Monatliches Archiv: Februar 2021

Zisterzienserkloster Schönau/Odenwald

                                                                              Schönau - Zisterzienserkloster Schönau 1142-1560 2016-04-10 16-56-23.JPG

Bischof Burchard (1115-1149), auch Buggo genannt, wurde 115 von Kaiser Heinrich V. (1111-1125) wurde 1115 in Worms auf den verwaisten  Bischofsstuhl gesetzt und war vorher Hofkaplan des Kaisers.

1142 wurde auf seine Initiative das Zisterzienserkloster in Schönau im Odenwald gegründet. Er hatte deshalb beim Generalkapitel der Zisterzienser in Citeaux um die Errichtung einer Abtei in dem zu seiner Diözese gehörenden Steinachtal gebeten.

Dieses beauftragte das 1136 von Citeaux aus gegründete Kloster Eberbach im Rheingau mit dieser Aufgabe. Am 21. März 1145 zogen 12 Eberbacher Mönche und ein Abt ins Steinachtal. Damit wurde Schönau die erste Tochtergründung von Eberbach unter Abt Ruthard (1136-1157),

der rasch weitere folgten. Burchhard gab dem Kloster die Talsohle des Steinachtals.Bischof Burchard starb 1149 und wurde auf eigenen Wunsch im Kloster Schönau beerdigt. Sein Nachfolger Konrad I. von Steinach (1150-1171) war ebenfalls ein großer Förderer der Gründung und erweiterte die Stiftung seines Vorgängers beträchtlich. Konrad war schon in der Stiftungsurkunde als Zeuge aufgetreten.

Im September 1169 nahm Kaiser Friedrich I. (1155-1190) Kloster Schönau mit all seinen Besitzungen in seinen Schutz. (RI IV,2,3 n. D1848.) Das passte auch zu Konrad I. dem Würzburger Bischof, der nicht nur ein bedeutender Förderer des Klosters war sondern auch ein

überzeugter Parteigänger der Staufer. Er war auf dem ersten und zweiten Italienzug des Kaisers dabei und Friedrich Barbarossa war auch öfters in Worms bei Konrad. Der Zisterzienserschutz war Bestandteil der staufischen Hausmachtspolitik. An die Stelle der kaiserlichen Schutzherrschaft trat dann die Schirmherrschaft der Pfalzgrafe bei Rhein, deren Hauskloster Kloster Schönau und die Grablege der Pfalzgrafen wurde. Aber auch die Pfalzgrafen bei Rhein gehörten in dieser Zeit zu den Staufern. So hatte Friedrich Barbarossa seinen Halbbruder Konrad von Staufen 1156 zum Pfalzgrafen (1156-1159)gemacht. Konrad war auch Vogt von Kloster Schönau. 1182 verlegte er seine Hofhaltung von der Burg Stahleck bei Bacharach nach Heidelberg, das auch Sitz seiner Vogtei über Schonau wurde. Konrad starb 1195. Er wurde in Schönau bestattet.

Auch seine Gemahlin Irmingard, die 1197 starb, fand ihre letzte Ruhestätte in Schönau.

Eine erste “Berühmtheit” von Kloster Schönau war Hildegund von Schönau. Sie war die Tochter von Harper von Helpenstein, eines Ministerialen des Erzbischofs von Köln. Sie machte 1183 eine Wallfahrt mit ihrem Vater nach Jerusalem. Dieser starb aber auf der Überfahrt von Brindisi nach Tyrus.

Die Heimreise unternahm sie in Männerkleidern um unterwegs nicht belästigt zu werden und nannte sich Josef. Sie besuchte dann eine Verwandte in Speyer und trat als Novize in Kloster Schönau ein. Mit nur 18 starb sie dort und erst bei der Leichenwäsche wurde entdeckt, dass sie eine Frau war.

Sie wurde im Chor der Klosterkirche von Schönau bestattet und stand bald im Ruf der Heiligkeit.

1180 geschah, was später als “Stiefelrevolte” bezeichnet wurde. Die Konversen spielten eine ganz wichtige Rolle im Funktionieren eines zisterziensischen Klosters. Denn mit ihrer Arbeitskraft wurden die Grangien betrieben. Wie wesentlich sie waren, zeigte sich, als im 13. und 14. Jahrhundert immer

weniger Konversen ins Kloster eintraten, was alle Klöster zwang, die Eigenwirtschaft einzuschränken, auf Verpachtung umzustellen oder neue Geschäftsfelder zu suchen, zum Beispiel Finanzdienstleistungen anzubieten, Patronatsrechte zu erlangen. (siehe Mei Büchle Kloster Eberbach)

Nach der Ordensregel galten Konversen und Mönche als gleichwertig.Die Praxis war aber doch von der Theorie sehr verschieden. Das zeigte sich ja schon in der Baulichkeit. Es gab das Herrenrefektorium und das Laienrefektorium (Beispiel Maulbronn) Mönchschor und Laienchor waren durch die Chorschranke getrennt. Konversen konnten in der Regeln nicht lesen und schreiben. Sie sollten keine Bücher haben. Konversen hatten weniger Feiertage als Mönche. Oft kamen zwei Konversen auf einen Mönch.

Bei der Stiefelrevolte, wie das Herbert Derwein (Das Zisterzienserkloster Schönau mit den Zeichnungen des 16. Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg , Frankfurt  1931 S. 35 ff) nennt, geht es darum, dass die Konversen Stiefel  eigentlich tragen sollen, bis sie abgelaufen sind.

In Schönau gab es aber jährlich neue, unabhängig vom Sohlenzustand. Abt Gottfried wollte nun aber, wie es die Ordensregel vorsah, die Stiefel erst ersetzen, wenn es nötig war. Dagegen gab es massiven Widerstand. Die Konversen wollten ihre Stiefel einfach zerschneiden.

Plötzlich starb der Anführer. Damit endete der Aufstand, bevor er richtig losging. Der Funke sprang aber über aufs Mutterkloster. Eberbach hatte mehrfach enorme Probleme mit seinen Konversen. 1241 wurde Abt Rimund verstümmelt und 1261 wurde Abt Werner von einem Laienbruder sogar erschlagen. Auch andere Klöster hatten ähnliche Probleme. In Heilsbronn konnte ein Abt seinen Dienst auch nicht mehr ausführen. (siehe dazu ebenfalls Kloster Eberbach in Mei Büchle)

Abt in Schönau war zur Zeit der Stiefelrevolte Gottfried. Er ist von 1182-1191 belegt. Sein Todestag ist der 5. September. Er gilt auch als Ordensheiliger. Allerdings ist seine Verehrung nicht nachweisbar. Deshalb wird er von den Bollandisten auch übergangen. (Die Gesellschaft der Bollandisten ist eine Arbeitsgruppe, die die Lebensgeschichte der Heiligen der katholischen Kirche in kritischen Ausgaben auf handschriftlicher Grundlage zusammenstellt.

Unter Abt Gerhard fand noch die Gründung von Kloster Bebenhausen statt.

Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen hatte 1183 beim Dorf Bebenhausen ein Kloster gestiftet, das zunächst von Prämonstratenser besiedelt wurde. Diese verließen das Kloster aber schon vor 1189/1190 wieder. Eine Anfrage des Pfalzgrafen in Citeaux wurde durch eine Kommission, die die Örtlichkeit

untersuchte, positiv beschieden und das Kloster Schönau mit der Gründung beauftragt. Schönau war wirtschaftlich und personell in der Lage zur Gründung in der Lage. 1190 wurde der Gründungsabt Diepold  mit 12 Mönchen nach Bebenhausen geschickt.

Bebenhausen war die einziger Schönauer Tochter. Aber die Zisterzienserinnenklöster Ramsau, Lobenfeld und Neuburg unterstanden zeitweilig dem Schönauer Abt.

Nachfolger von Abt Gottfried war Abt Diepold 1196- 1198, danach Abt in Eberbach und dort gestorben 1221. Allerdings gibt es zu Biographia Cisterciensis, die dieser Liste zu Grunde liegt eine Differenz zur Überlieferung von Kloster Eberbach. In  R. Hermann Bärs Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach, Wiesbaden 1855, S.141) wird ein Abt Theobald genannt, der aber 1206 nach Eberbach als Abt berufen wird und dort 15 Jahre Abt bleibt und dort 1221 stirbt. Dann wäre dieser Theobald identisch mit Abt Diebold aus der Biographia Cisterciensis.

Abt Berthold würde dann entfallen. Im Kopialbuch der Abtei Schönau sind für diesen Zeitraum keine Urkunden vermerkt und im Landesarchiv Karlsruhe finde ich auch keine Urkunden mit einem Abt Berthold.

Um 1200 wurden die bisher provisorischen Holzbauten des Klosters durch massive Bauten ersetzt und auch durch eine Ringmauer umgeben.

Am 18. Mai 1204 bestätigte Papst Innozenz III. (1198-1216) Kloster Schönau die Privilegien und Besitzungen des Klosters. Die Privilegien waren weitreichend. Es sollte von allen Zehntabgaben befreit bleiben. Abgaben waren weder von unbebautem noch kultivierten Land zu entrichten.

Auch Fischwasser und Viehbestand blieben davon unberührt. Zwar war das Kloster nicht exemt. Aber es hatte kirchenrechtlich doch eine Sonderstellung. Die Äbte aus Schönau waren von der Teilnahme am von Bischof einberufenen Synoden befreit. Es gab keine Kontrolle durch Diözesanvisitationen.

