Monatliches Archiv: März 2021

Zisterzienserkloster Pairis/Elsass

                                                                                                                                                                                                                                     ehemaliges Kloster Pairis

 

Kloster Pairis wurde 1138 von Graf Ulrich, dem Enkel von Gerhard von Lothringen und letztem Graf von Egisheim gegründet. Es wurde als Tochter von Kloster Lützel besiedelt. Zwölf Mönche unter Abt Degenhard kamen nach Pairis.

Der Graf stattete seine neue Gründung mit umfangreichen Gütern, die zwischen dem Lac Blanc und dem Lac Noir lagen, aus. Die Mönche betätigten sich von Beginn an sehr stark landwirtschaftlich.

Ebenso bedeutend war das Skriptorium. Dem Nekrolog kann man entnehmen, dass es in Pairis schon im 13. Jahrhundert eine Schule der Kalligraphie gab. Das belegen auch noch vorhandene handschriftliche Pergamentcodices.

Eine dieser Handschriften aus Pairis enthält  einen Kommentar über das Hohelied,  über das Buch von den Hierarchien der Engel des Pseudo-Dionysius Areopagita, der  aus dem Ende des 12. Jahrhunderts oder Beginn des 13. Jahrhunderts stammt,

Dann gibt es eine Abschrift des Martyrologium Usuardi, ein Evangeliar aus dem 12. Jahrhundert und und ein Missale ordinis sancti Benedicti aus dem 13. Jahrhundert. In der Stadtbibliothek von Colmar befinden sich  ein Psalter aus dem 12. Jahrhunderts mit Neumen,

ein Antiphonar aus dem 13. Jahrhundert mit einer Signatur des Buchmalers Ruccinus und ein Graduale um 1230.

1160 stellte Papst Alexander III. (1159-1181) Kloster Pairis eine Urkunde aus, in der er das Kloster unter seinen Schutz nahm. Die Urkunde befindet sich heute in den Archiven des Departments Haut Rhin in Colmar.

Auch von Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190) liegt eine Urkunde vor, die die Gründung bestätigt und sie von weltlicher Obrigkeit befreit. Die Schutzvogtei behält der Kaiser. “  Friedrich bestätigt die Gründung des von seinem Vetter, Graf Ulrich von Egisheim, gestifteten Klosters Pairis, nimmt es in seinen Schutz, befreit es von aller weltlichen Obrigkeit und behält die Vogtei sich und dem Reiche vor.” RI IV,2,2 n. 1537a.  Einige Forscher sehen diese Urkunde allerdings als ein Fälschung von Abt Bernardin Buchinger an.

Papst Lucius (1181-1185)stellte  am 12. März 1185  eine Schutzurkunde aus. Er nahm das Kloster unter Abt Weselon in päpstlichen Schutz, bestätigte seinen Besitz und befreite es vom Zehnten bei Eigenbau und für Tierfutter. RI IV,4,4,2 n. 1525.

Es verfügte jetzt  an 17 Orten im Oberelsass über Besitz und Einkommen. Es hatte schon einen Wohlstand erreicht, der den alten Abteien Munster (gegründet um 670) und Murbach (von Pirmin 725 gegründet) gleichkam.

Seit 1168 hatte es die Grangie Buxhof in Mittelwihrvon Ulrich von Eschenbach erhalten, die von Konversen betrieben wurde und wo man sich auf Weinbau spezialisiert hatte.

Der Weiler Chincandal in Katzenthal wurde dem Kloster 1185 von den Grafen von Egisheim geschenkt.

Papst Innozenz III. (1198-1216) rief kurz nach seinem Regierungsantritt zum 4. Kreuzzug auf. Er beauftragte den Abt von Pairis Martin Litz (1200-1207) als Kreuzzugsprediger im Elsass. Er scheint das durchaus mit Erfolg gemacht zu haben. Kreuzzugsteilnehmer waren unter anderem Egenolf von Rappoltstein

(1193-1221) und der Basler Bischof Lütold von Arburg (1191-1213) Abt Martin nahm ebenso am Kreuzzug teil wie einige Mönche aus Pairis, unter ihnen Gunther von Pairis ( + um 1220). Dieser  verfasste die “Historia Constantinopolitana” nach dem Bericht des Abtes Martin

der am Zug teilgenommen hatte. Im Mittelpunkt stehen demgemäß die Erlebnisse des Berichterstatters und die von ihm in Konstantinopel erworbenen Reliquien. Das Werk hat damit eher den Charakter eines Reiseberichts. Es ist eine der Geschichtsquellen des Mittelalters.

Zwar war Jerusalem das offizielle Ziel des Kreuzzuges. Nachdem die Kreuzfahre die dalmatinische Stadt  Zara erobert hatten, um ihre Schulden bei Venedig zu zahlen, das 200 Schiffe zur Überfahrt  bereitgestellt hatte, wendeten sich die Kreuzfahrer nach Konstantinopel,

das 1203 Belagert und 1204 erobert wurde. Es begann eine  dreitätige Plünderungswelle. Jahrhundertealte Kunstschätze wurden geraubt, wertvolle Ikonen und Mosaike zerstört sowie dutzende Reliquien aller Art entwendet und infolgedessen über ganz Europa verstreut.

Viele Einwohner wurden misshandelt, vergewaltigt oder getötet. Das brutale Vorgehen der Kreuzfahrer hat das Verhältnis zwischen orthodoxen und katholischen Christen nachhaltig zerrüttet.

Auch Abt Martin hatte viele Reliquien an sich gebracht, darunter eine Spur vom Blut Christi, ein Stück des Wahren Kreuzes, einen bedeutenden Teil der Gebeine des Hl. Johannes, einen Arm des Hl. Jakobus, einen Fuß des Hl. Kosmas, einen Zahn des Hl. Laurentius sowie Reliquien von weiteren 28 männlichen und 8 weiblichen Heiligen. Er war am 28. Mai von Venedig abgereist und kam nach einem gefahrvollen Weg über Oberitalien am 24. Juni 1204 im Kloster Pairis an. Unterwegs gab es viele bewaffnete Banden, die nur darauf aus waren, die Reisenden zu berauben.

Als Abt Martin so lange abwesend war, hatten die Mönche mit Werner einen anderen Abt gewählt, vielleicht weil sie so lange nichts von Martin gehört hatten oder vermutet hatten, dass er tot sei.

Am 8. Februar 1205 nahm König Philipp von Schwaben (1198-1208) Abt Werner und das Kloster Pairis unter seinen besonderen Schutz. RI V,1,1 n. 98

Die vielen von Martin mitgebrachten Reliquien steigerten natürlich den Ruf und das Prestige der Abtei.

  König Otto IV. (1208-1211 deutscher König, dann bis 1218 Kaiser) nahm 1208 Abt und Kloster Pairis auch in seinen Schutz.RI V,1,1 n. 250. Abt war jetzt Hezelon (1207-1222)

1214 nahm Kaiser Friedrich(1212-1220 König, dann bis 1250 Kaiser)   Kloster Pairis in seinen Schutz und bestätigte ihm den Besitz, den es von Colmarer Bürger gekauft hatte, unter anderem eine Mühle. RI V,1,1 n. 767

In Breisach hatte Kloster Pairis ein Stadthaus

Am 29. November 1214 gestattete Kaiser Friedrich II. Kloster Pairis einmal jährlich  mit einem Schiff den Rhein zollfrei hinab und hinauf zu fahren. RI V,1,1 n. 768

Pairis betrieb ja sehr viel Weinbau und eine kostenfreie Transportmöglichkeit war da natürlich von enormem Vorteil.

Von 1301- 1306 war Philipp von Ratsamhausen Abt von Pairis . Er stammte aus einem elsässischen Geschlecht, das sich nach der Burg Ratsamshausen bei Schlettstadt nannte. Er ist zwischen 1240 und 1245 geboren.

Er trat in den Zisterzienserorden ein. Das genaue Datum ist unbekannt. Der Orden schickte ihn dann nach Paris zum Studium. Dort unterhielten die Zisterzienser ein eigenes Studienhaus, das Collegium S. Bernardi.

Er promovierte in Pairs zum Magister der Theologie. Das genaue Datum ist unbekannt, ebenso wann er wieder nach Pairis zurückkehrte. 1301 wurde er dort zum Abt gewählt. Während seiner Regierungszeit wurde in Pairis

eine Chorkapelle an die Klosterkirche angebaut und in Colmar eine Antoniuskapelle errichtet. Philipp war schon zu seinen Zeiten als Abt ein einflussreicher Berater von König Albrecht I. (1298-1308). In seinem Auftrag reiste er

zusammen mit Bischof Bischof Johann I.  in diplomatischer Mission zu Papst Clemens V. (1305-1319) nach Lyon. Bischof Johann I. war der Kanzler von Albrecht und von 1305-1306 Fürstbischof von Eichstätt und 1306 bis 1328 Bischof von Straßburg.

Papst Clemens V. providierte am 18.02.1306 Abt Philipp ohne Mitwirkung des Domkapitels als Bischof nach Eichstätt und ließ ihm die Bischofsweihe erteilen. Philipp war nicht nur Abt und Bischof. Er war auch ein geistlicher Schriftsteller.

Schon in seiner Studienzeit hatte er einen Kommentar zum Magnificat verfaßt. In seiner Eichstätter Zeit stellte Philipp für  die Viten der Eichstätter Bistumsheiligen Willibald und Walburgis sämtliche Quellen zusammen mit dem Ziel, die Verehrung beider Patrone neu zu beleben. Die Walburgis-Vita widmete er der verwitweten Köngin Agnes von Ungarn (1280–1364), der Tochter König Albrechts. Außerdem verfasste er eine eine Homilie über Lukas 10.38-42 (Jesus mit Martha u. Maria v. Bethanien), ein Kommentar zum 4. Psalm, ein aus zwölf Homilien bestehender Gebetstraktat sowie eine Vaterunser-Auslegung. Vollständig erhalten sind diese Schriften nur in der Bibliothek des Zisterzienserklosters Heilsbronn (heute: Univ.-Bibl. Erlangen).

Nach dem Abt Philipp Bischof in Eichstätt wurde wurde in Pairis Heinrich (1306-1338 zu seinem Nachfolger gewählt.

In seiner Amtszeit wurde die Weinbaudomäne  “Zem Kefersberg” in Ammerschwihr erworben, die noch heute  unter dem Namen “Kafferkopf” bekannt ist. Die erste schriftliche Erwähnung ist in einem Urbar des Kloster Pairis von Mittelwihr aus dem Jahr 1328.

Von 1339-1331 war Johannes von Hattstatt Abt in Pairis.  Er war auch Berater von Kaiser Karl IV. (1355-1378) Am 17. Mai 1354 erhob der Kaiser Abt Johannes zu seinem Kaplan (siehe untere Urkunde).

“Karl IV. erhebt Johann, Abt des Klosters Pairis in der Diözese Basel, zu seinem Rat, Kaplan u.a.m” (  Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2609] )

Das erklärt auch, dass Kaiser Karl relativ viele Urkunden für Pairis ausstellte, so zwei Privilegienbestätigungen vom 6. Mai 1354 Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2580] und vom 18. Februar 1370 Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 9124]

Am 5. August 1354 stellte er in Nürnberg eine Urkunde aus , in der er den Bischöfen von Straßburg, das war Johann II. von Lichtenberg (1353-1365), und von Basel, das war Johann II. Senn von Münsingen (1335-1365) sowie dem Vogt von Kaysersberg und dem Rat von Colmar

befahl, das Kloster Pairis zu schützen. (Karl IV. – [RIplus] Regg. Karl IV. (Diplome) [n. 2690] )

Noch unter Abt Johannes wurde das Kloster 1356 im Hundertjährigen Krieg von den Engländer geplündert. Schlimmer war es aber im Jahr 1444, als die Armagnaken das Elsass durchstreiften. Das war eine Söldnertruppe der Herzöge von Orleans.

Dabei wurde Kloster Pairis unter Abt Nicolas von Schweighausen zerstört. Das Mutterkloster Lützel konnte nicht helfend eingreifen, da es selbst in Schwierigkeiten war. Es verzichtete deshalb zugunsten von Kloster Maulbronn auf sein Prioratsrecht.

Generalabt Jean IX. Vion de Gevrey (1440-1458) und das Generalkapitel bestätigten diesen Verzicht am 12. September 1452 unter der Bedingung, dass die Abtei zu einem Priorat umgewandelt wurde. Papst Pius II. (1458-1462) bestätigte die Umwandlung sowie die Einverleibung in

Kloster Maulbronn.Diese sollte in weltlicher und geistiger Beziehung Hilfe leisten. Der Maulbronnern Abt Berthold III. (1445-1462) schickte einige Maulbronner Mönche nach Pairis, setzte dort einen Prior ein. Erließ die Gebäude wieder herstellen und übernahm die Schulden von Pairis.

Kloster Maulbronn wandte für die Gesundung von Pairis etwa 20.000 Gulden auf( nach Karl Klunzinger Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn Stuttgart  1854, S.131), das entspricht knapp 1,5 Millionen €. Kaufkraftmäßig wären es aber knapp drei Millionen.

Wenn man aber die weitere Geschichte der württembergischen Klöster betrachtet, war das eine sehr gute Investition, denn nach der Reformation in Württemberg, die Herzog Ulrich nach 1534 einführte, wurde Kloster Maulbronn nach Pairis verlegt. Nach dem Versuch die württembergischen

Klöster gemäß dem Restitutionsedikt von 1629 wieder einzurichten, kamen nach dem Westfälischen Frieden die letzten Mönche von Bebenhausen in Kloster Pairis unter.

1525 war das Jahr des Bauernkrieges. Im Elsass kam mit 30.000 Bauern die größte Zahl der Aufständischen zusammen. Ihr Führer war Erasmus Gerber aus Molsheim. Am 23. April 1525 sammelte sich ein Bauernhaufen bei Beblenheim. Man beschloss, die Grangie Buxhof in Mittelwihr ,

im Besitz der Abtei Pairis,einzunehmen. Man hatte verabredet, sich in  Saint-Die-des-Vosges wieder zu treffen. Auf dem Weg zum Col du bonhomme kamen sie am Kloster Pairis vorbei, überfielen es und plünderten es.

Das Kloster erholte sich nur sehr mühsam von den Folgen.

Kloster Pairis war ab 1570 eine Kommende. Kardinal Andreas von Österreich (Kardinal von 1576-1600) Markgraf von Burgau, und katholischer “Multifunktionär” hatte von Papst Pius V. (1566-1572)Kloster Maulbronn übertragen bekommen. Er baute gegen Ende des 16. Jahrhunderts das im Bauernkrieg

zerstörte Kloster Pairis wieder auf.

Im Dreissigjährigen Krieg hatte im Herbst 1632 General Horn das Elsass besetzt. Dieser vergab Kloster Pairis als Lehen an  die Familie des schwedischen Obristen Georg Wetzel von Marsilien. Diese verjagte die Geistlichen. Als die Schweden abzogen, hinterließen sie die Abtei als Ruine.

Dann fiel das Recht das Gut zu verleihen an den französischen König Ludwig XIII. (1610-1643) zurück. Dieser gab es dem Zisterzienserorden wieder. Der Maulbronner Abt Bernardin Buchinger, der nach der Restitution des Klosters 1629 1642 in Maulbronn Abt wurde, kehrte nach dem Westfälischen Frieden 1648 in das Priorat Pairis zurück. Der Wiederaufbau der Abtei hatte schon ab 1646 begonnen. 1654 wurde Pairis wieder zur Abtei erhoben. 

Zu  Bernardin Buchinger siehe auch ausführlich in” Mei Büchle Zisterzienserabtei Lützel”. Er wurde   am 16. November 1654 unter dem Vorsitz des Abtes von St. Urban Edmund Schnyder ( 1640–1677) zum Abt des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten und verlassenen Klosters Lützel gewählt und war nun Abt dreier Abteien. Eine davon, Maulbronn, bestand nur noch auf dem Papier, die zweite war Pairis. Abt Bernardin begann mit dem Wiederaufbau von Pairis. Mit dem Westfälischen Frieden war das Elsass an Frankreich gekommen. König Ludwig XIV.(1643-1715) griff als absolutistischer Herrscher durchaus auch in kirchliche Belange ein. So setzte er am 4. Januar 1656 Olivier de Foulongne in Pairis (1656–1691 ) als Abt ein.Olivier stammte aus der Normandie und war vorher der Sekretär und Kapitelnotar des Generalabts der Zisterzienser   Claude Vaussin (1643–1670 ). Da es noch keinen Kapitelsaal gab, wurde Abt Olivier in der Abteikirche kanonisch gewählt.Abt Bernardin vor vollendete Tatsachen gestellt legte sein Amt in Pairis nieder und beschränkte sich auf Lützel. Als Abt Olivier sein Amt antrat, waren die Zeitumstände günstig. Ex begann die Zeit der “Pax gallica”, ein Begriff angelehnt an die Pax romana. Das ist eine Zeit des Inneren Friedens.

Es herrschte Stabilität, Sicherheit und es begann eine Zeit des Wohlstandes. Die Abtei erholte sich von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges und erholte sich auch wirtschaftlich.  Abt Olivier war so  in der Lage, die Gebäude und die Abteikirche renovieren  zu lassen. Er konnte auch

Grundbesitz und Herrschaften einkaufen. Von der Stadt Colmar erwarb er 1688 das Herrschaftsrecht  über den Ort Lapoutroie. Das war verbunden mit dem Patronatsrecht der Pfarreien Lapoutroie, Corbey und Bon-Homme.

Da er schon sehr betagt war, bekam er 1686 mit dem ebenfalls aus der Normandie stammenden Claude de Beauquemare einen Koadjutor. Abt Olivier resignierte 1691 und starb im Folgejahr.

Claude de Beauquemare (1692–1726 ) war vor er Koadjutor wurde Prior der Primarabtei La Ferté und Doktor der Theologie an der Sorbonne.  Nach der Demission seines Vorgängers und dessen Tod am 17. April 1692 wurde er Abt von Pairis.

In seiner Zeit begann die Blütezeit nach dem 30-Jährigen Krieg. Die Abtei verfügte wieder über großen Grundbesitz, hatte allerdings auch hohe Personallasten zu tragen. Am 3. November 1700 kaufte er dem Abt von Murbach

Philipp Eberhard von Löwenstein-Wertheim-Rochefort 1686–1720 die Stelle eines Kirchenrats im Conseil souverain des Elsasses in Colmar ab. Der Kauf wurde am 15. Januar 1701 bestätigt und blieb von da an mit dem Abtstuhl von Pairis verbunden.

Abt Claude starb am 25. März 1726.

Zu seinem Nachfolger wurde Jacques Triboulet (1726–1736 ) am 24. April 1726 gewählt. Wie sein Vorgänger war auch er Doktor der Theologie an der Sorbonne. Vor er zum Abt in Pairis gewählt wurde, war er Prior Abtei Beaupré bei Lunéville in Lothringen.

1729 wurde er Visitator und Vikar der Ordensprovinz Burgund. Er ließ die die Abteigebäude neu errichten. Im Jahr 1735 wurde der Neubau der Abteikirche beschlossen. In diesem Jahr wurde Pairis von Abt Lazare Languet (1729–1736) von Kloster Morimond, der auch

Generalprokurator war, visitiert. Er bestätigte den  guten Zustand von Kloster und Konvent in seinem Visitationsrezess. Den Neubau der Kirche erlebte Abt Jacques nicht mehr. Er starb am 27. April 1736. Zu seinem Nachfolger wurde Mathieu Tribout (1736–1759) gewählt.

Er stammte aus St.Louis bei Breisach. Er war Bakkalaureus der Theologie der Universität Toulouse. Benediziert wurde er am 2. Dezember 1736 von Abt Jacques Gacier d’Auvilliers (1715-1759) aus Neubourg. Neubourg war das Mutterkloster von Maulbronn und damit auch von Pairis.

Er besorgte den Neubau der Abteikirche von Pairis sowie deren Innenausstattung. Sie wurde 1741 fertiggestellt, brannte 12 Jahre später beim großen Brand von Pairis vom 30. Januar 1753 völlig ab. Auch Teile der Konventsgebäude wurden zerstörte. Sie wurden mit der Kirche sofort

wieder aufgebaut. Dafür mussten aber hohe Kredite aufgenommen werden. Dank der guten Wirtschaftslage-und Führung von Pairis war dies aber ohne Probleme möglich. Die Kredite konnten bald wieder getilgt werden.

Als Abt Matthieu am 16. Januar 1759 starb, zählte der Konvent 13 Religiose. Davon stammten 8 aus Colmar.

Zu seinem  Nachfolger wurde François Xavier Bourste (1759–1788) gewählt.  Seine Familie gehörte dem elsässischen Landadel an. Sein Vater François Joseph Bourste war Advokat beim Souveränen Rat des Elsass, Bailli von Heiteren und Wihr-au-Val. Sein Bruder François Joseph

wurde ebenfalls Advokat beim Souveränen Rat des Elsass. Er hatte 1747 seine Profess in Pairis abgelegt.Seine erste Amtszeit war noch stark geprägt von den wirtschaftlichen Folgen des Brandes. Er war nicht einmal imstande, die Wahltaxen zu bezahlen.

Aber zusammen mit mit dem Prokurator Jean Jacques Richart konnte er die wirtschaftliche Lage der Abtei bald konsolidieren. Am 15. Juni 1760 konnte der Basler Bischof Josef Wilhelm Rinck von Baldenstein (1744 –1762) die wiederaufgebaute Kirche wieder .

weihen. 1775 kaufte Kloster Pairis von Jean-Jacques Reiss, Vogt von Ensisheim und von Sainte-Croix-en-Plaine, sein Eigentum ab, das Hôtel de Pairis. Der Verwalter des Klosters Braconnot   ließ von

1778 bis 1782 das Gebäude  durch Ritter de Guebwiller in neo-klassizistischem Stil rekonstruieren. In der französischen Revolution wurde es beschlagnahmt, war dann zunächst Sitz der Verwaltung des Departements, dann von 1810 bis 1866 Sitz der Präfektur, bis es von der Stadt Colmar zurückgekauft wurde, um es als Rathaus zu nutzen.

