Klöster in Baden-Württemberg

Kloster Weissenau

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Gebizo von Ravensburg, der sich selbst als Ministerial Herzogs Welf bezeichnet und Burgvogt auf Neuravensburg war, stiftet in der kleinen Hube Au in der Schussenniederung Au ein Kloster. Sein Vater war Hermann der Reiche und seine Schwester Luitgard. Das Kloster wurde auch Minderau genannt, zur Unterscheidung des Klosters in der Au bei Bregenz Mehrerau. Da die Prämonstratenser ein weißes Ordensgewand trugen, bürgerte sich bald der Name Weissenau ein. Der Stiftungskonvent kam aus Rot an der Rot. Das von einem Propst geleitete Stift war ein Doppelkloster. Zwar starb der Stifter schon 1153,  als noch nicht die gesamte vorgesehene Ausstattung übertragen war. Doch begann man 1156 mit dem Bau der Klosteranlage und am 12. September  1172 konnte die Kirche geweiht werden. Das Kloster entwickelte sich rasch und konnte schon 1183 den Gründungskonvent für Schussenried abgeben. Um 1200 zählte es 24 Chorherren und 60 Laienbrüder. Der von Weisenau abhängige Frauenkonvent wurde in Maisental errichtet und blieb dort bis ins 14. Jahrhundert bestehen. 1230 erhielt es das Prämonstratenserstift Rüti am Zürcher See als Tochter zugewiesen.

Mitte des 13. Jahrhunderts war Weissenau eines der reichsten Klöster Schwabens geworden. Das Stift hatte als Mitgift eintretender Männer und Frauen zahlreiche

Besitzungen erhalten, die in den Papstprivilegien von 1219 und 1262 gelistet sind.

1257 wird Weissenau zur Abtei erhoben. Der Wohlstand des Klosters lässt sich auch an der “Einkommenserklärung”, die mit der Erhebung des Kreuzzugszehnten 1275 verbunden war,  ablesen. Das Kloster hatte viele Grangien, also selbst bewirtschaftete Gutshöfe, wie in der Klosterwirtschaft des Mittelalters üblich. Über die Stadthöfe in Lindau, Buchhorn und Überlingen setzte es seine landwirtschaftlichen Produkte ab. Nach der Blüte in der Stauferzeit setzte mit dem Interregnum ein wirtschaftlicher Niedergang ein, verschärft durch Raub und Plünderungen und Zerstörungen. Der Mangel an Bargeld zwang ab 1266 das Kloster zum Verkauf  zahlreicher Lehensgüter und der Aufgabe mehrerer Eigenbetriebe. Als mit Rudolf von Habsburg wieder ein König auftrat, wurde mit dem Eingreifen des Königs gegen den schwäbischen Adel der Talfahrt ein Ende gesetzt. 1283 schenkte Rudolf dem Stift eine Heilig Blut Reliquie, was die wirtschaftliche Lage weiter verbesserte. Das Kloster wurde zum Wallfahrtsort. Es konnte einen Teil der verlorengegangenen Besitzungen zurückgewinnen, die alte Wirtschaftskraft aber nicht mehr erreichen,  zumal der Rückgang der Laienbrüder das Kloster zur Verleihung der Gutshöfe an Bauern zwang. Diese war 1335 abgeschlossen.Die Eigenwirtschaft wurde bis 1803 nur in unmittelbarer Umgebung des Klosters beibehalten.

Rudolf von Habsburg übergibt 1286 den Brüdern Ulrich, der Landvogt in Oberschwaben war und Marquard von Schellenberg den Schutz des Klosters.  Als es 1314 bei der deutschen Königswahl zur Doppelwahl kam, wird auch Oberschwaben in die Auseinandersetzung zwischen dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern und dem Habsburger Friedrich dem Schönen hineingezogen. Da die Weissenauer Mönche sich nicht auf die Seite Ludwigs stellen wollten, wurden  sie aus dem Kloster gejagt und von den Kriegern Ludwigs nahezu allen Besitzes beraubt, so der Text einer am 13.04.1373 in Avignon ausgestellten Urkunde. 1373 übergibt Heinrich von Schellenberg, ein Parteigänger der Habsburger,  die  Patronatsrechte über die Kirche von Ummendorf, damit das Kloster die Einkünfte der Ummendorfer Kirche genießen kann.  Außerdem übergibt er dem Kloster seinen ummendorfer Besitz. Diese Schenkung wird dann auch vom Papst bestätigt. Das Kloster kauft sich nun verstärkt in Ummendorf  ein und ist bis auf wenige Höfe, die dem Spital in Biberach gehören,1440  im Besitz von Ummendorf. 1488 kam es im Klostergebiet von Weissenau zu ersten lokalen Unruhen. Im Bauernkrieg von 1525 zieht Stefan Rahl, Pächter auf dem Hof Herbisreute bei Weissenau  und Anführer der Bauern aus dem Klostergebiet mit seinem Bauernhaufen vor das Kloster und forderte den Abt Jacob Murer (1523-1533) auf, sich der Reformation anzuschließen. Das Kloster wurde geplündert und zerstört, was Murer in seiner illustrierten Chronik des Bauernkriegs eindringlich schildert.

bauernkrieg

1554 verkauft das Kloster unter Abt Andreas Rietmann (1554-1557) seine Ummendorfer Besitzungen an den Königlichen Rat und Augsburger Patrizier Matthias Manlich für 42.500 Gulden. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 2  Millionen Euro. Anlässlich des Verkaufs wird  ein genaues  Urbar-Register über Umbendorf Anno 1554  erstellt. Es enthält auch eine Aufzählung der zur Herrschaft Ummendorf gehörenden Leibeigenen. Die Urkunde wurde am 20. Juni 1554 erstellt. Für den Verkauf gab es sicher zwei Gründe. Zum einen waren die Plünderungen unter Ludwig dem Bayern noch nicht allzu weit zurück. Die Folgen des Bauernkriegs mit  Plünderung und Zerstörung waren nach kaum 30 Jahren wohl noch kaum bewältigt.  Mit dem im Kupferhandel reich gewordenen Kaufmann Matthias Manlich stand auch ein sehr finanzkräftiger Interessent zur Verfügung.

1596  erhält der Abt das Recht, bei der Liturgie eine Mitra zu tragen.

Die Reichsstandschaft der Abtei ist seit dem 15. Jahrhundert gesichert.

Der 30-jährige Krieg macht der Abtei aber wieder schwer zu schaffen. Er fiel in die Amtszeit der beiden Äbte Johann Christoph Härtlin (1616.1644) und Bartholomeus Eberlin (1644-1681). Abt Johann Christoph spielte eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges. Er verfasste auch die Consuetudines Minoraugienses. Es geht hier um die Ordensreform im 17. Jahrhudert und ist auch eine wichtige Quelle für die Sozial-und Wirtschaftsgeschichte in Schwaben.

1665 können die Reliquien des Saturnius erworben werden, was der Wallfahrt

weitere Impulse gibt. Anfang des 18. Jahrhunderts fällt dann die Entscheidung zu einem Neubau des Klosters. Reichsprälat Mauch, der aus der WangenerPatrizierfamilie Mauch stammt, erteilt den Auftrag zu einem barocken Neubau, geplant von dem Konstanzer Baumeister Franz Beer von Blaichten,  der 1724 fertiggestellt wird. Schlusspunkt setzt dann wie bei allen oberschwäbischen Klöstern die Säkularisation. Letzter Weissenauer Abt war Bonaventura Brehm (1794-1803) Die Inschrift auf seinem Grabstein gibt eine Kurzfassung seines Lebens.

Ruhestätte des Abtes Bonaventura Reichs-Prälaten zu Weißenau

Er ward geb. zu Kaufbeuren 1755, legte die Ordens-Profession ab 1776,

ward zum Abt gewählt 3. Nov. 1794, und starb 4. August 1818.

Was i. Jahre Elfhundertfünfundvierzig gestiftet

Gebiz von Ravensburg aus deutscvher Frömmigkeit

Weißenau, älteste Tochter Rots und Schussenrieds Mutter

ward im Jahre Eintausendachthundertunddrei weggeschwemmt

von dem Strom des geistlichen Stifte zerstörenden Zeitgeistes

Unter den neununvierzig Prälaten, die Weißenau zählte,

größtenteils würdig der Ehre war Bonaventura der Letzte.

Sanft ruhe seine Asche bis zur Auferstehung des Fleisches.

Abt Bonaventura hinterlässt eine Privatbibliothek von 2000-3000 Bänden. Sie besteht größtenteils aus Drucken und Handschriften der Weissenauer Klosterbibliothek, der Bibliotheka Minoraugiensis. Dieser gerettet Biblitheksbestand wird im Schloss Liebenau untergebracht, geht in der Folge aber auch verstreute Wege.


Das Kloster Weissenau fällt wie Schussenried an die Reichsgrafen  von Sternberg-Manderscheid, deren Erben es 1835 an das Königreich Württemberg verkaufen. Das Territorium gehört schon seit der Mediatisierung 1806 zu Württemberg. Heute ist in Weissenau eine Heilanstalt untergebracht.

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Weissenauer Abtliste

PRAEPOSITI:

  • Wernher 1145–
  • Hermann I + 1175
  • Ortolf 1a 1175-1180, res.
  • Albert 1180-1183, res.
  • Ulrich I v. Tann 1183-1191
  • Ortolf 2a 1191-1203, res
  • Konrad I 1203-1217 (postea Abb. Gen.)
  • Ulrich II 1217-1237
  • Herrmann II 1237-1257

ABBATES:

  • Heinrich I 1257-1266
  • Herrmann III 1266-1270
  • Heinrich II 1270-1279
  • Heinrich III v. Ankenreut 1279-1284
  • Heinrich IV 1284-1294
  • Rudolf I 1294-1297
  • Johannes I 1297-1303
  • Wernher II 1303-1308
  • Johannes II 1309-1348
  • Burkard Holbein 1348-1359
  • Heinrich V 1359-1367
  • Wernher III Ruch 1367-1391
  • Rudolf II von Küpfenberg 1391-1396
  • Gerung 1396-1423
  • Johannes III Fuchs 1423-1470
  • Nikolaus Hüglin 1470-1474
  • Johannes IV Schütz 1474-1483
  • Johannes V Gäßler 1483-1495, res.
  • Johannes VI Mayer 1495-1523
  • Jakob I Murer 1523-1533
  • Ulrich III Sattler 1533-1549
  • Andreas Rietmann 1549-1557
  • Jakob Häblin 1557-1563
  • Michael I Hablützel 1563-1575
  • Martin Schraff 1575-1577
  • Leonhard Sauter 1577-1582, res.
  • Matthias Insenbach 1582-1595
  • Christian Hablützel 1595-1599
  • Jakob II Mayer 1599-1616
  • Johann Christoph I Härtlin 1616-1644
  • Bartholomaeus Eberlin 1644-1681
  • Norbert Schaller 1681-1684, res.
  • Michael II Muesacker 1684-1696
  • Johann Christoph II Chorros 1696-1708
  • Leopold Mauch 1708-1722
  • Michael III Helmling 1722-1724
  • Antonius I Unold 1724-1765
  • Ambrosius John 1765-1773
  • Antonius II Unold 1773-1784
  • Carolus Ummenhofer 1784-1794
  • Bonaventura Brehm 1794-1803, + 1818

29 Jan 2011

Kloster Schussenried

index6 Die Gegend um Schussenried war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. 1866 fand man an der Schussenquelle einen Lagerplatz von Jägern und Sammlern. Das war der erste altsteinzeitliche Fund in Europa. Auch der nahegelegene Federsee war eine ergiebige Fundstelle für Archäologen. Im Federseeried wurden jungsteinzeitliche Pfahlbauten und Moordorfsiedlungen entdeckt. Und im Olzreuter Ried wurden Räder entdeckt, die zu den Ältesten in ganz Mitteleuropa zählen. Dendrochronolgisch wurden sie auf etwa 2897 vor Christus datiert.

Die schriftlichen Belege sind naturgemäß wesentlich jünger. Um 700 nach Christus war “Suzzenried” ein Pfarrdorf. Die erste urkundliche Erwähnung Schussenrieds ist 1153. Um 1150 war Schussenried ein Herrensitz von Konrad und Beringer von Schussenried.  Da sie keine Erben hatten, übertrugen sie ihren Besitz dem Prämonstratenserorden. Das Jahr 1183 gilt als Gründungsjahr des Klosters durch das Prämonstratenserstift Rot. Es wurde von Kloster Weissenau, ebenfalls einer Roter Gründung, besiedelt. Zunächst kam ein Propst Friedrich mit zwölf weiteren Chorherren aus Weissenau. Die Stifter traten dem Konvent ebenfalls bei. Das Familienwappen wurde einfach als Wappen des Klosters übernommen.

