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Kloster Lichtental

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Markgräfin Irmengard von Baden (um 1200–1260) gründete 1245 das Kloster Lichtenthal im Tal der Oos bei Baden-Baden. Es ist eines der ganz wenigen Klöster in Deutschland, das nie aufgehoben wurde und

eine ununterbrochene Geschichte vorweisen kann.

Irmengard von Baden wurde um 1200  als Tochter von Heinrich I. (um 1173-1227) Herzog von Sachsen und Pfalzgraf bei Rhein und Agnes geboren. Heinrich entstammte dem Geschlecht der Welfen. Agnes war die Tochter

Konrads, Pfalzgraf bei Rhein. Konrad war Staufer. So war sie also mit den beiden wichtigsten Geschlechtern ihrer Zeit verwandt. Sie heiratete um 1220 Heinrich V. Markgraf von Baden. Er war ein treuer Gefolgsmann

von Kaiser Friedrich Barbarossa. Wichtige württembergische Städte waren in seinem Herrschaftsbereich wie Stuttgart, Backnang und Besigheim. Besigheim und Backnang wurden während seiner Regierungszeit zur Stadt ausgebaut,

Stuttgart zur Stadt erhoben und 1229 in einer Urkunde Gregors IX. genannt. Die Stiftskirche in Backnang wurde zur Grablege der Markgrafen von Baden. 1241 folgte er König Wenzel von Böhmen, der Herzog Heinrich von Schlesien im Kampf gegen die Mongolen zu Hilfe eilte. In der Schlacht von Liegnitz wurde er verwundet und starb. Er wurde zunächst in Backnang beigesetzt.

Nach dem Tod ihres Mannes begann Irmengard ihren Plan, ein Kloster zu gründen, umzusetzen. Sie war eine Anhängerin Bernhards von Clairveaux. Sein Orden, der Zisterzienserorden wuchs in dieser Zeit am schnellsten.

Bernhard war als Kreuzugsprediger mehrere Male in Deutschland und bei dieser Gelegenheit soll er der Legende nach auf seinem Weg von Speyer nach Konstanz auch durch das Oostal gekommen sein und verkündet haben

„In diesem lichten Tale will ich meinem Orden ein Kloster bauen.“ Irmengard scheint sehr tatkräftig gewesen zu sein. Allen Widerständen zum Trotz verwirklichte sie ihr Vorhaben. Der Orden weigerte sich lange, Frauenklöster in den Klosterverband aufzunehmen. So gab es 1228 einen Beschluss des Generalkapitels von Citeaux, keine Frauenklöster mehr in den Zisterzienserorden aufzunehmen. Es hat durchaus ein Nebeneinander von von Inkorporationsverboten und integrativen Maßnahmen gegeben. Die Zisterzienser bekamen bald päpstliche Privilegien. Sie konnten  sich oft aus dem Aufsichtsrecht der Bischöfe lösen, in deren Diözesen die Zisterzen waren. Oft  hatten Bischöfe nicht unbedingt Interesse, ein Zisterzienserkloster in ihrer Diözese zu bekommen. So wollte der Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck (1245-1260)kein Frauenkloster in seinem Bistumsbereich gestatten.Sein Speyrer Amtskollege Sigibodo (1038 bis 1051) scheint da offener gewesen zu sein. In Lichtenthal  wurde angeblich die Oos, die die Grenze zwischen den Bistümern Straßburg und Speyer bildete, einfach verlegt, so dass das Kloster auf speyrischem Gebiet lag.

Irmengards Söhne Herrmann VI. (um 1222-4.10.1250) und Rudolf I.( -19.11.1288),die nach dem Tod des Vaters gemeinsam die Regierung übernommen hatten, unterstützten das Vorhaben der Mutter. Sie sicherten die Finanzierung des Baus und sorgten auch für den Klosterbetrieb mit zahlreichen Schenkungen. Ein erster Grundstock waren die Dörfer Winden und Beuern, zwei Höfe in Oos, einer in Haueneberstein und ein Anteil am Zehnt zu Iffezheim.

Die beiden Söhne bestätigten mit einer Urkunde (Generallandesarchiv Karlsruhe GLA 35/34) im März 1245 die Stiftung ihrer Mutter und statteten sie mit diesen Gütern besser aus.

Eine Frauengemeinschaft bestand dort wohl seit 1243. Aber diese Bestätigung bedeutete die endgültige Klostergründung Lichtenthals. Eine nachgereichte Gründerurkunde wurde am 3. November 1248 von der Markgräfin Irmingard ausgestellt. Darin übergab sie die Schenkung ihrer Söhne als ewiges Besitztum an die Abtei Lichtenthal.(GLA 35/36). Die Urkunde ist mit dem eigenen Damensiegel der Markgräfin gesiegelt. Neben befreundetet Herrschern wirkten als Zeugen auch die Äbte von Kloster Selz, Schwarzach, Neubourg, Herrenalb und Bronnbach mit sowie der Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck.

Irmengard hatte damit mit ihrer Schwester Agnes gleichgezogen. Diese war an der Gründung der Zisterzienserinnenabtei Seligenthal in Landshut beteiligt. Auch ihr Vater Vater Heinrich I. hatte Verbindungen zu den Zisterziensern. Er war 1227 bei der Stiftung des Zisterzienserinnenklosters Wienhausen in Niedersachsen dabei.

Die Markgräfin führte die Stiftung dem Zisterzienserorden zu. Die ersten Nonnen wurden aus dem ebenfalls noch sehr jungen Kloster Wald bei Messkirch berufen. Zum einen, weil diese wohl im Ruf besonderer Frömmigkeit standen, zum andern auch weil die Markgrafen noch im 13. Jahrhundert Stammgüter am Bodensee und in Oberschwaben besaßen.(B. Bauer. Das Frauenkloster Lichtenthal, Baden-Baden 1896,Anmerkung Seite 16) Kloster Wald wurde 1212 von dem Reichsministerialen Burkhard von Weckenstein unter tatkräftiger Mithilfe des Abtes von Salem Eberhard von  Rohrdorf (1191- 1240)gegründet. Es war die erste von 6 Gründungen von Zisterzienserinnen in Oberschwaben, die alle in seiner Regierungszeit gegründet wurden. (Sie dazu auch Mei Büchle Kloster Heggbach, Kloster Gutenzell, Kloster Baindt). Trudlindis von Liebenstein (1247-49) aus Kloster Wald wurde zur Äbtissin der Abtei nahe Hohenbaden, der Stammburg der Markgräfin, berufen. Diese nannte ihre Gründung “Lucida vallis” wohl im Anklang an Clara Vallis, also Clairvaux.

Zusammen mit der Markgräfin Irmengard und ihren Söhnen bat Trudlindis 1247 das das Generalkapitel von  Citeaux schriftlich um die Aufnahme in den Orden. Nach einer Inspektion durch Abt Heinrich I.(letztmals erwähnt 1252) von Kloster Eußerthal und Abt 

Rudolf I. (1226–1256) von Kloster Tennenbach wurde das Kloster in den Orden aufgenommen und der Paternität von Kloster Neubourg unterstellt.

Die erste päpstliche Bestätigung erfolgte sehr schnell. Schon am 4. Juli 1245 stellte Papst Innozenz IV. (1243-1254 dem Kloster eine Schutzurkunde aus. “Papst Innozenz IV. befiehlt den Erzbischöfen, Bischöfen, Äbten etc., das Kloster Lichtenthal gegen dessen Bedränger in Schutz zu nehmen. (GLA E Nr.77)noch im selben Monat  am 24. Juli bestätigte Papst Innozenz IV. den Besitz des Klosters (GLA E Nr.78). Die Aufnahme Lichtenthals in den Zisterzienserorden erfolgte 1248.  Am 3. November 1248 nahm der Straßburger Bischof Heinrich unter Assistenz des Abtes von Neubourg die Weihe der Klosterkirche vor. Sie wurde zu Ehren „Assumptio Mariae“ geweiht (Feiertag 15.August “Mariä Himmelfahrt). Der Leichnam Heinrichs V. wurde von der Stiftskirche in Backnang nach

Lichtenthal überführt und dort vor dem Hochaltar beigesetzt. Das geschah sicher auch unter dem Eindruck der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem deutschen König Heinrich (VII.) und seinem Vater Kaiser Friedrich II. , in die Backnang geraten war und 1235 zerstört worden war. Lichtenthal wurde nun zur Grablege der Markgrafen von Baden.

Mit seiner am 31. Oktober 1256 in Anagni ausgestellten Urkunde bestätigte Papst Alexander IV. (1254-1261) den Besitz der Pfarrkirche in Baden(-Baden).(GLA E Nr.224) Am 7. März 1260 bestätigte er auch eine Entscheidung des Papstes Innozenz die Kirche in Ettlingen betreffend.

“Papst Alexander IV. bestätigt dem Kloster Lichtenthal das Mandat Papst Innozenz IV. von 1251 bezüglich der Kirche zu Ettlingen. Iustis petentium desideriis” (GLA E Nr. 251)

Die Markgräfin lebte nun im Kloster und als sie am 24. Juni 1260 starb, wurde sie an der Seite ihres Mannes vor dem Hochaltar bestattet. Ihr Sohn Rudolf I. stiftete 1288 die Fürstenkapelle, wo auch er und seine Gemahlin Kunigunde von Eberstein und seine Nachkommen bestattet sind.

Die erste Äbtissin Trudlindis legte schon 1249 wegen schwerer Krankheit ihr Amt nieder und starb kurz darauf. Auf sie folgte Mechtild von Liebenstein 1249-1252. Sie war unter ihrer Vorgängerin Priorin. Sie resignierte aber nach drei Jahren. In ihrer Regierungszeit wurde der Klosterneubau vollendet.

Die Weihe des Klosterneubaus nahm der Deutschordenspriester und Bischof Heinrich von Streitberg vor. Wegen unhaltbarer politischer Zustände im Ermland hatte er 1250 resigniert. Während seiner Resignationszeit wirkte er als Weihbischof in Würzburg. Aus dieser Diözese stammte auch die dritte Lichtenthaler Äbtissin Adelheid von Krautheim. Sie war die Tochter von Wolfrad von Krautheim, dessen Burg im Jagsttal lag. Sie war Zisterziensernonne im Kloster Himmelpforten bei Würzburg. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Häusern Krautheim und Baden erklären, dass Adelheid von Würzburg nach Lichtenthal kam. Dort wurde sie 1252 zur Äbtissin gewählt. Sie dürfte auch Bischof Heinrich von Streitberg um die Weihe des Kloster gebeten haben.  Bischof Heinrich gewährte mit Zustimmung des Speyrer Bischofs einen jährlich zu gewinnenden Kirchweihablass. Er legte das Kirchweihfest in Lichtenthal auf den Sonntag vor Mariä Geburt fest.Sie wurde bis 1470 an diesem Tag gefeiert. In ihrer Regierungszeit gewährte Markgraf Rudolf I. 1256 die Teilhabe an der Nutzung der Allmenden der Stadt Baden. Papst Alexander IV. (1254-1261) legte am 13. Mai 1256 für das Kloster Lichtenthal eine Höchstzahl von Nonnen fest. “ Papst Alexander IV. stellt fest, dass die Zahl der Nonnen im Kloster Lichtenthal wegen der mäßigen Einkünfte der neuen Stiftung vierzig nicht überschreiten soll, und verbietet unter Androhung des Anathems, dass ohne besondere päpstliche Erlaubnis über diese Zahl hinausgegangen wird. Ne alicuius pretextu /” (GLA E Nr. 194). Der Posten der Äbtissin scheint sehr kräftezehrend gewesen zu sein, denn auch Adelheid sieht sich nach 5 Jahren Regierungszeit den Anforderungen gesundheitlich nicht mehr gewachsen und bat 1257 um Amtsenthebung. Auf sie folgte Mechtild von Wildenstein (1257-1258). Sie wurde 1257 zur Äbtissin gewählt und war vorher Priorin. Sie war eine der Religiosen, die aus Kloster Wald berufen worden war. Metza von Lichtenberg (1258-1263) hatte wohl wieder sehr enge verwandtschaftliche Beziehungen zum Hause Baden. Denn sie soll eine Schwester von Ludwig II. von Lichtenberg gewesen sein, der mit Elisabeth, der Stifterin Irmengards Tochter, vermählt war. In ihrer Regierungszeit wurden wieder mehrere päpstliche Schutzurkunden ausgestellt. Die bisher längste Regierungszeit erreichte Äbtissin Adelheid von Baden 1263-1295. Sie war eine Enkelin der Klosterstifterin und die Tochter des Markgrafen Rudolf I. Ihre Mutter entstammte dem Geschlecht der Grafen von Eberstein. Der Adel und das wohlhabenden Bürgertum aus dem Umfeld von Kloster Lichtenthal statteten ihre Töchter, die ins Kloster eintraten, durch Schenkungen an das Kloster gut aus. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts kam das Kloster so großem Streubesitz. 1281 inkorporierte der Speyrer Bischof Friedrich von Bolanden (1272 –1302)die Pfarrkirche zu Baden-Baden.(Willi,Dominicus in: Brunner, Sebastian, ein Zisterzienserbuch Geschichte und Beschreibung der bestehenden und Anführung der aufgehobenen Cistercienserstifte in Östereich, Ungarn, Deutschland und der Schweiz, Würzburg 1881, S. 654)

1288 schenkte Markgraf das Dorf Geroldsau im Grobbachtal samt allen darauf liegenden Rechten. (GLA  35 Nr.84). In diesem Jahr trat er auch den Zehnten und den Kehlhof in Steinbach ab.

1288 stiftete er die Fürstenkapelle als Begräbnisstätte für sich und seine Nachkommen. Nur wenige Tage nach der Stiftung der Kapelle verstarb Markgraf Rudolf. Seine Gemahlin Kunigunde überlebte ihn um drei Jahre. Wie schon Markgräfin Irmengard

verbrachte Kunigunde ihr Leben nach dem Tode ihres Mannes im Kloster Lichtenthal. Dort verstarb sie am 22. April 1290 und wurde an der Seite ihres Gatten in der Fürstenkapelle bestattet. Ihre Tochter, die Äbtissin Adelheid starb am 16. August 1295.

Die meisten Äbtissinnenverzeichnisse führen Kunigundis Gräfin von Zollern (1295–1310) als 7. Äbtissin von Kloster Lichtenthal. Maria Agnes Wolters schreibt in ihrem “Äbtissinennverzeichnis der Zisterzienserabtei Lichtenthal in den ersten zwei Jahrhunderten seit der Klostergründung” in Freiburger Diözesanarchiv 77,1957 S. 286-302 dass diese Nennung auf eine Verwechslung von Mutter und Tochter zurückzuführen sei. Sie führt als Nachfolgerin von Äbtissin Adelheid Adelheid von Lichtenberg, die auch 1312 urkundlich bezeugt ist. Adelheid stammte aus der Familie Lichtenberg. Die Herren von Lichtenberg waren im 13.und 14. Jahrhundert im unteren Elsass und im Raum Straßburg begütert. Ein Enkel des Stammvaters Ludwig I. der Vogt in Straßburg war, Ludwig II. war mit Elisabeth

Markgräfin von Baden verheiratet. Für sie war es die 2. Ehe. Sie war die Tochter von Markgrafen Hermann V. und der Klostergründerin Irmengard. Diese eheliche Verbindung spiegelt sich auch  bei der Besetzung des Lichtenthaler Äbtissinnenstuhls wider,denn immerhin zwei (oder drei, wenn man Maria Agnes Wolters folgt) Äbtissinnen kommen aus der Familie Lichtenberg Auf Adelheid von Lichtenberg folgt Adelheid von Elisabeth von Lichtenberg (1310–1320). In ihrer Regierungszeit stiftete die Witwe des Markgrafen von Baden Rudolf II. Adelheid von Ochsenstein den Gülthof in Sandweier. 1312 weihte der Speyrer Weihbischof die Fürstenkapelle mit fünf Altären.

Elisabeths Nachfolgerin war ihre leibliche Schwester Agnes von Lichtenberg (1320–1336). 1322 stellte Bischof Emicho von Speyer  (1314- 1328)

dem Kloster ein ganz wichtiges Dokument aus. Darin bestätigte er alle Papsturkunden, die Kloster Lichtenthal seit seiner Gründung erhalten hatte. Am Anfang dieser Bestätigung versicherte der Bischof, alle Urkunden, gesehen, gelesen zu haben und die Echtheit der Bullen überprüft zu haben. (GLA 35/2 und 35/6) Damit wurde Kloster Lichtenthal vom Diözesanbischof als dem Zisterzienserorden zugehörig dokumentarisch anerkannt.Bisher war es de facto als solches nur geduldet.In ihrer Regierungszeit schenkte Markgraf Rudolf III. dem Kloster den Hof in Balg, heute ein Ortsteil von Baden-Baden. In dieser Zeit wurden dem Kloster auch eine Reihe von Zollbefreiungen eingeräumt. Ludwig der Bayer gewährte einmal im Jahr für ein mit Wein oder anderen Gütern beladenes Schiff für das Kloster Lichtenthal auf dem Rhein völlige Zollfreiheit. (RI VII H. 2 n. 173 vom 18. Dezember 1332). Pfalzgraf Ruprecht der Ältere befreite das Kloster Lichtenthal und seine Tante, die Äbtissin Agnes Markgräfin von Baden für  50 Fuder Wein im Jahr von Rheinzöllen. (Ein Fuder entsprach im Großherzogtum Baden 1.500 Liter)(Zollprivileg vom 10. April 1355). Graf Johann von Katzenellenbogen, ebenfalls ein Verwandter von Äbtissin Agnes ,befreite Kloster ebenfalls für 50 Fuder Wein von Rheinzöllen. (11.August 1355)(Alle Zahlenangaben bei B. Bauer das Frauenkloster Lichtentthal, Baden-Baden 1896, S. 51)

Auf Agnes von Lichtenberg folgte Adelheid von Beuchlingen (1336-1338). Sie war die Witwe von Markgraf Friedrich von Baden( + 1333). Sie trat nach dem Tod ihres Mannes zusammen mit ihren Töchtern Agnes,Irmingard und Maria ins Kloster Lichtenthal ein.

1338 wurde Agnes Markgräfin zu Baden Äbtissin. Sie übte das Amt von 1338 bis 1361. In ihrer Regierungszeit blühte der Konvent. Er zählte 80 Mitglieder. Das Kloster wurde auch reich mit Schenkungen bedacht. 1340 schenkte der Edelknecht Wigand zu Berghausen und seine Frau Anna das Patronatsrecht der Kirche in Malsch. Am 3. Oktober zeigte er beim Bischof von Speyer die Schenkung an und bat “um Bestätigung derselben und die Einverleibung der Kirche in das Kloster, damit dieses in den Genuß der Einkünfte jener kommen könne” (J. Dambacher, Urkundenarchiv des Klosters Lichtental (in:Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 7 1856 S. 472)1341 übergab Markgraf Hermann IX. (1333-1353) den Kirchensatz und die Kollatur (das Recht, eine geistliche Stelle zu besetzen)der Kirche von Steinbach. 1342 wurde die Kirche inkorporiert.( Beleg der Daten bei Bauer S. 49, Anmerkungen) 1344 schenkte Markgraf Rudolf IV. († 1361) dem Kloster das Patronatsrecht von Pforzheim. Das Kloster richtete im Gegenzug einen
Jahrtag für den 1332 verstorbenen Rudolf III. ein. Rudolf IV. war in erster Ehe mit Luitgard von Bolanden (gestorben 1324 oder 25)verheiratet. Ihre Schwester Anna lebte als Zisterzienserin im Kloster Kirschgarten in Worms. Anna besaß einen berühmten Deutsch-Lateinischen Psalter, heute als Codex Lichtenthal 37 in der Badischen Landesbibliothek. Dieser kam an Maria von Öttingen, die zweite Gattin von Annas Schwager Rudolf. Nach dessen Tod trat Maria von Öttingen in dass Kloster Lichtenthal ein. So gelangte der Codex in den Besitz des Klosters. Die Pfarrkirche von Pforzheim wurde am 5. Juni 1344 durch Bischof Gerhard von Speyer(1336 –1363 ) in Kloster Lichtenthal inkorporiert.Im Urkundentext wird darauf hingewiesen, dass sich Kloster Lichtenthal in großer Not befand.

“Bischof Gerhard von Speyer inkorporirt dem in großer Noth befindlichen Kloster Lichtenthal bei Beuren die Pfarrkirche in Pforzheim auf Bitten und mit Genehmigung des Patrons dieser Kirche des Markgrafen Rudolfs IV. von Baden, und mit Zustimmung des Domkapitels in Speyer, sammt ihrem ganzen Einkommen, aus welchem jedoch dem von der Äbtissin zu präsentirenden Pfarrverwesers, der ein tauglicher Weltgeistlicher sein muß, seine Congrua gereicht werden soll.” (J. Dambacher S. 490) 1348 schenkten die Markgrafen Friedrich III. (1348-1352) und Rudolf V.(1348-1361) dem Kloster das Patronatsrecht in Haueneberstein. B.Bauer S. 50/51)

Äbtissin Agnes verstarb 1361. Auf sie folgte Adelheid von Tübingen (1361-1367). Maria Agnes Wolters  führt das Äbtissinnenverzeichnis wieder etwas anders weiter. Sie lässt auf Adelheid von Tübingen nicht Adelheid Gräfin von Herrenberg folgen. Sie sagt Adelheid von Tübingen und Adelheid von Herrenberg seien ein und dieselbe Person. Bei ihr folgt Kunigunde von Zollern, 1367-81 (s.o.) Bei der Inkorporationsurkunde der Pfarrkirche von Pforzheim wurde auf die Not des Klosters hingewiesen. Zwar hatte das Kloster einen großen Besitz und gute Einkünfte. Aber es war gezwungen damit haushälterisch um zu gehen. Eine Urkunde illustriert das. “Am 8. Juli 1366 bestimmen Äbtissin Adelheid und der Konvent zu Lichtenthal mit Beratung und Genehmigung ihres Visitators Abts Gottfried von Neuburg, die Anzahl der Personen im Kloster auf 60 nämlich 51 Frauen, die den Schleier haben, und 9 dienende Schwestern, um das Kloster vor Noth und Schulden zu bewahren, da eine grössere Anzahl zu erhalten, dasselbe nicht vermöge. Nur bei Prinzessinnen der fürstlichen Familie solle Ausnahme stattfinden dürfen” (J. Dambacher S. 344).

Der Personalstand unter Äbtissin Adelheid sank dann auch auf 52 Nonnen.

Karl IV. gab Kloster Lichtenthal am 16. April 1361 ein Zollprivileg, in dem ebenfalls auf die Armut des Klosters hingewiesen wird. “Karl IV. tut der Äbtissin und dem Konvent zu Lichtenthal grauen Ordens Speyrer Bistums wegen seiner Armut die Gnade, jährlich 50 Fuder Weins Zollfrei auf dem Rhein zu führen, wofür sie ihm und seinen Vorfahren und Nachkommen am Reich jährlich am St. Wenzelstag eine Singmesse halten sollen.” (RIplus Regg. Karl IV. (Diplome) n. 5313)

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts und noch mehr Anfang des 14. Jahrhunderts gingen die Schenkungen spürbar zurück. Ein Niedergang des geistlichen Lebens und der Ordensdisziplin waren ebenfalls zu verzeichnen. Auch dass der Äbtissinnenstuhl über mehrere Jahre nicht besetzt war, deutet auf Schwierigkeiten hin. Nach dem Tod von Adelheid Gräfin von Lichtenberg (1407-1413) trat eine zehnjährige Sedisvakanz ein.Mit Adelheid von Helfenstein (1423-1447)wurde eine neue Äbtissin gewählt. Solche Probleme trafen nicht nur Lichtenthal. Not und Armut vieler Klöster machte diese abhängiger von Wohltaten der Landesherren, dem übrigen Adel und dem wohlhabenden Bürgertum. Dies wieder verpflichtete die Klöster zur vermehrten Aufnahme der nachgeborenen Töchter. Dadurch kamen viele Frauen nicht aus monastischer Berufung sondern aus Versorgungsgründen ins Kloster. Auch führten solche Nonnen mit dem ihnen von ihren Familien zugewiesenen Vermögen ein freies Leben und unterwarfen sich nicht den klösterlichen Leben, was natürlich innerhalb der Konvente zu Spannungen und Zerwürfnissen und dem Zerfall überkommener Ordensgewohnheiten führte.
Dazu kamen die politischen Umstände, Spannungen im Reich und das Schisma der Päpste. Das Generalkapitel in Citeaux beschloss am 14.September 1426  eine Reform von Kloster Lichtenthal. In der Urkunde heißt es: “Wir, Bruder Johannes,Abt von Cisterz, und die übrigen Definitoren des Generalkapitels des Cistercienserordens, tun kund, daß im Jahre 1426, am 14. September, auf genanntem Generalkapitel, das zu Cisterz tagte, folgende Anordnung getroffen worden ist: Das Kapitel überträgt den Äbten von Lützel, Maulbronn und Herrenalb, und im Fall, daß alle drei zugleich in gegenwärtiger Sache nicht frei wären, zweien von diesen mit aller möglichen Pietät des Kapitels und seinen besten und vernünftigen Klauseln die Reformation des Klosters Lichtenthal, wo, wie es dem Generalkapitel zu Ohren gekommen ist, die reguläre Observanz fast gänzlich daniederliegen soll zum Gespött des Volkes, zum Nachteil des Ordens, zum Ärgernis vieler — und zwar die Reformation an Haupt und Gliedern nach vorausgegangener Untersuchung über Unordnungen in Leben, Sitten und Umgang der Nonnen des genannten Klosters Lichtenthal. Und je nachdem, was sie vorgefunden und ihnen nützlich erscheint,werden sie alle Nonnen des genannten Frauenklosters kraft der Autorität des Kapitels in andere Frauenklöster vorerwähnten Ordens schicken, mitsamt ihren beweglichen Gütern, und statt ihrer genanntes Kloster mit Mönchen besetzen, um in Zukunft dort das göttliche Offizium zu verrichten.Gegeben zu Cisterz unter dem Siegel der Definitoren, Jahr und Tag wie oben. (Der Abt) von Clairefontaine.“ (Urkunde Uk. v. 1426, Sept 14; Can. IV, 304; 1426/32; Orig. LKA Nr. 26.) Die Äbte von Kloster Lützel Abt Konrad Holziker (1409-1443), Maulbronn Abt Albrecht von Ötisheim (1402-1428)und Herrenalb Abt Heinrich von Magstadt (urkundete erstmals 1427 letztmals 1452)waren vom Generalkapitel also ganz formell beauftragt worden 1422 hatte Kloster Maulbronn schon die Reform von Kloster Königsbrück im Heiligen Forst bei Haguenau im Elsass übernommen. Jegliches Privateigentum wurde abgeschafft. Der ganze Konvent sollte wieder aus den gemeinsamen Einkünften leben. Auch die Klausur sollte wieder eingehalten werden und das Chorgebet regelmäßig verrichtet werden. Abt Holziker war  der  offizielle Konzilsabgeordnete für das Konstanzer Konzil des Generalkapitels der Zisterzienser. Er hatte sich nachdrücklich für eine Ordensreform und die Wiederherstellung der Ordensdisziplin ausgesprochen. Er hatte auch einen lateinischen
Traktat über die Missbräuche in Klöstern geschrieben und darin regelwidriges Verhalten scharf verurteilt. Abt Albrecht  hatte im März 1407 den Kurfürstensohn getauft.

Nonnen aus dem Kloster Königsbrück halfen bei der inneren Erneuerung. Auch Markgraf Bernhard I. (1364- 1431) unterstützte die Forderungen der Reform nachdrücklich. Er machte auch während der Ordensreform in Lichtenthal seinen Einfluss geltend.

1430 beaufragte das Generalkapitel Abt Johann von Neuburg, den Vaterabt von Lichtenthal mit der weiteren Reform im Kloster Lichtenthal und zwar wie in der Urkunde vermerkt wird, ad requestam domini marchionisBadensis“ (Ca. IV, 350; 1430/44)

Noch 1430 wurden die Äbte von Neuburg, Maulbronn und Bebenhausen als gemeinsame Visitatoren und Reformatoren von Kloster Lichtenthal eingesetzt. Auch das geschah auf ausdrückliche bitte des Markgrafen. (Can. IV, 355; 1430/69)

Markgraf Bernhard I verstarb am 3. Mai 1431. Auf ihn folgte sein Sohn Markgraf Jakob (1431 bis 1453) Auch er unterstützte die Reform von Kloster Lichtenthal weiter. Unter seiner Schutzherrschaft führten die Äbte von Neuburg Johann Ganser (1427 bis 1442)

Bebenhausen Abt Heinrich, Edler von Hailfingen (1412 bis 1432) und Maulbronn Abt Johann von Gelnhausen (1430-1439)die Reform des Kloster Lichtenthals weiter. Abt Johann Ganser vermittelte 1434 auch die Erneuerung des Zollprivilegs für Lichtenthal durch Kaiser Sigmund (GLA 35/3). Abt Johann von Gelnhausen war ursprünglich Karthäuser.Er trat zu den Zisterziensern über, war zunächst Prior in Kloster Stams und wurde 1430 Abt in Maulbronn. Das Konzil von Basel beauftragte ihn 1431 mit den Friedensverhandlungen mit den Hussiten. Er unterrichtete Kaiser Sigmund vom guten Ausgang seiner Verhandlungen, wie dieser an einen Brief wohl am 29. Juni 1434 an den Führer der Taboriten schreibt. (RI XI, 2 N. 9191).

Der neue Markgraf kümmerte sich vor allem um die Sanierung der  wirtschaftlichen Verhältnisse von Kloster Lichtenthal

Um 1440 wurde Elisabeth Wiest von Königsbrück nach Lichtenthal berufen.

Elisabeth wurde 1447 zur Äbtissin (1447-1460) gewählt. Sie war die erste Reformäbtissin aus Königsbrück und die erste bürgerliche Äbtissin. Auch das Augenmerk der neuen Lichtenthaler Äbtissin konzentrierte sich zunächst auf die Bereinigung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Sie kaufte 1467 das Schaffnereihaus mit Scheuer und Hofraite in Pforzheim. Innerhalb des Konventes baute man das Eigentumsdenken allmählich wieder ab und versorgte die Nonnen aus dem gemeinsamen Besitz der Abtei. Auch Markgraf Johann achtete darauf, dass Klosterfrauen zustehende Erbgüter von den Verwandten an die Abtei gegeben wurden.  In ihrer Regierungszeit entstand erstmals eine eigene Schreibstube in Lichtenthal. Mehrere Nonnen beteiligten sich in diesem Skriptorium an der Buchproduktion. Nun konnten Handschriften vor Ort abgeschrieben werden und das Kloster war nicht mehr auf die Lieferung auf die Lieferung von benachbarten Klöstern angewiesen. Das Skriptorium erledigte nun auch Verwaltungsarbeiten. Eine Schreiberin des Klosters ist namentlich bekannt. Sie hieß Margaretha und hatte den Beinamen “Regula”, vielleicht eine Anspielung auf ihre Strenge und ihren Beruf als Schreib-und Lesemeisterin. Möglicherweise kam sie 1440 mit Elisabeth Wiest aus Königsbrück. Regula war nicht nur mit dem Abschreiben von Manuskripten beschäftigt. Sie bearbeitet diese auch, wovon viele ihrer Randnotizen Zeugnis ablegen. Sie überlegte auch, welche Literatur für ein Frauenkloster passen könnte. In ihren Aufgabenbereich fiel auch die Zusammenstellung und die Übersetzung  vom Lateinischen ins Deutsche der täglichen Lesetexte.Handschriften der Schwester Regula befinden sich außer im Lichtenthaler Archiv auch im Generallandesarchiv Karlsruhe und in der Bibliothèke nationale et universitaire in Straßburg. Der vermutlich älteste Codes von Regulas Hand ist eine Sammelhandschrift um 1450 verfasst und war, wie sich aus den Randnotizen erschließen lässt, bis ins 17. Jahrhundert im Kloster Lichtenthal im Gebrauch. Der Codex ist mit 40 meist quadratischen Federzeichnungen ausgeschmückt. Die Ausschmückungen wurden sicherlich in einer elsässischen Werkstatt angefertigt.  (Karlsruhe Badische Landesbibliothek, Cod.Lichtenthal 70). Das Buch von den heiligen Mägden und Frauen (Karlsruhe Badische Landesbibliothek, Cod.Lichtenthal 69) stammt ebenfalls von Regulas Hand. In dieser Sammelhandschrift ist auch das Traktat “Von wahrer Armut” enthalten (Bl. 265 r,266 r).

Die Lichtenthaler Klosterreform hatte als zentrale Forderung auch die stärkere Einhaltung des Armutsgelübdes und so zeigt Regulas Schreibtätigkeit auch  das Bemühen um Neustrukturierung des Gemeinschaftslebens im Sinne der Klosterreform.

Die Reformphase zeigt sich auch am Bestand der nachweisbaren Handschriften im Kloster Lichtenthal. Zunächst ist der Einfluss von Kloster Neubourg innerhalb der liturgischen Handschriften noch sehr stark. Aber zunehmend gewinnen die Konvente von Maulbronn und Herrenalb mehr Gewicht. So finden sich zahlreiche Handschriften des Herrenalber Mönchs Johannes Zürn aus Neibsheim in Lichtenthal (siehe Mei Büchle Kloster Herrenalb).

Der Markgraf sah sich nicht nur als “Schirmer” der Abtei sondern als deren Kastenvogt, wie er in seinem Testament vom 11. April 1453 schrieb. Ein Kastenvogt hatte nicht nur die Schutzaufsicht über ein Kloster inne und dessen Gerichtsbarkeit und die Vertretung vor Gericht, sondern auch bestimmte Aufgaben in der klösterlichen Wirtschaftsführung. Auch verfügte er, dass markgräfliche Töchter, falls sie ins Kloster kommen, diese nur an reformierte Konvente gegeben würde.

Auf Markgraf Johann  folgte Markgraf Karl I. (1453-1475).Er war mit Katharina von Österreich verheiratet, der Schwester des späteren Kaisers Friedrich III. 1456 setzte Karl Grenzen des Klostergebiets fest. (GLA 35/4). In dieser Urkunde bestimmte er auch, dass die Leibeigenen des Klosters bei den Jagden des Markgrafen in den Klosterwaldungen behilflich sein mussten. im Gegenzug befreite er das Kloster von beträchtlichen Abgaben.

In Karls Regierungszeit wird erstmals eine Äbtissin Anna genannt. Sie stammte aus der Familie Strauler. Ihr Wappen deutet auf elsässischen Ursprung. Sie kam wohl auch aus dem Reformkloster Königsbrück.

Die Erneuerung des Kloster zeigte sich auch in der Errichtung des Frauenchors, der am 11. Juni 1470 vom Speyrer Weihbischof Johannes  geweiht.

Am 24. Februar 1475 starb Markgraf Karl ganz unerwartet. Auf ihn folgte Markgraf Christoph I. von Baden (1475-1515). Er hatte im Jahre 1468 zusammen mit  Eberhard im Bart Herzog von  Württemberg-Urach eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen, wo er zusammen mit seinen 24 Begleitern zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen wurde. Die engen Beziehungen der Abtei zum Haus Baden zeigten sich auch darin, dass unter Christoph nacheinander zwei Markgräfinnen von Baden Äbtissinnen von Kloster Lichtenthal wurden. Christoph hatte wohl bald nach seinem Amtsantritt mit Äbtissin Anna wegen deren Resignation verhandelt. Anna trat zurück und machte so den Weg frei für Christophs Schwester Margaretha von Baden. Sie urkundete 1476 erstmals als Äbtissin von Lichtenthal. Christoph griff in wirtschaftlichen Angelegenheiten der Abtei immer ordnend ein, wenn es rechtliche Unklarheiten gab.

1473 war eine Gesandtschaft des Generalkapitels bei Papst Sixtus IV (1471-1484). Da Freiheiten und Privilegien durch weltliche und geistliche Gewalten oft missachtet werden, sollte die Delegation beim Papst Abhilfe schaffen. In seiner Bulle vom 13. Dezember 1475 bestätigte er die Rechte  Privilegien des Zisterzienserordens. Er sicherte dem Orden auch seinen Schutz gegen Eingriffe von außen zu. Für alle Angehörigen des Zisterzienserordens gewährte er einen vollkommenen Ablass in der Sterbestunde. In einem nicht an die Klöster weitergegebenen Teil der Bulle erhielt der Generalabt von Papst Sixtus das Recht, in Ausnahmefällen Fleischgenuss zu erlauben. Für Frauenklöster konnte der Vaterabt oder der ihn vertretende Visitator diese Erlaubnis erteilen. In Lichtenthal war 1486 schon Fleischgenuss erlaubt. Die Erlaubnis hatte wohl ein Maulbronner Abt gegeben. In Maulbronn war gelegentlicher Fleischgenuss schon vor dem päpstlichen Erlass geduldet

 

Als Kaiser Friedrich III. im September 1485 für ein paar Tage in Baden weilte, bestätigte er dem Konvent von Lichtenthal und der Äbtissin Margaretha, seiner Nichte, alle Freiheiten und Privilegien der Abtei, wobei die alte Zollfreiheit auf dem Rhein besonders erwähnt wurde. Äbtissin Margaretha starb 1495 in Lichtenthal. Auf sie folgte Christophs Schwester Maria. Sie war von 1496–1519 Äbtissin im Kloster.

Die Bestätigung aller Rechte, die seine Vorfahren der Abtei verliehen hatten, nahm Christoph am 25. Juni 1509 auch vor. (GLA 35/6)

1515 musste Christoph körperlich und geistig geschwächt die Regentschaft an seine Söhne Bernhard, Philipp und Ernst abtreten. 1516 wurde er unter Vormundschaft seiner Söhne gestellt. Er starb 1527 in geistiger Umnachtung.

1508 führte sein Sohn Philipp I. als Statthalter die Regierungsgeschäfte. Als Christoph 1515 entmündigt wurde, kam es zur Landesteilung, die Christoph eigentlich vermeiden wollte. Philipp erhielt die Markgrafschaft Baden und die Orte Altensteig, Beinheim, Neuenburg und Weingarten und die halbe Grafschaft Eberstein und die Herrschaften Lahr und Mahlberg, sein jüngerer Bruder Ernst Hachberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler, der ältere Bernhard die linksrheinischen Besitzungen. 1515 trat Philipp die Herrschaft in seinem Landesteil  an. Wie sein Vater und sein Großvater schloss er sich eng an Habsburg an.

Mit dem Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche in Wittenberg wurde die Reformation eingeleitet
Am 9. Januar 1519 starb Maria Markgräfin von Baden. Rosula Röder wurde zu Nachfolgerin gewählt. Sie regierte bis 1544. Sie war eine Tochter des badischen Ministerialen Anton Röder von Hohenrodeck. Rosula war zusammen mit ihrer Schwester Eva 1490 ins Kloster Lichtenthal eingetreten. Ihre Regierungszeit war geprägt von der geistigen Auseinandersetzung mit der von Wittenberg ausgehenden neuen Lehre.

Natürlich war es jetzt zu Beginn der Reformation für das Kloster wichtig, welche Position der Landesherr in Religionsfragen einnahm. Margraf Philipp nahm eine völlig eigenständige Position ein. Er sah sich als Verantwortlichen für die kirchlichen Verhältnisse in seinem Territorium. Sein wichtigster Ratgeber für Religionsfragen war der Rechtsgelehrte und Humanist Dr. Hieronymus Vehus. Dieser hatte mit Unterstützung von Markgraf Christoph in Freiburg studiert und dort das weltliche und kirchliche Recht studiert.1510 hatte er in Freiburg promoviert. Bis 1514 hatte er eine Professur an der Universität Freiburg inne. Dann trat er in den markgräflich-badischen Dienst . Als Kanzler bestimmte er nun die badische Politik. 1521 begleitete er Philipp zum Reichstag nach Worms und versuchte dort im Auftrag des Kaisers und der Reichsstände zusammen mit dem Augsburger Humanisten Dr. Konrad Peutinger eine Verständigung mit Martin Luther herbeizuführen. Auch auf dem Nürnberger Reichstag von 1524 war er anwesend und verhandelte dort mit dem päpstlichen Legaten Campeggio. Für den Augsburger Reichstag von 1530 legte er das Augsburger Libell vor, in dem er für eine vorerst  politische Lösung plädierte, bis ein vom Papst einzuberufendes Konzil eine endgültige Entscheidung treffe.

Zum Kloster Lichtenthal hatte Vehus eine besondere Beziehung. Seine Schwester Elisabeth war Nonne in Lichtenthal. Sie starb dort im November 1545 (GLA 64/47) und seine Tochter Barbara war von 1551–1597 Äbtissin in Lichtenthal. Hieronymus Vehus war die absolute Vertrauensperson Philipps, was sich einmal in der langjährigen Dauer seiner Tätigkeit zeigte und auch in den Handlungsspielräumen, die der Markgraf seinem Kanzler einräumte. In der Markgrafschaft konnte Vehus seine religionspolitischen Vorstellungen wie Priesterehe oder die Darreichung des Laienkelches durchsetzen. Er gilt als der Verfasser der Religionsmandate. Darin werden “disputierliche Punkte” zur Sache der Gelehrten erklärt, mit denen Prediger das Volk nicht beunruhigen sollen. Markgraf und Kanzler blieben zeitlebens ihrem alten Glauben treu. Aber auch der Markgraf verhielt sich pragmatisch. Franz Irinikus hatte in Heidelberg studiert. Als Luther in Heidelberg war, wurde er überzeugter Lutheraner. Seit 1519 war er Stiftsherr und Pfarrer in Baden-Baden. Philipp machte ihn zu seinem Hof-und Reiseprediger. Als das Religionsmandat von Philipp die Priesterehe erlaubte, heiratete Irenikus. Er hatte auch gute Beziehungen zu Oekolampadius, dem Basler Reformator. Erließ zu, dass in Baden reformatorische Schriften gedruckt wurden. 1529 veranlasste er selbst in Durlach den Druck eines Teiles der Lutherbibel.

Ende 1524 wurden vor allem in Süddeutschland die Bauern immer unruhiger bis dann Anfang 1525 der offene Aufstand ausbrach. Am 24. Januar 1525 konnte der Antrag der Bauern des Kloster Lichtenthals, einen Weg durch die Rothäcker zum Brunnen noch mit Schiedsspruch gelöst werden. Im April 1525 plünderten die aufständischen Bauern die Klöster Herrenalb, Frauenalb und Gottesaue und Schwarzach. Auch in die Städte Ettlingen und Baden fielen die Bauern ein. Kloster Lichtenthal kam unbeschadet durch den Bauernkrieg, was man im Kloster der Fürbitte und dem vertrauensvollen Gebet vor der Marienstatue der Fürstenkapelle zuschrieb.Schlimmer erging es vielen anderen Klöstern. Nicht nur die benachbarten Abteien kamen zu Schaden. Das Mutterkloster Neuburg (s.u.)wurde genauso geplündert wie dessen Mutterkloster Lützel (siehe Mei Büchle). Aber auch die Zisterzienserinnenklöster Marienau vor Breisach, Wonnenthal bei Kenzingen und Kloster Tennenbach wurden gebrandschatzt. Tennenbach war sogar auf Jahre unbewohnbar.Markgraf Philipp befahl zur Abschreckung die Brandschatzung des Dorfes Berghausen. Doch dadurch kam es erst recht zum Aufruhr und Philipp erkannte dass nur Verhandlungen die Lage beruhigen konnten. Er erließ ein zweites Religionsmandat. Darin kam er den Bauern bezüglich der Geistlichen entgegen. Auch griff er jetzt in die Rechte der Kirche ein und erlaubte Priestern die Ehe. An Karfreitag 1525 hatten Elsässer Bauern das Kloster Neubourg , die Mutterabtei von Kloster Lichtenthal, überfallen und geplündert. Der Aufstand drohte über den Rhein zu schwappen. Dort plünderten aufständische Bauern die Abtei Schwarzach und lagen vor Oberkirch, die Stadt die den Bischöfen von Straßburg gehörten. In Achern trafen sich nun Beauftragte  der Stadt Straßburg, Markgraf von Baden, Bistum Straßburg, Hanau-Lichtenberg, Landvogtei und Ritterschaft regelt in 12 Artikeln die strittigen Punkte mit den Bauern: Aufhebung der Leibeigenschaft, Abschaffung des kleinen Zehnten (der vom Holz, Obst, Rüben und Vieh zu entrichten war), Umwandlung des Hanf- und Heuzehnten in einen Zwanzigsten, zugunsten der Bauern Neuregelung des Jagdrechts und der Waldnutzung. Nun durften Bauern außer schädlichen Tiere auch Wildschweine jagen. Beschränkung der Frondienste auf 4 Tage im Jahr, Aufhebung des Todfalls, Mitwirkung der Gemeinden bei der Besetzung der Pfarreien. Für den Markgrafen verhandelte der badische Kanzler Vehus, für Straßburg der Ritter Bernhard Wormser  und dann noch Kaspar Rommel.

auf der Seite der Aufständischen verhandelte der Willstätter Wirt Wolf Schütterlin . Zwei Tage später traf man sich nochmals in Renchen und schloss am 25.04. 2525 einen Vertrag. Damit konnte Philipp die Lage soweit entschärfen, dass ein Eingreifen des Schwäbischen Bundes vermieden werden konnte. (Der Vertrag beim Generallandesarchiv Karlsruhe unter GLA 74/4321, f)Den Vertrag bestätigten Markgraf Phlipp, der Straßburger Bischof Wilhelm III. von Hohnstein, die Grafen von Hanau-Lichtenberg und Fürstenberg, die Ortenauer Ritterschaft und den für die übrigen Gemeindevorsteher urkundenden Schultheißen von Oberkirch, Stollhofen, Steinbach, Lichtenau, Bühl, Achern, Bischofsheim, Willstätt, Oppenau und Staufenberg. Das Domkapitel von Speyer war mit dem Vertrag von Renchen allerdings nicht einverstanden wegen der Verfügungen Philipps bezüglich des Klerus. Man sah das als Eingriff in die diözesanen Rechte Speyers und klagte dagegen beim beim Statthalter des Erzstiftes Mainz.

Durch den Reichstagsabschied vom Reichstag in Augsburg 1526 sah sich Markgraf Philipp in seiner Haltung bestätigt. In § 4 des Abschieds versprechen die Reichsstände bis zur Einberufung eines Nationalkonzils “für sich also zu leben, zu regieren und zu halten, wie ein jeder solches gegen Gott, und Käyserl. Majestät hoffet und vertraut zu verantworten”. Das bedeutete, dass das  Entscheidungsrecht im Glaubensfragen faktisch auf die einzelnen Reichsstände verlagert wurde. Gegenüber dem Kloster Lichtenthal achtete Philipp auf die Wahrung der Ordensexemtion gegenüber der geistlichen Gewalt,dem jeweiligen Fürstbischof von Speyer. Er ließ einerseits die geistliche und disziplinäre Betreuung Lichtenthals durch den Zisterzienserorden zu. Andrerseits brachte er das Kloster in seine Abhängigkeit, die das Ordensrecht verletzte. So hatte er nach dem Bauernkrieg die Aufnahme neuer Novizinnen und auch die Ablegung der Profess unter seine Kontrolle gestellt. Auch wollte er im Oktober 1525 das Amt des Beichtvaters nicht mehr durch einen Ordensangehörigen, sondern durch einen von ihm bestellten Weltpriester versehen lassen. Erst nach einem schriftlichen Gesuch an Philipp wurde der Herrenalber Mönch Sebastian Metzger, der sich zeitgemäß oft auch in der latinisierten Form seines Familiennamens “Lanius” nannte.Er stammte aus Calw, hatte in Heidelberg studiert (G. Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg I, Heidelberg 1884, 514 . Im Matrikelverzeichnis wird er als Sebastian Metzger, ex Monasterio Alba dominorum  geführt)In Herrenalb hatte er das Amt des Pförtners versehen, wie dem Protestschreiben des Herrenalber Konvents an Herzog Ulrich zu entnehmen ist, das er mitunterzeichnet hatte und in dem der Konvent wegen der Verwüstungen im Bauernkrieg an den Landesherren gerichtet hatte. Auch wegen der Professen musste Äbtissin Rosula bei Philipp vorstellig werden. Es ging hierbei um die Tochter des Landvogtes von Hagenau

Markgraf Philipp I. von Baden starb am 17. September 1533. Er wurde in der Stiftskirche in Baden-Baden beigesetzt. Da ihn nur seine Tochter Jakobäa überlebt hatte, fiel das Erbe an Philipps Brüder Brüder, Ernst und Bernhard III. Diese teilten das Land in die Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach. Die Teilung sollte bis 1771 bestehen bleiben.

Die letzten Regierungs-und Lebensjahre von Äbtissin Rosula waren geprägt von den Auswirkungen der Reformation. Während sich Markgraf Philipp der neuen Lehre gegenüber eher abwartend verhalten hatte und vom Grundsatz aber dem alten Glauben treu blieb,

förderte Bernhard III. die Reformation in seiner nur kurzen Regierungszeit. So führte er den evangelischen Gottesdienst ein. Nur im Kloster Lichtenthal, der Kirche des Franziskanerklosters Fremersberg und der Stiftskirche in Baden-Baden gab es noch regelmäßig katholische Gottesdienste. Eine weitere Schwierigkeit trat ein. Die nahe gelegenen württembergischen Zisterzienserklöster Herrenalb und Maulbronn wurden 1535 durch Herzog Ulrich von Württemberg aufgehoben (siehe Mei Büchle Kloster Maulbronn und Herrenalb).Für Lichtenthal bedeutete es, dass es seine geistliche Betreuung verlor. Denn sowohl Kloster Maulbronn als auch Kloster Herrenalb, beides Tochtergründungen von Kloster Neubourg, schon allein wegen der räumlichen Distanz wurde die Rolle des “pater immediatus” immer wieder vom eigentlichen Mutterkloster Neubourg übertragen. Das verschärfte sich später auch wegen der zunehmenden Spannungen zwischen Frankreich und den Nachbarn im Osten. Schon 1243 hatte sich der Abt von Maulbronn in einer Urkunde von 1243 gegenüber dem Markgrafen von Baden, also noch vor der eigentlichen Gründung des Frauenkonvents in Lichtental “über die geistlichen Frauen zu Lichtenthal väterlich zu wachen” (zitiert in Lucida vallis, Das Kloster Lichtenthal als Zentrum kultureller Überlieferung, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe 2018 S.92) Gegen Ende des 15. Jahrhunderts scheint diese Rolle zunehmend der Abt von Herrenalb übernommen zu haben. Zwischen Herrenalb und Lichtenthal gab es außerdem geradezu verwandtschaftliche Beziehungen. Es lassen sich mehrere Geschwisterpaare nachweisen, die zeitgleich in den beiden Klöstern waren. (ebda S. 93).

Für Äbtissin Rosula war es nun wichtig, einen Visitator für das Kloster zu erhalten, denn ohne Visitator wäre der Anschluss an den Orden gefährdet gewesen. Abt Lukas von Herrenalb konnte dieses Amt nicht mehr wahrnehmen, den er war von Herzog Ulrich

auf dem Hohenasperg gefangengesetzt worden unter der Anschuldigung, beschlagnahmtes Klostergut unterschlagen zu haben. Er starb  am 11. September 1546 im Gefängnis. Rosula bat die badische Regierung, Abt Johann Ylin (1533-1543) vom Kloster Neubourg

mit der Visitation Lichtenthals zu beauftragen. Dieser Bitte kam er nach. Einen Beichtvater für Lichtenthal konnte er nicht stellen. Denn das Kloster war ja im Bauernkrieg zerstört worden, wobei auch die kostbare Bibliothek verbrannt war. Man hatte in Neubourg

sicher ganz andere Sorgen. Man musste den Wiederaufbau der zerstörten Abtei bewältigen. P. Sebastian Metzger war 1535 von Äbtissin Rosula in Lichtenthal eingepfründet worden. Dort hatte er seit 1525 als Beichtvater gewirkt.Aus seiner Zeit stammen mehrere Frühdrucke in der Lichtenthaler Bibliothek.

Aus dem aufgehobenen Kloster Bebenhausen waren zwar die dem alten Glauben treu gebliebenen Mönche in Tennenbach geblieben. Da dieses aber ebenfalls im Bauernkrieg zerstört worden war, konnte auch von dort kein Beichtvater abgegeben werden.

Kloster Maulbronn, dessen Konvent nach der Aufhebung des Klosters vom Abt von Citeaux nach Pairis im Elsass verlegt worden war, konnte ebenfalls keinen Priestermönch abstellen, so dass Äbtissin Rosula erstmals einen Weltpriester als Beichtvater anstellen musste. Magister Wolfgang Sparbrot aus Niederschopfheim übernahm dieses Amt bis zum 18. März 1551 . Seine Schwester Barbara war Klosterfrau in Lichtenthal.

Am 30. August 1544 starb Äbtissin Rosula Röder. Aus ihrem Besitz stammt ein lateinischer Psalter mit französischem Anhang. Im Kloster existiert ein kleiner Hausaltar aus der Zeit um 1520.  Der  Flügelaltar zeigt in geschlossenem zustand die beiden für den Zisterzienserorden wichtigsten Heiligen  Benedikt von Nursia und Bernhard von Clairvaux. Die Innenseite zeigen zwei weibliche heilige und zwar die Euphrosyne (rechts) und die heilige Rosula (links). Diese ungewöhnliche Auswahl legt die Vermutung nahe, dass der Altar für Äbtissin Rosula angefertigt worden ist.

Markgraf Bernhard III. von Baden starb am 29. Juni 1536. Aus seiner Ehe zwei Jahre vor seinem Tod mit Franziska von Luxemburg stammten zwei Söhne, Philibert und Christoph. Er hatte noch zahlreiche andere Nachkommen, von denen sechs Söhne bekannt sind.

Für Philibert und Christoph wurde eine Vormundschaftsregierung mit Herzog Wilhelm IV. von Bayern, der Pfalzgraf Johann II. von Simmern und Graf Wilhelm von Eberstein. eingesetzt. Alle drei blieben beim alten Glauben. Nun sollte die katholische Religion in

Baden wieder eingeführt werden.

Nach dem Tod von Äbtissin Rosula war eine schnelle Nachfolgeregelung ebenfalls wichtig. Der Konvent von Lichtenthal bat die Vormundschaftsregierung, den Abt von Eußerthal nach Lichtenthal  kommenzu lassen, um der Wahl einer neuen Äbtissin zu präsidieren.

Abt Weygandt von Eusserthal (1521-1551) wollte nicht in einer fremden Herrschaft tätig werden ohne die Einwilligung seiner eigenen Herrschaft oder deren Amtsleute. Als Georg von Fleckenstein für das Rätekollegium die notwendige Regelung traf, konnte am

8. September 1544 die Wahl stattfinden, aus der Anna von Moersberg (1544–1551) als Äbtissin hervorging. Sie war die letzte adlige Äbtissin von Kloster Lichtenthal und stammte aus der Familie der Freiherren von Moersberg und Belfort. Nach ihr gab es nur noch bürgerliche Äbtissinnen. Sie regierte knapp sieben Jahre und verfasste eine “Schaffnerordnung”. Sie reichte diese dem badischen Kanzler Ulrich Langenmantel, der als bayrischer Vertreter im Vormundschaftsrat für Philibert saß, zur Genehmigung ein. Die Schaffnerordnung regelte die Tätigkeit des Klosterschaffners und hatte zum Ziel, dessen eigenmächtiges Handeln vorzubeugen und ihn zu kluger Aufsicht über das Gesinde anzuhalten. Interessant ist, dass sie den Schaffner verpflichtete, auf die kirchliche Haltung von Handwerkern, Knechten und Mägden des Klosters bei ihrer Anstellung zu verpflichten.

Vom Juli 1546 bis April 1547 fand der Schmalkaldische Krieg statt. Das war die militärische Auseinandersetzung, die zwischen Kaiser Karl V. dem Bündnis der protestantischen Landesfürsten und Städte geführt wurde. Karl siegte erst im Donauraum. Dann wendete er sich gegen Herzog Ulrich von Württemberg und Kurfürst Friedreich von der Pfalz. Beide mussten sich der Übermacht beugen und verpflichteten sich vertraglich zur Neutralität. Am 24. April 1457 siegte Kaiser Karl  gegen den Führer der Protestanten, den sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich. Dieser geriet in Gefangenschaft. Auf dem folgenden “geharnischten Reichstag” 1547 konnte Karl das “Augsburger Interim” verkünden. Dieses machte in einer Reihe von Städten in Süddeutschland die von protestantischer Seite durchgeführten Reformen rückgängig. Kaiser Karl befahl auch dem württembergischen Herzog, den Prälaten von Maulbronn und seinen Konvent wieder in sein Kloster zurückkehren lassen. Abt Heinrich III. Reuter, der in Pairis von seinem aus Maulbronn verlegten Konvent 1547 zum Abt von Maulbronn gewählt wurde, kehrte 1549 nach Maulbronn zurück. Auch Herrenalb hatte seit dem 15. November 1548 mit Georg Tripelmann (1548-1555) wieder einen zisterziensischen Abt. In Bebenhausen wurde Sebastian Lutz, der eine Profess in Bebenhausen abgelegt hatte und seit 1542 Abt in Tennenbach war,1547 zum Abt von Bebenhausen gewählt. Alle drei Äbte versuchten das monastische Leben in ihren Klöstern wieder einzuführen.

Nach dem Tod von Äbtissin Anna setzte sich der Herrenalber Abt Georg Tripelmann entschieden für die zisterziensischen Rechte bei der Wahl einer Äbtissin für Kloster Lichtenthal ein. Er benachrichtigte das badische Rätekollegium vom Tod von Äbtissin Anna und teilte ihm gleichzeitig den geplanten Wahltermin mit. Das Kollegium antwortete, dass es Sache der Regierung sei, diesen nach schriftlicher Eingabe des Visitators festzulegen. Auch der Konvent wandte sich an das Kollegium und legte den Auszug aus dem aus Privilegium commune Cisterciense von Papst Innozenz IV. aus dem Jahre 1245 bei. Auch verwiesen die Klosterfrauen darauf,dass nach den Statuten des Ordens keine weltliche Person ungeachtet deren Standes bei der Wahl anwesend sein dürfe.