Auch die Wahlen des Abtes fand ohne Einfluss des Wormser Bischofs statt. dieser nahm nur die Weihe der Novizen vor. (E Nr. 6, Verweisung Generallandesarchiv Karlsruhe)

9 Jahre später hat Papst innozenz eine weitere Bulle erlassen. dieses Mal wird der Erzbischof von Mainz gebeten, Schönau zu schützen. Es hat wohl diesbezüglich Vorfälle gegeben, denn der Papst wurde nur aktiv, wenn etwas passiert ist, bzw. wenn er darum gebeten wurde.

“Papst Innocenz III. befiehlt dem Erzbischof von Mainz, das Kloster Schönau im Besitz seiner Privilegien und Güter zu schützen und ihm die abhandengekommenen Einkünfte durch Androhung eventueller Anwendung von Kirchenstrafen wieder zu beschaffen.” {E Nr. 13, Verweisung}

Generallandesarchiv Karlsruhe. Die Urkunde wurde am 20.Juli 1213 ausgestellt. Erzbischof war zu der Zeit Siegfried II. von Eppstein (1200-1230)

Der er Mißstand scheint allerdings rund 30 Jahre später noch nicht beseitigt gewesen zu sein. Denn sein späterer Nachfolger Innozenz IV. (1243-1254)stellte  am 31. März 1244 eine weitere Urkunde aus. Dieses Mal richtete sie sich an den Erzbischof von Mainz und seine Suffragane. Das sind

die dem Erzbischof unterstellte Diözesanbischöfe. {E Nr. 73, Verweisung} Generallandesarchiv Karlsruhe. Erzbischof war Siegfried III. von Eppstein (1230-1249)der Nachfolger des Empfängers der ersten Urkunde.

Abt Daniel regierte von 1208-1218. Er war erst Domherr in Köln. dann trat er ins Kloster Himmerod ein. Dort wurde er zum Prior gewählt und kam dann nach Schönau, wo er Abt wurde. Er konnte den klosterbesitz vermehren.

er starb 1218 im Ruf der Heiligkeit. Sein Gedenktag ist der 27. Juni (katholisch)

Am 20. Juli 1255 erteilte Papst Alexander (1254-1261) Kloster Schönau das Privileg “in geistlichen Angelegenheiten, welche die zum Kloster gehörigen Orte betreffen, eigenständig Entscheidungen zu treffen”. (Kopialbuch Nr. 18)

Ein weiteres Recht räumte Papst Alexander dem Kloster am 10. Januar 1266 ein, nämlich nach eigenem Ermessen auf seinem Friedhof Bestattungen durchzuführen. (Kopialbuch Nr. 20)

Es waren bereits und wurden eine Reihe nicht Klosterangehörige bestattet. Leute die auf dem Klosterfriedhof beerdigt werden sollten, gaben dem Kloster in der Regel reichlich Spenden dafür.

So wurden die Bischöfe Burchard II. von Worms ( +1149), der Klosterstifter in Schönau beerdigt. Konrad II. von Riesenberg Bischof von Hildesheim von 1221-1246, + 18. Dezember 1249. Er stammte wahrscheinlich aus der Familie der Schenken von Erbach, die eine enge Beziehung zu Kloster Schönau hatten.

Eberhard von Strahlenberg wurde 1291 als Bischof gewählt starb aber schon zwei Jahre später bei einem Romaufenthalt. Auf seinen Wunsch wurde er in Schönau bestatte. Seine Familie war schon vorher als Gönner des Klosters in Erscheinung getreten. So hatten 1250 seine Mutter und seine Brüder

die Weinberge des Klosters von Abgaben befreit.Schönau war vor allem die Grablege der Pfalzgrafen (s.o). Die Schirmherrschaft der Staufer ging ja im 12. Jahrhundert auf die Pfalzgrafen über. Neben Pfalzgraf Konrad von Staufen ist auch Pfalzgraf Heinrich IV. (+1214),

Pfalzgraf Adolf (+ 1327) und Kurfürst Rupprecht II (+ 1398) in Schönau bestattet.

Der Klosterbau war in der Mitte des 13. Jahrhunderts weitegehend beendet. Die Kirche stand an der Nordseite der Klausur und war etwa so groß wie die Kirche in Eberbach und größer als die Kirche in Maulbronn. Von der Klosterkirche, die um 1230 fertig war,

sind nur noch an einer Ausgrabungsstätte die halbrunden Nischen der Seitenkapellen im nördlichen Querschiff der Klosterkirche sowie die freigelegten Fundamente des Westportals der Klosterkirche zu sehen. Ebenfalls erhalten ist das Klostertor.

Das ehemalige Herrenrefektorium wird heut als evangelische Stadtkirche benutzt. Das Brunnenhaus wurde in die katholische Pfarrkirche integriert. die Brunnenschale steht heute auf dem Marktplatz.

Die Hühnerfautei stand außerhalb der Klausur. Sie wurde 1250/1251 errichtet und gilt heute als Deutschlands ältestes Profangebäude. Hier wurden die Steuerleistungen in Geld oder Naturalien entrichtet. Östlich von der Hühnerfautei stand der Wirtschaftshof des

Klosters, ein spätgotischer Speicherbau. In der Staatsgalerie Stuttgart gibt es dazu ein Aquarell aus dem kurpfälzischen Skizzenbuch. Auch die Klosterschmiede existiert noch. Es ist das von den Wallonen aufgestockte “Wallonenhaus”. Zisterzienserklöster waren immer Eigenbetriebe,

wo alles hergestellt wurde, was ein Kloster brauchte. 

Weiter im chronologischen Verlauf.

1256 gestattet Papst Alexander dem Kloster, bewegliche und liegende Güter (Lehen ausgenommen) von Personen, die in das Kloster eintreten, anzunehmen. (Kopialbuch Nr. 21)

1267 erklärte der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein (1259-1284 ) dass das Kloster Schönau von dem auf die Futtermittel für ihre Tiere in Viernheim zu zahlenden Zehnten befreit ist (Kopialbuch Nr. 8 24. August 1267, Laach)

Am 6. März 1262 kaufte Schönau einen Hof in Worms. Außerdem hatte Schönau Stadthöfe in Speyer und Frankfurt.  Kloster Schönau wurde 1224 von Bischof Beringer von Entringen (1224-1232) von allen Zahlungen befreit und

seine Besitzungen in der Stadt genossen dieselben Rechte, die alle anderen Bürger besitzen. (Kopialbuch 266) Der Schwerpunkt der städtischen Besitzungen lag aber in Heidelberg. Hier besaß das Kloster 40 Häuser, betrieb eine Mühle.

Die Neckarfähre befand sich ebenfalls im Besitz des Klosters. 1218 hatte sich das Kloster das Fährrecht in Heidelberg von Lutfrid von Waibstadt erworben (Kopialbuch 59). Es gab dann noch einige Klagen, aber 1245 waren alle zurückgezogen (Kopialbuch S63)

Auf dem sogenannten Mönchhof in Heidelberg wurden die Überschüsse des Klosters vermarktet. Er wurde zum ökonomischen und administrativen Zentrum des Klosters ausgebaut.

Schon 1225 befreite Pfalzgraf bei Rhein Ludwig I. (1214-1231) Kloster Schönau von Abgaben bei Ein-und Ausfuhr von Gütern nach Heidelberg (Kopialbuch Nr. 47)

Am 21. Dezember 1387 bewilligte Papst Urban VI. (1378-1389) die Einrichtung des Hauses zu St. Jakob für studierende Zisterzienser, Papst Bonifaz IX. (1389-1404) 1390 vollzieht und das Haus St. Jakob unter die Aufsicht des Schönauer Abtes stellte.

Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung hatte Kloster Schönau etwa 300 Mönche und etwa 300 Konversen (laut kloester-bw.de/klostertexte) das waren mehr als das Mutterkloster Eberbach vorweist, das nach Schätzungen bei etwa 150 Mönchen lag.

Um 1400 gab es in Deutschland etwa 2.800 Städte mit weniger als 1000 Einwohnern.

Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts ging das Kloster mit seiner Landwirtschaft zunehmend zunehmend von Eigenwirtschaft auf Verpachtung über. Eine Tendenz, die in allen Zisterzienserklöstern zu beobachten ist.

Das hängt vor allem mit dem Rückgang der Konversen zusammen. Die Konkurrenz der Bettelorden, die im 13. Jahrhundert aufkamen, sorgte dafür, dass junge nichtadelige Männer sich vor allem den Franziskanern und den Dominikanern anschlossen.

In der Erwerbspolitik der Klöster führte das dazu, das zunehmend versucht wurde, einträgliche Patronatsrechte und Zehntrechte zu erwerben. (siehe dazu auch Mei Büchle Kloster Eberbach, Kloster Otterberg)

Kloster Schönau hatte im Gegensatz zu vielen Zisterzienserklöstern nie unter feindliche Zerstörung zu leiden,, was daran lag, dass die pfalzgräflich/kurfürstlichen Schirmherren über Jahrhunderte einen wirkungsvollen Schutz boten.

Im Gegenzug dazu griff der Schutzherr der Abtei im Bedarfsfall aber auch auf die finanziellen Ressourcen des Klosters zurück. So musste es in Kriegszeiten “Reiswagen” stellen, das waren Pack-und Frachtwagen für Feldzüge einschließlich der Zugtiere und

Knechte. Das Kloster war auch zur finanziellen Unterstützung der Heidelberger  Universität verpflichtet.

