Kloster Weissenburg im Speyergau

Unbenannt

Das Kloster Weissenburg ist um 660 gegründet worden. Das Jahr seiner Gründung ist aber nicht überliefert  und auch für den Gründer gibt es zwei   Überlieferungsstränge.                                                                                                                                                                                                                                  

Man geht heute davon aus, dass Bischof Dragobodo von Speyer der Gründer des Klosters im heutigen Unterelsass ist und nicht König Dagobert I., der ja ebenfalls als Gründer “gehandelt”  wird.                       

Die älteste erhalten Urkunde ist eine Todesfallschenkung am 24. Februar 661. Ein Bonifacius schenkt dem Kloster St. Peter Güter seines verstorbenen Sohnes Gundebald. Darin heißt es,

dass Bischof Dragobert das Kloster gebaut hat (que ipse pontifex construxit). Der Ort, in dem die Güter liegen (Gairoaldo), ist vermutlich, Gerolsheim das nordwestlich von Frankenthal ist.

Der zweite Überlieferungsstrang gibt Dagobert I. als Gründer an. Allerdings liegt dieser Annahme eine zweifellos gefälschte Urkunde zugrunde. Die königliche Gründung wurde vom Kloster wohl

vor allem angegeben, um den Status einer Reichsabtei gegenüber bischöflichen Ansprüchen, also speyrischen Ansprüchen zu verteidigen. Das gilt dann auch vor allem für die Urkunde Kaiser Heinrichs.

Otto II. stellt dem Kloster am 25 Oktober 967 in Verona eine Urkunde aus und “ bestätigt dem Kloster Weissenburg unter seinem Abt Geilo über dessen Vorsprache und die Bitte seiner Mönche gleichwie seine Vorgänger Pippin, Ludwig und alle übrigen die namentlich angeführten Grenzen seiner Mark, die ihm einst der erstgenannte König übertragen hatte, und verleiht ihm die Immunität “ (Otto II. – RI II,2 n. 591) Diese Urkunde macht es wahrscheinlich,

dass Kloster Weissenburg während der Regierungszeit eines Königs Dagobert zu mindestens mit nomineller Genehmigung des Königs geschehen ist. (Heinrich Wagner in ARCHIVFÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE NEBST BERICHTEN ZUR KIRCHLICHEN DENKMALPFLEGE IM AUFTRAG DER GESELLSCHAFT FÜR MITTELRHEINISCHE KIRCHENGESCHICHTE IN VERBINDUNG MIT H. AM ERICH „M. -L. CRONE „J.MÖTSCH „W. SEIBRICH R. E. SCHWERDTFEGER . W. WEBER HERAUSGEGEBEN VON FRIEDHELM JÜRGENSMEIER 55. JAHRGANG 2003  )

In einer Urkunde, die Heinrich IV. am 11. Februar 1102 ausstellt, wird Dagobert als Gründer genannt.  Urkunde 473  MG Diplomata Heinrich IV. “Heinrich stellt anläßlich der vor ihn zu Mainz gebrachten Klage des Abtes Stephan

von Weissenburg über die Übergriffe der Vögte nach Vernehmung der Hörigen des   Klosters die Rechte des Vogtes entsprechend der Bestimmung König Dagoberts fest . Speyer 1102 Februar 11 . “

Zwei fränkische Adelsgeschlechter, nämlich das Geschlecht der Theodarde, dem auch Dagobert angehörte und das der Chrodoine bestimmte die Anfangszeit Weißenburgs entscheidend mit. Diese Adelssippe war auch in Thüringen begütert.

Dazu passt, dass das Erfurter St. Peterskloster zu Beginn des 8. Jahrhunderts von Weißenburg besiedelt worden ist. Beide Klöster haben mit St. Peter dasselbe Patrozinium und beide haben auch die Dagobert-Tradition gemeinsam. Nur führt Erfurt

seine Anfänge nicht auf den ersten, sondern auf den dritten Dagobert zurück.

In Weißenburg wurde zunächst die “Regula mixta” befolgt. Das ist eine Kombination aus der Columban-Regel und der Benedikt-Regel, so wie sie in Luxeuil gepflegt wurde. Dort hatte der spätere Trierer Bischof Numerian unter dem Abt Waldebert

die Satzungen des Columban durch die Benediktregel ergänzt. In diesem Umfeld bewegte sich auch der Speyrer Bischof Dragedo. Auch der erste bekannte Stifter für Kloster Weißenburg, nämlich der oben genannte Bonifacius, hatte Beziehungen

zu den fränkischen Bischöfen, die die Verbreitung dieser Regula mixta in den von ihnen gegründeten Klöstern verfolgten.

Um 820 begann nun Pirmin im südwestdeutschen Raum zu wirken. In den vom ihm gegründeten, bzw. reformierten Klöstern  führte er die Regel des Heiligen Benedikt ohne die Zusätze Columbans ein. Von Kloster Hornbach aus sei er oft in Weißenburg

gewesen und habe den dortigen Mönchen die “norma sancti Benedicti” vorgetragen. In einer Traditionsnotiz des Kloster Weissenburg, die Kaspar Zeuss in seinen Traditiones et possesionesque Wizzenburgenses Nr. 193 überliefert, tritt ein Dekan Gerbert

als Zeuge auf. Die Stellung des Dekan in der Konventsstruktur als zweiter nach dem Abt entspricht der Struktur, die Pirmin nach der Vermutung Hallingers (Kassius, Gorze-Kluny) eingerichtet hat. Weissenburg wurde auch schon sehr früh in die Verbrüderung

der Reichenau aufgenommen. Alles zusammengenommen spricht schon dafür, dass die Pirminsche Reform, so wie die Vita Pirmins es berichtet, in Weissenburg angekommen ist.  Auch die elsässische Herzogsfamilie der Etichonen,  die Pirmin bei

seinen Reformen stark unterstützte, begann sich nun für Weissenburg zu interessieren. So gibt es eine 730 Schenkung des Herzogs Liutfrieds für das Kloster. Bis 737 gab es viele Mönche in Weissenburg, die sich bei ihrem Eintritt ins Kloster das Zurückbehalten

von Eigenbesitz vorbehalten hatten. Das war aber vom 5-bis 8. Jahrhundert weitverbreitet. Hallinger nennt diese Mönche “Halbkonversen”. Von 737 datiert nun die letzte Nachricht von zurückbehaltenem Eigenbesitz eines Weißenburger Mönchs (Zeuss Nr. 241).

Das zeigt, dass sich die Pirminsche Forderung auch nach völligem Eigentumsverzicht beim Eintritt ins Kloster in Weißenburg durchgesetzt hat.

Der fränkische Historiker und Theologe Kaspar Brusch schreibt 1551 seine Monasteriorum Germaniae praecipuorum ac maxime illustrium centuria prima, also seine Chronik deutscher Klöster, in der auch das Kloster Weissenburg abgehandelt wird. Darin

ist auch eine Äbteliste, die allerdings für die vor Dragobodo regierendenden Äbte wohl eher fiktiv ist. Sein erster Abt ist Principius, der übrigens auch in der Speyrer Bischofsliste unmittelbar vor Dragobodo steht.

