Archiv des Autor: Franz-Karl

Einleitung

18 Dez. 2019

Zisterzienserabtei Lützel (Lucelle)

                                                          Modell der Klosterkirche und einiger anderer Klostergebäude

Die ehemalige Zisterzienserabtei Lützel direkt an der  Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz Département Haut-Rhin und Kanton Jura ist charakterisiert durch eine absolute Grenzlage

in mehrfacher Hinsicht. In geographischer Sicht ist das Juragebirge an der Grenze zum Oberrheingraben. Es liegt nur wenige Meter unterhalb der Wasserscheide Rhone-Rhein.

Durch den kleinen Klosterstaat, ja durch das Klostergelände selbst zogen sich Landesgrenzen. Nacheinander hatten die Grafen von Pfirt, Österreich und Frankreich dort landesherrliche Rechte inne.

Lützel lag am Anfang in unbestimmter Grenzlage zwischen dem Sundgau, dem Sornegau und Ajoie (Elsgau). Dann lag es an einer Bistumsgrenze nämlich zwischen den Zuständigkeitsgebieten vom

Bistum Basel und vom Bistum Besancon. Und schließlich lag es auch noch an einer Sprachgrenze. 3 der sieben umliegenden Dorfterritorien gehörten zum germanischen Sprachraum 4 zum romanischen.

Der Konvent war immer zweisprachig. Aber auch die für das Kloster tätigen Bauern, Handwerker und Arbeiter kamen aus beiden Sprachregionen.

So hatte Lützel durch die geographische Lage und die Zweisprachigkeit eine wichtige Vermittlerrolle zwischen der Mutterabtei Citeaux und den Filialklöstern vor allem im oberdeutschen Raum.

Lützel wurde die älteste Zisterzienserabtei auf deutschem Boden. Bernhard von Clairvaux legte am 25. März 1123 den Grundstein zum Kirchenbau. Das Kloster zählte zu den bedeutenderen und einfluß-

reichsten Abteien des Ordens. Sechzig Mönchsklöster wurden von Lützel aus zum Teil verwaltet oder doch besetzt, darunter Abteien in Dänemark, Polen und Litauen

Wichtig wurde Lützel und Pairis im  Elsass, das Anfang des 17. Jahrhunderts von Lützel übernommen wurde, vor allem für die württembergischen Klöster,

die 1534 mit der Einführung der Reformation  in Württemberg aufgelöst wurden.

Die Brüder Hugues, Amadée und Richard von Montfaucon erhielten von ihrem Onkel Berthold von Neuenburg, der als Bischof von Basel 1123 erstmals erwähnt wird, in diesem Jahr Land für die Gründung eines Klosters abgetreten.

Im Jahr 1123 oder 1124 stifteten sie das Zisterzienserkloster Lützel. Die Gründungsurkunde ist nicht mehr vorhanden. Im Anniversarienverzeichnis Lützels aus dem 15. Jahrhundert

finden sich sowohl der 25. März 1123 als auch der 6. April 1124 als Gründungsdatum. Richard von Montfaucon war auch an der Gründung von Belleveau 1119 beteiligt. Es war das erste Kloster des Zisterzienserordens in der Franche-Comté und das erste Tochterkloster von Morimond. Es muss eine sehr stürmische Entwicklung gehabt haben, denn mit Lützel folgte die erste Tochtergründung nur 4 Jahre später. Wie bei den Zisterziensern üblich kam der erste Abt und der Gründungskonvent aus dem Mutterkloster Belleveau.

 

Stephan regierte von 1124–1131? Das erste Tochterkloster von Lützel, Neubourg im Elsass wurde noch unter Abt Stephan gegründet. Von dort aus erfolgte die Gründung der Töchter Maulbronn und Herrenalb.

Bischof Berthold von Neuenburg legte sein Amt als Basler Bischof 1133 nieder und zog sich in das Kloster Lützel zurück. Die Bischöfe von Basel und Besancon bestätigten 1136 die Besitztümer der Abtei.

Am 18. März 1139 bestätigte Papst Innozenz II (1130-1143)auf Bitten von Bischof Ortlieb von Basel (1137-1164) die Besitztümer von Kloster Lützel. Der Basler Bischof setzte sich auch bei König Konrad für das Kloster Lützel ein. Er förderte die Klostergründung Lützel, dessen Besitz er schon 1136 bestätigt hatte (s.o.). Auch ließ er dem Kloster Schenkungen zukommen. Am 28. Mai 1139 stellte König Konrad III.(1138-1152)folgende Urkunde aus. ” bestätigt auf Bitten Bischof Ortliebs von Basel nach dem Vorbild Erzbischof Humberts von Besançon und Bischof Alberos von Basel Abt Christian und den Mönchen des Zisterzienserklosters Lützel (Lucela) die von den Edlen Hugo von Charmoille (Calmillis), Amideus von Neuchâtel und Richard von Montfauçon vorgenommene Gründung des Klosters sowie die durch Bischof Bertolf von Basel in Übereinkunft mit dessen Kapitel vollzogene Übergabe des Ortes Lützel an die Mönche und den Besitz des Klosters, namentlich Lützel und andere genannte Güter” (RI  IV, 1,2 N.135)

Am 17. Juli 1147 bestätigte Papst Eugen III., der erste Zisterzienserpapst, ebenfalls die Besitztümer des Klosters und nahm es unter seinen Schutz. Diese Urkunde wurde nur auf Bitten von Abt Christoph ausgestellt.

Die Tochterklöster von Lützel wurden bis auf die erste(Kloster Neubourg) und die letzte Gründung 1194, das Kloster St. Urban im Tal der Rot im Kanton Luzern, alle in der Regierungszeit von Abt Christian (1131 ? – 1175 ?) gegründet.

1131 wurde das Kloster Frienisberg im Kanton Bern gegründet. 1133 folgte Kloster Kaisheim in  Bayrisch Schwaben. Der Gründungsabt Udalrich (Ulrich I.) 1133–1155 kam mit seinem Konvent natürlich aus Lützel.

1134 entstand das Tochterkloster Lieu-Croissant in der Franche-Comté, etwa 25 Kilometer südwestlich von Montbéliard. 1137/38 entstand das Kloster Salem im Linzgau in Baden-Württemberg. Der Gründungsabt war Frowinus (1138–1165)

1138 wurde Kloster Pairis im Elsass nahe Kaysersberg gegründet, das letzte in der Regierungszeit  von Abt Christian.

Auch Zisterzienserinnenklöster waren dem Kloster unterstellt. Von einigen Autoren werden sie als Filiationen von Lützel angesehen. Es handelt sich aber nicht um Gründungen, die von Lützel ausgingen.

Kloster Marienau vor den Stadtmauern Breisachs dürfte schon um 1150 gegründet worden sein. Da der Stiftungsbrief nicht mehr erhalten ist, kann das Gründungsdatum nicht mehr genau bestimmt werden. Das erste gesicherte Datum für Marienau ist das Jahr 1265, als Bischof Heinrich von Basel, der Stadtherr Breisachs, die Aufnahme des Konvents in den Zisterzienserorden beantragte.

Das Kloster Michelfelden, heute ein Ortsteil der Stadt Saint-Louis bei Basel wurde 1265 gegründet. Bischof Heinrich von Neuenburg verlegte es 1267 nach Blotzheim und bestand dort bis 1450 und wurde ab 1442 als Priorat geführt.

Das Kloster Olsberg im Kanton Aargau wurde 1236 gegründet. Es wurde in den Zisterzienserorden aufgenommen und der Abtei Lützel unterstellt. Das Kloster hatte bis 1751 die Paternitätsrechte inne. Dann gingen sie auf die Abtei Salem über.Es ist eines der ältesten Zisterzienserinnenklöster der Schweiz. 1234 verlieh Papst Gregor IX. dem Konvent das grosse Zisterzienserprivileg. Allerdings  setzte im 15. Jahrhundert ein wirtschaftlicher und moralischer Zerfall  ein. 1427 wurde das Kloster bei einem Brand zerstört. Der Bauernkrieg und die Reformation vollendeten diesen Zerfallsprozess. Die Äbtissin Agnes Küffer und der grösste Teil des Konvents verliessen das Kloster, das 1535-58 verwaist war. Auf Betreiben von Erzherzog Ferdinand  II. (seit 1564 Herrscher der Vorlande das waren die habsburgischen Besitzungen  westlich des Arlbergs und des Fernpasses unter Einschluss der schweizerischen, schwäbischen., breisgauischen und elsässischen Herrschaften) wurde die Äbtissin Katharina von Hersberg (1558-86) berufen. Sie sollte das Kloster wiederbeleben. Aber weder sie, noch ihre Nachfolgerinnen setzten die Bestimmungen des tridentinischen Konzils bezüglich des Verzichts auf persönlichen Eigentums und der Einhaltung der Klausur durch. Auch wirtschaftlich gelang der Aufschwung nicht.

Darüberhinaus wurde das Kloster im dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt. Dazu kamen sinkende Einnahmen aus Zinsen und Zehnten. die Paternität ging 1751 von Lützel auf Kloster Salem über und 1753 an Kloster Tennenbach.

1790 wandelte Joseph II. das Frauenkloster per Dekret in ein weltliches Damenstift um.

Das Kloster Rathausen bei Ebikon im Kanton Luzern wurde 1245 als Beginengemeinschaft gegründet. 1251 wurde von Bischof Eberhard (1248 –1274)von Konstanz die Erlaubnis erteilt, dem Zisterienserorden beizutreten. Er nannte den Ort „Domus Consilii“, Haus vom (guten) Rat, oder eben Rathausen. 1260 oder 1261 wurde es dem Orden inkorpiert und Kloster Lützel unterstellt. Abt Werner (1257 – 1268) trat die Rechte aber schon 1266 an St. Urban ab, das ja viel näher bei Rathausen lag

Kurz vor 1450 wurde Kloster Engental in Muttenz gegründet. 1450 befasste sich das Generalkapitel von Citeaux auf Antrag von Abt Nicolas Amberg (1443 – 1466) das neugegründete Kloster Engental, im Kanton Basel ihm zu unterstellen und die Privilegien des Ordens auf dieses auszudehnen.  Der Orden gab dem Antrag zwar statt, entsprach der Bitte aber erst 10 Jahre später. Es bestand allerdings nicht allzu lange. Im Bauernkrieg wurde das Kloster überfallen und geplündert. Die Nonnen flohen ins Klösterli nach Dittlingen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1534 aufgehoben.

Den Einfluss von Kloster Lützel zeigte sich unter anderem 1180. Abt Archenfried (1179 – 1181 ) unterstellte 1180 das  1161 von dem Tochterkloster Frienisberg  gegründete Kloster Tennenbach dem Lützeler Tochterkloster Salem.

Sein übernächster Nachfolger war Konrad von Ratolsdorf dem heutigen Radolfsdorf. In seiner Regierungszeit wurde 1194 das Kloster St. Urban gegründet. Der von Abt Konrad in St. Urban eingesetzte Abt Konrad von Biederthan (1196-1212) wird als Verwandter Konrads von Ratolsdorf bezeichnet. Die Verwandschaft wird zudem durch das gemeinsame Wappen – in Gold ein schwarzer Balken – belegt.

Am 21. Juli  1180 nahm  Papst Alexander III das Kloster in seinen Schutz und bestätigte seine Güter und Rechte.Um 1180 übernahmen die Habsburger die Schutzvogtei vom König für Kloster Lützel.

Zu der Zeit war Albrecht III. Graf von Habsburg. Er war Parteigänger der Staufer, Vogt von Murbach, Muri und Säckingen. Er war Landgraf im Oberelsass. Seine Gemahlin Ita war die Cousine von Friedrich Barbarossa.

Am 31. Oktober 1187 stellte Papst Gregor VIII. auf Bitten von Abt Wetzel (1185 – 1191 ?) eine sehr ausführliche Urkunde aus, mit der er das Kloster in seinen Schutz nahm und es vom Zehnten für Neubrüche bei Eigenbau und für Tierfutter befreite und auch für die Mönche Verfügungen traf. “Gregor VIII. nimmt Abt Wizelus und die Brüder des Klosters von Lucelle/Lützel (Wizelo abbati monasterii de Lucela eiusque fratribus) (D. Basel) auf deren Bitten in den päpstlichen Schutz, bestätigt die Benediktinerregel und die Institution der Zisterzienser sowie genannte Besitzungen, befreit sie vom Zehnten für Neubrüche bei Eigenbau und für Tierfutter, gewährt das Aufnahmerecht, verbietet, nach abgelegter Profeß das Kloster unerlaubt zu verlassen, und gestattet, gegen ihre Mönche und Konversen vorzugehen, wenn sie andernorts aufgenommen werden, verbietet die Vergabe und Entfremdung von Kirchenbesitz ohne Zustimmung des Kapitels und erklärt derartige Maßnahmen für ungültig, verbietet, daß ein Mönch oder Konverse ohne Erlaubnis des Abts und des Kapitels Bürgschaft leistet oder Kredit aufnimmt außer bei offensichtlichem Nutzen und entbindet den Konvent von der Haftung, wenn solche Geschäfte ohne ihn getätigt wurden, gestattet das Zeugnisrecht der Brüder in Zivil- und Kriminalfällen, untersagt wie seine Vorgänger, daß ein Bischof oder sonst jemand sie zu Synoden und vor Gericht zwingt oder daß sie vor ein weltliches Gericht gezogen werden, verbietet gemäß den Statuten des Zisterzienserordens und ihren Privilegien, daß sich jemand in die reguläre Wahl oder Absetzung des Abts einmischt, berechtigt den Abt, falls der Bischof sich nach dreimaligem angemessenem Ersuchen weigert, ihn zu benedizieren, die Weihe der eigenen Novizen vorzunehmen und sein Amt zu führen, bis der Bischof einlenkt, setzt fest, daß der Bischof sich bei der Entgegennahme des Gelübdes mit den Formen und Gebräuchen zufriedengibt, die innerhalb ihres Ordens üblich sind, gestattet, über den geschuldeten Gehorsam und die Freiheit des Ordens hinausgehende Forderungen des Bischofs und weltlicher Großer mit apostolischer Autorität zurückzuweisen, setzt fest, daß diesbezügliche gegen sie gerichtete bischöfliche Sentenzen ungültig sein sollen, gebietet Frieden und untersagt Verbrechen in ihren Klausuren und Grangien.” (RI IV,4,4,3 n. 1314) Eine fast gleichlautende Urkunde stellte Papst Cölestin III. am 8. Juni 1194 in Rom aus. (RI IV, 4,4,5 n. 1129). Bei der Abtswahl oder Einmischung in eine Wahl ist sie aber detaillierter. Die Urkunde wurde für den Nachfolger von Abt Wetzel Abt Konrad  (1190 ? – 1221) ausgestellt in dessen Regierungszeit St. Urban gegründet wurde.

1194 wurde die Abtei von der bischöflichen Gewalt befreit.

Von 1221-1240 war Berthold von Urach Abt in Lützel. Vorher war  er Abt in Tennenbach (1207-1221) Von Lützel wechselte er 1240 auf den Abtsstuhl von Salem, der Tochter von Kloster Lützel. Bernhard war der Bruder von Konrad von Urach,der erst Abt in dem Zisterzienserkloster Villers (1208 oder 1209)war. Von dort wechselte er nach Clairvaux 1214-1216 und wurde schließlich 1217 Generalabt von Citeaux, also oberster Repräsentant des Zisterzienserordens. Seine kirchliche Karriere ging weiter. 1219 wurde er zum Kardinalbischof von Porto und Santa Rufina geweiht. Er war dann als päpstlicher Legat in Frankreich (1220–1223), Spanien und Deutschland (1224–1226)tätig.

Die Regierungszeit von Abt Berthold war auch durch innerfamiliäre Auseinandersetzungen gekennzeichnet. : “Berthold, der achte Abt von Lützel, [186] Berthold, Sohn des älteren Egon, des Grafen von Urach, genannt

mit dem Bart, von der Tochter Bertholds, des letzten Zähringergrafen geboren, deutscher Bruder des Abtes Konrad, zunächst von Weiler (Villers/Brabant), dann Zisterzienser, darauf Bischof von Porto und S.R.E. (Sanctae Romanae Ecclesiae)

(Sancta Rufina Ecclesie) Kardinal, Blutsverwandter des Kaisers Friedrichs II. und Friedrichs, des Grafen von Pfirt, Schwager und daher Graf von Pfirt genannt war in der Jugend Mönch (Professe) im Kloster

Lützel des heiligen Zisterzienserordens, so sehr hat er sich unter ihm lobenswert verhalten, daß er nach dem Tod Konrads dort als achter Abt eingesetzt wurde. Im Jahr 1222, als Heinrich, der Sohn Friedrichs II., beim Nürnberger Reichstag ? auf Wunsch seines Vaters, des Kaisers, zum Römischen König gemacht wurde und in Aachen gekrönt wurde, wurden große Schäden angerichtet in Teilen des Elsaß und im Sundgau vom Straßburger

Bischof, der gegen den König rebellierte. Der Führer seines Heeres war Albert, Graf von Habsburg, später Landgraf im Elsaß, der häufig mit Gewalt in die Besitzungen Lützels einfiel und viel Beute machte. Auf Seiten

Heinrichs war Ludwig, Graf von Pfirt, ein kriegerischer und mutiger Mann, der, weil er Berthold, seinem Onkel, nicht wohlgesonnen war wegen des Streites, der zwischen seinem Vater und dem Abt wegen des Erbes, das

Berthold nach dem Testament gehörte, einschritt, die Lützeler Länder entvölkerte, alle möglichen Sachen wegführte, so daß er dem Berthold durch seine Bewaffneten soviel Schaden antat, daß dieser im ersten Jahr seiner

Regierung als Abt gezwungen war, mit seinem Konvent nach Altkirch zu fliehen und dort einige Jahre zu bleiben. Daher begann die Zahl (der Mönche) wegen der Schäden mehr und mehr zu schwinden, da mehrere

anderswohin Gewanderte nicht mehr zurückkehrten. Die Sache brachte er inzwischen vor Papst Honorius, der(dies) sehr verärgert und ernst dem Erzbischof von Besançon und seinen Suffranganen (untergeordneten

Bischöfen) schrieb und verlangte, daß sie jene, die Besitzungen, Sachen oder Häuser der vorgenannten Brüder ungebührlicher Weise weggenommen hatten oder unrechterweise das zurückhielten, was ihnen testamentarisch

hinterlassen worden war, entweder in ihren kirchlichen Sittenentscheidungen veröffentlichen oder, wenn sie versuchen würden, Zehntzahlungen zu erzwingen, nach vorangehender Ermahnung öffentlich, mit

angezündeten Kerzen, mit dem Urteil der Exkommunikation belegen sollten, die Dörfer aber, in welchen Güter der genannten Brüder zurückgehalten würden, solange sie dort seien, dem Interdikt unterliegen sollten.

Gegeben Lateran, an den 8. Kalenden des Mai, im 8. Jahr seines Pontifikats”

Nachdem er das päpstliche Mandat gesehen, hatte ließ Ludwig eine Weile davon ab, und nach öfteren Rückfällen wurde er von Heinrich, dem Bischof von Basel, aus Sorge angeklagt, daß er sie ab jetzt nicht mehr

belästigen solle. Im Jahre 1223 übergab Richard, der Graf von Montbeliard, – völlig anders als Ludwig –mit seinen Söhnen Theoderich (Dietrich), Amadeus, und Richard den Ort Delle und Tayllecourt mit Hörigen,

Ländereien, Wiesen, Weiden, Wäldern und aller Zugehörde in die Hände des Abtes Berthold, der über seine Schwester sein Neffe war, der Kirche von Lützel und den Brüdern, die dort Gott und der Seligen (Jungfrau)

Maria dienen, zu freiem Eigen mit Lob und Zustimmung Gerards, des Erzbischofs von Besançon. Die Urkunde dieser Schenkung, mit dem Siegel des vorgenannten Grafen bekräftigt, wird bis heute im Original im Archiv von Lützel aufbewahrt. In diesem Ort stehen uns die vollen Rechte zu. (sinngemäß) Es ist glaubhaft, daß, als die Irrlehre (Reformation ?) in die Grafschaft Montbeliard eindrang, die Kraft dieses Rechts entfernt wurde. Der Graf Richard starb am 17. Juni und wurde im Kloster Lützel beerdigt. Berthold genoß diese Länder und die anderen, welche er gekauft hatte in Larg, Friderstorf und das Haus in Mülhausen, welche er mit dem Haus in Altkirch, das sein Vorgänger Konrad erbaut hatte, und mit den Gütern in Lumschwiler, die dem gleichen Kloster

gegeben worden waren, ruhig mit den übrigen Besitzungen des Klosters (und) stellte sie unter den Schutz des  Heiligen Stuhls. Er bestätigte ihn in allen Rechten und Freiheiten seiner Vorgänger von Königen, Fürsten und

sonstigen Christgläubigen und gestattete darüber hinaus, wenn das ganze Land unter dem Interdikt stehe, daß nichtsdestoweniger für uns in unserem Kloster mit Ausnahme der Exkommunizierten und Gebannten Gottesdienst gefeiert werden dürfe.

Text aus dem Lateran durch die Hand des Magisters Guido, des Notars des H. Papstes, datiert an den 7. Iden des März, unterschrieben von dem Papst selbst mit 11 Kardinälen, unter ihnen der Hl. Konrad (Graf von Urach),

der Bischof von Porto, der deutsche Bruder des Berthold, auf dessen Bitten dieses Privileg erlangt wurde im 8. Jahr seines Pontifikats, im Jahre des Herrn 1224. “ (Tennenbacher Urkundenbuch S.54)

Übersetzung: Michael Saave, OStR., Historiker, Binzen; ) (Beide Texte im Tennebacher Urkundenbuch online unter Cistopedia dort Bibliographie Kloster Tennenbach)

Am  20.12. 1224 stellt König Heinrich VII.  bei Basel Abt Berthold und dem Kloster eine Urkunde aus, die in diesem Zusammenhang steht: “bestätigt dem abt Bertold von Lützel die stiftung seines klosters durch Bertolf bischof von Basel und die von Montfaucon, und will dass demselben seine genannten besitzungen unverkümmert verbleiben.” (RI,V,1,2, n. 3949) Die Vorgeschichte zu dieser Urkunde ebenfalls im Tennenbacher Urkundenbuch mit der Übersetzung von Herrn Saave:

“Im gleichen Jahr (1224) wandte sich Berthold an Heinrich, den röm. König, seinen Blutsverwandten, bei den Herren Basels anwesend, damit er das, was die Kaiser Konrad und Friedrich der Kirche Lützels an

Privilegien eingeräumt hätten, bestätige und forderte ihn dringend auf, sie mit ihren Besitzungen in seinen Schutz aufzunehmen. Der König stimmte seinem Ansuchen gerne zu, bestätigte die Gründung (Ausstattung ?) des

Ortes, nahm sie unter seinen königlichen Schirm, und stärkte sie mit weiteren Privilegien, so daß niemand von uns Zehnten, Zoll oder Wegegeld oder andere Zahlungen von uns erheben konnte. Er belegte es mit dem

königlichen Bann, unseren Besitz wegzubringen, zurückzuhalten oder zu vermindern und entschied, ihn mit 5o Pfund Gold zu vermehren. Urkunde, mit dem Zeichen des Königs signiert, 13. Kal. des Juni und in Gegenwart

(der Erzbischöfe und Bischöfe, und Adligen 🙂 Engelbert von Köln, Dietrich von Trier, Sigfrid von Augsburg,Gerhard, Graf von Tische, Landgraf Rudolf und Albert, seinem Sohn, Friedrich, des Grafen von Pfirt, dem

Schwager des Abtes Berthold und dessen Söhnen Ulrich und Ludwig, den Grafen Ludwig und Hermann von Froburg, dem Vorsteher der Basler Kirche, Bischofs Heinrich usw. “

Um 1200 stand Lützel auf dem Höhepunkt seines monastischen Lebens. Es zählte rund 200 Mönche. Das spiegelte sich ja auch in der raschen Folge seiner Tochtergründungen wider.

Im 12. Jahrhundert war das Kloster noch Teil der elsässischen Grafschaft Pfirt. Die Grafen von Pfirt scheinen kaum in den Herrschaftsbereich des Klosters eingegriffen zu haben. Graf Ulrich II. von  Pfirt, der 1216 Landvogt im Elsass war, befreite das Kloster im Jahr 1259

von allen gräflichen Steuern. Auch die Befreiung war noch Teil des Erbschaftsvergleichs von Abt Berthold und seinen Geschwister. Dazu ebenfalls das Tennenbacher Urkundenbuch (S.57):

“Im gleichen Jahr 1225 kamen der Abt Berthold und der Graf Friedrich, der Mann seiner Schwester, wegen der Erbschaft seiner Schwester überein, die von der Herzögen von Zähringen herkam, und über die schon eine

Zeitlang Streit zwischen ihnen geherrscht hatte. Heinrich, der röm König, schlug folgende Verteilung zum unsterblichen Ruhm des Klosters Lützel und dem ewigen Lob Bertholds vor, daß Ludwig und seine Erben das

gesamte Gebiet von Pfirt behielten, außer jenem, welche sie dem Haus Lützel schon gegeben hätten oder in Zukunft abtreten würden. Berthold aber und die ihm nachfolgenden Äbte von Lützel, die seit alters her aller

Rechte und Gnaden des hochberühmten Geschlechts von Pfirt teilhaftig seien, würden im gesamten Gebiet von Pfirt von folgenden Verpflichtungen (bzw. Rechten) ausgenommen: nämlich, den Zehnten zu leisten, den Neu-

bruchzehnten von erworbenem und zu erwerbendem Land im Gebiet von Pfirt, das Weiden jedwelcher Tiere, die Jagd auf Wildtiere, Vögel, Fische, das Land umgraben, Bauten darauf zu errichten, Münzen zu schlagen, die

Adelszeichen zu erhöhen mit offenen und geschlossenen Helmen als Helmzier nach der Sitte des Reiches, das Recht, Zoll, Wegegelt und Ungelt zu erhalten, sie selbst aber seien von allen diesen Beschwerden im gesamten

Gebiet von Pfirt ausgenommen. Sie hätten das Recht, öffentliche Notare zu bestellen und die von unehelicher Geburt zu legitimieren und andere Vorrechte. Vom Grafen selbst und seinem Sohn Ulrich versprachen das

Vorgenannte und die Urkunde wurde ausgefertigt und mit dem Siegel des Abtes Berthold bestätigt in Anwesenheit vieler Mönche, Adeliger und würdigen Männern des Glaubens. Geschehen zu Altkirch. Aus dieser

schriftlichen Festlegung der Eintracht leuchten die Regalien und die königlichen Freiheiten, die Berthold im Haus Lützel vom hochberühmten Geschlecht der Grafen von Pfirt übergeben worden

sind, vor denen hervor, die schon früher von den Fürsten übergeben wurden. Ihr Territorium war äußerst groß, fast alles, was heute in

Vorderösterreich als Bezirk verwaltet wird, z.B. Thann, Sennheim, Altkirch, Delle, Belfort, Pfirt usw. und weil sie immer eine vielköpfige Familie hatten, hatten sie verschiedenen Wohnsitze, v.a. in der Burg Pfirt, wo der Hl.

Papst Leo IV., als er allein das Elsaß durchwanderte, die Kapelle der Hl. Märtyrerin Katharina und eine andere in Sundersdorf für den Hl. Martin v. Tour habe weihen lassen, andere (aus der Familie) wohnten in Altkirch und Thann.”

Der 10. Abt von Lützel Theobald (oder Thyemo) (1238 – 1257) stammte aus der Familie der Freiherren von Ramstein. Er nahm am 1. Konzil von Lyon (28.06.-17.7.1245) teil.Er wurde auch vom Generalkapitel beauftragt, in den oberdeutschen Zisterzienserklöstern Verbesserungen einzuführen.

König Rudolf stellte dem Kloster im März 1283 eine Schutzurkunde aus. “in castris) befiehlt allen getreuen und rittern (cunctis fidelibus, militibus nostris), das kloster der hl. Maria zu Lützel (ord. Cist. südwestl. Basel) welches er in seinen besondern schutz genommen hat, zu schirmen und in keiner weise zu schädigen. (RI VI, 1 n. 1771)

Johannes (Demetrius) war der 17.Abt (1303 – 1319) von Lützel. Er stammte aus Basel. Er Doktor des kanonischen Rechts. Er verfasste eine Abhandlung über das Klosterleben und verschiedene Predigten. In Ensisheim ließ er eine Marienkapelle bauen.

Im 13. Jahrhundert machte sich ein neuer Herrschaftsfaktor bemerkbar: Geld. Ein Großteil des nur von Abgaben lebenden Adel kam in Geldnot.Die durch ihre Besitztümer am Oberrhein reich gewordenen Bischöfe von Basel hatten Geld genug und kauften nun Herrschaften und Rechtstitel auf und bauten so ihre Macht aus. 1270 kam die Ajoie und 1271 der Sornegau an das Fürstbistum Basel. 1271 verkaufte Graf Ulrich II. von Pfirt seine Allodien,darunter die Burg Pfirt, an den Basler Bischof Heinrich v. Neuchâtel (1262–74), und erhielt sie von diesem als Lehen zurück.Geldbedarf dürfte bei dieser Aktion wohl auch das wichtigste Motiv gewesen sein. Bischof Heinrich organisierte das neu erworbene Gebiet mit dem neuen Hauptort Délémont als Herrschaft Délémont . Dabei soll das Flüsschen Lützel als Grenze festgelegt worden sein. Das hatte zur Folge, dass das Klosterterritorium und sogar der befestigte Klosterbezirk hoheitsrechtlich in zwei Teile geschieden wurde. Beim Bau von Konventsgebäuden wurde ein neues Bett für die Lützel angelegt. Auch wurde die Lützel aufgestaut und als Fischteich genutzt. Der See existiert noch heute und ist mit seiner Umgebung Naturschutzgebiet.

Der Urenkel von Graf Ulrich II. von Pfirt Ulrich III. von Pfirt erreichte 1318 beim Bischof von Basel Gerhard von Wippingen (1309- 1325) für seine Töchter die Lehnserbfolge. Seine Tochter Johanna ( 1351) heiratete 1324 Hzg. Albrecht II. (d. Weisen) von Habsburg. Die Schwester Ursula entsagte zugunsten der beiden ihren Rechten auf die Gfsch. Pfirt (1336) und auf die Herrschaft Rougemont (1350) durch die Heirat fiel Pfirt an Österreich.Habsburg hat anders als die Grafen von Pfirt seine landesherrlichen Rechte wahrgenommen.

Lützel kann jetzt als landsässiges Kloster Österreichs angesehen werden, also direkt den Habsburgern unterstehend.

Herzog Albrecht stellte am 21. Februar 1326 eine Urkunde aus und berief sich dabei auf das Vorbild seiner Vorgänger der Grafen von Pfirt. “Hzg. Albrecht befreit das Kloster Lützel, das er, dem Beispiel seiner Vorgänger der Grafen von Pfirt folgend, fördern will, von Zoll und Ungeld in allen Dörfern, Städten und Burgen in seiner Herrschaft Pfirt, so daß die Mönche des Klosters fürderhin bei Kauf und Verkauf aller fahrenden und liegenden Güter sich dieser Freiheit erfreuen sollen und nimmt das Kloster in seinen Schutz.” (Regesta Habsburgica 3 n.1648 in Regesta Imperii online)

 

Die erste Grangie des Klosters war Scholis. Diese und das Grundstück auf dem sich das Kloster befand, war eine Schenkung der Grafen von Montfaucon. Lützel hatte 17 Grangien, die von Konversen bewirtschaftet wurden. Lützel hatte Streubesitz in über 150 Orten.

Seinen Besitz verdankte Lützel zunächst zahlreichen Schenkungen. Später kamen auch Käufe und Tauschgeschäfte dazu. Stadthöfe unterhielt das Kloster in Altkirch, Basel, Cernay und Moulhouse, Ferrete und Rouffach und in Pruntrut (Porrentruy) Sie erfüllten die Anforderungen der Zisterzienser an ihre städtischen Pfleghöfe. Diese sollten nicht mehr als drei bis vier Tagesreisen vom Kloster entfernt sein. In der Regel wurden sie von Konversen geleitet. Zum Stadthof in Altkirch siehe Abt Berthold. Der Stadthof von Pruntrut hatte möglicherweise ein besonderes Gewicht. Denn das Bistum Basel hatte während der Reformation die Stadt Basel verlassen und seine Ämter um Lützel herum angesiedelt. Der Bischof und die Hauptverwaltung hat ihren Sitz nun ständig in Pruntrut.

1340 hatte ein Erdbeben die romanische Kirche stark beschädigt.  Abt Rudolf von Wiggenheim (1340 – 1349 )  ließ eine hochgotischer Basilika mit Querschiff bauen, die  1348 eingeweiht wurde . Sie kann aufgrund von Ausgrabungen und einer Planaufnahme von 1750 rekonstruiert werden. Nachfolger von Abt Rudolf wurde Abt Johannes III.(1349-1362) Er war bis 1325 Dompropst in Basel vor er1325 in das Kloster Lützel eintrat. Er stammte aus der Familie der Grafen von Hasenburg, deren Burg nicht weit von Kloster Lützel entfernt war.

Am 13. Februar 1370 stellte Karl IV. eine Urkunde aus: “nimmt abt und convent von Lützel (Lucella) sammt ihrem kloster, dessen gebiet, land und herrlichkeit in einer umfassenden urk. in seinen schutz.” ( RI VIII n.4820)

1375 kamen die  Gugler, das waren Söldnertruppen des Enguerrand VII. de Coucy, der den Erbanspruch seiner Mutter Katharina von Habsburg († 1349), Tochter Herzog Leopolds I. von Österreich, gewaltsam durchsetzen wollte. Auf ihrem Zug durch den Aargau kamen sie auch in das elsässische Grenzkloster und verwüsteten es. Der Name Gugler leitet sich wohl von der Form ihrer Kopfbedeckungen ab.Nicht nur durch die Zerstörung der Gugler erlebte die Abtei eine tiefe Krise. Das war die Regierungszeit von

Abt Heinrich Stockhelm (1397 – 1408) Das beschreibt Bernhardin Walch  O. Cist. in seiner Lützler Chronik so:

“Als der Frieden zwischen dem Herzog und dem Bischof, zwar ohne Waffen, nicht aber ohne Zerstörung der Felder, die dem Kloster Lützel mit einem erlittenen Schaden von zweitausend Pfund angetan wurden, geschlossen war, kamen einige der Mönche nach der Ernte, andere um den Herbst herum nach Lützel zurück. Einige, die geringes Vertrauen in die von Heinrich zu bewahrende Klosterdisziplin hatten, suchten den Aufenthalt in Zisterzienser – und Bellavalle-Klöstern, in burgundischen Klöstern, nicht wenige in „Pomerium“ (Abtei Baumgarten,besiedelt durch Beaupre/Lothringen) in der Diözese Straßburg. Heinrich war selten mit den Brüdern im Kloster, daher trat eine Abgewöhnung der Regelobservanz und ein Nachlassen der alten Zisterziensergesetze (allmählich) ein. Die Abstinenz von Fleisch, die bisher strengstens befolgt worden war, und die Verwaltung wurden nachlässiger, anstelle der Konversen in den Grangien und anderen Wirtschaftsgebäuden wurden weltliche (Personen) gesetzt, in den entfernten Pfarreien wurden die Mönche durch Weltgeistliche ersetzt. Inzwischen wuchs die Substanz des Klosters nicht; als das Kloster in geistlicher und weltlicher Hinsicht Mangel litt, begann es stark Not zu leiden. Heinrich verkleinert seine Substanz in seinen ? Tagen, verkaufte

Besitzungen, verpfändete sowohl schließlich auch Geweihtes der Kirche und Altargefäße (Kelche), und, wie unten gesagt werden wird, verschonte er sie nicht.”

(Übersetzung: Michael Saave Historiker, seine Mutter Lydia Saave u. d. Lateinlehrerin s. Tochter Fr. Schrader, Binzen 15.3.2006) (abgedruckt im Tennenbacher Urkundenbuch s.o.)

Abt Conrad Holzacker (1409 – 1443)stammte aus einer Basler Patrizierfamilie.Er war 1416 vom Generalkapitel zum offiziellen Konzilsabgeordneten für das Konstanzer Konzil bestimmt worden. Er war dann auch bei der Papstwahl vom 8. –11. November 1417 dabei, als Kardinal Otto Colonna zum neuen Papst gewählt, der sich dann Martin V. nannte. Über das Konstanzer Konzil berichtete Pater Bernhardin Walch. Abt Conrad nahm auch am Basler Konzil als Delegierter teil. Er verfasste die Akten des Konstanzer Konzils.Außerdem schrieb er eine Abhandlung über klösterliche Missbräuche. In seiner Regierungszeit restaurierte er das Kloster Lützel.Er war der erste Abt aus Lützel der im Zisterzienserorden  Generalvikar für Deutschland wurde. Dieses Amt blieb dann rund 200 Jahre bei den Äbten von Lützel. Papst Martin V. erteilte ihm das Recht Inful und Stab zu tragen. Sein Amtsnachfolger wurde Nicolas Amberg  (1443 – 1466 ) Auch er stammte aus Basel. Er war Vizekanzler von Kaiser Friedrich III. (1452-1493). Er nahm ebenfalls am Konzil von Basel(1431–1449) teil. Er verfasste die Akten des Basler Konzils.Außerdem schrieb er mehrere geschichtliche Bücher, einmal  eine Geschichte der Abtei Lützel von den Anfängen bis zum Jahr 1448 mit dem Titel Fasciculus Antiqitatum Lucellensis. diese widmete er Papst Nokolaus V. und Kaiser Friedrich III, dann eine Chronik des Bistums Basel und des Oberelsass.

Von 1466 – 1471 war Johannes Stantenat Abt in Lützel. 1471 wurde er zum Abt von Salem gewählt. Dort regierte er bis 1494. Wichtigstes künstlerisches Zeugnis seiner Salemer Regierungszeit ist das zwei bändige Salemer Abtbrevier, das er in Auftrag gegeben hatte.

Auf ihn folgte Ludwig Jäger, der aus Bregenz stammte und zunächst Mönch in Herrenalb war. Danach war er Professor der Theologie in Bologna. In Lützel war er von 1471 bis 1495 Abt. Er schrieb eine Abhandlung über das Amt und die Eigenschaften der Visitatoren im Zisterzienserorden sowie über die Art und Weise, die Visitation auf eine nützliche weise zu gestalten. Auch schrieb er alle Ereignisse seiner Regierungszeit auf.

