Archiv des Autor: Franz-Karl

Die Ulmertorstraße, Gesichter einer Straße aus alten Alben

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Das war die Ulmertorstraße  kurz nach der Jahrhundertwende. Ursprünglich

war es die Spitalgasse, weil sie zum Spital führte. Drei Bäckereien, Leichtle,

der “Rosenbäck”, Rau mit dem späteren Café Sonne, und Müller, später Bäckerei

Schefold waren in der Straße. Dann gab es zwei Gaststätten, nämlich die Rose,

gleich am Eingang der Straße und die Taube. Die Rose wurde allerdings schon in den dreißiger Jahren nur  einmal im Jahr vom Taubenwirt bewirtschaftet. Die Taube

bestand bis in die Mitte der 60-iger Jahre.

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Bild links ist eine der ersten Photographien der Ulmertorstraße, Bild rechts um 1924, der Blick von der Ulmerstraße aufs Ulmertor. Das Gebäude rechts

ist das Postamt und links das spätere Landratsamt.

Auf dem linken Photo ist vor dem Ulmertor rechts die Bäckerei Rau, gegenüber die Metzgerei Baumgärtner. Die Taube ist auf der linken Seite etwa in Bildmitte. Daneben (Richtung Ulmertor) ist die Weinhandlung Franz Leichtle. Franz Leichtle war der Bruder des “Rosenbäcks”, dessen Bäckerei auf der rechten Seite ganz vorne an der Ulmertorstraße war. Vor der Taube war das Woll-und Kurzwarengeschäft Kaiser, das nach dem Krieg von zwei Schwestern betrieben wurde. Außerdem lebte mit den beiden Schwestern noch Anton Kaiser, bis zu seiner Pensionierung Hauptkassier der Kreissparkasse Biberach. Er fuhr einen alten Opel und war im ganzen Umland als Verkehrshindernis bekannt. Wenn man mit dem Auto unterwegs war, dann an eine lange Fahrzeugschlange kam, die von einem Fahrzeug angeführt wurde, konnte man fast sicher sein, dass der Kolonnenführer “Kaisers Done” war!

in der Kneipe Taubengässle im Krieg

Das Taubengässle war die Verbindung zwischen Ulmertorstraße und der Bahnhofstraße. Auf dem linken Bild ist im Hintergrund das Haus Nothelfer, das am 12.April 1945 zerstört wurde. Rechts ist die Weinhandlung Leichtle. Das Fuhrwerk lässt vermuten, dass das Bild an einem Mittwoch aufgenommen worden ist. Denn da kamen immer die Bauern aus dem Umland in die Stadt. Hinter dem Gasthaus Taube war ein Hintergebäude, indem ein Gaststall war.  Die Frau auf dem Bild ist Bernhardine Gnant.

Auf dem Bild rechts ist die Taube rechts,  mit Blick nach vorne Richtung Ulmertorstraße. Etwa in der Gebäudemitte war der Eingang, durch den praktisch alle Stammgäste der Taube gingen. Den Vordereingang benutzten fast nur Fremde. Links ist die Weinhandlung Leichtle. Die Frau rechts auf dem Bild ist Pauline Gnant, die Taubenwirtin.

Ulmer Torstraße ZerstörtDer bitterste Tag für die Ulmertorstraße  war der 12. April 1945 als bei einem Fliegerangriff am Vormittag fast die ganze Straße in Schutt und Asche gelegt wurde. Schwer beschädigt wurde auch der Obstmarkt, der vordere Bereich der Pfluggasse, die Bahnhofstraße und die Bürgerturmstraße. 55 Menschen kamen bei dieser Aktion ums Leben, von dem bei den Straßenbewohnern auch später nur “dem Angriff” gesprochen wurde.

auf dem Weg

Diese Bild gibt einen recht interessanten Vergleich zum Taubengässle oben, ist es doch fast genau an derselben Stelle aufgenommen. Rechts ist die Taube. Wie auf dem obigen Bild ist sogar der Ventilator zu erkennen. Links ist die zerstörte  Weinhandlung Leichtle zu sehen, wo der vordere Teil des Gebäudes ganz weg ist. Im hinteren Teil konnte man sich noch aufhalten, der obere Teil war nicht mehr zu betreten. Franz Leichtle kam bis zu seinem Tod fast jeden Tag in das Haus und sass dort und las Zeitung.