Die Äbte Ehrwald und Ratfried werden mehrmals bei Zeuss im Zusammenhang mit Schenkungen von Mönchen bei ihrem Eintritt ins Kloster erwähnt. Über Ratfried gibt es auch ein Urkunde, die das Landesarchiv Baden-Württemberg verwahrt (Bestand

Baden-Baden Stadt, Bestellsignatur  37. Nr. 270). Am 1. August 712 vergabt Dagobert, König der Franken an Ratfried, Abt zu Weissenburg, die Bäder im Oosgau. Bernhard, der in Bruschs Abtliste als übernächster Abt auf Dragobodo folgt, war gleichzeitig

Bischof von Worms. In dieser Zeit muß die Verfügungsgewalt über das Kloster auf den König übergegangen sein. Schon ein einfacher Gütertausch, den die Abtei 820 vornehmen wollte, bedurfte der ausdrücklichen Genehmigung des Königs. (Zeuss Nr. 69).

Das war unter Abt Bernhard, der zugleich Bischof von Worms war. Von 743-759 war David Abt und in Personalunion Bischof von Speyer. Er nahm an der letzten bonifatianischen Reformsynode 747 in Mainz teil. Bei dieser Synode wurde Mainz Erzbistum und

Papst Zacharias bestätigte 748, dass Mainz vor den Bistümern Tongern,Köln, Worms, Speyer und Utrecht den Vorrang hat. Während Davids Amtszeit verstarben Pirmin in Hornbach und Philipp von Zell, der in der Diözese Speyer als Heiliger

verehrt wird. Auf David folgte Ermbert,  in Personalunion Bischof in Worms. König Pippin erteilt im Jahre 764 wahrscheinlich bei dem in diesem Jahr abgehaltenen Reichstag in Worms der dortigen Basilika St. Peter und Paul die Immunität.

In einer Urkunde Ottos II., die am 25. Oktober 927 in Verona ausgestellt wurde (DD O II Nr. 15 S. 22-23), verleiht Otto dem Kloster Weissenburg die Immunität. In dieser Urkunde wird berichtet, dass auch Pippin dem Kloster die Immunität verliehen hatte.

Ermbert hatte für das Kloster Weissenburg eine große Zahl von Urkunden ausgestellt, alle bei Zeuss abgedruckt. Ermbert gehörte auch zu den fränkischen Bischöfen, die von Karl und Karlmann zur von Papst Stephan III. nach Rom einberufenen Synode

abgeordnet wurden. Die Synode fand vom 12.-14. April 769 in der Lateranbasilika statt. Erst der übernächste Abt, Bischof Bernhar von Worms ist quellenmäßig wieder belegt. Er reist im Auftrage Kaiser Karls im Jahr 809 zusammen mit Abt Adelhard vom

Kloster Corbie zur Synode nach Rom. Nicht nur Bischöfe aus den benachbarten Diözesen waren Äbte in Weissenburg. Es ging auch umgekehrt. Basinus,der Nachfolger Davids auf dem Speyrer Bischofsstuhl, war zuvor Diakon in Weissenburg. Er ist dort

durch zwei Traditionsnotizen belegt. (Zeuss Nr.149 und 221). Er war auch mit dem Laienbischof Milo in Trier verwandt. Auch der spätere Bischof Benedikt in Speyer (814-829) war zuvor Mönch in Weissenburg. Seine Teilnahme an der Synode von Mainz

ist in Concilia aevi Karolini Teil 2 604 zu ersehen. Zu Zeiten Ermberts musste im Kloster Weissenburg eine große monastische Disziplin bestanden haben. Aber auch eine kulturelle Höhe lässt sich ersehen. Um 772 schrieben Weissenburger Mönche

den Codex Weißenburgensis, der sich heute in Wolfenbüttel befindet.

cod-guelf-45-p174v

Als der Wormser Bischof Bernhar in Weissenburg als Abt regierte, wirkte Benedikt von Aniane als Reichsklosterreformer unter Ludwig dem Frommen. Die Aachener Reichssynode von 816 machte die benediktinische Regel für alle

im Frankenreich lebenden Mönche verbindlich. Wie weit er das Kloster Weissenburg schon reformiert hat, ist angesichts der schwierigen Quellenlage nicht genau zu sagen. Aber wie Benedikt von Aniane das vorgesehen hat, hat Bernhar schon einen

Unterabt eingesetzt. (Zeuss Nr. 171,173,177). Bernhar hatte als Nachfolger Folkwich (826-832), der aus dem Weissenburger Konvent stammte, designiert. Der Kaiser bestätigte diesen in Worms und Weissenburg.  Auch der Weissenburger Konvent

hieß diese Wahl gut. Unter ihm gibt es einen (Unter-)Abt Ratfried (Zeuss Nr. 51). Nun gibt es auch einen Praepositus, der als zweiter nach dem Abt an der Spitze der Brüder steht. (Zeuss 172). Das entspricht dem neuen Regelverständnis, der

diesem den Vorzug vor dem Dekan als durch die Benediktregel vorgesehenen höchstem Klosteramt gegeben hat. Auch die karolingische Klostergesetzgebung scheint sich in dieser Zeit in Weissenburg voll durchgesetzt zu haben.

830 sind im Kloster erstmals Vögte erwähnt. Diese Einrichtung hatte schon Karl der Große schon als obligatorisch erklärt. Der erste, der namentlich genannt wird,  ist ein Gebold (Zeuss 198,251).

833 bis 839 war Grimald Abt von Weissenburg.Er war erst an der Klosterschule in Reichenau. Ab 824 war er an der Hofkapelle Ludwigs tätig. 833 bekam er die Abtei Weissenburg übertragen. Ab demselben Jahr war er auch Kanzler unter Ludwig dem Deutschen.

Über seine erste Tätigkeit wird im Weissenburger Klosterbuch nur gesagt, dass er nach einem Klosterbrand die Kirche wieder größer aufgebaut hatte. (Mooyer Nekrologium des Kloster Weißenburg in Archiv des Historischen Vereins für

Unterfranken und Aschaffenburg, Nr. 13. S. 53). Auch wissen wir, dass er ein Privileg für das Kloster erwarb.“bestätigt dem kloster Weissenburg auf bitte des abts Grimold die von seinem vorgänger Dagobert (M. G. DD. Merov. 41 vgl. Zeuss Trad. 266 no 278) geschenkten und dann an königliche vasallen zu lehen gegebenen warmen bäder im Ufgau. “ ( Ludwig der Deutsche – RI I n. 1417 ) Ludwig schenkte Grimald auch Güter in Oberschwaben, wie sein Sohn Ludwig der Deutsche in einer am 30.September 835 in Worms ausgestellten Urkunde . „bestätigt abt Grimald, seinem obersten kanzler, laut der vorgelegten schenkungsurkunde seines vaters k. Ludwig (deperd.) den von diesem übertragenen besitz in den villen Altheim, Riedlingen, Waldhausen und Ostheim im Apphagau in Alamannien als freies eigen. 