1499 fand zwischen den Eidgenossen und Österreich der “Schwabenkrieg” statt, so die Bezeichnung bei den Eidgenossen. Bei ihren rechtsrheinischen Gegnern wird er “Schweizerkrieg” genannt. Der Krieg wurde äusserst grausam geführt.

Die Eidgenossen unternahmen zahlreiche räuberische Streifzüge, die ihre Verheerungen im Solothurner Schwarzbubenland,im österreichischen Sundgau und Fricktal anrichteten.

Basel erklärte  gegenüber beiden Parteien für neutral und hielt diese Haltung während des ganzen Krieges  durch und liess sich weder durch Versprechungen noch durch Drohungen davon abbringen. Am Ende profitierten alle davon.

Der ganze Lebensmittelhandel zwischen dem österreichischen Eisass und den eidgenössischen Landen lief über Basel und liess sich – zum Vorteil von allen – während des Krieges nur aufrecht erhalten, wenn die Stadt neutral blieb.

Und es kam dann auch  zu Friedensverhandlungen in der neutral gebliebenen Stadt Basel. Ein auf den 22. September datierter Friedensvertrag kam zustande

Kloster Lützel aber war bei einem dieser Raubzüge nach der Schlacht bei Dornach  verwüstet worden. Abt war in dieser Zeit Theobald (Thiébaut) Hillweg (1495 – 1532)aus Thann.  Er ließ die Kirche wieder aufbauen, aber es sollte nicht das einzige derartige Erlebnis für Abt Theobald bleiben. 1524 wurde die Kirche durch Blitzschlag und anschließenden Brand beschädigt. Im Folgejahr überfielen aufrührerische Bauern beim Bauernkrieg Kloster Lützel und plünderten es und steckten es in Brand. Gebäude, aber auch wertvolle Manuskripte gingen verloren.

Im Lützeltal auf dem Gebiet der Gemeinde Pleigne im Schweizer Kanton  Jura lag die Löwenburg mit zugehörigem Territorium. Sie war im Besitz der Basler Adelsfamilie Münch. Aus Geldnot verhandelte die Familie Münch 1523 mit dem Kloster Lützel über einen Verkauf. 1526 kaufte Abt Theobald von den Familienmitgliedern Hans Thüring II., Jakob I. und Matthias II.  die Herrschaft Löwenburg. Die Rechtslage in Löwenburg war allerdings schwierig, denn die Familie Münch hatte die Herrschaft Löwenburg als Lehen von Österreich. Oberster Lehensherr war aber der Fürstbischof von Basel. Beim Verkauf hatte Österreich auf seine Rechte verzichtet und anerkannte dabei die alleinige Lehensherrlichkeit des Fürstbistums. Das Kloster versuchte das zu umgehen, indem es Löwenburg in in seinen klösterlichen Immunitätsbezirk einzuverleiben. Das führte dann zu Schwierigkeiten, als das Fürstbistum ab 1580 seine Landesherrschaft ausübte und Steuern erhob und die Gerichtsbarkeit wahrnahm. Das Kloster erhob dagegen Protest. Mit dem Kauf war ein etwa zehn Quadratkilometer großes geschlossenes Gebiet an das Kloster gekommen.

Nach den Zerstörungen im Bauernkrieg ließ Abt Theobald ein drittes Mal aufbauen. Auch wurde ein neuer Glockenturm errichtet und die Abtei bekam neue Glocken.

Der Rat der Stadt Basel erlaubte zwar den Anhängern der neuen Lehre die freie Religionsausübung. Aber erst ein Bildersturm an Fasnacht 1529, der sich zu großen Unruhen auswuchs, führte dazu, dass der Rat die
Reformation einführte. Abt Theobald zeigte sich auch hier sehr unerschrocken. Zur Zeit des Bildersturms war er gerade in Basel. Mitten unter einem aufgewühlten Volkshaufen riss er Leuten, die ein Marienbild verbrennen wollten, dieses aus den Händen und trug es eigenhändig aus dem Gewühl und ließ es nach Lützel bringen. Er war ebenfalls Generalvikar der Zisterzienser für Deutschland. Wie sein Vorgänger schrieb auch er die Geschichte seiner Amtsführung bis ins Jahr 1532. In diesem Jahr resignierte er.

(zu Abt Theobald siehe unten Fr.X Schwartz  S. 11, 20 u. 21)

Sein Amtsnachfolger war Heinrich Sapper (1532 – 1542) aus Ensisheim. Zunächst war er Großkeller, dann Prior. 1532 wurde er zum Abt gewählt. Er setzte sich vor allem gegen das Fortschreiten der Reformation ein. Kaiser Ferdinand I. (1558 bis 1564 ), den er persönlich kannte, bestätigte Kloster Lützel alle Privilegien, die es bisher erhalten hatte. Abt Heinrich starb 1542 an einem Schlaganfall.

Auf ihn folgte Abt Nicolas Rosenberg (1542 – 1566 ), der wie Abt Theobald aus Thann stammte. In Müllheim bestand seit 1255 ein Frauenkloster, das nach den Regeln der Zisterzienser leben sollte. 1486 wurde das Frauenkloster in ein Mönchspriorat des Zisterzienserordens umgewandelt. Als letzte Äbtissin vor der Umwandlung ist Elisabeth von Bruck belegt. Das Priorat wurde Kloster Lützel unterstellt. Abt Nicolas verkaufte das Priorat 1544 an den protestantischen Amtmann Ludwig Wolf von Habsperg zu Badenweiler.

Der nächste Abt war Rudolf III. Kuchenmann von 1566 bis 1573. Er ließ die Abtswohnung im Kloster wieder herstellen. Außerdem erwarb er in Moulhouse, wo das Kloster ja schon einen Stadthof hatte, ein Haus.

1573 führte  Nikolaus Boucherat, der Generalabt von Citeaux im Rahmen seiner großen Vistiationsreise im deutschsprachigen Raum (Schweiz, Schwaben und angrenzende Gebiete) eine Visitation in Lützel durch. Er fand den Abt eingeschlossen 27 Mönche vor, 6 Novizen und zwei Knaben, die Novizen werden wollten. Er fand einiges zu tadeln, hoffte aber, dass der Abt seine Pflicht tun werde. Allerdings wendete sich die vorderösterreichische Regierung in Ensisheim nach Innsbruck wegen einer zusammen mit dem Zisterzienser-Orden durchzuführender Visitation “denn der Abt habe unehrbare Weibspersonen in Kloster und hielte ganz ärgerlich, üppig, schändlich und verschwenderisch Haus.” (Gfrörer in Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Neue Folge Bans X, Karlsruhe 1895, S. 482 ff.) 1580 wollte dann der päpstliche Nuntius der Bischof von Vercelli, Franz Bonomi, päpstlicher Nuntius  in der Schweiz und Graubünden, im Auftrage des bei Ferdinand beglaubigten Nuntius Felicianus Ninguarda, des Bischofs von Scala, eine Prüfung vornehmen. Da zeigte sich Abt Johannes Kleiber  so ungehorsam, dass sich Nuntius Ningnardi an Erzherzog Ferdinand selbst wenden musste „dass er ihn zum Gehorsam anhalte“(ebda)

Auf Johannes Kleiber (1574–1583) folgte Beat Bapst (1583 – 1597). Als Generalvikar wanderte er nach Fr.X Schwartz “Die Geschichte der berühmten Cictercienser Abtei Lützel” , Rixheim 1871, “durchwanderte ganz Deutschland” ,um die Zisterzienserklöster zu besuchen. Auf dieser Reise sammelte er eine Menge Dokumente über die Geschichte und Gründung der jeweiligen Häuser. (Seite 22) 1579 verbündete sich Fürstbischof Jakob Christoph Blarer von Wartensee (1575- 1608 ) mit den sieben katholischen Orten der Alten Eidgenossenschaft als Gegengewicht zum Einfluss des reformierten Bern im Südjura. Abt Beat sah darin allerdings die Gefahr in mögliche kriegerische Verwicklungen in dem neu erworbenen Territorium Löwenburg hineingezogen zu werden. Deshalb ließ er das Gut Löwenburg befestigen. Es entstand nun ein neuer Bering mit vorgelagertem Graben. Der Eingang wurde mit einem mächtigen Torturm bewehrt. Für diese Bautätigkeit nutzte man die Ruine der nahen Löwenburg als Steinbruch. Das betrachtete der Fürstbischof allerdings als Eingriff in seine landesherrlichen Rechte. Er protestierte scharf gegen die Befestigung des Guts. Abt Beat ließ 1586 die Abteikirche mit sehr schönen Gemälden ausstatten. Außerdem wurde das grobe Steinpflaster in Chor und Schiff mit neuem Bodenbelag versehen. 1597 war er wieder in Löwenburg und wollte dort die Bauarbeiten besichtigen. Dazu stieg er auf ein Gerüst, von dem er abstürzte und dabei zu Tode kam. Die Bauarbeiten, gegen die der Fürstbischof so heftig protestiert hatte, wurden unmittelbar nach dem Tod des Abtes eingestellt.

Auf Abt Beat folgte Christoph Birr (1597–1605) Abt Christoph schien die Oberhoheit des Basler Bischofs anzuerkennen. Er setzte die Bauarbeiten in Löwenburg auch nicht mehr fort. Der Konflikt zwischen Bischof und Kloster endete.  Abt Christoph ließ einen Hochaltar errichten, der wegen seiner Höhe und Schönheit gerühmt wurde. Er wurde nach Schwartz (S.12) seines Amtes enthoben, weil “sagen die Chroniker von Lützel” seine Wahl nicht auf rechtlichem Weg zu Stande gekommen sei. In dem oben erwähnten Aufsatz  von Gförer wird Christoph Birr   als der schlechteste Abt von Kloster  Lützel bezeichnet. Die Amtsenthebung aus welchem Grund auch immer passt zu der Einschätzung Gfrörers. Zu Abt Christophs Nachfolger wurde Johannes Hanser (1605 – 1625) im Beisein von Generalabt Nikolaus Boucherat gewählt. Von ihm wurde er auch in sein Amt eingeführt. Er sorgte dafür, dass die Disziplin im Kloster wieder eingehalten wurde. Er ließ einen kleinen Glockenturm auf die Kirche setzen. Die Kirche wurde mit einer neuen Orgel ausgestattet. Er stand sowohl bei Erzherzog Leopold von Österreich als auch bei Kaiser Ferdinand II. in hohem Ansehen. In seiner Regierungszeit gab es zwei wichtige und weitwirkende Ereignisse. Das eine war der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618, der Lützel zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht tangierte. Das zweite war die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation. Das Konzil von Trient (zwischen 1545 und 1563) hatte sich in seiner dritten Tagungsperiode 1562-63 auch mit der Reform der Orden befasst. Es wurden Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt, Bestimmungen zum Noviziat. Privateigentum wurde verboten. Die Orden sollten Kongregationen in einer Provinz gründen und falls nicht genügend Klöster in einer Provinz waren, in zwei oder drei Provinzen. Eine regelmäßige Visitation sollte stattfinden. Für die Zisterzienser bedeutete dies, dass die Äbte der Primarabteien in ihren Kontrollrechten beschnitten wurden. Der Generalabtes Edmond de la Croix (1584–1604) wollte für den oberdeutschen Raum ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat schaffen. Auf seine Einladung versammelten sich im Kloster Fürstenfeld und gründeten ein oberdeutsches Generalvikariat. Schließlich wurde es zu einer Kongregation weiter entwickelt. Die in Fürstenfeld beschlossenen Statuten wurden revidiert und im Januar 1619 vom Generalabt von Citeaux Nicolas II. Boucherat (1604-1625) bestätigt. Zunächst 6 Klöster des oberdeutschen Generalvikariats gründeten die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation. Am 10. Juli 1624 wurde die Kongregation vom Papst bestätigt. Das Generalkapitel hatte die Statuten schon 15. Mai 1623  anerkannt. Am 2. und 3. September 1624 fand in Salem eine Äbteversammlung des oberdeutschen Generalvikariat statt. Dabei wurde die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation gegründet. Das Haupt der Kongregation war üblicherweise der Abt von Salem. Am 2. Oktober 1624 wurde die Kongregation vom Abt von Cîteaux und am 17. Oktober 1624 vom Papst anerkannt.  Zur Schweizer‑, Elsässisch‑, Breisgauische Provinz zählte Lützel mit den Frauenklöstern Königsbrück und Olsberg; Neuburg; Hauterive mit den Frauenklöstern Maigrauge und Fille‑Dieu; Päris; Tennenbach mit den Frauenklöstern Güntersthal, Wonnenthal, Lichtenthal und Friedenweiler;  St. Urban mit den Frauenklöstern Rathausen und Eschenbach; Wettingen mit den Frauenklöstern Frauenthal, Magdenau, Kalchrain, Feldbach, Tänikon, Wurmsbach und Gnadenthal. Der Abt von Lützel war in der Regel Generalvikar der Schweizer-Ellsässich-Breisgauischen Provinz.

Die militärischen  Erfolge Tillys und Wallenstein führten dazu, dass sich vor allem die süddeutschen Zisterzen bemühten, eine Restitution besonders der württembergischen Klöster zu erreichen. Besonders  Kaisheim unter Abt Johann VII. Beck 1608–1626 und seinem Nachfolger Jakob Mosbach 1626–1637 betrieb die Restitutionsbemühungen. Abt Jakob wurde im April/Mai 1628 deshalb beim Kaiser vorstellig. Am 6./16. Dezember 1628 erteilte Abt Petrus von Cheaux  den Äbten Thomas  von  Salem  und Laurent von Lützel die Generalvollmacht für die weiteren Restitutionsverhandlungen.  Am 6. März 1629 erließ Kaiser Ferdinand II. das Restitutionsedikt. Das war eine Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Vor allem der Salemer Abt Thomas Wunn  (1615–1647), der auch der Motor bei der Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation war, setzte sich für die Restitution der württembergischen Klöster ein, auch mit erheblichen Geldmitteln. So soll Salem nach der eigenen Überlieferung 250.000 Gulden für Bebenhausen, Herrenalb und Königsbronn während des gesamten Zeitraums bis zum Westfälischen Frieden aufgewendet haben. Die Restitution ging allerdings nicht reibungslos vor sich, da Württemberg immer wieder Einsprüche gegen das Restitutionsedikt vorbrachte. Erst im August 1630 rückten kaiserliche Truppen  unter Oberst Ossa gegen Württemberg zur Exekution vor. Nun beschloss, das Kapitel von Salem, die Klöster Bebenhausen, Herrenalb und Königsbronn zu übernehmen. Der Sieg Gustav Adolfs bei Breitenfeld  am 17./27. September 1631 führte allerdings zumRückzug der kaiserlichen Truppen. Die Lage für die kleinen katholischen Konvente war sehr schwierig geworden.Die Prälaten der württembergischen Abteien und die Mönche wurden im Januar 1632 wieder in den Konvent von Salem eingeordnet. Zwar veränderte die Niederlage der Schweden bei Nördlingen die Lage wieder. Die wiedereingesetzten Äbte konnten sich auf Dauer nicht halten. Der westfälische Frieden sah die Rückgabe aller Klöster vor, die am 1. Januar 1624 evangelisch waren. Damit waren die Restitutionsbemühungen endgültig gescheitert.

Zurück zu Abt Johannes. Er hatte die Klosterbibliothek gut ausgestattet. Er starb 1625. Sein Nachfolger wurde Laurent Lorillard (1625 – 1648 ) Er stammte aus Porrentruy (Pruntrut) Er war gelehrter Theologe. Er richtete in Lützel und auch anderen Klöstern Lehrkurse für Theologie und Philosophie ein. Die Bibliothek bereicherte er mit neuen Ausgaben der Kirchenväter. Die Restitutionsbemühungen unterstütze er tatkräftig. Nicht nur dass ihn der Generalabt von Citeaux zusammen mit dem Salemer Abt mit der Generalvollmacht für die Restitutionsverhandlungen betraut hatte, er schickte auch Mönche in Klöster, die restituiert werden sollten, so nach Maulbronn aber auch nach Sachsen ins Kloster Michaelstein  1629 und Riddagshausenbei Braunschweig  und in die Klöster Eusserthal und Ottersberg in der Pfalz. Ende 1632 war der Krieg auch in Lützel angelangt.Schwedische Truppen fielen in den Breisgau und ins Elsass ein. Am 24. November 1632 mussten der Abt und Konvent, der damals aus 53 Mönchen bestand, fliehen. Die Mönche suchten Schutz in Löwenburg das unter dem Schutz der Eidgenossenschaft lag oder in eidgenössischen Abteien. Abt Laurent kam schließlich in dem Priorat Kleinlützel unter, wo er mit einem Mönch die letzten 12 Kriegsjahre verbrachte. Er verfasste Buchauszüge aus den Heiligen Vätern mit dem Titel  Insignia florigera ex patribus collecta mit 6 Bänden und eines mit 12 Bänden Loci communes aus den Schriften Bernhards. 1638 besetzten Truppen von Bernhard von Weimar das Kloster Lützel. Verantwortlich für das Schicksal von Kloster Lützel war der bernische General Johann Ludwig von Erlach, der ins Lager des schwedischen Heerführers Bernhard von Weimar gewechselt war und der seinen Söldnertruppen den Befehl zur Zerstörung erteilte. Das Kloster wurde geplündert. Altäre und Säulen zerschlagen, Bilder vernichtet.

Selbst die vergoldete Spitze des Kirchturms wurde heruntergerissen, weil die Plünderer glaubten, sie sei aus purem Gold oder enthielte Wertgegenstände. Abt Laurent verstarb 1648.

Wichtigstes Ereignis aber war, dass nach dreißig Jahren Krieg endlich Frieden geschlossen wurde, der “Westfälische Friede” in den Städten Münster und Osnabrück, wo seit 1645 verhandelt worden war. In der kirchlichen Frage bestätigte er den Passauer Vertrag vom 2.August 1552 und den Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555. Für das Restitutionsedikt von 1629 wurde 1624 als Normaljahr genommen . Der evangelische und katholische Besitzstand sollte bleiben oder wiederhergestellt werden sollte, wie er am 1. Januar 1624 gewesen war. Damit hatten sich die Bemühungen der oberdeutschen Zisterzienserkongregation erledigt, die Klöster in Württemberg zurück zu erlangen, denn sie waren ja alle im Zuge der Reformation aufgehoben worden. Territorial hatte Frankreich

die Bistümer und Städte Metz, Toul und Verdun zugesprochen bekommen. Der Kaiser und das Haus Österreich traten alle Rechte, die sie im Ober-und Unterelsass, im Sundgau und in der Landvogtei der zehn vereinigten Reichsstädte im Elsass inne gehabt haben, “auf ewig” an die Krone Frankreichs ab.Damit galt Lützel jetzt als Abtei des französischen Königreichs.

Am 4. Juni 1648 wurde Norbert Ganbach (1648 – 1654 ) zum Abt von Lützel gewählt. Nur sieben wahlberechtigte Mönche waren beim Wahlakt anwesend.  Aber viele hatten Vollmachten der abwesenden Konventsmitglieder. Der Konvent war ja immer noch weit verstreut. Von Abt Edmund Schnider aus dem Tochterkloster St. Urban wurde er geweiht. Er zog 1650 von Kleinlützel nach Löwenburg. Dort stellte er den Chorgottesdienst wieder her. Die Mönche kehrten allmählich zurück und sogar Novizen konnten wieder aufgenommen werden. Er starb  am 2. November 1654.

Bernhardin Buchinger wurde am 22. Januar 1606 in Kientzheim im Elsass  als Christian Buchinger geboren. Sein Vater war dort Bürgermeister.Von 1613 bis 1616 besuchte er die „Schola trivialis“ (Volksschule). 1616  kam er als Neunjähriger in die Klosterschule von Pairis, ein Priorat der  zu der Zeit aufgehobenen Abtei Maulbronn. Von dort gaben ihn die Zisterzienser weiter an das Jesuitenkolleg nach Ensisheim, weil er für Pairis zu eifrig und wissensdurstig war. Dort blieb er von 1618 bis 1623. Am 25. März 1623  wurde er Novize in Kloster Lützel und nahm den Ordensnamen Bernardinus an. Unter Abt Johannes legte er am Ostersonntag 1624 seine Profess ab. Er studierte an der Hauslehranstalt und versah gleichzeitig das Amt des Bibliothekars. 1630 wurde er zum Priester geweiht. Er wurde Sekretär von Abt Laurent.

Er war dann auch Archivar, Küchenmeister und Großkeller und außerdem war er leitender Minister. Großkeller war er 12 Jahre lang und das in der schweren Zeit des 30-jährigen Kriegs. Sein Amt als Küchenmeister schlug sich auch in einem Kochbuch nieder, das er verfasste. „ Buchinger, Bernhard: Koch-Buch, So wol Für Geistliche als auch Weltliche grosse und geringe Haußhaltungen, wie bey denen täglich vielLeut am füglichsten abgespeiset werden : Darinn Vber dieAchthunderterley Fleisch, Wildprett, Geflügel, Fisch, Eyer, und Garten-Speisen, auch die manier und weiß selbige zubereiten, Neben andern nutzlichen Haußhaltung-Stücklein, zu finden und begrieffen seynd /Durch Einen Geistlichen Kuchen-Meister deß Gottshauses Lützel beschrieben und practicirt.” Ein Druck erschien 1671 in Molsheimb . Es enthält Geflügel, Fleisch-und Eierspeisen und vor allem viele Fischrezepte, die als “Flussgemüse” nicht unter die strengen Fastengebote der Zisterzienser fielen. Das Kochbuch beinhaltet außerdem Tipps, wie Fisch durch Rauch oder mit Salz haltbar gemacht werden kann. Buchingers Kochbuch mit teuren Gewürzen und Zutaten erinnert oft eher an eine wohlhabende weltliche Küche und ist ein Ausdruck barocker Tafel-und Gaumenfreuden.1634 wurde ihm der Abtsstuhl von Riddagshausen angeboten. Den schlug er allerdings aus. Auch mit Rücksicht auf sein Gehorsamsgelübde konnte er die Wahl zum Abt von Maulbronn, der 1570 säkularisierten, infolge des Restitutionsedikts Kaiser Ferdinands II. von 1629 aber wiederhergestellten Abtei,  nicht mehr ablehnen. Er trat sein Amt am 30. September 1642 an. Zum Abt geweiht wurde er durch den Abt von Kaisheim Georg Müller (1637–1667) beim Provinzkapitel in Schöntal. Da Abt Laurent krank war, hatte er viele Funktionen an Bernhardin abgegeben. Als Vaterabt war er auch für mehrere Frauenklöster wie z. B. Olsberg, Königsbrück und Lichtental zuständig. In Olsberg weihte er er die Äbtissin Katharina Kohler, in Lichtental leitete am 6. Dezember 1642 die Wahl der Äbtisssin

Eva Regina Springauf. Auch in Männerklöstern hatte er Einfluss. So  installierte er in Eußerthal Gaspar Jongelincx. Er war auch für Disibodenberg und Hauterive zuständig.

1643 wurde Pairis wieder dem Orden zurückgegeben, das ja ein Priorat von Maulbronn war. Er setzte seine Verbindungen ein, um die restituierte Abtei dem Orden zu erhalten. 1646 reiste er an den französischen Hof. Das sicherte das Kloster allerdings nicht unbedingt. Es gab nur ständige Übergriffe der französischen Besatzung aus der nahen Festung Philippsburg, die sei 1644 französisch war, über die sich Eberhard III. sowohl am französischen Hof als auch bei den Ständen beschwerte, allerdings ohne Erfolg.

Nach dem Friedensschluss von 1648 fiel Maulbronn an Württemberg zurück und wurde evangelisch. Abt Bernhardin verließ Maulbronn am 14.Oktober 1648, kam dann nochmals kurz zurück und nahm dann alle Dokumente und Kostbarkeiten mit, derer er habhaft werden konnte. Am 25. November 1648 verließ er Maulbronn endgültig und für immer. Über Colmar ging er nach Baden in die Schweiz. Die Urkunden gab er nicht mehr zurück, da er auf dem Reichstag in Regensburg den Versuch machen wollte, doch noch die Abtei zurück zu erhalten. In Pairis  schreckte er auch nicht vor Fälschungen zurück, um den Fortbestand der Abtei zu sichern. Als gelernter Bibliothekar hatte er ja das Know How. Auch in Lützel machte er das, um durch die kaiserliche Bestätigung von Privilegien Rechtssicherheit zu erreichen. Unter Papst innozenz X. (1644 bis 1655) wurde Pairis 1654 wieder zur Abtei erhoben. Es zeugt für das Selbtbewusstsein Abt Bernardins, dass er sich mit Dominus Motmann einen eigenen Vertreter beim heiligen Stuhl hielt, obwohl er eigentlich durch den Generalprokurator des Gesamtordens vertreten werden sollte.Seine drei wichtigen Aufgaben erfüllte dieser  zur vollsten Zufriedenheit des Abtes: erstens die päpstliche Bestätigung Buchingers als Abt von Maulbronn und Pairis, zweitens die Bestätigung der weitreichenden Commissio recuperandi Monasteria ab Haereticis detenta (Auftrag, Abteien wieder zu erlangen, die von Ketzern vorenthalten werden)und drittens die Bestätigung der Vollmacht zur Benediktion von Äbten und Äbtissinnen.  1654 bot ihm der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn (1647- 1673) an, die Rheingauer Zisterzienser-Abtei Eberbach zu übernehmen. Mit dem Tod von Abt Norbert war in Lützel wieder eine Abtswahl notwendig. Diese fand in Löwenburg am 16. November 1654 unter dem Vorsitz des Abtes Edmund Schnyder von St. Urban  statt. Zum Abt des zerstörten und verlassenen Klosters Lützel wurde Bernardin Buchinger gewählt. Dieser war nun Abt dreier Abteien. Das Konzil von Trient hatte den Besitz mehrerer Abteien nicht mehr erlaubt. Eine der drei, Maulbronn, bestand nur noch auf dem Papier. Der Generalabt von Citeaux Claude Vaussin (1645-1670) hatte Bernhardin eine Übergangsfrist von zwei Jahren eingeräumt.Pairis gab er ab, als der französische König Ludwig XIV. Anfang Januar den Sekretär des Generalabtes,Olivier de Foulogne, zum Abt von Pairis ernannte und dieser mit einem Erlaubnisschreiben des Generalabtes versehen wurde. Er hatte schon nach seiner Wahl zum Abt von Lützel entschieden, die zerstörte Abtei wieder aufzubauen. Am 23. März 1657  übersiedelte der Konvent vom Hofgut Löwenburg wieder nach Lützel, wo schon ein Konventsgebäude errichtet worden war. 12 Mönche waren wieder nach Lützel zurückgekehrt. Die Zahl stieg schnell auf 34 an. Die Residenz in Löwenburg behielt er selbst und leitete von dort den personellen und materiellen Wiederaufbau. Das hatte den Vorteil,dass Bernhardin zwar seine Politik nach Paris ausrichtete aber seine Residenz Löwenburg lag ja auf dem Gebiet des Fürstbistums Basel. Er untersuchte alle in der Bibliothek befindlichen Rechtstitel und Dokumente und wie oben angeführt bediente er sich durchaus auch Fälschungen, um die Interessen der Abtei zu wahren bzw. Verlorenes wieder zu gewinnen. Er kümmerte sich um die Landwirtschaft im Kloster und die Grangien, da die Vermögenslage und Wirtschaftskraft nach den Kriegsjahren und den Zerstörungen ja stark gelitten hatte. Er versuchte, eine Glasmacherindustrie zu etablieren. Auch versuchte er das menschliche Zusammenleben wieder zu stärken. Die Grundregeln des Zusammenlebens hatten im Krieg doch sehr gelitten. Als Patronatsherr der Klosterpfarreien erließ er eine „Christliche Ordnung“ . Mit Basel erneuerte er  am 24. November 1655 den Bürgerrechtsvertrag. Ebenfalls 1655 schloss er mit Solothurn einen Vertrag. Dieser musste allerdings wegen des Widerstands des französischen Königs widerrufen werden. Die Stadt Mühlhausen verlieh 1655 den Mönchen das Bürgerrecht.Auch in der französischen Politik war er aktiv. 1657 wurde er zum zum Mitglied des elsässischen Staatsrates (Conseil souverain d’Alsace) in Neubreisach ernannt. Er nahm ein Jahr später an der Eröffnung des Parlaments teil. Er war Mitglied und Vorsitzender der Assemblé des Prélats im Elsass und spielte so eine wichtige Rolle im politischen Leben seiner Zeit. 1671 zollte er dem Alter Tribut und ließ sich auf eigenen Wunsch mit Edmond Quiquerez einen Koadjutor zur Seite stellen. Er hatte den Wiederaufbau von Lützel geleistet, zahllose Visitationsreisen unternommen. Daneben hatte er eine reichhaltige schriftstellerische Tätigkeit vorzuweisen. Er hatte eine große Chronik seiner Abtei verfasst, die sich aber auch mit der Landesgeschichte und auch der Geschichte des Bistums Basel befasste. Eine Zusammenstellung seiner Werke ist auch in der Biographia Cisterciensis, dort Bernardin Buchinger abgedruckt. Er starb am 5. Januar 1673 auf seiner Residenz in Löwenburg. In der Abteikirche von Lützel wurde er am nächsten Tag vor dem Hauptaltar bestattet. Auf seinem Grabmal stand sein Wahlspruch “Immer der gleiche, im Glück und im Unglücke”

Mit Edmond Quiquerez wurde sein Koadjutor zum Abt(1673–1677) gewählt. Er ist in Delle, das in der Nähe von Montbeliard an der Grenze zur Schweiz liegt, geboren. Er trat in das Zisterzienserstift zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Wiener Neustadt,  das kurz Neukloster genannt wird, ein.

Zu der Zeit war dort Robert Notz (1649–1663) Abt. Dieser stammte aus Kloster Lützel. Quiquerez wurde in Neukloster Novizenmeister und Prior. 1660 ging er nach Lützel. In Lutterbach im Elsass hatte das Kloster 1304 eine Pfarrkirche von der Abtei Murbach übernommen, die es bis zur französischen Revolution innehatte.Von 1664 bis 1665 war Quiquerez  Gemeindepfarrer. Im Tochterkloster von Lützel, Lieu-Croissant in der Franche-Comté, war er Prior, bis er a1. September 1671 zum Koadjutor des Abtes Bernardin  bestimmt wurde. Zwar wurde seine Wahl von einigen Konventualen angefochten, aber Generalvikar Edmund Schnyder von St. Urban  bestätigte die Wahl. Auch er war Mitglied des Conseil souverain d’Alsace. Im Mai 1673 traf Ludwig XIV. in Breisach mit Maria Theresia zusammen. Abt Edmond war dort ebenfalls anwesend, nahm am Gottesdienst teil, sang dabei das Salve Regina und erteilte den königlichen Herrschaften den Segen. Einen ebenso großen Auftritt hatte er in Basel, als er dort am Sonntag nach Himmelfahrt

vor katholischen Soldaten der Eidgenossenschaft, die in Basel zur Verteidigung gegen Turenne lagen, eine Messe las. Dies war seit der Reformation in Basel 1529 nicht mehr geschehen. 1675 wurde Kloster Lützel von Truppen des französischen Kavalleriegenerals Joseph de Pons-Guimera Baron de Montclair überfallen, wobei diese weder die an der Abtei angebrachten Wappen des Königs noch die von Turenne beachteten.

Schon die Wahl von Abt Edmond war ja von Differenzen geprägt. Diese konnte er in seiner Regierungszeit nicht ausräumen. Der Generalvikar, das war jetzt seit 5. Juli 1677  Abt Nikolaus Göldlin vom Kloster  Wettingen, drängte ihn zum Rücktritt. Am 31. Januar 1677 resignierte er. Er starb noch im selben Jahr. Sein Nachfolger wurde Pierre Tanner. Er ist am 2. Aug. 1634 Colmar geboren. 1655 trat er in das Kloster Lützel ein. Am 2. Februar 1656 legte er unter Abt Bernardin seine Profess ab.In Dole und Dijon studierte er Theologie und Philsophie. 1660 wurde er zum Priester geweiht. In Lützel war er zunächst Cellerar, später Prior. Von 1673 bis 1677 war er Prior in Blotzheim, dann in Saint-Apollinaire. Er schloss sich der Oppositionspartei, die sich gegen Abt Edmond gebildet hatte,an. Nach einigen Intrigen gegen Abt Edmond wurde er am 1. Februar 1677  zum Abt gewählt und am nächsten Tag  geweiht. Abt Pierre plante und unternahm in seiner Regierungszeit gravierende Veränderungen für sein Kloster, die später im Konvent auch zu Zwistigkeiten führten. Im 17. Jahrhundert wurde im Kloster mit der Industrialisierung begonnen. Schon unter Abt Bernardin ließen sich auf dessen Betreiben Glasmacher in St. Peter nieder. 1681 hatte die Abtei ein königliches Patent für eine Eisenhütte erhalten. Davon wurde eine auf elsässischer auf dem Weg nach Löwenburg betrieben, eine zweite in Winckel. Das zum Betrieb notwendige Erz sollte auf der fürstbischöflicher Seite gewonnen werden. Damit geriet die Abtei in Konflikt mit dem Fürstbischof, denn dieser betrachtete den Bergbau als Teil seiner Landeshoheit. Er ließ die Bergleute, die für das Kloster arbeiteten, vertreiben und die Arbeiten einstellen. Der Konflikt weitete sich noch stärker aus, denn das Fürstbistum hatte die Hilfe der mit ihm verbündeten katholischen Orte der Eidgenossenschaft angefordert. Frankreich akzeptierte nun die Rechte des Fürstbischofs und die Eisenhütten konnten den Betrieb aufnehmen. Weitere Probleme tauchten auf, denn für die Eisenverarbeitungen waren Waldrodungen zur Gewinnung von Brennholz nötig. Dagegen wurden Prozesse geführt.

Schon 1682 hatte Abt Pierre einen Klosterneubau  geplant. Er sollte die nach dem Krieg nur notdürftig wiederhergestellten Konventsbauten ersetzen. 1685 verdingte er dazu Etienne Avogadio aus Breisach. Dieser stammte wahrscheinlich aus Savoyen Über ihn ist nichts weiter bekannt. Möglicherweise war er  unter Vauban am Festungsbau von Neuf-Brisach beteiligt. Aber es kam schnell zu einem Zerwürfnis zwischen Abt und Baumeister, das nicht mehr gütlich zu regeln war. Es folgte ein langer Prozess, dessen Ende beide Kontrahenten nicht mehr erlebten. Der Bau kam über die Fundamente nicht mehr hinaus und wurde erst von Abt Pierres Nachfolger beendet werden, nachdem die Erben von Etienne Avogadio  1704 abgefunden wurden. Die Abtei musste 11 200 Livres bezahlen, das entspricht 5.500 Gulden. Diese hohe Summe erklärt sich wohl nur mit bereits weitgehend begonnenen Bauarbeiten. 1687 kaufte er einen Wald in Nonnenbruch im Bann Wittelheim. Auf den erhöhten Brennholzbedarf der Abtei wurde ja bereits hingewiesen.
1690 ließ er die St.-Peters-Mühle (Neumühle) an der Einmündung des Bösenbach in den Fluss Lützel erbauen. Eine weitere Mühle  wurde in St. Appolinaire errichtet, die der Propstei auch als Speicher diente. Außerdem gründete er mehrere Höfe.

In der Abtei waren nun verschiedene Handwerksbetriebe wie Glaserei, Ziegelei, Schmiede-Giesserei sowie eine Gerberei,ansässig, deren Produkte weitherum bekannt waren.

1699 wurde die Abtei wieder von einem Unglück betroffen. Die Abtei samt Bibliothek und auch kostbare Ornate wurden ein Raub der Flammen. Bei dem Brand kam auch ein Laienbruder zu Tode. Da die Abtei nun unbewohnbar war, mussten Abt und Konvent ins Priorat Blotzheim ausweichen. Dort verstarb Abt Pierre  am 14. März 1702. In der Kapelle des Priorats wurde er begraben. Nach dem Tod des Abtes zeigte sich, dass Frankreich sich vermehrt in die Belange der ehemals deutschen Abteien auf nun französischem Hoheitsgebiet einmischte. Nicht genehme Äbte wurden einfach ab gelehnt. So blieb die Abtei Lützel 10 Monate ohne Abt.  Antoine Reynold war nun ein Kandidat, der dem französischen König genehm war. Er war in das Zisterzienserkloster Hauterive eingetreten.

In Hauterive hatten die Stadt und der Rat Fribourg einen starken Einfluss. Am 4. November 1700 wurde Antoine Reynold dort gegen den Widerstand des Rats der Stadt Fribourg zum Abt gewählt. Er war Sohn Sohn des Grossrats und französischen Brigadekommandanten Jean-Antoine de Reynold (1611–1684). Sein Bruder Franz war Generalleutnant im französischen Heer, Ritter der königlichen Orden und Generaloberst der Schweizer und Bündner Truppen. Der Vorbehalt der Stadt Fribourg gegen Abt

Antoine lag wohl hauptsächlich in der Nähe der Familie zum französischen Königshof. Er war zwar am 28. Juni 1701 von Papst Clemens XI. bestätigt und am 2. Oktober 1701 von Nuntius Piazza in der Kirche des Zisterzienserinnenklosters Rathausen zum Abt geweiht worden. Die Stadt Freiburg erkannte  aber seine Wahl nicht an. Am 8. Februar 1703 suspendierte sie ihn erneut von der Amtsausübung. Kurz nach seiner Wahl war er vom Generalabt von Citeaux Nicolas III. Larcher ( 1692–1712) zum Generalvikar der Ordensprovinz Schweiz-Elsass-Breisgau bestellt worden. In dieser Eigenschaft leitete er am 28. März 1703 die Neuwahl des Abtes für den immer noch offenen Stuhl in Lützel. Mit Unterstützung seines Bruders Franz und des Fürstbischofs von Basel Wilhelm Jakob Rinck von Baldenstein (1693- 1705) wurde Antoine gegen den vom Konvent favorisierten Kandidaten den Prokurator Léon de la Brèche zum Abt gewählt. Dieser  war dem König nicht genehm. Was ihm in Fribourg zum Nachteil gereicht hatte,  half ihm nun in Lützel.

Ludwig XIV. bestätigte ihn 7. April 1703.  Gleichzeitig belastete er die Abtei mit jährlichen 3.000 Gulden zur Versorgung des Kölner und Straßburger Kanonikers Ernst von Manderscheid. Da dieser erst 1721 starb, hatte sie die Pensionskosten immerhin 18 Jahre zu tragen.

