Der 12. April 1945 in Biberach

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Biberach blieb bis im April 1945 von Luftangriffen verschont, da es militärisch ohne große Bedeutung war. Es beherbergte keine kriegswichtige Industrie. Nach der Landung der Alliierten häuften sich allerdings die Tieffliegerangriffe. Mehrere Male wurde Züge beschossen, wobei einmal ein Lokführer getötet wurde, gelegentlich Passagiere verletzt wurden und Loks und Wagen beschädigt wurden. Der schwerste Zwischenfall ereignete sich am 2. April 1945. Da beschossen Tiefflieger einen Lazarettzug, wobei 14 Verwundete den Tod fanden.

Die Bevölkerung gewöhnte sich allmählich an den immer häufigeren Luftalarm.

Ein geregelter Unterricht aber war fast nicht mehr möglich. Man konnte die großen Bomberflotten beobachten, die bei den Angriffen auf Augsburg und München die Stadt überflogen. Dabei zählte man über 1300 Flugzeuge.

Gefürchtet waren  aber nach wie vor die Tiefflieger. Ich erinnere mich an eine Erzählung meiner Mutter, dass einmal ein Busfahrer des Linienbusses ins Illertal aus dem Bus stürzte, den Bus aber abschloss und die Passagiere darin sitzen ließ.

Diese standen Todesängste aus.

Am 12. April gab es gegen 9.30 wieder Luftalarm. Nur wenige hatten es eilig. Erst als die Sirene akute Luftgefahr ankündigte, begaben sich Bewohner in den Keller. Der Schutzraum für die Bewohner lag an der Steigstraße, also wenn man sich sehr beeilte, immerhin gut 10 Minuten Fußmarsch.

Einige Anwohner stellten sich gerade mal am Ulmertor unter.

Dann aber flogen sieben französische Maschinen die Stadt an und warfen so etwa 60 Bomben ab. Die Kirchturmuhr blieb um 10.16 stehen.

Das Gebiet um die Ulmertorstraße, die Bürgerturmstraße, der Obstmarkt, die Pfluggasse und die Bahnhofstrasse waren betroffen. Der Angriff dauerte etwa 10 Minuten. Danach waren 55 Tote und 5 Vermisste zu beklagen. 14 Menschen wurden verletzt. Die Feuerwehren konnten kaum zu den Bränden gelangen, da die Straßen aufgerissen und mit Trümmern übersät waren.  Die Schwerverletzten wurden sofort nach der Bergung ins Krankenhaus gebracht, die Toten wurden zunächst in St. Martin aufgebahrt. Die Identifizierung war oft sehr schwierig, manchmal konnte man die Toten nur an den Ringen, die sie getragen hatten erkennen.

37 Gebäude wurden zerstört, davon 10 durch Brand. 24 Häuser wurden schwer beschädigt. Einige wurden erst Jahre später wieder aufgebaut, so die ehemalige Weinhandlung Leichtle (Ulmertorstr.11) oder das Café Rau (Ulmertorstr.20 Sonne)Das Haus Kiekopf in der Bürgerturmstraße, das “Alte Arbeitsamt” war in den ersten Jahren nach dem Krieg ein abenteuerlicher Spielplatz für Kinder. Der Hof dahinter verwandelte sich bei Regen in einen See , auf dem man auf Brettern herumfahren konnte.

Die Anwohner der Ulmertorstraße, die sich in den Luftschutzkeller an der Steigstraße geflüchtet hatten, konnten diesen erst sehr spät wieder verlassen und als sie dann schließlich in ihre Häuser zurückkehren konnten, waren einige davon zerstört und darüber hinaus auch noch ausgeplündert.

Kein Wunder, dass sich dieser Tag  tief in das Gedächtnis eingegraben hatte.Zum 10-jährigen Jahrestag dieses für die Anwohner denkwürdigen Ereignisses gab es kein offizielles Gedenken. Frau Locher, die Schwester von Hans Braunger, der  bei dem Angriff ein Bein verlor und dessen haus zerstört worden war, übernahm die Initiative und gestaltete auf dem immer noch brachliegenden Gelände der Ulmertorst. 13 eine schlichte kleine Feier.

Die Zeitung von 1945, die “Donau-Bodenseezeitung” durfte keine Zeile über das Geschehen am 12. April berichten

Kommentar (1)

  1. Manfred Raab

    Hallo. Zur Bombardierung von BC am 12.4.1945 folgende
    Fragen: Kann es sein, daß die Bomben nicht von französischen,
    sondern von amerikanischen Flugzeugen abgeworfen wurden?
    Kann es sein, dass eigentlich der Bahnhof im Visier war,
    aber infolge von Abdrift versehentlich die Ulmertorstraße
    getroffen wurde? Beschäftige mich damit schon lange und
    wäre für Antwort dankbar.
    Manfred

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