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1185 wurde der Bau der Konventskirche begonnen. 1188 wurde der schon vorher verstorbene Propst Friedrich in der neuen Kirche bestattet, ebenso der inzwischen zum Priester geweihte Klosterstifter Beringer. Sein Bruder Konrad  von Schussenried wurde 1191 in der Konventskirche beigesetzt. Erste Probleme hatte der junge Konvent in den “Wartenbergischen Wirren” zu überstehen. Konrad von Wartenberg hatte Erbansprüche gestellt. Es kam zu Erbauseinandersetzungen. Der Konvent floh vorübergehend nach Weissenau. Der Nachfolger Friedrichs Propst Manegold bat  Papst Coelestin III. um Rechtsbeistand. Dieser bestätigte die Stiftung. Mit Hilfe des Konstanzer Bischofs Diethelm von Krenkingen, der in Personalunion Abt der Reichenau war, konnte 1205 ein Vergleich geschlossen werden. Die vertriebenen Chorherren konnten nach Schussenried zurückkehren.

Am Kloster wurde noch weitergebaut. 1211 erteilte Papst Innozenz III. dem Kloster ein Schutzprivileg. Unter Propst Konrad II.wurde  Kirche und Kloster geweiht. Das Kloster konnte weitere Güter rund um Schussenried erwerben. Im Jahre 1227 wurde dem Kloster Zollfreiheut gewährt und 1240 erhielt es die Vogteirechte. Um 1366 wurde der Schutzpatronin der Klosterkirche, der Mutter Gottes, der Allgäuheilige Sankt Mang beigefügt und so begeht heute noch Schussenried als eine von wenigen Pfarreien außerhalb des Allgäus das St.Mang-Fest. Die Kirche wurde nun als “Gozhus unser Frawen und Sanct Mang“ bezeichnet. Das Kloster wurde zur Abtei erhoben. Am 11. Januar 1440 wurde der bisherige Propst Konrad V. zum Abt geweiht. Seit 1452 stand das Kloster unter dem Schutz der Truchsessen von Waldburg und der Georgsritterschaft. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war das Kloster reichsunmittelbar. Seit 1487 war es von fremden Gerichten befreit. 1512 erreichte die Abtei in ihrem Herrschaftsgebiet die Hoch-und Blutgerichtsbarkeit und war damit Reichsabtei. Spätestens seit1497 durfte der

Abt an den Versammlungen des Reichstages teilnehmen und seit 1538 gehörte das kloster dem Schwäbischen Präalentkollegium an.Ab 1482 ließ Abt Heinrich Österreicher Kloster und Kirche gotisch umgestalten. Eine Bibliothek wurde errichtet und um 1493 der Kirchturm erhöht.

Zwischen 1517 und  1525 lehnten sich die Bauern gegen die Klosterherrschaft auf. Am 19. März 1525 wird das Kloster überfallen, geplündert und verwüstet. Der Abt Johann Wittmayer (1505-1544) war mit dem Tode bedroht worden und konnte sich gerade noch durch die Hintertür retten.

1596 wurde die Abtei infuliert.

Das Kloster blühte und war ein reichsunmittelbarer Kirchenstaat von  4100 Hektar Fläche. Der 30-jährige Krieg setzte der Blütezeit ein abruptes und gewaltsamens Ende. Zwischen 1632 und 1647 wurde es mal von österreichischen und bayrischen Truppen mal von schwedischen besetzt.

Alle wetteiferten in Raub, Plünderung und sonstigen Freveln. Am 19. Januar 1647 setzten abziehende schwedische Truppen das Kloster in Brand,  zerstörten das Langhaus der Kirche und verwüsteten das klösterliche Territorium. Dies geschah in der Amtszeit des Matthhäus Rohrer (1621-1653)

Kaum hatte sich das Kloster von den Kriegslasten erholt, war der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) heraufgezogen.Die Jahre 1701-1704 (Schlacht von Höchstädt) belasteten das Kloster und seine Untertanen mit 297.000 Gulden, das sind ungefähr 14,5 Mio €. Trotzdem  fasste der Abt Didacus Ströbele (1719-1733) den Entschluss,  die Wallfahrtskirche Steinhausen neu zu erbauen. Die kleine Marienkirche war dem Pilgerstrom zum Gnadenbild nicht mehr gewachsen. Der Konvent genehmigte 9000 Gulden für den Bau. Als Baumeister wurde Dominikus Zimmermann gewonnen. Und er erbaute die “schönste Dorfkirche der Welt.” Die Baukosten waren aber weit über das genehmigte Volumen gestiegen. Die noch unvollendete Kirche wurde am 24. November 1731 von Abt Ströbele benediziert.

Abt Ströbele war aber mittlerweile mit seinem Orden in Konflikt geraten und dankte ab. Aber auch das Kloster sollte barock umgestaltet werden. Man beauftragte 1748 Dominikus Zimmermann, eine neue Klosteranlage zu planen.

klostermodell Die Zeitgenossen bewunderten den Entwurf, der aber  nicht zur Ausführung kam. Der Konvent beschloss 1749 den Neubau – man spricht ja auch heute noch vom “Neuen Kloster”. Der ortsansässige Baumeister Jacob Emele kam zum Zug unter Abt Magnus Kleber zum Zug. Er realisierte den Neubau der Klosteranlage,  deren Herzstück der Bibliotheksaal ist.

index1 Aber auch damit hatten sich die Chorherren ein wenig verhoben. 1763, das Bauvorhaben war gerade mal zu einem Drittel realisiert, wurde das Projekt wegen Überschuldung eingestellt. Aus den französischen Revolutionskriegen ginng das Kloster auch nicht unbeschadet heraus, zumal in zwei Schlachten bei Biberach 1796 beim Rückzug Moreaus durch Oberschwaben und 1800 gekämpft wurde und Schussenried jedes Mal Aufmarschgebiet der gegenerischen Heere war.

Wie bei allen oberschwäbischen Klöstern beendete der Reichsdeputationshauptschluss 1803 ein über Jahrhunderte dauerndes blühendes,  klösterliches Leben. Das Kloster fiel als Ausgleich für die linksrheinische Gebietsverluste an die Grafen von Sternberg-Manderscheid ebenso wie das Kloster Weissenau. Die Sternbergs war eine fränkische Adelsfamilie böhmischer Abstammung und nach der ehelichen Verbindung mit dem Haus Manderscheid in der Eifel begütert. Im Zuge der Mediatisierung 1806 kam Schussenried unter die Staatshoheit des Königreiches Württemberg. Der letzte Abt des Klosters Siard Berchthold(1792-1803)  floh vor den herannahenden französischen Truppen nach Tirol. Er konnte auch noch einen Teil des Klosterschatzes mitnehmen. Eine Erbengemeinschaft der Grafen verkaufte das Kloster 1835 an das Königreich Württemberg. Dieses richtete 1875 in den Klostergebäuden eine Pflegeanstalt ein.

Der größte Teil der einst reichhaltigen Klosterbibliothek wurde verscherbelt und ist heute verschollen.

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24 Jan 2011

Prämonstratenserkloster Rot an der Rot

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Das Kloster wird vermutlich 1126 durch Hemma von Wildenberg zusammen mit ihrem Sohn Cuno von Wildenberg als Doppelkloster gestiftet. Hemma war die Erbtochter von Hatho von Wolfertsschwenden, einem Teilort von Bad Grönenbach im Allgäu. Ihre Brüder Hawin, Albrecht und Kuonrad hatten schon vorher (1093)das Benediktinerkloster Ochsenhausen(siehe Blog Ochsenhausen) gestiftet.Hemma war die Witwe Heinrichs von Wildenberg, Freiherr von Sagogn in Surselva in Rätien.Die Herren von Wildenberg sind ein edelfreies Adelsgeschlecht im vorderen Rheintal. Hemma traf angeblich 1126 auf Norbert von Xanten (um 1080-1134) und war tief von ihm beindruckt. So sollte die Stiftung auch von französischen Prämonstratenserchorherren besiedelt werden. Ob Norbert persönlich in Rot anwesend war, kann nicht nachgewiesen werden. Aber er sandte wohl den ersten Vorsteher der Niederlassung Propst Burkard zusammen mit zwölf Mönchen aus dem Mutterkloster Prémontre nach Rot. Das Kloster war vermutlich von Anfang an direkt dem Papst unterstellt und hatte keinen Vogt. Schon bald nach 1126 wurde wie bei den Prämonstratensern üblich dem Roter Konvent ein Frauenkloster angeschlossen. Es bestand bis etwa 1380. Propst Burkhard wirkte in Rot so erfolgreich, dass es nicht wundert, dass ihn Bischof Reginbert von Brixen nach Wilten rief, wo ein Konvent von Weltpriestern lebte. Er wandelte diesen in ein Prämonstratenserkloster 1138 um, das war das erste Tochterkloster Rots. Burkhard starb 1140. Sein Nachfolger wurde Odino Truchsess von Waldburg(1140-1182). Odino war mit der Stifterfamilie verschwägert und vorher Ministeriale unter Graf Rudolf von Bregenz. Er genoß  hohes persönliches Ansehen und stand bald im  Ruf  der Heiligkeit, was dem Kloster großen Zulauf verschaffte. In seiner Amtszeit gehörten wohl insgesamt 200 Chorherren und 40 Schwestern zum Konvent. Auch gehen von Kloster Rot, auch Mönchsrot genannt, mehrere Klosterneugründungen aus meist auf Bitten von Adligen, die in ihrem Umfeld ein Kloster gründen wollten, Weissenau 1145, Steingaden 1147 (Welf VI.), Kaiserslautern (auf Veranlassung Friedrich Barbarossas)1158, Marchtal (Hugo Pfalzgraf von Tübingen) 1171 und 1183 das Kloster Schussenried.  So wurde Rot  bald auch überregional einflussreich. Am 22. Januar 1179 bestätigte Kaiser Friedrich I. “dem Kloster Rot seine seit Gründung bestehende Freiheit von jeder Vogteigewalt und die Unterstellung unter kaiserlichen Schutz.”  (WUB Band II., Nr. 414, Seite 193-194) Erstes Unheil traf die junge Abtei im Todesjahr Odinos 1182.Das Kloster wurde von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht. Alle wichtigen Urkunden gingen verloren. Benachbarte Edle unterstützen das Kloster aber tatkräftig und so blühte es unter tatkräftigen Äbten z. B. Heinrich von Fellheim (1273-1305), Konrad von Au (1307-1342) und Eglof von Lautrach (1343-1369)auf und strahlte unvermindert weiter.Die ersten Vögte und auch Wohltäter des Klosters waren die Welfen, besonders Welf V. und Welf VI. Sie erwirkten auch die päpstliche Bestätigung der klösterlichen Rechte, die durch Papst Lucius  III.( um 1097-1185), die  1182 erfolgte und auch die verlorenen Dokumente ersetzte.Herzog Welf von Spoleto, Fürst von Sardinien und Kalabrien, bittet den Papst Lucius (III.) die durch das Feuer vernichteten päpstlichen Privilegien des Klosters Rot zu erneuern und dasselbe der Mildtätigkeit aller Christgläubigen zu empfehlen” . (WUB Band II., Nr. 430, Seite 219-220) Auf diese Bitte stellt Papst Lucius diese Urkunde aus Papst Lucius III. nimmt das Kloster Rot mit genannten Besitzungen in seinen unmittelbaren Schutz und verleiht demselben verschiedene weitere ausgedrückte Begünstigungen (WUB Band II., Nr. 434, Seite 224-226 ausgestellt am 22.11. 1182 in Velletri).Dies war die Konfirmation der bereits 1152 bestätigten Stiftung unter Innocenz II. (1116-1143)(WUB Band II., Nr. 342, Seite 69-71 ). Rot wurde nicht nur  in den besonderen Schutz des Apostolischen Stuhles genommen, auch die Geltung der Regel bestimmt, die Schenkungen bestätigt, die freie Wahl des Abtes zugestanden, sondern auch, ausdrücklich verboten, dass irgend jemand außer dem König die Rechte des Vogtes beansprucht.Odino verstarb kurz vor Ausstellung dieser Urkunde 1182.

Kaiser Otto IV.1209, König Friedrich (ab 1220  Kaiser) 1215, König Albrecht 1304 und Kaiser  Ludwig der Bayer bestätigen die klösterlichen Freiheiten jeweils. Am 9. Januar 1338  gewährte Ludwig “Abt und Konvent des Prämonstratenserklosters Rot in der Diözese Konstanz das Recht, daß sie in Sachen ihrer Güter, Urbare und Rechte, die sie von alters her unangefochten besitzen, vor keine Landschranne oder ein weltliches Gericht geladen oder gezogen werden dürfen. Alle Klagen sollen vielmehr an den zuständigen geistlichen Richter gebracht werden”.(RI VII H 1 N.281)

1348 war in Oberschwaben eine Pestepidemie. Das führte zu einer sozialen Veränderung des Konvents. Das bürgerliche Milieu und Bauernfamilien bekamen immer stärkeres Gewicht.