Schützenwoche 1962 Zugspitze Bauernschützen 1963

Zwei Bilder aus der Schützenwoche 1962 und 1963. Auf der linken Seite ist die Metzgerei Baumgärtner. Die zwei Häuser, die dort bei dem Fliegerangriff zerstört worden waren, sind in einem  Gebäude wieder aufgebaut worden. Oben am Haus war ein von Julius Schmid gefertigtes Scraffito angebracht: “Aus zweien ist nun eins geworden” Auf der rechten Seite ist das “Café Rau zur Sonne”.

Alt Biberach ca. 1952

Fanfarengruppe 1952

Diese beiden Bilder stammen aus dem Schützenfestumzug 1952. Da ist praktisch noch nichts aufgebaut, im Hintergrund sieht man aber schon ein Hüttle (linkes Bild). es gab in der Ulmertorstraße dann 5 solche Hüttle, in denen sich kleine Gechäfte befanden, nämlich das Papiergeschäft Lumpp, dessen Haus neben der Bäckerei auch ausgebombt war.  Auf dem Bild mit dem Fanfarenzug sieht man das Wohnhaus, in dem dann die Familie Glaubach gewohnt hat. Franz Glaubach betrieb ein kleines Lebensmittelgeschäft, das in einem Hüttle vor dem Wohnhaus (auf dem Bild noch nicht vorhanden) war. Der Pferdeführer ist Franz Kopf, der in der Ulmertorstraße 5 wohnte.

Glaubachhäusle Biedermaiergruppe

Auf diesen Bilder ist das “Glaubachhäusle gut zu sehen. Das Haus, das gerade verputzt wird ist die Viehhandlung Xeller, die am 12. April 1945 ebenfalls schwer beschädigt worden war.

Bauernschützen 12.7.1964

Diese Bild wurde 1964 und zeigt nochmal schön den baulichen Zustand der Ulmertorstraße.

Färber im UmzugIn diesem kleinen Hüttle betrieb die Firma Kalenberg einen kleinen Verkaufsraum.

Daneben befand sich das Haus der Familie Rach, indem im Erdgeschoss die Firma Helle war.

Fahnensonntag 1963

Ganz vorne an der Straße war noch ein kleines Obstgeschäft, das die Familie Grosser in einem Häusle betrieb. Diese Häusle machte als erstes Neubauten Platz.

Neben dem Haus der Firma Benk.

Frühjahr 58 Renate,Ute, Karlheinz Schmid und MartinAuch noch mal ein schöner Vergleich. In dem Bild vom Taubengässle oben  ist der Zaun auch zu sehen, aber das alte Haus der Familie Nothelfer, hier jetzt der Neubau im Hintergrund. Das kleineHäuschen wurde für das völlig zerstörte Gebäude von Julius Schmid errichtet, in dem dann die Waffelbäckerei Moser arbeitete.

Das Gebäude links war das Hintergebäude der Taube, in dem ein Gaststall, ein Schweinestall und Lagerräume untergebracht waren.

Stadtwache

Noch ein Blick vors Tor. Vor dem Tor befand sich die Baustoffirma Carl Thommel..

Der größte Teil dieses Areals war am 12. April 1945 ebenfalls beschädigt, bzw. zerstört worden.

31 Dez. 2010

Der 12. April 1945 in Biberach

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Biberach blieb bis im April 1945 von Luftangriffen verschont, da es militärisch ohne große Bedeutung war. Es beherbergte keine kriegswichtige Industrie. Nach der Landung der Alliierten häuften sich allerdings die Tieffliegerangriffe. Mehrere Male wurde Züge beschossen, wobei einmal ein Lokführer getötet wurde, gelegentlich Passagiere verletzt wurden und Loks und Wagen beschädigt wurden. Der schwerste Zwischenfall ereignete sich am 2. April 1945. Da beschossen Tiefflieger einen Lazarettzug, wobei 14 Verwundete den Tod fanden.

Die Bevölkerung gewöhnte sich allmählich an den immer häufigeren Luftalarm.

Ein geregelter Unterricht aber war fast nicht mehr möglich. Man konnte die großen Bomberflotten beobachten, die bei den Angriffen auf Augsburg und München die Stadt überflogen. Dabei zählte man über 1300 Flugzeuge.

Gefürchtet waren  aber nach wie vor die Tiefflieger. Ich erinnere mich an eine Erzählung meiner Mutter, dass einmal ein Busfahrer des Linienbusses ins Illertal aus dem Bus stürzte, den Bus aber abschloss und die Passagiere darin sitzen ließ.

Diese standen Todesängste aus.