Schönau geriet vor der Reformation in eine Wirtschaftskrise. Die Abtei war zum Verkauf von Klosterbesitz gezwungen. Nach Schaab (Die Zisterzienserabtei Schönau im Odenwald. Heidelberg (2. unveränderte Aufl. ) 1990. ) war diese Krise eher Folge solch externer Beanspruchung als

wirtschaftlicher Zerrüttung. Philipp (1476-1508) war am Landsberger Erbfolgekrieg beteiligt. Sein Nachfolger Ludwig V. (1508-1544) hatte noch mit den folgen dieses Krieges zu kämpfen. Er hatte heftige Kämpfe mit seinen Nachbarn zu führen. (siehe dazu Mei Büchle Kloster Otterberg)

Den Bauernkrieg beendete er mit der Schlacht bei Pfedersheim.

Kurfürst Ottheinrich (1556-1559) führte 1557 die Reformation nach lutherischer Ausrichtung ein. 1558 hob er das Kloster Schönau auf. Die Verwaltung der Liegenschaften und die grundherrlichen Rechte wurden von der bis heute bestehenden Pflege übernommen.

Der letzte Abt Wolfgang Kartheuser 1554–58) ging nach Worms und starb dort am 24. August 1563. Er ist in der Andreaskirche in Worms bestattet.

1562 wurden calvinistische Glaubensflüchtlinge aus Wallonien  in Schönau angesiedelt. Sie waren zwar zum Erhalt der Klosteranlage verpflichtet, nahmen aber zahlreiche Umbauten vor, so dass sich von der ursprünglichen Klosteranlage kaum mehr etwas erhalten hat.

 

Äbte Kloster Schönau nach Biographia Cisterciensis

1. Konrad I. 1152-1153

2. Gottfried I. 1184–1196

3. Diepold 1196–1198  gest. 1221, später Abt von Eberbach

4. Berthold I. 1200

5. Walther 1206–1208

6. Daniel 1208–1218

7. Christian 1218–1222

8. Konrad II. 1222–1223

9. Berthold II. 1223–1232

10. Konrad III. 1233–1240

11. Ulrich 1240–1245

12. Rudolph 1245–1249

13. Heinrich 1249–1258

14. Ebelin 1259–1263

15. Otto 1263–1279

16. Friedrich I. 1279–1281

17. Wernher 1282–1287

18. Johann I. 1287–1299

19. Friedrich II. 1299–1304

20. Peter I. Kleman 1304–1307

21. Hugo 1307–1312

22. Jakob I. 1312–1321

23. Engelbert 1323–1327

24.
Ludold
1341–1343

25.
Trutwin
1350

26.
Johann II.
1356–1360

27. Heilmann 1360–1363

28. Peter II. 1375–1392 gest. 1395 in Eberbach

29. Gottfried II. 1392–1400 aus Schriesheim

30. Eberhard I. 1400–1405

31. Marquard 1405–1406

32. Konrad IV. 1423–1438

33. Johann III. Marstaller 1440

34. Gerhard 1450–1459 Professor der Theologie

35. Peter III. 1461–1464

36. Johann IV. von Lindenfels 1465–1475 gest. als Abt von Eberbach

37. Eberhard II. 1479–1491

38. Nikolaus I. von Neidenstein 1491–1501

39. Jakob II. 1503–1520

40. Markus 1520–1523

41. Nikolaus II. Senger 1523–1526 aus Heidelberg

42. Lorenz Ortt 1527–1529

43. Sebastian Pfungstein 1529–1554 aus Heidelberg; auf dem Grabstein als 50. Abt bezeichnet

44. Wolfgang Kartheuser 1554–1563 aus Worms; ging nach der Aufhebung des Klosters nach Worms, dort gest. 24. Aug. 1563 und in der Andreaskirche begraben

23 Feb 2021

Zisterzienserkloster Otterberg

                                                                                                Abteikirche Otterberg

Das Zisterzienserkloster Otterberg wurde 1143 als zweites Tochterkloster des Kloster Eberbach, einer Tochter der Primarabtei Clairvaux gegründet.

Nach Franz-Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern, Neustadt 1836,S. 216, hatte ein Graf Siegfried, Sohn des Babo von Kesselberg

1143 dem Kloster Eberbach die Alte Otterburg gestiftet. Nach den Forschungen von Gerhard Kallers ist nur mit seinem Vornamen Siegfried benannte Stifter mit Graf Siegfried (IV.) von Boyneburg-Northeim (reg. 1107–†1144) identisch. Er war wohl auf dem Erbweg in den Besitz der Otterburg und des umliegenden Territoriums gelangt. 1143 überließ der Mainzer Erzbischof Heinrich I. von Wartburg in Gegenwart zahlreicher Zeugen dem Abt Ruthard des 1135 gegründeten Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau die Kirche in der alten Burg Otterburg (eccl[es]iam in antiquo castro oterburc sita[m]) zur Gründung eines [Tochter-]Klosters.

Zum Zeitpunkt der Stiftung regierte in Eberbach noch der erste Abt Ruthard (1136-1157) Er schickte daraufhin Abt Stephan mit 12 Mönchen als Gründungskonvent nach Otterberg, wie das Zisterzienserklöster bei der Gründung von Tochterklöstern immer handhabten.

Otterberg war nach Kloster Schönau im Odenwald (1142) die 2. Tochtergründung von Kloster Eberbach. Da bestand das Mutterkloster auch erst 10 Jahre

Der 1. Abt war Stephan. Die Alte Burg war für eine Klosteransiedlung nicht besonders gut geeignet.Die Schwierigkeiten scheinen aber so groß gewesen zu sein, dass der neue Konvent schon daran gewesen ist, aufzugeben und nach Eberbach zurückzukehren.

Die heilige Hildegard von Bingen, die mit ihrem Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen nicht allzu weit weg vom Mutterkloster Eberbach lebte und wohl auch in gutem Kontakt zum dortigen Abt Ruthard stand, soll von Ruthard wohl auf die Schwierigkeiten in Otterberg

hingewiesen, den Mönchen dort Mut gemacht und sie zum Bleiben ermuntert haben.

Die Klosteranlage wurde nun ab 1168 am Otterbach gebaut und auch mit dem Bau der Klosterkirche begonnen

Das neue Kloster erhielt rasch viele Schenkungen vom umliegenden Adel. Aber auch Äbte von Klöstern in der näheren Umgebung bedachten Otterberg mit Schenkungen.

So schenkte um 1149 Abt Eggehard (1133-1158) von dem Benediktinerkloster auf dem Michaelsberg bei Sinzheim den Blutzoll auf dem Hanauer Hof bei Dielkirchen. Das ist relativ nah bei Otterberg. Der Blutzehnt ist eine Abgabe, die in Fleisch-oder Tierprodukten besteht.

Abt Sieghard von Lambrecht (1153-1166) übergibt um 1155 Abt Stephan einen Acker auf dem Michaelsberg bei Dürkheim. Abt Heinrich von St. Alban in Mainz überließ dem Kloster um 1180 einige Leibeigene. (alle Urkunden in Urkundenbuch des Klosters Otterberg in der Rheinpfalz

herausgegeben von Michael Frey und Franz-Xaver Remling , Mainz 1845, Seite 1 ff)

Abt Stephan starb 1173. Auf ihn folgte Albero, der aber bald nach seinem Regierungsantritt resignierte, aber noch bis 1209 im Kloster lebte.

Auch sein Nachfolger Wilhelm regierte nicht allzu lange.Franz-Xaver Remling nennt allerdings keinen Wilhelm sondern Gerwin als Nachfolger von Albero. Nach Remling resignierte dieser ebenfalls bald.

Sein Nachfolger Abt Philipp war unter Gerwin Prior. Vor seinem Eintritt in den Zisterzienserorden war er Kanoniker in Köln. Er hatte in Paris studiert.

Im November 1195 war Kaiser Heinrich VI. (1191-1197) in Kaiserslautern. Aus diesem Anlass nahm er Kloster Otterbach in seinen Schutz und bestätigt seine Besitzungen.

“nimmt wegen der Ergebenheit und Frömmigkeit der Brüder das Kloster und die Brüder zu Otterberg (monasterium et fratres de Otterburg) mit allem Besitz in seinen Schutz und bestätigt ihnen die Besitzungen zu Ungenbach (Ungenbach), Horterhof (Honwarten), Messersbacherhof (Mazoldersbach), Hanauerhof (Hagenauwen), Heubergerhof (Heydeberg), Bischheim (Byschovesheim), Hessloch (Heseloch), Eich (Eichen), Börrstadt (Byirscheit), Hochspeier (Hospiren), Stüterhof (Hulsberg), Schwanden (Swanden), Weiler (Wilre), Erlenbach (Erlebach), Rode (Rode), Messerschwanderhof (Metzelswanden), Kaiserslautern (curiam Lutree) und Worms (curiam Wormatie).” (RI IV,3 n. 485) Die Urkunde wurde am 28. November 1895 in Kaiserslautern ausgestellt.

