Archiv des Autor: Franz-Karl

Ummendorfer Schloss

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Schon aus der Römerzeit lassen sich Siedlungsspuren in Ummendorf belegen.

Im Kiesgrubengelände wurden Reste eines Ziegelbrennofen gefunden und im Gewann Kirlohäcker weisen Befunde auf einen römischen Gutshof hin. 1128 erscheinen die Herren von Ummendorf. 1129 wird ein Marquard von Ummendorf als Zeuge einer Stiftung an das Kloster Ochsenhausen genannt. 1221 macht ein Ritter Heinrich dem Kloster Weissenau eine Schenkung. Von den Herren von Ummendorf

kommt das Dorf über die Edlen von Essendorf an die Herren von Freyberg-Steißlingen. 1360 verkaufen es diese an die von Schellenberg.  Die Familie von Schellenberg stammt aus Liechtenstein. Um 1300 heiraten sie in die Familie der Herren von Kisslegg ein. Die Schellenbergs sind auch mehrmals Landvögte von Schwaben. Unter Rudolf von Habsburg wird das Kloster Weissenau unter den Schutz der Brüder Schellenberg gestellt. 1373 schenkt  Heinrich von Schellenberg seine Besitzungen in Ummendorf an das Kloster Weissenau. Dieses kauft sich dort immer stärker   ein und um 1440 ist praktisch ganz Ummendorf im Besitz von Weissenau. 1554 verkauft das Kloster seine Ummendorfer Besitzungen  für 42.500 Gulden, das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 2 Millionen € an den Augsburger Patrizier Matthias Manlich. Bei dem Verkauf,  der vom Weissenauer Abt Andreas Rietmann (1549-1557) getätigt wird, wird auch das „Urbar-Register über Umbendorf Anno 1554“ erstellt. Es enthält auch eine Aufzählung aller Ummendorfer Leibeigenen. Die Urkunde wird 1554 ausgefertigt.

Die Vorfahren der Manlichs leben um 1440 als Safranhändler in Oberehnheim, dem heutigen Obernai

index2im Elsass. Sie siedeln sich dann in Augsburg an. Dort spielen sie im europäischen

Metallhandel eine gewichtige Rolle. Die drei Enkel des aus dem Elsass zugezogenen Matthias Manlichs gründen alle Handelsunternehmungen. Matthias

dringt mit einer Unterbeteiligung Hans Paumgartners und seines Vetters Christoph in die Domäne der Fugger ein. Mit einem Monopolvertrag mit König Ferdinand bringt er die gesamte ungarische Kupferproduktion in seine Hände. Wie die meisten Augsburger Patrizier baut er außerhalb Augsburgs ein Schloss, nämlich das Ummendorfer Schloss. Damit will er auch seinem Ziel, in den Adelstand erhoben werden, näher kommen. Nach seinem Kauf erwirbt er im Folgejahr vom Spital in Biberach noch zwölf Höfe dazu. Matthias war nun in Ungarn, in Schwaz und im Mansfelder Montanrevier tätig. Matthias stirbt 1559 und erlebt den Konkurs der Unternehmen seines Cousins nicht mehr. In dieser Zeit gingen 70 Augsburger Patrizierfamilien in Konkurs. Die Augsburger Handelshäuser hatten alle sehr viel Geld an Spanien und Frankreich verliehen. Die Staatsbankrotte dieser beiden Länder brachten alle Augsburger Handelsfirmen in große Schwierigkeiten.

Die Erben von Matthias Manlich verkauften 1565 das Dorf Ummendorf mit aller Zugehörung für 70000 Gulden an das Kloster Ochsenhausen. Erzherzog Ferdinand bestätigte 1566 den Kauf und überließ dem Kloster die hohe Gerichtsbarkeit und den Blutbann . Dafür zahlte das Kloster 10 Gulden Rekognitionsgeld jährlich.

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Abt Bartholomäus Ehinger (1569-1632) der sechzehnte Abt der Reichsabtei Ochsenhausen, lässt das Ummendorfer Schloss 1623 bedeutend erweitern. Von 1613- 1632 war im Schloss ein Priesterseminar eingerichtet. Drei Konventuale waren als Lehrer in Ummendorf.  Im 30 Jährigen Krieg zogen die Schweden unter General Horn brennend und raubend durch Oberschwaben. Die Reichsabtei in Ochsenhausen und die Schule in Ummendorf wurden geplündert und erheblich beschädigt. Abt Bartholomäus flüchtete zunächst nach St. Gallen. Er kam dann bei seinem Studienfreund Johann Anton Tritt von Wilderen, der Weihbischof in Konstanz war, unter. 1632 starb er in Konstanz. Nach den Wirren des Krieges zogen die Ochsenhausener Äbte und Prälaten zur Sommerfrische nach Ummendorf, wo sie sich im nahen Jordanbad erholten. Die Deckenbilder des Musikpavillons, der um 1750 entstand, erzählen von ihren Vergnügungen, Tafelfreuden, Kartenspiel und Jagd. Bei der Säkularisation ging das Schloss 1803 in den Besitz des Fürsten von Metternich über. Die Familie verkaufte es 1825 an Württemberg.

Die Gemeinde Ummendorf hat das Schloss angemietet. Sie nützt es für Konzerte, Ausstellungen, Vorträge und andere kulturelle Veranstaltungen. auch von der Fachhochschule Biberach wird es genutzt.

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12 Mrz 2011

Kloster Ursberg

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Der Name Ursberg wurde im Mittelalter wohl aus Ursus” Bär abgeleitet. Deshalb auch der Bär im Wappen. Heute deutet man es Berg des Ur oder Auerochsen. Urkundlich wird Ursberg 1104 erstmals im Zusammenhang mit einem Wernher von Ursberg erwähnt. In Ursberg auf dem Michelsberg stand ursprünglich die Ursberger Burg. Dort wohnten die Edelfreien von Schwabegg, Lützelburg, Hairenbuch und Waltenhausen. Die Stammburg der Herren von Schwabegg war die frühmittelaterliche Ungarnschutzburg Haldenburg in den Stauden auf der Wertachleite. Dort lebten die Schwabegger als staufische Dienstleute. Sie starben schon relativ früh aus. 1167 fiel der letzte Namensträger Adelgoz auf dem Kreuzzug des Barbarossa einer Seuche zum Opfer.

1119 errichtete der Edle Wernher III. von Schwabegg-Balzheim unterhalb seiner Burg in Ursberg ein Kloster . Auch das Augustinerchorfrauenstift Edelstetten wurde von der Familie von Schwabegg gegründet und zwar von Gisela von Schwabegg-Balzhausen, die in diesem Kloster auch erste Äbtissin war.

Nach der Überlieferung des Prämonstratenserordens lebten 1125 schon regulierte Chorherren in Ursberg. Diese traten anlässlich eines Aufenthalts von Norbert von Xanten seiner Gemeinschaft bei. Um 1127 sandte Norbert den Mönch Ulrich, der in seiner Gemeinschaft in Prémontre lebte mit Gefährten nach Ursberg. Er wurde der erste Propst und schuf die Voraussetzungen für ein blühendes Klosterleben. Er starb am 1. August 1136 in Ursberg. Sein Nachfolger war Grimo (um 1100-1173) Er wurde später selig gesprochen. In einer Augsburger Bischofsurkunde erscheinen die Ursberger Chorherren als Brüder nach der Regel des Heiligen Augustinus, also Prämonstratenser.

Graf Werner war der Vogt des Bistums Augsburg und wie der Augsburger Bischof

Hermann von Augsburg auf Seiten des Königs gegen den Papst. Die Exkommunikation des Bischofs von 1119-1123 brachten Klerus und Klöster der Diözese in einen Loyalitätskonflikt. Auch der Vogt ging auf Distanz zum Bischof. Ungeachtet der Querelen des immer noch andauernden Investiturstreits blühte das Kloster rasch auf. Schon 1128 besiedelte Ursberg das Stift Osterhofen bei Passau. 1130 folgte das in der Nähe gelegene Stift Roggenburg und 1135 das Stift Kaisheim

1130 bestätigt der Augsburger Bischof das Kloster  und stattet es mit dem Recht der freien Propstwahl aus.

1143 wird die Abtei mit Zustimmung der Stifterfamilie unter den Schutz Konrad III., des ersten Staufer auf dem Königsthron, gestellt. Er privilegiert das Stift als Reichskloster.

Der Adel der Umgebung bedachte das Kloster großzügig mit Stiftungen. Einige Adlige traten ins Kloster ein und widmeten beim Eintritt ihre Besitzungen dem Kloster, so Ritter Ulrich von Hasberg (Propst von 1182-1203) und Konrad von Lichtenau (Propst von 1226- 1240), der lange Zeit als alleiniger Verfasser der Ursberger Chronik galt.

Es kamen weiter Filialgründungen dazu. 1140 übernahmen die Chorherren aus Ursberg das Stift Schäftlarn im Isartal und 1142 holte Bischof Otto von Freising (um 1112-1158) die Ursberger Chorherren zur Gründung von Neustift bei Freising. Ursberg hatte noch im 18. Jahrhundert das Recht zur Visitation der Tochterklöster.

Um 1215 schreibt Propst Burchard die Ursberger Chronik. Erst seit 1764 gilt Burchard und nicht sein Amtsnachfolger Konrad von Lichtenau als Verfasser. Burchhard wurde um 1170 in Biberach an der Riss geboren. 1202 wird er durch den Konstanzer  Bischof Diethelm von Krenklingen zum Bischof geweiht. 1205 tritt er als Novize ins Prämonstratenserstift Schussenried ein. Schon 1209 wird er dort zum Propst gewählt. In Schussenried war er wohl nicht sehr lange. 1210 ist er in Rom. 1215 wird er in Ursberg zum Propst gewählt. in Ursberg schreibt er auch seine Chronik. Sein genaues Sterbedatum ist unbekannt. Es liegt um 1231. Die Chronik zählt zu den bedeutendsten, allerdings noch zu den letzten unübersetzten Werken der mittelalterlich-lateinischen Weltchronistik.

Zu  den bedeutendsten noch erhaltenen Kunstwerken aus Ursberg zählt das romanische Kreuz mit den Assistenzfiguren der Gottesmutter und des Evangelisten Johannes.

KreuzursbergWie bei den frühen Prämonstratenserklöster üblich war Ursberg ein Doppelkloster. Der Frauenkonvent bestand noch 1320.

Nachdem 1167 das letzte männliche Mitglied der Familie von Schwabegg verstorben war, zog Kaiser Friedrich Barbarossa die Vogteirechte an sich. Das heißt der jeweilige Propst oder später Abt war im Territorium des Klosters Landesherr.

Die Vogtei kam im 13. Jahrhundert an das Reich. Von da hatten die Vogtei gewöhnlich die Inhaber des Reichslehens von Neuburg an der Kammel inne, die Geschlechter von Hohenberg (1273), von Ellerbach (1349), von Rechberg, von Montfort, die Reichsstadt Ulm (1523) und ab 1548 Österreich.

Um 1350 erhält das Kloster wichtige Herrschaftsrechte, als Karl IV. Burkhart von Ellerbach die Vogteirechte übertrug. Spätestens 1365 wird Ursberg zur Abtei erhoben. 1418 erhalten die Ursberger Äbte die Pontifikalien.

abt sartor grab

Abt Wilhelm Sartor (1407-1448) ist der erste infulierte Abt von Ursberg. Das 15. Jahrhundert gilt aber als Zeit ständiger Konflikte zwischen den Äbten und dem Konvent.

Seit 1488 gehört die Abtei dem Schwäbischen Bund an, dem 1488 auf dem Reichstag von Esslingen auf Veranlassung von Friedrich III. gegründeten Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände.

Im Bauernkrieg 1525 wird das Kloster ausgeplündert und verwüstet. Die Konventsgebäude fielen der Brandstiftung einer Bäuerin zum Opfer. Das Kloster soll acht Tage lang gebrannt haben. Die Truppen des Schwäbischen Bundes hielten dann aber ein blutiges Strafgericht über die Klosteruntertanen.