(Regesta Imperii, I,1, Karolinger Regesten 751-918, Nr. 1351) Sonst wissen wir nichts über das Wirken Grimalds in Weissenburg.

Diese Schenkung war wohl Anlass für den Erwerb weiterer Besitzungen im für Weissenburg doch weit entfernten Oberschwaben. Diese werden in den Traditiones et possesionesque Wizzenburgenses Nr. 27 Waldsee, 28 Reute,  30 Holtzheim (= Oberholzheim bei Laupheim) 31 Baustetten und 32 Laupheim genannt. Dass Kloster Weissenburg tatsächlich Besitzungen in Oberschwaben hatte, die sonst unbekannt sind sprechen neben der Erwähnung der Hunneneinfälle auch das Patrozinium Peter und Paul. Die Weissenburger Klosterheiligen sind auch in Laupheim, Oberholzheim, Reute und Waldsee zu finden. Für diese oberschwäbischen Orte ist die Nennung in den Tradiriones vom Jahr 926 auch die erste urkundliche Erwähnung. Nur Laupheim wurde in einer St. Gallener Urkunde schon 778 genannt.

 

Nach innerdynastischen Auseinandersetzungen unter den Karolingern setzte Ludwig der Fromme Grimald als Weissenburger Abt 839 ab und übergab die Abtei an Erzbischof Otgar von Mainz. Es war der erste Bischof, der nicht mehr aus dem Kreis der Bonifatiusschüler hervorging. Er stammte aus dem Kreis der  Reformer um Ludwig dem Frommen. Er stand in enger Verbindung zur Reichenau. Als Mainzer Erzbischof unterstütze er auch Einhard, den Biographen Karls,  beim Ausbau seiner Abtei Seligenstadt.

Unter Otgar war nach wie der seit 819 bezeugte Unterabt Gerhoh tätig. Grimald war aber von Ludwig dem Deutschen schon 841 als Abt in St. Gallen eingesetzt worden. Als Otgar 847 starb, wurde Grimald wieder als Abt in Weissenburg eingesetzt. Außerdem war

er dann auch noch Abt eines dritten Klosters, wahrscheinlich Ellwangen. 870 zog sich Grimald von allen Ämtern , er war ja auch noch Erzkaplan, nach St. Gallen zurück, wo er 872 starb.

Die berühmteste Persönlichkeit aus dem frühen Kloster war Otfrid. Er ist wohl in den 20-iger Jahren des 9. Jahrhunderts geboren und wurde schon als Kind als puer oblatus nach Weissenburg gegeben. Er wurde später Mönch und Priester im Kloster.

Seine Priesterweihe erhielt er um 830. Er war auch einige Zeit im Kloster Fulda, wo Rabanus Maurus Abt war und immer noch an der berühmten Klosterschule unterrichtete. Er lehrte dort vor allem die zu der Zeit blühende Praxis der allegorischen Bibelauslegung.

Nach Otfrids Zeit in Fulda war er möglicherweise eine Zeit Schreiber in der Hofkapelle König Ludwigs. In Weissenburg wirkte er als Schreiber, Lehrer und Bibliothekar. Er ist dort ab etwa 845 nachweisbar (z.B. Zeuss 204). Die Bibliothek nahm in den folgenden

zwei Jahrzehnten einen beachtlichen Aufschwung, was nach dem Urteil der Forschung vor allem Otfrid zu verdanken ist. Sicher hatte auch Grimald in seiner zweiten Abtszeit seinen Anteil daran. Er war ja auch Abt von St. Gallen und die Sankt Gallener

Bibliothek hatte in der Regierungszeit Grimalds einen großen Zuwachs erlebt. Aus Fulda und Mainz kamen exegetische Werke vor allem von Raban nach Weissenburg. Und dann hat er selbst viel beigetragen. Acht oder neun Handschriften

gehen wohl auf ihn zurück. Sein Hauptwerk ist das Evangelienbuch. Otfrid hat einen wichtigen Beitrag zur althochdeutschen Literatur geleistet. Das Evangelienbuch ist die erste Großdichtung in deutscher Sprache. Otfrid hat eine Versform

entwickelt, die für die deutsche Dichtung des Mittelalters bestimmend wird und der deutsche Standardvers bleibt. Er schreibt eine Literaturtheorie mit dem erklärten Ziel,die fränkisch-deutsche Literatursprache zu etablieren.

Zu seinen weiteren Handschriftenzählen  Bibelhandschriften mit lateinischen Kommentierungen Otfrids zu den Büchern Jesaja, Jeremia, den Zwölfprophetenbüchern, den Evangelien, der Offenbarung des Johannes und der Apostelgeschichte.

Außerdem hat er deutsche Worterklärungen zu einem Grammatikbuch für den Unterricht geschrieben. Sein Evangelienbuch widmete er König Ludwig dem Deutschen, Erzbischof Liutbert von Mainz, sozusagen seinem Dienstherrn und Bischof

Salomo von Konstanz, der ja in der Zeit von Otfrids Aufenthalt Mönch und Lehrer an der Klosterschule Fulda war und ihn dort auch unterrichtet hatte. Die Daten seiner Adressaten geben auch einen zeitlichen Rahmen für den Abschluss

des Evangelienbuchs. Liutbert trat sein Amt in Mainz 863 an und Bischof Salomo starb 871. In dieser Zeitspanne muss also das Evangelienbuch, die umfangreichste Dichtung der Karolingerzeit, entstanden sein.

Otfrid

950 besuchte Otto I. Kloster Weissenburg, wohl von Speyer aus. Am 26. Februar stellt er eine Urkunde für das Kloster aus “restituirt dem kloster Weissenburg um der daselbst von ihm angerufenen fürbitte der h. Petrus und Paulus willen (184a) auf bitte seiner tochter Luitgard und seines bruders Brun die durch verlehnung seit lange widerrechtlich entzogenen zinsleute und verbietet deren fernere entfremdung”.(Otto I. – RI II,1 n. 185)

Das war kurz vor der Zeit von Adalbert, der ab 966 Abt in Weissenburg wurde. Er ist um 910 in Lothringen geboren. Um 958 trat er in das Reformkloster St. Maximin in Trier ein. Als  Großfürstin Olga von Kiew Otto I. um Missionare

bat, wurde Adalbert auf Rat des Erzbischof Wilhelm von Mainz 961 als Missionsbischof nach Russland geschickt. Das Unternehmen verlief nicht sehr glücklich. Adalbert entrann nur knapp dem Tode und kam schon 962 wieder zurück. Er war dann

in der Kanzlei Ottos II. tätig. 966 setzte ihn Otto I. als Abt in Weissenburg ein. 968 ernannte ihn Otto auf der Synode von Ravenna zum 1. Erzbischof von Magdeburg. Er blieb aber Abt von Weissenburg. In seinen ersten beiden Jahren als Weissenburger

Abt setzte er die Chronik Reginos von Prüm fort. Reginos Chronik hatte mit dem Jahr 908 geendet. Otto schenkte der Kirche des Heiligen Moriz zu Magdeburg das Kloster Weissenburg  mit dem Vorbehalt des Rechtes der freien Wahl für die Mönche (DO I, 365).