Bei den Besitzungen von Erlenbach und Metzelschwanden gab es später Probleme wegen vogtlicher Rechte in Erlenbach und Metzelschwanden,  weil Merbodo von Saulheim und dessen Bruder dort vogteiliche Rechte geltend machen wollten. Erst Kaiser Otto IV. (1208-1212)

beendet im Frühjahr 1209 den Streit (RI V,1,1 n.274)und nimmt nach Remling das Kloster und seinen Besitz in seinen Schutz (S. 219)

1208 rügt Papst Innozenz III.(1198-1216) die Nichtachtung der päpstlichen Freiheiten in einer am 27. Februar 1208 im Lateran ausgestellten Urkunde. (Urkundenbuch S. 6)

Friedrich II. (1220-1250) bestätigte dem Kloster am 29. Mai 1215 die Schenkung des Patronatsrechts von Santbach, das einst Domprobst Ulrich zu Worms dem Kloster verliehen hatte. Dessen Bruder Werner hatte sich aber derselben gewaltsam bemächtigt, sie danach aber “reumütig” dem Kloster zurückgegeben. Mit der Urkunde RI V,1,1 n. 800 bestätigte der Kaiser nun die Schenkung.

Es gab auch zwei weitere Papsturkunden für das Kloster, eine von Papst Innozenz III. um 1215, in der dieser dem Kloster verschiedene Freiheiten und Rechte erteilt (Urkundenbuch des Klosters Otterbach S. 11 ff) und eine von seinem Nachfolger

Papst Honorius (1216-1225) ausgestellt im Lateran am 13. Januar 1218. Mit dieser Urkunde bestätigt der Papst die Freiheiten die Zehnten des Kloster Otterbach. (Urkundenbuch S. 21) Alle drei Papsturkunden fallen in die Regierungszeit von Abt Philipp.

Eine weitere Bestätigung erteilt Papst Honorius am 24. April 1220. In dieser Urkunde bestätigt er den Besitz des Klosters. (Urkundenbuch S. 28).

Am 10. Mai 1254  wurde die Klosterkirche durch Weihbischof Arnold von Semgallen geweiht. Arnold gehörte ebenfalls dem Zisterzienserorden an und hatte schon als Mitkonsekrator an der Weihe von der Kirche in Morimond 1253 mitgewirkt.

Die Otterberger Kirche ist 79,5 m lang und 20,5 m breit. Sie ist nach dem Speyrer Dom die zweitgrößte Kirche der Pfalz und die größte und besterhaltene Klosterkirche der Pfalz.

Unter Abt Philipp hatte der wirtschaftliche Aufstieg des Klosters begonnen. 2015 besaß Kloster besaß schon 20 Höfe. Der Schwerpunkt des Besitzes lag um Otterberg. Aber auch am Rhein gab es Besitzungen wie bei Worms und Bockenheim.

1925 wurde der Kapitelsaal des Klosters wiederentdeckt und dabei bei Grabungen auch das Grabmal von Abt Philipp. Er wurde dann in die Apsis der Klosterkirche umgebettet.

Der Abt starb 1225.

Auf ihn folgte Abt Johannes, der wohl auch nur kurz regierte. Auch sein Nachfolger Herwig war nur ein Jahr im Amt.

Dieser erhielt von König Heinrich VII. (1220-1235 vom Vater Friedrich II. 1235 abgesetzt)  unter Abt Herwig die Beholzigungs-und Weiderechte des Klosters bestätigt. RI V,1,2 n.3968 .

Auf Herwig folgte Abt Gerhard, der von 1230-1236 regierte. König Heinrich VII. nahm am 25. April 1227 Kloster Otterberg in seinen besonderen Schutz  RI V,1,2 n. 4057 . Nach Remling befreite er die Abtei auch

vom Zoll in Lautern und Boppard (S. 221)

1239 gebot Papst Gregor IX. (1227- 1241) den Prälaten der Mainzer Provinz das Kloster Otterbach in seinen Rechten zu schützen. Die Urkunde wurde am 18. Mai 1239 im Lateran ausgestellt. (Urkundenbuch S. 52)

Dieselbe Urkunde gab Papst Innozenz IV. (1243- 1254) am 27. Februar 1254 an das Kloster.

Am 5. August inkorporierte der Mainzer  Erzbischof Christian II. von Bolanden (1249-1252) Kloster Otterbach die Pfarrei Santbach. Der Inkorporation stimmten kurz danach das Mainzer Domkapitel zu (Urkundenbuch S. 65) und auch

Papst Innozenz IV. bestätigte die Einverleibung am 30. September 1249 (ebda S. 67).

Walthelm stand dem Kloster von 1247-1259 vor. Er hatte eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten durchzufechten.

1252 verzichtete ein Emmerich genannt Mulbaum auf seine Rechte an der Mühle in Santbach und schenkte sie dem Kloster. 1253 wird sie als Eigentum des Klosters genannt.

1255 erhielt er von Papst Alexander IV. (1254-1261) eine neue Schutzbulle.

1259 beauftragte der Mainzer Erzbischof Gerhard I. von Daun (1251-1259) Kloster Otterbach das Benediktinerkloster Disibodenberg mit seinen Mönchen  zu besiedeln. Es war wegen einer Fehde

zwischen  Gerhards Vorgänger Siegfried und dem Wildgrafen Konrad von Kyrburg und dadurch bedingten Kriegsausgaben hoch verschuldet. Das um sich greifende Raubrittertum verschlechterte die Lage des Klosters noch mehr. Die meisten

Mönche hatten es schon verlassen. Die hohe Zucht der Zisterziensermönche und die vorzügliche Verwaltung sorgten dafür, dass die Schulden bald gedeckt waren und das Kloster wieder blühte.

Nach Remling nahm der deutsche König Richard von Cornwall (1257- 1272) 1260 Kloster Otterbach in seinen Schutz und berechtigte es außerdem jährlich 30 Fuder (ein Fuder waren im Mittelalter am Rhein 1200, an der Mosel 1000 Liter)

eigenen Wein rheinabwärts zollfrei zu verschiffen. (S. 224).

Abt Walthams Nachfolger wurde Friedrich (1263-1264). Auch er erhielt in seiner kurzen Amtszeit einige Stiftungen.

Papst Alexander IV. gestattete dem Kloster am  7. Juli 1260 Erbschaften entgegenzunehmen. Urkundenbuch S. 102.

Sein Nachfolger Johannes (1267-1271) war zusammen mit dem Schönauer Abt Otto (1263–1279 ) im Auftrag des Generalkapitels unterwegs, um zu überprüfen, ob das Kloster Patershausen (heute in der Gemarkung Heusenstamm)

als  Zisterzienserinnenkloster in den Orden aufgenommen werden kann. Ihr Entscheid fiel positiv aus, Das Kloster wurde 1267 durch Papst Clemens IV. (1265-1268) als Zisterzienserinnenkloster bestätigt.

Auf Johannes folgte Abt Gottfried (1272-1276)

Abt Gottfried erhielt am 8. Februar 1273 von Papst Gregor X. (1271-1276) die Freiheiten und Ablässe für Kloster Otterberg bestätigt. (Urkundenbuch S. 134)

Am 10. September 1274 stellte König  Rudolf von Habsburg (1273- 1291) in Lautern eine Schutzurkunde aus, nachdem er gerade ein knappes Jahr im Amt war.

“bestätigt dem kloster Otterberg (ord. Cist. bei Kaiserslautern) alle privilegien und alle mit seinen nachbarn besonders betreffs der wälder Waldmarken und Brand geschlossenen vertrage, befiehlt dem schultheissen von Lautern das kloster allenthalten zu schützen und gewährt demselben allgemeine zollfreiheit, besonders aber in Lautern und Boppard “ (Rudolf – RI VI,1 n. 213) Darin werden auch die Waldmarken erwähnt, die immer wieder Anlass zu Streitigkeiten mit den Nachbarn gegeben haben. Außerdem werden dem Kloster mit dieser Urkunde

Zollfreiheiten in Kaiserslautern und Boppard eingeräumt. In einer weiteren Urkunde(Rudolf – RI VI,1 n. 216) , die am nächsten Tag ausgestellt wurde, befahl König Rudolf dem Grafen von Leiningen Emich IV (* um 1215 + vor 1279) einen Streit zwischen dem Kloster Otterberg und den Kolben von Wartenberg wegen der vom Kloster beanspruchten Waldrechte zu entscheiden und die nötigen Grenzsteine zu setzen. In derselben Angelegenheit stellte Rudolf im Januar 1275 nochmals eine Urkunde aus. (Rudolf – RI VI,1 n. 320) Dieses Mal beauftragte er Friedrich (1237- 1287) von Leiningen

Kloster Otterberg in seinen Waldrechten zu schützen. Graf Friedrich ist der Bruder von Graf Emich.

Die Wirtschaft Otterbergs basierte praktisch auf drei Säulen

Schon mit der Klostergründung wurde das Land um Otterbach urbar gemacht und landwirtschaftlich genutzt um die Versorgung der Mönche zu gewährleisten.

Was im Pflälzer Wald natürlich nahe liegt, ist der Waldbau. Das Kloster hatte rund um Otterberg  Waldbaurecht, die sogenannte Waldmark. Wie wichtig das für das Kloster war, zeigen die vielen Urkunden dazu und auch, dass immer wieder

Adlige beauftragt waren, diese Rechte durchzusetzen.

Der 3. Zweig war ausgedehnter Weinbau in der Vorderpfalz um Dürkheim und im Rheingau bis nach Boppard. Für das Kloster auch interessant die Befreiung von Zöllen (s.o.) So konnte z. B. Wein ohne Zoll auf dem Rhein verschifft werden.