Die Wahl fand am ersten Fastensonntag 1551 statt, ohne dass ein Vertreter der Regierung anwesend war. Gewählt wurde Barbara Vehus (1551–1597). Sie war die Tochter des badischen Kanzlers Dr. Hieronymus Vehus. (s.o)Der jetzige Kanzler Johann Varnbühler und seinen Räten anerkannten die Wahl zunächst nicht an, weil sie eben ohne die Anwesenheit eines Regierungsvertreters stattgefunden hatte.

Auf reichspolitischer Ebene hatten sich auch wieder Änderungen ergeben. Nach dem “Geharnischten Reichstag” und dem Augsburger Interim, hatte Kaiser Karl gehofft, die Glaubensspaltung überwinden zu können. Die Stadt Magdeburg aber hatte die Zustimmung zum Interim verweigert. Der sächsische Kurfürst Moritz hatte nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes dem Kaiser gehuldigt und belagerte nun auf dessen Kosten die Stadt Magdeburg. Durch geheime Zusagen an die Stadt erreichte er deren Kapitulation. Dann aber wandte er sich gegen den Kaiser und verbündete sich mit dessen Feinden. Der französische König Heinrich II. versprach ihm Geld und militärischen Beistand gegen Karl V. Im Gegenzug sollte er die Grenzstädte Metz, Toul, Verdun und Cambrai sowie deren Bistümer bekommen, obwohl Moritz darüber gar nicht verfügen konnte. Im März 1552 begannen Heinrich und Moritz, nun an der Spitze der Fürstenopposition mit dem “Fürstenaufstand”. Die Fürsten eroberten schnell die kaisertreuen Städte im Süden. Heinrich stieß in Richtung Rhein vor und nahm die ihm versprochenen Städte ein.Der überraschte Kaiser floh nach Villach. Nun kündigte Moritz sein Bündnis mit dem französischen König und verhandelte mit dem Bruder des Kaisers Ferdinand. Ergebnis war der Vertrag von Passau von 1552, dem Kaiser Karl widerwillig zustimmte. Es war die formale Anerkennung des Protestantismus, der 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden reichsrechtlich festgeschrieben wurde. Das Augsburger Interim wurde stillschweigen preisgegeben. Für Württemberg und die dortigen Klöster bedeutete das, die dortige monastische Restauration gescheitert war. Herzog Christoph von Württemberg, der am 6. November 1550 seinem Vater in der Regierung gefolgt war,hob die Klöster Herrenalb, Bebenhausen und Maulbronn auf und wandelte sie in Ausbildungsstätten für Prädikanten um.

1556 teilten die beiden Söhne Bernhards ihr väterliches Erbe auf. Philibert übernahm Baden-Baden, Christoph  erhielt den luxemburgischen Erbteil seines Vaters und gründete die Nebenlinie Baden-Rodemachern.

Philibert war von seinem Vormund Wilhelm IV. von Bayern in München katholisch erzogen worden. Als er 1556 mit 20 die Regierung übernahm, legte er sich öffentlich auf keine
Religion fest. Er hatte 1555 am Reichstag in Augsburg teilgenommen, bei dem der sogenannte Augsburger Religionsfrieden geschlossen wurde. Das Kernprinzip “Cuius regio, eius religio” setzte er nicht um. Er erlaubte seinen Untertanen, selbst über ihre Religion zu bestimmen. Er duldete in seinem Herrschaftsbereich die evangelische Predigt. Mit seiner katholischen Gemahlin Mechthild von Bayern, der Tochter seines Vormunds Wilhelm IV.  nahm er am katholischen Gottesdienst in der Stiftskirche von Baden-Baden teil.

Am 26. Januar 1558 bestätigte Philibert der Abtei Lichtenthal alle Rechte und Freiheiten, die ihr  seine Vorfahren gegeben hatten. Auch in Sachen Beichtvater für Lichtenthal war der neue Landesherr erfolgreich. Der Salemer Abt Johannes V. Michel (1553–1558 )

stellte auf Bitten Philiberts einen Priestermönch namens Nikolaus für ein Jahr nach Lichtenthal. 1558 bat sie den Ordenskommissar in Salem um Erlaubnis,den Prälaten der Benediktinerabtei Schwarzach, Martin Schimpfer (1548-1569), zur Einkleidung und Profeß ihrer Novizinnen kommen zu lassen, da Lichtenthal nach wie vor keinen Visitator aus dem Zisterzienserorden bekommen hatte. Die endgültige Aufhebung der in der Nähe liegenden Zisterzienserklöster in Württemberg machte das
Bemühen noch schwieriger. Der Tennenbacher Abt  Friedrich Abstetter (1566–1568) machte den Ordenskommissar in Salem auch darauf aufmerksam, dass es für Lichtenthal sehr wichtig sei, einen Visitator zu haben, denn im
Falle des Todes der Äbtissin müsse ein Visitator die rechtmäßige Wahl einer Nachfolgerin anfordern können. Ganz wichtig sei dies “: „Wann sie dan khein Visitatoren hetten der ordenlicher weis elegieren fiese, mechte vielleicht dem gottshaus ein eingriff beschehen, dan das neuwe Evangelium hat vif dugenden sich um geringe ursachen in frembdes gutt einzutringen .“ (zitiert bei Pia Schindele Die Abtei Lichtenthal in Freiburger Diözesanarchiv 105 1985 S.95). Abt Friedrich schrieb diesen Brief, nachdem er Kloster Lichtenthal besucht hatte und dort zwei Professen abgenommen hatte. Er bescheinigte dem Kloster das vorschriftsmäßige Einhalten der Klausur, das regelmäßige Abhalten der Gottesdienste und die Beachtung der Regel und Ordensbräuche. Er verwies auch auf die Notwendigkeit, dem Kloster einen Seelsorger zu stellen, da sonst die Gefahr bestünde, dass der Gottesdienst nicht mehr abgehalten werden könne und “das neue Evangelium täglich einwurzelt” (ebda)

Aus einem Brief  vom 14. September 1569 an den Salemer Abt geht hervor,dass mittlerweile der Tennenbacher Abt Johannes Schirer (1568–1575)als Visitator von Kloster Lichtenthal eingesetzt war.

Am 2. November 1565 starb Philiberts Gemahlin Mechthild von Bayern. Er selbst starb 4 Jahre später auf einem Feldzug gegen die Hugenotten 1569 in einer Schlacht bei Montcoutour in der Grafschaft Poitou. Er hinterließ 4 Kinder, den 10-jährigem Philipp, den späteren Markgrafen Philipp II., sowie die Schwestern Jakobe, Anna Maria und Maria Salome. Er wurde von seinem Onkel und Vormund Herzog Albrecht V. von Bayern in München erzogen. In der Markgrafschaft Baden-Baden wurde in den Jahren 1570/71 wieder der katholische Ritus eingeführt. Kaiser Maximilian II. erklärte Philipp am 29. August 1571 für mündig.

1570 hatte Graf Heinrich von Fürstenberg bei der Vormundschaftsregierung für Philipp den Antrag gestellt, das von seiner Familie 1123 gestiftete Benediktinerinnenkloster Friedenweiler bei Neustadt mit Lichtenthaler Nonnen neu zu besiedeln.

Zwischen 1123 und 1139 war in Friedenweiler eine “Frauenzelle” entstanden, die mit Benediktinerinnen aus Amtenhausen in der Nähe von Geisingen besiedelt und von einer Meisterin geleitet wurde. Das Dorf Friedenweiler war 1123 durch einen Gütertausch mit Reichenau an Kloster St. Georgen gekommen war. Der eigentliche Herr des Klosters war auch der Abt von St. Georgen. Im Mittelalter war das Kloster eine gut ausgestattete Abtei. Aber im 15. Jahrhundert begann der Niedergang. Um 1560 lebten noch zwei Nonnen in Friedenweiler. Die letzte Meisterin starb 1561. Dann ergriff Graf Heinrich von Fürstenberg  die Initiative zu einer Neugründung. Am 20. Mai 1570 stellten Jakobäa, zusammen mit Herzog Albrecht und dem Grafen Karl von Hohenzollern für die Wiederbesiedelung  die offizielle Genehmigung aus. Daraufhin entsandte Äbtissin Barbara Vehus sechs Schwestern aus Lichtenthal nach Friedenweiler. Die bisherige dortige Priorin  Lucia Bauer wurde zur Äbtissin bestimmt. Durch den Abt von Tennenbach Joseph Weißhaar (1576–1585) wurde der Konvent „uf das kloster Fridenweiler bestättigt“.  Graf Heinrich von Fürstenberg teilte dies am 15. September 1570 dem Salemer Abt Georg II. Kaisersberger (1558–1575) mit, worauf dieser seinen tennenbacher Amtskollegen heftig kritisierte, vor allem auch weil er fälschlicherweise annahm, Friedenweiler sei den Predigern inkorporiert. Aber auch das Kloster St. Georgen musste offiziell auf Friedenweiler verzichten, damit dieses in den Zisterzienserorden inkorporiert werden konnte. Am 4. April 1578 verzichtete der Abt von Sankt Georgen Nikodemus Luitpold(1566–1585)  im Namen des Benediktinerordens auf Friedenweiler. Am 15. April 1578 übergab dann Graf Heinrich Friedenweiler offiziell dem Zisterzienserorden. Als Papst Gregor XIII. (1572-1585) am 1. Juli 1584 das Recht zur Inkorporation gewährte, stand einer rechtlichen Aufnahme Kloster Friedenweiler und mittlerweile auch Neidingen nichts mehr im Wege. Während   der Regierungszeit des Generalabtes Boucherat geschah das auch. Friedenweiler wurde Tennenbach und Neidingen Salem unterstellt. Der Chor von Friedenweiler wurde wieder so hergerichtet, dass er den Ordensvorschriften entsprach und auch die Gebäude wurden so instand gesetzt, dass die Klausur eingehalten werden konnte. Der Konvent beteiligte sich trotz kärglicher Mahlzeiten und geduldig ertragener Mühsal selbst an den notwendigen Arbeiten wie die Chronistin Sr. Maria Ursula Mänerin nach 1790 schreibt.

Die Wiederbesiedlung von Friedenweiler war aus Sicht von Graf Heinrich so gut verlaufen, dass er für das Kloster Maria Hof in Neudingen bei Äbtissin Barbara ebenfalls um Aussendung von Lichtenthaler Nonnen bat. Es war das Hauskloster der Fürstenberger und auch die Grablege des Geschlechts. Graf Heinrich hatte das Kloster 1561 Zisteriensernonnen aus dem Kloster St. Agnes in Lauingen überlassen. Der dortige Herrscher Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1532-1569) hatte sich der Reformation angeschlossen und die Nonnen aus Lauingen vertrieben. Nach eingehender Beratung mit dem badischen Statthalter Otto-Heinrich von Schwarzenberg sagte sie unter der Bedingung zu, dass Maria Hof baulich instand gesetzt wurde und der Chor wie in Friedenweiler so hergerichtet würde, dass ein Gottesdienst nach zisterziensischem Brauch abgehalten werden könne. Außerdem sollte die strenge Klausur eingeführt und den Schwestern das Klostervermögen zurückerstattet werden. 1573 sandte sie die Schwestern Sara Baierin und Agnes Heflerin nach Maria Hof in Neudingen. Der Salemer Abt Georg investierte die Schwester aber nicht in Neudingen, mit der Begründung, dass Maria Hof dem Orden nicht inkorporiert sei, verwies aber auf den Generalabt Boucherat ,der gerade zu einer Visitationsreise durch die Schweiz, Oberdeutschland, Bayern und Tirol unterwegs sei. Dieser kam dann auch am 5. Oktober 1573 und verfasste für Kloster Maria Hof eine Visitationscharta. Er wies den Konvent auf die Einhaltung der Trienter Dekrete und der Ordensgesetze hin. Auch bestimmte er, daß die Lichtenthaler Nonnen in Neudingen bleiben sollten. Auch sollte das restaurierte Kloster Friedenweiler von der päpstlichen Kurie als Zisterzienserinnenkloster bestätigt werden. Dies geschah am 1. Juli 1584.

Die beiden Klöster wurden dem Orden eingegliedert und Friedenweiler dem Abt von Tennebach und Neudingen dem Abt von Salem unterstellt.

Die Friedenweiler Nonnen wirkten auch in anderen Klöstern. Die erste Äbtissin in Neudingen wurde Amalia Rennerin aus Friedenweiler, die aus Lichtenthal nach Friedenweiler gekommen war. Sie war auch mit der Durchführung der monastischen Reform in Neudingen beauftragt worden. Auch das Kloster Wonnenthal bei Kenzingen im Breisgau hatte mit  Frau Ursula Spolhaupt und 1590 in Frau Maria Brünn jeweils eine Friedenweiler Nonne zur Äbtissin erhalten. Diese beiden waren ebenfalls 1570 aus Lichtenthal gekommen. Auch in Kloster Olsberg bei Augst, das damals vorderösterreichisch war unterstützten Lichtenthaler Nonnen die Reformbestrebungen.

Die letzten Regierungsjahre der Äbtissin Barbara Veus waren belastet von zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten der Abtei. Es gab immer wieder schlechte Erntejahre, was dazu führte, dass das Kloster in solchen Jahren den Zehnten von seinen Untertanen nicht erhielt. Markgraf Karl II. von Baden-Durlach hatte in seinem Landesteil 1556 die Reformation eingeführt. In den dort gelegenen Zehntorten des Klosters zeigte sich eine zunehmende Abneigung, den Zehnten an kirchliche Institutionen zu liefern.

Aber es gab auch Schwierigkeiten mit dem Landesherren. Dieser hatte nämlich seit 1564 begonnen, in der Gemarkung von Pforzheim, den allein ihm zustehenden Novalzehnt, das ist der Zehnt, der auf neugewonnenes, durch Rodung für den Ackerbau nutzbar gemachtes Land entrichtet werden musste, auch von Gütern einzuziehen, deren Zehntertrag dem Kloster Lichtenthal zustanden, die dann mehrere Jahre brach lagen und erst ab 1534 wiedergenutzt wurden. Karl veranlasste eine Neuaufstellung sämtlicher sämtlicher Bann-, Etter- und Novalgüter in der Gemarkung Pforzheim. Nach dieser Aufstellung mußte die Äbtissin von Lichtenthal anerkennen, dass  die umstrittenen Güter zum Neubruch zu rechnen seien. Karl forderte darauf hin eine Rückerstattung sämtlicher Zehnten bis 1534. Man einigte sich dann auf 500 Gulden.

Der neue Herr in Baden-Baden Markgraf Philipp II.  hatte zwar 1572 die Rechte des Kloster bestätigt. Er nahm 1577 in Baden Residenz. Er verhandelte nun ebenfalls mit dem Kloster wegen bisheriger Steuerprivilegien. Er erkannte die Privilegien zwar im Grundsatz an, aber für neu erworbene Gebiete, für die bisher Steuer bezahlt werden musste, wurde dieses auch weiterhin fällig. 1578 verlangte er vom Kloster 900 Gulden Türkensteuer. 1584 forderte er eine außerordentliche Steuer für den Bau und Unterhalt der Festung zu Stollhofen. Das Kloster war in Geldnot und konnte seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Nur eine An leihe vom Markgrafen half weiter. Nach einer Aufstellung der Schulden erhielt das Kloster 3018 Gulden, die jährlich mit 200 Gulden zurück zu zahlen waren.

Ganz plötzlich verstarb Philipp II. 1588. Er war noch unvermählt das Erbe fiel daraufhin an  Eduard Fortunatus, den ältesten der fünf Söhne Christophs von Baden-Rodemachern und der schwedischen Prinzessin Cäcilia Wasa. Nach einer kurzen bayrischen Vormundschaftsregierung nahm er 1589 die Huldigung in Baden entgegen. Seine Brüder fand er ab und verhinderte so eine weitere Teilung der Markgrafschaft. Das belastete das ohnehin verschuldete Land. Dazu kam der verschwenderische Lebensstil. 1591

heiratete er die bürgerliche Maria von Eicken. Die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgingen, erkannte sein Vetter Ernst Friedrich von Baden-Durlach nie an.Da nach den badischen Teilungsverträgen eine Linie spätestens im Erbfall für die Schulden der anderen aufkommen musste,  besetzte der protestantische Ernst Friedrich 1594 die Markgrafschaft Baden-Baden. Das verschärfte die konfessionellen Gegensätze am Oberrhein weiter. Eduard Fortunat floh auf die Yburg und starb 1600 nachdem er angeblich betrunken von einer Treppe gestürzt war. Die katholischen Reichsfürsten versuchten den Kindern Eduard Fortunats zu ihrem Erbe zu verhelfen,  damit die katholische Markgrafschaft Baden-Baden nicht an die lutherische Markgrafschaft Baden-Durlach fiele. Aber Ernst Friedrich beharrte auf seinem Rechtsstandpunkt, dass Eduard Fortunat und Maria von Eicken nie eine rechtsgültige Ehe geschlossen hatten, folglich die Kinder auch nicht erbberechtigt waren. Erst nach der Niederlage in der Schlacht von Wimpfen 1622 Georg Friedrichs dem Bruder und Nachfolger des 1604 verstorbenen Ernst Friedrich sprach Kaiser Ferdinand II. die Markgrafschaft Baden-Baden dem Sohn Eduard Fortunats Wilhelm zu. Die protestantische Regierung von Baden-Durlach versuchte Kloster Lichtenthal völlig unter ihre Aufsicht zu bringen. Schon 1596 forderte er die Türkenkontribution ein und berief sich dabei auf den Reichsabschied von 1594, wo ein erneuter Beschluss zur Reichstürkenhilfe gefasst wurde.”Einer Jeden obrigkeit zugelaßen, Ihre Underthannen, Geystlich unndt Weltlich Sie seye Exempt, oder nicht Exempt, gefreyt, oder nicht gefreyet, Niemandt auß genommen, mit Steyr zu belegen“ (in GLA 92/199 vom 11. August 1596). Das war im letzten Regierungsjahr von Äbtissin Barbara, die zu diesem Zeitpunkt schon an schwerer Wassersucht litt und mit Zustimmung  des Markgrafen im Juni 1597 resignierte. Am 7. August 1597 verstarb sie. Die Neuwahl hatte am 25. Juni unter Vorsitz des Abtes von Neuburg, Johann Faber aus Kreuznach (1592-1599) stattgefunden.

Gewählt wurde Margarete Stülzer aus Ettlingen. Sie war die Tochter des Glasers Philipp Stülzer. Ihre Urgroßmutter Walburga war eine natürliche Tochter Trierer Erzbischofs Jakob von Baden, des ältesten Sohn von Markgraf Christoph I. von Baden. Sie wurde 1562 oder 1563 in Ettlingen geboren. Nach dem Tod ihres Vaters wurde sie zur Erziehung und Ausbildung ins Kloster Lichtenthal gegeben. Mit 16 verließ sie das Kloster, kehrte aber kurz danach als Novizin zurück. Mit einer Mitschwester wurde sie ins Kloster Gottesgarten im Aargau geschickt, das von 1535-1558 verwaist war. Margarete sollte an der Reform des Klosters unter der auf Betreiben Erzherzog. Ferdinands berufene Äbtissin Katharina von Hersberg (1558-86) mithelfen. Als die Reform aber scheiterte, auch weil Äbtissin Katharina die Vorschriften des Konzils bezüglich Verzicht sauf persönliches Eigentum und Klausur nicht umsetzte, kehrte Margarete 1594 wieder nach Lichtenthal zurück. Ihr Verwandtschaft zum Hause Baden hat bei ihrer Wahl zur Äbtissin 1597 wohl durchaus eine Rolle gespielt. Denn es mussten ja währen der Oberbadischen Okkupation Verhandlungen mit mit dem calvinistisch gesinnten Landesherrn Ernst Friedrich und dann mit seinem evangelischen Nachfolger Georg Friedrich geführt werden. Da konnten familiäre Verbindungen bestimmt nicht schaden.

Markgraf Ernst Friedrich hatte zwar dem Kaiser die Zusage gegeben, nicht in die konfessionellen Verhältnisse der von ihm besetzten Gebiete einzugreifen. Aber natürlich war ihm nicht an einer langfristigen Sicherung Kloster Lichtenthals gelegen.Das zeigte schon sein erstes Schreibenin  an die neu gewählte Äbtissin. Er tadelte  ihre Vorgängerin Barbara wegen ihrer gegenüber  dem Landesherrn unabhängige Regierungsweise und machte klar, dass er das in Zukunft nicht mehr dulden werde.

Ohne sein Vorwissen  und seine Bewilligung dürfe sie keinen Beichtvater oder Visitator bestellen und auch keine weitere Novizinnen ins Kloster aufnehmen. Auch durfte sie keinen Pfarrherrn in den dem Kloster gehörenden Pfarreien einsetzen. Die Äbtissin und der  Konvent mussten ständig befürchten, dass ihr Kloster aufgelöst würde. Das änderte sich auch nach dem Tode des Markgrafen nicht, denn sein Bruder  Georg Friedrich behielt das baden-badische Territorium weiterhin besetzt. 1605 wurde er sogar mit der gesamten Markgrafschaft Baden von Kaiser Rudolf II. (1576–1612) belehnt. Er musste sich allerdings verpflichten, keine Religionsveränderung vorzunehmen.Außerdem sollte er die Schulden der Markgrafschaft Baden-Baden zu bezahlen. Davon wollte Georg Friedrich drei Teile übernehmen. auf die beiden Markgrafschaften entfielen aber 200.000 Gulden, die zu verzinsen und abzuzahlen waren. Davon musste die Abtei Lichtenthal 4.000 Gulden aufnehmen und die Zinsen dafür 5 Jahre lang bezahlen. Die Äbtissin empfand die Lage der Abtei nach wie vor als kritisch und beklagte sich in einem Schreiben an den Salemer Abt, Petrus II. Müller, daß man ihrem Gotteshaus Lichtenthal seine Freiheiten nehme. Dieser trug das dem Generalkapitel vor. Dieses appellierte dann an Kaiser Matthias (1612-1619). Äbtissin Margarete verzichtete 1616 auf Anraten des Salemer Priors Dr. Johannes Muotelsee auf die Bestätigung der althergebrachten klösterlichen Privilegien und das Präsentationsrecht in den Lichtenthal unterstehenden Pfarreien.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus. Georg Friedrich war seit 1608 Mitglied der protestantischen Union und bestallter General des Unionsheeres. 1622 griff er in Böhmisch-Pfälzischen Krieg ein. Am 6. Mai 1622 fand die Schlacht von Wimpfen statt. Georg Friedrich wurde verwundet und besiegt. Er konnte sich nach Stuttgart retten, legte aber die Herrschaft zu Gunsten seines Sohnes Markgraf Friedrich (1622–1659) nieder. Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) sprach die Markgrafschaft Baden-Baden am 26. August 1622  Markgraf Wilhelm von Baden  zu.  Wilhelm war der Sohn von Eduard Fortunat von Baden-Rodemachern zu. Das geschah, um die Markgrafschaft der katholischen Partei zu sichern. Er betrieb auch sofort eine rigorose Rekatholisierungspolitik. Die protestantischen Pfarrer wurden alle entlassen. Dabei nahm er in Kauf, dass Pfarreien eine Zeit lang nur durch Wanderpriester betreut wurden. Nachdem die Schweden erfolgreich vordrangen  übernahm General Horn die Markgrafschaft Baden-Baden. Wilhelm konnte nach dem Sieg bei Nördlingen 1634 zurückkehren. Definitiv wurde ihm das Land erst im Westfälischen Frieden von 1648 zugesprochen.

Im Orden waren die Reformen weitgehend vorangetrieben worden, wobei hier Lichtenthal wegen der schwierigen Verhältnisse weitgehend außen vor blieb. 1618 wurden die Statuten für  die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation festgelegt. 1624

wurde die Kongregation gegründet. Den Vorsitz führte Abt Thomas I Wunn von Kloster Salem. Der Krieg bremste den Reformerfolg zunächst. Der Zusammenhalt der Klöster war für Lichtenthal in seiner schwierigen Zeit eine sehr wichtige Stütze.

Trotz der ständigen Bedrohung und der finanziellen Engpässe fand unter Äbtissin Margarete eine enorme Bautätigkeit statt. Der Marienbrunnen entstand sowie die Kirchenkanzel mit dem Relief des Heiligen Bernhard. Einige von ihr angeschaffte liturgische Geräte sind heute noch vorhanden. Margaret konnte trotz der enormen Belastung den Besitz des Klosters mehren. Sie regierte 28 Jahre und starb am 22. August 1625 in Lichtenthal. Im Kloster waren 50 Nonnen

Ihre Nachfolgerin wurde Margaretha Göll (1625-1640). Ihre Regierungszeit war von den Kriegswirren überschattet.Die ersten 12 Kriegsjahre verliefen für die süddeutschen Klöster relativ unbelastet. Nur Kontributionen zeigten dass Krieg herrschte. Markgraf Wilhelm von Baden unterstützte Kaiser Ferdinand II. stärker als bisher mit Geldmitteln im Kampf gegen die protestantischen Fürsten. Diese versuchte er über die Landstände wieder einzutreiben. Das schlug natürlich auch auf die Klöster durch. So teilte Äbtissin Margaretha 1629 dem Salemer Abt vertraulich mit, dass ihr Kloster unter Schatzungen und Kontributionen schwer zu leiden habe. 1629 war Kaiser Ferdinand auf der Höhe seiner Macht. Er konnte sogar das Restitutionsedikt erlassen. Säkularisationen durch Protestanten nach dem Passauer Vertrag 1552 mussten rückgängig gemacht werden. Nicht nur die Protestanten wehrten sich erbittert dagegen. Auch die katholischen Fürsten, vor allem die Kurfürsten hatten große Bedenken, da es die Machtposition des Kaisers erheblich verstärkte. Besonders betraf es die Reichsstädte, die Markgrafschaft Baden-Durlach und das Herzogtum Württemberg, in dem 50 Klöster restituiert wurden und der Herzog dadurch fast die Hälfte seines Territoriums verlor. Die Lage änderte sich aber rasch und grundlegend durch die Invasion des Schwedenkönigs Gustav Adolf, der 1630 den Kampf gegen den Kaiser und die Liga aufnahm. Unterstützt wurde er durch die öffentliche Meinung der Protestanten und nach anfänglichem Zögern konkret durch die evangelischen Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. 1632 mussten die Nonnen in die Wälder fliehen. Das Kloster wurde mehrere Male geplündert. Misswuchs und die Pest vergrößerten das Elend.

Die Errettung des Klosters vor den Schweden wird der Sage nach auch dem Schutz der Schlüsselmuttergottes zugeschrieben.

1636 herrschte eine große Hungersnot aus einem handschriftlichen Eintrag in einer Bibel hervorgeht, die 1584 in Köln bei Dietenberger gedruckt wurde. (Bibliothek Lichtenthal S.Scr. 2, Vorblatt)

Margarethe Göll starb am 28. Dezember 1640. am 5. Januar 1641 wurde Rosina Herzog zu ihrer Nachfolgerin gewählt.

Das 1568 von Herzog Christoph aufgehobene Kloster Rechenhofen sowie das Kloster Kirchbach sollten im Zuge der Gegenreformation, die Kaiser Ferdinand II. mit seinem Restitutionsedikt vom 6. März 1629 angestossen hatte, sollten durch Kloster Lichtenthal wiederbelebt werden.

Die Restauration hatte sich aber als undurchführbar erwiesen, da die materiellen Voraussetzungen ungenügend waren und die durch die Kriegsnot rasch aufeinander folgenden Todesfälle auch geeignetes Personal fehlte.

Am 1. Dezember 1642 starb Äbtissin Rosina nach nur zweijähriger Regierungszeit.Die Wahl wurde durch Abt Bernhardin Buchinger geleitet, der am  22.Juli 1642 zum Abt der wieder hergestellten Abtei gewählt worden war. Gewählt wurde Eva Regina Springauf. Sie war die Tochter des Klosterschaffners Matthäus Springauf. Sie war ehemalige Vorsteherin von Rechenhofen und vorher Priorin von Lichtenthal. In den letzten Kriegsjahren musste sie und der Konvent flüchten. Sie fanden Unterschlupf in den Klöstern von Straßburg und Rathausen im Kanton Luzern

während  das Kloster von weimarischen Soldaten geplündert wurde. Das berichtete sie an Abt Wunn in Salem und auch, dass sie sich mit 20 Personen in Ettlingen aufhalte, da es im Kloster zu gefährlich sei. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich durch die Plünderungen ungemein.Nach der Plünderung Anfang 1643 wurde das Kloster im August 1644 erneut Opfer einer Plünderung. Die Mobilien, sowie Wein und Früchte waren geraubt worden. Die Gebäude waren beschädigt worden und an den Zehntorten waren alle Einkünfte de Klosters durch die Truppen verzehrt worden. Deshalb bat sie den Markgrafen Wilhelm, ihr bei seinen Reisen nach Bayern und Österreich bei den Prälaten des Zisterzienserordens eine Anleihe von 500 Reichstalern zu beschaffen, um den Zerfall des Klosters zu verhindern. Für eine Anleihe oder die Wiederherstellung des Klosters

war die politische Situation aber noch zu ungünstig.

Der Westfälische Friede, das war eigentlich eine Reihe von Friedensverträgen, die zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück abgeschlossen wurden, beendeten den Dreissigjährigen Krieg. Für den Zisterienserorden bedeutete er allerdings die endgültige Aufhebung, der mit der Einführung der Reformation in Württemberg aufgehobenen Klöster und damit das Ende der mühsamen Restitutionsversuche. Schwierigkeiten erwuchsen auch aus der Tatsache, dass Kloster Lützel seit dem Westfälischen Frieden zu Frankreich gehörte und die Markgrafen von Baden die Prälaten von Lützel nicht mehr ohne Bedenken für eine Visitation  zulassen wollten. Das wurde erst behoben, als das Kongregationskapitel 1668 die Paterneität an den Abt von Tennenbach übergab, was den Wünschen der badischen Markgrafen entgegenkam. Es war aber auch im Sinne von Äbtissin Margarethe,

denn sie war mit der Amtsführung des Lützeler Abtes unzufrieden.

Das Kloster kam nach den Kriegsjahren wieder zur Ruhe, die Äbtissin Eva Maria zur Wiederherstellung der klösterlichen Ordnung nutzte. Auch Neueintritte waren wieder zu verzeichnen.

1656 kam die Abtei in den Besitz des Münzhauses zu Baden und der Pfarrgründe von Iffezheim

Äbtissin  Eva Regina Springauf verstarb am 28. August 1658. Auf sie folgte Margaretha Loys. Sie war Priorin des Klosters Olsberg im Aargau. Am 8. September 1658 wurde sie unter Vorsitz von Abt Bernardin Buchinger aus Lützel zur Äbtissin von Kloster Lichtenau gewählt.

Die neue Äbtissin hatte eine Reihe von Prozessen zu führen, vor allem gegen das Hochstift Speyer um die Exemtion des Klosters. Aber auch gegenüber ihrem Landesherren gab es Klärungsbedarf. Als Äbtissin Margarethe ihr Amt übernahm, regierte Markgraf Wilhelm von Baden.

In den letzten Jahren seiner Regierungszeit unterstützte ihn sein Sohn Hermann bei den Regierungsgeschäften. Am 24. Mai 1674 war in Regensburg ein Reichskrieg wegen der Machtansprüche des französischen König Ludwig XIV. beschlossen worden, was natürlich die Markgrafschaft als

Grenzgebiet wieder gefährdete.Hermann, Feldmarschall und Hofkriegsratpräsident in kaiserlichen Diensten , befahl dem Lichtenthaler Oberschaffner Andreas Widemann zum Schutz gegen Plünderung und Verwüstung die Klosteruntertanen im “Fort Beuren” unterzubringen und dieses auch selbst nicht zu verlassen. Als sein Vater am 22. Mai 1677  starb, stand er auch dem neuen Landesherren, dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dem späteren “Türkenlouis” zur Seite. Beide standen im Dienst Kaiser Leopolds, der das Reich im Südosten gegen die Türken und im Westen gegen Frankreich  verteidigen musste. In dieser Situation handelten die beiden Markgrafen natürlich kriegsorientiert und nahmen wenig Rücksicht auf althergebrachte Rechte. Sie ordneten  im ganzen Land eine Bestandsaufnahme der Vorräte in Kellern und Scheunen an und nahmen Klöster davon nicht aus.

Äbtissin Margaretha  verwahrte sich für Kloster Lichtenthal dagegen und berief sich auf die  cisterciensische Immunität. Markgraf Hermann verlangte nun von der Äbtissin einen Beweis eines „Privilegium Sacri ordinis de non visitando cellam”. Die Äbtissin fragte den Salemer Abt um Rat.

Dieser leitete das an den Generalvikar der oberdeutschen Kongregation  nach Wettingen weiter. Der Generalvikar riet zu einem Vergleich mit der badischen Regierung, da diese eben auch die Kriegsumstände berücksichtigen musste und auch andere Klöster diese Untersuchung über sich ergehen lassen

mussten. Es kam dann zu  einer Konferenz in der markgräflichen Kanzlei in Baden-Baden. Als Vertreter des Klosters war Abt Robert Handtmann von Tennenbach anwesend. Dieser beharrte bei den Ansprüchen der Regierung bezüglich der Erlaubnis zur Novizenaufnahme, Profeßablegung, Wahl und Resignation der Äbtissin, Bestellung des Beichtvaters und des Visitators nachdrücklich auf den Rechten des Ordens. Markgraf Ludwig  wollte weitere Verhandlungen führen allerdings unter Umgehung des Tennenbacher Abtes mit Salem. Beide Markgrafen waren aber zunehmend von der Reichspolitik und da von den Türkenkriegen in Anspruch genommen. Lichtenthal spielte da nicht mehr die wichtige Rolle.

Äbtissin Margaretha hatte in ihrer Regierungszeit viele Kriegsabgaben zu leisten. An vielen Kirchen und Pfarrhäusern waren Reparaturen fällig. So wurde 1660 Kirche und Pfarrhaus in Rastatt auf Kosten des Klosters restauriert. 1675 wurde in Pforzheim auf Ersuchen des Markgrafen die Kirche neu gebaut.

1669 erwarb das Kloster den Quettighof in Baden-Baden. Die beiden badischen Markgräfinnen Magdalena von Oettingen und Franziska von Fürstenberg stifteten 1679 die Einsiedlerkapelle im Klostergarten. Diese wurde 1686 geweiht und dient den Nonnen als Friedhofskapelle.

Äbtissin Margaretha starb nach 28 Regierungsjahren am 25. März 1686 im 76. Lebensjahr . Am 30 März wurde Maria Thekla Schütz aus Baden-Baden als Äbtissin gewählt. Bei der Wahl wollten Vertreter der badischen Regierung dabei sein. Außerdem forderten sie die Übergabe der Schlüssel. Beides wurde vom Tennenbacher Abt zurückgewiesen. Sie war die Tochter des markgräflichen Amtmanns Franz Schütz. Das Juramentum Abbatissa, das Äbtissin Maria Thekla ablegen musste enthielt einen Zusatz, der sie besonders auf die Einhaltung der ordensrechtlichen Vorgaben des Konzils von Trient (Klausur) und die Ordenssatzungen verpflichtete. Sie war kränklich und hatte nur eine Regierungszeit von 20 Monaten. Sie starb am 13. Dez. 1687 . Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 18. Dezember 1687 Euphrosina Lorenz aus Baden-Baden gewählt. Sie war die Tochter des Schmiedemeisters Adam Lorenz.  Ihre Amtszeit war geprägt, durch zwei Kriege, die auch ihren Konvent und das Kloster in Mitleidenschaft zogen.

Der Friede von Nimwegen, das war eine Reihe von Friedensverträgen, die 1678/1679 geschlossen wurden, beendete den französisch-niederländischen Krieg. Für das heutige Baden bedeutete er, dass die Städte Freiburg und Kehl an Frankreich fielen. Die speyrische Festung Philippsburg kehrte, nachdem sie 32 Jahre französisch war, wieder an das Reich zurück.

Schon 1688 herrschte wieder Krieg. Am 24. September 1688 marschierten die Truppen des Sonnenkönigs über den Rhein. Die Pfalz wurde schnell besetzt. Die Festungen Philippsburg, Mannheim und Frankenthal wurden in den ersten Kriegswochen erobert. Heidelberg und Mainz ergaben sich.

Französische Truppen griffen bis nach Ulm und Mergentheim aus, um das Land auszuplündern und Kontributionen einzutreiben. Der Wormser Dom brannte aus, der Speyrer Dom wurde stark beschädigt. Es kam zu keiner einzigen Feldschlacht. Ziel Ludwig XIV. war es, durch gezielte Zerstörungen

die Gegenseite so unter Druck zu setzten, dass sie die Bedingungen des französischen Königs akzeptierte. Die Rechnung ging aber nicht auf. Der Reichskrieg wurde erklärt.  Am Rhein wurden Truppen konzentriert. Das zeigte, dass Ludwig nicht mit einer kurzen Kriegsdauer rechnen konnte. Er zog seine Truppen zurück, hielt nur wenige Stützpunkte.

Die Äbtissin beschloss,  ihre Schwestern in Sicherheit zu bringen. Es war gar nicht so einfach, die Nonnen auf andere Klöster vor allem in der Schweiz zu verteilen, da diese schon mit Nonnen überfüllt waren, die ebenfalls geflüchtet waren.

Die Lichtenthaler Nonnen kamen vor allem in Zisterzienserklöstern unter, in der Schweiz in Magdenau, Lilienthal und Feldbach und Wurmsbach, in Frankreich in Lützel und in Deutschland in Lilienthal und Gnadenthal und bei den Benediktinnerinnen in  Holzen und Rothmünster.

Auf dem Rückzug der Truppen Ludwigs XIV ließ er die Pfalz, Kurtrier und die Markgrafschaft Baden systematisch zerstören. Am 15. August 1689 wurde Durlach in Brand gesteckt. Dort blieb lediglich ein halbes Dutzend Häuser stehen. Einen Tag später wurde Ettlingen in Schutt und Asche gelegt. Am 24. August 1689 brandschatzten französische Truppen  unter Führung des Marschalls Duras Baden-Baden. Dabei wurde das markgräfliche Schloss, die Stiftskirche, das Jesuitenkolleg und das und eben zum Einzug fertige Kloster der Chor- und Lehrfrauen vom Heiligen Grab“ und natürlich zahllose Häuserzerstört.Die außerhalb der Stadt liegende Abtei Lichtenthal blieb verschont . Die Ernährungslage in der gesamten Markgrafschaft wurde zunehmend schwieriger. Äbtissin Euphrosina  wollte ihren Konvent schon 1692 wieder nach Lichtenthal zurückberufen. Abt Petrus Tanner von Lützel (1677-1702) riet ihr davon wegen der Kriegsoperationen am Rhein dringend ab. Sie verschob die Rückkehr dann auf Ostern 1693.  Im April kehrte Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden in sein Land zurück. Er hatte vom Kaiser den Oberbefehl im Westen übertragen bekommen. Allerdings war die Armee erschöpft.Es mangelte an Ausrüstung und die Ernährung war ebenfalls sehr schlecht. Angesichts der Übermacht der Franzosen beschränkte sich der Markgraf auf die Defensive. Er ließ auch die Eppinger Linien errichten. Durch die Verschanzung konnte er ein weiteres Vordringen der Franzosen verhindern. Nicht verhindern konnte er aber das Vordringen der Franzosen nach Württemberg und das Land ebenso verwüsteten wie zu Kriegsbeginn die Pfalz.

Für das Kloster war es nicht nur schwierig, die Ernährung des Konvents sicher zu stellen. Auch seinen finanziellen Verpflichtungen konnte es kaum mehr nachkommen,zumal die Zehnteingänge oft ausblieben.

1697 beendete der Friede von Rijswijk war ein Vertragswerk von 4 Verträgen zwischen den ehemaligen kriegsführenden Parteien. Am 30.Oktober 1697 wurde er zwischen Frankreich und Kaiser Leopold I.und dem Heiligen Römischen Reich geschlossen. Frankreich gab alle Reunionen und Eroberungen mit Ausnahme des Elsas zurück.

Markgraf Ludwig nutzte die Zeit nach dem Friedensschluss zum Wiederaufbau und zur Sicherung der Markgrafschaft. Für das Kloster bedeutete das, dass Klosteruntertanen zu Fronarbeiten bei der Wiederherstellung des Baden-Badener Schlosses abgestellt werden mussten. Auch Sachlieferungen wie zwei Wagen voll Eichenholz, das zur Verarbeitung von Fensterrahmen für das Baden-Badener Schloss genutzt werden sollten, mussten dorthin geliefert werden.

Die Friedenszeit dauerte nicht sehr lange. Schon im September 1701 begann der Spanische Erbfolgekrieg. Dieses Mal stand das Reich im Bündnis von Holland und England gegen Ludwig XIV. Dieser hatte die Kurfürsten von Bayern und Köln als Verbündete. Der badische Markgraf kämpfte wieder für Kaiser Leopold. Er eroberte 1702 die Festung Landau. Den wichtigsten Sieg errang er zusammen mit dem englischen Marschall Marlborough, einem Vorfahren von Winston Churchill. Die Franzosen wurden zum Rückzug gezwungen. Nur 14 Tage vorher hatten sie das bayrische Heer bei der Schlacht am Schellenberg besiegt. Markgraf Ludwig erlitt dabei aber eine schwere Verwundung. Diese und 30 Jahre Kriegsdienst mit vielen Schlachten zeigten ihre Folgen. Körperliche Erschöpfung und die schwere Verwundung zwangen ihn im Oktober 1706 sein Amt als Reichsfeldmarschall niederzulegen.

Er starb am 4. Januar 1707 und wurde in der Stiftskirche in Baden-Baden  beigesetz. Sein Herz aber bestattete man in einer silbernen Kapsel vor dem Choraltar der Lichtenthaler Fürstenkapelle. Die letzten Kriegsjahre verliefen für die Markgrafschaft verhältnismäßig ruhig. Ab November 1713 verhandelten Prinz Eugen für das Reich und Marschall Villars für Frankreich im neuen Rastatter Schloss. Am 6. März 1714 wurde der Friede geschlossen.

Die Abtei erholte sich wirtschaftlich langsam. Die Klostergemeinschaft aber wuchs stetig.

Äbtissin Euphrosina starb am 2. März 1720 im 83. Lebensjahr. Auf sie folgte Agnes Polentari . Sie wurde am 8. Merz 1720 zur Äbtissin gewählt. war eine Tochter des Freiburger Ratsherrn, Spital- und Zunftmeisters Johann Wilhelm Polentari. Im Juni 1720 führte der Vaterabt Anton Merz (1719-1725) von Tennenbach im Kloster Lichtenthal die strenge Klausur wieder ein. Er teilte der Markgräfin Sibylla Augusta mit, dass es nur ihr weiterhin erlaubt sei,das Innere des Klosters zu betreten. Daraus ergab sich eine umfangreiche Korrespondenz mit der markgräflichen Kanzlei in Rastatt,Sybila Augusta befand, dass das Sache des Ordens sein und für “den Fürstl. Fundatori “ keinerlei Nachteil entstünde.

1722 wies der Visitator auf den äußerst baufälligen Zustand der Klostergebäude hin. Äbtissin Agnes ließ dann 1723/24 die Kirche unter Leitung des Bezauer Baumeisters Peter Thumb instandsetzen. Sie erhielt einen neuen Dachreiter. Der Frauenchor wurde erhöht und überwölbt. Ein neuer Altar und eine Orgel wurden eingebaut. Ein neuer Fußboden wurde gelegt. Dabei wurden allerdings viele Grabplatten entfernt und die Gräber damit unkenntlich gemacht.

1724 wurde zusammen mit dem Speyrer Domkapitel ein neues Pfarrhaus in Rastatt gebaut. Das Iffezheimer Pfarrhaus baute das Kloster 1725 allein. Auch wurde dort sowie in Pforzheim der Pfarrhof renoviert. Die Schaffnerei in Ettlingen erhielt einen neuen Speicher.

Äbtissin Agnes verstarb am 26. Dezember 1726. Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 3. Januar 1727 die bisherige Priorin Maria Euphrosina Wunsch gewählt.

 

Euphrosina ist am 10. April 1678 in Baden-Baden geboren. Über ihre Familie ist nichts bekannt, da die städtischen Akten beim Stadtbrand von 1669 verloren gingen.

In die Regierungszeit von Maria Euphrosina fiel der Polnische Thronfolgekrieg (1733–1738), wobei es neben Thronfolge in Polen in erster Linie ein Machtkampf zwischen Frankreich und Habsburg war. Die Rheingrenze war wieder Kriegsschauplatz.

Französische Truppen überschwemmten wieder das Land.Markgraf Georg Ludwig war mit dem ganzen Hof auf die böhmischen Besitzungen der Markgrafen geflüchtet. Das Kloster hatte während des Krieges mehrere Beschiessungen zu erdulden, musste aber vor allem  immer wieder hohe Kontributionen

zahlen. Außerdem wurden die Ernten durch die durchziehenden Heere vernichtet.

Trotz der Kriegslasten war die Regierungszeit der Äbtissin durch eine rege Bautätigkeit gekennzeichnet. Das Klostergebäude war noch auf Holz und worauf der Visitator schon 1722 hingewiesen hatte, baufällig. 1728 wurde es abgetragen und durch einen steinernen Neubau ersetzt.

Baumeisters Peter Thumb führte den Bau wieder aus nachdem er vier Jahre vorher schon die Kirche renoviert hatte. Das machte er, während er gleichzeitig den Neubau des Klosters in Tennenbach durchführte. 1731 war der Konventsbau fertiggestellt. Am 4. März 1734 konnte auch die Äbtissin ihre neue Wohnung beziehen. Am 27. Dezember diesen Jahres brannten die Ökonomiegebäude ab. Sie wurden im Folgejahr aus Stein errichtet.

Den Friedensschluss am  18. November 1738 in Wien erlebte die Äbtissin nicht mehr. Sie starb wenige Monate vorher am 11. Juni 1738.

Auf  Maria Euphrosina folgte Benedikta Grasmaier aus Ellwangen . Bei ihrer Wahl war sie 50. Die Wahl fand unter Vorsitz des Tennenbacher Abtes Leopold Münzer (1724-1754) statt. 1739 kaufte sie ein großes Schaffnereihaus in Steinbach. Kurz nach ihrem Amtsantritt ließ sie das Garten-und Wächterhaus

im Garten außerhalb des Tores erbauen. 1740 musste die Fürstenkapelle restauriert, das Dachwerk neu erstellt und ein Türmchen aufgesetzt werden. In der Kirche ließ sie neue Altäre errichten. Sie schaffte wertvolle neue Geräte an und die Kirche erhielt eine neue Orgel.

1743 erbaute sie ein neues Krankenhaus. Ein Jahr später ließ sie in Malsch ein neues Pfarrhaus samt Scheuer erstellen.

1745 feierte die Abtei ihr 500-jähriges Bestehen. Das Fest wurde in Anwesenheit des Markgrafen Georg Ludwig begangen.

1752 verkaufte sie ein Gut in Essingen in der Pfalz an das bischöfliche Seminar in Bruchsal . Dafür kaufte sie das Hofgut Tiefenau bei Sinzheim und ließ darauf ein kleines Schlösschen erbauen, das 1906 abgerissen wurde.

In ihre Regierungszeit fielen auch langwierige Auseinandersetzungen mit den Bischöfen von Speyer in denen es um Exemtion des Klosters und die Aufsichtsbefugnisse des Bischofs ging. Es gab viel Schriftwechsel zwischen Markgraf, den fürstbischöflichen Kanzleien. Selbst Rom war immer wieder eingeschaltet.

Am 2. September 1769 bewilligte die Ritenkongregation in Rom die Seligsprechung des Markgraf Bernhard von Baden. Diese wurde vor allem vom Markgrafen August Georg von Baden betrieben auch weil er keine männlichen Nachkommen hatte und damit die katholische Linie Baden-Baden an die evangelische Linie Baden-Durlach fallen würde. Die Religionsfreiheit der Baden-Badener Untertanen sollte gesichert bleiben. Der Markgraf verstarb am 21.Oktober 1771. sein Leichnam wurde in der Stiftskirche von Baden-Baden beigesetz, sein Herz aber in der Fürstenkapelle im Kloster Lichtenthal.

Äbtissin Maria Benedicta verstarb am 23.Oktober 1775. Zu ihrer Nachfolgerin wurde Thekla Trück gewählt. Sie wurde am 8. November 1739 als Tochter  des Schullehrers Valentin Trück in Kuppenheim geboren. 1758 legte sie unter Äbtissin Benedicta ihre Profess ab. Die Wahl leitete Abt Maurus Berier (1765-1782).Der Speyrer Bischof Damian August von Limburg-Styrum beanstandete am 28.Oktober, dass man ihm nach dem Tod von Äbtissin Benedicta die Sedisvakanz in Lichtenthal noch nicht mitgeteilt hatte und verlangte unter Androhung kirchlicher Strafen die sofortige schriftliche Mitteilung des Wahltermins, damit er seinen Delegierten zur Leitung der Wahl schicken könne. Als das Schreiben in Lichtenthal eintraf, war Äbtissin am Morgen dieses Tages bereits gewählt worden und durch den Kommissar des Markgrafen Karl Friedrich in die weltlichen Rechte des Klosters eingesetzt worden.

Die Fristsetzung des Bischofs war am 30.10. in Lichtenthal eingegangen. Die neugewählte Äbtissin leitetete da bischöfliche Schreiben umgehend nach Tennenbach weiter. Abt Maurus antwortete dem Speyrer Bischof, die Äbtissin sei vor Eintreffen seines Schreibens dass bisher noch jede Lichtenthaler Äbtissin unter dem Vorsitz eines vom Orden bestimmten „Visitatoris Ordinarii“ und in Anwesenheit eines landesfürstlichen Beauftragten gewählt worden.Er bat den Bischof, es auch dabei zu belassen. Bischof von Styrum schrieb aber dem Abt,Er werde der Widersetzlichkeit des Konvents gegenüber seiner bischöflichen Jurisdiktion mit geeigneten Mitteln entgegentreten und dass er die Wahl nicht genehmige und die ernannte Äbtissin nicht anerkenne. An dem Tag, als der Bischof das schrieb, hatte aber Abt Gregorius Girardin von Lützel, der Generalvikar der oberdeutschen Kongregation die kirchliche Weihe vollzogen. Ihre Konfirmation als Äbtissin von Lichtenthal hatte der Generalabt des Ordens, Frafflis Trouve, am 13. November 1775 ausgestellt. Abt Maurus Berier teilte dies dem Speyrer Oberhirten und wies ihn nochmals darauf hin, dass die Wahl nach bisher von Rom anerkannten Recht stattgefunden habe.Bischof von Styrum wandte sich nun in einem Protestschreiben an Markgraf Karl Friedrich. Der Markgraf ließ ein Gutachten ausarbeiten, aus dem hervorging, dass die Wahl nach einem seit über 200 Jahren üblichen Herkommen erfolgt war. Zunächst gab der Bischof nach.

In Österreich regierte  Maria Theresia seit 1745 de facto, nachdem ihr Mann Franz Stephan von Lothringen zum  Kaiser des römischen Reiches gewählt worden war. Noch während des österreichischen Erbfolgekriegs hatte sie mit ihrer Reformpolitik begonnen, die als „Theresianische Staatsreform“ bezeichnet wurde. Ein zentralistischer, absolutistisch regierte Staat wurde angestrebt. Ihr Sohn Joseph II. von 1765-1780 Mitregent der Mutter, vom Tode der Mutter 1780 übte er die Herrschaft in den Ländern der Habsburgmonarchie als Erzherzog von Österreich alleine aus. Er setzte die Reformpolitik fort. Vor allem in der Religionspolitik wirkte er nachhaltig. Das betraf besonders die Orden. In der Donaumonarchie wurden alle Orden, die nicht in volkswirtschaftlichem sinne produktiv waren, aufgehoben. Nur Orden, die Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben, behielten ihr Daseinsrecht. In Österreich und Ungarn wurden viele Zisterienserklöster aufgehoben. Auch war er ein Gegner der Exemtion, da er sie als eine der Auswirkungen päpstlicher macht sah. Von Seiten der Ordensleitung fürchtete er die Einwirkung ausländischer Ideen. Deutschen Bischöfen kamen solche Gedanken entgegen und sie wurden begreiflicher weise gerne aufgegriffen. In der Emser Punkuation betonten die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Salzburg die Unabhängigkeit der bischöflichen Gewalt gegenüber der päpstlichen. Auch dürfe der Papst die bischöfliche Dispositionsgewalt durch Exemtionen nicht einschränken. Darauf hin meldete der Speyrer Fürstbischof seine Ansprüche beim Markgrafen wieder an. Seine Räte rieten aber ab, die Ordensrechte preiszugeben, da das Kloster möglicherweise in seiner Anhänglichkeit an die Landes-und Schutzherrschaft wankend werden könne.

Bald aber waren andere Ereignisse drängender geworden. Am 14. Juli 1789 war in Frankreich die Revolution ausgebrochen mit enormen Auswirkungen sowohl auf die Diözese Speyer als auch auf die Zisterzienserklöster. Der jenseits der Queich liegende Teil der Diözese Speyer stand unter französischem Hoheitsrecht. Dort wurden geistliche verfolgt und kirchliche Güter eingezogen, was Bischof von Styrum nicht verhindern konnte. Ab 1792 befanden sich Österreich und Frankreich im Kriegszustand. Der Speyrer Bischof hatte daraufhin seine Residenz in Bruchsal verlassen und begab sich nach Freising ins Exil.

!790 wurden im Zuge der französischen Revolution Klöster aufgehoben und säkularisiert. Von den Zisteriensern traf es erst das Mutterkloster Citeaux. Dann wurde La Ferté und Kloster Neuburg, das Mutterkloster von Lichtenthal aufgehoben. 1791 wurde die Primarabtei der meisten deutschen Zisterienserklöster , Morimond, zum Nationaleigentum erklärt und die Mönche vertrieben. 1792 folgten  Lützel, Pontigny und Clairvaux. Die meisten Zisterzienserklöster in Frankreich folgten. Ein Teil des Konvents von Kloster Königsbrück im Haguenauer Forst kam im Kloster Lichtenthal unter.

In den ersten Jahren ihrer Regierungszeit liess die Äbtissin Neubauten im Klosterhof errichten und Reparaturarbeiten sowie die Neuerrichtung der Klostermauer durchführen.1781 erhielt sie aus Rom die Gebeine der Heiligen Pius und Benedictus.

Die Koalitionskriege gefährdeten natürlich auch das Kloster. Der Konvent drängte Äbtissin Thekla sich in Sicherheit zu bringen. Schon vorher hatte sie zwei Koffer mit Gold, Silberwaren und wichtigen Dokumenten ins Kloster Friedenweiler bringen lassen.Sie ging dann erst nach Forbach und logierte dort in der Krone. Von dort floh sie dann nach Ansbach. Die Äbtissin hatte dem Konvent Verbleib im Kloster oder Flucht frei gestellt. die meisten entschlossen sich zur Flucht. Erst als Markgraf Karl Friedrich im August einen Sonderfrieden mit Frankreich geschlossen hatte, konnten die Schwestern zurückkehren.

Den nächsten gravierenden Einschnitt in die Klostergeschichte bedeutete die Säkularisation,die ab  1802 begann. 1801 war der Frieden von Lunéville geschlossen worden, der die rechtliche Eingliederung der 1794 besetzten linksrheinischen Gebiete in das französische Staatsgebiet regelte. Die Fürstentümer des Heiligen Römischen Reiches sollten aber durch Säkularisation geistlicher Territorien und durch Mediatisierung kleiner weltlicher Herrschaften und der Reichsstädte entschädigt werden.Dies wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 umgesetzt. Baden wurde zum Großherzogtum erhoben und erhielt große Entschädigungen, weit mehr als es verloren hatte. Dem Kloster Lichtenthal sicherte er weiteren Bestand zu, auch weil es immer als Grablege des badischen Fürstenhaus gedient hatte Er sicherte den Nonnen den notwendigen Unterhalt und das Wohnrecht im säkularisierten Kloster zu.Ein “Sustentationsvertrag” sprach den Nonnen  das sogenannt Taschengeld zu. Im Vertrag setzte das Kloster durch, dass dieses nur kollektiv ausgezahlt und nach Weisung der Äbtissin für die Kommunität verwendet wurde. Damit war immerhin das wichtige Element klösterlichen Lebens, der Verzicht auf Eigentum erhalten geblieben. Ansonsten griffen die Bestimmungen des Vertrags so stark in das klösterliche Leben ein, dass cisterciensische Lebensweise kaum mehr möglich war. Auch waren die Verbindungen zum Orden gekappt. Die badischen Zisterzienserklöster Salem und Tennenbach waren aufgehoben. Zu “ausländischen Klöstern” war aber jeglicher Kontakt untersagt. Die kirchliche Aufsicht zunächst beim Bischof von Speyer und dem Vikariat in Bruchsal. Es gab ein Verbot der Novizinnenaufnahme. Der Konvent wurde auf zwölf Chorfrauen und drei Laienschwestern beschränkt. die aus Königsbrück geflüchteten Chorfrauen mussten den Konvent verlassen.

Am 11. Januar 1808 verstarb Äbtissin Thekla. Ihre Nachfolgerin wurde Cäcilia Lauf. Sie ist 1760 in Schuttertal geboren, trat ins Kloster Lichtenthal ein und legte dort am 10. Mai 1783 ihre Profess ab. Sie war später Novizenmeisterin. Sie wurde am am 24. Februar 1808 nach zisteriensischem Ritus aber unter dem Vorsitz bischöflicher und landesherrlicher Kommissare zur Äbtissin gewählt. Gemäß der bei der Neuordnung des Klosters getroffenen Bestimmungen hätte eigentlich nur noch eine Priorin gewählt werden dürfen. Aber Großherzog Karl Friedrich (1806-1811) hatte großmütig die Wahl einer Äbtissin gestattet.

1811 erklärten sich Äbtissin Cäcilia und der Konvent bereit, staatsdienliche und gemeinnützige Dienste zu übernehmen, so lange damit er monastische Status der Abtei gestört werde.

Am 10. Juni 1811 verstarb Großherzog Karl Friedrich. Auf ihn folgte sein Enkel Karl Ludwig Friedrich. Seit 1806 war dieser mit Stephanie Beauharnais, der Adoptivtochter Napoleons, verheiratet. Sie brachte der Abtei ein besonderes Wohlwollen entgegen und war immer wieder Anlaufstelle für das Kloster.

Mit ihrem Einsatz trug sie in der schweren Zeit der staatskirchlichen Umordnung der Klöster dazu bei, dass die monastische Struktur Lichtenthals gewahrt blieb.

Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 sowie die Gründung des Rheinbundes hatten zu einer Umorganisation der staatlichen und kirchlichen Verhältnisse geführt. Bistums-und Landesgrenzen passten nicht mehr zusammen. Mehrere protestantische Fürsten hatten deshalb mit

Rom Verhandlungen geführt, damit das angepasst wurde. Am 16. August 1821 genehmigte Papst Pius VII. (1800-1823) in seiner Bulle  eine Neueinteilung der betreffenden Diözesangebiete. 1827 wurde das Erzbistum Freiburg gegründet. Es wurde Metropolitansitz und ihm zugeordnet wurde die Suffraganbistümer Rottenburg, Mainz, Fulda und Limburg . Der erste Erzbischof wurde Bernhard Boll, der bis zur Säkularisation Professor für Philosophie in Salem und Tennenbach war. Nun hatte der Erzbischof von Freiburg die geistliche Aufsicht über Kloster Lichtenthal

1811 wurde Beuern zur Pfarrei erhoben und das Fraumünster, die bisherige Klosterkirche zur Pfarrkirche bestimmt. 1815 übernahmen die Klosterfrauen auf Wunsch der Regierung die neu errichtete Mädchenschule in Beuren und den Unterricht dort.

Der neue Freiburger Erzbischof versprach in einem persönlichen Schreiben der Äbtissin, sich immer für das Wohl des Klosters zu verwenden. Nur zehn Tage später schrieb er eigenhändig eine Tagesordnung für den Chordienst in Lichtenthal.

Am 30. März 1830 trat Großherzog Leopold  die Regierung in Baden an. In seinem Auftrag gestaltete Pfarrer Franz-Josef Herr , Halbbruder des Großherzogs und illegitimer Sohn von Karl Friedrich von Baden  aus der “Totenkapelle” eine standesgemäße Gedenkstätte für das Haus Baden, die Fürstenkapelle.

Am  27. Oktober 1832 fand die feierliche Einweihung im Beisein der badischen Herzogsfamilie statt. Pfarrer Herr vertrat den Freiburger Erzbischof, der aus diesem Anlass einen Kelch gestiftet hatte, den er zu seiner Inthronisation erhalten hatte. Dieser Kelch sollte fortan bei den Anniversarien der großherzoglichen Familie verwendet werden. Auch erwarb er 1834 für die Markgräfin Sibylla Augusta nach Rastatt gebrachte Reliquie des seligen Markgrafen Bernhards II. von Baden, die jetzt in Lichtenthal verwahrt wurde.

Äbtissin Cäcilia starb am 18. Mai 1834 an einer „Lungenlähmung“.

Zu ihrer Nachfolgerin wird Friederika Amalia Trenkle aus Ettenheim-Münchweier. Sie hatte am 19. Februar 1816 erstmals ihre Profess abgelegt. Da abgelegten Gelübde von der badischen Regierung nur für drei Jahre gültig erachtet wurden mussten diese all drei Jahre erneuert werden.

Die Wahl  hatte der Freiburger Weihbischof Hermann von Vicari (in Vertretung des Erzbischofs Bernhard Boll) geleitet. Er nahm auch die Benediktion vor.  Amalia war  zunächst Lehrerin an der Klosterschule, später Schaffnerin (Cellerarin) gewesen.

Auf Vorschlag von Äbtissin Amalia wurde das Amt des Pfarrers und Klostergeistlichen in Personalunion besetzt.Vorher hatte es wegen der organisatorischen Trennung von Pfarrei und Kloster immer wieder Schwierigkeiten gegeben.

Am 1. Mai 1845 wurde das 600-jährige Bestehen von Kloster Lichtenthal mit einem feierlichen Hochamt begangen. Aus diesem Anlass schenkte verwitwete Großherzogin Stephanie  der Abtei  ein Pluviale, das sie aus ihrem Brautkleid hatte anfertigen lassen.

Die Unruhen während der Revolution von 1848/49 überstand das Kloster unbeschadet. Es musste nur einmal einen Freischärlertrupp mit Erfrischungen versorgen.

Äbtissin  Amalia starb am 15. November 1852 nach kurzer Krankheit .

Sophia Schell wurde am 21. Januar 1858 zur Äbtissin gewählt. Ihre erste Profess hatte sie am 21. Oktober 1822 . Seit Mai 1857 war sie Priorin.

Die Brüder Maurus und Placidus Wolter waren am 13.Oktober 1860 zu einer Besprechung mit der Fürstin Katharina von Hohenzollern im Kloster Lichtenthal. Sie waren von Papst Pius IX., mit der Neubegründung des monastischen Lebens in Deutschland beauftragt worden. Maurus Wolter

war Gründer und 1. Erzabt von Beuron. Er weilte im September 1865 für mehrere Wochen zur Erholung. Er regte eine zeitgemäße Neufassung der Klosterstatuten an. Diese wurden  1866 von dem Beichtvater Paul Koch, Äbtissin Sophia und einigen Schwestern erarbeitet  (Statuten des ehrwürdigen Gotteshauses Unserer lieben Frau zu Lichtenthal des hl. Cistercienserordens) 

Maurus Wolter überprüfte die Statuten. Der Zisterzienserabt  Leopold Höchle aus Mehrerau konnte sie wegen des Krieges von 1866 nicht überprüfen.Sie wurden von Erzbischof Vicari, dem Nachfolger von Ignaz Anton Demeter  ,

1867 genehmigt.

Zur besseren Versorgung der Wirtschaft nahm Äbtissin Sophia auch Laienschwestern und Oblatenschwestern ins Kloster auf. Oblatenschwestern, das sind Laienschwestern, die in einem kirchlichen Ritus ein Versprechen abgelegt haben, in einem bestimmten Kloster ein christliches Leben

im Geist des Ordensgründers zuführen.

1863 hatten die Einwohner von Beuern beschlossen, sich fortan Lichtental zu nennen. 1869 die katholische Pfarrkirche St. Bonifatius vollendet. Damit wurde die Klosterkirche wieder frei und erhielt wieder ihre ursprüngliche Bestimmung. Die Äbtissin ließ drei neugotische Altäre in der Kirche aufstellen.

Die 1678 errichte Einsiedlerkapelle, die den Nonnen als Friedhofskapelle dient, wurde renoviert.

Sophia starb am 29. Dezember 1875.

Ihre Nachfolgerin wurde Aloysia Schreiber. Sie hatte am 2. Juli 1857  in Lichtenthal ihre Profess abgelegt. Am 8. Februar 1876 wurde sie mit absoluter Stimmenmehrheit zur Äbtissin gewählt. Der Freiburger Weihbischof Lothar von Kübel  benedizierte sie  am 9. Mai 1876.

Äbtissin Aloysia führte ein Tagebuch, das über ihre kurze Regierungszeit in Lichtenthal genauso Auskunft gibt wie über den klösterlichen Alltag.

Schon unter ihrer Vorgängerin hatte der Kulturkampf begonnen. 1842 wurde Hermann von Vicari Erzbischof von Freiburg, nachdem er schon nach dem Tod von Bernhard Boll zwar vom Domkapitel einstimmig gewählt aber an den Einsprüchen der römischen Kurie als auch der badischen Regierung gescheitert war. 1851 hatte er zusammen mit den Bischöfen der oberrheinischen Kirchenprovinz verfasst. Es ging um Freiheit der Kirche von staatlicher Bevormundung im Verkehr mit Rom. Geistliche sollten in Zukunft nicht mehr auf den Universitäten, sondern in eigenen kirchlichen Anstalten

ausgebildet werden . Auch die Verwaltung von Kirchenvermögen sollte frei sein von staatlicher Aufsicht. Der Erzbischof wollte diese Forderungen durch ein Ultimatum, aber auch mit kirchlichen Mitteln zu erreichen. Er belegte hohe Beamte mit Kirchenbann und ließ dies von den Kanzeln verlesen.

Erzbischof von Vicari wurde daraufhin unter Hausarrest gestellt. Um eine weiter Eskalation zu vermeiden suchte Großherzog Friedrich I. bei Papst Pius IX. nach einer Klärung. Es kam dann zwischen der Kurie und dem Großherzogtum zu einem Interim. Mit weiteren erheblichen Zugeständnissen an die Kirche wurde 1859 ein Konkordat abgeschlossen. Dagegen protestierten die Liberalen massiv, weil sie der Meinung waren, dass die Stände bei den Verhandlungen zum Konkordat hätten mitwirken müssen.Daraufhin berief Friedrich I. die konservativ-gouvernementalen Minister ab und  ließ in seiner Osterproklamation von 1860 das Konkordat fallen. Der Erzbischof hielt an den Bedingungen des Konkordats fest. So kam es zum offenen Kulturkampf mit sechs vom Landtag verabschiedeten Gesetzen. Sie bezweckten eine Zurückdrängung des kirchlichen Einflusses in der Öffentlichkeit.

1870 wurde die Zivilehe obligatorisch gemacht. Die  kirchliche Schulaufsicht wurde aufgehoben. 1876 wurde  die Simultanschule eingeführt. Ein Staatsexamen für die Theologen wurde eingeführt. 1879 einigte man sich darauf, dass das Staatskirchentum aufgegeben wurde.

Theologenausbildung und weitgehend die Pfarreibesetzungen wurden Sache des Erzbischofs, die Schule und die Wohltätigkeitsfonds blieben dem Staat bzw. den politischen Gemeinden.

Äbtissin Aloysia willigte ein, die Lichtenthaler Mädchenschule in eine gemischte Volksschule umzuwandeln. So sicherte sie den Weiterbestand des Klosters.

Sie am 5. April 1880 .Magdalena Kollefrath wurde am 24. Mai 1880 zur Äbtissin gewählt. Sie ist 20. Dez. 1841 in Hügelsheim geboren. Ihre Profess legte sie am 26. August 1861 in Lichtenthal ab. Neunzehn Jahre war sie Lehrerin an der Klosterschule bis zu ihrer Wahl.

Der Kulturkampf in Deutschland war ja nicht beendet und eine Aufhebung Kloster Lichtenthals war immer noch im Bereich des möglichen. Schon Äbtissin Sophia hatte erwogen, eine Niederlassung im Ausland zu gründen.

Der Lichtenthaler Seelsorger Pfarrer Gutgesell reiste nach Wien, um dort nach einem geeigneten Objekt Umschau zu halten. Er wurde auf einen zum Verkauf stehenden Gutshof im Etschtal hingewiesen. In St. Pauls-Eppan  stand der “Bloshof”. Diesen hatten aus Münster in Westfalen vertriebene Salesianerinnen erworben und zu einem Pensionat ausbauen wollen, konnten das Anwesen aber aus finanziellen Gründen nicht halten. Nachdem Pfarrer Gutgesell Fotos und näher Informationen erhalten hatte, beschloss Äbtissin Magdalena in Verhandlungen einzutreten. Sie war mit der Generaloberin der Kreuzschwestern in Ingenbohl in der Schweiz, Mutter Maria Theresia Scherer, befreundet. Das Vorhaben sollte natürlich nicht vorzeitig bekannt werden. Auf ihre Bitte inspizierte die Generaloberin nun den Bloshof, begleitet von der Lichtenthaler Laienschwester Aloisia Lang.

Erst am Tag vor der Abreise wurde Freiburger Erzbischof Johann Baptist Orbin (1882-1886)in das Vorhaben der Äbtissin eingeweiht. Er zeigte sich überrascht, hatte aber angesichts der schwierigen Zeiten Verständnis und billigte es im Nachhinein. Auch erhoffte er sich von diesem Schritt guten Ordensnachwuchs für die Diözese Freiburg. Am 17. April 1883 reiste Äbtissin Magdalena nach Bozen, wo am 21. April 1831 der endgültige Kaufvertrag unterzeichnet wurde. Noch vor ihrer Abreise den badischen Landeskommissar über die geplante Gründung einer Niederlassung unterrichtet, sich aber ausbedungen, den Großherzog in einer persönlichen Audienz selbst davon zu informieren. Es waren noch einige Hürden zu nehmen. Lichtenthaler Klosterfrauen mussten nach Österreich geschickt werden, um sich österreichische Lehrmethode  vertraut zu machen. Am 8. September 1887 wurde dort in einem Nebengebäude mit provisorischer Genehmigung des k. k. Unterrichtsministeriums das Pensionat eröffnet.Aloisia Lang wurde von Äbtissin Magdalena zur Präfektin des Pensionats bestimmt.Frau Xaveria Vivell hatte das Amt der Priorin inne. Sie hatte den Gutshof weisungsgemäß als Kloster umbauen lassen. Pensionat und Kloster erhielten den Namen Mariengarten.

Die ganze Unternehmung hatte in Kloster Lichtenthal aber zu einem finanziellen Engpass geführt. Deshalb verkaufte sie einen Teil der verbliebenen Handschriften, wozu ihr Professor Fridegar Mone,  der Sohn des Archivdirektor Franz Joseph Mone, riet. Als der landsherrliche Kommissar von dieser Veräußerung Kenntnis erhielt, verlangte er den Rückkauf der Handschriften, was dem kloster aber in seiner finanziellen Zwangslage nicht ohne weiteres möglich war. Nun sprang Großherzog Friedrich I. ein, ließ die kosten von der Hofkasse übernehmen und reihte die Handschriften in den Bestand der badischen Hof- und Landesbibliothek ein.

1894 leitete Äbtissin Verhandlungen wegen der Verselbstständigung der Lichtenthaler Gründung Mariengarten beim Abt von Mehrerau und beim Ordinariat von Trient ein. Der Fürstbischof von Trient sah die Notwendigkeit,dass Mariengarten kanonisch als Kloster errichtet wurde. Das machte  die Ver-schreibung einer genügenden Sustentationssumme notwendig. Das hätte die endgültige Überlassung der bereits in Mariengarten investierten Summe bedeutet. Das Erzbistum Freiburg warnte eindringlich davor auf das in Österreich eingebrachte Vermögen einen unwiderrufbaren Verzicht zu leisten.

Die Reaktion von seiten der großherzoglichen Regierung sei einfach unabsehbar. Das Bistum empfahl, die Gründung im bisherigen Status zu belassen, bis eine wirtschaftliche Konsolidierung erreicht sei.

Das Dekret zur kanonischen Errichtung des selbständigen Priorats Mariengarten wurde dort am 11. Februar 1898 ausgefertigt und das neue Kloster der Jurisdiktion des Fürstbischofs von Trient unterstellt. Die beiden Ordinariate schlossen einen Vergleich ab. Der Konvent von Mariengarten verpflichtete sich, den Lichtenthaler Anteil in jährlichen Raten zurück zu bezahlen. Außerdem erklärte er sich bereit, dem Lichtenthaler Konvent bei einer etwaigen Ausweisung durch den badischen Staat in Mariengarten ein Refugium zu gewähren. Das neue Kloster entwickelte sich sehr gut und konnte schon

am 26. Januar 1904 eine eigene Kirche weihen lassen.

Ein großer Wunsch war in Lichtenthal immer lebendig geblieben, nämlich die Bestätigung der einstigen Eingliederung in den Zisterzienserorden. Allerdings stand Lichtenthal seit der Säkularisation de facto unter der geistlichen Gewalt des Diözesanbischofs stand.

Einem durch den Freiburger Erzbischof Thomas Nörber in Rom eingereichten  Gesuch gab Papst Leo XIII. am am 2. April 1900 statt. Erzbischof Nörber hatte mit Rom verhandelt. Vor seiner Berufung zum Freiburger Oberhirten war er Co0nfesionarius in Lichtenthal und war so bestens in die Materie eingearbeitet. In Rom war nun wieder als Zisterienserinnenkloster bestätigt, allerdings in jurisdirektioneller Hinsicht vom Orden getrennt.Das bedeutete, dass die Exemtion aufgehoben war und damit die Eingliederung in den Orden erschwert. Das päpstliche Schreiben schloss für die zeitliche Gültigkeit

mit „durantibus adjunctis“  also so lange wie die vom Erzbischof geschilderten Zeitumstände andauerten. Auf diese Klausel hoffte man nun in Lichtenthal.

Im ganz normalen klösterlichen Alltag wirkte Äbtissin Magdalena natürlich auch. So ließ sie über dem eigentlichen Frauenchor einen beheizbaren Winterchor bauen und sie ließ die Klosterkirche renovieren.

Sie starb starb am 18. Januar 1909. Ihre Nachfolgerin wurde Gertrudis Molz. Sie wurde wurde am 9. Februar 1909 gewählt.

Gleich zu Beginn ihrer Regierungszeit wurde eine Privatschule in Lichtenthal errichtet. man wollte einfach gewappnet sein für einen eventuellen Entzug der Volksschule. Das Schulgebäude wurde 1913 fertiggestellt. Dann begann man mit der Außenrenovierung der Klosterkirche.

Am 28. Juni 1914 erklärt Österreich-Ungarns  Serbien den Krieg. Am 3. August folgt Deutschland mit der Kriegserklärung an Frankreich.

Das neue Schulhaus konnte nur teilweise mit Schülerinnen belegt werden Waisenkinder waren auch in dem Schulgebäude untergebracht. Das Waisenhaus war zum Lazarett bestimmt worden. Trotz der Kriegszeiten wuchs der Konvent. Sie brachte nicht nur einen wachsenden Konvent gut durch den Krieg, sie war auch sehr freigiebig gegenüber Soldaten. Von der Bevölkerung wurde sie deshalb die “Soldatenmutter” genannt. Die monastische Disziplin wurde im Orden sehr anerkannt.

Am 9. November 1918 hatte  der Kaiser abgedankt und Philipp Scheidemann in Berlin die Republik ausgerufen. Am 11. August 1919 war die Weimarer Verfassung rechtsgültig geworden. Das änderte natürlich auch die Rechtsbeziehungen zwischen
Kirche und Staat. so hob das badische Ministerium des Kultus und Unterrichts am 7. November 1921 das 1811 erlassene Regulativ für die katholischen weiblichen Lehr- und Erziehungsinstitute des Grossherzogtums“ auf.

Die badischen Frauenklöster wurden nun als „Korporationen des öffentlichen Rechts“ geführt.

Auch mit den Lichtenthaler Statuten war man vorangekommen. Am 19. Januar 1922 war der von Erzbischof Karl Fritz beauftragte  Domkapitular Huber  in Mehrerau beim dortigen Erzabt zu Verhandlungen über die Lichtenthaler Statuten. Im 1.Kapitel der Statuten wurde auf die besonderen Verhältnisse
Lichtenthals und die daraus folgende weitgehende finanzielle Abhängigkeit des Klosters vom badischen Staat “ hingewiesen. Auch mit dem langjährigen Gewohnheitsrecht des Freiburger Erzbistums wurde bestätigt, dass das Kloster weiterhin der Jurisdiktion des Erzbischofs unterliegt. Er leitete weiterhin die Wahl der Äbtissin, bestätigte sie und weihte sie. Auch die Bestellung des Beichtvaters blieb ihm vorbehalten. Aber das zweite Kapitel der Statuten sah vor, dass die Visitation des Klosters an den Abt von Mehrerau delegiert wurde, um „eine lebendige Verbindung zwischen dem Kloster und dem Cistercienserorden herzustellen und um das klösterliche Leben im Geiste des Ordens zu regeln“ (Statuten von 1922; LKA 45/1c) Vom 22. bis 25. Juni 1925 visitierte Generalabt Kassian Haid das Kloster Lichtenthal. Er hob das Streben des Konvents,an der alten Ordensgrundlage festzuhalten hervor und

befürworte beim Generlakapitel des Zisterzienserordens  die Angliederung des Klosters Lichtenthal an den Orden.
Am 26. Oktober 1925 stellte Generalabt Kassian Haid in Mehrerau die Urkunde zur Angliederung aus, die Erzbischof Karl Fritz in Freiburg am 6. November 1925 bestätigte.

Am 11. November 1928 verstarb Äbtissin Gertrudis Molz. Ihre Nachfolgerin wurde die bisherige Priorin Bernarda Geiler. Sie ist 1879 in Karlsruhe geboren und war Künstlerin. Sie wurde am 3. Dezember 1928 von Erzbischof Karl Fritz benediziert. Mit Abt Kassian Haid (1917 – 1949) von Kloster Mehrerau und Abt Bernhard Widmann vom Kloster Bronnbach nahmen erstmals wieder Vertreter des Ordens an einer Amtseinsetzung in Lichtenthal teil. Schon vor ihrer Wahl zur Äbtissin hatte Bernarda viel Vorarbeit geleistet zum Wiederanschluss von Kloster Lichtenthal an den Orden und Korrespondenz

geleistet. Die Jahresexerzitien wurden jegtzt wieder durch einen Cistercienser gehalten.

Als Künstlerin lag ihr natürlich auch die Erhaltung der Kunstwerke im Kloster am Herzen.

Der Schlüsselmuttergottes in der Fürstenkapelle fügte Äbtissin Bernarda zu den beiden Schlüsseln den Schlüssel des Klostertors hinzu, in einer Zeit als das Kloster von der Aufhebung des Klosters durch das Naziregime bedroht war.

Am 19. März 1940 schlossen die Nazis die Privatschule. Ab Juli 1940 musste der Konvent Kriegsgefangene verköstigen. Ab 1941 wurden Vertriebene aus der Bukowina im Schulgebäude einquartiert.

Auch der gesamte Orden war betroffen. 1941 wurden die Mönche aus Kloster Mehrerau und Vorarlberg vertrieben.Der  Prior, P.Laurentius Göppel, kam am 13. Oktober 1941 nach Lichtenthal und blieb dort bis zur Freigabe seines Klosters im Mai 1945.

Abt Kassian Haid hatte im schweizerischen Cistercienserinnenkloster Magdenau sein Asyl gefunden.

Am 29. September 1947 starb Äbtissin Bernarda. Zu ihrer Nachfolgerin wurde Adelgundis Lohrmann gewählt. Sie ist 1893 in Krefeld geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Lehrerin und trat direkt nach ihrer Ausbildung 1913 ins Kloster Lichtenthal ein.

1928 wurde sie zur Priorin ernannt. Nach dem Tod von Äbtissin Bernarda wurde sie unter Vorsitz von Vaterabt Kassian Heid von Mehrerau zur Äbtissin gewählt. Unter ihrer Regierung wurde die Landwirtschaft in Kloster Lichtenthal schrittweise eingestellt.

Dafür wurden die Kunstwerkstätten für Graphik, Paramentik und Weberei weiter ausgebaut. Eine Goldschmiedewerkstatt für sakrale Kunst kam dazu. Am 27. Juli 1974 starb sie an den Folgen eines Schlaganfalles.

Auf sie folgte Lucia Reiss, 5. Juni 1913 Furtwangen geboren. 1933 trat sie als Postulantin in das Kloster Lihtenthal ein. 1934 wurde sie als Novizin eingekleidet und legte am 6. Januar 1938 ihre Profess ab.

Sie studierte Germanistik, Geschichte und Englisch in Freiburg, Münster und Straßburg . Bei dem Mediävisten Professor Hermann Heimpel wurde sie 1944 mit der„Studie zur Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte des Zisterzienserinnen-Klosters Lichtenthal (1245–1803)“ zum Doktor der Philosophie promoviert.   Die neugewählte Äbtissin  Adelgundis Lohrmann ernannte sie 1947 zur Priorin. Sie war technisch interessiert und offen für Neuerungen. Sie ließ die Klosterbuchhaltung auf EDV umstellen. Ende 1970 ließ sie die leerstehenden Ökonomiegebäude umbauen.

Dort entstanden nun neue Werkstätten für die Paramentenstickerei, die Weberei, die Goldschmiede und die Grafikabteilung. Eine umfangreiche Buch- und Kunsthandlung  wurde eröffnet.  Tagungs- und Seminarräume sowie mehrere Gästezimmer wurden eingerichtet.

1979/80 wurde das Oratorium und eine Hauskapelle für die Gäste gebaut.. 1980 wurde die Mädchen-Grund- und Hauptschule zur koedukativen Grundschule umgewandelt .

Äbtissin Lucia starb am 14. August 1989 an akutem Herzversagen.

Ihre Nachfolgerin wurde die aus Düsseldorf stammende Adelgundis Selle. sie trat 1948 in das Kloster Lichtenthal ein. An der Lehrerinnenakademie in Gengenbach hatte sie ihre Ausbildung zur Volksschullehrerin gemacht. Ab 1952 unterrichtete sie

an der Klosterschule. Von 1959 bis 1978 war sie Konrektorin und von 1978 bis 1984 Rektorin der koedukativen Grundschule Lichtenthal. 1974 wurde sie Priorin.Von 1985 bis 2000 war sie Novizenmeisterin. 1989 folgte sie

Lucia als Äbtissin nach. In ihrer Amtszeit wurde der Umbau der alten Ökonomiegebäude zum Gästehaus beendet. die Klosterkirche wurde 1991 renoviert und eine neue Orgel eingebaut.

1993 wurde Kloster Lichtenthal wieder mit allen Rechten in den Orden aufgenommen. 1995 konnte das 750-jährige Bestehen gefeiert werden.

Äbtissin Adelgundis stürzte 1997 schwer. Da ihre Kräfte nachließen, legte sie ihr Amt zum 1. Mai 2001 nieder.

Auf sie folgte die in Koblenz geborene Bernardette Hein. Sie war am 11. Februar 1979 ins Kloster eingetreten und legte ihr Profess am25. März 1980 ab. Am 1. Mai 2001 wurde sie zur 46. Äbtissin von Lichtenthal gewählt.

20 Nov. 2020

Friedrich V. von der Pfalz ( der “Winterkönig”)und seine Familie

 

 

Friedrich V. wurde am 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang als erster Sohn des pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. (1574-1610) und Luise Juliane von Nassau Oranien (1576-1644) geboren.

Sein Vater stammte aus der Linie von Pfalz-Simmern. Unter Friedrich IV. wurde in Auhausen (heute im Landkreis Donau-Ries und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen in Bayern)die Protestantische Union (auch Union von Auhausen) gegründet. Das war ein Zusammenschluss von acht protestantischen Fürsten und  17 protestantischen Städten im Heiligen Römischen Reich. Bevollmächtigter von Friedrich IV.  war  Christian von Anhalt.

Die pfalzgräfliche Abkunft väterlicherseits und seine Verwandtschaftsbeziehungen mütterlicherseits bis in den französischen Hochadel hinein boten Friedrich V.  eine verheißungsvolle Ausgangsposition.

Da zu dieser Zeit die Pest in Heidelberg grassierte, verbrachte Friedrich V. die ersten beiden Jahre seiner Kindheit in der Oberpfalz. Er wurde zur Erziehung an den Hof des Fürsten von Sedan, Heinrich von Bouillon, gegeben.

Neben einer standesgemäßen höfischen Erziehung  erhielt er auf ausdrücklichen Wunsch seiner Eltern eine gründliche theologische Ausbildung durch Daniel Tilenus, der in  Sedan seit 1599 Studiendirektor war. Er galt

galt als Vertreter eines gemäßigten, königstreuen Kalvinismus. Er war durch die Religionskriege in Frankreich massgeblich geprägt. Deshalb forderte er eine grenzübergreifende Solidarität unter den Reformierten. Den Fürsten machte er es geradezu zur Christenpflicht, auch in anderen Ländern einzugreifen, wenn Glaubensbrüder von der Obrigkeit verfolgt oder bedrängt wurden. Neben seiner theologischen Ausbildung sollte er mit der französischen Hofkultur vertraut gemacht werden.

Natürlich erlernte er die französischen Sprache. Das sollte ihn zur Erfüllung diplomatische Aufgaben, aber auch zur  Verheiratung mit einer ausländischen Fürstentochter vorbereiten.

Am 19. September 1610 starb Friedrich IV.  mit nur 36 Jahren an den Folgen seines unmäßigen Lebenswandels. Er hatte schon 1602 entgegen allen Reichsgesetzen die kalvinistischen Pfalz-Grafen von Zweibrücken als Vormünder und Kuradministratoren bestimmt.

Gemäß der Goldenen Bulle von 1356 wären die nächsten männlichen Verwandten, in diesem  Fall die Pfalzgrafen von Neuburg dazu berechtigt waren.  Natürlich kam es zu einem heftigen Streit zwischen den pfälzischen Linien Zweibrücken und Neuburg.

Johann II. von Pfalz-Zweibrücken wurde der Vormund von Friedrich V. und war auch Kuradministrator. Der Streit zwischen den beiden pfälzischen Linien endete erst mit der Volljährigkeit Friedrichs. Kanzler war, wie schon unter seinem Vater Christian von Anhalt,

der auch seine Vertrauensperson war. Er hatte auch die Weichen für den jungen Kurfürsten gestellt. Ein großer Coup gelang ihm mit der Vermählung Friedrichs mit Elisabeth Stuart, Tochter König Jakobs I. Sowohl der Heidelberger Oberrat und die Fürsten der Protestantischen Union begrüßten diese dynastische Verbindung nicht unbedingt  vorbehaltlos. In Deutschland befürchtete man eine stärkere ausländische Einflussnahme auf die Innenpolitik der protestantischen Reichsstände. Auch am Londoner Hof stieß die Pfälzer Werbung zunächst auf Skepsis. Zum einen  konnten sich die Engländer unter dem Titel eines „Pfalzgrafen“ nichts vorstellen. Schon mehrere Eheangebote waren in London entweder wegen der Religion oder als “nicht standesgemäß” abgelehnt worden.

Die Mutter Elisabeths Anna von Dänemark war stark gegen diese Eheschließung und auch die Madrider Diplomaten hätten die englische Königstochter lieber mit dem spanischen König vermählt. Sie streuten das Gerücht, Friedrich sei körperlich verunstaltet.

So wurde Hans Meinrad von Schönberg zum Jahreswechsel 1611/12 nach England geschickt, um die Vorteile einer ehelichen Verbindung von Friedrich und Elisabeth herauszustreichen. Meinhard war seit 1611 im Dienste von Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg. Auch für die protestantische Union erfüllte er viele zum Teil brisante Aufträge und diplomatische Aufgaben wie z.B. diese Brautwerbung. Seit dem 1.11. 1611 war er Hofmeister am kurpfälzischen Hof in Heidelberg. Seine Werbung war ja auch von Erfolg gekrönt. Als er zur Ratifikation des Ehevertrages nach London reiste, lernte er Anna Sutton-Dudley, die Tochter des 5. Baron Dudley, kennen. Sein persönliches Erfolgserlebnis. Er heiratete Anna am 22. März 1615 in London.

Als Friedrich V. 1612 selbst nach England reiste machte sich seine sorgfältige Erziehung bezahlt. Sein angenehmes Äußeres und seine vollendeten Umgangsformen beeindruckten. Er gewann auch schnell Elisabeths Herz und aus dieser aus rein politischen Gründen angebahnten Adelsverbindung war eine richtige Liebesheirat geworden.

Elisabeth wurde am 19. August 1596 als älteste Tochter Jakobs VI. von Schottland und Anna von Dänemark geboren. Sie war die Enkelin von Maria Stuart, die 1587 hingerichtet worden war. Sie hatte mehrere Geschwister, die als Kleinkinder starben. Nur zwei Brüder überlebten das Kleinkindalter. Der Ältere, Henry Frederick, der Thronanwärter starb mit 18. Der jünger Bruder Karl wurde 1625 als Charles I. König von England. Sie wurde wie für englische Königstöchter üblich von loyal zum Königshaus stehenden Adligen erzogen.

Ihre letzte Erziehungsstation war die Familie von Lord John Harington und seiner Frau Anne. Lord John war ein Patensohn von Elisabeth I. Die Familie war streng protestantisch. Sie lebte auf deren Gut Combe Abbey, einer ehemaligen Zisterzienserabtei, die

Lord John zu einem Herrenhaus umgebaut hatte.Dort lernte sie schreiben, reiten und die Fremdsprachen italienisch und französisch. 1608 zog sie an den englischen Königshof, wo sie eine enge Bindung zu ihrem Bruder Henry Frederick hatte.

Am 14. Februar 1613 wurde in der Kapelle des Whitehall Palace die Ehe zwischen dem Kurfürsten Friedrich V. und Elisabeth Stuart geschlossen. Anlässlich der Hochzeit gab es aufwändig inszenierte Feierlichkeiten in London und in England. Dies erschien auch

als ein deutliches Signal gegen die katholisch-habsburgische Vormachtstellung in Europa. Von der protestantischen Bevölkerung wurde das euphorisch wahrgenommen, was eine Fülle von Flugblättern, Pamphleten und Traktaten unterstreicht.

In London wurde die Hochzeit mit einem großen Feuerwerk auf der Themse gefeiert. Über Vlissingen/Zeeland reisten sie nach Den Haag weiter, wo sie von Maurits von Nassau, dem Onkel des Kurfürsten und Statthalter der Niederlande begrüßt wurden.

Rheinaufwärts fuhr man dann auf drei Schiffen bis Oppenheim. Die Feierlichkeiten in Heidelberg dauerten mehrere Tage. Die prunkvollen Feierlichkeiten verschlangen Unsummen.

Nach der Hochzeit baute das junge Paar seien Hauptstadt Heidelberg  zielstrebig zu einer barocken Musterresidenz aus. In der Heidelberger Residenz wurde der “Englische Bau” errichtet und mit dem 1615 erbauten Elisabethentor erhielt die englische Königstochter einen separaten Eingang in die Residenz. Dann begann man mit dem weithin berühmten Hortus Palatinus, einem Hofgarten. Baumeister war der normannische Gartenarchitekt Salomon de Caus.

Am 1. Januar 1614 gebar Elisabeth  einen Sohn, das auf den Namen Friedrich Heinrich getaufte   erste Kind, dem zwölf weitere Folgen sollten.

Der Hochzeitsvertrag hatte der Königstochter Elisabeth eine Sonderstellung zugesichert. Das führte immer wieder zu Reibereien mit ihrer Schwiegermutter  Luise Juliane. Die Wogen glättete dann immer sein Hofrat. Zusammen mit seiner englischen Frau spielte er die Rolle von Ersatzeltern für das junge Kurfürstenpaar. Im privaten Umfeld schottete Hans Meinhard von Schönberg den Kurfürsten ab, im politischen Bereich stellte Christian von Anhalt die Weichen. Als Meinhard am 3. August 1616 plötzlich starb,war das ein schwerer Verlust für den Kurfürsten. Seine Frau war schon kurz nach der Geburt des einzigen Kindes Friedrich von Schönberg, des späteren Feldherrn und Marschall von Frankreich, gestorben.

Mit seinem 18. Geburtstag übernahm Friedrich die Regierung. Die Regierungsgeschäfte führte aber der Oberrat, ein Gremium aus drei adligen und drei gelehrten bürgerlichen Räten, außerdem der Hofmeister, der Marschall und der Kanzler. Unter den Räten war

Dr. Ludwig Camerarius der wichtigste Mann. Er war schon Friedrich IV. 1598 in den Oberrat berufen worden. Zunächst war er überwiegend mit rechtskundlichen Aufgaben betraut. 1603 wurde er in die pfälzische Reichsgesandtschaft aufgenommen. Er wurde zum wichtigsten Diplomaten der Kurpfalz für die Äußere Politik innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches.

Ein verstörendes Erlebnis hatte Friedrich V. kurz nach seiner Regierungsübernahme. Er weilte auf einer Sitzung der Union in Heilbronn, als er von einem heftigen Sumpffieber ergriffen wurde. Er erholte sich zwar rasch, doch erlitt er einen Rückfall, der ihn fast das Leben gekostet hätte. Diese Krankheit veränderte auch seine Persönlichkeit. Er Wirkte nun äußerlich schon kraftlos, schläfrig und kränklich. Seiner Umgebung fiel sein melancholischer, ja fast depressiver Charakter auf.

Am 22. Dezember 1617 wurde Karl Ludwig, der zweite Sohn, in Heidelberg geboren. (+ 22.8.1680)

Ein Jahr später kam das dritte Kind, Elisabeth am  26. Dezember 1618 in Heidelberg zur Welt. (+ 8.2. 1680)

Die politische Großwetterlage verdüsterte sich zunehmend. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wurde immer brüchiger. Die Lage wurde noch komplizierter durch die Ausbreitung des Calvinismus, der im Religionsfrieden “verfassungsrechtlich” gar nicht berücksichtigt war. Ottheinrich (regiert von 1556-1559) führte die lutherische Konfession in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich III. von Pfalz-Simmern (reg. 1559-1576) führte den Calvinismus in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich IV., der Vater von Friedrich V., führte einen erneuten Bekenntniswechsel zurück zum Luthertum durch. Sein früher Tod hatte zur Vormundschaft von Johann II. von Pfalz-Zweibrücken geführt. (s.o.) Dieser hatte das calvinistische Bekenntnis seines Vaters Friedrichs III. beibehalten.

Er benutzte die Vormundschaft, um das reformierte Bekenntnis erneut in der Kurpfalz einzuführen.

In den katholisch gebliebenen Territorien setzte verstärkt die Gegenreformation ein. Die zunehmende Verhärtung zeigte sich auch in der illegalen Besetzung der lutherischen Reichsstadt Donauwörth durch Truppen des katholischen Herzogs Maximilian von Bayern 1607 . Das wiederum führte zur Gründung der protestantischen Union durch Friedrich IV. (s.o.) Der von 1609 bis 1614 schwelende jülisch-klevische Erbstreit hätte das Reich beinahe in einen Krieg gestürzt. Bei diesem Streit mischten auch die kurpfälzischen Berater kräftig mit. Christian von Anhalt, seit 1595 in den Diensten von Friedrich IV. einigte sich im Winter von 1609 auf 1610 mit Heinrich IV. auf ein gemeinsames militärisches Vorgehen mit Frankreich im jülisch-klevische Erbstreit. Hans Meinhard von Schönberg nahm an der Belagerung von Jülich als „Obrister über die Artillerie, Fortification und ein Regiment Fußvolk“ teil und trug entscheidend zum Gelingen bei.  Der Streit endete 1614 mit einem Kompromiss. Der nächste Konflikt stand schon bevor.

In den böhmischen Kronlanden der Habsburger sah sich das Haus Habsburg als Schutzmacht des Katholizismus. Böhmen war aber überwiegend protestantisch. Matthias von Habsburg wurde am 23.Mai 1611 zum König von Böhmen gekrönt. Matthias, seit 1612 Kaiser, hatte keine Erben.1618 schlug er seinen Cousin Erzherzog Ferdinand zum böhmischen König vor. Er wurde auch von den böhmischen Ständevertretern gewählt, obwohl bekannt war, dass Erzherzog Ferdinand in seinen österreichischen Ländern die Gegenreformation betrieben hatte. Nach der Wahl wurde der Einfluss der Protestanten massiv beschnitten. Sie forderten nun gemäß den 1609 gewährten „Majestätsbriefes“ für sich die freie Religionsausübung, Königswahl und Landtagseinberufung. Diese Forderung wurde in Wien ignoriert. Nun brach der böhmische Ständeaufstand aus, symbolträchtiger Höhepunkt, der zweite Prager Fenstersturz. Am 20. März 1619 starb Kaiser Matthias in Wien. Nun verweigerten die böhmischen Stände Ferdinand den Anspruch auf die Wenzelskrone und erklärten ihn für abgesetzt. Der Prager Landtag verabschiedete eine neue Ständeverfassung für Böhmen,wichtigster Punkt die Wahl eine neuen Königs. Nun kam auch der Pfälzer Kurfürst ins Spiel. Christian von Anhalt hatte von seinem Amtssitz in Amberg aus  schon seit 1618  geheime Beziehungen nach Prag gepflegt. Er hatte für die böhmischen Stände Militärhilfe organisiert. Er verhandelte mit den Ständen auch über die Krönung eines neuen Monarchen. Mitte 1619 empfing Friedrich und Christian in Amberg eine Prager Delegation, die Friedrich die böhmische Krone antrug. Eine Annahme dieses Gesuchs würde natürlich eine Provokation des Kaiserhauses bedeuten. Auch der Heidelberger Oberrat fand in seinem Gutachten mehr Risiken als Chancen gegen in einer böhmischen Kür. Sein Schwiegervater Jakob sagte Friedrich klar, dass er von England keine Hilfe erwarten dürfe. Die übrigen Fürsten der Protestantischen Union reagierten ablehnend auf das Vorhaben. Sein katholischer Verwandter aus der bayrischen Linie der Wittelsbacher, Herzog Maximilian von Bayern (1598–1651), warnte ihn brieflich klar und deutlich vor der Annahme der böhmischen Krone und erklärte “dass ich der Erste bin, der gegen die Böhmen undt Ihren unrechtmässigen König zu Veldte zieht” Sein Kanzler Christian und  seine Frau Elisabeth bestärkten Friedrich in seinem Vorhaben, wobei nicht klar ist, wie stark die Rolle seiner Frau bei dieser Entscheidung war. Als Friedrich zustimmte, wählten ihn die die böhmischen Stände am 27. August 1619 zu ihrem  König, genau einen Tag vor der Kaiserwahl Ferdinands II. in Frankfurt. 

Mit seiner schwangeren Frau und einem Gefolge von über 500 Leuten zog Friedrich in Prag ein und wurde begeistert empfangen. Der Jubel währte aber nicht lange. Die böhmischen Stände wollten ihre Macht nicht mit einem Monarchen teilen. Das Volk fühlte sich getäuscht, weil Friedrich sein Versprechen, die Religionsfreiheit zu achten, brach. Die calvinistischen Ideen wurden mit Gewalt verbreitet.Der Bildersturm im Prager Veitsdom Ende 1619 bildete einen traurigen Höhepunkt.

Auch außenpolitisch war Friedrich schnell isoliert. Die Unionsfürsten waren schon im Vorfeld der böhmischen Kür gegen eine solche und lehnten eine militärische Hilfe ab. Sein Schwiegervater hatte ihm im Vorfeld ja auch erklärt, dass er keine Hilfe erwarten könne. Kaiserliche Truppen mit spanischer Verstärkung rückten in Böhmen ein. Der sächsische Kurfürst Johann Georgs I. (1611–1656), dem die böhmische Krone von den gemäßigten protestantischen böhmischen Ständen ebenfalls angetragen worden  war, die er aber abgelehnt hatte, überrannte die Lausitz und Schlesien.

Friedrich verfügte nur über eine schlecht ausgerüstete Armee. Vor allem fehlte ihm Geld, so dass er den Sold nicht zahlen konnte. Einige verkauften ihre Waffen an den Feind. Andere desertierten. Durch einen Spion erfuhr Friedrich, dass die Kaiserlichen direkt auf Prag vorrücken wollten. Er ließ daher sein Heer unter Führung Christian von Anhalt auf dem Weissen Berg, einer Anhöhe vor Prag Stellung beziehen. Diese bot zwar einen strategischen Anhalt. Doch das Zahlenverhältnis sprach gegen ihn. 21.000 seiner Soldaten standen 28 000 Mann der Kaiserlichen gegenüber und wurden auch schnell überrannt. Die Schlacht war verloren und Friedrich floh noch in der Nacht mit seiner Familie aus Prag.

Zunächst floh er mit seiner Familie nach Brandenburg und Wolfenbüttel.   Als er in Küstrin in Brandenburg angekommen war, quittierte sein Kanzler Christian von Anhalt seinen Dienst.

Am 29. Januar 1621 wurde die Reichsacht über Friedrich  verhängt. Das war ein Verfassungsbruch des Kaisers. Die protestantischen Fürsten protestierten zwar dagegen. Der Protest wurde aber von Ferdinand zurückgewiesen und gleichzeitig die Abrüstung  der

protestantischen Truppen verlangt. Im März floh er schließlich ins Exil nach Holland.   Seine Gastgeber atmeten auf, denn wer  einen Geächteten unterstützten,war mit Sanktionen bedroht.Im April 1621 löste sich die Union auf. Im Sommer trat Johann II. von Pfalz Zweibrücken, der nach dem Tod von Friedrichs Vater die Vormundschaft für Friedrich übernommen hatte, als Statthalter der Kurpfalz in Heidelberg zurück. Die räumliche Distanz Friedrichs verhinderte  ein direktes Eingreifen Friedrichs. Weil die Lage aber für seine
Erblande immer bedrohlicher geworden war, ging er in der Nacht vom 2. auf den 3. April 1622 heimlich, mit nur zwei Begleitern aus seinem Exil über Calais nach Paris. Von dort reiste er weiter in die Südpfalz. Dort traf er auf die Truppen seines Heerführers General Ernst von Mansfeld. Diesen gab er sich zu erkennen. Er richtete  von dort aus auch gleich mehrere Schreiben an die evangelischen Fürsten. Er wollte die aufgelöste evangelische Union wiederbeleben. Graf von Mansfeld war seit 1610 immer für Gegenspieler des Hauses Habsburg tätig. Er hatte auch in Böhmen gekämpft. An der Schlacht am Weissen Berg hatte er aber nicht  persönlich teilgenommen, was ihm mit 100.000 Gulden aus der gegnerischen Kasse vergütet wurde. Seit dem Frühjahr 1621 diente er dem geächteten Friedrich. Am 27. April 1622 schlug er bei Mingolsheim den bayerisch-ligistischen Generalleutnant Tilly. Dieser Sieg und die persönliche Anwesenheit Friedrichs gaben der  pfälzischen Sache nochmals großen Auftrieb. Aber schon am  6. Mai 1622 erlitt  Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach bei Wimpfen eine vernichtende Niederlage. In dieser Schlacht waren für Friedrich nur die von Georg Friedrich aufgestellten und angeworbenen Truppen beteiligt. Von Manfelds Armee konnte nicht eingreifen. Einen weiteren Monat später konnte Tilly die Vereinigung der Armeen von Mansfeld und Christians von Braunschweig –Wolfenbüttel verhindern und schlug auch die Armee Christians. Diese beiden Niederlagen sowie ein dramatischer Mangel an Lebensmitteln wendeten das Blatt zu Ungunsten von Friedrich. Im Mai Juni überfiel von Mansfeld Darmstadt im Namen des Winterkönigs und nahm den Landgrafen als Geisel. Damit brachte Friedrich die lutherischen Staaten Europas gegen sich auf. Sein Schwiegervater Jakob  war empört und forderte Friedrich ultimativ auf, den Landgrafen sofort frei zu geben. Von Mansfeld überzeugte Friedrich schließlich,dass die pfälzischen Erblande nicht mehr zu halten waren. Er kehrte am 18. Juni 1622 nochmals nach Heidelberg zurück und ließ die 1619 verbliebenen Wertgegenstände und Akten nach Den Haag transportieren. Nach der Eroberung Heidelbergs im September 1622 fanden die Eroberer nur noch ein leeres Schloss vor. Den Sommer 1622 verbrachte Friedrich in Sedan, wo er ja seine Ausbildung erfahren hatte. Sehr ungern ging er im Oktober zurück in die Niederlande. Zum Jahreswechsel 1622/23 bildete Friedrich in Den Haag eine Exilregierung gebildet, zu deren Chef er Ludwig  Camerarius (s.o) ernannte. In Den Haag war Friedrich völlig auf die finanzielle Unterstützung seiner niederländischen und englischen Verwandtschaft angewiesen. Und dort befand er sich im Spannungsfeld widerstrebender Forderungen. Seine niederländischen Gastgeber waren für eine Fortsetzung des Krieges. Sein Schwiegervater wollte, dass Friedrich sich mit seinen Gegnern friedlich verglich. England und Spanien hatten im Mai 1623 einen Waffenstillstand für die Pfalz ausgehandelt. Friedrich weigerte sich zunächst von den Niederländern bestärkt, diesen zu ratifizieren. Erst als Jakob VI. mit ernsthaften Konsequenzen aus London drohte, musste Friedrich im November 1623 unterschreiben.

Schon im Februar 1623 hatte Kaiser Ferdinand II.die Pfälzer Kurwürde auf den Bayernherzog Maximilian übertragen. Um die politischen Tagesgeschäfte kümmerte sich Friedrich kaum, worüber sich Camerarius bitter beklagte. Einen regelrechten Geiz entwickelte er, wenn es um finanzielle Zuwendungen für seine Administration ging. Seine Hofhaltung verschlang aber Unsummen, für die von den Niederländern und London bewilligten Zahlungen meist nicht reichten. Ende 1620 baute er sich noch eine eigene Residenz in Rhenen

Das hatte für ihn den Vorteil, fernab des politischen Geschehens und der kritischen Blicke seiner Gastgeber zu sein.  Den größten Teil seiner Seit verbrachte er beim Jagen, auf langen Spaziergängen oder beim Schwimmen.

Der härteste Schicksalsschlag traf ihn am 17. Januar 1629, von dem er sich körperlich erst nach 15 Monaten erholte, seelisch aber nicht mehr. Vor Zaandam kam sein erstgeborener Sohn Friedrich Heinrich bei einem Schiffsunglück ums Leben.

Friedrich Heinrich, Pfalz, Pfalzgraf Auf Friedrich Heinrich hatte nicht nur sein Vater sondern der gesamte pfälzische Exilhof große Hoffnungen gesetzt. In den Plänen zahlreicher Diplomaten spielte er eine wichtige  Rolle.

Er war früh durch seine außergewöhnliche Intelligenz aufgefallen, die zu den besten Aussichten für seine Zukunft als Herrscher berechtigten. Jakob VI. wollte den Konflikt in der Pfalz durch die Heirat seines Enkels mit einer Infantin des Madrider Hofs friedlich lösen.

Bis dahin waren auch alle Bemühungen Friedrichs um die Rückgabe seiner Gebiete in der Pfalz gescheitert. Als Gustav Adolf in den Krieg eingriff, konnte er nochmals Hoffnung schöpfen. Als die Schweden im Dezember 1631 Oppenheim eroberten, kehrte Friedrich wieder nach Deutschland zurück.

Im Februar 1632 traf Friedrich mit Gustav Adolf in Frankfurt zusammen, da er aber keine Unterstützung aus London und Den Haag erhalten hatte, konnte er dem Schwedenkönig nichts anbieten. Friedrich sollte dem schwedischen König huldigen und die Pfalz quasi als Lehen von dem schwedischen König

nehmen. Das aber lehnte Friedrich ab und verzichtete auf Restitution. Er begab sich in das schwedisch besetzte Mainz. Am 16. November 1632 starb Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen.  Jetzt erst hatte sich England entschlossen, eine kleine Streitmacht und finanzielle Unterstützung zu stellen.

Aber das kam jetzt alles zu spät. Friedrich starb am 29. November in Mainz an der Pest. Die Eingeweide Friedrichs wurden entnommen und im Westchor der Katharinenkirche von Oppenheim beigesetzt. Den Leichnam nahm Friedrichs Bruder Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern auf der Flucht vor den anrückenden Spaniern ins sichere Sedan mit.  Wo Friedrich dort dann beigesetzt wurde, ist bis heute unbekannt.

Der zweite Sohn Karl Ludwig wuchs im holländischen Exil in den Haag zusammen mit seinen Geschwistern auf. Dort war der Heidelberger Kurpfälzer Geheime und Oberrat Vollrad von Plessen, der Kurfürst Friedrich ins Exil begleitet hatte, sein Lehrmeister und Tutor.

Nach dem Tode seines Vaters 1632 wurde sein Onkel Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern, der jüngere Bruder Friedrichs zum Vormund von Karl Ludwig. 1633 wurde er als Ritter in den englischen Hosenbandorden aufgenommen.

   

Die Schweden hatten die Pfalz 1632 wieder erobert und rückten im Mai 1633 wieder in Heidelberg ein. Ludwig Philipp hatte im April 1633 mit dem schwedischen Kanzler Oxenstierna einen Vertrag geschlossen, nach dem die Pfalz bis auf wichtige Plätze, an denen schwedische Garnisonen

verblieben, wieder den Erben Friedrichs V. zurückgegeben wurden. Aber schon nach der Schlacht von Nördlingen am 6. November 1634 zogen sich die Schweden auf linksrheinisches Gebiet zurück. Karl Ludwig flüchtete zusammen mit seinem Onkel über Saarbrücken nach Metz. Auf Rat seiner Mutter ging Karl Ludwig nach England, wo sein jüngerer Bruder Ruprecht am Hofe ihres Onkels Karl I. lebte. Dort war es  1648 zu einem 2. Bürgerkrieg gekommen, in dem Karl I. von Cromwell verhaftet wurde und nach einem Prozess zum Tode verurteilt und  am 30. Januar 1649 enthauptet wurde.

Karl Ludwig ging aufs Festland zurück zuerst zu seiner Mutter dann nach Kassel. Dort verlobte er sich mit Charlotte, der Tochter des hessischen  Landgrafen Wilhelm V. und der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen. Die Heirat erfolgte am 12./22. Februar 1650 in Kassel. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor und zwar Karl II.(1651–1685), der spätere Kurfürst von der Pfalz.Dann folgte Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz (1652–1722), die1671 Herzog Philipp I. von Orléans, den Bruder von Ludwig XIV. heiratete und als Lieselotte von der Pfalz in die Geschichte einging.Das dritte Kind Friedrich wurde 1653 geboren und starb schon ein Jahr nach der Geburt. Die Ehe war nicht glücklich. Nach dem Tod des dritten Kindes verwies Charlotte ihren Mann  aus dem Schlafzimmer. Er wollte die Scheidung, doch Charlotte willigte nicht ein. Schließlich verstieß sie Karl Ludwig offiziell und proklamierte dies öffentlich.

Im September 1652 kam Louise Freifrau von Degenfeld als Kammerfräulein der Kurfürstin nach Heidelberg, die er nach der Scheidung von Charlotte in morganatischer Ehe heiratete.

Nach dem Westfälischen Frieden   erhielt   Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz in verkleinerter Form wieder zurück. In der Religionsfrage wurde der Passauer Vertrag von 1552 sowie der Augsburger Religionsfriede von 1555 bestätigt.Die Kurpfalz war eines der vom Krieg am schwersten betroffenen Gebiete. Sie hatte fast die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren. Er erhielt auch die Kurwürde zurück, allerdings nicht die bisherige. Diese war  mit dem Amt   des Reichsvikars und des Erztruchsessenamts verbunden gewesen   und die verblieb bei Bayern. In der Causa Palatina (IV. Artikel des    Osnabrücker  Friedensvertrag) wurde der 300 Jahre schwelende Konflikt zwischen der pfälzischen und bayrischen Wittelsbacher gelöst, in dem es darum ging, welche Linie als Kurfürsten an der Wahl des Königs teilnehmen sollte.   Im westfälischen Frieden wurde eine achte Kurwürde geschaffen. Es gab auch ein neues Amt dazu, das Erzschatzamt. Am 2. August 1652 wurde er Erzschatzmeister. Das war rangmäßig ein Abstieg. Die Pfalzgrafen rutschten in der Rangfolge der der weltlichen Kurämter vom ersten auf den letzten Platz. Noch schwerer wog auch der Verlust der Oberpfalz an Bayern, denn die war vor dem Krieg wirtschaftlich prosperierend und hatte vor allem, im Bergbau erhebliche Überschüsse erzielt.  Ein Erfolg war aber,  dass auch die calvinistische Konfession im Westfälischen Frieden als prinzipiell gleichberechtigt neben den Lutheranern und Katholiken anerkannt wurde. Karl Ludwig bestätigt am 10. Dezember 1650 den Lutheranern das Recht, ihre Religion auszuüben. Er mühte sich, den Neuaufbau der Kurpfalz nach den Zerstörungen des Krieges voranzubringen.

Am 1. November 1652 eröffnete Karl Ludwig die Heidelberger Universität wieder und übernahm das erste Rektorat. Er berief namhafte Professoren an die Universität wie Friedrich Spanheim den Jüngeren, Theologe und Kirchenhistoriker,Johann Heinrich Hottinger, Professor für das Alte Testament und Hebräisch, Johann Ludwig Fabricius, Professor für Systematische Theologie, Samuel von Pufendorf, für den Karl Ludwig einen Lehrstuhl für Natur und Völkerrecht einrichtete. Jacob Israel war Stadtphysikus in Heidelberg und lehrte an der Universität Physiologie, Anatomie und Chirurgie. Den einstigen weltruf konnte die universität aber trotz dieser Koryphäen nicht zurückgewinnen. Die Bibliothek musste neu aufgebaut werden nachdem Herzog Maximilian I.1622  nach München überführen wollte, nachdem Tilly Heidelberg erobert hatte. Er musste sie aber Papst Gregor XV. auf dessen ausdrücklichen Wunsch überlassen. Die wirtschaftliche Grundlage musste gewährleistet werden, neue Professoren berufen und Studenten angeworben worden. Das erste gedruckte Personal-und Vorlesungsverzeichnis wurde 1655 herausgegeben. Man bemühte sich vor allem um adlige Studenten, die das Recht auf freie Wohnungswahl und auch das Jagdrecht in den umliegenden Wäldern erhielten. 1653 ließen sich 127 Studenten einschreiben. Die Zahl ging aber ständig zurück, da es nicht gelungen war, die Universität auf eine gesündere wirtschaftliche Grundlage zu stellen.

Nach dem Tode des Kaisers Ferdinand III. 1657 übernahm Karl Ludwig das Amt des Reichsvikars, was allerdings auf heftigen Widerspruch seines Vetters Ferdinand Maria in München stieß, was beinahe in einem Waffengang endete.Die übrigen Kurfürsten vermittelten und verhinderten dies. Der Streit wurde dann erst 1724 endgültig beigelegt. Das Vikariat feierte Karl Ludwig mit Vikariatsprägungen.

1657 ließ sich Karl Ludwig auch von Charlotte scheiden, die diese Scheidung aber nie anerkannte. In diesem Jahr heiratetet er auch Louise von Degenfeld in Frankenthal. Aus dieser Ehe gingen dreizehn Kinder hervor, die aber nicht erbberechtigt waren, da Louise schon 1667 für sich und ihre Kinder auf alle Erbansprüche auf die Pfalz verzichtet hatte. Karl Ludwig gab ihr und den Kindern den Titel Raugrafen und stattete sie mit Lehen der erloschenen Raugrafschaft aus

Am 18. April 1659 wurde der Grundstein zur Providenzkirche gelegt. Sie entstand auf Initiative von Karl Ludwig und seiner Frau Louise. Sie wurde nach Plänen von Theodor Reber errichtet und erhielt den Namen Providenzkirche, nach dem Leitspruch Karl Ludwigs “Dominus providebit” (Der Herr wird sorgen) Sie wurde allerdings schon 1693 beim großen Stadtbrand im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört, dann aber von 1715-1721 wieder neu aufgebaut.