In dieser Urkunde wird auf die Königsunmittelbarkeit Bezug genommen “nostro juri propria”

973 erbittet dann Adalbert für seine Abtei die neuerliche Gleichstellung in ihrer “libertas” mit den Klöstern Fulda, Reichenau und Prüm. Otto II. bestätigt dies mit der Urkunde ausgestellt am 27. Juni 973 in Worms.

Adalbert verstarb 981.

Auf Adalbert folgte Sandrad. 963 wird er als Cellerar von Kloster St. Maximin in Trier erwähnt. Er hatte enge Kontakte zum ottonischen Kaiserhaus und visitierte in seinem Auftrag das Kloster Sankt Gallen. Er war auch der Beichtvater von Kaiserin Adelheid.

Er hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung des Gladbacher Klosters St. Vitus. Ab 979 war er Abt von Ellwangen und 981 soll er auf Fürsprache Kaiserin Adelheids die Abtei Weissenburg erhalten haben. In seiner Regierungszeit fand der sogenannte “Salische Kirchenraub” statt. Es war kein eigentlicher Raub, sondern eine von Kaiser und Führungselite abgesegnete Besitzumverteilung. Leidtragende war aber die Abtei Weissenburg. Herzog Otto, der aus dem Geschlecht der Salier stammte, hatte zugunsten des

Luitpoldinger Heinrich das Herzogtum Kärnten abtreten müssen. Otto fiel nun in Weissenburg ein. Wahrscheinlich wurde das Kloster gezwungen, einen Teil seiner Besitzungen an Otto als Lehen zu vergeben. Das Kloster sah das als Raub an, die Führungselite

als  gerechtfertigte Umverteilung von Reichsgut. 985 kehrte Sandrad in das Kloster St. Vitus in Gladbach zurück. Es ist durchaus möglich, dass dies im Zuge des “Kirchenraubs” geschah.

In der Äbteliste von Brusch ist von 1002-1032 Abt Luithard verzeichnet, mit dem Vermerk das 1004 das Kloster abbrannte. Er bekommt von Kaiser Heinrich am 15. Januar 1003 die von Pippin erteilte Immunität bestätigt siehe Heinrich II. – RI II,4 n. 1526

Abt Arnold ist wieder klarer fassbar. Arnold von Falkenberg ist 1038 Abt von Weissenburg und Propst in Limburg. 1051 wurde er Abt von Corvey und wechselte 1053 nach Lorsch, vor er 1054 Bischof in Speyer (bis 1056) wurde.

Samuel, der nächste Abt,  ist erstmals in einer Urkunde  als Teilnehmer als eines Fürstengerichts unter Heinrich III. nachgewiesen und zwar vom 30. Juni 1056 (MGH  H III Nr. 372 B)Hier wurde über Rechte von St. Maximin in Trier verhandelt.

Er sorgte für die wirtschaftliche Konsolidierung der Abtei. Er kümmerte sich auch um den Ausbau und die Ausstattung der Abtei. Er ließ den heute noch bestehenden romanischen Turm der Klosterkirche errichten (laut Bauinschrift).

Auch ließ er die Abtskapelle St. Willibrord, die sogenannte Peter und Paulskapelle erbauen.

Die Einkünfte der Abtei sicherte er durch genaue vertragliche Abmachungen. (Zeuss,  Nr. 302, 304, 306, 307) 1067 bestätigte Heinrich IV. dem Kloster seine Mark und seine Immunität. (MGH H IV Nr. 195).

Die Abtei war durch vier Festungen in allen Himmelsrichtungen geschützt und zwar St. Remig im Osten, in der Gegend von Steinfeld, Vier Türme oder St. Panthaleon im Süden auf einem Berghügel gegen Steinselz hin gelegen,

St. German gegen Westen und St. Paul im Norden. Nach Michael Frey  (Versuch einer geographisch- historisch- statistischen Beschreibung  des königlich bayrischen Rheinkreises, Band 1, Speyer 1836, über Weissenburg ab Seite 461)

soll Abt Salomon um  1055 St. Panthaleon, St. Paul und German erbaut haben. Außerdem ließ er eine  zu klein gewordene Kirche in Niederschlettbach, heute zur Verbandgemeinde Dahn gehörend, durch den Neubau einer

Laurentiuskirche ersetzen. Das Patrozinium der Vorgängerkirche, das auch auf den Neubau überging, lässt darauf schließen, dass die erste Kirche nach 955 dem Heiligen Laurentius geweiht wurde.  Denn Kaiser Otto hatte am Laurentiustag

955 die Schlacht auf dem Lechfeld gewonnen. Nach diesem Sieg wurde Laurentius besonders verehrt. Die neue Kirche mit Apsidenchor war mehr als dreimal so groß wie der Vorgängerbau. Sie wurde am 13. Mai 1068 geweiht, wie aus einer Inschrift in der Taufkapelle hervorgeht. Die Weihe wurde von Bischof Ezzo von Osnabrück vorgenommen, einem Bischof, der in der Slawenmission in Wagrien in Ostholstein tätig war und der Heinrich IV. nahestand. Auch Samuel war ein treuer Gefolgsmann des Kaisers.

Er bekam auch die Abtei Murbach und Münster im Gregoriental übertragen.Er war 42 Jahre Abt in Weissenburg und starb 1097. Samuels Nachfolger wird Abt Stephan. 1111 ist er auch Abt in Limburg und Klingenmünster. In einer Urkunde von Heinrich IV.

vom 4. März 1103 in Speyer ausgestellt, in der er die Zelle St. Stephan auf dem Heiligenberg in seinen Schutz nimmt, tritt der Weissenburger Abt als Zeuge auf.(Heinrich IV. 2: 1077-1106 (DD H IV) 477).

Noch unter den Saliern wurde die Vogtei über Weissenburg und dem Hochstift Speyer der Familie der Staufer übertragen. Dies geschah noch in den letzten Regierungsjahren von Herzog Friedrich I. von Schwaben (um 1050-1105). Die Vogtei verblieb bis

unter Friedrich I. Barbarossa bei den Staufern.

Abt Kuno tritt in einer in Speyer am 28. Januar 1229 ausgestellten Urkunde als Zeuge (Heinrich (VII). – RI V,1,2 n. 4127) In der es um einen Streit zwischen Kloster Eusserthal und seinen Bauern in Godramstein geht. Nach Frey  regierte

er “26 Jahre sehr löblich”, starb im September 1248 und ist im Kreuzgang begraben. Abt Friedrich regierte von 1251 bis 1262 und hat nach Frey mit der Ummauerung der Stadt Weissenburg begonnen. Auf Abt Friedrich folgte

Abt Edelin.  Er regierte bis 1293. Er war angeblich der 45. Abt. Er hatte die Stadtbefestigung weiter geführt und er baute im Kloster und dessen Umgebung viel. Außerdem ließ er den Grundbesitz des Klosters erfassen. Er versuchte den Verlust

von Klostergütern zu stoppen und verlorengegangene wieder  zurück zu gewinnen. Dieses Besitzverzeichnis, der Codex Edelinus, wird im Landesarchiv Speyer aufbewahrt.