1787 wurde Abt François Xavier  als Abgeordneter des Klerus in die  Notabelnversammlung gewählt. Nach schwerer Erkrankung verstarb er am 19. November 1788 in Colmar.

Die Abtei hatte hohe Pensionslasten zu tragen und man erwog deshalb nach dem Tod von Abt  François Xavier  keinen Abt mehr zu wählen und die Abtei in das Kapitel von Colmar zu inkorporieren.  Am 17. Februar 1789 wurde Paul Jules Antoine Delort einstimmig zum Abt gewählt.

Vor seiner Wahl war er Cellerar. Kurz nach seiner Wahl reiste er nach Paris, um eine Senkung der enormen Steuerlast zu erreichen, allerdings erfolglos.

Nach der französischen Revolution von 1789 wurde die Abtei und ihre Güter 1791 als Nationalgut verstaatlicht und das Mobiliar verkauft. Die Gebäude wurden 1804 auf Abbruch verkauft. Die letzten zehn Mönche mussten das
Kloster verlassen. Antoine erhielt 1792 einen Reisepass für die Schweiz. Von dort ging er nach nach Worms und Mannheim. 1802 kehrte er nach Frankreich zurück, legte den Treueid auf die Verfassung ab und wurde bischöflicher Kommissar und Ehrendomherr in Straßburg, wo er am 6. August 1805 starb.

1849 kaufte das Krankenhaus von Orbey die verbliebenen  Gebäude und wandelte sie in ein ländliches Hospital um.

  Liste bekannter Äbte nach Wikipedia fr

  • Tegenhard (Degenhardus) 1138-1183
  • Wezelon 1175-1187
  • Werner 1187
  • Martin (Litz) 1200-1207
  • Hezelon 1207-1222
  • Konrad 1232-1239
  • Johannes 1240
  • Arnold 1252-1260
  • Johannes II 1262-1275
  • Berthold (de Rapolzwihr) 1279-1280
  • Ulrich von Turckheim 1280-1283
  • Dietrich 1288-1294
  • Philippe von Rathsamhausen 1301-1306 (wurde Erzbischof von Eichstätt von 1306-1322)
  • Heinrich 1306-1330
  • Hartman 1331
  • Ludwig 1332-1333
  • Johannes von Hattstatt 1339-1361
  • Johannes Uszholtz 1362
  • Ludwig II 1368-1374

               Konrad II 1376-1379

  • Tielman 1381-1388
  • Berthold Halder 1389-1411
  • Nicolas d’Ingwiller 1411-1430
  • Nicolas von  Schweighausen 1430-1447
  • Bernardin Buchinger 1649–1656 (wurde Abt von Lützel 1654–1673)
  • Olivier von Foulongne 1656–1691
  • Claude von Beauquemare 1692-1726
  • Jacques Triboulet 1726-1736
  • Mathieu Tribout 1736-1759
  • François Xavier Bourste 1759-1788
  • Antoine Delort 1789–1791

27 Mrz 2021

Zisterzienserabtei Bebenhausen

 

Erste Spuren des kleinen Dorfes Bebenhausen gehen ins frühe Mittelalter zurück. Archäologische Spuren verweisen auf einen Friedhof und auch eine Pfarrkirche existierte schon in vorklösterlicher Zeit. Schon in römischer Zeit

trafen hier zwei römische Straßen zusammen, die von Norden und Westen kamen. Die nördliche Straße verlief als Via Rheni von Speyer über Ulm nach Augsburg. Seit dem Frühmittelalter hatte sie als wichtig Verbindung auch in den

oberschwäbischen Raum hinein eine große Bedeutung gehabt. Die Lage des zukünftigen Klosters entspricht durchaus den Ordensgewohnheiten der Zisterzienser, auch wenn Bebenhausen wie zur Zeit der Gründung durchaus nicht

abgelegen und einsam war. Das aber hängt wohl mit der Vorgeschichte zusammen, denn der Stifter hatte hier ursprünglich Prämonstratenser angesiedelt, die erst nach einigen Jahren von den Zisterziensern abgelöst wurden.

In dieser Zeit gehörte Bebenhausen der Bischofskirche von Speyer , das diese wohl 1046 oder 1057 durch königliche Schenkung erhalten hatte. Im Februar oder März 1188 tauschte Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen (ca. 1160-1219) Bebenhausen gegen seine Güter

mit Bischof Ulrich von Speyer. “Bischof Ulrich von Speyer beurkundet, dass Pfalzgraf Rudolf von Tübingen seiner Kirche gegen die Abtretung bischöflicher Güter zum Bau des Klosters in Bebenhausen genannte Besitzungen in Meimsheim, Weitingen und Sickingen feierlich übergeben habe.”

(WUB Band II., Nr. 454, Seite 252-253) Pfalzgraf Rudolf sicherte das noch ab, indem er die feierliche Einwilligung seines Bruders zu den zu diesem Zweck unternommenen Güterveräußerungen einholte. (WUB Band II., Nr. 456, Seite 255). Das Kloster wurde möglicherweise 1183 gegründet.

Es wurde zunächst von Prämonstratensern besiedelt. Rudolfs Vater Pfalzgraf Hugo II. (um 1130-1182) hatte 1171 ein in Marchtal bestehendes Kanonikerstift den Prämonstratensern übertragen und damit Kloster Marchtal begründet. (siehe Mei Büchle Prämonstratenserabtei Obermarchtal)

Die Mönche für das neue Kloster kamen wahrscheinlich aus Marchtal. Die erste urkundliche Erwähnung ist der 1. Juni 1187. (WUB Band II., Nr. 449, Seite 248-249) Da verleiht Herzog Friedrich V. dem Kloster Bebenhausen Holznutzungsrechte im Schönbuch. Herzog Friedrich ist der älteste Sohn von Friedrich Barbarossa. Die Prämonstratenser bleiben aber nicht lange in Bebenhausen. Die Gründe für ihren Rückzug sind nicht auszumachen. Möglich ist aber, dass Kloster Marchtal 1189 und im folgenden Jahrzehnt mit inneren und äußeren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und sich deshalb gezwungen sah,

seine Gründungskolonie zurückzuziehen. Pfalzgraf Rudolf richtete eine Anfrage an das Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux. Dieses beschloss 1189 die Frage einer Klostergründung in Bebenhausen einer Kommission von mehreren Äbten zu übertragen. Den endgültigen Beschluss

das Kloster zu übernehmen und den Abt von Schönau als Vaterabt zu benennen fasste das Generalkapitel im September 1190. Als Einzugsdatum der Schönauer Gründungskolonie gilt allgemein der 29. Oktober 1189. Pfalzgraf Rudolf stellte am 30. Juni1191 das erste Privileg für Bebenhausen aus.

(WUB Band II., Nr. 466, Seite 270-272) “Pfalzgraf Rudolf von Tübingen gewährt dem von dem Prämonstratenser- an den Zisterzienserorden übergegangenen Kloster Bebenhausen die den Vorschriften dieses Ordens entsprechende Befreiung von vogteilichen Lasten und sichert demselben verschiedene andere Begünstigungen, namentlich die näher bezeichnete Benützung des Schönbuchwaldes.” In dieser Urkunde befreite Rudolf das Kloster von der Vogtei, das war eine zentrale Forderung der Zisterzienser. Sie beschrieb den Bereich der Holznutzungsrechte, die tatsächlich so bis 1820 bestehen blieben.

Die Filiation von Bebenhausen war über Schönau, Eberbach zur Primarabtei Clairvaux. 

Die Stiftung des Klosters durch Pfalzgraf bestätigte Kaiser Heinrich VI. (1191-1194) am 29. Juni 1193. Kaiser Heinrich VI. bestätigt die Stiftung des Klosters Bebenhausen durch Pfalzgraf Rudolf von Tübingen und verleiht dem Kloster weitere Begünstigungen.”( WUB Band II., Nr. 482, Seite 296-297)

Der Gründerabt Diepold (oder Theobald) ist um 1165 ins Kloster Schönau eingetreten. Während der “Stiefelrevolte” in Schönau unter Abt Gottfried I. (1184–1196) war er in Schönau Subcellerarius. 1184 ist er als Prior in Schönau nachgewiesen. Er wurde 1189 als Gründerabt nach Bebenhausen geschickt.

In Bebenhausen ist er urkundlich einmal belegt, nämlich in obengenannter Urkunde von Pfalzgraf Rudolf. Abt Diepold kehrte 1196 nach Schönau zurück und trat dort die Nachfolge des verstorbenen Abtes Gottfried I. an. Dort war er bis 1198 Abt, wurde dann aber nach Eberbach berufen, wo er von 1206 bis zu seinem Tod 1221 Abt war. Er starb im Ruf der Heiligkeit und wird als Seliger des Zisterzienserordens verehrt.

In der Gründungskolonie aus Schönau war Berthold dabei. Er schrieb die Biographie der Heiligen Hildegund von Schönau, mit der er zusammen Novize war. (Siehe Mei Büchle Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald)

Zwischen  1196 und 1211 regierten die drei Äbte Enzmann , Erkinbert  und Walther, wobei die genauen  Lebens-und Regierungszeiten nicht zu ermitteln sind.

Am 18. Mai 1204  nahm Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Bebenhausen in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. “ Papst Innozenz III. nimmt das Kloster Bebenhausen in seinen Schutz, bestätigt ihm den Besitz seiner Güter am Klosterort selbst sowie zu Eck (Egge, OA Tübingen), Aglishardt (Adellungshart), Weil im Schönbuch (Wile), Altdorf (Aledorf), Zuffenhausen (nicht Offenhausen), Ittingshausen (Uttingshusen), Vesperweiler (Vesperwile), Hochdorf und Walddorf (Waltorf) und erteilt demselben verschiedene Privilegien.” (A 474 U 7, Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv Stuttgart). Mit dieser Urkunde wurde Kloster Bebenhausen wie alle Zisterzienserklöster dem Papst unterstellt und ist damit exemt.

Die Güteraufstellung zeigt, welch raschen wirtschaftlichen Aufstieg das Kloster in den Jahren nach seiner Gründung nahm. Die Grundlagen für den Klosterbesitz wurden sicher schon in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts und im 13. Jahrhundert gelegt.

Das schaffte auch die wirtschaftliche Potenz  für  den weiteren Ausbau der Kirche und der Klostergebäude,  die unter diesen Äbten stattfand.

Der Besitz kam durch Schenkungen zusammen und durch Käufe, wobei der Anteil der Käufe höher war als der der Schenkungen. Das lässt darauf schließen, dass dem Kloster erhebliche Geldmengen zur Verfügung standen, die aus dem Verkauf der Überschüsse der landwirtschaftlichen Produktion

einschließlich Weinbau stammten. Dies wurde überwiegend in den Stadthöfen abgesetzt. s.u. z. B. Stadthof Ulm. Dort beherrschte das Kloster den Weinhandel, zusätzlich begünstigt durch Steuerprivilegien. Auch wurden die Geldmittel gezielt eingesetzt. Besitz wurde abgerundet.

Besitzschwerpunkte wurden gebildet. Unrentabler Streubesitz wurde abgestoßen.

Die Wirtschaftskraft Bebenhausens wird illustriert durch die Tatsache, dass Bebenhausen 1275 mit 4 Mark Silber die höchste procuratio, das ist der Kreuzugszehnte, die an Erzbischof Johann von Embrun (1275-1286) an den Collector von allen Benediktinern-und Zisterzienser Klöstern des  Bistums Konstanz

zu zahlen hatte, so der Eintrag im Liber decimationis S. 172.

Der Konstanzer Bischof Konrad II. von Tegerfelden (1209 –1233) schenkte dem Kloster die Kapelle von Vesperweiler in der heutigen Gemeinde Waldachtal. Damit wird Abt Ulrich (um 1211)urkundlich nachweisbar. Die Urkunde ist am 12. Oktober 1211 ausgestellt.

(A 474 U 2191 Findbuch A 474 Bebenhausen, Hauptstaatsarchiv )

Auch Ulrichs Nachfolger Abt Bruno  wird urkundlich erwähnt. Er erwirbt vom Konvent von Kloster  Reichenbach eine Mühle in Vesperweiler. In Vesperweiler hatte das Kloster schon Besitz. 1204 bestand dort bereits eine Grangie. Kurz zuvor hat das Kloster vom Konstanzer Bischof die Kapelle in Vesperweiler geschenkt bekommen. In einer von Pfalzgraf Rudolf für das Stift Marchtal ausgestellten Urkunde vom 12 April 1216  ist Abt “Bruno de Bebinhusen “ als Zeuge aufgeführt. (WUB Band III., Nr. 588, Seite 41-43)

Am 12. März 1229 nimmt Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz. (A 474 U 11  Findbuch A 474 Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Auch der Klosterbesitz, der wieder aufgeführt wird, hat gegenüber der Urkunde von Papst Innozenz III. deutlich zugenommen. Allerdings werden in dieser Urkunde gegenüber der von 1204 nur noch 7, statt 9 Grangien aufgezählt. Es wird auch deutlich unterschieden zwischen grangia und “possessiones” .Grangien waren mit Konversen eigenbewirtschaftete Güter, während possessiones mit einem Leihevertrag an Laien ausgegeben wurden, Damit setzt in Bebenhausen die Pacht früher und vor allem mit stärkerem Gewicht ein, wozu praktisch alle Zisterzienserklöster durch den Rückgang der Konversen bedingt durch das Aufkommen der Bettelorden erst verstärkt ab dem beginnenden 14. Jahrhundert gezwungen waren.

Erwähnt ist auch Esslingen, wo Bebenhausen bald viel Besitz hat und dort einen Stadthof betrieb.

Kaiser Friedrich II. (1212-1250) befreite das Kloster im April 1232 in Esslingen für alle seine Güter, die ihm jetzt und in Zukunft gehören, von allen Abgaben. (WUB Band III., Nr. 811, Seite 306)

In der Webergasse in Esslingen wurde ein Steinhaus errichtet, das 1257 erstmals notiert wurde. Der Esslinger Pfleghof war zunächst mal Absteigeplatz und Ruheort für Bebenhäuser Mönche und Äbte, die sich zu Verhandlungen mit Fürsten in der Reichsstadt trafen.

Dann hatte er wie alle Pfleghöfe des Kloster wichtige wirtschaftliche Funktionen.Er wurde als  Lagerplatz und Handelsplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse, vor allem Wein und Getreide, genutzt. Im Pfleghof wurden außerdem die Steuerabgaben gesammelt, meist in Naturalien, die dem Kloster Steuerpflichtige dort abzugeben hatten. Einen weiteren Stadthof betrieb das Kloster in Weil der Stadt. Am 2. Januar 1291 gestatteten der Schultheiss und der Rat der Stadt Weil der Stadt Kloster Bebenhaus eine Hofstatt zu erwerben und freiten diese. Er befand sich in der Pfarrgasse 9,

brannte aber beim Großen Stadtbrand von 1648 ab. In Tübingen hatte Kloster Bebenhausen um 1320 sogar 4 Pfleghöfe, was sich natürlich auch durch die unmittelbare Nachbarschaft erklärt. Um 1294 verkaufte Graf Eberhard I., genannt der Schärer(+1304)kurz hintereinander eine Reihe seiner Besitzungen an das Kloster Bebenhausen. Er scheint in einer ziemlich prekären Finanzlage gewesen zu sein. Am 13. Januar 1294 verkauft er das Patronatsrecht  der Tübinger Kirche, seinen Fronhof, Weinberge mit Kelter. als Verkaufsgrund wird in der Urkunde ausdrücklich wegen Schulden angegeben.  (  A 474 U 2044

Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Am Schluss hatte es zwischen 1301/02 zeitweilig die Herrschaft über die ganze Stadt, die Burg und das Amt inne. Der 1294 erworbene Fronhof befand sich an der Stelle der heutigen Münzgasse 22. Als Graf Eberhard im Bart (1457-1496) 1477

die Universität Tübingen gründete, wandte er sich wegen des dadurch eingetreten Platzbedarfs an den Abt und Konvent von Bebenhausen mit „ernstlich bitt und begehre“ wegen kostenfreier Abgabe dieses Hofes. Da das Kloster in Tübingen weitere Höfe besaß willigte Abt

Bernhard Rockenb(a)uch (1471–1493 ) und der Konvent in die Bitte ein. Der Pfleghof in seiner heutigen Gestalt wurde von 1492-1501 anstelle des wohl schon 1342 entstandenen Baus neu errichtet.  Noch vor der Reformation diente der Pfleghof der Bitte Graf Eberhards entsprechend

als Studentenwohnheim, was er heute immer noch ist.

In Reutlingen hatte Kloster Bebenhausen ebenfalls einen Pfleghof. 1247 hatte das Kloster das für die Errichtung notwendige Areal erworben. Am 5. März 1267 befreite die Stadt Reutlingen gegen eine jährliche Abgabe von zwei Pfund Heller von jeglicher Steuer und Leistung für alle seine Güter in der Stadt, verbot aber eine Vermehrung von  Grundbesitz in Reutlingen. (H 14 Nr. 24, Heft 23, S. 32 Findbuch 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart) Nach der Reformation wurde der Pfleghof 1535 verkauft und 1594 abgerissen.

Am 28. August 1292 kaufte Kloster Bebenhausen einen Hof in Ulm (Band X., Nr. 4277, Seite 62). Am 19. Dezember 1292 schenkte Heinrich II. Markgraf von Burgau (1242-1293) Kloster Bebenhausen eine Hof hinter der St. Georgskapelle. (WUB Band X., Nr. 4303, Seite 86-87)

Dort errichteten die Mönche ihren Pfleghof und betrieben dort und von dort aus ihren Weinhandel. Sie beherrschten den Weinhandel in Ulm zumal sie dank Steuerprivilegien ihren Wein steuerfrei verkaufen konnten. Ihre Weinberge waren um Tübingen und Esslingen herum.

Am 10. Dezember 1296 stellte der deutsche König Adolf von Nassau (1292-1298) Kloster Bebenhausen folgende Urkunde aus: “nimmt abt und konvent des (zisterzienser)klosters Bebenhausen zu bürgern der reichsstadt Ulm an und erlaubt ihnen aus besonderer gnade, daß sie von beweglichen gütern, die sie nach Ulm brächten, keine abgaben zu entrichten hätten, daß ihnen dort vielmehr die gleiche freie befugnis zustehen…” (RI VI,2 n. 7888) Auf den Vorteil der Abgabenfreiheit wurde schon hingewiesen. Ulm hatte als Pfleghof noch einen weiteren Vorteil. Es lag am Wasserweg der Donau.

Der alte Klosterhof in Ulm wurde 1377 im Zusammenhang mit dem Bau des Ulmer Münsters aufgegeben, weil der Platz, wo der Stadthof stand benötigt wurde.

In Stuttgart hatte Kloster Bebenhausen seit 1299 Besitz. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Besitz erweitert. Am 15. August 1286 freite Graf Eberhard von Württemberg (1279-1325 )die Güter des Klosters in Stuttgart. Außerdem gab er die Erlaubnis zum Bau einer Kelter. (WUB Band IX., Nr. 3564, Seite 97-98). 1457 erwarb das Kloster den späteren Bebenhäuser Hof. Dieser Pflege unterstanden bis zur Reformation die Unterpflegen Weil der Stadt und Esslingen.

In Leonberg kaufte das Kloster am 12. April 1440  das Steinhaus von den Grafen Ulrich (1433-1441 Graf von Württemberg, danach bis 1480 von Württemberg-Stuttgart) und Ludwig II. von Württemberg (1450-1457). Es war bis 1512 in Klosterbesitz. Von diesem Wirtschaftshof wurden die Abgaben verwaltet,

die dem Kloster in Leonberg und Umgebung zustanden. Das Steinhaus ist das nachweislich älteste Gebäude der Stadt Leonberg.

Der Pfleghof in Herrenberg ist nach einer Inschrift vom Kloster 1484 erbaut worden. Auch hier wurden die Abgaben gesammelt und klösterliche Produkte verkauft.

Das Kloster baute viel Getreide an und verfügte über 16 Mühlen. Aber die Viehwirtschaft spielte ebenfalls eine große Rolle. Das Urbar von 1356 belegt, das ein hoher Anteil des Bodens in den Grangien in Wiesen  bestand, was auf das Gewicht der Viehwirtschaft deutet.

Die Pferdezucht spielte ebenfalls eine beachtliche Rolle. im 15. Jahrhundert wurde die Schafzucht wichtig. Das entspricht auch der eigentlichen Entwicklung in Württemberg. Um 1500 hatte das Kloster 2000 Schafe, deren Milch in Bebenhausen zu Käse verarbeitet wurde.

Auf die Rolle des Weinbaus wurde schon hingewiesen. Um Tübingen und Esslingen besaß das Kloster Weinberge. Insgesamt betrieb es rund 20 Keltern.

Kloster Bebenhausen ist mitten im Schönbuch gelegen. So spielte natürlich die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. Seine Rechte hat sich das Kloster deshalb immer wieder von den Pfalzgrafen von Tübingen und ihren Rechtsnachfolgern den Herzögen von Württemberg bestätigen lassen.

Eine weitere wichtige Einnahmequelle waren die Zehnten. Überall wo die Pfarreien dem Kloster inkorporiert waren, stand ihm der große Fruchtzehnt oder auch Weinzehnt zu.