Wichtigstes Bauprojekt wurde die Planung einer neuen Residenz, nachdem das Heidelberger Schloss im 30-jährigen Krieg zerstört worden war. Eine neue zeitgemäße Residenz sollte in Mannheim entstehen. Mit der Ausarbeitung der Pläne wurde der französische Architekt Jean Marot beauftragt.

Es wurde so zwar nie ausgeführt. Aber die Bedeutung Mannheims wuchs schlagartig, so sehr dass Karl Ludwig durchaus als zweiter Gründer Mannheims betrachtet werden kann. Mannheim profitierte auch von seiner konsequenten Ansiedlungspolitik. Mit vielen Privilegien und Anreizen wurden Siedler in die Kurpfalz gelockt. Die Konfession spielte kaum eine Rolle. Es kamen holländische, französische, englische und Schweizer Immigranten auch Mennoniten und zahlreiche Juden.

Die Verwaltung wurde reorganisiert. Die Kammergüter wurden rationell ausgenutzt. Für Sicherheit und Ordnung wurde gesorgt. Der Weinbau wurde wieder hergestellt. Tabak-und Kartoffelanbau wurden eingeführt. Eine Akzise wurde wieder erhoben, also eine Verbrauchersteuer. Karl Ludwig errichtete Manufakturen, wie z.B. in Frankenthal, wo über 20 Manufakturen entstanden z.B. eine Tuchmanufaktur und eine Porzellanmanufaktur.

Der Wiederaufbau der zerstörten und darniederliegenden Kurpfalz gelang relativ schnell. Es gelang ihm allerdings nicht trotz eiserner, fast an Geiz grenzender Sparsamkeit sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich die leeren Staatskassen wieder zu füllen zumal er auch ein stehendes Heer aufbaute.

1671 heiratete seine 19-jährige Tochter Elisabeth Charlotte von der Pfalz den Bruder des französischen Königs Ludwig XIV., Philipp von Orléans. Als Liselottes Bruder Karl II. 1685 kinderlos verstarb, machte Ludwig XIV. für seine Schwägerin Erbansprüche gelten, was zum Pfälzischen Erbfolgekrieges von 1688 bis 1697 führte und in dessen Verlauf die Kurpfalz verwüstet  und Schloss Heidelberg zerstört wurde.

Am 18. März 1677 verstarb Karl Ludwigs Frau Louise Freifrau von Degenfeld mit 42 Jahren. Karl Ludwig heiratete ebenfalls in morganatischer Ehe Elisabeth Holländer von
Berau, Tochter des Tobias Holländer, der Säckelmeister und Bürgermeister von Schaffhausen. Mit ihr hatte er einen Sohn.

Außer zu seiner jüngsten Schwester Sophie von Hannover hatte er zu seinen Geschwistern kein besonders gutes Verhältnis. Seinem Bruder Rupert hatte er 1657 das Betreten des Heidelberger Schlosses ausdrücklich verboten.

Karl Ludwig starb am 28. August 1680 bei Edingen.

Elisabeth wurde am 26. Dezember 1618 in Heidelberg geboren. Sie wurde zunächst von ihrer Großmutter Kurfürstin Luise Juliane von Oranien in Heidelberg erzogen. Nach der Schlacht am Weissen Berg brachte sie Elisabeth zu ihren nach Berlin geflohenen Eltern.

Die Eltern zogen weiter ins Exil nach Den Haag. Elisabeth blieb 1627 am kurfürstlichen Hof in Brandenburg, wo ihre Tante Elisabeth Charlotte (1597-1660) mit dem brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm lebte, den sie 1616 in Heidelberg geheiratet hatte. Elisabeth lebte 8 Jahre

In Berlin und Kossen. Für ihre Erziehung war ihre Großmutter und ihre Tante Katharina Sophie zuständig, die von calvinistischer Frömmigkeit geprägt war. 1627 kam sie zu den Eltern zurück in den Exilhof von Den Haag. Die durchweg begabten Kinder des Winterkönigs und seiner Frau

erhielten im Prinzenhof in Leiden eine vorzügliche Erziehung. Neben Gouvernanten und Erziehern kümmerte sich auch Lehrkräfte der Universität von Leiden um die umfassende Bildung der Kinder. Der Heidelberger Katechismus stand genauso auf dem Stundenplan wie Lektionen in Geschichte, Mathematik und Recht. Fremdsprachen auf dem Programm aber auch Reiten und Ballett und Gesang für die Mädchen. Erbprinz Friedrich Heinrich und die Prinzessin Elisabethstachen  durch besondere Geistesgaben hervor.  Friedrich Heinrich kam ja 1629 bei einem Schiffsunglück ums Leben.

Nach dem Tod Friedrichs 1632 kamen alle Kinder an den Hof der Mutter nach Den Haag zurück. Die Söhne verließen nach und nach das Haus der Mutter. Die Prinzessinnen beherrschten verschiedene Sprachen, wie Lateinisch, Italienisch, Spanisch, Holländisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

Als Elisabeth kaum fünfzehn Jahre alt war, warb König Ladislaus IV. von Polen um ihre Hand. Sie gab ihm nicht das Jawort, auch weil das für sie bedeutet hätte, katholisch zu werden, worauf die polnische Geistlichkeit und der Reichstag bestanden.

Elisabeth war die Gelehrteste. Sie wandte sich  der Philosophie zu, stand in Briefwechsel mit Anna Maria von Schurmann, einer der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit. 1619 begann sie die Schriften von Descartes zu lesen. 1640 wurde Descartes an Elisabeths Hof in Den Haag eingeführt.

Der Wegbereiter der Aufklärung nahm seinen Wohnsitz ganz in der Nähe der kurpfälzischen Prinzessin. 1644 widmete ihr Descartes sein Hauptwerk über die „Prinzipien der Philosophie“.  Die beiden blieben in jahrelangem Briefwechsel verbunden. Die Verbindung blieb bestehen bis zum Tod von

Descartes im Jahr 1650. Descartes übernahm ihre Korrekturen und Vorschläge oft als gute Verbesserungen in seine Arbeiten. 1645 trat ihr Bruder Prinz Eduard von Pfalz zum Katholizismus über, was sie als überzeugte Kalvinistin stark betroffen gemacht hat.

1646 ermordete ihr Bruder Prinz Philipp von der Pfalz (1627 bis 1650) in Den Haag auf offener Straße den Marquis de l’Epinay, einen Günstling seiner Mutter , die angeblich ein Liebesverhältnis zum dem Franzosen unterhalten hatte. Das führte zum Bruch mit ihrer Mutter und sie ging zusammen mit ihrer Schwester Henriette Marie von der Pfalz (1626-1651) von 1646 bis 1647 und 1648 an den Hof ihres Vetters, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, wieder nach Berlin .

Schwer zu schaffen machte ihr auch das Schicksal ihres Onkels König Karl I. in England. König seit 1625 wurde er 1649 zum Tode verurteilt und am 30. Januar hingerichtet.

Nachdem ihr Bruder Karl Ludwig 1649 die Kurpfalz wieder zurückerhalten hatte, konnte auch Elisabeth 1650 wieder nach Heidelberg zurückkehren. Schnell nahm sie Kontakt zu den Professoren an der wieder eröffneten Universität auf. Sie soll sogar Studenten um sich gesammelt haben und mit

ihnen über die Lehren von Descartes zu sprechen.

In diesem Jahr wurde auch ihre Schwester Louise Hollandine (1622-1709) als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr das Amt als Küsterin übertragen ihre Wahl zur Koadjutorin wurde aber von der regierenden Äbtissin, ihrer Cousine  Elisabeth Luise Juliane von Pfalz-Zweibrücken, verhindert.

Häusliche Zwietracht in Heidelberg, die unglückliche Ehe ihres Bruders und die anschließende Heirat mit Louise Freifrau von Degenfeld veranlassten Elisabeth, aus Heidelberg weg zu gehen. Wieder in Brandenburg betrieb sie von dort aus energisch ihre Aufnahme in das Stift Herford, unterstützt

vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Sie sollte dort Koadjutorin werden. Aber wie schon bei Louise Hollandine  versuchte die Äbtissin dies  wohl die Konkurrenz Prinzessin Elisabeths fürchtend  zu verhindern. Aber schließlich konnte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Wahl durchsetzen und Elisabeth wurde am 01.05.1661  zur Koadjutorin der Fürstabtei Herford gewählt. Aufenthalte der Koadjutorin sind für die Jahre 1661, 1662, 1664, 1665 und 1666 in Herford nachweisbar.

Sie pendelte zwischen ihren Verwandten, der hessischen Landgräfin Hedwig Sophie, Tochter des brandenburgischen Kurfürstenpaars,  dem brandenburgischen Hof in Berlin und ihrer Schwester Sophie in Iburg.

Am 28.03.1667 starb Äbtissin Elisabeth Luise . Einen Monat später, am 30.04. 1667 wurde Prinzessin Elisabeth von der Pfalz feierlich als neue Fürstäbtissin des Reichsstiftes Herford inthronisiert.

Zwischen 1657 und 1669 hatte sich unter Jean de Labadie die Glaubensgemeinschaft der Labadisten gebildet. Sie wichen kaum von der Lehre der reformierten Kirche ab, strebten aber einem katholisch-klösterlichen Lebensideal nach und lebten in Gütergemeinschaft von Händearbeit.

Dieser Sekte hatte sich inzwischen Anna Maria von Schurmann angeschlossen, ihre Briefpartnerin aus Leiden. Nach der Ausweisung aus Amsterdam machte sie Labadie und seine Glaubensgenossen auf die Fürstäbtissin in Herford aufmerksam.

Bei den Labadisten wohnten Männer und Frauen in einem Haus, was den Verdacht der Vielweiberei erweckte. Dazu kam, daß die Labadisten die Gütergemeinschaft eingeführt hatten.

Die Äbitissin hatte der Gemeinde ein Haus zugewiesen, allerdings ohne den Rat und die Geistlichkeit der Stadt Herford von der Übersiedlung der Labadisten zu benachrichtigen. Sie sah sich dazu nicht verpflichtet, da sie ja Souverän ihres kleinen Territoriums war, das allerdings innerhalb der Stadtmauern lag.  Angesichts des schlechten Rufes, den die Labadisten hatten, verlangte die Bürgerschaft die sofortige Ausweisung und brachte die Angelegenheit vor das kaiserliche Reichskammergericht zu Speyer. Dieses entschied so schnell wie selten,dass die Äbtissin  bei Androhung der Reichsacht und einer Strafe von 30 Mark Gold die sofortige Ausweisung Labadies zu verfügen habe. Sie behielt die Labadisten zwar weiterhin unter ihrem Schutz aber nicht mehr in Herford sondern auf ihrem Landgut außerhalb der Stadt. Nachdem die Labadisten im Juni 1672 nach Altona weiterzogen, versöhnten sich die Äbtissin und die Stadt.

Die tolerante Haltung Elisabeths war auch den Quäkern nicht verborgen geblieben, einer anderen Religionsgemeinschaft, die in dieser Zeit in England ihren Ursprung nahm. Sie waren ebenfalls verfolgt und unterdrückt. Ihr Gründer William Penn reiste auch nach Herford, wo er die Äbtissin besuchte und drei Tage lang blieb. Der Briefwechsel dauerte bis zum Lebensende von William Penn.

Auch in in ihren letzten Lebensjahren stand sie mit zwei der bedeutendsten Philosophen in Verbindung.Mit dem Franzosen Malebranche und dem Deutschen Leibniz pflegte sie einen Briefwechsel.

Ihr wissenschaftliches Interesse schlug sich auch im weiteren Ausbau der Herforder Bibliothek nieder, die aber bei der Säkularisation zugrunde ging.

1679 wurde Elisabeth bettlägerig. Sie litt an Wassersucht und seit ihrer Jugend an Rheumatismus.Kurz vor ihrem Tode versöhnte sich aber mit ihrem Bruder Karl Ludwig.

Im Februar 1680 verstarb sie.m Im Münster von Herford wurde sie bestattet.

Ruprecht von der Pfalz wurde am 27. Dezember 1619 in Prag geboren. Ein Jahr später ging die Schlacht am Weißen Berg verloren. Friedrich V. wurde von den kaiserlichen Truppen unter General Tilly vernichtend geschlagen. Die königliche Familie machte sich auf die Flucht.

Es herrschte wohl ein heilloses Durcheinander. Man vergas sogar, den elf Monate alten Säugling Ruprecht mitzunehmen. Ein Kammerherr fand den schlafenden Prinzen und packte ihn auf den letzten Fluchtwagen. Nach der Flucht über Brandenburg und Wolfenbüttel lebte er bei seiner Mutter im holländischen Exil am Hofe seines Großonkels Friedrich Heinrich von Oranien. Er studierte in Leiden und erhielt natürlich die selbe vorzügliche Ausbildung wie seine Geschwister. Er interessierte sich vor allem für militärische Angelegenheiten. Schon im Alter von 13 Jahren schloss er sich 1633 der holländischen Armee an. In den Kämpfen gegen Spanien  war er bei der Belagerung von Rheinberg dabei. Er war Soldat in der Leibwache des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, seines Großonkels. Er kämpfte bei der Belagerung von Tienen (Tirlemont ) mit, das 1635 fast völlig zerstört wurde. Auch an der Belagerung von Löwen (Louvain) nahm er teil.

1635 begleitete er seinen Bruder Karl Ludwig zu ihrem Onkel Karl I. nach England. Als Neffen des Königs erhielten sie hohe Gnadenbeweise. So wurde Ruprecht von der Universität Oxford zum Magister Artium promoviert. Der Erzbischof von Canterbury und Berater des englischen Königs William Laud

wollte ihm ein Bistum anbieten und Thomas Howard, der 21. Earl of Arundel, der auf der Hochzeitsreise seiner Eltern 1613 von London nach Heidelberg dabei war, wollte ihm eine Expedition nach Madagaskar unterstellen.

1637 kehrten die beiden aus England zurück.Ruprecht kämpfte wieder ihm holländischen Heer und nahm an der Belagerung und Rückeroberung von Breda teil.

Karl Ludwig hatte mittlerweile ein kleines Heer aufgestellt. Zu diesem begab sich Ruprecht nach der Einnahme von Breda. Von Karl Ludwig erhielt Ruprecht den Befehl über ein Kavallerieregiment. Militärisch war das Unternehmen allerdings nicht erfolgreich.

Seine Herrschaft in Meppen, die Karl Ludwig mit englischem Geld gekauft hatte, verlor er an die Kaiserlichen. Am 7./17.10. 1338 wurde er bei Vlotho an der Weser von Melchior Graf Hatzfeldt vernichtend geschlagen. Er entkam konnte über Hamburg . Ruprecht aber geriet in Gefangenschaft.

Für drei Jahre war er habsburgischer Staatsgefangener in Linz an der Donau. Die Haftbedingungen waren erträglich.Immerhin hatte er Zeit, sich mit Zeichnen und Malen zu beschäftigen. Er erfand  ein Gerät, welches perspektivisches Zeichnen einfacher machte.  Er war technisch nicht unbegabt und hat einige Erfindungen gemacht, über die noch zu reden sein wird. Sein Onkel Karl erreichte über diplomatische Kanäle die Freilassung bei Kaiser Ferdinand III. Er musste sein Ehrenwort geben, nie wieder gegen Habsburg zu Felde zu ziehen. Daran hielt er sich.

Ruprecht kehrte nach England zurück. 1642 wurde er von Karl I. als Ritter in den Hosenbandorden aufgenommen. 1642 brach in England ein blutiger Bürgerkrieg aus zwischen den Königstreuen, den „Kavalieren“, einerseits und auf der anderen Seite den Anhängern des Parlaments, den Republikanern oder Puritanern unter Oliver Cromwell. Er kämpfte für seinen Onkel. In den ersten Gefechten errang er wichtige Erfolge für den englischen König. Ruprecht hatte taktisches Talent und war tollkühn. 1643 eroberte er Bristol. Sein jüngerer Bruder Moritz war jetzt immer dabei und focht in allen Schlachten mit.

Im Januar 1644 ernannte ihn Karl I. zum Herzog von Cumberland. Er nahm Lancashire ein. Am 2. Juli 1644 fand in der Nähe von York die Schlacht von Marston Moore statt. Das war eine der entscheidenden Schlachten des englischen Bürgerkriegs.Die verlor Ruprecht. Ganz Nordengland ging für die Royalisten verloren. Ruprecht hatte am englischen Hof einige Gegner und das war natürlich Wasser auf deren Mühle. 1645 kann er zwar Leicester einnehmen, erlitt aber nur einen Monat später bei Naseby eine schwere Niederlage. Die militärische Lage in Bristol wurde aussichtslos und er übergab deshalb die Stadt im September 1645 an Lord Fairfax, dem kommandierenden General des Parlamentsheeres. Sein Onkel tobte und entzog ihm das Kommando. Das empfand Ruprecht als Schmach und wollte vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Er wurde zwar freigesprochen, hatte aber die Gunst des Königs verloren. Er bekam ein Angebot der Republik Venedig, die ihn als General haben wollte.Das englische Parlament stellte aber keinen Pass aus. Oxford seit der Vertreibung Karls aus London 1642 Regierungssitz des Königs fiel 1646. Das Parlament verwies nun Ruprecht und seinen Bruder Moritz des Landes. Die beiden gingen nach Frankreich. Er kämpfte dann in der französischen Armee und machte dort den niederländischen Feldzug mit. Bei der Belagerung von La Bassée durch Marschall de Gassion 1647 wurde er verwundet. Er wurde dann von Karl II., dem Prinzen von Wales zum Admiral der königlichen Flotte ernannt. In Irland errichtete er einen Stützpunkt in Kinsale. Von dort aus versorgte er eine kleine royalistische Garnison unter John Grenville auf den Scilly Inseln. Von dort aus führte er auch einen Kaperkrieg gegen englische Schiffe zwischen Kinsale und Lissabon und Toulon und den Kapverdischen Inseln. Ihr Seekrieg gegen das Parlament wurde allmählich zur Plage. Aber der Kommandeur der englischen Flotte Admiral Blake brachte ihm eine Niederlage bei. Er zog sich dann nach Westindien zurück. Von dort aus führte er seinen Kaperkrieg fort. Im Spätherbst 1652 sank das Schiff seines Bruders Moritz in einer Sturmnacht bei den westindischen Inseln. Moritz blieb verschollen. Auch auf seinen Kaperfahrten war er immer an Natur und Naturwissenschaft interessiert. Er beobachtet fliegende Fische, Delfine und Haie, staunte über riesige Bäume auf den Inseln und machte wissenschaftliche Beobachtungen – seine diesbezüglichen Interessen erwiesen den Prinzen auch als Naturforscher. Geld haben seine Kaperfahrten aber unterm Strich nicht eingebracht. Er brachte nur noch ein Schiff nach Europa zurück und das musste versteigert werden, um Schulden zu bezahlen.

Ruprecht gab 1653 seine Kaperfahrten auf und kehrte nach Europa zurück. Über Paris, wo er ostentativ gefeiert wurde, ging er nach Deutschland. Er ließ sich in Mainz nieder . Dort widmete er sich naturwissenschaftlichen Forschungen und der Kunst.

Er entwickelte verschiedene Arten von Schießpulver. Auch eine spezielle Legierung für den Kanonenguss stammte von ihm. Sie wurde unter dem Namen Prinzmetall bekannt. Auch die in England als Prince Ruperts Drops bekannten Bologneser Tränen werden mit ihm in Verbindung gebracht.

Er soll sie 1660 nach England gebracht haben. Das sind kleine Glastropfen, deren Kopf eine hohe mechanische Belastbarkeit aufweist. In der Kunst hatte sich Ruprecht die Technik der Schabkunst (Mezzotinto) angeeignet. Er erfand oder perfektionierte auch den “rocker”.  Damit wird eine zu bearbeitende Metallplatte aufgerauht.Anschließend wird die Farbe auf die gesamte Metallplatte aufgetragen und die Platte sauber gewischt. Die kleinen Vertiefungen, die beim Aufrauhen erreicht werden, behalten jedoch die Farbe und ermöglichen die Erzeugung von Halbtönen, wenn sie durch eine Druckmaschine mit Papier in Kontakt gebracht werden. Mit dieser Methode kann ein hohes Maß an Qualität und Reichtum erreicht werden.  Das ist eine Schlüsseltechnik im Mezzotinto. Wallerant Vaillant erlernte diese Technik bei Ruprecht, popularisierte sie und wandte sie geschäftsmäßig an.

Ruprecht nahm auch wieder Kontakt zu seinem Bruder Karl Ludwig auf. Er wollte von ihm, dass dieser ihm und seiner Mutter einen Besitz in der Kurpfalz zuweist von dem beide leben können. Er lebte ein Jahr auf dem Heidelberger Schloss, beging allerdings den Fehler, mit Luise von Degenfeld anzubändeln. Eine mäßige Rente, die ihm Karl Ludwig anbot,schlug er aus. Die Auseinandersetzungen im Hause Wittelsbach eskalierten. Von Testamentfälschung ist die Rede. Schließlich durfte Ruprecht ohne Erlaubnis des Kurfürsten nicht mehr aufs Heidelberger Schloss. Der Zwist wurde erst 1670 beigelegt aber nach Heidelberg kam Ruprecht nie mehr.

Ruprecht trat nun in den Dienst der Habsburger  und kämpfte als Feldmarschalleutnant mit eigenen Truppen im polnisch-schwedischen  Krieg gegen König Gustav von Schweden.König Gustav war übrigens der älteste Sohn des Pfalzgrafen von Zweibrücken, Johann Casimir und der Schwester Gustav Adolfs. Katharina. Sein Vater ein Freund und Verwandter von Friedrich V.

1660 änderten sich die politischen Verhältnisse in England. Dort kam Karl II., der Sohn des hingerichteten Karl I. wieder auf den Thron. Die Monarchie war wieder hergestellt. Ruprecht kehrte nun wieder nach England zurück. Der neue englische König war ein Vetter Ruprechts. In der Thronfolge stand Ruprecht an zweiter Stelle. Die beiden verstanden sich sehr gut. Er wurde Privatsekretär des Königs. Er übernahm noch einmal ein Flottenkommando. Er war „General-at-Sea“ im Rang eines Admirals. In Seeschlachten gegen die Holländer zeichnete er sich aus.

ER war der erste Gouverneur der 1670 gegründeten Hudsons’Bay Company, die so erfolgreich wurde, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada haben sollte. Das rund 3,9 Millionen km²umfassende Territorium trug ihm zu Ehren den Namen Ruperts Land.

Er war nie verheiratet, hatte aber mit seiner Geliebten Frances Bard (1646–1708) einen Sohn Dudley Rupert Bard (auch Robert Dudley genannt, der 1686 bei der Belagerung von Ofen fiel. Um 1670 hatte er eine neue Geliebte die Schauspielerin Margaret Hughes (1630–1719). Mit ihr hatte er

eine Tochter Ruperta, die 1695 den englischen General und Botschafter in Hannover Emanuel Scrope Howe heiratete.

Ruprecht starb am 29. November 1682 in London und wurde in der Westminsterabtei neben seiner Mutter beerdigt.

Moritz von der Pfalz wurde am 6. Januar 1621 in Küstrin geboren. Die Familie befand sich auf der Flucht aus Prag nach Brandenburg. Alle mir verfügbaren online-Quellen zu Moritz setzen im englische Bürgerkrieg ein. Ruprecht hat das Kommando über die königliche Reiterei.

Moritz begleitete seinen Bruder treu ergeben auf all seinen Feldzügen und er erhielt von ihm immer ein Truppenkommando. Ihm wird ein „unbezähmbarer Raubtierblick“ nachgesagt. Er war in Edgehill (23. Oktober 1642)  und Marston Moor (2. Juli 1644) dabei. in Edgehill wurde er verwundet.

Zusammen mit Ruprecht wurde er 1648 des Landes verwiesen. Er kämpfte dann ebenfalls in der französischen und Habsburger Armee. Natürlich beteiligte er sich auch an den Kaperfahrten, die sein Bruder unternahm, erst in Europa und ab 1651 von der Karibik aus. Im Spätherbst geriet Moritz mit seinem Schiff in einen Hurrikan Er ging wohl mit Mann und Maus unter und blieb verschollen. Es gibt aber auch eine Legende über ihn, er sei mit riesigen Schätzen aus Peru und Mexiko in Richtung eines französischen Hafens unterwegs gewesen, kurz vorher aber in die Hände von Seeräubern gefallen, nach Algier verschleppt und im Inneren Afrikas verschwunden.

Er war mit Rose Poltenay verheiratet, mit der er eine Tochter Elisabeth Maria Fielding hatte.

 

Luise Hollandine wurde am 16. April 1622 als siebtes Kind von Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war das erste Kind der Familie, dass im holländischen Exil geboren wurde und da die Generalstaaten die Patenschaft übernahmen, wurde sie Hollandine genannt.

Sie wuchs in Leiden auf und erhielt wie alle Kinder des Winterkönigs eine vorzügliche Ausbildung. Auch Malen stand auf dem Bildungsplan.Gerrit van Honthorst, der niederländische Maler unterrichtete die Königskinder und fand in Luise eine sehr begabte Schülerin, deren Talent eigentlich erst in den 80-iger Jahren gebührende Aufmerksamkeit fand. Natürlich war sie jetzt auch auf dem Hochzeitsmarkt. Einer ihrer Bewerber war der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm.

1650 wurde sie als Kanonisse in das Stift Herford aufgenommen. 1652 wurde ihr bereits das Amt als Küsterin übertragen. Ihre Wahl zur Koadjutorin wurde allerdings von der regierenden Äbtissin Elisabeth Luise von der Pfalz-Zweibrücken, ihrer Verwandten,

verhindert. Da hatte sie wegen ihres Maltalents bereits einen gewissen Ruf erlangt. Sie kehrte dann aber nach Den Haag zu ihrer Mutter zurück. Sie war das einzige Kind von Elisabeth Stuart, das noch bei seiner Mutter lebte. Am 19.Dezember 1657 verließ sie ihre Mutter fluchtartig und ging über Antwerpen nach Paris, wo ihre Tante Henriette Marie, die Gattin des hingerichteten englischen König Karl I. im Exil lebte. Sie trat zum katholischen Glauben über, ähnlich wie ihr Bruder Eduard, der diesen Schritt schon 1645 vollzogen hatte. Trotz der Konversion erhielt sie von den Generalstaaten

ein Gnadengehalt auf Lebenszeit. In Antwerpen war sie zuerst bei den Unbeschuhten Karmelitinnen. Dort wurde sie auch von ihrem Vetter König Karl II und dessen Schwester besucht und musste einige Vorwürfe wegen ihres Konfessionswechsels und die unschickliche Art, wie sie ihre Mutter verlassen hatte, über sich ergehen lassen. Ihr Bruder Eduard holte sie zunächst nach Rouen. Von dort ging sie dann weiter ins Kloster Chaillot, zu dem ihre Tante Henriette Marie eine besondere Beziehung hatte. Sie hatte in diesem Kloster eine Kapelle errichten lassen. In Chaillot war Mère Angelique Äbtissin, vor ihrem Eintritt ins Kloster Mademoiselle de la Fayette, Vertraute des französischen Königs Ludwig XIII.. Also neudeutsch “Connections” waren durchaus vorhanden. In Portroyal des Champs, einem zisterziensischen Frauenkloster trat sie im Beisein ihrer Tante am 25. März 1658 in die katholische Kirche ein.

Wie ihr Bruder Eduard Karl Ludwig berichtete, sei Luise Hollandine nie “zufriedener gewesen als jetzt. Auch der Kontakt zu ihren Schwestern wurde wieder enger. Luise wollte ins Kloster eintreten, das stand fest. Aber das kostete Geld. Von ihrer Mutter konnte sie genauso wenig erwarten wie von ihrem Bruder, dem Kurfürsten. Ihre Tante steuerte schließlich Geld bei und als Karl Ludwig sich bereit erklärte, eine monatliche kleine Pension zu bezahlen, war auch das finanzielle
Hindernis für einen Klostereintritt von Luise Hollandine beseitigt. Nach Fürsprache des französischen Königs und ihrer Tante wurde sie schließlich in das Zisterziensierinnenkloster Maubuisson in der Gemeinde Saint-Ouen-l’Aumône aufgenommen. Dazu vermerkt ihr Bruder Eduard etwas spöttisch:

„man hat uns eine andere Abtei, welche noch mehr wert ist, versprochen. Die Äbtissin ist nur 84 Jahre alt.“ (in Anna Wendland Pfalzgraf Eduard und Prinzessin Louise Hollandine, zwei Konvertiten des Kurhauses Pfalz-Simmern, Heidelberger Jahrbücher 1910, Seite 49-86, hier Seite 65)

Am 25.3.1659 nahm sie in Maubuisson den Schleier und legte am 19.9.1660 ihre Gelübde ab. Ludwig XIV. zahlte ihr dann auch eine jährliche Pension von 6000 Livres. Schließlich traf auch ein Versöhnungsschreiben ihrer Mutter bei Luise Hollandine ein, was für sie sehr wichtig war, denn sie litt darunter, dass sie das Gebot, Du sollst Vater und Mutter ehren mit ihrer Flucht aus Den Haag  grob verletzt hatte. Allerdings verlangte ihre Mutter dafür ein von Luise Hollandines gemaltes Bild der drei Töchter Prinz Eduards, wie dieser an seinen Bruder schreibt. Auch im Kloster durfte sie weiter malen.

Im April 1664 wurde sie zur Äbtissin gewählt. Sie zeichnete sich durch persönliche Bescheidenheit aus. Als Äbtissin war sie um  die Klosterzucht und die Einhaltung der Regeln sehr bemüht. Sie aß nie Fleisch, schlief auf einer harten Matratze und hatte nur einen Strohstuhl in ihrer Zelle. Von ihren Nonnen wurde sie verehrt und geliebt. Sie bewährte sich als kluge Verwalterin.

Ein sehr enges Verhältnis hatte sie zu ihrer Familie. Ihre Schwester Sophie von Hannover besuchte sie 1679 in Maubuisson , als diese in Frankreich war, um ihre Tochter Sophie Charlotte dort zu präsentieren und möglicherweise zu verheiraten. Beide nahmen auch regen Anteil an den kirchlichen Reunionsbestrebungen. 1680 versuchte Luise Hollandine die einflussreichen Kleriker und gelehrten  Jaques Benigne Bossuet, Bischof von Meaux, Christobal Rojas y Spinola, Bischof von Wiener Neustadt, Gerhard Wolter Molanus,evangelischer Abt von Loccum, Gottfried Wilhelm Leibniz, Hofrat und Bibliothekar in Verbindung zu bringen, wobei Luise Verbindungen zu Bossuet hatte und Sophie zu Molanus und Leibniz. Aber immerhin entwickelte sich daraus eine sich über Jahre hinziehende Korrespondenz.

Einen sehr herzlichen Kontakt hatte sie zu ihrer Nichte Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans. Diese besuchte sie oft im Kloster und blieb ihr brieflich bis an ihr Lebensende verbunden. Sie erzählt, dass ihre Tante, die Frau Äbtissin noch alle Zähne, “wenn auch verschlissen” habe, noch ohne Brille lesen könne und die Last der Jahre spüre man nur an ihrem gebeugten Gang. (ebda S. 80) 1705 erlitt Luise Hollandine einen Schlaganfall und ist die letzten Jahre ihre Lebens teilweise gelähmt. Sie starb am 11. Februar 1709.

Eduard von der Pfalz wurde am 05.0ktober 1625 in den Haag geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in den Haag, um dann wie alle seine Geschwister in Leiden seine Erziehung zu  erhalten. Im Gegensatz zu seinen Schwestern war seine Neigung zu den Wissenschaften nicht sehr lebhaft.

Er folgte seinen Brüdern früh nach England. Dort entwickelten sich die politischen Verhältnisse aber bald zum Bürgerkrieg, was Eduard überhaupt nicht behagte. Er stand eher auf Lebenslust. Er verließ England sehr bald wieder. Die ständige Geldnot machte ihn aber zu einem ständigen Gast der Amsterdamer Geldverleiher, was ihn zum Sorgenkind seiner Mutter machte. Heimlich floh er 1645 nach Frankreich. Dort lernte er Prinzessin Anna, die Tochter des Herzogs von Mantua-Gonzaga und Nevers kennen. Er ging eine heimliche Ehe mit ihr ein. Nun war er zwar seiner Geldsorgen ledig,

musste aber zum katholischen Glauben konvertieren, den sonst hätte es wohl doch Schwierigkeiten mit dem französischen Hof gegeben. Gar nicht gut kam sein Schritt natürlich am pfälzischen Hof an, zumal der Konfessionswechsel einen Gesichtsverlust für den pfälzischen calvinistischen Kurfürsten

Karl Ludwig bedeutete, was sicher nicht dadurch gemildert wurde, dass Eduard seine Erb-und Rechtsansprüche durch den Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn vertreten wissen wollte. Die Entfremdung zu seinen Geschwistern nach diesem Schritt war nicht von allzu langer Dauer.

Man nahm wieder Fühlung auf. Selbst die Mutter vergab ihm nach einiger Zeit. 1649 war er trotz seiner Religion in den englischen Hosenbandorden aufgenommen worden. Dank seiner vermögenden Gemahlin konnte er sich sogar “eine königliche Haushaltung” gestatten (Anna Wendland  S. 49)

So war es auch nicht schwierig , mit seinem Bruder Karl Ludwig 1653 einen Abfindungsvertrag zu schließen. Die Höhe der sehr bescheidenen Einkünfte aus der Pfalz sind darin geregelt worden und für den unwahrscheinlichen Fall seiner Rückkehr in die Pfalz sind ihm Häuser in Speyer oder Worms

angewiesen worden. Er selbst hatte sich nur das erbrecht für sich und seine Familie vorbehalten.

Er verwaltete die Güter seiner Frau. Er hatte drei Töchter, die er zärtlich liebte und die er auch von seiner Schwester Luise Hollandine  porträtieren liess (s.o). Die Portraits der kleinen Mädchen schickte er auch an seinen Bruder. Er hatte auch noch einen Sohn, der allerdings im ersten Lebensjahr starb.

Luise Marie (1647–1679) heiratete 1671 den Fürsten Karl Theodor zu Salm, kaiserlicher Feldmarschall und Oberhofmeister, der Erzieher  Josef I. wurde und später in dessen Diensten als erster Geheimer Rat tätig war.

Anna Heinriette Julia (1648–1723) heiratete 1633 Henri III.Jules de Bourbon, Großmeister von Frankreich. Das ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten am französischen Hof. Er leitete alle Dienste des Königshauses. Er ernannte die neuen Offiziere, die vor ihm den Eid auf den König ablegen mussten Und schließlich verwaltete er das Budget des Königs.

Benedicta Henriette Philippine (1652–1730), die 1688 Herzog Johann Friedrich zu Braunschweig, der Schloss Herrenhausen zu seiner Sommerresidenz ausbaute. Er holte auch den Philosophen Leibniz und den Mediziner und Naturforscher Niels Stensen an seinen Hof nach Hannover.

In der Ehe Eduard s hatte seine Frau das Übergewicht. Sie mischte sich in politische Angelegenheiten ein und spielte in der Fronde eine wichtige Rolle. Sie agierte sogar gegen Kardinal Mazarin und soll einen Aufstand angezettelt haben, der Mazarin zwang, den Anführer der Fronde Louis II. de Bourbon,

freizulassen.

Auch ihr Schwager Karl Ludwig bediente sich ihrer Vermittlung. Auf sie soll der Freundschaftsvertrag zurückgehen, der 1657 zwischen Frankreich und der Pfalz geschlossen wurde. Auch  die Heirat Elisabeth Charlottes mit  Prinz Philipp I. von Orleans dem Bruder von Ludwig XIV. soll von ihr angebahnt worden sein.

Das war eine Beziehung mit späteren Folgen. 1688 nahm der französische König diese Ehe zum Anlass für den Pfälzischen Erbfolgekrieg, in dem die Pfalz sehr zum Kummer von Liselotte mehrmals verwüstet wurde. Das Heidelberger Schloss wurde von den Franzosen unter General Mélac in Brand

gesetzt und 1691 von französischen Pionieren gesprengt.

Eduard erkrankte schon früh an Gicht und erlitt immer wieder heftige Anfälle. Am 13. März 1663 starb er im Alter von 37 Jahren in Paris.

 

Henriette Marie  von der Pfalz wurde am 17. Juli 1626 in den Haag geboren. Sie wird als vielseitig begabt beschrieben. Sie wuchs zuerst in Leiden und dann am Hof ihrer Mutter in Den Haag auf. Später wurde sie zu i9hrer Tante Elisabeth Charlotte von Brandenburg gegeben, die in Kössen als Witwe lebte.

1651 wurde sie mit dem Prinzen Sigismund Rákóczi verheiratet, Graf von Munkács (in der heutigen Westukraine), Sohn des Fürsten Georg I.Rákóczi  von Siebenbürgen. Die Familie war ein ungarisches, kalvinistisches Adelsgeschlecht und nach Aussage der Tante unter evangelischen
Fürsten die beste Partie, die zu machen sei. Auf jeden Fall war er sehr reich, verfügte über zahlreiche Festungen und nach Aussage der Tante ass das ganze Haus aus Silbergeschirr. Henriette Marie  wehrte sich heftig gegen diese Ehe. Sie flehte ihren Bruder Karl Ludwig an, ihr zu helfen. auch bezweifelte sie den Sinn dieses Eheprojekts. aber es half nichts. Sie reiste über Schlesien, Polen und Ungarn nach Siebenbürgen. Kaum dort angekommen verstarb sie nur wenige Monate nach ihrer Hochzeit. In Weissenburg wurde sie in der Marienkirche bestattet.

Philipp von der Pfalz wurde am 16.September 1627 in Den Haag geboren. Zeitweise wurde er am französischen Hof erzogen. auf Wunsch von Karl Ludwig kam er aber wieder an den Hof seiner Mutter in Den Haag zurück. Er war im Auftrag des englischen Parlaments unterwegs

um in Venedig Truppen auszuheben und diese nach England zu überführen. Den Auftrag hatte ihm Karl Ludwig verschafft. Am 21. Juni 1646 wurde er in Den Haag  eine Auseinandersetzung mit dem Marquis von Epinay verwickelt. Es ist nicht sicher, ob dieser Marquis ein Liebhaber seiner Mutter oder seiner Schwester Luise Hollandine war. Auf jeden Fall war er ein Günstling seiner Mutter. Bei dieser Auseinandersetzung  starb der Marquis. Philipp musste aus den Generalstaaten fliehen. Elisabeth erkannte ihn nicht mehr als ihren Sohn an und sprach nie mehr ein Wort mit Philipp.

Er war dann in lothringischen Reiterdiensten tätig und fiel als Reiteroberst  in den Kriegen der Fronde in der Schlacht bei Rethel (am 15. Dezember 1650) Er starb am 16. Dezember 1650. Seine sterblichen Überreste wurden nach Sedan gebracht.

 

Sophie von der Pfalz, Porträt aus dem Jahr 1650

Sophie wurde am 14. Oktober 1630 als zwölftes Kind von  Friedrich V. und Elisabeth Stuart in Den Haag geboren. Sie war erst zwei Jahre alt, als ihr Vater verstarb.Bis zu ihrem 10.Lebensjahr wuchs sie in Leiden auf, wo sie streng calvinistisch erzogen worden war. Dann holte die Mutter sie nach Den Haag.

Karl I. von England war ja am 30. Januar 1649  hingerichtet worden. Die englischen Subventionen blieben aus. Sophie siedelte zu ihrem Bruder nach Heidelberg über. Die Eheprobleme zwischen Karl Ludwig und Charlotte von Hessen-Kassel  erschwerten zwar den Aufenthalt Sophies am Heidelberger Hof. Sie kümmerte sich um die Kinder der beiden, Elisabeth Charlotte, der späteren Lieselott von der Pfalz und Karl, die unter den ständigen Streitereien ihrer Eltern litten. Bis an Sophies Lebensende schrieb Lieselotte zwei mal wöchentlich zwei mal 20-bis dreißig Seiten  lange Brief an “ma tante”.
Auch zu den Kindern ihres Bruders und Marie Luise  Freifrau v. Degenfeld, Raugräfin zu Pfalz hatte sie ein enges Verhältnis, was sich auch in einem jahrelangen Briefwechsel zeigte. Sie selbst verfolgte spätestens seit 1648 zielstrebig das Ziel einer standesgemäßen Verehelichung. Schon das erste Eheprojekt zwischen ihr und ihrem Cousin Karl II. von England war gescheitert. Der regierende Pfalzgraf Adolf Johann von Zweibrücken, der Bruder des schwedischen Königs Karl X. Gustav hielt um ihre
Hand an.Nächster Bewerber war der regierende hannoversche Herzog.Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, der von seinem Antrag allerdings zurücktrat und als Tausch seinen jüngsten Bruder Ernst August anbot. Im Gegenzug verpflichtete sich Georg Wilhelm zu lebenslanger Ehelosigkeit und zum Verzicht auf sein Erbrecht im Fürstentum Calenberg, was er allerdings nicht einhielt. Am 30. September 1658: heirateten Sophie und Ernst August   in der Schloßkapelle in Heidelberg. 1662 wurde Ernst August Fürstbischof von Osnabrück. Das Paar zog nach Iburg. Da diese nicht den Ansprüchen an eine barocke Resident genügte, wurde zwischen 1667–73 im Zentrum von Osnabrück ein repräsentatives Schloß mit großer Gartenanlage errichtet.  Für den Garten war Martin Charbonnier zuständig, ein großer aus Frankreich stammender Gartenkünstler des Barock. Den Osnabrücker Garten betreute er später

von Herrenhausen aus.
  Die ersten beiden Söhne wurden  noch in Hannover geboren. Georg Ludwig(1660–1727) wurde als Georg I. 1714 König von Großbritannien.

Friedrich August (1661–1690) fiel im Krieg gegen die Türken.

1666 wurde Maximilian Wilhelm geboren(1666–1726). Er befehligte ein kaiserliches Kürassierregiment unter den Truppen des Markgrafen Ludwig Wilelms von Baden, dem “Türkenlouis”.

Sophie Charlotte (1668–1705) heiratete  1684 den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, der ab 1688 Friedrich III. als Kurfürst regierte und sich 1701 zum König krönte. Ihr Sohn war Friedrich Wilhelm, der später Soldatenkönig und ihr Enkel Friedrich II., der als Friedrich der Große in die Geschichte eingegangen ist. Das Schloss Charlottenburg wurde 1699 als Sophie Charlottes Sommerresidenz eingeweiht.

Karl Philipp (1669–1690) folgte 1669. Er fiel 1690 im Krieg gegen die Türken.

Auch Christian Heinrich (1671–1703)kam bei einem Feldzug ums Leben. Er ertrank 1703 beim Feldzug gegen die Franzosen 1703 in der Donau.

Der letzte Sohn Ernst August (1674–1728) war von 1716 bis 1728 regierender Fürstbischof von Osnabrück. 1716 wurde zum Ritter des Hosenbandordens erhoben und dann zum Herzog von York und Albany und außerdem zum
Earl von Ulster.Er starb unverheiratet am 17. August 1728.

1679 siedelte die Familie im August 1679 in die hannoversche Residenz in Herrenhausen um.  Hier kümmerte Sophie sich besonders um den Schlossgarten. Dieser orientierte sich an den niederländischen Barockgärten, die Sophie ja aus ihrer
Jugend kannte. Aber auch ihre französischen und italienischen Reiseeindrücke flossen ein

1683 führte Ernst August  führte er für seinen Herrschaftsbereich gegen den Widerstand seiner jüngeren Söhne die Primogenitur ein. Zum einen wollte er damit die Herrschaft in einer Hand erhalten, da ja alle Besitzungen an den erstgeborenen Sohn fallen sollten.

Zum andern war die Primogenitur auch Voraussetzung für die von ihm angestrebte Kurfürstenwürde, die ihm Kaiser Leopold I. (1658-1705) 1692 dann auch verlieh.in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf. In der Folge wurde sie mit Hausarrest bestraft und ihr Sohn war jetzt Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (“Kurhannover”) Die fünf jüngeren Söhne wehrten sich gegen die Enterbung,

was 1691 in der „Prinzenverschwörung“ ihren Höhepunkt fand. Sophie ergriff Partei für ihre jüngeren Söhne. Diese wollten ihre Erbansprüche mittels Interventionen ausländischer Mächte durchsetzen. Sophie baute in Opposition zu ihrem Mann diplomatische Beziehungen nach Dänemark auf.

Sophie wurde mit Hausarrest belegt. Ihr Sohn Maximilian sogar kurzzeitig inhaftiert. Nach dem Tod Ernst Augusts 1698 gewann Sophie ihre politische Stellung wieder zurück. Sie residierte vorwiegend in Herrenhausen.

1701 erließ das britische Parlament das “Act of settlement”. Dieses regelte die protestantische Thronfolge im Königreich England und legte das Recht auf Thronfolge im Hause Stuart unter Umgehung der bis dahin gültigen Erbfolgelinie auf Sophie von der Pfalz fest. sie war Cousine 1. Grades der regierenden Königin Anne Stuart. Die Bestimmungen zur Nachfolge waren direkt an die Person von Sophie geknüpft. Sophie starb allerdings kurz vor Anne Stuart. So bestieg nicht sie, sondern ihr Sohn Georg Ludwig als Georg I.von England den englischen Thron. Dieser blieb dann bis zur Thronbesteigung Königin Viktorias in Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover.

13 Sep. 2020

Einleitung

18 Dez. 2019

Zisterzienserabtei Lützel (Lucelle)

                                                          Modell der Klosterkirche und einiger anderer Klostergebäude

Die ehemalige Zisterzienserabtei Lützel direkt an der  Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz Département Haut-Rhin und Kanton Jura ist charakterisiert durch eine absolute Grenzlage

in mehrfacher Hinsicht. In geographischer Sicht ist das Juragebirge an der Grenze zum Oberrheingraben. Es liegt nur wenige Meter unterhalb der Wasserscheide Rhone-Rhein.

Durch den kleinen Klosterstaat, ja durch das Klostergelände selbst zogen sich Landesgrenzen. Nacheinander hatten die Grafen von Pfirt, Österreich und Frankreich dort landesherrliche Rechte inne.

Lützel lag am Anfang in unbestimmter Grenzlage zwischen dem Sundgau, dem Sornegau und Ajoie (Elsgau). Dann lag es an einer Bistumsgrenze nämlich zwischen den Zuständigkeitsgebieten vom

Bistum Basel und vom Bistum Besancon. Und schließlich lag es auch noch an einer Sprachgrenze. 3 der sieben umliegenden Dorfterritorien gehörten zum germanischen Sprachraum 4 zum romanischen.

Der Konvent war immer zweisprachig. Aber auch die für das Kloster tätigen Bauern, Handwerker und Arbeiter kamen aus beiden Sprachregionen.

So hatte Lützel durch die geographische Lage und die Zweisprachigkeit eine wichtige Vermittlerrolle zwischen der Mutterabtei Citeaux und den Filialklöstern vor allem im oberdeutschen Raum.

Lützel wurde die älteste Zisterzienserabtei auf deutschem Boden. Bernhard von Clairvaux legte am 25. März 1123 den Grundstein zum Kirchenbau. Das Kloster zählte zu den bedeutenderen und einfluß-

reichsten Abteien des Ordens. Sechzig Mönchsklöster wurden von Lützel aus zum Teil verwaltet oder doch besetzt, darunter Abteien in Dänemark, Polen und Litauen

Wichtig wurde Lützel und Pairis im  Elsass, das Anfang des 17. Jahrhunderts von Lützel übernommen wurde, vor allem für die württembergischen Klöster,

die 1534 mit der Einführung der Reformation  in Württemberg aufgelöst wurden.

Die Brüder Hugues, Amadée und Richard von Montfaucon erhielten von ihrem Onkel Berthold von Neuenburg, der als Bischof von Basel 1123 erstmals erwähnt wird, in diesem Jahr Land für die Gründung eines Klosters abgetreten.

Im Jahr 1123 oder 1124 stifteten sie das Zisterzienserkloster Lützel. Die Gründungsurkunde ist nicht mehr vorhanden. Im Anniversarienverzeichnis Lützels aus dem 15. Jahrhundert

finden sich sowohl der 25. März 1123 als auch der 6. April 1124 als Gründungsdatum. Richard von Montfaucon war auch an der Gründung von Belleveau 1119 beteiligt. Es war das erste Kloster des Zisterzienserordens in der Franche-Comté und das erste Tochterkloster von Morimond. Es muss eine sehr stürmische Entwicklung gehabt haben, denn mit Lützel folgte die erste Tochtergründung nur 4 Jahre später. Wie bei den Zisterziensern üblich kam der erste Abt und der Gründungskonvent aus dem Mutterkloster Belleveau.

 

Stephan regierte von 1124–1131? Das erste Tochterkloster von Lützel, Neubourg im Elsass wurde noch unter Abt Stephan gegründet. Von dort aus erfolgte die Gründung der Töchter Maulbronn und Herrenalb.

Bischof Berthold von Neuenburg legte sein Amt als Basler Bischof 1133 nieder und zog sich in das Kloster Lützel zurück. Die Bischöfe von Basel und Besancon bestätigten 1136 die Besitztümer der Abtei.

Am 18. März 1139 bestätigte Papst Innozenz II (1130-1143)auf Bitten von Bischof Ortlieb von Basel (1137-1164) die Besitztümer von Kloster Lützel. Der Basler Bischof setzte sich auch bei König Konrad für das Kloster Lützel ein. Er förderte die Klostergründung Lützel, dessen Besitz er schon 1136 bestätigt hatte (s.o.). Auch ließ er dem Kloster Schenkungen zukommen. Am 28. Mai 1139 stellte König Konrad III.(1138-1152)folgende Urkunde aus. ” bestätigt auf Bitten Bischof Ortliebs von Basel nach dem Vorbild Erzbischof Humberts von Besançon und Bischof Alberos von Basel Abt Christian und den Mönchen des Zisterzienserklosters Lützel (Lucela) die von den Edlen Hugo von Charmoille (Calmillis), Amideus von Neuchâtel und Richard von Montfauçon vorgenommene Gründung des Klosters sowie die durch Bischof Bertolf von Basel in Übereinkunft mit dessen Kapitel vollzogene Übergabe des Ortes Lützel an die Mönche und den Besitz des Klosters, namentlich Lützel und andere genannte Güter” (RI  IV, 1,2 N.135)

Am 17. Juli 1147 bestätigte Papst Eugen III., der erste Zisterzienserpapst, ebenfalls die Besitztümer des Klosters und nahm es unter seinen Schutz. Diese Urkunde wurde nur auf Bitten von Abt Christoph ausgestellt.

Die Tochterklöster von Lützel wurden bis auf die erste(Kloster Neubourg) und die letzte Gründung 1194, das Kloster St. Urban im Tal der Rot im Kanton Luzern, alle in der Regierungszeit von Abt Christian (1131 ? – 1175 ?) gegründet.

1131 wurde das Kloster Frienisberg im Kanton Bern gegründet. 1133 folgte Kloster Kaisheim in  Bayrisch Schwaben. Der Gründungsabt Udalrich (Ulrich I.) 1133–1155 kam mit seinem Konvent natürlich aus Lützel.

1134 entstand das Tochterkloster Lieu-Croissant in der Franche-Comté, etwa 25 Kilometer südwestlich von Montbéliard. 1137/38 entstand das Kloster Salem im Linzgau in Baden-Württemberg. Der Gründungsabt war Frowinus (1138–1165)

1138 wurde Kloster Pairis im Elsass nahe Kaysersberg gegründet, das letzte in der Regierungszeit  von Abt Christian.

Auch Zisterzienserinnenklöster waren dem Kloster unterstellt. Von einigen Autoren werden sie als Filiationen von Lützel angesehen. Es handelt sich aber nicht um Gründungen, die von Lützel ausgingen.

Kloster Marienau vor den Stadtmauern Breisachs dürfte schon um 1150 gegründet worden sein. Da der Stiftungsbrief nicht mehr erhalten ist, kann das Gründungsdatum nicht mehr genau bestimmt werden. Das erste gesicherte Datum für Marienau ist das Jahr 1265, als Bischof Heinrich von Basel, der Stadtherr Breisachs, die Aufnahme des Konvents in den Zisterzienserorden beantragte.

Das Kloster Michelfelden, heute ein Ortsteil der Stadt Saint-Louis bei Basel wurde 1265 gegründet. Bischof Heinrich von Neuenburg verlegte es 1267 nach Blotzheim und bestand dort bis 1450 und wurde ab 1442 als Priorat geführt.

Das Kloster Olsberg im Kanton Aargau wurde 1236 gegründet. Es wurde in den Zisterzienserorden aufgenommen und der Abtei Lützel unterstellt. Das Kloster hatte bis 1751 die Paternitätsrechte inne. Dann gingen sie auf die Abtei Salem über.Es ist eines der ältesten Zisterzienserinnenklöster der Schweiz. 1234 verlieh Papst Gregor IX. dem Konvent das grosse Zisterzienserprivileg. Allerdings  setzte im 15. Jahrhundert ein wirtschaftlicher und moralischer Zerfall  ein. 1427 wurde das Kloster bei einem Brand zerstört. Der Bauernkrieg und die Reformation vollendeten diesen Zerfallsprozess. Die Äbtissin Agnes Küffer und der grösste Teil des Konvents verliessen das Kloster, das 1535-58 verwaist war. Auf Betreiben von Erzherzog Ferdinand  II. (seit 1564 Herrscher der Vorlande das waren die habsburgischen Besitzungen  westlich des Arlbergs und des Fernpasses unter Einschluss der schweizerischen, schwäbischen., breisgauischen und elsässischen Herrschaften) wurde die Äbtissin Katharina von Hersberg (1558-86) berufen. Sie sollte das Kloster wiederbeleben. Aber weder sie, noch ihre Nachfolgerinnen setzten die Bestimmungen des tridentinischen Konzils bezüglich des Verzichts auf persönlichen Eigentums und der Einhaltung der Klausur durch. Auch wirtschaftlich gelang der Aufschwung nicht.

Darüberhinaus wurde das Kloster im dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt. Dazu kamen sinkende Einnahmen aus Zinsen und Zehnten. die Paternität ging 1751 von Lützel auf Kloster Salem über und 1753 an Kloster Tennenbach.

1790 wandelte Joseph II. das Frauenkloster per Dekret in ein weltliches Damenstift um.

Das Kloster Rathausen bei Ebikon im Kanton Luzern wurde 1245 als Beginengemeinschaft gegründet. 1251 wurde von Bischof Eberhard (1248 –1274)von Konstanz die Erlaubnis erteilt, dem Zisterienserorden beizutreten. Er nannte den Ort „Domus Consilii“, Haus vom (guten) Rat, oder eben Rathausen. 1260 oder 1261 wurde es dem Orden inkorpiert und Kloster Lützel unterstellt. Abt Werner (1257 – 1268) trat die Rechte aber schon 1266 an St. Urban ab, das ja viel näher bei Rathausen lag

Kurz vor 1450 wurde Kloster Engental in Muttenz gegründet. 1450 befasste sich das Generalkapitel von Citeaux auf Antrag von Abt Nicolas Amberg (1443 – 1466) das neugegründete Kloster Engental, im Kanton Basel ihm zu unterstellen und die Privilegien des Ordens auf dieses auszudehnen.  Der Orden gab dem Antrag zwar statt, entsprach der Bitte aber erst 10 Jahre später. Es bestand allerdings nicht allzu lange. Im Bauernkrieg wurde das Kloster überfallen und geplündert. Die Nonnen flohen ins Klösterli nach Dittlingen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1534 aufgehoben.

Den Einfluss von Kloster Lützel zeigte sich unter anderem 1180. Abt Archenfried (1179 – 1181 ) unterstellte 1180 das  1161 von dem Tochterkloster Frienisberg  gegründete Kloster Tennenbach dem Lützeler Tochterkloster Salem.

Sein übernächster Nachfolger war Konrad von Ratolsdorf dem heutigen Radolfsdorf. In seiner Regierungszeit wurde 1194 das Kloster St. Urban gegründet. Der von Abt Konrad in St. Urban eingesetzte Abt Konrad von Biederthan (1196-1212) wird als Verwandter Konrads von Ratolsdorf bezeichnet. Die Verwandschaft wird zudem durch das gemeinsame Wappen – in Gold ein schwarzer Balken – belegt.

Am 21. Juli  1180 nahm  Papst Alexander III das Kloster in seinen Schutz und bestätigte seine Güter und Rechte.Um 1180 übernahmen die Habsburger die Schutzvogtei vom König für Kloster Lützel.

Zu der Zeit war Albrecht III. Graf von Habsburg. Er war Parteigänger der Staufer, Vogt von Murbach, Muri und Säckingen. Er war Landgraf im Oberelsass. Seine Gemahlin Ita war die Cousine von Friedrich Barbarossa.

Am 31. Oktober 1187 stellte Papst Gregor VIII. auf Bitten von Abt Wetzel (1185 – 1191 ?) eine sehr ausführliche Urkunde aus, mit der er das Kloster in seinen Schutz nahm und es vom Zehnten für Neubrüche bei Eigenbau und für Tierfutter befreite und auch für die Mönche Verfügungen traf. “Gregor VIII. nimmt Abt Wizelus und die Brüder des Klosters von Lucelle/Lützel (Wizelo abbati monasterii de Lucela eiusque fratribus) (D. Basel) auf deren Bitten in den päpstlichen Schutz, bestätigt die Benediktinerregel und die Institution der Zisterzienser sowie genannte Besitzungen, befreit sie vom Zehnten für Neubrüche bei Eigenbau und für Tierfutter, gewährt das Aufnahmerecht, verbietet, nach abgelegter Profeß das Kloster unerlaubt zu verlassen, und gestattet, gegen ihre Mönche und Konversen vorzugehen, wenn sie andernorts aufgenommen werden, verbietet die Vergabe und Entfremdung von Kirchenbesitz ohne Zustimmung des Kapitels und erklärt derartige Maßnahmen für ungültig, verbietet, daß ein Mönch oder Konverse ohne Erlaubnis des Abts und des Kapitels Bürgschaft leistet oder Kredit aufnimmt außer bei offensichtlichem Nutzen und entbindet den Konvent von der Haftung, wenn solche Geschäfte ohne ihn getätigt wurden, gestattet das Zeugnisrecht der Brüder in Zivil- und Kriminalfällen, untersagt wie seine Vorgänger, daß ein Bischof oder sonst jemand sie zu Synoden und vor Gericht zwingt oder daß sie vor ein weltliches Gericht gezogen werden, verbietet gemäß den Statuten des Zisterzienserordens und ihren Privilegien, daß sich jemand in die reguläre Wahl oder Absetzung des Abts einmischt, berechtigt den Abt, falls der Bischof sich nach dreimaligem angemessenem Ersuchen weigert, ihn zu benedizieren, die Weihe der eigenen Novizen vorzunehmen und sein Amt zu führen, bis der Bischof einlenkt, setzt fest, daß der Bischof sich bei der Entgegennahme des Gelübdes mit den Formen und Gebräuchen zufriedengibt, die innerhalb ihres Ordens üblich sind, gestattet, über den geschuldeten Gehorsam und die Freiheit des Ordens hinausgehende Forderungen des Bischofs und weltlicher Großer mit apostolischer Autorität zurückzuweisen, setzt fest, daß diesbezügliche gegen sie gerichtete bischöfliche Sentenzen ungültig sein sollen, gebietet Frieden und untersagt Verbrechen in ihren Klausuren und Grangien.” (RI IV,4,4,3 n. 1314) Eine fast gleichlautende Urkunde stellte Papst Cölestin III. am 8. Juni 1194 in Rom aus. (RI IV, 4,4,5 n. 1129). Bei der Abtswahl oder Einmischung in eine Wahl ist sie aber detaillierter. Die Urkunde wurde für den Nachfolger von Abt Wetzel Abt Konrad  (1190 ? – 1221) ausgestellt in dessen Regierungszeit St. Urban gegründet wurde.