Rudolf von Habsburg war oft in Weissenburg. In seiner Regierungszeit war zum ersten Mal 1273 dort. Sein letzter Aufenthalt ist 1289 nachgewiesen. Er stellte in Weissenburg gut 20 Urkunden aus.

Am 12. 4. 1275 eine für Weissenburg selbst und zwar entschied er in einer Streitsache zwischen Abt Edelin und dem Konvent einerseits und den Bürgern Weissenburgs andrerseits.

“entscheidet als gekorner schiedsrichter neben dem wildgrafen Emicho und Gottfried v. Weissenburg in einer umfassenden urkunde die vielfachen zwistigkeiten zwischen Edelin abt von Weissenburg (principem nostrum) und dem convent daselbst auf der einen, und den bürgern dieser stadt auf der andern seite, insbesondere in betreff von ungelt und weinverkauf, rathmannswahl, hauptrecht, hauptzins, buteteil, almende, waldrechte, muntad und austrag von streitigkeiten, münze und bann. Von abt und convent und stadt mitbesiegelt “(Rudolf – RI VI,1 n. 360 ) Unter Rudolf gab es auch Streitigkeiten um rechte im Mundatwald. Ebenfalls 1275 fällte Rudolf einen Schiedsspruch, in dem Regelungen für den Holzeinschlag, das Ahndungsrecht des Abtes bei

Überschreitung der Waldordnung, das Einsetzen der Waldhüter, der Waldweide usw. festgelegt werden. (nach Landesforsten Rheinland-Pfalz zum Forsthaus Erzgrube).

Am 17. November 1292 erklärt Adolf in einer Urkunde, dass ihm die Bürger von Weissenburg einen Treueid geschworen hätten. Der Treueid gegenüber dem Abt von Weissenburg auf Grund dessen Eigenherrlichkeit dürfe aber alle Rechte, Freiheiten,, Leute und Güter des Klosters nicht beeinträchtigen. (Die Regesten des Kaiserreichs unter Adolf von Nassau 1292-1298, Nr.127)

Abt Wilhelm I. war Nachfolger Edelins. Er regierte 8 Jahre. Von ihm ist urkundlich eine Übertragung der Stadt Kuppenheim überliefert.

“Abt Wilhelm und Konvent von Weißenburg Benediktinerordens beurkunden, dass Markgraf Friedrich von Baden ihrem Kloster seine Stadt Kuppenheim übertragen (civitatem sive oppidum in Cupenheim ad eum iure proprietatis pertinentem nobis resignavit et – – transtulit) und von ihnen zu Lehen genommen hat. Sie geben deshalb, weil dadurch ihr Kloster schadlos gehalten ist, ihre Zustimmung zum Verkauf des Dorfes Malsch, das ihnen gehört hat und Lehen des Markgrafen ist, und bestätigen diesen Verkauf durch den Markgrafen an Kloster Herrenalb. (Württembergisches Urkundenbuch Band XI., Nr. 5131, Seite 142)

Abt Egidius regierte von 1301-1312. Er weilte wohl auch am Kaiserhof. König Albrecht hatte das Weissenburger Gerichtsstandprivileg ( es ging um die Rechtsstellung der Stadt)am 25. Juli 1310 bestätigt. Abt Egidius erhielt ein Diplom im Lager vor Brescia.

Abt Johannes I. von Frankenstein hatte wieder eine längere Regierungszeit vorzuweisen und zwar von 1322-1337. Er starb am 3. November diesen Jahres und regierte wie es bei Frey heißt “löblich”. In seiner Regierungszeit gab es einen  Vorfall, bei dem zwei Klosterherren erschlagen wurden. Dokumentiert ist das in einer Urkunde Ludwig des Bayern vom 6. August 1333. “Ks. Ludwig erklärt, daß er Abt Johannes, Dekan und Konvent des Benediktinerklosters Weißenburg [im Elsaß] mit der Stadt und der Bürgerschaft von Weißenburg wegen des Auflaufs und der Zwietracht, besonders der zwei erschlagenen Herren des Klosters und der Verletzung der Klosterfreiheit folgendermaßen lieplich vnd friuntlich verglichen hat: (1) Beide Parteien sollen wieder gute Freunde sein und sich wegen dieser Vorkommnisse gegen eynander verzigen ewiclich; (2) das Kloster hat Rudolf Boppelmann und die Stadt den .. von Fleckenstein, Deutschordenskomtur zu Weißenburg, als Ratmänner gestellt, denen er seinen Kanzler [Hermann von Lichtenberg, Bischof von Würzburg,] als dritten [Mann] hinzugefügt hat, die die besserunge schichen vnd machen sollen; den von diesen ausgesprochenen bund vnd pen sollen sie sich unterziehen; weitere, einstimmig oder mehrheitlich gefasste Beschlüsse der Ratmänner, die ihnen urkundlich mitgeteilt werden1, sollen von den Parteien eingehalten werden; (3) sollte einer der Herren [des Klosters] die Sühne verletzen, so haben die drei [Ratmänner] dem Abt und seiner Partei zu sagen, was sie unverzüglich tun sollen; hingegen hat der sich widersetzende Bürger den Befehlen der Ratmänner zu folgen; (4) sowohl Abt als auch Stadt sollen gegebenenfalls einen Ersatzmann für einen ausgefallenen Schiedsrichter stellen; (5) den Bau der wende soll sein Kanzler besichtigen und darüber entscheiden. — Geben […] ze Franchenfurt an vritag vor Laurentii 1333” (Regg. Ludwig d. B. H. 4 – n. 87).

Am 23. Juni 1330 verleiht Kaiser Ludwig Abt Johannes von Weissenburg die Regalien. “Ks. Ludwig (1) verleiht Johannes, Abt des Benediktinerklosters Weißenburg [im Elsaß], alle Regalien, Lehen, Temporalien, Ehren, Nutzen und Vergünstigungen, die dem Abt und seinem Kloster aufgrund Recht oder alter Gewohnheit zustehen, (2) bestätigt alle Freiheiten, Immunitäten, Befreiungen, Gnaden, Zugeständnisse, Gaben und Privilegien, die dem Empfänger, dessen Vorgängern und dem Kloster von ihm und seinen Vorgängern im Reich verliehen wurden, und (3) gebietet allen Königen, Herzögen, Markgrafen, Grafen, Baronen, Adeligen sowie allen Getreuen des Reiches, Städten, Grafschaften, Gemeinschaften, Kollegien und jedem einzelnen unter Androhung einer Pön in Höhe von 20 Pfund reinen Golds, die je zur Hälfte der kaiserlichen Kammer bzw. dem Geschädigten zufallen soll, die Beachtung seines Privilegs.