Abt Berthold II. 1245-1262 bekam am 25.März 1255 von König Wilhelm  (1254-1256) alle von den römischen Kaisern und Königen und namentlich die von Friedrich II. verliehenen Rechte, Privilegien und Freiheiten, sowie den
Besitz in Esslingen und anderswärts bestätigt. {H 51 U 84} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Sein Nachfolger Abt Eberhard von Reutlingen (1262-1281) erhielt von König Rudolf von Habsburg (1273-1291) die von Friedrich II. verliehene Steuerfreiheit für die Güter Bebenhausens in Esslingen bestätigt. {H 51 U 90} Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Friedrich war von 1281-1299 war  in Bebenhausen, wurde dann als Abt nach Schönau postuliert. Die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch heftige Fehden, bei denen auf der einen Seite die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von Hohenberg, die Rudolf von Habsburg unterstützten und auf der anderen Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) standen.

Zwar hat Bebenhausen sicherlich nicht in die Fehden eingegriffen. Aber die Auseinandersetzungen waren gefährlich für das Kloster, auch weil es einen großen Besitz in und um Stuttgart hatte. Rudolf von Habsburg hatte 1286 Stuttgart belagert, seine Mauern geschleift und 1287 fast

alle festen Plätze um Stuttgart genommen und zerstört. Die Folgen spiegeln sich auch in den Papsturkunden für das Kloster wider.

 

WUB Band IV., Nr. 1086, Seite 149-150., ausgestellt am 28. Januar 1247. In dieser Urkunde geht es um die Inkorporation der Kirche in Geisnang durch den päpstlichen Legaten Philipp  Fontana, Bischof von Ferrara (1239-1250)Aber Philipp erwähnt in dieser Urkunde auch die Schädigungen in

diesen Kriegszeiten. In der Urkunde {H 14 Nr. 16, S. 23} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart, ausgestellt am 15. Mai 1291 durch Papst Nikolaus IV. (1288-1292) beauftragt dieser den Dekan des Dreifaltigkeitsstifts in Speyer dem Kloster Bebenhausen entfremdete Güter

wieder zurückzubringen. Konkreter Anlass dürfte gewesen  sein,  dass Graf Gottfried von Böblingen-Tübingen (+1316) am 5. August 1280 die Sakristei des Klosters geplündert hatte, aber auch die Kämpfe aus dem Jahr 1286/87.

Abt Friedrich bekam auch kurz hintereinander päpstliche Bestätigungen der verliehenen Freiheiten und Immunitäten . Am 13. April 1295 (A 474 U 15) und am 26. März 1297 A 474 U 15, beide von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303)

In Friedrichs Amtszeit fällt auch die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Ulm durch Adolf von Nassau (s.o.) Adolf war möglicherweise auch der Grund, dass Friedrich als Abt nach Schönau berufen wurde. Er war möglicherweise Anhänger von Adolf. Die Tübinger Pfalzgrafen hatten

sich aber dem Habsburger Albrecht angeschlossen. So wurde Friedrich aus der Schusslinie genommen. Er kehrte allerdings nach 1 1/2 Jahren auf den Bebenhausener Abtsstuhl zurück. In seiner Amtszeit erreichte Bebenhausen mit 60 Mönchen und 130 Konversen den bisherigen Personalhöchststand.

Abt Friedrich hatte zwei Amtszeiten und zwar 1281-1289 und mit kurzer Unterbrechung wieder von 1300 bis Januar 1303. Erst mal urkundlich als Abt belegt wird er am 8. Dezember 1281, in einer Urkunde, in der Graf Eberhard den Verkauf von Gütern und Rechten durch Reinhard von Berg an das Kloster Bebenhausen bestätigt. (WUB Band VIII., Nr. 3094, Seite 313-314) Abt Friedrich hatte in seiner gesamten Amtszeit eine umfangreiche und geplante Politik des Besitzerwerbes. In den Grangien Aglishardt und Geisnang konnte er den letzten Fremdbesitz übernehmen. Sie waren jetzt völlig im Besitz von Bebenhausen. Im Neckartal, im Strohgäu sowie am Rande des Schönbuchs und im Ammertal weitete er den Besitz gezielt aus. Er wandte sich aber auch  den Städten zu. Das wurden einmal Sammelpunke für die Produkte aus den dortigen Klosterbesitzungen aber eben auch Marktorte für Absatz und Handel mit Klosterprodukten.In Stuttgart erwarb er Steuerfreiheit und Kelterrecht, in Weil der Stadt, Heimsheim und Brackenheim Besitz.

In seine Amtszeit fallen zwei päpstlich Inschutznahmen und Bestätigung der Privilegien des Kloster. Am 8. März 1299 nahm Papst Gregor IX. (1227-1241) das Kloster in seinen Schutz und bestätigte seinen Besitz. A 474 U 11 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) stellte am 13.April 1295 ebenfalls eine Schutzurkunde für Bebenhausen aus und bestätigte alle vom päpstlichen Stuhl, Königen und Fürsten verliehenen Freiheiten und Immunitäten. A 474 U 15 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Als Abt Friedrich nach Schönau postuliert wurde, wurde Lupold Abt (1299-1300). Er stammte aus Esslingen und war der Bruder von Ulrich, der nach Friedrichs Resignation als Nachfolger gewählt. Beide gehörten der Esslinger Oberschicht an. Lupold starb aber schon bald nach seiner Wahl.

Abt Friedrich resignierte 1303. Auf ihn folgte Ulrich (1303- 1320). Seine Amtszeit war noch stärker durch die Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Württemberg und dem Reich geprägt (s.o.) Der Konvent wurde zweimal vertrieben, das erste Mal wohl 1306, das zweite Mal

nach 1310. Der Klosterbesitz wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der Mönche sank von 80 auf die Hälfte. Bei den Konversen sank die Zahl auf einen geringen Rest. Neuer Besitz konnte in dieser Zeit nicht mehr erworben werden. Das Kloster war sogar zu Notverkäufen

gezwungen.

1310  trat Graf Gottfried von Tübingen als Feldhauptmann in den Dienst der Reichsstadt Esslingen. Er war überschuldet und schon zwischen 1304 und 1306 war abzusehen, dass er seine Schulden beim Kloster in absehbarer Zeit nicht mehr abtragen konnte. Wie ausgeführt stammte Abt Ulrich aus der Esslinger Führerschicht. Das erleichterte es, dass die Stadt Esslingen die Schulden des Grafen beim Kloster übernahm. Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 474 U 707

Abt Ulrich baute die Abtresidenz südlich der Infirmarie. Er starb am 6. Februar 1320 und wurde neben seinem Bruder bestattet.

Sein Nachfolger wurde Konrad von Lustnau (1320-1353). Die Familie von Lustnau war eine Ministerialenfamilie der Pfalzgrafen von Tübingen.

Abt Konrads Amtszeit war geprägt durch eine reiche Bautätigkeit. Gebaut wurde1335  das große Refektorium, das spätere Sommerrefektorium, das große gotische Fenster im Chor der Kirche, weitere Abteigebäude neben der Krankenkapelle, ein Glockenturm für die Kirche sowie eine Kapelle

am Mönchsfriedhof, die auch Grabkapelle des Abts war. Die reiche Bautätigkeit führte aber dazu, dass auch verkauft werden musste, so 1323 Stockach, heute ein Ortsteil von Gomaringen. Es wurde mit allen Rechten für 200 Pfund Heller an Friedrich von Gomaringen verkauft. A 474 U 1950

Findbuch A474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Das Kloster musste auch Geld aufnehmen, auch beim Bischof von Konstanz. Das war zu derzeit Rudolf III. von Montfort ( 1322-1334).

Am 19. Oktober 1335 bestätigte Papst Benedikt XII. (1334—1342) “dem Kloster Bebenhausen alle ihm vom päpstlichen Stuhl, Königen, Fürsten sowie sonstigen Gläubigen verliehenen Freiheiten, Indulgenzen, Immunitäten, Exemtionen.” (A 474 U 23)

Die Pfalzgrafen von Tübingen hatten Stadt und Burg an Kloster Bebenhausen verpfändet. Am 5. Dezember 1342 verkauften die Brüder Gottfried (+1369)und Wilhelm(+1357) Pfalzgrafen von Tübingen an die Grafen Ulrich von Württemberg (1325-1344) und dessen Söhne Eberhard der Greiner (1344-1392)

und Ulrich IV. (1344-1362) Burg und Stadt Tübingen für 20.000 Pfund Heller. Sie behielten sich nur die Hundslege im Kloster Bebenhausen vor und die Jagdrechte im Schönbuch. {A 409 Bü 4, Bl. 51} Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Den Übergang an Württemberg konnte Abt Konrad nicht verhindern. Das hätte wohl auch die Finanzmittel des Klosters überschritten. Am 14. März 1343 nahmen die neuen Tübinger Herren Kloster Bebenhausen in ihren Schutz und bewilligten die Fortdauer seiner Vorrechte.

Darüber gibt es im Staatsarchiv drei Urkunden alle mit demselben Datum nur einer anderen Endnummer. A 474 U 2075 (also 75,76 und 77). Kurz danach erhielt das Kloster von den Tübinger Pfalzgrafen eine Restschuld von 2.534 Pfund Heller erstattet.

(das entspricht etwa 53.000 € heutige Währung)

1344 konnte das Kloster die Hundslege für die Klostergüter erwerben, nicht aber für das Kloster selbst. Hundslege bedeutete die Verpflichtung, die herrschaftlichen Jagdhunde zu halten, was durchaus kostspielig war.

Kaiser Karl IV. (1355-1378) bestätigte “alle von seinen Vorfahren am Reich dem Kloster Bebenhausen verliehenen Gnaden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe, insbesondere auch hinsichtlich des Klosters Rechte und Güter zu Esslingen, Reutlingen und Tübingen, desgleichen des Waldes Schönbuch (Schaynbuch) und der bei der Burg Harteneck (Horting, Hartneck) gelegenen Mühle.” (H 51 U 502 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart)

Abt Konrad konnte eine Reihe von Kirchen inkorporieren, was meist mit der durch den Städtekrieg verursachte Notlage des Klosters begründet wurde. So wurden 1325 Pfarreien Tübingen, Oberkirch und Altingen inkorporiert, 1327 Lustnau und Entringen und schließlich

1347 Echterdingen, Plieningen und Weil im Schönbuch.  Weil im Schönbuch und Plieningen wurden durch Papst Clemens VI. (1342-1352) inkorporiert (Urkunde A 474 U 2291 vom  12. September 1347)

Abt Konrad starb am 8. Dezember 1353. Er wurde in der Marienkapelle am Friedhof beigesetzt, die er errichtet hatte.

Heinrich aus Rottenburg (1353 bis ca. 1356) wurde zwar als Konrads Nachfolger gewählt. Wegen schlechten Lebenswandel und hoher Verschuldung wurde er aber mit seinen Anhängern vertrieben. In der offiziellen Äbteliste wird er nicht gezählt.

Der 18. Abt ist demnach Werner von Gomaringen  (ca. 1356-1393. Er stammte aus der niederadligen Familie der Herren von Gomaringen, an die sein Vorgänger Konrad das Dorf Stockach verkauft hatte. (s.o.)

In seiner Amtszeit verlor Kloster Bebenhausen zwar 1377 seinen wichtigen Besitz in Ulm wegen des dortigen Münsterbaus (s.o.). Er begann aber mit der planmäßigen Konzentration des Klosterbesitzes in der näheren Umgebung des Klosters. Das wurde auch möglich durch

seine Familienbeziehungen. Das Kloster übernahm die Schulden seiner Vettern Burkhard und Eberhard  und übernahm dafür einen großen Teil von deren Besitz im Steinlachtal.

Am 17. Dezember 1362 bestätigte Papst Urban V. (1362-1370) die von dem Konstanzer Bischof Heinrich III. von Brandis (1357-1383) vorgenommene Inkorporation der Kirche von Bondorf.( A 474 U 359)Abt Werner starb am 30. September 1393. Er wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

Auf ihn folgte sein jüngerer Bruder  Peter von Gomaringen (1393- 1412). Er betrieb dieselbe Erwerbspolitik wie sein Bruder. Er stieß ungünstig gelegene Besitzungen ab. Dafür erwarb er Besitzungen in der Nähe seines Klosters oder dessen Grangien.

Der wichtigste Erwerb in seiner Regierungszeit war Schloss Roseck mit der Vogtei und allem Zubehör in Unterjesingen. Das war eine ursprünglich pfalzgräfische Burg, die nach 1350 in den Besitz des Burkhard von Hölstein gelangte. Dieser verkaufte sie zusammen mit dem

Dorf Unterjesingen  am 28. Oktober 1410 für 2500 Gulden an das Kloster Bebenhausen. A 474 U 1879 Findbuch A 474 Bebenhausen Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Die Pflege Roseck wurde danach zu einem der bedeutendsten Stützpunkte der Klosterherrschaft ausgebaut.

Abt Peter  verfolgte Inkorporationen planmäßig. Die erste Kirche wurde am 25. März 1395 in korporiert. Laut Urkundentext der

Inkorporation hatte Graf Eberhard I. von Württemberg (1279-1325) Kloster Bebenhausen die Kirche geschenkt  als Entschuldigung  für die Beschädigungen, die das Kloster in den letzten Kriegen durch ihn selbst und anderes Kriegsvolk erlitten hatte. (A 474 U 1355)

Es folgten die Kirchen zu Altdorf, Kirchentellinsfurt und Kornwestheim 1401 sowie der Bernhardskapelle im Reutlinger Klosterhof und der Kirche in Pflugfelden im gleichen Jahr. (A 474 U 180 und A 474 U 1658)

Von 1407 bis 1409 ließ Abt Peter über der Vierung der Klosterkirche durch den Laienbruder Peter aus Salem einen reichverzierten Glockenturm schaffen.

Das schaffte zwar Probleme, die bis ins Generalkapitel hineinreichten. Denn die Zisterzienser hatten bei ihren Kirchen nur (hölzerne) Dachreiter erlaubt.

Abt Peter starb am 14. Januar 1412 und wurde im Kapitelsaal beigesetzt.

Nachfolger wurde Heinrich von Hailfingen 1412- 1432. Er hielt die Linie seiner Vorgänger bei. Er verkaufte ebenfalls entfernten Streubesitz und tätigte Käufe in Klosternähe oder in der Nähe der Grangien. Auch kaufte er oft Besitz von adligen Verwandten.

Sein wichtigster Erwerb war Ofterdingen. Er kaufte das Dorf 1417 von Jakob von Dusslingen.

Abt Heinrich scheint  auch im Orden selbst großer Wertschätzung genossen zu haben. 1413 gewährt ihm das Generalkapitel das Recht, einen Beichtvater, der ihn von allen Sünden und Sentenzen los  sprechen könne, zu wählen, und zugleich die Vollmacht, in gleicher Weise seine Untergebenen zu absolvieren. Vom Generalkapitel wurde er mehrfach beauftragt, Güterverkäufe bei mehreren Klöstern des Ordens zu überprüfen. In Arnsburg sollte er 1422 innerklösterliche Zustände überprüfen. Im selben Jahr war er als Schlichter bei Streitigkeiten zwischen Kloster Schönau und dem Nonnenkloster

Billigheim tätig. Er führte 1427 die Reform in Kloster Eußerthal und 1430 in Kloster Lichtental durch.

Abt Heinrich war auch auf dem Konzil von Konstanz anwesend. (Joseph RIEGEL, Die Teilnehmerlisten des Konstanzer Konzils. Phil. Diss. Freiburg 1916, s. 71)

König Sigismund (1411-  Kaiser ab 1433-1437) war natürlich auf dem Konzil von Konstanz, das ja auf seine Initiative zu Stande gekommen war. Am 25. Januar 1415 stellte er Kloster Bebenhausen eine Urkunde aus, in der er dem Kloster alle von seinen Vorfahren

“verliehenen Guarden, Rechte, Freiheiten, Privilegien und Briefe” bestätigte. {H 51 U 1209}. Ebenfalls am 25. Januar stellte er eine weitere Urkunde an die Bürger von Esslingen aus. Hierin bestätigte er die dem Kloster für Esslingen verliehenen Rechte und gebot,

dass das Kloster nicht mit neuen Satzungen, Steuern und Geboten beschwert werden solle. H 51 U 1210

In den Reichsmatrikeln von 1422 war Kloster Bebenhausen verzeichnet und hatte drei Mann zu stellen. Die Reichsbindung und relative Reichsunmittelbarkeit war also gegeben. Die erste Anforderung zur Stellung von Bewaffneten für das Reichsheer erfolgte

dann auch für die Hussitenkriege, die nach dem Konstanzer Konzil und der am 06.Juli 1415 erfolgten Verbrennung des Jan Hus ab 1419 bis 1436 ausgehend von Böhmen vor allem in Bayern und anderen Grenzregionen zu Böhmen immer wieder für Raubzüge und Heerfahrten sorgten.

So forderten die 6 Kurfürsten am 1. September 1422 Abt Heinrich auf, “drei Mann mit Gleven” gegen die Hussiten in Böhmen für ein Jahr auszurüsten.( A 474 Bü 11)(Gleve war im Spätmittelalter die kleinste Einheit der Kavallerie und die Reichsmatrikel gaben an, wie viele Gleven

zu stellen waren). Eine weitere Truppenanforderung stellte Sigismund am 10. Juni 1426. {H 51 U 1281}

Abt Heinrich scheint  auch beim Konstanzer Bischof Otto III. von Hachberg (1410-1434) in großem Ansehen gestanden zu sein. Bischof Otto scheint in einem Dauerkonflikt mit seinem Domkapitel gestanden zu sein. Das Bistum war hochverschuldet. 1431 verlegte der Bischof seinen Verwaltungssitz

kurzzeitig nach Schaffhausen. Im Mai 1431 ernannte Bischof Otto den Bebenhausener Abt zum Pfleger des Bistums Konstanz, wozu ihm Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm gratulieren.

(Regesta episcoporum Constantiensium : Regesten zur geschichte der bischofe von Constanz von Bubulcus bis Thomas Berlower 517-14966, Ladewig Paul 1913. Reg 9372) Am 5. August 1431 will der Bischof “das Bistum dem Abt von Bebenhausen als einem Vikar übergeben”. Das Domkapitel

aber weigert sich. Abt und Bischof zitieren das Kapitel vor den Hof zu Mainz. Das Kapitel appelliert an Rom. (ebda Regest 9382) Am 20./21 Januar 1432 traf Kardinallegat Julian, der als Schiedsrichter zwischen Bischof und Domkapitel fungierte ,den Abt von Bebenhausen betreffend folgende

Entscheidung: “4) Die dem abt von Bebenhaasen übertragene Vollmacht , welche anlaß zu diesen meinungsverschiedenheiten gab, soll widerrufen werden und der abt sich in nichts mehr einmischen; und damit in zukunft über die auslegung eines passus in dem oben angeführten vergleiche keine zweifel mehr bestehen, verfügt der kardinallegat daß der bischof keinen bistumsadministrator unter dem titel eines Ökonom zum einzug aller einkünfte oder der geschäftsführung bestellen dürfe und zwar so, daß dieser über die einkünfte keine rechenschaft ablegen, sondern nach aus-
zahlung einer bestimmten summe an den bischof den rest selbst behalten dürfe; wohl aber soll es dem bischof gestattet sein, ein oder zwei amovible Sachwalter (procuratores) zu bestellen, welche rechenschaft abzulegen und den rest zu erstatten haben. “ (ebda Reg. 9409)

Der Abt verstarb kurz nach dieser Entscheidung am 31. Juli 1432 und wurde im Kapitelsaal von Bebenhausen bestattet.

Der nächste Abt Reinhard von Höfingen (1432-1456)  wurde am 6. August 1432 unter Vorsitz des Abtes Konrad IV. (1423-1438)von Schönau und im Beisein von Abt Petrus I. Ochsner (1417–1441) und Abt Heinrich (1425-1449) von Herrenalb gewählt.

Der Konvent zählte 38 Professen, 1 Novize und 16 Konversen. Der Klosterbesitz blieb nahezu unverändert. Bei der Infirmarie ließ er eine Wärmestube bauen.

Am 15. November 1434 gestattete Kardinallegat Julian dem Bebenhausener Abt die Nutzung eines Tragaltars (Altare portatile) in seinen Grangien (ebda Reg.9618)Bis ins Spätmittelalter war dies nur Bischöfen oder hohen Geistlichen gestattet.

Wie seinem Vorgänger gewährte das Generalkapitel auch Abt Reinhard  die freie Wahl eines Beichtvaters und zwar im Jahr 1439. Er starb nach vorheriger Resignation am 23. August 1456 .

Sein Nachfolger wurde Johannes aus Deckenpfronn (1456-1460). Am 23. 1439 ist er an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Das genaue Datum seiner Abtswahl ist nicht bekannt, aber er ist der erste Abt, der als Nichtadliger in Bebenhausen gewählt wurde.

Er hat nur knapp 4 Jahre regiert. In Stuttgart erwarb er den Gültlinger Hof, der dann zum Pfleghof in Stuttgart ausgebaut wurde.

Abt Johann starb am 27. Dezember 1460 . Sein Nachfolger wurde Werner Glüttenhart aus Tübingen  (1460-1471). Er wurde unter Leitung des Schönauer Vaterabtes Peter III. (1461–1464) gewählt und im gleichen Jahr vom Generalkapitel bestätigt.

Größere Besitzerwerbungen tätigte er nicht. Aber am 13. März 1464 konnte Abt Werner mit einer Zahlung von 5000 Gulden erreichen, dass Graf Eberhard von Württemberg (1457-1495) auf das Recht der Gastung und hundslege verzichtete.

In seiner Regierungszeit gab es eine beachtliche Bautätigkeit. In Tübingen in der Münzgasse ließ er ein Steinhaus errichten, den Tübinger Hof, der dann an die Universität in Tübingen abgetreten wurde, als diese gegründet wurde.

Im Kloster wurde in das Querschiff der Klosterkirche ein Gewölbe eingezogen. Auch wurde der Südflügel des Kreuzgangs gebaut.

Am 6. Juni 1471 resignierte Abt Werner vor einer von Generalabt Humbert-Martin de Losne (1462-1476) geführten Visitationskommission und dem Prior der Kartause Güterstein Konrad von Münchingen (1445-1478) wegen Altersgebrechlichkeit.