Ende des 14. Jahrhunderts brachten aber äußere Ursachen,  Brände,  Seuchen, Kriege,  Missernten und Teuerung das Kloster in schwere Zeit. Dazu kam unter den Äbten Konrad II  Fruwenbiß  (1380-1391) und Johannes Barner (1391-1397) eine sehr  schlechte Wirtschaftsführung. Als der Konvent dann mit Petrus I (1397-1402) einem etwas zwielichtigen Menschen aufgesessen war, der die letzten Reste des klösterlichen Besitzes veräußerte und verpfändete, war das Kloster am Rande des Ruins. Der Prämonstratenserorden griff selbst ein und setzte mit Gerung, dem Abt von Weissenau einen Verwalter ein. 1407 bestimmt König Rupprecht Hans Truchsess von Waldburg zum Schirmherrn des Klosters. Das Stift erholte sich sehr langsam.Unter Abt Heinrich Merk (1415-1420) setzt eine wirtschaftliche Gesundung des Klosters ein. 1421 wird Martin Hesser zum Abt gewählt. Er kommt aus Marchtal. Er ist sehr tatkräftig, sparsam und klug. Er stellt die Klosterzucht wieder her und beginnt mit dem Wiederaufbau der zerfallenen  Gebäude. Er hat das Amt des Abtes 37 Jahre inne und man nennt ihn auch den 2. Stifter Rots.  In der Mitte des 15. Jahrhunderts gab es schwere Auseinandersetzungen zwischen dem Abt und den armen Leuten des Klosters.Der Truchsess von Waldburg versuchte nun, die Klosteruntertanen mit einem für sie günstigen Rechtsspruch auf seine Seite zu ziehen. Den kassierte Kaiser Friedrich III. allerdings auf Ersuchen des Abtes. Aber auch Abt Martin kam mit der drastischen Erhöhung von Frevel-und Bußgeldern nicht so einfach durch. Sie kam vor ein Schiedsgericht von Bürgermeister und Rat der Stadt Ulm. Dies traf aber keine Entscheidung sondern verwies an den Kaiser als obersten Vogt. Erst als dieser die Bestätigung gab, konnte der Abt die Erhöhungen durchsetzen. Die Unstimmigkeiten gingen aber weiter.Die Vogtei lag inzwischen bei Österreich. 1451 musste der Abt Österreich bitten, ihn und das Kloster unter den Schutz der Rittergesellschaft St. Jörgenschild zu stellen, da er seines Lebens nicht mehr sicher war.1456 beauftragte der Landvogt Albrecht von Österreich Berchthold vom Stain als Bevollmächtigen, einen Vergleich zwischen Abt und Untertanen zu erreichen. Alle Lehen wurden zu Erblehen erklärt, die innerhalb der Genossenschaft der Gotteshausleute frei vererbt werden konnten. Bei Verkauf an Ungenossen musste der Abt seine Zustimmung erteilen. Die leibherrlichen Abgaben im Todesfall wurden eingeschränkt. Die Erhöhung der Frevelgelder wurde zurückgenommen. Diese Einigung hatte bis 1612 Bestand. Da wurde dann wieder um die Interpretation des Vertrage von 1456 gestritten.

1425 schloss Abt Martin Hesser in Konstanz mit fast allen schwäbischen Äbten einen Bund zu Verteidigung ihrer Rechte. Dabei ging es um die Einmischung adeliger Klosterangehöriger.

1497 erklärt Kaiser Maximilian I. die Reichsunmittelbarkeit des Klosters. Erst im Östereichischen Erbfolgekrieg (1741-1748) erhält Rot die Blutgerichtsbarkeit, die ihm aber schon seit 1619 verpfändet ist.

1521 wird das Kloster in den Reichsmatrikeln von Worms geführt. Es musste 10 Soldaten und einen Reiter stellen. Außerdem zahlte es 60 Gulden an das Reichskammergericht. Auch zur Reichstürkenhilfe wurde es herangezogen. Rot ist Mitglied im Schwäbischen Reichsprälatenkollegium.

Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster geplündert,  Klosterdörfer wie Berkheim in Brand gesteckt. Die Brandschatzung  des Kloster konnte Abt Johannes (1520–1533) nur durch eine Zahlung von 300 Gulden abwenden.

Das sind rund 15.000 €.

1546 im Schmalkaldischen Krieg(1546-1547) wurde Rot ebenfalls geplündert. Einen wiederholten Niedergang verhinderte aber Abt Martin Ermann (1561-1589) mit seinen umsichtigen Reformen. Er war auch Visitator der Schwäbischen Zirkarie.

In seiner Amtszeit wurde 1585 wird  Abt durch Papst Sixtus V.infuliert. Seit dem 16. Jahrhundert ist die Abtei im Schwäbischen Reichsprälatenkolleg vertreten.

Im 30-jährigen Krieg hatte das Kloster schwer zu leiden und wurde über 200 Mal geplündert. Was der Krieg nicht zerstört hatte, wurde 1681 nach einem Großbrand durch Brandstiftung endgültig vernichtet. Ironischerweise hatte im selben Jahr das benachbarte Kloster Ochsenhausen eine Feuerspritze angeschafft. Die Klosteranlage wird von 1681 bis 1698 in barockem Stil neu errichtet. Die Pläne stammten von Abt Martin Ertle (1672–1711).Auch das kann man durchaus als Roter Besonderheit ansehen, denn anders als bei den anderen schwäbischen Barockklöstern waren hier keine großen Kirchenbaumeister tätig sondern die Äbte. Das ging über Mauritius Moritz  (1760–1782)mit dem Neubau von St. Verena bis zu Willebold Held (1782–1789) bis zur endgültigen Fertigstellung.

1730 richtet Abt Hermann Vogler (1711-1739) eine Kreuz und Marienwallfahrt ein.Ein angeblich wundertätiges Gnadenbild hatte einen großen Zustrom von Gläubigen ausgelöst. Abt Hermann schenkte der Kirche noch ein
Kreuzpartikel.Maria Steinbach zählt heute noch zu den bekanntesten schwäbischen Wallfahrten. Man kann den Wallfahrtsort in eine Reihe stellen mit Altötting, Kloster Ettal, Maria Einsiedeln und der Wieskirche. Der Stuck in Maria Steinbach und die Altäre stammen von dem Wessobrunner Stukkateur  Johann Georg Üblhör. Als dieser noch vor Vollendung des Hochaltars starb, führte Franz Xaver Feuchtmayr der Jüngere die Arbeiten zu Ende. Die Orgel wurde 1756 von dem Ochsenhausener Orgelbauer Josef Gabler erbaut und nach 1950 durch den Orgelbauer Gerhard Schmid restauriert. Auf der Vorderseite der Orgel befindet sich das Wappen des Abtes Ambros Guggenmoos  (1755–1758), der ja bei er Erbauung der Orgel regierte

thWallfahrtskirche Maria Steinbach

Die frühklassizistische Kirche St. Verena wurde von 1771- 1786 neu erbaut und ausgestattet. Abt Mauritius hatte gegen den Willen des Konvents die erst 1702 nach dem Klosterbrand fertiggestellte frühbarocke Kirche abreißen  und neu erbauen lassen.

Sie war ihm zu wenig modern. Abt Mauritius stammte aus Biberach und war mit den dortigen schwierigen konfessionellen Verhältnissen in der paritätischen Stadt vertraut. Als Christoph Martin Wieland seine Braut Christine Hogel, die von ihm schwanger war, heiraten wollte, war das alles andere als einfach. Christine stammte aus einer erzkatholischen Familie, Christoph Martins Vater war der höchste evangelische Geistliche der Stadt und Christoph Martin war Stadtschreiber  und verdankte sein Amt dem evangelischen Magistrat. Der katholische Magistrat wollte keine Verbindung katholischer Mädchen mit Männern anderer Konfession dulden. In einer Audienz bei Abt Mauritius überzeugte er den jungen Wieland, dass es das beste wäre, wenn dieser auf Christine verzichtete. (Siehe dazu auch Blog Christoph Martin Wieland). Abt Mauritius starb bevor St. Verena vollendet war. Er hatte seinem Kloster also nur Bauruinen und Schulden hinterlassen.

Unter Abt Willebold wurde St. Verena vollendet.

Die Innenausstattung stammt von den Malern Andreas Meinrad von Ow und Januarius Zick, der auch in der Stadtpfarrkirche Biberach gewirkt hat. Die Stuckarbeiten stammen von Franz Xaver Feuchtmayer.

Das Chorgestühl stammt wahrscheinlich von Matthias Etschmann, der mit seiner Werkstatt von Buxheim nach Rot gezogen war. Das Gestühl wurde noch für die Vorgängerkirche in der Zeit von 1691-1693 geschaffen und gilt als unmittelbarer Nachfolger des Buxheimer Chorgestühls.

Die Orgel wurde 1793 fertiggestellt und stammt von Johann Nepomuk Holzhey.

Die Klosterbibliothek hatte rund 7000 Werke.  1796 wurde ein Katalog angefordert und ab 1725 wurden jährlich große Summen für Bücher ausgegeben.

Der letzte Abt Nikolaus Betscher (1789–1803) übernahm1793 das Generalvikariat der deutschen Ordensprovinz der Prämonstratenser, nachdem das Mutterkloster in Premontre wegen der französischen Revolution aufgelöst worden war.Damit war auch die Funktion des prämonstratensischen Generalabtes verbunden.

Abt Nikolaus widmete sich auch vor allem der Kirchenmusik und hat viele werke hinterlassen.

Wie in allen schwäbischen Klöstern beendete die Säkularisation das klösterliche Leben. 1803 wurde Rot durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert. Das Kloster wurde zum Aussterbekloster erklärt und durfte keine Novizen mehr aufnehmen. Den Klosterbesitz, 13 Dörfer und Weiler, übernahm zunächst der Graf Wartenberg im Tausch für seine linksrheinischen Grafschaft in der Pfalz. Der Besitz ging aber bald an den Grafen Erbach-Erbach über.1806 wurde Rot württembergisch.

1947 kehrten sie Prämonstratenser nach Rot zurück. Das Kloster diente nun als Ausbildungsstätte für die jungen Mitbrüder aus Windberg (Bayern). Die Diözese Rottenburg sah allerdings keine Möglichkeit, den Prämonstratensern Seelsorgestellen im Umkreis um das Kloster Rot anzubieten. Deshalb kehrten einige nach Windberg zurück andere wirkten 1959 an der Neugründung des Klosters Hamborn in Duisburg mit. Das Bistum Rottenburg kaufte 1959 das Kloster und richtete darin das Jugend-und Bildungshaus St. Norbert ein.

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Abtsliste

PRAEPOSITI:

  • Burchardus 1126-1140

ABBATES:

  • Odino Truschseß v. Waldburg 1140-1182
  • Berthold I
  • Volmarus — 1217
  • Albertus 1217-1220
  • Heinricus I 1222
  • Werner
  • Reinhard
  • Berthold II. 1268-1273
  • Heinrich II 1273-1305
  • Konrad I de Au 1307-1343
  • Eglolf de Lutrach 1343-1369
  • Heinrich III de Krauchenwies 1369-1380
  • Konrad II Fruwenbiß 1380-1391
  • Johann I Barner 1391-1397
  • Petrus I 1397-1402
  • Lucius 1402-1403
  • Gerung abbas de Weißenau, administrator, 1403-1407
  • Petrus II Städelin 1406-1407
  • Friedrich I Biedermann 1407
  • Johann I Geldrich 1407-1411
  • Jodocus de Ursberg 1411-1414
  • Leonhard Truchseß 1414-1417
  • Heinrich IV Merck 1417-1420
  • Martin I Hesser 1421-1457
  • Georg Iggenauer 1457-1470
  • Johann III Moshaim 1470-1475
  • Heinrich V Hünlin 1475-1501
  • Konrad III Ermann 1501-1520
  • Johann IV Lauinger 1520-1533
  • Konrad IC Ermann 1533-1543
  • Konrad V Spleis 1543-1549
  • Vitus Weber (Textor) 1549-1556
  • Dominicus Freiburger 1556-1560
  • Martin II Ermann 1561-1589
  • Martin III Schlaich 1589-1591
  • Balthasar Held 1591-1611
  • Joachim Gieteler 1611-1630
  • Ludwig Locher 1630-1667
  • Friedrich II Rommel 1667-1672
  • Martin IV Ertle 1672-1711
  • Harrmann Vogler 1711-1744
  • Ignatius Vetter 1744-1755
  • Ambrosius Guggenmoos 1755-1758
  • Benedikt Stadelhover 1758-1760
  • Mauritius Moritz 1760-1782
  • Willibold Held 1782-1789
  • Nikolaus Betscher 1789-1803

21 Jan 2011

Reichsabtei Ochsenhausen

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In der Gegend soll schon im 9. Jahrhundert ein Nonnenkloster mit dem Namen Hohenhusen bestanden haben. Erst die Schlacht auf dem Lechfeld 995 beendete ja für Süddeutschland die Hunnengefahr. So sollen die Nonnen im 10. Jahrhundert vor den Ungarn ins Österreichische geflüchtet sein. Eine Truhe mit ihren Schätzen und Reliquien sollen sie vergraben haben. Einige Jahre später soll nun ein Ochse beim Pflügen auf die Holzkiste gestoßen sein. An der Fundstelle entstand das Kloster Ochsenhausen. Ohne Blick auf die Legende kann man sagen, dass die fränkisch-welfischen Ministerialen Konrad, Hawin und Adelbert von Wolfertsschwenden als Grundeigentümern zusammen mit ihren Schwestern ein Kloster gestiftet haben. Am 31. Dezember 1100 wurde die Stiftung in einer Urkunde ohne Ortsangabe niedergelegt. Eine Kirche, eine Mühle, eine Wirtschaft sowie ein Wald, alles in Ochsenhausen gelegen wurde der Abtei St. Blasien im Schwarzwald in Anwesenheit des Abtes Uto und des Advokaten der Abtei St. Blasien Adelgoz übergeben. St. Blasien zählte damals zu den führenden Reformklöstern Schwabens. Vor Ochsenhausen war von St. Blasien aus schon Muri 1082 gegründet und Göttweig 1094 von einem Chorherrenstift in ein Benediktinerkloster umgewandelt worden. Abt Uto I. schickte Mönche ins Rottumtal. Am 2. Januar bestätigte König Lothar1126 in Straßburg dem Kloster St.Blasien den Besitz von Kloster Ochsenhausen.  (WUB I Nr.288). Am 12. Januar 1152 fertigte König Konrad III. in Freiburg eine der Urkunde von König Lothar wortgleiche Bestätigung des Besitzes aus.1157 bestätigt Papst Hadrian IV. dem Abt Gunther (1141-1172) die Stiftung von Kloster Ochsenhausen und der Kirchen von Reinstetten,

Mittelbuch, Tannheim,Bergheim, Arlach und Goldbach.