Abt Antoine nahm aber gleich seine Aufgaben in Angriff. Die Kirche hatte den Brand 1699 zwar überstanden, war aber stark verrusst. Nach deren Wiederherstellung folgte der Neubau des Konventsgebäudes, den Abt Pierre begonnen hatte nach den Plänen des damaligen Baumeisters Etienne Avogadio. Verantwortlich waren jetzt Mathis Reitemann und Bernard Reinel aus Colmar. Es entstand eine dreigeschossige Flügelanlage. Der Südflügel ist über 100 Meter lang. Die Fertigstellung erlebte Abt Antoine nicht mehr, denn er starb schon  am 17. März 1708 nach fünfjähriger Regierungszeit etwa 64 Jahre alt. Abt Antoine reorganisierte die Klosterökonomie, war ein guter Haushälter und konnte alle Schulden wieder abtragen, die sein Vorgänger gemacht hatte. Auch konnte er alle Prozesse beenden, die sein Vorgänger geführt hatte, die meisten auf Vergleichsbasis. Er verbesserte die Ordensdisziplin und die innere Ordnung des Konvents.

Lucelle1776-2

Auch die Nachfolge von Abt Antoine verlief nicht ohne Machdemonstration Ludwigs XIV. Er wollte Lützel aus dem Einflussbereich des Fürstbistums Basels und der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz lösen. Wie schon vor  5 Jahren wählte der Konvent wieder den Prokurator Léon de la Brèche . Und wieder versagte der König die Anerkennung der Wahl sofort. Nach 8 Monaten wurde eine neue Wahl angesetzt. Allerdings durften  Mönche aus dem Fürstbistum Basel und aus der Eidgenossenschaft nicht mehr teilnehmen. Am 20. November 1708 wurde Nicolas Delfils zum 44sten Abt von Lützel gewählt. Bei seiner Wahl war er erst 25 Jahre alt. Geboren wurde er am 11. Februar 1683 als Jean Nicolas in Vaufrey in der Franche Comté. Er studierte am Jesuitenkolleg von Pruntrut . 1703 trat er ins Kloster Lützel ein und legte dort 1704 seine Profess ab. Er führte jetzt nur noch den Namen Nicolas. Er baute auf dem begonnenen Reformkurs seines Vorgängers zur Stärkung der Abtei auf. Er förderte die internen Studien im Kloster. Zum Unterricht holte er Professoren aus Tochterabteien, die dann in Lützel lehrten. Bis 1721 lehrte in Lützel Robert Balthasar als Professor für Theologie, der 1726 Abt von St.Urban wurde. Bis 1728 ist dies Raphael Köndig aus Salem. Er war Professor der Theologie und des kanonischen Rechts. Im Totenbuch der Abtei Salem steht über ihn, dass “er in allem,was man wissen muss, ein sehr berühmt”  (in omni scibili clarissimus) war (in Zeitschrift für den Oberrhein Neue Folge Bd. 14 S. 374)

Seine Reformbemühungen werden von den Konventsmitgliedern unterstützt, auch von dem unterlegenen Kandidaten. Der Konvent wuchs und stieg von 40 auf 55 Mitglieder. Zwar war die Abtei nun unter französischer Herrschaft, blieb aber auf den süddeutschen Raum orientiert, was sich auch an den Neuzugängen zeigte. Viele  stammten aus dem Gebiet des Fürstbistums Basel. Auch der französische König konnte die Bindungen noch nicht kappen. Abt Nicolas wurde 1728 Generalvikar der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz . Als Generalvikar reiste er 1738 ans Generalkapitel in Cîteaux. Nicht nur für den Konvent war seine Regierungszeit fruchtbar. Er zeichnete sich auch als Bauabt aus. Zwar hatte sein Vorgänger den Klosterneubau begonnen und auch die Kirche wieder hergestellt. Aber ihre Neuaustattung ist das Verdienst von Abt Nicolas. Dazu wurden Künstler des süddeutschen Barock herangezogen. Mit Judas Thaddäus Sichelbein (1684–1758) der Fassmaler und Altarbauer war, arbeitete ein Künstler aus Wangen. Sechs Altäre, das Chorgestühl, das Chorgitter und die grosse Orgel mit 40 Registern werden zwischen 1712 und 1728 erstellt. Außerdem legte er östlich der Abtei einen Barockgarten an.

Seine Regierungszeit kann als die glücklichste Zeit für die Abtei angesehen werden. Er starb am 6. November 1751 starb mit 68 Jahren, nachdem er 43 Jahre regiert hatte.

1746 wurde Grégoire Girardin zum Koadjutor für Abt Nicolas gewählt. Abt Nicolas hatte Pater Grégoire dafür bestimmt, damit er ihn von den Amtsgeschäften entlaste.

Grégoire Girardin  ist 24. Feb. 1709 in Delle geboren. 1726 wurde er Novize in Lützel. Im Kloster Salem hatte er Theologie studiert.1733 wurde er zum Priester geweiht. In Lützel war er zunächst Archivar und von 1735 bis 1740 gleichzeitig Seelsorger in Winkel im Sundgau. 1740 wurde er Novizenmeister, 1741 Cellerar und 1741 Rektor in Blotzheim, wo Lützel ein Priorat hatte. Wie vorher angemerkt wurde er 1746 Koadjutor von Abt Nicolas. 175 wurde er dessen Nachfolger. Auch er wurde wie die meisten seiner Vorgänger Generalvikar der schweizerisch-elsässisch-breisgauischen Zisterzienserprovinz . Mit französischer Vermittlung konnte Abt Gregoire 1778 einen Vertrag mit dem Fürstbistum Basel abschließen, in dem die Abtei die fürstbischöfliche Landesherrschaft in Löwenburg anerkannte. Im Gegenzug wurden Kloster Lützel wirtschaftliche Privilegien eingeräumt. Damit wurden Jahrhunderte alte Unstimmigkeiten beigelegt. Eine letzte aussenpolitische Aktion des Klosters war die letzte Erneuerung des Städtebundes zwischen Basel und Lüttich. 781 erhielt Abt Grégoire mit Benoit Noblat einen Koadjutor zur Seite gestellt.

Mit dem Sturm auf die Bastille brach am 14. Juli 1789 in Frankreich die Revolution aus. Ende Oktober 1789 hob die Assemblée Constituante in Paris die Ablegung der klösterlichen Gelübde auf. Mit dem Dekret vom 2. November 1789 wurden auch die Besitztümer der Abtei Lützel beschlagnahmt und zu nationalem Eigentum erklärt. Am 7. April 1790 wurde die Abtei durch den französischen Staat säkularisiert. Dieses Ereignis überlebte Abt Grégoire um 2 Tage. Er starb am 9. April 1790 in Lützel. Zwei Tage nach dem Tod seines Vorgängers wurde  Benoît Noblat als Abt eingesetzt. Er wurde am 28. April von Abt Ambros Glutz vom Kloster St. Urban geweiht.Am 15. Mai 1790 wurde ein Verzeichnis der beschlagnahmten Güter erstellt. Abt Benoît  konnte das Kloster eigentlich nur noch abwickeln. 1791 wurden die früheren Besitztümer des Klosters vom Staat verkauft. Das Kloster wurde im Herbst 1792 geschlossen und am 2. Oktober 1792 mussten der Abt und die letzte Mönche Kloster Lützel verlassen.

Damit endeten fast 670 Jahre  Geschichte einer der bedeutendsten Zisterzienserabteien im oberdeutschen Sprachraum.

Abt Benoît ging zunächst nach St. Urban, dann noch Koster Salem und zuletzt Courtavon zu seiner Familie. Dort starb er am 7. Dezember 1802. Auf dem dortigen Gemeindefriedhof ist er beigesetzt.

17 Feb. 2019

Kloster Herrenalb

 

Nach der Stiftungsurkunde wurde das Kloster 1148 gegründet. Die Urkunde liegt allerdings nur in einer wohl verfälschten  Abschrift aus dem Jahre 1270 vor. Stifter waren  Berthold III. von Eberstein und seine Gemahlin Uta, Gräfin von Sinsheim.

Die Stiftung erfolgte aus Dankbarkeit für die gesunde Rückkehr aus dem 2. Kreuzzug (1147-1149). Das neue Kloster wurde den Zisterziensern übergeben, die es von Kloster Neuburg (Novum Castrum) in Dauendorf in der Nähe von Haguenau aus besiedelten.

Der Neuburger Abt stand in seelsorgerlicher Beziehung zum Klostergründer

Der 1. Abt Herrenalbs Dieterich(1150) kam wie bei Klostergründungen der Zisterzienser damals üblich mit 12 Mönchen im Albtal an. Kurz vorher, 1138, war von Neuburg aus Maulbronn gegründet worden, das 1147 an einen geeigneteren Standort, dem heutigen, verlegt worden.

Über Kloster Lützel gehört Neuburg und damit Herrenalb der Filiation der Primarabtei Morimond an. Die Stiftung wurde mit Gütern im Albtal und um Ottersweier sowie dem Dorf Dobel ausgestattet. Der Stifter war kurz nach der Stiftung in den Grafenstand aufgestiegen. Die Abschrift der Stiftungsurkunde wurde von Graf Otto III., dem Enkel des Stifters veranlasst, der damit die Stiftung bestätigte. Otto war, als die Abschrift angefertigt wurde angeblich 100 Jahre alt und starb 1279. Er ist in Herrenalb bestattet.

Auch die nächsten drei Äbte, nämlich Ulrich (1147), Konrad und Matthäus kamen aus Neuburg.

Schon 1177, am 21. Dezember erhielt Herrenalb die erste päpstliche Bestätigung und zwar durch Papst Alexander III.(1159-1181).”Papst Alexander III. nimmt das Kloster Herrenalb mit genannten Besitzungen in seinen Schutz, und verleiht ihm weitere ausgedrückte Begünstigungen.” (WUB Bd.II, Nr.407, S.181-182)Bestätigt werden namentlich die Grangien in Rastatt, Ötigheim,Au am Rhein, Malsch, Scheibenhardt, Bretten, Eck, Moosbronn und Ubstadt.

Die erste kaiserliche Schutzbestätigung kam von Kaiser Heinrich VI. 1195 (1191-1197). “Kaiser Heinrich VI. nimmt das Kloster Herrenalb mit allen dessen Angehörigen und rechtmäßigen Besitzungen in seinen Schutz.” (WUB Bd. II, Nr. 493 S. 311)

Päpstliche Schutzurkunden wurden wieder am 24. August 1213 durch Papst Innozenz III. (1198-1216) (WUB Bd IV. Nr.86, S. 388-389)Der Nachfolger  Papst Honorius III. (1216-1217) stellt kurz danach eine weitere Schutzurkunde aus. (WUB Bd. III, Nr. 598 S. 57-60)

Auch Papst Clemens IV. (1265-1268)bestätigt am 30. April 1268 den päpstlichen Schutz für Herrenalb sowie “alle ihm von seinen Vorgängern sowie von Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen bewilligten Rechtsbegünstigungen und Befreiungen von weltlichen Abgaben.” (WUB BD. VI. N.2002, S.397)

Am 30. April 1274 bestätigt Papst Gregor X. (1271 – 1276) die Schenkung des Patronatsrechts für die Kirche von Merklingen durch den Edlen Ludwig von Liebenzell. Merklingen im Stroh- und Schlehengäu war zu einem weiteren Schwerpunkt der Besitzungen des Klosters Herrenalb geworden. 1296 war Merklingen der Mittelpunkt eines Klosteramts von Merklingen. Merklingen ist heute der  größte Stadteil von Weil der Stadt.1296 hatte Herrenalb das ganze Dorf Merklingen erworben und dort einen Klosteramtssitz errichtet. Die Verwaltung galt als mustergültig.  In Weil der Stadt hatte das Kloster auch einen Stadthof, der 1275 von König Rudolf von Bede, Steuer und allen Diensten befreite.(WUB Bd.VII, Nr.2545, S. 407-408)Am selben Tag stellt König Rudolf eine Urkunde für das Kloster aus, “König Rudolf nimmt das Kloster Herrenalb, nachdem er die seitherigen Prätendenten zum Verzicht auf das Vogtrecht über dasselbe bewogen hat, in seinen und des Reiches Schutz und erlaubt ihm, sich aus der Familie der Herren von Eberstein einen Schirmherrn zu erwählen”.(WUB Bd.VII, Nr.2544, S. 406-407). Die Familie von Eberstein hatte schon den Höhepunkt ihrer Bedeutung überschritten. Eine Teilung des Besitzes zwischen den Brüdern Berthold IV. und Otto I. verstärkten den Abstieg. Dazu kamen finanzielle Schwierigkeiten des Hauses. 1240 heiratete Kunigunde von Eberstein den Markgrafen Rudolf von Baden. Als ebersteinischer Miterbe erfüllte Kunigundes Gemahl also die Bedingung König Rudolfs als Schirmherr Herrenalbs. 1289 hatten  die Markgrafen von Baden die Vogtei von Herrenalb inne.

Am 18. April 1338 stellte Kaiser Ludwig der Bayer in Frankfurt folgende Urkunde aus “Ks. Ludwig befiehlt Graf Ulrich (III.) von Württemberg, seinem Landvogt, nachdem Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Herrenalb durch großen Unfrieden und wegen etlicher Herren, insbesonders wegen Markgraf Hermann (VIII.) von Baden, von denen sie bedrängt werden, in solche Not gekommen sind, daß sie in ihrem Kloster nicht bleiben und ihr Auskommen finden können, sich des Abts und des Konvents anzunehmen, ihr Schirmer zu sein und nicht zu gestatten, daß Markgraf Hermann noch jemand anders sich an ihren Gütern und Leuten vergreifen. Sollte sich der Graf ungehorsam zeigen, möge er wissen, daß er sich gegen den Kaiser vergehe. “( RI VII H.1 n. 287).

Zwar bestätigte Ludwig in einer am 2. Juni 1388 auch in Frankfurt ausgestellten Urkunde die Vogtfreiheit von Kloster Herrenalb ( RI VII H.1 n. 288). Aber die Schutzvogtei lag nun bei dem Grafen von Württemberg. Baden aber gab seine Ansprüche nie auf,

anerkannte aber 1344 die frei Wahl von Ludwigs Söhnen zu Schirmern Herrenalbs. Die ununterbrochene Oberherrschaft bis 1496 war damit eingeleitet.

Herrenalb hatte seinen Besitzschwerpunkt zunächst im Albtal. In der Ortenau hatte es Besitz in und um Ottersweier. In der Rheinebene hatte es auch um Malsch herum ausgedienten Besitz. Am Schwarzwaldrand bildete Langensteinbach einen Besitzschwerpunkt.

Das Dorf kam 1296 durch Kauf vom Markgrafen Friedrich von Baden in den Besitz von Kloster Herrenalb. (WUB Bd. X, Nr.4840, S. 479) Der Verkauf erfolgt im April. Am 21. Juli 1296  wurde in Urkunde Nr. 4868 (WUB Bd. X, S.504-505) beurkundet: “Graf Eberhard von Württemberg verzichtet zugunsten von Kloster Herrenalb auf alle Rechte an den Dörfern Langensteinbach, Ittersbach und Wolmarspach.” Das Kloster richtete in Langensteinbach eine Pflege ein. Von dieser Pflege aus wurden auch die heutigen Teilorte, Auerbach, Mutschelbach, Ittersbach und Spielberg mitverwaltet. Alle Teilorte des heutigen Karlsbad kamen etwa zur selben Zeit an Kloster Herrenalb.

Um 1330 erbauten dort Mönche die St. Barbarakapelle, die sich zu einem Wallfahrtsort der erst nach der Reformation an Bedeutung verlor. Begütert war Herrenalb im Kraichgau und in der Gegend von Bruchsal. In Vaihingen an der Enz hatte es einen Pfleghof und einen Fruchtkasten, in dem die Erträge seiner Besitzungen gelagert wurden. Als Abt regierte zu der Zeit Eberhard (1329-1334).

Das Kloster verfügte auch über eine Ziegelei, die sich im Bereich des heutigen Bahnhofs befand. Im Museum in Herrenalb werden die ältesten in Deutschland gefundenen datierten Ziegel ausgestellt.Sie stammen aus dem Jahr 1452.Großen Besitz hatte das Kloster auch im Kraichgau. Die Dörfer Ober-und Unterderdingen gehörten um 1200 zwei verschiedenen Herrschaften an. Ein Zinsgut wurde schon 1181 an das Kloster vergeben. In der Schutzurkunde von Papst Honorius III. 1216 wird auch schon Besitz in Derdingen erwähnt und in den Schutz einbezogen. 1252 kaufte das Kloster die Vogtei über Derdingen von dem Edlen Luitfried von Helmsheim. Außerdem konnte das Kloster fast den gesamten Derdinger Besitz des Werner von Sternenfels und seines Bruders Konrad kaufen, dazu das Patronatsrecht der Kirche von Derdingen. Im Januar 1256 erlaubt Papst Alexander IV., sich die Kirche von Derdingen einzuverleiben. Um seine Besitzungen in und um Derdingen zu verwalten, richtete das Kloster einen Pfleghof ein.

Schon 1308 wurde das “Steinhaus” errichtet, in dem die Abgaben der zinspflichtigen Bauern gelagert wurden. 1391 wurde der Verwaltungssitz des Klosters erbaut. Heute ist das das evangelische Gemeindehaus.1480 richtete das Kloster in seinem Pfleghof das klösterliche Stabsamt ein. In der Zehntscheune mussten die Bauern ihren Zehnten abliefern. Die Gemeinde baute die Zehntscheune dann zum Rathaus um, das 1985 fertiggestellt wurde. Auch in Pforzheim besaß das Kloster am Marktplatz ein 1336 urkundlich erwähntes Steinhaus.

Keltern betrieb das Kloster in Kürnbach und in Derdingen. Damals herrschte Kelterzwang. die Weingärtner mussten ihren Wein in der klostereigenen Kelter keltern, für das Kloster von doppeltem Nutzen. Einmal sicherte es Einnahmen und abgabepflichtige Bauern waren über das Keltergut einfach zu kontrollieren.

1450 gehörten 37 Dörfer zum Kloster und in 127 Ortschaften erzielte es Einnahmen aus Rechten und Gütern.

Über einen Pfleghof verfügte Herrenalb auch in Vaihingen an der Enz. Er steht in der Mühlstraße und von dort aus wurde Herrenalber Besitz in und um Vaihingen verwaltet. Getreide und Wein aus dem Großen Zehnt wurde im Fruchtkasten gesammelt und verwahrt.

Den wichtigsten Stadthof besaß Kloster Herrenalb in Speyer. Die verkehrsgünstige Lage am Rhein ermöglichte überregionalen Handel. Dies nutzten 16 Klöster für sich, die in der Reichsstadt ihre Stadthöfe hatten, davon 11, die dem Zisterzienserorden angehörten.

Allerdings musste der Herrenalber Konvent seinen Stadthof in Speyer 1446 verkaufen, was die angespannte finanzielle Lage des Klosters zeigt. Die Lage des Klosters wird auch durch ein Entschuldigungsschreiben von Abt Heinrich (1425-1449) aus dem Jahr 1429 an den Generalabt von Citeaux illustriert. (abgedruckt in R.Schmidt,Ein Brief des Abtes Heinrich von Herrenalb In: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum (1897) S. 105-108)Abt Heinrich entschuldigt sich, weil er nicht am jährlichen Generalkonvent teilnahmen kann und begründet dies, dass  “große und schwere Geschäfte, die seinem Kloster obliegen” zwingen in seinem Kloster anwesend zu sein. Zum einen ist es ein Schiedstermin in dem es um Streitigkeiten mit einem benachbarten Kloster geht (wohl Kloster Frauenalb) Zum andern lasten große Schulden auf dem Kloster und die Gefahr bestünde, dass Gläubiger seine Abwesenheit nutzen könnten, die Güter des Klosters in Besitz zu nehmen.

Herrenalb hat es nie geschafft, seine verstreuten Güter und Rechte zu konzentrieren und so eine wirtschaftlich starke Position zu erreichen.

Als Graf Eberhard im Barte 1496 starb, folgte sein Cousin Eberhard II. auf den württembergischen Thron. Mit diesem kam der Konvent von Herrenalb nicht gut zurecht und berief sich auf sein Recht auf freie Vogtwahl und stellte sich unter den Schutz des Markgrafen

Christoph von Baden. Graf Eberhard ging daraufhin sogar mit Waffengewalt gegen das Kloster vor. Er nahm auch die badischen Dörfer Malsch und Langensteinbach ein und plünderte Langensteinbach. Dem Kloster entstand ein Schaden von 5.000 Gulden. Dargestellt in “ Grund und Acten-mässige Information Worinnen das von dem Hochfürstlichen Haus Baaden-Baaden An das Hochfürstliche Haus Württemberg Vor mehr dann hundert Jahren so wohl judicialiter, als extrajudicialiter gestellte-  und von Zeit zu Zeit wiederolte Restitutions Gesuch die beede Klöster Herrenalb und reichenbach betreffend Eigentlich und jauptsächlich bestehe, mit angeführtem klaren Beweis, daß gedachtes Restitutions-Gesuch vollkommen fundirt und diese Sache lediglich ex jure communi zu dijudizieren sey. s.I. ca 1755 , Der Gewaltakt wird auf den Seiten 3 ff geschildert.

Vom Konvent ließ sich Abt Bartholomäus (1485-1509)eine Vollmacht erteilen und  erschien 1497 auf dem Reichstag in Worms.

Notarielle Vollmacht des Konvents für den Abt Bartholomäus, das Kloster Herrenalb gegen Herzog Eberhard von Württemberg, der ihn „kurz vergangner tagen mit etlicher macht seiner gnaden volke, zu der were zu Roß und auch zu fuße geruft, ein merklichen Schaden und gewalt mit hynnemmung entwerung unnd wüstung des Ihren“ zufügen lassen, auf dem von König Maximilian gesetzten Tag zu Worms zu vertreten” (Urkunde vom  29. März 1497 Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 489 U 63)

  Er beschwerte sich und berief sich erneut auf die freie Vogtwahl.

König Maximilian stellte dann folgende Urkunde aus: “Urtheilbrief des römischen Königs Maximilian I. zwischen Markgraf Christoph und Herzog Eberhard zu Würtemberg, daß jeder über die des Klosters Herrenalb Stück und Güter, die in eines jeden Land sich befänden, auf ihre Lebzeit hin Schirmer sein sollten / 28. September 1497” (Generallandesarchiv Karlsruhe {D 1042 Verweisung})Am Ende einigten sich die beiden Herrscher von Württemberg und Baden schließlich auf einen Vergleich.

“Herzog Eberhard von Württemberg und Markgraf Christoph von Baden vergleichen ihren Streit wegen der Schirmherrschaft über das Kloster Herrenalb dahin, dass ersterem dieses Recht zustehen und bleiben solle, mit Ausnahme der Dörfer: Malsch, Langensteinbach, Uttersburg, Dietenhausen, Auerbach, Spielberg, Stupfenreich halb, Loffenau, Neusatz, Rotensol, Bernbach und Göbrichen.”

1497 Mai 31 (Mittwoch nach St. Urbanstag) (Urkunde vom 31. Mai 1497 Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 489 U 64).

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erlebte das Herrenalber Scriptorium eine Blüte. Der aus Neibsheim stammende Kantor des Klosters, Johannes Zürn, fertigte mehrere Handschriften. Nur wenige sind erhalten. Sie zählen zu den wenigen, die heute überhaupt noch mit dem Kloster Herrenalb in Verbindung gebracht werden können. Eine ist das sogenannte Herrenalber Gebetbuch. Zürn schuf es für den Herrenalber Mönch Ludwig von Bruchsal, der in Merklingen das Klostermat verwaltete. Es wird heute in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin aufbewahrt. Die Badische Staatsbibliothek besitzt das “Breviarium cisterciense”, das auch von Johannes Zürn geschaffen worden ist.Es wird vermutet, dass diese Handschrift von Anfang an für die Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal vorgesehen war. Im Bestand der Lichtentaler sind noch weitere Handschiften aus Herrenalb vorhanden. 6 davon stammen ebenfalls von Zürn.

1525 hatte das Kloster schwer unter den Folgen des Bauernkrieges zu leiden. Im Fürstbistum Speyer brach der Aufstand am 20. April 1925 aus. Die Bauern aus dem Bruhrain, das ist die Gegend um Bruchsal, haben sich auf dem Letzenberg bei Malsch  versammelt.

Von dort zieht der “Bruhrainer Haufe “ ins Albtal, überfällt und plündert  die Klöster Frauenalb und Herrenalb. Die Stiftsdamen flüchten über die Berge nach Gernsbach, die Herrenalber Mönche in die Wälder. Abt Markus (1518-1527) läßt von dem Pforzheimer Stadtschreiber und Notar  Alexander Hug von Calw einen Bericht anfertigen, in dem das Geschehen im Kloster festgehalten ist. Der Schaden wird auf 30.000 Gulden geschätzt. (veröffentlicht in Weech Friedrich von: Die Aufhebung des Klosters Herrenalb durch Herzog Ulrich von Wirtemberg. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 33 (1880) Anhang Herrenalb im Bauernkrieg S. 358-361) Da Kloster wurde schwer beschädigt. Teile der Ausstattung, der Bibliothek und des Archivs gingen dabei verloren.

Der Speyrer Bischof Georg von der Pfalz ( 1513 bis 1529), der während des Aufstands in der Pfalz nach Heidelberg geflohen war, ritt am 29. April 1925 nach Herrenalb und verhandelte mit den Bauern. Für die Bauern sprach der Stadtschreiber von Bruchsal, für den Bischof Bernhard Göler von Ravensburg. Die Bauern anerkannten den Bischof als ihren Landesherren, dieser versprach ihnen, sie dürften nach Belieben Prediger annehmen. Ein idealisiertes Barockgemälde, das die Verhandlungen zeigt,hängt im Schloss Bruchsal.

Das Kloster erholte sich von den Folgen der Plünderung relativ rasch. Aber nur wenige Jahre kam das aus für das Kloster Herrenalb.

Herzog Ulrich von Württemberg (1487 – 1550) wurde bereits 1516 von Kaiser Maximilian mit der Reichsacht belegt und vom Schwäbischen Bund 1519 aus dem Land vertrieben. Nach dem Bauernkrieg versuchte Ulrich sein Land wieder zu gewinnen. Das gelang ihm aber noch nicht. Als er sich 1534 mit dem protestantischen Landgrafen Philipp I. verbündete,und dann in der Schlacht bei Lauffen am 13. Mai 1534 siegte, konnte er nach Württemberg zurückkehren. In Kaaden bei Eger wurden unter Vermittlung des Erzbischof von Mainz und Magdeburg Albrecht und Herzog Georg von Sachsen verhandelt und am 29. Juni 1534  der Friedensvertrag von Kaaden geschlossen. Herzog Ulrich und der säschsische Kurfürst mussten die umstrittene Wahl Ferdinands zum deutschen König anerkennen.Aber Ulrich erhielt den Besitz über Württemberg bestätigt und führte dann die Reformation in Württemberg ein.

Am 5. Juli 1535 kamen zwei Abgesandte von Herzog Ulrich, Edeljunker Hans Friedrich Thum und Meister Erhard Schnepf und verkündeten die neue Klosterordnung. Damit waren alle bisherigen Zeremonien abgeschafft. Der Konvent bat zwar, dass er bei allen Zeremonien und Ordensgebräuchen bleiben wolle. Das und auch eine Bedenkzeit von 4 Wochen wurde abgelehnt. Den Mönchen wurde ein Angebot gemacht, zu studieren, eine (evangelische)Pfarrei zu übernehmen oder zu Heiraten. Das Angebot war auch finanziell untermauert. Wenn ein Mönch heiratete, erhielt er 40 Gulden. Wollte  er studieren oder ein (evangelisches) Pfarramt antreten, standen ihm 50 Gulden zu. Allerdings gingen nur 7 Mönche von den insgesamt 23 Mönchen des Konvent darauf ein. 16 wollten im Kloster Herrenalb bleiben. Er ordnete auch eine Inventur der württembergischen Klöster an. Denn Herzog Ulrich brauchte Geld. Im Sommer 1534 war er mit Landgraf Philipp wegen der Kriegskosten in Streit geraten. Der Geldbedarf war zunächst die Hauptmotivation für die Aufhebung der Klöster. Erst später gewannen die religiösen Gründe Gewicht für dieses Vorgehen. Das zeigt sich auch in der Forderung vom 9. Juni 1535 an den Herrenalber Abt Lukas, den auf dem Landtag auferlegten Betrag von 20.000 Gulden in Gold für das Halbjahreseinkommen bis zum 4. Juli 1535 an die Rentkammer zu bezahlen. Seine Beamten wies er an, “alle aus dem Bereiche des Fürstentums hinweggeführten Barschaften, Kleinodien und Silbergeschirr wieder in ihr Kloster zurückzuführen”. (Edgar Fleig Die Aufhebung des Kloster Herrenalb in Freiburger Diözesanarchiv 47 (1919) S.53) Sie sollten aufgeschrieben und inventarisiert werden und in einem Behältnis verwahrt werden, zu dem der Abt, der Konvent und der Fürst je einen Schlüssel haben sollte. Gleiches galt für alle Titel, Briefe und andere schriftliche Urkunden. Abt und Würdenträger des Klosters sollten das Güterverzeichnis unterschreiben, die Wahrheit und Richtigkeit desselben auf Eid bestätigen und am Ende des Inventars ihr Siegel anbringen. In einem Schreiben vom 5. November 1934 an Abt Lukas erging das Verbot, mit Gütern oder Früchten ohne Wissen und Genehmigung des Fürsten eine Änderung vorzunehmen. Am 3. Dezember 1534 schlossen die Abgesandten Herzog Ulrichs die Inventarisierung ab. Das waren Reinhard von Sachsenheim, Kosmas Wolflin aus Cannstatt der Vogt von Gröningen Philipp Volland und der Vogt von Bietigheim  Sebastian Hornmolt. Sie berichteten, dass Abt und Konvent sich gegenüber der Inventarisierung “gutwillig gezeigt hätten” (Fleig S.55) Den Eid aber verweigerten Abt und Konvent. Auch erhob der Abt Bedenken gegen die Einschließung der Barschaft, des Silbergeschirrs und namentlich der Briefe , da dies für eine geordnete Haushalts hinderlich sei.

Am 23. Oktober des darauffolgenden Jahres erschienen die Abgeordneten Ulrichs  Reinhard von Sachsenheim und Philipp Volland  wieder in Herrenalb mit einem Beglaubigungsschreiben des Fürsten. Sie erklärten, den mündlichen Befehl des Fürsten zu haben,dass alles im Klosterbesitz, das im Dezember 1934 aufgenommen worden war, in die Rentkammer nach Stuttgart zu führen sei. Außerdem teilten sie dem Konvent mit, dass der Fürst beabsichtige, alle Klosterinsassen auf Klosterfuhrwerken in spätestens 14 Tagen an einen Ort zu bringen, der noch mitgeteilt würde. Der Konvent bat inständig, dass  man ihm wenigstens die Briefe lassen solle und die Mönche im Klöster verbleiben könnten. aus eigener Vollmacht konnten die Abgeordneten keine Zustimmung geben, empfahlen aber eine Bittschrift an den Fürsten zu verfassen, bei deren Aufsetzung sie mithalfen. Am 28. Oktober 1535 kamen wieder Beauftragte des Fürsten unter ihnen Ambrosius Blarer, den Herzog Ulrich mit der Durchführung der Reformation in Württemberg beauftragt hatte.

Insgesamt kamen etwa 30 Berittene und etwa 70-80 Mann Fußvolk, alle ausgerüstet mit Hellebarden und Büchsen . Der Konvent musste sich versammeln. Es wurde nochmals befohlen, den Besitz des Klosters nach Stuttgart zu überführen. Der Abt verwies zwar auf die Rechte der Schirmherren, der Markgrafen von Baden und der Grafen von Eberstein. Auch erinnerte er an die päpstlichen und kaiserlichen Schutzbriefe, beugte sich aber schließlich der Gewalt und lieferte die Schlüssel aus. Auch die Glocken waren beschlagnahmt und im Verlauf des Jahres 1536entfernt worden. Den Taglohn für die Abnahme der Glocken musste das Kloster bezahlen. Auch die kosten für die Überführung der beschlagnahmten Güter musste das Kloster tragen. Für Anfang 1536 ordnete Herzog Ulrich eine 2. Inventarisierung an. Sie sollte dem inzwischen ernannten Mitverwalter einen Einblick in Besitz und Verwaltung des Klosters verschaffen. Zum 1. Februar 1536 war dem Kloster sie Selbstständigkeit genommen und der gesamte Besitz in die Hand des Herzogs gegeben worden. Auf die Nachricht der 2. Inventarisierung hatte Graf Wilhelm von Eberstein für das herrenalbische Dorf Langensteinbach “die Früchte verboten”, was wohl do zu verstehen ist, eine Verkaufssperre verhängt, um ein Eingreifen des württembergischen Herzogs zu verhindern. Am 11. Mai 1536 verließen die letzten Mönche Herrenalb. Abt Lukas wurde 1538 unter recht fadenscheinigen Begründung ein Prozess gemacht. Das reichte wohl nicht zur Verurteilung. Vor dem 6. April1540 wurde er

beschuldigt, 30.000 Gulden unterschlagen zu haben und ins Gefängnis geworfen (Crusius Annalaes Sueviae, Pars II Lib-X Cap 8) Dort starb er am 11. September 1546.

Unter Herzog Christoph wurde in Herrenalb ebenfalls eine Klosterschule eingerichtet, die aber 1595 schon wieder geschlossen wurde.

Nach dem Restitutionsedikt 6. März 1629 von Kaiser Ferdinand II. versuchte der Abt von Salem nochmals Mönche in Herrenalb anzusiedeln, allerdings ohne Erfolg. Das Kloster wurde im eiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden schwer beschädigt. 1649 wurde das Kloster endgültig aufgelöst.

28 Dez. 2018

Prämonstratenserabtei Weissenau

 

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Gebizo von Ravensburg, der sich selbst all Ministerial Herzogs Welf bezeichnet und Burgvogt auf Neuravensburg war, stiftet in der kleinen Hube Au in der Schusseniederung Au ein Kloster. Sein Vater war Hermann der Reiche und seine Schwester Luitgard. Das Kloster wurde auch Minderau genannt, zur Unterscheidung des Klosters in der Au bei Bregenz Mehrerau. Da die Prämonstratenser ein weißes Ordensgewand trugen, bürgerte sich bald der Name Weissenau ein. Der Stiftungskonvent kam aus Rot an der Rot. Das von einem Propst geleitet Stift war ein Doppelkloster. Zwar starb der Stifter schon 1153 als noch nicht die gesamte vorgesehene Ausstattung übertragen war. Er war bei Streitigkeiten der Marktleute auf dem Markt von Ravensburg von einem Bauern erstochen, als er schlichten wollte. Der 1. Propst war Hermann I.Unter ihm begann man 1156 mit dem Bau der Klosteranlage und am 12. September  1172 konnte die Kirche St. Maria und Peter vom Konstanzer Bischof Otto II. (1165-1174) geweiht werden.Der von Weisenau abhängige Frauenkonvent wurde in Maisental errichtet und blieb dort bis ins 14. Jahrhundert bestehen. Maisental entstand rund 500 m vom ursprünglichen Doppelkloster entfernt. Seine Kirche konnte früher fertig gestellt werden und wurde wurde am 7. November 1166 Maria und Nikolaus geweiht. Auch das Männerkloster entwickelte sich rasch. Am 1. November 1164 stellte Friedrich I. eine Urkunde für das Kloster aus. “ Kaiser Friedrich (I.) nimmt das Kloster Weißenau mit genannten Besitzungen in seinen unmittelbaren und ausschließlichen Schutz und verleiht demselben einige weitere ausgedrückte Begünstigungen.” (WUB Band II., Nr. 383, Seite 147-148)

Das Kloster wuchs rasch weiter und konnte schon 1183 den Gründungskonvent für Schussenried abgeben. Um 1200 zählte es 24 Chorherren und 60 Laienbrüder. Am 31. März 1219 stellte Papst Honorius III. (1216-1227) eine Urkunde für das Stift aus.

“Papst Honorius III. nimmt das Kloster Weißenau in seinen Schutz, bestätigt seine Einrichtungen und Besitzungen, darunter eine Reihe namentlich bezeichneter, und verleiht ihm verschiedene ausgedrückte Begünstigungen.”  (WUB 143 Band III., Nr. 614, Seite 77-80)Unter Besitzungen ist ein Weinberg und ein Haus in Überlingen angeführt. Ob das bereits ein Stadthof ist, lässt sich aus der Papsturkunde nicht ersehen. Die Papsturkunde von 1262 listet auch Häuser in Buchhorn und Lindau auf. In diesen drei Reichsstädten hatte Weissenau jeweils einen Stadthof über die das Kloster seine landwirtschaftlichen Überschüsse absetzte, die auf selbst bewirtschafteten Grangien erzielt wurden (WUB 52 Band VI., Nr. 1650, Seite 50-52).

Der Prämonstratenserorden war immer enger als andere Orden mit seiner jeweiligen Diözese verbunden, was auch mit seiner Eigenart als Priesterorden erklärt wird. Auch die Zugeständnisse an Bischöfe waren eine Eigenart der Prämonstratenser. In den Conseutudines, die 1236 zum wiederholten male revidiert wurden, wurden den Bischöfen große Rechte in den inneren Angelegenheiten des Ordens eingeräumt. Auch in Bezug auf die Filiationen war die Einflussnahme der Bischöfe sehr ausgeprägt.

Das zeigte sich zum Beispiel bei der Zuweisung von Rüti. 1230 erhielt es das Prämonstratenserstift Rüti am Zürcher See als Tochter zugewiesen. Rüti wurde vom Stift Churwalden getrennt und der Konstanze Bischof Konrad von Tegerfelden (1209-1233) wies es dem Kloster Weissenau als Tochter zu. Rüti war von Liutuld von Regensberg gestiftet worden. die Regensberger sind ein bedeutendes Schweizer Adelsgeschlecht und sie bedachten das Kloster mit großzügigen Spenden. Schon als es Weissenau zugewiesen wurde, war es ein sehr wohlhabendes Kloster.