Er durfte eine Wohnung im Hause seines Nachfolgers behalten und erhielt eine Rente von 100 Rheinischen Gulden. Er starb am 10. Juli 1473.

Sein Nachfolger wurde Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt (1471-1493). Er wurde am 6. Juni 1471 unter Vorsitz der Visitationskommission gewählt. Er stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie aus Magstadt.

Bernhard war der Abt, den das Generalkapitel so oft zu Schlichtungen oder Untersuchungen in anderen Zisterzienserklöstern herangezogen hat wie sonst keinen Abt aus Bebenhausen. Er war 1472 in Herrenalb, 1481 in Eberbach.,

1489 in Baumgarten, Otterbach und Maulbronn und 1491 in Schönau tätig. Außerdem wirkte er 1481 bei der Reform der Frauenklöster Altmünster und St. Agnes in Mainz mit und dann 1489 in Günterstal und danach Rottenmünster.

Aber natürlich war er auch für seine eigene Abtei im Einsatz. Er sicherte den klösterlichen Besitz. Er hat wohl ein großes Gewicht auf den Erwerb von Renten und Zehnten gelegt. Auch als Bauherr war er tätig. Unter ihm wurde der Neubau des Kreuzgangs des Südflügels abgeschlossen.

Zwischen 1471 und 1496 wurden die übrigen teile des Kreuzgangs gebaut und ab 1471 wurde mir dem Einbau des Winterrefektoriums begonnen, der dann 1513 abgeschlossen war. Aber auch in Tübingen, dort wurde nach der Abtretung des bisherigen Pfleghofs in der Münzgasse

an die Universität mit dem Bau des neuen Pfleghofs am Österberg begonnen. Auf den übrigen Pfleghöfen und in inkorporierten Kirchen wurde gebaut.

Dann war Abt Bernhard an den Überlegungen zur Gründung der Universität Tübingen beteiligt. Dafür wurde das Chorherrenstift aus Sindelfingen nach Tübingen transferiert und erhielt seinen Sitz an der Tübinger Kirche, die ja dem Kloster inkorporiert war.

Der Bebenhausener Abt führte die Liste der Zeugen an in der päpstlichen Bulle vom 13.November 1476 von Papst Sixtus IV. (1471-1484), die die Errichtung der Universität Tübingen betraf. (Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen aus den Jahren 1476 bis 1550 S. 11)

Auch politisch war er tätig. Er hat erstmals an den Landtagen und Prälatentagen der Grafschaft Württemberg teilgenommen.

Abt Bernhard starb am 11. Mai 1493.

Sein Nachfolger wurde Johannes von Friedingen (1493-1534) aus dem niederadligen Geschlecht der Herren von Friedingen. Sein Vater gehörte der württembergischen Ministerialität an. Er lässt sich 1451 und 1463 als württembergischer Rat nachweisen.

Johannes absolvierte gefördert von Abt Bernhard ein Studium an der Universität Heidelberg, wo er am 27. April 1478 immatrikuliert wurde. Er stand in Kontakt mit dem Bebenhausener Mönch Michael Textoris aus Sindelfingen, der ab 1471 in Heidelberg studierte, wohl auch gefördert

von Abt Bernhard und vor der Jahreswende 1482/83 Prior in Bebenhausen und bleibt dies bis 1488 und wird dann nochmals von 1493- 1500 als Prior in Bebenhausen genannt. Johannes studierte wohl zwischenzeitlich auch in Tübingen.

Als akademischer Grad wurde ihm “liberalium artium determinator” zugesprochen. Er war wohl zeitweilig auch als Lehrer in Heidelberg eingesetzt.

Am 05. Juni 1493 wurde er unter Vorsitz des Schönauer Vaterabtes Nikolaus I. von Neidenstein (1491–1501) und im Beisein der Äbte Johannes I. Stantenat (1471–1494) von Salem, Johannes VI. Burrus (1491-1503) von Maulbronn und Bartholomäus (1485-1509) von Herrenalb zum

Bebenhausener Abt gewählt. Die Abtsweihe am 25. August 1493 war ebenfalls ein großes Ereignis. Sie wurde dem neuen Abt vom Konstanzer Weihbischof Daniel Zehender (1473-1500) erteilt. Anwesend waren auch die Äbte Georg II. Fischer (1474-1515) von Zwiefalten und

Blasius Scheltrup  (1484–1503) Hirsau. Ebenfalls anwesend war Graf Eberhard im Bart mit  Ulrich dem Sohn seines Cousins Heinrichs von Württemberg, dessen Vormund er war. Ulrich hieß da noch Ytal Heinrich und war am Hofe Eberhards erzogen worden.

Bei der Abtsweihe wurde der junge Graf auf den Namen Ulrich getauft, der spätere Herzog Ulrich von Württemberg. Außerdem wurde ihm die Firmung gespendet. Die Äbte von Bebenhausen und von Hirsau waren die Firmpaten.

Am 14. September 1493 betätigte das Generalkapitel die Wahl. Am 25. April 1494 wurde Kloster Bebenhausen visitiert. Das Kloster zählte 56 Chormönche, 6 Chornovizen und 4 Laienbrüder.

Am 13. Januar  1494 verlieh Papst Alexander VI. (1492-1503) Abt Johannes das Recht, Inful Ring und andere Pontifikalkleidung zu tragen so wie niedere Weihen zu erteilen. (A 474 U 34)

Im Orden war Friedrich gleich nach seiner Wahl immer wieder zu Visitationen, Schlichtungen und Untersuchungen herangezogen worden.

1495 wurde Graf Eberhard zum Herzog von Württemberg erhoben. Abt Johannes schenkte ihm aus diesem Anlass  einen goldenen Becher mit dem Wappen von Bebenhausen und Friedingen.

Graf Eberhard im Bart hatte schon früh versucht, seinen jüngeren gleichnamigen Vetter entgegen der Versprechungen des Münsinger Vertrags von 1482 und Esslinger Vertrag 1492

auf eine zukünftige Herrschaft in ganz Württemberg auf das Nachfolgerecht in seiner Herrschaft auf den alten Stuttgarter Landesteil zu begrenzen. Dazu wurde ein Regierungsrat der gesamtwürttembergischen Landstände (1489 und Esslinger Vertrag 1492)

eingerichtet. In dieses “Regiment” für seinen Vetter und späteren Nachfolger Herzog Eberhard II. (1496-1498) hatte  Eberhard im Bart Abt Johannes berufen. Die Arbeit des Abtes im Regiment scheint durchaus gewürdigt worden zu sein. So schenkte ihm die Stadt

Schwäbisch Hall 1496 ein Kruzifix für das der Goldschmied 8 Gulden 5 Schilling erhalten hatte. Das sind etwa 1.151 €,  die Kaufkraft in dieser Zeit dürfte allerdings bei etwa 3450 € gelegen sein, ein durchaus wertvolles Geschenk also (Walther BUDER, Beiträge zur Baugeschichte des Chors der Michaelskirche in Hall (WürttVjhhLdG NF 31. 1922-1924 S. 195). Abt Johannes hat eine beachtliche Rolle in der Landespolitik gespielt. Er war im Regiment auch bei der Absetzung von Herzog Eberhard II. 1498 tätig. Von 1498 bis 1503 führte der Regimentsrat die Regierung für den minderjährigen Herzog Ulrich. Er setzte sich aus 4 Prälaten, 4 Edelleuten und 4 Städtevertretern zusammen. Er übte sein Amt zusammen mit dem Zwiefaltener Abt Georg Fischer aus. Es war wohl ziemlich zeitaufwendig gewesen zu sein, denn einer von beiden Äbten musste ständig in Stuttgart sein.

So hatte Abt Johannes 1499 um Dispens zum Besuch des Generalkapitels gebeten und diese auch erhalten.

Kaiser Maximilian (1496-1519) übernachtete am 30. Mai 1498 in Kloster Bebenhausen. Das war sicher ein Höhepunkt in der Regierungszeit von Abt Johannes. Der Kaiser befand sich auf der Reise von Ulm zum Reichstag nach Freiburg. Er kam von Reutlingen. Dort hatte er

den unfähigen württembergischen Herzog Eberhard II. abgesetzt. Er kam zweifellos gezielt zu einem politischen  Gespräch mit Abt Johannes nach Bebenhausen. Die Rolle von Abt Johannes war auch am Kaiserhof bekannt.

Als herzog Ulrich 1503 die Regierungsgeschäfte übernahm, zog sich Abt Johannes mehr und mehr zurück. Eine gewisse Distanz zeigt sich schon in der Tatsache, dass Abt Georg aus Zwiefalten und er 1503 zu verhindern suchten, dass die Landschaft Herzog Ulrich bei der

Regierungsübernahme 6000 Gulden verehrte. Ein Konflikt zeigte sich auch bei der strittigen Abtswahl 1504 in Maulbronn. Dort wurde Johanes V. Riescher zwar am 4. September gewählt. Aber Ulrich erkannte ihn nicht an, so dass Johannes am 21. Oktober resignierte.

Mit Michael Scholl wurde dann am 21. Oktober 1504 in Maulbronn ein neuer Abt gewählt.

Abt Johannes trat dann nur noch bei zeremoniellen Anlässen in der Umgebung von Herzog Ulrich auf, so bei der Trauerfeier für Herzog Albrecht IV. von Bayern, den Vater von Sabine, die Ulrich 1511 heiratete. Bei der Hochzeit am 2. März 1511 in Stuttgart war der Abt

ebenfalls anwesend. Als Herzog Ulrich 1519 aus Württemberg vertrieben wurde, erschien Abt Johannes sofort wieder in den Quellen. Er siegelte den Landtagsabschied vom 11. März 1520 für die Prälaten, wo der Tübinger Vertrag in wesentlichen Grundzügen bestätigt wurde.

Der Schwäbische Bund hatte Württemberg zur Finanzierung der Kriegskosten an Habsburg verkauft. Karl V. (1519-1556) trat Württemberg an seinen Bruder Erzherzog Ferdinand (ab 1521 Erzherzog von Österreich und Herrscher in den Erblanden). Dieser zog am am 23. Mai 1522

feierlich in Stuttgart ein und natürlich war Abt Johannes in vollem Ornat dabei. So lange Österreich württembergisch war, also bis zur Wiedereroberung des Landes, hatten die Landstände eine starke Stellung im Land. Die Prälaten und damit Abt Johannes spielten eine wichtige

Rolle im Landtag. Die Mitwirkung der Prälaten im Landtag ist bis 1534 immer wieder belegt. Er war auch auf den Landtagen des Jahres 1525 dabei. Das war das Jahr des Bauernkrieges, bei dem Kloster Bebenhausen großen Schaden erlitt.

Am 24. April überfielen aufständische Bauern aus dem Gäu unter Führung von Leonhard Schwarz aus Dagersheim, heute ein Ortsteil von Böblingen, verstärkt durch den Schwarzwälder Haufen Kloster Hirsau und plünderten es. Das Kloster bezifferte den Schaden auf  1600 Gulden,

das sind knapp 230.000 €. Sie zogen weiter nach Calw und forderten die Stadt auf, sich ihnen anzuschließen, wurden aber abgewiesen. Dann fielen sie in Bebenhausen ein und kamen dort am 1. Mai an. Die Zimmersche Chronik sagt, dass sie dort acht Tage lang “mit Fressen und Saufen” hausten.

Abt Johannes berichtet, dass Leonhard aus Dagersheim mit einem Fähnlein von 50 Mann zurückgeblieben ist. und zieht das Fazit “Das Volk hat viel Schaden getan“ . Im Kloster waren vor allem in der Bibliothek große Schäden angerichtet worden.

Schäden waren auch in den Klosterdörfern und an einzelnen Klosterhöfen, ganz besonders in Stuttgart entstanden

Im März 1526  weilte Erzherzog Ferdinand zu Bußübungen im Kloster Bebenhausen. Noch heute erinnert eine Inschrift im Studierzimmer der Klosterbibliothek, auch Ferdinandzimmer genannt, daran. Auch Kaiser Karl V. übernachtete eine Nacht im Kloster Bebenhausen.

Am 27./28. November 1530 machte er  zusammen mit seinem Bruder  auf dem Weg vom Reichstag in Augsburg zur Königswahl Ferdinands nach Köln in Bebenhausen Station.

Abt Johannes war nicht nur ein engagierter Politiker. Er war auch der letzte große Bauherr seines Klosters. in seiner Amtszeit wurden der Kreuzgang und das Winterrefektorium fertiggestellt, das Dorment und das Laienrefektorium wurden umgebaut und der„Neue Bau“ für Gäste errichtet.

Abt Johannes war ein erklärter Gegner der Reformation. Er hielt den Konvent zusammen. Bis 1534 trat nur ein Mönch zum neuen glauben über und heiratete.Abt Johannes starb am 21. Dez. 1534 an einem Schlaganfall. Bei seinem Tode wurde mehr als die Hälfte des Konvents als katholisch bezeichnet und diese Mönche gingen 1535 ins Exil.

Herzog Ulrich hatte sich schon ab etwa 1523 der Reformation zugewandt. 1527 kam er beim protestantischen hessischen Landgrafen Philipp I.(1518-1567) in Marburg unter. 1531 war Philipp  Mitbegründer des Schmalkaldischen Bundes, einem Verteidigungsbündnis der protestantischen Fürsten

unter Führung von Kursachsen und Hessen. Im April 1534 zogen Philipp und Ulrich mit einem hessischen Heer nach Württemberg, um gegen Österreich zu kämpfen,unter dessen Statthalterschaft Württemberg ja seit der Vertreibung Ulrichs stand. In Lauffen am Neckar kam es am

13. Mai 1534 zur Schlacht, die mit der Niederlage der Österreicher endete. Die Niederlage leitete das Ende der österreichischen Statthalterschaft und die Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs in Württemberg ein. Im Vertrag von Kaaden vom 29. Juni 1534 wurde Herzog Ulrich

die Herrschaft in Württemberg wieder zugestanden. Herzog Ulrich begann sofort mit der Einführung der Reformation in Württemberg.

Abt Johannes erkannte die Gefahr und ging, damals schon 76 Jahre alt,  sofort mit der Barschaft, den Pretiosen, dem Kirchengerät und den Archivalien anscheinend unmittelbar danach zunächst außer Landes, wohl ins nahe österreichische Rottenburg. Aber Herzog Ulrich bewog ihn,

zurückzukehren.  Herzogliche Kommissare ordneten die sofortige Inventarisierung des Klostergutes an. Diese führte dann bald zur Ablieferung der Kirchengüter und in späteren Jahren zur Säkularisierung der Klöster. Dagegen protestierte er zusammen mit dem Konvent am

17. Dezember 1534. Aber nur 4 Tage später, am 21.12. 1534 starb er an einem Schlaganfall.

Ab dem 25. Dezember 1534 sollten auf alle Klosterpfarreien evangelische Pfarrer und Prediger berufen werden, auch in den inkorporierten Pfarreien von Bebenhausen. Die Mönche machten noch den Versuch, einen neuen Abt zu wählen. Aber Ulrich lehnte dies ab.

Er wollte einen Adligen an die Klosterspitze setzen.mit Hans Schmeltz, der in Tübingen und Wittenberg studiert hatte setzte er eine Lesemeister ein.

Am 13. Juni 1535 unterschrieben 15 Mönche den damals üblichen Revers und quittierten über ein jährliches Leibgeding von 40 Gulden. 5 Konventuale wurden an der Universität Tübingen immatrikuliert, unter ihnen Johannes Mendlin. Er wurde später Professor für

Logik und Dialektik. Er war mehrfach auch Dekan der Artistenfakultät sowie 1565 Rektor. Die beim alten Glauben gebliebenen Mönche blieben zunächst im Kloster. Herzog Ulrich hat sich bei einem Besuch wohl um sie bemüht.

Der Reformator Ambrosius Blarer hat wohl auch mit ihnen verhandelt . Der Plan der Regierung war, die Bebenhäuser Mönche zusammen mit anderen katholisch gebliebenen Mönchen aus dem Lande in ein Sammelkloster mit reformatorischen Predigern und Lesemeistern zu versetzen.

Dagegen wehrte sie sich erfolgreich. Die Mehrheit ging dann nach Salem. Abt war dort Johannes III. Fischer (1534–1543), der gleichzeitig Ordenskommissar für Oberdeutschland  war.

Ein Teil der Mönche wurden dann in andere Klöster geschickt, in den Personalmangel herrschte. In Kloster Stams wurde der Reformversuch wichtig, den Bebenhausener Mönche dort auf Veranlassung des Regiments von
Innsbruck  unternommen hatten, unter ihnen Prior Leonhard Joß , der spätere Abt von Tennenbach  Sebastian Lutz, später Abt in Bebenhausen.

Im Herbst 1547 fand in Augsburg der Reichstag statt, der dann als “ Genarnischter Reichstag” in die Geschichte einging. 1548 wurde das “Interim” im Juni 1548 mit reichsabschied als Gesetz erlassen. Es sollte für eine Übergangszeit die kirchlichen Verhältnisse ordnen, bis

ein allgemeines Konzil über die Wiedereingliederung der Protestanten in die katholische Kirche entschieden hätte. § 10 des Abschieds legte fest, dass den  Reichsständen, die bis dato in der Religion keine Veränderung vorgenommen hätten, anbefohlen wird, dies auch künftig zu unterlassen; diejenigen hingegen, die bereits Veränderungen in der Religion vorgenommen hätten, haben nunmehr entweder gänzlich zu den alten Gebräuchen zurückzukehren oder aber das Interim umzusetzen. Mit dem Vertrag von Kaaden hatte Ulrich Württemberg nur als habsburgisches Afterlehen inne. Natürlich wurde

ein Gutachten erstellt, das die Schriftmäßigkeit ablehnte und Ulrich und bat um Verschonung vom Interim. Dem politischen und militärischen Druck hatte er aber wenig entgegenzusetzen.
In der Praxis bedeutete dies, dass 300-400 Pfarrer ihrer Stellung verlustig wurden und dass die Klöster restituiert wurden.

So wählten am 17. November 1547  6 ehemalige Bebenhausener Konventualen Sebastian Lutz zum Abt von Bebenhausen. Damit war er aber noch lange nicht Abt. Erst musste er die Ansprüche des Konstanzer Domprobsts Johann Joachim Schad von Mittelbiberach, der eine päpstliche Exspektanz auf die Abtei erwirkt hatte, abwehren.  Er reiste dann wohl nach Augsburg, wo er sehr schwierige Verhandlungen mit dem Kardinallegaten Girolamo Verallo (Legat von 1445-47), der auf Seite des  Konstanzer Dompropsst Johann Joachim Schad(t) von Mittelbiberach stand, zu führen hatte. Dieser war vom Papst auf Bebenhausen providiert. Allerdings unterstütze Karl V. den gewählten Abt. Dieser forderte am 23. Dezember 1547 auch alle Untertanen des Klosters Bebenhausen auf, alle rückständigen und laufenden Abgaben, Gülten Zinsen usw. an den  “der alten Ordnung gemäß gewählten “ Abt Sebastian Lutz zu zahlen. A 474 U 39.

Ein weiteres Problem gab es im Orden, denn Abt Sebastian konnte die schuldigen Konfirmationsgebühren nicht bezahlen. Deshalb verweigerte Generalabt  Jean XI. Loysier (1540-1559) ihm ebenso wie dem neuen Maulbronner Abt die Konfirmation. Erst nachdem die vorderösterreichische

Regierung in Ensisheim sich einschaltete wurde die Wahl am 15. März 1548 . Damit Abt Sebastian aber nach Bebenhausen zurückkehren konnte, musste sowohl mit Kaiser Karl V. als auch mit König Ferdinand I. vor allem aber mit Herzog Ulrich verhandelt werden. Erst

nach harten Verhandlungen mit diesem konnte Abt Sebastian mit seinem kleinen Konvent wieder in Bebenhausen einziehen.

Dort war die Kirche teilweise abgebrochen. Um die Kirche herum standen Pferdeställe. Die Räume der Abtei dienten nun dem Herzog. Auch da musste wieder verhandelt werden, dass der Abt dort einziehen konnte. Ebenso musste um die Einkünfte des Klosters gerungen werden.

Bei der Ausübung der Patronatsrechte und Pfarrbesetzungsrechte blieb der Herzog hart, denn er wollte die Einführung der Reformation nicht gefährden. Die Klosterordnung von Herzog Christoph (1550-1568), der seinem Vater Ulrich nach dessen Tod nachgefolgt war,

war ein entscheidender Einschnitt für alle restituierten Klöster. Im Passauer Vertrag von 1552 hatte er schon eine Aufhebung des Interims erreichen können. Er erließ eine Reihe umfangreicher “Ordnungen” und organisierte die gesamte Staats- und Kirchenverwaltung neu.

Die 1547 rekatholisierten Klöster wurden der landesherrlichen Verwaltung unterstellt. Das klösterliche Leben wurde auf die Grundlage des evangelischen Bekenntnisses gestellt. In den Klöstern wurden 13 Klosterschulen mit humanistischen Bildungsidealen eingerichtet.

sie sollten der Ausbildung theologischen Nachwuchses dienen. In das Kloster Bebenhausen zogen nun 32 evangelische Klosterschüler und zwei Präzeptoren ein.

Nach alldem scheint Abt Sebastian amtsmüde geworden zu sein. Am 11. Januar 1560 resignierte er. Er behielt Recht und Pflicht der Würde eines Abtes, auch den Sitz in der Landschaft. Er erhielt 500 Gulden jährliche Pension so wie einige Naturalleistungen außerdem

den Wohnsitz im Tübinger Pfleghof. Er starb am 15. November 1560 und wurde in der Stiftskirche in Tübingen beigesetzt.

Der größte Teil des katholisch gebliebenen Konvents ging ins Zisterzienserkloster Pairis im Elsass.