Die Verwaltung der Weinberge wurde von Versorgungshöfen aus getätigt.

In Kallstadt besaß Kloster Otterberg einen großen Versorgungshof.  1279 freiten die Grafen Ludwig und Philipp den Hof in Kallstadt. Ein Jahr später erklärte die Gemeinde Kallstadt, dass der  Hof von Lasten gefreit ist.

In Deidesheim ist der Otterberger Hof um 1300 erstmals erwähnt. Das Kloster verwaltete von dort aus seinen Weinbesitz um Deidesheim.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts, das war seine Blütezeit, besaß das Kloster 78 Höfe und hatte Besitztümer in 170 Städten und Dörfern.In Speyer hatte Otterberg einen Stadthof und ebenfalls in Worms.

Den ersten Besitz in Worms erhielt das Kloster durch eine Schenkung des Ritters Rudewin von Flomberg, die König Heinrich am 16. März 1222 bestätigte (Urkundenbuch S. 32 und Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 3870).

Viele weitere Schenkungen folgten in den Folgejahren bis 1273, so dass das Kloster n Worms über einen umfassenden Besitz verfügte.

Abt Gerhard II. regierte von 1292-1301. Er erhielt am 11. September 1293 von König Adolf von Nassau (1292-1298) eine Schutzurkunde ausgestellt, in der er Abt und Konvent des Klosters mit all seinen Besitzungen in Schutz

nimmt, und alle Freiheiten und Rechtstitel bestätigt. Besonders erwähnt ist das Holzungs-und Weiderecht. (Adolf – RI VI,2 n. 306) 1295 erneuerte Kurfürst Rudolf I. (1294-1317)die Rechte, die sein Vater Ludwig der Strenge früher erteilt hatte.

Unter Gerhards Nachfolger Johannes II. (1303-1324) wurde dem Kloster die Pfarrei Alsenz von Erzbischof Gerhard II. von Eppstein (1288- 1305 ) inkorporiert als ausdrückliche Anerkennung der Zucht, Ordnung und Frömmigkeit, die die

Otterberger Mönche an den Tag legten wie Remling in seiner Urkundlichen Geschichte vermerkt. (S 227)

Um 1380 begann der Abstieg von Kloster Otterberg, der sich allerdings fortsetzte, bis die Reformation das Endes des Klosters bedeutete.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts hatten fast alle Zisterzienserklöster Schwierigkeiten bekommen. Eine wesentliche Ursache dafür war die stark rückläufige Zahl von Konversen. Das führte dazu, dass die Klöster zunehmend von der Eigenwirtschaft auf Verpachtung übergingen, ein Trend,

der  sehr schön an der Mutterabtei Eberbach zu ersehen ist. Dort wurde 1242 erstmals ein Weinberg verpachtet. Ab 1290 wurden zeitliche Verpachtungen immer häufiger, also in der Regel auf 12 Jahre Laufzeit. Damit sollte vermieden werden, dass die Weinberge allmählich in das Eigentum des

Pächters übergingen. Ein weiteres Standbein wurden allmählich Finanzdienstleistungen. Gegen Übertragung von Ländereien oder Geld wurde eine Rente auf Lebenszeit versprochen. Es wurden auch Kredite auf Saatgut oder landwirtschaftliche Geräte erteilt. Pächter oder zinspflichtige Bauern mussten dieses Kredite dann abbauen. Auch ins Depositengeschäft stieg man ein. Die Stadthöfe hatten Lagerräume. Dort konnte man Wein und Getreide, aber auch Wertsachen oder Geld gegen Gebühr aufbewahren. Da die Stadthöfe ja immer in den Städten waren, also gesichert, konnte man die Haftung

überblicken- in der Regel ein gutes und sicheres Geschäft für die Klöster. Das setzte aber natürlich eine gesunde Vermögensbasis voraus. Ein weiteres Geschäft waren die Inkorporationen von Kirchen, denn die Einnahmen der Kirchen kamen immer dem Eigentümer der Kirche zugute, in diesem Fall

dem Kloster zu Gute.

In Otterberg sah man sich aber seit dem Ende des 14. Jahrhunderts immer mehr zu Verkäufen gezwungen. Unter Abt Konrad (1405-1444), der wahrscheinlich vorher in Maulbronn  Mönch war, musste einiges verkauft werden. So wurde 1426 der Hilsberger Hof samt Gütern und Äckern und 80 Pferden mit Genehmigung der Äbte Albrecht (1402-1428) von Maulbronn, Konrad IV. (1423–1438) von Schönau und Abt Johann (1394-1426) von Eußerthal für 1100 Gulden an den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz (1436-1449) verkauft.( Remling, Urkundliche Geschichte.. S.230). Der Hilsberger Hof war schon sehr früh im Klosterbesitz und auch auf der Schutzurkunde von Heinrich VI. (s.o.) bestätigt. Die Otterberger Mönche betrieben dort ein Pferdegestüt.

Unter Konrads Nachfolger Peter II. (1451-1467) schien sich die Lage etwas zu stabilisieren. Vor allem das geistliche Leben nahm wieder Fahrt auf. Kurfürst Philipp von der Pfalz honorierte dies und  bestätigte dem Kloster alle Freiheiten und Gnadenbriefe, die seine Vorfahren ausgestellt hatten.

Kaller führt in seiner Äbteliste nach Abt Johann noch einen Abt  Matthäus, währen bei Remling gleich Abt Pirmin folgt, wobei er sagt, dass nicht klar ist, ob Johann 1500 noch regierte.

1504/1505 fand der Landshuter Erbfolgekrieg statt, in den auch die Kurpfalz verwickelt wurde. Es ging um die Erbfolge in Bayern-Landshut. Georg der Reiche von Bayern-Landshut hatte keine männlichen Erben und setzte in seinem Testament seine Tochter Elisabeth und deren zukünftigen Gemahl

Rupprecht von der Pfalz als Erben ein. Ruprecht war der Sohn von Pfalzgraf Philipp dem Gutmütigen, dem Schutzvogt von Kloster Otterberg. Georg starb 1503. Das Testament widersprach aber dem Hausvertrag der Wittelsbacher, gemäß dem bei Aussterben einer männlichen Linie die Besitzungen an die jeweils andere Linie fallen sollten. Der Münchner Herzog Albrecht erkannte das Testament nicht an. Ruprecht hatte aber bereits Schloss Landshut übernommen. Mit seinen pfälzischen Truppen besetzte er Landshut und Burghausen. Rupprechts Vater Philipp hatte sich auf die Seite seines Sohnes gestellt.

Daraus hatte sich der Landshuter Erbfolgekrieg entwickelt.Kaiser Maximilian erklärte am 5. Mai 1504 die Reichsacht über Philipp. Daraufhin griffen ihn fast alle Nachbarn an mit Ermunterung von Maximilian an. Das war Graf Alexander von Pfalz-Zweibrücken (1489-1514), Emich IX. (+ 1535)

Graf von Leiningen und Landgraf Wilhelm II. (1493-1509)von Hessen. Sie hinterließen in der Kurpfalz und an der Bergstraße eine Spur der Verwüstung. Kloster Limburg wurde von Emich komplett eingeäschert. Kloster Otterberg wurde nicht direkt betroffen. Aber seine Felder, die Wälder und auch die Herden wurden schwer geschädigt. Die drei Grafen legten aber Otterberg schwere Brandschatzungen auf, weil Kurfürst Philipp ja der Schirmherr von Otterberg war. Kurfürst Philipp und sein Bruder erneuerten zwar 1508 die Freiheiten der Abtei. Aber das minderte den Schaden nicht mehr.

Auf Abt Pirmin folgte Abt Wiegand (1519-1547). 1525 brach der Bauernkrieg aus. Auch das Elsass und die Pfalz waren davon betroffen. Der Kolbenhaufen, ein Bauernhaufen im Elsass, plünderte zunächst das Zisterzienserkloster Stürzelbronn bei Bitsch und dann die Burg Gräfenstein des Leininger Grafen

Emich VIII. und Lindelbrunn. Darauf erhoben sich aufständische Bauern um Kaiserslautern, Landstuhl und Fischbach. Sie leerten die Fischteiche der Abtei und plünderten Keller und Speicher. Was sie nicht fort tragen konnten, zerstörten sie. Im Juni 1525 kam es bei Pfedersheim zur Schlacht zwischen den Bauern und dem Heer  von Kurfürst Ludwig. Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. Dabei wurden auch die Anführer der Otterberger Plünderungen gefangen genommen und hingerichtet. Wie schon kurz vorher blieb auch hier das Kloster auf seinen massiven Schäden sitzen. Zwar stellte Karl V.  (1519-1556)dem Kloster einen Schutzbrief aus (Remling S. 232), aber das ersetzte den Schaden natürlich auch nicht. Abt Wiegand starb 1556. (hier wieder Differenz  Remling-Kaller. Bei Kaller endet die Regierungszeit von Abt Wiegand 1547 und danach ist kein unmittelbarer Nachfolger genannt. Abt Wendelin folgt erst 6 Jahre später. Bei Remling ist Abt Wiegand bis zu seinem Tod im Amt und Abt Wendelin Merbot folgt unmittelbar auf ihn.

