klosterbetrieb.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) setzen 1761 abziehende Franzosen die als Kornspeicher genützte Stiftskirche in Brand. Es bleibt die “Stiftsruine Hersfeld”

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23 Juni 2011

Kloster Peterhausen

 

Gebhard II. wurde am 7. August 949 in Bregenz als Sohn des Grafen Ulrich VI. geboren. Er stammt aus der Familie der Udalrichinger, die vor allem am Bodensee begütert war. Seine Mutter Dietpurg verstarb bei seiner Geburt. Er kam an die Domschule von Konstanz. Von seinem Onkel Konrad aus der Familie der Welfen, wurde er zum Priester geweiht. Als Konrads  Nachfolger Gaminolf 979 starb, wurde Gebhard von Otto II. (955-983) zum Bischof von Konstanz ernannt. Konstanz war damals die größte Diözese Deutschlands. Gebhard hatte ein reiches Erbe und  983 stiftete er das Kloster Petershausen und stattete es mit seinen Erbgütern aus. Zuvor hatte er ein Grundstück auf dem rechten Rheinufer Konstanz gegenüber mit der Abtei Reichenau getauscht. Dort ließ er sein Kloster errichten. Die Nähe zum Konstanzer Münster,

220px-Gebhard_Fugel_Grundsteinlegung_Petershausen               Bischof Gebhard bei der Grundsteinlegung des Klosters Petershausen

 

also zur Bischofskirche, unterstreicht die Bedeutung der Neugründung als bischöfliches Eigenkloster. Das Kloster wird mit Mönchen aus Einsiedeln besetzt, einer benediktinischen Reformgründung aus dem Jahr 934. Der erste Abt ist Periger-Bezelin. 983 werden die ersten Klosterbauten errichtet. Die Kirche wird dem Petersdom in Rom nachempfunden. Daher stammt auch der der lateinische Name Petri domus. 989 erhält Gebhard vom Papst selbst ausgesuchte Reliquien, darunter das Haupt Gregors des Großen. 992 wird die Kirche zu Ehren Papst Gregors des Großen geweiht. Nach dem Tod Gebhards am 27. August 995 (wahrscheinlicher 996) wird der verstorbene Bischof in der Klosterkirche beigesetzt.1134 wird er heilig gesprochen.

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Auf Bitten Ottos III. (980-1002) und des Konstanzer Bischof Lamberts (995-1018) nimmt Papst Gregor V. (Papst von 996-999) am 24. Mai 996 das Kloster Petershausen unter den päpstlichen Schutz, bestätigt alle erworbenen und geschenkten Besitzungen, besonders das Gut Dussnang und Oberwangen im Thurgau und verleiht das Recht der freien Abts-und Vogtswahl.

Im 11. Jahrhundert kam es in vielen Benediktinerabteien zu gewissen Verfallserscheinungen, die im Zeichen des Investiturstreits noch zunahmen. Einflussnahme von weltlichen Herren, territorialen Bischöfen, Simonie, Missachtung der Ordensregelung und spiritueller Verarmung waren die Phänomene. Eine Reformbewegung ausgehend vom Kloster Cluny in Burgund versuchte dem entgegen zu steuern. Im Bodenseeraum wirkte das Kloster Hirsau vermittelnd für die Reformideen. Petershausen war von diesen Verfallserscheinungen nicht verschont geblieben. Bischof Gebhard III. (1084-1110) war ein prominenter Gegner Kaiser Heinrichs IV. im Investiturstreit. Er kam aus der Familie der Zähringer. Unter Abt Wilhelm von Hirsau war er ins dortige Kloster eingetreten. Er holte 1086 Mönche aus Hirsau nach Petershausen. Abt Theoderich (1086-1116) konnte das Kloster reformieren und sogar Mönche an andere Klöster abgeben. Die Stärke der Abtei zeigte sich , dass sie nun Filialgründungen vornehmen konnte. Kloster Neresheim wurde 1095 mit Mönchen aus Petershausen und Zweifalten gegründet. Kloster Fischingen wurde 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich gegründet und Petershausener Mönchen besiedelt. Theoderich reformierte auch das Kloster Wagenhausen. Allerdings wurde die Abtei nun auch in die Auseinandersetzungen zwischen König und Bischof verwickelt. Gegen den papsttreuen Gebhard wurde mit Arnold von Heiligenberg ein kaiserlich gesinnter Gegenbischof eingesetzt und Gebhard wurde für zwei Jahre von seinem Bischofsstuhl vertrieben. Auch Theoderich musste mit einem Teil seiner Mönche ins Kloster Kastl in der Oberpfalz ausweichen. Dieses Kloster war unter Mitwirkung von Bischof Gebhard durch seine Schwester, die Markgräfin Luitgard von Zähringen, gegründet worden. Theoderich war dann auch der erste Abt von Kastl, konnte aber wieder nach Petershausen zurückkehren, als Bischof Gebhard wieder in sein Amt eingesetzt wurde.

Auf Einladung Graf Ulrichs X. von Bregenz, aus dessen Familie ja auch der Petrshausener Klostergründer Bischof Gebhard stammt, schickte Abt Theoderich Mönche nach Andelsbuch in den Bregenzer Wald. Dort ließ er eine Petrus-Kircheund eine Klausur aus Holz bauen. Zu ihrem Vorsteher ernannte er Meinrad. Sie blieben zunächst dort und konnten auch neue Brüder gewinnen.Wegen der Abgelegenheit des Ortes, des langen Weges und der Schwierigkeit der Lebensmittelversorgung, überlegten sie aber, die Zelle nach Bregenz zu verlegen. Der Bau neben der Pfarrkirche von Begrenz und die Einkünfte der Kirche dafür zu verwenden, die zur Hälfte Graf Ulrich gehörten, scheiterte am Einspruch des Grafen Ludwig von Pfullendorf, dem die andere Hälfte des Kirchensatzes gehörte. Schließlich wurde am See ein geeigneter Platz gefunden und dort Kloster und Kirche St. Peter in der Au gebaut. Es gab dann zähe Verhandlungen um die Loslösung vom Mutterkloster beziehungsweise um die Übergabe als Hauskloster an die Grafenfamilie. Die Chronik des Kloster Petershausen, die um 1150 von einem anonymen Mönch verfasst worden ist, berichtet ausführlich von diesen Vorgängen.

1097 wird die Kirche geweiht.

Petershausen gehört zum Hirsauer Klosterverband, zu dem im Bodenseeraum Weingarten, Isny, Schaffhausen und Petershausen mit seiner Tochtergründung Mehrerau gehörten.

Ein Höhepunkt im Klosterleben war die Erhebung der Gebeine des Gründers Gebhards II. und ihre Beisetzung im Altar der Klosterkirche. Das kam einer Heiligsprechung gleich und das Patronat Gregors des Großen verblasste neben der Person des nun Heiligen Gebhards. 1159 brannte die Abtei ab und wurde von 1162-1180 neu erbaut und später mehrmals erweitert.

Am 14. Juni 1214 nimmt Friedrich II.(1212-1250) das Kloster Petershausen in seinen besonderen Schutz. Unter ihm wird die Abtei auch reichsfrei. Heinrich VII. bestätigt am 17. Oktober 1312 alle Privilegien, die Friedrich II. dem Kloster erteilt hat.

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Auch päpstliche Privilegien konnte sich das Kloster sichern. So gewährte  Innozenz IV. (1243-1254) auf Fürsprache der Äbte von Sankt Gallen und Reichenau dem Kloster das Privileg, auf päpstliche Provision hin keine Pfründe verleihen zu müssen. 1292-1321 war Diethelm von Kastel Abt in Petershausen. Ab 1306 verwaltete er das Amt in Doppelfunktion mit dem Abtssitz von Reichenau. Dort war er von 1306-1341 Abt.

Eine Hochzeit erlebte das Kloster in der Zeit des Konstanzer Konzils 1413-1418.

Konzil_Konstanz3Kaiser Sigismund, auf dessen Betreiben das Konzil einberufen worden war, weilte während des Konzils als Gast im Kloster. Dem Abt Johann III. Frei (1395-1425) verlieh Papst Johannes XXIII., der auf dem Konzil abgesetzt wurde, das Recht, die

Pontifikalien zu tragen. Auch das Provinzialkapitel der Ordenprovinz Mainz-Bamberg trat in Petershausen während des Konzils zusammen und zwar am 28. Februar 1417. Von der Versammlung der Äbte gingen wichtige Reformanstöße für das benediktinische Mönchstum aus. Die Benediktinerregel sollte wieder voll beachtet werden.

1489/90 regierte Abt Martin Brülin. Er brachte das Kloster allerdings an den Rand des Ruins. 1495 konnte ihn der Bischof von Konstanz und das Domkapitel dazu bewegen, sich für 15 Jahre auf die Petershausener Propstei Rötsee zurückzuziehen, wo Abt Theoderich zwischen 1111 und 1116 die Kapelle Rötsee mit allem Zubehör für 8 Mark Silber vom Konstanzer Bischof Ulrich erworben hatte.

Für das Kloster waren Administratoren eingesetzt worden, die sich um die Sanierung des Klosters kümmerten.

Auch die Stadt Konstanz  versuchte im 15. Jahrhundert vergeblich, die Herrschaft über das Kloster zu gewinnen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts versuchte vor allem der Bischof, sich die Abtei einzuverleiben, das durch die Reformation in eine geradezu desolate Finanzlage geraten war. Es gelang zwar das Augustinerchorherrenstift  und das Kloster Reichenau in das Bistum zu inkorpieren,

nicht aber das Kloster Petershausen.

Johannes Merk (1495-1425), der Nachfolger von Abt Martin Brülin konnte die Abtei wieder konsolidieren. 1525 wurde in Konstanz unter Johannes Zwick und Ambrosius Blarer die Reformation eingeführt. Der Rat ging ziemlich rigoros gegen die Altgläubigen vor. Von den Mönchen verlangte er einen Treueid, um ihnen Bürgerpflichten, also auch Steuern aufzuerlegen. Der Abt Gebhart Dornsperger suchte 1528 Schutz in Überlingen. Dorthin war auch das Klosterarchiv und der Kirchenschatz verlegt worden. 1530 kam es zum Bildersturm, bei dem die Reliquien vom Klostergründer Bischof Gebhard in den Rhein geworfen wurden. 1548 wurde Konstanz in Augsburg in die Acht getan. Ferdinand von Habsburg, der Bruder Kaiser Karl V. marschierte mit österreichischen Truppen in Konstanz ein, die Stadt wurde zur Rekatholisierung gezwungen. Das Kloster allerdings war von den österreichischen Truppen geplündert worden. Erst 1556 kehrten der Konvent und der Abt in das zerstörte Klostergebäude zurück.

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Der Augsburger Religionsfriede von 1555 ermöglichte ein rechtlich geregeltes Nebeneinander der Konfessionen. Bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges war ein juristisch-politischer Modus der konfessionellen Koexistenz gefunden.

Auch der zusammenhalt der Klöster hatte sich gefestigt. Eine gewisse katalysatorische Wirkung dazu hatte der Bauernkrieg von 1525 gehabt, unter dem ja fast alle schwäbischen Klöster zu leiden hatten. Dann waren die Prälaten ja auch Verbündete der Habsburger gegen die Ausbreitung der Reformation in Süddeutschland. Einige oberschwäbische Klöster fanden sich schon seit 1425 zu regelmäßigen Versammlungen zusammen. Daraus entwickelte sich das schwäbische Reichsprälatenkollegium. Die institutionelle Entwicklung war 1575 abgeschlossen, als in diesem Jahr erstmals ein Direktor für das Kollegium gewählt wurde. In diesem Jahr trat unter Abt Christoph Funk (1556-1580) auch die Abte dem Prälatenkollegium bei, nach dem die Auseinandersetzungen mit Bischof und Reichsstadt Konstanz um die Selbstständigkeit der Abtei abgeschlossen waren.

Die Prälaten hatten eine Stimme auf dem immerwährenden Reichstag. Zu interständischen Ausschüssen durften sie einen Gesandten schicken und mit dem jeweiligen Abt von Weingarten hatten sie einen festen Vertreter bei den Reichsdeputationstagen.

Abt Christoph Funk wurde durch en päpstlichen Nuntius in Süddeutschland, Feliciano Ninguarda, 1580 dazu gebracht, zu resignieren. Unter seinem Nachfolger Andreas II. Öxlin (1581-1705) erfolgte die Vereinigung mit der Abtei St. Georgen in Stein am Rhein  die 1525 durch ihren letzten Abt wegen der Reformation in Stein am Rheinsäkularisiert wurde. Die verbliebenen Mönche lebten unter ihrem Abt Martin Geiger auf Burg Steinegg im Thurgau. Auch die Propstei Klingenzell, die dem Kloster St. Georgen gehört hatte und die im Gegensatz zur Mutterabtei nicht aufgehoben worden war, wurde nun dem Kloster Petershausen inkorporiert.

1603 gründeten die Klöster Weingarten,  Petershausen, Ochsenhausen, Zwiefalten, Wiblingen, Mehrerau und Isny die Oberschwäbische Benediktinerkongregation, für die sie am 16. August 1603 die päpstliche Approbation erhielten. Zum ersten Präses wurde Abt Wegelin vom Kloster Weingarten  am 24. September 1604 gewählt. Zum Visitator von Weingarten wurde der Abt von Petershausen bestellt. Ziel war die Erneuerung der Ordensdisziplin und die Vereinheitlichung des mönchischen Lebens. Am 24 März 1782 ordnete Kaiser Josef II. den austritt der vorderösterreichischen Klöster an.

Mit der Säkularisation von 1803 endete die Kongregation.

Im Dreißigjährigen Krieg wird Konstanz 1633 von den Schweden unter General Horn 24 Tage belagert, aber nicht eingenommen. Die Stadt Konstanz forderte vom Kloster Steuern für die Festungsbauten, was dem Kloster natürlich auch zu schaffen machte.

Nach dem Krieg erlebte das Kloster nochmals einen Aufschwung, nicht zuletzt dank der Gegenreformation. Es wurden Verträge mit den Städten Konstanz und Überlingen und der Deutschordenskommende Mainau werden geschlossen.

Es gibt noch hochfliegende Pläne zu einem barocken Klosterneubau, aber die Säkularisation 1802 macht dem allem ein Ende. Das Kloster fällt an die Markgrafschaft Baden. Die Abteigebäude dienten den Söhnen des Markgrafen Karl Friedrich von Baden zunächst als Wohnsitz. Die Klosterbibliothek wurde von der universität Heidelberg gekauft und dorthin überführt.

Seit 1992 beherbergen  die Klosterbauten die Außenstelle des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg.

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14 Juni 2011

Kloster Steingaden

 

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Welf VI. wurde 1115 als Sohn des Herzogs Heinrich der Schwarze von Bayern und der Wulfhilde von Sachsen aus der Familie der Billunger geboren. Sein Bruder war Heinrich der Stolze. Als Oberhaupt der welfischen Adelsfamilie hatte er Welf mit Uta, der Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein Gottfried von Calw, verheiratet. Nach der Wahl des Staufers Konrad kam es zum offenen Konflikt zwischen Staufern und Welfen. Konrad entzog Heinrich die Herzogtümer Bayern und Sachsen und Welf, der mittlerweile Markgraf von  Tuszien war, die Markgrafschaft Tuszien.

1139 starb Heinrich. Welf wurde Vormund von Heinrich dem Löwen, dem Sohn seines Bruders Heinrich. Er vertrat nun die welfischen Ansprüche und konnte sie vor allem in Bayern behaupten. Das Verhältnis entspannte sich allmählich. 1146 nahmen sowohl Konrad als auch Welf das Kreuz. Er ordnete seine Verhältnisse und vor seiner Abreise gründete er das Kloster Steingaden 1147. Es sollte wohl in Absprache mit Heinrich dem Löwen die neue Grablege der Welfen werden.  Nach der Überlieferung der Prämonstratenser soll der Ordensgründer Norbert gesagt haben, als er sich auf einer Reise nach Rom befand und durch Steingaden kam, dass an diesem Ort einmal seine Mönche leben werden. “ In hoc loco habitabunt aliquando filii mei.”

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Mönche aus Rot besiedelten das Kloster. Als Propst wurde Anselm von Rot ernannt, der von 1147 bis  zu seinem Tod am 11. Februar 1162 Propst von Steingaden war. Wie damals üblich wurde Steingaden  als Doppelkloster gegründet.

Unter Anselm wurde das Kloster ein Hort strenger Lebensführung und hoher Gelehrsamkeit.

Schon 1156 wurde das Kloster  dem Papst unterstellt. Es gehörte zunächst zur Circaria Sueviae, aber ab dem 16. Jahrhundert zur Circaria Bavaricae. Es wurde der Diözese Augsburg zugeteilt, worüber lange gestritten wurde, weil es zu der Zeit eigentlich zu Freising gehört hätte.

Das romanische Münster, das sogenannte Welfenmünster, wurde 1176 unter dem 2. Propst Konrad (1162-90) geweiht. Der Sohn des Klostergründers, Welf VII. starb

WelfVIam 12. September 1167 in Siena an Malaria. Er wurde im Welfenmünster bestattet. Nachdem auch Welf VI. am 15. Dezember 1191 in Memmingen starb, wurde er neben seinem Sohn in Steingaden begraben.