1257 wurde Weissenau vom Generalkapitel zur Abtei erhoben, was auch auf die wirtschaftliche Stärke der bisherigen Propste schließen lässt. Heinrich I. wurde der erste Weissenauer Abt (1257-1266).Mitte des 13. Jahrhunderts war Weissenau eines der reichsten Klöster Schwabens geworden. Das Stift hatte als Mitgift eintretender Männer und Frauen zahlreiche Besitzungen erhalten.Der Wohlstand des Klosters lässt sich auch am Kreuzzugszehnten von 1275  ablesen. Demnach musste in Zehnt auf die Einnahmen nach Selbsteinschätzung gezahlt werden, das waren bei Weissenau 16 Mark Silber. Abgedruckt im Liber decimationis cleri Constanciensispto papa de anno 1275, Freiburger Diözesanarchiv, Bd 1-2 Freiburg 1865, S. 131.  Nach der Blüte in der Stauferzeit setzte mit dem Interregnum ein wirtschaftlicher Niedergang ein, verschärft durch Raub und Plünderungen und Zerstörungen. Der Mangel an Bargeld zwang ab 1266 das Kloster zum Verkauf zahlreicher Lehensgüter und der Aufgabe mehrerer Eigenbetriebe. Als mit Rudolf von Habsburg wieder ein König auftrat, wurde mit dem Eingreifen des Königs gegen den schwäbischen Adel der Talfahrt ein Ende gesetzt. 1283 schenkte Rudolf dem Stift eine Heilig Blut Reliquie, was die wirtschaftliche Lage weiter verbesserte. “schenkt (anno 1283) dem sehr verarmten Kloster Weissenau bei Ravensburg auf bitten des abtes pretiosissimum suum Argentinae acceptum thesaurum sanctissimum Christi Jesu cruorem in pulcro clinodio cum appensis annulis candidis candidissimis patriarchae Norberti” (RI VI, n.1757 a)Der Abt, der sich das Geschenk von Kaiser Rudolf erbat, war Heinrich von Ankenreute (1279-1284) Das Kloster wurde zum Wallfahrtsort. Es konnte einen Teil der verlorengegangenen Besitzungen zurückgewinnen, die alte Wirtschaftskraft aber nicht mehr erreichen, zumal der Rückgang der Laienbrüder das Kloster zur Verleihung der Gutshöfe an Bauern zwang.

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Die Verleihung war 1335 abgeschlossen. Die Eigenwirtschaft wurde bis 1803 nur in unmittelbarer Umgebung des Klosters beibehalten.Nun wurde auch in Weissenau ein neuer Schwerpunkt gesetzt, nämlich die Seelsorge. Damit vollzog Weissenau aber nur eine Entwicklung, in der sich der Prämonstartenserorden seit seinen Anfängen befand. Chorherren waren primär Geistliche. Sie empfingen geistliche Weihen, waren aber eben auch zum Dienst in der Gemeinde bestimmt. Sie lebten zwar in einer klösterlichen Gemeinschaft zusammen, wirkten aber in Offenheit zur gesamten Gemeinde und damit zur Welt hin.

1286 beauftragte Kaiser Rudolf “die brüder Ulrich und Marquard von Schellenberg, die güter welche das von ihm in schutz genommene kloster Weissenau in Isenbach und Manzell besitzt, vor gewaltthätigen angriffen zu schützen. “ RI VI, 1 N.2033)

Am 12. März 1373 kaufte das Kloster Weissenau den Kirchensatz in Ummendorf, Besitzungen in Rottum und Ehrensberg sowie den Burgstall in Ummendorf “mit all seiner Zugehördt” von Ulrich von Schellenberg für 2500 Pfund Heller. 1376 wurde die Pfarrei Ummendorf durch eine Bulle Papst Gregors XI.dem Kloster Weissenau inkorporiert. Das Kloster stockte nun seinen Besitz in Ummendorf auf und kaufte einen Hof um den anderen. Zuletzt erwarb es 1440 ebenfalls um für 2500 Pfund auch die Höfe und Güter der Herren von Essendorf. Jetzt ist praktisch ganz Ummendorf im Besitz von Weissenau.

1488 kam es im Klostergebiet von Weissenau zu ersten lokalen Unruhen.Ein Vertrag zwischen Abt Johannes (1483-1495)und Bauern wurde geschlossen. Es ging um die Rechtsform der Güter, um das Erbrecht der Bauern und ihre Verlassenschaft, das sind alle Rechte und Verbindlichkeiten des Verstorbenen,  die im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf den Erben übergehen und schließlich um die persönliche Rechtsstellung, also Leibeigenschaft. Die Vertragspartei der Bauern waren in Weissenau “des Gottshaus aigenen Leuthen, Mannen, Frawen, Knaben und Töchtern, allen gemainlich die denne unnß unndt unserem Gottshaus mit aigenschafft zugehören” (zitiert bei Peter Blickle, Grundherschaft und Agrarverfassungsvertrag, als pdf unter

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/vuf/article/viewFile/16421/10268 Seite 245)

  In Weissenau wurde der einzige von 15 Verträgen zwischen Herrschaft und Bauernschaft ohne Vermittlung Dritter geschlossen. Der Vertrag zeigte, dass das Kloster im Zugzwang war. Die Städte waren durch die Bevölkerungsverluste durch die Pest für die Landbevölkerung attraktiv geworden und der Wegzug der Bauern war mit dem Verlust der wirtschaftlichen Grundlage der Herrschaft verbunden. Wegzugsverbot bzw. das Verbot der Unterstellung unter eine fremde Herrschaft ebenso wie die Bestrafung “ungenoßsamer Ehen” sollten das Problem für die Herrschaften mildern.

Am Vorabend des Bauernkrieges fühlten sich die Untertanen unter der Klosterherrschaft durchaus wohl, vor allem wenn sie ihre Situation mit den benachbarten Gebieten verglichen. Ihre Güter wurden als Fallehen vom Kloster auf Lebenszeit verliehen.

In der Herrschaft Salem wurden sie als Handlehen jeweils nur für ein Jahr vergeben. Allerdings gab es eine Reihe von Veränderungen, die in der Gesamtheit schließlich zum Großen Bauernkrieg führten. Nach der Pestwelle nahm das Bevölkerungswachstum wieder stark zu. Die daraus resultierende Landknappheit führte dazu, dass immer mehr Menschen von den Erträgen eines Hofes leben mussten. Grundherren erhöhten die Abgaben, was die Lasten ebenfalls steigerten. Im Jahre 1489 kam die “Große Teuerung”. Die Getreidepreise explodierten geradezu und stiegen zum Teil um das Fünffache. Ein anderer Faktor war die Reformation. Die Bibel war zum Maßstab für Glaube und Kirche gemacht worden. Am “göttlichen Recht” sollten nun die konkreten Lebensumstände der Menschen gemessen werden. Gegen 1500 gab es in Süddeutschland immer mehr Konflikte. Im Allgäu gab es Probleme der Kemptener Bauern mit dem Abt. Am Oberrhein waren es die Bundschuhverschwörungen. Schwierigkeiten gab es auch im Herrschaftsbereich von Kloster Salem, wo sich Gemeinden z. B. Bermatingen gegen die Ausweitung und Intensivierung herrschaftlicher Rechte wehrten. 1514 war es der “Arme Konrad”  im Herzogtum Württemberg um Schorndorf. Im Zuge der Reformation kam es ab 1524 immer mehr zu Zehntverweigerungen. Mitte Februar 1524 befand sich bereits das ganze Allgäu im Aufstand. Auch in Oberschwaben breiteten sich die Unruhen aus. Begünstigt wurde das durch die militärische Schwäche der Herrschaften. Das kaiserliche Heer kämpfte in Italien gegen den französischen König und ein zweites Heer in Oberdeutschland konnte so schnell nicht aufgestellt werden. Die Niederlage der Franzosen bei Pavia am 24. Februar ermöglichte dann im Frühjahr die Rückkehr der dort gebunden Kräfte, die
sofort gegen die Bauern eingesetzt wurden. Schon im Januar und Februar bereiteten sich die Herrschaften in Oberschwaben auf einen Aufstand vor. Die Reichsstadt Ravensburg überprüfte ihre Geschütze und sammelte Proviant. Die Klöster Weingarten und Weissenau brachten ihre Wertsachen und Urkunden nach  Ravensburg, weil sie dort sicherer waren. Binnen kurzer Zeit schlossen sich  die Untertanen der Klöster Weissenau und Weingarten, der Reichsstadt Ravensburg und der österreichischen Landvogtei zusammen und bildeten einen eigenen großen Abteilungshaufen im Seehaufen.

In der Herrschaft des Klosters Weissenau lebte Stefan Rahl, Pächter auf dem Hof Herbisreute. Er war einer der vermögendsten  Untertanen Weissenaus und wohl auch ein  sehr guter Redner. Er wurde zum Anführer der Bauern aus dem Weissenauer Klostergebiet. Er zog  mit seinem Bauernhaufen vor das Kloster und forderte den Abt Jacob Murer (1523-1533) auf, sich der Reformation anzuschließen. Das Kloster wurde geplündert und zerstört, was Murer in seiner illustrierten Chronik des Bauernkriegs eindringlich schilderte. Die Mönche hatten sich nach ravensburg geflüchtet. Über Rahl schrieb Murer “Was er redete gefiel den Bauern, hielten ihn für einen Herrgott” 

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Kurz nach der Plünderung Weissenaus wurde in Weingarten zwischen den aufständischen Bauern “der Weingartener Vertrag” zwischen dem Heerführer des Schwäbischen Bundes Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil und den Hauptleuten des Seehaufens geschlossen wurde.Dieser Vertrag machte dem “Bauernjörg” den Rücken frei. Er konnte sein Heer aufstocken und dann gegen die anderen Bauernhaufen ziehen und diese nacheinander besiegen. Stefan Rahl überlebte den Bauernkrieg. Allerdings wurde sein Hof an Ostern 1525 niedergebrannt. Dabei kam eines seiner Kinder ums Leben.

Die oberschwäbischen Reichsstädte waren mittlerweile evangelisch geworden, Ravensburg als eine der letzten erst 1545. Zur politischen Absicherung schloss sich die Stadt 1546 dem schmalkaldischen Bund an. Im Juni 1546 eröffnete Kaiser Karl den Krieg gegen den evangelischen Städte. In Oberschwaben waren die Truppen des Schmalkaldischen Bundes zunächst sehr erfolgreich. Neben Kempten und Ottobeuren besetzten sie die Klöster Gutenzell, Heggbach, Weingarten und Weißenau. Diese beiden Klöster wurden Ravensburg unterstellt. die Reichsstadt sollte dort die neue Lehre einführen. Weissenau sollte 4000 Gulden Schatzung zahlen. Das Kriegsglück wendete sich allerdings sehr rasch. Die sächsischen und hessischen Truppen zogen sich nach Norddeutschland zurück, den oberschwäbischen Reichsstädten ging das Geld zum Krieg führen aus und so mussten sie alle dem Kaiser huldigen. Ravensburg hatte alle Weingarten und Weißenau zustehenden Pfarrkirchen mit allen Rechten und Besitzungen zurückzugeben.  Nach dem Sieg bei Mühlburg im April 1547  entzog der Kaiser den Reichsstädten die Schirmvogtei über die Reichsklöster, so Ravensburg für Weissenau übereignete sie Österreich.

1554 verkauft das Kloster unter Abt Andreas Rietmann (1554-1557) seine Ummendorfer Besitzungen an den Königlichen Rat und Augsburger Patrizier Matthias Manlich für 42.500 Gulden. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 2  Millionen Euro. Anlässlich des Verkaufs wird  ein genaues  Urbar-Register über Ummendorf anno 1554  erstellt. Es enthält auch eine Aufzählung der zur Herrschaft Ummendorf gehörenden Leibeigenen. Die Urkunde wurde am 20. Juni 1554 erstellt. Für den Verkauf gab es sicher zwei Gründe. Zum einen waren die Plünderungen unter Ludwig dem Bayern noch nicht allzu weit zurück. Die Folgen des Bauernkriegs mit  Plünderung und Zerstörung waren nach kaum 30 Jahren wohl noch kaum bewältigt.  Mit dem im Kupferhandel reich gewordenen Kaufmann Matthias Manlich stand auch ein sehr finanzkräftiger Interessent zur Verfügung.

1596 erhielt  Abt Christian Hablitzel(1595–1599) von Papst Clemens VIII. das Recht, bei der Liturgie eine Mitra zu tragen

Die Reichsstandschaft der Abtei ist seit dem 15. Jahrhundert gesichert. In den Reichsmatrikeln von 1521 wurde Weissenau mit 2 Pferden, 20 Fußsoldaten und dem Betrag von120 Gulden geführt. Das war der Beitrag zur Romzugshilfe.

Johann Christoph I. Härtlin 1616–1654 regierte die Abtei während des gesamten 30-Jährigen Krieges. Lange vor die Kampfhandlungen nach 1630 Oberschwaben erreichten, machte sich der Krieg bemerkbar. Einquartierungen, aber auch Kontributionen, die  die kleineren Herrschaften zahlen mussten, waren spürbar. Schwierig wurde die Lage aber erst, als die Schweden 1630 in den Krieg eingriffen und dann auch nach Süddeutschland vorrückten. 1632 saßen die Schweden in Ulm und forderten von dort aus Monatssteuern auch von Kloster Weissenau. Der Abt hatte sich nach Münsterlingen geflüchtet. Der Konvent flüchtete insgesamt 4 mal. Abt Johann Christoph kehrte im Oktober 1633 nach Weissenau zurück.Härter traf es Klosterdörfer. 1634 zündeten die Schweden Manzell an und bis auf die Kirche brannte das ganze Dorf ab. Der Abzug der Schweden nach der Schlacht von Nördlingen schaffte Oberschwaben nun etwas Ruhe. Allerdings war die Pest ausgebrochen und die beiden folgenden Jahre waren die schlimmsten des Krieges. So starben z.B. in Ravensburg täglich mehr als 40 Menschen. 1648 wurde schließlich nach dreißig Jahren Krieg der “Westfälische Friede” zu Münster und Osnabrück geschlossen.

Schon währende des Krieges hatte Abt Johann Christoph Herdtlin von 1628-31anstelle des  mittelalterlichen Altarhauses einen neuen Langchor erstellenlassen. Als Baumeister war der in Eichstätt ansässige Misoxer Baumeister Martin Barbieri (1583–1633)

1654 verstarb Abt Johann Christoph, der die Abtei während des gesamten Krieges regiert hatte. 6-7mal war das Kloster geplündert worden.Sein Nachfolger wurde Abt Bartholomäus Eberlin (1654–1681). Vorräte gab es im Kloster keine mehr. Bargeld war praktisch keines mehr vorhanden, dafür eine Schuldenlast von 70.000 Gulden. Das Schwäbische Reichsprälatenkollegium, dessen Direktor der Vorgänger von Abt Bartholomäus 34 Jahre lang war, schuldete der Abtei zwar 1700 Gulden. aber da auch die Kassen des Kollegiums leer waren, erhielt der neue Abt nicht mal 600 Gulden. als erum eine schriftliche Bwestätigung der Armut und Zahlungsunfähigkeit des Konvents erbat, erhielt er diese nicht. Die schwäbische Landvogtei stellte ihm dies aus. Damit ging er nach Innsbruck. Von der dortigen Hofkanzlei bekam er immerhin die Zinsen auf ein Kapital von 5000 Goldgulden, die das Haus Habsburg dem Stift schuldete. Er reiste dann weiter nach Wien. Dort wurden die Rückstände auf die Reichsmatrikelsteuer, die sich immerhin auf 7000 Gulden beliefen erlassen. Außerdem wurde der Beitrag von 80 Gulden auf 20 ermäßigt. 1654 bestätigte Kaiser Ferdinand auch sämtliche Privilegien, die seine Vorgänger dem Stift erteilt hatten. 1657 konnte Abt Bartholmäus Streitigkeiten mit dem Fürstbischof von Konstanz beilegen, die über Jahre hinweg vieler dem Stift inkorporierten Pfarreien bestanden hatten. Es gab auch langwierige Streitigkeiten mit einem Konventualen Pater Wilhelm Kayser, der bei der Abtwahl von Bartholomäus unterlegen war. Erst der damalige päpstliche Legat in der Schweiz Kardinal Friedrich Borromeo entschied den Streit zugunsten von Abt Bartholomäus. Positiver Nebeneffekt dieser unschönen Angelegenheit. der Sekretär von Friedrich Borromeo, Dr. Felix Paradiso schenkte 1665 dem Stift die Reliquien des Saturnius, was der Wallfahrt weitere Impulse gab. Die Reunionspoltik Ludwigs XIV. sorgte dafür, dass die Zeiten nicht ruhig blieben. Es gab immer wieder Einquartierungen und hohe Kontributionen, die sich für Weissenau auf 22867 Gulden beliefen (Zahlen nach Wilhelm Fox: Zur Geschichte der Reichsabtei Weißenau, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 43. Jg. 1914, S. 25–37 ) Abt Bartholomäus verstarb 1681 nach 26 Regierungsjahren in seinem 75. Lebensjahr. Er konnte die Schuldenlast des Stiftes um 47000 Gulden mindern. Sein Nachfolger wurde Norbert Schaller 1681–1684, der schon vor seiner Wahl ein enger Mitarbeiter von Abt Bartholomäus war. Auf einer Reise mit ihm nach Roggenburg hatte er 1670 einen Schlaganfall erlitten, der zwar nicht lebensbedrohend war, aber ihn doch beeinträchtigte. So dauerte seine Regierungszeit auch nur drei Jahre, nach denen er resignierte. Seine kurze Amtszeit war hauptsächlich durch Streitereien mit der Landvogtei geprägt, die inzwischen auf das Haus Habsburg übergegangen war. Mit Verweis auf alte kaiserliche und päpstliche Privilegien konnte das Stift schließlich seine Stellung wahren. Michael II. Musacker (1684–1696) wurde am 18. November 1684 zum neuen Abt gewählt und auch hier versuchte die Landvogtei wieder in die Wahl einzugreifen und erklärte diese für ungültig, wurde aber abgewiesen. Kurz nach Beginn seiner Regierungszeit brannte in Grünkraut, die Kirche, der Pfarrhof und das Mesnerhaus vollständig ab. Schon 50 Jahre vorher hatten die Schweden die Kirche in Schutt und Asche gelegt. Die Wiederherstellung kostete das Stift 3378 Gulden, eine große Summe bei noch immer angespannter Finanzlage. Als Mitglied der Reichsstände reiste Abt Michael 1689 nach Augsburg zur Wahl und Krönungsfeier zum deutschen König von Josef I. dem Sohn Leopolds I. Er begleite dann Leopold auf dessen Einladung nach Wien und blieb dort sechs Jahre bis zur Erledigung der Streitsache mit der schwäbischen Landvogtei. Die Amtsgeschäfte führte in dieser Zeit sein Prior Gottfried Schütz. Im Jahr 1696 wurde Abt Michael von einer Krankheit befallen und starb am 15. Juni 1696.

Johann Christoph II. Korros (1696–1708) gewählt. Abt Johann Christoph überließ es seinem Prior Gottfried Schütz, den immer noch schwelenden Rechtshandel weiter zu führen. Aber brachte ihn auch nicht zu ende zumal er 1704 in Wien verstarb. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) brachte wieder Truppendurchzüge und Winterquartiere für das Stift. Die Kriegskosten beliefen sich für Weissenau auf 4000 Gulden. Der Weissenauer Abt erwies sich als nicht sonderlich mutig und floh nach Überlingen, während der Schussenrieder Abt Tiberius Mangold (1683–1710) sich in Weissenau sicher genug fühlte. 1704 resignierte Abt Johann Christoph nach einer für sein Stift nicht allzu glücklichen Regierungszeit. Er war noch 4 Jahre als Pfarrer und ausgezeichneter Prediger in Eschach tätig, wo er nach schmerzhafter Krankheit verstarb.

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Sein Nachfolger wurde der 1673 in Wangen geborene Leopold Mauch. Er war der Sohn von Georg Heinrich Mauch und der Anna Stüblin und ist in Wangen geboren. Er trat Prämonstratenserabtei  Weissenau ein und legte dort 1691 seine Profess ab. Er studierte in Dillingen und wurde 1697 zum Priester geweiht. Am 17. Juli 1704 wurde er zum Abt von Weissenau gewählt. Seine Karriere im Orden ging weiter. Von 1708 bis 1721 war er Generalvikar und Visitator der Zirkarie Schwaben der   vom 16. bis zum 18. Jahrhundert folgende Abteien angehörten: Allerheiligen im Schwarzwald, Bellelay (ehemals Zirkarie Burgund), Obermarchtal, Roggenburg, Schussenried, Ursberg, Weissenau. 1707 überzeugte er seinen Konvent von einem Neubau der Klosteranlage, mit der Franz Beer II von der Auer Zunft beauftragt wird. In nur drei Jahren von 1708-1711 wurden die mittelalterlichen zweigeschossigen Konventbauten südlich der Kirche durch die barocken, dreigeschossigen Ost und Südflügel. In seiner Eigenschaft als Visitator des Klosters Bellelay lernte er auch die Stiftskirche kennen, ein Bau auch  von Franz Beer, der 1714 eingeweiht wurde. 1717 gab er die neue Stiftskirche in Weissenau in Auftrag und opferte dafür auch den erst 1623 erneuerten Turm und die mittelalterliche Basilika für die größere neue Kirche. Sein schlechter Gesundheitszustand zwang ihn anfangs 1722 zur Resignation. Im Mai 1722 starb er mit nur 49 Jahren.Kirche und Westflügel sind bis dahin stuckiert und freskiert. Ein Chorneubau war noch von Abt Leopold geplant worden. Neben seiner Tätigkeit als Bauabt belebte er die Heilig-Blut-Verehrung in Weissenau neu. Er gründete eine Fünf-Wunden-Bruderschaft, eine Gebetsverbrüderung, die im Spätmittelalter in Mitteleuropa aufkam. Die Heilig Blut Reliquie ließ er neu fassen und einen Herz-Jesu-Rubin anbringen.

Abt Michael III. Helmling wurde am 2. Januar 1722 gewählt, war aber nur knapp zwei Jahre im Amt. Nach 21 Monaten erlag er einem Schlaganfall.Er schloss mit Wessobrunner Franz Schmuzer (1676–1741) Stukkateur einen neuen Vertrag ab, der schon ab 1719 die Stukkaturen in Weissenau erstellte und dies dann bis 1723 fertigstellte. Auf Abt Michael folgte Anton I. Unold (1724–1765). Er wurde am 8. August 1697 Anton Unold als Sohn des Conrad Unold, Papiermüller in der Höll bei Wolfegg, geboren. Er legte 1713 in Weissenau seine Profess ab. 1721 wurde er zum Priester geweiht und nur drei Jahre später wurde  er mit erst 27 Jahren zum Abt gewählt. Man erwartete nun, dass er den Neubau der Kirche mit dem Chorneubau weiterführte. Er setzte zwar die Ausstattung des Langhauses mit Altären fort, aber dann kümmert er sich erst um die um die Neubauten der Wirtschaftsgebäude im Norden und Westen. Er fand zwar, dass der alte Chor der Stiftskirche disproportioniert sei, aber da er sonst keine Fehler aufweise, sah er keinen Grund für den noch von Franz Beer geplanten Neubau, obwohl der Konvent für einen Neubau war. Damit wurde Abt Anton zum Ausnahmefall in der Barockzeit, denn sonst stellte sich der Konvent immer gegen das Bauvorhaben der Äbte. Dieser Pragmatismus scheint der Leitfaden der Regierung von Abt Anton gewesen zu sein. Dabei war er sicher barocker Lebensfreude nicht abgeneigt, wie sein Porträt, das 1757 gemalt wurde, nahelegt. Als Bauabt war er trotzdem nicht untätig. Er erbaute Gornhofen (1728/46), Taldorf (1746/53), Oberzell (1749|50) und Obereschach (1751/54) neue Pfarrkirchen. Außerdem lies er das Lustschlösschen Rahlen erbauen und terrassierte barocke Gartenanlagen errichten. Der St. Gallener Bibliothekar Nepomuk Hauntinger, der weit herumgekommen war, bezeichnete sie als “Nymphenburg im Kleinen“.  Der fürstlich fürstenbergischer Hofpalier in Meßkirch Franz Singer fertigte die Pläne für das Schlösschen, den Sommersitz der Weissenauer Äbte, ebenso wie für das barocke Torhaus. Er arrondierte das Herrschaftsgebiet von Weissenau. 1761 erhielt der die hohe Gerichtsbarkeit für 40 Jahre als Lehen von Österreich. Abt Anton verstarb am 21. April 1765 im Alter von 68 Jahren.

Der 38. Abt Kloster Weissenaus war Ambrosius John (1765–1773). Er wurde 1714 in Waldsee geboren. Seine Profess legte er 1733 in Weissenau ab. 1765 wurde er zum Abt gewählt. Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit fand das für ihn wohl bedeutendste Ereignis statt, nämlich die 100-Jahrfeier der Translation der Reliquien des Saturnius, die unter großer Beteiligung der oberschwäbischen Bevölkerung gefeiert wurde. Auch die Äbte von Rot, Schussenried, Marchtal und Bellelay waren anwesend. Abt Ambrosius verstarb am 26. November 1773 nach achtjähriger Regierungszeit.

Sein Nachfolger wurde Anton II. Unold. Er stammte aus Wolfegg und wurde1736 geboren. Er war ein Neffe von Abt Anton I. Unold. Er regierte nur zwei Jahre. Auf ihn folgte Karl Ummenhofer (1784–1794) . Er ist 1740 in Hayingen geboren.Vor seiner Wahl zum Abt war er Pfarrer in Bodnegg. Er wurde dann auch Generalvikar und Visitator der Schwäbischen Zirkarie des Prämonstratenserordens. Die französische Revolution war ein enormer Schlag für die Struktur und Identität der Prämonstratenser und hatte Auswirkungen auf den gesamten Orden. Übrigens, ein ähnliches Schicksal erlitten die Zisterzienser. Die französische Nationalversammlung löste per Dekret am 13. Februar 1790 alle Ordensgemeinschaften in Frankreich auf, sofern sie sich nicht primär Pflege- oder Schuldiensten widmeten. Das bedeutet das Ende des Gründungsklosters Prémontre,dessen Abt gleichzeitig Generalabt des ganzen Ordens war. Aufgrund dieser neuen Situation sah sich Abt Karl zum Handeln gezwungen. Sie Zisterzienser standen vor denselben Problemen. Da Citeaux aufgehoben worden war, hätte für den Todesfall des Generalabtes des Ordens aufgrund der Aufhebung des Mutterklosters kein Nachfolger auf herkömmlichen Weg bereit gestanden. Damit wären die Abteien unter bischöfliche Jurisdiktion gefallen. Um das zu vermeiden, hatte der Abt des Zisterzienserklosters Salem, Robert Schlecht (*1778, †1802), vom seinem Generalabt in Cîteaux am 14. Januar 1791 umfangreiche Vollmachten für die Oberdeutsche Kongregation erhalten. Diese Übertragung wurde durch ein päpstliches Breve vom 15. Juli 1791 bestätigt. Damit konnte wohl der Übergang unter die bischöfliche Jurisdiktion für die oberdeutschen Zisterzienserabteien  vermieden werden. Ein solches Modell schwebte nun auch Abt Karl vor. Der Salemer Abt Robert Schlecht

stellte sich als Vermittler für eine solche Operation zur Verfügung. Eine Bittschrift mit diesem Anliegen ging nach Rom und wurde am 10. Mai 1793 auf drei Jahre bewilligt, allerdings nichts als päpstliches Breve, also nicht mit einem solchen rechtlichen Gewicht.

Als sich die Situation in Frankreich zunehmend verschärfte, wollte Abt Karl in Rom eine Verlängerung der Bewilligung erreichen, die Hälfte der Laufzeit war schon verflossen. Außerdem sollte die rechtlich stärkere Form eines päpstlichen Breves erreicht werden. Aber Abt Karl starb am 29. Oktober 1794. Es konnte also nichts mehr in die Wege geleitet werden. Als neuer Abt wurde Bonaventura Brem (1794–1803) gewählt. Er ist am 10. Mai 1755 in Kaufbeuren geboren. Er war ab 1780 Bibliotheksgehilfe in Weissenau und von 1783-1789 hauptverantwortlicher Bibliothekar. Außerdem war er Lehrer und Subprior. Nun war das Problem, wer sollte die Abtswahl bestätigen. Der Generalabt war nicht mehr im Amt und der Generalvikar und Visitator, der diese Aufgabe gemäss Vollmacht anstelle des Generalabtes hätte übernehmen sollen, war ausgerechnet sein verstorbener Amtsvorgänger als Abt Weissenaus. Der neue Abt musste daher erst die Wahl eines neuen Generalvikars und Visitators aus den Reihen aller amtierenden Äbte in der Zirkarie abwarten. Abt Robert Schlecht aus Salem informierte die römische Kurie über die Weissenauer Situation und er schaltete sich auch ein und erreichte, dass die Konstanzer Diözesanleitung die Abtwahl Bonaventuras ausnahmsweise bestätigte. Der neue Abt wurde in sein Amt eingeführt, die Abtsweihe und die Übergabe der Insignien durch den Konstanzer Weihbischof vorgenommen. Außerdem erreichte der Salemer Abt, dass von der Konstanzer Diözesanleitung der Status quo nicht in Frage gestellt wurde, also aus diesem Fall kein Recht  bei anderen Abtswahlen für die Zukunft ableiten konnte und das womöglich nicht nur bei den Klöstern der Prämonstratenser. Das war ja der Hauptbeweggrund des Salemer Abtes für seinen Einsatz.

Im Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde Weissenau zusammen  mit Schussenried der Gräfin Augusta von Sternberg-Manderscheid zugesprochen. Diese trat es 1805 an Österreich ab. Nach dem Zusammenbruch der habsburgischen Position in Schwaben 1806 konnte sich Sternberg als Inhaber der Herrschaft Weißenau behaupten. Nach der Mediatisierung war die Herrschaft 1809-1811 beschlagnahmt, danach als Standesherrschaft anerkannt. 1835 verkaufte das Haus Sternberg die Herrschaften Schussenried und Weißenau an Württemberg. 1840 wurde auf dem Klostergelände eine Bleicherei eingerichtet. 1888 kam eine „Irrenanstalt“ hinzu. Auch heute besteht die Doppelnutzung des ehemaligen Klosters durch Industrie und Psychiatrisches Krankenhaus weiter.

Der ehemalige Abt Bonaventura Brem und weitere Chorherren konnten jedoch bis ans Lebensende in einigen Räumen des Konventsgebäudes wohnen bleiben. Bonaventura Brem starb am 4. August 1818 in Weissenau.

10 Nov. 2018

Kartause Güterstein

 

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In den nur knapp dreihundert Jahren seines Bestehens hatte das  Kloster Güterstein eine wechselvolle Geschichte. Kardinal Konrad von Urach(um 1180-1227), der auch Generalabt des Zisterzienserordens war,

stiftete im Umkreis seiner Stammburg Hohenurach ein Kloster Zum Stein (ad lapidem). Es sollte ein Zisterzienserkloster sein. Konrads Bruder Johann, Zisterziensermönch in Bebenhausen hatte sich nach 1254

des Projekts angenommen. Die Klostergründung wird in einer am 30. Januar 1254 im Lateran ausgestellten Urkunde von Papst Innozenz IV. gestattet.

“Papst Innozenz IV. gestattet dem Bebenhauser Mönch Rudolf, früheren Grafen von Urach, die von dessen verstorbenem Bruder Bischof Konrad von Porto, damals apostolischem Legaten in Deutschland, begonnene Gründung eines Zisterzienserklosters in Güterstein zu vollenden und mit zweien seiner Ordensbrüder dort den Wohnsitz zu nehmen” (WUB Band V, Seite 50, Urkunde Nr. 1286)

Nach dem Rückzug der Grafen von Urach aus dem Ermstal am Ende der Stauferzeit konnte sich das Projekt aber nie richtig entwickeln. Rund 150 Jahre gibt es keine Quellennachrichten über das Kloster.

Es hatte sich dort aber zu einem nicht bekannten Zeitpunkt eine Marienwallfahrt entwickelt, die eine ständige geistliche Betreuung erforderte. Nach J.D. Memminger, Württembergische Jahrbücher, Jahrgang 1827 S. 353, stand dort eine Wallfahrtskirche,

die 1279 dem Kloster Zwiefalten überlassen wurde. Später richtete dort das Kloster eine rechtlich selbstständige Propstei ein. Zunächst waren dort ein Propst und vier Mönche tätig.Durch Stiftungen der Grafen von Württemberg aber auch durch den regionalen Niederadel entwickelte sich die Propstei sehr rasch. Eberhard der Greiner schenkte der Niederlassung eine einträgliche Pfründe der Pfarrei Dettingen. Die Herren von Steinhilben stifteten Güterstein ein großen Teil ihres Besitzes.

1384/85 wurde der Besitz des Klosters Blaubeuren in Ödenwaldstetten gekauft.1390 kauft die Propstei vom Kloster Allerheiligen in Schaffhausen 6 Lehenshöfe, die es in Bleichstetten besaß, für 210 Gulden. Allerheiligen hatte diesen Besitz 1102 von Eberhard von Metzingen und seiner Gattin Richinza geschenkt bekommen. Sein Sohn Adelbert war seit 1099 Abt des Klosters Allerheiligen.

1439 wurde auf Wunsch der Grafen Ludwig I. und Ulrich V. von Württemberg die bisherige zwiefaltische Propstei in ein Kartäuserkloster umgewandelt. Am 3. Juli 1439 war eine württembergische Abordnung nach Zwiefalten  gekommen und zwar Meister

Heinrich Tegen, studierter Jurist und Kleriker, Stiftsherr und Probst in Sindelfingen und württembergischer Rat, Meister Georg Schienlin, Chorherr in Sindelfingen und dem Vogt in Urach Hans Keppeler. Sie forderten die Übergabe der Propstei Güterstein an die Kartäuser. Zwar wehrte sich Zwiefalten gegen das Ansinnen, aber Abt Johannes III. musste schließlich doch klein beigeben. Zwar hatten die Württemberger Grafen von 1365 die Vogtei über Zwiefalten vertragswidrig teilweise von den Habsburger überlassen

bekommen. De jure hatte Habsburg aber noch immer die Vogtei inne und die Württemberger Grafen befürchteten, dass die Habsburger ihren Machtbereich ausweiten wollten. Dann spielten bei den Reformbewegungen der Zeit die Kartäuser eine wichtige Rolle,

ein Grund für die Grafen Ludwig I. und Ulrich V., die Kartäuser ins Land zu holen. Nach der Landesteilung wurde das Kloster Grablege der in Urach residierenden Grafenfamilie.Die Kartause wurde mit Mönchen aus der Freiburger Kartause Johannisberg besiedelt.

Der erste Prior war Heinrich von Grüningen. Auf ihn folgte Konrad von Münchingen, dessen Amtszeit von 1453 bis 1455 unterbrochen war. In dieser Zeit leitete er die Kartause von Johannisberg. 1455 kehrte er nach Güterstein zurück, was die Generalkapitelsakten.

belegen. Seine Amtszeit endete 1478. Er starb 1481. In der Johannisberger Zeit von Konrad war Albert Rot Prior in Güterstein. Albert Rot ist vermutlich identisch mit einem Albertus Niffen, der 1405 in Heidelberg immatrikuliert war und dort 1407 Bakkalaureus wurde.

Er trat in die Kartause von Buxheim ein und kam etwa 1440 nach Güterstein.Von 1453 bis 1455 war er dann dort Prior. Von dort wurde er dann an die neugegründete Kartause nach Ittlingen geschickt. Er starb 1469 vermutlich in Güterstein. 1466 war Albrecht Hummel aus Donzdorf in Güterstein ins Kloster eingetreten. 1469 wurde er Prior in Nördlingen. 1476 wurde er Prior in Güterstein. Von 1495 bis 1497 war er dann noch Prior in Tückelhausen.Er war seit 1479 Ko-Visitator für die niederdeutsche Ordensprovinz der Kartäuser. Generalvisitator war der Erfurter Prior Heinrich Nemritz. 1482 übernahm Hummel dieses Amt. Sein Ko-Visitator war Johannes Göller aus Nördlingen, der ihn 1486 ersetzte. Albrecht Hummel starb 1501.

Die Gütersteiner Prioren spielten eine wichtige Rolle für die Reform der württembergischen Klöster. Am 6. März 1459 erhielten die beiden württembergischen Grafen Eberhard und Ulrich von Papst Pius II. eine  Reformbulle für die württembergischen Klöster. Darin wurde die Visitation der Klöster den Äbten von Hirsau und Zwiefalten und dem Prior von Güterstein übertragen. Als die Bulle ausgefertigt wurde war das Johannes III. für Zwiefalten, für Hirsau Wolfram Maiser von Berg bis 1460 und dann von 1460-1482 Bernhard aus Gernsbach und für Güterstein Konrad von Münchingen ( + 1481) und später Albrecht Hummel aus Donzdorf (+1501). Das ist durchaus bemerkenswert, wenn man denkt, wie stark der Kartäuserorden auf die Abgeschiedenheit ihrer Mönche achteten.Sie waren ja immer in ihrer Zelle untergebracht, hatten einen eigenen kleinen, abgeschiedenen Garten für sich und die Zelle war so konstruiert, dass das Essen ausgeteilt werden konnte, ohne dass der Mönch jemanden zu Gesicht bekam- schön zu sehen in der Kartause Buxheim. Der Prior durfte sein Kloster eigentlich nur verlassen, wenn er sich zum Generalkapitel begeben musste oder sich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten seines Klosters kümmern musste oder als Visitator im Dienst des Ordens unterwegs war.

Das zeigt aber drei Dinge, einmal war der Orden in der Auslegung der Regeln sehr flexibel und passte sich an Anforderungen immer gut an.Die Kartäuser waren von den Stiftern wegen ihres Rufes und des Ansehens, dass der Orden in dieser Zeit genoss und dass sich die württembergischen Grafen viel von den Kartäusern für die Reform der Klöster in Württemberg erhofften und die Berufung durch den Papst unterstreicht auch das Ansehen, das die Oberen des Kartäuserordens genossen.

Weiterer Prioren in Güterstein waren auch Antonius. 1523 war Benedikt Eichel Prior in Güterstein. Zuvor übte er dieses Amt Würzburg und  Astheim, dann Buxheim aus. Seine letzte Station war Güterstein. Thilemann Mosenus war der letzte Gütersteiner Prior. Als das Kloster aufgehoben wurde, ging er nach Buxheim. Dort wurde er ebenfalls Prior. Eichel und Mosenus waren jeweils auch im Definitorium des Ordens vertreten. Es besteht aus acht gewählten Mitgliedern und dem “reverendus Pater”, das ist der Prior der

Großen Kartause und entscheidet über “Personen und Häuser”,wie es heute in den Statuten steht (Buch 4, Kap. 31)

Kartausen haben keine Äbte, sondern nur Prioren., da sich das mit der Demut der Kartäuser nicht verträgt. Der Prior trägt auch kein Zeichen seiner Würde, da das Amt als Bürde und Aufgabe gesehen wird und nicht als Ausdruck seiner Macht. Er ist verpflichtet, in den Grenzen seiner Kartause zu bleiben. Ausnahmen gelten eigentlich nur, wenn er sich zum Generalkapitel begeben muss oder wenn er sich um  wirtschaftliche Angelegenheiten seiner Kartause kümmern muss, die ihn mehr und mehr zwingt, diese zu verlassen.