Am 12. April gab es gegen 9.30 wieder Luftalarm. Nur wenige hatten es eilig. Erst als die Sirene akute Luftgefahr ankündigte, begaben sich Bewohner in den Keller. Der Schutzraum für die Bewohner lag an der Steigstraße, also wenn man sich sehr beeilte, immerhin gut 10 Minuten Fußmarsch.

Einige Anwohner stellten sich gerade mal am Ulmertor unter.

Dann aber flogen sieben französische Maschinen die Stadt an und warfen so etwa 60 Bomben ab. Die Kirchturmuhr blieb um 10.16 stehen.

Das Gebiet um die Ulmertorstraße, die Bürgerturmstraße, der Obstmarkt, die Pfluggasse und die Bahnhofstrasse waren betroffen. Der Angriff dauerte etwa 10 Minuten. Danach waren 55 Tote und 5 Vermisste zu beklagen. 14 Menschen wurden verletzt. Die Feuerwehren konnten kaum zu den Bränden gelangen, da die Straßen aufgerissen und mit Trümmern übersät waren.  Die Schwerverletzten wurden sofort nach der Bergung ins Krankenhaus gebracht, die Toten wurden zunächst in St. Martin aufgebahrt. Die Identifizierung war oft sehr schwierig, manchmal konnte man die Toten nur an den Ringen, die sie getragen hatten erkennen.

37 Gebäude wurden zerstört, davon 10 durch Brand. 24 Häuser wurden schwer beschädigt. Einige wurden erst Jahre später wieder aufgebaut, so die ehemalige Weinhandlung Leichtle (Ulmertorstr.11) oder das Café Rau (Ulmertorstr.20 Sonne)Das Haus Kiekopf in der Bürgerturmstraße, das “Alte Arbeitsamt” war in den ersten Jahren nach dem Krieg ein abenteuerlicher Spielplatz für Kinder. Der Hof dahinter verwandelte sich bei Regen in einen See , auf dem man auf Brettern herumfahren konnte.

Die Anwohner der Ulmertorstraße, die sich in den Luftschutzkeller an der Steigstraße geflüchtet hatten, konnten diesen erst sehr spät wieder verlassen und als sie dann schließlich in ihre Häuser zurückkehren konnten, waren einige davon zerstört und darüber hinaus auch noch ausgeplündert.

Kein Wunder, dass sich dieser Tag  tief in das Gedächtnis eingegraben hatte.Zum 10-jährigen Jahrestag dieses für die Anwohner denkwürdigen Ereignisses gab es kein offizielles Gedenken. Frau Locher, die Schwester von Hans Braunger, der  bei dem Angriff ein Bein verlor und dessen haus zerstört worden war, übernahm die Initiative und gestaltete auf dem immer noch brachliegenden Gelände der Ulmertorst. 13 eine schlichte kleine Feier.

Die Zeitung von 1945, die “Donau-Bodenseezeitung” durfte keine Zeile über das Geschehen am 12. April berichten

27 Dez. 2010

Burgruine Drachenfels

 

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Die Burgruine liegt südlich von Busenberg in der Pfalz.

Die Anfänge der Burg sind ungeklärt. Es gibt Spekulationen auf frühmittelalterliche, römische oder sogar prähistorische  Vorgänger. Diese lassen sich jedoch nicht belegen. Der Name der Burg geht angeblich auf eine ZeichnungDrache  in der Sandsteinwand des ehemaligen Burgsaals zurück, es ist jedoch möglich, dass diese Zeichnung erst angebracht wurde, als die Burg schon Drachenfels hieß. Die erste urkundliche Erwähnung der Wasgauburg lässt sich für einen Walter von Drachenfels 1245 belegen. Alle vorherigen Erwähnungen beziehen sich auf die Burg Drachenfels nahe bei Bonn. Ende des 13. Jahrhunderts gab es dann Streitigkeiten zwischen dem Bischof von Worms und zwei Vettern Rudolf und Anselm von Drachenfels, die für 1288 zu belegen sind. Von diesen beiden Rittern stammt das älteste bekannteste

Siegel derer vom Drachenfels, einen Drachen in einem Spitzschild.