In rascher Folge wurden dem Kloster die Pfarreien Peiting (1194) der Stammsitz der bayrischen Welfen, Wiedergeltingen und Prem (1197) Siebnach (1220) Wilmanshofen (1251), Ober und Unterirsingen (1284-1396) Epfach (1286), Holzhausen (1296) Trauchgau (1312) dann schließlich die Pfarrei Steingaden selbst inkorpiert. 1758 schließlich folgte noch Hohenfurch und Ingenried. In Südtirol und zwar in Algund (bei Meran) und Tschars hatte das Kloster seit 1218 ausgedehnte Weinberge. Es betreute auch die Wallfahrtskirchen von Ilgen, Kreuzberg und Wies.

Die Schwestern wurden bald unabhängig. Sie hatten aber unter dem Adel der Umgebung zu leiden. Deshalb flohen sie zusammen mit den Schwestern von Polling und Rottenbuch, auch eine Welfengründung 1284 nach Benediktbeuren, das damals noch ein Doppelkloster war.

Das Kloster Steingaden war seit der Gründung reichsunmittelbar. Der Konvent war bis zum 15. Jahrhundert ausschließlich dem Adel vorbehalten. Um 1400 verarmte der Konvent. Schlechte Klosterdisziplin und andere Bedrängnisse sorgten dafür, dass 1400 nur noch ein Kanoniker im Haus lebte. 1402 brannte es auch noch im Kloster.Zur selben Zeit machte auch das Mutterkloster Rot eine schwere Phase durch. Der dortige Abt Merk (1415-1420) schaffte eine allmähliche Konsolidierung der Roter Abtei und Abt Hessler (1421-1457), der auch der zweite Gründer Rots genannt wird, brachte das Kloster wieder zur Blüte. Er griff wohl auch in  Steingaden ein und forderte den Steingadener Propst Johann Sürg von Sürgenstein (1402-1431) zum Rücktritt auf. Außerdem wurde das Kloster unter den Schutz der Herzöge von Bayern gestellt. Langsam wendeten sich die Dinge wieder zum Besseren. 1434 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Der erste Abt war Johann Scheiterer (1431-1445). 1456 bis 1491 war Kaspar Suiter Abt. Er ließ das Kloster in spätgotischem Stil

_ka_ks-145_01erneuern. 1485 erhielt die Abtei die Pontifikalien.

Im April 1525 erhoben sich die Bauern im Allgäu und Mittelschwaben. Der Schwäbische Bund bat Herzog Ludwig von Baiern, nach Mindelheim Reiter zu legen.

Um den Lechübergang zu sichern, hatte er Kriegsvolk nach Landsberg gelegt. Am 20. April ließ er Buchloe plündern und legte es in Schutt und Asche. Die Antwort der Bauern blieb nicht aus. Der Allgäuer Haufe unter ihrem Führer Knopf von Leubas zündete die Burgen von Irmatshofen und Angelberg an und der Buchloer Haufe, mittlerweile über 3000 Aufständische stark unter ihrem Führer Sebastian Bader, zog nach Steingaden und brandschatzte und plünderte das Kloster. Dabei ging der größte Teil des Archivs verloren. Unter Abt Johann Dimpt (1527-1535) begann der Wiederaufbau im Renaissancestil. 1534 entstand das heutige Chorgestühl. Unter Abt Gallus Theiniger (1580-1606) kam 1600 ein Freskenzyklus hinzu, von dem in der Vorhalle die Welfengenealogie noch erhalten ist. Während viele Klöster im schwäbisch-bairischen Raum unter dem Schmalkaldischen Krieg und den Wirren der Reformationszeit zu leiden hatte, blieb Steingaden davon verschont und erlebte eine Blütezeit. Abt Theiniger machte sich auch um die Reform des Ordens verdient. Er rief Kanoniker aus Brabant. 1624 wurde ein Noviziat eingerichtet. Dann aber kam der Dreißigjährige Krieg. Abt August Bonenmayer (1645-1674) musste die erneute Zerstörung des Klosters erleben. 1646 brannten französische Truppen das Kloster nieder. Dabei wurde auch die Bibliothek zerstört. Aber er bewerkstelligte auch den Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen im aufkommenden Barockstil.

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Den Äbten gelang es schließlich alle Schäden zu beheben. Auch die Wirtschaftskraft

konnte wieder gestärkt werden. Ab 1616 übernahm Steingaden vom Kloster Oberzell die Rechte des Mutterklosters über das Stift Griffen in Kärnten. 1661 wurde das unter Ottheinrich 1557  im Zuge der Reformation aufgehobene und säkularisierte Kloster Speinshart, das 25 km südöstlich von Bayreuth und 30 km nordwestlich von Weiden liegt, von Steingaden aus wieder besiedelt .

Die jährlichen Einnahmen konnten wieder auf 34.000 Gulden gesteigert werden, wofür 904 Gulden Steuer zu entrichten waren. Es verfügte über 1619 Joch Waldbesitz also rund 950 Hektar. Auch die Zahl der Konventualen hatte sich durchaus positiv entwickelt. War 1404 nur noch ein Kanoniker im Kloster, so waren es 1623 schon 28, 1764 45 und 1803 bei der Aufhebung immerhin  noch 25. Das alles ließ sich nicht schlecht an. Abt Antonius Erath von Erathsburg (1708-1715) begann dann allerdings wieder mit verschwenderischer Amtsführung. Das Kloster war berüchtigt wegen seines luxuriösen Mönchslebens. Es hatte die schönsten Schimmelkutschpferde im weiten Umland.

Abt Hyazinth Gassner (1729-1745) wollte die im Prämonstratenserorden vielfach üblichen Fronleichsnamsprozession auch in Steingaden einführen. Dazu ließ er durch Pater Magnus Straub eine Figur zusammenzimmern die von dem Maler und Laienbruder Frater Lucas mit Ölfarben gefasst wurde. Von 1730-1732 wurde sie auch in der Prozession mitgeführt, dann aber wieder ausrangiert und beim Klosterwirt deponiert. Dieser schenkte sie 1738 der Wiesbäuerin Lori, die dort einen Einödhof führte. Kurz danach erzählte ihr Mann Martin Lori überall herum, seine Frau habe die Figur weinen sehen. Die Steingadener Mönche waren sehr skeptisch. Der Abt meinte, man solle dem Lori auf keinen Fall Glauben schenken. Schließlich sei er als Alkoholiker bekannt. Trotzdem machte die Erzählung schnell die Runde. Ein regelrechter Wallfahrtsboom brach aus. Bauer Lori verköstigte die Pilger und machte glänzende Geschäfte. Daran wollte auch der Konvent teilhaben. Eine Wallfahrtskirche

120px-Baviera._Iglesia_de_Wies_(Wieskirche)  sollte gebaut werden. 1744 gab es die ersten Baupläne. Baumeister ist Dominikus Zimmermann, im Prämonstratenserorden kein Unbekannter. Schließlich hat er auch die Wallfahrtskirche Steinhausen mit dem Gnadenbild Mariens ausgeführt und auch einen Bauplan für das Neue Kloster in Schussenried entworfen. Der allerdings nicht zur Ausführung kam.

1745 wurde noch ohne Baugenehmigung begonnen. Abt Hyazinth Glaser verstarb 1745. Er legte seinem Nachfolger Abt Marian Mayr (1745-1772) den Bau der Wies ans Herz. Der neue Abt stammte übrigens wie Dominikus Zimmermann aus Landsberg am Lech. Die Baukosten waren mit 30.000 Gulden veranschlagt. 1746 legte Probst Herkulan Karg aus Diessen den Grundstein. Aber die Baukosten stiegen, schließlich auf das achtfache des Voranschlags. Einmal waren die Transportkosten enorm hoch, dann fielen hohe Holzkosten  an für Dachstuhl und Gewölbe. Dazu kam noch sehr schwieriges Gelände,  der Lehm der Endmoräne.

Außerdem mussten 20.000 Gulden für den Wegebau aufgebracht werden, zunächst für den Transport, aber auch die Pilger mussten ja anreisen, damit sich das rechnete. Steingaden war pleite. Der Abt resignierte. Das Kloster erholte sich bis zur Säkularisation nicht mehr, obwohl mit dem letzten Abt Gilbert Michl (1786-1803,+ 1828) nochmals ein guter Wirtschafter an der Regierung war.

Bleibt noch anzumerken, dass auch der Bau von Steinhausen den damaligen Schussenrieder Abt Didacus Ströbele 1733 zur Abdankung gezwungen hatte. Dominikus Zimmermann verbrachte seinen Lebensabend in einem Haus neben der Wies. Die Familie Lori hatte den Sprung von der armen Einödbauernfamilie zur angesehenen Gastwirtsfamilie geschafft. Der als Kirchenbauer wenig erfolgreiche Sohn von Dominikus Zimmermann heiratete 1750 die mittlerweile verwitwete Entdeckerin des Tränenwunders

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Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Klostergebäude wurden von den Brüdern Mayer erworben und 1819 bis auf den Flügel mit dem romanischen Kreuzgang abgebrochen. Die Klosterkirche, das Welfenmünster ist jetzt Pfarrkirche von Steingaden. Angeblich hatte der bayrische Staat geplant, auch die Wieskirche abreißen zu lassen. Nur der Widerstand der Bauern aus der Umgebung habe dies verhindert. Belegen lässt sich das aber nicht.

Heute aber ist die Wieskirche  Weltkulturerbe und großer Touristenmagnet am Ende der Romantischen Straße.

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Pröpste und Äbte von Steingaden

1. Pröbste

Anselm          1147-1162                         Eberhard      1293-1311

Konrad           1162-1190                        Ulrich             1311-1337

Gebizo            1190-1198                       Berthold          1337-1379

Walter             1198 –1208                     Berthold          1369-1379

Berthold          1208-1223                       Johann Brotschneider 1379-1385

Gebizo             1223-1239                      Konrad              1385-1392

Berthold           1239-1265                     Ulrich                 1392-1400

Mangold           1266-70,1276                Petrus               1400- 1402

Egino                1270 ?-1281                  Johann Sürg von Sürgenstein

Heinrich            1273                               1402-1431

Dietrich              1281-1293

                                           2. Äbte

Johann Scheiterer   1431-1445               Johann Dimpt  1527-1535

Johann Pfeiffer        1445-1450               Michael Moser 1535-1553

Konrad Fischer        1450-1456               Joachim Wiedemann (Salicetus)

Kaspar Suiter           1456-1491               1553-1580

Vitus Meier               1491-1500               Gallus Theininger 1580-1606

Ulrich Griespeitel      1501-1523               Georg Frühschütz 1606-1623

Norbert Marstaller    1623-1645              Magnus Pracht 1715-1729

August Bonenmayer 1645-1674              Hyacinth Gaßner  1729-1745

Gilbert Schmid von Wellnstein                  Marian Mayr 1745-1772

1674-1684                                               Gregor Fischer 1772-1774

Hieronymus Hail         1684-1687             Franz Weber 1774-1777

Augustin Bauer           1687-1699            Augustin Bauer 1777-1784

Marian Biechele          1699-1708             Gilbert Michl 1686-1803 + 1828

Antonius Erath v. Erathsburg 1708-1715

09 Juni 2011

Die Goldschmiedefamilie Dinglinger

 

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                       Familie und Ausbildung

Der Messerschmied Hans Dinglinger ist um 1560 in Tuttlingen geboren. Er erwirbt das Bürgerrecht in  Biberach und heiratet 1595 Barbara Zell. Sie haben einen Sohn, Melchior. Dieser ist 1604 in Biberach geboren. Er wird wie der Vater Messerschmied. 1626 heiratet er in Biberach Maria Wern. Ihr Sohn Conrad Dinglinger wird 1634 geboren. Auch er wird Messerschmied. 1662 heiratet er in Biberach Anna Margarethe, die Tochter des Goldschmieds Georg Friedrich Schopper. Sie bekommen 6 Kinder. Johann Melchior Dinglinger wird am 26. Dezember 1664 in Biberach an der Riss geboren. Dann folgt ein Jahr später Anna Barbara.Ein halbes Jahr später, am 17. März 1666 kommt Georg Friedrich auf die Welt. Dann wird Anna Maria geboren und  1668 Georg Christoph. Das letzte Kind der Familie ist Anna Catharina, die 1669 geboren wird. Johann Melchior erlernte in Ulm das Goldschmiedehandwerk. Von 1684-1691 war Dinglinger in Augsburg, der damaligen Hochburg des Goldschmiedehandwerks. 1692 kam er als Geselle nach Dresden und 1693 wurde er in die Goldschmiedeinnung aufgenommen. Er scheint nicht unvermögend gewesen zu sein. Über Dinglingers Jugend und künstlerischen Werdegang ist wenig bekannt. Man kann aber annehmen, dass ihm Ulm und vor allem  Augsburg einige Anregungen gegeben haben. Auf Reisen, besonders in Frankreich, vervollständigte er seine Bildung. Auf seinen Reisen machte er wohl auch die Bekanntschaft mit August dem Starken. 1698 wurde er zum Hofjuwelier August des Starken ernannt. In dritter Ehe war er mit Anna Elisabeth Eben, der Schwester des bedeutendsten Goldschmieds in Riga Johann Georg Eben verheiratet. In Riga ist dieser hauptsächlich für die Schwarzhäupter Gesellschaft tätig, einer Vereinigung von Kaufgesellen, wie es sie vergleichbar auch in anderen Hansestädten des Ostseeraums gegeben hat.  Eben stammte ebenfalls aus Biberach und war während der Augsburger Zeit Dinglingers mit ihm zusammen. Johann Melchiors dritte Ehefrau war übrigens die Cousine von Georg Friedrichs erster Ehefrau Catharina Barbara. 1721 heiratete Johann Melchior die zu dem Zeitpunkt 25-jährige  Sophie Anna Gutermann, Tochter des Goldschmieds Georg Friedrich Gutermann und Angehörigen des Inneren Rats aus Biberach. Mit ihr hatte er noch 5 Kinder, drei Buben und zwei Mädchen, die aber alle schon im Kleinkindesalter verstarben. Aus seinen vorhergehenden Ehen hatte Johann Melchior bereits 11 Kinder im Alter von einem bis 26 Jahren. Sie wird als blühendes Geschöpf mit blonden Haaren beschrieben und zu ihren Talenten soll eine nicht zu verachtende Kochkunst gezählt haben. Susanne starb nach nur 5 – jähriger Ehe im Alter von 31 Jahren am 10.12.1726 in Dresden. Sie starb wie alle Ehefrauen Dinglingers im Kindbett.

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Die beiden Brüder Georg Friedrich und Georg Christoph  folgten Johann Melchior 1693 nach Dresden. Georg Christoph war ebenfalls Goldschmied und Georg Friedrich war Emaillemaler. Über seine Ausbildung gibt es verschiedene Hinweise, einmal Ulm, wahrscheinlicher aber ist Augsburg. Im Biberacher Kirchenbuch wird er als Kunstmaler geführt. Die drei Brüder wohnten zusammen in Dresden in einem Haus am Neumarkt. Georg Friedrich behielt seinen Wohnsitz aber in Biberach. Dort heiratete er am 16.5. 1695  Catharina Barbara Gutermann, die Tochter des Ratsherrn und Zuckerbäckers Johann Jacob Gutermann. Mit ihr hatte er 15 Kinder, von denen aber 11 früh starben. Catharina Barbara starb 38-jährig bei der Geburt ihres 15. Kindes im Jahre 1713. Sie wurde zusammen mit ihrem totgeborenen Kind in Dresden beerdigt. Er heiratete am 6.7. 1716 nochmals und zwar Maria Felicitas Wieland, geboren am 23.9.1693, die Tochter des Geheimen Rats, Spital-Syndikus und Stadtpfleger Martin Wieland. Er war der Großonkel des Dichters Christoph Martin Wielands. Maria Felicitas brachte noch zwei gesunde Kinder zur Welt.

Von Georg Christoph ist wenig bekannt. Er war Goldschmied und folgte Johann Melchior 1693 nach Dresden. Der Jüngste hatte sich auf Juwelen spezialisiert.

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                                Die Häuser Dinglingers

Zunächst wohnten die drei Brüder ja am Neumarkt. Mit fortschreitendem künstlerischen Erfolg stellte sich natürlich auch der wirtschaftliche Erfolg ein. Um 1700 ließ Johann Melchior in der Frauenstraße 9 ein Wohnhaus errichten. Es galt schnell als Sehenswürdigkeit in Dresden. Es hatte ein Dachterasse mit Wasserspielen, einem Observatorium und eine Windmessanlage. Als der russische Zar Peter der Große in Dresden weilte, besuchte er Johann Melchior Dinglinger und wohnte dort.

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Im Sieben-Jährigen Krieg wurde Johann Melchiors Haus beschossen aber wieder hergestellt. Endgültig zerstört wurde es bei der Dresdner Bombennacht am 12. Februar 1945. Erhalten geblieben ist nur der Dinglinger Brunnen, der nach 1718

an der an der Schmalseite des Hofes errichtet war. Er wurde wieder zusammengesetzt und steht heute am Gewandhaus. Erhalten hat sich das Gartenhaus von Johann Melchior in Loschwitz in der Schevenenstraße.