Knapp 100 Jahre später, nämlich 1632 zogen die Schwedischen Truppen durch Schwaben. Das Stift und die Kirche wurde wieder ein Raub der Flammen. Auch das Archiv ging dabei großenteils verloren. Wie im übrigen Schwaben wütete die Pest und Hunger Not suchten auch Ursberg heim. Das nicht weit entferne Roggenburg hatte nach 1200 Einwohnern im Jahr 1632 am Kriegsende gerade noch 16. Der Ursberger  Konvent lebte weit verstreut und  bezog erst 1644 auf dem Michelsberg eine Notunterkunft. Zwischen 1666 und 1674 wurde der Wiederaufbau der zerstörten Kirche und des Stifts in Angriff genommen. Im Gegensatz zu anderen Konventen in Schwaben wurde Ursberg kein eigentliches Barockkloster. Erst 1766 entschloss man sich zu einer Renovierung im Stil des späten Rokokos. Neben der regen Bautätigkeit wurde 1777 auch eine umfassende “Policey-Ordnung” erlassen, die die Sonn-und Feiertagsordnung regelte, den Wirtshausbesuch bis hin zum Glücksspiel der Stiftsuntertanen. Ende des 18. Jahrhunderts war wie in allen schwäbischen Klöstern Experimentierfreude und Wissensdurst am Werk. In Schussenried lebte der “fliegende Mönch” und in Ottobeuren und Ursberg ließ man einen Heißluftballon im Klosterhof starten, allerdings mit wenig Erfolg.

Erst 1775 wurde die Abtei reichsunmittelbar.

1793 wurde in Ursberg die Lateinschule gebaut und 1795-1796 die Bibliothek.

Das Jahr 1802 bedeutete wie für praktisch alle Klöster das Ende der Prämonstratenserabtei Ursberg. Die Säkularisation beendete überall bis zu 1000 Jahren Klosterleben. Zwar galt Ursberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts als eines der ärmsten Prälatenklöster. Doch hatte es kräftig in Eigenbetrieben investiert

249bund verfügte bei seiner Auflösung über beachtliche Aktiva. Kloster Ursberg fiel an das bayrische Kurfürstentum, durfte aber noch drei Jahre das Klosterleben weiterführen.

1884 kaufte der schwäbische Pfarrer Dominikus Ringeisen den leerstehenden Gebäudekomplex vom bayrischen Staat und begann mit der Errichtung seiner “Kretinen, Blinden, Taubstummen und Epileten-Versorgungsanstalt”. Er gründete die Schwesternkonkregation St. Josef, die nach den Regeln des heiligen Franziskus lebte. Beim Tode Ringeisens 1904 galt sein Werk mit Filialen in ganz Bayern als größte karitative Einrichtung der katholischen Kirche in Deutschland. Die nationalsozialistische Ideologie machte natürlich auch nicht vor Ursberg halt. 227 Patienten, überwiegend Männer, wurden zwangssterilisiert. Im Zuge der Euthanasie wurden 199 Menschen ermordet. Weitere 180 starben an Hunger und bewusster Vernachlässigung.

Das Dominikus-Ringeisen-Werk ist heute eine Stiftung öffentlichen Rechts. In Ursberg ist nach wie vor eine Heil-und Pflegenanstalt mit zahlreichen Werkstätten, eine Fachschule für Heilerziehungspflege, eine Förderschule, ein Gymnasium und ein Klostergasthaus mit eigener Brauerei.

index1Pröpste und Äbte Ursbergs

PRAEPOSITI:

  • Ulrich I 1125-1136
  • Grimo 1136-1172
  • Walchun 1172-1178
  • Dietrich I 1178-1182
  • Ulrich II v. Hasberg 1182-1203
  • Friedrich I 1208-1215
  • Burchard 1215-1226 res + 1230
  • Konrad I von Liechtenau 1226-1240
  • Berthold I 1240-1245
  • Konrad II v. Winzern 1245-1248
  • Friedrich II 1248-1257
  • Heinrich I von Knöringen 1258-1262
  • Hermann 1a 1262-1268, depos.
  • Dietrich II 1268-1275
  • Hermann 2a 1275-1283
  • Ludwig I 1283-1295
  • Heinrich II v. Knöringen 1295-1300
  • Albert I von Eßlingen 1300
  • Berthold II v. Marchtal 1300-1301
  • Ludwig II 1301-1318
  • Heinrich III von Kirchheim 1318-1323
  • Konrad III Pileolus 1323-1324, res.
  • Heinrich IV Ziechenbogen 1324-1333
  • Albert II 1333-1340
  • Heinrich V. Keller 1340-1348, res.
  • Berthold III 1348-1355

ABBATES:

  • Heinrich VI v. Rain 1355-1374
  • Albert III 1374-1398
  • Heinrich VII v. Pfeffenhausen 1398-1407
  • Wilhelm I Sartor 1407-1448, res.
  • Balthasar v. Seebach 1448-1449
  • Jodocus Seiz 1449-1458
  • Ulrich IV Säckler 1458-1469, depos.
  • Johannes Gerngroß 1469-1479
  • Johannes II Ribler 1479-1500, res.
  • Wilhelm II Henselmann 1500-1523
  • Thomas Mang 1523-1569
  • Georg I. Lechler 1569-1575
  • Georg II Lock 1575-1589, res.
  • Michael Ammann 1589-1592
  • Jacobus Müller 1592-1595
  • Johannes III Sausenthaler 1595-1617
  • Vitus Schönhainz 1617-1628, res.
  • Matthaeus Hechenrieder 1628-1672
  • Maximilian Endgruber 1672-1681
  • Joseph I Dürr 1681-1708, res.
  • Joseph II Held 1708-1729
  • Johannes Evang. Haller 1729-1746, res.
  • Joseph III Seitz 1746-1771
  • Wilhelm III Schöllhorn 1771-1790
  • Aloysius Högg 1790-1803

08 Mrz 2011

Götz von Berlichingen

453px-Berlichingen-Wappen

Im Lorscher Codex wird 800 zum ersten Mal der Ort Berlichingen erwähnt. Die Familienchronik derer von Berlichingen sieht sich zu der Annahme berechtigt, dass schon damals Vorfahren der Familie in Berlichingen lebten. In einer Chronik des Kloster Schöntal aus dem Jahre 1151 wird ein Engelhardt von Berlichingen erwähnt. Sicher nachzuweisen ist die Familie der Freiherren erstmals 1212. In einer Urkunde der Herren von Weinsberg für das Kloster Schöntal wird ein Engelhard von Berlichingen als Zeuge erwähnt. Zu den Besitztümern der Familie zählte Burg Hornberg in Neckarzimmern und Burg Jagsthausen, die “Götzenburg”. Dort wurde 1480 oder 1481 Gottlieb also Götz als Sohn von Kilian von Berlichingen und der Margaretha  von Thüngen geboren. Kilian war dreimal verheiratet, erst mit Barbara von Wolmershausen, dann mit Elisabeth von Steinau-Steinrück und schließlich mit Margaretha. Mit diesen drei Frauen hatte er 5 Töchter und 5 Söhne. Der jüngste Sohn aus 3. Ehe Götz wurde als der  legendäre Götz von Berlichingen berühmt durch zwei Dinge. Er war der “Ritter mit der Eisernen Hand” und dann natürlich das “Götz-Zitat” von Goethe.

Goetz-eiserne-hand Götz, Sproß eines reichsunmittelbaren Rittergeschlechts aus Franken, geboren in eine Zeit, die aus den Fugen geraten ist, passt auch hervorragen zum Titelhelden eines Sturm und Drang Dramas.

Das Zeitalter der Entdeckungen stand an seinem Anfang. Die Einheit der Religion ging mit Luthers Reformation verloren. Das bisher bestehende Standesverständnis wurde nicht mehr klaglos einfach hingenommen. Die Ritter kämpften um ihren Platz im Gesellschaftsgefüge. Die Bauern begehrten auf. Die Städte wurden immer mächtiger, wichtiger und bedeutender. Und eine ganz neue Großmacht trat auf den Plan: das Geld. Im kleineren Rahmen die Humpis in Ravensburg und in Augsburg die Welser und vor allem die Fugger wurden die eigentlich Mächtigen. Ihr Waffe war das Kapital.

goetz1.jpgSchon vom Großvater von Götz, Hans von Berlichingen wird 1430 von Fehden berichtet. Und Fehden zogen sich durchs ganze Leben des berühmten Ritters.

In seiner Kindheit weilte er ein Jahr bei einem Verwandten Kunz von Neuenstein. In Niedernhall am Kocher besuchte er die Schule. 1494 trat er als “Bube” in den

Dienst Konrads von Berlichingen, der Hofmeister und Rat des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach war. Mit ihm war oft unterwegs.1495 war er beim  Reichstag in Worms mit dabei, wo unter Maximilian über Reichsregiment, Landfriede und Kammergericht verhandelt wurde und der Grundstein zu einer umfassenden Reichsreform gelegt wurde.1496 war der Reichstag in Lindau. Da hier die wichtigsten Stände nicht anwesend waren, konnten keine weitreichenden Beschlüsse gefasst werden.  Konrad starb 1497. Götz trat in den Dienst des Markgrafen zu Ansbach. Schon mit 17 Jahren war auf seinem ersten Feldzug. Dieser Zug führte durch Burgund, Lothringen und Brabant. Am 29. Mai 1498 starb der Vater, Kilian von Berlichingen. Den Winter über blieb Götz dann in Jagsthausen. 1499 zog Markgraf Friedrich  in den Schwabenkrieg in die Schweiz und Götz zog natürlich mit.

Der Schwabenkrieg oder Schweizer Krieg (je nach Blickwinkel) ging für Habsburg und den Schwäbischen Bund nicht gut aus. Die Schweizer hatten die Selbständigkeit der Eidgenossenschaft gegenüber dem Reich erfolgreich verteidigt. Rechtlich blieb die Eidgenossenschaft noch bis zum Westfälischen Frieden von 1648 Teil des Reiches.

Am Hofe des Markgrafen hatte Götz immer wieder Schwierigkeiten, da er öfters in Prügeleien verwickelt war

1500 befand sich Götz nun in recht übler Gesellschaft. Zusammen mit seinem Bruder Philipp traf er auf Thalacker von Massenbach, der seinen Lebensunterhalt mit Wegelagerei, Plünderungen und Geiselnahme bestritt. Bei ihm lernte er das Fehdehandwerk, das Nachrichtensammeln in Herbergen, das Auflauern im Gehölz und in Hohlwegen, Nachtritte mit Gefangenen  durch feindliches Gebiet, das Unterbringen von Geiseln in abgelegenen Burgen befreundeter Raubritter und die Verhandlungen mit Hehlern, bei denen man Diebesgut aus Kaufmannswägen versilberte. Im Winter 1501 wäre er beinahe von Truppen des Schwäbischen Bundes gefangen worden. In letzter Sekunde konnte er sich auf die Burg Sodenburg retten, die einem Verwandten gehörte. Der Boden in Schwaben war

index3für Götz ziemlich heiß geworden. 1502 findet man ihn wieder beim Markgrafen von Ansbach. Dieser war in Streitigkeiten mit Nürnberg verwickelt. Im Streit um den Kirchweihschutz von Affalterbach griff Götz wohl mit schlachtentscheidend ein. Die Nürnberger verloren alle ihre Fahnen. Diese wurden in der Kirche von Schwabach ausgestellt. 1504 wird für Götz ein entscheidendes Jahr. In der Landshuter Fehde

kämpfte der Ansbacher Markgraf auf der Seite des Bayernherzogs Albrecht IV. Am 13. Juli 1504 kam es auf den Wiesen bei Altdorf in der Nähe von Landau an der Isar zu einem großen Gefecht. Eine Feldschlange zerschmetterte die rechte Hand von Götz. Sie musste amputiert werden. Bis Februar lag er auf dem Krankenlager. Dann ließ er sich von einem Nürnberger Kunstschmied eine eiserne Prothese anfertigen. Bis dahin gab es nur schlichte Metallhaken zum Greifen von Gegenständen. Diese Prothese gilt als technische Meisterleistung. Sie wurde durch ein ausgeklügeltes System von Federn und Zahnrädern bewegt. Götzens militärische Karriere war nicht beendet, sondern ging eigentlich erst richtig los. Er tauchte wieder bei Händeln und Streitigkeiten auf. Ja, man könnte ihn fast als Fehdeunternehmer bezeichnen. Er war kein versprengter letzter Ritter sondern ein kühl kalkulierender, das antiquierte Faustrecht nutzender kapitalistischer Raubunternehmer. Er erklärte seinen Gegnern aus  belanglosem Anlass die Fehde, überfiel deren Untertanen, meist reiche Kaufleute, machte Beute und erpresste Lösegeld. Das geschah zwar alles am Rande der Legalität, aber Götz wurde reich damit. Allein aus der “Mainzer Fehde” erzielte er 10.000 Gulden Reingewinn, nach heutigen Geldwert ein Millionenvermögen. In sieben Jahren focht er in eigener Sache 15 Fehden aus und leistete bei “Freunden und guten Gesellen” Hilfe. Zwar wurde er 1512 von Kaiser Maximilian wegen “Rauf-undRaubhandel” geächtet. Von dieser Acht konnte er sich loskaufen, wurde aber kurz danach wieder geächtet. Mit der Reichsstadt Nürnberg konnte er sich vertraglich einigen und 1517 konnte er sich von seinem angehäuften Reichtum

