Archiv des Autor: Franz-Karl

Zisterzienserkloster Fürstenfeld

, die schon                   https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/40/Kloster_F%C3%BCrstenfeld.jpg

 

1263 stiftete Herzog Ludwig der Strenge (1253-1294), Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein Kloster Fürstenfeld als Sühneleistung. Seinen Beinamen verdankt er der von ihm befohlenen Hinrichtung seiner ersten Ehefrau Maria von Brabant (1226-1256)

Die Hochzeit fand 1254 in Landshut statt. Kurz nach der Eheschließung war Ludwig in Heidelberg. Seine Frau schrieb ihm nach Heidelberg. Dabei kam es zu einer Verwechslung von Briefen. Der Herzog, so die Legende, schloss daraus auf Untreue seiner Frau,

liess sie hinrichten, obwohl sie ihre Unschuld beteuerte. Es stellte sich schnell heraus, dass Maria zu Unrecht hingerichtet worden war. Da dies in der Zeit des Interregnums geschehen war, wurde er gerichtlich nie belangt. Auch die Herzogfamilie von Brabant

konnte ihre Drohungen nicht in die Tat umsetzen. Aber wie Pater  Beda  Stubenvolk in einem Vortrag farbig schildert  (Das Cistercienser-Kloster Fürstenfeld, Augsburg 1879 S. 8) in einem in München gehaltenen Vortrag sehr einprägsam schildert,  plagte Herzog Ludwig

das schlechte Gewissen. Er zog sich “zu strengen Bussübungen” nach Augsburg zurück. Wegen der Tat wandte er sich zur Absolution  an Papst Alexander IV. (1254-1261), zu der ihm der Papst drei Möglichkeiten anbot. Er sollte entweder lebenslang zur öffentlichen Bekenntnis seiner Schuld ein von einem Dolch durchstochenes Herz auf seiner Brust tragen, oder ins Heilige Land wallfahren oder in seinem Herzogtum ein Kartäuserkloster gründen, wo die Mönche um Vergebung seiner Schuld für ihn beten sollten.

Er gründete ein Kloster, allerdings kein Kartäuserkloster mit der Begründung, in seinem Land gäbe es keine Kartäuser. Er entschied sich für die Zisterzienser. Das war wohl eher eine strategische Entscheidung, denn die Zisterzienser waren bekannt und angesehen

wegen ihrer Kultivierung-und Siedlungstätigkeit. Vor allem Territorialfürsten schätzten ihre wirtschaftliche Kompetenz. So passten besser in sein herrschaftspolitisches Interesse. Strategisch war auch die Ortswahl.Das Kloster lag nahe bei der Residenzstadt München.Hier trafen die Territorien der Wittelsbacher, der Andechs-Meranier und der Staufer

aufeinander und die Stadt Augsburg war ebenfalls in erreichbarer Nähe.

Herzog Ludwig wandte sich an den Abt von Kloster Aldersbach Albert I (1253-1258), der vier Patres und zwei Laienbrüder sandte.Damit war Fürstenfeld in der Filiation Aldersbach-Ebrach-Morimond.

Nachdem der Bischof von Freising Konrad I. von Tölz und Hohenburg (1230-1258)die Erlaubnis zur Ansiedlung von Zisterziensern gegeben hatte, siedelten sich diese

zunächst in Seldental bei Aibling an. Dabei griff der Herzog auf eine bereits bestehende Stiftung eines Ritters zurück.Es wurde eine Kapelle, ein Bet-und ein Schlafhaus aus Holz errichtet. Die Mönche blieben aber nur etwa drei Jahre dort. Denn “Der  Mangel an allem zum Leben Nothwendigen war so groß, daß sie nicht länger mehr aushielten und nach Aldersbach zurückkehrten.”(Eberhard Graf von Fugger, Kloster Fürstenfeld, München 1885, S. 5)

Die Mönche wurden ersetzt und das Kloster wurde dann nach Olching verlegt. Dort fand in Anwesenheit von Abt  Alhard (genannt 1238–1244) von Kloster Ebrach und des Salemer  Abtes Eberhard II. von Wollmatingen (1241–1276 )

die Wahl des ersten Abtes  Anselm (1261-1270) statt. Er war schon in Seldental dabei, kam aus Kloster Aldersbach und war dort Cellerar.

1263 wurde ´das Kloster nach Fürstenfeld in Tal und Einsamkeit verlegt.  Bischof Konrad II. (1258-1279) beurkundete am 3. Dezember 1263 die Stiftung und Dotierung des von dem Pfalzgrafen Ludwig gegründeten Klosters Fürstenfeld.

Urkunde in Regesta Imperii Ludwig II. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 755

1265 erteilte Papst Klemens IV. (1265-1268) seine Zustimmung und beauftragte  Bischof Konrad, die Genehmigung zur Gründung eines Zisterzienserklosters zu erteilen . Jetzt unterschrieb auch Herzog Ludwig die Gründungsurkunde und stattete das Kloster großzügig

mit Ländereien und Privilegien aus.  – RI V,2,4 n. 11994

Bei dieser Urkunde waren Bischof Konrad aus Freising, Bischof von Augsburg Hartmann von Dillingen (1248-1286) sowie der Herzog von Schwaben Konradin (1254-1268) Zeugen

Die Aufzählung der Güter findet sich in der lateinischen Urkunde in Monumenta Boica Bd. 9 1797 auf Seite 90.

In Bruck gab es gutes Trinkwasser, ein wichtiger Grund für die Entscheidung, in Bruck das Kloster zu errichten. Denn dieses hatte sowohl in Seldental als auch in Olching gefehlt.

1266 besaß das Kloster schon die Pfarrei Hollenbach, wo sich die Wallfahrtskirche St. Leonhard befand, um die sich später der Markt Inchenhofen entwickelte. 1283 übernahmen die Zisterzienser dort die Wallfahrtsseelsorge. Dort gab es bald eine

Wallfahrt, wo man wegen des großen Zustroms schon 1332 eine Wallfahrtskirche erbaute, die schon bald einen größeren Neubau erforderlich machte. Zwischen 1450 bis 1457 wurde die jetzige Kirche im spätgotischen Stil errichtet.

1270 resignierte Abt Anselm.

Sein Nachfolger wurde Abt Albert. (1270-1274)

Albert legte den Grundstein zum steinernen Klosterneubau. Er sandte seine Mönche aus., um Almosen für den Neubau zu sammeln. Er führte eine größere Klosterzucht ein.

1269 starb Agnes die Tochter Ludwigs des Strengen aus seiner zweiten Ehe. Sie wurde in Kloster Fürstenfeld bestattet.

1271 wurde die Pfarrkirche von Pfaffing inkorporiert, was Bischof Konrad 1271 beurkundete. (Monumenta Boica, Bd. 9 S. 100)

In der Urkunde wird sie als ecclesia babtismalis bezeichnet, denn dort befand sich ein Taufstein.

Am 23, Juni 1271 starb Ludwigs 2. Ehefrau Anna (1240-1271). Sie wurde in der Gruft von Fürstenfeld bestattet.

1271 hatte Ludwig den Habsburger Grafen Rudolf bei der Königswahl unterstützt. Das zahlte sich aus für ihn. Der letzte Staufer Konradin hatte ihn zum Erben eingesetzt.

Ludwig hatte das fränkische und bayrische Erbe Konradins verwaltet.Rudolf I. (1273-1291) anerkannte nun als deutscher König die “Konradinische Schenkung” an, was

ihm Besitzungen in der Oberpfalz um Sulzbach, in Südwestbayern aber auch in Bayerisch-Schwaben einbrachte. Darüber hinaus erhielt Ludwig die Hand von Rudolfs Tochter Mathilde (1243-1304).

Er wurde nun Parteigänger der Habsburger. Aus der dritten Ehe gingen Rudolf I. (1274-1319) Herzog von Oberpfalz und Pfalzgraf bei Rhein und  Ludwig (1282-1347) hervor, der als Ludwig I. deutscher Kaiser wurde.

Abt Albert resignierte nach nur vier Jahren Regierungszeit auch.

Sein Nachfolger wurde Abt Eberhard (1274-1278). Er kam aus Kloster Kaisheim. Er zeichnete sich dort durch strenge Ordensobservanz und geregelte Lebensweise aus.

Allerdings spürte er, dass die Zufriedenheit im Konvent nachließ und allzu strenge Disziplin und übertriebene Strenge mehr Schaden als Nutzen bringt. Er legte auch er nach 4 Jahren sein

Amt nieder und kehrte nach Kaisheim zurück.

Sein Nachfolger wurde Abt Hermann (1278-1284) Er hatte eine ganz andere Vorgeschichte als sein Vorgänger. Dieser war ja unter anderem wegen seiner übergroßen Strenge zurückgetreten.

Abt Hermann hatte vor seinem Eintritt bei den Zisterziensern dem wesentlich milderen Orden der  regulierten  der Augustiner-Chorherren angehört. 

In Kloster Polling im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau war er sogar Propst. Er legte dort sein Amt nieder und trat 1273 als einfacher Mönch in Fürstenfeld ein. 

Nach Fugger hatte ihn die “strenge und gottselige Lebensweise der Cistercienser “ (S. 13) angezogen. Bei seiner Wahl war er einer der jüngsten Konventualen in Fürstenfeld.

Er erwies sich als Glücksgriff für das Kloster. Als Propst verfügte er über administrative Erfahrung. Dazu kamen breite wissenschaftliche Kenntnisse.

Er war fromm, hatte aber genügend Tatkraft und auch ökonomisches Verständnis. Er ließ einen Arm der Amper durch das Kloster leiten und eine Mühle betreiben.

Er tätigte verschiedene Erwerbungen, so  1280 die Güter des Friedrich von Günzelhofen, das Gut des Berthold von Schauenburg und dessen Bruder Heinrich in Ainertshofen bei Inchenhofen.

1283 inkorporierte Bischof Hartmann von Augsburg die Pfarrei Hollenbach. In diesem Jahr schenkte die Äbtissin  Agnes I. (genannt 1253) Grundstücke und die Äbtissin vom Zisterzienserinnen

Seligenthal in Landshut die Waldung Buschhorn.

Abt Hermann verstarb am 7. August 1284.

Sein Nachfolger wurde Abt Volkmar (1284-1314) . Er hatte schon 1273 eine Klosterurkunde als “Frater Volkmar” mitunterzeichnet. (Fugger S.15) Vor seiner Wahl war er Prior. Er war der erste Abt, der aus der Fürstenfelder Klostergemeinschaft kam.

Er war, wie ihm nachgesagt wird,  “hochgelehrt”, selbst schriftstellerisch tätig. Er schrieb eine Chronik von Bayern in lateinischer Sprache, auf die auch Aventin zurückgriff. Sie reichte bis ins Jahr 1314.

Etwa zur selben Zeit wurden in Fürstenfeld die “Monachi Fürstenfeldensis Chronika de gestis principum 1273-1326” verfasst, die an Martinus Polonus anknüpften. Sie wurden von einem Fürstenfelder Mönch verfasst,

Seine Persönlichkeit ist nicht genau sicher festzustellen. Das Werk zählt zu den vorzüglicheren des 14. Jahrhunderts und wurde vielleicht 1329 geschrieben.

Es belegt auch, dass unter Volkmar ein lebhafter und gebildeter Konvent existierte, der dann auch in anderen Klöstern Äbte stellte.

Unter Volkmar wurden Kloster und Kirche wohl endgültig vollendet. Um 1290 werden mehrere Begräbnisstellen für den benachbarten Adel im Kreuzgang und in den Seitenkapellen urkundlich erwähnt.

Für sich und seine Familienangehörigen hatte Herzog Ludwig der Strenge hinter dem Chor eine eigene Grabkapelle errichten lassen.

Volkmar war auch ein guter Ökonom. in seiner Regierungszeit erhielt das Kloster viele Schenkungen und er konnte den Klosterbesitz mehren. Das hatte ihm auch die finanziellen Mittel gegeben, Kloster-und Kirchenbau zu vollenden.

Eine Urkunde vom Februar 1289 besagt, dass der Ritter Heinrich von Sachsenhausen dem Kloster am Graben beim Sendlinger Tor einen Hof geschenkt hat.Die Schenkung erfolgte bald nach 1274. Herzog Ludwig hatte dem Kloster für diesen Hof alle Freiheiten gegeben. Die Stadt München

bekannte nun,  von diesem Hof “ewiglich” keine Steuern zu nehmen. (Oberbayrisches Archiv für vaterländische Geschichte, München 1847, S.244). Das belegt, dass Fürstenfeld schon sehr früh einen Pfleghof in München hatte.

In Augsburg besaß Kloster Fürstenfeld ebenfalls  ein Haus mit Garten. Dieses 18 hatte es kurz vor Herzog Ludwigs Tod von diesem geschenkt bekommen. (Fugger S. 18)

Aber Fürstenfeld war auch in der für die damalige Zeit beträchtliche Entfernung von 200 Kilometern tätig. Am 14. Oktober 1317 gestatteten Rat, Bürgermeister und Schultheiss der Stadt Esslingen dem Kloster Fürstenfeld auf dem Stadtgebiet Güter für 500 Pfund Heller , das entspricht  € 116.618,00 €.

kaufen  zu dürfen. Mit einer einmaligen Zahlung von  24.000 Hellern, das entspricht etwa 23.324,00 €, waren die Fürstenfelder Güter dann steuerfrei.  Bis am 11. April 1321 hatte Kloster Fürstenfeld für 441 Pfund Heller Güter erworben

(Staatsarchiv Ludwigsburg B 169 U 553) (Kaspar Elm, Erwerbspolitik und Wirtschaftsweise mittelalterlicher Orden, Berlin 1992, S. 58)

1317 verlieh die Stadt  Esslingen dem Kloster das Bürgerrecht auf ewige Zeiten (Fugger S. 25). Das Kloster hatte in Esslingen einen Pfleghof. Noch heute steht dort ein prächtiger barocker Bau  Dieser wurde 1702 vom oberschwäbischen Baumeister Johann Wiedemann(1654-1729) errichtet. Prächtige Wappenkartuschen bekrönen die beiden Portale. Das nördliche Portal zeigt das Wappen des Abtes Balduin Helm (1690-1705), darunter ist die römische Jahreszahl 1738 zu sehen. Das Wappen am östlichen Tor ist dem Abt Tezelin Katzmayr (1779-1796)

Er befindet sich in der Strohgasse in Esslingen und ist heute eine Gaststätte. in der Heugasse 20 in Esslingen war die Kelter untergebracht.Verwaltet wurde der Fürstenfelder Pfleghof von einem Fürstenfelder Pfleger. (Staatsarchiv Ludwigsburg B 169 U 646)

Abt  Volkmar herzoglicher Rat und Beichtvater der herzoglichen Familie.

1290 ereignete sich ein Unglück. Ludwig Elegans (1267-1290), der Sohn Ludwigs des Strengen aus seiner 2. Ehe mit Anna von Schlesien, wurde auf einem Turnier in Nürnberg tödlich verwundet. Er war gerade 22 Tage mit Isabella von Lothringen (1272-1335) verheiratet (nach Fugger S.17,

wikipedia gibt eine Eheschließung 1288 an) Ludwig Elegans wurde feierlich in Fürstenfeld bestattet.

Ludwig der Strenge  starb am 2. Februar 1294 in Heidelberg. Er wurde unter großem Gefolge in Fürstenfeld bestattet.

So lange das Kloster bestand, wurde  am Todestag Ludwigs ein Almosen ausgeteilt, später an den Gedächtnistagen der Wohltäter des Klosters in die Verteilung milder Gaben umgewandelt (Fugger S. 19)

Gleich nach dem Tod Ludwigs 1294 erneuerte Herzog Rudolf die Gerichtsfreiheit von Kloster Fürstenfeld. Rudolf I. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1323

Ebenfalls 1294 kaufte Rudolf das Fischrecht in Possenhofen und schenkte es dem Kloster und auch drei Höfe in Reichertsried und einen in Mammendorf. (Fugger S. 20)

1298   gewährte Herzog Rudolf Kloster Fürstenfeld die  eigene Gerichtsbarkeit. Rudolf I. – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1393

1300 bestätigte er die Befreiung von der herzoglichen Gerichtsbarkeit ebenso wie die Zollfreiheit. (Urkunde 1394)

Mechthild, die dritte Ehefrau Ludwigs starb 1304 und auch sie wurde in Fürstenfeld bestattet.

1306 stellte Ludwig der Bayer die erste Urkunde für Kloster Fürstenfeld aus. “bestätigt die von seinem vater Ludwig, seiner mutter Mechtild und seinen brüdern Ludwig (schon 1290 getödtet) und Rudolf dem kloster Fürstenfeld gegebenen freiheiten. Ludwig der Bayer – RIplus Regg. Pfalzgrafen 1 n. 1822

In seinem  Testament hatte Ludwig der Strenge festgelegt, dass  sich Ludwig die Herrschaft in der Pfalzgrafschaft und im Herzogtum Oberbayern mit seinem älteren Bruder Rudolf I.  teilte. Es kam aber bald zum Streit, in dessen Folge im damaligen Landgericht Dachau verschiedene Ortschaften

geplündert die Scheunen des Klosters geleert und das Vieh weggeführt wurden.

Ludwig hatte auch zusammen mit seinem Vetter Otto III. (1290-1312) Herzog von Niederbayern, für die unmündigen Kinder von dessen Bruder Stephan I (+1310) die Vormundschaft.

Im Zuge dieser Vormundschaft kam es zu Auseinandersetzungen mit Habsburg. Von seinem Bruder Rudolf wurde er dabei nicht unterstützt.

In der Schlacht  von Gammelsdorf 1319 besiegte er seinen Gegenspieler Friedrich den Schönen von Habsburg (1314-1330) vernichtend.

Dieser Sieg verschaffte ihm viel Prestige und ebnete ihm den Weg auf den deutschen Königsthron.

Am 28. Juni 1314 verstarb Abt Volkmar. Er hatte das Kloster 30 Jahre regiert, es auf die Höhe gebracht und  das Klostervermögen vermehrt.

Auf ihn folgte Abt Heinrich (1314-1324). Er stammte aus München. Er setzte die Chronik von Abt Volkmar fort, schrieb auch weitere  aber verloren gegangene Werke.

Unter ihm wurde das Bürgerrecht in Esslingen erworben.

Kurz vor seinem Tod übergab der Freisinger Bischof Gottfried (1311-1314) Kloster Fürstenfeld die Pfarrei Jesenwang  mit allen Rechten und Grund unter Bedingung, dass

dort an seinem Sterbetag immer ein feierliches Requiem abgehalten wird.

Am 13. November1315  nahm Ludwig Kloster Fürstenfeld in seinen Schutz und bestätigte  alle bisherigen und künftigen Schenkungen. Ludwig – [RI VII] H. 3 n. 26.

An diesem Tag übertrug er auch die nieder Gerichtsbarkeit a das Kloster (Urkunde n. 62)

Am 22. Februar 1318  versprach er Kloster Fürstenfeld nicht zu besteuern. Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 117

Im Kampf Ludwigs gegen Friedrich den Schönen um die Königskrone unterstütze Kloster Fürstenfeld  Ludwig nachhaltig.

Am 17. März 1319 erneuerte er dem Kloster den Stiftungsbrief seines Vaters (Urkunde vom 22. Februar 1266) Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 140

Am 19. September 319 übertrug  er die Vogtei über den Widern in Puch, heute ein Stadtteil von Fürstenfeldbruck Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 145 und schenkte dem Kloster 12 Höfe in Mammendorf.

Am 5. Dezember 1319 übertrug er dem Kloster seine Mühle sowie eine alte Mühlstatt unter Karlsberg. Ludwig der Bayer – [RI VII] H. 7 n. 149

Zwar war Ludwig nach dem Tod von Heinrich VII. (1308-1313)  zum deutschen König gewählt worden, sein Widersacher Friedrich der Schöne aber einen Tag vorher zum König erhoben.

Die Königskrönung blieb strittig zumal Ludwig bei der Krönung nicht die richtigen Insignien und zudem mit dem Erzbischof von Mainz den falschen Koronator hatte. Friedrich hatte zwar die richtigen Insignien und mit dem

Erzbischof von Köln den richtigen Koronator. Aber wurde in Bonn und nicht am richtigen Krönungsort Aachen zum König erhoben. 8 Jahre wurde gekämpft.

Am 28. September 1322 fand die Schlacht von Mühldorf (früher auch Schlacht von Ampfing)statt. Ludwig besiegte Friedrich und konnte ihn gefangen nehmen. Möglicherweise entscheidend für Ludwigs Sieg war, dass Kloster Fürstenfeld die

Habsburger Boten abfing wohl auch unter Mitwirkung von Abt Heinrich.. Dafür wurde das Kloster von Ludwig mit zahlriechen Privilegien bedacht und erhielt viele Schenkungen.

Abt Heinrich starb ein halbes Jahr nach der Schlacht bei Mühldorf.

Auf ihn folgte als 7. Abt Werner (1324–1344 ) Er genoß ebenfalls die Gunst von König Ludwig. Er war ein tüchtiger Haushälter. Im Kloster ließ er einen Kornboden und die Klosterbäckerei anlegen.

Am 25. April 1326 stellte Ludwig eine Urkunde aus, in der er allen Städten, Märkten und Landen untersagt,  Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Fürstenfeld gehörige Eigenleute mit Leib und Gut gegen den Willen des Abtes zu Bürgern aufzunehmen, und bedroht Zuwiderhandelnde mit Vermögenseinzug durch seinen Richter.”  Ludwig – [RI VII] H. 3 n. †185

Ludwig wurde am 17.Januar 1328 von drei italienischen Bischöfen und vier Syndici (Anwälte) des römischen Volkes zum Kaiser gekrönt.

Am 15. Mai 1328 stellte er als Kaiser eine Urkunde aus, in der er Kloster Fürstenfeld in”seinen herzoglichen und kaiserlichen” Schutz nahm, seine Güter und alle seine Privilegien bestätigte. Ludwig – [RI VII] H. 3 n. 206

Er baute die Wallfahrtskapelle St. Leonhard in Inchenhofen zu einer vollständigen Kirche aus. Der Augsburger Bischof Friedrich (I.) Spät v. Faimingen (1309 – 1331) inkorporierte sie kurz vor seinem Tod mit der Bedingung, dass

ein Drittel der Einkünfte an den bischöflichen Stuhl in Augsburg ging.

1342 kaufte Abt Werner den Markt Bruck vom Ritter Weychnand von Ausenhofen. Kaiser Ludwig bestätigte diesen Kauf  mit der am 11. April in München ausgestellten Urkunde. Ludwig – [RI VII] H. 3 n. 475

Nach Fugger befreite er ihn dazu das Kloster  von allen Feudallasten und erneuerte das Salzfuhrprivileg und dehnte dieses auf Ötting und Burghausen auf. (S.40)

1343 kam Kloster Fürstenfeld in den Besitz sehr wertvoller Weingüter in Esslingen, die die Münchner Bürgerin Selinde Drächslin und ihre Tochter Katharina die Langmantelin in Augsburg mit Zustimmung ihrer Erben dem Kloster überlassen hatte.

(Fugger S. 41)

Abt Werner verstarb 144. Auf ihn folgte Abt  Johann I. Vischhauser (1344–1362). Er war ein tüchtiger Verwalter und auch ein guter Prediger.

Er wurde mehrmals an den Hof Ludwigs als Ratgeber gerufen.

Am 11. Oktober 1347 starb Kaiser Ludwig in Puch, ganz in der Nähe von Fürstenfeld während einer Bärenjagd. Er wurde ins Kloster Fürstenfeld gebracht. Dort wurde  ihm wohl das Herz entnommen und in Fürstenfeld bestattet.

Sein Leichnam wurde in München in der Frauenkirche bestattet. Seine erste Gemahlin Beatrix von Schlesien-Schweidnitz (* um 1290; †  1322) fand schon 1322 in der Münchener Frauenkirche ihre letzte Ruhestätte. Damit hatte Ludwig

eine neue Grablege initiiert. Diese wurde dann von den meisten Herzögen der Münchner Linie der Wittelsbacher genutzt. Ludwig der Bayer wollte mehr Öffentlichkeit für seine Grablege. Eine Klosterkirche war nur für Mönche und Laienbrüder zugänglich.

Erst sehr viel später hatten dort Bewohner der näheren Umgebung Zugang. Ludwig leitete mit der Wahl seiner Grablege eine neue Entwicklung ein. Bisher hatten alle Dynastien ihre Grablegen in Klöstern. Im Zuge der Entstehung dauerhafter Residenzen, die es

in dieser Form vorher nicht gab, wurden nun die Grablegen in diese neuen  Zentren verlegt. Kloster Fürstenfeld war so nur Grablege für den Stifter und seine Familie.

Allerdings zog das Herrscherhaus bis zur Säkularisation die Fürstenfelder Äbte  zu weiteren Diensten im Zuge des Totengedenkens heran. Sie waren verpflichtet, in ihren Pontifikalien (seit 1441) in Begleitung von zwei Mönchen an den Münchner Grablegen (Frauenkirche,

Michaelskirche und Theatinerkirche) zu erscheinen und dort die Totenmessen und Jahrtage abzuhalten.

Die Kaiserinwitwe Margaretha gab dem Kloster Dotationen. Ludwig der Brandenburger (1315-1361), der älteste Sohn  von Ludwig und Beatrix, schenkte dem Kloster den Wald beim Zeller Hof. (Fugger S.47)

1356 gab der Freisinger Bischof Albert II. von Hohenberg (1349-1359) mit Zustimmung seines Domkapitels Kloster Fürstenfeld die Pfarrei Gilching mit allen rechten und Zubehör. Dafür musste das Kloster jedes Jahr feierlich das Fest

des heiligen Korbinian, des Freisinger Diözesanpatrons begehen. Dazu gab der Konvent seine Zustimmung.

1357 gab Ludwig der Brandenburger dem Kloster in all seinen Ländern vollständige Zollfreiheit.. Das war in der Markgrafschaft Brandenburg und der Grafschaft Tirol. (Beides Fugger  S 47 f.)

Abt Johannes starb nach 19-jähriger Regierung am   4. November 1362.

Auf ihn folgte Abt Conrad (1362–1387)

Er regierte 25 Jahre. Er achtete auf strenge Ordensdisziplin und strenge Einhaltung der Regeln. Das führte dazu, dass Fürstenfeld einen großen Zulauf erhielt. Die Zahl der Mönche wuchs auf 42 an.

Das Koster erhielt viele Schenkungen. Das versetzte das Kloster in die Lage, Verschönerungen in der Kirche und im Kloster vorzunehmen.

Abt Conrad war der erste, der die Altäre mit dauerhaften Gewölben versah. 1375 kamen zu den bisherigen 3 Altären 11 weitere hinzu.

Der Vicedom  von Oberbayern Conrad von Freyberg-Eisenberg (+1384) erlaubte Kloster Fürstenfeld 1387 in dem Markt Bruck ein Rechtsbuch zu halten und dazu einen geschworenen Schreiber aufzustellen

gemeinschaftlich mit Conrad Günter Watt von Gegenpoint (erwähnt 1354) (Fugger S. 51)

1371 verkaufte die Witwe Katharina, die Frau Heinrichs des Kuchenmeister und ihrer beider Sohn Ulrich ihr Gut und Burg Roggenstein für 100 Pfund Würzburger Pfennige, das sind etwa 15.330,00 €.

an das Kloster Fürstenfeld. Rregesten ungedruckter Urkunden zur bayerischen  Orts-, Familien- und Landesgeschichte , München 1846, S.10) Das Kloster verwandelte Burg und Zubehör in ein Ökomiegut

und gab es lehensweise an bäuerliche Besitzer weiter.

Auch 1371 legte der Zisterzienserorden 3000 Gulden , das sind etwa 603.448,00 €, an Subsidiengeldern, also zweckgebundene Unterstützungsgelder wegen herrschender Kriegszustände auf das Kloster um. (Fugger S.51)

Diese wurden vom Generalvisitator des Ordens einkassiert. Im Gegenzug befreite der Generalabt den Fürstenfelder Abt wegen seines hohen Alters von der Reise nach Frankreich zum Generalkapitel und die Mönche von der Reise

zu den Generalordensstudien. Beides geschah aber wohl auch als finanzieller Ausgleich.

Abt Conrad verstarb 1387.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Otto (1387–1403) als 10. Abt gewählt.

Schon vor seiner Wahl zum Abt war er als Begleiter der Herzöge Stephan von Bayern und Otto des Brandenburgers im Heiligen Land und brachte von dort verschiedene Reliquien für Kloster Fürstenfeld mit. (Fugger S. 52)

Er besaß Kenntnisse auf wissenschaftlichem Gebiet.

Er war 1387  bei der Einweihung der neuen Kirche in Kaisheim dabei. Neben Äbten anderer Orden waren noch die beiden Zisterzienseräbte Berthold Stromair (1386–1413) von Kloster Heilsbronn und Johannes (1388) von Kloster

Königsbronn an der Brenz vertreten.

Für die Klosterkirche schaffte er Silberzeug und vergoldete Geräte an, für sich einen neuen Abtsstab.

Für das Kloster errichtete er ein Krankenhaus, da es bis dahin über keine Unterkünfte für Kranke verfügte.

Herzog Stephan I. (1375-1413) schenkte Kloster Fürstenfeld 1388 die Pfarrkirchen in Rieden und Adelshausen. In seine Regierungszeit fiel auch  die Inkorporation der Pfarreien Rieden, Adelshausen, Pfaffing und Hollenbach. Papst Bonifatius IX. (1389-1404)

bestätigte dies 1391 in einem Breve an den Augsburger Bischof  Burkhard von Ellerbach (1373 –1404 )

Mit diesem Bischof gelang Abt Otto 1395 auch eine Einigung über die Einnahmen der Leonhardskirche in Inchenhofen. Das Bistum hatte bisher ein Drittel der Einnahmen bekommen, was immer wieder zu Verdruss und Nachteil für das  für das Kloster gesorgt hatte.

Mit Unterstützung der bayrischen Herzöge Stephan und Johann II. (1375-1397) einigten sich Bischof Burkhard und sein Domkapitel mit Abt Otto einen Verzicht auf die Einnahmen der Leonhardskirche. Das Bistum erhielt dafür den Zehnten

der Ortschaften Möhring, Schwabmünchen, Mittelstetten und Hiltefingen.

Abt Otto zählte zu den Räten der Herzöge  von Bayern.

Aber auch im Orden genoß er Ansehen. Bei den Generalkapiteln die in Citeaux zwischen 1390 und 1398 abgehalten wurden, war Abt Otto das Kommissorium, das ist die Vollmacht für die bayrischen Klöstern übertragen worden.

Abt Otto verstarb am 4. Mai 1403  nach 16-jähriger Regierungszeit.

Auf ihn folgte als 11. Abt Johann II. Mindl (1403-1413)

1397 hatte Herzog Stephan dem Kloster für 3 Jahre Befreiung von der Übernahme aller Kosten von Beherbungs- und Verpflegungskosten bei Jagden eingeräumt.

Anfang des 15. Jahrhunderts nahmen Jagden und Hofbesuche aber so überhand und störten die klösterliche Disziplin empfindlich. Abt Johann II. Mindl erbat dann die Verschonung von Jagdgesellschaften für wenigstens 20 Jahre,

Abt Johann stammte aus München.

Er umgab die Klostergebäude mit  einer Mauer.

Die Jubiläumsfeier der Stadt München fiel in das erste Jahr seiner Amtsführung. Papst Bonifatius IX. beauftragte ihn in seinem Namen als summus poenitentarius, also als oberster Beichtvater zu fungieren.

Der Papst bestätigte die Inkorporation der Leonhardskirche in Inchenhofen 1403 durch Bischof Burkard aus Augsburg

1408 bestätigte König Ruprecht von der Pfalz (1398-1410) Kloster Fürstenfeld seine Privilegien in Esslingen.

1413 bekam das Kloster in München  ein Haus geschenkt.

1413 verstarb Abt Johann II.

Auf ihn folgte Abt  Johann III. Fuchs (1413-1432)

ZU Beginn seiner Regierungszeit ließ er schadhafte Gebäude ausbessern. Er ließ eine Scheune errichten und den Pferdestall von Grund auf neu bauen.

Er legte 1414 den Grundstein zu einer Willibaldskapelle bei Jesenwang im Kreis Fürstenfeldbruck.   Willibald wirkte nach 740 in Eichstätt, baute dort das Bistum auf und gründete Klöster. In Eichstätt genoß er eine große Verehrung.

Sein Kult wurde von dort nach Fürstenfeld gepflanzt und fand dort großen Anklang.

1417 brannte das Haus des Klosters in Puch ab. Abt Johannes ließ dieses wieder neu bauen und einrichten.

Auch ein Bräuhaus ließ er errichten.

Am 19. September 1422 fand die Schlacht bei Alling statt. Die Herzöge von Bayern-München, Ernst (1397-1438) und Wilhelm III. (1397-1435)schlugen ihren Vetter Ludwig VII. ( 1413-1443) von Bayern-Ingolstadt.

Sie war der Schlusspunkt des Bayrischen Krieges 1420-1422. Er hatte angefangen, weil Ludwig der Gebartete mit der Aufteilung des Landes nicht einverstanden war. König Sigmund hatte den Reichskrieg gegen

Herzog Ludwig ausgerufen, weil sich dieser einem Friedensschluss verweigert hatte. Er wurde dann auch noch gebannt. Während des Krieges waren fast 1000 Dörfer in Flammen aufgegangen.

Auch Kloster Fürstenfeld wurde arg mitgenommen zumal Alling ja keine 10 Kilometer von Fürstenfeldbruck entfernt ist.

Es wurde von den Soldaten des Herzogs geplündert. (Karl. A. Röckl, Beschreibung des ehemaligen Klosters Fürstenfeld, München 1840, S.23)

Papst Martin V. (1417-1431) bestätigte die Wallfahrtskirche Inchenhausen. Die Leonhardsverehrung war in Kloster Fürstenfeld sehr ausgeprägt, was sich bauch daran zeigt, dass die Kapellen in den Stadthäusern von Esslingen

und in München in der Fürstenfelder Gasse Str. Leonhard geweiht waren.

Abt Johann fragte auch beim Generalabt nach, ob er Gäste des Klosters auch mit Fleischspeisen bedienen dürfe. Die Zisterzienser durften ursprünglich Fleisch nur an den höchsten Feiertage genießen.

Nun wurde das abgemildert und auch die Mönche durften jetzt außer Mittwoch, Freitag und Samstag sowie an den 40-tägigen Fasten Fleisch essen

Abt  Johann III. starb nach 18-jähriger Regierung am 13. November 1432.

Sein Nachfolger wurde Abt Andreas (1432-1451) als 13. Abt.

1431 bis 1449 tagte in Basel ein Reformkonzil. Dieses hatte auch für Kloster Fürstenfeld Bedeutung. Acht Klöster im Umfeld von München hatten sich wegen eines schon seit Konstanz anhängenden Streits mit

Ludwig VI. anhängenden Streits um landesherrliche Abgaben an das Konzil von Basel gewandt. Hintergrund waren zunächst die Schäden an Klosterbesitz, die während des Bayerischen Krieges (1420-1422) entstanden waren. Relativ rasch entwickelten sich aber die von Ludwig anstelle von Naturalleistungen eingeführten Geldabgaben („Jägergeld“) sowie die intensivierte Verwaltung zum eigentlichen Kern des Prozesses. Unterstützt wurden die betroffenen Klöster durch das Münchner Herzogshaus, wodurch sich der Konflikt nochmals verkomplizierte. Die Prozesse fanden vor päpstlichen, konziliaren und kaiserlichen Gerichten statt.

Neben Fürstenfeld waren dies die Klöster Scheiern, Mönchsmünster (Benediktiner), Indersdorf (Augustiner), Geisenfeld (Benediktinerinnen) und  Anger (Clarissinnen)

Kaiser Siegmund ermäßigte den von den Klöstern geforderten Schadenersatz von 9.084+1000 Gulden auf 5000 Gulden, das sind etwa 869.929,00 €.  Sollte er diese Verpflichtung nicht erfüllen, würde er die Vogtei, die er über “etliche” der Klöster hatte, verlieren

und außerdem wäre eine Busse von 2000 Gulden, das sind etwa 347.972,00 € fällig. Sigmund – RI XI,2 n. 10793te

1441 verlieh das Konzil von Basel Abt Andreas das Recht, die Pontifikalien zu tragen.

Wirtschaftlich ging es aber abwärts mit dem Kloster. 1448 und 1451 ließ der Generalabt Jean IX. Vion de Gevrey (1440-1458) durch  den Abt von Morimond, Jean VII. de Graille(1449–1459 ) der Generalvisitator des Klosters war, die Pflichtbeiträge Fürstenfelds an den Orden zurückerstatten.

Die Gesamtsituation des Klosters machte Abt Andreas so zu schaffen, dass er 1451 resignierte. Nach Fugger lebte er aber dann noch 20 Jahre (S.65) Andere Quellen geben sein Todesjahr mit 1451 an.

Auf ihn folgte Abt Paul Herzmann (1451–1454 ) Er erhielt von Papst Nikolaus V. (1447 – 1455) eine Bestätigung der Privilegien und Exemtionen von Kloster Fürstenfeld. Im Kloster ließ er die Konventgänge

überwölben. Er ließ die baufällige Leonhardskirche in Inchenhofen restaurieren, was der Wallfahrt wieder mehr Zulauf verschaffte.

Inchenhofen war damals der viertwichtigste Wallfahrtsort Europas. Abt Paul organisierte 1457  zur Feier des Kirchenneubaus den vielleicht ältesten Leonhardiritt Bayerns.

Man beschloss, einen Ritt durch das Dorf zu organisieren und die Rösser anschließend weihen zu lassen.

Aber er war ein schlechter Wirtschafter und  verschleuderte die Güter des Klosters, was zu einer Anzeige beim Generalvisitator führte.

Dieser beauftragt am 25.Juni 1455 die Äbte von Heilsbronn Ulrich Kötzler (1433–1462 ) und Kaisheim Nikolaus Kolb (1440–1458) die Angelegenheit zu untersuchen.

Abt Paul schloss aber einen Kompromiss mit seinem Prior, resignierte und übergab die Amtsgeschäfte an ihn. Er zog sich nach Inchenhofen zurück, wo sich sein Bruder Caspar Herzmann aufhielt.

Prior Michael wurde an seiner Stelle zum Abt gewählt. Pauls Resignation wurde aber die nachträgliche Genehmigung versagt.

Er wurde dann von den beiden Äbte Ulrich und Nikolaus vorgeladen. Abt Jean von Kloster Morimond hatte verfügt, dass bei Nichterscheinen ein Versäumnisurteil erfolgen solle.

Abt Jean de Graille beauftragte Abt Nikolaus Kolb (1440–1458) von Kloster Kaisheim und Abt Ulrich Kötzler (1433–146) von Kloster Heilsbronn als Spezialdelegierte die Angelegenheit zu untersuchen.

Der zurückgetretene Abt Paul hatte an die Äbte Johann II. Plier (1448-1463) von Kloster Aldersbach und Georg I. Schäppner (1445-1464) von Kloster Raitenhaslach sowie interessanterweise an Abt Petrus  Väittl (1446-1459) von

Kloster Metten (Fugger S. 66) gewandt. Interessant ist Kloster Metten, denn das war keine Zisterzienser-sondern eine Benediktinerabtei.

Diese drei Äbte bestätigten 1456 zum einen die Wahl des Prior Michael und bestätigten die Beurteilung von Abt Paul. Er wurde für abgesetzt erklärt und darüber hinaus mit Haft bestraft.

Die Gegenklage gegen den Abt von Aldersbach und von Morimond wurde  verworfen. Aber Paul gab immer noch nicht auf. Er wandte sich an Rom. Die bayrischen Herzöge setzten sich für ihn ein.

Die Gegendarstellung von Abt Michaels auf Pauls Einlassungen traf verspätet in Rom ein und dort wurde er frei gesprochen.

Das Kloster wurde in noch in einen heftigen Rechtsstreit verwickelt. Ob da die Schuld auch Abt Paul zu fiel, lässt sich mit Bestimmtheit nicht behaupten.

Abt Michael war für das Kloster ebenfalls keine gute Wahl. Auch er war kein guter Haushälter. Zwar ist ihm die neue Orgel und die große Glocke zu verdanken. Aber er macht ohne Not neue Schulden.

er resignierte 1457, ob freiwillig oder gezwungen ist nicht klar.

Bei der folgenden Wahl setzte auch der Konvent auf auswärtige Kräfte. Im 2. Wahlgang wurde Ulrich(1457-1467) aus dem Reichsstift Kaisheim unter Vorsitz des Abtes von Morimond  zum neuen Abt gewählt .

Er zeichnete sich durch Frömmigkei und Wissenschaft aus. Er rechtfertigte das Vertrauen, das ihn in gesetzt wurde,  in vollster eise. Er baute die Schulden, die seine beiden Vorgänger gemacht hatten, rasch ab.

Er brachte die Administration wieder in Ordnung und verschaffte dem Kloster wieder den Ruf, den es unter den Äbten Volkmar und Heinrich genossen hatte. Auch im Orden genoß er ansehen.

Das Generalkapitel beauftragte ihn, die Klöster Aldersbach, Seligenthal und Stams in Tirol zu visitieren. Er starb nach zehnjähriger Regierungszeit am am 23. Januar 1466 (nach Karl. A. Röckl S.24)

Auf ihn folgte Abt Jodok (1467-1480) Gerühmt wird  “sein Scharfsinn und seine ausgebreiteten Kenntnisse”. (Fugger S. 75). Er tilgte die noch vorhandenen Schulden.

Er verbesserte den baulichen Zustand des Klosters, ließ ein neues Schlafhaus, einen neuen Speisesaal sowie neue Stallungen erbauen. Das Kloster bekam ein neues Portal am Eingang.

Die Altäre wurden mit neuen Bildern versehen.

Er ließ die 1414 von Abt Johann gebaute Willibaldkapelle in Jesenwang renovieren.

1473 wurde der Wochenmarkt in Bruck bestätigt. 1475 sah Abt Jodok, dass der Jahr-und  Wochenmarkt in Dachau die Marktfreiheit in Bruck beeinträchtigt wurde. Er wandte sich deshalb an Herzog Sigmund (1460-1467, danach Amtsverzicht)

Dieser ließ das überprüfen. Bruck wurde das Recht zugesprochen,die Jahr-und Wochenmärkte abzuhalten, wie es dem von den früheren Herzögen erteilten Privileg entsprach.

Das Fürstenfeld wieder einen guten Ruf genoss, zeigt sich auch darin , dass wieder ein Fürstenfelder Konventuale als Abt in ein anderes Kloster gerufen wurde.

Johann V. Holzer wurde nach Raitenhaslach berufen und war dort von 1474 bis 1483 Abt.

1480 ließ sich Herzog Sigmund Kloster Fürstenfeld als Konfrater einverleiben. Das war damals eine durchaus übliche Praxis. Man trat nicht ins Kloster ein, trug auch keine Ordenstracht. Man legte auch kein Ordensgelübde ab.

Es war wie eine Art Bruderschaf, um von den Vorteilen  zu profitieren wie z. b. Ablässe zu erlangen

Der Abt von Morimond  Jacques I. de Livron (1484–1491 stellte am 14. Juni 1482 eine Urkunde aus  und bestätigte auch verschiedene Schenkungen.

Abt Jodok  starb nach 13 Jahren Regierungszeit am 9. Juni 1480.

Auf ihn folgte Abt  Leonhard I. Eggenhofer (1480–1496) als 18. Abt.

Er ist bereits 1448 als Fürstenfelder Mönch bezeugt. Er studierte in Wien. Er war Doktor und Professor der Theologie In Heidelberg lehrte er Theologie.

1480 wurde er zum Abt gewählt. 1482 bestätigte Papst Sixtus IV. (1471-1484) auf Drängen  Herzog Albrechts IV. von Bayern (1465-150) die Inkorporation der Leonharsdskirche in Inchenhofen.

Da auch Herzog Albrecht dies befürwortete, war die Zugehörigkeit der Kirche zum Kloster sowohl kirchlicherseits als auch weltlicherseits abgesichert.

1483 erhielt Inchenhofen eine noch mindestens bis zum Bericht von Eberhard Graf Fugger 1885 bestehende Stiftung für  Säkularpriester

1486 war Abt Leonhard auch Geheimer Rat von Herzog Albrecht geworden.

1484 harre das Generalkapitel Abt Leonhard mit der Visitation sämtlicher Zisterzienserklöster in Bayern, Österreich, Kärnten, Steiermark und der Mark Krain (Kloster Sittlich, heute Slowenien) beauftragt.

1486 begann er mit der Visitation, begleitet von seinem Prior. Dieser zog die Subsidiengelder für den Orden ein.

1490 zerstörte ein Großbrand die zentralen Klostergebäude in Kloster Benediktbeuren. Abt war Narziß Paumann (1483–1504). Die Mönche konnten nur retten, was sie auf dem Leibe trugen.

Abt Leonhard half tatkräftig und schickte 12 Scheffel Getreide nach Benediktbeuren ( ein bayrisches Scheffel hatte damals rund 222 Liter) Die Hilfe war noch wertvoller, da in dieser Zeit in Bayern und

Schwaben ein großer Getreidemangel herrschte und die Getreidepreise entsprechend hoch waren.

1495 schrieb König Maximilian I (1486-1508 König 1508 – 1519 Kaiser) einen Reichstag in Worms aus. Bischof Sigmund II. von Hollenegg (1494–1495 ) von Salzburg und Bischof Georg Altdorfer (1477 –1495) von Chiemsee waren

auf dem Weg nach Worms. Bischof Georg erlitt allerdings in Salzburg einen Schlaganfall, an dem er verstarb. Bischof Sigmund ernannte dann Propst Ludwig Ebmer (1495 –1502 ) vom Stift Zeno in Reichenhall zum neuen Bischof von Chiemsee.

Die beiden Bischöfe stiegen auf dem weg nach Worms in Kloster Fürstenfeld ab.

Herzog Wilhelm hatte am (wohl über seine Vormünder) am 2. Oktober 1495 eine Anordnung getroffen, dass seine Kommissare bei der Einsetzung eines neuen Abtes das Inventar aufgenommen wurde und ein vollständiges Verzeichnis angefertigt wurde.

Das Kloster erhielt eine Abschrift davon.

Abt Leonhard verstarb nach kurzer Krankheit am 22. September 1496 nach 16 Regierungsjahren.

Sein Nachfolger wurde  Abt Michael II. (1496–1502) Auch er kümmerte sich sehr um die Wissenschaften. Er suchte die historischen Materialien des Abtes Volkmar und seines Nachfolgers Heinrich zu sammeln und diese

chronologisch zu ordnen. Der Großteil ist leider verloren gegangen. Die Zeitströmung war aber weniger auf wissenschaftliche Bestrebungen ausgerichtet sondern auf materiellen Gewinn. Das war nicht nach dem Geschmack seines Konventes.

Intrigen von innen und außen sorgten dafür, dass er bald seines Amtes überdrüssig wurde und 1502 resignierte.  Er starb am 11. Mai 1503.

1497 veranlasste  Herzog Georg der Reiche (1479-1503) eine päpstliche Bulle von Papst Alexander VI. (1492-1503), die eine Visitation sämtlicher  bayrischen Klöster anordnete. Diese wurde unter der   Oberleitung

von dem Freisinger Bischof Ruprecht von der Pfalz (1495-1498) und den Äbten von Kloster Ebersberg Sebastian Haefele (1472–1500 ) und Tegernsee Quirin I. Regler (1492–1500) durchgeführt.

Sämtliche Klöster wurden einer strengen Prüfung unterzogen. In leichtfertigen Klöstern wurde energisch eingeschritten. Nach Meinung von  Fugger ist es auch dieser Massnahme zu verdanken,

dass Altbayern dem katholischen Glauben treu blieb. (S.87)

Nachfolger von Abt Michael wurde Abt Peter (1502-1505) Auch er blieb nur 3 Jahre im Amt und resignierte 1505. Er starb am 2. Dezember 1511

Vom Landesherren Albrecht war auch nicht viel Hilfe zu erwarten. Der Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505 ließ ihm keine Zeit, sich um Klöster zu kümmern. Kloster Fürstenfeld war  nicht betroffen.

Aus Anlaß des Krieges konnte Abt Peter Kaiser Maximilian beherbergen. Er traf sich in Fürstenfeld mit Herzog Albrecht.

Am 30. Juli 1505 endete der Krieg durch den Kölner Schiedsspruch von  Maximilian.

Nach dem Rücktritt von Abt Peter wurde Abt Johannes IV. Scharb (1505–1513) zum neuen Klostervorsteher gewählt.

Von 1498-1505  war er Prior Auch hatte er den Doktor in Theologie.

Er achtete auf eine strammere Disziplin im Kloster.

Herzog Albrecht verlieh dem Kloster die niedere Gerichtsbarkeit. Diese erstreckte sich auf sämtliche Untertanen des Klosters, egal wo sie sich aufhielten. Er ließ sich dieses 1508 von Herzog Albrecht bestätigen und

bezog sich dabei auf die Stiftungs-und Konfirmationsbriefe des Kloster, wo dieses ausdrücklich angeordnet war.

Für Paramente, Schmuck der Reliquien und Verzierungen der Kirchengefäß gab er aus, was die Finanzen des Kloster zuließen.

Abt  Johannes starb nach 7 Regierungsjahren am 22. August 1513.

Sein Nachfolger wurde Abt Abt Kaspar  Harder (1513-1522) als 22. Abt.

Er war ein Mann “groß von Statur wie von Geist” (Fugger S. 88). Wie Fugger weiter schreibt, muss wirklich sehr groß gewesen sein,denn in der Gruft reichte die Nische von der Länge her nicht aus, sondern es musste von außen daran gemauert werden.

Er studierte in Heidelberg.

Das gravierendste Ereignis in Abt Kaspars Regierungszeit war sicher die Reformation von 1517. In diesem Jahr wurde Fürstenfeld vom Mutterkloster Aldersbach visitiert. Abt Konrad wurde so gut beurteilt, dass er vom Generalkapitel mit der

Visitation anderer Zisterzienserklöster beauftragt wurde. Er war mehrfach in Raitenhaslach, Fürstenzell und Waldersbach, heute Landkreis Cham.

1518 erbaute er in Bruck die Siechenkapelle, in der die Heiligen  Wolfgang, Leonhard und Willibald verehrt wurden.

Er har auch das Rottel-Buch zum ersten Mal renovieren lassen. Die Rottelbücher waren das Organ einer Konföderation von 19 bayrischen und österreichischen Klöstern “pro defunctis confratribus”, also für verstorbene Mitbrüder.

Die in der Konföderation verbundenen Klöster wurden mit Eilboten brieflich über Todesfälle benachrichtigt.

Abt Kaspar war  um eine  solide Ausbildung seiner Konventualen bemüht und schickt Klosterangehörige auf die Universität in Heidelberg.

1517 gab es schon Meldungen eines Mönches an den Abt von Kloster Aldersbach  Wolfgang Marius (1514-154) über mangelnde Disziplin, Fehlverhalten und Ungerechtigkeiten Harders beschwert. Am 22. Februar 1518 kontrollierte der Aldersbacher Abt Fürstenfeld erneut und dieses Mal fiel sein Urteil anders aus. Er notiert Spannungen im Konvent. Schuld sei die „übertriebene Härte und Willkür des Abts Harder“. 

1522 verbot die bayrische Regierung  die lutherische Lehre unter Strafe.

Abt Kaspar starb knapp drei Wochen nach diesem Verbot. Abt Gerhard Führer, der letzte Fürstenfelder Abt und Chronist des Klosters schrieb der Abt sei von seinem Kämmerer meuchlings ermordet worden und bezog sich dabei auf

ein altes Manuskript des Klosters. Der Fürstenfeldbrucker Wirtschaftshistoriker und Stadtrat Klaus Wollenberg schreibt darüber in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 27.10. 2017 “Mord im Kloster”

Für ihn  ist klar, dass der Mord mit den Verwerfungen durch die Reformation zu tun hat.  Abt Kaspar starb am 26.3.1522

Zwar stand Fürstenfeld als Witelsbacher Stiftung unter besonderer Kontrolle. Aber es unterlag natürlich auch dem Zeitgeist. Martin Luther hatte unter den Fürstenfelder Mönchen etliche Sympathisanten hatte.

Fürstenfelder Mönche waren auf die Universitäten geschickt worden und kamen da zwangsläufig mit reformatorische Ideen in Kontakt. Fürstenfelder Mönche hatten Kontakte zu reformierten Augustinerkonventen in Esslingen und München.

Der Konvent war zu Beginn der Reformation disziplinär und geistig zerrüttet. Rund um das Kloster breiteten sich reformatorische Strömungen bis hin zu den Wiedertäufern aus.

Ein Anhänger der Reformation war auch Pfarrer Zacharius Weichsner, der schon früh mit Luthers Schiften in Berührung gekommen war und später auch junge Leute in seiner Umgebung hatte und diese dann mit Luthers Schriften bekannt machte, so zum Beispiel Martinus Balticus

(ca. 1532-1601), der als Knabe zu dem Pfarrer und von ihm in alten Sprachen unterrichtet wurde. und bei ihm auch Luthers Schriften zu lesen bekam. Ein noch früherer Gast war Johannes Mathesius, sich unter Anleitung des Pfarrers Zacharias Weichsner in Bruck weiter in Luthers Lehre vertiefte.

Mathesius wurde später bekannt als Übersetzer von Luthers Tischreden und als sein Biograph.

Jakob Gross schreibt auf Seite92 seiner Chronik des Marktes Fürstenfeldbruck (Fürstenfeldbruck 1877) , dass nach “den Aufschreibungen in den alten Fürstenfeldischen Protokollbüchern” in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf mehreren Pfarreien verheirate Priester saßen.

Weichsner wird 1544 noch als Pfarrer in Bruck halten konnte, verdankt er sicher auch dem Schutz des späteren Abtes Johannes Pistorius.

Auf Befehl Herzog Wilhelms IV von Bayern (1508-1550) und Ludwig X. von Bayern (1514-1545) war  Dr. Johannes Eck, der die alte Lehre in vielen Disputationen und Religionsgesprächen verteidigt hatte, zum dritten Mal in Rom, dieses Mal bei Papst Hadrian IV. (1522-1523)

um ihm die Gefahren, die der katholischen Religion in Bayern drohten, zu schildern. Der Papst ernannte eine Kommission in der Bischöfe sowie die Äbte von Tegernsee Maurus Leyrer (1512–1528), Niederaltaich  Kilian I. Weybeck (1503–1534), Aldersbach Wolfgang Marius und

der Fürstenfelder Abt Georg I. Menhard und der Propst von Polling Johann III. Zingießer (1499–1523) befanden Weiter war dabei der Prodekan der Universität Ingolstadt.

Nach dem Mord an Abt Kaspar, der ja wohl vertuscht worden war, wurde Abt Georg I. Menhard (1522-1531) zu seinem Nachfolger gewählt.

Er war Humanist und studierte in Heidelberg.

Nach Fugger hatte er ein “argloses Gemüt,Frömmigkeit und Herzensgüte” (S. 92) In den Zeiten der Glaubensspaltung, aufkommender kriegerischer Auseinandersetzungen und Landesherren mit ständigem Geldbedarf war er

schnell überfordert. Das Kloster wurde ständig zu Ausgaben gezwungen, die seine finanziellen Ressourcen überforderte. So war man gezwungen, Grundstücke zu verkaufen oder Zehnte zu verpfänden. Dazu war jedes Mal die Genehmigung der Landesherren einzuholen.

Vom 30. Juni bis 19. November1530 fand in Augsburg der Reichstag statt. Die evangelischen Fürsten schlossen sich dort zum Schmalkaldischen Bund zusammen, einem Defensivbündnis. Sie verpflichteten sich auf die

“Confessio Augustana” eine evangelische Bekenntnisschrift, die auf dem Augsburger Reichstag dem Kaiser übergeben worden war.

Am 14. Julia 1530 kam Kaiser Karl V. (1519-1556) und sein Bruder Ferdinand I. (1558-1564) ins Kloster Fürstenfeld und übernachtete dort auf dem Weg zum Augsburger Reichstag.

Im Konvent zeichnete sich allmählich eine Spaltung zwischen Anhängern der neuen Lehre und denen, die dem alten Glauben treu blieben ab.

Vaterabt  Wolfgang Marius aus Aldersbach musste Kloster Fürstenfeld visitieren und nachdem sich Mängel gezeigt hatten, musste Abt Georg 1531 resignieren. Er  hatte sich nach Raitenhaslach zurückgezogen und starb dort am 30. Dezember 1538.

Herzog Wilhelm setzte Johannes V. Albrecht Pistor als Administrator ein. Johannes Albrecht war unter Abt Kaspar Prior. Er blieb Administrator bis zum Tod Abt Georgs. Als Verwalter scheint er tüchtig gewesen zu sein.Etwas erstaunlich ist schon,

dass Herzog Wilhelm Johannes Albrecht zum Administrator berufen hatte, denn er zeigte  viel Sympathie für humanistisch-reformatorische Ideen. Außerdem pflegte er  gute Kontakte zu Pfarrer Weichsner, der wie oben erwähnt vermutlich durch  ihn vor Nachstellungen,

geschützt wurde. Er war Doktor der Theologie und Magister der freien Künste. Auch als Dichter hatte er sich einen gewissen Ruf erworben.

1539 wurde er zum 24. Abt gewählt.

Am 2. Dezember 1540 brannte nach einem Blitzschlag der Kirchturm in Inchenhofen nieder. Diesen ließ er wieder aufbauen und feierte das mit 9 selbstverfassten lateinischen Distichen.

1541 wurde das Pfleghaus in Esslingen durch die Nachlässigkeit des Verwalters ein Raub der Flammen. Ein Kind des Verwalters kam dabei ums Leben. Wertvolle Dokumente wurden zerstört.

Um die Verwaltung des Esslinger Pfleghofes war es ohnehin schlecht bestellt. Viele Pfleger waren sogar protestantisch geworden. Die Hälfte der Klostergüter in Esslingen gingen verloren.

Erst Abt Balduin Helm sorgte nach einem erneuten Brand 1741 für einen soliden und zweckmäßigen Neuaufbau und wieder für eine geregelte Verwaltung und setzte dafür nur noch Ordensmitglieder ein.

1547 kam auf Verlangen des bayrischen Herzogs wieder der Aldersbacher Vaterabt Johannes  V. Zankher von Gumperting (1544-1552) zu einer Visitation nach Fürstenfeld. In der Folge wurde dann

Abt Johannes V. Albrecht Pistor auf Weisung von Herzog Wilhelm IV seines Amtes enthoben. Es wir zwar gesagt, Johannes Albrecht habe Geld verschleudert und die Klosterwirtschaft schlecht geführt.

Belegen lässt sich das aber nicht. Belegt ist aber, dass der bayerische Herzog ständig vom Kloster Geld verlangte, etwa für die Kriegführung. Zwischen 1550 und 1552 gab es weder Abt noch Administrator in Fürstenfeld, praktisch für Herzog Albrecht V.(1550-1579), der sich nun direkt

aus der Klosterkasse bedienen konnte.

Abt Johann Pistor ging nach seiner Resignation  zunächst nach Esslingen und dann von dort nach Aichach, wo er sich als Stadtprediger einen guten Ruf erwarb.

Er starb am  13.Oktober 1552.

Für ihn wird Michael Kain als Administrator eingesetzt. Fugger lässt es offen, ob er zum Abt gewählt wurde oder nur als eingesetzter Administrator fungierte.

Er  trat  1522 ins Kloster ein. 1530 wurde er zum Priester geweiht.Als er Administrator wurde, war er der einzige (!) Priester in Fürstenfeld.Seine Verwaltung scheint auf jeden Fall nicht funktioniert zu haben.

Herzog Albrecht V. (1550-1579) setzte ihn  wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten am 13. Januar 1552 ab und ließ ihn sogar gefangen nehmen und im Kloster Aldersbach festsetzen. Er scheint  aber wieder rehabilitiert worden zu sein.

1558 war er Administrator in Kösslarn.Das ist einer der ältesten Wallfahrtsorte Bayerns.In der ersten Blütezeit der Wallfahrt waren also 3 Zisterzienser und 3 Weltgeistliche (Benefiziaten) in Kößlarn. 1561 wurde er Pfarrer in Rottalmünster. Er starb 1563.

Jetzt fuhr Herzog Albrecht sogar zweigleisig. Für die Verwaltung der Temporalia berief er Stephan Dorfpeck am 11.5. 1552. Zuvor war er Landrichter in Rosenheim. Nach seiner Administratortätigkeit in Fürstenfeld, die von 1552 bis 1555 dauerte, war er bis 1557 Richter in Dachau.

Er starb am 10.07.1561 in Abensberg. Dort war er ebenfalls als Administrator tätig.

Für die Spiritualia berief Herzog Albrecht Pater Johannes Paumann aus Kloster Kaisheim. Er stammte aus Eichstätt. Er studierte in Ingolstadt. 1532 trat er in Kaisheim ins Kloster ein. 1536 wurde er dort zum Priester geweiht.

In Oberschönenfeld war er auch als Beichtvater tätig.

1555 wurde er Administrator in Fürstenfeld.

Beide erwiesen sich als gute Wahl des Herzogs.

Stephan Dorfpeck gelang die wirtschaftliche Stabilisierung von Kloster Fürstenfeld, obwohl seine Ausgangssituation äußerst ungünstig war. Ihm konnte nicht einmal sein Salär ausbezahlt werden. Seine Forderung, die er dem Kloster stellen können hätte,

belief sich schließlich auf 1.000 Dukaten, das sind etwa 198.921,00 €. Herzog Albrecht  ordnete an, dass das Kapital von 1000 Dukaten mit 5% verzinslich liegen blieb. Der Familie Dorfpeck wurde eine sichere Hypothek auf Realien des Klosters bestellt. (Fugger S.100)

1555 war das Kloster saniert.

Ebenso glücklich wirkte Johannes II. Paumann (1556-1565) wurde am 16. April 1556 als 25. Abt von Fürstenfeld gewählt.

Zunächst suchte er die klösterliche Disziplin wieder herzustellen.  Da war erst einmal sein eigenes Vorbild. Die Religion wurde im Kloster gepflegt.

Er achtet auf die wissenschaftliche Ausbildung seiner Konventualen. Er war selbst als Forscher und Schriftsteller tätig und kümmerte sich um den Ausbau der Bibliothek. Er hatte schon eine reichhaltige Bibliothek aus Kaisheim mitgebracht

Das Ansehen Fürstenfelds war so gewachsen, dass Herzog Albrecht  1565 den Prior von Fürstenfeld als Beichtvater für die Truchsessen und Edelknaben an seinem Hof einsetzte.

Vom 27. Juni bis 2. Juli 1558 fand in Glatz eine Synode statt, an der Abt Johannes  teilnahm, auf der im Auftrag des Glatzer Pfandherrn Herzog Ernst von Bayern (1500-1560) die Konfession der anwesenden Geistlichen mit einem umfangreichen Fragenkatalog erfasst werden sollte. Zusammen mit Abt Johannes Cressavicus,Abt des Zisterzienserklosters Grüssau in Niederschlesien verfasste er den Bericht über den Glaubenszustand der Geistlichen im Glatzer Dekanat.

1559 bestätigte Kaiser Ferdinand alle Rechte. Privilegien und Freiheiten von Kloster Fürstenfeld. 1561 erteilte er dem Kloster das Recht in Rot zu siegeln.

Rotes Siegelwachs war eigentlich Kaisern, Königen, Kardinälen und staatsrechtlich „Souveränen“ vorbehalten.

Abt Leonhard II. verstarb am 15. Dezember 1565.

Sein Nachfolger wurde Abt Leonhard III. Treuttwein (1566-1595).

Er ist 1524 in Jettingen geboren. Er war Kellermeister in Fürstenfeld und 1565 Prior.

Er wurde am 21.1. 1566 zum 26. Fürstenfelder Abt gewählt.

Er setzte den Aufschwung des Klosters fort, der unter seinem Vorgänger begonnen hatte. Auch er sorgte für eine wissenschaftliche Ausbildung, die dazu führte, dass Fürstenfeld wieder einen

hervorragenden Ruf genoss und Konventsmitglieder über die Ordensgrenzen hinaus als Beichtväter oder Prediger angefordert wurden.

Er setzte die von seinem Vorgänger begonnene Bibliothek  “vollkommen instand” Abt Gerhard Führer in seinem Chronicon auf Seite 109 schreibt.

1571 bedankte sich die Gemeinde Nauders in Tirol für die Übersendung von zwei Patres, denen es gelungen war, mit ihren Predigten , die ganze Gemeinde dem katholischen Glauben zu erhalten.

Pater Johann Dietmair war von Abt Leonhard zum Studium nach Ingolstadt geschickt worden und wurde dort nach seinem Studium als Professor angestellt.

Auch Dr. Rudolf Glenk hatte sich einen Namen gemacht. Er hatte in Ingolstadt seinen Doktor der Philosophie und der Theologie erworben.

Er wurde 1577 nach Braunschweig zu einer wissenschaftlichen Reise angefordert, was Abt Leonhard aber nicht genehmigen konnte.

1580 wollte  die Pfarrei Ingolstadt Johann Dietmair als Pfarrer was Abt Leonhard für kurze Zeit genehmigte.

1581 forderte ihn das Stift Ellwangen als Prediger an. Aber Herzog Wilhelm V. von Bayern (1579-1597) und der päpstliche Nuntius beauftragten ihn, das Seminarium Religiosorum in Ingolstadt zu leiten.

Er wurde dann Stadtprediger an mehreren Pfarreien in Bayern, zuletzt auf Berufung von Herzog Wilhelm 1586 in München. Dann wurde er  als Abt für den resignierten Abt Andreas II. Haydecker (1578-1559)

nach Kloster Aldersbach  berufen. Dort war er von 1587-1612 als Johannes VI. Abt. Er wurde Generalvisitator für die bayrischen Klöster und verstarb als bayrischer Landstandsverordneter am 22. Januar 1622

in München (Fugger S. 106)

1586 forderte die fürstliche Regierung Pater Jakob Dachmair an, um in an dies Spitze von Kloster Gotteszell zu stellen, das unter Administration von Aldersbach und Fürstenfeld stand.

1588 wurde Pater Jakob Neuthard nach Kloster Lichtenthal als Beichtvater geschickt. Nach acht Jahren wurde Pater Georg Engelbrecht ersetzt.

Abt Leonhard hatte keine besonders stabile Gesundheit. Er visitierte 1570 Kloster Seligenthal.

1573 beriet er Abt Quirin II. Rest (1569–1594) vom Kloster Tegernsee wegen eines zu errichtenden Seminars.Neben seiner umfangreichen Tätigkeit im Kloster führte Abt Leonhard siebenjährige Aufzeichnungen 1587-1593.

Warum er das gemacht hat, ist nicht bekannt.  Abt Leonhard  war einer von drei monastischen Wetterbeobachtern. Vor ihm machte das der Prior des Augustiner-Chorherrenstifts Kilian Leib (1471-1553) Er zeichnete das Wetter von

1513-1531 täglich auf. Abt Mauritius Knauer (1613-1664) vom Zisterzienserkloster Langheim hielt seine Wetterbeobachtungen ebenfalls schriftlich fest. Seine Aufzeichnungen wurden Anfang des 18. Jahrhunderts für die

Erstellung des auflagenreichen Hundertjährigen Kalender verwendet.(siehe dazu Mei Büchle Kloster Langheim). Bei den drei klösterlichen Wetterbeobachter zeigte sich schon ein Merkmal der späteren monastischen  Naturforschung.

Die Klostergemeinschaft garantierte kontinuierliche Beobachtungsreihen.

In Fürstenfeld führte der Prior und letzte Abt Georg Führer 27 Jahre Wetterbeobachtungen durch. Seine sorgfältigen Wetteraufzeichnungen umfasste immerhin 4 Bände. Seine Beobachtungen schickte er an die Bayerische Akademie der Wissenschaften weiter.

Er gehörte damit einem Netzwerk von Klöstern an, die sich ab 1780 mit der Wetterkunde befassten und ihre Beobachtungen an die Bayerische Akademie weiterleiteten.

Kloster Fürstenfeld zeichnete sich durch hervorragende Nachwuchspflege aus  und Generalabt  Edmond I. de la Croix (1584–1604 ) ermunterte ihn, weiter Novizen aufzunehmen. Der Konvent war auf 18 Patres und 4 Novizen

zusammen geschmolzen. (Fugger S. 107)

Am 13. Januar 1531 beauftragte Herzog Wilhelm Abt Leonhard damit, die Wappen und Grabinschrift der in Fürstenfeld bestatteten bayrischen Herzöge abschreiben zu lassen. und an den bayrischen Kanzler zu senden.

Er konnte das ja nicht wissen, aber 40 Jahre später bei dem Schwedeneinfall hat sich das dann als eine gute Massnahme erwiesen.

Am 7. Juli 1595 starb Abt Leonhard nach 29 Regierungsjahren.

Zwischen 1545 und 1563 hatte das Konzil von Trient stattgefunden. In der letzten Sitzungsperiode von 1562 bis 1563 wurde das Dekret über die Reform der Orden beschlossen.

Es wurden . Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt. Das Dekret enthielt Bestimmungen über die Wiederherstellung des Gemeinschaftslebens, das Noviziat, die Abschaffung des Privateigentums, die Klausur der Nonnen und die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen.

Am 14. September 1595 wurde Abt Johann(es) IV. Puel (1595-1610) als Nachfolger von Abt Leonhard und 27. Klostervorsteher gewählt.

Er wurde um 1540 in Michelwinnaden, heute ein Ortsteil von Bad Waldsee geboren. Er studierte  in Dillingen. Dort machte er seinen Magister. 10 Jahre war er Vikar in Bruck.1563 trat er ins Kloster Fürstenfeld ein. 1573 wurde er zum Priester geweiht.

Die Reformation hatte unter anderem eine Auswirkung auf den Zisterzienserorden.  Die Filiationsketten als das verbindendende Element im Orden war in vielen Fällen unterbrochen worden.

Mit der Durchführung der Reformen des Tridentinischen Konzils traten nun regionale Zusammenschlüsse an die Stelle der Filialketten. Das waren die Generalvikariate. Das Generalkapitel ernannte Generalvikare, die dem Generalvikariat vorstanden.

Das beschnitt die Kontrollrechte der Äbte der vier Primarabteien. Die Klöster wurden auf einheitliche Ziele ausgerichtet. Das Ziel des Generalabtes Edmond de la Croix war es, zur Sicherung der Reform in den einzelnen Klöstern und zur Wahrung der Selbstständigkeit der Ordensklöster ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat für den oberdeutschen Raum zu schaffen.

Vom 14. bis 20. September 1595 versammelten sich auf Einladung des Generalabtes 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum in Kloster Fürstenfeld. Dass Fürstenfeld der Ort des Treffens war, kann sicher auch als Würdigung des Klosters und den hervorragenden

Ruf, das es sich gerade in den letzten Jahren erworben hatte, verstanden werden.

Dort wurden die Fürstenfelder Statuten sowie ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat  beschlossen. Dieses bestand aus den vier Provinzen Schweiz-Schwaben-Elsaß, Franken, Baiern und die Kaisheim unterstehenden Klöster sowie Tirol. Dem oberdeutschen

Generalvikariat gehörten insgesamt 19 Männerklöster mit den ihnen unterstehenden Frauenklöster an. Zum Generalvikar wurde Abt Petrus Müller (1593–1615) von Salem ernannt.

Für Abt Johannes, gerade zum Abt gewählt, war es natürlich ein großer Start in sein neues Amt. Bei seiner Wahl war der Generalabt, sie viele Äbte anwesend, da ja  die vom Generalabt anberaumte Versammlung in Kloster Fürstenfeld stattfand.

Schon zwei Jahre vor seiner Wahl zum Abt war er von Abt Leonhard zum Ordenskapitel in Kloster Salem geschickt worden.

Herzog Wilhelm förderte die Jesuiten in Bayern. Sie kamen nach Altötting, Biburg, Münchsmünster, Ebersberg und nach Regensburg. In München errichtete er das Jesuiten Kloster und ließ ab 1583 mit der Michaelskirche die größte Renaissancekirche nördlich der Alpen

bauen. Diese wurde am 6. Jul 1597 eingeweiht. Das wurde als großes Fest begangen. Aus bayrischen Klöstern waren 19 Äbte und Pröpste anwesend, unter ihnen Abt Johannes. Auch die Fronleichnamsprozession in München  war immer ein Pflichttermin

für den Abt.

1609 gründete Herzog Maximilian von Bayern (1597-1651) in München die Katholische Liga als Gegenpart zur  Protestantischen Union, die 1608 in Auhausen gegründet worden war.

Am 26. Mai 1610 starb  Abt Johannes nach 15 Regierungsjahren.

Sein Nachfolger Sebastian Thoma wurde  14.6. 1610 als 28. Abt von Fürstenfeld gewählt.

Er wurde 1572 in Puch, heute ein Ortsteil von Fürstenfeldbruck geboren. 1593 trat er in Kloster Fürstenfeld ein. 1605 war er Subprior und von 1607-1610 Pfarrvikar in Bruck.

Als Subprior war er 5 Jahre lang als Delegierter der bayrischen Ordensprovinz zum Generalkapitel nach Citeaux gesandt worden zusammen mit dem  Raitenhaslacher Cellerar und Archivar Conrad Tachler.

Bei einem Gewitter am 19. Juli 1615 schlug der Blitz in die Klosterkirche. Der Turm verbrannte. Die Glocken schmolzen. Kirche und Kloster konnten mit großer Mühe gerettet werden. Abt Sebastian ließ den Turm wieder aufbauen und neue Glocken beschaffen.

Weibischof Bartholomäus Scholl (1581 –1629) von Freising weihte die Kirche wieder.

Die Gastzimmer, Krankenzimmer und die Bibliothek wurden wieder hergestellt. Ein neuer Pferdestall wurde erstellt.

In Inchenhofen war die Kirche  eingestürzt. Abt Sebastian ließ sie wieder errichten und mit zwei neuen Altarbildern versehen. Dafür gab er 30…0 Gulden aus, das sind 5.143.222,00 €. (Das Bistum Augsburg, Bd. 4, Augsburg 1883 S. 181)

1615 wurde in München die Kapelle des Pfleghauses geweiht. Kloster Fürstenfeld hatte die Schenkungen 1289 erhalten.

Ein gravierendes Ereignis war natürlich der 30- jährige Krieg, der 1618 begann. Sofort waren natürlich Kontributions- und Subsidiengelder fällig. Trotzdem wurden keine Schulden gemacht sondern Abt Sebastian hinterließ

bei seinem Tod am 3. November 1623 noch Bargeld.

ZU seinem Nachfolger wurde Leonhard IV. Lechner (1624-1632) als 29. Abt am 11.2. 1624 gewählt. Er stammte aus Inchenhofen.

1615 hatte er sein Studium im Collegium Ignatianum, also dem Jesuitenkolleg in Ingolstadt begonnen.

Am 2. Juli 1626 ließ Abt Leonhard das Klosterrichterhaus  in Fürstenfeldbruck  fertigstellen, wie es aus der dortigen Inschrift hervorgeht. Es diente später als Rentamt und Forstamt.

Noch blieben Bayern und damit Fürstenfeld weitgehend vom Krieg  verschont. Am 6. Juli 1630 landete der schwedische König Gustav Adolf(1594-1632) mit einer Armee von 13.000 Mann auf Usedom. Er verstärkte seine Truppen durch Anwerbungen rasch auf 40.000 Mann.

Im März 1632 konnte der Heerführer der Katholischen Liga Tilly (1559-1632) die Schweden in der Schlacht bei Bamberg noch abwehren. Nach der siegreichen Schlacht bei Rain  am Lech am 14./15. April konnte er zwar Regensburg nicht  einnehmen.

Er verfolgte aber den bayrischen Herzog Maximilian, der sich auf der Flucht befand. Mitte Mai 1632 besetzte er München. Gustav Adolf forderte 300.000 Taler, das sind  59.283.657,00 von  der Stadt München. Natürlich konnte dies Stadt diese Summe nicht

bezahlen. Die Schweden nahmen deshalb 42  Geiseln,unter ihnen 2 Fürstenfelder Konventualen. Sie kamen dann 1634 zurück. Zwar blieb die Stadt München von  der Plünderung verschont. Innerhalb der Stadt duldete Gustav Adolf keine Plünderungen. Aber das Umland gab der Schwedenkönig für die zehn Tage, die er in München war, zur systematischen Plünderung frei.

Nun war der Krieg in voller Wucht in Fürstenfeld angekommen. Schon vor die Schweden in München angekommen waren, hatten die Bewohner ihre Wertgegenstände vergraben und flohen, in der Hoffnung irgendwo Schutz zu finden.

Aber viele Anwohner wurden getötet, die Häuser angezündet.

Im Kloster versuchten sie, die Fürstengräber zu zerstören. Sie holten die Gebeine heraus. Der später Abt Martin I. war als Novize im  Kloster und entdeckte die Gräuel am Stiftergrab.

Abt Leonhard war nach München geflohen. Er verstarb am 24. Juni 1632 in München. Der Konvent holte den Leichnam dort ab und bestattete in in Kloster Fürstenfeld.

In der Schlacht bei Lützen fiel Gustav Adolf am 16. November 1532. An seine Stelle trat der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1612-1654)

Der Krieg ging aber in unverminderter Härte weiter.

Am 8. Dezember 1532 überfielen die Schweden Kloster Fürstenfeld aus Neue. Kloster und Markt wurden gebrandschatzt.

Die Fürstenfelder Mönche waren in ihr Mutterkloster Aldersbach geflohen.

Am 10. September 1633 Georg(ius) II. Echter (Aechter) (1633-1640) als 29. Fürstenfelder Abt.

Zum Krieg kam noch die Pest und Hungersnot. In München starben innerhalb eins Jahres 15.000 Menschen.

Abt Georg war wohl kriegsmüde. Er resignierte am 4. Februar 1640. Er wurde dann Pfarrvikar in Gilching. Dort starb er am 18. September 1641.

Nach dem Rücktritt von Abt Georg wurde am 5. Februar 1640 Martin Dallmayr (Dallmayer) (1640-1690) zum 31. Abt von Fürstenfeld gewählt.

Er ist am 9.10. 1612 in Bernried in der Oberpfalz geboren. 1629 trat er ins Kloster ein. 1633 war er unter den Geiseln.

Er studierte in Ingolstadt, wo er zum Doktor der Theologie promoviert wurde.  und Augsburg Fünf Jahre später studierte er an den Universität Graz und erwarb dort das Bakkalaureat der Philosophie. Seine Primiz feierte er am 1. Januar 1637. 

Als er gewählt wurde, bestand der Konvent aus 21 Mönchen. Bis zu seinem Regierungsende war die Zahl auf 49 angewachsen.

Zum Zeitpunkt seiner Wahl bestand das Klostervermögen aus 70 Gulden, das sind etwa 11.992,00 €. und einer Kuh.

Noch während des Krieges hatte Abt Martin wieder auf die klösterliche Disziplin geachtet.

Der Generalabt Claude Vaussin(1643´- 1670 ) hatte angeordnet, dass die Ordensregeln den Mönchen jedes Vierteljahr an den Gedächtnistagen des Heiligen Michaels und Stephanus

sowie an den Dienstagen  nach Ostern und Pfingsten vorgelesen wurden.

Abt Martin ordnete dazu verschiedene Exerzitien an und nachdem sich das in Kloster Fürstenfeld bewährt hatte, schlug er das auf dem Provinzkapitel in Rottweil vor. Alle bayrischen Klöster akzeptierten dies und ordneten es ebenfalls an.

1642 führte er trotz des Krieges die Erzbruderschaft des Rosenkranz in Fürstenfeld und allen Klosterfilialen ein.

Beim Friedensschluss von Münster und Osnabrück befand sich das Kloster wieder n leidlichen Verhältnissen.

Der Fürstbischof Veith Adam von Gepeckh (1618-1651) von Freising weilte am 7. April 1650 in Fürstenfeld. Die Äbte von Kloster Stams Bernhard Gemelich (1638–1660 )Michael Schnabel  (1637-1658) von Kloster Heigkreuz béi Wien und

Matthäus III. Kolweiß (1650–1695) von Kloster Lilienfeld in Niederösterreich waren Gast in Fürstenfeld.

Anlässlich der Wahl der Wahl zum Deutschen König von Erzherzog Ferdinand IV. (1653-1654)am 31. Mai 1653 in Augsburg  waren die drei geistlichen Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1647-1673),

Karl Kaspar von der Leyen (1652-1676) und Maximilian Heinrich von Bayern (1650-1688) übernachteten am 3. Juni 1653 im Kloster Fürstenfeld.

Dazu  kam die entgegengereiste bayrische Kommission samt ihrer Dienerschaft und 130 Pferden.

1648 waren viele Pfarreien im Umfeld von Fürstenfeld verwaist und ohne Seelsorger. Abt Martin sorgte dafür, dass Zisterzienser die Seelsorge übernahmen.

Natürlich kümmerte sich der Abt auch um den weltlichen Wiederaufbau. In Fürstenfeld ließ er 1651 Grundstücke verteilen.

1652 ließ er in Fürstenfeld die Wasserleitungen instand setzen und veranlasste die Reparatur von öffentlichen Gebäuden wie zum Beispiel des Schulhauses.

Auch trafen landesherrliche Verfügungen ein, die zur Bebauung aufforderten und Nachlass auf Gilten und Abgaben auf mehrere Jahre einräumten.

Neue Bewohner aus Gegenden die vom Krieg nicht betroffen waren, wie aus dem Gebirge, aus Tirol, Kärnten oder Steiermark begannen sich anzusiedeln.

Das Kloster sorgte für Schulbildung.

1654 erteilte Generalabt Claude Vaussin Abt Martin ein Buch, dass er über die Wunder des Heiligen Leonhards und die Geschichte  der Wallfahrt in Inchenhofen geschrieben hatte, drucken zu lassen,

auch um die Wallfahrt zu fördern.

1654 visitierte der Generalabt auch Kloster Fürstenfeld. Er kam mit seinem Prior zwei Sekretären und acht Bediensteten.

Der Westfälische Friede machte es möglich, verloren gegangene Klöster wieder zu besiedeln. 1561 traf Pfalzgraf Reichard von Pfalz-Simmern (1569-1598), zu dessen Herrschaftsbereich auch Kloster Waldassen gehörte,

bevor er dieses 1571 an seinen Bruder ,den Kurfürsten Friedrich III. (1559-1571) von der Pfalz abtrat. Kloster Waldsassen wurde lutherisch. Waldsassen wurde ein kurpfälzisches Pflegamt. (siehe auch Mei Büchle Zisterzienserabtei Waldsassen)

1628 wurde die Oberpfalz wieder dem bayrischen Staatsverband angegliedert. Kurfürst Maximilian I.  wurde neuer Landesherr in der Oberpfalz.

1661 begann die Wiederbesiedelung von Kloster Fürstenfeld aus. Abt Martin hatte  Pater Christoph Nivard (1627/28-1693) nach Waldsassen geschickt. Er konnte sich noch zwei Fürstenfelder Mönche als Begleiter aussuchen.

Kloster Fürstenfeld schoss sämtliche Kosten vor. Dazu kam eine Barabgabe 46.800 Dukaten, das sind etwa 9.248.250,00 €.

1665 wurde die Kirche der Heiligen Magdalen in Bruck von Weihbischof  Johann Kaspar Kühner (1665 –1685 ) geweiht. Die Kosten hatte das Kloster getragen.

Am 1. August 1669 wurde Kloster Waldsassen mit päpstlicher Zustimmung an den Zisterzienserorden  zurück gegeben. Am 11. Juli 1669 war Abt Martin im Beisein seines Subpriors  Pater Stephan Huber feierlich

als Abt von Waldsassen in sein Amt eingeführt. Eben´falls anwesend waren zwei kurfürstliche Kommissare. Waldsassen war nun eine Filiale von Fürstenfeld. Mehrere Mönche waren nach Waldsassen abgeordnet worden.

Am Vorabend von Maria Himmelfahrt 1672 waren die Reliquien von Hyazinth in Fürstenfeld eingetroffen Kloster Fürstenfeld war an diesem Tag  genau vor 400 Jahren besiedelt worden.

1672 wurde Abt Martin zum Generalvisitator für Ober-und Niederbayern gewählt.

1673 legte Abt Martin den Grundstein zu Leonhardskirche in Bruck.

Dank des Klosters nahm der Markt Bruck zu. Neue Häuser wurden erstellt. Die Einwohnerzahl stieg. Das Kloster bot Verdienstmöglichkeiten. Handwerker und Gewerbe siedelten sich an.

1683 beseitigte er Differenzen, die sich mit der Reichsstadt Esslingen wegen des dortigen Pfleghofs des Klosters  ergeben hatten. Das Kloster hatte dort verschiedene Privilegien von Kaiser Ludwig

und König Rupprecht verliehen bekommen. Diese focht die Stadt nun an. Mit Abt Martin einigte man sich auf geringe Zölle für Brücken Wege und Pflaster. Größere Zölle auf Wein und Waretransporte

wurden nicht erhoben. Von Kriegskontributionen blieb das Kloster aufgrund sein er Rechte befreit. Die Privilegien wurden bestätigt.

1683 wurde Abt Martin Generalvisitator für ganz Bayern.

1685 visitierte Abt Martin Kloster Waldsassen. Bei dieser Gelegenheit legte er den Grundstein für die neue Kirche in Waldsassen.

An das Hochstift Regensburg waren für die drei dem Bistum abgehenden Klöster Waldsassen, Gnadenberg und Seligenpforten 80.000 Dukaten zu entrichten. Davon entfielen 20.000 auf Fürstenfeld.

An den Kosten von Gnadenberg und Seligenpforten musste sich Fürstenfeld mit jeweils 5.500 beteiligen. Dazu waren noch 2500 Dukaten an München und 1000 Dukaten an Amberg zu entrichten, also insgesamt 34.500 fl.

das sind etwa 66.040,00 €. Dazu kamen in Waldsassen die gesamten Baukosten. Da das Kloster heruntergekommen war, bedeutete das, dass fast alle Gebäude von Grund auf neu gebaut werden mussten.

Am 1. Januar 1687 feierte Abt Martin unter Assistenz der Äbte Gregor Kimpfler (1658–1693) Scheyern, Quirin Wessenauer (1685–1704)Andechs und Pröpste Georg I. Mall, 1673–1693 Bernried und Otto IV. Landus, 1680–1693 Indersdorf

sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

1690 war er 50 Jahre Abt von Fürstenfeld und zu diesem Jubiläum erschien sogar Kaiser Leopold I. (1640-1705) und seine dritte Ehefrau Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg (1655–1720) sowie sein Sohn Joseph I. (von 1705-1711 Kaiser.

Er starb am 22. April 1690.

Welch guter Wirtschafter er war, zeigt seine Hinterlassenschaft. Er hatte Fürstenfeldfast bei Null übernommen und vor allem enorme Summen nach Waldsassen gezahlt.

Aber bei seinem Tod verfügte Fürstenfeld über eine Barschaft von 147.828 fl, das sind etwa 29.212.615,00 €. (Fugger S. 141)

Auf ihn folgte Balduin Helm (1690-1705) als 32. Fürstenfelder Abt. (über Abt Balduin Stefan Trinkl, Das Zisterzienserkloster  Fürstenfeld unter Abt Balduin Helm 1690-1705, München 2015)

Er wurde am 15. März 1645 als Sohn des Hofmusikers Elias Helm und dessen Frau Anna Maria Heim als Christoph Ferdinand in München geboren. Das Ehepaar hatte insgesamt 5 Kinder.

Ein Bruder Johann Peter war später Benediktinerpater im Kloster Attel bei Wasserburg als Pater Peter, eine Schwester deren Name nicht überliefert ist, Nonne  im Kloster Marienburg.

Taufpate v Christoph Martin war Johannes Mändl. Das ist der bayrische Geheimrat und Hofkammerpräsident Dr. Johann Mändl (1588-1566) unter Herzog Maximilian. Er hatte also einen

sehr hochrangigen Taufpaten aus dem unmittelbaren Umfeld des Hofes.

Über seine Schulbildung ist wenig  bekannt. Er hat wohl, wie damals üblich, eine Stadtschule in München besucht.

Er trat ins Kloster Fürstenfeld ein und erhielt dort den Klosternamen Balduin. 1666 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt.

1668 bestand er dort seine Disputation, Voraussetzung für den Doktortitel. Er gab sie 1668 mit dem Titel “ De simplicitate Dei” in Ingolstadt in Druck.

Nach seinem Studium wurde er Pfarrvikar in Bruck. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrvikar begleitete er Abt Martin oft, wenn diese unterwegs war. ER zählte

zu den engvertrauten Patres des Abtes.

Am 26. Juni 1681 war er als Sekretär des Abtes mit diesem in Kaisheim, als dort sein Studienkollege Elias Götz (1681–1696) zum Abt gewählt wurde.

Am 22. Oktober 1685  führte Abt Matrin eine Visitation in Kloster Raitenhaslach, was er mit der Urkunde Raitenhaslach 1685 10 22 bestätigte. Balduin unterzeichnete mit als Fr. Balduin Helm, Secretarius.

Ein e weitere wichtige Tätigkeit Balduins war seine Unterrichtstätigkeit an der hauseigenen Schule, wo er wohl Philosophie unterrichtete.

Unter seiner Leitung wurde 1674 in Fürstenfeld sogar eine Disputation durchgeführt.

Von 1671-1680 war er mit Unterbrechungen Pfarrvikar in Bruck, in den Jahren 1681 und 1685 war er Sekretär von Abt Martin. Von 1687-1690 war er nochmals Pfarrvikar.

Er verfügte also über ein breitgefächerte Praxiserfahrung, die weite Teile des Klosterlebens abdeckte.

Abt Martin verstarb am 22. April 1690. Sofort wurde Kurfürst Max Emanuel (1679-1722) benachrichtigt und die Klosterschlüssel an ihn übersandt.

Am 6. Juni 1690  fand die Wahl des neuen Abtes statt. Eine Inventur wurde aufgenommen
(Ergebnisse Trinkl S. 77) Die Wahl wurde von dem Aldersbacher Abt  Engelbert Vischer (1683-1705) im Beisein von Abt Candidus Wenzl (1688-1700) von Kloster Raitenhaslach und

Abt Wilhelm I. Pertl (1689-1716) von Gotteszell geleitet. Zwei kurfürstliche Kommissare waren als Vertreter des Landesherrn anwesend. Gewählt wurde Balduin Heim.

Die Kosten der Wahl beliefen sich auf 617 Gulden und 25 Kreuzer, das sind etwa 105.684,00 €

Die Benediktion nahm Abt Candidus Wenzl unter Assistenz von Elias Götz und des Propstes Otto IV. Landus (1680-1693) vom Stift Bernried. Als Gast war außerdem

Abt Quirin Wessenauer (1685-1704) vom Kloster Andechs anwesend. Alle erhielten Geschenke. Die Kosten beliefen sich auf 134 Gulden und 5 Kreuzer, das sind etwa 22.953,00 € (Trinkl S. 79)

Abt Balduin war Doktor der Theologie und des kanonischen Rechts.

Außerdem wurde ihm 1697 der Titel eines apostolischen Pronotars sowie Ritter des päpstlichen Ordens vom Goldenen Sporn.

Da es schon unter Abt Martin Schwierigkeiten mit Kloster Waldsassen gegeben hatte und dieses zunehmend nach Selbstständigkeit verlangte, hielt es Abt Balduin für besser,

die Unzufriedenheit zu beseitigen und Kloster Waldsassen einen eigenen Abt zu konzedieren. Im Einvernehmen mit dem Landesherren Max Emanuel wurde Waldsassen 1692 selbständig.

Schon 1690 war der Fürstenfelder Konventuale Albert Hausner (1690–1710) in Fürstenfeld zum Abt von Waldsassen gewählt worden und in Kaisheim vom dortigen Abt Elias Götz benediziert worden.

Allerdings war das Kloster rasch in Not und benötigte von der Mutterabtei eine Finanzspritze von 10.000 Gulden, das sind etwa 1.712.874,00 € (Fugger S.144)

1692 legte Abt Balduin den Grundstein zum neuen Kloster in Fürstenfeld.

Er schloss mit Giovanni Antonio Viscardi (1645-1713), dem Hofbaumeister von Kurfürst einen Akkord. Die Konventflügel, die Kirche und die Ökonomiegebäude sollten vollständig neu gebaut werden. Die Planung und der hohe Kostenvoranschlag wurden vom kurfürstlichen Geistlichen Rat im Frühjahr 1691 bewilligt  Im gleichen Jahr schloss  Viscardi mit dem Abt ebenfalls einen Akkord über die Baumeisterleistungen. Er ist nicht erhalten. Die vereinbarte Pauschalsumme dürfte den Zahlungen von 32 385 Gulden entsprechen. Als Palier engagiert Viscardi den Münchner Stadtmaurermeister Martin Gunetzrhainer. 1699 sind die Bauten des Ökonomiehofes und des Konventes mit den kurfürstlichen Räumen vollendet.

Der Gesamtbau kam nach Fugger S. 144 auf 131.643 fl., das sind etwa 26.009.605,00 €

Mit dem Bau des Pfleghofs in München hatte Abt Martin 1689 gegonnen. Abt Balduin vollendete diesen im Jahr 1693.

Das Schoss Rezensried am Ammersee, das Abt Lenhard III. Treuttwein errichten ließ, wurde 1692 ebenfalls von von Giovanni Antonio Viscardi aufgestockt und diente bis zur Säkularisation als Sommerresidenz der Äbte von Fürstenfeld.

Außerdem war Abt Balduin trotz der vielen Ausgaben des Klosters immer darauf bedacht Grundbesitz für das Stift zu erwerben.

1693 war die Hofmark von Walkersaich, heute Landkreis Mühldorf am Inn und Schwindach in Besitz von Kloster Fürstenfeld gekommen.Allerdings bezweifelt der Historiker Dr. Edgar Krausen die von Fugger  S. 145 gemachten Angaben,

da sich Erwerbsurkunden weder im Fürstenfelder Archiv noch in denen des vormaligen Landgerichts in Neumarkt an der Rott befinden.

Kostspieliger Neubau von Kloster und Kirche sowie die Kriegszeiten  mit ihren Lasten zwangen Abt Martin II. Hazi (1761–1779) dazu, 1771 dazu, die Hofmark Walkersaich für

40.000  Gulden und 100 Dukaten das sind etwa 6.851.497,00 €. an den Grafen Maximilian von Törring-Jettenbach als Leikauf wieder zu verkaufen. (Walkersaich, Eine Hofmark des Klosters Fürstenfeld im Isengau,Dr. Edgar Krausen )

1701 brannte in Esslingen der Fürstenfelder Pfleghof beim Stadtbrand ab. Die protestantischen Esslinger den Mönchen keine Hilfe. Das veranlasste  Abt Balduin die Präsenz Kloster Fürstenfelds in Esslinger durch einen besonders prächtigen barocken Neubau zu bestätigen. Dieser wurde 1702 vom oberschwäbischen Baumeister Johann  Baptist Wiedemann,  (1681−1743), der aus der in Elchingen ansässigen Sippe von Baumeistern und Stukkateuren stammte, errichtet.  Auf dem nördlichen Portal ist das Wappen von Balduin Helm zu sehen.

1722 schloss Abt Lienhard mit der Reichsstadt Esslingen einen Vergleich, womit immer wiederkehrenden Zollstreitigkeit ein Ende gemacht wurden.Er löste sämtliche Maut-und Zollgebühren mit

einer Bareinlage von 600 Gulden, das sind etwa 104.300,00 € für immer ab.

Im ersten Stock befinden sich Stuckarbeiten von Pietro Francesco Appiani  und  Giovanni Nicolo Perti, die zu der Zeit beide auch in Fürstenfeld arbeiteten.

1701 begann der Spanische Erbfolgekrieg, der bis 1714 dauerte. Er wurde zwischen den Herrscherhäuser der Bourbonen und Habsburger um die Nachfolge Karls II. (1661-1700), des letzten Habsburger auf dem spanischen Thron  ausgetragen.

Es ging aber auch um das Mächtegleichgewicht in Europa.

Kurfürst Maximilian Emanuel stand ebenfalls im Bund mit Frankreich, weil er hoffte, eine von den europäischen Mächten anerkannte Königskrone zu erringen

1704 wurde auch in Deutschland Krieg geführt. Von Kloster Fürstenfeld wurden insgesamt 140.000 fl., das sind etwa 27.660.755,00 €  unter Androhung von Feuer und Schwert gefordert. Fugger S. 145.

Zwei mal war man zur Flucht genötigt.

Am 13. August 1704 fand die Schlacht von Höchstädt statt. Die Verbündeten mit dem englischen Duke of Marlborough, dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (1655-1707) und Prinz Eugen von Savoyen siegten.

Die Franzosen mussten ganz  Bayern räumen Max Emanuel floh nach Brüssel. Für Abt Balduin bedeutete das, dass er die Rückendeckung von Kurfürst Max Emanuel verloren hatte.

Nach der Schlacht von Höchstädt plünderten die Engländer Hunderte von Ortschaften. Auch Inchenhofen war betroffen. Dort wurde die Kirche und die Kaplanei niedergebrannt.

Abt Balduin war als Redner sehr gefragt.Zum einen hatte er eine Reihe von Predigtsammlungen herausgegeben, die noch lange nach seinem Tod verlegt wurden. So erschien eine von

ihm gehaltene Primizpredigt noch 1734 bei Maria Magdalena Riedlin. Tinkl S. 86

Bei allen großen Jubiläen der Zeit sowohl am kurfürstlichen Hof als auch bei den großen Orden wie den Jesuiten ist er eingeladen worden. So hielt er bei deren Jubiläumsfeier  1698 die Festpredigt.

Schon 1697 hielt er die Festpredigt zum 100-jährigen Jubiläum der Jesuitenkirche in München, die dann auch im Druck erschienen ist.

Noch fruchtbarer war er als Schriftsteller.

Sein erstes Werk war das 1700 erschienene Buch “Wunderreicher Magnet englischer Reinigkeit “ mit 483 Seiten. Nach seiner Resignation und dem Frieden von Rastatt 1714 erschien in Augsburg “Evangelischer Schauplatz”.

Hier sind 58 Predigten abgedruckt. Eine weitere Predigtsammlung erschien auch 1717 “Himmlischer Jublierladen der Kirchen”. Seine letzten beiden Werke erschien in seinem Todesjahr 1720.

Das erste heißt “Quadrage semale”. Es umfasst 294 Seiten und  ist eine umfangreiche Predigtsammlung, ebenso sein letztes Buch mit 17 Predigten.

Mit dem Klosterneubau wurde auch eine prachtvolle Bibliothek errichtet.

Fürstenfeld hatte Sitz und Stimme in der bayrischen Landschaft. Abt Balduin war deshalb wiederholt in München. 1700 wurde er zum Rechnungsaufnehmer der Landschaft gewählt.

Gegen 1700 bildete sich eine Opposition gegen Abt Balduin heraus, wohl auch weil der Abt sich bemüßigt sah, vier Konventuale “überdrüssig ihrer engen Schranken”, wie Gerhard Führer später

über die Verschwörung schreibt. Sie beschlossen mit falschen Vorwürfen eine schimpfliche Absetzung des Abtes zu erreichen. Sie nahmen Kontakt mit Abt Stephan Jung (1698–1725) von Kloster Salem auf,

der auch für die Visitationen in Fürstenfeld zuständig war. Er soll Beziehungen zu zwei Frauen unterhalten haben, die Klosterdisziplin wäre dem Verfall ausgesetzt.

Abt Stephan besuchte den bayrischen Kurfürsten Max Emanuel,. Er holte sich dort die Genehmigung, Kloster Fürstenfeld zu visitieren. Er mutze dies um zügig gegen Abt Balduin vorzugehen,

wohl auch mit der festen Absicht diesen abzusetzen. Abt  Balduin war bei der Landschaft in München. Der Salemer Abt nutzte die Gelegenheit, die Räume von Abt Balduin zu durchsuchen.

Abt Balduin beschwerte sich beim Kurfürsten gegen das “widerrechtliche” vorgehen des Salemer Abtes und bat um Entsendung eine Kommission, um die Vorgänge vor Ort klären zu lassen.

Das Resultat auf den Bericht der Kommission war dann, dass Abt Stephan Kloster Fürstenfeld und auch Bayern sofort verlassen musste.

Aber auch Abt Balduin musste einige Zugeständnisse machen. Er bekam eine Liste mit 17 Punkten vorgelegt und musste darauf sogar einen Eid ablegen.

Im Mai 1705 kam Abt Stephan erneut zur Visitation nach Fürstenfeld, allerdings unter völlig anderen Vorzeichen. Bayern war von Österreich besetzt, Max Emanuel außer Landes.

Ohne Rückendeckung des Kurfürsten blieb Abt Balduin schließlich nur die Resignation. Er tat dies mit einem Schreiben am 29. Mai 1705.

Der Geistliche Rat untersuchte den Vorfall nochmals. Der Vorsitzende des Geistlichen Rates Martin Constante schrieb an Max Emanuel, dass die handschriftliche Erklärung Balduins nicht überzeugend sei

und warf dem Salemer Abt die Inszenierung eines Komplotts vor. Auch die kaiserliche Administration in München wollte Aufklärung über die Demission von Abt Balduin. Abt Stephan hatte die jährliche Pension von 150 Gulden

für Abt Balduin aberkannt. Die kaiserliche Administration erkannte alle Abrechnungen Abt Balduins als in Ordnung an und bestätigte seinen Anspruch auf seine Pension.

Durch die regelmäßige Zahlung seiner Pension konnte sich Balduin noch einmal in seiner Unschuld bestätigt sehen.

Er starb am 8. Mai 1720 in Kloster Fürstenfeld.

Sein Nachfolger war schon am 04.06 1705 Casimir Kramer (1705-1714) als 33.Abt von Kloster  Fürstenfeld geworden.

Er stammte aus Eger. Er ist dort um 1654 geboren. Seine Profess legte er  1670 ab. Seine Philosophische Disputation fand 1674 in Ingolstadt statt.

Um 1690 war er Prior, dann Superior in Inchenhofen.

Dort besserte er auch gleich nach seiner Wahl den noch stehenden aber total ausgebrannten Turm in ausbessern und erhöhen. Außerdem wurde er mit Blech gedeckt.

Die Kirche erhielt 5 neue Glocken

Generalabt Nicolas III. Larcher (1692– 1712) von Citeaux bestätigte die Wahl schon im Jahre 1705.

Kloster Fürstenfeld war unter kaiserlicher Administration. An irgendwelche bauliche Aktivitäten im Kloster war nicht zu denken.

Abt Casimir starb am 18. Juni 1814. Er hinterließ das Kloster schuldenfrei.

Zu seinem Nachfolger wurde Liebhard Kellerer (1714-1734) am 7.8.1714  als 34. Fürstenfelder Abt gewählt.

ER stammte aus Hollenbach bei Inchenhofen, wo er 1671 als Sohn von Josef Keller,eines einfachen Maurers und seiner Ehefrau Barbara   geboren wurde.

Er besuchte die Schule in Inchenhofen. Sie wurde von Patres aus Fürstenfeld betrieben. Diese förderten ihn und ermöglichtem ihm einen Studienplatz am

Jesuitenkolleg in Augsburg. Er wohne dort t bei den Franziskanern zum Heiligen Grab. 1692 trat er mit 21 Jahren unter Abt Balduin ins Kloster Fürstenfeld ein .

legt ein Jahr später Profess unter dem Klosternamen Liebhard ab. 1692 legte er seine Profess ab.

Er studierte zwei Jahre an der hauseigenen Schule Philosophie. Von dort schickte ihn Abt Balduin an die Universität Ingolstadt, wo er sich 1696 immatrikulierte.

Dort studierte er 4 Jahre und wurde 1700 in Freising zum Priester geweiht. Dann kehrte er nach Fürstenfeld zurück.

Er  wurde vorerst «excurrendo» Kaplan in Bruck, das ist ein Priester, der nicht dem Bistum sondern der Ordensleitung untersteht. Dann wurde er Pfarrer in den inkorporierten Pfarreien Emmering, Jesenwang und Puch.

1705 wählte er den neuen Abt nach dem Rücktritt von Abt Balduin. Weder Liebhard noch der heugewählte Abt Casimir hatten der Opposition gegen Balduin angehört

Pater Liebhard wurde Subprior. Von 1705-1714 war Superior in Inchenhofen

Abt Casimir hatte 1703 als Superior in Inchenhofen die Zerstörung der Wallfahrtskaplanei durch englische, badische und kaiserliche Truppen miterlebt. Als Abt beorderte er nun Pater Liebhard in die

Kaplanei bei seinem Heimatort und überliess  ihm auch die Leitung der Wiederaufbauarbeiten der Wallfahrtskirche und des Neubaus eines dreigeschossigen Superioriat-Gebäudes mit 19 Fensterachsen und einem Mittelrisalit.

Als Kirchherr war er nun Bauleiter in Inchenhofen.

Als Liebhard zum Abt gewählt wurde, hatte sich das politische Umfeld wieder sehr geändert.

Am 6. März 1714 beendete der Friede von Rastatt den Spanischen Erbfolgekrieg. Kurfürst Max Emanuel konnte aus dem Exil nach Bayern zurückkehren und dort wieder die Regierung übernehmen.

Bayern und damit Kloster Fürstenfeld stand nicht mehr unter österreichischer Verwaltung.

Abt Lienhard setzte 1716 den Kirchenneubau fort, der seit 1701 nicht über  die Chorfundamente hinausgekommen war.

Johann Georg  Ettenhofer wurde von Abt Liebhard als Baummeister eingesetzt. Er kann sich auf die Pläne des Misoxer Baumeisters Giovanni Antonio Viscardi stützen,

der 1700 mit dem Bau der Klosterkirche von Fürstenfeld begonnen hatte. Ettenhofer hatte schon bei Baubeginn in Fürstenfeld als Palier von Viscardi gearbeitet.

Die Kirche ist das gemeinsame Werk von Ettenhofer, Jacopo Appiani (1687-1742) und Cosmas Damian Asam (1686-1739)

Appiani war für den Stuck Stuckmarmorausstattung des Kirchenschiffes in Fürstenfeld zuständig.

Cosmas Damian Asam malte in Fürstenfeld die Deckenfresken im  Chor und im Langhaus aus.

1734 bestellte Abt Liebhard bei dem Donauwörther Orgelbauer Johann Georg Fux (1651-1738) eine Orgel,die noch heute zu den bedeutendsten Denkmälern des barocken Orgelbaus in Bayern zählt.

Eingeweiht wurde sie 1736 wurde sie von P. Engelbert Asam, den Bruder von Cosmas Damian, der 1707 in Fürstenfeld ins Kloster eintrat und auch als begnadeter Musiker galt.

Am Bau beteiligt war auch ein Bruder von Abt Liebhard, der als Palier die Bauarbeiten leitete, aber  1727 bei einem Gewölbeeinsturz tödlich verunglückte.

Der Kirchenneubau bedeutete aber auch eine enorme Verschuldung des Klosters. Die Kirche kostete bis zur Fertigstellung 400.000 Gulden das sind etwa 68.993.325,00 € , das entsprach dem Zehnfachen der jährlichen Einnahmen 

von Kloster Fürstenfeld.

Abt Liebhard war auch Prälatensteuerer und damit Mitglied der Ständeversamlung in München.

1731 visitierte er Kloster Waldsassen.

1733 wurde das Refektorium in Fürstenfeld renoviert.

1734 reiste er mit seinem Sekretär Pater Franz Scheyrer zum Provinzkapitel nach Kaisheim.

Nachdem er im September  9 Tage krank war, verstarb er am 4. September 1734 nach 20 Regierungsjahren im 63. Lebensjahr,

Während seiner Regierungszeit traten 34 Konventualen neu ins Kloster ein. Bei seinem Tod zählte der Konvent 47 Mitglieder.

Er hinterließ allerdings 50.000 Gulden Schulden, das sind etwa 8.691.626,00 €. Die Verschuldung wuchs allerdings weiter an und bei der Säkularisation betrug sie 217.000 Gulden, also etwa stolze  47.108.612,00 €.

Vaterabt Paulus Genzger (1734-1746) ließ sich von Kurfürst Karl VII. (1726-1745) den 25. Oktober 1734 als Termin für die Abtswahl genehmigen.

Als 35 Fürstenfelder Abt  wurde Konstantin Haut (1734-1744) 25.10. 1734 gewählt.

Er wurde 1704 als Sohn eines Bierbrauereis in Mehring geboren. 1725 legte er in Fürstenfeld seine Profess ab. (Klaus Haller, Wilhelm Liebhard, Geistliche Spiele der Barockzeit aus Oberbayern, Regensburg 2017, S. 434-

Als Professdatum habe ich auch 1692, z. B. Bernhard Peter Denkmaltopograhie Heraldik Photos von Wappen Fürstenfeld, Das ehemalige Klosterrichterhaus)

1730 wurde er zum Priester geweiht. Im Kloster war erst Subbursarius und dann auch Sekretär von Abt Liebhard, was seine Wahl zum Abt am 25.10. 1734 sicher begünstigte.

Die Wahl fand unter Vorsitz des Alderbacher Abtes Paulus und im Beisein des Abte von Andechs Maurus III. Braun (1705–1746) und Propsts von Indersbach Innocenz Weiss  (1728–1748) statt.

Seine Regierungszeit war belastet durch die Schulden, die das Kloster durch die Kriegslasten aus dem Spanischen Erbfolgekrieg und den Neubauten   von Kloster und Kirche zu tragen. Dazu kam mit dem österreichischen

Erbfolgekrieg (1741-1748) der Kloster Fürstenfeld auch stark in Mitleidenschaft zog.

Er schaffte 6 reiche Messgewänder an.

1736 wurde die Hauptorgel von Fux eingeweiht.

1737 stiftete der Münchner Salzkaufmann  Johann Baptist Ruffini (1672-1749) ein Sebastiansbild für die Fürstenfelderkirche sowie 1000 Gulden, das sind etwa 173.833,00 €, mit denen  Abt Konstantin von

Equid Quirin Asam (1692-1750)den Sebastiansaltar für 1300 Gulden, das sind etwa 225.982,00 € setzen ließ.

1737 erließ Papst Clemens XII.(1730-1740) einen Ablassbrief für Kloster Fürstenfeld.

Das wohl festlichste Ereignis in der Regierungszeit Konstantins war die Kirchweihe am  16. Juli 1641 durch Fürstbischof Karl Theodor (1727-1763) von Freising und Regensburg. Er war der Sohn von Kurfürst Max Emanuel und Bruder

Kurfürsts Karl VIII. von Bayern, der ebenfalls am Weiheakt teilnahm.

1742 war der Konvent zur Flucht gezwungen. Vom 14. Januar bis 4. März 1642 hielt sich der Konvent in Neuburg/Donau auf. Kaum zurückgekehrt musste sich der Konvent erneut in Sicherheit bringenm, diess Mal nach Augsburg wohin man auch die Klosterschätze in

Sicherheit gebracht harre. Am 17. Mai 1742 konnten die Mönche nach Fürstenfeld zurück. Das Pandurenfreikorps unter Johann Daniel von Menzel und Franz von der Trenck hauste in der Gegend von Fürstenfeld. Das Kloster musste die Verwundeten und

Rekonvaleszenten über Monate weg ohne jegliches Entgelt verpflegen. Lebensmittel, Getreide und auch Geld  musste gestellt werden. Dazu kamen Krankheiten, ungünstige Wetterlage.

Trotz der schwierigen Zeiten  konnte Abt Konstantin noch Gebietstausche für das Kloster tätigen.

ER starb mit 41 Jahren nach 10 Regierungsjahren am 26. Dezember 1744.

Durch die Kriegslasten hatte sich der Schuldenstand des Klosters auf 140.000 Gulden, das sind etwa 24.336.552,00 €,  erhöht.

Abt Paulus schlug als Wahltag für den Nachfolger von Abt Konstantin den 15. Februar 1745 vor.

An diesem Tag wurde Alexander Pellhammer (1745-1761) als neuer Abt gewählt unter Vorsitz von Abt Paulus aus Aldersbach.

Von diesem wurde er am 13. Juni 1745 zum Abt geweiht.

Er ist  am 12. Oktober 1695 in Kemnath in der Oberpfalz geboren. 1740 legte er in Fürstenfeld seine Profess ab. 1721 wurde er zum Priester geweiht.

Er war Theologe und Kandidat des Kirchenrechtes. 1734 ist er als Prior bezeugt.

Vor er zum Abt gewählt wurde, war er Superior in Inchenhofen

Angesichts der prekären Finanzlage von Kloster schrieb Abt Alexander an Kurfürst Maximilian III. Joseph (1745-1777) zu schreiben. Ob er damit Erfolg hatte, ist nicht bekannt.

Aber konnte die Finanzsituation vor allem durch großzügige private Unterstützung  stabilisieren. Er nahm  seit 1746 im großen Stil Geld von Bauern, Bürgern, Adeligen und Klöstern auf, wie ein Kapitalbuch von 1746 zeigt.

Er konnte  den 1691 von Abt Balduin Helm begonnenen barocken Neubau der Abtei fertigstellen und die prunkvolle Innenausstattung der Klosterkirche vollenden.

Unter Abt Liebhard hatte 1743 ein Apotheker aus Freising begonnen, in Fürstenfeld eine Apotheke zu errichten und mit seinem ganzen Inventar und seinen Apparaten ins Kloster zu ziehen, wenn seine lebenslange Versorgung gewährleistet sei.

Zwei Jahre später wurde das für 600 Gulden das sind etwa 104.300,00 €, abgelöst. Ein Klostergeistlicher und später ein Laienbruder übernahm die Besorgung. Später wurde wieder ein weltlicher Provisor angestellt.

1752 war der Turm der Kirche fertig geworden. Sie wurde mit zwei großen Glocken versehen sowie eine massive Turmuhr, die der Laienbruder Andreas Bartl hergestellt hatte.

1754 wurden die Reliquien des Märtyrers Hyazinth und des Heiligen Clemens in die Klosterkirche gebracht. Die Reliquien des Hyazinth waren schon während des Kirchenbaus in der Filialkirche von Bruck., die des Heiligen Clemens brachte

der Konventuale Pater Gerard Knoller als Geschenk von Papst Benedikt XIV. (1740-1758) aus Rom mit.

Abt Alexander verstarb am 25. Oktober 1761.

Als er starb, hatte das Kloster einen Schuldenberg von 296.078 Gulden, das sind etwa 51.749.428,00 €. Man muss allerdings sehen, das das Kloster in dieser Zeit 100.000 Gulden also 17.478.309,00 € zu tragen hatte.

Dazu kamen die enormen Baukosten. Man kann also Abt Alexander nicht den Vorwurf schlechten Haushaltens machen, zumal er ja schon  mit 140.000 Gulden (ohne Baukosten und Kriegskontributionen)starten musste.

Am 24. 11.1761 wurde Martin(us) II. Hazi (1761-1779) als 37. Abt von Kloster Fürstenfeld gewählt, nicht einstimmig doch reichte es für die Mehrheit der Stimmen.

Er wurde 1714 in Kelheim geboren. Seine Profess legte  1732 in Fürstenfeld ab. 1738 wurde er zum Priester geweiht. Er war Pfarrvikar in Bruck und später Prior in  Fürstenfeld.

In der Klosterkirche ließ er 12 Apostelfiguren aufstellen. sowie eine des Klostergründer Ludwigs und auch eine von Kaiser Ludwig.

In der Kirche hatte das  mittlere Eisengitter anbringen lassen.

Der prächtige Hausaltar der ursprünglich in der Sommerabtei von Kloster Fürstenfeld stand, geht auf ihn zurück. Er stand 85 Jahre lang im Diözesanmuseum Freising und kehrte 2015 in die Dauerausstellung über die

Geschichte des Kloster im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck zurück.

Er schaffte teure Möbel an. Er ließ den sogenannten Hofgarten errichten, wo hochrangige Gäste untergebracht wurden.

Viel Geld gab er aber auch für Pferde, Jagdgeräte und ähnliches aus.

Er war kein guter Wirtschafter aber ein leidenschaftlicher Jäger und Pferdefreund. Er spielte hoch und gern und hatte wohl auch Spielschulden

1764 gab es in Bruck ein großes Hochwasser, bei dem Teile der Amperbrücke zwischen Bruck und dem Kloster weggerissen wurden.

Zweimal reiste er zum Ordenskapitel nach Citeaux, war dabei wohl auch am französischen Hof und brachte so das Kloster immer in weitere Schulden.

1785 kam eine Ordenskommission nach Fürstenfeld. Die Schulden des Klosters waren mittlerweile auf 300.735 fl. angewachsen. Man legte ihm den Rücktritt nahe, von dem er

nichts wissen wollte. Als er1770  die Hofmarken Walkersaich und Schwindach, die Abt Balduin  1693 erworben hatte, für 41.000 Gulden, das sind 7.166.107,00 €, verschleuderte,

Nach Röckl S. 58 gab es Mutmassungen, der Kauf wäre zur Tilgung von Spielschulden genutzt worden.

wandte sich der Konvent an den Vaterabt in Aldersbach Theobald II. Reitwinkler (1745-1779). Eine Administrationskommission wurde eingesetzt, die die Verwaltung des Klosters

in die Hand nahm. An deren Spitze wurde Pater Tecelin Kazmayr gesetzt. Bis zum Tode von Abt Martin konnte sie die Verschuldung immerhin auf 282.247 fl. senken

Abt Martin starb in der Nacht vom 11. Mai 1779

Sein Nachfolger wurde Tezelin  Kazmayr (1779-1796)als vorletzter Abt von  Fürstenfeld. Er ist 1718 als Sohn eines Bäckers in Grafing in Oberbayern geboren.

1741 wurde er in Kloster Fürstenfeld eingekleidet. 1745 legte er dort  seine Profess ab. 1748 wurde er zum Priester geweiht. 1761 war er Prediger in St. Leonhard.

Dann war er Pfarrvikar in Jesenwang.

1773 bis 1778 verwaltete er den Fürstenfelder Pfleghof in Esslingen als Praefectus Vinearum. Am östlichen Portal ist dort auch sein Wappen angebracht.

Danach wurde er  Küchenmeister in Fürstenfeld. Wie oben erwähnt war er dann an der Spitze der Administrationskommission, die die Temporalien von Fürstenfeld

wegen der Inkompetenz von Abt Martin II. verwaltete.

Am 14.6. 1779 wurde er zum 38. Abt gewählt. Er war da schon 61 und nach Fugger (S.170) musste man ihn “fast mit Gewalt zur Annahme der Abtswürde zwingen”.

Er stellte die Ordensdisziplin wieder her, die untere seinem Vorgänger ziemlich in Verfall gekommen war.

Er schaffte alle unnötigen Ausgaben ab und schuf ein geregeltes Budget über Einnahmen und Ausgaben. Das brachte ihm zwar den Ruf ein, eigensinnig und pedantisch zu sein.

Aber er hatte Erfolg. Fürstenfeld wurde wieder kreditwürdiger, was dazu führte, dass er umschulden und günstigere Kredite aufnehmen konnte.

Kurfürst Karl Theodor von Bayern (1742-1777 von der Pfalz und dann bis 1799 von Bayern) besuchte Kloster Fürstenfeld bald.

Abt Tezelin hatte die Idee zu einem Denkmal für Kaiser Ludwig den Bayern. Die Ausführung übertrug er seinem Prior und späteren Nachfolger Gerhard Führer.

Ein gravierendes Ereignis in der Regierungszeit von Abt Tezelin war der Ausbruch der der französischen Revolution im Juli 1789.

Abt Tezelin hatte Anfangserfolge bei der Sanierung des Klosters. Allerdings setzten ihm die  zunehmenden Altersbeschwerden, besonders teilweise Gehörlosigkeit, immer mehr zu. Sie machten es schließlich nötig, dass ihm im Februar 1796 die Administration

der Temporalien abgenommen wurde. Am 16. Juli 1796 resignierte Abt Tezelin.  Er starb am 28. November 1798 im Alter von 78 Jahren.

Sein Nachfolger wurde als letzter Abt von Fürstenfeld Gerhard Führer (1796-1803)

Er wurde am 12. August 1745 in Erding als Sohn des Schreiners Martin Fierer und dessen Frau Ursula geboren.

