Die Ulmertorstraße, Gesichter einer Straße aus alten Alben

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Das war die Ulmertorstraße  kurz nach der Jahrhundertwende. Ursprünglich

war es die Spitalgasse, weil sie zum Spital führte. Drei Bäckereien, Leichtle,

der “Rosenbäck”, Rau mit dem späteren Café Sonne, und Müller, später Bäckerei

Schefold waren in der Straße. Dann gab es zwei Gaststätten, nämlich die Rose,

gleich am Eingang der Straße und die Taube. Die Rose wurde allerdings schon in den dreißiger Jahren nur  einmal im Jahr vom Taubenwirt bewirtschaftet. Die Taube

bestand bis in die Mitte der 60-iger Jahre.

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Bild links ist eine der ersten Photographien der Ulmertorstraße, Bild rechts um 1924, der Blick von der Ulmerstraße aufs Ulmertor. Das Gebäude rechts

ist das Postamt und links das spätere Landratsamt.

Auf dem linken Photo ist vor dem Ulmertor rechts die Bäckerei Rau, gegenüber die Metzgerei Baumgärtner. Die Taube ist auf der linken Seite etwa in Bildmitte. Daneben (Richtung Ulmertor) ist die Weinhandlung Franz Leichtle. Franz Leichtle war der Bruder des “Rosenbäcks”, dessen Bäckerei auf der rechten Seite ganz vorne an der Ulmertorstraße war. Vor der Taube war das Woll-und Kurzwarengeschäft Kaiser, das nach dem Krieg von zwei Schwestern betrieben wurde. Außerdem lebte mit den beiden Schwestern noch Anton Kaiser, bis zu seiner Pensionierung Hauptkassier der Kreissparkasse Biberach. Er fuhr einen alten Opel und war im ganzen Umland als Verkehrshindernis bekannt. Wenn man mit dem Auto unterwegs war, dann an eine lange Fahrzeugschlange kam, die von einem Fahrzeug angeführt wurde, konnte man fast sicher sein, dass der Kolonnenführer “Kaisers Done” war!

in der Kneipe Taubengässle im Krieg

Das Taubengässle war die Verbindung zwischen Ulmertorstraße und der Bahnhofstraße. Auf dem linken Bild ist im Hintergrund das Haus Nothelfer, das am 12.April 1945 zerstört wurde. Rechts ist die Weinhandlung Leichtle. Das Fuhrwerk lässt vermuten, dass das Bild an einem Mittwoch aufgenommen worden ist. Denn da kamen immer die Bauern aus dem Umland in die Stadt. Hinter dem Gasthaus Taube war ein Hintergebäude, indem ein Gaststall war.  Die Frau auf dem Bild ist Bernhardine Gnant.

Auf dem Bild rechts ist die Taube rechts,  mit Blick nach vorne Richtung Ulmertorstraße. Etwa in der Gebäudemitte war der Eingang, durch den praktisch alle Stammgäste der Taube gingen. Den Vordereingang benutzten fast nur Fremde. Links ist die Weinhandlung Leichtle. Die Frau rechts auf dem Bild ist Pauline Gnant, die Taubenwirtin.

Ulmer Torstraße ZerstörtDer bitterste Tag für die Ulmertorstraße  war der 12. April 1945 als bei einem Fliegerangriff am Vormittag fast die ganze Straße in Schutt und Asche gelegt wurde. Schwer beschädigt wurde auch der Obstmarkt, der vordere Bereich der Pfluggasse, die Bahnhofstraße und die Bürgerturmstraße. 55 Menschen kamen bei dieser Aktion ums Leben, von dem bei den Straßenbewohnern auch später nur “dem Angriff” gesprochen wurde.

auf dem Weg

Diese Bild gibt einen recht interessanten Vergleich zum Taubengässle oben, ist es doch fast genau an derselben Stelle aufgenommen. Rechts ist die Taube. Wie auf dem obigen Bild ist sogar der Ventilator zu erkennen. Links ist die zerstörte  Weinhandlung Leichtle zu sehen, wo der vordere Teil des Gebäudes ganz weg ist. Im hinteren Teil konnte man sich noch aufhalten, der obere Teil war nicht mehr zu betreten. Franz Leichtle kam bis zu seinem Tod fast jeden Tag in das Haus und sass dort und las Zeitung.

Schützenwoche 1962 Zugspitze Bauernschützen 1963

Zwei Bilder aus der Schützenwoche 1962 und 1963. Auf der linken Seite ist die Metzgerei Baumgärtner. Die zwei Häuser, die dort bei dem Fliegerangriff zerstört worden waren, sind in einem  Gebäude wieder aufgebaut worden. Oben am Haus war ein von Julius Schmid gefertigtes Scraffito angebracht: “Aus zweien ist nun eins geworden” Auf der rechten Seite ist das “Café Rau zur Sonne”.