Abt Uto hatte als ersten Prior Burkhard nach Ochsenhausen entsandt, der schnell für einen guten Ruf des neuen Klosters sorgte und so große Anziehung auf junge Leute ausübte. Berthold von Laubach trat in das Kloster ein

und Ochsenhausen bei seinem Klostereintritt seinen ganzen Besitz. Er wurde auch mit Genehmigung des Mutterklosters zum ersten Probst bestellt, als sich Burkhard aufgrund seines Alters den Aufgaben seines Amtes nicht mehr. gewachsen fühlte. Er verwaltete dieses Amt bis zu seinem Tod 1178.

Das Kloster wurde rasch mit vielen Schenkungen bedacht. Im Jahre 1343 hatte es Probleme mit den schellenbergischen Vögten, die als Herren von Kisslegg mehrfach Landvögte von Schwaben (Oberschwaben)waren und wendete sich deshalb an Kaiser Ludwig den Bayern. Dieser gab dem Konvent “ als Schirmer Ammann, Rat und Gemeinschaft der Bürger“ der Reichsstadt Ulm (Ludwig (R I VII) H 1-n. 360). Das Kloster war vor dem barocken Neubau eine bescheidene Anlage. 1391 löste sich Ochsenhausen vom Mutterkloster Sankt Blasien und wurde selbstständige Abtei.

Tiefere Ursache war das abendländische Schisma von 1378 und 1417, das erst durch das Konstanzer Konzil beendet wurde.1378 war in einer chaotischen Wahl Bartolomeo Prignano zum Papst gewählt. Er nannte sich Urban VI. Die Wahl wurde bald angefochten und in Fondi mit Robert von Genf ein Gegenpapst gewählt, der sich Clemens VII. nannte. Er konnte sich in Rom nicht durchsetzen und ging bald nach Avignon. Die Kirche hatte zwei Päpste und spaltet sich in Oboedienzien. Blasien hatte sich unter den Gegenpapst gestellt während Ochsenhausen beim regulären Papst Urban VI. verblieb. Die vom Mutterkloster St. Blasien eingesetzten Probst Heinrich von Södorf und Prior Heinrich Laurin versuchten die Ochsenhausener Mönche ebenfalls zur Anerkennung des Gegenpapstes zu bringen. Da die Zustände allmählich unhaltbar wurden, wandte sich der Konvent über den Bischof in Konstanz an Papst Urban. Dieser löste den Konvent von der Gehorsamspflicht gegen den von St. Blasien eingesetzten Prior und erlaubte ihm, einen Prior aus seinen eigenen Reihen zu wählen.1388 hatte der Konvent hatte den aus Biberach stammenden Nikolaus Faber  zum Propst und Prior gewählt. Der von St. Blasien eingesetzte Prior und Propst wurden nach St. Blasien zurückgewiesen. Natürlich wehrte sich der Abt von St. Blasien Heinrich IV. dagegen. Er einigte sich mit dem Konvent in Ochsenhausen die Angelegenheit Ulmer Theologen, die damals sehr angesehen waren, vorzulegen. Diese allerdings entschieden gegen St. Blasien. Die Wahl des Ochsenhausener Konvents wurde als rechtmäßig angesehen, da Ochsenhausen dem rechtmäßigen Papst anhänge, St. Blasien aber „dem schismatischen Papst Clemens“ anhänge. Was die Rücksendung der beiden Mönche aus St. Blasien anging wurde auch klar gesagt „der von St. Blasien aufgestellte Prior gehe als Schismatiker zu den Schismatikern nach St. Blasien. außerdem solle das Kloster so lange die Kirchenspaltung bestehe keinen Prior mehr für Ochsenhausen aufstellen. Als Papst Urban starb, reiste Prior Nikolaus Faber  1391 nach Rom, um eine Entscheidung des neuen Papstes Bonifazius IX. zu erwirken. Dieser erhob Ochsenhausen zur selbstständigen Abtei. Am 19. April 1392 wurde nun Nikolaus Faber zum ersten Abt gewählt und vom Konstanzer Bischof Burkhard von Höwen zum Abt geweiht und bestätigt.

Am 13. Oktober 1397 verlieh König Wenzel dem Abt und dem Konvent das Recht auf freie Vogtwahl und die Freiheit von fremden Gerichten. [RIplus] Regg. Wenzel [n. 3026] Die Reichsstadt Ulm wurde als selbstgewählter Schutzherr bestätigt. Seit 1422 wird das Kloster nun als Reichsstand in den Reichsmatrikeln geführt. Das Kloster hatte nun das Ulmer Bürgerrecht und unterstand dem Ulmer Stadtgericht.

Abt Nikolaus hatte schon als Probst durch Erwerb von Gütern für eines solide wirtschaftliche Basis des Stiftes gesorgt. Diese Politik behielt er auch als Abt bei. Außerdem wurde das Kloster weiterhin mit Stiftungen  bedacht.

Nach dreißigjähriger Regierungszeit als Abt trat er am 11. Juni 1422 zurück. Sein Todesdatum ist nicht bekannt. Zu seinem Nachfolger wurde sein Neffe Heinrich Faber gewählt, der vorher 5 Jahre Pfarrer in Winterrieden war.

In seiner Amtszeit wurden Weingärten in Markdorf gekauft. Er starb bi einer Reise nach Konstanz dort am 6. März 1434. Zu seinem Nachfolger wurde Michael Ryssel gewählt, der aus einer Ulmer Patrizierfamilie stammte.

Er stand seinem Kloster 34 Jahre vor. In seiner Amtszeit wurde ein großer Kirchturm erbaut, der den kleinen schon baufälligen ersetzte. Außerdem wurde er mit größeren Glocken versehen. Auch unter Abt Michael wurde der Grundbesitz des Klosters und durch eigene Zukäufe vergrößert. Auch um die Klosterbibliothek kümmerte er sich. Die ersten Druckschiften für das Kloster wurden angeschafft. Nach seiner Resignation am 8. Juni 1468 wurde Johannes Knuß zum Abt gewählt Er stammte aus einer Biberacher Bürgerfamilie. Er kam mit etwa 12 nach Ochsenhausen und genoß dort Unterricht. Er war sehr talentiert und wurde schon mit 16 in den Orden aufgenommen.

Er bekleidete mehrere Klosterämter, wie z. B. Kellermeister. Am Schluß war Klosterökonom. Dieses Amt versah er mit soviel Erfolg, dass er nach Resignation von Abt Michael als dessen geeigneter Nachfolger gesehen wurde und 1468 gewählt wurde er mit der großen Herausforderung seiner Regierungszeit konfrontiert. 1470 kam die Pest nach Oberschwaben. Ganze Weiler und Dörfer verloren sämtliche Einwohner. Abt Johannes ließ kostenlose Heilmittel aus der Klosterapotheke verteilen. Kranke und arbeitsunfähige wurden über die Klosterküche mitverpflegt.Für die Überlebenden sorgte er nach Kräften.Zwar wurde der Klosterbesitz weder durch Zukauf noch durch Spenden vergrößert. Aber er hatte seine Untertanen vor den Untergang gerettet, wie der Chronist des Klosters Georg Geisenhof schreibt. 1376 starb Abt Johannes. Auf ihn folgte Jodokus Bruder. Jodokus ist 1422 in Biberach geboren.Seine Ausbildung erhielt er in Kempten unter Ausicht seines Onkels.!457 kam er als Novize ins Kloster Ochsenhausen. Er war so begabt, dass ihn Abt Michael Ryssel schon 1468 zum Prior ernannte.Da war er gerade 26. 1476 wählte ihn der Konvent als Nachfolger des verstorbenen Abtes Johannes. Er selbst scheint an seiner Eignung zum Abt gezweifelt zu haben. Der Überlieferung nach begab er sich zu Nikolaus von der Flüe in der Schweiz, der schon zu Lebzeiten im Rufe der Heiligkeit stand. Er soll den Einsiedler gefragt haben, ob er als Abt auch selig werden könne. Die Antwort „wohl schwerlich“ habe ihn bewegt, nach seiner Rückkehr aus der Schweiz sein Amt niederzulegen.In seiner Regierungszeit wurden einige Grenzstreitigkeiten mit dem Kloster Buxkeim  und Tannheim beigelegt. Nach seiner Resignation lebte er noch 47 Jahre.

Auf ihn folgte Abt Simon Lengenberger. Auch er ist in Biberach geboren. Mit 15 wurde er Novize im Kloster Ochsenhausen und erhielt hier wohl auch seine wissenschaftliche Ausbildung. Mit 16 legte er seine Profess ab.1482 wählte ihn der Konvent zum Abt. Er scheint zu Kaiser und Papst gute Beziehungen gehabt zu haben.1488 wurde dem Kloster von  Kaiser Friedrich III. die Blutgerichtsbarkeit verliehen. Es durfte nun Stock und Galgen aufrichten. Die Urkunde wurde am 23. Dezember 1488 in Innsbruck ausgestellt.( Chmel n. 8361, in: Regesta Imperii Online) Am 19.4.1494 bestätigte König Maximilian Abt Simon und dem Konvent des Klosters zu Ochsenhausen ihre alten Privilegien.(Maximilian I. – RI XIV,1 n. 573) Am 14. Juli 1495 bestätigte König Maximilian die Privilegienurkunden  König Wenzels, vor allem das Recht, sich einen Vogt nach Belieben zu wählen. (s.o.)Nach Geisenhof, dem Klosterchronisten (Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben) erhielt das Kloster 1494 von König Maximilian die Regalien und 1495 den Titel einer freien Reichsabtei verliehen. Papst Alexander VI. verlieh auch 1495 Abt Simon die Pontifikalien- unaufgefordert wie Geisenhof betont „eine Auszeichnung, die selten „einem deutschen Abte ungesucht zu Theil wurde“. Zu dieser Steigerung weltlicher Macht und geistlichen Anerkennung passt, dass Abt Simon mit dem Neubau der Klosterkirche wurde  in gotischem Stil 1488 begann. Sie war -auch nach Geisenhof zwar nicht an Umfang aber durchaus an Majestät den Münstern in Freiburg und Straßburg zu vergleichen. Sie hatte 15 Altäre.Den Hochaltar  errichtete der Ulmer Bildhauer Jörg Syrlin d.J., der unter anderem auch in Blaubeuren tätig war. Die Kirche wurde 1495 geweiht.

Syrlin begann mit seinem Altar 1496 und beendete sein Werk 1499. Abt Simon erlebte die Vollendung nicht mehr, denn er starb 1498. Neben dem Kirchenneubau wurde auch sonst im Kloster gebaut. Ein großes Gastgebäude wurde errichtet, das die Schweden dann im 30-jährigen Krieg zerstörten. Auch der Klosterbesitz wurde erweitert vor allem in Richtung Illertal. Abt Simon kaufte teils von Kloster Rot, teils von Mererau das ganze Dorf Oberopfingen und den Weiler Bonlanden.

Nachfolger von Abt Simon wurde Hieronymus I. Biechelberger Er stammte aus Dinkelsbühl und trat schon unter Abt Jodokus ins Kloster ein. Er bekleidete mehrere Klosterämter, zuletzt das des Großkellers.

Er war vor allem mit dem Neubau des Klosters befasst. Nach Geisenhof war es vor allem dem Geschick des Großkellers zu verdanken, dass das Bauvorhaben in nur 7 Jahren bewältigt werden konnte

und was absolut bemerkenswert ist, bei Vollendung auch schon bezahlt war. Das leisteten vor allem die Leibeigenen des Klosters, die „gegen eine mäßige Rekognition an Brod und baarem Gelde“

(Geisenhof) zum Gelingen beigetragen hatten. Das hatte zu einer erheblichen Unruhe unter den Untertanen geführt. vom Abt wurde das zunächst nicht wahrgenommen, da es im Stillen gegärt

hatte. Aber 1501 kam es in sämtlichen 38 Ortschaften des Klosters zu Unruhen. Die Lehensbauern, angeführt von ihren Ortsvorstehern versammelten sich im Klosterhof und kündigten Dienst und Gehorsam auf.