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Ursprünglich war das ein ehemaliges Winzerhaus, das schon seit 1692 im Besitz Johann Melchiors war.   Er hatte dort auch seinen eigenen Weinberg. Den Sommer verbrachte er in seinem  Winzerhaus. Um 1710 baute er es um. Dem älteren Wohntrakt hatte er einen  barocken Flügel angehängt. Im Obergeschoss befand sich ein Festsaal, dem einzigen seiner Art, der in Sachsen noch erhalten ist. Neben dem Wohnhaus legte er einen barocken Garten an mit Wegen, Treppen und Ruheplätzen. Erhalten geblieben ist ein kleiner Brunnen in der Mitte des Platzes und ein kleiner Pavillon, der sich zu der wohl ältesten Kegelbahn Sachsens öffnet.

An der Decke des Festsaals war eine Windrose, auf der die Himmelsrichtungen exakt verzeichnet sind. Auf dem Dach befindet sich eine Wetterfahne, die mit einer  Wetteruhr im Saal verbunden ist. Dort konnte man genau ablesen, woher der Wind wehte, ein weiterer Beleg für Dinglingers Hobby, Astronomie und Wetterkunde.

Die Apparatur wurde von Dinglinger selbst entworfen und von Zar Peter dem Großen gebührend bewundert, der auch in Dinglingers Landhaus zu Gast war.

Wenn man in Dresden vom Dinglingerhaus sprach, war damit eigentlich das Haus

Georg Christophs gemeint. 1712 wurde es von Matthäus Pöppelmann, dem Architekten des Zwingers und des Taschenbergpalais errichtet. Es war am Jüdenhof und 1716 erwarb es Georg Christoph. Es war eines der wertvollsten

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barocken Dresdner Bürgerhäuser. Es war ein fünfachsiges Eckhaus mit drei Vollgeschossen. Die Fassade war reich geschmückt.

1711 konnte Catharina Barbara Dinglinger ein Haus in der Pirnaischen Gasse erwerben. 1718 kaufte Johann Melchior in der Frauengasse das neben seinem Haus stehende Gebäude. Er stellte es Johann Friedrich und dessen Familie zur Verfügung. In diesem Haus machte der Emaillemaler technische Versuche an immer großformatigen Emaillebildern.

Verbleibt noch an das Dinglingerhaus in Biberach zu erinnern. Wie man aus den Lebensläufen ersieht, hatten zu mindestens Johann Melchior und Georg Friedrich den Kontakt nach Biberach nie abreissen lassen. Beide Ehefrauen Georg Friedrichs, aber auch die dritte und vierte Ehefrau Johann Melchiors stammten aus Biberach. Es ist nicht klar, auf welchen der drei Brüder das Haus am Holzmarkt in Biberach zurückgeht, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich Johann Melchior in Biberach ein Absteigequartier bauen lassen hat. Heute befindet dich die Allmann’sche Apotheke in dem Haus.

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                Die Werke der Brüder Dinglinger

1701 entsteht eines der wenigen nachweisbaren frühen Großwerke Dinglingers

Dinglinger-blumenkorb  Der Blumenkorb, ein “von Gold mit schönen geschmelzten Blumen, Fliegen und mit vielen Diamanten gemachter künstlicher Korb”, wie ihn Johann Melchior beschreibt. Er war als Geschenk für August den Starken gedacht, um ihn für den Ankauf eines goldenen Kaffeezeugs gnädig zu stimmen. Johann Melchior schuf Werke öfters auf eigene Rechnung, die dem sächsischen Kurfürsten gezeigt wurden und die er dann kaufte. Prinz Ernst Heinrich von Sachsen hatte mit seinen beiden Söhne Gold und Silberschmiedearbeiten aus seinem Privatvermögen 1945 im Wald bei Moritzburg vor der heranrückenden Roten Armee vergraben. 1996 wurden bei einem Schatzfund Teile der Sammlung entdeckt. Das Prunkstück, eben der Blumenkorb, wurde 1999 bei Sothebys für 199.000 Pfund versteigert. Der Biberacher Mäzen Bruno Frey erwarb das Stück und stellte es dem Museum Biberach als Dauerleihgabe zur  Verfügung.

Die anderen Werke Dinglingers sind alle im Neuen Grünen Gewölbe im Dinglingersaal zu sehen

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Das Goldene Kaffezeug wurde 1701 vollendet. Die verwendeten Materialien sind Gold, Silber, Email und Elfenbein. Rund 5600 Diamanten sind verwendet worden.

Es ist der Inbegriff eines prunkvollen Kaffegeschirrs, so wertvoll, dass daraus wohl nie Kaffe getrunken worden ist. Es kostete 50.000 Taler, der Gegenwert eines Schlosses! Johann Melchior vermerkte dazu ”Nachdem Sr. Königl. Majt. obige spezifierte Stücke alle besehen und allergnädigst beliebten zu behalten, haben höchst gedacht Sr. Königl. Majt. selbige insgesamt auf das genaueste und bedungen und behandelt vor: 50.000 Thlr. corrent.”

Es sah aus wie feinstes chinesisches Porzellan, war über und über mit asiatischen Malereien bedeckt und huldigte außerdem dem “Türkentrank”. Johann Melchior hatte auf die richtige Karte gesetzt.

Für dieselbe Summe hätte man damals aber auch 17 Wohnhäuser in bester Innenstadtlage bekommen.

Um 1705 entsteht “Das Bad der Diana”, eine Zierschale aus Chalzedon in goldener Fassung, 38 cm hoch und reich mit Perlen, Diamanten und Emailbildern,silbernen und stählernen Ornamenten mit Geräten und Tieren besetzt. Der Schaft besteht aus einem emaillierten Hirschkopf, dessen goldenes Geweih unterstützt durch einen Baumstamm die Schale trägt, sowie zwei emaillierten Hunden, die Fleischstücke verschlingen. Das bezieht sich auf die Sage der Diana, die einen Jäger in einen Hirsch verwandelt und der von seinen eigenen Hunden zerrissen wird.

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Zwischen 1701 und 1708 entsteht das berühmteste Werk der Brüder Dinglinger Der Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng –Zeb. Es besteht aus 132 vergoldeten und emaillierten Figuren. Es ist verziert mit 5223 Diamanten, 189 Rubinen, 175 Smaragden, 53 Perlen und einem Saphir. Die drei Brüder arbeiteten mit 12 Gehilfen sieben Jahre an dem Werk. Auch das war keine Auftragsarbeit sondern die Dinglingers schufen das Werk erst mal auf eigenes Risiko und Rechnung. Der Hofstaat war ein Kabinettstück großer enzyklopädischer Gelehrsamkeit aus der Spätzeit des Kunstkammergedankens.800px-Hofstaat_zu_Delhi_am_Geburtstag_des_Großmoguls03 Es misst 142 x 114 cm und ist 58 cm hoch. Aureng –Zeb war ein Zeitgenosse August des Starken und lebte von 1658-1707. Er regierte das Reich der Großmoguln und beherrschte den ganzen indischen Subkontinent. Die Dinglingers schafften den Hofstaat aus Illustrationen von Reisebüchern aber auch mit chinesischen, ägyptischen und antiken Motiven. Im Februar 1709 liess Dinglinger in der Frauengasse anspannen. Ein Fuhrwerk mit extrem weicher Polsterung und bester Federung sollte die wenigen 100 Meter zur Residenz zurücklegen um das Geburtstagsgeschenk, das sich Kurfürst August selbst zu machen gedachte, heil an den Hof zu bringen. Die szenische Miniatur zeigt den luxuriösen Geburtstagsempfang des indischen Großmoguls in einem barocken Traum von

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Orient. Majestätisch unter einem Baldachin thronend beobachtet Aureng-Zeb wie im Vordergrund sein stattliches Körpergewicht mit Schätzen aufgewogen wird.

Das Kunstwerk kostete 58.485 Reichstaler. Das entspricht einem Jahressold von 1000 Beamten. Die Exponate des Grünen Gewölbes wurden 1942 auf die Festung Königstein ausgelagert und entgingen so der Zerstörung im Feuersturm 1945.

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Auf Schloss Friedenstein in Thüringen gibt es noch einen Elefanten von Dinglinger.

aus dem Jahre 1710. Er ist seit 1728 in der Gothaer Kunstkammer nachweisbar.

Er ist mit Smaragden besetzt aus gegossenem Silber, teilweise vergoldet. Er wurde in derselben Form gegossen wie die Elefanten aus dem Hofstaat zu Delhi. Im Gegensatz zu den Elefanten im Grünen Gewölbe ist der Gothaer Elefant nicht emailliert. So kommt aber die detailgetreue Modellierung des Tieres sowie die feine Ziselierung der Satteldecken bestens zur Geltung.

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Laut einer Anmerkung im Inventar schenkte Magadalena Augusta das kostbare Stück Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732) zum Geburtstag.

Aus der Spätzeit Johann Melchiors stammt der Mohr mit Smaragdstufe, nämlich 1724. Dinglinger schuf ihn zusammen mit dem in Salzburg ausgebildeten Bildhauer Balthasar Permoser (1651-1732). Er ist ca. 64 cm hoch, besteht aus lackiertem Birnbaumholz, das reich mit Smaragden, Rubinen, Saphiren, Topasen, Granaten, Almandinen und Schildpatt besetzt ist. Der Mohr stellt wohl einen Indianer da, was am indianischen Körperschmuck zu erkennen ist. Smaragdstufe bezeichnet die Erdplatte, in der die Smaragde noch fest stecken.

170px-Mohr_mit_Smaragdstufe_Grünes_Gewölbe_Dresden Zwei Söhne Johann Melchiors arbeiteten in seiner Werkstatt. Sie erreichten aber beide nicht die Bedeutung des Vaters.

Georg Friedrich starb schon mit 24.12. 1720 in Dresden. Aus seiner ersten Ehe ging Georg Friedrich hervor, der in Hannover Architekt und Festungsbaumeister war, sowie eine Enkelin Sophie Friederike, die 1791 in Dresden starb und Miniaturmalerin war. Aus der 2. Ehe stammte der 1720 geborene Sebastian Heinrich, der später Juwelier in London wurde.

Johann Melchior starb am 6.3. 1731 in Dresden und Georg Christoph schließlich starb 1748.

06 Juni 2011

Reichsabtei Fulda

290px-St_Boniface_-_Baptising-Martyrdom_-_Sacramentary_of_Fulda_-_11Century Die Abtei Fulda ist ohne Bonifatius nicht denkbar. Er hat sie zwar nicht selbst gegründet. Doch geschah das auf seine Weisung hin. Er hatte Sturmi, den späteren ersten Fuldaer Abt nach Fulda geschickt, um dort ein Kloster zu gründen. Deswegen erst ein kurzer Blick auf Bonifatius. Dieser wurde um 672/673 spätestens 675 in Crediton nahe Exeter als Winfried geboren. Er wird in den Benediktinerklöstern Exeter und Nursling erzogen. In Nursling wird er im Alter von etwa 30 zum Priester geweiht. Winfried war Lehrer für Grammatik und Dichtung. 716 machte er eine erste Missionsreise zu den Friesen. Diese scheitert jedoch am Widerstand Radbods, der als ein König der Friesen zwischen 679 und 719 in Friesland herrschte. Dieser versuchte gegenüber den Franken Frieslands Eigenständigkeit zu bewahren und leistete deshalb vehementen Widerstand gegen die Missionieruns-und Christianisierungsbestrebungen der Franken. Dies zeigt aber auch klar, dass Missionierung nicht nur bedeutet hatte, das Christentum auszubreiten, sondern dass es schlicht auch eine Machtfrage war und deshalb speziell von den fränkischen Hausmeiern unterstützt wurde. Auch die vielen neuen Klostergründungen waren nicht nur Missionierungsstandorte sondern eben auch Machtzentren und wurden deshalb großzügig gefördert, sowie in Prüm, Lorsch, Fulda und vielen anderen.

Winfried kehrte noch im Herbst 716 nach Nursling zurück. Im selben Jahr starb Abt Winbert. Winfried wurde von seinen Mitbrüdern zum Nachfolger gewählt. Er nahm das Amt aber nicht an, was von seinem Bischof Daniel von Winchester akzeptiert wurde. Daniel ernannte an seiner Stelle einen Mönch namens Stephan zum Abt. Winfried aber schickte er nach Rom. Dort erhielt er am 15. Mai 719 von Papst Gregor II. (Papst von 715- 731) den Auftrag, “den ungläubigen Völkern das Geheimnis des Glaubens bekannt zu machen.” (Briefe des Bonifatius). Er erhielt vom Papst den Namen “Bonifatius”, also Wohltäter und machte sich auf zu einer zweiten Missionsreise zu den Friesen. Radbod war inzwischen gestorben und so schienen die Voraussetzungen günstiger als  bei der ersten Reise. Er arbeitete zunächst mit Willibrord, dem Gründer des luxemburgischen Klosters Echternach, zusammen. Die beiden “konnten” aber nicht miteinander und so trennten sie sich wieder. Von Willibrord hatte Bonifatius  das Wirken unter dem Schutz der Herrschenden, in seinem Fall der fränkischen Hausmeier und die Einbindung gesellschaftlicher Eliten übernommen. 722 wurde Bonifatius zum Bischof geweiht und hatte auch so die päpstliche Legitimation für sich. Er war auch vom Papst mit einem Schutzbrief versehen worden. Bonifatius zerstörte nun heidnische Heiligtümer und gründete zahlreiche Kirchen und Klöster.

220px-Bonifatius_DonareicheAls besonderes Ereignis wird das Fällen der Donareiche in Geismar bei Fritzlar in der Vita sancti Bonifatii berichtet. Kein göttlicher Blitz ist vom Himmel gefahren, um den Frevler zu strafen. Die gespannt beobachtenden Heiden waren tief beindruckt und kamen zu der Überzeugung, dass der Christengott stärker sei. Die Legende erzählt, dass die Eiche im Fallen in vier Teile gebrochen sei und ein Kreuz gebildet habe. Aus dem Holz der Eiche ließ Bonifatius eine kleine Kapelle in Fritzlar bauen. Damit demonstrierte er nicht nur die Überlegenheit des christliche Glaubens über den alten Kult, er zeigte auch das Streben nach einer neuen Ordnung. In Ohrdurff in Thüringen errichte er 723 die Zelle St. Michael und begann damit mit der Mission in Thüringen. Um 800 gehörte die Zelle zum Kloster Hersfeld. Auf der Büraburg bei Fritzlar hatte Bonifatius seine erste Basis. In Fritzlar gründete er sein erstes Benediktinerkloster in Deutschland. Seinen Schüler Wigbert, der in dem englischen Kloster Glastinbury Mönch war, setzte er zum ersten Abt in Fritzlar ein. Wigbert war in Fritzlar und Ohrdruff auch Lehrer von Lullus, der Bischof von Mainz und von Megingaud, der Bischof von Würzburg werden sollte, so wie Sturmius, den wir als ersten Abt von Fulda kennenlernen werden.

Ab 738 ordnete er die kirchlichen Verhältnisse in Bayern, Mainfranken und Thüringen. Er teilte Bayern in 4 Diözesen ein, gründete im Jahr 739 Bistümer in Regensburg, Salzburg, Freising und Passau. Er weihte Gaibald, Johannes und Erembert zu Bischöfen der ersten drei Bistümer. Im Bistum Eichstätt, das um 740 gegründet wird, wird schließlich Willibald, ein Verwandter von Bonifatius zum Bischof geweiht. Bonifatius war inzwischen zum Erzbischof ernannt worden und erhält 746 Mainz als Sitz. Unter Lullus ist es Metropolitansitz. Am fruchtbarsten ist die Mission in Bayern. Zwischen 740 und 778 werden in Bayern fast 100 Klöster gegründet. Bonifatius verliert in Bayern aber Einfluss.

747 schickt Bonifatius Sturmius nach Monte Cassino um dort die Regeln des Heiligen Benedikts zu studieren. Sturmius ist um 700 als Spross einer bayrischen Grundherrenfamilie aus der Nähe von Freising geboren. Er wurde wohl früh als “puer oblatus” einem Kloster übergeben. Oblation war urkundlich festgehalten und rechtsverbindlich. Was man Gott einmal geschenkt hat, darf nicht mehr  rückgängig gemacht werden. Wahrscheinlich begegnete Sturmius Bonifatius 719 zum ersten Mal. Er schloss sich Bonifatius an. In Fritzlar wurde er unter Abt Wigbert ausgebildet. Zu einem unsicheren Zeitpunkt wurde er dort zum Priester geweiht. 742 errichtete er eine mönchische Einsiedelei in Hersfeld. Um 744 wird er von Bonifatius beauftragt, in einem Gebiet namens Eichloha ein Kloster zu gründen. Dann kam sein Aufenthalt bei Benedikt von Nursia.