1194 wurde die Abtei von der bischöflichen Gewalt befreit.

Von 1221-1240 war Berthold von Urach Abt in Lützel. Vorher war  er Abt in Tennenbach (1207-1221) Von Lützel wechselte er 1240 auf den Abtsstuhl von Salem, der Tochter von Kloster Lützel. Bernhard war der Bruder von Konrad von Urach,der erst Abt in dem Zisterzienserkloster Villers (1208 oder 1209)war. Von dort wechselte er nach Clairvaux 1214-1216 und wurde schließlich 1217 Generalabt von Citeaux, also oberster Repräsentant des Zisterzienserordens. Seine kirchliche Karriere ging weiter. 1219 wurde er zum Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina geweiht. Er war dann als päpstlicher Legat in Frankreich (1220–1223), Spanien und Deutschland (1224–1226)tätig.

Die Regierungszeit von Abt Berthold war auch durch innerfamiliäre Auseinandersetzungen gekennzeichnet. : “Berthold, der achte Abt von Lützel, [186] Berthold, Sohn des älteren Egon, des Grafen von Urach, genannt

mit dem Bart, von der Tochter Bertholds, des letzten Zähringergrafen geboren, deutscher Bruder des Abtes Konrad, zunächst von Weiler (Villers/Brabant), dann Zisterzienser, darauf Bischof von Porto und S.R.E. (Sanctae Romanae Ecclesiae)

(Sancta Rufina Ecclesie) Kardinal, Blutsverwandter des Kaisers Friedrichs II. und Friedrichs, des Grafen von Pfirt, Schwager und daher Graf von Pfirt genannt war in der Jugend Mönch (Professe) im Kloster

Lützel des heiligen Zisterzienserordens, so sehr hat er sich unter ihm lobenswert verhalten, daß er nach dem Tod Konrads dort als achter Abt eingesetzt wurde. Im Jahr 1222, als Heinrich, der Sohn Friedrichs II., beim Nürnberger Reichstag ? auf Wunsch seines Vaters, des Kaisers, zum Römischen König gemacht wurde und in Aachen gekrönt wurde, wurden große Schäden angerichtet in Teilen des Elsaß und im Sundgau vom Straßburger

Bischof, der gegen den König rebellierte. Der Führer seines Heeres war Albert, Graf von Habsburg, später Landgraf im Elsaß, der häufig mit Gewalt in die Besitzungen Lützels einfiel und viel Beute machte. Auf Seiten

Heinrichs war Ludwig, Graf von Pfirt, ein kriegerischer und mutiger Mann, der, weil er Berthold, seinem Onkel, nicht wohlgesonnen war wegen des Streites, der zwischen seinem Vater und dem Abt wegen des Erbes, das

Berthold nach dem Testament gehörte, einschritt, die Lützeler Länder entvölkerte, alle möglichen Sachen wegführte, so daß er dem Berthold durch seine Bewaffneten soviel Schaden antat, daß dieser im ersten Jahr seiner

Regierung als Abt gezwungen war, mit seinem Konvent nach Altkirch zu fliehen und dort einige Jahre zu bleiben. Daher begann die Zahl (der Mönche) wegen der Schäden mehr und mehr zu schwinden, da mehrere

anderswohin Gewanderte nicht mehr zurückkehrten. Die Sache brachte er inzwischen vor Papst Honorius, der(dies) sehr verärgert und ernst dem Erzbischof von Besançon und seinen Suffranganen (untergeordneten

Bischöfen) schrieb und verlangte, daß sie jene, die Besitzungen, Sachen oder Häuser der vorgenannten Brüder ungebührlicher Weise weggenommen hatten oder unrechterweise das zurückhielten, was ihnen testamentarisch

hinterlassen worden war, entweder in ihren kirchlichen Sittenentscheidungen veröffentlichen oder, wenn sie versuchen würden, Zehntzahlungen zu erzwingen, nach vorangehender Ermahnung öffentlich, mit

angezündeten Kerzen, mit dem Urteil der Exkommunikation belegen sollten, die Dörfer aber, in welchen Güter der genannten Brüder zurückgehalten würden, solange sie dort seien, dem Interdikt unterliegen sollten.

Gegeben Lateran, an den 8. Kalenden des Mai, im 8. Jahr seines Pontifikats”

Nachdem er das päpstliche Mandat gesehen, hatte ließ Ludwig eine Weile davon ab, und nach öfteren Rückfällen wurde er von Heinrich, dem Bischof von Basel, aus Sorge angeklagt, daß er sie ab jetzt nicht mehr

belästigen solle. Im Jahre 1223 übergab Richard, der Graf von Montbeliard, – völlig anders als Ludwig –mit seinen Söhnen Theoderich (Dietrich), Amadeus, und Richard den Ort Delle und Tayllecourt mit Hörigen,

Ländereien, Wiesen, Weiden, Wäldern und aller Zugehörde in die Hände des Abtes Berthold, der über seine Schwester sein Neffe war, der Kirche von Lützel und den Brüdern, die dort Gott und der Seligen (Jungfrau)

Maria dienen, zu freiem Eigen mit Lob und Zustimmung Gerards, des Erzbischofs von Besançon. Die Urkunde dieser Schenkung, mit dem Siegel des vorgenannten Grafen bekräftigt, wird bis heute im Original im Archiv von Lützel aufbewahrt. In diesem Ort stehen uns die vollen Rechte zu. (sinngemäß) Es ist glaubhaft, daß, als die Irrlehre (Reformation ?) in die Grafschaft Montbeliard eindrang, die Kraft dieses Rechts entfernt wurde. Der Graf Richard starb am 17. Juni und wurde im Kloster Lützel beerdigt. Berthold genoß diese Länder und die anderen, welche er gekauft hatte in Larg, Friderstorf und das Haus in Mülhausen, welche er mit dem Haus in Altkirch, das sein Vorgänger Konrad erbaut hatte, und mit den Gütern in Lumschwiler, die dem gleichen Kloster

gegeben worden waren, ruhig mit den übrigen Besitzungen des Klosters (und) stellte sie unter den Schutz des  Heiligen Stuhls. Er bestätigte ihn in allen Rechten und Freiheiten seiner Vorgänger von Königen, Fürsten und

sonstigen Christgläubigen und gestattete darüber hinaus, wenn das ganze Land unter dem Interdikt stehe, daß nichtsdestoweniger für uns in unserem Kloster mit Ausnahme der Exkommunizierten und Gebannten Gottesdienst gefeiert werden dürfe.

Text aus dem Lateran durch die Hand des Magisters Guido, des Notars des H. Papstes, datiert an den 7. Iden des März, unterschrieben von dem Papst selbst mit 11 Kardinälen, unter ihnen der Hl. Konrad (Graf von Urach),

der Bischof von Porto, der deutsche Bruder des Berthold, auf dessen Bitten dieses Privileg erlangt wurde im 8. Jahr seines Pontifikats, im Jahre des Herrn 1224. “ (Tennenbacher Urkundenbuch S.54)

Übersetzung: Michael Saave, OStR., Historiker, Binzen; ) (Beide Texte im Tennebacher Urkundenbuch online unter Cistopedia dort Bibliographie Kloster Tennenbach)

Am  20.12. 1224 stellt König Heinrich VII.  bei Basel Abt Berthold und dem Kloster eine Urkunde aus, die in diesem Zusammenhang steht: “bestätigt dem abt Bertold von Lützel die stiftung seines klosters durch Bertolf bischof von Basel und die von Montfaucon, und will dass demselben seine genannten besitzungen unverkümmert verbleiben.” (RI,V,1,2, n. 3949) Die Vorgeschichte zu dieser Urkunde ebenfalls im Tennenbacher Urkundenbuch mit der Übersetzung von Herrn Saave:

“Im gleichen Jahr (1224) wandte sich Berthold an Heinrich, den röm. König, seinen Blutsverwandten, bei den Herren Basels anwesend, damit er das, was die Kaiser Konrad und Friedrich der Kirche Lützels an

Privilegien eingeräumt hätten, bestätige und forderte ihn dringend auf, sie mit ihren Besitzungen in seinen Schutz aufzunehmen. Der König stimmte seinem Ansuchen gerne zu, bestätigte die Gründung (Ausstattung ?) des

Ortes, nahm sie unter seinen königlichen Schirm, und stärkte sie mit weiteren Privilegien, so daß niemand von uns Zehnten, Zoll oder Wegegeld oder andere Zahlungen von uns erheben konnte. Er belegte es mit dem

königlichen Bann, unseren Besitz wegzubringen, zurückzuhalten oder zu vermindern und entschied, ihn mit 5o Pfund Gold zu vermehren. Urkunde, mit dem Zeichen des Königs signiert, 13. Kal. des Juni und in Gegenwart

(der Erzbischöfe und Bischöfe, und Adligen 🙂 Engelbert von Köln, Dietrich von Trier, Sigfrid von Augsburg,Gerhard, Graf von Tische, Landgraf Rudolf und Albert, seinem Sohn, Friedrich, des Grafen von Pfirt, dem

Schwager des Abtes Berthold und dessen Söhnen Ulrich und Ludwig, den Grafen Ludwig und Hermann von Froburg, dem Vorsteher der Basler Kirche, Bischofs Heinrich usw. “

Um 1200 stand Lützel auf dem Höhepunkt seines monastischen Lebens. Es zählte rund 200 Mönche. Das spiegelte sich ja auch in der raschen Folge seiner Tochtergründungen wider.

Im 12. Jahrhundert war das Kloster noch Teil der elsässischen Grafschaft Pfirt. Die Grafen von Pfirt scheinen kaum in den Herrschaftsbereich des Klosters eingegriffen zu haben. Graf Ulrich II. von  Pfirt, der 1216 Landvogt im Elsass war, befreite das Kloster im Jahr 1259

von allen gräflichen Steuern. Auch die Befreiung war noch Teil des Erbschaftsvergleichs von Abt Berthold und seinen Geschwister. Dazu ebenfalls das Tennenbacher Urkundenbuch (S.57):

“Im gleichen Jahr 1225 kamen der Abt Berthold und der Graf Friedrich, der Mann seiner Schwester, wegen der Erbschaft seiner Schwester überein, die von der Herzögen von Zähringen herkam, und über die schon eine

Zeitlang Streit zwischen ihnen geherrscht hatte. Heinrich, der röm König, schlug folgende Verteilung zum unsterblichen Ruhm des Klosters Lützel und dem ewigen Lob Bertholds vor, daß Ludwig und seine Erben das

gesamte Gebiet von Pfirt behielten, außer jenem, welche sie dem Haus Lützel schon gegeben hätten oder in Zukunft abtreten würden. Berthold aber und die ihm nachfolgenden Äbte von Lützel, die seit alters her aller

Rechte und Gnaden des hochberühmten Geschlechts von Pfirt teilhaftig seien, würden im gesamten Gebiet von Pfirt von folgenden Verpflichtungen (bzw. Rechten) ausgenommen: nämlich, den Zehnten zu leisten, den Neu-

bruchzehnten von erworbenem und zu erwerbendem Land im Gebiet von Pfirt, das Weiden jedwelcher Tiere, die Jagd auf Wildtiere, Vögel, Fische, das Land umgraben, Bauten darauf zu errichten, Münzen zu schlagen, die

Adelszeichen zu erhöhen mit offenen und geschlossenen Helmen als Helmzier nach der Sitte des Reiches, das Recht, Zoll, Wegegelt und Ungelt zu erhalten, sie selbst aber seien von allen diesen Beschwerden im gesamten

Gebiet von Pfirt ausgenommen. Sie hätten das Recht, öffentliche Notare zu bestellen und die von unehelicher Geburt zu legitimieren und andere Vorrechte. Vom Grafen selbst und seinem Sohn Ulrich versprachen das

Vorgenannte und die Urkunde wurde ausgefertigt und mit dem Siegel des Abtes Berthold bestätigt in Anwesenheit vieler Mönche, Adeliger und würdigen Männern des Glaubens. Geschehen zu Altkirch. Aus dieser

schriftlichen Festlegung der Eintracht leuchten die Regalien und die königlichen Freiheiten, die Berthold im Haus Lützel vom hochberühmten Geschlecht der Grafen von Pfirt übergeben worden

sind, vor denen hervor, die schon früher von den Fürsten übergeben wurden. Ihr Territorium war äußerst groß, fast alles, was heute in

Vorderösterreich als Bezirk verwaltet wird, z.B. Thann, Sennheim, Altkirch, Delle, Belfort, Pfirt usw. und weil sie immer eine vielköpfige Familie hatten, hatten sie verschiedenen Wohnsitze, v.a. in der Burg Pfirt, wo der Hl.

Papst Leo IV., als er allein das Elsaß durchwanderte, die Kapelle der Hl. Märtyrerin Katharina und eine andere in Sundersdorf für den Hl. Martin v. Tour habe weihen lassen, andere (aus der Familie) wohnten in Altkirch und Thann.”

Der 10. Abt von Lützel Theobald (oder Thyemo) (1238 – 1257) stammte aus der Familie der Freiherren von Ramstein. Er nahm am 1. Konzil von Lyon (28.06.-17.7.1245) teil.Er wurde auch vom Generalkapitel beauftragt, in den oberdeutschen Zisterzienserklöstern Verbesserungen einzuführen.

König Rudolf stellte dem Kloster im März 1283 eine Schutzurkunde aus. “in castris) befiehlt allen getreuen und rittern (cunctis fidelibus, militibus nostris), das kloster der hl. Maria zu Lützel (ord. Cist. südwestl. Basel) welches er in seinen besondern schutz genommen hat, zu schirmen und in keiner weise zu schädigen. (RI VI, 1 n. 1771)

Johannes (Demetrius) war der 17.Abt (1303 – 1319) von Lützel. Er stammte aus Basel. Er Doktor des kanonischen Rechts. Er verfasste eine Abhandlung über das Klosterleben und verschiedene Predigten. In Ensisheim ließ er eine Marienkapelle bauen.

Im 13. Jahrhundert machte sich ein neuer Herrschaftsfaktor bemerkbar: Geld. Ein Großteil des nur von Abgaben lebenden Adel kam in Geldnot.Die durch ihre Besitztümer am Oberrhein reich gewordenen Bischöfe von Basel hatten Geld genug und kauften nun Herrschaften und Rechtstitel auf und bauten so ihre Macht aus. 1270 kam die Ajoie und 1271 der Sornegau an das Fürstbistum Basel. 1271 verkaufte Graf Ulrich II. von Pfirt seine Allodien,darunter die Burg Pfirt, an den Basler Bischof Heinrich v. Neuchâtel (1262–74), und erhielt sie von diesem als Lehen zurück.Geldbedarf dürfte bei dieser Aktion wohl auch das wichtigste Motiv gewesen sein. Bischof Heinrich organisierte das neu erworbene Gebiet mit dem neuen Hauptort Délémont als Herrschaft Délémont . Dabei soll das Flüsschen Lützel als Grenze festgelegt worden sein. Das hatte zur Folge, dass das Klosterterritorium und sogar der befestigte Klosterbezirk hoheitsrechtlich in zwei Teile geschieden wurde. Beim Bau von Konventsgebäuden wurde ein neues Bett für die Lützel angelegt. Auch wurde die Lützel aufgestaut und als Fischteich genutzt. Der See existiert noch heute und ist mit seiner Umgebung Naturschutzgebiet.

Der Urenkel von Graf Ulrich II. von Pfirt Ulrich III. von Pfirt erreichte 1318 beim Bischof von Basel Gerhard von Wippingen (1309- 1325) für seine Töchter die Lehnserbfolge. Seine Tochter Johanna ( 1351) heiratete 1324 Hzg. Albrecht II. (d. Weisen) von Habsburg. Die Schwester Ursula entsagte zugunsten der beiden ihren Rechten auf die Gfsch. Pfirt (1336) und auf die Herrschaft Rougemont (1350) durch die Heirat fiel Pfirt an Österreich.Habsburg hat anders als die Grafen von Pfirt seine landesherrlichen Rechte wahrgenommen.

Lützel kann jetzt als landsässiges Kloster Österreichs angesehen werden, also direkt den Habsburgern unterstehend.

Herzog Albrecht stellte am 21. Februar 1326 eine Urkunde aus und berief sich dabei auf das Vorbild seiner Vorgänger der Grafen von Pfirt. “Hzg. Albrecht befreit das Kloster Lützel, das er, dem Beispiel seiner Vorgänger der Grafen von Pfirt folgend, fördern will, von Zoll und Ungeld in allen Dörfern, Städten und Burgen in seiner Herrschaft Pfirt, so daß die Mönche des Klosters fürderhin bei Kauf und Verkauf aller fahrenden und liegenden Güter sich dieser Freiheit erfreuen sollen und nimmt das Kloster in seinen Schutz.” (Regesta Habsburgica 3 n.1648 in Regesta Imperii online)

 

Die erste Grangie des Klosters war Scholis. Diese und das Grundstück auf dem sich das Kloster befand, war eine Schenkung der Grafen von Montfaucon. Lützel hatte 17 Grangien, die von Konversen bewirtschaftet wurden. Lützel hatte Streubesitz in über 150 Orten.

Seinen Besitz verdankte Lützel zunächst zahlreichen Schenkungen. Später kamen auch Käufe und Tauschgeschäfte dazu. Stadthöfe unterhielt das Kloster in Altkirch, Basel, Cernay und Moulhouse, Ferrete und Rouffach und in Pruntrut (Porrentruy) Sie erfüllten die Anforderungen der Zisterzienser an ihre städtischen Pfleghöfe. Diese sollten nicht mehr als drei bis vier Tagesreisen vom Kloster entfernt sein. In der Regel wurden sie von Konversen geleitet. Zum Stadthof in Altkirch siehe Abt Berthold. Der Stadthof von Pruntrut hatte möglicherweise ein besonderes Gewicht. Denn das Bistum Basel hatte während der Reformation die Stadt Basel verlassen und seine Ämter um Lützel herum angesiedelt. Der Bischof und die Hauptverwaltung hat ihren Sitz nun ständig in Pruntrut.

1340 hatte ein Erdbeben die romanische Kirche stark beschädigt.  Abt Rudolf von Wiggenheim (1340 – 1349 )  ließ eine hochgotischer Basilika mit Querschiff bauen, die  1348 eingeweiht wurde . Sie kann aufgrund von Ausgrabungen und einer Planaufnahme von 1750 rekonstruiert werden. Nachfolger von Abt Rudolf wurde Abt Johannes III.(1349-1362) Er war bis 1325 Dompropst in Basel vor er1325 in das Kloster Lützel eintrat. Er stammte aus der Familie der Grafen von Hasenburg, deren Burg nicht weit von Kloster Lützel entfernt war.

Am 13. Februar 1370 stellte Karl IV. eine Urkunde aus: “nimmt abt und convent von Lützel (Lucella) sammt ihrem kloster, dessen gebiet, land und herrlichkeit in einer umfassenden urk. in seinen schutz.” ( RI VIII n.4820)

1375 kamen die  Gugler, das waren Söldnertruppen des Enguerrand VII. de Coucy, der den Erbanspruch seiner Mutter Katharina von Habsburg († 1349), Tochter Herzog Leopolds I. von Österreich, gewaltsam durchsetzen wollte. Auf ihrem Zug durch den Aargau kamen sie auch in das elsässische Grenzkloster und verwüsteten es. Der Name Gugler leitet sich wohl von der Form ihrer Kopfbedeckungen ab.Nicht nur durch die Zerstörung der Gugler erlebte die Abtei eine tiefe Krise. Das war die Regierungszeit von

Abt Heinrich Stockhelm (1397 – 1408) Das beschreibt Bernhardin Walch  O. Cist. in seiner Lützler Chronik so:

“Als der Frieden zwischen dem Herzog und dem Bischof, zwar ohne Waffen, nicht aber ohne Zerstörung der Felder, die dem Kloster Lützel mit einem erlittenen Schaden von zweitausend Pfund angetan wurden, geschlossen war, kamen einige der Mönche nach der Ernte, andere um den Herbst herum nach Lützel zurück. Einige, die geringes Vertrauen in die von Heinrich zu bewahrende Klosterdisziplin hatten, suchten den Aufenthalt in Zisterzienser – und Bellavalle-Klöstern, in burgundischen Klöstern, nicht wenige in „Pomerium“ (Abtei Baumgarten,besiedelt durch Beaupre/Lothringen) in der Diözese Straßburg. Heinrich war selten mit den Brüdern im Kloster, daher trat eine Abgewöhnung der Regelobservanz und ein Nachlassen der alten Zisterziensergesetze (allmählich) ein. Die Abstinenz von Fleisch, die bisher strengstens befolgt worden war, und die Verwaltung wurden nachlässiger, anstelle der Konversen in den Grangien und anderen Wirtschaftsgebäuden wurden weltliche (Personen) gesetzt, in den entfernten Pfarreien wurden die Mönche durch Weltgeistliche ersetzt. Inzwischen wuchs die Substanz des Klosters nicht; als das Kloster in geistlicher und weltlicher Hinsicht Mangel litt, begann es stark Not zu leiden. Heinrich verkleinert seine Substanz in seinen ? Tagen, verkaufte

Besitzungen, verpfändete sowohl schließlich auch Geweihtes der Kirche und Altargefäße (Kelche), und, wie unten gesagt werden wird, verschonte er sie nicht.”

(Übersetzung: Michael Saave Historiker, seine Mutter Lydia Saave u. d. Lateinlehrerin s. Tochter Fr. Schrader, Binzen 15.3.2006) (abgedruckt im Tennenbacher Urkundenbuch s.o.)

Abt Conrad Holzacker (1409 – 1443)stammte aus einer Basler Patrizierfamilie.Er war 1416 vom Generalkapitel zum offiziellen Konzilsabgeordneten für das Konstanzer Konzil bestimmt worden. Er war dann auch bei der Papstwahl vom 8. –11. November 1417 dabei, als Kardinal Otto Colonna zum neuen Papst gewählt, der sich dann Martin V. nannte. Über das Konstanzer Konzil berichtete Pater Bernhardin Walch. Abt Conrad nahm auch am Basler Konzil als Delegierter teil. Er verfasste die Akten des Konstanzer Konzils.Außerdem schrieb er eine Abhandlung über klösterliche Missbräuche. In seiner Regierungszeit restaurierte er das Kloster Lützel.Er war der erste Abt aus Lützel der im Zisterzienserorden  Generalvikar für Deutschland wurde. Dieses Amt blieb dann rund 200 Jahre bei den Äbten von Lützel. Papst Martin V. erteilte ihm das Recht Inful und Stab zu tragen. Sein Amtsnachfolger wurde Nicolas Amberg  (1443 – 1466 ) Auch er stammte aus Basel. Er war Vizekanzler von Kaiser Friedrich III. (1452-1493). Er nahm ebenfalls am Konzil von Basel(1431–1449) teil. Er verfasste die Akten des Basler Konzils.Außerdem schrieb er mehrere geschichtliche Bücher, einmal  eine Geschichte der Abtei Lützel von den Anfängen bis zum Jahr 1448 mit dem Titel Fasciculus Antiqitatum Lucellensis. diese widmete er Papst Nokolaus V. und Kaiser Friedrich III, dann eine Chronik des Bistums Basel und des Oberelsass.

Von 1466 – 1471 war Johannes Stantenat Abt in Lützel. 1471 wurde er zum Abt von Salem gewählt. Dort regierte er bis 1494. Wichtigstes künstlerisches Zeugnis seiner Salemer Regierungszeit ist das zwei bändige Salemer Abtbrevier, das er in Auftrag gegeben hatte.

Auf ihn folgte Ludwig Jäger, der aus Bregenz stammte und zunächst Mönch in Herrenalb war. Danach war er Professor der Theologie in Bologna. In Lützel war er von 1471 bis 1495 Abt. Er schrieb eine Abhandlung über das Amt und die Eigenschaften der Visitatoren im Zisterzienserorden sowie über die Art und Weise, die Visitation auf eine nützliche weise zu gestalten. Auch schrieb er alle Ereignisse seiner Regierungszeit auf.

1499 fand zwischen den Eidgenossen und Österreich der “Schwabenkrieg” statt, so die Bezeichnung bei den Eidgenossen. Bei ihren rechtsrheinischen Gegnern wird er “Schweizerkrieg” genannt. Der Krieg wurde äusserst grausam geführt.

Die Eidgenossen unternahmen zahlreiche räuberische Streifzüge, die ihre Verheerungen im Solothurner Schwarzbubenland,im österreichischen Sundgau und Fricktal anrichteten.

Basel erklärte  gegenüber beiden Parteien für neutral und hielt diese Haltung während des ganzen Krieges  durch und liess sich weder durch Versprechungen noch durch Drohungen davon abbringen. Am Ende profitierten alle davon.

Der ganze Lebensmittelhandel zwischen dem österreichischen Eisass und den eidgenössischen Landen lief über Basel und liess sich – zum Vorteil von allen – während des Krieges nur aufrecht erhalten, wenn die Stadt neutral blieb.

Und es kam dann auch  zu Friedensverhandlungen in der neutral gebliebenen Stadt Basel. Ein auf den 22. September datierter Friedensvertrag kam zustande

Kloster Lützel aber war bei einem dieser Raubzüge nach der Schlacht bei Dornach  verwüstet worden. Abt war in dieser Zeit Theobald (Thiébaut) Hillweg (1495 – 1532)aus Thann.  Er ließ die Kirche wieder aufbauen, aber es sollte nicht das einzige derartige Erlebnis für Abt Theobald bleiben. 1524 wurde die Kirche durch Blitzschlag und anschließenden Brand beschädigt. Im Folgejahr überfielen aufrührerische Bauern beim Bauernkrieg Kloster Lützel und plünderten es und steckten es in Brand. Gebäude, aber auch wertvolle Manuskripte gingen verloren.

Im Lützeltal auf dem Gebiet der Gemeinde Pleigne im Schweizer Kanton  Jura lag die Löwenburg mit zugehörigem Territorium. Sie war im Besitz der Basler Adelsfamilie Münch. Aus Geldnot verhandelte die Familie Münch 1523 mit dem Kloster Lützel über einen Verkauf. 1526 kaufte Abt Theobald von den Familienmitgliedern Hans Thüring II., Jakob I. und Matthias II.  die Herrschaft Löwenburg. Die Rechtslage in Löwenburg war allerdings schwierig, denn die Familie Münch hatte die Herrschaft Löwenburg als Lehen von Österreich. Oberster Lehensherr war aber der Fürstbischof von Basel. Beim Verkauf hatte Österreich auf seine Rechte verzichtet und anerkannte dabei die alleinige Lehensherrlichkeit des Fürstbistums. Das Kloster versuchte das zu umgehen, indem es Löwenburg in in seinen klösterlichen Immunitätsbezirk einzuverleiben. Das führte dann zu Schwierigkeiten, als das Fürstbistum ab 1580 seine Landesherrschaft ausübte und Steuern erhob und die Gerichtsbarkeit wahrnahm. Das Kloster erhob dagegen Protest. Mit dem Kauf war ein etwa zehn Quadratkilometer großes geschlossenes Gebiet an das Kloster gekommen.

Nach den Zerstörungen im Bauernkrieg ließ Abt Theobald ein drittes Mal aufbauen. Auch wurde ein neuer Glockenturm errichtet und die Abtei bekam neue Glocken.

Der Rat der Stadt Basel erlaubte zwar den Anhängern der neuen Lehre die freie Religionsausübung. Aber erst ein Bildersturm an Fasnacht 1529, der sich zu großen Unruhen auswuchs, führte dazu, dass der Rat die
Reformation einführte. Abt Theobald zeigte sich auch hier sehr unerschrocken. Zur Zeit des Bildersturms war er gerade in Basel. Mitten unter einem aufgewühlten Volkshaufen riss er Leuten, die ein Marienbild verbrennen wollten, dieses aus den Händen und trug es eigenhändig aus dem Gewühl und ließ es nach Lützel bringen. Er war ebenfalls Generalvikar der Zisterzienser für Deutschland. Wie sein Vorgänger schrieb auch er die Geschichte seiner Amtsführung bis ins Jahr 1532. In diesem Jahr resignierte er.

(zu Abt Theobald siehe unten Fr.X Schwartz  S. 11, 20 u. 21)

Sein Amtsnachfolger war Heinrich Sapper (1532 – 1542) aus Ensisheim. Zunächst war er Großkeller, dann Prior. 1532 wurde er zum Abt gewählt. Er setzte sich vor allem gegen das Fortschreiten der Reformation ein. Kaiser Ferdinand I. (1558 bis 1564 ), den er persönlich kannte, bestätigte Kloster Lützel alle Privilegien, die es bisher erhalten hatte. Abt Heinrich starb 1542 an einem Schlaganfall.

Auf ihn folgte Abt Nicolas Rosenberg (1542 – 1566 ), der wie Abt Theobald aus Thann stammte. In Müllheim bestand seit 1255 ein Frauenkloster, das nach den Regeln der Zisterzienser leben sollte. 1486 wurde das Frauenkloster in ein Mönchspriorat des Zisterzienserordens umgewandelt. Als letzte Äbtissin vor der Umwandlung ist Elisabeth von Bruck belegt. Das Priorat wurde Kloster Lützel unterstellt. Abt Nicolas verkaufte das Priorat 1544 an den protestantischen Amtmann Ludwig Wolf von Habsperg zu Badenweiler.

Der nächste Abt war Rudolf III. Kuchenmann von 1566 bis 1573. Er ließ die Abtswohnung im Kloster wieder herstellen. Außerdem erwarb er in Moulhouse, wo das Kloster ja schon einen Stadthof hatte, ein Haus.

1573 führte  Nikolaus Boucherat, der Generalabt von Citeaux im Rahmen seiner großen Vistiationsreise im deutschsprachigen Raum (Schweiz, Schwaben und angrenzende Gebiete) eine Visitation in Lützel durch. Er fand den Abt eingeschlossen 27 Mönche vor, 6 Novizen und zwei Knaben, die Novizen werden wollten. Er fand einiges zu tadeln, hoffte aber, dass der Abt seine Pflicht tun werde. Allerdings wendete sich die vorderösterreichische Regierung in Ensisheim nach Innsbruck wegen einer zusammen mit dem Zisterzienser-Orden durchzuführender Visitation “denn der Abt habe unehrbare Weibspersonen in Kloster und hielte ganz ärgerlich, üppig, schändlich und verschwenderisch Haus.” (Gfrörer in Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Neue Folge Bans X, Karlsruhe 1895, S. 482 ff.) 1580 wollte dann der päpstliche Nuntius der Bischof von Vercelli, Franz Bonomi, päpstlicher Nuntius  in der Schweiz und Graubünden, im Auftrage des bei Ferdinand beglaubigten Nuntius Felicianus Ninguarda, des Bischofs von Scala, eine Prüfung vornehmen. Da zeigte sich Abt Johannes Kleiber  so ungehorsam, dass sich Nuntius Ningnardi an Erzherzog Ferdinand selbst wenden musste „dass er ihn zum Gehorsam anhalte“(ebda)

Auf Johannes Kleiber (1574–1583) folgte Beat Bapst (1583 – 1597). Als Generalvikar wanderte er nach Fr.X Schwartz “Die Geschichte der berühmten Cictercienser Abtei Lützel” , Rixheim 1871, “durchwanderte ganz Deutschland” ,um die Zisterzienserklöster zu besuchen. Auf dieser Reise sammelte er eine Menge Dokumente über die Geschichte und Gründung der jeweiligen Häuser. (Seite 22) 1579 verbündete sich Fürstbischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee (1575- 1608 ) mit den sieben katholischen Orten der Alten Eidgenossenschaft als Gegengewicht zum Einfluss des reformierten Bern im Südjura. Abt Beat sah darin allerdings die Gefahr in mögliche kriegerische Verwicklungen in dem neu erworbenen Territorium Löwenburg hineingezogen zu werden. Deshalb ließ er das Gut Löwenburg befestigen. Es entstand nun ein neuer Bering mit vorgelagertem Graben. Der Eingang wurde mit einem mächtigen Torturm bewehrt. Für diese Bautätigkeit nutzte man die Ruine der nahen Löwenburg als Steinbruch. Das betrachtete der Fürstbischof allerdings als Eingriff in seine landesherrlichen Rechte. Er protestierte scharf gegen die Befestigung des Guts. Abt Beat ließ 1586 die Abteikirche mit sehr schönen Gemälden ausstatten. Außerdem wurde das grobe Steinpflaster in Chor und Schiff mit neuem Bodenbelag versehen. 1597 war er wieder in Löwenburg und wollte dort die Bauarbeiten besichtigen. Dazu stieg er auf ein Gerüst, von dem er abstürzte und dabei zu Tode kam. Die Bauarbeiten, gegen die der Fürstbischof so heftig protestiert hatte, wurden unmittelbar nach dem Tod des Abtes eingestellt.

Auf Abt Beat folgte Christoph Birr (1597–1605) Abt Christoph schien die Oberhoheit des Basler Bischofs anzuerkennen. Er setzte die Bauarbeiten in Löwenburg auch nicht mehr fort. Der Konflikt zwischen Bischof und Kloster endete.  Abt Christoph ließ einen Hochaltar errichten, der wegen seiner Höhe und Schönheit gerühmt wurde. Er wurde nach Schwartz (S.12) seines Amtes enthoben, weil “sagen die Chroniker von Lützel” seine Wahl nicht auf rechtlichem Weg zu Stande gekommen sei. In dem oben erwähnten Aufsatz  von Gförer wird Christoph Birr   als der schlechteste Abt von Kloster  Lützel bezeichnet. Die Amtsenthebung aus welchem Grund auch immer passt zu der Einschätzung Gfrörers. Zu Abt Christophs Nachfolger wurde Johannes Hanser (1605 – 1625) im Beisein von Generalabt Nikolaus Boucherat gewählt. Von ihm wurde er auch in sein Amt eingeführt. Er sorgte dafür, dass die Disziplin im Kloster wieder eingehalten wurde. Er ließ einen kleinen Glockenturm auf die Kirche setzen. Die Kirche wurde mit einer neuen Orgel ausgestattet. Er stand sowohl bei Erzherzog Leopold von Österreich als auch bei Kaiser Ferdinand II. in hohem Ansehen. In seiner Regierungszeit gab es zwei wichtige und weitwirkende Ereignisse. Das eine war der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618, der Lützel zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht tangierte. Das zweite war die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation. Das Konzil von Trient (zwischen 1545 und 1563) hatte sich in seiner dritten Tagungsperiode 1562-63 auch mit der Reform der Orden befasst. Es wurden Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt, Bestimmungen zum Noviziat. Privateigentum wurde verboten. Die Orden sollten Kongregationen in einer Provinz gründen und falls nicht genügend Klöster in einer Provinz waren, in zwei oder drei Provinzen. Eine regelmäßige Visitation sollte stattfinden. Für die Zisterzienser bedeutete dies, dass die Äbte der Primarabteien in ihren Kontrollrechten beschnitten wurden. Der Generalabtes Edmond de la Croix (1584–1604) wollte für den oberdeutschen Raum ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat schaffen. Auf seine Einladung versammelten sich im Kloster Fürstenfeld und gründeten ein oberdeutsches Generalvikariat. Schließlich wurde es zu einer Kongregation weiter entwickelt. Die in Fürstenfeld beschlossenen Statuten wurden revidiert und im Januar 1619 vom Generalabt von Citeaux Nicolas II. Boucherat (1604-1625) bestätigt. Zunächst 6 Klöster des oberdeutschen Generalvikariats gründeten die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation. Am 10. Juli 1624 wurde die Kongregation vom Papst bestätigt. Das Generalkapitel hatte die Statuten schon 15. Mai 1623  anerkannt. Am 2. und 3. September 1624 fand in Salem eine Äbteversammlung des oberdeutschen Generalvikariat statt. Dabei wurde die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation gegründet. Das Haupt der Kongregation war üblicherweise der Abt von Salem. Am 2. Oktober 1624 wurde die Kongregation vom Abt von Cîteaux und am 17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.  Zur Schweizer‑, Elsässisch‑, Breisgauische Provinz zählte Lützel mit den Frauenklöstern Königsbrück und Olsberg; Neuburg; Hauterive mit den Frauenklöstern Maigrauge und Fille‑Dieu; Päris; Tennenbach mit den Frauenklöstern Güntersthal, Wonnenthal, Lichtenthal und Friedenweiler;  St. Urban mit den Frauenklöstern Rathausen und Eschenbach; Wettingen mit den Frauenklöstern Frauenthal, Magdenau, Kalchrain, Feldbach, Tänikon, Wurmsbach und Gnadenthal. Der Abt von Lützel war in der Regel Generalvikar der Schweizer-Ellsässich-Breisgauischen Provinz.

Die militärischen  Erfolge Tillys und Wallenstein führten dazu, dass sich vor allem die süddeutschen Zisterzen bemühten, eine Restitution besonders der württembergischen Klöster zu erreichen. Besonders  Kaisheim unter Abt Johann VII. Beck 1608–1626 und seinem Nachfolger Jakob Mosbach 1626–1637 betrieb die Restitutionsbemühungen. Abt Jakob wurde im April/Mai 1628 deshalb beim Kaiser vorstellig. Am 6./16. Dezember 1628 erteilte Abt Petrus von Cheaux  den Äbten Thomas  von  Salem  und Laurent von Lützel die Generalvollmacht für die weiteren Restitutionsverhandlungen.  Am 6. März 1629 erließ Kaiser Ferdinand II. das Restitutionsedikt. Das war eine Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Vor allem der Salemer Abt Thomas Wunn  (1615–1647), der auch der Motor bei der Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation war, setzte sich für die Restitution der württembergischen Klöster ein, auch mit erheblichen Geldmitteln. So soll Salem nach der eigenen Überlieferung 250.000 Gulden für Bebenhausen, Herrenalb und Königsbronn während des gesamten Zeitraums bis zum Westfälischen Frieden aufgewendet haben. Die Restitution ging allerdings nicht reibungslos vor sich, da Württemberg immer wieder Einsprüche gegen das Restitutionsedikt vorbrachte. Erst im August 1630 rückten kaiserliche Truppen  unter Oberst Ossa gegen Württemberg zur Exekution vor. Nun beschloss, das Kapitel von Salem, die Klöster Bebenhausen, Herrenalb und Königsbronn zu übernehmen. Der Sieg Gustav Adolfs bei Breitenfeld  am 17./27. September 1631 führte allerdings zumRückzug der kaiserlichen Truppen. Die Lage für die kleinen katholischen Konvente war sehr schwierig geworden.Die Prälaten der württembergischen Abteien und die Mönche wurden im Januar 1632 wieder in den Konvent von Salem eingeordnet. Zwar veränderte die Niederlage der Schweden bei Nördlingen die Lage wieder. Die wiedereingesetzten Äbte konnten sich auf Dauer nicht halten. Der westfälische Frieden sah die Rückgabe aller Klöster vor, die am 1. Januar 1624 evangelisch waren. Damit waren die Restitutionsbemühungen endgültig gescheitert.

Zurück zu Abt Johannes. Er hatte die Klosterbibliothek gut ausgestattet. Er starb 1625. Sein Nachfolger wurde Laurent Lorillard (1625 – 1648 ) Er stammte aus Porrentruy (Pruntrut) Er war gelehrter Theologe. Er richtete in Lützel und auch anderen Klöstern Lehrkurse für Theologie und Philosophie ein. Die Bibliothek bereicherte er mit neuen Ausgaben der Kirchenväter. Die Restitutionsbemühungen unterstütze er tatkräftig. Nicht nur dass ihn der Generalabt von Citeaux zusammen mit dem Salemer Abt mit der Generalvollmacht für die Restitutionsverhandlungen betraut hatte, er schickte auch Mönche in Klöster, die restituiert werden sollten, so nach Maulbronn aber auch nach Sachsen ins Kloster Michaelstein  1629 und Riddagshausenbei Braunschweig  und in die Klöster Eusserthal und Ottersberg in der Pfalz. Ende 1632 war der Krieg auch in Lützel angelangt.Schwedische Truppen fielen in den Breisgau und ins Elsass ein. Am 24. November 1632 mussten der Abt und Konvent, der damals aus 53 Mönchen bestand, fliehen. Die Mönche suchten Schutz in Löwenburg das unter dem Schutz der Eidgenossenschaft lag oder in eidgenössischen Abteien. Abt Laurent kam schließlich in dem Priorat Kleinlützel unter, wo er mit einem Mönch die letzten 12 Kriegsjahre verbrachte. Er verfasste Buchauszüge aus den Heiligen Vätern mit dem Titel  Insignia florigera ex patribus collecta mit 6 Bänden und eines mit 12 Bänden Loci communes aus den Schriften Bernhards. 1638 besetzten Truppen von Bernhard von Weimar das Kloster Lützel. Verantwortlich für das Schicksal von Kloster Lützel war der bernische General Johann Ludwig von Erlach, der ins Lager des schwedischen Heerführers Bernhard von Weimar gewechselt war und der seinen Söldnertruppen den Befehl zur Zerstörung erteilte. Das Kloster wurde geplündert. Altäre und Säulen zerschlagen, Bilder vernichtet.

Selbst die vergoldete Spitze des Kirchturms wurde heruntergerissen, weil die Plünderer glaubten, sie sei aus purem Gold oder enthielte Wertgegenstände. Abt Laurent verstarb 1648.

Wichtigstes Ereignis aber war, dass nach dreißig Jahren Krieg endlich Frieden geschlossen wurde, der “Westfälische Friede” in den Städten Münster und Osnabrück, wo seit 1645 verhandelt worden war. In der kirchlichen Frage bestätigte er den Passauer Vertrag vom 2.August 1552 und den Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555. Für das Restitutionsedikt von 1629 wurde 1624 als Normaljahr genommen . Der evangelische und katholische Besitzstand sollte bleiben oder wiederhergestellt werden sollte, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war. Damit hatten sich die Bemühungen der oberdeutschen Zisterzienserkongregation erledigt, die Klöster in Württemberg zurück zu erlangen, denn sie waren ja alle im Zuge der Reformation aufgehoben worden. Territorial hatte Frankreich

die Bistümer und Städte Metz, Toul und Verdun zugesprochen bekommen. Der Kaiser und das Haus Österreich traten alle Rechte, die sie im Ober-und Unterelsass, im Sundgau und in der Landvogtei der zehn vereinigten Reichsstädte im Elsass inne gehabt haben, “auf ewig” an die Krone Frankreichs ab.Damit galt Lützel jetzt als Abtei des französischen Königreichs.

Am 4. Juni 1648 wurde Norbert Ganbach (1648 – 1654 ) zum Abt von Lützel gewählt. Nur sieben wahlberechtigte Mönche waren beim Wahlakt anwesend.  Aber viele hatten Vollmachten der abwesenden Konventsmitglieder. Der Konvent war ja immer noch weit verstreut. Von Abt Edmund Schnider aus dem Tochterkloster St. Urban wurde er geweiht. Er zog 1650 von Kleinlützel nach Löwenburg. Dort stellte er den Chorgottesdienst wieder her. Die Mönche kehrten allmählich zurück und sogar Novizen konnten wieder aufgenommen werden. Er starb  am 2. November 1654.

Bernhardin Buchinger wurde am 22. Januar 1606 in Kientzheim im Elsass  als Christian Buchinger geboren. Sein Vater war dort Bürgermeister.Von 1613 bis 1616 besuchte er die „Schola trivialis“ (Volksschule). 1616  kam er als Neunjähriger in die Klosterschule von Pairis, ein Priorat der  zu der Zeit aufgehobenen Abtei Maulbronn. Von dort gaben ihn die Zisterzienser weiter an das Jesuitenkolleg nach Ensisheim, weil er für Pairis zu eifrig und wissensdurstig war. Dort blieb er von 1618 bis 1623. Am 25. März 1623  wurde er Novize in Kloster Lützel und nahm den Ordensnamen Bernardinus an. Unter Abt Johannes legte er am Ostersonntag 1624 seine Profess ab. Er studierte an der Hauslehranstalt und versah gleichzeitig das Amt des Bibliothekars. 1630 wurde er zum Priester geweiht. Er wurde Sekretär von Abt Laurent.

Er war dann auch Archivar, Küchenmeister und Großkeller und außerdem war er leitender Minister. Großkeller war er 12 Jahre lang und das in der schweren Zeit des 30-jährigen Kriegs. Sein Amt als Küchenmeister schlug sich auch in einem Kochbuch nieder, das er verfasste. „ Buchinger, Bernhard: Koch-Buch, So wol Für Geistliche als auch Weltliche grosse und geringe Haußhaltungen, wie bey denen täglich vielLeut am füglichsten abgespeiset werden : Darinn Vber dieAchthunderterley Fleisch, Wildprett, Geflügel, Fisch, Eyer, und Garten-Speisen, auch die manier und weiß selbige zubereiten, Neben andern nutzlichen Haußhaltung-Stücklein, zu finden und begrieffen seynd /Durch Einen Geistlichen Kuchen-Meister deß Gottshauses Lützel beschrieben und practicirt.” Ein Druck erschien 1671 in Molsheimb . Es enthält Geflügel, Fleisch-und Eierspeisen und vor allem viele Fischrezepte, die als “Flussgemüse” nicht unter die strengen Fastengebote der Zisterzienser fielen. Das Kochbuch beinhaltet außerdem Tipps, wie Fisch durch Rauch oder mit Salz haltbar gemacht werden kann. Buchingers Kochbuch mit teuren Gewürzen und Zutaten erinnert oft eher an eine wohlhabende weltliche Küche und ist ein Ausdruck barocker Tafel-und Gaumenfreuden.1634 wurde ihm der Abtsstuhl von Riddagshausen angeboten. Den schlug er allerdings aus. Auch mit Rücksicht auf sein Gehorsamsgelübde konnte er die Wahl zum Abt von Maulbronn, der 1570 säkularisierten, infolge des Restitutionsedikts Kaiser Ferdinands II. von 1629 aber wiederhergestellten Abtei,  nicht mehr ablehnen. Er trat sein Amt am 30. September 1642 an. Zum Abt geweiht wurde er durch den Abt von Kaisheim Georg Müller (1637–1667) beim Provinzkapitel in Schöntal. Da Abt Laurent krank war, hatte er viele Funktionen an Bernhardin abgegeben. Als Vaterabt war er auch für mehrere Frauenklöster wie z. B. Olsberg, Königsbrück und Lichtental zuständig. In Olsberg weihte er er die Äbtissin Katharina Kohler, in Lichtental leitete am 6. Dezember 1642 die Wahl der Äbtisssin

Eva Regina Springauf. Auch in Männerklöstern hatte er Einfluss. So  installierte er in Eußerthal Gaspar Jongelincx. Er war auch für Disibodenberg und Hauterive zuständig.

1643 wurde Pairis wieder dem Orden zurückgegeben, das ja ein Priorat von Maulbronn war. Er setzte seine Verbindungen ein, um die restituierte Abtei dem Orden zu erhalten. 1646 reiste er an den französischen Hof. Das sicherte das Kloster allerdings nicht unbedingt. Es gab nur ständige Übergriffe der französischen Besatzung aus der nahen Festung Philippsburg, die sei 1644 französisch war, über die sich Eberhard III. sowohl am französischen Hof als auch bei den Ständen beschwerte, allerdings ohne Erfolg.

Nach dem Friedensschluss von 1648 fiel Maulbronn an Württemberg zurück und wurde evangelisch. Abt Bernhardin verließ Maulbronn am 14.Oktober 1648, kam dann nochmals kurz zurück und nahm dann alle Dokumente und Kostbarkeiten mit, derer er habhaft werden konnte. Am 25. November 1648 verließ er Maulbronn endgültig und für immer. Über Colmar ging er nach Baden in die Schweiz. Die Urkunden gab er nicht mehr zurück, da er auf dem Reichstag in Regensburg den Versuch machen wollte, doch noch die Abtei zurück zu erhalten. In Pairis  schreckte er auch nicht vor Fälschungen zurück, um den Fortbestand der Abtei zu sichern. Als gelernter Bibliothekar hatte er ja das Know How. Auch in Lützel machte er das, um durch die kaiserliche Bestätigung von Privilegien Rechtssicherheit zu erreichen. Unter Papst innozenz X. (1644 bis 1655) wurde Pairis 1654 wieder zur Abtei erhoben. Es zeugt für das Selbtbewusstsein Abt Bernardins, dass er sich mit Dominus Motmann einen eigenen Vertreter beim heiligen Stuhl hielt, obwohl er eigentlich durch den Generalprokurator des Gesamtordens vertreten werden sollte.Seine drei wichtigen Aufgaben erfüllte dieser  zur vollsten Zufriedenheit des Abtes: erstens die päpstliche Bestätigung Buchingers als Abt von Maulbronn und Pairis, zweitens die Bestätigung der weitreichenden Commissio recuperandi Monasteria ab Haereticis detenta (Auftrag, Abteien wieder zu erlangen, die von Ketzern vorenthalten werden)und drittens die Bestätigung der Vollmacht zur Benediktion von Äbten und Äbtissinnen.  1654 bot ihm der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn (1647- 1673) an, die Rheingauer Zisterzienser-Abtei Eberbach zu übernehmen. Mit dem Tod von Abt Norbert war in Lützel wieder eine Abtswahl notwendig. Diese fand in Löwenburg am 16. November 1654 unter dem Vorsitz des Abtes Edmund Schnyder von St. Urban  statt. Zum Abt des zerstörten und verlassenen Klosters Lützel wurde Bernardin Buchinger gewählt. Dieser war nun Abt dreier Abteien. Das Konzil von Trient hatte den Besitz mehrerer Abteien nicht mehr erlaubt. Eine der drei, Maulbronn, bestand nur noch auf dem Papier. Der Generalabt von Citeaux Claude Vaussin (1645-1670) hatte Bernhardin eine Übergangsfrist von zwei Jahren eingeräumt.Pairis gab er ab, als der französische König Ludwig XIV. Anfang Januar den Sekretär des Generalabtes,Olivier de Foulogne, zum Abt von Pairis ernannte und dieser mit einem Erlaubnisschreiben des Generalabtes versehen wurde. Er hatte schon nach seiner Wahl zum Abt von Lützel entschieden, die zerstörte Abtei wieder aufzubauen. Am 23. März 1657  übersiedelte der Konvent vom Hofgut Löwenburg wieder nach Lützel, wo schon ein Konventsgebäude errichtet worden war. 12 Mönche waren wieder nach Lützel zurückgekehrt. Die Zahl stieg schnell auf 34 an. Die Residenz in Löwenburg behielt er selbst und leitete von dort den personellen und materiellen Wiederaufbau. Das hatte den Vorteil,dass Bernhardin zwar seine Politik nach Paris ausrichtete aber seine Residenz Löwenburg lag ja auf dem Gebiet des Fürstbistums Basel. Er untersuchte alle in der Bibliothek befindlichen Rechtstitel und Dokumente und wie oben angeführt bediente er sich durchaus auch Fälschungen, um die Interessen der Abtei zu wahren bzw. Verlorenes wieder zu gewinnen. Er kümmerte sich um die Landwirtschaft im Kloster und die Grangien, da die Vermögenslage und Wirtschaftskraft nach den Kriegsjahren und den Zerstörungen ja stark gelitten hatte. Er versuchte, eine Glasmacherindustrie zu etablieren. Auch versuchte er das menschliche Zusammenleben wieder zu stärken. Die Grundregeln des Zusammenlebens hatten im Krieg doch sehr gelitten. Als Patronatsherr der Klosterpfarreien erließ er eine „Christliche Ordnung“ . Mit Basel erneuerte er  am 24. November 1655 den Bürgerrechtsvertrag. Ebenfalls 1655 schloss er mit Solothurn einen Vertrag. Dieser musste allerdings wegen des Widerstands des französischen Königs widerrufen werden. Die Stadt Mühlhausen verlieh 1655 den Mönchen das Bürgerrecht.Auch in der französischen Politik war er aktiv. 1657 wurde er zum zum Mitglied des elsässischen Staatsrates (Conseil souverain d’Alsace) in Neubreisach ernannt. Er nahm ein Jahr später an der Eröffnung des Parlaments teil. Er war Mitglied und Vorsitzender der Assemblé des Prélats im Elsass und spielte so eine wichtige Rolle im politischen Leben seiner Zeit. 1671 zollte er dem Alter Tribut und ließ sich auf eigenen Wunsch mit Edmond Quiquerez einen Koadjutor zur Seite stellen. Er hatte den Wiederaufbau von Lützel geleistet, zahllose Visitationsreisen unternommen. Daneben hatte er eine reichhaltige schriftstellerische Tätigkeit vorzuweisen. Er hatte eine große Chronik seiner Abtei verfasst, die sich aber auch mit der Landesgeschichte und auch der Geschichte des Bistums Basel befasste. Eine Zusammenstellung seiner Werke ist auch in der Biographia Cisterciensis, dort Bernardin Buchinger abgedruckt. Er starb am 5. Januar 1673 auf seiner Residenz in Löwenburg. In der Abteikirche von Lützel wurde er am nächsten Tag vor dem Hauptaltar bestattet. Auf seinem Grabmal stand sein Wahlspruch “Immer der gleiche, im Glück und im Unglücke”

Mit Edmond Quiquerez wurde sein Koadjutor zum Abt(1673–1677) gewählt. Er ist in Delle, das in der Nähe von Montbeliard an der Grenze zur Schweiz liegt, geboren. Er trat in das Zisterzienserstift zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Wiener Neustadt,  das kurz Neukloster genannt wird, ein.

Zu der Zeit war dort Robert Notz (1649–1663) Abt. Dieser stammte aus Kloster Lützel. Quiquerez wurde in Neukloster Novizenmeister und Prior. 1660 ging er nach Lützel. In Lutterbach im Elsass hatte das Kloster 1304 eine Pfarrkirche von der Abtei Murbach übernommen, die es bis zur französischen Revolution innehatte.Von 1664 bis 1665 war Quiquerez  Gemeindepfarrer. Im Tochterkloster von Lützel, Lieu-Croissant in der Franche-Comté, war er Prior, bis er a1. September 1671 zum Koadjutor des Abtes Bernardin  bestimmt wurde. Zwar wurde seine Wahl von einigen Konventualen angefochten, aber Generalvikar Edmund Schnyder von St. Urban  bestätigte die Wahl. Auch er war Mitglied des Conseil souverain d’Alsace. Im Mai 1673 traf Ludwig XIV. in Breisach mit Maria Theresia zusammen. Abt Edmond war dort ebenfalls anwesend, nahm am Gottesdienst teil, sang dabei das Salve Regina und erteilte den königlichen Herrschaften den Segen. Einen ebenso großen Auftritt hatte er in Basel, als er dort am Sonntag nach Himmelfahrt

vor katholischen Soldaten der Eidgenossenschaft, die in Basel zur Verteidigung gegen Turenne lagen, eine Messe las. Dies war seit der Reformation in Basel 1529 nicht mehr geschehen. 1675 wurde Kloster Lützel von Truppen des französischen Kavalleriegenerals Joseph de Pons-Guimera Baron de Montclair überfallen, wobei diese weder die an der Abtei angebrachten Wappen des Königs noch die von Turenne beachteten.

Schon die Wahl von Abt Edmond war ja von Differenzen geprägt. Diese konnte er in seiner Regierungszeit nicht ausräumen. Der Generalvikar, das war jetzt seit 5. Juli 1677  Abt Nikolaus Göldlin vom Kloster  Wettingen, drängte ihn zum Rücktritt. Am 31. Januar 1677 resignierte er. Er starb noch im selben Jahr. Sein Nachfolger wurde Pierre Tanner. Er ist am 2. Aug. 1634 Colmar geboren. 1655 trat er in das Kloster Lützel ein. Am 2. Februar 1656 legte er unter Abt Bernardin seine Profess ab.In Dole und Dijon studierte er Theologie und Philsophie. 1660 wurde er zum Priester geweiht. In Lützel war er zunächst Cellerar, später Prior. Von 1673 bis 1677 war er Prior in Blotzheim, dann in Saint-Apollinaire. Er schloss sich der Oppositionspartei, die sich gegen Abt Edmond gebildet hatte,an. Nach einigen Intrigen gegen Abt Edmond wurde er am 1. Februar 1677  zum Abt gewählt und am nächsten Tag  geweiht. Abt Pierre plante und unternahm in seiner Regierungszeit gravierende Veränderungen für sein Kloster, die später im Konvent auch zu Zwistigkeiten führten. Im 17. Jahrhundert wurde im Kloster mit der Industrialisierung begonnen. Schon unter Abt Bernardin ließen sich auf dessen Betreiben Glasmacher in St. Peter nieder. 1681 hatte die Abtei ein königliches Patent für eine Eisenhütte erhalten. Davon wurde eine auf elsässischer auf dem Weg nach Löwenburg betrieben, eine zweite in Winckel. Das zum Betrieb notwendige Erz sollte auf der fürstbischöflicher Seite gewonnen werden. Damit geriet die Abtei in Konflikt mit dem Fürstbischof, denn dieser betrachtete den Bergbau als Teil seiner Landeshoheit. Er ließ die Bergleute, die für das Kloster arbeiteten, vertreiben und die Arbeiten einstellen. Der Konflikt weitete sich noch stärker aus, denn das Fürstbistum hatte die Hilfe der mit ihm verbündeten katholischen Orte der Eidgenossenschaft angefordert. Frankreich akzeptierte nun die Rechte des Fürstbischofs und die Eisenhütten konnten den Betrieb aufnehmen. Weitere Probleme tauchten auf, denn für die Eisenverarbeitungen waren Waldrodungen zur Gewinnung von Brennholz nötig. Dagegen wurden Prozesse geführt.