1314 wurde der benachbarte Berwartstein durch die Städte Hagenau und Straßburg belagert. Das scheint schwere Auswirkungen auf die Besitzungen derer von Drachenstein gehabt zu haben und führte zu weiteren Spannungen. Nach dem Vorwurf der Straßenräuberei nahmen straßburgische Truppen die Burg 1335 ein und zwangen die Besatzung zur Übergabe. Das erschütterte auch die wirtschaftliche Situation der Burgherren, so dass sie ab 1344 gezwungen waren, die Burg nach und nach zu verkaufen. Sie ging an Zweibrücken über. Allerdings blieb der oberste Lehensherr der Abt von Klingenmünster. 1463 gründete die oberrheinische Reichsritterschaft die “Heilig-Geist-Gesellschaft”. Zum Versammlungsort wurde der Drachenfels bestimmt. Das hatte Folgen für die Burg

im Zuge der Sickingenschen Fehde 1522/1523. Am 15. Mai 1523 zogen 3 Fähnlein Landsknechte, 300 Berittene und Artillerie vor die Burg. Nach kurzer Unterhandlung übergab der Vogt die Burg. Sie wurde geplündert, in Brand gesteckt und geschleift und mit einem Wiederaufbauverbot belegt.

In der Folge diente sie als Steinbruch. Beim Bau der katholischen Kirche in Busenberg 1760-67 wurden Steine der Burg verbaut. Und ein Nachkomme der Eigner, Freiherr Franz Christoph Eckbrecht von Dürkheim errichte sich aus den Steinen der Burg ein Landhaus in Busenberg, das Schlösschen genannt wird.

Mit ihren vielen Gewölben, Treppen, verzweigten Gänge gehört sie immer noch zu den schönsten Ruinen der Pfalz.

Burgruine Drachenfels

27 Dez. 2010

Wegelnburg

 

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Die Wegelnburg liegt oberhalb von Nothweiler und ist mit 572 m über N.N. die höchstgelegene Burgruine der Pfalz. Sie liegt direkt an der deutsch-französischen Grenze auf demselben Bergrücken und in unmittelbarer Nachbarschaft der Hohenburg, des Löwensteins und des Fleckensteins. Sie wurde im 12. oder 13. Jahrhundert als Reichsburg der Staufer gebaut. 1247 wird der Reichsdienstmann Burkard von Woeglenburc in einer Urkunde genannt.  1282 wird die Burg von dem elsässischen Landvogt Otto IV. belagert angeblich wegen Landfriedensbruchs. Da 1282 die Herren von Fleckenstein die Guttenburg und die benachbarte Burg Löwenstein an den König Rudolf von Habsburg abtreten mussten, könnte der Vorwurf des Raubrittertums auch ein Vorwand im Rahmen der Revindikationspolitik gewesen sein. Wie stark sie zerstört wurde, lässt sich aus den Quellen nicht ganz sicher entnehmen. Auf jeden Fall war sie 1330 wieder aufgebaut und von der Familie von Wegelnburg bewohnt. 1304 wird ein Siegfried von Wegelnburg urkundlich erwähnt und 1305 wird ein Johannes von Dahn als Burgvogt genannt.Wegelnburg

1330 verpfändet  Kaiser Ludwig der Bayer die Burg an seine beiden Neffen, die Pfalzgrafen Rudolf II. und Ruprecht I. Da die Pfandsumme nicht eingelöst wurde, war der Besitzerwechsel endgültig.  Im selben Jahr ging die Reichspfandschaft zusammen mit den Dörfern Hirschthal, Nothweiler und Rumbach in den Alleinbesitz Rupprechts über. 1350 kam die Feste an Kurfürst Ludwig III. und 1417 gelangte sie an Pfalz-Zweibrücken.

1521 nimmt Ludwig II. von Pfalz –Zweibrücken die evangelische Religion an. Damit wird die Herrschaft Wegelnburg evangelisch. Die Wegelnburg scheint unbeschadet durch den Bauernkrieg 1525 gekommen zu sein, anders als die Nachbarburgen.Die waren von den Fürsten zerstört worden, allerdings weil dort Franz von Sickingen begütert war, der sich im Reichsritteraufstand von 1522 hervorgetan hatte, dann aber im Kampf gegen den Fürstbischof von Trier auf seiner Festung Landstuhl ums Leben kam. Im 30 jährigen Krieg war die Burg schon weitgehend zerstört. Allerdings bot sie den umliegenden Anwohnern auch in den Wirren des pfälzischen Erbfolgekriegs immer noch Schutz. 1679  rückten dann die Franzosen unter Führung des General Montclars an,  der die Burg wie im Frieden von Nimwegen vereinbart,  schleifen ließ. Die Burg wurde nicht mehr aufgebaut, der Amtssitz von Pfalz-Zweibrücken nach Schönau verlegt.