Das bedeutet, dass Weissenburg damit Reichsabtei war. Sie erschien auch in den Reichsmatrikeln. Das war ein Verzeichnis der

Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches und gab an, wieviele Truppen für die Reichsarmee zu stellen waren. In den Reichsmatrikeln von 1422 ist die Abtei aufgeführt. In den Reichsmatrikeln aufgeführt zu sein, wird als Indiz für die

Reichsunmittelbarkeit angesehen.

Auch sein Nachfolger Eberhard Graf zu Saarbrücken regierte sehr lang, nämlich 43 Jahre von 1337 bis 1381

Ludwig der Bayer hatte ihm  am 24. November 1339 in Speyer eine Urkunde ausgestellt,

“Ks. Ludwig befiehlt den Städten Hagenau, Selz und Landau [in der Pfalz], Abt Eberhard von Weißenburg [im Elsaß] in seinen Rechten zu schützen.” (Ludwig – [RI VII] H. 4 n. 167) und wichtiger für denselben

Tag gibt es eine Urkunde, in er Ludwig Abt Eberhard die Regalien verleiht.(abgedruckt in Schöpflin Alsatia Diplomatica,2 S.168). Auf Eberhard folgte Hugo von Nothfelden von 1381 bis 1402. Von ihm wurde die Lehensburg St. Remy erbaut. Sie wurde im Bauernkrieg zerstört und heute gibt es nur noch Mauerreste am Boden bei Altenburg.

Sein Nachfolger war Johannes II, Graf zu Veldenz. Er regierte insgesamt 32 Jahre von 1402 bis zu seinem Tod im Jahr 1432. Er hatte auch am Konstanzer Konzil teilgenommen.

Gegen Ende seiner Amtszeit erklärte Sigmund dem Abt Johann gegenüber, dass die Stadt Weissenburg reichsunmittelbar ist und ”erlaubt ihr einen Stadtzoll auf Wein, Brod, Fleisch u. s. w. zu erheben.” (Sigmund – RI XI,2 n. 8336)

Schon 1354 hatte Kaiser Karl IV. “den räthen und gemeinden der reichsstädte des Elsasses Hagenau, Weissenburg, Colmar, Schletstadt, Ehenheim, Rossheim, Mühlhausen, Kaisersberg, Türkheim und Münster, sich zusammen zu verbinden gegen männiglich mit ausnahme seiner, des reichs, seines landvogts und anderer seiner amtleute, sich einander zu rathen und zu helfen, wie das nun näher in dieser wichtigen urkunde bestimmt wird” (Karl IV. – RI VIII n. 1918). Das war dann der Zehnstädtebund (Dekapolis)

Dieser Bund wurde von einem kaiserlichen Landvogt verwaltet. .

1423 hatte Sigmund die Landvogtei Elsass an den Kurfürsten Ludwig Pfalzgraf am Rhein für 50.000 Gulden verpfändet.(Friedrich III. – Chmel n. 39 )

Das ist das Szenario, in dem sich dann die “Weissenburger Stiftsfehde” unter dem übernächsten Abt abspielt.

Auf Abt Johannes  folgte Philipp Schenk von Erbach. Er war von 1434 bis 1467 Abt und ist im Kreuzgang bestattet. Philipp ist uns wieder urkundlich dokumentiert. Am 7. Juli 1441 bestätigt König Friedrich III.  “Abt Philipp, dessen Nachfolgern sowie dem Kloster zu Weißenburg im Elsaß alle ihre von römischen Kaisern und Königen erworbenen Privilegien und Rechte.”( Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 8). 4 Tage später bestätigt er dem Abt, dass er die Regalien zunächst zwei Monate unbelehnt innehaben soll und danach von ihm empfangen soll. (Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 9). Wegen einer Streitsache mit der Stadt Weissenburg lädt ihn Friedrich ein Jahr später zum Rechtstag nach Frankfurt. (14. Januar 1442 Friedrich III. – [RI XIII] H. 17 n. 15)Es geht hierbei wohl um eine Huldigung und Gehorsam, die die Stadt dem Abt nach seiner Meinung schulde.

Abt Philipp war kein Ausbund an Tugend. Er hatte mehrere Kinder und verschuldete das Kloster mit über 30.000 Gulden (Adam Walther: Vaterländische Geschichte des Elsasses von der frühesten Zeit bis
zur Revolution 1789, Band II, Straßburg 1851, S.264.)

Auf Abt Philipp folgte Jakob Freiherr von Bruck. Er regierte 4 Jahre von 1467-1472. Auch er wurde im Kreuzgang bestattet. Unter ihm war Graf Anton von Leiningen Probst in der Propstei zu den Vier Türmen. Die Bestallungsurkunde des Abtes war noch

nicht aus Rom eingetroffen. Da griff der pfälzische Kurfürst Friedrich I. der Siegreiche(1425-1476) ein. An ihn war ja die Landvogtei verpfändet.

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Zum einen hegte er eine große Abneigung gegen  den Grafen von Leiningen-Hardenburg (siehe  Adam Walther), den Bruder von Propst Antonius. Auch wollte er einige Burgen, die der Abtei gehörten unter seine Kontrolle bringen.

Am 7. Januar 1469 erschienen der Vogt von Heidelberg sowie der Vogt von Germersheim in Begleitung von Abt Jakob von Mainz und 4 Mönchen. Außerdem waren 24 Bauern vom Amt Kleeburg dabei. Diese besetzten alle Klosterpforten.

Der Abt musste die Klosterschüssel abgeben. Auch die Schatzkammer des Klosters wurde besetzt. Die Reform des Klosters sollte praktisch erzwungen worden. Ganz so einfach ging es aber doch nicht.Der Abt berief sich auf Urkunden,

die ihm der Pfalzgraf ausgestellt habe und ihm darin zugesagt habe,die hergebrachten Freiheiten zu schützen und zu schirmen. Man sagte dem Abt nun, er solle sich nach Heidelberg begeben und dort dem Grafen die Sache vortragen.

Darauf ließ sich der Abt nicht ein. Darauf bemächtigten sich die kurpfälzischen Beamten der Burg St. Paul, einer der vier weissenburgischen Befestigungen zum Schutz der Abtei. Die Weissenburger stellten sich allmählich auf Seiten des

Abtes. Sie sahen, dass das Vorgehen des Vogtes und Kurfürsten eigentlich nicht rechtens war. Dieser  blieb aber weiter  dem eingeschlagenen  Weg. Abt und Propst entkamen. Vorher hatten sie noch Wertsachen und Urkunden auf Burg

Drachenfels bringen lassen können. Das Entkommen der beiden lag nicht im Plan des Kurfürsten. Den er wollte sie eigentlich zur Resignation zwingen. Die Feindseligkeiten setzten ihn aber der Gefahr aus, mit kirchlichem Bann belegt zu werden.