Er wird gewählt von den Mitgliedern der Kartause, wobei nur die Mönche das Wahlrecht haben. Novizen und Laienbrüder sind ausgeschlossen. Der Kandidat muss seine Profess schon mindestens seit drei Jahren abgelegt haben und ein Mindestalter von 25 Jahren haben.Gewählt werden kann jeder aus jeder Kartause, außer der Prior des Gesamtordens. Der neugewählte Prior muss zur Großen Kartause, wo er bestätigt wird, oder falls das nicht stattfindet durch einen Kandidaten ihrer Wahl ersetzt wird. Der Prior vertritt seine Gemeinschaft während der Sitzung des Generalkapitels. Innerhalb seiner Kartause ist er vor allem für die Disziplin seines Klosters verantwortlich. Er verkörpert die Ordensregel. Der Prior leitet die Novizen an, nimmt die Beichte ab. Deshalb muss er auch Priester sein. Er führt die Mitglieder seiner Gemeinschaft auf ihrem kontemplativen Weg und hilft ihnen Schwierigkeiten zu überwinden. Der Prior muss die Zustimmung zur Profess eines Novizen geben,da nur er die erforderliche Autorität hat, die Reife eines Kandidaten einzuschätzen. Ein wichtiges Instrument des Kartäuserordens ist die Visitation. Jedes Kloster wird in einem Turnus von zwei Jahren vom Visitator und einem Kovisitator besichtigt. Es werden Visitationsprotokolle erstellt, die vor der Sitzung des Generalkapitels an

die Große Kartause geschickt werden. Der Visitator hat zu überprüfen, ob die Normen des Ordens in den Gemeinschaften eingehalten werden eingehalten werden. Bei Regelverstößen kann er Strafen verhängen. Das kann bis zur Absetzung eines Priors gehen.

Auch die Wirtschaftslage eines Klosters wird überprüft. Der Visitator muss auch ein Netzwerk innerhalb seiner Provinz etablieren. Zum Visitator kann jeder Prior aus jeder Gemeinschaft gewählt werden. Wenn ein Kloster den Visitator stellt, strahlt das natürlich

immer auf das einzelne Kloster ab. Güterstein stellte in der relativ kurzen Zeit seines Bestehens drei Visitatoren, oben wurde schon Albrecht Hummel genannt, der das Amt des Visitator für 4 Jahre ausübte. In den Jahren 1523 und 1525 gab es nochmals Visitatoren aus Güterstein, diesmal jeweils für ein Jahr, nämlich erst Benedikt Eichel dann Thilemann Mosenus.

Die Funktion des Priors und der Visitation wurde hier ausführlicher dargestellt, da sie sich doch von anderen Orden unterscheidet, aber für andere Kartausen, z. B. Buxheim natürlich volle Gültigkeit hatte. (siehe dazu Blogbeitrag)

Die neue Kartause sollte auch für das Gedächtnis der Stifter, der “Memoria” sorgen, also für das dauerhafte Totengedenken in Messen und Gebeten für die Stifter. Mit der Stiftung verbunden war eben die Hoffnung verbunden,das ungewisse Los des Gebenden

im Jenseits zum möglichst Positiven zu wenden.  Das Totengedenken für die Klosterangehörigen der Kartäuser war sehr umfassend. So musste nach dem Tod eines Mönches 30 Tage lang eine Messe gelesen werden. Bei dieser Messe sollte jeder Priestermönch

50 Psalmen und jeder Laie 150 Vaterunser beten. Die Statuten legten ausdrücklich fest, dass das auch für Laien gelten sollte. “Nihil pro monacho plus quam per laico”. Der Orden erhielt speziell für das Totengedenken so viele Stiftungen, dass das Totengedenken für

die Stifter bald auch extra in den Statuten festgelegt werden musste. Allmählich konnten  sich außerhalb der Ordensgemeinschaft stehende “extranei” verdiente Wohltäter bald dasselbe Gebetsgedenken verschaffen wie für die Klosterangehörigen.

Besonders intensiv war das Totengedenken, wenn die Wohltäter im Kloster oder sogar in der Kirche bestattet wurde.

Das Kloster war als Grablege für das Grafenhaus vorgesehen. Schneller als das wohl geplant war, musste dieser Aspekt des Stiftungszweckes erfüllt werden.

1443 wurde in Güterstein Ludwigs  neugeborener Sohn Andreas, der kurz nach der Geburt starb, bestattet. aber auch der Vater Ludwig starb früh, nämlich 1450 an der Pest. Auch er fand seine Ruhestätte in der Kartause. Der älteste Sohn, Ludwig II. starb auch sehr jung. Schließlich wurde auch die Gemahlin von Ludwig I. , Mechthild von der Pfalz nach ihrem Tod 1482 an der Seite ihres Mannes bestattet. Auch Prinzessin Anna, die Tochter Herzog Ulrichs,  wurde nach ihrem Pesttod 1530 in Güterstein beigesetzt.

Ludwigs 2. Sohn Eberhard zeigte seine starke Bindung an Güterstein, als er vor seiner Pilgerreise nach Jerusalem im Mai 1468 sein Testament bei den Kartäusern in Güterstein hinterlegte und sich dort vor der Abreise seinen Reisesegen holte.

Die Kartause hatte viele Stiftungen erhalten. Um 1525 wurde das Einkommen des Klosters auf 1400 Gulden geschätzt.Das Kloster durfte zwar selbst keine Seelsorge ausüben. Es hatte aber viele Patronatsrechte inne und konnte so durch die

Besetzung von Pfarrstellen in der Umgebung des Klosters einen großen Einfluss ausüben.

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Werfen wir nun einen Blick auf die Gütersteiner Bibliothek. Ihr Bestand ist im Gütersteiner Bücherkatalog aufgelistet, der sich heut in der Württembergischen Landesbibliothek unter der Signatur Codex theologicus und philosophicus 4°78  befindet.

Der Codex ist wohl von zwei Schreibern während der Amtszeit des ersten Gütersteiner Priors Konrad verfasst worden. Er ist wohl nicht als “klassischer” Bücherkatalog und als Bestandsnachweis verfasst worden, sondern diente wohl eher dazu,

Schenkungen festzuhalten. 13 Personen sind als Schenker aufgeführt. Die Bücherliste wie man sie wohl korrekter nennen sollte verzeichnet Bibelausgaben, Exegese, Predigten und Schultexte. Der Bestand ist vergleichbar mit den Bibliotheken in

Buxheim, Aggsbach und Schnals. Er verzeichnet wohl die Gründungsausstattung des Hauses. Bis zur Auflösung Gütersteins ist er erheblich angewachsen. Bei den Bücherschenkern handelt es sich um Personen mit meist universitärer Bildung, überwiegend

Geistliche.

Natürlich haben auch Gütersteiner Mönche Bücher geschrieben. So gibt es zwei libelli, die in der Bücherliste genannt werden. Sie haben Traktate des Nikolaus von Dinkelsbühl zum Inhalt. Namentlich ist als Schreiber  Johannes von Messkirch auszumachen.

Von ihm stehen heute zwei Handschriften in der Bayrischen Staatsbibliothek in München. Diese Handschrift scheint in Güterstein sehr geschätzt gewesen zu sein, denn die Mönche nahmen sie nach buxheim mit, als sie Güterstein verlassen mussten.

Ein Großteil der Handschriften die, in Güterstein entstanden sind, stammt aus der Amtszeit Konrads. “Geistlichen Gespräch zwischen einer Fürstin und einer Krämerin” wurde 1447 in Güterstein niedergeschrieben.

Eine weitere wichtige Quelle ist für Güterstein vorhanden, nämlich das Gütersteiner Anniversar, ebenfalls in der Württembergischen Landesbibliothek verwahrt. Diese Handschrift ist ebenfalls nach der Gründung der Kartause Güterstein entstanden und dürfte um 1560-1565 angelegt worden sein, da bis dahin eingetragene Jahrtage in chronologisch falscher Reihung erscheinen und erst dann chronologisch korrekt werden, was den Schluss nahelegt, das ab dem Datum, an dem die Einträge korrekt werden, der terminus post quem liegen muss. Das Ende der Laufzeit liegt wohl im Jahr 1533. Zwei Jahre danach werden die Mönche aus Güterstein vertrieben. Das Anniversar nennt eine Vielzahl von Wohltätern

des Klosters und die beiden Quellen lassen sich gut abgleichen. Das Gütersteiner Anniversar führt die Wohltäter nicht alphabetisch wie z. B. Freiburg auf, sondern nach Ständen (sacerdotes, obiles, laiici). Die Mönche werden nach Prioren, Professmönchen,

Konversen, Redditen und Donaten aufgeführt. Im Gütersteiner Anniversar befinden sich etwa 340 Personen, 80 Kartäuser, 10 Benediktiner und etwa 250 Wohltäter.

Roland Deigendesch wertet diese Quelle in seinem Aufsatz “Memoria bei den Kartäusern-Auswertungsmöglichkeit  kartäuser Memorialquellen am Beispiel des Gütersteiner Anniversars 15-16.Jahrhunderts” (Bücher, Bibliotheken und Schriftkultur der Kartäuser Festgabe zum 65. Geburtstag von Edward Potkowski S. 269-287) aus und zieht Rückschlüsse auf die Größe des Konvents. Er gibt für die Jahre vor 1470 eine Konventsstärke von 19 Mitgliedern an,1471-1500 50 und für die Jahre nach 1501 61.

In Güterstein war auch volkssprachliches Schrifttum entstanden so das 1447 niedergeschriebene“Geistlichen Gespräch zwischen einer Fürstin und einer Krämerin”  Es gibt deutsche Heiligenleben und ein gedrucktes Rosenkranzgebet. Diese Bücher zielten darauf ab, gelehrte theologische Inhalte einem Laienpublikum nahezubringen. In Güterstein hatte auch Johannes Mickel seinen Lebensabend verbracht Der ehemalige Augsburger Benediktiner und Prior trat 1482 in die Kartause Buxheim ein. Er starb 1508 in Güterstein.

Er hatte den Traktat "Alphabetum divini amoris" ins Deutsche übertragen (1493 in Memmingen gedruckt). Ebenfalls seine letzten Lebensjahre verbrachte Dr. med. Thomas Finck in Güterstein. Nach dem Tod seiner Ehefrau trat er 1486 in das Benediktinerkloster Blaubeuren ein. Dort schrieb er das Büchlein über die Sieben Tagzeiten, das vor allem für die Nonnenseelsorge gedacht war. Er war einer der bedeutendsten volkssprachigen Schriftsteller Südwestdeutschlands.Zwischen 1506 und 1505 trat er in den Kartäuserorden ein.1515 vertrat er die Kartause Güterstein in einem Rechtsstreit. Er ist 1523  verstorben.

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Oben wurde auf den guten Draht hingewiesen, den Eberhard im Barte zu Kloster Güterstein hatte. Aber kirchenpolitisch setzte er etwas andere Akzente. 1477 holte er die Brüder vom Gemeinsamen Leben nach Württemberg. Die Kartäuser betrieben ja keine Seelsorge, die Brüder vom gemeinsamen Leben sehr wohl. Sie sollten seelsorgerlich auf das Volk einwirken. 1477 gründete Eberhard auch die Universität Tübingen. Er verlegte das Chorherrenstift in Sindelfingen nach Tübingen. Acht der zehn ehemaligen Stiftsherren lehrten dann an der Universität Tübingen, darunter Johannes Vergenhans nach humanistischer Sitte nannte er sich Johannes Nauclerus. Er war der erste Rektor der Tübinger Universität.

In Urach übertrag Eberhard die Kirche St. Amandus an die die Brüder vom Gemeinsamen Leben. Probst wurde 1479 Gabriel Biel,vorher Probst des Brüderhauses St. Markus in Butzbach. Biel war Gründungsmitglied der Universität Tübingen und übernahm dort den

Lehrstuhl der via moderna.Ebenfalls aus Butzbach kam Wendelin Steinbach nach Urach. Er war ein Schüler von Biel, promovierte in Tübingen zum Doktor der Theologie. Er war sechs mal Rektor der Uni Tübingen und Beichtvater Herzog Eberhards.

Dies alles führte dazu, dass Güterstein nicht mehr die so bestimmende Rolle im kirchlichen Leben Württembergs und bei den Reformen der württembergischen Klöster spielte. Innerhalb des Kartäuserordens hatte das Kloster aber nach wie vor eine bedeutende Stellung inne.

Vor der Reformation hatte 20 Religiosenzellen und nochmals 10 für Laienbrüder. Wie oben gezeigt stellte Güterstein immer wieder  Visitatoren und war auch im Definitorenkollegium vertreten.

1534 wurde in Württemberg die Reformation eingeführt und als Folge davon 1535 die Mönche aus Güterstein vertrieben. 17 gingen nach Buxheim, unter ihnen Thilemann Mosenus, der dann in Buxheim Prior wurde. Zurückgeblieben waren nur wenige kranke Knechte und der Prokurator Johannes Frey, der für die Gütersteiner Klosterökonomie zuständig war. Dieser trat zum lutherischen Glauben über. 1538 wurde er erster evangelischer Pfarrer in Metzingen.

Nach dem Sieg Kaiser Karls V. über den Schmalkaldischen Bund und dem danach stattfindenden Reichstag 1548 in Augsburg schien es kurze Zeit so, als ob das Kloster zu neuem Leben erweckt werden könne. Restitutionsversuche 1550/51 blieben ohne Erfolg.

Kloster Zwiefalten und  der Visitator der niederdeutschen Kartäuserpovinz Dietrich Loher verhandelten zäh mit dem württembergischen Herzog Christoph um eine Rückgabe und um Entschädigungen. Dieser ließ aber gleichzeitig vollendete Tatsachen schaffen.

Die Kartause wurde bis auf die Grundmauern abgetragen. Die Gebeine von Christophs Vorfahren, soweit sie noch aufzufinden waren,sowie die Grabmahle wurden nach Tübingen in die Stiftskirche verbracht. So befindet sich dort heute das Grabbild Mechthilds

von der Pfalz, das Hans Multscher zugeschrieben wird. Nur noch ein Gedenkstein erinnert an das Kloster

1710-1715 ließ HerzogEberhard Ludwig durch den Ulmer Glockengießer Theodosius Ernst ein bemerkenswertes Wasserhebewerk zur Versorgung des Gestütshofes St. Johann errichten, was durchaus ein Vorläufer der Albwasserversorgung ist.

In Urach hat sich noch ein Pfleghof der Kartause erhalten.

Kloster Güterstein

10 Okt. 2015

Bad Urach Residenzschloss, Hohenurach, Runder Berg

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Im Hirsauer Codex wird in Fol 34 erstmals der Gau Swiggerstal im Zusammenhang mit einer Wiese in Ruderchingen (Riederich)erwähnt. Swiggerstal, das ist das Ermstal.

Auch ein Graf Egino wird an dieser Stelle erwähnt. Graf Egino hatte einen Bruder, Rudolf, der die Achalm errichtete. Die Erben Eginos I. errichteten im oberen Ermstal

bei Urach zwei Burgen, eine Wasserburg im Tal und die Höhenburg. Die Höhenburg wurde wohl zwischen 1030 und 1050 möglicherweise von Egino II.  (+ 1105) errichtet und

war der  Stammsitz der Grafen von Urach, die Wasserburg, diente den Grafen als Stadtsitz. Als Burggründer kommt aber auch dessen Sohn Egino III. in Betracht.

Einige Familienmitglieder der Grafenfamilie von Urach machten vor allem in kirchlichen Ämtern Karriere. So wurde Gebhard II. von Urach (+ 1110) Benediktiner. 1091 wurde er Nachfolger

des Hirsauer Abtes Wilhelm. Von 1104-1107 war er Bischof in Speyer und gleichzeitig Abt in Lorsch. Sein Bruder Kuno war ab 1108 Kardinal und von 1114-1121 päpstlicher Legat. Gebhard von Urach,

(+1141) der Neffe der beiden war von 1131-1140 Bischof von Straßburg. Berthold von Urach (+1242)war Zisterzienser und von 1207-1221 Abt von Tennenbach, danach bis 1230 Abt von Lützel.

Am höchsten auf der kirchlichen Karriereleiter stieg Konrad von Urach. Er ist um 1180 geboren und starb 1227 in Bari. Er war auch Zisterziensermönch. 1209 ist er als Abt von Villers nachweisbar,

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von dort wechselte er nach Clairvaux, wo er zum Abt gewählt worden war. Ab 1217 war er Abt von Citeaux und Generalabt des Zisterzienserordens. Anfang 1219 ernannte ihn Papst Honorius zum Kardinal. 1220-1223 war er päpstlicher Legat in Frankreich

und 1224-1226 in Deutschland.

Die Grafen von Urach waren Parteigänger der Staufer. Um 1250, als die Macht der Staufer verfiel, gingen auch die Grafen von Urach unter.Graf Egino IV, genannt der Bärtige, geboren um1160 in Urach, heiratete 1180 Agnes, die Tochter

des Zähringerherzogs Berthold IV. Als dieser 1218 starb, fiel das rechtsrheinische Hausgut der Zähringer an die Grafen von Urach. Allerdings geriet er in Konflikt mit dem Stauferkaiser Friedrich II. Dieser wollte mit dem Zähringer Erbe, Reichsgut wieder herstellen und seine Hausmacht vergrößern. Es kam zum Kampf zwischen Kaiser und Herzog. Allerdings musste Friedrich einlenken, da er auf das Wohlwollen Kardinal Konrads, des Bruders Eginos angewiesen war, da er auch in Querelen mit dem Papst verstrickt war.

Also einigte man sich auf einen Vergleich. Der Herzogtitel von Zähringen fiel aber nicht an den Uracher Grafen. Der Sohn Egino V. nannte sich nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1230 Egino I., Graf in Freiburg.

Ein Sohn Eginos, nämlich Heinrich von Urach, geboren um 1215, war zunächst Graf von Urach. Bei der Erbteilung von 1245 erhielt er mit seinem Bruder Konrad zähringische Besitzungen im Schwarzwald und in der Baar.Ab 1250 nannte er sich Graf von Urach und Fürstenberg, später nur noch Fürstenberg, das ist das heute noch bestehende Fürstengeschlecht in Donaueschingen. 1254 tauschte er die Hälfte von Urach gegen die Hälfte von Wittlingen und 1254 verkaufte er wohl aus Geldmangel Burg und die meisten Besitzungen um Urach an Graf Ulrich von Württemberg. Berthold IV. von Urach , ein Bruder Eginos V., des Grafen in Freiburg, starb 1261. Damit erlosch die Linie der Uracher Grafen. Urach war ab jetzt ein Teil der Grafschaft Württemberg.

                                                                                                                                       Hohenurach

 

Das genaue Datum, wann die Burg erbaut wurde und auch ob sie Egino II. oder Egino III. erbaut hat ist nicht bekannt. Die erste urkundliche Erwähnung von Hohenurach ist 1235. In einem Schreiben an Kaiser Friedrich II., berichtet Konrad von Hohenlohe,dass

Graf Egino von Freiburg sich mit beträchtlicher Streitmacht in Urach festgesetzt habe. Es ist die Urkunde Nr. 387 datiert von Juli 1235 und im Fürstenbergischen Urkundenbuch. 1140 wird Comes Egeno de Hura in einer Schenkungsurkunde genannt. (Fürstenbergisches

Urkundenbuch Nr. 87. Es ist Graf Egino III. Das deutet auch auf eine Adelsburg hin, denn ab dem 11. Jahrhundert begann der Adel sich nach Burgen zu nennen. Also muss die Nennung von Urach wohl eher auf die Burg als auf die Stadt Urach bezogen werden.

Die zerstörte Burg besteht aus drei Teilen, die untere Festung mit der Burgkapelle. Von der unteren Festung stehen noch die Mauerreste. Die Burgkapelle war dem heiligen Clemens geweiht. Die genaue Lage der Kapelle ist wegen der späteren

Umbaumaßnahmen nicht bekannt.Das Patrozinium der Burgkapelle verwundert nicht, denn Gebhard II. von Urach, der Bruder Eginos II. und möglicher Erbauer von Hohenurach, war wie oben gezeigt ja Hirsauer Abt. 1091 kamen die Reliquien

des heiligen Clemens nach Hirsau und damit auch die Verehrung dieses Heiligen nach Süddeutschland. 1091 wurde in Hirsau die neue Kirche geweiht und dabei die Reliquien von Clemens an zwei Altären niedergelegt. Gebhard ging 1105 als Bischof nach Speyer. Das legt nahe, das dass Patrozinium der Burgkapelle in dem Zeitraum zwischen 1091 und 1105 übernommen worden ist, die Kapelle also nicht vor 1191 geweiht worden ist. Da de Burg  ja im Zusammenhang mit der Kapelle steht, kann die Burg wohl nicht vor 1080 erbaut

worden sein, eher später. Die Kapelle wird 1236 erstmals genannt, das Patrozinium 1491.

1427 fand ein grundlegender Umbau und eine Erweiterung der Burg durch Graf Ludwig I. von Württemberg (1412-1450)statt. Die Grafen von Württemberg hatten aber wohl auf Hohenurach nie einen dauerhaften Aufenthalt genommen.

Als Herzog Ulrich in Konflikt zum Reich und zum Schwäbischen Bund geraten war, wurde er 1519 nach dem er die Reichsstadt Reutlingen überfallen hatte, wurde er vom Schwäbischen Bund unter Führung von Georg Truchsess von Waldburg aus dem Land vertrieben.

Die Festung Hohenurach wurde vom Schwäbischen Bund übernommen. Als Ulrich dann 1534 ins Land zurückkehrte, nahm er mir Unterstützung des Landgrafen Philipp von Hessen Hohenurach wieder ein.

Nach dem Sieg Kaiser Karl V. bei Mühldorf am Inn 1547 musste sich Stadt und Festung den Truppen des Kaisers und seinem Feldherrn Herzog Alba ergeben.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Festung neun Monate belagert und wurde erst eingenommen als der Hunger die Belagerten bezwang. Am 24. Juli 1635 wurde die Festung übergeben. Nun blieb Hohenurach in österreichischem Besitz und wurde

erst 1649 nach dem Westfälischen Frieden wieder zurückgegeben. 1694 flog der Pulverturm in die Luft. Aber noch bis 1767 hatte die Festung eine kleine Besatzung mit eigenem Kommandanten. Erst in diesem Jahr gab Herzog Carl den Befehl zum Abbruch,

weil er Ziegel und Steine für den Bau des Jagdschlosses Grafeneck brauchte. Seither ist Hohenurach eine Ruine. Wie auch andere Landesfestungen diente Hohenurach auch als Gefängnis.

Graf Eberhard im Barte ließ dort 1490 seinen Vetter Heinrich, den Vater des Herzog Ulrich wegen Geisteszerrüttung unterbringen. 1519 starb er auf der Festung. Nicodemus Frischlin, späthumanistischer Philologe und von Kaiser Rudolf II zum Poeta laureatus

gekrönt, machte er sich als Professor an der Universität auch wegen seiner Streitlust wenig Freunde. Eine ordentliche Professur wurde ihm verwehrt und er musste schließlich außer Landes gehen. Eine1590 gegen den württembergischen Hof verfasste Streitschrift

brachte auch diesen gegen den streitbaren Dichter aus. In Mainz wurde er von Fahndern des württembergischen Kanzler dingfest gemacht. Der Erzbischof bewilligte seine Auslieferung. Auf der Burg Wirtenberg wurde er zunächst unter Hausarrest gestellt und dann unter verschärften Bedingungen auf Hohenurach eingekerkert. Beim Fluchtversuch stürzte er ab und brach sich das Genick. Auf Geheiß des Herzogs wurde er aber nicht wie in solchen Fällen üblich annonym verscharrt sondern auf dem Uracher

Friedhof bestattet. Matthäus Enzlin (1556-1613),württembergischer Kanzler unter Herzog Friedrich von Württemberg und dessen juristischer Berater, wurde nach dem Tod des Herzogs auf Hohenurach eingekerkert und nach einem sehr fragwürdigen Prozess

16.13 in Urach hingerichtet.

                                                                                                                                                                       Residenzschloss  

220px-Schloß-Urach-2010               

Herzog Ludwig I. von Württemberg (1412-1450) wurde zusammen mit seinem Bruder Ulrich nach dem Tode ihres Vaters Eberhard IV. 1419 unter Vormundschaft gestellt. Die Vormundschaft wurde von Beamten, sogenannten Regentschaftsräten übernommen.

1426 wurde er  im Alter von 14 Jahren für volljährig erklärt und regierte Württemberg zunächst allein. 7 Jahre später also 1433 wurde auch Ulrich volljährig und regierte nun mit. 1441 einigten sich die Brüder auf Landesteilung, die im Nürtinger Vertrag 1442

besiegelt wurde. Ludwig erhielt den Uracher Teil und nach dem Tod seiner Mutter Henriette von Mömpelgard (heute Montbéliard) auch die Grafschaft Mömpelgard.

Ludwig baute Urach zur Residenzstadt aus und hatte ja schon 1427 Hohenurach umgebaut.

Das ältere Schloss,das vorher auf dem Grund des heutigen Residenzschloss liegt, ließ er abreißen. Sein Sohn Graf Eberhard im Bart (1445-1496) wurde am 11. Dezember in Urach geboren. Nachdem sein Vater 1450 an der Pest gestorben war,

trat er 1459 ebenfalls minderjährig die Herrschaft über die Grafschaft Württemberg-Urach an. 1474 heiratete er Barbara Gonzaga von Mantua. Eberhard nahm aus diesem Grund Verschönerungen im Schloss vor.Das ist vor allem der “Palmensaal”.

Über eine Außentreppe konnte man auch zu Ross in den Saal gelangen, der im ersten Obergeschoss liegt. Der Palmensaal ist der zentrale Empfangs-und Festsaal.Der Saal ist mit einem anspruchsvollen Bildprogramm dekoriert. Wandhohe Palmen

zusammen mit Eberhards Motto “attempto”- ich wags zieren die Wände. Sie erinnern an Eberhards Pilgerreise 1468 nach Jerusalem. Dort wurde er in der Grabeskirche zusammen mit seinen Begleitern zum Ritter vom heiligen Grab

geschlagen. angeblich hat er auf seiner Pilgerfahrt das Gelübde abgelegt, sich in Zukunft nie mehr den Bart schneiden werde und erhielt so den Beinamen “im Bart”. Im Palmensaal ist auch sein Ahnennachweis ausgemalt. Er präsentierte damit die

Verwandtschaft des Hauses Württemberg mit den Fürstenhäusern Europas. Sie ist die älteste noch erhaltene heraldische Ahnenprobe nördlich der Alpen. Im 16. Jahrhundert wurde der Palmensaal zum Jagdsaal umgestaltet. Die Wappen

Herzog Ulrichs kamen dazu und in einer Fensternische Malereien aus dem Jahre 1611. Zu Zeiten Carl Eugens wurde der Saal in ein fürstliches Appartement mit Gardesaal umgewandelt.

Den Goldenen Saal ließ ebenfalls Eberhard im Bart erbauen. Ebenfalls einer Hochzeit verdankt der Saal seine heutige Ausgestaltung. Anläßlich seiner Hochzeit mit Barbara Sophie von Brandenburg ließ   Herzog Johann Friedrich den Saal im Stil

der Spätrenaissance ausmalen. An verschiedenen Stellen im Saal kann man Initialen des Paares sehen. Die reich vergoldeten Decken und Wanddekorationen illustrieren den Namen des Saales. Vom ursprünglichen Inventar ist noch ein

reich verzierter goldener Ofen aus dem Jahre 1665 zu sehen.

Das Schloss beherbergt auch noch eine Sammlung von 22 Prunkschlitten.

Graf Eberhard brachte 1482 den Münsinger Vertrag zustande. Damit wurden auch die beiden Landesteile Württemberg-Urach und Württemberg-Stuttgart wiedervereinigt. Sein Vetter Eberhard der Jüngere überließ damit die Regierung seines Landesteils

dem Uracher Grafen. Die Residenz wurde nun nach Stuttgart verlegt. Kaiser Maximilian erhob

1495 die Grafschaft zum Herzogtum und Eberhard wurde herzog von Württemberg und Teck. Urach verlor seine Bedeutung als Regierungssitz, das Residenzschloss blieb aber beliebtes Jagdschloss der Herzöge von Württemberg.

                                                                                                                                                                                                                                                      Graf Eberhard im Bart

Unbenannt

Am Anfang seiner Regierungszeit musste sich Eberhard vor allem gegen die Ansprüche seines Onkels, des Pfalzgrafen Friedrichs des Siegreichen wehren.Erst nach dessen Tod konnte er sich verstärkt der Innenpolitik zuwenden.

1477 gründete er die Universität Tübingen. Sie sollte die bessere Ausbildung der weltlichen diener und des Klerus sicherstellen.  Erster Rektor und langjähriger Kanzler der Universität wurde Johannes Nauclerus.

Eberhard, selbst des Lateins unkundig ließ er viele Texte ins Deutsche übersetzen.

Das Stift Sindelfingen, ein Chorherrenstift, das seit dem 11. Jahrhundert bestand, wurde von Eberhard nach Tübingen verlegt. Von den zehn früheren Sindelfinger Chorherren wurden acht Professoren in Tübingen, darunter auch der erste Rektor.

Eberhards Politik war immer auf Ausgleich bedacht.  Im 1488 gegründeten Schwäbischen Bund war Eberhard von Anfang an beteiligt und nahm neben Hugo von Werdenberg und Berthold von Mainz eine zentrale Stellung ein.

Wichtig war ihm die Reformierung von Klöstern. Er holte die von ihm geschätzten Brüder vom gemeinsamen Leben ins Land,eine Gemeinschaft der devotia moderna. Er ließ in Urach, Dettingen an der Erms, Tübingen und Herrenberg Stifte errichten.

Von Zeitgenossen geschätzt und geehrt, Maximilian verlieh ihm den Orden vom Goldenen Vlies, Papst Sixtus IV. die goldene Rose verstarb er 1496 in Tübingen. Auch die Nachwelt verehrte ihn. die patriotisch gesinnte württembergisch

gesinnte Geschichtsschreibung verklärte ihn als ersten württembergische Herzog. Seine Büste wurde in der Walhalla aufgestellt und Justinus Kerners “Preisend mit viel schönen Reden” besingt ihn als reichsten deutschen Fürsten, wobei sein Reichtum nicht im

Materiellen

                                                                                                                                                                                                                                                    Der Runde Berg

220px-Runder_Berg

Der Runde Berg bei Urach ist ein Herrensitz mit zugehöriger Handwerkersiedlung. Er vom Dritten Jahrhundert p.C. bis in das erste Viertel des Sechsten. Jahrhunderts p.C. besiedelt, dann nochmals in bescheidenerem Maße vom letzten Viertel

des Siebten bis zur Mitte des Achten Jahrhunderts bewohnt. Während der zeit der Ungarneinfälle im Zehnten Jahrhundert war nicht kontinuierlich besiedelt sondern wohl eher als Refugium genutzt. Im Siebten Jahrhundert war bis zum umkreis von 15 Kilometern

mit einem Kranz von Siedlungen umgeben, deren Ortsnamen alle den Bestandteil-“hausen”aufweisen und die wohl der Versorgung der Burgsiedlung dienten. Im Elften Jahrhundert war der Sitz auf dem runden Berg sicher verlassen.

Man hat sehr viel Keramik auf dem Runden Berg gefunden. Die zweitgrößte Materialgrube ist das Glas. Es wurden aber auch Fibel, Gürtel und Waffengefunden.

06 Sep. 2015

Kloster Oberschönenfeld

Oberschönenfeld

 

Der Sage nach verirrte sich Graf Mangold von Wörth auf der Jagd im Wald. In der Wildnis traf er einen Einsiedler, der dort in einer Klause wohnte. Zu seiner Überraschung erfuhr er, dass dieser ein totgeglaubter Vorfahre

von ihm war, der in  der Einsamkeit Busse für seine Sünden tun wollte. Nach dessen Tod ließ der Graf dort statt der Klause eine Kapelle errichten. Später zogen zwei adlige Kammerfräulein ein und errichteten

das Kloster Oberschönenfeld.

Tatsächlich gab es Anfang des 13. Jahrhunderts eine geistliche Frauengemeinschaft in Oberhofen-heute Weiherhof bei Gessertshausen, die von einer Meisterin geleitet wurden. Die erste Überlieferung nennt die Namen Gräfin Würga von Dillingen von 1186-1192 , die der Familie des Heiligen Ulrichs angehörte.Sie war die Gattin des in  der Sage erwähnten Grafen Mangold, dann eine Hildegunde von Brennberg 1192-1211.Unter Willibirgis (1230-1251) trat die Beginengemeinschaft in den

Orden der Zisterzienser ein. Das Ministerialengeschlecht der Familie von Kemnat hatte den dortigen Beginen Grund und Boden geschenkt. Volkmar II. von Kemnat war bedeutendste Vertreter seines Geschlechts in dieser Zeit.

Er war Stadtvogt von Konstanz und  auch an der Erziehung des letzten Staufers Konradin beteiligt. Er stiftete wohl Kloster Oberschönenfeld. Als Gründungsdatum wird das Jahr 1211 genannt und damit wäre Oberschönenfeld die

älteste Zisterzienserinnenabtei in Deutschland. Das Gründungsmuster verlief ähnlich wie das der fünf oberschwäbischen Zisterzienserinnenkloster, die in den folgenden Jahren als Tochterklöster von Salem gegründet worden sind.

Es hat sich eine Beginengesellschaft gebildet. Ein adliger Stifter stattet sie mit Grund und Boden aus.  Ein im Umfeld befindliches Zisterzienserkloster  gliedert die Gemeinschaft in den Orden ein.

Bei Oberschönenfeld war das die Abtei Kaisheim. Kaisheimer Abt war in der Zeit Konrad II. (1210-1228) Augsburger Bischof war Siegfried III. von Rechberg (1208-1227)

1248 bestätigt Papst Innozenz IV. (1243-1254) am 28. August dem Kloster alle Privilegien, die der Zisterzienserorden vom Heiligen Stuhl erhalten hatte. Das ist gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung des Klosters.

Die Eingliederung in den Zisterzienserorden festigte die junge Gemeinschaft wirtschaftlich und politisch. Sie beschränkte aber auch die Freiheiten, die den Beginen eigen gewesen waren.

Sie war nun einem Vaterabt unterworfen. Zur Zeit des päpstlichen Privilegs war das Richard (1239-1251). Der Nachfolger von Innozenz IV, Alexander VI. (1254-1261) nimmt das Kloster 1255 in päpstlichen Schutz und gewährt Exemtion von

der lokalen Bischofsgewalt. Aber auch Bischof Hartmann von Augsburg (1248-1286) der ja aus der Stifterfamilie stammt, verbrieft dem Konvent die Lebensweise der Zisterziensierinnen und auch er nimmt den Konvent in seinen Schutz.

Nachfolgerin von Willibirgis wird Adelheid von Kemnat, wohl eine Tochter des Stifters Volkmar von Kemnat. Das Kloster erhielt viele Stiftungen und schon 1262 konnte unter Äbtissin Adelheid die Klosterkirche Maria Himmelfahrt eingeweiht werden.

Als Schenker waren aufgetreten Volkmar,der dem Kloster die Kirche von Dietkirch geschenkt hat. Heinrich Reichsmarschall von Pappenheim schenkte dem Kloster sein ganzes Besitztum in Mödishöfen, aber auch Konradin

war unter den Gebern. Er “schenkt dem nonnenkloster OberSchönfeld den hof Vetinchoven welchen Conrad Spannagil von ihm trug” (Conradin – RI V,1,2 n. 4797 ).

Zur Kirchenweihe erhielt die Äbtissin Ablässe von den Bischöfen von Augsburg, Freising, Eichstädt, Würzburg und Speyer. Auf Heidelheid folgte Hilda. Sie regierte von 1271 bis 1279. Auch sie konnte den klosterbesitz hauptsächlich

durch Schenkung aber auch durch Tausch und Kauf mehren.

Ein Tauschgeschäft zwischen der Abtei Ellwangen unter Abt Otto von Wülzburg (1255-1269) und Graf Ludwig von Öttingen machte dann eine größere Schenkung für Kloster Oberschönenfeld  möglich. Der Ort Munsterum, das heutige Altenmünster,

lag zu weit vom Kloster Ellwangen entfernt, um von dort verwaltet zu werden. Am 16. Juni 1262 tauschte das Kloster Ellwangen diesen Ort mit dem Grafen von Öttingen gegen verschiedene Güter im Ries. Noch im selben Monat schenkte

der Graf “als Seelgerät” die neuerworbenen Güter an das Kloster Oberschönenfeld unter Äbtissin Hilda. Unter der Äbtissin Adelheid II. von Kemnat erhielt das Kloster von Ritter Frass von Wolfsberg den Heszelinbach bei Munsterum.

Nun begann das Kloster alle Rechte über das Dorf an sich zu ziehen. Zum Ende des 15. Jahrhunderts hatte es die Vogtei und die Gerichtsbarkeit von Munsterum inne.Die Regierung der nächsten beiden Äbtissinnen Agnes und Hildegund

verlief ohne größere Ereignisse. Unter Äbtissin Elisabeth (1304-1316) konnte sich das Kloster die Pfarreien Munsterum und Messishofen völlig einverleiben. Allerdings musste die Abtei den Augsburger Bischöfen immer einen Säkularpriester präsentieren.

Die beiden übernächsten Nachfolgerinnen, nämlich Hildegund II. (1332-1342) und Agnes II. von Lutzingen begannen mit den Rodungsarbeiten im Munsterwald. Herzog Friedrich von Österreich hatte damals die Markgrafschaft Burgau inne.

Er musste die Rodeerlaubnis erteilen, was er 05.02. 1344 tat. (Sebastian Brunner, Ein Cisterzienserbuch, S.693). Vorher hatte schon Bischof Heinrich III. von Augsburg bestätigt, dass dem Kloster die zu erwartenden Einnahmen gehören werden.

Schon im Juni 1346 konnte die Äbtissin mit der Lehenverteilung beginnen. Laut Dorfbrief vom 15.6.1346 hat Äbtissin Agnes bestimmt, dass das neue Dorf Nivemunstrer heißen soll. Dann wurden vom Kloster 12 Lehen verteilt. Das Dorf bestand aus 12 Häusern mit je einem Ganzlehen von 51 Jauchert (1 Jauchert = 0,5ha) und einem Haus ohne Lehen, das dem Kloster gehörte. (Internetseite der Gemeinde Altenmünster) Beim Heszelinsbach entstand das Dorf Violau, das in dem erwähnten Dorfbrief erstmals genannt wird.