Abt 1754 besuchte er das von Abt Alexander eröffnete Fürstenfelder Klosterseminar. Danach besuchte er das Jesuitengymnasium in München. Er trat mit 20 Jahren ins Kloster Fürstenfeld ein.

Am 10. September 1770 wurde er zum Priester geweiht. Er übernahm die  seelsorgerische Betreuung der Pfarrei Schöngeising.

Im Kloster war er Professor der Philosophie und Theologie, dann Novizenmeister und von 1783 an elf Jahre Prior.

Auch als Prior war er Novizenmeister und Professor.

Er war nicht nur Theologe und Philosoph, sondern auch naturwissenschaftlich und geschichtlich sehr interessiert.

Er legte ein Naturalienkabinett an, ein physikalisches Armarium aber auch eine Münzsammlung.

Für die Bayerische Akademie der Wissenschaften führte meteorologische Beobachtungen über sechs Jahre durch. (s.o.)

Dafür wurde e1 807 zum außerordentlichen Mitglied ernannte.

Im Kloster machte er sich als Bibliothekar um die Verbesserung der Klosterbibliothek verdient. Er schaffte viele Bücher an, vor allem historische. Er selbst schrieb eine Klosterchronik, die handschriftlich vorhanden ist.

Er plante einen Gesamtinkunabelkatalog der bayrischen Klöster.

Im Gefolge der französischen  Revolution kam es  zu den Koalitionskriegen.

Auch viele Exilanten kamen ins Land, geflüchtete Priester, die auch in Fürstenfeld Aufnahme fanden.

Die Kriegshandlungen trafen nun auch immer wieder Fürstenfeld.

Ein paarmal mussten die Mönche aus dem Kloster flüchten. (Fugger S. 178) Es gab immer wieder Einquartierungen. Einmal musste Fürstenfeld 1000  Franzosen beherbergen und versorge. (Röckl S.66)

Am 9. Februar 1801 schlossen Frankreich und das Heilige Römische Reich in Lunéville Frieden. 1794/ 1795 hatte das revolutionäre Frankreich die linksrheinischen Territorien eingenommen.

Im Frieden von Basel erkannte Preussen am 5. April 1795 den Rhein als östliche Grenze Frankreichs an.

Im Frieden von Campo Formio 1797 erkannte Kaiser Franz II. (1792-1806) das Recht Frankreichs auf Inbesitznahme der linksrheinischen Gebiete von Frankeich an.

Im Frieden von Lunéville wurde erstmals öffentlich bekannt, dass die deutschen Staaten mit rechtsrheinischem Kirchenbesitz entschädigt werden für den Verlust ihrer linksrheinischen Gebiete entschädigt werden sollen.

Schon unter Karl Theodor, der am 16. Februar 1799 in München gestorben war, musste das Klostersilber abgegeben werden. Im April 1801 musste auch das Kirchensilber abgegeben werden, das auch eingeschmolzen wurde.

Am 17. April 1802 erließ Bayern eine landesherrliche Verordnung, nach der alle Filial-und Feldkirchen abgebrochen werden mussten. Das Abbruchmaterial wurde für Schulhausbauten verwendet.(Fugger S. 179)

Am 25. Februar 1803 wurde der Reichsdeputationshauptschluss im Reichstag verabschiedet. Von 47 Reichsstädten wurden bis auf 6 alle mediatisiert, das heißt sie verloren ihre Selbstständigkeit und wurden Teil anderer Staaten.

Im Rahmen der Säkularisation verschwanden ebenfalls fast alle geistlichen Herrschaften wie Hochstifte oder Reichsabteien.

Am 17. Mai 1803 kam der Dachauer Landrichter Christian Adolf Heydolph als Aufhebungskommissar nach Fürstenfeld. Das Kloster wurde aufgehoben, die noch verbliebenen  35 Mönche erhielten eine “geringe” Pension.

Die Realitäten des Klosters wurden verkauft. Der Grundbesitz wurde vorübergehend an den Fabrikanten Ignaz Leitenberger verkauft. Die Konventualen und der Abt konnten aber im Kloster bleiben.

Viele blieben also so zusammen.

Die landwirtschaftlichen Flächen waren bis 1918 im Familienbesitz des Hauses Wittelsbach und gehören heute zum Vermögen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Von 1923 bis 1951 bewirtschaftete das Kloster Ettal als Pächter die Güter und betreute zugleich die Kirche.
Die ehemalige Klosterkirche Fürstenfeld hatte König Maximilian I. Joseph 1816 zur königlichen Landhofkirche ernannt.

Die Kirche wurde zwischen 1965 und  1978 aufwändig saniert. 1976 wurde sie wieder eröffnet und gehört heute als Nebenkirche zur Pfarrei St. Magdalena in Fürstenfeldbruck.

Im  Konventsgebäude ist  heute die Bayerische Beamtenfachhochschule mit dem Fachbereich Polizei untergebracht.

Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Abtei gehören der Stadt Fürstenfeldbruck und werden als Kulturzentrum und Stadtmuseum genutzt.

                                                                                                                                                                                                          FFeld3Innen

27 Aug. 2023

teBenediktinerkloster Ellwangen

                                                                                                                                                                  Die ehemalige Stiftskirche St. Vitus in Ellwangen. Ansicht von 1849.

Die Benediktinerabtei Ellwangen wurde 764 als erstes Kloster auf später württembergischen Boden von Hariolf gegründet.

Hariolf entstammte einer mächtigen Adelssippe. Diese war im alemannisch-westbayrischen Gebiet und darüberhinaus reich begütert. Sie hatte weitreichende verwandtschaftliche Beziehungen und war möglicher weise

mit dem bayrisch-alemannischen Herrscherhaus der Agilulfinger verwandt, wie Karl Schmid ausführt ( Bischof Wikterb in Epfach Eine Studie über Bischof und Bischofssitz im 8. Jahrhundert (Studien zu Abodiacum-Epfach hsg. von J. Werner, München 1954 S.99-139)

Hariolf ist um 730 geboren. Er hatte noch zwei Brüder,Erlolf und Franko. Alle drei standen in einem näheren Verhältnis zu den fränkischen Hausmeiern aus dem Geschlecht

der Karolinger, deren Name auf Karl Martell zurückgeht und die seit 751 mit Pippin dem Jüngeren den fränkischen König stellten. Erlolf war um 760 zum Bischof von Langres in Burgund ernannt worden. Langres ist heute Partnerstadt von Ellwangen.

Der Bischof von Langres hatte damals seinen Amtssitz in Dijon und war gleichzeitig Abt von Kloster Sankt-Bénigne in Dijon. Sankt-Bénigne-Klosters.

Erlolf stieg mit seiner Ernennung in die hohe fränkische Reichsgeistlichkeit auf.

Franko war 765 auf der Königspfalz in Bodmann beschäftigt.

Hariolf war für eine weltliche Laufbahn vorgesehen. Er hatte aber ein religiöses Erlebnis, von dem sein Biograf, der Ellwanger Mönch Ermenrich in der Vita Harolfi berichtet. Daraufhin folgte er seinem Bruder Erlolf nach Langres und trat dort in die Abtei

Sankt Bénigne ein. Er kehrte nach Ellwangen  zurück und gründete dort ein Eigenkloster.Die beiden Brüder unterstützten ihn. Erlolf suchte zusammen mit ihm einen geeigneten Platz für das Kloster aus. Außerdem sorgte Erlolf dafür, dass

die Reliquien des heligen Benignus und der heiligen Drillinge Eleusippus, Meleusippus, Speusippus, deren Großmutter Leonilla und ihrer Begleitmärtyrer Junilla, Turbon und Neon nach Ellwangen kamen.

Der Gründungskonvent kam ebenfalls aus Sankt Bénigne.

Franko machte in seinem Bekanntenkreis auf das junge Kloster aufmerksam So wird der Eintritt Grimalds in Kloster Ellwangen ebenso Franko zugeschrieben, wie der Eintritt Suonhars. Grimald war ab 824 am Hofe Ludwigs des Frommen in der kaiserlichen Kapelle

als Kaplan tätig. Ab 833 war er Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei. 833 wurde er von Ludwig als Abt von Kloster Weissenburg eingesetzt, allerdings nach innerdynastischen Auseinandersetzungen 839 abgesetzt. Ludwig der Fromme setzte ihn 841 als Abt von Kloster St. Gallen ein und 847 auch wieder in Weissenburg. Er stand einem 3. Kloster vor, das war möglicherweise Ellwangen.

Suonhar war vor seinem Eintritt ins Kloster ein getreuer Gefolgsmann von König Karlmann (768-771)Er überließ der neuen Gründung seinen großen Besitz und trug damit zu einer ersten Blüte des jungen Klosters bei.

Alle Personen, die im Zusammenhang mit der Gründung Kloster Ellwangens erwähnt werden, standen in einem näheren Verhältnis zum fränkischen Herrscherhaus. Diese Beziehungen und Zusammenhänge lassen vermuten, dass der fränkische Herrscher bei der

Gründung Kloster Ellwangens seine Hände im Spiel hatte. Das passte auch zur zielgerichteten Kloster und Kirchenpolitik, die Pippin II. betrieb. Er sicherte sich die Kontrolle über Klöster, setzte auch Bischöfe ein. Er förderte die Tendenz zur Herausbildung von Eigenklöstern.

Pippin nutzte Klöster gezielt als Vorposten und Grundlagen seiner Macht. Der Blick auf das alemannisch-bayrische Grenzgebiet zeigt, dass innerhalb eines  Vierteljahrhunderts zwischen  752 und 777 eine ganze Kette von Klöstern gegründet wurden.

Heidenheim am Hahnenkamm im Altmühltal wurde 752 gegründet, Ottobeuren (siehe dazu Mei Büchle) 764, das Fulradkloster in Esslingen  um 764, Solnhofen um 768, das Kloster Herbrechtingen im Landkreis Heidenheim 774,  Obermarchtal (Mei Büchle) vor 776.

Die Neugründung von Kloster Ellwangen hatte mehrere Aspekte. Einmal war es die kulturelle Aufgabe des neuen Klosters. Das war die Rodung eines Waldgebietes, in dem später viele –zell-Orte und Rodungssiedlungen angelegt wurde. Die Nachsilbe –zell bedeutet

so viel wie Bauernhof.

Ellwangen lag in den Randzonen der Bistümer Augsburg, Würzburg und Eichstätt.Außerdem gab es noch Außenbesitzungen des Klosters Fulda. Dieses  Gebiet war also kirchlich noch nicht erfasst und organisiert.

Schließlich muss die Grünung auch vor dem politischen Hintergrund der Auseinandersetzungen der fränkischen Herrscher mit dem schwäbischen und bayrischen Stammesherzogtum gesehen werden. Die Herzöge von von Alemannien und Bayern hatten sich 741 nach dem Tod von Karl Martell erhoben, weil das Land zur Nachfolgeregelung zwischen Pippin und Karlmann aufgeteilt wurde.

Der Thron war vakant und die Alemannenherzöge sahen sich mit den Karolingern als ranggleich an. Nach mehreren Feldzügen setzte sich Karlmann durch und ließ im Strafgericht von Cannstatt einen Teil des alemannischen Adels umbringen.

Das schwäbische Stammesherzogtum war damit ausgeschaltet. Der bayrische Herzog Tassilo III. hatte zwar 757 Pippin den Vasalleneid geleistet, aber bereits 763 das fränkische Heer bei einem Feldzug in Aquitanien wieder verlassen.

Die oben erwähnte Gründungswelle von Klöstern in Schwaben diente  auch dem Ziel, in dem vom fränkischen Herrscher unterworfenen Land, die Herrschaft zu stabilisieren. Eine politische Notwendigkeit war auch ein zuverlässiges Kloster im Grenzbereich

zwischen Ostfranken und Bayern, was mit der Gründung von Kloster Ellwangen erreicht wurde.

Das Kloster wurde in einer Mischregel aus der Regel der Benediktiner und der des Kolumban des Jüngeren, ( um 540-615)  Abt in Luxeil, geführt. Es  wurde reich mit Besitz ausgestattet. Allein Hariolf hat nach seiner Vita dem Kloster 300 Schenkungen gemacht.

Hariolf übereignete das Kloster durch den Rechtsakt der Traditio zunächst Pippin und später Karl dem Großen(768-814). Damit wurde es in ein Reichskloster umgewandelt.Das entsprach der Kirchenpolitik Karls und seines Nachfolgers Ludwig des Frommen (814-840).

Für die Herrscher hatte es den praktischen Nutzen, dass das Kloster dem Zugriff des Bischofs entzogen war. Es wurde noch stärker in den fränkischen Staat eingegliedert und konnte so als Mittel zur politischen und kirchlichen Erfassung von Räumen zu nutzen, an deren

Ausbau und Festigung ihnen gelegen sein musste. Rechtlich wurde das Kloster unter den besonderen kaiserlichen Schutz gestellt. Es erhielt Immunität und freie Abtswahl.

Hariolf starb um 814. Er und Erlolf sind in der Basilika St. Vitus in Ellwangen bestattet. Sein Gedenktag ist der 13. Dezember.

Am 8. April 814 stellte Kaiser Ludwig der Fromme eine Urkunde für Kloster Ellwangen aus. “nimmt das kloster Ellwangen, das der bischof und abt Hariolf im wald Virgundia auf eigengut erbaut, dotirt und k. Karl mit einwilligung der erben und verwandten tradirt hatte, auf dessen bitte laut der vorgelegten urkunde seines vaters Karl (deperd.) mit zustimmung der bischöfe und getreuen in seinen schutz und verleiht immunität mit freier abtwahl.” RI I n.  521. Das ist die wichtigste Quelle für die Frühgeschichte von Kloster Ellwangen.

Es ist die erste erhaltene Urkunde, die die Kanzlei Ludwigs ausgestellt hat und sie ist die älteste Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und sie ist die älteste echte Urkunde für Kloster Ellwangen.

Abt Wikterb wird in der Äbteliste von Wikipedia für Kloster Ellwangen mit 781 ? vermerkt. Laut Lebensbeschreibung des Bistums Augsburg soll er Mönch und später Abt in Kloster Ellwangen gewesen sein. Hier wir auch gesagt, dass er

738 als erster urkundlich gesicherter Bischof von Augsburg in Erscheinung tritt. Er unterstützte die Glaubensverkündigung des heiligen Magnus im Allgäu, indem er Mönche aus St. Gallen für seine Klosterzelle berief, dessen Kirchenbau in Waltenhofen/Schwangau weihte und von König Pippin beschenken ließ. Auch war er an der Gründung und Einweihung der Klöster, Kirchen und Städte Benediktbeuren, Wessobrunn, Ellwangen und Kempten beteiligt.

In der Synode von Aachen 817, die Ludwig zur Reform des Mönchtums  veranstaltete, erscheint das Reichskloster Ellwangen in der zweiten Klasse der Reichsabteien und stand damit auf der gleichen Stufe wie die hochangesehenen Klöster Fulda und Hersfeld.

(Fürstpropstei Ellwangen in LEO-BW

Abt Sindold war der 3. Abt. Er wird sowohl im Ellwanger Nekrolog als auch in einer Reichenauer Notiz erwähnt, die ihm zugeordnet werden kann. Er erscheint auch in der Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen vom 21. August 823. RI I n. 781

Als sein Nachfolger wird Abt Erfmann geführt, der allerdings nur einmal im Reichenauer Nekrolog nachzuweisen ist.

838 gehörten  Kloster Ellwangen  schon 160 Priester und Laienbrüder an. (Hariolf im Ökumenischen Heiligenbuch)

Auf Erfmann folgte Grimald, wobei sich die Wissenschaft nicht einig ist, ob Grimald neben Weissenburg und St. Gallen auch Abt in Ellwangen war.

Auf Grimald folgte Ermenrich. Er war als junger Mönch in Ellwangen. Von dort kam er zur Ausbildung an die Kanzlei Ludwigs nach Regensburg. Sein nächster Schritt war die Klosterschule in Fulda, damals die angesehenste Bildungsstätte Europas. Zu seinen Lehrern zählten Rudolf von Fulda,

Theologe und Geschichtsschreiber und vor allem Hrabanus Maurus,Abt von Fulda, Universalgelehrter und eine der bedeutendsten Gestalten der karolingischen Renaissance. Er kam auch mit Grimald in Kontakt

846/47 war er auf der Reichenau und lernte dort beim ebenfalls in Fulda ausgebildeten Abt Walahfried Strabo. Er kam dann weiter nach St.Gallen, wo Grimald Abt war.

Neben der Biographie des Sualo in Solnhofen schrieb er die Vita des Hariolfs, des Ellwanger Klostergründer, eine wichtige Quelle für die Frühzeit von Kloster Ellwangen.

Ermenrich wurde auf Betreiben Grimalds Bischof von Passau Er starb wahrscheinlich 26.12.874 Passau.

Auf ihn folgte Otbald, er auch Abt in Niederaltaich gewesen sein soll.

Dr. Franz Josef Schwarz führt in einem Buch Die ehemalige Benediktiner Abteikirche zum Heiligen Vitus in Ellwangen, Stuttgart 1882 Otbald nicht  auf. Bei ihm folgt Luitbert  870-183 als Abt von Ellwangen. 863 wurde er auch Erzbischof von Mainz.(S.14)

Auch der Nachfolger Luitberts war laut Schwarz Erzbischof von Mainz, nämlich Hatto I.  (891-913). Außerdem war er von 888-913 Abt von Kloster Reichenau und anderer Reichsklöster, nach Schwarz eben auch Abt von Ellwangen (S.14)

Von Arnulf von Kärnten (887-899) erwirkte er die Bestätigung des Rechts auf freie Abtswahl. RI I n. 1898 vom 5. Juni 894.

Sein Nachfolger in Ellwangen wurde Abt Adelbero (S.15). Vorher war er  Mönch in Ellwangen und hat dort seine Ausbildung  erhalten. Von 887 bis 909 war er Bischof in Augsburg.

Hatto I. folgte  auf Adelbero. Allerdings wird er nicht überall als Ellwangener Abt geführt. Seine Bildung hat er wohl in Fulda oder auf der Reichenau erhalten. Er war ein Gefolgsmann von Arnulf von Kärnten. Dieser setzte seinen Günstling ohne vorausgehende Wahl 888

auf der Reichenau und 889 in Ellwangen ein. 891 machte er ihn  auch zum Erzbischof von Mainz.

Am 5. Juni 894 bestätigte König Arnulf Kloster Ellwangen das Recht auf freie Abtswahl. RI I n. 1898

Hatto war auch maßgeblich an der Erhebung Ludwigs des Kindes am 4.2.900 beteiligt. Zusammen mit seinem Vorgänger auf dem Ellwanger Abtstuhl, dem Augsburger Bischof Adalbero wurde er der wichtigste Leiter des Minderjährigen und damit der Reichspolitik.

961 ist Hartbert Abt von Ellwangen. Er war gleichzeitig auch Bischof von Chur (951-ca.972).Am 15. August 961 bestätigt Otto I (ab 936 König des Ostfrankenreichs, ab 962-973 Kaiser) auf Bitte von Hartbert und des Erzbischofs Wilhelm von Mainz (954-968) und gemäß den Urkunden seiner Vorgänger

und  den Mönchen freies Wahlrecht. RI II 1 n. 307. Am selben Tag wird für Erzbischof Wilhelm eine Urkunde ausgestellt, als dem Intervenienten bei König Otto I., welcher dem Kloster Ellwangen die freie Abtswahl bestätigt.

RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 621]

Nach Hartbert führt Wikipedia vor 973 ? Milo als Ellwanger Abt. Sein Nachfolger Sandrad wird wieder von vielen als Ellwanger Abt geführt.

Er war ein Schüler des Kölner Erzbischofs Brun  (953-965) Zunächst war er Mönch in St. Maximin in Trier und dort Cellerar. Er hatte enge Beziehungen zum Hof Kaiser Ottos und war Beichtvater von dessen zweiter Gemahlin Adelheid von Burgund (+999)

974 gründete er zusammen mit Erzbischof Gero von Köln (969-976) das Kloster St. Vitus in Gladbach. Dort war er auch der erste Abt. 979 war er auch Abt in Ellwangen und es ist sehr wahrscheinlich, dass der dortige Patroziniumswechsel von den Heiligen

Sulpicius und Servilianus zum hl. Vitus mit ihm zusammenhängt, denn Gladbach hatte ja auch Vitus zum Patron. Er brachte auch eine Armreliquie von Vitus aus Gladbach nach Ellwangen.

981  wurde er auf Vermittlung von Adelheid auch Abt in Weissenburg von 981 bis 985. Er kehrte nach Gladbach zurück und starb dort am 24. August 985 oder 986.

Sandrad war ein führender Vertreter  der trierisch-lothringischen Klosterreform.  Er wird auch in Verbindung gebracht mit der Aufzeichnung klösterlicher Ordensregeln.

981 musste Ellwangen auf dem Italienzug Kaiser Ottos II. (967-983) ein Kontingent von 40 Panzerreitern stellen, eine relativ große Zahl im Verhältnis zu den größten weltlichen Kontingenten. (Fürstpropstei Ellwangen in LEO-BW)

Sandrads Nachfolger wurde Winithar (974-990) Ihm verdankt Kloster Ellwangen die erste Papstbulle. Papst Benedikt VII. (974-983) stellte diese am 15. April 979 aus.

“Papst Benedikt VII. bestätigt dem Kloster Ellwangen unter dem Abte Winithar auf dessen Bitte alle Besitzungen und Privilegien; unterstellt es der alleinigen päpstlichen Jurisdiktionsgewalt  und verbietet die Ausübung priesterlicher Funktionen im Klostergebiet ohne Erlaubnis des Abtes. “

RI II, 5n. 567 Damit war das Kloster von jeglicher bischöflicher Jurisdiktion befreit und direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Die Bulle diente Kloster Ellwangen später auch als Hauptbeweisstück für die Durchsetzung ihrer Exemtionsansprüche.

Von Kaiser Otto III. erwirkte Abt Winithar die Inschutznahme durch den Kaiser. “Otto nimmt das Kloster Ellwangen auf Grund der von seinen Vorgängern, darunter von seinem Großvater und Vater verliehenen Praezepte, die ihm Abt Winithar vorgewiesen hat, und auf Wunsch der Kaiserin Theophanu, sowie auf Intervention des Erzbischofs Willigis, des Bischofs Hildibald von Worms und des Herzogs Konrad von Schwaben in seinen Schutz und verleiht ihm die Immunität “ RI II, 3 n.996 In der Urkunde wird gesagt dass Ellwangen auch auf Wunsch der Kaiserin Theophanu geschah.

Aber sie hat zu dieser Zeit ja die Regierungsgeschäfte geführt. Otto war zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde erst 6 Jahre alt.

Dafür eingesetzt hatte sich auch der Mainzer Erzbischo Willigis (975-1011). Wie bei der Urkunde Otto I für Ellwangen und den Abt Hartbert wurde auch für den Intervenienten in diesem Fall Erzbischof Willigis ausgestellt. RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 738],

Die Urkunde verbietet jedem Herzog, Grafen, öffentlichen Richter oder mit richterlicher Gewalt Versehenen das Betreten des Klosters gegen den Willen des Abtes. Ein Vogt sollte die Belange des Klosters ordnen. Der Vogt wurde vom König oder Kaiser bestimmt, konnte aber auch vom Abt frei gewählt werden.

Auf Winithar folgte Gebhard (990-996) als Abt. 996 wurde er zum Bischof von Augsburg (996-1000)bestimmt und legte sein Amt als Ellwangener Abt. nieder.

Auf ihn folgte Hartmann (996-1011).

Kaiser Heinrich II.(1002 ab 1004 Kaiser-1024) verlieh 1003 ”dem aus Laienherrschaft befreiten Kloster Ellwangen auf Bitten des Abtes Hartmann den Königsschutz, die rechtliche Gleichstellung mit den Reichsabteien Fulda und Reichenau und gewährt, unter Vorbehalt der königlichen Mitwirkung, das

Recht der Abtswahl” RI II, 4 n.1546

1003 oder 1011 wurde Abt Hermann gefürstet und war damit der erste Fürstabt auf dem Ellwanger Abtsstuhl.

Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts stand noch eine kleine Klosterkirche und das erste Abteigebäude. Beides brannte ab. Nicht betroffen war die Krypta.Alle bis dahin verbliebenen Reliquien blieben erhalten.

Auf Abt Hermann folgte wohl Berengar (1011-1026) Die in  Wikipedia genannten Äbte Adalger und Ruadhoc tauchen sonst nicht auf. Adalger ist nur im Fuldaer Nekrolog genannt.

Berengar erhielt am 5. Februar 1024 von Kaiser Heinrich II. auf Intervention von Bischof Eberhard von Bamberg( 1007-1040) den Wildbann innerhalb angegebener Grenzen im Virngrund verliehen. RI II, 4 n. 2056

Abt Berengar verstarb  1026. Auf ihn folgte Abt Odenbert, der 1035 verstarb. Crusius überliefert für ihn und seinen Nachfolger Richard + 1040 nur die Regierungsdaten.

Odenbert war mit Abt Richard von Fulda (1018-1039) befreundet und verwandt. Er erscheint in den Nekrologien zahlreicher anderer Klöster, was darauf deutet, dass er eine herausragende Persönlichkeit im Kreis der damaligen Reformkreise war. Abt Richard von Fulda war ja von Kaiser Heinrich II. als Reformabt in Fulda eingesetzt worden, um hier die bereits eingeleiteten Reformen weiter zu führen. Er starb auf einer Reise und wurde in Neuenberg bei Fulda beigesetzt.

Sein Nachfolger Richard war nach den Hildesheimer Annalen Mönch in Fulda, vor er nach Ellwangen kam. Er hatte natürlich auch enge Beziehungen zu Fulda.

In der Regierungszeit dieser Äbte war Konrad II von 1024-1027 König und dann bis 1039 Kaiser. Unter ihm wie auch seinem Sohn Heinrich III. (1039-1056) hatte Kloster Ellwangen keinen Schutzvogt. Nach Aloys Seckler, Vollständige Geschichte der gefürsteten Reichspropstei Ellwangen, Stuttgart 1864,

waren die beiden Herrscher mächtig genug das Reich selbst zu schützen (S. 109)

Nachfolger von Abt Richard wurde Fürstabt Aaron (1040-1060) außer der Regierungszeit ist von ihm auch nichts bekannt.

Auf ihn folgte Abt Reginger (1061-1076). Er war mit dem Kölner Erzbischof Anno (1056-1075) verwandt. Anno hatte 1064 die Abtei St. Michael gegründet und mit Mönchen aus Fruktuaria besiedelt. Fruktuaria war 1000 durch Wilhelm,  Abt(990) des Benignusklosters in Dijon gegründet worden.

Abt Reginger  überließ dem neugegründeten Kloster Reliquien des heiligen Benignus, die feierlich von

Ellwangen nach Siegburg übertragen wurden. Siegburg wurde schnell zu einer Reformabtei im Zuge der Reformen von Cluny. auf Grund dieser Verbindungen kann man Reginger wohl wie seinen Vorgänger auch zu den Reformkreisen zählen.

Sein Nachfolger wurde Abt  Udo (1076-1090) Auch über sein Wirken gibt es keine Nachrichten. Man kann aber deshalb daraus folgern, dass Abt Udo Ellwangen relativ ruhig und unbeschadet durch die Wirren des Investiturstreites geführt hat.

Sein Tod hat wohl für Unruhe im Konvent gesorgt. Sein Nachfolger Isembert regierte nur 4 Jahre. Er hat sein Amt auch nur als “electus” , also als nicht vollständig ins Amt eingesetzt verwaltet. Das deutet darauf hin,

dass wohl ein Teil des Konvents – vermutlich der kleinere – gegen ihn aufgetreten ist.

Nachfolger von Isembert wurde Abt Adalger. Er erscheint in der Abtsliste von Ellwangen von 1094-1102. Im Ellwanger Nekrolog wird sein Sterbedatum  mit dem November 1102  angegeben.

Die Annales Ellwangenses  überliefern, dass unter Abt Adalger das Kloster 1000 vollständig niedergebrannt ist. Weitere Hinweise auf diesen Brand gibt es nicht. Aber die fehlende Überlieferung für das frühe Mittelalter und der Neubau und

die Klosterweihe von 1124 machen ein solches Ereignis wahrscheinlich.

Das von dem Paderborner Bischof Meinwerk(1009-1036)1015 gegründete Kloster Abdinghof in Paderborn war mit Mönchen aus Cluny besiedelt worden. Es war damit das erste unmittelbar aus Cluny ausgehende Kloster auf deutschem Boden.

Das 2. Kloster war die Abtei Siegburg. Das wichtigste Reformkloster wurde dann Hirsau. Dort wurde Wilhelm von Hirsau 1069 zum Abt (-1091) berufen. St. Blasien, Ochsennhausen, Wiblingen, Muri und Göttweig in der Wache schlossen sich der cluniazentischen Reform an.

Für Ellwangen gibt es keinen urkundlichen Nachweis zu dieser Reformbewegung. Auf die Reformäbte wurde bereits verwiesen.

Die Kirche St. Veit in Ellwangen ist nach der Bauregel von Cluny gebaut. Die Bauzeit in Ellwangen dauerte 24 Jahre. Sie wurde am Jahrestag der ersten Kirchweihe  am 3. Oktober 1024 geweiht.

Sie wurde von zwei Bischöfen geweiht, nämlich dem Konstanzer Bischof Ulrich I. von Kyburg-Dillingen (1111-1127) und dem Augsburger Bischof Herrmann (1096-113).

Bischof Ulrich weihte 7 Altäre und Bischof Hermann den Altar im Chor. Dies geschah auf Veranlassung des Mainzer Erzbischofs Adalbert I. von Saarbrücken (1111-1137)

Dies geschah, weil kraft päpstlichen Privilegs das Kloster aus der Verfügungsgewalt des Bischofs genommen ist.  RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 452,

Auf Abt Adalger folgten Abt Ebo (+1113) und Abt Richard II. (+1118). Von diesen ist außer den Regierungszeiten wieder nichts bekannt. Zur Zeit der Kirchweihe regierte Abt Helmreich, Graf zu Öttingen.

Er erhielt von Kaiser Lothar ( 1125-1133 König, dann bis 1137 Kaisereine Schutzurkunde.  Er nahm im Mai 1130 Kloster Ellwangen in seinen Schutz. In derselben Urkunde ernannte Lothar den bisherigen Dekan Heinrich von Kemnaten zum Abt in Fulda ein.

Abt Heinrich und der Konvent zu Fulda vidimierten auf Bitten des Abts Kuno von Ellwangen die Urkunde Staatsarchiv Ludwigsburg B 389

Abt Heinrich starb 1136.

Auf ihn folgte Abt Adalbert I. von Dinnesbach. Er erscheint wieder urkundlich. Am 24. Oktober 1152 nimmt Friedrich I. Barbarossa (1152-1155, ab 1155 bis 1190 Kaiser) Kloster Ellwangen in seinen Schutz und bestätigt seine Besitzungen.

Außerdem traf er Bestimmungen  für die Vogtei und zwar  “ Der Vogt darf nur dreimal im Jahr mit zwölf Berittenen im Kloster Gericht halten und dabei seine Einkünfte empfangen, darüber hinaus darf er nur auf Wunsch des Abtes tätig werden. “

Für die Rechtsstellung des Klosters traf er ebenfalls Anordnungen. Er übertrug dem Kloster das Recht der Abteien Fulda und Reichenau. Und verbriefte er ihm den Bannforst Virgunda in den angegebenen Grenzen.

Zeugen waren die Bischöfe Gebhard von Würzburg (1150-1159), Eberhard II. von Bamberg (1146-1170) und Günther von Speyer (1146-1161). Weltliche Zeugen waren Herzog Welf VI. (+1191), und Herzog Heinrich (der Löwe ) von Sachsen (1142-1180)

sowie die  Markgrafen Otokar von Steyr (1140/42-1192) und Albrecht (der Bär) von Sachsen (1123-1170)  RI IV,2,1 n. 143

Ein Jahr später nahm Papst Eugen III. 1145-1153) am 19. Februar 1153 Kloster Ellwangen und seine Besitzungen  in seinen Schutz und bestätigte die demselben von den römischen Päpsten und Königen verliehenen Würden, Rechte und Freiheiten.”

WUB Band II.,Nr. 343, Seite73-74

Laut Seckler war Abt Adalbert bei Kaiser Friedrich I. sehr angesehen. (S. 114) Der Kaiser bestätigte am 29. September 1168 der Kirche in Ellwangen ihre Rechte an dem Virgundawald vorbehaltlich Hohenstaufischer Rechte.

WUB Band II.,Nr. 389, Seite156 und RI IV,2,3 n. 1809 “Friedrich bestätigt der Abtei Ellwangen gemäß den Urkunden seiner Vorgänger die Schenkung des Waldes Virgunda mit allen zugehörigen Jagd-, Fischerei-, Imkerei-, Holznutzungs- und Rodungsrechten unter der Bedingung, daß sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, und dessen Nachfolger, die dieses Lehen von der Abtei innehaben, hinsichtlich der Jagd und der Rodung den Schutz ausüben mögen und daselbst nur der Abt jagen dürfe. “

1168 wurde auch ein Vertrag abgeschlossen, in dem es es ausdrücklich heißt, dass der herzog sich vor dem Abt rechtfertigen müsse, falls der Wald von ihm oder aufgrund seiner Nachlässigkeiten durch Rodungen oder auf irgendeine andere Weise geschädigt werde.

(Clemens Dasler, Forst und Wildbann im frühen deutschen Reich, Köln Weimar Wien 2001 S.82)

1146 legte er den Grundstein zum bereits wieder abgebrannten Kloster

Er trat auch vier mal als Zeuge in Urkunden auf und zwar einmal bei Konrad III. für Kloster Ursberg RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 504 und in drei von Friedrich I. RI IV,2,1 n. 435, einer Schutzurkunde für Kloster St. Emmeran in Regensburg.

RI IV,2,2 n. 1504, In einer weiteren Urkunde für Kloster Emmeran wird er auch als Zeuge genannt RIplus | SFG: Regg. B/DK Augsburg 2 n. 41

und in einer letzten , in der er die Unterstellung von Kloster Kitzingen unter den Bischof von Bamberg aufhebt. RI IV,2,2 n. 1504,

Abt Adalbert I. verstarb 1173 Auf ihn folgte Adalbert II. von Ronsberg, ein altes Adelsgeschlecht aus dem Allgäu. Er stammte wohl aus dem Reformkloster Ottobeuren und erneuerte das klösterliche Leben in Ellwangen.

1179 stellte Papst Alexander III. (1159-1181) eine Schutzurkunde für Kloster Ellwangen aus. “Alexander III. nimmt das Kloster Ellwangen samt dessen Besitztum in seinen Schutz und bestätigt und erweitert die demselben schon früher zugestandenen Begünstigungen.”Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 51

1182 brannte das Kloster wieder ab, auch die Bibliothek wurde vernichtet.

Abt Adalbert II. verstarb  1188.

Auf ihn folgte Abt Kuno (1188-1221, von 1217-1221 auch Abt von Fulda), der wohl bedeutendste Abt dieses Zeitraums. Nach Seckler wurde Ellwangen  1201 erneut von einer Brandkatastrophe betroffen. (S. 115)

Abt Kuno begann um 1200 eine Burg zum Schutz des Klosters und der entstehenden Stadt Ellwangen erbauen. Erließ die abgebrannte Stadt Ellwangen wieder aufbauen und begann mit dem Bau einer neuen Klosterkirche der Fertigstellung er aber nicht mehr erlebte.

Sie wurde zwischen 1182 und 1233 erbaut und gilt als das hervorragendste Baudenkmal der schwäbischen Kaiserzeit im Stammlande und als eines der bedeutendsten, eindruckvollsten Zeugnisse der spätromanischen Architektur rechts des Rheins

(B. Bushart Die Basilika zum Heiligen Vitus in Ellwangen).

Schon 1193 nahmen der Abt und die Brüder des Klosters Fulda den Abt und das Kapitel der Kirche zu Ellwangen in ihre geistliche Brüderschaft auf. WUB Band II., Nr. 483, Seite 297-298

  Seit 1215 führte Abt Kuno den Titel eines Reichsfürsten. Er Spielte in der damaligen Reichspolitik eine wichtige Rolle.

Er trat als Zeuge in Urkunden auf, so am 11. April 1215 in einer Urkunde Friedrichs II. (1212-1220 deutscher König dann bis 1250 Kaiser), in der einen Kauf des Klosters Kaisheim genehmigte.. – RI V,1,1 n. 791

Mit dem Regensburger Bischof Konrad IV. (1204-1226) tauschte Abt Kuno im Dezember 1215 die Burg Baldern  bei Bopfingen gegen die Burg Möhren bei Treuchtlingen. Friedrich II. beurkundete den Tausch. RI V,1,1 n. 839

Allerdings blieb die Burg nicht lange im Besitz von Kloster Ellwangen. Schon 1250 werden die Grafen von Oettingen als Besitzer genannt.

1218 wurde Abt Kuno auch die Abtei Fulda übertragen.

Im Auftrag von Friedrich war er an der Spitze einer Delegation in Rom schickte, um mit dem Papst über die Kaiserkrönung zu verhandeln.

Abt Kuno verstarb wohl jenseits der Alpen. Sein Todesort und sein genaues Todesdatum sind nicht bekannt. Er starb 1221.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Godebald gewählt. ER regierte von 1221-1229. Auch für seine Regierungszeit gibt es keine Urkunden.

Seckler berichte für das Jahr 1225 sehr kalten Winter, der eine Missernte verursachte und folgender Teuerung, die zwei Jahre anhielt. (S. 116)

Sein Nachfolger wurde Abt Adalbert III. (1228-1240) Schon ein Jahr nach seinem Regierungsantritt wurden Kloster und Klosterkirche schon wieder von einem Brand betroffen.

Es hatte wohl Schwierigkeiten zwischen Graf Konrad III. (um 1190/95-1241/$”) und dessen Bruder Ludwig (genannt 1220-1279) wegen ihrer Eingriffe in die Rechte des Propstes von Wiesenbach und die des Abtes selbst in der Stadt Ellwangen

In der in WUB Band III., Nr. 769, Seite 258-260 genannten Urkunde versichern die beiden   eidlich unter ihnen zugesicherten Bedingungen gesühnt worden zu sein.

Die Abtei litt unter einer hohen Schuldenlast.

Möglicherweise auch eine Folge daraus war die Abdankung von Abt Adalbert III.

Auf ihn folgte Abt  Siegfried. Von ihm gibt es  eine der wenigen Kaufurkunden von Kloster Ellwangen.  Abt Siegfried von Ellwangen kauft von Frau Tuottecha, der jüngeren, Gemahlin des Münzmeisters Herrn Konrad von Wört, deren Gut in Kochen gegen Gewährleistung genannter ritterlicher Dienstmänner des Abtes auf Jahresdauer. WUB Band III., Nr. 947, Seite 451. Kochen, das ist das heutige Oberkochen. Dort war das Kloster begütert, denn Graf Hartmann IV. von Dillingen (+1258) hatte ebenfalls 1240 einen Teil von Kochen dem Kloster Ellwangen geschenkt. Die andere Hälfte seines Kochener Besitzes hatte er seiner Schwester vererbt.

Abt Siegfried dankte schon 1242 nach nur zweijähriger Regierungszeit ab.

Die folgenden Äbte hatten alle relativ kurze Regierungszeiten. Viele resignierten, was bei geistlichen Staaten oft auf Unordnung oder Verarmung hindeutet.

Auf Abt Siegfried folgte Abt Rugger, der nach nur 4-jähriger Regierungszeit 1246 verstarb. Abt Rugger war 1244 vom Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zusammen mit andern Äbten und dem Bischof von Augsburg

Sibito von Seefeld (1227-1247) Weil sie im Gefolge von  König Konrad (1230-1254) in feindlicher Absicht auf Mainzer Gebiet eingedrungen waren. Papst Innozenz IV. (1243-1254) bestätigte den Bann gegen Bischof von Augsburg und die eximierten Äbte von Kempten, Reichenau, Ellwangen, St. Gallen und einige andere am 23. Januar 1244. ( WUB Band XII., Nr. 5818)

Er war bei den Verhandlungen Friedrichs II. und den deutschen Fürsten in Verona dabei.

Abt Rugger erscheint im September 1246 nochmals in einer Urkunde. Dabei geht es um einen Tausch von Leibeigenen mit dem Grafen Ludwig dem Jüngeren von Oettingen. (WUB Band IV., Nr. 1078, Seite 139-140)

Auf Abt Rugger folgte Abt Godebold, der nach Urkundenlage vorher Abt in Kloster Neresheim war, denn Papst Innozenz IV. erlaubte ihm auf Bitten des Erzbischofs von Mainz Siegfries “dass er diese Abtei behalte, bis er in Besitz des Klosters Ellwangen, zu dessen Abt er erwählt ist, eingeführt sein wird”

(WUB Band XI., Nr. N5591, Seite 478) Er regierte in Ellwangen aber auch  nur bis 1250. Auf ihn folgte Abt Rudolf (1250-1256), der nach sechsjähriger Regierungszeit starb. Allerdings gibt es bereits 1254 eine Urkunde,

in  der Otto als Abt  von  Ellwangen genannt wird. “Abt Otto und das Kapitel von Ellwangen genehmigen den Verkauf ihrer Güter zu Zimmern an den Meister des Spitals in Nördlingen.” (WUB Band V., Nr. 1291, Seite 56)

Wegen Schriesheim hatte es einen Streit mit Konrad von Strahlenberg gegeben. Schriesheim war Ellwanger Vogteibesitz. Dort hatte Konrad I. von Strahlenberg die Strahlenburg als neuen Stammsitz der Strahlenberger gebaut.

Konrad wurde deshalb sogar mit Reichsacht belegt. In der Folge musste schließlich die Burg und seinen bisherigen Eigenbesitz als Lehen von Ellwangen annehmen. Das ist auch urkundlich nachzuvollziehen.

“Abt Otto von Ellwangen trifft mit dem Edeln Konrad von Strahlenberg, welcher die Einkünfte des Klosters in Schriesheim schwer geschädigt hatte, wegen der beiderseitigen Rechte an letzterem Orte einen Vergleich” (WUB Band V., Nr. 1319, Seite 86-87)

Die Urkunde ist 1255 in Heidelberg ausgestellt, also auch noch vor in vielen Quellen überhaupt als Abt genannt wir.” (WUB Band V., Nr. 1319, Seite 86-87 )

Davor ist er Abt (1247-1256) in Kloster Wülzberg auf dem Wülzberg  im Altmühltal  bei Weissenburg. Dann wurde er nach Ellwangen  postuliert.

Er stammte wohl aus der Familie der Ritter von Schwabsberg, eine Ministerialenfamilie, die seit dem 13. Jahrhundert auch Truchsessen der Äbte von Ellwangen waren und die Burg und Ort von Schwabsberg vom Kloster zu Lehen hatten.

Drei Äbte von Ellwangen werden genannt: Otto (1253 – 1269), Konrad (1269 – 1278) und (ganz sicher) Ekkehard von Schwabsberg (1278 – 1309).

1256 genehmigte Abt Otto und der Konvent von Ellwangen einen Gütertausch der Brüder von Schauenburg, die in Frankenthal ein Lehen von Kloster Ellwangen hatten gegen Güter in Frankenthal. (WUB Band V., Nr. 1408, Seite 170-171)

Nach Seckler kam es  1255 im Klosterort durch die Unvorsichtigkeit einer Frau zu einem großen Brand (S. 117)

Der Bischof von Augsburg Wolfhard v. Roth (1288-1302) hatte die Kirche von Ellwangen dem Kloster einverleibt. Papst Alexander IV. (1254-1261) hatte dies am 5. Juli 1259 genehmigt. (WUB Band V., Nr. 1547, Seite 310)

Einen Gütertausch gab es wieder 1262. “Abt Otto von Ellwangen vertauscht an den Grafen Ludwig von Oettingen Besitz zu Münster gegen Güter zu Ober- und Untermagerbein, Zoltingen, Oberringingen und Finningen.” (WUB Band VI., Nr. 1662, Seite 64-65)

Burggraf Friedrich III. von Nürnberg (etwa 1260/61-1297) und dessen 1. Ehefrau Elisabeth II. von Meranien (+1272) erbten die Stadt Bayreuth und die Feste Cadolzburg von Herzog Otto VIII. von Meranien (+1248). Diese übertrugen sie ihrer Tochter Maria (+1298),die mit Graf Ludwig V. von Oettingen

( +1313) verheiratet war.Sie sollten das Abt Otto und dem Kapitel von Ellwangen  als  Lehen übertragen (WUB Band VI., Nr. 1828, Seite 222-223)

In einer kurz danach ausgestellten Urkunde gaben Otto und der Konvent an, dass sie das Lehen erhalten hatten. “Abt Otto und Konvent der Kirche in Ellwangen bekennen, von Burggraf Friederich von Nürnberg und seiner Gemahlin Elisabeth die in der vorigen Urkunde genannten Besitzungen unter der ausdrücklich übernommenen Verpflichtung der Rückgabe derselben an die zunächst Beteiligten auf deren Verlangen, zu Lehen aufgetragen erhalten zu haben.” (WUB Band VI., Nr. 1829, Seite 224-225

)Am 12. April 1268 tritt Otto letztmals in einer Urkunde auf. Er und der Konvent von Ellwangen genehmigen den Verkauf eines Gutes zu Reimlingen durch den ellwangischen Ministerialen Dietrich von Altheim an das Kloster Zimmern. (WUB Band VI., Nr. 1995, Seite 391)

Kloster Zimmern war ein Zisterzienserinnenkloster in Deiningen im heutigen bayrischen Landkreis Donau-Ries.

Abt Otto regierte bis 1269. Sein Nachfolger wurde Abt Konrad (1269-1278). Er stammte wohl auch aus der Familie der Ritter von Schwabsberg.

Er wird erstmals aktenkundig am 2. Juni 1269. In einer von ihm ausgestellten Urkunde ging es um die Genehmigung eines Tauschgeschäftes des Priesters Berthold, der Mönch in Ellwangen war mit dem Kloster mit dem Kloster Medlingen.

WUB Band VII., Nr. 2077, Seite 35-36.  Medlingen war ein kleines Dominikanerinnenkloster im Landkreis Dillingen.

Am 21. Dezember 1271 “spendet(e)(Abt Konrad) zu Ehren Jesu Christi und der Jungfrau Maria sowie aus Zuneigung zu der Äbtissin und dem Konvent von Oberschönenfeld “( WUB Band VII., Nr. 2184, Seite 122) 3 Huben im Ort Altenmünster, heute Landkreis Augsburg.

Altenmünster gehörte seit dem 9. Jahrhundert dem Kloster Ellwangen und kam 1262 zum Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld. ZU dieser Zeit bezeugte Abt Konrad von welchem der Zehnt von Münster an Oberschönenfeld kam, auch der Äbtissin von Oberschönenfeld Hilta (1271-1279),

dass keine adelige oder nichtadelige Person mit dem Zehnten im Bereich der Pfarrei Münster an der Zusam belehnt worden sei. Somit erschien Oberschönenfeld als der einzige und rechtmäßige Besitzer dieses Zehnten. (Matthias Merkle, Archiv für die Pastoral-Conferenzen

im Bisthume Augsburg, Augsburg 1852 S. 303)

Am 4. April 1278 beurkundet Abt Konrad eine Besitzübertragung eines Lehens von Kloster Ellwangen. (WUB Band VIII., Nr. 2781, Seite 105)

Abt Konrad starb oder resignierte 1278 nach neunjähriger Regierungszeit.

Auf ihn folgte Abt Eckard von Schwabsberg (1278-1309)

Schon kurz nach seinem Regierungsantritt überfiel Graf Ludwig von Oettingen die Burg Rotenbach in Schrezheim, heute Ortsteil von Ellwangen und setze die Burg Ellwangen in Brand und besetzte sie. Seckler vermutet, dass sich Abt Eckard als gefreiter Fürst nicht

mehr unter die Gerichtsbarkeit des Oettinger Grafen und Vogt von Ellwangen stellen wollte. (S.118)

1287 scheinen die Beziehungen aber wieder in Ordnung gewesen zu sein. Graf Ludwig  eignete am 22. Mai 1287 seine Güter Buch, Antersperch (?) und Hohenstadt (Hohenstat), wofür er diese und die ellwangischen Güter in dem Dorf Nordhausen (Noerthusen) zu Lehen erhält.

(Staatsarchiv Ludwigsburg B 389)

Kloster Ellwangen hatte schon seit dem 9. Jahrhundert eine Verbrüderung mit den Klöstern Reichenau und St. Gallen, seit 1193 mit Fulda und seit unbestimmter Zeit mit Kloster St. Emmeran. Am 22. August 1286 erneuerten Abt Wernher (1279-1292) von  St. Emmeran und Abt Eckard mit

16  Mönchen diese Bruderschaft (WUB Band IX., Nr. 3565, Seite 98)

Am 21. März 1295 wird ein Güterverkauf in Elchingen, die der Kantorei Ellwangen zinspflichtig sind an den Abt und Konvent von Kloster Neresheim beurkundet. Die Urkunde wird nicht vom Abt von Ellwangen, sondern einem Dekan Rudeger und dem Konvent von Ellwangen ausgestellt.

WUB Band X., Nr. 4634, Seite 320

Sonst gibt es für Abt Eckard nur noch 4 Urkunden im WUB bei denen es um kleinere Käufe bzw.Tauschgeschäfte geht.

Am 1. März 1293 erscheint er in einer Urkunde Adolfs von Nassau (1292-1298) für das Kloster Adelsberg als Zeuge. Adolf – RI VI,2 n. 201

Abt Eckard verstarb am  30.September 1309 nach 31 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Abt Ehrenfried von Vellberg (1309-1311). Er starb aber bereits nach zwei Jahren.

Sein Nachfolger wurde Rudolf von Pfahlheim (1311-1332). Er stammte aus der Ministerialenfamilie der Herren von Pfahlheim, heute ein Stadtteil von Ellwangen.

Schon 1311 reiste Abt Rudolf nach Vienne und erschien beim Konzil von Vienne, das vom 16. Oktober 1311 bis zum 6. Mai 1312  stattfand. Er war nicht eingeladen und der einzige deutsche Abt in Vienne.

Er erbat sich von Papst Clemens V. (1305-1314) die Weihe.

Am 15. März 1317 schloss er mit Konrad von Alfingen einen Tauschvertrag ab “

Tauschvertrag zwischen Konrad von Alfingen (Cunrat von Ahelfingen), Ritter, und dem Stift Ellwangen, wonach ersterer die Burg zu Ywach (?) und das Gut zu Nellingen (Nallingen) mit Zugehörde von letzterem zu rechtem Lehen empfängt und dagegen die Burg unter dem Berg zu Kochenburg (Chochenburch) und seine Besitzungen in dem Ort Kochen (Chochen) mit aller Zugehörde an Ellwangen abtritt (Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 1681)

Die Burg war nun Amtssitz des Vogtes im ellwangischen Amt Kochenburg.

1397 bewohnte der Ellwanger Abt Albrecht Hack von Wöllstein (1367-1400) die Burg. 1461 wurde sie Ruhesitz von Fürstpropst Johann von Hürnheim (1460/61).

Am 5. April 1323 bestätige König Ludwig IV. (1314-1329 König, dann Kaiser bis1347) Abt Rudolf auf dessen Bitte das das inserierte Diplom Kaiser Ludwigs des Frommen von 814 April , worin dieser das Kloster in seinen Schutz nimmt und ihm Immunität mit freier Abtwahl verleiht.

Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 35

Gleichzeitig bestätigte er auch die Diplome König Ottos III. (Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 36) und Friedrichs I., den Bannforts Virgunda betreffend. (Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 38)

1328 inkorporierte der Augsburger Bischof Friedrich I. Spät von Faimingen (1309-1331 ) Kloster Ellwangen die Pfarreien Ellenberg im Ostalbkreis,  Pfahlheim im Ostalbkreis, Röhlingen heute ein Ortsteil von Ellwangen, Stödtlen Ostalbkreis und

Unterkochen und erhöhte damit das Einkommen des Klosters beträchtlich.

Abt Rudolf starb am 4. August 1322.

Auf ihn folgte Kuno II. von Gundelfingen. (1332-1367) Er war 1329 Abt von Kloster Lorch, trat dort  zurück und amtierte dann auf Anweisung von Papst Johannes XXII. (1316-1334) als Pfleger weiter.

Er stammte aus der Familie der Freiherren  von Gundelfingen, Seine Mutter war eine von Rechberg. Schon bald nach seinem Regierungsantritt ließ sich Kuno von Kaiser Ludwig die Privilegien bestätigen, die Kaiser Ludwig der Fromme

und Friedrich Barbarossa Kloster Ellwangen  gewährt hatten. Ludwig – [RI VII] H. 1 n. 232 und 233 und 235.

Am 19. Oktober 1334 erhielt Kuno von Papst Johannes XXII. (1316-1334) eine Bestätigung aller Freiheiten, Immunitäten, Privilegien und Indulgenzen, die es von Päpsten, und Exemtionen von weltlichen Steuern, die es von Königen, Fürsten und anderen erhalten hat. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 56a

Auch nach dem Tode von Kaiser Ludwig ließ er von dessen Nachfolger Karl IV. (von 1345-1355 König, dann Kaiser bis 1378) Ellwangens Privilegien bestätigen.

Am 7. November 1347 “bestätigt (Karl )dem Kloster Ellwangen auf Bitten des Abts Kuno insgesamt Besitz, Freiheiten und Regalien, Gerichte, Jagd- und Forstrechte und nimmt es mit Gütern und Leuten in kgl. Schutz” Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 246]

Ebenfalls am 7. November 1347 stellte Karl eine zweite Urkunde aus. “Karl IV. verfügt, daß Abt und Konvent von Ellwangen in dem genannten Kloster, dem Kirchhof, dem Spital, den zwei Küsterhöfen, der Propstei des Klosters Zell und dem Münster und Kirchhof der Propstei Hohenberg mit dem Hofe dabei, dem Hause der Propstei in Wiesenbach und dem Hofe dabei, den Höfen Schriesheim und Altheim und der Stadt Tanne dieselben Freiheiten wie bisher geniesen sollen, daß jeder irgend eines Vergehens Beschuldigte, der die genannten Orte betritt, solange er dort verweilt, sicher sein solle”

Karl IV. – RI VIII n. 6475

1337 wurde unter Abt Kuno das erste Urbar von Kloster Ellwangen angelegt. Es war ein systematisch angelegte Gesamtregister über die Besitzansprüche bzw. die Einkünfte  des Klosters. Von den Benediktinern wiesen damals nur Weingarten. St. Blasien und eben Ellwangen solche Urbare auf.

Von den Herren von Hirnheim, einer Adelsfamilie, die im Ries ansässig und begütert war, tauschte er 1342 Frankenreute ein, heute ein Ortsteil von Westhausen im Ostalbkreis. In Westhausen war Ellwangen bereits begütert.

Auch 1359 ließ sich Abt Kuno von Kaiser Karl die Urkunden von Ludwig dem Frommen, Friedrich Barbarossa und Heinrich II. bestätigen. Karl IV. – RI VIII n. 6993

Auch die Urkunde vom 7. November 1347 ließ er erneut bestätigen. Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 4427]

1360 bat Abt  Kuno um einen  anderen Beschützer. Kaiser Karl ernannte den Grafen von Helfenstein Ludwig V. (+1372), der Landvogt in Schwaben war. Die Vogtei ging aber bald wieder auf die Grafen von Württemberg über, die 1338 von Kaiser Ludwig damit

beauftragt waren. (Seckler S.120)

1347/1348 wütete die Pest in Europa und forderte zahllose Todesopfer. Nach Schätzungen starb ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Die Pest hatte Hungersnöte, soziale Unruhen aber auch Judenverfolgung ausgelöst, weil den Juden die Schuld an der Pest in die Schuhe

geschoben wurden. In Ellwangen kam es nach Seckler (S.119) im Oktober 1351 zu einem Aufstand, bei dem der St. Michaels-Turm und mehrere Gebäude Ellwangens angezündet worden sein sollen.

Wohl als Folge aus den Unruhen ließ Abt Kuno 1354  eine neue Burg  mit Mauern, Türmen und Gräben versehen, erbauen. Auch die die Siedlung wurde befestigt und mit einem Wassergraben versehen und dann von Abt Kuno zur Stadt erhoben.

Am 12. März 1350 erneuerte Abt Kuno die Gebetsbruderschaft mit Kloster St. Emmeran in Regensburg. BayHStA, Kloster St. Emmeram Regensburg Urkunden 543

Abt Kuno verstarb 1367. Er hinterließ allerdings ein hochverschuldetes Kloster

Sein Nachfolger wurde Abt Albrecht Hack von Wöllstein (1367 –1400 )

Er stammte  aus der Familie der Herren von Wöllstein, deren Stammsitz die Burg Wöllstein bei Abtsgmünd war.

Am 15. Oktober 1370 übertrug Kaiser Karl TV. den Schutz von Kloster Ellwangen  an Graf Eberhard II. von Württemberg (1344-1392)

“überträgt auf klage des abtes Albrecht von Ellwangen, dass mancherlei leute sein kloster an leuten und gütern beschädigen, dem grafen Eberhard von Wirtemberg bis auf widerruf den schutz dieses gotteshauses” Karl IV. – RI VIII n. 7314

Am 24. Juli 1372 freite Kaiser Karl IV. Kloster, Güter und Leute der Abtei Ellwangen, so dass sie weder vor das Hof-, Land- noch ein anderes Gericht geladen werden können, sondern nur vor den Grafen Eberhard von Württenberg als Schirmherrn. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 4.

Es scheint aber durchaus Schwierigkeiten mit den Grafen von Oettingen gegeben, denn am 13. Januar 1374 wies Kaiser Karl die Oettinger Grafen Ludwig (1370-1440) und Friedrich IV (1381-1413) sich mit dem Abt von Ellwangen zu vergleichen

“Karl IV. befiehlt den Grafen Ludwig, Ludwig und Friedrich von Oettingen, die, wie ihm der Abt Albrecht von Ellwangen geklagt hat, das Kloster wider Recht beschweren und schädigen, sich mit dem Abte zu vergleichen oder sich an den Grafen Eberhard von Württemberg, als den zuständigen Richter,

zu als den zuständigen Richter, zu wenden. “ Karl IV. – RI VIII n. 7440

Abt Albert weilte wie Seckler vermerkt (S. 120) oft am Hofe seines Schutzherren dem Grafen von Württemberg.

Daraus erklärt sich wohl auch die Urkunde, die Kaiser Karl IV. am 3. September 1378 ausstellte: Er “widerruft und annullirt alle weltlichen lehen, die der kellner, der koster und andere mönche des klosters Ellwangen in abwesenheit ihres abtes verliehen, verkauft, entfremdet oder versetzt haben.

Karl IV. – RI VIII n. 7479

1381  kaufte Abt Albrecht die Vogtei von Ellwangen von den Grafen zurück.

Am 21. Januar 1396 bestätigte Papst Bonifaz (1389-1404)  dem Kloster Ellwangen alle seine Rechte und Privilegien, den Besitz seiner Burgen, Ländereien, Zehnten, Besitzungen und anderer Güter. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 61

1389 inkorporierte er Kloster Ellwangen die Pfarreien  Bühlertann, heute Landkreis Schwäbisch Hall und Hohenberg. Hohenberg war ein Hospiz von Kloster Ellwangen. Dort steht heute eine romanische Jakobskirche aus dem frühen 12. Jahrhundert. Hohenberg war schon

1274 eine Propstei von Kloster Ellwangen.

Am 4. Dezember 1389 bestätigte König Wenzel (1363-1400) der Abtei alle ihr von seinen Vorgängern vom Reich verliehenen Privilegien, Handfesten und andere Urkunden. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 943

Am 1. Juli 1392 beauftragte König Wenzel Graf Eberhard III. von Württemberg  das Kloster Ellwangen zu schirmen. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 961
Abt Albert dankte im Jahr 1400 ab, wozu auch seine häufige Abwesenheit beigetragen haben mag, da sie nicht mit der Klosterordnung in Einklang stand und die Verwaltung ja auch nicht zum besten war, wie man auch aus dem Widerruf Kaiser Karls schließen kann.

Seine letzten Lebensjahre nach der Abdankung 1400 verbrachte der ehemalige Abt auf der Kocherburg.

Sein Nachfolger wurde Abt Siegfried Gerlacher (1401-1427). Er war der einzige bürgerliche Abt von Ellwangen und hatte seine Abtswürde als Anhänger der Reformrichtung  der württembergischen Schutzmacht zu verdanken, denn dieses Amt in der gefürsteten Abtei

war normalerweise dem Adel vorbehalten. Graf Eberhard der Milde von Württemberg (1392-1417)hatte mit päpstlicher Provision dafür gesorgt, dass Siegfried Gerlacher 1401 zum Ellwanger Abt gewählt wurde.Siegfried stammte wahrscheinlich aus Donauwörth.

Seine Profess hatte er am 12. Mai 1400 abgelegt. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 333

Von König Ruprecht (1400-1410)  bekam Abt Siegfried seinen Besitz, all seine Lehen  sowie all seine Freiheiten und die Regalien bestätigt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1033

Er kam schon 1401 in den Besitz der Herrschaft Rosenberg, bestehend aus den Ortschaften Rosenberg, Geiselroth sowie Ober-und Unterhausen, weil die Familie Rosemberg ausgestorben war. (Seckler S.121)

1409 fiel Altmannsweiler heim, das bi dahin im Besitz von Albert von Hohenhart war. (ebda) 1411 und 1422 erweiterte Abt Siegfried den Klosterbesitz in der alten Gaugrafschaft. Zu den ehemaligen Schirmvögten hatte man ja ohnehin ein angespanntes Verhältnis.

So hatte er auch dafür gesorgt, dass nach dem frühen Tod von Graf Eberhard IV. (1417-1419) 1422 eine neue Schutzurkunde Württembergs für Kloster Ellwangen ausgestellt wurde.Gräfin Henriette von Mömplgard (+ 1444), die seit 1407 mit Graf Eberhard IV. verheiratet war,

übernahm die Vormundschaft für ihre beiden Söhne Ludwig I. ((1412-1450) und Ulrich V. (1413-1480). Gemeinsam mit den sogenannten Räten regierte sie bis Ende 1421 Württemberg. Zu den Räten gehörte auch Abt Siegfried.

Er hatte ohnehin ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Graf Eberhard III. Er wurde zum Beispiel bei Abwesenheit Graf Eberhards für kurze Zeit als Verwalter eingesetzt z. B. 1406.

Nach dem Tod seiner ersten Frau Antonia Visconti (+1405) heiratete er 1406 auf Anraten seiner Räte noch einmal und zwar Elisabeth von Nürnberg, die Tochter des Burggrafen Johann III. (+1420). Im Auftrag von Graf Eberhard III. warb er

1406 zusammen mit Conrad von Geroldseck um die Braut.Conrad war der Hofmeister Graf Eberhards.

1414-1418 fand in Konstanz des auf Betreiben von König Sigismund König von 1411-bis 1433 und bis 1437 Kaiser) einberufen worden ist. Im Laufe des Konzils waren insgesamt 546 Äbte und Mitglieder von Mönchsorden in Konstanz.

Natürlich war auch Abt Siegfried anwesend. In der Causa Reformationis wurden auch Beschlüsse gefasst, die die Lebensweise von Klerikern betraf. Vom Konzil gingen auch starke Impulse zur Reform der Orden aus. Eine unmittelbare Folge

war das Provinzialkapitel der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg in der Abtei Petershausen in Konstanz vom 28. Februar 1417 bis 17. März statt.. Abt Siegfried war dabei zum Vorsitzenden gewählt worden.

Visitationen und Provinzialkapitel sollten die Klosterreform umsetzen und inhaltliches Ziel war das Einhalten der Mönchsgelübde und der Benediktsregel, wie das bereits die Bulle “Summi Magistri” von Papst Benedikt XII. (1334-1342) im Jahr 1336 formuliert hatte.

Das Konstanzer Konzil nutzte Abt Siegfried auch, um sich von König Sigmund  eine Bestätigung der Privilegien Kaiser Karls IV. zu erbitten. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1220

Abt Siegfried hatte zwar in Konstanz und Peterhausen. Eine Reform im eigenen Kloster konnte er aber nicht durchsetzen. Auch scheint der lange und kostspielige Aufenthalt in Konstanz dem Kloster finanziell nicht bekommen zu sein.

Es mussten Güter verkauft werden und zur Entlastung des Klosters wurden wieder einige Pfarreien inkorporiert werden. 1422 wurde die Sparverordnung erneuert.

Abt Siegfried starb 1427.

Sein Nachfolger wurde Johann von Holzingen (1427-1452)

Gleich nach seiner Wahl zum Abt legte er den Grundstein zu einer eigenen Stadtpfarrkirche. Von jetzt ab war die Stiftskirche nur noch Kirche für das geistliche und weltliche Klosterpersonal. Diesem stand der exemte Abt praktisch wie ein Bischof vor.

Deshalb trug er auch die Inful. Die Stadtpfarrkirche und ihre Geistlichen und Pfarreien sowie die Landpfarreien unterstanden dem Augsburger Bischof.

In Ellwangen erbaute er das Rathaus, eine Metzig und eine Tuchschranne. Auch baute er Häuser wieder auf, die 1433 und 1443 bei einem Brand in Ellwangen zerstört worden waren.

Abt Johann erwarb einige Güter unter anderem1438  weitere Anteile an der Kocherburg.

Am 12. April 1428 bestätigte König Sigmund dem Kloster seine Privilegien.  Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 51 U 1284

Am 29. August 1444 stellt Kaiser Friedrich III.!440 König bis 1452 dann bis 1493 Kaiser) auf Verlangen und Bitten von Abt Johannes zwei Urkunden aus. Mit  der einen Friedrich III. – Chmel n. 1705 bestätigt er die Privilegien des Kloster und

verbietet Jagd und Fischfang in bestimmten Grenzen.Friedrich III. – Chmel n. 1706 ist ein Privilegienbrief die Freiung betreffend. Deren Verletzung, was oft geschah, wird mit einer Pön von 100 Mark in Gold belegt.

Abt Johann starb am 14. Januar 1452 .

Zu seinem Nachfolger wählte der Konvent am 18. Januar 1452  Albrecht Schenk von Schenkenstein. Graf Ulrich V.(1411-1480) ,mittlerweile Schutzherr von Kloster Ellwangen, war mit der Wahl nicht einverstanden und widersetzte sich ihr.

Abt Albrecht verzichtete im Folgejahr auf die Abtswürde , um Schaden vom Kloster abzuwenden. Die päpstliche Bestätigung erhielt Johannes von Hirnheim (1453-1460), bisher  Scholaster am Domkapitel von Augsburg, also Leiter der Domschule.

Das verweist auf den Einfluss von Kardinal Peter. Aber auch die Grafen von Württemberg mischten mit, denn Angehörige der von Hürnheim schon länger im Dienste des Grafen von Württemberg nachweisbar. Am 25. Februar 1454 bestätigte ihm Kaiser Friedrich alle Rechte und Privilegien des Kloster.Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 24

In einer Urkunde 2 Tage später befahl der dem Grafen von Württemberg das Kloster in seinen Schutz zu nehmen. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 30

Am 29. April 1454 erteilte Friedrich III. Abt Johannes das Recht mit rotem Wachs zu siegeln, ein Recht das nur Kaiser, Könige, Kardinäle und staatsrechtlich „Souveräne“  hatten. Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 31.

Die Regierungszeit von Abt Ulrich war von verschiedenen Faktoren geprägt. Zum einen gab es eine deutliche Einflussnahme des Schirmers, also Graf Ulrichs von Württemberg. Dem stand der Augsburger Bischof Peter von Schaumberg (1424-1469)

gegenüber. 1450 wurde Bischof zum Kardinal erhoben und ließ sich von Papst Pius II. (1458-1464) zum Amtsantritt die nächsten beiden freiwerdenden Abteien als Kommenden versprechen. Das war die Übertragung von Klostervermögen auf eine dritte Person

unter Befreiung von den Amtspflichten.Gegen Zahlung einer Leibrente an  Peter von Schaumburg konnte das Kloster die Übertragung der Kommende verhindern.

Schirmer und Bischof griffen mit Sparmassnahmen meist auch mit Eigeninteressen verwoben und auch Reformversuchen ein. Im Konvent gab es innere Spannungen.

Die Stellung eines Priors hatte der Dekan inne. Der 1454  nach mehrjähriger Vakanz eingesetzte Dekan Ulrich von Holzinger.verließ 1457 auf Vermittlung von Kardinal Peter gegen eine Rente den Konvent. Neuer Dekan wurde Georg vom Stein zu Diemantstein. Zwischen seiner Familie

und Kardinal Peter. Franz vom Stein war Hofmeister des Kardinals und Ehemann von dessen Schwester Margarethe. Einer seiner Neffen Heinrich vom Stein war Rat des Bischofs und Vogt in Dillingen. Georg vom Stein war ein jüngerer Bruder Heinrichs und damit ebenfalls Neffe des Kardinals.

Im Umfeld von Kloster Ellwangen  war eine Stärkung der Reform zu beobachten. 1456 beschloss das Provinzkapitel eine Aufhebung des Adelsprivilegs.

Im November 1456 ließ sich Kardinal Peter von Schaumberg ein Privileg zur Reform aller Klöster in seinem Amtsbereich, auch der exemten, verlängern.

Im März 1459 ließ sich auch Graf Ulrich V. von Württemberg ein Generalprivileg zur Reform aller Klöster in seinem Machtbereich ausstellen.

Im Oktober 1459 ging es in Ellwangen um die Verlängerung der bestehenden Sparung. Außerdem sollte der Konvent innerhalb von zwei Jahren Reformstatuten aufstellen und diese von einer Kommission aus württembergischen Vertrauten überprüfen lassen, der unter anderem Propst Wilhelm von Mönchsroth und Hans von Ahelfingen angehörten.

Eine grundsätzliche Wendung gab es aber, als der Konvent und der Abt Dekan Georg vom Stein zum Prokurator an der Kurie bestimmten mit der Vollmacht 1000 Gulden, das sind etwa 198.992,00 € für das Vorhaben aufzunehmen und dem Auftrag, die Genehmigung zur Umwandlung in ein

weltliches Chorherrenstift  zu erreichen.

Um die Jahreswende 1459/1460 reiste Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg (1440-1486)nach Mantua, wo Papst Pius II. gerade den sogenannten Fürstenkongress abhielt, mit dem Ziel, Unterstützung zu einem Kreuzzug gegen die Türken zu sammeln90. Dazu gewährte er im zeitlichen Umfeld den Grafen und Fürsten, die sich an ihn wandten, eine Reihe von Privilegien. Er setzte sich auch erfolgreich für die Umwandlung Kloster Ellwangens in ein Stift ein. Papst Pius II. stellte die nötige Urkunde am 14. Januar 1460 aus..

“Papst Pius II. beauftragt auf die Bitte von Abt und Konvent zu Ellwangen hin, das dortige Benediktinerkloster in ein weltliches Kollegiatstift zu verwandeln, den Kardinal Bischof Peter von Augsburg mit der Untersuchung der Verhältnisse und ermächtigt ihn für den Fall, dass die von dem Kloster Ellwangen angeführten Gründe sich als richtig erweisen, in welcher Hinsicht er im Allgemeinen die einschlägigen Vorschriften erläßt. “Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 694

König Friedrich III. bestätigte die Umwandlung am 5.Dezember 1460.

Dekan Georg vom Stein hatte bei der Umwandlung wohl die geringste Rolle gespielt. Ihm fehlte die kuriale Erfahrung. Seine wichtigste Qualifikation scheint wohl seine Verwandtschaft zu Kardinal Peter gewesen zu sein.

Den größten Anteil am Erfolg hatte sicher der dem Papst gut bekannte Markgraf Albrecht. Er erschien ja auch persönlich in Ellwangen, um die Bulle dem Konvent zu präsentieren.

Auch Graf Ulrich hatte Vorteile. Er hatte  Mitwirkung wird über das Besetzungsrecht für die beiden Pfründen, das ihm die Bulle Papst Pius II. zustand.

Für die nunmehrigen Chorherren hatte das neue Statut durchaus Vorteile. Die Chorherren durften das für sich behalten, was zum Lebensunterhalt nötig war. Sie durften selbstständig für sich von ihrem Gehalt leben und konnten auch mehr als die Hälfte des Jahres

außerhalb von Ellwangen leben.

An der Spitze des reichsunmittelbaren Chorherrenstifts stand der Fürstpropst. Das Stiftskapitel setzte sich zusammen aus zwölf Stiftsherren (darunter neun Adelige; drei Stiftsherren konnten den fehlenden Adelstitel durch das Doktorprädikat ersetzen)nach dem

Vorbild der Apostel. Dazu  kamen zehn Chorvikare zur Besorgung des Gottesdienstes.

Der Fürstpropst stand als Dreizehnter an der Spitze des Chorherrenstifts. Er besaß als weltlicher Herr die Regalien und bekleidete den Rang eines Fürsten mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag.

Im Reichstag saß der Fürstpropst als 29. Stand auf der geistlichen Fürstenbank hinter allen Bischöfen, den Fürstäbten von Fulda und Kempten, unmittelbar vor dem Johanniterordensmeister und dem Fürstpropst von
Berchtesgaden. Auf den Konventen des Schwäbischen Kreises alternierte der Vorrang mit Kempten. Der Ellwanger Fürstpropst verfügte über quasi-bischöfliche
Rechte. Seine Kleidung entsprach dem Bischofstalar, als Insignien standen ihm Mitra, Ring und Stab zu, ebenso eine Kathedra in der Stiftskirche. Wie der Bischof hatte auch der Fürstpropst bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen:

ein Mindestalter von 30 Jahren, die Priesterweihe und den theologischen oder juristischen Doktorgrad. Allerdings ließen sich besonders für hochadelige Bewerber sehr leicht
Dispense erlangen.

Abt Johann von Hirnheim wurde 1460 zum ersten Propst von Ellwangen, resignierte aber schon 1461, wieso ist nicht ganz klar. Er lebte aber noch bis zum 10. Januar 1480.

Er bezog eine Pension von 600 Goldgulden, das sind etwa 103.508,00 €, also für damalige Verhältnisse mehr als auskömmlich,

wie aus der im Januar von Papst Pius II. hervorgeht. “Papst Pius II. übergibt die durch die Resignation des Johann von Hürnheim erledigte Propstei Ellwangen dem Albrecht von Hohenrechberg, Kleriker der Diözese Konstanz, der dafür dem alten Propst eine jährliche Pension von 600 Goldgulden zu reichen hat” Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 Bü 11

Seinen Ruhesitz nach seiner Resignation hatte Johann auf der Kocherburg

Zu seinem Nachfolger wurde Albrecht von Rechberg bestimmt und vom Papst eingesetzt. Er musste auch den Eid gegenüber dem Papst leisten

Albrecht war der Sohn von Hans von Rechberg (um 1410-1464) und dessen 2. Ehefrau Gräfin Elisabeth von  Werdenberg und Sargans (+1469). Er ist um 1445 geboren. Er besuchte das Gymnasium in Tübingen. Da war er bereits als Propst eingesetzt worden.

1477 schrieb er sich auch an der neugegründeten Universität in Tübingen ein.

(Über Albrecht von Rechberg im Diözesanarchiv für Schwaben, Stuttgart 1895  Aufsatz Schwäbische Biographien S 113-118)

“Eidesformel des Albrecht von Rechberg gegen Papst Pius II”, die in der Urkunde vom 12. Januar 1460 vorliegt.  Staatsarchiv Ludwigsburg B 389 U 78

König Friedrich III. bestätigte  Propst Albrecht am 16. November 1481 alle fürstlichen Würden, Ehren,Regalien, Lehen und Mannschaften, Wildbänne und Gerichte.

Sein Sohn und Nachfolger Maximilian I. (König von 1486-1508, dann Kaiser bis 1519) wiederholte dies am 4. August 1495.

Albrecht war 15 Jahre alt, als er zum Propst ernannt. wurde. Die Ernennung verdankte er vor allem seinem Vater, einem treu ergebenen Gefolgsmann von Graf Ulrich V. von Württemberg, den dieser

damit für seine Dienste belohnen wollte. Mönchische Pflichten waren ihm egal. Er wurde nie zum Priester geweiht, lebte im Konkubinat und hatte zwei Söhne.

Er hatte aber von Papst Innozenz VIII. (1484-1492)1486 eine Dispens erhalten, dass er sich sieben Jahre wegen der Propstei und anderen kirchlichen Würde nicht weihen lassen musste. Außerdem sprach ihn der Papst von allen kirchlichen Strafen frei (Diözesanarchiv S. 114)

Als geistlichen Statthalter bestellte Ulrich zunächst  Ulrich von Neuneck, der aber schon 1462 starb, Sein Nachfolger wurde Dekan Ulrich vom Stein. Albrecht wurde schon mit 23 württembergischer Rat und wurde einer

der wichtigsten Räte des Grafen Ulrich. Er war immer wieder für die Grafen von Württemberg tätig. 1488 war er an einem Schiedsgericht zwischen Graf Eberhard und dem Kurfürsten von Trier Johann I. von Baden (1456-1503) und

Kurfürst Philipp von der Pfalz (1476-1508) teil. (Diözesanarchiv)

1495 war er in Begleitung von Graf Eberhard V. auf dem Reichstag in Worms.

1466 übernahm Propst Albrecht die geistliche und weltliche Verwaltung von Stift Ellwangen  selbst.

Am 25. Februar 1466 übertrug er Graf Ulrich V. und seinem Sohn Eberhard VI. (1447-1504) die Schirmvogtei über die Propstei Ellwangen. Im Gegenzug nahm Ulrich auf Bitte des Propstes das Stift in seinen Schutz.

Von 1486-1500 gehörte er dem St. Jörgenschild an, einem Ritterbund in der 2.Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dessen  Ziel war die Sicherung des Landfriedens und der eigenen Rechte.

Propst Albrecht mühte sich erfolgreich, die noch aus der Klosterzeit stammende hohe Verschuldung zurückzuführen. Er erreichte dies durch eine sparsame und kluge Hofhaltung und Verwaltung. Das Stift erholte sich in finanzieller

Hinsicht sehr schnell. So hatte er Mittel frei und konnte sie anders einsetzen. Er ließ die durch Brand beschädigte Klosterkirche wiederherstellen. Auch die beschädigten Klostergebäude wurden wieder instandgesetzt.

In Ellwangen ließ er die Kirche von St. Wolfgang 1473 erbauen. Sie wurde 1476 geweiht. Baumeister war vermutlich Hans Stiglitz von Miltenberg. Er baute auch die Liebfrauenkapelle im Kreuzgang der Ellwanger Stiftsbasilika (1473) und die zweischiffige

Bibliothek im Stiftsgebäude.

1486 verlegte Propst Albrecht ein erstmals 1335 erwähntes Ellwanger Spital – ein Armen- und Altersheim sowie Krankenhaus – aus dem Klosterbezirk in die Bürgerstadt. Das Spital 1699 bis 1702 umgebaut und erweitert und beherbergt heute das Rathaus.

Von Sigmund von Pfahlheim und Agnesa von Riedern kaufte  Propst Albrecht am 8. März 1471 ihr Schloss und Gut zu Rötlen (Rott), die Schäferei, Schenkstatt und andere Güter im Weiler Rötlen , die Vogtei der Höfe zu Steigberg , mehrere Mühlen, Weiher, Fischwasser, Wiesen, Waldungen und Eigenlehen

Staatsarchiv Ludwigsburg, B 389 U 1981

Er stand in hohem Ansehen und wurde immer wieder als Vermittler bemüht.

Er starb am 28. Juli 1502.

Auf ihn folgte Bernhard von Westerstetten. Er wurde 1502 gewählt, dankte aber schon nach 10 Monaten wieder ab. Der Grund ist nicht bekannt.

Sein Nachfolger wurde  Albert Thum von Neuburg. (1503-1521) Er stammte aus einem Adelsgeschlecht, das seit dem 13. Jahrhundert in Vorarlberg und Graubünden und seit 1430 im schwäbischen Raum ansässig ist.

(näheres zu Propst Albert in Beschreibung des Oberamts Ellwangen, Stuttgart 1886, S.464 f.)

Er war ein gelehrter und wohl auch sittenstrenger Propst. Er war sowohl 1506 von Johann von Staupitz (um 1465-1524) als auch 1516 von Anselm von Wien (+1535)  in ihre jeweilige Orden aufgenommen worden.

Johann von Staupitz war von 1503-1520 Generalvikar des Augustiner-Eremitenordens in Deutschland und ein Förderer des jungen Martin Luthers.

Anselm von Wien war Kommissär des Generalvikars er Franziskaner nördlich der Alpen.

1511 nahm er  an der Hochzeit Herzog Ulrichs von Württemberg  (1498-1519 und 1534-1550) mit Sabina von Bayern (1492-1564) teil. Er war württembergischer Rat und nahm in dieser Eigenschaft auf dem Tübinger  Landtag

teil,in dem es um den Armen Konrad ging. 1514 hatte der Herrschaftsstil Ulrichs zu diesem Aufstand vor allem in der Schorndorfer Gegend geführt.

Die Regierungszeit von Propst Albert war vor allem durch ein Ereignis  maßgeblich geprägt.

Das war die Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine Thesen gegen den Ablass an den Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1514-1545) geschickt oder an die Wittenberger Schlosskirche angeschlagen,

wie das Philipp Melanchthon (1497-1560) später sagte. Daraus entwickelte sich sehr rasch die Reformation.

1519 vertrieb der Schwäbische Bund, in dem auch die Fürstpropstei Ellwangen Mitglied war Herzog Ulrich aus Württemberg.

Wohl auch wegen seiner Strenge war Albrecht im Stiftskapitel nicht sonderlich beliebt. Auch  lebte er in beständigem Streit mit ihm.

Mit der Vertreibung Ulrichs hatte er dessen Rückhalt verloren. Albrecht resignierte. Aber er missachtete das Wahlrecht des Stiftkapitels.

Dieses hatte Johann von Gültlingen, einen Ellwangener Chorherren gewählt. Propst Albrecht aber hatte sein Amt gegen eine Rente von 1500 Gulden , das sind etwa 300.079,00 € an den Pfalzgrafen Heinrich (1487-1552) Davon wurden 600 Gulden wegen des Wohnrechts auf der

Kochenburg abgezogen.abgezogen. Albrecht gab sein Amt an den Pfalzgrafen weiter. Es kam daraufhin zum Streit, der bis vor den Papst gebracht wurde. Das Kapitel war exkommuniziert worden, über das Stift die Sequestration verhängt.

Schließlich vermittelten Bischof Wilhelm von Straßburg  Wilhelm II. (1506-1541) und Philipp von Rechberg (1484-1557) Dompropst in Worms und Domdekan in Augsburg.

Nun konnte Pfalzgraf Heinrich sein Amt antreten. Für ihn war die Fürstpropstei nur eine Nebenpfründe, denn er wurde 1524 Bischof in Worms (bis 1554),in Utrecht (1524-1529) und 1552 Bischof von Freising.

Schon 1522 hatte Propst Heinrich in Unterkochen und Wasseralfingen dem württembergischen Erbmarschall Konrad Thumb von Neuburg, einem Verwandten von Propst Albrecht, und dem Stuttgarter Bürger Burckhard Fürderer einen Grasplatz an sog. Bolrain in Unterkochen zur Errichtung eines Schmelzwerks, mit dem Recht, dort nach Erz zu graben. Doch war diesem Projekt kein Erfolg beschieden. In den Betrieb von Eisenwerken stieg die Propstei dann viel später ein. 1551 bewilligte die Propstei Peter von Pragenhofen am Ursprung des Kochers zu Oberkochen einen Schmelzofen, eine Hütte und Läuterfeuer hinzustellen. Ellwangen war dort Grundherr und Peter von Pragenhofen war der Propstei lehenspflichtig. 1614 kaufte die Propstei  die Werke Unter- und Oberkochen von Johann Friedrich, der diese von Herzog Friedrich von Württemberg gekauft hatte.

Der Kaufpreis betrug 55.000 Gulden, das sind etwa10.999.009,00 €, also eine sehr hohe Investition

Propst Heinrich setzte in Ellwangen Eberhard von Gemmingen als Hofmeister und Stadtvogt ein und stellte ihm den Amtmann Nikolaus Birger zur Seite.

Unter der Herrschaft der Beiden hatten die Bauern Ellwangens viel zu leiden.

1524 war an der Stadtpfarrkirche Pfarrer Georg Mumpach tätig, im Stift der Stiftsprediger Dr. Kreß, beide Anhänger von Martin Luther. Auch einige Chorherren und Chorvikare sympathisierten mit Luthers Lehre.

Stadtpfarrer Mumpach schlug 1514 14 Thesen mit reformatorischen Forderungen an der Stiftskirche an. Daraufhin belegte ihn der Augsburger Bischof von Stadion (1517-1543) mit dem Kirchenbann. Die Stadt Ellwangen stellte sich hinter ihren Pfarrer.

Die Chorherren wurden mit dem Tode bedroht und verließen großenteil die Stadt.

1525 erklärte Mumpach die Leibeigenschaft für beendet, Klöster sollten umgewandelt und zerstört werden. Auf seine Anregung hin sammelten sich etwa 600 Bauern auf der “Langen Wiese” bei Ellwangen zum Ellwanger Haufen.

Sie erzwangen Einlass in Stadt und Schloss. Am 26. April mussten die Bürger in Ellwangen die 12 Artikel  annehmen, die Vertreter der oberschwäbischen Bauerngruppen am 15. und 20. März 1520 in Memmingen verabschiedet hatten.

Am 28. April 1525 zogen etwa 2000 Bauern weiter nach Dinkelsbühl. An ihre Spitze stellten sich zwei Ellwanger Chorherren, Johann von Gültlingen, der vom Stiftskapitel zum Propst gewählt worden war, als Propst Albrecht sein Amt an den Pfalzgrafen

Heinrich abgegeben hatte und Wilhelm von Hesperg. Vor Dinkelsbühl lagerten sie und zogen von zum Kloster Mönchsroth weiter, das sie plünderten.

Nachdem es auch in Ellwangen Plünderungen und Zerstörungen gegeben hatte, wurden die Bauern dort von den Bürgern aus der Stadt vertrieben.

Auf Befehl des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz (1478-1544), dem Bruder von Fürstpropst Heinrich erschienen 300 Berittene und ebenso viele Fußsoldaten unter Führung von Ritter Reinhard  von Neudeck, pfalz-neuburgischer Hauptmann und Pfleger zu Lauingen.

Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. 436 Bauern blieben auf dem Schlachtfeld. Mumpach und Kreß wurden nach Lauingen gebracht, wo sie enthauptet wurden.

Im Staatsarchiv Ludwigsburg, B 389 Bü 582 gibt es  ein Protokoll  “Verhör des Stiftspredigers zu Ellwangen, Dr. Johann Kreß, und des Pfarrers Georg Mundtpach zu Ellwangen in Anwesenheit des augsburgischen Fiskals Johannes Has über die versuchte Einführung der Reformation im Stift und die Umwandlung der geistlichen in eine weltliche Obrigkeit mittels eines Bauernaufstandes “ mit 10 Seiten.

Der Bauernaufstand in der Fürstpropstei Ellwangen  war niedergeschlagen und auch die Reformation beendet.

Wilhelm von Hesperg und Johann von GGültlingen kamen glimpflicher davcon. Von Hesperg wurde von Ritter von Neudeck an Markgraf Kasimir von Brandenburg (1515-1527) übergeben,  von diesem aber gegen Urfehde entlassen, seiner Chorherrnwürde und seiner fahrenden Habe, welche sein Bruder erhielt, für verlustig erklärt, hatte auch das Stift für alle Zeit zu verlassen.

Von Gültlingen gibt es einen Vertrag zwischen Dekan und Kapitel des Stifts Ellwangen und Hans von Gütlingen, ehemaliger Chorherr zu Ellwangen, der wegen lutherischer Handlungen auffällig und am Bauernkrieg teilgenommen hatte. Hans von Gültlingen verzichtet auf seine Pfründe und wird stattdessen vom Kapitel jährlich 100 fl. erhalten. Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 U 2 .

Nach Beschreibung des Oberamts Ellwangen, Stuttgart 1866, Abschnitt 499 entfloh Gültlingen zum Haller Haufen, verehelichte sich in der Folge und starb zu Straßburg

Anfang Juli 1425 kehrten Dekan und Kapitel wieder in ihre Residenz zurück.

In der Nachbarschaft von Ellwangen hatte sich die Reformation durchgesetzt. In Württemberg war 1534 Herzog Ulrichs von Württemberg in sein Herzogtum und hatte die  Reformation in Württemberg eingeführt. Dazu kam, dass die Württemberger Herzöge

die Vogtei über Ellwangen innehatten und Ulrich fühlte sich auch als Schutzherr und Anwalt jener Ellwanger Untertanen, die dem Protestantismus zuneigten.

In Ansbach war Markgraf Georg der Fromme (1528-1543) 1528 an die Regierung gekommen. Er war von der Lehre Luthers zutiefst überzeugt und wurde

einer der führenden evangelischen Reichsfürsten seiner Zeit,und führte  – teilweise in Kooperation mit der Reichsstadt Nürnberg – die Reformation rasch und vollständig in den Markgraftümern ein. Diese gehörten damit zu den frühesten

evangelischen Fürstentümern im Reich.

1534 war die benachbarte Reichsstadt Dinkelsbühl zu neuen Lehre übergegangen

Das alles veranlasste Propst Heinrich zu Lebzeiten seine Nachfolge zu sichern, da er eine Vakanz befürchtete. 1545 ernannte er den  Hoch- und Deutschmeister des benachbarten Deutschen Ordens in Mergentheim  Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling (1543–1566).

Das war von König Ferdinand (1531-1556, dann Kaiser bis 1564) und Kurfürst Friedrich II. (1544-1556) unterstützt worden

Als Propst Heinrich 1552 verstarb, wählte das Kapitel im März den Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg (1553-1573) zum neuen Propst. Wolfgang Schutzbar war zwar kaiserlicher Wunschkandidat. Das Kapitel befürchtete

unter ihm die Einverleibung in den Deutschordensstaat.

Das Stift hatte sich wegen der Wahl an Rom gewandt und berief sich auf seine von Kaisern und Päpsten erteilte Freiheiten. Auch Wolfgang Schutzbar hatte sich an Rom gewandt, war aber dort abgewiesen worden.

Auch Herzog Ulrich als Schutz-und Schirmherr und sein Sohn Herzog Christoph suchten eine gütliche Lösung, als sich beide Seiten an sie wandten. Aber  Wolfgang Schutzbar fiel am 4. Dezember 1552 mit 200 Reitern, einigen Hakenbüchsen und auch Geschützen in Ellwangen ein.

Das Stift rief Herzog Christoph um Hilfe an, dieser marschierte mit 6000 Mann an. Wolfgang Schutzbar zog sich zurück. Wegen der Kosten wurde ein Prozess vor dem  Reichskammergericht geführt, der sich hinzog. Unter Vermittlung der Kurfürsten von Mainz und Pfalz erklärte sich

Wolfgang Schutzbar schließlich bereit, 36.000 Dukaten, das sind etwa 7.199.351,00 € zu zahlen.

Propst Ott konnte sein Amt nun antreten.

Otto Truchseß von Waldburg wurde 1514 auf Schloss Scheer geboren.

Er war früh für eine kirchliche Karriere bestimmt. Mit 9 erhielt er die Anwartschaft auf ein Konstanzer Kanonikat, mit elf die Pfarrei Tachenhausen .

152 erhielt er ein Kanonikat am Augsburger Dom.

Otto erhielt eine solide Universitätsbildung in Tübingen, Padua, Bologna und Pavia, war zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert worden. Dort wurde er auch 1535 zum Rektor der Universität gewählt.

In Bologna hatte er Kontakt zu  Hugo Buoncompagno, dem späteren Papst Gregor XIII. (1572-1585). Zu seinem gesellschaftlichen Umfeld in Italien zählten auch der späteren Kardinal Alexander Farnese, der schon 14-jährig zum Kardinal kreiert wurde.

Von 1580 bis zu seinem Tod 1589 war er Kardinalsdekan und damit ranghöchstes Mitglied des Kardinalskollegiums. Weiter gehörten dazu Christoph  von Madruzzo (1512–78) der spätere Bischof von Trient und Brixen und Kardinal und Stanislaus Hosius (1504–79), ab 1549 Bischof von Kulm,

dann Fürstbischof von Ermland. Ab 1558 war er an der Kurie in Rom. 1559 war er Legat m kaiserlichen Hof in Wien. Hosius zählte zu den wichtigsten Vertretern und Restauratoren des Katholizismus.

Christoph  von Madruzzo war 1558 päpstlicher Legat auf dem Reichstag von Augsburg, wo er die Trauerrede auf Kaiser Karl V. hielt.

Er stand bald in päpstlichen und kaiserlichen Diensten.

1541 war er kaiserlicher Rat . Für König Ferdinand führte er zahlreiche Missionen durch.und Dann wurde er Kämmerer von Papst Paul III. (1534-1549. Er war  apostolischer Nuntius mit zahlreichen Kontakten zum  Reichstag und zu König Sigismund von Polen. O. am 10.5.1543 vom Domkapitel zum Bischof von Augsburg gewählt. 1544 wurde er

Von Papst und Kaiser protegiert wurde  er 1543 vom Augsburger Domkapitel zum Bischof gewählt. 1544 wurde er zum Kardinal ernannt und 1552 vom Papst zum Fürstpropst von Ellwangen. Otto war ein entschiedener Gegner von jeglichem Zugeständnis an die Protestanten in der Reichspolitik

und er war einer der entschiedensten kaiserlichen Parteigänger:. Von den oberdeutschen Städten forderte er massive Entschädigungszahlungen ein. In Augsburg erhielt er den Dom und die meisten Klöster und Kirchen zurück. Ein patrizisch-aristokratischer und mehrheitlich
katholischer Rat wurde dort anstelle des protestantischen Zunftregiments trotz drückender evangelischer Bevölkerungsmehrheit etabliert.

Am 5. Februar 1555 wurde in Augsburg zur dauerhaften Lösung der Religionsfrage der Reichstag eröffnet. Karl V.nahm daran aber nicht mehr teil, weil er an den Ergebnissen des Augsburger Religionsfrieden nicht mehr beteiligt sein wollte.

Zusammen mit  mit dem kurtrierischen Kanzler  Dr. Felix Hornung (1512-1566)und dem kaiserlichen Feldhauptmann und General Lazarus Freiherr von Schwendi (1522-1583) hatte Otto das kaiserliche Kommissariat für den abwesenden Karl V.  übernommen,.

Am 25. September 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede szusammen mit einer neuen Landfriedensordnung verabschiedet.
Wichtiges Ergebnis war, dass der Landesherr  das ius reformandi über sein Territorium innehatte. Die bischöfliche Jurisdiktion wurde für Gebiete der Augsburger Konfession suspendiert.

Obwohl er das in Augsburg erzielte Ergebnis theoretisch ablehnte, „benützte der Kardinal nun als Rechtsgrundlage für seine Bemühungen, die neue Lehre in seinem
Gebiet auszurotten“ (Hermann Tüchle, Reformation und Gegenreformation in der Fürstpropstei Ellwangen, in:
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur Zwölfhundert-Jahrfeier. Hrg. von Viktor Burr,Ellwangen 1964 S.238)

Von Rom aus, wo er  das Amt des Protector nationis Germanicae seit 1559 innehatte, forderte er 1559  seinen Statthalter in Ellwangen auf, einen
apostatischen Ellwanger Priester mit seiner Frau aus dem Stiftsgebiet auszuweisen. Zwei verschärfende Weisungen folgten 1560. Unter anderem sollte
die Glaubensgesinnung aller stiftischen Amtsleute überprüft werden. Unter direkten Bezug auf den Religionsfrieden heißt es im gedruckten Mandat vom
12. Oktober 1560: „Wer nicht katholisch bleiben wolle, solle nach den Bestimmungen des Reichsfriedens seine Güter verkaufen und mit Weib und Kind aus der Herrschaft ziehen. (Tüchle S. 231)

In Dillingen gründete er als Landesherr 1549 ein Collegium litterarum ner Universität,und sorgte für die Etablierung von Seminaren und Jesuitenkollegien. Papst Julius III. erhob 1551 das Dillinger Collegium in den Rang einer

Universität.Kaiser Karl V. bestätigte 1553 die Privilegien. 1563 übertrug Otto  die Universität dem Jesuitenorden.

Die katholische Konfessionalisierung  des Ellwangener Territoriums wurde unterstütz durch Reformmaßnahmen und  Mandate zur Reform des Klerus und die
zeitweilige Wirksamkeit von Dillinger und Augsburg in Ellwangen.

Auf den Dörfern hatte sich der katholische Glaube in Ellwangen durchgesetzt. In den Städten, wo das Stift nur Patronatsrechte innehatte, reichte das nicht aus. So war

Aalen 1565 unter Berufung

auf den Städteartikel des Religionsfriedens evangelisch geworden.

Otto starb am 2. April 1573 und wurde in der Kirche Sancta Maria dell’ Anima beigesetzt. In Rom hatte er den Grundstein zur Jesuitenkirche gelegt, die Kardinal Farnese entwerfen ließ.

1614 wurden seine Gebeine von Rom nach Dillingen überführt.

1573 wurde Christoph von Freiberg und Eisenberg (1573-1584) zum 7. Propst von Ellwangen gewählt.

Vor seiner Wahl war er Domdekan in Augsburg und damit für die innere Aufsicht des Domkapitels zuständig. Im Jahr als er Propst wurde, stürzte der romanische Giebel des südlichen Querschiffes der Stiftskirche ein

Der Wiederaufbau erfolgte erst unter seinem Nachfolger bis 1588).

Propst Christoph  1576 resignierte  auf sein Kanonikat..

1574 erwarb er durch Heimfall von einem Herrn von Westernach Göggingen, heute im Ostalbkreis.  1581 erwarb er von der Reichsstadt Dinkelsbühl Fragroden und Bauzenhof.

Er verstarb 1584 mit 67 Jahren

Sein Nachfolger wurde Wolfgang von Hausen (1584 –1603). Er ist um 1551 geboren und stammte aus der Familie der Herren von Hausen, die in Hausen im Tal, heute ein Ortsteil von Beuron ihren Sitz hatte.

Nach J.P. Beierlein, Medaillen auf ausgezeichnete und berühmte Bayern, München 1852, S.22 waren seine Eltern Vitus von Hausen und Barbara von Humpis aus Walrams.

Er studierte in Ingolstadt.

In seiner Amtszeit in Ellwangen ließ er einige Bauten errichten. 1588 ließ er den in der Regierungszeit von seinem Vorgänger eingestürzten Giebel des Querschiffs der Stiftskirche wieder aufbauen.

1591/92 ließ er das Statthalterpalais in Ellwangen errichten. Dort wohnte der jeweilige Stiftsdekan und damit Statthalter des Fürstpropsts in der Stadt. Dekan war damals Quirin Gottfried von Hausen mit einer Amtszeit von 1582–1601.

Er ist möglicherweise ein Bruder von Propst Wolfgang.

Das Gutleuthaus, also das Armenhaus, ließ er auch errichten. Dort befindet sich auch noch sein Wappen. Heute beherbergt es das Alamannenmuseum.

1593 veranlasste er den Umbau des Schlosses in Wasseralfingen. 1545 kam Kloster Ellwangen in den Besitz der Burg der Familie von Ahelfingen, nachdem mit Wolfgang von Ahelfingen der letzten männliche Erben der Familie gestorben war.

Das Kloster errichte in Wasseralfingen ein Oberamt. Der zuständige Oberamtmann hatte seinen Sitz in der Burg. 1590 ließ Probst Wolfgang die Burg abreißen und stattdessen bis 1593 das heutige vierflügelige Schloss mit Binnenhof errichten, das im Jahr 1729 nochmals umgebaut wurde.

In der Regierungszeit von Probst Wolfgang starben  einige Familien aus, deren Besitzungen Probst Wolfgang erwerben konnte. So kam er in Besitz von Heuchlingen, Wöllstein, Abtsgmünd und 1597 große Teile der Herrschaft Alfingen.

1585 berief Propst Wolfgang Jesuiten aus Dillingen nach Ellwangen, die für die religiöse Bildung der Bevölkerung zuständig wurde.

1600 wurde Wolfgang zum Bischof von Regensburg gewählt. Er wollte das Propstamt in Ellwangen zunächst behalten. Damit war aber das Domkapitel in Regensburg nicht einverstanden.

Als Bischof stand er in der Gunst des  bayrischen Herzogs  Maximilian I (1597- 1651). Als dieser eine Rente auf die Propstei vermittelte, dankte Wolfgang in Ellwangen ab und blieb bis zu seinem Tod 1613 Bischof von Regensburg.

Unter Wolfgang gab es in Ellwangen 1588 den ersten Hexenprozess, der Beginn eines dunklen Kapitels in der Ellwanger Geschichte.

Nur in den Prozeßserien der fränkischen Hochstifte Bamberg, Würzburg und Eichstätt sowie in der Deutschordenskommende Mergentheim lassen sich ähnliche Verfolgungszahlen nachweisen wie in der Fürstpropstei Ellwangen,wobei

in Eichstätt Johann Christoph I. von Westerstetten ab 1612 Bischof wurde. Er hatte ja schon in Ellwangen von 1611 bis 1613 für die furchtbarsten Jahre der Ellwangener Hexenverfolgung gesorgt

und hat in Eichstätt weitergewirkt. Er galt als einer der berüchtigten fränkischen Hexenbischöfe. Während seiner Amtszeit sind von 1613 bis 1630 im Hochstift Eichstätt mindestens 199 Hexenprozesse

und 176 Hinrichtungen von 150 Frauen und 26 Männern wegen Hexerei nachweisbar.

In dem Hexenprozess von 1588 von Ellwangen wurde die Hebamme Elisabeth Fürst, die „Mundistin“ genannt, als vermeintliche Hexe verbrannt.

In der ersten Verfolgungswelle 1588 kamen insgesamt 20 Menschen ums Leben, ein Mann Jacob Sinai, 17 Jahre und 19 Frauen, 5 starben in Haft eine unter der Folter und 13 wurden verbrannt.

Als Scharfrichter wurde Hans Vollmair aus Biberach geholt. Das Einzugsgebiet der Meister Hans und Christoph Hiert, das war der Schwiegersohn von Hans Vollmair reichte von Garmisch im Süden bis Langenzenn bei Nürnberg im Norden . (siehe Hans Vollmair in Mei Büchle)

Nachfolger von Propst Wolfgang wurde Johann Christoph I. von Westerstetten (1603 –1613 )

Er war der Sohn von Wolfgang Rudolf von Westerstetten zu Altenberg, eines ellwangischen Pflegers zu Wasseralfingen, und von Ursula von Riedheim zu Wasseralfingen. Die von Westerstetten waren ein schwäbisches Ministerialengeschlecht.

Mit 12 erhielt er 1575 das  Ellwangener Kanonikat  in des   Johann Egolf  von Knöringen, Bischof von Augsburg 1573-1575. In diesem Jahr begann er auch sein Studium an der Jesuitenuniversität in Dillingen. Ab studierte er an der Universität Ingolstadt und 1584 an der Universität Dôle, eine der wichtigsten Universitäten für Zivilrecht und Kanonisches Recht in Westeuropa. Alle diese Universitäten waren stark jesuitisch geprägt oder ganz in der Hand des Jesuitenordens. Johann Christoph erhielt über zehn Jahre eine fundierte Ausbildung, die ihm dann eine glanzvolle 

Kirchenkarriere ermöglichte.

Als sicher kann gelten, dass er schon während seiner Studienjahre in Dillingen und Ingolstadt prominente Theoretiker der Hexenverfolgung kennengelernt hatte, sowohl in Dillingen als auch in Ellwangen.Beide Universitäten hatten Befürworter

der Hexenverfolgung eine Plattform geboten. Petrus Canisius lehrte in Ingolstadt Theologie und war auch Rektor der Universität. Von 1559 bis 1566 war er Domprediger in Augsburg.

Auch er war ein Verfechter der Hexenverfolgung. In seinen Augsburger Predigten machte er Hexen für Unwetter und Missernten verantwortlich und warf ihnen unter anderem Kindesmord und Kannibalismus vor.

An der Universität Ingolstadt wirkte der Theologe Gregor von Valentia (1549-1603). Als Herzog Maximilian 1590 der theologischen und juristischen Universitätsfakultät einige Fragen über das Hexenwesen vorlegte, riet Gregor von Valencia in einem Gutachten zur Beibehaltung der Hexenprozesse, was jedoch kein besonderes Engagement in dieser Materie belegt, sondern lediglich den damals herrschenden Anschauungen entsprach.

Auch Alber Hunger (1545-1611) lehrte Theologie in Ingolstadt.In Ingolstadt und Freiburg lehrte der Jurist Friedrich Martini (um 1555-1630). Beide hatten sich für kompromisslose Hexenverfolgung ausgesprochen.

1589 wurde Johann Christoph in Augsburg zum Priester geweiht. 1589 wurde er Kanoniker in Eichstätt und  von 1592-1502 war er dort Kapitelsdekan und ab 1600 gleichzeitig Dekan des Augsburger Domkapitels.

1602. wurde er Koadjutor in Ellwangen und am 24. Juli 1603 zum Fürstpropst der Fürstpropstei Ellwangen gewählt.

1603 bis 1608 baute er die Burg von Ellwangen zu einem vierflügeligen Renaissance-Schloss mit achteckigen Eckturmaufsätzen um

1608 erwarb er durch Heimfall Connenweiler, heute Teilgemeinde von Stipfach im Kreis Schwäbisch Hall. 1611 erwarb er Konradsbronn, heute Ortsteil von Wört im Ostalbkreis.

1609 trat er der katholischen Liga bei, die 1609 auf Betreiben Herzog Maximilians  als Gegenpart zur Protestantischen Union in München gegründet wurde.

Der Hochaltar von St. Vitus wurde 1613 vom Biberacher Künstler Hans Dürner geschnitzt. Er hatte  im November 1583 dort  das Bürgerrecht erworben. Er verstarb vor Vollendung des Ellwangener Altars.

1611 wurden in Ellwangen die Hexenprozesse wieder aufgenommen und am 22. Dezember Dorothea Berchtold hingerichtet

Eine Besonderheit der Ellwanger Prozessserie ist der lange Zeitraum der Verfolgung, sowie die Intensität, mit der die Prozesse geführt wurden. Besonders in den Jahren unter Johann Christoph I von Westerstetten entwickelte sich eine bis dahin unbekannte Welle der Gewalt, die lediglich mit der Verfolgung in Eichstätt ebenfalls unter von Westerstetten vergleichbar ist. Von Westerstetten hatte stets die Kontrolle über die Prozesse und versuchte des Öfteren neue anzustacheln. Mit Hilfe eines von ihm veröffentlichten Dokuments, welches verschiedene Verhaltensweisen, wie Verschwendungssucht mit der Hexerei in Verdacht brachte, konnte nahezu jeder der Hexerei beschuldigt werden. Doch auch nach Amtsantritt von Johann Christoph II von Freyberg endete die Verfolgung nicht. Allerdings erreichte sie unter ihm nie das Niveau und die Intensität wie unter seinem Vorgänger, wurde jedoch trotzdem fortgeführt und erst 1618 eingestellt. Ein Grund für die lange Dauer könnten materielle Interessen gewesen sein. Während der Verfolgung gab es in Ellwangen stets eine Konfiskationspraxis, es wurde also Eigentum zugunsten des Staates ohne Entschädigung von Familienangehörigen der Hingerichteten eingezogen. Vermutlich wurden Erbanteile eines Erben beschlagnahmt, um die Prozesskosten zu begleichen. Jedoch war dies in der Fürstpropstei schwer, da oft ganze Hexenfamilien hingerichtet wurden, in diesen Fällen wurden dann individuell Geldbeträge

oder Gegenstände eingezogen.

In den beiden Verfolgungswellen in Ellwangen kamen  etwa 450 Menschen ums Leben, das war etwa die Hälfte der Ellwanger Frauen und jeder sechste Mann.

Am 4.Dezember 1612 wurde Johann Christoph vom Domkapitel Eichstätt zum Bischof  gewählt und am 14. April 1613 vom Augsburger Bischof Heinrich V) v. Knöringen (1598 – 1646) geweiht

Als Fürstbischof war er ein  Parteigänger der bayerischen Politik und wurde auch entsprechend von Herzog Maximilian gefördert.

Er starb am 28. Juli 1637 in Eichstätt.

Als Johann Christoph Bischof in Eichstädt wurde, wählte das Kapitel Johann-Christoph II. von Freyberg- Eisenberg zum(1613-1620) zum 10. Propst von Ellwangen.

Er ist 1551in Ellwangen geboren. Seine Eltern waren Hans Sigmund von Freyberg zu Hopferau (+1589), Pfleger in Rettenberg, und Sybilla von Knöringen. Er hatte 5 Brüder und war ein Neffe von Christoph von Freyberg-Eisenberg, der 1573-1584 Propst in Ellwangen war.

1561 erhielt er etwa 10-jährig das Kanonikat in Ellwangen für den resignierten Augsburger Domherrn und Ellwanger Kanoniker Marquard von Bienzenau.

1563 wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. 1575 war er zu Studienzwecken an der Universität von Löwen in den Niederlanden, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine der Hauptstädte des Humanismus.

1576 wurde er stimmberechtigter Kapitular in der Propstei Ellwangen. 1584/85 war er Scholaster,  also Leiter der Stiftsschule und stand damit nach dem Propst und Dekan an 3. Stelle der Hierarchie. Er wurde am 20. März 1613 vom Kapitel als Nachfolger von

Johann-Christoph I. gewählt. er bezog das Schloss. Auch unter ihm fanden noch Hexenprozesse statt, allerdings deutlich weniger als unter seinem Vorgänger. Die letzten Prozesse wurden 1618 geführt.

Auch unter ihm gehörte die Propstei zur katholischen  Liga. Zwar hatte Württemberg immer noch das Schirmrecht. Da Württemberg aber zur protestantischen Union gehörte, konnte das natürlich  nicht mehr gedeihlich funktionieren.

Gleich zu Beginn seiner Regierung übernahm er die jetzt einträglichen Eisenwerke in Unterkochen und Wasseralfingen, die sein Vorgänger auf den Weg gebracht hatte.

Propst Johann-Christoph II verstarb überraschend 1620 im Alter von 69 Jahren. Zwar begann 1618 der Dreißigjährige Krieg. Er hatte aber bis zu seinem Tod noch keine Auswirkungen auf die Propstei Ellwangen.

Johann-Christoph vermachte 6000 Gulden, das sind ungefähr 3.592.036,00 €  zur Umwandlung der 1611 von den Jesuiten errichteten Missionsstation Ellwangen in ein Jesuitenkolleg mit höherer Schule. Wegen des Dreißigjährigen Krieges

konnte das aber erst Jahrzehnte später realisiert werden.

Sein Nachfolger wurde Johann Jakob Blarer von Wartensee (* um 1575 † 9. März 1654 ).Seine Eltern waren der Ellwanger Hofmeister und Stadtvogt Diethelm Blarer von Wartensee und Sidonia/Siguna von Hausen, Schwester von Wolfgang von Hausen, Fürstpropst in Ellwangen 1584–1603.

Die Familie Blarer von Wartensee war ein Schweizer Uradelsgeschlecht aus St. Gallen. Die Familie gehörte als Tuchhändler zu den Patriziern von St. Gallen. Aus der Familie gingen mehrere Äbte, z. B. Gerwig Blarer, Abt von Weingarten und Ochsenhausen hervor,

mit  Jakob Christoph Blarer von Wartensee (1542–1608) der Fürstbischof von Basel, auch Ambrosius Blarer, der Reformator aus Konstanz.

Johann Jakob Blarer von Wartensee erhielt mit etwa 11 Jahren 1586 ein Kanonikat in Ellwangen. Er war auch Kanoniker in Basel und Dompropst in Konstanz.

Am 5. Mai wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. Er studierte auch an der Universität Freiburg sowie an den italienischen Universitäten Padua, Siena,Perugia (Mai 1599) und Bologna.

Am 10. Oktober 1600 wurde er stimmberechtigter Kapitular in Ellwangen.

Als Dompropst baute er zwischen 1612 und 1620 den Blarerschen Domherrenhof, heute Landgericht Konstanz.

Am 27. Januar 1621 wählte in das Ellwanger Stiftskapitel zum Propst von Ellwangen.

Der Dreißigjährige Krieg spielte noch keine Rolle in Ellwangen. Das änderte sich erst Nach der Schlacht von Breitenfeld im September 1631. Zunächst waren es die kaiserlichen Truppen unter ihren Kommandeuren Kommandeure Gallas, ab 1631 Generalfeldzeugmeister

und 1632 Feldmarschall ,  Ossa Feldmarschall und 1631 vor allem für den württembergisch-schwäbischen Raum zuständig und Pappenheim General, in der Schlacht bei Lützen 1632 tödlich verwundet, die der Bevölkerung zu schaffen machten.

Nach der Schlacht von Breitenfeld drangen die Schweden in Süddeutschland ein.

Anfang 1632 waren dann auch vermehrt feindliche und schwedische Truppen in der Gegend.

Fürstpropst Johann Jakob hatte sich mit seinen Stiftsherren nach Salzburg in Sicherheit gebracht.Von 1631 bis 1635 hielt er sich mit ihnen zusammen in Bayern. Salzburg und Tirol auf.

König Gustav Adolf I. von Schweden befahl dem schwedischen Obristen Claus Diettrich von Sperreuter (+1653) 1632 im Stift Ellwangen und in der Reichsstadt Dinkelsbühl Sammel- und Musterungsplätze einzurichten. Außerdem sollte er Teile von Schwaben und Franken zu besetzen.

Am 10. Mai besetzte und plünderte Sperreuter mit seinen Truppen umliegende Dörfer von Ellwangen, am 17. Mai kamen seine Boten und forderten die Stadt zur Übergabe auf. Es gab Verhandlungen.

Ellwangen sollte verschont, der katholische Gottesdienst erhalten bleiben gegen ein noch festzulegendes Lösegeld und wöchentliche Entschädigungszahlungen. Wohl oder übel stimmte man zu, die Schweden besetzten Schloss und Stadt. Die Summe des Lösegelds wurde später auf 12 000 Taler festgelegt, die wöchentliche Entschädigung auf 2500 Taler. Das Lösegeld betrug also umgerechnet ca. 792.000 €, kaufkraftmäßig lag das natürlich deutlich höher. Die wöchentliche Entschädigung lag bei 162.500 €. Das war für eine bereits stark geschröpfte und dazuhin dezimierte

Einwohnerzahl natürlich nicht zu stemmen.

Graf Kraft zu Hohenlohe-Neuenstein (´1610-1641) bekam vom  Schwedenkönig Karl-Adolf die Fürstpropstei als Gegenleistung für seine Unterstützung versprochen. Nach dem Tod Gustav Adolfs am 16. November 1632 musste der Graf um seinen neuen Besitz bangen.

Zunächst war die Schenkungsurkunde nicht mehr aufzufinden. Dann wollte der Kanzler Oxenstierna (1612-1654), Nachfolger des Schwedenkönigs, von einer reinen Schenkung nichts wissen, sondern forderte 80 000 Taler und eine Reihe von anderen Gegenleistungen.

Am 20. Mai 1633 zogen die Schweden ab und Hohenloher besetzten Ellwangen. Am 25. Mai mussten alle Bürger dem neuen, protestantischen Herrn huldigen. Fast wäre Ellwangen evangelisch geworden, denn der Graf wollte sich nicht an Sperreuters Versprechen halten. Er ließ umgehend die Schlosskapelle reformieren und an der Stiftskirche sollte sein Hofprediger Salomon Meyer (1627) den evangelischen Gottesdienst einführen. Die katholischen Pfarrer weigerten sich zu gehen, Bürger verweigerten dem Grafen Sondersteuern und als sich 1634 das Kriegsglück den kaiserlichen Truppen zuneigte, war dem Grafen wohl klar, dass seine Herrschaft in Ellwangen nicht von Dauer sein würde.

Nach der Schlacht von Nördlingen (6. 9. 1634) flohen die Beamten des Grafen von Hohenlohe mit ihrem Besitz vom Schloss und aus der Stadt

.Am 11. September 1634 “befreiten” die Stadt Ellwangen und nahmen wohl noch mit, was noch da war.

Ellwangen hatte schrecklich unter dem Krieg gelitten, Dörfer waren zerstört und entvölkert.

Als Propst Johann Jakob  nach Ellwangen zurückgekehrt war, ließ er die beiden Jesuitenpatres Thomas Anreiter und Johann Hefelin aus Dillingen nach Ellwangen kommen.

Sie unterrichteten dort die Bevölkerung und waren auch für die Seelsorge zuständig.

1638 hatten sie auf dem Schönenberg eine kleine Marienfigur mit Jesuskind in die Nische eines Baumstamms gestellt, eine Lorettokapelle errichtet damit viele Wallfahrer angelockt.

Johann Jakob legte dort den Grundstein für die Kapelle.

Fürstpropst Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden hatte die Bewilligung für den Bau der Kirche auf dem Schönenberg erteilt.

Propst Jakob Christoph starb nach 23 Regierungsjahren.

Die Ellwanger Fürstpröpste besaßen das Münzrecht, jedoch erst ab Fürstpropst Johann Jakob von Blarer Wartensee  sind Münzprägungen nachweisbar. Nur die Fürstpröpste Johann Jakob, Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden, Heinrich Christoph von Wolframsdorf

und  Anton Ignaz von Fugger-Glött (1756 –1787) prägten unmittelbar für Ellwangen. Andere Fürstpröpste prägten als Bischöfe oder Erzbischöfe eines anderen Fürstentums.

Sein Nachfolger wurde Johann Rudolf Graf von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg (* 1606 in Donzdorf; † 6. April 1660). Seine Eltern waren Hans Wilhelm von Rechberg und Anna Regina von Rechberg.

Mit seinen Brüdern Bernhard Bero und Heinrich Alexander wurde er am 15. Dezember 1616 an der Universität Dillingen immatrikuliert. Am 9. Mai 1623 erhielt er in der Fürstpropstei

Ellwangen das Kanonikat für den verstorbenen Kanoniker Johann Jakob Humpiß/Hundbiß von Waltrams. 1624 wurde er in Bourges immatrikuliert wo er am 5. April 1615 Prokurator, das ist Geschäftsführer  der deutschen und belgischen Nation wurde.

Vor allem im 16. Jahrhundert verfügte die Universität von Bourges über eine herausragende juristische Fakultät.

1626 stieg er zum Reichsgraf auf. In diesem Jahr immatrikulierte er sich auch an der Universität von Siena. Dort wurde er Consiliar also Berater der deutschen Nation.

Im Januar 1628 wurde er Domherr in Eichstätt für den verstorbenen Sixtus Werner Vogt von Altensummerau und Praßberg.  Hier wurde er auch 1630 zum Subdiakon geweiht.

1631 wurde er auch Domherr in Augsburg. Am 18. Juni 1635 erhielt er die Kapitularwürde und damit die Stimmberechtigung in der Fürstpropstei Ellwangen. Am 11. August 1637 wurde er auch in Eichstätt Kapitular.

Dort wurde  er Domdechant. 1638 Domdechant und am 26. Februar 1638 Propst des neuen Stifts „Zu Unserer Lieben Frau“ an der Pfarrkirche. 1645 erbat ihn Sigmund Franz Erzherzog in Österreich, Koadjutor in Augsburg, vom Eichstätter Domkapitel für die Dauer eines Jahres als Obersthofmeister, was genehmigt wurde. Am 26. Januar 1646 wählte ihn das Augsburger Domkapitel zum Administrator des Augsburger zum Administrator des Augsburger Hochstifts.Daraufhin resigniert er am 26. Februar 1647 auf die Dechantei in Eichstätt. Am 26. Januar 1649 erhielt er in Augsburg die Dompropstwürde. Fürstpropst in Ellwangen wurde er am 27. April 1654. Auf die Hochstiftsadministration resignierte er im Dezember des gleichen Jahres. Am 7. Mai 1656 wurde er Statthalter zu Dillingen.

1658 wies er vier Jesuitenpatres Ellwangen als Wohnsitz an, um den Wallfahrtsort Schönenberg ausreichend mit Beichtvätern, Priestern und Lehrern auszustatten.