Es kam zu allgemeinen Unruhen. Die zehn Reichsstädte hatten sich mittlerweile auf Betreiben Weissenburgs in Straßburg versammelt. Der Rat der Städte sandte eine Botschaft an den Kurfürsten nach Heidelberg. Dieser sah verhängte aber

im Gegenzug eine Strafe von 3000 Gulden über Weissenburg. Das wieder verweigerte der Rat der Stadt. Mittlerweile war Erntezeit und die Erntearbeiter wurden von Bewaffneten geschützt. Der Kurfürst hatte mittlerweile einen

italienischen Rechtsgelehrten an den päpstlichen Hof nach Rom gesandt, um dort Anklage gegen den Abt und Probst zu erheben. Aber auch Abt Jakob hatte einen  Vertreter dorthin gesandt, seinen Kaplan, einen Mönch namens

Stephan Widtman. Der schien die Sache des Klosters aber gut vertreten zu haben, denn der Abt des Kloster Gottesaue wurde zum päpstlichen Bevollmächtigen ernannt und beauftragt, auf gerichtlichem Wege, notfalls mit geistlichem und

weltlichen Bann so lange gegen den Kurfürsten vor zugehen, bis das Kloster wieder zu seinem Vermögen und seinen Einkünften gelangt sei. Auch an den Kaiser, der Abt Jakob ja als Reichsfürsten belehnt hatte, wandte sich der

vertriebene Abt. Dort war Peter Brentz aus Ugelnheim für die Sache tätig und auch er war erfolgreich. Der Kaiser befahl allen Lehensleuten des Stifts, dass sie ihr Lehen nur von Abt Jakob empfangen sollen.

Außerdem befasst er sich zweimal direkt mit dem Abt. Am 31 07.1469 “gebietet Weissenburg i. E. den vertriebenen Abt Jakob von Bruck wieder einzusetzen” (Friedrich III. in RR Literaturbeleg) und am 08.01. 1470 heißt es an den Kurfürsten

“gebietet  Pfalzgf. Friedrich bei Rhein, Abt Jakob und Propst Anton von Weissenburg

 

 

 

im Besitz ihres Klosters zu lassen, sowie ihnen ihren Besitz usw. auszufolgen (Friedrich III. in RR Deperditum)

Am 24.1469 gingen die päpstliche und kaiserliche Entscheidung dem Stadtrat zu. Es war allerdings nicht ganz einfach, die Anordnungen in die Tat um zu setzen, den der Kurfürst hielt ja alle Wege nach Weissenburg besetzt. Der Abt war ja bei seinem

Lehensmann, dem Markgrafen von Baden in der Stadt Baden untergekommen. Ein dort ansässiger Bürger, der aus Weissenburg stammte, brachte den Abt nun als Frau verkleidet auf einem Karren nach Weissenburg. Der Abt gelangte unerkannt in die Stadt

und kam dort zunächst im Augustinerkloster unter. Am 1. November holte ihn der Stadtrat dann dort ab und er wurde feierlich wieder in sein Amt eingesetzt. Der Kurfürst befahl darauf,  dass dem Stift keinerlei Zinsen mehr zu bezahlen seien, sondern alles

in St. Paul, das der Kurfürst ja besetzt hielt, abzuliefern sei. Am 27. November begann der Kurfürst die Stadt zu belagern. Für die Stadt kam das ziemlich unerwartet, den ihr Gegner war ja ihr Landvogt und hatte ihnen  ja Schutz und Schirm geschworen.

Weissenburg wandte sich sofort an den Zehnstädtebund. Die Reichsstädte waren zusammen gekommen, hatten aber nur einen zehntägigen Waffenstillstand erreicht.

Der Kurfürst hatte sein Quartier in St. Panthaleon genommen,das im Zuge dieser Aktion stark beschädigt wurde. Bei weiteren Vermittlungsversuche blieb der Kurfürst unnachgiebig und er provozierte weiter, so ließ er bei Schweigen Kastanienbäume schälen.

Das schaukelte sich weiter hoch. Dörfer wurden angezündet, die Mühle bei St. Remig zerstört. Erst im Februar gab der Kurfürst schließlich nach. 71 Tage hatte er die Stadt belagert. Er versprach, den Abt und seinen Propst in ihren kirchlichen Würden zu

belassen. Doch schon zwei Monate später wurde erneut gekämpft. Der Kaiser hatte Herzog Ludwig von Baiern, Graf zu Veldenz zu seinem Feldhauptmann ernannt und er rief zum Krieg gegen den Kurfürsten auf. Der Propst von Gottesaue sprach

den Bann über den Kurfürsten, den Vogt von Germersheim und einige weiter Beamte aus, auch gegen Dörfer, die sich feindselig gegen den Abt gezeigt hatten. Dagegen erließ der Kurfürst eine Appellation, der sich auch der Speyrer Bischof

Matthias anschloss. Er gebot seinen weltlichen Priestern, vor allem denen, die vom Kloster unabhängig waren, sich nicht an den Bann zu kehren. Die Elsässer Städte, die zur Landvogtei gehörten, waren diesem immer noch ergeben, zumal er ihnen sagte,

daß,  alle gegen ihn unternommenen Massnahmen ohne Wissen des Kaisers und gegen seinen Willen unternommen worden seien. Sie wandten sich nun an den Kaiser gegen den ergangenen Spruch. Es wurde trotzdem heftig gekämpft.

Von Weissenburg aus wurden über dreißig dreißig Dörfer des Kurfürsten oder seiner Anhänger gebrandschatzt. Am 6.November erließ der Kaiser folgende Anordnung “entbindet das Stift Weissenburg i.E. auf ein Jahr von allen Zahlungen und gibt ihm Pfalzgf. Ludwig von Veldenz als Schirmer” (Friedrich III in RR Literaturbeleg). Der neu ernannte Landvogt leistete am 28. März 1471 seinen Eid als Oberlandvogt in Hagenau. Als Kurfürst Friedrich von seiner Absetzung erfuhr, wandte er sich an den Kaiser

und machte sein Recht geltend, die Vogtei zu behalten, da sie ja der Kaiser (Sigmund) an ihn verpfändet habe. Die Reichsstädte im Elsass außer Weissenburg und Hagenau, setzten sich beim Kaiser ein, dass der Kurfürst die Landvogtei behalten kann.

Da das Verhältnis zwischen Kurfürst und Kaiser sehr angespannt war, beließ er Herzog Ludwig als Landvogt.Die Anhänger des Kurfürsten waren aber schon in das Gebiet des Herzogs eingefallen  und hatten es mehrfach verwüstet. Herzog Ludwig,

sah sich genötigt, um Frieden nach zu kommen-ohne Wissen des Kaisers. Im Frieden von Heidelberg gab er am 2. September 1472 sein Amt als Landvogt auf. Straßburg vermittelte zwischen Kurfürst und Kaiser und so konnte Friedrich wieder seine Rechte als

Landvogt erlangen und behielt diese bis zu seinem Tod 1476.

Abt Jakob starb am 10. August 1472. Kaiser Friedrich übertrug am 3. Oktober 1472 den Schutz der Abtei dem Rat der Stadt Straßburg.