Abt Hieronymus hörte sich die Beschwerden an, ließ die Beschwerden von Georg Sattler, einem Advokaten beider Rechte, aufnehmen und prüfen. Sein Kanzler Friedrich von Dankersweil und sein Großkeller Raymund Kantengiesser handelten eine Vereinbarung mit den Gemeindevorstehern eine Vereinbarung aus, die allerdings nur kurz für Ruhe sorgten. Als sich die Bauern wieder vor dem Kloster zusammenrotteten und nächtliche Einfälle ins Kloster vornahmen, wandte er sich an den Schwäbischen Bund. Der drohte mit Waffenanwendung. Fürstabt Johannes von Kempten, Vertreter der Städte Ulm und Memmingen und Freiherr Georg von Freiberg handelten nun einen Kompromiss aus, der sich weit auf die Vereinbarung, die die Kommission von Abt Hieronoymus erzielt hatte, stützte. Die Vereinbarung hatte Vertragscharakter, was auch daran zu sehen ist, dass die Urkunde in zweifacher Ausfertigung erfolgte, jede Urkunde gesiegelt wurde und jede Partei eine Ausfertigung erhielt. Kurz zusammengefasst regelte sie die dinglichen und personalen Rechte des Bauern gegenüber dem Kloster.

Er wurde allerdings 1525 nach der Niederlage der Bauern im Bauernkrieg wieder zurückgenommen, dürfte aber der Grund dafür sein, dass Ochsenhausen unbeschadet durch den Bauernkrieg gekommen ist. Geisenhof sagt in seiner „Kurzen Geschichte..“ „denn durch die Vorgänge des Jahres 1502 gewitzigt, hielten es die Unterthanen des Klosters nicht mit den Rebellen.“ (S. 76). Abt Hieronymus starb im Jahre 1508. Bei der erforderlichen Wahl waren auch die Äbte von Kloster Elchingen und Zwiefalten anwesend. Nachdem sich im ersten Wahlgang keine Mehrheit abzeichnete, schlugen die beiden Äbte den bisherigen Prior Andreas Kindscher vor.Er fand die einhellige Zustimmung und wurde gewählt. Er war der 6.Abt der aus Biberach stammte. Zu seinem Amtsantritt erließ er den Untertanen die vom Schwäbischen Bund auferlegte Geldbuße und die Übernahme sämtlicher Kosten für die Kommission wegen der Vorgänge von 1502.Das belief sich auf insgesamt 4.000 Gulden. Auch das hat das Klima zwischen Kloster und Untertanen stark verbessert und wirkte sich sicher 1525 aus.

Seine kluge Amtsführung wurde auch im gesamten Orden wahrgenommen. Er wurde 1515 in Mainz vom Provinzialkapitel des Ordens zum Schiedsrichter und Kommissär für alle in den Diözesen Konstanz und Chur befindlichen Benediktinerklöster gewählt. Die Reformation, die inzwischen auch in Oberschwaben angekommen war, zeigte noch wenig Auswirkungen auf die Regierung von Abt Andreas. Aber in seinem Konvent waren

einige Mönche, die sich in Predigten und mit Schriften kritisch mit der Reformation auseinandersetzten. Abt Andreas starb 1541 nach 33 Regierungsjahren. Zu seinem Nachfolger wurde der aus Tettnang stammende Georg Müller gewählt. Bis zu seiner Wahl war er bereits 26 Jahre Prior. Gleichzeitig bekleidete er das Amt des Syndikus und Prokurator des Benediktiner-Ordens. Beide Ämter übte er zur vollen Zufriedenheit aus und schien so der geeignete Kandidat für die neue Aufgabe. Er geriet aber voll in die unruhigen ersten Reformationsjahre oder wie Geisenhof das ausdrückt: „die Vorsehung schien ihn aber gerade auf die ungünstigste Aufgabe aufgespart zu haben, welche ein – mehr, als blos mittelmässiges- Regententalent heischte“ (S.79). Um der mangelhaften Ausbildung des Klerus entgegen zu wirken, das war einer der Kritikpunkte der Reformation, plante er zusammen mit den Äbten von Kempten, Weingarten, Ottobeuren, Elchingen, Zweifalten, Irsee, Wiblingen und Donauwörth in dem kemptischen Legau ein Studienhaus für den Ordensnachwuchs zu errichten. Das Projekt kam aber nie zustande. 1491 war Baltringen von ihren bisherigen Mutterkirchen Laupheim und Sulmingen getrennt worden und zur selbstständigen Kirche erhoben worden. In Laupheim hatte das Kloster Ochsenhausen seit 1413 das Patronatsrecht. 1542 entzog  der Magistrat der Reichsstadt Biberach inzwischen mehrheitlich evangelisch, dem Pfarrer Knecht in Baltringen die priesterlichen Funktionen. Das war ein klarer Eingriff in die Rechte des Kloster Ochsenhausen und natürlich wehrte sich Abt Georg dagegen und bat die Stadt Ulm in ihrer Eigenschaft als Schirmvogt um Hilfe. Diese war aber mittlerweile ebenfalls evangelisch und versuchte nun ihrerseits das Kloster zu reformieren. Angeblich zum Schutz des Klosters verlegte die Stadt zwei Kompanien Soldaten in das Kloster. Daraufhin dankte der klösterliche Kanzlist Johann von Thierberg 1546 ab. Sein Nachfolger wurde Georg Greck. Dieser berief für das Seelenheil der ulmischen Soldaten einen protestantischen Prediger und verfügte, dass der katholische Gottesdienst in der Stiftskirche aufhören sollte. Aber die schon erwähnten Mönche unter Abt

Andreas wirkten dem entgegen. Die Reformation konnte in Ochsenhausen nicht Fuß fassen. Abt Georg flüchtete 1457 nach Augsburg, wo sich Kaiser Karl V. aufhielt. Allerdings erhielt er von Karl keine Hilfe sondern die Empfehlung, zu resignieren und sein Amt Gerwig Blarer, der seit 1520 Abt von Weingarten war und zugleich die Würde eines kaiserlichen Rates, Hofkaplan und päpstlichen Legaten für Papst Julius II. bekleidete, abzugeben. Außerdem war er auch Vorsitzender des Kollegiums der schwäbischen Prälaten. Dem Reichsprälatenkollegium gehörte er als Weingartener Abt seit 1520 an. Dieses Kollegium vereinte alle Klöster und Stifte des Alten Reiches, die im Reichstag vertreten waren. Seit 1523 führte er den Vorsitz dieses Gremiums, ohne jemals formal gewählt worden zu sein. Als Direktor des Reichsprälatenkollegiums oblag ihm die Repräsentation und Verhandlungsführung nach außen. Er hatte die Prälatentage auszuschreiben. Er war verantwortlich für die Kasse, die Verwaltung des Archivs und die Kanzlei. Schon 1537 erhielt er von Papst Paul III.das Recht des Gebrauchs der Pontifikalien. Er wurde bald zum führenden Repräsentanten der Katholiken in Oberschwaben. Dieser Mann schien Kaiser Karl der richtige Mann in dieser Situation zu sein. Gerwig Blarer stellte sich in Ochsenhausen zur Wahl und wurde als 10. Abt. gewählt. Schon auf die Nachricht von der Resignation Abt Georgs hin waren die Ulmer Truppen aus Ochsenhausen abgezogen. (Zu Abt Gerwig siehe auch Kloster Weingarten). Er beendigte die Schutzherrschaft Ulms über das Kloster und unterstellte dieses direkt dem Schutz König Ferdinands und dem Hause Habsburg. Im 2. Band der Briefe und Akten von Gerwig Blarer wird dies in einem Brief vom 22.08. 1548 an Gerwig, Prior und den Konvent zu Ochsenhausen mitgeteilt: „Der König hat den Revers über den Schutz und Schirm übersandt und der Regierung befohlen, das Gotteshaus mit allen zugehörigen nunmehr im Namen des Hausen Österreich zu schirmen (Brief 1019, Gerwig Blarer Briefe und Akten herausgegeben von Heinrich Günter Stuttgart 1921) 1556 Karl V. gewährt auf Bitten seines Rats Gerwig [Blarer], Abt von Weingarten und Ochsenhausen, den genannten Klöstern ein Privileg gegen Juden. Diese dürfen keine Klostergüter erwerben. Auch wird ihnen verboten, gegen Untertanen der Klöster vor dem Hofgericht Rottweil, dem Landgericht Schwaben sowie anderen fremden Gerichten zu klagen.(Urkunde B 515 U37 vom 11.2.1556 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart) 1565 erwarb er von den Erben der Familie Mannlich Schloss und Dorf Ummendorf und die hohe Gerichtsbarkeit für 70.000.– Gulden. Dieser finanzielle Kraftakt sorgte dann allerdings dafür dass Gerwigs Nachfolger das Dorf Wain verkaufte. Nach 16 Jahren Regierungszeit nahm er sich mit Andreas Sonntag 1563 einen Koadjutor, zog sich aber noch nicht zurück. Abt Gerwig war Renaissancemensch durch und durch. Auf den Reichstagen erschien er mit seiner Konkubine und 1545 erließ die österreichische Regierung ein Mandat an ihn wegen des unsittlichen Lebenswandels seiner Mönche.“Aber zu solcher verachtung hat er nit wenig ursach mit seiner leuchtfertigkait geben, dann erzu Zeiten gewon war, sein concubin [oder balmesel mit uf die reichstäg en maniere deguisee,in form ains raisigen, mit sich zu nemen. Die rit mit, war ufwarten; undwar nur gar einhüpsche sach, die von den evangelisch als ain guts vorbilde eins gaistlichenvatters wol wardherfür gezogen und ußgericht. (in http://www.kirchengemeinde-molpertshaus.de/Elmar Kuhn – Reformation in Oberschwaben. pdf S. 9) 1567 verstarb er In Weingarten

Gerwig Blarer, Ölgemälde; Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Nach dem Tod Gerwigs wurde Andreas Sonntag zum 11. Abt von Ochsenhausen gewählt, das er ja schon 4 Jahre mitverwaltet hatte. Abt Andreas war im ersten Regierungsjahr Gerwigs in Ochsenhausen ins Kloster eingetreten.Nach dem Konzil von Trient hatten deutsche Benediktinerklöster begonnen Kongregationen zu gründen, um die klösterliche Disziplin zu festigen und das religiöse und geistliche Leben in den Klöstern nach den Reformbestimmungen des Konzils von Trient zu festigen. In Schwaben waren dies Zwiefalten, Weingarten , Ochsenhausen, Isny, Mehrerau, Wiblingen und Petershausen. Abt Andreas wurde 1580 zum Visitator der Schwäbischen Benediktinerkongregationen gewählt.Somit trat er auch in die Fußstapfen von Abt Gerwig und wirkte über sein Kloster hinaus.

Papst Gregor VIII. erteilte ihm die Vollmacht, die dem Kloster einverleibten Pfarreien zu visitieren und mit apostolischer Vollmacht nach Befund das Nötige zu veranlassen.

Das Kloster hatte wie oben angeführt mit dem Kauf von Schloss Ummendorf eine finanzielle Last zu stemmen und der Konvent beschloss, 1569 das Dorf Wain zu verkaufen. Die Stadt Ulm war interessiert, aber sie war evangelisch. Das Kloster machte zur Auflage, dass der neue Besitzer an den religiösen Verhältnissen keine Veränderungen vornehmen dürfe und dass das Kloster seine Patronatsrechte behalte. Abt Andreas und Magistrat der Stadt Ulm waren sich schon handelseinig, da  verweigerte der Bischof von Konstanz Kardinal Markus Sittikus von Hohenems seine Zustimmung. 1570 meldete sich aber ein neuer Interessent, Eustach von Landfried, Katholik und Sohn des Wittelsbacher Ernst von Bayern und Schwager des Ulmer Bürgermeisters Besserer. Der Kauf kam zustande. Es stellte sich aber heraus, dass der Käufer nur ein Strohmann für die Stadt Ulm war. Die eingesetzten Beamten der Stadt Ulm verboten sofort die Messe nach dem römischen Ritus. Der katholische Pfarrer wurde abgeschoben. Das Kloster verursuchte nun zwar das Dorf zurück zu kaufen, war aber nicht erfolgreich. Abt Andres resignierte 1595 und starb zwei Jahre später.

Zu seinem Nachfolger wurde Christophorus Spieß einstimmig gewählt. Er wurde 1558 in Altdorf geboren. Währen Gerwigs Regierungszeiten übergaben ihn seine Eltern zur Erziehung gegeben. Er trat ins Kloster ein und legte 1575 die Ordensgelübde ab. Danach durchlief er nahezu alle Klosterämter. Er führte diese mit „so seltener Gewandheit“ (Geisenhof S. 94). Das hatte den Konvent so überzeugt, dass er Christopherus ohne Gegenstimme zum

Abt wählte. Ein Hauptaugenmerk seiner Regierung lag auf dem Kampf gegen persönlichen Besitz. Er konnte die Zahl der Konventualen beträchtlich steigern.Nicht  nur um die Ausbildung des Ordensnachwuchses kümmerte er sich sehr stark. Für die Jugend des Klosterpfarrsprengel ließ er in der Schule und an den Sonntagen gründlichen Religionsunterricht erteilen. Diese Einrichtung wurde bis zur Aufhebung des Kloster beibehalten.