Erwerbungen tätigte er nicht. Die Kriegsfolgen waren ja immer noch zu verspüren.

Propst Johann Rudolf verstarb nach 6 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Johann Christoph von Freyberg (1616–1690).

Seine Eltern waren Kaspar von Freyberg zu Altheim und Worndorf und Anna Regina von Rechberg

1626 wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. Ab 1635 studierte er an der Universität Ingolstadt. 1642 wurde er zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Ehingen,

1630 erhielt er ein Kanonikat in Augsburg und in Ellwangen.  Ein Kanonikat in Ellwangen war damals mit 2000 Dukaten im Jahr, das sind etwa 399.257,00 €. (Seckler S. 143)

Das Kanonikat in Augsburg war sicher ähnlich dotiert. Rund 800.000 €  Jahreseinkommen. Seckler (ebd.) vermerkt dazu, dass “rühmend hervor zu heben ist, dass das viele Geld den jungen Canonikus

Christoph nicht auf Abwege führte.”

Am 23. Oktober 1638 stieg er in den Zwölferkreis der Kapitulare, also der stimmberechtigten Domherren auf.

1641 bis 1655 war er in Ellwangen Scholaster in Ellwangen und anschließend Domdekan in Augsburg

Ab 1644 konnte sich Johann als Reichsfreiherr bezeichnen. Als solcher war er Hofratspräsident der Dillinger Hochstift-Regierung.

Von 1641 bis 1655 war er Scholaster der Fürstpropstei Ellwangen und anschließend Domdekan in Augsburg, ab 1660 als Dompropst. Für seine Familie kaufte er die Reichsherrschaft Justingen.

1660 wurde er als Johann Christoph III. zum13.  Fürstpropst von Ellwangen gewählt. Die meiste Zeit residierte er in Ellwangen.

Ab 1661 war er Adminstrator in Augsburg.

Schon kurz nach seinem Regierungsantritt ließ er 1661/62 die Stiftskirche St.Vitus in ihrem Inneren von Constantin Bader  (um 1597- 1681) einem Meister der Wessobrunner Schule in frühbarockem Stil umgestalten.

1663 tauschte er von der Reichstadt Dinkelsbühl Wörth gegen den nahe bei Ellwangen liegenden Weiler  Breitenbach ein.

Am 18. August 1665 wurde er zum  Fürstbischof von Augsburg gewählt. Das blieb er bis zu seinem Tod am 1. April 1690.

1674 stellte er einen Verweser in Ellwangen auf. 1674  gab er sein Amt als Fürstpropst von Ellwangen zu Gunsten seines von ihm sehr geschätzten Nachfolgers Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden.

Als Bischof legte er am 16. Juni 1682 legte er den Grundstein zur Wallfahrtskirche Schönenberg.

Er wurde 1690 in der Wolfgangskapelle des Augsburger Domes bestattet.

Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden ist am 23. April 1640 in Hohenstadt, Gemeinde Abtsgmünd im Ostalbkreis, geboren.

Er stammte aus dem Rittergeschlecht der Adelmann von Adelsmannsfelden, einem Ministerialengeschlecht des Klosters Ellwangen.

eine Eltern waren der Konvertit Wilhelm Christoph Adelmann von Adelmannsfelden, Herr zu Hohenstadt, Schechingen und Leinweiler (* 1606; † 1659), und dessen zweite Frau Maria Magdalena geborene Freiin von Rechberg zu Hohenrechberg (* 1614; † 1669). Er war der älteste Sohn.

Nach Seckler verzichtete er auf das Erstgeburtsrecht zu Gunsten seines einzigen Bruders und ging nach Rom, um dort Theologie  zu studieren. (S. 145) Das ist die einzige Quelle, die diesen Studienort nennt. Sonst wird immer die Immatrikulation

in Dillingen 1651 angegeben. Dort verfasste er 1657 seine Dissertation mit  dem Thema „De anima“ (über die Seele) Am 24. November 1654 erhielt er ein Kanonikat in Ellwangen

1655 wurde er Domherr in Augsburg; 1662 erhielt er dort die Subdiakonatsweihe. Im gleichen Jahr wurde er in Ellwangen Kapitular. 1666 ist er als Dechant, das entspricht dem Dekan in Ellwangen nachgewiesen. Am 4. Juni 1667 wurde er in

Augsburg zum Priester geweiht. In diesem Jahr  wurde er in Ellwangen zum Administrator des Fürstpropstes gewählt. Da war dieser bereits in Doppelfunktion seit zwei Jahren Bischof in Augsburg.

Im Auftrag des Augsburger Fürstbischof reiste er im Januar und noch einmal im Oktober 1670 in diplomatischen Angelegenheiten nach Mainz.

Ab August 1671 amtete er als Domdechant in Augsburg und resignierte im Oktober 1671 auf die Dechantei in Ellwangen.

1674  resignierte Fürstpropst Johann Christoph von Freyberg  in Ellwangen. Seckler mutmaßt, dass das nur geschah, um in Ellwangen den von ihm geschätzten Johann Christoph als seinen Nachfolger vor schlagen zu können (S.145)

Am 18. April 1674 wählte man ihn in Ellwangen als Johann Christoph IV. zum Fürstpropst; auf die Augsburger Domdechantei resignierte er im gleichen Jahr.

Er galt als sehr fromm und ließ sich 1677 eine Privatkapelle im Ellwanger Schloss errichten.

Am 14. Februar 1680 wurde Johann Christoph in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

1681 berief er den Jesuiten Phillip Jenninger (1642-1704) nach Ellwangen. 1670 kam dieser als Seelsorger auf den Schönenberg. Er konnte Fürstpropst Johann Christoph Adelmann von Adelmannsfelden im Verlauf eines schrecklichen Gewitters am 14. September 1681 für den Bau der Schönenbergkirche und ihre Finanzierung gewinnen. Denn mit Hilfe der Muttergottes war ein verheerendes Feuer durch einen Blitzeinschlag in der Stadt abgewendet worden.  Dieser Blitzschlag, der nicht stattgefunden hatte, hat den Ruf des im Entstehen begriffenen Wallfahrtsort natürlich weiter gesteigert.

Pater Philipp Jenninger wurde im Juli 2022 in Ellwangen  seliggesprochen.

Am 16. Juni 1682 legte Johann Christoph  den Grundstein zur Schönenbergkapelle. Für den Bau wurde der Vorarlberger Michael Thumb (1640–1690) berufen. Er ist Schüler von Michael Beer (um 1605-1666), der rege Kontakte zu den Jesuiten hatte. Wie dieser pflegte auch sein Schüler die Kontakte zu den Jesuiten.

In der Nachfolge von Michael Beer vollendet er 1677 das Jesuitenkollegium in Landshut vollendet. Dort ist der Jesuitenbrüder Heinrich Mayer für den Neubau zuständig. Bei dieser Gelegenheit lernt er ihn kennen. Diese Bekanntschaft bei den Jesuiten verschafft Michael Thumb den Bauauftrag der Wallfahrtskirche in Ellwangen. Die Jesuiten sind  Betreuer der Wallfahrt und wohl auch des Neubaus.

Die Jesuiten nehmen nicht nur auf die Baumeisterfrage und die Architektur Einfluss. Sie greifen bei Bedarf in Planung und Bau direkt ein. Das zeigt sich nach zwei Sommern Bautätigkeit auf dem Schönenberg. Ende 1683 kommt Bruder Heinrich Mayer nach Ellwangen und übernimmt anstelle des Baumeisters die Leitung der Planung. Michael Thumb wird Anfang 1684 ausbezahlt. Heinrich Mayer nimmt jetzt entscheidende Verbesserungen in der Planung vor.  Er gibt dem Raum Höhe.

1685 sind die Gewölbe erstellt. Nach Entwürfen von Bruder Heinrich Mayer entsteht auch eine reiche und raumprägende Stuckierung. Sie wird unter seiner Leitung ab 1686 durch einen Ellwangener Stuckateurtrupp unter Meister Melchior Haudt ausgeführt.

1685 wurde die Kirche geweiht

Er besaß eine bedeutsame Bibliothek, sowie mathematische Instrumente, die er dem Stiftskapitel Ellwangen vermachte

Propst Johann Christoph starb am 26. August 1687.

Zu seinem Nachfolger wurde Heinrich Christoph von Wolframsdorf (1687-1689)  gewählt. Er stammte aus dem thüringischen Adelsgeschlecht von Wolframsdorf.

Er ist am  4. Februar 1646 in Nordhausen in  Thüringen geboren.  Sein Vater  Heinrich Reinhard und seine Mutter Elisabeth Christina von Heilingen waren beide lutherisch. Heinrich Christoph ging schon sehr jung nach Trier und konvertierte dort mit 8 Jahren.

Bischof Philipp Christoph von Sötern (1623 bis 1652) empfahl in für das  Collegium Germanicum Hungaricum in Rom. Dort trat er 18-jährig 1662 ein. Dort glänzte er mit guten Leistungen und wurde auch mit der Betreuung der Alumnen betraut.

Bei seinem Abgang in Rom verlieh ihm Papst Alexander VII. (1655- 1667) ein Kanonikat in Ellwangen. Schon nach 4 Jahren wurde er 1671 Dechant in Ellwangen und das Kapitel wählte ihn zum Administrator, also zum amtierenden Leiter.

Am  2. Oktober 1687 wurde er zum Fürstpropst gewählt.

Er war ein Liebhaber von Bauten und vollendete die Lorettokirche auf dem Schönenberg. Auch am Schloss und anderen Bauten ließ er Verschönerungen anbringen.

Unter Propst Heinrich Christoph waren die Franzosen in Süddeutschland eingefallen. Es gab die ersten Probleme.  Vom Stift Ellwangen hatten sie Kriegskontributionen verlangt, die den Franzosen zu schicken waren.

Kurz danach brachten Boten die Brandschatzung aber zurück, da die Franzosen bereits wieder abgezogen waren.  Seckler meint, dass so das Geld besser zum Ausbau der Schönenbergkirche verwendet werden konnte. (S.146 f.)

Propst Heinrich Christoph starb am 7. Juni 1689 nach nur zwei Regierungsjahren an einem Schlaganfall im Alter von 43 Jahren.

(zu seinem Werdegang siehe auch Kardinal A. Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom, Freiburg 1895 S. 54)

In Ellwangen hatte auch der Neffe von Heinrich Christoph Heinrich Wilhelm von Wolframsdorf  ein Kanonikat inne und zwar bis zu seinem Tor 1721. Und auch er war ein  Schüler des Germanicums in Rom.

Sein Nachfolger  wurde Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1689-1694). Er war das sechste Kind von Kurfürst  Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1653-1690) und der hessischen Landgräfin Elisabeth Amalia Magdalena ( 1635 –  1709 )

Seine Schwester Eleonore Magdalene Therese (1655–1720) heiratete 1676 Kaiser Leopold I. (1658-1705).

Kaiser Leopold I.  gilt als der Begründer der österreichischen Donaumonarchie. Seine Regierungszeit stand im Zeichen einer erneuerten Reichspolitik. Auch die Reichskirche führte er zu neuer Blüte.

Dort war das Reichsoberhaupt durch seine Kommissare bei Bischofs- und Abtswahlen ständig präsent. Da das Kaiserhaus nicht genug eigene passende Kandidaten hatte,

übten hier verwandte und befreundete Dynastien wie die Pfalz-Neuburger, die Lothringer oder die Schönborn eine Art Stellvertreterfunktion für das Kaiserhaus aus.

Das zeigte sich auch an der Fürstpropstei Ellwangen. Bis 1689 war Eiiwangen eine Domäne des niederen Adels, insbesondere gestützt auf die Reichsritterschaft am Kocher. Aus dem Kapitel selbst gingen 13der 20 Fürstpröpste hervor. Dies änderte sich

mit dem Einbezug Ellwangens in die große Reichskirchenpolitik des Kaisers und der katholischen Dynastien. Die nun in Ellwangen zum Zuge kommenden Familien wie Pfalz-Neuburg, Schönborn

und Sachsen betrachteten das Fürststift als eine einträgliche Nebenpfründe. Auch das Kapitel selbst begann sich nun stärker auf den Hochadel hin umzustrukturieren. Während Fürstpröpste aus dem niederen Adel

meist auf andere Kollegiatspfründen verzichten mussten, konnten hochadelige Inhaber aufgrund von Dispensen verschiedene Ämter und Pfründen mit Ellwangen kombiniere . Die geforderte Residenzpflicht wurde in diesen Fällen

kaum wahrgenommen. Die auswärts residierenden Pröpste bestellten meist den Dekan zu ihrem Statthalter und betrauten ihn mit den Regierungsgeschäften.

Die Kurfürsten von Pfalz-Neuburg (seit 1685) setzten nun verstärkt auf Wien. Besiegelt wurde die Zusammenarbeit auch durch die Ehe Kaiser Leopolds mit Eleonore von Pfalz-Neuburg. Sie setzte sich nun  in Wien für die Ziele und Interessen

der pfälzischen Dynastie ein. Ihre Brüder Ludwig Anton und Franz Ludwig machten beide wie im weiteren gezeigt wird, in der Reichskirche beachtliche Karrieren.

Der Vater Kurfürst Philipp Wilhelm war streng katholisch gesinnt. Da Ludwig Anton er für die kurfürstliche Nachfolge zunächst nicht in Frage kam,  wurde er  für den geistlichen Stand vorgesehen.

Von Kindheit an versah man ihn mit vielen Domkanonikaten, um seinen Aufstieg in der Reichskirche vorzubereiten

Schon  1662, da war Ludwig Anton gerade mal zwei Jahre alt, bat sein Vater Papst Alexander VII.um eine Altersdispens für die Tonsur und Zulassung zu den Benefizien für seine drei-, zwei- und einjährigen Söhne
Wolfgang Georg, Ludwig Anton und Karl Philipp.

1664 bewarb sich sein Vater für Ludwig Anton um das Amt des Deutschmeisters.

1664  wurde Ludwig Anton  Domherr in Köln

1665 stellte sein Vater für Ludwig den Antrag  auf Aufnahme in den Deutschen Orden. Der Orden erteilte eine Absage unter Verweis auf die Ordensstatuten und
mit dem Versprechen Ludwig Anton dann aufzunehmen, sobald er das vorgeschriebene Alter von 18 Jahren erreicht habe

Ab 1688 erhielt Ludwig Anton eine sorgfältige und umfassende Ausbildung. Er besuchte auch die Jesuitenuniversität in Dillingen.

1668 er hielt er auch v on Papst Clemens IX. (1667-1669) eine Altersdispens für alle Kanonikate. Er erhielt ein Kanonikat in Mainz und 1669in Straßburg.

Mit Urkunde des französischen Königs Ludwig XIV.(1643-1715), seines Taufpaten, wurde Ludwig Anton Abt der Benediktinerabtei Fecamp in der Normandie
und erhielt dort die reichen Erträge. Papst Clemens X. (1670-1676)bestätigte diesen Vorgang, datiert vom 4. September 1673

1674 erhielt er ein Kanonikat in Speyer

1675 übertrug ihm Papst Clemens X. die Propstei in Odenheim, ein freiadliges Ritterstift. Nach Einspruch des Kapitels einigte man sich im Dezember 1676 und wählte Ludwig Anton zum Koadjutor des Propstes.

Im Frühsommer  betrieb Ludwig Antons Vater  für den nun 18-jährigen Prinzen die Aufnahme in den Deutschen Orden und die Koadjutorie des Deutschmeisteramtes. Große Unterstützung hatte er aus Wien, wo ja sein Schwiegersohn

Kaiser war. Das dafür notwendige Geld, u. a. für den Hofstaat, in Höhe von 20.000 Reichstalern, das sind heute etwa  135,600 €, musste  sein Bruder Johann Wilhelm aufbringen.  Diesem gelang es, das Geld ratenweise zu überweisen.

Am 10. Dezember 1679 trat er in Mergentheim in den Deutschen Orden ein. Die Einkünfte aus seinen geistlichen Pfründen durfte  er mit päpstlicher Erlaubnis weiterhin behalten.

Am 16. Dezember wurde er zum Koadjutor gewählt.

Vom Kaiser  bekam er ein Kommando im Heer in Ungarn. Dem Kaiser hatte er Angeboten, ein Regiment auf seine Kosten aufzustellen.

1681 stellte er das Regiment “Neuburg” auf und wurde mittels kaiserlichen Patents zum Obristen und Befehlshaber über dieses Regiment ernannt.
1685 wurde er als Deutschmeister inthronisiert, nachdem sein Vorgänger, für den er ja Koadjutor war, verstorben ist.

Ludwig Anton wurde  (im Alter von 25 Jahren) zum Kaiserlichen Feldmarschallgeneralleutnant (entspricht Generalleutnant) ernannt.

Im Juni 1686 wurde Ofen belagert. Ludwig Anton kommandierte einen Teil der Belagerungsarmee.

1687 musste er das Heer bei Szegedin wegen mehrerer schwerer Fieberanfälle verlassen. Das war sein letzter Einsatz in Ungarn. Sein Gesundheitszustand war nach wie vor sehr schlecht.

Am 18. Juli 1688  erhielt er die Subdiakonatsweihe durch den päpstlichen Nuntius Tanara(1687-1690) in Köln.Die Subdiakonatsweihe ist Voraussetzung für das aktive und passive Wahlrecht bei einer Bischofswahl; sie ist auch Voraussetzung für den Aufstieg in der Reichskirche.

Am 24. September 1688 erklärte der französische König Ludwig XIV. dem  Reich den Krieg. Er fiel in die Pfalz und das linksrheinische Gebiet ein. Sehr schnell fiel dort die Festung Phlippsburg, dann   Frankenthal.

Am 8. September floh Philipp Wilhelm, bereits 73 Jahre alt und kränklich, überstürzt mit seiner Familie von Heidelberg  nach Neuburg.
Ludwig Anton musste widerstrebend stellvertretend die Regierung in der Pfalz übernehmen

Ludwig Anton übergab Heidelberg gegen freien Abzug und begab sich nach Mannheim.
10. November fiel auch Mannheim

Ludwig Anton ging sich  Ellingen und erlitt erneut einen schweren Fieberanfall. Er bat seinen Vater, ihn von der Administration in der
Pfalz zu entbinden, da es dort ohnehin nicht mehr viel zu verwalten gäbe.

Im Mai 1690 wurde er zum Generalfeldzeugmeister ernannt.

Der Widerstand gegen die Franzosen formierte sich mit einer Armee von 62.000 Mann.
Das Regiment von Ludwig Anton traf unter seinem Kommando in Ehrenbreitstein bei Koblenz ein.. Sein persönlicher Einsatz in diesem Jahr als Heerführer ebnete ihm den Weg auf Mainz, Worms, Lüttich
und Ellwangen.
Mit Urkunde vom 14. Mai1691  erteilte  ihm Papst Innozenz XII. (1691-1700) die Erlaubnis, für zwei Jahre am Kriegsgeschehen teilzunehmen, trotz seines Kanonikats in Köln und Lüttich.

Bei der Belagerung von Mainz wurde er am 4. August 1689 wurde er von einer Falkonettkugel getroffen. Außer Blutergüssen und Prellungen erlitt er aber keine ernsthaften Verletzungen.

Am 22. August 1689 wurde er in Abwesenheit zum Fürstprobst von Ellwangen gewählt.
Neben zusätzlichen Einnahmen erhielt er eine weitere Stimme im Reichsfürstenrat und eine rangmäßige Aufwertung.

In der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg stiftete er die beiden vorderen Altäre seinen beiden Namenspatronen

Am 19. April 1691 wurde zum Koadjutor des Mainzer Erzbischofs gewählt. Argumente für ihn waren, dass es in dieser Zeit nicht nur auf geistliche,
sondern auch auf militärische Führung ankomme sowie großer, politischer Einfluss notwendig sei.
Ihm wurde  bald die Reorganisation des Militärwesens im Erzstift übertragen. Er wurde  von der ständigen Anwesenheitspflicht ausdrücklich befreit, um auch seinen anderen Verpflichtungen nachkommen zu können.

Am 12. Oktober 1691 wurde er einstimmig zum Bischof von Worms gewählt.

Am 26. April 694 erkrankte er an Fleckfieber. Er starb am  4. Mai 169 im Alter von 34 Jahren. Er ist vermutlich in der Jesuitenkirche St. Andreas in Düsseldorf bestattet.

Sein Nachfolger wurde sein Bruder Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694 –1732 ) Er ist am 24. Juli 1664 in Neuburg an der Donau geboren und war vier Jahre jünger als sein Bruder Ludwig Anton.

Franz Ludwig hatte eine ähnliche Ausbildung wie sein Bruder Ludwig Anton. Ihr Vater Philipp Wilhelm schon in frühester Kindheit seiner Söhne deren Karriereweg geebnet.

Die Familie Pfalz-Neuburg stellte einen Höhepunkt des Zugriffs des Hochadels auf hohe kirchliche Ämter dar. Nicht nur der Werdegang von Ludwig Anton illustriert das bestens. Franz Ludwig wird jetzt dargestellt.

Daneben hatte die Familie mit Wolfgang Georg Friedrich (1659– 1683) einen Weihbischof in Köln und mit Alexander Sigmund (1663–1737 einen Fürstbischof von Augsburg von 1680-1737.

Auch die Töchter waren bestens verheiratet.

Eleonore Magdalene Therese (1655–1720) war die 3. Gemahlin von Kaiser Leopold.

Marie Sophie Elisabeth (1666–1699) war mit König Peter II.. von Portugal (1683-1704) verheiratet.

Maria Anna Adelheid (1667–1740) war die Gemahlin von  König Karl von Spanien (1665-1700).

Dorothea Sophie (1670–1748) heiratete Herzog Odoardo II. Farnese von Parma und Piacenza(1666–1693) und nach dessen Tod den Bruder Herzog Francesco Farnese von Parma und Piacenza (1678–1727).

Hedwig Elisabeth Amalia ( 1673–1722) war die Gemahlin von Jakob Ludwig Sobieski von Polen (1668–1737), der Thronprätendent auf den Thron Polen-Litauen war.

Franz Ludwig erhielt eine humanistische Ausbildung von den Barmherzigen Brüdern und den Jesuiten in Düsseldorf und Neuburg.

1673 erteilte ihm Papst Clemens X. die Altersdispens, so dass dieser die Propstwürde und andere Würden in Domkirchen übernehmen konnte.

Ab dem 10. Lebensjahr 1674 erhält er  wie seine für den geistlichen Stand vorgesehenen Brüder) eine theologische Ausbildung durch Hauslehrer.

1677 empfing der niederen Weihen in der Neuburger Schlosskapelle durch den Augsburger Weihbischof Kaspar Zeiler (1645-1665).
(Die niederen Weihen (= Minores) sind Voraussetzung für Übernahme geistlicher Pfründe)

Im Alter von 14 erhielt er ein Kanonikat in Olmütz. Ein Jahr später erfolgten Kanonikate in Münster, Speyer und Straßburg.

Am 30.6.1683 zum Bischof von Breslau postuliert . Dies geschah mit starker Unterstützung des Wiener Hofes. Die Beziehungen wirkten. Franz Ludwig war ja Schwager des Kaisers.

Am 15.1.1685 wurde er zum kaiserlichen Oberlandeshauptmann von Schlesien ernannt und vereinigte so für Jahrzehnte die oberste geistliche und weltliche Gewalt in Schlesien.

Als Bischof von Breslau ordnete er die kirchliche Administration in Schlesien neu. Er sorgte für die Wiederansiedlung von Orden, verbunden auch mit dem Neubau von Kirchen und Klöstern.

Dazu kam die Einrichtung von Schulstiftungen. Das alles unterstützte die habsburgische Gegenreformation.

Er wirkte auch an der Gründung der Breslauer Jesuitenuniversität mit, nach ihrem Gründer Leopoldina genannt. Allerdings entsprach sie nicht den Vorstellungen Franz Ludwigs, denn ihm wurde

an der Leopoldina kein Amt oder irgendein Mitwirkungsrecht eingeräumt.

Nach dem Tod von Ludwig Anton musste in Ellwangen ein neuer Propst gewählt werden. Die äußeren Bedingungen waren nicht günstig.  Noch war der Krieg im Westen nicht beendet und ein Frieden mit Frank-
reich nicht geschlossen.  Kaiser Leopold setzte sich für Franz Ludwig ein.

Die Wahl war „nicht mit einhelligen votis“, sondern nur „per maiora“ erfolgt. Doch scheint die Rücksicht auf die „gefährlichen Kriegsconjuncturen“, auf die das Kapitel in
seiner Mitteilung vom Tode Ludwig Antons selbst hinwies, alle anderen Gedanken zurückgedrängt haben.

Am 8. Juni 1694 wurde Franz Ludwig  mehrheitlich nach Vorlage einer päpstlichen Wählbarkeitsbulle als Nachfolger seines verstorbenen älteren Bruders Ludwig Anton  zum Fürstpropst von Ellwangen gewählt.
Am 2. Dezember 1694 wurde er nach Vollendung   des 30. Lebensjahr von Papst Innozenz XII. in diesem Amt bestätigt.

Kaiser Leopold versicherte am 29. September 1694 in einem Schreiben dem Ellwanger Kapitel, dass seine Wahlhilfe für den neuen Propst mit Rücksicht auf dessen Qualitäten und zum Besten

für das Stift erfolgt sei.

Für Franz Ludwig bedeutete die Wahl eine Stimme im Reichsfürstenrat und damit eine Stärkung seiner Stellung. Seine Einnahmen wurden  um 80.000 Reichstaler, das sind etwa 542.400 € erhöht.

Das sind gegenüber dem Bistum Breslau relativ kleine Summen, denn dort werden 100.000 Gulden (das sind etwa 17.334.190,00 €) bis 150.000 Gulden genannt.

Ein Motiv für die Übernahme dieser wenig einträglichen Fürstpropstei lag wohl darin,dass auch kleine Territorien wie Ellwangen Stützpunkte pfalz-neuburgischer und damit kaiserlicher Macht sein können. Auch Ellwangen gehörte zum Sperrriegel gegen Frankreich

entlang des Rheins zu den vorderösterreichischen Landen.

12. Juli 1694 wird in einstimmiger Wahl Franz Ludwig zum Fürstbischof von Worms gewählt.

Der Papst hatte Propst Franz Ludwig von der Residenzpflicht in Ellwangen befreit. Er regierte das Stift von der Ferne, aber mit Erfolg.

1699-1702 wurde das alte Spital (s.o.) unter Franz Ludwig umgebaut und erweitert.  Sein barockes Aussehen erhielt es 1749 – 1752 nach Plänen des Stadtbaumeisters Prahl, der bei den Maßnahmen auch Balthasar Neumann zu Rate zog

1700 baute Franz Ludwig ein Priesterhaus bei der Kirche auf dem Schönenberg. Dabei fasste er auch den Plan zur Gründung eines Priesterseminars ins Auge gefasst. Diese Anregung gab  der Generalvikar in Augsburg am 8. April 1728 an den Statthalter zu Ellwangen weiter. Franz Ludwig legte darauf dem Kapitel, der Regierung und der Finanzkammer die Errichtung eines Priesterseminars gemäß den Anordnungen
des Konzils von Trient vor. Da die Finanzierung nicht gesichert war, fasste das Kapitel keine Beschlüsse. Erst Fürstpropst Franz Georg Graf von Schönborn baute das Priesterseminar im Jahre 1756

Trotz der Krisensituation des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) bescherte der neue Propst dem Stift eine ruhige Phase.

Er tilgte die auf dem Stift lastende Schuld von 45.000 Gulden, das sind etwa 7.800.385,00 €, völlig.

Er kaufte viele von der Propstei veräußerte Güter wieder zurück

Am 23. Mai1707 überschritt der französische Marschall Villars (1653-1734) 23. Mai die deutschen Linien bei Bühl und Stollhofen  (Gemeinde Rheinmünster), drang bis Gmünd und Aalen bis kurz vor Ellwangen vor.

Erst dann konnten die Österreicher die Franzosen wieder zurückdrängen. Die Gegend von Ellwangen hatte damals viel zu leiden. Aber Propst Franz Ludwig half tatkräftig zumal er wie oben ausgeführt ja über ein

entsprechendes Einkommen verfügte. Laut Seckell stammt das Wort “unterm Krummstab ist gut leben” aus Ellwangen und bezieht sich auf diese Zeit.(S.148)

.1700 fasste der Propst den Plan einer Errichtung eines Priesterseminars ins Auge. Die kreisständischen Deputierten an Donau, Lech und Iller hatten die Errichtung eines „Klerikalseminars“ in der Augsburger Diözese

1709 schlug der Blitz in die Schönenbergkirche  und brannte in der Folge völlig aus. Propst Franz Ludwig begann noch im selben Jahr mit der Erneuerung der Kirche.

Er kann den Mainzer Oberbaudirektor Johann Maximilian von Welsch (1671–1745) gewinnen, der in Diensten des Erzbischofs Lothar Franz von Schönborn stand.

Welsch bringt 1710 seine Meister der Favorite, das Lustschloss, das Lothar Franz von Schönborn zu dieser Zeit in Mainz erbauen ließ, den Tessiner Stuckateur Carlo Maria Pozzi (1676 bis nach 1736) und den Tiroler Freskanten Melchior Steidl (1657-1727)

nach Ellwangen. Pozzi erstellte die Risse für eine völlig neue Stuckdecke. Angefertigt wurde sie aber nicht von Pozzi sondern von  dem Ellwanger Bildhauer, Altarbauer und Stuckateur Melchior Paulus (1669–1745). Paulis hatte schon als Geselle für die alte

Ausstattung gearbeitet. Das Hochaltarbild ist ein Wechselblatt, vorne die «Himmelfahrt Mariä» des Breslauer Hofmalers Johannes Classen, hinten, nur in der Weihnachtszeit sichtbar, die «Geburt Christi» des kurpfälzischen Hofmalers  Antonio Bellucci (1654-1726)

1715 war die Wiederherstellung abgeschlossen. Sie hatte etwa 17.000 Gulden, das sind  etwa 2.926.482,00 € ,gekostet.

Geweiht wurde sie 1729 vom Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr (1718 –1749) geweiht.

Heute findet dort jährlich eine Vertriebenenwallfahrt statt, bei der immer wieder prominente Redner wie Bundeskanzler Adenauer oder Helmut Kohl aufgetreten sind.

Die Schönenbergkirche wird heute  vom Redemptoristenorden betreut.

1717 wurde das Pfarr- und Dekanatshaus gegenüber der Marienkirche erbaut. Dort war auch die Kapitelsbibliothek untergebracht. Das Gebäude diente auch als Stadtpfarrhaus. Heute
ist es das „Haus der Justizreferendare“

1720 ließ Franz Ludwig die ehemalige  Kustorie, das war Amtssitz des Stiftskustors (Marktplatz 3) errichten.

1720 entstand in den Wirtschaftsgebäuden des Schlosses durch nass eingebrachtes Futter ein Brand. Auch die Wohngebäude sowie der gesamte Dachstuhl waren beschädigt worden.

Er beauftragte den Baumeister der Deutschordensballei Franken in Ellingen Franz Keller (1682-1724) mit der Wiederherstellung und den notwendigen Umbauten. Die Arbeiten dauerten von 1720-1727.

Wieder hergestellt bzw. neu gebaut wurden Treppenhaus, Thronsaal und Speisesaal. Die Kosten beliefen sich auf 10.000 Gulden das  sind etwa 1.717.167,00 €.

1611 kamen die Jesuiten nach Ellwangen und Fürst Johann-Christoph II. von Freyberg- Eisenberg . Bei seinem Tod hatte er ja 6000 Gulden zur Umwandlung der Jesuitenniederlassung in ein Jesuitenkolleg hinterlassen (siehe dort)

Aber erst unter Franz Ludwig wurde das konkretisiert. Am 31. Juli 1720  wurde der Grundstein zum Jesuiten-Kolleg gelegt. Die Bauleitung hatte der Jesuiten-Ordensbruder Jakobus Amrhein (1673-1724)

Er vollendete den Bau in zwei Jahren. Gestiftet wurde es vom Ellwanger Stiftsdekans Ignatius Desiderius von Peutingen. Er war 1697 zum Stiftsdekan ernannt worden. Bei seinem Tod setzte er die Ellwanger Jesuiten als Alleinerben ein.

Heute ist im Gebäude des Jesuitenkollegs die Staatsanwaltschaft Ellwangen untergebracht. 1722 wurde mit dem Bau des Jesuitengymnasiums begonnen Wieder unter Bauleitung von Jakob Amrhein wurde es 1723 fertiggestellt. Die Kosten beliefen sich auf

14.000 Gulden, das sind etwa 2.404.034,00 €. Heute befinder sich dort das Schwur- und Landgericht Ellwangen. Durch Grundstückskauf konnte das Gymnasium direkt mit dem Kolleg verbunden werden.

Im Jahr 1720 lebten und wirkten in Ellwangen zehn Patres und vier Coadjutoren. Ihnen war die Liebfrauenkirche zugewiesen worden. der Platz reichte für die Aufgaben der Ordensniederlassung schon lange nicht mehr.

Also musste eine neue Kirche gebaut werden.

Als Standort kam wegen des Gebäudes nur noch die Lücke zwischen Kollegium und Stiftskirche in Frage, auch deshalb, weil sogar für eine größere Kirche genügend Platz nach Norden.

Der Grundstein zur Kirche wurde gelegt am 31. Juli 1724, am Fest des hl. Ignatius. Architekt. Bauleiter war wieder Jakob Amrhein. Dieser verstarb aber während der Bauarbeiten im Alter von 51 Jahren.

Sein Nachfolger wurde der der Solothurner Jesuit Joseph Guldimann (1656-1736). Er brachte Amrheins Werk 1726 zum Abschluss. Sie wurde am 18. Mai 1729 geweiht und ist heute evangelische Stadtkirche.

Nicht nur das barocke Gesicht Ellwangens hat Franz Ludwig nachhaltig geprägt. Er hinterließ auch deutliche Spuren in Justiz und Verwaltung. Wenn sie auch nicht durchgreifend und dauerhaft waren, so war es doch der

Versuch in Ellwangen Justiz und  Landesverwaltung nach den Grundsätzen der Aufklärung zweckmäßig zu organisieren.
Schon im zweiten Monat seiner Regierung  erneuerte er die Hofratsordnung seines Vorgängersund Bruders Ludwig Anton.

Er baute sie   in einzelnen Punkten weiter aus. Neu war, dass einzelnen Räten bestimmte Sachgebiete zur Bearbeitung angewiesen wurden. Da die Räte ihre Tätigkeit bald wieder nach eigenem Gutdünken einrichteten
und sich nicht mehr an die erlassenen Vorschriften hielten, sah sich Franz Ludwig im Jahr 1721 gezwungen, eine neue Ordnung für den Hofrat zu erlassen. Diese beruhte im Wesentlichen aufder Vorschrift aus dem Jahr 1694. 

Änderungen waren nur getroffen worden, soweit sie durch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte notwendig geworden waren. Auffallend sind die eindringlichen Ermahnungen, durch die an das Verantwortungsbewusstsein und die Disziplin der
Räte appelliert wurde. Folglich müssen sich die Räte in diesen Punkten bisher sehr nachlässig verhalten haben.

Ein zweiter Punkt war die Organisation der Justiz und der Landesverwaltung. Allerdings zeigte das Ellwanger Kapitel ein gewisses Beharrungsvermögen. Bei fürstlichen Reformvorschlägen

berief sich das Kapitel mit schöner Regelmäßigkeit seine „verbrieften guten alten Rechte”ins Feld“ .

Aus finanziellen Gründen weigerten sich die Pröpste ebenso, neue Räte aufzustellen wie der Regierung einen Teil ihrer Aufgaben durch Bildung einer weiteren Behörde abzunehmen.

Es war typisch für die Gesetzgebung der beiden Pröpste Ludwig Anton und Franz Ludwig: man appellierte an die Disziplin der Beamten und regulierte die Geschäftsordnung, aber den

Geschäftsbereich des Hofrates ließ man unangetastet.

In Trier führte Franz Ludwig erfolgreich eine Verwaltungsreform durch. Sein Nachfolger als Fürstpropst von Ellwangen, Franz Georg von Schönborn (1732-756), nahm die von Franz Ludwig in Trier erfolgreich

durchgeführte Verwaltungsreform zum Vorbild für die Ellwanger Zentralbehörde.

Nach Trier Vorbild erfolgte 1720 die Einrichtung einer Jagdkommission in Ellwangen, die den Hofrat als „zentrales Regierungsorgan“ von der Ahndung des Forstfrevels und der Wilddieberei entlasten sollte.

1725 wollte er  ein Rechtsgutachten bei Verhängung einer Todesstrafe zur schnelleren  kostengünstigeren Prozessabwicklung.

Es sollte nicht von einer Universität, sondern von einem juristisch gebildeten Hofrat erstellt werden. Der Hofrat war dagegen.

Man sah hinter dem Argument der Zeit- und Kosteneinsparung eine Gefährdung der Unabhängigkeit des Stadtgerichts.

Trotzdem Franz Ludwigs Bruder Alexander Sigismund Bischof in Augsburg war, gab es Streit mit dem Bischof von Augsburg.

1718 richtete Franz Ludwig in Ellwangen „einen Geistlichen Rat mit Consistorium in matrimonialibus“ ein.

Damit wurden die Rechte Augsburgs nachhaltig beschnitten, denn Ehe und Taufe sollten nicht mehr von der Zustimmung aus Augsburg abhängig sein. Augsburg erließ dagegen einen energischen Protest.

Franz Ludwig erwog sogar das endgültige Ausscheiden der Fürstpropstei aus der Augsburger Diözese, wie  sein langer Briefwechsel, den er in seinen letzten Regierungsjahren mit dem
Stift Kempten führen ließ, beweist. Nur sein Tod verhinderte wohl die Durchführung dieser Pläne.

Vom Januar bis April 1724 ließ Franz Ludwig eine allgemeine Landesvisitation durchführen, da er erfahren habe, seine Untertanen seien durch die Amtleute „zimblich gravirt und hart gehalten
worden“. Er beauftragte den Worm’schen Hofrat und Domkapitelsekretär Peter Friedrich Bürgh mit der Visitation. Sie ergab aber keine schwerwiegenden Klagen.

Noch ein kurzer Blick auf die weiteren Ämter von Franz Ludwig.

Zeitgleich mit der Übernahme der Fürstpropstei Ellwangen wurde er in Nachfolge seines Bruders Ludwig Anton Bischof von Worms und Hochmeister des Deutschen Ordens. Als solcher stiftete er

wie sein Bruder das kaiserliche Infanterie-Regiment „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“. 1696 nahm am 2. September am Generalangriff auf Ofen teil.

1710 wurde er zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn gewählt1716 wurde er auf Druck von Wien einstimmig zum Erzbischof von Trier gewählt.

Damit stieg er in das Kurfürstenkollegium auf.

Gleichzeitig wird er auch Administrator der Reichsabtei Prüm.

1729 verzichtete er auf den Kurhut in Trier, um Kurfürst in Mainz werden zu können. Zwei Kurfürsten in einer Person ging nämlich nicht.

Mainz war reicher und politisch weit bedeutender. Von den drei geistlichen Fürstentümern stand es an erster Stelle.

Am 7. April 1730 wurde er Kurfürst und Erzbischof von Mainz  und damit Metropolit der deutschen Bischöfe und zugleich Reichserzkanzler.

Das ist höchste Würde nachdem Kaiser. Als Erzkanzler kann er auf dem Reichstag Gesetze hintertreiben oder fördern.

Er starb am 18. April 1732 in Breslau mit 68 Jahren an einem Schlaganfall. In Breslau ist er auch in der von ihm angelegten Kurfürstenkapelle bestattet.

Sein Nachfolger wurde Franz Georg von Schönborn-Buchheim. Er ist am 15. Juni 1682 in Mainz als neuntes Kind des kurmainzischen Staatsministers Melchior Friedrich von Schönborn geboren.

Seine Familie prägte die Reichs- und Kir­chen­po­li­tik der Frü­hen Neu­zeit. Sein Onkel Lo­thar Franz von Schön­born (1655–1729) war Erzbischof in Mainz und machte dort mit seinem Tod den

Stuhl frei für seinen Ellwanger Vorgänger Franz Ludwig und auch für ihn in Trier. Denn Franz Ludwig gab den Trierer Bischofssitz zugunsten des Mainzer, da ihm Reich ja nur ein Kurhut in einer Hand sein durfte.

So konnte Franz Georg in Trier Bischof werden. Er hatte drei Brüder, die ebenfalls Bischöfe waren, nämlich Jo­hann Phil­ipp Franz von Schön­born (1673-1724), Fürst­bi­schof von Würz­burg ( 1719-1724), Fried­rich Karl von Schön­born (1674-1746), Fürst­bi­schof von Würz­burg und Bam­berg ( 1729-1746),

so­wie Da­mi­an Hu­go Phil­ipp (1676-1743), Kar­di­nal, Fürst­bi­schof von Spey­er und Kon­stanz ( 1729-1743, 1740-1743).

Franz Georg wuchs in Aschaffenburg auf und besuchte dort das  Je­sui­ten­kol­leg.

1700 wurde er Domizellar in Trier und ein Jahr später dort Domherr.

1701 berief ihn Papst Cle­mens XI. (1700-1721) zum Propst an St. Mo­ritz in Augs­burg.

Von 1702 an studierte er Theo­lo­gie und Kir­chen­recht in Salz­burg. We­gen des Spa­ni­schen Erb­fol­ge­krie­ges setz­te er sein Stu­di­um zu­nächst in Sie­na fort.

Bis 1706 studierte er in Leiden.

Nach einer Kavalierstour verbunden mit einem Papstbesuch und dem Besuch mehrerer Fürs­ten­hö­fe er­nann­te ihn sein On­kel Lo­thar Franz von Schön­born zum kur­main­zi­schen Ge­sand­ten beim Va­ti­kan. Hier konn­te er ers­te di­plo­ma­ti­sche und auch Ver­wal­tungs­er­fah­run­gen sam­meln.

Bei der Kaiserkrönung von Karl VI. ( 1711-1740) durch den Mainzer Erzbischof Lothar Franz nahm Franz Ge­org in Ver­tre­tung des Reich­serb­käm­me­rers an der Ze­re­mo­nie teil und stieg zum kai­ser­li­chen Kam­mer­herrn auf.

Er hatte Karl VI. in Bar­ce­lo­na die Nach­richt von des­sen Wahl zum rö­mi­schen Kai­ser über­brach­t und bekam deshalb vom Kaiser den Rit­ter­or­den des hei­li­gen Ja­ko­bus von Com­pos­te­la überreicht.

Seit 1712 be­zie­hungs­wei­se 1717 bekleideter die Äm­ter ei­nes Reichs­hof­ra­tes und ei­nes kai­ser­li­chen Ge­heim­ra­tes. Au­ßer­dem nahm er 1713 als Ge­sand­ter des Frän­ki­schen Reichs­krei­ses am Frie­dens­kon­gress in Ut­recht teil, der am 29. Januar 1712 eröffnet wurde und

mit der Unterzeichnung des Friedens von Utrecht am  11. April 1713 den Spanischen Erbfolgekrieg beendete.

Seit 1705 hat­te Franz Ge­org Ka­no­ni­ka­te in Spey­er, Köln, Müns­ter und Trier in­ne.

Als 1729 Franz Ludwig in Mainz Erzbischof wurde und er auf den Trier Bischosstuhl verzichtete, wähl­te das Trie­rer Dom­ka­pi­tel Franz Ge­org zum Trie­rer Ober­hir­ten. Sein Bru­der Fried­rich Karl, Fürdtvbischof von Würzburg,

weih­te ihn zum Pries­ter und Bi­schof.

Dank päpst­li­cher und kaiserlicher Pro­tek­ti­on wur­de er 1730 auch Propst von St. Pau­lin vor Trier so­wie 1732 Fürst­bi­schof von Worms und Fürst­propst (1732-1756) von Ell­wan­gen.

Papst war 1730-1740 Clemens XII. Die kaiserliche Protektion  war gewissermaßen der Dank dafür, dass sich Franz Georg auf dem Regensburger Reichstag im Bunde mit Preußen und Mainz für die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion im Reich eingesetzt hatte

Die­se neuen Äm­ter hat­ten zur Fol­ge, dass Franz Georg zu­gleich Ko­di­rek­tor des Ober­rhei­ni­schen Reichs­krei­ses war und den ers­ten Platz auf der Prä­la­ten­bank des Schwä­bi­schen Reichs­krei­ses in­ne­hat­te. Da Franz Ge­org ge­mäß der Tra­di­ti­on sei­ner Fa­mi­lie treu zu Rom und zu Habs­burg hielt, wa­ren sei­ne Ter­ri­to­ri­en in der ers­ten Hälf­te sei­ner Re­gie­rungs­zeit von den mi­li­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Frank­reich und Ös­ter­reich be­trof­fen.

Franz Georg hielt sich dann später außenpolitisch zurück und legte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die  Ver­wal­tung sei­ner Län­der.  Die Wirt­schafts­för­de­rung besaß ei­nen ho­hen Stel­len­wert.

In Ellwangen beendete er die Gesamtanlage der Residenz. Auch die Seminargebäude der Jesuiten wurden in seiner Amtszeit fertig (s.o)

1742 beendete er die Seminargebäude auf dem Schönenberg. Sieben bis acht Seminaristen hatten dort Platz. Das Seminar stand unter der Leitung eines Regens.

1738 wurde auf Anordnung von Franz Georg auf dem Schöneberg acht Tage lang ein Hundertjähriges Jubiläum gefeiert, um die Entstehung des Wallfahrtsort in Erinnerung zu bringen.

Papst Clemens XII. erteilte dazu auf Bitten von Franz Georg einen besonderen Ablass.

Franz Ge­org von Schön­born starb nach län­ge­rer Krank­heit am 18.1.1756 in Schloss Phil­ipps­burg bei Ko­blenz. In der Eh­ren­breit­stei­ner Hei­lig-Kreuz-Kir­che be­stat­te­te man sein Herz und sei­ne Ein­ge­wei­de, wäh­rend sein Kör­per vor dem Auf­er­ste­hungs­al­tar im Trie­rer Dom ruht.

Friedrich der Große (1740-1786)und Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) rühmten seine Fähigkeiten als Regent. Seine Zeitgenossen feierten ihn als vorbildlichen Reichspatrioten

Sein Nachfolger wurde Anton Ignaz Reichsgraf von Fugger-Glött (1756-1787)

Er ist am 3. September 1711 in Innsbruck geboren  und stammte aus dem Augsburger Kaufmannsgeschlecht der  Fugger aus der Linie der Fugger von der Lilie, zu der auch Jakob Fugger der Reiche (1459-1525) gehört.

Von 1727 bis 1730 studierte´er Philosophie und bis 1734 Jura in Innsbruck.

Seit 1728 war er Domizellar in Köln.

1738 wurde er Kanoniker in Ellwangen, 1750 Domherr in Köln und 1751 Kanoniker an St. Gereon in Köln, wo er 1754 zum Scholaster aufstieg.

Am  30. März 1756 wurde er in Ellwangen zum Fürstpropst gewählt. Mit ihm kam wieder ein Kandidat aus den Ellwanger Reihen zum Zuge.Sein Bruder  am 18. Januar 1769von Fugger-Glött (1708-1769), der Weihbischof in Konstanz war, erteilte ihm die  Abtsbenediktion.

Als Propst suchte er die Exemtion vom Bistum Augsburg zu stärken.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) sicherte er das Stiftsterritorium.

Er konsolidierte die Ellwanger Finanzen. 1764 kaufte er das Dorf Hausen, heute ein Ortsteil von Obersontheim von der Reichsritterschaft für 60.000 Dukaten, wohl eine der letzten Erwerbungen der Propstei.

1761 bewarb er sich   um das durch das Ableben des Wittelsbachers Klemens August (1723-1761) vakante Kurerzbistum Köln. Da er aber vom Hause Habsburg keine Unterstützung hatte, kam er nicht zum Zuge.

Als zwei Jahr später auch der Bruder des verstorbenen Kölner Erzbischofs Johann Theodor (1719-1763), Bischof von Regensburg, Freising und Lüttich, starb,bewarb sich Anton Ignaz erstmals um das Bistum Regensburg, das am Ende des
16. Jahrhunderts schon einmal für kurze Zeit von einem Fugger geleitet worden war, nämlich Sigmund Friedrich von Fugger (1598-1600). Er unterlag aber Clemens Wenzeslaus, Sohn des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen.

Dieser wurde 1768 auch Bischof von  Trier und von Augsburg. Er musste aber jetzt auf Regensburg verzichten, da Rom nur unter dieser Bedingung
der Nachfolge von Clemens Wenzeslaus in Augsburg und Trier zugestimmt hatte. Anton Ignaz bewarb sich nun erneut in Regensburg. Er konnte sich die Unterstützung der Wittelsbacher sichern. Seinem Vorgänger in Regensburg

Clemens Wenzeslaus  musste er für dessen Unterstützung das  Amt eines Koadjutors bei der Fürstpropstei Ellwangen zusichern.
Er gewann dann im ersten Wahlgang   am 18. Januar 1769 und wurde Bischof in Regensburg. Er wurde auch in Regensburg von seinem Bruder  Franz Karl Joseph benediziert.

Am 2. Mai 1770 wurde Clemens Wenzeslaus zum Koadjutor in Ellwangen  gewählt. Da Anton Ignaz das Augenlicht verlor, übertrug er seinem Koadjutor am 1. November 1777

die Regierung in Ellwangen. Er verstarb am  15. September 1785. Ellwangen  vermachte er 10.000 Dukaten, das sind etwa 1.978.952,00 €.

Sein Nachfolger und letzter Fürstpropst von Ellwangen wurde Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Er übernahm das Amt am 1. November 1777.

Mit der  Zivilbesitznahme  am 23. November 1802 endete die Geschichte der Fürstpropstei Ellwangen.

Clemens Wenzeslaus Er war das vierzehnte Kind und der siebte Sohn von Friedrich August II. (1733-1763) Kurfürst von Sachsen und König von Polen (als dieser August III.), und der österreichischen Erzherzogin Maria Josefa Tochter Kaiser Josephs I.)

Er ist am 28. September 1739 auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf, heute Landkreis Nordsachsen, geboren.

Cle­mens Wen­zes­laus wur­de am säch­si­schen Hof er­zo­gen.  Über seine theologische Ausbildung nichts bekannt. Sie kann aber wohl nicht nicht sehr tiefgehend gewesen sein

Er schlug zu­nächst ei­ne mi­li­tä­ri­sche Lauf­bahn ein und kämpf­te wäh­rend des Sie­ben­jäh­ri­gen Krie­ges 1760 auf der ös­ter­rei­chi­schen Sei­te in der Schlacht bei Tor­gau als Feld­mar­schall.

Er hatte häufig rheumatische Beschwerden und eine labile Gesundheit. Deshalb schied er aus dem Mi­li­tär­dienst aus und ent­schied sich für ei­ne geist­li­che Lauf­bahn.

1763 wurde er Bischof von Freising und Regensburg. Er hatte die Unterstützung seines Schwagers Maximilian III. Joseph (1745-1777) Kurfürst von Bayern.Als Enkel von Kaiser Joseph I (1705-1711) hatte er

auch die Unterstützung des Hauses Habsburg.

1761  wurde er vom Augsburger Fürstbischof Joseph Ignaz Philipp von Hessen-Darmstadt (1740-1768) zum Priester und 1764 zum Bischof von Freising (1763-1768) und Regensburg (1763-1769)

Als 1768 in Trier der dortige Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff  (1756-1768) verstarb, wurde der dortige Bischofstuhl frei. Dieses Amt verbunden mit dem Kurhut wahr natürlich lukrativer.

Deshalb legte er die Ämter in Freising und Regensburg nieder und wurde Erzbischof in Trier und Augsburg. Der Verzicht auf Regensburg sicherte ihm das Amt als Koadjutor in Ellwangen. Das war ganz im Sinne Habsburg.

Bis auf den  derzeit regierenden Fürstpropst hatte das Haus Habsburg seit 1689 immer Wunschkandidaten in Ellwangen auf den Propststuhl gebracht.

Er stand den Ideen der Aufklärung  aufgeschlossen gegenüber.  Er förderte das Schulwesen. Er führte in Trier  Un­ter­richts­an­stal­ten für die Leh­rer­aus­bil­dung und Ex­ami­na für Leh­rer ein.

In Ellwangen erließ er neue Schulordnungen Er stellte finanzieller Mittel führ das höhere Schulwesen und die Volksschule bereit, um diese  den Erfordernissen der Zeit anzupassen.

Auch nach der Auflösung der Societas Jesu behielt er die Jesuiten im Land. Hier zeigte er in in kirch­li­chen Din­gen war eher schwan­kende Haltung. In seinem Umfeld befanden sich ehemalige Jesuiten,

Diese waren  taten sich oft  als Gegenaufklärer hervor. Er stand auch zu mindestens kurzfristig unter dem Einfluss des ehemaligen Jesuiten Franz Heinrich Beck (1740-1828). Dieser war in Augsburg sein

Beichtvater und geistlicher Berater. Bis 1782 war er in Augsburg für zwei Jahre Generalvikar. Er verlor aber den Machtkampf mit den aufgeklärten Beratern im Umfeld von Clemens Wenzeslaus.

Er kümmerte sich auch stark um die Wirtschaft.

In Trier erließ er 1787 eine Verordnung, die  mit dem Er­set­zen der so ge­nann­ten „rhei­ni­schen“ Re­ben durch Ries­lings­or­ten die Qua­li­tät des Wein­baus ver­bes­sern sollte.

In Ellwangen hatte der 1797 zum Hof-, Stadt- und Landschaftsphysikus berufene Joseph Alois Frölich (1766-1841) nicht nur das Gesundheitswesen vorbildlich organisiert,. Er wurde in  der Gelehrtenwelt auch

durch seine naturwissenschaftlichen, vor allem botanischen Forschungen in der Gelehrtenwelt berühmt. Nach der Säkularisation wurde er in württembergische Dienste übernommen.

Ganz im Sinne der Aufklärung erließ er im  Kampf gegen den Aberglauben ein Verbot der Karfreitagsprozessionen mit ihren symbolischen Passionsdarstellungen und reduzierte  die  Feiertage von 38 auf 19.

Allerdings  fand dies  bei den Untertanen nicht immer eine positive Resonanz.

Wenn  er in Ellwangen war, lebte er n ur im Sommer im Schloss. Da die Räume schlecht beheizbar waren. wurde der sogenannte Grüne Hof , der noch heute in der Ellwanger Innenstadt existiert, wurde seine Winterresidenz.

Er liebte die Wildschweinjagd und wenn er in Ellwangen war, veranstaltete im nah gelegenen Virngrund-Wald zahlreiche repräsentative Treibjagden. Seine zweite große Leidenschaft galt der Musik. So ist überliefert, dass der Fürstpropst mehrere Instrumente spielte und bei seinen Aufenthalten im Schloss jedes Mal der Flügel gestimmt werden musste.

Per­sön­lich durch­aus an­spruchs­los, war er doch für sei­ne präch­ti­ge Hof­hal­tung be­kannt.

In Trier war er selten.  Er machte Koblenz zu seiner Residenzstadt und ließ dort ein neues Schloss errichten. In Koblenz legte er auch die Neustadt an.

Als in Frankreich 1789 die Revolution  (1789-1799) ausbrach, stellte er alle Reformen ein und führte ein strengeres Regiment. Den Emigranten und den flüchtigen Mitgliedern des ihm verwandten französischen Hofes bot er eine Zufluchtsstätte, und Koblenz wurde Mittelpunkt der französischen Royalisten, die hier eine eigene Armee aufbauten (Armée de Condé). Vom September bis zum 21. Oktober 1792 war Clemens Wenzeslaus in  Klärlich in seinem Schloss, musste allerdings unter de m Druck der Revolution nach Bonn flüchten.

1794 zerstörte die Revolutionsarmee Schloss Klärlich. Clemens Wenzeslaus  begab sich nach Augsburg und dann nach Oberdorf, heute Marktoberdorf, wo das Bistum das  1722 durch Johann Georg Fischer ( 1673 – 1747 ) Barockschloss hatte.

1794 kehrte er kurz nach Koblenz zurück, musste die Stadt aber bald wieder verlassen, da der französische General Jean-Victor Moreau (1763-1813)1796 in Süddeutschland eingefallen war. Zusammen m,it seiner Schwester floh er nach Sachsen.

1801 kehrte er nach Oberdorf zurück.

Am 9. Februar 1801 wurde in Lunévill zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich unter dem römisch-deutschen Kaiser Franz II. (1792-1806) ein Friedensvertrag unterzeichnet. 1795 hatte Preussen in Basel schon einen separaten Friedensvertrag abgeschlossen,

in dem Preussen den Rhein als Ostgrenze Frankreichs anerkannt hatte.

Der Vertrag von Lunévillre  regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet. Außerdem sagte er Fürstentümern des Heiligen Römischen Reiches  eine Entschädigung durch die Säkularisation  geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zu.

Für Clemens Wenzeslaus bedeutete das den Verlust des größten Teils seines Kurstaates.

Als dann am 25. Februar 1803 in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluss verkündet wurde, hatte Clemens Wenzeslaus auch den Rest des Kurfürstentums, das Fürstbistum Augsburg und die Fürstpropstei Ellwangen verloren.

Er erhielt eine Pension von 100.000 Gulden, das entspricht heute einer Kaufkraft von 2.381.633,00 €, also einer summe, von der man durchaus leben kann.

Clemens  Wenzeslaus zog sich  nach  Augsburg zurück und starb am 27. Juli 1812 auf seinem Sommersitz Schloss Oberdorf im Allgäu.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde die Fürstpropstei Ellwangen als größtes und wichtigstes Territorium (ca. 9 Quadratmeilen, 23.000 Einwohner) dem Herzogtum Württemberg zugeschlagen.

Ellwangen erlebte durch die Säkularisation einen Herrscherwechsel. Fürstpropst und Stiftskapitel, die in Jahrhunderten das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben bestimmt haben, fielen damit weg. Die Stadt, die jahrhundertelang Regierungszentrum und kirchlicher und kultureller Mittelpunkt war, ging einer ungewissen Zukunft entgegen. Aus der romanischen Stiftskirche wurde die katholische Stadtpfarrkirche, die 1964 zur Basilika erhoben wurde.

                                                                                                                                                     

20 Juli 2023

Kloster Fürstenzell

 

                                                                                                                                  

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In Zell im Mündungsdreieck zwischen Donau und Inn erwarb Magister Hartwig von Ruprechting vom Passauer Augustinerchorherrenstift Sankt Nikola 1272 einen Hof.  Er stammte aus Ruprechting bei Aschach in Oberösterreich,das damals zur  Diözese Passau gehörte.

Hartwig war ein Passauer Domherr, Leiter der Domschule und Kaplan von Herzog Otto II. von Bayern (1231-1253) und dessen Sohn Heinrich XIII (ab 1253 Herzog von Bayern und ab 1255 –1290 als Heinrich I. Herzog von Niederbayern und Gründer der

Hauslinie Wittelsbach-Niederbayern

Hartwig war ein Mann, der sich durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit auszeichnete. Er war Verfasser einer Grammatik und zweier Abhandlungen über Jugenderziehung. In Zell gab er mit seinem Hof die Grundausstattung für ein Zisterzienserkloster.

Er verstarb am am 19. April 1284. Er ist in der Klosterkirche von Fürstenzell bestattet. Sein Grabstein ist noch vorhanden. Darauf wird er “Gründer dieses Klosters” genannt.

Der Passauer Domherr Heinrich von Preming, der am 13. Mai 1301 verstorben ist, ergänzten die ungenügende Dotation. Er ist in der Allerheiligenkapelle von Kloster Fürstenzell bestattet.

Magister Hartwig kam mit seinem Klosterprojekt bald an seine finanziellen Grenzen, fand aber in Herzog Heinrich XIII. einen großzügigen Unterstützer, der das neue Kloster großzügig mit Grundstücken und auch Privilegien bedachte,

was ihn zum eigentlichen Klosterstifter machte, was sich ja auch im Namen “Cella principis”, also Fürstenzell widerspiegelt.

Am 26. Februar 1272 stiftete Alram von Rottau seinen Besitz in Dürhaim an das mit Abt und Konvent  von Aldersbach und Magister Hartwig neu gegründete Kloster. “ Alram von Rottau stiftet mit Zustimmung seiner Kinder Richger und Elisabeth
seinen Besitz in Dürham (Duricheim), dem vom Domscholaster Mag. Hertwiggemeinsam mit Abt und Konvent zu Aldersbach neu gegründeten Kloster” Alle Urkunden aus Fond: Kloster Fürstenzell Urkunden (Zisterzienser 1246-1786)

Archivbestände > DE-BayHStA > KUFuerstenzell Urkunde 11

Die Urkunde wurde in Aldersbach ausgestellt. Man kann also davon ausgehen, dass er die Unterstützung von Kloster Aldersbach hatte.

Bischof Diepold von Berg (1172-1190) verlieh den Herren von Rottach 1175 ein heraldisches Wappen. Das ist ihre erste urkundliche Erwähnung. Die Herren von Rottach zählten zu den größten Wohltätern von Kloster Fürstenzell.

Weitere Förderer von Fürstenzell waren die Grafen von Ortenburg und die Poppenberger.

Bischof Petrus von Passau (1265-1280) gestattete am 8. April 1274 ein Zisterzienserkloster zu gründen.

“Peter, Bf. von Passau, gestattet dem Domscholaster Hertwig, in der vonLeopold, Propst des Stiftes St. Nikola, erworbenen curia nebst Kapelle in Zell
ein Zisterzienserkloster zu errichten. Der Platz des Klosters wird von allen Rechten der Pfarrkiche in Irsham eximiert. Das Kloster soll alle Rechte und Freiheiten des Zisterzienserordens genießen.” Urkunde 13

Eine eigentliche Stiftungsurkunde ist im Fond:Kloster Fürstenzell nicht vorhanden.

Das Kloster wurde aus Kloster Aldersbach besiedelt und war damit in der Filiation Aldersbach-Ebrach-Morimond.

Ein Gründerkonvent wie meist bei den Zisterziensern wurde wohl nicht von Aldersbach nach Fürstenzell geschickt.

Im Mai 1275 wurde der Mönch Walther, der aus Kloster Wilhering stammte, zum ersten Abt von Fürstenzell gewählt. Wilhering ist 1185 von Ebrach aus neu besiedelt worden

Abt Walther ließ eine Portenkirche zu Ehren der Heiligen Margarete errichten. Die Portenkirche ist ein typischer Bestandteil mittelalterlicher Klosteranlagen. Dort wurde für Frauen, für weltliche Bedienstete

und für Menschen aus der Umgebung, die die Klausur und die Abteikirche nicht  betreten durften, die Messe gefeiert. Auch das Mutterkloster Aldersbach besaß eine solche Portenkirche.

Walther hatte seine Profess in Aldersbach abgelegt. Er resignierte schon nach zwei Jahren. Er starb 1284

Am 13. Juni 1276 gewährte Herzog Heinrich dem Kloster weitgehende Freiheiten.

“Heinrich Pgf. bei Rhein und Hz. in Bayern, gewährt dem Kloster Fürstenzell,das er [mit-] begründet hat, Immunität und Befreiung von allen Real- und
Personallasten, ungestörten Genuß der Rechte und Freiheiten ihres Ordens gemäß päpstlichen und kaiserlichen Privilegien sowie Vogtfreiheit..” Urkunde 23

Die Vogtfreiheit war eine wesentliche Forderung, die alle Zisterzienserklöster für sich beanspruchten. Diese Urkunde enthielt auch eine beschränkte Gerichtsbarkeit über die Leute und Güter des Klosters.

Die volle Gerichtsbarkeit gewährte Herzog Heinrich 1280.

1277 gewährte Bischof Dietrich II. von Gurk (1253–1278) einen Ablass von 40 Tagen für alle, die am Marienfest das neugegründete Kloster Fürstenzell aufsuchten. (Urkunde 25)

Auch in den Folgejahren gewährten Bischöfe immer wieder Ablässe, so der Passauer Bischof Wichard von Pohlheim(1280-1282) in Urkunde 35.

Wichard machte sich als Förderer der Zisterzienserklöster Heiligenkreuz im Wienerwald und Fürstenzell einen Namen. (Ablässe in  Urkunde 32,35, 42)

Das zog natürlich Besucher an und verschaffte dem Kloster Einnahmen

1279  schenkte Heinrich dem Kloster das Patronat der Kapelle in Haunersdorf (Urkunde 26)

Am 19. August 1279 bekam das Kloster vom Passauer Bischof Petrus den Weinzehnten in Rehberg geschenkt. (Urkunde 27)

König Rudolf I. von Habsburg befreite Kloster Fürstenzell wie andere Klöster in Bayern und Österreich von Maut und anderen Zöllen auf Lebensmittel. (Urkunde  31)

Das war die erste Urkunde eines deutschen Königs für Kloster Fürstenzell.

Zollfreiheit gewährten auch die Brüder Wernhard und Heinrich von Schaunberg für Wein und Lebensmittel aus Österreich. Urkunde 38.

Die erste Papsturkunde für Kloster Fürstenzell stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 1. September 1282 aus. Urkunde 40 “Papst Martin IV. stellt Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell mit all ihren
Besitzungen unter apostolischen Schutz.”

Am 4. November 1282 wandelte Graf Diepold von Ortenburg ( +1285) die Mühle von Aspertsham, die Lehen des Rugger von Poppenberge in Eigen um. Dieser schenkte die Mühle dann an Kloster Fürstenzell. (Urkunde 41)

1283 bestätigte Bischof Gottfried von Passau (1282-1285) “ gleich seinen Vorgängern Abt und Konventdes Klosters Fürstenzell Maut-, Zoll- und Abgabenfreiheit für Lebensmittel und andere Bedarfsartikel”. (Urkunde 45)

Abt Hugo Haug stammte aus Straubing. Er war von 1276-1280 Abt in  Wilhering. 1285-1295 war er Abt in Fürstenzell.  Dann wechselte er nach Kloster Aldersbach und war dort Abt vom 8.11.1292-1298. Auf der Rückreise vom Generalkapielt in

Citeaux verstarb  er am 16.10.1308 in Heilsbronn, wo er auch bestattet ist. Er tritt in einigen  Urkunden auf. In der Urkunde vom 1. März 1290  Es geht um einen Gebietstausch durch Abt Wernher II.(1271-1293)vom Kloster Reichenbach am Regen.
Die Äbte Hermann II. von Kloster Ebrach (1290-1306) und Hugo von Fürstenzell  nahmen am 27.01.1295 das vom Passauer Bischof Bernhard von Prambach (1285-1313) gestiftete Kloster Engelszell .

namens des Zisterzienserordens die neue Niederlassung in feierlicher Form in Besitz und führten den neuen Abt Berthold in sein Amt ein.

1294 übertrug das Domkapitel von Passau Kloster Fürstenzell die Verwaltung der Kirche in Höhenstadt, das heute zur Gemeinde Fürstenzell gehört. Urkunde 78

Im Juli 1297 regierte Abt Timo. Er tritt in der Urkunde 84 vom 24. Juni 1297 auf.

Die besondere Aufmerksamkeit des Passauer Bischofs  Bernhard galt dem Zisterzienserorden. Das zeigte sich nicht nur in der oben erwähnten Stiftung des Klosters Engelszell.

Am 13. Mai 1300 gewährte er Kloster Fürstenzell eine Almosensammlung. Urkunde 89 “Bernhard Bischof von Passau, gewährt dem Kloster Fürstenzell Almosensammlung
an sechs Sonntagen in der gesamten Diözese und andere Vergünstigungen,verleiht den Besuchern 40 Tage Ablaß und bestätigt die bestehenden Ablässevon vier Erzbischöfen und 25 Bischöfen.”

Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) am 13.11. 1300 eine weitere Papsturkunde für Fürstenzell aus.Urkunde  91 “Papst Bonifaz VIII. weist den Domdekan zu Passau an, Abt und Konvent des
Klosters Fürstenzell mit ihren Besitzungen gemäß päpstlichen Privilegien zu schützen.”

Im November 1301 war Konrad Abt von Kloster Fürstenzell, wie aus einer Quittung hervorgeht. Urkunde 94

Am 25. Juli 1305 bestätigt Abt Alber eine Stiftung des Purchart von Neuburg. Urkunde 101. Im Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875 wird Abt Albert (nicht Alber)

mit dem Todesjahr 1309 genannt. Das Kloster hatte bei der Belagerung der Burg Neuburg schwer zu leiden. Dies Burg wurde im bayrisch-österreichischen Konflikt 1310 zerstört. Abt Albrecht  führte nach der Fehde bei Herzog Otto Klage wegen der erlittenen Verluste, worauf das Kloster eine Entschädigung erhielt. (S. 53)  Schon 1294 gewährte  Otto im Einverständnis mit seinen Brüdern  Ludwig und Stephan “angesichts der Belastungen während der Belagerung von Neuburg (Nevnburch), künftig
jährlich zwei große und acht kleine Talente Salz zoll- und mautfrei durch Burghausen und Schärding zu befördern.” Urkunde 75 vom 25.1.1294.

Schon 1308 erklärten die Grafen Albert und Alram von Hals erklärten namens des Herzogs  von Bayern Pfleger und Schirmer des Besitzes des Klosters Fürstenzell in Hausbach, Pokch, Altham (Alram), Habernagel (Haberzagel) und Aichberg in der Pflege Vilshofen zu sein und das Klostergut wie ihr eigenes Gut vor allen zu schützen. Urkunde 113 vom 14.02.1308. Die Grafen von Hals erhielten 1319 von den niederbayrischen Herzögen Heinrich XIV. Otto IV. und Heinrich XV. für ihre treuen Dienste Teile der ehemaligen Grafschaft Leonsberg überlassen.

Auch Papst Clemens V. (1305-1314) vergab einen  Auftrag Kloster Fürstenzell zu schützen. Abt Wernhard (1289-1317) von Kloster Niederaltaich in Nierbayern sollte “Abt und Konvent des Klosters Fürstenzell im Besitz ihrer Güter zu schützen, bei Verletzung Kirchenstrafen auszusprechen und Zeugen zu verhören.” Urkunde 126 vom 7. 3. 1312.

1313 wird in einer Schenkungsurkunde Konrad als Abt von Kloster Fürstenzhell genannt.Urkunde 135 vom 10.08.1313

Abt Berthold erscheint in einer Urkunde vom 21.3.1316, in der dieser die Fleischbank des Klosters in Passau am Fischmarkt an Wernhardt den Fleischhacker  verleiht. Urkunde 142. Die Urkunde belegt zwei Fakten, 1. dass 1316 Abt Berthold regiert hat und 2. dass

Kloster Fürstenzell in Passau eine Fleischbank hatte.

Auf Abt Berthold muss wohl Petrus von Harbeck gefolgt sein. Er regierte von 1317-1327.

Die erste Urkunde in der auftritt, datiert vom 25.5. 1317, in der es um die Verleihung eines Gutes geht. Urkunde 150

Unter Abt Peter kaufte Kloster Fürstenzell ein Haus in Krems. Der Stadtrat von Krems legte am 15.10.1320 fest, dass auch Kloster Fürstenzell für das Haus in Krems

die übliche Steuer zu zahlen hatte.Urkunde 164

Auch in Passau besaß Kloster Fürstenzell ein Haus, wie aus der Urkunde 185 hervorgeht.

Ludwig IV., besser bekannt als Ludwig der Bayer, war von 1314 bis 1328 deutscher König und danach bis zu seinem Tod 1347 Kaiser.

Er stellte für alle bayrischen Klöster viele Urkunden aus. Fürstenzell erhielt die erste Königsurkunde von Ludwig am 29.12. 1322. Urkunde Nr. 183. Darin “bestätigte (er) dem Kloster Fürstenzell alle Freiheiten, Rechte, Gnaden, Zugeständnisse und Privilegien, die es von Päpsten, Kaisern und Königen, anderen weltlichen oder geistlichen Fürsten und sonstigen Personen erhalten hat, nimmt es mit Leuten, Gütern, Besitzungen und Rechten in seinen und des Reiches Schutz und untersagt, es darin zu beeinträchtigen.

1327 erscheint in den Urkunden von Kloster Fürstenzell Abt Heinrich.

Die Klosterkirche von Fürstenzell wurde zwar erst 1344 fertiggestellt, aber schon im Juli 1327 weihte der Passauer Weibischof Dietrich, Titularbischof von Dionysias, der auch dem Zisterzienserorden angehörte,

zwei Altäre in Fürstenzell, den einen St. Michael und dem Apostel Jacobus maior, den anderen dem Märtyrer St. Achatius und dessen Gefährten sowie St. Maria Magdalena. Aus diesem Anlass verlieh er

einen Ablass von 40 Tag. Urkunde 208

1332 urkundet Konrad als Abt von Fürstenzell.

Am 10.07.1334 weiht Weihbischof Dietrich von Passau mit Erlaubnis des Bischofs von Passau Albert II. von Sachsen-Wittenberg (1320-1342) von neuem, wie es in der Urkunde 230 heißt.

Natürlich wurde wieder ein Ablass von 40 Tagen gewährt.

Ab 1336 erscheint Abt Hartmann in den Fürstenzeller Urkunden (Urkunde 238) Danach wird Rueger als Abt genannt. (1337, Urkunde 237). Er wird bis 1340 genannt.

Am 6.6. 1342 visitierte der Mutterabt Herold von Kloster Aldersbach (1340-1343) das Kloster Fürstenzell und verzeichnete “ die bei Visitation seines Tochterklosters Fürstenzell festgestellten Gelder und Schulden des ehem. Abtes Ruger sowie den Bestand an Wein, Getreide und Tieren.”

Urkunde 252

Am 17.2. 1343 erteilte dem Kloster Fürstenzell Steuerfreiheit für alle kaiserlichen Untertanen, die auf dem Gebiet des Klosters sich aufhalten. Urkunde 1065. Am selben Tag stellte er zwei weitere Urkunden für das Kloster aus.

Mit der Urkunde 1066 bestätigte er die Privilegien des Klosters. In der Urkunde 256 erweiterte er die mautfreie Einfuhr von Salz und Getreide, die die Herzöge Otto,Stephan und Ludwig 1294für die bei der Belagerung der Burg Neuburg

entstanden Schäden erlitten hatten.

Ab 1345 erscheint Abt Heinrich in den Fürstenzeller Urkunden ( 259 und folgende)

Die Urkunde 268 vom 26.12. 1347 stellt Abt Andre aus.

Ab 1350 urkundet Abt Hugo (Urkunde 277 vom 7.3. 1350 und folgende)

Am 13.6. 1356 (Urkunde 288)schließt Abt Ulreich einen Vergleich.

22.5. 1378 weist Papst Urban VI. (1378-1389) den Domdekan von Passau an, Kloster Fürstenzell vor  dem Ritter Zacharias genannt der Hadrer zu schützen.Er hatte 1369 die Burg Irsham erworben, von wo aus er die Umgebung drangsalierte. Urkunde 355

Abt Jakob I. Westendorffer (1380-1397) war nach dem Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1875, dort Kloster Fürstenzell S. 52    ein “trefflicher  Mann”. Er eröffnete im nahen Dorf Aspersham ein Bad und eine Taverne.

Die Erlaubnis hatte Herzog Friedrich (1375-1392 und 1392 bis zu seinem Tod 1393 Herzog von Bayern-Landshut) gegeben. Urkunde   372

Am 24. VI. 1384 kaufte er von Ritter Zacharia (s.o.) den Burgstall in Hirschstein und die Güter um Irsham. Urkunde 385. Die Burg ließ er schleifen und das Baumaterial zum weiteren Klosterbau verwenden.

Abt Jakob tätigte eine Reihe weiterer Käufe. Er verstarb 1397.

Auf ihn folgte Abt Jaob II. aus Wels (1397-1409)In seiner Amtszeit gab es verschiedene Streitigkeiten, die aber meist auf dem Vergleichsweg beendet wurden.

Ihm hatte auch Herzog Heinrich XVI. (1393-1450) alle Rechte und Freiheiten bestätigt. Urkunde 455 vom 11. 03.1404.

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Neben 33 Kardinälen, 346 Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen,  waren auch  546 Vorsteher und Glieder der Mönchsorden in Konstanz vertreten

Für Kloster Fürstenzell war Abt Thomas(1414-1440) anwesend. Abt Thomas erhielt von Abt Christian II. Hochgemut (1415-1429) eine Urkunde präsentiert, in der er

aufgefordert wird, die Vorgänge in Fürstenzell zu untersuchen, aus der Zeit, als das Kloster vakant war und der Bruder Andreas Zullinger, der sich die Amtsgewalt des Abtes angeeignet hatte, eingekerkert werden sollte. Urkunde 486

Aus den online zugänglichen Unterlagen und Quellen lässt sich der Sachverhalt leider nicht klären.

Am 3.4.1416 gibt es auch ein Mandat für den Abt von Kloster Formbach des Konzils, er solle die dem Kloster Fürstenzell entfremdeten Güter zurückgeben. Urkunde 488

Am 21.4. 1420 bekam Abt Thomas und der Konvent des Klosters Fürstenzell die geistliche und weltliche Verwaltung der Pfarrkirche in Höhenstadt samt der Filiale in Irsham und der Kapelle in Essenbach mit der Bedingung, dass alljährlich im Kloster ein Jahrtag für das Domkapitel am 21. April begangen wurde. Urkunde 499

Vermutlich unter Abt Thomas wurde eine Gedenkplatte für den Klosterstifter Hartwig geschaffen.

Sein Nachfolger wurde Abt Achatius Sandhaaas

Am 1.11. 1447 inkorporierte  der Passauer Bischof Leonhard von Laiming (1423 –1451) Kloster Fürstenzell zum Dank für die oftmals erwiesene Gastfreundschaft die St. Georgs Pfarrkirche zu Beutelsbach mit allen Einkünften und Gütern und der Verpflichtung den vom Bischof jeweils eingesetzten Priester aus den Einkünften zu erhalten. Urkunde 598

Von Graf Heinrich V. Graf zu Ortenburg (+1449) kaufte Abt Achatius mehrere Güter. Urkunde607

Am 20.5. 1450 visitierte Abt Johannes III. Pluer (1448-1463)von Kloster Aldersbach Kloster Fürstenzell. Aus diesem Anlass machte er auch Inventur. Er  listete die Einkünfte des Klosters sowie die Ausgaben auf, zusammen mit dem jeweiligen Verwendungszweck, abschließend würde der Viehbestand des Klosters angegeben. Urkunde 611

1453 hatte Kloster Fürstenzell 6 Gulden Kontribution an Kloster Citeaux zu zahlen, das sind etwa 1.256,00 €, wie aus der Urkunde 622 hervorgeht.

Unter Abt Achatius erhielt die Klosterkirche ein Gewölbe.

Abt Achatius starb am 2. Februar 1457 “sub Cura medicorum” ,also in ärztlicher Behandlung. (Sulzbacher Kalender S. 54)

Auf ihn folgte Abt Kilian, der aber bereits 1459 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes I. Schletterer (1459-1496) Die Wahl leitete Abt Johannes von Kloster Aldersbach im Beisein von Abt Erasmus (1456-1465) von Engelzell und Abt Stephan (-1469?) von Kloster Gotteszell.

Die Wahl fand am 7.1.1460 statt. Urkunde 641 Den Wahltermin hatte Abt Johannes auch zur Visitation und Inventur von Kloster Fürstenzell genutzt. Urkunde 642

Zwischen Kloster Imbach und Kloster Fürstenzell gab es einen Rechtsstreit wegen des Weinzehnten von Rehberg, der sich über mehrere Jahre hinzog, und der erst am 11.5. 1472 durch Papst Sixtus IV. (1472-1484) entschieden wurde.

Urkunde 674

Schon am 31.3. 1472 hatten Abt Johannes und Prior Stephan Thoman Bursarnus Generalvollmacht erteilt, das Kloster in allen Rechtsgeschäften zu vertreten.  Urkunde 673

1473 wurde das Kloster zur Abtei erhoben (Ortschronik Fürstenzell)

1476 erhielt Abt Johannes von Papst Sixtus die Pontifikalien verliehen.

In der Regierungszeit von Abt Johannes wurde die Wallfahrtskirche von Höhenstadt, heute ein Ortsteil von Fürstenzell erbaut. Aus dieser Zeit stammt auch das Gnadenbild, eine spätgotische Madonna,genannt Schöne Maria im Turm.

Heute ist es im Rokokoaltar, der sich in der Seitenkapelle befindet.

Am 9. September 1477 visitierte der Aldersbacher  Abt  Georg von Osterhofen (1466-1486) Kloster Fürstenzell.

Abt Johannes ließ um 1490 den Chor der Portenkirche im gotischen Stil neu erbauen.

Abt Johannes verstarb 1496. Sein Nachfolger wurde Abt Pangratius Reicher (1496-1512). Der Aldersbacher Abt Simon  von Kasten (1486-1501) bestätigte die Wahl am  29.5.1496. Urkunde 779.

Abt Pangratius war wohl vorher Prior. In Urkunde 777 vom 24.4.1496 bestätigt Prior Pangratz die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Johannes angefertigt hat.

Am 23.06.1496 bestätigte der deutsche König Maximilian I. (1486-1508, ab 1508 Kaiser bis  1519) Kloster Fürstenzell alle Privilegien. Urkunde 780

Einen Monat später, am07.07. 1496 bestätigte Abt Jacob II. (1495-1503) von Kloster Morimond die Wahl von Pangratius zum neuen Abt.

Weihbischof Bernhard Meurl (1496-1526) aus Passau weihte im Mai 1497 den Neubau der Kapelle St. Blasius in Wendelkirchen und die Pfarrkirche zu Höhenstadt mit drei Altären. Aus diesem Anlass verlieh er einen Ablass.

Raimund Peraudi, 1500-1504 päpstlicher Legat in Deutschland, erteilte Abt Pangratius von Fürstenzell die Vollmacht, im Jubeljahr Abläße zu vergeben, außer bei Bigamie, Simonie, Mord u.ä. Urkunde 805 vom9.12.1502

Jubeljahre oder Heilige Jahre  wurden ab 1475 alle 25 Jahre begangen. Papst Paul VI. (1464-1471) hatte 1470  unabänderlich festgesetzt, dass Jubeljahre alle 25 Jahre zu begehen seien. Den Gläubigen wurde bei Erfüllung bestimmter Bedingungen einen vollständigen Ablass („Jubiläumsablass“) gewährt.

Auf Abt Pangratius folgte Gregorius Nadler (1512-1521). Er stammte aus Schärding in Oberösterreich. Er studierte in Wien. Am 01.02. 1498 machte er dort den Baccalaureus artium. Vor er Abt wurde bekleidete er das Abt des Priors in Fürstenzell.

In der Urkunde 816 vom 17.  Mai 1510 bestätigte er die Richtigkeit der Aufstellung über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters, die Abt Pangratius angefertigt hat.

Unter Abt Gregor fing 1517 die Reformation an. Aber Reformationsereignissen ist nichts bekannt.

1521 verstarb er. Zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell wurde am 29.8. 1521 Johannes II. Viztumb, Subpleban an der Kirche zu Hohenstat, gewählt.Abt Wolfgang Marius (1514-1544) bestätigte  die Wahl in Urkunde 824

Nach dem Sulzbacher Kalender war er, wie auch sein Nachfolger Laurentius II. (1555-1561) schlechte Wirtschafter (S. 54) Ereignisse aus dem Bauernkrieg, der ja 1525 stattfand, sind unter Abt Johannes II. nicht bekannt.

Die Wahl von Abt Johannes II. wurde am 19.7.1422 (Urkunde 827) von Bruder Anthonius de Monte, Commissarius des Zisterzienserordens für ganz Deutschland, bestätigt.

Abt Johannes II regierte  bis 1540. Abt Wolfgang vom Mutterkloster Aldersbach bestätigte mit der Urkunde  859 vom 16. 2. 1540 die Wahl des Kellermeisters Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Er stammte  aus Lofelden in Oberösterreich. Die Äbteliste ist wohl nicht ganz klar. Die Biographia Cisterciensis führt Abt Laurentius Perger als Abt von 1555-1561. In den Urkunden wird aber Abt Laurentius bereits 1540 als

Abt bestätigt. In Urkunde 878 vom 16.1.1555 bestätigt aber Abt Bartholomäus Madauer (1552-1577) von Kloster Aldersbach die Wahl des Kellerers Laurentius zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.

Der von Abt Wolfgang in Urkunde 859 wird ebenfalls Kellerer Laurentius genannt . Alexander Erhard nennt in Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau, Passau 1903, auf Seite  119 Abt Laurentius I.

Berger von Lofelden in Oberösterreich als 36. Abt von Fürstenfeld und Laurentius II. Kalsinger (Kalschinger) aus Krumau als 37. Abt mit der Regierungszeit 1554-1559.

Kloster Fürstenzell scheint Probleme gehabt zu haben, seinen finanziellen Pflichten nachzukommen. Am 16.9. 1545 bewilligte Herzog Wilhelm IV. von Bayern (1508-1550) den Verkauf von Gütern,

“um die den Klöstern und Stiften von der Landschaft des Fürstentums Bayern auferlegte Steuer bezahlen zu können.” Urkunde 868

Unter Abt Laurentius II. fand nach dem Sulzbacher Kalender 1588 eine Visitation des Klosters durch eine herzogliche Kommission statt. Diese hatte eine Abdankung des Abtes zur Folge.

Das Kloster wurde unter Verwaltung von Kloster Aldersbach gestellt.

Graf Joachim von Ortenburg (1551-1600) war  ein großer Befürworter von Martin Luther. Seine Eltern hatten sich schon 1538 zu Luther bekannt. Graf Joachim führte in der Reichsgrafschaft Ortenburg die Reformation ein.

Die Reichsgrafschaft lag in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kloster Fürstenzell. Die Einführung der Reformation in der Reichsgrafschaft hatte auch große Auswirkungen auf Kloster Fürstenzell. Es  verlor viele Mitglieder des Konvents, die zum protestantischen Glauben übergetreten waren.

Unter dem letzten Verwalter lebten gerade noch drei Konventuale im Kloster.

Am 14. 11. 1566 wurde der bisherige Verwalter Sebastian [Peer] zum neuen Abt des Klosters gewählt. Abt Bartholomäus  bestätigte die Wahl in der Urkunde 891.

Abt Sebastian stammte aus Frontenhausen, Lkr. Dingolfing-Landau.  Ursprünglich war er ein Konventuale in Gotteszell. Von 1562 bis zu seiner Wahl war er Administrator in Fürstenzell. Er starb im Dezember 1570.

Danach war nochmals ein Administrator in Fürstenzell tätig und zwar der Aldersbacher Cellerar Stephan Metzger (Lanio)

Am 9.9. 1573 visitierte Generalabt  Nicolas I. Boucherat (1571–1583 ) Kloster Fürstenzell. Urkunde 895

Abt Stephan bat seinen Vaterabt Bartholomäus um Rückzahlung von 1000 fl, das sind etwa 208.400,00 €., die Aldersbach wohl geliehen bekommen hatte.

Am 22.8. 1580 wurde Willibald (Schissler], Profess zu Aldersbach, zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell gewählt.Abt Andreas II Haydecker, der in Aldersbach von 1578-1586 als Administrator tätig war,

bestätigte die Wahl mit der Urkunde 897  vom 22.8. 1580 . Die Betätigung durch den Orden erfolgte am 25.9. 1581 durch Edmund Acruce, Abt des Klosters Castellione. Urkunde 899.

Am 9.8. 1583 bestätigte Kaiser Rudolf II. (1576–1612) alle Privilegien des Klosters Fürstenzell. Urkunde 900.

Im Dezember 1587 visitierte Abt Johannes IV. Dietmair (1587-1612) von Kloster Aldersbach Fürstenzell Urkunde 905

Eine zweite  Visitation durch den Generalabt Edmond I. de la Croix (1584– 1604 ) Urkunde 907 vom  14.7.1595.

in Urkunde 911 bestätigt Generalabt Edmund die Wahl von Stephan Metzger 1598  die Wahl zum neuen Abt von Kloster Fürstenzell. Auch hier wieder die Unklarheit zum Administrator Stephan Metzger s.o.

Am 3.3. 1605 wird Johannes Deyser (1605-1609) zum Abt von Fürstenzell gewählt. Vaterabt Johannes IV. bestätigte die Wahl in Urkunde 913. Er stammte aus Oberösterreich.

Kloster Fürstenzell wurde am 5.2. 1680 durch  Abt Martin  von Kloster Clairlieu (Clariloci) und Generalkommissar des Zisterzienserordens, visitiert. Urkunde 916

Abt Johannes regierte nur bis 1609. Sein Nachfolger wurde

Jakob III. Brucker (Pontanus)(1609-1634) aus Weilheim. Abt Johannes Dietmair bestätigte die Wahl am 10.09 1609 (Urkunde 918)

1612 erhielt Kloster Fürstenzell die Brauereigerechtigkeit. Ebenfalls 1612 schlug ein Blitz in die Kirche ein und verursachte einen Dachstuhlbrand. Der Turm und die Kirche und auch die Orgel wurden zerstört.

Angeblich blieb nur ein hölzernes  Kruzifix mitten in den Flammen unversehrt.

Schon im September 1595 hatten sich auf Einladung des Generalabtes Edmond de la Croix 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum in Kloster Fürstenfeld getroffen. Diese beschlossen mit den Fürstenfelder Statuten die Grundlagen einer gemeinsamen Reform und konstituierten ein gemeinsames oberdeutsches Generalvikariat. Es dauerte aber bis sich die ins Auge gefasste Kongregation bildete. Seit der Visitation des Generalabtes Nikolaus II. Boucherat  1615/16 in Deutschland, Böhmen und Österreich stand dann die Ordensspitze wieder hinter dem Projekt einer Kongregationsbildung.

Am 13. 5. 1616 visitierte  Nikolaus Boucherat im Rahmen der großen Visitation auch Kloster Fürstenfeld Urkunde 925.

Bei einem Äbtetreffen 1618 wurden erarbeitete Statuten revidiert  und vom Vertreter des Generalabtes approbiert. Am 22. Januar 1619 wurden sie vom Abt von Cîteaux bestätigt. Die Kongregation wurde am 17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.

Auch Kloster Fürstenzell trat der Kongregation bei.

Mit dem Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 begann der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände. Daraus entwickelte sich der Dreißigjährige Krieg. Zunächst war es der böhmisch-pfälzische Krieg von 1618-1623, der sich in Böhmen und der Kurpfalz abspielte.

Bayern und damit die bayrischen Klöster waren noch nicht betroffen. Das änderte sich erst mit dem “Schwedischen Krieg” 1630-1635. Der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) landete am 6. Juli 1630 auf Usedom und die Schweden blieben dann rund

20 Jahre in Deutschland, also deutlich länger als die Bezeichnung vermuten lässt. Sie drangen über Magdeburg, Leipzig bald bis nach Franken ein.

Nun war der Krieg auch in Bayern angekommen. 1632 waren die Schweden auch in Fürstenzell. Zu Plünderungen oder Kontributionen gibt es aber keine Quellen.

Auch die Pest wütete rund um Fürstenzell In Irsham musste wie vielerorts ein Pestfriedhof angelegt werden. Im Gefolge der Pest gab es auch eine große Hungersnot.

Auch Abt Jakob fiel der Seuche wohl zum Opfer. Er verstarb im Herbst 1634.

Wolfgang Gattermaier (1635-1666) wurde am 15.4. 1635 durch Abt Michael (1612-1635) von Aldersbach als neuer Abt von Fürstenzell bestätigt. Urkunde 949. Mit der Folgeurkunde 950 vom 29.9.1635 erkannte der Salemer Abt und

Generalvikar des Zisterzienserordens in Deutschland Thomas I. Wunn (1615–1647 ) ,  die Wahl des Wolfgang Gattermaier an. Vor seiner Wahl war er Prior in Kloster Fürstenzell.

Er stammte aus Obernberg in Oberösterreich. Er war Licentiat der Theologie und nach dem Sulzbacher Kalender “ein sehr gelehrter Mann”.

1647 kamen die Schweden nochmals bis vor Fürstenzell, jedoch blieben Kloster und Kirche von der Plünderung verschont.

Abt Wolfgang war Beisitzer bei der Wahl von Abt Gerhard Hörger am 8. Januar 1651 zum Abt von Kloster Gotteszell. Am 19. März 1651 wurde er zum Abt von Kloster Aldersbach postuliert, lehnte dies aber zunächst ab, weil er

Gotteszell nicht aufgeben wollte. Mit Dispens des Generalabtes Claude Vaussin (1643-1670) leitete er dann beide Abteien.

Abt Wolfgang resignierte 1666 und verstarb 1667.

Zu seinem Nachfolger wurde unter Vorsitz von Abt Gerhard (1651-1669) von Kloster Aldersbach Melchior Korn (1666-1684)  am 12.09. 1666 gewählt. Urkunde 978

Generalabt Claude  Vaussin  bestätigte am 12.5. 1667 Melchior Korn als neuen Abt zu Fürstenzell. Urkunde 981

Melchior wurde 1621 in Bughausen geboren. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen und studierte ab 1644 in Ingolstadt. Seine Profess legte er wohl 1646 ab.

Unter Abt Melchior begann 1674 der Neubau der Klosteranlagen Baumeister waren wohl Handwerker aus Roveredo im Misox. Ab 1677 wird Carlo Antonio Carlone (1635–1708) aus Scaria genannt.

Abt Melchior starb am 1.11. 1684

Am11.1684 bestätige Abt Engelbert Vischer von Kloster Aldersbach (1683-1705) die Wahl von   Alfons Gattermaier (1684-1691) zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1000

Er war ein Bruder des Abts Wolfgang Gattermaier. Generalabt Jean XII. Petit (1670– 1692 ) bestätigte die Wahl von Abt Alfons am 26.4.1684. Urkunde 1001.

Am selben Tag stellte er eine Urkunde aus, in der er ihm die weltliche und geistliche Gewalt über das Kloster Fürstenzell verlieh. Urkinde 1002

Abt Alfons vollendete den Neubau der Klosteranlagen,  den Abt Melchior 1674 begonnen hatte.

Abt Alfons verstarb 1691. Sein Nachfolger wurde Josef Schmittner, aus Braunau (1691–1694) Mit Urkunde 1010 vom  20.5.1691 gab Abt Englbert Vischer (1683-1705) Die Wahl von Josef Schmitner als neuen

Abt von Kloster Fürstenzell bekannt. Am 20. 7. 169e bestätigte Generalabt Jean XII. Petit  die Wahl. Urkunde 1011

Schon 1694 folgte mit Benedikt Arb (1694–1700) der nächste Abt. Abt Engelbert von Kloster Aldersbach bestätigte am 13.10. 1694 die Wahl.

Generalabt Nicolas III. Larcher (1692-1712 ) bestätigte die Wahl am 17.1.1695. Urkunde 1014

Abt Benedikt war vor seiner Wahl Vikar in Beutelsbach. Er resignierte 1700.

Sein Nachfolger wurde Abundus I. Arleth (1700-1707)

Er stammte aus Ingolstadt und war Sohn eines Kantors. Er war Professor der Philosophie. Als er am 26. April 1700 zum Abt gewählt wurde, war er Prior im Kloster Fürstenzell.

Er wurde im Herbst 1701 zusammen mit Emanuel I. Scholz (1700–1733) Abt von Raitenhaslach vom Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation Stephan I. Jung (1698–1725) und Abt von Kloster Salem benediziert.

Abunhdus war kaum Abt, als der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1714 begann. Der Krieg war ein dynastischer Erbfolgekrieg, der zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon um die Nachfolge Karls II. (1665-1700), des letzten Habsburgers auf dem spanischen Thron

Außerdem ging es um das Mächtegleichgewicht in Europa.  Der bayrische Kurfürst Max Emmanuel (1679-1704) Ab 1691 war er Generalstatthalter der spanischen Niederlande. 1701 wechselte er die Fronten und stellte sich auf die französische Seite.

Der Krieg war nun in Bayern angekommen. 1703 besetzte Max Emanuel Schloss Neuburg am Inn, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu Fürstenzell war. Nach seiner Niederlage in der zweiten Schlacht von Höchstädt ging er ins Exil in die Niederlande. Er kehrte erst 1715 nach Bayern zurück und

regierte dann wieder bis zu seinem Tod 1726.

Abt Abundus floh nach Kloster Raitenhaslach, da Fürstenzell besetzt wurde.

Auch hatte das Kloster unter Kriegssteuern und Kontributionen schwer zu leiden. Der Sulzbacher Kalender schreibt sogar, dass das Kloster durch Kriegssteuern so mitgenommen gewesen sei, “ was dem guten Herrn das Herz brach”. (S.54)

Abt Abundus verstarb 1707.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Abundus II. Pugnetti (1707-1727) am 13. November 1707 gewählt. Zu diesem Zeitpunkt lebten 15 Mönche und 3 Konversen im Kloster.

Er wurde 1672 oder 1673 als Sohn  eines geadelten kaiserlichen Artillerieobersten geboren. Abt Abundus war der einzige Fürstenzeller Abt, der dem Adelsstand angehörte.

Bayern war zu der Zeit von kaiserlichen Truppen besetzt. Seine Abkunft könnte bei seiner Wahl eine Rolle gespielt haben. Auch die großen österreichischen Besitzungen

des Klosters haben möglicherweise dafür gesorgt, dass Fürstenzell während seiner Regierungszeit geschont wurde.

Trotz der krisenhaften Zeiten ließ er die große Schwaig erbauen, einen Maierhof nordwestlich des Klosters. Auch dass er dazu Gelder in München aufnehmen musste, hielt ihn nicht vom Bau ab.

Es war eine Vierflügelanlage von 51 x 51 Meter. Er wurde von Antonio Rizzi aus Misox in Graubünden von 1717-1719. Rizzi arbeitete Anfang des 18. Jahrhunderts in Niederbayern.

Auch in Höhenstadt, heute ein Teilort von Fürstenzell und Kurbad ließ er bauen. Dort gab es eine Schwefelquelle auf Klostergrund. Er ließ ein hölzernes Badhaus mit Wasserleitung  errichten, was für langsam wachsenden Zulauf von Heilungssuchenden sorgte.

1724 war er Wunschkandidat von Kurfürst Max Emanuel als Prälatensteuerer für die Landschaft. Das war schon sein zweiter Anlauf. Die Verordneten wählten dafür Abt Corbinian (1707-1739) von Kloster Asbach.

Diese Wahl erregte beim Kurfürsten berechtigtes Missfallen,zumal gegen Abt Corbinian viele Klagen wegen schlechter Wirtschaftsführung und außerdem unklösterlichem Verhalten vorlagen. Um Abt Corbinian nicht weiter zu demontieren, wurde die Wahl zwar nicht

wiederholt. die Landschaft sagte aber zu, Abt Abundus bei der nächsten Wahl zu berücksichtigen. Dies geschah auch bei der Wahl am 31. März 1727. Allerdings verstarb Abt Abundus ein Vierteljahr nach der Wahl im 56. Lebensjahr.

Sein Nachfolger wurde Abt Stephan III. Mayr (1727-1761) Am 15.3.1728 bestätigte Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727– 1748  die Wahl von  Abt Stephan zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell. Urkunde 1032.

Er wurde als Sohn des bürgerlichen Wundarztes am «oberen Bad»geboren.

1709 legte er in Fürstenzell unter dem Namen Stephan ab. 1714 feierte er seine Primiz. 1718 war er Vikar in Höhenstadt.

Über das Leben und wirken  von Abt Stephan ist wenig bekannt. Aber auf seinem Epitaph  wird er unter dem Namen «Magnus  Stephanus» mit «Fundator Alter» und «Restaurator munificus» (zweiter Gründer und freigiebiger Erneuerer) bezeichnet.

Auch seine Regierung wird durch Krieg überschattet. Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748 erfasste auch Niederbayern. Auch Kloster Fürstenzell musste wieder Kriegssteuern entrichten.

Trotzdem unternahm er den Neubau der Klosterkirche und vollendete ihn.

1739 beauftragt Abt Stephan den den Passauer Bildhauer Joseph Matthias Götz ( (1696–1760) als Baumeister für den Kirchenneubau. Abt und Baumeister überwerfen sich aber.

Er trifft den Baumeister Johann Michael Fischer (1692–1766), der sich mit seinen Kirchen in Ingolstadt und Berg am Laim einen Namen gemacht hat. Dieser legt ihm 1740 einen neuen Riss vor und erhält den Bauauftrag.

Er delegiert seinen Palier Martin Wöger (1700–1761) nach Fürstenzell. Dieser erstellt das Chorgewölbe noch im selben Jahr. 1741 erstellt er das Hauptgewölbe. 1742 ruhen die Bauarbeiten wegen des Krieges zwischen

Österreich und Bayern.

Die Stuckaturen übernimmt Johann Baptist Modler (1697–1774) auch schon 1741. Es ist sein erster Auftrag als Stuckateur.

Auch mit Baumeister Fischer überwirft sich der Abt. Dieser zieht  seinen Palier und 6 Maurer ab und lässt die Kirche im Westen unvollendet zurück.

Der Passauer Orgelbauer Philipp Jakob Schmid stellt 1748 die Orgel auf der Westempore fertig.

Abt Stephan war wohl auch ein ausgezeichneter Musiker und wird vom Klosterchronisten als virtuoser Geiger beschrieben.

Am 27. Oktober 1748 weihte der Passauer Bischof Kardinal Joseph Dominikus Graf von Lamberg (1723-1761) die Klosterkirche.

Abt Stephan stirbt 1761.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto (1761-1792) als 48. Abt von Kloster Fürstenzell.

Er ist am 12. Juli 1709 Polling als Sohn Sohn des Klosterschneiders bei den Augustinerchorherren von Polling bei Weilheim geboren.

Sein Bruder Clemens war von 1740–1770 Propst des Augustinerchorherrenstift Rottenbuch

Er legte am 1. November 1730 die Profess im Kloster Fürstenzell ab und wurde 1733 zum Priester geweiht. 1758 war er Vikar in Höhenstadt.

Am 11. August 1761 wurde Otto zum Abt gewählt. Generalabt François Trouvé (1748–1797) bestätigte die Wahl des Otto Prasser zum neuen Abt des Klosters Fürstenzell.Urkunde 1053 vom 1.9. 1761

Sein Vorgänger Stephan hatte trotz Kirchenneubau und Kriegszeiten das Kloster schuldenfrei  und eine geordnete Finanzlage hinterlassen.

Otto ließ den Süd-und Westtrakt des Klosters neu bauen. Die Planung der –Architektur, sowie der Doppelturmfassade wird Vinzenz Fischer (1729–1810)Professor an der Architekturschule der Wiener Akademie zugeschrieben.

Neben den Neubauten von Prälatur- und Refektoriumsflügel ließ er die Bibliothek und die Portenkirche umbauen.

Die Einrichtung des Bibliotheksaals besorgte der Bildhauer Joseph Deutschmann (1717–1787) aus Imst. Für die Deckenfresken waren die  Matthäus Günther(1705–1788) und Johann Jakob Zeiler (1708–1783) verantwortlich.

Otto  baute auch den eingefriedeten Prälatengarten westlich des Klosterhofs mit dem «Salettl» genannten Pavillon als Abschluss.

Im Festsaal malt 1773 Bartolomeo Altomonte (1694–1783) aus Warschau die Deckenfresken.

Die Kirchtürme werden mit Kupferkuppeln versehen und die Kirche erhält ein neues Geläut. Die Glocken wurden von Peter Anton Jacomini ( † 1789) aus  Passau gegossen.

Außerhalb des Klosters ließ er in Höhenstadt ein festes Gebäude anstelle des hölzernen Badhauses, das Abt Abundus gebaut hatte, errichten. Dieses bekam schöne Zimmer und einen Speisesaal.

Im Kremstal besaß Kloster Fürstenzell umfangreiche Weingüter. In Imbach in der Nähe von Krems ließ er den Fürstenzellerhof, heute ein Gasthaus errichten.

Auch der Anbau einer Brauerei am Prälaturflügel wird Abt Otto zugeschrieben.

1775 beging Kloster Fürstenzell mit einem großen Fest sein 500-jähriges Bestehen. Der Festsaal war gerade rechtzeitig zum Fest fertig geworden.

15 Äbte und viel Prominenz waren anwesend. Aber auch das “gemeine Volk” nahm am Fest teil.

Ein weiteres Fest beging Abt Otto mit einem persönlichen Feiertag. 1783 beging er sein 50-jähriges Priesterjubiläum.

Er legte nach 31 Jahren Regierungszeit sein Amt 1792 nieder, lebte aber noch 6 Jahre und verstarb am 3. September 1798.

Sein Nachfolgere wurde Edmund Bachmayr (1792–1803) als letzter Abt von Kloster Fürstenzell.

Er wurde am 3. Oktober 1758 als Sohn eines Revierförsters in Außernzell geboren. Er legte 1777 die Profess ab in Kloster Fürstenzell ab und wurde am 29. September 1783 zum Priester geweiht. Von 1791 bis 1792 studierte er Rechte in Ingolstadt und war anschließend Seelsorger in Irsham.

Er wurde am 28. November 1792 zum Abt gewählt und 1793 zum Abt geweiht und infuliert.

Abt Edmund förderte wie seine Vorgänger Wissenschaften und Kirchenmusik. Dafür ließ er mehrere Instrumente anschaffen.

Er war auch ein Schulmann. Er baute ein größeres Schulhaus zur Hebung der Volksschule, die von Kindern aus der näheren und weiteren Umgebung sehr gut besucht war.

1800 begründete eine moderne Industrieschule für Arbeiterinnen mit handwerklicher Ausrichtung.

Auch er war für die Landschaft tätig und  wurde 1795 zum Deputierten des Prälatenstandes bei der Regierung bestellt.

Seit 1797 gehörte er als Nachfolger des Aldersbacher Abtes Otto Doringer (1779-1797) dem Generalstudiendirektorium der Prälaten an.

1803 wurde Kloster Fürstenzell im Zuge der Säkularisation aufgehoben.

Die Familie Wieninger erwarb die Kloster- und Ökonomiegebäude.

Als Schulfachmann ist Ex-Abt Edmund auch weiterhin im Schulbereich tätig. 1804 wurde er zum Oberinspektor der Landschulen im Landgerichtsbezirk Griesbach bestellt.

Danach war er 1807 bis 1814 war er Pfarrprovisor in Haardorf bei Osterhofen. Als solcher bewirkte er, dass in der nahegelegenen Wallfahrtskirche Kreuzberg das Allerheiligste aufbewahrt werden durfte. 1814 zog er als Kommorant nach Deggendorf, wo er am 15. Dezember 1817 starb

Ein Kommorant war ein Geistlicher, der an einem Ort ansässig war, ohne seelsorgerisch tätig zu sein.

1930 übernahm die Deutsche Provinz der Gesellschaft Mariens das ehemalige Kloster Fürstenzell. Die Maristenpatres nahmen 1931 den Lehrbetrieb an der ordenseigenen philosophisch-theologischen Hochschule und 1948 am Gymnasium auf. Ein weiteres Aufgabenfeld der Patres war die Seelsorgetätigkeit in der Pfarrei Fürstenzell und den Nachbarpfarreien. Am 15. August 2009, am Tag des Patroziniums, verabschiedeten sich die Maristen altersbedingt aus der Seelsorge in der Pfarrgemeinde Fürstenzell.

                                                                                                                                                             

16 Apr. 2023

Kloster Allerheiligen (Schwarzwald)

                                                                                                                                                                                                             

Der Heilige Norbert von Xanten (*1080/1085-+6. Juni 1134) gründete 1120 einem  abgelegenen Waldtal bei Prémontre ein Kloster. Seine Mitglieder waren Kanoniker. Das sind Kleriker,die sich zu einem

gemeinsamen Leben ohne Privateigentum zusammen geschlossen haben. Grundlage für den Orden ist die Regel des heiligen Augustinus.Durch Norbert von Xanten erhielt die Augustinerregel aber ihre

besondere Ausprägung, weswegen die Prämonstratenser auch oft Norbertiner genannt werden. Die Ordenskleidung ist weiß. Im Mittelpunkt des religiösen Lebens steht die Liturgie. Siebenmal am Tag versammeln sie sich zum

Chorgebet. In der Frühzeit der Prämonstratenser war ihr Leben streng. Um Miiternacht wurde die Matutin gebetet. Im Kloster herrschte ununterbrochenes Stillschweigen.Fleischgenuss gab es nur bei Krankheit.

Alle waren zur Handarbeit verpflichtet, auch die Priester.

Eine Klostergemeinschaft wurde Kanonie genannt. Ähnlich wie die Zisterzienser waren die Prämonstratenser zentralistisch angelegt. Der Generalabt saß in Prémontre. In seinen Händen lag die Leitung des Ordens.

Äbte und Pröpste mussten immer wieder nach Prémontre kommen, wo über Ordensangelegenheiten und Ordensbräuche beraten wurde. Die Klöster einzelner Gebiete waren zu einer Zirkarie zusammengefasst. Ursprünglich deckte sich dass

mit einer Diözese. Es gab das Amt des Zirkators. Dieser visitierte die Klöster bestimmter Gebiete im Auftrag des Generalabtes von Zeit zu Zeit. Die Klöster hielten enge Bindungen zu dem Kloster, von dem aus sie jeweils gegründet wurden. Es nannte sich dann dessen filia.

Der Orden war weitgehend von den Bischöfen und weltlichen Herren unabhängig.

1126 bestätigte Papst Honorius II. (1124-1130) den Orden der „Chorherren des heiligen Augustinus nach den Gebräuchen der Kirche von Prémontré“.

Die asketische Persönlichkeit Norberts und sein Ruf als charismatischer Reform-und Bußprediger verschafften dem jungen Orden einen großen Zulauf und es kam zu vielen Klostergründungen in Frankreich, England und Deutschland.

Uta von Schauenburg (um 1115/20-1196/99) war die jüngere Tochter des Pfalzgrafen Gottfried bei Rhein aus dem Hause der Grafen von Calw und der Luitgard von Zähringen.

Ihre Großeltern sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits hatten als Klostergründer gewirkt. Ihr Urgroßvater Adalbert II. von Calw (+1099) hatte Kloster Hirsau um 1050 neu gebaut und um 1059 das Stift Sindelfingen gegründet.

Ihr Großvater mütterlicherseits Herzog Berthold II. von Zähringen (+1111) gründete 1093 das Kloster St. Peter im Schwarzwald.

Utas Vater Gottfried hatte keine männlichen Nachkommen, hatte aber reiche Besitztümer. Dazu ging ihre Schwester eine nicht standesgemäße Ehe ein. Uta  war also eine ganz gute Partie.

In jungen Jahren heiratete Uta Welf VI. (*1115-1191),Markgraf von Tuscien, dem sie schon als Sechsjährige versprochen war. Die Ehe war wohl nicht glücklich. Ihr entstammte ein Sohn, Welf VII, der allerdings schon 1167 auf dem Feldzug Friedrich Barbarossas gegen den Papst verstarb.

Auch Welf VI. war als Klostergründer tätigt. Er gründete 1147 das Prämonstratenserkloster Steingaden, in dem sein Sohn und später auch er beerdigt sind.

Herzog Welf starb 1191. Kurz danach gründete seine Witwe Uta das Prämonstratenserkloster Allerheiligen bei Oppenau. Die Klostertradition nimmt 1192 als Gründungsjahr an.

Allerheiligen war eine singuläre Erscheinung. Es ist die späteste und einzige prämonstratensische Klostergründung im rechtsrheinischen Oberrheingebiet.

Die “Gründungsurkunde” ist im Original verlorengegangen. Die weiteren Abschriften beruhen alle auf einem Vidimus aus dem Jahr 1441. Der Text enthält eine Besitzliste mit den Ausstattungsgütern des Klosters, die vor allem im Renchtal lagen, und erwähnt als zentralen Besitz das Patronatsrecht über die Kirche in Nussbach.

Die Gründungsurkunde besagt, dass Allerheiligen von der Cella Herbipolim gegründet worden ist. Dort wurde unter Mitwirkung von Norbert von Xanten 1128 ein Doppelkloster der Prämonstratenser gegründet. Das Totenbuch von Allerheiligen verzeichnet tatsächlich drei Kanoniker

aus Zell. Zwar erklärte Abt Oswald Lorchert (1747-1785) von Oberzell in seinem Schreiben vom 30. Januar  1757, dass Kloster Allerheiligen nie als Tochter von Kloster Oberzell betrachtet worden sei.

Der Propst des Klosters Marchtal Theoderich  von Wittenhausen (1243-1251) verzichtete nach den Annalen Kloster Marchtals auf das Recht auf das Patronat von Kloster Allerheiligen. Es ist anzunehmen, dass  auch Kanoniker aus Marchtal gekommen sind, um an der Gründung teilzunehmen.

Es war bei den Prämonstratensern nicht unüblich, dass sich der Konvent eines neuen Klosters aus Mitgliedern verschiedener Klöstern zusammensetzte.

“Uta, Herzogin von Schauenburg, gründet zur Ehre Gottes und aller Heiligen ein Kloster am Nordwasser (Nortwazzer) beim Büttenstein (Butenstein) nach der Augustinerregel und den Statuten des Prämonstratenserordens, bestimmt die Grenzen des Klostergebiets und stattet dasselbe aus mit näher beschriebenen Gütern zu Rinken (Rincun), Ramsbach (Ramesbach), Hesselbach (Haselbach) und Elisweier (Elliswilre), sowie den vierten Teil des Fischwassers Bustrich (Bustric); außerdem bestätigt sie dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche in Nußbach (Nuzbach) und bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen zu Kirche und Bistum Straßburg gehören soll wie das Kloster Oberzell zu Würzburg, von wo aus das Kloster gegründet wurde. GAL Findbuch 34 Nr. 139

Neben der Festlegung des Besitzes kamen auch rechtliche Bestimmungen dazu. Als Mitglied  des Prämonstratenserordens sollte Allerheiligen jegliche Freiheit haben, die irgendein Kloster dieses Ordens besitzt. Es sollte frei sein von Abgaben. Es sollte keinen Vogt  über sich haben und kein Landesherr

sollte das Kloster zu irgendwelchen Leistungen heranziehen.

Uta hatte in der Gründungsurkunde bestimmt, dass das Kloster Allerheiligen dem Orden der Prämonstratenser angehören sollte. Zum einen genossen die Prämonstratenser zu Utas Zeiten wegen ihres vorbildlichen, strengen Lebens einen guten Ruf.

Möglicherweise hat auch mitgespielt, dass ihr Gatte Welf VI., der in der Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) von 1218 neben Uta als Gründer genannt wird, 1247 das Prämonstratenserkloster Steingaden gegründet hat. Es bestanden also

Beziehungen zum Prämonstratenserorden.

Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) stellte  in Ehnheim  eine Bestätigungsurkunde für Kloster Allerheiligen aus. Sie ist ohne Zeitangabe. Aber Heinrich hielt sich 1196 in Ehnheim auf, wie aus anderen Quellen bekannt ist. Das lässt den Schluss zu, dass Allerheiligen zwischen 1191 und 1196 gegründet worden ist. Bei der Ausfertigung müssen Männer mitgewirkt haben, die mit den Örtlichkeiten und den Besitzverhältnissen im Renchtal vertraut waren. Außerdem müssen sie die Privilegien und Gepflogenheiten der Prämonstratenser und auch ihre Klöster gekannt haben.

Das Könnte Manegold gewesen, der ehemalige Beichtvater Welfs VI., der ins Kloster Steingaden eingetreten ist und dann in Marchtal Propst (1191-1204) geworden ist.

Am 9. April 1200 bestätigte König Philipp von Schwaben (1198-1208) die Vogtfreiheit des Klosters. Philipp – RI V,1,1 n. 46

Die erste päpstliche Schutzurkunde stellte Papst Innozenz III. (1198-1216) am 5. Februar 1204 in Anagni aus. In dieser Urkunde wird nicht nur Uta als Stifterin genannt, sondern auch ihr Mann Welf IV. und die beiden Zähringer Hugo von Ulmburg (+1203) und Berthold IV. (1152-1186).

Zum 1. Propst wählte der Konvent Gerungus (1196-1217) Wahrscheinlich wurde er von Marchtal nach Allerheiligen geschickt. Er stammte wohl aus einem schwäbischen Ministerialengeschlecht, in dem der seltene Name Gerungus gängig war. Im LThK Bd 1 im Artikel Allerheiligen wird ein Gerungus von Schauenburg als Gründerpropst genannt (S. 406). Als Gründerpropst hatte Gerung die Aufgabe, die baulichen Voraussetzungen für klösterliches Leben zu schaffen. Das war in dieser abgelegenen Lage nicht einfach. Wege mussten gebaut werden, Sümpfe trockengelegt und Wasserleitungen

angelegt werden. Die Baumeister der Klosterkirche von Allerheiligen sind unbekannt, aber sie standen wohl in Beziehung zur Straßburger Münsterbauhütte. Der Bau wurde unter Propst Gerung begonnen. Chor, Vierung und Querschiff entstanden in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts

und das Langhaus zu Beginn des 14. Jahrhunderts vollendet.

Bereits 1217 wurde Allerheiligen direkt der Mutterabtei in Prémontré unterstellt.

Nachfolger von Propst Gerungus wurde Walther von Westernach. Er war von 1209-1214 Propst in Marchtal gewesen. Wegen innerer Schwierigkeiten hatte er dieses Amt 1214 niedergelegt. 1217 wurde er vom Abt in Prémontré Gervais d’Angles (1209-1220) zum Propst von

Allerheiligen ernannt.

Auch Propst Walther sorgte für die rechtliche Absicherung des Klosters. Im Januar 1218 nahm Kaiser Friedrich II.(1210 König ab 1220-1250 Kaiser)das Kloster Allerheiligen, seine Insassen und seine Güter in seinen besonderen Schutz.(GLA 33 Nr.49) Eine weitere Schutzurkunde stellte Friedrich II. 1224.

Auch sein Sohn Heinrich stellte dem Kloster 1224 eine Schutzurkunde aus.

Am 15. Januar 1223 nahm Papst Honorius III. (1216-1227) Propst und Konvent des Kloster Allerheiligen in seinen Schutz und bestätigte den Klosterbesitz ins besondere die Kirchen in Nußbach und Urloffen. (GLA E Nr.48)

Schon 1220 hatte der Straßburger Bischof Heinrich II. von Veringen (1202-1223) die Freiheiten und Besitzungen des Klosters bestätigt. (GAL 33 Nr.56)

Die Einkünfte aus Schenkungen waren noch sehr gering. Die finanziellen Belastungen, die das Kloster durch den Klosterbau zu tragen hatte waren aber sehr hoch. Wohl deshalb schickte Propst Walter Ordensbrüder aus, um Geld zu sammeln.

Das war natürlich nicht ungefährlich. König Heinrich VII. (1220-1235) stellte dem Kloster am15. April 1227 in Hagenau eine Schutzurkunde aus. “nimmt die zelle Allerheiligen in seinen besondern schutz, und gebietet seinen dienstmannen clerikern und amtleuten deren almosensammler liebreich aufzunehmen”. Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4054

Allerheiligen hatte das Patronatsrecht über Nußbach. Propst Walther bat nun Papst Honorius, die Pfarrei nach dem Tode des gegenwärtigen Pfarrers die Pfarrei dem Stift einverleiben zu dürfen. Papst Honorius beauftragte Bischof Heinrich von Straßburg, dies zu überprüfen.

Nachdem er sich von der Armut des Ortes überzeugt hatte, stimmten er und das Domkapitel 1225 der Einverleibung zu. Dabei wurden die Einkünfte der Pfarrei Nußbach, Oppenau und Oberkirch festgesetzt.Allerheiligen hatte nur die Verpflichtung,  künftig anzustellende Pfarrer

dem Archidiakon als Vertreter des Bischofs vorzustellen.

Am 6. Juni 1228  bestätigte Papst Gregor IX. (1227-1241) dem Propst und Konvent des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald die diesem vom Bischof von Straßburg übergebene Kirche zu Nußbach (GLA E Nr.56)

Nachfolger von Propst Walther wurde Probst Heinrich (1233-1262).

1239 kaufte er von Gräfin Adelheid von Freiburg (+1248) den Hof in Nussbach mit dem Patronatsrecht der Pfarrei 34 Nr. 680. Allerdings erhob der Markgraf Hermann VI. von Baden (1243-1247) Ansprüche auf die Vogtei über Nussbach und andere Forderungen.