Bald nach der Ortsgründung ist hier wohl ein Zentrum der Marienverehrung entstanden. Eine Wallfahrt nach Violau ist seit 1466 verbürgt.

270px-Violau,_Wallfahrtskirche_St_Michael_001

Unter der Nachfolgerin der Äbtissin Agnes, Katharina von Villenbuch (bis 1373), wurde der Aufstieg der Abtei erstmal gebremst.

Zwei Entwicklungen hatten sich im Umfeld der Abtei entwickelt. Einmal zeichnete sich wegen der Entwicklung der schwäbischen Landvogteien ein Konflikt zwischen Habsburgern und Wittelsbachern ab.

Bei der Doppelwahl von 1314 von dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern (1314-1347) und dem Habsburger Friedrich dem Schönen (1314-1330) neigte Bischof Friedrich von Augsburg zu Friedrich, während die Stadt Augsburg

sich frühzeitig auf die Seite des Wittelsbacher stellte. Es gab nun immer wieder militärische Auseinandersetzungen. 1319 wurde dabei das Augsburger Umland stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Zeit nach Ludwig blieb kriegerisch.1376 war der Schwäbische Städtebund unter Führung Ulms gegründet worden. Entstanden war dies unter anderem als Abwehrreaktion von Verpfändungen von Reichsstädten, wie das Wenzel nach seiner Königswahl mit Donauwörth gemacht hatte. Er hatte die Stadt an die bayrischen Herzöge verpfändet. 1379 war die Stadt Augsburg dem Bündnis beigetreten. Dem Städtebund gegenüber standen die großen Rittergesellschaften wie der St. Georgenbund oder die Löwengesellschaft. 1381 erfolgte die Kriegserklärung des Städtebunds gegen die drei großen Rittergesellschaften.

Das Kloster konnte sich zwar irgendwie durch lavieren, war aber vor allem unter Äbtissin Katharina I.von Villenbach in schwere Not geraten. Der frühere Augsburger Bischof Marquard von Randeck (von 1348-1365) und spätere Patriarch von Aquileja verlieh Ablässe und linderte so die Not des Klosters ein wenig. Diese unruhigen Zeiten dauerten auch unter den drei folgenden Äbtissinnen Katharina II von Lutzingen (1373-1383), Anna II. von Schwenningen (1383-1390) und Katharina III. von Tettingen (1390-1398) an.

Die Zahl der Konventsmitglieder lässt Rückschlüsse auf die schweren Zeiten zu. 1309 waren 60 Nonnen, 3 Novizinnen, 9 Laienschwestern und 15 Laienbrüder im Kloster, 1353 waren es noch 37 Nonnen,8 Novizinnen, 8 Laienschwestern und 5 Laienbrüder.

(Zahlen nach Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter Das Skriptorium der Reiner Mönche,Bern 2005, darin Nigel F. Palmer S. 243)

Erst unter Äbtissin Gertrudis von Freyberg (1398-1449) konsolidierte sich die Lage. Am 19. April 1417 stellte Kaiser Sigmund in Konstanz am selben Tag zwei Urkunden aus, eine für St. Ottilien bei Straßburg “bestätigt dem Augustinerinnen-Kl. Sanct Ottilien zu Ober-Hohenburg (Strassburger Bistum) die Privilegien” und danach für Oberschönenfeld “desgl. dem Frauen-Kl. Ober-Schönfeld (Augsb. Diözese)” (Sigmund – RI XI,1 n. 2203 ). Der in Konstanz neugewählte Papst Martin V. hatte dem gesamten Zisterzienserorden

die gewährten Privilegien bestätigt. Das bezog sich natürlich auch auf Kloster Oberschönenfeld. Das wichtigste aber war, dass Äbtissin Gertrudis das Bürgerrecht von Augsburg erwarb. Da Augsburg  zu Anfang des 15. Jahrhunderts einen kräftigen Aufschwung erlebte,

hatte das sicher mehr praktischen Wert als alle Schirmbriefe von Kaiser oder Papst. Sie hatte das Bürgerrecht bis zur Ende ihrer Regierungszeit inne. Die Stadt stand der Äbtissin auch in Rechtsstreitigkeiten zur Seite und da gab es mehr als jede bisherige Äbtissin durchzustehen hatte.

Auch die Nachfolgerin Anna III. von Pappenheim (1449-1463) hatte das Augsburger Bürgerrecht für 10 Jahre erworben. Das kostete das Kloster jährlich 24 Gulden.

Auch Anna hatte eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten durchzufechten.Nach Ablauf der 10 Jahre stellte sie die Abtei wieder unter den Schutz des Augsburger Bischofs Peter (Bischof seit 1424, ab 1450 Kardinal bis 1469) Dieser Bischof hatte zwei Synoden abgehalten, bei denen er zahlreiche Vorschriften für Klerus und Klöster

erließ.

Auf Anna folgte  Äbtissin Dorothea von Laimberg (1463- 1492). Sie stellte sich am 12. Juni 1485 ebenfalls unter den Schutz des Augsburger Bischofs. Johann II. von Werdenberg war zu der Zeit Bischof (1469-1486). Die jährliche Schutzgebühr betrug 15 Gulden.

Auch unter der Regierung Dorotheas wurde der Besitz des Klosters und die Rechte wurden  von vielen Seiten angefochten. Am 25. März 1474 bestätigte aber Papst Sixtus IV. alle früher erhaltenen Immunitäten,

Besitzungen und Inkorporationen von Pfarreien, dabei wurde die Pfarrei Messishausen namentlich aufgeführt. (Archiv für die Pastoral-Conferenzen im Bisthume Augsburg 1853, Band 3 S. 335) Besonders kümmerte sie sich um die Kirche von Violau, die unter den kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre stark gelitten hatte. Sie sandte einen Bruder aus, der Almosen für die Kirche erbetteln sollte.

Das Kloster  galt unter ihrer Regierungszeit als sehr arm. Es musste bei der Erhebung der gewöhnlichen Ordenssteuer den kleinsten Beitrag zahlen, halb so viel wie das Kloster Niederschönenfeld. Die gewöhnliche Ordenssteuer betrug 460 Gulden. Auf Oberschönenfeld entfielen 5 Gulden.

Ihre Nachfolgerin war Barbara Vetter von Schwenningen. Sie regierte von 1492 bis 1508. Sie war die Erbauerein der Leonhardskapelle in Gessertshausen. Barbara Vetter stiftete eine Monstranz.  1504 ließ die Äbtissin ein prachtvoll illuminiertes Missale für die

gesungene Messliturgie herstellen.

Ihr folgte ihre Schwester Margarethe II. von  Schwenningen nach. (1508-1517). Die  Eltern  der beiden Äbtissinnen waren Georg Vetter und Margarethe von Schwenningen aus Donauwörth. Aus der Regierungszeit der beiden Äbtissinnen stammen zwei Szenen aus dem Marienleben, Krönung Mariens und Tod Mariens. Gemalt sind sie vom Meister des Oberschönenfelder Altars (1. Jahrzehnt  des 16. Jahrhunderts) Es ist ungeklärt, welche der beiden Schwestern den Altar gestiftet hat. Er befindet sich heute im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlung (Inv.-Nr.7692)

Barbara

 

Im Jahre 1492 übernahm König Maximilian die Markgrafschaft Burgau. Am 3. Februar 1492 bestätigte er den Prälaten, den Städten und Gerichten dieser Markgrafschaft ihre Rechte Freiheiten und Privilegien.

Äbtissin Barbara hatte in ihrer Amtszeit nur wenig Streitigkeiten  durchzustehen. Noch unter ihrer Regierungszeit hatte eine Viehseuche fast die gesamte Schafherderde des Klosters vernichtet.

Ihre Nachfolgerin Mathilde kaufte eine neue Herde und bat alle Grafen, Herren und Stände, die angekauften Schafe zollfrei passieren zu lassen.

Am 2. Mai 1510 bestätigte Kaiser Maximilian den Schutzbrief Kaiser Sigismunds vom 19. April 1417.

Äbtissin Ursula von Winzer regierte von 1517-1522. Sie erließ für Altenmünster eine Schmiedeordnung und sie ließ in der äußeren Kirche den Chor neu wölben. Außerdem ließ sie vier neue Altäre herstellen,

starb aber im Jahr 1522 vor deren Vollendung.

Ihre Nachfolgerin Ursula II. von Tanneck wurde im Beisein des Kaisheimer Abtes Konrad III. Reutter (1509-1540) und der Kaisheimer Konventualen Benedikt Wibel, Johann Bäumlin und Johann Saur gewählt.

Bei Amtsantritt waren 15 Nonnen im Konvent und die Vermögenslage des Klosters war gut. Unglücklicherweise fiel in ihre Zeit der große Bauernkrieg. Die Bauern der Dörfer Margershausen, Wollishausen, Anhausen,

Fischach,Grimoltsried, Walkertshofen und Gessersthausen überfielen das Kloster und vertrieben die Nonnen, die sich nach Augsburg in Sicherheit brachten. Dort hatte das Kloster ein Anwesen, den Schönefelder Hof,

den schon Bischof Hartmann dem Kloster als Zinslehen übertragen  hatte. Zu normalen Zeiten diente  er als Herberge für Äbtissin und Klosterfrauen, wenn sie in Augsburg ihren Amtsgeschäften nachgingen.

In Notzeiten war er Zufluchtsort und Verwahrstelle für Hab und Gut. Die Aufständischen misshandelten den Beichtvater und dessen Kaplan, vernichteten alles Glaswerk, Fenster und Öfen, raubten Getreide, Vieh,

Wein, Leinwand und alles Silbergeschirr und richteten im Kloster nach Angaben der Äbtissin einen Schaden von über 2000 Gulden an. Das übersteigt die Summe, die das Kloster an Barmitteln (688 Gulden) und

Außenständen (1242) zu Amtsantritt von Ursula II. gemäß der Erwählungsurkunde vorhanden war. 1532 erteilte sie ihrem Beamten Conrad Sailer die Vollmacht, mit dem Schwäbischen Bund über die Entschädigung

zu verhandeln.

Die konfessionelle und politische  Landschaft in Deutschland hatte sich seit dem Jahre 1517 grundlegend geändert. Martin Luther soll da die Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Das führte schließlich

zur Reformation. Die soziale und wirtschaftliche Situation hatte ja auch immer wieder zu Aufständen geführt, die dann im Großen Bauernkrieg von 1525 führten. Und auch dieser war ja durch religiöse Argumentation “unterfüttert”,

wie  auch die Memminger Artikel zeigen. Die religiöse Spaltung des Landes manifestierte sich auch in politischen Bündnissen. Am 27. Februar 1531 wurde der Schmalkaldische Bund gegründet. Landgraf Philipp I. von Hessen, Kurfürst Johann von Sachsen, Herzog , Herzog Philipp von Braunschweig-Gubenhagen, Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg, Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen, dem Graf von Erbach sowie drei nieder- und acht oberdeutschen Reichstädteunterzeichneten den Vertrag. Es war ein zunächst

defensiv ausgerichtetes Militärbündnis mit der Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe im Falle eines katholischen Angriffs.

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Kaiser Karl V. war in Kriege gegen Frankreich, Italien und gegen  die Osmanen in Ungarn verwickelt.Er war in Deutschland auf die Reichsstände angewiesen und so  immer wieder zu Kompromissen gezwungen und den Protestanten

religiös und politisch entgegenzukommen. Der Friede von Crépy  1544 beendete die Auseinandersetzungen mit Frankreich und auch mit der Türkei konnte ein Waffenstillstand geschlossen worden. Jetzt hatte er den Rücken frei,

sich aktiv um die Religionsfrage in Deutschland zu kümmern. Ein mögliches Konzil oder eine Reihe von Religionsgesprächen sollte die Glaubenseinheit wieder herstellen. Beide Seiten zeigten aber keine Neigung zu Kompromissen.

Der Kaiser hatte eine päpstliche Zusage, Truppen im Falle eines Krieges gegen die Protestanten gestellt zu bekommen. So sah er die Möglichkeit, den Schmalkaldischen Bund militärisch besiegen zu können. Den Führern auf protestantischer Seite,

Landgraf Philipp und Kurfürst Johann waren die Vorbereitungen des Kaisers nicht entgangen und so entschlossen sie sich zum Präventivkrieg, da der Kaiser wohl über größere finanzielle Mittel verfügte und  somit auch in der Lage war, ein

stärkeres Heer aufstellen zu können. Der Bund zog im Juli 1546 rasch ein Heer von 12.000 Mann  in Süddeutschland zusammen. An der Spitze stand Sebastian Schertlin von Burtenbach,ein bedeutender Landsknechtführer im 16.

Jahrhundert und 1532 der Oberkommandant des Fußvolkes des gesamten Reichsheeres. Im Kloster hatte man die neue Lage natürlich mit Sorge beobachtet. Bischof Otto Truchsess von Waldburg (1543-1573) hatte in einem Schreiben vom 30. Juni

1546 die Äbtissin und den Konvent zum Gebet aufgerufen, aber gleichzeitig geraten, die wertvollen Sachen in Sicherheit zu bringen. Denselben Rat hatte der Stadtgerichtsschreiber von Augsburg Caspar Tradel gegeben. Er meinte allerdings, die Nonnen könnten noch im Kloster bleiben. Diese zogen aber gleich nach Landsberg und kamen da bei der Witwe Albrechts von Freyberg unter. Landgraf Philipp und Kurfürst Johann beauftragten die Komissäre des Schmalkaldischen Bundes Christian Bruck,

Dr. Jakob Besserer, Georg Oestereicher und Martin Weikmann  die Klöster zu schätzen, welche Summe sie an den Bund abzugeben hatten. Die Besitzungen des Hochstifts Augsburg hatten sie schon vereinnahmt und den Rat der Stadt Augsburg

mit der Verwaltung beauftragt. Den Klöstern Ochsenhausen und Kempten wurden je 20.000 Gulden auferlegt, dem Kloster Oberschönenfeld “nur”  1000 Gulden. Aber das Kloster hatte ja rund 20 Jahre zuvor schon 2000 Gulden verloren.

die Komissäre hatten übrigens den Auftrag, falls sie nicht genug Barmittel vorfänden, Getreide zu nehmen oder Grund und Boden zu verkaufen oder zu verpfänden. Vor allem aber sollten sie “unchristlichen und abgoterischen Messen und anderen

babstlichen Missbrauch gänzlich abstellen”abstellen (Archiv für die Pastoral.. S.349) Auch sandte der Rat von Augsburg seine Diener und Prediger in die Klöster Edelstetten, Wettenhausen und Oberschönenfeld, um dort die Lehre Luthers einzuführen.

Der Augsburger Rat forderte die Äbtissin und den Konvent brieflich dringend auf, Landsberg zu verlassen und ins Kloster zurückzukehren. Der Rat der Stadt beanspruchte mittlerweile die Einnahmen des Klosters. Die Nonnen blieben

im Exil, verarmten aber.

Am 24. April 1547 siegte Kaiser Karl bei Mühlberg über den Schmaldkaldischen Bund. Der sächsische Kurfürst geriet in Gefangenschaft. Der Krieg war entschieden. Nun war auch für den Oberschönenfelder Konvent die Rückkehr wieder möglich.

Nach 38 Wochen im Exil kehrte Äbtissin Ursula kränklich und auch gebrochen in das geplünderte Kloster zurück.

Auch Bischof Otto Truchsess von Waldburg (1543-1573) konnte sein Bistum wieder in Besitz nehmen. Er hatte gegenüber der Stadt Augsburg 95.000 Gulden Schadenersatz gefordert und diese Summe am 19. Januar 1548 als Vergleichssumme quittiert.

Darin enthalten war auch die Entschädigung für das Kloster Oberschönenfeld. Am 26. November 1450 stellte der Bischof der Priorin als Verwalterin an die Seite. Außerdem befahl er,”frommer und ehrbarer Leute Kinder wenn gleich ohne Vermögen”

aufzunehmen. Die Äbtissin war mit beiden Regelungen einverstanden. Sie verstarb im Jahre 1552.

Erst 8 Monate nach der Wahl wird Agnes III.von  Burtenbach zur Äbtissin gewählt. Sie regierte von 1553 18 Jahre lang. Als sie ihren Dienst antrat, waren außer ihr gerade noch zwei Nonnen im Konvent. Unter ihrer Regierung wurden auch erstmals nichtadelige

Nonnen ins Kloster aufgenommen. Zum einen war das Klosterleben nicht mehr so attraktiv. Zum andern waren viele Augsburger Patrizier zum Protestantismus übergetreten. Das machte es für das  Kloster schwer aus dem Adel Nachwuchs zu gewinnen.

Bei ihrem Tod war der Konvent um zwölf Schwestern angewachsen, alle nicht von Adel. Das erleichterte das Abschaffen der sogenannten Leibgedinge. Bisher hatten die Nonnen ein gewisses Einkommen, ihre eigene Magd und ließen sich

ihre eigene Speise bereiten. Nun wurde das Leibgedinge Eigentum des Klosters und das kam nun dem gesamten Kloster zugute. Die Mägde aber wurden abgeschafft. Das war eine ganz praktische Reform für das Kloster.

Bisher hatte das Kloster die Wege auf eigene Kosten erhalten. Als König Ferdinand 1555 in Augsburg war, bat Äbtissin Agnes, einen Wegzoll erheben zu dürfen. Ferdinand genehmigte das für Gessertshausen am 15. Mai 1555. Das Kloster durfte

für jedes Wagenross, das passierte einen Heller erheben, musste sich aber im Gegenzug verpflichten die Wege und insbesondere den Übergang über die Schmutter in gutem Zustand zu erhalten. Ihren Untertanen in Gessertshausen erließ sie den Zoll.

Dafür verpflichteten diese sich, bei der Ausbesserung der Wege zu helfen. Ihren Überreiter (Verwaltungsbeamter) Georg Weinhart belehnte sie ab 1556 mit dem Zoll. Dafür musste er jährlich an das Kloster 28 Gulden entrichten.

Die Äbtissin erhielt von Kaiser Ferdinand am 4. Juli 1559 in Augsburg folgende Bewilligung ausgestellt: “ Kaiser Ferdinand (I.) bewilligt dem Kloster Oberschönefeld (Äbtissin Agnes), daß die Juden den Klosteruntertanen ohne Wissen

der Äbtissin nichts leihen und niemand wegen Schulden vor das kaiserliche Hofgericht Rottweil oder vor ein anderes Gericht fordern dürfen.” (Urk. 522-Regest OSchöUB 571) Kaiser Maximilian stellte eine gleichlautende Urkunde

am 27. Juli 1574 in Wien für Äbtissin Barbara aus  (Urk. 580 a -Regest OSchöUB 580 a) . Auch Kaiser Ferdinand II. bestätigte dies am 21. Januar 1621, sowie noch 7 weitere Kaiser bis zur letzten Bestätigung durch Kaiser Leopold II. (1790-1792)

Die Äbtissin ließ auch eine Wasserleitung  für das Kloster bauen, die das Kloster für alle Belange, also Küche und Backstube,Badstuben, aber auch Fischkästen und Viehtränken mit Frischwasser versorgte.

Die Vermögensverhältnisse, Getreidevorräte und Viehbestand waren nach den vorhergegangenen Bedrängnissen wieder zufriedenstellend.

1571 resignierte sie,da sie krank und gebrechlich war und sich der Belastung des Äbtissinenamtes nicht mehr gewachsen sah. Sie lebte aber nach ihrem Rücktritt von ihrem Konvent hochgeehrt noch 8 Jahre. Sie starb 1578.

Auf sie folgte Äbtissin Barbara II. Elchinger. Barbara war eine Gastwirtstochter aus Lauingen und ist dort am 19. Dezember 1535 geboren. Als Lauingen protestantisch wurde, verließen sie die Stadt und zogen nach Jettingen.

Barbara wurde ins Kloster Oberschönenfeld gegeben, wo sie am 1. Februar 1557 die Ordensgelübde ablegte. Sie wurde die erste bürgerliche Äbtissin des Klosters. Gewählt wurde sie im Beisein des Kaisheimer Abtes

Johannes IV. Sauer am Tag des Rücktritts von Äbtissin Agnes am7. Juli 1571.

Das Konzil von Trient (in vier Sitzungsperioden von 1545-1563) einberufen unter Papst Paul III. (1534-1549) hatte unter dem Eindruck der Reformation in Deutschland wichtige Beschlüsse für die katholische

Kirche gefasst. In der letzten Sitzungsperiode wurden zwei Dekrete festgelegt, die vor allem die Orden betrafen. Im Dekret über die Orden wurden Normen für die Aufnahme neuer Mitglieder festgelegt,

Bestimmungen über die Wiederherstellung des Gemeinschaftsleben, die Klausur der Nonnen aber auch die ordnungsgemäße Wahl der Ordensoberen. Im Dekret über die Pflichten der Bischöfe wurden auch

Anweisungen für die Durchführung von Visitationen getroffen. Schon Äbtissin Agnes hatte mit der Durchführung der Reformen angefangen, die Barbara fortführte. Bischof Otto hatte Abt Johannes auch schon in der Regierungszeit von Agnes aufgefordert, eine Visitation in Oberschönenfeld vorzunehmen. Diese fand im Juli 1571 statt. Eine Folge war wohl die Resignation der altersschwachen Äbtissin. Kurz nach Amtsantritt der neuen Äbtissin verließen zwei unzufriedene Klosterfrauen

heimlich das Kloster. Die folgenden Visitationen verliefen nun zur Zufriedenheit der Ordensoberen. Papst Clemens VIII. (1592-1605)ordnete am  30. April 1593 an, für eine durchgreifende Reform des Zisterzienserorden Sorge

zu tragen. Der  Abt von Citeaux Edmund (1584-1604) visitierte nun zwischen 1593 und 1594 sämtliche oberdeutschen Zisterzienserklöster. In Oberschönenfeld war er am 14. Januar 1594. Ausgehen und reisen der Klosterfrauen wurden nun streng geregelt.

So verbot der Abt von Kaisheim Ulrich zum Beispiel, dass Äbtissin Barbara den Oberschönefelder selbst in Augenschein nehmen wollte, als dieser neu gebaut werden sollte, den Besuch dort. Erst um 1600 wurde diese Regelung wieder flexibler gehandhabt.

1600 waren die Klöster Oberschöenfeld und Holzen (bei Donauwörth) ein geistliches Bündnis eingegangen. In ihrer Regierungszeit wurden viele Baumaßnahmen angegangen, so der  Neubau des Oberschönenfelder Hofs in Augsburg ab 1589,

die Erweiterung der Kirche in Violau, vorher nur eine Kapelle. Im Kloster selbst ließ sie den neuen Abteibau errichten. Auch das Pfleghaus mit Gasthaus für Gäste die man im Kloster nicht aufnehmen wollte, wurde neu gebaut.

Dazu kam der Neubau von Bauhof mit Stallungen für Pferde und Ochsen. Auch die Leonhardskapelle in Gessertshausen wurde erneuert. Für die Klosterkirche wurden neue Ornate und Kirchengerät angeschafft. Sie ließ drei Choralbücher anfertigen,

alle mit Noten. Dabei legte sie auf ein großes, klares Schriftbild Wert, damit auch kurzsichtige Schwestern mitsingen konnten. Die wirtschaftlichen Verhältnisse hatte sie auch bestens geordnet. Sie konnte sogar andere Einrichtungen unterstützen.

als das Mutterkloster in Citeaux 1593 von einem Brand betroffen wurde, leistete Oberschönenfeld einen Beitrag von 100 Gulden.

Nach einer für das Kloster segensvollen Regierungszeit verstarb Äbtissin Barbara am 2. Mai 1601.

Auf sie folgte Äbtissin Walburga Schüssler, die aber nach nur zwei Jahren Regierungszeit 1603 verstarb. Aber trotz der nur zweijährigen Regierungszeit wurde bleibendes geschaffen. In Scheppach ließ sie eine lauretanische Kapelle erbauen.

In Altenmünster wurde der Pfarrhof neu gebaut und im Kloster selbst entstand neben dem Herrenhaus ein Gasthaus für den Abt von Kaisheim oder andere hohe Gäste.

Die neue Äbtissin Susanna Willemayr war schon unter ihren beiden Vorgängerinnen Priorin. Sie war eine Fischerstochter aus Donauwörth. Sie wurde am 30. November 1503 zur Äbtissin gewählt. Sie wurde 12 Jahre nach ihrem Amtsantritt

zusammen mit den Äbtissinnen aus Niederschönenfeld und Kirchheim im Ries, also den drei Kaisheimer Visitationsklöstern zur Äbtissin geweiht, was vorher nicht üblich war. Abt Johann VII. Beck (1608-1626), der diese Regelung eingeführt hatte, nahm auch die Weihe vor. Auch Susanna tat viel zum Wohlstand des Klosters. Auch eine rege Bautätigkeit war in ihrer Amtszeit zu verzeichnen.

Susanna führte Instrumentalmusik im Kloster ein. Sie ließ dafür vier Geigen in allen Stimmlagen einführen. Gegen alle Klausurvorschriften ließ sie sogar junge Klosterangehörige “draußen in der Welt” musikalisch fortbilden, was damals völlig unüblich

war. Das zisterziensische Leben scheint in Oberschönenfeld schon sehr streng beachtet worden zu sein. Als der Generalabt Nicolas II. Boucherat (1604-1625) das Kloster über Pfingsten 1616 zu einer Visitation im Kloster war,

fand er das Ergebnis so gut, dass die Nonnen eine Gnade für das Kloster erbitten durften. Sie wünschten sich, dass sie einmal im Monat vor das Kloster spazieren geführt wurden (!).

Die persönlichen Wertsachen, auch Schmuck wurden dem Gelübde gemäß eingesammelt und dem Gelübde gemäß zu gemeinsamem Nutzen verwendet. Susanna finanzierte davon eine Orgel. Unter Susanna wurden zehntägige Exerzitien eingeführt,

von denen auch die Äbtissin gerne Gebrauch machte.

Schwierigkeiten gab es auch durch die Schirmvogtei des Augsburger Bischofs. 1609 war in  München die Katholische Liga gegründet worden. Sie sollte einen Gegenpart zur protestantischen Union bilden, die 1608 ins Leben gerufen worden war.

Ihnen gehörten neben Bayern alle Hochstifte in Bayern und Konstanz sowie die Reichsabteien Kempten und Ellwangen an. Später kamen fast alle katholischen Reichsstände im süddeutschen Raum dazu. Der Bund stellte eigene Truppen auf.

Die Finanzierungsbeiträge der Mitglieder orientierte sich an Reichsmatrikeln. Der Augsburger Bischof forderte nun auch von den Klöstern, die sich unter seinen Schutz begeben hatten, Steuern. Auch mussten sich die Untertanen des Klosters zu Musterungen

für die Musterungen der Mannschaft des Domkapitels einfinden. Da das Kloster auf den Schutz angewiesen war und der Bischof am längeren Hebel saß, musste die Äbtissin sehr oft notgedrungen auf die Forderungen eingehen.

Äbtissin Susanna verstarb am 13. Januar 1624. Sie wurde ihrem Wunsch gemäß nicht in einem bevorzugten grab bei den Äbtissinnen bestattet, sondern auf dem normalen Friedhof der Klosterfrauen.

Zu ihrer Nachfolgerin wurde Appollonia Wörl am22. Januar 1624 gewählt. Sie war eine Baderstochter aus Bruck bei Fürstenfeld. Bei ihrer Wahl lebten 28 Nonnen und 7 Laienschwestern im Kloster. Wirtschaftlich  hatte die verstorbene

Äbtissin das Kloster in bestem Zustand hinterlasse,

Zwar herrschte schon seit 1618 Krieg, aber Schwaben war davon bisher verschont geblieben. Die Äbtissin ließ die neue Kirche in Violau mit einem Turm versehen. In Altenmünster wurde die Pfarrkirche vergrößert.

In Dietkirch ließ sie einen neuen Pfarrstadel bauen. In Gessertshausen wurde für Taglöhner und Holzacker ein Ziegelhaus gebaut. Der Bach, der durchs Kloster lief wurde eingefasst und neu gedeckt.

1629 verlor das Kloster wegen einer Viehseuche die Hälfte ihrer Schafe und büsste auch viel Hornvieh ein. Aber nun kam der Krieg auch in Schwaben an.

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1630 hatten die Schweden in den Krieg eingegriffen. Im Frühjahr 1632 hatten die Schweden Nürnberg und dann Donauwörth eingenommen. Viel zu spät, und ohne ausreichende Vorbereitung machte sich der Konvent nun

in der Karwoche 1632 auf die Flucht. Nur die Klosterdokumente, das beste Silbergeschirr, Getreide und Wein, was in der Eile halt auf die Wagen gepackt werden konnte, wurde mitgenommen. Einige Kostbarkeiten waren

vorher eingemauert worden. Das ging aber später trotzdem verloren. Der Konvent floh über Füssen, Reutte, weiter nach Stams und kam dann schließlich weiter nach Hall.Der Bürgermeister von Hall, Balthasar Staudacher

vermittelte die Klosterfrauen weiter. In dem zum königlichen Frauenstift gehörenden Schloss Thurnfeld bei Hall kamen sie gut unter und wurden bestens aufgenommen. Von ihrem Heimatkloster bekamen sie aber nur schlechte

Nachrichten. Die zurückgelassen Dienstleute flohen, als die Schweden anrückten. Sigmund von Schlammersdorf war schon 1610 im Heer der Union. im Dreißigjährigen Krieg war er seit den ersten Kriegstagen dabei.

Ende 1830 trat er in schwedische Dienste. 1632 erhielt er von den Schweden Oberschönenfeld, das er ausplünderte. Die Beute ließ er nach Augsburg schaffen. Als er abzog, ließ er nur die nackten Mauern zurück.

Diese Nachrichten aus der Heimat waren zuviel für die Äbtissin. Sie fiel in eine gefährliche Krankheit und starb am 8. August 1633 in Thurnfeld. Schon vorher waren zwei Schwestern verstorben.

Auch Abt Johann von Kaisersheim befand sich im Exil. Er hatte Abt Paulus Gay (1631-1638)vom Kloster Stams zur Leitung der Äbtissinnenwahl beauftragt. Stams war ja ebenfalls ein Zisterzienserkloster.

Am 17. August 1633 wurde Maria Elisabeth Herold zur neuen Äbtissin gewählt. Sie war die Tochter des deutschmeisterischen Rat und Advokaten des Reichskammergerichts Johann Jakob Herold in Ellingen.

Schon mit elf Jahren war sie als sogenannte Schultochter ins Kloster Oberschönenfeld gekommen.

Die Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 ging für die für die Schweden und ihre protestantischen deutschen Verbündeten unter Bernhard von Sachsen Weimar und Graf Horn verloren. Die Schweden

zogen sich darauf komplett aus Süddeutschland zurück. Die Stadt Augsburg war ebenfalls wieder in die Hände der Kaiserlichen gekommen.

Daraufhin entschloss sich die Äbtissin nach Oberschönenfeld zurückzukehren. Sie lieh bei dem Augsburger Kaufherren Georg Fargeth, der sich ebenfalls im Exil in Hall befand 4300 Gulden und verschrieb ihm dafür aus den

Einkünften des Klosters Getreide und Holz. 1635 kehrte sie mit einigen Schwester über München nach Augsburg zurück. Dort blieben sie noch einige Tage im Kloster St. Ursula, um dann in ihr Heimatkloster zurückzukehren.

Das aber war nur noch ein wüster Steinhaufen. Unter größter Mühe richteten sie das zerstörte Kloster allmählich wieder her. Dort lebten sie in bitter Armut und konnten oft ihren Hunger nicht stillen. Einen Teil der verbliebenen

Schwestern schickte sie in weniger schwer getroffene Klöster oder zu Verwandten. 9 harte Jahre verbrachten die verbliebenen 4 Schwestern in Oberschönenfeld. Trotz dieser extremen äußeren Bedingungen begann sie mit der Sichtung

der Archivalien und begann die Klosterchronik zu schreiben. 480 handgeschriebene Seiten umfasste sie und die Arbeit zog sich bis mindestens 1643 hin. Zwischen 1644 und 1645 mussten sie mehrmals nach Augsburg flüchten

und ihr weniges Eigentum in Sicherheit bringen. 1646 bis 1648 kehrten schwedische und französische Truppen wieder nach Schwaben zurück. Auch Augsburg wurde wieder belagert. Äbtissin Maria Elisabeth wollte sich wieder unter den Schutz der Stadt Augsburg stellen, was der Rat der Stadt jedoch ablehnte. Da die Lage in und um Oberschönenfeld nicht mehr sicher war, ging die Äbtissin erneut ins Exil, zunächst in das kleine Kloster Thalbach bei Bregenz, danach kam sie im Kloster Muri unter.

Am 29. November 1649 kam die Äbtissin endgültig aus dem Exil zurück. Die finanziellen Verhältnisse des Konvents besserten sich ganz allmählich. Auch Visitationen fanden wieder statt. Generalabt Claude Vaussin (1645-1670) visitierte 1654

das Kloster und befand den geistigen Zustand als vortrefflich.

Äbtissin Maria Elisabeth starb am 27. Mai 1657 nach einer harten und leidensvollen Regierungszeit.

Dann wurde Anna Maria Weinhart zur Nachfolgerin von Maria Elisabeth gewählt. Sie war die Tochter des Augsburger Juristen Dr. Leonhard Weinhart. Sie hatte als Novizin die Flucht nach Tirol miterlebt.Ihre Wahl fand am 8. Juni 1657 statt,

die Weihe und Amtseinsetzung zur Äbtissin wurde am 17. September von Abt Georg  IV. Müller (1637-1667) aus Kaisheim vollzogen. Bei ihrem Amtsantritt waren 16 Nonnen, 3 Novizinnen und 5 Laienschwestern im Kloster. Es befand sich zwar mittlerweile ein

wenig Barschaft, nämlich 28 Gulden im Kloster. Aber nach den schweren vorausgegangenen Kriegszeiten waren vor allem die Altlasten abzutragen. So musste wöchentlich eine Fuhre Holz und Getreide nach Augsburg gebracht werden,

um die Zinsen des Darlehens zu bedienen, das Maria Elisabeth noch in Tirol aufgenommen hatte. Viele im Krieg zerstörte Gebäude mussten wieder hergestellt werden, damit sie noch gerettet werden konnten. Der Hof in Scheppach wurde völlig neu

gebaut, die Kirche von Violau wurde mit Eisenstangen unterzogen, weil das Gemäuer sich als nicht dauerhaft erwiesen hatte. Der im Krieg zerstörte Turm wurde höher gebaut und mit Kreuz und Kuppel versehen. An der Pfisterei wurde gebaut und die Schmiede

wurde wieder neu hergestellt. Trotz dieser Lasten konnte das Kloster seinen Güterbesitz sogar noch mehren. Kaiser Leopold verlieh dem Kloster einen Bezirk in dem der zur Markgrafschaft Burgau gehörenden Hochforst und die Jagd darin

gegen eine jährliche Abgabe von 60 Gulden an das Amt Burgau. Es ging streng und arm zu im Kloster Oberschönenfeld. In den ersten Amtsjahren von Anna Maria konnte kein Wein gereicht werden. Erst als der Vater einer Konventualin,

Sebastian Pott, Kanzler in Morgenthal, dem Kloster zu seinen Lebzeiten jährlich zwei Fuder Wein schenkte (das Fuder in der Markgrafschaft Baden war 1500 Liter) und nach seinem Ableben über eine reichliche Erbschaft zehn Fuder vermachte,

konnten die Klosterfrauen noch 5 Jahre Wein trinken. Für Violau spendete eine Hauptmannsfrau, die sich einige Zeit im Kloster ausgehalten hatte, spendete das Geld zum Guss von drei Glocken für die Wallfahrtskirche Violau.

Die Äbtissin verstarb nach 28 Regierungsjahren  am 1. Mai 1685.

Die Abtei ließ die Verstorben in aller Stille beerdigen, damit der Todesfall nicht vorzeitig publik wurde, um zu vermeiden, dass der Fürstbischof von Augsburg für die Zeit der Erledigung der Abtei einen hochstiftischen Kastellan, also einen

Aufsichtsbeamten über die Abtei einsetzte, was nach den Schirmrechten möglich gewesen wäre. Der Kaisheimer Abt Elias Götz (1681-1696) wurde schnellstens zur Beerdigung von Anna Maria und zur Neuwahl einer Äbtissin herbeigerufen.

diese fand am 5. Mai 1885 am Tag nach der Beerdigung statt. Gewählt wurde die bisherige Subpriorin und Novizenmeisterin Maria Hildegardis Meixner. Der Generalabt von Citeaux Johann wünschte der neuen Äbtissin in einem Schreiben

Glück und Segen für ihr Amt, während der Augsburger Bischof Johann Christoph von Freyberg (1666-1690) sich ziemlich verschnupft zeigte und sich bitter beschwerte, dass die Wahl ohne sein Wissen stattgefunden hatte.

Sie war die Tochter  des Augsburger Weinzahlers und Aufschläger Hans Georg Meixner (Beamter, der Abgaben auf den Wein aufschlägt).

Nur 70 Jahre nach der Flucht nach Tirol wurde das Kloster wieder von Kriegsfolgen betroffen. Der spanische Erbfolgekrieg von 1701-1714 hatte auch Bayern stark betroffen. Der bayrische Kurfürst Max Emanuel war 1703 auf die Seite Frankreichs

übergetreten. In den Jahren 1703 und 1704 fanden die Kampfhandlungen vor allem in Bayrisch-Schwaben statt. Die entscheidende Schlacht gewann  das Heer mit kaiserlichen Truppen und Truppen des Reichsheers unter Führung des Duke of

Marlborugh John Churchill –ein Vorfahr von Winston Chruchill-, Herz Eugen von Savoyen und Markgraf Ludwig von Baden (“Türkenlouis”) gegen die vereinigten Truppen von Frankreich und Bayern unter Marschall Tallard und Max Emanuel.

Das war die 2. Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704. Die erste Schlacht bei Höchstädt ein knappes Jahr zuvor, nämlich am 20. September 1703 hatten die Franzosen gewonnen. Höchstädt ist von Oberschönenfeld  etwas mehr als 40 Kilometer

entfernt. In der ersten Schlacht kämpften rund 30.000 Soldaten gegeneinander. In der zweiten Schlacht  waren allein 50.000 Mann auf Seiten der kaiserlichen Truppen und denen des Reichsheeres.