Sturmius_von_FuldaUm 754 und schon über 80 Jahre alt bricht Bonifatius nochmals zur Missionierung der Friesen auf. Warum ist unbekannt. Manches spricht dafür, dass er den Märtyrertod sterben wollte. Am 5. Juni 754 oder 755 wird bei Dokkum in Westfriesland erschlagen. Der Ragyndrudis-Codex, den er sich angeblich schützend über den Kopf hielt, ist durch Hiebe beschädigt. Er wird heute noch in Fulda gezeigt.

Die Reichsabtei Fulda

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An einer Furt  der Fulda lag vermutlich ein verfallener Herrenhof aus merowingischer Zeit. Dort sollte nach dem Willen von Bonifatius das neue Kloster entstehen. Bonifatius hatte von dem fränkischen Hausmeier Karlmann (751- 771),

Sohn  von Pippin dem Jüngeren und Bruder Karls des Großen einen geschlossenen Grundbesitz von 4 Meilen um das Kloster geschenkt bekommen, die “”Karlmann-Schenkung” Existenzgrundlage des neuen Klosters und Grundlage dafür, dass im Jahre 1752 aus dem Hochstift Fulda das Bistum Fulda werden konnte. Der aus England stammende Lullus wurde 751 von Bonifatius nach Rom geschickt. Er sollte bei Papst Zacharius (Papst von 741- 752) einige Angelegenheiten klären. Das Kloster sollte direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt werden. Mit dem Zachariasprivileg wurde Exemtion erteilt, d.h. in dem Kloster durfte kein kirchlicher Amtsträger einschließlich dem zuständigen Diözesan eigenmächtig Weihe-oder Jurisdikitionsgewalt ausüben. Damit war Fulda das erste exemte Kloster in Deutschland und vor ihm waren es in Europa nur Bobbio in Italien und Luxeuil in Frankreich, beides Gründungen von Columban.

Nach dem Tod von Bonifatius wurde der Leichnam 754 nach Mainz überführt werden. Mainzer Geistliche wollten Bonifatius in Mainz bestatten. Um dies zu verhindern reiste Sturmius von Fulda nach Mainz. Er wies auf den Wunsch des Ermordeten hin, in seinem Eigenkloster bestattet zu werden. Dem konnte sich auch das mächtige Bistum nicht widersetzen. So wurde Bonifatius vor dem Kreuzaltar der Salvatorkirche bestattet.

4e3a04e48d7bb694Nachdem der Märtyrertod  des Bonifatius bekannt geworden war, entwickelte sich Fulda rasch zu einem Wallfahrtsort. Der Kult um den Märtyrer und sein Grab brachte dem Kloster schnell Schenkungen ein. Auch das Patrozinium wurde schnell gewechselt. Wurde das Kloster 751 noch als Monasterium sancti Salvatori erscheint es 761 schon als Monasterium sancti Bonifatii. Sturmius geriet aber nun zwischen die Fronten zwischen Bayern, den Karolingern und dem Mainzer Erzbischof Lullus. Dieser begann ab 754 seinen Bischofssprengel zu erweitern. Er gliederte die Bistümer Büraburg und Erfurt in sein Bistum ein. Er wollte auch das mit Papstprivileg versehene Kloster Fulda unter seine Oberhoheit eingliedern. Dabei stand ihm ironischerweise das Privileg, das er selbst ausgehandelt hatte im Wege. Doch gelang es ihm, den Fuldaer Abt bei Pippin in Misskredit zu bringen. 763 wurde er von Pippin nach Jumièges, bis zu den Religionskriegen eines der größten Klöster Frankreichs, ins Exil verbannt. Das Kloster wurde dem Bischof von Mainz unterstellt und es musste das Zachariasprivileg herausgeben. Aber schon zwei Jahre später wurde Sturmius rehabilitiert und konnte nach Fulda zurückkehren.

Pippin starb 768. Ihm folgte sein Sohn Karl, der spätere Karl der Große nach. Sturmius hatte zu Karl sehr gute Kontakte. Er wurde mit Gesandschaften beauftragt. 773 bestätigte Karl die Rechte des Klosters. 774 stellte er unter Königsschutz und garantierte die freie Abtswahl. Fulda hatte damit den Status einer Reichsabtei.  Es erhielt ein Missionsgebiet an der Diemel und der Weser. Sturmius gründete das Stift Sankt Bonifatii in Hameln. 779 begleite Sturmius Karl auf einem Kriegszug gegen die Sachsen. Dabei erkrankte er und starb bald nach seiner Rückkehr nach Fulda, wo er begraben ist. Sein Nachfolger wurde Baugulf 779- 802. Baugulf stammte wie sein Bruder Erkanbert aus rheinfränkischem Adel und wohl im Gollachgau beheimatet. Die Gollach ist ein kleiner Nebenfluss der Tauber in der Nähe von Würzburg. Beide waren Mönche in Fulda. Baugulf wurde Abt in Fulda, sein Bruder erster Bischof von Minden (803-815). Im Juli 782 stattete Karl der Große dem Kloster in Fulda einen ersten Besuch ab. Im Jahr 784/785 erhielt Baugulf das Sendschreiben Karls “Epistula de litteris colendis”, das wahrscheinlich von Alkuin verfasst worden war. Es ermahnte zur Pflege von Wissenschaft und Bildung und warnte vor Einmischung in weltliche Rechtsgeschäfte. Es ist das früheste und eines der wichtigsten Zeugnisse für die Vorantreibung der karolingischen Bildungsreform. In Fulda setzte dies die Entwicklung einer weithin bekannten und renommierten Klosterschule in Gang. Begabte Fuldaer Klosterschüler wurden wiederum an die Hofschule Karls oder zu Alkuin nach Tours zur Weiterbildung geschickt. So wurde zum Beispiel Einhard, der Abt Baugulf aufgefallen war an die Hofschule, die Alkuin ab 782 leitete, geschickt, Hrabanus Maurus zu Alkuin nach Tours wo er seit 796 dem Martinskloster vorstand. Unter Baugulf wurde wohl mit dem Aufbau einer Klosterbibliothek begonnen, deren Bestände über den Bereich monastischen und biblischen Schrifttums hinausreichten. Unter Baugulf setzt auch die annalistische Geschichtsschreibung ein.

Das Kloster erhielt reiche Schenkungen des Adels und vor allem auch von Karl dem Großen und ließ den Grundbesitz des Kloster stark anwachsen. Das ermöglichte auch ein starkes Anwachsen der Mönchszahl. Waren es 781 noch 364 Mönche, so zählte man 825 schon 603 Mönche. Dazu kam noch die Gründung von Nebenklöstern wie Hünfeld (am 27. März 815 zum ersten Mal erwähnt) und Rasdorf (als Nebenkloster 815 erwähnt). 791 begann Baugulf mit Bauarbeiten im Kloster um der wachsenden Größe und Bedeutung des Konvents gerecht zu werden. Die Bauleitung lag bei Ratgar, Mönch im Kloster Fulda und ab 802 Nachfolger Baugulfs als Abt. Ratgar muss von einer regelrechten Bauwut besessen gewesen sein. Einhard war ja auch als Schüler an der Klosterschule Fulda und es ist sicher nicht zu viel spekuliert, wenn man annimmt, dass Einhard, der im Auftrag Karls ja viele Bauten errichte, von Ratgar einiges in Sachen Architektur erlernt hatte.

785 gab es eine Adelsverschwörung gegen Karl unter Führung des thüringischen Grafen Hardrad. Diese wurde Karl bekannt. Die Verschwörer flüchteten sich ins Kloster Fulda, wohl auch weil sie verwandtschaftliche Beziehungen zu Baugulf hatten Welche Rolle der Abt genau spielte, ist unklar. Aber die Verschwörer erhofften sich wohl Fürsprache von Baugulf bei Karl. Hardrad und die Hauptanführer wurden hingerichtet, alle Führer wurden mit der Einziehung ihrer Güter bestraft. Noch einen Konflikt hatte Baugulf auszufechten. Wie schon bei der Auseinandersetzung mit dem Bischof von Mainz ging es um das Zachariasprivileg.

Diesmal war das Bistum Würzburg und Bischof Bernwelf (Bischof von 769-794)  Gegenspieler Fuldas. Der Bischof hatte auf Fuldaer Gebiet oder sogar im Hauptkloster selbst eine Weihe vorgenomen, ohne   durch die im Privilieg vorgeschriebene Invitation des Abts oder Konvents legitimiert zu sein. Der Streit kam vor Karl. Dieser entschied zugunsten Baugulfs. Dieser Konflikt fällt wohl in das Jahr 794.Die Königsnähe brachte natürlich auch reichspolitische Anforderungen an die Abtei. Das führte auch zur Anschuldigung innerhalb des Konvents, Baugulf habe sich von den strengen Fuldaer Consuetudines dispensiert. Baugulf konnte den Konvent trotz prominenter Fürsprecher wie Alkuin nicht mehr hinter sich vereinigen. Er resignierte und legte im Juni 802 sein Amt nieder. Er zog sich in das Nebenkloster Wolfsmünster bei Hammelburg zurück, wo er am 8. Juli 815 starb. Baugulf wurde in Wolfsmünster beigesetzt. Nachfolger war Ratgar geworden, der von 802-817 regierte. Mit seinem Namen verbunden bleibt der Bau der Ratgarbasilika zwischen 791 und 819, einer doppelchörigen Anlage mit Westquerhaus. In dieser Zeit war es eine der größten Kirchen nördlich der Alpen. Außerdem fördert er begabte Mönche gezielt wie Rhabanus Maurus oder Hatto, beides später Äbte in Fulda und schickt sie zu den besten Lehrern ihrer Zeit, wie Alkuin oder Einhard. 806 sucht eine Epidemie das Kloster heim. Die Flucht junger Mönche hängt damit möglicherweise zusammen. Es werden aber auch Beschwerden laut, die sich möglicherweise gegen Ratger richten. Karl der Große lässt 809 eine Kommission unter Leitung des Mainzer Erzbischofs Richulf (787-813 Erzbischof von Mainz), untersuchen, was in Fulda eigentlich passiert. Richulf gehörte zu den führenden Repräsentanten des Reichsepiskopats und des Hofklerus. Richulf stiftet einen brüchigen Frieden. Der Schlichtungsrunde gehörte auch Bischof Wolfgar von Würzburg (809- ?831), Bischof Bernhard von Worms und Bischof Hanto von Augsburg an. Die Tatsache, dass der Würzburger Bischof der Komission angehörte, dürfte dazu beigetragen haben, das gespannte Verhältnis zwischen der Abtei Fulda und dem Bistum Würzburg zu entkrampfen. Im Vertrag von Retzbach vom 27. Mai 815 verglichen sich die beiden Parteien, dass die auf dem Gebiet des Bistum Würzburg liegenden Fuldaer Besitzungen ihren Zehnten nach Fulda zu entrichten hatten. Damit wurden aber auch alle weiteren Ansprüche Fuldas zurückgewiesen. Die 809 von der Schlichtungsrunde erreichte Pause hielt nicht lange an. Schon 812 und nochmals 816 kam es zur offenen Rebellion gegen Abt Ratgar. Das ehrgeizige Bauprogramm des Abtes hatte zur Herabsetzung der Versorgung der Mönche und der Aufwendung für die Armenpflege und Gastfreundschaft geführt. Die Studien wurden eingeschränkt und bei der Aufnahme neuer Brüder dominierten wirtschaftliche Kriterien. Das hatte den Konvent stark strapaziert. Dazu kam wohl die kompromisslose Härte und auch die mangelnde Kooperationsbereitschaft Abt Ratgars. An der Spitze der Protestierenden stand wohl Eigil, der spätere Nachfolger von Abt Ratgar. Eigil war Schüler und Neffe des Gründerabts Sturmius. Er zählte wohl auch zu den Verfassern des “Supplex Libellus” (Bittbüchlein), einen gegen Abt Ratgar gerichteter Beschwerdebrief, der 812 Karl dem Großen und in einer erweiterten Fassung 817 Ludwig dem Frommen vorgelegt wurde. Dieser Beschwerdebrief ist erhalten und stellt heute einen wichtigen Quellentext zur Geschichte der monastischen Reformbewegung des Benedikt von Aniane dar. 816 verlässt eine Gruppe von Mönchen das Kloster. Natürlich schaltet sich auch der Kaiser ein. Zwei Missi Ludwig des Frommen werden eingesetzt, die Möchen Aaron und Adalfrid aus dem Umfeld Benedikts von Aniane. Sie verwalten das Kloster für ein Jahr und führen die Klosterreform in Fulda durch. Ratgar wird 817 abgesetzt und verbannt. Eigil ist um 750 geboren und stammte aus bayrischem Adel. Er war wohl schon als Kind seinem Onkel Sturmius als puer oblatus übergeben worden. Nach langen und erbitterten Auseinandersetzungen wurde er 818 als Nachfolger Ratgars gewählt, dessen Hautgegner er ja gewesen war. Die Reform hatte er als neue Grundlage zu akzeptieren. Er folgte ihr später aber nicht in allen Dingen. Er hörte auf den Rat seiner Mitbrüder in allen wichtigen Fragen und er konnte die Einheit des zerstrittenen Konvents wieder herstellen. Seine Kompromissbereitschaft zeigte sich auch darin, dass er sich für die Begnadigung seines Vorgängers einsetzte und die Rückkehr in das Fuldaer Nebenkloster Frauenberg ermöglichte. Ihm gelang die Versöhnung der an dem Ideal eines asketischen Einsamkeitskloster festhaltenden Traditionalisten und der Mönche, die der karolingischen Renaissance in Bildung, Kunst und Kultur offen gegenüberstanden. Er verfasste die Biographie des Gründerabts, die “Vita sturmi primi abbatis et fundatoris Fuldensis coenobii”. Damit wurde er der Begründer der Fuldaer Vitenreihe, die die ersten 5 Fuldaer Äbte und die Fuldaer Heiligen Bonifatius und Lioba umfasst. Eigil hat wahrscheinlich den Leiter der Fuldaer Klosterschule zum Propst eingesetzt und damit zu seinem präsumptiven Nachfolger erkoren. Nach dem Vorbild Benedikts von Nursia soll er sein Grab mit seinen eigenen Händen geschaufelt haben. Er starb 822 hochbetagt. Seine Biographie wurde um 840 von dem Mönch Brun  Candidus von Fulda verfasst.

fef241b19df7e24a822 folgte ihm Rabanus Maurus als 5. Abt. Rabanus wurde um 780 als Sohn adeliger Eltern in Mainz geboren. Schon um 788 besuchte er die Klosterschule in Fulda, die aber ihren großen Ruhm  erst unter Rabanus selbst erlangte. Danach studierte bei Alkuin, dem Berater Karls des Großen. Alkuin gab Rabanus den Beinamen  Maurus wie Benedikt seinem Lieblingsschüler. Als Alkuin von Karl dem Großen nach St. Martin in Tours berufen wurde, folgte ihm Rabanus an die größte und berühmteste Klosterschule ihrer Zeit. 804 kam Rabanus nach Fulda zurück. Er wurde dort zum Diakon geweiht und Leiter der Klosterschule. Unter ihm wurde Fulda zum geistigen Zentrum des ostfränkischen Reiches. Er zog viele Schüler aus dem ganzen ostfränkischen Reich an, wie z. B. Walafrid Strabo, der 839 Abt des Kloster Reichenaus wurde. Er verfasste die Visio Wettini, mittelalterliche Jenseitsvisionen in lateinischen Hexametern, oder den “Hortulus” das bekannteste botanische Werk des Mittelalters. Dann war da Otfrid von Weisenburg, berühmtester Mönch aus dem elsässischen Kloster, der dort seine Evangelienharmonie schrieb, die er Ludwig dem Frommen widmete oder Ermenrich von Ellwangen, der später Bischof in Passau wurde, Gottschalk von Orbais

oder Lupus von Ferrière, der sich intensiv mit antiken Autoren beschäftigte. Er verfasste “Das Lob des Kreuzes”, oder die aus 22 Bänden bestehende Enzyklopädie “De universo”. 819 erschien sein dreibändiges Werk “De institutione clericorum”, was ihn eben auch als Lehrer ausweist. Mit seinem Namen verbunden ist auch der Pfingsthymnus “Veni creator spiritus”, der nicht wie früher angenommen  von ihm verfasst, aber doch überliefert worden ist. Rabanus war einer der großen abendländischen Gelehrten und man hat ihm den Ehrennamen “Praeceptor Germaniae verliehen. Am 15. Juni 822 wurde er zum Abt gewählt, ein Amt, das er 20 Jahre ausübte. Er vergrößerte die Klosterbibliothek und baute die Klosterschule aus. Die Klosterbibliothek umfasste unter Rabanus etwa 2000 Handschriften, darunter auch Abschriften mehrerer seltener antiker Werke, unter anderem Tacitus, Frontinus uns Ammianus Marcellinus.  Um 830 entsteht im Kloster Fulda die Abschrift des Hildebrandslieds, ein kostbares Zeugnis der althochdeutschen Literatur.

Er ließ etwa 30 Kirchen und Kapellen errichten und kümmerte sich auch um die seelsorgerliche Betreuung der Bauern.