Kaufbrief_Burg_Hornberg_von_Gotz_von_BerlichingenBurg und Herrschaft Hornberg mit den Dörfern Zimmern und Steinbach kaufen. Er wird württembergischer Amtsherr in Möckmühl und heiratet 1517 Elisabeth von  Gailing, eine Nachfahrin des legendären Raubritters Eppele von Gailingen, der 1381 qualvoll hingerichtet worden war. Sein Treiben setzte er munter fort. 1519 aber überwältigte ihn  eine Truppe der Stadt Heilbronn und setzen ihn dort fest. Er wurde dort in den Diebsturm verbracht. Georg von Frundsberg und Franz von Sickingen setzten sich für ihn ein, so dass er den Diebsturm mit “ritterlicher Haft”in  “Wagemanns Wirtshaus” am Marktplatz vertauschen konnte. Dort war er dann mit Frau und Kindern 3 1/2 Jahre in Heilbronn festgesetzt und erst nachdem er Urfehde geschworen hatte, das heißt er verzichtete unter Eid auf jedwede Fehde, durfte er wieder nach Hornberg zurück. Er kam also erst 1522 wieder frei, was ihn vielleicht davor bewahrte in die Sickingsche Katastrophe hineingezogen zu werden. Dieser hatte 1522 den Reichsritteraufstand ausgelöst und kam im Jahre 1523 bei der Belagerung der Feste Landstuhl ums Leben. Götz wusste wohl über die Pläne Franz von Sickingens recht gut Bescheid. Im Frühjahr 1525 brach dann

images4Bauernkrieg aus. Am 24. April 1525 kam der Odenwälder Haufe in die Nähe seiner Burg Hornberg. Wendelin Hipler und Georg Metzler, die Führer des Odenwälder Haufens nahmen ihnzunächst mal für vier Wochen  als Hauptmann auf.  Später wird er aussagen, das sei alles nur auf Zwang geschehen und um Schlimmeres zu verhindern. Aber ungelegen dürfte ihm das Abenteuer nicht gekommen sein, nachdem er nach seinem Urfehdeschwur zur Untätigkeit verdammt auf Hornberg saß. Die Plünderung des Kloster Amorbach, das Niederbrennen der Burg Wildenberg, die Verwüstung von Miltenberg sei alles gegen seinen Willen geschehen. Götz -vier 4 Wochen Hauptmann- verließ nach Ablauf der zugesagten Frist das Bauernheer und stellte sich dem Schwäbischen Bund. Götz rechtfertigte sich persönlich vor Truchsess Georg von Waldburg, dem Bauernjörg und 1526 vor dem Reichstag in Speyer. Er kam glimpflich davon. 1528 wird er aber in Blaufelden festgenommen und nach Augsburg verbracht. Dort wird er inhaftiert und 3 Jahre gefangen gehalten. Er muss nochmals Urfehde schwören und wird in Hornberg in Hausarrest gehalten. Er hält sich peinlich genau an die Vorschriften.

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1540 wird er vom Kaiser begnadigt, da der Türkenkrieg erfahrene Kämpfer fordert.

Mit Kaiser Karl V. zog er als 60-jähriger gegen die Türken. Zwei Jahre später ist er nochmals im Heerbann gegen Frankreich dabei. Bei St. Dizier erleidet er einen Ruhranfall. Nach dem  dem Frieden von Crespy kehrt er nach Hornberg zurück. Nachdem Tod seiner Ehefrau hat er noch mit zwei Mägden Kinder

1550 macht er sein Testament. Ab 1559 diktiert er, fast erblindet, seinem Pfarrer Georg Gottfried aus Neckarzimmern seine Memoiren. Am 23. Juli 1562 stirbt er “uber etlich und achtzig Jahre alt”. Obwohl längst protestantisch geworden wird er im Kreuzgang des Klosters Schöntals beigesetzt.

berlichingengoetz

07 Mrz 2011

Fechter in der Pfalz

1976 hat es uns in die Pfalz verschlagen. Da wir ab 1977 ein Haus angemietet

blühender Garten hatten, war Platz genug da, um die Fechter ein zu laden. Und da zwischen Biberach und der Pfalz nicht gerade Welten liegen, wurde das im Frühjahr realisiert. Da ist Spargelzeit und damit lohnt sich ein Pfalztrip. Rautenstrauchs komplett, Dreys komplett, Monika und Gabriel und Bernhard folgten der Einladung.

Von Freitag bis Sonntag  war Pfalz angesagt.

schön, die Moussaka weil sie so schön war,nochmal

Freitag nachmittag traf die Kolonne aus Biberach ein. Abends gab es Moussaka.

Nach der langen Anfahrt war der entsprechende Appetit vorhanden. Das SprichwortMoussaka gibts

viele Köche verderben den Brei stimmte hier

nicht. Nach kurzem Anstehen bekam jeder seine Portion und es schmeckte ausgesprochen lecker. Man ass sich durch.

Frisch gestärkt konnte man den kommenden beiden Tagen getrost ins Auge sehen.

immer schön anstellen

Beate und Franz-Karl mussten am Samstag früh los. Der Spargel sollte ja gekauft worden. In Scheibenhard kann man ab 7.00 morgens Spargel kaufen, den die Bauern in der Früh stechen und dann an die Sammelstelle bringen. Zwischen Stechen und Verkauf liegen dann gerade mal zwei Stunden! Bei der Gelegenheit erinnerten wir uns schmunzelnd an einen Marktbesuch in Münster. Dort fragten wir an einem Stand, von wo denn der Spargel komme. Antwort na von hier – aus Schwetzingen! Sowas nennt man Eingemeindung.

Dann gings natürlich noch zum “Nagelbäcker” in Kandel. Da gabs den besten Rahmkuchen der Südpfalz. Leider ist der Nagelbäcker jetzt auch schon Geschichte.

Wenn wir nach dem Pfalztreff nach Biberach fuhren, mussten wir immer  Rahmkuchen mitbringen. Das war gar nicht so einfach, denn im Auto entfaltete so ein  Rahmkuchen einen gefährlich verführerischen Duft. Einmal blieben wir bei Ulm auf der A 8 im Stau hängen. Das hat der Rahmkuchen nicht überlebt.

ätsch,wir wissen was es gibt In der Pfalz, gleich gibts was zu essen

Und dann war noch in Minfeld so eine kleine Konditorei. Dort konnte man Zugaben abgeben, z.B. Erdbeeren, Zucker, Milch usw. und die haben dann Eis draus gemacht, das man dann fertig wieder abholen konnte. Nach dem Einkauf kriegte dann jeder Fechter ein knappes Kilo Spargel in die Hand gedrückt. Das durfte er

Monika in der Pfalz zwei Köchinnen

schälen und mittags wurde dann Spargel gekocht. Dann gabs Spargel satt für alle. Zum Nachtisch Minfelder Erdbeereis und zum Kaffee Rahmkuchen. Am nächsten Tag stand noch eine Pfalzrundfahrt auf dem Programm. Es ging durchs Felsland nach Dahn. Sascha betätigte sich zum Amüsement von allen als Fremdenführer und er erläuterte die Pfälzer Sehenswürdigkeiten z. B. den “Fräuleinsprung” in Dahn.

Danach war noch ein bisschen Dösen, Plaudern und Zeitunglesen angesagt.in der Pfalz nach dem essen sollst Du ruhn

Wie man sieht, haben die Fechter bei den Getränken auf Selbstversorgung gesetzt.

Dabei gibts in der Pfalz doch Wein en masse!

wer einen Platz will,findet Zeitunglesen

Nach einem genussvollen und erlebnisreichen Wochenende machten die Fechter sich wieder auf den Heimweg, nicht ohne noch im Eyachtal eine Pause eingelegt zu haben.

Auf dem Weg in die Pfalz Rast

07 Mrz 2011

Kloster Seligenstadt

Einhard

Seligenstadt ist  schon in römischer Zeit entstanden. In der Regierungszeit Trajans  wurde um 100 nach Christus ein Kohortenkastell gebaut, denn am Main verlief ein Limesabschnitt. Um 260 mit dem Alamanneneinfall wurde das Kastell aufgegeben.

Um 770 wurde im Maingau, das ist das Siedlungsgebiet im Mainknie östlich von Frankfurt und im nördlichen Odenwald sowie rechts des Mains um Aschaffenburg im Herzogtum Franken, Einhard als Sohn einer adligen ostfränkischen Familie geboren. Er wurde im Kloster Fulda erzogen und ist dort zwischen 788 und 791 als Urkundenschreiber belegt. Vom Fuldaer Abt Baugulf wurde er zur Vervollkommnung seiner Bildung an die Aachener Hofschule entsandt. Dort wurde er Schüler von Alkuin und zählte bald zum engsten Kreis Karls des Großen. Er leitete die Errichtung vieler Bauten Karls, so die Pfalzen in Ingelheim und Aachen und die Brücke in Mainz. In der Hofschule gab man ihm wegen seines technischens Talents den Beinamen Beseleel, der der  Erbauer der Stiftshütte unter Moses war. Aber auch mit politischen Missionen wurde er von Karl beauftragt. So war er 806 in Rom, um die Zustimmung des Papstes zur vom Kaiser beschlossenen Reichsteilung einzuholen. Er genoss aber auch das vollste Vertrauen von Karls Sohn und Nachfolger Ludwig dem Frommen. Dieser vertraute ihm die Erziehung seines Sohnes Lothar I. an. Einhard war mit Imma, einer Schwester Bischof Bernhard von Worms verheiratet. Ludwig schenkte ihm Güter in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Dort gründete er ein kleines Kloster von dem noch die Einhardsbasilika, 827 fertiggestellt, steht. Für seine Kirche ließ er durch seinen Geheimschreiber Ratleik in Rom Reliquien “besorgen”. Da schon Gregor der Große die Entfernung von Reliquien mit der Todesstrafe belegt hatte, ging das natürlich nur mit juristisch nicht einwandfreien Methoden. Von Diebstahl, Lug und Trug ist die Rede. Aber wenn es um Reliquienerwerb ging, war das völlig normal. Einhard beließ die Reliquien allerdings nicht lange in Steinbach. 834 gründete in Seligenstadt, das als Obermühlheim 815 erstmals urkundlich erwähnt ist, ein Kloster. Dorthin wurden die Reliquien von Petrus und Marcellinus, zweier Märtyrer aus der Zeit der der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian 304 verbracht. Der Name wandelte sich von Obermühlheim zu Seligenstadt, weil in christlicher Tradition die Verehrung von Reliquien eine beseligende, Trost und Heil stiftende Wirkung hat. So wurde aus beseligende Stätte schließlich Seligenstadt.

800px-Seligenstadt_De_Merian_HassiaeEinhards Gemahlin Imma verstarb  836. Von Ludwig dem Frommen wurde Einhard als Laienabt und erster Abt von Seligenstadt eingesetzt. Das war damals ebenfalls nicht außergewöhnlich. Außerdem verwaltete er auch die Klöster St. Peter und St. Bavo in Gent, St. Servatius in Maastricht und St. Cloud  bei  Paris. auch das war damals durchaus üblich. Bekannt wurde Einhard vor allem auch durch seine Karlbiographie, die Vita Caroli Magni. Einhard starb am 14. März 840 in Seligenstadt. Dort ist er auch beerdigt. Die Grabinschrift verfasste der Fuldaer Abt Hrabanus Maurus. Nachfolger. Einhards wurde Ratleik. Um 1000 amtierte Abt Beringer. Er führte den Weinbau in Seligenstadt ein. Diese Tradition wird heute noch durch den Staatlichen Hofkeller in Würzburg gepflegt.

Abtswind_1_2_1_1_1Die Abtei war bevorzugter Ort für Herrscherbesuche und Hoftage.

1045 Kaiser Heinrich III. die Eigenberichtsbarkeit des Klosters und verlieh das Markt-und Zollrecht. 1063 wurde das Kloster dem Erzbistum Mainz unterstellt. Kaiser Heinrich IV. bestätigte dem Erzbischof von Mainz die Rechtmäßigkeit des Besitzes der Abtei.