Diese Kämpfe praktisch “vor der Haustür” zogen natürlich auch das Kloster in Mitleidenschaft. Im September lagerten 4000 Mann bayrischer Truppen bei Gessertshausen. Gefordert wurden zunächst eine unverzügliche Liefrung von Bier und Brot ins

Lager. Dies wurde schnell geliefert. Der Beichtvater des Klosters P. Columban Mayr begab sich sofort zum bayrischen Oberkommandierenden Graf von Arco. Nach Fürbitten blieb das Kloster zunächst unbelästigt. Im September 1703

nahmen Reichstruppen überraschend das neutrale Augsburg ein. Marodierende kaiserliche Truppen überfielen und zerstörten Scheppach und den Oberhof. In Scheppach wurde auch die Kapelle geplündert. Die Äbtissin und ihr Konvent waren

bisher im Kloster geblieben, zumal ihnen der Abt von Kaisheim ausdrücklich untersagt hatte, ohne seinen Willen und seine Erlaubnis das Kloster zu verlassen. Der bayrische Hofkriegsrat hatte sein Ouartier in Ulm genommen und belegte

nun das Kloster mit Lieferungen an Heu, Stroh und Holz, die es gar nicht aufbringen konnte. Die Äbtissin wurde mit Haft bedroht und ging nun auf Rat des bischöflichen Generalvikars und dem Konvent nach Augsburg. Dort kamen sie im Kloster

Maria Stern unter. Nur die bejahrte Priorin und älteren Schwestern blieben im Kloster zurück. Am 6. Dezember 1703 überfielen etwa 200 französische Soldaten das Kloster und völlig geplündert. Nu Kirche und Archiv blieben verschont.

Den Schwestern wurde alles genommen,was irgendwie von Wert war. Sie flohen nun nach Mindelheim. Inzwischen hatten bayrisch-französische Truppen Augsburg übergeben bekommen. Nun vereinigte sich der Konvent wieder in Augsburg.

Maria Stern litt nun aber auch an Mangel. Der Oberschönenfelder Hof hatte die Belagerung nicht unbeschadet überstanden. Nun befahl der Abt dem Konvent, sich zu verteilen.Einige waren in Mindelheim geblieben,

andere kamen bei ihren Verwandten unter. Nach der 2. Schlacht bei Höchstädt kehrte die Äbtissin in das geplünderte Kloster zurück. Am 18. Oktober 1704

war der gesamte Konvent dann wieder vereint. Sofort begann man im Kloster die Kriegsfolgen zu beheben. Eine gute Verwaltung ermöglichte die Neuherstellung des Bauhofs, der Ställe und des Bräuhauses. Die Wallfahhrtskirche

Violau hatte den Krieg zum allgemeinen Erstaunen völlig unbeschadet überstanden. Die Kirche bekam Reliquien des  Märtyrers Benediktus. Sie waren erst aus Rom nach Stams gebracht worden und dieses Kloster schenkte sie

weiter an Oberschönenfeld. Die Prälaten von Kloster Kaisheim und Kloster Fultenbach  setzten diese feierlich in die Wallfahrtskirche ein.

Äbtissin Hildegardis hatte den völligen Neubau des Klosters geplant, erlebte diesen aber nicht mehr. Sie starb nach 22 Regierungsjahren am 24. März 1722 im Alter von 73 Jahren.

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Franz Beer erhielt den Bauauftrag. Er war Mitglied der Vorarlberger Auer Zunft und von Kaiser Karl VI. geadelt worden. es gibt kaum eine Kirche in Süddeutschland, an der er nicht beteiligt war. Er baute auch Salem und Kaisheim.

Mitarbeiter waren wohl der Maurermeister Josef Dossenberger der Ältere und der Zimmerer Johann Georg Fertel. Die Weihe nahm der Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr am 25. Juli 1723 vor.

Äbtissin Mari Viktoria Farget wurde am 17. März 1722 zur neuen Äbtissin gewählt. Bei ihrer Amtseinführung waren 26 Schwestern und 10 Laienschwestern im Konvent. Unter ihr wurde der Kirchenbau vollendet. Aber auch in den zur Abtei

gehörenden Gemeinden wurden Pfarrhaus und Kirchenneubauten errichtet.

Auf Maria Viktoria folgte  Maria Cäcilia Wachter. Sie regierte von 1742-1767. In der Regierungszeit dieser Äbtissin kam auch ein Figur des Prager Jesuleins in die Abteikirche, die so ab 1754 diese zu einem vielbesuchten

Wallfahrtsort machte.

Äbtissin Maria Charitas Karrner ließ die Kirche mit Altären, Fresken und Stuck neu ausstatten. Joseph Magges aus Imst, der in Augsburg als Künstler wirkte, begann mit dem Deckengemälde in der Kirche. Nach seinem Tod übernahm

Johann Joseph Anton Huber, ebenfalls aus Augsburg sie Arbeit. Von ihm stammen  die Fresken Flucht nach Ägypten, seitlich hl. Bernhard im Speyrer Dom und mystische Umarmung Christi, Darstellung im Tempel, die Kirchenväter in den Zwickeln, Muttergottes und seitliche Zisterzienserbilder. Jakob Rauch aus Wessobrunn war für den Stuck verantwortlich.

Die Schuldenlast für die  Baukosten waren erst kurz vor der Säkularisation abgetragen. Charitas Karrner hatte ihr Amt nur sieben Jahre inne. Sie starb 1774.

Die letzte Äbtissin wurde Maria Irmengardis Stichauer. Sie wurde am 22. Februar 1774 gewählt. Sie starb am 25. Februar 1803. Sie hatte klug gewirtschaftet, die Schulden waren abgetragen. Im März 1803 wurde das Kloster aufgehoben.

Die Schwestern durften jedoch auf Lebenszeit im Kloster bleiben. Schon 1819 gab es Bestrebungen, das Kloster formell wieder herzustellen. 1836 rekonstituierten die noch 5 verbliebenen Konventmitglieder das Kloster. Am 5. Juli 1836.

genehmigte König Ludwig von Bayern die Wiederherstellung. Die Gebäude gingen allerdings erst 1899 in den Besitz des Klosters über. Allerdings fiel nun auch die Baulast dem Kloster zu.

1899 wurde das Kloster wieder in den Zisterzienserorden aufgenommen. 1918 wurde es zur Abtei erhoben.

Zum Zeitpunkt des Klosterjubiläums 1998 lebten 34 Schwestern, davon eine Novizin und 2 Kandidatinnen im Kloster. Es gehört heute zur Mehrerauer Kongregation einem Zusammenschluss selbstständiger Zisterzierzienser klöster unter Führung

der Abtei Wettingen-Mehrerau. Äbtissin ist Maria Gertrud Pesch.

Das Kloster hatte bis in die 70-ger Jahre eine 140 ha große Landwirtschaft sowie einen Hof mit großem Viehbestand. Mangel an Arbeitskräften, sinkende Agrarpreise und steigende Löhne zwangen die Abtei zur Veränderung.

Ackerland und Wiesen wurden verpachtet. Es war unklar, was aus den Wirtschaftsgebäuden werden sollte. Der Bezirk Schwaben mietet die ganze Anlage an und seit 1982 ist dort das Schwäbische Volkskundemuseum untergebracht.

Das Kloster betreibt eine Klosterbäckerei in der das “Oberschönenfelder Holzofenbrot” gebacken wird und im Brotladen des Klosters verkauft wird. Das Kloster betreibt auch eine Paramentenstickerei.

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03 Sep. 2014

Hambacher Schloss

MaxburgDer Vorgängerbau des Hambacher Schlosses ist die Kastanienburg oder Kästenburg (Kestenburg), seit ihrer Frühzeit bis zum Ende der Feudalzeit im Besitz der Bischöfe von Speyer. 1842 erwarb ein Komitee von Pfälzer Abgeordneten die Ruine und machte sie dem bayrischen Kronprinzen zum Hochzeitsgeschenk. Dieser gab 1845 den Wiederaufbau der nun Maxburg genannten Ruine in Auftrag. Seit 1814 war sie immer wieder Schauplatz politischer Kundgebungen. Die bekannteste ist das Hambacher Fest von 1832 und heute trägt dieser für die Demokratiebewegung wichtiger Ort den Namen Hambacher Schloss. Eines der frühesten und umfassendsten Werke über diese Burg ist “Die Maxburg bei Hambach” von Franz Xaver Remling, einer der bedeutendsten pfälzischen Historiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts und von 1833 bis 1852 Pfarrer von Hambach. Aus den Ruinenresten schließt Remling auf fünf verschiedene Bauperioden. Die älteste weist auf die Zeit Bischofs Johannes von Speyer, also um das Jahr 1100. Remling setzt die Entstehung der Burg in der Zeit Heinrichs II. (1014-1024 deutscher Kaiser) an.Sie kam wohl über Atzela aus dem Geschlecht der Grafen von Zeisolf-Wolfram in die Hand dieses Grafengeschlechts. Atzela war eine Schwester Heinrichs IV. und Mutter des späteren Bischofs Johannes I. von Speyer (1090-1104).Wolfram und Atzela hatten zwei Töchter, die zwar beide verheiratet waren, aber keine Kinder hinterließen. So fiel die Burg an Johannes, den Heinrich IV. am 7. März als Bischof in Speyer eingesetzt wurde. Bischof Johannes starb relativ jung, schon mit 41 und so kam die Burg ins Eigentum des Hochstifts Speyer. Der erste Burgmann Burkhard von Kestenburg. Er ist als staufischer Ministerialer im Reichsdienst von 1154 bis 1186 nachweisbar. Zusammen mit seinem Bruder Trushard ist er schon 1174 in einer Schenkungsurkunde für das Kloster Eusserthal als Zeuge, ausgestellt von Bischof Konrad II. von Speyer nachweisbar. Beide treten auch in einer Urkunde Friedrich Barbarossa als Zeugen auf.(Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 3026.) In dieser Urkunde nimmt Friedrich Barbarossa das Kloster Eusserthal in seinen Schutz. Eine  größere Karriere hatte sein Bruder Trushard.

In der Urkunde Friedrich I. – RI IV,2,4 n. 3194 vom 28. September 1187 wird “Trushard (von Kestenburg), kaiserlicher und königlicher Legat in der Lombardei sowie Podestà von Chieri und Ivrea” genannt. Später war er Kämmerer des Bischofs von Speyer. Die Nachkommen von Trushard und Burkhard hatten dann keine Verbindung  mehr mit der Kestenburg. Unter Bischof Konrad von Eberstein (Bischof in Speyer von 1237-1245)wurden die Ritter Arnold und Ebelin von Deidesheim Burgmannen auf der Kestenburg. Dafür hatten sie jährlich 20 Malter von der Unteren Mühle in Speyerbach zugut. Unter Bischof Heinrich II wird ein Ritter Walter von Schnittlauch Burgherr auf der Kestenburg. Die Familie führen den Beinamen von Kestenburg noch bis ins 15. Jahrhundert. Gegen Ende der Regierung Heinrichs kam es zu einem heftigen Aufruhr in der Stadt, bei dem er Zuflucht auf der Kestenburg fand. Bischof Nikolaus  von Wiesbaden (1381-1395) war 1380 von Papst Urban VI. zum Bischof von Speyer ernannt worden. Allerdings bestellte der Gegenpapst Clemens VII. im gleichen Jahr den Mainzer Bischof Adolf von Nassau zum Administrator des Bistums Speyer. Er musste natürlich um sein Amt kämpfen 1386 kam es zu einem Waffenstillstand zwischen den beiden. Am 29. Juni dieses Jahres belehnte ihn König Wenzel mit den Regalien. Am 12. Juni 1388 empfing er schließlich die Bischofsweihe in der Michaelskapelle der Kestenburg durch Bischof Eckhard von Worms. Die Kestenburg war praktisch sein ständiger Wohnsitz. Er ließ die Burg renovieren und vergrößern. Sein Amtmann auf der Kestenburg wurde Simon von Zeiskam. Unter Bischof Raban von Helmstatt (1438-1456) war die Kestenburg kaum Aufenthaltsort des Speyrer Bischofs, aber kostbare Gefäße und Kleinodien wurden dort aufbewahrt. 1464 ließ Bischof Matthias ein Verzeichnis aller beweglichen Sachen und Einkünfte des Stifts erstellen. Das geschah auch für die Kestenburg. Unter Matthias wurde auch die Kestenburg wieder ausgebessert. Im Jahr 1525 im Großen Bauernkrieg blieb auch die Kestenburg nicht verschont, sie wurde geplündert und gebrandschatzt.Die Bauten selbst schienen allerdings keinen zu großen Schaden genommen zu haben, denn diese wurden rasch wieder hergestellt. Im Zweiten Markgrafenkrieg (1552-1555) befehdete Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach die rheinischen Bischöfe von Mainz Trier und Speyer. Vom Speyrer Bischof Philipp von Flersheim verlangte er eine Brandschatzung von 150.000 Gulden und als diese nicht gezahlt wurde, verwüstete er die Madenburg und die Kestenburg. Die Madenburg wurde bald wieder instand gesetzt. Unter Bischof Marquard von Hattstein (1560-1581) wurde die Kestenburg zwar wieder notdürftig hergestellt. Sie war aber nur noch Sitz eines Waldförsters. Die auf der Burg haftenden Lehen wurden aber weiter vergeben.

Hambach

Der erste Waldförster war Michael Bender. Im Zuge der Revolutionskriege wurde die Pfalz an Frankreich angegliedert und wurde als Département du Mont-Tonerre als integrierter Bestandteil Frankreichs verwaltet. Nach dem Wiener Kongress von 1815 kam das Gebiet als Rheinkreis an das Königreich Bayern. Schon 1814 feierten deutsche Patrioten den Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig auf dem Schloss. 1831  begingen Neustädter Bürger den Jahrestag der Julirevolution. Am 27. Mai 1832 kam es schließlich zum Hambacher Fest. 1830 war in Frankreich die Julirevolution ausgebrochen. Sie war Auslöser weiterer Unruhen vor allem in Polen aber auch in den Königreichen Sachsen und Hannover, im Kurfürstentum Hessen-Kassel und im Herzogtum Braunschweig. Vor allem der polnische Aufstand gegen die russische Herrschaft wurde deutschlandweit begeistert aufgenommen. Er genoß breite Sympathien vor allem in der Presse. Unterstützungsvereine wurden gegründet. König Ludwig I von Bayern verfolgte einen reaktionären Kurs. Am 28. Januar 1831 erließ er ein Edikt, dass die Presse verschärfter Zensur unterwarf. Das wiederum rief den Widerstand vor allem der pfälzischen Abgeordneten im bayrischen Landtag hervor und im Juni 1831 musste der König sein Edikt zurücknehmen und den Innenminister, der verantwortlich war , entlassen.

88px-Philipp-Jakob-Siebenpfeiffer 88px-Johann-Georg-August-Wirth-2 99px-FSchuelerimagesRJHSI7PEDie Publizisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Georg August Wirth gründeten 1832 als Reaktion auf die Druckverbote den Deutschen Preß-und Vaterlandsverein. Vorsitzender wurde der pfälzische Rechtsanwalt und Abgeordnete Friedrich Schüler. Dieser Kreis veranstaltete am 27. Mai 1832 ein “Volksfest”, da politische Kundgebungen von der bayrischen Obrigkeit verboten worden waren. 30.000 Menschen  aus allen Ständen und vielen Nationen, vor allem Polen zogen vom Neustädter Marktplatz auf die Hambacher Schlossruine. Dies ging als “Hambacher Fest” in die Geschichte ein. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein und es kam zum Prozess vor dem Landauer Assisengericht ( 29. Juli 1833-16. August 1833). Die Hauptangeklagten wurden in diesem Prozess zwar freigesprochen. Diese wurden jedoch wegen angeblicher Beleidigungsdelikte vor Zuchtpolizeigerichte in Zweibrücken gestellt und verurteilt. 1842 vermachten königstreue Eigentümer der Burgruine diese  dem bayrischen Kronprinzen und späteren König Maximilian II. Im Volksmund wurde das Hambacher Schloss dann auch Maxburg genannt. Es sollte im Stile Hohenschwangaus aufgebaut werden. Aus Geldmangel kamen die Bauarbeiten schnell ins Stocken und wurden nicht beendet. In den Revolutionsjahren 1848/49 kamen sie endgültig zum Erliegen. Zwischen 1980 und 82 wurde das Schloss zum 150 – jährigen Jubiläum des Hambacher Fests restauriert. Von 2006 bis 2010 erfolgten weitere Restaurierungen.

27 Aug. 2014

Kloster Weissenburg im Speyergau

Unbenannt

Das Kloster Weissenburg ist um 660 gegründet worden. Das Jahr seiner Gründung ist aber nicht überliefert  und auch für den Gründer gibt es zwei   Überlieferungsstränge.                                                                                                                                                                                                                                  

Man geht heute davon aus, dass Bischof Dragobodo von Speyer der Gründer des Klosters im heutigen Unterelsass ist und nicht König Dagobert I., der ja ebenfalls als Gründer “gehandelt”  wird.                       

Die älteste erhalten Urkunde ist eine Todesfallschenkung am 24. Februar 661. Ein Bonifacius schenkt dem Kloster St. Peter Güter seines verstorbenen Sohnes Gundebald. Darin heißt es,

dass Bischof Dragobert das Kloster gebaut hat (que ipse pontifex construxit). Der Ort, in dem die Güter liegen (Gairoaldo), ist vermutlich, Gerolsheim das nordwestlich von Frankenthal ist.

Der zweite Überlieferungsstrang gibt Dagobert I. als Gründer an. Allerdings liegt dieser Annahme eine zweifellos gefälschte Urkunde zugrunde. Die königliche Gründung wurde vom Kloster wohl

vor allem angegeben, um den Status einer Reichsabtei gegenüber bischöflichen Ansprüchen, also speyrischen Ansprüchen zu verteidigen. Das gilt dann auch vor allem für die Urkunde Kaiser Heinrichs.

Otto II. stellt dem Kloster am 25 Oktober 967 in Verona eine Urkunde aus und “ bestätigt dem Kloster Weissenburg unter seinem Abt Geilo über dessen Vorsprache und die Bitte seiner Mönche gleichwie seine Vorgänger Pippin, Ludwig und alle übrigen die namentlich angeführten Grenzen seiner Mark, die ihm einst der erstgenannte König übertragen hatte, und verleiht ihm die Immunität “ (Otto II. – RI II,2 n. 591) Diese Urkunde macht es wahrscheinlich,

dass Kloster Weissenburg während der Regierungszeit eines Königs Dagobert zu mindestens mit nomineller Genehmigung des Königs geschehen ist. (Heinrich Wagner in ARCHIVFÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE NEBST BERICHTEN ZUR KIRCHLICHEN DENKMALPFLEGE IM AUFTRAG DER GESELLSCHAFT FÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE IN VERBINDUNG MIT H. AM ERICH „M. -L. CRONE „J.MÖTSCH „W. SEIBRICH R. E. SCHWERDTFEGER . W. WEBER HERAUSGEGEBEN VON FRIEDHELM JÜRGENSMEIER 55. JAHRGANG 2003  )

In einer Urkunde, die Heinrich IV. am 11. Februar 1102 ausstellt, wird Dagobert als Gründer genannt.  Urkunde 473  MG Diplomata Heinrich IV. “Heinrich stellt anläßlich der vor ihn zu Mainz gebrachten Klage des Abtes Stephan

von Weissenburg über die Übergriffe der Vögte nach Vernehmung der Hörigen des   Klosters die Rechte des Vogtes entsprechend der Bestimmung König Dagoberts fest . Speyer 1102 Februar 11 . “

Zwei fränkische Adelsgeschlechter, nämlich das Geschlecht der Theodarde, dem auch Dagobert angehörte und das der Chrodoine bestimmte die Anfangszeit Weißenburgs entscheidend mit. Diese Adelssippe war auch in Thüringen begütert.

Dazu passt, dass das Erfurter St. Peterskloster zu Beginn des 8. Jahrhunderts von Weißenburg besiedelt worden ist. Beide Klöster haben mit St. Peter dasselbe Patrozinium und beide haben auch die Dagobert-Tradition gemeinsam. Nur führt Erfurt

seine Anfänge nicht auf den ersten, sondern auf den dritten Dagobert zurück.

In Weißenburg wurde zunächst die “Regula mixta” befolgt. Das ist eine Kombination aus der Columban-Regel und der Benedikt-Regel, so wie sie in Luxeuil gepflegt wurde. Dort hatte der spätere Trierer Bischof Numerian unter dem Abt Waldebert

die Satzungen des Columban durch die Benediktregel ergänzt. In diesem Umfeld bewegte sich auch der Speyrer Bischof Dragedo. Auch der erste bekannte Stifter für Kloster Weißenburg, nämlich der oben genannte Bonifacius, hatte Beziehungen

zu den fränkischen Bischöfen, die die Verbreitung dieser Regula mixta in den von ihnen gegründeten Klöstern verfolgten.

Um 820 begann nun Pirmin im südwestdeutschen Raum zu wirken. In den vom ihm gegründeten, bzw. reformierten Klöstern  führte er die Regel des Heiligen Benedikt ohne die Zusätze Columbans ein. Von Kloster Hornbach aus sei er oft in Weißenburg

gewesen und habe den dortigen Mönchen die “norma sancti Benedicti” vorgetragen. In einer Traditionsnotiz des Kloster Weissenburg, die Kaspar Zeuss in seinen Traditiones et possesionesque Wizzenburgenses Nr. 193 überliefert, tritt ein Dekan Gerbert

als Zeuge auf. Die Stellung des Dekan in der Konventsstruktur als zweiter nach dem Abt entspricht der Struktur, die Pirmin nach der Vermutung Hallingers (Kassius, Gorze-Kluny) eingerichtet hat. Weissenburg wurde auch schon sehr früh in die Verbrüderung

der Reichenau aufgenommen. Alles zusammengenommen spricht schon dafür, dass die Pirminsche Reform, so wie die Vita Pirmins es berichtet, in Weissenburg angekommen ist.  Auch die elsässische Herzogsfamilie der Etichonen,  die Pirmin bei

seinen Reformen stark unterstützte, begann sich nun für Weissenburg zu interessieren. So gibt es eine 730 Schenkung des Herzogs Liutfrieds für das Kloster. Bis 737 gab es viele Mönche in Weissenburg, die sich bei ihrem Eintritt ins Kloster das Zurückbehalten

von Eigenbesitz vorbehalten hatten. Das war aber vom 5-bis 8. Jahrhundert weitverbreitet. Hallinger nennt diese Mönche “Halbkonversen”. Von 737 datiert nun die letzte Nachricht von zurückbehaltenem Eigenbesitz eines Weißenburger Mönchs (Zeuss Nr. 241).

Das zeigt, dass sich die Pirminsche Forderung auch nach völligem Eigentumsverzicht beim Eintritt ins Kloster in Weißenburg durchgesetzt hat.

Der fränkische Historiker und Theologe Kaspar Brusch schreibt 1551 seine Monasteriorum Germaniae praecipuorum ac maxime illustrium centuria prima, also seine Chronik deutscher Klöster, in der auch das Kloster Weissenburg abgehandelt wird. Darin

ist auch eine Äbteliste, die allerdings für die vor Dragobodo regierendenden Äbte wohl eher fiktiv ist. Sein erster Abt ist Principius, der übrigens auch in der Speyrer Bischofsliste unmittelbar vor Dragobodo steht.

Die Äbte Ehrwald und Ratfried werden mehrmals bei Zeuss im Zusammenhang mit Schenkungen von Mönchen bei ihrem Eintritt ins Kloster erwähnt. Über Ratfried gibt es auch ein Urkunde, die das Landesarchiv Baden-Württemberg verwahrt (Bestand

Baden-Baden Stadt, Bestellsignatur  37. Nr. 270). Am 1. August 712 vergabt Dagobert, König der Franken an Ratfried, Abt zu Weissenburg, die Bäder im Oosgau. Bernhard, der in Bruschs Abtliste als übernächster Abt auf Dragobodo folgt, war gleichzeitig

Bischof von Worms. In dieser Zeit muß die Verfügungsgewalt über das Kloster auf den König übergegangen sein. Schon ein einfacher Gütertausch, den die Abtei 820 vornehmen wollte, bedurfte der ausdrücklichen Genehmigung des Königs. (Zeuss Nr. 69).

Das war unter Abt Bernhard, der zugleich Bischof von Worms war. Von 743-759 war David Abt und in Personalunion Bischof von Speyer. Er nahm an der letzten bonifatianischen Reformsynode 747 in Mainz teil. Bei dieser Synode wurde Mainz Erzbistum und

Papst Zacharias bestätigte 748, dass Mainz vor den Bistümern Tongern,Köln, Worms, Speyer und Utrecht den Vorrang hat. Während Davids Amtszeit verstarben Pirmin in Hornbach und Philipp von Zell, der in der Diözese Speyer als Heiliger

verehrt wird. Auf David folgte Ermbert,  in Personalunion Bischof in Worms. König Pippin erteilt im Jahre 764 wahrscheinlich bei dem in diesem Jahr abgehaltenen Reichstag in Worms der dortigen Basilika St. Peter und Paul die Immunität.

In einer Urkunde Ottos II., die am 25. Oktober 927 in Verona ausgestellt wurde (DD O II Nr. 15 S. 22-23), verleiht Otto dem Kloster Weissenburg die Immunität. In dieser Urkunde wird berichtet, dass auch Pippin dem Kloster die Immunität verliehen hatte.

Ermbert hatte für das Kloster Weissenburg eine große Zahl von Urkunden ausgestellt, alle bei Zeuss abgedruckt. Ermbert gehörte auch zu den fränkischen Bischöfen, die von Karl und Karlmann zur von Papst Stephan III. nach Rom einberufenen Synode

abgeordnet wurden. Die Synode fand vom 12.-14. April 769 in der Lateranbasilika statt. Erst der übernächste Abt, Bischof Bernhar von Worms ist quellenmäßig wieder belegt. Er reist im Auftrage Kaiser Karls im Jahr 809 zusammen mit Abt Adelhard vom

Kloster Corbie zur Synode nach Rom. Nicht nur Bischöfe aus den benachbarten Diözesen waren Äbte in Weissenburg. Es ging auch umgekehrt. Basinus,der Nachfolger Davids auf dem Speyrer Bischofsstuhl, war zuvor Diakon in Weissenburg. Er ist dort

durch zwei Traditionsnotizen belegt. (Zeuss Nr.149 und 221). Er war auch mit dem Laienbischof Milo in Trier verwandt. Auch der spätere Bischof Benedikt in Speyer (814-829) war zuvor Mönch in Weissenburg. Seine Teilnahme an der Synode von Mainz

ist in Concilia aevi Karolini Teil 2 604 zu ersehen. Zu Zeiten Ermberts musste im Kloster Weissenburg eine große monastische Disziplin bestanden haben. Aber auch eine kulturelle Höhe lässt sich ersehen. Um 772 schrieben Weissenburger Mönche

den Codex Weißenburgensis, der sich heute in Wolfenbüttel befindet.

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Als der Wormser Bischof Bernhar in Weissenburg als Abt regierte, wirkte Benedikt von Aniane als Reichsklosterreformer unter Ludwig dem Frommen. Die Aachener Reichssynode von 816 machte die benediktinische Regel für alle

im Frankenreich lebenden Mönche verbindlich. Wie weit er das Kloster Weissenburg schon reformiert hat, ist angesichts der schwierigen Quellenlage nicht genau zu sagen. Aber wie Benedikt von Aniane das vorgesehen hat, hat Bernhar schon einen

Unterabt eingesetzt. (Zeuss Nr. 171,173,177). Bernhar hatte als Nachfolger Folkwich (826-832), der aus dem Weissenburger Konvent stammte, designiert. Der Kaiser bestätigte diesen in Worms und Weissenburg.  Auch der Weissenburger Konvent

hieß diese Wahl gut. Unter ihm gibt es einen (Unter-)Abt Ratfried (Zeuss Nr. 51). Nun gibt es auch einen Praepositus, der als zweiter nach dem Abt an der Spitze der Brüder steht. (Zeuss 172). Das entspricht dem neuen Regelverständnis, der

diesem den Vorzug vor dem Dekan als durch die Benediktregel vorgesehenen höchstem Klosteramt gegeben hat. Auch die karolingische Klostergesetzgebung scheint sich in dieser Zeit in Weissenburg voll durchgesetzt zu haben.

830 sind im Kloster erstmals Vögte erwähnt. Diese Einrichtung hatte schon Karl der Große schon als obligatorisch erklärt. Der erste, der namentlich genannt wird,  ist ein Gebold (Zeuss 198,251).

833 bis 839 war Grimald Abt von Weissenburg.Er war erst an der Klosterschule in Reichenau. Ab 824 war er an der Hofkapelle Ludwigs tätig. 833 bekam er die Abtei Weissenburg übertragen. Ab demselben Jahr war er auch Kanzler unter Ludwig dem Deutschen.

Über seine erste Tätigkeit wird im Weissenburger Klosterbuch nur gesagt, dass er nach einem Klosterbrand die Kirche wieder größer aufgebaut hatte. (Mooyer Nekrologium des Kloster Weißenburg in Archiv des Historischen Vereins für

Unterfranken und Aschaffenburg, Nr. 13. S. 53). Auch wissen wir, dass er ein Privileg für das Kloster erwarb.“bestätigt dem kloster Weissenburg auf bitte des abts Grimold die von seinem vorgänger Dagobert (M. G. DD. Merov. 41 vgl. Zeuss Trad. 266 no 278) geschenkten und dann an königliche vasallen zu lehen gegebenen warmen bäder im Ufgau. “ ( Ludwig der Deutsche – RI I n. 1417 ) Ludwig schenkte Grimald auch Güter in Oberschwaben, wie sein Sohn Ludwig der Deutsche in einer am 30.September 835 in Worms ausgestellten Urkunde . „bestätigt abt Grimald, seinem obersten kanzler, laut der vorgelegten schenkungsurkunde seines vaters k. Ludwig (deperd.) den von diesem übertragenen besitz in den villen Altheim, Riedlingen, Waldhausen und Ostheim im Apphagau in Alamannien als freies eigen. 

(Regesta Imperii, I,1, Karolinger Regesten 751-918, Nr. 1351) Sonst wissen wir nichts über das Wirken Grimalds in Weissenburg.

Diese Schenkung war wohl Anlass für den Erwerb weiterer Besitzungen im für Weissenburg doch weit entfernten Oberschwaben. Diese werden in den Traditiones et possesionesque Wizzenburgenses Nr. 27 Waldsee, 28 Reute,  30 Holtzheim (= Oberholzheim bei Laupheim) 31 Baustetten und 32 Laupheim genannt. Dass Kloster Weissenburg tatsächlich Besitzungen in Oberschwaben hatte, die sonst unbekannt sind sprechen neben der Erwähnung der Hunneneinfälle auch das Patrozinium Peter und Paul. Die Weissenburger Klosterheiligen sind auch in Laupheim, Oberholzheim, Reute und Waldsee zu finden. Für diese oberschwäbischen Orte ist die Nennung in den Tradiriones vom Jahr 926 auch die erste urkundliche Erwähnung. Nur Laupheim wurde in einer St. Gallener Urkunde schon 778 genannt.

 

Nach innerdynastischen Auseinandersetzungen unter den Karolingern setzte Ludwig der Fromme Grimald als Weissenburger Abt 839 ab und übergab die Abtei an Erzbischof Otgar von Mainz. Es war der erste Bischof, der nicht mehr aus dem Kreis der Bonifatiusschüler hervorging. Er stammte aus dem Kreis der  Reformer um Ludwig dem Frommen. Er stand in enger Verbindung zur Reichenau. Als Mainzer Erzbischof unterstütze er auch Einhard, den Biographen Karls,  beim Ausbau seiner Abtei Seligenstadt.

Unter Otgar war nach wie der seit 819 bezeugte Unterabt Gerhoh tätig. Grimald war aber von Ludwig dem Deutschen schon 841 als Abt in St. Gallen eingesetzt worden. Als Otgar 847 starb, wurde Grimald wieder als Abt in Weissenburg eingesetzt. Außerdem war

er dann auch noch Abt eines dritten Klosters, wahrscheinlich Ellwangen. 870 zog sich Grimald von allen Ämtern , er war ja auch noch Erzkaplan, nach St. Gallen zurück, wo er 872 starb.

Die berühmteste Persönlichkeit aus dem frühen Kloster war Otfrid. Er ist wohl in den 20-iger Jahren des 9. Jahrhunderts geboren und wurde schon als Kind als puer oblatus nach Weissenburg gegeben. Er wurde später Mönch und Priester im Kloster.

Seine Priesterweihe erhielt er um 830. Er war auch einige Zeit im Kloster Fulda, wo Rabanus Maurus Abt war und immer noch an der berühmten Klosterschule unterrichtete. Er lehrte dort vor allem die zu der Zeit blühende Praxis der allegorischen Bibelauslegung.

Nach Otfrids Zeit in Fulda war er möglicherweise eine Zeit Schreiber in der Hofkapelle König Ludwigs. In Weissenburg wirkte er als Schreiber, Lehrer und Bibliothekar. Er ist dort ab etwa 845 nachweisbar (z.B. Zeuss 204). Die Bibliothek nahm in den folgenden

zwei Jahrzehnten einen beachtlichen Aufschwung, was nach dem Urteil der Forschung vor allem Otfrid zu verdanken ist. Sicher hatte auch Grimald in seiner zweiten Abtszeit seinen Anteil daran. Er war ja auch Abt von St. Gallen und die Sankt Gallener

Bibliothek hatte in der Regierungszeit Grimalds einen großen Zuwachs erlebt. Aus Fulda und Mainz kamen exegetische Werke vor allem von Raban nach Weissenburg. Und dann hat er selbst viel beigetragen. Acht oder neun Handschriften

gehen wohl auf ihn zurück. Sein Hauptwerk ist das Evangelienbuch. Otfrid hat einen wichtigen Beitrag zur althochdeutschen Literatur geleistet. Das Evangelienbuch ist die erste Großdichtung in deutscher Sprache. Otfrid hat eine Versform

entwickelt, die für die deutsche Dichtung des Mittelalters bestimmend wird und der deutsche Standardvers bleibt. Er schreibt eine Literaturtheorie mit dem erklärten Ziel,die fränkisch-deutsche Literatursprache zu etablieren.

Zu seinen weiteren Handschriftenzählen  Bibelhandschriften mit lateinischen Kommentierungen Otfrids zu den Büchern Jesaja, Jeremia, den Zwölfprophetenbüchern, den Evangelien, der Offenbarung des Johannes und der Apostelgeschichte.

Außerdem hat er deutsche Worterklärungen zu einem Grammatikbuch für den Unterricht geschrieben. Sein Evangelienbuch widmete er König Ludwig dem Deutschen, Erzbischof Liutbert von Mainz, sozusagen seinem Dienstherrn und Bischof

Salomo von Konstanz, der ja in der Zeit von Otfrids Aufenthalt Mönch und Lehrer an der Klosterschule Fulda war und ihn dort auch unterrichtet hatte. Die Daten seiner Adressaten geben auch einen zeitlichen Rahmen für den Abschluss

des Evangelienbuchs. Liutbert trat sein Amt in Mainz 863 an und Bischof Salomo starb 871. In dieser Zeitspanne muss also das Evangelienbuch, die umfangreichste Dichtung der Karolingerzeit, entstanden sein.

Otfrid

950 besuchte Otto I. Kloster Weissenburg, wohl von Speyer aus. Am 26. Februar stellt er eine Urkunde für das Kloster aus “restituirt dem kloster Weissenburg um der daselbst von ihm angerufenen fürbitte der h. Petrus und Paulus willen (184a) auf bitte seiner tochter Luitgard und seines bruders Brun die durch verlehnung seit lange widerrechtlich entzogenen zinsleute und verbietet deren fernere entfremdung”.(Otto I. – RI II,1 n. 185)

Das war kurz vor der Zeit von Adalbert, der ab 966 Abt in Weissenburg wurde. Er ist um 910 in Lothringen geboren. Um 958 trat er in das Reformkloster St. Maximin in Trier ein. Als  Großfürstin Olga von Kiew Otto I. um Missionare

bat, wurde Adalbert auf Rat des Erzbischof Wilhelm von Mainz 961 als Missionsbischof nach Russland geschickt. Das Unternehmen verlief nicht sehr glücklich. Adalbert entrann nur knapp dem Tode und kam schon 962 wieder zurück. Er war dann

in der Kanzlei Ottos II. tätig. 966 setzte ihn Otto I. als Abt in Weissenburg ein. 968 ernannte ihn Otto auf der Synode von Ravenna zum 1. Erzbischof von Magdeburg. Er blieb aber Abt von Weissenburg. In seinen ersten beiden Jahren als Weissenburger

Abt setzte er die Chronik Reginos von Prüm fort. Reginos Chronik hatte mit dem Jahr 908 geendet. Otto schenkte der Kirche des Heiligen Moriz zu Magdeburg das Kloster Weissenburg  mit dem Vorbehalt des Rechtes der freien Wahl für die Mönche (DO I, 365).

In dieser Urkunde wird auf die Königsunmittelbarkeit Bezug genommen “nostro juri propria”

973 erbittet dann Adalbert für seine Abtei die neuerliche Gleichstellung in ihrer “libertas” mit den Klöstern Fulda, Reichenau und Prüm. Otto II. bestätigt dies mit der Urkunde ausgestellt am 27. Juni 973 in Worms.

Adalbert verstarb 981.

Auf Adalbert folgte Sandrad. 963 wird er als Cellerar von Kloster St. Maximin in Trier erwähnt. Er hatte enge Kontakte zum ottonischen Kaiserhaus und visitierte in seinem Auftrag das Kloster Sankt Gallen. Er war auch der Beichtvater von Kaiserin Adelheid.

Er hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung des Gladbacher Klosters St. Vitus. Ab 979 war er Abt von Ellwangen und 981 soll er auf Fürsprache Kaiserin Adelheids die Abtei Weissenburg erhalten haben. In seiner Regierungszeit fand der sogenannte “Salische Kirchenraub” statt. Es war kein eigentlicher Raub, sondern eine von Kaiser und Führungselite abgesegnete Besitzumverteilung. Leidtragende war aber die Abtei Weissenburg. Herzog Otto, der aus dem Geschlecht der Salier stammte, hatte zugunsten des

Luitpoldinger Heinrich das Herzogtum Kärnten abtreten müssen. Otto fiel nun in Weissenburg ein. Wahrscheinlich wurde das Kloster gezwungen, einen Teil seiner Besitzungen an Otto als Lehen zu vergeben. Das Kloster sah das als Raub an, die Führungselite

als  gerechtfertigte Umverteilung von Reichsgut. 985 kehrte Sandrad in das Kloster St. Vitus in Gladbach zurück. Es ist durchaus möglich, dass dies im Zuge des “Kirchenraubs” geschah.