Der Propst war nicht bereit auf die Ansprüche des Klosters zu verzichten. Daraufhin nahm der Markgraf den Prost und seine Kanoniker gefangen.

Ein Schiedsspruch des Straßburger Bischofs Konrad V. von Eberstein (1237-1245)und seines Dompropstes entschied den Streit zu Gunsten des Klosters Allerheiligen. Der Bischof stellte fest, dass der Markgraf aufgrund der erhaltenen Privilegien des Klosters

keinerlei Rechte auf die Vogtei habe. Der Markgraf musste auf alle seine Forderungen verzichten und eine Buße von 200 Pfund zahlen.(GLA  34 Nr. 837)

Kloster Allerheiligen genoss inzwischen einen sehr guten Ruf. 1238 war das schon 764 gestiftete Kloster Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230-1249) zur Reform unterstellt. Die dortigen Benediktiner widersetzten sich der Reform und mussten Lorsch verlassen. Sie wurden zunächst durch Zisterzienser aus Kloster Eberbach ersetzt. Diese konnten sich in Lorsch allerdings auch nicht halten. Erzbischof Siegfried rief dann 1248 Prämonstratenser aus Kloster Allerheiligen nach Lorsch. Lorsch hatte nun den Status einer Propstei.

Lorsch betrachtete sich als “Tochter” Allerheiligens.

Schon 1189 waren Prämonstratenser aus Allerheiligen im elsässischen Hagenau. Die dortige St. Niklaskirche wurde vorher auch das Prämonstratenserkloster genannt. (Topograhia Alsatia: Hagenau 22).

Die Bettelmönche von Allerheiligen in Straßburg wurden 1297 ebenfalls Prämonstratenser.

Der Marchtaler Propst Dietrich von Wittenhausen (1243-1261) verzichtete auf die Paternatsrechte von Kloster Marchtal. Seit 1320 wird Allerheiligen in der Zirkarie Wadgassen geführt.

Am 28. Juni 1259 stellte Papst Alexander IV. (1254-1261) Kloster Allerheiligen wohl aus gegebenem Anlass eine Schutzurkunde aus, in der er dem Klerus der Mainzer Kirchenprovinz befahl, das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald gegen

dessen Bedränger zu schützen. (GLA E Nr.247)

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Konrad von Schauenburg (1262-1289). Er hatte das Vertrauen des Straßburger Bischofs Konrad III. von Lichtenberg (1273-1299). Dieser gestattete am 2. Mai 1281 Propst und Konvent auf der vakant gewordenen

Kirche von Oppenau, für die das Kloster Patronats-und Präsentationsrechte hatte, einen Konventualen des Klosters präsentieren zu dürfen, der die Pfarrstelle zusammen mit einem Amtskollegen versehen solle. (34 Nr. 1238)

Einen guten Draht scheint Propst Konrad auch zu Papst Martin IV. (1281-1285) gehabt zu haben. Denn der Papst stellte dem Kloster in den nur vier Jahren seines Pontifikats 6 Urkunden aus. Am 15. März 1284 nahm er das Kloster in seinen Schutz und bestätigte dessen Zehnten, Güter und sonstigen Besitzungen. (GLA E Nr. 282) Auch im März 1284 bestätigte Papst Martin IV. die Schenkung des Straßburger Bürgers Friedrich Westermann und seiner Frau eines Hofes in Sasbach. (GLA E Nr. 283)

Eine interessante Urkunde war die, die der Papst am 2. März 1284 ausstellte. “Papst Martin IV. bewilligt dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Anrecht auf die Güter, die die Brüder des Klosters rechtmäßig erworben haben würden, falls sie in der Welt geblieben wären, ausgenommen Lehen.

( GLA E Nr.284) Noch im März bewilligte der Papst dem Kloster Allerheiligen im Schwarzwald das Recht, gewisse Privilegien und Indulgenzen, die zeitweise aus Unkenntnis in Vergessenheit geraten waren, wieder zu gebrauchen. (E Nr.285)

Im April 1284 verhinderte er mit einer Urkunde, dass jemand ohne rechtlichen Grund sich der Angehörigen und Güter des Klosters bemächtigt und diese unterschlägt, bis seine unbegründeten Forderungen erfüllt sind. (E Nr.286)

Unter Konrad wuchs auch das Ansehen der Klosterkirche in der Bevölkerung. Bischof Johannes von Litauen, ein Deutschordensherr und aus einem Bistum Litauen vertriebenen Bischof, der dann in mehreren südlichen Bistümern der Kirchenprovinz Mainz tätig war-in Konstanz ist er von 1282-1290 nachweisbar- erteilte der Klosterkirche einen 14-tätigen Ablass. (GLA 34 Nr. 105)

1297 gewährten mehrere Bischöfe ebenfalls einen 40-tägigen Ablass. Das erhöhte natürlich den Zulauf, das Spendenaufkommen der Pilger aber auch letztwillige Verfügungen, eine gute Einnahmequelle für das Kloster. (34 Nr. 106)

Nachfolger von Propst Konrad wurde Propst Henrich II. (1290-1319). Auch in seiner Regierungszeit entwickelten sich die Besitzverhältnisse Allerheiligens günstig.

Bischof Konrad III von Lichtenberg gestattete dem Propst und Konvent von Allerheiligen, die Kirchen von Oppenau und Oberkirch, die bisher von Professen des Klosters versehen worden waren, mit Weltpriestern zu besetzen. Im 13. Jahrhundert hatte das Kloster versucht, möglichst

Chorherren als Priester einzusetzen. Aber gelegentlich scheint es doch an seine Grenzen gekommen zu sein.

Unterstützung fand das Kloster vor allem durch den Renchtaler Adel so die Herren von Bach, die Herren von Neuenstein, die bei Lautenbach ansässig waren, die Herren von Schauenburg, Winterbach und Staufenberg, aber auch die Grafen von Freiburg und Fürstenberg, die alle in der Gegend begütert waren. Viele der Adligen ließen sich auf dem Klosterfriedhof beerdigen, was in der Regel auch mit Spenden honoriert wurde.

Auch Geistliche waren unter den Stiftern, so zum Beispiel Propst Heinrich aus dem Stift Honau bei Schwindratzheim, der dem Kloster Höfe, Äcker und Wiesen sowie Zinsen in Ebersweier (GLA 34 Nr.423), Zusenhofen und Willstätt schenkte.

Eine besonders umfangreiche Schenkung erhielt das Kloster von der Witwe Junta Knierin aus Renchen, die den Knabenhof in Fautenbach, den Schultheißenhof in Densbach und ihr Haus in Oberkirch, in dem sie wohnte für sich, ihren verstorbenen Mann Heinrich

und ihren Sohn Albert als Seelgerät.

Das war nicht die einzige Erwerbung in Oberkirch. Zwischen 1200 und 1300 erwarb oder erhielt als Schenkung Kloster Allerheiligen über 13 Häuser und Hofstätten, manchmal Scheunen und Gärten. Daneben erwarb es mehrfach große Wiesengrundstücke. Es bekam Einkünfte

aus Gülten und Zinsen geschenkt. So war es nur logisch, dass das Kloster in Oberkirch bald die Propstei errichtete. Von dort aus wurden die Einkünfte des Klosters verwaltet. Der Verwalter war der Pater Oberkeller, der wie der Propst bzw. später der Abt in der “Propstei Allerheiligen”

residierte. In Oberkirch besaß das Kloster die Kirche,das Propsteigebäude, ein sogenanntes Pitanzhaus, das war ein Mönchsspeisehaus, eine Badstube, eine Mühle, eine Weinkelter und einen Klosterkeller.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1689 waren große Teile Oberkirchs niedergebrannt. Das Kloster errichtete dann einen steinernen Neubau, das Propsteigebäude. Dieses brannte aber 1797  auch völlig ab, wurde aber umgehend durch einen schlichten klassizistischen Neubau ersetzt.

An seinem nicht mehr genutzten Eingang ist heute noch das Wappen des Klosters und des letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

1319 tauschte Propst Heinrich die dem Kloster gehörige Burg Friedberg bei Oppenau (GLA 34 Nr. 148) gegen Weingärten am Tanzberg bei Tiergarten die dem Bischof von Straßburg und dem Domkapitel Straßburg gehörten.

Die Straßburger Bischöfe konnten durch diesen Taus ihre Machtstellung im Renchtal weiter ausbauen.

Nachfolger von Propst Heinrich wurde Propst Johannes Rohart von Neuenstein (1319-1350) Die Familie Rohart von Neuenstein stellte knapp 100 Jahre einen weiteren Propst in Allerheiligen.

Graf Heinrich II. von Fürstenberg (+1337) verkaufte 1327 den “unteren” Hof in Nussbach sowie die Patronatsrechte die er an der Kirche in Nussbach hatte für 200 Mark Straßburger Silber, das sind etwa 30.433,00 €. (GLA 34 Nr. 869)

1348 erwarb Kloster Allerheiligen Besitzungen bei Renchen von Kloster Schuttern. (GLA 34 Nr.99)  von Abt Isenbertus (1337–1350) für 150 Pfund Straßburger Pfennige, das sind etwa 2.135,00 €

Am 4. Januar 1348 verzichtete Kaiser Karl IV. (1346-1356 König, dann Kaiser- 1378)  zugunsten des Bistums Straßburg auf das Recht der ersten Bitten in den Klöstern Ebersheimmünster, Altdorf, St. Arbogast, Ittenweiler, Truttenhausen, Obersteig, Steig bei Zabern nebst der Klause dabei, Allerheiligen im Schwarzwald, St. Stephan, St. Johann. (34 Nr.150) Das Recht der ersten Bitte bedeutete, dass der Kaiser anlässlich seiner Krönung das Recht hatte, an jedem Stift im Heiligen Römischen Reich die erste Pfründe zu besetzen.

7. Propst von Allerheiligen wurde Eberhart (1350-1362) Der Straßburger Bischof Berthold II. von Buchegg (1328 –1353) fügte dem bestehenden Ablass in Allerheiligen nochmals 40 Tage hinzu.

Der 8. Propst war Friedrich von Schaffhausen (1362-1369) Unter ihm wurden dem Kloster  Häuser, Höfe, Güter zu Höfen, Bernhardshofen, Achern und Gamshurst unter Vorbehalt des Nießbrauches auf Lebenszeit vermacht ( Kappelrodeck 34 Nr.676 vom 11. Mai 1369) und Niederachern vermacht.

Nachfolger von Propst Friedrich war Hartlieb von Ramstein (1369-1386)

Der Straßburger Bischof Johann III. von Luxemburg-Ligny (1366-1371) gewährte 1370 für die Ursulakapelle in der Nähe des Stiftes am Sonntag nach Fronleichnam ebenfalls einen Ablass von 40 Tagen.

Das Schwergewicht der Prämonstratenser lag auf der Seelsorge. Deshalb bewirtschaftete das Kloster nur wenige Güter selbst. Im wesentlichen beschränkte sich das auf den eigentlichen Klosterbereich. Die entfernter liegenden Güter wurden von Konversen bewirtschaftet.

Meist waren sie aber als Zeit-oder Erblehen an Bauernverpachtet. Die Einnahmen des –Stifts waren gering. sie beliefen sich auf etwa 100 Mark Silber jährlich, das sind etwa 15.217,00 €.

Eine wichtige Einnahmequelle waren die Patronate. Am 22. August 1361 inkorporierte Bischof Konrad Kloster Allerheiligen die Pfarrkirche von Appenweier, deren Patronat das Kloster schon vorher innehatte. (GLA 34 Nr. 300)

Kloster Allerheiligen führte getrennte Kassen. Einnahmen bestimmter Güter gehörten dem Propst, zum Beispiel die von Nussbach. Diese verwaltete die Kämmerei. Die Einnahmen für die Chorherren verwaltete die Pietanz. Diese erhielt häufig Stiftungen,um die Kost der

Konventualen aufzubessern zum Beispiel am Todestag des Stifters.

Dann gab es noch das Messamt, das die Messtiftungen betreute. Ein Amt verwaltete das Siechenhaus. Dann gab es noch die Küsterei. Diese  kam für alles auf, was für die Messe notwendig war. Es war das einzige Amt, das genügend Einnahmen hatte, um Geld gegen Zins auszuleihen.

Nachfolger von Propst Hartlieb war Propst Johann von Milnheim (1386-1408). 1395 scheint das Kloster aber gut bei Kasse gewesen zu sein, denn der Straßburger Bischof Wilhelm II. von Diest (1394-1439), der ständig in Geldnot war, verpfändete die beiden bei Oberkirch gelegenen Burgen Ullenburg und Fürsteneck für 500 Goldgulden, das sind etwa 84.938,00 €. (Das alte Bethaus zu Allerheiligen zu Straßburg im Elsass, Straßburg 1879, S. 34)

Nachfolger von Propst Johann wurde Kumanus Lederholz (1408-1428) Er dankte 1428 ab.

In den 30-iger Jahren des 15. Jahrhunderts gab es immer wieder lokale kriegerische Auseinandersetzungen wie zum Beispiel die “Schauenburger Fehde” von 1432. Friedrich Bock von Schauenburg fiel zusammen mit seinem Nachbarn Bechthold von Schauenburg in die Vogtei ein, um Schulden der verstorbenen Gräfin Elisabeth von Württemberg  einzutreiben. Württemberg verbündete sich  mit der Stadt Straßburg und belagerte die Schauenburg, was beträchtliche Zerstörungen verursachte. Sie endete von 1433 mit dem Burgfrieden von Schauenburg.

Außerdem gab es zwischen 1430 und 1440 zehn Jahre lang Wetteranomalien, die zu erheblichen Missernten führten und anschließenden Hungersnöten, die zwischen 1437 und 1440 in ganz Europa zu Hundertausenden von Toten sorgte.

Das verursachte auch Kloster Allerheiligen enorme Einbußen an seinen Einkünften und sorgte für eine Verarmung des Klosters. Dadurch bahnte sich in Allerheiligen und auch in anderen Prämonstratenserklöstern eine Entwicklung an, die sicherlich nicht im Sinne des Ordensgründer Norbert von Xanten war. Einzelne Kanoniker behielten oft einen Teil ihres eingebrachten Gutes für sich, um sich einen angemessenen Lebensunterhalt zu sichern. Andere schufen sich ein privates Vermögen, dass sie durch Kauf von Liegenschaften und Erwerb von Zinsen zu mehren suchten.

Propst Berthold Schoup von Winterlingen (1408-1436) (In das Kloster Allerheiligen von K. G. Fecht Karlsruhe 1872, daraus stammen die Angaben zu den anderen Pröpsten nur als 1411 vorkommen erwähnt) hinterließ 1469 ein Vermögen, das nach Abzug der Schulden an das Kloster noch

3.573 Dukaten, das sind immerhin etwa 699.370,00 €, betrug. Das wurde dann zwischen Propst und Kanonikern aufgeteilt. Der Probst erhielt 1.028 Dukaten, also etwa 201.218,00 €, die Kanoniker  2.545 Dukaten also etwa 498.152,00 €.

Abt Johannes IX (1436-1443) gestattete, dass dieses Geld zwischen Propst und Konvent geteilt wurde. (GLA 34 Nr.6)

Beide einigten sich darauf, das Geld anzulegen und von den zinsen dringend notwendige Reparaturarbeiten zu bezahlen.

Auf ihn folgte  Rülmann Dedinger (1436-1462). Er versprach am 3. August 1448 dem Straßburger Bischof Ruprecht von Pfalz-Simmern (1440-1478) die Zahlung eines jährlichen Schirmgeldes von 20 Dukaten, das sind etwa 3.971,00 €. (GLA 34 Nr.50)

Mit dem Abweichen vom ursprünglichen Armutsideal ging natürlich auch ein Niedergang der Klosterzucht einher, der wohl über längere Zeit anhielt und durchaus auch Begehrlichkeiten weckte. Landes-und Stadtherren suchten ihre Machtstellung zu erweitern. Dafür war auch Geld nötig.

Steuerquellen boten sich an wie die  Gabella, eine indirekte Steuer, die in Frankreich zum Beispiel als Salzsteuer erhoben wurde. Die Tallia war eine Steuer, die vom Landesherrn auf Grund und Boden erhoben wurde.

Die Prämonstratenser hatten ja Abgabenfreiheut garantiert und so wandten sie sich 1417 ans Konstanzer Konzil (1414-1418). Dieses bestätigte die Privilegien von Kloster Allerheiligen und untersagte bei strengen Kirchenstrafen, dass das Kloster zu einer dieser Steuer herangezogen wurde.

(GLA 34 Nr.151 vom  4. Juni 1417)

13. Propst wurde Andreas Rohart von Neuenstein (1462-1478)

Das gravierendste Ereignis für Kloster Allerheiligen war der Brand im Jahre 1470.

Am Dienstag nach Lätare brach ein Brand in der Klosterküche aus. Wegen des schlechten baulichen Zustands der Gebäude griff er rasch auf die Klosterkirche über, zerstörte sie und das anschließende Klausurgebäude.

Der Konvent kam laut Klosterchronik für einige Zeit im elterlichen Gut des Propstes unter.

Propst Andreas begann sofort mit dem Neubau. Wer mit dem Wiederaufbau beauftragt war, ist unbekannt. Die noch brauchbaren Mauern wurden wiederverwendet. Das Langhaus wurde als spätgotische Halle erneuert, Mittel-und Seitenschiffe wurden eingewölbt. Die Vorhalle wurde

verbreitert. Auch der Kreuzgang wurde neugestaltet.

Der Nachfolger von Propst Andreas Georg Federle (1474-1477) führte den Neubau zu Ende. Seine  Wahl  wurde Bischof Ruprecht am 17. September 1474 durch Propst Johannes vom Prämonstratenserkloster Hagenau angezeigt (GLA 34 Nr. 59)

In Lautenbach gab es  eine kleine Kapelle. Dort war ein als wundertätig bezeichnetes Bild Mariens zu sehen, zu dem sich eine Wallfahrt entwickelte und das immer größeren Zustrom erfuhr.Bauern und vor allem der örtliche Adel, darunter vor allem die Schauenburg, begannen 1471

mit dem Bau der Kirche Mariä Krönung, um dem anwachsenden Pilgerstrom einen angemessenen Gebetsraum zu schaffen aber auch als Grablege für den lokalen Adel.

Baumeister Hans Hertwig aus Bergzabern, der eine Wanderbauhütte unterhielt, hatte den Bau begonnen. Von ihm stammt auch das Netzgewölbe. Nachdem die Ortenauer Reichsritterschaft den Bau finanziell nicht mehr stemmen konnte, sprang Kloster Allerheiligen

unter seinem Propst Johannes Magistri (1477-1492) , eigentlich Hans Schulmeister, der seinen Namen der Zeitmode entsprechend latinisiert hatte, 1480 ein. Er hatte dazu das Einverständnis von Bischof Albrecht von Pfalz-Mosbach (1478-1506) . Er wollte

den Bau “notabiliter et speciose” (bemerkenswert und prächtig) ausführen lassen.

Mit dem Baumeister hatte es allerdings Schwierigkeiten gegeben. Baumeister Hans Hertwig hatte die Voranschläge zweimal überschritten, bzw. zu viel Geld aufgenommen und verschwand dann aus Lautenbach. Propst Johannes Magistri musste ihn 1481 und 1482 gerichtlich zwingen, den Bau

wenigstens gebrauchsfertig zu machen. (34 Nr. 723 und 724) Mitsiegler der Urkunde 724 ist Hans von Neuenstein. Das war der Bruder des verstorbenen Propstes Andreas Rohart von Neuenstein.

Bischof Albrecht weihte die Kirche 1483 noch unvollendet ein

Glanzstück der Kirche sind neben dem Netzgewölbe der dreiteilige Hochaltar. Der Künstler ist unbekannt, gehört aber wohl der Straßburgischen Schule an und wird kunstgeschichtlich als Meister des Lautenbacher Altar geführt.

Besonders wertvoll sind auch die Glasfenster, die aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau (um 1420-1506) stammen. Peter Hemmel von Andlau zählt zum zum Vollendetsten, was die Glasmalerei hervorgebracht hat.

1480 durfte mit Erlaubnis von Bischof Albrecht ein Opferstock in Lautenbach aufgestellt werden. Die  Opfergelder sollten zur Fertigstellung der Kirche verwendet werden und nach deren Fertigstellung zwischen Kloster Allerheiligen

und Lautenbach im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilt werden. (GLA 34 Nr. 740)

1491 hob Bischof Albrecht die nicht mehr bewohnte Klause Oberdorf bei Oberkirche auf und übertrug deren sämtliche Güter, Besitzungen, Einkünfte und Rechte auf die neuerbaute Kirche zu Lautenbach (34 Nr. 726)

Der Übertragung der Klause von Oberdorf stimmte auch Papst Innozenz VIII. (1484-1492) zu. (GLA 34 Nr. 727)

Nachdem die Kirche in Lauterbach fertig war, gab es Strömungen im Konvent,das Kloster nach Lauterbach überzusiedeln. Propst Johannes trug diese Überlegung auch dem Generalkapitel in Prémontre vor. Diese entschied, dass Kloster nicht verlegt werden dürfe.

Der Konvent legte 1484 einstimmig dafür, dass man in Allerheiligen blieb. Außerdem wurde bestimmt, dass jeder Neueintretende schwören müsse, nie einer Verlegung nach Lauterbach oder einem anderen Ort zu zustimmen. dieses wurde sogar urkundlich festgelegt.

(GLA 34 Nr. 159)

Von den 12 abstimmenden Konventsmitgliedern tragen drei latinisierte Namen, nämlich Johannes Magistri, Jacobus Fabri und Conradus Sutori. Daraus kann man schließen, dass der Humanismus in Allerheiligen angekommen ist.

Der 16. Propst war Peter Burkhard (1492-1514)

Propst Peter ließ im Eingang der Kirche eine Lorettokapelle errichten. Er ließ sich auch in der Kirche von Lauterbach beerdigen.

Nachfolger von Propst Peter wurde Propst Heinrich Fehl (1514-1531 abgedankt).

Die Regierungszeit von Propst Heinrich wurde vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.

1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben. Daraus entwickelte sich, von Luther zunächst gar nicht so geplant, die Reformation. Allerheiligen überstand die Reformationszeit nur knapp,

aber es ging nicht wie die meisten benachbarten klösterlichen Gemeinschaften unter, wie zum Beispiel Alpirsbach, Reichenbach oder Kniebis oder wie praktisch alle Klöster in Württemberg, die nachdem Herzog Ulrich (1498-1519 und wieder 1534-1550) 1534 die Reformation

in Württemberg eingeführt hatte,alle aufgelöst wurden.

Das zweite Ereignis war der Bauernkrieg von 1525, der sich ja auch auf die reformatorische Forderung bezog. Die Bauern waren durch die Reformation zum eigenen kritischen Nachdenken und Handeln ermutigt worden. Sie stellten die Ständegesellschaft in Frage und

forderten eine größere Mitsprachemöglichkeit.

Im April 1525 ließ das Domkapitel Straßburg unter Führung des Domdechanten Sigmund von Hohenlohe (1511-1534) die Verhältnisse der Bauern in der Ortenau überprüfen. Brieflich ließen die Bauern des Gerichts Oberkirch Forderungen vorbringen.

Revolutionäre Forderungen traten eigentlich nicht zu Tage. Aber am 25. April 1525 erfolgte der Sturm auf das Kloster Schwarzach durch die Bauern des unteren Hanauerlandes. Dieses wurde dabei erheblich zerstört. Unter Jerg von Wimpfen marschierten sie weiter vor Oberkirch.

Der Klosterhof in Oberkirch wurde zerstört, dann die Kirchen in Oberkirch, Lauterbach und Allerheiligen wurden geplündert. Das Archiv von Kloster Allerheiligen war schon vorher auf der Schauenburg in Sicherheit gebracht worden.

Markgraf Philipp von Baden (1515-1534), der von 1524 bis 1527 auch kaiserlicher Statthalter im Reichsregiment war, handelte zusammen mit Vertretern der Stadt Straßburg am 29.05. 1525 den Vertrag  von Renchen mit der Bauernschaft aus. Es wurde vereinbart,

dass Propst und Konvent ihre Güter samt Zinsen behielten. Die Bauern geben die Ornate und den Kirchenschmuck der drei Kirchen zurück, sowie Hausrat und Urkunden soweit sie vorhanden waren. Der Propst verzichtete auf Dinge, die entwendet worden waren und er verpflichtete sich

innerhalb von 14 Tagen 100 Dukaten, das sind etwa 19.478,00 €, zu zahlen. Urkunde 34 Nr. 121. Die Urkunde wurde am 29. Mai 1525 ausgestellt.

Das Kloster scheint eine relativ intakte Beziehung zu seinen Bauern gehabt zu haben. Denn unter den Aufständischen befanden sich keine Renchtäler Bauern.

In Straßburg fasste die Reformation schnell Fuß. Die bedeutendsten Straßburger Drucker verbreiteten reformatorische Abhandlungen und evangelische Streitschriften. Der Straßburger Domdechant Sigmund von Hohenlohe bekannte sich 1524 zur Reformation und berief

Kaspar Hedio(1494-1522) zum Münsterprediger. 1529 schaffte der Magistrat die Messe ab. Auch einen Bildersturm gab es.

Die Chorherren von Allerheiligen blieben ihrem alten Glauben und ihren Ordensgelübden treu. Es ist kein Name eines Ausgetretenen bekannt.

Propst Heinrich trat 1531 zurück. Abt Johannes XIII. von Kloster Prémontré beauftragte den Abt von Kloster Adelberg, die Resignation von Propst Heinrich entgegenzunehmen, und die Wahlhandlungen für die Wahl des neuen Propstes einzuleiten (34 Nr. 161)

Der 18. Propst war Propst Jakob von Hornberg aus Horb, der aber schon nach 4 Jahren 1535 wieder abdankte. Sein Nachfolger  Matthäus (1535-1542) verstarb nach sieben Regierungsjahren. Auf ihn folgte Propst Gregorius Ruest, der 1550 starb.

Sein Nachfolger wurde Propst Petrus Müller (1550-1562) aus Ullenburg.  Seine Wahl wurde Bischof Erasmus Schenk von Limburg (1541-1568)  vom Konvent am 2. September 1550 angezeigt. (GLA 33 Nr.61) Der Konvent bat gleichzeitig um Bestätigung des neuen Propstes. In seiner Regierungszeit traf das Kloster zum zweiten Mal ein Brandunglück. 1555 wurden durch einen Brand das Innere der Klosterkirche und die Klostergebäude zerstört.

Propst Petrus ließ die Kirche und den Turm wiederherstellen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Klostergebäuden dauerte aber. Aus Geldmangel konnten die Arbeiten erst durch den dritten Nachfolger von Propst Petrus 1589 abgeschlossen werden.

Auf Propst Petrus folgte 1562 Martin Rothermel,der 1565 abdankte. Seine Wahl wurde Bischof Erasmus am 16. August 1562 angezeigt. (33 Nr. 62) Als er abdankte wurde mit Martin Daucher (1565-1572)sein Nachfolger gewählt. Am 3. April 1565 wurde darüber ein Notariatsinstrument erstellt. (33 Nr. 64)

Propst Martin verstarb 1572. Sein Nachfolger wurde Propst Jodokus Sebald (1572-1589) Er erst konnte die nach dem Brand notwendig gewordenen Reparaturarbeiten 1589 beenden.

Die Urkunde 33 Nr. 24 vom 24. September 1572 ist wieder das Notariatsinstrument zur Wahl des Jodokus.

Auf Propst Jodokus folgte Propst Heinrich Schmid (1589-1594) Der Straßburger Bischof Johann IV (1568-1592) von Manderscheid-Blankenheim bestätigte die Wahl am 22. Januar 1590. (GLA 33 Nr. 70)

Bischof Johann war ein entschiedener Anhänger der alten Lehre. Mit seinem  Tod kam es zum Straßburger Bischofskrieg. Im Domkapitel stand sich ein katholisches und ein protestantisches Lager für die Besetzung des Straßburger Bischofstuhl gegenüber.

Das Domkapitel bestand aus 12 Protestanten und sieben Katholiken. Auch die Stadt Straßburg hatte eine protestantische Mehrheit. Die protestantische Partei wählte den 15-jährigen Markgrafen  Johann Georg von Brandenburg (1577-1624) Sohn des Kurfürsten Johann Friedrich

von Brandenburg (1546-1608). Von 1592-1604 und nannte sich Administrator des Bistums Straßburg. Nach der Wahl waren die katholischen Kanoniker nach Saverne geflohen und hatten dort Herzog Karl von Lothringen, seit 1578 Bischof von Metz und seit 1589 Kardinal

1592 zum Bischof von Straßburg gewählt. Es kam dann zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien. 1593 kam es nicht zuletzt durch Vermittlung des französischen Königs Heinrich IV. (1589-1610) zu einem Kompromiss.

7 Bezirke gingen an Karl, darunter Saverne, 6 an Johann Georg, darunter Oberkirch und Ettenheim. Schon vor seinem Amtsantritt hatte Johann Georg schwören müssen, dass er die religiösen Verhältnisse in seinen Ämtern nicht ändert.

Allerheiligen erhielt von ihm 1593 die Zusage, dass die Chorherren bei der Ausübung des Gottesdienstes in der alten Weise nicht behindert würden. Die Verwaltung der Güter des Klosters sollte ebenfalls bei den Chorherren verbleiben.

Die Verwaltung der Ämter Ettenheim und Oberkirch überließ Johann Georg Ernst Graf von Mansfeld, Domkapitular in Straßburg und überzeugter Lutheraner.

Die Räte des Johann Georgs hatten trotz der Zusicherungen anderes mit Kloster Allerheiligen vor. Sie wollten das Stift aussterben lassen und das Anwesen in einen Obstgarten umwandeln.

Sie schlossen die Klosterschule und untersagten die Aufnahme neuer Novizen. Außerdem bedrängten sie die verbliebenen Chorherren, deren Zahl auf drei geschrumpft war.

Nach dem Tod von Propst Heinrich 1594 wurde mit Jakob Jehle (1594-1597) ein neuer Propst gewählt. Doch Markgraf Johann Georg versagte ihm wegen angeblicher Exzesse die Bestätigung. Die markgräflichen Beamten

verlangten von dem neugewählten Propst, er solle auf alles, was dem Kloster gehöre verzichten und ihnen die Schlüssel und Siegel übergeben. Er weigerte sich, wurde daraufhin gefangen genommen. Er wurde auf das Schloss Dachstein bei Molsheim gebracht.

Das war das letzte, was man von ihm gehört hatte. in Allerheiligen wird Jakob Jehle als Märtyrer verehrt.

Nun schalteten sich die Äbte der Zirkarie Schwaben ein, um Kloster Allerheiligen beizustehen. Sie wandten sich an ihren böhmischen Ordensbruder Johannes Lohel (vom 1586  Abt von Kloster Strahov in Böhmen und ab 1587 Generalvikar für die Zirkarien Böhmen, Mähren, Ungarn,

Österreich und die angrenzenden Lande). Er hatte hervorragende Kontakte zu Papst und Kaiser. Er war immer wieder zu Hilfeleistungen für andere Klöster gerufen worden so auch hier über Schussenried nach Allerheiligen.

Abt Johannes gelang es auch, Kaiser Rudolf II. (1576-1612) für die Interessen Allerheiligens zu gewinnen. 1595 wandte sich der Kaiser in einem Schreiben an Markgraf Johann Georg und forderte diesen auf, das Kloster und seine Verwaltung

wieder an die Kanoniker abzugeben. (GLA 80/59 Schreiben vom 27.11.1595) Das Schreiben blieb allerdings ohne Wirkung. Deshalb erließ er 1559 ein kaiserliches Mandat. Darin wurde Markgraf Johann Georg erneut aufgefordert, das Kloster und die Verwaltung an die Kanoniker abzutreten. Außerdem sollte er für die Rückgabe der entwendeten Wertsachenwie Kleinodien, Silbergeschirr und Bargeld Sorge zu tragen.Bei Zuwiderhandlung war eine Geldstrafe von 50 Pfund angedroht. (GLA 80/59 Schreiben vom 10.07.1599)

Abt Johannes setzte Johannes Schüssler, den Prior von Kloster Strahov als Propst von Allerheiligen ein.

Am 12. Juli 1600 legte Kloster Allerheiligen dem Domdechanten Gerhard Truchsess als Detentor des Hauses zum Reibeisen in Straßburg das kaiserliche Dekret vom 27. März 1600 vor, das die Restitution des Hauses betraf. (34 Nr.1738) Detentor, das ist der Vermieter oder Verpächter.

Gebhard Truchsess war von 1577 bis 1583 Erzbischof von Köln und trat dann zum Protestantismus über. 1589 zog er nach Straßburg. Er starb 1681 in Straßburg.

Kloster Allerheiligen erhielt das Haus zum Reibeisen zurück und verpachtete es 1602 an den Stadtgerichtsprokurator und Notar in Straßburg Jakob Krauch. ( 34 Nr. 1739)

Das wichtigste Ergebnis das Propst Johannes erzielt hatte, war der Vertrag, den er am 30. September 1600 in Willstätt mit den Bevollmächtigten des Markgrafen Johann Georg,

dem brandenburgischen Hofrichter Hans Philipp von Kuppenheim und Hartwich von Stiten. (34 Nr.162) schloss. Das Kloster verpflichtete sich,  dem Markgrafen jährlich 100 Viertel Roggen ,50 Viertel Hafer sowie 5 Fuder Wein

zu liefern. Das Fuder war ein regional verschiedenes Hohlmaß für Ein. In Baden war ein Fuder 1500 Liter.

Um die rechtlichen Verhältnisse abzusichern ließ Propst Johannes die wichtigsten Dokumente des Klosters, vor allem die Schenkungs- und Kaufurkunden in Kopialbüchern abschreiben.

Er mußte schon 1601 sein Amt niederlegen, vermutlich weil er nicht kanonisch gewählt war. Er starb im Jahr seiner Abdankung.Das Kloster war nun wieder in Händen des Ordens.

Aber Konvent war noch sehr klein. Die Pröpste kamen aus anderen Klöstern. Auch die Tatsache, dass die Pröbste ihr Amt rasch niederlegten zeigt, dass sie in ihrem Amt nicht unbehelligt waren.

Propst Martin Dietrich ging nach nur wenigen Monaten in sein Heimatkloster Sorent in Unteritalien zurück.

Auch die Klosterzucht lag noch im Argen. Das zeigte sich vor allem bei dem nächsten Probst Paulus Klein (1601-1613). Er wurde vom Abt des Klosters Ursberg Johannes III. Sausenthaler (1595-1617)

zusammen mit  vier Fratres oder Laienbrüdern nach Allerheiligen geschickt.

Finanziell unterstützt wurde  Johann Georg durch Herzog Friedrich von Württemberg (1593-1608). Das kam seinen Interessen entgegen, die er in Riquewihr und Mömpelgard hatte.

In der Regierungszeit von Propst Paulus verzichte Markgraf Johann Georg im Vertrag von Hagenau auf seine Rechte am Bistum Straßburg. Er erhielt eine Geldsumme, die sich zusammen mit der Deckung der Schulden auf 380.000 fl.,

das sind etwa 74.339.959,00 €. Der Vater von Johann Georg Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg übertrug ihm noch einige in Schlesien gelegene Pfandschaften sowie das Herzogtum Jägerndorf.

Der katholische Bischof Karl von Lothringen erhielt gegen diese Geldzahlung sowie weitgehende Wahlversprechen den Bischofstuhl zugesichert.

Bischof Karl von Lothringen verstarb 1607 an einem Rückenmarksleiden, das ihn seit 1591 quälte im Alter von 40 Jahren.

Auch diesen Betrag streckte Herzog Friedrich vor und erhielt dafür das Amt Oberkirch abgetreten. Der Vertrag wurde am 22. November 1604 abgeschlossen.

Die Württembergische Pfandherrschaft war zunächst nur für 30 Jahre vorgesehen, dauerte aber mit einer Unterbrechung von 1636-1649 bis 1665

Kloster Allerheiligen wurde 1648 ebenfalls pfandweise übergeben und blieb auch bis 1665 in der Württembergischen Pfandherrschaft.

Propst Paulus führte ein sehr unklösterliches Leben. Er war ständig vom Stift abwesend, verschleuderte Klosterbesitz und erregte sogar mit Wilddiebereien Anstoß

Die Reformbestrebungen des Konzils von Konvent erfassten den Prämonstratenserorden. Der Generalabt von Prémontré François II. de Longpré (1596-1613) schickte mehrere Male

Servais de Lairuelz nach Allerheiligen. Dieser war 1580 in das Prämonstratenserkloster St. Paul in Verdun eingetreten. Dann studierte er an der Jesuitenuniversität  in Pont-à- Mouson und an der Sorbonne in Paris.

Er begann an der Reform seines Ordens zu arbeiten. Er legte wieder Wert auf die Grundlagen mönchischen Lebens, die Einhaltung des Keuschheitsgelübdes, Gütergemeinschaft statt Privateigentum usw.

1597 wurde er Generalvikar des Ordens. Er visitierte Prämonstratenserklöster in Deutschland, Österreich und Belgien. Seine Reform begann in Belgien mit  der Reform von Lothringen, der  um 1600 etwa 40 Klöster angehörten.

Servais de Lairuelz konnte schließlich Propst Paulus zur Abdankung bewegen. Er legte sein Amt 1613 nieder.Das Klosterleben wurde im Sinne der Ordensregel wieder hergestellt.

Seine Aufforderung zur jährlichen Gelübdeerneuerung wurde in Allerheiligen befolgt. Jährliche Visitationen,Schule und Hausstudium,Einkehrtage und Kolloquia für auswärts tätige Kanoniker,

Besuch der Provinzialkapitel und Generalkapitel, phliosophische und theologische Ausbildung des Nachwuchses an der Universität Pont-à-Mouson und Hausstudien in den Schulen von Marchtal und Rot

sorgten für die Einhaltung der strengen Disziplin und sorgten letztendlich für die Erhebung Allerheiligens zur Abtei.

Sein Nachfolger wurde Lorenz Scheffler (1613-1639),der aus Hagenau stammte. Mit ihm begann der Wiederaufstieg von Kloster Allerheiligen.

Er schickte einige jüngere Ordensbrüder zum Studium nach Pont-à- Mouson , unter ihnen den langjährigen Prior Georg Hempfer (+ 28.3. 1648)

Georg Hempfer hat mehrere theologische und geschichtliche Werke verfasst, die allerdings nicht gedruckt wurden. Außerdem hat er bis zu seinem  Todesjahr eine Klosterchronik verfasst, die aber verloren ist.

Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 war das Fanal zum Böhmischen Ständeaufstand und gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges.

In diesem Krieg hatte die Ortenau und Kloster Allerheiligen schwer zu leiden. Es waren nicht so sehr die großen Schlachten, die das Leid verursachten.

Die marodierenden Bande, die umherzogen  und die sich alles nahmen, was ess-und trinkbar war, waren das Problem. Im Laufe des Krieges wurde die Bevölkerung um die Hälfte

reduziert.

Probst Lorenz musste ein sehr beeindruckender Mensch gewesen sein. Er schaffte es immer wieder, plündernde Soldaten von weiterem Vorgehen abzuhalten und größeren Schaden vom Kloster abzuwenden.

Zwar blieb das Kloster von Brandschatzungen und größeren Plünderungen verschont. Aber in Folge der Verödung des Landes und des Bevölkerungsschwundes gingen die Zehntzahlungen und die Abgaben stark zurück und machten dem Kloster zu schaffen.

1638 wurden in der Kirche von Oberkirch beim Einfall der Schweden und Franzosen auch einige Chorherren von Allerheiligen getötet.

Hilfreich für Allerheiligen war, dass 1637 Kardinal Richelieu in Frankreich 1637  die Leitung des Prämonstratenserordens in die Hand genommen hatte. Er stellte dem Kloster eine Schutzwache,

die, als das Kloster von einem Überfall bedroht war, Schlimmeres abwendete.

Gefährlich wurde es nochmals als plündernde Schweden durch die Täler der Ortenau zogen.

Propst Lorenz verstarb 1639.

Zu seinem Nachfolger wurde Probst Norbert Hodapp (1639- 1653) gewählt.

1641 setze er das von Probst Johannes Schüssler begonnene Kopialbuch fort, das alle seine Nachfolger weiterführten

1643 stellte Probst Norbert das in der Reformation aufgehobene Kloster Hagenau wieder her.

1649 wurde die Herrschaft Oberkirch durch Verkündung vom Altan des Rathauses in Oberkirch vom den Schweden geleisteten Eid entbunden und huldigte dem Herzog von Württemberg als Pfandherren.

Der Probst und die Konventualen von Allerheiligen huldigten im Klosterhof von Oberkirch.

1652 stellte Probst Norbert Dr. Johann Küffer, den Leibarzt von Herzog Eberhard III. (1633-1674) von Württemberg als Klosterarzt in Allerheiligen an und fixierte seine Pflichten schriftlich.

Probst Norbert verstarb 1653

Auf ihn folgte Anastasius Schlecht (1653-1657 , dann Abt bis 1691). In diesem Jahr dankte er mit 81 ab und verstarb 1695 im Alter von 85 Jahren. Er stammte aus Oberkirch.

1657 erhob das Generalkapitel in Prémontré zur Abtei. (GLA 34 Nr.165) Der bisherige Probst wurde der 1. Abt von Kloster Allerheiligen. Ein Abt empfing anders als der Probst seine Weihe durch den zuständigen Diözesanbischof.

Bei der Ausübung seiner liturgischen Tätigkeiten durfte er die Pontifikalien, also Mitra, Ring und Stab tragen.

Vor seiner Wahl zum Propst war er Generalvikar der schwäbischen Zirkarie.

Auch 1657 hatte das Generalkapitel Allerheiligen das Jus Paternitas für die Propstei Hagenau zugesprochen. 1670 bekräftigte das schwäbische Provinzialkapitel seinen Anspruch auf Hagenau gegenüber den Ansprüchen des

Abtes von Kloster Steinfeld in der Eifel und der Zirkarie Wadgassen. Als Hagenau 1717 französisch geworden war, wurde es  vom Generalkapitel der Zirkarie Champagne zugewiesen.

Bis ins erste Drittel des 17. Jahrhunderts wählte das Provinzkapitel die Visitatoren für die Schwäbische Zitkarie und der Generalabt betätigte diese dann.

Als Augustin I. Le Scellier (1645-1666) beendete nach seinem Amtsantritt die langsam gewachsene Macht der Schwäbischen Zirkarie. 1654 überprüfte er die Beschlüsse der letzten 5 Provinzialkapitel von 1639-1653 und kassierte mehrere von ihnen.

Die Visitatoren und deren Visitationsbezirke wurde nun auf dem Generalkapitel festgelegt.

1657 wurde Abt Anastasius mit der Visitation Bellelay, Corneux, Wadgassen und Hagenau beauftragt.

Allerheiligen war so eine Art Brückenstation, wenn die Äbte zum Generalkapitel nach Prémontré reisten. Die Reisezeit von Allerheiligen nach Prémontré dauerte etwa 13 Tage.

1658 bestellte Abt Anastasius bei dem Rottweiler Maler Christoph Kraft (+1680) 2 Altarbilder.

1661 kaufte Augustin Arzet (1656-1666) von Kloster Schussenried bei Abt Anastasius eine gebrauchte Orgel, die ihm dieser quasi  unter Brüdern für 300 fl verkaufte, das sind etwa 59.878,00 €.

1688 feierte Abt Anastasius sein Goldenes Priesterjubiläum. Aus diesem Grund fand das Provinzkapitel der Zirkarie Schwaben in Allerheiligen statt.

1689 trafen wieder einmal kriegerische Ereignisse das Kloster.

1685 starb mit dem Kurfürsten Karl II. von der Pfalz die pfälzische Linie der Wittelsbacher aus. Karls Schwester Liselotte von der Pfalz (1652-1722)war mit Philippe von Orléans, dem Bruder des französischen König Ludwigs XIV. (1643-1715) verheiratet.

Ludwig machte im Namen seiner Schwägerin Erbansprüche gelten und fiel 1688 in das Deutsche Reich ein. Da Kaiser Leopold I. (1658-1705) im Osten gegen das Osmanische Reich Krieg führte, standen in Deutschland wenige Soldaten zur Verfügung und das

Deutsch Reich wurde am Anfang förmlich überrollt. Vor allem die Kurpfalz und die angrenzenden Gebiete wurden verwüstet. Es galt die Parole „Brûlez le Patinat!” – „Verbrennt die Pfalz!“. Fast alle festen Orte, Burgen und Schlösser wurden durch die Soldaten

Ludwigs XIV planmäßig in Schutt und Asche gelegt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697) endete erst mit dem Frieden von Rijswijk  im Oktober 1697.

1689 wurde Kloster Allerheiligen geplündert und kam damit noch relativ glimpflich davon. Offenburg und Oberkirch wurden in Schutt und Asche gelegt.

Abt Anastasius dankte am 21. März 1691. Er verstarb 1695 85-jährig.

In seiner Regierungszeit beginnend wurden die wirtschaftlichen  Verhältnisse geordnet. Abt Engelbert konnte auch die Schulden zahlen, die durch Einquartierungen und Kontributionen verursacht waren.1718 war das Kloster weitgehend schuldenfrei.

Das zeigte sich auch an der Zahl der Konventualen.Hatte das Stift 1600 gerade noch 3 Konventualen. So lebten  1653 wieder 13 Konventuale im Kloster und die Zahl stieg kontinuierlich weiter über 19 1709 und 23 im Jahr 1743. Bei der Säkularisation 1803  waren es wieder 29 Chorherren.

Sein Nachfolger wurde Albert Schleck (1691-1700) Er dankte 1700 ab.

Sein Nachfolger wurde Josef Seitz, der von 1700-1705 regierte und 1705 verstarb,

Auf ihn folgte Abt Engelbert Mathis (1705-1709) (34 Nr.167 Urkunde vom 20. Oktober 1705) Vor seiner Wahl war er  von 1698-1705  Pfarrer in Ebersweier. Der Straßburger Bischof Armand I. Gaston (1704-1749) bestätigte ihn am 9. April 1706 und gestattete ihm

wegen der gefährlichen Kriegszeiten seine Weihe von einem anderen katholischen Bischof oder dem Abt eines linksrheinischen Benediktinerkloster zu empfangen (34 Nr.168)

Bis zur Ausstellung der Konfirmationsurkunde durfte Abt Engelbert keine Weihe und keine Jurisdiktion ausüben

Hatte es schon erste Reibereien mit dem ersten Straßburger Bischof aus der Familie Rohan Armand-Gaston de Rohan-Soubise, Landgraf von Unterelsass, Großalmosenier von Frankreich und möglicherweise auch Verwandter König Ludwigs XIV., so verschärften sich die Streitigkeiten in der Folge immer mehr. Die französischen Bischofe aus der Familie Rohan waren geprägt vom absolutistischen französischen Hof. Sie Konnten nicht Deutsch und hatten kein Verhältnis zum im Reichsgebiet geltenden Recht.Meist lebten sie in Paris. Auch hatten die Bischöfe in Frankreich eine starke Stellung.

Dazu kam,dass es dem Kloster wirtschaftlich besser ging, was natürlich auch die Begehrlichkeiten der Bischöfe förderte.

Auch die Schule in Allerheiligen nahm wieder einen Aufschwung. Erstmals erwähnt wurde sie in einem Schreiben von Probst Jakob Jehle an Markgraf Johann Georg im Jahr 1594. Dessen Räte ließen die Schule schließen.

Schon 1653 hatte Abt Konrad II. Kneer (1637-1660)von Kloster Marchtal den Plan, in Munderkingen ein gemeinsames Studium und ein Gymnasium einzurichten. Die Äbte der Schwäbischen Zirkarie lehnten dies aber ab und begründeten die

Ablehnung auch mit der Notlage nach dem Krieg.

So konzentrierte sich Kloster Allerheiligen auf seine Klosterschule, die aus der Klosterschule hervorgegangen war, die wohl schon im Mittelalter bestand. Das Gymnasium war eine Internatsschule. Es wurde von etwa 50 Schülern besucht. Wohlhabendere Schüller hatten ein Kostgeld zu entrichten. Unbemittelte wurden umsonst unterrichtet.Die Schüler kamen überwiegend aus Mittelbaden aber auch aus den angrenzenden Gebieten. Die Schule von Allerheiligen hatte einen sehr guten Ruf.Der Straßburger Weihbischof Johann Franz Riccius (1739-1756 )

schrieb 1748 an  Abt Lorenz : “der gute Ruf Eures Klosters und der Eifer im Jugendunterricht bewirken, dass mehrere unserer Geistlichen sich bei Euch aufzuhalten verlangen” (Fecht, S.49 Anmerkung)

Das Kloster schickte aber auch Konventuale aus Allerheiligen zum Studium an die  Klosterschulen nach Marchtal oder Rot. 1647 wurde ein Konventuale an die Universität Pont-à-Mouson entsandt und 1652 studierten  drei Konventuale in Marchtal Philosophie bei dem Dominikaner Dominicus Aurnhammer(+1660).

Am Gymnasium in Allerheiligen unterrichteten bis zur Säkularisation drei Patres. In der Freizeit wurden die Schüler von einem Präfekten betreut.

Hauptlehrfach war Latein. Weitere Fächer waren Griechisch und Hebräisch, aber auch die lebenden Fremdsprachen Englisch Französisch und Italienisch. Mathematik und Erdkunde wurde ebenfalls unterrichtet.

Der Tagesablauf war streng geregelt.Unterricht in der Regel vormittags und nachmittags,Vorbereitung für den Gottesdienst, religiöse Unterweisung aber auch Freizeit.

Die Schüler bewohnten ein eigenes Haus aßen gemeinsam und schliefen gemeinsam in einem Schlafsaal. Jeder Schüler hatte ein kleines Stück Garten zu bearbeiten.

Höhepunkt des Schullebens war ein Theaterstück meist mit religiösem Inhalt.

Zu den bekannten Schülern zählte Adalbert Eisenmann,der Kapitular in Allerheiligen war und später Lehrer für Mathematik in Pais wurde. Er hatte 1776 unter dem Ordensnamen Adrain seine Profess abgelegt und wurde 1783 zum Priester geweiht. Franz –Xaver Merk wurde in Heidelberg Theologieprofessor. Auch Josef Ignatz Peter (1789-1872) war Schüler in Allerheiligen. Er hatte 1848/49 an der badischen Revolution teilgenommen.

Die Äbte achteten darauf, dass die klostereigenen Höfe gut verwaltet wurden. In den Erblehensverträgen war neben der Höhe den Abgaben auch festgelegt, dass die Häuser der Anwesen in Ordnung gehalten wurden,

die Felder regelmäßig gedüngt wurden und der Bestand an Obstbäumen gewahrt wurde.

Nachfolger von Abt Engelbert wurde Isfried Breßle (1709-1718) Das Notariatsinstrument zur Wahl von Abt Isfried wurde am 5. Februar 1709 erstellt (GLA 34 Nr.169)

Am 15. September 1713 ermächtigte Alexander Borgia, Abt von Trinitatis, apostolischer Notar und Generalauditor und apostolischer Administrator der Nuntiatur in Köln, den Abt Isfried von Allerheiligen, die in dem Dekanat Ottersweier sich vorfindenden profanierten und entweihten Altären wieder zu weihen. (GLA 34 Nr.112)

Die  Gesundheitsvorsorge scheint  im Kloster Allerheiligen einen guten Stellenwert eingenommen zu haben. Hatte schon Probst Norbert 1642 einen renommierten Klosterarzt angestellt, so schloss  Abt Isfried 1715 mit dem Offenburger Physikus Dr. Miedinger einen Vertrag nach dem dieser zwei mal im Jahr nach Oberkirch und Allerheiligen kommen  und dort die üblichen Aderlässe anzuordnen. Für den Fall dass er außer Reihe kommen musste, war ein gesondertes Honorar vereinbart. (Fecht S. 50)

Abt Isfried verstarb 1718. Zu seinem Nachfolger wurde Abt Joachim Bahr (1718-1747) gewählt. Abt Joachim stammte aus Hechingen.

Eine Klosterhandschrift des 18. Jahrhunderts (zit. nach Kraus 1983) schreibt über Abt Joachim „Er war ein Mann von gefälligem und heiterem Wesen, … wegen seiner guten Sitten und frommen Lebens sehr beliebt, ein Vorbild im Studieren und Beten und den geistlichen Übungen für unsere Gemeinschaft”.

Das Notariatsinstrument über die Wahl Abt Joachims wurde am 14. Juli 1718 erstellt.(GAL 34 Nr.178)

Am 6. Februar 1722 trafen der Abt mit seine Rebleuten folgendes Abkommen:

Das Kloster Allerheiligen am Schwarzwald trifft mit seinen sämtlichen Rebleuten einen Accord und eine Abrede, unter welchen Bedingungen es dieselben auf 8 Jahre lang auf allen ihm gehörigen Rebhöfen angenommen, doch dem Kloster wie auch jedem Rebmann insbesondere oder sämtlichen Rebleuten insgemein den willkürlichen Aberwandel im 4. Jahre vorbehalten. (GAL 34 N.103 ) Aberwandel bedeutet das Recht auf Änderung der Abrechnung.

Am 25. Mai 1728 schloss der Konvent von Allerheiligen mit dem Franziskanerorden und  Joseph Maria Baldrati de Ravenna (1725-1731), General des Franziskanerordens eine Gebetsgemeinschaft. (GAL 34 Nr.113)

Die Spannungen verstärkten sich unter Abt Joachim. 1731 wollte einer der bischöflichen Beamten von Bauern auf klostereigenem Gütern Steuer erheben. Sie verweigerten die Zahlung mit Hinweis auf die Privilegien des Klosters.

Darauf hin ließ er unter Anwendung von Gewalt ihre Häuser verbrennen. Der Konvent wandte sich daraufhin an das kaiserliche Hofgericht in Wien. Der Fall war dort bis 1742 anhängig. In diesem Jahr erklärten sich Joachim und der Konvent

bereit, den Straßburger Bischof Armand I. den Titel eines  “dominus territorialis”, also Landesherren zuzugestehen, wenn er seinerseits die Privilegien Allerheiligens anerkenne.   Der Generalabt in Prémontré Bruno Bécourt (1741-1757) wurde darüber in einem Schreiben informiert. (GLA 84/62)

Die Räte des Bischofs nahmen zwar das Schreiben in Empfang, aber bestätigten es nicht.

Abt Joachim verstarb 1747. 1746 wurde Lorenz Schlecht (1746-1752)zum neuen Abt von  Allerheiligen gewählt. Am 28. Mai 1746 wurde das Notariatsinstrument zur Wahl erstellt. (GAL 34 Nr. 171) Die Wahl von Abt Lorenz wurde am 18. Juli 1746 vom Weibischof

und Generalvikar von Straßburg Johann Franz Riccius  betätigt. (GAL  34 Nr. 172) Gleichzeig gestattete dieser, dass Abt August Dornblüth (1746-1775) vom Benediktinerkloster Ettenheim die Weihe von Abt Lorenz vornahm.

Abt Lorenz verstarb 1752. Zu seinem Nachfolger wurde Karl Pulcher (1756-1766)

Schon im Juni 1749 hatte es auf dem Straßburger Bischofstuhl einen Wechsel gegeben. Armand II. François Auguste de Rohan-Soubise (1749-1756) war auf Armand I. gefolgt. Er war der Großneffe seines Vorgängers.

Nach der Wahl von Abt Karl erreichte der Streit zwischen Kloster Allerheiligen und den Straßburger Bischöfen seinen Höhepunkt.

Abt Karl teilte Bischof Armand II. seine Wahl mit und bat ihn, drei Benediktineräbten zu gestatten, ihm die Abtsweihe zu erteilen. Darauf antwortete der Bischof, dies nur zu gestatten, wenn der Konvent von Allerheiligen sich

verpflichte, ihm den Tod des Abtes und den Tag der Abtswahl zu melden, bei den Vorbesprechungen zur Wahl einen bischöflichen Kommissar zuzulassen und die Wahlurkunde zur Prüfung vorzulegen.

Natürlich lehnte der Konvent dies ab, da sie gegen die Privilegien  des Prämonstratenserordens im allgemeinen, insbesondere aber gegen die von Allerheiligen seien. Der Bischof reagierte und verweigerte die Ausstellung der Konfirmationsurkunde.

Er erteilte auch die Genehmigung zur Abtsweihe nicht. Der Generalvikar erhöhte den Druck weiter, indem er den vom Kloster  vorgesehen Pater für die Pfarrei Nussbach nicht investierte, Die Kanoniker durften nun weder im Kloster noch in den Pfarreien

die Beichte hören. Das Kloster hatte inzwischen einen Zulauf von 10.000 Gläubigen im Jahr, die zur Beichte kamen, also auch durchaus eine beachtliche Einnahmequelle. Dem Kloster wurde die Seelsorge in den Pfarreien entzogen und dafür

Kapuziner aus der Ortenau eingesetzt. Allerheiligen sollte diesen jährlich 200 fl, das sind etwa 41.821,00 €.

Abt Karl gab nicht klein bei, sondern nahm den Kampf auf. Er wandte sich zunächst an den Generalvikar der Schwäbischen Zirkarie Joseph Seitz, Abt von Kloster Ursberg und Generalvikar von 1746-1771.Dieser war ihm eine gute Stütze.

An Kaiserin Maria Theresia (1745 –1780) wandte er sich und natürlich an den Generalabt Bruno Bécourt, dem in Ordensangelegenheiten die letzte Entscheidung zustand. Als alle Bemühungen um die Rücknahme der Beschlüsse vergeblich waren,

blieb ihm als letzte Instanz Papst Benedikt XIV (1740-1758). Er legte eine Protestation in Rom ein. (GAL 34 Nr. 173)

Der Regestentext: “ Kloster Allerheiligen legt in seinen Streitigkeiten mit dem Bistum Straßburg eine Protestation ein und ruft die Entscheidung des päpstlichen Stuhles an. Mit dem Vermerk über die erfolgte Insinuation der Protestation vom 12. Februar. Das Stück bezieht sich ohne Zweifel auf die Streitigkeiten des Klosters mit dem Bistum, wegen der von dem Bistum über das Kloster beanspruchten Hoheitsrechte und wegen der Besetzung der Pfarreien mit Klostergeistlichen. 11. Februar 1757”

Auf dem Straßburger Bischofstuhl hatte es erneut eine Änderung gegeben. Armand II. war am 28. Juni 1756 verstorben. Auf ihn folgte Louis César Constantin de Rohan-Guéméné (1756-1779), der 3. Straßburger Bischof in Folge aus dem Hause Rohan.

Der neue Bischof lenkte ein. Durch Vermittlung vo Generalabt Bruno Bécourt kam ein Vertrag mit Bischof Louis César Constantin  zustande, der am 22. Juni 1757 in Saverne unterzeichnet wurde. (GAL 34 Nr.174)

Der Regestentext ist wie folgt:  “Vertrag zwischen dem Bischof Ludwig Konstantin von Straßburg und dem Kloster Allerheiligen, durch den das Kloster den Bischof als Landesherrn und Ordinarius anerkennt und die dem Bischofe bezüglich der Abtswahlen

zustehenden Rechte festgestellt werden. 22. Juni 1757”

Mit der Unterzeichnung waren die Schwierigkeiten ausgeräumt und die Wahlbestätigung durch den Straßburger Bischof erfolgte einen Tag später. (GAL 34 Nr. 175). In dieser Urkunde wurde auch das Recht bestätigt, die Abtsweihe vom Abt von Gengenbach zu empfangen.

Dieser, Benedikt Rischer (1743–1763) nahm die Weihe vor. Die übrigen Maßnahmen wurden auch zurückgenommen.

Abt Karl verstarb 1760. Fecht wird bei den folgenden Äbten etwas ungenau. Er führt als 40. Abt Isfried Christ an, gibt aber nur eine Jahreszahl an, nämlich 1777. Dann folgt bei ihm als 41. Abt folgt bei ihm Abt Felix aber auch nur mit der Zeitangabe 1783.

Sturm nennt im Württembergischen Glockenbuch Abt Felix Kemmerle mit den Jahreszahlen 1766-1797

Am 17. Mai 1762 ernannte und investierte der Gengenbacher Abt Benedikt Rischer den Prior von Allerheiligen und Professor des kanonischen Rechts Leopold Schweinhueber zum Apostolischen Notar. (GAL 34 Nr.76)

Hugo Schneider schreibt in der Geschichte des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald dass Abt Felix 1773 die Gebeine der Katakombenheiligen KLemens und Bonifatius nach Allerheiligen überführen. Das zog weitere Pilger an.

An hohen Festtagen strömten über 2000 Pilger nach Allerheiligen.

Auch Allerheiligen war dem Barock gegenüber aufgeschlossen.  Aber die beschränkten räumlichen und finanziellen Verhältnisse der Abtei, aber auch der sparsame Sinn der Äbte verhinderten einen Neubau der Klosterkirche.

Nach den oben erwähnten Altarbilder, die Abt Anastasius 1658 anschaffte, ließ Abt Karl Pulser 1756 den Josefsaltar errichten und gab ein neues Chorgitter in Auftrag. (GLA 84 Nr. 49)

Abt Felix Kemmerle ließ neue Seitenaltäre aufstellen.

Der Streit mit dem Straßburger Bischof Louis César Constantin  flammte 1772-1773 wieder auf. Er hatte vor seinem Amtsantritt als Bischof kanonisches Recht an der Sorbonne studiert. 1720 trat er dem Ritterorden der Malteser bei. Er wurde Kapitän

der Flotte des Malteserordens. 1756 wurde er zum Straßburger Bischof gewählt. Am königlichen Hof in Versailles setzte er sich für die Belange der Elsässer ein.  Auch um die Kirchenzucht in  seinem Bistum nahm er sich an.

Ähnlich wie Kaiser Joseph II. (1765-1790) orientierte er sic h in seiner Regierungszeit an aufklärerischen Idee. Joseph II. beendete unter anderem die jahrhundertealte Tradition der Wallfahrten, verbot die Marianischen Vereine, schaffte Feiertage ab, ließ Votivtafeln entfernen, hob Klöster auf und entweihte Kirchen. Bischof Louis erließ 1772 aus “landesfürstlicher Macht” eine Verordnung gegen die Klöster seines Bistums (GLA 84/66) Darin untersagte er Klöstern den Erwerb von Häusern oder anderen Liegenschaften. Er befahl ihnen, durch Verpfändung erworbene Güter zu verkaufen.

Außerdem bestimmte er, dass u Abgaben verpflichtete Güter zu Steuern herangezogen wurden. Dies alles bereitete dem Kloster keine Schwierigkeiten,  da das Kloster dies schon immer befolgt hatte. Bischof Louis verbot aber geistlichen Häusern auch, Erbschaften

an zutreten. Bei den beschränkten Einkünften des Klosters war dieses aber auf Erbschaften angewiesen. Abt Felix schlug dem Bischof deshalb vor, eine Höhe der Erbschaft auf 2000 fl. zu begrenzen, das sind etwa 418.215,00 €. Höhere Summen kämen bei der Armut

der Bevölkerung ohnehin nicht vor.  Wenn der Bischof diese Bestimmung nicht zurücknähme, sehe er die wirtschaftliche Existenz seines Klosters bedroht, aber auch der bischöflichen Untertanen, die im Stift arbeiteten. Der Bischof ging darauf nicht ein,

weil die Verordnung dem allgemeinen Wohl diene und auf den Maximen der Vernunft gegründet sei. Wie der Streit endete, ist nicht bekannt.

Bischof Louis César Constantine verstarb am 11. März 1779. Sein Nachfolger wurde sein Neffe Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1779-1803)

Mit ihm hatte Kloster Allerheilige n wieder ein besseres Verhältnis.

In der Nacht vom 7. auf 8. September 1779 fiel das bischöfliche Schloss in Saverne einem Brand zum  Opfer.

1783 forderte Generalvikar Johannes Franz Angelus d’Eymar Abt Felix auf, das Geld des Klosters beim Fürstbischof gegen Zins anzulegen, damit dieser das abgebrannte Schloss wieder aufbauen konnte (GLA 84/67). Der Wunsch wurde vermutlich nicht erfüllt.

Im Juli 1489 brach in Frankreich die Revolution aus.

Bischof Louis René Édouard floh in die rechtsrheinischen Besitzungen des Bistums und residierte zunächst bis 1796 als Landesherr in Ettenheim. Um seine Finanzen aufzubessern, versuchte er 1792 sich Kloster Allerheiligen einzuverleiben, was ihm aber nicht gelang.

Die Folgen der Revolution waren nun auch in Allerheiligen zu spüren. In Frankreich mussten die Geistlichen einen Eid auf die Verfassung ablegen, was viele verweigerten. Sie verließen das Land und suchten in den rechtsrheinischen Klöstern Untersachlupf.

Allerheiligen nahm von 1794-1796 12 Studenten des Theologischen Seminars von Straßburg mit ihrem Dozenten Bruno Franz Leopold Liebermann 1759-1844). Dieser lehrte dann in Allerheiligen Kirchenrecht und Dogmatik.

1828 wurde er Generalvikar in Straßburg.

Abt Felix verstarb 1797. Sein  Nachfolger wurde Abt Wilhelm Fischer (1797-1801) als letzter Abt von Allerheiligen. Er stammte aus Oberkirch, wo er am 06. Februar 1741 geboren wurde.

Von 1793-1796 war er Seelsorger in Ebersweier.

Das Kloster hatte stark unter den Auswirkungen der Koalitionskriege zu leiden. Verpflegungen, Einquartierungen, Kontributionen und Erpressungen zwangen 1798 Abt Wilhelm zum Verkauf von Silber und Wertgegenständen, um die größte Not zu überstehen.

1797 brannte in Oberkirch der Klosterhof völlig ab,  der aber unverzüglich in derselben schlichten klassizistischen Form wieder aufgebaut wurde.Am nicht mehr genutzten Eingang mit Außentreppe ist das Doppelwappen des Klosters Allerheiligen und seines letzten Abtes Wilhelm Fischer angebracht.

Heute befindet sich dort die Altstadtschule.

Dem Beispiel der französischen Revolution folgend zogen 1789 Bauern aus  Renchen, Ulm, Waldulm und Kappelrodeck bewaffnet gegen Allerheiligen und bedrohten es.

Der Friede von  Lunéville vom 9. Februar 1801 regelte die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet.

Den Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs wurde eine Entschädigung durch die Säkularisation geistlicher und zum Teil auch Mediatisierung kleinerer weltlicher Territorien zugesagt.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 war die rechtliche Grundlage zur Säkularisation.

Am 29.11. 1802 wurde Kloster Allerheiligen nach 600-jährigem Bestehen durch den Markgrafen (1771-1803)und späteren Kurfürsten Karl Friedrich von Baden (1803-1806) aufgehoben.

Als das Kloster aufgehoben  wurde, zählte der Konvent 29 Mitglieder. Alle Kanoniker mussten Kloster Allerheilgen verlassen. Alle Patres, die nicht in der Seelsorge verwendet konnten, siedelten in das Rektoratshaus nach Lautenbach über.

Das Rektoratshaus ist an die Wallfahrtskirche angebaut und ist heute das Pfarrhaus.

Die staatliche Behörde setzte für die Patres die Rente fest, und zwar für den Abt 3000 fl pro Jahr, das entspricht immerhin 619.682 € p.a., für die über 60 –jährigen Konventualen  500 fl, das sind etwa 102.902 €, für die unter 60

Jahren 450 fl., das sind etwa 92.952 €.

Wirtschaftlich stand das Kloster gut da. Allein der Waldbesitz umfasste 4500 Jauchert, das sind etwa 1490 Hektar und erwirtschaftete jährlich 2.400 fl., das sind etwa 495.746,00 €.

Die jährlichen Erträge der 30 Maier-und Rebhöfe wurden auf 7.500 fl geschätzt, das sind etwa 1.549.206,00 €.

Die jährlichen Gesamteinkünfte des Klosters wurden bei der Säkularisation auf 28.000 fl. geschätzt. Davon gingen nach Übernahme des badischen Staates an Pensionen und Pfarrergehältern 13.400 fl. ab, durchaus ein Geschäft für den badischen Staat also.

Das Kloster hatte 30.000fl zu 5% Gelder an Bedürftige verliehen, die alle zurückgefordert wurden. An Bargeld war bei Übernahme noch 5000 fl. vorhanden, also etwa 1.032.804,00 €.

Besondere Werte und Kunstschätze gab es in Allerheiligen nicht. Das Silbergeschirr sowie wertvolle Gemälde wurden der Hofökonomie in Karlsruhe übergeben. Monstranzen und Kelch gingen an die Wallfahrtskirche in Lautenbach und die Katholische Kirchenkommission in Bruchsal.

Das Klosterarchiv kam nach Karlsruhe., die Bibliothek zum Teil  an die Universitätsbibliothek nach Heidelberg zum Teil an die Hofbibliothek  nach Karlsruhe. Auch die Patres konnten aus einem Restbestand Bücher für sich nehmen.

Die Abtsinsignien kaufte Abt Wilhelm. Er lebte von 1803-1818 im Rektoratshaus in Lauterbach. Ihm war schon 1803 jegliche weltliche Administration unter sagt worden.

Er  verstarb am 02. Mai 1824 in Oberkirch .

Am 04.1805 wurde der Haushalt versteigert, ebenso sie Meier-und Rebhöfe.

Das Kloster sollte eigentlich in eine Korrektionsanstalt, das ist eine Besserungsanstalt für Kleriker verwandelt werden.

Am 6. Juni 1804 schlug nachts während eines Gewitters der Blitz in die Turmspitze ein. Das Schindeldach brannte ab,  ebenso das Dach und das obere Stockwerk des anschließenden Klausurgebäudes. Erhalten blieben die Altäre, die Kanzel und die Orgel.

Vom Feuer verschont blieben die Prälatur und die anderen Gebäude. Der Plan für die Besserungsanstalt war hinfällig geworden.

Der Fabrikant Brenneisen aus Iffezheim plante in Allerheiligen eine Wollspinnerei einzurichten. Wegen der abseitigen Lage und den schlechten Zufahrtsmöglichkeiten aber auch wegen des Unvermögens von Brenneisen musste das Vorhaben trotz

hoher Förderung durch Baden 1806 aufgegeben werden. Es fand sich keine weitere Verwendungsmöglichkeit für die Gebäude und es kümmerte sich auch niemand um sie. Deshalb wurden sie 1816 auf Abbruch versteigert.

1840 wurden die Allerheiligen  Wasserfälle (auch ButtensteinerWasserfälle) touristisch erschlossen. Im Zuge der Romantik zog die Ruine weitere Besucher an.

1853 besuchte Karl Baedecker, Verleger, Autor und Begründer der Baedecker Reiseführer die Abtei-Ruine und beschrieb sie, was sie bekannter machte und die Besucherzahl steigerte.

Aufgrund der Erwähnung kam auch Mark Twain 1878 auf seiner Europareise nach Allerheiligen, beschrieb in seinem Buch “A Tramp Abroad” Ruine und Hotel.

“Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“

Heute befindet sich ein Hotel in Allerheiligen, ein Landschulheim und eine religiöse Tagungsstätte des Caritasverbandes Mainz und ein Tagungszentrum der EOS Erlebnispädagogik Freiburg

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01 Apr. 2023

Zisterzienserabtei Raitenhaslach

                                                                                                                                                                                                                                         

 

 

1143 wurde Kloster Raitenhaslach Graf Wolfker de Tegerwac (Wolfker von Wasentegernbach) und seiner Frau Hemma von Vohburg gestiftet.

Diese hatten dem Salzburger Erzbischof Konrad I. von Abenberg (1106–1147 ). Die Vita Konrads I. nennt als Gründungsdatum den 27. Oktober 1143. Die Annales Reicherspergenses nennen dasselbe Datum.

Besiedelt wurde Raitenhaslach von der Abtei Salem. Als erster Abt wird Gero (1143-1177/79)eingesetzt. Gegründet wurde das Kloster zunächst in Schützing an der Alz, heute ein Ortsteil von Marktl am Inn.

Zwei Jahre später verlegte Erzbischof das Kloster ins Tal der Salzach. Als Grund für die Verlegung gibt die am 05.1146  (Kloster Raitenhaslach Urkunden (Zisterzienser 1034-1798) 1146 06 05)von Konrad ausgestellte Urkunde an,

dass der Klosterort nicht geeignet sei und er deshalb das Kloster verlegt habe. Außerdem wird in der Urkunde gesagt, dass Konrad Gero zum Abt geweiht habe.

Der Grund für die Verlegung lag aber wohl eher in der Klosterpolitik des Salzburger Erzbischofs. Sie lag in der Idee des Bischofs vom Eigenkirchenrecht. ( Germania Sacra NF 11, Das Erzbistum Salzburg 1Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach , Berlin New York 19777, S 47 ff)

Im Investiturstreit hatte er sich auf die Seite des Papstes gestellt.Wegen Konflikten mit kaiserlichen Beamten musste er 1112 fliehen und konnte erst 1121 nach Salzburg zurückkehren. Das Wormser Konkordat vom 23. September 1122 beendete den Investiturstreit. Er war nun interessiert, die

klösterlichen Institute seiner Diözese  mit neuem Reformgeist zu erfüllen. Hauptsächlich unterstützte er zwar die Augustinerchorherren. Es passte aber gut, dass die salzburgische Eigenkirche in Raitenhaslach unbesetzt war.

Die Pfarrei hatte er von Raitenhaslach nach Marienberg verlegt, da die Zisterzienser in dieser Zeit jegliche Seelsorgetätigkeit ablehnten. Die Kirche von Raitenhaslach übergab er den Mönchen samt dem Zehnten sowie das Stiftungsvermögen.

Obwohl Eigenkirchenherr von Raitenhaslach verzichtete er wohl auf das Recht der Benennung und Einsetzung.Ob die Zisterzienser irgendwelche Bedingungen für die Gründung stellten, geht aus der Urkunde nicht hervor, auch nicht dass Kloster Salem das Mutterkloster von Raitenhaslach

war. Das wird nur daraus geschlossen, dass Salem innerhalb des Ordens immer als Mutterkloster betrachtet wurde und es in Raitenhaslach immer das unangefochtene Visitiationsrecht hatte. Ob der erste Abt Gero erst Mönch in Salem war ist ebenfalls nicht belegt.

Eine päpstliche Urkunde liegt schon vom 28. Januar 1147 vor. Der erste Zisterzienserpapst Eugen III. (1145-1153) nimmt das Kloster in seinen Schutz und bestätigt die aufgeführten Besitzungen. Außerdem gewährt er Zehntfreiheit für alle im Eigenbau stehenden Güter und

für das Nutzvieh. Die Urkunde ist aber eine Fälschung. Das Original wurde wohl bei der Fälschung vernichtet. Es wurde  aber wohl nur “cum capella” eingefügt. Es ging um eine Gutskapelle bei Mosvogel. Um diese Kapelle ging es bei einem Streit mit dem Regensburger Bischof.

Die Mönche wollten mit dieser Urkunde ihren Anspruch auf diese Kapelle untermauern. Der Fälschung war aber kein Erfolg beschieden, denn das Kloster mußte später  die Abhängigkeit der Gutskapelle von der zuständigen Pfarrkirche, also mittelbar vom Bischof selbst, anerkennen.

(1147 01 28) Eine weiter Urkunde nur ein paar Tage später gebot der Papst dem Regensburger Bischof Heinrich I. (1132- 1155)  von den Besitzungen des Klosters Raitenhaslach innerhalb seiner Diözese keine Zehnten zu fordern. (1147 02 01)

Die erste Königsurkunde stellte König Konrad III. (1138-1152) aus. Am 23. Mai 1149 nahm er Kloster Raitenhaslach in seinen Schutz und bestätigte besonders den Besitz zweier Hufen, eine in Schönberg (Landkreis Altötting) und eine in Waltendorf (Landkreis Bogen),

die das Kloster vom Reichsministerialen Raffold von Schönberg geschenkt bekommen hatte. Dieser wiederum hatte diese für seine treuen Dienste von König Konrad zu freiem Eigen erhalten. (RI Konrad III. – RI IV,1,2 n. 596 und 1149 05.23)

Bischof Heinrich I. von Regensburg gestand am 26. Mai 1152 Kloster Raitenhaslach für die im Eigenbetrieb stehenden Güter und für das Zuchtvieh Zehntfreiheit zu. Außerdem bestätigte dessen Rechte an den Kapellen seiner Diözese, unbeschadet der Rechte der Pfarrkirche (1152 05 26)

Das war wohl als Reaktion auf die Aufforderung von Papst Eugen III. zu sehen, von Kloster Raitenhaslach keinen Zehnten zu fordern.

Graf Berthold III. von Andechs (um 1110/15-1188) gewährte Kloster Raitenhaslach Zollfreiheit in Neuburg am Inn Zollfreiheit für seine aus Österreich kommenden Schiffe. (1158 08 05).

Das war für das Kloster durchaus von Interesse, denn in der Gegend um Krems verfügte es über umfangreichen Weinbergbesitz. Sein Hauptweinbaugebiet war in und um Krems. Schon 1156 hatte es dort seinen ersten Weinberg.

Durch weitere Schenkungen baute das Kloster seinen Weinbergbesitz um Krems schnell aus. In Feuersbrunn hatte es Besitz in der Lage Talland. Feuersbrunn ist einer der ältesten und bedeutendsten Weinorte in Niederösterreich. Weiteren Besitz hatte es in Rohrendorf bei Krems und Murstetten

bei Krems. Der Passauer Bischof Konrad I. von Babenberg (1148-1164) gewährte dem Kloster am 5. Oktober 1161 für seine Regierungszeit Zehntfreiheit für die klösterlichen Weinberge in Österreich und Mautfreiheit in Passau. (1161 10 05)

Der Besitz an Weinbergen um Krems nahm im Laufe der Zeit so zu, dass sich Herzog Rudolf III. von Österreich (1298-1307) 1304 genötigt sah, dem Kloster in diesem Gebiet weitere Erwerbungen zu verbieten.

Die Betreuung der Weinberge erfolgte durch einen vom Abt ernannten Hofmeister den “ Magister Curie in Chremsa”. Seit dem 17. Jahrhundert nannte er sich “Provisor vinearum in Austria” Zunächst waren es Konventsangehörige. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden mit dem

Amt Laien, meist Bürger aus Krems betraut. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach Kapitel 11 Weinbau S 196 ff)

Im September 1165 stellte Kaiser Friedrich I. (1152-1190) Kloster Raitenhaslach eine Urkunde aus, mit der das Kloster in seinen Schutz nahm, dessen Besitz bestätigte, insbesondere die Schenkungen des Ministerialen Rafolds, die dieser mit Zustimmung Herzog Heinrichs dem Löwen (1156-1180)

in Schönberg und Waltendorf gemacht hatte. (1165 09 19/24) Diese Urkunde zeigt, dass Abt Gero und sein Konvent in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen jener Zeit keinerlei antikaiserliche Haltung gezeigt hatten.

Sophia, Gräfin von Burghausen und Gemahlin von Gebhard I, der um 1170 verstarb, schenkte Kloster Raitenhaslach zwischen 1176 und 1180 ihre Fischerei in Grabenstätt (heute Landkreis Traunstein) sowie ihren Anteil einer Salzpfanne in Reichenhall (1176-1180)

Anlass auf zwei weitere Wirtschaftszweige von Kloster Raitenhaslach zu blicken. Da war einmal der Salinenbetrieb. Das Kloster hatte Salinenanteile auf bayerischen wie salzburgischen Gebiet. Schon Sophias Gemahl Gebhard I. hatte dem Kloster einen jährlichen Anteil an einer Salzpfanne in Reichenhall

geschenkt.Seine Gemahlin schenkte dann einen weiteren Anteil. In Hallein bekam das Kloster 1207 von dem Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200-1246) einen Salinenanteil geschenkt. Außerdem schenkte der Erzbischof dem Kloster einen Salinenanteil in Mühlbach bei Hallein.

Dazu gab er zwei Hofstätten zur Erbauung von Salzpfannen gleichzeitig übertrug er Beholzung-, Trift- und Salinenrechte. Außerdem bekam das Kloster alle Rechte der Salzgewerke. Es durfte Salz entsprechend dem ihm überlassenen Pfannenanteil verkaufen und verfrachten.

(1207 04 20) . König Philipp (1198-1208) bestätigte diese Schenkung ein halbes Jahr später sowie die dabei durch Erzbischof Eberhard verliehenen Rechte und er nahm das Kloster in seinen Schutz. (1207 08 03)

Wie lange Raitenhaslach in Reichenhall Rechte und Anteile an der Saline hatte, lies sich bisher nicht ermitteln Man kann aber annehmen, dass die Entwicklung ähnlich verlief wie in Hallein.

Spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts nahm der bayrische Herzog die Salzgewinnung in seine Hand und monopolisierte sie.

In Hallein gab es 9 Sudhäuser. Es gab 4 klösterliche Mitsieder. Ende des 14. Jahrhunderts bemühte sich der Erzbischof erfolgreich, die einzelnen Salinenanteile wieder in seiner Hand zu vereinen. Die Klöster, auch Raitenhaslach, mussten sich eine “Restringierung” des Sudbetriebes auf ein Viertel

gefallen lasen. Später überließen sie den gesamten Salinenanteil dem Erzbischof entweder auf Zeitpacht oder auf Lebenszeit. Die ersten Pachtverträge von Kloster Raitenhaslach stammen aus dem Jahr 1379.

Im Jahr 1454 verzichtete Kloster Raitenhaslach endgültig auf eine eigene Salzproduktion und trat all seine dortigen Rechte gegen eine Salzlieferung jeweils zu Georgi und Ruperti an den Salzburger Erzbischof ab.

Eine praktische Auswirkung davon war, dass der klostereigene Salzstadel in Neuötting 1859 verkauft wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 9, Salinenbetrieb S. 192 f.)

Die erste Mühle bekam das Kloster  am 22. Dezember 1164 von Markgraf Engelbert von Istrien (+ 1188) und Gebhard von Sulzberg (um 1144-1188). Sie stammte aus dem Anteil des Erbes von Engelberts Gemahlin Mathilde, der Schwester Gebhards.

In der Urkunde wird eine Mühle zu Holzehvsen genannt (1146 12 22)

Von besonderer Bedeutung für ein Zisterzienserkloster waren Mühlen. Ursprünglich war jeglicher Fleischgenuss bei den Zisterziensern verboten. Das bedingte natürlich einen hohen Mehlverbrauch.

1313 verbrauchte die Klosterbäckerei 134 Mutt Roggen. ( 1 Mutt hatte 133 2% Liter) Roggen und 124 Mutt und 23 Metzen Hafer. 16 Metzen waren 1 Mutt.

Neben der Deckung des Eigenbedarfs an Mehl waren Mühle auch eine gute Einnahmequelle für die Klöster, denn sämtliche Insassen eines Dorfes durften ihr Getreide nur in der Klostermühle mahlen lassen.

Die Raitenhaslacher Mühlen waren mit Ausnahme der Klostermühle schon Ende des 12. Jahrhunderts alle in Pacht ausgegeben.

Neben dem realen Mahlrecht hatte das Kloster auch Säge-und Ölschlagrecht, also die Berechtigung zum Betrieb einer Sägemühle und zur Ölgewinnung aus ölhaltigen Früchten.

Darüberhinaus besaß das Kloster Mühlen zur Papier-, Kupfer-, Eisen-und Tucherzeugung.

In den 30-iger Jahren des 14. Jahrhunderts waren 20 Mühlen im Besitz des Klosters. Im späten 18. Jahrhundert war der Betrieb auf 30 angewachsen.

Die Papiermühle in Raitenhaslach war die einzige Papiermühle im heutigen Oberbayern, die von einem Kloster unterhalten wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 5 Mühlen S. 188 ff)

Graf Gebhard von Burghausen (+ 4.12. 1163) schenkte Kloster Raitenhaslach eine Schwaige in Ried mit zugehörigem Anteil an einer Salzpfanne in Reichenhall.

Herzogin Agnes von Bayern (um 1201-1267), Gemahlin von Herzog Otto II. stiftete am 23. April 1262 die Schwaige zu “Werde”, das ist die Göbelschwaig in Neumühl, heute eine Wüstungin der Gemeinde Moosburg am Inn.

Dies geschah zum Seelenheil ihres verstorbenen Gemahls Otto. (1262 04 23)

Das Kloster hatte auch Schwaighöfe in seinem Besitz und zwar in den Gebirgsgegenden von Tirol und Salzburg. Das waren fast ausschließlich auf Milchwirtschaft eingestellte Betriebe. Sie mussten üblicherweise 300 Käselaibe pro Jahr ans

Kloster abgeben. Nach dem Urbar von 1334 erhielt Kloster Raitenhaslach jährlich 9500 Stück Käse. Neben Rinderzucht wurde in den Schwaigen vor allem im Pinzgau auch Schafzucht betrieben. Das wichtigste Erzeugnis war hier die Wolle, aus denen Bekleidungsstoffe

hergestellt wurde. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 10 Schwaigenwirtschaft S. 195)

Die Gräfin von Burghausen hatte neben ihrem Anteil an der Salzpfanne in Reichenhall auch ihre Fischerei in Grabenstett geschenkt. Eine ausgedehnte Fischzucht war für die Zisterzienser sehr wichtig, denn sie ernährten sich ja weitgehend fleischfrei.

Kloster Waldsassen hatte eine ausgedehnte Teichwirtschaft, die ja bis heute nachwirkt, ebenso Maulbronn. Die wasserreiche Lage in Raitenhaslach eignete sich ebenso für die Fischzucht und noch heute sind viele damals angelegte Fischteiche

in Klosternähe erhalten. Fischrechte so wie die in Grabenstett zu denen bald zahlreiche weitere dazu kamen, wurden vom Kloster nicht selbst genutzt sondern gegen Zins an Fischer abgegeben. Je nach Größe ihres Fischlehens hatten die Fischer

im Jahr zwischen 100 und 1000 Chiemseerenken an den Abt zu liefern. Aber der Fischfang des Klosters reichte nie aus, um den Bedarf zu decken, so dass Fisch, Krebs und Frösche mit bis zu 1000 Gulden im Jahr zugekauft werden mussten.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 3 Fischereiwesen S. 184 f)

Abt Gero stand über 30 Jahre an der Spitze seiner Abtei. Das Kloster hatte in seiner Regierungszeit viele Schenkungen erhalten und stand so auf einer soliden Grundlage.

Er genoß ein hohes persönliches Ansehen, was sich zum Beispiel darin zeigt, dass er im Gefolge des abgesetzten Salzburger  Erzbischofs Adalbert III. (1168-1174 und 1183-1200) war.

Kardinal Walther von Albano hatte ihn nach Raab bestellt, um im Auftrag von Papst Alexander III. (1159-1181) den bayrisch-salzburgischen Kirchenstreit zu beenden.

Abt Gero stand auch in Korrespondent mit Hildegard von Bingen. Sie soll ihn von seinem Vorhaben wieder in sein Mutterkloster Salem zurückzukehren, abgebracht zu haben.

Schon unter Abt Gero lässt sich die Führung eines eigenen Abtsiegels nachweisen.

Als Todestag nennen die Necrologien fast einhellig den 3. Juni. Sein Todesjahr ist nicht genau bekannt. Für alle Äbte der Frühzeit gilt, dass die Daten von Wahl und Weihe nicht bekannt sind und auch die Lebenszeiten kaum belegt sind.

Sein Nachfolger Adalbert erscheint in zwei Urkunden. Mit dem Register 1180-1190 beurkundete Abt Konrad  Jahrtagsstiftungen und Schenkungen an Kloster Raitenhaslach durch Burggraf Meingoz von Salzburg.

In dem Privileg von Papst Alexander III. für Kloster Raitenhaslach vom 13. Februar 1180 (1180 02 13) wird Abt Adalbert in der Grußformel namentlich erwähnt. Das ist der einzige zeitliche Anhaltspunkt für Abt Adalbert.

Abt Konrad I. (1183-1188) hat nach den Raitenhaslacher Traditionsnotizen eine verhältnismäßig große Zahl von Rechtsgeschäften vorgenommen. Möglicherweise hat Abt Konrad I. viele Traditionen seiner Amtszeit selbst niedergeschrieben

und zwar in der Mehrzahl als unmittelbare Eintragungen, was sich weder vor noch nach der Amtszeit von Abt Konrad wiederfindet.

Abt Otto erscheint weder in einer Abtsliste noch in den Necrologien noch im Traditionsbuch des Klosters. In einer Urkunde für das Stift Baumburg heute Landkreis Traunstein bezeugt er mit zwei Mönchen  die Übertragung von Besitzungen der Gräfin

Elisabeth von Ortenburg in  Angath. Diese Urkunde stammt aus dem Archiv von Baumburg und wurde als Regest aufgenommen, da sie der einzige urkundliche Beleg für Abt Otto ist. (1190)

Auch für die nächsten beiden Äbte ist die Urkundenlage dünn. Abt Richer (110´94-1198) wird in einer Urkunde vom Juni 1194 genannt, in der Herzog Berthold IV. von Dalmatien (+ 1204) die von seinem Vater Berthold III. von Andechs ( + 1188) zugestandene Mautfreiheit  in Neuburg heute

Landkreis Passau erneuert. (1194 06)

Am 13. März 1195 nahm Papst Cölestin III. (1191-1198) Kloster Raitenhaslach in seinen Schutz und bestätigte ihm die Kapelle “Cidelare” (Margarethenberg, Landkreis Altötting) (1195 03 13). In dieser Urkunde wird der Abt als “Dilectus filius Riccerius) in der Grußformel genannt.

In späteren Necrologien wir der 31. Januar als Todestag genannt.

Auch der nächste Abt ist nur in einer Urkunde belegt. In dieser Urkunde gewährte Bischof Wolfker von Passau (1191-1204) dem Kloster Raitenhaslach Mautfreiheit in Passau. (1203) In dieser Urkunde wird gesagt, dass das auf Bitten des Abtes Konrad geschah.

Für Abt Berthold (vor 1205-1217/19) ist die Quellenlage wieder günstiger. In seine Regierungszeit fällt die Schenkung des Salinenanteils in Mühlbach durch den Salzburger Erzbischof Eberhard (s.o.) Das war der Beginn der Salinentätigkeit in Hallein durch Kloster Raitenhaslach.

Mehrere Male wurde er von Papst Innozenz III. (1198-1216) in Streitsachen zum Richter eingesetzt. (2 Urkunden 1205 11 17 in der Streitsache Saline Tuval).

Seine Teilnahme an der Diözesansynode in Laufen an der Salzach 1205 ist bezeugt. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 259). In diesem Jahr weihte Erzbischof  Eberhard von Salzburg einen Emporenaltar in Kloster Raitenhaslach.

Der Kirchenbau im Kloster war nun auch nach Westen abgeschlossen.

Der Passauer Bischöfe Poppo (1204-1206) gewährt Kloster Raitenhaslach Mautfreiheit in Passau (1205 12 26). In dieser Urkunde ist Abt Berthold namentlich genannt.

Bischof Manegold (1206-1215) erneuerte die Mautfreiheit (1206-1209) und bestätigte sie in einer Urkunde  vom 06. Juni (1206/1215 06 09)

Herzog Leopold VI. von Österreich (1198-1230) bestätigte 1207 die von seinem Vater Leopold V. (1177-1194) verliehenen Mautfreiheiten in Krems und Persenbeug, beides Niederösterreich und Mauthausen Oberösterreich verliehene Mautfreiheiten (1207).

Abt Berthold erscheint auch in einer undatierten Kaufurkunde, in der er sich “servus pauperum Christi” nennt. (1207-1219)

Von Abt Berthold sind verschieden von ihm verfaßte geistliche Gespräche (sermones) erhalten.

Eine päpstliche Bestätigung der Einkünfte an der Saline in Hallein erteilte Papst Innozenz III. am 18. April 1209. (1209 04 18)

Am 26. März 1214 stellte dieser Papst dem Kloster eine Schutzurkunde aus, bestätigte den namentlich aufgeführten Besitz und gewährte Zehntfreiheit für alle im Eigenbau stehenden Güter wie vom Zuchtvieh und weitere Rechte. (1214 03 26)

Auch Bischof Ulrich II. von Passau (1215-1222) bestätigte die Mautfreiheit von Kloster Raitenhaslach in Passau. (1215/1221 10 31)

Am 15. Juli 1216 stellte Kaiser Friedrich II. (1212-1250) eine Schutzurkunde für Kloster Raitenhaslach aus. Er bestätigte alle Schenkungen, insbesondere einer Salzpfanne in Mühlbach durch Erzbischof Eberhard. (1216 07.15)

Diese Urkunde ist bei den Raitenhaslacher Urkunden  nochmals aufgeführt und zwar unter 1222 11 13. In dieser Urkunde ist Abt Berthold auch namentlich genannt.

Abt Konrad III. (1222 –1228) ist nur in einer Urkunde in einer Urkunde von Kloster Raitenhaslach vertreten. In einer undatierten Urkunde vor dem 30. Dezember 1225 ist er an einem Vergleich mit Propst Heinrich von Ranshofen

wegen einer Kapelle in Neukirchen an der Alz beteiligt. Dreimal ist er in einer Zeugenreihe belegt. In zwei Urkunden geht es um Vereinbarungen zwischen Erzbischof Eberhard und einmal dem Zisterzienserkloster in Viktring und einmal

zwischen Erzbischof Eberhard und dem Kloster Kaisheim. Einmal war der Abt Zeuge bei einer Übertragung der Pfarrei Sieghartskirchen an das Stift Baumburg durch Bischof Gebhard I von Passau ( 1222-1232).

Weder der Todestag noch die Begräbnisstätte des Abtes sind überliefert.

Abt Dietmar 1239/1240 scheint ebenfalls nur eine sehr kurze Regierungszeit gehabt zu haben. Bei Papst Gregor IX. (1227-1241) stand Abt Dietmar wohl in hohem Ansehen, denn mit Urkunde vom März 1240 ernannte ihn der Papst zum Beichtvater von

Herzog Otto II. dem Erlauchten von Bayern (1231-1253). Außerdem gab er ihm die Vollmacht, Otto II. gegebenfalls von der Exkommunikation zu lösen.

Am 24. September 1240 weilte Abt Dietmar am Hof Friedrichs II. der Streitbare, Herzog von Österreich (1230-1246, mit ihm starben die Babenberger im Mannesstamm aus) in Mödling. Bei dieser Gelegenheit bestätigte der Herzog Kloster Raitenhaslach

ebenso wie dem Stift St. Nikola in Passau die von seinen Vorfahren verliehenen Mautfreiheiten. (Urkunde 1240 09 24)

Unter Abt Dietmar begannen die langjährigen Auseinandersetzungen von Kloster Raitenhaslach mit den Herren von Wald, weil diese die Vogtei auf die Klostergüter im Zeitlarngau, das ist der Gau zwischen Alz und Salzach, beanspruchten.

Aktenkundig wurde dieser Streit mit der Urkunde von Herzog Otto II. vom 26. Dezember 1240, in der Otto  den Gebrüdern Otto und Ortlieb von Wald (LK Altötting) jegliche Rechte auf Leute und Besitzungen des Klosters abspricht. Dies geschah auf Klage des Abtes Dietmar.

(1240 12 26). Das scheint allerdings wenig bewirkt zu haben.1242 exkommunizierte Erzbischof Eberhard von Salzburg die beiden Brüder, was sie aber auch nicht sonderlich beindruckt zu haben scheint. (1242 11 23)Die beiden betrieben von ihrer Burg aus ihren Herrschaftsausbau weiter.

In einer Urkunde von 1241 gewährte Otto II. dem Kloster Zollfreiheit für zwei Wagen mit Lebensmitteln. (1241)

Abt Dietmar verstarb wohl am 8. März 1242.

Eine längere Regierungszeit hatte Abt Walther nämlich von 1242-1257. wie auch seine Vorgänger erfreute er sich der besonderen Gunst des Salzburger Erzbischofs Eberhard, was viele Schenkungen belegen.

1242 erlaubte er dem Kloster, in den Städten Salzburg, Laufen, Tittmoning, Mühldorf und Werfen je ein von allen Abgaben und Steuern freies Haus samt Zugehör zu haben. Außerdem durfte das Kloster durch dies Städte

Salz und andere Güter mautfrei zu Wasser und zu Land führen (1242).

Im September 1242 beauftragte das Generalkapitel den Abt von Kloster Heilsbronn Ulrich 1241-1244)und Walther ein Frauenkloster zu besuchen, das auf Wunsch von Otto II von Andechs, Herzog von Meranien dem Orden inkorpiert werden sollte (1242 09)

Für Raitenhaslach wichtig war die Urkunde vom 15. März 1143, in der Erzbischof Eberhard die vollständige Freiheit jeglicher seiner Güter im Erzstift bestätigt. (1243 03 15)

Am 28. November 1244 versprach Pfalzgraf Rapoto III., Pfalzgraf von Bayern, die dem Kloster Raitenhaslach von Päpsten und Kaisern verliehenen Rechte, vor allem dessen Niedergerichtsbarkeit, zu achten. (1244 11 28)

Am 13. Juli 1245 erhielt Abt Walther einen päpstlichen Auftrag. Papst Innozenz IV. (1243-1254) trug ihm auf, die Klage des Domkapitels von Salzburg gegen das Stift St. Peter daselbst wegen der Zugehörigkeit der Kapellen St. Laurenz und St. Michael zur Stadtpfarrkirche zu untersuchen und zu entscheiden.

(1245 07 13)

Im Juli 1246 erhielt das Kloster von Konrad von Wasserburg (+1259) Mautfreiheit auf Burg Vichtenstein (1246 07 23)in Oberösterreich und Herzog Otto II.gewährte Zollfreiheit in Obernberg an Inn. (1246 07 26)

Das Generalkapitel erteilte den Äbte von Heilsbronn Edelwin (1245-1252) und Walther wieder einen Besuchsauftrag. Dieses Mal sollte das Frauenkloster Lilienthal in Tänikon (heute Kanton Thurgau)in der Schweiz besucht werden. Auch hier ging es um Inkorporation in den Orden. (1246 09)

Auch der Nachfolger von Erzbischof Eberhard von Salzburg Philipp von Spanheim ( 1247-1257) blieb Kloster Raitenhaslach gewogen. Sein direkter Nachfolger Burkhart I. von Ziegenhain war nur wenige Monate im Amt.

Erzbischof Philipp bestätigte am 27. Dezember 1249 alle von seinen Vorgängern verliehenen Schenkungen und Freiheiten, namentlich die von Eberhard II. (1249 12 27). Etwa zwei Monate später stellte er dem Kloster eine Schutzurkunde aus und nahm es mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz.

(1250 02 06)

1249 kaufte Abt Walther ein Haus in Krems. (1249 09 06)

Im April 1253 erhält Kloster Raitenhaslach zum ersten Mal Besitzrechte und Zinsverschreibungen in der Stadt München (1253 04 09 und 1253 04 11)

Wie viele Zisterzienserklöster verkaufte Raitenhaslach abgelegenes und damit unwirtschaftlich zu betreibende Klostergüter. 1253 verkaufte Abt Walther das Klostergut Sachrang bei Aschau im Chiemgau

Während der Regierungszeit von Abt Walther nahm die Zahl von Adligen zu, die in Kloster Raitenhaslach eine Begräbnisstätte erhielten. In der Regel war das dann auch mit Schenkungen an das Kloster verbunden. So vermachte z. B. ein Ulrich Chalb

aus Burghausen Kloster Raitenhaslach ein Gut in Überacker (in Oberösterreich) gegen ein Begräbnis im Kloster. (1250-1257)

Von Abt Walther stammt das erste erhaltene Siegel eines Raitenhaslacher Abtes.

Als Todesjahr ist das Jahr 1259 überliefert. Der Todestag schwankt in den Nekrologien zwischen dem 05.und 08. April.

Der nächste Abt ist Heinrich I. von Güntering (1259-1261). Er entstammte einer Ministerialenfamilie und war vor seiner Wahl zum Abt Cellerar. Er erscheint deshalb wiederholt in der Zeugenreihe von Urkunden.

Der Salzburger Bischofstuhl war seit Philipp I. umstritten. Dieser war 1257 vom Domkapitel 1257 abgesetzt und gebannt worden. Zu seinem Nachfolger wurde Ulrich von Seckau gewählt. Er war zwar 9 Jahre Regent in Salzburg, regierte aber das Bistum

eher nur nominell. Denn das Bistum hatte die Auswirklungen des Interregnums in Deutschland (1256-1273) und Österreich (1246-1278) zu erfahren. Nach dem Tod seines Gönners Herzog Friedrich II. von Österreich hatte er weder Macht, Geld noch Geschick

sich mit seinem gebannten Vorgänger zu messen. Abt Heinrich ergriff aber Partei für Erzbischof Ulrich, was dieser mit der Schenkung des Fischteichs bei Mittermühl dankte (1261 03 19).

Am 7. April 1261 gewährte er der Kirche in Marienberg heute Landkreis Altötting einen Ablass (1261 04 07) und drei Tage später bestätigte er die Schenkungen seiner Vorgänger für Kloster Raitenhaslach. (1261 04 10)

Das Todesjahr von Abt Heinrich ist nicht überliefert.

Sein Nachfolger Rudolph ist vermutlich personengleich mit einem 1253 als Priester und 1250 als Custos des Klosters. Er hatte eine sehr kurze Regierungszeit und ist nur in einer Urkunde belegt. (1263 03 17)

Frater Thomas, Bischof von Squillace (Kalabrien),der  vom apostolischen Stuhl zur Reform der Salzburger Kirche nach Deutschland entsandt worden war, erlaubte dem Abt von Raitenhaslach bei bestimmten Voraussetzungen,  auf 24 Personen beschränkt Brandleger, Laienmörder und Räuber zu absolvieren. Die dabei der Kurie entstehenden Kosten wies er dem Kloster zu.

Wohl in die Regierungszeit diesen Abts fällt die Verleihung des großen Zisterzienser-Schutzprivilegs durch Papst Urban IV. (1261-1264) am 24. Juni 1264. In dieser Urkunde werden  namentlich erwähnte Besitzungen bestätigt. (1264 06 24)

Sein Nachfolger war Konrad IV. Hallerbrucker. (1267-1297) Er entstammte dem Geschlecht der Hallabrucker, die im 12./13. Jahrhundert zu den Kraiburg-Ortenburger Ministerialen zählten.

Urkundlich erscheint er erstmals am 20. März 1267 (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 263). Er hatte eine über dreißigjährige Regierungszeit. Nur Abt Emanuel I. Scholz (1700-1733) regierte länger.

Abt Konrads Regierungszeit war durch eine rege Bautätigkeit gekennzeichnet, die auch durch ein großes Brandunglück 1275 bedingt war.  Raitenhaslach teilte dieses Schicksal mit sehr vielen Klöstern, den für fast alle mittelalterliche Klöster sind Brände überliefert.

Die Weihe der Klosterkirche wurde auf das Georgsfest  also den 23. April 1275 festgesetzt.  Bischof Hermann  von Augsburg (1248-1286) (1275 04 08), Bischof  Berthold von Bamberg (1257-1285)(1275 04 11) und Bischof Hildebrand von Eichstätt (1261-1279) (1275 04 16)

gewährten dazu einen Ablass von 40 bzw. 80 Tagen vorbehaltlich der Zustimmung des Bischofs, der die Weihe vollzog.

Ein weiterer Brand ereignete sich 1485, bei dem der mittlere Teil des Klosters zerstört wurde. Die Kirche blieb bei diesem Brand verschont.

Am 7. Dezember 1283 wurde der St. Michaelsaltar in der Klosterkirche geweiht.

Laut “Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach “S. 263 wurde zu Ehren des Ortspatrons von Raitenhaslach St. Georg bei der Pforte eine Kapelle errichtet und diese 1294 geweiht. Es gibt allerdings aus dem Jahr 1277 4 Urkunden von insgesamt 9 Bischöfen die

aus Anlass der Weihe der Pfortenkapelle Ablässe verleihen. Die Weihe der Pfortenkapelle 1294 nahm der Bischof von Lavant  Heinrich von Helfenberg (1291–1299) vor.1275 ließ Abt Konrad in der Klosterkirche einen neuen  Estrich legen. 11 Altäre, die unter Feuchtigkeitserscheinungen litten, ließ er höher setzen. Das Refektorium wurde ebenfalls erhöht.

1283 drohte das Dormitorium in die Salzach abzurutschen. Es wurde durch entsprechende Baumassnahmen gesichert.

Das hohe Ansehen, in dem Kloster Raithausen und vor allem Abt Konrad stand, zeigte sich in mehrfacher Art. Zum einen erhielt das Kloster in seiner Abtszeit sehr viele und auch vielfältige Schenkungen. Ein Stadthaus in Passau (1268 03 11) wurde im März 1268 geschenkt.

Mehrfach  bekam das Kloster Schwaigen. Im November 1270 bekam das Kloster ein Haus, sowie zwei Badstuben in Tittmoning und vom selben Schenker ein Gut in “Chraegelingen” (abgegangen Landkreis Laufen) (1270 11 29)

In Hallein bekam das Kloster eine Fleischbank (1275 03 23).

Ein weiteres Indiz für das Ansehen der Abtei sind die Wünsche nach Grabstätten vieler adliger Herren. Der Chronist Tachler führt für die Regierungszeit von Abt Konrad über 20 Erbbegräbnisse auf.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach 9, Salinenbetrieb S. 264 ) Von dem reichen Wiener Bürger Paltram vor dem Freithof (* um 1220-1287/88) wurde zwar nur ein Finger zur Bestattung nach Raitenhaslach. überführt. Paltram hatte in Wien eine einem Bürgermeister ähnliche Funktion.

Er war ein großer Gönner von Zisterzienserklöstern. Er unterstützte in Österreich Zwettl und Heiligenkreuz, wo er nach einer möglichen Überführung seiner Gebeine aus Akkon, wo er bei einer Pilgerfahrt starb, vielleicht sogar seine letzte Ruhestätte fand.

In Raitenhaslach hatte er den dortigen Michaelsaltar gestiftet. Für Paltram wurde er auch als Testamentsvollstrecker eingesetzt, als dieser seine Pilgerreise nach Akkon antrat. (1287 05 25) Zwei Testamentsurkunden wurden ausgefertigt, wovon eine in Raitenhaslach verbleiben sollte.

Schon vorher hatte Herzog Philipp von Kärnten und Krain die Äbte Dietmar II. (1270–1288)von St. Peter in Salzburg, Albert I. (1270 – 1280) vom Zisterzienserkloster Viktring und Abt Konrad als Testamentsvollstrecker eingesetzt. (1279 07 19)

Auch zu Schiedsvereinbarungen wurde er oft herangezogen. So war er bei der Vorbereitung des Grenzvertrages zwischen Bayern und dem Erzstift Salzburg dabei, der am 20. Juli 1275 in Erharting abgeschlossen wurde. Es gab immer wieder Unstimmigkeiten, weshalb im Dezember 1283 in Raitenhaslach nach verhandelt wurde. Ein Protokoll dazu wurde am 9. Dezember 1283 unterzeichnet.

Abt Konrad war wohl mindestens drei mal beim Generalkapitel dabei und zwar 1272, 1274 und 1294. Er erhielt auch immer wieder Visitationsaufträge.

Beim Generalkapitel von 1272 erhielt er zusammen (1272 09) mit Abt Conrad (Prudentia) ( 1268–1286) vom Kloster Lützel den Auftrag, den Ort zu besichtigen, wo Graf Meinhard II. von Tirol (1258-1295) und seine Frau Elisabeth von Bayern ( * um 1227-1273) in Stams ein Kloster gründen wollten.

Elisabeth war die Witwe König Konrad IV.(1237-1254) Kloster Stams wurde 1273 als Tochterkloster von Kloster Kaisheim gegründet und besteht heute noch. Im Februar 1273 zeigten die beiden Äbte dem Generalkapitel an, dass sie Stams besichtigt und die Einkünfte für ausreichend befunden

hätten. (1273 02 02)

Im September 1276 wurde Konrad und der Abt von Kaisheim Trutwin (1267–1287) vom Generalkapitel beauftragt, das Kloster Kirchheim am Ries zu visitieren. Kirchheim war ein Tochterkloster von Kloster Kaisheim. (1276 09)

Abt Konrad starb 1297. sein Todestag ist der 1. April

Kloster Raitenhaslach stützte sich  vor allem auf die Erzbischöfe von Salzburg. Das Kloster erfreute sich ihrer uneingeschränkten Förderung. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verschob sich das politische Gewicht im Inn-Salzach-Raum immer mehr zu Gunsten der bayrischen Herzöge.

Nach der ersten Teilung Bayerns 1255 wurde Burghausen die zweite Residenz der niederbayrischen Herzöge. Nun gestalteten sich die Beziehung des Kloster und dieser Teillinie des bayrischen Herzogtums besonders eng. Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern (1255-1290)

stellte am 5. Juli 1258 einen für die Rechtsstellung des Klosters wichtigen Schutzbrief aus.(1258 07 05) In dieser Urkunde bestätigte er dem Kloster Raitenhaslach die von Päpsten, Kaisern und bayerischen Herzögen verliehenen Vorrechte und Freiheiten, insbesondere die Freiheit von genannten Abgaben und Dienstleistungen, sowie die niedere Gerichtsbarkeit.  Der Bereich, in dem das Kloster die niedere Gerichtsbarkeit innehatte, wird auch als Hofmark bezeichnet, Dieser Bereich war für Raitenhaslach allerdings sehr klein.

Die Söhne Herzog Heinrichs Otto III. (1290-1312), Ludwig III. (1294-1296) und  Herzog Stephan I. (1294-1310) erneuerten am 13. April 1295 das von ihrem Vater erlassene Hofmarksprivileg (1295 04 13)

1297 folgte Abt Friedrich I auf Abt Konrad. Vor seiner Wahl war er wahrscheinlich Prior. Dieser wird vor dem 1. April 1296/1297 erwähnt. Es gibt aber auch einen namensgleichen und am 13. Oktober 1286 erwähnten Subcellerar.  Es ist nicht klar, welcher von beiden dann zum Abt gewählt wurde.

Äbtissin Herburg von Frauenchiemsee (+ 1307) und ihr Konvent schlossen am 1. Juni 1298 eine Gebetsverbrüderung mit Abt Friedrich von Raitenhaslach ( 1298 07 01).

Vor die Hauptfassade der Klosterkirche ließ Abt Friedrich eine Vorhalle, ein Paradies errichten, wie dies in Zisterzienserkirchen üblich ist. Darin wurden zwei Altäre aufgestellt, die durch Bischof Heinrich III. (1298-1326) von Gurk im Beisein des Salzburger Erzbischofs Konrad IV. (1291-1312)

und Bischof Albert II. (1293-1322) von Chiemsee geweiht. In der Pfortenkapelle wurde in der Regierungszeit Friedrichs ein weiterer Altar auf der Empore aufgestellt.

Am 25. Juni 1299 kaufte Abt Friedrich von den Herzögen Otto III. und Stephan I. zwei Salzpfannen in Reichenhall die noch das Stift Baumburg innehatte. (1299 06 25)

Im September kaufte der Abt ein Gut ein Gut in “Chraegelingen”, das scheint wohl eine Abrundung des Besitzes gewesen sei, denn am 29. November 1270 bekam das Kloster ja dort ein Gut geschenkt. Dieses Mal war es aber ein Kauf.

Diese beiden Käufe scheinen den finanziellen Spielraum des Klosters eingeengt zu haben. Wohl zur Beschaffung der Kaufsummen verkaufte er das Klostergut zu Hub im Weilhart an den Richter Chunrat den Grans, Richter in Uttendorf für 25 Pfund Regensburger Pfennige,

das entspricht nach heutiger Währung von der Kaufkraft her etwa 18.000 €. In der Urkunde(129910 27) heißt es “wegen Verschuldung des Klosters”

In seine Regierungszeit fällt auch eine ansehnliche Pitanzstiftung des Heinrich von Hochholding. Eine Pitanzstiftung war eine Stiftung von zusätzlichen Portionen von Nahrungsmitteln für Mönche. Die Hochholdinger waren Lehensleute der Grafen von Leonberg, die ihren Sitz im Schloss Gangkofen hatten.

Die zwei Urkunden die zu dieser Stiftung ausgestellt wurden (1300) tragen auch das Siegel des Salemer Vaterabtes Ulrich II.(1282-1311), der zu dieser Zeit in Raitenhaslach weilte und dessen  Kloster von dem Stifter ebenfalls bedacht wurde.

Abt Friedrich starb am 27. Mai 1302.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich I. (1302-1307)

In Ehring, heute Teilgemeinde von Poling, hatte das Kloster großen Besitz, der später ein eigenes Klosteramt wurde. Abt Konrad IV. errichte dort ein kleines Kirchlein für die Klosteruntertanen. Es wurde zu Beginn der Regierungszeit von Abt Ulrich von

Bischof Albert II. von Chiemsee (1293-1322) geweiht. In den folgenden Tagen weihte Bischof Albert auch den Emporenaltar in der Pfortenkapelle sowie drei Altäre in der Klosterkirche, die wegen Feuchtigkeitsschäden neu errichtet worden waren.

Abt Ulrich konnte den Klosterbesitz beträchtlich vermehren. Aus seiner kurzen Regierungszeit liegen 10 Urkunden mit Verzichtserklärungen zugunsten des Kloster sowie 7 Kaufurkunden vor.

Auch Seelgerätestiftungen und Pitanzstiftungen erhielt das Kloster.

Herzog Rudolf III. von Österreich (1298-1307) bestätigte am 28. Oktober 1303 bestätigte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheiten für Salz, die seine Vorfahren erteilt hatten und verlieh dem Kloster außerdem diesselben Mautfreiheit, die die

Bürger von stein (GB Krems Niederösterreich) innehaben.(1303 10 28)

Am 9. Januar 1304 gewährte Herzog Rudolf dem Kloster Steuerfreiheit für sein Haus in Krems. (1304 01 09)

Leuthold von Kuenring (*1243-1312), der auch ein großer Förderer des Zisterzienserstifts Zwettl war, versprach die Besitzungen des Klosters Raitenhaslach in Ybbs, Sarling und Krottental wie seine Vorfahren nach Vogtrecht zu schützen. (1304 01 06)

Am 23. Juli 1304 bestätigte Erzbischof Konrad IV. von Salzburg (1291-1312) die wörtlich aufgeführte Urkunde seines Vorgängers Erzbischof Eberhard II. (1200-1246) wegen der Zehntfreiheit der namentlich aufgeführten Klostergüter Raitenhaslachs in der Diözese Salzburg.

(1304 07 23)des Klosters wird der 13. Februar 1307 als Todestag von Abt Ulrich bezeichnet.

Sein Nachfolger wurde Gebhard der Chalb. (1307-1311). Abt Gebhard entstammte einer angesehen Burghausener Familie. Die Ritter von Chalb hatten 1242 Schloss Haimling vom Passauer Bischof Otto von Lonsdorf (1254-1265) gekauft.

Der Bruder von Abt Gebhard Eberhard der Chalb wird 1345 als Herr von Haimling bezeugt. Er ist in Urkunden häufig genannt und wurde 1345 in Raitenhaslach bestattet.

Gebhard wird am 13.02.1302 erstmals al Konventuale erwähnt. 1304 und 1306 erscheint er in Urkunden als Subprior. In seine Regierungszeit fallen die ersten Auseinandersetzungen zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich, damals noch

beide Herzöge. Wegen der Wahrnehmung der Vormundschaft für die unmündigen Kinder des Herzogs Stephan I. von Bayern (1290-1310) kam es zu Streitigkeiten zwischen Ludwig und Friedrich, die auch militärisch geführt wurden.

Am 23. April 1311 stellte Herzog Friedrich Kloster Raitenhaslach eine Urkunde aus, in der er dem Kloster  zur Wiedergutmachung seiner Kriegsschäden für sieben Jahre eine Ermäßigung an der Maut zu Linz (OÖ)gewährte. (1311 04 23)

Am 22. Januar 1311 schloss Propst Gottschalk von Kloster Herrenchiemsee (+1320) und Abt Gebhard eine Gebetsverbrüderung mit den Augustiner-Chorherren von Herrenchiemsee ab. (1311 01 23)

1311 resignierte Abt Gebhard vorzeitig. In einer Urkunde vom 04.04.1313 erscheint er als Zeuge und wird dort “der alte Abt” von Raitenhaslach genannt. (1313 04 04)

In einer Urkunde vom 19. November 1326 erscheint er zum letzten Mal und wird dort nur Gebhard der Chalb genannt (1326 11 19)

Sein Todesjahr ist nicht überliefert.

Sein Nachfolger wurde Abt Ilsung  (1311- 1327) Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Vor seiner Wahl war er mehrere Jahre Prior.

Am 09.Dezember 1313 bestätigte Herzog Ludwig IV. von Bayern als Vormund der Kinder von Herzog Stephan I. die von diesem und  Herzog Otto III. von Bayern (1290-1312 und von 1305-1307 auch König von Ungarn) verliehenen Freiheiten für

Kloster Raitenhaslach. (1313 12 09)

Am 12. Juni 1313 bevollmächtigten die Äbte von 14 Zisterzienserklöstern und von 5 Zisterzienserinnenklöster Abt Konrad I. von Stams (res.1316) als Prokurator in allen Geschäften besonders bei der Erhebung von Zehnten. (1313 06 12)

Das geschah bei einem Ordenskapitel im Juni 1313 in Passau.

Eine Bestätigung der Rechte des Klosters erteilte Ludwig der Bayer jetzt in seiner Eigenschaft als König. Besonders bestätigte er die Rechte an den Häusern des Klosters in Burghausen und in Neuötting. (1315 04 14)

Eine weitere Bestätigung der Freiheiten von Kloster Raitenhaslach stellte König Ludwig 1315 aus. (1315 05 17)

Am 8. Mai 131t schlossen Abt Ilsung und der Konvent eine Gebetsverbrüderung mit Abt Konrad II. von St. Peter in Salzburg (1313–1346) und dem Konvent. (1317 05 08)

1317 war Abt Ilsung auch auf dem Generalkapitel was auch die Urkunde 1317 09 belegt, einer der wenigen Belege für die Anwesenheit des Abtes von Raitenhaslach auf dem Generalkapitel.

Am Georgtag 1320 war Abt Ilsung zusammen mit dem Ebracher Abt Friedrich Landgraf von Leuchtenberg (1306-1328) und Abt Heinrich IV. Praendl (1316-1331) von Kloster Wilhering in Kloster Aldersbach, als das Aldersbacher Tochterkloster zur selbständigen Abtei

erhoben wurde und der bisherige Propst Berthold zum Abt in Gotteszell eingesetzt wurde (1320- 1343)

Erzbischof Friedrich III. von Salzburg (1315-1338) beauftragte Abt Ilsung die Herzöge  Heinrich XIV. (1310-1339) und Otto IV. (1310-1334) vom Banne und Interdikt loszusprechen,mit dem sie wegen Erhebung der “Klauensteuer” belegt worden waren.

Das war eine auf das vierfüßige Hornvieh erhobene Steuer analog der von jeder Person zu zahlenden Kopfsteuer. In Bayern wurde sie wohl nur einmal erhoben und ist nur für Ludwig von Bayern 1313 belegt. (1323 06 10)

In einer weiteren Urkunde zeigt Abt Ilsung an,dass er den Auftrag erledigt habe und im Kloster Seligenthal bei Landshut im Beisein mehrerer Prälaten und in Gegenwart König Ludwigs und des ganzen Konvents die Herzöge freigesprochen habe. (1323 06 11)

Abt Ilsung verstarb 1327.

Sein Nachfolger Heinrich II. Ölar. In der Urkunde (1313 04 04), in der Abt Eberhard als “der alte Abt” genannt wird (s.o.) ist Abt Heinrich in der Zeugenreihe als Subprior aufgeführt.

Dreimal erfolgte die Exkommunikation von Kloster Raitenhaslach.Diese hatte jedes Mal politische Gründe und deutete nicht auf einen innerklösterlichen Verfall.

Schon zu Ende der Regierungszeit von Kaiser Heinrich VII (1308-1313, Kaiser ab 29. Juni 1312) war es zu theoretischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst gekommen. In seiner Krönungsenzyklika vom Juni 1312 hatte Heinrich VII.

den kaiserlichen Universalanspruch und die Unabhängigkeit vom Papsttum betont.Papst Clemens V.(1305-1314)  erließ kurz nach dem Tod Heinrichs die Bulle “Romani Principes”, die den Kaiser praktisch zum Vasallen des Papstes degradierte.