1188 hielt Kaiser Friedrich I. einen Hoftag in Seligenstadt ab. Während der Regierungszeit Barbarossas erhielt Seligenstadt die Stadtrechte. Ein Königshof (Palatium) am Main wurde erbaut. Es gab immer wieder Rivalitäten zwischen Stadt und Abtei, die sich anfangs des 13. Jahrhunderts gewalttätig entluden. So rissen Unzufriedene die Klostermauern ein. 1346 gründete Seligenstadt als eine von neun Städten des Oberstifts Mainz den Neunstädtebund. Man emanzipierte sich vom Erzbischof und dem Mainzer Domkapitel. Seligenstadt hatte unter anderem das Recht, eigenständig Steuern zu erheben und zu bewilligen. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Weinkeller und Fruchtspeicher der Abtei geplündert. Der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545) bestrafte die Stadt, indem er ihr die bisher geduldete Selbstständigkeit nahm.

1625 wütete die Pest in Seligenstadt. Ihr fielen auch Abt Martin Kays und kurz vor ihm Johann Jakob Walz, sein Koadjutor, d.i. der Stellvertreter des Abts mit dem Recht auf die Nachfolge zum Opfer.  Nun wurde Leonhard Colchon, der aus Lüttich stammte, zum Abt gewählt. In der Bursfelder Kongregation war er bereits eine wichtige Persönlichkeit. 1626 war er zum Visitator der Bursfelder Kongregation der Klöster St. Jakob in Köln und St. Pantaleon in Erfurt ernannt worden. In dieser Zeit wurde Seligenstadt der Bursfelder Kongregation eingegliedert. Es wurden nur noch Bauern- und Bürgersöhne in den Konvent aufgenommen. Mit dieser

Beschränkung konnte weiteren Misständen in der Spätfeudalzeit erfolgreich entgegengewirkt werden. Der Dreißigjährige Krieg war in vollem Gange und brachte auch für Seligenstadt weiter schwere Zeiten. Um 1631 verwaltete ein Kommissar im Auftrag Gustav Adolfs die Abtei. Die Seligstädter Bürger leisteten Kontributionszahlungen, um das Niederbrennen der Häuser zu verhindern.Als der König mit seinem Heer weiterzog, plünderten die zurückgebliebenen Soldaten trotzdem Stadt und die Abtei und verwüsteten das Innere der Basilika. 1637 bis 1641 waren die Schweden nochmals in der Stadt, das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche interniert. 1641 verstarb der Präsident der Bursfelder Kongregation Heinrich Spichernagel. 1642 wurde der Seligenstädter Abt von 17 Äbten einstimmig zum Präsidenten der Kongregation gewählt. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Tode 1653 aus. Unter seinen Nachfolgern Franciscus I. und Franciscus II. wurde die Abtei barockisiert. 1699 wurde die Prälatur errichtet, in der die Abtswohnung, Gästeunterkünfte und eine Bibliothek Platz fanden. Der gichtkranke Abt Peter IV. richtete um 1720 eine Apotheke ein. 1725 wurde das Sommerrefektorium errichtet, ein besonders schönes Beispiel der barocken Erneuerung.

kreuzgangSchon 1743 war die Maingegend wieder Kriegsschauplatz. Während der Schlacht bei Dettingen im österreichischen Erbfolgekriegs war die Abtei Hauptquartier der französischen Truppen und nach deren Niederlage ein Lazarett. Nach der Säkularisation 1803 kam Seligenstadt an den Großherzog Ludwig I. von Hessen. Er ließ die Abtei schließen. Der letzte Abt Marcellinus II. Molitor durfte im kloster verbleiben und täglich in der Abteikirche zelebrieren.

Seit 1948 untersteht die Abteianlage der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten des Bundeslandes Hessen.

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03 Mrz 2011

Kloster Zwiefalten

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Auf der Schwäbischen Alb fließen zwei Flüsschen zusammen, die Zwiefaltener Aach und die Kessel-Aach. Daher leitet sich der Name Zwiefalten, das 904 zum ersten Mal erwähnt wird, ab.

Im 11. Jahrhundert leben bei Reutlingen die Grafen von Achalm. Kuno von Wülfingen und Liutold, Söhne und Erben des Grafen Rudolf von Achalm und seiner Gemahlin Adelheid von  Wülfingen stiften 1089 das Kloster Zweifalten. Graf Rudolf war der Vollender der Achalm, deren Bau um 1040 begonnen worden war. Eigentlich sollte in Altenburg am Neckar nahe dem Stammsitz ein Kloster gegründet werden. Da dort nicht ausreichend Wasser war, wurde Zweifalten gewählt.

Papst Gregor VII., der entschiedene Gegner Heinrich IV., war vor kurzem gestorben (1085). Der Investiturstreit hatte seinen Höhepunkt überschritten. Die beiden Grafen waren Parteigänger Gregors. Ratgeber bei dem Klosterprojekt waren der ebenfalls papsttreue Bischof Adalbero von Würzburg (um 1010 bis 1090), der wegen seiner Papsttreue aus Würzburg vertrieben worden war und Abt Wilhelm von Hirsau (um 1030 bis 1091), während des Investiturstreites ebenfalls auf Seite des Papstes und Verfechter der cluniazentischen Reformbewegungen so wie Papst Gregor ja auch aus Cluny kam und dort vor seiner Wahl als Papst als Mönch Hildebrand gelebt hatte. Außerdem wurde der Bempflinger Vertrag abgeschlossen. Das war ein mündlicher Erbvergleich zwischen den Grafen Kuno und Liutold einerseits und Graf Werner IV. von Grüningen andrerseits. Da die beiden Grafen erbrechtlich kinderlos waren, –Kuno hatte drei illegitime Kinder-, war eine solche Absprache nötig, um spätere Ansprüche des Grafen Werners und seiner Erben  an das Kloster zu vermeiden. Werner war der Sohn von Willibirg von Achalm, der Schwester der beiden Grafen. Dieser Vertrag wird in der Zwiefaltener Chronik (1135-1138)der Mönche Ortlieb und Berthold erwähnt. Die Mönche wollten mit dieser schriftlichen Fixierung wohl auch Rechtssicherheit für das Kloster schaffen. Da die Klostergründung sehr rasch vor sich gehen sollte, mussten die Einwohner des Ortes auswandern, um den Ordensbrüdern Platz zu machen. Ihre Häuser wurden zu Zellen, die Pfarrkirche zu einer Klosterkirche umgewandelt. Aus dem Kloster Hirsau kamen 17 Mönche nach Zwiefalten. Abt Wilhelm gab ihnen Wezilo zum Propst. Nach zwei Jahren wurde der erst Abt gewählt und jetzt begann man auch mit dem Bau des Klosters. Gewählt wurde Noker (1091-1095)von Zwiefalten, der mit dem “Memento Mori” die erste deutsche Bußpredigt in Reimform geschrieben hatte, wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts verfasst und in einer Straßburger Handschrift überliefert. Die Grafen waren bis jetzt noch Eigentümer ihres gestifteten Gutes. Dieses wurde 1092 feierlich übergeben, der Sitte gemäß durch die Hand eines Dritten, hier des Grafen Mangold von Veringen. Graf Mangold stellte das Kloster im Folgejahr unter den Schutz Papst Urbans II. Der Graf erhielt die Bestätigung des Klosters 1093. Diese ist noch im Original vorhanden. Für diesen Schutz musste das Kloster jährlich die symbolische Entrichtung eines Goldstückes erbringen. Das war so üblich. So musste z. B. das Kloster Wiblingen ebenfalls jährlich einen “Byzantiner” entrichten. 1092 starb Graf Kuno und 1098 Liutold, der inzwischen ins Kloster eingetreten war. Das Kloster erbte den größten Teil des Besitzes. Außerdem folgten viele Mitglieder schwäbischer Adelsfamilien dem Beispiel Liutolds und traten ins Kloster ein, wie Adalbert von Oberstetten und Otto von Steußlingen. Dieser war unter Konrad III. in Polen und hat dort von der Mutter der Piastenfürsten, die mit Herzog Boleslaus verheiratet war. Reliquien für das Kloster Zwiefalten erhalten. Von dieser Reliquientranslation ist auch in der  in der Zwiefaltener Chronik des Ortliebs berichtet. Das Kloster fand neben Herzog Boleslaus und den Grafen von Veringen eine große Zahl von Wohltätern, die alle bei Ortlieb in der Chronik verzeichnet sind. Zwischen 1095 und 1139 entwickelte sich das Kloster zu einem kulturellen und religiösen Zentrum in Oberschwaben und erlebte seine erste Blüte. Parallel zum Männerkloster entstand auch ein Frauenkloster. 1101 war Gräfin Adelheid von Dillingen, die Witwe des Grafen Ulrich von Gamerdingen eingetreten und hatte das klösterliche Gelübde abgelegt. Allerdings fand man in Zwiefalten die zu große Nähe von Männer-und Frauenkloster bald als anstößig. Unter Adelheid wird in der Nähe ein neues Frauenkloster gebaut. Wann es genau zu bestehen aufgehört hat, weiß man nicht. Mitte des 13. Jahrhunderts besteht es nicht mehr.

Neben den Consuetudinis Hirsaugienses legte die Hirsauer Reform auch die freie Vogtswahl fest. Als Graf Kuno 1092 gestorben war, sein Bruder Liutold schon alt war und außerdem Mönch im Kloster, wollte er sich mit der Vogtei nicht mehr befassen. Auf Bitten Luitholds wählten dann die Fürsten, die wegen des Landfriedens gerade in Ulm versammelt waren, 1093 den Staufer Welf IV. als Schutzvogt des Klosters. Zum einen war er einer der mächtigsten Fürsten der päpstlichen Partei, zum andern besaßen die Welfen die feste Burg Wartstein in der Nähe des Klosters. 80 Jahre blieben die Welfen im Besitz der Vogtei. 1173 wurde sie ihnen jedoch abgenommen und dem Grafen Albert von Hohenberg übertragen.

Hildegard

Die Blüte der Abtei zeigt sich auch in einem sehr produktiven Skriptorium mit einer sehr großen Zahl von illuminierten Handschriften. Zwiefaltener Mönche waren auch in dem Kloster der Heiligen Hildegard von Bingen, auf dem Ruppertsberg tätig. Es gibt dreizehn erhaltene Briefe Hildegards. Die Äbtissin war auch zwischen 1170 und 1173 selbst zu Besuch in Zwiefalten. 1138 zählte das Kloster 70 Mönche, 130 Laienbrüder und 62 Klosterfrauen. Bis zur letzten Nennung des Frauenklosters in Urkunden 1358 weisen  die Nekrologien 550 Nonnen auf.

1303 übertrug die Abtei die Vogtei 1303 den Habsburgern. Diese überließen sie 1365 den Grafen von Württemberg. Die Württemberger legten ihre Vogteirechte ziemlich extensiv aus, so dass es immer wieder zu Reibereien kam. 1422 ist die Abtei in den Reichsmatrikeln geführt. Diese regelten, ob und wieviele Truppen die Reichsstände für das Reichsheer stellen mussten oder ob Geldbeträge festgelegt wurden.

1474 wurde Georg Fischer Abt (bis 1515). Er stellte sein Kloster wieder unter österreichischen Schutz

1491 wurde der Vertrag zu Nürnberg geschlossen. Die Schirm-und Kastenvogtei, sowie die hohe Gerichtsbarkeit wurde Württemberg für immer zuerkannt.  Das Kloster sollte dann aber nicht mehr als die alte Vogteiabgabe leisten.Das Kloster wurde nicht landsässig.

In Fischers Amtszeit wurde das Kloster wirtschaftlich saniert. Er ließ moderne Gemeinschaftsräume errichten, Dormitorium, Bibliothek und Krankenhaus. Außerdem sorgte er für die theologische Bildung der Konventualen durch Studien an der 1477 gegründeten Universität Tübingen. Seine Nachfolger Sebastian Müller (Molitor) und Nikolaus Buchner mit je zwei Amtszeiten (insgesamt von 1515 bis 1567) zeigten ebenfalls Reformeifer, alles anlehnend an die Statuten der Bursfelder Reform.

Im Bauernkrieg lagerten auf dem Teutschbuch in der Nähe von Zwiefalten 12000 Bauern. Sie überfielen und plünderten das Kloster. Viele Urkunden und die Fahnen der Stifter gingen verloren

Die Mönche waren so verängstigt, dass sie auf die Burg Gundelfingen flohen.