Auf Abt Sebastian  folgte Eberhard Bidenbach als erster evangelischer Abt. Es folgten insgesamt 20 evangelische Äbte bis 1810 (siehe Abtsliste am Ende)

Die katholische Geschichte des Klosters ist noch nicht ganz zu Ende.

Im Dreißigjährigen Krieg stand Kaiser Ferdinand (1619-37) nach den Siegen der kaiserlichen und katholischen Truppen zwischen 1618 und 1628 auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Er erließ am 6. März 1629 das Restitutionsedikt. Damit sollten alle geistlichen Güter, die von Protestanten nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 eingezogen worden waren,

wieder den Katholischen zugeführt werden. Das hätte bedeutet, dass um die 500 Klöster und ein dutzend Fürstbistümer an die katholische Kirche zurückgegeben hätten werden müssen.

Einige Bistümer und Klöster wurden zwar zurückgegeben. Aber die Gefahr eines mächtigeren und stärker zentralisierten Reiches provozierten die Gegenspieler der Habsburger zur Invasion, sowohl das protestantische Schweden (1531) als auch das katholische Frankreich (1534).

Im Herzogtum Württemberg wurden 50 Klöster restitutiert. Schon 1630 musste Kaiser Ferdinand der Überprüfung des Edikts zustimmen und 1635 nach dem Prager Frieden wurde das Edikt für 40 Jahre außer Kraft gesetzt.

Das Kloster Salem übernahm in Ausführung des Restitutionsedikt die Wiederbesiedlung von Kloster Bebenhausen. Der Prior des Klosters Salem Dr. theol. Joachim Müller führte die kleine Kolonie Salemer Mönche an, die am 8./ 18. September 1630 mit seinen Mitbrüdern unter militärischem

Schutz  das Kloster wieder bezogen. Er wollte die evangelischen Pfarrer in den inkorporierten Kirchen des Klosters vertreiben, scheiterte damit aber am widerstand der Bevölkerung und vor allem der württembergischen Behörden. Schwierig war es auch, die Einkünfte des Klosters wieder zu sichern.

Er konnte hier allerdings eine günstige Rechtslage ausnützen. Am 5. September 1631 fand in Frankfurt der “Kompositionstag” statt. Das waren Verhandlungen zwischen den protestierenden und den katholischen Reichsständen wegen des kaiserlichen Restitutionsedikts und der Wiederherstellung des Friedens im deutschen Reich. Die Protestanten verlangten, dass das Restitutionsedikt wieder aufgehoben wurde und das Jahr 1620 zur Norm des rechtmäßigen Besitzes angenommen werden soll. Katholischerseits beharrte man fest auf dem Restitutionsedikt. Da keine Seite nachgab, wurden die Verhandlungen abgebrochen und die Delegationen reisten ab. Im Spätherbst 1631 brach die kaiserliche Macht zusammen. Abt Joachim floh nach Salem. Nach dem Sieg in der Schlacht von Nördlingen am 5.September 1634 reiste Abt Joachim wohl gleich nach Rottenburg. Der Salemer Abt

Thomas I. Wunn (1615–1647 ) rief Johannes aber wieder nach Salem zurück. Erst am 16. O

ktober 1634 kehrte Abt Johannes nach Bebenhausen zurück. Kaiser Ferdinand III.(1637-1657) setzte ihn am 22. November 1634 in Bebenhausen als Abt ein.

Er nahm mehrfach an Reichstagen teil. ab 1641 verschlechterte sich sein Zustand. Er war überwiegend im Pfleghof in Tübingen. Als sich 1648 das Ende von Kloster Bebenhausen abzeichnete, zog er mit seinem Konvent in den Tübinger Pfleghof.

Als sich 1649 herausstellte, dass eine Rückkehr nach Bebenhausen nicht mehr möglich war, erhielt er das Klostergut Kirchberg, die Sommerresidenz der Salemer Äbte zugewiesen. Schließlich konnte er die Hofmeisterie nicht mehr versorgen.

Der Salemer Abt setzte ihm 1658 eine jährliche Pension aus. Er starb am 21. Mai 1663.

Die evangelische Klosterschule bestand bis 1807 und wurde dann mit der Klosterschule Maulbronn vereinigt. Das Kloster wurde säkularisiert. Es war dann Jagdschloss der Württembergischen Landesherren.

Als König Wilhelm II. von Württemberg 1918 abdankte, zogen er und seine Frau Charlotte sich zunächst  von den Unruhen in Stuttgart nach Bebenhausen zurück. Nach Wilhelms Tod im Oktober 1921 zog Charlotte nach Schloss Bebenhausen, wo sie lebenslanges

Wohnrecht hatte. Sie starb am 16. Juli 1946.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Bebenhausen Landtag und Landesverfassung des Landes Württemberg-Hohenzollern begründet. Für den Landtag von Württemberg-Hohenzollern wurden Teile der Abtei als Archiv und Depot genutzt.

Die Kloster-und Schlossanlage wird heute von „Schlösser und Gärten“ im Finanzministerium verwaltet. sie ist für Besucher geöffnet. Im ehemaligen Abtshaus ist die Landesforstdirektion untergebracht. Die Kirche wird von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt.

 

 

Liste der Äbte des Klosters Bebenhausen

1. Diepold 1190–1196

2. Enzmann

3. Erkinbert

4. Walther -1211

5. Ludwig 1211

6. Bruno 1216

7. Berthold I. –1223

8. Konrad 1225, 1228

9. Hermann ca.1230

10. Petrus ca.1240/43

11. Rudolf 1243–

12. Berthold II. 1245, 1262

13. Eberhard aus Reutlingen 1266, 1279

14. Friedrich 1281, -1299

15. Lupold aus Esslingen 1299–1300

16. Friedrich (2. Mal) 1300–1303

17. Ulrich aus Esslingen 1303–1320

18. Konrad von Lustnau 1320–1353

19. Heinrich aus Rottenburg am Neckar 1353–ca.1356

20. Werner von Gomaringen ca.1356–1393

21. Peter von Gomaringen 1393–1412

22. Heinrich von Hailfingen 1412–1432

23. Reinhard von Höfingen 1432–1456

24. Johannes aus Deckenpfronn 1456–1460

25. Werner Glüttenhart aus Tübingen 1461–1471

26. Bernhard Rockenb(a)uch aus Magstadt 1471–1493

27. Johann von Fridingen1493–1534

Reformation & Augsburger Interim

28. Sebastian Lutz genannt Hebenstreit, aus Tübingen 1547–1561

Dreißigjähriger Krieg

29. Joachim Müller, aus Pfullendorf 1630–1649

(nach

Evangelische Äbte der Klosterschule

Eberhard Bidenbach 1560–1597

Johannes Stecher 1597–1611

Andreas Grammer 1611–1612

Georg Schropp 1612

Lucas Osiander der Jüngere 1612–1616

Jakob Hailbronner 1616–1618)

Johannes Magirus 1619–1626

Daniel Hitzler 1626–1630

Heinrich Wieland 1633–1634

Johann Valentin Andreae 1650–1654

Johann Jakob Hainlin 1654–1660

Johann Konrad Zeller 1660–1683

Josef Kappell 1683–1689

Johann Andreas Hochstetter 1689–1720

Christian Hochstetter 1720–1732)

Christoph Friedrich Stockmaier 1733–1748

Christoph Friedrich Stockmaier (Sohn) 1748–1782

Johann Christian Volz  1783

Georg Gottfried Dapp 1783–180)

August Friedrich Bök 1807–1810

(nach wikipedia)


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22 Mrz 2021

Kloster Schöntal

                                                                                                                                                                         Die Hauptgebäude des Klosters

Wolfram von Bebenburg stammte aus der Familie der Ritter von Bebenburg, deren Stammburg die Bebenburg in Bemberg, heute ein Ortsteil von Rot am See. Wolfram nahm am zweiten Kreuzzug

von 1147 bis 1149 teil. Für den Fall seiner glücklichen Wiederkehr hatte er gelobt, ein Kloster zu stiften. Wolfram von Bebenburgs Frau stammte aus der Familie der von Berlichingen.

Aus ihrem Besitz stammte das Land im Jagsttal, das zum Grundstock der Stiftung für das Kloster wurde. Das Kloster wurde 1153 als Filialkloster von Kloster Maulbronn in Neusass gegründet.

Der Maulbronner Vaterabt Diether schickte zwölf Mönche und einen Abt nach Schöntal.Wolfram hatte Land und drei Höfe gestiftet. Die Schenkung scheint aber innerhalb der Familie nicht unumstritten gewesen zu sein.

Er hatte 4 erwachsene Söhne und eine Tochter, die alle gegen die Schenkung waren. Auch seine Frau scheint nicht einverstanden gewesen zu sein. (Ottmar Friedrich Heinrich Schönhuth, Chronik des Klosters Schönthal aus urkundlichen
Quellen, Mergentheim 1850, S. 8). Er trat ins neue Kloster als Laienbruder ein und starb1163.
Er wurde im Kloster Schöntal bestattet.

Der 1. Abt war Herwick (1157–1172 ) Als Prior kam Heinrich und Großkeller war Bernhard. Wie im Mutterkloster Maulbronn zogen die Mönche kurz nach der Gründung  von Neusass um, weil sich das Gelände als ungünstig erwiesen hatte. Nur wenige Hundert Meter entstand

die neue Siedlung als Kloster Schöntal im Tal der Jagst.

Die erste Bestätigung für Kloster Schöntal kommt vom Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg (2. Amtsperiode 1150-1159) im Jahr 1157  Urkunde ohne Monat und Tag B 503 I U 1  Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg.

Hier wird einfach bestätigt,dass Wolfram von Bebenburg das Kloster “Klosters Neusaß (Nvesaze)” gestiftet hat. Im selben Jahr bestätigte Kaiser Friedrich I. (1155-1190)die Gründung und nahm sie in seinen Schutz. (RI IV,2,1 n. 438) In der Urkunde ist allerdings noch vom Kloster Neusaß die Rede. Zeuge der Urkunde ist Bischof Gebhard von Würzburg, in dessen Bistum das neue Kloster ja lag und der mit obiger Urkunde die Stiftung bestätigt hatte.

Bischof Heinrich von Würzburg (1159 –1165) bestätigte die Stiftung 1163 und seine Besitzungen. Es wurde auch gesagt, dass das frühere Kloster Neusaß jetzt Schöntal geheißen wird.

Das ist die erste urkundliche Erwähnung des Namens “Schöntal” (WUB Band II., Nr. 381, Seite 145-146)

Zwei Jahre hintereinander werden von Papst Alexander III.(1159-1181) päpstliche Schutzurkunden ausgestellt.

Die erste stellte Papst Alexander III. am 8. November 1176 in Anagni aus. (WUB Band II., Nr. 406, Seite 179-180) und Findbuch B 503 im Staatsarchiv Ludwigsburg  B 503 I U 3 (mit Bild der Urkunde)

Der Besitz Schöntals wird aufgelistet und unter den Schutz mit aufgenommen. 1176 sind das schon 8 Grangien.

Schon früher verliehene Begünstigungen werden erweitert.

Nur ein Jahr später im Dezember 1177 stellt Papst Alexander III. wieder eine Schutzurkunde aus wobei die vorher verliehenen Begünstigungen erweitert werden. (WUB Band II., Nr. 409, Seite 185-186) und B 503 I U 4 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Beide Urkunden sprechen dagegen, dass Abt Herwick schon 1172 starb, wie z.B. wikipedia, wikiwand oder die Biopraphia Cisterciensis alle angeben. Beide bezeichnen Herwick ausdrücklich als Abt von Kloster Schöntal “Dilectis filiis Hardwico abbati monasterii. Die Urkunde wurde aber am 8. November 1176 ausgestellt, die andere im Dezember  1177 Demnach müsste Herwick 1177 noch gelebt haben.

Sein Nachfolger wurde Heinrich I., der als Prior zusammen mit Herwick aus Kloster Maulbronn nach Schöntal. Er starb im März 1186. auch sein Nachfolger kam noch aus dem Maulbronner Gründungskonvent. Siboto war einer der Laienbrüder, die

aus Maulbronn gekommen waren. In seiner Regierungszeit bestätigte Bischof Heinrich III. von Berg (1191 –1197) im Jahr 1194 die Schenkung eines Hofes mit allem Zubehör in Gommersdorf, heute ein Ortsteil von Krautheim durch Konrad von Aschhausen.(WUB Band II., Nr. 486, Seite 299-300)

Bischof Otto I von Lobdeburg (1207-1223) bestätigte diese Schenkung noch einmal (WUB Band III., Nr. 560, Seite 9).

Abt Siboto starb im April 1200.

Sein Nachfolger war Albert I. (1200–1216 ), der erste Abt, der nicht aus Maulbronn war. Die Vermögenslage von Kloster Schöntal muss sich schon unter Abt Albert gebessert haben, denn aus dem September 1214 gibt es eine Kaufurkunde über Teile eines Waldes.

Also muss das Kloster jetzt in der Lage gewesen sein, Käufe zu tätigen.(WUB Band III., Nr. 561, Seite 10. In dieser Urkunde wird Richalm als Prior genannt) Wann genau Abt Albert starb, ist nicht in der Chronik überliefert. Aber 1218 tritt Abt Richalm (1216-1219) in Urkunden auf. 

WUB Band III., Nr. 622, Seite 89-90. In dieser Urkunde des Würzburger Bischofs Otto wird Richalm als Abt von Schöntal erwähnt. Er stammte aus einer Ministerialenfamilie des Bischofs von Würzburg.

Ihm zugeordnet wird das “Buch der OffenbarungenBeati Richalmi Abbatis Speciosae Vallis in Franconia Ord. Cister. Revelationes de insidiis & versutiis Daemonum (Buch der Offenbarungen über die Nachstellungen und Tücken des Teufels).

Es stammt von einem Vertrauten Richalms, der die Auditionen und Visionen des Abtes wörtlich aufzeichnete. Diese Aufzeichnungen wurden von Richalm autorisiert. Der Autor hat wohl nach Richalms Tod einige Ergänzungen hinzugefügt. Es wurde von dem Melker Benediktinermönch

Bernhard Pez 1721 herausgegeben und stellt heute eine der wichtigsten Quellen zum Dämonen- und Teufelsglauben des christlichen Mittelalters dar.

Nach der urkundlichen Erwähnung Richalms verliert sich seine Spur. Es ist unklar, ob er zurückgetreten oder gestorben ist.

Sein Nachfolger wurde Gottfried (1219–1222 ). In seiner Regierungszeit erhielt das Kloster viele Schenkungen. So schenkte der Reichsküchenmeister Heinrich von Rothenburg und seine Frau 4 Jauchert Weingärten in Eselberg und zwei in Berlichingen. Heinrich war der 1. Reichküchenmeister,

ein Amt das wahrscheinlich 1202 von Philipp von Schwaben eingerichtet worden ist. Es war der erste Verwaltungsbeamte der Hofhaltung.

Dann tätigte das Kloster zwei Käufe, die Burg Bieringen betreffend. Von den Freiherrn Friedrich von Krautheim kaufte das Kloster für 170 Mark Silber 1222 den halben Teil der Burg Bieringen (WUB Band III., Nr. 661, Seite 137-138)

Am 1. Februar 1222 bestätigt Papst Honorius III. (1216-1227) dem Kloster Schöntal den Besitz der ihm von Bischof Otto von Würzburg überlassenen Kirche von Bieringen. (WUB  Band III., Nr. 653, Seite 129)

Abt und Konvent scheinen in dieser Zeit einige Bedrückungen erfahren zu haben. Papst Honorius gebot deshalb dem Mainzer Erzbischof das Kloster vor Gewalt zu schützen.

“Papst Honorius III. gebietet dem Erzbischof von Mainz und seinen Suffraganen, das Kloster Schöntal vor Gewalttätigkeiten gegen dessen Angehörige, Güter und Rechte durch Verhängung von Kirchenstrafen zu schützen”.( WUB Band III., Nr. 654, Seite 129-130)

Den Kauf des Gutes Bieringen, den Kloster Schöntal am 10. Juni 1222 tätigte (WUB Band III., Nr. 659, Seite 135)  bestätigte König Heinrich VII. “ König Heinrich VII. bestätigt dem Kloster Schöntal den Kauf des Gutes Bieringen von dem edeln Mann Heinrich von Langenburg und seiner Gemahlin Sophie. 28. April 1225”( WUB Band III., Nr. 690, Seite 169-170)

Abt Gottfried trat 1220 wahrscheinlich altershalber zurück Auf ihn folgte Johannes I. (1222–1226 )

Im Mai 1225 erhielt Kloster Schöntal eine kaiserliche Inschutznahme durch Friedrich II.(1194-1250) “Kaiser Friedrich II. nimmt das Kloster Schöntal und dessen Güter, insbesondere die von Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim dahin verkaufte Besitzung in Bieringen, in seinen und des Reiches Schutz. “(WUB Band III., Nr. 659, Seite 135) Foggia, 1225. Mai.

Auch vom Papst erfolgte dies.(WUB Band III., Nr. 692, Seite 172)”Papst Honorius III. nimmt das Kloster Schöntal samt dessen Besitzungen in seinen Schutz und bestätigt demselben insbesondere die von den edeln Männern Heinrich von Langenburg und Konrad von Krautheim und deren Kindern dahin übergebenen Güter.”Tivoli, 1225. Mai 18.

Eine Befreiung von Dienstpflichten stellte König Heinrich VII. (1222-1235 von Friedrich II. abgesetzt) aus. (WUB Band III., Nr. 716, Seite 198-199) “König Heinrich VII. befreit das Kloster Schöntal von allen ihm und seinen Beamten schuldigen Diensten und Abgaben mit Ausnahme der Verpflichtung, seine durchreisenden Boten zu beherbergen.”Würzburg, 1226. September 7.

Von 1226-1230 regierte Abt Siegfried. Auf ihn folgte Arnold (1230–1236 ). Auch er konnte den Besitz des Klosters mehren.

Außerdem erhielt er eine päpstliche Bestätigung von Papst Gregor IX. (1227-1241) (WUB Band III., Nr. 803, Seite 299) “Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen jährlichen Früchtebezug in Bieringen.”Rieti, 1231. Oktober 3.

Am 5. Januar 1235 erteilte Heinrich VII. Kloster Schöntal eine Abgabenbefreiung für alle ihm zu entrichtenden Abgaben. (WUB Band III., Nr. 861, Seite 359) die Urkunde wurde in Wimpfen ausgestellt.

Der nächste Abt war Rupert (1236–1238 ) Er erhielt wieder eine päpstliche Besitzbestätigung von Papst Gregor.

(WUB Band III., Nr. 892, Seite 392-395)”Papst Gregor IX. bestätigt dem Kloster Schöntal seinen Besitz und dessen sämtliche, schon vorher zuerkannten Begünstigungen”.Viterbo, 1237. Mai 21

In dieser Urkunde werden 8 Grangien aufgezählt, eine Mühle, Fischteiche und eine Saline in Niedernhall. Auch ein Stadthof in Würzburg wird erwähnt. Das Kloster hat jetzt zwei Besitzschwerpunkte. Einen in der näheren Umgebung des Klosters,

einen weiteren im Raum Heilbronn, wo es schon seit 1177 begütert ist. In Heilbronn wird 1311 ebenfalls ein Stadthof dazu kommen, wie später auch in Hall und Mergentheim. Der Hof in Mergentheim wurde 1291 erworben. B 503 I U 598 Staatsarchiv Ludwigsburg

In (Schwäbisch)Hall wird1296 eine Marienkapelle im Schöntaler Hof anlässlich eines Ablasses erstmals urkundlich erwähnt. B 503 I U 446 Staatsarchiv. Ludwigsburg.1362 wurde sie mit reichen Stiftungen begabt von den Senft und Bachenstein, zwei Familien aus Hall.

(in Die Kunst- und Altertums-Denkmale der Stadt und des Oberamtes Schwäbisch-Hall, Esslingen 1907, S.57)

In den Grangien wurden Vieh-und Fischzucht betrieben. Auch Wald-und Weinwirtschaft wurden schon seit der Frühzeit des Klosters betrieben. Mühlenwirtschaft spielte auch eine Rolle. Das Kloster hatte umfangreichen Mühlenbesitz und erwarb wohl auch zielstrebig neue Mühlen.

Dazu kamen Zehntrechte und Gerichtsrechte. Um 1250 waren bereits die Kirchen in Bieringen, Sindringen, Oedheim, Helmbund und Sulzbach inkorporiert. Die Pfründe waren eine stetige Einnahmequelle von Klöstern

Abt Rupert regierte nur 2 Jahre. Dann folgte Albert II. (1238–1240) Unter ihm konnte der Klosterbesitz in Bieringen weiter abgerundet werden. (WUB Band III., Nr. 910, Seite 412-413)

Die nächsten beiden Äbte waren Heinrich II. (1240–1248) und Hildebrand (1248–1269) Abt Hildebrand erhielt am 29. April 1268 eine Bestätigung all seiner Privilegien durch Papst Clemens IV.(1265-1268)

(WUB Band XI., Nr. N5663, Seite 522) Papst Clemens IV. bestätigt dem Kloster Schöntal alle seine Privilegien. Viterbo, 1268. April 29.

Abt Thomas (1270-1284) war der 14. Abt von Schöntal. Er erhielt zwei wichtige Bestätigungen, eine von Papst Gregor X. (1271-1276) am 3. Mai 1274 in Lyon ausgestellt.

(WUB Band VII., Nr. 2420, Seite 308 )Papst Gregor X, bestätigt dem Abt und Konvent von Schöntal alle ihrem Kloster von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.

König Rudolf von Habsburg (1273-1291) erst ein Jahr im Amt, vidimierte, also beglaubigte die von König Heinrich VII. zugestanden Befreiungen und bestätigte sie.