Schon 1682 hatte Abt Pierre einen Klosterneubau  geplant. Er sollte die nach dem Krieg nur notdürftig wiederhergestellten Konventsbauten ersetzen. 1685 verdingte er dazu Etienne Avogadio aus Breisach. Dieser stammte wahrscheinlich aus Savoyen Über ihn ist nichts weiter bekannt. Möglicherweise war er  unter Vauban am Festungsbau von Neuf-Brisach beteiligt. Aber es kam schnell zu einem Zerwürfnis zwischen Abt und Baumeister, das nicht mehr gütlich zu regeln war. Es folgte ein langer Prozess, dessen Ende beide Kontrahenten nicht mehr erlebten. Der Bau kam über die Fundamente nicht mehr hinaus und wurde erst von Abt Pierres Nachfolger beendet werden, nachdem die Erben von Etienne Avogadio  1704 abgefunden wurden. Die Abtei musste 11 200 Livres bezahlen, das entspricht 5.500 Gulden. Diese hohe Summe erklärt sich wohl nur mit bereits weitgehend begonnenen Bauarbeiten. 1687 kaufte er einen Wald in Nonnenbruch im Bann Wittelheim. Auf den erhöhten Brennholzbedarf der Abtei wurde ja bereits hingewiesen.
1690 ließ er die St.-Peters-Mühle (Neumühle) an der Einmündung des Bösenbach in den Fluss Lützel erbauen. Eine weitere Mühle  wurde in St. Appolinaire errichtet, die der Propstei auch als Speicher diente. Außerdem gründete er mehrere Höfe.

In der Abtei waren nun verschiedene Handwerksbetriebe wie Glaserei, Ziegelei, Schmiede-Giesserei sowie eine Gerberei,ansässig, deren Produkte weitherum bekannt waren.

1699 wurde die Abtei wieder von einem Unglück betroffen. Die Abtei samt Bibliothek und auch kostbare Ornate wurden ein Raub der Flammen. Bei dem Brand kam auch ein Laienbruder zu Tode. Da die Abtei nun unbewohnbar war, mussten Abt und Konvent ins Priorat Blotzheim ausweichen. Dort verstarb Abt Pierre  am 14. März 1702. In der Kapelle des Priorats wurde er begraben. Nach dem Tod des Abtes zeigte sich, dass Frankreich sich vermehrt in die Belange der ehemals deutschen Abteien auf nun französischem Hoheitsgebiet einmischte. Nicht genehme Äbte wurden einfach ab gelehnt. So blieb die Abtei Lützel 10 Monate ohne Abt.  Antoine Reynold war nun ein Kandidat, der dem französischen König genehm war. Er war in das Zisterzienserkloster Hauterive eingetreten.

In Hauterive hatten die Stadt und der Rat Fribourg einen starken Einfluss. Am 4. November 1700 wurde Antoine Reynold dort gegen den Widerstand des Rats der Stadt Fribourg zum Abt gewählt. Er war Sohn Sohn des Grossrats und französischen Brigadekommandanten Jean-Antoine de Reynold (1611–1684). Sein Bruder Franz war Generalleutnant im französischen Heer, Ritter der königlichen Orden und Generaloberst der Schweizer und Bündner Truppen. Der Vorbehalt der Stadt Fribourg gegen Abt

Antoine lag wohl hauptsächlich in der Nähe der Familie zum französischen Königshof. Er war zwar am 28. Juni 1701 von Papst Clemens XI. bestätigt und am 2. Oktober 1701 von Nuntius Piazza in der Kirche des Zisterzienserinnenklosters Rathausen zum Abt geweiht worden. Die Stadt Freiburg erkannte  aber seine Wahl nicht an. Am 8. Februar 1703 suspendierte sie ihn erneut von der Amtsausübung. Kurz nach seiner Wahl war er vom Generalabt von Citeaux Nicolas III. Larcher ( 1692–1712) zum Generalvikar der Ordensprovinz Schweiz-Elsass-Breisgau bestellt worden. In dieser Eigenschaft leitete er am 28. März 1703 die Neuwahl des Abtes für den immer noch offenen Stuhl in Lützel. Mit Unterstützung seines Bruders Franz und des Fürstbischofs von Basel Wilhelm Jakob Rinck von Baldenstein (1693- 1705) wurde Antoine gegen den vom Konvent favorisierten Kandidaten den Prokurator Léon de la Brèche zum Abt gewählt. Dieser  war dem König nicht genehm. Was ihm in Fribourg zum Nachteil gereicht hatte,  half ihm nun in Lützel.

Ludwig XIV. bestätigte ihn 7. April 1703.  Gleichzeitig belastete er die Abtei mit jährlichen 3.000 Gulden zur Versorgung des Kölner und Straßburger Kanonikers Ernst von Manderscheid. Da dieser erst 1721 starb, hatte sie die Pensionskosten immerhin 18 Jahre zu tragen.

Abt Antoine nahm aber gleich seine Aufgaben in Angriff. Die Kirche hatte den Brand 1699 zwar überstanden, war aber stark verrusst. Nach deren Wiederherstellung folgte der Neubau des Konventsgebäudes, den Abt Pierre begonnen hatte nach den Plänen des damaligen Baumeisters Etienne Avogadio. Verantwortlich waren jetzt Mathis Reitemann und Bernard Reinel aus Colmar. Es entstand eine dreigeschossige Flügelanlage. Der Südflügel ist über 100 Meter lang. Die Fertigstellung erlebte Abt Antoine nicht mehr, denn er starb schon  am 17. März 1708 nach fünfjähriger Regierungszeit etwa 64 Jahre alt. Abt Antoine reorganisierte die Klosterökonomie, war ein guter Haushälter und konnte alle Schulden wieder abtragen, die sein Vorgänger gemacht hatte. Auch konnte er alle Prozesse beenden, die sein Vorgänger geführt hatte, die meisten auf Vergleichsbasis. Er verbesserte die Ordensdisziplin und die innere Ordnung des Konvents.

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Auch die Nachfolge von Abt Antoine verlief nicht ohne Machdemonstration Ludwigs XIV. Er wollte Lützel aus dem Einflussbereich des Fürstbistums Basels und der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz lösen. Wie schon vor  5 Jahren wählte der Konvent wieder den Prokurator Léon de la Brèche . Und wieder versagte der König die Anerkennung der Wahl sofort. Nach 8 Monaten wurde eine neue Wahl angesetzt. Allerdings durften  Mönche aus dem Fürstbistum Basel und aus der Eidgenossenschaft nicht mehr teilnehmen. Am 20. November 1708 wurde Nicolas Delfils zum 44sten Abt von Lützel gewählt. Bei seiner Wahl war er erst 25 Jahre alt. Geboren wurde er am 11. Februar 1683 als Jean Nicolas in Vaufrey in der Franche Comté. Er studierte am Jesuitenkolleg von Pruntrut . 1703 trat er ins Kloster Lützel ein und legte dort 1704 seine Profess ab. Er führte jetzt nur noch den Namen Nicolas. Er baute auf dem begonnenen Reformkurs seines Vorgängers zur Stärkung der Abtei auf. Er förderte die internen Studien im Kloster. Zum Unterricht holte er Professoren aus Tochterabteien, die dann in Lützel lehrten. Bis 1721 lehrte in Lützel Robert Balthasar als Professor für Theologie, der 1726 Abt von St.Urban wurde. Bis 1728 ist dies Raphael Köndig aus Salem. Er war Professor der Theologie und des kanonischen Rechts. Im Totenbuch der Abtei Salem steht über ihn, dass “er in allem,was man wissen muss, ein sehr berühmt”  (in omni scibili clarissimus) war (in Zeitschrift für den Oberrhein Neue Folge Bd. 14 S. 374)

Seine Reformbemühungen werden von den Konventsmitgliedern unterstützt, auch von dem unterlegenen Kandidaten. Der Konvent wuchs und stieg von 40 auf 55 Mitglieder. Zwar war die Abtei nun unter französischer Herrschaft, blieb aber auf den süddeutschen Raum orientiert, was sich auch an den Neuzugängen zeigte. Viele  stammten aus dem Gebiet des Fürstbistums Basel. Auch der französische König konnte die Bindungen noch nicht kappen. Abt Nicolas wurde 1728 Generalvikar der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz . Als Generalvikar reiste er 1738 ans Generalkapitel in Cîteaux. Nicht nur für den Konvent war seine Regierungszeit fruchtbar. Er zeichnete sich auch als Bauabt aus. Zwar hatte sein Vorgänger den Klosterneubau begonnen und auch die Kirche wieder hergestellt. Aber ihre Neuaustattung ist das Verdienst von Abt Nicolas. Dazu wurden Künstler des süddeutschen Barock herangezogen. Mit Judas Thaddäus Sichelbein (1684–1758) der Fassmaler und Altarbauer war, arbeitete ein Künstler aus Wangen. Sechs Altäre, das Chorgestühl, das Chorgitter und die grosse Orgel mit 40 Registern werden zwischen 1712 und 1728 erstellt. Außerdem legte er östlich der Abtei einen Barockgarten an.

Seine Regierungszeit kann als die glücklichste Zeit für die Abtei angesehen werden. Er starb am 6. November 1751 starb mit 68 Jahren, nachdem er 43 Jahre regiert hatte.

1746 wurde Grégoire Girardin zum Koadjutor für Abt Nicolas gewählt. Abt Nicolas hatte Pater Grégoire dafür bestimmt, damit er ihn von den Amtsgeschäften entlaste.

Grégoire Girardin  ist 24. Feb. 1709 in Delle geboren. 1726 wurde er Novize in Lützel. Im Kloster Salem hatte er Theologie studiert.1733 wurde er zum Priester geweiht. In Lützel war er zunächst Archivar und von 1735 bis 1740 gleichzeitig Seelsorger in Winkel im Sundgau. 1740 wurde er Novizenmeister, 1741 Cellerar und 1741 Rektor in Blotzheim, wo Lützel ein Priorat hatte. Wie vorher angemerkt wurde er 1746 Koadjutor von Abt Nicolas. 175 wurde er dessen Nachfolger. Auch er wurde wie die meisten seiner Vorgänger Generalvikar der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz . Mit französischer Vermittlung konnte Abt Gregoire 1778 einen Vertrag mit dem Fürstbistum Basel abschließen, in dem die Abtei die fürstbischöfliche Landesherrschaft in Löwenburg anerkannte. Im Gegenzug wurden Kloster Lützel wirtschaftliche Privilegien eingeräumt. Damit wurden Jahrhunderte alte Unstimmigkeiten beigelegt. Eine letzte aussenpolitische Aktion des Klosters war die letzte Erneuerung des Städtebundes zwischen Basel und Lüttich. 781 erhielt Abt Grégoire mit Benoit Noblat einen Koadjutor zur Seite gestellt.

Mit dem Sturm auf die Bastille brach am 14. Juli 1789 in Frankreich die Revolution aus. Ende Oktober 1789 hob die Assemblée Constituante in Paris die Ablegung der klösterlichen Gelübde auf. Mit dem Dekret vom 2. November 1789 wurden auch die Besitztümer der Abtei Lützel beschlagnahmt und zu nationalem Eigentum erklärt. Am 7. April 1790 wurde die Abtei durch den französischen Staat säkularisiert. Dieses Ereignis überlebte Abt Grégoire um 2 Tage. Er starb am 9. April 1790 in Lützel. Zwei Tage nach dem Tod seines Vorgängers wurde  Benoît Noblat als Abt eingesetzt. Er wurde am 28. April von Abt Ambros Glutz vom Kloster St. Urban geweiht.Am 15. Mai 1790 wurde ein Verzeichnis der beschlagnahmten Güter erstellt. Abt Benoît  konnte das Kloster eigentlich nur noch abwickeln. 1791 wurden die früheren Besitztümer des Klosters vom Staat verkauft. Das Kloster wurde im Herbst 1792 geschlossen und am 2. Oktober 1792 mussten der Abt und die letzte Mönche Kloster Lützel verlassen.

Damit endeten fast 670 Jahre  Geschichte einer der bedeutendsten Zisterzienserabteien im oberdeutschen Sprachraum.

Abt Benoît ging zunächst nach St. Urban, dann noch Koster Salem und zuletzt Courtavon zu seiner Familie. Dort starb er am 7. Dezember 1802. Auf dem dortigen Gemeindefriedhof ist er beigesetzt.

17 Feb. 2019

Kloster Herrenalb

 

Nach der Stiftungsurkunde wurde das Kloster 1148 gegründet. Die Urkunde liegt allerdings nur in einer wohl verfälschten  Abschrift aus dem Jahre 1270 vor. Stifter waren  Berthold III. von Eberstein und seine Gemahlin Uta, Gräfin von Sinsheim.

Die Stiftung erfolgte aus Dankbarkeit für die gesunde Rückkehr aus dem 2. Kreuzzug (1147-1149). Das neue Kloster wurde den Zisterziensern übergeben, die es von Kloster Neuburg (Novum Castrum) in Dauendorf in der Nähe von Haguenau aus besiedelten.

Der Neuburger Abt stand in seelsorgerlicher Beziehung zum Klostergründer

Der 1. Abt Herrenalbs Dieterich(1150) kam wie bei Klostergründungen der Zisterzienser damals üblich mit 12 Mönchen im Albtal an. Kurz vorher, 1138, war von Neuburg aus Maulbronn gegründet worden, das 1147 an einen geeigneteren Standort, dem heutigen, verlegt worden.

Über Kloster Lützel gehört Neuburg und damit Herrenalb der Filiation der Primarabtei Morimond an. Die Stiftung wurde mit Gütern im Albtal und um Ottersweier sowie dem Dorf Dobel ausgestattet. Der Stifter war kurz nach der Stiftung in den Grafenstand aufgestiegen. Die Abschrift der Stiftungsurkunde wurde von Graf Otto III., dem Enkel des Stifters veranlasst, der damit die Stiftung bestätigte. Otto war, als die Abschrift angefertigt wurde angeblich 100 Jahre alt und starb 1279. Er ist in Herrenalb bestattet.

Auch die nächsten drei Äbte, nämlich Ulrich (1147), Konrad und Matthäus kamen aus Neuburg.

Schon 1177, am 21. Dezember erhielt Herrenalb die erste päpstliche Bestätigung und zwar durch Papst Alexander III.(1159-1181).”Papst Alexander III. nimmt das Kloster Herrenalb mit genannten Besitzungen in seinen Schutz, und verleiht ihm weitere ausgedrückte Begünstigungen.” (WUB Bd.II, Nr.407, S.181-182)Bestätigt werden namentlich die Grangien in Rastatt, Ötigheim,Au am Rhein, Malsch, Scheibenhardt, Bretten, Eck, Moosbronn und Ubstadt.

Die erste kaiserliche Schutzbestätigung kam von Kaiser Heinrich VI. 1195 (1191-1197). “Kaiser Heinrich VI. nimmt das Kloster Herrenalb mit allen dessen Angehörigen und rechtmäßigen Besitzungen in seinen Schutz.” (WUB Bd. II, Nr. 493 S. 311)

Päpstliche Schutzurkunden wurden wieder am 24. August 1213 durch Papst Innozenz III. (1198-1216) (WUB Bd IV. Nr.86, S. 388-389)Der Nachfolger  Papst Honorius III. (1216-1217) stellt kurz danach eine weitere Schutzurkunde aus. (WUB Bd. III, Nr. 598 S. 57-60)

Auch Papst Clemens IV. (1265-1268)bestätigt am 30. April 1268 den päpstlichen Schutz für Herrenalb sowie “alle ihm von seinen Vorgängern sowie von Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.” (WUB BD. VI. N.2002, S.397)

Am 30. April 1274 bestätigt Papst Gregor X. (1271 – 1276) die Schenkung des Patronatsrechts für die Kirche von Merklingen durch den Edlen Ludwig von Liebenzell. Merklingen im Stroh- und Schlehengäu war zu einem weiteren Schwerpunkt der Besitzungen des Klosters Herrenalb geworden. 1296 war Merklingen der Mittelpunkt eines Klosteramts von Merklingen. Merklingen ist heute der  größte Stadteil von Weil der Stadt.1296 hatte Herrenalb das ganze Dorf Merklingen erworben und dort einen Klosteramtssitz errichtet. Die Verwaltung galt als mustergültig.  In Weil der Stadt hatte das Kloster auch einen Stadthof, der 1275 von König Rudolf von Bede, Steuer und allen Diensten befreite.(WUB Bd.VII, Nr.2545, S. 407-408)Am selben Tag stellt König Rudolf eine Urkunde für das Kloster aus, “König Rudolf nimmt das Kloster Herrenalb, nachdem er die seitherigen Prätendenten zum Verzicht auf das Vogtrecht über dasselbe bewogen hat, in seinen und des Reiches Schutz und erlaubt ihm, sich aus der Familie der Herren von Eberstein einen Schirmherrn zu erwählen”.(WUB Bd.VII, Nr.2544, S. 406-407). Die Familie von Eberstein hatte schon den Höhepunkt ihrer Bedeutung überschritten. Eine Teilung des Besitzes zwischen den Brüdern Berthold IV. und Otto I. verstärkten den Abstieg. Dazu kamen finanzielle Schwierigkeiten des Hauses. 1240 heiratete Kunigunde von Eberstein den Markgrafen Rudolf von Baden. Als ebersteinischer Miterbe erfüllte Kunigundes Gemahl also die Bedingung König Rudolfs als Schirmherr Herrenalbs. 1289 hatten  die Markgrafen von Baden die Vogtei von Herrenalb inne.

Am 18. April 1338 stellte Kaiser Ludwig der Bayer in Frankfurt folgende Urkunde aus “Ks. Ludwig befiehlt Graf Ulrich (III.) von Württemberg, seinem Landvogt, nachdem Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Herrenalb durch großen Unfrieden und wegen etlicher Herren, insbesonders wegen Markgraf Hermann (VIII.) von Baden, von denen sie bedrängt werden, in solche Not gekommen sind, daß sie in ihrem Kloster nicht bleiben und ihr Auskommen finden können, sich des Abts und des Konvents anzunehmen, ihr Schirmer zu sein und nicht zu gestatten, daß Markgraf Hermann noch jemand anders sich an ihren Gütern und Leuten vergreifen. Sollte sich der Graf ungehorsam zeigen, möge er wissen, daß er sich gegen den Kaiser vergehe. “( RI VII H.1 n. 287).

Zwar bestätigte Ludwig in einer am 2. Juni 1388 auch in Frankfurt ausgestellten Urkunde die Vogtfreiheit von Kloster Herrenalb ( RI VII H.1 n. 288). Aber die Schutzvogtei lag nun bei dem Grafen von Württemberg. Baden aber gab seine Ansprüche nie auf,

anerkannte aber 1344 die frei Wahl von Ludwigs Söhnen zu Schirmern Herrenalbs. Die ununterbrochene Oberherrschaft bis 1496 war damit eingeleitet.

Herrenalb hatte seinen Besitzschwerpunkt zunächst im Albtal. In der Ortenau hatte es Besitz in und um Ottersweier. In der Rheinebene hatte es auch um Malsch herum ausgedienten Besitz. Am Schwarzwaldrand bildete Langensteinbach einen Besitzschwerpunkt.

Das Dorf kam 1296 durch Kauf vom Markgrafen Friedrich von Baden in den Besitz von Kloster Herrenalb. (WUB Bd. X, Nr.4840, S. 479) Der Verkauf erfolgt im April. Am 21. Juli 1296  wurde in Urkunde Nr. 4868 (WUB Bd. X, S.504-505) beurkundet: “Graf Eberhard von Württemberg verzichtet zugunsten von Kloster Herrenalb auf alle Rechte an den Dörfern Langensteinbach, Ittersbach und Wolmarspach.” Das Kloster richtete in Langensteinbach eine Pflege ein. Von dieser Pflege aus wurden auch die heutigen Teilorte, Auerbach, Mutschelbach, Ittersbach und Spielberg mitverwaltet. Alle Teilorte des heutigen Karlsbad kamen etwa zur selben Zeit an Kloster Herrenalb.

Um 1330 erbauten dort Mönche die St. Barbarakapelle, die sich zu einem Wallfahrtsort der erst nach der Reformation an Bedeutung verlor. Begütert war Herrenalb im Kraichgau und in der Gegend von Bruchsal. In Vaihingen an der Enz hatte es einen Pfleghof und einen Fruchtkasten, in dem die Erträge seiner Besitzungen gelagert wurden. Als Abt regierte zu der Zeit Eberhard (1329-1334).

Das Kloster verfügte auch über eine Ziegelei, die sich im Bereich des heutigen Bahnhofs befand. Im Museum in Herrenalb werden die ältesten in Deutschland gefundenen datierten Ziegel ausgestellt.Sie stammen aus dem Jahr 1452.Großen Besitz hatte das Kloster auch im Kraichgau. Die Dörfer Ober-und Unterderdingen gehörten um 1200 zwei verschiedenen Herrschaften an. Ein Zinsgut wurde schon 1181 an das Kloster vergeben. In der Schutzurkunde von Papst Honorius III. 1216 wird auch schon Besitz in Derdingen erwähnt und in den Schutz einbezogen. 1252 kaufte das Kloster die Vogtei über Derdingen von dem Edlen Luitfried von Helmsheim. Außerdem konnte das Kloster fast den gesamten Derdinger Besitz des Werner von Sternenfels und seines Bruders Konrad kaufen, dazu das Patronatsrecht der Kirche von Derdingen. Im Januar 1256 erlaubt Papst Alexander IV., sich die Kirche von Derdingen einzuverleiben. Um seine Besitzungen in und um Derdingen zu verwalten, richtete das Kloster einen Pfleghof ein.

Schon 1308 wurde das “Steinhaus” errichtet, in dem die Abgaben der zinspflichtigen Bauern gelagert wurden. 1391 wurde der Verwaltungssitz des Klosters erbaut. Heute ist das das evangelische Gemeindehaus.1480 richtete das Kloster in seinem Pfleghof das klösterliche Stabsamt ein. In der Zehntscheune mussten die Bauern ihren Zehnten abliefern. Die Gemeinde baute die Zehntscheune dann zum Rathaus um, das 1985 fertiggestellt wurde. Auch in Pforzheim besaß das Kloster am Marktplatz ein 1336 urkundlich erwähntes Steinhaus.

Keltern betrieb das Kloster in Kürnbach und in Derdingen. Damals herrschte Kelterzwang. die Weingärtner mussten ihren Wein in der klostereigenen Kelter keltern, für das Kloster von doppeltem Nutzen. Einmal sicherte es Einnahmen und abgabepflichtige Bauern waren über das Keltergut einfach zu kontrollieren.

1450 gehörten 37 Dörfer zum Kloster und in 127 Ortschaften erzielte es Einnahmen aus Rechten und Gütern.

Über einen Pfleghof verfügte Herrenalb auch in Vaihingen an der Enz. Er steht in der Mühlstraße und von dort aus wurde Herrenalber Besitz in und um Vaihingen verwaltet. Getreide und Wein aus dem Großen Zehnt wurde im Fruchtkasten gesammelt und verwahrt.

Den wichtigsten Stadthof besaß Kloster Herrenalb in Speyer. Die verkehrsgünstige Lage am Rhein ermöglichte überregionalen Handel. Dies nutzten 16 Klöster für sich, die in der Reichsstadt ihre Stadthöfe hatten, davon 11, die dem Zisterzienserorden angehörten.

Allerdings musste der Herrenalber Konvent seinen Stadthof in Speyer 1446 verkaufen, was die angespannte finanzielle Lage des Klosters zeigt. Die Lage des Klosters wird auch durch ein Entschuldigungsschreiben von Abt Heinrich (1425-1449) aus dem Jahr 1429 an den Generalabt von Citeaux illustriert. (abgedruckt in R.Schmidt,Ein Brief des Abtes Heinrich von Herrenalb In: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum (1897) S. 105-108)Abt Heinrich entschuldigt sich, weil er nicht am jährlichen Generalkonvent teilnahmen kann und begründet dies, dass  “große und schwere Geschäfte, die seinem Kloster obliegen” zwingen in seinem Kloster anwesend zu sein. Zum einen ist es ein Schiedstermin in dem es um Streitigkeiten mit einem benachbarten Kloster geht (wohl Kloster Frauenalb) Zum andern lasten große Schulden auf dem Kloster und die Gefahr bestünde, dass Gläubiger seine Abwesenheit nutzen könnten, die Güter des Klosters in Besitz zu nehmen.

Herrenalb hat es nie geschafft, seine verstreuten Güter und Rechte zu konzentrieren und so eine wirtschaftlich starke Position zu erreichen.

Als Graf Eberhard im Barte 1496 starb, folgte sein Cousin Eberhard II. auf den württembergischen Thron. Mit diesem kam der Konvent von Herrenalb nicht gut zurecht und berief sich auf sein Recht auf freie Vogtwahl und stellte sich unter den Schutz des Markgrafen

Christoph von Baden. Graf Eberhard ging daraufhin sogar mit Waffengewalt gegen das Kloster vor. Er nahm auch die badischen Dörfer Malsch und Langensteinbach ein und plünderte Langensteinbach. Dem Kloster entstand ein Schaden von 5.000 Gulden. Dargestellt in “ Grund und Acten-mässige Information Worinnen das von dem Hochfürstlichen Haus Baaden-Baaden An das Hochfürstliche Haus Württemberg Vor mehr dann hundert Jahren so wohl judicialiter, als extrajudicialiter gestellte-  und von Zeit zu Zeit wiederolte Restitutions Gesuch die beede Klöster Herrenalb und reichenbach betreffend Eigentlich und jauptsächlich bestehe, mit angeführtem klaren Beweis, daß gedachtes Restitutions-Gesuch vollkommen fundirt und diese Sache lediglich ex jure communi zu dijudizieren sey. s.I. ca 1755 , Der Gewaltakt wird auf den Seiten 3 ff geschildert.

Vom Konvent ließ sich Abt Bartholomäus (1485-1509)eine Vollmacht erteilen und  erschien 1497 auf dem Reichstag in Worms.

Notarielle Vollmacht des Konvents für den Abt Bartholomäus, das Kloster Herrenalb gegen Herzog Eberhard von Württemberg, der ihn „kurz vergangner tagen mit etlicher macht seiner gnaden volke, zu der were zu Roß und auch zu fuße geruft, ein merklichen Schaden und gewalt mit hynnemmung entwerung unnd wüstung des Ihren“ zufügen lassen, auf dem von König Maximilian gesetzten Tag zu Worms zu vertreten” (Urkunde vom  29. März 1497 Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 489 U 63)

  Er beschwerte sich und berief sich erneut auf die freie Vogtwahl.

König Maximilian stellte dann folgende Urkunde aus: “Urtheilbrief des römischen Königs Maximilian I. zwischen Markgraf Christoph und Herzog Eberhard zu Würtemberg, daß jeder über die des Klosters Herrenalb Stück und Güter, die in eines jeden Land sich befänden, auf ihre Lebzeit hin Schirmer sein sollten / 28. September 1497” (Generallandesarchiv Karlsruhe {D 1042 Verweisung})Am Ende einigten sich die beiden Herrscher von Württemberg und Baden schließlich auf einen Vergleich.

“Herzog Eberhard von Württemberg und Markgraf Christoph von Baden vergleichen ihren Streit wegen der Schirmherrschaft über das Kloster Herrenalb dahin, dass ersterem dieses Recht zustehen und bleiben solle, mit Ausnahme der Dörfer: Malsch, Langensteinbach, Uttersburg, Dietenhausen, Auerbach, Spielberg, Stupfenreich halb, Loffenau, Neusatz, Rotensol, Bernbach und Göbrichen.”

1497 Mai 31 (Mittwoch nach St. Urbanstag) (Urkunde vom 31. Mai 1497 Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 489 U 64).

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erlebte das Herrenalber Scriptorium eine Blüte. Der aus Neibsheim stammende Kantor des Klosters, Johannes Zürn, fertigte mehrere Handschriften. Nur wenige sind erhalten. Sie zählen zu den wenigen, die heute überhaupt noch mit dem Kloster Herrenalb in Verbindung gebracht werden können. Eine ist das sogenannte Herrenalber Gebetbuch. Zürn schuf es für den Herrenalber Mönch Ludwig von Bruchsal, der in Merklingen das Klostermat verwaltete. Es wird heute in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin aufbewahrt. Die Badische Staatsbibliothek besitzt das “Breviarium cisterciense”, das auch von Johannes Zürn geschaffen worden ist.Es wird vermutet, dass diese Handschrift von Anfang an für die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal vorgesehen war. Im Bestand der Lichtentaler sind noch weitere Handschiften aus Herrenalb vorhanden. 6 davon stammen ebenfalls von Zürn.

1525 hatte das Kloster schwer unter den Folgen des Bauernkrieges zu leiden. Im Fürstbistum Speyer brach der Aufstand am 20. April 1925 aus. Die Bauern aus dem Bruhrain, das ist die Gegend um Bruchsal, haben sich auf dem Letzenberg bei Malsch  versammelt.

Von dort zieht der “Bruhrainer Haufe “ ins Albtal, überfällt und plündert  die Klöster Frauenalb und Herrenalb. Die Stiftsdamen flüchten über die Berge nach Gernsbach, die Herrenalber Mönche in die Wälder. Abt Markus (1518-1527) läßt von dem Pforzheimer Stadtschreiber und Notar  Alexander Hug von Calw einen Bericht anfertigen, in dem das Geschehen im Kloster festgehalten ist. Der Schaden wird auf 30.000 Gulden geschätzt. (veröffentlicht in Weech Friedrich von: Die Aufhebung des Klosters Herrenalb durch Herzog Ulrich von Wirtemberg. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 33 (1880) Anhang Herrenalb im Bauernkrieg S. 358-361) Da Kloster wurde schwer beschädigt. Teile der Ausstattung, der Bibliothek und des Archivs gingen dabei verloren.

Der Speyrer Bischof Georg von der Pfalz ( 1513 bis 1529), der während des Aufstands in der Pfalz nach Heidelberg geflohen war, ritt am 29. April 1925 nach Herrenalb und verhandelte mit den Bauern. Für die Bauern sprach der Stadtschreiber von Bruchsal, für den Bischof Bernhard Göler von Ravensburg. Die Bauern anerkannten den Bischof als ihren Landesherren, dieser versprach ihnen, sie dürften nach Belieben Prediger annehmen. Ein idealisiertes Barockgemälde, das die Verhandlungen zeigt,hängt im Schloss Bruchsal.

Das Kloster erholte sich von den Folgen der Plünderung relativ rasch. Aber nur wenige Jahre kam das aus für das Kloster Herrenalb.

Herzog Ulrich von Württemberg (1487 – 1550) wurde bereits 1516 von Kaiser Maximilian mit der Reichsacht belegt und vom Schwäbischen Bund 1519 aus dem Land vertrieben. Nach dem Bauernkrieg versuchte Ulrich sein Land wieder zu gewinnen. Das gelang ihm aber noch nicht. Als er sich 1534 mit dem protestantischen Landgrafen Philipp I. verbündete,und dann in der Schlacht bei Lauffen am 13. Mai 1534 siegte, konnte er nach Württemberg zurückkehren. In Kaaden bei Eger wurden unter Vermittlung des Erzbischof von Mainz und Magdeburg Albrecht und Herzog Georg von Sachsen verhandelt und am 29. Juni 1534  der Friedensvertrag von Kaaden geschlossen. Herzog Ulrich und der säschsische Kurfürst mussten die umstrittene Wahl Ferdinands zum deutschen König anerkennen.Aber Ulrich erhielt den Besitz über Württemberg bestätigt und führte dann die Reformation in Württemberg ein.

Am 5. Juli 1535 kamen zwei Abgesandte von Herzog Ulrich, Edeljunker Hans Friedrich Thum und Meister Erhard Schnepf und verkündeten die neue Klosterordnung. Damit waren alle bisherigen Zeremonien abgeschafft. Der Konvent bat zwar, dass er bei allen Zeremonien und Ordensgebräuchen bleiben wolle. Das und auch eine Bedenkzeit von 4 Wochen wurde abgelehnt. Den Mönchen wurde ein Angebot gemacht, zu studieren, eine (evangelische)Pfarrei zu übernehmen oder zu Heiraten. Das Angebot war auch finanziell untermauert. Wenn ein Mönch heiratete, erhielt er 40 Gulden. Wollte  er studieren oder ein (evangelisches) Pfarramt antreten, standen ihm 50 Gulden zu. Allerdings gingen nur 7 Mönche von den insgesamt 23 Mönchen des Konvent darauf ein. 16 wollten im Kloster Herrenalb bleiben. Er ordnete auch eine Inventur der württembergischen Klöster an. Denn Herzog Ulrich brauchte Geld. Im Sommer 1534 war er mit Landgraf Philipp wegen der Kriegskosten in Streit geraten. Der Geldbedarf war zunächst die Hauptmotivation für die Aufhebung der Klöster. Erst später gewannen die religiösen Gründe Gewicht für dieses Vorgehen. Das zeigt sich auch in der Forderung vom 9. Juni 1535 an den Herrenalber Abt Lukas, den auf dem Landtag auferlegten Betrag von 20.000 Gulden in Gold für das Halbjahreseinkommen bis zum 4. Juli 1535 an die Rentkammer zu bezahlen. Seine Beamten wies er an, “alle aus dem Bereiche des Fürstentums hinweggeführten Barschaften, Kleinodien und Silbergeschirr wieder in ihr Kloster zurückzuführen”. (Edgar Fleig Die Aufhebung des Kloster Herrenalb in Freiburger Diözesanarchiv 47 (1919) S.53) Sie sollten aufgeschrieben und inventarisiert werden und in einem Behältnis verwahrt werden, zu dem der Abt, der Konvent und der Fürst je einen Schlüssel haben sollte. Gleiches galt für alle Titel, Briefe und andere schriftliche Urkunden. Abt und Würdenträger des Klosters sollten das Güterverzeichnis unterschreiben, die Wahrheit und Richtigkeit desselben auf Eid bestätigen und am Ende des Inventars ihr Siegel anbringen. In einem Schreiben vom 5. November 1934 an Abt Lukas erging das Verbot, mit Gütern oder Früchten ohne Wissen und Genehmigung des Fürsten eine Änderung vorzunehmen. Am 3. Dezember 1534 schlossen die Abgesandten Herzog Ulrichs die Inventarisierung ab. Das waren Reinhard von Sachsenheim, Kosmas Wolflin aus Cannstatt der Vogt von Gröningen Philipp Volland und der Vogt von Bietigheim  Sebastian Hornmolt. Sie berichteten, dass Abt und Konvent sich gegenüber der Inventarisierung “gutwillig gezeigt hätten” (Fleig S.55) Den Eid aber verweigerten Abt und Konvent. Auch erhob der Abt Bedenken gegen die Einschließung der Barschaft, des Silbergeschirrs und namentlich der Briefe , da dies für eine geordnete Haushalts hinderlich sei.

Am 23. Oktober des darauffolgenden Jahres erschienen die Abgeordneten Ulrichs  Reinhard von Sachsenheim und Philipp Volland  wieder in Herrenalb mit einem Beglaubigungsschreiben des Fürsten. Sie erklärten, den mündlichen Befehl des Fürsten zu haben,dass alles im Klosterbesitz, das im Dezember 1934 aufgenommen worden war, in die Rentkammer nach Stuttgart zu führen sei. Außerdem teilten sie dem Konvent mit, dass der Fürst beabsichtige, alle Klosterinsassen auf Klosterfuhrwerken in spätestens 14 Tagen an einen Ort zu bringen, der noch mitgeteilt würde. Der Konvent bat inständig, dass  man ihm wenigstens die Briefe lassen solle und die Mönche im Klöster verbleiben könnten. aus eigener Vollmacht konnten die Abgeordneten keine Zustimmung geben, empfahlen aber eine Bittschrift an den Fürsten zu verfassen, bei deren Aufsetzung sie mithalfen. Am 28. Oktober 1535 kamen wieder Beauftragte des Fürsten unter ihnen Ambrosius Blarer, den Herzog Ulrich mit der Durchführung der Reformation in Württemberg beauftragt hatte.

Insgesamt kamen etwa 30 Berittene und etwa 70-80 Mann Fußvolk, alle ausgerüstet mit Hellebarden und Büchsen . Der Konvent musste sich versammeln. Es wurde nochmals befohlen, den Besitz des Klosters nach Stuttgart zu überführen. Der Abt verwies zwar auf die Rechte der Schirmherren, der Markgrafen von Baden und der Grafen von Eberstein. Auch erinnerte er an die päpstlichen und kaiserlichen Schutzbriefe, beugte sich aber schließlich der Gewalt und lieferte die Schlüssel aus. Auch die Glocken waren beschlagnahmt und im Verlauf des Jahres 1536entfernt worden. Den Taglohn für die Abnahme der Glocken musste das Kloster bezahlen. Auch die kosten für die Überführung der beschlagnahmten Güter musste das Kloster tragen. Für Anfang 1536 ordnete Herzog Ulrich eine 2. Inventarisierung an. Sie sollte dem inzwischen ernannten Mitverwalter einen Einblick in Besitz und Verwaltung des Klosters verschaffen. Zum 1. Februar 1536 war dem Kloster sie Selbstständigkeit genommen und der gesamte Besitz in die Hand des Herzogs gegeben worden. Auf die Nachricht der 2. Inventarisierung hatte Graf Wilhelm von Eberstein für das herrenalbische Dorf Langensteinbach “die Früchte verboten”, was wohl do zu verstehen ist, eine Verkaufssperre verhängt, um ein Eingreifen des württembergischen Herzogs zu verhindern. Am 11. Mai 1536 verließen die letzten Mönche Herrenalb. Abt Lukas wurde 1538 unter recht fadenscheinigen Begründung ein Prozess gemacht. Das reichte wohl nicht zur Verurteilung. Vor dem 6. April1540 wurde er

beschuldigt, 30.000 Gulden unterschlagen zu haben und ins Gefängnis geworfen (Crusius Annalaes Sueviae, Pars II Lib-X Cap 8) Dort starb er am 11. September 1546.

Unter Herzog Christoph wurde in Herrenalb ebenfalls eine Klosterschule eingerichtet, die aber 1595 schon wieder geschlossen wurde.

Nach dem Restitutionsedikt 6. März 1629 von Kaiser Ferdinand II. versuchte der Abt von Salem nochmals Mönche in Herrenalb anzusiedeln, allerdings ohne Erfolg. Das Kloster wurde im eiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden schwer beschädigt. 1649 wurde das Kloster endgültig aufgelöst.

28 Dez. 2018

Prämonstratenserabtei Weissenau

 

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Gebizo von Ravensburg, der sich selbst all Ministerial Herzogs Welf bezeichnet und Burgvogt auf Neuravensburg war, stiftet in der kleinen Hube Au in der Schusseniederung Au ein Kloster. Sein Vater war Hermann der Reiche und seine Schwester Luitgard. Das Kloster wurde auch Minderau genannt, zur Unterscheidung des Klosters in der Au bei Bregenz Mehrerau. Da die Prämonstratenser ein weißes Ordensgewand trugen, bürgerte sich bald der Name Weissenau ein. Der Stiftungskonvent kam aus Rot an der Rot. Das von einem Propst geleitet Stift war ein Doppelkloster. Zwar starb der Stifter schon 1153 als noch nicht die gesamte vorgesehene Ausstattung übertragen war. Er war bei Streitigkeiten der Marktleute auf dem Markt von Ravensburg von einem Bauern erstochen, als er schlichten wollte. Der 1. Propst war Hermann I.Unter ihm begann man 1156 mit dem Bau der Klosteranlage und am 12. September  1172 konnte die Kirche St. Maria und Peter vom Konstanzer Bischof Otto II. (1165-1174) geweiht werden.Der von Weisenau abhängige Frauenkonvent wurde in Maisental errichtet und blieb dort bis ins 14. Jahrhundert bestehen. Maisental entstand rund 500 m vom ursprünglichen Doppelkloster entfernt. Seine Kirche konnte früher fertig gestellt werden und wurde wurde am 7. November 1166 Maria und Nikolaus geweiht. Auch das Männerkloster entwickelte sich rasch. Am 1. November 1164 stellte Friedrich I. eine Urkunde für das Kloster aus. “ Kaiser Friedrich (I.) nimmt das Kloster Weißenau mit genannten Besitzungen in seinen unmittelbaren und ausschließlichen Schutz und verleiht demselben einige weitere ausgedrückte Begünstigungen.” (WUB Band II., Nr. 383, Seite 147-148)

Das Kloster wuchs rasch weiter und konnte schon 1183 den Gründungskonvent für Schussenried abgeben. Um 1200 zählte es 24 Chorherren und 60 Laienbrüder. Am 31. März 1219 stellte Papst Honorius III. (1216-1227) eine Urkunde für das Stift aus.

“Papst Honorius III. nimmt das Kloster Weißenau in seinen Schutz, bestätigt seine Einrichtungen und Besitzungen, darunter eine Reihe namentlich bezeichneter, und verleiht ihm verschiedene ausgedrückte Begünstigungen.”  (WUB 143 Band III., Nr. 614, Seite 77-80)Unter Besitzungen ist ein Weinberg und ein Haus in Überlingen angeführt. Ob das bereits ein Stadthof ist, lässt sich aus der Papsturkunde nicht ersehen. Die Papsturkunde von 1262 listet auch Häuser in Buchhorn und Lindau auf. In diesen drei Reichsstädten hatte Weissenau jeweils einen Stadthof über die das Kloster seine landwirtschaftlichen Überschüsse absetzte, die auf selbst bewirtschafteten Grangien erzielt wurden (WUB 52 Band VI., Nr. 1650, Seite 50-52).

Der Prämonstratenserorden war immer enger als andere Orden mit seiner jeweiligen Diözese verbunden, was auch mit seiner Eigenart als Priesterorden erklärt wird. Auch die Zugeständnisse an Bischöfe waren eine Eigenart der Prämonstratenser. In den Conseutudines, die 1236 zum wiederholten male revidiert wurden, wurden den Bischöfen große Rechte in den inneren Angelegenheiten des Ordens eingeräumt. Auch in Bezug auf die Filiationen war die Einflussnahme der Bischöfe sehr ausgeprägt.

Das zeigte sich zum Beispiel bei der Zuweisung von Rüti. 1230 erhielt es das Prämonstratenserstift Rüti am Zürcher See als Tochter zugewiesen. Rüti wurde vom Stift Churwalden getrennt und der Konstanze Bischof Konrad von Tegerfelden (1209-1233) wies es dem Kloster Weissenau als Tochter zu. Rüti war von Liutuld von Regensberg gestiftet worden. die Regensberger sind ein bedeutendes Schweizer Adelsgeschlecht und sie bedachten das Kloster mit großzügigen Spenden. Schon als es Weissenau zugewiesen wurde, war es ein sehr wohlhabendes Kloster.

1257 wurde Weissenau vom Generalkapitel zur Abtei erhoben, was auch auf die wirtschaftliche Stärke der bisherigen Propste schließen lässt. Heinrich I. wurde der erste Weissenauer Abt (1257-1266).Mitte des 13. Jahrhunderts war Weissenau eines der reichsten Klöster Schwabens geworden. Das Stift hatte als Mitgift eintretender Männer und Frauen zahlreiche Besitzungen erhalten.Der Wohlstand des Klosters lässt sich auch am Kreuzzugszehnten von 1275  ablesen. Demnach musste in Zehnt auf die Einnahmen nach Selbsteinschätzung gezahlt werden, das waren bei Weissenau 16 Mark Silber. Abgedruckt im Liber decimationis cleri Constanciensispto papa de anno 1275, Freiburger Diözesanarchiv, Bd 1-2 Freiburg 1865, S. 131.  Nach der Blüte in der Stauferzeit setzte mit dem Interregnum ein wirtschaftlicher Niedergang ein, verschärft durch Raub und Plünderungen und Zerstörungen. Der Mangel an Bargeld zwang ab 1266 das Kloster zum Verkauf zahlreicher Lehensgüter und der Aufgabe mehrerer Eigenbetriebe. Als mit Rudolf von Habsburg wieder ein König auftrat, wurde mit dem Eingreifen des Königs gegen den schwäbischen Adel der Talfahrt ein Ende gesetzt. 1283 schenkte Rudolf dem Stift eine Heilig Blut Reliquie, was die wirtschaftliche Lage weiter verbesserte. “schenkt (anno 1283) dem sehr verarmten Kloster Weissenau bei Ravensburg auf bitten des abtes pretiosissimum suum Argentinae acceptum thesaurum sanctissimum Christi Jesu cruorem in pulcro clinodio cum appensis annulis candidis candidissimis patriarchae Norberti” (RI VI, n.1757 a)Der Abt, der sich das Geschenk von Kaiser Rudolf erbat, war Heinrich von Ankenreute (1279-1284) Das Kloster wurde zum Wallfahrtsort. Es konnte einen Teil der verlorengegangenen Besitzungen zurückgewinnen, die alte Wirtschaftskraft aber nicht mehr erreichen, zumal der Rückgang der Laienbrüder das Kloster zur Verleihung der Gutshöfe an Bauern zwang.

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Die Verleihung war 1335 abgeschlossen. Die Eigenwirtschaft wurde bis 1803 nur in unmittelbarer Umgebung des Klosters beibehalten.Nun wurde auch in Weissenau ein neuer Schwerpunkt gesetzt, nämlich die Seelsorge. Damit vollzog Weissenau aber nur eine Entwicklung, in der sich der Prämonstartenserorden seit seinen Anfängen befand. Chorherren waren primär Geistliche. Sie empfingen geistliche Weihen, waren aber eben auch zum Dienst in der Gemeinde bestimmt. Sie lebten zwar in einer klösterlichen Gemeinschaft zusammen, wirkten aber in Offenheit zur gesamten Gemeinde und damit zur Welt hin.

1286 beauftragte Kaiser Rudolf “die brüder Ulrich und Marquard von Schellenberg, die güter welche das von ihm in schutz genommene kloster Weissenau in Isenbach und Manzell besitzt, vor gewaltthätigen angriffen zu schützen. “ RI VI, 1 N.2033)

Am 12. März 1373 kaufte das Kloster Weissenau den Kirchensatz in Ummendorf, Besitzungen in Rottum und Ehrensberg sowie den Burgstall in Ummendorf “mit all seiner Zugehördt” von Ulrich von Schellenberg für 2500 Pfund Heller. 1376 wurde die Pfarrei Ummendorf durch eine Bulle Papst Gregors XI.dem Kloster Weissenau inkorporiert. Das Kloster stockte nun seinen Besitz in Ummendorf auf und kaufte einen Hof um den anderen. Zuletzt erwarb es 1440 ebenfalls um für 2500 Pfund auch die Höfe und Güter der Herren von Essendorf. Jetzt ist praktisch ganz Ummendorf im Besitz von Weissenau.

1488 kam es im Klostergebiet von Weissenau zu ersten lokalen Unruhen.Ein Vertrag zwischen Abt Johannes (1483-1495)und Bauern wurde geschlossen. Es ging um die Rechtsform der Güter, um das Erbrecht der Bauern und ihre Verlassenschaft, das sind alle Rechte und Verbindlichkeiten des Verstorbenen,  die im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf den Erben übergehen und schließlich um die persönliche Rechtsstellung, also Leibeigenschaft. Die Vertragspartei der Bauern waren in Weissenau “des Gottshaus aigenen Leuthen, Mannen, Frawen, Knaben und Töchtern, allen gemainlich die denne unnß unndt unserem Gottshaus mit aigenschafft zugehören” (zitiert bei Peter Blickle, Grundherschaft und Agrarverfassungsvertrag, als pdf unter

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/vuf/article/viewFile/16421/10268 Seite 245)

  In Weissenau wurde der einzige von 15 Verträgen zwischen Herrschaft und Bauernschaft ohne Vermittlung Dritter geschlossen. Der Vertrag zeigte, dass das Kloster im Zugzwang war. Die Städte waren durch die Bevölkerungsverluste durch die Pest für die Landbevölkerung attraktiv geworden und der Wegzug der Bauern war mit dem Verlust der wirtschaftlichen Grundlage der Herrschaft verbunden. Wegzugsverbot bzw. das Verbot der Unterstellung unter eine fremde Herrschaft ebenso wie die Bestrafung “ungenoßsamer Ehen” sollten das Problem für die Herrschaften mildern.

Am Vorabend des Bauernkrieges fühlten sich die Untertanen unter der Klosterherrschaft durchaus wohl, vor allem wenn sie ihre Situation mit den benachbarten Gebieten verglichen. Ihre Güter wurden als Fallehen vom Kloster auf Lebenszeit verliehen.

In der Herrschaft Salem wurden sie als Handlehen jeweils nur für ein Jahr vergeben. Allerdings gab es eine Reihe von Veränderungen, die in der Gesamtheit schließlich zum Großen Bauernkrieg führten. Nach der Pestwelle nahm das Bevölkerungswachstum wieder stark zu. Die daraus resultierende Landknappheit führte dazu, dass immer mehr Menschen von den Erträgen eines Hofes leben mussten. Grundherren erhöhten die Abgaben, was die Lasten ebenfalls steigerten. Im Jahre 1489 kam die “Große Teuerung”. Die Getreidepreise explodierten geradezu und stiegen zum Teil um das Fünffache. Ein anderer Faktor war die Reformation. Die Bibel war zum Maßstab für Glaube und Kirche gemacht worden. Am “göttlichen Recht” sollten nun die konkreten Lebensumstände der Menschen gemessen werden. Gegen 1500 gab es in Süddeutschland immer mehr Konflikte. Im Allgäu gab es Probleme der Kemptener Bauern mit dem Abt. Am Oberrhein waren es die Bundschuhverschwörungen. Schwierigkeiten gab es auch im Herrschaftsbereich von Kloster Salem, wo sich Gemeinden z. B. Bermatingen gegen die Ausweitung und Intensivierung herrschaftlicher Rechte wehrten. 1514 war es der “Arme Konrad”  im Herzogtum Württemberg um Schorndorf. Im Zuge der Reformation kam es ab 1524 immer mehr zu Zehntverweigerungen. Mitte Februar 1524 befand sich bereits das ganze Allgäu im Aufstand. Auch in Oberschwaben breiteten sich die Unruhen aus. Begünstigt wurde das durch die militärische Schwäche der Herrschaften. Das kaiserliche Heer kämpfte in Italien gegen den französischen König und ein zweites Heer in Oberdeutschland konnte so schnell nicht aufgestellt werden. Die Niederlage der Franzosen bei Pavia am 24. Februar ermöglichte dann im Frühjahr die Rückkehr der dort gebunden Kräfte, die
sofort gegen die Bauern eingesetzt wurden. Schon im Januar und Februar bereiteten sich die Herrschaften in Oberschwaben auf einen Aufstand vor. Die Reichsstadt Ravensburg überprüfte ihre Geschütze und sammelte Proviant. Die Klöster Weingarten und Weissenau brachten ihre Wertsachen und Urkunden nach  Ravensburg, weil sie dort sicherer waren. Binnen kurzer Zeit schlossen sich  die Untertanen der Klöster Weissenau und Weingarten, der Reichsstadt Ravensburg und der österreichischen Landvogtei zusammen und bildeten einen eigenen großen Abteilungshaufen im Seehaufen.

In der Herrschaft des Klosters Weissenau lebte Stefan Rahl, Pächter auf dem Hof Herbisreute. Er war einer der vermögendsten  Untertanen Weissenaus und wohl auch ein  sehr guter Redner. Er wurde zum Anführer der Bauern aus dem Weissenauer Klostergebiet. Er zog  mit seinem Bauernhaufen vor das Kloster und forderte den Abt Jacob Murer (1523-1533) auf, sich der Reformation anzuschließen. Das Kloster wurde geplündert und zerstört, was Murer in seiner illustrierten Chronik des Bauernkriegs eindringlich schilderte. Die Mönche hatten sich nach ravensburg geflüchtet. Über Rahl schrieb Murer “Was er redete gefiel den Bauern, hielten ihn für einen Herrgott” 

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Kurz nach der Plünderung Weissenaus wurde in Weingarten zwischen den aufständischen Bauern “der Weingartener Vertrag” zwischen dem Heerführer des Schwäbischen Bundes Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil und den Hauptleuten des Seehaufens geschlossen wurde.Dieser Vertrag machte dem “Bauernjörg” den Rücken frei. Er konnte sein Heer aufstocken und dann gegen die anderen Bauernhaufen ziehen und diese nacheinander besiegen. Stefan Rahl überlebte den Bauernkrieg. Allerdings wurde sein Hof an Ostern 1525 niedergebrannt. Dabei kam eines seiner Kinder ums Leben.

Die oberschwäbischen Reichsstädte waren mittlerweile evangelisch geworden, Ravensburg als eine der letzten erst 1545. Zur politischen Absicherung schloss sich die Stadt 1546 dem schmalkaldischen Bund an. Im Juni 1546 eröffnete Kaiser Karl den Krieg gegen den evangelischen Städte. In Oberschwaben waren die Truppen des Schmalkaldischen Bundes zunächst sehr erfolgreich. Neben Kempten und Ottobeuren besetzten sie die Klöster Gutenzell, Heggbach, Weingarten und Weißenau. Diese beiden Klöster wurden Ravensburg unterstellt. die Reichsstadt sollte dort die neue Lehre einführen. Weissenau sollte 4000 Gulden Schatzung zahlen. Das Kriegsglück wendete sich allerdings sehr rasch. Die sächsischen und hessischen Truppen zogen sich nach Norddeutschland zurück, den oberschwäbischen Reichsstädten ging das Geld zum Krieg führen aus und so mussten sie alle dem Kaiser huldigen. Ravensburg hatte alle Weingarten und Weißenau zustehenden Pfarrkirchen mit allen Rechten und Besitzungen zurückzugeben.  Nach dem Sieg bei Mühlburg im April 1547  entzog der Kaiser den Reichsstädten die Schirmvogtei über die Reichsklöster, so Ravensburg für Weissenau übereignete sie Österreich.

1554 verkauft das Kloster unter Abt Andreas Rietmann (1554-1557) seine Ummendorfer Besitzungen an den Königlichen Rat und Augsburger Patrizier Matthias Manlich für 42.500 Gulden. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 2  Millionen Euro. Anlässlich des Verkaufs wird  ein genaues  Urbar-Register über Ummendorf anno 1554  erstellt. Es enthält auch eine Aufzählung der zur Herrschaft Ummendorf gehörenden Leibeigenen. Die Urkunde wurde am 20. Juni 1554 erstellt. Für den Verkauf gab es sicher zwei Gründe. Zum einen waren die Plünderungen unter Ludwig dem Bayern noch nicht allzu weit zurück. Die Folgen des Bauernkriegs mit  Plünderung und Zerstörung waren nach kaum 30 Jahren wohl noch kaum bewältigt.  Mit dem im Kupferhandel reich gewordenen Kaufmann Matthias Manlich stand auch ein sehr finanzkräftiger Interessent zur Verfügung.

1596 erhielt  Abt Christian Hablitzel(1595–1599) von Papst Clemens VIII. das Recht, bei der Liturgie eine Mitra zu tragen

Die Reichsstandschaft der Abtei ist seit dem 15. Jahrhundert gesichert. In den Reichsmatrikeln von 1521 wurde Weissenau mit 2 Pferden, 20 Fußsoldaten und dem Betrag von120 Gulden geführt. Das war der Beitrag zur Romzugshilfe.

Johann Christoph I. Härtlin 1616–1654 regierte die Abtei während des gesamten 30-Jährigen Krieges. Lange vor die Kampfhandlungen nach 1630 Oberschwaben erreichten, machte sich der Krieg bemerkbar. Einquartierungen, aber auch Kontributionen, die  die kleineren Herrschaften zahlen mussten, waren spürbar. Schwierig wurde die Lage aber erst, als die Schweden 1630 in den Krieg eingriffen und dann auch nach Süddeutschland vorrückten. 1632 saßen die Schweden in Ulm und forderten von dort aus Monatssteuern auch von Kloster Weissenau. Der Abt hatte sich nach Münsterlingen geflüchtet. Der Konvent flüchtete insgesamt 4 mal. Abt Johann Christoph kehrte im Oktober 1633 nach Weissenau zurück.Härter traf es Klosterdörfer. 1634 zündeten die Schweden Manzell an und bis auf die Kirche brannte das ganze Dorf ab. Der Abzug der Schweden nach der Schlacht von Nördlingen schaffte Oberschwaben nun etwas Ruhe. Allerdings war die Pest ausgebrochen und die beiden folgenden Jahre waren die schlimmsten des Krieges. So starben z.B. in Ravensburg täglich mehr als 40 Menschen. 1648 wurde schließlich nach dreißig Jahren Krieg der “Westfälische Friede” zu Münster und Osnabrück geschlossen.