1603 ließ er von Adam Aichelin die Klosterkirche neu ausmalen und im hinteren Chor errichtete Daniel Schiene eine Orgel. Das wohl wichtigste Ergebnis, das er für Ochsenhausen erzielt hatte, war „Im Flecken Ochsenhausen einen Wochenmarkt aufzurichten und nun hinfüro ewiglich zu halten.“ was Rudolf II. so 1605 genehmigt hatte. Deshalb musste auch ein Lagerhaus errichtet werden, das allerdings erst der nächste Abt in Angriff nahm.

Abt Christoph resignierte 1605 und bezog dann eine große Wohnung, die er schon 1602 errichten lassen hatte. Er hatte auch ein sehr auskömmliches Leibgeding. Beides stand eigentlich seinen Prinzipien, die er in seiner Regierungszeit verfolgt hatte entgegen. Er starb 1610.

Sein Nachfolger wurde Urban Mayer, der wie Christophorus auch sehr jung, nämlich mit 13 ins Stift aufgenommen wurde. 1591 legte er die Ordensgelübde ab, 1599 feierte er seine erste Messe. Er war Kellerer, Subprior und zweimal  war er Prior. Auch er wurde einstimmig zum Abt gewählt. Am Marktplatz wurde unter seiner Bauleitung in nur einem halben Jahr ein Lagerhaus und Fruchtschranne gebaut, das heutige Rathaus. Das war nötig geworden, weil Ochsenhausen ja kurz vor Beginn seiner Regierungszeit das Marktrecht erhalten hatte. Auch im Klosterbereich selbst wurde ein Fruchtkasten errichtet, den 100 Jahre später Abt Hieronymus vergrößert an derselben Stelle neu errichten ließ. Für die musische Ausbildung der Konventualen ließ er ein Musikzimmer errichten. Er selbst war ein ausgezeichneter Musiker und auch Komponist. Auf die wissenschaftliche Ausbildung

seiner Klosterzöglinge legte er großen Wert. So sorgte er für gründlichen Unterricht im Kloster und wo es ging, wurden die Mönche auf die besten damaligen Hochschulen geschickt. Aber so aufgeschlossen er war, so unterzeichnete er doch auch Todesurteile alter Frauen, die für Hexen gehalten wurden. (Geisenhof S.100).

In Tannheim ließ er eine Mühle errichten.

1612 trat er in der Umgebung wieder die Pest auf, dieses Mal aber nicht so verheerend wie unter Abt Michael im Jahre 1470.

Im Orden hatte das Kloster Ochsenhausen einen so guten Ruf, dass Mönche in Benediktinerklöster nach Kärnten und in die Steiermark geschickt wurden, um die in den dortigen Klöstern erloschene Disziplin wieder einzuführen. Abt Urban starb nach nur siebenjähriger Regierungszeit im Alter von 38 Jahren an einem bösartigen Fieber.

Auf ihn folgte Johannes Lang, der 1583 in Stuben, einem Teilort von Altshausen geboren wurde. Im Alter von elf Jahren kam er ins Kloster Ochsenhausen. Er studierte von 1604-1607 an der Universität Dillingen. Nach seiner Priesterweihe 1607 bildete er in Ochsenhausen den Nachwuchs aus. Er unterrichtete zunächst Dicht-und Redekunst und erklärte ne jungen Konventualen die griechischen und römischen Klassiker. Im März 1613 schickte ihn die Schweizer und Schwäbische Benediktinerkongregation nach Venedig um dort den Druck des neuen Benediktinerbreviers zu leiten.Dort lernte er auch die italienische Palastarchitektur kennen.  Als er den Auftrag zur allseitigen Zufriedenheit erledigt hatte, kehrte er nach Ochsenhausen zurück, wo gerade Abt Urban verstorben war. Die Wahl seines Nachfolgers fiel auf Johannes. Er war der erste Abt, dem die Untertanen feierlich huldigten.

Gleich nach seinem Regierungsantritt nahm er junge, begabte Schüler in Kost und Unterricht auf, nicht wie bisher als besondere Begünstigung oder gleich als Novizen. Daraus entwickelte sich das Gymnasium, das bis zur Aufhebung des Klosters bestand. Schon im ersten Jahr seiner Regierungszeit erkrankte er schwer. Die besten Ärzte wurden gerufen, waren aber machtlos. Er genas dann aber ganz von selbst. Er hatte zwar ständig Schmerzen, konnte aber seine Berufung als Abt ohne Einschränkung wahrnehmen. Das Klostergebäude stand seit dem Stiftungsjahr unverändert und war für die gewachsenen Zahl der Konventualen mit mittlerweile 32 Patres zu klein und auch baufällig geworden. Auch das vom Abt geförderte Gymnasium mit Internat mußte untergebracht werden. Abt und Kapitel beschlossen nun einen Neubau. Planer der neuen Klosternanlage war der Jesuitenbruder Stephan Huber aus Ingolstadt. Er kam wie die meisten Jesuitenarchitekten aus dem Handwerk, hat sich aber auch in Rom weitergebildet. Bauherr und Planer kannten also die italienische Palastarchitektur.

Es entsteht eine  Vierflügelanlage mit einem Sockelgeschoss und drei Obergeschossen mit deutlich schlossartigem Charakter. Das neue Kloster orientiert sich auch am süddeutschen Schlossbau dieser Zeit. Der Grundstein wurde am 8. März 1615 gelegt. Bei eine weitere Grundsteinlegung nahm Abt Johannes vor und zwar im benachbarten Biberach. Dort bestand auf Grund der Wahlordnung Karls V. 1551 ein katholisch dominierter Rat bei überwiegend evangelischer Bevölkerung. Der Biberacher Adel und der Pfarrer von Biberach hatten die Errichtung eines Männerklosters gefördert. Zum Kapuzinerkloster in der Reichsstadt legte nun Abt Johannes am 17.September 1615 den Grundstein. Einer beiden Patres, die die Bauaufsicht führten war Pater Fidelis aus Sigmaringen. Die Kapuziner spielten in Biberach eine wichtige Rolle für die Rekatholisierung der Bevölkerung.

Abt Johannes initiierte auch die Errichtung einer Armenkasse, in die jährlich 500 Gulden eingezahlt wurden. Das Ochsenhausen in dieser Zeit einen hervorragenden Ruf genoss, zeigt sich auch daran, dass Ochsenhausener

Mönche im recht weit entfernten St.Paul und in Ossiach in Kärnten Äbte wurden.

Im Spätherbst 1618 bezogen die Mönche das neue Konventsgebäude. Kurz danach erkrankte der Abt nach Geisenhof an einem „Kopfübel“ und verstarb am 10. Dezember 1618 mit nur 35 Jahren.

Zum Nachfolger wurde Bartholomäus Ehinger als 16. Abt gewählt. Er ist 1569 in Lautrach geboren. Unter Abt Ernst legte er 1586 die Ordensgelübde ab. Als Abt bemühte er sich, die vom Konzil von Trient geforderten Erneuerung der benediktinischen Ordensdisziplin herbeizuführen. Sein Rat war auch gefragt, als um die Reformierung des Fürststifts Kempten ging. Er sandte zwei Mönche nach Kempten, die dort aber nur bis zum Tod von Fürstabt Eustach von Wolffurt blieben. 1627 wurde er gebeten, die Reformierung des Klosters Münster im Elsass zu unterstützen. Dorthin schickte er fünf Mönche. Nachdem der Ochsenhausener Mönch Gregor von Blarer, ein Verwandter des Abtes Gerwig in Münster zum Abt gewählt wurde, steigerte dieser wieder „zu einer Pflanzschule solider Wissenschaft und Tugend“ (Geisenhof S.112) 1623 konnte Ochsenhausen die Reliquien der Märtyrer Innozenz, Maximian und Emmerentiana erwerben, 1691 folgte die vierte Märtyrerin Justina. Sie galten als die neuen Kirchenpatrone. Abt Bartholomäus  setzte den Neubau des Ostflügels bis Ende 1630 fort.

1623 eröffnete Abt Bartholomäus in Schloss Ummendorf eine Hohe Schule.Dort wurde Philologie und Philosophie unterrichtet. Kandidaten der Theologie gingen dann an die Universität Freiburg weiter.

Abt Bartholomäus war auch Präses der Oberschwäbischen Benediktinerkongregation und in dieser Eigenschaft richtete er sein Augenmerk vor allem auf die Wiederherstellung der Benediktinerklöster, die im Zuge der Reformation geschlossen worden waren. Er schickte den Prior von Ochsenhausen Placidus Spies und Pater Maurus Baldung aus Weingarten mit schriftlichen Vorschlägen zu Papst Urban VIII. nach Rom und bat um Unterstützung. Er konnte in Alpirsbach wieder einen Prälaten einsetzen und im Kloster Reichenbach (heute Klosterreichenbach, Ortsteil Baiersbronn) einen Prälaten.

Zwar dauerte der 30-jährige Krieg schon seit 1618, aber Oberschwaben hatte er bisher verschont. 1628 brach in Fischbach die Pest aus, der 50 Menschen erlagen Auch in der Pfarrei Ochsenhausen trat sie auf. Zwar erkrankten viele, aber dank der Umsicht und Sorgfalt des Abtes starben nur wenige.

1632 erreichte der Krieg Oberschwaben.Nach der Schlacht bei Rain am Lech 1632 wurde Ulm Stützpunkt der schwedischen Truppen. Dem Kloster wurde eine Kontribution von 6000 Gulden auferlegt. Als die Schweden die Gegend bereits unsicher machten, ging Abt Bartholmäus auf die dringende Bitte seines Konvents, sich in Sicherheit zu bringen, nach Schloss Hersberg am Bodensee, das das Kloster schon 1621 als Zufluchtsort gekauft hatte. Zwölf Kleriker wurden in Klöster in der Schweiz und in die Steiermark geschickt. Die Studenten des Klosters in Dillingen sollten nach Salzburg gehen. Nur zwei Mönche blieben zurück.

Feldherr der kaiserlich-habsburgischen Armee Johann von Aldringen kam den bedrängten oberschwäbischen geistlichen Territorien zu Hilfe, zog sich aber bald wieder zurück. Am 22., 26. und 28. Juni 1632 plünderten die Schweden das Kloster. Selbst die Toten blieben nicht verschont. Gräber wurden geöffnet in der Hoffnung kupferne oder bleierne Särge zu findenAuch die Schlösser von Tannheim und Ummendorf wurden geplündert.Und jedes Mal, wenn eine neue Division nach Süddeutschland verlegt wurde, wiederholte sich das traurige Schauspiel.

Abt Bartholmäus war von Schloss weiter nach St. Gallen geflüchtet. Da dieses auch total von Flüchtenden überschwemmt war, nahm er eine Einladung eines Studienfreundes nach Konstanz an. Dort musste er ständig sehr üble Nachrichten aus seinem Kloster hören. Er hatte ohnehin eine labile Gesundheit. Er wurde krank und starb nach nur wenigen Tagen Krankenlager in Konstanz im alter von 63 Jahren am 2. Dezember 1632. Er wurde im Kloster Peterhausen bestattet. Die Wahl des neuen Abtes fand auch in Konstanz statt, in der Wohnung des Studienfreundes des verstorbenen Abtes. Gewählt wurde Wunibald Weibel, 1600 in Markdorf geboren. 1616 legte er seine Gelübde in Ochsenhausen ab. Schon vor seiner Priesterweihe im Juni 1624 war er Novizenmeister, ein Amt, das normalerweise nur Männern im reifen Alter und mit viel Erfahrung anvertraut wurde.

Die Mönche, die sich in der Schweiz und in Schwaben aufhielten, erschienen zur Wahl. Nach der Wahl wurde der neue Abt in Konstanz zum Abt geweiht. Dann gingen alle wieder an ihre derzeitigen Aufenthaltsorte.

Abt Wunibald, der zunächst zwischen Hersberg, Konstanz und Rheinau pendelte, kehrte inkognito im Januar 1633 nach Ochsenhausen zurück, das sich in „weit elenderem Zustand befand, als die eingegangen Berichte vermuthen ließen“ (Geisenhof S. 131). Bei seinem 2. Besuch in der Abtei hatte gerade General Horn Ochsenhausen mit 20.000 Mann überschwemmt und die Lage war noch schlimmer als er sie das erste Mal angetroffen hatte. In diesem Jahr verschenkte der schwedische Generalismus Oxenstirn die Abtei an einen Grafen von Hohenlohe. Erst die für die Schweden verlorene Schlacht bei Nördlingen 1634 entspannte die Lage für Süddeutschland. Aber Hunger und auch die Pest machte den Menschen nach wie vor zu schaffen. 1636 zog der schwedische General Horn ab und Abt Wunibald konnte in das verwüstete Kloster zurückkehren.

Auch der Abt rief seine Konventualen zurück, zunächst erst 15 und sie führten ein „armes aber sehr erbauliches Leben.“(Geisenhof S. 133). 1642 musste Abt Wunibald den „Grünen Hof“ in Ulm, der 1490 erbaut worden war

für 7200 Gulden an die Stadt Ulm verkaufen. Der Konvent war inzwischen wieder vollzählig in Ochsenhausen. Aber 1646 mussten sie das Kloster wieder verlassen.. Die Zerstörungen waren noch schlimmer als vor 14 Jahren. Erst der Westfälische Friede 1648 machte „dem unseligen Krieg“ ein Ende. (Geisenhof S. 136). Mit einem Darlehen des Klosters Alpirsbach besserte er die Schäden an Kirche und Kloster aus. Abt Wunibald war wie sein Vorgänger Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation und außerdem Direktor des Reichsprälatenkollegiums. Er starb am 11. Februar 1658 in Ochsenhausen.