Politisches Ziel der Herzöge von Württemberg blieb es, die Abtei wieder Grafschaft einzugliedern und nach Einführung der Reformation in Württemberg 1534 auch die Abtei Zwiefalten aufzuheben wie die anderen 14 Männerklöster in Württemberg. Doch das Kloster konnte die Ausbreitung des neuen Glaubens auf sein Territorium verhindern.

Schwere Zeiten brachte der Dreißigjährige Krieg über die Abtei. Dreimal wurde sie ausgeplündert. Besonders hart ging es her, als der schwedische General Horn im Jahre 1633 bei Mochenthal von altringer geschlagen wurde und über Zwiefalten floh. Auch bei diesen drei Schwedeneinfällen gingen unschätzbare Schiften und Urkunden verloren. Im Jahr 1635 wütete dann noch die Pest in Oberschwaben.

Ab 1688 begann mit dem Neubau der Klosteranlage unter Abt Johann Martin Gleuz (1675-1692) In zwei weiteren Abschnitten entsandt bis 1700 unter Leitung des Baumeisters Franz Beer. Unter den Äbten  Augustin Stegmüller (1725-1744) und

1697127Benedikt Mauz (1744-1765) wurde das romanisch-gotische Münster durch Baumeister Johann Michael Fischer (1692-1766) komplett neu erbaut, ein Hauptwerk des Spätbarocks. Die Stukkaturen stammen vom dem Wessobrunner Stukkateur Johann Michael Feuchtmayr.

1750 konnte sich das Kloster von den Verpflichtungen gegen wie Württemberger freikaufen und erlangte die Reichsunmittelbarkeit. Ab jetzt waren die Zwiefaltener Äbte reichsfreie Landesherren. Allerdings währte die neue Freiheit nicht lange. Die Säkularisation von 1802 beendete das Klosterleben. Das Kloster wurde aufgehoben. Der letzte Abt Gregor Weinemer (1787-1803) ergielt seinen Sitz in Mochenwangen. Zwiefaltens Besitz ging 1806 an das neue Königreich Württemberg. Im ehemaligen Kloster wurde 1812 die “Landesirrenastalt” eingerichtet.

Die gesamte Anlage wurde von 1974-1984 umfassend saniert.

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28 Feb 2011

Meersburg Neues Schloss

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In Konstanz führte Ambrosius Blarer 1525 die Reformation. Daraufhin siedelte im Jahr 1526 Bischof Hugo von Hohenlandenberg (Amtszeit 1496-1529 und nochmals kommissarisch von 1531 bis zu seinem Tod 1532 kommissarisch da sein Nachfolger Balthasar Merklin gestorben war) auf die Burg Meersburg über, die seit 1210 im Besitz der Bischöfe von Konstanz war.  Meersburg lag mitten im Territorium des Hochstifts Konstanz, wo die Fürstbischöfe auch Landesherren waren. Die Burg war im Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1646 schwer beschädigt worden. Nachdem man sich im Land von den verheerenden Kriegsfolgen erholt hatte wurde im ganzen Land überall mit Bauen begonnen. Klöster und Fürstbischöfe und der Adel errichteten neue Residenzen. Das Zeitalter des Barock hatte begonnen. die neuen Bauten waren auch ein bisschen Zeichen der Gegenreformation. Im Bistum Konstanz war am 21. Juli 1704  Johann Franz Schenk von Stauffenberg zum

Johann_Franz_StauffenbergBischof gewählt worden, eine auch fürs Reich wichtige Entscheidung, da der spanische Erbfolgekrieg im Land ausgetragen wurde (Schlacht von Höchstädt 1704) Bayern operierte mit Frankreich gegen Österreich und England.

1710 fasst der Bischof den Entschluss, neben dem alten Schloss einen neuen Bau zu errichten. Baumeister Christoph Gessinger (1670-1735) erbaute einen langestreckten, zweigeschossigen Einflügelbau. Dieser wird 1712 vollendet. Die fürstbischöflichen Kanzleien beziehen das Gebäude. Das Erdgeschoss war durch Vorratsräume belegt und für ein höfisches Leben ungeeignet. In den seitliche Pavillons stiegen die Treppen eng auf und eine Kapelle war nicht vorgesehen

1740 wird dann Damian Hugo Philipp von Schönborn zum Nachfolger von

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Stauffenbergs ernannt, nachdem er schon 1722 zum Koadjutor des Bistums Konstanz gewählt worden war unter Mithilfe seiner Brüder, die alle Fürstbischöfe waren, Lothar Franz in Bamberg, Franz Georg in Worms und Friedrich Karl in Würzburg. Damian Hugo war von 1719 bis 1740 Bischof von Speyer und verlegte nach heftigen Streitereien mit dem protestantischen Rat der Stadt seinen Sitz nach Bruchsal. Die Schönborns waren alle “vom Bauwurm” befallen. Ohne die Schönborns wäre Deutschland um prachtvolle barocke Bauten ärmer. In Würzburg und Bruchsal wurde von Balthasar Neumann die Residenz bzw. das Schloss errichtet; in Pommersfelden Schloss Weißenstein  von Johann Dientzenhofer und in Meersburg überarbeitete Balthasar Neumann den Entwurf Gessingers. Von ihm stammt das Treppenhaus und die Hofkapelle.

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Casimir Franz von Sickingen, Schönborns Nachfolger nahm keine Neubauten vor.

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Das machte dann Franz Konrad von Rodt, der von 1750-1775 regierte. Dieser verpflichtete den Deutsch-Ordens Baumeister Franz Anton Bagnato (1731-1810).Der versieht die Schlossfassaden mit geschwungenen Giebeln und reicher Ornamentierung und er verändert die Raumaufteilung. Die malerische Ausgestaltung des Treppenhauses und des Festsaales wird von dem kurmainzischen Hofmaler Giuseppe  Appiani vorgenommen. Die Stukkaturen stammen von Carlo Pozzi.

Mit der Säkularisation endete die Zeit der Fürstbischöfe in Meersburg. Das neue Schloss wurde im Oktober 1802 von badischen Truppen in Besitz genommen. Das neue Schloss dient in der Folge Amtsgefängnis, Fräuleininstitut und Oberschule.

Von 1945 bis 1955 waren hier französische Truppen untergebracht und seit 1955 ist es im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Bis zum Jahr 2012 bleibt es wegen notwendigen Sanierungsarbeiten geschlossen.

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25 Feb 2011

Meersburg Altes Schloss

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Das alte Schloß

Auf der Burg haus‘ ich am Berge,
Unter mir der blaue See,
Höre nächtlich Koboldzwerge,
Täglich Adler aus der Höh‘,
Und die grauen Ahnenbilder
Sind mir Stubenkameraden,
Wappentruh‘ und Eisenschilder
Sofa mir und Kleiderladen.

Schreit‘ ich über die Terrasse
Wie ein Geist am Runenstein,
Sehe unter mir die blasse
Alte Stadt im Mondenschein,
Und am Walle pfeift es weidlich,
– Sind es Käuze oder Knaben? –
Ist mir selber oft nicht deutlich,
Ob ich lebend, ob begraben!

Mir genüber gähnt die Halle,
Grauen Tores, hohl und lang,
Drin mit wunderlichem Schalle
O Langsam dröhnt ein schwerer Gang;
Mir zur Seite Riegelzüge,
Ha, ich öffne, laß die Lampe
Scheinen auf der Wendelstiege
Lose modergrüne Rampe,

Die mich lockt wie ein Verhängnis,
Zu dem unbekannten Grund;
Ob ein Brunnen? ob Gefängnis?
Keinem Lebenden ist’s kund;
Denn zerfallen sind die Stufen,
Und der Steinwurf hat nicht Bahn,
Doch als ich hinab gerufen,
Donnert’s fort wie ein Orkan.

Ja, wird mir nicht baldigst fade
Dieses Schlosses Romantik,
In den Trümmern, ohne Gnade,
Brech‘ ich Glieder und Genick;
Denn, wie trotzig sich die Düne
Mag am flachen Strande heben,
Fühl‘ ich stark mich wie ein Hüne,
Von Zerfallendem umgeben.

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Anette von Droste-Hülshoff, die wohl berühmteste Bewohnerin der Meersburg

hat auf der Burg ihre letzten Lebensjahre von 1841-1848 verbracht.

Mit dem Dagobertsturm, dem markantesten Teil der Burg wird die Vermutung verknüpft, dass die Burg vom letzten Merowingerkönig Dagobert 630 erbaut wurde. Doch wird dieser in Südwestdeutschland ja mit mehreren Burgen in Verbindung gebracht sowie z.B. mit der Burg Landeck oberhalb von Klingenmünster. Tatsächlich war Dagobert um 630 im Bodenseeraum und befasste sich mit der Christianisierung der Alemannen. Von daher erscheint eine merowingischen Burg zur Sicherung der Fernstraße Konstanz-Meersburg-Ulm zumindestens nicht unwahrscheinlich. Gestützt wird diese Theorie durch die “Schweizerchronik” des Johannes Stumpf von 1548. Freiherr Joseph von Lassberg,

der Schwager Anettes von Droste-Hülshoff und Besitzer der Meersburg vertritt diese Theorie auch. Die Megalithquader im Fundament des Dagobertturms können architekturhistorisch betrachtet sowohl im 7. Jahrhundert als auch 12 oder 13. Jahrhundert vermutet werden. Nach der Quellenlage 1137(-ich habe drei Ersterwähnungsdaten gefunden, nämlich 1113,1137 und 1147, kann aber nicht genau verifizieren, welches zutrifft) wird die Meersburg als “Merdesburch” erstmals urkundlich erwähnt. Aber die Datierung scheint ja eh nicht ganz einfach zu sein. In Meersburg beging man 1988 eine große Tausendjahrfeier und bezog sich dabei auf eine Urkunde, die von Kaiser Otto III. ausgestellt wurde, aber wohl in Merseburg.

Die Meersburg war damals im Besitz der Grafen von Rohrdorf-Messkirch, einem seit 1050 erwähnten Hochadelsgeschlecht mit reichem Grundbesitz im Hegau und im Linzgau. Möglicherweise waren sie Erbauer der Meersburg. Das Grafengeschlecht starb mit Mangold III. 1210 aus. Die Meersburg war von 1210 bis 1803 in ununterbrochenem Besitz der Bischöfe von Konstanz. Nachgewiesen sind auf der Burg der Staufer Friedrich II., den sein Vater Heinrich VI. schon als Zweijährigen als Rex Romanorum wählen ließ. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1197 musste er sich seine Anerkennung in Deutschland erst erkämpfen und kam 1211 als “Kint von Pülle” in Konstanz an und begann seinen Zug durchs Oberrheintal. Auch Konradin, der letzte Staufer, soll vor seinem Aufbruch nach Italien auf der Meersburg

index1gewesen sein. Im Schutz der Konstanzer Bischöfe nahm die Stadt Meersburg großen Aufschwung. 1233 erhielt es das Recht einen Wochenmarkt abzuhalten. 1299 erhielt es das Stadtrecht. Aber eine bürgerliche Selbstverwaltung gab es unter den Bischöfen nicht. Wenn es Querelen um das Amt des Bischofs gab, war natürlich auch Meersburg darin verwickelt. 1334 gab es eine Doppelwahl und so kämpften zwei Kandidaten um das Bischofsamt. Nikolaus von Frauenfeld war von der päpstlich gesinnten Mehrheit des Domkapitels unterstützt worden und wurde natürlich vom Papst, zu der Zeit Johannes XXII. anerkannt. Der Gegenkandidat Albrecht von Hohenburg wurde vom Gegenspieler des Papstes dem deutschen Kaiser Ludwig dem Bayern unterstützt. Nikolaus von Frauenfeld verschanzte sich 14 Wochen lang in der Meersburg und wurde von den kaiserlichen Truppen belagert. Nach verschiedenen Quellen wurden bei dieser Belagerung zum ersten Mal auf deutschem Boden Feuergeschütze eingesetzt. Die kaiserlichen Truppen mussten abziehen. Der papsttreue Nikolaus von Frauenfeld wurde schließlich  vom Kaiser anerkannt. Diese Niederlage schwächte die Schwabenpolitik Ludwigs und stärkte die Position der Habsburger. Der Bischof ließ von 400 Bergleuten aus Todtnau, dem damaligen Zentrum für Silberbergbau den 37 m tiefen Burgbrunnen und den bis zu 14 m tiefen Burggraben anlegen. Auf dessen Grund steht heute noch eine im 17. Jahrhundert erbaute Mühle mit großem Wasserrad.

