Tettnang, Neues Schloss
Tettinanc so lautet die urkundliche erste Erwähnung Tettnangs in einer 882 in Wasserburg ausgestellten Urkunde. Es geht um einen Vertrag zwischen einem Großbauern und dem Kloster Sankt Gallen. Zwischen 1112 und 1154 wird eine erste Burg in Tettnang erbaut. Sie bildete das Zentrum einer neuen Grafschaft. In einer Urkunde Friedrich Barbarossa wird ein Graf Kuno erwähnt. Über die Grafschaft Bregenz kommt Tettnang dann an Hugo I., den ersten Grafen von Montfort. Der Enkel Hugo III. erhält bei der Teilung der Grafschaft die Gebiete um Tettnang und wird so der Begründer der so genannten Tettnanger Linie. Ende des 12. Jahrhunderts initiiert er die Anlegung eines Marktes. Die Lage an der Fernstraße Ulm-Ravensburg-Lindau erschien dafür günstig. 1297 wurde durch König Adolf von Nassau das Stadtrecht verliehen. Hugo IV. studierte in Bologna italienisches Stadtrecht und konnte so einen wichtigen Beitrag erbringen. Die Habsburger besiegten Adolf von Nassau in der Schlacht von Göllheim, in der Adolf getötet wurde. war er für abgesetzt erklärt worden und der Habsburger Albrecht zum König gewählt worden. Dieser bestätigte das Stadtprivileg Tettnangs. In den Streitigkeiten zwischen Habsburg und Ludwig dem Bayer wurde Tettnang 1322 von dem Habsburger Herzog Leopold belagert und völlig zerstört. 1379 setzte Heinrich IV. von Montfort eine städtische Verfassung für Tettnang fest, die den Bürgern mehr Priviligien einräumte. In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörte Tettnang dem Schwäbischen Städtebund an.Außerdem gehörte es zum Bund der Bodenseestädte. Nach dem Tode Wilhelms V. wurde Montfort in drei Komplexe geteilt. Tettnang war Hauptstadt der Grafschaft geworden. Ulrich V. und sein Sohn Ulrich VII. stabilisierten die städtische Selbstverwaltung mit der Festigung der Rolle eines Bürgerrats, des Bürgermeisters und eines Ammans. Sie interessierten sich für Kunst und waren beim Adel hoch geachtet. Nach dem Tode Ulrichs VII. hatte seine Gemahlin Magdalena von Öttingen die Position einer Stadtregentin inne. Nach ihrem Tod wurde ihr Neffe Hugo XVI. durch Kaiser Karl V. mit Tettnang belehnt.
Im Bauernkrieg kann Hugo XVI. zwischen dem aufständischen Seehaufen und dem Schwäbischen Bund unter Truchsess Georg von Waldburg, dem “Bauernjörg” vermitteln. Er wirkt am “Weingartner Frieden” mit. 1526 übernimmt er die Tettnanger Gebiete.
Im 30-jährigen Krieg wurde die Burgen von Tettnang und Argen zerstört. Das Tettnanger Gebiet wird mehrfach von Hungersnöten, Pest und Verwüstung heimgesucht.1667 errichtete Graf Johann VIII. von Montfort einen schlichten Neubau, das heutig Alte Schloss. Durch Erbteilung sank die politische Macht des Grafen. Ein repräsentativer Neubau sollte neuen Glanz bringen. Christoph Gessinger, der Baumeister des Neuen Schlosses in Meersburg wurde mit der Planung beauftragt. Ab 1713 wurde mit dem Bau begonnen. Auch die Inneneinrichtung wurde von bekanntesten Künstlern der Zeit wie den Freskanten Johann Michael Rottmay und Johann Rudolf Byss sowie dem Stuckateur Dominikus Zimmermann ausgeführt. Das alles überstieg die Finanzkraft des Grafen erheblich. Nach fünfjähriger Bauzeit, der Bau war noch nicht vollendet,
ließ Graf Anton die Bauarbeiten einstellen. Der Sohn Ernst konnte 1731 noch die Schlosskapelle vollenden. Zu allem Unglück brannte das Schloss 1753 bis auf das Erdgeschossgewölbe aus. Nur die Fassaden und wenige Reste der Innendekoration blieben erhalten. Doch Graf Franz Xaver von Montfort machte weiter, allerdings mit finanzkräftiger Unterstützung Österreichs, das damit natürlich seine machtpolitischen Ziele weiter verfolgte. 1770 hatten wiederum die bekanntesten Künstler ihrer Zeit den Wiederaufbau beendet. Allerdings war auch der Graf am Ende, zumal Habsburg den Verkauf von Langenargen blockierte. 1780 kapitulierte Graf Montfort und trat seine verschuldeten Besitztümer an Österreich ab. Dafür erhielt er Schuldenerlass und eine jährliche Rente von 6000 Gulden.
Tettnang wurde als Oberamt Tettnang in Vorderösterreich eingegliedert und verblieb dort bis zum Frieden von Pressburg. 1805 fiel es so an Bayern, das Tettnang 1810 an Württemberg weitergab.
Bis 1973 war Tettnang Kreisstadt. Mit der Kreisreform, die am 1.1.1973 in Kraft trat, ging Tettnang im Bodenseekreis auf.