Wegelnburg obere BurgNoch was für Sonntagskinder.

Der Burg benachbart ist ein Fels, der Krötenstuhl. Dort kann ein Sonntagskind eine Muschel finden mit einer Schlangesuppe, eine Krötenhaut und eine blonde Haarlocke. Dies muss es mit zur Burg nehmen, dann erscheint zuerst eine Schlange, dann eine Kröte. Beide muss das Sonntagskind küssen, dann kann es die Prinzessin von ihrem Fluch befreien und es bekommt die in der Burg verborgenen Schätze, aber bisher hat das noch kein Sonntagskind geschafft!

26 Dez. 2010

Burg Berwartstein

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Die Burg Berwartstein liegt auf einer Bergkuppe oberhalb von Erlenbach. Sie ist wie viele Burgen des Dahner Felsenlandes eine in Sandstein gehauene Felsenburg. 1152 wird der Berwartsein erstmals urkundlich erwähnt und zwar als Geschenk Kaiser Friedrich Barbarossas an den damaligen Speyrer Bischof Günther von Henneberg. Ab 1201 treten die Herren von Berwartstein, ein nach der Burg benanntes Rittergeschlecht, auf. Ihnen wird allerdings Raubrittertum vorgeworfen und 1314 wird die Burg von Truppen der Stadt Hagenau belagert, eingenommen und zerstört. Die Burg wird aber schnell wieder aufgebaut und verbleibt im Besitz der Herren von Berwartstein, bis diese 1345 aussterben. Über die Herren von Weingarten und Eckebrecht von Dürkheim kommt die Burg in den Besitz von Kloster Weißenburg.

1453 begibt sich das Kloster unter den Schutz des Kurfürsten von der Pfalz und räumt ihm das Öffnungsrecht ein, das heißt das Recht auf militärische Nutzung und Betreten. Kurfürst Philipp der Aufrichtige vergab die Burg, gegen den Protest des Klosters Weißenburg, das sich weiterhin als Eigentümer sah, an seinen Marschall Hans von Trotha regional auch Hans Trapp genannt als erbliches Lehen.300px-Berwartstein

Hans von Trotha ließ die Wieslauter, die nach Weißenburg fließt,  aufstauen. Natürlich protestierte der Abt, worauf Hans von Trotha den Damm einreißen ließ, was in Weißenburg  gewaltige Überschwemmungen verursachte. Das Kloster bat daraufhin Papst Innozenz VIII. den Kirchenbann über

Hans von Trotha zu verhängen, was dann Alexander VI. 1499 tat. Nun musste sich sein Gönner, der Kurfürst,  allerdings von ihm lossagen, um nicht selbst dem Bann zu verfallen. Hans von Trotha störte das allerdings wenig. Der spätere Kaiser Maximilian hatte ja schon 1496 die Reichsacht ausgesprochen.index

Wappen des Hans von Trotha

Hans von Trotha starb 1503 und zwei Jahre später wurden alle Sanktionen gegen ihn posthum aufgehoben.

1545 erbten die Herren von Fleckstein die Burg. Nach einem Blitzschlag 1591 brannte sie ab und wurde zur Ruine. Nach mehrfachem Besitzerwechsel erwarb Theodor von Baginski die Burg, ließ sie in nur zwei Jahren wieder ausbauen und wohnte dort bis zu seinem Tode.

Die eigentliche Felsenburg durchzieht ein komplexes Höhlensystem. Bemerkenswert der Burgbrunnen, der mit einem Durchmesser von 2 Metern 75 Meter tief bis auf die Talsohle in Handarbeit durch den Fels getrieben wurde. Diese Arbeit nahm gut 100 Jahre in Anspruch, da nach etwa 10 Minuten die Luft verbraucht war und erst wieder so lange gewartet werden musste, bis sie sich so weit erneuert hatte, dass man wieder arbeiten konnte. Die Wasserversorgung der Burg war so auch bei Belagerungen garantiert und machte die Burg fast uneinnehmbar. Eine enge, steile und glatte Naturröhre bot den einzigen Aufstieg zur Burg, der sehr leicht zu verteidigen war.