Auch sein Nachfolger Johannes XXII. (1316-1334) betonte den Herrschaftsanspruch des Papsttums auch in weltlichen Fragen. Als sich König Ludwig IV. am 17. Januar 1328 zum Kaiser krönen ließ und zwar von drei Bischöfen aber auch von römischen Adligen und

eben nicht vom Papst, war das natürlich ein Affront. Schon vor der Kaiserkrönung hatte Papst Johannes die Königswürde abgesprochen und ihn und seine Anhänger exkommuniziert. Da Kloster Raitenhaslach weiter Zu Ludwig stand, verfiel es ebenfalls  dem Kirchenbann.

Erst 1335 änderte sich die Situation wieder. Papst Benedikt XII. (1334-1342) bestätigte dem Kloster alle von seinen Vorgängern wie von weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten und Rechte. (1335 10 18) und wenige Tage später löste Bischof Gaucelinus von Albano (1327-1348)

Abt und Konvent von Kloster Raitenhaslach vom Kirchenbann (1335 10 25).

Die normalen Geschäfte des Klosters waren aber trotz Kirchenbann weitergegangen. Herzog Otto der Fröhliche von Österreich (1330-1339) erneuerte am  15. März 1331 die Steuervergünstigungen für das Haus des Kloster Raitenhaslach in Krems. Außerdem erlaubte er dort den

Ausschank einer bestimmten Menge Wein im Jahr (1331 03 25)

Wichtig für Abt Heinrich war die genaue Fixierung des Klosterbesitzes sowie die dem Kloster daraus zufließenden Einnahmen. Aus seiner Regierungszeit stammen die drei ältesten vollständig erhaltenen Grundbücher des Klosters.

Abt Heinrich starb am 16. April 1338.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich II.  (1338-1349) Er erscheint erstmals in einer Urkunde vom 12.Juli 1338 (1338 97 12) In besonderer Gunst stand das Kloster wohl bei Kaiser Ludwig IV. Er stellte ihm 7 Urkunden aus, die

Rechtsstellung des Klosters und Mautfreiheiten bestätigten. Am 10. September 1341 nahm er das Kloster in seinen Schutz. (1341 09 10)

Nach dem Ludwig am 11. Oktober 1347 in Puch bei Fürstenfeldbruck auf der Jagd verstarb, bestätigte seine Gemahlin Margarethe von Holland (* um 1307-1310 –1356) die von ihrem Gemahl und seinen Vorfahren dem Kloster verliehenen Freiheiten. (1348 09 08)

Abt Ulrich verstarb am 21. September 1349.

Auf ihn folgte  Abt Friedrich II. (1350-1356). Die Kaiserinnenwitwe Margarethe stellte dem Kloster noch zwei Urkunden aus. In der einen (1351 09 29) erlaubte sie dem Kloster, aus dem landesherrlichen Weilhartsforst, der heute in Österreich liegt, 300 Fuder Holz unentgeltlich zu holen, das sind etwa 420 cbm.

Die zweite Urkunde bestätigte dem Kloster Besitz der Leite und des Gries bei Schützing an der Alz. (1352 09 21)

Schon ihr Gemahl hatte dem Kloster erlaubt, aus dem Weilharsforst “windfälliges und liegendes” Holz zu entnehmen. (1347 05 31)

Abt Friedrich verstarb am 16. November 1356.

Sein Nachfolger ist Abt Jakob (1356-1363) Er dürfte identisch sein mit dem in der Urkunde 151 01 01 in der Zeugenreihe aufgeführten Bruder Jakob, Hofmeister in Krems. Er resignierte wohl 1363 in Raitenhaslach, wird aber in einer 1364 von der Äbtissin Elsbeth von Maissau ausgestellten

Verkaufsurkunde als ehemaliger Abt von Raitenhaslach und jetzigen Hofmeister in Krems erwähnt.

Am 1. August 1362 nahm Herzog Stephan II von Bayern (1347-1375) Kloster Raitenhaslach in seinen besonderen Schutz. (1362 08 01)

Die Grafen Ulrich (+1398) und Heinrich (1322-1390) von Schaunberg erneuerten auf Bitten  von  Abt Jakob die Mautfreiheit in Aschau, das ist eine Marktgemeinde im Bezirk Eferding in Oberösterreich, für ein Salzschiff im Jahr, ferner für Wein und Getreide von dessen Eigenbau in Österreich, sowie für Zimmerholz und andere Dinge, deren das Kloster auf seinen Höfen bedarf. (1363 01 17)

Abt Jakob starb vermutlich in Krems und ist wohl dort auch beigesetzt worden.

Auf ihn folgte  Abt Andreas Pfarrkircher (1364-1367) Am 6. Dezember 1364 wird er erstmals in einer Urkunde erwähnt, in der es um die Übergabe einer Hube in Hallebruck geht. (1364 12 06)

In seine Regierungszeit fallen die Bestätigung von Zollfreiheiten seiner Vorgänger (1366 01 03) durch Herzog Albrecht von Österreich (1365-1390) sowie die Bestätigung eines Mautprivilegs (1366 05 10) durch Bischof Albert III. von Passau (1363-1380).

Auch die Herzöge  Stephan II. und Friedrich bestätigten die von ihren Vorfahren verliehenen Rechte des Kloster. (1366 10 04)

Eine größere Schenkung fiel noch in die Regierungszeit von Abt Andreas. Für seine Tante (Muhme) Agnes stiftete er eine ewige Messe und gab dafür seine Mühle mit allen Rechten in Prading bei Vilsbiburg. ( 1367 08 14)

Das Todesjahr von Abt Andreas soll 1368 gewesen sein.

Sein Nachfolger war Abt Wilhelm I. Schrailk. Im Kloster Raitenhaslach hat er allerdings keine Spur hinterlassen und ist auch in keiner Urkunde nachzuweisen. Erwähnt wird er nur in Äbtelisten.

Abt Wilhelm wurde ins Mutterkloster Salem berufen und dort Nachfolger von Abt Berthold ÍI. Tutz (1358-1373). Dieser resignierte 1373 in Salem. Als Abt von Salem erhielt Wilhelm 1384 die Pontifikalien verliehen. Die guten Beziehungen Salems zum Heiligen Stuhl zeigten sich auch darin,

dass Salem das selten verliehen Privileg erhielt, die Pontifikalinsignien Mitra, Brustkreuz und Papstring in das Wappen des Klosters und seiner Filiationen aufzunehmen. Abt Wilhelm verstarb 1395 in Salem.

Sein Nachfolger in Raitenhaslach war Abt Seyfried (1371- 1375) Er stammte aus Nürnberg und wird als Cellerar im Niederhof bei Hallein 1362 zweimal erwähnt. Am 10. Mai 1366 legte er in Wien Bischof Albert III. von

die Passau das Mautprivileg von Bischof Gottfried (1342 –1362) vom 22. Juli 1342 vor, das Bischof Albert dann bestätigte und erneuerte. (s.o.)

Am 7. Februar 1373 nahm Herzog Friedrich von Bayern (1375-1393) Abt und Konvent von Kloster Raitenhaslach als “obrister pfleger” in seinen besonderen Schutz. (1373 02 07) Das war schon zwei Jahre bevor er seine Herrschaft antrat.

Abt Seyfried vergab im Namen des Klosters größere Darlehen, nämlich 13 Pfund Wiener Pfennige, das sind nach heutiger Währung etwa 2050 Euro.(1374 01 01)

1372 kaufte Abt Seyfried im Umland von St.Radegund für 86 Pfund Wiener Pfennige, also etwa 13560 € mehrere Höfe sowie eine Mühle.( 1372 04 24) Der Abt versuchte den Klosterbesitz im Gebiet jenseits der Salzach planmäßig zu mehren.

Am  19. Dezember 1375 bestätigte Graf Heinrich von Schaunburg die Mautfreiheit in Aschau (s.o.) (1375 12 19)

Abt Seyfried verstarb am 22. Mai 1376.

Auf ihn folgte  Abt Johann I.(1377-1384). unter seiner Regierung vergrößerte sich der Klosterbesitz im Alzgern, teils durch Schenkung der bayrischen Herzöge, teils durch Zukauf (1379 04 23)

Am 22. November 1382 wurde im Klosteramt Westerndorf am Inn eine Kapelle geweiht.

1379  musste Kloster Raitenhaslach seine Tätigkeit im Salzsieden in Hallein einschränken. Es überließ die Nutznießung seiner Salzquellen in Hallein auf Lebenszeit an Erzbischof Pilgrim II. von Salzburg. (1365-1396)

Im April 1383 und im Juli 1384 traf sich der Bischof in Kloster Raitenhaslach mit den bayrischen Herzögen zur Beilegung von Differenzen. Auch in späterer Zeit gab es immer wieder solche Treffen in Raitenhaslach.

Sein Nachfolger Wilhelm II. wird nur einmal in einer Seelgerätestiftung am 7. März 1385 erwähnt.

Mit seinem Nachfolger Johann II. Stempfer (1385-1409)steht man dann wieder auf sicherem Boden.

Am 5. Mai 1385 verkauften Abt Johann und der Konvent ihr Haus in Mühldorf am Inn “ des gotshaus grosser ehaftiger not wegen“ an Erzbischof Pilgrim von Salzburg. (1385 05 05)

Dieser Verkauf scheint nicht aus Finanznot geschehen zu sein, sondern weil das Haus einfach nicht mehr genug einbrachte. Dagegen wurden die Aktivitäten in Burghausen verstärkt.Die Stadt erlebte nach dem Einzug

der herzoglichen Hofhaltung in Burghausen eine Blütezeit. Zu seinen dortigen Besitzungen erwarb das Kloster noch eine Badstube sowie Wiesen und Äcker außerhalb der Stadt. Das spricht für den wirtschaftlichen Weitblick des Abtes.

Der Versuch, die ertragreiche Stadtpfarrei auch in die Hände des Klosters zu bringen, scheiterte aber am Widerstand der Bürgerschaft.

Papst Bonifaz IX. (1389-1404) bestätigte am am 19. November 1394 Kloster Raitenhaslach die ihm von den Päpsten und weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten. (1394 11 19) Papst Bonifaz residierte während des abendländischen
Schismas in Rom.

Bischof Georg von Passau (1390-1423)bestätigte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheiten bei Oberberg am Inn und Passau. (1395 07 01)

Graf Ulrich von Schauberg erneuerte 1396 die  von seinen Vorfahren verliehene Mautfreiheit für Aschau. Dafür mussten Abt und Konvent versprechen, am Agathetag (5.Februar) einen Jahrtag mit Vigil, Seelenamt und 2 Beimessen abzuhalten. (1396 03 26)

Am 27. September 1397 erhielt Abt Johannes für sich und seine Nachfolger von Papst Bonifaz IX. das dingliche Recht für den Gebrauch der Pontifikalien innerhalb seines Klosters und der inkorporierten Kirchen zugestanden und er gestattete den feierlichen Segen nach der Messe, Vesper und Matutin.

(1397 09 27). Er war der erste Zisterzienserabt in Bayern, dem dieses Recht erteilt wurde.

Abt Johann gehörte zu den baufreudigen Äbten von Kloster Raitenhaslach. In der Klosterkirche ließ er schon 1387  verschieden Feuchtigkeitsschäden aufwiesen.

Am 10. und 11. November 1398 wurden die im Auftrag  von Abt Johann gebauten Pfarrkirchen in Marienberg und Halsbach geweiht. Diese waren im März 1203 dem Kloster vom Salzburger Erzbischof Eberhard II. geschenkt worden. Die Weihe

nahm Fr. Leonardo de Villaco, Titularbischof von Tiflis vor. Er zeigte dem Salzburger Erzbischof Gregor (1396-1403) an, dass er die beiden Kirchen geweiht und “um einen starken Besuches Willen” und zum Unterhalt der Kirche  einen  Ablass von 40

Tagen verliehen habe.( zwei Urkunden (1398 11 11))

Er hatte ein Gelübde abgelegt, das Grab der Apostelfürsten in Rom zu besuche, konnte dieses Gelübde aber aus gesundheitlichen Gründen nicht erfüllen. Papst Innozenz VII. (1404-1406) beauftragte ihn statt des Rombesuchs “in reponsam dicti voti”

die Krankenkapelle im Kloster neu zu erbauen. Er beauftragte auch den Salzburger Erzbischof Eberhard III. (1403- 1427) dafür zu sorgen,  daß dieser Bau mit den Mitteln, die der Abt auf seiner Romreise gebraucht hätte, auch durchgeführt würde. „Humilibus supplicum“. (1404 04 22)

Bischof Englmar Chrel von Chiemsee gab die Erlaubnis zur Weihe, die Titularbischof Albert von Salona am 09.01. 1407 vornahm. Er gewährte ebenfalls einen vierzigtägigen Ablass. (1407 01 09) Die Kapelle wurde zur Ehre der Apostelfürsten, der heiligen Magdalena und St.

Blasius geweiht.

Papst Bonifaz IX. gab Abt Johannes und seinen Nachfolger am 15. Mai 1400  die Erlaubnis, Kelche und andere zum kirchlichen Kultus gehörige Ornamente zu weihen. (1400 05 15)

Am 14. August 1401 schlossen Abt Johannes und Abt Johann III. (1379-1405) mit dem Konvent des Zisterzienserstiftes Baumgartenberg im Bezirk Perg in Oberösterreich eine Gebetsbrüderschaft.(1401 08 14)

Auch in der Regierungszeit von Abt Johannes war Kloster Raitenhaslach wiederholt Ort für Besprechungen zwischen den bayrischen Herzögen und dem Erzbischof von Salzburg, um Differenzen auszuräumen.

In seiner Regierungszeit gibt es im Raitenhaslacher Archiv erstmals Quittungen über die Zahlung der Ordenskontribution. Die Patres Petrus von Ebrach, Perchtold von Heilsbronn und Johann von Kaisheim waren vom Orden beauftragt, die Gebühren einzutreiben.

(1398) Für Raitenhaslach betrugen diese 7 Dukaten, das entspricht 1.348,00 €.

Eine Bestätigung der Zahlung erfolgte auch 1406 und zwar durch die Äbte Berthold Stromair von Heilsbronn (1386-1413), Johann III. von Walkenried und Johannes II. von Altenkamp (1402- 1423). Die Gebühr betrug wieder 7 Dukaten.

Abt Johannes war der erste Abt von Raitenhaslach, der in einer Urkunde als Prälat bezeichnet wurde.

Abt Johannes verstarb am 4. September 1409.

Auf ihn folgte Johann III. Zipfler (1409-1417). Er stammte aus einer angesehenen Burghausener Familie. Vor seiner Wahl war er Pfarrvikar in Halsbach.

Als Abt nahm er am Konstanzer Konzil (1414-1418) teil. Von diesem erhielt er 1416 den Auftrag,  gegen Leute, die Güter dessen Klosters entfremden wollen, mit kirchlichen Zensuren vorzugehen. (1416 05 02)

Abt Johann schloss eine Reihe von Gebetsverbrüderungen mit anderen Gemeinschaften. In seiner Regierungszeit habe ich 5 Urkunden mit solchen Verbrüderungen gesehen.

Seine Einkaufspolitik zielte erfolgreich darauf, den Klosterbesitz zu arrondieren.

Ein größerer Ankauf von Kleinodien von Oswald dem Mautner in Wasserburg im  Jahre 1415 diente der Mehrung der Kirchenzier (Näher beschrieben in Monumenta Boica 3 Nr. 111 S. 213)

Von  der herzoglichen Familie in Burghausen wurde ihm große persönliche Wertschätzung entgegengebracht. Er nahm 1417 die Taufe von Ludwig, dem späteren Herzog Ludwig IX, der  Reiche (* 23.2.1417-1479) vor

Auch die Zehntfreiheit für einen großen Teil der Weinberge um Krems durch Bischof Georg von Passau. Dies verdankte er der Fürsprache von Herzog Friedrich.

Abt Johann III. starb am 20. Juli 1417.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann IV. Pfluog. (1418-1435) Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Seine Regierung zeichnete sich auch durch eine rege Bautätigkeit aus.

In Schupfing bei Halsbach  wurde im dortigen Pfarrhof eine Pfarrhofkapelle gebaut, die mit drei Altären ausgestattet war.Bischof Englmar von Chiemsee weihte sie am 16. April 1422.

Erzbischof Eberhard III. von Salzburg und Bischof  Ulrich IV. von Seckau (1417-1431) gewährten einen Ablass von 40 Tagen (1422 06 01 und 1422 06 21)

St. Radegund im Weilhart wurde von Abt Johann IV. neu erbaut und mit drei Altären ausgestattet. Bischof Englmar von Chiemsee weihte sie am 15. April 1422 und gewährte einen Ablass von 40 Tagen (1422 04 15)

Die Kirche in Ehring bei Mühldorf wurde unter Abt Johann umgestaltet. Am 25. Mai 1427 wurde sie durch Albert von Salona, Weihbischof von Passau eingeweiht.

Papst Martin V.(1417-1431) bestätigte am 30.Juni 1420 Kloster Raitenhaslach alle von seinen Vorgängern verliehenen Freiheiten. Da in der Urkunde steht “cum a nobis petitur” (1420 06 30), ist davon auszugehen, dass diese

Urkunde auf Bitten des Abtes ausgestellt wurde. Vom Konzil zu Basel (1431-1449) ließ sich Abt Johannes die seinem Kloster von den Päpsten gewährten Immunitäten, Vorrechte, Ablässe und Privilegien, sowie die ihm von weltlichen Fürsten verliehenen Freiheiten

bestätigen. (1433  12 03)

Auch bei König Sigismund ( 1411-1433, ab 1433 Kaiser-1437) stand der Abt in Ansehen. In seinem Auftrag überbrachte er im November 1430 einen Ladbrief an Heinrich IV. Graf von Görz-Tirol (1385-1454), das war eine Vorladung vor das Hofgericht auf Klage des Herzog Heinrich in Baiern

(1390-1450) .  Sigmund – RI XI,2 n. 7974 . Er meldete dem König dann auch am 20. November 1430, dass er den Brief an Heinrich in seinem Dorf Velach übergeben habe. (Regesta Boica 13 S. 187 f.)

Herzog Albrecht V. von Österreich (1404-1439) bestätigt Abt Johann am 21. September 1420 die maut-und zollfreie Einfuhr von Lebensmittel nach Österreich (1420 09 21). Eine Woche später bestätigte er dies nochmals und erhöhte auf Bitte seines Schwagers Heinrich XVI. von Bayern die mautfreie Einführung von Wein von 50 auf 60 Dreilinge Wein. Ein Dreiling beinhaltete 24 Eimer, das sind 1358,16 Liter. (1420 09 28)

Von Johann Graf von Schaunberg (+ 1453) ließ sich Abt Johann die Mautfreiheit in Aschach erneuern (1423 11 09)

Bischof Leonhard von Passau (1423-1451)ließ er sich die Mautfreiheiten in Obernberg und Passau bestätigen durch Vorlage der Urkunde seines Vorgängers Georg (1390-1423) durch die Konfessen Johannes und Georg. (1430 01 26)

Der Abt von Citeaux Jean VII. de Martigny (1405–1428 ) hatte Abt Johann am  13. September 1426 den Auftrag erteilt, für 7 Jahre das Amte eines Vistators im Frauenkloster Seligenthal in Landshut zu übernehmen.

Die Amtszeit von Abt Johann endete 1435. Er verstarb im Januar 1438.

Sein Nachfolger wurde Leonhard Schellenstein (1438-1444) Vor er zum Abt gewählt wurde, war er fast 30 Jahre Pfarrvikar in Halsbach gewesen. Der Pfarrhof von Halsbach war vorher ein Schloss im Besitz der Herren von Hellenstein. Diese verkauften es Anfang des 15. Jahrhunderts an Kloster Raitenhaslach. Als Vikar begann der später Abt  eine Pfarrhofkapelle zu bauen. (s.o.) Leonhard gehörte wohl auch der Familie Schellenberg an. Allerdings hatte er einen “defectus natalium”. Sein Vater war nämlich Priester, seine Mutter eine Freie (“soluta”

Das wurde aber erst bei seiner Abtswahl ein Problem. Das Konzil von Basel beauftragte den Erzbischof von Salzburg Johann II. (1429-1441), dafür zu sorgen, dass  er trotz dieses defectus sein Amt als Abt von Raitenhaslach antreten konnte (1438 04 29).

Er war zum Abt gewählt worden und Abt  Thomas von Fürstenzell (1427-1438) hatte die Wahl bestätigt.

Unter Abt Leonhard wurde der Kirchenbau von Halsbach vollendet. Auch die Kirche von Thal unweit von Marienberg und Neukirchen an der Alz wurde von Abt Leonhard erbaut.

Beide Kirchen wurden 1443 von Bischof Silvester von Chiemsee ( 1438-1453) geweiht.

In Weinzierl an der Donau, heute ein Stadtteil von Krems hatte Raitenhaslach einen Klosterhof. Dort befand sich eine eigene Kapelle- Beim Hussiteneinfall in Österreich 1429 wurde diese niedergebrannt.

Abt Leonhard ließ eine neue Kapelle erbauen. Diese wurde am 27. Juni 1438 vom Passauer  Weibischof Albert zu Ehren der heiligen Apostel Andreas und Johannes geweiht.

Abt Leonhard ließ  erstmals Kanzleiunterlagen in die deutsche Sprache übertragen. 1438 war es ein Grundzinsbuch. 1439 folgten die von den Päpsten, sowie den Salzburger Erzbischöfen dem Kloster verliehenen Privilegien.

Auch das 1442 Kopialbuch “Buech der Grebnuzz zu Raitenhaslach” dürfte auf Veranlassung Leonhards angelegt worden sein.

Eine weitere Gebetsverbrüderung gab es mit den Benediktinern von St. Michael in  Attel, heute Stadtteil von Wasserburg am Inn. (1440 08 15)

Abt Leonhard starb am 4. Januar 1445.

Auf ihn folgte Abt Georg I. Schäppinger (1445-1463) Über seine Herkunft ist nichts Näheres bekannt.

Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt, “der Gebartete” (1413-1447) wurde am 1. Mai 1447 in Kloster Raitenhaslach bestattet. Allerdings war er gebannt wegen seiner “gravamina”, also Schädigungen von verschiedenen Klöstern.

Damit verfielen aber auch alle geistlichen Personen, die an diesem Trauerakt teilgenommen hatten, also auch der Abt dem Bann. Papst Nikolaus V. (1447-1455) löste den Bann wieder und beauftragte den Propst von Kloster Baumburg,

Caspar Ebenhauser (1436–1479), alle geistlichen und weltlichen Personen, die an der Absolvierung und Beisetzung Ludwigs teilnahmen, von allen kirchlichen Strafen zu lösen. (1447 06 28)

Dreimal lässt sich in der Regierungszeit Abt Georgs der Abt von Morimond als Visitator nachweisen. Jedes Mal nutze Abt Jean VII. de Graille (1449–1459) die Gelegenheit die Ordenskontribution einzukassieren.  (1448 07 04) betrug sie 5 Dukaten pro Jahr,

das sind etwa 963,00 €. Die beiden Jahre danach kassierte der Konventuale aus Kloster Schöntal die Kontribution im Auftrag von Abt Jean VII. Im Juli 1453 war der Abt aus Morimond wieder zur Visitation in Raitenhaslach. (1453 07 09)

Zwei päpstliche Bestätigungen der Freiheiten des Klosters Raitenhaslach erhielt Abt Georg in seiner Regierungszeit. Die Betätigung von Papst Nikolaus V. erfolge wohl wieder auf Bitten von Abt Georg. denn in der Urkunde heißt es “cum a nobis petitur” (1450 04 21)

Die letzte Visitation durch Abt Jean VII. von Morimond erfolgte im März 1458 (1458 03 12)

Am 25. Juni 1454  verzichtete Kloster Raitenhaslach gegenüber Erzbischof Sigmund I. (1452-1461) von Salzburg endgültig auf seinen Salinenanteil in Hallein.(1454 06 25) Es überließ in der Urkunde genannte Güter samt deren Gülten und Zinsen und erhielt dafür

eine bestimmte Menge Salz in jedem Jahr. Vaterabt Georg I. Münch von Kloster Salem (1441-1458) genehmigte dies. (1454 07 11)

Bischof Ulrich (1451-1479) von Passau erneuerte Kloster Raitenhaslach die Mautfreiheit (1455 06 10)

Auch weltliche Herrscher bestätigten die Freiheiten des Kloster.

1450 hatte Herzog Ludwig IX. von Bayern (1450-1479) bestätigte das dem Kloster verliehene Privileg der Herzoge Heinrich, Otto und Heinrich sowie eine Reihe weiterer Vergünstigungen, wie Mautfreiheit, Steuerfreiheit für einige Häuser des Klosters,

alles aufgelistet in der Urkunde 1450 10 04.

König Ladislaus  von Böhmen und Ungarn (+1451) bestätigte dem Kloster zwei von seinem Vater König Albrecht II. ausgestellte Urkunden über maut-und zollfreie Einfuhr von Lebensmitteln (s.o)

Kurz nach seiner Wahl zum Papst stellte Pius II. (1458-1464) diese Bestätigung aus. (1458 10 31)

Auch eine Reihe von Gebetsbrüderschaften wurden in der Regierungszeit Abt Georgs abgeschlossen, so mit dem Augustiner-Eremiten-Orden (1448 05 12), mit dem Observanten-Orden (1451 07 25), dem Benediktinerkloster Michaelbeuren ( 1451  12 02),

mit dem Augustinerchorherren Stift Au am Inn (1453 01 09) und dem Benediktinerkloster Neumarkt-St. Veit (1455 11 20)

Kaiser Friedrich III.  (1440- Kaiser ab 1452-1493) bestätigte Kloster Raitenhaslach die von den verstorbenen Fürsten von Österreich verliehenen Freiheiten. (1459 04 07)

Abt Georg hatte eine Reihe langwieriger Prozesse um die Rechte seines Kloster zu führen.

1462 bestätigte Herzog Ludwig Abt und Konvent den Empfang von 600 Dukaten, das entspricht immerhin  etwa 115.533,00 €, Kriegssteuer, die dem Kloster zu Lichtmess (2. Februar) auferlegt worden sind.

Abt Georg starb am 3. Mai 1464.

Sein Nachfolger wurde Abt Egidius Stainer (1465-1474). Er war schon unter Abt Johann Pfluog in Kloster Raitenhaslach eingetreten. Als Bursner tritt er in der Urkunde auf, in der Abt Leonhard dem Salzburger Erzbischof Friedrich IV. (1441-1452)

den Klosteranteil am Salzsieden in Hallein für weitere  10 Jahre überlässt. (1444 05 14) In den Urkunden 1447 08 22 und 1451 12 11 wird er als Pfarrvikar von Niederbergkirchen genannt.

In der Regierungszeit des Abtes entstanden zwar zwei neue Kapellen, eine im Kreuzgang des Klosters zu Ehren des heiligen Sebastians und eine auf dem Klosterhof von Moosvogl. In Gumattenkirchen wurde der heute noch stehende gotische Chor errichtet. Bischof

Bernhard von Chiemsee (1467-1477) weihte diesen am 4. Oktober 1472. In Westerndorf am Inn wurden zwei neue Altäre errichtet, die ebenfalls Bischof Bernhard weihte.

Die Regierungszeit von Abt Egidius scheint aber nicht sehr glücklich gewesen zu sein. Er führte eine Reihe langwieriger Prozesse, die zum Teil vor dem Hofgericht in Landshut ausgetragen wurden.

Auch scheint es zur Entfremdung von Klosterbesitz gekommen zu sein. Abt Egidius hatte deshalb in Rom geklagt. Papst Paul II. (1464-1471) beauftragte 1468 den Erzbischof von Salzburg, Bernhard von Rohr (1466-1482), den Bischof von Passau, Ulrich von Nußdorf (1451-1479)

und den Dompropst von Passau gegen Personen die  Güter des Klosters beschlagnahmt hätten,  mit kirchlichen Zensuren vorzugehen. (1468 01 21).

Außerdem ließ er zur Wahrung der Rechte des Klosters eine Reihe von päpstlichen und landesherrlichen  Privilegien durch Notare transsumieren und neu beglaubigen.

Im Juli 1466 wurde Kloster Raitenhaslach durch Abt Ulrich von Fürstenfeld (1457-1467) visitiert. Diese wurde wohl vom Abt von Morimond und dem Generalkapitel veranlasst und da sie so ziemlich am Anfang der Regierungszeit von Abt Egidius lag, war es wohl eine eher turnusmäßige Visitation.

Anders war es bei der Visitation vom August 1474. Diese geschah auf Veranlassung des Landesherren Herzog Ludwig von Bayern-Landshut. Er erbat sich Generalabt Humbert von Citeaux (1462-1476) den Abt von Fürstenfeld Jodokus (1467-1480),

da er eine Reform in Raitenhaslach für dringend erforderlich hielt. Als Jodokus in Raitenhaslach ankam, hielt er Abt Egidius zur Durchführung einer Reform für wenig geeignet. Er legte ihm deshalb einen Rücktritt nahe.

In Anbetracht seines “defectus senium”, das ist (Alters-)Demenz, seiner “invalitudo corporis”, das ist körperliche Schwäche und anderer “latentes infirmitates” also noch nicht offenkundigen Schwächen.

Abt Egidius ging darauf ein, resignierte und übergab Schlüssel und Siegel an den Visitator.

Sein Todestag ist aber erst der 13. August 1481.

Abt Jodokus legte den Wahltermin auf den 9. August 1474 fest. Neben ihm als Wahlleiter war noch Abt Georg (1466-1486) aus Kloster Aldersbach sowie Pater Bernhard aus Maulbronn, der als Beichtvater im Kloster

Seligenthal in Landshut tätig war, anwesend. Einstimmig gewählt wurde der Konventuale Johannes Holczner (1474-1482)aus Kloster Fürstenfeld, der ebenfalls Beichtvater in Seligenthal war.

Am 8. Januar des Folgejahres waren die beiden Äbte aus Fürstenzell und Aldersbach auf Verlangen des bayrischen Herzogs in Raitenhaslach, um die “redemptio” des  zurückgetretenen Abtes durchzuführen.

Abt Egidius war bisher im Kloster gefangen gehalten worden. Der neue Abt wurde gebeten, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Es wurde ein Protokoll angefertigt. Er unterschrieb dieses, versprach, hinterzogene Gelder und

Steuern zurückzuerstatten, entfremdete Bücher zurückzuschaffen und Machenschaften oder Konspiration im Konvent zu unterlassen.

Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Abt Johannes stammte aus Neuburg, wobei sich nicht feststellen lässt, welches Neuburg das ist. Auch wann er Profess in Fürstenfeld abgelegt hat, ist unbekannt.

Seine Berufung nach Raitenhaslach war aber eine gute Wahl. Er schaffte es, die erforderlichen Reformen durchzuführen und er stellte auch en guten Ruf des Klosters wieder her.

1478 beschloss das Generalkapitel, Ordenshäuser in Ungarn wiederzubesetzen. Einzelne Konvente sollten Konventsangehörige dorthin übersenden. Raitenhaslach sollte sechs Konventuale senden.

Herzog Georg der Reiche (1479-1503) von Bayern Landshut bestätigte Kloster Raitenhaslach alle von seinen Vorgängern verliehenen Freiheiten und Privilegien. (1483 07 08)

Abt war ein kunstsinniger Prälat. In Raitenhaslach ließ er eine eigene Abtskapelle erbauen. Sie enthielt drei Altäre und wurde am 15. Juni 1477 vom Passauer Weihbischof Alber von Salona (1473-1493) geweiht. (1473 06 15)

Die Kirchen in Burgkirchen an der Alz, Niederbergkirchen, Gumattenkirchen und Moosvogl ließ er baulich umgestalten.

Von dem Münchner Maler Gabriel Mälesskircher (in München nachgewiesen seit 1461-um 1495) ließ er für die Kirche in Marienberg ein Tafelbild erstellen. Die Quittung über 114 Gulden und 60 Pfennige, das sind etwa 21.959,00 € liegt vor.

(1482 10 04)

Er sorgte für eine Bereicherung des Kirchenschatzes, wobei eine Monstranz besonders erwähnt wird.

Auch um die Bibliothek kümmerte er sich. Aus seiner Regierungszeit haben sich Buchbindearbeiten erhalten. Dank seiner Beziehungen zu Seligenthal konnte Abt Johannes einen Straßburger Frühdruck des “Fortalitum fidei” (Feste des Glaubens)

Der Franziskaner aus Salamanca verstarb 1491. Es war also ein hochmodernes Buch,das Johannes der Klosterbibliothek beifügen konnte.

Abt Johannes am 13. November 1483

Zu seinem Nachfolger wurde am 15. Dezember 1483 Abt Georg II. Lindmaier (1483- 1497) gewählt. Unter Abt Egidius hatte er in Raitenhaslach die Profess abgelegt. 1467 war er Provisor grangiae in austria, also Verwalter eines

Klostergutes in Österreich.

1477 war er Pfarrvikar von Niederbergkirchen. Dort hatte er auch den Umbau der Kirche durchgeführt (s.o.)

Die Abtswahl am 15.12. 1483 leite im Auftrag des Salemer Vaterabts Johannes I. Stantenat (1471-1494) Abt  Georg von Aldersbach unter Assistenz von Abt Johann von Fürstenzell.

Die Kirche von Niederbergkirchen wurde am 18. Mai von Bischof Georg von Chiemsee (1477-1495) geweiht. Abt Georg erwirkte einen Ablass für die Kirche. (1484 05 18)

Am 13. Mai 1485 wurde das Kloster ein zweites mal von einer Brandkatastrophe getroffen. Durch die Nachlässigkeit eines Dieners brach in der Konventsküche ein Band aus, der den mittleren Teil des Kloster zerstörte. Die Klosterkirche

wurde wohl nicht geschädigt.

Generalabt Johannes X. von Citeaux (1476-1502) sowie die Definitoren des Generalkapitels befreiten Abt Georg für zwei Jahre vom Besuch des Generalkapitels. Auch gaben sie  ihm die Erlaubnis , einen Beichtvater zu bestellen, der innerhalb dieser 2 Jahre von allen dem Generalkapitel vorbehaltenen schweren Fällen lossprechen dürfe. (1486 09 14)

Am 1. April 1487 stellte Papst Innozenz VIII. (1484-1492)dem Kloster eine Urkunde aus, nahm es unter seinen Schutz und bestätigte seine Reche und Freiheiten und die Privilegien der Fürsten. Insbesondere  bestätigte er die der dem Kloster nach kanonischem Recht inkorporierten Pfarrkirchen St. Martin in Halsbach, St. Blasius in Niederbergkirchen und Sankt Marienberg(1487 04 01)

Um den großen Türkenablass, den Kardinal Raymond Peraudi, päpstlicher Legat und Ablassprediger für den Kreuzzug gegen die Türken in Deutschland verkündete, mühte er sich. Die Urkunde erhielt er 1489 ausgestellt. (1489 12 14)

Auch im Auftrag des Generalkapitels war er tätig. Zusammen mit dem Abt von Fürstenzell sollte er 1486  die Wahl des neuen Abtes Simon von Aldersbach (1486-1501)  überprüfen. Er hatte die Wahl im Auftrag des Landesherren Georg geleitet.

Zusammen mit drei weiteren Zisterzienseräbte beauftragte ihn das Generalkapitel 1490, die unguten zustände in der Zisterze Viktring zu untersuchen. Innere Zwistigkeiten hatten das Kloster an den Rand der Auflösung geführt.

Fürstbischof Friedrich V. von Salzburg (1489-1494) forderte Abt Georg auf, am 18. Oktober 1490 auf der Provinzialsynode in Mühldorf zu erscheinen. Ob er dieser Aufforderung Folge leistete, ist nicht bekannt. Es hätte aber der Exemtion des Ordens widersprochen.

Am 26. Dezember 1490 ernannte Kaiser Friedrich III. Georg zum Kaiserlichen Kaplan. Er war der erste Raitenhaslacher Abt, dem diese Ehre zuteil wurde.

Kloster Raitenhaslach wurde im Juli 1488 im Auftrag des Generalabtes von Abt Simon von Kloster Aldersbach (1486-1501) visitiert. Es gab keine Beanstandungen.

Auch Abt Jakob ( 1495-1503)von Morimond war wohl zwei mal in Raitenhaslach. sein Besuch ist aber nur durch zwei Quittungen nachgewiesen. (1494 04 26 und 07 06)

Der neue König Maximilian I. (1493-1519) bestätigte Kloster Raitenhaslach die von den Fürsten  von Österreich und seinem Vater Friedrich III. verliehenen Privilegien. (1496 09 22)

Auch Abt Georg hatte einige Gebetsbruderschaften abgeschlossen.

Abt Georg versuchte durch den Erwerb von Ewiggeldern den Klosterbesitz zu mehren. Das war die Bezahlung einer Geldrente für ein auf ein Grundstück versichertes Kapital.

Eine weitere Einnahmequelle war die Beglaubigung von Urkunden für dritte Personen. Von Abt Georg ist eine Reihe solcher Vidimierungen bekannt.

Abt Georg verstarb am 27. Dezember 1497.

Auf ihn folgte Abt Johann VI. Goutgeld (1498-1502)

Prior und Konvent baten den Salemer Vaterabt Johannes II. Scharpfer (1494-1510) zur Wahl zu kommen. Dieser setzte die Neuwahl auf den 23. Januar 1498 fest. sie fand unter seinem Vorsitz und unter Assistenz des Abtes Pankratius (1492-1512)

aus Fürstenzell statt. Von ihm ist wenig bekannt.

Im Februar 1502 bestattete er Hedwig von Burghausen (1457-1502), die verstorbene Gemahlin von Herzog Georg dem Reichen, in der Klosterkirche von Raitenhaslach.

Vom Salzburger Erzbischof erhielt Abt Johann den Auftrag, die aus Altötting gemeldeten wunderbaren Erscheinungen zu untersuchen.

Sein Todestag ist der 16. August 1502.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich III. Molczner (1503-1506).

Er war am 28. Februar 1479 als Novize in Kloster Raitenhaslach aufgenommen worden. Ein Jahr später legte er seine Profess ab.

Als Diakon fertigte er eine Abschrift des Kommentars  des Johannes de Turrecremata zur Regel des Heiligen Benedikts an. Er war spanischer Kardinal und Dominikaner. Dieser Kommentar war zu jener Zeit sehr geschätzt.

Von 1493 bis 1495 war er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Ein sehr freundschaftliches Verhältnis hatte er zu seinem Heidelberger Lehrer Adam Werner, der mehrere Mönche als Schüler hatte und  zu denen er ein besondere Vertrauensverhältnis pflegt.

Er hatte einen stetigen Austausch vor allem mit den oberrheinischen Humanisten. Ulrich studierte in Heidelberg zusammen mit Wolfgang Marius dem späteren Abt von Aldersbach. Ulrich wird auf Seite 408  Toepke, Gustav [Hrsg.]Die Matrikel der Universität Heidelberg,

Heidelberg 1844 aufgeführt. Das sind die Matrikel von Oktober 1493- 7. April 1494.

Das Studium in Heidelberg und vor allem ihr Lehrer Adam Werner hat beide sehr geprägt und beide werden ja zu den Humanistenäbten in den altbayrischen Konventen gezählt. Adam Werner verfasste für Abt Ulrich ein Abschiedsgedicht. Auch sein Studiengenosse

Wolfgang Marius, von dem ja über 80 Gedichte überliefert sind, widmete Ulrich mehrere Gedichte.

Gravierendsten Ereignis in der kurzen Regierungszeit Ulrichs war sicher der Landshuter Erbfolgekrieg.

1496 hatte  Georg der Reiche ein Testament verfasst, in dem er gegen alle Hausverträge seine Tochter Elisabeth von Bayern (1476-1504) und deren Ehemann zum Erben einsetzte.

Die Wittelsbacher Hausverträge von 1329 legten  außerdem ein „Vorkaufsrecht“ sowie ein gegenseitiges Erbrecht zwischen den beiden Linien fest, das die jeweils überlebende Linie (im Falle eines Aussterbens im Mannesstamm) als Universalerben bestimmte.

Dieser Vertrag wurde 1329 zwischen Ludwig dem Bayern und Rudolf II.,dem Blinden (1329-1353) und Ruprecht I. dem Roten  (1329-1390), den Söhnen von Rudolf I. (1274–1319), dem Bruder Ludwigs des Bayern geschlossen.

Georgs Tochter heiratete 1499 Ruprecht von der Pfalz (1481-1504). Georg setzte diesen kurz vor seinem Tod 1503 ernannte er seinen Schwiegersohn zum Statthalter von Niederbayern. Als Georg am 1. Dezember 1503 starb, trat Ruprecht sein Erbe an.

Herzog Albrecht IV. von Bayern München, der ja gemäß den Hausverträgen erbberechtig gewesen wäre, focht das Testament sofort an.Darauf folgte der Landshuter Erbfolgekrieg 1504.

Der Krieg wurde beendet durch den Kölner Schiedsspruch von Kaiser Maximilian (1486 König – ab 1508-1519 deutscher Kaiser).

Im Krieg wurde Kloster Raitenhaslach schwer geschädigt,worauf umfangreiche Arbeiten an Dach, Fenstern und Wehrgang sowie der völlige Neubau des Torhauses hindeuten.

Der Klosterchronist Tachler vermerkt schwere Schäden im Kloster. Finanziell wurde das Kloster ebenfalls schwer geschädigt. Den beide Kriegsparteien legten dem Kloster hohe Kontributionen aufbringen

und auch Anleihen gewähren, so zum Beispiel 1000 Gulden, das entspricht etwa 166.995,00 € an Herzog Albrecht IV. 1506.

1503 beauftragte das Generalkapitel Abt Ulrich sowie Abt Georg II. Kastner (1490–1509) von Kaisheim, die zwischen den Äbten von Fürstenfeld  Abt Peter (1502–1505) und Aldersbach  Johann IV. Riemer (1501–1514)

aufgetretenen Misshelligkeiten zu bereinigen.

Auf Grund einer Vollmacht des Abtes von Citeaux Jakob III. (1501-1516) visitierte Abt Ulrich am 22. November 1503 den Konvent von Seligenthal.

Der Raitenhaslacher Vaterabt Johannes II. Scharpfer (1494–1510 ) aus Salem visitierte das Kloster 1505. Am 2. Januar 1507 bestätigte er Abt und Konvent diese Visitation. Die Urkunde ist noch auf Abt Ulrich ausgestellt, obwohl er ja schon im November 1506 verstorben ist.

(1597 01 02)

In der Umgebung des Klosters gab es umfangreiche Tuffsteinvorkommen, die die Mönche nicht nur als Baustoff für die eigenen Bauvorhaben nutzten. Es war auch ein begehrtes Handelsgut. Abt Ulrich entschloss sich deshalb 1505

eine eigene Steinbrechordnung herauszugeben.

Der neue Landesherr Albrecht IV. (ab 1467 Herzog  von Bayern, nach dem Schiedsspruch von 1505, von ganz Bayern bis 1508) bestätigte, nachdem er Herzog von ganz Bayern geworden war , alle “alle den einzelnen Prälaten, Pfarrern usw. in Bayern von Seiten seiner Vorfahren verliehenen Privilegien, insbesondere die große Handveste König Ottos von Ungarn. (1506 07 20)

Der Passauer Bischof Wiguleus (1500-1517) bestätigte Abt Ulrich von seinen Vorgängern verliehenen Privilegien.(1506 08 08)

Abt Ulrich verstarb am 11. November 1506.

Auf ihn folgte Abt Georg III. Wankhauser (1507-1526). Er wurde unter Leitung des Salemer Vaterabtes Johannes II. gewählt.

Im Auftrag des bayrischen Herzogs  Wilhelm IV. (1508-1550) assistierte er 1514 dem Abt von Ebrach Johannes II. Leiterbach (1503-1531) bei der Wahl des neuen Abtes von Kloster Aldersbach Wolfgang Marius (1514-1544)

Zwei mal visitierte er Kloster Seligenthal und zwar 1516 und 1518. Das zweite Mal wurde er von Abt Kaspar Harder (1513-1522) von Kloster Fürstenfeld begleitet.

Die Regierung von Abt Georg stand unter keinem glücklichen Stern. Er hatte sich rasch in große Schulden verstrickt Schon im September 1510 waren Klostergüter in Gastein an das dortige Spital verkauft worden.

1524 wurden Kleinodien im Wert von 86 Mark Silber verkauft. Das entspricht etwa 25.170,00 €. Aber trotz der bestehenden Schuldenlast wurde der Kirchenschatz und die Bibliothek weiter vermehrt.

Natürlich bedeutete auch die Reformation von 1517 einen Einschnitt. In Kloster Raitenhaslach machten sich die Auswirkungen zunächst aber noch kaum bemerkbar. Die innerklösterliche Disziplin war in Ordnung und das Kloster stand auch deshalb

in gutem Ruf am herzoglichen Hof in München. Auf Veranlassung Herzog Wilhelms und seines Bruders Ludwig X. (1514-1545) mit dem er gemeinsam regierte, gehörte Raitenhaslach zu den bayrischen Klöstern, die 1523 von Papst Hadrian VI. (1522-1523)

mit Sondervollmachten zur Bekämpfung der neuen lutherischen Lehre ausgestattet wurde. Papst (1523-1534)erneuerte diese Vollmachten am 5. Februar 1526.

Die Vermögensverhältnisse des Klosters verbesserten sich aber nicht und der Abt wurde sogar in Burghausen gefangengesetzt. Die Urbare und Giltbücher des Klosters waren ebenfalls nach Burghausen zur Überprüfung  durch die Regierung

gebracht worden. Der Herzog ordnete die Rückgabe der Bücher an. der Abt aber blieb gefangen.

Am 25. Januar 1526 musste Abt Georg seinen Rücktritt erklären. Auf Anordnung von Herzog Albrecht und mit Erlaubnis des Vaterabtes visitierte der Fürstenfelder Abt Georg I. (1522-1531)zusammen mit dem Herzoglichen Rat Caspar Pardt das Kloster.

Sein Nachfolger Abt Christoph  genehmigte mit Erlaubnis des Landesherren wegen seines Alters und der Mühen, die er mit seiner Prälatur hatte, einen genau fixierten Austrag. (1526 05 11)

Abt Georg starb am 11. Mai 1542.

Sein Nachfolger wurde Christoph Fürlauf. (1526-1553) Seine Profess hatte er unter Abt Georg abgelegt. 1510-1511 war er Pfarrvikar in Niederbergkirchen. Seit 1518 war er Bursner in Raitenhaslach.

Die Wahl leitete Abt Georg von Fürstenfeld. Der herzogliche Kommissar Caspar Pradt wohnte der Wahl ebenfalls bei. Der Salzburger Erzbischof Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540)

beauftragte Bischof Berthold von Chiemsee (1508-1526), den gewählten Abt Christoph in seinem Amt zu bestätigen und zu weihen . (1526 02 08)

Warum ein Bischof und kein Zisterzienserabt die Weihe vornahm, ist nicht klar. Es könnte aber sein, dass das damit zusammenhängt, dass das Erzbistum Salzburg  im Zuge der notwendig gewordenen Reformen

immer stärker versuchte, auf das Salzachkloster Einfluß zu nehmen. So wurde auch Abt Christoph wiederholt zu Provinzialsynoden nach Salzburg zitiert. Allerdings nie. Er entschuldigte sein Fehlen meist mit seinem

schlechten Gesundheitszustand, 1549 auch mit dem schlechten Wetter.

Kurz nach seiner Wahl bestätigten die Herzöge Albrecht und Ludwig Kloster Raitenhaslach die von ihren Vorfahren verliehenen Privilegien. (1526 04 30).

Der Chiemseer Bischof Berthold Pürstinger hatte kurz nach der Weihe von Abt Christoph resigniert und sich ins Kloster Raitenhaslach zurückgezogen. Dort vollendete er sein

Hauptwerk, die „Tewtsche Theologey“, die eine umfassende katholische Glaubenslehre enthielt.

Die Regierung von Abt Christoph wurde belastet durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Klosters. Diese wurden auch mitverursacht durch die landesherrlichen Steuererhebungen.

Das Kloster versuchte sich mit Geldaufnahmen einerseits und Güterverkäufen andrerseits zu helfen.

Wegen der Türkensteuer verkaufte das Kloster 1527 seine Güter in Weng an das Stift St. Peter in Salzburg. Die Herzöge von Bayern erlaubten diesen Verkauf (1527 03 21)

Ein Jahr später wurde das Weingut in Altweiding an  Abt Matthias II. (1516-1532) von Göttweig abgetreten.

Die Verschuldung des Klosters stieg seit dem Amtsantritt von Abt Christoph von 3000 Dukaten, das sind etwa 579.785,00 € auf 8000 Dukaten, also etwa 1.546.093,00 €.

Das hinderte Abt Christoph allerdings nicht daran, den Kleinodienschatz des Kloster zu vermehren.

Abt Christoph starb am 18. April 1553.

Auf ihn folgte Abt Sebastian Harbeck.(1553-1569)

Er stammte aus Landshut. Er wurde am 14. Juni 1553 unter Vorsitz des vom Salemer Vaterabts abgeordneten Abtes Bartholemäus Madauer (1552-1577) gewählt.( Bei seiner Wahl war er 28 Jahre alt und Prior.

Die Folgen der Reformation zeigten sich auch an der Zahl der wahlberechtigten Mitglieder Sebastian Harbekh, Prior, Johann Lettnthaler, Subprior, Christoph Canczler, Cellerar, Theobald, Senior, Wenzeslaus Spieß, Georg Hinttermeir, Wolfgang Rambrester, Wolfgang Manhauser, Georg Kherner. Wolfgang (1553 06 14)  Der Konvent bestand nur noch aus 9 Mönchen.

Am 8. Oktober 1553 wurde er von Bischof Hieronymus Meitting (1536 –1557 ) von Chiemsee geweiht.

Herzog Albrecht bestätigte die Privilegien des Klosters kurz nach der Weihe des neuen Abtes. (1553 12 07)

Der Salzburger Erzbischof Michael von Kuenburg (1554–1560) bestätigte die Privilegien des Klosters (1555 09 10) ebenso  wie der Passauer Bischof Wolfgang von Closen (1555 –1561) (1557 09 29)

Auch Kaiser Maximilian II. (1564-1576) bestätigte die dem Kloster durch seine Vorfahren verliehenen Privilegien, namentlich die seines verstorbenen Vaters Ferdinand (1531-1564) (1565 11 25)

Wie auch sein Vorgänger wurde Abt Sebastian mehrfach zu den Provinzialsynoden nach Salzburg geladen und hat ebenso wie dieser wohl nicht teilgenommen.

Abt Sebastian verstarb völlig unerwartet am 25. Februar 1569. Sein leiblicher Bruder Georg war zu dieser Zeit Prior in Kloster Raitenhaslach. Er zeigte dem Vaterabt von Salem Georg II. Kaisersberger
(1558–1575 )den Tod seines Bruders an. Als Wahltermin war der 20. April 1569 vorgesehen.

Wolfgang Manhauser (1569-1590) wurde zum neuen Abt gewählt. Er stammte aus Eching bei Laufen im Erzstift Salzburg. Urkundlich erscheint er erstmals auf der Wahlurkunde von Abt Sebastian (s.o.)

Die Wahl wurde dann verschoben auf den 5. Mai 1569 und fand unter Vorsitz von Abt Bartholomäus aus Aldersbach statt. Als herzögliche Kommissäre waren der Hauptmann von Burghausen Wiguläus Zenger und

der Kanzler von Burghausen Thomas Widmann anwesend. (1569 05 05)

Der Abt von Citeaux Nicolas I. Boucherat (1571-1583) schrieb für den 19. April 1573 nach langer Zeit wieder ein Generalkapitel aus.  Abt Woflfgang nahm daran nicht teil und entschuldigte sein Fernbleiben

“aus vielen wichtigen Ursachen”. Im Sommer 1573 visitierte der Generalabt die Klöster in Süddeutschland. Am 18. August 1573 war Abt Nicolas zusammen mit Abt Nicolas Marechal von Kloster Loc-Dieu

zur Visitation in Raitenhaslach. Damit weilte erstmals ein Generalabt in Raitenhaslach. Abt Wolfgang wurde in seinem Amt bestätigt. Bemängelt wurde allerdings die geringe Zahl der Religiosen, die keinen

Chordienst nach den Satzungen des Ordens gestatte. “im Kloster wären 8 Religiösen [Priester] einschließlich des Abtes, 2 Professen, die Nicht-Priester sind, und 4 Novizen; 5 Priester sind davon zur Seelsorge außerhalb des Klosters, so daß nur der Abt mit 2 Religiösen im Kloster ist, weshalb kein Chordienst nach dem Ritus des Ordens mehr abgehalten werden kann; der Abt wird daher zur Aufnahme von Novizen beauftragt; darüber hinaus werden Bestimmungen für die Gestaltung des Gottesdienstes und des inneren Klosterlebens gegeben und Abt und Konvent ermahnt, des Papstes Gregor XIII. und des Herzogs von Bayern wie dessen Familie im Gebete zu gedenken. Die Charta soll mindestens viermal im Jahr im Kapitel verlesen werden.” (1573 08 20)

Die Reformbeschlüsse des Konzils von Trient hatten zur Folge, dass bald weitere Visitationen stattfanden.

Im September 1581 weilte Abt Edmund von Kloster Chatillon zusammen mit dem Abt von Aldersbach, Andreas Haydecker (1579–1586 ) zur Visitation in Raitenhaslach. Es wurden einige Mängel festgestellt. So wurde die Visitationscharte die Generalabt Nicolas 1573 ausgestellt hatte

in vielen Punkten nicht eingehalten Außerdem waren nach wie vor nur 2 Religiosen im Kloster. Der vorgeschriebene Chordienst war also immer noch nicht möglich. Es sollten daher Novizen aufgenommen werden und aus anderen Klöstern Brüder als Gäste.

(1581 09 19). Anschließend visitierte Abt Edmund Kloster Seligenthal. Möglicherweise als Reaktion auf den Mißstand übertrug er die Paternität von Seligenthal, die bisher Raitenhaslach innehatte, auf Kloster Aldersbach.

Im Auftrag des Generalabtes erfolgte 1586 eine weitere Visitation, dieses Mal durchgeführt von Abt Beat Papst (1583-1597) aus Kloster Lützel.

In München regierte mittlerweile Herzog Wilhelm V. (1579-1597), der maßgeblich für den Erfolg der Gegenreformation in Deutschland verantwortlich war.

In München häuften sich die Klagen , dass in “ in zeitlich sonderlich,in geistlich gar ärgerlich und widerlich gehaust werde” (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 300). Der Geistliche Rat von München wandte 1589

sich an den Salemer Vaterabt Christian II Fürst (1588-1593) und bat, dass dieser schnellstmöglich in Raitenhaslach visitiere oder damit den Abt von Aldersbach  beauftrage.

Im Februar fand dann die Visitation durch Abt Johannes Dietmair (1587-1612) von Aldersbach zusammen mit dem Aldresbacher Subprior sowie drei herzoglichen Räten statt.

Abt Wolfgang erklärte sich schließlich zur Resignation bereit. Der geistliche Rat hatte bereits Matthias Stoßberger, der seit 1580 Abt in Gotteszell war, als Nachfolger ausersehen.

Mit Abt Wolfgang wurde ein genauer Austrag vereinbart.

Er starb, nachdem er zuletzt an Podagra gelitten hatte, am 26. August 1594.

Matthias lehnte zunächst ab, Abt von Raitenhaslach zu werden. Der Geistliche Rat und auch der Vaterabt brachten ihn  aber dazu, das Amt anzunehmen.

Abt Johannes erklärte, dass er die Resignation von Abt Wolfgang im Kloster entgegengenommen habe und dass der Konvent anschließend einstimmig Matthias zum neuen Abt gewählt habe. (1590 05 21)

Am 26. Juni 1590 zeigte Abt Matthias (1590-1601) dem Vaterabt seine Wahl an und bat um dessen Bestätigung.

Am 14. Dezember 1590 war Claudius Germain, Prior von Citeaux und Generalkommissar des Ordens zur Visitation in Raitenhaslach. Er stellte zwei Urkunden aus. Die erste war ein Visitationsbericht (1590 12 11).

Mit der zweiten Urkunde bestätigte die Wahl von Abt Matthias. (1590 12 14)

Schon im Februar 1591 wurde Kloster Raitenhaslach wieder visitiert, dieses mal von Abt Johannes aus Aldersbach. (1591 02 17) Die Matutin wurde zur Pflicht gemacht, was schon der Generalabt Nicolas Boucherat bei seiner Visitation 1573 angeordnet hatte.

Abt Matthias hatte kein leichtes Erbe. Der Schuldenstand des Klosters betrug fast 5000 Dukaten, das sind etwa 969.315,00 €.

Abt Matthias konnte diese Summe allmählich abbauen. Dazu brauchte er aber neues Kapital und musste mehrmals um Zustimmung des Geistlichen Rates ersuchen. Dort galt er aber als gute Haushälter, wie der Rat dem bayrischen Herzog berichtete.

Er verkaufte aber auch, so die Schwaigen im Pfinzgau (1597 01 01), das am Kai in Salzburg, ein kleineres haus in Krems und die Badstube in Burghausen. Die Verkäufe brachten 3000 Dukaten ein, das sind etwa 581.589,00 €.

Er kaufte aber, wenn er Gelegenheit bekam, günstig Grundbesitz zu erwerben oder legte Geld zu einem günstigen Zinssatz an.

Abt Matthias war auch ein großer Bauherr. Die Klosterkirche erhielt einen neuen Glockenturm, auch eine neue Orgel und ein neues Chorgestühl. Mehrere Altäre wurden so verändert,dass der Weihbischof von Freising Bartholomäus Scholl (1581-129)

im Oktober 1596 die Altarweihe vornahm. (1596 10 08)

Die gesamte Klosteranlage wurde unter Abt Matthias weitgehend erneuert.

1595 hatte Abt Matthias in der Pfarrkirche Marienberg den Rosenkranzbund eingeführt. Der wachsende Zulauf erforderte eine Vergrößerung der Kirche . Weihbischof Andreas Hofmann (1597- 1604 ) weihte die Kirche und drei Altäre 1600 neu. (1600 09 03)

Innerhalb des Konventes erwuchs Abt Matthias eine Opposition. Sie warf ihm kostspieliges und unnötiges Bauen sowie Begünstigung von Verwandten und Freunden vor. Dies fand zwar Gehör in Burghausen. In München glaubte man allerdings nicht so recht daran. Bei Herzog

Maximilian I von Bayern (1597-1651) fanden die Anschuldigungen aber kein Gehör.

Abt Matthias starb am 18. November 1601 an einem Schlaganfall.

Am 16. Februar 1602 fand die Wahl des neuen Abtes unter Vorsitz von Abt Johannes aus Kloster Aldersbach und Assistenz von Abt Stephan Lanio von Kloster Fürstenzell und in Gegenwart herzoglicher Kommissare  statt.

Gewählt wurde Abt Philipp Perzel (1602-1620). Er stammte aus Landshut und hatte seine Profess 1573 in Raitenhaslach abgelegt. Er war Pfarrvikar in Halsbach und 1587 Prior in Raitenhaslach. Bei seiner Wahl war er Cellerar.

Abt Matthias hatte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kloster konsolidiert und versetzte so seinen Nachfolger in die Möglichkeit, den Grundbesitz des Klosters erheblich zu vergrößern. Aus seiner Regierungszeit liegen fast 30

Kaufbriefe vor. Abt Philipp hatte für 15530 Dukaten, also etwa 3.010.692,00 €  Liegenschaften gekauft. Die bedeutendsten Käufe waren die um Munderfing, heute im Bezirk Braunau am Inn gelegenen Besitzungen von Kloster Mondsee von Abt Johann Christoph II. Wasner (1592-1615)

und Konvent. (1602 04 09) sowie der Kauf von 12 Anwesen in Herrenbachham in der Nähe von Vilsbiburg. Abt Philipp kaufte aber nicht nur einfach Liegenschaften, sondern mit Weitblick solche, die dem Kloster wirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten sicherten.

Er errichtete eine klostereigene Papiermühle. Es war die einzige Papiermühle im heutigen Oberbayern, die von einem Kloster betrieben wurde. Zwar bestand in Braunau bereits eine Papiermühle, die das landesherrliche Privileg besaß,

dass innerhalb von 6 Meilen Umkreis keine neue Papiermühle errichtet werden durfte. Ungeachtet der Einwände der Stadt Braunau erhielt der Abt am 19. April 1616 eine Konzession für den Betrieb der inzwischen fertiggestellten Mühle.

Zu den Kunden zählten vor allem die Behörden in Burghausen sowie die umliegenden Klöster.

In unmittelbarer Nähe zur Papiermühle ließ Abt Philipp auch einen Kupfer und Eisenhammer errichten. Auch eine Hammer-und eine Klingenschmiede wurden in seiner Regierungszeit errichtet. Dazu kamen noch Stallungen und ein Getreidespeicher beim

Scheuerhof.

Auch an Kirchenzier und Ornaten sowie Musikinstrumenten wurden größer Anschaffungen getätigt.

Das Kloster wurde dreimal visitiert. Im Januar visitierte Abt Jean Martin (1604-1631) von Kloster Clairlieu zusammen mit dem Prior von Kloster Barbeaux Franz Burgesius im Auftrag des Generalabtes Kloster Raitenhaslach. (1609 01 30)

bemängelt wurde der immer noch zu geringe Personenstand.

Abt Michael Kirchberger (1612-1635) von Kloster Aldersbach visitierte das Kloster  1613 (1613 04 01)Abt Michael mahnte, die bisherigen Visitationsprotokolle genau zu beachten. Außerdem hatte er eine Anordnung zur Beschränkung

der Instrumentalmusik auf die höchstkirchlichen Feiertage erlassen. Abt Michael visitierte das Kloster nochmals 1618. (1618 06 28)

Eine Visitation des Dekans des Stifts der Liebfrauenkirche Jakob Golla im Auftrag des bayrischen Herzogs konnte Abt Philipp unter Hinweis auf die Exemtion des Ordens abwenden.

Zu den Generalkapitel reiste Abt Philipp nicht selbst. Aber er sandte als Vertreter jedes Mal (1605, 1609 und 1613)seinen Cellerar Johann Conrad Tachler nach Citeaux.

Unter Abt Philipp begann der Dreißigjährige Krieg. Gleich zu Beginn des Krieges verursachte der Einfall aufständischer Böhmen große Verwüstung auf den Weinbergen des Kloster rund um Krems.

der dortige Hofmeister Johann Conrad Tachler musste fliehen. Schäden erlitt das Kloster auch 1632 beim Vordringen der Schweden an den Inn.

Die Münzabwertung von 1623/1624 traf das Kloster hart. Zu schaffen machte ihm auch die Pest.

Beim Vordringen der Schweden wurde Raitenhaslach aber auch Zufluchtsstätte vieler Ordensleute, die vor den Schweden fliehen mussten. Auch in den letzten Kriegsjahren konnte Raitenhaslach wieder viele Ordensleute aufnehmen.

Abt Philipp verstarb am 19. Dezember 1620.

Sein Nachfolger wurde Abt Christoph II. Mayrhofer (1621-1624)

Er stammte aus Radstatt im Erzstift Salzburg. 1602 legte er in Raitenhaslach seine Profess ab. Er studierte an der Universität Ingolstadt und ab 1606 Dillingen.

Er war viele Jahre Prior gewesen. Seit 1617 war er Pfarrvikar in Niederberghausen.

Am 9. Februar 1621 wurde er unter Vorsitz von Abt Michael aus Aldersbach zum Abt gewählt. Der Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) bestätigte ihn  vier Monate  später. (1621 04 19)

Die Weihe zum Abt setzte der Salemer Vaterabt  Thomas I Wunn (1615-1647) zusammen  mit der des Abtes von Neubourg Adolf Braun (1621-1635) beim Provinzialkapitel 1621 fest.

1622 wurde er  von der Landschaft in München zum Prälatensteuerer erwählt. Dieser hatte die die Landschaftsteuern von den Landständischen Klöstern einzutreiben.

1623 nahm er an der Sitzung de Landtags in Straubing teil.

In seiner Regierungszeit waren die ersten Kriegseinwirkungen zu spüren. Das Kloster musste zwei Pferde und einen Knecht zum Palisadenbau nach München schicken.

Aus Österreich fielen die Weinlieferungen aus.  In der Jahresrechnungen tauchen 11 814 Dukaten für die Weinlieferung von zwei Jahren auf, das sind  etwa 2.288.626,00 €

In Burghausen war  ein Lebensmittelmangel aufgetreten und im Dezember 1623 versorgte das Kloster die Stadt mit Getreide und Bier.

Die zu entrichtende Landsteuer war auf 1064 Dukaten festgesetzt worden, das sind etwa 206.120,00 €

Trotz dieser Belastungen  baute Abt Christoph aufwändig, zu teuer und teils ohne Wissen des Konvents, so der spätere Vorwurf. Die Klosterkirche erhielt eine neue Inneneinrichtung. Am Kreuzgang wurde eine Kapelle  mit drei Altären errichtet.

An Zweckbauten wurden ein neuer Marstall und eine Apotheke errichtet. Beim Scheuerhof wurden neue Stallungen und eine Umfassungsmauer gebaut.

Dazu kamen noch einige Gütererwerbe.

Abt Christoph verstarb am 17. Februar 1624 nach nur drei Jahren Regierungszeit.

Auf ihn folgte  Abt Daniel Adam Rempold (1624-1640)

Abt Daniel stammte aus Aspern an der Zaya. Seine Profess hatte er 1620 in Raitenhaslach abgelegt. Er war in der Pfarrseelsorge in Marienberg  und Niederbergkirchen tätig.

Bei seiner Wahl zum Abt war er 34 Jahre alt. Er wurde unter Vorsitz von Abt Michael aus Aldersbach gewählt. Er wurde am 9. März 1625 geweiht. Die Bestätigung durch Generalabt Nicolas war schon vorher erfolgt. 1624 10 01.

Schon ein Jahr nach der Abtswahl kam es auf Verlangen von Kurfürst Maximilian zu einer Visitation durch Abt Michael. Begleitet war er vom Rentmeister von Burghausen, Philipp Sickenhauser. Dieser erstattete dem Kurfürsten

auch den Bericht. Die Rechnungsführung war schlecht, die Ämterbesetzung wenig glücklich. Im übrigen befand der Überprüfende die Umstände “bei weitem nicht so übl beschaffen”  (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 309)

wie das dem Kurfürsten berichtet worden war.

Am 15. Juli 1635 führte er den Vorsitz bei der Abtswahl in Aldersbach, die nach der Resignation von Abt Michael am 14.07. 1635 notwendig geworden war. Gewählt wurde Abt Matthäus Gschwendt (1635-1651)

1624 und 1627 fanden Provinzkapitel in Salem statt, bei denen Abt Daniel zugegen war. Beim Provinzkapitel in Kaisheim ließ er sich von seinem Konventualen Johannes Kromer vertreten.

In Marienberg ließ Abt Daniel eine Rosenkranzbrüderschaft einrichten. (1627 05 01)

Ein Jahr später bestätigte Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron (1619–1653 )die auch in Marienberg 1621 eingerichtete 14 Nothelfer Brüderschaft. (1628 05 17)

Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) bestätigte dem Kloster die Privilegien und Freiheiten. (1629 09 16)

Trotz der widrigen Zeitumstände konnte der Abt den Grundbesitz des Klosters mehren.

Die Einrichtung der Klosterapotheke verbesserte er.

1631 wurde dem Kloster  von Kurfürst Maximilian eine Kriegskontribution von 6000 Dukaten, das sind etwa 1.169.120,00 € auferlegt. Diese beachtliche Summe war binnen sechs Wochen zu entrichten. Außerdem sollte alles entbehrliche Silber

zur Münze nach München gebracht werden.

1632 waren die Schweden weit nach Süden vorgedrungen. Die Schwedengefahr brachte wieder viele Ordensflüchtlinge nach Raitenhaslach, darunter die Äbtissin Barbara Lung (1597-1637) von Kloster Niederschönenfeld.

Sie verstarb am 20. Mai 1637 in Raitenhaslach. Dort wurde ihre Nachfolgerin gewählt.

1634 kam die Pest nach Raitenhaslach. ein eigener Friedhof musste angelegt werden. Der Konvent blieb aber verschont.

Abt Daniel verstarb am 3. Februar 1640.

Bei seinem Ableben betrug der Schuldenstand des Klosters auch bedingt durch die Kriegszeiten 12.184 Dukaten, das sind 2.374.093,00 €.  Die Jahreseinnahmen des Klosters betrugen 16150 Dukaten, das sind etwa 3.185.852,00 €.

(alle Zahlen (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 311)

Sein Nachfolger wurde Abt Johann VII. Molitor (1640-1665)

Er stammte aus Markdorf am Bodensee und legte 1611 seine Profess in Raitenhaslach ab. 1618 wurde er in Eichstätt zum Diakon geweiht.

Er war fast ausschließlich in der Seelsorge tätig.

Am 11. März 1640 wurde er einstimmig zum Abt gewählt unter Vorsitz von Abt Matthäus aus Aldersbach unter unter Assistenz von Abt Wolfgang aus Kloster Fürstenzell

Der Vaterabt Thomas Wunn aus Salem bestätigte ihn zugleich im Namen des Ordens, da in Kloster Citeaux der Abtstuhl zu der Zeit unbesetzt war. 1640 04 02.

Im Oktober 1642 fand in Kloster Schönthal das Provinzkapitel statt, bei dem sich Abt Johann durch den Prior von Aldersbach Gerard Hörger (1640-1643) vertreten ließ.

Am Generalkapietl in Cietaux 1651 nahm er nicht teil. er entschuldigte sich wegen Armut und der Reisegefahren.

An den Provinzialkapitel in Donauwörth 1652 und 1654 in Rottweil nahm er teil.

1653 weilte Kaiser Ferdinand III. (1637-1657) und seine Gemahlin Eleonora Magdalena Gonzaga (1630-1686) in Altötting. Beim Empfang des Kaiserpaars war Abt Johann zugegen.

Am 7. Juli 1654 vollzog er die Grundsteinlegung des Kapuzinerklosters in Burghausen. Zu den Kapuzinern in Burghausen hatte Kloster Raitenhaslach ein gutnachbarliches Verhältnis.

Dagegen gestalteten sich die Beziehungen zu den Jesuiten in Burghausen zunehmend frostig, was wohl auch damit zusammenhing, dass diese ein Auge auf den Klosterkomplex von

Raitenhaslach geworfen zu haben scheinen.

Bei dem Provinzialkapitel in Rottenmünster war Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) anwesend. 1654 07 22. Im August 1654 visitierte er Kloster Raitenhaslach. Bei dieser Wahl bestätigte er Abt Johannes, bemängelte aber,

dass ihm die bereits 1640 stattgefundene Wahl nicht angezeigt worden war. 1654 08 03

Die Zustände in Raitenhaslach wurden nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges immer wieder beklagt. Der Abt von Aldersbach war mehrere Male als Visitator im Kloster Raitenhaslach.

Der Vaterabt von Salem Thomas II. Schwab  (1647-1664) entsandte zwei mal Angehörige seines Konvents als Priore nach Raitenhaslach, Eugen Grass 1650 und 1654 Benedikt Staub.

Ende Januar 1658 visitierte Abt Gerard (1651-1658)von Aldersbach Kloster Raitenhaslach. Nach der Visitation resignierte Abt Johannes, nachdem er vor allen in seinen letzten Regierungsjahren seinem Amt

offensichtlich nicht mehr gewachsen war. Er starb am 15. Mai 1665.

Auf ihn folgte Abt Johann Baptist Lanzinger. (1658-1670) Er wurde am 27. November 1613 in München geboren.

Dort besuchte er das Jesuitengymnasium. 1633 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Er besuchte die Universitäten in Ingolstadt und Salzburg. 1649 feierte er in der Kirche von Marienberg seine Primiz.

Von 1647 bis 1649 war er Vikar in Marienberg und betreute dort gleichzeitig als Präses die Rosenkranzbruderschaft.

1651 bis 1653  war er Vikar in Margarethenberg.

1653 wurde er zum Prior ernannt. Als Prior hatte er oft Auseinandersetzungen mit seinem Abt. Er soll sogar tätlich geworden sein. Er wurde deshalb 1656 nach Fürstenfeld geschickt.

1657 begab er sich ins Kloster Engelszell im Innviertel in Oberösterreich. Dann ging er zurück nach Raitenhaslach und wurde dort kurz nach seiner Rückkehr zum Abt gewählt.

Davor bekleidete er wieder das Amt des Priors. Abt Gerard von Aldersbach hatte die Wahl unter Assistenz der Äbte Martin (1640-1690) von Fürstenfeld und Abt Wolfgang (1634-1666) geleitet.

Am 24. Februar 1658 wurde er in Alderbach zum Abt geweiht. Vor seiner Benediktion musste er ein feierliches Oboedienzversprechen ablegen. 1658 02 24

Die Bestätigung durch den Generalabt Claude Vaussin erfolgte schon ein halbes Jahr später 1658 09 03

Im September 1658 kam Kaiser Leopold I. (1658-1705) nach Altötting. Abt Johann empfing ihn an Stelle des abwesenden Stiftspropst Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Kardinal und Bischof von Regensburg war.

Am 6. September 1658 zelebrierte er in Altötting die Pontifikalmesse anläßlich des Kaiserbesuchs.

Kardinal Franz Wilhelm verstarb am 1. Dezember 1661. Am 22. Dezember 1661 hielt er die feierlichen Exequien für den Verstorbenen ab.

Noch im Jahr seiner Abtswahl wurde Johann zum verordneten Prälatensteuerer des Rentamts Burghausen gewählt.

Nach dem Tod von Abt Gerard aus Aldersbach am 9. Oktober 1669 hatte man Abt Johann sogar das Amt des Generalvikars für Bayern angeboten.

Das hatte er aber mit Verweis auf sein Alter abgelehnt.

Die Zustände in Raitenhaslach hatten sich auch unter Abt Johann nicht gebessert. Bei Abt Johann kam dazu, dass er ein einem guten Trunk nicht abgeneigt war.

Auf Veranlassung von Vaterabt Thomas II. war Abt Gerard von Kloster Aldersbach wieder zu einer Visitation in Kloster Raitenhaslach.  Er bekam die Weisung wieder für Ordnung in Raitenhaslach zu sorgen.

Auch 1665 visitierte er Kloster Raitenhaslach noch einmal.

Eine neuerliche Visitation erfolgte 1668. Dieses Mal hatte Vaterabt Anselm I. Muotelsee (1664-1680) Abt Martin aus Fürstenfeld und Abt Bonifaz (1658-1689) nach Raitenhaslach geschickt.

Für die Provinzialkapitel in Salem 1668 und Kaisheim 1670 ließ er sich entschuldigen.

Am 4. Juli 1670 resignierte Abt Johann Baptist “hohen Alters und Leibschwachheit halber” (Die Zisterzienserabtei Raitenbhaslach S. 315.)

Er lebte aber noch sechs Jahre. Als sein Nachfolger Abt Gerard an den Folgen eines Schlaganfalls darniederlag, nahm er an Allerheiligen 1675 und am Dreikönigstag 1676 noch die Profess neueingetretener Novizen ab.

Er starb am 10. Februar 1676 nur wenige Wochen vor Abt Gerard.

Wie bei der anlässlich seiner Resignation vorgenommenen Inventur durch Abt Anselm aus Salem und Abt Malachias Niederhofer (1669-1683) aus Aldersbach hinterließ er 1939 Dukaten, das sind etwa 390.920,00 €. Bei seinem

Amtsantritt hatte er keine Barschaft übernommen.

Den Grundbesitz des Klosters hatte er vermehrt. Wirtschaftlichen Weitblick zeigt auch die Errichtung eines Eisenhammers nahe der Pulvermühle des Klosters.

Nachdem Vaterabt Anselm die Resignation von Abt Johann Baptist entgegengenommen hatte, fand unter seinem Vorsitz die Wahl des neuen Abtes am 22. Juli 1670 unter Assistenz von Abt Malachias aus Aldersbach statt.

Gewählt wurde Gerard Höss (1670-1676). Er hatte bisher das Amt des Kastners inne. Der Kastner verwaltete die Einnahmen des Klosters. Er ist am 3. Oktober 1631 in München als Sohne eines Hoflakaien geboren.

Bei den Jesuiten in München und Burghausen erhielt er seine Gymnasialausbildung. Er trat in Kloster Raitenhaslach ein und legte 1654 seine Profess ab. 1653 war an der Universität Salzburg immatrikuliert.

Nach schweren Hochwasserschäden durch die Salzach ließ Abt Gerard 1670 einen neuen Damm für 4000 Dukaten errichten, das sind etwa 806.436,00 €.

Im Auftrag von Vaterabt Anselm visitierte  Abt Malachias  1674 das Kloster. Abt Gerard war da schon gesundheitlich schwer angeschlagen und ließ die Zügel schleifen.

1675 erlitt er einen Schlaganfall und war eigentlich nicht mehr in der Lage, sein Amt auszuführen. Abt Anselm setzte am 18. August 1675 den bisherigen Prior Pater Malachias Lachmayr zum Administrator ein. Gleichzeitig beauftragte er den Abt von Aldersbach

eine Neuwahl vorzubereiten, obwohl dann das Kloster nebenzwei resignierten Äbten noch einen dritten aufweise. Aber man befürchtet nach wie vor eine Übernahme der Jesuiten in Raitenhaslach.

Eben deshalb drängten auch der Generalabt in Citeaux  Jean XII. Petit (1670– 1692 ) und der Generalprokurator in Rom auf eine Neuwahl.

Die Schlaganfälle wiederholten sich und am 9. April 1676 resignierte Abt. Gerard. Er verstarb am 26. Mai 1676.

Die Neuwahl hatte am 12. April 1676 stattgefunden. Zum Nachfolger war einstimmig Malachias Lachmayr (1676-1688) gewählt worden. Er stammte aus dem Lachmairhof in Moosach, heute ein Stadtteil von München.

Bei seinem Regierungsantritt war er 41 Jahre alt. Seine Ausbildung hatte er bei den Jesuiten in München erhalten.

Mit der Urkunde 1676 10 26 bestätigte Generalabt Jean XII. Petit Abt Malachias. Die ihn ihn gesetzten Hoffnungen hat er wohl nicht erfüllt. Es gab immer wieder Klagen in Salem.

1680 hatte Abt Malachias dem Bruderhaus in Burghausen, das war eine frühe soziale Einrichtung in Burghausen, die die mittellosen Bürgern freie Unterkunft gewährte eine Brotspende gebilligt, aus der die Bewohner viermal jährlich

vom Kloster das sogenannte Knappenbrot bekamen. Diese bestand bis zur Aufhebung des Klosters.

Das Kloster wurde mehrere Male visitiert. Die Annalen lobten aber seine kluge Wirtschaftsführung. Trotz Türkensteuer, Schuldentilgung, Auslagen für Flüchtlinge aus anderen Ordenshäusern und mehrmaligen Weinbergschäden hinterließ

er bei seinem Tod 8966 Dukaten Bargeld, das sind etwa 1.807.626,00 €.

Auch fand während seiner Regierungszeit eine rege Bautätigkeit statt.Er ließ ein Atrium bei der Salzach errichten,das zum Aufenthalt für erkrankte Konventsmitglieder bestimmt war. Im Rekreationsraum wurde eine Heizung eingerichtet sowie ein Bad.

Der Abt betrieb ebenfalls eine eifrige Kunstpflege.

Der berühmteste Gast in seiner Regierungszeit war der französische Benediktiner Jean Mabillon (1632-1707). Er war Gelehrter und gilt als Begründer der Historischen Hilfswissenschaften. 1701 wurde er zu einem Gründungsmitglied der  Académie des inscriptions et belles-lettres

(Akademie der Inschriften und Literatur) ernannt. Zwischen 1682 und 1685 reiste er durch Europa, um in Archiven zu forschen und mittelalterliche Handschriften für die königliche Bibliothek, die heutige Bibliothèque nationale de France  in Paris, zu erwerben.

1683 bereiste er Deutschland und war in dieser Zeit  auch in Raitenhaslach.

Abt Malachias starb am 28. Januar 1688 an einem Schlaganfall.

Sein Nachfolger Candidus Wenzl (1688-1670) wurde am 4. März 1655 in Salzburg als Sohn eines Rosshändlers geboren. In den Salzburger Universitätsmatrikeln erscheint er 1667 Er trat in das Kloster Raitenhaslach ein und legte am 15. August 1678 seine Profess ab.

1680 wird er am Jesuitenkolleg in Ingolstadt immatrikuliert. Der Tag seiner Priesterweihe ist nicht bekannt.

1686/1687 war er Pfarrvikar in Marienberg und Präses der Rosenkranzbrüderschaft.

Am 24. März 1688 fand unter Vorsitz vom Salemer Vaterabt Emanuel Sulger (1680-1698) die Wahl zum neuen Abt statt. Ebenfalls bei der Wahl dabei war Abt Martin Dallmayr von Kloster Fürstenfeld und Abt Engelbert Fischer(1683-1705)von Kloster Aldersbach

Abt Martin war zu derzeit Generalvikar der bayrischen Ordensprovinz. Problem bei dieser Wahl war, dass alle drei Äbte gerne ein Mitglied ihres jeweiligen Konvents als Nachfolger von Abt Malachias gesehen hätte.

Abt Emanuel wollte Pater Ferdinand Holl aus Salem, der Sekretär der Oberdeutschen Kongregation war. Die kurfürstlichen Wahlkommissare wollten, dass ein Konventualer aus Raitenhaslach gewählt wurde und konnten ihren Wunsch schließlich durchsetzen.

Am 16. Mai 1688 bestätigte Generalabt Jean XII.Petit bestätigte Abt Candidus. Die Weihe fand am 1. August 1688 in Kloster Kaisheim zu Beginn des dortigen Provinzialkapitels statt.

Abt Candidus Wenzl wurde der baufreudigste Barockprälat von Kloster Raitenhaslach. Noch im Jahr seiner Wahl wandte er sich an den Geistlichen Rat in München mit der Bitte “Paumängel” im Kloster beheben zu dürfen.

Die Kirche wurde im Antrag als “Paufellig und fünster” (Süddeutscher Barock, Kloster Raitenhaslach Anmerkung 9)

Obwohl das Kloster finanziell gut dastand, dauerte es fast 2 Jahre, bis die Genehmigung aus München eintraf.

1694 begann Abt Candidus mit einem radikalen Umbau. Als Baumeister wurde Maurermeister Joseph Vilzkotter aus dem Braunauer Umland gewonnen.

Vorbild war wohl die Zisterzienserabtei Schlierbach. Sie liegt auf halber Wegstrecke zu den Raitenhaslacher Weingütern in Krems. Abt Candidus war dort 1689.

Die Schlierbacher Kirche wurde zwischen 1680 und 1683 als Wandpfeiler-Emporenkirche  von Carlo Antonio Carloni gebaut. Der Abt kannte sicher auch die Wandpfeilerkirchen von Traunstein (165-1690) und Weyarn (1687-1693), die

Lorenzo Sciascia erbaut hatte.

Joseph Vilskotter war ein offensichtlich im Gewölbebau erfahrener Meister. Er brach das omanische Langhaus mit seinen Gewölben und Pfeilern bis auf die Seitenschiffwände ab. An seine Stelle baute er eine Wandpfeilerhalle  mit sechs Jochen.

Den Hochaltar verlegte er in das Joch vor dem romanischen Chor. Der alte Chor und die Apsiden blieben bestehen, wurden aber zum «Oberen Chor» und zur Sakristei unterteilt. Vilzkotter mustes die Aussenmauern der Seitenschiffe um fünf Meter erhöhen. Die Erhöhung bedingte

auch eine Neugestaltung der Kirchenfront.Diese betonte er mit zwei aufgesetzten kleinen Türmen.

1696 konnte der Abt sie “mit gewöhnlichen Zeremonien reconsecrieren” (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 321)

Nicht nur die Bautätigkeit ist hervorzuheben. Kirchliche Feste wurden groß gefeiert. Anlass war zum Beispiel die 600-jährige Wiederkehr der Gründung der Mutterabtei Citeaux im Jahre 1698.

Das wurde mit einer Oktav begangen.  Täglich zelebrierte  ein anderer Prälat aus einem benachbarten Kloster das Hochamt. Höhepunkt war die Überführung der Leiber von drei römischen Katakombenheiligen.

Auch die Ausstattung der Kirche war zum Jubeljahr fertig geworden.

Abt Candidus war der erste und einzige Abt von Raitenhaslach, der Generalvikar der Bayrischen Ordensprovinz wurde. 1690 wurde er zum Nachfolger von Abt Martin Dallmayr aus Fürstenfeld bestimmt, der dieses Amt von 1685-1689 innehatte.

Er visitierte fast alle bayrischen Ordenshäuser.

1696 leitete er die Abtswahl in Kloster Kaisheim, in der Judas Thaddäus Mayr (1696–1698).Er weihte den neugewählten Abt mit Vollmacht des Generalabtes Nicolas III. Larcher ( 1692–1712 ) auch.

Da Abt Judas Thaddäus nach nur zwei Jahren Regierungszeit verstarb, war in Kaisheim schon 1698 wieder eine Wahl fällig, die ebenfalls Abt Candidus leitete. In dieser Wahl wurde Roger I. Röls (1698-1723)als neuer Abt von Kaisheim gewählt und auch von Candidus benediziert.

Mit Sonderauftrag visitierte er 1699 auch Kloster Stams in Tirol. Das Kloster und die Kirche hatten 1689 bei einem Erdbeben erhebliche Schäden erlitten.Der dortige Abt Edmund Zoz(1690-1699) ließ einen Neubau in barockem Stil ausführen, der allerdings erhebliche

Mittel verschlang. Abt Edmund wurde 1699 zur Resignation gezwungen. Er wählte dann Kloster Raitenhaslach als Aufenthaltsort, musste aber 1701 nach Stams zurückkehren, weil er vom bayrischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel (1679-1726) nicht in Bayern geduldet wurde.

Abt Candidus war auch ein Förderer der Wissenschaften. Für die Bibliothek kaufte er wertvolle Bücher an.

Für die “Historia Salisburgensis” des Priors der Abtei St. Peter in Salzburg liefert Abt Candidus auf Bitten des dortigen Konsistoriums entsprechende Unterlagen.

Innerhalb seines eigenen Konvents hatte der Abt aber eine starke Gegnerschaft. Man klagte über seine Selbstherrlichkeit, nicht zuletzt bei seinen Bauvorhaben über seine schnelle Erregbarkeit und seine Härte bei Bestrafungen.

Sowohl der Konvent als auch der Abt baten den Salemer Vaterabt Stefan I. Jung (1698-1725) um eine Visitation. Er kam am 15. Mai 1700 nach Raitenhaslach, was der Geistliche Rat in München nur mit Bedenken hinnahm, denn der Salemer Abt war ja ein ausländischer Prälat.

Abt Candidus resignierte. Der Geistliche Rat zweifelte die Freiwilligkeit der Resignation an und forderte von der Regierung in Burghausen einen Bericht an.

Abt Candidus gab dazu eine eigene Erklärung ab. Der ausbedungene Austrag wurde vom Geistlichen Rat genehmigt.

Mit seinem Nachfolger kam es aber in der Folgezeit zu unguten Auseinandersetzungen.

Der eremitierte Abt wurde am 17. Februar 1717 tot in seinem Bett aufgefunden. Er hatte an katharischen Beschwerden gelitten

Die Neuwahl fand am 3. Juni 1700 unter Vorsitz des Salemer Abtes Stefan und unter Assistenz der Äbte Engelbert Fischer (1683-1705) von Kloster Aldersbach und Abundus Arleth (1700-1707) von Kloster Fürstenzell statt.

Gewählt wurde Emanuel I. Scholz (1700-1733)

Er wurde 1669 als Sohn des kurfürstlichen Peter Scholz in München geboren.

1686 absolvierte er das Jesuitengymnasium. Er trat in Kloster Raitenhaslach ein und legte am 27. November 1688 seine Profess ab.

1689 und 1695 war er an der Universität Ingolstadt immatrikuliert.

1699 war er Vikar an der Wallfahrtskirche Margarethenberg.

Die Wahl am 3. Juni 1700 wurde schon im Juli 1700 durch Generalabt Nicolas III. Larcher bestätigt. 1700 07 20

Es dauerte allerdings bis Es dauerte allerdings bis Herbst 1701, bis er zusammen mit den Abt Abundus I von Fürstenzell  von Vaterabt Stefan I. in Raitenhaslach benediziert wurde.

1704 wurde er Landsteuerer für Oberbayern. Außerdem bekleidete er die Würde eines päpstlichen Notars, was ihn befugte, ein Notariatssignet zu führen.

Seine Amtszeit war wenig glücklich. In seine ersten Regierungsjahre fiel der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1714.

Der Spanische Erbfolgekrieg war eine dynastische Auseinandersetzung zwischen dem Hause Bourbon und Habsburg.

Der letzte Habsburger auf dem spanischen Thron Karl II. (1665-1700) war kinderlos- Als Erben kamen nur Philipp von Anjou, Enkel von Frankreichs König Ludwig XIV. und Erzherzog Karl von Österreich, Sohn von Kaiser Leopold in Frage.

Philipp war auch der Enkel von Maria Teresa von Spanien, woraus sich seine Erbansprüche ableiteten.  Es ging auch um das Mächtegleichgewicht in Europa.

Als Karl II. kinderlos starb, nahm Ludwig XIV. für seinen Enkel Philipp von Anjou das spanische Erbe an, nachdem kurz vor seinem Tod Karl II. testamentarisch Philipp von Anjou zum Erben der gesamten spanischen Monarchie eingesetzt hatte.

Der Kaiserhof in Wien entschloss sich, das Testament nicht uneingeschränkt anzuerkennen. Die Kämpfe brachen dann in Oberitalien aus.

Für Kloster Raitenhaslach wurde die Situation noch schwieriger durch die Position des Kurfürsten  Max Emanuel II. dieser hatte sich nämlich mit König Ludwig XIV. verbündet und kehrte damit der großen Allianz – bestehend aus den Niederlanden, Österreich und Großbritannien – den Rücken zu.

Im September 1702 überfiel er mit seinem Heer die Reichsstadt Ulm und kämpfte damit auch gegen das Reich. In der Folge besetzten kaiserliche Truppen Bayern.

Zwar hatte Kloster Raitenhaslach von Kaiser Leopold I. (1658-1705) eine Salva Guardia erhalten, das ist ein Schutzbrief des Kaisers durch den der Empfänger mit  seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde.

Außerdem wurde das Kloster ermächtigt, zum Zeichen des kaiserlichen Schutzes den kaiserlichen Adler anzuschlagen.1703 03 11 Das bewahrte das Kloster aber nicht vor Kontributionen und Einquartierungslasten.

Am 29. Juli 1704 war ein österreichisches Lager vor Raitenhaslach.

Dazu kam, dass Raitenhaslach auch Zuflucht für viele vor dem Feind geflohene Ordensangehörige wurde.

Bei der 2. Schlacht von Höchstädt am 17. August 1704 wurde die bayrische Armee nahezu vernichtet. Max Emanuel ging ins Exil. Bayern wurde von Österreich besetzt.

Die Klostergüter in Österreich und Tirol wurden sequestriert.

Der Abt hatte während seiner ganzen Regierungszeit immer wieder Probleme mit seinem Konvent. Besonders schwierig war das Verhältnis mit seinem Vorgänger.

Das Kloster wurde mehrfach visitiert, aber praktisch immer ohne Folgen. 1709 setzte der Vaterabt einen Prior und einen Subprior in Raitenhaslach ein.

Probleme bereitete dem Abt auch das Auftreten einer “Seelenbetrügerin” in Burgkirchen an der Alz, bei dem der Abt eine wenige glückliche Rolle spielte.

Im Juni 1733 erlitt Abt Emanuel einen Schlaganfall und resignierte am 29. Juni 1733. Er verstarb am 15. Dezember 1733.

Am 6. Juli 1733 fand unter der Leitung von Vaterabt Konstantin Miller (1725–1745) und unter Assistenz der Äbte Theobald I. (1705-1734) und Stephan III. (1727-1761) statt.

Gewählt wurde Kilian Waltenberger (1733-1734). Er stammte aus Mühldorf am Inn und ist am 13. Juli 1679 geboren. Am 2. Juli 1699 legte er in Raitenhaslach die Profess ab.

Am 30.September 1703 wurde er in Salzburg zum Priester geweiht. 1709 war er Küchenmeister,und im selben Jahr Vikar in Burgkirchen an der Alz. Ab 1723 war er  Pfarrvikar von Marienberg und Präses der dortigen Rosenkranzbrüderschaft.

Die Bestätigung durch Generalabt Nicolas III. Larcher  erfolgte am 31. August 1733. Abt Theobald von Kloster Aldersbach weihte ihn als Generalvikar von Bayern  im September 1733 in Kaisheim im Anschluss an das dort stattfindende Provinzialkapitel.

Abt Kilian regierte nicht einmal 15 Monate. Er starb am 3. Oktober 1734 an Asthma und Herzwassersucht.

Sein Nachfolger wurde Robert Pendtner. (1734-1756) Sein Vater ist der Feldwebel Christoph Pendtner in Diensten des Erzbischofs von Salzburg.

Auf einem Soldatenmarsch, bei dem auch seine Mutter dabei war, wurde er in Schussenried geboren. Sein Taufeintrag ist jedoch im Dompfarramt in Salzburg.

Dort wuchs der Junge auch auf.

Auf einer Wallfahrt nach Altötting brach er sich 1719 bei einem Sturz aus einer Kutsche das Schienbein. Man ließ ihn in Kloster Raitenhaslach zurück.

Ein Jahr später bat er um Aufnahme ins Kloster Raitenhaslach. Dort legte er am 29. September 1721 seine Profess ab.

Am 30. September 1725 feierte er seine Primiz. 1731/1732 war er Kooperator, das ist der Pfarrvikar, in Niederbergkirchen.

Bei seiner Wahl bekleidete Robert das Amt des Küchenmeisters.

Durch den Tod von Abt Kilian war eine Wahl notwendig geworden, die am 8. November 1734 stattfand. Abt Paulus Genzger (1734-1745) von Kloster Aldersbach leitete die Wahl in Vertretung des erkrankten Vaterabtes von Salem Konstantin.

Ihm assistierten Abt Stephan von Fürstenzell sowie Abt Gregor Kirmayr (1721-1764) von St. Veit in Neumarkt. Er war Benediktinerabt.

Die Bestätigung durch Generalabt Andoche Pernot des Crots (1727– 1748 ) erfolgte einen Monat später. 1734 12 13

Die Weihe erfolgte an Maria Lichtmess 1735 durch Abt Eugen Schmid (1724-1744), der damals Generalvikar der Bayrischen Ordensprovinz war.

Drei Jahre nach seiner Wahl begann er mit der völligen Neugestaltung der   1696 geweihten Klosterkirche. Wahrscheinlich war er selbst an der Planung beteiligt. Er war wohl in der Baukunst erfahren, wie Zeitgenossen berichten.

Er zeichnet selbst und ist in der Kartographie bewandert Der Entwurf zum Heiligen Grab im Vorraum der Klosterkirche stammte von ihm.

Die Fresken in der Kirche stammen von Johann Zick. Möglicherweise hat dieser auch die Gesamtleitung für die Arbeiten in der Klosterkirche.

Johann Zick (1702-1761)ist am 10. Januar 1702 in Lachen im heutigen Landkreis Unterallgäu geboren. Lachen ist etwa 10 Kilometer von der damaligen Reichsstadt Memmingen und gehörte bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 zum Fürststift Kempten.

1721-24 machte er eine Ausbildung bei Jacob Carl Stauder, der 1721 in Ottobeuren tätig war. Die Technik des “fresco buono” erlernte er bei bei  dem Venezianer Jacopo Amigoni, der von 1719-1728 in Deutschland tätig war, vor allem in München aber auch in Ottobeuren.

Johann Zick war seit 1732 Hofmaler des Johann Theodor von Bayern wird. Dieser ist Fürstbischof von Regensburg , später noch zusätzlich von Freising und Lüttich. Ab 1746 wird er Kardinal.

In Raitenhaslach versieht Johann Zick die Klosterkirche mit Fresken aus dem Leben des Heiligen Bernhard. Er malt in Raitenhaslach auch die Altarblätter vom Hauptaltar mit Mariä Himmelfahrt und dem Benediktsaltar.

Zwar fand 1741-1748 der österreichische Erbfolgekrieg statt, der Raitenhaslach wieder schwer in Mitleidenschaft zog. In dem Krieg ging es zunächst mal um die “Pragmatische Sanktion”, die im April 1713 von Kaiser Karl VI. (1711-1740) veröffentlicht worden war.

Sie legte die Unteilbarkeit und Untrennbarkeit aller habsburgischen Erbkönigreiche und Länder fest und sah zu diesem Zweck auch eine einheitliche Erbfolgeordnung vor. Bei einem Aussterben im Mannesstamm sah sie eine weibliche Erbfolge war.

Der bayrische Kurfürst Karl Albrecht von Bayern (und von 1742-1745 auch deutscher Kaiser) erkannte die pragmatische Sanktion nicht mehr an und legte 1732 und legte mit der Wittelsbachischen Kurpfalz und Kursachsen dagegen Protest ein.

Als 1740 Karls VI 1740 ohne Sohn verstarb, sollte sein einziges Kind Maria Theresia Nachfolgerin werden, allerdings nur in den habsburgischen Landen, da die Pragmatische Sanktion nur dort galt.

1740/41 hatte der preussische König Friedrich II. (1740-1786) das bisher österreichische Schlesien erobert. 1741 schloss Karl Albrecht ein Bündnis mit Spanien und Preussen und kurze Zeit späte mit Frankreich.

Im September 1741 besetzte Karl Albrecht mit seinen bayrischen Truppen Passau und die Veste Oberhaus und marschierte von dort über das bayrische Innviertel  in Oberösterreich ein. Er konnte sich dort aber nicht halten. Im Januar 1741 nahmen die Österreich Passa und die Veste Oberhaus ein. Im Februar musste sich Braunau ergeben. Dann wurde Burghausen eingenommen. Das Pandurenregiment von Franz Freiherr von der Trenck (1711-1749) war in Bayern eingefallen, brandschatzte und trieb Kontributionen ein.

Freund und Fein bezogen Quartier in Kloster Raitenhaslach. Kontributionen wurden erhoben. Die zum Kloster gehörende Kirche St. Radegund wurde von den Panduren geplündert.

Im November 1744 war Raitenhaslach Aufmarschgebiet der bayrischen Truppen unter Prinz Ludwig Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1710-1759).

Im Oktober 1743 konnte die 600-Jahrfeier zur Klostergründung nur mit einem Triduum gefeiert werden.

Trotz all dieser Schwierigkeiten wahrte Abt Robert Normalität.

Im Oktober 1743 hatte er der nunmehrigen Landesfürstin Maria Theresia den Treueid geleistet. Daraufhin wurde die Sequestration für die in Österreich gelegenen Güter des Klosters aufgehoben werden.

Das Kloster konnte nun wieder ungehindert Weinlesen und keltern und auch nach Bayern ausführen. 1743 10 18

1743 ließ er die Emporenorgel umbauen. Das Orgelwerk von 1697 blieb bestehen, wurde aber erweitert. Die Orgel wurde mit einem neuen, nun zur Spätbarock passenden Prospekt versehen.

1749 begann Abt Robert mit der Neugestaltung der Klosteranlage. Ein aus zweigeschossigen Arkaden-Terrassen gebildeter  u-förmiger Kirchhof wurde vor die Kirchenwestfront gelegt.

Zwei Pavillongebäude bildeten den symmetrischen Hofabschluss.

Wahrscheinlich nach Plänen von Abt Robert wurde auch die Kirchenfront neu gestaltet. Die beiden Kirchtürme wichen einem einzigen Mittelturm.

Mit dem Bau des Kirchhofes wurde auch der sogenannte Prälatenstock begonnen, dessen Fertigstellung Abt Robert allerdings nicht mehr erlebt.

Mit dem Bau hatte er  den Trostberger Baumeister Franz Alois Mayr (1723-1771) und Schüler des Münchner Hofbaumeisters Johann Baptist Gunetzrhainer und dessen Bruders Ignaz Anton Gunetzrhainer beauftragt.

Abt Robert vermehrte auch den Kirchenschatz und die Paramentenkammer.

1742 erwarb er aus Rom die Relqien der heiligen Olympia.

Die Annalen des Klosterchronisten Conrad Tachler von 1612/13 ließ er durch P. Sebastian Feller ergänzen und fortführen.

Auch andere Kirchen wurden von dem kunstliebenden Prälaten bedacht. Die Kapelle in Krems wurde 1747-54 auf Veranlassung von Abt Robert verschönert und erhielt einen neuen Turm.

1751 wurde die Kirche von Margarethenberg barock umgestaltet. Hochaltarblatt und Deckengemälde wurden von Johann Baptist Zimmermann (1680-1758), dem älteren Bruder von Dominikus angefertigt.

Die Kirche von Niederbergkirchen wurde 1751 von Franz Alois Mayr umgebaut und innen mit Rokokozier ausgestattet, die vonden ebenfalls im Kloster tätigen Maler Johann Rabensteiner und Bildhauer

Johann Georg Kapfer stammte.

Auch das Kirchlein von Oberhofen wurde ebenfalls durch den Baumeister Franz Alois Mayr neugestaltet.

Das Kirchlein von St.Radegund erhielt unter Abt Robert ebenfalls eine neue Ausstattung.

Die vielen Bauvorhaben, Verschönerungen und Anschaffungen fanden keineswegs den ungeteilten Beifall des Konvents.

Aber Abt Robert hatte volle Rückendeckung durch die Vateräbte Stephan II. Enroth (1745–1746)  und Anselm II. Schwab (1746-1778), die ja mit dem Beschluss und Bau der Wallfahrtskirche Birnau

ebenfalls ihre Baufreude unter Beweis gestellt hatten.

Abt Robert war zwar sehr prunkliebend, in seinem eigenen Lebensstil aber einfach und von tiefer Frömmigkeit.

Im September 1754 und im Juli 1755 erlitt er einen Schlaganfall. Die Schlaganfälle hinderten ihn aber nicht an der Ausübung seiner Amtsgeschäfte. Der Chronist vermerkt, dass sich Abt Robert bis zum Schluss

mit Planen und Bauen beschäftigt habe.

Er verstarb am 28. Februar 1756.

Abt Anselm II. von Salem setzte den Termin für die Neuwahl auf den 23. März 1756 fest. Die bayrische Regierung genehmigte den Termin am 20. März 1756.

Den Wahlvorsitz führte der Vaterabt unter Assistenz von Abt Theobald II. (1745-1779) von Aldersbach der Generalvikar für Bayern war.

Im 2. Wahlgang wurde Abundus Tschan (1756-1759) mit 16 von 24 Stimmen als neuer Abt gewählt. Generalabt François Trouvé ( 1748– 1797 ) bestätigte die Wahl im April 1756. 1756 04 10.

Bei seiner Wahl war er Pfarrvikar in Niederbergkirchen.

Abt Abundus ist der einzige Abt, der aus Raitenhaslach stammt. Dort wurde er am 20. Oktober 1711 als Sohn des Klosterbaders Andreas Tschan geboren.

Er absolvierte seine Gymnasialzeit bei den Jesuiten in Burghausen.

1729 trat er ins Kloster Raitenhaslach ein. Am 8. Dezember 1730 legte er seine Profess ab. Bei der Abtswahl von 1733 war er Subdiakon und bei der von 1734 Diakon.

Im November 1734 immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg. Im November 1737 wurde er zum Priester geweiht. 1742 war er Subprior und 1747 wurde er zum Prior ernannt.

Ein Bruder des Abtes war als P. Kasimir Angehöriger des Augustinerklosters in Tittmoning.

In der Pfortenkapelle von Raitenhaslach ließ Abt Abundus drei neue Altäre und ein neues Gestühl errichten.

Abt Abundus regierte nur knapp drei Jahre. Überschattet wurde seine Regierung durch die Ermordung des Priors P. Georg Dunkel im Kreuzgang des Klosters am 4. Dezember 1758.

Die näheren Umstände der Mordtat blieben ungeklärt.

Im Januar 1729 wurde er zum Prälatensteuerer ernannt. Auf der Rückkehr von der 1. Sitzung in München erlitt er in Mettenham bei Mühldorf einen Schlaganfall, an dem er am 19. Januar 1759 im

nahen Klosterpfarrhof von Niederbergkirchen verstarb.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 8. März 1759 statt und wurde vom Salemer Vaterabt  Anselm geleitet, obwohl auf Ansuchen des Geistlichen Rates in München bei Generalabt Francois Trouvé dieser

damit den Abt von Aldersbach beauftragt hatte. Darüber hatte es Auseinandersetzungen gegeben. Aber der diplomatisch kluge Salemer Abt konnte die Wogen glätten.

Auch hatte der bayrische Kurfürst über die Wahlkommissare den Wunsch vorgebracht, es möge ein Landeskind zum Abt von Raitenhaslach gewählt werden.

Gewählt wurde Emanuel II. Mayr (1759-1780). In der Urkunde 1760 03 08 von Abt Anselm sind alle Wahlteilnehmer auch mit ihren Ämtern aufgelistet.

Emanuel war in Dillingen geboren und das gehörte zum Hochstift Augsburg. Emmanuel galt also als Ausländer. Aber er war bei seinem Paten in Moosbach aufgewachsen und man betrachtete

ihn als “naturalisierten” Bayern.

Abt Emanuel wurde am 7. Dezember 1717 in Dillingen als Sohn der Taglöhnereheleute Andreas und Anastasia Mayr geboren. Er wuchs aber bei seinem Paten Felix Baron von Burgau auf, der

Pfarrer in Mooskirchen war. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Burghausen. Am 8. Dezember 1739 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Ein Jahr später legte er seine Profess ab.

Am 23. November 1743 immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg. Am 21. Januar 1745 wurde er zum Priester geweiht.

Im Kloster war er zunächst als Archivar und Bibliothekar tätig. Außerdem hatte ihn  Abt Robert mit der Fortführung der Annalen beauftragt. Von 1751-1755 war er Cellerar. Danach war er Subprior, Novizenmeister und Konventsbeichtvater.

Im Dezember 1758 wurde er zum Prior bestellt und Nachfolger des ermordeten Priors P. Georg Dunkel. Das war er dann auch bei seiner Abtswahl.

Sein Oboedienzversprechen leistete er sowohl dem Generalabt als auch den Äbten von Salem und Aldersbach.

Generalabt Francois Trouvé bestätigte die Wahl im April 1759 (1759 04 02)

Abt Theobald von Aldersbach benedizierte ihn unter Assistenz des Abtes von Seeon Benedikt II. Reicherseder (1753-1760) und des Propstes des Chorherrenstiftes Ranshofen Ubald (1749-1766)

Der Rokokoprälat wurde einer der bedeutendsten Prälaten seiner Zeit. Er Bauherr, Förderer der Wissenschaften und Ehrenmitglied der von Kurfürst Maximilian III. Joseph (1745-1777) gegründeten kurfürstlichen Akademie der Wissenschaften

und auch Politiker. Er war Mitglied der Ständeversammlung, seit 1760 Prälatensteuerer und seit 1762 Provinzialsteuerer.

Als Bauherr setzte er die von Abt Robert geplanten und von Abt Abundus begonnenen Baumassnahmen mit der Fertigstellung des Innenausbaus fort und vollendete sie.

Mit dem Baumeister Franz Alois Mayr setzte er mit dem Neubau des Festsaaltraktes die Erweiterungen fort. Im Muldengewölbe malte Johann Martin Heigl das große Fresko mit einer Darstellung menschlicher Arbeit  zur Kultivierung des Landes.

Johann Marin Heigl (um 1730-1794) war ein Gehilfe und Mitarbeiter von Johann Baptist Zimmermann.

Er hatte schon 1763 mit der Ausmalung der Wallfahrtskirche Marienberg begonnen. Das mariologische Programm zur Wallfahrtskirche entwickelte Abt Emanuel selbst.

Der Neubau Wallfahrtskirche Marienberg machte Abt Emanuel zum eigentlichen Rokokoprälaten.

Mit dem Neubau des Refektoriums und der Bibliothek schloss er den südlichen Gebäudekomplex und schloss noch das “Gartenstöckl”, die südliche Verlängerung des Westflügels an.

1772 begann er mit den Ökonomiegebäuden als Südabschluss des Klosterhofes und 1777 –1780 baute er den östlichen und südlichen Konventflügel neu.

Nicht nur Baulust und Prunkliebe veranlassten diese große Bautätigkeit. Am 5. August 1766 stürzte der Konventstrakt samt Klausurmauer 300 Schritt ab und machten einen Neubau

erforderlich.

Neben Bauten in Raitenhaslach und Marienberg erfolgten noch Umgestaltungen in Kirchisen, Wald an der Alz, Burgkirchen und Gumattenkirchen.

Diese Bautätigkeit hatte natürlich ihren Preis. Die Schulden der Abtei stiegen rasant und hatten beim Tode Abt Emanuels 54.000 Gulden erreicht, das sind etwa 10.894.526,00 €

Kloster Raitenhaslach war damit aber nicht allein. Alle bayrischen Zisterzen waren um 1780 herum hochverschuldet.

Das Kurfürstentum hatte immer noch über 9 Millionen Gulden Schulden und war eigentlich bankrott. Kurfürst  Maximilian III.Joseph ließ keine Gelegenheit aus, die Klosterfinanzen zu schröpfen.

Schon 1764 hatte ein stetiger Finanztransfer zum hochverschuldeten bayrischen Staat begonnen, der bis zur Säkularisation anhielt.

Als Abt war Emanuel sehr erfolgreich. In seiner Regierungszeit gab es 26 Professen und bei seinem Tod hatte sich der Personalstand von 29 auf 38 Konventsmitglieder erhöht.

Er hatte ein gutes Verhältnis zum Salzburger Erzbischof Sigismund Graf von Schrattenberg. (1753-1771) Dieser weilte mehrere Male in Raitenhaslach und weihte 1762 die Abteikapelle und 1765

die Wallfahrtskirche Marienberg. (1762 10 22 und 1765 05 10) Die Weihe war ein großes Fest, bei “dem ein solcher Prunk entfaltet ward, wie Raitenhaslach und Marienberg wohl noch nie gesehen hatte und auch kaum mehr sehen wird”

(Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1866, Sulzbach 1866. S. 67)

1761 und 1762 ließ Abt Emanuel zwei weitere Katakombenheilige aus Rom nach Raitenhaslach bringen.

Abt Emanuel war wohl der einzige Abt von Raitenhaslach, der sich ein Kupferportrait anfertigen und eine Silbermedaille schlagen ließ

Abt Emanuel verstarb am 20. Juli 1780.

Sein Herz ruht in der von ihm errichteten Wallfahrtskirche von Marienberg.

Kurz vor dem Tod von Abt Emmanuel hatte der Bayrische Erbfolgekrieg (Juli 1788-Mai 1779) stattgefunden. Er endete mit dem Frieden von Teschen am 13. Mai 1779. Der Bayrische Kurfürst Karl Theodor (bayrischer Kurfürst von 1777-1799)

hatte in diesem Friedensvertrag die östlich des Inns und Salzach gelegenen Gebiete des Rentamtes Burghausen abgetreten. Kloster Raitenhaslach verlor damit Einnahmen und erst Abt Emanuels Nachfolger Theobald konnte 1791 eine Übereinkunft mit

Wien mit Vorteilen für das Kloster erzielen.

Die Wahl des Nachfolgers von Abt Emanuel II. fand am 27.November 1780 unter Leitung des Salemer Vaterabts Robert Schlecht (1778-1802) statt. Er hatte von Generalabt Francois Trouvé auch die Vollmacht erhalten, den neuen Abt zu benedizieren.

Deshalb blieb der Generalvikar für Bayern, Abt Otto Doringer (1779-1797), der die Vornahme der Weihe für sich beanspruchte, dieser Wahl auch fern. Erstmals in der Geschichte von Raitenhaslach  hatten kurfürstliche Kommissare am Scrutinium, dem eigentlichen Wahlakt teilgenommen.

Gewählt wurde im 2. Wahlgang Abt Theobald Weißenbach (1780-1792). Sein Vater war der bürgerliche Bierbrauer Jakob Weißenbach aus Wemding im Ries.

Die Familie war vermögend und so konnte der Sohn am Jesuitengymnasium in Neuburg an der Donau seine Schulausbildung absolvieren und anschließend an der Jesuitenuniversität in Ingolstadt studieren.

1756 trat er in das Kloster Raitenhaslach ein. Dort legte er 1759 seine Profess ab. Im gleichen Jahr immatrikulierte er sich an der Universität Salzburg.

1761 promovierte er zum Doktor der Theologie und 1762 zum Priester geweiht. Dann unterrichtete er an der Hauslehranstalt in Raitenhaslach. Daneben  bekleidete er  verschiedene Klosterämter. Er war erst Küchen-und Kellermeister und

dann Subprior. Danach war er in der Seelsorge tätig, zuerst als Vikar in Gumattenkirchen und ab 1775 in Halsbach.

Abt Theobald ist durch die Aufklärung geprägt. Er hatte aber auch die zunehmenden Repressionen des Kurfürsten gegen die landständischen Klöster erlebt.

1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben. Für Bayern bedeutete das, dessen Schulen durch die alten Klöster weiter betrieben werden mussten. Kloster Raitenhaslach hatte das

Jesuitengymnasium in Burghausen zu übernehmen. Abt Theobald wurde 1781 in das neugebildete General-Schulen-Directorium berufen. Er musste deshalb oft nach München.

Dazu kam die Zugehörigkeit des Prälaten zur Landschaftsversammlung.

Abt Theobald förderte vor allem die Naturwissenschaften an seinem Kloster. Er ließ ein mathematisches Museum einrichten.

1781 reiste er nach Salem, um dort beim Mutterabt Robert ein Darlehen über 30.000 Gulden, das sind  etwa 6.045.087,00 € ,aufzunehmen.

Damit wurde der neue Bibliotheksaal in Verlängerung des alten Nordflügels erbaut. Auch wurde die Bibliothek bereichert. Die Ausgestaltung des Bibliotheksaals übernahm

Januarius Zick (1730- 1797), der Sohn von Johannes Zick, der ja die Fresken in der Klosterkirche gestaltet hatte.

Diese Bauten kamen beim Konvent und späteren Kritikern wegen der Kosten schlecht an. Die Kritik ist aber nicht ganz berechtigt, denn diesen Schulden stand ein große Aktivbestände bei Untertanen und vor allem bei der

Bayrischen Landschaft gegenüber.

1801 inventarisierte die kurfürstliche Kommission das Kloster und stellte dabei nebst einem Gesamtvermögen von rund 253 000 Gulden ein Aktivsaldo von 50 782 Gulden fest.

Auch ein Zeichen der Aufklärung, Abt Theobald machte sich um die Einführung von Blitzableitern in der Umgebung des Klosters verdient.

Zwei Konventsmitglieder schickte er auf die Hohe Kameralschule nach Kaiserslautern. Diese wurde 1774 in Kaiserslautern gegründet. Dort wurde praxisnah Wirtschaftswissenschaft gelehrt.

Kameralistik wurde bis dahin nur an den Universitäten in Halle und Frankfurt/Oder gelehrt.

Der oben erwähnte Friede von Teschen hatte dem Kloster finanziell schwere Zeiten bereitet, da durch die Abtretung des Innviertels dem Kloster namhafte Einkünfte entgingen. Abt Theobald versuchte,

der Finanznot mit verschiedenen Mitteln zu begegnen. Er bemühte sich um die Inkorpierung verschiedener Pfarreien, unter anderem Burghausen, dies allerdings erfolglos.

Schließlich reiste er 1790 an den Kaiserhof nach Wien, um dort die Freigabe beschlagnahmter Einkünfte zu erreichen. Das bedingte allerdings eine monatelange Abwesenheit von Raitenhaslach und entfremdete ihn von

seinem Konvent und das bei einem ohnehin angespannten Verhältnis. Die Verhandlungen zogen sich sehr lange hin und wurden vom Abt mit “tarditas” charakterisiert, also mit Langsamkeit, wie er in einem Brief an den Vaterabt mitteilte.

(Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S. 337, Anmerkung 11)

Am 29. November 1791 hatte er endlich ein Abkommen erreicht. Allerdings waren seine Kräfte am Erliegen. Er starb am 30. Juni 1792 im Dominikanerkloster in Wien, wo er untergekommen war.

Er ist auf dem Dorffriedhof von Penzing bestattet.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 22. August 1792 unter Vorsitz des Salemer Vaterabtes Robert statt. Den Wahltermin hatte der Geistliche Rat in München festgelegt. Auch bei dieser Wahl nahmen die kurfürstlichen Kommissare am Scrutinium teil.

Gewählt wurde Eugen III. Rund (1792-1801.) Abt Robert hatte von Generalabt Francois Trouvé die Vollmacht erhalten, den neuen Abt zu bestätigen.  1792 08 24 Die Weihe übertrug er dem Aldersbacher Abt Otto. Zwei Tage später weihte Abt Otto Eugen

als neuen Abt unter Assistenz des Asbacher Abtes Amandus Arnold (1787-1803) und dem Propst Franz I. Krump (1790-1801) von Kloster Baumburg.

Eugen wurde  am 17. Januar 1744 in Geisenhausen im Landkreis Landshut geboren. Sein Vater  war Pfleg-und Kastenamtsverweser. Eugen besuchte das Jesuitengymnasium in Landshut. Danach studierte er die Humaniora und Philosophie in Regensburg.

Am 8. September 1765 legte er in Raitenhaslach seine Profess ab. 1769 mwar er zum Studium der Theologie an der Universität Salzburg immatrikuliert. Der Salzburger Erzbischof Siegmund Graf von Schrattenbach (1753-1771) weihte ihn am 10. August 1769

zum Priester.

1771 wurde er in Raitenhaslach Chor-und Seminardirektor. 1774 war er Cellerar. Ab 1779 lehrte er an der Hauslehranstalt Moral-und Patoraltheologie.

1784 wurde er erneut Cellerar und zugleich Kastner.

1788 übertrug ihm Abt Theobald das Amt des Priors und zugleich Novizenmeisters.

Ein Jahr nach seiner Wahl zum Abt wurde er Prälatensteuerer für das Rentamt Burghausen.

Drei Jahre vor seiner Wahl zum Abt war 1789 in Frankreich die Revolution ausgebrochen,die dann sowohl auf Kloster Raitenhaslach als auch auf den Ziesterzienserorden erhebliche Auswirkungen hatte.

In Frankreich wurden am 13. Februar 1790 die Klöster aufgehoben. Die Abtei Citeaux wurde enteignet und 1791 an Spekulanten verkauft. Generalabt Francois Trouvé hatte sich bei der Aufhebung des Klosters zu

Verwandten nach Vosne in der Nähe von Dijon begeben. Dort verstarb er am 25. April 1797 über 85-jährig.

Nach Deutschland kamen immer mehr französische Emigrantenpriester. Diese wurden von den Behörden den Klöstern zugewiesen. 1794 erhielt Kloster Raitenhaslach die Zuweisung eines Emigrantenpriesters, obwohl Eugen am 25. Februar 1794

den Geistlichen Rat in München gebeten hatte, auf die Zuweisung zu verzichten, da es schon einen Jesuiten, sowie zwei Titulanten zu versorgen habe.  Das Kloster hatte aber in der Folgezeit immer wieder Emigrantenpriester aufzunehmen.

Bei dem Jesuiten handelte es sich um den Jesuiten Professor Dr. Johann Evangelist Helfenzrieder vom ehemaligen Jesuitenkolleg Burghausen.

1799 musste Abt Eugen Klostersilber  für 9000 Gulden verkaufen.

Am 3. Dezember 1800 fand die Schlacht von Hohenlinden statt. Nach dem Sieg der Franzosen unter General Moreau kam es zum Franzoseneinfall auch in der Gegend von Raitenhaslach. Abt Eugen musste sich in Burghausen verstecken.

Die Klosterpfarrhöfe in Halsbach und Niederbergkirchen wurden geplündert.

Abt Eugen verstarb am 19. August 1801 an Abzehrung. (Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach S.339)

Am  2. September 1801 mussten auf Befehl des Geistlichen Rats in München 2 Administratoren für das Kloster gewählt werden.