(WUB Band VII., Nr. 2458, Seite 337) König Rudolf vidimiert und bestätigt dem Kloster Schöntal das Privilegium König Heinrichs (VII.) vom 7. September 1226 hinsichtlich der Befreiung von Diensten und Abgaben unter ausdrücklicher Einschränkung auf vom Kloster erworbene bereits freie Güter. Nürnberg, 1274. November 29.

Wahrscheinlich schon zu Beginn des Amtsantritts von Abt Thomas hatte sich eine große Schuldenlast entwickelt, die 1282 nicht mehr zu schultern war. Auch die Vaterabtei Maulbronn konnte nicht helfend eingreifen, da sie in dieser Zeit ebenfalls

von Finanzproblemen geplagt war. Abt in Maulbronn war in dieser Zeit Siegfried II. (1281-1285). Die Schöntaler Mönche wurden auf andere Klöster verteilt, ein Mittel der Krisenbewältigung, dass die Zisterzienser in solchen Fällen einsetzten, wie z. B. 1274 in

Kloster Bronnbach. Als diese Massnahme nicht fruchtete, wandte sich der Maulbronner Mutterabt an das Kloster Kaisheim. Der dort regierende Abt Trutwin (1266-1287) sprang ein und übernahm die Schöntaler Schulden, die er schon in einem Jahr tilgen konnte.

Im Gegenzug verzichtete Maulbronn auf seine Paternitätsrechte. Diese gingen an Kaisheim über. Der Generalabt Johannes II. (1266–)1284 bestätigten den Übergang der Vaterrechte

(WUB Band VIII., Nr. 3172, Seite 362-363) Abt Johann von Citeaux und die Diffinitoren und Äbte des Generalkapitels des Zisterzienserordens bestätigen den Übergang der Vaterrechte an Kloster Schöntal von Maulbronn an Kaisheim.

Die Urkunde wurde im September 128a in Citeaux erstellt. Diffinitoren sind Vorsteher einer Ordensprovinz. In dieser Urkunde wird gesagt, dass dies im Einverständnis mit Morimond geschieht. Kaisheim mit dem Mutterkloster Lützel war ebenfalls in der Filiation von Morimond wie Maulbronn über das Mutterkloster Neubourg.

Kurz nach dem Übergang der Vaterrechte an Kaisheim ist Abt Thomas verstorben.

Sein Nachfolger wurde Abt Heinrich III. 1284-1294. die finanzielle Hilfe Kaisheims sowie strenge Visitationen halfen zu einer raschen Gesundung des Klosters.

Im März 1293 war König Adolf von Nassau (1292-1298) zu Besuch in Kloster Schöntal. Er wurde natürlich aufs beste bewirtet.Das Kloster erhielt die Erneuerung der Abgabenfreiheit, die Heinrich VII. 1225 erteilt hatte (s.o.) um einen Zusatz erweitert:

“mit dem zusatze, daß nur güter, die von abgaben frei gewesen seien bevor sie das kloster bekommen habe, auch fernerhin steuerfreiheit zu genießen hätten, daß das kloster aber die schon mit steuern belasteten güter nur mit allen ihren lasten übernehmen dürfe.”

(Adolf RI VI, 2 n 206)

Der 16. Abt von Schöntal wurde Walchimus von Crailsheim (1295–1304 ). Er stammte aus der Familie der Edlen von Crailsheim und war Keller in Schöntal.

1296 erhält er und der Kovent von Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) alle von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Freiheiten und Privilegien. B 503 I U 20 Staatsarchiv Ludwigsburg

Es gab noch weitere päpstliche Hilfe. Ob das aber mit der vorigen Schieflage zusammenhängt, geht aus der Papsturkunde nicht hervor.”Papst Bonifatius VIII

beauftragt den Dekan von Öhringen (Orengeu), das Kloster Schöntal gegen seine Schädiger zu schützen.”(WUB Band XI., Nr. 4963, Seite 17) Rom, 1297. Januar 31.

Sicherlich hilfreich war die Erneuerung Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg durch den Würzburger Bischof Manegold von Neuenburg (1287-1303), wobei auch diese sicher nicht mit der Schöntaler Situation zusammenhing, denn sie wurde ja für alle

fränkischen Zisterzienserabteien erstellt.

“Bischof Mangold von Würzburg erneuert den Zisterzienserklöstern Ebrach, Heilsbronn, Bronnbach, Langheim, Bildhausen, Schöntal ,Himmelspforten und andern desselben Ordens die hergebrachte Zoll-, Handels- und Gewerbefreiheit in Würzburg”

(WUB Band XI., Nr. 5051, Seite 80-81)Würzburg, 1297. Oktober 8.

Die finanzielle Notlage von Schöntal hatte sich aber sicher gebessert, denn es konnten schon wieder Käufe getätigt werden wie zum Beispiel eine Mühle in Schweigern

(WUB Band XI., Nr. 5056, Seite 86) Der Edle Konrad von Boxberg (Bokkesberg) verkauft dem Kloster Schöntal (Scho{e}ntal) seine Mühle in Schweigern (molendinum nostrum situm in Sweigern quod nobis titulo proprietatis attinebat cum omnibus iuribus et attinentiis suis quesitis et inquirendis) um 100 Pfund Heller, verspricht Gewährschaft und leistet die üblichen Verzichte. Mergentheim, 1297. Oktober 30.

Der Verkauf von Weinbergen dürfte an Kloster Zimmern ist wohl eher als Konsolidierung zu sehen.

(WUB Band XI., Nr. 5117, Seite 130-131) Abt Walchun und Konvent von Schöntal verkaufen an Kloster Zimmern ihre Weinberge in Ingelfingen und Criesbach. Kaisheim, 1298. April 16.

Auf Abt Walchimus  folgte Abt Friedrich von Schöntal, der nur von 1304 bis 1305 regierte.

Walther von Öhringen war von 1305-1317 Abt in Schöntal. Am Anfang seiner Regierungszeit bekam das Kloster  von dem Heilbronner Bürger Konrad Kubel Teile eines Hofs in Heilbronn geschenkt. Das Kloster Oberstenfeld bekam die anderen Teile. 1311 verkauften die Nonnen von Oberstenfeld ihr Anteile an Schöntal, so dass sich der Hof in Heilbronn nun ganz in Schöntaler Besitz befand. Daraus wurde der Schöntaler Pfleghof in der Reichsstadt. 1399 kaufte sich das Kloster für 600 Gulden von allen Steuer- und Dienstpflichten gegenüber der Stadt Heilbronn frei.

1309 bestätigte König Heinrich VII.(1308-1313, ab 1313 Kaiser) die Urkunde, die der Stauferkönig Heinrich VII. 1226 ausgestellt und die Kaiser Rudolf 1274 auch bestätigt hatte. RI VI,4,1 n. 204

Zwischen 1315 und 1317 herrschte in ganz Europa eine große Teuerung und Hungersnot. Sintflutartige Regen hatten die Ernten vernichtet. Lange Winter und Überschwemmungen verschärften die Lage. In Europa starben mehrere Millionen Menschen. Erst 1317 normalisierte

sich die Lage allmählich wieder.

Abt Walter legte 1318 sein Amt nieder. Auf ihn folgte Abt Konrad I. Nach Heinrich Schönhuth S.66 stammte er aus der Heilbronner Familie Kübel, die den Hof in Heilbronn gestiftet hatte. 1318 schenkte Graf Boppo von Eberstein dem Kloster eine Mühle in Winzenhofen,

heute ein Ortsteil der Gemeinde Schöntal. Dort hatte das Kloster seit 1237 schon den Heßlingshof, damals unter dem Namen “Hestelingen” eine Schöntaler Grangie. Im Jahr 1319 erwarb Konrad vom Kloster Comburg, das von Schuldenlast zum Verkauf gezwungen war, einen Bauernhof in Westernhausen, heute auch ein Ortsteil von Schöntal. B 503 I U 911  vom 23. Februar 1319 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Abt Konrad resignierte bereits nach einem Jahr wieder zum Jahresende 1319, starb aber erst im Jahr 1321. Sein Nachfolger Albert III. (1320-1321) blieb ebenfalls nur ein Jahr im Amt und resignierte dann. Er konnte den Klosterbesitz um eine weiter Mühle mehren.

Ludwig von Heineberg schenkte dem Kloster eine Mühle in Merchingen. B 503 I U 582 vom 11. Oktober 1321 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Abt Reinold (1321–1365 ) wurde der Abt mit der bis dahin längsten Regierungszeit in Schöntal. Er konnte zunächst weitere Güter erwerben. Allerdings scheinen sich dann die Verhältnisse wieder etwas ungünstiger entwickelt zu haben.

“Aus dringender Not” verkaufen Abt und Konvent ihre Güter in Niederhall und die Salzrechte für 300 Pfund an den Erzbischof von Mainz Matthias von Buchegg (1321-1328). Der Vaterabt Ulrich II. (1320-1339)aus Kaisheim war bei dem Verkauf zugegen und erteilte seine Zustimmung.

B 503 I U 666 30. Juni 1326 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Dann kamen einige harte Jahre auf das Kloster zu. Am 19. Oktober 1314 war Friedrich von Österreich in Sachsenhausen zum König erhoben und  einen Tag später wurde Ludwig in Frankfurt gewählt worden. Beide Königskrönungen fanden am 25. November statt.

Der Thronstreit wurde nicht friedlich gelöst. Auch der Papst wurde in die Auseinandersetzung hineingezogen. Johannes XXII. (1316-1334) exkommunizierte Ludwig am 23. März 1324.

Parteigänger des Königs, schädigten, beraubten Güter des Klosters und setzten sie in Brand. Das Ausmaß muss doch so erheblich gewesen sein, dass Papst Johannes sich mit einer Bulle an den Würzburger Bischof  Wolfram  Wolfskeel von Grumbach (1322-1333)

wandte. nicht nur dass Kloster Schöntal in seiner Diözese lag. er war auch einer der wenigen Reichsfürsten, die auf der Seiten des Papstes gegen Ludwig den Bayern standen.

“1328 Juli 18 (XV. kal. Augusti) – Avignon
Papst Johannes [XXII.] an den Bischof von Würzburg: Da das Kloster Schöntal (Schonental) an seinen Gütern durch Besetzungen, Verwüstungen, Raub und Brand, die auf einige Aufrührer gegen die Römische Kirche zurückgehen, schweren Schaden erlitten hat, beauftragt er ihn, die Pfarrkirche in Sindringen (Synderingen) im Bistum Würzburg, deren Patronatsrecht Abt und Konvent von Schöntal besitzen, diesem Kloster zu inkorporieren.” B 503 I U 24 Staatsarchiv Ludwigsburg

Am 22. April 1336 nimmt Papst Benedikt XII (1334–1342) Kloster Schöntal in seinen Schutz.

“Papst Benedikt [XII.] nimmt Abt und Konvent des Klosters Schöntal und ihr Kloster samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz. Insbesondere bestätigt er ihnen ihre Zehnten, Ländereien, Häuser, Weinberge, Gärten und anderen Besitzungen, bei den gen. Zehnten allerdings unter Wahrung der auf dem allgemeinen Konzil getroffenen Regelung.”  B 503 I U 25 Staatsarchiv Ludwigsburg.
Am 9. November 1356 bewilligte der Würzburger Bischof Albrecht II. von Hohenlohe (1345-1372) dem Kloster in seinem Pfleghof in Heilbronn eine Kapelle zu errichten und den Gottesdienst dort durch eigene Priester abhalten zu lassen. B 503 I U 468 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Ein Jahr später wurde sie von Weihbischof Berthold von Würzburg geweiht. Im Sommer  1357 verlieh er der Allerheiligen Kapelle im Heilbronner Pfleghof einen Ablass.

Am 8. August 1358 bestätigt Kaiser Karl IV. ebenfalls die Steuerbefreiung Heinrichs  VII. die schon Rudolf und König Heinrich VII. (aus dem Hause Luxemburg) bestätigt hatten RI VIII n. 2821

1365 resignierte Abt Reinold. Sein Nachfolger wurde Conrad II.(1365-1371)

Am 21. Januar 1371 weihte Weihbischof Walter aus Würzburg im Schöntaler Hof in Mergentheim eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Maria Magdalena und Agnes ein. B 503 I U 602 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Conrads Nachfolger wurde Abt Werner (1371-1373) der weitere Zukäufe für das Kloster tätigen konnte. Auf ihn folgte Abt Marquard (1374-1377)

Im Mai 1377 starb Ritter Berenger von Berlichingen. Er wurde im Kreuzgang von Kloster Schöntal bestattet und war einer der ersten des Geschlechts der Berlichingen, die im Kloster Schöntal ihre Grabstätte hatten.

Abt Marquard starb nach nur 3 Regierungsjahren. Auf ihn folgte Abt Raban, der nach der Äbteliste von wikiwand von 1377-1390 regierte.

König Wenzel (1378-1400) erneuerte 1380 alle Freiheiten und Privilegien die Kloster Schöntal von seinen Vorfahren zugestanden bekommen hatte. (Heinrich Schönhuth, S.95)

“Dann folgt  Abt Burckard von Sindringen (1390-1400), der in den Folgejahren in vielen Kaufurkunden erscheint.

Er wird abgelöst durch Abt Heinrich IV. Hirsch (1400-1407). Sein Nachfolger ist Heinrich V. Rosenkaym (1407-2425)

Von 1414 bis 1418 fand in Konstanz das Konzil statt. Im Februar 1418 bestätigte  König Sigmund (1411-1419, danach Kaiser bis 1433) die Privilegien von Kloster Schöntal. Vor allem aber verlieh er dem Kloster die Reichsunmittelbarkeit. RI XI,1n.2895

Das war vor allem dem Reichserbkämmerer Konrad IX. von Weinsberg ( + 1448) zu verdanken. Der Pate von Konrad von Weinsberg war Abt Heinrich.  (Schönhuth S. 132) Die Herren von Weinsberg förderten das Kloster schon seit 1200. Im November 1417 war Martin V. zum Papst gewählt worden und damit  das Schisma beendet. Am 4. April 1418 nahm er Kloster Schöntal samt allen Gütern in den päpstlichen Schutz und bestätigte ihm alle “von Päpsten, Königen, Fürsten und anderen Christgläubigen verliehenen Privilegien und Freiheiten.”  B 503 I U 29 Staatsarchiv Ludwigsburg

Am 18. März 1434 beauftragte das Basler Konzil die Dompröpste  von Würzburg,  Bamberg  und Speyer “Abt und Konvent des Klosters Schöntal gegen jene in Schutz zu nehmen, die das Kloster schädigen, und diesem den erlittenen Schaden wieder gutzumachen”.

B 503 I U 30 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Konrad  von Weinsberg sorgte als Protektor des Konzils von Basel auch dafür, dass der Schöntaler Abt 1439 die Pontifikalien verliehen bekam. Das war Heinrich VI. Höfflin (1425-1445)

“Das Basler Konzil (sacrosancta generalis synodus Basiliensis) gestattet auf Fürsprache des Edlen Herrn Konrad Herr von Weinsberg (baro de Weynsperg), Reichs[erb]kämmerer und von König Albrecht [II.] bevollmächtigter Protektor des Konzils, Abt Heinrich [VI.] von Schöntal und seinen Nachfolgern, innerhalb des Klosterbezirks feierliche Gottesdienste unter Inful und Mitra zu halten, bei öffentlichen feierlichen Prozessionen und Sitzungen Mitra, Stab, Ring und andere bischöfliche Insignien zu gebrauchen, nach der Messe dem Volk den feierlichen Segen zu erteilen, falls nicht ein Bischof oder ein Legat des Hl. Stuhls zugegen ist, Altartücher, liturgische Geräte (vasa), Kelche und Paramente zu konsekrieren, die im Kloster und in den diesem unterstellten Kirchen gebraucht werden, sowie den Mönchen seines Klosters die niederen Weihen zu erteilen.” B 503 I U 31 Staatsarchiv Ludwigsburg.

Am 4. August 1442 nahm Kaiser Friedrich III. (von 1440-1452 deutscher König, dann bis zu seinem Tod 1493 deutscher Kaiser) Abt Heinrich VI. zu seinem Hofkaplan und nahm aus diesem Anlass auch das Kloster, seine beweglichen und unbeweglichen Güter und seine Leute in seinen und des Reiches Schutz. B 503 I U 57  Staatsarchiv Ludwigsburg. Mit der Urkunde B 503 I U 58 vom 8. August 1442 bestätigte er Kloster Schöntal alle ihm durch seine Vorgänger verliehenen Rechte und Privilegien.

Am 18. Mai 1445 verstarb Abt Heinrich nach 20-jähriger Regierungszeit.

Sein Nachfolger wurde Abt  Simon Marbach (1445–1465). In seiner Amtszeit hatte die Gegend von Schöntal einen Hussiteneinfall zu verzeichnen. 130 wurden gefangen gesetzt. Nachdem sie aber ihrem Glauben abgeschoren hatten, wurde sie wieder freigelassen.

Sein Nachfolger Johannes II. Hübner regierte nur drei Jahre, von 1465-1468. Er stammte aus Heilbronn. Ab seiner Regierungszeit lässt sich ein abnehmendes Spendenaufkommen verzeichnen. Abt Johannes II. resignierte nach nur drei Jahren. Sein Nachfolger Bernhard (1468–1486)

war 18 Jahre im Amt. Seine Regierungszeit verlief aber ohne besondere Begebenheiten. Er resignierte am 10. Mai 1468.

Auf ihn folgte Johannes III. Hoffmann (1486–1492). Von ihm berichtet Schönhuth (S.136 f.), dass sich Abt Johannes von Papst Innozenz VIII. (1484-1492) die Erlaubnis erbeten habe, das Riemwerk seiner Pferde mit goldenen Spangen  zieren und selbst goldene Stiefel tragen zu dürfen.

Daraus schließt er, dass der Abt viel Wert auf Äußeres legte und dass es dem Kloster recht gut gegangen sein muss, wenn Ross und Reiter mit Gold geziert werden konnten. Der Abt erhielt vom Papst auch die Erlaubnis, dass die Äbte in ihrem Siegel sitzend abgebildet werden durften.

Kaiser Friedrich III. verlieh dem  Kloster am 18. Januar 1491 das Recht, ein größeres Wappen führen zu dürfen. B 503 I U 61. Staatsarchiv Ludwigsburg –so viel zum Thema renommieren.

Aber nicht nur um die Verherrlichung der Abtswürde erwarb sich Johannes Verdienste. Im Kloster Schöntal ließ er einen Gebäude und einen großen Saal errichten. Der Schöntaler Hof in Heilbronn erhielt einen Keller. Ob die Ordensleitung mit Abt Johannes so glücklich war, ist nicht zu sagen. aber sie bewog ihn, nach 6 Jahren Regierungszeit 1492 zu resignieren. Er starb 1514.

Als Abt folgte ihm Georg Hertlin (1492–1511 ). Vor seiner Wahl zum Abt war er Bursarius in Schöntal. Er scheint über das Kloster hinaus in gutem Ruf gestanden zu sein. 1493 rief ihn Pfalzgraf Philipp der Aufrichtige (1476-1508) nach Heidelberg, um dort für den verstorbenen Kaiser

Friedrich III. die Exequien zu halten. Nach Heidelberg pflegte er die guten Beziehungen vor allem zur Universität Heidelberg, die seit Abt Heinrich IV. bestanden. Er schickte mehrere seiner Konventualen zum Studium nach Heidelberg.

1495 führte Kaiser Maximilian die Reichsreform durch, die auf dem Reichstag in Worms besprochen wurde. Eine regelmäßig zu erhebende Reichssteuer wurde eingeführt und die Reichstände mussten Truppenkontingente stellen. Im Gegenzug musste der Kaiser auf die

Forderung nach dem Reichsregiment eingehen als Gegengewicht zum Herrschaftsanspruch des Kaisers. Maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für die Reichsreform beteiligt war der Mainzer Erzbischof und Reichskanzler Berthold von Henneberg (1484-1504).

Für Kloster Schöntal hatte das Jahr 1495 erhebliche Auswirkungen. 1418 hatte Schöntal die Reichsunmittelbarkeit verliehen bekommen. Es verfügte aber nicht über die Reichsstandschaft. 1495 wurde nun der kaiserliche Schutz an Kurmainz übertragen.

Daraus entwickelte sich ein Jahrhunderte langer Streit um den Status des Klosters, in den auch Würzburg verwickelt wurde. Mainz musste auf die unmittelbare territoriale Herrschaft verzichten. Die geistliche Oberaufsicht als Bistumsherr verblieb bei Würzburg.

Ab jetzt war bei Abtswahlen der Amtmann des an Schöntal angrenzenden kurmainzischen Amtes Krautheim immer anwesend. Eine Urkunde der Übertragung der Schutzvogtei des Reichs an den Mainzer Kurfürsten scheint nicht überliefert zu sein. Das genaue Datum der Übertragung ist

unbekannt.

Nach 19 Jahren Regierungszeit resignierte Abt Georg am 24. Juli 1511. Er starb zwei Jahre später.

Sein Nachfolger Erhard (Eberhard)  Oeser (1511–1535) aus Möckmühl hatte mit 24 Jahren wieder eine sehr lange  Amtszeit. Diese begann gut und verheißungsvoll. Er tätigte viele und für das Kloster wichtige Erwerbungen z. B. einen Hof und eine Mühle in Sindringen

für jeweils 600 Gulden. (Schönhuth S. 139) Er legte einen Weinberg von 10 Morgen an. Er baute eine neue Jagstbrücke, nachdem die Alte bei einem Eisgang weggerissen worden war.

Dann kam allerdings ein Ereignis von außen, das die positive Entwicklung abrupt beendete. Der Bauernkrieg brach 1525 aus. Schon 1524 hatte es erste Aufstände gegeben. Im Februar brachten Bauern in Memmingen ihre Forderungen vor.