34850-aDoch auch Rabanus wird in die politischen Querelen seiner Zeit verstrickt. Ludwig der Fromme war zweimal entmachtet worden. 837 zeichnete sich die Reichsteilung ab. Rabanus war ein Verfechter der Reichseinheit, die sich für ihn aus der Einheit des Menschengeschlechts ergab. Deshalb stellte er sich auf die Seite Ludwigs des Frommen. Als dieser 740 plötzlich verstarb trat er für Lothar als Reichserben ein. Nun zerbrach das Reich doch und der Ostteil fiel an Ludwig den Deutschen. Das erschütterte das Ansehen von Rabanus etwas. Noch vor dem Vertrag von Verdun 843 wählte das Kloster Fulda einen neuen Abt. Das der Mönchskonvent nicht leicht zu regieren war, zeigte sich ja schon bei den Vorgängern von Rabanus Baugulf und Ratgar, die ja auch beide zum Amtsverzicht gebracht worden waren. Und so ist auch nicht klar, ob Rabanus zum Amtsverzicht gezwungen wurde oder ob er freiwillig zurücktrat. In seiner Amtszeit hatte Rabanus den Antrag gestellt, dass dem Kloster Fulda Wahlfreiheit zugestanden wurde. Das heißt der Konvent kann seien Vorsteher unter sich aussuchen und wählen.Ludwig der Deutsche erteilte dieses Privileg am 5. Februar 834. Das erste Mal war das bei der Wahl   Hatto I. (842-856) der Fall. Der bisherige Klosterpropst wurde Nachfolger von Rabanus. dieser zog sich als Privatgelehrter auf den Petersberg bei Fulda zurück. Dort hatte Rabanus 836 ein Benediktinerkloster geweiht. Bereits 845 traf sich Rabanus in Rasdorf, seit 815 Fuldaer Nebenkloster, mit Ludwig dem Deutschen und versöhnte sich mit ihm. 847 erhob ihn Ludwig zum Erzbischof von Mainz, der damals größten Kirchenprovinz des ostfränkischen Reiches. Auch als Oberhirte war er sehr tatkräftig. In seiner Amtszeit fanden drei Synoden statt. Bei einer Hungersnot 850 erwarb er sich große Achtung. 856 starb er in Winkel. Dort steht das “Graue Haus” in dem Rabanus  300 Hungernde gespeist haben soll und das er bewohnt hatte. Es ist angeblich das älteste Steinhaus Deutschlands. Er ist im Stift St. Alban vor Mainz beigesetzt. Seine Bücher hatte er den Abteien St. Alban und Fulda vermacht.

Auf Abt Hatto folgte Thioto, der von 856-869 Fuldaer Abt war. Schon am Anfang seiner Amtszeit war er im Auftrag König Ludwigs in Rom, wo er Ludwigs Neffen, der als römischer Kaiser dort war und Papst Nikolaus I.  (Papst von 858- 867) aufsuchte, um seinen Einmarsch ins Westreich zu rechtfertigen. Wie die Annales fuldenses berichten, verlief die Gesandtschaft erfolgreich. 10 Jahre später wurde Thioto als Abt allerdings abgesetzt weil er Ludwig beleidigt hatte. Thioto starb 871.

Sein Nachfolger wurde Abt Sigihart (859-891). 871 wurde er von Ludwig zusammen mit Bischof Arno von Würzburg (855-892) unter Karlmann zum Kampf gegen die Mährer geschickt. Er hatte wie alle Fuldaer Äbte auch einen guten Draht nach Rom. Im Oktober 875 war er in Rom und sprach mit Papst Johannes VIII. (Papst von 872-882). Da Sigihart im Juni 875 Ludwig in Frankfurt traf und im Mai 876 in Ingelheim, kann man annehmen, dass dies im Auftrag Ludwigs geschah und er nach seiner Romreise in Ingelheim den König traf, um Bericht zu erstatten. Insgesamt war Sigihart mindestens 15 Mal beim König oder im Dienst des Königs unterwegs. Dreimal hatte das Kloster in seiner Amtszeit Königsbesuch. Dass Ludwig den Wert des Klosters wohl schätzte zeigt, dass er 9 Urkunden für Fulda in seiner Regierungszeit ausstellte. Ähnlich große Wertschätzung erfuhr Lorsch mit sieben Urkunden. 3 Monate vor seinem Tod entschied er noch einen Streit zwischen dem Bistum Mainz und Fulda, wo es um Zehntansprüche in Thüringen ging, zugunsten Fuldas. Arnulf von Kärnten, der dritte König nach Ludwig veranlasste Sigihart allerdings zu Rücktritt. Nachfolger Sigiharts wird Huoggi 891-915, der vorher Propst war. Er hatte dem Kloster Gebeine von Märtyrern erstanden, unter anderem der

heiligen Flora, und ihr zu Ehren auf dem Florenberg nahe Fulda eine Kirche errichtet.

897 war König Arnulf in Fulda. Bei diesem Anlass schenkte er dem Kloster das Cadmug-Evangeliar des heiligen Bonifatius, das war ein Taschenevangeliar für wandernde Missionare. Diese wurden im 8. Jahrhundert in großer Zahl hergestellt.

Der nächste “hohe” Besuch fand 912 statt. Konrad I. (König von 911-918) weilte in Fulda. Konrad war auf Arnulf gefolgt, stammte aus der Familie der seit Mitte des 9. Jahrhunderts nachweisbaren Konradiner, deren Kernlandschaft im Rhein-Lahn- Maingebiets lag. Da es ihm nicht gelang, eine neue Königsdynastie zu gründen, bildet seine Herrschaft den Übergang von den Karolingern zu den Ottonen. In einer Urkunde vom 12. April 912 bestätigt er dem Kloster Fulda die Immunität, den Zehntbezug von den eigenen Gütern und das Wahlrecht. Der Nachfolger von Huoggi Helmfried bringt es nur auf zwei Amtsjahre. Er ist 915/916 Abt. In seiner Regierungszeit wird die Klostermauer vollendet, was in der Zeit der Ungarneinfälle sicher von großer Bedeutung war. Schon Abt Huoggi hatte Kirchen in der Umgebung Fuldas befestigen lassen und trug so zur Abwehr bei. Helmfried läßt auch ein wertvolles Kreuz für die Klosterkirche herstellen.

Abt Haicho (917-923) erhält von Papst  Johannes X. (Papst von 914-928)  im  September 917 die Exemtion für das Kloster Fulda mit des Rechts der Altarkonsekration, das dem Diözesanbischof zusteht, er verbietet die Feier des Hochamtes ohne Erlaubnis des Abtes, bestätigt die Klosterbesitzungen und verpflichtet den Papst zum Bericht über die Klosterdisziplin nach Rom. Er verbietet die Verleihung von Klostergütern. Ein Jahr nach Amtsantritt Haichos stirbt König Konrad I.918 in  Weilburg. auf seinen Wunsch wird sein Leichnam nach Fulda gebracht und vor dem Kreuzaltar der alten Stiftskirche bestattet. Die Lage seines Grabes ist heute nicht mehr genau auszumachen. Nur eine Gedenktafel im hinteren Zwischenjoch des linken Seitenschiffs weist auf ihn hin.

Haichos Nachfolger wird der aus einem unbekannten fränkischen Geschlecht stammende Hiltibert. Er war Mönch in Fulda und wird 923 Abt. 927 wird er zum Erzbischof von Mainz erhoben. Als solcher nimmt er 936 die Salbung und Krönung Ottos I. vor. Auf Hiltibert folgt Hadamar (927-956) als Abt. Im Mai 936 verleiht Papst Leo VII. (936-939) dem Abt Hadamar  ein gleichlautendes Privileg, das Abt Haicho im Jahre 917 von Papst Johannes X. erhalten hat. 937 wurde das Kloster von einem Blitzschlag getroffen. Große Teile des Klosters und der Basilika werden Opfer der Flammen. Unter Abt Hadamar erfolgte der Wiederaufbau. Er ließ möglicherweise seitlich der Ostapsis zwei weitere Türme bauen. Ca. 970 entsteht ein großzügiges Ostatrium und über dem Osteingang eine doppelchörige Kapelle.

Im Jahr 940 bestätigt Otto dem Hadamar die Schenkungen des König Ludwigs dem Deutschen. Außerdem verbietet er es jedermann, auf dem Gebiet des Stiftes, Städte oder Befestigungen anzulegen, dort Zoll oder Münzbann zu errichten.

948 wird die wiederaufgebaute Kirche in Anwesenheit Ottos vom päpstlichen Legaten Marinus geweiht.

Ein Jahr vor seinem Tod wird Hadamar von Otto zu Papst 955 nach Rom zum Papst geschickt. Er bewirkte bei Agapet II. (Papst von 946-955) für Otto die Erlaubnis, Bistümer nach Belieben gründen zu dürfen. Hadamar starb 956. Sein Nachfolger

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wurde Hatto II. (956-968). Als 968 der Erzbischof von Mainz Wilhelm (Bischof von 954-968) verstarb, wurde Abt Hatto zum Nachfolger Wilhelms auf dem Bischofstuhl von Mainz. Obwohl der verstorbene Bischof ein Sohn Ottos war, er war aus einer Verbindung mit einer wendischen Vornehmen entsprungen, stand er doch Ottos Plänen für die Gründung des neuen Bistums Magdeburg ablehnend gegenüber. Mit seinem Tod konnte Otto seine Magdeburger Pläne weiter verfolgen. Vor der Investitur Hattos gab dieser die Zustimmung, dass die bisherigen Mainzer Diözesen Brandenburg und Havelberg dem neuen Erzbistum Magdeburg unterstellt wurden.

Nach einer Legende soll Hatto den Binger Mäuseturm erbauen lassen haben. Er soll bei einer Hungersnot den Armen gegenüber äußerst hartherzig gewesen sein. Die weiterbettelnden Hungernden sollen in eine Scheuer gesperrt worden sein. Die Schreie der Sterbenden soll er höhnisch mit den Worten “Hört ihr die Kornmäuslein pfeifen?” kommentiert haben In diesem Moment kamen  Tausende Mäuse aus allen Ecken gekrochen. Seine Bediensteten flohen entsetzt. Der Bischof setzte sich in ein Boot und fuhr rheinabwärts, wie er glaubte, in Sicherheit. Doch die Mäuse folgten ihm und fraßen ihn bei lebendigem Leib auf. Im 19. Jahrhundert wird die Sage zunehmend auf Hatto I. übertragen. Zurück von der Sage zu den historischen Fakten. Nachfolger Hattos auf dem Abtstuhl wurde Werinher (968-982 – gestorben auf einer Romreise). Er konnte seine Amtszeit gleich mit einem großen Erfolg beginnen. Am 8. November 969 verleiht Papst Johannes XIII. (Papst von 965-972) in Rom  Abt Werinher gemäß dem Zachariasprivileg von 751  die Exemtion seines Klosters, bestätigt die Besitzungen des Klosters und wie schon seinen Vorgängern verbietet er die Feier des Hochamtes ohne Erlaubnis des Abtes und das ist jetzt neu: auf Wunsch des Kaisers verleiht er dem Abt den Primat vor allen anderen Äbten Galliens und Germaniens. Abt Hatto III. wird  25 Jahre später noch eine kleine Steigerung erreichen.

Seit Karls erstem Besuch in Fulda 782 besuchten bis zur Stauferzeit praktisch alle  Könige Fulda. In einer königlichen Pfalz (heute die Umgebung von Bonifatiusplatz und Stadtschloss) hielten sie Hof-und Fürstentage ab. 973 wird die königliche Pfalz neu erbaut und die erste Marktkirche entsteht. 982 unternimmt Otto II. einen Feldzug nach Süditalien zum Kampf gegen die Sarazenen. 2100 Panzerreiter. 80 % des Kontingents wird von geistlichen Institutionen gestellt. Auch Abt Werinher ist im Gefolge Ottos. Am Kap Colonna kommt es am 15. Juli 982 zur Schlacht.  Zunächst sind die kaiserlichen Truppen erfolgreich. Als sie bei der Plünderung der Gefallenen ein, greifen die Sarazenen nochmals an und reiben die kaiserlichen Truppen auf. Otto kann sich mit Mühe nur schwimmend retten. Herzog Otto von Schwaben aber auch Abt Werinher werden verwundet und sterben kurz später wohl an den Verletzungsfolgen. Aber auch Otto stirbt nur ein Jahr später mit 28 nur Jahren. Otto ist der einzige deutsche Herrscher, der in Rom bestattet ist.

Werinhers Nachfolger wird Branthoh I. (982-991) Am 2. Juli 985 bestätigt ihm Kaiser Otto III. mit einer in Frankfurt ausgestellten Urkunde die neuerliche Verleihung der Immunität für das Klosters, wobei wohl eine nicht erhaltene Urkunde Karls des Großen als Vorlage gedient hat. Da Otto zu der Zeit noch nicht volljährig war, dürfte die Urkunde wohl im Auftrag der Kaisermutter Theophanu ausgestellt worden sein. In der Urkunde wird ja auch gesagt “aus Zuneigung zu seiner Mutter Theophanu und auf Intervention des Erzbischofs Wiiligis und des Bischofs Hildibald von Worms”.  Auf Branhoh I. folgt 991 Hatto III. (991-997). Hatto III. war wohl auch auf dem Reichstag in Solingen dabei, auf dem Otto 14 Jahre alt geworden war und somit nach Vorstellung der Zeit als volljährig galt und auf dem Reichstag auch für volljährig erklärt wurde. Der junge Regent beauftragte nun Hatto, Papst Johannes XV. die Reichstagsbeschlüsse zur Kenntnis zu bringen. Hatto fehlte bis dahin noch die kirchliche Weihe. Johannes XV. (Papst von 985-996)vollzog dies dann im Oktober 994 in Rom und bestätigte ihm wie schon Johannes XIII. 969 die Privilegien. Außerdem erhielt Hatto die Erlaubnis, beim Gottesdienst Kardinalsornat zu tragen. Somit war Hatto der erste Fuldaer Abt, der vom Papst geweiht worden war. Außerdem stand er von allen Äbten des römisch-deutschen Reiches an erster Stelle. Abt Hatto kehrte 996 nach Fulda zurück. Er starb aber schon 997. Sein Nachfolger wurde Erkanbald. Dieser stammte aus der Familie der Grafen von Ölsburg und wurde 997 Abt von Fulda. Er war Verwandter des Bernward von Hildesheim (Bischof von Hildesheim von 993-1022),

der in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt wird. Aus seiner Zeit stammt das Bernwardskreuz und die Tür des Hildesheimer Doms. 1011 wurde er zum Mainzer Erzbischof berufen und blieb das bis zu seinem Tod 1021. Er war kein großer Kirchenfürst, galt aber auch schon als Abt von Fulda als treuer Gefolgsmann von Heinrich II.

Mit seiner Urkunde vom 31.12.991 bestätigt Papst Silvester II. (Papst von 999-1003) alle bisherigen Rechte des Klosters Fulda, verleiht wieder den Primat in Deutschland, reserviert dem Papst das Gericht über den Abt und erlaubt dem Abt die Appellation nach Rom. Er verleiht Immunität, Exemtion und gewährt das Zehntrecht. Außerdem verpflichtet er zur Einholung der Abtweihe in Rom. Damit hatten die Fuldaer Äbte das Höchstmaß an Selbstständigkeit gegenüber allen weltlichen und kirchlichen Instanzen in Deutschland.

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Nachdem Erkanbald in Mainz zum Erzbischof erhoben wurde, wählte der Konvent den bisherigen Propst zum Abt, der als Abt Brantho II. nur bis1113 regierte. Am Anfang scheint er noch in gutem Einvernehmen mit König Heinrich II. (König ab 1002, römisch-deutscher Kaiser von 1014-1024). Möglicherweise Heinrich  auf Anweisung seines Vorgängers Otto II. an der Domschule in Hildesheim zum geistlichen Stand ausgebildet worden. Auf diese Weise wollte Otto den Sohn seines heftigsten Gegners Heinrich des Zänkers von jeglicher Teilhabe an der Reichsgewalt ausschließen. Im Laufe seiner Ausbildung wurde er von Adalbert von Magdeburg, Wolfgang, Bischof von Regensburg und Abt Ramwold von der Abtei St. Emmeran in Regensburg unterwiesen, alles ausgewiesene Befürworter der Klosterreform von Gorze. In Deutschland war seit 951 Lorsch zum Zentrum der Reform ausgebildet worden. Es wundert also nicht, dass Heinrich die Reform kräftig unterstützte. Am 29.  Dezember 1012 schenkt er auf Bitten Branthos dem Kloster noch den rund um das Kloster gelegenen Königsforst. Im Sommer 1013 setzt er den rechtmäßig gewählten Abt einfach ab, weil dieser die Reform nicht stützte und säkularisiert einige Fuldaer Besitzungen.  Dafür setzt er den Lorscher Abt Poppo (1013-1018) ein, der weiterhin in Lorsch Abt blieb.

Als Konsequenz aus dieser Aktion verließen viele Fuldaer Mönche das Kloster. Brantho wurde 1023 Bischof von Halberstadt und blieb das bis 1036. Die Aktion Heinrichs gegen Abt Brantho erfuhr zu mindestens keinen Widerstand durch Branthos Vorgänger Erkanbald, mittlerweile Mainzer Erzbischof.