Der Thesenanschlag von Martin Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg, ob er nun tatsächlich stattgefunden hat oder ob es eher eine akademische Diskussion vor allem zum Ablasshandel war, er wird meist als Beginn der Reformation gesehen. Die drei reformatorischen Hauptschriften folgten 1520.

Dann wurde Luther gebannt und 1521 fand in Worms der Reichstag statt, bei dem Luther von Karl V. verhört wurde. Nach dem Reichstag wurde er auf der Rückreise zum Schein überfallen und auf die Wartburg verbracht. Als Junker Jörg übersetzte er dort die Bibel. Der reformatorische Prozess kam in Gang. Das Resultat des Reichtages von Speyer war, dass es den Landesfürsten überlassen blieb, wie sie es mit der Religion hielten. Auf einem weiteren Reichstag in Speyer protestierten sechs Fürsten und 14 Reichsstädte gegen die Verhängung der Reichsacht gegen Luther sowie die Ächtung seiner Schriften und Lehre. Außerdem forderten sie eine ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens.  Die Glaubensspaltung war jetzt nicht mehr aufzuhalten.

In der Pfalz wurde Friedrich II. 1544 Kurfürst. Seine Untertanen hatten sich 1545 zum neuen Glauben bekannt. 1546 führte Friedrich die Reformation in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger war Ottheinrich, der 1559 starb. Auf ihn folgte Friedrich III. (1559-1576). Er verlangte nun von Abt Wendelin,

seinen Glauben zu verlassen und seiner bisherigen Lebensweise zu entsagen. Außerdem sollte er seine Abtei  den Predigern der neuen Lehre räumen. Das war die Bedingung, falls der Abt und seine Konventualen in der Abtei bleiben wollten und dort Wohnung und Ernährung hätten.

Abt und Konventuale wollten aber  ihrer Religion treu bleiben und die Ordensgelübde nicht brechen. Sie mussten das Kloster verlassen und gingen zunächst nach Worms in die Klosterbesitzungen, wo Abt Wendelin im Oktober 1561 starb. Die Abtei wurde einem weltlichen Pfleger unterstellt.

und die Kirche mit protestantischen Predigern besetzt.

Wallonische Glaubensflüchtlinge wurden angesiedelt. Otterberg gehörte mittlerweile zum Herzogtum Pfalz-Lautern, dass Ludwig VI. ,der Sohn von Friedrich III., für seinen Sohn Johann Casimir eingerichtet hatte. Dieser erhob Otterberg 1591 zur Stadt.

Die Geschichte der Zisterzienserabtei hatte 1559 geendet.

Die Äbte des Klosters Otterberg (nach Gerhard  Kaller, Otterberg, eine Stadtgeschichte, 1976)

1. Abt Stephan (1145-1173)

2. Abt Albero (1185)

3. Abt Wilhelm (-)

4. Abt Philipp (1195-1225)

5. Abt Johannes (-)

6. Abt Herwig (1229)

7. Abt Gerhard (1230-1236)

8. Abt Folkart (1240)

9. Abt Gerhard (1242)

10. Abt Ulrich (1245)

11. Abt Walthelm (1247-1259)

12. Abt Friedrich (1263-1264)

13. Abt Johannes (1267-1271)

14. Abt Gottfried (1272-1276)

15. Abt Gerhard (1275-1277)

16. Abt Heinrich (1278-1284)

17. Abt Gerhard (1292-1301)

18. Abt Johann (1303-1324)

19. Abt Heinrich (1325-1332)

20. Abt Peter (1336-1343)

21. Abt Philipp (1350-)

22. Abt Johannes (1353-1355)

23. Abt Nikolaus (1366-1370)

24. Abt Friedrich (1392-1395)

25. Abt Konrad (1405-1444)

26. Abt Peter (1451-1467)

27. Abt Johann (1469-1486)

28. Abt Matthäus (1486-1502)

29. Abt Pirmin (1503-1519)

30. Abt Wiegand (1519-1547)

31. Abt Wendelin Merbot (1553-1561)

21 Feb 2021

Zisterzienserabtei Bellevaux

                                                                                                                                                                           Zisterzienserabtei Bellevaux

 

 

                                                                                                                                                                                                                                       

Im Jahre 1119 wurde Kloster Bellevaux als erstes Tochterkloster von Morimond gegründet, eine der 4 Primarabteien des Zisterziersienrordens.  Es war das erste Zisterzienserkloster in der Freigrafschaft Burgund. In diesem Jahr hatte Papst Calixt II. (1119-1124)

die “Carta Caritatis” angenommen und bestätigt. Das ist das Verfassungsdokument des Zisterzienserordens und regelt die Beziehungen der Zisterzienserklöster. Sie legt fest, dass die Tochterklöster keine finanziellen Abgaben ans das Mutterkloster zu leisten hatten,

im Gegensatz zu den Klöstern der Cluniazenser, wo hohe Abgaben geleistet werden mussten. Sie regelte die Neugründungen, die Visitation, sowie die verbindliche Auslegung der Benediktinerregel durch Kloster Citeaux. Sie legte für den Orden einheitliche Riten und liturgische Bücher fest.

Die Stabilitas Loci, das ist dauerhafte Bindung eines Mönches oder einer Nonne an ein bestimmtes Kloster gehört wie bei allen benediktinisch geprägten Orden ebenfalls zum Regelwerk. Die Carta Caritatis wurde wohl von Stephen Harding, dem dritten Abt von Citeaux verfasst.

Papst Calixt II. hatte nicht nur die Carta Caritasbestätigt, sondern auch den neuen Orden unter seinen Schutz genommen. Er stammte aus Burgund, war der Sohn von Graf Wilhelm von Burgund. Sein Bruder Hugo war ab 1086 Erzbischof von Besancon. Diese Diözese spielte eine wichtige Rolle in der

Entwicklung des Zisterzienserordens.

Gegründet wurde Bellevaux auf Initiative von Pontius aus der Familie La Roche-sur- l’Orgnon. Er wurde auch der erste Abt von Kloster Bellevaux. Er rief Mönche aus Morimond in ein Sumpfgebiet zwischen dem heutigen Chambornay-lès Bellevaux und Cirey um dort mit Zustimmung Erzbischofs von

Besancon Anseric von Montréal (1117-1134) ein Zisterzienserkloster zu gründen. Erzbischof Anseric war ein großer Freund und Förderer der Zisterzienser. In seiner Regierungszeit wurden 9 Zisterzienserklöster in seiner Diözese gegründet.

Er und sein Nachfolger Humbert (1134–1162)erteilten viele Bestätigungen. Auf Bitten der Zisterzienserabteien sorgte er für Bestätigungen alter Güter und  dafür, dass kirchliche Rechtsprechung den Schutz kirchlicher Güter sicherte.

Pontius leitete die Abtei fast  40 Jahre. Er lenkte den Aufschwung und das Aufblühen der Abtei. Er führte sie zu großem Wohlstand. Der Legende nach haben zu seinen Lebzeiten bis zu 500 Mönche in der Abtei gelebt. (nach René Locatelli: L’implantation cistercienne dans le comté de Bourgogne jusqu’au milieu du XIIe siècle Seite 87- auch online verfügbar)

Die Herren von La Roche-sur-l’Ognon waren zwar die ersten Stifter. Aber bald eiferten ihnen viele nach. Der umliegende Adel unterstütze die Gründung schnell auch sehr tatkräftig. Zu den ersten Stiftern zählte auch Richard von Montfaucon.

1124 konnte Bellevaux schon seine erste Tochtergründung vornehmen. Abt Stefan wurde mit seinen Mönchen nach Lützel in der Diözese Basel geschickt. Dort hatten die drei Grafenbrüder Hugues, Amadée und Richard von Montfaucon das Kloster Lützel gestiftet. Es ist genau an der romanisch-germanischen Sprachgrenze gelegen. Die Gründung dieses Klosters bedeutete einen Meilenstein in der Entwicklung der Zisterzienser im deutschsprachigen Raum, was sich an seiner blühenden Filiation zeigt. In nur 7 Jahren erfolgten 7 Tochtergründungen von 1137-1138. die 8. und letzte erfolgte dann 1194.

1131 war Bernhard von Clairvaux in Besancon, wo er einer feierlichen Bestätigung der Güter von Bellevaux und einer Schenkung von Richard von Montfaucon beiwohnte.

1139 bestätigte Papst Innozenz II. (1130-1143) den Besitz der Abtei.

Im September 1143 weihte Erzbischof Humbert die Klosterkirche ein.

Im Jahre 1156 erfolgte die erste kaiserliche Bestätigung Friedrich I. Barbarossa (1155-1190) Urkunde – RI IV,2,1 n. 4022 ausgestellt im Juni in Würzburg 1156.

Die Urkunde wurde für alle burgundischen Zisterzienserklöster ausgestellt und in der Urkunde auf seinen Schwiegervater Rainald III., von Burgund, der 1148 gestorben war und seine Tochter Beatrix verwiesen, mit der Friedrich I. von 1156-1184 verheiratet war.

Beatrix wurde 1178 in Vienne zur burgundischen Königin gekrönt. Sie wie auch ihr Sohn Otto I  († 1200) stifteten für Kloster Bellevaux.