Heinrich war Abt von 1475 bis 1496. Unter ihm schloss sich das Kloster 1482 der Bursfelder Kongregation an. Er starb auf der Rückreise vom Papst in Florenz 1496. Der Sponheimer Abt Johannes Trithemius war in den Jahren 1488 –1502

vom Generalkapitel der Bursfelder Kongregation mehrfach mit der Visitation linksrheinischer Klöster und der Diözese Speyer beauftragt worden. In dieser Funktion war er auch für das Kloster Weissenburg zuständig. Er zeigte als

Bibliophiler auch Interesse für die Weissenburger Klosterbibliothek und so gelangte er auch zu einer Kenntnis von Otfridhandschriften. Seine detaillierte Kenntnis des Evangelienbuchs läßt darauf schließen, er vor 1494 eine Otfridhandschrift kennen musste.

Auf Heinrich folgte Wilhelm II, der nur 4 Jahre regierte. Unter seinem Nachfolger Rüdiger Fischer wurde das Kloster in ein weltliches Kollegiatsstift umgewandelt.

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In die Zeit Abt Heinrichs fällt auch die Fehde, die Hans von Trotha oder Hans von Trapp, wie er in der Pfalz und im Elsass genannt wird, hatte. Die Burg Berwartstein war 1347 an Kloster Weissenburg gekommen. 1453 hatte das Kloster Kurfürst

Friedrich das Öffnungsrecht für die Burg eingeräumt. 1480 gab Philipp der Aufrichtige, der Neffe und Adoptivsohn von Friedrich dem Siegreichen, seinem Gefolgsmann Hans von Trotha  die  Burg Berwarstein. Dagegen protestierte das Kloster,

denn es sah sich weiter als Eigentümer von  Berwartstein an. Ein Jahr später übergab Philipp auch das “Zubehör” von Berwartstein an Hans vom Trotha. Natürlich protestierte das Kloster auch dagegen. Daraufhin ließ der Burgherr auf Berwartstein

kurzerhand die Wieslauter aufstauen, worauf Weissenburg auf dem Trockenen sass. Nach dem zu erwartenden Protest des Abtes ließ der Ritter den Damm aufreißen, was zu einer erheblichen Überschwemmung und Zerstörung in Weissenburg

führte. Abt Heinrich beschwerte sich beim Papst und dieser, Alexander VI. sprach am 8. Juli 1493 den Bann über den Kurfürsten und Hans von Trotha aus, der inzwischen das Amt des Marschalls beim Kurfürsten begleitete,

Auch vor den König war die Sache gelangt. Dieser befahl dem Ritter bis Mai 1494 alle Feindseligkeiten gegen das Kloster einzustellen. Als das nichts fruchtete, wurde er zum nächsten Gerichtstag im September 1494 nach Köln einbestellt.

Der Ritter ließ sich nicht beeindrucken, auch nicht als die Reichsacht gegen ihn ausgesprochen wurde. Insgesamt 4 Verhandlungen vor den Reichstagen verliefen ergebnislos. Das Problem löste sich erst 1503, nämlich

als Hans von Trotha am 26. Oktober starb, übrigens im kirchlichen Bann. Die Sanktionen gegen ihn wurden erst zwei Jahre nach seinem Tod aufgehoben. Er ist in der St. Annakapelle von Niederschlettenbach bestattet.

Das Kloster Weissenburg war einst als Missionskloster gegründet worden. Es hatte über 260 Eigenkirchen, war im heutigen Rheinland-Pfalz, Baden und Elsass reich begütert.Als es in ein Kollegiatsstift umgewandelt wurde, war es völlig verarmt,

besaß gerade noch drei klostereigene Höfe, nämlich einen in Steinfeld, einen in Schweighofen und den Koppelhof. Mehrere Ursachen hatten zu dem Niedergang beigetrage. Die ersten Verluste brachte schon der “Salische Kirchenraub”.

Im 14. Jahrhundert waren es viele Auseinandersetzungen mit der Stadt Weissenburg. Dazu kamen zum Ende des 15. Jahrhunderts die kostenträchtigen Auseinandersetzungen mit dem Pfälzer Kurfürsten.

Vor allem der Übergang von der Eigenbewirtschaftung der Klostergüter zur Vergabe als Lehen, brachte die größten Verluste, denn die Lehensnehmer betrachteten dies mehr und mehr als Eigengut .

Auch der Anfang des 16. Jahrhunderts brachte weitere Verluste. 1511 erheben sich die Bauern gegen ihre geistlichen Herren in Weissenburg, Altenstadt, Schleithal und Seebach. Der Zehnstädtebund geht gegen diese Aufstände vor.

Kurz vorher war auf der rechtsrheinischen Seite im Fürstbistum eine Verschwörung unter Joss Fritz verraten und so vereitelt.Auch in den Reichsritteraufstand unter Franz von Sickingen ist Weissenburg verwickelt.

Dabei wurden die beiden Festungen St. Paul und St. German zerstört.Im Großen Bauernkrieg von 1525 wurde die Festung Vier Türme zerstört. Das Kollegiatstift auf dem Stephansberg wurde verheert und sämtliche Zinsbücher verbrannt.

Das Kloster selbst musste harte Bedingungen eingehen, kam aber sonst unzerstört davon.

1524 genehmigte  Papst Clemens VII die Umwandlung in ein Kanonikerstift. An die Stelle eines Abtes setzte er einen Probst, einen Dekan und einen Custos und 12 Kanoniker. 1525 gelang noch die Inkorporation des Klosters Sankt Walburg im Hagenauer Forst, nachdem der

dortige Abt verstorben war. Abt Rüdiger Fischer starb 1545. Ihm folgte der Speyrer Bischof Philipp von Flörsheim nach. Kaiser Karl V. und Papst Paul III. genehmigten die Vereinigung der Propstei Weissenburg mit dem Hochstift

Speyer. Man erhoffte sich im Zeitalter der konfessionellen Spaltung für beide Einrichtungen eine notwendige Stärkung.

Martin Bucer predigte 1522 ein halbes Jahr in Weissenburg. Ab 1533 war Weissenburg weitgehend zum neuen Glauben übergetreten. Die Glaubenskriege der Folgezeit machten Stadt und Region schwer zu schaffen.

Im Laufe des 30-jährigen Krieges gerieten weite Teile des Elsasses unter französische Herrschaft. Die verschiedenen Friedensschlüsse bis 1714 bestätigten die französischen Eroberungen.

Während der französischen Revolution wurde das Stift aufgelöst.

Unbenannt

Kommentar (1)

  1. Klaus Petermann

    hallo

    Zum Kloster Weissenburg gehörte einst auch der Pfälzer Ort Gelosheim.
    Es soll dort in den Analen von einem Fischerdorf dei Rede sein . Noch heute wird dort das Fischerfest gefeiert obwohl weder See noch Bach durch das Dorf fließt. Es soll aber eine große Niederung da gewesen sein,dass ständig mit Rheinwasser versort wurde. Auch ist im Wappen des Ortes ein ein Fischspieß dargestelltz. Können Sie mir etwas dazu sagen oder eine Quelle nenne.
    Gruß Klaus Petermann

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