Abt Poppo stirbt am 27. April 1018 Amorbach war 990 bis 1000 von Lorsch im Sinne Gorzes reformiert worden. Als Poppo starb, brachte Heinrich den Amorbacher Reformabt Richard, der dort seit 1012 Abt war, ins Spiel. Er wurde dann auch gewählt und war von 1018-1039 in Personalunion Abt von Amorbach und Fulda.

Am 1. Juli 1019 verleiht Kaiser Heinrich in Köln dem Kloster  Fulda  unter Abt Richard auf Intervention Königin Kunigundes Münz und Marktrecht in Fulda und dem zugehörigen Zoll sowie der Marktgerechtigkeit. Damit entwickelt sich die Siedlung um die Abtei zur Stadt. Als solche (civitas) wird sie 1114 erstmalig erwähnt. Im Mai 1020 weilt Papst Benedikt VIII. (1012-1024) in Deutschland und weiht am 6. Mai 1020 den Bamberger Dom. Aus diesem Anlass ist er am 1. Mai 1020 zusammen mit Heinrich II. in Fulda. Auf dem Neuenberg bei Fulda gründet Richard 1023 das Nebenkloster St. Andreas. Als Abt Richard 1039 stirbt, wird er in der Kirche von Neuenberg bestattet. Es ist das einzige noch erhaltene Abtsgrab in Fulda. Im 12 Jahrhundert setzte ein wirtschaftliche Niedergang des Klosters ein. Erst Abt Markward I. stoppte diesen Niedergang. Er war im Kloster St. Michael auf dem Berg erzogen worden und war dann seit etwa 1142 Abt der Benediktinerabtei Deggingen. Von 1150-1165 war er Abt in Fulda. Er restituierte verlorengegangene Rechtstitel des Klosters, er sicherte  die Bausubstanz des Klosters, z. B. errichtete er den 1120 eingestürzten Südturm der Ratgarbasilika er sorgte für eine funktionierende Wasserversorgung innerhalb des Klosters. Er umgab die Stadt Fulda mit “sehr starken Mauern”, Dämmen und Toren. Er sicherte das klostereigene Land mit Burgen. Er ging militärisch gegen das um sich greifende Raubrittertum vor.

Dies vermerkt er in den “Gesta Marcuardi”, seinem Rechenschaftsbericht. Allerdings griff er auch zur Urkundenfälschung, damals durchaus üblich. Der Fuldaer Mönch fasste Fuldaer Besitztum im “Codex Eberhardi “ zusammen und “frisierte” wohl viele Urkunden zugunsten der Abtei. Seinen größten Tag hatte Abt Markward  am 22. März 1157. Da fand in Fulda ein großer Reichstag Friedrich Barbarossas statt. Der wiederhergestellte Teil der Basilika wurde im Beisein des Kaisers neu geweiht. 1158 begleitet er den Kaiser auf seinem Italienfeldzug. Da er 1165 der papstfeindlichen Politik Barbarossas nicht mehr folgt, wird er seines Amtes enthoben und auf die Propstei St. Andreas am Neuenberg abgeschoben. Er stirbt am 23. Juli 1168 in Bischofsheim und wird in Fulda beerdigt. Kuno (1217-1221) ist der letzte Fuldaer Abt. Er war gleichzeitig Ellwanger Abt, das schon 1215 zur Fürstabtei erhoben wurde. Kuno spielte in der Reichspolitik eine Rolle. Er war an der Spitze einer Delegation beim Papst um die Kaiserkrönung Friedrichs II. vorzubereiten. Die Kaiserkrönung erfolgt 1220 und 1220 wird Fulda Fürstabtei. Der Fuldaer Abt wird Reichsfürst und hat die Landeshoheit. Man kann da wohl einen Zusammenhang mit der Tätigkeit Kunos und der  Erhebung in den Fürstenstand durch Friederich sehen. Auf Abt Kuno folgt mit Konrad von Malkos (1222-1249) der erste Fürstabt.

Am Weihnachtstag 1235 brennt in Fulda eine Mühle ab. In Abwesenheit der Eltern verbrennen dabei 5 Buben. Daraufhin werden zwei Juden beschuldigt. Wahrscheinlich unter Folter gestehen sie, dass sie das Blut unschuldiger Kinder für magische Zwecke gebraucht hätten. Das ist der erste Fall bei dem man von einer Ritualmordbeschuldigung sprechen kann. Kurz nach der Anklage fand in Fulda ein Pogrom statt, wobei über 30 jüdische Bürger erschlagen wurden. Die Kinderleichen wurden nach Hagenau gebracht, wo sich Kaiser Friedirch II. in der dortigen Pfalz aufhielt. Man erwartete eine Bestrafung der Juden im Reich für diese entsetzlichen Bräuche. Der Kaiser ließ die Juden aber nach der Zahlung großer Summen straflos nachdem er erst die anwesenden Fürsten befragt und dann Sachverständige, nämlich getaufte Juden, von benachbarten Königen angefordert hatte. “Es lasse sich nach Aussage der erfahrensten und gelehrtesten Männer nicht feststellen, dass die Juden zur Feier ihres Passahfestes Christenblut nötig hätten. Im Juli 1236 wurden in Augsburg die Juden Fuldas und des ganzen Reiches von den anwesenden Fürsten freigesprochen. Gleichzeitig nimmt sie Friedrich II. in seine Kammerknechtschaft auf. Einerseits genossen die Juden so einen besonderen Schutz, andrerseits konnte sie der Kaiser auch mit besonderen Steuern belegen.

Die Juden und Fulda, das wird auch 100 Jahre später ein Thema bleiben.

fulda-o-dom-7 Der zweite Fürstabt Fuldas, Heinrich von Erthal stammte aus dem alten fränkischen Geschlecht derer von Erthal mit dem Stammsitz Untererthal, heute ein Stadtteil von Hammelburg. Er war erst Stiftsdekan und wurde 1249 zum Fürstabt von Fulda gewählt. Von 1252-1254 und dann wieder von 1258-1261 verwaltete er die Abtei Hersfeld mit. Er kämpfte gegen das Raubrittertum und scheint auch sonst ziemlich streitbar gewesen zu sein. Mit dem Klostervogt, dem Grafen  Berthold von Ziegenhain stritt er um die Vorherrschaft. In seine Amtszeit fallen der Bau oder die Erneuerung der Burg Biberstein und außerdem die Stadtbefestigungen von Brückenau, Hammelburg und Herbstein. Wegen der Befestigung Hammelburgs war von seinem Vorgänger eine Fehde zwischen Fulda und Würzburg ausgetragen worden. 1259 verkaufte er die Stadt Hameln an Bischof Wittekind von Minden in der die Abtei ja seit dem ersten Abt begütert war und in der Fulda im 12. und 13. Jahrhundert die Stadthoheit hatte. Nach dem Tod Heinrichs wurde Bertho II. von Leibolz zum Abt gewählt. Er war zwar klein von Gestalt, weswegen er auch “Fingerhut” genannt wurde aber trotzdem sehr tatkräftig. Seine Abtszeit (1261-1271) fällt in die Zeit des Interregnums (1245-1273) In dieser Zeit herrschte das Fehdewesen. Auch versuchten untergebene Ritter und Dienstleute mehr Unabhängigkeit vom Stift zu erreichen. Er verbündete sich auch mit dem Landgrafen Heinrich von Thüringen gegen die Raubritter, die nicht einmal davor zurückgeschreckt waren, Jakobspilger zu überfallen und auszurauben. Er befestigte weitere Städte im Umland von Fulda wie Breitenbach bei Hersfeld, Geisa in der thüringischen Rhön und Lauterbach im Vogelsberg. Er eroberte und zerstörte 15 Burgen seiner Gegner zwischen Rhön und Vogelsberg. Am 18. März 1271 aber wurde Bertho während der Messfeier niedergeschlagen und getötet. Die Mörder

300px-Ermordung_abt_berthoII_fuldaüberlebten die Tat allerdings nicht lange. Sein Nachfolger Bertho III. von Mackenzell lässt die Mörder aufspüren. In der romanischen Wehrkirche von Kirchhasel werden sie erschlagen. Die beiden überlebenden Brüder Heinrich und Albert von Ebersberg werden auf Anordnung Rudolf von Habsburgs 1274 in Frankfurt öffentlich gerädert. Ansonsten war der Abt wohl schwach und untätig. Der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein übernimmt die Verwaltung der Abtei bis 1274. Nun wird Bertho IV. von Biembach (1274-1286) neuer Fürstabt. Vor seiner Wahl war er Stiftsdekan. Auch seine Amtszeit wird noch geprägt durch das Vorgehen gegen das Raubrittertum. Er zerstörte 5 Burgen im hessisch-thüringischen Raum 1282 lag das Stift dann in Fehde mit dem Bistum Würzburg. Es ging um das Grenzgebiet. Bei der Schlichtung einigte sich der Abt dann mit Bischof Berthold von Würzburg (1274-1287) die Burg der Herren von Eberstein abzubrechen und die in Brand bei Hilders liegende Burg neu zu befestigen. Um die Finanzen des Klosters scheint es aber nicht besonders gut bestellt gewesen zu sein, denn am 5. November 1282 übertrug aber Rudolf von Habsburg in Mainz “auf dringendes Ansuchen von Abt und Konvent, sowie der Edeln, Ministerialen,Burgmannen und Bürger von Fulda für sechs Jahre die weltliche Verwaltung des ganz zerrütteten und verarmten Kloster Fulda und trifft Bestimmungen über den Unterhalt des Abtes und der Brüder, über die Kompetenz des Grafen Eberhard, Verhütung der Verschleuderung des Klostergutes und Herstellung der Klosterzucht. Abt und Kloster gelobten vor dem König die Einhaltung dieser Bestimmungen. Als Zeugen traten auf Bischof Heinrich von Basel, die Grafen Gottfried von Sain, Johann von Sponheim, Burchard von Hohenberg und Heinrich von Weilnau. Graf Eberhard von Katzenellenbogen war seit 1275 im Dienste Rudolfs von Habsburg und eine wichtige Stütze der Reichspolitik am Rhein.

Er war Reichslandvogt am Rhein und in Oberschwaben. Er war erfolgreich bei der Reichsgutverwaltung und Wahrung und mit vielen königlichen Spezialmandaten ausgestattet, wie z. B. hier in Fulda.

Auf Bertho IV. von Biembach folgte Fürstabt Markward II. von Bickenbach (1286-1288), wie Bertho vor seiner Wahl Stiftsdekan. Am Tag nach seiner Abtsweihe brennt die Stiftskirche ab. Die Reliquien der Heiligen Bonifatius und Sturmius konnten aber gerettet werden. Die Familie von Bickenbach war ein mitteldeutsches Rittergeschlecht mit Besitzungen im Odenwald und Steigerwald. Er zerstört die Burg Steinau und erwirbt die Burgen Fischberg und Neidhartshausen. 1288 stirbt er, angeblich durch Gift.

Sein Nachfolger wurde Graf Heinrich V. von Weilnau. Seine Familie hatte sich aus der Familie von Diez abgespalten und war überwiegend in der Wetterau begütert.

Er verstand sein Amt eher politisch. Er war Berater der Könige Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I. von Österreichs sowie Heinrich VII: von Luxemburg. Er ließ die unter Markward abgebrannte Stiftskirche wieder erbauen. Zwischen 1294 und 1312 ließ er zwischen Stiftsgebiet und Stadt eine Abtsburg errichten und residierte außerhalb des Klosters. An der Stelle der alten Abtsburg steht heute das Stadtschloß. Er eroberte die Burgen Ebersberg, Ürzell bei Steinau an der Straße, Poppenhausen und Geisa. Auch war er in Fehden verwickelt mit den Herren von Buchenau und Riedesel und auch dem Landgrafen von Hessen mit dem Bertho II. noch im Kampf gegen die Raubritter verbündet war. 1293 beruft Heinrich ein Generalkapitel aller Benediktineräbte nach Fulda ein.

War die Zwangsverwaltung für Fulda schon ein deutlich sichtbares Zeichen des Niedergangs, so war es auch die Zahl der Mönche. 825 lebten 603 Mönche im Kloster, unter Fürstabt Heinrich waren es um 1300 gerade noch 58. Allerdings haben auch die Klöster Lorsch oder Reichenau eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen. Im 8. und 9. Jahrhundert sind es blühende Klöster mit großen kulturellen Leistungen, berühmten Namen und sie spielen im Reich eine gewichtige Rolle. Im 13. Jahrhundert kämpfen sie buchstäblich ums Überleben.

Nur drei Jahre regierte der vormalige kaiserliche Kaplan Fürstabt Eberhard von Rotenstein (1313-1315). Nach der Doppelwahl 1314 von Philipp des Schönen und Ludwig dem Bayern kam es zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten um den Königsthron, die erst durch die Schlacht bei Mühldorf 1322 beendet wurde. Der Fuldaer Abt stand auf Seiten Ludwigs.

Sein Nachfolger wurde Heinrich VI. von Hohenberg (1313-1315). Er war vorher Propst in Holzkirchen. Das Benediktinerkloster Holzkirchen ist nach 748 auf Anregung von Papst Zacharias, den wir schon aus dem Zachariasprivileg kennen, von fränkischen Adligen gegründet worden. Schon 775 tradierte Karl der Große das Kloster im Aalbachtal an die Reichsabtei Fulda. Was bei dem neuen Fürstabt ins Auge fällt, ist sein enormer Kapitalhunger. Von seinem übernächsten Nachfolger weiß man aber, wie kompliziert und vor allem teuer die Wahl zum Fuldaer Fürstabt war, so dass dies eigentlich nicht weiter verwunderlich ist. Vor 1320 lässt Abt Heinrich innerhalb der Stadt eine zweite Abtsburg errichten. Dagegen begehrten die Bürger auf. Johann von Ziegenhain, der Hochvogt (von 1304-1344) der Reichsabtei wollte die gute Gelegenheit nutzen, um seine Vogteirechte auszuweiten. Er verbündete sich mit den Bürgern. Beide Burgen wurden erstürmt, die neue samt Turm und Mauern zerstört. Der Abt flüchtete und erhob bei Kaiser Ludwig IV. Klage. Die Stadt Fulda und der Graf wurden mit der Reichacht belegt. Seine nun gestärkte Macht als Stadtherr nutzte Abt Heinrich VI. die Stadtsteuern kräftig zu erhöhen und zwar von 100 Pfund aus 800 Pfund Heller und das für sieben Jahre. Als er 1330 schon wieder an der Steuerschraube drehte, und noch dazu  reiche Bürger einkerkerte, die er nur gegen eine Kaution von 9500 Pfund Heller freilassen wollte, erhob sich die Stadt gegen ihn. Fuldaer Schöffen und Bürger schlossen einen Vertrag mit Graf Johann und öffneten ihm die Stadttore. Abtsburgen, das Kloster und die Propstei wurden erstürmt und geplündert. Aber die Ministerialen des Abtes konnten den Aufstand niederschlagen. Graf Johann entkam mit Mühe der Gefangenschaft. Erzbischof Balduin von Trier (um 1285-1354), der von 1326-1338 auch Administrator des Erzbistums Mainz war, vermittelte einen Frieden, der am 9. September 1331 in Kraft trat.

170px-Trier_Balduinbrunnen_Balduin_von_LuxemburgStadt und Graf wurden wieder mit der Reichsacht belegt. Die Bürger mussten den Turm und die Ringmauer wieder herstellen. Die Stadt erhielt einen Rat und Bürgermeister unter Aufsicht eines fürstlichen Schultheißen. Das älteste Stadtsiegel der  Stadt Fulda, ein segnender Abt, stammt aus dem Jahre 1331. Johann musste alle Beute zurückgeben und 1000 Pfund Heller Sühne zahlen. Kaiser Ludwig erhöhte  die Strafe auf 4000 Pfund, worauf sich Johann weigerte, die Strafe zu bezahlen. Abt Heinrich und der Landgraf Heinrich II. von Hessen, der zum Schirmherrn der Abtei bestimmt war, wandten sich an den Kaiser. Daraufhin wurden 2100 Pfund als Sühnezahlung festgesetzt, die in Raten abgetragen werden konnten. Der Fuldaer Abt quittierte am 22. Februar 1419 die letzte Zahlung. Zwar war die Abtei hoch verschuldet, doch kaufte sie am 5. Mai 1344 von Johann alle verbliebenen Rechte aus der Schirmvogtei für 7100 Pfund Heller ab. 1346 wurde der Erhalt der vollen Kaufsumme bestätigt. Nur das erbliche fuldische Marschallamt war Johann verblieben. Das beinhaltete die Disziplinargerichtsbarkeit über die fuldische Ritterschaft, den Vorsitz auf Landtagen und das Aufgebot des Lehnsadels und der Ministerialität. In den Folgejahren, nämlich 1348, 1350 und 1364 wütete die Pest in Fulda. Die erste Pestwelle von 1347-1353 forderte europaweit geschätzte 25 Millionen Todesopfer.

220px-Smallpox01Die Medizin war machtlos. Ein Sündenbock war mit den Juden schnell gefunden.

In Fulda versteckten sich die Juden in drei Häusern. Sie hatten den Abt vergeblich um Hilfe gebeten. Die Juden werden gefunden und fast alle umgebracht. Die Zahl der Opfer wird auf 180 geschätzt. Es war das erste Pogrom in Hessen.