24 Dez. 2010

Jakob Bräckle

Jakob Bräckle wurde am 10. Dezember 1897 in Winterreute, heute Ortsteil von

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Biberach geboren. Er war das fünfte von 9 Kindern einer Bauernfamilie. Wegen einer misslungenen Pockenschutzimpfung war er schon von Kind an gehbehindert. Er besuchte in Biberach die Gewerbeschule. Ab 1917 ging er an die Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Ab 1918 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste. Seine Lehrer waren unter anderem Christian Landenberger, Christian Speyer und Heinrich Altherr. 1923 kehrte er nach Winterreute zurück. Ab 1937 hatte er in Biberach im Talfeld ein kleines Haus und dort sein Atelier. Nach 1933 wurde Bräckle schnell von der NSDAP vereinnahmt,

ohne je auf der “Großen Deutschen Kunstausstellung” oder anderen Propagandaausstellungen des 3. Reiches vertreten zu sein. Er gilt schnell als “Schollenmaler” als “Heimatmaler” und gerade das Bäuerliche galt als das Ursprüngliche. Er erhebt keinen Einspruch dagegen, seine Bilder werden allerdings abgelehnt. Sie taugen wohl nicht für die große Propaganda. In die Partei tritt er erst 1938 ein.

Er malt überwiegend kleinformatige dörfliche Szenen aus dem näheren Umfeld.

In seinem Spätwerk malt er abstrakter.index

Bräckle wird 1967 Ehrenbürger der Stadt Biberach.

1977 wird durch das Land Baden-Württemberg zum Professor ernannt.

Am 29. Oktober 1987 stirbt er in Biberach.

24 Dez. 2010

Christian Mali

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Christian Mali wird am 6. Oktober 1832 in Darthuizen in den Niederlanden geboren. er ist das jüngste von 10 Kindern, die fast alle künstlerisches Talent besaßen.

Christian wird mit 13 Vollwaise. Sein Vater starb schon ein Jahr nach seiner Geburt.

Seine Mutter, die aus Weilheim/Teck stammte, zieht mit ihm nach Stuttgart, wo er eine Xylographenlehre absolviert. Nach dem Tod seiner Mutter wird er von seiner Schwester aufgenommen, die mit dem holländischen Landschaftsmaler Pieter Francis Peter verheiratet ist. Beim Schwager erlernt Christian wie seine Brüder

Hubertus (1839 in der Ahr ertrunken) und Jan Cornelis Landschaftsmalerei.

Mit 20 verkauft er seine ersten Bilder. 1857 zieht er mit seinem Bruder Jan nach München. Seine Bitte um Aufnahme an die Kunstakademie wird allerdings abgelehnt. Er findet aber in dem aus Stuttgart stammenden Maler Carl Ebert einen Freund und Förderer.

Er erzielt große Erfolge mit seiner Kunst. Er malt Landschaften aus Schwaben.

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1860 begegnet er dem Tiermaler Anton Braith aus Biberach. Aus dieser Begegnung entwickelt sich eine Lebenspartnerschaft. Beide erringen auf vielen Ausstellungen zahllose Goldmedaillen und erzielen hohe Preise für ihre Bilder. An der Landwehrstraße erwerben sie ein Haus, die “Schwabenburg”, in der zahllose Malerfreund aus dem Schwäbischen kostenlos wohnen und arbeiten können. Auch Braiths Eltern werden nach München geholt. Sie können dem Münchner Künstlerunterstützungsverein ein Legat von einer Million Goldmark aussetzen, damals eine astronomische Summe.

1899 wird Mali der Professorentitel verliehen, seinem Freund Braith ein Jahr später.

Braith war 1903 an einem Leberleiden verstorben. Mali  stirbt am 1. Juni 1906 in München. 1905 hatte er die Ehrenbürgerwürde von Biberach verliehen bekommen. Auf seinen Wunsch wird er nach Biberach überführt, wo er wie Anton Braith auf dem Katholischen Friedhof beerdigt ist.

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22 Dez. 2010

Anton Braith

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Anton Braith wurde am 2. September 1836 als Sohn des Taglöhners Anton Braith und seiner Frau Maria Anna in Biberach an der Riss geboren. Die Eltern waren bettelarm und so musste das Kind schon früh arbeiten. Dem Genremaler Johann Baptist Pflug fällt das begabte Kind beim Vieh hüten auf und der fördert das junge Talent. Anton kommt schon mit 15 auf die Kunstakademie nach Stuttgart zu Professor Heinrich von Rustige und Bernhard von Neher zu studieren. Angeblich bricht er vor Hunger vor dem Marstall zusammen, worauf ihm Königin Olga ein Bild

teuer abkauft.