“ Friedrich nimmt die Zisterzienserklöster Bellevaux, La Charité und La Grâce-Dieu , die besonders vom verstorbenen Vater seiner Gemahlin, Kaiserin Beatrix, Graf Rainald (Reginardus) von Burgund, gefördert worden sind, auf Bitten ihrer Äbte Poncius, Petrus und Robert (Ponci Belleuallis, Petre Caritatis, Roberte Rupis Floride) in seinen Schutz und bestätigt ihnen die genannten Besitzungen sowie den Neubruchzehent. Z.: die Erzbischöfe Hillin von Trier, Humbert von Besançon, die Bischöfe Otto von Freising (Frisiensis), Ortlieb (Ordiebus) von Basel, die Herzoge Heinrich von Sachsen, Matthäus von Lothringen, die Grafen Stephan von Burgund (Mâcon) und Theoderich von Mömpelgard (Montbéliard/Montisbeligardi). – Reginaldus canc. vice Arnoldi Mogontini archiep. et aechicanc.

Abt Pons starb im Jahre 1156. 

Der 2. Abt von Bellevaux wurde Burchardus. Er kam aus dem Kloster Balerne, einer Benediktinergründung aus dem Jahr 1107, die sich 1136 als Tochter von Clairvaux dem Zisterzienserorden angeschlossen hatte. Dort war er der erste Zisterzienserabt. Burchardus galt als literarisch begabt, wenngleich sich nicht allzu viel von ihm erhalten hat.

Es ist ein Briefwechsel  mit Bernhard von Clairvaux belegt  “Epistola ad Bernardum Claraevalensum”. Dann hat er wohl das Schlusskapitel zur erhaltenen Vita Prima des Bernhard von Clairvaux verfasst. 1158/9 wechselte Burchardus an das nahe gelegene Kloster Bellevaux über, wo er Abt wurde. Dort verfasste er auch die “Apologia de Barbis”. In den Bibliothekskatalogen von Balerne sind noch 4 Werke von Burchardus registriert. Burchardus starb 1164.

Sein Nachfolger war Bernardus. Er wird 1165 anlässlich einer Schenkung erstmals urkundlich erwähnt. 1174 kam Peter von Tarantaise ein Zisterzienserabt und Erzbischof von Tarantaise im Kloster Bellevaux schwer erkrankt an und starb dort. Er wurde in der Klosterkirche von Bellevaux

bestattet.

Am 9. Dezember nahm Papst Lucius III. (1181-1185) auf Bitten von Abt Bernhard  Kloster Bellevaux in seinen Schutz. Es folgte eine ausführliche Bestätigung des klösterlichen Besitzes, auch gewährte Zinsnachlässe, die alle bestätigt wurden. (RI IV,4,4,1 n. 883)

Am selben Tag stellte Papst Lucius III. eine Urkunde an die Äbte Peter von Cîteaux und Peter von Clairvaux ausgestellt. Darin wird berichtet, dass er durch die Äbte (Bernhard) von Bellevaux und (Gaufrid) von Hautecombe (Bellevallis et Altecumbe abbates) von der Bitte des Ordens erfahren, Erzbischof Peter von Tarantaise zu kanonsieren und weiter, dass er der Bitte gerne nachgekommen wäre “wenn nicht Ungelegenheit von Zeit und Sache es verhindert hätte” (RI IV,4,4,1 n. 880)

Die Heiligsprechung erfolgte dann durch Papst Cölestin III. (1191-1198) am 10. Mai 1191 mit der Urkunde RI IV,4,4,5 n. 32. In der Urkunde wird auf die Urkunde von Papst Lucius Bezug genommen. Seine Gebeine wurden am 11. September 1191 erhoben und Papst Cölestin gewährte

Klosterkirche von Bellevaux das Recht, dass der Heilige in dieser Kirche ruht und er befahl die feierliche Verehrung. Sein Festtag war der 10. Mai, der immer unter einem großen Zulauf von Pilgern gefeiert wurde. Bellevaux war zu einem bedeutenden Wallfahrtsort geworden.

Peter von Tarantaise galt schon zu seinen Lebzeiten als Heiliger. Nach seiner Kanonisation setzte ein regelrechter Kult um seine Reliquien ein und Reliquien waren immer ein gutes Geschäft für Klöster. Es gab Wallfahrten und damit viele Gläubige, die dann durchaus ein Wirtschaftsfaktor waren.

Auch die Stiftungen und Vergabungen mehrten sich und trugen auch zum Wohlstand des Klosters bei.

Eine weitere Schutzurkunde stellt Kaiser Friedrich I. zwischen 1179-1186 aus  und zwar  RI IV,2,4 n. 3046

“Friedrich gibt allen seinen Getreuen bekannt, dass sich die Zisterzienseräbte Peter von Clairvaux und Bernhard von Bellevaux bereit erklärt haben, nach seinem Tod in allen Klöstern des Ordens für ihn das volle Officium wie für einen Abt zu halten, nimmt alle Niederlassungen und Besitzungen des Ordens in seinen Schutz und droht an, gegen jegliche Unterdrückung des Ordens wie gegen eine seiner (des Kaisers) Brüder und Freunde vorzugehen. – “

Die nächsten beiden Äbte Conrad und Guido sind nur einmal Conrad 1186 und Guido zwei mal 1188und 1189 urkundlich nachzuweisen. Abt Wilhelm wird 1190 erwähnt

1189 verlieh Pfalzgraf Otto von Burgund, der Sohn Friedrichs I. Kloster Bellevaux ein weitgehendes Schutzprivileg.

Kloster Bellevaux hatte mehrere Grangien. Zwei davon werden in der Urkunde von Papst Lucius genannt. Eines ist Champoux (de Champors) in der Nähe von Besancon und das andere ist Gut Marloz bei Cirey gelegen, das ganz nahe bei Kloster Bellevaux ist.

Die Grangien waren die Bewirtschaftungsgrundlage eines Zisterzienserklosters. Das waren Gutshöfe, die nicht weiter als eine Tagesreise (zu Fuss) vom Kloster entfernt sein sollten . Die durchschnittliche Größe einer Grangie lag zwischen 500-700 Morgen Land

(Der Morgen entspricht heute etwa 2.500 m²) Die Grangien wurden von Konversen, das sind Laienmönche, bewirtschaftet. Die Stellung der Konversen ist im Codex von Trient festgehalten. (Capitula 20 – 22). Das Verhältnis Konversen zu Mönchen war etwa 3:2

(Kloster Clairvaux- manchmal sogar mehr. Im belgischen Kloster Le Dunes waren es praktisch doppelt so viele Konversen wir Mönche. Die Aufsicht hatte der Grangienmeister, der auch Zellerar war inne. Er bestimmte in der
Regel einen der Konversen als Stellvertreter, der dann die selben Aufgaben wahr nahm wie der Grangienmeister. Deutsche Klöster hatten je nach Kloster zwischen 10 und 20 Grangien.

Maulbronn hatte  20 Grangien, Kaisheim 17 und Eberbach 16.

Jedes Zisterzienserkloster war ein Eigenbetrieb. Aufgrund ihrer Lage waren die Zisterzienserklöster meist von der Außenwelt abgeschieden. Die notwendigen Güter musste jedes Kloster selbst herstellen. So hatten praktisch alle Klöster Mühlen, einen Fruchtspeicher und eine Schmiede.

Das Kloster Bellevaux hatte mehrere Mühlen am Ognon und eine Schmiede in Cirey.

Was die Zisterzienser ebenfalls bestens beherrschten, war die Wasserwirtschaft. In Bellevaux wurde ein bestehender Bach kanalisiert und diente zur Abwasserversorgung. Es wurden aber auch oberirdische Kanäle zur Bewässerung abgezweigt.

Wasser wurde in allen Klöstern zunächst als Trinkwasser und zur Bewässerung genutzt, aber auch zum Betreiben von Mühlen. In Maulbronn steht eine Mühle im Klosterareal, betrieben von einem Bach, der durch das Kloster fließt. Fischzucht spielte eine große Rolle.

Auch da spielen die deutschen Klöster, die alle über Bellevaux in der Filiation verknüpft sind, eine große Rolle. In Schöntal, Bronnbach  und vor allem Maulbronn, das ja ein regelrechtes Teichsystem angelegt hatte, stellte die
Fischzucht nicht nur einen wesentlichen der Ernährung des Klosters sicher. Sie war auch eine gute Erwerbsquelle für das Kloster. Die Zisterzienserklöster brachten für alle Regionen, in denen sie ansässig waren für die landwirtschaftliche Entwicklung einen deutlichen Entwicklungsschub.

Bei den deutschen Klöstern Eberbach, Maulbronn und Bronnbach ist da vor allem der Wein zu nennen. Nicht nur, dass Reben dort eingeführt wurden wie die Burgunderrebe in Eberbach, der Traminer in Maulbronn, auch die Weinbautechnik wurde von den Klöstern vorangetrieben.

Einer der ältesten deutschen Weinberge wurde vom Kloster Eberbach angepflanzt, der Steinberg, auf dem heute noch Wein angebaut wird. In Maulbronn wurde der Terassenweinbau eingeführt. Kloster Bellevaux kann für sich die Einführung des normannischen Cidre-Apfels in der

Freigrafschaft in Anspruch nehmen.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurden die Grangien verpachtet. Bellevaux hatte wohl mit demselben Problem wie alle Zisterzienserklöster zu kämpfen. Die Zahl der Konversen ging zurück und es wurde immer schwieriger, das Land in Eigenregie zu bebauen.