 

 

800px-Ochsenhausen_Abbey. Das Kapitel wählte Alphons Kleinhans zum Nachfolger von Abt Wunibald. Er ist am 10. Dezember 1606 in Reute bei Feldkirch geboren. Er legte am 8. September 1622 die Ordensgelübde ab. Da war er noch gar nicht

16, das von der Kirche festgelegte Mindestalter. Als der Irrtum zwei Jahre später bemerkt wurde, musste er die Gelübde nochmals ablegen. Er lehrte damals schon Philosophie an der Schule in Ummendorf. Dann wurde er an die Universität nach Dillingen geschickt und musste als die Schweden in Süddeutschland einfielen mit den anderen Studenten aus Ochsenhausen ins sichere Salzburg ausweichen. In Salzburg wurde er 1632 zum Priester geweiht. Dann beorderte der Abt ihn  nach Ochsenhausen zurück, wo er in der Seelsorge aushelfen musste.1638 wurde er in Petershausen mit knapp 32 Jahren zum Abt von Alpirsbach gewählt. Er trat dort sein Amt an. Das

Kloster befand sich auch in sehr misslicher Lage. Abt Alphons war zehn Jahre Abt in Alpirsbach, konnte dort die Schulden reduzieren und konnte wie oben erwähnt seinem Mutterkloster sogar mit einem Darlehen aushelfen.

Der Westfälische Friede bedeutete aber das endgültige Ende für Alpirsbach. Der kleine Konvent wurde zusammen mit seinem Abt nach Ummendorf  vertrieben. 1653 wurde er zum Abt von Münster gewählt, nachdem dort der

auch aus Ochsenhausen stammende Abt verstorben war. Er konnte dort aber dieses Amt nicht antreten, da der französische König das Patronatsrecht über die Abtei hatte und den Abtstuhl bereist vergeben hatte. Er kehrte nach Ummendorf zurück. 1658 fasste er den Entschluss,ins Kloster Buxheim zu gehen. Am Wahltag kehrte er nochmals nach Ochsenhausen zurück, um dem Neugewählten Glück zu wünschen. Aber die Wahl war auf ihn gefallen. Den dringenden Bitten seiner Mitbrüder gab er schließlich nach und nahm das Amt an. Das Kloster war aufgrund des Krieges mit 115896 Gulden verschuldet. Diese Verbindlichkeiten führte er in seiner Regierungszeit auf Null zurück. Auch an den Gebäuden waren die Kriegsfolgen zu sehen. Mehrere Gebäude waren vom Einsturz bedroht. Er ließ die Ringmauer des Klosters erneuern. Die heutige Sakristei wurde errichtet. Am Nordflügel wurde mit dem Kapitelsaal weitergebaut.Die Räume werden 1660-1663 von dem Wessobrunner Matthäus II Schmuzer stuckiert. Der Barock hielt Einzug im Kloster. Ab 1660 begann die Barockisierung der spätgotischen Kirche. Der neue Hochaltar entsteht 1667 unter Mitwirkung des aus Biberach stammenden Malers Johann Heinrich Schönfeld, kleine Anmerkung Schönfeld war evangelisch. Unter Abt Alphons erholte sich das Kloster auch personell vom Krieg.In seiner Regierungszeit waren 16 Neueintritte zu verzeichnen und der Konvent umfasste wieder 30 Patres. Abt  Alphons starb am 14. Mai 1671 mit 65 in Ochsenhausen.

Zum Nachfolger wurde  Balthasar Puolamer  gewählt. Er ist am 23. April 1615 in Bachhaupten geboren. Seine Ordensgelübde legte er am 6. Januar 1632 ab. Seine Primiz feierte er 1639 in St. Paul in Kärnten. In der Zeit des Exils hatte er sich so Geisenhof (S. 147) „als einen sehr brauchbaren Mann“ erwiesen. zurück in Ochsenhausen war er Novizenmeister, Prior und Großkeller. Als Abt vollendete er das Schloss Hersberg.

1672 ließ er die Kirche Mariä Himmelfahrt in Steinhausen an der Rottum neu bauen In diesem Jahr hatten die Jesuiten  Rottweil verlassen, wo sie ab 1652 gelehrt hatten wegen mangelnder Unterstützung gaben sie aber den Standort auf. Der Rat der Stadt wandte sich an den Benediktiner Abt Christoph in Zwiefalten, der in dieser Zeit Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation war. Dieser bat nun die Klöster der Kongregation um personelle und finanzielle Unterstützung. Das sagten die Äbte unter der Bedingung zu, dass die Stadt Rottweil zusicherte, die Beträge zu erstatten, falls die Anstalt  eingehen oder an einen anderen Orden übergeben würde.

Ochsenhausen beteiligte sich mit 2000 Gulden und schickte einen seiner gelehrtesten Mönche Franziskus Clesin als Philosophie-Lehrer nach Rottweil. 1675 musste Ochsenhausen Einquartierungen von kaiserlichem Militär erdulden und dieses sich mit dem was man ihm schuldig war, nicht begnügen wollte sondern mit Gewalt mehr abpresste (nach Geisenhof S.149) Graf Piccolomini ertrotze unter irgenseinem Vorwand 1000 Taler und überließ dafür dem Stift Bilder von Kaiser Leopold und seiner Gemahlin, die noch fast bis zur Auflösung des Stifts im Kloster aufgestellt waren und „an den hohen Preis erinnerten, um welchen sie das Stift an sich brachte“ (Geisenhof ebd.) Kaiser Leopold hatte Abt Balthasar über den Fürstabt von Kempten persönlich kennengelernt und sich eine so hohe Meinung über den Ochsenhausener Abt gebildet, dass er ihn als kaiserlichen Kommissär bestimmte

und ihn in einer Schuldsache der Barone von Reichenberg mit unbegrenzter Vollmacht tätig zu werden.

1676 beschloss das Kapitel in Ochsenhausen eine Bibliothek mit 24 Abteilungen einzurichten. Pater Wunibald Magg wurde zum „Bibliopaegus“ bestellt.168 begann man mit der Herstellung eines Bücherkatalogs, die 1701 noch nicht abgeschlossen war.

1678 ließ er an der Stelle, wo jetzt die Mariensäule steht, ein holzgeschnitztes Marienbild auf einer Holzsäule errichten.

1681 ließ er von einem Memminger Handwerker eine Feuerspritze fertigen. Am 6. Mai wurde das benachbarte Kloster Roth ein Raub der Flammen. Der ohnehin angegriffene Gesundheitszustand des Abtes- er wollte deswegen eigentlich resignieren- verschlechterte sich durch dies Schreckensnachricht so, dass er bettlägerig wurde und sich nicht mehr erholte. Er starb am 14. Mai 1681.

Die Wahl des Nachfolgers wurde auf den 22. Mai 1681 festgesetzt. Zum 20. Abt wurde Plazidus Kobolt gewählt. Er ist am 4. Oktober 1642 in Lindau geboren. Die Ordensgelübde legte er am 23. Januar 1660 ab. Zum Priester wurde er am 24. September 1667 geweiht. Er war zwei Jahre Prior und 8 Jahre Pfleger in Ummendorf. In seinen ersten 6 Regierungsjahren „ließ er kaum etwas zu wünschen übrig“. (Geisenhofen S. 156) 1684 kaufte er vom Benediktinerstift St. Afra in Augsburg eine vollständige Theaterdekoration. In Ochsenhausen ließ er das Bauhaus, die Pfisterei und die Mühle erstellen.In der Kirche wurde das morsche Chorgestühl durch ein Neues ersetzt. Dann aber zeigte sich eine zunehmende Geisteszerrüttung, glaubte Giftmischer seien tätig, die ihn wenn nicht gar töten, so doch zu mindestens regierungsunfähig machen wollten. Er reiste sehr viel und kam dabei oft vom Wege ab. Da gab er Hexen die Schuld. Schließlich wurde er tätlich. Er traf auch recht unsinnige Entscheidungen. So berief er einen Laienbruder zum Prior, machte einen 18-jährigen zum Klosterökonomen. Er verschwendet enorme Geldsummen.Zwei zugezogene Ärzte diagnostizerten eine schwer zu heilende Manie. Schließlich sah der Konvent keinen anderen Weg mehr, als beim bischöflichen Ordinariat Klage zu führen. Mehrere Äbte, darunter der derzeitige Präses der Kongregation, Abt Maurus aus Wiblingen, kamen nach Ochsenhausen, um sich vom Geisteszustand von Plazidus ein Bild zu machen. Es war nicht zu erwarten, dass er freiwillig resignierte. Deshalb wurde er abgesetzt. 30 Jahre überlebte er seine Absetzung und kostete das Kloster in der Zeit 60.000 Gulden. Am 30. März 1719 fiel er in Tannheim, seinem letzten Aufenthaltsort vom Stuhl und starb.

An seine Stelle trat nun Franziskus Klesin. Er wurde am 23. November 1643 in Feldkirch geboren.1660 legte er die Ordensgelübde ab. Am 14. Mai 1689 wurde Franziskus zum 21. Abt von Ochsenhausen gewählt. Er konnte aber erst am 23. April 1690 in sein Amt eingeführt werden, da sein abgesetzter Vorgänger und dessen Bruder Willibald Kobolt, der Abt in Weingarten war, gegen die Wahl Widerspruch eingelegt hatten. Der Prior in Ochsenhausen Aman Demmelmayer konnte den Streit beilegen und Abt Franziskus konnte sein Amt antreten. 1691 erwarb das Kloster mit  der heiligen Justina von Padua die vierte Reliquie für die Stiftskirche. Er ließ drei neue Altäre in der Stiftskirche setzen. In Tannheim ließ er 1696 den Ochsenhausener Pfleghof von Baumeister Franz Beer von Au errichten. Er diente als Sommerresidenz von Ochsenhausen und da Tannheim doch recht weit von Ochsenhausen entfernt war, als eigene Hoch-und Malefizgericht. In Tannheim verbrachte der abgesetzte Abt Plazidus sein letztes Lebensjahr. 1702 errichte ebenfalls Franz Beer die Pfarrkirche St. Martin. Dafür erhielt der Baumeister 2.500 Gulden. 1698 ließ Abt Franziskus den Trum der Stiftskirche erhöhen und sie erhielt ihr heutiges Aussehen. Auf dem Klostergelände ließ er parallel zum Bräuhaus einen weiteren Bau errichten, in dem Werkstätten und das Gefängnis waren. In Immenstaad am Bodensee kaufte er 1693 ein Weingut. 1701 herrschte wieder Krieg, in dem auch Oberschwaben stark betroffen war. Der Spanische Erbfolgekrieg dauerte von 1701 bis 1713. Das Kloster wurde mit Einquartierungen und Kriegskontributionen belegt. Abt Franziskus floh nach Schloss Horn.  Ein Großteil der Mönche brachte sich in Klöstern in der Steiermark, Tirol oder auch im Bodenseeraum in der Schweiz in Sicherheit. Mehrere Klosterangehörige wurden als Geiseln verschleppt und gegen hohe Geldsummen freigepresst.

Abt Franziskus erlitt im Mai 1708 einen Schlaganfall, an dem er einen Monat später verstarb. Trotz der Kriegslasten verzeichnete die Hauptkasse beim Tod des Abtes einen Positivsaldo von  23.000 Gulden.

Auf ihn folgte Abt Hieronymus II. Lindau. Er ist am 11. November 1657 in Rottweil geboren. Die Ordensgelübde legte er 1680 ab. Er absolvierte philosophische Vorstudien in Ummendorf und studierte dann Theologie in Salzburg. Dort wurde er zum Priester geweiht und kehrte nach Ochsenhausen zurück. Dort oblag ihm die Aufgabe, die jungen Mönche in Philosophie und Theologie auf das Studium an der Universität vorzubereiten. Am 21. Juni 1708 wurde zum 22. Abt gewählt. Die Herzen seiner Untertanen gewann er, als er ihnen zu seinem Amtsantritt Zahlungsrückstände aus der zeit des Sukzessionskrieg in Höhe von 18.349 Gulden erlies.

Die wissenschaftliche Bildung seines Ordensnachwuchses lag ihm sehr am Herzen, was sich auch darin zeigte, dass er „die Bibliothek ansehnlich vermehrte“ (Geisenhof S. 171) Für seine eigene Person „kein Freund der Pracht“ (Geisenhof ebd.)zeigte er sich geradezu verschwenderisch, wenn es um „Glanz und Würde“ für den öffentlichen Gottesdienst ging. So ließ er zwei Ornate anschaffen, den Roten für die Hochfeste, Kostenpunkt 2.500 Gulden und den Weißen für Marienfeste zu 1.239 Gulden. Ein Prachtstück war eine goldene Monstranz, mit Smaragden und Rubinen besetzt, die 15 Pfund wog und mit 17.115 Gulden bezahlt wurde. In den Kriegszeiten 1800 musste sie für 8.000 Gulden veräußert werden.