Schon währende des Krieges hatte Abt Johann Christoph Herdtlin von 1628-31anstelle des  mittelalterlichen Altarhauses einen neuen Langchor erstellenlassen. Als Baumeister war der in Eichstätt ansässige Misoxer Baumeister Martin Barbieri (1583–1633)

1654 verstarb Abt Johann Christoph, der die Abtei während des gesamten Krieges regiert hatte. 6-7mal war das Kloster geplündert worden.Sein Nachfolger wurde Abt Bartholomäus Eberlin (1654–1681). Vorräte gab es im Kloster keine mehr. Bargeld war praktisch keines mehr vorhanden, dafür eine Schuldenlast von 70.000 Gulden. Das Schwäbische Reichsprälatenkollegium, dessen Direktor der Vorgänger von Abt Bartholomäus 34 Jahre lang war, schuldete der Abtei zwar 1700 Gulden. aber da auch die Kassen des Kollegiums leer waren, erhielt der neue Abt nicht mal 600 Gulden. als erum eine schriftliche Bwestätigung der Armut und Zahlungsunfähigkeit des Konvents erbat, erhielt er diese nicht. Die schwäbische Landvogtei stellte ihm dies aus. Damit ging er nach Innsbruck. Von der dortigen Hofkanzlei bekam er immerhin die Zinsen auf ein Kapital von 5000 Goldgulden, die das Haus Habsburg dem Stift schuldete. Er reiste dann weiter nach Wien. Dort wurden die Rückstände auf die Reichsmatrikelsteuer, die sich immerhin auf 7000 Gulden beliefen erlassen. Außerdem wurde der Beitrag von 80 Gulden auf 20 ermäßigt. 1654 bestätigte Kaiser Ferdinand auch sämtliche Privilegien, die seine Vorgänger dem Stift erteilt hatten. 1657 konnte Abt Bartholmäus Streitigkeiten mit dem Fürstbischof von Konstanz beilegen, die über Jahre hinweg vieler dem Stift inkorporierten Pfarreien bestanden hatten. Es gab auch langwierige Streitigkeiten mit einem Konventualen Pater Wilhelm Kayser, der bei der Abtwahl von Bartholomäus unterlegen war. Erst der damalige päpstliche Legat in der Schweiz Kardinal Friedrich Borromeo entschied den Streit zugunsten von Abt Bartholomäus. Positiver Nebeneffekt dieser unschönen Angelegenheit. der Sekretär von Friedrich Borromeo, Dr. Felix Paradiso schenkte 1665 dem Stift die Reliquien des Saturnius, was der Wallfahrt weitere Impulse gab. Die Reunionspoltik Ludwigs XIV. sorgte dafür, dass die Zeiten nicht ruhig blieben. Es gab immer wieder Einquartierungen und hohe Kontributionen, die sich für Weissenau auf 22867 Gulden beliefen (Zahlen nach Wilhelm Fox: Zur Geschichte der Reichsabtei Weißenau, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 43. Jg. 1914, S. 25–37 ) Abt Bartholomäus verstarb 1681 nach 26 Regierungsjahren in seinem 75. Lebensjahr. Er konnte die Schuldenlast des Stiftes um 47000 Gulden mindern. Sein Nachfolger wurde Norbert Schaller 1681–1684, der schon vor seiner Wahl ein enger Mitarbeiter von Abt Bartholomäus war. Auf einer Reise mit ihm nach Roggenburg hatte er 1670 einen Schlaganfall erlitten, der zwar nicht lebensbedrohend war, aber ihn doch beeinträchtigte. So dauerte seine Regierungszeit auch nur drei Jahre, nach denen er resignierte. Seine kurze Amtszeit war hauptsächlich durch Streitereien mit der Landvogtei geprägt, die inzwischen auf das Haus Habsburg übergegangen war. Mit Verweis auf alte kaiserliche und päpstliche Privilegien konnte das Stift schließlich seine Stellung wahren. Michael II. Musacker (1684–1696) wurde am 18. November 1684 zum neuen Abt gewählt und auch hier versuchte die Landvogtei wieder in die Wahl einzugreifen und erklärte diese für ungültig, wurde aber abgewiesen. Kurz nach Beginn seiner Regierungszeit brannte in Grünkraut, die Kirche, der Pfarrhof und das Mesnerhaus vollständig ab. Schon 50 Jahre vorher hatten die Schweden die Kirche in Schutt und Asche gelegt. Die Wiederherstellung kostete das Stift 3378 Gulden, eine große Summe bei noch immer angespannter Finanzlage. Als Mitglied der Reichsstände reiste Abt Michael 1689 nach Augsburg zur Wahl und Krönungsfeier zum deutschen König von Josef I. dem Sohn Leopolds I. Er begleite dann Leopold auf dessen Einladung nach Wien und blieb dort sechs Jahre bis zur Erledigung der Streitsache mit der schwäbischen Landvogtei. Die Amtsgeschäfte führte in dieser Zeit sein Prior Gottfried Schütz. Im Jahr 1696 wurde Abt Michael von einer Krankheit befallen und starb am 15. Juni 1696.

Johann Christoph II. Korros (1696–1708) gewählt. Abt Johann Christoph überließ es seinem Prior Gottfried Schütz, den immer noch schwelenden Rechtshandel weiter zu führen. Aber brachte ihn auch nicht zu ende zumal er 1704 in Wien verstarb. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) brachte wieder Truppendurchzüge und Winterquartiere für das Stift. Die Kriegskosten beliefen sich für Weissenau auf 4000 Gulden. Der Weissenauer Abt erwies sich als nicht sonderlich mutig und floh nach Überlingen, während der Schussenrieder Abt Tiberius Mangold (1683–1710) sich in Weissenau sicher genug fühlte. 1704 resignierte Abt Johann Christoph nach einer für sein Stift nicht allzu glücklichen Regierungszeit. Er war noch 4 Jahre als Pfarrer und ausgezeichneter Prediger in Eschach tätig, wo er nach schmerzhafter Krankheit verstarb.

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Sein Nachfolger wurde der 1673 in Wangen geborene Leopold Mauch. Er war der Sohn von Georg Heinrich Mauch und der Anna Stüblin und ist in Wangen geboren. Er trat Prämonstratenserabtei  Weissenau ein und legte dort 1691 seine Profess ab. Er studierte in Dillingen und wurde 1697 zum Priester geweiht. Am 17. Juli 1704 wurde er zum Abt von Weissenau gewählt. Seine Karriere im Orden ging weiter. Von 1708 bis 1721 war er Generalvikar und Visitator der Zirkarie Schwaben der   vom 16. bis zum 18. Jahrhundert folgende Abteien angehörten: Allerheiligen im Schwarzwald, Bellelay (ehemals Zirkarie Burgund), Obermarchtal, Roggenburg, Schussenried, Ursberg, Weissenau. 1707 überzeugte er seinen Konvent von einem Neubau der Klosteranlage, mit der Franz Beer II von der Auer Zunft beauftragt wird. In nur drei Jahren von 1708-1711 wurden die mittelalterlichen zweigeschossigen Konventbauten südlich der Kirche durch die barocken, dreigeschossigen Ost und Südflügel. In seiner Eigenschaft als Visitator des Klosters Bellelay lernte er auch die Stiftskirche kennen, ein Bau auch  von Franz Beer, der 1714 eingeweiht wurde. 1717 gab er die neue Stiftskirche in Weissenau in Auftrag und opferte dafür auch den erst 1623 erneuerten Turm und die mittelalterliche Basilika für die größere neue Kirche. Sein schlechter Gesundheitszustand zwang ihn anfangs 1722 zur Resignation. Im Mai 1722 starb er mit nur 49 Jahren.Kirche und Westflügel sind bis dahin stuckiert und freskiert. Ein Chorneubau war noch von Abt Leopold geplant worden. Neben seiner Tätigkeit als Bauabt belebte er die Heilig-Blut-Verehrung in Weissenau neu. Er gründete eine Fünf-Wunden-Bruderschaft, eine Gebetsverbrüderung, die im Spätmittelalter in Mitteleuropa aufkam. Die Heilig Blut Reliquie ließ er neu fassen und einen Herz-Jesu-Rubin anbringen.

Abt Michael III. Helmling wurde am 2. Januar 1722 gewählt, war aber nur knapp zwei Jahre im Amt. Nach 21 Monaten erlag er einem Schlaganfall.Er schloss mit Wessobrunner Franz Schmuzer (1676–1741) Stukkateur einen neuen Vertrag ab, der schon ab 1719 die Stukkaturen in Weissenau erstellte und dies dann bis 1723 fertigstellte. Auf Abt Michael folgte Anton I. Unold (1724–1765). Er wurde am 8. August 1697 Anton Unold als Sohn des Conrad Unold, Papiermüller in der Höll bei Wolfegg, geboren. Er legte 1713 in Weissenau seine Profess ab. 1721 wurde er zum Priester geweiht und nur drei Jahre später wurde  er mit erst 27 Jahren zum Abt gewählt. Man erwartete nun, dass er den Neubau der Kirche mit dem Chorneubau weiterführte. Er setzte zwar die Ausstattung des Langhauses mit Altären fort, aber dann kümmert er sich erst um die um die Neubauten der Wirtschaftsgebäude im Norden und Westen. Er fand zwar, dass der alte Chor der Stiftskirche disproportioniert sei, aber da er sonst keine Fehler aufweise, sah er keinen Grund für den noch von Franz Beer geplanten Neubau, obwohl der Konvent für einen Neubau war. Damit wurde Abt Anton zum Ausnahmefall in der Barockzeit, denn sonst stellte sich der Konvent immer gegen das Bauvorhaben der Äbte. Dieser Pragmatismus scheint der Leitfaden der Regierung von Abt Anton gewesen zu sein. Dabei war er sicher barocker Lebensfreude nicht abgeneigt, wie sein Porträt, das 1757 gemalt wurde, nahelegt. Als Bauabt war er trotzdem nicht untätig. Er erbaute Gornhofen (1728/46), Taldorf (1746/53), Oberzell (1749|50) und Obereschach (1751/54) neue Pfarrkirchen. Außerdem lies er das Lustschlösschen Rahlen erbauen und terrassierte barocke Gartenanlagen errichten. Der St. Gallener Bibliothekar Nepomuk Hauntinger, der weit herumgekommen war, bezeichnete sie als “Nymphenburg im Kleinen“.  Der fürstlich fürstenbergischer Hofpalier in Meßkirch Franz Singer fertigte die Pläne für das Schlösschen, den Sommersitz der Weissenauer Äbte, ebenso wie für das barocke Torhaus. Er arrondierte das Herrschaftsgebiet von Weissenau. 1761 erhielt der die hohe Gerichtsbarkeit für 40 Jahre als Lehen von Österreich. Abt Anton verstarb am 21. April 1765 im Alter von 68 Jahren.

Der 38. Abt Kloster Weissenaus war Ambrosius John (1765–1773). Er wurde 1714 in Waldsee geboren. Seine Profess legte er 1733 in Weissenau ab. 1765 wurde er zum Abt gewählt. Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit fand das für ihn wohl bedeutendste Ereignis statt, nämlich die 100-Jahrfeier der Translation der Reliquien des Saturnius, die unter großer Beteiligung der oberschwäbischen Bevölkerung gefeiert wurde. Auch die Äbte von Rot, Schussenried, Marchtal und Bellelay waren anwesend. Abt Ambrosius verstarb am 26. November 1773 nach achtjähriger Regierungszeit.

Sein Nachfolger wurde Anton II. Unold. Er stammte aus Wolfegg und wurde1736 geboren. Er war ein Neffe von Abt Anton I. Unold. Er regierte nur zwei Jahre. Auf ihn folgte Karl Ummenhofer (1784–1794) . Er ist 1740 in Hayingen geboren.Vor seiner Wahl zum Abt war er Pfarrer in Bodnegg. Er wurde dann auch Generalvikar und Visitator der Schwäbischen Zirkarie des Prämonstratenserordens. Die französische Revolution war ein enormer Schlag für die Struktur und Identität der Prämonstratenser und hatte Auswirkungen auf den gesamten Orden. Übrigens, ein ähnliches Schicksal erlitten die Zisterzienser. Die französische Nationalversammlung löste per Dekret am 13. Februar 1790 alle Ordensgemeinschaften in Frankreich auf, sofern sie sich nicht primär Pflege- oder Schuldiensten widmeten. Das bedeutet das Ende des Gründungsklosters Prémontre,dessen Abt gleichzeitig Generalabt des ganzen Ordens war. Aufgrund dieser neuen Situation sah sich Abt Karl zum Handeln gezwungen. Sie Zisterzienser standen vor denselben Problemen. Da Citeaux aufgehoben worden war, hätte für den Todesfall des Generalabtes des Ordens aufgrund der Aufhebung des Mutterklosters kein Nachfolger auf herkömmlichen Weg bereit gestanden. Damit wären die Abteien unter bischöfliche Jurisdiktion gefallen. Um das zu vermeiden, hatte der Abt des Zisterzienserklosters Salem, Robert Schlecht (*1778, †1802), vom seinem Generalabt in Cîteaux am 14. Januar 1791 umfangreiche Vollmachten für die Oberdeutsche Kongregation erhalten. Diese Übertragung wurde durch ein päpstliches Breve vom 15. Juli 1791 bestätigt. Damit konnte wohl der Übergang unter die bischöfliche Jurisdiktion für die oberdeutschen Zisterzienserabteien  vermieden werden. Ein solches Modell schwebte nun auch Abt Karl vor. Der Salemer Abt Robert Schlecht

stellte sich als Vermittler für eine solche Operation zur Verfügung. Eine Bittschrift mit diesem Anliegen ging nach Rom und wurde am 10. Mai 1793 auf drei Jahre bewilligt, allerdings nichts als päpstliches Breve, also nicht mit einem solchen rechtlichen Gewicht.

Als sich die Situation in Frankreich zunehmend verschärfte, wollte Abt Karl in Rom eine Verlängerung der Bewilligung erreichen, die Hälfte der Laufzeit war schon verflossen. Außerdem sollte die rechtlich stärkere Form eines päpstlichen Breves erreicht werden. Aber Abt Karl starb am 29. Oktober 1794. Es konnte also nichts mehr in die Wege geleitet werden. Als neuer Abt wurde Bonaventura Brem (1794–1803) gewählt. Er ist am 10. Mai 1755 in Kaufbeuren geboren. Er war ab 1780 Bibliotheksgehilfe in Weissenau und von 1783-1789 hauptverantwortlicher Bibliothekar. Außerdem war er Lehrer und Subprior. Nun war das Problem, wer sollte die Abtswahl bestätigen. Der Generalabt war nicht mehr im Amt und der Generalvikar und Visitator, der diese Aufgabe gemäss Vollmacht anstelle des Generalabtes hätte übernehmen sollen, war ausgerechnet sein verstorbener Amtsvorgänger als Abt Weissenaus. Der neue Abt musste daher erst die Wahl eines neuen Generalvikars und Visitators aus den Reihen aller amtierenden Äbte in der Zirkarie abwarten. Abt Robert Schlecht aus Salem informierte die römische Kurie über die Weissenauer Situation und er schaltete sich auch ein und erreichte, dass die Konstanzer Diözesanleitung die Abtwahl Bonaventuras ausnahmsweise bestätigte. Der neue Abt wurde in sein Amt eingeführt, die Abtsweihe und die Übergabe der Insignien durch den Konstanzer Weihbischof vorgenommen. Außerdem erreichte der Salemer Abt, dass von der Konstanzer Diözesanleitung der Status quo nicht in Frage gestellt wurde, also aus diesem Fall kein Recht  bei anderen Abtswahlen für die Zukunft ableiten konnte und das womöglich nicht nur bei den Klöstern der Prämonstratenser. Das war ja der Hauptbeweggrund des Salemer Abtes für seinen Einsatz.

Im Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde Weissenau zusammen  mit Schussenried der Gräfin Augusta von Sternberg-Manderscheid zugesprochen. Diese trat es 1805 an Österreich ab. Nach dem Zusammenbruch der habsburgischen Position in Schwaben 1806 konnte sich Sternberg als Inhaber der Herrschaft Weißenau behaupten. Nach der Mediatisierung war die Herrschaft 1809-1811 beschlagnahmt, danach als Standesherrschaft anerkannt. 1835 verkaufte das Haus Sternberg die Herrschaften Schussenried und Weißenau an Württemberg. 1840 wurde auf dem Klostergelände eine Bleicherei eingerichtet. 1888 kam eine „Irrenanstalt“ hinzu. Auch heute besteht die Doppelnutzung des ehemaligen Klosters durch Industrie und Psychiatrisches Krankenhaus weiter.

Der ehemalige Abt Bonaventura Brem und weitere Chorherren konnten jedoch bis ans Lebensende in einigen Räumen des Konventsgebäudes wohnen bleiben. Bonaventura Brem starb am 4. August 1818 in Weissenau.

10 Nov. 2018

Kartause Güterstein

 

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In den nur knapp dreihundert Jahren seines Bestehens hatte das  Kloster Güterstein eine wechselvolle Geschichte. Kardinal Konrad von Urach(um 1180-1227), der auch Generalabt des Zisterzienserordens war,

stiftete im Umkreis seiner Stammburg Hohenurach ein Kloster Zum Stein (ad lapidem). Es sollte ein Zisterzienserkloster sein. Konrads Bruder Johann, Zisterziensermönch in Bebenhausen hatte sich nach 1254

des Projekts angenommen. Die Klostergründung wird in einer am 30. Januar 1254 im Lateran ausgestellten Urkunde von Papst Innozenz IV. gestattet.

“Papst Innozenz IV. gestattet dem Bebenhauser Mönch Rudolf, früheren Grafen von Urach, die von dessen verstorbenem Bruder Bischof Konrad von Porto, damals apostolischem Legaten in Deutschland, begonnene Gründung eines Zisterzienserklosters in Güterstein zu vollenden und mit zweien seiner Ordensbrüder dort den Wohnsitz zu nehmen” (WUB Band V, Seite 50, Urkunde Nr. 1286)

Nach dem Rückzug der Grafen von Urach aus dem Ermstal am Ende der Stauferzeit konnte sich das Projekt aber nie richtig entwickeln. Rund 150 Jahre gibt es keine Quellennachrichten über das Kloster.

Es hatte sich dort aber zu einem nicht bekannten Zeitpunkt eine Marienwallfahrt entwickelt, die eine ständige geistliche Betreuung erforderte. Nach J.D. Memminger, Württembergische Jahrbücher, Jahrgang 1827 S. 353, stand dort eine Wallfahrtskirche,

die 1279 dem Kloster Zwiefalten überlassen wurde. Später richtete dort das Kloster eine rechtlich selbstständige Propstei ein. Zunächst waren dort ein Propst und vier Mönche tätig.Durch Stiftungen der Grafen von Württemberg aber auch durch den regionalen Niederadel entwickelte sich die Propstei sehr rasch. Eberhard der Greiner schenkte der Niederlassung eine einträgliche Pfründe der Pfarrei Dettingen. Die Herren von Steinhilben stifteten Güterstein ein großen Teil ihres Besitzes.

1384/85 wurde der Besitz des Klosters Blaubeuren in Ödenwaldstetten gekauft.1390 kauft die Propstei vom Kloster Allerheiligen in Schaffhausen 6 Lehenshöfe, die es in Bleichstetten besaß, für 210 Gulden. Allerheiligen hatte diesen Besitz 1102 von Eberhard von Metzingen und seiner Gattin Richinza geschenkt bekommen. Sein Sohn Adelbert war seit 1099 Abt des Klosters Allerheiligen.

1439 wurde auf Wunsch der Grafen Ludwig I. und Ulrich V. von Württemberg die bisherige zwiefaltische Propstei in ein Kartäuserkloster umgewandelt. Am 3. Juli 1439 war eine württembergische Abordnung nach Zwiefalten  gekommen und zwar Meister

Heinrich Tegen, studierter Jurist und Kleriker, Stiftsherr und Probst in Sindelfingen und württembergischer Rat, Meister Georg Schienlin, Chorherr in Sindelfingen und dem Vogt in Urach Hans Keppeler. Sie forderten die Übergabe der Propstei Güterstein an die Kartäuser. Zwar wehrte sich Zwiefalten gegen das Ansinnen, aber Abt Johannes III. musste schließlich doch klein beigeben. Zwar hatten die Württemberger Grafen von 1365 die Vogtei über Zwiefalten vertragswidrig teilweise von den Habsburger überlassen

bekommen. De jure hatte Habsburg aber noch immer die Vogtei inne und die Württemberger Grafen befürchteten, dass die Habsburger ihren Machtbereich ausweiten wollten. Dann spielten bei den Reformbewegungen der Zeit die Kartäuser eine wichtige Rolle,

ein Grund für die Grafen Ludwig I. und Ulrich V., die Kartäuser ins Land zu holen. Nach der Landesteilung wurde das Kloster Grablege der in Urach residierenden Grafenfamilie.Die Kartause wurde mit Mönchen aus der Freiburger Kartause Johannisberg besiedelt.

Der erste Prior war Heinrich von Grüningen. Auf ihn folgte Konrad von Münchingen, dessen Amtszeit von 1453 bis 1455 unterbrochen war. In dieser Zeit leitete er die Kartause von Johannisberg. 1455 kehrte er nach Güterstein zurück, was die Generalkapitelsakten.

belegen. Seine Amtszeit endete 1478. Er starb 1481. In der Johannisberger Zeit von Konrad war Albert Rot Prior in Güterstein. Albert Rot ist vermutlich identisch mit einem Albertus Niffen, der 1405 in Heidelberg immatrikuliert war und dort 1407 Bakkalaureus wurde.

Er trat in die Kartause von Buxheim ein und kam etwa 1440 nach Güterstein.Von 1453 bis 1455 war er dann dort Prior. Von dort wurde er dann an die neugegründete Kartause nach Ittlingen geschickt. Er starb 1469 vermutlich in Güterstein. 1466 war Albrecht Hummel aus Donzdorf in Güterstein ins Kloster eingetreten. 1469 wurde er Prior in Nördlingen. 1476 wurde er Prior in Güterstein. Von 1495 bis 1497 war er dann noch Prior in Tückelhausen.Er war seit 1479 Ko-Visitator für die niederdeutsche Ordensprovinz der Kartäuser. Generalvisitator war der Erfurter Prior Heinrich Nemritz. 1482 übernahm Hummel dieses Amt. Sein Ko-Visitator war Johannes Göller aus Nördlingen, der ihn 1486 ersetzte. Albrecht Hummel starb 1501.

Die Gütersteiner Prioren spielten eine wichtige Rolle für die Reform der württembergischen Klöster. Am 6. März 1459 erhielten die beiden württembergischen Grafen Eberhard und Ulrich von Papst Pius II. eine  Reformbulle für die württembergischen Klöster. Darin wurde die Visitation der Klöster den Äbten von Hirsau und Zwiefalten und dem Prior von Güterstein übertragen. Als die Bulle ausgefertigt wurde war das Johannes III. für Zwiefalten, für Hirsau Wolfram Maiser von Berg bis 1460 und dann von 1460-1482 Bernhard aus Gernsbach und für Güterstein Konrad von Münchingen ( + 1481) und später Albrecht Hummel aus Donzdorf (+1501). Das ist durchaus bemerkenswert, wenn man denkt, wie stark der Kartäuserorden auf die Abgeschiedenheit ihrer Mönche achteten.Sie waren ja immer in ihrer Zelle untergebracht, hatten einen eigenen kleinen, abgeschiedenen Garten für sich und die Zelle war so konstruiert, dass das Essen ausgeteilt werden konnte, ohne dass der Mönch jemanden zu Gesicht bekam- schön zu sehen in der Kartause Buxheim. Der Prior durfte sein Kloster eigentlich nur verlassen, wenn er sich zum Generalkapitel begeben musste oder sich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten seines Klosters kümmern musste oder als Visitator im Dienst des Ordens unterwegs war.

Das zeigt aber drei Dinge, einmal war der Orden in der Auslegung der Regeln sehr flexibel und passte sich an Anforderungen immer gut an.Die Kartäuser waren von den Stiftern wegen ihres Rufes und des Ansehens, dass der Orden in dieser Zeit genoss und dass sich die württembergischen Grafen viel von den Kartäusern für die Reform der Klöster in Württemberg erhofften und die Berufung durch den Papst unterstreicht auch das Ansehen, das die Oberen des Kartäuserordens genossen.

Weiterer Prioren in Güterstein waren auch Antonius. 1523 war Benedikt Eichel Prior in Güterstein. Zuvor übte er dieses Amt Würzburg und  Astheim, dann Buxheim aus. Seine letzte Station war Güterstein. Thilemann Mosenus war der letzte Gütersteiner Prior. Als das Kloster aufgehoben wurde, ging er nach Buxheim. Dort wurde er ebenfalls Prior. Eichel und Mosenus waren jeweils auch im Definitorium des Ordens vertreten. Es besteht aus acht gewählten Mitgliedern und dem “reverendus Pater”, das ist der Prior der

Großen Kartause und entscheidet über “Personen und Häuser”,wie es heute in den Statuten steht (Buch 4, Kap. 31)

Kartausen haben keine Äbte, sondern nur Prioren., da sich das mit der Demut der Kartäuser nicht verträgt. Der Prior trägt auch kein Zeichen seiner Würde, da das Amt als Bürde und Aufgabe gesehen wird und nicht als Ausdruck seiner Macht. Er ist verpflichtet, in den Grenzen seiner Kartause zu bleiben. Ausnahmen gelten eigentlich nur, wenn er sich zum Generalkapitel begeben muss oder wenn er sich um  wirtschaftliche Angelegenheiten seiner Kartause kümmern muss, die ihn mehr und mehr zwingt, diese zu verlassen.

Er wird gewählt von den Mitgliedern der Kartause, wobei nur die Mönche das Wahlrecht haben. Novizen und Laienbrüder sind ausgeschlossen. Der Kandidat muss seine Profess schon mindestens seit drei Jahren abgelegt haben und ein Mindestalter von 25 Jahren haben.Gewählt werden kann jeder aus jeder Kartause, außer der Prior des Gesamtordens. Der neugewählte Prior muss zur Großen Kartause, wo er bestätigt wird, oder falls das nicht stattfindet durch einen Kandidaten ihrer Wahl ersetzt wird. Der Prior vertritt seine Gemeinschaft während der Sitzung des Generalkapitels. Innerhalb seiner Kartause ist er vor allem für die Disziplin seines Klosters verantwortlich. Er verkörpert die Ordensregel. Der Prior leitet die Novizen an, nimmt die Beichte ab. Deshalb muss er auch Priester sein. Er führt die Mitglieder seiner Gemeinschaft auf ihrem kontemplativen Weg und hilft ihnen Schwierigkeiten zu überwinden. Der Prior muss die Zustimmung zur Profess eines Novizen geben,da nur er die erforderliche Autorität hat, die Reife eines Kandidaten einzuschätzen. Ein wichtiges Instrument des Kartäuserordens ist die Visitation. Jedes Kloster wird in einem Turnus von zwei Jahren vom Visitator und einem Kovisitator besichtigt. Es werden Visitationsprotokolle erstellt, die vor der Sitzung des Generalkapitels an

die Große Kartause geschickt werden. Der Visitator hat zu überprüfen, ob die Normen des Ordens in den Gemeinschaften eingehalten werden eingehalten werden. Bei Regelverstößen kann er Strafen verhängen. Das kann bis zur Absetzung eines Priors gehen.

Auch die Wirtschaftslage eines Klosters wird überprüft. Der Visitator muss auch ein Netzwerk innerhalb seiner Provinz etablieren. Zum Visitator kann jeder Prior aus jeder Gemeinschaft gewählt werden. Wenn ein Kloster den Visitator stellt, strahlt das natürlich

immer auf das einzelne Kloster ab. Güterstein stellte in der relativ kurzen Zeit seines Bestehens drei Visitatoren, oben wurde schon Albrecht Hummel genannt, der das Amt des Visitator für 4 Jahre ausübte. In den Jahren 1523 und 1525 gab es nochmals Visitatoren aus Güterstein, diesmal jeweils für ein Jahr, nämlich erst Benedikt Eichel dann Thilemann Mosenus.

Die Funktion des Priors und der Visitation wurde hier ausführlicher dargestellt, da sie sich doch von anderen Orden unterscheidet, aber für andere Kartausen, z. B. Buxheim natürlich volle Gültigkeit hatte. (siehe dazu Blogbeitrag)

Die neue Kartause sollte auch für das Gedächtnis der Stifter, der “Memoria” sorgen, also für das dauerhafte Totengedenken in Messen und Gebeten für die Stifter. Mit der Stiftung verbunden war eben die Hoffnung verbunden,das ungewisse Los des Gebenden

im Jenseits zum möglichst Positiven zu wenden.  Das Totengedenken für die Klosterangehörigen der Kartäuser war sehr umfassend. So musste nach dem Tod eines Mönches 30 Tage lang eine Messe gelesen werden. Bei dieser Messe sollte jeder Priestermönch

50 Psalmen und jeder Laie 150 Vaterunser beten. Die Statuten legten ausdrücklich fest, dass das auch für Laien gelten sollte. “Nihil pro monacho plus quam per laico”. Der Orden erhielt speziell für das Totengedenken so viele Stiftungen, dass das Totengedenken für

die Stifter bald auch extra in den Statuten festgelegt werden musste. Allmählich konnten  sich außerhalb der Ordensgemeinschaft stehende “extranei” verdiente Wohltäter bald dasselbe Gebetsgedenken verschaffen wie für die Klosterangehörigen.

Besonders intensiv war das Totengedenken, wenn die Wohltäter im Kloster oder sogar in der Kirche bestattet wurde.

Das Kloster war als Grablege für das Grafenhaus vorgesehen. Schneller als das wohl geplant war, musste dieser Aspekt des Stiftungszweckes erfüllt werden.

1443 wurde in Güterstein Ludwigs  neugeborener Sohn Andreas, der kurz nach der Geburt starb, bestattet. aber auch der Vater Ludwig starb früh, nämlich 1450 an der Pest. Auch er fand seine Ruhestätte in der Kartause. Der älteste Sohn, Ludwig II. starb auch sehr jung. Schließlich wurde auch die Gemahlin von Ludwig I. , Mechthild von der Pfalz nach ihrem Tod 1482 an der Seite ihres Mannes bestattet. Auch Prinzessin Anna, die Tochter Herzog Ulrichs,  wurde nach ihrem Pesttod 1530 in Güterstein beigesetzt.

Ludwigs 2. Sohn Eberhard zeigte seine starke Bindung an Güterstein, als er vor seiner Pilgerreise nach Jerusalem im Mai 1468 sein Testament bei den Kartäusern in Güterstein hinterlegte und sich dort vor der Abreise seinen Reisesegen holte.

Die Kartause hatte viele Stiftungen erhalten. Um 1525 wurde das Einkommen des Klosters auf 1400 Gulden geschätzt.Das Kloster durfte zwar selbst keine Seelsorge ausüben. Es hatte aber viele Patronatsrechte inne und konnte so durch die

Besetzung von Pfarrstellen in der Umgebung des Klosters einen großen Einfluss ausüben.

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Werfen wir nun einen Blick auf die Gütersteiner Bibliothek. Ihr Bestand ist im Gütersteiner Bücherkatalog aufgelistet, der sich heut in der Württembergischen Landesbibliothek unter der Signatur Codex theologicus und philosophicus 4°78  befindet.

Der Codex ist wohl von zwei Schreibern während der Amtszeit des ersten Gütersteiner Priors Konrad verfasst worden. Er ist wohl nicht als “klassischer” Bücherkatalog und als Bestandsnachweis verfasst worden, sondern diente wohl eher dazu,

Schenkungen festzuhalten. 13 Personen sind als Schenker aufgeführt. Die Bücherliste wie man sie wohl korrekter nennen sollte verzeichnet Bibelausgaben, Exegese, Predigten und Schultexte. Der Bestand ist vergleichbar mit den Bibliotheken in

Buxheim, Aggsbach und Schnals. Er verzeichnet wohl die Gründungsausstattung des Hauses. Bis zur Auflösung Gütersteins ist er erheblich angewachsen. Bei den Bücherschenkern handelt es sich um Personen mit meist universitärer Bildung, überwiegend

Geistliche.

Natürlich haben auch Gütersteiner Mönche Bücher geschrieben. So gibt es zwei libelli, die in der Bücherliste genannt werden. Sie haben Traktate des Nikolaus von Dinkelsbühl zum Inhalt. Namentlich ist als Schreiber  Johannes von Messkirch auszumachen.

Von ihm stehen heute zwei Handschriften in der Bayrischen Staatsbibliothek in München. Diese Handschrift scheint in Güterstein sehr geschätzt gewesen zu sein, denn die Mönche nahmen sie nach buxheim mit, als sie Güterstein verlassen mussten.

Ein Großteil der Handschriften die, in Güterstein entstanden sind, stammt aus der Amtszeit Konrads. “Geistlichen Gespräch zwischen einer Fürstin und einer Krämerin” wurde 1447 in Güterstein niedergeschrieben.

Eine weitere wichtige Quelle ist für Güterstein vorhanden, nämlich das Gütersteiner Anniversar, ebenfalls in der Württembergischen Landesbibliothek verwahrt. Diese Handschrift ist ebenfalls nach der Gründung der Kartause Güterstein entstanden und dürfte um 1560-1565 angelegt worden sein, da bis dahin eingetragene Jahrtage in chronologisch falscher Reihung erscheinen und erst dann chronologisch korrekt werden, was den Schluss nahelegt, das ab dem Datum, an dem die Einträge korrekt werden, der terminus post quem liegen muss. Das Ende der Laufzeit liegt wohl im Jahr 1533. Zwei Jahre danach werden die Mönche aus Güterstein vertrieben. Das Anniversar nennt eine Vielzahl von Wohltätern

des Klosters und die beiden Quellen lassen sich gut abgleichen. Das Gütersteiner Anniversar führt die Wohltäter nicht alphabetisch wie z. B. Freiburg auf, sondern nach Ständen (sacerdotes, obiles, laiici). Die Mönche werden nach Prioren, Professmönchen,

Konversen, Redditen und Donaten aufgeführt. Im Gütersteiner Anniversar befinden sich etwa 340 Personen, 80 Kartäuser, 10 Benediktiner und etwa 250 Wohltäter.

Roland Deigendesch wertet diese Quelle in seinem Aufsatz “Memoria bei den Kartäusern-Auswertungsmöglichkeit  kartäuser Memorialquellen am Beispiel des Gütersteiner Anniversars 15-16.Jahrhunderts” (Bücher, Bibliotheken und Schriftkultur der Kartäuser Festgabe zum 65. Geburtstag von Edward Potkowski S. 269-287) aus und zieht Rückschlüsse auf die Größe des Konvents. Er gibt für die Jahre vor 1470 eine Konventsstärke von 19 Mitgliedern an,1471-1500 50 und für die Jahre nach 1501 61.

In Güterstein war auch volkssprachliches Schrifttum entstanden so das 1447 niedergeschriebene“Geistlichen Gespräch zwischen einer Fürstin und einer Krämerin”  Es gibt deutsche Heiligenleben und ein gedrucktes Rosenkranzgebet. Diese Bücher zielten darauf ab, gelehrte theologische Inhalte einem Laienpublikum nahezubringen. In Güterstein hatte auch Johannes Mickel seinen Lebensabend verbracht Der ehemalige Augsburger Benediktiner und Prior trat 1482 in die Kartause Buxheim ein. Er starb 1508 in Güterstein.

Er hatte den Traktat "Alphabetum divini amoris" ins Deutsche übertragen (1493 in Memmingen gedruckt). Ebenfalls seine letzten Lebensjahre verbrachte Dr. med. Thomas Finck in Güterstein. Nach dem Tod seiner Ehefrau trat er 1486 in das Benediktinerkloster Blaubeuren ein. Dort schrieb er das Büchlein über die Sieben Tagzeiten, das vor allem für die Nonnenseelsorge gedacht war. Er war einer der bedeutendsten volkssprachigen Schriftsteller Südwestdeutschlands.Zwischen 1506 und 1505 trat er in den Kartäuserorden ein.1515 vertrat er die Kartause Güterstein in einem Rechtsstreit. Er ist 1523  verstorben.

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Oben wurde auf den guten Draht hingewiesen, den Eberhard im Barte zu Kloster Güterstein hatte. Aber kirchenpolitisch setzte er etwas andere Akzente. 1477 holte er die Brüder vom Gemeinsamen Leben nach Württemberg. Die Kartäuser betrieben ja keine Seelsorge, die Brüder vom gemeinsamen Leben sehr wohl. Sie sollten seelsorgerlich auf das Volk einwirken. 1477 gründete Eberhard auch die Universität Tübingen. Er verlegte das Chorherrenstift in Sindelfingen nach Tübingen. Acht der zehn ehemaligen Stiftsherren lehrten dann an der Universität Tübingen, darunter Johannes Vergenhans nach humanistischer Sitte nannte er sich Johannes Nauclerus. Er war der erste Rektor der Tübinger Universität.

In Urach übertrag Eberhard die Kirche St. Amandus an die die Brüder vom Gemeinsamen Leben. Probst wurde 1479 Gabriel Biel,vorher Probst des Brüderhauses St. Markus in Butzbach. Biel war Gründungsmitglied der Universität Tübingen und übernahm dort den

Lehrstuhl der via moderna.Ebenfalls aus Butzbach kam Wendelin Steinbach nach Urach. Er war ein Schüler von Biel, promovierte in Tübingen zum Doktor der Theologie. Er war sechs mal Rektor der Uni Tübingen und Beichtvater Herzog Eberhards.

Dies alles führte dazu, dass Güterstein nicht mehr die so bestimmende Rolle im kirchlichen Leben Württembergs und bei den Reformen der württembergischen Klöster spielte. Innerhalb des Kartäuserordens hatte das Kloster aber nach wie vor eine bedeutende Stellung inne.

Vor der Reformation hatte 20 Religiosenzellen und nochmals 10 für Laienbrüder. Wie oben gezeigt stellte Güterstein immer wieder  Visitatoren und war auch im Definitorenkollegium vertreten.

1534 wurde in Württemberg die Reformation eingeführt und als Folge davon 1535 die Mönche aus Güterstein vertrieben. 17 gingen nach Buxheim, unter ihnen Thilemann Mosenus, der dann in Buxheim Prior wurde. Zurückgeblieben waren nur wenige kranke Knechte und der Prokurator Johannes Frey, der für die Gütersteiner Klosterökonomie zuständig war. Dieser trat zum lutherischen Glauben über. 1538 wurde er erster evangelischer Pfarrer in Metzingen.

Nach dem Sieg Kaiser Karls V. über den Schmalkaldischen Bund und dem danach stattfindenden Reichstag 1548 in Augsburg schien es kurze Zeit so, als ob das Kloster zu neuem Leben erweckt werden könne. Restitutionsversuche 1550/51 blieben ohne Erfolg.

Kloster Zwiefalten und  der Visitator der niederdeutschen Kartäuserpovinz Dietrich Loher verhandelten zäh mit dem württembergischen Herzog Christoph um eine Rückgabe und um Entschädigungen. Dieser ließ aber gleichzeitig vollendete Tatsachen schaffen.

Die Kartause wurde bis auf die Grundmauern abgetragen. Die Gebeine von Christophs Vorfahren, soweit sie noch aufzufinden waren,sowie die Grabmahle wurden nach Tübingen in die Stiftskirche verbracht. So befindet sich dort heute das Grabbild Mechthilds

von der Pfalz, das Hans Multscher zugeschrieben wird. Nur noch ein Gedenkstein erinnert an das Kloster

1710-1715 ließ HerzogEberhard Ludwig durch den Ulmer Glockengießer Theodosius Ernst ein bemerkenswertes Wasserhebewerk zur Versorgung des Gestütshofes St. Johann errichten, was durchaus ein Vorläufer der Albwasserversorgung ist.

In Urach hat sich noch ein Pfleghof der Kartause erhalten.

Kloster Güterstein

10 Okt. 2015

Bad Urach Residenzschloss, Hohenurach, Runder Berg

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Im Hirsauer Codex wird in Fol 34 erstmals der Gau Swiggerstal im Zusammenhang mit einer Wiese in Ruderchingen (Riederich)erwähnt. Swiggerstal, das ist das Ermstal.

Auch ein Graf Egino wird an dieser Stelle erwähnt. Graf Egino hatte einen Bruder, Rudolf, der die Achalm errichtete. Die Erben Eginos I. errichteten im oberen Ermstal

bei Urach zwei Burgen, eine Wasserburg im Tal und die Höhenburg. Die Höhenburg wurde wohl zwischen 1030 und 1050 möglicherweise von Egino II.  (+ 1105) errichtet und

war der  Stammsitz der Grafen von Urach, die Wasserburg, diente den Grafen als Stadtsitz. Als Burggründer kommt aber auch dessen Sohn Egino III. in Betracht.

Einige Familienmitglieder der Grafenfamilie von Urach machten vor allem in kirchlichen Ämtern Karriere. So wurde Gebhard II. von Urach (+ 1110) Benediktiner. 1091 wurde er Nachfolger

des Hirsauer Abtes Wilhelm. Von 1104-1107 war er Bischof in Speyer und gleichzeitig Abt in Lorsch. Sein Bruder Kuno war ab 1108 Kardinal und von 1114-1121 päpstlicher Legat. Gebhard von Urach,

(+1141) der Neffe der beiden war von 1131-1140 Bischof von Straßburg. Berthold von Urach (+1242)war Zisterzienser und von 1207-1221 Abt von Tennenbach, danach bis 1230 Abt von Lützel.

Am höchsten auf der kirchlichen Karriereleiter stieg Konrad von Urach. Er ist um 1180 geboren und starb 1227 in Bari. Er war auch Zisterziensermönch. 1209 ist er als Abt von Villers nachweisbar,

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von dort wechselte er nach Clairvaux, wo er zum Abt gewählt worden war. Ab 1217 war er Abt von Citeaux und Generalabt des Zisterzienserordens. Anfang 1219 ernannte ihn Papst Honorius zum Kardinal. 1220-1223 war er päpstlicher Legat in Frankreich

und 1224-1226 in Deutschland.

Die Grafen von Urach waren Parteigänger der Staufer. Um 1250, als die Macht der Staufer verfiel, gingen auch die Grafen von Urach unter.Graf Egino IV, genannt der Bärtige, geboren um1160 in Urach, heiratete 1180 Agnes, die Tochter

des Zähringerherzogs Berthold IV. Als dieser 1218 starb, fiel das rechtsrheinische Hausgut der Zähringer an die Grafen von Urach. Allerdings geriet er in Konflikt mit dem Stauferkaiser Friedrich II. Dieser wollte mit dem Zähringer Erbe, Reichsgut wieder herstellen und seine Hausmacht vergrößern. Es kam zum Kampf zwischen Kaiser und Herzog. Allerdings musste Friedrich einlenken, da er auf das Wohlwollen Kardinal Konrads, des Bruders Eginos angewiesen war, da er auch in Querelen mit dem Papst verstrickt war.

Also einigte man sich auf einen Vergleich. Der Herzogtitel von Zähringen fiel aber nicht an den Uracher Grafen. Der Sohn Egino V. nannte sich nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1230 Egino I., Graf in Freiburg.

Ein Sohn Eginos, nämlich Heinrich von Urach, geboren um 1215, war zunächst Graf von Urach. Bei der Erbteilung von 1245 erhielt er mit seinem Bruder Konrad zähringische Besitzungen im Schwarzwald und in der Baar.Ab 1250 nannte er sich Graf von Urach und Fürstenberg, später nur noch Fürstenberg, das ist das heute noch bestehende Fürstengeschlecht in Donaueschingen. 1254 tauschte er die Hälfte von Urach gegen die Hälfte von Wittlingen und 1254 verkaufte er wohl aus Geldmangel Burg und die meisten Besitzungen um Urach an Graf Ulrich von Württemberg. Berthold IV. von Urach , ein Bruder Eginos V., des Grafen in Freiburg, starb 1261. Damit erlosch die Linie der Uracher Grafen. Urach war ab jetzt ein Teil der Grafschaft Württemberg.

                                                                                                                                       Hohenurach

 

Das genaue Datum, wann die Burg erbaut wurde und auch ob sie Egino II. oder Egino III. erbaut hat ist nicht bekannt. Die erste urkundliche Erwähnung von Hohenurach ist 1235. In einem Schreiben an Kaiser Friedrich II., berichtet Konrad von Hohenlohe,dass

Graf Egino von Freiburg sich mit beträchtlicher Streitmacht in Urach festgesetzt habe. Es ist die Urkunde Nr. 387 datiert von Juli 1235 und im Fürstenbergischen Urkundenbuch. 1140 wird Comes Egeno de Hura in einer Schenkungsurkunde genannt. (Fürstenbergisches

Urkundenbuch Nr. 87. Es ist Graf Egino III. Das deutet auch auf eine Adelsburg hin, denn ab dem 11. Jahrhundert begann der Adel sich nach Burgen zu nennen. Also muss die Nennung von Urach wohl eher auf die Burg als auf die Stadt Urach bezogen werden.

Die zerstörte Burg besteht aus drei Teilen, die untere Festung mit der Burgkapelle. Von der unteren Festung stehen noch die Mauerreste. Die Burgkapelle war dem heiligen Clemens geweiht. Die genaue Lage der Kapelle ist wegen der späteren

Umbaumaßnahmen nicht bekannt.Das Patrozinium der Burgkapelle verwundert nicht, denn Gebhard II. von Urach, der Bruder Eginos II. und möglicher Erbauer von Hohenurach, war wie oben gezeigt ja Hirsauer Abt. 1091 kamen die Reliquien

des heiligen Clemens nach Hirsau und damit auch die Verehrung dieses Heiligen nach Süddeutschland. 1091 wurde in Hirsau die neue Kirche geweiht und dabei die Reliquien von Clemens an zwei Altären niedergelegt. Gebhard ging 1105 als Bischof nach Speyer. Das legt nahe, das dass Patrozinium der Burgkapelle in dem Zeitraum zwischen 1091 und 1105 übernommen worden ist, die Kapelle also nicht vor 1191 geweiht worden ist. Da de Burg  ja im Zusammenhang mit der Kapelle steht, kann die Burg wohl nicht vor 1080 erbaut

worden sein, eher später. Die Kapelle wird 1236 erstmals genannt, das Patrozinium 1491.

1427 fand ein grundlegender Umbau und eine Erweiterung der Burg durch Graf Ludwig I. von Württemberg (1412-1450)statt. Die Grafen von Württemberg hatten aber wohl auf Hohenurach nie einen dauerhaften Aufenthalt genommen.

Als Herzog Ulrich in Konflikt zum Reich und zum Schwäbischen Bund geraten war, wurde er 1519 nach dem er die Reichsstadt Reutlingen überfallen hatte, wurde er vom Schwäbischen Bund unter Führung von Georg Truchsess von Waldburg aus dem Land vertrieben.

Die Festung Hohenurach wurde vom Schwäbischen Bund übernommen. Als Ulrich dann 1534 ins Land zurückkehrte, nahm er mir Unterstützung des Landgrafen Philipp von Hessen Hohenurach wieder ein.

Nach dem Sieg Kaiser Karl V. bei Mühldorf am Inn 1547 musste sich Stadt und Festung den Truppen des Kaisers und seinem Feldherrn Herzog Alba ergeben.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Festung neun Monate belagert und wurde erst eingenommen als der Hunger die Belagerten bezwang. Am 24. Juli 1635 wurde die Festung übergeben. Nun blieb Hohenurach in österreichischem Besitz und wurde

erst 1649 nach dem Westfälischen Frieden wieder zurückgegeben. 1694 flog der Pulverturm in die Luft. Aber noch bis 1767 hatte die Festung eine kleine Besatzung mit eigenem Kommandanten. Erst in diesem Jahr gab Herzog Carl den Befehl zum Abbruch,

weil er Ziegel und Steine für den Bau des Jagdschlosses Grafeneck brauchte. Seither ist Hohenurach eine Ruine. Wie auch andere Landesfestungen diente Hohenurach auch als Gefängnis.

Graf Eberhard im Barte ließ dort 1490 seinen Vetter Heinrich, den Vater des Herzog Ulrich wegen Geisteszerrüttung unterbringen. 1519 starb er auf der Festung. Nicodemus Frischlin, späthumanistischer Philologe und von Kaiser Rudolf II zum Poeta laureatus

gekrönt, machte er sich als Professor an der Universität auch wegen seiner Streitlust wenig Freunde. Eine ordentliche Professur wurde ihm verwehrt und er musste schließlich außer Landes gehen. Eine1590 gegen den württembergischen Hof verfasste Streitschrift

brachte auch diesen gegen den streitbaren Dichter aus. In Mainz wurde er von Fahndern des württembergischen Kanzler dingfest gemacht. Der Erzbischof bewilligte seine Auslieferung. Auf der Burg Wirtenberg wurde er zunächst unter Hausarrest gestellt und dann unter verschärften Bedingungen auf Hohenurach eingekerkert. Beim Fluchtversuch stürzte er ab und brach sich das Genick. Auf Geheiß des Herzogs wurde er aber nicht wie in solchen Fällen üblich annonym verscharrt sondern auf dem Uracher

Friedhof bestattet. Matthäus Enzlin (1556-1613),württembergischer Kanzler unter Herzog Friedrich von Württemberg und dessen juristischer Berater, wurde nach dem Tod des Herzogs auf Hohenurach eingekerkert und nach einem sehr fragwürdigen Prozess

16.13 in Urach hingerichtet.

                                                                                                                                                                       Residenzschloss  

220px-Schloß-Urach-2010               

Herzog Ludwig I. von Württemberg (1412-1450) wurde zusammen mit seinem Bruder Ulrich nach dem Tode ihres Vaters Eberhard IV. 1419 unter Vormundschaft gestellt. Die Vormundschaft wurde von Beamten, sogenannten Regentschaftsräten übernommen.

1426 wurde er  im Alter von 14 Jahren für volljährig erklärt und regierte Württemberg zunächst allein. 7 Jahre später also 1433 wurde auch Ulrich volljährig und regierte nun mit. 1441 einigten sich die Brüder auf Landesteilung, die im Nürtinger Vertrag 1442

besiegelt wurde. Ludwig erhielt den Uracher Teil und nach dem Tod seiner Mutter Henriette von Mömpelgard (heute Montbéliard) auch die Grafschaft Mömpelgard.

Ludwig baute Urach zur Residenzstadt aus und hatte ja schon 1427 Hohenurach umgebaut.

Das ältere Schloss,das vorher auf dem Grund des heutigen Residenzschloss liegt, ließ er abreißen. Sein Sohn Graf Eberhard im Bart (1445-1496) wurde am 11. Dezember in Urach geboren. Nachdem sein Vater 1450 an der Pest gestorben war,

trat er 1459 ebenfalls minderjährig die Herrschaft über die Grafschaft Württemberg-Urach an. 1474 heiratete er Barbara Gonzaga von Mantua. Eberhard nahm aus diesem Grund Verschönerungen im Schloss vor.Das ist vor allem der “Palmensaal”.

Über eine Außentreppe konnte man auch zu Ross in den Saal gelangen, der im ersten Obergeschoss liegt. Der Palmensaal ist der zentrale Empfangs-und Festsaal.Der Saal ist mit einem anspruchsvollen Bildprogramm dekoriert. Wandhohe Palmen

zusammen mit Eberhards Motto “attempto”- ich wags zieren die Wände. Sie erinnern an Eberhards Pilgerreise 1468 nach Jerusalem. Dort wurde er in der Grabeskirche zusammen mit seinen Begleitern zum Ritter vom heiligen Grab

geschlagen. angeblich hat er auf seiner Pilgerfahrt das Gelübde abgelegt, sich in Zukunft nie mehr den Bart schneiden werde und erhielt so den Beinamen “im Bart”. Im Palmensaal ist auch sein Ahnennachweis ausgemalt. Er präsentierte damit die

Verwandtschaft des Hauses Württemberg mit den Fürstenhäusern Europas. Sie ist die älteste noch erhaltene heraldische Ahnenprobe nördlich der Alpen. Im 16. Jahrhundert wurde der Palmensaal zum Jagdsaal umgestaltet. Die Wappen

Herzog Ulrichs kamen dazu und in einer Fensternische Malereien aus dem Jahre 1611. Zu Zeiten Carl Eugens wurde der Saal in ein fürstliches Appartement mit Gardesaal umgewandelt.

Den Goldenen Saal ließ ebenfalls Eberhard im Bart erbauen. Ebenfalls einer Hochzeit verdankt der Saal seine heutige Ausgestaltung. Anläßlich seiner Hochzeit mit Barbara Sophie von Brandenburg ließ   Herzog Johann Friedrich den Saal im Stil

der Spätrenaissance ausmalen. An verschiedenen Stellen im Saal kann man Initialen des Paares sehen. Die reich vergoldeten Decken und Wanddekorationen illustrieren den Namen des Saales. Vom ursprünglichen Inventar ist noch ein

reich verzierter goldener Ofen aus dem Jahre 1665 zu sehen.

Das Schloss beherbergt auch noch eine Sammlung von 22 Prunkschlitten.

Graf Eberhard brachte 1482 den Münsinger Vertrag zustande. Damit wurden auch die beiden Landesteile Württemberg-Urach und Württemberg-Stuttgart wiedervereinigt. Sein Vetter Eberhard der Jüngere überließ damit die Regierung seines Landesteils

dem Uracher Grafen. Die Residenz wurde nun nach Stuttgart verlegt. Kaiser Maximilian erhob

1495 die Grafschaft zum Herzogtum und Eberhard wurde herzog von Württemberg und Teck. Urach verlor seine Bedeutung als Regierungssitz, das Residenzschloss blieb aber beliebtes Jagdschloss der Herzöge von Württemberg.

                                                                                                                                                                                                                                                      Graf Eberhard im Bart

Unbenannt

Am Anfang seiner Regierungszeit musste sich Eberhard vor allem gegen die Ansprüche seines Onkels, des Pfalzgrafen Friedrichs des Siegreichen wehren.Erst nach dessen Tod konnte er sich verstärkt der Innenpolitik zuwenden.

1477 gründete er die Universität Tübingen. Sie sollte die bessere Ausbildung der weltlichen diener und des Klerus sicherstellen.  Erster Rektor und langjähriger Kanzler der Universität wurde Johannes Nauclerus.

Eberhard, selbst des Lateins unkundig ließ er viele Texte ins Deutsche übersetzen.

Das Stift Sindelfingen, ein Chorherrenstift, das seit dem 11. Jahrhundert bestand, wurde von Eberhard nach Tübingen verlegt. Von den zehn früheren Sindelfinger Chorherren wurden acht Professoren in Tübingen, darunter auch der erste Rektor.

Eberhards Politik war immer auf Ausgleich bedacht.  Im 1488 gegründeten Schwäbischen Bund war Eberhard von Anfang an beteiligt und nahm neben Hugo von Werdenberg und Berthold von Mainz eine zentrale Stellung ein.

Wichtig war ihm die Reformierung von Klöstern. Er holte die von ihm geschätzten Brüder vom gemeinsamen Leben ins Land,eine Gemeinschaft der devotia moderna. Er ließ in Urach, Dettingen an der Erms, Tübingen und Herrenberg Stifte errichten.

Von Zeitgenossen geschätzt und geehrt, Maximilian verlieh ihm den Orden vom Goldenen Vlies, Papst Sixtus IV. die goldene Rose verstarb er 1496 in Tübingen. Auch die Nachwelt verehrte ihn. die patriotisch gesinnte württembergisch

gesinnte Geschichtsschreibung verklärte ihn als ersten württembergische Herzog. Seine Büste wurde in der Walhalla aufgestellt und Justinus Kerners “Preisend mit viel schönen Reden” besingt ihn als reichsten deutschen Fürsten, wobei sein Reichtum nicht im

Materiellen

                                                                                                                                                                                                                                                    Der Runde Berg

220px-Runder_Berg

Der Runde Berg bei Urach ist ein Herrensitz mit zugehöriger Handwerkersiedlung. Er vom Dritten Jahrhundert p.C. bis in das erste Viertel des Sechsten. Jahrhunderts p.C. besiedelt, dann nochmals in bescheidenerem Maße vom letzten Viertel

des Siebten bis zur Mitte des Achten Jahrhunderts bewohnt. Während der zeit der Ungarneinfälle im Zehnten Jahrhundert war nicht kontinuierlich besiedelt sondern wohl eher als Refugium genutzt. Im Siebten Jahrhundert war bis zum umkreis von 15 Kilometern

mit einem Kranz von Siedlungen umgeben, deren Ortsnamen alle den Bestandteil-“hausen”aufweisen und die wohl der Versorgung der Burgsiedlung dienten. Im Elften Jahrhundert war der Sitz auf dem runden Berg sicher verlassen.

Man hat sehr viel Keramik auf dem Runden Berg gefunden. Die zweitgrößte Materialgrube ist das Glas. Es wurden aber auch Fibel, Gürtel und Waffengefunden.

06 Sep. 2015

Kloster Oberschönenfeld

Oberschönenfeld

 

Der Sage nach verirrte sich Graf Mangold von Wörth auf der Jagd im Wald. In der Wildnis traf er einen Einsiedler, der dort in einer Klause wohnte. Zu seiner Überraschung erfuhr er, dass dieser ein totgeglaubter Vorfahre

von ihm war, der in  der Einsamkeit Busse für seine Sünden tun wollte. Nach dessen Tod ließ der Graf dort statt der Klause eine Kapelle errichten. Später zogen zwei adlige Kammerfräulein ein und errichteten

das Kloster Oberschönenfeld.

Tatsächlich gab es Anfang des 13. Jahrhunderts eine geistliche Frauengemeinschaft in Oberhofen-heute Weiherhof bei Gessertshausen, die von einer Meisterin geleitet wurden. Die erste Überlieferung nennt die Namen Gräfin Würga von Dillingen von 1186-1192 , die der Familie des Heiligen Ulrichs angehörte.Sie war die Gattin des in  der Sage erwähnten Grafen Mangold, dann eine Hildegunde von Brennberg 1192-1211.Unter Willibirgis (1230-1251) trat die Beginengemeinschaft in den

Orden der Zisterzienser ein. Das Ministerialengeschlecht der Familie von Kemnat hatte den dortigen Beginen Grund und Boden geschenkt. Volkmar II. von Kemnat war bedeutendste Vertreter seines Geschlechts in dieser Zeit.

Er war Stadtvogt von Konstanz und  auch an der Erziehung des letzten Staufers Konradin beteiligt. Er stiftete wohl Kloster Oberschönenfeld. Als Gründungsdatum wird das Jahr 1211 genannt und damit wäre Oberschönenfeld die

älteste Zisterzienserinnenabtei in Deutschland. Das Gründungsmuster verlief ähnlich wie das der fünf oberschwäbischen Zisterzienserinnenkloster, die in den folgenden Jahren als Tochterklöster von Salem gegründet worden sind.

Es hat sich eine Beginengesellschaft gebildet. Ein adliger Stifter stattet sie mit Grund und Boden aus.  Ein im Umfeld befindliches Zisterzienserkloster  gliedert die Gemeinschaft in den Orden ein.

Bei Oberschönenfeld war das die Abtei Kaisheim. Kaisheimer Abt war in der Zeit Konrad II. (1210-1228) Augsburger Bischof war Siegfried III. von Rechberg (1208-1227)

1248 bestätigt Papst Innozenz IV. (1243-1254) am 28. August dem Kloster alle Privilegien, die der Zisterzienserorden vom Heiligen Stuhl erhalten hatte. Das ist gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung des Klosters.

Die Eingliederung in den Zisterzienserorden festigte die junge Gemeinschaft wirtschaftlich und politisch. Sie beschränkte aber auch die Freiheiten, die den Beginen eigen gewesen waren.

