Tägliches Archiv: 17. Dezember 2010

Der Bussen

Der Bussen, der “heilige Berg Oberschwabens” liegt in der Nähe Riedlingens.  Er ist 767 m über dem Meeresspiegel und bietet vor allem bei Föhn eine wunderbare Aussicht. Die Alpenkette von Füssen bis zum Säntis ist zu sehen, aber auch die Waldburg oder das Ulmer Münster. Gekrönt wird der Berg von einer Wallfahrtskirche220px-Bussen-Wallfahrtskirche02, die schon zur Zeit

Karls des Großen erwähnt wird. Auch ist seit  dieser Zeit eine Wallfahrt bekannt. Aber schon in keltischer Zeit war es eine Kultstätte, auf der man  schon Fruchtbarkeitsopfer darbrachte. Auch in modernerer Zeit wurde auf dem Bussen um “Bussenkindle gebetet.

Die älteste Urkunde, die den Bussen  betrifft, stammt aus dem Jahre 805. In dieser Urkunde wird die Kirche auf das Kloster Sankt Gallen übertragen

und schon jetzt ist diese Kirche Wallfahrtstätte, durchaus möglich in ungebrochener Tradition  bis auf auf die Kelten zurückgehend.

Natürlich gab es in so exponierter Lage auch eine Burg. Mitte des 13. Jahrhunderts war es eine staufische Reichsburg, und kam über die Veringer an die Habsburger, die sie 1387 an das Haus Waldburg verpfändeten.324px-Adel_im_Wandel246

Im 30- jährigen Krieg wurde die Burg durch schwedische Truppen zerstört. Burg und Berg hatten ihre militärische Bedeutung und damit ihre politische Rolle eingebüßt. Das Haus Waldburg verkaufte 1786 Burg und Berg an den Reichsfürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis und im Zuge der politischen Neuordnung durch Napoleon fiel der Bussen 1806 an das Königreich Württemberg. Die heutige Wallfahrtskirche St. Johann Baptist stammt aus dem Jahre 1516 und wurde in den Jahren 1960-1963 restauriert.

Belegt sind auf dem Bussen seit 1521 Wallfahrten zur Schmerzhaften Muttergottes. Heute finden immer an Pfingsten Männerwallfahrten statt. 1958 wurde auf dem Bussen ein Heimkehrermahnmal errichtet und seither findet immer am 31. August eine Wallfahrt der Treu statt. Auf dem Bussen steht auch eine Gedenktafel für die Gefallenen der Weltkriege. Besonders gedacht wird der oberschwäbischen Gefallenen aus Rommels Afrikakorps.

17 Dez. 2010

Der Schwarze Veri

schwarzveri1 Xaver Hohenleiter, im Volksmund der Schwarze Veri genannt, wurde

als Sohn armer  Hirten 1788 in Rommelsried bei Augsburg, heute Ortsteil von Kutzenhausen geboren. Er selbst wurde mit 8 Jahren Hirt,  konnte nur einen Winter eine Schule besuchen. Gedrucktes konnte nur mit Mühe lesen und seinen Namen schreiben. Bis zu seinem 13. Lebensjahr arbeitet er bei Bauern.1813 ließ er sich in das bayerische Chevaulegers-Regiment “König” anwerben, desertierte aber nach 8 Tagen schon wieder und zwar nach Österreich, weil von dort Deserteure nicht ausgeliefert wurden. Dann trieb er sich in Österreich, Bayern, der Schweiz, Baden, Sigmaringen und Württemberg teils allein, teils mit anderen “fechtend” also bettelnd herum. Schließlich sammelte er eine Bande um sich und trieb sich in den Wäldern von Ostrach, im Pfrungener Ried und der Gegend von Altshausen und im Altdorfer Forst herum. Bevorzugtes Ziel waren einsam gelegene Bauernhöfe. 8 Männer und sieben Frauen gehörten zu seiner Bande. Das Vorgehen war fast immer gleich. Die Frauen lenkten die Bauern ab, die Männer brachen meist durch die Hintertür ein. Die große Räuberbande machte eher die Umwelt aus ihnen. Eigentlich war es eher Kleinkriminelle, meist getrieben durch die blanke Not. Das ganze Land litt. Missernten, Schlechtwetterperioden sorgten für Hungersnot im ganzen Land.220px-Pflug_-_Schwarzer_Veri

Die Bandes Schwarzen Veri gemalt von Johann Baptist Pflug

Das Cannstätter Volksfest ist nicht zuletzt ein Erntedankfest und ein landwirtschaftliches Fest. Man denke auch an die Bilder der ersten

geschmückten Erntewagen im Jahre 1817.

Einerseits galten die Räuber als sowas wie moderne Robin Hoods, doch war dieses Bild nie stimmend und der Veri zeigte durchaus, dass er auch vor brachialer Gewalt nicht zurückschreckte. Andrerseits sagte der Volksmund aber auch, das die Bande ein liederliches, arbeitsscheues Gesindel sei.

Irgendwie fasziniert von der Bande scheint auch Johann Baptist Pflug gewesen zu sein. Immerhin hat er die Bande auf zehn Gemälden verewigt. Außerdem schrieb er über ihn auch in seinen Memoiren “ Aus der Räuber-und Franzosenzeit Schwabens”

Und als Veri gefangen war, versuchte er, ihn unbedingt auch im Kerker zu sehen, was ihm mit Hilfe des Gefängnisarztes auch gelang. Obwohl Veri nur ein knappes Jahr sein Unwesen trieb, ist er doch nachhaltig im kollektiven Gedächtnis Oberschwabens lebendig geblieben, was vielleicht auch mit seinem Ende, nämlich vom Blitz im Ehingertor erschlagen zu werden, zusammenhängt.ehingertt_bild1Die Mühle von Laubbach war im Frühjahr schon 6 mal vom Schwarzen Veri und seiner Bande überfallen worden. Deswegen richteten die Behörden ein besonderes Augenmerk auf die Mühle zwischen Spöck und Ostrach. Am 16. April 1819 waren die Räuber mal wieder in der Mühle. Der Forstpraktikant Langen aus Königseggwald,

ritt, nachdem er von einem als Wache aufgestellten Müllerburschen benachrichtigt

worden war, schnell zur Mühle, die Wachmannschaft folgte nach. Als die Gauner bemerkten, dass diese zurückkehrten, flüchteten sie in den nahegelegenen Wald, verfolgt von dem Forstamtspraktikanten. Nach einem heftigen Handgemenge kam schließlich die Wachmannschaft nach und Xaver Hohenleiter wurde 31-jährig festgenommen. zunächst wurde er nach Saulgau gebracht, dort verhört und dann schließlich in Biberach in den Siechenturm,  das spätere Ehingertor,  gesperrt.

Am 20. Juli zog ein Gewitter über Biberach auf. Der Blitz schlug ins Ehingertor ein.

Xaver Hohenleiter, angekettet, wurde vom Blitz erschlagen  und schon einen Tag später auf dem Friedhof des Armenhauses, der als Friedhof für Fremde diente,

beerdigt. Das Kirchenbuch vermerkt dazu “ Die Leiche wurde nachmittags 2 Uhr ohne Klang und Gesang im Beyseyn des Geistlichen und Mesners den 21. July im Garten Ecke beygesetzt.” So endete sang-undklanglos, das Leben des Räuberhauptmanns, um den sich schnell die Legenden bildeten.

17 Dez. 2010