Als Heinrich VI. 1353 stirbt, wird Heinrich VII. zum Abt gewählt. Er stammt aus niederem buchonischen Adel, wohl aus einem fuldischen Ministerialengeschlecht,

das 1197 erstmals bezeugt ist. Er ist 1303 in Bad Salzungen geboren und war Propst des Frauenklosters Allendorf an der Werra. Er war der erste Abt, von dem bekannt ist, dass das Wählergremium vor der Wahl eine Kapitulation aufstellte, deren Einhaltung der Gewählte für den Fall seiner Wahl beschwören musste. Nach seiner Wahl reiste der neue Abt an den päpstlichen Hof nach Avignon um sich dort von Papst Innozenz VI. (Papst in Avignon von 1352-1362). Wahrscheinlich hat er sich da schon um Dispens von seinen Wahlverpflichtungen bemüht. Kaiser Karl IV. (1316-1378) erteilt ihm 1354 in Trier die Investitur und bestätigt die Fuldaer Rechte und Besitzungen aus der Urkunde Heinrichs II. vom 16. Dezember 1012. und Heinrichs VII. Im Folgejahr hält er sich längere Zeit am Hofe Karls IV. in Nürnberg auf. In der Folgezeit kann er eine Reihe von Privilegien für sich und sein Kloster erlangen. das bedeutendste war am 1. Juni 1356 die Ernennung zum Erzkanzler der Kaiserin. Damit wird ein altes aber umstrittenes Recht und seit den salischen Kaisern nicht mehr ausgeübtes Privileg mit goldener Bulle in Prag bestätigt und neu verbrieft. Der Fuldaer Abt erhielt so das Recht, bei Hof und Reichstagen in Mainz unmittelbar zur Linken das Kaisers Platz nehmen zu dürfen. Außerdem hatte er das Recht, der Königin bzw. Kaiserin bei allen festlichen Gelegenheiten, bei der sie in vollem Ornat erschien, die Krone zu halten aufzusetzen und abzusetzen. Das bedeutete für die Folgejahre Königsnähe und immer wieder Gunstbeweise für das Kloster, so am 24. Juli 1360, in Nürnberg als dem “abt Heinrich von Fuld, sein und des reiches panier aufzuwerfen und darunter zu ziehen,wenn er räuber und andere schädliche leute verfolgt” erlaubt wird. Er war aber auch in zwei Fehden mit dem Landgrafen Heinrich II. und dessen Sohn Otto der Schütz verwickelt, in der es um territoriale Ansprüche ging und die er verlor. Auch soll er an dem frühen Ableben eben des Landgrafensohns Otto der Schütz, der 1366 früh in Spangenberg starb, nicht unbeteiligt gewesen sein. Auch soll er beim frühen Tod des Magdeburger Domherrs Otto von Hessen, der 1357 mit 16 starb, Sohn des Landgrafenbruders Ludwigs und der in Magdeburg als Nachfolger seines Onkels Otto, des dortigen Erzbischof werden sollte, seine Hände im Spiel gehabt haben.

Gravierender wurden die Auseinandersetzungen mit dem Fuldaer Konvent.  Denn Heinrich versuchte immer stärker die Verpflichtungen seiner Wahlkapitulation auszuhöhlen. Vordergründig ging es um die Schuldenwirtschaft des Abtes in Wirklichkeit aber um die Absetzung des Abtes. 1366 wurde der Streit beigelegt, aber Heinrich musste sich einer Kommission unterwerfen, die über die Nützlichkeit einer Unternehmung zu befinden hatte. Damit begann ein Prozess, in dessen Verlauf die Rechte des Fuldaer Abts gegenüber dem Konvent mehr und mehr beschnitten wurden. Stärkster Kontrahent war Konrad von Hanau, der seit 1353 Mönch und Priester im Kloster Fulda war und dann als Propst nach Holzkirchen ging. Heinrich VII. starb am 16. Februar 1372 und wurde in der Kirche des Klosters Frauenberg begraben.

Konrad IV. von Hanau ist zwischen1325 und 1330 geboren. Er war der 5. Sohn des Grafen Ulrich II. von Hanau und der Agnes von Hohenlohe. Da in der Grafenfamilie die Erbfolge durch Primogenitur bestimmt wurde, war Konrad von vorneherein zur geistlichen Laufbahn bestimmt. 1343 ist er Klosterschüler in Fulda. Vor 1353 war er Kanoniker in  der Johanneskirche vor den Mauern in Hildesheim. Diese Pfründe verlor er aber aufgrund von Exkommunikation am 16. Oktober 1353. Noch 1353 wurde er Mönch in Fulda und dann auch Priester. Er führte die Opposition gegen Abt Heinrich. Wohl nach der Beilegung des Streits wurde er Propst in Holzkirchen.

Konrad hatte am linken Auge eine Schädigung, was eine Wahl nach kanonischem Recht eigentlich nicht ermöglicht hätte. Es wurde ihm aber Dispens erteilt. Zwei Kandidaten bewarben sich und zwar Konrad und Wilhelm von Magenheim. Am Ende machte Konrad das Rennen, wobei wohl die größer Finanzkraft Konrads den Ausschlag gab. In diesem Zusammenhang liegen Schuldverschreibungen von 12.500 Gulden vor. Das sind nach heutiger Währung über 500.000 €, und das für eine fast bankrotte Abtei! Papst Gregor XI. (Papst von 1370-1378 – er beendete die “babylonische Gefangenschaft der Kirche”, indem er 1377 von Avignon nach Rom zurückkehrte) ernannte ihn am 7. Februar 1373 zum Fürstabt von Fulda. Da er sich schon für die Wahl hochverschuldet hatte, versuchte er dies aus dem Reichsstift zu refinanzieren. Schon 1374 musste er die Burg Otzberg, die Stadt Hering und Teile der Stadt Umstadt an seinen Bruder verpfänden. Trotzdem leisteter er sich zahlreiche Fehden mir Rittern der Umgebung. Gegen den Landgrafen führte er Krieg, den er verlor. Die fuldischen Landstände, zu denen die Städte Fulda, Vacha, Geisa und Hammelburg, die Ritter und das Domkapitel gehörten, opponierten gegen ihn. Das war insofern fatal, weil nur diese die Steuern bewilligen konnten. 1381 war die Lage so aussichtslos, dass er sich einer Zwangsverwaltung, die von den Landständen dominiert wurde, unterwerfen musste. 1383 wurde er ermordet. Nach denen einen Quellen wurde er erstochen, nach den anderen zwischen Tür und Türrahmen zerquetscht. Erst 10 Jahre nach seinem Tod waren die unter seiner Regierung eingegangenen Verpflichtungen abgelöst. Auf Konrad folgte Fürstabt Friedrich von Romrod (1383-1395). 1395 tritt Johann von Merlau sein Amt an. Er war vorher wie einige seiner Vorgänger Propst in Holzkirchen. Als erster Abt musste er die sogenannten “Alten Statuten” vom 1. September 1395 beschwören, eine Art Grundgesetz des Fürstentums. Ein Großbrand im Jahre 1398 nach einem Blitzschlag, bei dem die Ratgarbasilika teilweise zerstört wurde trieb den ohnehin schon hohen Schuldenstand weiter in die Höhe und zwar von 300 000 Gulden auf 380 000. Dazuhin hatte er weiter Auseinandersetzungen mit Mitgliedern des fuldischen Ritterstands und geistlichen und weltlichen benachbarten Herren, wie zum Beispiel Bischof Johann II. von Würzburg. Das führte dazu, dass er 1419 den vom Stiftskapitel und dem neuen Mainzer Erzbischof Konrad III. von Dhaun (1380-1434) Hermann II. von Buchenau als Koadjutor und Verweser akzeptieren. Er sollte die weltlichen Angelegenheiten des Stifts in die Hand nehmen. Abt Johann bestand weiter auf seinen Rechten. Dies führte innerhalb von kurzer Zeit zu schwerem Streit. 1420 wurde er auf Schloss Neustadt von Herrmann von Buchenau überfallen und in das Dorf Ottershausen verschleppt. Zwar rief Abt Johann die beiden geistlichen Oberhirten der Abtei, den Mainzer Erzbischof Konrad und den Würzburger Bischof Johann um Hilfe an. Aber diese halfen ihm nicht sondern setzten stattdessen Eberhard von Buchenau, einen Verwandten Hermanns, zum Oberamtmann des Hochstifts ein. 1425 vertrieb Hermann den Fürstabt ganz aus dem Fürstentum. Dieser verbündete sich nun mit dem hessischen Landgrafen Ludwig I. Das Erzbistum Mainz lag seit 2 Jahrhunderten im Streit mit den Landgrafen um die territoriale Vorherrschaft in Hessen. Die fuldischen Streitigkeiten und eine auf der Grafschaft Waldeck anstehende Pfandsumme nahm Erzbischof Konrad zum Anlass, dem Landgrafen Ludwig I. den Krieg zu erklären. Es kam 1427 zu zwei Schlachten, eine in der Nähe von Fritzlar, dem befestigten Hauptort des Erzbistums. Diese entschied der Landgraf für sich. Bei Fulda hatte Konrad ein zweites Aufgebot versammelt. Aber Stadt und Abtei Fulda weigerten sich, die Mainzer einzulassen, da sich der Erzbischof wiederholt in ihre inneren Angelegenheiten eingemischt habe. Landgraf Ludwig marschierte am 3. August in Fulda ein, verjagte den Koadjutor und dem mainzisch-würzburgischen Oberamtmann und setzte Abt Johann von Merlau wieder ein. Eine Woche später kam es auf dem Münstermaifeld westlich von Fulda noch einmal zur Schlacht. Auch hier behielt der Landgraf die Oberhand. Der Erzbischof konnte fliehen. 300 seiner Reiter gerieten in Gefangenschaft. Der Friede von Frankfurt, der am 8. Dezember 1427 in Frankfurt geschlossen wurde, besiegelte das Ende des Kampfes um die Vorherrschaft in Hessen. Johann von Merlau blieb nun bis 1440 Abt. Ihm folgte- Ironie der Geschichte- sein ehemaliger Gegenspieler Hermann von Buchenau, nun Abt bis 1449. Er reformierte das Finanzwesen indem auch Ministeriale zu Zahlungen herangezogen wurden.

1499 wurde Ulrich von Hutten (1488-1523)von seinem Vater ins Kloster Fulda verfügt, weil er sich aufgrund seiner körperlichen Konstitution nicht zum Ritter zu eignen schien. Deshalb sollte er Mönch werden. Er verlässt die Schule 1505 und studiert zunächst auf Stiftskosten an der Universität Erfurt, wo er sich dem dortigen Humanistenkreis anschloss.

p206515-Fulda-Dom Von 1513-1529 ist Hartmann II. Burggraf von Kirchberg Fürstabt. Er war seit 1507 Koadjutor seines Vorgängers und vorher Kanoniker in  Mainz. Und er war Assessor beim Reichskammergericht, das bis 1527 seinen Sitz in Frankfurt hatte. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit erreichte er die Vereinigung der Abteien Hersfeld und Fulda. Mir liegen zwar die Akten  nicht vor. Aber man kann ein bisschen spekulieren. Die finanzielle Situation der Abtei Hersfeld war ebenfalls ziemlich desolat. Verschlimmert wurde die Situation durch einen Prozess, den die Abtei gegen die Stadt Hersfeld kurz vor 1513 verlor, was die Schulden der Abtei noch vergrößerte. Wenn man nun weiß, dass Abt Hartmann vor seiner Regierungszeit Assessor am Reichskammergericht war, kann man unterstellen, dass er durchaus auch Beziehungen zur Abtei Hersfeld hatte. Der Hersfelder Abt Volpert Riedesel zu Bellersheim (1493-1513) resignierte zugunsten des Fuldaer Abtes. Im Gegenzug übernahm der Hersfelder Abt die fuldische Propstei Andreasberg. Am 10.September1513 verkündete Abt Hartmann auf Schloss Eichenau die Vereinigung.Allerdings widersetzte sich dem der spätere Hersfelder Abt Karto. Auch die Stadt Hersfeld, unterstützt von der hessischen Landgräfin Anna von Mecklenburg,deren Sohn Schirmvogt der Abtei war, verweigerte Abt Hartmann den Gehorsam. 1515 wählte der Hersfelder Konvent unter Vorsitz des hessischen Kanzlers Johann Feige den bisherigen auf Druck der Landgräfin gewählten Verwalter der Abtei Ludwig von Hanstein zum Gegenabt. Die Situation war für Fulda nicht lange tragbar und schon 1516 verzichtete Abt Hermann auf Hersfeld.

Von 1521 bis 1529 ist Johann III. Graf von Henneberg-Schleusingen regierender Koadjutor und von 1529-1541 Fürstabt  In seine Regierungszeit fällt der Bauernkrieg 1525, der Fulda schwer getroffen hat. Die Situation der Bauern um Fulda war durch die hohen Abgaben und Frondienste recht erbärmlich. Hans Dolhobt , ein Uhrmacher, sammelte 10 000 Bauern um sich. Sie nahmen die Stadt Fulda ein. Die Klöster auf dem Petersberg und Frauenberg gingen in Flammen auf. Das Reichstift und die Nebenklöster wurden geplündert. Am 3. Mai rückte Landgraf Philipp mit einem starken Heer an. Die Stadt wurde gebrandschatzt und musste die Kriegskosten bezahlen.

Philipp Schenk zu Schweinsberg (1541-1550 war Fürstabt während des Schmalkaldischen Krieges (1546-1547). Da  der Krieg aber auf zwei Hauptschauplätzen, nämlich im Donaufeldzug, der zwischen Juni und November 1546 und sächsischen Feldzug November 1546-bis April 1547 stattfand,ausgetragen wurde,  kam Fulda abgesehen von Truppendurchzügen glimpflich davon.

Der 2. Markgrafenkrieg entwickelte sich aus dem Fürstenaufstand von 1552 heraus weiter Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg –Kulmbach bemühte sich um die Vorherrschaft in Franken. Er bekämpfte den Katholizismus und ging dabei vor allem gegen die Hochstifte vor. Plünderung und Brandschatzung machten das für ihn auch lukrativ. Im Rahmen dieser Aktionen wurde auch Fulda 1552 von einem Heer unter Herzog Christian von Oldenburg geplündert. Der Kirchenschatz war nach Schweinfurt verbracht worden. Im Mai 1552 konnte Albrecht Alcibiades die Reichsstadt Schweinfurt besetzen und bis zum Ende des Krieges als wichtigen Stützpunkt halten. Bei der Besetzung fiel ihm der Fuldaer Kirchenschatz in die Hände. Er überspannte allerdings den Bogen und seine Nachbarn schlossen sich im Fränkischen Bund zusammen. 1553 standen Truppen aus Braunschweig und Sachsen vor Schweinfurt. Ein bundesständisches Heer besiegte Albrecht Alcibiades in der Schlacht bei Sievershausen.

1558-1567 regierte Fürstabt Wolfgang II. Schutzbar genannt Milchling. Die Schutzbars sind ein altes hessisches Adelsgeschlecht, die seit 1532 der althessischen Ritterschaft angehörten. Ihr Stammsitz ist das Schloss Burgmilchling bei Treis an der Lumde. Es gab mehrere Linien. Die sogenannte Friedrich’sche Linie entwickelte sich in Hessen und Westfranken weiter. Sie stellte mehrere Domkapitulare in Würzburg und eben den Fürstabt Wolfgang von Fulda. Bedeutend war vor allem der gleichnamige Wolfgang Schutzbar, der bis 1543 Landkomtur des Deutschen Ordens für die Ballei Hessen in Marburg war. Dort hatte er vor allem mit dem protestantischen Landesherren Landgraf Philipp zu tun, wurde aus Hessen vertrieben aber ab 1543 zum Hochmeister des Deutschen Ordens in Mergentheim gewählt. Das war er bis 1566. 1544 wurde er von Kaiser Karl V. mit Preußen belehnt.

Dernbach_Ba_2001Balthasar von Dernbach genannt Graul wurde 1548 in Wiesenfeld geboren und evangelisch-lutherisch getauft. Sein Vater war strenger Lutheraner und treuer Gefolgsmann des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen. Er kämpfte auch im Schmalkaldischen Krieg mit. Sein Vater starb 1560, da war Balthasar knapp 12. Seine Mutter gab den Jungen zur weiteren Ausbildung und Erziehung an ihren Bruder, den Abt Wilhelm Hartmann Klauer von und zu Wohra ins Stiftkapitel nach Fulda. Er ist also von der Mutter getrennt und wird nun streng katholisch erzogen.