Der bisherige Prior Guido Wichtl und der Kastner Edmund Stöckl wurden zu Adminstratoren bestimmt. Der Geistliche Rat erteilte dieser Wahl seine Zustimmung.

Abt Urban (1797-1803) von Kloster Aldersbach zeigte dem Geistlichen Rat am 11. September 1801 an, dass er vom Salemer Vaterabt Robert mit der Durchführung der Wahl sowie der Benediktion beauftragt

worden war. Auch damit zeigte sich der Rat einverstanden.

Die Wahl fand am 1. Oktober 1801 unter Vorsitz von Abt Urban unter Assistenz der Äbte Gebhard (1798-1803) von Fürstenzell und Lambert Neusser (1793-1803) von Kloster Seeon statt.

Gewählt wurde Ausanius Detterle(1801-1803). Am 4. Oktober wurde er benediziert. Noch am Tag seiner Weihe erstellte er zusammen mit der kurfürstlichen Wahlkommision und Abt Urban ein Inventar über das Vermögen des Klosters. (s.o.)

Ausanias wurde am  22. August 1755 in Aspach im Innviertel als Sohn des Organisten und Schullehrers Franz Anton Detterle  geboren

Bei seiner Profess am 15. August 1777e erhielt er den ungewöhnlichen Ordensnamen Ausanias.

Am 15. Oktober 1780 feierte er seine Primiz.

Von 1793 bis 1797 war er Pfarrvikar in Margarethenberg. 1796 wurde er als Pfarrvikar in Hadersorf, das mittlerweile österreichisch war, als Pfarrvikar präsentiert. Da sein Geburtsort Aspach jetzt ebenfalls österreichisch war,konnten die k.u.k. Behörden

keine Bedenken gegen seine Person erheben. In Hadersrof war Ausanias bis zu seiner Wahl zum Abt.

Im Spätherbst 1802 kam es zu einer ersten Einschränkung der Verfügungsgewalt des Abtes.

Am 18. März 1803 verkündete Franz Graf von Armannsperg, der Landrichter in Burghausen war, Konvent und Abt die Aufhebung ihres Klosters durch den bayrischen Kurfürsten Maximilian IV. (1799-1806 dann als Maximilian I. bis 1825 bayrischer König).

Abt Ausanias blieb in Raitenhaslach.Ihm war eine Pension von 3 Dukaten pro Tag zu erkannt worden, das sind etwa 589,00 €. Er kaufte das Abteistöckl und später auch etwas Mobiliar zurück.

Er machte sich um die Förderung der Obstbaumzucht und des Safrananbaus im Salzachtal verdient.

Er führte auch Pontifikialhandlungen wie z. B. Glockenweihe aus.

Er starb am 20. Februar 1829 an Schleimschlag, das ist ein Schlaganfall, der auf übermäßige Schleimbildung , der auf Überfluss an Schleim im Körper zurückgeführt wird.

Er wurde auf dem Friedhof von Marienberg beerdigt.

Ein Großteil der Gebäude wurde abgerissen, da sie für private Nutzung überdimensioniert waren. Die übrigen Gebäude wurden an die Meistbietenden verkauft.

Der nicht nur aus heutiger Sicht wertvolle Buchbestand wurde bis auf wenige Ausnahmen zum Kilopreis an Altpapierhändler verkauft.

Die Klosterkirche wurde 1806 zur Pfarrkirche. Die restlichen Klostergebäude wurden als Pfarrhof, Schule, Brauerei, Gaststätte und als private Wohnungen genutzt.

Ein Versuch von Zisterziensermönchen aus Ossegg in Böhmen wieder anzusiedeln, scheiterte nach dem 2. Weltkrieg

                                                                 

04 Feb. 2023

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt. 2022

Benediktinerkloster Blaubeuren

                                                                                                                                                                                                                                           Gesamtansicht im Klostergelände

Der Rucken ist eine Erhebung in Blaubeuren. Darauf hatten die Herren von Ruck ihre Burg. Der edelfreie Graf Sigiboto von Ruck, der sich nach der Burg nannte, war nach Memminger (Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, Tübingen und Stuttgart 1830,111)und

Schmid (Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Tübingen 1832 S.32)  ein Bruder des Grafen Anselm II. und Hugo III. von Tübingen. Die drei Brüder gründetet zusammen Kloster Blaubeuren. Schreiner in “Mönchtum im Geiste der Benediktregel” befasst sich mit Blaubeuren im Zeichen der Hirsauer Reform und beschreibt auch zu den drei Klosterstiftern den neuesten Stand der Forschung. In der Anmerkung 9 auf Seite149 führt er aus, dass die Behauptung des letzten katholischen Abtes Tubingius die drei Klostergründer seien Brüder gewesen, nicht stimmt.

Erst als die Familie von Ruck im Mannesstamm in der Mitte des 12. Jahrhunderts erlosch, habe es eine Eheverbindung der beiden Familien gegeben. Eine Tochter Hartmanns von Ruck hat einen Grafen von Tübingen geheiratet und so ist das Haus Ruck und die Pfalzgrafen

von Tübingen zu einer Secundogenitur mit der namensgebende Burg Ruck geworden.

Ursprünglich sollte das Kloster gar nicht in Blaubeuren gegründet werden. Die Stifter wollten in Egelsee auf dem Hohenwang bei Feldstetten ein Benediktinerkloster einrichten. Es kam aber kein monastisches Leben auf der Hochfläche der Alb zu Stande. Allerdings deuten

Ruinen einiger ungewöhnlicher Gebäude darauf hin, dass bereits mit dem Bau einer Klosteranlage begonnen worden ist. Tubingius beschreibt den geplanten Klosterstandort als eine verlassene, unwirtliche Gegend.

Klosterverlegungen waren sowohl in bendediktinischer als auch zisterziensischen Klostergeschichte nicht unüblich, weil es oft Unsicherheiten bei der Wahl eines geeigneten Gründungsortes ergaben.

So gab es eine Vorgründung für Kloster Isny in Altshausen. Kloster St. Georgen sollte ursprünglich in Königseggwald errichtet werden. Zwiefalten wurde auch nicht in Altenburg in der Nähe von Tübingen gebaut, weil es wohl nicht genügend Brunnenwasser gab.

Man fand dann mit Zwiefalten einen geeigneteren Ort. Auch die Zisterzienser hatten ihre Gründung Maulbronn erst in Eckenweiler versucht, bis sich Maulbronn mit dem heutigen Standort als günstiger erwies. Auch Kloster Bronnbach sollte erst in der Burganlage von Bronnbach

erbaut werden. Das Kloster entstand dann aber auf dem heutigen Schafhof, das für eine Klosteranlage besser geeignet war.

Nach Tubingius kam man zu dem Schluss, dass ein Kloster “ohne fließendes Gewässer mit Mühle und Gärten und angrenzenden fruchtbaren Ländereien sowie ohne angrenzende fruchtbare Ländereien weder richtig und günstig angelegt werden noch bestehen”.

sich auch mit der Auffassung Benedikts, der im 66. Kapitel seiner Regel geschrieben hatte : ”Das Kloster soll womöglich so angelegt sein, daß sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen
Werkstätten, in denen gearbeitet wird”. Wenn die Mönche innerhalb des Klosters alles finden, was sie zum Leben benötigen, müssen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ihren Seelen ja durchaus nicht zuträglich
wäre, so Benedikt.

Das Kloster wurde mit Mönchen aus Hirsau besiedelt. Damit erschlossen die Gründer das Kloster  den lebendigsten Kräften des damaligen Benediktinertums mit Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091). Er hatte 1079 die Gepflogenheiten des burgundischen

Kloster Cluny in Kloster Hirsau eingeführt. Sie waren von seinem Jugendfreund Ulrich von Zell in Cluny als “Antiquiores consuetudines Cluniacensis monasterii), ein für die Geschichte der Cluniazensischen Reform bedeutendes Werk in drei Bänden aufgezeichnet worden

und auf Bitten Wilhelms an ihn geschickt worden.

Mit den Mönchen aus Hirsau kam vor 1091 der erste Abt von Kloster Blaubeuren Azelin (1085 ?-1101). Er erwarb sich wohl bald großes Ansehen. Er gehörte 1095 zusammen mit  Gebhard von Urach (1091-1105) der in Hirsau Abt und Nachfolger von Abt Wilhelm war

und Abt Walicho (1088-1108) von Kloster Weingarten, die Kloster Zwiefalten 1095 mit Ulrich von Hirzbühl (1095-1139) einen Abt gaben.

Abt Azelin hatte aus Hirsau die Consuetudines mitgebracht und für den Aufbau der Blaubeurer Bibliothek gesorgt. Die Schriften Papst Gregors des Großen waren in Blaubeuren nahezu vollständig vorhanden. Augustinus war mit mindestens 6 Schriften vertreten.

Nachfolger von Abt Azelin wurde Otto. Er kam als Mönch ebenfalls aus Hirsau und wurde dann 1105 Abt in Kloster Rheinau (1105-1124)

Graf Anselm II. von Tübingen (+ um 1087) war der eigentliche Anreger der Gründung Blaubeurens. Er war der Schrittmacher und Gründer von Kloster Blaubeuren.  Tubingius hebt hervor, was Pfalzgraf Anselm und seine Frau Bertha, die möglicherweise nur einen Tag

nach ihrem Gatten gestorben ist, für das Kloster getan hat.Er hat das Klosternicht nur  von Grund auf erbaut, sondern auch umfangreiche Güterschenkungen getätigt. Außerdem habe Graf Anselm die Verbindung mit Abt Wilhelm I. von Hirsau hergestellt.

Der Sohn der beiden, Heinrich von Tübingen (+ 28. Februar 1103)  habe sich, so Tubingius “als ein wahrer und vollkommener Verfechter, Fortsetzer und Beschirmer der Gründung seiner Eltern
und Onkel angenommen”. Ihm komme das Verdienst zu, die rechtliche Ordnung Blaubeurens so gestaltet zu haben, daß das Kloster von Bedrückungen, Abgaben und Lasten
sowie von jeglicher Untertänigkeit unter weltliche Herren freiblieb. Das war ganz im Sinne Abt Wilhelms und den Forderungen, die Hirsauer Mönche hatten. Klosterfreiheit, eine urkundlich verbriefte freie Klosterverfassung, das Recht nach der Regel Benedikts

einen Abt frei wählen zu dürfen sowie eine freie Vogtwahl,das waren die Forderung und Zielsetzung in Hirsau. Es wurde angestrebt, dass der Papst den geistlichen Schutz des Klosters garantierte.

Heinrich von Tübingen war verheiratet mit Gräfin Adelheid von Enzberg (+ 11.März 1120). Was sicher bemerkenswert ist, sie habe eine beschwerliche und gefahrvolle Reise nach Rom unternommen, um sich von Papst Urban II. (1088-1099)

den Schutz Blaubeurens urkundlich verbriefen zu lassen. Am 25. Januar 1099 nimmt der Papst das Kloster in seinen Schutz.

“Papst Urban II. nimmt das von der Gräfin Adelheid und den Grafen Heinrich und Hugo errichtete, und dem Hl. Stuhl übergebene Kloster Blaubeuren in seinen unmittelbaren Schutz und erlaubt ihm die Äbte nach eigener Wahl einzusetzen.”

(WUB Bd  I, Nr.253, S. 313-314). Der Papst bestätigte in dieser Urkunde also ausdrücklich das Recht auf freie Abtwahl gemäß der Regel des Heiligen Benedikt.

Insgesamt bekam Kloster Blaubeuren6 Papsturkunden ausgestellt und zwar am 6. April 1159 von Papst Hadrian IV. (1154-1159)

“Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster des heiligen Johannes des Täufers (in Blaubeuren) in seinen Schutz, bestätigt dessen Besitzungen und Rechte, worunter einige besonders genannte, und gewährt demselben verschiedene weitere Begünstigungen.”

(WUB Band II, Nr. 369, Seite 125-127)

Die nächste Papsturkunde stellte Papst Martin IV. (1281-1285) am 13. Januar 1284 aus.

Papst Martin IV. bestätigt dem Kloster Blaubeuren alle ihm bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.  (WUB Bd VII, Nr. 3304 S. 431)

In dieser Urkunde ging es vor allem um die Rechtsbedingungen und Begünstigungen.

Am selben Tag stellte Papst Martin eine weitere Urkunde aus, in der er das Kloster in seinen Schutz nahm.

Martin IV. nimmt das Kloster Blaubeuren (Blauburren) mit allen seinen Besitzungen (terras domos possessiones grangias redditus prata silvas pascua) in seinen Schutz.

(WUB  Band VIII, Nr. 3305, Seite 431)

Der selbe Papst stellte  am 27. April 1284 eine weitere Urkunde aus, die das Kloster und die Mönche vor Pfändungen schützt. Es ist anzunehmen, dass es dazu einen konkreten Anlass gab

Papst Martin IV. verbietet, die Mönche und Laienbrüder sowie die Tiere und sonstigen Güter des Klosters Blaubeuren auf Grund angeblichen Gewohnheitsrechts zu pfänden.

(WUB Bd. VIII, Nr. 3338, S. 452)

Am 9. Juli 1285 erteilte Papst Honorius IV. (1285-1287) zusammen mit dem Abt von Kloster Lorch und dem Domdekan von Freising einen Untersuchungsauftrag wegen einer Klage des Abtes von Kloster Anhausen.

Erst Papst Sixtus IV. (1471-1484)erteilte Kloster Blaubeuren wieder einen Auftrag.  Er hatte am 14. September 1483 Abt Georg von Hirsau (1482-1484) und Abt Heinrich Fabri (1475-1495) beauftragt, das Klarissenkloster in Söflingen “zu visitieren,

es samt seinen Insassen zu reformieren, zu korrigieren und zu verbessern” ( Staatsarchiv Ludwigsburg B 509 U 660 a vom 8.Januar 1484)

Papst Honorius IV. beauftragt die Äbte von Lorch und Blaubeuren (Loriche, Blauburrun) und den Domdekan von Freising mit Untersuchung und Entscheidung in der Klage des Abts von Anhausen (Anhuson) als Patrons der Kirche in Langenau (Nowe) wegen Beeinträchtigung im Besitz dieses Patronatrechts durch Prior und Konvent seines Klosters.
(WUB BD IX,Nr. 3456, S. 31)

Johannes XXII. stellte noch 1334 und Papst Bonifaz IX. (1389-1404) stellte 1398 eine Schutzurkunde aus.

Kaiserliche Urkunden für Kloster Blaubeuren wurden keine ausgestellt. Es blieb immer ein landsässiges Kloster.

Die Vogteirechte blieben bei der Familie des Stifters und ihrer Nachkommen, der Pfalzgrafen von Tübingen. Die Stiftungsgüter waren dem Kloster nicht mit vollen vogteilichen und obrigkeitlichen Rechten überlassen worden.

Am 24. Dezember 1267 entsagte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen genannt der Scheerer (+1277)der Vogteirechte in Blaubeuren. “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen entsagt seinem Rechte der Vogtei innerhalb der Mauern und Verzäunungen des Klosters Blaubeuren und über dessen fünf Mühlen daselbst.”

(WUB BD VI, Nr. 1960, S. 351-352). Er hatte nach dem Tod seines Bruders Hugo IV. die Vormundschaft für dessen Söhne und die Vogtei über Blaubeuren übernommen., die er mit dieser Urkunde niederlegte.

Mit der Urkunde vom 24.12.1267  schuf der Pfalzgraf einen inneren Immunitätsbezirk innerhalb der Klostermauern. Den Schutz der übrigen Klostergüter übernahm Rudolfs Schwiegersohn

Graf Ulrich II. von Helfenstein (1241-1294) hatte in 2. Ehe die Tochter von Pfalzgraf Rudolf Agnes die Erbin von Blaubeuren geheiratet. Nach dem Schutz der Klostergüter ging die Vogtei über Kloster Blaubeuren an die Grafen von Helfenstein. Sie wurde 1282 an Graf Ulrich II. vererbt.

Sein Enkel Johann I. von Helfenstein verpfändete  die Vogtei wegen seiner Schulden die Vogtei aber an das Kloster selbst, löste sie aber 1407 wieder ein.

Pfalzgraf Rudolf stellte am 24.12. 1267 eine weitere Urkunde aus, in der er  “dem Kloster Blaubeuren den Bezug des Fall- und Hauptrechts von dessen Eigen- und Zinsleuten auch in der Stadt Blaubeuren, verleiht ihm verschiedene andere Rechte in Beziehung auf die demselben unterworfenen Personen und entsagt seinen Ansprüchen an die Fischerei in der Blau” gestattet. (WUB BD VI, Nr. 1961, S. 352-354) Das war das Recht auf das beste Stück Vieh beim Mann oder das beste Kleid bei der Frau im Todesfall.

Kloster Blaubeuren wurde anfangs reichlich beschenkt und erlebte eine gewisse Blütezeit. Im 12. Jahrhundert erfolgte ein Kirchenneubau in romanischem Stil, der 1124 vollendet wurde. Das Kloster entwickelte sich unter guter Leitung weiter.

Der Frauenkonvent, der zusammen mit dem Männerkloster gegründet worden war, lag schon im 12. Jahrhundert etwa 500 Meter blauabwärts. Im 14. Jahrhundert ging er ab.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeichnete sich ein deutlicher Niedergang ab. Am Ende des 13. Jahrhunderts waren Güterverkäufe nötig geworden, die zeigte, dass das Kloster erhebliche finanzielle Problem hatte. Eine schlechte Haushaltsführung führten fast zu seiner Auflösung.

1386 wurde Abt Johannes II. Hug(1371-1386) wegen Misswirtschaft sogar seines Amtes enthoben. Der Schwäbische Bund begründet das 1387  in seinem Schreiben an Papst Urban VI. (1378-1389) dass der Abt durch seine Misswirtschaft und seine Streitsucht

den wirtschaftlichen und geistig-moralischen Zusammenbruch des Klosters verursacht habe. (Otto-Günter Lonhard, Das Kloster Blaubeuren im Mittelalter. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei, Stuttgart 1963, S.17)

  Die asketische Strenge im Kloster zerfiel. Mönche durften wieder Privatbesitz haben. Die Klosterdisziplin verfiel. An die Stelle brüderlicher Eintracht trat nackte Aggression.1317 verletzten zwei ihren Abt. Einer der Raufbolde war Rumpold von Greifenstein. Er war von 1343-1356

sogar Abt in Blaubeuren. 1347 ermordete ein Mönch den Prior von Kloster Blaubeuren und 1407 überfiel der Mönch Heinrich Fulgmayer den Abt Johannes III. Klotzer (1386-1407) in seiner Krankenstube und verletzte ihn so schwer, dass er 12 Tage später an seinen Wunden starb.

Aber diese Aggressionen waren nicht nur auf Kloster Blaubeuren oder den Benediktinerorden beschränkt. In Kloster Weingarten sind Mönche und Brüder gegeneinander tätlich geworden.

Anfang des 15. Jahrhunderts zelebrierte der Abt Boppo von Allezheim (1397-1406) die Messe nur noch im Panzerhemd, um sich gegen die Schläge seiner Mönche zu schützen.

Der 1432 gewählte Abt Ulrich Hablüzel (1432-1473) hielt es in seiner Abtei für nötig unter dem Ordenskleid einen Panzer zu tragen, der ihn vor Angriffen renitenter Mönche schützte.

Aber nicht nur in Benediktinerklöstern gab es solche Vorfälle. Im Zisterzienserkloster Heilsbronn wurde Abt Ulrich (1241-1244) so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte und nach nur vier Regierungsjahren starb.

In Kloster Eberbach wurde Abt Rimund (1228-1247) von einem Konversen verstümmelt und Abt Werner (1258-1261), der übernächste Abt wurde 1261 erschlagen. Im Zisterzienserkloster Schönau kam es unter Abt Gottfried I. kam es 1188 zur sogenannten “Stiefelrevolte”.

Der Abt wollte die Stiefel erst ersetzen, wenn sie, wie die Ordensregel vorsah, abgelaufen waren. Die Konversen aber wollten jährlich Stiefel unabhängig vom Sohlenzustand. Der aufstand endete aber, bevor er richtig losging, weil der Anführer plötzlich verstarb.

Die zisterziensische Jurisdiktion hatte es zwischen 1190 und 1295 mit rund 100 Konversenunruhen zu tun, “conspirationes”, wie das in den Generalkapitelbeschlüssen bezeichnet wurde. (Sie dazu in Mei Büchle die Klöster Eberbach, Schönau und Heilsbronn)

Dazu kam, dass sich die Ordensdisziplin rapide verschlechterte. Man war nicht mehr, bereit auf der Grundlage reiner Gütergemeinschaft arm und asketisch zu leben. Man habe sich regelrechte Appartments eingerichtet, in denen man nicht bete und
meditiere, sondern fröhliche Schmausereien und Trinkgelage abhalte, so der Dominikaner-Theologe Johannes Nider (+ 1438) in seiner Schrift “Über die Reform der Ordensleute”

Nider stammte aus Isny und war als Reformer seines Ordens und als Kirchenreformer tätig.

Man verfügte über eigene Einkünfte. Die Auflösung des Gesamtvermögens in Einzelpfünde belegte, dass der Wille zur Gemeinsamkeit abgenutzt und verbraucht war. Die Mönche gingen nicht mehr
zum gemeinsamen Gebet in den Chor, sie vernachlässigten die Feier des Gottesdienstes und kümmerten sich wenig um eine geordnete Verwaltung des Klosterbesitzes.

Das Führte folgerichtig zum wirtschaftlichen Ruin . Felix Fabri (1441-1502), der Ulmer Dominikaner, der im Ulmer Konvent als Lesemeister und Prediger wirkte, hat in seinen Tractatus de civitate Ulmensi sich auch mit Kloster Blaubeuren beschäftigt und dessen Niedergang beobachtet.

Durch das ungezügelte Leben der Blaubeurer Mönche sei das Kloster schließlich so verarmt, dass es zeitweise weder einen Abt, noch einen Prior ja nicht einmal einen Mönch ernähren konnte.

Felix Fabri machte die allgemeinen Zeitverhältnisse aber auch persönliche Schwächen von Äbten und Konvent für die schlechten Verhältnisse von Blaubeuren verantwortlich. Eine weitere Ursache sei die Pest von 1348 gewesen.

Die älteren Mönche seien damals gestorben. Die wenigen Überlebenden hätten sich nach Ulm geflüchtet. Dazu kamen Krieg, Wüstungen, Raub und Brand, die dem Kloster schwere Schäden verursachten, wie der Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

in einer Bittschrift an Papst Urban V. (1362-1370) vermerkt.

Mit seiner desolaten Wirtschaftslage war Blaubeuren nicht allein. Güterverkäufe, Verpfändungen und Verschuldung, kurzfristige Kapitalaufnahmen sind bei allen schwäbischen Benediktinerklöstern im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen.

Die Mönche von Komburg verpfändeten liturgische und biblische Handschriften, um zu überleben.

Abt Wickard (1381-1401) aus Kloster Hirsau löste wegen der Verschuldung des Klosters den Konvent auf und verteilte die Mönche in auswärtige Klöster.

Unter Abt Johannes Klotzer (1386-1407) konnte Kloster Blaubeuren unter Mitwirkung des Ulmer Patriziers Johannes Krafft (1397/98) die Krise

allmählich bewältigen. Es konnte sich aber dem Versuch der Reichsstadt Ulm entziehen, die Schutzvogtei über Kloster Blaubeuren an die Stadt Ulm zu bringen.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern hatte sich allmählich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ohne Reform, sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sittlicher und geistig-religiöser Hinsicht nicht mehr ging.

Geschichts-und regelbewusste Ordensmänner drängten zur Reform. Sie begriffen Reform als etwas, das das Kloster als Ganzes betraf, seine wirtschaftlichen Verhältnisse aber auch seine Disziplin, seine Spiritualität,

seine alltäglichen Lebensgewohnheiten, die Formen des Chorgebets und des Gottesdienstes.

Geprägt wurde die Reformgeschichte des späten Mittelalters vor allem durch die Reformbulle von Papst Benedikt XII. (1334-1342). Er war als Jacques de Novelles in das Zisterzienserkloster Boulbonne im heutigen Departement

Haute Garonne eingetreten. Er absolvierte ein Theologiestudium in Paris, das er mit dem Doktor abschloss. 1311 wurde er Abt des Kloster Fontfroide bei Narbonne. Als Papst reformierte er das Mönchtum und

genehmigte für die Orden der Zisterzienser, der Benediktiner (Summi magistri 1336), Franziskaner und Augustiner die großen Reformbullen, die nach ihrem Urheber Benedictina genannt werden.

Den Äbten des Benediktinerordens schärfte er eine geordnete Güterverwaltung ein. Er verpflichtete sie zu einer soliden Ausbildung der Novizen und ermutigte zum Hochschulstudium der Mönche.

Für den Benediktinerorden schuf er auch die Ordensprovinzen, insgesamt 36. In Deutschland waren es 4. Die Ordensprovinz Mainz-Bamberg, zu der auch Kloster Blaubeuten gehörte, umfasste 133 Klöster

Alle zwei Jahre sollten Provinzkapitel stattfinden, die sich mit wirtschaftlichen, disziplinären und religiösen fragen der Reform befassen sollten.

Greifbare Erfolge zeigten die Reformbemühungen des Papstes nicht, aber sie stellten Grundsätze auf, die als Ideal, Vorbild und Norm alle weiteren Reformbemühungen beeinflussten.

Die Konzilsväter von Konstanz beriefen 1417 ein Kapitel der Benediktiner-Provinz Mainz-Bamberg ins Kloster Peterhausen ein. Sie nahmen ausdrücklich Bezug auf die “constitutio Benedicti”

auf die Reformbulle Papst Benedicts.

Abt Johannes Umgeheuer (1407-1419) hat zwar am Konzil von Konstanz teilgenommen. In Peterhausen ließ er sich aber durch einen Prokurator vertreten. ( Joseph Zeller, Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417, in: Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens (1922) S.11) Es wurden eine Reihe von Leitsätzen beschlossen, um benediktinische Erneuerung zu erreichen. Es war eine Spätfrucht dessen, was Papst Benedict mit seiner Reformbulle erreichen wollte.

Die versammelten Äbte wollten wieder einen würdigen Gottesdienst. Die Teilnahme am Chorgebet sollte regelmäßig stattfinden. Die Äbte forderten die Wiederherstellung des gemeinsamen Lebens. Private Einkünfte wurden bekämpft.

Die Ordenstracht sollte wieder einheitlich werden. Linnenkleider jeglicher Art wurden verboten. Das Verbot des Fleischgenusses wurde verschärft. Für Novizen sollte eine “innere Schule” eingerichtet werden. Mönche sollten zum Studium an Universitäten geschickt werden.

Außerdem wurde der Brauch vieler Klöster nur Adlige ins Kloster aufzunehmen als verderbliche Gewohnheit bezeichnet.

Regelmäßige Visitationen sollten sicherstellen, dass die Beschlüsse in Peterhausen auch in den klösterlichen Alltag umgesetzt wurden.

Schon 1418 wurde Abt Johannes auf dem Mainzer Provinzkapitel zum Visitator für Neresheim und das Kloster Heiligkreuz in Donauwörth bestellt.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hafenberg (1419-1456). Er stammte wie sein Nachfolger aus der Blaubeurer Ehrbarkeit, also der Oberschicht der Stadt, die in der Regel ratsfähig sein musste. Er wurde 1420 mit der Visitation von Kloster Fulda betraut.

1422 berief das Kapitel von Seligenstadt Abt Heinrich zum Visitator der Benediktinerklöster in der Diözese Bamberg.

Ob die Mönche in Blaubeuren die Beschlüsse aus Peterhausen in den Alltag umsetzten, lässt sich anhand der vorliegenden Urkunden und Akte nicht mehr ausmachen. Wohl hatten die Dekrete nicht sofort Wirkung gezeigt und sie wurden zunächst

eher als lästige Eingriffe in eingespielte Lebensgewohnheiten empfunden. Aber sie wurden sicher auch in Blaubeuren zur Kenntnis genommen. Denn der Beschluss in Peterhausen sah vor, dass die Beschlüsse des dortigen Peterhausener Provinzialkapitels zusam-
men mit der  der Reformbulle Papst Benedikts XII., zweimal im Jahr Abschnitt für Abschnitt im täglichen Kapitel vorgelesen werden sollte. Langfristig haben die Beschlüsse sicher auch in Blaubeuren gewirkt. Äbte von Blaubeuren besuchten regelmäßig das Provinzkapitel

der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg. Sie nahmen an den dort geführten Reform-Diskussionen teil.

Auf dem Seligenstädter Provinzkapitel wurde Abt Heinrich zusammen mit dem Abt von Heiligkreuz Thomas Römer (1527–1550)zu den Visitatoren der Benediktinerklöster in den Benediktinerklöster der Diözesen Eichstätt und Augsburg bestellt.

Unter Abt Heinrich wurde Kloster Blaubeuren 1422 in den Reichsmatrikeln genannt. Es musste zehn gewappnete Ritter zum Hussitenkrieg stellen.

Zwischen 1420 und 1424 wurde in Blaubeuren das Heilig Geist Spital gestiftet. Abt Heinrich förderte die Gründung.

Da die Grafen von Helfenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, verkauften sie Blaubeuren an das Haus Württemberg. Am 21. Januar 1448 erkannte Abt Heinrich und sein Konvent Graf Ludwig I. von Württemberg (1419-1450) als

Schirmherr und Kastvogt von Kloster Blaubeuren an. Das bedeutete auch die Anerkennung der württembergischen Landesherrschaft durch Kloster Blaubeuren.Am 16. Februar 1448 bestätigte Graf Ludwig in einem Schirmbrief die Freiheiten der fünf Klosterorte Machtolsheim, Seißen, Ringingen, Erstetten und Rottenacker. Im Jahr 1456 resignierte Abt Heinrich aus gesundheitlichen Gründen.

In Kloster Melk entstand in dieser Zeit eine bedeutende Reformbewegung.Nikolaus Seyringer wurde 1418 Abt in Melk. Er ist um 1360 in Matzen im Weinviertel geboren. 1389 immatrikulierte er sich an der Universität Wien. 1395 wurde er Magister artium und 1398 Baccalaureus in Theologie.

1401 war er Rektor der Universität Wien. In Wien war Nikolaus von Dinkelsbühl ein Studienkollege von ihm. Auch er war später Ordensreformer und ein wichtiger Reformtheologe.Außerdem war er Schüler des 1397 verstorbenen Reformtheologen  Heinrich von Langenstein.

1403 verließ Nikolaus Seyringer Wien und ging er in das Benediktinerkloster Subiaco ein, um dort die Profess abzulegen. Einer seiner Reisegefährten war Petrus Wiechs von Rosenheim, der Prior in Mel wurde nach der Wahl von Nikolaus zum Melker Abt.

1410 wurde er Prior des zu Subiaco gehörenden Kloster Sacro Speco. In manchen Darstellungen wurde Nokolaus 1412 zum Abt von Subiaco gewählt. Das ist allerdings in der Forschung umstritten. Denn w412 kam es wegen des Schismas zu innerklösterlichen Differenzen.

Seyringer folgte der römischen Obödienz und ob er sich gegen den Wunschkandidaten des Pisaner Papstes Johannes XXIII. durchsetzen konnte, ist unsicher. Sicher ist, dass er Subiaco verließ und sich mit anderen Konventualen im  Priorat S. Anna in Mondragone (bei Capua) niederließ

Nikolaus genoss zu dieser Zeit bereits den Ruf eines fähigen Reformers. Der Posener Erzbischof Andrzej III. Lascarz Gosławicki (1414–1426) ersuchte Nikolaus um die Entsendung einiger seiner Mitbrüder zur Erneuerung der Klöster seiner Diözese. Seyringer begleitete diese Gruppe

nach Konstanz zum dortigen Konzil. Dort traf er auch seinen Studienkollegen aus Wien Nikolaus von Dinkelsbühl. Dieser war inzwischen Beichtvater und Berater des österreichischen Landesherren Herzog Albrechts V. (1404-1439). Sein Studienfreund schlug

Nikolaus dem österreichischen Herrscher als Reformer für die österreichischen Klöster vor. 1418 ernannte ihn Herzog Albrecht V. zusammen mit dem Abt Abt Angelus von Rein(1399-1425) und Prior Leonhard Paetraer von Gaming (dieser war auch Beichtvater des Herzogs) zu Visitatoren für das Kloster Melk. Sie sollten nach dem Vorschlag Dinkelsbühls die Regeln von Subiaco in Melk installieren. Nach der Visitation trat der bisherige Abt von Melk Johann III. Flämming zurück. Zum neuen Abt wurde Nikolaus Seyringer gewählt (1418-1425).

Er führte dort sie consuetudines von Subiaco ein und wirkte dort als Visitator für andere Klöster, um dort ebenfalls Reformen einzuführen. Noch im Jahr seiner Abtswahl in Melk schrieb er das “Breviarium caeremnniarum monasterii Mellicensis”.

Es baute auf den strengen Gewohnheiten der italienischen Abtei Subiaco auf, war aber von den Mönchen in Melk nach ihren eigenen Bedürfnissen ergänzt und abgewandelt worden.

Die Melker Reform hatte einen offenen Observanzbegriff. Uniformität um jeden Preis wurde in Melk nicht angestrebt. Jedes Kloster behielt ein großes Maß an Eigenständigkeit. Es konnte seine eigene Lebensform pflegen und eigene liturgische Traditionen ausbilden.

Es gab keine übergeordnete Kontrollorgane. Auf regelmäßige Visitationen um einheitliche Befolgung ihrer Gewohnheiten zu überwachen wurde bewusst verzichtet.

Der Melker Reformkreis verstand sich als eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich durch gemeinsame geistig-religiöse Ideale miteinander verbunden wußten.

Welche Reformkräfte Kloster Melk entfaltete, zeigte sich auf dem Konzil von Basel. Dort wurden 1437 die “Statuta ad fratres ordinis sancti Benedicti” verabschiedet, die unverkennbar die Handschrift Melker Reformer trugen.

Dort war Melk durch Petrus von Rosenheim, Martin von Senging, Johannes von Speyer und Johannes von Ochsenhausen vertreten. Aus dem Kloster Tegernsee,
das sich den Melkern angeschlossen hatte, waren Ulrich Stöckl und der gelehrte Johannes Keck anwesend.

Petrus von Rosenheim war mit Abt Nikolaus in Subiaco und unter ihm Prior in Melk. Er war vor allem in bayrischen Klöstern reformerisch tätig. Vom Basler Konzil wurde er nach Böhmen geschickt, um dort gegen die Hussiten zu wirken.

Johannes von Speyer (Johannes Wischler) wurde 1383 in Freinsheim in der Pfalz geboren, studierte ab 1401 Artes, Theologie und kanonisches Recht in Heidelberg. 1418 trat er in Kloster Melk ein. Nach seiner Profess 1419 wurde er in Melk Novizenmeister und

1433 wurde er dort Prior. Als Visitator beteiligte er sich an der Reform mehrerer Klöster in den Diözesen Augsburg und Konstanz. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das fast ausschließlich der Melker Reform gewidmet ist und zwar in lateinischen und deutschen Schriften.

Martin von Senging trat in das Kloster Melk ein, wo er 1427 seine Profess ablegte. Bis 1433 war er Prior in Melk, bis er von Speyer als Prior abgelöst wurde. Martin wurde 1433 als Prokurator seines Konvents aufs Konzil nach Basel geschickt

Johannes von Ochsenhausen studierte 1417 an der Universität Wien. 1426 wurde er Priester und legte im selben Jahr die Profess im Kloster Melk ab. 1418 hatte Herzog Albrecht dem Schottenkloster in Wien den dortigen iro-schottischen Mönchen das Kloster entzogen

und gab es an die Benediktiner in Melk ab. Als das Kloster die Melker Reform übernommen hatte, wurde Johannes von Ochsenhausen 1428 zum Abt vom Schottenkloster gewählt. Johannes Keck wurde 1400 in Giengen an der Brenz geboren, war 1426 an der Wiener Artistenfakultät immatrikuliert, studierte dort und schloss schließlich 1434 mit dem Grad des Baccalaureus theologiae formatus ab. Er studierte dann noch in Rom weiter. 1442 trat er in das Kloster Tegernsee ein, das sich schon vorher der Melker Reform angeschlossen hatte. Rund 60 Schriften sind von ihm erhalten.

Theologisch am Bedeutendsten ist sein Kommentar zur Benediktregel, der zwischen 1446 und 1448 entstand, in er Zeit wo er Prior in Tegernsee war.

Die in Basel gefassten Reformbeschlüsse verpflichteten alle  Benediktinerklöster, die römische Liturgie anzunehmen. Für die Salzburger Kirchenprovinz schrieben die Konzilsväter außerdem vor, dass das Reformzentrum in Melk und das von Melk aus reformierte Schottenkloster

in Wien den Salzburger Benediktiner als Vorbild dienen sollten.

In den schwäbischen Benediktinerklöstern stieß die Melker Reform zunächst meist auf Distanz, manchmal sogar auf klare Ablehnung. Der Melker Prior Martin Senging berichtete sogar, die schwäbischen Äbte seien sich darin einig, die Melker Reform abzulehnen.

(Schreiner Anmerkung 94 S. 155) Abt Johannes Blarer (1418-1437) aus Weingarten lehnte es ab, den aus Melk kommenden Martin Senging als Visitator anzuerkennen. Einer von dem Kardinallegaten Cesarini nach Weingarten geschickten Visitationskommission verwehrte

er den Zutritt ins Kloster. Er dachte auch nicht daran, das Sondereigentum einiger Mönche abzuschaffen. Viele Äbte zogen sich hinter der Erklärung zurück, eine allgemeine vom ganzen Konzil angenommene Reform abzuwarten. Die Vorbehalte hingen sicher auch damit zusammen,

dass einige Äbte um die Selbstständigkeit ihres Klosters fürchteten oder dass sie die von Melk angestrebten Reformen als zu streng empfanden.

Unter den süddeutschen Benediktinerabteien schloss sich Wiblingen unter ihrem Abt Ulrich Hablüzel der Melker Reform an. Wiblingen  erlangte so überregionalen Ruf eines mustergültigen Kloster. Allerdings gibt es keine Belege, dass von Wiblingen aus 1451 die Melker Reform in

Kloster Blaubeuren eingeführt wurde, wie man es bei Wikipedia oder auch Benenediktinerabtei Kloster Blaubeuren in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg lesen kann.

Es kann auch nicht genau festgelegt werden, wann genau die Reform in Wiblingen eingeführt wurde. Aber Wiblingen war schon ein Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland. 8 Mönche aus Wiblingen wurden in Ulrichs Regierungszeit als Äbte in andere Klöster berufen, um dort im Sinne der Melker Reform zu wirken.

Ein weiterer Schwerpunkt der Melker Reform in Süddeutschland wurde das Kloster St. Afra in Augsburg. Kaiser Friedrich III.(1440-1493) hatte Johannes Schlitpacher von Melk nach Augsburg berufen, um Kloster St. Afra zu visitieren und mit der Klosterreform betraut.

Johannes hatte in Ulm 1421-23 die Lateinschule besucht. 1424 war er an der Universität Wien immatrikuliert. 1434 trat er in Kloster Melk ein und legte dort 1435 seine Profess ab. Drei mal war er Prior in Melk. Nach St. Afra reformierte er von 1443-1444 Kloster Ettal und danach Kloster

Kleinmariazell.

Die Einführung der Melker Reform hatte sowohl in Wiblingen als auch in Augsburg große Auswirkungen auf die Förderung von Wissenschaft und der Bibliothek. In Augsburg erfuhr vor allem der Buchdruck eine Blütezeit. Der aus Reutlingen stammende Günther Zainer

ist ab 1468 in Augsburg ansässig und wurde Leiter der von Kloster St. Afra eingerichteten Druckerei. Aus seiner Werkstatt stammten mindestens 80 Drucke.

Einen Hinweis darauf, wann die Reform gewirkt hat, kann eine Gästeliste des Kloster Melks geben, die von 1419-1531  121 Namen von Gästemönchen verzeichnet. (Schreiner S. 114)

Nachgewiesen sind Besuche von Neresheimer Mönchen 1423 und 1428, Mönchen aus Hirsau 1424. Sie waren Melk, um das religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Leben einer Reformabtei kennen zu lernen.

Die Melker Gästeliste verzeichnet Mönche aus Hirsau, Neresheim, Ochsenhausen, Odenheim und Petershansen, nicht aber solche aus Blaubeuren.

Ein weiteres wichtiges Datum für die Reformbestrebungen ist das Jahr 1451.

1450 schickte Papst Nikolaus V. (1447-1455) Nikolaus von Kues als päpstlichen Legaten nach Deutschland und stattete ihn mit außerordentlichen Vollmachten zur Kirchen- und Klosterreform in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aus.

Nikolaus sollte für die Erneuerung der Kirchen, Klöster und anderer kirchlicher Einrichtungen und der in diesen lebenden Personen Sorge zu tragen.  Sein erster Auftrag war die Verkündung eines allgemeinen Ablasses, der den Gläubigen anlässlich des Jubeljahres gewährt

von 1450 gewährt wurde. Mit den Ablassgeldern wurde übrigens auch die Legationsreise von Nikolaus bezahlt.

Im Mai 1451 trat im Kloster St. Stephan in Würzburg das Kapitel der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg zusammen. Den Vorsitz führte Nikolaus Cusanus. Auf diesem Kapitel wollte Nikolaus Die Reformbestrebungen der süddeutschen Benediktiner voranbringen und wirksamer gestalten.

53 Äbte waren anwesend. Von diesen ließ sich sich Nikolaus eidlich versprechen, binnen Jahresfrist “die Beobachtung eines regeltreuen Lebens nach der Regel und nach den Statuten der Ordens” zu beginnen. (Schreiner S. 115) 

Der Blaubeurer Abt Heinrich II.  Hafenberg (1419-1456)war aber in Würzburg nicht anwesend und er hat sich wohl auch nicht von einem Prokurator vertreten lassen. Aus Blaubeuren hatte sich also niemand zur Erneuerung des Klosters eidlich verpflichtet.

Nikolaus hatte auch eher allgemeine Reformziele verkündet ohne sich auf die Einführung bestimmter Gewohnheiten festzulegen,die sich in Kastl, Melk und Bursfelde als eigenständige Reformzentren herausgebildet hatten.

Johannes Trithemius von 1458-1505 war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und von 1506 bis zu seinem Tod 1516 Abt des Schottenklosters in Würzburg. Er reformierte das Kloster in Sponheim. Er war auch Mitpräsident der Bursfelder Kongregation.

Er urteilte rückblickend über Nikolaus, dieser sei “in Deutschland wie ein Engel des Lichtes und des Friedens inmitten der Dunkelheit und Verwirrung erschienen (zitiert bei Schreiner S. 115) Allerdings beurteilte die Reformbereitschaft der süddeutschen Benediktiner-Äbte

eher zurückhaltend. Er schrieb: “Sie schwuren zwar alle, aber wenige nahmen die Observanz binnen Jahresfrist an und mehrere wurden eidbrüchig” (Schreiner ebda.)

Die Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg beriefen sich alle mehr auf Nikolaus Cusanaus als auf den tatsächlichen Beginn der Ordensreform mit dem Provinzialkapitel 1417 in Peterhausen.

In den 60-Jahren des 15. Jahrhunderts zeigen sich nun enge Beziehungen zwischen Blaubeuren und den dem Melker Reformkreis angehörenden Äbten von Wiblingen Johannes II. Balmer (1473-1484) und Elchingen Paul I. Kast (1461–1498).

Nach der Resignation von Abt  Heinrich II regierte In Blaubeuren   Ulrich Kundig (1456-1475).  Er stammte ebenfalls aus der Blaubeurer Ehrbarkeit. Er hatte auch in Wien studiert. Er war einer der 5 Studenten, die in den 50-iger Jahren des 15. Jahrhunderts in Wien studierten. (Matrikel Wien 1967, Schwabenspiegel Aufsätze, Aufsätze) Allerdings geht da nicht daraus hervor, ob Ulrich vom Kloster zum Studium nach Wien geschickt wurde. Aber das würde ebenfalls dafür sprechen, dass Ulrich die maßgebliche Rolle bei der Einführung der Melker Reform in Blaubeuren gespielt hat. Auf die engen Verbindungen von Kloster Melk und der Universität Wien, wird oben verwiesen. 1444 war er einfacher Weltpriester in Göttingen, heute Teilort von Langenau im Alb-Donau Kreis.

Bald nach seiner Wahl amtierte er als einer der vier Präsidenten des 1456 nach Erfurt einberufenen Generalkapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Dieses Kapitel beauftragt die Äbte von Blaubeuren und Ettenheimmünster die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen Straßburg und Speyer vorzunehmen.

Schon 1457 das Lagerbuch des Klosters neu verzeichnen. Hier wurden die Güter und Ansprüche des Klosters neu verzeichnet. Mit Nachträgen wurde es auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb stellt es heute eine wichtige Quelle dar.

Es gibt Einblicke in die Besitzstrukturen der Blaubeurer Grundherrschaft, informiert über die Ausstattung einzelner Höfe und gibt zudem  zahlreiche Hinweise auf abgegangene Siedlungen. Es liegt heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H102/12, Bd. 1) und wurde 2005 gedruckt herausgegeben (Lagerbuch 1457). Das Lagerbuch war auch im Sinne der Melker Reform, denn auch die Wirtschaftsführung des Klosters sollte reformiert werden.

1459 tagte das Kapitel im Aegidienkloster in Nürnberg und beauftragte die Mönche von Blaubeuren und St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474) die Visitation der Benediktinerklöster in den Diözesen von Konstanz und Chur zu übernehmen.

1464 erhielten die Äbte von Blaubeuren und Kloster Plankstetten in Berching in der Oberpfalz die Benediktinerklöster in der Diözese Speyer und Straßburg zu visitieren.

Solche Aufträge zeigten, welches Ansehen das Kloster Blaubeuren  im Orden genoß und dass es einen guten Ruf hatte.

1466 visitierte Abt Ulrich gemeinsam mit dem Elchinger Abt Paul I.Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der bisherige  Abt in Allerheiligen  Berthold III.  von Wiechser (1442-1466) wurde durch einen Mönch namens Viktor aus Kloster Wiblingen als zeitweiliger Administrator ersetzt.

Gerade Kloster Allerheiligen zeigte, dass es nicht immer einfach war, einen Reformauftrag durchzuführen. Der Konstanzer Bischof Burkhard II. von Randegg (1462 –1466 ) hatte den beiden Äbten den Auftrag erteilt. Abt und Konvent waren heillos zerstritten. Aber auch das Schaffhausener Stadtbürgerturm

sträubte sich gegen von außen aufgezwungenen Visititation und Reform für ein innerhalb der Stadtmauern gelegenen Klosters. Der resignierte Altabt ließ nichts unversucht, das in Angriff genommene Reformwerk nach Kräften zu verhindern,. Dann starb auch noch

Bischof Burkhard. die Reform endete, bevor sie richtig  begonnen hatte.

Gut zu Ende brachte Abt Ulrich einen Reformauftrag von Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466 –1474), dem Nachfolger von Bischof Burkhard, für das reformbedürftige Frauenkloster von St. Felix und Regula.

Der Konstanzer Bischof billigte die von Abt Ulrich getroffenen getroffenen Maßnahmen und Vereinbarungen.  Zwar waren einige Prioren und Mönche aus Blaubeuren, Elchingen und Wiblingen der Meinung, Abt Ulrich habe die Reformgrundsätze des Ordens aufgeweicht und verraten Der Bischof war aber nicht bereit, den Reformeiferern, die sich ohne seine Zustimmung eingemischt hatte, nachzugeben. Er setzte die Verfügungen in Kraft.

Zwei Jahre später erhielt er von Bischof Hermann einen weiteren Reformauftrag, dieses Mal für das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen. Diesem gab er eine neue Hausordnung an Stelle der bisherige, die jeweils von den Äbten von Kloster Allerheiligen

Walther von Seglingen (1360–1396) und Berchtold II. von Sissach (1396–1425) erstellt worden waren. Außerdem setzte er die Bestimmung außer Kraft, dass Mädchen, die in Schaffhausen ins Kloster eintreten wollten, ein “Einstandsgeld” entrichten mussten,Brot und Wein stiften, Gäste
bewirten, ein gutes Bett samt Pfühl und Laken mitbringen sowie jeder Konventsschwester einen Schilling und einen Denar schenken.

Schon 1464 hatten sich Abt Ulrich Hablüzel aus Wiblingen, Abt Paul aus Elchingen und Abt Ulrich aus Blaubeuren an den Abt von St. Afra in Augsburg Melchior Stammheim (1458–1474). Er war zu derzeit Präsident des Provinzialkapitels von Mainz-Bamberg.

Sie erklärten alles zu tun, um die “heilige Union” der Observanzen von Kastl, Melk und Bursfelde voranzubringen. Sie würden dies auch mit tatkräftiger Hilfe und finanzieller Unterstützung mit zum endgültigen Erfolg bringen wollen.

Blaubeuren scheint in der Zeit, als es um einen Zusammenschluss ging immer an der Seite von Elchingen und Wiblingen zu stehen, die eindeutig dem Melker Reformkreis zu zu ordnen sind. Auch die zwischenklösterlichen Kontakte von Blaubeuren verweisen

nun auf große Nähe, wenn nicht gar Zugehörigkeit zur Melker Reform. Eine Einheit kam schließlich nicht zustande, nicht zuletzt weil Bursfelde nicht gewillt war, sich der Einheit wegen auf Kompromisse einzulassen.

Die Einführung Melker Gewohnheiten kann man spätestens auf den Zeitpunkt der Resignation von Abt Ulrich festlegen. Abt Ulrich hatte schon vorher die Melker Gebräuche in Blaubeuren eingeführt und heimisch gemacht.

Er war selbst im Skriptorium tätig. Außerdem hatte er im Kloster eine Druckerei  und eine Werkstatt für Bucheinbände eingerichtet, auch das eine praktische Auswirkung der Reformbestrebungen im Kloster.

Abt Heinrich hatte 1475 den Ulmer Drucker Konrad Mancz (1455-1505) nach Blaubeuren eingeladen um dort in der Druckerei zu arbeiten. Unter anderem druckte er dort auch Aufträge des Landesherren Graf Eberhard.

Die Buchbinderei florierte.  29 Handschriften und 143 Drucke konnten bisher ermittelt werden, die in Kloster Blaubeuren ihren Einband erhielten. Nach einem handschriftlichen Eintrag auf einer Inkunabel  der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart wurden in Blaubeuren

nicht weniger als 980 Bücher gebunden (Schreiner S. 137)

Die Regierungszeit von Abt Ulrich bedeutete auch einen markanten Einschnitt in der Blaubeurer Bibliotheksgeschichte. In dieser Zeit wurden die meisten Bücher in Blaubeuren abgeschrieben. Abt Ulrich hat nicht nur eine Reihe Bücher selbst abgeschrieben. Er hat auch

zahlreiche Handschriften käuflich erworben. Mit Johannes Ackermann (+1507), Martinus Rott und “ Johannes Tefrus de Wilheim” lebten sehr produktive Schreiber in Blaubeuren.

Im 15. Jahrhundert zeigte sich in allen Klöstern, die der Melker Reform angehörten, ein reger Bücheraustausch. Auch Aufnahme von Gästen aus ordensverwandten Klöstern sind ein Indiz für die Reform. Reformierte Konvente übten auf benachbarte Konvente eine einladende Anziehungskraft aus.

1471 war Abt Ulrich erstmals an der Reform eines württembergischen Klosters beteiligt. In Alpirsbach wurde auch gegen den Widerstand alteingesessener Mönche die Melker Reform eingeführt.

Da Kirche und Kloster allmählich baufällig geworden waren, begann Abt Ulrich 1466 mit dem Neubau des Kreuzgangs und 1467 mit dem Neubau der Kirche, den sein Nachfolger dann fortsetzte und vollendete.

Da es Streitigkeiten im Konvent gab, resignierte Abt Ulrich am 1.4.1475 und verstarb am 18.5.1476.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). Er ist um 1440 in Seißen, heute Ortsteil von Blaubeuren,  geboren. Er hatte eine sehr enge Beziehung zum württembergischen Herrscher Graf Eberhard im Bart (1457-1496).

Er war sein Berater und enger Vertrauter. Er unterstützte ihn maßgeblich bei einem seiner wichtigsten Projekte, der Gründung der Universität Tübingen. Die Gründung der Universität wurde vor allem von Eberhards Mutter Mechthild von der Pfalz (1419-1482) betrieben. Sie hatte schon bei der Gründung

der Universität Freiburg maßgeblich mitgewirkt. Mechthild veranlasste die Verlegung des Chorherrenstiftes Sindelfingen nach Tübingen. Die Pfründe des Stiftes uns dessen Vermögen boten die finanzielle Grundlage für den Aufbau der neuen Universität.

Bei den Personalkosten konnte Graf Eberhard so auf die vorhandenen Pfründen zurückgreifen und sie auf Professuren umwidmen.

Am 15. November erhielt Abt Heinrich Fabri die päpstliche Bestätigungsbulle für diese Verlegung. Er war in dieser Angelegenheit päpstlicher Kommissar. Abt Heinrich veröffentlichte die Bulle am 11. März 1477 in Urach.

Er gab der Universität als päpstlicher Kommissar Statuten

Für Eberhard war die Sache politisch etwas heikel. Der amtierende Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitlandenlandenberg hatte wegen seines schlechten Gesundheitszustandes von Papst Sixtus IV. Ludwig von Freiburg zum Koadjutor

von Bischof Hermann beigestellt. bekommen. Als Hermann am 18. September 1474 verstarb, wählte das Konstanzer Domkapitel Otto von Sonnenberg zum neuen Konstanzer Bischof in Unkenntnis Bestellung des Papstes. Andrerseits war Eberhard bei der Verlegung des Chorherrenstiftes auf die Genehmigung durch Papst Sixtus angewiesen.

Noch mehr brauchte er die päpstliche Zustimmung für die Universitätsgründung, denn ohne päpstliches Placet. ging damals nichts. Hilfreich war ihm seine Eheverbindung zu Barbara Gonzaga (1455-1503), der Tochter des Markgrafen Lodovico von Mantua (1444-1478).

Barbaras Bruder war Francesco Gonzaga, Kardinal von 1461-1483. Er stand bei Papst Sixtus in hohem Ansehen, denn seine Wahl hatte er nicht zuletzt Kardinal Francesco Gonzaga zu verdanken.

Abt Heinrich hatte sowohl bei weltlichen Herrschern als auch in der Kirche ein hohes Ansehen, wie auch die Universltätsgründung belegt.  Er war von Papst  Sixtus als einer der drei Kommissare mit der Gründung der Universität Tübingen betraut worden.

Der Grund lag im Bistumsstreit, dass Abt Heinrich diese Aufgabe zufiel und nicht dem zuständigen Bischof. Zum Dank für die Mitwirkung erhielt Abt Heinrich vom Papst 1492 die Pontifikalien verliehen.

Der päpstliche Nuntius Johannes de Duchis, Dompropst von Brixen, hatte 1477 den Wiblinginger Abt Johannes II. Balmer (1473-1484) und Abt Heinrich von Blaubeuren mit der Visitation des Klosters Ottobeuren beauftragt. Dort hatte es Beschwerden in Rom sowohl vom Augsburger Bischof

Johannes (II.) Graf v. Werdenberg (1469 – 1486) als auch vom Konvent. Der päpstliche Legat sollte die Angelegenheit untersuchen und beauftragte deshalb die beiden Äbte.

Einer der Höhepunkte für die von Mönchen und Äbten auch in Blaubeuren getragene Ordensreform war das 1482 in Blaubeuren abgehaltene Provinzkapitel. Gastgeber war Abt Heinrich III. Fabri (1475-1495). 130 Äbte sollen anwesend gewesen sein.

Mit einem feierlichen Hochamt, das der Abt von Kloster Lorch Georg Kerler (1481–1510) zelebrierte begann das Provinzkapitel. Abt Georg war bis 1463 Mönch in Blaubeuren und ging 1463 ins Kloster Lorch, das 1462 auf Veranlassung von Graf Ulrich V. “der Vielgeliebte” (1441-1480)

von Mönchen aus Blaubeuren und Elchingen reformiert wurde.

Dann wurde festgestellt, welche Äbte anwesend waren, welche sich von Prokuratoren vertreten ließen und welche der Einladung nicht folgten, weil sie gegen die Reform waren. Ein wichtiges Thema war die Frage der Visitation. Man beschloss das Visitationsformular, das

Nikolaus  Cusanaus 1451 den Äbten der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg übergeben hatte, in ihren offiziellen Kapitelsrezeß wörtlich zu übernehmen.

Abt Heinrich präsidierte auch dem 1490 abgehaltenen Provinzkapitel in St. Ägidien in Nürnberg.

1488 hatte Papst innozen VIII. (1484-1492) das Benediktinerkloster Komburg in ein Chorherrenstift umgewandelt, was Johannes Trithemius so kommentierte. Der Papst habe aus schlechten Mönchen  schlechte Chorherren gemacht. (zitiert bei Schreiner S. 120)

Das Provinzialkapitel beauftragte 1490 Abt Heinrich gemeinsam mit Abt Blasius Scheltrup (1484–1503) aus Kloster Hirsau wegen Komburg bei Graf Eberhard zu intervenierenund um Rat zu fragen, was man man tun könne, um die Entfremdung des alten Benediktinerklosters

wieder rückgängig zu machen. Die Äbte von St. Jakob in Mainz und Seligenstadt wurden beauftragt, in dieser Angelegenheit beim Erzbischof von Mainz Berthold von Henneberg (1484-1504). Vermutlich auf Betreiben des Provinzialkapitels wurde das Stift Komburg nach Rom vorgeladen.

Aber alle Bemühungen scheiterten bis 1802 blieb Komburg ein weltliches Chorherrenstift.

Ein weiteres großes Verdienst von Abt Heinrich besteht in der Fertigstellung des von Abt Ulrich begonnen Kloster und Kirchenneubaues. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (s.o.) urteilte über den Kirchenbau. Er sei nicht auf prunkvolle Repräsentation angelegt sondern”mache einen geordneten,
ästhetisch ansprechenden und überaus schönen Eindruck – z um Staunen und zur Verwunderung  aller (in omnium stuporem er admirationem). (Schreiner S. 140) Den Kreuzgang des Klosters ließ Abt Ulrich mit einem Rippengewölbe errichten. Er verbindet die Klosteranlage mit allen wichtigen Kapellen.

Im Innenhof des Klosters hat man dort 1985  einen Apotheker- und Kräutergarten angelegt. Man wollte so die klösterlichen Traditionen pflegen, auch wenn der Kräutergarten früher hinter der Anlage zu finden war.

Graf Eberhard empfahl wohl seinen fürstlichen Baumeister Peter von Koblenz. 1501 wurde Peter von Koblenz urkundlich genannt als Erbauer der St. Amandikirche in Urach. Vorher hatte er seinen Baumeister nach Hirsau abgeordnet. Er stand bei Eberhard und seiner Mutter Mechthild in hohem Ansehen.

(Klemm in Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Stuttgart 1880 S. 280 f) Die Kirche ist aus 5 Bauteilen zusammengesetzt, dem Langhaus, dann der Zentralturm, zwei querschiffigen Kapellen und dem langgestreckten Chor. Das Langhaus ist durch den Zentralturm und einem Lettner

vom Chor abgetrennt.Das ist in der Tradition der Bettelorden. Es herrschte eine strenge Trennung zwischen Mönchen, also den “Spiritual” und der Laienkirche für die “Saeculares”, das ganz im Sinne der cluniazentischen Reform. Blaubeuren stand ja in seiner Gründungszeit stark unter dem

Einfluß der Hirsauer Reform. Die Ausstattung der Klosterkirche ist stark von der Nähe zu Ulm geprägt. In Blaubeuren arbeiteten Meister der “Ulmer Schule”. Das Chorgestühl stammt von Jörg Syrlin dem Jüngeren (um 1455-1521) und wurde 1493 geschaffen. Der Dreisitz in Blaubeuren stammt ebenfalls von

Syrlin. Er war wohl auch für den Aufbau und die Architektur des Retabels verantwortlich, wofür spricht, dass Fialtürmchen und Ornamentik sowohl des Dreisitzes als auch des Chorgestühls dem Gesprenge des Hochaltares sehr ähneln.

Am Chorgestühl ist auch eine Inschrift angebracht, die besagt dass Meister Georg Syrlin aus Ulm diese Stühle angefertigt habe und zwar im “zweiundvierzigsten Jahr der Reform”. Das ist nicht unbedingt als ein historischer Beleg zu nehmen, sondern es beweist einfach, dass die Blaubeurener Mönche sehr geschichtsbewusst waren. Das Bewusstsein in der Mitte des 15. Jahrhunderts reformiert worden zu sein, war im Kloster lebendig. Ein weiterer Beweis dafür ist auch eine Notiz eines Mönches in einer Handschrift um 1500 “ lm Jahr  des Herrn 1452 am Tag der Heiligen Anna ( 26. Juni) ist dieses Kloster, nämlich Blaubeuren reformiert worden (Schreiner S. 115)

Der Hochaltar wurde 1493 geschaffen und 1494 geweiht. Er stammt von Michael Erhart (um 1440/45 – nach 1522). Wahrscheinlich hat auch Michaels Sohn Gregor Erhart ( um 1465-1540) an dem Altar mitgearbeitet. Der Altar gilt als eine Perle mittelalterlicher Kunst (Karl Braun, Ein Führer, Kunstfreunden und Fremden gewidmet, Blaubeuren 1877, S. 26). Der Flügelaltar mit beweglichen Doppelflügeln bietet drei unterschiedliche Ansichten passend zum Kirchenjahr. Die Schreinfiguren stammen aus der Erhart Werkstatt, die Tafelmalereien der Altarflügel und die Fassung der Skulpturen wurden von Bartholomäus Zeitblom (um 1455-1518), dem Schwiegersohn des Ulmer Malers Hans Schüchlin (um 1430/40- 1505), beide bedeutende Meister der Ulmer Schule, sowie dem Memminger Maler Bernhard Strigel (um 1460- 1528) der zu der Zeit ebenfalls in der Werkstatt von Hans Schüchlin arbeitete, ausgeführt.

Im Chorraum über dem Eingang zur Sakristei befindet sich ein kleines aus der Wand ragendes Türmchen, der Abtserker.Das war der Aufenthaltsort des Abtes wären des Gottesdienstes und der Stundengebete. Ein kleineres abgetrenntes Teil war die Ehrenloge für die Grafen von Ruck und von Tübingen.

Vom Kreuzgang aus kommt man in die Margarethenkapelle, in der die Geschichte der Heiligen Margarethe von Antiochien dargestellt ist. Sie zählt zu den bekanntesten der 14 Nothelfer. Über der Margarethenkapelle befindet sich das Dorment, ein Flur von dem aus früher die Schlafkammern der

Mönche abgingen.

Die Brunnenkapelle in Blaubeuren hat zwar keinen so beeindruckenden Brunnen wie in Kloster Maulbronn, aber ein wunderbares Netzgewölbe mit drei Schlussteinen, auf denen im mittleren Gott selbst dargestellt ist, auf den anderen beiden Jesus Christus und Johannes der Täufer.

Die Kapelle ist aber durch einen Kanal direkt mit der Blau verbunden, die ja im Blautopf ganz in Klosternähe entspringt.

Das Ephorat ist heute das Büro des Schulleiters, der ja in Blaubeuren noch mit Ephorus bezeichnet wird. Früher war es das Gästezimmer von Graf Eberhard, der ja nicht nur wegen seiner Freundschaft zu Abt Heinrich oft in Blaubeuren aufhielt. Er hat sich ja intensiv um Kloster Blaubeuren gekümmert.

So schaltete er sich zum Beispiel auch 1469 und 1574 ein, als zwischen Abt Ulrich und seinem Konvent “Spänne und Irrungen” (bei Schreiner S. 145) entstanden waren. Es ging hauptsächlich um die Fragen der klösterlichen Güterverwaltung. 1469 musste der Abt sich verpflichten,

Jahr für Jahr vor dem Konvent und den Raten des württembergischen Grafen einen Rechenschaftsbericht zu erstatten. Ohne Wissen und Einwilligung des Konvents durfte er keine Güter und Gülten des Klosters verkaufen. Die Spannungen trugen dazu bei, dass Abt Ulrich 1475 resignierte.

Abt Heinrich Fabri verstarb 1495.

Sein Nachfolger wurde Gregor Rösch (1495- 1522). Er stammte aus Markdorf und wurde 1495 in Konstanz zum neuen Blaubeurer Abt geweiht.  Er beendete 1510 den Kirchenneubau.Ihm verdankte Blaubeuren 1497 die Wiederherstellung eines geordneten Haushaltes.

Als Abt Philipp von Stain vom Kloster St.Georg in Isny 1501 Abt wurde, wollte er in Isny die Melker Reform einführen und erbat sich dazu Mönche aus Wiblingen und Blaubeuren. Blaubeuren sah sich noch 1501 in der Lage, dieser Bitte nachzukommen.

Noch unter Abt Gregor wuchs die Blaubeurer Bibliothek und waren Mönche am Schreiben tätig.

1515 fand in St. Jakob in Mainz das Provinzialkapitel der Benediktinerprovinz statt. Abt Gregor war der Präsident des Kapitels. Die fortschreitende lutherische Reformation führte aber dazu, dass die Einrichtung des Provinzialkapitels zum erliegen kam.

Abt Gregor resignierte 1523.

Gregors Nachfolger Ambrosius Scheerer wurde 1523 gewählt. Er stammte aus Landau.Er berief 1524 das letzte Provinzialkapitel nach Lauingen und leitete es.

Während seiner Amtszeit brach in Tübingen die Pest aus. Deswegen wurde die halbe Universität, vor allem die sogenannte Realistenburse ins Kloster Blaubeuren verlegt.

Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1519 und 1534-1550) wurde 1519 von Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (1488-1531) im Auftrag des Schwäbischen Bundes, dessen Heerführer er war, aus Württemberg vertrieben.

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm 1534 mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I., der eine wichtige Rolle in der Reformation spielte,nah Württemberg zurückzukehren. Philipp war Parteigänger Martin Luthers.

Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde ihm die Herrschaft über Württemberg wieder zugestanden, allerdings nur als österreichisches Afterlehen.

Herzog Ulrich führte umgehend im ganzen Land Württemberg die Reformation ein. Die Klöster wurden in die Reformationsbewegung eingeordnet und aufgehoben. Für Blaubeuren war das ziemlich problemlos, denn bei der Erhebung Württembergs zum Herzogtum am

21. Juli 1495 hatte Kaiser Maximilian “mit allen herrschafften, stetten, schlossen, lewten und guetern, so von dem heiligen reich zu lehen herrüren, es seyen hertzogthumb,grafschafften oder herrschafften, ganntz nichts außgenomen “

(in Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1495 Württemberg wird Herzogtum , Nr. 11 Herzogsbrief) Damit war Blaubeuren den württembergischen Landständen zugehörig. Das ermöglichte Herzog Ulrich die Einführung der Reformation in Blaubeuren.

Die Mönche lehnten es in bemerkenswerter Einmütigkeit ab, sich von Herzog Ulrich “pensionieren” zu lassen. Sie gingen geschlossen nach Markdorf. Nur Abt Ambrosius, der ein Leibgeding erhalten hatte, blieb in Blaubeuren.

Bei der Auflösung des Klosters 1535 lag der Klosterbesitz in 50 Orten um Blaubeuren herum. Dazu kam Besitz in zwanzig Orten um den Pfleghof in Tübingen und in elf Orten um den Pfleghof in Esslingen.

Ehe Herzog Ulrich die Blaubeurer Bibliothek konfiszieren konnte, hatte der Blaubeurer Abt Ambrosius  “vier fass, in welchen gellt, silbergeschirr,kleinotter unnd anders des besten so der prelath zu der seibigenn zeith by hannden gehapt “ (Schreiner S.139), ins Klarissenkloster Söflingen schaffen lassen. Dort übergab er sie der Äbtissin, die sie, bis sich die Zeiten gebessert hatten und eine Rückkehr nach Blaubeuren wieder möglich erschien, treuhänderisch
verwahren sollte. Als der Blaubeurer Abt Ambrosius 1548 starb, forderte der württembergische Herzog die nach Söflingen gebrachten Schätze zurück

Er resignierte 1535 und verstarb 1548. Die Mönche wählten im Exil den Konventualen Christian Tubingius als ihren Abt. 

Christian hatte 1521 schon als Konventuale unter Abt Gregor  eine Geschichte des Klosters Baubeuren verfasst, die “ Burrensis oenobii annales”. In seinem Vorwort schrieb er, er wolle das Geschehene wahrheitsgemäß wiedergeben.

Er nutzte dazu das Klosterarchiv, in der Klosterbibliothek überlieferte Urkunden, Aufzeichnungen, Verbrüderungsvertäge und Totenlisten. Er versicherte auch, dass er Sachverhalte, die sich nicht urkundlich beweisen ließen, nicht als Tatsachen ausgäbe. Die Annales wurden von

wurden von Brösämle Gertrud und Maier Bruno herausgegeben und erschienen 1966 in Stuttgart. Tubingus folgte der Latinisierung seines Namens der Zeit. Auch sein bedeutender Vorgänger Abt Heinrich III. hatte das gemacht. Er hieß eigentlich Heinrich Schmid, nannte sich aber Fabri.

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund 1546 hatte Kaiser Karl V.(1519-1556) 1548 das Augsburger Interim erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse  in Deutschland regeln, bis ein  allgemeines Konzil die Wiedereingliederung der Protestanten in

die katholische Kirche endgültig entschieden hätte. In Württemberg wurden Klöster wieder restituiert. Kaiser Karl hatte Christian nach seiner Wahl in Markdorf als Abt bestätigt und der Konvent zog wieder in Blaubeuren ein.

Nach dem Fürstenaufstand wurde 1552 der Friede von Passau geschlossen. In der Glaubensfrage gab es einen Kompromiss. Das Interdikt wurde aufgehoben und der Abschluss eines unbefristeten Religionsfriedens für den nächsten Reichstag in Aussicht gestellt.

Kaiser Karl dankte am 23. August 1556 ab. Sein Bruder Ferdinand erhielt die Kaiserkrone.

Nachdem Blaubeuren schon 1535 protestantisch geworden war, wurde nun auch Die Reformation für das Kloster beschlossen. Herzog Christoph (1515-1558) folgte seinem Vater Ulrich nach dessen Tode 1550 in der Regierung.

Er begann zielstrebig mit der Umsetzung der Reformation. Am 18. Mai 1556 schlossen die Räte Herzog Christophs mit Abt Christian einen Vertrag. Der Abt nahm die Klosterordnung des Landesfürsten und erlaubte dies auch seien Konventualen.

Er behielt die Jurisdiktion über 499 Klosteruntertane.Seinen Titel konnte er bis 1560 behalten. Da ließ er Gold Silber und Kleinodien des Kloster zusammenpacken und wollte diese wegschaffen. Das wurde aber bekannt. Der Abt wurde sogar kurz auf Hohenhurach inhaftiert.

Nach seiner Freilassung zog er sich nach Bebenhausen zurück, wo er später starb und auch beerdigt ist. (K. Lorent in Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg, Mannheim 1869, S. 51 ff.)

1562 wurde Abt Christian abgesetzt und die Mönche vertrieben. 

  Matthäus Alber  wurde 1563 als erster protestantischer Abt nach Kloster Blaubeuren berufen. Er zeichnete sich durch sorgsamen Umgang mit dem Bestehenden aus. Das zeigte sich sowohl im Umgang mit den Klostergebäuden, vor allem aber mit dem Hochaltar. Er

verhinderte dessen Zerstörung im Bildersturm und gilt als Retter des Blaubeurener Hochaltars.

Er war Prälat mit Sitz im Landtag.

1565 gründete Herzog Christoph die evangelischen Klosterschule, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute besteht.

Auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolges erließ Kaiser Ferdinand  II. (1619-1637) am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. „Darin sollten alle wichtigen Streitfragen, die sich aus der unterschiedlichen Auslegung des Augsburger Religionsfriedens ergeben hatten, geregelt werden

Ehemals katholisches Kirchengut, welches bis 1552 von protestantischen Herrschern säkularisiert worden war, musste wieder zurückgegeben, d. h. restituiert werden.  Im Herzogtum Württemberg wurden zahlreiche Klöster restituiert. Zwischen 1630 und 1632 kamen Mönche aus

Weingarten. Das sich die militärische Lage rasch wieder geändert hatte, war der Resfitution nur ein sehr kurzer Erfolg beschieden.

Äbte von Blaubeuren (Benediktiner) Nach Michael Buhlmann, Mittelalterliche Geschichte im deutschen Südwesten S. 107 f

1085?-1101 Azelin (Abt)
1101-1108/13 Otto I. (Abt von Rheinau)
1116 Rüdiger
1122 Wolpoto I.
Otto II.
1159 o. 1161 Werner
1163, -1178 Eberhard I.
-1203 Friedrich
1203-1212 Heinrich I.
1212-1219 Wolpoto II.
-1231 Rudolf
1239, -(1245) Albert I.
-1247 Manfred
1247, 1249 Konrad I.
1260, -(1263) Hermann
1265, -1269 Eberhard II.
1271 Albert II.
1276, -(1286) Marquard
1286-1293 Konrad II. Mirificus
1293-1308 Albert III.
1322? Johannes I. (?)
1323, -1332 Gottfried
1332-(1343) Albert IV.
1343, -(1356) Rumpold von Greifenstein
1356, -1370 Johannes I. (II.,?)
1371-1386 Johannes II. Hug (III.,?)
1386-1407 Johannes III. Klotzer (IV.,?)
1407-1419 Johannes IV. Ungeheuer (V.,?)
1419-1456 Heinrich II. Hafenberg

1456-1475 Ulrich Kundig

1475-1495 Heinrich III. Fabri
1495-1522 Gregor Rösch
1522-1535 Ambrosius Scheerer
1548-1562 Christian Tubingius

 

                                                                                                                                                                                                               

21 Okt. 2022

Zisterzienserkloster Bildhausen

                                                                                                                                                

 

Hermann III. Graf von Stahleck, erstmals erwähnt 1128 war der Sohn des Grafen Goswin IV. von Stahleck und der Luitgard von Hengebach. Er war verheiratet mit Gertrud von Schwaben(ca 1104-1191), der Tochter Herzog Friedrichs I.

Über Gertrud war er mit König Konrad III. (1138-1152) verschwägert. Von seinem Vater Goswin erbte er Besitz in Ostfranken und den Titel Graf von Bildhausen. Aus dem Erbgut seiner Mutter erhielt er die Burg Stahleck oberhalb von Bacharach am Rhein.

Von seinem Schwager Konrad wurde er 1142/1143 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. Seine Ehe war kinderlos geblieben. So beschloss er wohl schon um 1155 , ein Kloster zu gründen und selbst ins Kloster zu gehen.

In seinem letzten Lebensjahr scheint er sein Hauptaugenmerk auf die Gründung und Ausstattung von Kloster Bildhausen gerichtet zu haben.Zur Vorbereitung seiner Gründung zog er sich in das Kloster Ebrach zurück, wo er die Gründung von Bildhausen vorbereitete.

Ebrach sollte auch die Gründung des neuen Klosters vornehmen. Das war sicher kein Zufall. Hermann hatte wohl vor, in das Kloster Ebrach einzutreten.Es gibt eine Nachricht, die besagt,dass er in Ebrach bereits das Mönchsgelübde abgelegt habe.

(Werner Goez, Hermann von Stahleck, Fränkische Lebensbilder Band 8,1978, S.19)

  Das Kloster war  von Berno und Richwin gegründet worden, beide Lehensleute von Goswin IV., Hermanns Vater.

Die Stifter konnten nur mit dessen Erlaubnis einen Teil ihrer Lehen für die Ausstattung der Zisterze einbringen. Außerdem war dort seine Schwägerin Gertrud, die Gemahlin Konrads III., seit 1146 bestattet. (Zu Kloster Ebrach siehe Mei Büchle Zisterzienserabtei Ebrach)

Er stiftete das Kloster 1156. Neben der Ausstattung mit Gütern war auch Bargeld für die Gründung nötig.

Zu diesem Zweck verkaufte er  1156 dem Grafen Poppo III. von Irmelshausen die Habesburg bei Meiningen für 400 Mark Silber, das sind etwa 59.930,00 €.  Da Poppo nicht genug Geld aufbringen konnte, lieh er sich von Kloster Wechterswinkel das fehlende Geld

und übertrug im Gegenzug verschiedene Güter und Einkünfte an das Kloster. Wechterswinkel war das Kloster, in das Hermanns Gemahlin eintrat, als sie ebenfalls den Schleier nahm. Das Kloster war eine Gemeinschaftsgründung ihres Bruders zusammen mit

dem Würzburger Bischof Embricho (1127 –1146).

Hermann beabsichtigte, seinen ganzen Besitz für die Gründung von Kloster Bildhausen zu verwenden. Das war nicht ganz einfach, denn Lehen musste von Eigengut getrennt werden. Auch das Witwengut und Pfandnahme musste davon ausgeschieden werden.

Hermann von Stahleck starb am 2. Oktober 1157 in Ebrach. Da war die Klostergründung noch nicht ganz abgeschlossen. Hermanns Leichnam wurde dann von Ebrach nach Bildhausen überführt.

Der Ebracher Mutterabt Adam (1126–1166 o. 1167) hatte den Ebracher Mönch Heinrich mit dem Beinamen Bruno(1156-1190) mit dem Gründungskonvent nach Bildhausen geschickt.

Im März 1157 nahm Kaiser Friedrich I. (1152-1190) auf Bitten Abt Adams von Ebrach Kloster Bildhausen in seinen Schutz  (RI IV,2,1 n. 440). Er achtete so den letzten Willen seines Onkels und sorgte dafür, daß die Gründung Bildhausens erfolgreich zu Ende geführt und rechtlich wie wirtschaftlich
abgesichert wurde. Er bestätigte die angeführten Besitzungen in Bildhausen , Hollstadt , Reinfeldshof, Uttenhausen, Rappershausen, Löhriet , Klein-Wenkheim und Junkershausen.

Die erste Dotation der Würzburger Bischöfe erfolgte 1161 durch Bischof  Heinrich II. von Stühlingen (1159 –1165). Er schenkte dem Kloster einen Mansus in Kollertshof, heute Ortsteil von Schönau in der Brend. Eine Manse ist ein anderes Wort für Hufe und entspricht knapp 12 Hektar.

Im Dorf Brend, heute Brendlorenzen erhielt es 30 Acker, das entspricht ebenfalls einer Hufe. Es erhielt die Nutznießung im Salzforst, das ist ein  Forst im Gebiet der Brend und im Quellgebiet der Sinn.

Abt Heinrich verstarb 1190 nachdem er 36 Jahre regiert hatte. Auf ihn folgte Abt Werner (1190-1216)

1190 schenkten die Söhne eines “Wiger von Rodahusen”, der 1152 in einer Urkunde als Vasall von Kloster Fulda genannt wir, Kloster Bildhausen das Dorf Rothausen. Otto IV. (1198-1218) bestätigte diese Schenkung am 5. September 1215 (RI V,1,1 n. 488)

In einer weiteren Urkunde ebenfalls am 5. September 1215 (RI V,1,1 n. 487) beauftragte Kaiser Otto IV. den Grafen Poppo VII. von Henneberg (regiert seit 1190, 1245), da Kloster Bildhausen  keinen Vogt hatte und unter Gewalttätigkeiten zu leiden hatte, das Kloster an seiner Stelle zu schützen.

1207  machte der Würzburger Bischof Heinrich IV. von Heßberg (1202- 1207 ) mit dem Beinamen Caseus Kloster Bildhausen eine Schenkung mit dem Ziel, Arme im Bildhausener Hospital besser zu verpflegen. 1207 wurde im Kloster ein Spital für arme Pfründner eingerichtet.

Als Spitalkapelle diente später die 1354 von Heinrich von von Königshofen gestiftete Pfortenkapelle.

Auf Abt Werner folgte Abt Heinrich II (1216-1230). Unter ihm machte das Kloster zwei wichtige Erwerbungen, die seine Macht und sein Einkommen beträchtlich steigerten. Er kaufte von Konrad von Trimberg (urkundlich 1182-1230) für 140 Mark Silber, das sind etwa 21.303,00 €,die Dörfer Brünn und Friedritt, heute Ortsteile von Münnerstadt mit allem Zubehör.

Von Otto Graf von Bodenlauben (+ vor 1245), der auch als Minnesänger bekannt war, mit Erlaubnis des Abtes von Fulda Kuno (1217-1221)erhielt Kloster Bildhausen sein Gut in Kleinwenkheim. Die Erlaubnis des Fuldaer Abtes brauchte er, da es sich dabei um ein Fuldisches Lehen handelte.

Dafür machte er seine freieigenen Güter in Greßthal, heute Landkreis Schweinfurt Kloster Fulda lehenbar.

Kloster Bildhausen hatte in dieser Zeit schon einen Notar namens Petrus, der auch als Sekretär des Abtes fungierte (Jost S.11)

Sein Nachfolger war Abt Wilhelm II. (1230-1242). Er kaufte 1237 Güter in Großwenkeim für 32 Mark Silber, das entspricht etwa 4.869,00 €.

1234 stiftete Otto von Botenlauben, nachdem er vom Kreuzzug zurückgekehrt war,zusammen mit seiner Frau Frau Beatrix von Courtenay das Kloster Frauenroth. Im selben Jahr wurde Kloster Heiligenthal gestiftet.

Die geistige Leitung wurde dem Abt von Bildhausen übertragen. Diese bekam er auch für Kloster Wächterswinkel. So hatte Bildhausen kaum 50 Jahre nach seiner Gründung schon drei Tochterklöster unter seiner Leitung.

Dazu kam nach 1237 das von der Stifterin von Heiligenthal gegründete Kloster Mariaburghausen und dazu kam noch Kloster Johanniszell.

Auf Abt Wilhelm folgte Abt Heinrich III. (1242-1249), wobei bei diesem Abt die Datierung nicht ganz gesichert ist. In seine Regierungszeit fällt eine Fehde des Würzburger Bischofs Hermann I. von Lobdeburg (1225- 1254) und dem Abt von Fulda

Konrad III. von Malkos (1221–1249) Es ging um die Befestigung der Stadt Hammelburg. Bischof Hermann wurde bei Hammelburg zurückgeschlagen und nahm dann sein Quartier zwischen Neustadt und Blidhausen. In dieser Zeit verkehrte er oft mit dem Bildhausener Abt.

1246 gibt Graf Heinrich III. von Henneberg (1230-1262) Kloster Bildhausen Zollfreiheit in allen hennebergischen Städten, Burgen und Dörfern. (Jost S.16)

Nach Jost ist die zeitliche Einordnung der Äbte noch unklarer. Diese hatte auch der letzte Abt von Bildhausen Nivard Schlimbach in Zweifel gezogen.

Auf Abt Heinrich III. folgte Abt Reinherus (Reinhard)(1249-1262). Nach Jost regierte Abt Reinhard 11 Jahre und zwar von 1251-1262. Er starb am 19. Dezember 1262.

Als 7. Abt folgte Abt Ludwig (1262-1278). Vor seiner Wahl war er Beichtvater in Kloster Mariaburghausen. Er regierte 16 Jahre und starb am 19. Dezember 1278.

Der 8. Abt war Abt Herden (1278-1287). Er starb am 5. März 1287.

1279 schenkte Graf Konrad von Wildberg, der letzte Wildberger (+ 1305) Kloster Bildhausen seinen Gaden-und Schenkhof in Großwenkheim.

Auf Abt Herden folgte Abt Hermann II. (1287-1307).

Er kaufte 1281 vom Propst und Konvent des Prämonstratenserklosters Vessra, heute Kreis Hildburghausen, sein Allod in Hollstadt,das eine Gült von 20 Malter Korn und ebenso viel Hafer zu entrichten hatte.

1287 schenkte der Würzburger Bischof Berthold von Sternberg (1274 –1287) dem Kloster seine Mühle in Hollstadt.

Auffallend ist schon zu dieser Zeit, dass das Kloster bestrebt war, dort Güter zu erwerben, wo es bereits Güter und Gefälle besaß. Das war in dieser Zeit vor allem in Hollstadt.

So kaufte das Kloster in dieser Zeit von Dietrich von Lebenhan, das war ein Forstmeister im Dienste des Würzburger Bischofs, 6 Morgen Weinberg in Hollstadt.

Von Johann und Otto Voit von Salzburg kaufte das Kloster 2 Huben in Hollstadt, das 60 Morgen also 5.000 Quadratmeter. Zur selben Zeit kaufte das Kloster von Bischof Manegold von Neuenburg (1287 –1303) die Fischerei in Hollstadt.

1299 kaufte das Kloster von Heinrich genannt Hellgraf seine drei Höfe in Wargoldshausen für 23 Mark Silber, das sind etwa 3.500,00 €. Die Grafen von Henneberg gaben ihre lehensherrlichen Rechte an diesen Gütern auf.

Auf Abt Hermann I., der am16. November 1307 verstarb,  folgte Abt Sigfried (1307-1318) als 10. Abt.

Anfang des 14. Jahrhunderts erwarb das Kloster viel Besitz in Großwenkheim.

Der Nachfolger Abt Siegfrieds, Abt Konrad regierte bis 1352.

Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit bestätigte Papst Johannes XXII. (1316-1334) am 7. Mai 1318 die Rechte und Freiheiten von Kloster Bildhausen.

Nach den Klosterchroniken sind 1313 in ganz Deutschland die Fluren durch Hagelschlag zerstört worden. Im Gefolge entstand eine große Hungersnot. Getreide musste sogar aus Sizilien importiert werden.

Weiter gab es eine große Pestwelle, bei der allein in Würzburg über 5000 Menschen starben.

Kloster Bildhausen ordnete die Verhältnisse zu seinen Frauenklöstern und festigte die Verbindungen.

1320 leitete Abt Konrad die Wahl einer Äbtissin in Kloster Heiligenthal.

1322 schlichtete er einen Streit in Kloster Mariaburghausen.

Er bestätigte Schenkungen und Verkäufe von Kloster Frauenrot.

Eine Haupterwerbung in der Regierungszeit von Abt Konrad war der Weigler Wald, das ist ein Waldgebiete am namengebenden Berg Weigel im heutigen Landkreis Rhön-Grabfeld zwischen Hollstadt und Höchheim.

Das Gebiet war lehensrechtlich an Kloster Fulda gebunden. Der Fuldaer Abt Heinrich VI. von Hohenberg (1315–1353) löste diese Bindung gegen eine jährliche Gabe von 4 Pfund Wachs an Fulda durch Kloster Bildhausen.

Auf der Markung von Neustadt an der Saale hatte Bildhausen bereits den Weinzehnt. Um diesen besser zu schützen, erwirkte Bildhausen 1327 vom Würzburger Bischof Wolfram Wolfskeel von Grumbach (1322- 1333)

den Befehl, dass die Neustädter die Weinlese nicht beginnen durften, vor der Abt von Bildhausen seine Erlaubnis gegeben hatte.

Auf Abt Konrad folgte Abt Friedrich (1352-1360) als 12. Abt.

Am 1. Juni 1359 nahm Kaiser Karl IV. (1346-1378)Kloster Bildhausen in seinen besonderen Schutz, bestätigte dessen Privilegien, Freiheiten und Besitzungen besonders die Pfarrkirche in Brenden, die Dörfer Junkershausen usw. (RI VIII n. 2957)

Der 13. Abt war Johannes (1360-1366)

Große Erwerbungen machte das Kloster ab 1327 in Großwenkheim. Abt Johannes gab in nur  drei Jahren die für die damalige Zeit beachtliche Summe von 2400 Pfund Heller zum Erwerb von Gütern in Großwenkheim aus. Das entspricht

346.896,00 €. In seiner Regierungszeit war  Kloster Bildhausen dort praktisch Alleinherr geworden. Nur Kloster Theres hatte dort noch die Pfarrei.

Auf Abt Johannes folgte Abt Hermann III. er wurde am 18. Oktober 1366 zum 17. Abt gewählt. 1346 war er Pfarrer in Neustadt/Saale. Er erscheint nur 4 mal in Urkunden.

1370 kaufte Kloster Bildhausen von dem Würzburger Bischof Albrecht II. von Hohenlohe (1345-1372) den halben Wein-und Getreidezehnt, den Zoll und den halben Zehnten auf die Rothühner in Münnerstadt für 5000 Pfund Heller,

das entspricht 722.700 €.

Im September 1370 verpfändete Bischof Albrecht dem Kloster seinen Hof in Münnerstadt mit dem Recht zur Wiedereinlösung innerhalb von fünf Jahren für 200 Pfund Heller, das sind etwa 14.454,00 €.

Am 21. Juli 1377 kaufte das Kloster vom Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372-1400) das das Zentgrafenamt in Saal an der Saale für 240 Pfund Heller, das entspricht 17.345,00 €.

Das Hochstift Würzburg hatte von 1368 bis 1803 die Landesherrschaft in Saal inne.

Bischof Gebhard übertrug den kaiserlichen Schutz für das Kloster, der mittlerweile wirkungslos geworden war, an Konrad von Bibra.

Abt Hermann regierte bis 1379. Auf ihn folgte Abt Heinrich V., der bis 1384 regierte. Dann folgte Abt Theoderich, der nach Rost am 22.Dezember 1384 gewählt wurde. Er starb am 23. Januar 1394.

Außer dass die Herren von Henneberg für die 1366 verkauften Güter in Großwenkheim und Wargoldshausen nachträglich eine größere Kaufsumme zu erreichen suchten, was ihnen aber nicht gelang, ist laut Rost

in den Chroniken nichts vermerkt.

Am 22.September 1394 wurde Johann II. Wynker zum 20. Abt von Kloster Bildhausen gewählt. Vorher war er Prior in Bildhausen. Er erwirkte eine Reihe von Schutzurkunden für das Kloster.

Am 18. Oktober 1397 ließ Abt Johann von König Wenzel (1376-1400) den Schutzbrief bestätigen, den das Kloster 1359 von Kaiser Karl IV. erhalten hatte. Am 21. Mai 1398 bestätigte Papst Bonifaz IX.(1389-1404) die von Karl und Wenzel erteilten Privilegien.

(Rost S. 32)

Von König Ruprecht (1400-1410) erhielt das Kloster 4 Urkunden ausgestellt. Am 29. Februar 1404 bestätigte der König die Urkunde von Kaiser Karl, die Privilegien und Freiheiten des Klosters, nahm das Kloster mit dem genannten Besitz in seinen Schutz,

bestätigte seine Abgabenfreiheit, die niedere Gerichtsbarkeit und die geistliche Jurisdiction. (Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 3390)

Da sich Abt Johannes  über die Kosten der vielen Gerichtstage beim König beklagt hatte, gestattete dieser, dass das Kloster nur noch vier Rechtstage mit Schultheiss und Schöffen abhalten musste und zwar jeweils zu jeder Goldfasten,

das waren die Fastentage von Invocavit, Pfingsten, Kreuzerhöhung und Lucie. (Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 4507)

Am 27. Oktober 1408 befreite der König das “verarmte”Kloster “auf drei jahre von aller gastung, atzung, allen diensten oder andern beschwernissen”.(Pfalzgraf Ruprecht III. – [Regg. Pfalzgrafen 2] n. 5546)Ebenfalls am 27. Oktober trug der König

dem Würzburger Bischof Johann I. von Egloffstein (1400-1411)  auf, das Kloster zu schützen. (Urkunde 5547)

Neben der Absicherung des Klosters war Abt Johann aber auch bestrebt, den Klosterbesitz zu mehren. 1403 schenkte ein Heinrich Bedes dem Kloster in Münnerstadt sein Haus mit allem Zubehör. Bischof Johann freite dieses Haus 1405 und machte Friedrich Graf von Henneberg

(1403-1422) von allen Lehensbindungen frei.

1405 kaufte Abt Johann eine öde Hofstatt in Königshofen, die Bischof Johann 1405 beth-und steuerfrei machte.

In Neustadt an der Saale besaß Kloster Bildhausen den Weinzehnt, der aber immer wieder Anlass zu Irrungen gab. Deshalb ordnete Bischof Gerhard 1397 an, dass die Neustädter ohne Erlaubnis des Abtes von Bildhausen nicht mit der Weinlese beginnen durften. Wer dagegen verstieß. konnte exkommuniziert werden.

Bischof Gerhard von Schwarzburg (1372-1400)hatte von seinem Vorgänger eine Schuldenlast von 300.000 Gulden übernommen. Der Bischof fügte durch Eroberung der Stadt Würzburg und des Stiftes 1372/73, sowie viele Fehden und Verpfändungen noch 100.000 Gulden zu, lag also bei 400.000 Gulden,

was der stolzen Summe von 79.158.060,00 € entspricht. Papst Innozenz VII. (1404-1406) nannte am 18. Mai 1406 einen Gesamtschuldenbetrag von 2,5 Millionen Gulden für das Stift, das sind kaum glaubliche 1 Milliarde 484.216 630 € ! ( Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg 2,

Die Bischofsreihe von 1254-1455, Berlin,New York 1969 S.113 f.)Auf Grund der finanziellen Lage des Stiftes stand es ohnehin mit Kloster Bildhausen in ständigem Verkehr. Allein für Korn und Wein schuldete das Hochstift Kloster Bildhausen 520 Gulden in Gold (102.905,00 €),

wofür Bischof und Hochstift dem Kloster die Vogtei in Großwenkheim und Wargoldsheim mit allen Nutzungen, Zugehörungen und Freiheiten in Dorf und Flur mit dem Recht aus Wiedereinlösung überließen.

1416 gab es einen Streit mit Karl Truchsess Amtmann zu Wildberg wegen der Beth von Großwenkheim und Wargoldsheim. Diesen schlichtete Bischof Johann zusammen mit dem Ebracher Abt Heinrich III. Heppe (1404–1426). Kloster Bildhausen sollte dem Truchsess jährlich 45.–

Gulden, das entspricht 8.905,00 €, zahlen.

1420 kaufte das Kloster von Ott Voit von Salzburg dessen Freihof in Poppenlauer für 300 Gulden, das entspricht etwa 59.369,00 €.

Abt Johann II. verstarb am 26. September 1422.

Auf ihn folgte als 21 Abt Johann III. (1422-1449). Er stammte aus Hollstadt. Er wurde am 8. Oktober 1422 gewählt.

In seiner Regierungszeit ergab sich eine beträchtliche Veränderung. Das Kloster hatte mittlerweile so viel Grundbesitz erworben, dass es diesen nicht mehr selbst bebauen oder bebauen lassen konnte.

Da auch die Bevölkerung gewachsen war, war das Kloster gezwungen, Güter zu vererben. Die Übernehmer mussten eine jährliche Gült an das Kloster zahlen. Die Übernehmer vererbten dann den übernommenen Hof mit der jeweiligen Zahlungsverpflichtung  weiter.

Die Vererbungserlaubnis wurde meistens vom Bischof erteilt.

1429 musste Bildhausen das erste Mal das Subsidium Caritativum zahlen an das Hochstift Würzburg zahlen, das war eine Steuer, die der Klerus zahlen musste. Papst Gregor XI. (1370-1378) gestattete Bischof Gerhard 14. Juli 1373 ein solches Subsidium zu erheben (Wendehorst S.114),

wegen der desolaten Finanzlage des Hochstifts. Bischof Johann von Brunn (1411-1440) musste Kloster Bildhausen 1000 Gulden zahlen, das sind immerhin etwa 202.281,00 €.

1433 ließ sich Kloster Bildhausen von Kaiser Sigismund (1411-1437) der auf dem Basler Konzil weilte von dort aus seine Privilegien bestätigen. (Rost S. 37)

Abt Johann scheint ein guter Haushälter gewesen zu sein. In seiner Regierungszeit kaufte er insgesamt für 2.500 Gulden, also etwa 505.703,00 €, Liegenschaften. Die größte Erwerbung war von Kloster Theres der Theresische Hof in Großwenkheim sowie den Großen und Kleinen

Zehnten und alle Gerechtigkeiten von Kloster Theres in Großwenkheim.

Abt Johann III. starb am 2. August 1449.

Sein Nachfolger wurde Abt Johann IV. Römild (1449-1456). Er legte nach nur 5 Jahren Regierungszeit 1456 die Abtswürde nieder und starb am 5. Mai 1460.

Abt Johann arrondierte den Klosterbesitz vor allem durch zweckmäßigen Tausch.

Ein besonderes Ereignis fällt in seine Zeit. An Weihnachten 1449 fiel Graf Sigmund von Gleichen (+1494) in Kloster Bildhausen ein, brandschatzte es und beraubte es um 600 Gulden, das entspricht etwa 121.369,00 €.

Das Kloster erholte sich aber rasch wieder, denn schon 1522 konnte es vom Deutschen Orden Gefälle für 220 Gulden in Löhriet, heute Ortsteil Von Neustadt/Saale kaufen (Rost S. 39).

Nach seinem Rücktritt wurde Abt Johannes V.Herr (1456-1490) zum 23. Bildhausener Abt gewählt. Er stammte aus Neustadt an der Saale.

Abt Johann V. kaufte 1460 für 60 Gulden Güter in Großwenkheim. Auch er fuhr mit der Praxis der Vererbung fort.

Es wurden verschiedene Streitigkeiten gelöst.

Als 1459 die Äbtissin von Kloster Frauenroth zurücktrat, siegelte Abt Johann eine Urkunde über den Aktivstandes und führte die neue Äbtissin in ihr Amt ein.

1462 ließ der Abt ein Vogtgericht in Großwenkheim abhalten und verfügte, dass dieses drei mal jährlich im Thereser Hof in Großwenkheim abgehalten werden sollte.

Die Einwohner mussten den Abt als ihren rechten Vogtsherren anerkennen

Abt Johann V. verstarb am 25. Februar 1490 nach 34 Regierungsjahren.

Sein Nachfolger Johann VI. Heigler (1490-1497) wurde am 8. März 1490 unter Vorsitz des Ebracher Abtes Nikolaus II. Engel (1489–1495)gewählt.

In seiner Regierungszeit ist Rudolf II. von Scherenberg (1466-1495) Bischof in Würzburg. Unter ihm rückte das Hochstift wieder näher an Kloster Bildhausen. Er hatte von Graf Otto von Henneberg die Ämter Aschach

und Münnerstadt wieder an sich gebracht. Am 12. Januar 1492 ließ er die Einwohner von Münnerstadt  von Dompropst Kilian von Bibra ( 1483-1494), Domherr Albrecht von Vestenberg (1503-1505 Domherr)und seine Räten Tittelbach und Bartholomäus

von Herbstadt huldigen. Abt Johann hatte sich mit seinem Bursar Pater Bartholomäus (+1505)und mehreren Priestern auch nach Münnerstadt begeben und protestierte gegen diese Huldigung, da seine Bauern nur dem Abt die Huldigung schuldig seien. Diesem Protest schloss

sich auch der Komtur des Deutschen Ordens von der Kommende Münnerstadt Nikolaus Molitor (1461-1516)hinsichtlich der deutschherrlichen Untertanen an. Der Dompropst bestand auf der Huldigung.Graf Otto von Henneberg räumte dann aber ein, dass weder er

noch seine Vorfahren auf einer solchen Eidesleistung bestanden, da diese Orte dem Kloster bzw. der Deutschordenskommende gehörten.

Der Propst wollte die Sachlage nun überprüfen lassen. Dabei blieb es.

Die Berichte über nachlassende Ordenszucht wurden häufiger. 1495 visitierte der Abt von Morimond Jacques II. de Pontailler (1495–1503 ) Kloster Bildhausen.

Abt Johann VI. starb am 14. März 1497.

Der Ebracher Vaterabt Veit Vendt (1495–1503) hatte den Wahltermin auf den 24. März 1497 festgelegt. Gewählt wurde der bisherige Prior Lorenz Faust (1497-1511). Er stammte aus Mellrichstadt. Er wurde von Abt Veit installiert.

Nach Rost zeichnete sich Abt Laurentius vor allem durch seine Eifer für die Religion und für die Ordenszucht in den Filialklöstern aus (S.47)

Abt Laurentius führte das System der Vererbung weiter. In seiner Regierungszeit wurde nur ein Kauf getätigt. 1498 kaufte das Kloster von Truchsessin Cäcilia von Sternberg

Kloster Heiligenthal geriet schon im Laufe des 14. Jahrhunderts in Schwierigkeiten, wurde vom Würzburger  Fürstbischof Lorenz von Bibra (1495-1519) reformiert und 1500 in ein männliches Priorat umgewandelt.

1q579 säkularisierte es Bischof Julius von Echter (1573-161) zugunsten des Juliusspitals in Würzburg.

Abt Lorentz verstarb am 22. Oktober 1511.

Unter Vorsitz des Ebracher Abtes Johannes II. Leiterbach (1503–1531) und unter Assistenz seines Priors Johann Nibling (+1526) wurde am 2. November 1511 wurde Kilian Wohlfahrt zum 26. Abt von Bildhausen gewählt.

Er stammte aus Neustadt und war vor seiner Wahl Beichtvater im Kloster Frauenroth.

Auch er setzte das System der Vererbungen fort.

1514 kaufte Abt Kilian ein en Steinbruch in Kleinwenkheim für 7 Gulden.

Sein wichtigstes Verdienst ist ein 1517 nach Orten ausgeschiedenes Verzeichnis aller Urkunden, das zugleich auf das Kopialbuch verwies.

Abt Kilian starb am 10. Februar 1519.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes VII. Störcher. (1519-1520)

Er stammte aus Weichtungen. Er wurde am26. Februar 1519 zum Abt gewählt. Vor seiner Wahl war er Prior. Er starb aber schon knapp 1 1/2 Jahre nach seiner Wahl am 30. September 1520.

Am 17. Oktober 1520 wurde Valentin I. Maiersbach zum28. Abt von Bildhausen gewählt. Er stammte aus Mellrichstadt. Seine Regierungszeit war von zwei schwerwiegenden Ereignissen geprägt.

Da war einmal die Reformation, die am 31.Oktober mit dem Thesenanschlag von Martin Luther an die Schlosskirche ihren Anfang genommen hatte und die letztendlich auch zur Absetzung von Abt Valentin

geführt hatte. Das andere war der Bauernaufstand im Frühjahr 1525, der Kloster Bildhausen praktisch doppelt getroffen hatte.

Schon 1460 zeigten sich Bauernunruhen 1460 in der Bundschuhbewegung. Das war eine Vielzahl von Aufständen gegen Unterdrückung und Leibeigenschaft. Im Elsass war es vor allem in Schlettstadt. Im Fürstbistum Speyer führte Joss Fritz (um1470 – +1525) aus Untergrombach an.

Nachdem er in Untergrombach verraten worden war und der Bundschuh auch auf eine Befehl von  Kaiser Maximilian verfolgt wurde, verlagerte er seine Aktivitäten nach Lehen im Breisgau und an den Oberrhein.

Im Fürstbischof Würzburg sorgte der Pfeifer Hans Böhm in Niklashausen mit seinen  Predigten 1476 für großes Aufsehen. Bis zu 40.000 Bauern kamen zu seinen Predigten. Bischof  Rudolf von Scherenberg ließ ihn verhaften und am 19. Juli 1476 wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrennen.

1524 begannen die Aufstände im Wutachtal bei Stühlingen.

Im März 1525 versammelten sich die oberschwäbischen Bauern in Memmingen und veröffentlichten dort die 12 Artikel, die als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa in die Geschichte eingingen.

In Franken versammelten sich an Palmsonntag, das war der. April 1525 versammelten sich Bauern aus Burglauer in einer Schenke in Münnerstadt. Hier entstand der Bildhausener Haufen, nach dem Taubertaler und dem Lichten oder Odenwälder Haufen der dritte große

fränkische Bauern Haufen. Hans Schnabel, ein Schreiner oder Leineweber aus Münnerstadt und Hans Scharr, ein Bauer aus Burglauer waren die “Hauptleut” des Haufens. Den Schriftverkehr erledigte Michael Schrimpf,Pfarrer in Wermerichshausen.

Der Bildhausener Haufen war straff durchorganisiert.Den Hauptleuten war ein Bauernrat zur Seite gestellt, ohne den sie nichts entscheiden konnten. Sie waren verpflichtet, alle Vorhaben mit dem Bauernrat zu besprechen. Der Haufen hatte auch sogenannte Schultheissen, die als Richter im

Bauernhaufen fungierten. Ihnen standen weiter Feldrichter zur Seite. Schultheiss war Heinrich Krumbfuß, ein Goldschmid aus Römhild.

Bei dieser Versammlung wurde wohl auch beflügelt durch reichlichen Weingenuss beschlossen, Kloster Bildhausen zu überfallen. Die Klöster mit ihren Zehntscheuern,ihren Fischteichen, ihren Weinkellern waren natürlich Angriffsziel der Bauernhaufen. Zum einen ließen sich dort die

großen Mengen der Aufständischen am besten ernähren. Zum andern waren sie wegen der auferlegten Frondienste und wegen des Zehntens, der in den Klöstern abgeliefert werden mussten als immer drückender empfunden worden.

Auf Bitten von Abt Valentin legte Amtmann Hans von Wildberg 150 Mann in das Kloster, um es zu schützen. Am Mittwoch nach Palmsonntag erschien 300 Leute vor dem Klostertor. Die Knechte des Amtmanns öffneten das Tor und ließen den Haufen ein und liefen zu den aufständischen Bauern über.

Abt Valentin und die meisten Mitglieder seines Konvents waren geflüchtet. Abt Valentin hatte sich nach Königshofen begeben, wo das Kloster einen Hof besaß.

Das Kloster wurde geplündert. Die Öfen wurden mit Gült-und Zinsbriefen geheizt.Wege und Stege wurden befestigt. Die Bauern nahmen die Verwaltung des Kloster in ihre eigenen Hände.

Der Bauernhaufen hatte großen Zulauf und zählte schließlich über 7000 Mann.

Der Würzburger Fürstbischof Konrad II. von Thüngen (1519-1540) hatte für den 1. Mai einen Landtag ausgeschrieben. Um sich dafür zu besprechen trafen sich Abgeordnete der Städte und Dörfer am 22. April 1525 in Neustadt. Der Bildhausener Haufen hatte seinen Kanzler Michael Schrimpf

abgeordnet.Man beschloss, den Landtag abzuwarten und bis dahin nichts zu unternehmen. Ein geschickter Schachzug des Bischofs,denn er verschaffte ihm eine Atempause. Die Zeit arbeitete für die Obrigkeit. Aus dem Süden näherte sich das Heer des Schwäbischen Bundes mit einigen Tausend

Landsknechten unter Waffen unter Führung ihres Hauptmannes Georg von Waldburg-Zeil (1488-1531), der “Bauernjörg”. Aus dem Westen näherte sich der Landgraf von Hessen  Philipp I. von Hessen (1518-1567) mit seinem Heer und aus dem Norden

Kurfürst Johann von Sachsen (1525-1532).

Der versprochene Landtag am 2. Mai blieb ohne Ergebnis. Der Würzburger Bischof war nach Heidelberg geflüchtet. Auch nach einer Tagung in Neustadt gingen Vertreter der Städte und der Bauern ergebnislos auseinander.

Einige Adlige sahen sich gezwungen, sich den Bauern anzuschließen wie z.B. Götz von Berlichingen (um 1480-1562) oder Graf Wilhelm von Henneberg (1478-1559). Dieser geriet zwischen zwei Bauernhaufen den Werra-Haufen und den Bildhäuser Haufen. Bei dem Werrahaufen

schwor er am 3. Mai 1525 auf die Zwölf Artikel, was ihm den Vorwurf des Verrats einbrachte,da er dem Würzburger Fürstbischof nicht helfen konnte, obwohl er dazu vertragsgemäß verpflichtet war. Graf Wilhelm machte das Angebot zu schwören

auch dem Bildhauser Haufen. Dieser blieb aber misstrauisch und lehnte das Angebot erst einmal ab.

Die Lage der Bauernhaufen verschlechterte sich. Die Vorräte der Klöster und Klosterhöfe waren aufgebraucht.

Am 10. Mai 1525 räumte der Bildhausener Haufen sein Lager in Bildhausen und zog in Richtung Schweinfurt.Die Aufständischen wollten weiter nach Würzburg um gemeinsam mit den anderen Bauernhaufen die Festung Marienberg in Würzburg einzunehmen.

Von Münnerstadt aus zog der Haufen nach Mellrichstadt, weil er von dort dringend zur Hilfe gerufen wurde. Dort lagerte man am 14. Mai in Erwartung der Truppen des Landgrafen von Hessen.Als dieser sich nach Thüringen wendete, meinten die Bauer, er würde vor ihnen fliehen.

Der Landgraf wollte aber nach Mühlhausen in Thüringen ziehen, wo Thomas Münzer predigte. Am 15. Mai 1525 fand dort in der Nähe die Schlacht von Frankenhausen statt, bei der die Thüringer Bauern vernichtend geschlagen wurden. Thomas Münzer geriet in Gefangenschaft und wurde am 27. Mai 1525 in Mühlhausen enthauptet.

Der Bildhausener Haufen hatte sich wegen seiner Fehleinschätzung geteilt. Ein Teil blieb in Mellrichstadt, die anderen zogen unter Führung ihrer Hauptleute Schnabel und Scharr in Richtung Würzburg weiter. Zwischenstation war Schweinfurt. Dort lagerten sie auch die geraubten Kleinodien des Kloster

Bildhausen ein.Das waren Kelche, Monstranzen, Kreuz, Stab und anderes. Der Haufen zog aber nicht nach Würzburg weiter sondern schwenkte Richtung Bamberg. Das wurde bisher als zielloses Marodieren interpretiert. Aber das Land um Würzburg war verwüstet und alles Essbare verzehrt.

Aber 7000 Mann unter Waffen mussten ernährt werden, wollten Beute machen. Der Schwenk machte also durchaus Sinn. Am 27. Mai vereinte sich der Bildhausener Haufen wieder vor Mellrichstadt.

Die Lage der Bauern wird zusehends schwieriger. Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen (1468-1532) und Graf Wilhelm von Henneberg erschienen am 3. Juni 1525 gut gerüstet vor Meiningen. sie bezogen zwei strategisch wichtige Punkte der Stadt.

Der Bildhausener Haufen war mit 3000 Mann ausgerückt um der Stadt Meiningen zu helfen, wurde aber geschlagen. Hans Schnabel und seine Männer werden gefangen genommen.

Am 20. Juni 1525 brach der Würzburger Bischof Konrad, der in Würzburg wieder die Oberhand gewonnen hatte und dort den Aufstand niedergeschlagen hatte, zu einem Zug durch das Hochstift auf, um die Unterwerfung der Städte und Ämter entgegenzunehmen und Gericht zu halten.

Dieses fiel sehr blutig aus. Schon vorher hatte er die Amtmänner aufgefordert, ihm Namen und Vermögensverhältnisse der am Aufstand Beteiligten zu nennen. In jeder Stadt fanden Hinrichtungen statt. Hans Schnabel und Hans Schnarr wurden am 3. Juli 1525 in Mellrichstadt hingerichtet.

In Meiningen ließ der Bischof 14 Männer, in Neustadt 15 und in Münnerstadt 12 Männer hinrichten. Insgesamt ließ er auf diesem Zug 211 Aufständische hinrichten (Wendehorst s.u. S.85).Vom Papst ließ er sich Ende 1527 eine Absolutionsvollmacht für alle am Aufstand Beteiligten geben, aber auch für sich wegen der Umstände bei der Niederwerfung des Aufstandes, damit “sein gewissen zu ruhe und frieden wiederumb bracht werde” (Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg 3: Die Bischofsreihe von 1455-1617 Germania Sacra NF 13, Berlin/New York 1978, S. 86)

Papst Clemens VII. (1523-1534) beglückwünschte ihn schon 1525 zur Niederwerfung des Aufstandes. Seine Zeitgenossen verurteilten das harsche Vorgehen des Bischofs einhellig.

Der Bauernkrieg war eine Folge der allgemeinen Krise der Zeit und einer tiefgreifenden Veränderung der spätmittelalterlichen Gesellschaft gewesen, was sich schon vorher in der Reformation gezeigt hatte. Zwar hatte sich Luther eindeutig vom Bauernkrieg distanziert. Aber die

Standpunkte der Reformation waren doch eine wesentliche Rechtfertigung für den Bauernaufstand.

Die Reformation war die größte und wesentlich folgenschwerere Herausförderung für die katholische Kirche und die Klöster. Der Ebracher Prior Johannes Nibling (um 1463-1526) hatte beobachtet, dass die Reformation zuerst in den Städten im Nordosten des Bistums Eingang fand,

dann aber sehr rasch auch in der Ritterschaft in den weltlichen Territorien, dann aber auch in Würzburg und den Hochstiftsstädten. Im Kloster Bildhausen gab es 1524/25 nur 4 Mönche, die jünger als 40 Jahre waren. Von 15 jungen Mönchen, die zwischen 1520 und 1524 geweiht worden waren, verließen 11

das Kloster, erfasst von der neuen Lehre (Zahlen nach Das Grabfeld Nr. 19 S. 11). Der Mönch Johann Ruck verließ 1522 Kloster Bildhausen und ging nach Wittenberg, wo Martin Luther lehrte. Unterstützt wurde er von Moritz Marschalk von Osthausen. Mit ihm  trat schon 1522 eines der ersten Adelsgeschlechter der Reformation bei. Über Johann Ruck bezog er die neuesten Bücher aus Wittenberg. In der Kirche St.Georg von Waltershausen wurde ab 1523 evangelisch gepredigt.

Bischof Konrad hatte sich von Anfang an entschieden gegen die Reformation gestellt. Eine Folge des Bauernkrieges war aber auch eine Bulle von Papst Clemens VII. Der Würzburger Bischof hatte dem Papst geschildert, dass viele Klöster in seinem Bistum durch den Krieg verwüstet, abgebrannt und ausgeraubt seien und Mönche und Nonnen vertrieben seien und in weltlichen Kleidern umherirrten. Er unterstellte darauf hin alle Klöster für fünf Jahre sowohl in spiritualibus auch als temporalibus dem Würzburger Bischof, auch die Prämonstratenser-und Zisterzienserklöster, die ja

exemt waren mit der Befugnis, diese an Haupt und Gliedern zu reformieren. Schon 1527 ließ er Kloster Bildhausen durch den Dekan des Stiftes Neumünster in Würzburg Matthias Main (1516-1548) und durch den Domherren und Erzdiakon Michael von Seinsheim visitieren.

Die beiden fanden, dass Abt Valentin seinen Pflichten zu wenig nach gekommen sei´. Daraufhin setzte Bischof Konrad Abt Valentin ab. Der abgesetzte Abt lebte noch 18 Jahre, überlebte drei Äbte und starb am 21. April 1546.

Die Oberaufsicht des Ebracher Abtes Johannes II.Leiterbach (1503-1531 – auch von Bischof Konrad abgesetzt)wurde dadurch gewahrt, dass dieser den bisherigen Kämmerer von Kloster Bildhausen als Amtsverweser einsetzte und einen Termin zur Wahl eines neuen Abtes

festlegte. Diese fand am 10. März 1528 statt.

Abt Johannes II. aus Ebrach leitete die Wahl unter Assistenz des bischöflichen Kommissars, dem Dekan des Stiftes Neumünster Matthias Main. Der bisherige Abtsverweser Bartholomäus Streit wurde zum 29. Abt von Bildhausen mit Stimmenmehrheit gewählt. 15 Konventuale nahmen an der Wahl teil.

Er stammte aus Oberstreu. Er wurde vom Würzburger Weihbischof Paul Huth (+1532) unter Assistenz des Ebracher Vaterabtes und des Abtes von Kloster Aura Georg (+1549) benediziert.

Abt Bartolomäus war sehr pflichtbewusst. Kurz nach seiner Abtsweihe visitierte er persönlichalle Bildhausen untergebenen Frauenklöster. 1531 erbat er vom Würzburger Bischof Weltgeistliche, um diese als Kapläne und Beichtväter in den Frauenklöstern einzusetzen.

Das Kloster hatte für diese Aufgabe nicht mehr genügend taugliche Religiose.

Am 2. Oktober 1529 installierte er die neugewählte Äbtissin Gertraude von Garz in Kloster Wechterswinkel.

Im Herrschaftsbereich des Klosters achtete er auf die Einhaltung der Gerechtsamen und Einkünfte. Er suchte solche, die während des Bauernkrieges oder schon vorher dem Kloster abhanden gekommen waren, wieder in Klosterbesitz zu bekommen.

Er verkaufte ein Viertel des Zehnten in Neustadt und in den vier Ortschaften Brend, Mühlbach, Salz und Herschfeld  für 1000 Gulden an das Hochstift Würzburg, das sind etwa 196.374,00 €. Zum einen erhielt das Kloster durch diesen neuen Zehntpartner

kräftigen Schutz. Zum andern konnte das Kloster wegen der Verluste im Bauern krieg Barmittel auch gut gebrauchen.

Abt Bartolomäus verstarb am 6. September 1540.

Der Ebracher Vaterabt Johannes III. Wolf(1531-1540) legte den Wahltermin auf den 22. September 1540 fest.Die Wahl leitete dann mit spezieller Vollmacht der Langheimer Abt Konrad I. Haas (1538-1556). Da Abt Johannes erkrankt war.  Er starb dann auch 25. September 1540.

11 Konventuale wählten dann Philipp Hofstatter zum neuen Abt.(1540-1545). Er stammte aus Karbach, war zunächst Backmeister und später Prior in Bildhausen. Am 8. Dezember 1541 wurde er zusammen mit dem neu gewählten Ebracher Abt Konrad II. Hartmann (1540-1551)

vom Würzburger Weihbischof  Augustin Maier (1536-1543) benediziert.

1541 fand in Schweinfurt eine Zusammenkunft aller Äbte statt. Durch die Reformation hatte sich die Situation aller Klöster drastisch geändert. So war zum Beispiel im Kloster Mariaburghausen nach dem Tod der Äbtissin nur noch eine Nonne im Kloster. Bischof Konrad von Würzburg empfahl dem Abt, diese Ursula von Rosenbach zur Äbtissin zu ernennen und ihr die Verwaltung der Klostergüter zu übertragen. Die Urkunden des Kloster sollten getrennt aufbewahrt werden.

Abt Philipp verstarb am 9. Juni 1545

Sein Nachfolger  Abt Johannes VIII. Greve wurde am 24. Juni 1545 unter Vorsitz des Abtes  Konrad II.Hartmann (1540-1551) von 12 Konventualen  gewählt. Er starb aber schon nach fünfmonatiger Regierung noch bevor er infuliert wurde.

Auch die nächste Wahl fand unter Vorsitz von Abt Konrad aus Ebrach statt. Gewählt wurde Abt Johannes IX. Herbert als 31. Abt. Er stammte aus Neustadt.Er wurde am 6. Januar 1546 von dem Würzburger Weihbischof Georg Flach (1544-1564) benediziert.

1548 nahm er an der Synode teil, die der Würzburger  Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt (1544-1458) nach Würzburg einberufen ließ.

In die Regierungszeit von  Abt Johannes fallen die beiden Markgrafenkriege, die das Kloster schwer schädigten und fast zu seiner Auflösung geführt hätten.

Fürstbischof Melchior Zobel wies den Bildhausener Abt daraufhin, dass Krieg ausbrechen würde und er empfahl ihm, alle Privilegien, Freiheitsbriefe und andere Dokumente in Sicherheit zu bringen und bot an, diese in Würzburg zu

verwahren. Abt Johannes nahm dieses Angebot an und ließ die Dokumente nach Würzburg bringen.

Im Ersten Markgrafenkrieg hatte Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach (1541-1554) Krieg gegen seine Nachbarn, vor allem die Reichsstadt Nürnberg geführt. Er wollte seinen Einfluss in Franken ausweiten und Ansprüche gegenüber Nürnberg geltend machen.

Das Kloster verlor ein bedeutendes Vermögen. Vieh Getreide und Wein wurden geraubt. Die Kirche und alle Klostergebäude wurden geplündert, das Grabmal und das Bild des Stifters wurden zerstört. Abt und Konventuale konnten sich nicht mehr im Kloster halten.

Sie begaben sich nach teils nach Königshofen und Römhilt, teils nach Neustadt und Mellrichstadt. Der Abt flüchtete mit 300 Gulden, das sind etwa 59.602,00 € nach Schweinfurt. Er wurde aber von hessischen Reitern gefangen genommen, nachdem er schon unterwegs beraubt worden war.