Kloster Schöntal war auch sehr bald betroffen, zunächst erst in seinen Klosterorten. Am 26. März erhoben sich Bürger von Mergentheim in der Stadt. Dabei wurde der Schöntaler Hof geplündert, die Weinvorräte ausgetrunken und die reichen Lebensmittelvorräte geraubt.In Hüngheim erhoben sich Schöntaler Untertanen

am 26. März. Dabei verbrannten sie in Hüngheim,in Oberkessach (heute ein Ortsteil von Schöntal) und in Weltersberg (Schöntal9)dem Kloster gehörende Einrichtungen. Am 4. April brach der Bauernhaufen aus dem Schüpfgrund, des Baulands und dem Odenwald

überSchweigern, Assamstadt, Krautheim nach Schöntal auf. Ab 6. April  lagerten rund um Schöntal etwa 10.000 Bauern. Der Neckar-Odenwald- Haufen setzte sich zusammen aus Schöntaler Untertanen. Eine zweite Gruppe bildeten Bauern unter Georg Metzler aus dem Schüpf-und Taubergrund Odenwald und Bauland.  Sie wurden geführt von Georg Metzler, einem Wirt aus Ballenberg und Florian Geyer, dem fränkischen Reichsritter aus Giebelstadt. Dazu stießen Bauern aus dem Unterländer Raum um Heilbronn unter Jäcklein Rohrbach. Dann stießen noch Bauern aus der Hohenlohe um Öhringen

dazu. Am 8. April erschien Götz von Berlichingen zum ersten Mal beim Hellen Haufen in Schöntal. Da ging es aber nicht um eine Funktion bei den Bauern, sondern Götz war von seinem Bruder Hans gebeten worden, nach Berlichingen zu kommen, um mit seinen aufrührerischen Untertanen zu verhandeln.

Da blieb er zwar ohne Erfolg, bekam aber freies Geleit zurück nach Jagsthausen zugesichert. Er war erst gezwungen einen Vertrag mit den Bauern zu schließen, als der Odenwälder Haufen unter Führung von Georg Metzler nach Gundelsheim und da in die Nähe seiner Burg Hornberg kam.

Am 24. April 1525 wurde er gezwungen, die Führung des Odenwälder Haufens zu übernehmen.

Schon als die Unruhen begannen, hatte man in Schöntal das Archiv und kostbare Gegenstände nach Frankfurt in Sicherheit gebracht. Als der Bauernhaufen bei Schöntal lagerten, wurden Abt und Konvent aus dem Kloster gejagt. Nur Pater Laurentius Dollinger durfte im Kloster bleiben, musste

den Bauern aber als Knecht zur Verfügung stehen. Der Abt wurde auf seiner Flucht aufgegriffen und nur gegen Lösegeld frei gegeben. Er durfte aber dann nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Dieser diente dem Bauernparlament unter Wendelin Hipler am 12. Mai 1525 als Tagungsort.

Am 10. April 1525 zog der Bauernhaufen von Schöntal ab.

Der Schaden, den Schöntal erlitten hatte, war beträchtlich. Das Dorf Oberkessach war bis auf wenige Höfe abgebrannt, in der Kirche sämtliche Glasfenster zerstört. In Schöntal war die Orgel aus der Kirche gerissen worden und die Orgelpfeifen unter die Bauern verteilt und wie in Mergentheim

die Weinfässer geleert, die Vorräte geplündert. Der Schaden wurde auf 20.000 Gulden geschätzt.

Abt und Konvent kehrten nach den Unruhen ins Kloster zurück. Abt Erhard regierte nach dem Bauernkrieg noch 10 Jahre.Käufe sind aus  dieser Zeit urkundlich nicht Vermerkt. Abt Erhard starb am 19. Juni 1535.

Auch die Reformation hatte dem Kloster zu schaffen gemacht. Die südlich angrenzende Grafschaft Hohenlohe,die westliche Kurpfalz, das Herzogtum Württemberg aber auch die Reichsstädte Hall und Heilbronn waren zum neuen Glauben übergegangen. Schöntal verlor

drei Pfarreien. Die  dem Abt von Schöntal unterstellten Zisterzienserinnenklöster Gnadental bei Hall, Lichtenstern, Seligental und Billigheim wurden aufgehoben, die zwei letzteren allerdings durch den Erzbischof von Mainz zur Arrondierung seines Besitzes. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts

setzte sich in Schöntal die Gegenreformation durch. Dies geschah nicht zuletzt auf Druck der Fürstbischöfe aus Würzburg.

Sein Nachfolger wurde Elias Wurst (1535–1537). Er war vorher Bursarius in Schöntal und war auch mit Abt Erhard im Bauernkrieg zusammen auf der Flucht. Er starb nach nur zwei Jahren Amtszeit am 19. Juli 1537. Nach seinem Tod

konnten sich die Konventualen nicht einigen, einen aus ihrer Mitte zum Nachfolger wählen. Daraufhin schlug der Vaterabt Konrad III. Reutter (Reuter) (1509–1540) vor, Bruder Sebastian Stadtmüller vor, der dann als Abt Sebastian I. (1537-1557) 20 Jahre regierte.

Auf Bitten von Abt Sebastian bestätigte König Ferdinand I. ( 1531 zum deutschen König gewählt,deutscher Kaiser von 1558-1564) anstatt seines Bruders Karl, dem Kaiser, am 14. Juli 1540 Kloster Schöntal ein Privileg von Kaiser Maximilian vom 20. Januar 1491 sowie alle

anderen durch seine Vorgänger verliehenen Privilegien (B 503 I U 65 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund weilte Kaiser Karl V. (1519-1556) vier Wochen in Heilbronn. In dieser Zeit war er im Schöntaler Hof untergebracht. Im Heilbronner Lapidarium wird ein Gedenkstein aufbewahrt, der an diesen Aufenthalt erinnert.

Abt Sebastian I. starb am 17. Februar 1557.

Zu seinem Nachfolger wurde Sebastian II. Am 30. Mai 1559 bestätigte Kaiser Ferdinand I jetzt als Kaiser das Privileg, das er im Juli 1540 bestätigt hatte, noch erweitert um die Bestätigung eines Privilegs von König Wenzel vom 16. März 1379. (s.o.) (B 503 I U 66 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Er versah den Kreuzgang und das Kapitelhaus mit Fenstern. Der Brunnen im Kreuzgang wurde zu einem Springbrunnen umgestaltet.

Götz von Berlichingen starb am 23. Juli 1562 auf seiner Burg Hornberg und wurde im Kreuzgang des Klosters Schöntal beigesetzt, obwohl er sich schon Jahrzehnte vorher für das lutherische Bekenntnis entschieden hat.

Das entsprach seinem Willen. Protestant im katholischen Kloster bestattet- Rückversicherung ?

1573 wurde zum vierten Mal bei Eisgang die  hölzerne Jagstbrücke mitgerissen. Zum Bau einer steinernen Brücke konnte man sich erst 1609 entschließen.

Abt Sebastian II. starb am 21. Dezember 1583 nach 27 Jahren Regierungszeit.

Sein Nachfolger war Johannes IV. Lurtz (1584–1607 ). Er war sehr baufreudig. 1584 erbaute er die Pistorei (Bäckerei) und die neue Abtei. Die Kirche ließ er reparieren.

In Gommersdorf, heute ein Teilort von Krautheim ließ er 1592 die Kirche neu erbauen, heute Kath. Pfarrkirche St. Johann. sie wurde 1598 geweiht.

Abt Johannes starb am 6. Mai 1606 nach 23 Regierungsjahren.

Auf ihn folgte Abt Theobald I. Koch  (1607–1611 ) Er regierte zwar nur 4 Jahre aber in einer Regierungszeit wurde die hölzerne Jagdbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt.

Dazu brauchte es allerdings zwei Anläufe. Ein Baumeister aus Hall errichte sie 1607 mit 5 Bögen. Nachdem aber das Bogengestell heraus genommen worden war, fiel das größte Joch zusammen. (Schönhuth S. 149)

Sie wurde dann von Michael Kern 1609 fertiggestellt. Auch sein Vater Michael war bereits Baumeister.Er ist der Vater des Bildhauers Michael Kern, der zwischen 1630 und 1644 die Alabasteraltäre in der Schöntaler Kirche gebaut hat.

Abt Theobald I. starb am 22. Januar 1611, als er sich gerade im Klosterhof in Heilbronn aufhielt.

Sein Nachfolger wurde Abt Theobald II. Fuchs (1611–1626 )aus Walldürn. Er war auch ein wichtiger Bauherr in der Abtei. Er ließ sich am 13. Oktober 1613 die von Wenzel und Maximilian erteilten Privilegien (s.o.) von Kaiser Matthias (1612-161)

bestätigen. (B 503 I U 69 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Im Kloster baute er die Alte Abtei (1617/18) den Alten Offiziantenbau mit dem Torturm (1617, 1621), sowie den nordwestlichen Eckturm, den «Dicken Turm» (1622). Auch das Klosterwappen aus dem Jahr 1621 am Torturm  stammt

von der Bildhauerfamilie Kern. Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkonkregation (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Bronnbach) Mit der Durchführung der Reformen des Tridentinischen Konzils

wurden regionale Zusammenschlüsse wie Generalvikariate oder Ordensprovinzen eingerichtet. Das Generalkapitel der Zisterzienser ernannte Generalvikare, die diesen vorstanden. Zudem waren mit der Reformation die Filiationskette, das verbindende Element

der Klöster des Ordens unterbrochen. Generalabt Edmond de la Croix (1584–1604) wollte nun ein die einzelnen Territorien übergreifendes Generalvikariat für den oberdeutschen Raum schaffen.Auf Einladung des Generalabtes versammelten sich

vom 14. bis 20. September 1595 hin 17 Äbte aus dem oberdeutschen Raum.  Er ernannte den Salemer Abt Petrus II.  Müller (1593–1614) zum Generalvikar der Ordensprovinz Oberdeutschland. Das Projekt hatte allerdings noch einige Hürden zu überwinden.

Es gab Vorbehalte der Ordensleitung aber auch von einzelnen Klöstern. Generalabtes Nikolaus II. Boucherat (1604–1625) unternahm 1615 eine Visitation in Deutschland Böhmen und Österreich. Das Projekt nahm wieder Fahrt auf, von deutscher Seite unterstützt von

von dem Nachfolger von Abt Peter Abt  Thomas Wunn (1615–1647) aus Salem. 1617 wurden erste Statuten entworfen. Bei einem Äbtetreffen wurden sie im Dezember 1618 nochmals revidiert im Januar 1619 dann vom Generalabt bestätigt. Es war zunächst eine sehr kleine Kongregation

von nur 6. Klöstern, die die am 10. Juli 1624 auch vom Papst bestätigt wurde. sie war von vorneherein auf deine Vergrößerung angelegt, was schon bei einer weiteren Äbteversammlung am 2. und 3. September 1624 in Salem geschah. Es war die Geburtsstunde der Oberdeutschen

Zisterzienserkongregation. Unter Abt Theobald II. trat Schöntal der Kongregation bei. Das war auch als Zeichen zur von Mainz und Würzburg bedrohten Selbständigkeit zu sehen.

Abt Theobald starb am 6. Mai 1626.

Auf ihn folgte Sigmund Fichtel (1626–1633 )Er stammte aus Karlstadt am Main. Er war ein kunstbeflissener Bauherr. Für die Klosterkirche ließ er von dem Bildhauer Michael Kern (s.o.)den Dreifaltigkeitsaltar (1628) und den Johannesaltar (1630) anfertigen.

1631 kaufte er von Phillip Heinrich und Hans Gottfried von Aschhausen das Rittergut und das Wasserschloss. (B 503 I U 293 und B 503 I U 295) Dann kam der Krieg der Dreißigjährige Krieg auch in Schöntal  an.

Gustav Adolf (1611-1632) war 1631 bis nach Würzburg vorgedrungen, hatte Mergentheim besetzt. Am 15 Oktober 1531 streiften 40 schwedische Reiter durchs Jagsttal und kamen auch nach Kloster Schöntal. Sie raubten und plünderten. Im Dezember 1531

kam Oberst Sperreuter von Mergentheim aus  mit einer Reiterschar vor das Kloster und legte ihm  2000 Taler Brandschatzung auf. Der Bursar wurde so lange festgehalten, bis die Summe entrichtet war.

Daraufhin flüchtete  Abt Sigmund flüchtete mit einiger seiner Konventualen über Kaisheim nach Kloster Stams in Tirol. Zunächst blieb nur Bruder Michael Diemner zurück(alles nach Schönhut s. 150 ff). Die Zurückgebliebenen kehrten nach diesem Vorfall

wieder ins Kloster zurück. Am2. Januar 1632 besetzte der schwedische General Horn (1592-1657) die Stadt Heilbronn. Die Schweden hielten Heilbronn bis nach der Schlacht bei Nördlingen im September 1634 besetzt. Die Schweden belehnten in Heilbronn

den Grafen Kraft  von Hohenlohe-Neuenstein mit dem Schöntaler Hof. Kurz danach machte Gustav Adolf  dem Grafen Kloster Schöntal zum Geschenk. am 13. April 1632 nahm er das Kloster in seinen Besitz. Nach der Schlacht von Nördlingen wurde das Kloster restituiert.

Abt Sigmund war schon am  19. März 1633 in seinem Exil in Stams gestorben. Zu seinem Nachfolger wurde Johannes Leonhard Meinhart (1635–1636 )unter Vorsitz des vertriebenen und letzten Walkenrieder Abtes Christoph Kölich (1629–1631)

von acht nach den Kriegswirren wieder im Kloster weilenden Mönchen gewählt. Abt Leonhard konnte wegen der widrigen Umstände nicht einmal zum Abt geweiht werden. Abt Leonhard hatte den Magistergrad in Würzburg erreicht

und wurde erst Subprior in Schöntal und dann Propst in Gommersdorf. Abt Leonhard starb nach nicht einmal zwei Jahren Amtszeit.

Sein Nachfolger wurde Christoph Haan (1636–1675)Er war schon vor Abt Leonhard  zum Schöntaler Abt gewählt worden. Da war er in Wettingen im Exil. Da aber bei der Wahl nur ein Teil der Mönche anwesend war, wurde er von den abwesenden Mönchen nicht anerkannt.

Zu Beginn seiner Amtszeit gab es eine große Teuerungswelle. 1 Scheffel Korn kostete 24 Gulden (1 Scheffel entsprach in Württemberg 177,18 Liter, 1 Gulden wären heute etwa 2400 €). Am Klostertor wurden täglich zwischen 300 und 400 Bedürftige gespeist.

1638 schloss der Rat von Schwäbisch Hall die dem Kloster gehörende Kapelle in der Stadt. Als man sie wieder öffnete, wurde der Priester mit Gewalt weg geführt und eingesperrt. 1640 hatte Schöntal eine Einquartierung auszuhalten Fünfeinhalb Monate nahmen Kaiserliche ihr

Winterquartier in Kloster Schöntal. Aber auch das normale Klosterleben lief weiter. 1640 wurde in Schöntal ein großes Kapitel abgehalten. Außerdem wurde Abt Christoph beauftragt, die Klöster in der Schweiz zu visitieren.

1642 zogen abwechselnd bayrische, französische und weimarische Truppen durch das hohenlohische und hällische Gebiet. Im Januar 1643 besetzten weimarische Truppen die Ämter Boxberg und Krautheim. Nachdem die Zustände wieder unhaltbar geworden waren, flohen Abt und

Konventuale nach Heilbronn auf den Schöntaler Hof. Die Truppen plünderten nun  Kloster Schöntal. Früchte und der Wein wurden mitgenommen. Das Vieh wurde wegetrieben und die Fischweiher zerstört. Im Februar zogen die Feinde wieder ab, worauf der Abt und Konvent wieder nach Schöntal

zurückkehrten. Das Kloster war so verarmt, dass die Mönche auf andere Klöster verteilt wurden, wo sie wenigstens wieder Nahrung hatten. Da mangelernährt zog sich der zurückgebliebene Konvent eine Kolik zu, die Gicht oder Epilepsie und im schlimmsten Fall den

Tod zur Folge hatte. Ein dreitägiges  Gebet beendete die Plage. Von nun spendet der Schöntaler Konvent jährlich eine Summe nach Walldürn.

Trotz der düstern Zeiten wurde 1644 der Bernhardsaltar, der  auch von Michael Kern geschaffen ist,  eingesetzt. Er steht am ersten Langhauspfeiler Süd.

Das Kloster hatte sich noch nicht richtig erholt, wurde es vom Kriegsgeschehen wieder eingeholt. Im Februar 1645 überfiel General Reinhold von Rosa das Kloster. Abt Christoph entkam durch die Wälder und flüchtete nach Würzburg. Die Feinde verheerten alles innerhalb und außerhalb des Klosters.

Sie setzten es nicht in Brand wie ursprünglich geplant. Auf Fürbitten Reinhards von Berlichingen ließen sie davon ab, brannten dafür aber das Wohnhaus der Konventualen im zum
Kloster gehörenden Wimmental, heute ein Teilort von Weinsberg , nieder. Im August 1646 suchte der schwedische Feldmarschall Carl Gustav Wrangel (1613–1676), der in diesem Zeitraum Franken beherrschte, das Kloster heim  und nahm alle Lebensmittelvorräte mit. Da nichts Essbares mehr im Kloster war, zerstreuten  sich die Mönche  in die Umgebung und fristeten ihr Leben. Das dauerte bis im Februar des Folgejahrs. Dann konnten sie wieder ins Kloster zurück. Kaum hatten sie sich erholt, mussten sie schon wieder fliehen. Hans Christoph von Königsmarck, auch ein schwedischer General

plünderte es erneut. Das Kloster musste weitere Plünderungen von französischen Reitern erdulden. Auch bayrische und kaiserliche Truppen fielen ein und unterschieden sich in nichts von den Franzosen und Schweden.

1648 kehrte endlich Frieden ein. Das Kloster hatte noch einen Prozess gegen die Stadt Hall zu führen. Es hatte der Stadt 32.000 Gulden geliehen, aber die Stadt leugnete, das Geld erhalten zu haben. Die Prozesskosten betrugen für beide Seiten dann 15.000 Gulden.

Am 15. März 1648 wurde im Kloster Eberbach Johannes VIII. zum Abt gewählt. Er resignierte bereits vor Erlangung der bischöflichen Konfirmation am 23. August. Der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn ( 1647-1673) ernannte daraufhin den Schöntaler Abt Christoph zum Abt in Eberbach.

nach jure devolutionis, also dem recht ein Amt zu übertragen. Der Eberbacher Mutterabt Claude Largentier (1624-1653) “anulliert die Wahl des Pater Johannes Hoffmann zum Abt von Eberbach [im Rheingau] (B. Mariae de Eberbaco) im Erzbistum Mainz, weil dieser nicht fristgemäß um Bestätigung nachgesucht hatte, billigt und bestätigt die Wahl des Christoph Haan (Hahn), Abt von Schöntal, zum Abt von Eberbach, erteilt ihm die Vollmacht zur Leitung dieses Klosters und befiehlt allen Mönchen Gehorsam.” (B 503 I U 114 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Das hatte allerdings noch Folgen in Schöntal. Denn als der Schöntaler Vaterabt Georg IV. Müller (1637–1667) aus Kaisheim Schöntal im Oktober 1648 visitierte, wollten einige Patres, das Abt Christoph abdanken sollte. Es gab aber keinen triftigen Grund. Die Unzufriedenheit rührte einfach daher,

dass Abt Christoph auch in Eberbach sein musste, weil er dort ja ebenfalls die Verwaltung führte. Als am 28. März 1651 mit Balthasar Bund wieder ein Abt in Eberbach gewählt wurde, kehrte Christoph nach Schöntal zurück und war nur noch für sein Heimatkloster zuständig.

Obwohl Kloster Schöntal im Krieg durch wiederholte Plünderungen und Brandschatzungen stark geschädigt worden war, erholte es sich schneller als erhofft. Die Zahl der Novizen hatte sich so erhöht, dass wieder ein Lehrer für Theologie eingestellt werden konnte.

1657 wurde das 500-jährige Bestehen von Schöntal groß gefeiert.

Am 12. März 1661 starb Prior Bartholomäus Kremer aus Amorbach. Er war 72 Jahre alt geworden, hatte unter 6 Äbten gedient und alle wichtigen Klosterämter durchlaufen. Er hat eine zweibändige Klosterchronik  geschrieben, die auch Schönhut als wichtigste Quelle zu

seiner Chronik diente.

1667 wurde die Wallfahrtskirche von Neusäß ausgebaut und das Vesperbild, dass im Krieg in Berlichingen verwahrt worden war, zurückgebracht.

1671 kaufte Abt Christoph von  dem Würzburger Mainzer Erzbischof und Reichskanzler (so die Titulierung in der Kaufurkunde) Johann Philipp von Schönborn das freiadlige gut in Aschhausen Wildbannsgerechtigkeit, Fischwassern, Schäferei, Kelterhaus, dem Fischwasser zu Winzenhofen.

für 31.000 Gulden (B 503 I U 182 Landesarchiv Ludwigsburg) Das Schloss wurde zur Sommerresidenz der Äbte ausgebaut.

Der Holländische Krieg hatte auch Auswirkungen auf Franken. Der französische Marschall Turenne hatte mit 13.000 Mann sein Hauptquartier in Mergentheim genommen. Wohl sollte auch Schöntal geplündert werden. Aber  als der kaiserliche Feldherr Graf von Montecuccolo im Anmarsch war,

zog Turenne ab und so entkam Schöntal dieses Mal einer möglichen Plünderung.

Abt Christoph starb am 20. November 1675. Er hinterließ ein Verzeichnis aller Schöntaler Äbte sowie ein kurzgefasstes lateinisches Tagebuch. Sein Tod wurde nicht umgehend nach Mainz gemeldet, damit der Mainzer Erzbischof möglicherweise keinen Einfluss auf die notwendig

gewordene Abtwahl nehmen konnte.