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Im Jahre 1414 weilte Kaiser Sigismund während des Konstanzer Konzils auf der Burg.

1458 wollten die Stadtbewohner mehr Rechte. Es kam zum Aufruhr, der aber niedergeschlagen wurde. Einen oppositionellen Bürgermeister ließ der Bischof 1461 im See ertränken.

Im Bauernkrieg von 1525 zog die aufständischen Bauern mit dem Seehaufen vor Meersburg. Sie wurden von Bürgern, die mit den Bauern sympathisierten, in die Stadt eingelassen. Die Burg sollte gestürmt werden. Man einigte sich aber gütlich auf dem Verhandlungsweg. Kilian von Reichlin, der bischöfliche Vogt in Meersburg übergab den Bauern mit ihrem Führer Hans Eitel 300 Gulden, ein Geschütz mit Munition und 6 Fuder Wein (ein badisches Fuder sind immerhin 15 Hektoliter!). Dann zogen sie wieder ab. Bei den Bauern war auch ein Pfarrer, Johann Heuglin. Diesem wurde im Jahr 1526 in Meersburg auf dem Marktplatz öffentlich der Prozess gemacht. Er wurde zum Tode verurteilt und verbrannt.

Schon ab 1520 zeigte sich der Konstanzer Stadtrat aufgeschlossen für die Lehren Luthers. Der Domprediger Wanner zählte zu den Anhängern Luthers. Der 1492 in Konstanz geborene Ambrosius Blarer führte dann 1525 in Konstanz die Reformation  ein. Er reformierte auch die schwäbischen Reichsstädte Ulm, Esslingen, Isny, Augsburg und Lindau. Im Auftrag von Herzog Ulrich reformierte er 1534 das Herzogtum Württemberg. Der Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg (1496-1532) verlegte seinen Sitz 1526 von Konstanz nach Meersburg. In geistlichen Herrschaften hatte die Einführung der Reformation meist für große Problem zwischen Obrigkeit und Stadt gesorgt, wie man z. B. auch an der Fürstabtei Kempten sehen kann. Die Meersburg war vorübergehend der Hauptsitz der Konstanzer Fürstbischöfe. Bereits 1548 zwangen die Habsburger Konstanz zur Rekatholisierung. Konstanz wurde seines Status als freie Reichsstadt enthoben und nach Vorderösterreich eingegliedert. Der Bischof konnte zurückkehren. Seine Residenz behielt er aber bis zum Ende des Bistums 1821 in Meersburg.

Im 30-Jährigen Krieg waren die Schweden zweimal vor Meersburg. 1633 belagerten die Schweden unter General Gustav Horn Konstanz und versuchten auch Meersburg einzunehmen. 1635/36 wütete die Pest in Meersburg. 1646 kamen die Schweden zurück. Sie zerstörten den Ort und die Burg Bodmann. In Meersburg schossen sie den Dachstuhl in Brand. Die Bevölkerung ist auf ein Sechstel geschrumpft. Meersburg erholt sich allmählich von den Kriegslasten. Handwerk und Gewerbe leben von der Versorgung der bischöflichen Hofhaltung, von Kornhandel und Weinbau.

Johann Franz Schenk von Staufenberg lässt ab 1710 das Neue Schloss östlich der alten Meersburg erbauen. Ab 1750 diente due Burg nur noch Verwaltungszwecken.

Mit der Säkularisation 1802 wird geht das Alte und das Neue Schloss in Meersburg an das Großherzogtum Baden über. 1814-1836 ist sie Sitz des badischen Hofgerichts für die Seeprovinz. Die Burg soll abgerissen werden. Dann erwirbt sie 1838 Joseph Freiherr von Lassberg. Er zieht mit seiner Frau Maria Anna Freiin zu Droste-Hülshoff ,genannt Jenny, auf der Meersburg ein. Auch die Schwägerin 220px-Burg_Meersburg_April_2010_1010924Anette Droste-Hülshoff zieht 1841 in der Burg ein. Sie wohnt in einem Flügel der Burg. Die Gebrüder Grimm, Ludwig Uhland, Justinus Kerner und Gustav Schwab sind Gast auf der Meersburg. Anette stirbt am 24. Mai 1848 auf der Burg. Nach dem Tode Lassbergs 1855 wird sie an die Zwillingstöchter Lassbergs , Hildegard und Hildegund, vererbt.

Diese können die Burg nicht halten und so wird sie 1877 von  Carl Meyer von  Mayerfels erworben. Die Burg ist bis heute im Privatbesitz und dient den Erben als Wohnsitz. In der Burg ist ein Museum untergebracht.

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24 Feb 2011

Schneider von Ulm

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hots flige brobiert

no hot en dr Deifel

en Donau neigfierd

oder wer den Schaden hat… könnte man die Geschichte überschreiben, die sich am 31. Mai 1811 in Ulm zugetragen hat. Aber zurück zu den Anfängen. Am 24. Juni 1770 wird in Ulm Albrecht Ludwig Berblinger als siebtes Kind in bescheidene Verhältnisse geboren. Sein Vater ist Amtsknecht im städtischen Zeughaus. Es ist keine gute Zeit. Die Ernte fällt in diesem Jahr nur dürftig aus und auch im nächsten Jahr vernichtet sie der Regen. Die Getreidepreise steigen ins Unermessliche. Ulms Reichsstadtherrlichkeit hat ihren Glanz verloren. Die Stadt ist hoch verschuldet und steht vor dem Bankrott. 1773 ordnet der Kaiser einen Schuldentilgungsplan an, der die Stadt zum Verkauf von Rechten, Gütern und Gebietsteilen zwingt, freilich ohne großen Erfolg. Einige wenige Patrizierfamilien regieren Ulm und das mehr schlecht als recht. Das Wirtschaftsleben erstarrt mehr und mehr. Trotzdem hält man  an den Zunftordnungen und tradierten Vorrechten fest. Kompetenzgerangel und Konkurrenzstreitigkeiten ersticken jeden Reformansatz. Der Niedergang von Handel und Gewerbe beschleunigt sich. Die Stadt Ulm hat 17 Zünfte, die nach Vermögen und Einfluss einer strengen Hierarchie unterliegen. Einige Handwerker

220px-Gleiter_von_Ulmkönnen noch ein auskömmliches Leben führen. Die meisten aber leiden unter Arbeitsmangel oder Arbeitslosigkeit. Besonders schlecht geht es den Schustern und Schneidern., gelten die Schneider ja eh als arm. Man denke nur an die Zeichnung der Schneider in Grimms Märchen.

Albrechts Vater stirbt, als der Junge 13 ist. Die Mutter muss die drei jüngsten Kinder, unter ihnen Albrecht, ins Waisenhaus geben. Mit 14 wird er wieder entlassen. Auf Anordnung seines Waisenvaters muss er eine Schneiderlehre absolvieren. Dieses macht er klaglos und wohl nicht ohne Erfolg. Er wird vier Jahre früher als üblich Schneidermeister. 1792 heiratet er Anna Scheiffelin, die aus einer alten Donauschifferfamilie stammt. Sie bekommen 6 Kinder. Der junge Schneidermeister geht trotz der großen Konkurrenz erfolgreich seinem Handwerk nach und beschäftigt zeitweilig bis zu vier Gesellen. Im Fischerviertel kann er schon zwei Jahre nach seiner Hochzeit ein Häuschen erwerben.

Die Unzufriedenheit der Ulmer mit ihrem Ratsregiment wächst. Die Ideen der französischen Revolution finden in Rom begeisterte Anhänger. Der Unmut der Bürger entlädt sich am 9. August 1784 im sogenannten Kanonenarrest. Aufgebrachte Bürger, unter ihnen Berblinger, verhindern den Abtransport städtischer Kanonen an den Rhein, wo die kaiserliche Armee gegen die Truppen des neuen Frankreich kämpft. 1796 kommen in Ulm Revolutionspläne für eine Schwäbische Republik nach französischem Vorbild auf. Ein Verfassungsentwurf wird geschrieben, der eine moderne demokratische Gesellschaftsordnung mit Gewaltenteilung und Volkssouveränität vorwegnimmt. Aber 1802 endet die Reichsstadtzeit. Ulm wird bayrisch. Der Traum von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verfliegt.

Berblinger ist nach seiner Teilnahme am Kanonenarrest einbestellt worden und verhört worden. Möglicherweise hat ihn das eingeschüchtert. Eine gewisse Unruhe scheint ihn erfasst zu haben. 1796 verkauft er sein Haus im Fischerviertel und wohnt zur Miete am Münsterplatz. Dann erwirbt er ein Haus in der Herrenkellergasse, das er 1804 wieder verkauft. Er beschäftigt sich nun mit der Mechanik, die ihn schon als Kind beeindruckt hatte. Bei seinem Vater im Zeughaus konnte er die umfangreiche Waffen-und Modellsammlung sehen, die ihn sicher angeregt hat. Mit seinen Brüdern, einem Nagelschmied und einem Binder baut er “gut konditionierte Kinderchaisen” für die er im Ulmer Intelligenzblatt wirbt. Dann beschäftigt er sich mit dem Bau von Prothesen, die unter Ulmer Ärzten Aufsehen erregen. Dadurch ermutigt bittet er an höchster Stelle um Erlaubnis, für seine Erfindung öffentlich werben zu dürfen. Er darf zwar herstellen und verkaufen, öffentlich werben darf er aber nicht. Er wendet sich nun einer neuen Herausforderung zu, dem alten Menschheitstraum, dem Fliegen.

In Wien unternimmt der im schweizerischen Liedertswil geborene Jakob Degen seine Flugversuche. Auch Albrecht Berblinger kennt diese. Vor den Augen von Kaiser Franz I. unternimmt er einen Flug. Vier Stunden dauert er. Mit Hilfe von Schwingen kann er kleine Richtungsänderungen vornehmen. Das Grundprinzip ist völlig entgegengesetzt. Degen versucht es mit dem Schwingenflug, Berblinger erkennt die Zukunft im Gleitflug. Am Ulmer Michelsberg unternimmt er erfolgreiche Flugversuche. Es sind die ersten Gleitflüge der Luftfahrtgeschichte. Nun geht er an die Öffentlichkeit. Er gibt im schwäbischen Merkur am 24. April 1811bekannt, dass s ihm gelungen sei, eine Flugmaschine zu konstruieren. Ulm ist seit 1810 württembergisch und so soll König Friedrich ein besonderes Spektakel geboten werden. Auf der Adlerbastei wird ein 7 Meter hohes Holzgerüst errichtet, damit Berblinger die nötige Absprunghöhe hat. Am 31. Mai soll der Flug vorgeführt werden. Berblinger läuft an, erhebt sich für einen Moment in die Luft und stürzt 21001364nkopfüber in die Donau. Hohn und Spott ergießen sich über den Schneider. Berblinger ist zunächst mal abgetaucht. 1812 erhält er eine Stelle als Regimentsschneider. Seine Spur verliert sich. 1816 ist er wieder in Ulm. Sein Hang zu Trunk und Spiel ist amtlich. Er verliert sein Bürgerrecht. 1820 stirbt seine Frau an “Auszehrung” mit 54 Jahren. Berblinger heiratet 1822 nochmals und hält isch mühsam mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser.

Am 28. Januar 1829 stirbt Berblinger in einem Ulmer Spital und wird in einem Armengrab beerdigt.

Heute weiß man, dass sein Fluggerät grundsätzlich flugfähig war.  Und man weiß, dass ein Gleitflug durch die an Flüssen herrschenden Fallwinde sehr erschwert wird.