1547 bezogen kaiserliche Truppen ein Lager bei Nürnberg. Das Kloster musste drei Wagen mit Brot und Hafer ins Lager liefern, ohne deshalb von Einquartierungen frei zu sein. Der Reiter-Kapitän Georg von Riedesel rückte mit 100 Reitern ins Kloster ein und blieb dort 3 Tage.

Im zweiten Markgrafenkrieg 1552- 1554 eroberte Albrecht Alcibiades 1553 Schweinfurt. Dabei brannte der Bildhausener Hof in Schweinfurt ab und als Bischof Melchior Schweinfurt belagerte, musste das Kloster Getreide ins Lager nach Königshofen liefern.

Die kriegerischen Ereignisse hatten auch zur Folge, dass die Klosterdisziplin nachgelassen hatte. Konventuale hatten ihren Habit abgelegt und irrten herum, da ihnen das Kloster ja keine Zuflucht mehr sicherte. Einige Konventuale hatten ein Eheverhältnis eingegangen, so zum Beispiel

Pater Franz Fischer, Provisor und Frühmesser in Rothausen. Er wurde von Abt Johannes schriftlich aufgefordert, seine inzwischen geschlossene Ehe wieder aufzulösen, was er umgehend tat.

Als die Zeiten wieder etwas ruhiger geworden waren, rief Abt Johannes 1555 seine verstreuten Konventualen wieder ins Kloster Bildhausen zurück.

Er ließ die zerstörten Klosterbauten wieder herrichten und die Kirche und das Stiftergrabmal restaurieren.

Unter seiner Leitung fand im Kloster Frauenroth die Wahl von Äbtissin Amalia von Rumrod 1550 als Nachfolgerin der verstorbenen Äbtissin Ursula statt. Er investierte sie mit Schlüssel und Stab.

Im April 1558 wurde Fürstbischof Melchior am Fuße des Marienberges in Würzburg ermordet.

Abt Johannes nahm an der Beerdigung teil. Er selbst starb am 2. Januar 1560.

Zu seinem Nachfolger wurde am am 23. Januar 1560 Abt Valentin II. Reinhard aus Mellrichstadt (1560-1574)von nur 9 Wählern  als 33. Abt gewählt. Er wurde am 28.04. 1560 vom Würzburger Weihbischof Georg Flach unter Assistenz des Ebracher Abtes Johannes IV.(1551-1562) und Abt Leonhard(1560-1564)

von Kloster Aura benediziert. Nur 3 Tage nach seiner Weihe nahm er an der Diözesansynode in Würzburg teil.

Wie sein Vorgänger war er mit der Wiederherstellung der Klostergebäude beschäftigt. 1561 ließ er das Stiftergrabmal restaurieren und 1567 die Orgel wieder herstellen.

Zweimal musste er außerordentliche Abgaben von jeweils 600 Gulden zahlen, das sind jedes Mal 119.862,00 €. Für das schwer geschädigte Kloster war das eine enorme Summe. Das eine betraf einen Beitrag, den das Kloster zur Errichtung des Jesuitenkollegs in Würzburg zu leisten hatte.

Als die fürstbischöfliche Residenz 1572 auf dem Marienberg abgebrannt war, wurde das Kloster ebenfalls mit 600 Gulden zur Kasse gebeten.

Er war 1563 bei der Wahl des Ebracher Abtes Leonhard Rosen (1563-1591) dabei und präsentierte diesen dem Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg (1558-1573)

Auch bei der Wahl des Langheimers Abtes Magnus Hofmann (1572–1582) war er anwesend. Im Jahr darauf visitierte der Generalabt von Citeaux Nicolas I. Boucherat (1571–1583) die fränkischen Zisterzienserklöster.

In der Regierungszeit von Abt Valentin wurden zwei Konvente der fränkischen Äbte abgehalten, nämlich 1563 und 1565.

Der Würzburger Bischof versuchte zweimal in die klösterlichen Rechte einzugreifen. 1563 wollte er dem Kloster einen Gegenschreiber, das war ein Beamter der Finanzverwaltung, namens Adam Bart aufzudrängen. Damit sollte das Kloster in weltlichen Dingen kontrolliert werden.

Unter Mitwirkung des Ebracher Abtes Leonhard, wurde dies dann zurückgenommen. 1563 musste das Kloster dem Fürstbischof eine Anleihe von 1000 Gulden geben, das sind etwa 199.770,00 €. Davon sah das Kloster natürlich nichts mehr.

Rost interpretiert das so, dass sich das Kloster mit diesem Betrag praktisch frei gekauft. hatte (S.69)

Er sah sich im Einklang mit den Bestimmungen des Konzils von Trient (1545-1563) über das Recht der bischöflichen Visitation und griff in die Rechte auch exemter Klöster ein.

1565 ließ der Kloster Bildhausen durch die geistlichen Räte Anton Aestig und Georg Fischer, beide Chorherren am Stift Neumünster visitieren. Abt Leonhard von Kloster Ebrach protestierte sofort dagegen. Als der Protest ohne Erfolg blieb, wandte er sich an alle fränkischen Zisterzienseräbte.

Mit Zustimmung des Generalabtes von Citeaux wandten sich die Äbte zusammen an das Konzil von Trient. Mit einem päpstlichen Entschluss vom 5. Januar 1579 wurde Bischof Friedrich dieses untersagt (Rost S. 69)

Das Kloster litt auch unter den Grumbachschen Händel. Das war eine lehensrechtliche Auseinandersetzung zwischen den Fürstbischöfen und Wilhelm von Grumbach, der als Geheimer Rat in den Diensten Fürstbischof Konrad von Bibra (1540-1544)gestanden war.

In den Mord an Fürstbischof Melchior Zobels von Giebelstadt war Wilhelm von Grumbach auch verwickelt. Während den Händeln musste sich Abt Valentin 1563 nach Mellrichstadt, der Konvent nach Neustadt flüchten.

Das Kloster hatte wohl auch Schwierigkeiten, Pfarrstellen angemessen zu besetzen, da es immer mehr Mangel an gebildeten Konventualen hatte. So mussten Pfarrerstellen oft mit völlig ungeeigneten  Männern besetzt werden, was zum Beispiel in Neustadt zu geradezu skandalösen Zuständen führte.

Schließlich empfahl er den Karmeliter Provinzial Pater Leonhard Gramar als Prediger nach Neustadt. Das Kloster musste dafür jährlich 200 Gulden, das sind etwa 39.954,00 €, aufbringen.

Abt Valentin II. starb am 5. Juli 1574. Ihm wurde eine Neigung zum Luthertum nach gesagt. Dafür spricht, dass er in seiner Regierungszeit zweimal nach Würzburg zitiert. 1566 rief ihn der Fürstbischof nach Würzburg. in dieser Zeit bewachten 2 adelige Hofbeamte und 7 Berittene das Kloster.

1571 musste er wieder nach Würzburg gebracht und dort eingesperrt. Er kam nur auf Fürbitten einiger Domherren, unter ihnen der spätere Fürstbischof Julius von Echter und nach Ausstellung entehrender Reversbriefe wieder frei.

Der Wahltag war von Abt Leonhard auf den 27. Juli 1574 festgelegt. Er leitete die Wahl unter Assistenz des Langheimer Abtes Magnus Hofmann (1572–1582). Gewählt wurde von 10 Konventualen Abt Valentin III. Steinmüller aus Mellrichstadt. Vor seiner Wahl war er Prior.

Die Wahl hatte nur nach heftigen Protesten von Abt Leonhard stattgefunden. Denn der Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der inzwischen auf Friedrich von Wirsberg gefolgt war,  hatte mit den Domherren Wilhelm von Milchling und von 1577-1591 Propst von St. Burkhard in Würzburg und Sebastian Faber, Dekan des Stiftes Haug in Würzburg zusammen mit dem Notar Rochus (Rost S. 76) Die Mönche befürchteten aber, Bischof Echter könnte sogar einen Administrator einsetzen und so das Kloster in die Hand des Bischofs kommen. Man einigte sich schließlich auf den Kompromiss, dass die Kommissare zwar bei der Wahl anwesend waren, sicher aber nicht einmischten und  auch keine Stimme abgaben. Abt Leonhard reiste am 30. Juli 1574 mit dem neugewählten Abt nach Würzburg, um diesen Bischof Julius vorzustellen. Dabei wiederholte er seinen Protest.

Der Bischof ging aber noch einen Schritt weiter und legte Abt Valentin eines Eidesformel vor, die nach Ansicht des Ebracher Abtes weit über das hinausging, was die Vorschriften und Definitionen zuließen. Der Bischof verwies aber auf die Bestimmungen des Konzils von Trient und leitete daraus seín Recht ab. Außerdem erklärte er, dass mehrere Mönche in Bildhausen Lutheraner seien, andere Beischläferinnen hätten und andere andere Gebrechen und außerdem sei die Klosterzucht völlig verfallen.

Endlich wurde Abt Valentin am 21.September 1574 vom Würzburger Weihbischof Anton Resch (1567-1583) unter Assistenz der Äbte von Langheim Magnus Hofmann (1572–1582) Michael II. Bernhart (1560–1581 ) vom Würzburger Kloster St. Stephan geweiht.

Schon im ersten Amtsjahr ergaben sich Schwierigkeiten. 1366 hatte das Kloster die Höfe von Großwenkheim und Wargoldshausen für 2.500 Pfund Heller,  das entspricht etwa 166.988,00 €, wiederkäuflich von den Grafen von Henneberg gekauft. Diese hatten aber

das Recht des ewigen Wiederkaufes an den Bischof und das Hochstift von Würzburg verkauft.  1574 machte Bischof Julius von diesem Wiederkaufsrecht Gebrauch und sandte den Amtmann von Königshofen Georg von  Masbach mit 2000 Dukaten , das sind etwa 395.790,00 €,

nach Bildhausen um diese Güter wieder einzulösen. Dem Abt schien das zu wenig und er nahm das Geld nur unter Protest an. –daraufhin ließ Bischof Julius das Geld wieder abholen. 1575 einigte man sich schließlich auf folgende Lösung. Das Kloster versprach 6.000 Dukaten zu zahlen,

etwa 1.187.371,00 €. Dafür verzichtete Bischof auf das Wiederverkaufsrecht, behielt sich lediglich vor, dass das Hochstift vom Kloster das Vorkaufsrecht erhalten sollte, falls sich das Kloster einmal zu einem Verkauf entschließen sollte.

Bischof Julius versuchte wie in vielen Klöstern die Hoheitsrechte des Stiftes auszuweiten.

Die Zustände in der Pfarrei Neustadt hatten sich nicht gebessert. Auch die wirtschaftliche Lage des Klosters verschlechterte sich beständig. Daraufhin schickte er im Einvernehmen mit Abt Leonhard eine Kommission nach Kloster Bildhausen. Aus Kloster Ebrach war der Prior

dabei. Es erfolgte eine Zurechtweisung, die Abt Valentin aber nicht beachtete. 1581 wurde nochmals eine Kommission nach Bildhausen geschickt, die das Archiv und die Rechnungen überprüfte. Daraufhin wurde Abt Valentin abgesetzt. Er flüchtete und starb nach Rost (S. 81) “in größtem Elende”.

Am 20. November 1581 wurde sein Nachfolger Abt Michael Christ aus Mellrichstadt von 12 Konventualen einstimmig gewählt. Vor seiner Wahl war er von 1574-1581 Prior in Bildhausen. Abt Leonhard von Ebrach leitete die Wahl, bei der wieder bischöfliche Kommissare anwesend waren.

Abt Michael wurde am 28. Januar 1582 als 35. Abt von Bildhausen unter Assistenz der Äbte Leonhard aus Ebrach und Magnus aus Langheim benediziert. Er war einer der besten Äbte, die Bildhausen hatte, wie Otto Schnell in “Personalstand der Abtei Bildhausen während der Zeit ihres Bestandes,

Würzburg  1887 S.150 feststellt. Rost nennt ihn sogar “zweiten Stifter des Klosters”. S.82.

Bei seinem Regierungsantritt war Bildhausen verarmt und verschuldet. Viele Gefälle und Güter waren versetzt oder verpfändet. Die Gebäude waren verfallen und zum Teil öde. Er stellte alles wieder her, meist  in besserem Zustand. Er baute neue Gebäude.Güter und Gefälle

löste er wieder ein. In der Kirche ließ er neue Statuen aufstelle, die Gemälde, die unter Feuchtigkeit gelitten hatten ließ er restaurieren. Er ließ die Orgel reparieren. 1616 ließ er die Konventsmessglocke gießen und die große Kapitelsglocke mit einer Inschrift versehen.

1592 kaufte er die freie Fischerei an der Brend für 200 Dukaten, das sind etwa 39.579,00 €.  1598 kaufte Abt Michael von Christoph von Burdian die sogenannte Burdiansmühle in Altshausen, einem Stadtteil von Münnerstadt für 2.700 Dukaten, das sind etwa 534.317,00 €.

Schon vier Jahre vorher hatte er von Wolfgang von Erlach, Amtmann in Neustadt und Münnerstadt, das Gut Allershausen für 4000 Dukaten gekauft, das sind etwa 791.581,00 €. Das Gut bestand aus zwei Hofstätten Wiesen, Weinbergen, Krautfeldern und einem Baumgarten.

Die Kaufsumme wurde 1596 bar entrichtet. Insgesamt hatte Abt Michael für 11.437 Dukaten, das sind etwa 2.263.327,00 €.  Abt Michael löste auch das oben berichtete Wiederkaufsrecht für die Höfe in Großwenkheim und Wargoldshausen ein.

Er ließ die Pfarrhöfe in Heustreu, Salz, Brendlorenzen, Neustadt und Steinach neu erbauen. Zum Pfarrhausbau in Königshofen steuerte er bei. Trotz der Akquisitionen und vielen Neubauten konnte Abt Michael zu anderen Unternehmungen seinen Beitrag leisten.

so gab er 1582 zur Gründung der Universität Würzburg, bei der ein geistliches Seminar errichtet wurde, einen Beitrag von 3000 Dukaten, das sind etwa 593.685,00 €. Für die abgebrannte Residenz gab er 600 Dukaten, das sind etwa 118.737,00 €.

1591 wohnte Abt Michael der Einweihung der Universität Würzburg bei. An der Einweihung des Schlosses Marienberg 1605 nahm er ebenfalls teil.

Abt Michael starb am 19. Februar 1618. in seiner Regierungszeit stieg auch die Zahl der Konventualen wieder an und zwar von 12 auf 20. Obwohl er viel gebaut hatte und dafür zwischen 8.0000 und 10.000 Gulden, also  1.583.161,00 €. und etwa 1.978.952,00 €. , Güter und Gerechtsame ausgelöst hatte,

hinterließ er bei seinem Tode noch eine bedeutsame Summe an Bargeld. (Rost S. 95)

Zu seinem Nachfolger wurde am 2. März 1618 einstimmig Georg Kihn (1618-1639)aus Würzburg zum 36. Abt gewählt. Vor seiner Wahl war er Prior in Bildhausen. Wahlberechtigt waren 20 Konventualen. Die Wahl fand unter Vorsitz des Ebracher Abtes Kaspar Brack (1615-1618) statt.

Dieser stellte ihn gleich nach seiner Wahl dem Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried I. von Aschhausen vor. Er wurde aber erst nach Abschluss des Landtage, den Fürstbischof Johann Gottfried auf den 09.08.1618 in Würzburg einberufen hatte vom Würzburger Weibischof

Eucharius Sang (1597-1620) unter Assistenz der Äbte von Ebrach und  Abt Peter (1608-1620) von Kloster Langheim benediziert und infuliert.Abt Georgs Regierungszeit fiel in den Dreißigjährigen Krieg, der im Mai 1618 mit dem Prager Fenstersturz begonnen hatte.

Seine erste Amtshandlung war Wolf Adam von Steinau genannt Steinrück (1572-1652) am 19. Juni 1618 mit dem Klosterhof in Stralungen zu belehnen.

Bei seiner Rückkehr von Bischofsheim am Rhein übernachtete Fürstbischof Johann Gottfried mit großem Gefolge im Kloster Bildhausen.

Mit Kloster Theres hatte Bildhausen lange Jahre wegen des Pfarrhausbaues in Großwenkheim im Streit gelegen. Am 14. Juli 1622 verglichen sich die beiden Klöster im Beisein des Bildhausener Abtes und Abt Thomas II. Höhn(1619-1637).

Im selben Jahr kam Weihbischof Jodokus Wagenhauer (1620-1635) nach Bildhausen, weihte die entweiht gewesen Kirche in Großeibstadt neu ein. Auf dem Rückweg weihte er in der Klosterkirche den neu erstellten Marmoraltar, den die Schweden zehn Jahre später entweihten.

Am 29. Dezember 1622 verstarb Fürstbischof Johann Gottfried auf dem Regensburger Fürstentag. Abt Georg nahm am Leichenbegängnis teil, das am 20. Januar 1623 stattfand.

Vor der Krieg Bautätigkeiten unmöglich machte, war Abt Georg als eifriger Bauherr tätig. Er erneuerte die sogenannte Torkirche von Grund aus, die Weihbischof Jodokus am 14. November 1624 weihte. 1625 baute er das Abtsgebäude und das Kanzleigebäude.

Dann erbaute er die Konventsküche.

1626 machte sich der Krieg erstmals in Bildhausen bemerkbar. Wallenstein rückte in Bamberg ein. Er nahm mit seinen Generälen und Obristen Quartier in Bildhausen. Sein Heer wurde in der Umgebung einquartiert.

Noch zweimal gab es große Übernachtungen in Bildhausen. Am 20. Oktober 1627 übernachtete Fürstbischof Philipp Adolf (1623-1631) von Ehrenberg mit seinem Hof im Kloster.

1630 übernachtete Fürstabt Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1623–1632), der aus Regensburg kam in Kloster Bildhausen.

1630 griff der schwedische König Gustav Adolf (1611-1632) in den Krieg ein. Am 6. Juli 1630 landete er mit seinem Heer in Usedom. Am 17.September 1631 schlug er den Ligageneral Tilly (+30. April 1632) in der Schlacht von Breitenfeld vernichtend.

1632 marschierten die Schweden in Franken ein. An 7. Oktober 1631 stand Gustav Adolf vor der Festung Königshofen, die man als Schlüssel zum nördlichen Franken ansah. Am 10. Oktober wurde die Festung übergeben.

Der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld (1631-1642) flüchtete nach Köln und blieb dort bis Ende 1634 im Exil. Auch Abt Georg hatte sich nach Köln geflüchtet. Die Schweden hatten Kloster Bildhausen eingenommen und dort einen Administrator eingesetzt. Die Mönche wurden vertrieben,

einige von ihnen misshandelt sowie der Bursar Johannes Carl.

Am 23. Januar 1632 schenkte Gustav Adolf der Stadt Schweinfurt die Klosterhöfe von Ebrach und Bildhausen in Schweinfurt mit sämtlichen Gefällen, Gülten und Zinsen. Einige Klostergeistliche legten dagegen zwar schriftlichen Protest ein, der aber nicht beachtet wurde.

Nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen im September 1634 traten fast alle protestantischen Reichsstände aus dem Bündnis mit Schweden aus.

In Königshofen setzten die Schweden einen protestantischen Pfarrer ein.

Ende 1634 konnte Fürstbischof Franz aus Köln zurückkehren. Auch Abt Georg  kam zurück. Er hatte in Köln viele Schulden machen müssen. Abt Georg blieb zunächst in Würzburg, begab sich dann aber nach Königshofen, wo er sich überwiegend aufhielt.

1637 leitete er die Wahl des Ebracher Abtes, bei der Johann VI. Pfister als Nachfolger seines Vorgängers Johannes Dressel (1618-1637) gewählt wurde. Auch bei der Benedikation durch Fürstbischof Franz am 2.Februar 1638 nahm er teil.

Abt Georg starb am 6. November 1639 auf der Festung Königshofen und wurde in der Pfarrkirche von Königshofen beigesetzt.

Er hatte alle noch vorhandenen Klosterdokumente sammeln und kopieren lassen und so dafür gesorgt, dass diese der Nachwelt erhalten blieben.

Kloster Bildhausen war noch besetzt, als Abt Georg verstarb. 6 Konventuale hielten sich  derzeit in Königshofen auf. Sie versammelten sich zu einer außerordentlichen Abtswahl, in der Valentin IV. Hendinger (1639-1675) einstimmig gewählt zum Abt gewählt wurde.

Wann Konventuale und Abt nach Bildhauswen zurückkehren konnten, ist nicht überliefert. Aber 1644 lebten sie wohl wieder im Kloster. Denn 1644 ließ Abt Valentin das Muttergottesbild an der Toreinfahrt erneuern und einer Zeittafel versehen.

1644 geriet das Kloster aber auch in Schwierigkeiten. Klosteruntertane hatte nämlich in Junkerhausen einen schwedischen Offizier gefangengenommen und getötet. Der schwedische Obrist von Kandelberg erfuhr davon und drohte dem Kloster mit heftigsten Konsequenzen, wenn es nicht eine bedeutende Summe zahlen würde. In seiner Not verkaufte das Kloster seinen Hof in Würzburg an das Karthäuserkloster in Astheim bei Volkach. Die Karthäuser zahlten die Kaufsumme bar und sandten diese nach Bildhausen. Als sie dort ankam, war der schwedische Obrist bereits vertrieben,

das Geld also gerettet. Der Abt wollte das Geld sofort zurückschicken. Die Karthäuser verweigerten aber den Kauf rückgängig zu machen.

Zwischen dem 15. Mai 1648 und dem 24.Oktober 1648 wurden in Münster und Osnabrück eine Reihe von Verträgen geschlossen, die als “Westfälischer Friede” in die Geschichte eingingen und den den Dreißigjährigen Krieg beendeten.

Von dem Krieg und seinen Folgen erholte sich das Kloster erst allmählich. Abt Valentin konnte aber viele Schulden zurückzahlen.

Den Klosterhof in Neustadt an der Saale erbaute er neu. Auch viele verpfändete Zehnten brachte er wieder ans Kloster zurück.

1660 erbaute er die Zehntscheuer in Hollstadt.

Neben den eingelösten Pfändern konnte Abt Valentin für insgesamt 3000 Gulden Neuerwerbungen tätigen, das sind etwa 583.287,00 €

Ein sehr gutes Verhältnis hatte er zum Würzburger Fürstbischof Johann Philipp I. von Schönborn (1642-1673). Dieser handelte für sein schwer geschädigtes Bistum mit den verschiedenen Kriegsparteien Entlastungen aus. Wegen seiner umsichtigen Rolle bei

den Verhandlungen wurde er 1647 auch Erzbischof von Mainz und 1663 noch Bischof von Worms. Er besuchte das Kloster mehrfach und übernachtete auch dort.

1672 wohnte Abt Valentin dem Landtag bei.

In diesem Jahr wurde Kloster Bildhausen auch in die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation aufgenommen, die im September 1624 in Salem gegründet worden war.

Am 12. Februar 1673 starb Fürstbischof Johann Philipp. Bei dem Leichenbegängnis war Abt Valentin auch anwesend.

Am 11. Februar 1675 verstarb Abt Valentin im Alter von 81 Jahren, nachdem er 36 Jahre Abt und 53 Jahre Priester gewesen war.

In Würzburg war inzwischen Peter Philipp von Dernbach (1675-1683) Fürstbischof.  Bei der Abtswahl, die nun anstand griff er gleich massiv ein, um seine Rechte zu wahren.

Der Ebracher Vaterabt Alberich Degen (1658–1686) hatte den Wahltag für den neuen Abt auf den 26. Juli gelegt. Der Konvent meldete den Tod von Abt Valentin auch nach Würzburg. Der Geistliche Rat in Würzburg setzte nun den 29. Juli

als Wahltermin fest, was ja nicht in seiner Kompetenz lag. Abt Alberich protestierte nicht dagegen und verkündete den 29. Juli als Wahltermin.

Am 28. Juli kamen die bischöflichen Kommissare, Weihbischof Stephan Weinberger (1667-1703) und der Domherr Johann Georg Specht von Bubenheim (1665-1688) in Bildhausen an.

Der Weihbischof hielt nun eine Ansprache und verlangte folgendes: Vorrang der würzburgischen Kommissare, Mitdirektorium beim Wahlvorgang, Installation des neu zu wählenden Abtes, das Recht ihn ins Konklave zu führen,

die Schlüssel zu übergeben und als erster zu gratulieren. Dagegen protestierte der Abt sofort und erklärte, das sei nicht mit den Ordensstatuten und den Exemtionen vereinbar. Er drohte, selbst lieber unverrichteter Dinge abzureisen

als sein Gewissen zu beschweren. Die bischöflichen Kommissare erklärten, dass sie nicht “einen Nagel breit” (Rost S. 122). Daraufhin begab sich der Abt ins Konklave zurück und machte Anstalten, abzureisen.

Als die Kommissare merkten, dass der Abt Ernst machte, baten sie den Abt zu bleiben, bis sie neue Instruktionen aus Würzburg eingeholt hätten. Man einigte sich schließlich auf folgenden Modus. Im Kapitel und bei der Wahl hat der Abt den Vorsitz,

bei Tische aber die Kommissare. Sie versprchen sich nicht einzumischen und nur die Stimmzettel einzusehen. Das Recht, als erste zu gratulieren, behielten sie sich vor.

27 Konventuale waren wahlberechtigt. Gewählt wurde Robert Metzel aus Volkach. Vorher war er Bursar. 1672-1675 war er Pfarrer in Brendlorenzen und zugleich Ökonom n Neustadt. Damit war die Wahl zum 38. Abt von Bildhausen abgeschlossen.

Aber auch für die Weihe gab es neue Vorschriften. Der Konvent müsse schriftlich um die Konfirmationen nachsuchen. Der Neugewählte würde 8 Tage lang an der Kirchentür angeschlagen. Dann erst würde der Bischof den Konfirmationstermin bekannt geben.

Der Neugewählte müsse dann vom Prior und zwei Patres präsentiert werden und dann die Professio fidei ablegen. Dies ängstigte den neugewählten Abt alles und er fragte Abt Alberich in Ebrach um rat, wie er sich verhalten solle. Dieser empfahl ihm, nur

mit einem Konventualen nach Würzburg zu reisen , um sich dem Bischof zu präsentieren und falls dieser auf mehreren bestand, dem Bischof zu sagen, man habe dies nicht gewusst und auch in allen Klosterurkunden nichts gefunden.

Am 6.Oktober 1675 wurde Abt Robert schließlich von Weibischof Stephan Weinberger in der Klosterkirche von Bildhausen benediziert.

In seiner Regierungszeit zahlte Abt Robert Schulden zurück. Er kaufte kostbares Silbergerät. Er baute 1676 den oberen Pferde-und Kuhstall.  Er löste den Keltenhof in Stralungen für 400 Gulden, das sind ungefähr 4000,00 €.. Auch zahlte er an den Schulden, die Abt Georg

in Köln gemacht hatte, 1100 Gulden ab, das entspricht ungefähr 11.000 €. In der Klosterkirche ließ 1679 er den Hauptaltar errichten und vergolden. Die Zahl der Konventualen nahm wieder zu, bei seinem Tod waren es 29.

Er legte den Grundstein zu dem noch erhaltenen dreistöckigen Dormitorium legen. Abt Robert litt an Wassersucht. Er erlebte noch, wie ein Marienbild, das er in Augsburg in Auftrag gegeben hatte und das 2959 Gulden also

ungefähr 1.720.383,00 € gekostet hatte, in Bildhausen ankam. Er verstarb am 8. Oktober 1689.

Als Abt Ludwig gestorben war, schickte der Konvent sofort einen reitenden Boten nach Ebrach, um den Tod zu melden. Aber Abt Ludwig Ludwig (1685-1696) befand sich in Kloster Langheim, wo ein neuer Abt gewählt wurde.

Der Abt wurde dort von bambergischen Soldaten fast wie ein Gefangener behandelt. Durch Vermittlung eines langheimischen Bediensteten konnte der Bildhausener Bote schließlich zum Abt vordringen. Dieser beauftragte den

Bronnbacher Abt Franz Wundert ( 1670-1699) die Wahl in Bildhausen vorzunehmen und erteilte ihm die nötige Vollmacht. Dieser setzte den 24. Oktober als Wahltermin fest. Der Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried II. von Guttenberg
(1684 –1698) hatte allerdings schon den 22.10. als Termin festgelegt. In Anwesenheit des bischöflichen Kommissars Johann Franz Karl von Ostein (1681-1718) wurde Friedrich Agricola zum 39. Abt von Bildhausen gewählt. Er ist am 9. Oktober  1643

in Würzburg geboren. 1664 trat er in das Kloster Bildhausen ein. 1671 wurde er zum Priester geweiht. 1677 war er Ökonom in Neustadt. Ab 1687 bis zu seiner Wahl zum Abt war er Prior in Bildhausen.

Er wurde von Weihbischof Stephan Weinberger unter Assistent der Äbte Franz Wundert aus Bronnbach und  Benedikt Knittel (1650-1732) aus Schöntal in der Klosterkirche von Bildhausen benediziert.

Nach den Klosterchroniken war Abt Friedrich bei seinen Konventualen sehr beliebt. Er regierte 14 Jahre, in denen er sehr viel baute.

1691 und 1692 ließ er auf dem Rindhof in Münnerstadt 2 neue Bauernhöfe mit Ställen erbauen. 1694 baute er den Pfarrhof in Brend und gab dafür  1400 Gulden aus, das sind immerhin ungefähr 814.076,00 €.

Im selben Jahr setzte er die vom Einsturz bedrohte Burdiansmühle in Münnerastadt-Althausen in Stand und gab dafür 1340 Gulden aus, also ungefähr 779.187,00 €.

1695 ließ er das Bauernhaus in Brend von Grund auf neu herstellen.

1697 folgte der Pfarrhof in Heustreu mit einem Aufwand von 1006 Gulden, also ungefähr 10.006,00 €.

1701 wurde das baufällige Baderhaus in Großwenkheim wiederhergestellt.

Gegen Ende seines Lebens bekam Abt Friedrich ein Übel im Gesicht, was ihn verunstaltete und dazu veranlasste, sich aus der Öffentlichkeit zurück zu  ziehen.

Er nahm deshalb auch nicht an den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried II. teil Auch bei der Weihe des neugewählten Fürstbischof

Johann Philipp von Greiffenclau (1699-1719) war er nicht dabei. Als dieser aber die Huldigung seiner Untertanen in Neustadt entgegennahm, ließ ihn Abt Friedrich durch seinen Bursarius einladen.

Daraufhin kam der neugewählte Fürstbischof mit einer großen Anzahl seiner Hofleute nach Bildhausen und nahm dort ein Mittagessen ein.

Abt Friedrich erlag seinem Leiden am 11. August 1703 im Alter von 56 Jahren.

Die Wahl für den neuen Abt wurde auf den 18. August 1703 gelegt. Sie fand dann unter ziemlich turbulenten Umständen statt. Ein Kompetenzstreit den Installationsakt betreffend  zwischen dem Ebracher Vaterakt

Paulus Baumann (1702–1714) und den bischöflichen Kommissaren Ignaz Theobald Hartmann von Reinach (1662–1727) führte zu einem Gerangel und sogar Handgreiflichkeiten. Die Kommissare waren in der Abteikirche eingesperrt worden.

Der Fürstbischof und seine Regierung nahmen dies sehr übel. Der neugewählte Abt erhielt erst nach Ausstellung eines beschwerlichen Revers eine Audienz beim Bischof. Er musste Abbitte leisten

und der Installationsakt musste im Kloster wiederholt werden, dieses Mal in Anwesenheit der bischöflichen Kommissare. Er wurde erst am 21. November bestätigt und am 4. März 1704 vom Fürstbischof selbst unter Assistenz

der Äbte Benedikt Knittel und Joseph Hartmann (1699–1724) aus Bronnbach benediziert.

Zum 40. Abt von Bildhausen war Augustin Stapf (1704- 1731 gewählt worden.

Abt  Augustin ist am 25.Dezember 1659 in Wermerichshausen (heute Münnerstadt)  geboren. Er ist der Sohn eines Bauern, trat 1681 in Kloster Bildhausen ein und wurde 1684 zum Priester geweiht. Von 1698 bis zu seiner Wahl 1703

war er Pfarrer in Großwenkheim.

In Großwenkheim ließ er 1723 das klostereigene baufällige Schankhaus “Zum Adler” mit Pferdeställen neu errichten.

Aus seiner Regierungszeit sind mehrere Rechtsgeschäfte überliefert. So schloss er mit den Freiherren von Rosenbach wegen angrenzender Jagdbezirken, was immer wieder zu Streit geführt hatte.

Die Schwierigkeiten  bei seiner Installation scheinen das Verhältnis zwischen Fürstbischof und Kloster nicht weiter belastet zu haben. Er besuchte das Kloster mehrmals und speiste auch dort.

Der Abt war beim feierlichen Einzug Kaiser Karls VI. (1711-1740) in Würzburg zugegen.

Am Leichenbegängnis von Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau  am 28. August 1719 dabei, ebenso wie bei der Weihe des neugewählte Würzburger Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten (1724-1729).

Im selben Jahr assistierte er bei der Benediktion des Abtes Engelbert Schäffner (1724–1752) von Bronnbach.

Abt Augustin verstarb am 19. August 1731. Er war ein guter Haushälter. Bei seinem Tode befanden sich 66.000 Gulden, das sind ungefähr 660.000,00 € in der Klosterkasse. (Rost S. 141)

Am 10.September 1731 fand die Wahl des Nachfolgers von Abt Augustin statt. Die Wahl wurde geleitet vom Ebracher Vaterabt Wilhelm Söllner (1714–1741), bei der auch drei fürstbischöfliche Kommissare anwesend waren.

Gewählt wurde im zweiten Wahlgang Engelbert Klöpfel (1731-1754) mit knappen Mehrheit. Das Ergebnis lautete 19 von 35 Stimmen.

Engelbert ist am 17. Januar 1675 in Weichtungen bei Münnerstadt geboren. wie sein Vorgänger war auch er ein Bauernsohn. Er trat am 7.September 1695 in das Kloster Bildhausen ein. Am 17. Mai 1699 feierte er seine erste Heilige Messe.

Danach war er vor allem in der Seelsorge tätig. Von 1705-1731 war er Pfarrer in Hollstadt. Dann wurde er zum Abt gewählt.

Er war ein sehr baufreudiger Abt. Für den Ausbau und die Verschönerung der Klosterkirche gab er 10.000 Gulden aus, also ungefähr 5.826.500,00 €. Die Hauptorgel ließ er aus dem Chor in das Hauptschiff der Kirche versetzen.

Neben der Ausschmückung der Kirche kaufte er auch viel kostbare Gefäße. Einen bedeutenden Teil des Konventbaus ließ er neu errichten. Auch der Bibliotheksaal wurde neu erstellt.

Zu Beginn seiner Regierungszeit ließ er 1732  das Ökomiegebäude in Hollstadt erbauen. 1746 ließ er die neue Sepultur, also Grablege errichten.

1735 musste der Besitzer der den Kloster lehnbare Steinmühle in Saal diese wegen Schulden verkaufen. Abt Engelbert kaufte die Mühle für 3.000 Dukaten, das sind ungefähr 1.747.950,00 € und verkaufte sie gegen

Vorbehalt des Kaufs- Tausch- und Teilungs-Handlohn weiter und dies mit einem Revers, dass er die Mühle an keinen Adligen, kein Kloster oder Spital und keine Gemeinde verkaufen dürfe.

1744 kaufte er Güter und Gülten für 2070 Gulden, also ungefähr 1.206.086,00 € in Großbardorf.

1733 fand der polnische Erbfolgekrieg statt., in dem Frankreich gegen Österreich kämpfte. 1733 sollte das Generalkapitel in Citeaux tagen. Wegen des Krieges besuchte Abt Engelbert anstelle des erkrankten Ebracher  Abtes

Wilhelm zusammen mit Abt Martin Wolf (1728-1734) aus Langheim und Pater Josef aus Ebrach das Kloster Kaisheim.

Am 8. August 1734 nahm er an der Amtseinführung des Langheimer Abtes Stephan Mössinger (1734-1751) teil.

Eine Reise zum Generalkapitel nach Citeaux erfolgte dann zusammen mit Abt Engelbert Schäffner (1724-1752) vom Kloster Bronnbach im April 1738.

Am 29.April 1741 fand in Ebrach das Leichenbegängnis von Abt Wilhelm statt. Der Salemer Abt Konstantin Miller (1725-1745) hatte als Vorsitzender der Oberdeutschen Kongregation dazu Abt Cölestin I. Meermoos (1739–1771)

von Kloster Kaisheim delegiert. Die Würzburgischen Kommissare hatten dies aber nicht gestattet, da Abt Cölestin nicht aus der Diözese war.

Also übernahm Abt Engelbert diese Aufgabe.

Am 10. September 1741 assistierte er bei der Benediktion des neuen Abtes von Ebrach Hieronymus Held (1741-1773), der in der Domkirche in Würzburg geweiht wurde. Am 15. September 1743 wurde die Hofkirche in Würzburg  von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (1729-1746) eingeweiht. Dazu waren alle Äbte eingeladen. sie erhielten dann eine Gedenkmünze

im Wert von 17 Dukaten, das sind immerhin ungefähr 9.905,00 €.

1744 fand in Schweinfurt ein Kreistag abgehalten.Bischof Friedrich Karl bat Abt Engelbert dazu zwei Konventuale abzuordnen, die dort im Rathaus die Messe lesen sollten. Abt Engelbert schickte dazu die Patres

Bonifatius, den späteren Abt und Gregor (+1753)

Natürlich hatte die Abtei auch immer wieder hohe Besuche. So weilte Herzog Friedrich von Sachsen-Meiningen (1729-1743) am 3. Mai 1735 in Bildhausen. Fürstbischof Friedrich Karl übernachtete am 17. November 1735 in Kloster Bildhausen.

1739 war Elisabeth  Sophie, Herzogin von Sachsen –Meiningen und Schwester des Preussenkönigs Friedrich II. für einen Tag zu Gast in Bildhausen.

Im Alter litt Abt Engelbert an Wassersucht. Daran starb er schließlich im Alter von fast 80 Jahren am 27. April 1754.

Am 28. Mai 1754 fand die Wahl zum neuen Abt statt.

Gewählt wurde Bonifatius Gessner (1754-1770) Er ist am 17. November 1699 in Großwenkheim geboren. Er war der dritte Bauernsohn in Folge, der später Abt in Bildhausen wurde.

Er trat im Mai 1721 in das Kloster Bildhausen ein. Seine Primiz feierte er am 2. November 1727. Noch vor seiner Priesterweihe sandte ihn das Kloster zum Theologiestudium nach Würzburg.

Im Kloster übernahm er dann die Stelle eines Lektors für Philosphie und Theologie. Schon mit 39 Jahren wurde er zum Kanzleidirektor.

1738 begleitete er Abt Engelbert auf seiner Reise zum Generalkapitel nach Citeaux.

In seinem Wappen führte führte er u.a. eine strahlende Sonne. Das führte zu seinem Beinamen “Sonnenabt”.

Die Regierungszeit von Abt Bonifatius war eine Glanzzeit der Abtei. Gleichzeitig waren die Zeitumstände sehr ungünstig. Der Siebenjährige Krieg von 1756-1763 ging auch an Kloster Bildhausen nicht spurlos vorüber.

Daneben gab es eine Reihe von Naturkatastrophen. Einmal wurden die Scheunen des Klosterhofes in Neustadt vom Blitz getroffen und die Scheunen brannten ab.

Am 28. Mai 1768 setzte eine große Überschwemmung auch die Klosterkirche unter Wasser. Er ließ dann die Wasserschäden beseitigen

Um seine Heimatgemeinde Großwenkheim kümmerte er sich immer stark. Noch vor seinem Amtsantritt hatte er dort die Wahl  seines Verwandten Johann Nikolaus Geßner zum Schultheißen geleitet.

Vom Landesherren erwirkte er für Großwenkheim die Erlaubnis, jährlich 4 Märkte abhalten zu dürfen. In Großwenkheim ließ er die barocke Kirche Maria Himmelfahrt erbauen. 1765 legte er den Grundstein zur Kirche.

Der aus Münnerstadt stammende Kirchenmaler Johann Peter Herrlein (1722-1799) fertigte die Deckengemälde. Dort ist auch Abt Bonifatius in der weissen Kukulle der Zisterzienser verewigt. Als sich 1770 eine

Unterdeckung von mehreren tausend Gulden abzeichnete, schoss er den Betrag vor, der erst 1775 zurückbezahlt werden musste.  Die Weihe der Kirche, die auch Dom der Vorröhn benannt wird, erlebte er nicht mehr.

Der Würzburger Weihbischof Daniel von Gebsattel (1748-1788) weihte die Kirche am 23. August 1728.

Auch den Kirchenbau der Augustiner in Münnerstadt unterstützte er mit beträchtlichen Summen.

Gütererwerbungen wurden wenige erwähnt.

Er kaufte den Zehnten von Mittelstreu. 1756 kaufte er vom Würzburger Damenstift den Hof zur Güldenen Pforte den das Kloster 1774 an den Würzburger  Buchhändler Johann Jacob Stahel für 5000 Gulden, also ungefähr 2.839.504,00 €.

Im Kloster erbaute er 1765/66 als Sommerrefektorium das Gartensalett . In der 1625 unter Abt Georg Kihn errichteten Prälatur ließ er eine Rokokotreppe anfertigen und reiches Stuckwerk in der Abtswohnung.

Abt Bonifatius verstarb am 11. Juni 1770 mit 71 an der Gicht.

Am 3. Juli 1770 wurde Abt Edmund Martin (1770-1786) zum Nachfolger Bonifatius gewählt. Er ist am 23. Dezember 1718 als Sohn bürgerlicher Eltern in Neustadt an der Saale geboren

Im Februar 1741 trat er in das Kloster Bildhausen ein. Seine Primiz feierte er am 16. Mai 1745. Nachdem er zum Abt gewählt worden war, wurde er am 14. Oktober 1770 in der Hofkirche in Würzburg zum Abt geweiht.

Von den Klosterchronisten wurde er als liebenswürdiger Abt geschildert. Allerdings ging dieser Ruf wohl auf Kosten der Wirtschaftlichkeit und des Klosterhaushaltes.

In wirtschaftlichen Dingen war er hoffnungslos überfordert, was sich vor allem bei der Bewirtschaftung der Klosterwälder zeigte. Diese wurden völlig planlos einfach abgeholzt. Auch war das Kloster unter Abt Martin

schnell überschuldet.

Dass die Abtei sich wieder erholte, war vor allem Nivard Schlimbach, dem späteren Abt, der bis zu seiner Abtswahl Kanzleidirektor war und dem Bursar und Subprior Joseph Dettelsbacher (+ 1788) zu verdanken.

Diese erstellten in den 1780-Jahren einen systematischen Aufforstung-und Abholzungsplan.

Im September 1786 erkrankte Abt Martin und verstarb nach einem siebenwöchigen Krankenlager am 23. September 1786.

Am 17. Oktober 1786 fand die Abtswahl statt.

Gewählt wurde Nivard Schlimbach(1786-1803) als 40. und letzter Abt von Kloster Bildhausen.

Er wurde am 25. März 1747 als jüngster Sohn des Wundarztes und Schultheißen Johann Schlimbach in Althausen, heute ein Ortsteil von Bad Königshofen im Grabfeld geboren.

Er absolvierte das Gymnasium in Bamberg und besuchte dann den philosophischen Kurs in Bamberg. Dann wechselte er 1764 nach Würzburg, wo er das Philosophie- und Theologiestudium beendete.

1767 trat er in das Kloster Bildhausen ein. Am 18. September 1768 legte er die Profess ab und wurde 1771 zum Priester geweiht.

Nach der Primiz schickte ihn Abt Edmund zum Studium der Rechtswissenschaften nach Würzburg. Dort wohnte er bei Professor Josef Maria Schneidt. Dieser war ab 1754 für 11 Jahre Konsulent, das ist ein Rechtsberater, der Abtei Bronnbach.

Schneidt war dort orendtlicher Professor der Pandekten und des fränkischen Rechts. Der spätere Abt erwarb sich dort bedeutende Kenntnisse in der Rechtswissenschaft und der fränkischen Geschichte.

Unter der Anleitung von Professor Schneidt legte er eine Sammlung von Kopien von Urkunden an, die sich auf die fränkische Geschichte bezogen.

Diese Sammlung mit dem Titel “Antiquitates Herbipolensis” setzte er bis an sein Lebensende fort.

Nach drei Jahren kehrte er nach Bildhausen zurück, wurde dort Gehilfe des Kanzleidirektors, dann Gehilfe des Ökonoms in Hollstadt. Danach erhielt er die erledigte Stelle des Kanzleidirektors in Bildhausen, die

er bis zu seiner Wahl zum Abt behielt.

Bei seinem Regierungsantritt fand er das Kloster hoffnungslos überschuldet vor. Gleich zu Beginn musste er aufgrund gerichtlicher Anordnung 12.000 Gulden auszahlen, das sind etwa 120.00 Euro auszahlen.

Er baute die hohe Verschuldung zügig ab, verkaufte unprofitable Weinberge. Auch die Zahl der Mönche reduzierte er, um kosten zu sparen. Brachliegende Flächen ließ er urbar machen.

Den Petersberg ließ er roden und mit Obst und Hopfenanlagen bepflanzen. Der neuerbaute Rindhof wurde bald zu einem Ökonomiegut, dessen Erträgnisse die Einkünfte des Klosters bedeutend erhöhten.

Er ließ einen neuen Gästebau und das Pfortenhaus errichten.

In Unsleben errichte er eine Zehntscheuer.

Im Juli 1789  hatte in Frankreich die Revolution stattgefunden. 1792 begannen die Koalitionskriege, also kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den europäischen Machtrivalen.

Schon im 1. Koalitionskrieg 1792-1799 fanden Kämpfe in Franken statt.

1795 errichten die Österreicher ein Lazarett in Kloster Bildhausen. 1796 rückten die Franzosen unter General Jean-Baptiste Jourdan zum zweiten Mal über den Rhein vor und drangen von der Lahn bis in die Oberpfalz vor.

Nachdem die Österreicher abgerückt waren, kamen die Franzosen auch vor Kloster Bildhausen. Nur die Zahlung einer beträchtlichen Geldsumme und die Lieferung von Lebensmitteln bewahrte das Klosterdavor,

geplündert und gebrandschatzt zu werden. Da die Lage zu unsicher war, flüchtete sich Abt Nivard erst nach Coburg und dann nach Cronach und schließlich nach Ebersberg im Vogtland.

Zu allem Unglück wurde die Gegend auch von einer verheerenden Viehseuche heimgesucht.

Die Franzosen kamen noch einmal nach Bildhausen. Dieses Mal lag der Stab im Kloster.

Die Gegend war so unsicher geworden, das selbst die Abteikirche vor Einbruch und Diebstahl nicht sicher war. In der Nacht vom 15. auf 16. Oktober 1801 versuchten Diebe in der Sakristei einzubrechen. Sie wurden aber gehört und

vertrieben. Erfolgreich war ein Diebstahl am 29. Januar 1803. In der Kirche wurde der Tabernakel aufgebrochen, das silberne Ciborium gestohlen und die Hostien auf dem Boden verstreut.

Die letzte Visitation von Kloster Bildhausen nahm der Ebracher Vaterabt Eugen Montag (1791–1803) und seinem Sekretär Wigand Weigand, von dem die “Geschichte der fränkischen Cistercienserabtei Ebrach (Landshut 1834) stammt,

am 15.0ktober 1801 statt.

Die militärischen Erfolge Napoleons hatten zur Folge, dass die französische Ostgrenze verschoben wurde. Einige Territorien des Heiligen Römischen Reiches verloren ihre linksrheinischen Gebiete. Als Entschädigung dafür wurde ihnen

im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchlichen Reichsstände zugeschlagen. Reichsstände waren diejenigen Personen und Korporationen, die Sitz und Stimme im Reichstag besaßen.

Am 2. Mai 1803 erschien in Kloster Bildhausen eine kurfürstliche Kommission unter Amtskeller Papius von Königshofen und Amtmann Bauer als Aktuar. Sie nahmen das Kloster in Besitz, um es aufzulösen.

Was sich eigentlich niemand vorstellen konnte, nämlich dass der Kurfürst von Pfalz-Bayern ein von einem Pfalzgrafen selbst gestiftete Kloster aufheben würde, war eingetreten.

Der Abt händigte die Schlüssel aus. Die Kommission setzte den seitherigen Syndikus der Abtei Franz Krais als kurfürstlichen Lokalkommissar ein.

Die Ökonomie und die Küche wurde allmählich aufgelöst. Ab dem 11. Mai erhielt jeder Mönch täglich einen Gulden , um sich selbst zu verpflegen. Jeder erhielt die Genehmigung, seinen Wohnsitz selbst zu wählen.

7  Patres verblieben zunächst im Kloster und führten einen gemeinschaftlichen Tisch. Pater Ägidius war ihr Prokurator . Im Winter 1803 waren praktisch alle ausgezogen. Nur Pater Alberich  war nicht zum Auszug zu bewegen.

Er verstarb am 19. November 1803. Damit war kein Zisterzienser mehr in Bildhausen.

Abt Nivard erhielt eine Jahrespension von 6.000 Gulden, also etwa 60.000 €, jeder Konventuale 600 Gulden, also 6.000 € und jeder Laienbruder 400 Gulden, also 4000 € als Pension.

Abt Nivard bekam den _Rindhof als Ruhesitz zugewiesen und pachtweise überlassen. Dorthin nahm er auch seine Sammlung fränkischer Münzen mit, die er seit 1776 systematisch aufgebaut hatte.

Sie umfasste 1157 Einzelstücke. Nach dem Tod des Abtes erwarb Großherzog Ferdinand von Toskana, der damalige Landesherr des Großherzogtums Würzburg, die Münzsammlung von Schlimbachs Erben und nahm sie 1814 mit nach Florenz, wo sie noch heute liegt.

Am 23. Oktober 1811 feierte er im Beisein aller noch lebenden Konventualen sein 25-jähriges Abtjubiläum.

Er starb am 5. Mai 1812 auf dem Rindhof. Er ist in Großwenkheim begraben, wo sein Grabmal bis heute erhalten ist.

Auf der Gemarkung des Kloster gab es insgesamt 7 Seen, die alle zur Fischzucht genutzt worden waren. Dazu hatte das Kloster noch den Fischzehnt am großen Hermannsfelder See inne.

Äußerst bedeutend waren die Waldungen des Klosters. Auf seiner eigenen Gemarkung waren das 5423 Morgen und in anderen Gemarkungen weitere 2377, also insgesamt 7.800 Morgen Wald.

Heute wird ein Morgen mit dem preussischen Morgen gleichgesetzt, das sind etwa 25 Aar, bzw. 2500 Quadratmeter.

Bildhausen hatte insgesamt 5 Klosterhöfe, von denen aus Liegenschaften des Klosters außerhalb seiner Gemarkung verwaltet und Abgaben einkassiert wurden.

Die Höfe waren in Königshofen, der 1403 entstand. In Königshofen war immer ein Kastner, also ein weltlicher Beamter.

In Neustadt an der Saale war ebenfalls ein Klosterhof, dem immer ein Konventuale vorstand, der immer Amtmann oder Kastner und Ökonom zugleich war.

Im Hof in Münnerstadt war ein weltlicher Kastner angestellt.

Dem Klosterhof in Schweinfurt stand ebenfalls ein weltlicher Kastner vor.

Das Kloster verfügte über ein beträchtliches Einkommen.  Im Jahresdurchschnitt der letzten 10 Jahre seines Bestehens  nahm das Kloster 71.275 Gulden ein, also etwa 712.750 €. Dem standen Lasten

von 10.144 Gulden, also 101.440 € gegenüber. Daraus mussten die Pensionen finanzziert werden. Da einige Patres starben, 1812 auch der Abt und 6 Patres in die Seelsorge übertraten, also auch keine

Pensionen mehr benötigten, sank die Pensionslast für die Amortisationskasse bis 1814 auf 600 Gulden.

Zum Zeitpunkt der Säkularisation, also 1803, befanden sich noch 30 Konventuale im Kloster.

Der Vermögenswert des Klosters konnte 1803 aus etwa 3 Millionen Gulden, oder 30 Millionen € geschätzt werden.

(alle Zahlen nach Rost ab Seite 187)

1818 wurde die Hälfte des Klostergutes an eine Mennoniten-Brüder-Gemeinschaft verkauft, die bis zum Ende des Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert war.

1897 erwarb Pfarrer Dominikus Ringeisen, der Begründer der Urberger Anstalten, die Klosteranlage. In die erhaltenen Gebäude zogen Schwestern der St. Josefs Kongregation aus Ursberg ein.

Seit 1996 wird eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung vom Dominikus-Ringeisen-Werk (ZU Ringeisen siehe auch Mei Büchle Kloster Ursberg) weitergeführt.

                                                                                                                                                              

                                                                                                                                                               Nivard Schlimbach, letzter Abt

                                                                                                                                                               von Kloster Bildhausen

10 Mai 2022

Kloster Aldersbach

 

 

                                                                                                                                                                                    Die ehemalige Abteikirche Maria Himmelfahrt

Der Ort Aldersbach hat schon lange vor dem Zisterzienserkloster bestanden. Bayern Herzog Odilo(736-748) hatte kurz vor seinem Tod das Kloster Mondsee im Salzkammergut gegründet. Diesem schenkte er Aldersbach mit allem Zubehör an Grund und

Boden und den Bewohnern. Diese Schenkung ist im sogenannten “Mondseer Traditionscodex” überliefert. Bischof Engilmar von Passau (875-899) weihte einen Altar in der Peterskirche.

Wohl 1120 wurde dann ein Augustiner-Chorherrenstift vom lokalen Adel gegründet. Aber Bischof Otto von Bamberg (1102-1139) wird als “fundator” bezeichnet. Er hat das Kloster von Beginn an tatkräftig unterstützt und wohl 1120 auch gegründet.

Dieses Datum vermutet auch Abt Wolfgang Marius in seinen Annales, der Klosterchronik. Dieses Datum wird auch von der modernen Geschichtsforschung gestützt. (Zu Bischof Otto siehe Mei Büchle Kloster Heilsbronn)

Aus dem Jahr 1139 liegen zwei Urkunden vor (alle Urkunden in  Kloster Aldersbach Urkunden (Zisterzienser 1139-1791)Fonds > DE-BayHStA > KUAldersbach in monasterium net)

Die erste wurde von Bischof Otto von Bamberg ausgestellt, in der er die Gründung von Kloster Aldersbach bestätigt. (Urkunde 00001), die zweite stammt von dem Passauer Bischof Reginbert (1139-1148)

Der Bischof bestätigte im selben Jahr die Gründung des Klosters und die Überlassung der bischöflichen Eigenkirche St. Peter. (Urkunde 00002).

1146 wurde das Augustiner-Chorherrenstift von den Zisterziensern übernommen. Der Chorherrenkonvent wurde von dem Bamberger Bischof Egilbert (1139-1146) nach Reichersberg transferiert.

Warum der Observanzwechsel stattfand,ist nicht überliefert. Möglich ist, dass dahinter die Überlegung stand, das Moorgebiet im Tal der Vils von Mönchen des im Landbau erfahrenen Zisterzienserordens kultivieren und wirtschaftlich erschließen zu lassen.

Aus Ebrach kam als Abt Sigfrid, der in Ebrach seine Profess abgelegt hatte.

Er bekam von Alram von Cham (1135-1163) sowie von Rapoto, Graf von Ortenberg (+ 1186) Güter in Aldersbach geschenkt. Ein drittes Gut kam von Bischof Reginbert.

Am 13.8. 1147 bestätigte  Papst Eugen III. (1145-1153) das Kloster und nahm es in seinen Schutz  (Urkunde 00004) und bestätigte die Güter in Aldersbach, Gumbrechting, Liessing (heute Ortsteil von Vilshofen)

und Gundlfing. Auch gewährte er Zehntfreiheit für seinen Besitz.

Nachfolger von Abt Sigfrid wurde Eberhard (1183-1199), den Sigfrid als seinen Nachfolger empfohlen hatte.

Die Herren von Kamm traten nicht nur als Schenker auf. Sie waren Bamberger Hochstiftsvögte in Niederbayern und hatten als solche die Vogteirechte in Kloster Aldersbach inne.

Aber es gab Streitigkeiten wegen der Vogteirechte. Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) beurkundete am 13.3. 1183 ein Urteil des Hofgerichts, das dem Alram von Kamm die Vogtei des Zisterzienserklosters Aldersbach aberkannte und gewährte Abt Eberhard das Recht, sich mit dem Rat des Bischofs von Bamberg einen Schirmvogt zu wählen.  (Urkunde das dem Alram von Kamm die Vogtei des Zisterzienserklosters Aldersbach aberkennt und gewährt dem Abt Eberhard das Recht, sich mit dem Rat des Bischofs von Bamberg einen Schirmvogt zu wählen. das dem Alram von Kamm die Vogtei des Zisterzienserklosters Aldersbach aberkennt und gewährt dem Abt Eberhard das Recht, sich mit dem Rat des Bischofs von Bamberg einen Schirmvogt zu wählen.  (Urkunde 00005-1). Kurz danach erließ  der Bamberger Bischof Eberhard II. von Otelingen (1146-1170 )

Bestimmungen zur Vogtei von Kloster Aldersbach. Allerdings scheint das Problem nicht definitiv gelöst zu sein, denn nur 5 Jahre später am 9.7. 1188 gebot Papst Clemens III. (1187-1191) den Bischöfen zu Regensburg Konrad III. von Laichling (1186-1204)

und Freising Otto II. von Berg (1184-1220), das Kloster Aldersbach gegen Albert von Cam (Cham), der sich widerrechtlich die Vogtei hierüber anmaßte, zu schützen. (Urkunde 00007)

Am 25. 8. 1190 bestätigte Herzog Leopold V. von Österreich (1177-1194) die von seinen Vorfahren erteilte Mautfreiheit für Kloster Aldersbach. (Urkunde 00009)

Nachfolger von Abt Eberhard wurde Ludwig (1199- 1221).

In “Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern,Bd 15, Landshut 1870” ist auf den Seiten 85-104 eine Geschichte des Klosters Aldersbach. Darin heisst es über Abt Ludwig “er war gelehrt  für seine Zeit .” (S. 88)

Am 18.3.1200 nahm sich auch König Philipp von Schwaben (1198-1208) des Vogteirechtstreits an. Er schloss die Herren von Cham “auf ewig” vom Vogteirecht über Kloster Aldersbach aus.

Der Konvent hatte ihn offensichtlich zum Vogt gewählt und er übernahm nun die Vogtei mit dem Versprechen, die Vogtei nie dem Reich zu veräußern. (Urkunde 00009-1)

In einer weiteren Urkunde bestätigte Philipp dem Kloster seinen Vogt selbst wählen zu dürfen (00010)

Am 26. November 1207 weihte der Passauer Bischof Manegold von Berg (1206-1215) die Aldersbacher Klosterkirche, eine dreischiffige romanische Basilika.

Am 23. 3. 1214 bestätigte Papst Innozenz III. (1198-1216) auf Veranlassung von Abt Ludwig die Freiheiten und Besitzungen von Kloster Aldersbach. Genantt werden schon 4 Grangien,nämlich die von Gumbrechting, die schon in der ZUrkunde von 1147 aufgezählt wird,

die von Atzenberg, heute ein Ortsteil von Aldersbach, Brennburg,  und Gneissendorf. (Urkunde 00013).

Nach dem Tod von Kaiser Otto IV. (1198-1218, unangefochten jedoch nur von 1208-1213) wählte der Konvent Graf Heinrich I. von Ortenburg (+ 1241) als seinen neuen Vogt.

Die Grafen von Ortenburg spielten eine wichtige Rolle. Der Münchner Historiker Richard Loibl sieht Kloster Aldersbach im 13. Jahrhundert sogar als Hauskloster des Hauses Ortenberg, obwohl sich die Grablege der Familie im Passauer Dom befand.

Abt Ludwig urkundete bis 1221.

Sein Nachfolger wurde Abt Nikolaus I. (1222-1232).Herzog Ludwig I. von Bayern (1183-1231) überließ dem Kloster die Zehnten, die zu Framering, Landau und Deggendorf gehörten.Allerdings zog sein Sohn Herzog Otto II. (1231-1253) diesen wieder ein.

Nach Michael Härtl (Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern S. 89) kam Kloster Aldersbach unter Abt Nikolaus unter den Schutz Bayerns.

Unter Abt Nikolaus bestand bereits eine Schule für Knaben und Mädchen in Kloster Aldersbach

Abt Nikolaus starb am 17.09. 1232.

Auf ihn folgte Abt Anselm (1232-1239)

Von dem Passauer Bischof Rüdiger von Bergheim (1233- 1249 ) erhielt das Kloster Mautfreiheit für Schiffe zu, die Viktualien transportierten. (Urkunde  00019)

Auch bestätigte Kaiser Friedrich II. (1220-1251) die von Herzog Leopold von Österreich erteilte Mautfreiheit. (Urkunde 00018)

Auf Abt Anselm folgte Abt Theoderich I. (1239-1253 res).

Am 1.08. 1246 schenkte der Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200–1246 )Kloster Ebersbach jährlich ein halbes Fuder Salz (Ein Fuder waren z. B. in Bamberg  941,4 Liter) (Urkunde 00024)

Herzog Ottokar (+ 1278) von Österreich und der Steiermark sicherte am 27.September 1253 dem Kloster für das österreichische Gebiet Mautfreiheit zu (Urkunde 00029)

Die Zoll-und Handelsfreiheit, die viele Territorialherren dem Kloster gewährten, trugen zum wirtschaftlichen Aufschwung des Klosters bei.

Abt Theoderich resignierte 1253.

Sein Nachfolger wurde Abt Albert I. (1253-1258). Er war vorher Prior in Raitenhaslach.

Herzog Heinrich I. (1253-1290), ab 1255 Herzog von Niederbayern sicherte Kloster Aldersbach am 11.12. 1256 zu, dass seine Viktualien in Vilshofen mautfrei bleiben sollten. (Urkunde 00032).

Am 12. 2. 1257 genehmigte Papst Alexander IV.(1254-1261) die Schenkung der Pfarrei Niederhausen, die vorher durch Bischof Rüdiger von Passau erfolgt war. (Urkunde 00034)

Abt Albert verstarb 1258.

Auf ihn folgte Abt Theoderich II. (1258-1277)

1263 gründete  Herzog Ludwig der Strenge (1253-1294) das Kloster Fürstenfeld. Seinen Beinahmen verdankte er der wohl ungerechtfertigten Hinrichtung seiner 1.Ehefrau Maria von Brabant wegen des Verdachts des Ehebruchs.

Die Klostergründung war wohl Teil der Sühne, die er von der Kirche auferlegt bekam. Das Kloster wurde von Aldersbach aus besiedelt. Abt Theoderich schickte den Konventualen Anshelm (1261-1270) als Gründungsabt nach Fürstenfeld.

Es war das erste von drei Tochterklöstern von Aldersbach und es wurde eines der ersten Hausklöster der Wittelsbacher.

Herzog Heinrich I. verlieh am 09.1.1264 Kloster Aldersbach das Privileg, dass es nur vom herzoglichen Richter in Landau belangt werden durfte (Urkunde 00042) 1233 erst hatte der Herzog im “Amt” Landau einen Richter als

seinen persönlichen Stellvertreter eingesetzt.

1273 gründete der  Passauer Domherr Magister Hartwig, der auch Hofkaplan Heinrichs I. von Niederbayern war, mit dessen Hilfe das Kloster Fürstenzell in der Diözese Passau. Auf ihn bezog sich auch der Name Fürstenzell.

Es wurde 1274 von Kloster Aldersbach besiedelt und war damit das zweite Tochterkloster. 1275 wurde der Mönch Walter zum ersten Abt gewählt.

Von dem Passauer Bischof Petrus von Passau (1265- 1280 ) sicherte am 23. s. 1273 Kloster Aldersbach für seine Viktualien im Passauer Gebiet Mautfreiheit zu. (Urkunde 00057).

Theoderich starb am 14.11.1277.

Sein Nachfolger Abt Albert II. (1277-1280) wurde aus Kloster Fürstenzell, wo er Cellerar war, nach Aldersbach berufen. Er resignierte in Aldersbach nach nur drei Jahren und kehrte dann nach Fürstenzell zurück.

Dort wurde er Prior. Er starb in Fürstenzell nach 1291.

Nach Michael Härtl (Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern S. 89) herrschte unter den Aldersbacher Mönchen eine solche Demut,dass sich keiner für die Abtwürde wert hielt. Deshalb wurde der

Ebracher Profess Heinrich I. von Bamberg (1280-1295) aus Ebrach nach Aldersbach zum Abt berufen.

Am 12.6. 1281 bestätigte König Rudolf von Habsburg (1273-1291) die von Herzog Leopold für das österreichische Gebiet verliehene Mautfreiheit (Urkunde 00069)

Herzog Heinrich befreite das Kloster für ganz Bayern von der Maut. (Härtl S. 89)

Am 1.09. 1281 verlieh Erzog Heinrich dem Kloster Zollfreiheit für das von ihm eingeführte Salz.

1290 bekam das Kloster das Patronatsrecht für die Kirche in Thaya (Urkunde 00107), was Bischof Wernhard von Passau 1291 bestätigte. (Urkunde 00107)

Auch Papst Nikolaus IV.(1288-1292) bestätigte diese Schenkung (Urkunde 00128).

Ritter Heinrich von Pfelling hatte seinen Maierhof in Achslach zur Gründung eines Klosters verschenkt. Kloster Aldersbach hatte Rechte in dieser Gegend und gründete dort das Kloster Gotteszell.

Das war das dritte Tochterkloster von Aldersbach.

Am 26.II. 1294 erteilte Herzog Otto von Bayern (1290-1312) dem Kloster Zollfreiheit für Salz. (Urkunde 00130-1)

Am 23.4. 1295 bestätigten die Herzöge Otto, Ludwig (1269-1296) und Stefan (1290-1310) in Bayern  Kloster Aldersbach alle Freiheiten. (Urkunde 00134)

Abt Heinrich führte ein sehr gottesfürchtiges Leben, so  dass viele Domherren aus Passau nach Aldersbach kamen, um dort ihr Lebensende zu verbringen. (Härtl S. 90)

1295 erkrankte Abt Heinrich plötzlich schwer und starb 26.09. 1295.

Schon in den frühen Jahren seines Bestehens gab es in Aldersbach ein sehr produktives Skriptorium. Auch eine umfassende Büchersammlung ist vorhanden.

42 Handschriften aus der 2. Hälfte des 12. und etwa 70 Bände aus dem 13. Jahrhundert haben sich erhalten. 51 dieser Codices stammen sicher aus dem Aldersbacher Skriptorium.

Was es im Kloster Aldersbach auch gab, war eine beachtliche Goldschmiedekunst.1280 ist der Mönch Heinrich als Goldschmied urkundlich nachzuweisen.

Der Mönch Konrad fertigte 1301 ein vergoldetes und mit Edelstein geschmücktes Kreuz für Abt Hugo. 1311 folgte ein silberner Becher und später ein silbernes Rauchfass.

Sein Nachfolger wurde Abt Hugo von Straubing (1295-1308). Er stammte aus Straubing und war von  1276-1280 Abt in Wilhering in Oberösterreich und von 1285-1295 Abt in Fürstenzell.

Er ließ die Wasserleitung von Gumbrechting zum Kloster in einem gewölbten Gang bauen. Er renovierte die vom Einsturz bedrohte Kirche St. Peter,  Bei den Renovierungsarbeiten wurden Reliquien gefunden,

die von der Passauer Bischof Engelmar (875-895) unter den Altarstein legen lassen hatte und diese besiegelte, was ermöglichte, die Kirche auf die Regierungszeit von Bischof Engelmar zu datieren.

Abt Hugo vermehrte auch die Klosterbibliothek sehr stark. Es befanden sich für die damalige Zeit moderne Autoren darunter die erst einige Jahrzehnte tot waren, so die Chronik Ottos von Freising (+ 1158),

die scolastica historia von Petrus Comestor (+ 1178), ein “Albertus de naturis rerum”. Seit 1291 lässt sich die Rechnungslegung im Kloster verfolgen und da werden bereits namhafte Schreib-und Pergamentkosten

vermerkt.

Im Kloster ließ Abt Hugo die Schlafsäle und Gastzimmer wölben und baute den Kreuzgang neu.

1300 war Herzog  Stefan  mit seiner Gemahlin Jutta von Schweidnitz samt Gefolge zu Besuch in Aldersbach. Als sie in die Kirche kamen, löschten die Mönche ohne Rücksicht auf die hohen Gäste sofort alle Lichter. Staub wurde in der Kirche gestreut,

alle Altäre enthüllt. Frauen war zu dieser Zei der Zutritt ins Gotteshaus strengsten verboten und die Kirche galt als entweiht.

Unter Abt Hugo  war Landgraf Friedrich von Leuchtenberg Mönch in Aldersbach. Er wurde dann Abt in Langheim (1304-1306) und von 1306 bis 1328 von Ebrach. 1328 wurde er von Papst Johannes XXII. (1316-1334)

gegen das Wahlrecht des Konvents zum Bischof von Eichstätt bestimmt . Friedrich konnte sein Amt nicht antreten, da ihm Klerus und Volk den Einzug in die Stadt verwehrten.

Er starb ein Jahr später, ohne in den Besitz seiner Bischofstadt gelangt zu sein und ohne die Bischofsweihe erhalten zu haben.

1308 war Abt Hugo mit seinem Heilsbronner Abtskollegen Konrad von Brundelsheim (1303–1321) beim Generalkapitel in Citeaux. Auf der Rückreise verstarb er im Kloster Heilsbronn.

Er ist auch dort bestattet.

Sein Nachfolger wurde Abt Konrad Snabel von Budweis (1308-1330) Er war zuvor Abt in Fürstenzell (1308)

Er förderte die Wissenschaften in seinem Kloster. Er stattete die Bibliothek weiter aus. Auch erwarb er viele Silbergeräte.

Er baute die Marienkirche von Weng, die zur selben Zeit wie das Kloster um 1184 erbaut worden ist, aber inzwischen baufällig geworden war, wieder auf. Möglicherweise steht damit ein 40 und 80 tägiger Ablass in Verbindung,

den Bischof Kunrad von Amiens  der Marienkirche von Weng am 25.10.1312 verlieh. (Urkunde 00188).

Am 4. 1315 bestätigte  Ludwig der Bayer (1314-1328 König dann bis zu seinem Tod 1347 Kaiser) dem Kloster die Handfesten und Freiheiten. (Urkunde 00199)

Am 29.4. 1315 erteilten die Herzöge Heinrich II. (1305-1339)und Otto II. (1307-1334) in Bayern Kloster Aldersbach einen Schirmbrief  für Pfründen und Urbare. (Urkunde 00200)

Ein ähnliches Erlebnis wie sein Vorgänger hatte Abt Konrad mit Königin Agnes von Ungarn (+1281-1364). Sie machte auf dem Weg nach Kloster Königsfelden, das ihre Mutter zum Gedenken an ihren ermordeten Mann und den Vater

von Agnes König Albrecht I. (1298-1308) 1309 gestiftet hatte. Auch bei ihr unterblieb das Glockenläuten und die Altäre wurden abgedckt. Erzürnt reiste sie nach drei Tagen ab, obwohl ihr der Abt erklärte, dass sie nach ihrer Ordensregel gar keine

andere Wahl hätten.  Aber am 10.8. 1220 bestätigte sie dem Kloster seine alten Handfesten. (Urkunde 00247)

Die Erfüllung der Ordensregeln ging den Mönchen über die Gunst der Fürsten.

Der Aufstieg wurde in der Regierungszeit von Kaiser Ludwig dem Bayerngebremst.  Ludwig geriet bald in Konflikt mit dem Papst und wurde 1324 mit dem Kirchenbann belegt und blieb bis zu seinem

Tod gebannt. Aldersbach hatte sich auf die Seite Ludwigs gestellt. Es wurde zwar dafür von dem Passauer Bischof Gottfried von Weisseneck (12142-1262), der wohl auch ein Parteigänger Ludwigs war, mit der Schenkung des Patronatsrecht der Kirche

von Rotthalmünster, zu der auch die spätere Wallfahrtskirche Kößlarn gehörte, belohnt. Aber Aldersbach wurde auch mit dem Interdikt belegt.

Abt Konrad ließ einen großen Teil der Stadtmauer von Vilshofen auf Kosten des Klosters errichten.

Er starb am 13.04. 1330.

Die wirtschaftliche Entwicklung von Aldersbach war bis dahin  ausgesprochen gut. Die Landwirtschaft spielte  für die Klosterwirtschaft die wichtigste Rolle. Aber auch die Weinwirtschaft  war bedeutend. Die Brautätigkeit lässt sich zwar schon 1261 nachweisen. Sie war aber von untergeordneter Bedeutung und wurde erst im 17.und 18. Jahrhundert zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor.

Im hohen Mittelalter bewirtschaftet man 46 Grangien. Stadthäuser hatte das Kloster in Passau, Straubing, Landau an der Isar und in Vilshofen.

Das nahe Aidenbach hatte schon 1268 Marktrechte und entwickelte sich bald zu einem wichtigen Handelsplatz für das Kloster.

Im 17. und 18. Jahrhundert, als die Brauwirtschaft zu einem immer bedeutenderen Wirtschaftsfaktor für das Kloster wurde, betrieb es Braustätten in Passau und  Vilshofen. In Liessing, heute ein Ortsteil hatte es eine Taverne und betriebt dort auch eine Braustätte.

Auf ihn folgte Abt Heinrich II. von Vilshofen (1330-1338). Er war von 1327-1330 Abt in Fürstenzell und wurde von dort nach Kloster Aldersbach berufen.

Am 19.2. 1332 nahm Herzog Heinrich II. Kloster Aldersbach in Schutz und Geleit. (Urkunde 00298)

In der Regierungszeit von Abt Heinrich waren  Kriegszeiten. Es herrschte Teuerung und Krankheiten. Obwohl er sehr sparsam war, konnte er das Kloster nicht vorwärtsbringen.

Er starb am 25.08. 1338.

Sein Nachfolger war Abt Christian (1336-1338).

Er erbaute die Kapelle zu Ehren des Heiligen Philipp und Jakob. Er ließ neue Chorstühle errichten.

Er zahlte viele Schulden zurück.

Er starb nach nur zwei Jahren Regierungszeit am 27.07. 1338.

Auf ihn folgte Abt Ulrich der Stetinger (1338-1340.)

Er hatte schlecht gewirtschaftet und trat 1340 zurück.

Sein Nachfolger wurde Abt Herold (1340-1343).

Am 29.1. 1343 nahm Kaiser Ludwig Kloster Aldersbach mit dem Zehnten zu Landau und Deggendorf und  mit der Kirche in Geiersthal und Egglham in seinen besonderen Schutz. (Urkunde 00338)

Unter Abt Herold wurde Kloster Aldersbach exkommuniziert, weil es dem exkommunzierten Kaiser Ludwig Gastfreundschaft erwiesen und ihm die schuldige Ehrfurcht entgegengebracht habe.

Die Exkommunikation wurde erst unter Abt Liebhard durch Papst Innozenz VI. (1352-1362) wieder aufgehoben.

Am 10. 2.1343 schenkte Kaiser Ludwig dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche zu Münster im Gericht Griesbach. (Urkunde 00348)

Abt Herold starb am 18.19.1343 in Passau, wo er sich wegen seiner angeschlagenen Gesundheit ausgehalten hate.

Auf ihn folgte Abt Konrad II. von Landau (1343-1361)

Er war bei Herzog Stefan II. von Bayern (1347-1375) sehr angesehen und der Pate seiner Söhne,

1349 tauschte Abt Konrad mit Bischof Gottfried von Weisseneck die Pfarrkirche von Thaya gegen die in Schönau im Rottal (Urkunde 00373)

Der Bischof behielt aber das Präsentationsrecht für Schönau.

Das Kloster bekam 1351 von zwei Edelfrauen, eine aus Aheim, Reliquien geschenkt und zwar einen Arm der heiligen Ursula und sechs Häupter ihrer Jungfrauen.

Abt Konrad starb am 28.01. 1361.

Die folgende Abtswahl führte zu Auseinandersetzungen, die erst nach 5 Jahren beendet wurden. Auf keinen der beiden angetreten Bewerbern entfiel die ausreichende Zahl von Stimmen.

Deswegen bestimmte der Ebracher Vaterabt Otto Jäger(1349–1385), der die Wahl leitete, Liebhart Milt, der bisher Bursar in Ebrach war zum Abt. (1361-1367)

Dagegen stellte sich der Cellerar von Kloster Aldersbach, Heinrich Libunch.Beide Seiten reisten wiederholt nach Avignon, um die päpstliche Anerkennung zu erreichen. Heinrich reiste über Rom nach Avignon. Als er dort weilte, verstarb Papst Innozenz VI., so dass

er unverrichteter Dinge zurückkehren musste. Erst 1365 erlangte Abt Liebhart die päpstliche Anerkennung. Papst war in dieser Zeit Urban V. (1362-1370.) Dem Kloster hatte dies Zeit nicht bekommen. Es war wirtschaftlich ruiniert.

Abt Liebhart resignierte 1367.

Wie schwierig die Zeit für das Kloster geworden war, zeigte sich auch darin, dass in der Folge alle Äbte nur kurz regierten und fast alle resignierten.

Auf Abt Liebhart folgte Abt Heinrich III. (1367-1371). Er war sehr gelehrt. Am Schuldenstand des Kloster aber konnte er nichts ändern. Er resignierte 1371, wobei er sich das Recht ausbedungen hatte,

sich einen Ruheort auswählen zu dürfen. Er wurde noch Hofmeister in der Grangie Gneixendorf, wo er auch verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Nikolaus II. (1371-1395). Er schaffte einen scheren Bischofsstab an. Einen großen Gönner fand er in Ritter Heinrich Tuschl von Söldenau (+ 1376)

Nach Härtl resignierte Abt Nikolaus 1395 aus Gram darüber, dass es ihm nicht gelungen war, die Schulden zu mindern und dass das Kloster so abgewirtschaftet war, dass es nur

noch 5 Mönche ernähren konnte. (S. 94)  Er starb am 13.09. 1407.

Zu seinem Nachfolger wurde Abt Andreas I. (1395-1398) aus Gotteszell berufen, wo er 1394 Abt war. Herzog Albrecht II. von Bayern (1387-1397) wurde ihm Eglof Schermer als Verwalter zur Seite gestellt.

Dieser war 1387 Richter in Griesbach und 1394 Kastner in Landshut. Aber das Kloster kam wirtschaftlich nicht vorwärts. Beim Tod von Abt Andreas 1398 konnte es nicht einmal die Kosten für einen Grabstein für den

Verstorbenen aufbringen.

Auf ihn folgte Heinrich IV. von Eggerting (1398-1408) Das Kloster blieb verschuldet. Abt Heinrich starb nach 10 Jahren.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich V. von Osterhofen (1408-1422). Er ließ entgegen der Zisterzienserregel einen hohen Turm errichten. Er verreiste viel, verpfändete Güter und verkaufte einige unter Wert.

Er wurde 1422 als “Verschwender” abgesetzt und im Kloster Heiligkreuz eingesperrt.

Sein Nachfolger wurde Jakob von Osterhofen. (1422-1431) Das Kloster hatte 8000 Gulden Schulden, das entspricht einem heutigen Wert von 1.379.131,00 €. Deshalb bekam er

mit Georg Aichberger aus Soldenau und Wilhelm Fraunberger aus Weimting zwei weltliche Verwalter zur Seite gestellt. Georg Aichberger war bischöflicher Marschall in Passau. Wilhelm Fraunberger war Hofmarksherr.

Auch Abt Jakob schaffte die Trendwende nicht. Es wurde einiges verkauft. Aber machte weitere 8000 Gulden Schulden. Im oberen Hauptoratorium wurde eine Täfelung angebracht.

Abt Jakob verstarb am 28.02. 1441.

Sein Nachfolger wurde Abt Gotthard (1431-1434). Er bekam Aussatz und musste deshalb 1434 resignieren. Er starb vor 1440.

Bei der erforderlichen Neuwahl war der Abt von Fürstenzell durch einen Kaplan vertreten. Die Äbte von Engelzell und Gotteszell waren ebenfalls anwesend. Den Vorsitz führte Abt Johann II. v. Spanberg (1417-1435).

Da es nicht gelang, sich auf einen Kandidaten zu einigen, bestimmte der Vorsitzende Abt Johann den Kaplan aus Fürstenzell zum Abt.

So wurde Johannes I.Landauer (1434-1442)zum 26. Abt von Aldersbach. Auch er brachte das Kloster nicht vorwärts, resignierte 1442 und kehrte nach Fürstenzell zurück.

Dort war er dann Pfarrer in Irsham, wo er am 4.07.1443 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes II. Pluetl von Hofkirchen (1442-1448). Er stammte aus Ostfranken und war vor seiner Wahl im Konvent von Aldersbach.

Nach Härtl (S.95) war er “ein wahres Glück für das Kloster”. Er nahm am Konzil von Basel (1431-1449) teil. Dort erhielt vom Basler Konzil das Recht die Pontifikalien zu tragen (Urkunde 00842). Er war damit der erste infulierte Abt

von Kloster Aldersbach

Er hatte gegen den Passauer Bürger Völkl geklagt, der das Kloster um große Summen betrogen hatte. Infolge dieser Klage bekam er für das Kloster eine große Summe zurück. (Härtl S. 95)

Abt Johannes verstarb am 10.03. 1448.

Als 28. Abt folgte ihm Johannes III. Pluer(1448-1463) nach. Er hatte seine Profess in Kloster Ebrach abgelegt.

Schon sein Vorgänger hatte das Kloster wieder auf Kurs gebracht. Abt Johannes III. wird in den Chroniken auch 2. Gründer von Kloster Aldersbach genannt.

Er war darauf bedacht die klösterliche Disziplin zu heben. Er orientierte sich an den Reformbestrebungen des päpstlichen Gesandten und Kardinals Nikolaus von Kues (1401-1361).

Nikolaus war von Papst  Nikolaus V. (1447-1455) 1450 zum Kirchenreformator in Deutschland bestimmt worden. Er hatte die Vollmacht,Synoden und Provinzialkonzilien abzuhalten.

Anfangs Februar 1451 hielt er in Salzburg eine Provinzialsynode ab. Durch sie erstrebte er die Wiederherstellung der verfallenen
Kirchenzucht, sowohl beim Ordens- wie Weltklerus. Von den Klöstern forderte er eine strenge Einhaltung der Benediktregel. Die Stenge der Reformvorschriften blieb nicht ohne Widerspruch

Der Aldersbacher Abt unterstützte sie.

Die Bibliothek in Aldersbach erlebte unter Abt Johannes einen neuen Aufschwung, der ebenso wie sein Nachfolger Vitus eine großzügige Einkaufspolitik betrieb. Von ihm ist auch ein 1451 verfasster

Katalog der Handschriften des Klosters vorhanden.

Abt Johannes verstarb am 14.09. 1463.

Sein Nachfolger wurde Abt Vitus (1463-1466).

Herzog Ludwig IX von Bayern (1450-1479) war von 1461-1463 mit Kaiser Friedrich III. (1440 König ab 1452-1493 Kaiser in einen Krieg verwickelt, der erst 1463 durch den Frieden von Prag beendet wurde.

Für Kloster Aldersbach hatte das die Auswirkung, dass das Kloster 1000 Dukaten Kriegssteuer leisten musste das sind etwa 198.744,00 € .

Abt Vitus, kaum im Amt musste für diese Forderung Schulden machen. Er war schon alt, regierte nur drei Jahre und verstarb am 4.05. 1466.

Sein Nachfolger wurde als 30. Abt Georg von Osterhofen (1466-1486).

Er war nach Härtl (S. 96) ein ausgezeichneter Abt und hatte ein besonderes Glück. Als Abt Johannes III. sein Ende herannahen sah, ließ er den von ihm ersparten Geldschatz des Klosters in

einer Mauer  verwahren. Er setzte nur einen Mönch namens Stephanus davon in Kenntnis mit dem Auftrag, dieses Wissen  nur einem frommen und gut wirtschaftenden Abt weiter zu geben.

Nach Meinung von Stephanus traf das auf Abt Georg zu. Er konnte nun dieses Geld für das Kloster nutzbar machen. Er ließ die Kirche zu St. Peter vor der Mauer von einer Mauer umgeben, ebenso die

Frauenkirche in Weng. Er ließ die die Hör-und Besuchssäle täfeln.

1469 hatte das Kloster 32 Mönche. Seine Zinseinnahmen beliefen sich auf 1700 Pfund Wiener Münze, das entspricht etwa 271.779,00 €.  An jährlichem Zins musste man etwa 125 Pfund Wiener Münzen aus, das

sind 1.998,00 €. Die verpfändeten Höfe warn mit 4137 Pfund Wiener Münzen belastet, das sind 661.382,00 €.

Das Kloster hatte große Getreidevorräte, nämlich 86 Scheffel Roggen, 48 Scheffel Weizen, 4 Scheffel Gerste und 67 Scheffel Hafer. Ein Scheffel entsprach in Bayern etwa 2,2 Hektoliter und auch beachtliche Weinvorräte.

Sie umfassten 10 Weinfässer, wobei ein Fass 1356 Liter Inhalt hatte, also 13.560 Liter Wein. Diese Zahlen stammten von Abt Marius in seinen Annales. (alles www.aldersbach.de: Forschungswebsite zur Klostergeschichte, hier Geschichte)

Abt Georg wurde von einer Krankheit befallen. Er ließ sich zu Ärzten nach Passau bringen, wo er am 27.01.1486 verstarb, ohne dass man ihm helfen konnte.

Sein Nachfolger wurde Abt Simon von Kasten (1486-1501. Er ist 1431 in Kasten, heute ein Ortsteil von Osterhofen geboren.

Nach Härtl war er ein strenger Ordensmann (S. 96). Er ließ sich als erster eine große Inful und einen schönen Pastoralstab anfertigen. Er verstarb am 11.09. 1501.

1488 wurde Abt Simon vom Generalkapitel mit der Visitation der Zisterzienserklöster in Bayern und Österreich beauftragt..

Auf ihn folgte Abt Johannes IV. Riemer (1501-1514). Er ist um 1444 in Vilshofen geboren.

In seine Regierungszeit fällt der Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505. Die Truppen Herzog Albrecht IV. (1465-1505 Herzog von Bayern-München und bis 1508 Herzog von Bayern) fielen 1504 auch in Kloster Aldersbach ein

und “mordeten dort Freund und Feind” (Härtl S. 96) und zerstörten und plünderten.

Abt Johannes starb am 5.5. 1514 in Passau, wo er längere Zeit residiert hatte.

Sein Nachfolger wurde Abt Wolfgang Marius (1514- 1544). Seinen Namen hatte er der Mode der Zeit entsprechend von Mayer zu Marius latinisert.

Er wurde am18.10.1469 in Dorfbach bei Passau als Sohn eines Häuslers geboren. Seine Eltern waren arm, aber Lehrer erkannten seine Begabung.Sie förderten seine schulische Ausbildung zunächst in der Klosterschule in Fürstenzell, dann in der Domschule von Passau.

1490 trat er mit 21 Jahren in das Kloster Aldersbach ein. Abt Simon,der humanistischen Studien zugetan war, schickte Wolfgang an die Universität in Heidelberg, wo die Zisterzienser seit 1386 das Kolleg St. Jakob unter Aufsicht des Schönauer Abtes unterhielten.

Dort waren Mönche aus den süddeutschen Zisterzen untergebracht, die  von ihren Klöstern zum Studium nach Heidelberg geschickt worden waren. Wolfgang studierte drei Jahre in Heidelberg Theologie, Sprachen und kanonisches Recht.

Zu seinen Sprachlehrern zählten wohl Rudolph Agricola, der  niederländische Frühhumanist, der in Heidelberg Latein, Griechisch und Hebräisch lehrte und Johannes Reuchlin, der aus Pforzheim stammende bedeutende Hebraist. Sein Geschichtslehrer war

Jacob Wimpfeling, der in Heidelberg  Poetik und Rhetorik lehrte. Wolfgang schloss sein Studium in Heidelberg ab. zu seinen Studienkollegen zählten Konrad Reutter, von 1509–1540 Abt in Kaisheim und Ulrich Moltzner von 1502–1506 Abt in Raitenhaslach.

1497 wurde er in Passau zum Priester geweiht. 1498 wurde er Priester in St. Peter in Aldersbach. Er wurde auch Sekretär des Abtes Simon. Nach dem Tod Simons 1501 wurde er Pfarrer in Kößlarn und ab 1504 in Rotthalmünster. Zu dieser Pfarrei gehörte Kößlarn zu dieser Zeit,

die sehr unter dem Landshuter Erbfolgekrieg litt. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit beschrieb er in dem langatmigen Hexameter-Gedicht “ Carmen de bello Norico” (Das Lied vom Bayrischen Krieg- noricum stand im Mittelalter für Bayern).

Am 2. Juni 1514 wurde er unter dem Vorsitz des Ebracher Vaterabts Johannes II. Leiterbach (1503–1531) zum 33. Abt von Kloster Aldersbach gewählt.

Abt Wolfgang machte sich in verschiedener Weise um das Kloster verdient. Er kümmerte sich konsequent um die monastische Disziplin, was seine Vorgänger oft versäumt hatten. Auch kümmerte er sich um die Erziehung der jungen Mönche.

Begabte Mönche schickte er auf die Universitäten nach Ingolstadt oder Wien, zu seiner Zeit Zentren des Humanismus. Sie studierten dort Philosophie, Theologie aber auch naturwissenschaftliche Fächer.

Er selbst gilt als hervorragender Vertreter des bayrischen Klosterhumanismus. Sein Zeitgenosse, der Humanist und Dichter Caspar Bruschius (1518-1559), nannte ihn einen herausragenden Versemacher “versificator insignis”.

Er hatte sich immer wieder in Kloster Aldersbach zu Studienzwecken aufgehalten. Aus der Zeit stammt vermutlich auch seine Kurzchronik von Kloster Aldersbach.

Abt Wolfgang schrieb Gedichte und Gebete auch für Freunde wie seine ehemaligen Studienkollegen Abt Konrad Reutter und Abt Ulrich Moltzner.

Auf Abt Simon schrieb er nach dessen Tod ein Gedicht und verfasste die Inschrift auf seinem Grabstein.

Er sammelte auch Gedichte von anderen Dichter wie seinem benediktinischen Freund und Abt von Kloster Vornbach Angelus Rumpler (1501-1513). Sein Rotulus  Ausgabe die Totenrolle des Formbacher Abtes Angelus Rumpler (Edition in BayHStA, Formbach KL 24)

erweist sich als Monument des Klosterhumanismus.(Gabriela Signori in Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 2018 Band 81 S.519)

Wolfgang sammelte auch Gedichte von Adam Werner von Themar, dem Heidelberger Humanisten, der zu seiner Zeit in Heidelberg lehrte.

Daneben ließ er historische Werke von anderen Autoren kopieren. Das Leben des heiligen Bischofs Otto von Bamberg in drei Büchern des  Benektinermönchs und Biographen von Otto aus dem Stift Michelsberg in Bamberg zählt dazu.

Er war auch sehr bewandert in der Kunst der Buch-Illumination, wie sein Carmen de bello Norico belegt. Mit diesem Bericht eines Augenzeugen  gilt er als wichtige Quelle für Lokalgeschichte.

Für das Kloster selbst sind zwei Werke von ihm wichtig. Er fasste 1518 die Besitzungen des Klosters zusammen. Außerdem verfasste er die Klostergeschichte in 62 Kapitel, die bis 1542 noch um 5 Kapitel ergänzt wurden.

Sie tragen den Titel Annales sive Cronicon alderspacensis.

Um 1542 verfasste er eine Liste der Päpste und römischen Kaiser. Aus derselben Zeit stammt auch eine Liste der Mönche von Aldersbach von 1460 – 1541. Seine Darstellungen der Abtei und der Bischöfe werden  als kompetente

Geschichtsdarstellungen auch nach modernen Kriterien betrachtet.

(siehe zu Wolfgang Marius auch Franz Posset: Renaissance Monks Monastic Humanism in Six Biographical Sketches, Brill Leiden Boston 2005, darin Kap. 3 A Historiographer and Distinguished Versemaker: Bolfgangus Marius,

Monk of Aldersbach Bavaria S.93-108)

Abt Wolfgang hatte sich in hohem Maß um die Klosterbibliothek verdient gemacht.

Er stellte Kloster Aldersbach auch wieder auf eine wirtschaftlich solide Basis. Ab 1528 erneuerte er zunächst die Mühle von Grund auf, dann die Stallungen. Es folgte Teile der Konventsgebäude, so das innere Konventhaus, bisher nur ein Holzbau. Das Schlafhaus der Mönche, das schon vom Einsturz bedroht war, baute er. Das Krankenhaus und mehrere Gebäude wurden saniert.

Daneben fielen Kriegsauslagen an. Aber auch weitere Auslagen waren fällig, so zum Beispiel 200 Dukaten, das sind 39.537,00 €.  Das waren Auslage, die Abt Wolfgang an “die Ketzerischen machte, um von ihrer Vertilgungswut verschont zu bleiben. (Härtl S. 97)

In Abt Wolfgangs Regierungszeit fiel die Reformation, die mit dem Thesenanschlag Martin Luthers an die Schlosskirche von Wittenberg am 31. Oktober 1517 ihren Anfang nahm.

Kloster Aldersbach spürte die Reformation sehr schnell. Während seiner Regierungszeit, immerhin 30 Jahre gab es nur  17 Klostereintritte, von denen 5 das Kloster wieder verließen.

Erneuerung des monastischen Lebens war eines der Ziele von Abt Wolfgang. Dies stand aber auch auf der Agenda der politischen Führer Bayerns, die Herzöge von Bayern Wilhelm IV.(1508-1550) und Ludwig X. ( 1514-1545) Herzog von Bayern aber nur im Bezirk Landshut regierend.

Die Herrschaft Herzog Wilhelms begründete die Stellung Bayerns als Zentrum der Gegenreformation, was ihm auch den Beinamen “der Standhafte” einbrachte.

Abt Wolfgang wurde auf Empfehlung von Papst Hadrian VI. (1522-1523) 1522 von Herzog Wilhelm in die Reformkommission aufgenommen, die mit der Visitation von bayrischen Klöstern beauftragt wurde und mit Gegenaktion zu der Infiltration

von Luthers Lehren. Er hatte auch mehrere schriftliche Empfehlungen zu der Bischofssynode der Diözese Salzburg gemacht, die 1522 in Mühldorf, einer Salzburger Enklave abgehalten wurde.

Bei dieser Synode war der Fürstbischof von Salzburg Matthäus Lang von Wellenburg (1519–1540) anwesend. Abt Wolfgang war der einzige monastische Vertreter der Diözese Passau. Außerdem war Johann von Staupitz dabei.

Er war Ordensoberer von Martin Luther. Er wechselte dann zu den Benediktiner und war Abt im Kloster St. Peter in Salzburg.

Spätestens seit dem Abbatiat von Wolfgang kann man in Aldersbach auch von einer mehrstimmigen Musikpraxis in der Liturgie ausgehen.

Abt Wolfgang hatte gerne Gelehrte um sich. Im Kloster zählte zu seinen Freunden Bartholomäus Madauer. Er war Mathematiker und Astronom. Seine von ihm entworfene Sonnenbecheruhr wird heute im Britischen Museum aufbewahrt.

Abt Wolfgang starb am 11.10. 1544.

Sein Nachfolger wurde Johannes V. Zanker von Gumperting (1544-1552)

Er sollte wie alle Klöster den dreijährigen Ertrag des Zehnten an die Universität an die Universität Ingolstadt abgeben, die in Schwierigkeiten war. Papst Julius III. (1550-1555) verbot dies aber nach der ersten Zahlung.

Abt Johannes starb am 7. Juli 1552 ganz plötzlich an einem Fieber.

Auf ihn folgte Abt Bartholomäus Madauer. (1552-1557).

Er war wie oben erwähnt mit Abt Wolfgang befreundet. Er zwar ein Gelehrter, aber hatte wohl nicht die Fähigkeit zur Klosterführung. Außerdem wurde das Kloster in seiner Regierungszeit von der Pest heimgesucht.

Von den zehn Konventualen, die das Kloster zählte, starben neun. In seiner Regierungszeit sickerte auch die neue Lehre ins Kloster ein. Der Passauer Bischof Wolfgang II.von Closen (1555 –1561 ) eröffnete 1557 ein Verfahren

gegen ihn wegen Verdachts der Häresie. Mit Andreas Heydecker, der Oberbursner in Kloster Kasisheim war, wurde Abt Bartolomäus ein Administrator zur Seite gestellt. Nach Haindl (S. 98) resignierte Abt Bartholmäus

In seiner Regierungszeit lässt sich erstmals eine weltliche Musikpraxis im Kloster nachweisen.

Nach der Forschungswebsite hier Pröpste, Äbte und Priore des Kloster Aldersbach wurde er 1577 wegen Häresieverdachts abgesetzt. Er ging zunächst nach Passau, dann nach Vilshofen, wo er am 25.8. 1578 verstarb. Er wurde aber im

Kloster Aldersbach bestattet.

Als Andreas II. (1579-1566) folgte ihm der bisherige Administrator als Abt nach. Er hatte wieder Neueintritte im Kloster zu verzeichnen. Einige der Konventualen schickte er zum Studium nach Ingolstadt, um wieder gelehrte Mönche unter seinen Patres zu haben.

Er schaffte einen silbernen Stab, ein Rauchfass und ein Lavobo an. Er gehörte dem Landtag an. Im Großen Ausschuss waren seit 1429/1430 64 Mitglieder, von denen die Hälfte vom Adel und je ein Viertel von Prälaten und den Städten bestimmt wurde.

Als er älter und schwächer wurde, nahm er vom Kloster Fürstenfeld den gelehrten Mönch Johannes Dietmair als Adminstrator auf.Dieser stammte aus Diessen am Ammersee. Dort ist er um 1550 geboren.

Seine Eltern brachten ihn an die Klosterschule nach Fürstenzell. Nach der Priesterweihe schickte ihn der Fürstenzeller Abt Leonhard Treutwein (1566—1595) zum Studium nach Ingolstadt. Dort machte er 1577 seinen Abschluss mit Auszeichnung.

Schon in Ingolstadt wurden seine Beredsamkeit und seine Kenntnis der Heiligen Schrift gerühmt. Er kehrte nach Fürstenfeld zurück und wurde dort zum Professor der Hauslehranstalt bestellt.

1579 nahm Johannes an einer Disputation in Ingolstadt teil und wurde dafür zum Bakkalaureus der Theologie promoviert, Doktor der Philosophie war er schon  seit 1577. Er wurde auch zum Pfarrer des Liebfrauenmünsters, der Pfarr- und Universitätskirche, bestellt.  Abt Leonhard hatte

die Bestallung zum Pfarrer nur für kurze Zeit gestattet und auch nur unter der Bedingung, dass er in Ingolstadt auch den “Cursus” absolvierte, das war eine Lehrveranstaltung der Ingolstädter, ein theologischer Cursus nach der der „Summa theologica“ Thomas von Aquins.

Er kehrte bald als Lizentiat der Theologie. und Magister liberalium artium wieder nach Fürstenzell zurück.

1581 übernahm er die Leitung des Seminarium Religiosorum in Ingolstadt. Dieses war auf Initiative Herzog Wilhelms V.(1579-1597) gegründet worden. Es sollte vor allem die Ordensgeistlichkeit stärken und es wurde im Laufe der Zeit zu einem ausstrahlenden Bildungszentrum

für die kirchliche Reform. In der Regierungszeit Wilhelms waren insgesamt rund 150 Konventuale am Seminarium, die einen Teil ihres Studiums inIngolstadt verbrachten und im Mönchsseminar lebten. Nach der Rückkehr in ihre Klöster

trieben sie dort die Reform voran.

Auf Befehl Wilhelms ging er 1583 als Prediger nach Parsberg in der Herrschaft Waldeck, um dort lutherische Einflüsse zurückzudrängen. Noch 1583 verfolgte er eine gleiche Mission in Straubing, 1584 erst in Miesbach und dann in Schliersee.

1585 war er Stadtprediger in Aichach und 1586 berief ihn Herzog Wilhelm als Berater nach München.

Im Sommer erbat sich Abt Andreas Johannes Dietmair als Adminstrator für Kloster Aldersbach, da er sich  aus Alters- und Gesundheitsgründen mit Resignationsabsichten trug. Am 15. Oktober 1586 resignierte Abt Andreas und übergab die

Amtsgeschäfte an Johannes Dietmair. Abt Andreas verstarb am 10. August 1587. Johannes (1588-1612)wurde Anfang 1588 einhellig zum 37. Abt von Aldersbach gewählt.

Abt Andreas hatte das Kloster gut hinterlassen. Die durch die Misswirtschaft seines Vorgängers entstandene Schieflage war behoben und auch der Konvent war durch Neueintritte nach der Pestepidemie gestärkt.

Abt Johannes begann mit der Instandsetzung der Klostergebäude, die zum Teil baufällig waren. Das Langschiff der Stiftskirche ließ er durchgängig wölben. Stallungen, das Richterhaus daneben wurden ebenso wie

Bibliothek, Sakristei und Abteiwohnung  neu erstellt, schöner und größer als zuvor. Für die Bibliothek besorgte er Werke zum Teil selbst. Ihr bestand wurde erheblich vermehrt.

Er schaffte neue Messgewänder und mehrere Ornate in verschieden Farben an.

Auch das Klostergut konnte er vermehren. 1591 erwarb er einen großen Hof in Aufham (Urkunde 01482), heute Gemeinde Altfraunhofen. Einen Monat später kam die Hofmark Wallerdorf dazu, die er von Graf Heinrich von Ortenburg  (1600-1603)

erwarb. Dazu gehörte eine Taverne, ein Haus, ein Hof und einen cker sowie die Freiheit der Hofmark (Urkunde 01483). Eine weitere wichtige Erwerbung war die Hofmark in Abtshofen, die über das Stift Ebersberg an das Jesuitenkolleg in München

gegangen war. Dann erwarb er die Hofmarken in Thurm bei Frontenhausen und Piegendorf.

Ende 1611 war das Kloster schuldenfrei und hatte ein Vermögen von 116.750 Gulden das entspricht etwa 22.984.505,00 €. Davon hatte er 13.750 Gulden nach Fürstenfeld in Verwahrung gebracht. Das entspricht 2.706.955,00 €.Zu der Zeit waren Kriegsvölker in

der Gegend von Aldersbach unterwegs und um das Geld vor Plünderung zu schützen brachte er einen Teil des Barbestandes in Sicherheit.

Am 7. Juli 1595 starb Abt Leonhard Treutwein von Fürstenfeld. Der Konvent von Fürstenfeld setzte Abt Johannes auf eine Kandidatenliste, die bei der Regierung in München eingereicht werden musste. Abt Johannes  verzichtete auf eine Kandidatur in Fürstenfeld

auch aus Rücksicht auf sein Kloster. Zu dieser Zeit weilte Generalabt Edmond I. de la Croix (1584–1604) in Fürstenfeld. Er ernannte Abt Johannes zum Generalkommissar und Visitator aller Zisterzienserklöster in Bayern. Außerdem  übertrug ihm die Vollmacht alle Äbte und Äbtissinnen

dieser Provinz zu bendizieren. (Urkunde 01495)

Auch in politische Ämter wurde er berufen. Die Regierung bestellte ihn zum ersten Landschaftsverordneten des Rentamts Landshut.

Abt Johann war vor allem um eine gründliche Ausbildung des Klosternachwuchses bemüht. In seiner Regierungszeit lassen sich 13 Mönche als Studierende an der Universität Ingolstadt nachweisen.

Aber jetzt zeichnete sich schon ab, dass die vielfältige Inanspruchnahme ihn hinderte, allen seinen Verpflichtungen nachzukommen. So entsandte er zum Generalkapitel von 1605 den Raitenhaslacher Großkellner Konrad Tachler (+1634) und den Subprior von Fürstenfeld

Sebastian Thoma als seine Vertreter nach Citeaux. 1609 war Konrad Tachler wieder als Vertreter von Abt Johann beim Generalkapitel. Vielleicht wegen Krankheit aber auf jeden Fall wegen Arbeitsüberlastung ließ er sich einen Koadjutor an die Seite stellen.

Mit Zustimmung von Herzog Maximilian I. (1597-1651) und des Ebracher Vaterabtes Hieronymus I. Hölein (1591–1615) wurde der Kellermeister von Kloster Aldersbach Michael Kirchberger  zu seinem Koadjutor bestellt. (Urkunde 01502).Da nicht alle Mönche  mit dieser

Regelung einverstanden waren, untersuchte Abt Johann Martin von Clairlieu, dem Zisterzienserkloster in der Gemeinde Villers lès Nancy bei Nancy, der  Visitator des Zisterzienserordens für den Bereich von Oberdeutschland, Schweiz, Böhmen und Polen war,

den Vorgang. Er hatte nichts einzuwenden und bestätigte die Bestellung am 25.1. 1608. (Urkunde 01507) Mit gleichem Datum stellte er eine Urkunde für Abt Johannes aus, mit der er ihn mit der Visitation von Kloster Raitenhaslach und Seligenthal beauftragte

(Urkunde 01506)

1612 fand eine Versammlung der Landstände in München statt, an der Abt Johannes teilnahm. Er erkrankte und starb am 22. Januar 1612 in München. Sein Leichnam wurde nach Kloster Aldersbach gebracht und dort bestattet.

Die Wahl des neuen Abtes fand am 19. Mai 1612 statt. Sein Nachfolger wurde der bisherige Koadjutor Michael Kirchberger (1612-1635)

Am 08.10 1612 ernannte ihn Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604–1625) zum Generalvikar für das bayrische Gebiet.  (Urkunde 01517) Zwei Monate später verlieh er ihm das Recht, Äbte und Äbtissinnen zu weihen. (Urkunde 01519)

Am 17.V. 1616 visitierte Generalabt Nicolas Kloster Aldersbach. (Urkunde 01535)

1617 liess er den Chor der alten Abteikirche einreißen und den heute noch erhaltenen Chor neu erbauen. Er ließ neue Altäre, eine Kanzel und das Chorgestühl erstellen.

Unter Abt Michael studierten von 1616-1618 sieben Mönche in Dillingen. Von 1621-1646 studierten neun Mönche in Ingolstadt.

1622 führte er die Rosenkranzbruderschaft ein (Urkunde 01546)

1619 brannte ein Bauerngut in Sammarai nieder.Dabei fielen brennende Äste auf die daneben stehende hölzerne Kapelle aus der Zeit vor 1521. Sie nahm aber keinen Schaden. Auch der ausgedörrte Apfelbaum daneben trug im nächsten Jahr wieder Früchte.

Abt Michael schickte Kurfürstin Elisabeth (1595-1635) einige dieser Äpfel mit der Bitte, um die Kapelle herum eine Kirche  zu bauen. Nachdem er diese erhalten hatte, beauftragte er den Münchner  Baumeister und Stuckateur Isaak Bader(+1635), der wohl aus Wessobrunn stammte,

mit dem Bau der Kirche. Am 1. April 1629 legte Abt Michael zusammen mit dem Baumeister feierlich den Grundstein. Die Kirche wurde am 22. September 1631 von dem Regensburger Weihbischof Otto Heinrich Pachmair (1622-1634) geweiht.

Um 1630 kaufte Kloster Aldersbach die Hofmark in Schmiedorf von einem Daniel Plittersdorfer.

Vor dem Einfall der Schweden scheint also, wie der Bau der Wallfahrtskirche und der Güterwerwerb zeigt, ein durchaus normales Leben möglich gewesen zu sein.

Der Dreißigjährige Krieg war zwar schon 1618 ausgebrochen. Aber er hatte zunächst kaum Auswirkungen auf Kloster Aldersbach. Aber 1620 ließ Abt Michael alles Wertvolle wie Bibliothek, Archiv, Gold und Silber und die Ornate in die Festungsstadt Ingolstadt und nach Burghausen

in Sicherheit bringen. In Aldersbach hatten zeitweilig die Zisterzienserkonvente von Fürstenfeld, Oberschönenfeld und Seligenthal sowie Prämonstratensermönche aus Kloster Windberg und Benediktinermönche aus Kloster Metten Zuflucht gefunden.

Als der schwedische König Gustav Adolf 1630 in Deutschland eingriff, änderte sich die Lage für Kloster Aldersbach. Ein erstes Eindringen der Schweden in Franken konnte Tilly noch abwehren. Aber nach der Schlacht bei Rain am Lech am 14.und 15. April 1632 wurde Tilly

von der schwedischen Hauptmacht geschlagen und so schwer verwundet, das er am 30.04 starb. In den Jahren 1632 bis 1634 plünderten und brandschatzten schwedische Truppen Niederbayern. Die Aldersbacher Sterbematrikel verzeichnen 1632 die ersten kriegsbedingten

Todesopfer. Am 10. Mai 1632 hatte Gustav Adolf Landshut eingenommen, am 17. Mai kampflos die Landeshauptstadt München.

Nach der Besetzung Münchens sollte die Stadt eigentlich zerstört werden, was die schwedische Heerführung auch als Vergeltung für die Zerstörung Magdeburgs forderte. Aber Karl Gustav entschied, dass München und auch Landshut von der Zerstörung verschont blieben.

Kurfürst Maximilian ließ zum Dank für “das Wunder von München”  auf dem Münchner Marienplatz die Mariensäule errichten.

Sie wurde am 7. November 1638 von dem Freisinger Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618-1651) geweiht.

Der Aldersbacher Konvent war größtenteils geflüchtet. Der Aldersbacher Nekrolog berichtet, dass der 1634 verstorbene Kastner Pater Simon Centius mit nur wenigen im Kloster verblieben war.

Abt Michael legte 1634 eine detaillierte Aufstellung über die Schäden, die dem Kloster bis dahin entstanden waren vor und bezifferte sie mit 12.247 Gulden, das entspricht etwa 2.411.060,00 €.

Aus Altersgründen resignierte Abt Michael im Juli 1635 und starb schon am 8. Oktober 1635.

Am 15. Juli 1635 wurde Matthäus Gschwendt (1635-1651) unter Vorsitz des Raitenhaslacher Abtes Daniel Adam von Rembold (1624–1640) und im Beisein des Fürstenzeller Abtes Wolfgang Gattermayr (1635-1660)einstimmig zum 39. Abt von Kloster Aldersbach gewählt.

Er stammte aus Kempten. In seiner Klosterlaufbahn war er Kaplan in der Wallfahrtskirche Sammarai. Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior, wie auf seinem Grabstein vermerkt ist. (Kloster Grabsteinbuch fol. 34 v)

Im selben Jahr wie die Münchner Mariensäule wurde in Aldersbach eine hölzerne Kapelle zu Ehren Marias und des Heiligen Bernhard erbaut. Es war eine Pest-Votivkirche mit Klause, die sich wegen der dort erfahrenen Gnaden

bald zum Wallfahrtsort für die umliegenden Pfarreien entwickelte.

Die Schlacht bei Nördlingen am 5. September 1634 und die Niederlage der beiden schwedischen Heere unter Bernhard von Sachsen-Weimar und dem schwedischen General Gustaf Horn führte zum Verlust der schwedischen Machtstellung und

schließlich zum Prager Frieden vom 30. Mai 1635 und neuen Bündnissen. Frankreich war an der Seite Schwedens in den Krieg eingetreten. Franken und damit auch Kloster Aldersbach verschaffte die neue Situation eine Atempause.

Im Januar 1641 kam ein französisch-schwedisches Heer kurzzeitig vor Regensburg. Da das Eis der zugefrorenen Donau aber brach und eine bayrische Kavallerie rechtzeitig in Regensburg eintraf, konnte das Heer den dort tagenden Reichstag nicht sprengen.

Auf die niederbayrischen Klöster machte dieses Ereignis allerdings einen nachhaltigen Eindruck. Die Äbte entließen ihre Mönche, damit sich diese in Sicherheit brachten. Abt Matthäus suchte im Kloster Raitenhaslach Zuflucht und blieb dort, bis wieder

Sicherheit eingekehrt war.

Nachdem Niederbayern durch das französisch-schwedische Heer erneut bedroht war, entschlossen sich Abt Matthäus und sein Konvent zu einer erneuten Flucht aus dem Kloster. Nur der Kastner Pater Robert Daiser soll während des etwa zweijährigen Exils als einziger zurückgeblieben sein, um sich um das Kloster zu kümmern. Beim Einfall der schwedisch-französischen Truppen oder kaiserlich-bayrischen Truppen soll er sich in die Wälder geflüchtet haben.

Die letzten beiden Kriegsjahre hatten verheerende Auswirkungen auf das Kloster und seine Untertanen. Für die Zeit von 1646-1649 fehlen Urkunden, was darauf schließen lässt, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten in dieser Zeit weitgehend zum

Erliegen gekommen waren. Außerdem nahm die Soldateska alles hinweg und zehrte alles Essbare auf. Äcker und Wiesen wurden in einen erbarmungswürdigen Stand gesetzt.

Der Gutshof Straß (Schwaig) in Aldersbach scheint völlig zerstört worden zu sein.

Noch als Kriegsfolge ist eine Pestepidemie zu werten, die in den Jahren 1648-1649 wütete und nach den Sterbematrikeln von St. Peter 110 Todesopfer forderte.

Als Abt Matthäus und die Religiosen zurückkehrten, hatten sie kaum etwas zu essen. Sie appellierten an die österreichischen Klöster und baten um Hilfe. Diese ist wohl reichlich geflossen.

Der Abt konnte das Kloster bald wiederherstellen  und die Hofmarken Maming, Gottfrieding, Rating, Vilshofen und andere Güter erwerben.

In der Wallfahrtskirche Sammarai, in der er Kaplan gewesen ist, ließ er eine neue Orgel aufstellen.

Auch war er Generalvikar der bayerischen Provinz der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation.

Abt Matthäus verstarb am 1.02. 1651.

Sein Nachfolger wurde Gerhard Hörger (1651-1669). Er stammte wie sein Vorgänger aus Kempten. Er wurde schon als Chorknabe in das Kloster Aldersbach aufgenommen.

Unter Abt Michael Kirchberger trat er sein Noviziat an. Später wurde er Michaels Beichtvater. 1640-1643 war er Prior in Aldersbach. 1642 vertrat er Abt Johann Molitor (1640-1658) vom Kloster Raitenhaslach beim Provinzialkapitel

in Kloster Schöntal. Am Zisterzienserinnenkloster Seligenthal wirkte er mehrere Jahre als Beichtvater.

Der Gotteszeller Abt Christoph Lehen (1638-1651) war wegen seiner Amtsführung in Gotteszell in Misskredit geraten. Der Alderbacher Vaterabt Matthias untersuchte die Angelegenheit und kam zu dem Schluss, dass dieser seinem Amt nicht gewachsen sei.

Er teilte dies dem Ordensvisitator Bernhard Gemelich (1638-1660) Abt von Stams mit. Abt Matthäus betrieb nun mit dessen Einverständnis die Absetzung des Gotteszeller Abtes. Nach Vorliegen des landesfürstlichen Einverständnisses resignierte Abt Christoph

am 7. Januar 1651 und wanderte nach Österreich aus.

Unter dem Vorsitz von Abt Matthäus und im Beisein des Fürstenzeller Abtes Wolfgang Gattermayr wurde Gerhard Hörger von den wenigen nach dem Krieg verbliebenen Konventualen zum Abt von Gotteszell gewählt.

Kurz daraus starb Abt Matthäus. Unter dem Vorsitz des Fürstenzeller Abtes Martin Dallmayr (1640-1690) und in Gegenwart des Abtes Johann Molitor von Raitenhaslach wurde Gerhard Hörger zum Abt von Aldersbach postuliert.

Er lehnte zunächst ab, weil er Gotteszell nicht aufgeben wollte. Generalabt Claude Vaussin (1643-1670) erteilte ihm aber Dispens und nun leitete Gerhard in Personalunion beide Abteien. Abt von Gotteszell war er von 1651-1658 und von Aldersbach

von 1651 bis zu seinem Tod 1669. Abt Gerhard war ein sehr fähiger Abt. Es gelang im rasch in beiden Klöstern die Kriegsfolgen abzumildern. Das in Ruinen liegende Kloster Gotteszell baute er bis 1654 wieder auf.

Zum Regensburger Fürstbischof Franz Wilhelm Graf von Wartenberg (1649-1661) hatte er ein gutes Verhältnis.Von ihm bekam er am 21.4. 1655 einen Armknochen des Heiligen Roberts von Molesme, dem Gründer des Zisterzienserordens , als Reliquie und Franz Wilhelm

bestätigte die Echtheit der Reliquie (Urkunde 01585). Dafür stiftete Abt Gerhard einen ewigen Jahrtag für den Bischof. (Urkunde 101586)

In Aldersbach ließ er einen Ordenspriester für Gotteszell ausbilden und dort einige Novizen aufnehmen. Wie gut er in Gotteszell gewirtschaftet hat zeigt die Tatsache, dass er dem am 2. Mai 1654 zum Prior mit allen Stellvertreterbefugnissen ernannten Prior

Bonifaz Hiltprant trotz der Baukosten eine Barschaft von 1906 Gulden, das sind 375.233,00 €, übergeben konnte. Der Prior wirkte vorher als Professor für Theologie und Kirchenrecht in Aldersbach.

Im Sommersemester 1646 hatte er zusammen mit Pater Candidus Mändl (+ 1695) und Pater Raimund Edelmann diese Fächer in Ingolstadt studiert.

Nachdem Gotteszell wieder auf eigenen Füßen stehen konnte, resignierte Abt Gerhard am 18. Februar 1658 und leite am nächsten Tag die Wahl von Bonifaz Hiltprant (1558-1689) zum Abt von Gotteszell.

Er führte dort auch höhere Studien ein.

Am 9. Mai 1667 übertrug Generalabt Claude Vaussin Abt Gerhard das Generalvikariat für Bayern (Urkunde 01595)

Auf Initiative von Kurfürst Maximilian II. Emanuel (1679-1726) kaufte Abt Gerhard das 1563 im Zuge der Reformation aufgehobene Zisterzienserkloster Walderbach, heute Landkreis Cham und richte es als Superiorat ein.

Während seiner Regierungszeit besaß das Kloster über 600 Anwesen in  17 bayerischen Landgerichten von Dachau bis ins Innviertel.

Abt Gerhard verfasste im Auftrag des Fürstbischofs eine handgeschriebene Chronik von Kloster Alderbach, die mit dem Tod des Abtes Michael Kirchberger endet.

Am 7. Oktober 1669 erlitt Abt Gerhard bei der Visitation von Kloster Seligenthal einen Schlaganfall. Er verstarb zwei Tage später ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Auf ihn folgte Malachias Niderhofer (1669-1683). Er war Sohn eines Taglöhners und ist in Landshut geboren. Sein Klostereintritt ist nicht bekannt. Im Wintersemester 1638 war er an der medizinischen Fakultät in Ingolstadt eingeschrieben. Ma kann

davon ausgehen, dass er von der Förderung durch Abt Matthäus profitierte, denn anders wäre ihm als Sohn eines Tagelöhners kaum der Weg zur höheren Bildung möglich gewesen. Er hatte Philosophie studiert. Er war Professor für Philosophie in Kloster Aldersbach

und von 1651-1653 dort Prior und von 1652-1653 ein Jahr Spiritualadministrator in Kloster Gotteszell.

Der Kaisheimer Abt Georg IV. Müller (1637–1667) berief ihn 1653 für zwei Jahre ins dortige Kloster, wo er Philosophie unterrichtete und Disputationen über Physik und Logik abhielt, zu der auch Klosterfremde, vor allem Jesuiten eingeladen waren.

Von August 1669 bis November 1699 verwaltete er als erster Verwalter das als Subpriorat von Abt Gerhard wieder eingerichtete Kloster Walderbach.

Am 24. November wurde er im Beisein des Fürstenzeller Abts Melchior Korn (1666-1684) zum 41. Aldersbacher Abt gewählt (Urkunde 01596).