In Schöneburg und Ummendorf errichte er die Kirchen neu. Die Ummendorfer Kirche brannte allerdings 1804 wieder ab. Im Klosterbereich ließ er die hölzerne Mariensäule, die Abt Balthasar 1678 errichten lassen hatte, aus Stein errichten, mit einer vergoldeten Marienfigur aus Kupfer. Die Gesamtkosten dafür betrugen 3.291 Gulden. Den Gästebau ließ er aufstocken und den Fruchtkasten, den Abt Urban erbaut hatte, ließ er in seiner heutigen Gestalt neu bauen.

Im Alter von 62 verstarb er am 8. Dezember 1719.

Am 18. Dezember wurde Beda Werner zum Abt gewählt. Er ist am 24. Januar 1673 in Hechingen geboren. die Ordensgelübde legte er am 23. Oktober 1695 ab. 1699 wurde er zum Priester geweiht. Danach studierte er in Salzburg Jura und Theologie. zurück im Kloster war er als Lehrer und Novizenmeister tätig. Er war ein guter Prediger und „trefflicher Sänger“ (Geisenhof). Vor seiner Abtswahl war nie zur Verwaltung der Ökomie verwendet worden, so dass die Wahl zum Abt auch für ihn sehr überraschend kam. die notwendigen Kenntnisse eignete er sich aber rasch an. Er war so Geisenhof (S. 176) ein ausgezeichneter Freund der Wissenschaften, der Musik, insbesondere des Gesangs.“ Er förderte dies in seiner Regierungszeit auch nach Kräften. Er ließ die Pfarrkirchen in Ringschnait, Bellamont und Oberopfingen von Grund auf neu bauen Schloss Obersulmetingen ließ er eine bequemere Einrichtung und ein gefälliges Äußeres geben. Er regierte nur kurz, erkrankte an Epilepsie und verstarb am 9. März 1725 in Ochsenhausen.

Am 17. Mai 1725 wurde Cölestin Frener zum neuen Abt gewählt. Er erhob Einwände gegen seine Wahl, da er schon 62 war und gab dem Konvent zu bedenken, welche hohe Kosten eine Abtswahl verursache und dass es vernünftiger sei, einen jungen Nachfolger zu wählen, dessen körperliche Konstitution und Alter keine rasche Veränderung befürchten ließ. Aber der Konvent blieb bei seinem Votum. Cölestin hatte bis zu seiner Wahl praktisch alle Klosterämter ausgeübt. Er ist am 27. März 1664 in Konstanz geboren und in Konstanz aufgewachsen. Am 14. Juni 1682 legte er seine Ordensgelübde ab. 1689 wurde er zum Priester geweiht.

Er ließ Schloss Obersulmetingen von Grund auf neu bauen. Dann ließ er die Stiftskirche barockisieren. die Deckenfreskos besorgte Johann Georg Berckmüller. Den 1700 in Ochsenhausen geborenen Josef Gabler beauftragte er mit dem Bau der großen Orgel auf der Westempore. Gabler hatte seine Laufbahn als Schreiner im Kloster Ochsenhausen begonnen. Nach seinen Wanderjahren kam er nach Mainz und fand dort eine Anstellung bei einem Mainzer Orgelbauer. Bei welchem Baumeister er genau gelernt hat, ist nicht belegbar. Nach 1768 kam er wieder nach Ochsenhausen zurück und baute die Orgeln nach dem Vorbild seiner in Weingarten geschaffenen Orgel um.

Unter Abt Cölestin erhielt die Bibliothek “ einen ansehnlichen Zuwachs an trefflichen Werken“ (Geisenhof S.180)

Er kaufte Schloss und Dorf Untersulmetingen für 170.000 Gulden von den Grafen Fugger zu Kirchberg und  Weißenhorn. Im Kloster ließ er eine Apotheke einrichten, die dem Stift und der Umgebung zugute kam. er bestellte auch einen Arzt für das Stiftsgebiet, so dass ärztliche Hilfe jetzt vor Ort zur Verfügung stand.

Abt Cölestin litt seit Jahren an offenen Wunden. 1737 ging er zur Kur ins Jordanbad. Die Wunde heilte. Aber kurz danach erlitt er einen Schlaganfall. an dem er am 10. September 1737 verstarb.

 

Am 25. September 1737 wählte der Konvent seinen neuen Abt. Benedikt Denzel ist am 26. September 1692 in Westerstetten geboren. Die Ordensgelübde legte er am 15. Januar 1712 ab. Am 9. Oktober 1718 wurde er zum Priester geweiht. Im Kloster war er zunächst als Novizenmeister tätig. In Obersulmetingen und Tannheim war er Pfarrer und Pfleger der dortigen Amtssitze des Klosters.

Als Abt legte er größten Wert auf die Erhaltung der klösterlichen Disziplin. Gleich nach seinem Regierungsantritt ließ er im Refektorium mehrere Holzsäulen entferne und gab dem Saal eine freundlichere Gestalt.

Auch die Fassade des Klosters erhielt unter Abt Benedikt ihr heutiges Aussehen. Die vier Heiligen Leiber in der Stiftskirche ließ er durch die Klosterfrauen in Ennetach „unheimlich schön und reich fassen“ (Geisenhof S. 185)

Die Kirchen in Reinstetten, Winterrieden und Rottum ließ er in barockem Stil neu bauen. Das Pfarrhaus in Reinstetten erneuerte er.

1748 erwarb er das Schloss Horn bei Fischbach (siehe Blog Schloss Horn) vom Fürstbischof von Konstanz Johann Franz von Staufenberg.Das Schloss ließ er instandsetzen. Daneben ließ er ein Wirtschaftsgebäude bauen.

Als der Bischof in Meersburg ein Kleriker-Seminar einrichtete, beteiligte sich Kloster Ochsenhausen mit 8.000 Gulden. Bei Unglücksfällen, Hagelschlag oder Seuchen, aber auch Brandfällen unterstützte er die Geschädigten großzügig, selbst wenn sie nicht in seinem Herrschaftsbereich lebten. So stiftete er den Bürgern von Ehingen, bei dem „Großen Stadtbrand 1749“ 300 Gulden, dieselbe Summe, die auch die Reichsstädte Biberach und Ulm nach Ehingen gaben.

Die Kontributionen für den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) kosteten das Kloster 100.000 Gulden.

Großen Wert legte er auf die wissenschaftliche Bildung der Ochsenhausener Mönche. Es gab damals zwei Benediktinerklöster, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einen besonderen Ruf genossen. Das war St.Blasien mit seiner „Gelehrten-Akademie“, die sich stark mit historischen Studien befasste. Ein weiterer Zweig waren alte Sprachen. So hatte der dort tätige Pater Linder eine hebräische Grammatik bearbeitet, die 1755 in Ulm erschien. Kloster Irsee hatte sich auf Mathematik konzentriert. Vorbild für die naturwissenschaftlichen Ambitionen Ochsenhausens unter den letzten beiden Äbten war dann auch Irsee. Also ließ Abt Benedikt Ochsenhausener Konventualen nach St. Blasien um sie in orientalischen Sprachen noch besser auszubilden, andere nach Irsee zur noch gründlicheren Ausbildung in Mathematik. In Irsee studierte Pater Dominikus Beck und Pater Nikolaus Avancia. Pater Beck war der einzige Ochsenhausener, der es später in Salzburg zum Professor brachte. Die Bibliothek wurde kontinuierlich mit Zukäufen ausgebaut. So wurde zum Beispiel die Pariser Ausgabe der Schriften der Heiligen Väter gekauft. (Geisenhof S.185) Abt Benedikt begann  Ende der fünfziger Jahre mit dem Aufbacu einer physikalischen Instrumentensammlung, dem Armarium In den Jahren von 1757 bi 1795 wurden jährliche Ausgaben verbucht, die zusammengerechnet oft die allgemeinen Bibliotheksausgaben übertrafen.

Im Alter von 75 Jahren, als er volle 30 Jahre regiert hatte, erlitt er einen Schlaganfall und war rechtsseitig gelähmt. Er verstarb am 11. Oktober 1767.

Am 22. Oktober 1767 wurde Romuald Weltin im 2. Wahlgang zum Nachfolger des verstorbenen Abtes gewählt. Er ist am 26. Januar 1723 in Oberzell auf der Reichenau geboren. Der Sohn eines Fischers legte am 14. Mai 1743 seine Ordensgelübde im Kloster Ochsenhausen ab. Am 20. Oktober 1747 feierte er seine Primiz. Er war fünf Jahre als Lehrer für Philosophie tätig, dann vier Jahre für Theologie. Dann wurde er Subrior und gleichzeitig Pfarrer in Ochsenhausen. Neun Jahre hatte er die Klosterökonomie verwaltet. in den letzten beiden Jahren wurde ihm die Aufsicht übertragen. Vier Jahre nach seiner Wahl zum Abt wurde er am 11. Juni 1771 zum Präses der Schwäbischen Benediktinerkongregation gewählt.1772 wurde er Assistent der Universität Salzburg. Am 20. April 1784 erfolgte die Wahl zum Direktor des Reichsprälaten-Kollegiums.

In den Jahren 1766 bis 1769 herrschte in Italien großer Getreidemangel. Das Kloster konnte seine Überschüsse gewinnbringend ausführen. Der ungemein strenge und schneereiche Winter 1769/1770 hatte zwei Drittel der Winterfrucht vernichtet. Das führte zu einer enormen Teuerung. Doch Abt Romuald hatte vorgesorgt und genügend Vorrat, so dass seine untergebenen die Not kaum spürten.

Andere Klöster unterstütze er tatkräftig nach dem Klosterbrand in St. Blasien am 23. Juli 1768 steuerte er 3.000 Gulden zum Wiederaufbau bei. Das Kloster Elchingen, dessen Kirche 1773 vom Blitz getroffen wurde, wurde mit 1.000 Gulden bedacht. Das verarmte und fast baufällig gewordene Kloster Mehrerau erhielt 1779 1.200 Gulden. Auch Einzelpersonen konnten auf ihn rechnen. Im Zuge der Revolution in Frankreich emigrierten viele Geistliche aus Frankreich. Die meisten blieben nur ein paar Tage in Ochsenhausen, wurden neu eingekleidet oder mit Reisegeld versehen. Einige blieben länger, so der Prior der Abtei Kluniak, Johann Baptist Collet, zwei Benediktiner vom Kloster S.Vedasti in Attrebat, am längsten Carolus Hivert, Generalvikar des Bistums Langres in der Champagne. dieser war von 1794 bis 1801 in Ochsenhausen. Als der Konvent 17987 aus St. Gallen vertrieben wurde (siehe Blog St. Gallen) fanden zwei Kapitularen von dort Zuflucht in Ochsenhausen.P. Bonaventura verstarb hier und ist im Kloster begraben.

Im Erdgeschoss des Nordflügels ließ Abt Romuald 1783 den Kapitalsaal und das Armarium  von dem Bergmüller-Schüler Joseph Anton Huber aus Augsburg für die Deckengemälde und dem Stukkateur Thomas Schaidhauf (1735–1807)einrichten. Beide nahmen auch den Neubau der darüber liegenden Bibliothek von 1785-1789 vor. Im südlichen Turm des Osttraktes wurde eine Sternwarte eingerichtet, die der auf dem Sehberg in Gotha in keiner Weise nachstand, wie Geisenhof sagt (S. 194 f).Pater Basilius Berger betrieb die Sternwarte. 1778 weilte er zum wissenschaftlichen Austausch in Kremsmünster um sich dort in Mathematik und orientalischen Sprachen, deren ausgezeichneter Kenner er war, fort zu bilden. Die Bibliothek wurde von Abt Romuald fürsorglich gepflegt. Pro Jahr gab das Kloster 200 Gulden für den Neuankauf von Büchern aus. Aber auch bei Gelegenheiten wurde zu gegriffen. Als der Fürstbischofs  Sigmund Christoph von Zeil und  Trauchburg verstarb erwarb das Kloster die 9.000 Bände umfassende Sammlung für 5.000 Gulden

Ochsenhausen war wirtschaftlich wieder stark und  erzielte gute Erträge. Mit einem Jahresüberschuss von 120.000 Gulden nahm es hinter Weingarten die zweite Stelle ein.

 

. 1796 kamen französische Revolutionstruppen auf das Territorium und beschlagnahmten alle Geld- Frucht-  und Weinvorräte.

Die napoleonische Herrschaft beendete schließlich das klösterliche Leben in Ochsenhausen. Im Zuge der Säkularisation wurde Ochsenhausen 1803 als Aussterbekloster bestimmt und aufgelöst. Die Güter wurden dem Reichsgrafen Franz Georg Karl von Metternich als Entschädigung für seine linksrheinischen Besitzungen gegeben. 1806 fiel Ochsenhausen an das Königreich Württemberg. 1825 verkaufte Fürst von Metternich seine Besitzungen an Württemberg. Das Kloster stand leer und wurde dem Verfall preisgegeben.

Von 1964 bis 1992 erfolgte die Sanierung des Klosters durch das Land Baden-Württemberg für 28.000.000 DM. Heute ist es die Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg.

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20 Jan 2011