Sie war nun einem Vaterabt unterworfen. Zur Zeit des päpstlichen Privilegs war das Richard (1239-1251). Der Nachfolger von Innozenz IV, Alexander VI. (1254-1261) nimmt das Kloster 1255 in päpstlichen Schutz und gewährt Exemtion von

der lokalen Bischofsgewalt. Aber auch Bischof Hartmann von Augsburg (1248-1286) der ja aus der Stifterfamilie stammt, verbrieft dem Konvent die Lebensweise der Zisterziensierinnen und auch er nimmt den Konvent in seinen Schutz.

Nachfolgerin von Willibirgis wird Adelheid von Kemnat, wohl eine Tochter des Stifters Volkmar von Kemnat. Das Kloster erhielt viele Stiftungen und schon 1262 konnte unter Äbtissin Adelheid die Klosterkirche Maria Himmelfahrt eingeweiht werden.

Als Schenker waren aufgetreten Volkmar,der dem Kloster die Kirche von Dietkirch geschenkt hat. Heinrich Reichsmarschall von Pappenheim schenkte dem Kloster sein ganzes Besitztum in Mödishöfen, aber auch Konradin

war unter den Gebern. Er “schenkt dem nonnenkloster OberSchönfeld den hof Vetinchoven welchen Conrad Spannagil von ihm trug” (Conradin – RI V,1,2 n. 4797 ).

Zur Kirchenweihe erhielt die Äbtissin Ablässe von den Bischöfen von Augsburg, Freising, Eichstädt, Würzburg und Speyer. Auf Heidelheid folgte Hilda. Sie regierte von 1271 bis 1279. Auch sie konnte den klosterbesitz hauptsächlich

durch Schenkung aber auch durch Tausch und Kauf mehren.

Ein Tauschgeschäft zwischen der Abtei Ellwangen unter Abt Otto von Wülzburg (1255-1269) und Graf Ludwig von Öttingen machte dann eine größere Schenkung für Kloster Oberschönenfeld  möglich. Der Ort Munsterum, das heutige Altenmünster,

lag zu weit vom Kloster Ellwangen entfernt, um von dort verwaltet zu werden. Am 16. Juni 1262 tauschte das Kloster Ellwangen diesen Ort mit dem Grafen von Öttingen gegen verschiedene Güter im Ries. Noch im selben Monat schenkte

der Graf “als Seelgerät” die neuerworbenen Güter an das Kloster Oberschönenfeld unter Äbtissin Hilda. Unter der Äbtissin Adelheid II. von Kemnat erhielt das Kloster von Ritter Frass von Wolfsberg den Heszelinbach bei Munsterum.

Nun begann das Kloster alle Rechte über das Dorf an sich zu ziehen. Zum Ende des 15. Jahrhunderts hatte es die Vogtei und die Gerichtsbarkeit von Munsterum inne.Die Regierung der nächsten beiden Äbtissinnen Agnes und Hildegund

verlief ohne größere Ereignisse. Unter Äbtissin Elisabeth (1304-1316) konnte sich das Kloster die Pfarreien Munsterum und Messishofen völlig einverleiben. Allerdings musste die Abtei den Augsburger Bischöfen immer einen Säkularpriester präsentieren.

Die beiden übernächsten Nachfolgerinnen, nämlich Hildegund II. (1332-1342) und Agnes II. von Lutzingen begannen mit den Rodungsarbeiten im Munsterwald. Herzog Friedrich von Österreich hatte damals die Markgrafschaft Burgau inne.

Er musste die Rodeerlaubnis erteilen, was er 05.02. 1344 tat. (Sebastian Brunner, Ein Cisterzienserbuch, S.693). Vorher hatte schon Bischof Heinrich III. von Augsburg bestätigt, dass dem Kloster die zu erwartenden Einnahmen gehören werden.

Schon im Juni 1346 konnte die Äbtissin mit der Lehenverteilung beginnen. Laut Dorfbrief vom 15.6.1346 hat Äbtissin Agnes bestimmt, dass das neue Dorf Nivemunstrer heißen soll. Dann wurden vom Kloster 12 Lehen verteilt. Das Dorf bestand aus 12 Häusern mit je einem Ganzlehen von 51 Jauchert (1 Jauchert = 0,5ha) und einem Haus ohne Lehen, das dem Kloster gehörte. (Internetseite der Gemeinde Altenmünster) Beim Heszelinsbach entstand das Dorf Violau, das in dem erwähnten Dorfbrief erstmals genannt wird.

Bald nach der Ortsgründung ist hier wohl ein Zentrum der Marienverehrung entstanden. Eine Wallfahrt nach Violau ist seit 1466 verbürgt.

270px-Violau,_Wallfahrtskirche_St_Michael_001

Unter der Nachfolgerin der Äbtissin Agnes, Katharina von Villenbuch (bis 1373), wurde der Aufstieg der Abtei erstmal gebremst.

Zwei Entwicklungen hatten sich im Umfeld der Abtei entwickelt. Einmal zeichnete sich wegen der Entwicklung der schwäbischen Landvogteien ein Konflikt zwischen Habsburgern und Wittelsbachern ab.

Bei der Doppelwahl von 1314 von dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern (1314-1347) und dem Habsburger Friedrich dem Schönen (1314-1330) neigte Bischof Friedrich von Augsburg zu Friedrich, während die Stadt Augsburg

sich frühzeitig auf die Seite des Wittelsbacher stellte. Es gab nun immer wieder militärische Auseinandersetzungen. 1319 wurde dabei das Augsburger Umland stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Zeit nach Ludwig blieb kriegerisch.1376 war der Schwäbische Städtebund unter Führung Ulms gegründet worden. Entstanden war dies unter anderem als Abwehrreaktion von Verpfändungen von Reichsstädten, wie das Wenzel nach seiner Königswahl mit Donauwörth gemacht hatte. Er hatte die Stadt an die bayrischen Herzöge verpfändet. 1379 war die Stadt Augsburg dem Bündnis beigetreten. Dem Städtebund gegenüber standen die großen Rittergesellschaften wie der St. Georgenbund oder die Löwengesellschaft. 1381 erfolgte die Kriegserklärung des Städtebunds gegen die drei großen Rittergesellschaften.

Das Kloster konnte sich zwar irgendwie durch lavieren, war aber vor allem unter Äbtissin Katharina I.von Villenbach in schwere Not geraten. Der frühere Augsburger Bischof Marquard von Randeck (von 1348-1365) und spätere Patriarch von Aquileja verlieh Ablässe und linderte so die Not des Klosters ein wenig. Diese unruhigen Zeiten dauerten auch unter den drei folgenden Äbtissinnen Katharina II von Lutzingen (1373-1383), Anna II. von Schwenningen (1383-1390) und Katharina III. von Tettingen (1390-1398) an.

Die Zahl der Konventsmitglieder lässt Rückschlüsse auf die schweren Zeiten zu. 1309 waren 60 Nonnen, 3 Novizinnen, 9 Laienschwestern und 15 Laienbrüder im Kloster, 1353 waren es noch 37 Nonnen,8 Novizinnen, 8 Laienschwestern und 5 Laienbrüder.

(Zahlen nach Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter Das Skriptorium der Reiner Mönche,Bern 2005, darin Nigel F. Palmer S. 243)

Erst unter Äbtissin Gertrudis von Freyberg (1398-1449) konsolidierte sich die Lage. Am 19. April 1417 stellte Kaiser Sigmund in Konstanz am selben Tag zwei Urkunden aus, eine für St. Ottilien bei Straßburg “bestätigt dem Augustinerinnen-Kl. Sanct Ottilien zu Ober-Hohenburg (Strassburger Bistum) die Privilegien” und danach für Oberschönenfeld “desgl. dem Frauen-Kl. Ober-Schönfeld (Augsb. Diözese)” (Sigmund – RI XI,1 n. 2203 ). Der in Konstanz neugewählte Papst Martin V. hatte dem gesamten Zisterzienserorden

die gewährten Privilegien bestätigt. Das bezog sich natürlich auch auf Kloster Oberschönenfeld. Das wichtigste aber war, dass Äbtissin Gertrudis das Bürgerrecht von Augsburg erwarb. Da Augsburg  zu Anfang des 15. Jahrhunderts einen kräftigen Aufschwung erlebte,

hatte das sicher mehr praktischen Wert als alle Schirmbriefe von Kaiser oder Papst. Sie hatte das Bürgerrecht bis zur Ende ihrer Regierungszeit inne. Die Stadt stand der Äbtissin auch in Rechtsstreitigkeiten zur Seite und da gab es mehr als jede bisherige Äbtissin durchzustehen hatte.

Auch die Nachfolgerin Anna III. von Pappenheim (1449-1463) hatte das Augsburger Bürgerrecht für 10 Jahre erworben. Das kostete das Kloster jährlich 24 Gulden.

Auch Anna hatte eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten durchzufechten.Nach Ablauf der 10 Jahre stellte sie die Abtei wieder unter den Schutz des Augsburger Bischofs Peter (Bischof seit 1424, ab 1450 Kardinal bis 1469) Dieser Bischof hatte zwei Synoden abgehalten, bei denen er zahlreiche Vorschriften für Klerus und Klöster

erließ.

Auf Anna folgte  Äbtissin Dorothea von Laimberg (1463- 1492). Sie stellte sich am 12. Juni 1485 ebenfalls unter den Schutz des Augsburger Bischofs. Johann II. von Werdenberg war zu der Zeit Bischof (1469-1486). Die jährliche Schutzgebühr betrug 15 Gulden.

Auch unter der Regierung Dorotheas wurde der Besitz des Klosters und die Rechte wurden  von vielen Seiten angefochten. Am 25. März 1474 bestätigte aber Papst Sixtus IV. alle früher erhaltenen Immunitäten,

Besitzungen und Inkorporationen von Pfarreien, dabei wurde die Pfarrei Messishausen namentlich aufgeführt. (Archiv für die Pastoral-Conferenzen im Bisthume Augsburg 1853, Band 3 S. 335) Besonders kümmerte sie sich um die Kirche von Violau, die unter den kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre stark gelitten hatte. Sie sandte einen Bruder aus, der Almosen für die Kirche erbetteln sollte.

Das Kloster  galt unter ihrer Regierungszeit als sehr arm. Es musste bei der Erhebung der gewöhnlichen Ordenssteuer den kleinsten Beitrag zahlen, halb so viel wie das Kloster Niederschönenfeld. Die gewöhnliche Ordenssteuer betrug 460 Gulden. Auf Oberschönenfeld entfielen 5 Gulden.

Ihre Nachfolgerin war Barbara Vetter von Schwenningen. Sie regierte von 1492 bis 1508. Sie war die Erbauerein der Leonhardskapelle in Gessertshausen. Barbara Vetter stiftete eine Monstranz.  1504 ließ die Äbtissin ein prachtvoll illuminiertes Missale für die

gesungene Messliturgie herstellen.

Ihr folgte ihre Schwester Margarethe II. von  Schwenningen nach. (1508-1517). Die  Eltern  der beiden Äbtissinnen waren Georg Vetter und Margarethe von Schwenningen aus Donauwörth. Aus der Regierungszeit der beiden Äbtissinnen stammen zwei Szenen aus dem Marienleben, Krönung Mariens und Tod Mariens. Gemalt sind sie vom Meister des Oberschönenfelder Altars (1. Jahrzehnt  des 16. Jahrhunderts) Es ist ungeklärt, welche der beiden Schwestern den Altar gestiftet hat. Er befindet sich heute im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlung (Inv.-Nr.7692)

Barbara

 

Im Jahre 1492 übernahm König Maximilian die Markgrafschaft Burgau. Am 3. Februar 1492 bestätigte er den Prälaten, den Städten und Gerichten dieser Markgrafschaft ihre Rechte Freiheiten und Privilegien.

Äbtissin Barbara hatte in ihrer Amtszeit nur wenig Streitigkeiten  durchzustehen. Noch unter ihrer Regierungszeit hatte eine Viehseuche fast die gesamte Schafherderde des Klosters vernichtet.

Ihre Nachfolgerin Mathilde kaufte eine neue Herde und bat alle Grafen, Herren und Stände, die angekauften Schafe zollfrei passieren zu lassen.

Am 2. Mai 1510 bestätigte Kaiser Maximilian den Schutzbrief Kaiser Sigismunds vom 19. April 1417.

Äbtissin Ursula von Winzer regierte von 1517-1522. Sie erließ für Altenmünster eine Schmiedeordnung und sie ließ in der äußeren Kirche den Chor neu wölben. Außerdem ließ sie vier neue Altäre herstellen,

starb aber im Jahr 1522 vor deren Vollendung.

Ihre Nachfolgerin Ursula II. von Tanneck wurde im Beisein des Kaisheimer Abtes Konrad III. Reutter (1509-1540) und der Kaisheimer Konventualen Benedikt Wibel, Johann Bäumlin und Johann Saur gewählt.

Bei Amtsantritt waren 15 Nonnen im Konvent und die Vermögenslage des Klosters war gut. Unglücklicherweise fiel in ihre Zeit der große Bauernkrieg. Die Bauern der Dörfer Margershausen, Wollishausen, Anhausen,

Fischach,Grimoltsried, Walkertshofen und Gessersthausen überfielen das Kloster und vertrieben die Nonnen, die sich nach Augsburg in Sicherheit brachten. Dort hatte das Kloster ein Anwesen, den Schönefelder Hof,

den schon Bischof Hartmann dem Kloster als Zinslehen übertragen  hatte. Zu normalen Zeiten diente  er als Herberge für Äbtissin und Klosterfrauen, wenn sie in Augsburg ihren Amtsgeschäften nachgingen.

In Notzeiten war er Zufluchtsort und Verwahrstelle für Hab und Gut. Die Aufständischen misshandelten den Beichtvater und dessen Kaplan, vernichteten alles Glaswerk, Fenster und Öfen, raubten Getreide, Vieh,

Wein, Leinwand und alles Silbergeschirr und richteten im Kloster nach Angaben der Äbtissin einen Schaden von über 2000 Gulden an. Das übersteigt die Summe, die das Kloster an Barmitteln (688 Gulden) und

Außenständen (1242) zu Amtsantritt von Ursula II. gemäß der Erwählungsurkunde vorhanden war. 1532 erteilte sie ihrem Beamten Conrad Sailer die Vollmacht, mit dem Schwäbischen Bund über die Entschädigung

zu verhandeln.

Die konfessionelle und politische  Landschaft in Deutschland hatte sich seit dem Jahre 1517 grundlegend geändert. Martin Luther soll da die Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Das führte schließlich

zur Reformation. Die soziale und wirtschaftliche Situation hatte ja auch immer wieder zu Aufständen geführt, die dann im Großen Bauernkrieg von 1525 führten. Und auch dieser war ja durch religiöse Argumentation “unterfüttert”,

wie  auch die Memminger Artikel zeigen. Die religiöse Spaltung des Landes manifestierte sich auch in politischen Bündnissen. Am 27. Februar 1531 wurde der Schmalkaldische Bund gegründet. Landgraf Philipp I. von Hessen, Kurfürst Johann von Sachsen, Herzog , Herzog Philipp von Braunschweig-Gubenhagen, Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg, Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen, dem Graf von Erbach sowie drei nieder- und acht oberdeutschen Reichstädteunterzeichneten den Vertrag. Es war ein zunächst

defensiv ausgerichtetes Militärbündnis mit der Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe im Falle eines katholischen Angriffs.

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Kaiser Karl V. war in Kriege gegen Frankreich, Italien und gegen  die Osmanen in Ungarn verwickelt.Er war in Deutschland auf die Reichsstände angewiesen und so  immer wieder zu Kompromissen gezwungen und den Protestanten

religiös und politisch entgegenzukommen. Der Friede von Crépy  1544 beendete die Auseinandersetzungen mit Frankreich und auch mit der Türkei konnte ein Waffenstillstand geschlossen worden. Jetzt hatte er den Rücken frei,

sich aktiv um die Religionsfrage in Deutschland zu kümmern. Ein mögliches Konzil oder eine Reihe von Religionsgesprächen sollte die Glaubenseinheit wieder herstellen. Beide Seiten zeigten aber keine Neigung zu Kompromissen.

Der Kaiser hatte eine päpstliche Zusage, Truppen im Falle eines Krieges gegen die Protestanten gestellt zu bekommen. So sah er die Möglichkeit, den Schmalkaldischen Bund militärisch besiegen zu können. Den Führern auf protestantischer Seite,

Landgraf Philipp und Kurfürst Johann waren die Vorbereitungen des Kaisers nicht entgangen und so entschlossen sie sich zum Präventivkrieg, da der Kaiser wohl über größere finanzielle Mittel verfügte und  somit auch in der Lage war, ein

stärkeres Heer aufstellen zu können. Der Bund zog im Juli 1546 rasch ein Heer von 12.000 Mann  in Süddeutschland zusammen. An der Spitze stand Sebastian Schertlin von Burtenbach,ein bedeutender Landsknechtführer im 16.

Jahrhundert und 1532 der Oberkommandant des Fußvolkes des gesamten Reichsheeres. Im Kloster hatte man die neue Lage natürlich mit Sorge beobachtet. Bischof Otto Truchsess von Waldburg (1543-1573) hatte in einem Schreiben vom 30. Juni

1546 die Äbtissin und den Konvent zum Gebet aufgerufen, aber gleichzeitig geraten, die wertvollen Sachen in Sicherheit zu bringen. Denselben Rat hatte der Stadtgerichtsschreiber von Augsburg Caspar Tradel gegeben. Er meinte allerdings, die Nonnen könnten noch im Kloster bleiben. Diese zogen aber gleich nach Landsberg und kamen da bei der Witwe Albrechts von Freyberg unter. Landgraf Philipp und Kurfürst Johann beauftragten die Komissäre des Schmalkaldischen Bundes Christian Bruck,

Dr. Jakob Besserer, Georg Oestereicher und Martin Weikmann  die Klöster zu schätzen, welche Summe sie an den Bund abzugeben hatten. Die Besitzungen des Hochstifts Augsburg hatten sie schon vereinnahmt und den Rat der Stadt Augsburg

mit der Verwaltung beauftragt. Den Klöstern Ochsenhausen und Kempten wurden je 20.000 Gulden auferlegt, dem Kloster Oberschönenfeld “nur”  1000 Gulden. Aber das Kloster hatte ja rund 20 Jahre zuvor schon 2000 Gulden verloren.

die Komissäre hatten übrigens den Auftrag, falls sie nicht genug Barmittel vorfänden, Getreide zu nehmen oder Grund und Boden zu verkaufen oder zu verpfänden. Vor allem aber sollten sie “unchristlichen und abgoterischen Messen und anderen

babstlichen Missbrauch gänzlich abstellen”abstellen (Archiv für die Pastoral.. S.349) Auch sandte der Rat von Augsburg seine Diener und Prediger in die Klöster Edelstetten, Wettenhausen und Oberschönenfeld, um dort die Lehre Luthers einzuführen.

Der Augsburger Rat forderte die Äbtissin und den Konvent brieflich dringend auf, Landsberg zu verlassen und ins Kloster zurückzukehren. Der Rat der Stadt beanspruchte mittlerweile die Einnahmen des Klosters. Die Nonnen blieben

im Exil, verarmten aber.

Am 24. April 1547 siegte Kaiser Karl bei Mühlberg über den Schmaldkaldischen Bund. Der sächsische Kurfürst geriet in Gefangenschaft. Der Krieg war entschieden. Nun war auch für den Oberschönenfelder Konvent die Rückkehr wieder möglich.

Nach 38 Wochen im Exil kehrte Äbtissin Ursula kränklich und auch gebrochen in das geplünderte Kloster zurück.

Auch Bischof Otto Truchsess von Waldburg (1543-1573) konnte sein Bistum wieder in Besitz nehmen. Er hatte gegenüber der Stadt Augsburg 95.000 Gulden Schadenersatz gefordert und diese Summe am 19. Januar 1548 als Vergleichssumme quittiert.

Darin enthalten war auch die Entschädigung für das Kloster Oberschönenfeld. Am 26. November 1450 stellte der Bischof der Priorin als Verwalterin an die Seite. Außerdem befahl er,”frommer und ehrbarer Leute Kinder wenn gleich ohne Vermögen”

aufzunehmen. Die Äbtissin war mit beiden Regelungen einverstanden. Sie verstarb im Jahre 1552.

Erst 8 Monate nach der Wahl wird Agnes III.von  Burtenbach zur Äbtissin gewählt. Sie regierte von 1553 18 Jahre lang. Als sie ihren Dienst antrat, waren außer ihr gerade noch zwei Nonnen im Konvent. Unter ihrer Regierung wurden auch erstmals nichtadelige

Nonnen ins Kloster aufgenommen. Zum einen war das Klosterleben nicht mehr so attraktiv. Zum andern waren viele Augsburger Patrizier zum Protestantismus übergetreten. Das machte es für das  Kloster schwer aus dem Adel Nachwuchs zu gewinnen.

Bei ihrem Tod war der Konvent um zwölf Schwestern angewachsen, alle nicht von Adel. Das erleichterte das Abschaffen der sogenannten Leibgedinge. Bisher hatten die Nonnen ein gewisses Einkommen, ihre eigene Magd und ließen sich

ihre eigene Speise bereiten. Nun wurde das Leibgedinge Eigentum des Klosters und das kam nun dem gesamten Kloster zugute. Die Mägde aber wurden abgeschafft. Das war eine ganz praktische Reform für das Kloster.

Bisher hatte das Kloster die Wege auf eigene Kosten erhalten. Als König Ferdinand 1555 in Augsburg war, bat Äbtissin Agnes, einen Wegzoll erheben zu dürfen. Ferdinand genehmigte das für Gessertshausen am 15. Mai 1555. Das Kloster durfte

für jedes Wagenross, das passierte einen Heller erheben, musste sich aber im Gegenzug verpflichten die Wege und insbesondere den Übergang über die Schmutter in gutem Zustand zu erhalten. Ihren Untertanen in Gessertshausen erließ sie den Zoll.

Dafür verpflichteten diese sich, bei der Ausbesserung der Wege zu helfen. Ihren Überreiter (Verwaltungsbeamter) Georg Weinhart belehnte sie ab 1556 mit dem Zoll. Dafür musste er jährlich an das Kloster 28 Gulden entrichten.

Die Äbtissin erhielt von Kaiser Ferdinand am 4. Juli 1559 in Augsburg folgende Bewilligung ausgestellt: “ Kaiser Ferdinand (I.) bewilligt dem Kloster Oberschönefeld (Äbtissin Agnes), daß die Juden den Klosteruntertanen ohne Wissen

der Äbtissin nichts leihen und niemand wegen Schulden vor das kaiserliche Hofgericht Rottweil oder vor ein anderes Gericht fordern dürfen.” (Urk. 522-Regest OSchöUB 571) Kaiser Maximilian stellte eine gleichlautende Urkunde

am 27. Juli 1574 in Wien für Äbtissin Barbara aus  (Urk. 580 a -Regest OSchöUB 580 a) . Auch Kaiser Ferdinand II. bestätigte dies am 21. Januar 1621, sowie noch 7 weitere Kaiser bis zur letzten Bestätigung durch Kaiser Leopold II. (1790-1792)

Die Äbtissin ließ auch eine Wasserleitung  für das Kloster bauen, die das Kloster für alle Belange, also Küche und Backstube,Badstuben, aber auch Fischkästen und Viehtränken mit Frischwasser versorgte.

Die Vermögensverhältnisse, Getreidevorräte und Viehbestand waren nach den vorhergegangenen Bedrängnissen wieder zufriedenstellend.

1571 resignierte sie,da sie krank und gebrechlich war und sich der Belastung des Äbtissinenamtes nicht mehr gewachsen sah. Sie lebte aber nach ihrem Rücktritt von ihrem Konvent hochgeehrt noch 8 Jahre. Sie starb 1578.

Auf sie folgte Äbtissin Barbara II. Elchinger. Barbara war eine Gastwirtstochter aus Lauingen und ist dort am 19. Dezember 1535 geboren. Als Lauingen protestantisch wurde, verließen sie die Stadt und zogen nach Jettingen.

Barbara wurde ins Kloster Oberschönenfeld gegeben, wo sie am 1. Februar 1557 die Ordensgelübde ablegte. Sie wurde die erste bürgerliche Äbtissin des Klosters. Gewählt wurde sie im Beisein des Kaisheimer Abtes

Johannes IV. Sauer am Tag des Rücktritts von Äbtissin Agnes am7. Juli 1571.

Das Konzil von Trient (in vier Sitzungsperioden von 1545-1563) einberufen unter Papst Paul III. (1534-1549) hatte unter dem Eindruck der Reformation in Deutschland wichtige Beschlüsse für die katholische

Kirche gefasst. In der letzten Sitzungsperiode wurden zwei Dekrete festgelegt, die vor allem die Orden betrafen. Im Dekret über die Orden wurden Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt,

Bestimmungen über die Wiederherstellung des Gemeinschaftsleben, die Klausur der Nonnen aber auch die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen. Im Dekret über die Pflichten der Bischöfe wurden auch

Anweisungen für die Durchführung von Visitationen getroffen. Schon Äbtissin Agnes hatte mit der Durchführung der Reformen angefangen, die Barbara fortführte. Bischof Otto hatte Abt Johannes auch schon in der Regierungszeit von Agnes aufgefordert, eine Visitation in Oberschönenfeld vorzunehmen. Diese fand im Juli 1571 statt. Eine Folge war wohl die Resignation der altersschwachen Äbtissin. Kurz nach Amtsantritt der neuen Äbtissin verließen zwei unzufriedene Klosterfrauen

heimlich das Kloster. Die folgenden Visitationen verliefen nun zur Zufriedenheit der Ordensoberen. Papst Clemens VIII. (1592-1605)ordnete am  30. April 1593 an, für eine durchgreifende Reform des Zisterzienserorden Sorge

zu tragen. Der  Abt von Citeaux Edmund (1584-1604) visitierte nun zwischen 1593 und 1594 sämtliche oberdeutschen Zisterzienserklöster. In Oberschönenfeld war er am 14. Januar 1594. Ausgehen und reisen der Klosterfrauen wurden nun streng geregelt.

So verbot der Abt von Kaisheim Ulrich zum Beispiel, dass Äbtissin Barbara den Oberschönefelder selbst in Augenschein nehmen wollte, als dieser neu gebaut werden sollte, den Besuch dort. Erst um 1600 wurde diese Regelung wieder flexibler gehandhabt.

1600 waren die Klöster Oberschöenfeld und Holzen (bei Donauwörth) ein geistliches Bündnis eingegangen. In ihrer Regierungszeit wurden viele Baumaßnahmen angegangen, so der  Neubau des Oberschönenfelder Hofs in Augsburg ab 1589,

die Erweiterung der Kirche in Violau, vorher nur eine Kapelle. Im Kloster selbst ließ sie den neuen Abteibau errichten. Auch das Pfleghaus mit Gasthaus für Gäste die man im Kloster nicht aufnehmen wollte, wurde neu gebaut.

Dazu kam der Neubau von Bauhof mit Stallungen für Pferde und Ochsen. Auch die Leonhardskapelle in Gessertshausen wurde erneuert. Für die Klosterkirche wurden neue Ornate und Kirchengerät angeschafft. Sie ließ drei Choralbücher anfertigen,

alle mit Noten. Dabei legte sie auf ein großes, klares Schriftbild Wert, damit auch kurzsichtige Schwestern mitsingen konnten. Die wirtschaftlichen Verhältnisse hatte sie auch bestens geordnet. Sie konnte sogar andere Einrichtungen unterstützen.

als das Mutterkloster in Citeaux 1593 von einem Brand betroffen wurde, leistete Oberschönenfeld einen Beitrag von 100 Gulden.

Nach einer für das Kloster segensvollen Regierungszeit verstarb Äbtissin Barbara am 2. Mai 1601.

Auf sie folgte Äbtissin Walburga Schüssler, die aber nach nur zwei Jahren Regierungszeit 1603 verstarb. Aber trotz der nur zweijährigen Regierungszeit wurde bleibendes geschaffen. In Scheppach ließ sie eine lauretanische Kapelle erbauen.

In Altenmünster wurde der Pfarrhof neu gebaut und im Kloster selbst entstand neben dem Herrenhaus ein Gasthaus für den Abt von Kaisheim oder andere hohe Gäste.

Die neue Äbtissin Susanna Willemayr war schon unter ihren beiden Vorgängerinnen Priorin. Sie war eine Fischerstochter aus Donauwörth. Sie wurde am 30. November 1503 zur Äbtissin gewählt. Sie wurde 12 Jahre nach ihrem Amtsantritt

zusammen mit den Äbtissinnen aus Niederschönenfeld und Kirchheim im Ries, also den drei Kaisheimer Visitationsklöstern zur Äbtissin geweiht, was vorher nicht üblich war. Abt Johann VII. Beck (1608-1626), der diese Regelung eingeführt hatte, nahm auch die Weihe vor. Auch Susanna tat viel zum Wohlstand des Klosters. Auch eine rege Bautätigkeit war in ihrer Amtszeit zu verzeichnen.

Susanna führte Instrumentalmusik im Kloster ein. Sie ließ dafür vier Geigen in allen Stimmlagen einführen. Gegen alle Klausurvorschriften ließ sie sogar junge Klosterangehörige “draußen in der Welt” musikalisch fortbilden, was damals völlig unüblich

war. Das zisterziensische Leben scheint in Oberschönenfeld schon sehr streng beachtet worden zu sein. Als der Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) das Kloster über Pfingsten 1616 zu einer Visitation im Kloster war,

fand er das Ergebnis so gut, dass die Nonnen eine Gnade für das Kloster erbitten durften. Sie wünschten sich, dass sie einmal im Monat vor das Kloster spazieren geführt wurden (!).

Die persönlichen Wertsachen, auch Schmuck wurden dem Gelübde gemäß eingesammelt und dem Gelübde gemäß zu gemeinsamem Nutzen verwendet. Susanna finanzierte davon eine Orgel. Unter Susanna wurden zehntägige Exerzitien eingeführt,

von denen auch die Äbtissin gerne Gebrauch machte.

Schwierigkeiten gab es auch durch die Schirmvogtei des Augsburger Bischofs. 1609 war in  München die Katholische Liga gegründet worden. Sie sollte einen Gegenpart zur protestantischen Union bilden, die 1608 ins Leben gerufen worden war.

Ihnen gehörten neben Bayern alle Hochstifte in Bayern und Konstanz sowie die Reichsabteien Kempten und Ellwangen an. Später kamen fast alle katholischen Reichsstände im süddeutschen Raum dazu. Der Bund stellte eigene Truppen auf.

Die Finanzierungsbeiträge der Mitglieder orientierte sich an Reichsmatrikeln. Der Augsburger Bischof forderte nun auch von den Klöstern, die sich unter seinen Schutz begeben hatten, Steuern. Auch mussten sich die Untertanen des Klosters zu Musterungen

für die Musterungen der Mannschaft des Domkapitels einfinden. Da das Kloster auf den Schutz angewiesen war und der Bischof am längeren Hebel saß, musste die Äbtissin sehr oft notgedrungen auf die Forderungen eingehen.

Äbtissin Susanna verstarb am 13. Januar 1624. Sie wurde ihrem Wunsch gemäß nicht in einem bevorzugten grab bei den Äbtissinnen bestattet, sondern auf dem normalen Friedhof der Klosterfrauen.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Appollonia Wörl am22. Januar 1624 gewählt. Sie war eine Baderstochter aus Bruck bei Fürstenfeld. Bei ihrer Wahl lebten 28 Nonnen und 7 Laienschwestern im Kloster. Wirtschaftlich  hatte die verstorbene

Äbtissin das Kloster in bestem Zustand hinterlasse,

Zwar herrschte schon seit 1618 Krieg, aber Schwaben war davon bisher verschont geblieben. Die Äbtissin ließ die neue Kirche in Violau mit einem Turm versehen. In Altenmünster wurde die Pfarrkirche vergrößert.

In Dietkirch ließ sie einen neuen Pfarrstadel bauen. In Gessertshausen wurde für Taglöhner und Holzacker ein Ziegelhaus gebaut. Der Bach, der durchs Kloster lief wurde eingefasst und neu gedeckt.

1629 verlor das Kloster wegen einer Viehseuche die Hälfte ihrer Schafe und büsste auch viel Hornvieh ein. Aber nun kam der Krieg auch in Schwaben an.

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1630 hatten die Schweden in den Krieg eingegriffen. Im Frühjahr 1632 hatten die Schweden Nürnberg und dann Donauwörth eingenommen. Viel zu spät, und ohne ausreichende Vorbereitung machte sich der Konvent nun

in der Karwoche 1632 auf die Flucht. Nur die Klosterdokumente, das beste Silbergeschirr, Getreide und Wein, was in der Eile halt auf die Wagen gepackt werden konnte, wurde mitgenommen. Einige Kostbarkeiten waren

vorher eingemauert worden. Das ging aber später trotzdem verloren. Der Konvent floh über Füssen, Reutte, weiter nach Stams und kam dann schließlich weiter nach Hall.Der Bürgermeister von Hall, Balthasar Staudacher

vermittelte die Klosterfrauen weiter. In dem zum königlichen Frauenstift gehörenden Schloss Thurnfeld bei Hall kamen sie gut unter und wurden bestens aufgenommen. Von ihrem Heimatkloster bekamen sie aber nur schlechte

Nachrichten. Die zurückgelassen Dienstleute flohen, als die Schweden anrückten. Sigmund von Schlammersdorf war schon 1610 im Heer der Union. im Dreißigjährigen Krieg war er seit den ersten Kriegstagen dabei.

Ende 1830 trat er in schwedische Dienste. 1632 erhielt er von den Schweden Oberschönenfeld, das er ausplünderte. Die Beute ließ er nach Augsburg schaffen. Als er abzog, ließ er nur die nackten Mauern zurück.

Diese Nachrichten aus der Heimat waren zuviel für die Äbtissin. Sie fiel in eine gefährliche Krankheit und starb am 8. August 1633 in Thurnfeld. Schon vorher waren zwei Schwestern verstorben.

Auch Abt Johann von Kaisersheim befand sich im Exil. Er hatte Abt Paulus Gay (1631-1638)vom Kloster Stams zur Leitung der Äbtissinnenwahl beauftragt. Stams war ja ebenfalls ein Zisterzienserkloster.

Am 17. August 1633 wurde Maria Elisabeth Herold zur neuen Äbtissin gewählt. Sie war die Tochter des deutschmeisterischen Rat und Advokaten des Reichskammergerichts Johann Jakob Herold in Ellingen.

Schon mit elf Jahren war sie als sogenannte Schultochter ins Kloster Oberschönenfeld gekommen.

Die Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 ging für die für die Schweden und ihre protestantischen deutschen Verbündeten unter Bernhard von Sachsen Weimar und Graf Horn verloren. Die Schweden

zogen sich darauf komplett aus Süddeutschland zurück. Die Stadt Augsburg war ebenfalls wieder in die Hände der Kaiserlichen gekommen.

Daraufhin entschloss sich die Äbtissin nach Oberschönenfeld zurückzukehren. Sie lieh bei dem Augsburger Kaufherren Georg Fargeth, der sich ebenfalls im Exil in Hall befand 4300 Gulden und verschrieb ihm dafür aus den

Einkünften des Klosters Getreide und Holz. 1635 kehrte sie mit einigen Schwester über München nach Augsburg zurück. Dort blieben sie noch einige Tage im Kloster St. Ursula, um dann in ihr Heimatkloster zurückzukehren.

Das aber war nur noch ein wüster Steinhaufen. Unter größter Mühe richteten sie das zerstörte Kloster allmählich wieder her. Dort lebten sie in bitter Armut und konnten oft ihren Hunger nicht stillen. Einen Teil der verbliebenen

Schwestern schickte sie in weniger schwer getroffene Klöster oder zu Verwandten. 9 harte Jahre verbrachten die verbliebenen 4 Schwestern in Oberschönenfeld. Trotz dieser extremen äußeren Bedingungen begann sie mit der Sichtung

der Archivalien und begann die Klosterchronik zu schreiben. 480 handgeschriebene Seiten umfasste sie und die Arbeit zog sich bis mindestens 1643 hin. Zwischen 1644 und 1645 mussten sie mehrmals nach Augsburg flüchten

und ihr weniges Eigentum in Sicherheit bringen. 1646 bis 1648 kehrten schwedische und französische Truppen wieder nach Schwaben zurück. Auch Augsburg wurde wieder belagert. Äbtissin Maria Elisabeth wollte sich wieder unter den Schutz der Stadt Augsburg stellen, was der Rat der Stadt jedoch ablehnte. Da die Lage in und um Oberschönenfeld nicht mehr sicher war, ging die Äbtissin erneut ins Exil, zunächst in das kleine Kloster Thalbach bei Bregenz, danach kam sie im Kloster Muri unter.

Am 29. November 1649 kam die Äbtissin endgültig aus dem Exil zurück. Die finanziellen Verhältnisse des Konvents besserten sich ganz allmählich. Auch Visitationen fanden wieder statt. Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) visitierte 1654

das Kloster und befand den geistigen Zustand als vortrefflich.

Äbtissin Maria Elisabeth starb am 27. Mai 1657 nach einer harten und leidensvollen Regierungszeit.

Dann wurde Anna Maria Weinhart zur Nachfolgerin von Maria Elisabeth gewählt. Sie war die Tochter des Augsburger Juristen Dr. Leonhard Weinhart. Sie hatte als Novizin die Flucht nach Tirol miterlebt.Ihre Wahl fand am 8. Juni 1657 statt,

die Weihe und Amtseinsetzung zur Äbtissin wurde am 17. September von Abt Georg  IV. Müller (1637-1667) aus Kaisheim vollzogen. Bei ihrem Amtsantritt waren 16 Nonnen, 3 Novizinnen und 5 Laienschwestern im Kloster. Es befand sich zwar mittlerweile ein

wenig Barschaft, nämlich 28 Gulden im Kloster. Aber nach den schweren vorausgegangenen Kriegszeiten waren vor allem die Altlasten abzutragen. So musste wöchentlich eine Fuhre Holz und Getreide nach Augsburg gebracht werden,

um die Zinsen des Darlehens zu bedienen, das Maria Elisabeth noch in Tirol aufgenommen hatte. Viele im Krieg zerstörte Gebäude mussten wieder hergestellt werden, damit sie noch gerettet werden konnten. Der Hof in Scheppach wurde völlig neu

gebaut, die Kirche von Violau wurde mit Eisenstangen unterzogen, weil das Gemäuer sich als nicht dauerhaft erwiesen hatte. Der im Krieg zerstörte Turm wurde höher gebaut und mit Kreuz und Kuppel versehen. An der Pfisterei wurde gebaut und die Schmiede

wurde wieder neu hergestellt. Trotz dieser Lasten konnte das Kloster seinen Güterbesitz sogar noch mehren. Kaiser Leopold verlieh dem Kloster einen Bezirk in dem der zur Markgrafschaft Burgau gehörenden Hochforst und die Jagd darin

gegen eine jährliche Abgabe von 60 Gulden an das Amt Burgau. Es ging streng und arm zu im Kloster Oberschönenfeld. In den ersten Amtsjahren von Anna Maria konnte kein Wein gereicht werden. Erst als der Vater einer Konventualin,

Sebastian Pott, Kanzler in Morgenthal, dem Kloster zu seinen Lebzeiten jährlich zwei Fuder Wein schenkte (das Fuder in der Markgrafschaft Baden war 1500 Liter) und nach seinem Ableben über eine reichliche Erbschaft zehn Fuder vermachte,

konnten die Klosterfrauen noch 5 Jahre Wein trinken. Für Violau spendete eine Hauptmannsfrau, die sich einige Zeit im Kloster ausgehalten hatte, spendete das Geld zum Guss von drei Glocken für die Wallfahrtskirche Violau.

Die Äbtissin verstarb nach 28 Regierungsjahren  am 1. Mai 1685.

Die Abtei ließ die Verstorben in aller Stille beerdigen, damit der Todesfall nicht vorzeitig publik wurde, um zu vermeiden, dass der Fürstbischof von Augsburg für die Zeit der Erledigung der Abtei einen hochstiftischen Kastellan, also einen

Aufsichtsbeamten über die Abtei einsetzte, was nach den Schirmrechten möglich gewesen wäre. Der Kaisheimer Abt Elias Götz (1681-1696) wurde schnellstens zur Beerdigung von Anna Maria und zur Neuwahl einer Äbtissin herbeigerufen.

diese fand am 5. Mai 1885 am Tag nach der Beerdigung statt. Gewählt wurde die bisherige Subpriorin und Novizenmeisterin Maria Hildegardis Meixner. Der Generalabt von Citeaux Johann wünschte der neuen Äbtissin in einem Schreiben

Glück und Segen für ihr Amt, während der Augsburger Bischof Johann Christoph von Freyberg (1666-1690) sich ziemlich verschnupft zeigte und sich bitter beschwerte, dass die Wahl ohne sein Wissen stattgefunden hatte.

Sie war die Tochter  des Augsburger Weinzahlers und Aufschläger Hans Georg Meixner (Beamter, der Abgaben auf den Wein aufschlägt).

Nur 70 Jahre nach der Flucht nach Tirol wurde das Kloster wieder von Kriegsfolgen betroffen. Der spanische Erbfolgekrieg von 1701-1714 hatte auch Bayern stark betroffen. Der bayrische Kurfürst Max Emanuel war 1703 auf die Seite Frankreichs

übergetreten. In den Jahren 1703 und 1704 fanden die Kampfhandlungen vor allem in Bayrisch-Schwaben statt. Die entscheidende Schlacht gewann  das Heer mit kaiserlichen Truppen und Truppen des Reichsheers unter Führung des Duke of

Marlborugh John Churchill –ein Vorfahr von Winston Chruchill-, Herz Eugen von Savoyen und Markgraf Ludwig von Baden (“Türkenlouis”) gegen die vereinigten Truppen von Frankreich und Bayern unter Marschall Tallard und Max Emanuel.

Das war die 2. Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704. Die erste Schlacht bei Höchstädt ein knappes Jahr zuvor, nämlich am 20. September 1703 hatten die Franzosen gewonnen. Höchstädt ist von Oberschönenfeld  etwas mehr als 40 Kilometer

entfernt. In der ersten Schlacht kämpften rund 30.000 Soldaten gegeneinander. In der zweiten Schlacht  waren allein 50.000 Mann auf Seiten der kaiserlichen Truppen und denen des Reichsheeres.

Diese Kämpfe praktisch “vor der Haustür” zogen natürlich auch das Kloster in Mitleidenschaft. Im September lagerten 4000 Mann bayrischer Truppen bei Gessertshausen. Gefordert wurden zunächst eine unverzügliche Liefrung von Bier und Brot ins

Lager. Dies wurde schnell geliefert. Der Beichtvater des Klosters P. Columban Mayr begab sich sofort zum bayrischen Oberkommandierenden Graf von Arco. Nach Fürbitten blieb das Kloster zunächst unbelästigt. Im September 1703

nahmen Reichstruppen überraschend das neutrale Augsburg ein. Marodierende kaiserliche Truppen überfielen und zerstörten Scheppach und den Oberhof. In Scheppach wurde auch die Kapelle geplündert. Die Äbtissin und ihr Konvent waren

bisher im Kloster geblieben, zumal ihnen der Abt von Kaisheim ausdrücklich untersagt hatte, ohne seinen Willen und seine Erlaubnis das Kloster zu verlassen. Der bayrische Hofkriegsrat hatte sein Ouartier in Ulm genommen und belegte

nun das Kloster mit Lieferungen an Heu, Stroh und Holz, die es gar nicht aufbringen konnte. Die Äbtissin wurde mit Haft bedroht und ging nun auf Rat des bischöflichen Generalvikars und dem Konvent nach Augsburg. Dort kamen sie im Kloster

Maria Stern unter. Nur die bejahrte Priorin und älteren Schwestern blieben im Kloster zurück. Am 6. Dezember 1703 überfielen etwa 200 französische Soldaten das Kloster und völlig geplündert. Nu Kirche und Archiv blieben verschont.

Den Schwestern wurde alles genommen,was irgendwie von Wert war. Sie flohen nun nach Mindelheim. Inzwischen hatten bayrisch-französische Truppen Augsburg übergeben bekommen. Nun vereinigte sich der Konvent wieder in Augsburg.

Maria Stern litt nun aber auch an Mangel. Der Oberschönenfelder Hof hatte die Belagerung nicht unbeschadet überstanden. Nun befahl der Abt dem Konvent, sich zu verteilen.Einige waren in Mindelheim geblieben,

andere kamen bei ihren Verwandten unter. Nach der 2. Schlacht bei Höchstädt kehrte die Äbtissin in das geplünderte Kloster zurück. Am 18. Oktober 1704

war der gesamte Konvent dann wieder vereint. Sofort begann man im Kloster die Kriegsfolgen zu beheben. Eine gute Verwaltung ermöglichte die Neuherstellung des Bauhofs, der Ställe und des Bräuhauses. Die Wallfahhrtskirche

Violau hatte den Krieg zum allgemeinen Erstaunen völlig unbeschadet überstanden. Die Kirche bekam Reliquien des  Märtyrers Benediktus. Sie waren erst aus Rom nach Stams gebracht worden und dieses Kloster schenkte sie

weiter an Oberschönenfeld. Die Prälaten von Kloster Kaisheim und Kloster Fultenbach  setzten diese feierlich in die Wallfahrtskirche ein.

Äbtissin Hildegardis hatte den völligen Neubau des Klosters geplant, erlebte diesen aber nicht mehr. Sie starb nach 22 Regierungsjahren am 24. März 1722 im Alter von 73 Jahren.

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Franz Beer erhielt den Bauauftrag. Er war Mitglied der Vorarlberger Auer Zunft und von Kaiser Karl VI. geadelt worden. es gibt kaum eine Kirche in Süddeutschland, an der er nicht beteiligt war. Er baute auch Salem und Kaisheim.

Mitarbeiter waren wohl der Maurermeister Josef Dossenberger der Ältere und der Zimmerer Johann Georg Fertel. Die Weihe nahm der Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr am 25. Juli 1723 vor.

Äbtissin Mari Viktoria Farget wurde am 17. März 1722 zur neuen Äbtissin gewählt. Bei ihrer Amtseinführung waren 26 Schwestern und 10 Laienschwestern im Konvent. Unter ihr wurde der Kirchenbau vollendet. Aber auch in den zur Abtei

gehörenden Gemeinden wurden Pfarrhaus und Kirchenneubauten errichtet.

Auf Maria Viktoria folgte  Maria Cäcilia Wachter. Sie regierte von 1742-1767. In der Regierungszeit dieser Äbtissin kam auch ein Figur des Prager Jesuleins in die Abteikirche, die so ab 1754 diese zu einem vielbesuchten

Wallfahrtsort machte.

Äbtissin Maria Charitas Karrner ließ die Kirche mit Altären, Fresken und Stuck neu ausstatten. Joseph Magges aus Imst, der in Augsburg als Künstler wirkte, begann mit dem Deckengemälde in der Kirche. Nach seinem Tod übernahm

Johann Joseph Anton Huber, ebenfalls aus Augsburg sie Arbeit. Von ihm stammen  die Fresken Flucht nach Ägypten, seitlich hl. Bernhard im Speyrer Dom und mystische Umarmung Christi, Darstellung im Tempel, die Kirchenväter in den Zwickeln, Muttergottes und seitliche Zisterzienserbilder. Jakob Rauch aus Wessobrunn war für den Stuck verantwortlich.

Die Schuldenlast für die  Baukosten waren erst kurz vor der Säkularisation abgetragen. Charitas Karrner hatte ihr Amt nur sieben Jahre inne. Sie starb 1774.

Die letzte Äbtissin wurde Maria Irmengardis Stichauer. Sie wurde am 22. Februar 1774 gewählt. Sie starb am 25. Februar 1803. Sie hatte klug gewirtschaftet, die Schulden waren abgetragen. Im März 1803 wurde das Kloster aufgehoben.

Die Schwestern durften jedoch auf Lebenszeit im Kloster bleiben. Schon 1819 gab es Bestrebungen, das Kloster formell wieder herzustellen. 1836 rekonstituierten die noch 5 verbliebenen Konventmitglieder das Kloster. Am 5. Juli 1836.

genehmigte König Ludwig von Bayern die Wiederherstellung. Die Gebäude gingen allerdings erst 1899 in den Besitz des Klosters über. Allerdings fiel nun auch die Baulast dem Kloster zu.

1899 wurde das Kloster wieder in den Zisterzienserorden aufgenommen. 1918 wurde es zur Abtei erhoben.

Zum Zeitpunkt des Klosterjubiläums 1998 lebten 34 Schwestern, davon eine Novizin und 2 Kandidatinnen im Kloster. Es gehört heute zur Mehrerauer Kongregation einem Zusammenschluss selbstständiger Zisterzierzienser klöster unter Führung

der Abtei Wettingen-Mehrerau. Äbtissin ist Maria Gertrud Pesch.

Das Kloster hatte bis in die 70-ger Jahre eine 140 ha große Landwirtschaft sowie einen Hof mit großem Viehbestand. Mangel an Arbeitskräften, sinkende Agrarpreise und steigende Löhne zwangen die Abtei zur Veränderung.

Ackerland und Wiesen wurden verpachtet. Es war unklar, was aus den Wirtschaftsgebäuden werden sollte. Der Bezirk Schwaben mietet die ganze Anlage an und seit 1982 ist dort das Schwäbische Volkskundemuseum untergebracht.

Das Kloster betreibt eine Klosterbäckerei in der das “Oberschönenfelder Holzofenbrot” gebacken wird und im Brotladen des Klosters verkauft wird. Das Kloster betreibt auch eine Paramentenstickerei.

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03 Sep. 2014

Hambacher Schloss

MaxburgDer Vorgängerbau des Hambacher Schlosses ist die Kastanienburg oder Kästenburg (Kestenburg), seit ihrer Frühzeit bis zum Ende der Feudalzeit im Besitz der Bischöfe von Speyer. 1842 erwarb ein Komitee von Pfälzer Abgeordneten die Ruine und machte sie dem bayrischen Kronprinzen zum Hochzeitsgeschenk. Dieser gab 1845 den Wiederaufbau der nun Maxburg genannten Ruine in Auftrag. Seit 1814 war sie immer wieder Schauplatz politischer Kundgebungen. Die bekannteste ist das Hambacher Fest von 1832 und heute trägt dieser für die Demokratiebewegung wichtiger Ort den Namen Hambacher Schloss. Eines der frühesten und umfassendsten Werke über diese Burg ist “Die Maxburg bei Hambach” von Franz Xaver Remling, einer der bedeutendsten pfälzischen Historiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts und von 1833 bis 1852 Pfarrer von Hambach. Aus den Ruinenresten schließt Remling auf fünf verschiedene Bauperioden. Die älteste weist auf die Zeit Bischofs Johannes von Speyer, also um das Jahr 1100. Remling setzt die Entstehung der Burg in der Zeit Heinrichs II. (1014-1024 deutscher Kaiser) an.Sie kam wohl über Atzela aus dem Geschlecht der Grafen von Zeisolf-Wolfram in die Hand dieses Grafengeschlechts. Atzela war eine Schwester Heinrichs IV. und Mutter des späteren Bischofs Johannes I. von Speyer (1090-1104).Wolfram und Atzela hatten zwei Töchter, die zwar beide verheiratet waren, aber keine Kinder hinterließen. So fiel die Burg an Johannes, den Heinrich IV. am 7. März als Bischof in Speyer eingesetzt wurde. Bischof Johannes starb relativ jung, schon mit 41 und so kam die Burg ins Eigentum des Hochstifts Speyer. Der erste Burgmann Burkhard von Kestenburg. Er ist als staufischer Ministerialer im Reichsdienst von 1154 bis 1186 nachweisbar. Zusammen mit seinem Bruder Trushard ist er schon 1174 in einer Schenkungsurkunde für das Kloster Eusserthal als Zeuge, ausgestellt von Bischof Konrad II. von Speyer nachweisbar. Beide treten auch in einer Urkunde Friedrich Barbarossa als Zeugen auf.(Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 3026.) In dieser Urkunde nimmt Friedrich Barbarossa das Kloster Eusserthal in seinen Schutz. Eine  größere Karriere hatte sein Bruder Trushard.

In der Urkunde Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 3194 vom 28. September 1187 wird “Trushard (von Kestenburg), kaiserlicher und königlicher Legat in der Lombardei sowie Podestà von Chieri und Ivrea” genannt. Später war er Kämmerer des Bischofs von Speyer. Die Nachkommen von Trushard und Burkhard hatten dann keine Verbindung  mehr mit der Kestenburg. Unter Bischof Konrad von Eberstein (Bischof in Speyer von 1237-1245)wurden die Ritter Arnold und Ebelin von Deidesheim Burgmannen auf der Kestenburg. Dafür hatten sie jährlich 20 Malter von der Unteren Mühle in Speyerbach zugut. Unter Bischof Heinrich II wird ein Ritter Walter von Schnittlauch Burgherr auf der Kestenburg. Die Familie führen den Beinamen von Kestenburg noch bis ins 15. Jahrhundert. Gegen Ende der Regierung Heinrichs kam es zu einem heftigen Aufruhr in der Stadt, bei dem er Zuflucht auf der Kestenburg fand. Bischof Nikolaus  von Wiesbaden (1381-1395) war 1380 von Papst Urban VI. zum Bischof von Speyer ernannt worden. Allerdings bestellte der Gegenpapst Clemens VII. im gleichen Jahr den Mainzer Bischof Adolf von Nassau zum Administrator des Bistums Speyer. Er musste natürlich um sein Amt kämpfen 1386 kam es zu einem Waffenstillstand zwischen den beiden. Am 29. Juni dieses Jahres belehnte ihn König Wenzel mit den Regalien. Am 12. Juni 1388 empfing er schließlich die Bischofsweihe in der Michaelskapelle der Kestenburg durch Bischof Eckhard von Worms. Die Kestenburg war praktisch sein ständiger Wohnsitz. Er ließ die Burg renovieren und vergrößern. Sein Amtmann auf der Kestenburg wurde Simon von Zeiskam. Unter Bischof Raban von Helmstatt (1438-1456) war die Kestenburg kaum Aufenthaltsort des Speyrer Bischofs, aber kostbare Gefäße und Kleinodien wurden dort aufbewahrt. 1464 ließ Bischof Matthias ein Verzeichnis aller beweglichen Sachen und Einkünfte des Stifts erstellen. Das geschah auch für die Kestenburg. Unter Matthias wurde auch die Kestenburg wieder ausgebessert. Im Jahr 1525 im Großen Bauernkrieg blieb auch die Kestenburg nicht verschont, sie wurde geplündert und gebrandschatzt.Die Bauten selbst schienen allerdings keinen zu großen Schaden genommen zu haben, denn diese wurden rasch wieder hergestellt. Im Zweiten Markgrafenkrieg (1552-1555) befehdete Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach die rheinischen Bischöfe von Mainz Trier und Speyer. Vom Speyrer Bischof Philipp von Flersheim verlangte er eine Brandschatzung von 150.000 Gulden und als diese nicht gezahlt wurde, verwüstete er die Madenburg und die Kestenburg. Die Madenburg wurde bald wieder instand gesetzt. Unter Bischof Marquard von Hattstein (1560-1581) wurde die Kestenburg zwar wieder notdürftig hergestellt. Sie war aber nur noch Sitz eines Waldförsters. Die auf der Burg haftenden Lehen wurden aber weiter vergeben.

Hambach

Der erste Waldförster war Michael Bender. Im Zuge der Revolutionskriege wurde die Pfalz an Frankreich angegliedert und wurde als Département du Mont-Tonerre als integrierter Bestandteil Frankreichs verwaltet. Nach dem Wiener Kongress von 1815 kam das Gebiet als Rheinkreis an das Königreich Bayern. Schon 1814 feierten deutsche Patrioten den Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig auf dem Schloss. 1831  begingen Neustädter Bürger den Jahrestag der Julirevolution. Am 27. Mai 1832 kam es schließlich zum Hambacher Fest. 1830 war in Frankreich die Julirevolution ausgebrochen. Sie war Auslöser weiterer Unruhen vor allem in Polen aber auch in den Königreichen Sachsen und Hannover, im Kurfürstentum Hessen-Kassel und im Herzogtum Braunschweig. Vor allem der polnische Aufstand gegen die russische Herrschaft wurde deutschlandweit begeistert aufgenommen. Er genoß breite Sympathien vor allem in der Presse. Unterstützungsvereine wurden gegründet. König Ludwig I von Bayern verfolgte einen reaktionären Kurs. Am 28. Januar 1831 erließ er ein Edikt, dass die Presse verschärfter Zensur unterwarf. Das wiederum rief den Widerstand vor allem der pfälzischen Abgeordneten im bayrischen Landtag hervor und im Juni 1831 musste der König sein Edikt zurücknehmen und den Innenminister, der verantwortlich war , entlassen.

88px-Philipp-Jakob-Siebenpfeiffer 88px-Johann-Georg-August-Wirth-2 99px-FSchuelerimagesRJHSI7PEDie Publizisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Georg August Wirth gründeten 1832 als Reaktion auf die Druckverbote den Deutschen Preß-und Vaterlandsverein. Vorsitzender wurde der pfälzische Rechtsanwalt und Abgeordnete Friedrich Schüler. Dieser Kreis veranstaltete am 27. Mai 1832 ein “Volksfest”, da politische Kundgebungen von der bayrischen Obrigkeit verboten worden waren. 30.000 Menschen  aus allen Ständen und vielen Nationen, vor allem Polen zogen vom Neustädter Marktplatz auf die Hambacher Schlossruine. Dies ging als “Hambacher Fest” in die Geschichte ein. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein und es kam zum Prozess vor dem Landauer Assisengericht ( 29. Juli 1833-16. August 1833). Die Hauptangeklagten wurden in diesem Prozess zwar freigesprochen. Diese wurden jedoch wegen angeblicher Beleidigungsdelikte vor Zuchtpolizeigerichte in Zweibrücken gestellt und verurteilt. 1842 vermachten königstreue Eigentümer der Burgruine diese  dem bayrischen Kronprinzen und späteren König Maximilian II. Im Volksmund wurde das Hambacher Schloss dann auch Maxburg genannt. Es sollte im Stile Hohenschwangaus aufgebaut werden. Aus Geldmangel kamen die Bauarbeiten schnell ins Stocken und wurden nicht beendet. In den Revolutionsjahren 1848/49 kamen sie endgültig zum Erliegen. Zwischen 1980 und 82 wurde das Schloss zum 150 – jährigen Jubiläum des Hambacher Fests restauriert. Von 2006 bis 2010 erfolgten weitere Restaurierungen.

27 Aug. 2014