In der Äbteliste von Brusch ist von 1002-1032 Abt Luithard verzeichnet, mit dem Vermerk das 1004 das Kloster abbrannte. Er bekommt von Kaiser Heinrich am 15. Januar 1003 die von Pippin erteilte Immunität bestätigt siehe Heinrich II. – RI II,4 n. 1526

Abt Arnold ist wieder klarer fassbar. Arnold von Falkenberg ist 1038 Abt von Weissenburg und Propst in Limburg. 1051 wurde er Abt von Corvey und wechselte 1053 nach Lorsch, vor er 1054 Bischof in Speyer (bis 1056) wurde.

Samuel, der nächste Abt,  ist erstmals in einer Urkunde  als Teilnehmer als eines Fürstengerichts unter Heinrich III. nachgewiesen und zwar vom 30. Juni 1056 (MGH  H III Nr. 372 B)Hier wurde über Rechte von St. Maximin in Trier verhandelt.

Er sorgte für die wirtschaftliche Konsolidierung der Abtei. Er kümmerte sich auch um den Ausbau und die Ausstattung der Abtei. Er ließ den heute noch bestehenden romanischen Turm der Klosterkirche errichten (laut Bauinschrift).

Auch ließ er die Abtskapelle St. Willibrord, die sogenannte Peter und Paulskapelle erbauen.

Die Einkünfte der Abtei sicherte er durch genaue vertragliche Abmachungen. (Zeuss,  Nr. 302, 304, 306, 307) 1067 bestätigte Heinrich IV. dem Kloster seine Mark und seine Immunität. (MGH H IV Nr. 195).

Die Abtei war durch vier Festungen in allen Himmelsrichtungen geschützt und zwar St. Remig im Osten, in der Gegend von Steinfeld, Vier Türme oder St. Panthaleon im Süden auf einem Berghügel gegen Steinselz hin gelegen,

St. German gegen Westen und St. Paul im Norden. Nach Michael Frey  (Versuch einer geographisch- historisch- statistischen Beschreibung  des königlich bayrischen Rheinkreises, Band 1, Speyer 1836, über Weissenburg ab Seite 461)

soll Abt Salomon um  1055 St. Panthaleon, St. Paul und German erbaut haben. Außerdem ließ er eine  zu klein gewordene Kirche in Niederschlettbach, heute zur Verbandgemeinde Dahn gehörend, durch den Neubau einer

Laurentiuskirche ersetzen. Das Patrozinium der Vorgängerkirche, das auch auf den Neubau überging, lässt darauf schließen, dass die erste Kirche nach 955 dem Heiligen Laurentius geweiht wurde.  Denn Kaiser Otto hatte am Laurentiustag

955 die Schlacht auf dem Lechfeld gewonnen. Nach diesem Sieg wurde Laurentius besonders verehrt. Die neue Kirche mit Apsidenchor war mehr als dreimal so groß wie der Vorgängerbau. Sie wurde am 13. Mai 1068 geweiht, wie aus einer Inschrift in der Taufkapelle hervorgeht. Die Weihe wurde von Bischof Ezzo von Osnabrück vorgenommen, einem Bischof, der in der Slawenmission in Wagrien in Ostholstein tätig war und der Heinrich IV. nahestand. Auch Samuel war ein treuer Gefolgsmann des Kaisers.

Er bekam auch die Abtei Murbach und Münster im Gregoriental übertragen.Er war 42 Jahre Abt in Weissenburg und starb 1097. Samuels Nachfolger wird Abt Stephan. 1111 ist er auch Abt in Limburg und Klingenmünster. In einer Urkunde von Heinrich IV.

vom 4. März 1103 in Speyer ausgestellt, in der er die Zelle St. Stephan auf dem Heiligenberg in seinen Schutz nimmt, tritt der Weissenburger Abt als Zeuge auf.(Heinrich IV. 2: 1077-1106 (DD H IV) 477).

Noch unter den Saliern wurde die Vogtei über Weissenburg und dem Hochstift Speyer der Familie der Staufer übertragen. Dies geschah noch in den letzten Regierungsjahren von Herzog Friedrich I. von Schwaben (um 1050-1105). Die Vogtei verblieb bis

unter Friedrich I. Barbarossa bei den Staufern.

Abt Kuno tritt in einer in Speyer am 28. Januar 1229 ausgestellten Urkunde als Zeuge (Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4127) In der es um einen Streit zwischen Kloster Eusserthal und seinen Bauern in Godramstein geht. Nach Frey  regierte

er “26 Jahre sehr löblich”, starb im September 1248 und ist im Kreuzgang begraben. Abt Friedrich regierte von 1251 bis 1262 und hat nach Frey mit der Ummauerung der Stadt Weissenburg begonnen. Auf Abt Friedrich folgte

Abt Edelin.  Er regierte bis 1293. Er war angeblich der 45. Abt. Er hatte die Stadtbefestigung weiter geführt und er baute im Kloster und dessen Umgebung viel. Außerdem ließ er den Grundbesitz des Klosters erfassen. Er versuchte den Verlust

von Klostergütern zu stoppen und verlorengegangene wieder  zurück zu gewinnen. Dieses Besitzverzeichnis, der Codex Edelinus, wird im Landesarchiv Speyer aufbewahrt.

Rudolf von Habsburg war oft in Weissenburg. In seiner Regierungszeit war zum ersten Mal 1273 dort. Sein letzter Aufenthalt ist 1289 nachgewiesen. Er stellte in Weissenburg gut 20 Urkunden aus.

Am 12. 4. 1275 eine für Weissenburg selbst und zwar entschied er in einer Streitsache zwischen Abt Edelin und dem Konvent einerseits und den Bürgern Weissenburgs andrerseits.

“entscheidet als gekorner schiedsrichter neben dem wildgrafen Emicho und Gottfried v. Weissenburg in einer umfassenden urkunde die vielfachen zwistigkeiten zwischen Edelin abt von Weissenburg (principem nostrum) und dem convent daselbst auf der einen, und den bürgern dieser stadt auf der andern seite, insbesondere in betreff von ungelt und weinverkauf, rathmannswahl, hauptrecht, hauptzins, buteteil, almende, waldrechte, muntad und austrag von streitigkeiten, münze und bann. Von abt und convent und stadt mitbesiegelt “(Rudolf – RI VI,1 n. 360 ) Unter Rudolf gab es auch Streitigkeiten um rechte im Mundatwald. Ebenfalls 1275 fällte Rudolf einen Schiedsspruch, in dem Regelungen für den Holzeinschlag, das Ahndungsrecht des Abtes bei

Überschreitung der Waldordnung, das Einsetzen der Waldhüter, der Waldweide usw. festgelegt werden. (nach Landesforsten Rheinland-Pfalz zum Forsthaus Erzgrube).

Am 17. November 1292 erklärt Adolf in einer Urkunde, dass ihm die Bürger von Weissenburg einen Treueid geschworen hätten. Der Treueid gegenüber dem Abt von Weissenburg auf Grund dessen Eigenherrlichkeit dürfe aber alle Rechte, Freiheiten,, Leute und Güter des Klosters nicht beeinträchtigen. (Die Regesten des Kaiserreichs unter Adolf von Nassau 1292-1298, Nr.127)

Abt Wilhelm I. war Nachfolger Edelins. Er regierte 8 Jahre. Von ihm ist urkundlich eine Übertragung der Stadt Kuppenheim überliefert.

“Abt Wilhelm und Konvent von Weißenburg Benediktinerordens beurkunden, dass Markgraf Friedrich von Baden ihrem Kloster seine Stadt Kuppenheim übertragen (civitatem sive oppidum in Cupenheim ad eum iure proprietatis pertinentem nobis resignavit et – – transtulit) und von ihnen zu Lehen genommen hat. Sie geben deshalb, weil dadurch ihr Kloster schadlos gehalten ist, ihre Zustimmung zum Verkauf des Dorfes Malsch, das ihnen gehört hat und Lehen des Markgrafen ist, und bestätigen diesen Verkauf durch den Markgrafen an Kloster Herrenalb. (Württembergisches Urkundenbuch Band XI., Nr. 5131, Seite 142)

Abt Egidius regierte von 1301-1312. Er weilte wohl auch am Kaiserhof. König Albrecht hatte das Weissenburger Gerichtsstandprivileg ( es ging um die Rechtsstellung der Stadt)am 25. Juli 1310 bestätigt. Abt Egidius erhielt ein Diplom im Lager vor Brescia.

Abt Johannes I. von Frankenstein hatte wieder eine längere Regierungszeit vorzuweisen und zwar von 1322-1337. Er starb am 3. November diesen Jahres und regierte wie es bei Frey heißt “löblich”. In seiner Regierungszeit gab es einen  Vorfall, bei dem zwei Klosterherren erschlagen wurden. Dokumentiert ist das in einer Urkunde Ludwig des Bayern vom 6. August 1333. “Ks. Ludwig erklärt, daß er Abt Johannes, Dekan und Konvent des Benediktinerklosters Weißenburg [im Elsaß] mit der Stadt und der Bürgerschaft von Weißenburg wegen des Auflaufs und der Zwietracht, besonders der zwei erschlagenen Herren des Klosters und der Verletzung der Klosterfreiheit folgendermaßen lieplich vnd friuntlich verglichen hat: (1) Beide Parteien sollen wieder gute Freunde sein und sich wegen dieser Vorkommnisse gegen eynander verzigen ewiclich; (2) das Kloster hat Rudolf Boppelmann und die Stadt den .. von Fleckenstein, Deutschordenskomtur zu Weißenburg, als Ratmänner gestellt, denen er seinen Kanzler [Hermann von Lichtenberg, Bischof von Würzburg,] als dritten [Mann] hinzugefügt hat, die die besserunge schichen vnd machen sollen; den von diesen ausgesprochenen bund vnd pen sollen sie sich unterziehen; weitere, einstimmig oder mehrheitlich gefasste Beschlüsse der Ratmänner, die ihnen urkundlich mitgeteilt werden1, sollen von den Parteien eingehalten werden; (3) sollte einer der Herren [des Klosters] die Sühne verletzen, so haben die drei [Ratmänner] dem Abt und seiner Partei zu sagen, was sie unverzüglich tun sollen; hingegen hat der sich widersetzende Bürger den Befehlen der Ratmänner zu folgen; (4) sowohl Abt als auch Stadt sollen gegebenenfalls einen Ersatzmann für einen ausgefallenen Schiedsrichter stellen; (5) den Bau der wende soll sein Kanzler besichtigen und darüber entscheiden. — Geben […] ze Franchenfurt an vritag vor Laurentii 1333” (Regg. Ludwig d. B. H. 4 – n. 87).

Am 23. Juni 1330 verleiht Kaiser Ludwig Abt Johannes von Weissenburg die Regalien. “Ks. Ludwig (1) verleiht Johannes, Abt des Benediktinerklosters Weißenburg [im Elsaß], alle Regalien, Lehen, Temporalien, Ehren, Nutzen und Vergünstigungen, die dem Abt und seinem Kloster aufgrund Recht oder alter Gewohnheit zustehen, (2) bestätigt alle Freiheiten, Immunitäten, Befreiungen, Gnaden, Zugeständnisse, Gaben und Privilegien, die dem Empfänger, dessen Vorgängern und dem Kloster von ihm und seinen Vorgängern im Reich verliehen wurden, und (3) gebietet allen Königen, Herzögen, Markgrafen, Grafen, Baronen, Adeligen sowie allen Getreuen des Reiches, Städten, Grafschaften, Gemeinschaften, Kollegien und jedem einzelnen unter Androhung einer Pön in Höhe von 20 Pfund reinen Golds, die je zur Hälfte der kaiserlichen Kammer bzw. dem Geschädigten zufallen soll, die Beachtung seines Privilegs.

Das bedeutet, dass Weissenburg damit Reichsabtei war. Sie erschien auch in den Reichsmatrikeln. Das war ein Verzeichnis der

Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches und gab an, wieviele Truppen für die Reichsarmee zu stellen waren. In den Reichsmatrikeln von 1422 ist die Abtei aufgeführt. In den Reichsmatrikeln aufgeführt zu sein, wird als Indiz für die

Reichsunmittelbarkeit angesehen.

Auch sein Nachfolger Eberhard Graf zu Saarbrücken regierte sehr lang, nämlich 43 Jahre von 1337 bis 1381

Ludwig der Bayer hatte ihm  am 24. November 1339 in Speyer eine Urkunde ausgestellt,

“Ks. Ludwig befiehlt den Städten Hagenau, Selz und Landau [in der Pfalz], Abt Eberhard von Weißenburg [im Elsaß] in seinen Rechten zu schützen.” (Ludwig – [RI VII] H. 4 n. 167) und wichtiger für denselben

Tag gibt es eine Urkunde, in er Ludwig Abt Eberhard die Regalien verleiht.(abgedruckt in Schöpflin Alsatia Diplomatica,2 S.168). Auf Eberhard folgte Hugo von Nothfelden von 1381 bis 1402. Von ihm wurde die Lehensburg St. Remy erbaut. Sie wurde im Bauernkrieg zerstört und heute gibt es nur noch Mauerreste am Boden bei Altenburg.

Sein Nachfolger war Johannes II, Graf zu Veldenz. Er regierte insgesamt 32 Jahre von 1402 bis zu seinem Tod im Jahr 1432. Er hatte auch am Konstanzer Konzil teilgenommen.

Gegen Ende seiner Amtszeit erklärte Sigmund dem Abt Johann gegenüber, dass die Stadt Weissenburg reichsunmittelbar ist und ”erlaubt ihr einen Stadtzoll auf Wein, Brod, Fleisch u. s. w. zu erheben.” (Sigmund – RI XI,2 n. 8336)

Schon 1354 hatte Kaiser Karl IV. “den räthen und gemeinden der reichsstädte des Elsasses Hagenau, Weissenburg, Colmar, Schletstadt, Ehenheim, Rossheim, Mühlhausen, Kaisersberg, Türkheim und Münster, sich zusammen zu verbinden gegen männiglich mit ausnahme seiner, des reichs, seines landvogts und anderer seiner amtleute, sich einander zu rathen und zu helfen, wie das nun näher in dieser wichtigen urkunde bestimmt wird” (Karl IV. – RI VIII n. 1918). Das war dann der Zehnstädtebund (Dekapolis)

Dieser Bund wurde von einem kaiserlichen Landvogt verwaltet. .

1423 hatte Sigmund die Landvogtei Elsass an den Kurfürsten Ludwig Pfalzgraf am Rhein für 50.000 Gulden verpfändet.(Friedrich III. – Chmel n. 39 )

Das ist das Szenario, in dem sich dann die “Weissenburger Stiftsfehde” unter dem übernächsten Abt abspielt.

Auf Abt Johannes  folgte Philipp Schenk von Erbach. Er war von 1434 bis 1467 Abt und ist im Kreuzgang bestattet. Philipp ist uns wieder urkundlich dokumentiert. Am 7. Juli 1441 bestätigt König Friedrich III.  “Abt Philipp, dessen Nachfolgern sowie dem Kloster zu Weißenburg im Elsaß alle ihre von römischen Kaisern und Königen erworbenen Privilegien und Rechte.”( Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 8). 4 Tage später bestätigt er dem Abt, dass er die Regalien zunächst zwei Monate unbelehnt innehaben soll und danach von ihm empfangen soll. (Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 9). Wegen einer Streitsache mit der Stadt Weissenburg lädt ihn Friedrich ein Jahr später zum Rechtstag nach Frankfurt. (14. Januar 1442 Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 15)Es geht hierbei wohl um eine Huldigung und Gehorsam, die die Stadt dem Abt nach seiner Meinung schulde.

Abt Philipp war kein Ausbund an Tugend. Er hatte mehrere Kinder und verschuldete das Kloster mit über 30.000 Gulden (Adam Walther: Vaterländische Geschichte des Elsasses von der frühesten Zeit bis
zur Revolution 1789, Band II, Straßburg 1851, S.264.)

Auf Abt Philipp folgte Jakob Freiherr von Bruck. Er regierte 4 Jahre von 1467-1472. Auch er wurde im Kreuzgang bestattet. Unter ihm war Graf Anton von Leiningen Probst in der Propstei zu den Vier Türmen. Die Bestallungsurkunde des Abtes war noch

nicht aus Rom eingetroffen. Da griff der pfälzische Kurfürst Friedrich I. der Siegreiche(1425-1476) ein. An ihn war ja die Landvogtei verpfändet.

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Zum einen hegte er eine große Abneigung gegen  den Grafen von Leiningen-Hardenburg (siehe  Adam Walther), den Bruder von Propst Antonius. Auch wollte er einige Burgen, die der Abtei gehörten unter seine Kontrolle bringen.

Am 7. Januar 1469 erschienen der Vogt von Heidelberg sowie der Vogt von Germersheim in Begleitung von Abt Jakob von Mainz und 4 Mönchen. Außerdem waren 24 Bauern vom Amt Kleeburg dabei. Diese besetzten alle Klosterpforten.

Der Abt musste die Klosterschüssel abgeben. Auch die Schatzkammer des Klosters wurde besetzt. Die Reform des Klosters sollte praktisch erzwungen worden. Ganz so einfach ging es aber doch nicht.Der Abt berief sich auf Urkunden,

die ihm der Pfalzgraf ausgestellt habe und ihm darin zugesagt habe,die hergebrachten Freiheiten zu schützen und zu schirmen. Man sagte dem Abt nun, er solle sich nach Heidelberg begeben und dort dem Grafen die Sache vortragen.

Darauf ließ sich der Abt nicht ein. Darauf bemächtigten sich die kurpfälzischen Beamten der Burg St. Paul, einer der vier weissenburgischen Befestigungen zum Schutz der Abtei. Die Weissenburger stellten sich allmählich auf Seiten des

Abtes. Sie sahen, dass das Vorgehen des Vogtes und Kurfürsten eigentlich nicht rechtens war. Dieser  blieb aber weiter  dem eingeschlagenen  Weg. Abt und Propst entkamen. Vorher hatten sie noch Wertsachen und Urkunden auf Burg

Drachenfels bringen lassen können. Das Entkommen der beiden lag nicht im Plan des Kurfürsten. Den er wollte sie eigentlich zur Resignation zwingen. Die Feindseligkeiten setzten ihn aber der Gefahr aus, mit kirchlichem Bann belegt zu werden.

Es kam zu allgemeinen Unruhen. Die zehn Reichsstädte hatten sich mittlerweile auf Betreiben Weissenburgs in Straßburg versammelt. Der Rat der Städte sandte eine Botschaft an den Kurfürsten nach Heidelberg. Dieser sah verhängte aber

im Gegenzug eine Strafe von 3000 Gulden über Weissenburg. Das wieder verweigerte der Rat der Stadt. Mittlerweile war Erntezeit und die Erntearbeiter wurden von Bewaffneten geschützt. Der Kurfürst hatte mittlerweile einen

italienischen Rechtsgelehrten an den päpstlichen Hof nach Rom gesandt, um dort Anklage gegen den Abt und Probst zu erheben. Aber auch Abt Jakob hatte einen  Vertreter dorthin gesandt, seinen Kaplan, einen Mönch namens

Stephan Widtman. Der schien die Sache des Klosters aber gut vertreten zu haben, denn der Abt des Kloster Gottesaue wurde zum päpstlichen Bevollmächtigen ernannt und beauftragt, auf gerichtlichem Wege, notfalls mit geistlichem und

weltlichen Bann so lange gegen den Kurfürsten vor zugehen, bis das Kloster wieder zu seinem Vermögen und seinen Einkünften gelangt sei. Auch an den Kaiser, der Abt Jakob ja als Reichsfürsten belehnt hatte, wandte sich der

vertriebene Abt. Dort war Peter Brentz aus Ugelnheim für die Sache tätig und auch er war erfolgreich. Der Kaiser befahl allen Lehensleuten des Stifts, dass sie ihr Lehen nur von Abt Jakob empfangen sollen.

Außerdem befasst er sich zweimal direkt mit dem Abt. Am 31 07.1469 “gebietet Weissenburg i. E. den vertriebenen Abt Jakob von Bruck wieder einzusetzen” (Friedrich III. in RR Literaturbeleg) und am 08.01. 1470 heißt es an den Kurfürsten

“gebietet  Pfalzgf. Friedrich bei Rhein, Abt Jakob und Propst Anton von Weissenburg

 

 

 

im Besitz ihres Klosters zu lassen, sowie ihnen ihren Besitz usw. auszufolgen (Friedrich III. in RR Deperditum)

Am 24.1469 gingen die päpstliche und kaiserliche Entscheidung dem Stadtrat zu. Es war allerdings nicht ganz einfach, die Anordnungen in die Tat um zu setzen, den der Kurfürst hielt ja alle Wege nach Weissenburg besetzt. Der Abt war ja bei seinem

Lehensmann, dem Markgrafen von Baden in der Stadt Baden untergekommen. Ein dort ansässiger Bürger, der aus Weissenburg stammte, brachte den Abt nun als Frau verkleidet auf einem Karren nach Weissenburg. Der Abt gelangte unerkannt in die Stadt

und kam dort zunächst im Augustinerkloster unter. Am 1. November holte ihn der Stadtrat dann dort ab und er wurde feierlich wieder in sein Amt eingesetzt. Der Kurfürst befahl darauf,  dass dem Stift keinerlei Zinsen mehr zu bezahlen seien, sondern alles

in St. Paul, das der Kurfürst ja besetzt hielt, abzuliefern sei. Am 27. November begann der Kurfürst die Stadt zu belagern. Für die Stadt kam das ziemlich unerwartet, den ihr Gegner war ja ihr Landvogt und hatte ihnen  ja Schutz und Schirm geschworen.

Weissenburg wandte sich sofort an den Zehnstädtebund. Die Reichsstädte waren zusammen gekommen, hatten aber nur einen zehntägigen Waffenstillstand erreicht.

Der Kurfürst hatte sein Quartier in St. Panthaleon genommen,das im Zuge dieser Aktion stark beschädigt wurde. Bei weiteren Vermittlungsversuche blieb der Kurfürst unnachgiebig und er provozierte weiter, so ließ er bei Schweigen Kastanienbäume schälen.

Das schaukelte sich weiter hoch. Dörfer wurden angezündet, die Mühle bei St. Remig zerstört. Erst im Februar gab der Kurfürst schließlich nach. 71 Tage hatte er die Stadt belagert. Er versprach, den Abt und seinen Propst in ihren kirchlichen Würden zu

belassen. Doch schon zwei Monate später wurde erneut gekämpft. Der Kaiser hatte Herzog Ludwig von Baiern, Graf zu Veldenz zu seinem Feldhauptmann ernannt und er rief zum Krieg gegen den Kurfürsten auf. Der Propst von Gottesaue sprach

den Bann über den Kurfürsten, den Vogt von Germersheim und einige weiter Beamte aus, auch gegen Dörfer, die sich feindselig gegen den Abt gezeigt hatten. Dagegen erließ der Kurfürst eine Appellation, der sich auch der Speyrer Bischof

Matthias anschloss. Er gebot seinen weltlichen Priestern, vor allem denen, die vom Kloster unabhängig waren, sich nicht an den Bann zu kehren. Die Elsässer Städte, die zur Landvogtei gehörten, waren diesem immer noch ergeben, zumal er ihnen sagte,

daß,  alle gegen ihn unternommenen Massnahmen ohne Wissen des Kaisers und gegen seinen Willen unternommen worden seien. Sie wandten sich nun an den Kaiser gegen den ergangenen Spruch. Es wurde trotzdem heftig gekämpft.

Von Weissenburg aus wurden über dreißig dreißig Dörfer des Kurfürsten oder seiner Anhänger gebrandschatzt. Am 6.November erließ der Kaiser folgende Anordnung “entbindet das Stift Weissenburg i.E. auf ein Jahr von allen Zahlungen und gibt ihm Pfalzgf. Ludwig von Veldenz als Schirmer” (Friedrich III in RR Literaturbeleg). Der neu ernannte Landvogt leistete am 28. März 1471 seinen Eid als Oberlandvogt in Hagenau. Als Kurfürst Friedrich von seiner Absetzung erfuhr, wandte er sich an den Kaiser

und machte sein Recht geltend, die Vogtei zu behalten, da sie ja der Kaiser (Sigmund) an ihn verpfändet habe. Die Reichsstädte im Elsass außer Weissenburg und Hagenau, setzten sich beim Kaiser ein, dass der Kurfürst die Landvogtei behalten kann.

Da das Verhältnis zwischen Kurfürst und Kaiser sehr angespannt war, beließ er Herzog Ludwig als Landvogt.Die Anhänger des Kurfürsten waren aber schon in das Gebiet des Herzogs eingefallen  und hatten es mehrfach verwüstet. Herzog Ludwig,

sah sich genötigt, um Frieden nach zu kommen-ohne Wissen des Kaisers. Im Frieden von Heidelberg gab er am 2. September 1472 sein Amt als Landvogt auf. Straßburg vermittelte zwischen Kurfürst und Kaiser und so konnte Friedrich wieder seine Rechte als

Landvogt erlangen und behielt diese bis zu seinem Tod 1476.

Abt Jakob starb am 10. August 1472. Kaiser Friedrich übertrug am 3. Oktober 1472 den Schutz der Abtei dem Rat der Stadt Straßburg.

Heinrich war Abt von 1475 bis 1496. Unter ihm schloss sich das Kloster 1482 der Bursfelder Kongregation an. Er starb auf der Rückreise vom Papst in Florenz 1496. Der Sponheimer Abt Johannes Trithemius war in den Jahren 1488 –1502

vom Generalkapitel der Bursfelder Kongregation mehrfach mit der Visitation linksrheinischer Klöster und der Diözese Speyer beauftragt worden. In dieser Funktion war er auch für das Kloster Weissenburg zuständig. Er zeigte als

Bibliophiler auch Interesse für die Weissenburger Klosterbibliothek und so gelangte er auch zu einer Kenntnis von Otfridhandschriften. Seine detaillierte Kenntnis des Evangelienbuchs läßt darauf schließen, er vor 1494 eine Otfridhandschrift kennen musste.

Auf Heinrich folgte Wilhelm II, der nur 4 Jahre regierte. Unter seinem Nachfolger Rüdiger Fischer wurde das Kloster in ein weltliches Kollegiatsstift umgewandelt.

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In die Zeit Abt Heinrichs fällt auch die Fehde, die Hans von Trotha oder Hans von Trapp, wie er in der Pfalz und im Elsass genannt wird, hatte. Die Burg Berwartstein war 1347 an Kloster Weissenburg gekommen. 1453 hatte das Kloster Kurfürst

Friedrich das Öffnungsrecht für die Burg eingeräumt. 1480 gab Philipp der Aufrichtige, der Neffe und Adoptivsohn von Friedrich dem Siegreichen, seinem Gefolgsmann Hans von Trotha  die  Burg Berwarstein. Dagegen protestierte das Kloster,

denn es sah sich weiter als Eigentümer von  Berwartstein an. Ein Jahr später übergab Philipp auch das “Zubehör” von Berwartstein an Hans vom Trotha. Natürlich protestierte das Kloster auch dagegen. Daraufhin ließ der Burgherr auf Berwartstein

kurzerhand die Wieslauter aufstauen, worauf Weissenburg auf dem Trockenen sass. Nach dem zu erwartenden Protest des Abtes ließ der Ritter den Damm aufreißen, was zu einer erheblichen Überschwemmung und Zerstörung in Weissenburg

führte. Abt Heinrich beschwerte sich beim Papst und dieser, Alexander VI. sprach am 8. Juli 1493 den Bann über den Kurfürsten und Hans von Trotha aus, der inzwischen das Amt des Marschalls beim Kurfürsten begleitete,

Auch vor den König war die Sache gelangt. Dieser befahl dem Ritter bis Mai 1494 alle Feindseligkeiten gegen das Kloster einzustellen. Als das nichts fruchtete, wurde er zum nächsten Gerichtstag im September 1494 nach Köln einbestellt.

Der Ritter ließ sich nicht beeindrucken, auch nicht als die Reichsacht gegen ihn ausgesprochen wurde. Insgesamt 4 Verhandlungen vor den Reichstagen verliefen ergebnislos. Das Problem löste sich erst 1503, nämlich

als Hans von Trotha am 26. Oktober starb, übrigens im kirchlichen Bann. Die Sanktionen gegen ihn wurden erst zwei Jahre nach seinem Tod aufgehoben. Er ist in der St. Annakapelle von Niederschlettenbach bestattet.

Das Kloster Weissenburg war einst als Missionskloster gegründet worden. Es hatte über 260 Eigenkirchen, war im heutigen Rheinland-Pfalz, Baden und Elsass reich begütert.Als es in ein Kollegiatsstift umgewandelt wurde, war es völlig verarmt,

besaß gerade noch drei klostereigene Höfe, nämlich einen in Steinfeld, einen in Schweighofen und den Koppelhof. Mehrere Ursachen hatten zu dem Niedergang beigetrage. Die ersten Verluste brachte schon der “Salische Kirchenraub”.

Im 14. Jahrhundert waren es viele Auseinandersetzungen mit der Stadt Weissenburg. Dazu kamen zum Ende des 15. Jahrhunderts die kostenträchtigen Auseinandersetzungen mit dem Pfälzer Kurfürsten.

Vor allem der Übergang von der Eigenbewirtschaftung der Klostergüter zur Vergabe als Lehen, brachte die größten Verluste, denn die Lehensnehmer betrachteten dies mehr und mehr als Eigengut .

Auch der Anfang des 16. Jahrhunderts brachte weitere Verluste. 1511 erheben sich die Bauern gegen ihre geistlichen Herren in Weissenburg, Altenstadt, Schleithal und Seebach. Der Zehnstädtebund geht gegen diese Aufstände vor.

Kurz vorher war auf der rechtsrheinischen Seite im Fürstbistum eine Verschwörung unter Joss Fritz verraten und so vereitelt.Auch in den Reichsritteraufstand unter Franz von Sickingen ist Weissenburg verwickelt.

Dabei wurden die beiden Festungen St. Paul und St. German zerstört.Im Großen Bauernkrieg von 1525 wurde die Festung Vier Türme zerstört. Das Kollegiatstift auf dem Stephansberg wurde verheert und sämtliche Zinsbücher verbrannt.

Das Kloster selbst musste harte Bedingungen eingehen, kam aber sonst unzerstört davon.

1524 genehmigte  Papst Clemens VII die Umwandlung in ein Kanonikerstift. An die Stelle eines Abtes setzte er einen Probst, einen Dekan und einen Custos und 12 Kanoniker. 1525 gelang noch die Inkorporation des Klosters Sankt Walburg im Hagenauer Forst, nachdem der

dortige Abt verstorben war. Abt Rüdiger Fischer starb 1545. Ihm folgte der Speyrer Bischof Philipp von Flörsheim nach. Kaiser Karl V. und Papst Paul III. genehmigten die Vereinigung der Propstei Weissenburg mit dem Hochstift

Speyer. Man erhoffte sich im Zeitalter der konfessionellen Spaltung für beide Einrichtungen eine notwendige Stärkung.

Martin Bucer predigte 1522 ein halbes Jahr in Weissenburg. Ab 1533 war Weissenburg weitgehend zum neuen Glauben übergetreten. Die Glaubenskriege der Folgezeit machten Stadt und Region schwer zu schaffen.

Im Laufe des 30-jährigen Krieges gerieten weite Teile des Elsasses unter französische Herrschaft. Die verschiedenen Friedensschlüsse bis 1714 bestätigten die französischen Eroberungen.

Während der französischen Revolution wurde das Stift aufgelöst.

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26 Aug. 2014

Villa Ludwigshöhe

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Ludwig I. von Bayern hatte nach dem Tod seines Vaters Maximilian I. Joseph  am 13. Oktober 1825 den bayrischen Königsthron bestiegen. Ab 1837 nannte er sich König von Bayern,

Herzog von Franken, Herzog in Schwaben und Pfalzgraf bei Rhein, um alle neu zu Bayern hinzugekommenen Gebiete zu fördern. Er hatte in Kronprinzenzeit viele Reisen nach Italien

unternommen und er hatte sich auch neben Französisch und Spanisch auch in Italienisch ausgebildet. Ein  Zeugnis seiner Liebe zu Italien ist die Villa Ludwigshöhe oberhalb von Rhodt unter Rietburg.

Ab 1843 trug sich Ludwig mit dem Gedanken, in der Pfalz einen Sommersitz zu erbauen. 1845 wurden die notwendigen Grundstücke von den Gemeinden Rhodt und Edenkoben erworben.

Dann wurde Friedrich Wilhelm Gärtner, der neben Klenze bedeutendste Architekt in der Zeit König Ludwigs beauftragt, eine “Villa italienischer Art” zu planen. Baumeister Joseph Hoffmann aus Ludwigshafen

führte den Bau aus. Es war nicht nur eine Vorliebe, die Ludwig mit dem geplanten Bau zur Schau stellte.  Die Pfälzer hatten durchaus ihre Schwierigkeiten mit der repressiven Politik der bayrischen Verwaltung

in München. So war das Hambacher Fest von 1832 nicht nur Ausdruck vom Wunsch nach Pressefreiheit oder einem einigen Deutschland. Es hatte seinen Ursprung auch in dem Missbehagen, das man mit der Politik

aus München empfand. Hambach und die Ludwigshöhe liegen ja ganz nah beieinander. Ludwig fuhr nun praktisch zweigleisig. Er führte ab den Jahren 1840 ein strenges politisches Regiment. Schon 1832 hatte er 142 “Unruhestiftern”

nach dem Hambacher Fest den Prozess machen lassen. Begleitet wurde die restriktive Politik aber von einem forcierten wirtschaftlichen  Ausbau. Der Rheinhafen wurde ausgebaut und nach ihm “Ludwigshafen”

benannt. Eine Eisenbahnlinie von Neustadt ins Saarland wurde gebaut. Der Ausbau der Festung Germersheim oder die Restaurierung des Speyrer Doms war eines seiner Projekte. Auch ein Wiederaufbau der Burg Trifels oder des Hambacher Schlosses

war geplant. Mit dem Trifels wollte er seine Verbundenheit mit der Größe der Salier und Stauferzeit unter Beweis stellen und mit dem Ausbau von Hambach sollte ein Symbol der Demokratiebewegung demontiert werden.

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Der Bau der Ludwigshöhe hatte allerdings einige Hindernisse zu  überwinden. Zunächst verstarb 1847 der Architekt Friedrich Wilhelm Gärtner.  Für ihn übernahm Leo von Klenze die Bauleitung. Gravierendstes

Ereignis, was die Ludwigshöhe betraf, war die Revolution von 1848. Vor allem seine Affäre mit Lola Montez hatte zunächst ausgehend von der Universität zu Unruhen geführt. Die Geliebte des Königs wurde ausgewiesen.

Das verhinderte weitere Unruhen aber nicht. Am 4. März erfolgte der Sturm aufs Zeughaus. Am 6. März unterschrieb Ludwig die sogenannte Märzproklamation, in der er erhebliche Zugeständnisse machen musste.

Am 16. März kam Lola Montez aus der Verbannung zurück. Am 20. März trat Ludwig zugunsten seines Sohnes Maximilian II. zurück. Die Bauarbeiten an der Ludwigshöhe waren immer wieder unterbrochen worden. Die Fertigstellung wurde nun nicht mehr aus der

Staatskasse finanziert. Jetzt musste sie Ludwig privat finanzieren. Erst 1852 war der Bau schließlich vollendet. Ludwig besuchte seine Villa erstmals 1852 zusammen mit seiner Frau. Er verbrachte jeden zweiten Sommer in der Pfalz,

um am 25. August dort seinen Geburtstag zu feiern. Nachdem Tod seiner Frau 1854 kam er immer alleine in die Pfalz. Bis zu seinem Tod 1866 kam Ludwig regelmäßig an seinen Sommersitz.

Der Ludwigshöhe verdankt die Stadt Edenkoben letztlich auch ihren Bahnhof. Zunächst war an der Maximiliansbahn, also der Bahnstrecke über Neustadt-Landau und dann verlängert nach Weissenburg im Elsass in Edesheim und Kirrweiler

Bahnhöfe gebaut werden, nicht aber in Edenkoben, was dort zu heftigen Protesten führte. Man argumentierte mit der Ludwigshöhe und wollte schließlich den abgedankten Monarchen angemessen empfangen. So bekam die Pfälzer

Stadt ihren Bahnhof. Das Empfangsgebäude lehnte sich historisch auch an die Villa Ludwigshöhe an.

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Die Villa, obwohl Sommersitz, besitzt keinen Park oder Garten und das auf ausdrücklichen Wunsch Ludwigs. Er fand, ein besonderer Garten sei überflüssig, denn alles Land ringsumher sei, soweit das Auge reicht, ein einziger Garten.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Villa ist ein Kastanienwald. Die Stadt Edenkoben wollte anstatt der Kastanien profitablere Weinberge anlegen lassen. Das war nicht im Sinne Ludwigs. Er bot an, die Waldgrundstücke zu kaufen,

der Preis erschien ihm aber viel zu hoch. Nun drohte Ludwig die Bauarbeiten an der Villa einzustellen. Die erschreckte Stadt gab nach und der Wald steht heute noch. Was heute noch bei jeder Führung mit Stolz gezeigt wird, ist die Küche.

Sie ist nahezu unverändert erhalten geblieben, was in deutschen Schlössern nur noch selten zu sehen ist. Auch damals schon war die Küche höchst energieeffizient. Der Hauptherd diente natürlich zum Kochen. Von dort gab es auch über einen Boiler fließend

heißes Wasser. Der Rauch zog durch einen durch den Fußboden verlaufenden Rauchabzug, heizte noch einen externen Backofen und stieg dann zur Räucherkammer auf.

Nach Ludwigs Tod war Ludwig II. Besitzer, der sich allerdings mehr um seine Märchenschlösser kümmerte. Auf ihn folgte Prinzregent Luitpold und dann schließlich Ludwig III. Die Wandgemälde schuf Adalbert  Hock um 1900.

Im 1. Weltkrieg wurde die Villa als Militärlazarett genutzt. Nach dem 1. Weltkrieg setzte sich Kronprinz Rupprecht dafür ein, dass die Villa in den Wittelsbacher Ausgleichsfond kam und bewohnte sie mehrfach.

Auch nachdem 2. Weltkrieg ließ er die Villa wieder instand setzen und möblierte sie mit Möbeln aus dem Münchner Leuchtenberg-Palais.

1975 kaufte das Land Rheinland-Pfalz die Villa. In der Villa wurde dann der Gemäldenachlass des Malers Max Slevogt untergebracht, der auch dem Land gehört. Auch Sonderausstellungen werden veranstaltet. Konzerte und Vorträge

werden in der Villa veranstaltet und man kann dort auch heiraten, ein Angebot, das gerne genutzt wird.

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12 Aug. 2014