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Mit 25 Jahren kann er an die Münchner Akademie gehen. Dort lernt er seinen späteren Freund Christian Mali kennen. Er lernt bei Professor Karl Theodor von Piloty und malt dort mit später so bekannten Malern wie Franz von Defregger und  Franz von Lenbach. Er spezialisiert sich auf Tiermalerei und malt hauptsächlich Schafe und Kühe. Er hat Ausstellungserfolge in München, Paris und Wien und kann sich nun mit Mali zusammen ein Haus an der Landwehrstraße in München kaufen.

Dort richtet er sein Atelier ein, das er der Stadt Biberach vermacht, wo es heute noch im Museum einen bedeutenden Stellenwert hat. Sein Haus wird die Schwabenburg genannt, ist gastfreundlicher Ort für viele junge Maler aus dem Schwäbischen. Wirtschaftlich nun sehr erfolgreich kaufte er sich eine Villa in Biberach als Zweitwohnsitz. Er konnte nun auch Reisen nach Norddeutschland, Italien und Südtirol unternehmen.

Er wird zum Ehrenmitglied der Königlichen Akademie der Künste in München ernannt. Die Stadt Biberach verlieh ihm am 4. August 1891 die Ehrenbürgerwürde.

1903 erkrankt er an der Leber, macht 1904 eine Kur in Bozen und stirbt am 3. Januar 1905 in Biberach an seinem Leberleiden. Dort ist er in einem Ehrengrab der Stadt Biberach beerdigt, daneben sein Freund Christian Mali.

In Biberach ist eine Schule nach ihm benannt und das Biberacher Museum hieß bis

vor kurzem Braith-Mali Museum

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22 Dez. 2010

Johann Heinrich Schönfeld

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Johann Heinrich Schönfeld wird am23. März 1609 in Biberach als Sohn des Goldschmieds Johann Baptist Schönfeld geboren. Schönfeld konnte nur mit dem rechten Auge sehen und war Linkshänder. Deswegen  hat er wohl keine Lehre zum Goldschmied begonnen sondern war er   1626 bei Johann Sichelbein in Memmingen eine Malerlehre. Trotz seiner Behinderung sollte er zu einem der bedeutendsten Barockmaler werden. 1627 arbeitete er als Geselle in Stuttgart und 1629 ist er als Geselle in Basel. 1633 reist er nach Italien, ist in Neapel und Rom, wohl auch als Flucht vor dem 30-jährigen Krieg. Große Gemälde entstehen, zum Beispiel Daniel in der Löwengrube, heute im Biberacher Museum oder Triumph Davids. 1647 ist er in Dresden und ein Bild von ihm hängt auch in der Galerie der Alten Meister im Zwinger. Ab Mai 1651 ist er in Ulm. Am 18.07. 1652 erhält er das Bürgerrecht in 497px-Scythians_at_the_Tomb_of_Ovid_c._1640 Augsburg und hat dort seinen Wohnsitz und seine Werkstatt. 1655 heiratet er A.E. Strauß aus ulm. aus der Ehe gingen acht Kinder hervor.

Mittlerweile ist er renommierter Maler.

Er schafft Bilder für den Dom zu Bamberg (heute in Forchheim), verschiedene Bilder in Salzburg, Nördlingen und Dillingen. Auch für verschiedene

Augsburger Kirchen entstehen Bilder. 1668 schaftt er zwei Bilder für den Hochaltar in Ochsenhausen.

1681 malt er eine frühbarocke Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, die heute in St. Martin Biberach hängt. Bilder von ihm sind auch in Feldkirch und Eichstätt. Auch als Kupferstecher hat er einen guten Namen.

Sie Staatsgalerie in Stuttgart verfügt über den umfangreichsten Bestand an Schönfeld-Stichen.

1684 stirbt Johann Heinrich Schönfeld in Augsburg.