Abt Malachias wohl seinem eigenen Werdegang geschuldet förderte die höheren Studien im Kloster. Er richtete eine Hauslehranstalt im Kloster ein, die auch von Klöstern aus der Umgebung beschickt wurde.

Über die Organisation und Ausprägung der Lehranstalt ist wenig bekannt. Man orientierte sich wohl am jesuitischen Bildungssystem und teilte die höheren Studien in Lyzeum (Philosophie) und Hochschule

(Theologie) auf. Einen akademischen Grad konnte man in Aldersbach nicht erreichen. Die Schule hatte wohl eher vorbereitenden Charakter für ein späteres (verkürztes) Hochschulstudium. Die Schule war wohl

eine dauerhafte Einrichtung, was auch der Bau des Seminargebäudes (heutiges Ratshaus) um das Jahr 1767 erkennen lässt.

Am 16.5. 1672 übertrug der Generalabt Jean XII. Petit ( 1670–1692 ) Abt Malachias das Generalvikariat für das bayrische Gebiet. (Urkunde 01598).

Gegen Ende seiner Amtszeit ließ Abt Malachias den südlichen Stichflügel mit dem Rekreationssaal bauen.

Abt Malachias starb am 12. Januar 1683.

Sein Nachfolger wurde Engelbert Vischer (1683-1705). Er ist um 1647 in Gossersdorf bei Konzell geboren und am 07.10.1647 in Konzell(heute Landkreis Straubing-Bogen) getauft.

Über seinen Klostereintritt und seine Klosterlaufbahn ist nichts bekannt. 1682 war er Prior in Kloster Aldersbach.

Er wurde am 21. Februar 1683 in Gegenwart des Abtes von Raitenhaslach Malachias Lachmayr (1676-1688) zum 42. Aldersbacher Abt gewählt. (Urkunde 01602) Generalabt Jean Petit bestätigte die Wahl am

10.5. 1683 (Urkunde 01603)

1690 begann er mit dem Bau des Wallfahrtspriesterhaus in Sammarei.

Wie sein Vorgänger Malachias förderte er die wissenschaftliche Ausbildung des Klosternachwuchs.

Er verfasste auch eigene Schriften unter anderem eine Beschreibung der „Gnadenerzeigungen“ im Wallfahrtsort Sammarei.

Auch er war Generalvikar für das bayrische Gebiet und kümmerte sich um die Ordensdisziplin.

Abt Engelbert begann im Jahr 1700 den barocken Neubau des Klosters.

Allerdings brach 1701 der Spanische Erbfolgekrieg (bis 1714)aus. Am  13. August 1304 fand in Höchststadt die 2. Schlacht von Höchstadt statt, bei der Bayern und Kurfürst Maximilian II. Emanuel eine verheerende Niederlage erlitt.

Er  wurde des Landes verwiesen. Kaiser Joseph I. (1705-1711) Er besetzt Kurbayern mit brutaler Gewalt. Es sollte in den Habsburger Staatsverbund eingegliedert werden. Eine enorme Steuerlast wurde dem Landvolk aufgebürdet.

Mit Zwangsrekrutierungen sollten die kriegstauglichen Männer in die kaiserliche Armee eintreten. Die Repressalien führten zu der Bayrischen Volkserhebung. Mit der “Bauernschlacht bei Aidenbach” am 8. Januar 1706 war der Aufstand schließlich niedergeschlagen.

Kloster Aldersbach war von der Volkserhebung in vielfältiger Weise betroffen. Zum einen gab es Beinträchtigungen bei den Kampfhandlungen im direkten Umfeld des Klosters. Beim Volksaufstand starben viele Angehörigen der Klosterpfarreien.

Bei der Bauernschlacht hatten sich flüchtende Bauern im Pfarrhof von Tödling, heute Gemeinde Egglham verschanzt. Er gehörte dem Kloster und wurde von dem kaiserlichen Heer in Brand gesetzt. Nach der Schlacht war Kloster Aldersbach für zwei Tage

Hauptquartier des hier lagernden österreichischen Heeres. Das Kloster war in dieser Angelegenheit in einer moralischen Zwangslage.Die fast ausschließlich  nichtadeligen Konventualen mit bayrischen Wurzeln brachte der aufständischen Landbevölkerung

großes Verständnis entgegen. Aber das Kloster war ein Wirtschaftsunternehmen. Es war existentiell auf die Einnahmen aus den umfangreichen österreichischen Besitzungen des Klosters angewiesen. Man konnte es sich also nicht leisten,

es mit Habsburg zu verderben. Die kaiserliche Regierung in München nahm durchaus Einfluss auf das Kloster und war nicht unbeteiligt an der Resignation von Abt Engelbert am 17.10.1705. Auch die verspätete Anerkennung des Nachfolgers von Abt Engelbert

Theobald I. Grad (1705-1734) verweist auf den Münchner Einfluss.

Abt Engelbert lebte nach seiner Resignation in Sammarai, zu dem er 1690 den Grundstein gelegt hatte. Er starb dort am 19.07. 1723 und ist in Kloster Aldersbach bestattet.

Abt Theobald ist 29. 3. 1661 in Engkofen heute Ortsteil von Adlkofen im Landkreis Landshut geboren.  1682 legte er seine Profess in Aldersbach ab und wurde 1687 zum Priester geweiht.

Er war 8 Jahre Hausgeistlicher im Kloster Seligenthal, das er dann als Vaterabt mindestens einmal jährlich besuchte.

Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior.

Mit ihm begann das “Goldene Zeitalter” von Kloster Aldersbach.

Er förderte die Studien seiner jungen Mönche, in dem sie nach Ingolstadt an die Universität schickte.

Er begründete die barocke Bibliothek. Vor allem wurde er zum eigentlichen Bauabt von Kloster Aldersbach.

Er ließ anstelle des romanischen Langhauses von Domenico Mazio (um 1650/65- bis nach 1728) die Klosterkirche neu errichten.

Er baute ab 1715 eine grosszügige Wandpfeilerhalle mit fünf Jochen. Um den Chor legt er einen Kapellenkranz. 1719 ist der Neubau eingewölbt.

Abt 1720 waren die Gebrüder Asam in der Kirche tätig, Equid Quirin (1692-1750) als Stuckateur und Cosmas Damian (1686-1739) als Freskant.

Equid Quirin erstellte die freiplastische Orgelbühne.

Den Hochaltar errichtete der Bamberger Altarbauer Joseph Matthias Götz (1696-1760) Das Altarblatt und die Mondsichelmadonna des alten Altares wurde wieder verwendet.Die beiden Seitenaltäre wurden in den 1720-iger Jahren auch von der Werkstatt Götz erstellt.

Die Kanzel, die Kirchenbänke, die Beichtstühle und das Chorgestühl entstehen  der Rokokoperiode unter Abt Theobald II.

Abt Theobald setzte neue Orgelwerke in die Kirche.

In Frauentödling förderte er den Bau der Marienkirche.

Auch er war Generalvikar des Ordens in Bayern.

Er verlegte die Rosenkranzbruderschaft von Weng in die Klosterkirche nach Aldersbach.

Er erlitt einen Brandunfall, an dem er am 21. 1734 qualvoll verstarb.

Sein Nachfolger wurde Paulus Genzger (1734-1745). Er ist 1681 in Frontenhausen  heute Landkreis Dingolfing-Landau geboren.

Er war Pfarrer, Professor und 1721, 172-1724 sowie 1730-1732 Prior in Aldersbach. Zuletzt war er Beichtvater im Kloster Seligenthal. Von dort aus wurde er am 29. März 1724 zum Abt gewählt.

Auch er förderte die Studien seiner Religiosen. Zwei Mönche schickte er zum Studium an die Universität Prag. Allerdings starben diese sehr früh.

Er vermehrte die Bibliothek mit vielen Büchern, die er selbst angeschafft hatte.

Die Sakristei stattete er mit neuen Ornaten aus.

Die Reliquien der Katakombenheiligen Felicianus und Clara ließ er neu fassen und ausstellen. Die Heilige Clara ist erst unter Abt Paulus nach Aldersbach gekommen.

Unter Abt Paulus entstanden die Neubauten der   Ökonomiegebäude. Das waren Bräuhaus, Kastnerei, Mühle und Bauhof. Im Bräuhaus war wohl auch die Pfisterei untergebracht.

Er legte den Grundstein zu einer Lorteokapelle, die schon Abt Theobald I. geplant hatte und die ein österreichischer Edelmann bezahlt hatte.

Das Kloster hatte zu dieser Zeot ein Hausorchester und Abt Paulus musizierte selbst und komponierte.

Schwer zu schaffen machte Kloster und Abt der Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748).

Kaiser Karl VI. (1711-1740) starb 1740 ohne männlichen Erben. Die Pragmatische Sanktion, die Kaiser Leopold (1658-1705) 1703 mit seinen Söhnen Joseph und Karl geschlossen hatte, regelte, dass weibliche

Familienmitglieder nur erben konnten, wenn alle männlichen Familienmitglieder ausgestorben waren. Mit dem Tod Karls war dies nun eingetreten. Seine Tochter Maria Theresia (1711-1780) bestieg nun den österreichischen

Erzherzogsthron. Allerdings machten nun drei weitere Verwandte Erbansprüche geltend und zwar Karl Albrecht von Bayern (1726-1745) als Ehemann von Amalie von Österreich (1701-1756),Tochter von Kaiser Joseph I.(1705-1711)

und  der Nichte des verstorben Kaisers, Philipp V. von Spanien für die erloschene Linie der spanischen Habsburger und Friedrich II. August von Sachsen (1733-1763), dem Ehemann von Maria Josepha von Bayern (1699-1759)

der ältesten Tochter von Joseph I.

1741 begannen die Kampfhandlungen in Deutschland. Niederbayern war von Juli 1741 bis zum Frieden von Füssen am 22. April 1745 fast durchgehend von massiven kriegerischen Handlungen und Truppenbewegungen betroffen.

Auch Kloster Aldersbach wurde nun unmittelbar in das Geschehen einbezogen. Es erlitt zwar Verwüstungen, kam aber einigermaßen glimpflich davon., auch weil es ausreichend Kapital hatte, Schutzgelder zu bezahlen.

1742 befand sich ein habsburgisches Hauptquartier für mehrere Wochen in Kloster Aldersbach.  Das 8.habsburgische Infanterieregiment unter dem Kommando des Generalfeldmarschalls Joseph Friedrich von Sachsen–Hildburghausen (1702-1787)

verbrachte mit 2000 Mann die Wintermonate von 1743/44 in Aldersbach. Das Heer musste natürlich verpflegt werden, was auf Kosten des Klosters ging. Das machte Abt Paulus so zu schaffen, dass er am 15.10.1745 resignierte. Er zog sich nach Sammarai zurück, wo er

10.04.1746 verstarb.

Der Ebracher Vaterabt Hieronymus II. Held (1741–1773) Hatte die Resignation von Abt Paulus entgegengenommen und auch den Vorsitz bei der Wahl seines Nachfolgers Theobald II. Reitwinkler (1745-1779) geführt,

die am 25. Oktober 1745 stattfand.

Er wurde am 5. November 1705 als Sohn des Hochstiftischen Braumeisters Johann Georg Reitwinkler († 1734) in Passau–Hackelberg geboren

Er besuchte das Gymnasium in Passau. Bis 1725 studierte er Theologie in Freising.

1726 legte er in Aldersbach seine Profess ab. Dann studierte er in Ingolstadt weiter Theologie und auch Rechtswissenschaften.

1731 wurde er zum Priester geweiht.  Danach war er Professor für Theologie in Aldersbach.

Von 1738 bis 1745 war er Beichtvater und Ökonom in Kloster Seligenthal.

Die feierliche Benediktion nahm Abt Hieronymus II.  am 5. Juni 1746 vor. Sie war eingebettet in die großen Jubiläumsfeiern, die zum 600-jährigen Bestehen der Abtei abgehalten wurden und die sich über mehrere Tage erstreckten.

Nachdem das Kloster wieder friedliche Zeiten erlebte, konnte Abt Theobald das Kloster wirtschaftlich wieder sanieren und er zahlte alle Schulden zurück.

Nach Härtl erreichte er die Exemption für das Kloster. (S.100)

Schon 1746 ließ er durch den in Fürstenzell tätigen Maler Johann Jakob Zeiller (1708–1783) neue Fresken in der Sakristei und in der Chorscheitelkapelle malen. Er kaufte hochwertige Paramenten.

1748 schuf der Bildhauer  Joseph Deutschmann (1717–1787) aus Imst die Kanzel und die Beichtstühle.

1755 wurde die Westfassade und der Glockenturm erneuert. Dabei wurde der Turm erhöht und in die neugestaltete Fassade integriert.

1761/62 wurde das Chorgestühl erneuert und mit der neuen Orgel,die der Passauer Orgelbaumeister Philipp Schmid (1711–1763) erstellte, ist die Ausstattung des Kirchenraums abgeschlossen.

Die Orgel wurde  auf 26 Register erweitert.

1767 wurde eine neue Portenkapelle von dem Passauer Baumeister Johann Michael Schneitmann (von 1720 bis 1795 in Passau nachweisbar) errichtet. Ursprünglich war die Portenkapelle für Frauen bestimmt, da diese

nach der Zisterzienserregel den Klosterbereich nicht betreten durften.

Die Pfarrhöfe von Neuhofen, Schönau und Nöham Abt Theobald neu erbauen.ließ er neu erbauen.

Junge Religiose schickte er zum Studium nach Ingolstadt und Salzburg.

Vor 1767 ließ er das Seminargebäude im Kloster erbauen (s.o.)

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1763 durch Papst Clemens  XIV.(1769-1774) waren Aldersbacher Mönche auch als Professoren an der Landesuniversität Ingolstadt und an den Gymnasien in Burghausen und Landshut tätig.

Allerdings wurden die Aldersbacher Mönche als Professoren durch aus auch angefeindet. So war Pater Amadeus Primbs (Profess in Aldersbach am 11.11. 1782) 1793 Professor für Logik, Metaphysik und Philosophie an der Universität Ingolstadt.

Er wurde aber 1794 auf kurfürstlichen Befehl wieder entlassen, wobei die Gründe nicht klar sind. So wurde er der Mitgliedschaft im Illuminatenorden, einer Geheimgesellschaft, verdächtigt.

Pater Stephan Wiest (Profess in Aldersbach 1768) war von 1791 bis 1794 Professor an der Universität Ingolstadt und dort von 1787/88 Rektor. Er war zwischen  1781 und 1794 einer der herausragenden Theologen der Universität Ingolstadt.

Pater Stephan Wiest (Profess in Aldersbach am 28.10.1768) war von 1788-94  Professor für Dogmatik und Patrologie an der Universität Ingolstadt. 1788 war er dort Rektor. Er verfasste 43 Werke und ist einer der bedeutendsten

katholischen Theologen in Deutschland im 18. Jahrhundert.

Auch um die Bibliothek  kümmerte sich Abt Theobald. Am Ende seiner Regierungszeit umfasste sie 30.000 Bände. Darunter waren etwa 300 mittelalterliche Handschriften, die zum Teil im klostereigenen  Skriptorium angefertigt worden

und mit wertvoller Buchmalerei ausgestattet worden waren.

Bibliothekar und Klostersekretär in der Regierungszeit von Abt Theobald war Michael Mannstorf (Profess 1733). Er schrieb eine Kurzfassung der Klostergeschichte, die auf der Chronik von

Abt Wolfgang Marius basierte, die “Excerpta quaedam ex Annalibus Marii Wolfgangi” und “Epitome Chronicorum Alderbachensium” . Er verstarb 1766.

Auch Abt Theobald II. war  Generalvikar und Visitator der bayerischen Zisterzienserprovinz.

Abt Theobald verstarb am 07.02. 1779.

Sein Nachfolger wurde Abt Otto Doringer (1779-1797) als vorletzter Abt von Kloster Aldersbach.

Er ist am 22. März 1728 in Höhnhart, Bezirk Braunau, Oberösterreich geboren. Mit 23 Jahren trat er in Kloster Aldersbach ein, wo er 1751 die Profess ablegte.

1754 wurde  er zum Priester geweiht. Zunächst war er als Priester und Beichtvater in Sammarai tätig. Dann ging er als Priester und Beichtvater nach Seligenthal. Dort war er auch als Bibliothekar tätig.

1773 wurde nach Aldersbach zurückberufen, wo er bis 1774 Prior war.Am 10.4. 1779 wurde er zum Abt gewählt. Talentierte Religiose schickte er auf die Universität nach Ingolstadt.

Er selbst war” ein umfassender Gelehrter” (Biographia Cisterciensis /www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Doringer,_Otto)

Er war seit 1779 Generalvikar der bayrischen und pfälzischen Zisterzienserklöster.

Durch den Tod von Abt Theobald Weißenbach (1780-1792) von Kloster Raitenhaslach war die Stelle als Direktor im Generalstudiendirektorium in Ingolstadt freigeworden.

Er bewarb sich dafür. Die Zisterzienser gingen sehr selbstbewusst vor, um die Rechte ihrer Prälaten zu wahren. Abt Otto bekam den Zuschlag. Allerdings  versuchten die staatlichen Behörden dann die Demission von Abt Otto zu betreiben,

was auch mit der Entlassung des Aldersbacher Professor Amadeus Primbs (s.o.) zusammenhing. Er hatte sich wegen der “Denunciationssache” (Winfried Müller, Universtität und Orden, Berlin 1986, S. 200). Die Entlassung von Primbs nicht mehr rückgängig machen.

Aber seine eigene Position im Generalstudiendirektorium konnte er immerhin halten. Wenige Jahre später bat er dann aber altershalber um Entlassung. Dieses Amt versah dann der Fürstenzeller Abt Edmund Bachmaier (1702-1803) bis zur Säkularisation 1803.

Abt Otto hatte ein lateinisches Tagebuch über seine Regierungszeit verfasst, das nicht nur für die Klostergeschichte sondern auch sehr viele Informationen zu Bayern enthält (nach zu lesen in Kloster Aldersbach digital Das Tagebuch des Zisterzienserabtes Otto Doringer

von Aldersbach 1779-1797). Man kann darin auch sehr schön die sich anbahnende Klosteraufhebung nachverfolgen.

Abt Otto verstarb am 15. Oktober 1797.

Sein Nachfolger wurde Abt Urban Treml (1797-1803)

Er wurde am 8. Mai 1743 in Strachendorf geboren.

1769 wurde er zum Priester geweiht. Er war dann Pfarrer in der dem Kloster inkorporierten Pfarrei Geiersthal im Landkreis Regen.

Nach dem Tod von Abt Otto wurde er am 18.Dezember zu dessen Nachfolger und letzten Abt von Kloster Aldersbach gewählt. Mönche von Kloster Aldersbach hatten immer noch Lehrstühle an der Universität Ingolstadt inne.

Am 1. April 1803 wurde im Zuge der Säkularisation die Aufhebung des Klosters verkündet. Das Kloster wurde entschädigungslos enteignet. Zum Zeitpunkt der Aufhebung waren noch 41 Mönche und 30 Studenten in Aldersbach. Sie

mussten das Kloster sofort verlassen. Abt Urban erhielt eine Pension von 1800 Gulden, das entspricht etwa 38.276 €. Er ging nach Straubing, wo er 13. August 1808 verstarb.

1802 wurden die Anlagewerte des Klosters auf 626 536 Gulden geschätzt, das sind etwa 13.323.056,00 €. Der Aktivsaldo betrug 134 564 Gulden, also etwa 2.861.453,00 €. Der Barbestand lag bei 24 882 Gulden, das sind etwa

605.659,00 €. Die Jahreseinnahmen betrugen 55 287 Gulden, also 1.175.870,00 €. Das Kloster war durchaus ein Wirtschaftsunternehmen. Es beschäftigte 110 ständige Arbeitnehmer, denen es einen Jahreslohn von 123 Gulden zahlte, das sind

etwa 2.615,00 € im Jahr. Damit war das Einkommen eines Klosterbeschäftigten etwa 23 % höher als das damalige bayrische Durchschnittseinkommen.

Über 7000 ausgewählte Werke der Bibliothek werden nach München gebracht. 2043 Bände erielt die Provinzialbibliothek Straubing. Der grosse Rest der bedeutenden Bibliothek von ursprünglich über 30 000 Bänden wurde 1807 als Makulatur verkauft.

(alle Zahlen nach Süddeutscher Barock, Kloster Aldersbach) Die mobilen Wertsachen verschwanden. Auch das Klosterarchiv ist nicht mehr vorhanden.

Stiftsgebäude, Bräuhaus und Mühle wurde Eigentum des Freiherrn von Aretin auf Haidenburg.Adam von Aretin (1769-1822) war bayrischer Vizekanzler.

180 Jahre war das Kloster dem Verfall preis gegeben. 1893 wurde mit der Renovierung der herunter gekommenen Konventsgebäude begonnen. Mehrere Versuche der Wiederbesiedelung durch Zisterziensermönche schlugen fehl.

                                                                                                                                                   

10 Apr. 2022

Kloster St. Urban

 

                                                                                                                                                                           Kloster St. Urban

Ritter Ulrich Freiherr von Langenstein und seine beiden Brüder, die Geistlichen Lütold und Werner, stifteten zwischen 1191 und 1194 ein Zisterzienserkloster. Die Freiherren von Langenstein hatten ihren Stammsitz auf dem heutigen Schlossberg bei Melchnau im Kanton Bern.

Ritter Ulrich wurde 1191 als Eigentümer einer Kirche in Rot urkundlich erwähnt, das ist im heutigen Untersteckholz im Kanton Bern. Dort soll nach unbestätigten Aussagen schon um 1148 ein Chorherrenstift gegründet worden sein.

Der Konstanzer Bischof Diethelm von Krenkingen (1189-1206) bestätigte die Schenkung 1194. (In Schweizerisches Urkundenregister, Zweiter Band, Bern 1877, S. 421 f Urkunde 2675) Der Bischof übergab die Schenkung an den Zisterzienserorden mit der dem Orden

von den Päpsten verliehenen Freiheiten und teilte in der Urkunde mit, dass Werner ins Kloster eingetreten ist. Außerdem werden die Besitzungen des Klosters aufgelistet und bestätigt.

Das Generalkapitel des Zisterzienserordens nahm dies Schenkung an.

Daraufhin schickte die Abtei Lützel unter Abt Christian (1131?–1175? ) einen Gründungskonvent .

Da sich schnell herausstellte, dass es an der notwendigen Wasserzufuhr für einen dauernden Aufenthalt fehlte und auch keine Mühle betrieben werden konnte, verlegte man das Kloster etwa drei Kilometer talabwärts in das Dorf Nieder-Tundwil. Dort bestand schon eine kleine Kirche

mit dem Paten St. Urban. dieser gab auch dem Kloster seinen Namen. Ritter Arnold von Kapfenberg schenkte den Grund für das neue Kloster. Er war mit den Freiherren von Langenstein verschwägert.

Der erste Abt von St. Urban war Konrad von Biederthan (1196) Biederthan war ein hochadeliges Geschlecht, das 1169 die Burg Alt- Biederthal in Laufen, heute eine Gemeinde im Bezirk Basel Land an der Landesgrenze zu Frankreich erbaute. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert aufgelassen.

Die Edelfreien von Bühlerthan (auch Bierthal) wurden 1141 urkundlich nachgewiesen.

Der erste wichtige Besitz war Roggwil. Dort errichteten die Mönche auch einen der Klosterhöfe, der zu den bedeutendsten des Klosters werden sollte. Schon ab 1197 begannen sie, Streubesitz aus entfernter gelegenen Besitzungen zu verkaufen oder tauschen, um klosternah

zusammenhängenden Besitz zu schaffen. Um 1201 dürfte Roggwil gänzlich Eigentum des Klosters gewesen sein. Dort bauten die Mönche ein Bewässerungssytem. Das war etwas, worauf sich die Zisterziener verstanden. Sie fassten die Langeten in einen Kanal und führten diesen bis Roggwil und zur Roth.

Sie betrieben dann einen spezialisierten, mit Bewässerung gekoppelten Wiesen- und Ackerbau (sog. Wässermatten). Der Klosterhof von Roggwil umfasste immerhin mehr als 1200 Jucharten (Juchart ist ein Schweizer Flächenmass. Das war ein Schätzmass, das einem Tagewerk des Pflügers entspricht und je nach Gelände variiert. Im Schweizer Mittelland waren das  zwischen 27 und 36 Ar) Das waren also  etwa 360 Hektar, die in Roggwil bewässert und bewirtschaftet wurden.

Die ersten Klosterbauten wurden dort 1200 oder 1201 geweiht.

Aus den Jahren 1231 und 1232 sind Nachrichten von Altarweihen überliefert. In der Zeit von 1249-1259 entstanden Kirche und Kloster neu.

Am 10. Dezember 1208 gestattete  Papst Innozenz III. (1196-1216) dem Abt und Konvent von Kloster St. Urban von freien Leuten, die als Mönche oder Konversen ins Kloster eintreten, bewegliches und unbewegliches Gut anzunehmen und dieses zu behalten.

(Urkundio Beiträge zur vaterländischen Geschichtsforschung, 2. Bd. Solothurn, 1875, S. 20) und am 8. Januar 1209 nahm er das Kloster in den Schutz des apostolischen Stuhls und untersagte von dessen selbst bebauten Gütern den Zehnten zu fordern (S.21)

Am 6. November folgte eine Urkunde, in der der Besitz aufgelistet und bestätigt wurde und der Papst gewährte dem Kloster besondere Freiheiten und Rechte (S. 22). Am 9. April 1210 beauftrage er den Erzbischof von Mainz Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

das Kloster St. Urban gegen alle Beeinträchtigungen zu schützen. (27)

Auch Kaiser Heinrich VI. (1169-1197) nahm das Kloster in seinen Schutz.

1196 sandte der Abt von Lützel dem Abt von St. Urban ein von Bruder Helandus geschriebenes Missale (Anzeiger für Schweizerische Geschichte-Band 4, S. 165)

Graf Hermann II. von Froburg (+1211/1213) erteilte dem Kloster Zollfreiheit in allen Städten seiner Herrschaft. Sie hatten die Städte  Aarburg, Liestal,  Olten, Waldenburg, Wiedlisbach, Zofingenund  Fridau gegründet.

Abt Konrad starb am 12. Mai 1212.

Sein Nachfolger wurde Otto von Salem. Er war ein Mönch aus Salem und wohl sehr kunstbegabt.

Kurz nach seiner Wahl war Abt mit einem Konversenbruder nach Rom gereist. In Thunstetten war um 1210 eine Johanniterkommende gegründet worden. Zwischen Kommende und Kloster war ein heftiger Streit entstanden.

Das war wohl der Anlass der Romreise des Abtes. Abt Otto war zwar in Rom juristisch erfolgreich. Auf der Rückreise verstarb er aber am 21. Oktober 1212.

Am 6. Mai1228 beauftragte Papst Gregor IX. (1227-1241) den Konstanzer Bischof Konrad II. von Tegerfelden (1233 –1233) und den Abt von Petershausen Konrad II. (1225–1248) dafür Sorge zu tragen, dass der von Papst Innozenz III.

geschlossene Vergleich zwischen dem Kloster St. Urban und der Kommende Thunstetten beobachtet wird und ein dagegen ergangener Schiedsspruch aufgehoben werde. (S. 30)

Der Streit wurde aber erst 1269 endgültig beigelegt. Den Johannitern sollte der Kirchensatz von Lotzwil nebst anderen Rechten gehören, Kloster Urban sollte den Kirchensatz von Waldkirch gehören, ein ehemaliges Dorf bei Niederbipp.

Sollte es dennoch Schwierigkeiten geben,sollte Ritter Rudolf von Balm oder Heinrich von Grünenberg als Schiedsrichter fungieren.

Nach nicht einmal einjähriger Regierungszeit folgte auf ihn Konrad II.  von Tennenbach. Er erhielt von Albrecht IV. Grafen von Habsburg (um 1188-1239) die landesherrliche Zustimmung für alle Erwerbungen in Langenthal. Albrecht war Landgraf im Oberelsass und Vater von Rudolf I.,

der von 1273-1291 deutscher König war.

Eberhard von Grünenberg schenkte dem Kloster 1224 den Kirchensatz von Langenthal und alle seine Güter. Die Freiherren von Grünenberg waren schon früh Gönner des Kloster. Auch waren Familienmitglieder Mönche in St. Urban.Herbert  von Grünenberg

tritt 1250 in einer Urkunde als Zeuge auf und wird dort als Mönch in St. Ulrich auf. Er war wohl ein Bruder von Ulrich und Markwart.

Schon zwischen 1218 und 12224 schenkten Heinrich von

Grünenberg und sein Bruder Markwart eine Schuppose in Gotzratwil. 1249 verkaufte Heinrich von Grünenberg dem Kloster ein Gut in Solothurn, in dessen Besitz er durch seine Gemahlin gekommen war für 11 Mark Silber.

Zwischen den Rittern von Luternau hatte eine langjährige Fehde zwischen ihnen und dem Kloster geherrscht. Ritter Werner von Lutternau wurde deshalb von Bischof Konrad II. von Tegerfelden  (1209 –1233 ) gebannt worden.

Heinrich und sein Bruder Markwart traten als Zeugen in der Schlichtungsurkunde auf.

Markwart starb kurz nach 1262. Er wurde in St.Urban bestattet. Das hatten sich die Herren von Grünenberg als Grablege gewählt, ebenso wie die die Familie der Klostergründer, die Freiherren von Langenstein.

Abt Konrad II. starb am 22.Dezember 1226.

Auf ihn folgte Abt Marcellinus.

1231 konsekrierte der Konstanzer Suffragan Heinrich, Bischof von Groß-Troja

Der Streit mit den Johannitern in Thunstetten schwelte noch immer. Papst Gregor IX. gab deshalb dem Konstanzer  Bischof Konrad II. und dem Abt von Petershausen Konrad III. auf dem Hof (1329–1339?)den Auftrag, den Streit zu schlichten.

Außerdem nahm er das Kloster mit seinem jetzigen und künftigen Besitz und den Konvent  am 27. April 1233 in seinen Schutz auf. Der derzeitige Besitz wurde detailliert aufgezählt.

Abt Marcellinus starb am 13. September 1240.

In Zofingen besaß Kloster St. Urban mehrere Häuser. Das erste hatte es 1227 vom Stift Zofingen bekommen. 1261 überliess Graf Hartmann von Frohburg (etwa 1240 + zwischen 1281 und 85), der auch Schultheis in Zofingen war, dort ein Haus.

1285 übertrug Niklaus von Fischbach dem Kloster sein Haus mit Garten. Daraus entstand der St. Urbanshof, der bis zur Aufhebung des Kloster 1848 im Besitz des Klosters war.

Nilkaus von Fischbach war auch der erste Klosterschaffner von St. Urban. 1283 wurde Kloster St. Urban ins Bürgerrecht der Stadt aufgenommen.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich I.

Der Konstanzer Bischof Heinrich von Tanne (1233 –1248) bestätigte 1243 den Besitz des Klosters in St. Urban, Rot, Roggwil, Schorren, Langenthal, Rüthi usw.

Abt Konrad starb am 7. Januar 1246.

Auf ihn folgte Ulrich von Burgdorf. Er begann mit dem Bau des Kreuzgangs. Unter Abt Ulrich wurde auch festgestellt, dass reichlich rote Erde vorhanden war, die sich zur Herstellung von Ziegeln eignete.

Das Generalkapitel und seine Versammlung war immer auch die Möglichkeit, sich auszutauschen. Die norddeutschen und lombardischen Zisterzienserklöster hatten Erfahrung im Backsteinbau und St. Urban

konnte sicher von diesen Erfahrungen profitieren. Allerdings sind die in St.Urban entstandenen Backsteine in ihrer Art einzigartig. In St.Urban fand nicht eine Umsetzung in backsteingerechte
Formen statt wie in der Lombardei oder besonders in Norddeutschland. In St. Urban wurden Hausteinformen in die Backsteinproduktion übernommen, das heisst, die Backsteinwerkstücke  von St.
Urban imitierten Werkstücke in Stein. Die Bauten von St. Ulrich waren dann auch nicht der Backsteinarchitektur verpflichtet,sondern der Hausteintradition im Aargau. Ein weiteres Merkmal waren die

ungewöhnlich großen Formate. Das erforderte einen hervorragenden Lehm sowie viel Gespür und Geduld seitens des Zieglers.

Ein drittes Merkmal war  die Verzierung der Backsteine mit Modeldrucken, die sich am zeitgenössischen Fliesendekor orientierten,in der Reichhaltigkeit des Formenschatzes aber ihresgleichen suchte.

Für die Fähigkeit der Zisterziensermönche, die in St. Urban solche Ziegel produzierten, gibt es mehrere Möglichkeiten. Es könnte die Fähigkeit eines einzelnen Konventualen gewesen sein.

Möglicherweise fand wie oben erwähnt ein Wissenstransfer statt, was bei den Zisterziensern eine übliche Praxis war.

Es könnte auch sein, dass Abt Ulrich, der aus Burgdorf stammte, die Kenntnis der Backsteinherstellung vermittelte. In Burgdorf entstand kurz vor in St. Urban der Backsteinbau eingeführt wurde, die dortige Zähringerburg.

Dort war ein wandernder Bautrupp tätig, der über Abt Ulrich diese Kenntnisse weitergab.

Abt Ulrich I. starb am 9.Februar 1249

Auf ihn folgte Abt Ulrich II. von St. Gallen. Er stammte aus einer in Konstanz eingebürgerten Familie diesen Namens. Er leitete die Bauten. Nur die Ziegelarbeiter, die Konversen und andere Handwerker unterstanden einem anderen Meister.

Im Jahrzeitbuch des Klosters wird er als Magister Berchtold geführt.

Unter Abt Ulrich II. wurde 1252 die Schaffnerei in Solothurn eröffnet. Das war die wirtschaftliche Vertretung des Klosters in der Stadt.Das Kloster musste in Solothurn ein Haus erwerben Das Haus in Solothurn war auch Voraussetzung für das Bürgerrecht in der Stadt,

das Kloster St. Urban ebenfalls 1252 erhielt.

Im 13. Jahrhundert statteten die Grafen Kyburg Sursee mit städtischen Rechten aus. Im Zusammenhang mit der Stadtgründung errichte Kloster St. Urban in Sursee sein Amtshaus. Die Stadt erteilte dem Kloster 1256 das Bürgerrecht.

In Sursee musste das Kloster ein Steinhaus errichten und nahm in dieser Zeit ein Darlehen bei den Freiherren von Signau auf.

1254 erhielt Kloster St. Urban in Solothurn die Zollfreiheit. Graf Hartmann von Frohburg hatte das veranlasst.

Vor 1257 hatte das Kloster Probleme mit den Herren von Luternau. Werner von Luternau und seine beiden Söhne schädigten das Kloster wiederholt. Das zeigte sich auch darin, dass sich das Kloster zwischen 1251–1254 eine Reihe päpstlicher Bullen
ausstellen ließ, welche sowohl die allgemeinen Ordensvorrechte verbrieften wie auch den Besitz des Klosters garantierten. Papst Innozenz IV. (1243/1244) suchte überdies zu helfen, indem er 1254 Bußfertigen gestattete, unrechtmäßig erworbene Güter zurück zu erstatten.

Graf Hermann  von Frohburg-Waldenburg befreite Kloster Urban 1259 vom Zoll in Liestal.

1259 fand auch die Kirchweihe des Klosters statt. Am 23. März 1259 nahm der Konstanzer  Bischof Eberhard II. von Waldburg (1248 –1274) die Weihe der Kirche und des Klosters vor.

Eberhard aus der Familie der Truchsessen von Waldburg war ein Gönner des Klosters.

Abt Ulrich II. starb am 7. Februar 1262.

Sein Nachfolger wurde Johannes von Wangen (1262-1268)

1263 schenkte Hartmann von Frohburg (+ zwischen 1281 und 1285), Sohn Ludwig des Älteren dem Kloster die Mühle in Morgarten samt aller zugehörigen Güter und Rechte.

1266 erhielt Abt Johannes die Zollfreiheit in Liestal bestätigt.

Ebenfalls 1266 bestimmte  das Generalkapitel den Abt von St. Urban als Visitator des 1245 gegründeten Frauenklosters Rathausen und Wurmsbach, das 1259 von Graf Rudolf IV. von Rapperswil und seiner Gemahlin Mechtild von Neifen gegründet wurde.

1268 erbaute Kloster St. Urban in Zofingen einen Amtshof. In diesem Jahr erteilten die Bürger von Zofingen dem Hof alle Freiheiten und Rechte eines Bürgers.

Abt Johannes starb am 2. September 1268.

Sein Nachfolger wurde Markward (1274–1286) 1263 war er als Subprior Zeuge in einer Urkunde erwähnt.

1275 gründeten  Rudolf von der Balm zu Altenbüron  und Jakobi von Fischbach zu Zofingen ein Frauenkloster in Ebersecken mit dem Namen Pura Vallis. Die ersten Nonnen kamen aus Rathausen. Das Kloster wurde St.Urban unterstellt.

1276  vergab der Ritter Johann VII. von Büttikon (1276–1300) Kloster St. Urban das Patronatsrecht der Marienkapelle im Weiler Freibach im heutigen Gondiswil. 1296 erhielt die Kapelle von 2 Erzbischöfen und 11 Bischöfen einen vierzehntägigen Ablass verliehen,

wenn Gläubige an gewissen Festtagen hier eine Andacht verrichteten.Diesen hatte der in Rom weilende Diakon Konrad von Aarburg vermittelt. Die Kapelle erhielt bald weitere Ablässe. 1300 gestattete der Konstanzer Bischof Heinrich II. von Klingenberg (1293-1306) Kloster St. Urban die Kapelle mit Priestern zu versorgen. Die Einkünfte erhielt das Kloster. Es entwickelte sich eine regional bedeutende Marienwallfahrt, der erst die Reformation ein Ende machte. Die Wallfahrt erhielt zusätzlichen Auftrieb durch die Gründung mehrere Bruderschaften.1468 belegen Rechnungen aus St. Urban noch Arbeiten an der Kirche. Vor 1520 erhielt  die Wallfahrtskapelle einen neuen Chor mit einem Haupt-und zwei Seitenaltären. Zierde des Kirchleins war das spätgotische Gnadenbild, das etwa aus dem Beginn des XVI. Jahrhunderts stammt. Der Konstanzer Weihbischof Melchior von Ascalon weihte die Altäre  am 13. August 1520. 

Am 7. August 1528 bekannte sich Bern zur Reformation. Die Kirche stand auf Berner Gebiet. Das Patronatsrecht hatte St. Urban inne. Abt Walther Thöri von St. Urban

ließ das Gnadenbild, die Messgewänder, Altartücher und Kelche nach St. Urban in Sicherheit bringen. Damit kam der Patronatsherr dem Bildersturm zuvor.Der Rat von Bern ließ die Kapelle abdecken. Die Mauersteine wurden für Bauten in der Nachbarschaft zur
Verfügung gestellt. Das Gnadenbild kam in die Wallfahrtskirche von Werthenstein.

1283 beschenkten Graf Hartmann von Froburg und die Bürger von Zofingen Kloster St. Urban mit dem Bürgerrecht. Das hatte bisher nur der Amtshof von St.Urban in Zofingen inne.

1284 errichtete das Kloster einen Amtshof in Liestal

Abt Markward starb am 24. Mai 1287.

Auf ihn folgte Abt Julian. Vorher war er Abt in Frienisberg.Dort resignierte er 1287. Im Berner Archiv kommt Julian nur als “resignierter Abt von Aurora (Frienisberg)” vor.

Ludwig I. von Homberg (+1289) erteilte Kloster St. Urban in Liestal 1288 das Bürgerrecht sowie Zollfreiheit in Liestal.

1288 schenkte der Basler Bürger Johann sein Haus, das er in Basel hatte. Damit war  das Kloster in Liestal, Basel und Olten mit einem Stadthof vertreten.

Abt Julian starb am 9. Januar 1294.

Sein Nachfolger Rudolf von Hauenstein war auch Abt in Frienisberg, vor er sein Amt in St. Urban antrat. Er stammte aus einer Familie in Basel.

Er kaufte 1298 den Bann und Twing in Wynau, das sind die Niedergerichtsrechte. Solche hatte das Kloster auch in Kleinroth, Habcherig, Langenthal, Pfaffnau, Roggwil (BE),  ab 1579 in Knutwil sowie ab dem 17. Jh. im Thurgau durch den Erwerb der Herrschaften Herdern und Liebenfels.

Ortolf I. Freiherr von Utzingen hatte mit Kloster St. Urban einen langjährigen Streit. Er war deshalb auch mit dem Kirchenbann belegt worden. Es ging hauptsächlich um Wasserrechte.

Sein Sohn Ortolf II. von Utzingen verkaufte 1293 und 1298 Güter in Lotzwil an Kloster St. Urban.

Der Streit zwischen den beiden Parteien flammte bald wieder auf und geriet schließlich  1301 in einer offenen Fehde. Die Mönche wandten sich an ihre Schutzmacht Solothurn, worauf die Stadt Soldaten vor die Gutenburg schickten,

dem Wohnsitz der Herren von Utzingen. Man einigte sich schließlich auf einen Vergleich.

Abt Rudolf starb am 25. September 1303.

Sein Nachfolger wurde Ulrich III. von Bütikon (1304-08) . Er stammte aus einem aargauischen Ministerialengeschlecht, das vom12-16. Jahrhundert bezeugt ist. Die Familie förderte das Kloster St. Urban.

Er bekam von Papst Clemens V. (1305-1314) die Rechte des Klosters bestätigt.

Der Streit mit Ortolf von Utzingen flammte wieder auf. Kaiser Heinrich VII. (1308-1313) befahl der Stadt Solothurn sich der Sache anzunehmen. Es eroberte dieses Mal die Burg Gutenburg und zerstörte sie.

Abt Ulrich resignierte 1308.

Abt  Ulrich starb am 26. Mai 1311.

Auf ihn folgte Werner von Hüsler (1311–1315). 1314 befreiten Schultheiss und Rat von Willisau das dortige Amtshaus des Klosters.

Zwischen 1310 und 1313 gab es immer wieder Problem  mit der Deutschordens Kommende Sumiswald. Die Kommende beanspruchte Güter, auf die auch Kloster St.Urban Anspruch zu haben glaubte. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen,

bei denen einmal bei einem Überfall durch Komtur Hugo von Langenstein, dem Komtur von Sumliswald, Abt Werner durch einen Speer verletzt wurde. Das Kloster erholte sich aber von den Auseinandersetzungen schnell wieder.

Ein Zwist wegen Twing und Gericht wurde zu Gunsten des Klosters entschieden.

Abt Werner verstarb am am 22. August 1315.

Auf ihn folgte Heinrich II. von Yberg  (1316–1322). Er stammte aus einer Minsterialenfamilie der Grafen von Kyburg.

1322 gaben die Grafen Johannes  (+1366) und Hermann (der spätere Abt von St.Urban1356–1367)  von Frohburg dem Kloster die Kirche von Niederbipp, heute Kanton Bern und das Patronatsrecht für die Kirche. Hermann war bei der Vergabung noch Laie.

Als Abt nahm er die Übertragung der Kirche und des Hofs Hägendorf von seinem Bruder entgegen.

Graf Rudolf III. von Neuenburg-Nidau (+ Juni 1339) erteilte dem Kloster die Zollfreiheit in Nidau und in der ganzen Herrschaft Nidau. In der Urkunde heißt es dazu: “ dass Sie mit Ihr Wine und mit all Ihrem Gute, dass Sie dur unser Schloss zu Nydowe führen”

(Cistercienser- Chronik, 10.Jahrgang 1898, S. 132) Nidau grenzt an den Bieler See. In Sonderkulturen betrieben die Mönche von St. Urban Weinbau am Bieler See.

Abt Heinrich starb am 30. Juni 1322.

Sein Nachfolger wurde Johannes II. von Zofingen genannt Räpplin (1325–1335).

1326 überließ Herzog Albrecht II. von Österreich (1330-1358) in Ettiswil heute im Kanton Luzern alle Rechte, den Twing und Bann Kloster St.Urban. Allerdings gingen die Rechte bald an die Herren von Winterberg weiter, die Ettiswil 1367 den Herren von Luternau überließen.

1329 und 1321 kaufte das Kloster Rebgüter in Tüscherz und in Alfermé, beides am Bieler See.

1334 erteilte Graf Rudolf III. von Neuenburg-Nidau dem Kloster das Recht auf frei Landung in Convalet, das ist bei Alfermé.

1339 schenkte Graf Johannes von Froburg dem Kloster seinen Hof in Hägendorf und den Kirchensatz . Der Basler Bischof Johann II. Senn von Münsingen (1335- 1365 ) bestätigte dies auch 1339. Endgültig wurde das dann Abt Herman (s.o.) bestätigt.

Abt Johannes II. verstarb am 8. September 1339.

Auf ihn folgte Abt Nikolaus Bischof (1337–1349). Er stammte aus Basel

Graf Eberhard II., Graf von Kyburg (1299– 1357) überließ 1339 alle Güter in Langenthal.

Johannes von Aarwangen stand dem Hause Habsburg nahe. 1333 wurde er Landvogt im Aargau. Völlig überraschend übergab er 1339 seine Güter seiner Enkelin Margaretha von Kien und trat in das Kloster St. Urban ein. Seine Familie war auch mit dem Kloster verbunden

und z. B. bei der Schlichtung mit Ortolf von Ützingen (s.o.) dabei. Allerdings genügte ihm die Klosterzelle auch nicht. Mit sechs Brüdern ging er ins Entlebuch und lebte in der Eremitenklause Wittenbach und stiftete dort die  Heiligkreuzkapelle.

Friedrich Herzog von Österreich befreite den Ort und unterwarf ihn Kloster St. Urban. Die Kapelle wurde 1345 geweiht. Johannes von Aarwangen starb am 24. Januar 1350.

1349 erhielt das Kloster eine größere Schenkung von Heinrich von Pfaffnach und seiner Frau Benignosa. Es waren die Güter und die Burg Pfaffnach sowie der Zehnte in Subingen und Teidtingen (Cistercienser Chronik S.132)

Die Konkurrenz der Bettelorden, vor allem der Franziskaner bewirkte das alle Zisterzienserklöster immer größere Schwierigkeiten bekamen, überhaupt noch Laienmönche zu gewinnen.

Die Zahl der Konversen nahm stetig ab. Das hatte natürlich Auswirkung auf die Bewirtschaftung der Güter. Die Eigenbetriebe konnten nicht mehr gehalten werden und so wurden die Güter vermehrt verpachtet.

St. Urban entschloss sich 1347 seinen Hof in Roggwil zu verpachten. Der Rat des Vaterabtes, das war zu der Zeit Abt Johannes (Demetrius) (1303–1319), wurde gesucht. Man fand ein Konsortium von 12 Pächtern, das den Hof gesamthaft übernahm.

Der Pachtvertrag sollte weiterhin die bisherigen Einkünfte sichern. Deren Grundlage in erster Linie, die zweckmäßige Bewirtschaftung, sollte erhalten bleiben. Der Klosterkellerer als
Ökonom hatte alle fünf Jahre sämtliche Güter eingehend zu besichtigen. Er durfte ein Lehen nur dann erneuern, wenn es sich in gutem Zustande befand.

Abt Nikolaus starb am 22. Januar 1349.

Sein Nachfolger wurde Konrad zum Brunnen, (1349-1356) Er war ein Sohn des Schultheissen von Zofingen und Amtmann von Kloster St. Urban Johannes zum Brunnen.

1353 kaufte das Kloster ein Haus in Convalet.

1354 flammte die alte Feindschaft zwischen den Herren von Ützingen und dem Kloster wieder auf. Sie wurde durch Johann Graf von  Froburg und anderen in einem Schiedsverfahren wieder beigelegt.

Abt Konrad verstarb am 20. Juni 1356.

Sein Nachfolger wurde Hermann von Frohburg ( 1356–1367). Er war der Sohn  des Volmar IV. von Frohburg.und der Katharina von Toggenburg. Er ist oben bei der Vergabung von Kirche und Hof Hägendorf schon in Erscheinung getreten.

1336 erscheint er erstmals als Konventuale. 1339 war er Priester und ab 1356 Abt.In seine Regierungszeit fällt die Beilegung des Wasserstreits um die Langeten bei Lotzwil  mit den Freiherren von Gutenberg.

1363 wurde ein Vergleich erreicht. Darin wurde auch festgelegt, dass  der Klostermüller und Sager von Langenthal bei Wassermangel die die Wässerungsvorkehren eigenhändig schließen durfte.

Am 19. Oktober 1363 verstarb Abt Hermann. Er war der letzte Graf von Frohburg.

Auf ihn folgte Abt Johann Kolb (1369–1370).In seine Regierungszeit fiel das Ereignis, das die mittelalterlichen Blütezeit der Zisterzienserabtei St. Urban beendete, der Guglerkrieg von 1375.

Die Gugler waren französische und englische Söldner und wurden nach ihren Kugelhüten benannt.

Enguerrand de Coucy VII. (um 1340-1397) war ein Nordfranzose und stammte mütterlicherseits von den Habsburgern ab und war ein Enkel Leopolds I. von Habsburg, Herzogs von Österreich.

Er machte Erbansprüche geltend, die ihm nach seiner Meinung über seine Mutter Katharina von Österreich zustanden.

Im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich gab es 1375 in Nancy einen Waffenstillstand. Diesen nutzte er, um 22000 in Frankreich marodierend herumziehenden Söldner gelegen, die wegen des Waffenstillstands ohne Einkünfte und Nahrung waren, zu engagieren,

um sein zurückbehaltenes Erbe mit Waffengewalt zu holen. Ziel seines Unternehmens war der habsburgische Aargau, insbesondere jene Städte, die seiner Mutter gemäß Ehevertrag ihrer Eltern Leopold I. und Katharina von Savoyen vom 20. April 1310 als Erbe zugesprochen waren, nämlich Willisau, Sempach, Sursee, Aarau, Lenzburg und Bremgarten. Sie nahmen in Kloster St. Urban ihr Hauptquartier. Die Mönche konnten sich gerade noch in Sicherheit bringen, die meisten nach Zofingen. Auch die Kostbarkeiten des Klosters samt den Urkunden wurden gerettet.

Das Gebiet der Klosterherrschaft litt aber schwer unter den Verwüstungen und Zerstörungen der Söldner. Die Bewohner der  betreffenden Gegenden begannen sich zu wehren und zwangen die Gugler nach Weihnachten abzuziehen.

18 Tage hatten sie im Oberaargau gehaust. Sie hatten die Kirche profaniert. Die abziehenden Gugler steckten  das Kloster in Brand. Einige Höfe waren so mitgenommen worden, dass man sie überhaupt nicht mehr aufbaute. Für das Kloster war die Zerstörung des Gutsbetriebs von Roggwil und auch des Riedhofes ein herber Verlust.

Es dauerte lange, bis sich das Kloster wieder erholte. Es dauerte allein drei Jahre, bis der Boden wieder fruchtbar wurde.

Von den Herzögen von Österreich Albrecht III. (1365-1395) und Leopold III. (1365-1386) erhielt das Kloster als Schadenersatz den Kirchensatz und die Lehensherrschaft  von Oberkirch am Sempacher See sowie den Boowald im Oberaargau.

Abt Johann verstarb am 18. Oktober 1376.

Sein Nachfolger wurde Johann Jakob Spariolus (1378–1383)

Seine Regierungszeit war ebenfalls von Kriegen getrübt. Zwischen den Herren von Neu-Kyburg und der aufstrebenden Stadt Bern entschied der Kyburger Krieg 1383 und 1384 den Wettlauf um die Vormacht in der Landgrafschaft Burgund. Diese umfasste den Oberaargau

und das Napfgebiet. Graf Rudolf II. von Kiburg (ca. 1362–1383 oder 1384) überfiel die Stadt Solothurn, um die Herausgabe von Pfändern zu erzwingen. Das misslang, bot aber der Stadt Bern, die mit Solothurn verbündet war, den willkommenen Anlass, einzugreifen und mit Neu-Kyburg

abzurechnen. Vor Beginn des Krieges verstarb Graf Rudolf II. Die Berner belagerten das Verwaltungszentrum der Grafen von Neuburg, die Stadt und das Schloss Burgdorf. Dieses wurde 45 Tage belagert, konnte der Belagerung aber trotzen.

Durch Bürgerunruhen in Bern  und die enormen Kriegslasten sah sich Bern aber gezwungen, durch die Annahme einer eidgenössischen Vermittlung den Krieg zu beenden.  Am 7.4.1384 wurde der Frieden geschlossen.

Dieser besiegelte aber den Fall der Grafen von Neu-Kyburg. Auch die Burg Grünenberg wurde im Zuge der Auseinandersetzungen zerstört.

Die Kriege hatten zur Folge, dass die Äcker nicht mehr bestellt wurden. Der Ackerbau verkümmerte.

Abt Johann erhielt 1382 die Bestätigung der Schenkung von Oberkirch durch den Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357 –1383 )

Abt Johann verstarb am 7. April 1383.

Auf ihn folgte Abt Ulrich Kündig,  ( 1382–1398)

Auch in seiner Amtszeit fanden  kriegerische Auseinandersetzungen statt. Die für die Schweiz wichtigste Auseinandersetzung war der Sempacher Krieg. Das war die Auseinandersetzung zwischen der sich entwickelnden Eidgenossenschaft und dem Hause Österreich

und dauerte von 1385-1389. Dieses Mal wurde auch das Gebiet von St. Urban betroffen. Es wurden große Verheerungen angerichtet, als eine Abteilung von Bernern und Solothurnern  im Januar 1389 der Aare entlang in das österreichische Hoheitsgebiet einfiel.

Eine allgemeine Kriegsmüdigkeit bewog beide Seiten zum Einlenken. Auf der Grundlage des neuen Besitzstandes wurde am 1. April1389 ein Friedensvertrag entworfen. In künftigen Streitigkeiten Oesterreichs mit Bern und Solothurn sollte das Kloster St. Urban Verhandlungsort sein

Unter Abt Ulrich bekam das Kloster die Kirche Sankt Blasius in Burgrain geschenkt.

1390 erhielt St. Urban den Kirchensatz und die Vogte in Teitingen  von Rudolf von Aarburg und seiner Frau geschenkt. Rudolfs Frau stammte aus der Familie der Grünenberger.

Abt Ulrich starb am 5. Dezember 1398.

Sein Nachfolger wurde Abt Rudolf Frutiger ( 1402–1408)

1406 erhielt das Kloster von Generalabt Jean VII. de Martigny (1405– 1428 ) die Visitation von Frauenthal übertragen.

Die letzten Jahrzehnte hatten gezeigt, dass der hohe Adel Kloster St. Urban keinen wirksamen Schutz mehr bieten konnte. Immer mehr wichtige Dynastenfamilien wurden bedeutungslos oder verschwanden von der Bildfläche. Das erfolgte aus verschiedenen Gründen,

finanzielle Schwierigkeiten, verhängnisvolle Besitzteilungen und die Niederlagen im Kampfe gegen die Eidgenossen besiegelten das Schicksal der bisher führenden Adelsfamilien. Die neuen Stände, nämlich das Bür­gertum der Städte und das Landesfürstentum standen bereit,

das Erbe der Adelsfamilien zu übernehmen. Wenn St. Urban seine politische und wirt­schaftliche Eigenständigkeit wahren wollte, so musste die Abtei in dieser Zeit versuchen, neue Schutzherren zu gewinnen.

Die Niederlage der Habsburger in der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386 eröffnete den eidgenössischen Städteorten Luzern und Bern sowie Solothurn  jetzt Möglichkeiten für eine ungehinderte Expansion in die schutzlosen österreichischen Herrschaften.

Ein Wendepunkt für die Abtei war das Jahr 1406. In diesem Jahr kaufte die Stadt Bern die Landgrafschaft Kleinburgund und wurde so  Landesherr über die grundherrlichen Gebiete St. Urbans jenseits der Roth und konnte da­durch seine Hoheitsrechte bis an die Klosterpforte ausdehnen.

Schon 1407 führte Bern im Oberaargau eine weitgreifende gerichtliche Neuorientierung durch und stieß dabei auf die Interessen der Abtei.

Luzern übernahm 1407 das Amt Willisau. Dadurch kam Kloster St. Urban unter luzernische Territorialherrschaft. Allerdings befanden sich nur etwa ein  Drittel der Güter von St. Urban in der Grafschaft Willisau.

Konrad Holzacher  war schon 1384 Mönch in St. Urban. Er war dann Cellerarius. 1407 wurde er zum Abt von Lützel gewählt und verwaltete dieses Amt bis 1443.

Abt Rudolf starb am 15. Mai 1408.

Sein Nachfolger wurde Heinrich Hauptring (1408–1422).

Abt Heinrich erkannte, dass die veränderten Herrschaftsverhältnisse einen näheren Anschluss an die aufstrebende Stadt Bern erforderlich machten.

Schon 1413 hatte sich Abt Heinrich mit der Stadt Bern geeinigt, die Gerichtsherrlichkeit in Roggwil, Langenthal und Wynau den Landvögten zu übergeben. Nur in kleinen Angelegenheiten

sollte sie beim Kloster bleiben.

1415 hatten die Eidgenossen den habsburgischen Aargau erobert. Zwar hatte man 1394 mit Österreich einen Friedensvertrag auf 20 Jahre abgeschlossen. Aber als Kaiser Sigmund 1415 die Nachbarn Habsburgs aufforderte, deren Ländereien im Namen des Reiches einzunehmen,

ließen sich die Eidgenossen nicht lange bitten.

In dieser Situation kam der Stadt Bern sicher sehr gelegen, dass Kloster St. Urban ins Berner Burgrecht aufgenommen werden wollte. Die Unterhandlungen wurden nur wenige Monate nach Beendigung des Feldzuges im Aargau aufgenommen

und  führten am 9. Oktober 1415 zum Abschluss des Burgrechtvertrages. Abt und Konvent wurden mitsamt den Gotteshausleuten Bürger der Stadt Bern. Bern gelobte, die Rechte, Freiheiten und Güter der Abtei unangetastet zu lassen.
Im weitern sicherte es den Zisterziensern Schutz und Schirm gegen alle jene zu, die das Kloster irgendwie behelligen sollten. In Notzeiten durfte Bern dem Kloster eine kleine Steuer auferlegen. Von allen anderen Abgaben aber sollte das Kloster befreit bleiben.

Die Stadt durfte das Kloster zum Kriegsdienst anhalten. Außerdem durfte die Stadt die Klosterangehörigen zu den hohen Landgerichten verpflichten. Es scheint für Abt Heinrich nicht einfach gewesen zu sein, seinem Konvent den Burgrechtsvertrag schmackhaft zu machen.

Mit dem Landesherrn Luzern wurde ein Burgrechtsvertrag erst am 7. August 1416 geschlossen .

Abt Heinrich nahm am Konstanzer Konzil teil. Bei der Rückreise vom Konzil besuchte der neue Papst Martin (1417-1431) Kloster St. Urban.

Abt Heinrich starb am 12. April 1422.

Auf ihn folgte Johann Marti (1422–1441)

Der Bürgerrechtsvertag von 1415 enthielt keine Bestimmung über eine zukünftige Erneuerung des Vertrages.Aber der neue Abt Johann setzte sich nach dem Tod von Abt Heinrich umgehend mit Bern in Verbindung. Das Abkommen wurde bestätigt.

In seiner Antwort hieß Abt Johann die politischen Abmachungen seines Vorgängers in allen Punkten gut und fügte die Klausel bei, dass jeder  neue Abt vor dem versammelten Rate zu Bern das Burgrecht erneuern solle, wie er es tat.
1425 kaufte Abt Johann 40 Mannwerk Reben und ein Haus in Vingelz,einem ehemaligen Weinbauerndorf, heute Teil der Stadt Biel. Die Reben dort gehörten größtenteils den  beiden Klöstern Gottstatt und St. Urban. Mannswerk war im Berner

Seenland ein Reblandmass (= 34,4 a).  1425 kaufte Abt Johann dort ein zweites Haus.

1426 wurde den Mönchen gestattet, drei Mal in der Woche Fleisch zu essen. Der Abt von Lützel Konrad Holzacher (1409–1443) genehmigte dies als Visitator. Er war ja vorher Cellerar in St.Urban.

1427 schenkte der Edelknecht Heinrich von Wildberg dem Kloster das Patronatsrecht der Kirche von Nieder-Schötz. Der Konstanzer Bischof Heinrich IV. von Hewen (1436 –1462) bestätigte die Schenkung 1438.

1428 kaufte Abt Johann den Kirchensatz von Pfaffnach  mit allen Rechten für 210 Reichsgulden, ein vor allem in der Schweiz gebräuchliches Zahlungsmittel. 210 Gulden entsprachen etwa 39.122,00 €.

Ritter Heinrich von Bubenberg und Johannes, Chorherr in Solothurn schenkten dem Kloster den Kirchensatz mit allen Rechten und den Zehnten der oberen Kirche von Schötz.  Papst Nikolaus V. (1447-1455) bestätigte die Schenkung.

Abt Johann starb am 8. Februar 1441.

Sein Nachfolger wurde Abt Niklaus Hollstein ( 1441–1480 ). Er stammte aus Basel. Er war wohl der bedeutendste Abt von St. Urban in seinem Jahrhundert.

Im Alten Zürichkrieg zwischen 1440 und 1450 hatte die Stadt Bern und den Eidgenossen aus Schwyz ihre Hilfe zugesagt. Mehrmals zogen deshalb bernische Aufgebote gegen Zürich. Auf dem Hin-­ und Rückmarsch bezogen die Berner in St. Urban
Nachtquartier. Dabei musste das Kloster für die Verpflegung der Truppen aufkommen, und dies zu einem Zeitpunkt, da sein Finanzhaushalt noch keine schwere Belastung ertrug. Außerdem kostete der Krieg, mit der Folge, dass Bern in Schulden geriet.

Deshalb legte es den Klöstern und Stiften in seinem Bereich eine Schätzung auf, die 2972 Gulden erbringen sollte. Davon entfielen auf Kloster St. Urban 200 Gulden. Das entspricht etwa 32.301,00 €.

Abt Niklaus wusste, dass der Stadt Bern gemäß dem Burgrechtsvertrag von 1415 dieses Recht zustand, er war aber sicher davon überzeugt, dass er mit der Übernahme der Verpflegungskosten für die Truppen bei ihren Aufenthalten in St. Urban seine

Schuldigkeit getan habe. Außerdem hatte der bernische Klerus die Stadt zum Verzicht auf die finanzielle Hilfe gebeten, mit dem Hin­weis, Bern läge im offenen Krieg. Die Zahlungsverweigerung durch Abt Niklaus kam in Bern nicht gut an.

Schriftlich machte die Stadt ihre Ansicht kund. z. B. ihre Mannschaften das Kloster und dessen Besitzungen vor Kriegsschäden geschützt hätten. Außerdem hätten zahlreiche Bürger jeden Standes ihre Beisteuer geleistet oder wenigstens eine Unterstützung zugesichert.

Nun forderte Bern statt 200 400 Gulden und Abt Niklaus sah sich schließlich gezwungen, zu zahlen. In der Zukunft nahm die Stadt aber von weiteren steuerlichen Belastungen für das Kloster Abstand.

Das Burgrecht beschwor Abt Niklaus erst 22 Jahre nach Amtsantritt nämlich 1463.

1456 kaufte Abt Niklaus ein Haus und 40 Mannwerk Reben in Erlach am Bieler See.

Am 12. März 1470 schlossen Bern und Luzern ein Abkommen, nachdem  kein Teil Angehörige des andern, die auf dessen Gebiet wohnen, ins Burgrecht, Landrecht oder in freien Dienst aufnehmen durfte. Wo es bereits geschehen war, mussten die
Verträge gelöst werden. Für St. Urban hätte das bedeutet, dass das Kloster aus dem Burgrecht der Stadt Bern ausscheiden hätte müssen. Da aber Bern und mittlerweile St. Urban die Vorteile des Burgrechts erkannt hatten, kam es zu vereinten Anstrengungen

von Kloster und Stadt und man erreichte, dass sich die Gesandten von Luzern sich  mit einem Ausnahmeartikel einverstanden erklärten. Das Burgrecht für Kloster St. Urban war gerettet.

Schon um 1470 richtete Abt Niklaus in St. Urban eine Klosterschule ein. Einen ersten Höhepunkt erlebte die Schule in der Zeit des Humanismus und der Reformschriften. Unter Abt Benedikt Pfyffer (1768 bis 1781)

entwickelte sie sich zu einer Musterschule. Die Schule wurde um 1470 auch von auswärtigen Studenten, allerdings wohl ausschließlich aus dem Zisterzienserorden besucht. St. Urbaner Konventualen lassen sich um diese
Zeit auch an deutschen, französischen und italienischen Hochschulen nachweisen.

1477 wurde Abt Niklaus von einem Kommissar des Generalabtes Jean X. de Cirey ( 1476– 1501 ) bevollmächtigt, die Klöster Wettingen und Kappel am Albis zu visitieren.

Abt Niklaus verstarb am 27. November 1480.

Auf ihn folgte Abt Johann Küffer (1480–1487).

1483 erhielt das Kloster von Luzern und von Sempach die Zollfreiheit.

1486 wurde das Kloster von dem Lützeler Abt Ludwig Jäger (1471–1495), der Visitator der Frauen-und Männerklöster in der Schweiz war, visitiert. In der dazugehörigen Charta heißt es “Unsere Ordensfamilie- und direkt unterstellt”.

Unter Abt Johann geriet das Kloster in Schulden, was sich unter seinem Nachfolger fortsetzte.

Abt Johann resignierte 1497. Er starb am 16. Juni 1503.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich Bartenheim (1487–1501)

Zwischen dem neugewählten Abt Heinrich und seinem Vorgänger brach 1487 ein Konflikt aus. Die Stadt Bern stellte sich auf die Seite des resignierten Abtes Johann.

In der Folge weigerte sich Abt Heinrich das Burgrecht mit Bern zu erneuern.  Diese Weigerung wiederum verdroß den Schultheiss und den Rat der Stadt Bern. Man machte Abt Heinrich sehr bestimmt auf die geschuldete Pflicht aufmerksam.

Allerdings machte er keine Anstalten, dem Verlangen nachkommen. Bern setzte dann  kurzerhand einen Tag zur Beschwörung des Burgrechts fest. Abt Heinrich musste dann dem Druck nachgeben.

Die Lehensleute des Klosters in Roggwil und Langenthal erkannten, dass aus der politischen Lage Nutzen zu ziehen war. Es fanden viele Schlichtungsverhandlungen im Ratsaal in Bern statt. Wenn es um Schlichtungen

größeren Ausmaßes zwischen den Bauern aus dem Oberaargau und dem Kloster ging, luden die Äbte mehrmals Ratsmitglieder aus Luzern und Solothurn als Berater und Schiedsleute ein.

1488 ging wohl das Visitationsrecht für Kloster Frauenthal von St. Urban auf Wettingen über.

Wie oben bemerkt stieg der Schuldenstand des Klosters weiter, so dass sich  Luzern gezwungen sah, tätig zu werden. Durch Eingriffe in die Klosterführung wurde ein Reformprozess eingeleitet, der

das Kloster konsolidierte.

Abt Heinrich trat 1501 zurück. Er starb wie sein Vorgänger ebenfalls 1503, aber schon am 1. März.

Sein Nachfolger wurde Abt Johannes Renzlinger ( 1501–1512).

Durch seine Sparsamkeit konnte sich das Kloster fast völlig von seinen Schulden befreien.

Abt Johannes verstarb am 4. November 1512.

Auf ihn folgte Abt Erhard Kastler  von Kaiserstuhl(1512–1525)

Kurz nach seinem Regierungsantritt wurde das Kloster von einem großen Unglück getroffen. Abt Erhard befand am 7. April 1513 mit seinem Prior Jacob Stral auf einer Wallfahrt nach St. Anna am Steinenberg, heute im Kanton Schwyz.

Da brach im Kloster durch die Unachtsamkeit eines Küchenjungen ein Feuer aus. Nur das Kirchengewölbe, der Keller, die Mühle und die Weberei konnten gerettet werden. Die Glocken im Turm, Hausgerät, viele Bücher und Schriften gingen verloren.

Die Städte Solothurn, Zofingen, Luzern, Sursee, Willisau und andere halfen. Nach etwa drei Jahren war alles wieder aufgebaut. Schon 1514 konnte der Generalvikar des Konstanzer  Bischofs zwei Glocken weihen und zwei Altäre konsekrieren.

Abt Ulrich Wüst vom Kloster Kappel erhielt 1515 vom Generalabt Jacques III. Theuley de Pontailler-sur-Saône (1501– 1516)den Auftrag, St. Urban zu visitieren.

Auch 1515 wurde in St. Urban die St. Anna Bruderschaft gestiftet, die vom  päpstlichen Nuntius Filonardi (1514-17 und 7 weitere Mandate)mit großen Privilegien und vielen Ablässen ausgestattet wurde, wobei die Abläss so kurz vor der Reformation

immer stärker in Verruf kamen.

1516 bestätigte der Rat von Luzern Abt Erhard das Verfügungsrecht über die Fischenzen, das sind Fischereirechte an Bächen und Weihern.

1520 kaufte das Kloster ein Haus in Solothurn.

Die von Abt Niklaus um 1470 eingerichtete Klosterschule erlebte unter Abt Erhard eine große Blütezeit. Die Kultur der Renaissance mit ihrem Ideal der klassischen Bildung wurde in St. Urban gepflegt. Großen Einfluss auf das

geistige Leben in der Abtei hatte Universitäts­- und Druckerstadt Basel. Die in dieser Zeit regierenden Äbte waren sehr aufgeschlossen und förderte die literarische und theologische Bildung des Ordensnachwuchses.

Das sieht man auch an der Klosterbibliothek. Sie zählte zu Beginn des 16. Jahrhunderts schon viele hundert Werke. Ein Teil der kostbaren Handschriften ist leider dem Klosterbrand von 1513 zum Opfer gefallen.

Die Bibliothek belegte die Weltoffenheit der Äbte zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Da standen die Schiften lateinischer und griechischer Kirchenväter und Schriften des Alten und Neuen Testa­mentes,  neben Erasmus von Rotterdam,

Luther, Hus und Melanchthon. In St. Urban war man bestrebt, die antike Kultur mit dem christlichen Glaubensgut zu verbinden.

Abt Erhard ließ meist weltliche Lehrkräfte unterrichten, die von den humanistischen  Idealen begeistert waren. So unterrichtete Melchior Macrinus (Dürr) aus Solothurn (+1529) von 1519-1522 in St. Urban Griechisch

  und wohl auch Latein. Danach ging er nach Solothurn, wo er als Parteigänger von Huldrych Zwingli eine Rolle spielte.

Sein Nachfolger in St. Urban wurde Rudolf Collinus (Ambühl) (1499-1578) ebenfalls als Griechischlehrer 1522. 1524 ging er nach Zürich, wo Zwingli wirkte und mit dem er schon seit 1519 befreundet war.

Gleichzeitig mit  Collinus lehrte Alban Torinus (zum Thor) aus Winterthur (1489-1550). Er hatte an der Artistenfakultät in Basel studiert und wurde dann Lehrer in St. Urban.

Nach zwei Jahren in St. Urban kehrte er 1524 als Dozent für Latein und Rhetorik an der Artistenfakultät Basel zurück.

Johannes Oporinus (Herbster) (1507-1568) machte  seine akademische Ausbildung in Straßburg und Basel. Dann arbeitete er als Lehrer in St. Urban.

1526 kehrte er nach Basel zurück und nahm zunächst seine Studien wieder auf. Um 1535 gründete er mit Thomas Platter, Balthasar Ruch und Robert Winter eine Druck- und Verlagsgemeinschaft und wurde dann einer der besten Buchdrucker

Basels mit einer der größten Buchdruckereien der Stadt.

Wie Oporinus kam Johannes Feer aus Basel nach St. Urban. Er wurde  ebenfalls ein Freund von Zwingli. 1530 wechselte er ans Schaffhauser Pädagogicum.

Seine Wahl der Lehrer zeigt, dass Abt Erhard keinerlei Berührungsängste hatte. Immerhin waren nacheinander Freunde des Reformators Zwingli als Lehrer tätig.

Nicht umsonst fällt auch Zwingli ein sehr positives Urteil über Abt Erhard. So schrieb er am 31. Juli 1523 an Propst Nikolaus von Wattenwyl (1492-1551) zu den Äbten “von denen er wisse, dass sie gut denken,zähle auch der Abt von St. Urban”.

Jahrbuch des Oberaargaus 1967, Bd 10, S.120)

Im März 1525 hatten sich oberschwäbische Bauern gruppen in Memmingen getroffen und dort die “Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben” verfasst und veröffentlicht. Ab Ende März zwischen 1524 und 1526 kam es im Oberrheingebiet, Württemberg, Oberschwaben, Franken, Thüringen, Rheinland, Tirol und Salzburg zu Aufständen. Auch in der Schweiz kam es zu Unruhen. Im Jura rebel­lierten die Untertanen des Bischofs von Basel, die Laufentaler plünderten dieAbtei Lützel, das Mutterkloster von St. Urban;  die Münstertaler bedrängten
die Stifte Münster und Bellelay.Die Basler Bauern zogen vor die Stadt. Die Bauernschaft von Roggwil und Wynau fasste 1525 ihre Klagen gegen den Zins-­ und Zehnt­herren von St. Urban in 23 Punkte zusammen.

Der Rat von Bern, Landesherr in Roggwil und Wynau schützte die Rechtsansprüche des Klosters. Der kleine Zehnte und Bodenzinse sah er als verhandelbar an. Nicht gerüttelt wurde am Zehntrecht des Abtes und an der Waldnutzung. Alte Fischrechte

wurden bestätigt.

Abt Erhard starb am 10. Mai 1525.

Sein Nachfolger wurde Abt Walther Thöri (1525–1534) Beim Klosterbrand von 1513 war er Großkeller.

1528 wurde die Komturei Thunstetten im Zuge der Reformation aufgehoben. Bern verpflichtete nun den Abt, die St. Urbanische Gemeinde Langenthal, zu der Thunstten gehört hatte, kirchlich zu versorgen. Der Abt wehrte sich gegen diese Aufgabe.

Nachdem 1529 die Gemeinde immer noch ohne Versorgung war, stellte Bern das Ultimatum einen tauglichen Pfarrer nach Langenthal zu senden, der «nach der Her­ren  Reformation das Wort Gottes verkünde». (Jahrbuch des Oberaargaus, S. 115)

Erst im Herbst 1530 fügte sich der Abt und stellte einen Prädikanten, den das Kloster besoldete.

Im Mai 1531 hatten die reformierten Orte eine Lebensmittelsperre gegen die Innerschweiz verhängt. Den Abt hatte man aufgefordert seine Ernte hurtig einzubringen und zu dreschen.

Sebastian von Diesbach (1481-1537) war Heerführer der Berner in beiden Kappeler Kriegen 1529 und 1531. 1531 hatte er Befehl, St. Urban nieder zu brennen. Die Stadt Luzern zog aber seine Truppen bei St. Urban zusammen. Das verhinderte das Schlimmste für das Kloster.

Erst die beiden Niederlagen der Reformierten bei Kappel am 11. Oktober 1531 und bei Gubel am  24. Oktober 1531 beendeten die Gefahr für das Kloster und retteten es vor dem Untergang.

Abt Walther starb am 23. September 1535.

Auf ihn folgte Abt Sebastian Seemann (1535–1551)

Er war 1513 Subprior und wurde 1520 Prior. Von 1526-1529 war er Pfarrer in Deitingen.

Dort musste er 1529 gehen, nachdem es in Deitingen einen Bildersturm gegeben hatte. Sein bereits geschriebene Chronik, das  von ihm erstellte Urbar und weitere Dokumente konnte er aber nach St. Urban retten.

Das Langenthaler Urbar entstand 1530. Das war eine Zusammenstellung aller St. Urban nach der Reformation verblie­benen Rechte und Einkünfte.

1535 wurde er zum Abt von St. Ulrich gewählt. !550 entstand das Twingrodel. Es war eine schriftliche Fixierung dessen, was St. Urban weiterhin in seiner Twingherrschaft zu sagen hatte.

Damit sich seine Bestimmungen fest in das Gedächtnis der Grundherrschaftsleute einprägten, wurde er jährlich einmal an der Gemeindeversammlung vorgelesen.

1537  wurde Abt Sebastian von Papst Paul III. (1534-1549) infuliert. Außerdem erhielt  er die Vollmacht, die niederen Weihen zu erteilen, entweihte Kirchen wieder zu weihen, sowie Altäre, Glocken, Kelche, Kirchengewänder und Kirchhöfe

zu weihen.

23. Januar 1541 unterstellte Papst Paul  St. Urban seinem unmittelbaren Schutz.

1543 wurde Abt Sebastian vom Papst zum Konzil nach Trient eingeladen. Er sagte aber wegen seines Gesundheitszustandes und der finanziellen Lage der Abtei ab.

Ihm waren die Frauenklöster Ebersecken und Rathausen unterstellt. Er kümmerte sich um die Hebung der wirtschaftlichen Lage und des religiösen Lebens dieser beiden Klöster.

Beim Langenthaler Dorfbrand vom 18. März 1542 kamen der Abt und der Konvent persönlich, um zu helfen. Sofort schickte er Brot und Käse, um in der ersten Not zu helfen.

Die Abtei half weiter mit Getreide , was einen Geldwert von heute zwischen 15.000 und 20.000 Franken hatte. Dann wurde er Mitglied der vierköpfigen Baukommission, die den Wiederaufbau zu planen und zu überwachen hatte.

Abt Sebastian verstarb am 30. September 1551.

Sein Nachfolger wurde Abt Jakob Wanger aus Baden. (1551–1558).  Vor seiner Wahl zum Abt war er Prior. Er wurde wie sein Nachfolger  Jakob Kündig  (1558–1572) aus Luzern

unter Vorsitz des Lützeler Abts Nicolas Rosenberg (1542–1566 ) gewählt. Abt Jakob starb am 14. September 1458. 

Abt Jakob war war als einziger Zisterzienserabt bei der Wahl des Wettinger  Abts Christoph Silberysen (1563-1594)  am 29. Juni 1563 in Wettingen anwesend. Er assistierte dabei dem Einsiedler Fürstabt Joachim Eichorn ( 1544-1569)

Abt Jakob wurde erst 1564 in Wettingen benediziert.

1566 verkaufte er den Kirchensatz und Zehnten  von Balm an die Stadt Solothurn.

Ebenfalls 1566 wurden alle Besitzungen des Klosters in Vingelz sowie der jeweilige Rebmann ins Bürgerrecht der Stadt Biel aufgenommen.

1571 bekam Langenthal zwei Jahrmärkte zugebilligt.

Abt Jakob starb am 11. März 1573.

Auf ihn folgte  Leodegar Hofschürer (1572–1585)

Generalabt Nicolas I. Boucherat ( 1571–1583) hatte 1583 Kloster St. Urban visitiert. Er benedizierte dann Abt Leodegar.

Sei der Reformation hatte die Tatsache, dass die Abtei Patronatsrechte im nun reformierten Bernbiet innehatte, für Probleme gesorgt. Schon 1532 regte deshalb Luzern den Austausch der umstrittenen Kirchensätze

gegen die bernischen Patronatspfarreien auf Luzerner Boden an. Das dauerte. Erst 1577 kam der Tausch der St. urbanischen Patronate Madis­wil, Wynau und Niederbipp gegen die bernischen Kirchensätze Knutwil
und Luthern zustande.

1577 erneuerte Abt Leodegar die Zollfreiheit mit Luzern und Sempach.

1579 tauschte die Regierung von Luzern die niedere Gerichtsbarkeit von Knutwil gegen die zu Paffnau samt dem See von Schötz und gab diese Kloster St. Urban.

Unter Abt Leodegar erreichte das Kloster in wirtschaftlicher und disziplinärer Hinsicht einen Tiefpunkt. Das veranlasste die Regierung von Luzern zum Handeln

Auf Druck hin resignierte Abt Leodegar 1585.In Balsthal verstarb er 1588.

Ludwig von Mettenwil (1585–1588) aus Luzern wurde als Verweser eingesetzt. Beat Bapst (1583–1597 ) der Lützeler Vaterabt und die Regierung von Luzern reformierten das Kloster.

Abt Ludwig starb am 8. Mai 1588.

Sein Nachfolger wurde Abt Ulrich Amstein (1588–1627) aus Willisau.

Er hatte in Paris studiert.

Vor seiner Regierungszeit stand Kloster St. Urban eigentlich zur Disposition, denn es hatte wie oben vermerkt einen Tiefpunkt erreicht. Die Säkularisation des Klosters wurde als im Interesse der katholischen Kirche diskutiert.

Neben Abt Ulrich war es vor allem Nikolaus Feer aus Luzern, der als Novizenmeister und Prior das Kloster wieder auf Kurs brachte.

1588 trat das Kloster Eschenbach auf Anordnung von Papst Sixtus V.  (1585-1590) von den Augustinerchorherren in den Zisterzienserorden ein.Ebersecken und Neukirch wurden dem jetzt neu erbauten Kloster Rathausen einverleibt.

1590 wurde in Klosternähe eine neue Mühle und eine Reibe gebaut, worüber sich der Müller von Langenthal beklagte.

Abt Ulrich leitete 1592 die Wahl der ersten Äbtissin Salome Suter. Die Visitation der beiden Klöster wurde wieder an Kloster St. Urban vergeben. Allerdings hatte der päpstliche Nuntius im Einverständnis mit der Regierung von Luzern

die Jesuiten zu Beichtvätern in den beiden Nonnenklöstern bestimmt.

Am  29. September 1608 weihte Abt Ulrich 5 Glocken in Pfarrkirche St. Urs in Solothurn.

Auch das Kloster Hauterive bei Fribourg hatte im Zuge der Sempacher Kriege und nicht zuletzt im Savoyerkrieg 1447/1448 einen Niedergang zu verzeichnen.

Der Generalabt  Nicolas II. Boucherat (1604– 1625 ) beauftragte 1614  auf Bitte des Bischof von Lausanne Aymon II. de Montfalcon (1491–1517) Abt Ulrich das Kloster zu visitieren.

Das zeigt, dass der Ruf des Klosters sich auch im Orden wieder gefestigt hatte.

1606–1608 war der Italiener Fabrizio Verallo päpstlicher Nuntius in Luzern. Er strebte eine Zisterzienserkongregation für den südwestdeutschen und für den Schweizer Raum an. Auch der Wettinger Abt Abt Petrus II.  (1594–1633) unterstütze dies.

1615 starb Prior Nikolaus Feer.

Mit Generalabtes Nikolaus II. Boucherat stand auch die Ordensleitung wieder hinter dem Projekt einer Kongregation. Der Salemer Abt  Thomas I. Wunn  (1615–1647), der Generalvikar der oberdeutschen Klöster, setzte das Projekt Kongregation  über mehrere Zwischenstufen erfolgreich um.

Zunächst trafen sich Äbte von Wettingen Petrus II, St. Urban Ulrich, Tennenbach Martin Schleher (1585-1627) und Neuburg (Elsass) Kaspar III. Seemiller(1600–1618 ) und  Vertreter der Klöster Hauterive, Kaisheim und Stams im November 1617 in Salem.

Dabei wurden erste Statuten für eine Kongregation entworfen. Bei einem weiteren Treffen 1618 wurden sie revidiert und 1619 wurden sie vom Generalabt bestätigt. Am 15. Mai 1623 erkannte das Generalkapitel des Ordens die Kongregation und die Statuten an.

Am 2. und 3. September 1624 fand  in Salem statteine Äbteversammlung statt und wurde zur Geburtsstunde der Oberdeutschen Kongregation. Als erster Vorsteher der Kongregation wurde Thomas Wunn bestimmt und in Zukunft war immer der Salemer Abt

Vorsteher der Kongregation.

1624 gestattete der Ordensmeister des Dominikaner-Orden Serafino Secchi (1612–1628), dass in St. Urban eine Rosenkranz-Bruderschaft mit allen Privilegien, Ablässen usw. eingerichtet wurde.

Am 3. April 1625 legte Abt Ulrich den Grundstein der neuen Kirche und dem Kloster Eschenbach.

1627 resignierte Abt Ulrich. Er war alt und kränklich. Er starb am 31. August 1629.

Auf ihn folgte Abt Beat Göldlin (1627–1640)  Er wurde unter dem Vorsitz des Lützeler Vaterabts Laurent Lorillard  (1625–1648) gewählt.

Er ist vor 1570 geboren. Über seinen Klostereintritt, seine Profess und seine Priesterweihe ist nichts bekannt. Er hielt sich 17 Jahre auf auswärtigen Pfarrstellen auf und hatte deshalb Probleme mit der Klosterdisziplin.

1603 war er Pfarrer in Knutwil.Das Visitationsprotokoll von 1608 hält fest, er sei unfähig und unmäßig im Trinken. 1612 wurde er Pfarrer in Luthern. 1619 kehrte er unwillig und erst nach Strafandrohung durch den Generalvikar der Oberdeutschen Kongregation, Abt Thomas Wunn von Salem, ins Kloster zurück. 1620 wird er dort Großkellner und hatte dieses Amt bis zu seiner Wahl am 2. Juni 1627 inne. Er wurde am 23. Juli 1627 durch Generalabt Pierre III. Nivelle ( 1625– 1635) bestätigt.(Göldlin, Beat, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.02.2019)

Er ist wohl in seinem Amt gewachsen, denn er gilt als “2.Gründer” von St. Urban.

Kurz nach seiner Wahl erneuerte Abt Beat persönlich das Bürgerrecht in Bern und Zofingen. Das scheint problemlos gewesen zu sein, obwohl Bern und damit auch Zofingen, das seit 1415 unter bernischer Herrschaft war, seit 1528 reformiert waren.

Auch in Luzern erneuerte er das Bürgerrecht und wurde dort in “Schutz und Protection” aufgenommen (Cistercienser- Chronik, 10.Jahrgang 1898, S. 164)

1631 führte Abt Beat auf Bitte der Stadt Solothurn und der Klosterfrauen von Nominis Jesu dort eine Visitation durch. Ab 1633 wurde diese Visitation dann durch einen Konventualen aus St.Urban und einen

Chorherrn aus Solothurn ausgeführt.

Abt Beat ließ die Klosterkirche ausmalen. 1640 ließ er sechs neue Glocken gießen.

Er starb am 11. Mai 1640.

Sein Nachfolger wurde Abt Edmund Schnider (1640–1677).

Er wurde am 3. März 1608 in Mellingen im Aargau als Sohn des dortigen Stadtschreibers geboren. Mit 15 trat er in das Kloster St. Urban ein.

Nach seinem Noviziat erhielt er eine gründliche Ausbildung in Frankreich. Vom 1622-1630 studierte er am St. Bernhardskolleg in Dôle in der Franche Comté. 1629 wurde er dort  zum Diakon geweiht.

Danach besuchte er das Kolleg in Langrès. Dort wurde er 1630 durch Bischof Sébastien Zamet (1615–1655) zum Priester geweiht. Bischof Zamet setzte in seinem Bistum tatkräftig die Beschlüsse des Konzils von Trient um.

Auch Abt Edmund  trat dann in seiner Regierungszeit als Befürworter der Reformen des Konzils von Trient  konsequent für ordensreformatorische Anliegen ein und verteidigte die Exemtionsrechte des Ordens gegenüber der weltlichen Obrigkeit, indem er z.B. dem Kanton Luzern die jährliche Rechnungslegung verweigerte.

Von 1631-1634 lehrte er an der Schule von Kloster Hauterive in Vertretung eines erkrankten Mitbruders Philosophie. Schon in Dôle war er Generalabt Nivelle durch seine Talente, seinen Fleiß und seine Frömmigkeit aufgefallen.

Er kehrte nach St. Urban zurück und wurde dort 1638 Prior.

Nach dem Tod von Abt Beat wurde Edmund am 23. Mai 1640 zum Abt gewählt und noch  am selben Tag eingesetzt. Infuliert wurde er am 10. Juli 1640.

Seine Wahl stand schon ganz im Zeichen der Auseinandersetzung mit der päpstlichen Nuntiatur in Luzern.Girolamo Farnese von 1639–1643 Nuntius in der Schweiz war bei der Abtswahl anwesend und beanspruchte den Vorsitz bei der Wahl,

obwohl das gegen die Rechte der Zisterzienser verstieß und der Vaterabt aus Lützel, Abt  Laurent Lorillard ebenfalls anwesend war. Schließlich gestattete der Nuntius, dass sich der Lützeler Abt an der Wahl beteiligte, verlangte aber, dass sich Edmund vom Nuntius bestätigen

ließ. Als Edmund gewählt war, weigerte er sich aber mit dem Hinweis auf die Ordensprivilegien, sich vom Nuntius bestätigen zu lassen. Diese Querelen sollten ihn einen Großteil seiner Regierungszeit begleiten.

Der nächste Konflikt war der um die Visitation der beiden Frauenklöster Rathausen und Eschenbach und wer das Recht hat, dort den Beichtvater zu stellen. Es entwickelte sich ein heftiger Streit, in den der jeweilige Nuntius, die Schweizer Städte Luzern und Solothurn,

der französische Botschafter in der Schweiz, der in Solothurn residierte, die Jesuiten, die als Beichtväter in den beiden Klöstern tätig waren und natürlich die Zisterzienser, die ihre Rechte verletzt sahen.

Abt Edmund wurde im Mai 1651 nach Rom zitiert. Das alles erregte großes Aufsehen. Das Verfahren dauerte fast ein Jahr, das Abt Edmund in Rom verbringen musste. Alle Vorwürfe gegen ihn wurden fallen gelassen. Er  wurde am 22. August 1652 vom Papst in einer Audienz

empfangen und mit päpstlichem Segen für Kloster St. Urban entlassen. Am 21. September 1652 war er wieder zurück in St. Urban. (ausführlich in von Libenau, Die Luzernischen Zisterzienser und die Nuntiatur in Jahrbuch für Schweizerische Geschichte S. 165-253, Bd 11-12 Zürich 1885)

Am 16. September wurde er von Generalabt Claude Vaussin ( 1643- 1670 ) zum Generalvikar und Visitator für Helvetien, das Elsass  und den Breisgau ernannt.

1654 erwarb er Schloss und Herrschaft Liebenfels heute Gemeinde Herdern im Kanton Thurgau für 36.000 Gulden, das entspricht 5.975.374,00 €

1658 wurde die Alpe Nessliboden samt”Käskessii” angekauft. Das ist im Napfbergland im Kanton Bern im Gemeindegebiet von Trub.

1667 wurde der Schwaikhof erworben der zur Herrschaft Liebenfels gehörte.

Abt Edmund und das Kloster St. Urban wurden auch in Streitigkeiten hineingezogen, die den  Gesamtorden betraf. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war im Orden die Reformbewegung der strengen Observanz entstanden. Kardinal La Rochefoucauld hatte den Vorstellungen

der strengen Observanz  zum Durchbruch verholfen. Allerdings führten die Streitigkeiten zwischen den Anhängern, die eine Reform anstrebten und denen, die sich nicht als Reformparteien sahen, die fast ein halbes Jahrhundert dauerten und zu dauernden Auseinandersetzungen

und Prozessen führten. Viele sahen die Einheit des Ordens gefährdet. In St. Urban ging es dann auch darum, ob das Kloster eine Tochter von Lützel oder Morimond war.

Mit Hilfe des französischen Botschafter in Paris gelang  Abt Edmund  die weitgehende Lösung der Schweizer Zisterzen aus den alten Filiationsverhältnissen.

Ein wichtiges Tätigkeitsfeld von Abt Edmund ist der Umbau des Klosters. Allerdings ist von seiner Bautätigkeit nicht mehr viel vorhanden, da das Kloster in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fast vollständig neu errichtet wurde.

In der unter Abt Beat ausgemalten Klosterkirche ließ er 1662 einen neuen Hochaltar aufstellen, der heute noch vorhanden ist.

1674 ließ er einen neuen Vierungsturm errichten.

1677 war er in Kloster Lützel zur Visitation. Er starb dort am 2. Februar 1677. Er wurde am 7. Februar in St. Urban bestattet. Er gilt als erste profilierte Barockpersönlichkeit von St. Urban.

Sein Nachfolger wurde als 39. Abt Karl Dulliker (1677–1687). Er war der Sohn des Luzerner Stadtschultheissen und ist um 1635/36 geboren.

In Luzern besuchte er die Schule. Ab 1646 war er am Jesuitengymnasium in Luzern.

Am 26. Oktober 1653 legte er in St. Urban die Profess ab und wurde im September 1659 zum Priester geweiht – mit römischer Dispens, da er das kanonische Alter noch nicht erreicht hatte. Spätestens 1666 war er Granarius (Kornmeister) und von 1669 bis 1677 Statthalter auf dem Klostergut Liebenfels im Thurgau. Am 11. Februar 1677 als Nachfolger des verstorbenen Edmund Schnyder zum Abt gewählt.  Am 2. Mai 1677 wurde er benediziert.

Im Jahr seines Regierungsantritts erneuerte er das Burgrecht mit Luzern.

1678 kaufte er den Berghof für 7000 Gulden, das entspricht 1.173.898,00 € und einen Hof in Ludingen für 2500 Gulden, das sind 419.249,00 €.

1678 malte der Maler Georg Widerkehr (1647-1724) aus Mellingen das Leben des Heiligen Bernhards für 533 Gulden, das entspricht 89.384,00 €..  Bis 1848 hing das Bild in der Klausur.

1683 kaufte er Schloss Barbenstein mit der Herrschaft Herdern.

Für das Kloster  besorgte er die Gebeine des Katakombenheiligen Pius.

Die Bautätigkeit von Abt Edmund setzte er fort. Er baute das Kanzlerhaus, die Gästeherberge, die als Weiberhaus bezeichnet wurde und das Wirtshaus am Nordportal. In Burgrain erbaute er die Blasiuskapelle.

Am 15. Mai 1686 wurde er zum Generalvikar der Ordensprovinz Schweiz-Elsass-Breisgau bestellt. Er starb am 16. Dezember 1687 im Alter von 52 Jahren.

Auf ihn folgte Abt Ulrich Glutz-Ruchti (1687–1701). Er ist der erste von drei Äbten von St. Urban, die aus der Solothurner Patrizierfamilie stammten. Die Familie Glutz war eine der bedeutendsten Patrizierfamilien. Sie stellte

überdurchschnittlich viele Klosterfrauen und Kleriker, neben den Äbten in St. Urban noch zwei in de Benediktinerkloster Mariastein in Metzerlen-Mariastein im Kanton Solothurn.

Abt Ulrich wurde am 4. September 1648 geboren. 1665 legte er in St. Urban seine Profess ab.Am 24. September 1672 wurde er  zum Priester geweiht. Später war er Statthalter in Herdern. Am 26. Dezember 1687 wurde er

zum Nachfolger von Abt Karl gewählt. 1688 wurde er benediziert. 1693 wurde im von Rom aus die Visitation von Kloster Rathausen übertragen. 1698 folgte die Visitation von Kloster Eschenbach.

1698 wurde in St.Urban die Skapulier-Bruderschaft eingeführt.

In seiner Regierungszeit wurde die mittelalterliche St. Ulrichskapelle, die Laienkapelle vor der Nordpforte der Abte abgebrochen. 1690 wurde auf der Nordseite der Klosterkirche eine neue, barocke St. Ulrichskapelle geweiht.

1699 nahm Abt Ulrich am Generalkapitel teil und wurde zum Generalvikar der schweizerisch-elsässischen Ordensprovinz bestellt.

Abt Ulrich starb am 2.Juli 1701.

Sein Nachfolger wurde Abt Josef zur Gilgen (1701–1706).

Unter Abt Josef wurden die Reliquien des Katakombenheiligen Pius, die Abt Karl erworben hatte, nach St. Urban gebracht.

Unter Abt  Josef entstand auch das Chorgestühl. Es gilt eines der reichsten barocken Schnitzwerke der Kunstgeschichte. Es ist zwischen 1701 und 1707 von  den Solothurner  Bildhauern Johann Peter Frölicher (1661–1723)

und Urs Füeg (1694-1767) erstellt worden.

Abt Josef starb am 3. August 1706.

Auf ihn folgte als 42. Abt Malachias Glutz (1706–1726).

Er ist am 9. August 1665 Sohn des Ratsherrn und späteren Bürgermeisters Johann Benedikt Glutz und der Maria Susanna Brunner geboren.

Er legte 1682 in St. Urban Profess ab und nahm den Klosternamen Malachias an. 1689 wurde  er zum Priester geweiht.

Am 19. Juni 1702 wurde er Pfarrer in Deitingen, wo er im selben Jahr Pfarrhaus und Scheune neu errichten ließ.

Am 9. August 1706 wurde er zum Abt gewählt. Er wurde am 19. August 1706 von Generalabt Nicolas III. Larcher (1692–1712 ) bestätigt. Am 24. Oktober 1706 wurde er benediziert.

1711 wurde die alte Kirche abgebrochen und mit der neuen begonnen. Mit dem Baumeister Franz II. Beer von Bleichten (1660–1726) aus der Auer Zunft in Vorarlberg hatte er einen Akkord von 20.000 Gulden, das sind etwa 3.303.094,00 €,  geschlossen.

Franz Beer hatte gerade die Klosterkirche des Prämonstratenserklosters Bellelay im Berner Jura fertiggestellt.

1713 ließ Abt Malachias die St.-Urbans-Kapelle im Solothurner Stadthof neu erbauen.

Von der Kirche wurde 1715 eine Medaille gegossen, deren Avers das Klosterwappen von St. Urban und das Wappen von Abt Malachius darstellt. Auf dem Revers ist die neu aufgebaute Kirche dargestellt.

Die Kirche wurde am 16. Dezember 1717 von Giuseppe Firrao, Titularerzbischof von Nicaea und 1716-20 Nuntius in der Schweiz eingeweiht.

Der Kirchenneubau fiel in die Zeit des 2. Villmergerkrieg 1712. Das war ein Krieg  der katholischen “inneren” Orte gegen die reformierten Orte Bern und Zürich. Der Sieg der Reformierten brachte eine Neuordnung der politischen Verhältnisse innerhalb der Eidgenossenschaft mit sich.

Abt Malachias und der Konvent mussten 1712 ins Exil flüchten. Er hielt sich zunächst im St. Urbanhof in Sursee auf, dann nahm er von März bis August 1712 mit zehn Konventualen in Rathausen Quartier .

Nachdem die Kirche fertig war, wurde die Kustorei und die Bibliothek im Rohbau erstellt. Dann folgten von 1722-1733 die Konventsgebäude.

1721 ließ er die Hauptorgel neu erbauen.

1720 wurde er zum Generalvikar der schweizerisch-elsässischen Zisterzienserprovinz bestellt.

Er reorganiserte auch die Bewirtschaftung des  Agrarbereichs des Klosters in der Umgebung.

Er starb am 24. April 1726.

Sein Nachfolger wurde Abt Robert Balthasar (1726–1751). Er stammte aus der bekannten Ratsfamilie Balthasar in Luzern. Sein Bruder Jakob Balthasar war Schultheiss in Luzern.

Seine Schwester Maria Barbara Franziska war von 1712–1737 Äbtissin in Kloster Eschenbach.

Er besuchte von 1683 bis 1687 das Jesuitenkollegium in Luzern. Seine Profess legte er 1691 in St. Urban ab. Am 24. August 1698 wurde er  zum Priester geweiht, Ab 1718 war er Pfarrer in Knutwil,

danach Statthalter in Herdern. Am 12. Mai 1726 wurde er zum Abt gewählt und am 19. Mai 1726 von Generalabt Edmond II. Perrot (1712–1727 ) bestätigt. Am 13. Oktober 1726 wurde er benediziert.

Er vollendete den Klosterneubau seines Vorgängers. Den großen Festsaal ließ er ausstatten.

Er vermehrte die Bibliothek bedeutend vor allem mit zisterziensischen Auotoren. Er ließ auch ein wertvolles Münzkabinett anlegen, das in der Bibliothek verwahrt war.

Er schrieb die Acta von St. Urban in  15 Folienbänden. Sie umfasste die Geschichte der Abtei an bis zu seiner Zeit.

Zu seinem 70. 1744 wurde er gefeiert. 1747 als Senior und ein Jahr später beging er sein Goldenes Priesterjubiläum. Dazu ließ er sich auf einem verherrlichenden Ehrengemälde umrahmt von einem bunten Kranz von Stiftern, Wohltätern, Allegorien und Putten porträtieren.

Er starb am 29. November 1751.

Auf ihn folgte  Abt Augustin Müller  (1751–1768) Er wurde am 5. April 1712 als Sohn des Mellinger Löwenwirts und Schultheißen Josef Georg Müller geboren. Seine schulische Ausbildung erhielt er im Jesuitenkolleg in Luzern.

Er trat in das Kloster St. Urban ein und legte dort  1729 seine Profess ab. 1735 wurde er zum Priester geweiht. Am 9. Dezember 1751 wurde er zum Abt gewählt und am 2. Januar 1752 von (1748– 1797 ) bestätigt.

Er war der Inbegriff des barocken Kirchenfürsten. Hans Wicki nennt die Benediktionsfeier am 1. Mai 1572 “geradezu fürstlich”. (Staat, Kirche,Religiosität: der Kanton Luzern zwischen Barock und Aufklärung, Luzern 1990 S. 278)

Sie übertraf die Feiern seiner beiden Vorgänger bei weitem.

In der Klosterkirche ließ er die weiß gefasste und reichlich vergoldete Rokoko-Kanzel schaffen. Sein Namenspatron der heilige Augustinus thront auf dem Schalldeckel. Am bauchigen Kanzelkorb ist sein Wappen angebracht. Von welchem Bildhauer die Kanzel

stammt, ist nicht bekannt. Die ausladende Terrasse auf dem Klostervorhof geht auch auf ihn zurück.Außerdem ließ er den Abtgarten  zum kunstvoll und exotisch bestückten Flaniergarten umgestalten.

Da der Klosterneubau weitestgehend unter seinem Vorgänger abgeschlossen war, war er als Bauherr nur noch auswärts tätig. In Pfaffnau ließ er 1764 – 1765 das Pfarrhaus als Sommerresidenz von St. Urban bauen. Das von ungewöhnlichem Repräsentationswillen zeugende Rokokopalais wurde von Baumeister Ringier aus Zofingen erstellt.

In Luthern beteiligte er sich 1752 am Bau der Pfarrkirche. Der dortige Hochaltar trägt sein Wappen.

1768 nahm er am Generalkapitel in Citeaux teil. Auf der Rückreise starb er am 8. Juni 1768 in Paris. Er ist im  Collège des Bernardins in Paris bestattet. Sein Herz aber wurde, wie er es auf dem Sterbebett verfügt hatte, feierlich im Boden der Abteikirche beigesetzt .

Sein Nachfolger wurde Abt Benedikt Pfyffer von Altishofen (1768–1781). Er stammte aus dem Luzerner Patriziergeschlecht der Pfyffer von Altishofen

Auch die Mutter seines Vorgängers Augustin stammte aus der Familie der Pfyffer von Altishofen, Jakobäa Pfyffer von Altishofen.  Die Familie Pfyffer war die zahlenmäßig größte und mächtigste Familie im Stadtstaat Luzern.

Zwei seiner Brüder waren Jesuiten, eine Schwester war Nonne im Kloster Eschenbach, eine andere im Kloster St. Anna im Bruch in Luzern.

Benedikt war zum Klosterstand bestimmt und erfuhr eine entsprechende Ausbildung. Von 1742 bis 1749 besuchte er das Jesuitenkollegium in Luzern .

1749 legte er seine  Profess in St. Urban ab. Am 17. März 1754 wurde er zum Priester geweiht, Dann war er Professor der Philosophie und Theologie an der Klosterschule.

1766 wurde er Prior. Dieses Amt versah er bis 1768. Am 30. Juni 1768 wurde er  zum Abt gewählt und mit Datum 7. Juli 1768 von Generalabt François Trouvé bestätigt.

Seine Benediktion erfolgte am 4./5. Oktober 1768.  Er wurde zum bedeutendsten Abt St. Urbans im 18. Jahrhundert mit nachhaltiger Wirkung für das gesamte Schweizer Schulwesen.

1778 errichte er im Kloster eine unentgeltliche Trivialschule für die Kinder der Nachbarhöfe. 1780 führte er  erste Normalschulbücher des österreichischen Bildungsreformers Johann Ignaz Felbiger ein.

Dieser war 1758–1778 Abt des Augustiner-Chorherrenstiftes Sagan. Schon 1774 hatte er auf Einladung der österreichischen Landesherrin Maria Theresia die Leitung des österreichischen Schulwesens übernommen.

Er beauftragte den Mönch Nivard Krauer und drei weitere Konventualen, sich mit der Normalmethode von Felbiger zu befassen. Nivard Krauer hatte 1766 seine Profess in St. Urban abgelegt. Er war bis 1779 an der Klosterschule als Lehrer tätig.

Die Trivial-und Elementarschule wurde zur Musterschule. 1781 übernahm Nivard Krauer die Leitung. Bald wurden auch angehende oder schon im Dienst stehende Lehrer in die Methode eingewiesen wurden, wodurch die erste Lehrerbildungsschule der deutschen katholischen Schweiz

entstand. Für die Normalschulen verfasste Krauer eine Reihe von Lehrbüchern, insbesondere das ABC- oder Namenbüchlein von 1781, die z.T. bis ins 19. Jahrhundert hinein weite Verbreitung fanden.

Die Lehrerbildungsanstalt hatte wegen vieler Anfeindungen nur bis 1785 Bestand.

Die Lateinschule war aber gleichzeitig zum Seminar für Patriziersöhne (eine Art Ritterakademie) ausgebaut worden. Diese bestand bis zum Franzoseneinfall 1798.

Abt Benedikt verbreitete auch Erbauungsbücher, die großen Anklang fanden. Er führte  bei der Mette den deutschen Kirchengesang ein.

Auch die Musikkultur erlebte ihren Höhepunkt.

Die Orgel, die Abt Malachias 1721 errichten ließ, galt damals als die grösste und reichste Orgel der Schweiz.

Die fertiggestellten Barockbauten boten einen perfekten Rahmen für eine intensive Musikpflege. Das Kloster hatte einen großen Festsaal, der den sogenannte Fürstensaal in Einsiedeln überbot.

Wenn die Äbte in ihr Amt eingeführt wurden, wurden dort Singspiele aufgeführt mit Themen aus der griechischen Mythologie. Als Urheber des Singspiels in der Schweiz wird  Constantin Reindl (1738–1798), der 1756 in Landsberg in den Jesuitenorden eingetreten.

Er war 1763-65 Musikleiter in Luzern und dann wieder 1771-90 Lehrer und Musikpräfekt am Jesuitenkollegium St. Xaver in Luzern. Auch in St. Urban war er tätig. In Kloster St. Urban war Benignus Schnyder von Wartensee (1754–1834) als Konventuale.

Er war Komponist und ein virtuoser Kontrabassist. Er erhielt Besuch von seinem Neffen Xaver Schnyder von Wartensee (1786–1868).1802 stellte dieser fest,  „dass sich unter den Mönchen so viele Musiker befanden, dass das zur Messe nötige Orchesterpersonal aus ihnen besetzt werden konnte.“

Ein weiter Musiker aus St. Urban ist Johann Evangelist Schreiber (1716–1800). Er war Kapellmeister und Kantor in St. Urban und einer der wichtigsten Komponisten der Schweiz im 18. Jahrhundert. Der aus der Oberpfalz stammende Komponist und Organist Martin Vogt (1781–1854)

war 4 Jahre in St. Urban tätig.

Verbleibendes Erbe von Abt Benedikt ist auch die Orangerie in St. Urban im Abtgarten etwa 100 Orangenbäumen, Ananasstauden und anderen exotischen Pflanzen.

Abt Benedikt starb am 25. Mai 1781 mit nur 51 Jahren.

Nach seinem Tod setzte die schleichende innere und äußere Krise der Abtei ein.

Sein Nachfolger wurde Abt Martin Balthasar (1781–1787).

Er stammte wie Abt Robert, der drei Äbte vor Martin regiert hatte, aus dem Luzerner Patriziergeschlecht Balthasar und wurde am 3.März 1736 geboren.

Von 1748 bis 1751 besuchte er  das Jesuitenkollegium in Luzern. Er trat in Kloster St. Urban ein und legte am 29. November 1752 als Sechzehnjähriger seine Profess ab.

Am 17. April 1759 wurde er zum Priester geweiht. Danach war er Subprior, dann Adjunkt in Herdern. Adjunkt ist in der Schweiz ein Beamter.Sein letztes Klosteramt vor der Abtswürde war Prior.

Nach dem Tod von Abt zeigte es sich, dass im Konvent heftige Spannungen herrschten. Zwischen den bürgerlichen und den patrizischen Konventualen war es , u.a. auch über das absolutistische Gebaren der Abteiverwaltung, zu Meinungsverschiedenheiten gekommen.

Bei der Wahl am 11. Juni 1781 wurde Abt Martin erst im fünften Wahlgang in sein Amt gewählt. Generalabt François Trouvé bestätigte ihn mit Datum 23. Juni 1781. Die Benediktion fand am 25. September 1781 statt.

Abt Martin baute den Pfarrhof in Luthern.

Abt Martin war krank und wegen seiner Krankheit reizbar. Dies und anhaltende Differenzen führten schließlich zu einer Vertrauenskrise zwischen Abt und Konvent. Einige Konventuale forderten eine Visitation des Klosters. Generalabt Trouvé gab dieser Forderung statt

und beauftragte den Wettinger Abt Sebastian Steinegger (1768-1807) mit der Durchführung. 20 von 24 Konventuale verlangten bei deren Durchführung eine Demission des Abtes. Er willigte unter der Bedingung ein, dass man ihm eine angemessene Pension bezahle.

Außerdem solle der Konvent bezeugen, dass die Resignation aus freien Stücken erfolgt sei. Er willigte ein, überlegte es sich aber anders und rief die Regierung um Hilfe. Der Konvent beharrte aber aus dem Rücktritt.

Generalabt Trouvé genehmigte diesen und auch die Wahl eines Koadjutors. Am12. September 1787 Ambros Glutz zum Koadjutor  mit dem Recht der Nachfolge gewählt.

Abt Martin unterzeichnete Resignationsvertrag, mit dem er seinem Nachfolger alle geistliche und weltliche Vollmacht übertrug. Er zog sich nach Herdern zurück, wo er am 17. Juli 1792 starb. Dort wurde er auch begraben.

Auf ihn folgte als vorletzter Abt Karl Ambros Glutz-Rüchti (1787–1813). Er stammte auch aus dem Solothurner Patriziergeschlecht Glutz-Ruchti und wurde am 13. September 1748 als Sohn des Grossrats und Schultheissen Johann Viktor Anton Glutz-Ruchti‎ (1703–1780)

geboren. Er besuchte die Internatsschule von St. Urban. Danach begann er in der Abtei St.Urban sein Noviziat. 1766 legte er seine Profess ab. Dann studierte er zusammen mit seinem älteren Bruder Urs Viktor Anton Franz (1747–1824) am Collegium Germanicum in Rom.

Sein Bruder war nach seinem Studium Propst zu St. Ursen in Solothurn und Koadjutorbischof in Basel.

Karl Ambros wurde 1771 zum Priester geweiht. Er war Bibliothekar und Professor am Hausstudium in St. Urban.

Zur Vervollkommnung seiner philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien schickte ihn Abt Benedikt Pfyffer nach Mailand und Paris

Nach seiner Rückkehr aus Paris war er wieder Bibliothekar. Beim Hausstudium  führte er bessere Lehrbücher und Lehrmethoden ein.

Am 2. Juli 1773 wurde er zum päpstlichen  Pronotar ernannt. Das ist, wenn der Titel nicht Prälaten an der römischen Kurie betrifft, ein hochrangiger päpstlicher Ehrentitel.

1787 wurde er Statthalter der Herrschaft Herdern. 1787 wurde er ans Kloster zurückberufen und zum Koadjutator von Abt Martin ernannt. Er war schon bei dessen Wahl zum Abt Gegenkandidat und erst im 5. Wahlgang gescheitert.

1788 wurde er von Generalbt Trouvé in Citeuax infuliert.

1792 verließ er ohne Wissen des Konvents Kloster Urban, ging nach Wettingen und bot dem Provinzialoberen Sebastian Steinegger  seinen  Rücktritt an, weil er sich angesichts der Bedrohung durch die

franzözische Revolution seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen fühlte. Der Konvent legehnte dies aber ab.

Nach der Französischen Revolution 1789 waren 1798 französische Revolutionstruppen in der Schweiz eingefallen. Die Invasion der Revolutionstruppen hatte zu gravierenden politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in der Schweiz geführt.

Die Luzerner Patrizierregierung dankte ab, die Lehenbauern des Klosters revoltierten

Der französische General Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg, seit 8. März 1798 Oberbefehlshaber der Helvetischen Armee, nahm mit seinem Stab 1798 in Kloster St. Urban Quartier.

Die Soldaten brachten nicht nur das beschauliche Klosterleben durcheinander. Sie zerstörten auch enorme materielle und künstlerische Werte

Abt Karl Ambros flüchtete daraufhin wieder ohne Wissen des Konvents nach Deutschland nach schloss Marbach auf der Halbinsel Höri. Er kehrte erst 1802 nach St. Urban zurück.

Nach seiner Rückkehr eröffnete er in St.Urban das Lehrerseminar und die Knabenschule wieder und wurde nach dem Tod Sebastian Steineggers († 10. April 1807) turnusgemäß Generalvikar („Generalabt“) der Schweizer Zisterzienserkongregation.

Schon am 20. April 1807 leitete er in dieser Funktion in Wettingen die Neuwahl des Abtes Benedikt Geygis (1807-1818)

Von 1803-1813 war in der Schweiz jetzt die Meditationszeit. Die Regierung in Luzern hatte mit mit dem Konstanzer Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg (1799-1817) ein Abkommen getroffen, das die finanzielle Situation der Geistlichen regelte und die Pfarreien geografisch neu ordnete. Im Zuge dieser Übereinkunft erinnerte die Regierung 1806 die Klöster daran, dass sie einer Pflicht zur jährlichen Rechnungslegung nachzukommen hatten. Abt Karl Ambros betrachtete dies als unzulässigen Eingriff in kirchliche Angelegenheiten und lehnte dies Pflicht deshalb ab.

Nach mehreren Verzögerungsversuchen erschienen Regierungskommissare aus Luzern im Kloster, versiegelten die Akten und entzogen dem Abt die Wirtschaftsverwaltung. Als er sich weiter weigerte,

wurde er verhaftet und ins Franziskanerkloster nach Luzern gebracht. Proteste der Kantone Bern und Solothurn sowie des päpstlichen Nuntius blieben ohne Erfolg. Der Konvent setzte zur Administration des Klosters 1806  einen

Ausschuss ein, der aus drei Konventualen bestand.

In einem Prozess der Gehorsamsverweigerung gegenüber dem Staat wurde er für schuldig befunden. Er wurde er seines Amtes enthoben. Aus dem Kloster verbannt, hielt er sich von 1809 bis 1813 im solothurnischen Wolfwil auf. Von dort übertrug er am 10. April 1810 sein

Amt als Generalvikar an Abt Robert Gendre (1795-1812) von Kloster Hauterive.

Im Auftrag der Regierung von Solothurn plante und leitete er den Bau der Verbindungsstraße Wolfwil-Hoensingen.

Er wirkte bei der Aarekorrektion mit und verfasste im Auftrag der Regierung ein Gutachten zur Linthkorrektion (1807-1816)

Am 6. Januar 1813 resignierte Abt Karl Ambros freiwillig und durfte nach St. Ulrich zurückkehren. Dort war er weiter wissenschaftlich tätig.

Er starb am 28. Oktober 1825.

Er war vielseitig begabt und interessiert und betrieb mathematische und physikalische Studien.

1803 wurde er als außerordentliches Mitglied in die Naturforschende Gesellschaft Zürich aufgenommen.

Sein Nachfolger war Abt Friedrich Pfluger (1813–1848)

Er wurde am  5. März1772 in Solothurn als Sohn eines Zimmermeisters geboren in Solothurn. Er besuchte das Jesuitenkollegium und anschließend das Gymnasium in Solothurn.

1791 trat er in das Kloster St. Urban ein. Abt Karl Ambros hatte ihn dazu eingeladen.  Am 1. Januar 1792 legte er seine Profess ab. 1797 wurde er zum Priester geweiht.

Im Kloster studierte er Philosophie, Mathematik, Physik und Theologie.Er war ein guter Violinspieler.

Schon 1801 wurde er Cellerar. Den oben erwähnten Ausschuss zur Klosteradministration  leitete Friedrich Pflüger. Er löste diese Aufgabe zur Zufriedenheit des Konvents.

Als  Abt Karl Ambros sein Amt abgab, wurde Friedrich 10. Februar 1813 zum 48. und letzten Abt von St. Urban gewählt.

Kaum im Amt bat er die Regierung von Luzern zur Genehmigung der Aufnahme von Novize. Diese wurde 1814 erteilt. Das Kloster hatte immer noch einen guten Ruf und es erhielt sofort Zuwachs.

1821 errichte er wieder ein Gymnasium in St. Urban, das noch 1827 vom Luzerner Erziehungsrat lobend anerkannt wurde. Es wurde aber 1833 geschlossen, weil es so die Begründung nicht mehr in die Zeit passte.

1841 konnte er noch eine Lehrerbildungsanstalt einrichten. Da hatte St. Urban ja Pionierarbeit geleistet. Aber 1848  musste sie nach dem Sonderbundkrieg schon wieder geschlossen werden.

Um 1830 begann im Schweizer Liberalismus die Tendenz zu einem antiklerikalen Kampf, der sich vor allem gegen die Klöster richtete.

1830 untersagte die Regierung Kloster Urban die 1814 genehmigte Novizenaufnahme. Gegen den Willen des Konvents wurden  die Besitzungen in Herdern, das Schloss Liebenfels, der Schwaikhof und alles zu Liebenfels gehörende Land verkauft.

Allerdings erhielt das Kloster noch die erlöste Summe.

Abt Friedrich war 12 Jahre Generalabt der Schweizer Zisterzienserkongregation, bis dies 1847 aufgehoben wurde.

Abt Friedrich hatte viel für die Klosterbildung getan. Die Bibliothek, die in der Schweizer Revolutionszeit von 1798-1803 stark gelitten hatte , wurde um mehr als 4000 Bände aufgestockt.

Die physikalische Instrumentensammlung wurde um die neuesten Apparat ergänzt. Das Naturalienkabinett wurden um geologische und mineralogische Sammlungen erweitert.

In seinem Privatbesitz hatte Abt Friedrich hatte  bedeutende Sammlungen, einmal eine  dreifache Münzsammlung mit altrömischen, päpstlichen und Schweizer Münzen, die damals die größte Sammlung der Schweiz war. Den Katalog zu den päpstlichen Münzen hatte er selbst

angefertigt. Dann hatte er eine Urkundensammlung, die von den Göttinger  Professoren Gatterer angelegt worden ist. Sie umfasste 4000 Pergament-Urkunden  so wie verschiedene Schriftproben der vergangenen Jahrhunderte, interessante Siegel, Siegelstöcke und viele Stempel.

Abt Friedrich konnte diese Sammlung 1838 nach dem Tode des Sohnes von Gatterer, der in Heidelberg Professor war, erwerben.

Auch die musikalische Entwicklung des Klosters förderte er. Pater Leopold Nägeli (1804 –1874 ) war ein bekannter Komponist und Kapellmeister.

1845 hatten sieben katholisch-konservativen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis 1845 ein Separatbündnis geschlossen, den Sonderbund.

Es kam zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den Sonderbundstruppen und den eidgenössischen Truppen. Im November 1847  kapitulierte Luzern.

Eidgenössische Truppen wurden im Kloster einquartiert und dem Kloster wurde eine Kontribution von 500’000 Franken auferlegt.

Abt Friedrich starb am 29.1.1848  in St. Urban. Nach seinem Tod untersagte die Regierung die Wahl eines neuen Abtes.

Der Kanton brauchte das Vermögen des Klosters zur Tilgung der Sonderbundkosten.

Im April 1848 löste die Kantonsregierung das Kloster auf. Das Inventar, Kirchenschatz und Chorgestühl wurden verkauft, die Bibliothek und das Archiv dem Kanton Luzern übergeben.

 

                                                                            

03 März 2022