21 Feb 2011

Georg von Frundsberg

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Ulrich von Frundsberg stammt aus einem Tiroler Adelsgeschlecht, das bei Schwaz Silberbergwerke besaß. Er war Rat des Tiroler Erzherzogs  Sigismund. Er war zusammen mit seinem Bruder Johann unter den Stiftern des Rittergesellschaft St. Georgenschild und als solcher auch Hauptmann der Gesellschaft. Auf Veranlassung Kaiser Friedrichs III. wurde am 14. Februar 1488 auf dem Reichstag zu Esslingen der Schwäbische Bund als Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände gegründet. Der Schwäbische Bund baute auf der Organisationsstruktur des St. Georgenschilds auf. So war von Frundsberg auch mehrmals Bundeshauptmann des Schwäbischen Bundes. Ulrich heiratete Barbara von Rechberg. Da ihr Bruder Bero von Rechberg in Reichsacht gerät, verkauft er am 31. August 1467 Herrschaft und Burg Mindelheim an seinen Schwager Ulrich von Frundsberg und dessen Bruder Johann. Johann stirbt kinderlos und so wird Ulrich alleiniger Herr von Mindelheim. Mit seiner Frau Barbara hat Ulrich 14 Kinder, nämlich Johann, 1482 vermählt mit Helena von Rechberg aus einer anderen Rechberger Linie, Ulrich, der Bischof in Trient  ist, Thomas vermählt mit Ursula Truchsessin , Kaspar, Wolfgang,Sigmund,Christoph, die alle jung versterben, Adam der auch Hauptmann des Schwäbischen Bundes wird und 1518 unvermählt stirbt, Eva, vermählt mit Degenhart Fuchs von Fuchsberg auf Jaufenberg, Barbara vermählt mit Frisch Hans von Bodmann, Madlen vermählt mit Hieronymus zu Rosenberg, Agnes vermählt mit  Albrecht von Wildenstein zu Braitenegg, Siguna, jung gestorben und schließlich  Georg der spätere kaiserliche Feldhauptmann der 1500 Katharina von Schrofenstein heiratet und sich nach deren Tod 1518 mit Gräfin von Lodron zur Frau nimmt. Der Vater Ulrich stirbt 1501.

Georg ist am 14. September 1473 geboren. Georg wurde von seinem Vater wohl noch nach ritterlichen Brauch ausgebildet. Von wem er seine militärische Erziehung erhielt ist nicht überliefert. Aber feststeht, dass er 1492 an der Seite seines Vaters im Heer des Reichshauptmannes Markgraf Friedrich II. von Brandenburg- Ansbach

ins Feld zog, um die Acht an Albrecht V. von Bayern zu vollziehen. Dieser lenkte allerdings ein und so kam es nicht zum Kampf. Nach sieben Friedensjahren kämpfte der Schwäbische Bund im Schwaben- oder Schweizerkrieg gegen die Eidgenossen.

220px-Schlacht_bei_DorneckDie Kämpfe liefen nicht zum Vorteil für den Schwäbischen Bund und ließen diesen das Vertrauen in die militärischen Fähigkeiten Maximilians  verlieren. Die Siege der Schweizer zeigten Georg, dass die Zeit der gepanzerten Ritter zu Ende war und er erkannte den Wert der Infanterie, die Kampfkraft gut ausgebildeten Fußvolkes. Maximilian ernannte ihn zum Tiroler Feldhauptmann.

landsknechte-Pikeniere Er stellte eine schlagkräftige Truppe aus Pikenieren auf, weswegen man ihn später auch Vater der Landsknechte nannte. Er perfektionierte die Taktik der Gewalt oder Gevierthaufen, in denen die Pikeniere einen schützenden Rahmen um die anderen Nahkämpfer mit ihren Hellebarden und anderen Waffen legten. Er verfasste mehrere Werke über Kriegstaktiken. “Der treue Rat” erschien zwar anonym, ist aber sicher von ihm geschrieben.

Landsknechte waren Söldner, eine Truppe mit frühdemokratischen Organisationsformen. Sie wählten ihre Vertrauensleute und hatten eine eigene Gerichtsbarkeit. Es waren keine gescheiterten Existenzen, die sich um die Banner scharten. Sie mussten Bekleidung und Ausrüstung selber stellen und durften deshalb nicht arm sein. Oft waren es junge Adelssöhne, die von der Erbfolge ausgeschlossen waren oder Lehrlinge und Gesellen, die wegen der strengen Zunftgesetze keine Aussicht auf eine Meisterstelle hatten. Auch lockte der vergleichsweise immense Lohn. Allerdings war die Besoldung der Schwachpunkt der damaligen Armeen. Oft hatten die Kriegsherren nicht das nötige Geld, so dass sich die Landsknechte ihren Lebensunterhalt mit Gewalt sichern mussten. Das war der Moral der Heerhaufen nicht gerade zuträglich. Georg von Frundsberg gab seinen Männern eine feste Ordnung. In “Artikelbriefen” legte er Rechte und Pflichten für Mannschaften und Führer fest. Er regelte das Gerichts- Proviant-und Soldwesen. Er ordnete Musterung, militärische Ämter und Befehlshierarchien. Er exerzierte nun mit seinem Landsknechtshaufen, übte Marschordnungen und lehrte, wie man Schwachpunkte des Feindes erkennt. So schuf er eine erfolgreiche Truppe, mit der er in der Folge zahlenmäßig weit überlegene Gegner vernichtete.

Die Habsburger waren nicht nur in Auseinandersetzungen mit den Eidgenossen verwickelt sondern auf europäischer Ebene auch mit Frankreich. In Italien entzündeten sich Kriege zunächst um einen dynastischen Machtkonflikt um das Königreich Neapel und weiteten sich dann in eine Auseinandersetzung zwischen dem französischen Königshaus Valois und den Habsburgern aus.

Karl VIII. von Frankreich (30.06.1470-07.04.1498) kämpfte  1494-1495 in Italien um die Ansprüche Ludovico Sforza, der ab 1481 in Mailand regierte auf den Königsthron in Neapel durchzusetzen. Karl marschierte sehr schnell durch Italien und brach mit großer Härte den Widerstand der italienischen Städte. Florenz kapitulierte im Oktober. Am 31. Dezember 1494 nahm Karl Rom ein und am 22. Februar 1495 eroberte er Neapel. Sforza erkannte, dass Karl sich wohl nicht mit Neapel zufrieden geben würde und wandte sich an Papst Alexander VI. um Hilfe. Der  brachte die “Heilige Liga” zustande, vorgeblich um Widerstand gegen das Osmanische Reich zu leisten, tatsächlich ging es aber um die Vertreibung Karls VIII. aus Italien. Gegner der französischen Hegemonie waren der Papst selbst, Ferdinand II. von Aragon, Maximilian I. , das Herzogtum Mailand und die Republik Venedig. Die Liga brachte ein Landsknechtsheer zusammen. Es kam am 6. Juli 1495 zur Schlacht bei Fornovo. Dort erlitt Karl so schwere Verluste, dass er nach Frankreich zurückkehrte, wo er 1498 an den Folgen eines banalen Alltags- Unfalls verstarb. Er hatte den Kopf an eine Steintür gestoßen und starb Stunden später an den Folgen einer Hirnblutung. 1499 machte der neue französische König Ludwig XII. Ansprüche auf Mailand geltend und entsandte ebenfalls ein Heer nach Italien. Maximilian schickte nun Herzog Ludovico Sforza eine Heer des Heiligen Römischen Reiches gegen die Franzosen zu Hilfe.   In den Reihen dieses Heeres war Georg von Frundsberg. Die nächste Herausforderung, aber auch wieder Möglichkeit, sich in den Blickpunkt der Mächtigen zu stellen, war der bayrische Erbfolgekrieg. Herzog Georg der Reiche von Bayern Landshut hatte mit seiner Gemahlin Jadwiga von Polen keine männlichen Erben. Dieses Paares wird noch heute in der Landshuter Fürstenhochzeit gedacht. Im Widerspruch zum Wittelsbacher Hausvertrag setzte Georg in seinem Testament vom 19. September 1496 seine Tochter Elisabeth zum Erben ein. Beim Aussterben  einer männlichen Linie sollten die Besitztümer der Linie an die jeweils andere fallen. Herzog Albrecht IV. von Bayern-München akzeptierte diesen Vertragsbruch nicht.

Als Georg der Reiche am 1. Dezember 1503 starb, mündete der Konflikt in den Landshuter Erbfolgekrieg. Der Regentschaftsrat, den die niederbayrischen Landstände bildeten, wandte sich an das Reichskammergericht. Darauf beschied Maximilian die Parteien ins Augsburger Rathaus. Als Gegenleistung für seine Vermittlungsbemühungen stellte er seinerseits Gebietsforderungen. Albrecht erklärte sich bereit, die Gerichte Kufstein, Kitzbühl und Rattenberg an Maximilian abzutreten. Daraufhin sagte er Albrecht 10.000 Mann Hilfstruppen und finanzielle Unterstützung zu. Am 23. April belehnte er die Münchner Herzöge mit Georgs Ländern. Rupprecht, den Gemahl von Elisabeth der Tochter des verstorbenen

index1Georg des Reichen erklärte er in die Reichsacht. Da der Pfalzgraf Philipp der Aufrichtige sich auf die Seite seines Sohnes Rupprechts gestellt hatte, wurden die meisten Kämpfe in der Kurpfalz ausgetragen. Zur größten Schlacht kam es aber in der Nähe von Regensburg am 12. September 1504 in Wenzenbach. An dieser Schlacht nahm auch Georg von Frundsberg teil. Mit seinem Landsknechtsregiment aus Memmingen schlug er sich so tapfer, dass er von Maximilian zum Ritter geschlagen wurde. Von nun an war er ständig im kaiserlichen Heer. In den Folgejahren nahm er am Kriegszug gegen den Herzog von Geldern in den Niederlanden teil. Nach Kämpfen der Liga gegen Venedig kehrte Maximilian nach Deutschland zurück. Markgraf Albrecht von Brandenburg, der 1511 der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens wurde blieb in Verona  zurück, ebenso wie Georg von Frundsberg als Obrist eines Landsknechtsregiments. Bei der Verteidigung Veronas gegen venetianische Truppen spielte der Obrist eine maßgebliche Rolle, ebenso wie bei der Eroberung mehrerer venetianischer Städte.

Am 22. Mai 1511 kam es zur Schlacht bei Bologna. Hier wurde das päpstlich-ventianische Heer  vollständig geschlagen. Einen wesentlichen Anteil hierbei hatte

Georg. Es kam zu weiteren Scharmützeln im Brentatal. In der mächtigen Festung Beitelstein zwang Frundsberg mit 1800 Landsknechten die 9000 Mann Besatzung zur Aufgabe und Übergabe. Nach zehntägiger Belagerung von Treviso kehrte Frundsberg nach Deutschland zurück. Dort hatten die Herren von Friedingen vom Hohenkrähen aus das Land mit Raubzügen und Plünderungen beunruhigt. Der

300px-Hohenkraehen-1900 entsandte Schwäbische Bund ein Heer, um die Raubzüge zu beenden. Als Bundeshauptmann befehligte von Frundsberg das Heer. Am 12. November nahm das Heer nach kurzer Belagerung die Burg ein. Mit Georg von Lichtenstein und Hans von Landau kehrte er mit 6000 Mann nach Italien zurück. Es gab eine Reihe kleinerer Gefechte, dann erfolgte die Beschießung von Venedig. Ein Ersatzheer der Venetianer unter Alviana rückte heran und drohte den Kämpfern der Liga den Rückzug abzuscheiden. Zahlenmäßig 4 fach überlegen verzagten die Ligatruppen. Nur von Frundsberg gab die Hoffnung auf Rettung nicht auf. Sein Wahlspruch nun “Viel Feind, viel Ehr” Er wurde Oberbefehlshaber der Ligatruppen. Er stellte die Landsknechte in einem großen  Viereck auf, die Reiterei in einen Schlachthaufen und rückte bei Vicenza am 7. Oktober 1513 den Truppen Alvianos entgegen. Bei Creazzo erfolgte das Zusammentreffens. Der wuchtvolle Stoß der Landsknechte brach die Schlachtordnung der Venetianer. Sie wandten sich zur Flucht. 24 Geschütze und alle Fahnen wurden erobert. Die Fahnen ließ er in der Kirche von Mindelheim aufhängen. Durch die geschützte Lage Venedigs konnte man gegen die Stadt nicht direkt etwas unternehmen. Im Folgejahr behauptete von Frundsberg die gewonnene Landschaft.

Im Jahr 1520 hatte Herzog Ulrich mit seinem Angriff auf Reutlingen den Reichsfrieden gebrochen. Der Schwäbische Bund bot ein Heer unter Herzog Wilhelm von Baiern gegen ihn auf. Georg von Frundsberg war oberster Feldhauptmann der Fußtruppen des Bundesheeres. Ulrich zog sich nach Mömpelgard zurück. Württemberg wurde rasch erobert. Daraufhin wurde  das Heer entlassen. Kaum war das geschehen,  fiel Herzog Ulrich mit 8000 Mann wieder in Württemberg ein. Das Bundesheer wurde wieder aufgeboten und Ulrich verlor sein Land zum zweiten Mal. Vertragsgemäß wurde es nun Karl V. überlassen.