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22 Dez. 2010

Johann Baptist Pflug

geboren am 13. Februar 1785 in Biberach an der Riss, damals noch schwäbische Reichsstadt, danach württembergische Oberamtsstadt. Pflug zeigte s220px-Johann-baptist-pflugchon früh sein Talent zum Zeichnen und Malen. Er zeichnete durchziehende Soldaten und verkaufte die Bilder an seine Klassenkameraden und verdiente sich so ein kleines Taschengeld. Er zeigte auch viel Freude an Musik und Gesang und wurde früh bei den “Singknaben” in Biberach aufgenommen. 1797 wurde er Mitglied der Chorknaben des Benediktinerstifts Weingarten, was ihm die Möglichkeit bot, kostenfrei die Klosterschule zu besuchen und sich auf den geistlichen Stand vorzubereiten. Die durchziehenden Truppen, der Blutritt, die Prozessionen, die Passionspiele boten ihm reichlich Anregung. Allerdings wurde 1803 die Reichsabtei aufgehoben, so dass die Aussicht auf ein Weiterstudium zunächst beendet war. Er musste zurück nach Biberach und dort auf Drängen seiner Eltern eine Bortenmacherlehrer beginnen. In seiner Freizeit malte er aber weiter. Doch sein Geschick wendete sich wieder. Auch das Reichsstift Buchau war aufgehoben worden. Der dort tätige Geheimrat Scheffold lebte nach der Aufhebung des Stifts in Biberach. Bei einem Besuch bei Pflugs Eltern sah er auch Bilder von Johann Baptist und erkannte das Talent des jungen Mannes. Er bewog die Eltern, ihn bei seinem Vater, einem Kirchenmaler in die Lehrer zu geben. Er selbst  unterrichtete ihn in der Theorie des Malens. Auch hatte er Zugang zu Scheffolds Gemäldesammlung, in der sich auch Bilder eines Freiburger Genremalers Hermann befanden. Auch zur Stadionschen Galerie im Schloss Warthauesen hatte er Zugang. Er kopierte früh Bilder und so konnte er bald Reisen machen. Im Jahre 18o6 ging er zur weiteren Ausbildung nach München. Dort wurde er als Zögling in die Akademie der bildenden Künste aufgenommen. Tagsüber wurde nach der Antike, abends am lebenden Modell gezeichnet.

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Neu-und Altwürttemberg

Er hatte auch Zugang zur Gemäldegalerie. Dort waren zahlreiche Niederländer vertreten. Er selbst schwankte kurz zwischen Historien- und Genremalerei, befasste sich aber bald stark mit den Niederländern wie Teniers, Ostade und Brouwer. Er fertigte Kopien an und erhielt auch bald in München Aufträge, wodurch er seinen Aufenthalt in München verlängern konnte. Allerdings machten die unruhigen, kriegerische Zeiten vor München nicht halt, so daß er 1809 nach Biberach zurückkehrte. Er wollte dann auf Reisen gehen, z.B. nach Wien. 1810 wurde er als Zeichenlehrer in Biberach angestellt. Er hatte nun eine gesicherte Existenz und trotzdem noch genug Zeit, sich um die Kunst zu kümmern.

1812 heiratete er Theresia  Käufer, die ehemalige Kammerzofe der letzten Fürstäbtissin von Buchau, Gräfin Maximiliana von Stadion. Im kleinstädtischen Umfeld fand er genug Anregungen und Motive für seine Malerei. Auch hatte er noch genug Erinnerungen an die bewegten Kriegszeiten seiner Jugend. Soldatenbilder füllten seine Skizzenbücher. Beim Kriegsvolk machte er sich bald einen Namen

und viele Offiziere ließen sich von ihm malen oder kauften fertige Bilder von ihm.120px-Schlacht_bei_Biberach Eine Reihe Kriegsszenen und Gefechtsbilder entstanden. Als die Zeiten ruhiger wurden und der Kriegslärm allmählich verebbte, kam mit der Räuber-und Franzosenzeit ein neues Thema auf, das ihn fesselte.

Er war auf den “Malefizschenken” Reichsgraf Franz Ludwig Schenk von Castell aufmerksam geworden, der in Oberdischingen sein Jauner und Gaunerschloss hatte. Xaver Hohenleitner aus Rummelsried bei Augsburg im Volksmund bekannt als “Schwarzer Vere” faszinierte ihn und er malte ihn und seine Bande zehn Mal.Die Bilder sind im Biberacher Museum und in den Wolfeggschen Sammlungen.

Auch verfasste er seine Erinnerungen  “Aus der Räuber-und Franzosenzeit”120px-Pflug_-_Schwarzer_VeriSein Hauptfeld aber war die Genremalerei. Auf Kirchweihen, Hochzeiten, Jahrmärkten und Tanzvergnügungen fand er seine Motive. Auch König  Wilhelm von Württemberg zählte zu seinen Auftraggebern, der den Humor in Pflugs Bildern schätzte. Im Alter machte ihm ein Augenleiden zu schaffen, so dass er nicht mehr viel malen konnte.

Am 30. Mai 1866 verstarb er in Biberach. Seine Bilder, sehr viele davon im Biberacher Museum, sind auch heute noch eine reiche Quelle zur oberschwäbischen Volkskunde und lassen die “gute Alte Zeit” lebendig werden.

22 Dez. 2010