Kloster Bellevaux investierte in die Salinen von Lons-le-Saunier und Salins-les-Bains. In >Besancon wurde laut Wikiwand ein Stadthaus errichtet. Ob das mit dem

Hospiz mit Keller in der Rue Battant in Besançon, das Wikipedia  erwähnt, konnte ich nicht genauer eruieren. Ein Hospiz zu betreiben war nicht unbedingt die Regel in Zisterzienserklöstern.

Das 14. Jahrhundert brachte für die ganze Region Schwierigkeiten, Seuchen, Naturkatastrophen und Kriege. Die Pest hatte Mitte des 14. Jahrhunderts Europa erreicht. Der Seuche fielen in Europa etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer.

Auch die Zahl der Mönche in Bellevaux fiel drastisch. 1352 beim Besuch des Mutterabtes von Morimond lebten noch 18 Mönche im Kloster. Die Situation verschlechterte sich aber weiter. Etwas mehr als 140 Jahre später waren es gerade noch 6 Mönche

und man musste die Reliquien von Peter von Tarantaise ausstellen, um Almosen für die Reparatur der Kirche zu sammeln.-

Die Freigrafschaft Burgund war inzwischen an das Haus Habsburg gefallen. Die Heirat Maximilians mit Maria von Burgund, der Tochter von dem burgundischen Herzog Karl dem Kühnen am 19. August 1477 legte den Grundstein dafür. Sie wurde die Großmutter von Karl V.

Dieser schloss am 26. Juni 1548 in Augsburg den Burgundischen Vertrag.Dieser entzog den Burgundischen Kreis, einer der 10 Reichskreise weitgehend der Oberherrschaft des Reiches. Karl V. und sein Sohn Philipp II. waren nun Herrscher von Burgund. In dieser Zeit erholte sich Kloster Bellevaux

auch wieder. Die Äbte wurden zunehmend Kommendaräbte, das heisst, sie wurden nicht mehr vom Konvent gewählt sondern vom König bzw. Herrscher eingesetzt.

Die Kriege zwischen Spanien und Frankreich waren für das Kloster existenzbedrohend.1603 waren nur noch 5 Mönche im Kloster

Jean-Baptiste de Cusance war Kanoniker in Besancon und wurde 1621 Abt von Bellevaux. Er hatte noch mehrere Kirchenämter. So war er Erzdiakon von Besancon, Kämmerer von Papst von Papst Urban VIII. (1623-1644)

1660 wurde Humbert de Precipiano von Philipp IV. von Spanien als Kommendarabt eingesetzt. Er war der letzte von einem spanischen König eingesetzte Abt von Bellevaux. Er hatte in Konstanz Philosophie studiert. Am Jesuitenkolleg in Leuwen das Lizentiat für Recht und den Doktor der Theologie erworben. Er war Erzdiakon und Dekan des Kapitels der Erzdiözese Besancon.

Mit dem Westfälischen Frieden trat das Haus Habsburg die Landgrafschaften Ober-und Unterelsass an Frankreich ab.Frankreich hatte auch die Erzbistümer Metz, Toul und Verdun zugesprochen, die die de facto schon seit 1552 besaß.

Unter Ludwig XVI. weitete seine Herrschaft teils durch Verträge, teils durch Aggression aus.  Im Frieden von Nimwegen musste Spanien 1678 die Freigrafschaft an Frankreich abtreten.

Bellevaux wurde nun französisch. Seine ruhige Spätzeit begann.

Das Kloster war jetzt Kommende.Der Abt lebte oft außerhalb des Klosters , erhielt aus den Einnahmen des Klosters beträchtliche Zahlungen, hatte aber mit dem täglichen Betrieb oder der geistlichen Disziplin der Mönche nichts mehr zu tun. Die Zahl der Mönche belief sich im 18. Jahrhundert auf

vier bis fünf Mönche einschließlich Prior. Sie wurden von Angestellten versorgt

Louis-Albert de Lezay-Marnésia wurde 1731 zum letzten Abt von Bellevaux ernannt. Er ist am 3. Februar 1708 geboren. 1738 wurde er am Kapitel von St. Jean in Lyon Kanoniker. 1759 wurde er Bischof von Evreux. Im Kloster Bellevaux entwickelte er eine umfassende Bautätigkeit und alle noch heute bestehenden Gebäude gehen auf ihn zurück. Er ließ ein Haupt- bzw. Konventsgebäude errichten. Im Wirtschaftsgebäude waren Remisen, Stallungen und eine Fruchtschütte. Es gab ein Waschhaus und einen Weinkeller. Die Bauten sind auf 1762 datiert. 1777 wurden die letzten Bautätigkeiten durchgeführt.

Wegen Krankheit resignierte Abt Louis-Albert de Lezay-Marnésia am 14. Januar 1774.

1789 brach in Frankreich die Revolution aus. Abt Louis-Albert zog sich auf seinen Geburtsort zurück, wo er am 4. Juni 1790 starb.

Im Zuge der Revolution wurde das Kloster aufgehoben. Mobiliar und Gebäude wurden 1791 versteigert. 1795 erwarb es der französische Revolutionsgeneral Jean-Charles Pichegru und bewohnte es.

1817 kaufte Dom Eugène Huvelin (1742–1828)    ein ehemaliger Mönch aus dem Trappistenkloster Sept-Fonts, die ebenfalls wegen der Revolution 1791 aufgelöst worden war. Zusammen mit zwei ehemaligen  Konversen

gründete er dort ein Zisterzienserkloster der strengen Obervanz (Trappisten). Bald kamen drei Postulanten dazu. Er schaffte es auch, die Reliquien des Heiligen Peter von Tarantaise für Kloster Bellevaux zurückzugewinnen.

Nach seinem Tod 1828 hatte die Gemeinschaft 10 oder elf Novizen und neun Religiosen aber keinen Priester mehr. Bellevaux war kurz vor der Julirevolution von 1830 von der wiederbegründeten Abtei Gard/Sept-Fons übernommen, 1837 aber aus Geldnot verkauft. Die Gemeinschaft zog über Val-Sainte-Marie bei Besançon nach Grâce-Dieu und schließlich nach Tamié in Savoyen weiter. Die Abtei existiert heute noch und auch noch die rege Verherung des Heiligen Peter.

Kloster Bellveaux gelangte 1837 in den Besitz derFamilie der Grafen von Ganay. Seit 1957 wurden die Gebäude als Ferienkolonien verwendet und seit 1994 ist es wieder im

Privatbesitz.

Kloster Bellevaux war Mutterabtei von Lucelle (1124), Montheron in der Schweiz (1130) Rosières (1132) und Daphni in Athen (1211)

Kloster Bellevaux hatte 8 Grangien nämlich

Cirey,  Magny, Trevey, Argirey, Valleroy  und Baslières in relativer Nähe zur Abtei und Champoux und Braillans im benachbarten Departement Doubs gelegen

                                                                                                                                                       

 

Die Äbte der Abtei Bellevaux. In Denis de Sainte-Marthe (Hrsg.): Gallia Christiana. In provincias ecclesiasticas distributa, in qua series et historiaJean-Baptiste de Cusance archiepiscoporum, episcoporum et abbatum Franciæ vicinarumque ditionum ab origine ecclesiarum ad nostra tempora deducitur, & probatur ex authenticis instrumentis ad calcem appositis. Band 15: Jean-Barthélemy Hauréau: Provincia Vesuntionensi. Editio altera. Palmé, Paris 1860–1868, Sp. 239–247 [mehrheitlich Abtliste]. online ist die Äbteliste dabei. Außerdem eine kurze Zusammenfassung wann und weshalb die Äbte urkundlich erwähnt sind.

Der Text ist allerdings lateinisch.

Die Liste unten ist in  Wikiwand Abbaye de Notre Dame de Bellevaux. sie weicht allerdings stark von der lateinischen ab, wobei mir die lateinische präziser und besser belegt zu sein scheint. Z. B. wird Jean Rollin (1455-) gar nicht geführt und in anderen mir im Netz zugänglichen Quellen

finde ich keine Erwähnung von Jean Rollin als Abt von Bellevaux.

  • 1119-1156 : Pons de La Roche (Sohn von Pons I de La Roche, Gründer Abtei)

  • 1156-1163 : Burchardus (renommierter Schriftsteller)

  • Bernardus

  • Conradus

  • Guido I

  • Guillelmus I

  • Wecilo

  • Herbertus

  • Odo

  • Simon

  • Humbertus I

  • Stephanus I

  • Petrus I

  • Theodoricus

  • Jordanus

  • Nicolaus

  • Pierre II de Gy

  • Jean de Nant[19]

  • Guido II

  • Johannes II

  • Antonius I

  • Stephanus II

  • Guillaume II de Moûtier

  • 1455-? : Jean Rolin

  • Jacques de Theulley de Pontailler

  • Antonius II de Nant

  • 1530-1546 : Marc Cussenet

  • Jean II de Tartre

  • 1551-? : Pierre III d’Andelot

  • Pierre IV d’Andelot

  • Louis I de Tartre

  • Pierre V d’Albamey

  • 1607-1621 : Philippe Boitouzet

  • 1621-1633 : Jean-Baptiste de Cusance

  • 1633-1660 : Louis II Delatour

  • 1660-1682 : Humbert II de Precipiano

  • 1682-1731 : César de Marnais de la Bastie

  • 1731-1790 : Louis-Albert de Lezay-Marnésia

03 Feb 2021