Alt Biberach ca. 1952

Fanfarengruppe 1952

Diese beiden Bilder stammen aus dem Schützenfestumzug 1952. Da ist praktisch noch nichts aufgebaut, im Hintergrund sieht man aber schon ein Hüttle (linkes Bild). es gab in der Ulmertorstraße dann 5 solche Hüttle, in denen sich kleine Gechäfte befanden, nämlich das Papiergeschäft Lumpp, dessen Haus neben der Bäckerei auch ausgebombt war.  Auf dem Bild mit dem Fanfarenzug sieht man das Wohnhaus, in dem dann die Familie Glaubach gewohnt hat. Franz Glaubach betrieb ein kleines Lebensmittelgeschäft, das in einem Hüttle vor dem Wohnhaus (auf dem Bild noch nicht vorhanden) war. Der Pferdeführer ist Franz Kopf, der in der Ulmertorstraße 5 wohnte.

Glaubachhäusle Biedermaiergruppe

Auf diesen Bilder ist das “Glaubachhäusle gut zu sehen. Das Haus, das gerade verputzt wird ist die Viehhandlung Xeller, die am 12. April 1945 ebenfalls schwer beschädigt worden war.

Bauernschützen 12.7.1964

Diese Bild wurde 1964 und zeigt nochmal schön den baulichen Zustand der Ulmertorstraße.

Färber im UmzugIn diesem kleinen Hüttle betrieb die Firma Kalenberg einen kleinen Verkaufsraum.

Daneben befand sich das Haus der Familie Rach, indem im Erdgeschoss die Firma Helle war.

Fahnensonntag 1963

Ganz vorne an der Straße war noch ein kleines Obstgeschäft, das die Familie Grosser in einem Häusle betrieb. Diese Häusle machte als erstes Neubauten Platz.

Neben dem Haus der Firma Benk.

Frühjahr 58 Renate,Ute, Karlheinz Schmid und MartinAuch noch mal ein schöner Vergleich. In dem Bild vom Taubengässle oben  ist der Zaun auch zu sehen, aber das alte Haus der Familie Nothelfer, hier jetzt der Neubau im Hintergrund. Das kleineHäuschen wurde für das völlig zerstörte Gebäude von Julius Schmid errichtet, in dem dann die Waffelbäckerei Moser arbeitete.

Das Gebäude links war das Hintergebäude der Taube, in dem ein Gaststall, ein Schweinestall und Lagerräume untergebracht waren.

Stadtwache

Noch ein Blick vors Tor. Vor dem Tor befand sich die Baustoffirma Carl Thommel..

Der größte Teil dieses Areals war am 12. April 1945 ebenfalls beschädigt, bzw. zerstört worden.

Kommentare (2)

  1. Anne Eble

    Ihre Seite ist wirklich ein Juwel! Können Sie das noch etwas erweitern? Es gab z.B. in der Bürgerturmstraße Ecke Kirchplatz einen wunderschönen Brunnen. Heute ist der Platz leider ziemlich verbaut.

    Dort wo heute der Schreibwahren-Pflüger sein Geschäft hat ( Bürgerturmstraß/Ecke Ulmer-Tor-Straße) stand einst ein besonders schönes Haus aus der Gründerzeit. Es könnte auch Jugendstil gewesen sein.

    Schade dass es von diesen beiden Objekten keine Fotos mehr gibt.

    Mit besten Grüßen

    Anne Eble geb. Keller

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    1. Heide Heckmann

      Liebe Frau Eble,

      schauen Sie im Marburger Bildarchiv bildindex.de Biberach – Strassen mal vorbei. Oder auch auf der Homepage vom Biberacher Kreismedienzentrum –
      http://kmzbc.diskstation.eu/cpg/thumbnails.php?search=biberach&submit=search&album=search&title=on&newer_than=&caption=on&older_than=&keywords=on&type=AND

      nach.
      Wenn ich mich nicht täusche, habe ich hier die von Ihnen vermissten Aufnahmen gesehen.

      Viel Erfolg.

      Mit freundlichen Grüßen
      Heide Heckmann

      PS falls Sie noch Bilder zu Biberach haben .. ich wäre daran interessiert, diese ggf in mein privates Archiv aufzunehmne und sie ggf an die oben genannten Archive weiterleiten mit Copyright,das bei Ihnen verbleibt oder an die Archive übergehen würde.

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