Als Nachfolger wurde Franziskus Kraft (1675-1683) im Beisein von Mutterabt Hieronymus  Winter (1674–1681) aus Kaisheim gewählt.Vor seiner Wahl war er Probst in Mergentheim Seine Amtszeit war dadurch geprägt, dass er wegen der kriegerischen Zeiten

immer wieder Zahlungen an den Kaiser und den Erzbischof von Mainz leisten musste. Die Kosten an den Kaiser beliefen sich auf knapp 10.000 Gulden und der Erzbischof von Mainz verlangte monatlich 100 Gulden Reitersold (alle Zahlen nach Schönhut).

Trotzdem schaffte er es, das von den Franzosen niedergebrannte Pfarrhaus in Wimmental wieder aufzubauen. Von dem flämischen Barockmaler Oswald Onghers, der in Würzburg lebte, ließ er ein Altarbild schaffen.

Am 27. März 1680 bekam Abt Franziskus von Kaiser Leopold I.  (1658-1705)  das Privileg Kaiser Karls IV. vom 8. Aug. 1358 (Rottenburg) bestätigt. (B 503 I U 74 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Er ließ die erste Klosterapotheke und eine Schneidmühle erbauen. Er ist auch Verfasser Schönthalenses annales ecclesiastico-politico-ascetico-oeconomici de a 1150 – 1675 in fünf Quartbänden, sowie eines großen geistlichen Traktats. Die Quellen weisen ausdrücklich

auf seine musikalische Begabung hin.

KnittelSchoental

Zu seinem Nachfolger wurde Benedikt Knittel (1683–1732) gewählt. Er ist in Lauda geboren und Sohn des Weinbauern und auch als Ratsherrn fungierenden Weinbauern Johannes Knittel. Er hat noch einen älteren Bruder, der später als Konverse ins Kloster

Schöntal eintrat, wo er 1712 starb. Über seinen Werdegang bis zu seinem Klostereintritt ist nichts bekannt. Er studierte in Würzburg Philosophie. Nach abgeschlossenem Studium trat er 1670 in Kloster Schöntal ein. Im Oktober 1671

legte er seine Profess ab und erhielt den Klosternamen Benedikt. 1672 wurde er zum Subdiakon, 1675 zum Priester geweiht. Er durchlief rasch die Klosterämter. 1676 wurde er Cantor. Dieser ist für den Gottesdienst und die musikalische Ausgestaltung zuständig.

Wenn man weiß, dass sein Abt Franziskus sehr musikbegabt war, ist das sicher nicht ganz unwichtig. 1677 wurde er Subprior, also Vertreter des Priors, neben dem Abt das wichtigste Klosteramt. 1680 wurde er zum Servitor ernannt, das ist der Diener des Abtes.

1681 wird er Pistrinarius. dieser verwaltet die Mühle und die Bäckerei und Prior. 1682 übernimmt er das Amt des Novizenmeisters.

Ich stelle Abt Benedikt bewusst ausführlich dar. 1. er der wohl bedeutendste Abt von Kloster Schöntal und 2. lässt sich an ihm geradezu exemplarisch die Klosterlaufbahn vom Klostereintritt bis zum Abt darstellen.

Abt Franziskus starb schon nach acht Regierungsjahren.

Schon bei seiner Wahl wurde Mainz und Würzburg nicht unmittelbar verständigt. Noch konsequenter war der Konvent  bei Abt Franziskus. Er war schwer erkrankt und sein Tod war absehbar. Der Kaisheimer Abt Elias Götz (1681–1696 )

wurde schon Ende Juni in den Schöntaler Hof nach Heilbronn beordert. So konnte er gleich nach dem Ableben von Franziskus ins nun nahe Schöntal reisen und am Tag nach dem Tod des von Franziskus die Wahl vornehmen lassen.

Auch der Generalabt von Citeaux  Jean XII. Petit (1670– 1692) wurde sofort verständigt. Die Vertreter von Kurmainz und Würzburg konnten so nur so kurzfristig eingeladen werden, dass sie der Einladung nicht Folge leisten konnten.

Das hatte zwar eine Protestnote und Klage zur Folge. Das beeindruckte den neuen Abt aber nicht. Auch in seiner weiteren Amtsführung ging er immer selbst nach Mainz oder Würzburg um die Streitigkeiten persönlich vor Ort auszumachen.

Auch seine Amtseinführung zeigte, dass er gewillt war, die zunehmende Einmischung der beiden kirchlichen Territorialmächte in klosterinterne Angelegenheiten nicht mehr zu tolerieren. Seine Weihe wurde vom Kaisheimer Mutterabt vorgenommen

unter Assistenz der Äbte der Benediktinerabteien von Neresheim Abt Simpert Nagel (1682-1706) und Donauwörth Andreas Hausmann( 1669–1688).

Er pochte immer auf die Reichsunmittelbarkeit seines Klosters. Allerdings hatte Kaiser Maximilian ja 1495 die Schutzherrschaft übertragen (s.o) Aber der Mainzer Kurfürst hatte es nie geschafft, die Territorialhoheit zu gewinnen, obwohl es ständig versucht wurde.

Seine ersten schritte als Abt entsprachen durchaus seiner Herrschaftsdevise: «Pugnando, tolerando, sperando itur ad astra» (Durch Kampf, Geduld und Hoffnung gelangt man zum Sternenhimmel).

Seine Amtsführung ergibt ein richtig rundes Bild. Er plante seine ganzen Bauvorhaben wohl schon früh und das vollendete Bauwerk kann durchaus als gebaute Demonstration der wirtschaftlichen Potenz des Klosters gesehen werden, die auf einem soliden Fundament ruhte.

Seine beiden Vorgänger haben ihm eine beruhigende finanzielle Basis hinterlassen, die er aber auch klug mehrte und stärkte. Sein ganzes wirtschaftliches Handeln zielte darauf ab, mit Ankäufen von landwirtschaftlichen Grundstücken, mit Rodungen, dem Anlegen von Fischteichen und Weinbergen

sollte die wirtschaftliche Autarkie des Klosters gesichert werden.  Der Bau von Ökonomiegebäuden wie Mühlen und Scheunen sollte Überschüsse erwirtschaften, die die schon früh begonnenen Bauvorhaben schuldenfrei durchführen ließen. Demselben Ziel diente der .Kauf der württembergischen Herrschaft Ebersberg. Er stieß auch Gebäude ab, wenn es notwendig schien. So verkaufte er mit Genehmigung des Kaisheimer Vaterabts Roger Röls (1698–1723) den Schöntaler Hof in Hall laut Urkunde “ihre baufällige Kellerei gen. der Schöntaler Hof” 

(B 503 I U 454 Staatsarchiv Ludwigsburg Urkunde vom  25. November 1718). Er erlöste dafür immerhin 5900 Rheinische Gulden. Damit finanzierte er die  nach 1718 durchgeführten Bauten.

Er begann mit dem Bau der großen Orgel 1684. Sein erstes Klosteramt war ja das des Cantors. Laut Schönhuth kostete das 1500 Gulden (S. 167).

1686 ließ er den Fischteich nahe beim Kloster graben. 1689 wurde der Hochaltar gefasst und im Jahr darauf die beiden Nebenaltäre neben dem Eingang von dem Klosterbruder Bernhard und dem Kapuzinerbruder Humdli aus Comburg errichtet.

1694 ließ er von einem Wertheimer Brunnenbaumeister den Springbrunnen im Abteihof herstellen.

1697 begann er mit dem Archivturm, einem Turm mit 4 steinernen Kammern.Hier wurde zur größeren Sicherheit das Klosterarchiv untergebracht. Er wurde gegenüber der Klosterkirche an die Äbtewohnung für resignierte Äbte angebaut. In dieser Wohnung

konnten die resignierten Äbte gemäß der Bulle von Papst Eugen IV. (1431-1447) ihr Leibgeding verzehren.

Als er den Archivturm bauen ließ, plante er wohl schon den weitgehenden Neubau der Klosteranlage. Der Bau eines Archivgebäudes und die damit verbundene Neuordnung des Archivs zeugen von seinem Selbstverständnis. Das Archiv sollte

ihm bei seinem Kampf um die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit und Exemtion helfen. Dazu passt auch, dass er bei Kaiser Karl VI. (1711-1740) um Bestätigung der Privilegien, die Kaiser Leopold am 27. März 1680 Abt Franziskus bestätigt hatte.

(B 503 I U 76  Staatsarchiv Ludwigsburg)Benedikts Nachfolger  Angelus ließ sich dies am 23. April 1742 (Urkunde 78) ebenfalls bestätigen.

Auch sonst ist er sehr realistisch in seiner Politik. Mit kluger Diplomatie baute er ein spannungsfreies Verhältnis zu seinen Nachbarn auf. Den Kaiser unterstütze er im spanischen Erbfolgekrieg gezielt finanziell. Er konnte so die Unabhängigkeit seines Klosters wahren auch wenn sie nicht formell ist.

Außerdem wurde er von Kaiser Karl am 1. Februar 1718 zu “seinem wirklichen Hofkaplan” ernannt. (B 503 I U 77 Staatsarchiv Ludwigsburg)

Mit den Planungen  für seinen Klosterbau beauftragte er Leonhard Dientzenhofer. Vielleicht war ihm dieser schon den Klosterneubauten in Ebrach und Langheim bekannt. Den Klosterneubau in Ebrach baute Dientzenhofer von 1687 bis 1698

und in Langheim baute er von 1691 bis 1704  den Abteiflügel. Dientzenhofer wurde 1690  hochfürstlich bambergischer Hofbaumeister. 1693 wurde Lothar Franz von Schönborn Bischof von Bamberg (bis 1729) und ab 1695 auch Erzbischof von Mainz.

Damit unterstand ihm dann ja Kloster Schöntal. Von Schönborn war ein großer Förderer von Dientzenhofer. Möglicherweise hatte er sogar den Kontakt nach Schöntal hergestellt. Abt Benedikt musste 1698 wegen Schlichtung von Streitigkeiten

zum Mainzer Erzbischof nach Bamberg und traf dort vielleicht den Baumeister.

Nach der Planung von Dientzenhofer begann man mit dem Offiziantenbau für Klosterbeamte mit dem großen Weinkeller. In dem Weinkeller lagerten 45 Weinfässer, denen der Abt die Namen seiner Konventualen gab und jedem seiner Konventualen einen Vers widmete. Auch das spricht für seinen Humor, der ja auch in vielen seiner Knittelverse aufblitzt. 1701 wurde parallel zum Offiziantenbau das Waschhaus errichtet, heute das Gasthaus “Zur Post”.

Am 15. September 1701 wurde der Grundstein für den Ostflügel gelegt. Als Palier verpflichtete Dientzenhofer den Maurermeister Jakob Ströhlein. Er war wohl entfernt mit Dientzenhofer verwandt und stammte, wie seinem Grabstein zu entnehmen ist, aus Kempten.

Bis 1706 ist das alles fertiggestellt und die Zellen konnten bezogen werden. An den Stukkaturen wurde 1707 noch gearbeitet.

Im März 1707 schloss Abte Benedikt einen neuen Vertrag Leonhard Dientzenhofer für den Bau des Refektoriums-Verbindungstraktes und des Westflügels mit der Prälatur.  Abt Benedikt wollte Konvent und Kirche gleichzeitig bauen. Das wurde allerdings durch zwei Ereignisse ausgebremst.

1701-171 fand der Spanische Erbfolgekrieg statt. Das war ein Kabinettskrieg, bei dem es um das Erbe des letzten spanischen Habsburger Karl II. (1655-1700) ging. Karl starb 1700 kinderlos, was den Ausbruch des Erbfolgekriegs 1701 auslöste. 1701 war in Den Haag die Haager Allianz geschlossen worden.

Das war ein Bündnis um den deutschen Kaiser Leopold I. (1658-1705) Niederlande und England gegen den französischen König Ludwig XIV. (1643-1715).

1707 überschritt der französische Marschall Claude-Louis-Hector de Villars  völlig überraschen den Rhein ging über die Stollhofener Linie bei Bühl und Stollhofen. Das Reichsheer unter Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth zog sich daraufhin unnötig weit bis Aalen und Ellwangen zurück. Dadurch wurde die Front weit geöffnet und französischen Truppen wurde der Einmarsch nach Schwaben und Plünderzüge bis weit nach Franken ermöglicht. Villars Kavallerie nützte das zu Plünderungen und Kontributionserhebungen. Am 22. Juli kamen französische Truppen  unter Generalmajor Sezanne nach Mergentheim und kassierten dort 88.000 Gulden Brandschatzung. Am 25. Juli waren sie auf ihrem Rückzug nach  Kloster Schöntal gelangt. Insgesamt hatten  sie sich  fast   Wochen einquartiert und dem Kloster “großen Schaden “ zugefügt, denn es mussten natürlich hohe Kontributionen an beide Seiten entrichtet werden.

Am 26. November 1707 starb Leonhard Dientzenhofer überraschend im Alter von nur 47 Jahren. Die Dientzenhofer-Pläne konnten bei der Witwe beschafft werden. Abt Benedikt schloss einen neuen Vertrag mit dem bisher als Palier arbeitenden Jakob Ströhlein. Er konnte mit dem Bau

des Kirchenlanghauses beginnen. Schon 1709 sind die Fassaden bis zum Kranzgesims in 28 Meter Höhe gemauert. Der Abt konnte nun mit Joseph Greissing (1664–1721) den Vertrag für den Langhausdachstuhl und die beiden Turmkuppeln abschließen. 1712 ist das Langhaus unter Dach.

Joseph Greissing war Würzburger Hofbaumeister. Er baute die Freipfeilerkirche der Grosscomburg bei Hall. Einige Autoren sehen in ihr das Vorbild für die Schöntaler Kirche.

Ein neuer Baumeisterwechsel wurde nötig, denn am 5. März 1711 starb Baumeister Ströhlein. Sein Nachfolger wurde Bernhard Schiesser. Er übernahm Ströhleins Vertrag. Bernhard Schiesser war Palier bei Georg Dientzenhofer, dem älteren Bruder von Leonhard Dientzenhofer .

Georg Dientzenhofer baute die Stiftsbauten in Waldsassen und erstellte die Pläne zur dortigen Stiftskirche. Er baute die Stiftskirche von 1711-1724.Schiesser baute auch 1716 die Heilggrabkapelle, die schon 1715 von Abt Benedikt beschlossen wurde als Dank, Votivgabe und Mahnmal für den Frieden.

Anlass war wahrscheinlich der erste Jahrestag des Friedens von Rastatt. Ihr liegt wohl ein Entwurf von Joseph Greissing zugrunde.

1717 wurde der Hochaltar von 1690 ins Langhaus versetzt und dieses 1717 eingeweiht. 1718 wurde die Verlängerung von Querhaus und Chor begonnen. 1722 wurden Querhaus und Chor abgebrochen, was ursprünglich nicht geplant war.

Der Klosterzimmermann Caspar Bayerschmidt aus Berlichingen errichtete den Kuppeldachstuhl über der Vierung. Die anschließend von Schiesser ausgeführte Vierungskuppel musste aber wegen Einsturzgefahr wieder abgetragen werden,

was zur Entlassung von Schiesser führte. Dieser kehrte 73-jährig nach Waldsassen zurück. Im gleichen Jahr wurde die Kuppel von zwei Tiroler Baumeistern wieder aufgemauert.

Am 25. Juli 1727 wurde der Chor der jetzt fertiggestellten Kirche geweiht.

Abt Benedikt war nicht nur in Schöntal selbst als Bauherr tätig. 1706 wurde die Wallfahrtskirche von Neusass umgebaut und das Langhaus verlängert. Von 1713-1732 wurde Schloss Aschhausen umgebaut und erweitert. Es diente als Sommersitz der Äbte und der letzte

Schöntaler Abt Maurus Schreiner bekam es nach der Säkularisation als Altersruhbesitz zugewiesen, wo er 1811 blind und taub starb.

Von 1720-1724 ließ er Schloss Ebersberg in Auenwald, heute im Rems-Murr  Kreis nach einem Brand neu erbauen. In Bierungen ließ er 1723/24 die Pfarrkirche St. Kilian neu erbauen und 1724 in Winzenhofen die Pfarrkirche umbauen.

Nicht nur als Bauherr war Abt Benedikt tätig. Er war auch Schriftsteller. Er schrieb mehrere Werke, die sich mit der Klostergeschichte befassen. Am bekanntesten sind die Knittelverse, wobei diese nicht auf ihn zurückgehen sondern auf das Versmaß und heißt übersetzt Reimvers.

Viele seiner Verse sind noch heute über Türen, an Wänden oder unter Fresken zu sehen.

Abt Benedikt starb am 21.August 1732 kurz vor seinem Goldenen Abtsjubiläum im  49.  Regierungsjahr an Krankheit, Altersschwäche und Arbeit erschöpft, mit 82 Jahren. Sein Epitaph hatte er schon 10 Jahre vor seinem Tod in Auftrag gegeben.

In seiner Regierungszeit lebten etwa 40 Mönche im Kloster und 30 Konversen, die außerhalb des Klosters lebten.

Sein Nachfolger wurde Angelus Münch (1732–1761) Abt Angelus setzte die Bautätigkeit seines Vorgängers fort. 1737 ließ er das mittelalterliche Refektoriumsgebäude abbrechen. Der Verbindungstrakt und Westflügel wurde jetzt gebaut..

Abt Angelus hatte damit den in Berlichingen wohnhaften Baumeister Christian Fluhr beauftragt. Bis 1740 ist das Refektorium, der Treppenhausrisalit und der nördliche Teil der “Neuen Abtei” gedeckt. 1743 starb der Baumeister.

Das  neue Treppenhaus wurde von 1743-46 in Klosterregie gebaut. Mit dem Deutschordensbaumeister Georg Philipp Wenger (1701–1763) schloss Abt Angelus einen neuen Vertrag für die Fertigstellung des Südteils, die bis zum Ende seiner Regierungszeit 1761 dauerte.

Die Malereien stammen von Franz Erasmus Asam, dem Sohn von Cosmas Damian Asam. In seinen letzten 12 Jahren war er mittellos und gelähmt, konnte aber im Kloster Schöntal bleiben.

Abt Angelus stattete das Kloster auch für mehrere Tausend Gulden mit Paramenten,Pontifikalien und Kirchengeräte, darunter eine kostbare Monstranz aus.

In seiner Regierungszeit setzte schon eine gewisse Disziplinlosigkeit des Konvents ein, die dann bei seinem Nachfolger offen zu Tage trat.

Abt Angelus resignierte am 12.Mai 1761 und starb schon im Frühjahr 1762.

Sein Nachfolger Augustin Brunnquell (1761–1784) stammte aus Lauda und hatte seine Profess am 8. Dezember 1749 in Kloster Schöntal abgelegt. Er war Pfarrer in Bieringen.

Unter Vorsitz des Kaisheimer Vaterabts Cölestin Mermos (1739–1771)wurde er nach drei Wahlgängen in einer Minderheitswahl mit Drittelmehrheit gewählt. Da diese nicht kanonisch war, ließ  er sich nicht nur von Generalabt  Francois Trouvé (1748-1797)

sondern auch von Rom bestätigen. Am 2. August 1761 erhielt er die Benediktion von Abt Cölestin in Kaisheim. War schon seine Wahl sehr schwierig, so brachte er den Konvent durch seine Strenge weiter auf. Der Konvent beschwerte sich beim Würzburger Bischof,

der sich auch einschaltete. In seiner Regierungszeit wurde sein Kloster dreimal visitiert, einmal von Abt Cölestin, einmal von dem Bronnbacher Abt Ambrosius Balbus (1752–1783) als Delegat des Generalabtes und einmal durch den neuen Kaisheimer Abt

Cölestin II. Angelsbrugger (1771–1783 ). Der Konvent führte Prozesse gegen Abt Augustin und lag am Schluss in regelrechtem Kriegszustand mit ihm. Das führte dazu, dass im Dezember 1784 resignieren musste.

Zu seinem Nachfolger wurde Maurus Schreiner (1784–1802 ) gewählt. Er hatte 1762 seine Profess in Schöntal abgelegt. Er trat ein sehr schweres Erbe an und war erst mal gezwungen, 1786 das Gut Eberberg zu verkaufen,um die Prozesskosten, die die Streitigkeiten seines

Vorgängers verursacht hatte, bei Kaiser, Papst und Bischof zu bezahlen.

Zweimal drohte seinem Kloster die Aufhebung. Einmal durch Kaiser Joseph II. 1765-1795) und die josephinische Reform, mit der alle Orden,  die im volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren, also keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben,

aufgehoben wurden.  1798 plante der Kurstaat Mainz, Schöntal zu seinen Gunsten zu säkularisieren. Das geschah dann aber 1802 mit dem Reichsdeputationshauptschluss.

Am 16. Oktober wurde Kloster Schöntal durch eine Kompanie württembergische Jäger besetzt. Am nächsten Tag wurde das Besitzergreifungspatent verlesen und die Untertanen von ihrem Eid entbunden.

Abt Maurus war darauf schon vorbereitet gewesen. Er hatte den Pächtern die Pacht ermäßigt, das Jägerhaus und die Fischweiher an die Verwalter verschenkt oder billig verkauft und das Geld an die Konventualen verteilt.

Diese Massnahmen führten noch zu einer langwierigen Untersuchung gegen ihn. Abt und Konvent durften zunächst im Kloster bleiben. Abt Maurus erhielt später Schloss Aschhausen als Ruhesitz, wo er am 17. August 1811 verstarb.

1807 wurde die Klosterkirche zur katholischen Pfarrkirche erklärt. 1811 wurde im Kloster ein evangelisches Seminar errichtet. Dieses bestand bis 1975.

Heute werden die Gebäude von der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Tagungshaus genutzt. Kloster Schöntal zählt zu den landeseigenen Monumenten und wird von der Einrichtung Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreut.

04 Mrz 2021