1521 berief Karl den Reichstag nach Worms ein. Es ging hauptsächlich um die “Causa Lutheri” in der Martin Luther seine Thesen verteidigen sollte. In Worms lernte von Frundberg Martin Luther und als der Reformator zum Verhör schritt, soll Frundsberg gesagt haben “Mönchlein, Mönchlein, Du gehest einen Gang, dergleichen ich und mancher Obrister auch in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben; bist Du auf rechter Meinung und Deiner Sache gewiss, so fahre in Gottes Namen fort, Gott wird Dich nicht verlassen.”

220px-Luther-in-Worms-auf-RtTheologische Spitzfindigkeiten waren nicht von Frundsbergs Sache. Aber er schloss sich der neuen Glaubenslehre an, allerdings erst, als er mit den hinter den Kulissen gegen den Kaiser gerichteten päpstlichen Politik unzufrieden war.

Frundsberg wird auf dem Reichstag von 1521 als oberster Hauptmann in der Grafschaft Tirol bestätigt. Er erhält den kaiserlichen Ratstitel und damit verbunden ein Jahresgehalt. Und er übernimmt die Burghut auf  Runkelstein in Südtirol in der Nähe Bozens.

Als selbstständiger Heerführer befehligt er 1521 in der Picardie. Anfangs erfolgreich kann er nach Anmarsch der französischen Übermacht nach rechtzeitigem Rückzug nur noch die ihm anvertrauten kaiserlichen Truppen retten. Das muss sehr schwierig gewesen sein, denn von Frundsberg bezeichnet diesen Rückzug als seine beste Kriegstat. Im Februar 1522 ist Georg wieder in Italien. Franz von Sforza, der jüngere Sohn von Ludovico Sforza sollte wieder in seine Rechte in Mailand eingesetzt werden. Am 27. April 1522 kam es bei La Bicocca zur entscheidenden Schlacht. Georg stand mit seinem Heer den Truppen des französischen Marschalls Lautrec und Schweizer Söldner, die man auch “Reisläufer”

180px-Niklaus_Manuel_1553nannte, gegenüber. Wieder landete von Frundsberg einen großen Sieg. Vor Beginn der Kampfhandlungen liefert sich Georg ein Duell mit dem Anführer der Schweizer Truppen, Arnold von Winkelried, den er mit der Hellebarde erschlug. Danach  zertrümmerte er die gegnerischen Linien so gründlich, dass sich Schweizer und Franzosen fluchtartig aus Italien zurückzogen. Pizzighettone und Cremona ergaben sich, Lodi und Genua wurden erstürmt. Sforza zog wieder in Mailand ein.

Georg konnte nach Deutschland zurückkehren. Sforza allerdings trat 1526 der Liga von Cognac bei, die gegen Karl V. gerichtet war. Sforza war aufgrund seiner Steuererhebungen in Mailand unpopulär. Mit seinem Tod am 24. Oktober 1535 stirbt die männliche Linie der Sforza aus. Das Herzogtum Mailand geht an den Kaiser über.

Zurück zum Jahre 1522. 1524 musste Georg wieder nach Italien. Die Franzosen unter Karl I. standen wieder in Italien, diesmal in erdrückender Überlegenheit. 80000 Franzosen standen gegen 18000 Kaiserliche, darunter 12000 deutsche Landsknechte und mit 9000 Mann noch die Besatzung von Pavia. Kommandant der Garnison war Antonio de Leyva, aus Navarra stammend. Dieser, von Gicht gequält und unfähig allein ein Pferd zu besteigen, richtete die Belagerten auf.

In Pavia stand auch Caspar, Georgs Sohn. Die Habsburger hatten nun allerdings auch mit ihrer Geldnot zu kämpfen. Die Verbündeten versuchten Geld aufzutreiben und auch Georg warb Landsknechte und bezahlte aus eigener Tasche. Es gelang auch Geld in die belagerte Stadt zu schmuggeln. Die Kriegsleute konnten bezahlt werden. Auch konnten die Heerhaufen wieder mit Lebensmittel versehen werden, die ihnen die eingeschüchterten Einheimischen überließen.   Das französische Belagerungsheer war immer stärker geworden. Deswegen schickte Franz einen Teil seiner Streitmacht gegen Neapel, weil er hoffte, dass der Vizekönig seine Truppen ebenfalls aus der Lombardei abziehen würde, um Neapel zu unterstützen und damit der Fall Pavias wahrscheinlicher würde. Im Januar erreichte Georg Lodi. Er übernahm den Oberbefehl über die 12000 deutschen Landsknechte. Er teilte das deutsche Heer nicht, sondern behielt seine Steitmacht vor Pavia. Aber ausstehender Sold ließ es nicht sicher erscheinen, dass die deutschen und spanischen Söldner ausrückten. Doch Frundsberg konnte mit einer Ansprache die Söldner hinhalten. Am 24. Januar überschritten sie dann die Adda, um den Eingeschlossenen in Pavia zu Hilfe zu kommen. Die Franzosen dachten zunächst, dass sich das Heer nach Mailand wenden würde. Als dann am 29. Januar die Festung St. Angelo erstürmt und geplündert wurde, war klar, dass Pavia das

220px-GeorgundCasparvonFrundsbergMarschziel war. In Erwartung des Angriffs hatte Franz sein Hauptquartier am Westende Pavias verlassen. Die Feldherren der Franzosen  wussten um den Geldmangel des kaiserlichen Heeres und schlugen Franz vor, die Belagerung Pavias aufzuheben und um Binasco oder Certosa eine zur Abwehr günstigen von Kanälen und Feldgräben durchschnittenen Ebene zurück zu ziehen. Die französischen Führer nahmen an, dass die kaiserlichen Söldner aus Geldmangel entweder davon laufen würden oder meutern. Franz aber hörte nicht auf die alten erfahrenen Generäle sondern auf sein Günstling Bonvivant und dessen unerfahrenen, draufgängerischen Altersgenossen. Frundsbergs Entsatztruppen waren nun herangerückt und die beiden Here staden sich in unmittelbarer Nähe gegenüber.

Das französische Heer lagerte im Park von Mirabello, ein durch Mauern geschütztes Gelände, das zum Entspannen und Vergnügen der Mailänder Herzöge bestimmt. war. den Kaiserlichen gelang es, unbemerkt Öffnungen in die Mauern zu schlagen. So konnten sie dann später eindringen. Zunächst Mal wurde durch ständige kleiner Gefechte der Gegner in Unruhe gehalten. Bei einem dieser Scharmützel wurde Giovanni da Medici verwundet. Auf Grund der Schwere der Verletzung wurde er nach Venedig gebracht. auch seine Kompanie verließ das Schlachtfeld. Am 24. Februar 1525 kam es dann zur Entscheidungsschlacht. Die kaiserlichen Truppen warn unbemerkt in den Park eingedrungen. Die Franzosen, zu spät aufgeschreckt, schossen zwar aus allen Kanonen und im Morgengrauen setzte Franz seine schwere Kavallerie ein. Gegen die kaiserliche Infanterie kam der Vorstoß schnell ins Stocken. Franz war zu weit von seiner Infanterie entfernt und in seiner Rüstung erkannt. Beim Versuch den König zu retten, kamen viele hochrangige französiche Heerführer ums Leben, unter ihnen der Herzog von Tremouille und der Maréchal de Foix. Das Pferd Franz I. wurde verletzt und er musste zu Fuß weiter kämpfen. Er geriet in Gefangenschaft und musste 1526 den Frieden von Madrid schließen.

image_largeEr gestand Karl V. den Besitz Mailands, Genuas, des Herzogtums Burgunds und Neapels zu. Als er freigekommen war, widerrief er den Frieden als erzwungen aber sofort. Der Kampf um die Vorherrschaft in Europa sollte noch bis 1559 dauern. Der Sieg in der Schlacht bei Pavia gilt als Frundsbergs spektakulärster Erfolg. Georg von Frundsberg kehrte nun nach Deutschland zurück. Dort bahnte sich der Bauernkrieg an. Auch die Bauern um Mindelheim hatten sich erhoben. sie wollten wohl auch die Mindelburg stürmen und dort seine Gemahlin gefangen setzen. Aber die Burg war von Kriegsleuten von Frundsbergs besetzt. Auch hatten die Bauern wohl zu sehr Respekt vor Frundsbergs Ruf, so dass die Mindelburg unbeschadet durch den Bauernkrieg kam. Er zog mit dreitausend Mann in die Nähe von Kempten. Dorthin war auch Georg III. mit seinem Heer von Würzburg über Memmingen gezogen. Der Allgäuer Haufe war der letzte noch verbliebene im Bauernkrieg. Georg von Frundsberg vereinigte seine Truppe mit der des Bauernjörgs bei Leubas. Nach der “Kanonade von Leubas” war der Bauernkrieg blutig niedergeschlagen. Georg von Frundsberg wurde noch nach Salzburg geschickt. Auch dort hatten sich die Bauern erhoben. Diesen Aufstand konnte er durch Vergleich beenden, zumal einige der aufständischen Buaern schon als Führer unter Frundsberg gedient hatten.

Nachdem Franz I. von Frankreich aus Madrid frei gekommen war, widerrief er seine Zugeständnisse aus dem Friedensvertrag von Madrid und erklärte erneut den Krieg. Die Habsburger litten nach wie vor unter Geldnot, so verpfändete Georg sein Familiensilber und warb 12000 Söldner an. Unter ihm befehligten sein Sohn Melchior, sein Schwager Londron und Sebastian Schertlin, der schon bei Pavia mitgekämpft hatte. Bei Brescia kann er am Jahresende die päpstlichen Truppen schlagen. Die Lage aber bleibt angespannt. Er kann kaum den Sold bezahlen und nur die Aussicht auf Beute hält die Männer zusammen. Von Karl V. erhält er trotz eindringliche bitten keine finanzielle Unterstützung mehr. Im März machen Gerüchte um einen bevorstehenden Friedensschluss mit dem Papst die Runde. Am 16. März 1527 bricht im Feldlager von Bologna eine Revolte aus. Vor von Frundsbergs Zelt rotten sich die Landsknechte zusammen. Er tritt zwar unerschrocken vor sie, doch sie brüllen weiter nur “Sold”. schließlich richten sie ihre Spieße auch gegen ihn. Das ist zu viel für ihn. Vom Schlag getroffen sinkt er auf eine Trommel. Dieses Unglück bringt die Landsknechte wieder zur Vernunft. Sie schultern ihre Spieße und gehen auseinander. Georg wird nach Ferrara gebracht, wo er so weit wieder hergestellt wird, dass er im Folgejahr in einer Sänfte nach Deutschland gebracht werden kann. 8 Tage nach seiner Rückkehr stirbt er verarmt und verbittert am 20. August 1528 auf seiner Stammburg in Mindelheim.

Sein bitteres Resümée: “Drei Dinge sollten jedermann vom Krieg abschrecken: die Verderbung und Unterdrückung der armen, unschuldigen Leute, das unordentliche und sträfliche Leben der Kriegsknechte und die Undankbarkeit der Fürsten.

Frundsbergs Truppen nehmen unter Konrad von Boyneburg an der Eroberung Roms teil, wo es am 6. Mai 1527 zum “Sacco di Roma” kam, dieser berüchtigten Plünderung Roms. Als Spätfolge dieser Plünderung konnte sich Karl V., der als letzter deutscher König in Italien zum Kaiser gekrönt wurde, 1530 nicht in Rom krönen lassen. Aus Sicherheitsgründen fand die Krönung in Bologna statt.

Caspar war ebenfalls Feldherr im Dienste Habsburgs. Aus den Pfründeentschädigungen kann er  die hochverschuldeten Güter seines Vaters zumindestens teilweise sanieren. 1529 heiratet Kaspar Margarete von Firmian. Aus dieser Ehe geht die Tochter Katharina, geboren 1530 hervor. Er hat auch noch einen Sohn namens Georg. Ob dieser der leibliche Sohn Margaretes war, ist nicht sicher. Mit Georgs Tod 1586 erlischt das Haus Frundsberg. Mindelheim geht an Bayern über.

Zu Ehren Frundsbergs steht seine Büste in der Walhalla und in Mindelheim gibt es ein Frundsbergdenkmal. Auch findet dort alle drei Jahre das Frundsbergfest statt.

Es ist auch nicht verwunderlich, dass sich die SS des Namens Frundsberg bedient hat. Sie stellte die Panzerdivision “Frundsberg” auf.

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21 Feb 2011