Mit 18, am 9. März 1566 wird er in Würzburg zum Priester geweiht. Bereits 1570, also mit 22 wird er zum Nachfolger seines Onkels zum Fürstabt gewählt. Bestätigt wird die Wahl von Papst Pius V. (1504-1572). Er beginnt sofort mit der Gegenreformation. 1571 berief er die Jesuiten nach Fulda. Ein Gymnasium (1572) und ein päpstliches Kolleg (1584) wurden eingerichtet. Er ging rigoros gegen Andersgläubige vor. Wer nicht zum alten Glauben zurückkehren wollte, musste das Gebiet des Reichstifts verlassen. Sein schroffes Vorgehen gegen den evangelischen Glauben führt zu erbittertem Widerstand des Stiftskapitels, des Magistrats und der Ritterschaft. Am 23.6.1576 war er in Hammelburg, wo bisher die Wiederherstellung des katholischen Glaubens nicht geglückt war. Er wurde von der stark gerüsteten Ritterschaft und dem Kapitel überrumpelt. Auf Druck der Rhöner Ritterschaft, des Bischofs von Würzburg und des Kapitels musste er abdanken. Er floh zum Bischof nach Mainz. Sobald er außer Landes war, widerrief er. Der Erzbischof von Würzburg Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) wurde zum Administrator des Stifts gewählt mit der Vereinbarung, den Ritterständen Religionsfreiheit zu gewähren.Von Mainz aus rief Balthasar Papst und Kaiser um Hilfe. Papst Gregor XIII. (Papst von 1572-1585) drohte mit dem Kirchenbann, falls Würzburg Fulda nicht wieder herausgegeben würde und Kaiser Maximilian II. hatte das Geschehene schon für null und nichtig erklärt. Da verstarb er, vor eine Entscheidung gefallen war. Sein Nachfolger Rudolf II. ließ aber den angefangene Prozess beim Reichshofrat anlaufen. Aber er erteilte 1577 Bischof Julius Echter den Befehl, die Stellung in Fulda aufzugeben. Er legte das Stift unter Sequester, d.h. es war unter Zwangsverwaltung solange der Rechtsstreit anhängig war und das dauerte knapp 26 Jahre! Im Jahre 1579 aber wurde ihm Schloss und Herrschaft Bieberstein eingeräumt und er erhielt vom Stift ein angemessenes Jahresgehalt. Bis 1581 wurde Heinrich von Bobenhausen, gleichzeitig Hochmeister des deutschen Ordens,  vom Kaiser zum Administrator bestellt. 1581 folgte ihm Erzherzog Maximilian von Österreich, der Bruder Kaiser Rudolf II. Er war seit 1585 Koadjutor des Deutschen Ordens und ab 1590 (bis 1618) dessen Hochmeisters. Abt Balthasar konnte von Bieberstein aus durchaus Einfluss auf die Regierung des Stiftes nehmen und da beide Administratoren auch überzeugte Anhänger der Gegenreformation waren, liefen die Dinge im Stift durchaus im Sinne Balthasars. Am 7. August 1602 erging schließlich das Schlussurteil am kaiserlichen Hof. Der Fürstabt wurde ohne jeglichen Vorbehalt wieder in seine Rechte eingesetzt. Der Würzburger Bischof, die stiftsfuldische Ritterschaft und die Stadt Fulda erhielten in der Sache Unrecht. Sie wurden zu beträchtlichen Geldstrafen beziehungsweise Entschädigungen verurteilt. Fürstabt Balthasar ließ sich am 23. Dezember 1602 neu huldigen. Diese Vorgänge um Abt Baltasar sind auch als “Fuldaischer Handel” in die Geschichte eingegangen. Allzu lange konnte sich der rehabilitierte Abt nicht über seinen Sieg freuen. Schon am 15. März 1606 verstarb er in Fulda. In den letzten drei Jahren seiner Amtszeit hatte er eine harte Rekatholisierungspolitik betrieben.

Außerdem erlebte die Hexenverfolgung einen traurigen Höhepunkt. Ihr fielen rund 300 Frauen und auch Männer zum Opfer. Unter Abt Balthasar war Balthasar Nuss von 1602 ab Zentgraf und “Malefizmeister” der Stadt Fulda. Er war ein enger Vertrauter des Abtes.  Nuss war in der ersten Amtsperiode des Abtes von diesem zum Oberholzförster ernannt worden. Bei der Absetzung des Abtes in Hammelburg war er wohl zugegen. Aber verhalf Balthasar dann zur Flucht ins Mainzische.Danach teilte er drei Jahre sein Schicksal als Flüchtling. Als dem vertriebenen Fürstabt dann Schloss Bieberstein als Wohnung und zur Nutzung zur Verfügung gestellt worden war, bestellt er Nuss zum Oberförster der umgebenden Wälder. 1591 konnte er für ihn die Anstellung zum Zentgrafen von hofbieber erreichen. Nach seiner Restitution ersetzte  er aus heute nicht mehr ersichtlichen gründen sehr schnell den katholischen Zentgrafen und peinlichen Richter Konrad Landau in Fulda durch Balthasar Nuss. Im Kreise des Fürstabts kam diese Berufung nicht gut an, da Nuss einen sehr schlechten Ruf hatte. Der Nachfolger Fürstabt Balthasars Johann Friedrich von Schwalbach (1606-1622) setzte den Hexenprozessen ein Ende und ließ Balthasar Nass wegen Beschwerden aus der Bevölkerung verhaften, nicht wegen der Hexenprozesse. Der Vorwurf waren Bestechlichkeit, Unterschlagung und offenkundige unrechtmäßige Bereicherung. Am Ende des Prozesses stand fast immer die Hinrichtung, Beschlagnahmung des Vermögens. Die Angehörigen hatten die Prozesskosten zu tragen. Nass war 16 Jahre inhaftiert und wurde aufgrund eines Gutachtens der Juristischen Fakultät der Universität Ingolstadt im Dezember 1618 hingerichtet.

Fürstabt Johann Friedrich konnte auch auf einem anderen Gebiet Erfolge vorweisen. Die Streitigkeiten mit dem fuldischen Adel gingen ja auch nach Der Wiedereinsetzung des Abtes Balthasar weiter.  Johann Friedrich erzielte 1607 einen Vergleich mit dem fuldischen Adel. Er schrieb die rechtliche Stellung als fuldischen Landstands fest, gestand ihnen aber in ihren Gebieten das “jus reformandi”, also das Reformationsrecht und alle damit verbunden Rechte zu.

Von 1607 bis 1612 wurde auch das Abtschloss im Renaissancestil umgebaut. In die letzten Amtsjahre Johann Friedrichs fällt bereits der 30-jährige Krieg.Nachdem es in den ersten 4 Kriegsjahren um Fulda herum ruhig geblieben war, zog Herzog Christian von Braunschweig, auch der tolle Christian oder Halberstädter genannt, mit seinem Heer durch den Vogelsberg. Innerhalb kürzester Zeit waren er und seine Soldateska gefürchtet. Plünderung, niedergebrannte Dörfer, ausgeraubte Städte bezeichneten seinen Weg. Oft legte er Städten und Stiften auch Kontributionen auf, damit diese der Plünderung entgingen, so in Fulda wo er 160.000 Taler forderte und die Umgebung plünderte.Dann hatte Fulda wieder eine Atempause. Für den verstorbenen Abt rückte nun Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg nach (1622-1632), der aus einem alten hessichen Adelsgeschlecht stammt.

1630 griff König Gustav von Adolf in den Krieg ein. Er landete am 4. Juli 1930 auf Usedom und in der Schlacht bei Breitenfeld und am 17. September 1630 schlug er die kaiserlichen Truppen unter Tilly vernichtend. Der Weg nach Süddeutschland war nun frei für ihn.Der Fuldaer Kirchenschatz und das Stiftsarchiv werden nach Köln gebracht.1631 dringen hessische Truppen unter Oberst Albert von Uslar in die Stadt ein und beschlagnahmten alles “was nicht niet-und nagelfest “ war. Unter anderem wurde die Stiftskirche ausgeräumt. Aber auch Religionsfreiheit wurde zugesichert. Gustav Adolf übergibt die Stifte Hersfeld, Paderborn und Fulda als verbriefte Schenkung dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel. Als Fürst von Buchen Übte er bis 1635 seine Herrschaft in Fulda aus. Die Mönche flohen und Abt Johann Bernhard schloss sich mit seiner Truppe dem kaiserlichen Heer an. Er kam dann 1632 bei der Schlacht bei Lützen ums Leben.Nach der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 erobern die kaiserlichen Truppen auch Fulda zurück. Der Abt Johann Adolf von Hoheneck (1633-1635), der sich bisher in Köln aufgehalten hat, kann nach Fulda zurückkehren

Am 30. Mai 1635 wurde zwischen dem Kaiser und der katholischen Liga auf der einen Seite und Kursachsen auf der anderen Seite in Prag Frieden geschlossen. Damit war der Krieg zwischen dem Kaiser und den Reichsständen beendet. Wichtig war das Stichdatum 12. November 1627. Alle weltlichen Güter wurden nach diesem Jahr restituiert.

1635-1644 ist Hermann Georg von Neuhoff genannt Ley Fürstabt. Er stirbt 1644

auf Schloss Neuhof, das ja eng mit den Fuldaer Äbten verbunden ist, da zu der Zeit Fulda nochmals von hessischen Truppen besetzt ist.Am Tag nach dem Tod des Abts wird in Schloss Neuhof Joachim Graf von Gravenegg (1644-1671) Als Nachfolger gewählt. Er war vorher Propst in holzkirchen und Petersberg. In seiner Amtszeit endet der 30-jährige Krieg. Er lässt die zahllosen Kriegsschäden beheben. Die 1647 errichtete Mariensäule wird 1651 als Friedens-und Pestsäule zum Frauenberg versetzt. Er baute das Kloster um, das heutige Priesterseminar. 1657 berief er Franziskaner auf den Volkersberg bei Bad Brückenau. Er schenkte ihnen ein Kreuzpartikel. Die Wallfahrt auf dem Volkersberg begann wieder zu florieren.

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Auf Fürstabt Joachim folgte Kardinal Bernhard Gustav von Baden (1671- 1677). Am 24. Dezember 1631 als Gustav Adolph als einziger Sohn aus der zweiten Ehe des Markgrafen Friedrich V. von Baden und der Eleonore von Solms-Laubach geboren. Er wurde evangelisch erzogen und wurde rasch Soldat. Er kämpfte mit den Venetianern gegen die Türken und 1655 mit den Schweden gegen Polen. 1656 war er Oberst der schwedischen Leibgarde und 1659 Befehlshaber der Reiterei. 1664 ernannte ihn der Reichstag zum Generalwachtmeister. Er kämpfte gegen die Osmanen, wurde schwer verwundet und beendete seine Kriegerlaufbahn. Er konvertierte 1660 und bekannte sich 1663 in Rom öffentlich zur katholischen Kirche. 1665 trat er in das Benediktinerkloster Rheinau ein und nannte sich nun Bernhard Gustav. 1667 ging er nach Fulda. Sein Aufstieg ging jetzt rasch vonstatten. Er wurde Kanoniker in Köln, Straßburg, Lüttich und Passau. Fürstabt Joachim ernannte ihn am 16. März 1668 auf Empfehlung des Kaisers zu seinem Koadjutor. Mit seinem Stiefbruder Friedrich schloss er nun einen Erbvertrag ab und behielt sich die Erbfolge nur für den Fall des Aussterbens beider badischer Linien vor. Am 22. Juni 1669 wurde er auch für das Reichsstift Kempten zum Koadjutor bestimmt. Dort sanierte er den völlig zerrütteten Haus halt des Kemptner Stifts. Dann wurde er Propst in Holzkirchen. 1671 besteigt er den Fuldaer Abtsstuhl. Er befahl den Juden im Gebiet der Fürstabtei innerhalb eines Vierteljahres das Land zu verlassen. Papst Klemens X. ernannte ihn 1671 zum Kardinal.1672 gab er gegen eine Geldzahlung seinen Anspruch auf alle badischen Gebiete auf. 1672 wurde er auch zum Administrator der Abtei Siegburg bestimmt. Als Fürstabt Roman 1673 in Kempten starb, wurde er auch dort Fürstabt, war aber die meiste Zeit in Fulda. 1776 nahm er am Konklave in Rom teil, bei dem Innozenz XI. (Papst von 1676-1689). Auf der Rückreise von Rom starb er am 26. Dezember 1677 in Hammelburg. Er ist in Fulda bestattet.

Nach dem Tode Fürstabts Bernhard Gustav wurde Placidus von Droste zu seinem Nachfolger gewählt. Er stammt aus dem westfälischen Uradelsgeschlecht derer von Droste zu Erwitte. 1671 war er Propst in Zella im heutigen Wartburgkreis. Dort ließ er das Propsteigebäude wieder aufbauen. Vor seiner Wahl zum Fuldaer Abt war er Propst in Holzkirchen, eine Stufe auf der Karriereleiter vieler Fuldaer Äbte. Kaiser Leopold (1658-1705) bestätigte dem neuen Abt die Regalien und Privilegien des Stiftes Fulda. Anders als sein Vorgänger hatte er “nur” das Amt des Fürstabts zu Fulda. Darauf konnte er sich konzentrieren und dieses hatte er, wie es scheint, gewissenhaft getan. Er baute die Schuldenlast Fuldas ab, konnte zahllose verpfändete Gebiete wieder einlösen. Er sanierte die Finanzen des Stifts, und beschränkte die Ausgaben der Hofhaltung und Landesverwaltung. Seinem

Fürstabt_Placidus_von_Droste_1688Nachfolger Adalbert I. von Schleufras (1700-1714) hinterließ er ca. 600.000 Gulden. Damit konnte dieser Fulda zur Barockstadt umbauen lassen. Er ernannte Johann Dientzenhofer (1663-1705) zum Stiftsbaumeister Für Fulda erbaute er den Dom, das Fuldaer Stadtschloss, das Schloss Bieberstein, das Schloss in Geisa, für den Fürstbischof von Bamberg das Schloss Weißenstein bei Pommersfelden und Reichmannsdorf, in Holzkirchen das Klostergebäude und Kloster Banz und viele andere. Adalbert war 1700 zum neuen Abt gewählt worden. Vorher war er Propst in Blankenau und Neuenberg. Kaiser Leopold bestätigte ihm 1702 die Regalien und Privilegien des Stiftes Fulda. Ihm folgte Abt Konstantin von Buttlar (1714- 1726.) 1716 kaufte er dem Mainzer Kurfürstbischof Lothar Franz von Schönborn das Schloss Johannisberg im Rheingau ab, heute noch eine illustre Adresse, wenn es um Wein geht, lässt das Gebäude abreisen und dort ein dreiflügeliges Schlossgebäude mit großem Kellergebäude als Sommerresidenz errichten. In seiner Regierungszeit wurde auch die Orangerie am Rande des Schlossgartens erbaut.

Adalberts Nachfolger wurde Adolf von Dalberg (1726-1737). Was Fürstabt Adalbert für das barocke Fulda war, wurde Adolf nun auf dem Bildungssektor. Adolf von Dalberg stammt aus der Herrnsheimer Linie derer von  Dalberg, einem alten mittelrheinischen Adelsgeschlecht, das als Kämmerer der Bischöfe von Worms Bedeutung gewann. Sie stellte Bischöfe in Mainz und Regensburg und eben den Fuldaer Fürstabt. 1734 gründete er die Fuldaer Universität, die “Alma Mater Adolphiana” Sie hatte vier Fakultäten, nämlich katholische Theologie, Philosophie Medizin und Rechtswissenschaften. 1733 hatte er schon die Maria Ward Schwestern, also das Institut der Englischen Fräulein nach Fulda berufen und so einen wichtigen Beitrag für die Mädchen-und Frauenbildung geleistet. Kaiser Karl VI bestätige die Stiftung der Universität und verleiht ihr Privilegien. Auch Papst Clemens XII. sicherte der Universität in seiner Bulle vom 1.7. 1732 Privilegien zu.

Abt Adolf ließ sich mit dem Schloss Fasanerie-Adolphseck eine Sommerresidenz erbauen, die sein Nachfolger weiter ausbaute. Auch im sozialen Bereich wirkte Adolf. Er begründete das Heiliggeisthospital von 1729-1733 neu. Auf Adolf folgt Amand von Buseck. Abt von 1737 bis 1752, dann Fürtsbischof bis 1756)

1700 ist er Page des Abts Adalbert von Schleufras 1704 tritt er in das Stift Fulda ein. 1708/9 wird er in Erfurt zum Priester geweiht. 1724 wird er zum Dekan des Stifts Fulda und damit auch zum Propst von Neuenberg gewählt. Papst Benedikt XII. ernennt ihn 1728 zum Titularbischof von Themiscyra und Weibischof von Fulda.

1736 wird er Rector Magnificus der Universität Fulda und 1737 wird er zum Fürstabt gewählt. Am 5. Oktober 1752 erhebt Benedikt XIV. die Abtei in den Rang eines Bistums. Dem ersten Fürstbischof folgten noch drei weitere, nämlich Adalbert von Walderdorff, Heinrich von Bibra und Adalbert III. von Harstall.

Heinrich von Bibra (1759-1786) übernahm sein Amt in den Wirren des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) Er musste Fulda oft verlassen. Die Stadt hatte unter den truppendurchzügen zu leiden. Unter Adalbert von Harstall (1789-1814, Fürstbischof bis 1802) schließlich erklang der Schlussakkord. 1802 wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst. Die fuldischen Besitzungen gingen an Friedrich-Wilhelm von Oranien-Nassau. 1806 annektierte Napoleon die Provinz Fulda.

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18 Mai 2011